WälderWälderWälderWälder fürfürfür WinterthurWinterthurWinterthur

StadtwaldStadtwald WälderWälder fürfür diedie StadtStadt

KulturwaldKulturwald SpiegelSpiegel der der Kulturen Kulturen

BuchenwaldBuchenwald ImIm ReichReich derder BucheBuche

EiszeitwaldEiszeitwald SpurenSpuren der der Eiszeit Eiszeit

JagdwaldJagdwald JagdgründeJagdgründe

NaturwaldNaturwald NaturschutzNaturschutz im im Wald Wald

ErholungswaldErholungswald AufschwungAufschwung imim WaldWald Waldzeit – Wälder für Winterthur Waldzeit Waldzeit – Wälder für Winterthur Waldzeit

WanderwaldWanderwald Waldzeit StreifzügeStreifzüge WaldzeitWälderWälder fürfür WinterthurWinterthur Michael Wiesner Michael Wiesner MichaelMichael WiesnerWiesner Michael Wiesner Waldzeit – Wälder für Winterthur

Michael Wiesner Waldzeit Wälder für Winterthur

Naturwissenschaftliche Gesellschaft Winterthur Herausgeber Naturwissenschaftliche Gesellschaft Winterthur NGW

Autor Michael Wiesner

Gestaltung Claude Wiesner

Korrektorat Sandra Leis

Bildnachweis Michael Wiesner: Umschlag, S. 8, 10, 12, 15, 24, 27, 29, 33, 39 u., 44 o., 51 u. kl. Bild, 56, 61, 62, 63, 64, 65, 67, 68, 69, 70, 71, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 83, 84, 87, 88, 89, 90, 91, 93, 94, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 110, 112, 113, 114, 115, 116, 117 Bildersammlung Stadtbibliothek Winterthur: S. 16, 17, 18, 19, 21, 28, 31, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 43, 44 u., 45, 46, 47, 50, 51, 52, 53 o., 54 u., 55 o. Marc Dahinden: S. 55 u. Beat Märki: S. 86

Lithos PS-Lasersatz AG, Winterthur

Druck Peter Gehring AG, Winterthur

© 1997 Michael Wiesner, CH-8404 Winterthur Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

ISBN 3-9521356-0-7

4 Wälder für Winterthur

Stadtwald Wälder für die Stadt 8

Kulturwald Spiegel der Kulturen 24

Buchenwald Im Reich der Buche 56

Eiszeitwald Auf den Spuren der Eiszeit 78

Jagdwald Jagdgründe 84

Naturwald Naturschutz im Wald 94

Erholungswald Der Aufschwung beginnt im Wald 108

Wanderwald Streifzüge 116

Blätterwald Literaturverzeichnis 128

5 6 Vorwort

Kennen Sie zufällig den Namen des ersten tung. Neben historischen Betrachtungen Win terthurer Stadtforstmeisters? Nein? kommen im folgenden auch aktuelle Fra- Aber vielleicht wissen Sie, wer die Winter- gen zur Sprache. Zum Beispiel: Wie krank thurer Stadtwälder zeitweise zu einem der ist der Winterthurer Wald wirklich? Oder: weltweit angesehensten Lehr- und For- Wieviel Wild erträgt unser Wald? Und was schungsgebiete ge macht hatte. Und wus- heisst eigentlich Naturschutz im Wald? sten Sie auch, dass für die ersten Waldwirt- Bitte lesen Sie selbst. schaftspläne die landesweit berühmtesten Experten nach Winter thur geholt wurden? Oder dass der Wald noch bis weit in unser Dank Jahrhundert hinein ein Segen für die Stadt- kasse war? An dieser Stelle danke ich all jenen lieben Falls Sie jetzt auf einige schwarze Löcher in Menschen, die mir bei der Erarbeitung die- ihrem Bildungshorizont gestossen sind: ser Publikation behilflich waren. Allen vor- Seien Sie getrost. Woher sollten Sie denn an meinem Bruder Claude für seine intensi- die Geschichte unseres Waldes bis in alle ve Arbeit an Karten und Gestaltung. Bei der Details kennen? Schliesslich spielen die Suche nach historischen Waldbildern stan- Win terthurer Wälder in unseren Ge- den mir Felix Kellermüller und Anna Stiefel schichts büchern kaum eine Rolle. Und von der Bildersammlung der Stadtbi blio - wenn, dann höchstens eine unbedeuten- thek Winterthur zur Seite. Für die kritische de. Dabei war ihre Rolle in der Geschichte Durchsicht des Manuskripts danke ich fer- der Stadt Winterthur keineswegs unbe- ner Klaus Felix Kaiser, Hermann Siegerist, deutend. Immerhin hingen Gewerbe und Hans Konrad Schmutz, Markus Christen, Bevölkerung der Stadt während Jahrhun- Peter Lippuner und Reto Gregori. Danken derten am Tropf des Waldes. möchte ich auch Sandra Leis für die Korrek- Diese Abhängigkeit vom Wald und seinen turen und allen Firmen und Institutionen, Rohstoffen war schliesslich der Grund da- die mit ihrer finanziellen Unterstützung die für, dass die Winterthurer ihren Waldbesitz Herausgabe dieses Buches ermöglicht ha- während Jahrhunderten hegten und pfleg- ben. ten – und ihn ständig vergrösserten. Besonderer Dank gebührt schliesslich mei- Heute ist Winter thur mit rund 39 Prozent ner Frau Marianne und meinen Kindern Waldanteil die waldreichste Stadt der Michi, Valentin und Simon für ihre Geduld Schweiz. Grund genug für eine erste um- und ihre Begleitung auf meinen unzähli- fassendere Darstellung der Winterthurer gen Waldspaziergängen. Wälder, ihrer Geschichte und ihrer Bedeu- Michael Wiesner

7

Wälder für die Stadt

Winterthur ist die waldreichste Stadt der auch ohne See jeder anderen Schweizer Schweiz. Statistisch gesehen ist hier mehr Stadt das Wasser reichen. Allein die Fläche als jeder dritte Quadratmeter mit Wald des Winterthurer Waldes ist grösser als der be deckt. Oder anders ausgedrückt: Der ganze Walensee und mithin so gross, dass Wald beansprucht fast 39 Prozent des darauf andere Städte – zum Beispiel Genf Winterthurer Stadtgebiets. Dieser Wald- oder Basel – bequem Platz hätten. anteil ist hoch. Das bestätigt ein Blick über Eindrücklich auch eine andere Zahl: Würde die Stadt grenzen hinaus: Der durch schnitt- man alle Waldränder in Winterthur anein- liche Waldanteil im Kanton Zü rich liegt anderreihen, käme man auf eine Gesamt- bei 28 Prozent. Im Schweizer Mittelland länge von 130 Kilometern – das ist mehr als liegt er noch tiefer, nämlich bei rund 24 die ganze Länge der Thur. Prozent. In Winterthur leben heute rund zehnmal so Vom Wald geprägt vie le Bäume wie Menschen. Die Wälder neh men flächenmässig mehr von der Stadt Der Wald prägt die Winterthurer Land- ein als alle Gebäude, Plätze und Strassen schaft – eine Landschaft, die sich in diesem zu sammen – mehr demnach als das, was Jahrhundert so schnell und so radikal ver- die Stadt eigentlich zur Stadt macht. Damit ändert hat wie nie zuvor. Die Stadtvereini- kann Winterthur landschaft lich gesehen gung 1922, später der Wirtschaftsauf-

Bodennutzung in der Stadt Winterthur (Gesamtfläche: 67,93 km2)

Siedlung 29,1% Wald 38,7% (19,80 km2) (26,32 km2)

Unkultiviert 1,5% Landwirtschaft 30,6% 2 (1,0 km ) (20,81 km2)

9 WÄLDER FÜR DIE STADT

Die Landschaft nördlich von ist heute vollständig ausgeräumt und arm an Naturwerten schwung und das damit verbundene Be- in Wülflingen zum Beispiel – völkerungswachstum führten zu tiefgrei- einst ein vielfältiger Flussraum – gehört fenden Veränderungen der Landschafts- heute zu den an Naturwerten ärmsten struktur: Das Siedlungsgebiet breitete sich Landschaftsräumen der Stadt. Oder das aus, Grünflächen verschwanden, und ab- Gebiet nördlich von Hegi: Diese Landschaft wechslungsreiche Naturräume wichen As - ist heute vollständig ausgeräumt und auf phalt wüsten und Agrarlandschaften. Das industriellen Ackerbau getrimmt.

Im Zweiten Weltkrieg gerodet: Das Hardholz… …und das zu Hegi gehörende Stahlhölzli

10 Elend Eschberg

Schönbüel

Schoren

W o lf en sb er g Lindberg

rg e Schönholz nb Wolfensberg Beere

Brüelberg

g er ib Orbüel g E b n e t e Heiligberg H

Etzberg Chomberg

D än t a u e br e gr

Eschenberg Hulmen

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S 0123 km

Waldgebiete in Winterthur

11 Wälder bestimmen das Landschaftsbild um Seen: Eschenbergwald (vorne) und Etzbergwald (hinten)

Immerhin konnten die Wälder dem Druck Stelle der heutigen Wälder noch grössere der Landwirtschaft und der Siedlungsge- Acker- und Weideflächen aus. Andererseits biete bis heute weitgehend widerstehen – war da mals die Tössebene in der Mühlau allerdings nicht aus eigener Kraft, sondern bei viel stärker bewaldet als heu- dank fortschrittlicher Forstgesetze und ei- te. Und für die Anbauschlacht im Zweiten ner weitsichtigen Bodenpolitik der Stadt. Welt krieg fielen ein grösseres Waldgebiet Seit rund 150 Jahren hat sich an der Fläche in Wülflingen (Hardholz) und ein kleineres und der Verteilung der Winterthurer Wäl- in Hegi (Stahlhölzli) der Axt zum Opfer. der wenig geändert. Auf der Wildschen Heute umgeben acht grosse Wälder das Kar te aus der Mitte des letzten Jahrhun- Winterthurer Siedlungsgebiet (siehe Karte derts ist aber zu sehen, dass einige bedeu- Seite 11). So verschieden diese Waldgebie- tende Waldgebiete erst seit Erscheinen die- te sind, eines haben sie gemeinsam: Sie lie- ser Karte entstanden oder verschwunden gen auf Hügeln. Im Norden der Stadt liegt sind: Im Leisental oder auf dem Etzberg zum der Lindbergwald. Ihm gegenüber, im Sü- Beispiel dehnten sich vor 150 Jahren an den zwischen Seen und Töss, dehnt sich

12 Eigentumsverhältnisse im Winterthurer Wald (Waldfläche total: 26,32 km2)

Stadt Winterthur 63,7% (16,77 km2)

Private 20,2% (5,32 km2)

Kt. Zürich 8,8% (2,32 km2) Holzkorporation Oberi 5,8% (1,52 km2) Bund (SBB) 0,04% (0,01 km2) Holzkorporation Hegi 0,7% (0,19 km2) Kirchgemeinde Wülflingen 0,7% (0,19 km2)

der grösste der Winterthurer Wälder aus: ge südlich der Rämismühle in der Gemein- der Eschenbergwald. Den Abschluss im de Zell (0,28 Quadratkilometer). Osten bilden der Etzbergwald und der Hul- Fünf Waldgebiete in Winterthur gehören men. Und ganz im Westen der Stadt liegt dem Kanton Zürich; sie umfassen eine Flä- der Beerenbergwald. che von insgesamt 2,3 Quadratkilometern: Grössere Waldgebiete bedecken zudem Zu den Staatswäldern gehören ganz oder die Talflanken des Dättnau sowie den teil weise die Waldgebiete Orbüel, Höh- Brüelberg und den Wolfensberg. Daneben wald und Holzhuser auf dem Hegiberg, das finden sich Wälder nördlich von , an Gebiet Ebnet in Töss, das Niesenbergholz der Grenze zu Zell (Schartegg) und schliess- ge gen Kemptthal und eine grössere Fläche lich nördlich der Wallrüti in Oberwinterthur zwi schen Rossberg und Eschenberg (Bann- (Schoren). halden). Die Staatswälder sind direkt der Staatsforstverwaltung unterstellt. Wem gehört der Winterthurer Wald? Schliesslich besitzt auch der Bund – genau- er: die SBB – eine Hektare* Wald auf Win- Von den rund 26,3 Quadratkilometern terthurer Stadtgebiet. Win terthurer Waldfläche gehören nahezu Die Holzkorporation Oberwinterthur kauf- 16,8 Quadratkilometer – also mehr als drei te 1832 dem Kanton Zürich den nordöstli- Fünftel – der Stadt Winterthur. Sie besitzt chen Teil des Lindbergwaldes und etwa 60 neben den zahlreichen Wäldern auf dem Hektaren Wald in (Andelbach) Stadtgebiet auch mehrere Waldgebiete im

Tösstal: am Kümberg in Turbenthal (1,8 * 1 Quadratkilometer (km2) = 100 Hektaren (ha) = Quadratkilometer) und im Gebiet Hornsä- 10 000 Aren (a) = 1 000 000 Quadratmeter (m2)

13 WÄLDER FÜR DIE STADT

ab. Diese Waldgebiete waren bis dahin mit Gebiete, die zum Schutz des Jungwuchses Nutzungsrechten der Bürger von Oberwin - respektive aus Sicherheits- oder aus Natur- terthur belastet. Später vergrösserte die schutzgründen abgesperrt sind, dürfen Holz korporation ihren Wald besitz durch nicht betreten werden. Ankäufe auf die heutige Flä che von 152 Hektaren. Wurzeln im 13. Jahrhundert Der 1836 gegründeten Holzkorporation He gi gehört das 19 Hektaren grosse Wald- Das grösste zusammenhängende Waldge- stück Schönholz an der Grenze zu Wiesen- biet in der Stadt Winterthur ist der Eschen- dangen. Ebenfalls 19 Hektaren umfasst bergwald. Seine Ausdehnung beträgt heu- das am westlichen Wolfensberghang gele- te rund 7,6 Quadratkilometer. gene Wald gebiet Chilenholz. Seit 1844 ist Auf dem Eschenberg wachsen Eschen; da- die Kirchgemeinde Wülflingen vollrechtli- her der Name dieses Waldgebietes. Die er- che Eigentümerin dieses Waldgebiets. ste Behauptung stimmt, die zweite nicht un bedingt. Zwar könnte durchaus die alt- Zahlreiche Privatwaldbesitzer hochdeutsche Bezeichnung ask (Esche) na- mengebend gewesen sein. Ebenso könnten Wie die Gemeindewälder entsprangen aber auch die althochdeutschen Begriffe auch die Korporationswälder dem Ge- ezzisc (Saatfeld; Ort des Ackerbaus) oder meinschaftswald der traditionellen bäuerli- asca (Asche; Rodung durch Feuer) zum Na- chen Nutzungsgemeinde. Das Gesetz stellt men Eschenberg geführt haben. Alle drei die Gemeinde- und Korporationswälder Er klärungen ergäben einen Sinn. auf die gleiche Stufe. Das heisst: Auch die Der Eschenbergwald bildet historisch gese- Holzkorporationen müssen einen Förster hen das Fundament der Winterthurer Stadt- wäh len, Wirtschaftspläne erarbeiten und waldungen, der Wälder also, die heute der dem zuständigen Kreisforstmeister des Stadt Winterthur gehören. In den Ge- Kan tons regelmässig Bericht erstatten. Ne- schichtsbüchern taucht der Eschenberg ben der Stadt, dem Kanton und den Korpo- schon früh auf; bereits 1246 wurde der rationen nennen noch einige hundert Pri- Aschaberk urkundlich erwähnt. Unter dem vatpersonen ein mehr oder weniger gros- Gesichtspunkt der Besitzverhältnisse lie- ses Stück Winterthurer Wald ihr eigen. gen die Wurzeln der Winterthurer Stadt- Für Spaziergänger oder Jogger sind die Be- wälder also im 13. Jahrhundert. Damals sitzverhältnisse unerheblich. Wem auch kam die Stadt zwar noch nicht in den Be- im mer ein Stück Wald gehört: Alle dürfen sitz dieses Waldgebietes, doch immerhin es betreten und darin wild wachsende Bee- zum unbestrittenen Nutzungsrecht. ren pflücken und Pilze* sammeln. Einzig Die Kyburger, eines der grossen Herrscher- geschlechter des 13. Jahrhunderts, domi-

* Pilzschontage im Kanton Zürich: erster bis zehnter je- nierten damals die Region um Winterthur, des Monats und ihnen gehörten als Stadtherren von

14 Winterthur unter anderen auch die Wälder Eschenberg und Lindberg. Als 1264 Graf Hartmann, der letzte Kyburger Graf, ohne Nachkommen starb, fiel das ganze Erbe an seine Schwester, die mit einem Habsburger verheiratet war. Noch im selben Jahr er- neuerte Graf Rudolf von Habsburg, ein Neffe des verstorbenen Kyburger Grafen, das Winterthurer Stadtrecht. Dadurch ka- men die Winterthurer zum endgültigen Nutzungsrecht für den Eschenbergwald. Sie konnten den Eschenbergwald zwar auch früher nutzen, doch bis zur Erneue- rung des Stadtrechts schuldeten sie der Ob rigkeit dafür eine Abgabe. Ganz anders die Bauern: Sie konnten seit je ihren Ei gen - bedarf unentgeltlich aus den Wäldern der Herrschaft decken. Der neue Stadtbrief räumte dieses Recht allen Bürgerinnen und Bürgern der Dorfgemeinde Niederwinter- thur ein. Nun konnten auch sie nach Belie- ben den Eschenbergwald plündern: Holz schlagen, das Vieh weiden lassen oder Streue und Futter sammeln – alles ganz umsonst. Das Jagdrecht indes behielt Ru- dolf von Habsburg – ab 1273 deutscher König – für sich. Im Stadtrechtsbrief von 1264 heisst es: «Item der wald genant Eschaberg sol mit dem gemeinen rëchte, daz ze tütsch ge- nëmt wirt gemeinmerch, von nun an für- bass hin in den brûch der genanten stat val- len; in zîlen und marchen, gerëchtigkeiten und burdinen, wie die bishin von altem hër kunt sint.» Diese Bestimmung war klar: Der Eschen- berg soll in alle Zukunft gemeinmerch – ge- meine Mark oder im weiteren Sinne All- mend – der Stadt Winterthur sein, das WÄLDER FÜR DIE STADT

heisst gemeines, unverteiltes Gut, das den Das Jagdrecht blieb wie schon erwähnt bei Gesamtinteressen dient. Zu deren Schutz Kyburg, dann bei Zürich. Für einige Brisanz erliess die Stadt Verordnungen: Wer dage- sorgte die Falkenjagd. Ihretwegen gerieten gen verstiess, wurde bestraft. sich Zürich und Winterthur im Jahre 1502 Allerdings war die Stadt nicht alleinige in die Haare. Winterthur bat Habsburg um Nutzniesserin des Eschenbergwaldes. Zahl- Hilfe – vergeblich: Zürich stellte klar, dass reiche Mitnutzer, darunter natürlich das das Federspiel im Eschenbergwald Sache Haus Kyburg selbst und die ihm gehören- der Bürger von Zürich sei. Später verpach- den Höfe auf dem Eschenberg, bedienten tete die Hauptstadt die Falkenjagd, die bis sich vorerst nach Lust und Laune aus die- ins 18. Jahrhundert gepflegt wurde, vor al- sem Waldgebiet. Zu den Nutzniessern des lem an Winterthur. Das war den Winter- Eschenbergwaldes gehörte lange Zeit auch thurern indes nicht genug: Sie hatten mit der Veltemer Weingarten; er bezog aus Zürich ein Abkommen getroffen, in dem diesem Waldgebiet seine Rebstickel – und ihnen innerhalb der Landvogtei Kyburg be- das waren nicht wenige: noch Ende des 17. stimmte Jagdreviere zuerkannt wurden. Zu Jahrhunderts rund 7000 Stück pro Jahr. diesen gehörte ab 1715 auch der Eschen- Der Eschenberg wurde der Stadt also nicht berg. Weitere zugewiesene Jagdgebiete geschenkt, sondern blieb zunächst im Be- befanden sich im Lindbergwald. sitz Rudolfs von Habsburg und ging dann Nach und nach verwischten sich die 1452 in den Besitz der neuen Herrschaft, Rechtsverhältnisse um den Eschenberg- der Stadt Zürich über – mitsamt der Hofge- wald; das wirtschaftlich bedeutende Nut- meinschaft Eschenberg und einigen ande- zungsrecht verfestigte sich zum Eigentum. ren nahe gelegenen Höfen. Gleichzeitig verschwand das wirtschaftlich

Winterthur und der Eschenberg: Karte Von dem Zürichgäu von Jos Murer aus dem Jahre 1566

16 Die Gyger-Karte aus dem Jahre 1660 zeigt sehr schön die waldfreien Gebiete auf dem Eschenberg unbedeutende Jagdrecht der Obrigkeit. heute vollständig von Wald umgeben, son- Nur die Höfe blieben vorerst Eigentum dern mit dem nicht mehr bestehenden Hof frem der Vögte. Häsental bei Sennhof durch Kulturland ver- bunden. Dieses Landwirtschaftsgebiet war Landwirtschaft statt Wald mehr als doppelt so gross wie die heutige Waldlichtung. Auch die heute bewaldeten Der Eschenbergwald war im Mittelalter Täler Häsental und Leisental waren bis Mit- kleiner als heute. Eigentliche Rodungswel- te des letzten Jahrhunderts landwirtschaft- len hatten den Wald vielerorts weggefegt lich genutzte Gebiete. und ausgedehntes Acker- und Weideland Zug um Zug kaufte die Stadt die zur Kyburg hin terlassen. Auf der Landkarte von Jo- und später zur Stadt Zürich gehörenden hann Conrad Gyger aus dem Jahre 1660 Höfe auf dem Eschenberg auf. Diesen sind die grossen waldfreien Gebiete auf stand bis dahin noch immer das Recht zu, dem Eschenberg noch deutlich zu sehen. im Eschenbergwald zu holzen und ihre Tie- Damals war der Eschenberghof nicht wie re weiden zu lassen. Von diesen Einschrän-

17 WÄLDER FÜR DIE STADT

Wild-Karte 1850: Zum letzten Mal zeigt eine Karte den Hof Leisental und das offene Flussbett der Töss kungen wollten sich die Winterthurer be- maligen Hofgemeinschaft Eschenberg hat freien: Zwischen 1520 und 1756 erwarb die die Stadt erhalten, zur Wirtschaft umge- Stadt deshalb die Höfe Höngg (1520) und baut und 1989 mit einem neuen Landwirt- Brunnenwinkel (1526) im Westen des schaftsbetrieb ergänzt. Eschenbergs sowie die Höfe im Leisental So wie die Höfe auf dem Eschenberg ver- (1520) und im Häsental (1756). Die Hofge- schwanden auch die Mühle am Hinteren meinschaft Eschenberg schliesslich kam Chrebsbach und die Burg auf dem Gamser. nach und nach ebenfalls in den Besitz Win- Sie soll ein Vorposten der Kyburg gewesen terthurs (1598/1699/1725). sein, um den Eingang ins obere Tösstal zu In den dreissiger Jahren des letzten Jahr- sichern. Die gleiche Aufgabe hatte wohl hunderts begann die Stadt diese Gebiete auch die Burg Langenberg, die über dem aufzuforsten: Die aufgekauften Höfe ver- Reitplatz stand. schwanden, die entsprechenden Gebäude wurden abgerissen und das ehemalige Vom Bruderhaus zum Forsthaus Land wirtschaftsland wieder zu Wald. Ein- drücklich ist die Aufforstung des alten Bau- Mitten in einer Waldlichtung im Eschen- erngutes im Leisental 1850: Nach 350 Jah- bergwald liegt das Bruderhaus, ein ehe- ren bäuerlicher Nutzung wurde aus diesem mals kleines Landwirtschaftsgut. Während Landwirtschaftsgebiet eine für Winterthur Jahrhunderten zogen sich gläubige Män- einmalige Waldlandschaft. ner – und zwischenzeitlich auch Frauen – Von den meisten Höfen blieb nichts mehr ins Bruderhaus zurück, um da ungestört übrig ausser den heute noch gebräuchli- Gott dienen zu können. Doch die Wald- chen Flurnamen. Einzig einen Teil der ehe- brüder lebten nicht immer gottesfürchtig:

18 Der Hof Leisental um 1810, im Hintergrund die Kyburg (Ölbild von Salomon Brunner, 1778–1848)

Ihr unflätiges Benehmen bot immer wieder sitz. Nachdem 1530 der letzte Waldbruder Anlass zu Strafen durch den Scharfrichter. gestorben war, wurde das Bruderhaus Einer der Brüder landete 1522 sogar auf dem zum Ruhesitz für Betagte. 1786 wurde die Scheiterhaufen. Drei Jahre später endeten Kapelle abgebrochen, und 1818 wandelte auch die Altarstatuten in den Flammen: Die die Stadt das Bruderhaus ins städtische Reformation legte die Kapelle still. In dieser Forsthaus um. Bis 1830 blieb es Wohnsitz Zeit nahm die Stadt das Bruderhaus in Be- des ersten Stadtforstmeisters Andreas

Das Bruderhaus in der Mitte des letzten Jahrhunderts: Vom städtischen Forsthaus zum Waldwirtshaus

19 WÄLDER FÜR DIE STADT

Weinmann. Dann fanden die Winterthurer, und Stockbrunnen im westlichen Teil des «es sei nicht gut, dass der Forstmeister dau- Lindbergwaldes. Im Ostteil besitzt die Holz- ernd unter Bäumen lebe», er müsse auch korporation Oberwinterthur das Gebiet im Kontakt mit seinen Mitbürgern bleiben. Rü tenen-Erlen, und Privaten wiederum Seit 1838 ist das Bruderhaus ein Waldwirts- gehö ren Waldparzellen gegen haus. 1890 legte ein Wildparkverein ein und im Mockentobel. Ge hege an, das die Stadt Mitte dieses Jahr- In den Waldgebieten Schönbühl, Egg, Elend hunderts mitsamt dem Tierbestand über- und Brudergarten nördlich von Stadel über- nahm. 1971 wurde die alte Wirtschaft um- nahm die Stadt zahlreiche Parzellen, als sie gebaut und vergrössert und der kleine 1598 das Schloss Mörsburg erwarb. Zwi- Landwirtschaftsbetrieb aufgegeben. schen 1903 und 1912 kaufte sie vor allem um die Mörsburg herum weitere Waldpar- Lindbergwald inbegriffen zellen auf.

Wie der Wald auf dem Lindberg ursprüng- Viehweide am Brüelberg lich in den Besitz der Stadt kam, ist nicht bekannt, denn über den Erwerb dieses Über den Kauf des Brüelbergwaldes ist we- Waldes liegen keine Akten vor. Zumindest nig bekannt. Vermutungen zufolge soll er ein Teil des Limpergs gehört aber sicher seit zur Herrschaft Wülflingen gehört haben dem 13. Jahrhundert der Stadt. und schliesslich vom damaligen Besitzer an Der Lindbergwald war wahrscheinlich schon die Stadt verkauft worden sein. Andere zur Zeit Rudolfs von Habsburg grösstenteils Mutmassungen besagen, dass er als Weide- in der Waldung Eschenberg inbegriffen. Ent- oder Waldboden von jeher der Stadt ge - sprechend kamen die Winterthurer eben- hörte. Diese Hypothese erhält Unterstüt- falls per Stadtrechtsbrief zum endgültigen zung durch den Namen Brüelberg. Er soll Nutzungsrecht. Und wie beim Eschenberg sich aus dem althochdeutschen broil oder blieben Jagdrecht und Gerichtsbarkeit beim bruil herleiten, womit eine wasserreiche, Eigentümer; zuerst bei Kyburg, dann bei buschige Wiese, Aue oder ein Rasenplatz Habs burg und schliesslich bei Zürich. gemeint ist. Zumindest der untere Teil ge- Immerhin hat die Stadt im vorderen Teil des gen die Eulach war früher eine Viehweide. Lindbergs einige Gebiete hinzugekauft: die Die Waldpartie im Westen des Brüelbergs Höfe Lörlibad (1527) mit den drei dazuge- gehörte bis vor 75 Jahren zum Gemeinde- hörenden Quellen und Süsenberg (1593). wald Wülflingen. Sie kam mit der Einge- Bereits vor 1478 waren die ehemaligen Lind- meindung der Vororte 1922 zur Stadt. Die berghöfe Ackern, Altenburg und Lindberg Wälder um Alt Wülflingen kaufte die Stadt im Besitz der Stadt. im Jahre 1760 Oberst Salomon Hirzel ab. Heute gehören der Stadt Winterthur die Wie zahlreiche andere Waldgebiete in Win- Gebiete Ischluss, Süsenberg, Eichwald, Eich - terthur wurde auch der Etzberg einst land- büel, Römerholz, Weiherholz, Eggenzahn wirtschaftlich genutzt und später aufgefor-

20 bestehenden Staatswaldes auf dem Hinter Etzberg. Der Hof auf dem vorderen Etzberg wurde 1847 von der Gemeinde Seen über- nommen und später aufgeforstet.

