Wein Heimat Magazin Ausgabe 01/2009
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Deutschland | 4,50 € | Ausgabe 1/09 Genuss Vision Kombination Spargel und Trollinger-Anbau Dichter Schiller seine perfekten auf dem Berliner und sein weiniger weißen Partner Tempelhof? Namensvetter EDITORIAL Freude über einen guten 2008er Foto: Jana Kay st Ihnen, falls Sie im Oktober und November Das Ergebnis im fertigen Wein war sehr zufrie- I in Württembergs Weinregionen unterwegs den stellend. Die Weingärtner hatten die Menge waren, die Farbenpracht der Rebberge auch im Griff. Das trug zur guten Qualität bei. Bei den förmlich ins Auge gesprungen? Ich tummle Rotweinen sollte man noch etwas warten, um mich ja nun schon rund 30 Jahre in der Weinsze- sie im Glas zu genießen. Bei einigen weißen Sor- ne und genieße immer wieder nebenbei die Na- ten machten wir bereits einen ersten Test mit tur. Diesmal hatte ich fast den Eindruck, dass der Burgunderfamilie, Müller-Thurgau, Silva- die Schattierungen noch nie so vielseitig waren. ner und Gewürztraminer. Neben dem Jahrgang Dann ein paar Wochen später eine Fahrt durch 2007 bekamen wir schon den neuen Jahrgang das Remstal. Es lag blütenweißer Schnee. Trotz serviert, zum Teil noch als Fassprobe. Denn es der kahlen Reben war der Anblick der Fluren galt, Weine zu finden, die wir Ihnen, liebe Leser, schön, faszinierend und ließ den Beobachter als Begleitung zu unserem kulinarischen Haupt- vermuten, dass sich damit ein sehr guter Jahr- thema Spargel empfehlen können. gang 2008 verbindet. Was bekommen Sie sonst noch auf unserem pu- Während jetzt bereits überlegt wird, wann sich blizistischen Tablett „Württemberger“ aufge- wohl das frische Grün an den oft radikal zu- tischt? Petra entdeckte ein prächtiges Gasthaus rückgeschnittenen Reben zeigen wird, früh oder im Remstal. Wir verraten, was eine Ex-Pädago- spät im April, und gehofft wird, dass es nicht gin und ein Polizeipräsident mit Wein zu tun bald darauf, wie am 30. Mai 2008 im Remstal haben, klären auf, wie man sich optimal auf und im Bottwartal, erneut zu massiven Hagel- 42,195 Kilometer Trollinger vorbereitet und schäden kommt, sind schon etliche 2008er ge- plaudern mit einem Experten über die Hinter- füllt. Die Weinernte begann Mitte September gründe der Kellerwirtschaft. Dazu gibt es Infor- mit einigen frühreifen Sorten wie Müller- mationen über eine „heilige“ Weinlage und zum Thurgau und Dornfelder. Dann schlossen sich „Schiller-Jahr“, in dem der gleichnamige Wein Schwarzriesling, Kerner und Samtrot an, wäh- nicht ausgespart bleibt. Wir plädieren wieder rend man die später reifenden Trollinger, Ries- einmal für den Trollinger, der immer besser ling und Lemberger erst Anfang Oktober in wird und erläutern, wie die Württemberger den Angriff nahm. Die sonnigen Spätherbsttage „Weinfrühling 2009“ einläuten. Mit all dem wurden noch genutzt, um das Mostgewicht und wollen wir nur dem Auftrag eines Lesers aus die Aromaausprägung zu steigern. Ludwigsburg folgen, der uns nach der zweiten Nummer im Oktober schrieb: „Klasse, bitte so bleiben.