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Kleines Lexikon der Schiller-Zitate

Bearbeitet von Johann Prossliner

1. Auflage 2004. Taschenbuch. 256 S. Paperback ISBN 978 3 423 34145 5 Format (B x L): 13,5 x 19,1 cm

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Der Klassiker ist uns näher, als wir gemeinhin wissen. Seine »geflügelten Worte« sind mitten in unsere Sprache hineingeflo- gen, haben sich dort eingenistet: Wer bedient sich nicht dann und wann des Ausdrucks »der Dritte im Bunde« oder »Der kluge Mann baut vor«? Wer sagt nicht bei Gelegenheit »Was ist der langen Rede kurzer Sinn?« oder »Das Maß ist voll«? Schillers Worte sind allgegenwärtig, aber wir ordnen sie ihm als Urheber nicht mehr zu. Schiller nicht mehr lesen wol- len, das heißt, nicht wissen wollen, was man redet. Wer es aber wissen will, der kann in diesem Buch fündig werden und sich anregen lassen, in seinen Werken weiterzulesen und Entdeckungen zu machen. Denn wie schon sein Freund Goethe sagte: »Es ist bei Schillern jedes Wort prak- tisch, und man kann ihn im Leben überall anwenden.«

Der Herausgeber Johann Prossliner wurde 1941 in Südtirol geboren und lebt als freier Lektor, Übersetzer und Autor in München. Von ihm stammt u. a. das ›Lexikon der Nietzsche-Zitate‹ (dtv 3367). 3 Kleines Lexikon der Schiller-Zitate

Von Johann Prossliner

Deutscher Taschenbuch Verlag Von Johann Prossliner sind im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen: Das Lexikon der Nietzsche-Zitate (3367) Friedrich Nietzsche: Heiterkeit, güldene Gedichte (20672) Friedrich Schiller: Des Lebens wechselvolles Spiel Weisheiten (13271)

Originalausgabe November 2004 2. Auflage Juli 2005 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München www.dtv.de © 2004 Deutscher Taschenbuch Verlag, München Umschlagkonzept: Balk & Brumshagen Umschlaggestaltung: Catherine Collin unter Verwendung der Illustration ›Friedrich Schiller in Karlsbad‹ (© Corbis/Bettmann) Gesetzt aus der Bembo Satz: ServiceBüro Burgauner, München Druck und Bindung: Druckerei C. H. Beck, Nördlingen Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany · ISBN 3-423-34145-9 5 INHALT

Hinweise zur Benutzung 6

Verzeichnis der Abkürzungen 8

Schiller-Zitate A – Z 11

Nachwort Friedrich Schiller oder Das Geheimnis der geflügelten Worte 243 Hinweise 6

Hinweise Stichwörter: Der Alphabetisie- zur Benutzung rung zuliebe stehen die Stichwör- ter normalerweise in der Nenn- form, nicht in der flektierten Form, Text: Der Abdruck der Zitate er- z. B. »Geist, Gefangenschaft des«, folgt nach der Ausgabe: Friedrich nicht »Geistes, Gefangenschaft des«; Schiller: Sämtliche Werke in fünf die flektierte Form ergibt sich aus Bänden. Herausgegeben von Peter- der Qualifizierung durch »Gefan- André Alt, Albert Meier und Wolf- genschaft des«. Nur wo eine genaue gang Riedel. Carl Hanser Verlag, Wortfolge zu verzeichnen war, steht München Wien 2004 (text- und sei- die flektierte Form (z.B. »Lebens tenidentisch als Taschenbuchausgabe goldne Zeit«). In der Regel sind die erschienen unter dtv 59068). Stichwörter den zitierten Texten bzw. Schillers Vokabular entnom- Quellenangaben: Es werden men und sind entweder die jeweils Band- und Seitenzahl der oben- geläufigsten Vokabeln oder diejeni- genannten Ausgabe angegeben, gen, die das jeweilige Thema signa- d. h. II,378 verweist auf Seite 378 lisieren. Unter gleichrangigen Stich- im zweiten Band. Damit der jewei- wörtern wurde dasjenige gewählt, lige Kontext auch in anderen Schil- das im Text an erster Stelle steht. ler-Ausgaben gefunden werden In einigen wenigen Fällen werden kann, sind die Fundstellen durch auch Begriffe wie »Ästhetizismus« Abkürzungen am Anfang der Quel- oder »Entfremdung« aufgeführt, lenangaben gekennzeichnet. So be- weil Schiller zwar das damit Ge- deutet beispielsweise D, Ws. Tod 5,3, meinte beschrieben, nicht aber die daß dieses Zitat aus einem Drama dafür heute gängigen Vokabeln ver- stammt, nämlich ›Wallensteins Tod‹, wendet hat. Solche Stichwörter sind und dort in Akt 5, Szene 3 zu fin- mit * gekennzeichnet. den ist. Die vollständigen Titel von Schillers Verweisungen: Ein Zitat aus dem Dramen und Prosa-Werken sind im Gedicht ›Die Ideale‹ lautet: »Wie Verzeichnis der Abkürzungen zu sprang, von kühnem Mut beflügelt, finden (Seite 8). / Beglückt in seines Traumes Wahn, Die Überschriften der Gedichte / Von keiner Sorge noch gezügelt, / sind ausgeschrieben. Der Jüngling in des Lebens Bahn.« Das Thema steht hier am Ende des 7 Hinweise