Waldrodungen im Vogelsang

Im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts erlebte die Winterthurer Industrie einen ra- santen Aufschwung. In jene Zeit fielen auch die Gründungen von Banken und Han dels häusern und der Schweizerischen Unfallversicherungsgesellschaft. Sie doku- men tieren den Beginn einer florierenden Gyger-Karte von 1660: Höfe auf dem Etzensperg Wirtschaft. Die Winterthurer Bevölkerung wuchs rasch an – und mit ihr auch der Be- stet. Der Etzberg war schon im Frühmittel- darf an Bau- und Industrieland. Doch ge- alter besiedelt. Aus dieser Zeit dürfte auch nau daran fehlte es allenthalben. sein Name stammen: Der erste Besiedler Deshalb wollte die Stadt die damaligen soll Ezzo gewesen sein. Die Waldlichtung Waldgebiete Vogelsang und das südlich da- auf dem Etzberg bestand bis Mitte des letz- von gelegene Gulimoos roden. Zwar ver- ten Jahrhunderts. Neben Ackerbau und langte das zürcherische Forstgesetz für Ro- Milchwirtschaft wurde dort auch etwas dungen schon damals gleich grosse Ersatz- Rebbau betrieben. Was die Besitzverhältnisse betrifft, so hat der Etzberg eine bewegte Geschichte: Im- Bevölkerungsentwicklung mer wieder wechselten einzelne Gebiete in Winterthur seit 1850 die Hand. Der Etzberg war schon früh im (mit den ehemaligen Vororten) Besitz reicher Familien. Zu ihrem Seelenheil Einwohner 100 000 vermachten viele ihre Höfe der Kirche – zu Eigentum oder zur Nutzung. Später ver- 80 000 kauf ten die zum Teil hoch verschul deten

Kirchen diese Besitztümer weiter. So muss- 60 000 te zum Beispiel das Kloster Petershausen seinen Besitzanteil am Etzberg im Jahr 40 000 1580 an die Stadt Zürich verkaufen. Als 1825 der letzte Pächter dieses Gutsbe- 20 000 triebs starb, begann das kantonale Forst- 0 amt mit der Aufforstung des heute noch 1850 1880 1910 1940 1970 1995

21 WÄLDER FÜR DIE STADT

Stadtwaldreviere und Gemeindewälder vor der Stadtvereinigung 1922

0 100 200 300 400 500 600 700 800 Hektaren

737 Eschenberg

168 Lindberg-Mörsburg

151 Brühlberg-Schlosshof

99 Kümberg (Turbenthal) Stadtwaldreviere

242 Wülflingen

132 Seen, ,

98 Töss

73 Veltheim

27 Oberwinterthur, Hegi, Stadel Gemeindewälder

aufforstungen. Ob allerdings auch die Stadt Die Gemeindeversammlung bewilligte 1873 für die geplanten Rodungen im Vogelsang den Kauf der betreffenden Parzellen. Die und Gulimoos solche Aufforstungen hätte Stadt erwarb also vier Höfe am Kümberg in vornehmen müssen, ist unklar. Denn seit Turbenthal – mitsamt umliegen dem Acker- 1838 hatte die Stadt einen grossen Teil des und Wiesland und grösseren, allerdings Kulturlandes der Eschenberghöfe und der heruntergewirtschafteten Waldparzellen: früheren Höfe Häsental und Linsental frei- insgesamt rund 93 Hektaren. Die ser Kauf willig aufgeforstet – insgesamt mehr als als Ersatz für die zur Rodung vorgesehenen 1,4 Quadratkilometer. Ausserdem verlangte Waldgebiete Vogelsang und Gulimoos wur- auf eidgenössischer Ebene erst das Forstge- de vom damaligen Stadtforstmeister Kaspar setz von 1902 für jede Rodung zwingend Weinmann stark gefördert. eine Ersatzaufforstung. Und Paul Lang – Der Wald im Vogelsang wurde schliesslich Stadtforstmeister von 1928 bis 1960 – fol- gerodet, im Gulimoos hingegen blieb er gerte daraus, dass die Stadt auch ohne Er- stehen. Die Höfe am Kümberg wurden ab- satzaufforstungen grössere Flächen hätte gerissen und das dortige Gebiet aufgefor- roden dürfen. stet. Die Rendite allerdings liess auf sich Wie auch immer: Der Stadt war damals viel war ten. Weil das Gebiet während 25 Jah- daran gelegen, ihren Waldbesitz – immer- ren unverändert klein blieb und die Last des hin eine wichtige Einnahmequelle – nicht Nationalbahndebakels schwer drückte, zu verkleinern. Sie sah sich deshalb nach wur den gegen Ende des vergangenen zusätzlichen Waldgebieten ausserhalb ih- Jahrhunderts immer häufiger Stimmen rer Grenzen um und fand solche auch – laut, die einen Verkauf des Kümbergwal- oberhalb von Turbenthal im Tösstal. des an den Kanton forderten. Der kaufte

22 Stadtwaldreviere seit der Stadtvereinigung (Stand: 1995)

0 100 200 300 400 500 600 700 800 Hektaren

758 Eschenberg

258 Wülflingen

198 Lindberg-Mörsburg

181 Kümberg (Turbenthal)

180 Seen

132 Brühlberg-Schlosshof

83 Töss

83 Wolfensberg

28 Hornsäge (Zell)

damals ohnehin Gebiete in der Region des folgte vor 75 Jahren: Mit der Eingemein- Tössstocks, um durch Aufforstungen die dung der Vororte im Jahre 1922 vergrös- wilde Töss zu bändigen. Doch aus diesem serte die Stadt Winterthur ihren Waldbesitz Geschäft wurde nichts: Der damalige Stadt- mit einem Schlag um rund 50 Prozent, von forstmeister wehrte sich erfolgreich gegen 1209 auf 1787 Hektaren. den Verkauf des Kümbergwaldes. Dieses Wie die ehemaligen Vorortsgemeinden vor Waldrevier hat die Stadt seither durch wei- der Eingemeindung zu ihren Wäldern ka- tere Ankäufe und Aufforstungen ständig men, ist nur teilweise dokumentiert. Im- ver grössert. So auch damals, als für den merhin wissen wir genau, welche Wälder Fried hof und die Kläranlage Hard die Vorortsgemeinden in die Stadtvereini- Wald gerodet wurde. Bei der Stadtverei ni - gung mitbrachten: So gehörten zum dama- gung war das Revier Kümberg 150 Hek ta- ligen Gemeindewald Wülflingen die Wald- ren gross, heute umfasst es 180 Hektaren. gebiete Hard, Beerenberg, Brüelberg und Um für die wachsende Bevölkerung genü- Chomberg. Die Gemeinde Veltheim besass gend Trinkwasserfassungen bereitstellen das beachtliche Waldgebiet auf dem Wol- zu können, begann die Stadt noch im letz- fensberg. Der Gemeinde Seen gehörten ten Jahrhundert, grundwasserreiche Ge- die Waldgebiete Nübrechten und Etzberg, biete im Tösstal zwischen Rämismühle und und die Gemeinde Töss besass verschiede- Rikon aufzukaufen. So entstand das Stadt- ne kleinere Waldparzellen aus dem frühe- waldrevier Hornsäge, das heute rund 28 ren Klosterbesitz. Schliesslich bleiben noch Hek taren umfasst. die Waldgebiete Bestlet und Hulmen: Sie Die in jüngerer Zeit wohl bedeutendste Er- ge hörten den ehemaligen Zivilgemeinden weiterung der Winterthurer Waldfläche er- Ober seen und Eidberg.

23

Spiegel der Kulturen

Seit Jahrhunderten nutzen die Winterthu- Der erste bekannte Rathausbau aus dem rer die umliegenden Wälder – der Zeit ent- Jahre 1435 war vollständig aus Holz. Der sprechend auf verschiedene Weise. Der Rathausbau von 1782 war zwar ein Stein- Wald als Naturraum hat sich dadurch ver- bau, dennoch wurde viel Bauholz verwen- ändert. Sein Erscheinungsbild war stets ein det: rund 500 Kubikmeter. Rechnet man Spiegel der Stadt und des Lebensstils ihrer mit 1,2 Kubikmeter nutzbarem Bauholz pro Bewohner. Und vor allem: Es war und ist Baumstamm, entspricht dieser Verbrauch ein Sinnbild für das Verhältnis der Winter- fast 420 Baumstämmen. Noch grösser war thurer zu ihrem Wald. die Holzmenge, die der Bau des neuen Spi- Bereits im 13. Jahrhundert, als die Kybur- tals am Neumarkt von 1806 verschlang: ger das Nutzungsrecht für den Eschen- 1100 Kubikmeter oder 920 Baumstämme. bergwald verbrieften, war dieser gezeich- Für die Stadt-Metzg, die Schützenhäuser net von einer starken Übernutzung. Nicht und viele andere öffentliche Gebäude wur- ohne Grund kaufte die Stadt viele Land- de ebenfalls viel Bauholz verbraucht. wirtschaftsgebiete und forstete sie auf: Die Selbst verständlich wurden auch Brücken, ausgeplünderten Wälder vermochten kaum Brunnenstöcke und -tröge lange Zeit aus- mehr den zunehmenden Holzverbrauch zu schliesslich aus Holz gebaut. Viel Holz be- decken. nötigte zudem die Bedeckung des Stadt- kanals. Grössere Mengen Holz verbrauch- Auf dem Holzweg ten auch die Mühlen und Badstuben; nicht nur für Bau und Renovationen, sondern Schon früh hatten die Winterthurer einen auch für das Aufheizen des Wassers. grossen Bedarf an Bau- und Brennholz: Ar- Seit Mitte des 15. Jahrhunderts gab es in chäologen fanden im Keller des Waaghau- Win terthur den Bürgernutzen: Jeder Haus- ses das Fundament eines Holzhauses, das halt erhielt jährlich ein Quantum Brenn- vor 1200 gebaut wurde. Und Grabungen holz. Um 1700 betrug der Bürgernutzen an der Marktgasse 44 förderten Überreste drei Klafter – etwa neun Kubikmeter. von Holzbauten aus dem 10. bis 13. Jahr- Weil eine solide Bauweise und der regel- hundert zutage. mässige Unterhalt der Privathäuser in der Für den Bau und Unterhalt ihrer öffentli- Stadt ein militärisches und damit öffentli- chen Gebäude bediente sich die Stadt seit ches Anliegen waren, wurde Bauholz lange je aus den umliegenden Wäldern. Allein Zeit gratis abgegeben. Holz war während die mittelalterlichen Festungen brauchten Jahrhunderten so begehrt, dass das städti- riesige Mengen Holz, genauso wie die Kir- sche Bauamt ein lukratives Geschäft mit Holz chen und Schulen. aus dem eigenen Depot aufziehen konnte.

25 SPIEGEL DER KULTUREN

Bis zu einem gewissen Grad ersetzte Holz Dieser Beschluss brachte schon im folgen- sogar das Geld als Zahlungsmittel. Noch im den Jahr ansehnliche Mehreinnahmen in 19. Jahrhundert wurden von der Stadt gros- die Stadtkasse. Neben Holz verkaufte die se Mengen Holz als Ehrengabe und als Lohn Stadt aus ihren Wäldern auch Harz, Rinde, oder als Lohnbestandteil ausbezahlt: an die Pflanzen, Steine und Lehm. Mitglieder der Behörden als Ehrengabe – in Form sogenannter Herren- und Kompetenz - Auch beim Vieh begehrt beigen – und an Angestellte als Dienstlohn. Auch die Mitglieder des Kleinen und des Eine bestimmte Form der Waldnutzung war Grossen Rates, diejenigen des Stadtgerichts, in der Vergangenheit von besonderer Be- der erste Stadtpfarrer sowie alle Lehrer, För- deutung: die Waldweide. Davon zeugen ster, Scharfrichter und Hebammen kamen Flurnamen wie Chalberweid, Geissbüel oder in den Genuss einer Extra-Portion Holz. Und Chuestelli. Weil die Landwirtschaft noch für spezielle Anlässe gab’s nochmals Holz: keine Stallfütterung kannte, weidete das die Schützentanne den Feuerschützen, die Vieh auf der Allmend und auf der Brach- Küfertanne den Küfern bei der Hochzeit, zelg, vor allem aber im Wald. Die Waldwei- ausserdem die Tannen für den Bau- und de war ein fester Bestandteil der Dreifel- Holzamtmann beim Amtsantritt und beim derwirtschaft. Schweine, Rinder, Ziegen Rücktritt und den Müllern schliesslich alle und Schafe wurden zur Fütterung regel- drei Jahre Bauholz für den Unterhalt ihrer mässig in den Wald getrieben. Ausserdem Wasserräder. Kleinere Mengen Brennholz wurden im Herbst Eicheln und Buchen- wurden zudem als Unterstützung an die Ar- nüsschen als Wintervorrat für die Schwei- men abgegeben. Mittellose Witwen zum ne gesammelt. Die freie Waldweide war für Beispiel erhielten die Witwenbeigen. die Kleinbauern enorm wichtig, aber sie In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschärfte den prekären Zustand der wu rde das Brennholz – etwa 2700 Klafter Stadtwälder. Die scharfen Hufe der Tiere pro Jahr – den Bezugsberechtigten zum schädigten die Baumwurzeln und verdich- Haus gebracht, das Bau-, Säg- und Nutzholz teten den Waldboden. Die Laubbäume lit- hingegen wurde auf den Schlägen verkauft. ten besonders stark unter der Waldweide: Bis 1860 befriedigte die Stadt ihren Brenn- Ihre saftigen Knospen waren bei den Tieren holzbedarf ausschliesslich aus den eigenen sehr begehrt… Wäldern. So endete mancher Stamm, der durchaus als Bauholz getaugt hätte, als Nützlich und doch schädlich Brennholz. Weil die Preise für Bauholz in- des rasch stiegen, beschloss die Gemeinde Auch die Menschen taten sich an den Na- 1860, das für den Bürgernutzen notwen- turprodukten aus dem Wald gütlich: Sie dige Brennholz in Süddeutschland einzu- beuteten nicht nur Holz aus, sie sammelten kaufen und die als Bauholz verwendbaren zum Beispiel auch Laubfutter, Gras, Kräu- Stämme künftig zu verkaufen. ter, Pilze, Beeren oder Laubstreu.

26 In schlechten Heujahren schneitelten die Bauern Ersatzfutter im Wald. Das heisst: Sie schnitten feine Laubzweige von Ahorn, Linde und Ulme als Futter für Ziegen und Schafe. Zudem nutzten die Winterthurer in ihrem Haushalt viele nützliche Produkte aus den umliegenden Wäldern: Wacholder für Rauchfleisch, Eichen- und Fichtenrinde für die Rotgerberei, Harz zum Abdichten der Fässer, für den Wäschesud oder zum Brühen der Schweine, Lindenbast zum Bin- den der Reben, Weidenruten zum Flechten von Körben und schliesslich auch trocke- nes Laub für Laubsäcke und als Stallstreue. Wichtig waren auch Heilpflanzen aus dem Wald. Und wahrscheinlich brannten die Win terthurer schon im 13. Jahrhundert Holzkohle. Durch diese Nebennutzungen ent zogen die Winterthurer ihrem ohnehin schon angeschlagenen Wald zusätzlich wichtige Nährstoffe.

Im Dickicht der Paragraphen

Vor allem aber der enorme Verbrauch von Bau- und Brennholz wirkte sich schon bald prekär auf den Wald aus – und auf die Stadt. Als sie nämlich 1313 abgebrannt war, fehlte es nach dem Wiederaufbau al- lenthalben an Bauholz. Als Reaktion darauf erliess die Stadt unzählige Verordnungen und Bestimmungen, die nur eines zum Ziel hatten: den Holzverbrauch zu mässigen und den Holzvorrat der Winterthurer Wäl- der zu steigern. Schon ein halbes Jahr nach der Brandkatastrophe erliess die Stadtre- gierung eine Verordnung, die den Steinbau förderte und den Holzbau vom Ermessen des Rates abhängig machte. SPIEGEL DER KULTUREN

Aus Angst vor einer drohenden Holznot Besitz zu wahren. Seine heutige Aufgabe, schuf die Stadt 1346 ihre erste Holzord- also die angepasste Waldnutzung und -Be- nung. Gemäss dieser war das Schlagen von wirtschaftung, bekam der Förster erst mit Bauholz im Eschenbergwald ohne behörd- den Anfängen der modernen Waldwirt- lichen Segen strafbar. Aus der ersten Holz- schaft gegen Ende des 18. Jahrhunderts. ordnung geht übrigens hervor, dass bereits damals eine Behörde bestand, welche die Ende Feuer für Gratis-Brennholz Stadtwälder beaufsichtigte und verwaltete. Ihr waren sogenannte Holzgeber zugeteilt, Im Jahre 1481 folgte eine weitere Ein- die den Bürgern das Holz zuweisen mussten. schränkung der Holzabgabe: Die Stadt strich Ab 1463 durften Brenn- und Bauholz nur den Bädern die Gratisbezüge von Brennholz. noch nach vorheriger Anmeldung und An- 1486 verordnete der Rat, den Hochwald im weisung bezogen werden. Der Wälder Sat- hinteren Teil des Eschenbergs für den Holz- zung aus diesem Jahr deutete schon da- transport zugänglich zu machen und den mals auf eine starke Übernutzung der Win- verbuschten Niederwald im vorderen Teil terthurer Wälder hin. In dieser Waldsatzung zu schonen. Der damalige Niederwald wur- wurde erstmals zwischen Rot- und Weiss- de alle 12 bis 15 Jahre geschlagen; er ver- tannen unterschieden. Seit Mitte des 15. jüngte sich durch Stockausschlag. Jahrhunderts besteht das Amt des Försters. Aus dem Jahre 1487 stammt die Bestim- Er hatte allerdings lange Zeit lediglich eine mung, wonach an Fremde keine Tannen Polizeifunktion, erst später kamen admini- abgegeben werden dürfen, falls sie die strative Funktionen dazu. Das heisst: Der Stadt nicht mit Eichenholz beschenken. Förster hatte die Aufgabe, den städtischen Und 1494 mussten die Zimmerleute aus-

Einblick in den Stadtwald vergangener Zeiten: Stamm an Stamm – stehend und liegend

28 Stockausschlag bei einer gefällten Hagebuche an der Hinteren Krebsbachstrasse im Eschenbergwald drücklich schwören, keine Rottannen zu Beim Holzfällen wurde in jener Zeit immer fällen, wenn die Weisstannen den Zweck wieder gestockt. Das heisst: Arme Bürger auch erfüllten. 1513 schränkte die Stadt hatten – entgegen den Weisungen des Ra- die Abgabe von Tannenholz für Dachschin- tes – die beim Fällen übriggebliebenen deln ein und begann dafür mit der Sub- Stumpen mit der Axt aus der Schale ge- ventionierung von Tonziegeln. Im Jahre hauen, also die Stämme bis zur Wurzel ab- 1559 wurde die Aufforstung neu geregelt; geschlagen und sogar die Wurzelstöcke wenn ein Waldschlag abgeschlossen war, her ausgenommen. Der Rat forderte indes musste das Gebiet eingezäunt und aufge- bis ins 19. Jahrhundert, dass die Stämme forstet werden. Eine Verordnung von 1550 aus Rücksicht auf die Verjüngung deutlich sorgte für einen sorgfältigeren Umgang über der Wurzel geschlagen werden. 1833 mit dem kostbaren Holz: Untersagt waren schliesslich wurde das Stocken verboten. zum Beispiel der Verkauf des eigenen Brenn- Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts folgten holzes, das absichtliche Fernbleiben von noch zahlreiche weitere Verordnungen den Terminen, an dem das Holz zugeteilt und Erlasse, die allesamt den Pfründen der wurde, der Aufkauf der Rebstecken und Privilegierten an den Kragen gingen. Einige der Handel damit oder das Verfaulenlassen Nutzungsrechte musste die Stadt noch im des zugeteilten Holzes. Schliesslich verbot 19. Jahrhundert loskaufen. Bis 1840 waren der Rat 1641 auch das Harzen im Wald. aber alle bedeutenden Nutzungsrechte un- Um all die städtischen Verordnungen bes- terbunden. Einzig der Bürgernutzen, also ser durchsetzen zu können, wurde 1667 die Gratisabgabe von Brennholz an die Bür- ein Forstamtmann (Holzamtmann) an die ger, überdauerte die lange Zeit der Regu- Spitze der Forstverwaltung gewählt. lierung und Reglementierung. 1749 wurde

29 SPIEGEL DER KULTUREN

er zwar auf zwei Klafter reduziert, 1838 je- wie der städtische Bauherr und der Forst- doch wieder auf drei Klafter erhöht. Erst amtmann an. Diese Kommission kämpfte 1875 wurde der Bürgernutzen durch Ge- ge gen die zahlreichen waldschädigenden meindebeschluss aufgehoben. Nutzungsrechte und bereitete den Weg Die Bedenken um die Holzvorräte wurden vor für eine geregelte Forstwirtschaft. Sie mit der Zeit so gross, dass die Stadt Aus- setzte sich zuerst für die massive Ein- schau hielt nach einem Ersatzmaterial für schränkung der Bauholzabgabe ein. Mit Brennholz. Schon 1717 wies der Rat auf die Erfolg: Ab 1791 gab es Bauholz nur noch Turben (Torf) als empfehlenswertes, der für die wichtigsten Gebäudeteile, ab 1806 Rui nierung der Waldungen entgegenwir- wurde die Abgabe auf ein Drittel und ab ken des Brennmaterial hin. 1735 nahm die 1833 auf ein Fünftel des effektiven Bedarfs Stadt das Turbenstechen im Hettlinger Ried beschränkt. Fünf Jahre später, 1838, trat auf, 1748 und 1749 beim Riedhof und beim das neue Forstgesetz in Kraft, das die Bau- Hof Ruchegg (südöstlich der Mörsburg) holzabgabe vollständig unterband. und später in Seuzach und Neftenbach. Ende der Waldweide Forstkommission machte Dampf Um den Wald zu schonen, erliess die Stadt 1780 setzte die Stadtregierung eine ständi- schon früh Verordnungen über die Wald- ge Forstkommission ein; knapp 100 Jahre weide. Ein erstes Weideverbot für die Scha- spä ter, 1873, wurde sie wieder abge- fe und Ziegen im Wald stammt bereits aus schafft. Ihr gehörten vorerst je drei Mitglie- dem Jahre 1482. Ab 1693 durften Stiere, der des Grossen und des Kleinen Rates so- Schafe und Ziegen überhaupt nicht mehr

Anteil von Brennholz an der gesamten Holzernte im Winterthurer Stadtwald (1923-1993)

70%

60% 61% 55% 50%

40% 45%

30% 31% 29% 20%

10% 3% 8% 10% 0% 1923 1933 1943 1953 1963 1973 1986 1993

30 des letzten Jahrhunderts sank die Nach- frage nach Brennholz. Im Zweiten Welt- krieg stieg der Bedarf allerdings nochmals kräftig an. Am Ende des Krieges 1945 wur- den 65 Prozent der gesamten Holzernte in den Stadtwäldern zu Brennholz verarbei- tet. Moderne Ölheizungen und die Elektri- zität in Küche und Waschraum liessen den Brennholzverbrauch in der Nachkriegszeit indes wieder auf einen Bruchteil früherer Zeiten sinken (siehe Grafik Seite 30). Heute wäre Brennholz mehr als genug vor- handen. Und umweltfreundliche Alternati- ven zu den russenden Dreckschleudern Holzmagazin Reitplatzstrasse von damals gäbe es mittlerweile auch: die Holzschnitzelheizungen. Weil Holz im Ge- in den Wald getrieben werden, und von gensatz zum Heizöl eine erneuerbare Ener- den Pferden durften von da an nur noch die gie ist, könnte es in Zukunft wieder begehrt Arbeitstiere im Wald weiden. Immer wie- werden. Die Stadtverwaltung selber hat be- der zäunten die Winterthurer einzelne Wald- reits positive Erfahrungen mit Holzschnit- gebiete auf dem Eschenberg und auf dem zelheizungen gemacht: 1985 hat sie beim Lindberg ein, um sie gegen das weidende Reitplatz ein Lager für Hackschnitzel einge- Vieh zu schützen. richtet und im folgenden Winter eine erste In der Holzordnung von 1749 wurde den Schnitzelfeuerung im Schulhaus Hegifeld Pächtern auf dem Eschenberg das Weiden in Oberwinterthur in Betrieb genommen. der Tiere im Walde verboten. Die Bürger Kurz darauf folgte eine zweite Schnitzel- von Winterthur hingegen durften weiter- feuerung im Schulhaus Rosenau. hin soviel Vieh auf die Weide schicken, wie sie überwintern konnten; es war indes auch Grüne Wirtschaft – rote Zahlen ihnen ausdrücklich verboten, Schafe, Stie- re und Pferde in den Wald zur Weid zu Rückblickend ist die wirtschaftliche Entwick- schlagen. Endgültig wurde die Waldweide lung Winterthurs ohne die Nutzung der erst Anfang des 19. Jahrhunderts verboten. umliegenden Wälder kaum vorstellbar. Zu bedeutend war der Wald in der Geschichte Sinkende Nachfrage nach Brennholz der Stadt. Noch um 1860 lieferten die Stadt- wälder immerhin ein Viertel der gesamten Durch die Revolution von Kohle und Eisen Bruttoeinnahmen von Winterthur. Und nach und den Ausbau der Verkehrsverbindun- dem Nationalbahndebakel von 1878 konn- gen auf Schiene und Strasse gegen Mitte te sich Winterthur vor allem dank seiner

31 SPIEGEL DER KULTUREN

Wälder über Wasser halten. Der Stadtwald Reinerträge aus dem bildete sogar einen Hauptposten in der Stadtwaldrevier Eschenberg Pfandschaft gegenüber den Gläubigern der (1922 – 1970)* Nationalbahnschuld. Noch bis weit in die Franken pro Hektare und Jahr dreissiger Jahre dieses Jahrhunderts hin ein 240 waren die Wälder für die Stadt eine wichti- 233 200 206 ge Einnahmequelle. 160 180 Weil aber das Holz im Ausland bald einmal 120 137 billiger zu haben war und die Löhne hier 80 stark anstiegen, gingen die einst stolzen Er- 40 träge der städtischen Forstverwaltung rasch -15 0 zurück. Nach den Sturmschäden von 1967 kam das Forstamt immer stärker in die ro- 1922–32 1932–46 1946–56 1956–66 1966–70 ten Zahlen. Zu einer negativen Bilanz ver- *Nach 1970 keine revierweise Rechnungsführung mehr half in den beiden vergangenen Jahrzehn- ten ausserdem ein an sich wertvoller Wer- tewandel in der Waldwirtschaft: weg vom Durchschnitt jedes Jahr rund 14 000 Kubik- reinen Holzertragsdenken und hin zu einer meter Nutzholz und 6000 Kubikmeter Pa- gesamtwirtschaftlichen Betrachtung der pier-, Industrie- und Brennholz. ökologischen und gemeinnützigen Funktio- Die Kosten allerdings sind enorm: Bereits nen des Waldes. Dennoch sind die wirt- 1987 überstiegen die Ausgaben des Forst- schaftlichen Leistungen der Stadtwälder betriebs dessen Einnahmen um 835 000 auch heute noch beachtlich: Sie liefern im Franken. 1995 dann kletterte das Defizit auf 2 Millionen Franken. Und für das Jahr 1997 rechnet der städtische Forstbetrieb gar mit einem Aufwandüberschuss von fast Arbeitslöhne und Holzpreise 2,2 Millionen Franken. Rund ein Drittel da- Forstbetrieb der Stadt Winterthur von machen alleine die gemeinwirtschaft-

Max. Stundenlöhne Durchschnittserlös lichen Leistungen aus; Leistungen also, die Forstverw. Winterthur je Kubikmeter Holz in Franken in Franken forstlich nicht notwendig, aber dennoch 33.60 803.98 im Interesse der Öffentlichkeit sind.

e 30.41 n 727.65 h ö l 27.22 n 651.32 e Forstwirtschaft im Wandel der Zeiten d 24.03 n 574.99 u t 20.84 S 498.66 17.65 422.33 Über die Bewirtschaftung der Winterthurer 14.46 346.00 Wälder in frühesten Zeiten lässt sich heute 11.27 269.67 8.08 193.34 nur mehr spekulieren; entsprechende Akten 4.89 Holzpreise 117.01 sind nicht vorhanden. Unbestritten ist aber, 1.70 40.68 1944 1974 1996 dass eine Pflege und Bewirtschaftung des

32 Waldes im heutigen Sinn nicht stattgefun- den hat. Die durch Schläge entstandenen Lichtungen wurden sich selber überlassen, bis das nachgewachsene Holz schlagreif war. Immerhin ist die starke Förderung von Nadelbäumen schon früh belegt: Der Plan des Eschenbergs des Artillerie-Collegiums von 1758 zeigt bereits grosse Flächen von Nadelbaumbeständen. Und der Lindberg- wald bestand 1760 sogar fast ausschliess - lich aus Nadelbäumen – vor allem aus Rot- tannen (Fichten). Auch auf dem Brüelberg war die Fichte damals sehr häufig. Bereits im ausgehenden Mittelalter waren die Wälder in Winterthur zu einem grossen Teil ausgeplündert: Der übliche Waldtyp war damals der Mittelwald . Mittelwälder wurden zweischich tig be- wirtschaftet. Will heissen: Einzelne grosse Eichen wurden stehengelassen; sie liefer- ten Bauholz und Schweinefutter. Der Un- terwuchs mit Buchen und anderen Laub- bäumen hingegen wurde alle zehn bis dreis- Ehemaliger Mittelwald am Beerenberg sig Jahre auf den Stock zurückgeschlagen. Einige Gebiete jedoch, etwa der vordere Teil der Jungwuchs indes mit Zäunen gegen des Eschenbergs, bestanden schon im 15. das weidende Vieh geschützt. Das waldbau- Jahrhundert lediglich noch aus Unterholz. liche Vorgehen war damals ähnlich einem Diese sogenannten Nie der wälder waren in Schirmschlag: Die Baumbestände wurden Winterthur recht häufig. Die zahlreichen zuerst aufgelockert und dann bis auf weni- Erlasse und Verordnungen zum Schutz der ge Einzelbäume kahlgeschlagen. Von die- Wälder begannen jedoch nach und nach sen sogenannten Überständern aus konn- zu greifen. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts ten sich die kahlen Flächen durch Samen- verschwanden die Nieder wälder aus Win- befall wieder verjüngen. Im zweiten und terthur. Einzig der Schlosshofwald bestand dritten Viertel des 18. Jahrhunderts wurden noch etwas länger aus Niederwald. grosse Teile des Eschenbergs und des Lind- Bis Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte bergs auf diese Art regelmässig kahlge- sich in Winterthur eine Waldbautechnik, schlagen. Bereits damals fanden sich Spuren die aus kleinflächigen Kahlschlägen be- von künstlichen Kulturen, sowohl im Eschen- stand. Diese wurden sich selbst überlassen, bergwald als auch im Lindbergwald.

