DIETRICH FISCHER-DIESKAU LIED EDITION - Vol. 1 ZELTER · REICHARDT · SPOHR · WOLF · PFITZNER DIETRICH FISCHER-DIESKAU LIED EDITION - Vol. 1 ZELTER · REICHARDT · SPOHR · WOLF · PFITZNER CARL FRIEDRICH ZELTER (1758-1832) JOHANN FRIEDRICH REICHARDT (1752-1814) Ausgewählte Lieder / Selected Songs Ausgewählte Lieder / Selected Song 20 Nachtgesang (Goethe) 3:25 1 Der Sänger der Vorwelt (Schiller) 5:15 21 Wechsel (Goethe) 1:20 2 Wand’rers Nachtlied (1819) (Goethe) 2:00 22 Aus „Harzreise im Winter” (Goethe) 2:43 3 Wo geht’s Liebchen (Mailied) (1812) (Goethe) 1:22 23 Letztes Lied des Harfenspielers (Goethe) 1:20 4 Ruhe (Wand’rers Nachtlied): Über allen Gipfeln (1814) (Goethe) 1:58 24 Mut (Goethe) 0:57 5 Gleich und gleich (1820) (Goethe) 1:38 25 Gott (Goethe, Faust I ) 2:42 6 Erster Verlust (1807) (Goethe) 2:34 26 Aus „Euphrosyne“ (Goethe) 3:14 7 Rastlose Liebe (1813) (Goethe) 2:10 27 Die schöne Nacht (Goethe) 2:08 8 An die Entfernte (1807) (Goethe) 2:20 28 (Goethe) 4:08 9 Wonne der Wehmut (1807) (Goethe) 2:25 29 An Belinden (Goethe) 1:20 10 Um Mitternacht (1818) (Goethe) 3:35 30 Aus „Alexis und Dora“ (Goethe) 1:44 11 Einsamkeit (Harfenspieler I) (1795) (Goethe) 2:09 31 Kophtisches Lied (Goethe) 1:13 12 Harfenspieler II (1818) (Goethe) 1:33 32 Johanna Sebus (Goethe) 6:21 13 Klage (Harfenspieler III, 1. Version) (1795) (Goethe) 2:50 33 Der Alpenjäger (Schiller) 3:19 14 Klage (Harfenspieler III, 2. Version) (1816) (Goethe) 1:45 34 Aeneas zu Dido (Vergil / Schiller) 6:43 15 Berglied (1804) (Schiller) 4:41 35 Berglied (Schiller) 3:40 16 Beruhigung (1796) (Matthison) 1:34 36 Die Ideale (Schiller) 1:51 17 Selige Sehnsucht (Goethe) 3:02 37 Hoffnung und Erinnerung (Tiedge) 1:27 18 Gesang und Kuss (1789) (Schlegel) 2:20 38 Geister meiner Toten (Ossiam) 2:37 19 Abschied (1826) (Anonymus) 1:52 Maria Graf, Harfe / harp Aribert Reimann, Hammerklavier / fortepiano (Conrad Graf, 1838) Aufnahme / Recording: 10. -13. Dezember 1990: Siemens-Villa. Berlin Aufnahme / Recording: 16./17.03.1983, Siemens-Villa, Berlin-Lankwitz Aufnahmeleitung, Toningenieur und Schnitt / Aufnahmeleitung / Recording Supervision: Harry Tressel Recording Supervision, Recording Engineer and Editing: Martin Sauer Toningenieur / Recording Engineer: Teije van Geest C 1992 Orfeo International Music GmbH Schnitt / Editing: Günter Appenheimer C 1984 Orfeo International Music GmbH

LOUIS SPOHR (1784-1859) Aufnahme / Recording: 03./04.04.1984, Musikhochschule München (opp. 154; 25) Sechs Lieder für Bariton, Violine und Klavier, op. 154 (1856) 25.-27.07.1984, Herkulessaal München (opp. 37; 41; 72; 103) Six Songs for baritone, violin and piano, Op. 154 Aufnahmeleitung / Recording Supervision: Teije van Geest Schnitt / Editing: Martin Sauer C 1985 Orfeo International Music GmbH 39 Abendfeier (Mahn) 2:13 40 Jagdlied (Spohr) 1:46 HUGO WOLF (1860-1903) 41 Töne (Otto) 2:11 Italienisches Liederbuch 42 Erlkönig (Goethe) 3:21 Text: Paul Heyse (1830-1914) 43 Der Spielmann und seine Geige (Hoppe) 2:40 44 Abendstille (Koch) 2:17 57 Auch kleine Dinge 2:08 58 Nicht länger kann ich singen 1:06 45 Schottisch Lied op. 25,2 (1809) (Volksgut) 2:10 59 Schweig einmal still 0:55 46 Zigeunerlied op. 25,5 (1809) (Goethe) 1:08 60 O wüsstest du 1:20 47 Lied beim Rundetanz op. 37,6 (1815) (Gaudenz v. Salis) 1:30 61 Wer rief dich denn 1:06 48 Vanitas! Vanitatum vanitas op. 41,6 (1815) (Goethe) 2:46 62 Hoffärtig seid Ihr 0:41 49 Schlaflied op. 72,6 (1826) (Tieck) 3:03 63 Was soll der Zorn? 1:35 50 An Mignon op. 41,3 (1815) (Goethe) 2:53 64 Wie soll ich fröhlich sein 1:29 65 Verschling’ der Abgrund 1:06 Sechs Lieder für Sopran, Klarinette und Klavier, op. 103 (1837) 66 Gesegnet sei 1:36 Six Songs for soprano, clarinet and piano, Op. 103 67 Ich esse nun mein Brot 1:44 68 Nun lass und Frieden schließen 1:58 51 Sei still mein Herz (Schweitzer) 5:14 69 Wenn du, mein Liebster steigst zum Himmel auf 1:33 52 Zwiegesang (Reinick) 2:13 70 Wir haben beide lange Zeit 2:00 53 Sehnsucht (Geibel) 3:22 71 Was für ein Lied 1:54 54 Wiegenlied (Fallersleben) 3:55 72 Mein Liebster singt 1:24 55 Das heimliche Leid (Koch) 4:37 73 Selig ihr Blinden 1:38 56 Wach auf (unknown poet) 2:39 74 Wohl kenn’ ich Euren Stand 1:40 75 Benedeit die sel’ge Mutter 4:10 Julia Varady, Sopran / soprano (13-18) 76 Man sagt mir, deine Mutter woll’ es nicht 1:14 Hartmut Holl, Klavier / piano 77 Sterb’ ich, so hüllt in Blumen meine Glieder 2:34 Dmitry Sitkovetsky, Violine / violin (1-6) 78 Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne 1:39 Hans Schöneberger, Klarinette / clarinet (13-18) 79 Und willst du deinen Liebsten sterben sehen 2:12 80 Schon streckt’ ich aus im Bett die müden Glieder 1:41 HANS PFITZNER (1869-1949) 81 Heut’ Nacht erhob ich mich um Mitternacht 1:38 Ausgewählte Lieder / Selected Songs 82 Heb’ auf dein blondes Haupt 1:57 83 O wär’ dein Haus durchsichtig wie ein Glas 1:21 103 Sehnsucht, op. 10, Nr. 1 (Detlev von Liliencron) 3:13 84 Und steht Ihr früh am Morgen auf 2:27 104 Gegenliebe, op. 22, Nr. 4 (G.A. Bürger) 1:39 85 Gesegnet sei das Grün 1:22 105 Müde, op. 10, Nr. 2 (Detlev v. Liliencron) 2:01 86 Daß doch gemalt all deine Reize wären 1:32 106 Leierkastenmann, op. 15, Nr. 1 (Carl Busse) 4:56 87 Wenn du mich mit den Augen streifst 1:29 107 Michaelskirchplatz, op. 19, Nr. 2 (Carl Busse) 2:24 88 Ihr jungen Leute 1:11 108 Schön Suschen, op. 22, Nr. 3 (G.A. Bürger) 5:06 89 Der Mond hat eine schwere Klag’ erhoben 1:57 109 Ich und du, op. 11, Nr. 1 (Friedrich Hebbel) 3:02 90 Du denkst mit einem Fädchen mich zu fangen 0:57 110 Gebet, op. 26, Nr. 1 (Friedrich Hobbel) 2:12 91 Geselle, woll’n wir uns in Kutten hüllen? 2:08 111 An den Mond, op. 18 (Johann Wolfgang v. Goethe) 6:42 92 Mein Liebster ist so klein 1:40 112 Abendrot, op. 24, Nr. 4 (Fritz Lienhard) 3:10 93 Ein Ständchen Euch zu bringen 1:09 113 Tragische Geschichte, op. 22, Nr. 2 (Adalbert von Chamisso) 1:58 94 Nein, junger Herr 0:39 114 Ist der Himmel darum im Lenz so blau, op. 2, Nr. 2 (Richard Leander) 1:51 95 Ihr seid die Allerschönste 1:38 115 Stimme der Sehnsucht, op. 19, Nr. 1 (Karl Busse) 2:31 96 Wie lange schon war immer mein Verlangen 1:51 116 Es glänzt so schön die sinkende Sonne, op. 4, Nr. 1 () 2:52 97 Wie viele Zeit verlor ich, dich zu lieben! 1:15 117 Ich aber weiss, op. 11, Nr. 2 (Ludwig Jakobowski) 2:07 98 Mein Liebster hat zu Tische mich geladen 0:46 118 Mailied, op. 26, Nr. 5 (Johann Wolfgang v. Goethe) 2:20 99 Ich ließ mir sagen 1:28 119 Wasserfahrt, op. 6, Nr. 6 (Heinrich Heine) 1:26 100 Du sagst mir, dass ich keine Fürstin sei 1:04 101 Lass Sie nur gehen 1:19 Hartmut Höll, Klavier / piano 102 Ich hab’ in Penna einen Liebsten wohnen 1:26 Aufnahme / Recording: 10.-12. Juni 1982, Jesus-Christus­ Kirche, Berlin-Dahlem Irmgard Seefried, Sopran / soprano Künstlerische Aufnahmeleitung / Recording Supervision: Harry Tressel Erik Werba, Klavier / piano Tonmeister / Recording Engineer: Teije van Geest Schnitt / Editing: Teije van Geest Live Recording: Salzburger Festspiele / Salzburg Festival 1958 C 1982 Orfeo International Music GmbH Aufnahme / Recording: Großer Saal des Mozarteums, Salzburg, 26. August 1958 (Ein Mitschnitt des Österreichischen Rundfunks von den Salzburger Festspielen) Aufnahmeleitung / Recording Supervision: Friedrich Szvjatko C + P 2020 This compilation by Orfeo International Music GmbH, Poing, Germany Toningenieur / Recording Engineer: Josef Sladko Trademark(s) Registered www.orfeo-international.com • Made in Germany Digital Remastering: Gottfried Kraus/Bernhard Mahne C 1990 Orfeo International Music GmbH Lebenslang dem Lied verpflichtet Liedrepertoire fehlt wenig, was zwischen Heinrich Schütz und Aribert Reimann dem Lied zugeordnet An der herausragenden Stellung des 1925 in werden kann. Selbst wenn man sich darüber klar ist, Berlin geborenen Dietrich Fischer-Dieskau in der dass Fischer-Dieskaus aktive Sänger-Karriere Geschichte des Liedgesangs, hat sich auch ein nahezu fünf Jahrzehnte umspannte, lässt sich kaum Vierteljahrhundert nach dem Ende seiner ermessen, welcher Fleiß, welche unermüdliche aktiven Sängerkarriere nichts verändert. Noch Neugierde, natürlich auch welcher Ehrgeiz den immer ist – nicht zuletzt dank der schier Sänger befähigten, dieses ungeheure Pensum zu unzähligen Tondokumente – die Erinnerung an bewältigen. Wie er noch Zeit finden mochte für seine unverwechselbare Lied-Kunst höchst Ausflüge in andere Liedwelten – zu den Franzosen lebendig, noch immer gilt Fischer–Dieskau allen, Berlioz, Fauré, Debussy oder Ravel, zu Edward oder die sich ernsthaft mit der Kunstform Lied Tschaikowsky, zu Charles Ives und Benjamin Britten. auseinandersetzen, als das Maß, um das sich Und das alles, obwohl der Sänger Fischer-Dieskau seine Nachfolger - Nachahmer wie bewusste ja auch abseits des Lieds hoch aktiv war – im Antipoden – vergeblich bemühen. Die Ursache Konzertsaal, wo er kaum einer Oratorienaufgabe dieses Phänomens: Für Fischer-Dieskau war aus dem Weg gegangen ist, oder auf der Liedgesang nicht nur eine sängerische Disziplin, Opernbühne, wo er von Glucks Orfeo bis zu wiewohl er mit Timbre und Biegsamkeit seiner Hindemiths Cardillac oder Aribert Reimanns König lyrischen Stimme die idealen Voraussetzungen Lear ebenso ein breites Spektrum abgedeckt hat. mitbrachte. Doch das Lied war ihm mehr! Es bot Und doch ist es vor allem der Liedersänger Fischer- schon dem Zwanzigjährigen, der die Gräuel des Dieskau, der Maßstäbe gesetzt hat, die weit über Krieges gerade überlebt hatte, die Möglichkeit, seine Zeit hinaus Gültigkeit bewahren. Die die ganze Vielfalt seiner Begabungen, seiner vorliegende Zusammenstellung aus recht Interessen, seiner Verwurzelung in der geistigen unterschiedlichen Liedwelten bietet dafür und kulturellen Welt des deutschen 19. einprägsame Beispiele. Des Sängers Jahrhunderts in einer Aufgabe gleichsam zu Entdeckungsfreude gilt zwei nahezu vergessenen bündeln. Gerade weil das Lied als eine spezifisch Liedkomponisten, die ihre Bedeutung nicht zuletzt deutsche Kunstform mehr als andere Bereiche ihrer Nähe zu Goethe verdanken. Der eine, Carl der Gefahr der Diskreditierung traditioneller Friedrich Zelter (1758 – 1832), dem Dichter ab Werte ausgesetzt sein mochte, entwickelte der 1799 als Freund und Brief-Partner verbunden, hat junge Sänger einen geradezu missionarischen Goethe nur wenige Wochen überlebt. Der Sohn Eifer, das Deutsche Lied in seiner ganzen eines Berliner Handwerkers war ursprünglich musikalischen und vor allem auch literarischen Baumeister gewesen, hatte sich aber als Vielfalt zu erforschen, zu pflegen und darzustellen Instrumentalist wie als Kirchenmusiker einen – wobei sich seine Ambition und seine Wirkung Namen gemacht. Er gründete in Berlin die erste dank der beginnenden Internationalisierung des Liedertafel, war Direktor der Singakademie und Musiklebens und der sich rasant entwickelnden später Inspizient der öffentlichen Musikpflege. Medien nicht auf den Konzertsaal, nicht auf den Goethe schätzte sein Urteil in musikästhetischen Photo C Sabine Toepffer deutschsprachigen Kulturraum, ja nicht einmal auf Fragen, Zelters Bemühungen um einfache Europa beschränkte. In Fischer-Dieskaus volksliedhafte Formen und seine Bereitschaft in der Vertonung seiner Texte vor allem „das Oden, Balladen und Romanzen’, die zwischen Lieder, die im Gegensatz zu den populären oder auch an späteren Einspielungen feststellen, Dichterwort zu stützen“. Erst in späteren Jahren 1809 und 1811 in Leipzig erschien. Doch auch in Liedern des fünf Jahre älteren Richard Strauss bei denen Fischer-Dieskau mit anderen hat Zelter dann auch für besonders anspruchsvolle den zwei Bänden nach Texten von Schiller (beide sind 1949 gestorben), es nie ins gängige Partnerinnen nicht zu jener Spontaneität Texte zu größerer Freiheit der Komposition bemühte sich Reichardt nach eigener Aussage, Repertoire geschafft haben; allzu spröde und gefunden hat, die den Livemitschnitt gefunden, der Gesangsstimme wie der durch die Musik „das Ganze eines Gedichtes zu schwerblütig im Ausdruck, wenn auch fest auszeichnet. Klavierbegleitung mehr Eigenständigkeit treffen“. Interessant ist, dass Reichardt für seine verankert in der Tradition des 19.Jahrhunderts, die Gottfried Kraus gegeben. Fischer-Dieskaus Auswahl umfasst Sololieder als Begleitinstrument sowohl das Pfitzner auch als scharfzüngiger Analytiker gegen hauptsächlich Goethe-Texte – viele von ihnen in Pianoforte als auch Gitarre oder Harfe verwendet. alles ‚Moderne’ verteidigt hat. Fischer-Dieskau unserer Vorstellung geprägt durch die Für die vorliegende Auswahl hat Fischer-Dieskau hat immer wieder einzelne Lieder Pfitzners in Vertonungen Schuberts, Beethovens oder Hugo sich für die Harfe entschieden, was zu der Programme eingebaut, die vorliegende Wolfs – aber auch zwei Texte Friedrich Schillers textbezogenen Deklamation des Sängers Zusammenstellung ist aber das einzige Dokument oder der Zeitgenossen Schlegel und