Brather Zwischen „Fluchtburg“ Und „Herrensitz“. Sozialgeschichtliche

Total Page:16

File Type:pdf, Size:1020Kb

Brather Zwischen „Fluchtburg“ Und „Herrensitz“. Sozialgeschichtliche - ZWisCHEN „FLUCHTBURG“ UND „HERRENsiTZ“ SoziALGESChiCHTLICHE INTERPRETATioNEN FRÜH- UND hoCHMITTELALTERLICHER BURGWÄLLE IN OSTMITTELEUROPA Zwischen „Fluchtburg“„Herrensitz“tliche und Sozialgeschich Interpretationenund hochmittelalterlicherBurgwälle früh- in Ostmitteleuropa SEBASTIAN BRATHER TIAN S Abstract RATHER SEBA B Die Diskussionen um die Ursachen des frühmittelalaterlichen Burgenbaus im östlichen Mitteleuropa und um die Funktionen der Befestigungen dauern an. Die steigende Zahl der Jahrringdaten gestattet neue und immer detailliertere Einblicke. Key words: Burgwälle, Ostmitteleuropa, Mittelalter, Dendrodaten, Sozialstrukturen. 1. Von der „Fluchtburg“ zum frühägyptischen bis zur römischen Zeit, geht der Fes- „Herrensitz“? tungsbau von den Gebietern aus, die ein Schloß für ihre Herrschaftszwecke errichten. Im Norden ist das Burgwälle gelten als Charakteristikum des früh- und erste die Volksburg, die einer sich bergenden Menge hochmittelalterlichen Osteuropa. Ihre große Zahl ließ zur Verfügung steht“ (Schuchhardt 1931:1) Zu diesen diese Gebiete den Normannen als gardarike („Bur- „Volksburgen“ schienen bereits die großen umwallten genland“) erscheinen. Im heutigen Ostmitteleuropa Siedlungen der jüngeren Bronze- und älteren Eisenzeit wird ihre Zahl auf etwa 3000 geschätzt (Abb. 1): zu gehören, die nicht selten im frühen Mittelalter erneut 700 in Deutschland, 2000 im heutigen Polen, 200 in genutzt wurden. Kaiser Wilhelm II., der Schuchhardts Mähren und der Slowakei, 120 in Böhmen (Herrmann archäologische Vorträge und Belehrungen schätzte, in- 1976:111). Aufgrund der großen Zahl, der mitunter teressierte sich bei einem Grabungsbesuch am 2. No- „monumentalen“ Reste und der eindrucksvollen Lage vember 1908 auf der „Römerschanze“ bei Potsdam- zogen die Burgwälle seit dem 19. Jahrhundert breites Sacrow besonders dafür, „ob schon Fürstensitz oder Interesse auf sich. Daß es sich um militärische Befes- nur Fluchtburg“.2 Allgemein habe, so Schuchhardt, tigungen („Schanzen“) handelt, schien den meisten die „genetische“ Entwicklung des Burgenbaus von Beobachtern offensichtlich; andere Interpretationen der „altgermanischen Volksburg“ über den befestigten wie die als kultische Versammlungsplätze und (Son- „fränkisch-römischen Herrenhof“ zur mittelalterli- nen-)Heiligtümer blieben eher marginal.1 Die frühmit- chen „Herrenburg“ geführt (Schuchhardt 1913:207). telalterlichen Burgwälle unterscheidet von den spät- Noch die zusammenfassende Darstellung Hansjürgen mittelalterlichen Burgen formal, daß sie nicht in Stein Brachmanns zum frühmittelalterlichen Befestigungs- errichtet wurden und deshalb allein wallartige Ruinen bau von 1993 verfährt im Grunde ebenso (Brachmann hinterlassen haben. Kennzeichen sind daher Wall (in 1993:210). Für die slawischen Siedlungsgebiete östlich Holz-Erde-Konstruktion) und Graben; diese pragma- von Elbe und Saale erschloß man eine entsprechende tische Charakterisierung beschränkt sich auf die Bau- Entwicklung – von den frühen „Volksburgen“ zu den form (Gebuhr/Gebuhr 2001). jüngeren „Herrensitzen“. Die archäologische Burgenforschung meinte, zwei zentrale Ursachen für den Burgenbau zu erkennen. 2. Burgentypen und Funktion Resümierend schrieb Carl Schuchhardt: „Der große Dualismus, der durch Alteuropa geht mit Indoger- Grundlage dieser Funktionsbestimmungen waren und manen im Norden und Vorindogermanen im Westen sind primär Grundriß-Typologien (Tab. 1). Umfang und Süden, macht sich auch im Burgenwesen gel- 2 So das Gedächtnisprotokoll Schuchhardts (Staatliche Museen zu tend. Bei den Völkern um das Mittelmeer, von der Berlin [Preußischer Kulturbesitz], Museum für Vor- und Frühge- schichte, I A 20, 2301/08); vgl. Meyer im Druck, Abb. 5. – Eggers 1 Behla 1888: 51–76, bes. 75: „Versammlungsstätten für religiöse 1986:224, schreibt diese mündliche Äußerung einem Telegramm Angelegenheiten“. – Im frühen 19. Jahrhundert dominierte die des Kaisers an Schuchhardt zu. Ein solches Telegramm läßt sich Vorstellung, es mit Heiligtümer zu tun zu haben; vgl. Wagner aber nach Auskunft der zuständigen Archivare weder im Museum 1828. Wohl erst mit Klemm 1836 setzte sich die Interpretation als für Vor- und Frühgeschichte Berlin noch im Geheimen Staatsar- Befestigungen allgemein durch. chiv Berlin-Dahlem nachweisen. 