33 SPIEGEL DER KULTUREN

Diese Art von Kahlschlagbetrieb wich zu- mässig kahlgeschlagen. Die Breite dieser nehmend rationelleren Betriebsformen. Der Schlagflächen betrug um 1820 etwa 30 Me- gesamte Holzvorrat sollte künftig genau ter und nahm bis 1870 kontinuierlich bis eingeteilt und geplant werden. Den An- auf 140 Meter zu. Entsprechend nahm auch stoss zu einer geregelten Forstwirtschaft die Grösse der Schlagflächen stetig zu, von ga ben schliesslich grössere Windwurfschä- einer Hektare auf drei Hektaren. den und die Borkenkäferinvasionen von Mit solchen aneinandergereihten Kahl- 1803 und 1807. schlä gen deckte die Stadt Winterthur ihren gesamten Holzbedarf. Die Schläge wurden Der erste Wirtschaftsplan künstlich aufgeforstet, wobei vor allem Rot- tan nen gepflanzt wurden. So entstanden 1813 wurde Andreas Weinmann zum ersten reine, künstliche Nadelholzforste. Forstmeister der Stadt gewählt. Mit ihm Diese neue Waldbautechnik – heute etwas begann die Zeit der Grosskahlschläge und res pekt los Fichtenackerbau genannt – anschliessender Anpflanzung, stellenweise stammte aus Deutschland, wo sich die verbunden mit landwirtschaftlicher Zwi- Schweizer Forstleute mangels eigener schen nutzung. Hochschulen ausbilden liessen. In Anlehnung an den landwirtschaftlichen Nach 1830 wurden die Stadtwälder syste- Ackerbau wurde ein Waldgebiet jeweils in matisch und streng planmässig bewirt- rechteckige Flächen, in sogenannte Hiebs- schaftet. Dadurch wurden sie zu bedeu- züge, eingeteilt und die Bestände inner- tenden Geldquellen für die Stadt. halb dieser Hiebszüge von Ost nach West, Zwischen 1836 und 1842 wurden der also gegen die übliche Windrichtung, regel- Eschenberg und der Lindberg geometrisch

Pflanzschule um 1896 (Eschenberg): Nach einem Kahlschlag wurde vor allem mit Rottannen bestockt

34 Situationsplan des Waldes Eschenberg 1836: Aufgenommen und gezeichnet von Jakob Melchior Ziegler vermessen: 1836 unterbreitete der Geome- wurde das Wegnetz – vor allem im Eschen- ter Jakob Melchior Ziegler der damaligen bergwald – deshalb massiv ausgebaut. Forstkommission das erste Flächen-Fach- «Auf welche Weise kann, mit Rücksicht auf werk über den Eschenbergwald. Die reinen Lage und Beschaffenheit des Bodens, der Nadelbaumbestände nahmen zu jener Zeit nachhaltige Ertrag der Waldung am zweck- 77 Prozent, die gemischten Bestände 7 und mässigsten gesteigert, das überstehende der Mittelwald 16 Prozent der Fläche ein. Holz beseitigt und dem Areal das bestmög- Aus dem Jahre 1836 stammt auch der erste liche Interesse gesichert werden?» Diese Fra- Wirtschaftsplan (heute: Betriebsplan) für ge der Forstkommission sollte ein wissen- den Eschenberg. Er stützte sich auf eine schaftliches Gutachten beantworten. Der kon sequente Einteilung in Reviere und Ab- Stadtrat beauftragte deshalb 1847 die Her- teilungen und blieb bis 1847 in Kraft. Sein ren Arnsberger, Grossherzoglicher Badi- wichtigstes Ziel: die Erhaltung grosser Holz- scher Oberforstrat in Karlsruhe, Rietmann, vorräte durch Ertragsabrechnung. Für die Forstverwalter in St. Gallen, und Kasthofer, Pfle ge und den Unterhalt der Stadtwälder alt Regierungsrat und Oberforstmeister in

35 SPIEGEL DER KULTUREN

Bern mit einer entsprechenden Untersu- In den ersten 15 Jahren, also bis 1862, er- chung. Sie erstellten über die gesamten folgte die Verjüngung sehr langsam. An Stadtwaldungen ein Gutachten mit Be- vielen Stellen wurde auf Schläge verzichtet. triebsplan. An anderen hingegen wurden schlechte Be- In ihrem Bericht billigten die drei Experten stände vorzei tig geschlagen – im grossen die bisherige Waldwirtschaft, lehnten die und ganzen eine allmähliche qualitative beantragte stellenweise Umwandlung in Verbesserung des Waldzustandes. Mittelwald ab und empfahlen den 100jäh- ri gen Umtrieb. Das heisst: Die Waldbestän- Zwischen Karotten und Kartoffeln de sollten innerhalb eines Jahrhunderts vollständig erneuert werden. Ihr Gutach- In der Zeit zwischen 1850 und 1870 hatte ten ergänzten sie durch einen Wirtschafts- die landwirtschaftliche Zwischennutzung plan, der die Nutzung des Waldes nach ei- der Schlagflächen eine grosse Bedeutung. nem relativ strengen Schlagplan vorsah. Dieser sogenannte Waldfeldbau dauerte Der Wirtschaftsplan, der übrigens sofort in ge wöhnlich vier Jahre: im ersten Jahr auf Kraft trat, stellte die Regel auf: allmählicher der ganzen Fläche und in den drei folgen- Abtrieb und natürliche Verjüngung. Aus- den nur noch zwischen den gepflanzten serdem forderte er, die Weisstanne zu be- Baumreihen. Im ersten Jahr konnten die günstigen und Kahlschläge nur noch aus- Pächter pflanzen, was sie wollten, im zwei- nahmsweise zuzulassen. ten und dritten Jahr Hackfrüchte – zum Bei- Soweit die Theorie – die Praxis sah anders spiel Kartoffeln und Karotten – und im letz- aus: Der Kahlschlag blieb die übli che Form ten schliesslich nur noch Getreide. Diese der Holzernte. Zwi schennutzung wirkte sich dank der Bo-

Tössrain um 1896: Anstatt wilde Auenlandschaft begradigter Fluss und Nadelbäume in Reih und Glied

36 Panorama vom Bäumli 1888: Auffallend sind die grossen Kahlschlagflächen auf dem Eschenberg denlockerung anfänglich positiv auf das auch der sollte bald in einen Hochwald Wachstum junger Baumbestände aus. Erst über führt werden. Reine Bestände von später sah man auch die Kehrseite der Me- Laubbäumen waren damals nirgends vor- daille: Krüppelwuchs, Frost- und Enger- handen, hingegen dominierten vielerorts lings schäden. 1882 wurde diese Wald- die Nadelbäume. In diesen meist künstlich nutzung stark eingeschränkt und wenige auf geforsteten Nadelbaumbeständen war Jahre später abgeschafft. die Rot tanne am stärksten vertreten. Ebenfalls gegen Ende des letzten Jahrhun- Unter dem Titel Beschreibung und Wirt- derts wurden entlang der gutbesuchten schaftsplan über die Stadtwaldungen von Waldwege Laubbaum-Alleen gepflanzt – Winterthur erschien im August 1862 ein zwecks Verschönerung des Waldes. neuer, damals richtungweisender Plan über die künftige Bewirtschaftung der Stadtwäl- Beginn der modernen Waldwirtschaft der. Die drei Autoren, Oberforstmeister Elias Landolt aus Zürich, Forstmeister Wil- 1860 wurde Kaspar Weinmann Nachfolger helm Friedrich Hertenstein von Kyburg und seines Vaters Andreas Weinmann. Mit sei- Stadtforstmeister Kaspar Weinmann, setz- ner Amtszeit begann die moderne, auf die ten darin folgende Schwerpunkte: Ergebnisse der Wissenschaft abgestützte – Erzeugung möglichst grosser Mengen Waldbewirtschaftung. Zwei Jahre nach von brauchbarem Holz Weinmanns Amtsantritt präsentierte sich – Sicherung des Waldes gegen Gefahren der ganze Stadtwald als Hochwald. Einzig von aussen der Wald am Tössrain wies damals den – Erhaltung und Äufnung des Stamm- Charakter eines Mittelwaldes auf. Doch kapitals

37 Ackerbau in der Forstwirtschaft: Kahlschlag 1894 und 1895 in der Waldebni (Eschenberg)

Weil dieser Plan grosse Auswirkungen auf 7. Jungwüchse sind sorgfältig zu pflegen. die Winterthurer Forstwirtschaft hatte, 8. Das projektierte Wegnetz ist bis zur Voll- lohnt sich hier ein Blick auf die wichtigsten, endung zu realisieren. stark gekürzten Grundsätze: 9. Die Nutzung unterliegt dem Prinzip der 1. Alle Stadtwälder sind als Hochwald mit Nachhaltigkeit: Die Nutzung darf den einer durchschnittlichen Umtriebszeit Zu wachs nicht übersteigen. von hundert Jahren zu behandeln oder 10. Die Anwendung dieses Prinzips ist in solche zu überführen. streng zu kontrollieren. 2. Allgemein sind gemischte Bestände 11. Die Jahreserträge an Holz sollen mög- an zustreben. Den Hauptbestand sol- lichst gleichmässig sein. len aber Rot- und Weisstannen bilden. 12. Der Bewirtschafter bestimmt über: Rei- Die Laubbaumarten sollen höchstens henfolge der Hiebe, Verjüngungsdau- zwanzig Prozent Anteil erreichen. er, Mischungsverhältnisse bei der Auf- 3. Die Hiebe sollen für jeden Waldteil forstung, Säuberungen und Durchfor- möglichst regelmässig erfolgen. stungen und Vervollständigung des 4. Als Regel gilt der Kahlschlag. Weg netzes. Er hat ausserdem auf die 5. Alle Kahlschläge sind künstlich aufzu- Pflanzung von Eichen, vor allem im Lind- forsten. Gute Böden sollen landwirt- bergwald, zu achten. schaft lich zwischengenutzt werden. 13. Im ersten Jahrzehnt des Planes soll die 6. Bei der Naturverjüngung durch allmäh- Hauptnutzung 2650 Klafter nicht über- lichen Abtrieb sind die Schläge dunkel steigen (unter Hauptnutzung versteht zu halten und nach erfolgter Besamung man die entnommene Holzmasse aus sofort zu lichten. mindestens 60jährigen Beständen).

38 Pflanzschule in der Waldebni 1896: Viele tausend Rottannen für den Winterthurer Stadtwald

14. Den ertragsreichen Nebennutzungen ist die nötige Beachtung zu schenken, indes nur soweit, als sie die Produktion einer möglichst grossen und brauchba- ren Holzmasse nicht einschränkt.

Den Stadtwald mit Exoten garniert

Gegen Ende des letzten Jahrhunderts weh- te ein neuer Wind durch die Winterthurer Stadtwälder: Zu den einheimischen Baum- arten gesellten sich plötzlich Abertausende von Exoten. Verantwortlich dafür: Max Si- ber, der letzte Vertreter der Kahlschlagwirt - schaft. Siber war Stadtforstmeister von 1894 bis 1899. Er hoffte, mit einem Kunstgriff die Produktionsleistung des Winterthurer Waldes massiv steigern zu können und gar- nier te ihn mit über zwei Dutzend exotischen Baumarten – aus Nordamerika, aus dem west lichen Mittelmeergebiet, aus dem Ural und aus Sibirien (Douglasien, Weymouth- föhren, Sitkafichten, Sequoien usw.). Mammutbäume an der Unteren Weiherstrasse

39 SPIEGEL DER KULTUREN

Sibers Hoffnung war eine Zeiterscheinung, zig die grüne Douglasie von Bedeutung. die keineswegs auf Winterthur beschränkt Auf guten Böden liefert sie mehr Holz als war: Schon 1850 berichtete der ehemalige jede einheimische Baumart. Berner Kantonsoberförster Karl Kasthofer In den ersten Amtsjahren seines Nachfol- über seine Kulturversuche mit fremden gers Friedrich Arnold wurden die Pflanzun- Holz arten. Er führte sie nach 1810 in der gen noch fortgesetzt. Wahrscheinlich wur- Umgebung von Interlaken durch. Auch an den aber vor allem die noch von Siber her anderen Orten erfolgten in der zweiten vorhandenen Jungbäumchen verwendet. Hälfte des 18. Jahrhunderts zahlreiche An- Denn die Zahl der gepflanzten Exoten bau versuche mit allen möglichen exoti- nahm rasch ab; nach 1910 wurden fast kei- schen Baumarten. ne fremden Baumarten mehr gepflanzt. Zwar wurden im Winterthurer Wald schon Fast alle der damals gepflanzten exoti- früher vereinzelt Weymouthföhren, Akazi- schen Baumarten sind inzwischen aus den en und Schwarzföhren gepflanzt. Doch un- Winterthurer Wäldern wieder verschwun- ter Siber waren es ganze Legionen von Exo- den. Viele waren für die hiesigen Standorte ten: Gegen 100 000 fremdländische Jung- schlicht ungeeignet und anfällig auf bäume wurden um die Jahrhundertwende Krankheiten und Schädlinge. Zwar trifft in den Winterthurer Wald gepflanzt. Zwi- man auch heute noch auf einzelne fremde schen 1896 und 1902 war jeder zehnte ge- Baumarten – etwa auf die Weymouthföh- pflanzte Baum ausländischer Provenienz; im re südlich des Bruderhauses oder den Mam- Rekordjahr 1898 war es gar jeder fünfte. mutbaum bei den Walcheweihern – doch Doch die Euphorie wich bald herber Ent- sind diese weder wirtschaftlich noch öko- täuschung: Wirtschaftlich war nämlich ein- logisch von Bedeutung.

Typisches Femelschlagbild um die Jahrhundertwende: Verjüngungsgruppe von 100jährigen Tannen

40 Forstleute auf dem Waldumgang um 1906: Forstamtmann Ernst (3.v.l.), Stadtforstmeister Arnold (4.v.l.)

Noch im 19. Jahrhundert zeitigte die ein- Geistiger Vater dieser neuartigen Wald- seitige Rottannenwirtschaft schwerwie - baulehre war der Münchner Professor Karl gen de Folgen: Krankheiten, Stürme, Gayer (1822–1907). Er plädierte für den Fe- Schneedruck und Borkenkäferinvasionen melschlag mit ungleichaltrigen, gemischten setzten den reinen, gleichaltrigen Rottan- Beständen. Der Wald soll aus Gruppen zu- nenwäldern derart zu, dass viele Bäume sammengesetzt sein, die ihrerseits aus ver- frühzeitig gefällt werden mussten. schiedenen Baumarten in unterschiedli- Wohl deshalb folgte um die Jahrhundert- chem Alter bestehen. Der Femelschlag ver- wende eine gründliche Kursänderung, ein- jüngt den Wald also gruppenweise. geleitet durch den damaligen Stadtforst- Wie keine andere Bewirtschaftungsform meister Friedrich Arnold: Der Kahlschlag berücksichtigt der Femelschlag ein mög- wur de endgültig durch den Femelschlag lichst grosses Spektrum von Baumarten. ersetzt. Sein Ziel: mehr Rücksicht auf die Die vorhandenen Bäume sollen sich mög- Naturverjüngung und eine naturgerech- lichst natürlich verjüngen. Nur dort, wo kei- tere Bewirtschaftung der Wälder. ne Naturverjüngung aufkommt oder wo ei-

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ne neue Baumart angesiedelt werden soll, Zwischen den beiden Weltkriegen waren werden Jungbäume gepflanzt. Um die die städtischen Forstleute vor allem damit schönsten Bäume zu begünstigen, werden beschäftigt, die Fehler zu korrigieren, die die schärfsten Konkurrenten gefällt. Im Ge- man Anfang Jahrhundert mit der einseiti- gensatz zum Kahlschlag und anschliessen- gen Förderung der Weisstanne gemacht der Aufforstung auf grossen Flächen geht hatte. Diesbezüglich hat sich die Winter- der Femelschlag von kleinen Gruppen aus, thurer Forstgeschichte in diesem Jahrhun- wel che allmählich erweitert werden. Ur- dert wiederholt: Auch mit den heutigen sprünglich schritt diese Verjüngungsart nur Betriebsplänen versucht man, die Folgen sehr langsam voran. Das kam vor allem den- der Fehleinschätzungen früherer Jahrzehn- jenigen Baumarten entgegen, die im Ju- te auszubügeln. Allerdings ist heute nicht gendstadium problemlos Schatten ertra- die Weisstanne das Sorgenkind, sondern gen: den Buchen, Rot- und Weisstannen. die an vielen Stellen anzutreffenden künst- In der Amtszeit Friedrich Arnolds trat das lichen Fichtenmonokulturen, die in den Eid genössische Forstgesetz in Kraft, das sechziger und siebziger Jahren dieses Jahr- den Kahlschlag und die Waldweide verbot. hunderts angelegt wurden. Diese Bestän- Arnolds Nachfolger Paul Lang passte den de sind heute das ganze Jahr über dunkel, Femelschlag schliesslich denjenigen Baum- monoton und artenarm. Sie sind anfällig arten an, die als Jungbäume auf viel Licht auf Sturm- und Insektenschäden und ber- angewiesen sind. Diese Bewirtschaftungs- gen ausserdem die Gefahr, dass der Boden art behielt bis heute ihre Gültigkeit, wobei durch die Fichten-Nadelstreu versauert und es immer wieder zu leichten Änderungen damit seine hohe Fruchtbarkeit verliert. bezüglich Baumartenwahl kam. Wer heute durch die Winterthurer Wälder

Pflanzungen in den Winterthurer Stadtwäldern Von 1986 bis 1995 Anzahl Jungbäume 70 000 Laubbäume 49% 60 000 66% 56% Nadelbäume 50 000 66% 40 000 52% 70% 30 000 51% 44% 73% 20 000 34% 48% 34% 51% 17% 10 000 30% 52% 27% 49% 83% 48% 0 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995

42 Waldarbeit 1949/1950: Vor der Mechanisierung der Holzernte beschwerlich und gefährlich streift, wird allerdings feststellen, dass die- wird alle zehn Jahre ein neuer Betriebsplan se Bestände vielerorts bereits aufgelockert erarbeitet, der von der kantonalen Volks- wurden, damit allmählich eine natürliche wirtschaftsdirektion genehmigt werden Verjüngung standortgerechter Baumarten muss. In diesen Betriebsplänen sind alle An- möglich wird. gaben über den Holzvorrat, Zuwachs, Nut- Die Winterthurer Stadtwälder sind heute in zungen und die künftige Behandlung der neun Reviere eingeteilt. Für jedes Revier Wälder enthalten. Bei der Festsetzung der

Handarbeit in den Nachkriegsjahren: Holzschlag mit Beil und Zwei-Mann-Hobelzahnsäge

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fahrbaren Entrindungsmaschine. Die Me- chanisierung und Rationalisierung der Forst- wirtschaft ermöglichte zunehmend, Holz- ernten und Räumungen nach Stürmen schnell, effizient und günstig zu erledigen. Der Transport dünner Stämme vom Schlag zum Wegrand geschah noch bis in die fünf- ziger Jahre auf den Schultern der Waldar- beiter. Das schwere Holz hingegen wurde mit Pferden aus Landwirtschaft und Fuhr- haltereien an die Strassen geschleift. Die Pferdehaltung wurde aber unrentabel, und schon bald setzte man Traktoren ein. Weil diese aber für den Einsatz im Wald nur be- Moderne Seilwinde im Hegibergwald 1997 dingt geeignet sind, hat man sie durch ge- ländegängige Forstschlepper ersetzt. jährlichen Nutzung wird berücksichtigt, Seit Ende der achtziger Jahre kommen Pfer- dass nur der Zuwachs geschlagen oder mit de in den Winterthurer Wäldern wieder anderen Worten der Zins vom Kapital ge- häufiger zum Einsatz. Inzwischen hat man nutzt werden darf. Der Begriff für dieses an näm lich die Vorteile des Hafermotors neu sich altbekannte Prinzip aus der Forstwirt- entdeckt: Pferde arbeiten nicht nur wald- schaft ist heute in aller Munde: nachhaltige schonend und zeitsparend, sondern auch Nutzung der natürlichen Ressourcen. kostengünstig. Richtig eingesetzt ist das Die regelmässigen Revisionen der Wirt- schaftspläne bedingen einerseits, dass der Waldzustand permanent überwacht wird, und sie ermöglichen andererseits, dass all- fällige Fehler in der Bewirtschaftung recht- zeitig korrigiert werden können.

Aufs richtige Pferd setzen

In die Winterthurer Waldwirtschaft hat im Laufe der Zeit natürlich auch die Technik Einzug gehalten: Ende der fünfziger Jahre wichen die bis dahin gebräuchliche Axt, die Wald säge und das Schäleisen der Ein- mann-Motorsäge und der Hand-Entrin- dungsmaschine – und diese wiederum der Arbeitspferd im Eschenbergwald 1986

44 Windfall vom 12./13. Dezember 1929: Grössere Schäden in den Monokulturen auf dem Etzberg

Arbeitspferd ökologisch und ökonomisch eine sinnvolle Alternative zur grossflächigen maschinellen Holzernte. Denn: Schwere Ma schinen sind im Wald nicht unproble- matisch – sie können durch ihr Gewicht den Boden verdichten und damit dessen Durchlüftung und Fruchtbarkeit beein- trächtigen. Ausserdem können durch Fahr- lässig keit bei der maschinellen Holzernte auch lebende Bäume in Mitleidenschaft gezogen werden. Maschinen sind für den Transport von dünnen Baumstämmen re- lativ teuer und belasten die Luft. Die För- derung von Arbeitspferden ist deshalb ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer öko- logischen Waldbewirtschaftung. Rentabel ist der Pferde einsatz allerdings nur in Kom- bination mit Maschinen. Was für den Men- schen zu schwer und für eine grosse Ma- schine unverhältnismässig ist, lässt sich mit dem Pferd elegant, waldschonend, zeit- sparend und wirtschaftlich transportieren. Zwischen 1987 und 1996 hat der städti- Schneedruckschäden von 1919 im Lindbergwald

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sche Forstbetrieb den Einsatz von Pferden wehen der einseitigen Rottannenwirtschaft in den Stadtwäldern von 50 auf 517 Ar- vergangener Zeiten wirkten noch bis in beitsstunden steigern können. Heute ge- dieses Jahrhundert: So suchte in den Nach- hört der kombinierte Einsatz von Maschi- kriegsjahren der gefürchtete grosse Fichten - nen und Pferden in den Stadtwäldern be- borkenkäfer (Buchdrucker) die Winterthu rer reits zum Standard: Die Pferde schleifen die Stadtwälder heim: Während ihm anders- gefällten und entasteten Baumstämme aus wo in Europa regelmässig Tausende von einem Umkreis von etwa 50 Metern zu den Hektaren Wald zum Opfer fielen, waren die sogenannten Rückegassen, wo sie von ei- Invasionen von 1946 bis 1949 die ersten nem Forwarder eingesammelt und ab- nach mehr als einem Jahrhundert. Der 4 bis transportiert werden. Daneben setzt der 5,5 Millimeter lange, dunkle Käfer ist ein städtische Forstbetrieb immer häufiger Sekundärschädling. Das heisst: Er befällt Mobilseilkranen – für den Holztransport im lie gende oder stehende Rottannen, die be- steilen Gelände – und moderne Vollernter reits krank oder am Absterben sind. Der Bor- ein. Solche Vollernter erledigen fast alles in kenkäfer breitet sich um so rascher aus, je einem Zug: Fällen, Entasten, Ablängen und das sortimentweise Ablegen der Stämme.

Schon manchen Sturm überlebt

Die Winterthurer Wälder wurden immer wieder von schweren Stürmen heimge- sucht. In den Jahren 1919, 1930, 1967 und 1975 zum Beispiel verwüsteten schwere Stürme beachtliche Teile der Winterthurer Stadtwälder. 1967 fielen etwa 30000 Ku- bikmeter Fallholz an – rund doppelt soviel wie die damalige Jahresnutzung. Besonders eindrücklich aber war der Orkan im Februar 1990: Damals wütete über wei- ten Teilen Europas der Jahrhundertsturm Vivian. Auch die Winterthurer Stadtwälder wurden von ihm nicht verschont: Innert zwei Tagen fegte Vivian über 8000 Kubikmeter Holz zu Boden – immerhin rund 40 Prozent der damaligen Jahresnutzung. Stürme ganz anderer Art waren die Borken- käferinvasionen, die gelegentlich den Win- terthurer Stadtwäldern zusetzten. Die Nach- Rindenstück mit Borkenkäferbrut 1947

46 gefällt und liegengelassen. Die Borkenkä- fer befielen die liegenden Stämme und ver- mehrten sich unter der Rinde rasch. Dann wurden diese Stämme geschält und die Rinden verbrannt. Auf diese Art konnte das Forstamt sämtliche Herde vernichten. Es wäre falsch, den Borkenkäfer als Wald- zerstörer zu bezeichnen. Ein Schädling ist der Borkenkäfer nur in Bezug auf das Nutz- holz. Dem Wald an sich schadet er nicht. Im Gegenteil: Er gehört ins Ökosystem Wald. Vielmehr liegt der Kern des Borkenkäfer- problems heute in den grossflä chigen, strukturarmen Rottannenwäldern.

Ist das Waldsterben tot?