Matthison. überaus farbige Wirkungen ergibt. Ein weiteres einer gründlicheren Auseinandersetzung, an der Für die Aufnahmen im Studio hat Aribert Reimann Kapitel weithin vergessener Liedkunst beleuchtet Hartmut Höll, Partner des Sängers in späteren einen historischen Hammerflügel gewählt, ein die Auswahl von Liedern des eher als Komponist Jahren, mit seinem sensiblen Spiel reichen Anteil charaktervolles Instrument des Wiener von Instrumentalkonzerten und Kammermusik hat. Stammen alle diese Aufnahmen aus den Klavierbauers Conrad Graf von 1838 aus der bekannten Louis Spohr (1784 – 1859). Spohr als Achtzigerjahren, so ist die Aufnahme des Berliner Sammlung Preußischer Kulturbesitz. Der Geiger, Dirigent und fruchtbarer Komponist in ‚Italienischen Liederbuchs’ von Hugo Wolf von zweite dieser Goethe-Zeitgenossen, der 1752 seiner Zeit hochgeachtet, hat auch knapp 100 einem Konzert der Salzburger Festspiele 1958 geborene Carl Friedrich Reichardt (t1814), darf Lieder hinterlassen, die Mehrzahl entstand in eines der kostbarsten Dokumente aus Fischer- durch sein abwechslungsreiches Leben wie als späteren Jahren und wohl zu besonderen Dieskaus früher Reifezeit. Von 1956 bis 1992 hat Komponist eines umfangreichen Oeuvres mehr Anlässen. Dafür spricht auch die ungewöhnliche, Fischer-Dieskau bei den Festspielen Liederabende Aufmerksamkeit beanspruchen. Nicht zufällig hat doch reizvolle kammermusikalische Form der zwei gesungen, viele von ihnen sind erhalten und Fischer-Dieskau ihm ein kenntnisreiches, hier vorgestellten Liedzyklen. So hat Spohr den veröffentlicht. Das ‚Italienische Liederbuch’, Hugo kulturhistorisch hoch interessantes Buch gewidmet. technisch anspruchsvollen Klarinettenpart in den Wolfs letzter und vielleicht populärster Zyklus, 46 Schon mit 23 Jahren wurde Reichardt von Friedrich Sechs Liedern für Sopran op. 103 für den Lieder nach Gedichten von Paul Heyse, von Erik dem Großen an den Berliner Hof berufen, er diente befreundeten Virtuosen Hermstedt geschrieben, Werba als kontrastreiches ‚Zwiegespräch’ zwei weiteren Preußischen Königen, unternahm die ebenso farbenreiche obligate Violinstimme in geordnet, geriet im Salzburger Mozarteum zu zahlreiche Reisen nach Italien, Paris und London den Lieder op.154 für einen Geige spielenden einem unvergleichlichen Konzerterlebnis. Irmgard und hatte großen Einfluss auf das Musikleben der adeligen Auftraggeber. Die kunstvolle Seefried und Dietrich Fischer-Dieskau, beide im Zeit. Als Komponist schrieb Reichardt 16 Opern, Behandlung von Stimme und Begleitung beweist Zenith ihrer Möglichkeiten, beide Lied- und Singspiele, Ballette, Melodramen, Oratorien und den hohen Anspruch des Komponisten, der die speziell Hugo Wolf-erfahren, beide unübertroffen sieben Symphonien. Vor allem aber hinterließ er Aufmerksamkeit verdient, die ihm hier von den in der Kunst, Charaktere, Gefühle und über tausend Lieder, mit denen er der Kunstform Interpreten zuteilwird. Auch den sechs Liedern dramatische Situationen auf kleinstem Raum breite Wirkung sicherte: neben Liedern im aus früherer Zeit widmet Fischer-Dieskau seine darzustellen; zwei lebhafte Temperamente Volkston wie „Schlaf Kindlein schlaf“ standen reife Deklamationskunst. In eine spätere Epoche zudem, bereit zu spontanem Mit- und galante Gesellschaftslieder, dramatischeführt die Auswahl aus Liedern des 1869 geborenen Gegeneinander, zu lyrischer Harmonie und Balladen und so genannte „Deklamationsstücke“. Hans Pfitzner, dessen Opern, Chorwerke und dramatischem Kontrast. Wie sehr die besondere Der engen Beziehung zu Goethe, die ebenfalls in vielfältige Instrumentalwerke, zu Lebzeiten des Konstellation dieses Festspielabends die beiden zahlreichen Briefen dokumentiert ist, verdanken Komponisten viel gespielt, nur noch selten Sänger gefordert hat, lässt sich im Vergleich mit wir eine vierbändige Sammlung ‚Goethes Lieder, aufgeführt werden. Das gilt auch für die über 100 der im selben Jahr entstandenen Studioaufnahme Beholden to the song all his life five decades, it can hardly be gauged what selection chiefly covers Goethe texts, many of this selection, Fischer-Dieskau opted on the harp, application, what indefatigable curiosity and, of them influenced in our minds by the settings by producing colourful effects to the text-related Even a quarter of a century after the end of his course, what ambition enabled the singer to Schubert, Beethoven or Hugo Wolf, but also two declamation by the singer. active career as a singer, nothing has changed master this enormous workload. How could he find texts by Friedrich Schiller or his contemporaries A further chapter of largely forgotten songs concerning Dietrich Fischer-Dieskau’s (b. Berlin, the time for excursions into different worlds of Schlegel and Matthison. For the studio recordings, illuminates the selection of songs by Louis Spohr 1925) preeminent status in the history of performing song, to the Frenchmen Berlioz, Fauré, Debussy or Aribert Reimann chose a period fortepiano, a (1784–1859), who is more familiar as the composer song. Not least thanks to his absolutely countless Ravel, to Edward or Tchaikovsky, to Charles Ives characterful instrument manufactured by the of instrumental concertos and chamber music. recordings, memories of his unmistakeable art of and Benjamin Britten. And he managed to do all Viennese piano maker Conrad Graf in 1838 from Highly esteemed in his time as a violinist, conductor singing are still very alive, and for all those dealing of this, although the singer Fischer-Dieskau was the Collection of Prussian Cultural Heritage in and productive composer, Spohr has bequeathed seriously with the art form of the song Fischer- also highly active aside from the Lied, in the Berlin. us just under 100 songs, the majority of them Dieskau is still considered the standard his concert hall, where he hardly avoided an oratorio, The second of these Goethe contemporaries written in later years and probably on special successors, emulators and deliberate opponents or on the opera stage, where he covered a Carl Friedrich Reichardt (1752 – 1814) deserves occasions. This is also indicated by the unusual, vainly seek to achieve. What is the reason behind similarly broad spectrum from von Gluck’s Orfeo more attention due both to his chequered yet charming chamber music form of the two this phenomenon? For Fischer-Dieskau, performing up to Hindemith’s Cardillac or Aribert Reimann’s biography and as the composer of a song cycles presented here. Along these lines, song was not just a singing discipline, although he King Lear. But it is above all the Lied performer comprehensive oeuvre. It was no coincidence Spohr wrote the technically demanding clarinet possessed the ideal prerequisites for it with the Fischer-Dieskau who set standards that have that Fischer-Dieskau devoted a knowledgeable part in the Six Songs for Soprano op. 103 for his timbre and flexibility of his lyrical voice. But the Lied remained valid far beyond his time. This and historically highly interesting book to him. At friend, the virtuoso Hermstedt, and the equally was more for him! It offered the twenty-year-old, compilation from very different song worlds offers the tender age of 23, Reichardt was called to the colourful violin obligato in the Lieder op. 154 for an who had just survived the horrors of the war, the striking examples of this. court in Berlin by Frederick the Great, served two aristocratic patron who played the violin. The opportunity to pool, as it were, the entire diversity The singer’s love of discovery applies to two more kings of Prussia and undertook numerous artful treatment of voice and accompaniment of his talents, his interests and his roots in one almost forgotten song composers who owe their journeys to Italy, Paris and London, exerting a great testifies to the high demands of the composer, mission in the intellectual and cultural world of significance not least to their affinity to Goethe. influence on the music life of his time. As a who deserves the attention he is accorded by the 19th-century Germany. For the very reason that, as The first, Carl Friedrich Zelter (1758–1832), composer, Reichardt wrote 16 operas, musical performer here. Fischer-Dieskau also devotes his a specifically German art form, the Lied ran a associated with the poet after 1799 as a friend and comedies, ballets, melodramas, oratorios and mature art of declamation to the six songs from greater risk than other fields of being exposed to correspondent, survived Goethe by only a few seven symphonies. But, above all, he bequeathed earlier days. the discrediting of traditional values, the young weeks. The son of a Berlin artisan had originally us more than a thousand songs, ensuring the art We are taken into a later period by the singer developed an almost missionary zeal to been a master builder and had acquired a form broad circulation. Songs in a popular tone like selection of songs by Hans Pfitzner (b. 1869), whose research, to cultivate and to present the German reputation as an instrumentalist and church ’Schlaf Kindlein schlaf’ were accompanied by operas, choral works and diverse instrumental Lied in its entire musical and above all literary musician. In Berlin, he founded the first singing galant society songs, dramatic ballads and so- works were frequently performed during the diversity. Thanks to the beginning society, was the director of the Singing Academy called ’declamation pieces’. To his close composer’s lifetime, but seldom nowadays. The internationalization of music life and the lightning and later inspector of public music cultivation. association with Goethe, which is also documented same applies to the more than 100 Lieder that, development of the media, his ambitions and Goethe appreciated his judgement in matters in numerous letters, we owe a four-volume unlike the popular songs by Richard Strauss, who effects did not remain restricted to the concert hall concerning music aesthetics, Zelter’s endeavours collection, Goethes Lieder, Oden, Balladen und was five years his senior (both died in 1949), have or the German-speaking cultural area, not even to on behalf of simple, folk-song-like forms and his Romanzen, which was published in Leipzig never found their way into the usual repertoire. Europe. willingness in setting his texts to music ’to support between 1809 and 1811. But in the two volumes They are much too rough and ponderous in Little is absent from Fischer-Dieskau’s song the poet’s words’. It was only in later years that after Schiller, too, Reichardt endeavoured, in his expression, although firmly embedded in the repertoire that can be ascribed to the Lied Zelter developed towards greater freedom in own words, ’to capture the entirety of the poem’ in tradition of the 19th century, which Pfitzner also between Heinrich Schütz and Aribert Reimann. composition also for especially demanding texts the music. It is interesting that for his solo songs defended as a caustic critic of anything Even when we are aware of the fact that Fischer- and granted more autonomy to the vocal part Reichardt chose both the pianoforte and the ’modern’. Fischer-Dieskau always included Dieskau’s active singing career spanned almost and the piano accompaniment. Fischer-Dieskau’s guitar or harp as accompanying instruments. For individual songs by Pfitzner in programmes, but this compilation is the only document of a more detailed treatment, to which Hartmut Höll, the singer’s partner in later years, makes a major contribution with his sensitive performance. Whereas all of these recordings derive from the 1980s, the recording of the Italienisches Liederbuch by Hugo Wolf from a recital at the Salzburg Festival in 1958 is one of the most precious documents from Fischer-Dieskau’s early maturity. From 1956 to 1992, Fischer-Dieskau performed song recitals at the festival, and many of them have been preserved and recorded. The Italienisches Liederbuch, Hugo Wolf’s last and perhaps most popular cycle, 46 songs after poems by Paul Heyse, arranged as a ’dialogue’ rich in contrasts by Erik Werba, was an unparalleled recital experience at the Mozarteum in Salzburg: Irmgard Seefried and Dietrich Fischer-Dieskau, both at the zenith of their potential, both experienced in the Lied and Hugo Wolf especially, both unsurpassed in the art of presenting characters, emotions and dramatic situations in the smallest space; two lively temperaments to boot, willing to act spontaneously with and against each other and to demonstrate lyrical harmony and dramatic contrasts. Just how much the special constellation of that festival recital demanded from both singers can be seen in comparison with the studio recording of the same year or with later recordings, in which Fischer-Dieskau did not find the same spontaneity with other partners as in that live recording.

