Fest/Spiel/Haus/ St/Poelten/ 15 April 2019 Schelomo
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FEST/SPIEL/HAUS/ ST/POELTEN/ 15 APRIL 2019 SCHELOMO Tonkünstler-Orchester Niederösterreich © Nancy Horowitz © Nancy Niederösterreich Tonkünstler-Orchester TK_MosaikStPoelten_107x190_180920_RZ.indd 2 20.09.18 11:32 Tonkünstler-Orchester Niederösterreich Alisa Weilerstein . Fabien Gabel Montag, 15. April 2019, 19.30 Uhr Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal Gesamtdauer: ca. 2 Std. (inkl. Pause) Einführung mit Walter Weidringer 18.30 Uhr, Kleiner Saal Künstlerische Leiterin Festspielhaus St. Pölten: Brigitte Fürle TK_MosaikStPoelten_107x190_180920_RZ.indd 2 20.09.18 11:32 von Elfriede Jelinek Inszenierung: Nikolaus Habjan ab 16.03.2019 Österreichische Erstaufführung www.landestheater.net PROGRAMM Violoncello ALISA WEILERSTEIN Dirigent FABIEN GABEL RICHARD STRAUSS (1864 – 1949) Liebesszene aus der Oper «Feuersnot» op. 50 (1900/01) 7 ’ ERNEST BLOCH (1880 – 1959) «Schelomo» Hebräische Rhapsodie für Violoncello und Orchester (1915/16) 23’ PAUSE ERICH WOLFGANG KORNGOLD (1897 – 1957) Sinfonietta für großes Orchester op. 5 (1911-13) Fließend, mit heiterem Schwunge Scherzo. Molto agitato, rasch und feurig Molto andante (träumerisch) Finale. Patetico – Allegro giocoso 44’ Bitte beachten Sie, dass die tatsächliche Spieldauer von diesen Angaben geringfügig abweichen kann. Das Konzertprogramm wird vom ORF aufgezeichnet und am Dienstag, 23. April 2019, ab 14.05 Uhr in der Sendung «Das Ö1 Konzert» im Programm von Radio Österreich 1 in Dolby Digital 5.1 Surround Sound ausgestrahlt. «Radio OE 1 DD», abgespielt über einen digitalen Satelliten-Receiver und eine mehrkanalfähige Audioanlage, ermöglicht die volle Surround-Qualität. RICHARD STRAUSS Liebesszene aus der Oper «Feuersnot» op. 50 Nachdem «Guntram», Richard Strauss’ erste Oper, bei der Uraufführung in Weimar eine freundliche Aufnahme gefunden hatte, sah der Komponist voll Optimismus der Premiere in seiner Geburtsstadt München am 16. November 1895 entgegen. Sie wurde ein Debakel: Einige Protagonisten hatten ihre Rollen zurückgegeben, und das Orchester hatte ersucht, von dieser «Gottesgeißel» verschont zu werden. Das Publikum reagierte zwar freundlich, die Kritiken aber waren vernichtend. Wohl errichtete Strauss voll Selbstironie im Garten seiner Villa in Garmisch einen Gedenkstein: «Hier ruht der ehr- und tugend- same Jüngling Guntram / Minnesänger / der vom symphoni- schen Orchester seines eigenen Vaters grausam erschlagen wurde»; die Enttäuschung saß aber tief und trug dazu bei, dass er 1898 seinen Vertrag als Hofkapellmeister kündigte und nach Berlin übersiedelte. Klingende Autobiografie und Anklage gegen die Münchner Danach arbeitete er sein Trauma musikalisch auf: Am 21. No- vember 1901 wurde in Dresden die einaktige Oper «Feuersnot» uraufgeführt, deren Libretto Ernst von Wolzogen, der Gründer des Kabaretts «Überbrettl», nach dem flämischen Märchen «Das erloschene Feuer von Audenaerde» verfasst hatte. Wie bei der Oper «Intermezzo» oder den symphonischen Dichtungen «Ein Heldenleben» und «Sinfonia domestica» handelt es sich um eine klingende Autobiografie, wobei Strauss in «Feuersnot» die Münchner auch für ihr Verhalten gegen