Im Betriebsplan für das Stadtwaldrevier Eschenberg hatte 1976 der damalige Stadt- forstmeister Diethelm Steiner auf ein eigen- artiges Phänomen hingewiesen: das Weiss - tannensterben. Steiner suchte die Gründe Schälen und Verbrennen von Rinde 1947 bei einer falschen waldbaulichen Behand- lung der Weisstanne. Anfang der achtziger mehr geschwächte Bäume vorhanden sind. Jahre hatte er immer häufiger ähnliche Bei Masseninvasionen befällt er auch gesun- Krankheitsbilder bei anderen Baumarten de Bäume. Am schnellsten breitet er sich festgestellt. Zu einem Zeitpunkt, wo auch na türlich in Wäldern aus, in denen die Rot- andere Schweizer Forstleute in ihren Wäl- tan ne häufig oder sogar vorherrschend ist. dern ein bis dahin kaum bekanntes Phäno- Im Jahre 1947 untersuchte der damalige men entdeckten: das Waldsterben. Diese Stadtforstadjunkt Kurt Madliger eine be- Erscheinung war für viele neu, ihre Ursache fal lene 120jährige Rottanne im Lindberg- unbekannt und ihr Ausmass kaum ab- wald. Resultat: Auf diesem Baum lebten schätzbar. In der Folge gingen Schrek- bereits so viele Borkenkäfer, dass schon ih- kensbilder von serbelnden Bäumen durch re nächste Generation eine ganze Hektare den Blätterwald. In Vorträgen, Artikeln und Rottannenwald hätte vernichten können. Büchern wurde leidenschaftlich vor dem Doch zu dieser Epidemie kam es nicht, denn grossflächigen Absterben des Schweizer das Forstamt reagierte prompt: Gesunde Waldes gewarnt. Über die Ursachen war Rot tannen wurden – sozusagen als Köder – man sich relativ rasch einig: Die Luftschad-

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stoffe und der saure Regen mussten dem schädigten Laubbäume von 25 auf 65 Pro- Wald un barmherzig zugesetzt haben. Das zent zugenommen. Steiner fand 1986 die brachte Bewegung in die Politik: Noch im stark geschädigten Baumbestände im Herbst 1984 wurde eine eidgenössische Eschen bergwald vor allem an den Süd- Volksini tia tive Kampf dem Waldsterben lan- west- und Nordwest-Hängen – also gegen ciert. An derthalb Jahre später folgte unter die Hauptwindrichtung – und auf Kuppen. dem Titel Rettet unsere Wälder eine zwei- Eine plausible Erklärung für Steiners Be- te Volksinitiative. Beide Initiativen erlitten obachtungen lieferten später Schadstoff- jedoch Schiffbruch – bereits im Unterschrif- messungen und Flechtenkartierungen, die tenstadium. Inzwischen sind viele Stim- in den am stärksten geschädigten Waldge- men, die sich noch Mitte der achtziger Jah- bieten übereinstimmend eine stärkere Luft- re für den Schutz des Waldes stark ge- ver schmutzung konstatierten. macht haben, wieder verstummt. Und in den Schweizer Medien ist das Waldsterben Auf und ab mit der Gesundheit heute kaum mehr ein Thema. Ein Blick auf die Zustandsentwicklung des Im folgenden Jahr besserte sich die Situation Winterthurer Waldes zeigt aber, dass die in den Stadtwäldern für die Weisstannen, Intensität öffentlicher Waldsterbensde bat - Rottannen und Eschen. Hingegen traten an ten kein Gradmesser für den Gesundheits- Föhren, Lärchen, Ahornbäumen und Eichen zustand des Waldes ist. vermehrt Schäden auf. Eine Besserung zeichnete sich 1988 und Untersuchungen am Patienten Wald 1989 ab. Zwar war der Winterthurer Wald keineswegs wieder gesund, doch günstige Um den Gesundheitszustand der Winter- Witterungsbedingungen liessen den Anteil thu rer Wälder festzustellen, wurden im der zumindest schwach geschädigten Bäu- Sommer 1984 Infrarotaufnahmen gemacht. me von 58 im Jahre 1986 auf 43 Prozent im Fazit: 73 Prozent der Bäume im Winterthu- Jahre 1989 zurückgehen. Nur: Der Anteil der rer Stadtwald waren noch gesund, 21 Pro- geschädigten Bäume sei noch immer viel zu zent kränklich, 5 Prozent krank und 1 Pro- hoch und er könne sich zudem auch rasch zent absterbend. erhöhen, warnte der städtische Forstbetrieb In den darauf folgenden Jahren hat sich der damals. Das war schon im folgenden Jahr Zustand verschlechtert: Die Stichprobenauf- der Fall: Der Anteil der geschädigten Bäu- nahmen von 1986 im ganzen Kanton zeig- me stieg wie der auf 59 Prozent. Dem Wald ten, dass nur noch ein Drittel aller Bäume ging es also wieder gleich schlecht wie 1987. gesund war. Knapp die Hälfte war schwach Die Nadelbäume waren dabei schlechter geschädigt, und 18 Prozent wiesen bereits dran als die Laubbäume. mittelstarke Schäden auf. Stark gelitten hat - Noch dramatischer stieg der Anteil geschä- ten inzwischen vor allem die Laubbäume: digter Bäume in den Jahren 1991 und 1992. Zwischen 1985 und 1986 haben die ge- Warme trockene Sommer, hohe Ozonkon-

48 Waldschäden im Kanton Zürich Anteil der Bäume mit mindestens 15 Prozent Nadel- oder Blattverlust

75% 70% 74% 70% 68% 65% 60% 62% 63% 60% 58% 59% 50% 50% 48% 40% 43% 40%

30% 34% 30%

20% 20%

10% 10%

0% 0% 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995

zentrationen und andere aggressive Luft- nannte Zuwachsparadoxon. Will heissen: schadstoffe setzten den Wäldern derart zu, Der angeblich schwer angeschlagene Wald dass 1992 bereits drei von vier Bäumen im wuchs in den beiden vergangenen Jahr- Kanton Zürich zumindest leicht geschädigt zehnten so schnell wie noch nie. Ein Wider- waren. Bis 1995 sank der Anteil der zumin- spruch? Nein, sagen die Experten. Studien dest leicht geschädigten Bäume wieder auf hätten nämlich gezeigt, dass zwischen Kro- etwa 63 Prozent. Je nach Witterung und nenverlichtung und Zuwachs kein Zusam- Schadstoffkonzentrationen könnte der An- menhang bestehe. Die Ursachen für das teil der geschädigten Bäume in den kom- schnellere Wachstum sind noch nicht ge- menden Jahren wieder zunehmen. klärt. Diskutiert werden zurzeit drei Hypo- Leicht geschädigt heisst übrigens: Verlust thesen: Düngeeffekte durch Luftverschmut- von mindestens 15 Prozent der Nadeln oder zung, gesteigerte Photosyntheseleistung Blätter. Gemäss internationaler Konvention auf grund höheren Kohlendioxid-Gehalts gelten heute aber erst Bäume mit einer der Luft und schliesslich die positiven Aus- Kronenverlichtung von mehr als 25 Pro zent wirkungen des Waldweide-Verbots. als geschädigt. Bäume in den Schadstufen bis 25 Prozent Kronenverlichtung gelten so- Zehn Forstmeister für die Stadt mit als gesund. Wendet man diesen Kunst- griff auch auf den Winterthurer Wald an, In Winterthur gibt es seit 1813 ein Stadt- so geht es ihm statistisch gesehen natürlich forstamt. Neun Männer waren seither im viel besser als oben dargestellt. Amt des Winterthurer Stadtforstmeisters, Vor wenigen Jahren haben Waldforscher der zehnte, der 34jährige Beat Kunz, wird ein neues Phänomen entdeckt: das soge- es Anfang August 1997 antreten.

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Familienfoto 1850: Andreas Weinmann (vorne rechts, geb. 1792) mit Frau Marga rete und Pflegetochter Emma Sulzberger, Tochter Elisabetha Sulzberger-Weinmann (hinten), Schwiegersohn Heinrich Sulzberger

Andreas Weinmann (1813–1861)* Nordostbahn abgetreten. Weinmann hatte Zum ersten Stadtforstmeister von Winter- grosse Verdienste um die Verbesserung thur wurde 1813 Andreas Weinmann ge- der forstlichen Verhältnisse im Eschenberg - wählt. Der damals 20jährige hatte bereits wald. Er trat Anfang 1861 zurück und starb ei nige Vermessungen durchgeführt. Von bereits ein halbes Jahr später. 1818 bis 1830 wohnte Weinmann im Bruderhaus. In seiner Amtszeit entstand Kaspar Weinmann (1861–1888) der erste Wirtschaftsplan für den Wald auf In die Fussstapfen von Andreas Weinmann dem Eschenberg. Grössere Waldrodungen trat sein Sohn Kaspar. Er kam 1827 im Bru- fanden in der vor allem durch Grosskahl- derhaus zur Welt. Kaspar Weinmann stu- schläge geprägten Amtszeit Weinmanns dierte Forstwirtschaft, zuerst in Hohenheim nicht statt. Hingegen wurden kleinere bei Stuttgart, dann in Tharandt bei Dres- Parzellen verkauft oder für den Bau der den. Seine gesamte Ausbildung absolvier- te er in Deutschland; daher seine Vorliebe * In Klammern ist die jeweilige Amtszeit angegeben für den Kahlschlag. Eine andere Ausbil-

50 dungsmöglichkeit gab es damals für ange- hende Schweizer Forstingenieure nicht, denn die ETH Zürich, wo die Forstexperten heu te ausgebildet werden, gab es noch nicht. Nach seiner Ausbildung übernahm der 19jährige Kaspar Weinmann die Stelle des Stadtforstadjunkten. Er war damit Ge- hilfe und Stellvertreter seines Vaters. In die- ser Ära Weinmann wurden viele Pflanz- gärten angelegt, zahlreiche Waldstrassen ge baut, die Töss im Leisental eingedämmt und grosse Gebiete um den Eschenberg- hof aufgeforstet. Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt hatte Kaspar Weinmann mit seinen Studienkolle- Kaspar Weinmann (geb. 1827, gest. 1888) gen Elias Landolt und Wilhelm Friedrich Her- tenstein den wegweisenden Plan über die in Zürich, gleichzeitig Oberforstmeister des Bewirtschaftung der Stadtwälder erarbeitet Kantons Zürich und Inhaber einer gleich- – mitunter ein Ausdruck für die moderne, namigen Weinhandlung in der Stadt Zü- auf die Ergebnisse der Wissenschaft abge- rich. Hertenstein wurde später zum Bundes- stützte Waldwirtschaft. Landolt war der er- rat gewählt. Erfolglos kämpfte Kaspar Wein- ste Professor für Forstwirtschaft am neuge- mann in den siebziger Jahren des letzten gründeten Eidgenössischen Polytechnikum Jahrhunderts gegen die Rodung des Wald-

Aus der Zeit um die Jahrhundertwende: Gedenkstein für Kaspar Weinmann an der Sandgrubenstrasse

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gebietes Vogelsang. Immerhin wehrte er forstästhetischen und volkswirtschaftli- sich aber erfolgreich gegen den Verkauf des chen Angelegenheiten geschätzt. Ihm Kümbergwaldes. Weinmann starb 1888. wurde unter anderem eine kraftvolle Per- sönlichkeit, eine glänzende Rednergabe, Theodor Felber (1888 –1894) Patriotismus und Begeisterung für alles Der dritte Stadtforstmeister, Theodor Fel- Schöne und Edle attestiert. Bekannt wurde ber, hatte eine kurze Amtszeit. Auch er war Felber auch als Forstästhet. So hatte er zum Beispiel in Winterthur Spazierwege um die Walcheweiher angelegt und sie liebevoll mit Zäunen aus krummem Birkenholz ge- schmückt. Schon sechs Jahre nach seinem Amtsantritt wurde Felber 1894 zum Pro- fessor für Forsteinrichtung ans Eidgenös si - sche Polytechnikum gewählt.

Max Siber (1894 –1899) Felbers Nachfolger, Max Siber, war vor sei- ner Wahl zum neuen Stadtforstmeister viel gereist und weltweit tätig gewesen. So war er zum Beispiel Plantagenleiter in Sumatra. Kein Wunder also, dass Siber ausserordent- lich Gefallen an exotischen Baumarten fand. Theodor Felber (geb. 1849, gest. 1924) Die Mammutbäume bei den Walcheweihern ein Vertreter der Kahlschlagwirtschaft. Al- lerdings lehnte Felber die einseitige, schab- lonenhafte Anwendung sächsischer und preussischer Bewirtschaftungsmethoden ab. Vor seiner Wahl nach Winterthur hatte Felber reichlich Praxiserfahrung gesam- melt: Er war Geometer bei der Katasterver- messung des Kantons Solothurn, Oberför- ster des Kreises Willisau/Entlebuch, Ober- förster der Oberallmendkorporation Schwyz und Kantonsoberförster beider Appenzell. Im öffentlichen Leben spielte Felber eine bedeutende Rolle: Er bekleidete zahlreiche Ämter und war landesweit als Experte in Gesetzesfragen sowie in forstpolitischen, Max Siber (gest. 1899)

52 oder im Meiengstell (Eschenbergwald) bei- nen Makel: Er bevorzugte zu stark die Weiss- spielsweise stammen alle aus Sibers Amts- tanne. Trotzdem: Unter Arnold sind die Win- zeit. Er starb 1899 nach nur fünf Amtsjahen. terthurer Stadtwälder im In- und Ausland zu einem der angesehensten Lehr- und Ver- Friedrich Arnold (1899 –1928) suchsgebiete geworden, das Jahr für Jahr Auf Siber folgte der wohl berühmteste von Wissenschaftern und Praktikern aus al- Stadtforstmeister: Friedrich Arnold. Er hat ler Welt besucht wurde. Nach seinem Tod 1928 erschien in der Schweizerischen Zeit- schrift für Forstwesen ein Nachruf auf Ar- nold. Darin heisst es unter anderem: Unter aller Wahrung der ökonomischen Anforde- rungen war Arnold doch stets darauf be- dacht, bei seinen wirtschaftlichen Mass- regeln auch die natürliche Waldschönheit zu fördern, und es ist ihm denn auch gelungen, die Winterthurer Waldungen in verhältnis- mässig kurzer Zeit und scheinbar mühelos zu einem grossen Park umzuwandeln.

Paul Lang (1928 –1960) Unter dem neuen Stadtforstmeister Paul Lang fiel Arnolds Weisstannen-Naturverjün- Friedrich Arnold (geb. 1856, gest. 1928) gung zum Teil der Trieblaus zum Opfer. sich weltweit einen Namen gemacht als er- ster Waldbauer, der konsequent mit Natur- verjüngung und Femelschlag gearbeitet hatte – und vor allem: der damit auch Er- folg hatte. Er war es also, der in Winterthur den Kahlschlag von einem Tag auf den an- deren durch den Femelschlag ersetzte. Das brauchte damals eine gehörige Portion Mut und Überzeugungskraft. Arnold brachte nicht nur die alten Stadtwaldreviere, son- dern auch die angeschlagenen ehemaligen Gemeindewälder, die nach der Stadtverei- nigung unter seine Fittiche kamen, innert Kürze auf Vordermann. Rückblickend hat- te Arnolds Femelschlagtechnik allerdings ei- Paul Lang (geb. 1894, gest. 1983)

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Schliesslich passte Lang den Femelschlag an 1974 wurde Kurt Madliger zum Konserva- die Bedürfnisse derjenigen Baumarten an, tor der Naturwissenschaftlichen Samm- die im Jugendstadium auf Licht angewiesen lungen gewählt. sind. Lang erlebte als Forstmeister die Kri- senjahre mit den Sorgen des Holzabsatzes Diethelm Steiner (1974–1987) und die Kriegszeit mit den befohlenen Madligers Nachfolger, Diethelm Steiner, Übernutzungen. In seiner Amtszeit erfolgte gehört zusammen mit dem heute amtie- der Wechsel von der Handarbeit zur Mecha- nisierung der Holzernte.

Kurt Madliger (1960 –1974) Nachfolger von Paul Lang wurde Kurt Mad- liger, der schon seit 1944 als Adjunkt in der Forstverwaltung tätig war. 1960 wurde er zum Winterthurer Stadtforstmeister ge- wählt. Seine Amtszeit war gezeichnet vom Rutsch des Forstbetriebs in die roten Zahlen und von der etwas einseitigen För- derung der Rottanne. Wie kaum ein anderer Stadtforstmeister vor ihm verstand es Mad- liger, die Erkenntnisse der Forstwirtschaft und die Bedeutung der Winterthurer Wäl- der an ein breites Publikum heranzutragen. Diethelm Steiner (geb. 1922)

renden Hermann Siegerist zu den beiden einzigen noch lebenden Winterthurer Stadt- forstmeistern. Unter Steiner wurde aus dem Forstamt der Stadt Winterthur 1987 der Städtische Forstbetrieb. Die Amtszeit Stei- ners war von drei Phänomenen geprägt: von der zunehmenden Bedeutung der Wohlfahrtsfunktionen des Waldes, vom stärkeren Einbezug des Naturschutzes in die Waldwirtschaft und vom Waldsterben.

Hermann Siegerist (1988 –1997) Mit allen drei Zeiterscheinungen hatte sich auch sein Nachfolger, Hermann Siegerist, Kurt Madliger (geb. 1918, gest. 1992) auseinanderzusetzen. Schon in den siebzi-

54 Ernst Krebs

An dieser Stelle darf einer nicht vergessen werden, der zwar nie Winterthurer Stadt- forstmeister war, sich aber dennoch weit über die Stadtgrenzen hinaus einen Na- men gemacht hat als hervorragender Ken- ner der hiesigen Wälder und als unermüd- licher Kämpfer für den Erhalt einer intakten Umwelt: Ernst Krebs (1903 bis 1996). Der Forstingenieur aus Töss war zwischen 1936 und 1939 als Stadtforstadjunkt auch im Dienste des damaligen Winterthurer Forstamtes tätig. Anschliessend wurde er Hermann Siegerist (geb. 1932) zum Kreisforst meister in Bülach und Win- ger Jahren, vor allem aber in den Achtzigern wurden immer häufiger Stimmen laut, die einen stärkeren Einbezug des Naturschutz- gedankens in die Forstwirtschaft forder- ten. Immer länger werdende Listen von aus- sterbenden Tier- und Pflanzenarten haben die Seele von Naturfreunden empfindlich getroffen. Kein Wunder also, dass der Na- turschutz in der Amtszeit Siegerists einen grossen Stellenwert hatte: Bereits in den siebziger Jahren setzte er sich, damals noch als Adjunkt, für den Schutz von Amphibien und Wasserinsekten ein. Er förderte mass- geblich die Realisierung zahlreicher Nass- standorte in den Winterthurer Wäldern. Ernst Krebs 92jährig (geb. 1903, gest. 1996) Erst kürzlich wieder, 1995 und 1996, wur- den unter Siegerist im unteren Hangento- terthur gewählt, und ab 1960 bis zu seiner bel im Eschenbergwald zwei neue Amphi- Pensionierung 1968 war Krebs Oberforst- bienweiher angelegt (siehe Bild Seite 100). meister des Kantons Zürich. Ein weiterer Schwerpunkt von Siegerists Als begnadeter Autor und als geistreicher Tätigkeit waren die Massnahmen zur För- Redner kämpfte Ernst Krebs auch nach sei- derung standortgerechter Baumarten und ner Pensionierung noch bis ins hohe Alter der konsequenten Naturverjüngung. hartnäckig für den Schutz der Natur.

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Im Reich der Buche

Jede Lebensgemeinschaft wird durch ihre trockeneren Böden findet man neben der Umwelt geprägt. Den Wald prägen natür- Buche verschiedene Eichenarten, die Mehl- liche Umwelteinflüsse wie Temperatur, Nie- beere oder wiederum die Hagebuche. Bei derschlag, Sonneneinstrahlung, Hangnei- ex tremen Bodenverhältnissen ist die Buche gung, Gestein oder Bodenbeschaffenheit. nicht mehr konkurrenzfähig. Sie wird ab- Unter ähnlichen Umwelteinflüssen gedei- gelöst durch die Schwarzerle, die Esche, die hen von Natur aus ähnliche Pflanzenge- Birke oder die Föhre. Solche extreme Stand - meinschaften. Solche für einen bestimmten orte mit den entsprechend seltenen Wald- Standort typische Gemeinschaften nennt gesellschaften gibt es auch in Winterthur. man Pflanzengesellschaften oder Waldge- Ohne menschliche Eingriffe entwickeln sellschaften. Zu einer Waldgesellschaft ge - sich an den meisten Standorten in Winter- hören neben den Bäumen auch die Sträu - thur sommergrüne Laubmischwälder, die cher und natürlich die Bodenpflanzen mit- von der Buche dominiert werden. samt den Farnen und den Moosen. Anhand Neben den lokalen Gegebenheiten im Ge- der Bodenpflanzen und der Bodenbe- lände, wie etwa Neigung und Windexposi- schaffenheit kann man feststellen, welche tion, sind in Winterthur vor allem der Ge- Baumarten von Natur aus wachsen wür- steinsuntergrund und die Bodenbeschaf- den. Eine Waldgesellschaft beschreibt le- fenheit ausschlaggebend für die Vielfalt diglich die po tentielle natürliche Vegetati- der Waldgesellschaften. on, nicht den tatsächlich vorhandenen Der Gesteinsuntergrund bildet die Grund- Baumbestand. lage des Oberbodens, auf dem schliesslich Auf dem Gebiet der Stadt Winterthur kom- die Pflanzendecke wächst. Seine Zusam- men über 40 verschiedene Waldgesell- mensetzung beeinflusst den Nährstoffge- schaften vor (siehe Tabelle Seite 58); die halt und den Wasserhaushalt des Bodens meisten gehören zu den Buchenwäldern. und damit auch die Waldgesellschaft. Kein Wunder, denn auf den hiesigen Bö- Die oberste Gesteinsschicht ist in Winter- den ist die Buche am konkurrenzfähigsten thur vielerorts die Obere Süsswassermolas- gegenüber anderen Baumarten. Hier kann se, das älteste aller hier vorhandenen Ober- sie bisweilen Reinbestände ausbilden. Je flächengesteine. So zum Beispiel an den nach Bodenbeschaffenheit gesellen sich zur Süd hängen des Lindbergs und des Eschen- Buche andere Laubbäume: im feuchteren, bergs, aber auch am Nordhang des Dätt- eher kalkhaltigen Bereich beispielsweise nau, am Brüelberg und sogar auf dem der Bergahorn, die Esche oder die Bergul- Hoch plateau des Eschenbergs. Weil Molas- me, auf feucht-sauren Böden hingegen die se aus verschiedenen Ausgangsgesteinen Winterlinde oder die Hagebuche. Auf eher (Mergel, Sandstein und vereinzelt Nagel-

57 IM REICH DER BUCHE Anteil 5,73 % 0,48 % 5,61 % 6,25 % 5,32 % 2,99 % 2,05 % 0,27 % 7,91 % 0,40 % 0,03 % 2,20 % 5,69 % 3,06 % 3,66 % 3,56 % 2,22 % 0,07 % 2,68 % 12,57 % 11,76 % 6,75 0,70 1,75 12,00 74,25 51,00 10,00 54,75 76,00 91,00 88,50 55,25 66,75 312,50 142,50 292,50 139,50 155,50 132,25 196,75 141,50 Fläche in Hektaren Name Waldhainsimsen-Buchenwald Typischer mit Weissmoos Waldhainsimsen-Buchenwald mit Hainsimse Waldmeister-Buchenwald Waldmeister-Buchenwald Typischer Ausbildung mit Hainsimse Waldmeister-Buchenwald, Typischer mit Hornstrauch Waldmeister-Buchenwald mit Lungenkraut Waldmeister-Buchenwald mit Lungenkraut, Ausbildung Waldziest Waldmeister-Buchenwald Waldhirsen-Buchenwald Typischer mit Hainsimse Waldhirsen-Buchenwald mit Hornstrauch Waldhirsen-Buchenwald mit Lungenkraut Waldhirsen-Buchenwald mit Lungenkraut, Ausbildung Waldziest Waldhirsen-Buchenwald Lungenkraut-Buchenwald Typischer Lungenkraut-Buchenwald mit Immenblatt Lungenkraut-Buchenwald mit Immenblatt, Ausbildung kriechendem Liguster Aronstab-Buchenwald Segge Zahnwurz-Buchenwald mit Weisser Zahnwurz-Buchenwald mit Bärlauch Typischer Waldmeister-Buchenwald, Ausbildung mit Waldziest Waldmeister-Buchenwald, Typischer Ausbildung mit Waldziest Waldhirsen-Buchenwald, Typischer Nr. 1 2 6 7a 7aS 7d 7e 7f 7g 8a 8aS 8d 8e 8f 8g 9 10 10w 11 12e 12g Waldgesellschaften in Winterthur Waldgesellschaften

58 1,78% 1,52% 0,88% 1,46% 0,87% 1,94% 0,80% 2,19% 0,72% 1,83% 0,15% 0,01% 0,35% 0,19% 0,17% 0,06% 0,11% 0,04% 0,19% 0,01% 0,10% 0,08% 0,01% 3,75 0,25 8,75 4,75 4,25 1,50 2,75 1,00 4,75 0,25 2,50 2,00 0,25 44,35 37,75 22,00 36,25 21,75 48,25 20,00 54,50 18,00 45,50 Typischer Zahnwurz-Buchenwald, artenarme Ausbildung Typischer Zahnwurz-Buchenwald mit kriechendem Liguster Segge Linden-Zahnwurz-Buchenwald, Ausbildung mit Weisser Weissseggen-Buchenwald Typischer Ausbildung mit kriechendem Liguster Weissseggen-Buchenwald, Bergseggen-Buchenwald Eiben-Buchenwald Ahorn-Eschenwald Typischer Ahorn-Eschenwald mit weisser Segge Ahorn-Eschenwald mit Bingelkraut Ahorn-Eschenwald mit Bärlauch Seggen-Bacheschenwald Typischer Seggen-Bacheschenwald mit Hornstrauch Seggen-Bacheschenwald mit Riesenschachtelhalm Ulmen-Eschen-Auenwald Typischer Zweiblatt-Eschenmischwald (auf staunassen Böden) Zweiblatt-Eschenmischwald (auf Auenböden) Segge Zweiblatt-Eschenmischwald mit Weisser Traubenkirschen-Eschenwald Kronwicken-Eichenmischwald Pfeifengras-Föhrenwald Orchideen-Föhrenwald Geissklee-Föhrenwald 12t 12w 13e 14 14w 15 17 26a 26e 26f 26g 27a 27e 27f 28 29 29a 29e 30 39 61 62 64

59 IM REICH DER BUCHE

Waldgesellschaften in der Stadt Winterthur

0 150 300 450 600 750 900 1050 1200 1350 1500 Hektaren

Waldmeister-Buchenwälder (Nr. 6–7, 9–10) 1399,20

683,25 Waldhirsen-Buchenwälder (Nr. 8)

227,00 Eschen-Erlenwälder (Nr. 26–30)

104,75 Orchideen-Buchenwälder (Nr. 14–17)

56,85 Zahnwurz-Buchenwälder (Nr. 12–13)

10,75 Waldhainsimsen-Buchenwälder (Nr. 1–2)

4,75 Föhrenwälder (Nr. 61–63)

0,25 West-submediterrane Eichenwälder (Nr. 39)

fluhbänder) besteht, findet sich auf ihr ein chene Klima. In der Braunerde sind Humus breites Spektrum verschiedener Waldge- und Mineralien gut vermischt, die Frucht- sellschaften. Ansonsten stammen hier die barkeit ist entsprechend hoch. Je nach Ge- obersten geologischen Schichten vorwie- stein und Hangneigung sind die Winter- gend aus der letzten Eiszeit: In den Talbö- thurer Braunerdeböden mehr oder weniger den bestehen sie aus würmeiszeitlichen stark kalkhaltig. Saure Braunerden sind hier Schottern und auf den Hügeln überwie- eher die Ausnahme. Typische Waldgesell- gend aus Moränenmaterial. schaften auf Braunerden sind etwa die Waldmeister-Buchenwälder. Entscheidende Grenzschicht Auf Kuppen und an Steilhängen sind die Rendzina-Böden verbreitet. Sie sind weni- So wie sich unter ähnlichen Bedingungen ger tiefgründig als die Braunerden, und das ähn liche Pflanzengesellschaften einstellen, Muttergestein tritt bisweilen an die Ober- so entstehen unter ähnlichen Bedingun- fläche. Auf Rendzina-Böden kommt zum gen ähnliche Böden. Und die sind mitunter Beispiel der am Eschenberg-Südhang rela- wichtige Standortfaktoren für die Waldge- tiv häufige Lungenkraut-Buchenwald vor. sellschaften. Der Boden ist die Grenzschicht In Mulden und Hangfusslagen stehen viele zwi schen der Gesteinsschicht und der obers- Böden ständig unter dem Einfluss von ten Schicht von totem Pflanzenmaterial – Grund-, Hang- oder Stauwasser; sie sind und mithin eine Mischung aus beidem. deshalb dauernd feucht. Das sind die typi- Der häufigste Bodentyp in Winterthur ist schen Standorte der Eschenmischwälder. die Braunerde. Dieser ton- und nährstoff- Solche Standorte finden sich zum Beispiel in reiche Boden ist typisch für das ausgegli- den Bachtobeln des Leisentals und an feuch-

