Gerichtliche Untersuchung von 1740 liefert Daten zur Familienforschung

Manfred Luxen

m 16. April 1730 wurde in ein Die Angaben der Zeugen zu ihrer Person ent- AAttentat auf den bei der Bevölkerung ver- halten Daten, die man in Kirchenbucheinträ- hassten herzoglichen Statthalter De Romagnol gen nicht findet oder die in eine Zeit zurück- verübt. Niedergestreckt durch einige Schüsse reichen, in der es wie z. B in noch verstarb dieser nach einigen Tagen.1) Wer hinter keine Kirchenbücher gab. Alle Befragungen diesem Attentat stand und wer es ausführte, fanden 1740 statt. In aufgelisteter Form sol- wurde in den Wochen nach der Tat nicht ge- len ein Reihe von aus den Akten3) ersichtlichen klärt. Daher kann vermutet werden, dass ein- Fakten zusammengestellt werden, ohne dabei flussreiche Personen im Herzogtum Arenberg einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erhe- die Ermittlungen behindert haben. ben. 10 Jahre nach dem Geschehen wurden erneut Johannes Franziscus Fouz alias Teckly aus Untersuchungen zum Mordfall aufgenommen. Newmarck in der bayrischen Pfalz, wohnhaft Über die Ursache der Wiederaufnahme der Er- im Aremberger Schloss, 34 Jahre, kath., Haus- mittlungen kann nur spekuliert werden. Peter verwalter auf Schloss Arenberg, Fouz gibt an, Neu weist darauf hin, dass die neuerliche Un- er habe 10 Jahre zuvor unter De Romagnol in tersuchung des Falles auf die Unvorsichtig- hochfürstlichen Diensten gestanden; Johann keit und Schwatzhaftigkeit des gedungenen Christian Schulten, wohnhaft in Stahlhütte, Attentäters zurückzuführen sei. Doch gibt es 37 Jahre alt, katholisch, herrschaftlicher Com- wahrscheinlich noch einen anderen Grund: Wie mis auf der Stahlhütte, im Arenberger Land ab sich herausstellte, war der Landschultheiß und 1727 oder 28 bis 1730, dann wieder ab 1738; Rentmeister Franz Anton Stoll an der Planung Joseph Leyendecker aus Aremberg, 42 Jahre, des Attentats beteiligt. Da in dem Jahrzehnt katholisch, hat als Leyendecker auf dem Aren- nach dem Mordfall erhebliche und langwierige berger Schloss gearbeitet; Michael Krischer, Erbauseinandersetzungen in der Familie Stoll wahrscheinlich in Antweiler geboren und auch stattfanden2), ist anzunehmen, dass die Zwistig- dort wohnhaft, 70 Jahre, katholisch, von Be- keiten ein Mitglied der Familie Stoll bewogen, ruf Schöffe und Schlosser, seine Frau war mit den Herzog von Arenberg zu veranlassen, die dem Attentäter Johannes Weiskopf aus Ant- Sache noch einmal zu untersuchen. Dabei hatte weiler im 4. Grad verwandt, im Schloss habe man es neben der Überführung des Täters auch er alle Schlosserarbeiten verrichtet; Antonius darauf abgesehen, die Hintermänner des Atten- Ehlen, gebürtig in Antweiler und auch dort tats ausfindig zu machen. wohnhaft, 56 Jahre, katholisch, Schöffe und Registrator Konrad Strauß wurde vom Herzog Ackersmann, Ehlen war ein Vetter der Pfar- bevollmächtigt, die Untersuchung durchzufüh- rers Kratz aus Antweiler; Johannes Weiß- ren. Alle noch lebenden Zeugen wurden ver- kopf, geboren in Ahrhütte und wohnhaft in nommen. Eine stattliche Zahl der im Herzog- Antweiler, 49 Jahre, katholisch, Schlosser und tum Arenberg lebenden Personen wurde zu den Büchsenmacher, Weißkopf war mit Gertraud um 10 Jahre zurückliegenden Geschehnissen Wilhelms verheiratet und hatte fünf Kinder, befragt. Für die Familienforschung ist hierbei die damals noch lebten; Heinrich Cruftius interessant, dass zu den Namen der Zeugen wohnte seit 13 Jahren auf Schloss Arenberg, auch andere Daten wie Herkunft, Wohnort, 30 Jahre, katholisch, Forstknecht; Nicolaus Alter und Beruf angegeben werden. Müller, geboren in Antweiler und auch dort