Zitats: »Jüngling, Lebens Bahn«. auch dessen heutige Bedeutung: Sucht man jedoch nach »kühner »Partei, Geist der« (zumal dieses Mut« oder »Mut beflügelt« oder Stichwort im Prolog zu ›Wallensteins »Traumes Wahn« oder »Sorge, ge- Lager‹ vorkommt: »Von der Partei- zügelt von« (weil man diese Worte en Gunst verwirrt«). im Ohr hat oder wissen möchte, was bei Schiller zu Traum, Wahn, Mut, Auslassungen: Das letztgenann- Kühnheit oder Sorge zu finden ist), te Zitat beginnt mit dem Substantiv wird mit »s. Jüngling, Lebens Bahn« »Beschäftigung«; da hier syntaktisch dorthin verwiesen. erkennbar ist, daß es sich um keinen Der Schluß dieses Gedichts wurde vollständigen Satz handelt, wurde auf mit folgenden Versen zitiert: »Be- ein vorausgehendes Auslassungszei- schäftigung, die nie ermattet, / Die chen verzichtet; unvollständige Zi- langsam schafft, doch nie zerstört, / tate beginnen allerdings zumeist mit Die zu dem Bau der Ewigkeiten / einem kleingeschriebenen Wort, Zwar Sandkorn nur für Sandkorn wodurch sich ein Auslassungszeichen reicht, / Doch von der großen Schuld gleichfalls erübrigt. Endet ein Zitat der Zeiten / Minuten, Tage, Jahre mit einem unvollständigen Satz, ist streicht.« Hier steht das Thema am dies mit drei Punkten gekennzeich- Anfang des Zitats: »Beschäftigung, net, manchmal aber auch mit einem die nie ermattet«. Die Vokabeln Bau, Gedankenstrich, wenn dieser im Ewigkeiten, Sandkorn, Schuld der Zei- Text vorhanden ist. ten und Minuten sind als Verweisun- gen zu finden. Zeichensetzung: Ein Komma in Die Vokabeln der Verweisungen den Stichwörtern stammt nur in stammen jedoch nicht immer aus wenigen Fällen (wie etwa in dem den Zitaten. Vorrangiger Zweck der Zitat zu »Beschäftigung«) aus dem Verweisungen ist, Benützer an Zitat selbst; in der Regel bedeutet diejenige Stelle zu leiten, wo das das Komma (wie bei »Jüngling, möglicherweise Gesuchte zu finden Lebens Bahn«), daß die Wortfolge ist. Wo also eine begriffliche Vor- gekürzt oder geändert wurde. Um- stellung aus den vorhandenen Vo- gekehrt bedeuten Verweisungen kabeln nicht hervorgeht, wurden ohne Komma, z.B. »Hochmut und diese durch geeignetere ersetzt. So grob« oder »fromme gesunde Na- wird man nicht nur das Stichwort tur«, daß das Zitat genau diese »Faktion, Geist der« finden, sondern Wortfolge aufweist. Abkürzungen 8