40 6 CA I ALT B A I G O AEL H ARC Abb. 1 Verbreitung früh- und hochmittelalterlicher Burgwälle im östlichen Deutschland (nach Stari- gard/Oldenburg 1991:55 Abb. 2). Tab. 1 Verschiedene funktionale Burgentypen und die jeweils vermuteten baulichen Charakteristika. Eindeutige Zuordnungen erscheinen demzufolge unmöglich (vgl. Text) Lage zur Form: groß, Form: klein, Vorburg, Innen- mehrteilige Besiedlung unregelmäßig rund Suburbium besiedlung Anlage Fluchtburg peripher kaum Volksburg zentral? dicht () Fürstenburg, Burgstadt zentral dicht Herrensitz, Adelsburg zentral dicht Tempelburg zentral ? ? ? ? militärische Anlage strategisch ? ? dicht 41 und Bauaufwand der jeweiligen An- lage stellen dabei den zentralen An- haltspunkt dar (1). Außerdem werden Innenbesiedlung (2) sowie Lage zu Zwischen „Fluchtburg“„Herrensitz“tliche und Sozialgeschich- Interpretationenund hochmittelalterlicherBurgwälle früh- in Ostmitteleuropa Besiedlung und Verkehr (3) berück- sichtigt. Diese bei- TIAN S den Aspekte lassen RATHER sich allerdings nur SEBA B beurteilen, wenn ausreichende Beo- bachtungen durch Prospektion und Grabung vorliegen; dies ist aber oft nicht der Fall (Herrmann 1968:146 Anm. 5). Andere, häu- fig unterschiedene Burgentypen wie Höhen- und Nieder- ungsburgen oder Burgen in Sporn- lage, ein- und me- hrteilige Anlagen, Abschnitts- und Ringwälle (Olczak/ Siuchniński 1975) sowie der diver- gierende Aufbau der Wallkonstruk- tionen (Herrmann 1967)3 spielen für die Ermittlung der jeweiligen Nutzung Abb. 2 Grundrisse „altslawischer Volks- und Fluchtburgen“. a) Feldberg; b) Groß Görnow; c) praktisch keine Rolle Sternberger Burg; d) Menkendorf; e) Schlieben; f) Tornow, Burg A; g) Cösitz; h) Zehren (nach (Jankuhn 1981:217; Herrmann/Coblenz 1985:191 Abb. 86). Ebner 1976:15 f.). umgebenden Besiedlung – hängen jedoch in starkem a) Ausgedehnte Burgwälle mit großer Innenfläche Maße von der Intensität der Forschung ab und sind werden als „Volksburgen“ (Schuchhardt 1931:232) deshalb keine verläßlichen Indikatoren. Große Wälle bzw. „Fluchtburgen“ (Herrmann 1960:53 f.) interpre- mit nachweislich „dicht besiedelter Innenfläche“ (Mar- tiert; hier suchte die Bevölkerung angeblich vorüber- schalleck 1954:39), die also dauerhaft bewohnt waren, gehenden Schutz bei kriegerischen Übergriffen. Für sollen „befestigte Siedlungszentren großer vorklas- Refugien sollten spärliche Funde und eine abseitige sengesellschaftlicher Gruppen von Produzenten, von Lage sprechen. „Die Lage der Burgen in den Gauen denen sich die Oberschicht noch nicht abgesondert erklärt sie oft von selbst als Volksburgen“, formulierte hatte“ (Herrmann/Coblenz 1985:187),4 gewesen sein Werner Radig (1940:123) apodiktisch. Beide Merkma- (Abb. 2). Hier scheinen romantische Vorstellungen le – Fundhäufigkeit innerhalb des Walls und Lage zur 4 Herrmann/Coblenz 1985:197, zufolge war es so, „dass kleinere 3 Hierfür spielen vor allem lokale topographische Gegebenheiten, Menschengruppen ständig in der Befestigung wohnten, diese ge- vorhandene Baumaterialien sowie militärische Erfordernisse eine wissermaßen zur Verfügung hielten, und die Masse der Bevölke- wichtige Rolle. rung nur in Kriegszeiten Zuflucht fand.