Heimatjahrbuch Kreis 2011 u 173 wohnhaft, 46 Jahre, katholisch, Gerichtsschöf- deren Mitglieder sich schon früher im Kunst- fe; Peter Mouton aus Flesten, auch dort gebo- handwerk betätigt hatten. Michel Weber, ge- ren, 54 Jahre, katholisch, Ackersmann, Flesten boren und wohnhaft in Antweiler, 60 Jahre, gehörte zu Kerpen und damit zu Herzogtum katholisch, Wollenweber. Weber gibt an, mit Aremberg; Peter Ehlen, gebürtig in Antweiler Weißkopfs Frau im 5. Grad verwandt zu sein. und auch dort wohnhaft, 58 Jahre, katholisch, Mattias Mertens aus Müsch und wohnhaft in Küster zu Antweiler, Peter Ehlen legt vor der Antweiler, 56 Jahre, katholisch, Ackersmann, Befragung den Eid ab. Johannes Thelen oder Mertens gibt an, dass er schon über 35 Jahre Thielen aus Freilingen, 43 Jahre, katholisch, in Antweiler wohnt. Nikolaus Martini war auf Fuhrknecht, Thelen war Fuhrknecht des Land- dem Arenberger Schloss geboren und wohnte in schultheißen Stoll; Thomas Joixen, gebürtig Antweiler, 56 Jahre, katholisch, Maurer. Mar- und wohnhaft in Freilingen auf dem Blanken- tini lebte seit 30 Jahren in Antweiler. Salentin heimer Hof, 43 Jahre, katholisch, Joixen war Christmann, als Jude geboren und wohnhaft in zur Tatzeit Knecht beim Landschuldheißen F.A. Antweiler, 75 Jahre, katholisch, Flachshändler. Stoll; Johann Jacob Krings aus Aremberg, Christmann gibt an, seit 45 Jahren in Antweiler 42 oder 43 Jahre, katholisch, Schuhmacher, zu wohnen. Er unterschreibt seine Aussagen in Krings hatte auf dem Arenberger Schloss als hebräischer Schrift. Johannes Weyland, wahr- Soldat gedient. Johannes Salm aus Aremberg, scheinlich aus Mürlebach, lebte in Antweiler, 56 Jahre, katholisch, Schneider, Salm wurde 48 Jahre, katholisch, Knecht auf dem Herren- von anderen Zeugen genannt. Als Schneider hof zu Antweiler. Weyland war ein Bruder des fertigte er hauptsächlich Monturen für die im 1735 verstorbenen Johannes Weyland, Pfar- herzoglichen Dienst stehenden Soldaten, Förs- rer von 1720-1735 in Aremberg.5) Bernhardus ter und Boten an. Heinrich Reith, gebürtig und Schmitz geboren und wohnhaft in , wohnhaft in Freilingen, 30 Jahre, katholisch 45 Jahre, katholisch, Schmied; Schmitz hatte Ackersmann; Reith hatte unter de Romagnol vier Jahre beim Gouverneur De Romagnol ge- zunächst als Soldat, dann als Diener gearbei- arbeitet. Antonius Schmitz, genannt Tönnes tet; Heiliger Honerbach, gebürtig und wohn- auf der Trappen, aus Aremberg, 58 Jahre, Gast- haft in Antweiler, 58 Jahre, katholisch, Mau- wirt. Antonius Schmitz stammte wahrschein- rer, Honerbach hatte von Antweiler aus den lich nicht aus Aremberg. Margaretha Schmitz, Schuss gehört und Dampf gesehen; Johannes geboren und wohnhaft in Aremberg, 54 