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This dissertation has been microfilmed exactly as received 6 7-10,887 EVANS, Charlotte Buff, 1927- WILHELM VON HUMBOLDTS AUFFASSUNG VOM URSPRUNG DER SPRACHE. [German Text]. The Ohio State University, Ph.D„ 1967 Language and Literature, modern University Microfilms, Inc., Ann Arbor, Michigan (c)Copyright by Charlotte Buff Evana 1967 WILHELM VON HUMBOLDTS AUFFASSUNG VOM URSPRUHG DBR SPRACHE DISSERTATION Preeeated in Partial Fulfillment of the Requirements for the Degree Doctor of Philosophy in the Graduate Sohool of The Ohio Stat© University By Charlotte Buff Evans, B.S. Ed., M.A. •X * * # -J! * * The Ohio State University 1967 Approved by Adviser Department of German ZUSIGNUNG Meinem hochverehrten Lehrer Prof. Dr. Oskar Seidlin in Dankb&rkeit gewidmet ii AMM-CBNMJNG In dankbarer Anerkennung ihrer Ceduld, Hilfsbereitachaft und kritiachen Hinweise soil an dieser Stelle dem Leserkomitee gedacht werden, den Herren Profeasoren Wolfgang Fleischhauer und Wolfgang Wlttkowaki, for allem aber Herrn Professor Oskar Seidlin, dessen nimmermttder Ftihrung und Ermutigung diese Dissertation ibr Dasein verdankt. Ebenso sollen hier in dankbarer Liebe die Opfer und ZugestSndnisse anerkannt werden, die meine Familie dieser Arbeit gebracht bat$ Kein Mann, Dr. Howard Evans, der mich mit treuem Rat und liebevoller Zuversicht nicht mttde wurde zu untersttttzenj mein Sohn Thomas und meine Tochter Janiee, die sich oft mit ungebttgelten Hemden und Schnellimbissen zufrieden geben mussten. Ohne ihren tatkrSftlgen Beistand wSre diese Dissertation nicht zustande gekommen. iii VITA October 30, 1927 Born in Duesseldorf, Germany March 1947 ....... Abitur, Munich, Germany, Oberschule-Nord 1954-1956 University of Wisconsin, majoring in English and German 1956 B.S.-Ed., University of Wisconsin 1956-1959 Instructor of German, Muskingum College New Concord, Ohio 1959 M.A., Middlebury College, Middlebury, Vt. I960- . Assistant Professor, Muskingum College New Concord, Ohio iv INHALTSVERZEICHNIS Seite ZUEIGNUNG ii ANERKENMJNG iii VITA iv EINLEITUNG: DAS HISTORISCH-GENETISCHE URSPRUNGSPROBLEM 1 Kapitel I. HUMBOLDTS WEG 2UR SPRACHPORSCHUNG 21 Die Such© nach dem Geist der Menschheit Spracbgeographie Sprachvergleichung II. HUMBOLDTS METHODE 70 III. DIE ENTSTEHUNG DER SPRACHE 94 Erste Voraussetzung: GegenUberstellung Zweite Vorauaeetaung; SelbsttStigkeit Verinnerlichung: der Weg sum Begriff EntSusserungJ der Weg zum Wort Denken und Sprechen IV. SPRACHE 1ST DER GEIST DER MENSCHHEIT 178 Sprache als Organismus uad Wesen Das Geheimnie des Ursprungs Total!tgt: Humboldts grosse Sehnsucht V. DIE DIALEKTIK DER HUMBOLDTSCHEN SPRACHPHILOSOHilE .... 205 CHRONOLOGISCHE TABELLE 212 BIBLIOGRAPHIE ..... 226 v EINIEITUNG DER URSPRUNG DER SPRACHE ALS HISTORISCH-GENETISCBES PROBLEM Es wird sonach die Sprache ein natUrliches Organ des Verstandee, ein aolcher Sinn der mensehliohen Seele, wie sich die Sebkraft jener sensitiven Seele der Alten das Auge und der Inatinkt der Biene seine Zelle baut.* Jobann Gottfried Herder, Sgmtliohe V/erke. Hrsg. Bernhard Suphan (Berlin, 1877-1913), I, 264. 