60 ten Stellen auf dem Eschenbergplateau. Die grösste Vielfalt an Waldgesellschaften weist der Eschenbergwald auf. 38 verschie- dene Gesellschaften sind in diesem 7,6 Quadratkilometer grossen Waldgebiet ver- treten. Zum Vergleich: Im Lindbergwald kom men nicht einmal halb so viele Gesell- schaften vor. Doch die Vielfalt des Eschen- bergs täuscht: Ganze zwei Drittel der Wald- fläche nehmen alleine die Waldhirsen-Bu- chenwälder ein. In keinem anderen Gebiet in Winterthur erreichen diese Waldgesell- schaften eine solche Ausdehnung. Im Eschen bergwald hingegen kommen sie fast überall vor: Beinahe der gesamte Nord- hang zwischen der Breiti und dem Paradis besteht aus Waldhirsen-Buchenwald-Stand- orten; sie fehlen eigentlich nur an heissen und sehr trockenen oder an feuchten La- gen: an den Südhängen gegen die Töss hinunter, im Leisental und an vernässten Stellen auf dem Hochplateau, zum Beispiel in der Umgebung des Gebietes Riet. Die Waldhirsen-Buchenwälder wachsen bevor- zugt auf tiefgründigen, weder stark sauren noch sehr kalkreichen Braunerde-Böden, wobei sie je nach Bodenbeschaffenheit unterschiedliche Varianten ausbilden. Die Baumschicht ist ausserordentlich kräftig und hoch; die Bodenvegetation ist recht üppig. Häufig bestimmen die Farne das Waldbild, so der Gewöhnliche Waldfarn, der Gelappte Schildfarn oder der Eichen- farn. Diese Farne können indes auch völlig fehlen. Auch den Geissbart findet man häufig in diesen Wäldern. Die wichtigste Baumart ist natürlich die Buche. Daneben kommen aber auch Weisstanne, Rottanne, Bergahorn und Esche in dieser Gesellschaft Buche ist es im Zweiblatt-Eschenmischwald bereits zu feucht, sie fehlt in diesen Wäl- dern vollständig; nur dort, wo der Boden durch Entwässerung, Absenkung des Grundwassers oder durch Flussverbauun- gen austrocknet, kann sie sich halten. Hin- gegen kommen neben der Esche auch Berg- ahorn, Stieleiche, Bergulme, Kirschbaum und die Hagebuche vor. Insgesamt machen die Zweiblatt- Eschenmischwälder mehr als ein Zehntel der Fläche des Eschenbergwal- des aus. Regional einzigartig sind die Zwei - blatt-Eschenmischwälder auf Auenböden . Sie kom men in der ganzen Grossregion nur Sauerklee im Brüelbergwald in Winterthur vor – vor allem im Lei sental. Hier sind sie allerdings wegen der Töss kor - ziemlich häufig vor. Wichtige Sträucher sind rektion nicht typisch ausgebildet. Eine klei- vor allem die Himbeere, der Schwarze Ho- nere Fläche befindet sich auch am tiefsten lunder und die Schwarze Heckenkirsche. Punkt der Stadt bei der Kläranlage Hard. Die Bodenvegetation besteht hauptsächlich Eine Waldgesellschaft, die im Mittelland aus Waldmeister, Waldveilchen, Waldhirse, sel ten ist und in Winterthur nur gerade auf Goldnessel, Einbeere, Buschwindröschen, zwei kleinen Flächen im Gebiet Chalber- Sauerklee und aus Behaarter Hainsimse. weid am Osthang des Gamsers auftaucht, Für Winterthurer Verhältnisse recht häufig tre ten auf dem Eschenberg auch die Zwei- blatt-Eschenmischwälder auf. Sie sind auf dauernd oder zeitweise feuchte, nährstoff- reiche und lehmige Böden angewiesen, wie sie kleinflächig an vielen Orten auf dem Hochplateau vorkommen: in flachen Mul- den oder entlang von Bächen. Grössere Flä- chen von Zweiblatt-Eschenmischwäldern finden sich im Gebiet Riet, vor allem aber im Leisental. Sie bilden hier die grössten zu- sammenhängenden Flächen auf dem Stadt- gebiet. Sporadische Überflutung und per- ma nenter Kontakt mit dem Grundwasser charakterisieren die Zweiblatt-Eschenmisch- wälder als Bestandteil der Hartholzaue. Der Goldnessel im Lindbergwald

62 Esche. Bingelkraut, Waldmeister, Maiglöck - chen, Immenblatt und Schwalbenwurz kenn zeichnen die Bodenvegetation. Gegenüber der Grüenau zwischen der Bahn linie und der Töss tauchen noch Reste des Ulmen-Eschen-Auenwaldes auf. Dies ist der einzige Standort dieser Waldgesell- schaft in Winterthur. Sie ist Bestandteil der unteren Stufe von Hartholzauen und hat einst die Flussauen im Schweizer Mittel- land geprägt. Heute sind gut ausgebildete Ulmen-Eschenwälder sehr selten gewor- den. Der nährstoffreiche Boden kann zeit- weilig oberflächlich austrocknen. Der Bu- Buschwindröschen im Brüelbergwald che ist es hier zu nass, hingegen bilden die Eschen, Bergulmen, Schwarzerle und Stiel- ist der Linden-Zahnwurz-Buchenwald mit eiche hochaufragende lichte Bestände. Ha- Immenblatt. Die steile Hanglage ist typisch sel, Pfaffenhütchen und Hornstrauch sind für diese Gesellschaft: Sie gedeiht an schat- in der Strauchschicht solcher Wälder oft zu tigen und luftfeuchten Hängen, wo ständig finden. Als häufigste Bodenpflanzen kom- etwas feiner Schutt nachrieselt. Die wich- men Winterschachtelhalm, Rasenschmie- tigsten Baumarten sind neben der Buche le, Geissfuss oder Goldnessel vor. die Sommerlinde, der Bergahorn und die Ein grosser Hangrutsch am Gamser hat

Leisental: Für diesen Standort typischer lichter Zweiblatt-Eschenmischwald mit Weisser Segge

63 Hangwald am Gamser (Eschenberg): Lungenkraut-Buchenwald mit Immenblatt

1995 den dortigen Orchideen-Föhrenwald – eine bei uns seltene Waldgesellschaft – in Mitleidenschaft gezogen. Ein zweiter Orchi deen-Föhrenwald-Standort liegt di- rekt über dem Reitplatz. Diese lichten Föhrenwälder findet man typischerweise auf steilen, mergeligen Böden mit stark wechselndem Wassergehalt. Zuoberst auf dem Chüeferbuck, wo die Bu- chen etwas weniger hoch werden und oft krumm wachsen, taucht eine weitere, bei uns ebenfalls seltene Waldgesellschaft auf: der Waldhainsimsen-Buchenwald. Dieser Wald wächst auf sauren, trockenen Böden in Kuppenlagen. Die vorherrschende Baum- art ist die Buche. Daneben treten auch Trau beneichen und gelegentlich Föhren auf. Während die Krautpflanzen eher spär- lich erscheinen, ist die Moosschicht auf- fällig stark entwickelt. Die auf dem Eschenberg häufigsten Wald- ge sellschaften, die Waldhirsen-Buchenwäl - Hangrutsch am Gamser 1995 (Aufnahme 1996) der, wurden wegen ihrer ausgezeichneten

64 Produktivität an vielen Orten in reine, er- tragreiche Fichtenmonokulturen umgewan- delt. Heute besteht der Eschenbergwald zu fast zwei Dritteln aus Nadelbäumen, wobei die Fichte am häufigsten vorkommt. Die äl- teren Baumbestände auf den ehemaligen ausgedehnten Kahlschlagflächen des letz- ten Jahrhunderts nehmen noch immer ei- nen grossen Anteil ein.

Rottannenwald auf dem Lindberg

Auf dem Eschenberg machen die Waldhir- sen-Buchenwälder wie erwähnt zwei Drit- tel der Waldfläche aus. Ganz anders auf dem Lindberg: Dort kommen diese Wälder über- haupt nicht vor. Dafür besteht fast der gan- ze Lindbergwald aus Waldmeister-Buchen- wäldern: Rund 85 Prozent des Lindbergs sind mit diesen Wäldern bedeckt. Die Wald- meister-Buchenwälder sind die häufigsten Waldgesellschaften des Schweizer Mittel- landes. Sie entstehen auf mehr oder weni- ger neutralen, frischen und nährstoffrei- chen Böden über Molassegesteinen und Mo ränen. Die charakteristischen Baumar- ten dieser Waldgesellschaft sind die Buche, die Stiel- und die Traubeneiche, die Hage- buche, der Kirschbaum, die Esche, der Berg- und der Feldahorn, die Weisstanne und die Winterlinde. Das natürliche Bild des Waldmeister-Buchenwaldes als kräfti- ger Buchenmischwald mit starken geraden Stämmen ist im Lindberg an vielen Orten durch den grossflächigen Anbau der Rottan- ne stark verzerrt worden. Abwechslungs- reiche Waldbilder findet man aber immer noch, zum Beispiel im südlicheren Teil des Lindbergwaldes. Waldmeister, Buschwind- IM REICH DER BUCHE

röschen, Goldnessel, Einbeere oder Sauer- und Sumpfdotterblume geprägten Kraut- klee gehören zu den häufigsten Begleit- schicht zu erkennen. Eine Waldgesellschaft, pflanzen der Waldmeister-Buchenwälder. die zum Beispiel am Eschenberg-Südhang Sel ten sind hingegen die Moose. Auch die ebenfalls häufiger vorkommt als im Lind- Waldmeister-Buchenwälder bilden je nach bergwald, ist der Lungenkraut-Buchenwald Bodentyp verschiedene Varianten aus. mit Immenblatt. Dieser lichte Buchenwald Wo es im Lindbergwald für die Buche zu weist eine stark entwickelte Strauchschicht feucht wird, findet man verstreut den mit Liguster, Rotem Hartriegel, wolligem Ahorn-Eschenwald. Dieser Laubmischwald Schneeball, Schwarzdorn, Seidelbast und ist ebenfalls äusserst kräftig und hoch- Berberitze auf. In der Krautschicht wach- stämmig. Auffälligstes Merkmal: Die Bu- sen Bingelkraut, Waldmeister, Süsse Wolfs- che fehlt gänzlich, dafür gedeihen Berg- milch, Frühlingsplatterbse, Immenblatt, ahorn und Eschen. Die Krautschicht ist sehr Schlaf fe Segge und Bergsegge. Diese üppig und besteht zum Beispiel aus Kohl- Wald gesellschaft gedeiht auf eher merge- distel, Wiesen-Schaumkraut, Engelwurz, ligen, trockenen oder zeitweise austrock- Hängesegge, Hexenkraut, Waldziest, Wald- nenden Böden. An trockeneren Stellen fin- segge, Wurmfarn oder Waldmeister. det man auch den Weissseggen-Buchen- Auf den feuchten bis nassen Stellen ent- wald und den Bergseggen-Buchenwald. lang der Bäche wachsen der Seggen-Bach- Dominierende Baumart im Lindbergwald eschenwald, der Zweiblatt-Eschenmisch- ist heute nicht – wie von den Waldgesell- wald oder der Traubenkirschen-Eschen- schaften her zu erwarten – die Buche, son- wald. Der Seggen-Bacheschenwald ist leicht dern die standortfremde Fichte. Kein Wun- an der üppigen, durch Riesenschachtelhalm der, denn die schnellwachsende und ertrag-

Baumarten im Stadtwaldrevier Lindberg-Mörsburg 1984 (Anteil in Massenprozenten)

Rottanne 50%

Buche 20%

Eiche 5% Weisstanne 7%

Esche 3% Föhre 8%

Bergahorn und übr. Laubbäume 3% Lärche und übr. Nadelbäume 4%

66 reiche Fichte wurde von der Forstwirtschaft lange Zeit gehätschelt – mit dem Resultat, dass die Rottannen auf den nährstoffrei- chen und ökologisch stabilen Standorten der Waldmeister-Buchenwälder massiv Ter- rain zulegten und noch heute den Lind- bergwald dominieren. Die Zahl der Nadel- bäume wurde aber in den letzten Jahren sowohl im Stadtwald als auch im Korpora- tionswald verringert und muss in den kom- menden Jahren wohl noch weiter reduziert werden. Ein Blick auf die Verjüngungsflä- chen lässt hoffen: Heute machen die Laub- baumarten in diesen Flächen 82 Prozent aus. Am stärksten vertreten ist übrigens die Seidelbast am Furtrain (Dättnau/Rumstal) Eiche, die wegen fehlender Samenbäume häufig angepflanzt werden muss. einheimische Arten aus 16 Gattungen ha- Die Pflanzenwelt im Lindbergwald war ben Botaniker in den siebziger und achtziger wiederholt Gegenstand wissenschaftlicher Jahren hier gefunden. Diese Pflanzen sind Untersuchungen. Mit gutem Grund, denn grösstenteils Kulturflüchter, Arten also, die im Lindbergwald kommen so viele fremde aus den nahen Gärten, dem Friedhof Ro- Kraut- und Strauchpflanzen vor wie in kei- senberg oder dem Volg-Versuchsgarten ver- nem anderen Waldgebiet der Stadt. 22 nicht wilderten. Einige fremde Pflanzenarten

Artenarme Fichtenmonokultur im Lindbergwald nach durchgeführter Entastungsaktion

67 IM REICH DER BUCHE

Baumarten im Stadtwaldrevier Brüelberg-Schlosshof 1989 (Anteil in Massenprozenten)

Rottanne 26%

Buche 41%

Eiche 2% Weisstanne 2%

Esche 8% Föhre 10%

Bergahorn und übr. Laubbäume 7% Lärche und übr. Nadelbäume 4%

kom men im Lindbergwald besonders häu- berg finden wir auf dem Brüelberg. Auch fig vor, so der Sommerflieder oder die hier stellen die Waldmeister-Buchenwald- Zwerg mispel. Der häufigste Exot im Lind- Standorte den mit Abstand grössten Anteil bergwald aber ist die Mahonie. Sie ist im dieses relativ wenig abwechslungsreichen westlichen Teil ebenso zahlreich wie die Waldgebietes. Nur ein knappes Dutzend einheimische Stechpalme. verschiedene Waldgesellschaften kommen Ähnliche Verhältnisse wie auf dem Lind- im Brüelbergwald vor. An wenigen, trocke- neren Stellen am Ost- und am Westhang wachsen Lungenkraut-Buchenwälder und auf einer kleinen Fläche am Westhang der Bergseggen-Buchenwald. Die Wälder auf dem Brüelberg sind verhältnismässig na- turnah und altersmässig ausgeglichen. Die Laubbäume machen heute fast zwei Drittel des gesamten Vorrates aus und lassen sich leicht natürlich verjüngen. Der Anteil der standortfremden und ökologisch proble- matischen Baumarten ist eher klein.

Pionierwald am Wolfensberg

Wie Brüelberg und Lindberg besteht auch Stechpalme beim Grasboden (Hulmen) der Wolfensberg fast ausschliesslich aus den

68 terhängen. In dieser Pioniergesellschaft ehe maliger Trockenwiesen sind Waldföh- ren, Maulbeerbäume und Elsbeeren vertre- ten. Neben dem seltenen Geissklee wach- sen in der Strauchschicht auch Wacholder und der Wollige Schneeball. Die Kraut- schicht besteht vor allem aus Erdseggen, Blutrotem Storchenschnabel, Hufeisenklee oder Küchenschelle. In keinem anderen Waldgebiet Winter- thurs kommt die Föhre so häufig vor wie im Wolfensbergwald. In den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts machten die Föhren im Stadtwald Wolfensberg über sechzig Prozent des Baumbestandes aus; heute

Echtes Springkraut am Hinteren Chrebsbach häufigen Waldmeister-Buchenwald-Stand- orten. Die heutigen Bestände sind jedoch von den natürlichen Waldgesellschaften weit entfernt. Immerhin tauchen im Süd- west-Teil an der Grenze zwischen dem Stadtwald und dem Chilenholz – dem Wald- teil der Kirchgemeinde Wülflingen – einige seltenere, ökologisch wertvolle und relativ gut ausgebildete Waldgesellschaften auf. So findet man zum Beispiel am Steilhang bei der Chöpfi den einzigen Geissklee- Föhrenwald-Standort in der ganzen Gross - region Winterthur. Der lichte, ornitho - logisch wertvolle Geissklee-Föhrenwald wächst an warmen, südexponierten Schot- Föhrenwald bei der Chöpfi (Wolfensberg)

69 IM REICH DER BUCHE

trockenen Stellen sind gelegentlich Stand- orte des Lungenkraut-Buchenwaldes mit Immenblatt, des Bergseggen-Buchenwal- des oder des Eiben-Buchenwaldes. Die zu- letzt genannte Gesellschaft hat zahlreiche Standorte weiter westlich im Dättnau. Der Wald im Gebiet Bannhalden-Rossberg- Steigholz ist recht naturnah. Die standort- gerechten Laubbäume sind heute für Win- terthurer Verhältnisse überdurchschnittlich häufig vertreten, der Anteil der ökologisch problematischen Baumarten ist hingegen sehr klein. Nur gegen die Töss hinunter, im Gebiet Bannhalden, ist der Anteil standort- Waldveilchen im Eschenbergwald fremder Baumarten immer noch hoch. sind es noch rund dreissig Prozent. Von der Juwel am Beerenberg Abnahme der Föhre profitierte übrigens die Fichte, die heute den Wolfensbergwald Der Beerenberg zwischen Niederfeld und dominiert. Insgesamt ist hier der Anteil der Rumstal ist ein einzigartiges Mosaik ver- Nadelbäume höher als in jedem anderen schiedener Waldstandorte. Während hier Teil des Winterthurer Stadtwaldes. die Waldhirsen-Buchenwälder – wie im Lind bergwald – gänzlich fehlen, dominie- Rossberg: Reich an Laubbäumen ren flä chenmässig die Waldmeister-Buchen - wald-Standorte. Daneben gibt es aber eine In den Wäldern südlich von Töss – beim Fülle von selteneren Waldgesellschaften. Ve- Rossberg zwischen der Töss und der Auto- getationskundlich besonders interessant ist bahn und in den Gebieten Meisholz, Hell der schnell austrocknende mergelige West- und Steigholz auf der anderen Seite der Au- hang. Dort sind die Bergseggen-Buchen- tobahn gegen Brütten hinauf dominieren wald- und die Lungenkraut- Buchenwald- wieder die Waldmeister-Buchenwald- und Standorte stark vertreten. Im Bergseggen- etwas weniger ausgeprägt die Waldhirsen- Buchenwald sind die Buche und die Buchenwald-Standorte. Auf den feuchten Trau beneiche die wohl wichtigsten Baum- bis nassen Stellen entlang der Töss kom- arten. Es kommen darin aber auch Eschen, men relativ häufig die Zweiblatt-Eschen - Bergahorn, Hagebuche, Kirschbaum, Els- mischwälder vor. Andere Nassstellen in die- beere und der Mehlbeerbaum vor. In der sem südlichsten Waldgebiet der Stadt neh- Strauchschicht wachsen neben den auf men Ahorn-Eschenwald- und Bachseg- Kalk typischen Sträuchern Liguster, Wolli- gen-Eschen wald-Standorte ein. Die eher ger Schneeball, Hornstrauch oder Feld-Ro-

70 se auch die Berberitze und der Seidelbast. Kennzeichnend für die Krautschicht sind neben der eher häufigen Bergsegge auch Maiglöckchen, Immenblatt, Bingelkraut, Nickendes Perlgras, Schwalbenwurz, Weis- se Segge oder sogar das Waldvögelein. Am Beerenberg-Westhang findet sich aus- serdem ein Juwel der besonderen Art: der einzige Kronwicken-Eichenmischwald in der ganzen Region Winterthur. Dieser sub- mediterran anmutende, niedere und lichte Eichenmischwald hat seinen Standort auf trockenen, kalkreichen Böden an warmen Steilhängen und auf Felskuppen. Natürlich gedeihen auch hier die typischen

Buchenwald am Westhang des Beerenbergs

Kalksträucher zu denen sich Liguster, Strauchwicke oder Purgier-Kreuzdorn ge- sellen. In der Krautschicht findet man die Ästige Graslilie, die pfirsichblättrige Glok- ken blume, die Erdsegge, die Strauss-Wu- cherblume, den Blutroten Storchenschna- bel, die Hirschwurz, den Echten Gamander, der Hügel-Klee oder den Purpur-Klee. Der für Reptilien und zahlreiche Insekten- arten wertvolle Kronwicken-Eichenmisch- wald-Standort ist hochgradig schützens- wert. Seine Ausdehnung am Beerenberg- Westhang ist mit 0,25 Hektaren allerdings sehr bescheiden. Kronwicken-Eichenmischwald am Beerenberg Im Ost- und Nordteil des Beerenbergs finden

71 IM REICH DER BUCHE

sich zahlreiche Standorte von Waldmeister- ten Anteil ein. Auf den eher trockenen Bö- Buchenwäldern, Lungenkraut-Buchenwäl- den sind die Lungenkraut-Buchenwälder dern mit Immenblatt, des Aronstab-Buchen- mit Immenblatt, der typische Lungenkraut- waldes und des typischen Lungenkraut-Bu- Buchenwald und der Bergseggen-Bu- chenwaldes. Diese Gesellschaften kommen chenwald relativ häufig. Gelegentlich fin- im Beerenbergwald, vor allem aber im öst- det man auch den Weissseg gen-Buchen- lich gelegenen Hardholz bei der Kläranlage wald. Die feuchteren Stellen werden wie so zahlreich vor wie in keinem anderen andernorts auf dem Stadtgebiet von Ahorn- Waldgebiet in Winterthur. Die in diesem Hal- Eschenwald und Seggen-Bacheschenwald lenwald dominierende Buche bildet starke, eingenommen. Einen für Winterthurer Ver- gerade Stämme. Nicht selten sind in sol- hältnisse überdurchschnittlich hohen An- chen Wäldern Esche, Bergahorn, Trauben - teil nimmt der Aronstab-Buchenwald ein. eiche oder Kirschbaum anzutreffen. In der In diesem üppigen Hallen-Buchenmisch- üppigen Krautschicht kommen einige Pflan- wald mit Eschen und Bergahorn findet man zen so häufig vor, dass sie regelrechte Tep- eine kaum entwickelte Strauchschicht. Im piche bilden: etwa das Bingelkraut oder Frühling wuchert der Bärlauch, dann sind der Waldmeister. Auch häufige Frühlings- nur noch wenige Kräuter vorhanden: so der blüher wie das Buschwindröschen, das Lun- Aronstab, das Bingelkraut, die Gundelrebe genkraut oder die Frühlingsplatterbse oder der Waldziest. Den Aronstab-Buchen- kom men hier vor. Weitere seltene Gesell- wald findet man auf feuchten, ton-, nähr- schaften sind an eher trockenen Stellen der stoff- und basenreichen Böden. Weissseggen-Buchenwald und der Eiben- Zu den naturkundlich besonders interessan - Buchenwald. Auf den feuchten bis nassen ten Gebieten gehört der Dättnauer Berg. Standorten findet man Ahorn-Eschenwäl- Über dem heutigen Naturschutzgebiet fin- der oder Seggen-Bacheschenwälder. Der den sich einige kleinere Inseln von Pfeifen- Beerenberg ist relativ naturnah und ornitho- gras-Föhrenwald. Diese Waldgesellschaft lo gisch wertvoll: Spuren der ehemaligen taucht auch auf der rechten, der südwest- Mit telwälder blieben bis heute erhalten. orientierten Talflanke etwas südlich von Hoh Wülflingen auf. Sonst aber kommt sie Eiben im Dättnau in keiner anderen Gegend der Stadt vor. Im offenen, oft fast lückigen Pfeifengras-Föh- Zu den Winterthurer Gebieten mit dem renwald gedeiht eine reichhaltige Kraut- grössten Reichtum an verschiedenen Wald- schicht, die vor allem vom spätblühenden standorten gehört das Dättnau. Die Molas- Pfeifengras dominiert wird. In dieser Ge- sehänge gegen Chomberg und Ebnet wei- sellschaft tritt gelegentlich auch der Mehl- sen eine grosse Vielfalt an kleinräumigen beerbaum auf. Neben Liguster und ande- ab wechslungsreichen Strukturen auf. Wie- ren Kalksträuchern kommt hier auch die derum nehmen die Waldmeister-Buchen- Berberitze vor. Die trockenen, mer ge ligen wald-Standorte den flächenmässig gröss- Steilhänge im Dättnau sind typische

72 Sonnendurchfluteter Hangwald im Ebnet (Dättnau): Waldmeister-Buchenwald mit Hornstrauch

73 IM REICH DER BUCHE

Föhrenstandorte, hier ist die Buche nicht Waldmeister-Buchenwald-Standorte im un- mehr konkurrenzfähig. Der artenreiche Pfei- teren Teil des Dättnauer Bergs von der fengras-Föhrenwald bietet Lebensraum für Forstwirtschaft genutzt und entsprechend viele seltene Tier- und Pflanzenarten und verändert wurden, blieben die oberen Ge- zählt zu den hochgradig schützenswerten biete entlang der Stadtgrenze bis heute na- Waldgesellschaften. hezu unverfälscht. Diese steilen mergeli- Während die zumeist hochproduktiven gen Molassehänge beherrscht eine im übrigen Stadtgebiet weniger häufige Ge sell - schaft: der Eiben-Buchenwald. Fast die ge- samte linke Talflanke des Dättnaus ist im oberen Teil mit einem zusammenhängen- den Eiben-Buchenwald bewachsen. In kei- nem anderen Stadtgebiet erreicht diese Ge- sellschaft eine derart grosse Ausdehnung. Eine grössere Fläche nimmt die Gesellschaft noch zwischen Hoh Wülflingen und Alt Wülf lingen ein. Ansonsten finden sich auf dem Stadtgebiet nur kleinere inselartige Vorkommen. In dieser von Buche, Berg- ahorn und Eibe dominierten Gesellschaft wächst eine grasreiche Krautschicht mit buntem Reitgras, Schlaffer Segge, Berg- Flockenblume, Bingelkraut, Einbeere oder Waldmeister. Nur dort, wo die Eibe einen dichten Bestand bildet, ist der Boden kahl und dunkelbraun. Die Eibe ist heute schon relativ selten und wegen des Rehverbisses mittelfristig vom Aussterben bedroht.

Kostbarkeit im Schoren

Der Wald im ganzen Talzug Dättnau-Neu- burg-Rumstal ist wegen der oft schlechten Zugänglichkeit an den meisten Orten recht naturnah. Nur in den flacheren Gebieten oben auf dem Chomberg ist heute der An- teil standortfremder Baumarten zu hoch. Grund: In den Jahren 1967 und 1975 wur- Traubenkirschen-Eschenwald im Schoren den die damaligen Windwurfflächen ein-

74 seitig mit Rottannen bepflanzt. gelwelt besonders wertvoll. Der südwest- Die beiden kleinen Waldgebiete Schoren bis südorientierte, rasch austrocknende und Eichwäldli sind ausgesprochene Wald- mergelige Molassehang ist ein idealer meister-Buchenwald-Standorte. Freilich fin- Standort für den Weissseggen-Buchenwald , det sich westlich der Deponie Riet, ganz in in dem neben der Buche auch Traubenei- der Nähe des Quartiers Wallrüti, auch ein che, Esche, Bergahorn, Hagebuche, Kirsche, Standort des in der ganzen Nordostschweiz Elsbeere oder der Mehlbeerbaum auftre- extrem seltenen Traubenkirschen-Eschen- waldes. In diesem sumpfigen Wald auf stau - nassen Mulden ist eine deutliche Trennung zwischen der Baumschicht, die aus Esche und Schwarzerle besteht, und dem vor al- lem aus Traubenkirsche bestehenden Un- terwuchs auszumachen. Sumpfdotterblu- me, Spierstaude, Waldbinse oder Wald- schachtelhalm sind typische, ton- und nähr stoffzeigende Krautpflanzen des Trau- benkirschen-Eschenwaldes. Diese Gesellschaft findet sich übrigens in naturnaher Form auch im Elend, nördlich der Mörsburg. Ansonsten besteht das Ge- biet Elend, wie auch das benachbarte Egg und die noch auf dem Stadtgebiet liegen- den Teile des Eschbergs, vorwiegend aus recht typisch ausgebildeten Waldmeister- und Waldhirsen-Buchenwald standorten.