Richard Wagner, sein nach Mozart größtes Idol, anklagt. Der Sonderling Kunrad (stellvertretend für Richard Strauss) wird im mittelalterlichen München von seiner Angebeteten Diemut öffentlichem Spott preisgegeben. Daraufhin erweist er sich als Lehrling des großen Zauberers Reichhart (gemeint ist Richard Wagner, der 1865 aus München vertrieben wurde) und löscht der Stadt alles Licht. Er wirft den Einwohnern philist- röses Verhalten vor, und erst als Diemut seine Liebe erwidert, gibt er ihnen das Licht zurück. Bereits am 29. Jänner 1902 gelangte «Feuersnot» an der Wiener Hofoper unter der Leitung von Gustav Mahler und in An- wesenheit von Richard Strauss zur Premiere. Die Ausführenden vollbrachten nach Ansicht des Kritikers Eduard Hanslick «wahre Heldenthaten», während er das Werk ablehnte: «Ueber die Musik will ich mich nur kurz aussprechen; kurz, aber nicht gut». Der mittels eines Orchesterzwischenspiels geschilderte Liebesakt zwischen Diemut und Kunrad war für ihn «ein Intermezzo à la <Cavalleria>, während dessen aber nicht gebetet wird. Schwüle, ausdrucksüchtige Musik malt, was da hinter den Coulissen in der Kammer Diemut’s vorgeht. […] diese Vorgänge haben nichts von freier lachender Sinnlichkeit – sie sind einfach obscön.» In dieser hinreißenden Liebesszene, die durch Zärtlichkeit ebenso berührt wie durch eine das «Rosenkavalier»-Vorspiel vorwegnehmende Ekstatik, erweist sich Strauss, der damals die Weltliteratur bereits um unsterbliche Werke («Don Juan», «Tod und Verklärung», «Till Eulenspiegels lustige Streiche», «Also sprach Zarathustra», «Ein Heldenleben» und «Don Quixote») bereichert hatte, wiederum als ein seinem Meister «Richard I.» ebenbürtiger Zauberer der Instrumentation. Clemens Hellsberg Der Autor, aus Linz stammend, war bis 2014 Vorstand der Wiener Philharmoniker. Er studierte Musikwissenschaft, Alte Geschichte und Violine, spielte als Primgeiger im Orchester der Wiener Staatsoper und ab 1980 bei den Philharmonikern. Er schrieb mehrere Bücher und wissenschaftliche Publikationen und hält weltweit Vorträge. ENTSTEHUNG 1900/01 — URAUFFÜHRUNG am 21. November 1901 unter der Leitung von Ernst von Schuch in der Semperoper Dresden ERSTMALS IM PROGRAMM DES TONKÜNSTLER-ORCHESTERS A W L E I I S L A E R S T E I N © Harald Hoffmann Harald © ERNEST BLOCH «Schelomo» Hebräische Rhapsodie für Violoncello und Orchester Musiknation Schweiz? Im internationalen Bewusstsein eine nicht gerade verbreitete Assoziation. Keine klassischen oder moderneren Kompositionsschulen nahmen hier ihren Ausgang und strahlten mit neuen Techniken oder ästhetischen Ansätzen in alle Welt aus. Auch der in vielen, insbesondere europäischen Ländern im Zuge des Erwachens nationalstaatlicher Tendenzen entstehende «Aufbruch» in der Musik ging an der Eidgenos- senschaft infolge ihrer über Jahrhunderte so glücklich stabilen politischen Verhältnisse weitgehend spurlos vorüber. Eine rege Volks-, Chor- und Blasmusiktradition konnte diesen scheinba- ren Mangel im Bereich der sogenannten «Kunstmusik» jeden- falls nicht wirklich wettmachen. Spät, aber doch traten insbe- sondere mit Ernest Bloch, Othmar Schoeck, Arthur Honegger und Frank Martin zu Beginn des 20. Jahrhunderts vier Indivi- duen hervor, die mit ihrer künstlerischen