Lac de Brenets

Geschichte der Schifffahrt

Der Lac des Brenets – in Frankreich Lac de Chaillexon genannt – ist ein Teil des Flusses . Dieser bereits bei Caesar als Dubis erwähnte Fluss entspringt im französischen Jura. Er ist zwar 431 km lang, die Quelle und die Mündung sind aber wegen der starken Krümmungen (Mäander) nur 90 km voneinander entfernt. Das erste Drittel des Flusses – er fliesst durch Pontalier – liegt in Frankreich. Dann bildet er von Les Brenets bis Soubey auf 41 km die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich. Die folgenden 20 km liegen auf Schweizer Gebiet. Bei Saint-Ursanne verlässt der Doubs wieder die Schweiz und mündet in Frankreich bei Verdun-sur-le-Doubs in die Saône, deren Wasser über die Rhone ins Mittelmeer gelangt.

Der schlangenförmige Lac des Brenets liegt im Kanton Neuenburg auf 750 m Meereshöhe. Er ist vor rund 14 000 Jahren durch einen Bergsturz entstanden, welcher das Wasser zum See aufstaut. Seine maximale Tiefe beträgt 26 m, seine maximale Breite nur 200 m und seine Länge rund 5 km. Der See beginnt unweit der französischen Ortschaft Villers-le-Lac. Anfangs sind die Ufer flach, dann kommen immer grössere Steilufer. Schliesslich fliesst der Fluss durch eine canyonartige Schlucht mit eindrücklichen Felswänden, gesäumt von einem dichten Wald. Manche der 20 bis 80 m hohen Kalkfelsen fallen teilweise senkrecht in den See. Danach folgt nach etwa 400 m der Wasserfall Saut du Doubs – ein eindrucksvolles Naturspektakel. Hier stürzt das Wasser bei der Schneeschmelze oder nach Regenfällen 27 m hinunter in den künstlich angelegten Stausee Lac de Moron. Bei Trockenheit oder in kalten Wintern versiegt der Ausfluss des Sees, da er auch unterirdisch entwässert wird. Der Lac des Brenets ist im Sommer dank seiner Naturschönheit ein beliebtes Ausflugsziel im Hochjura. Im Winter zugefroren ist er eine riesige Eislaufbahn.

Bereits früh bringen Ruderboote Touristen zum Naturschauspiel des Wasserfalls. Da die Nachfrage gross ist, erwirbt ein Schweizer 1875 den Schraubendampfer La Flèche, der am Rhein zwischen Strassburg und Robertsau verkehrte. Das 22 m lange Schiff kann 100 Personen befördern und erhält den Namen L‘Helvétie. Leider wird es im Winter immer wieder durch den Druck des Eises beschädigt, so dass es – auch wegen des enormen Kohlenverbrauchs – 1897 abgebrochen werden muss. Wenig später – 1883 – bringt auch die Besitzerin des Hotels de , Mme. Ulysse Taillard in Villers-le-Lac den Seitenraddampfer Le Lac–ou-Villers in Betrieb. Ihm folgt auf der Schweizer Seite 1890 das von der Schiffswerft Rohn in Twann erbaute Boot L‘Amitié für 40 Personen. Diese Ruderbarke wird von zwei Ruderern fortbewegt. Wann dieses grosse Boot abgebrochen wird, ist bisher nicht zu ermitteln.

In den folgenden Jahrzehnten kommen zahlreiche Motorboote (über 40) von verschiedenen Familienunternehmen (grösstenteils als Nebenerwerb) in Betrieb. Leider gibt es über die Boote auf der Schweizer Seite nur wenige Daten. So schreibt Heinz Amstad: „Die Geschichte aller Boote und Betriebe bis ins Gründerjahr der Dampfschifffahrt 1895 zurück zu verfolgen ist ein unmögliches Unterfangen“1 . Bekannt sind aus der Zeit bis zur Gründung der Navigation sur le lac des Brenets (NLB) im Jahr 1963 nur folgende Motorboote: • > Ginette, 30 Personen abgebrochen 1950 • > Mouette Nr. 7, 60 Personen, abgebrochen 1953 (angekauft vom Genfersee)

1 H. Amstad, See mit zwei Namen, Dampferzeitung 5/88, S.6 1

• > L’Echo (I), 29 Personen, abgebrochen 1953 (mit Kabine vorn und hinten) • > L’Amitié (II), 55 Personen, abgebrochen 1956 • > Germaine, 24 Personen, kommt vom Luganersee, noch von der NLB • übernommen, abgebrochen schon 1964 • > Vampiro, 14 Personen, kommt vom Luganersee, noch von der NLB übernommen, gesunken 1964 Von allen diesen Schiffen fehlen mit Ausnahme der Mouette Nr. 7 Angaben über die Bauwerft, das Baujahr und sonstige technische Daten.