Gottfried Kraus

Dietrich Fischer-Dieskau and Aribert Reimann (Photo C Sabine Toepffer CARL FRIEDRICH ZELTER zur Liebsten musste, musste, weil sie zog, wenn mein Bild vor ihm erscheint, Gestirn und Nordschein über mir im, Streite, eine Träne wird er weinen, Vier Ströme brausen hinab in das Feld, An die Entfernte ich gehend, kommend Seligkeiten sog; und ich weiß nicht, was er weint. ihr Quell der ist ewig verborgen; Johann Wolfgang von Goethe um Mitternacht. sie fließen nach allen vier Straßen der Welt, Klage (Harfenspieler lll) nach Abend und Mittag und Morgen. So hab ich wirklich dich verloren? Bis dann zuletzt des vollen Mondes Helle Johann Wolfgang von Goethe Und wie die Mutter sie rauschend geboren, Bist du, o Schöne, mir entflohn? so klar und deutlich mir ins Finstere drang, fort flieh’n sie und bleiben sich ewig verloren. Noch klingt in den gewohnten Ohren auch der Gedanke willig, sinnig, schnelle Wer nie sein Brot mit Tränen aß, ein jedes Wort, ein jeder Ton. sich ums Vergangne wie ums Künftige schlang; wer nie die kummervollen Nächte Zwei Zinken ragen ins Blau der Luft um Mitternacht. auf seinem Bette weinend saß, hoch über der Menschen Geschlechter, So wie des Wand’rers Blick am Morgen der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte. drauf tanzen, umschleiert mit goldenem Duft vergebens in die Lüfte dringt, Einsamkeit (Harfenspieler I) die Wolken die himmlischen Töchter; wenn in dem blauen Raum verborgen, Johann Wolfgang von Goethe Ihr führt ins Leben uns hinein, sie halten dort oben den einsamen Reihn, hoch über ihm die Lerche singt: ihr lasst den Armen schuldig werden, da stellt sich kein Zeuge, kein irdischer, ein. Wer sich der Einsamkeit ergibt, dann überlasst ihr ihn der Pein: So dringet ängstlich hin und wieder ach! der ist bald allein, denn alle Schuld rächt sich auf Erden. Es sitzt die Königin hoch und klar durch Feld und Busch und Wald mein Blick: ein jeder lebt, ein jeder liebt, auf unvergänglichem Throne. dich rufen alle meine Lieder; und lässt ihn seiner Pein. Berglied Die Stirn umkränzt sie sich wunderbar o komm, Geliebte, mir zurück. Ja! Lasst mich meiner Qua!! Friedrich von Schiller mit diamantener Krone. Und kann ich nur einmal Drauf schießt die Sonne die Pfeile von Licht; Wonne der Wehmut recht einsam sein, Am Abgrund leitet der schwindlige Steg, sie vergolden sie nur und erwärmen sie nicht. Johann Wolfgang von Goethe dann bin ich nicht allein. er führt zwischen Leben und Sterben, es sperren die Riesen den einsamen Weg Beruhigung Trocknet nicht, trocknet nicht, Es schleicht ein Liebender lauschend sacht, und drohen dir ewig Verderben. Friedrich van Matthisson Tränen der ewigen Liebe! ob seine Freundin allein? Und willst du die schlafende Löwin nicht wecken, Ach, nur dem halbgetrockneten Auge wie öde, So überschleicht bei Tag und Nacht so wandle still durch die Straßen der Schrecken. Wo der Mond mit bleichem Schimmer wie tot die Welt ihm erscheint! mich Einsamen die Pein, durch der Kiefern Dunkel blickt, Trocknet nicht, trocknet nicht, mich Einsamen die Qual. Es schwebt eine Brücke, hoch über den Rand wo um wildes Felsgetrümmer Tränen unglücklicher Liebe! Ach, werd ich erst einmal der furchtbaren Tiefe gebogen, sich die Efeuranke strickt: einsam im Grabe sein, sie ward nicht erbauet von Menschenhand, Da erfüllt ein stilles Sehnen Um Mittemacht da lässt man mich allein. es hatte sich keiner verwogen; Johann Wolfgang von Goethe der Strom braust unter ihr spät und früh, Nach des Grabes Ruh’ das Herz, (Harfenspieler II) speit ewig hinauf und zertrümmert sie nie. da ergießt in heißen Tränen Um Mitternacht ging ich, nicht eben gerne, Johann Wolfgang von Goethe sich der Seele sanfter Schmerz. klein, kleiner Knabe jenen Kirchhof hin Es öffnet sich schwarz ein schauriges Tor, Und der Blick durchschaut die trübe zu Vaters Haus, des Pfarrers: Stern am Sterne, An die Türen will ich schleichen, du glaubst dich im Reiche der Schatten, Zukunft ruhig bis ans Grab; sie leuchteten doch alle gar zu schön; still und sittsam will ich stehn, da tut sich ein lachend Gelände hervor, und es ruft: Gott ist die Liebe! um Mitternacht. fromme Hand wird Nahrung reichen, wo der Herbst und der Frühling sich gatten. jeder Stern auf sie herab. und ich werde weitergehn. Aus des Lebens Mühen und ewiger Qual Wenn ich dann ferner in des Lebens Weite Jeder wird sich glücklich scheinen, möcht’ ich fliehen in dieses glückselige Tal. Selige Sehnsucht Wie Liebesodem fühl’ ich den Gesang Vom irdischen Gewühle Ist auf deinem Psalter, (aus: West-Östlicher Divan) auf diesen Lippen, die vergebens glühen. Trennst du mich nur zu sehr, Vater der Liebe, ein Ton Johann Wolfgang von Goethe Zum Kusse wird mir jeder zarte Klang. Bannst mich in diese Kühle; Seinem Ohre vernehmlich, Und nenne dies nicht eitle Fantasien. Ach, schlafe! was willst du mehr? So erquicke sein Herz! Sagt es niemand, nur den Weisen, Vernehm ich nicht im schweigenden Umfang Öffne den umwölkten Blick weil die Menge gleich verhöhnet, auch deines Herzens schöne Harmonien. Bannst mich in diese Kühle, Über die tausend Quellen das Lebend’ge will ich preisen, Gibts nur im Traum Gehör. Neben dem Durstenden das nach Flammentod sich sehnet. Abschied Ach! auf dem weichen Pfühle In der Wüste! Anonym Ach, schlafe! was willst du mehr? In der Liebesnächte Kühlung, (Nachdichtung eines italienischen Originals) Letstes Lied des Harfenspieles die dich zeugte, wo du zeugtest, Zieht die Lerch’ im Herbste fort, Johann Wolfgang von Goethe überfällt dich fremde Fühlung, singt sie leis’ ade! Wechsel wenn die stille Kerze leuchtet. Willst auch du von mir ein Wort, Johann Wolfgang von Goethe An die Türen will ich schleichen, eh ich von dir geh’; still und sittsam will ich stehn; Nicht mehr bleibest du umfangen hier die Träne, so dir quoll, Auf Kieseln im Bache, da lieg’ ich, wie helle, fromme Hand wird Nahrung reichen, in der Finsternis Beschattung, höre, was sie spricht: Verbreite die Arme der kommenden Welle, und ich werde weitergehn. und dich reißet neu Verlangen Lieder hat die Lerche wohl, Und buhlerisch drückt sie die sehnende Brust. auf zu höherer Begattung. Tränen hat sie nicht. Dann führt sie ihr Leichtsinn im Strome darnieder. Jeder wird sich glücklich scheinen, Ade! Es naht sich die zweite und wenn mein Bild vor ihm erscheint; Keine Ferne macht dich schwierig, streichelt mich wieder, eine Träne wird er weinen, kommst geflogen und gebannt, Da fühl’ ich die Freuden der wechselnden Lust. und ich weiß nicht, was er weint. und zuletzt, des Lichts begierig, JOHANN FRIEDRICH REICHARDT Und doch, so traurig, verschleifst du vergebens (aus: Wilhelm Meisters Lehr- und Wanderjahre) bist du Schmetterling verbrannt. Die köstlichen Stunden des eilenden Lebens, Nachtgesang (Notturno) Weil dich das geliebte Mädchen vergisst! Mut Und solang du das nicht hast, Johann Wolfgang von Goethe O ruf’ sie zurücke die vorigen Zeiten! Johann Wolfgang von Goethe dieses: stirb und werde! Es küsst sich so süße die Lippen der Zweiten, bist du nur ein trüber Gast O gib vom weichen Pfühle als kaum sich die Lippe der Ersten geküsst. Sorglos über die Fläche weg, auf der dunklen Erde. Träumend ein halb Gehör! Wo vom kühnsten Wager die Bahn Bei meinem Saitenspiele, Aus Harzreise im Winter Dir nicht vorgegraben du siehst, Gesang und Kuss Ach, schlafe! was willst du mehr? Johann Wolfgang von Goethe Mache dir selber Bahn! August Wilhelm Schlegel Stille, Liebchen, mein Herz, Bei meinem Saitenspiele Ach, wer heilet die Schmerzen Kracht’s gleich, bricht’s doch nicht! Wenn fremde Blicke wachsam uns umgeben Segnet der Sterne Heer Des, dem Balsam zu Gift ward? Bricht’s gleich, bricht’s nicht mit dir! und uns’re tiefe Sehnsucht ungestillt Die ewigen Gefühle; Der sich Menschenhaß sich in der Heiterkeit Gebärde hüllt Ach, schlafe! was willst du mehr? Aus der Fülle der Liebe trank. Gott und leise kaum den Busen wagt zu heben: Die ewigen Gefühle Erst verachtet, nun ein Verächter, Johann Wolfgang von Goethe dann ist nur eins, o mein geliebtes Leben, Heben mich hoch und her Zehrt er heimlich auf was mein Gemüt mit Wonn’ und Ahndung füllt: Aus irdischem Gewühle. Seinen eignen Wert Wer darf ihn nennen? die Melodie, so deinem Mund entquillt, Ach, schlafe! was willst du mehr? In ungnügender Selbstsucht. Und wer bekennen: Ich glaub’ ihn. der seelenvollen Töne sanftes Schweben. Wer empfinden, Und sich Überwinden Die schöne Nacht Von Opfersteuern Hier sitz’ ich, forme Menschen Zu sagen: ich glaub’ ihn nicht? Johann Wolfgang von Goethe Und Gebetshauch Nach meinem Bilde, Der Allumfasser, Eure Majestät Ein Geschlecht, das mir gleich sei, Der Allerhalter, Nun verlaß’ ich diese Hütte. Und darbtet, wären Zu leiden, zu weinen, Faßt und erhalt er nicht Meiner Liebsten Aufenthalt. Nicht Kinder und Bettler Zu genießen und zu freuen sich, Dich, mich, sich selbst? Wandle mit verhülltem Schritte Hoffnungsvolle Toren. Und dein nicht zu achten, Wölbt sich der Himmel nicht da droben? Durch den öden, finstern Wald. Wie ich! Liegt die Erde nicht hier unten fest? Luna bricht durch Busch und Eichen, Da ich ein Kind war, Und steigen freundlich blickend Zephyr meldet ihren Lauf, Nicht wußt’, wo aus, wo ein, An Belinden Ewige Sterne nicht herauf? Und die Birken streun mit Neigen Kehrt’ ich mein verirrtes Auge Johann Wolfgang von Goethe Schau’ ich nicht Aug’ in Auge dir, Ihren süßten Weihrauch auf. Zur Sonne, als wenn drüber wär’ Und drängt nicht alles Ein Ohr, zu hören meine Klage, Warum ziehst du mich unwiderstehlich, Nach Haupt und Herzen dir, Wie ergetz’ ich mich im Kühlen Ein Herz wie meins, Ach, in jene Pracht? Und webt in ewigem Geheimnis Dieser schönen Sommernacht ! Sich des Bedrängten zu erbarmen. War ich guter Junge nicht so selig unsichtbar sichtbar neben dir? O wie still ist hier zu fühlen, Wer half mir wider In der öden Nacht? Erfüll davon dein Herz, so groß es ist, Was die Seele glücklich macht! Der Titanen Übermut? Und wenn du ganz in dem Gefühle selig bist, Lässt sich kaum die Wonne fassen; Wer rettete vom Tode mich, Träumte davon vollen goldnen Stunden Nenn es dann wie du willst, Und doch wollt’ ich, Himmel, dir Von Sklaverei? Ungemischter Lust; Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott! Tausend solcher Nächte lassen, Hast du’s nicht alles selbst vollendet, Hatte schon dein liebes Bild empfunden Ich habe keinen Namen Gäb’ mein Mädchen Eine mir. Heilig glühend Herz? Tief in meiner Brust. Dafür! Gefühl ist alles; Und glühtest, jung und gut, Name ist Schall und Rauch, Prometheus Betrogen, Rettungsdank Reizender ist mir des Frühlings Blüte Umnebelnd Himmelsglut. Johann Wolfgang von Goethe Dem Schlafenden da droben? Nun nicht auf der Flur, (aus: Faust. Der Tragödie Erster Teil.) Wo du Engel bist, ist Lieb’ und Güte, Bedecke deinen Himmel, Zeus, lch dich ehren? Wofür? Wo du bist, Natur. Aus Euphrosyne Mit Wolkendunst! Hast du die Schmerzen gelindert Johann Wolfgang von Goethe Und übe, den Knaben gleich, Je des Beladenen? Aus Alexis und Dora Der Diesteln köpft, Hast du die Tränen gestillet Johann Wolfgang von Goethe Tiefer liegt die Nacht um mich her, An Eichen dich und Bergeshöh’n! Je des Geängsteten? die stürzenden Wasser Mußt mir meine Erde Hat nicht mich zum Manne geschmiedet Einziger Augenblick, in welchem ich lebte! Brausen gewaltiger nun neben dem Doch lassen stehn, Die allmächtige Zeit du wiegest schlüpfrigen Pfad. Und meine Hütte, Und das ewige Schicksal, Alle Tage, die sonst kalt mir verschwindenden, auf. Unbezwingliche Trauer befällt mich, Die du nicht gebaut, Meine Herrn und deine? Ach! nur im Augenblick, im letzten, entkräftender Jammer, Und meinen Herd, stieg mir ein Leben Und ein moosiger Fels stützet den Sinkenden nur. Um dessen Glut Wähntest du etwa, Unvermutet in dir, wie von den Göttern, herab. Wehmut reißt durch die Saiten der Brust; Du mich beneidest. Ich sollte das Leben hassen, Nur umsonst verklärst du mit deinem Licht die nächtlichen Tränen In Wüsten fliehn, den Äther, Fließen, und über dem Wald kündet Ich kenne nichts Ärmer’s Weil nicht alle Dein all-leuchtender Tag, Phöbus, der Morgen sich an. Unter der Sonn’ als euch Götter. BIütenträume reifen? mir ist er verhasst. Ihr nähret kümmerlich In mich selber kehr’ ich zurück, da will ich im stillen, „Auch uns bedenke, bedrängt, wie wir sind, Kein Damm, kein Feld! Nur hier und dort Auf der Felsen nackte Rippen Wiederholen die Zeit, Die Hausgenossin, drei arme Kind! Bezeichnet ein Baum, ein Turm den Ort. Klettert sie mit leichtem Schwung, als sie mir täglich erschien. Die schwache Frau! ... Du gehst davon!