“ In diesem Jahr werden es insgesamt drei Ausgaben sein. Fortsetzung folgt im Juni und Oktober. Weinfreundliche Grüße PS: Wenn Sie etwas Glück haben, kön- nen Sie bei den Gewinnern eines Ihr Spargel- und Weinpaketes dabei Rudolf Knoll sein. Mehr dazu im Weintest-Teil. 3 16 NHALT I 46 ge NU ss H INT E R G RÜND E 25 Im Test: Weiße Burgunderfamilie Weinlage: Der Cleebronner Michaelsberg und Co. – alles Weine, die zum gilt als „Wächter des Zabergäu“ 6 Spargel passen 10 Erfolgreiche Weingärtner 9 Petra geht aus – diesmal ist eine idyllische Remstaler Trollinger auf dem Berliner „Puppenstube“ dran 25 Tempelhof? 31 Spargel: Frühlingsgenuss Interview: Tiefe Einblicke in Weiß und Grün – in die Kellerwirtschaft 46 Mit pikanten Rezepten 16 Trollinger-Lob: Man schmeckt das Bodag’fährtle 32 Titelfoto: Faber & Partner 4 34 42 41 gese LLI G K E IT M E N sc H E N PRAXI S U N D N ews Weinfeste und Friedrich von Schiller Schön, kompetent und Präsentationen: und „sein“ Wein 20 Namenswechsel 41 Die nächsten Termine 34 Die meisterliche Naturfotografin Feine Brände, rassiger Prickler 44 Trollinger-Marathon: Margarethe Pfander 28 Wie sich ein Wengerter auf Rare Sorte, eisiger Wein 45 den großen Lauf durch die Ein Polizeipräsident Weinberge vorbereitet 36 als Weinfan 42 Vorschau/Impressum 50 Weinfrühling in ganz Württemberg 40 5 Der Wächter HINTERGRÜNDE des Zabergäu s ist ein Weinberg mit Wahr- lands, sieht man schon von wei- im Keller der Weingärtner Clee- E zeichen auf dem „Gipfel“. Die tem, wenn man den Cleebronner bronn, seit Herbst 2008 erster Kel- St. Michaelskapelle, gewidmet Michaelsberg im Zabergäu west- lermeister und damit Chef über dem Erzengel, Satansbezwinger lich vom Neckar und der Schwä- Holzfässer und Stahltanks der rund und Schutzpatron des Heiligen Rö- bischen Weinstraße ansteuert. Der 485 Mitglieder starken Genossen- mischen Reiches und Deutsch- Hl. St. Michael scheint auch so et- schaft gerät ins Schwärmen, er- was wie ein Behüter dieser Einzel- zählt er vom Wein aus dieser Lage. lage zu sein. „Mango, Ananas und Zitrusfrüch- „Hier wachsen ausgezeichnete te“, beschreibt er die Duftnoten des Weine“, konstatiert Andreas Riesling. Frisch, fruchtig, dabei Reichert mit Blick auf den Mi- aber elegant, stahlig sind sie im Ge- chaelsberg. Der junge Weinmacher schmack. Das ist ein Verdienst des Berges, dem der Diplomingenieur für Weinbau und Önologie mit dem Ausbau im Keller die Feinheiten aus den Trauben entlockt. Hier hat auch das viel genutzte und nicht immer angebrachte Wort vom Ter- roir Berechtigung. 200 HEKTAR PFLEGEN DIE GENOSSEN Die Weingärtner Cleebronn sind bekannt für trockene und fruchtige Weine sowie bedeutende Erzeuger der württembergischen Spezialität „Schiller- wein“. In der Einzellage Michaelsberg werden vor allem Lemberger und Ries- ling gepflegt. Eine weitere Einzellage ist der Güglinger Kaiserberg. Die Ge- samtrebfläche Michaelsberg (als Einzellage) mit den Weinbaugemeinden Cleebronn, Frauenzimmern, Eibensbach und Güglingen umfasst rund 265 Hektar. 