Stichwörter sind häufig nicht durch Verzeichnis Komma, sondern durch Schräg- der Abkürzungen strich voneinander getrennt. Ein Epigramm der ›‹ ist z. B. betitelt »Wissenschaft« und lautet: G Gedichte »Einem ist sie die hohe, die himmli- -BA Balladen sche Göttin, dem andern / Eine tüch- -E Epigramme tige Kuh, die ihn mit Butter ver- -EP Epigramme von Schiller sorgt.« Die Stichwörter dazu lauten: -ET Tabulae votivae (von Schiller »Wissenschaft, Göttin / Kuh«. und Goethe) Der Schrägstrich zeigt hier an, daß -EX Xenien (von Schiller und Göttin und Kuh – anders als bei Ho- Goethe) mers »kuhäugiger Hera« – in Kontrast -EX-U Unveröffentlichte Xenien zueinander stehen; er kann aber auch (von Schiller und Goethe) andere Relationen anzeigen; vor al- -GE Gelegentliches, Widmungen, lem beim Lesen von Verweisungen Stammbuchblätter soll damit erkennbar gemacht oder -HU Humoristische Gedichte angedeutet werden, worum es im -LY Lyrische Gedichte jeweiligen Zitat geht. -PH Philosophische Gedichte In den Zitattexten ersetzt der Schräg- strich den Zeilenumbruch (Vers- D Dramen ende oder Prosa-Absatz). (sofern Titel abgekürzt wurden) Braut v. M. Die Braut von Messina Alphabetisierung: An erster Briefe ü. d. D. Karlos Briefe über Stelle stehen die Wortfolgen ohne den Don Karlos Zeichensetzung, gefolgt von den Fiesko Die Verschwörung des Stichwörtern, die mit Schrägstrich Fiesko zu Genua voneinander getrennt sind; an letz- Huldigung Die Huldigung der ter Stelle stehen die Stichwörter, die Künste nach einem Komma qualifiziert Jungfrau Die Jungfrau von Orleans wurden. Kabale u. L. Kabale und Liebe Piccolomini Die Piccolomini Räuber Die Räuber Tell Wilhelm Tell W.s Lager Wallensteins Lager W.s Tod Wallensteins Tod 9 Abkürzungen

H Historische Schriften T-PH Philosophisch-ästhetische Dreißigj. Krieg Geschichte des Schriften Dreißigjährigen Kriegs Anmut u. Würde Über Anmut und Lykurgus u. Solon Die Gesetzge- Würde bung des Lykurgus und Solon Ästhetische Erziehung Über die Niederlande Geschichte des Abfalls ästhetische Erziehung des Men- der vereinigten Niederlande von schen in einer Reihe von Briefen der spanischen Regierung Gebrauch schöner Formen Über die Moses Die Sendung Moses notwendigen Grenzen beim Philipp Philipp der Zweite, König Gebrauch schöner Formen von Spanien Kallias-Briefe Kallias oder Über die Universalgeschichte Was heißt und Schönheit (Briefe an Gottfried zu welchem Ende studiert man Körner) Universalgeschichte Naive u. sentim. D. Über naive und sentimentalische Dichtung T Theoretische Schriften Philos. Briefe Philosophische Briefe Schaubühne Was kann eine gute T-LI Literarkritische Schriften stehende Schaubühne eigentlich Bürgers Gedichte Über Bürgers wirken? Gedichte [Gottfried August Tragische Kunst Über die tragische Bürger] Kunst Goethes Egmont Über Egmont, Über d. Pathetische Über das Pathe- Trauerspiel von Goethe tische Goethes Iphigenie Über die Zerstreute Betr. Zerstreute Betrach- Iphigenie auf Tauris tungen über verschiedene ästhetische Gegenstände T-ME Medizinische Schriften Zusammenhang Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen (Dissertation) 10 11 Achtung

Abgeordneter der Menschheit A s. Menschheit, Abgeordneter der abgeschmackte Konventionen Aachen, Kaiserpracht Zu Aachen s. Natur, verrammeln in seiner Kaiserpracht, / Im alter- abgöttisch, Zeichen s. ehren, tümlichen Saale, / Saß König Gott / Menschen Rudolfs heilige Macht / Beim fest- Abgrund, Tiefe des s. Tiefe des lichen Krönungsmahle. Abgrunds G-BA, Der Graf von Habsburg; I,378 Abgrund, Wahrheit im s. Wahr- ABC, Ordnung im s. Ordnung heit, im Abgrund im ABC Abgrund, zurück vom s. Danks Abend, aller Tage [Wachtmei- deinem Engel ster:] Und wer weiß, was er noch Abrahams Schoß [Kapuziner:] erreicht und ermißt, / (pfiffig) Denn Quid faciemus nos? / Wie machen noch nicht aller Tage Abend ist. wirs, daß wir kommen in Abra- D, W.s Lager 7; II,291 hams Schoß? Abend, blutiger [Macdonald:] D, W.s Lager 8; II,294 Hör, Deveroux – das wird ein absolut, naiv, sentimentalisch blutger Abend. s. Darstellung, naiv / D, W.s Tod 5,2; II,526 sentimentalisch Abend, verhängnisvoller [Butt- absolut, Realität / Formalität ler:] Der Sonne Licht ist unter, / s. Realität / Formalität Herabsteigt ein verhängnisvoller absolutes Sein / Werden Abend – … s. Spieltrieb, physisch und D, W.s Tod 4,8; II,509 moralisch abenteuerlicher Sohn s. Wallen- abstraktes Denken stein, Charakterbild s. Schönheit, Geist und Sinne Aberglaube, maurischer s. Reli- Abstraktionsgeist, verzehrt gion / Religionen s. Verstand, intuitiv / spekulativ Aberwitz und Wahnwitz achten, nichts mehr s. Genius, Rasenden gleich s. Sakrament, letzte Reise Aberwitz, Roß des Achtung / Furcht s. Würde und s. Dummheit, kämpfen mit Anmut, verhüten abgeguckt [Erster Jäger:] Wie er Achtung vorenthalten [Philipp:] räuspert und wie er spuckt, / Das Im Grabe / Wohnt einer, der mir habt ihr ihm glücklich abgeguckt … Achtung vorenthalten. / Was gehn D, W.s Lager 6; II,284 die Lebenden mich an? D, Don Karlos 5,9; II,206 Achtung 12