“ 42 Abb. 3 Tornow, 6 Burg B – eine „kleine CA Feudalburg“ I (nach Her- rmann/Coblenz 1985:208 Abb. ALT 100). B A I G O AEL H ARC einer egalitären „Frühzeit“ auf, denen entsprechend „Dienstsiedlungen“, wie sie im přemyslidischen Böh- Schuchhardt formulieren konnte: „Daß in den [säch- men, im piastischen Polen und im arpadischen Ungarn sischen, S. B.] Volksburgen ein Fürst jemals dauernd im Umkreis zentraler „Fürstenburgen“ existierten wohnte, dürfen wir nicht annehmen, weder nach den (Lübke 1991), waren eine Folge politischer Machtkon- literarischen noch nach den archäologischen Zeugnis- zentration und verweisen auf eine sozial differenzierte sen“ (Schuchhardt 1924:46). Gesellschaft. „Fürstensitze“ nimmt man aber für andere große b) „Herrensitze“ (Hülle 1940:61 f.; Marschalleck Burgen in Anspruch. Große „stadtähnliche“ Anla- 1954:36–38) sind dagegen definitionsgemäß klein. Es gen (Herrmann 1960:54–58), „Fürstenburgen“5 bzw. handelt sich mit Schuchhardt um „kleine runde Herren- „Stammesvororte“ (Herrmann 1968:155) werden durch burgen“ (Schuchhardt 1931:232) bzw. mit Herrmann mächtige Befestigungen und dichte Besiedlungsspuren um „kleine Feudalburgen“ (Herrmann 1960:65 f.). Das gekennzeichnet. Vorburgen bzw. Suburbien sowie Hin- weithin rezipierte Beispiel Tornow in der Niederlausitz weise auf Handwerk und Austausch gelten als Indizien böte „das Bild einer kleinen, offenbar einfach organi- „frühstädtischer“ Strukturen. Meistens ergibt sich die- sierten Grundherrschaft [...,] von einem burggesesse- se Interpretation außerdem aus der späteren Bedeutung nen Grundherren und seiner kleinen Gefolgschaft [...] der Anlagen als regionale Mittelpunkte. Abhängige aufrechterhalten und beherrscht“ (Abb. 3) (Herrmann 1966:139). Neben diesen kleinen Herrensitzen habe es 5 Vor allem in Polen und Böhmen; vgl. insgesamt Šolle 1984; Herr- mittelgroße Anlagen – Herrmanns Typologie zufolge mann/Coblenz 1985:210–226. 43 mit einem Durchmesser zwischen 40 und 80 m (Herr- mann 1960:58–65) – gegeben, die als Mittelpunkte von Burgbezirken fungierten. Parallelen in Nieders- achsen hatte Schuchhardt (1931:188) als „Gauverwal-
Recommended publications
  • In Dem Schwankenden Meere Prähistorischer Hypothesen“1 Die Germanenfrage Am Berliner Museum Für Vor- Und Frühgeschichte (1799–1945)
    „In dem schwankenden Meere prähistorischer Hypothesen“1 Die Germanenfrage am Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte (1799–1945) Marion Bertram Die Geschichte des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte zeigt anschaulich, wie sich das Verständnis von Altertümern und Vergangenheit hin zu einem interdisziplinä- ren Forschungsfeld entwickelte und welche organisatorischen und konzeptionellen Ent- scheidungsprozesse von einer reinen Sammlung zu einem nach konkreten Prinzipien Dsammelnden, ordnenden und ausstellenden Museum führten.2 Die Sammlungsstücke, welche den Germanen zugewiesen wurden, standen dabei selten im Mittelpunkt des In- teresses der Museumsmacher, ebenso wenig die Germanen selbst. Vielmehr beschäftig- ten sich die früheren Leiter, Direktoren und Kustoden weitaus häufiger mit der Frage, ob und wie den Impulsen zur Datierung, Ethnogenese und Ausbreitung der Germanen, wie sie in der zeitgenössischen Forschung diskutiert wurden, im Ausstellungsbetrieb zu fol- gen sei.3 Detail des Vaterländischen Saals im Neuen Museum (2009): An der DIE „SAMLUNG DER SLaviSCHEN UND ALTGERMANISCHEN ALTERTHÜMER“ um 1850 konzipierten Südwand (1799–1829) befindet sich ein früher Versuch der bildlichen Darstellung des Die Ursprünge des heutigen Museums für Vor- und Frühgeschichte liegen in der Kunst- Dreiperiodensystems; im Bild die Bestattung eines „eisenzeitlichen kammer der Hohenzollern, die im Berliner Stadtschloss zunächst im Apothekenflügel Germanen“. Die Zusammenstel- und seit dem 18. Jahrhundert im Lustgartenflügel untergebracht war. Bereits um 1700 lung der Beigaben zeigt deutliche befanden sich dort auch einige prähistorische Keramikgefäße, die als „heidnisch-slawi- Unsicherheiten (z. B. ein bronzezeit- sche Urnen“ angesehen wurden. Erst unter Jean Henry (1761–1831), seit 1794 unter ande- liches Vollgriffschwert), die dem Forschungsstand der Mitte des rem Vorsteher des Antiken- und Münzkabinetts sowie der Kunstkammer und des Natu- 19.
    [Show full text]