Arbeit Wertvolles, viel Beachtetes und Bleibendes schufen. Schelomo: Der hebräische Name für König Salomo Am 24. Juli 1880 in Genf geboren, absolvierte Ernest Bloch seine Studien in Brüssel, Frankfurt und Paris, was früh seine Weltoffenheit nach allen Seiten hin spiegelt. Aufmerksamkeit, wenngleich keinen wirklichen Erfolg, errang er 30-jährig mit der Uraufführung seiner Oper «Macbeth» 1910 in Paris. Ab 1915 hielt er sich öfter für längere Zeit in den USA auf, wo er zu- nächst als Orchesterleiter der Tanztruppe von Maud Allan wirk- te, ehe er ab 1917 an der New Yorker Mannes Music School und später in Cleveland und San Francisco unterrichtete. Längst auch als Komponist in aller Welt anerkannt und nicht mehr an eine feste Anstellung gebunden, kehrte er 1930 in seine Schweizer Heimat zurück. Vor dem Hintergrund der drohenden Machtentfaltung autoritärer politischer Systeme rings um das Land verließ er es im Dezember 1938 erneut in Richtung USA, wo er schließlich in Oregon den Rest seines Lebens verbrachte und am 15. Juli 1959 verstarb. Aus Blochs großem Œuvre, das Werke der verschiedensten Gattungen enthält, ragt «Schelomo» – der hebräische Name für den biblischen König Salomo – als sein weitaus bekanntestes Stück hervor. Im heutigen Wissen um die politischen Ereignisse im 20. Jahrhundert mag man es stellenweise wie ein großes Lamento auf die Opfer des Holocaust empfinden, und doch entstand diese Rhapsodie Jahrzehnte vor den grauenhaften Geschehnissen, welche die Juden Europas durch den National- sozialismus erlitten. In nicht minder intensiver Weise verknüpft sich die Komposition vor dem Hintergrund des Ersten Welt- kriegs mit seinen zu dieser Zeit bereits enormen Opferzahlen und der gezielten Besinnung Blochs auf seine jüdischen Wur- zeln. Bloch in einer Notiz im Jahr 1917: «Ich bin ein Jude, und ich will jüdische Musik schreiben, nicht als Selbstzweck, sondern weil ich mir sicher bin, dass das der einzige Weg ist, auf dem ich Musik von Vitalität und Bedeutung schreiben kann – wenn ich es denn überhaupt kann.» Die Stimme und die Weisheit Salomos im Cellopart Die von Theodor Herzl 1896 publizierten Ideen zur Gründung eines jüdischen Staates hatten starke Wirkung auf den jungen Komponisten, der sich lange mit Gedanken an eine Vertonung des Buches Kohelet (Der Prediger Salomo) beschäftigte, aber verunsichert über die Art der Realisierung war. Die Lösung brachte schließlich die Begegnung mit dem Cellisten Alexandre Barjansky und dessen Frau Catherine, die nach Blochs Psalm- vertonungen eine Wachsfigur des Königs Salomo gestaltete. Diese inspirierte nun den Komponisten ihrerseits ebenso wie das Violoncello, das ihm besonders geeignet erschien, die sonore Klanglichkeit des Hebräischen auszudrücken. Anstelle eines Vokalparts wollte er in der Folge diesem Instrument die Stimme bzw. die Weisheit Salomos anvertrauen, während das Orchester alles Geschehen rundherum symbolisieren sollte. Nach Blochs eigenen Worten: «Es ist « durchaus möglich, sich das Solocello als AUSGEHEND Verkörperung König Salomos vorzustellen, VON DER wobei das Orchester seine innere Welt FLAMMENDEN und seine Lebenserfahrung repräsentiert. POST-ROMANTIK Manchmal scheint das Orchester jedoch SEINER auch Salomos Gedanken