` - Bedeck ist alles mit Wasserschwall; Durch den Riß geborstner Klippen Sie trägt die Mutter durchs Wasser schon. Doch Suschens Bild schwebt überall. – Trägt sie der gewagte Sprung, Klage „Zum Bühle, da rettet euch! harret derweil; Das Wasser sinkt, das Land erscheint, Aber hinter ihr verwogen Johann Wolfgang von Goethe Gleich kehr ich zurück, uns allen ist Heil. Und überall wird schön Suschen beweint. – Folgt er mit dem Todesbogen. Zum Bühl ist’s noch trocken und wenige Schritt’; Und dem sei, wer’s nicht singt und sagt, Ich liebte sie mit innigem Gefühle, Doch nehmt auch mir meine Ziege mit!“ Im Leben und Tod nicht nachgefragt! Jetzo auf den schroffen Zinken Ich lebte nur in ihres Auges Blick, Hängt sie, auf dem höchsten Grat, In ihr allein fand ich mein ganzes Glück, Der Damm zerschmilzt, das Feld erbraust, Der Alpenjäger Wo die Felsen jäh versinken Das schwere Leben wurde mir zum Spiele. Die Fluten wühlen, die Fläche saust. Friedrich Schiller Und verschwunden ist der Pfad. Da sah das Schicksal uns mit finsterm Spotte, Sie setzt die Mutter auf sichres Land, Unter sich die steile Höhe, Entführte mir die liebliche Gestalt; Schön Suschen, gleich wieder zur Flut gewandt. Willst du nicht das Lämmlein hüten? Hinter sich des Feindes Nähe. Mir ist das Leben wieder matt und kalt, „Wohin? Wohin? Die Breite schwoll; Lämmlein ist so fromm und sanft, Ich war so selig, träumte mich zum Gotte; Des Wassers ist hüben und drüben voll. Nährt sich von des Grases Blüten, Mit des Jammers stummen Blicken Verwegen ins Tiefe willst du hinein!“ - Spielend an des Baches Ranft. Fleht sie zu dem harten Mann, Warum, o Schicksal, trenntest du die Treuen, „Sie sollen und müssen gerettet sein !“ „Mutter, Mutter, laß mich gehen, Fleht umsonst, denn loszudrücken wie soll ich auf der Welt mich nun noch freuen! Jagen nach des Berges Höhen!“ Legt er schon den Bogen an. Der Damm verschwindet, die Welle braust, Willst du nicht die Herde locken Plötzlich aus der Felsenspalte Kophtisches Lied Eine Meereswoge, sie schwankt und saust. Mit des Hornes munterm Klang? Tritt der Geist, der Bergesalte. Johann Wolfgang von Goethe Schön Suschen schreitet den gewohnten Steg, Lieblich tönt der Schall der Glocken Umströmt auch gleitet sie nicht vom Weg, In des Waldes Lustgesang. Und mit seinen Götterhänden Geh! gehorche meinen Winken, Erreicht den Bühl und die Nachbarin; Schützt er das gequälte Tier. Nutze deine jungen Tage, Doch der und den Kindern kein Gewinn! „Mutter, Mutter, laß mich gehen, „Mußt du Tod und Jammer senden,“ Lerne zeitig klüger sein: Schweifen auf den wilden Höhen!“ Ruft er „bis herauf zu mir? Auf des Glückes großer Waage Der Damm verschwand, ein Meer erbraust’s, Raum für alle hat die Erde, Steht die Zunge selten ein; Den kleinen Hügel im Kreis umsaust’s. Willst du nicht die Blümlein warten, Was verfolgst du meine Herde?“ Du musst steigen oder sinken, Da gähnet und wirbelt der Die im Beete freundlich stehn? Du musst herrschen und gewinnen, schäumende Schlund Draußen ladet dich kein Garten, Aeneas zu Dido Oder dienen und verlieren, Und ziehet die Frau mit den Kindern zu Grund; Wild ists auf den wilden Höhn! Vergil Leiden oder triumphieren, Das Horn der Ziege faßt das ein’, „Laß die Blümlein, laß sie blühen! (Nachdichtung von Friedrich Schiller) Amboß oder Hammer sein. So sollten sie alle verloren sein! Mutter, Mutter, laß mich ziehen!“ Schön Suschen steht noch strack und gut: „Sie schweigt und Zeus Gebot getreu, bezwingt Johanna Sebus Wer rettet das junge, das edelste Blut! Und der Knabe ging zu jagen, Mit weggekehrtem Blick der Teukrier die Qualen, Johann Wolfgang von Goethe Schön Suschen steht noch wie ein Stern; Und es treibt und reißt ihn fort, Mit denen still die Heldenseele ringt. Doch alle Werber sind alle fern. Rastlos fort mit blindem Wagen „Nie“, rief er jetzt, „werd’ ich mit Der Damm zerreißt, das Feld erbraust, Rings um sie her ist Wasserbahn, An des Berges finstern Ort, Undank dir bezahlen, Die Fluten spülen, die Fläche saust. Kein Schifflein schwimmet zu ihr heran. Vor ihm her mit Windes schnelle Was dein beredter Mund mir „Ich trage dich, Mutter, durch die Flut, Noch einmal blickt sie zum Himmel hinauf. Flieht die zitternde Gazelle. in Erinnerung bringt. Noch reicht sie nicht hoch, ich wate gut.“ - Da nehmen die schmeichelnden Fluten sie auf. Nie wird Elisens Bild aus meiner Seele schwinden, So lange Lebensglut durch meine Adern dringt, des Himmels selbst gesendet. Fort fliehn sie und bleiben sie ewig verlorn. Da wandelt ein himmlisches Wehen, Der Geist noch nicht verlernt hat, zu empfinden. Bei meinem Leben, Fürstin, schwör’ ich’s dir, Zwei Zinken ragen ins Blaue der Luft, Da ließen, mit festlichen Kronen im Haar, Bei meines Sohnes Haupt! Hoch über der Menschen Geschlechter, Erinn’rung und Hoffnung sich sehen. Jetzt wen’ge Worte nur. Kein Walm hat mich, geblendet. Drauf tanzen, umschleiert mit goldenem Duft Nicht heimlich wie ein Dieb, lch selbst sah ihn, - bei hellem Sonnenlicht – Die Wolken, die himmlischen Töchter. Die Hoffnung lispelt: Ich durfte durchs Land O glaub das nicht, wollt ich in diese Mauern ziehn. lch hörte seine Stimme. Sie halten dort oben den himmlischen Reihn, Der seligen Träume dich leiten; aus deinem Reich mich stehlen. Drum quäl’ uns beide nicht mit Da stellt sich kein Zeuge, kein irdischer, ein. Jetzt nimm die Erinn’rung, ihr reiche die Hand! Wann maßt’ ich je mir an, undankbarem Grimme; Sie möge dich ferner begleiten! mit dir mich zu vermählen? Nicht freie Wahl entfernt mich, sondern Pflicht!“ Es sitzt die Königin hoch und klar War’s Hymen, der an deinen Strand mich trieb? (aus: AeneisIV/V 331-362) Auf unvergänglichem Throne, Geister meiner Toten Wär mir’s vergönnt mein Schicksal mir zu wählen, Die Stirn umkränzt sie sich wunderbar Ossian (James Macpherson) was von der Heymath mir nur irgend übrig blieb, Berglied Mit diamantener Krone, Mein Troja sucht’ ich auf, Friedrich Schiller Drauf schießt die Sonne die Pfeile von Licht, Geister meiner Toten, die Reste meiner Teuern, Sie vergolden sie nur und erwärmen sie nicht. Sprecht vom Felsenhügel, Mit frischer Hand den Thron Am Abgrund leitet der schwindlichte Steg, Von des Berges Gipfel, der Väter zu erneuern. Er führt zwischen Leben und Sterben, Die Ideale Nimmer schreckt ihr mich! Jetzt heißt Apolls Orakel nach dem Strand Es sperren die Riesen den einsamen Weg, Friedrich Schiller Wo gingt ihr zur Ruhe? Des herrlichen ltaliens mich eilen. Und drohen dir ewig Verderben, Ach, in welcher Höhle Dort ist mein Hymen, dort mein Vaterland! Wer die schlafende Löwin nicht wecken will, So willst du treulos von mir scheiden Soll ich euch nun finden? Kann dich die Tyrerin, Der wandle die Straße der Schrecken still. Mit deinen holden Phantasien, Doch es tönt kein Hauch! Karthagos Strand verweilen, Mit deinen Schmerzen, deinen Freuden, Den du erst kurz zum Eigentum gemacht, Es schwebt eine Brücke hoch über den Rand Mit allen unerbittlich fliehn? Deckt die Nacht den Hügel, Warum in aller Welt wird’s Teukriern verdacht, Der furchtbaren Tiefe gebogen, Kann nichts dich, Fliehende, verweilen, Schüttelt Wind die Heide, Sich in Ausonien nach Hütten umzuschauen Die ward nicht erbauet von Menschenhand, O ! meines Lebens goldne Zeit? Klagt mein Geist im Winde auch uns stehts frei, uns auswärts anzubauen. Es hätte sichs keiner verwogen, Vergebens, deine Wellen eilen Meiner Freunde Tod. Der Sturm brauset unter ihr spät und früh, Hinab ins Meer der Ewigkeit. Einsam hört’s der Jäger, Nie breitet um die stille Welt, Speit ewig hinauf und zertrümmert sie nie. Liebl und scheut die Stimme, die Nacht ihr thauiges Gewand, nie sticken Von all dem rauschenden Geleite, Süß die Freunde klagend, die goldenen Sterne des Olympus Zelt, Es öffnet sich schwarz ein schauriges Tor, Wer harrte liebend bei mir aus? Beide liebt ich sie! Daß nicht Anchisens Geist, Entrüstung Du glaubst dich im Reiche der Schatten, Wer steht mir tröstend noch zur Seite (aus: Selmas Lieder, anonyme Übersetzung) in den Blicken, Da tut sich lachend Gelände hervor, Und folgt mir bis zum finstern Haus? Im Traumgesicht sich mahnend vor mich stellt. Wo der Herbst und der Frühling sich gatten, Du, die du alle Wunden heilest, Mich straft ein jeder Blick, Aus des Lebens Mühen und ewiger Qual, Der Freundschaft leise, zarte Hand, der auf den Knaben fällt, Möcht ich fliehen in dieses glückselige Tal. Des Lebens Bürden liebend teilest, Daß ich durch Zögern Du, die ich frühe sucht’ und fand. ihn von einem Thron entferne, Vier Ströme brausen hinab in das Feld, Der sein ist durch die Gunst der Sterne. Ihr Quell, der ist ewig verborgen, Hoffnung und Erinnerung Sie fliessen nach allen vier Straßen der Welt, Christoph August Tiedge Und jetzt gebeut der Götterbote mir Nach Abend, Nord, Mittag und Morgen. Das nämliche, vom Herrn Und wie die Mutter sie rauschend geborn Mir blüht eine Stelle, die weiht ein Altar; LOUIS SPOHR Gut schmeckt es im Grünen bei fröhlicher Rast, 4. Erlkönig erreicht den Hof mit Müh’ und Not, viel besser als in den vier Wänden; Johann Wolfgang von Goethe in seinen Armen das Kind war tot! Sechs Lieder für Bariton mit Begleitung die mächtige Eiche ist unser Palast, von Violine und Klavier op.154 ihr Schatten wird Kühlung uns spenden. Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? 