  • Historiographical Approaches to Past Archaeological Research
    Historiographical Approaches to Past Archaeological Research Gisela Eberhardt Fabian Link (eds.) BERLIN STUDIES OF THE ANCIENT WORLD has become increasingly diverse in recent years due to developments in the historiography of the sciences and the human- ities. A move away from hagiography and presentations of scientifi c processes as an inevitable progression has been requested in this context. Historians of archae- olo gy have begun to utilize approved and new histo- rio graphical concepts to trace how archaeological knowledge has been acquired as well as to refl ect on the historical conditions and contexts in which knowledge has been generated. This volume seeks to contribute to this trend. By linking theories and models with case studies from the nineteenth and twentieth century, the authors illuminate implications of communication on archaeological knowledge and scrutinize routines of early archaeological practices. The usefulness of di erent approaches such as narratological concepts or the concepts of habitus is thus considered. berlin studies of 32 the ancient world berlin studies of the ancient world · 32 edited by topoi excellence cluster Historiographical Approaches to Past Archaeological Research edited by Gisela Eberhardt Fabian Link Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliographie; detailed bibliographic data are available in the Internet at http://dnb.d-nb.de. © 2015 Edition Topoi / Exzellenzcluster Topoi der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin Typographic concept and cover design: Stephan Fiedler Printed and distributed by PRO BUSINESS digital printing Deutschland GmbH, Berlin ISBN 978-3-9816384-1-7 URN urn:nbn:de:kobv:11-100233492 First published 2015 The text of this publication is licensed under Creative Commons BY-NC 3.0 DE.
    [Show full text]
  • Abstracts Von Tagungsbeiträgen Als
    Tagung: Umbruch 1945? Die prähistorische Archäologie in ihrem politischen und wissenschaftlichen Kontext. 24.-26.9.2009, Dresden Susanne Grunwald, M.A. Berliner Konzeptionen und Sächsische Realitäten. Zur Bedeutung der Burgwallfor- schung für die Archäologie in der SBZ/DDR zwischen 1945 und 1965 Aus Sicht der Burgwallarchäologie in Sachsen sind für die Zeit nach 1945 mehr Kontinuitäten als Brüche zu beobachten. Bis zum Mauerbau 1961 und der Durchsetzung parteipolitischer Richtlinien und des historischen Materialismus als Geschichtsphilosophie sowie einem grundlegenden Generati- onswechsel in der Berliner Akademie in den 1960er Jahren stand die sächsische Burgwallforschung deutlich in der Tradition der Vorkriegsforschungen. Zum einen wegen der zahlreichen personellen Kontinuitäten innerhalb des Burgwalldiskurses; zum anderen, weil man sich deutlich an der polni- schen Forschung zum Frühmittelalter orientierte, die methodisch ebenfalls in die 1920er und 1930er Jahre zurückreichte, als die deutsche Ostforschung ebenso wie die polnische Westforschung aggressiv ethnische Deutungen versuchten und archäologische und historische Argumente zu instabilen Misch- argumentationen aufbauten. Gleichzeitig hatte sich der ideologische und der politische Rahmen aller Forschungen radikal geändert, der einstige Gegner im Osten war Bündnispartner, frühgeschichtliche Kulturen wurden umbewertet und eine einheitliche Geschichtsphilosophie begann sich durchzusetzen, die neue Fragen und Perspektiven in die Forschung einführte. Durch die Kooperationen mit Polen und der CSSR entwickelten sich währen der 1950er Jahre mehrere internationale wissenschaftliche Präsentationsstrukturen, die langfristig Einfluss nahmen auf die For- schungen in der DDR. Mit der Aufnahme offizieller Kooperationsverhandlungen mit der Polnischen Akademie 1956 nach dem deutsch-polnischen Kulturabkommen von 1952 begann eine Reihe konkre- ter Projekte, gemeinsamer Ausgrabungen, ein Studentenaustausch, vor allem aber eine Vielzahl ge- meinsam konzipierter und durchgeführter Kongresse und Tagungen.