Wertvolle Standorte in Seen

Die Waldgebiete im Osten der Stadt – das heisst: östlich der Tösstalbahnlinie bis zur Stadtgrenze – bestehen zu mehr als der Häl f te aus Waldmeister-Buchenwäldern. Die im Eschenberg so häufigen Waldhirsen- Buchenwälder hingegen machen hier nicht einmal 20 Prozent aus. Die Laubmischwälder im Gebiet Forbüel- rain-Howart-Nübruch zwischen Mulchlin- gen und der Tösstalbahnlinie sind für die Vo- Herbstlicher Buchenmischwald am Hulmen

75 Monotoner Tannenwald am Hegiberg; im Vordergrund ein Lichtschlag ten. Typische Begleitpflanzen des Weissseg- det man auch an anderen Orten in diesem gen-Buchenwaldes sind neben den kenn- Wald gebiet – beispielsweise am Sädelrain zeichnenden Kalksträuchern die Berberitze zwischen Ricketwil und Oberseen, am Süd- und der Lorbeerstrauch. In der meist reich- hang des Hulmen oder am Hegiberg. haltigen Krautschicht findet man Maiglöc k - chen, Immenblatt, Bingelkraut, Nickendes Viele standortfremde Baumarten Perlgras, Schwalbenwurz, Weisse Segge, Waldvögelein oder Schlaffe Segge. Zahlreiche Standorte im grossen Waldge- Wo der Boden im Gebiet Howart-Forbüel- biet zwischen Orbüel und Heidertal gehö - rain zeitweilig stark austrocknet, wächst der ren zu den typischen Kalkbuchenwald-Ge- Orchideen-Föhrenwald. Auf diesem extre- sell schaften, den Lungenkraut-Buchenwäl- men Standort hat die Buche keine Chance dern. Auf den fruchtbaren, kalkreichen mehr, hingegen sind hier Föhre und Mehl- Mo ränen der letzten Eiszeit finden die bei beerbaum in ihrem Element. Die Strauch- uns verbreiteten Waldgesellschaften ideale schicht ist reich: Zu den typischen Kalk- Bedingungen. Der typische Lungenkraut- sträuchern wie Liguster, Wolliger Schnee- Buchenwald bildet ziemlich wüchsige Hal- ball, Hornstrauch, Feldrose und Seidelbast lenwälder, in denen die dominante Buche gesellt sich die Berberitze. Für diesen Stand- starke, gerade Stämme bildet. Neben der ort charakteristische Bodenpflanzen sind Buche bietet dieser Standort auch der etwa die Bergsegge, die Schlaffe Segge, Esche, dem Bergahorn, der Traubeneiche das Pfeifengras, die Fiederzwenke, die und dem Kirschbaum einen Lebensraum. Breitblättrige Sumpfwurz und das bunte Die Krautschicht besteht vorwiegend aus Reitgras. Den Orchideen-Föhrenwald fin- Hornstrauch, Weissdorn, Wolligem Schnee-

76 ball, Gewöhnlichem Seidelbast, Liguster und Lorbeer-Seidelbast. In der reich ent- wickelten Krautschicht gedeihen viele Früh- jahrsblüher. Meistens beherrscht das Bin- gelkraut das Waldbild. Daneben kommen aber auch Lungenkraut, Buschwindröschen, Waldmeister, Frühlingsplatterbse, Waldseg - ge, Goldnessel, Nickendes Perlgras, Ge- wöhnliche Akelei, Türkenbund, Aronstab und Haselwurz vor. Allerdings ist die Kraut- und Strauchschicht in Hanglagen oft auch artenarm und mager. Auf mergeligen trok- kenen Böden, zum Beispiel am Südosthang des Hulmen nordöstlich von Eidberg, fin- den sich nicht selten die Lungenkraut-Bu- chenwälder mit Immenblatt. Sie unterschei- den sich vom typischen Lungenkraut-Bu- chenwald durch die eher lichte, nicht sehr wüchsige Erscheinungsform und die starke, manchmal zu niederem Dickicht entwik- kelte Strauchschicht. Das Bingelkraut kann gelegentlich ganz fehlen. Der Anteil der Zahnwurz-Buchenwälder in der Region Seen-Hegi ist recht hoch. Die wei - ten, oft klassisch ausgeprägten Buchenwäl- der findet man an luftfeuchten, kalkrei- chen Schattenhängen, so zum Beispiel im Bestlet zwischen Ricketwil und Oberseen oder im Hell gegen den Hinter Etzberg. Ver- schiedene Holunder-Arten und der Lor- beer-Seidelbast kennzeichnen die Strauch- Winterlicher Waldmeister-Buchenwald im Orbüel schicht, während in der Krautschicht je nach Standort neben Fieder- und Finger-Zahn- der Stadt ist traditionell Eigentum privater wurz wiederum Bingelkraut, Waldmeister, Waldbesitzer oder der Korporation Ober- Einbeere, Türkenbund, Waldsegge, Bär- winterthur. Vielerorts, zum Beispiel am Etz- lauch, Aronstab und Gelappter Schildfarn berg, sind weite Teile – insbesondere die vorkommen. Im Bestlet ist der Wald zu ei- sehr zahlreichen Privatwaldparzellen – mit nem grossen Teil recht naturnah. stand ortfremden Nadelbäumen bestockt. Mehr als die Hälfte des Waldes im Osten Auch im Stadtwald sind diese problemati-

77

Auf den Spuren der Eiszeit

Wie das natürliche Pflanzenkleid der Win- überdauerten und bei ihrer Ausgrabung terthurer Landschaft ohne das Zutun des vor etwas mehr als zwanzig Jahren er- Menschen heute aussehen würde, darüber staunlich gut erhalten waren – so gut, dass wissen wir recht gut Bescheid. Über weite sie noch nach Harz rochen. Diese Föhren Flächen würde sich hier ein Laubwald aus- waren zusammen mit Birken Teil eines Wal- breiten, der von der Buche beherrscht wä- des, der nach dem Rückzug der Gletscher re. Nur auf extrem trockenen, nassen, sau- den Talboden des Dättnaus bedeckte. ren oder basischen Standorten müsste die Die Geschichte dieses Waldes gibt einen Buche anderen Baumarten Platz machen. Ein blick in einen winzigen Ausschnitt aus Je nen Baumarten, die auf die jeweiligen ei ner Zeit, in der die Winterthurer Land- Ver hältnisse spezialisiert und damit gegen- schaft und damit die Grundlage der Wäl- über der Buche konkurrenzfähiger sind. der geformt wurde. Und: Sie zeichnet ein Auch davon, wie die Gegend um Winter- Bild von der Entwicklung der damaligen thur vor einigen hundert Jahren ausgese- Pflanzendecke und des damaligen Klimas. hen hat, können wir uns dank historischer Dokumente, Gemälde und Stiche eine rela- Von der Abflussrinne zum Trockental tiv genaue Vorstellung machen. Wie aber hat unsere Landschaft vor länge- Die entscheidende Phase in der landschaft- rer Zeit ausgesehen – zum Beispiel vor lichen Entwicklung des Dättnaus nahm vor 10 000 Jahren, als es bei uns noch keine etwa 18 000 Jahren ihren Anfang – mitten menschlichen Kulturen gab? Aus jener Zeit in der Würmeiszeit. Damals erreichten die gibt es natürlich keine Dokumente. Aber: Gletscher ihre maximale Ausdehnung. Das Die Natur hat zahlreiche Zeugen hin terlas - Gebiet der heutigen Stadt Winterthur lag sen. Und die Wissenschaft hat Mittel und unter den mächtigen Eismassen des Rhein- Wege gefunden, die Aussagen dieser Zeu- Bo densee-Gletschers. gen so zu interpretieren, dass sie sich zu zu- Von Süden und Südwesten her war gleich- sammenhängenden Geschichten und Be- zeitig der Rhein-Linth-Gletscher bis gegen schreibungen verbinden lassen. die Region Winterthur vorgestossen. Bei Solche Zeugen wurden auch in Winterthur Brütten oder bei Rossberg mussten sich gefunden. Zum Beispiel im Dättnau: Hier, die se beiden Gletscher berührt haben. im Talboden zwischen den Hängen von Als dann die Temperaturen stiegen und sich Chomberg und Ebnet, wurden schon im die Gletscher langsam zurückzuziehen be- letzten Jahrhundert urzeitliche Bäume ent- gannen, wälzten sich ihre Schmelzwasser- deckt. Es handelte sich überwiegend um ströme dem Eisrand entlang, flossen einst- Föh ren, die Tausende von Jahren im Boden weilen zusammen und schürften tiefe Ker-

79 AUF DEN SPUREN DER EISZEIT

ben in die Landschaft. Damals zog sich der stand das heutige Flussbett der Töss, wäh- Eisrand des Rhein-Bodensee-Gletschers von rend das Dättnau und das Rumstal zu Trok- Eidberg- nach Sennhof und von dort kentälern wurden. aus dem Eschenberg entlang zur Steig- Als Überbleibsel der Gletscher blieb an den mühle und schliesslich durchs Dättnau und Hängen des Dättnaus vorerst Moränenma- Rums tal nach Pfungen ins untere Tösstal. terial liegen. Nach und nach rutschte es in Zu jener Zeit entstanden neue Schmelzwas- den Talgrund ab, genauso wie Sandstein- ser-Abflussrinnen: das Leisental und das stücke und Mergel aus der Molasse. Da- Dätt nau. Im Dättnau ritzte sich das Wasser durch wurde das Dättnau wieder um sech- 170 Meter tief in die Obere Süss was ser - zig Meter aufgefüllt. In den obersten mo lasse ein. Schichten dieser Auffüllung reicherten sich Erst als sich die Gletscher noch weiter zu- grosse Mengen Lehm an. Die oberste, etwa rück zogen, flossen die Schmelzwasserströ- zehn Meter dicke Schicht des Dättnauer me von der Steigmühle durchs Schlosstal Talbo dens besteht heute praktisch nur aus über Wülflingen ins untere Tösstal. So ent- Lehm. Zwischen 1968 bis 1988 hatte die Firma Kel ler Ziegeleien in Pfungen diese Lehm- vorkommen im grossen Stil abgebaut. Der Lehmabbau in einer Grube nördlich von Dätt nau förderte denn auch die fossilen Föh ren zutage, die vor etwa 10 000 Jahren im Dättnau wuchsen. Und bei genauerem Hinschauen tauchten noch weitere Urzeit- Relikte auf: Die Lehmschichten enthielten zum Beispiel auch Reste von Birken, die eben falls aus jener Zeit stammten. Diese Birken waren allerdings deutlich schlechter erhalten als die Föhren. Neben Birken- und Föhren-Stümpfen wur- den in den Lehmschichten auch Astreste, Rin denstücke, Föhrenzapfen, Blütenstaub, Schneckenschalen und sogar Knochenteile von Wirbeltieren entdeckt. Die Betrachtung dieser Fundstücke ergibt ein recht genaues Bild dessen, was in jener Zeit geschah. Vor etwa 15 000 Jahren verliessen die Glet- scher endgültig die Region Winterthur. Es dauerte noch mehr als 2000 Jahre, bis eine Dättnau: Einst vom eiszeitlichen Wald bedeckt deutliche Erwärmung einsetzte. Dann aber

80 Föhren-Birkenbruchwald im Naturschutzgebiet Wildert (Illnau): So sah wohl der Dättnauer Wald aus

81 AUF DEN SPUREN DER EISZEIT

breitete sich auf dem Talboden des Dätt- die weit verbreiteste Baumart Eurasiens. naus – wie im ganzen Schweizer Mittel- Im späteiszeitlichen Wald im Dättnau land – für eine kurze Zeit eine Kältesteppe tauchten neben Föhren und Birken verein- mit Sträuchern wie Wacholder, Sanddorn zelt auch Weiden auf. Der Wald wuchs und Wermut aus. wahrscheinlich nur auf dem geschützten, ökologisch günstigen Talboden, denn über Birke als Pionierbaumart die felsigen Hänge und Kuppen fegte stets ein eisiger, waldfeindlicher Wind. In dieser frühesten nacheiszeitlichen Wär- Der Birken-Föhrenwald im Dättnau starb me phase vor etwa 12 400 Jahren wander- schon bald wieder ab, denn vor etwa ten auch die ersten Baumarten ein. Der er- 10 800 Jahren wurde es erneut kalt – nicht ste Pionierbaum, der das Dättnau besiedel- mehr so kalt allerdings, dass sich die Glet- te, war die Birke. Kein Wunder, denn die scher nochmals ins Mittelland hätten aus- Bir ke ist zwar lichthungrig, ansonsten aber breiten können. extrem bescheiden in ihren Ansprüchen. In dieser Phase entwickelte sich wiederum Und vor allem: Sie ist der frosthärteste Laub- eine kältesteppenartige Vegetation, wie sie baum. In Skandinavien kann man deshalb bei uns noch heute in den Bergen über der reinen Birkenwäldern begegnen. Anders bei Waldgrenze vorkommt. Diese letzte Kalt- uns: Hier erscheint die schnellwachsende, phase dauerte nur etwa 800 Jahre, dann – silberweiss berindete Birke nur als Pionier- vor etwa 10 000 Jahren – wurde das Klima art in Laubmischwäldern auf sauren, nähr- zusehends waldfreundlicher. Wiederum stoffarmen Böden, als Pionierbaum in sub- wanderten Bäume ins Dättnau ein – zuerst alpinen Nadelwäldern oder in nasssauren Birken, dann Föhren. Hochmoorrandwäldern. Im Dättnau konnten sich die Birken als vor- Investition in die Natur herrschende Baumart nicht lange halten, sie wurden bald von den Föhren ins Unterholz Auch diesmal konnte sich der Föhren-Bir- verdrängt. Innerhalb eines Vierteljahrhun- kenwald im Dättnau nicht lange halten, derts entwickelte die Föhre einen lichten denn das Klima wurde bald so mild, dass Bestand – mit der Birke im Unterholz. sie den Buchen-Eichenmischwäldern, die Auch die Föhre ist extrem genügsam und vor etwa 9000 Jahren einwanderten, wei- be siedelt noch heute zahlreiche extreme chen mussten. und gegensätzliche Standorte, wo sie an- In den rund zweitausend Jahren, in denen de ren Baumarten überlegen ist. So taucht die Föhren und Birken zeitweilig das Dätt- die Föhre zum Beispiel sowohl auf trocken- nau besiedelten, wurden die Bäume durch heissen Felskämmen als auch auf nass-sau- Überschwemmungen und den bereits er- ren Frostmulden von Hochmooren auf. wähnten Hanglehm teilweise einsedimen- Ihrer Anpassungsfähigkeit verdankt die tiert – das heisst: luftdicht in Lehm verpackt Föhre ihre weite Verbreitung: Sie ist heute und damit für die Nachwelt konserviert.

82 Die ehemalige Lehmgrube im Dättnau: Heute ein Naturschutzgebiet von überregionaler Bedeutung

Dank dieser Relikte aus der Späteiszeit regionaler Bedeutung. Durch einen Land- konnten das damalige Klima und seine Ver- abtausch Ende der achtziger Jahre kam die änderungen rekonstruiert werden. Die ehemalige Lehmgrube in den Besitz der Fund stelle im Dättnau hat übrigens in Fach- Stadt Winterthur. kreisen weltweit Beachtung gefunden. Im Jahre 1992 liess die Stadt das Gebiet für Nachdem in den siebziger Jahren der Lehm- fast eine halbe Million Franken umgestal- abbau abgeschlossen und die fossilen Bäu- ten, um an diesem Ort bessere Lebens- me ausgegraben waren, entstand in der in- bedingungen für bedrohte Tier- und Pflan- zwischen wassergefüllten Grube allmäh- zenarten zu schaffen. lich ein Refugium für Amphibien, Vögel Diese Investition zahlte sich für die Natur und Insekten. rasch aus: Innerhalb kurzer Zeit wanderten Deshalb wurde für die Lehmgrube Dättnau zahlreiche Tier- und Pflanzenarten ein – un- Ende der siebziger Jahre ein Naturschutz- ter ihnen sogar einige Arten, die auf der inventar erstellt; seit Anfang der achtziger Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflan- Jahre gilt sie als Naturschutzobjekt von über- zenarten stehen.

83

Jagdgründe

Für viele Wildtiere wird’s eng in unserer Jagd ist vor allem das Haarwild, also Reh, monotonen Kulturlandschaft. Entwäs serte Fuchs, Rothirsch und Dachs. Kaum mehr Feuchtgebiete, regulierte Flussläu fe, gero- von Belang ist hingegen das Federwild. dete Hecken- und Ufer gehölze, begradig- Das Vorkommen der meisten Tierarten im te Waldränder, ausgeräumte Agrar land - Wald hängt vom Vorhandensein passender schaften und zubetonierte Grünräume: Strukturen oder spezieller Pflanzenarten Die menschlichen Eingriffe der letzten ab. Der Baum- oder Edelmarder zum Bei- Jahrzehnte haben die na türlichen Lebens- spiel, ein dämmerungs- und nachtaktiver räume vieler wild lebender Tierarten stark Räu ber, lebt sowohl in Nadelwäldern als eingeschränkt. auch in Laub- oder in Mischwäldern; er ist Geradezu verheerend wirkte sich die jünge- diesbezüglich nicht wählerisch. Anderer- re Landschaftsentwicklung auf den Feld- seits braucht er ausgedehnte und unge- hasen aus: Seine Bestände sind in den letz- störte Wälder, die überdies ausreichend ten 30 Jahren regelrecht eingebrochen. vie le grosse Baumhöhlen aufweisen. Er Heute leben in vielen Gebieten der Schweiz stellt also gleichzeitig sehr hohe Ansprüche nur noch fünf Hasen pro Quadratkilome- an seinen Lebensraum. Der Baummarder ter. Weil die Hasenpopulationen heute an ist – ganz anders als der verwandte Stein- den meisten Orten eine kritische Dichte er- marder – ein Kulturflüchter, den man nur reicht haben, verbieten immer mehr Kan- selten im Freiland sieht. In Winterthur tone die Jagd auf Meister Lampe, und viele kommt er in fast allen Waldgebieten vor. Jäger verzichten freiwillig auf den Ab- Der Baummarder ist übrigens eines der schuss. Trotzdem muss befürchtet werden, noch wenigen wild lebenden Raubtiere in dass der Feldhase vielerorts verschwindet. der Schweiz. Die einst verbreiteten grossen Als ursprünglicher Steppenbewohner kann Raubtiere Bär, Wolf und Luchs wurden der Hase kaum in den Wald ausweichen. 1870 (Wolf), 1904 (Bär) und 1909 (Luchs) Ganz anders das Reh: Es hat sich vom Feld- ausgerottet. Immerhin ist der Luchs dank tier zum Waldtier entwickelt. Auch andere einem umfangreichen Wiederansiedlungs- Tierarten weichen mehr und mehr in den projekt, das in den siebziger Jahren gestar- Wald aus. Von den 83 in der Schweiz vor- tet wurde, in verschiedenen Schweizer Kan- kommenden Säugetierarten lebt mehr als tonen wieder heimisch. Auch der Wolf die Hälfte regelmässig im Wald. Bekannt könnte schon bald wieder zur einheimi- sind vor allem die grösseren Arten der ein- schen Tierwelt gehören; viele Anzeichen heimischen Waldfauna: Hirsch, Reh, Wild- sprechen für seine baldige Rückkehr aus schwein, Fuchs, Dachs, Hase oder Baum- Italien in die Schweizer Alpen. Die Ausrot- marder. Von Bedeutung in der Winterthurer tung der grossen Raubtiere wie Wolf und

85 Rehbock im Eschenbergwald: Um die Jahrhundertwende wegen starker Bejagung beinahe ausgerottet

Luchs war ein starker Eingriff in den Haus- in den Winterthurer Wäldern ist das Reh halt der Natur. Mit diesen Tierarten ver- heute sehr häufig: Auf Stadtgebiet dürften schwanden die natürlichen Feinde der Huf- etwa 700 bis 800 Tiere leben. tiere und damit wichtige natürliche Regu- Wie Fuchs, Dachs, Hase und Marder latoren. Heute übernehmen deshalb Jäger kommt das Reh in allen Waldgebieten der die Aufgabe des Raubwildes und sorgen Stadt vor. Einzig im Brüelbergwald konnte für die Bestandesregulierung. sich keine Rehpopulation halten. In einigen In den Winterthurer Wäldern waren die Wald gebieten Winterthurs bestehen hin- wild lebenden Huftiere längst nicht immer gegen Rehdichten von mehr als 40 Tieren so häufig wie heute. Die meisten Arten wa- pro Quadratkilometer. Im Durchschnitt al- ren Ende des letzten Jahrhunderts wegen lerdings leben in den Winterthurer Wäl- starker Bejagung kurz vor dem Aussterben dern nur rund 25 bis 30 Tiere pro Quadrat- oder bereits ausgerottet. Erst die Einfüh- kilometer – was aber immer noch einer rung eines neuen eidgenössischen Jagd- relativ hohen Dichte entspricht. gesetzes brachte die Wende. Ausreichende Äsungs- und Deckungsmög- Das Reh zum Beispiel war bei uns noch vor lichkeiten, wie sie die heutige Waldbewirt- hundert Jahren äusserst selten – es über- schaftung mit dem angestrebten stufigen lebte die Jahrhundertwende nur in kleinen Be standesaufbau und vielen kleinflächigen Restbeständen, die sich dank starker Be- Naturverjüngungen schafft, wirken sich schränkung der Jagd rasch erholten: Heu- auf den Rehbestand günstig aus. te leben in der Schweiz rund 120 000 Re- In jüngerer Zeit haben die Rehbestände in he. Damit ist das Reh die häufigste der einigen Waldgebieten Winterthurs wieder grösseren einheimischen Wildarten. Auch etwas abgenommen; entsprechend wer-

86 dem Tirol wieder in die Schweiz ein und er- reichte vor rund vier Jahrzehnten auch die Region Winterthur. Als Standwild ist der Rothirsch auf dem Eschenberg, dem Ross- berg und am Hegiberg anzutreffen. Die Bestände in Winterthur sind heute recht hoch, teilweise so hoch, dass das ökologi- sche Gleichgewicht gestört ist. Die Forst- wirtschaft sieht sich deshalb immer wieder mit Wildschäden konfrontiert. Um solchen Schäden vorzubeugen, mussten etwa 1995 rund 300 Einzelbäume im Stadtwald, vor al lem Fichten, Eschen und Bergahorne, mit einem speziellen Kunststoffnetz gegen das Salzlecke auf dem Hulmen Schä len durch Hirsche geschützt werden, den vorübergehend weniger Tiere geschos- sen. So oder so: Das Reh gehört zusammen mit dem Fuchs zu den meistgeschossenen Tieren in den Winterthurer Wäldern. Zu den heutigen Feinden des Rehwilds ge- hören die Hunde und vor allem der Stras- senverkehr: Im Kanton Zürich fallen Jahr für Jahr weit über 1000 Rehe der Blechlawine zum Opfer. Das heisst: Fast jedes zehnte Reh im Kanton Zürich stirbt auf der Strasse. Beachtlich ist auch die Zahl der Rehe, die von Hunden gerissen werden: Jährlich en- den im ganzen Kanton etwa 120 Rehe als Beute von wildernden Hunden. Auch in ei- nigen Waldgebieten Winterthurs sind wil- dernde Hunde zu einer ernsthaften Gefahr für die Rehpopulationen geworden. Kein Wunder, in der Stadt Winterthur leben et- wa dreimal so viele Hunde wie Rehe: 1995 waren hier 2130 Hunde registriert. Wie das Reh war auch der Rothirsch um die Jahrhundertwende praktisch ausgerottet. Er wanderte ab 1915 aus Voralberg und Äsungsflächen: Waldlichtung auf dem Lindberg

87 Fütterungsstelle auf dem Hulmen: Jäger sorgen dafür, dass das Wild im Winter über die Runden kommt und fast 800 Bäume mussten mit Draht- körben geschützt werden. Im Eschenbergwald erscheint gelegentlich auch die Gemse, jedoch nur als Wechsel- wild. Das heisst: Sie taucht in diesem Wald- gebiet sporadisch auf, wandert aber auch wieder ab. Wahrscheinlich kommt sie aus dem Tösstal, denn am Schauenberg und am Tösstock leben heute einige Dutzend Gemsen. Noch um die Jahrhundertwende waren die Gemsen im Kanton Zürich vom Aussterben bedroht. Vor allem seit Anfang der achtziger Jahre hat der Bestand der Gemsen stark zugenommen. Zu den ältesten Jagdtieren gehört hierzu- lande das Wildschwein: Knochenfunde in Höhlen belegen die Jagd auf das Schwarz- wild seit der Altsteinzeit (600 000 bis 30 000 v. Chr.). Vor einigen Jahrzehnten noch war das Wildschwein im Schweizer Mittelland selten. Bisweilen kamen einzelne Tiere aus dem angrenzenden Ausland in die Schweiz. Seit etwa 20 Jahren jedoch nehmen die Be- Wildschutzmassnahmen bei den Walcheweihern

88 stände wieder deutlich zu – parallel zu den sie sich kaum zählen. Aber die stark wach- zunehmenden Flächen von kultiviertem senden Bestände zeigen sich in der Jagd- Mais, dem bevorzugten Futter des Schwarz- statistik: 1974 etwa schossen Schweizer wildes. Die Schäden, die Wildschweine vor - Jäger landesweit nur rund 200 Wild- ab in Maiskulturen und Kartoffeläcker an- schweine, 1993 erlegten sie bereits über richten können, sind enorm. Allerdings wer- 2300 Tiere. In Winterthur gehören die Wild- den diese Schäden den betroffenen Bauern schweine heute – vor allem im Norden der aus dem kantonalen Wildschadenfonds ver- Stadt – zum Wechselwild. Im Weinland gütet. Vielfach bleibt den Betroffenen nichts hingegen sind sie bereits sesshaft gewor- anderes übrig, als die Felder zum Schutz den. Gut möglich, dass das Wildschwein gegen Wildschweine einzuzäunen. Mit so- auch in Winterthur bald zum Standwild genannten Ablenkfütterungen im Wald ver - gehört. Allerdings erschwert die Autobahn suchen Jäger, die Wildschweine von den um Winterthur das Vordringen der scheu- landwirtschaftlichen Kulturen fernzuhalten. en Borstentiere in die Waldgebiete im Sü- Weil Wildschweine nachtaktiv sind, lassen den der Stadt. Sehr zahlreich lebt in Winterthur der Fuchs; hier kommt er in allen Waldgebieten vor. Er ist ein perfekter Kulturfolger und taucht spo - radisch in einzelnen Stadtquartieren auf, wo er sich unter anderem auch am Hauskeh- richt gütlich tut. Im Ökosystem Wald erfüllt der Fuchs die Aufgabe des Gesundheits - polizisten: Er erbeutet kranke und schwa- che Tiere und frisst Aas. Seine Nahrungs- palette reicht vom Rehkitz über Hasen und Mäuse bis zu Würmern, Insekten und Obst. Der Fuchsbestand hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Das belegen unter an- derem die Zahlen in der Jagdstatistik des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Land- schaft: 1984 wurden landesweit rund 11 400 Füchse geschossen, 1993 waren es bereits 40 993 Tiere. In der Schweiz dürften heute etwa 120 000 Füchse leben, Tendenz zunehmend. Dank Schutzimpfungen mit Ködern hat man heute in der Schweiz die Tollwut, deren Hauptüberträger bei ihrem Ausbruch der Fuchs war, im Griff. Noch vor Wildschutzmassnahmen im Hegibergwald dreissig Jahren war die Tollwut bei uns der-

89 Dachs: In unserer Region heute rund dreimal so häufig wie noch vor zehn Jahren

art verbreitet, dass das Winterthurer Ge- sundheitsamt nach dem Tod von sechzehn Füchsen und drei Schafen 1968 als Not - mass nahme 166 Fuchs- und Dachsbauten auf Stadtgebiet begasen liess. Ähnlich wie der Fuchs hat auch der Dachs in den letzten Jahren Terrain zulegen kön- nen. So gibt es heute bei uns rund dreimal so viele Dachse wie noch vor zehn Jahren. Die Jagd in Winterthur wird nach den gel- tenden Gesetzen von Bund und Kanton als Revierjagd durchgeführt: Mehrere Jäger schliessen sich zu einer Jagdgesellschaft zu- sammen und pachten für acht Jahre ein Jagdrevier, in dem ausschliesslich sie und ihre Gäste jagen dürfen. Ausser im Kanton Zürich gibt es die Revierjagd auch in den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft, Ba- sel-Stadt, Luzern, St. Gallen, Schaffhausen, Solothurn und Thurgau. Alle anderen Kan- tone kennen die Patentjagd: Wer be- stimmte Bedingungen erfüllt, kann ein Jah- Bewohnter Dachsbau nördlich der Mörsburg res-Jagdpatent erwerben, das für einen

90 ganzen Kanton oder Teile davon gültig ist. Die Stadt Winterthur ist in fünf Jagdreviere eingeteilt: Mörsburg (5 Pächter), Lindberg (5 Pächter), Beerenberg (6 Pächter), Eschen- berg (7 Pächter) und Hegiberg (8 Pächter). Diese Reviere werden von der Stadt an die Mitglieder der entsprechenden Jagdgesell- schaften verpachtet.

Wild und Wald im Gleichgewicht?