5. Der Spielmann und seine Geige Es ist der Vater mit seinem Kind; Henriette Wilhelmine Auguste von Schorn 1. Abendfeier Den Durstigen labt die Quelle mit ihrem Trank, er hält den Knaben wohl in dem Arm, H. Mahn es rufen die Hörner in Chören; er hält ihn sicher, er hält ihn warm. Vor Gottes Aug’, dem Abendrot, wir klettern hinauf bis zum buschigen Hang gab sie mir Ring und Schwur; Leise schleich’ ich mich am Abend durch Brombeer, Ranken und Föhren. „Mein Sohn, was birgst du so der Ring zersprang, die Treu’ ist tot, in die Laube von Jasmin, scheu dein Gesicht?“ mir blieb die Sehnsucht nur. wenn die lauen Lüfte labend Dort zeigt sich der Eber, das Hirschengeweih, „Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? durch die grünen Blätter zieh’n. sie nah’n sich der rieselnden Quelle, Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif?“ Ein Stutzer lockte frech und leicht und krachend trifft sie das tödliche Blei, „Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.“ mit süßem Flitterton; Wenn der Mond in Silberhelle es bleibt das Tier auf der Stelle. sie folgte, lächelnd ward verschenkt sich dort spiegelt in der Flut, „Du liebes Kind, komm, geh’ mit mir, mein brechend’ Herz zum Lohn. plätschernd kräuselt sich die Welle, So geht es bis an die nahende Nacht, gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir, Durch schwarz’ Gewölk die Sonne blinkt! und die ganze Schöpfung ruht. die Jagd macht uns rüstig und munter; viel bunte Blumen sind am Strand, Freud’ steht mit Leid im Bund; - Lausch dem Sang der Nachtigallen, am Abend ist lustiges Waidwerk vollbracht, mein’ Mutter hat manch’ gülden Gewand.“ mein Gram lebt ewig, nimmer sinkt der so wohltut meinem Sinn; froh geht’s zur Heimat hinunter. „Mein Vater, mein Vater, und hörst du nicht, sein Thron am bleichen Mund. in’s Gemüt will mir da fallen was Erlenkönig mir heimlich verspricht?“ eine Wehmut, daß ich bin! 3. Töne „Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind, Lös’, Geige, der Dämonen Schar, Rudolph Otto in dürren Blättern säuselt der Wind.“ es winkt mein Zauberstab, - Und es schweift mein Blick nach oben stürm, Wahnsinn, dunkles Schlangenhaar, zum besternten Himmelszelt; Worte hab’ ich nicht, um dir zu sagen, „Willst, feiner Knabe, du mit mir geh’n? sei meiner Leiden Grab! meinen Schöpfer will ich loben, was für dich in meinem Herzen glüht; Meine Töchter sollen dich warten schön. groß und schön ist seine Welt! Worte find’ ich nicht, um dir zu klagen, Meine Töchter führen den nächtlichen Reih’n Doch leise, Äolsharfen gleich, welche Sehnsucht mir die Brust durchzieht. und wiegen und tanzen und singen dich ein.“ besänftigt sie mein Herz; 2. Jagdlied ihr Seelenklang, an Balsam reich, Friedrich Ernst Spohr Höre denn der Saiten leises Flehen, „Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort stillt meinen tiefen Schmerz. höre denn der Tone starken Klang, Erlkönigs Töchter am düsteren Ort?“ Seht ihr’s dort funkeln in rötlicher Pracht? Liebe flüsternd wie des Windes Wehen, „Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau, 6. Abendstille es leuchtet das Frührot so milde; brausend wie der Strom in seinem Drang. es scheinen die alten Weiden so grau.“ Johann Koch auf, auf, ihr Schläfer! Die Aue lacht, schon lebt’s im Hain, im Gefilde. Wenn sie dir dann meine Botschaft bringen, „Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt, Der Tag hat sich zur Ruh’ gelegt, und du hörst auf ihre Zeichen nicht, und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt.“ die Lüfte schlummern allzumal; So blinzelt nicht länger, vorbei ist die Ruh’, mögen sie verrauschen und verklingen „Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an, kaum daß ein Blatt im Wald sich regt, die Jagd beut schönere Stunden, und es löscht der letzten Hoffnung Licht. Erlkönig hat mir ein Leid’s getan!“ und kaum ein Halm im Wiesenthal. wir eilen dem schattigen Walde zu, umbellt von lustigen Hunden. Den Vater grauset’s, er reitet geschwind, Ein milder, warmer Sommerhauch er halt im Arme das ächzende Kind, durchzieht den mondbeglänzten Wald, und über meine Seele auch die Anne, die Ursel, die Käth’, Drum ist so wohl mir in der Welt, juchhe! Nun hab’ ich meine Sach’ kommt Frieden dann und Ruhe bald. die Liese, die Barbe, die Ev’, die Beth’; Und wer will mein Kam’rade sein, auf nichts gestellt, juchhe! sie heulten im Kreise mich an. der stosse mit an, der stimme mit ein Und mein gehört die ganze Welt, juchhe! O stille, heit’re, milde Nacht, Wils wau wau wau witohu! bei dieser Neige Wein. Zu Ende geht nun Sang und Schmaus; wenn tief die Welt in Schlummer liegt, nur trinkt mir alle Neigen aus, wo lichter Engel nur bewacht, Da nannt’ ich sie alle beim Namen laut: Ich stellt’ meine Sach’ die letzte muß heraus! die Seele endlich heil sich wiegt. was willst du Anne? was willst du Beth? auf Geld und Gut, juchhe! Sie rüttelten sich, sie schüttelten sich Darüber verlor ich Freud’ und Mut, o weh! Schlaflied, op. 72, Nr. 6 Schottisch Lied , op. 25, Nr. 3 und liefen heulend davon. Die Münze rollte hier und dort, Ludwig Tieck Johann Wolfgang von Goethe nach Volkslieder Wils wau wau wau witohu! und hascht’ ich sie an einem Ort, am andern war sie fort. Ruhe, still Liebchen, im Schatten Mir ist, als müßt’ ich dir was sagen, Lied beim Rundetanz, op. 37, Nr. 6 der grauen dämmernden Nacht, als wollte dir mein Herz was klagen, Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis Auf Weiber stellt’ es säuselt das Gras auf den Matten, mein tiefster Sinn bewegt sich, ich nun meine Sach’, juchhe! es fächelt und kühlt dich der Schatten mit jeder Regung lieb’ ich dich. Auf! es dunkelt; silbern funkelt Daher mir kam viel Ungemach, o weh! und treue Liebe wacht. Mir ist, als müßt’ ich zu dir eilen dort der Mond ob Tannenhöh’n! Die Falsche sucht’ sich ein ander Teil, Schlafe, schlaf’ ein, als Pilger dir zu Füßen weilen Auf! und tanzt in froher Runde; diese Stunde die Treue macht’ mir Langeweil, leiser rauschet der Hain; von meiner Sehnsucht heilen mich, dämmert unbewölkt und schön! die Beste war nicht feil. ewig, ewig bin ich dein. und ach, nur seh’n und lieben dich. lch stellt’ meine Sach’ Schweigt, ihr versteckten Gesänge, Mein Herz will bei dir Ruhe haben, Im Gewässer strahlen blässer auf Reis’ und Fahrt, juchhe! und stört nicht die süßeste Ruh’. meine Auge sich an dir nur laben, Felsen, deren Rot verblich; Und ließ meine Vaterlandesart, o weh! Es lauscht der Vögel Gedränge, und Herz und Aug’ ergießen sich, und mit dunklem Violette malt die Kette Und mir behagt’ es nirgends recht, es ruhen die lauten Gesänge, mit vielen Tränen lieb’ ich dich. schroffer Schneegebirge sich. die Kost war fremd, das Bett war schlecht, schließ’ Liebchen dein Auge zu. niemand verstand mich recht. Schlafe, schlaf’ ein, Zigeunerlied , op. 25, Nr. 5 Hüpft geschwinde um die Linde, in dämmerndem Schein, Johann Wolfgang von Goethe die uns gelbe Blüten streut. Ich stellt’ meine Sach’ ich will dein Wächter sein. Läßt uns frohe Lieder singen, Ketten schlingen, auf Ruhm und Ehr’, juchhe! Im Nebelgeriesel, im tiefen Schnee, wo man traut die Hand sich beut. Und sieh’, gleich hat ein andrer mehr, o weh! Murmelt fort, ihr Melodien, im wilden Wald, in der Winternacht, Wie ich mich hatt’ hervorgetan, rausche nur, du stiller Bach, ich hörte der Wölfe Hungergeheul, Also schweben wir durch’s Leben da sah’n die Leute scheel mich an, schöne Liebesphantasien ich hörte der Eulen Geschrei. leicht wie Rosenblätter hin. hatte keinem Recht getan. sprechen in den Melodien, Wils wau wau wau witohu! An den Jüngling, dunkelt’s bänger, schließt sich enger zarte Träume schwimmen nach. seine traute Nachbarin. Ich setzt’ meine Sach’ Durch den flüsternden Hain Ich schoß einmal eine Katz’ am Zaun, auf Kampf und Krieg, juchhe! schwärmen goldne Bienelein der Anne, der Hex’ ihre Schwarze Katz’; Vanitas! Vanitatum vanitas, op. 41, Nr. 6 Und uns gelang so mancher Sieg, juchhe! und summen zum Schlummer dich ein. da kamen des Nachts sieben Wehrwölf’ zu mir, Johann Wolfgang von Goethe Wir zogen in Feindes Land hinein, Schlafe, schlaf’ ein, es waren sieben Weiber vom Dorf. dem Freunde sollt’s nicht viel besser sein, ewig, ewig bin ich dein. Wils wau wau wau witohu! lch hab’ meine Sach’ und ich verlor ein Bein. lch kannte sie all’, ich kannte sie wohl auf nichts gestellt, juchhe! An Mignon , op. 41, Nr. 3 Sechs Lieder für Sopran mit Begleitung In der stillen, schönen Maiennacht. 4. Wiegenlied (in drei Tönen) Johann Wolfgang von Goethe von Klarinette und Klavier, op.103 Sang Mägdlein, hielt das Vöglein Ruh’, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben Sang Vöglein, hört’ das Mägdlein zu, Über Tal und Fluß getragen 1. Sei still mein Herz Und weithin klang Alles still in süßer Ruh, ziehet rein der Sonne Wagen! Karl Friedrich, Freiherr von Schweitzer Der Zwiegesang D’rum mein Kind, so schlaf auch du. Ach! sie regt in ihrem Lauf, Das mondbeglänzte Thal entlang. Draußen säuselt nur der Wind, so wie deine, meine Schmerzen Ich währte die Hoffnung tief in der Brust. Su, susu! schlaf ein, mein Kind! tief im Herzen die sich ihr vertrauend erschlossen. Was sang das Vöglein im Gezweig immer morgens wieder auf. mir strahlten die Augen voll Lebenslust. Durch die stille, schöne Maiennacht? Schließ’du 1 deine Äugelein, wenn mich ihre Zauber umflossen. Was sang doch wohl das Mägdlein gleich Laß sie wie zwei Knospen sein! Kaum will mir die Nacht noch frommen, wenn ich ihrer schmeichelnden Durch die stille, schöne Maiennacht? Morgen, wenn die Sonn’ erglüht, denn die Träume selber kommen Stimme gelauscht – Von Frühlingssonne das Vögelein, Sind sie wie die Blum’ erblüht. nun in trauriger Gestalt; im Wettersturm ist ihr Echo verrauscht. Von Liebeswonne das Mägdelein. und ich fühle dieser Schmerzen sei still mein Herz. und denke nicht d’ran, Wie der Gesang Zum Herzen drang, Und die Blümlein schau’ ich an, still im Herzen das ist nun die Wahrheit, das And’re war Wahn. Vergess’ ich nimmer mein Lebelang! Und die Äuglein küss’ ich dann, heimlich bildende Gewalt. Und der Mutter Herz vergißt, Die Erde lag vor mir im Frühlingstraum, 3. Sehnsucht Daß es draußen Frühling ist. Schön in Kleidern muß ich kommen, den Licht und Wärme durchglühte Emanuel von Geibel aus dem Schrank sind sie genommen, und wonnetrunken durchwallt ich den Raum, 5. Das heimliche Lied weil es heure Festtag ist. der Brust entsproßte die Blühte, Ich blick’ in mein Herz und ich blick’ in die Welt, Ernst Koch Niemand ahnet, daß von Schmerzen der Liebe Lenz war in mir erwacht - bis vom schwimmenden Auge die Träne, Herz im Herzen mich durchrieselt Frost, in der Seele ist Nacht. wohl leuchtet die Ferne mit goldenem Licht, Es gibt geheime Schmerzen, grimmig mir zerrissen ist. Sei still mein Herz, und denke nicht d’ran, Doch hält mich der Nord, ich erreiche sie nicht. Sie klaget nie der Mund, das ist nun die Wahrheit, das And’re war Wahn. O die Schranken so eng, und die Welt so weit, Getragen tief im Herzen Schon seit manchen schönen Jahren Und so flüchtig die Zeit! Sind sie der Welt nicht kund. seh’ ich unten Schiffe fahren, lch baute von Blumen und Sonnenglanz Es gibt ein heimlich Sehnen, jedes könnt’ an seinen Ort; eine Brücke mir durch das Leben, Ich weiß ein Land, wo aus sonnigem Grün, Das scheuet stets das Licht, aber ach! die steten Schmerzen auf der ich wandelnd im