Achtung, für Jugendträume Ajax fiel Nicht der Feind hat dich s. Träume seiner Jugend entrafft, / Ajax fiel durch Ajax’ Achtung, Liebe, Begierde Von Kraft … der Achtung kann man sagen, sie G-LY, Das Siegesfest; I,426 beugt sich vor ihrem Gegenstande; Alba s. Herzog Alba von der Liebe, sie neigt sich zu dem alberne Albernheit, deutsch ihrigen; von der Begierde, sie stürzt s. französische Bonmots auf den ihrigen. alle, einer wie der andre [Terzky:] T-PH, Anmut u. Würde; V,483 Und so sind alle, einer wie der addieren / vereinigen andre. s. Humanität, verkaufen für D, W.s Tod 3,7; II,465 Adel s. a. edel allen ohne Unterschied s. gefal- Adel der Natur, höherer len, Vortrefflichen / allen s. Natur, höherer Adel aller Tage Abend s. Abend, aller Adel, der Menschheit Tage s. Bürger / Krone Alles rennet Alles rennet, rettet, Adel, sittlicher flüchtet, / Taghell ist die Nacht s. tun, gemein / sein, schön gelichtet … Adlerflug G-LY, Das Lied von der Glocke; s. Schneckengang / Adlerflug I,435 Affekt, Herz, Tragödie s. Tra- allgemein / gemein s. Schön- gödie, griechisch / modern heit, allgemeine / gemeine Affekt, schön / erhaben allgemeiner Frühling s. Ruhe s. Seele, schön / erhaben eines Kirchhofs Affektation, und Überspannung Alltag / Dichtung s. Hemder- s. Mensch ohne Form waschen affektierte Anmut s. Anmut, Alp zu Alp s. Freiheit, affektierte / Würde, falsche schauen / hören Ägyptens König s. Polykrates alt, veraltet nie s. Phantasie, Ahnen, Gesetze der s. Großes ewig jung wirken, Streit / Bund alt, veraltet schnell s. Verdienst ahnen, Schöpfer s. Schöpfer, veraltet schnell über Sternen alt, Zeiten, Schweiz s. Schweiz, Ahnungen von Gleichheit Zeiten, alte s. Du, brüderliches, Gleichheit Altar und Kirche s. Waffen ruhn Altäre, häusliche s. Mord / Altäre 13 angenehm