    [Show full text]
  • Scientific Capital After 1945 in German Archaeology – Wilhelm Unverzagt and the Archaeology of Hillforts
    Archaeologia Polona, vol. 50 : 2012(2019), 85–109 PL ISSN 0066 - 5924 Scientific Capital after 1945 in German Archaeology – Wilhelm Unverzagt and the Archaeology of Hillforts Susanne Grunwalda Strong continuity is visible in German archaeology between the 1930s and 1940s and the years after 1945. How can this be explained in the face of the total exchange of political structures ideologies and protagonists? In my opinion, there are two reasons for this phenomenon. Firstly: the stability of the network of the German archaeology especially and of related German disci- plines in general. These networks were strong enough to outlive the dictatorship and the war and most of the protagonists were flexible enough to gain from them. The second reason is that some fields of research were more attractive than others and absorbed money, attention and support. Scientists in these fields became influential in the archaeological network and were supported by their colleagues. They became able to transfer their topics into the frameworks afforded by the new political and scientific systems as a kind of scientific capital. Hillfort research was one of these successful fields and Wilhelm Unverzagt (1892–1971) was one of the most influential pro- tagonists of it. This paper will illustrate a strong continuity in East German archaeology before and after 1945 on the basis of his work at the German Academy of Sciences in East Berlin. KEY-WORDS: history of archaeology, East Germany, hillforts, Wilhelm Unverzagt The year 1945 and the period after the end of the Second World War have been considered until today not only as a political turning point of the German and European history but also as a caesura in the history of the study of German pre- and protohistory (Kossack 1999: 92; Schnurbein 2002: 16–17; Schachtmann et al., 2012).
    [Show full text]
  • Die Monatswende Juni—Juli Des Jahres 193 J Brachte Ein Für Die Kulturpolitik Des Dritten Reiches Bedeutungsvolles Ereignis. Am Samstag, Dem 29
    Erstes Kapitel DIE GRÜNDUNG DES VEREINS „DAS AHNENERBE", 1935 1. Herman Wirth Die Monatswende Juni—Juli des Jahres 193 j brachte ein für die Kulturpolitik des Dritten Reiches bedeutungsvolles Ereignis. Am Samstag, dem 29. Juni, lud Reichs- kanzler Adolf Hitler in der Hauptstadt der nationalsozialistischen Bewegung Mün- chen zum Richtfest des „Hauses der Deutschen Kunst" in der Prinzregentenstraße. Die erste Ausstellung, so hatte der Führer schon bestimmt, sollte unter dem Motto „Tausend Jahre Deutsche Kunst" stehen, als ein „Denkmal für unsere Ahnen, eine Lehrstätte für unsere lebenden Künstler"1. Unter den zahlreichen Ehrengästen der nationalsozialistischen Prominenz befanden sich der Münchener Gauleiter Adolf Wagner, der bayerische Ministerpräsident Ludwig Siebert, die Reichsleiter Otto Dietrich und Martin Bormann und verschie- dene SS-Gruppenführer — ihnen allen wurde von einer Ehrenkompanie der SS-Ver- fügungstruppe München Reverenz erwiesen2. Deren oberster Kommandeur aber, Reichsführer-SS Heinrich Himmler, hatte sich entschuldigen lassen. Denn am dar- auffolgenden Sonntag hatte er, dessen Schutzstaffel gerade erst im Aufbau begriffen war, in Braunschweig die zweite und bisher größte SS-Führerschule zu eröffnen3. Im übrigen plante er für Montag, den 1. Juli, die Gründung einer Kultureinrich- tung ganz eigener Art, und zwar am Orte seines Amtssitzes, in Berlin. Gleich am Montag, dem 1. Juli, traf er sich in den Diensträumen der Schutzstaffel mit sechs Gleichgesinnten, um, nach unterschriftlicher Anerkennung einer Satzung, die sog. „Studiengesellschaft für Geistesurgeschichte ,Deutsches Ahnenerbe'" ins Leben zu rufen4. Einer der Mitunterzeichner und eigentliche Vater dieser Gesellschaft „Ahnenerbe" war der deutsch-holländische Privatgelehrte Herman Wirth, geboren 1885 als Sohn eines Gymnasiallehrers in Utrecht5. Nach dem Studium der niederländischen Philo- logie, Germanistik, Geschichte und Musikwissenschaft in Utrecht und Leipzig hatte er bereits 1910 über den „Untergang des niederländischen Volksliedes" bei dem Volkskundler John Meier promoviert.