2 Schon seit undenklichen Seiten Ubt die Frage nach dem Ursprung der Sprache ein© geheimniavolle Anziehungskraft aus. Je nach der geistigen Grundgestimmtheit der Zeit nahm man die Sprache ale Zweckmittel zu Verstandigung und gesellschaftlichem Verkehr; vererhte sie als Symbol der mystischen Einheit zwischen Gott und Mensch; bestaunte sie als gtJttliche Offenbarung. Zwar ist bier nicht der Ort, diesen Theorien chronologiscb nachzugehen, doch sollen sie in knappen Stichworten angedeutet werden, besonders insoweit sich ahaliche Gedanken bei Humboldt entdecken lassen. Von Aristoteles bis Leibniz haben rationalistische Denker den Standpunkt vertreton, dass die Sprache von den Menschen geschaffen sei, und zwar zuss Behuf der Verstandigung. Man glaubte, der Geselligkeitstrieb habe den Menschen veranlasst, willkUrliche Zeichen zu verabreden. Die 2 Sprache sei also durchaus menschliohe Erfindung. Aristotelea hatte auf Ttudolf Haym, Wilhelm von Humboldt. Lebensbild und Charakteristik (Berlin, 1856), 492. Grund der ungeheuren Verschiedenheit der Sprachen behauptet, dass eine bewusste Ubereinkunft der Sprechenden vorliegen mUsse. Dies bedeutet 3 A. Leitzmann, Hrsg., Briefwechsel zwischen Wilhelm von Humboldt und A. W, Schleagl (Halle a.d. Saale, 1908), 69. aber, dass die Sprache nur ein Werkzeug sei, ein vom Menschen gesetztes, zweckmHesiges Zeichen. Bis in die Zeit der Romantik ist diese Auffassung oder deren Spuren zu finden. Bernhardi aussert in seiner Sprachlehre noch die Meinung, daas die Menschen die Notwendigkeit der Sprache 3 fUhlten, sie sich daher erschaffen mussten, weshalb "Willktthr und 4 Verabredung der Ursprung der Sprache" ist. Doch empfand er schon diese 4A. F. Bernhardi, Sprachlehre (Berlin, 1801-1803), 117. ErklSrung als unzureichend, denn sie bedeutete ja, dass die Gesellachaft 5 der Sprache vorausgegangen war. Doch ist fUr ihn die Sprache noch ^Ebenda, 118. hauptsachlich Werkzeug, sinnlich-vernUnftiges Mittel, das dem Menschen htfhere kulturelle SchtJpfungen ermUglicht, Im 2. Band seiner Sprachlehre wird dann der Einfluas A. W. Schlegels deutlicher bemerkbar, der die 6 Lehre vom Ursprung der Sprache durch Ubereinkunft nicht haltbar findst. August Wilhehn Schlegel, Qeachichte der deutschen Sprache und Poeaie. Vorlesungen, gehalten an der UniversitMt Bonn 1818-1819, Deutsche Literaturdenkmale des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts, Dritte Folge, No. 27 (BerUn,~1913), CXLVII, 29. Wie wichtig auch Fichtes Philosophie insgeeamt fUr die deutsche Romantik gewesen sein mag, seine Sprachtheorie stimmt nicht mit der allgemeinen 7 romantischen Denkweise Uberein. Denn auch ftlr Fichte entsteht die 7 'Friedrich Kainz, "Die Sprachphilosophie der deutschen Romantik", Zs. f_. Psychologie und Phyaiologie der Sinneaorgane. Abt. I, CXLIII U938), 321. Sprache aus dem BedUrfnis nach Mitteilung, ist nicht unmittelbarer Ausdruck des Innern, sondern sekundSre, willkUrliche Bezeichnung der 8 Gedanken. Im allgemeinen findet die Auffaetsung der AufklSrung, dass 4 Walter Jeainghaus, k. W. Sohlegela Meinungen ttber die Ursprache (DUsseldorf, 1913), 27. Sprache auf der Vernunft des Menschen basiert, in der Romantik keinen Widerball und muss der Interpretation des GefUhls weichen. Wie gegenwSrtig das Erbe der AufklMrung auch noch fUr Humboldt war, zeigt sich