Lorbeerkranz Um versunkene Tempel die Trauben glühn, Es gibt verborgne Tränen, fest im Herzen mich geweiht dem hochedelsten Streben, Wo die purpurne Woge das Ufer beschäumt, Der Fremde sieht sie nicht. schwimmen nicht im Strome fort. der Menschen Dank war mein schönster Lohn – Und von kommenden Sängern laut auf lacht die Menge mit frechem Hohn, der Lorbeer träumt. Es gibt ein still Versinken Heimlich muß ich immer weinen, sei still mein Herz und denke nicht d’ran, Fern lockt es und winkt dem verlangenden Sinn, In eine innre Welt, aber freundlich kann ich scheinen, das ist nun die Wahrheit, das And’re war Wahn. Und ich kann nicht hin! Wo Friedensauen winken, ja sogar gesund und rot. O hätt’ ich Flügel, durch’s Blau der Luft Von Sternenglanz erhellt, Wären tödlich diese Schmerzen meinem Herzen, 2. Zwiegesang Wie wollt’ ich baden im Sonnenduft! Wo auf gefallnen Schranken ach! schon lange war ich tot! Robert Reinick Doch umsonst! Und Stunde Die Seele Himmel baut, auf Stunde entflieht, Und jubelnd den Gedanken Im Fliederbusch ein Vöglein saß Vertraure die Jugend, begrabe das Lied. Den Lippen anvertraut. In der stillen, schönen Maiennacht, O die Schranken so eng, und die Welt so weit, Darunter ein Mägdlein im hohen Gras Und so flüchtig die Zeit! Es gibt ein still Vergehen Der Himmel neiget 3. Schweig einmal still Spricht man Euch an, kaum daß Ihr Rede steht, In stummen, öden Schmerz, In’s Wellenklar, Als kostet Euch zuviel ein holder Gruß. Und Niemand darf es sehen, Die Bläue zeiget Schweig einmal still, du garst’ger Bist keines Alexanders Töchterlein, Das schwergepreßte Herz. Sich wunderbar. Schwätzer dort! Kein Königreich wird deine Mitgift sein, Es sagt nicht was ihm fehlet, Zum Ekel ist mir dein verwünschtes Singen. Und willst du nicht das Gold, so nimm das Zinn; Und wenn’s im Grame bricht, Ein heit’res Schmiegen Und triebst du es bis morgen früh so fort, Willst du nicht Liebe, nimm Verachtung hin. Verblutend und zerquälet, Zu Form und Klang, Doch würde dir kein schmuckes Lied gelingen. 7. Was soll der Zorn? Der Fremde sieht sie nicht. Ein ew’ges Fügen Schweig einmal still und lege dich aufs Ohr! Im ew’gen Drang! Das Ständchen eines Esels zög ich vor. Was soll der Zorn, mein Schatz, der dich erhitzt? Es gibt einen sanften Schlummer, Ich bin mir keiner Sünde ja bewußt, Wo süßer Frieden weilt, Was stehst du bange 4. O wüsstest du Ach, lieber nimm ein Messer wohlgespitzt Wo stille Ruh’ den Kummer Und sinnest nach? Und tritt zu mir, durchbohre mir die Brust. Der müden Seele heilt. Ach! schon so lange O wüßtest du, wie viel ich deinetwegen, Und taugt ein Messer nicht, so nimm ein Schwert, Doch gibt’s ein schöner Hoffen, Ist Liebe wach. Du falsche Renegatin, litt zur Nacht, Daß meines Blutes Quell gen Himmel fährt. Das Welten überfliegt, Indes du im verschloßnen Haus gelegen Und taugt ein Schwert nicht, Da wo am Herzen offen Und ich die Zeit im Freien zugebracht. nimm des Dolches Stahl Das Herz voll Liebe liegt. HUGO WOLF Als Rosenwasser diente mir der Regen, Und wasch in meinem Blut all meine Qual. Italienisches Liederbuch • Paul Heyse Der Blitz hat Liebesbotschaft mir gebracht; 6. Wach auf! Ich habe Würfel mit dem Sturm gespielt, 8. Wie soll ich fröhlich sein Rudolf Kulemann 1. Auch kleine Dinge Als unter deinem Dach ich Wache hielt. Mein Bett war unter deinem Dach bereitet, Wie soll ich fröhlich sein und lachen gar, Was stehst du bange Auch kleine Dinge können uns entzücken, Der Himmel lag als Decke drauf gebreitet, Da du mir immer zürnest unverhohlen? Und sinnest nach? Auch kleine Dinge können teuer sein. Die Schwelle deiner Tür, das war mein Kissen - Du kommst nur einmal alle hundert Jahr, Ach! schon so lange Bedenkt, wie gern wir uns Ich Ärmster, ach, was hab ich ausstehn müssen! Und dann, als hätte man dir’s anbefohlen. Ist Liebe wach! mit Perlen schmücken; Was kommst du, wenn’s die Deinen ungern sehn? Sie werden schwer bezahlt und sind nur klein. 5. Wer rief dich denn? Gib frei mein Herz, dann magst du weitergehn. Hörst du das Klingen Bedenkt, wie klein ist die Olivenfrucht, Daheim mit deinen Leuten leb in Frieden, Allüberall? Und wird um ihre Güte doch gesucht. Wer rief dich denn? Wer hat dich herbestellt? Wer Denn was der Himmel will, geschieht hinieden. Die Vöglein singen Denkt an die Rose nur, wie klein sie ist, hieß dich kommen, wenn es dir zur Last? Geh zu Halt Frieden mit den Deinigen zu Haus, Mit süßem Schall. Und duftet doch so lieblich, wie ihr wißt. dem Liebchen, das dir mehr gefällt, Geh dahin - Denn was der Himmel will, das bleibt nicht aus. wo du die Gedanken hast! Aus Starrem sprießet 2. Nicht länger kann ich singen Geh nur, wohin dein Sinnen steht und Denken! Baumblättlein weich, Daß du zu mir kommst, will ich gern dir schenken. Das Leben fließet Nicht länger kann ich singen, denn der Wind Geh zu dem Liebchen, das dir mehr gefällt, 9. Verschling’ der Abgrund Um Ast und Zweig. Weht stark und macht Wer rief dich denn? Wer hat dich herbestellt? dem Atem was zu schaffen. Verschling’ der Abgrund meines Liebsten Hütte, Das Tröpflein schlüpfet Auf fürcht ich, daß die Zeit umsonst verrinnt. 6. Hoffärtig seid Ihr, schönes Kind An ihrer Stelle schäum’ ein See zur Stunde. Aus Waldesschacht, Ja wär ich sicher, ging ich jetzt nicht schlafen. Bleikugeln soll der Himmel drüber schütten, Das Bächlein hüpfet Ja wüßt ich was, würd ich nicht heimspazieren Hoffärtig seid Ihr, schönes Kind, und geht Und eine Schlange hause dort im Grunde. Mit Wallungsmacht. Und einsam diese schöne Zeit verlieren. Mit Euren Freiern um auf stolzem Fuß. Drin hause eine Schlange gift’ger Art, Die ihn vergifte, der mir untreu ward. 13. Wenn du, mein Liebster steigst zum Himmel auf ich vor Sehnen; Daß ich kaum es bergen kann! Drin hause ein Schlange, giftgeschwollen, Blind haben mich gemacht die blut’gen Tränen. Und in meiner Brust gewaltsam Und bring’ ihm Tod, der mich verraten wollen! Wenn du, mein Liebster, steigst zum Himmel auf, Fühl’ ich Flammen sich empören, Trag’ ich mein Herz dir in der Hand entgegen. 17. Selig ihr Blinden Die den Frieden mir zerstören, 10. Gesegnet sei So liebevoll umarmst du mich darauf, Ach, der Wahnsinn faßt mich an! Dann woll’n wir uns dem Herrn zu Füßen legen. Selig ihr Blinden, die ihr nicht zu schauen Gesegnet sei, durch den die Welt entstund; Und sieht der Herrgott unsre Liebesschmerzen, Vermögt die Reize, die uns Glut entfachen; 20. Man zeigt mir, deine Mutter woll’ es nicht Wie trefflich schuf er sie nach allen Seiten! Macht er Ein Herz aus zwei verliebten Herzen, Selig ihr Tauben, die ihr ohne Grauen Er schuf das Meer mit endlos tiefem Grund, Zu Einem Herzen fügt er zwei zusammen, Die Klagen der Verliebten könnt verlachen; Man sagt mir, deine Mutter woll es nicht; Er schuf die Schiffe, die hinübergleiten, Im Paradies, umglänzt von Himmelsflammen. Selig ihr Stummen, die ihr nicht den Frauen So bleibe weg, mein Schatz, tu ihr den Willen. Er schuf das Paradies mit ew’gem Licht, Könnt eure Herzensnot verständlich machen; Ach Liebster, nein! tu ihr den Willen nicht, Er schuf die Schönheit und dein Angesicht. 14. Wir haben beide lange Zeit Selig ihr Toten, die man hat begraben! Besuch mich doch, tu’s ihr zum Trotz, im stillen! Ihr sollt vor Liebesqualen Ruhe haben. Nein, mein Geliebter, folg ihr nimmermehr, 11. Ich esse nun mein Brot Wir haben Beide lange Zeit geschwiegen, Tu’s ihr zum Trotz, komm öfter als bisher! Auf einmal kam uns nun die Sprache wieder. 18. Wohl kenn’ ich Euren Stand Nein, höre nicht auf sie, was sie auch sage; Ich esse nun mein Brot nicht trocken mehr, Die Engel, die herab vom Himmel fliegen, Tu’s ihr zum Trotz, mein Lieb, komm alle Tage! Ein Dorn ist mir im Fuße stecken blieben. Sie brachten nach dem Krieg den Frieden wieder. Wohl kenn’ ich Euren Stand, der nicht gering. Umsonst nach rechts und links blick’ ich umher, Die Engel Gottes sind herabgeflogen, Ihr brauchtet nicht so tief herabzusteigen, 21. Sterb’ ich, so hüllt in Blumen meine Glieder Und keinen find’ ich, der mich möchte lieben. Mit ihnen ist der Frieden eingezogen. Zu lieben solch ein arm und niedrig Ding, Wenn’s doch auch nur ein altes Männlein wäre, Die Liebesengel kamen über Nacht Da sich vor Euch die Allerschönsten neigen. Sterb’ ich, so hüllt in Blumen meine Glieder; Das mir erzeigt’ ein wenig Lieb’ und Ehre. Und haben Frieden meiner Brust gebracht. Die schönsten Männer leicht besiegtet Ihr, Ich wünsche nicht, daß ihr ein Grab mir grabt. Ich meine nämlich, so ein wohlgestalter, Drum weiß ich wohl, Ihr treibt nur Spiel mit mir. Genüber jenen Mauern legt mich nieder, Ehrbarer Greis, etwa von meinem Alter. 15. Was für ein Lied Ihr spottet mein, man hat mich warnen wollen, Wo ihr so manchmal mich gesehen habt. Ich meine, um mich ganz zu offenbaren, Doch ach, Ihr seid so schön! Dort legt mich hin, in Regen oder Wind; Ein altes Männlein so von vierzehn Jahren. Was für ein Lied soll dir gesungen werden, Wer kann Euch grollen? Gern sterb ich, ist’s um dich, geliebtes Kind. Das deiner würdig sei? Wo find ich’s nur? Dort legt mich hin in Sonnenschein und Regen; 12. Nun lass und Frieden schließen Am liebsten grüb’ ich es tief aus der Erden, 19. Benedeit die sel’ge Mutter Ich sterbe lieblich, sterb’ ich deinetwegen. Gesungen noch von keiner Kreatur. Nun laß uns Frieden schließen, liebstes Leben, Ein Lied, das weder Mann noch Weib bis heute Benedeit die sel’ge Mutter, Zu lang ist’s schon, daß wir in Fehde liegen. Hört’ oder sang, selbst nicht die ält›sten Leute. Die so lieblich dich geboren, 22. Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne Wenn du nicht willst, will ich mich dir ergeben; So an Schönheit auserkoren, Wie könnten wir uns auf den Tod bekriegen? 16. Mein Liebster singt Meine Sehnsucht fliegt dir zu! Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne. Es schließen Frieden Könige und Fürsten, Du so lieblich von Geberden, Ach, wohin gehst du, mein geliebtes Leben? Und sollten Liebende nicht danach dürsten? Mein Liebster singt am Haus im Mondenscheine, Du die Holdeste der Erden, Den Tag, an dem du scheidest, wüßt’ ich gerne; Es schließen Frieden Fürsten und Soldaten, Und ich muß lauschend hier im Bette liegen. Du mein Kleinod, meine Wonne, Mit Tränen will ich das Geleit dir geben. Und sollt’ es zwei Verliebten wohl mißraten? Weg von der Mutter wend’ ich mich und weine, Süße, benedeit bist du! Mit Tränen will ich deinen Weg befeuchten: Meinst du, daß, was so großen Herrn gelingt, Blut sind die Tränen, die mir nicht versiegen. Gedenk an mich, und Hoffnung Ein Paar zufriedner Herzen nicht vollbringt? Den breiten Strom am Bett hab ich geweint, Wenn ich aus der Ferne schmachte wird mir leuchten! Weiß nicht vor Tränen, ob der Morgen scheint. Und betrachte deine Schöne, Mit Tränen bin ich bei dir allerwärts - Den breiten Strom am Bett weint’ Siehe wie ich beb’ und stöhne, Gedenk an mich, vergiß es nicht, mein Herz! 23. Und willst du deinen Liebsten sterben sehen Das zweite: dir nur will ich angehören, Ein grünes Kleid trägt auch die Frühlingsaue, Er ist so zart, es möchte sich bestrafen. Das dritte: daß ich dir mein Heil befehle, Grün kleidet sich der Liebling meiner Augen. Laßt mir ihn ja nicht schlafen unterm Mond; Und willst du deinen Liebsten sterben sehen, Das letzte: dich allein liebt meine Seele. In Grün sich kleiden ist der Jäger Brauch, Er ginge drauf, er ist’s ja nicht gewohnt. So trage nicht dein Haar gelockt, du Holde. Ein grünes Kleid trägt mein Geliebter auch; Laß von den Schultern frei sie niederwehen; 27. O wär’ dein Haus durchsichtig wie ein Glas Das Grün steht allen Dingen lieblich an, 33. Der Mond hat eine schwere Klag’ erhoben Wie Fäden sehn sie aus von purem Golde. Aus Grün wächst jede schöne Frucht heran. Wie goldne Fäden, die der Wind bewegt, O wär dein Haus durchsichtig wie ein Glas, Der Mond hat eine schwere Klag’ erhoben Schön sind die Haare, schön ist, die sie trägt! Mein Holder, wenn ich mich vorüberstehle! 