    [Show full text]
  • A Case-Study of the German Archaeologist Herbert Jankuhn (1905-1990)
    Science and Service in the National Socialist State: A Case-Study of the German Archaeologist Herbert Jankuhn (1905-1990) by Monika Elisabeth Steinel UCL This thesis is submitted for examination for the degree of Doctor of Philosophy (PhD) January 2009 DECLARATION I, Monika Elisabeth Steinel, confirm that the work presented in this thesis is my own. Where information has been derived from other sources, I confirm that this has been indicated in the thesis. January 2009 2 ABSTRACT The thesis investigates the relationship between archaeology, politics and ideology through a case-study of the prominent German archaeologist Herbert Jankuhn (1905- 1990). It addresses the following questions: what role do archaeological scholars assume in a totalitarian state’s organisational structures, and what may motivate them to do so? To what extent and how are archaeologists and their scientific work influenced by the political and ideological context in which they perform, and do they play a role in generating and/or perpetuating ideologies? The thesis investigates the nature and extent of Jankuhn's practical involvement in National Socialist hierarchical structures, and offers a thematically structured analysis of Jankuhn's archaeological writings that juxtaposes the work produced during and after the National Socialist period. It investigates selected components of Herbert Jankuhn's research interests and methodological approaches, examines his representations of Germanic/German pre- and protohistory and explores his adapting interpretations of the early medieval site of Haithabu in northern Germany. The dissertation demonstrates that a scholar’s adaptation to political and ideological circumstances is not necessarily straightforward or absolute. As a member of the Schutzstaffel, Jankuhn actively advanced National Socialist ideological preconceptions and military aims.
    [Show full text]
  • Ethnos and Mysticism in the Photographic Nexus Christopher Webster
    Photography in the Third Reich C Art, Physiognomy and Propaganda HRISTOPHER EDITED BY CHRISTOPHER WEBSTER This lucid and comprehensive collec� on of essays by an interna� onal group of scholars cons� tutes a photo-historical survey of select photographers who W embraced Na� onal Socialism during the Third Reich. These photographers EBSTER developed and implemented physiognomic and ethnographic photography, and, through a Selbstgleichschaltung (a self-co-ordina� on with the regime), con� nued ( to prac� ce as photographers throughout the twelve years of the Third Reich. ED .) The volume explores, through photographic reproduc� ons and accompanying analysis, diverse aspects of photography during the Third Reich, ranging from the infl uence of Modernism, the qualita� ve eff ect of propaganda photography, and the u� lisa� on of technology such as colour fi lm, to the photograph as ideological metaphor. With an emphasis on the idealised representa� on of the German body and the role of physiognomy within this representa� on, the book examines how select photographers created and developed a visual myth of the ‘master race’ and its an� theses under the auspices of the Na� onalist Socialist state. P HOTOGRAPHY Photography in the Third Reich approaches its historical source photographs as material culture, examining their produc� on, construc� on and prolifera� on. This detailed and informa� ve text will be a valuable resource not only to historians studying the Third Reich, but to scholars and students of fi lm, history of art, poli� cs, media studies, cultural studies and holocaust studies. IN THE As with all Open Book publica� ons, this en� re book is available to read for free on the publisher’s website.