Alter ist jung s. Jugend ist alt Amt, Mensch / Träumer / Jüng- Alter, Hafen / Jugend, Ozean ling [Philipp zu Karlos:] Du redest s. Jüngling / Greis wie ein Träumender. Dies Amt / Altertum s. Antike Will einen Mann und keinen Jüng- Altes stürzt / neues Leben [At- ling – [Karlos:] Will / Nur einen tinghausen:] Aus diesem Haupte, Menschen, Vater, und das ist / Das wo der Apfel lag, / Wird euch die einzige, was Alba nie gewesen. neue beßre Freiheit grünen, / Das D, Don Karlos 2,2; II,50 Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, Amts, tun was meines [Fron- / Und neues Leben blüht aus den vogt:] Sorgt ihr für euch, ich tu, Ruinen. was meines Amts. D, Tell 4,2; II,998 D, Tell 1,3; II,929 Altes, verschwunden s. Rad der Anbeter / Liebhaber s. Schön- Zeit, fallen in heit / Grazie Amme, Gewohnheit Anblick der Notwendigkeit s. Gemeines, Gewohnheit s. Schicksal, Urne des Amor / Prometheus Andacht kaltes Fieber s. Prometheus / Amor s. Fromme, an Amor, Bacchus, Phöbus Andacht, des Herzens s. Wort, s. Götter, nimmer allein tot / Glaube, lebendig Amor, Spiel lassen andersdenkendes Geschlecht s. Moralisten, an die s. Zeiten, andere, kommen Amors Kunst, nach Ovid Sag anderswo, Größeres s. Bretter, doch, Odysseus, das muß ein Welt bedeuten tüchtig gesegneter Kerl sein, / Der Andromache s. Hektors Liebe sich von Amors Kunst nach mir zu Anfang, zu ernsthaft [Wallen- singen vermaß. stein:] Zu ernsthaft / Hats ange- G-EX-U, Ovid; I,332 fangen, um in nichts zu enden. / Amt / Mann s. Mann / Amt, Hab es denn seinen Lauf! unterscheiden D, W.s Tod 5,5; II,537 f Amt und Sendung s. Anklagen, Angel, goldene s. Augenblick Amt / Lob, Herz der Probe Amt, keine Meinung [Wrangel:] angenehm / gut Das Angenehme Ich hab hier bloß ein Amt und […] ist nur, weil es empfunden wird; keine Meinung. das Gute hingegen wird empfunden, D, W.s Tod 1,5; II,418 weil es ist. T-PH, Zerstreute Betr.; V,544 angenehm 14 angenehm träumen s. Leben tierte Anmut zu beobachten, so heißt träumen kann man oft in den Kabinetten der Ängste, wegwerfen s. Soldat, Minister und in den Studierzim- furchtlos mern der Gelehrten (auf hohen Anklagen, Amt / Lob, Herz [Que- Schulen besonders) die falsche stenberg:] Anklagen ist mein Amt Würde studieren. [… Die falsche und meine Sendung, / Es ist mein Würde] beschränkt den Gebrauch Herz, was gern beim Lob verweilt. der Glieder durch einen lästigen D, Piccolomini 2,7; II,350 Apparat unnützer Zierat und Anmut / Kraft s. Knaben, wild, schneidet sogar die Haare ab, um toben das Geschenk der Natur durch ein Anmut / Würde So wie die Anmut Machwerk der Kunst zu ersetzen. der Ausdruck einer schönen Seele T-PH, Anmut u. Würde; V,487 f ist, so ist Würde der Ausdruck einer Anmut, bewegliche Schönheit erhabenen Gesinnung. s. Schönheit, bewegliche / fixe T-PH, Anmut u. Würde; V,470 Anmut, Würde, Menschheit Anmut / Würde, Fehler Überhaupt gilt hier das Gesetz, daß s. Fehler, rügen / bekennen der Mensch alles mit Anmut tun Anmut / Würde, regieren müsse, was er innerhalb seiner s. Würde, Herrscher / Anmut, Menschheit verrichten kann, und Liberalität alles mit Würde, welches zu ver- Anmut und Würde, vereint Sind richten er über seine Menschheit Anmut und Würde, jene noch hinausgehen muß. durch architektonische Schönheit, T-PH, Anmut u. Würde; V,479 diese durch Kraft unterstützt, in Anstand, Berechnung derselben Person vereinigt, so ist der s. Mittelbahn des Schicklichen Ausdruck der Menschheit in ihr Anstand, Ketten tragen vollendet […] Nach diesem Ideal s. Tugend, feige Weisheit menschlicher Schönheit sind die antike Muster, Barbaren An grie- Antiken gebildet … chischen und römischen Mustern T-PH, Anmut u. Würde; V,481 mußte der niedergedrückte Geist Anmut und Würde, Wirkung nordischer Barbaren sich aufrich- s. Würde und Anmut, verhüten ten und die Gelehrsamkeit einen Anmut, affektierte / Würde, fal- Bund mit den Musen und Grazien sche Wenn man auf Theatern und schließen … Ballsälen Gelegenheit hat, die affek- H, Universalgeschichte; IV,760 15 Arm antike Schönheit s. Anmut und von oben! / Wie die Glieder, so Würde, vereint auch das Haupt! / Weiß doch nie- Antike, Geist der s. Goethe, mand, an wen der glaubt! Iphigenie D, W.s Lager 8; II,295 Antlitz, entschleiern s. Not ge- Argwohn der Könige [Prior zu horchend Karlos:] Der Argwohn / Der Kö- Apfel ist gefallen [Stauffacher:] nige wird Gräber nicht durchsu- Der Apfel ist gefallen! chen. / Das Ohr der Neugier liegt D, Tell 3,3; II,984 nur an den Türen / Des Glückes Aphrodite, die Wunde s. Held, und der Leidenschaft. Die Welt / fallend, Schicksal Hört auf in diesen Mauern. Apologie des Lasters s. Pöbel, D, Don Karlos 2,14; II,90 tonangebend Argwohn, fluchwürdiger Aranjuez s. Tage, schöne, zu s. Glaube, fehlender Ende Argwohn, schwarzer s. irren, Arbeit / Genuß Der Geisteszu- Urteil / Herz stand der mehresten Menschen ist Aristokraten / Volk auf einer Seite anspannende und s. Gesellschaft, böse erschöpfende Arbeit, auf der Aristokraten in Lumpen Vor dem andern erschlaffender Genuß. Aristokraten in Lumpen bewahrt T-PH, Naive u. sentim. D.; V,765 mich, ihr Götter, / Und vor dem Arbeit / Genuß s. Mensch, nur Sansculott auch mit Epauletten Bruchstück und Stern. Arbeit, Bürgers Zierde Arbeit ist G-EX, Stoßgebet; I,274 des Bürgers Zierde, / Segen ist der aristokratischer Despotismus Mühe Preis, / Ehrt den König s. Versammlungen, große / kleine seine Würde, / Ehret uns der aristokratische Hunde s. Hun- Hände Fleiß. de, aristokratisch / demokratisch G-LY, Das Lied von der Glocke; Arkadien, geboren in Auch ich war I,439 in Arkadien geboren, / […] Doch Arbeit, munter s. Wort, ernstes Tränen gab der kurze Lenz mir nur. Archiv, der Nachwelt s. Zeit, G-LY, Resignation; I,130 bettelhaft, hektisch Arm in Arm mit dir [Karlos zu Ärgernis von oben [Kapuziner:] Posa:] Jetzt zum König. / Ich fürch- Aber wie soll man die Knechte lo- te nichts mehr – Arm in Arm mit ben, / Kömmt doch das Ärgernis Armbrust 16