Im Jahr 1963 kehrt der ETH-Elektroniker J.C. Durig nach Abschluss seines Studiums in seinen Heimatort zurück. Er kauft alle Schweizer Personenschiffe auf dem See und gründet die Navigation sur le lac des Brenets (NLB). Wie oben bereits dargestellt, bricht er die «Germania» 1964 ab, während im gleichen Jahr die «Vampiro» sinkt. Durig fährt nun mit den beiden im italienischen Castelnuovo erbauten 47-Personen-Motorboote Aquitania (Baujahr 1938, am Lac des Brenets ab 1949) und Mauretania (Baujahr 1939, am See seit 1949). Die Aquitania verkauft Durig 1974 an den Tauchclub Auvernier am Neuenburgersee, die Mauretania schon 1965 an M. Favarger in Colombier am Neuenburgersee. Die Mauretania ist während des Krieges mit einem Holzvergasermotor ausgerüstet, erhält aber am Lac des Brenets wieder einen Benzinmotor.

Ausserdem setzt er das 54-Personen-Motorboot Saut du Doubs (Baujahr 1954, Werft Rohn in Twann) und das 16-Personen-Motorboot Rose-Marie (Baujahr 1954, Yachtwerft Faul AG in Horgen) ein. Die «Saut du Doubs» verkauft Durig 1979 nach Eglisau, wo es bei René Wirth unter dem neuen Name Eglisau fährt. Die Rose-Marie erwirbt 1987 ein Privatier in Frankreich. Schliesslich kauft er 1965 vom Genfersee die 1955 erbaute «Ville de Geneve» (ex-Léman) und bringt sie als L’Echo (II) in Fahrt.

Durig betreibt aber nicht nur die Schifffahrt, sondern gründet auch eine eigene Werft. In dieser baut er sowohl für den Lac des Brenets als auch für andere Seen und Flüsse in der Westschweiz Schiffe, die sich durch einen geringen Treibstoffverbrauch auszeichnen. Als Erstes baut er in seiner Werft die Rose-Marie und zwei Jahre später die L’Echo (II) um. Im Jahr 1972 entsteht in seiner Werft das grösste Motorschiff des Sees, das den Namen Jumbo erhält. Es kann 120 Personen befördern. 1976 baut er auf dem Rumpf der L’Echo (II) neue Aufbauten auf und es entsteht ein modernes Schiff für 54 Personen. Als letztes folgt 1979 das Schwesterschiff der Jumbo, das 120-Personenschiff Géo.

Mit diesen drei Schiffen betreibt die NLB vom Juni bis Ende September einen dichten Verkehr von Les Brenets bis Le Saut du Doubs. Benötigt wird dazu nur ein Schiff. Es fährt von 10.00 bis 17.30 Uhr im Dreiviertelstundentakt ab Les Brenets. Die Fahrzeit bis zum Wasserfall und zurück dauert 40 Minuten. In der Vorsaison ab März und in der Nachsaison bis Ende Oktober fahren nur drei Kurspaare, im Winter ist der Verkehr wegen Eisbildung eingestellt. Dann werden die Schiffe aus dem Wasser genommen, damit sie durch den Eisdruck nicht beschädigt werden. Bei starkem Andrang im Sommer fahren ausserhalb des Fahrplans weitere Schiffe, wenn mindestens 10 Personen zur Beförderung anstehen. Ausserdem können die Schiffe von Gruppen aus den verschiedensten Anlässen gechartert werden. Die Schiffe fahren in Les Brents vom Hafen NLB (Port NLB) ab. Diesen erreicht man vom Bahnhof Les Brenets aus entweder zu Fuss (20 Minuten) oder mit dem Minibus der NLB.

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Anzumerken ist, dass auf dem Lac des Brenets noch zwei französische Schifffahrtsgesellschaften existieren: Die Gesellschaften „Les Vedettes du Saut du Doubs“ und „Vedettes Panoramiqes“. Da der Gegenstand des vorliegenden Berichts jedoch die Schiffe der Schweiz ist, wird über diese beiden Betriebe an dieser Stelle nicht weiter berichtet.

Autor: Prof. Dr. Dr. Benedikt von Hebenstreit, München/Zürich Copyright: Schiffs-Agentur Schweiz 2019

Literatur Heinz Amstad, See mit zwei Namen: Lac des Brenets, Lac de Chaillexon; in Dampferzeitung Luzern 5/88, S.2-18 Heinz Amstad, Lac des Brenets; in Dampferzeitung Luzern, 4/2006, S. 15-17

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