Jahre, Putscheidt stammte vom Butscheider Hof katholisch, Wirtin. Margaretha Schmitz war und lebte auch dort, 45 Jahre, katholisch, war die Ehefrau des Antonius Schmitz. Joseph Halfen zu Butscheid, also Landwirt. Der But- Udelhoven, geboren und wohnhaft in Arem- scheider Hof ist heute Wüstung, er lag in der berg, 35 Jahre, Landbote. Udelhoven besorgte Nähe von und gehörte zur Pfarrei die briefliche Kommunikation zwischen dem Wershofen; Nikolaus Schmitz aus Wershofen, Landschultheißen F.A. Stoll und dem Pfarrer wohnhaft in Bernkastel, 30 Jahre, Schneider. Cratz aus Antweiler. Nicolaus Josephus Por- Schmitz war anderthalb Jahre Bediensteter rignaux aus Namur, wohnhaft in Ahrhütte, 30 des herzoglichen Statthalters De Romagnol Jahre, katholisch, Commis. Porrigneaux war und war bei ihm, als er starb. Johannes Sart herrschaftlicher Commis des Eisenhütten- aus Antweiler, auch dort wohnhaft, 70 Jahre werkes Ahrhütte. Tönnes Schäffer, geboren katholisch, Sendschöffe; Johannes Lacroix aus und wohnhaft in Müsch, 46 Jahre, katholisch, Neufchateau im Luxemburgischen wohnte in Schafhirt, Schäffer war 16 Jahre Schafhirte zu Antweiler, 70 Jahre, katholisch. Lacroix war Antweiler. Heinrich Marian aus Antweiler, 40 wahrscheinlich ein Verwandter des Heinrich Jahre, katholisch, Schumacher; Heinrich Ma- Lacroix, der von 1697 bis 1727 Pfarrer in Ant- rian war arrestiert. Peter Wurtz(Wirtz ?) aus weiler war.4) Jörgen Osterspey, gebürtig und Antweiler, auch dort geboren, 57/58 Jahre. wohnhaft in Antweiler, 65 Jahre, katholisch, Görg Wirtz, gebürtig und wohnhaft zu Ant- Schreiner. Osterspey entstammte einer Familie, weiler, 50 Jahre, katholisch, Wollenweber.

174 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2011 Johannes Rider (Reder), geboren und wohn- aus Aremberg, wohnhaft in Kerpen, katholisch, haft in Antweiler, 50 Jahre, katholisch, Leinen- Rentmeister. Molers stand seit 1711 als Rent- weber. Gertrud Weißkopf, geborene Willems, meister in herzoglichen Diensten. stammte aus Antweiler und wohnte dort, katholisch; Gertrud Weißkopf war die Frau Quellen: des Johannes Weißkopf. Johannes Cremer, 1) Neu, Peter, die Arenberger und das Arenberger Land, Bd. 2, S. 564 ff. 2) Herzoglich Arenbergisches Archiv Enghien: Akte D 4445 geboren und wohnhaft in Wershofen, 84/85 3) Herzoglich Arenbergisches Archiv Enghien: Akte D 2661 Jahre, katholisch. Dederich Weber, geboren 4) Geschichte des zum ehemaligen kölnischen Eifeldekanats gehörenden Pfarreien der Dekanate , Daun Gerostein, Hillesheim und Kel- und wohnhaft in , 59 Jahre, katolisch, berg. Trier 1956, S. 75 Schöffe von Dorsel. Johann Baptist Molers 5) Schug, Peter,a.a.O.S.83

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2011 u 175