dir, / So fordr ich mein Jahrhun- ganze Labyrinth der Ästhetik dert in die Schranken. führt. D, Don Karlos 1,9; II,44 T-PH, Ästhetische Erziehung, Armbrust s. Waffe / Arm 18. Brief; V,624 f Armee in meiner Faust [Karl:] Ich ästhetische Kultur Durch die fühle eine Armee in meiner Faust ästhetische Kultur bleibt also der – Tod oder Freiheit! persönliche Wert eines Menschen D, Räuber 2,3; I,555 oder seine Würde, insofern diese Armeen, stampfen [Karl:] Kann nur von ihm selbst abhängen kann, ich Armeen aus der Erde stamp- noch völlig unbestimmt, und es ist fen? / Wächst mir ein Kornfeld in weiter nichts erreicht, als daß es der flachen Hand? ihm nunmehr von Natur wegen D, Jungfrau 1,3; II,707 möglich gemacht ist, aus sich selbst Arznei, verwegene zu machen, was er will – … s. retten / wagen, alles T-PH, Ästhetische Erziehung, Ärzte / Kranke s. geheime 21. Brief; V,635 Struktur, Mensch ästhetische Übung Alle andere Asketik, finster und mönchisch Übungen geben dem Gemüt ir- s. Kant, Moralphilosophie gendein besondres Geschick, aber Ästhetik, Gebäude s. Mensch, setzen ihm dafür auch eine beson- Spiel, Schönheit dere Grenze; die ästhetische allein Ästhetik, Labyrinth, Faden führt zum Unbegrenzten. Durch die Schönheit wird der T-PH, Ästhetische Erziehung, sinnliche Mensch zur Form und 22. Brief; V,637 zum Denken geleitet; durch die ästhetischer Bildungstrieb Schönheit wird der geistige s. Reich der Kräfte / des Spiels Mensch zur Materie zurückge- ästhetischer Überfluß führt und der Sinnenwelt wieder- s. Schönheit, Selbstzweck gegeben. […] Dies ist der eigent- ästhetischer Zustand Das Gemüt liche Punkt, auf den zuletzt die geht also von der Empfindung ganze Frage über die Schönheit zum Gedanken durch eine mitt- hinausläuft, und gelingt es uns, lere Stimmung über, in welcher dieses Problem befriedigend auf- Sinnlichkeit und Vernunft zugleich zulösen, so haben wir zugleich den tätig sind, eben deswegen aber ihre Faden gefunden, der uns durch das bestimmende Gewalt gegenseitig aufheben […], und wenn man den 17 Augen