In den Zuständigkeitsbereich der Jäger ge- hö ren neben der eigentlichen Jagd auch Wild unfälle, Wildschäden und Wildscha- den-Verhütungsmassnahmen, Fütterun- gen, Salzlecken oder Jagdeinrichtungen. Zu diesen gehören etwa die klassischen Hoch sitze, auf denen sich die Jäger auf die Lauer legen. Auf Stadtgebiet gibt es noch etwa 25 solcher Hochsitze. Immer häufiger aber greifen moderne Jäger zu mobilen Hoch sitzen aus Leichtmetall. Diese lassen sich leicht aufstellen und wieder abbauen. Welche Arten wann gejagt werden dürfen, steht im eidgenössischen Jagdgesetz, wo- bei die kantonalen Gesetze weitere Ein- schränkungen erlassen können. Für die meisten Tierarten gibt es Schonzeiten, in denen sie nicht gejagt werden dürfen. Diese richten sich meist nach den artspezi- fischen, jahreszeitlich unterschiedlichen Aktivitäten. In stark frequentierten Naherholungsge- bieten gelten in Winterthur zusätzlich zu den Schonzeiten eingeschränkte Jagdzei- ten. Konkret: Im nordwestlichen Teil des Eschen bergwaldes darf am schulfreien Mitt- wochnachmittag und am Samstag nach acht Uhr morgens nicht gejagt werden; das JAGDGRÜNDE

Risiko für Erholungssuchende wäre zu gross. in den Wald aus. Dadurch belastet es die- Die gleichen Einschränkungen gelten im sen Lebensraum stark: Das gezielte Abfres- südöstlichen Teil des Lindbergwaldes, um sen proteinreicher Jungtriebe von Tanne, Alt Wülflingen und schliesslich im vorderen Eibe, Föhre, Esche, Ahorn, Kirsche, Linde Etzberg. Daneben gibt es in Winterthur und Eiche kann zu einer Selektion führen. auch Wildschongebiete – Gebiete, in de- Die Weisstanne und die erwähnten Laub- nen überhaupt nicht gejagt werden darf. bäume werden im Wettbewerb mit den Dazu gehören etwa der gesamte Brüel- verbissfesteren Fichten und Buchen stark berg, die Waldlichtung Bruderhaus oder benachteiligt. Auch das Fegen des Reh- der Heiligberg. bocks, also das Abstossen der Basthaut, an Rehe und Hirsche führen in Winterthur ge- bestimmten Baumarten belastet einzelne legentlich zu Schäden im Wald, vor allem Bäume stark. Und schliesslich kann auch zu Verbiss-, Feg- und Schälschäden. Diese das Schälen durch Hirsche zu einer Auslese variieren allerdings stark – je nach Waldge- von Baumarten führen. biet. Äsungsangebot, Waldaufbau, Feld- Nicht nur die Rehe, auch das Rotwild rich- tet in Winterthur zunehmend Schäden an Schonzeiten in Winterthur – vor allem im Eschenbergwald. Solche Schä den beschränken sich nicht mehr auf Rothirsch 1. Februar bis 31. Juli die eher abgelegenen Waldgebiete im hin- Wildschwein 1. Februar bis 30. Juni teren Teil, sondern treten seit einigen Jah- Reh 1. Januar bis 1. Mai ren auch in den jüngeren Nadel- und Laub- Gemse 1. Januar bis 31. Juli baumbeständen bis nahe dem Vogelsang Hase 1. Januar bis 30. September auf – also nur wenige hundert Meter von Fuchs 1. März bis 15. Juni den Wohnquartieren entfernt. Dachs 16. Januar bis 15. Juni Die Einzäunung der Verjüngungsflächen ist Baummarder 16. Februar bis 31. August noch an vielen Orten unumgänglich. Im Lind bergwald zum Beispiel haben die zur- zeit vielen tausend Jungeichen nur hinter Wald-Verteilung, Störungen des Wildes und dem Gitterzaun eine Überlebenschance. Bejagung spielen dabei eine wichtige Rolle. Zu mindest in stadtnahen Gebieten liegt Anders als etwa Wildschweine sind Rehe aber eine Einzäunung grösserer Waldflä- und Hirsche ausschliesslich Pflanzenfresser, chen zum Schutz der Naturverjüngungen wobei das Reh in Sachen Nahrung beson- kaum drin, weil der freie Zugang für Erho- ders anspruchsvoll ist: Es wählt sein Futter, lungssuchende zu stark eingeschränkt wür- zum Beispiel Gras, Kräuter oder Knospen, de. In solchen Fällen hilft oft nur die Ge- sehr selektiv aus. duld, den Erfolg einer Naturverjüngung ab- Weil im strukturarmen Freiland das Nah- zu warten. rungsangebot gering ist und Störungen Allerdings hat sich die Wild schaden situa - häufig sind, weicht das Reh notgedrungen tion in den letzten Jahren etwas entspannt.

92 Lindbergwald: Zurückhaltende Pflege des Jungwuchses fördert Äsungs- und Deckungsangbot fürs Wild

Denn: Die Lebensverhältnisse für das Wild – das Vermindern und Lenken der Störun- haben sich stark verbessert – dank des gen aller Art, welche die moderne Ge- Übergangs zu einer möglichst naturnahen sellschaft im Lebensraum des Wildes Waldbewirtschaftung mit stufig aufgebau- verursacht – zum Beispiel: Sperrzeiten ten Beständen, vielen kleinflächigen Natur- für Grossanlässe in der Fortpflanzungs- verjüngungen einheimischer, standortge- zeit oder Fusswege auf wenige Waldge- rechter Baumarten und starker Kronen- bieten beschränken –, dachauflichtungen. Schutzmass nah men – die Verbesserung des Äsungsangebotes dürften in Zukunft wohl in immer ge- durch die Förderung von naturnahen, ringerem Ausmass notwendig werden. abwechslungsreichen und stufig aufge- Folgende Massnahmen wirken sich positiv bauten Wäldern, die zurückhaltende auf das Wild-Wald-Gleichgewicht aus: Pfle ge des Jungwuchses, die Erhaltung – die Extensivierung der Landwirtschaft der Kraut- und Strauchvegetation und und die Schaffung von Kleinstrukturen schliesslich die Pflanzung von Weichhöl- wie Hecken und Ufergehölz, zern zum Fegen und Abfressen.

93

Naturschutz im Wald

Jede fünfte Pflanzenart der Region Winter- cher Waldpflanzen geführt. Und in den thur ist eine Waldpflanze. Von diesen Pflan- noch häufigen, fast reinen, dunklen Mono- zen ist fast jede dritte Art gefährdet oder kulturen der Wirtschaftswälder hat die ur- bereits ausgestorben. Dieser Anteil hört sich sprüng liche Flora der Laubmischwälder im Vergleich mit unseren Magerwiesen be- ohnehin keine Chance. scheiden an, denn von den Mager wie sen- Ein wichtiger Grund, weshalb die lichtbe- pflan zen unserer Region sind bereits sieb- dürftigen Waldpflanzen stark gefährdet zig Prozent aller Arten gefährdet oder aus- sind, ist ausserdem die Aufgabe der tradi- gestorben. Nicht viel besser sieht die Lage tionellen Nutzungsformen in den ehemali- für unsere Sumpfpflanzen aus: 65 Prozent gen Nieder- und Mittelwäldern. Die starre sind gefährdet oder ausgestorben. Bewirtschaftung dieser stark genutzten Kul- Nur: Der beschönigende Vergleich mit an- turwälder veränderte das ursprüngliche Bild de ren Lebensräumen verhehlt nicht, dass des von Buchen beherrschten Urwaldes bei uns auch der Anteil der bedrohten Wald - grundlegend – zum Glück für viele Insek- pflanzen ausserordentlich hoch ist. Wäh- ten- und Vogelarten. Der heute gefährde- rend nämlich gesamtschweizerisch nur acht te Mittelspecht zum Beispiel hatte von der Prozent der Waldpflanzen gefährdet oder Umwandlung der Buchenurwälder in Mit- ausgestorben sind, gehören hier 31 Prozent telwälder und der Förderung der Eichen aller Waldpflanzen zu dieser Kategorie. stark profitiert. Die mächtigen Eichen mit Damit weist unsere Region die meisten be- ihrem lichten Kronendach boten dem Mit- drohten Waldpflanzenarten in der ganzen telspecht ideale Bedingungen. Als die Mit- Schweiz auf. Die Gründe hierfür sind viel- tel waldbewirtschaftung Anfang dieses Jahr- schichtig; sie reichen von Lebensraumver- hunderts aufgegeben wurde, verdunkel- lust über Ausgraben und Pflücken seltener ten sich die ehemaligen Mittelwälder beim Arten bis hin zum hohen Wildbestand. Übergang zu den heutigen Hochwäldern Besonders schwer haben es bei uns die nach und nach. Das wirkte sich für viele lichtbedürftigen Waldpflanzen – vor allem Tier- und Pflanzenarten verheerend aus. deshalb, weil landschaftsdynamische Ereig- Auch der Mittelspecht geriet arg unter nisse wie zum Beispiel Erdrutsche, Über- Druck. So arg, dass er heute auf der Roten schwemmungen oder Waldbrände selten Liste der gefährdeten Tierarten figuriert. geworden sind. Auch die jahrhundertelan- Aus dem Winterthurer Waldbild ist der Mit- ge, intensive und einseitig auf Ertrag aus- telspecht verschwunden. Hingegen brütet gerichtete Waldbewirtschaftung sowie die er noch in den ausgedehnten Eichenwäl- Verarmung des Kulturlandes an Hecken und dern im nördlichen Kantonsteil. Immerhin Feldgehölzen hat zur Gefährdung zahlrei- fordert das Naturschutzkonzept der Stadt

95 Monotonie im Lindbergwald: Solche Wälder sind arm an Strukturen und an Tier- und Pflanzenarten

Winterthur, einzelne ehemalige Mittelwäl- Dementsprechend selten sind heute an der, so zum Beispiel auf dem Beerenberg, diesen Stellen die Lichtpflanzen. Kaum wieder in Richtung Mittelwald zu bewirt- bessere Überlebenschancen bieten heute schaften. Das gäbe auch dem Mittelspecht die Waldränder; sie sind vielerorts begra- wieder eine Chance. digt und bilden eine scharfe Grenzlinie zwi- Selbst der an sich waldschädigende Wei- schen dunklem Wald und intensiv genutz- debetrieb schuf für einige lichtbedürftige tem Kulturland. Pflanzenarten neue Lebensräume. Als die Waldweide aus den Winterthurer Wäldern Naturschutz verschieden betrachtet verbannt wurde, verschwanden auch licht- bedürftige Pflanzenarten – und mit ihnen Für eine grosse Artenvielfalt ist weniger das zahlreiche Tierarten. Vorkommen bestimmter Waldgesellschaf- Gute Bedingungen für das Aufkommen ei- ten ausschlaggebend, als vielmehr der ner lichthungrigen Pioniervegetation erga- Reich tum an verschiedenen Waldformen ben sich früher aus den häufigen Erdrut- und -strukturen. Naturschutz im Wald be- schen in den lichten Steilhangwäldern ent- deutet grundsätzlich zweierlei: lang der Flüsse. Solche Rutsche rissen – Artenvielfalt: Die natürliche Vielfalt von immer wieder die dunkle Walddecke auf Pflanzen, Tieren und Lebensräumen wird und brachten Licht auf den kargen Wald- gefördert und erhalten. Das bedingt teil- boden. Heute sind diese Wälder dicht ge- weise massive und auf bestimmte Tier- wachsen und die Böden stärker entwickelt, und Pflanzenarten ausgerichtete Pfle- stabilisiert und nährstoffreicher. Rutschun- geeingriffe, damit sich diese Arten an- gen finden nur noch sehr selten statt. siedeln und halten können.

96 – Dynamik: Die natürliche Entwicklung des Waldes wird zugelassen. Das bedingt, dass geeignete Waldgebiete von jegli- cher menschlicher Nutzung ausgeschlos- sen werden. Diese Waldgebiete werden zeitlich unbeschränkt einzig den Ein- flüssen und Kräften der Natur überlas- sen – unabhängig von der Artenvielfalt. Das Naturschutzkonzept der Stadt Win- terthur von 1994 formuliert für den Wald folgendes Hauptziel: – Erhaltung der Artenvielfalt aller natür- lich vorkommenden Waldgesellschaften und Waldformationen in flächendek- kend naturnahen Wäldern. Mit welchen konkreten Massnahmen lässt sich dieses Ziel erreichen? Wie kann die Artenvielfalt erhalten – oder noch besser: gefördert – werden? Gleichförmigkeit von Waldstrukturen ver- hindert weitgehend das Aufkommen einer natürlichen Artenvielfalt. Immerhin werden die Wälder in Winterthur heute so bewirt- schaftet, dass ein vielschichtiger Waldauf - bau entstehen kann, der einer Vielfalt von Le bensformen ideale Entwicklungsmög- lich keiten bietet.

Waldränder: Vielfältige Lebensräume

Eine grosse Chance für die Natur sind dau- ernd vernässte Stellen im Wald. Dort stellt sich im Laufe der Zeit eine spezialisierte Pflan zengesellschaft ein, die allerdings nach Trockenlegungen wieder verschwin- det. Grössere vernässte Stellen wurden in der Vergangenheit etwa im Eschenberg- wald durch ein Netz von Gräben entwäs- sert und damit dauerhaft verändert. Eschenberg: Saum zwischen Strasse und Wald als Lebensraum für lichtbedürftige Tier- und Pflanzenarten

Als Übergangszonen zwischen Wiese und ten Krautsaum auf. Leider sind heute viele Wald stellen Waldränder einen vielfältigen Waldränder in Winterthur begradigt und Lebensraum für Kräuter und Sträucher, vor bilden eine scharfe und artenarme Grenze allem aber für Vögel, Kleinsäuger, Insekten zum intensiv bewirtschafteten Kulturland. und Reptilien dar. Von Natur aus sind sie Dabei wären gerade sie wichtige Lebens- stufig ausgebildet und weisen einen brei- räume für Insekten wie zum Beispiel Heu- ten Strauchgürtel sowie einen vorgelager- schrecken. Dass die Waldheuschrecken in

Lindberg: Dieser Strassenrand lässt sich maschinell pflegen – für Fauna und Flora ist er wertlos

98 Winterthur heute relativ spärlich vertreten den der Waldränder. Ein anderes Beispiel ist sind, ist nicht zuletzt auf den Mangel an ge- die Schaffung neuer Nassstandorte als stuften Waldrändern zurückzuführen. Und Laich gewässer für Amphibien und Wasser- die geschlossenen, dunklen Wirtschafts- insekten. In Winterthur wurden vor allem wälder sind ohnehin keine geeigneten Le- An fang der siebziger Jahre einige solche bensräume für Heuschrecken. Deshalb soll- be deutende Lebensräume geschaffen. ten die Waldränder in Zukunft vermehrt zu Zwi schen 1971 und 1974 entstanden in stufigen, gebüschreichen und ausgebuch- den Winterthurer Wäldern nicht weniger teten Randpartien ausgelichtet werden. als sieben neue Teiche oder Weiher. Schon Vor allem die in Winterthur häufigen süd- kurze Zeit nach ihrer Entstehung wurden ex ponierten Waldränder weisen ein grosses sie von zahlreichen Amphibienarten wie Na turpotential auf. Hier könnten sich bald Grasfröschen, Erdkröten, Gelbbauchunken, grössere Reptilienpopulationen entwickeln. Bergmolchen, Wasserfröschen oder Ge- burtshelferkröten besiedelt. Gleichzeitig Neue Lebensräume für Amphibien fand sich eine Vielzahl von Insektenarten ein: Gross- und Kleinlibellen, Rücken- Mit gezielten Eingriffen im Sinne des Na- schwimmer, Ruderwanzen, Wasserläufer turschutzes können im Wald viele neue Le- oder verschiedene Wasserkäferarten. In- bensräume und Brutstätten für Tiere und nert weniger Jahre breiteten sich im und Pflanzen geschaffen werden. Zwei Beispie- am Wasser zahlreiche Pflanzenarten aus. le für solche Eingriffe wurden bereits er- Die Vielfalt von Tierarten im Wald wird oft wähnt: die Auflockerung dichter Waldbe- eingeschränkt durch ein zu dichtes Weg- stände und das periodische Zurückschnei- netz. Denn: Waldstrassen können zu mas-

Unterwegs angetroffen: Ein Grasfroschpaar auf dem Weg zu den Walcheweihern (Lindbergwald)

99 NATURSCHUTZ IM WALD

Einer der beiden neuen Amphibienweiher im unteren Hangentobel (Eschenbergwald)

100 siven Störungen im Lebensraum Wald füh- Rottanne als sogenannte Gastbaumart wei - ren. Einerseits zerschneiden und isolieren terhin mehr oder weniger häufig vorhan- sie Lebensräume von Tieren, und anderer- den sein, ohne negative Auswirkungen auf seits erleichtern sie Erholungssuchenden die Stabilität und die Artenvielfalt eines Be- das Vordringen in abgelegene, bisher we- standes. An geeigneten Standorten können nig gestörte Waldgebiete. Bereits stark er- auch Weisstannen und Föhren gefördert schlossene Waldgebiete finden sich etwa wer den. Die Artenvielfalt kann zusätzlich auf dem Brüelberg. Als eigentliche Über- erschliessung muss die hohe Waldstrassen- dichte im Eschenbergwald und im Lind- bergwald bezeichnet werden. Mit neuen Erschliessungskonzepten können Besu- cherströme von empfindlichen Lebensräu- men ferngehalten werden, um damit we- nigstens in Teilgebieten die Störungen der Säugetier- und Vogelfauna auf ein erträgli- ches Mass zu reduzieren.

Laubbäume fördern

Das Ziel des naturnahen Waldbaus ist es, neben dem stufigen Aufbau eine Mischung von Baumarten zu erreichen, die möglichst artenreich, aufeinander abgestimmt und dem Standort angepasst ist. Deshalb müs- sen bei der Naturverjüngung in erster Linie die standortgerechten Baumarten begün- stigt werden – das heisst: diejenigen Baum- arten, die von Natur aus dort wachsen wür- den. An den meisten Standorten sind dies verschiedene Laubbäume: neben der do- minierenden Buche die Esche, der Ahorn, der Kirschbaum, die Winterlinde oder die Eiche. Laubbäume zu fördern heisst aber auch, den Anteil der Nadelbäume konse- quent zu reduzieren. Der Anteil der Rot- tannen und Föhren ist heute noch in zahl- reichen Waldgebieten Winterthurs viel zu hoch. Je nach Standort kann jedoch die Lichter Mischwald auf dem Lindberg

101 Föhrenwald Ebnet: Regelmässige Lichtschläge (hier letztmals 1995) fördern lichthungrige Krautpflanzen erhöht werden, indem seltenere und öko- Auch die Auenwälder würden von Natur logisch wertvolle Baumarten wie Eibe, Birke, aus eine grosse Artenvielfalt aufweisen: Mehl-, Els- oder Vogelbeere gefördert wer- Durch die natürlich Dynamik entsteht ein den. Für die Insekten- und Vogelwelt be- klein räumig wechselndes Mosaik von Wald, sonders wertvoll ist die Eiche. Sie wird des- Saum, Feucht- und Trockenstandorten. Mit halb an geeigneten Orten gezielt gefördert. periodischen Auflichtungen kann verhindert Besonders schonende Bewirtschaftung ist werden, dass sich lichtbedürftige Waldge- bei den selteneren Waldgesellschaften an- sellschaften wegen der fehlenden natürli- gesagt: Sie gehören zu den wenigen Rück- chen Landschaftsdynamik zu dunklen Tan- zugsgebieten von Tier- und Pflanzenarten, nen-Buchenwäldern entwickeln. die sich auf extreme Bedingungen speziali- Ebenfalls schonend müssen die ehemaligen siert haben und deshalb selten sind. Durch Mittelwälder – zum Beispiel am Beerenberg – kurzsichtige Waldnutzung oder falsche Be- behandelt werden: Wenn mit gezielten wirtschaftungsmassnahmen können diese Ein griffen die stärksten Bäume wieder be- Arten für immer verschwinden. günstigt werden, könnte sich der ehemali- Die artenreichsten Waldgesellschaften in ge Artenreichtum typischer Mittelwälder Winterthur sind nicht etwa die häufigen bald wieder einstellen. Die Kraut- und die Waldmeister-Buchenwälder oder Waldhir- Strauchschicht würden mit wärmelieben- sen-Buchenwälder, obwohl auch sie eine den Arten bereichert. Das bedingt eine teil- cha rakteristische Fauna und Flora aufwei- weise Rückkehr zu den traditionellen Nut- sen. Viel mehr Arten leben aber zum Beispiel zungsformen vergangener Jahrhunderte. in den wärmeliebenden, lichten Föhren - Von Natur aus durchläuft ein Wald ver- wäldern im Dättnau oder am Beerenberg. schiedene Phasen der Entwicklung: Der

102 handene Alt- und Totholz, das wiederum ei- ner grossen Palette von Tier- und Pflanzen- arten Nahrung und Unterschlupf bietet. Um die natürliche Entwicklung unserer Wäl- der zu fördern, sollten geeignete Waldge- biete ausgeschieden und von jeglicher menschlicher Nutzung ausgeschlossen wer- den. Solche Gebiete können mehrere klei- nere, nahe beieinanderliegende Waldin seln sein oder aber grössere zusammenhängen- de und möglichst ungestörte Waldreserva- te. Das kantonale Naturschutzkonzept emp- fiehlt ausdrücklich solche Waldreservate in der Grössenordnung von insgesamt zehn Moospolster auf Totholz im luftfeuchten Leisental Pro zent der gesamten Waldfläche des Kan- weichholzreiche Jungwald wächst inner- halb von Jahrzehnten zu einem Hochwald heran. Nach einigen Jahrzehnten Stabilität beginnt die natürliche Altersphase, in der die Vitalität der alternden Bäume nach- lässt. Schliesslich folgt die alt- und totholz- reiche Zerfallsphase, einzelne Bäume oder kleinere Bestände brechen gänzlich zu- sammen. Jetzt fällt wieder Sonnenlicht auf den Waldboden, wodurch sich lichthungri- ge Pionierarten der Tier- und Pflanzenwelt rasch ausbreiten und damit eine neue Run- de der Waldentwicklung einläuten können. Dieser Entwicklungszyklus kann je nach Wald gesellschaft einige hundert Jahre dau- ern; das natürliche Alter der Bäume liegt weit über dem wirtschaftlichen Optimum. Für die Artenvielfalt besonders wichtig sind die ungestörte Pionier- und die Zerfallspha- se eines Waldes. In der Pionierphase ist die rei che Kraut- und Strauchschicht Lebens- raum für viele Tier- und Pflanzenarten. Und in der Zerfallsphase ist es das reichlich vor- Abgestorbener Baum im Leisental

103 Buchen. Alle drei Vogelarten brüten übri- gens in einem Altbuchenbestand im Geiss- bühl, südwestlich des Bruderhauses. Auch in anderen Gebieten des Stadtwaldes hat der Forstbetrieb in letzter Zeit etliche Alt- und Totholzinseln ausgeschieden. In die sen Waldgebieten werden alte und tote Bäume konsequent stehengelassen – bis sie umfal- len und vermodern. Alt- und Totholz bietet einer Vielzahl von Pflanzen, Pilzen, holzbe- wohnenden Insekten – insbesondere Kä- fern und Hautflüglern – und höhlenbrü- tenden Vögeln Nahrung und Unterschlupf. Der Anteil der über 160jährigen Bäume in den Winterthurer Wäldern dürfte im Be- reich von wenigen Promillen liegen. Gerade deshalb ist es für die Artenvielfalt beson- ders wichtig, vermehrt Altholzinseln aus- zuscheiden und den Totholzanteil in allen Waldgebieten generell zu erhöhen. Das kann dadurch erreicht werden, dass abge- storbene, umgeworfene oder gefällte Bäu-

Totholz als Lebensraum für Käfer und Wespen me zum Teil nicht mehr weggeräumt wer- tons. Wichtig ist in jedem Fall die Einschrän - kung der Nutzung, bis hin zum Verzicht jeg - licher Bewirtschaftungs- und Pflegemass- nahmen. Geeignet für solche Waldreserva- te sind sicherlich die in Winterthur häufigen Steilhangwälder, in denen sich eine Bewirt- schaftung ohnehin nicht rechnet: am Gam- ser, am Dättnauerberg oder am Chom- berg. Tatsächlich wird zum Beispiel eine Flä- che von sechs Hektaren am Osthang des Gamser seit zwanzig Jahren nicht mehr be- wirtschaftet. Höhlenbrüter wie etwa die stark gefährdete Hohltaube, der Schwarz- specht oder die Dohle sind auf Tot- und Alt- holz angewiesen, vor allem aber auf alte Hier war ein Specht am Werk…

104 logie stark bezweifelt werden. Vielmehr dürfte sich ein Mosaik unterschiedlicher Wald strukturen herausbilden, das zumin- dest auf den feuchten, trockenen, sauren, basischen, steilen oder sumpfigen Extrem- standorten ausgeprägt in Erscheinung tritt. So entstünde in diesen unbewirtschafteten Gebieten ein kleinräumig wechselndes und von unterschiedlicher Fauna und Flora be- gleitetes Patchwork von jungen und alten, lichten und dunklen Baumbeständen. Als Ergänzung zu den erwähnten Waldin- seln, die vollständig sich selbst überlassen werden, sollten an geeigneten Orten auch Kahlschläge durchgeführt werden. Solche Räumungen wirken sich für den Natur- schutz interessanterweise kaum nachteili- ger aus als etwa kleinflächige Verjüngun- gen. Denn: Kahlschläge bringen wieder Licht und Wärme auf den Boden und leiten eine neue Entwicklungsphase mit einer viel- fältigen Pioniervegetation ein. Diese lockt In Waldschlägen häufig: Acker-Kratzdistel eine Vielzahl wärmeliebender Insekten wie den. Allerdings darf das liegengelassene Holz den Boden nicht derart dicht be- decken, dass keine Krautpflanzen mehr aufkommen. Das Zusammentragen zu Ast- haufen ist deshalb eine zwar wenig ästhe- tische, aber ökologisch wertvolle Lösung.

Dunkler Buchenwald: Ein Märchen?

Dass in einem von Nutzung und Bewirt- schaftung ausgeschlossenen Waldgebiet bei uns immer ein einziger dunkler, arten- armer Buchenwald entstehen würde – eine häufig geäusserte Befürchtung –, muss nach dem heutigen Stand des Wissens in der Öko- Grosses Ochsenauge im Brüelbergwald

105 NATURSCHUTZ IM WALD

zum Beispiel Schmetterlinge an. Aber auch neuen Lebensraum. Ein enormes Naturpo- Vögel finden sich auf solchen Flächen ein. tential weisen die Wälder entlang der Töss Sobald die Jungbäume eine bestimmte auf: Weil der Fluss aber im letzten Jahr- Grösse erreicht haben und genügend Schat- hundert begradigt wurde, sind viele seltene ten werfen, wird die Pioniervegetation wie- Tier- und Pflanzenarten der Hart- und der verschwinden – und mit ihr die ent- Weichholzauen verschwunden. sprechende Fauna. Die Verjüngungsflä- Das Leisental ist ein hervorragendes Bei- chen eignen sich also nur wenige Jahre spiel für den heutigen Mangel an Land- lang als Biotope für diese Lebensgemein- schaftsdynamik. Einst war es eine wilde schaft. Durch immer neue Schläge können Auenlandschaft, später ein Landwirt - Pionierarten gezielt gefördert werden. Den schaftsgebiet, heute immerhin eine ein- gleichen Effekt haben starke Durchforstun- malige Waldlandschaft: Bis zur Korrektion gen in stabilen Laubbaum- und Föhrenbe- 1877 hat te die Töss zwischen Kyburg - ständen. Ein schönes Beispiel hierfür ist der brücke und Reitplatz keinen geregelten Lichtschlag, den der städtische Forstbetrieb Lauf. Sie pendelte zwischen den Steilhän- 1995 zwischen Ebnet und Hoh Wülflingen durchgeführt hat. Damit kann die mit sel- tenen Lichtarten bereicherte Bodenflora ge- fördert werden. Zur Flora lichter Föhrenwäl- der gehören etwa Orchideen. In den Winterthurer Wäldern leben über dreissig verschiedene Schmetterlingsarten, darunter auch einige seltene Arten wie zum Beispiel der Grosse Schillerfalter oder der Waldteufel. Diese Schmetterlinge haben nur eine Chance, wenn im Wald immer wieder trockene, lichtdurchflutete Kahl- flächen vorkommen. Auch einige boden- brütende Vogelarten des offenen und halb- offenen Kulturlandes wie etwa der Baum- pieper besiedeln solche Kahlflächen. Naturschutz im Wald braucht keineswegs mit grossem Aufwand verbunden zu sein. Beispiel: Waldbäche. Wo immer möglich sollen Waldbäche unverbaut bleiben. Wenn dazu noch auf dunkle Fichtenmono- kulturen in Bachnähe verzichtet wird, fin- den feuchtigkeits- und lichtliebende Kräu- ter und Insekten – zum Beispiel Libellen – Verbaut: Hinterer Chrebsbach im Eschenbergwald

106 gen des Eschenbergs und der Kyburg, wo- bei es im Talboden häufig zu Überschwem- mungen kam. Heute fliesst die Töss in ei- nem engen Korsett. Würde der Wald im Leisental sich selbst überlassen, ohne gleichzeitig das künstliche Flussbett zu öff- nen, würde sich früher oder später eine Ver- dunkelung des Waldes und damit eine Ver- armung von Fauna und Flora einstellen. Denn: Ohne die Dynamik des Flusses ent- stehen hier kaum neue Pionierstandorte. Immerhin sorgen Erdrutsche an den Steil- hängen gelegentlich für neue Pionier- lebens räume. Soll auch im Talboden die Vielfalt an lichtbedürftigen Pflanzen- und Tierarten gefördert werden, kommen vor allem zwei Massnahmen in Frage: – Die Töss wird aus ihrem Korsett befreit. Sie kann dadurch, zumindest abschnitts - weise, wieder frei mäandrieren. Damit kommt erneut eine natürliche Dynamik in eine Auenlandschaft, in der von Na- tur aus immer wieder neue lichte Pio- Begradigt: Tössabschnitt im Leisental nierstandorte für seltene Tier- und Pflan- zenarten entstehen. ner solchen Massnahme wissen – nicht zu- – Die Töss bleibt begradigt oder wird nur letzt aus Sorge um die hervorragenden langsam und stufenweise renaturiert. In Grundwasservorkommen, die die städti- diesem Fall müssen die Forstleute den schen Wasserwerke seit 1925 intensiv nut- Wald vorderhand periodisch und scho- zen. Hingegen hat der städtische Forstbe- nend auflockern, um so wenigstens ei- trieb schon vor einigen Jahren eine starke ne künstliche Dynamik zu erzeugen. Durchforstung der Waldbestände im Lei- Die Renaturierung der Töss ist heute Ge- sental eingeleitet und damit auch bereits genstand intensiver Diskussionen. Natur- erste Erfolge erzielt. In den lichten Wald- schutzkreise, namentlich die aus verschie- partien wurden in den letzten Jahren zwei denen Organisationen zusammengesetzte bei uns sehr seltene Schmetterlingsarten Interessensgemeinschaft Pro Töss, fordern entdeckt: der Milchfleck und der Waldteu- heute die Befreiung der Töss aus ihrem fel. Ausserdem gedeihen im Leisental ver- künst lichen Flussbett. Die Stadtverwaltung schiedene Orchideen- und andere seltene hingegen möchte vorläufig nichts von ei- Pflanzenarten.