150 davon bewirtschaften Weingärtner der Cleebronner Ge- nossenschaft. Die Einzellage Kaiserberg, mit Güglingen und Frauenzimmern umfasst rund 56 Hektar. Davon wiederum fallen rund 50 Hektar den Clee- 6 bronner Weingärtnern zu. 207 Einzellagen gibt es in Württemberg. Über etliche von ihnen gibt es viel zu erzählen, Spannendes, Heiteres, manchmal sogar nachdenklich Stimmendes. Wir tun es ab sofort mit einer neuen Serie, in der sich diesmal Ute Böttinger mit dem Cleebronner Michaelsberg befasst. Gerade der Riesling findet auf dem Mit ihren rund 400 Höhenmetern wöhnten Südhang geradezu ideale Keuperboden am Michaelsberg behalten die Reben vor allem in Bedingungen, während die Ostsei- ideale Bedingungen, punktet in (Berg)spitzenlagen auch in heißen te laut Thomas Beyl, Vorstandsmit- dieser Lage vor allem mit seiner Sommern einen kühlen Kopf. Da- glied der Cleebronner Weingärt- Langlebigkeit am Stock. „Mitte No- für garantiert der frische Wind, der ner, „perfekt ist für Frühsorten vember“, erzählt Cleebronns Wein- wie ein Fächer durchs Laub oder auch Burgunder“. macher, „haben wir die letzten streicht. Und während im Herbst Er sagt es aus praktischer Erfah- Rieslingtrauben geholt, ein absolut das Zabergäu morgens noch im Ne- rung, weil er hier selbst Rebflä- kerngesundes Lesegut, ohne jeg- bel steckt, recken sich die Rebstö- chen bewirtschaftet. Beim Berg liche Fäulnis.“ Damit zeigt sich cke am Michaelsberg schon der sieht er den geschichtlichen Hin- deutlich, dass nicht nur der Unter- Sonne entgegen. Das gefällt auch tergrund, welcher rund 1200 Jahre grund eine tragende Rolle spielt. Lemberger und Trollinger: Die fin- Weinbau belegt. Die Wertigkeit der Regen, Sonne, Wind sind gerade den auf dem steilen, sonnenver- Flur wurde also schon vor langer, am Michaelsberg sehr ausschlag- langer Zeit erkannt. Sie ist eine der gebende Faktoren, bilden schließ- lich das Kleinklima in den Rebzei- len (gelegentlich ist sogar Eis mit im Spiel, wie unsere Fotografin Jana Kay erleben musste, die bei der Fahrt zur Kapelle beinahe ins Rutschen gekommen wäre). 7 HINTERGRÜNDE WEITERE INFOS • Weingärtner Cleebronn-Güglingen eG www.cleebronner-winzer.de • Erlebnispark Tripsdrill mit Wildpark und Weinbaumuseum am Fuße des Michaelsberg www.tripsdrill.de • Tourismusangebote www.zabergaeu-tourismus.de Um ihre „Vermarktung“ kümmert Fotos: Jana Kay sich der Hausherr des Michaels- Der gute Tropfen vom Michaelsberg bietet sich auch als Messwein in der Kapelle an. Kontrolliert wird seine Qualität von Kellermeister Andreas Reichert (links) und Axel Gerst, berges. Pfarrer Xaver Steidle, Lei- dem Geschäftsführer der Cleebronner und Güglinger Weingärtner. ter des Jugend- und Tagungshauses auf der Bergspitze und Obrigkeit der katholischen Michaelskirche. ältesten Einzellagen Württem- dem Wanderer auf seiner Entde- Er begeistert sich für den Berg ge- bergs und mit ihrer rundum be- ckungstour rund um den Berg er- nauso wie für den Wein, der hier stockten Fläche ein „Unikat“. Sei- schließen. wächst. Deshalb lädt er alljährlich ner exponierten Lage verdankt der Und eine spezielle Flur, die sich bei einem Ostermontagsspazier- Kegelberg den Titel „Wächter des Mitglieder des Cleebronner Natur- gang zu den „14 Kostbarkeiten“ Zabergäu“. Bei schönem Wetter ist schutzbundes gesichert haben. We- ein. Um abschließend auf dem Pla- eine Fernsicht bis zum Königs- nige Meter unterhalb der Kirche teau eine, so Steidle, „fünfzehnte stuhl, zum Katzenbuckel, zu den stehen ihre 300 Rebstöcke mit inte- Kostbarkeit“ zu kredenzen: ein Löwensteiner Bergen und zur griertem Kräuterlehrpfad, mit der Gläschen für jeden