    [Show full text]
  • University of Groningen Das SS-Ahnenerbe Und Die
    University of Groningen Das SS-Ahnenerbe und die Rassifizierung der transnationalen Strukturen in der europäischen Vor- und Frühgeschichtsforschung Eickhoff, Martijn; Schlegelmilch, Dana Published in: Archäologie in Österreich 1938–1945 IMPORTANT NOTE: You are advised to consult the publisher's version (publisher's PDF) if you wish to cite from it. Please check the document version below. Document Version Publisher's PDF, also known as Version of record Publication date: 2020 Link to publication in University of Groningen/UMCG research database Citation for published version (APA): Eickhoff, M., & Schlegelmilch, D. (2020). Das SS-Ahnenerbe und die Rassifizierung der transnationalen Strukturen in der europäischen Vor- und Frühgeschichtsforschung. In D. Modl, & K. Peitler (editors), Archäologie in Österreich 1938–1945: Beiträge zum internationalen Symposium vom 27. bis 29. April 2015 am Universalmuseum Joanneum in Graz (blz. 48-71). (Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark; Nr. 79). Historische Landeskommission für Steiermark. Copyright Other than for strictly personal use, it is not permitted to download or to forward/distribute the text or part of it without the consent of the author(s) and/or copyright holder(s), unless the work is under an open content license (like Creative Commons). The publication may also be distributed here under the terms of Article 25fa of the Dutch Copyright Act, indicated by the “Taverne” license. More information can be found on the University of Groningen website: https://www.rug.nl/library/open-access/self-archiving-pure/taverne- amendment. Take-down policy If you believe that this document breaches copyright please contact us providing details, and we will remove access to the work immediately and investigate your claim.
    [Show full text]
  • Ethnos and Mysticism in the Photographic Nexus Christopher Webster
    Photography in the Third Reich C Art, Physiognomy and Propaganda HRISTOPHER EDITED BY CHRISTOPHER WEBSTER This lucid and comprehensive collec� on of essays by an interna� onal group of scholars cons� tutes a photo-historical survey of select photographers who W embraced Na� onal Socialism during the Third Reich. These photographers EBSTER developed and implemented physiognomic and ethnographic photography, and, through a Selbstgleichschaltung (a self-co-ordina� on with the regime), con� nued ( to prac� ce as photographers throughout the twelve years of the Third Reich. ED .) The volume explores, through photographic reproduc� ons and accompanying analysis, diverse aspects of photography during the Third Reich, ranging from the infl uence of Modernism, the qualita� ve eff ect of propaganda photography, and the u� lisa� on of technology such as colour fi lm, to the photograph as ideological metaphor. With an emphasis on the idealised representa� on of the German body and the role of physiognomy within this representa� on, the book examines how select photographers created and developed a visual myth of the ‘master race’ and its an� theses under the auspices of the Na� onalist Socialist state. P HOTOGRAPHY Photography in the Third Reich approaches its historical source photographs as material culture, examining their produc� on, construc� on and prolifera� on. This detailed and informa� ve text will be a valuable resource not only to historians studying the Third Reich, but to scholars and students of fi lm, history of art, poli� cs, media studies, cultural studies and holocaust studies.As with all Open IN Book publica� ons, this en� re book is available to read for free on the publisher’s THE website.
    [Show full text]
  • Von Der Steinzeitsiedlung Zum Fürstengrabhügel
    FUNDBERICHTE AUS HESSEN BEIHEFT 7 • 2011 GLAUBERG-FORSCHUNGEN BAND 1 Landesamt für Denkmalpflege Hessen hessenARCHÄOLOGIE Keltenwelt am Glauberg Wiesbaden 2011 Selbstverlag des Landesamtes für Denkmalplege Hessen in Kommission bei Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn ARCHÄOLOGIE UND POLITIK Archäologische Ausgrabungen der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts im zeitgeschichtlichen Kontext Internationale Tagung anlässlich „75 Jahre Ausgrabungen am Glauberg“ vom 16. bis 17. Oktober 2008 in Nidda-Bad Salzhausen Herausgegeben von Egon Schallmayer, in Zusammenarbeit mit Katharina von Kurzynski Archäologie und Politik Fundberichte aus Hessen Seite Archäologische Ausgrabungen der 30er und 40er Beiheft 7 = 75 – 120 Jahre des 20. Jahrhunderts im zeitgeschichtlichen Glauberg-Forschungen 1 Kontext (Wiesbaden 2011) Von der Steinzeitsiedlung zum Fürstengrabhügel – Herausragende archäologische Forschungen der 1920er und 1930er Jahre am Federsee und an der Heuneburg in Südwestdeutschland1 Von Gunter Schöbel Im Schloss Hohentübingen befinden sich heute nicht nur mehrere bedeutende kulturwissenschaft- liche Institute, sondern auch die historischen Sammlungen der Universität Tübingen einschließlich der Antiken Abgusssammlung und – in den beiden „Fürstenzimmern“ – als Traditionseinrichtung die Professorengalerie seit 1578. Im Schlossmuseum sind die kennzeichnenden Funde Schwabens vom Paläolithikum der Höhlen der Schwäbischen Alb über die einzigartigen Funde der Steinzeit- siedlungen aus den Mooren und Seen Oberschwabens bis hin zu den Ergebnissen der Forschungen