darin, dass er sich heftig dagegen verwabren zu mUsaen meint* Auch er glaubt zwar, dass der Mensch Sprache gesucht habe, weil er ein gesellscbaftliches Wesen sei, aber er leugnet den NUtzlicbkeitscharakter und das Zweekma*ssige dabei. Dort, wo die Sprache nur dem Zweck der VerstSndigung dient, 1st sie totes Werkzeug, Zeichen der Konvention, vom Verstand mecbanisiert und daher nicht lebendig. Da sie aber ein lebendiger Organismus ist, kann sie nicht auf diese Weise entstandon aein. Elne andere europgiscbe Denkbewegung sagt den Romantikera mehr zu: die irrationalen EinflUsse, deren einer der Mystizismus von Jacob BBbme und Hemsterhuis war. In der deutschen Myatik des Mittelaltera aind ja schon alle Grundgedanken der spgter berUhmt gewordenen Systeme der Philosophie im Keim entbalten, und man kann mit Recht die Mystiker 9 die ErzvSter der deutschen Spekulation nennen. FUr die Auffassung vom Q Ernst Benz, Schelling. Werden und Wirken seines Denkens (ZUrich, 1955), 8. Ureprung der Sprache war es insbesondere Jacob BOhme, der neue Wege gewiesen hatte. Nach BOhme gab es eine ursprttngliohe geheimnisvolle Natursprache, die aich bauptsachlich zusammensetzte aus den Voratellungen einer sogenannten "Adamisehen" Sprache, dem Begriff der "Signatur" als elnes Mittels zur Wesenserkenntnis der Dinge und eines FUhrers zum 5 richtigen, das heisst dem Dinge zukommenden Namen, und endlich einer kabbalistischen Sprachanachauung. Adam hatte die ErkenntnisfShigkeit Wolfgang Kayser, "BUhmea Natursprachenlehre und ihre Grundlagen", Euphorion. XXXI (1930), 561. und das aprachbildende Vermtfgen von Gott, der sich ihm in alien Dingen offenbarte. Diese Immanenz Gottes Ubertrug BOhme auch auf die Spraohe: Adam gab den Dingen die ibm von Gott offenbarten Mamen, sodaas also Name und Sache eng mlteinander verbunden waren und die WUrter dieser Ursprache noch das V/esen der Dinge ausdrUckten. Diese mystische Einheit von Name ^benda, 534 ft. und Sache ging den Menschen dann verioren und wurde das Ziel der Sehnsucht der romantischen Sprachforschung. Die "Signatur", die Gemeinsamkeit aller sinnlichen QualitSten elnes Binges, ist fUr Btfbme daa Mittel, daa Wesen des Dingea zu ergrUnden und dadurch der ursprUnglichen (offenbarten) Natursprache nSber zu kommen. Hierauf grUndet sich spMter das Interesse der Roraantiker an der Chiffreschrift der Natur, besonders der Physiognomik, denn alles Ausaerliche ist ja nur Symbol der geheimnisvollen inneren Bedeutung, des wabren Weaens der Dinge. Dass auch Humboldt diese Anschauung teilte, wird noch spHter hervorzuheben eein. Nach BShme ist also das Wort Objektivierung Gottes, daher eine Idealwelt, "eine gedankliche Vorwegnahme der sp&ter geschaffenen Welt, 12 zugleich deren geistiges Wesen." Es schuf sich die sichtbare ^Ebenda, 522. 6 Welt, daa heiast, dass die geiatige Vorstellung des Dings und seine VerkOrperung als Ding "wesentllch" durch daa Wort zusammenhangen. FUr Btfhme ist die Suasere Welt eine Offenbarung der inneren geistigen 13 Mysterie. Hjlbenda. Bedeutsam ist fUr die spHtere Entwicklung ebenfalls, dass BShme sich das Wortschaffen ganz nach Analogie des Seugungsaktes dachte und es auch so beschrieb. Alle KrSfte und 'iualitaten des Menschen aollten daran