30. Daß doch gemalt all deine Reize wären Und vor dem Herrn die Sache kund gemacht; Goldfäden, Seidenfäden ungezählt, Dann säh’ ich drinnen dich ohn Unterlaß, Er wolle nicht mehr stehn am Himmel droben, Schön sind die Haare, schön ist, die sie strählt! Wie blickt’ ich dann nach dir mit ganzer Seele! Daß doch gemalt all deine Reize wären, Du habest ihn um seinen Glanz gebracht. Wie viele Blicke schickte dir mein Herz, Und dann der Heidenfürst das Bildnis fände. 24. Schon streckt’ ich aus im Bett Mehr als da Tropfen hat der Fluß im März! Er würde dir ein groß Geschenk verehren, Als er zuletzt das Sternenheer gezählt, die milden Glieder Wie viele Blicke schickt’ ich dir entgegen, Und legte seine Kron’ in deine Hände. Da hab es an der vollen Zahl gefehlt; Mehr als da Tropfen niedersprühn im Regen! Zum rechten Glauben müßt’ sich bekehren Zwei von den schönsten habest du entwendet: Schon streckt’ ich aus im Bett Sein ganzes Reich, bis an sein fernstes Ende. Die beiden Augen dort, die mich verblendet. die müden Glieder, 28. Und steht Ihr früh am Morgen auf Im ganzen Lande würd’ es ausgeschrieben, Da tritt dein Bildnis vor mich hin, du Traute. Christ soll ein jeder werden und dich lieben. 34. Du denkst mit einem Fädchen mich zu fangen Gleich spring ich auf, fahr’ in die Schuhe wieder Und steht Ihr früh am Morgen auf vom Bette, Ein jeder Heide flugs bekehrte sich Und wandre durch die Stadt mit meiner Laute. Scheucht Ihr vom Himmel alle Wolken fort, Und würd’ ein guter Christ und liebte dich. Du denkst mit einem Fädchen mich zu fangen, Ich sing’ und spiele, daß die Straße schallt; Die Sonne lockt Ihr auf die Berge dort, Mit einem Blick schon mich verliebt zu machen? So manche lauscht - vorüber bin ich bald. Und Engelein erscheinen um die Wette 31. Wenn du mich mit den Augen streifst Ich fing schon Andre, die sich höher schwangen; So manches Mädchen hat mein Lied gerührt, Und bringen Schuh und Kleider Euch sofort. Du darfst mir ja nicht trau’n, Indes der Wind schon Sang und Klang entführt. Dann, wenn Ihr ausgeht in die heil’ge Mette, Wenn du mich mit den Augen streifst und lachst, siehst du mich lachen. So zieht Ihr alle Menschen mit Euch fort, Sie senkst, und neigst das Kinn zum Busen dann, Schon Andre fing ich, glaub’ es sicherlich. 25. Heut’ Nacht erhob ich mich um Mitternacht Und wenn Ihr naht der benedeiten Stätte, Bitt’ ich, daß du mir erst ein Zeichen machst, Ich bin verliebt, doch eben nicht in dich. So zündet Euer Blick die Lampen an. Damit ich doch mein Herz auch Heut Nacht erhob ich mich um Mitternacht, Weihwasser nehmt Ihr, macht bänd’gen kann, 35. Geselle, woll’n wir uns in Kutten hüllen? Da war mein Herz mir heimlich fortgeschlichen. des Kreuzes Zeichen Daß ich mein Herz mag bänd’gen, Ich frug: Herz, wohin stürmst du so mit Macht? Und netzet Eure weiße Stirn sodann zahm und still, Geselle, woll’n wir uns in Kutten hüllen, Es sprach: Nur Euch zu sehn, sei es entwichen. Und neiget Euch und beugt die Knie ingleichen - Wenn es vor großer Liebe springen will, Die Welt dem lassen, den sie mag ergötzen? Nun sieh, wie muß es um mein Lieben stehn: O wie holdselig steht Euch alles an! Daß ich mein Herz mag halten in der Brust, Dann pochen wir an Tür um Tür im Stillen: Mein Herz entweicht der Brust, um dich zu sehn! Wie hold und selig hat Euch Gott begabt, Wenn es ausbrechen will vor großer Lust. „Gebt einem armen Mönch um Jesu willen.“ Die Ihr der Schönheit Kron empfangen habt! „O lieber Pater, du mußt später kommen, 26. Heb’ auf dein blondes Haupt Wie hold und selig wandelt Ihr im Leben; 32. Ihr jungen Leute Wenn aus dem Ofen wir das Brot genommen. Der Schönheit Palme ward an Euch gegeben. O lieber Pater, komm nur später wieder, Heb’ auf dein blondes Haupt und schlafe nicht, Ihr jungen Leute, die ihr zieht ins Feld, Ein Töchterlein von mir liegt krank danieder.“ Und laß dich ja von Schlummer nicht betören. 29. Gesegnet sei das Grün Auf meinen Liebsten sollt ihr Achtung geben. „Und ist sie krank, so laßt mich zu ihr gehen, Ich sage dir vier Worte von Gewicht, Sorgt, daß er tapfer sich im Feuer hält; Daß sie nicht etwa sterbe unversehen. Von denen darfst du keines überhören. Gesegnet sei das Grün und wer es trägt! Er war noch nie im Kriege all sein Leben. Und ist sie krank, so laß mich nach ihr schauen, Das erste: daß um dich mein Herze bricht, Ein grünes Kleid will ich mir machen lassen. Laßt nie ihn unter freiem Himmel schlafen; Daß sie mir ihre Beichte mag vertrauen. Schließt Tür und Fenster, daß uns keiner störe, Nein, junger Herr, wirst du so weiter sünd’gen, Der Hafen auch war längst entzwei gegangen. 46. Ich hab’ in Penna einen Liebsten wohnen Wenn ich des armen Kindes Beichte höre!“ Wird dir den Dienst dein An einem Fäßchen Wein gebrach es auch, Alltagsliebchen künd’gen. Und Gläser hat er gar nicht im Gebrauch; Ich hab in Penna einen Liebsten wohnen, 36. Mein Liebster ist so klein Der Tisch war schmal, In der Maremmeneb’ne einen andern, 39. Ihr seid die Allerschönste das Tafeltuch nicht besser, Einen im schönen Hafen von Ancona, Mein Liebster ist so klein, daß ohne Bücken Das Brot steinhart und völlig stumpf das Messer. Zum Vierten muß ich nach Viterbo wandern; Er mir das Zimmer fegt mit seinen Locken. Ihr seid die Allerschönste weit und breit, Ein Andrer wohnt in Casentino dort, Als er ins Gärtlein ging, Jasmin zu pflücken, Viel schöner als im Mai der Blumenflor. 43. Ich ließ mir sagen Der Nächste lebt mit mir am selben Ort, Ist er vor einer Schnecke sehr erschrocken. Orvietos Dom steigt so voll Herrlichkeit, Und wieder einen hab’ ich in Magione, Dann setzt’ er sich ins Haus um zu verschnaufen, Viterbos größter Brunnen nicht empor. Ich ließ mir sagen und mir ward erzählt, Vier in La Fratta, zehn in Castiglione. Da warf ihn eine Fliege übern Haufen; So hoher Reiz und Zauber ist dein eigen, Der schöne Toni hungre sich zu Tode; Und als er hintrat an mein Fensterlein, Der Dom von Siena muß sich vor dir neigen. Seit ihn so überaus die Liebe quält, Stieß eine Bremse ihm den Schädel ein. Ach, du bist so an Reiz und Anmut reich, Nimmt er auf einen Backzahn sieben Brote. HANS PFITZNER Verwünscht sei’n alle Fliegen, Der Dom von Siena selbst ist dir nicht gleich. Nach Tisch, damit er die Verdauung stählt Schnaken, Bremsen 40. Wie lange schon war immer mein Verlangen Verspeist er eine Wurst und sieben Brote, Sehnsucht, op. 10, Nr. 1 Und wer ein Schätzchen Und lindert nicht Tonina seine Pein, Detlev von Liliencron hat aus den Maremmen! Wie lange schon war immer mein Verlangen: Bricht nächstens Hungersnot und Teurung ein. Verwünscht sei’n alle Fliegen, Ach wäre doch ein Musikus mir gut! Ich ging den Weg entlang, der einsam lag, Schnaken, Mücken Nun ließ der Herr mich meinen Wunsch erlangen 44. Du sagst mir, dass ich keine Fürstin sei Den stets allein ich gehe jeden Tag. Und wer sich, wenn er küßt, so tief muß bücken! Und schickt mir einen, ganz wie Milch und Blut. Die Heide schweigt, das Feld ist menschenleer; Da kommt er eben her mit sanfter Miene, Du sagst mir, daß ich keine Fürstin sei; Der Wind nur weht im Knickbusch um mich her. 37. Ein Ständchen Euch zu bringen Und senkt den Kopf und spielt die Violine. Auch du bist nicht auf Spaniens Thron entsprossen. Weit liegt vor mir die Straße ausgedehnt; Ein Ständchen Euch zu bringen kam ich her, 41. Wie viele Zeit verlor ich, dich zu lieben! Nein, Bester, stehst du auf bei Hahnenschrei, Es hat mein Herz nur dich, nur dich ersehnt. Wenn es dem Herrn vom Haus nicht ungelegen. Fährst du aufs Feld und nicht in Staatskarossen. Und kämest Du, ein Wunder wär’s für mich, Ihr habt ein schönes Töchterlein. Es wär Wie viele Zeit verlor ich, dich zu lieben! Du spottest mein um meine Niedrigkeit, Ich neigte mich vor dir: ich liebe dich. Wohl gut, sie nicht zu streng im Haus zu hegen. Hätt ich doch Gott geliebt in all der Zeit. Doch Armut tut dem Adel nichts zu Leid. Und liegt sie schon im Bett, so bitt ich sehr, Ein Platz im Paradies wär mir verschrieben, Du spottest, daß mir Krone fehlt und Wappen, Und im Begegnen, nur ein einzger Blick, Tut es zu wissen ihr von meinetwegen, Ein Heilger säße dann an meiner Seit. Und fährst doch selber nur Des ganzen Lebens wär er mein Geschick. Daß ihr Getreuer hier vorbeigekommen, Und weil ich dich geliebt, schön frisch Gesicht, mit Schusters Rappen. Und richtest du dein Auge kalt auf mich, Der Tag und Nacht sie in den Sinn genommen, Verscherzt ich mir des Paradieses Licht, 45. Lass Sie nur gehen Ich trotze Mädchen dir: ich liebe dich. Und daß am Tag, der vierundzwanzig zählt, Und weil ich dich geliebt, schön Veigelein, Sie fünfundzwanzig Stunden lang mir fehlt. Komm ich nun nicht ins Paradies hinein. Laß sie nur gehn, die so die Stolze spielt, Doch wenn dein schönes Auge grüßt Das Wunderkräutlein aus dem Blumenfeld. und lacht, 38. Nein, junger Herr 42. Mein Liebster hat zu Tische mich geladen Man sieht, wohin ihr blankes Auge zielt, Wie eine Sonne mir in schwerer Nacht, Da Tag um Tag ein andrer ihr gefällt. Ich zöge rasch dein süßes Herz an mich Nein, junger Herr, so treibt man’s nicht, fürwahr; Mein Liebster hat zu Tische mich geladen Sie treibt es grade wie Toscanas Fluß, Und flüstre leise dir: ich liebe dich. Man sorgt dafür, sich schicklich zu betragen. Und hatte doch kein Haus mich zu empfangen, Dem jedes Berggewässer folgen muß. Für Alltags bin ich gut genug, nicht wahr? Nicht Holz noch Herd zum Kochen Sie treibt es wie der Arno, will mir scheinen: Doch Beßre suchst du dir an Feiertagen. und zum Braten, Bald hat sie viel Bewerber, bald nicht einen. Gegenliebe, op. 22, Nr. 4 Das liebe Mädchen hatte geschlafen, Meine Lieder kennen sie weit und breit. So wohl mir, wann ich kam; Gottfried August Bürger Doch als sie des Junkers Augen trafen, Mein Kittel vergraut, mein Kasten verstimmt, Da hatt ich keinen Zeitvertreib, Ist sie erwacht. Möcht’ sehn, was das für ein Ende nimmt. Und kein Geschäft, als sie; Wenn, o Mädchen, wenn dein Blut Erst schreit sie und will Feld ein; Mit krummen Rücken von Haus zu Haus, Da fühlt’ ich ganz an Seel’ und Leib, Reger dir am Herzen wühlte; Ich denke, wir lassen die beiden allein Am besten, ich schlafe mir alles aus, Und fühlte nichts, als sie. Wenn dies Herz von meiner Glut