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Der Aufschwung beginnt im Wald

«Vorläufig trifft es zwar noch nicht zu, dass der Wald die grosse Nervenheilanstalt der Menschheit darstellt, aber er könnte es noch werden.» Paul Lang, Winterthurer Stadtforstmeister 1928 –1960

Die Bedeutung des Waldes für die Stadt Wäl der hat in den vergangenen Jahrzehn- Winterthur hat sich im Laufe der Zeit ver- ten stark abgenommen. Grund: Die Wald- ändert: Lange Zeit war die höchstmögliche bewirtschaftung ist heute ein reines Ver- Rendite fast alleiniger Massstab allen forst- lustgeschäft. wirtschaftlichen Strebens. Was primär in- Dafür rücken immer neue Werte der Wäl- teressierte, war das Quantum an nutzba- der in den Vordergrund, deren Profiteure rem Holz, kaum der Zustand des Waldes als nicht mehr die Besitzer sind, sondern mehr Lebensraum. und mehr die Allgemeinheit. Ein anschau- Seit einigen Jahrzehnten ist man sich zu- liches Beispiel dafür sind die Schutzwäl der nehmend der komplexen Aufgaben be- in den lawinengefährdeten Bergtälern: wusst, die der Wald für die Stadt und Ag- Viele dieser Täler wären ohne den Schutz glomeration erfüllt. Dementsprechend wird der Bannwälder kaum bewohnbar. heute ein Grossteil der Winterthurer Wäl- der – insbesondere die Stadt- und die Staats- Schutz vor ökologischen Gefahren wälder – nach dem Prinzip der Multifunk- tionalität bewirtschaftet. Das heisst: Die Auch im Schweizer Mittelland erfüllen die Bewirtschaftung berücksichtigt möglichst Wälder wichtige Aufgaben zum Schutz von viele Waldfunktionen gleichzeitig. Zu diesen Menschen, Tieren und Pflanzen. Allerdings Waldfunktionen gehören neben der reinen steht weniger der Schutz vor Lawinen, Stein- Nutzfunktion auch die Schutzfunktion und schlägen, Wildbächen oder Erdrutschen im die Erholungs- oder Wohlfahrtsfunktion. Vordergrund, als vielmehr der Schutz vor Diese Waldfunktionen sind heute nicht den ökologischen Gefahren, die unsere mehr voneinander zu trennen. Ihr Wert hoch industrialisierte Zivilisation mit sich lässt sich – im Gegensatz zum Holzertrag – bringt. Die Ausbreitung und Verdichtung kaum in Franken und Rappen ausdrücken. der Siedlungsgebiete, der zunehmende mo- Sicher ist jedenfalls, dass Erholungs- und torisierte Verkehr und die Rationalisierung Schutzwert der Wälder den reinen Holzer- der Landwirtschaft haben den Wald zu ei- trag bei weitem übertreffen. Die wirt- ner eigentlichen Schutzinsel für Pflanzen schaftliche Bedeutung der Winterthurer und Tiere werden lassen. Aber auch stress-

109 Wälder als Landschaftselemente: Blick vom Eschenberg gegen Oberwinterthur und den Lindbergwald geplagte Städterinnen und Städter suchen Lebens raum wird um so grösser, je mehr im Wald mehr und mehr Erholung vom All- sich die Siedlungsgebiete ausdehnen. tag mit Lärm, Hektik und Abgasen. Im wei- Wälder stabilisieren das ökologische Gleich- teren Sinne sind also auch die Winterthurer gewicht. Weil sie natürlicherweise eine gros- Wälder eigentliche Schutzwälder geworden. se genetische Vielfalt an Tieren- und Pflan- zenarten aufweisen, gehören sie zu den ak- Wälder gliedern die Landschaft tivsten biologisch-ökologischen Elementen und tragen wesentlich zur Erhaltung der In unserer Landschaft haben Wälder eine natürlichen Stoff- und Energiekreisläufe bei. wi chtige Funktion als Strukturelemente: Damit bilden sie als Gegenpol zu den aus- Sie gliedern und gestalten das Landschafts- geräumten Agrarlandschaften wichtige Re- bild. Dafür braucht es nicht nur grosse, ge- fugien für viele Tier- und Pflanzenarten. schlossene Waldgebiete; auch kleine Wald- Zur stabilisierenden Wirkung des Waldes parzellen, Feld- und Bachufergehölze und gehört auch der günstige Einfluss auf den Hec ken haben als Strukturelemente eine natürlichen Wasserhaushalt: ökologische Qualität, die weit über ihre – Der Wald reguliert die Wasserführung flächenmässige Bedeutung hinausgeht. von Flüssen und Bächen und verhindert Heute ist der Wald sowohl in seiner Aus- da mit die Gefahr von Überschwem - dehnung als auch in seiner räumlichen Ver- mungen. Vor dem Hintergrund der zu- teilung von Gesetzes wegen geschützt. nehmenden Versiegelung der Winter thu - Da mit ist der Wald eines der wenigen Land- rer Böden mit Asphalt und Beton ist die- schaftselemente, die eine sichere Zukunft se regulierende Wirkung der Wälder haben. Seine Bedeutung als naturnaher besonders wichtig. Anstatt im Boden zu

110 versickern, fliessen nämlich in Winter- liegenden Wälder, denn sie leisten einen thur Jahr für Jahr viele Millionen Kubik- wichtigen Beitrag zur Reinigung der Luft. meter Niederschlagswasser oberflächlich Sie bremsen die Windgeschwindigkeit ab, ab und verschwinden in der Kanalisation. wodurch vor allem schwerere Staubteilchen – Der Wald ist ein grosses Wasserreservoir. absinken. Eine Hektare Wald kann pro Jahr Dank der lockeren Struktur und dem fei- mehrere Dutzend Tonnen Staub und Russ nen Netz von Hohl räumen, Wurzel- und aus der Luft herausfiltern. Waldluft ist denn Wurmkanälen kann er grosse Mengen auch viel weniger mit Staub und Russ bela- Wasser speichern und anschliessend stet als die Stadtluft. na türlich gefiltert an die Quellen und Nicht zuletzt spielen Wälder die entschei- das Grundwasser abgeben. Selbst in dende Rolle im Sauerstoffkreislauf der Na- Steil hang wäldern kann alles Nieder- tur: Die Atmung von Menschen und Tieren schlags- und Schmelzwasser restlos im und die Verbrennung in Motoren, Heizun- Boden versickern. gen, Schmelzöfen oder Verbrennungsanla- Während in früheren Jahrhunderten das gen brauchen riesige Mengen von Sauer- Quellwasser für die Winterthurer Trinkwas- stoff. Diesen Sauerstoff liefern die Wälder. serversorgung genügte, mussten schon im Vereinfacht ausgedrückt, nehmen die Bäu- letzten Jahrhundert wegen des gestiegenen me aus der Luft das Kohlendioxid auf, das Wasserbedarfs zahlreiche Grundwasservor- bei der Atmung und Verbrennung entsteht, kommen angezapft werden. Heute liegt der und verwandeln es mit Hilfe von Sonnen- Anteil des Quellwassers an der gesamten licht und Wasser in Sauerstoff. Im Wald oder Trink wasseraufbereitung im Bereich von we- in Waldnähe ist deshalb die Luft reicher an nigen Prozenten. Der ganze Rest stammt lebensnotwendigem Sauerstoff als zum Bei- aus verschiedenen Grundwasservorkom- spiel in der Innenstadt. men. Unermesslich wertvoll ist deshalb die Filterwirkung gesunder, stabiler Waldbö- Entspannung im Winterthurer Wald den. Die Grundwasserströme in den Schot- terschichten unter dem Stadtgebiet und un- Das Stadtleben kann an die Gesundheit ge- ter der Töss weisen eine sehr gute Qualität hen: Der Alltag mit Lärm und Hektik, um- auf, was nicht zuletzt auf die ausgedehn- geben von Klimaanlagen und Kunstlicht, ten Waldgebiete zurückzuführen ist. zerrt an den Nerven. Viele Stadtbewohne- Ein natürlicher Filter ist der Wald nicht nur rinnen und -bewohner sind dadurch derart für das Wasser, sondern auch für die Luft. gestresst, dass sie unter ernsthaften Ge- Die Winterthurer Stadtluft ist seit Jahr- sund heitsstörungen wie zum Beispiel er- zehnten durch Abgase, Lösungsmittel, Russ höhtem Blutdruck, Schlafstörungen oder und Staub verschmutzt. Zeitweise so stark, Herzproblemen leiden. Dadurch lässt ihre dass vor allem Kinder und ältere Menschen physische und psychische Widerstandskraft vermehrt unter Atemwegserkrankungen lei- und ihre Leistungsfähigkeit nach. Wohltu- den. Um so wichtiger sind deshalb die um- end wirkt da die Stille des Waldes. In sau-

111 Aktive Erholung im Lindbergwald: Lauftraining an frischer Luft und in ruhiger, naturnaher Umgebung erstoffreicher Luft können hier die Städte- rinnen und Städter wieder richtig durchat- men und neue Energie tanken. Kein Wun- der also, dass jedes Wochenende Tausende von Winterthurerinnen und Winterthurern in die umliegenden Wälder pilgern, um sich dort zu entspannen und zu erholen. Je dichter die Menschen beieinander leben, desto wichtiger werden die umliegenden Wäl der als Naherholungsräume. Die Win- terthurer Wälder sind dafür besonders ge- eignet: Von allen Stadtquartieren aus er- reicht man zu Fuss innert weniger Minuten eines der umliegenden Waldgebiete. Von der steigenden Beliebtheit des Waldes als Ort der Entspannung und der Erholung zeugen auch die besonders seit Anfang die- ses Jahrhunderts stetig gestiegenen Ausga- ben für Erholungseinrichtungen. Schon in den dreissiger Jahren hat die Stadtverwaltung zwei Reitwege im Eschen- berg und im Lindberg angelegt. Ausser- dem hat sie vor allem in den stark frequen- Fitnessparcours Lindberg: Möblierung des Waldes

112 Mufflons im Wildpark Bruderhaus: Eine von vielen Attraktionen für Ausflüglerinnen und Ausflügler tierten Erholungswäldern auf dem Eschen- holungseinrichtungen sind etwa die Kin- berg, dem Lindberg und dem Brüelberg derspielplätze bei den Walcheweihern und attraktive Fusswege angelegt. beim Bruderhaus, natürlich der Wildpark An den zahlreichen Aussichtspunkten und Bruderhaus, der Waldlehrpfad, der Find- Aussichtslagen laden zudem unzählige lingslehrpfad, die Vita-Parcours im Eschen- Sitzbänke und Feuerstellen zum Verweilen berg- und im Hegibergwald und schliess- ein. Weitere wichtige und vielbesuchte Er- lich der Fit nesspar cours im Lindberg. Be-

Spielplatz beim Restaurant «Bruderhaus»: Umgeben von einer imposanten Waldkulisse

113 Beim Bruderhaus: Findlingslehrpfad der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Winterthur NGW

sondere Attraktion für Ausflüglerinnen und Ausflügler sind die Aussichtstürme auf dem Eschenberg (591 m. ü. M.) und auf dem Brüelberg (546 m. ü. M.).

Geringer Pro-Kopf-Anteil

Zwar ist der Anteil des Waldes an der Ge- samtfläche der Stadt Winterthur verglichen mit anderen Städten überdurchschnittlich hoch, doch dieser Waldanteil erscheint in ei- nem anderen Licht, wenn man ihn auf die Wohnbevölkerung bezieht. Der Waldanteil pro Kopf liegt nämlich in Winterthur mit rund 2,95 Aren oder 295 Quadratmetern nicht nur weit unter dem schweizerischen Durchschnitt von 17,55 Aren pro Kopf, sondern sogar noch deutlich unter dem kantonalen Mittel von 4,09 Aren. Diese Be- rechnung mag als unnütze Zahlenspielerei erscheinen. Sie bekommt aber in unserer zunehmend freizeitorientierten Gesellschaft Grütli-Waldpfad: Nummer 3, die Waldföhre eine grosse Bedeutung.

114 Für Kinder und Jugendliche, die in der Stadt aufwachsen, ist der Wald als Erholungs- und Erlebnisraum besonders wichtig. Dies haben Anfang der neunziger Jahre auch junge Winterthurer Naturwissenschafterin- nen und Naturwissenschafter erkannt. Sie gründeten einen Verein, den sie Waldschu- le Winterthur genannt haben und dessen Ziel es ist, Kindern, Jugendlichen und Er- wachsenen die Natur, vor allem aber den Wald auf spielerische und erlebnisreiche Weise näherzubringen. Dass diese Art von Naturkunde und -erkundung heute ein echtes Bedürfnis ist, beweisen die Teilneh- merzahlen: Jahr für Jahr besuchen mehre- re hundert Kinder und Erwachsene die von der Waldschule Winterthur professionell durchgeführten Veranstaltungen wie Wald- exkursionen, Vorträge und kulturelle An- lässe rund ums Thema Wald. Die Erholungs- und Erlebnismöglichkeiten in der Natur werden in Zukunft noch wich- tiger werden, denn mit zunehmender Be- Zum Eschenberg: Schilderwald beim Bruderhaus völkerungs- und Siedlungsdichte steigt der Erholungsdruck auf die umliegenden Na- lungsgebiete dichter werden und dabei die turräume. Und damit steigt natürlich auch naturnahen Grünräume aus der Stadt ver- die Bedeutung intakter, vielfältiger und na- drängen, lässt sich bereits heute das uner- turnaher Wälder für die Erholung und die messliche Erholungsbedürfnis der kommen - Gesundheit der städtischen Bevölkerung. den Generationen erahnen. Ganz selbst ver- Heute leben in Winterthur auf jedem Qua- ständ lich wird dann der bedingungslose dratkilometer rund 1323 Menschen, im Schutz intakter Naturräume in Stadtnähe. Jahre 1836 waren es noch 178. Betrachtet man nur die überbaute Fläche der Stadt, so leben heute auf jedem Quadratkilometer «Für Parkanlagen auf teurem städtischem 5630 Menschen. Boden verlangt kein Mensch eine finanziel- Nimmt man nun an, dass in Zukunft die le Rendite. Darum sollten auch die Waldun - Zersiedelung der Landschaft weitergehen gen mehr vom Standpunkt der Nützlichkeit wird, die Verkehrsströme zunehmen, die für den Menschen betrachtet werden.» Landwirtschaft intensiver und die Sied- Paul Lang, Stadtforstmeister 1928–1960

115

Streifzüge

Den Wald kann man beschreiben – in Wort ermuntern, diese Waldbilder aufzuspüren und Bild. In seiner ganzen Dimension aber und zu erleben. Betrachten Sie die abgebil- lässt er sich nicht auf Gedrucktes reduzie- deten Karten und die angegebenen Stich- ren. Das Wechselspiel von Licht und Schat- worte lediglich als Möglichkeiten. Ändern ten, die reiche Palette von Farben und For- Sie Ihre Strecke nach Lust und Laune – hal- men, die Fülle von Gerüchen und Tönen, all ten sie aber stets Augen, Nase und Ohren das wird nur erlebbar in der freien Natur. offen. Sie werden auf kleinstem Raum ei- Die Winterthurer Wälder bieten eine un- ner Vielzahl von Tieren und Pflanzen mit glaubliche Vielfalt an unterschiedlichen unterschiedlichen Sinnen begegnen. Dabei Waldbildern. Die folgenden zehn Streifzü - werden Sie mehr erfahren als alles, was Sie ge sollen Sie, liebe Leserin und lieber Leser, in Büchern lesen können.

Naturschutzgebiet Dättnau: Zu jeder Jahreszeit ein lohnendes Ausflugsziel (siehe Karte Seite 119)

117 STREIFZÜGE 118 1 S 4 3 2 5 Ahorn-Eschenwald mitBingelkraut Ahorn-Eschenwald Bergseggen-Buchenwald Waldmeister-Buchenwald mit Hornstr. Denkmal J.C.Heer(1859–1925) Waldhof, erbaut1847 Haltestelle Loki,BusNr. 1,4,7,11 8 7 9 5 4 6 3 10 Brüelberg 2 Haltestelle Brühleck,BusNr. 1,4,7,11 Aussichtslage m.BlickaufWülflingen Lungenkraut-Buchenw. mitImmenbl. Waldmeister-Buchenw. m.Lungenkr. Höhenweg mitBlickaufsSchlosstal 1 Aussichtsturm Brüelberg S Z 10 6 9 8 7 Z

Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie vom 12.5.1997 S Haltestelle Steig, Bus Nr. 8, 11 Kleine Strauchhecke 6 1 Steigbachtobel (Molasse-Einschnitt) Strauchhecke entlang Wassergraben 7 2 Eiben-Buchenwald Aussichtspunkt Dättnauertal 8 3 Pfeifengras-Föhrenwald Typischer Weisseggen-Buchenwald 9 4 Naturschutzgebiet (Lehmgrube) Eiben-Buchenwald 10 5 Gestufte Waldränder Haltestelle Neubruch, Bus Nr. 13 Z

5 4 Chomberg

3 9

8

6 Z 10 7 2

2

2

S

1

Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie vom 12.5.1997

119 STREIFZÜGE 120 1 S 4 3 2 5 S Typ. Lungenkraut-Buchenwald Seggen-Bacheschenwald Bergseggen-Buchenwald Schmelzwasserrinne ausWürmeiszeit Typ. Zahnwurz-Buchenwald,artenarm Haltestelle Ohrbühl,BusNr. 5,9 1 2 Z Etzberg Aussichtspunkt Oberseen,Seen, Stadt Natürlicher BachlaufmitSumpfpartien Ahorn-Eschenwald m.Lungenkraut Ahorn-Eschenwald Mehrere, geschützteBaumhecken 9 10 8 Haltestelle Grüntal,BusNr. 6 3 Orchideen-Föhrenwald 7 6 4 5 10 6 9 8 7 Z

Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie vom 12.5.1997 S Haltestelle Försterhaus, Bus Nr. 13 Findling (Illanzer Verrukan) 6 1 Findling (Nagelfluh) Orchideen-Föhrenwald (Hangrutsch) 7 2 Zweiblatt-Eschenmischwald Aussicht auf Waldlandschaft 8 3 Waldhainsimsen-Buchenwald Linden-Zahnwurz-Buchenwald 9 4 Findling (Kieselkalk) Zweiblatt-Eschenmischwälder 10 5 Neue Amphibienweiher Bahnhof Sennhof, S26 Z

Gamser S

1

3 2

5

4 6

8 9 Z 10

7

Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie vom 12.5.1997

121 STREIFZÜGE

S Haltestelle Breite, Bus Nr. 4 1974 angelegter Amphibienteich 6 1 Aussichtslage am Waldrand Versch. Ahorn-Eschenwälder 7 2 Versch. Waldhirsen-Buchenwälder Aussichtsturm Eschenberg 8 3 Gedenkstein für Kaspar Weinmann Zweiblatt-Eschenmischwald 9 4 Informationspavillon beim Bruderhaus Typischer Zahnwurz-Buchenwald 10 5 Waldhainsimsen-Buchenwald m. Hains. Haltestelle Breite, Bus Nr. 4 Z

1 S Z Bruderhaus

10

9

2 8

7

3

4

5 6

Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie vom 12.5.1997

122 1 S 4 3 2 5 9 8 7 Aussicht aufTösstalundAlpen Haltestelle Friedhof,BusNr. 3 Typischer Weisseggen-Buchenwald Waldmeister-Buchenwald m.Hainsimse Waldmeister-Buchenwald m.Hainsimse Höhenweg mitAussichtaufWülflingen 6 5 4 10 Wolfensberg 3 Verschied. Waldmeister-Buchenwälder Lungenkraut-Buchenwald m.Immenbl. 2 Botanisch wertvolleTrockenwiese 1 Haltestelle Friedhof,BusNr. 3 Chöpfi –KnauerinSandstein Geissklee-Föhrenwald S 123 10 6 9 8 7 Z

Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie vom 12.5.1997 S STREIFZÜGE 124 1 S 4 3 2 5 1 Typischer Weisseggen-Buchenwald Traubenkirschen-Eschenwald Typischer Ahorn-Eschenwald Mammutbäume Natürlicher Bachlauf(Rosentalbach) Haltestelle Loorstrasse,BusNr. 3 2 3 4 Walcheweiher 5 Z Lungenkraut-Buchenwald m.Immenb. Typischer Lungenkraut-Buchenwald Waldmeister-Buchenwald m.Hains. Haltestelle Musikschule,BusNr. 10 6 Typischer Ahorn-Eschenwald 10 Aronstab-Buchenwald 9 7 8 10 6 9 8 7 Z

Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie vom 12.5.1997 S Haltestelle Neubruch, Bus Nr. 13 Aussichtspunkt Hoh Wülflingen 6 1 Typischer Eiben-Buchenwald Totentälchen, Amphibien-Biotope 7 2 Aronstab-Buchenwald Bergseggen-Buchenwald 8 3 Pfeifengras-Föhrenwald Zahnwurz-Buchenwald mit Bärlauch 9 4 Wertvolle, wechselfeuchte Magerwiese Seggen-Bacheschenwald 10 5 Lichter Föhrenhangw. m. Trockenwiese Haltestelle Nägelsee, Bus Nr. 8 Z

Hoh Wülflingen 2 8

7 9

1

6 10 Z

5 1 3

4 2

1

1

1

S

Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie vom 12.5.1997

125 STREIFZÜGE

S Haltestelle Schwimmbad, Bus Nr. 8, 13 Ahorn-Eschenwald 6 1 Typischer Weisseggen-Buchenwald Orchideen-Föhrenwald 7 2 Findlinge (Nagelfluh und Kalk) Lungenkraut-Buchenw. m. Immenblatt 8 3 Typischer Ulmen-Eschen-Auenwald Seggen-Bacheschenwald 9 4 Zweiblatt-Eschenmischwälder Traubenkirschen-Eschenwald 10 5 Zweiblatt-Eschenmischwälder Haltestelle Schwimmbad, Bus Nr. 8, 13 Z

Langenberg

S 1 Z 2

3

4 5

6

7 8 9 10

Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie vom 12.5.1997

126 1 S 4 3 2 5 S Typischer Weisseggen-Buchenwald Gartenteich alsAmphibien-Biotop Typischer Seggen-Bacheschenwald mitLungenkraut Ahorn-Eschenwald Aussichtspunkt amWaldrand Haltestelle Loorstrasse,BusNr. 3 1 5 4 2 3 6 Lindberg 7 Waldmeister-Buchenwald m.Hainsimse Reutlinger Ried(grösstesinW’thur) Verschied. Waldmeister-Buchenwälder 8 SBB-Haltestelle Reutlingen,S26 Hartriegelhecke mitFeldahorn Zweiblatt-Eschenmischwald Z 9 10 127 10 6 9 8 7 Z

Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie vom 12.5.1997 Verwendete Literatur

BLOCH WILLY (1989): Der Etzberg: eine Wü- FORSTBETRIEB DER STADT WINTERTHUR stung auf Winterthurer Stadtgebiet. In: (1991): Betriebsplan 1989 über den Winterthurer Jahrbuch 1989. Druckerei Stadtwald von Winterthur, Waldrevier Winterthur AG, Winterthur. Seite 13–38. III, Brühlberg-Schlosshof, 1989/90 bis BONNEMANN A. (1967): Waldbauliche 1998/99. Unveröffentlicht. Terminologie. Schriftenreihe der Forstli- FORSTBETRIEB DER STADT WINTERTHUR chen Fakultät der Universität Göttingen (1992): Betriebsplan über den Stadt- und Mitteilungen der Niedersächsischen wald von Winterthur, Waldrevier VI, Forstlichen Versuchsanstalt, Band 40. Wülflingen, 1992/93 bis 2001/02. Un- J.D. Sauerländers Verlag, Frankfurt am veröffentlicht. Main. 44 Seiten. FORSTBETRIEB DER STADT WINTERTHUR BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND (1993): Betriebsplan 1991 über den LANDSCHAFT (1995): Wald und Holz in Stadtwald von Winterthur, Waldrevier der Schweiz. In: Schweizer Wald im VIII, Seen 1991/92 bis 2000/01. Unver- Gleichgewicht. Buwal und Eidgenössi- öffentlicht. sche Forstdirektion (Herausgeber), Bern. FORSTBETRIEB DER STADT WINTERTHUR BURNAND JACQUES ET. AL. (1986): Kom- (1994): Betriebsplan 1994 über den mentar zur vegetationskundlichen Kar- Stadtwald von Winterthur, Waldrevier II, tierung der Wälder im Kanton Zürich. Lindberg-Mörsburg-Hegi, 1994/95 bis Forstkreis 4. Oberforstamt und Amt für 2003/04. Unveröffentlicht. Raumplanung des Kantons Zürich. FORSTBETRIEB DER STADT WINTERTHUR: DEPARTEMENT SCHULE UND SPORT Der Winterthurer Stadtwald. Departe- (1994): Aus der Geschichte von Win- ment Technische Betriebe Winterthur. terthur. Lehrmittelverlag des Kantons 20 Seiten. Zü rich. Seite 17–25, 38, 56–67. GANZ WERNER (1960): Winterthur. Ein- FORSTBETRIEB DER STADT WINTERTHUR führung in seine Geschichte von den (1987): Betriebsplan über den Stadt- Anfängen bis 1798. 292. Neujahrsblatt wald von Winterthur, Wirtschaftsteil I, der Stadtbibliothek Winterthur. Buch- Eschenberg,1986/87 bis 1995/96. Un- druckerei Winterthur. 411 Seiten. veröffentlicht. GANZ WERNER (1961): Winterthurs ge- FORSTBETRIEB DER STADT WINTERTHUR schichtliche Entwicklung. In: Schweize- (1989): Betriebsplan 1988 über den rische Bauzeitung, Heft 24, 79. Jahr- Stadtwald von Winterthur, Wirtschafts- gang. Seite 396 –398. teil VII, Wolfensberg, 1988/89 bis GANZ WERNER (1979): Geschichte der 1997/98. Unveröffentlicht. Stadt Winterthur – Vom Durchbruch der

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131 Gönner

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132 WälderWälder fürfür WinterthurWinterthur WälderWälder fürfür WinterthurWinterthur

Stadtwald Stadtwald Wälder für die Stadt Wälder für die Stadt

Kulturwald Kulturwald Spiegel der Kulturen Spiegel der Kulturen

Buchenwald Buchenwald Im Reich der Buche Im Reich der Buche

Eiszeitwald Eiszeitwald Spuren der Eiszeit Spuren der Eiszeit

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