    [Show full text]
  • The Past As Propaganda: Totalitarian Archaeology in Nazi Germany
    The past as propaganda: totalitarian archaeology in Nazi Germany BETTINA ARNOLD* An important element to the future of archaeology in the ex-Communist countries of central Europe will be the freeing of archaeological ideas from the constraints of a particular set of social theories built into the fabric of the state, CIS Milisauskas noted in the last Ax’rJQLvTY (64: 283-5). This is a timely moment to look at the interference of a different set of social theories in the same region some decades ago. After almost six decades, there is no term Vorgeschichte (prehistory)was rejected as comprehensive account by a German-speaking a survival of anthropological thinking; Urge- prehistorian of the effects on prehistoric scho- schichte (early history) was preferred as better larship of the National Socialist regime, or the emphasizing the continuity of prehistory with Isle played by archaeology in legitimating it. documentary history (Sklenar 1983: 132). The This paper addresses the following questions: writings of the 19th-century French racial What were the foundations of German prehis- philosopher Gobineau provided a doctrine of toric research under the National Socialists the inequality of different races (Daniel & Ken- (NS)? What role did prehistory play in the frew 1988: 104-6). Journals and publications process of political legitimation from 1933 to dealing with the subject of race and genetic 1945? What did the NS system offer to prehis- engineering increasingly appeared in Germany torians in exchange for their part in this legiti- in the early 20th century, among them Volk und mation process? What was the official Party Hasse, which was founded in 1926, and policy regarding prehistoric archaeology? What Fortschritte der Erbpathologie und HC~SS~JI- was the response of the discipline to this hygiene, founded in 1929.
    [Show full text]
  • “More Important Than All Technical Features Would Appear to Us the 'Volkliche' Differences”. Gotthard Neumann And
    Fabian Link “More Important than all Technical Features Would Appear to Us the volkliche Differences”.Gotthard Neumann and the völkisch Thought in German Prehistory, 1920s to 1960s Summary This paper examines the theoretical and methodological value of combining Begriffsgeschichte (conceptual history) with Pierre Bourdieu’s theory of habitus and social field by focusing on definitions of the völkisch thought in German prehistory. The theoretical perspective in this paper is that concepts on the semantic level are interlinked with historical processes in the social space, or the scientific field in this example. On the one hand, it is evident that völkisch elements belonged intrinsically to prehistoric archaeology in its development as an autonomous discipline in the scientific field. On the other hand, racist and völkisch thoughts were a result of the heteronomization that was enforced during the Nazi regime, when pre- historic archaeologists tried to use the Nazis to establish their discipline in academia. Keywords: Habitus- and field-theory; Begriffsgeschichte; völkisch thought; prehistory; Nazi regime. In diesem Artikel frage ich nach der theoretischen und methodologischen Tragweite einer Kombination von Begriffsgeschichte und Pierre Bourdieus Habitus- und Feldtheorie. Der Ansatz wird am Beispiel eines Definitionsversuchs völkischen Denkens in der deutschen Prähistorie ausgelotet. In dieser theoretischen Perspektive sind Denkhaltungen auf der se- mantischen Ebene mit historischen Ereignissen und Prozessen im sozialen Raum, das heißt in diesem Fall im wissenschatlichen Feld, verknüpt. Auf der einen Seite kann dadurch ge- zeigt werden, dass völkische Elemente zur Entwicklung der prähistorischen Archäologie als selbständiges Forschungsfeld gehörten. Auf der anderen Seite wird deutlich, dass rassis- tisches und völkisches Denken das Resultat einer Heteronomisierung der Prähistorie war, die sich während des NS-Regimes massiv verstärkte, als deutsche Prähistoriker versuchten, mit Hilfe einer Zusammenarbeit mit NS-Politikern ihren Forschungsbereich akademisch zu etablieren.
    [Show full text]