In der Sommernacht. Wo der Weiser steht an der Straß’. Nur die leise Wärme fühlte; Da war ich dumm, und stumm, und taub; Leierkastenmann, op. 15, Nr. 1 Michaelskirchplatz, op. 19, Nr. 2 Vernahm nichts, außer ihr; Wenn dein schöner Herzensdank Carl Busse Carl Busse Sah nirgends blühen Blum’ und Laub; Meiner Liebe Gruß empfinge; Nur Suschen blühte mir. Und dir willig, ohne Zwang, Wo der Weiser steht an der Straß’ Abendschwärmer zogen um die Linden, Nicht Sonne, Mond, und Sternenschein, Kuß auf Kuß vom Munde ginge: Wachst schönes Mariengras. Von den Krähnen sangen Schiffersknechte, Mir glänzte nur mein Kind; Meiner Mutter ist es allda geschehen, Hob sich manchmal in bewegten Winden Ich sah, wie in die Sonn’ hinein, O dann würde meine Brust Ist wandernd und bettelnd kommen in Wehen, Deines Haares eine lose Flechte. Und sah mein Auge blind. Ihre Flamme nicht mehr fassen, Und als sie mich hat geboren, Alles könnt’ ich dann mit Lust, Sie hat das Leben verloren O, wie selig dir die Wangen glühten, Und wieder kam gar andre Zeit, Leib und Leben könnt’ ich lassen. Wo der Weiser steht an der Straß’. Wenn mein Arm den deinen zärtlich drückte, Gar anders ward es mir: Und ich lächelnd von versagten Blüten Doch alle Tugend, Sittsamkeit, Gegengunst erhöhet Gunst, Zum Bettelvogt ward ich gebracht; Im Vorbeigehn dir die schönste pflückte, Und Schönheit blieb an ihr. Ich kam und ging, ich ging und kam, Gegenliebe nähret Liebe, Mein Magen der knurrte bei Tag und Nacht Wie Ebb und Flut zur See. Und enflammt zur Feuersbrunst, Und als ich erst groß geworden, War die Welt so still und heilig, Lucie. Ganz wohl mir tat es, wann ich kam, Was sonst Aschenfünkchen bliebe. ich trat in den fahrenden Orden. Und die Burschen über’m Wasser sangen, Doch, wenn ich ging, nicht weh. - An die Seite hing ich den Bettelsack Von Sankt Michael die Glocken klangen, Müde Und schleppte den Kasten huckepack Und wir lächelten und schwiegen, Lucie. Ihr Weisen, hoch und tief gelahrt, Detlev von Liliencron Was ward ich ein junger Leiermann Die ihr’s ersinnt, und wißt, Und spielte vor jeder Tür’! Schön Suschen, op. 22, Nr. 3 Wie, wo und wann sich alles paart? Auf dem Wege vom Tanzsaal nach Haus Gottfried August Bürger Warum sich’s liebt und küßt? Ruht sich auf dem Steine aus Wo der Weiser steht an der Straß’. Ihr hohen Weisen, sagt mir’s an! Die hübsche Margret’, Es ging ein Mädel durch’s Gras, Schön Suschen kannt ich lange Zeit: Ergrübelt, was mir da, Sie öffnet ein wenig das stramme Mieder, Sie schürzte die Röcke Schön Suschen war wohl fein; Ergrübelt mir, wo, wie und wann, Daß kühl über die weißen Glieder und sprang über›n Graben; Voll Tugend war’s und Sittsamkeit: Warum mir so geschah? -- Der Nachtwind weht. Ich dachte: die möcht’ ich zur Liebsten haben Das sah ich klärlich ein. Und tat ich ihr schön und sprach ihr vom Frei’n. Ich kam und ging, ich ging und kam, Ich selber sann wohl Nacht und Tag, Desselben Weges kommt auch der Junker, Sie zeigte die Zähne und sagte nicht nein. Wie Ebb und Flut zur See. Und wieder Tag und Nacht, Mit Troddeln am Hut und vielen Geflunker, Da haben wir Hochzeit gehalten, Ganz wohl mir tat es, wenn ich kam, So wundersamen Dingen nach; Und sieht den Stein, Wo der Weiser steht an der Straß’. Doch, wann ich ging, nicht weh. Doch hab’ ich nichts erdacht. - Und auf dem Stein das hübsche Kind; Drum, Lieb ist wohl, wie Wind im Meer: Und wie der Blitz geschwind O weh! Was bringt mir mein Spiel! Und es geschah, daß nach der Zeit, Sein Sausen ihr wohl hört, Fällt ihm was ein. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel! Gar andres ich vernahm; Allein ihr wisset nicht, woher? Sechs Tage von sieben sind Fastenzeit, Da tat’s mir, wann ich schied, so leid, Wißt nicht wohin er fährt? Ich und du, op. 11, Nr. 1 An den Mond, op. 18 Und mit dem genießt, Da hat er flink sich umgedreht, Friedrich Hebbel Johann Wolfgang von Göthe Was, von Menschen nicht gewußt Und wie es stund, es annoch steht: Oder nicht bedacht, Der Zopf, der hängt ihm hinten. Wir träumten voneinander Füllest wieder Busch und Thal Durch das Labyrinth der Brust Und sind davon erwacht, Still mit Nebelglanz, Wandelt in der Nacht. Da dreht er schnell sich anders ‚rum, Wir leben, um uns zu lieben, Lösest endlich auch einmal ‚s wird aber noch nicht besser drum, Und sinken zurück in die Nacht. Meine Seele ganz; Abendrot, op. 24, Nr. 4 Der Zopf, der hängt ihm hinten. Fritz Lienhard Du tratst aus meinem Traume, Breitest über mein Gefild Er dreht sich links, er dreht sich rechts, Aus deinem trat ich hervor. Lindernd deinen Blick, Mir ist nach einer Heimat weh, Er tut nichts Guts, er tut nichts Schlechts, Wir sterben, wenn sich eines Wie des Freundes Auge mild Die keine Erdengrenzen hat! Der Zopf, der hängt ihm hinten. Im andern ganz verlor. Ueber mein Geschick. Ich sehne mich aus Menschennot Nach einer ew’gen Himmelsstadt. Er dreht sich wie ein Kreisel fort, Auf einer Lilie zittern Jeden Nachklang fühlt mein Herz Es hilft zu nichts, mit einem Wort - Zwei Tropfen, rein und rund, Froh und trüber Zeit, Groß glänzt klar das Abendrot. Der Zopf, der hängt ihm hinten. Zerfließen in eins und rollen Wandle zwischen Freud’ und Schmerz Sanft rauscht der Quell im Wasgenwald. Hinab in des Kelches Grund. In der Einsamkeit. Wie bald verging mein Erdentag Und seht, er dreht sich immer noch Und all mein Tagewerk, wie bald! Und denkt, es hilft am Ende doch, Gebet, op. 26, Nr. 1 Fließe, fließe, lieber Fluß! Der Zopf, der hängt ihm hinten. Friedrich Hebbel Nimmer werd’ ich froh, O komm’, du weltallweite Nacht, So verrauschte Scherz und Kuß, Die keine Erdenmaßen Kennt, Ist der Himmel drum im Lenz so blau, op. 2, Nr. 2 Die du über die Sterne weg Und die Treue so. Aus deren Tiefen Stern an Stern Richard Leander Mit der geleerten Schale Ich besaß es doch einmal, Auf unser winzig Sternlein brennt. Aufschwebst, um sie am ew’gen Born Was so köstlich ist! Ist der Himmel darum im Lenz so blau, Eilig wieder zu füllen: Daß man doch zu seiner Qual Nicht müd’ bin ich vom Tagewerk Weil er über die blumige Erde schaut, Einmal schwenke sie noch, o Glück, Nimmer es vergißt! Und doch bin ich des Tages satt. Oder ist die Erde so blumig im Lenz, Einmal, lächelnde Göttin! Nach deinen Weiten sehn’ ich mich, Weil darüber der sonnigen Himmel blaut? Sieh, ein einziger Tropfen hängt Rausche, Fluß, das Thal entlang, Du unbegrenzte Himmelsstadt. Noch verloren am Rande, Ohne Rast und Ruh, Hab’ ich dich darum, mein Kind, so lieb, Und der einzige Tropfen genügt, Rausche, flüstre meinem Sang Tragische Geschichte, op. 22, Nr. 2 Weil du gar so lieblich und reizend bist, Eine himmlische Seele, Melodien zu, Adelbert von Chamisso Oder bist du darum so reizend, mein Kind, Die hier unten in Schmerz erstarrt, Weil die Lieb’ dir ins Herz kommen ist? Wieder in Wonne zu lösen. Wenn du in der Winternacht ‚s war einer, dem’s zu Herzen ging, Ach! sie weint dir süßeren Dank, Wüthend überschwillst, Daß ihm der Zopf nach hinten hing, Stimme der Sehnsucht, op. 19, Nr. 1 Als die anderen alle, Oder um die Frühlingspracht Er wollt es anders haben. Carl Busse Die du glücklich und reich gemacht; Junger Knospen quillst. Laß ihn fallen, den Tropfen! Da denkt er denn, wie fang ich’s an? Ich raun’ dir am Bette in schlafloser Nacht, Selig, wer sich vor der Welt Ich dreh’ mich ‚rum, so ist’s getan, Ich hab’ deine Tage so müde gemacht. Ohne Haß verschließt, Der Zopf, der hängt ihm hinten. Und was ich gewesen, und was ich dir bin, Einen Freund am Busen hält Das flutet in ewigem Wechsel dahin. Ich bin ein dunkler, verworr’ner Klang, Ich aber weiss, op. 11, Nr. 2 Du segnest herrlich Wasserfahrt, op. 6, Nr. 6 Der weit aus Thule herüberdrang. Ludwig Jacobowski Das frische Feld, Heinrich Heine Ich bin deiner Jugend verblühender Traum, Im Blütendampfe Dein erster Kuß unterm Apfelbaum. Ich aber weiß, ich seh dich manche Nacht, Die volle Welt. Ich stand gelehnet an den Mast, In meinen Träumen klingt dein holdes Lachen, Und zählte jede Welle. Ich bin deine heil’ge Herzensnot, Und meine Lippen murmeln oft im Wachen O Mädchen, Mädchen, Ade! mein schönes Vaterland! Ich ruf’ dich in Morgen- und Abendrot. Verlor’ne Wünsche, die an dich gedacht. Wie lieb ich dich! Mein Schiff, das segelt schnelle! Wie blickt dein Auge, Deine Felder verkommen, dein Pflug bleibt stehn. Und unaufhörlich legt sich Zeit zu Zeit, Wie liebst du mich! Ich kam schön Liebchens Haus vorbei, Es treibt dich in purpurne Fernen zu gehn, Verweht wie deine sind dann meine Spuren, Die Fensterscheiben blinken; Und ich flieg’ dir voraus, Bis zu den Mauern jener stillen Fluren, So liebt die Lerche Ich guck mir fast die Augen aus, Und dein Fuß wird wund, Wo schweigsam Hügel sich an Hügel reiht. Gesang und Luft, Doch will mir niemand winken. Und immer verdürstender brennt dein Mund. Und Morgenblumen Dann wird der Sturmwind um die Gräber gehn, Den Himmelsduft, Ihr Tränen, bleibt mir aus dem Aug’, Und du schreist nach mir, Der wird mit seinen regenfeuchten Schwingen Daß ich nicht dunkel sehe. Nach Erfüllung und Licht, Von Menschenglück und junger Liebe singen; Wie ich dich liebe mein krankes Herze brich mir nicht Wie du hungerst und frierst Wir aber ruhn und werden’s nicht versteh’n. Mit warmen Blut, Vor allzugroßem Wehe. Und du findest mich nicht. Die du mir Jugend Ich bin nur ein Klingen, Mailied, op. 26, Nr. 5 Und Freud und Mut Ich bin nur ein Hauch, Johann Wolfgang von Goethe Dein Herz wird schweigen; Zu neuen Liedern Dann schweig’ ich auch. Wie herrlich leuchtet Und Tänzen gibst. Mir die Natur! Sei ewig glücklich, Es glänzt so schön die sinkende Sonne, op. 4, Nr. 1 Wie glänzt die Sonne! Wie du mich liebst! Heinrich Heine Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten Es glänzt so schön die sinkende Sonne, Aus jedem Zweig Doch schöner ist deiner Augen Schein. Und tausend Stimmen Das Abendrot und deine Augen, Aus dem Gesträuch, Sie strahlen mir traurig ins Herz hinein. Und Freud und Wonne Das Abendrot bedeutet Scheiden, Aus jeder Brust. Und Herzensnacht und Herzensweh. O Erd’, o Sonne! Bald fließet zwischen meinem Herzen O Glück, o Lust! Und deinen Augenn die weite See. O Lieb’, o Liebe! So golden schön, Wie Morgenwolken Auf jenen Höhn! DIETRICH FISCHER-DIESKAU LIED EDITION - Vol. 1 CARL FRIEDRICH ZELTER (1758-1832) Ausgewählte Lieder · Selected Songs Aribert Reimann, Hammerklavier / fortepiano JOHANN FRIEDRICH REICHARDT (1752-1814) Ausgewählte Lieder · Selected Songs Maria Graf, Harfe / harp LOUIS SPOHR (1784-1859) Ausgewählte Lieder · Selected Songs Julia Varady, Sopran / soprano Dmitry Sitkovetsky, Violine / violin Hans Schöneberger, Klarinette / clarinet Hartmut Höll, Klavier / piano HUGO WOLF (1860-1903) Italienisches Liederbuch Irmgard Seefried, Sopran / soprano Erik Werba, Klavier / piano HANS PFITZNER (1869-1949) Ausgewählte Lieder · Selected Songs Hartmut Höll, Klavier / piano

C992205

Aufnahmen / Recordings: 1983 (CD1), 1990 (CD2), 1984 (CD 3), 1958 (CD 4), 1982 (CD 5) This compilation C + P 2020 ORFEO INTERNATIONAL MUSIC GmbH, Poing, Germany. Trademark(s) Registered • Made in Germany