Zustand sinnlicher Bestimmung sermaßen von dem Charakter aus, den physischen, den Zustand ver- weil der Weg zu dem Kopf durch nünftiger Bestimmung aber den das Herz muß geöffnet werden. logischen und moralischen nennt, Ausbildung des Empfindungsver- so muß man diesen Zustand der mögens ist also das dringendere realen und aktiven Bestimm- Bedürfnis der Zeit … barkeit den ästhetischen heißen. T-PH, Ästhetische Erziehung, T-PH, Ästhetische Erziehung, 8. Brief; V,592 20. Brief; V,633 Aufklärung der Deutschen Ästhetizismus* s. Geschmack, s. Nicolai, Friedrich, Aufklärung Form / Inhalt Aufklärung, Heiden s. Religion, Astronomen seid ihr der Weisen / des Volkes s. Wissen / Vielwisser Aufklärung, Moses s. Judentum, Atemholen unter Henkershand Aufklärung [Karlos zu Philipp:] Ich soll und Auge / Herz, gesund s. gesund, muß aus Spanien. Mein Hiersein Auge / Herz / Ist Atemholen unter Henkers- Auge des Gesetzes Schwarz be- hand – / Schwer liegt der Himmel decket / Sich die Erde, / Doch den zu Madrid auf mir, / Wie das sichern Bürger schrecket / Nicht Bewußtsein eines Mords. die Nacht, / Die den Bösen gräß- D, Don Karlos 2,2; II,51 lich wecket, / Denn das Auge des Athen, Demokratie Gesetzes wacht. s. Demokratie, Übel der G-LY, Das Lied von der Glocke; athletische Körper I,438 s. Spiel / Übung Auge, Herz, Hand s. Meister, atmete lang und tief s. Leben, Kunst gewiß »Er lebt!« Auge, Licht des s. Licht des Aufgabe, des Daseins Auges s. Mensch, real / idealisch Auge, tränenleer, keines aufgeben / verlieren s. menschliches Rühren s. eingestehen / verlieren Augen sprühen Blitze Aufklärung / Charakter Nicht s. Drache, Zunge, Augen genug also, daß alle Aufklärung des Augen und Ohren, blind und Verstandes nur insoferne Achtung taub s. Frankreich, was verdient, als sie auf den Charakter geschieht zurückfließt; sie geht auch gewis- Augen 18

Augen, meine beiden offnen mächtigste von allen / Herrschern s. verlassen, sich auf ist der Augenblick. Augen, zum Himmel / im Kot G-LY, Die Gunst des Augenblicks; s. Philosoph / Schwärmer I, 429 Augenblick der Probe [Lerma:] Augenblick, im Paradies [Karlos Jedwede Tugend / Ist fleckenfrei zur Königin:] Ein Augenblick, – bis auf den Augenblick / Der gelebt im Paradiese, / Wird nicht Probe. […] / […] An diesem gold- zu teuer mit dem Tod gebüßt. nen Angel / Hat manche starke D, Don Karlos 1,5; II,31 Tugend sich verblutet. Augenblicke, Weltgeist D, Don Karlos 4,4; II,139 f s. Menschenleben / Weltgeist Augenblick der Rache [Maria:] Augenblickes Lust Nicht länger Sie geht in Wut! Sie trägt den Tod wollen diese Lieder leben, / Als bis im Herzen! / O wie mir wohl ist, ihr Klang ein fühlend Herz erfreut, Hanna! Endlich, endlich / Nach / […] Des Augenblickes Lust hat Jahren der Erniedrigung, der Lei- sie geboren, / Sie fliehen fort im den, / Ein Augenblick der Rache, leichten Tanz der Horen. des Triumphs! / Wie Bergeslasten G-LY, Abschied vom Leser; I,442 fällts von meinem Herzen, / Das Augenmerk, Freiheit Messer stieß ich in der Feindin s. Wohlstand / Freiheit Brust. Ausdruck der Freiheit s. edel, D, Maria Stuart 3,5; II,628 f Form, Geist Augenblick der Zeit, großer Ausdruck, der Menschheit s. Seelen, starke, verwandt s. Poesie, Begriff der Augenblick ergreifen s. Jetzt ausharren, liebend s. Freund- oder nie! schaft, leise, zart Augenblick im Leben, großer Ausleger, Kant [Illo:] O! nimm der Stunde wahr, s. Könige / Kärrner eh sie entschlüpft. / So selten Aussaat von Verhängnissen kommt der Augenblick im Leben, s. Sterne, Saatzeit erkunden / Der wahrhaft wichtig ist und groß. Autor / Leser Du vereinigest jedes D, Piccolomini 2,6; II,345 f Talent, das den Autor vollendet, / Augenblick, Herrscher Aus den O entschließe dich, Freund, nichts Wolken muß es fallen, / Aus der als ein Leser zu sein. Götter Schoß das Glück, / Und der G-ET, An ***; I,313 19 Bartholomäusnacht

Autor, deutscher s. Beifall finden, oben / unten B Axt im Haus [Tell:] Die Axt im Haus erspart den Zimmermann. Bacchus, Amor, Phöbus D, Tell 3,1; II,967 s. Götter, nimmer allein Axt, Bad gesegnet [Baumgarten:] Bacchus’ Gabe s. Trank der Da lief ich frisch hinzu, so wie ich Labe war, / Und mit der Axt hab ich ihm Bad gesegnet, Axt s. Axt, Bad ’s Bad gesegnet. gesegnet D, Tell 1,1; II,920 Bad, ertappen im s. Mann / Mädchen Bad, See ladet zum s. See, ladet zum Bade Bahn, des Lebens s. Jüngling, Lebens Bahn Bahn, Eingang / Ende s. Unendlichkeit / engster Kreis Bahn, gebahnteste s. Empiriker, sicher / blind Bahn, Glück, schmal s. Glück, Bahn zum Rennen Bahn, mitten in der s. Tod, rasch tritt Ball mit dem Menschen s. Wiege, furchtbare Ballspiel, Freund s. Freund, Ballspiel Balsam, fürs Herz s. Trank der Labe bändigen, mich selbst s. sündigen, laß mich Barbaren, nordische s. antike Muster, Barbaren Bartholomäusnacht [Elisabeth zu Maria:] Die Sankt Barthelemi sei meine Schule! / […] Ich übe nur, was Eure Priester lehren. / […] Bastard 20

Mit welchem Schloß verwahr ich Baum umhauen s. Menschen, Eure Treue, / Das nicht Sankt Pe- vertilgen ters Schlüssel öffnen kann? beben, leben »Was?« fällt ihm D, Maria Stuart 3,4; II,625 jener ein und bebet, / »Redst du Bastard bin ich dir? [Elisabeth:] von einem, der da lebet?« Ein Bastard bin ich dir? – Un- G-BA, Der Gang nach dem glückliche! / Ich bin es nur, so lang Eisenhammer; I,383 du lebst und atmest. / Der Zweifel Becher, Korallen Und da hing meiner fürstlichen Geburt / Er ist auch der Becher an spitzen Koral- getilgt, sobald ich dich vertilge. / len, / Sonst wär er ins Bodenlose Sobald dem Briten keine Wahl gefallen. mehr bleibt, / Bin ich im echten G-BA, ; I,371 Ehebett geboren! bedenken / leisten s. Gott D, Maria Stuart 4,10; II,657 versuchen / vertrauen Bau der Ewigkeiten s. Beschäf- bedenken, bedacht [Thekla:] tigung, die nie ermattet Bedacht ist schon, was zu Bau der sittlichen Welt bedenken ist. s. Leben, entsetzliches D, W.s Tod 4,11; II,519 Bau der Welt, Philosophie bedeuten, tragen, tun s. Natur, einstweilen s. sein / tragen, tun, bedeuten bauen / zerstören [Ruodi:] Brecht bedeutende Steine s. Wahrheit, das Gerüste! Sprengt die Bogen! in Täuschung Reißt / Die Mauern ein! Kein Bedeutung / Schönheit »Was be- Stein bleib auf dem andern. [Stein- deutet dein Werk?« so fragt ihr den metz:] Gesellen, kommt! Wir Bildner des Schönen, / Frager, ihr habens aufgebaut, / Wir wissens zu habt nur die Magd, niemals die zerstören. Göttin gesehn. D, Tell 5,1; II,1014 G-ET, Bedeutung; I,314 Bauer, auch ein Mensch [Erster Bedeutung, verwegenste Arkebusier:] Der Bauer ist auch s. Wort, verwegenste Bedeutung ein Mensch – so zu sagen. bedeutungsschwer s. Worte des D, W.s Lager 10; II,297 Wahns Bauers Handschlag [Melchthal:] Bedienter, ordentlicher [Keller- Des Bauern Handschlag, edler meister:] Beim Trunk geht vieles Herr, ist auch / Ein Manneswort! drein. Ein ordentlicher / Bedienter D, Tell 4,2; II,1001 muß kein Ohr für so was haben. D, Piccolomini 4,5; II,385