Gewässerzustands- Bericht 2010

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Gewässerzustands- Bericht 2010 GEWÄSSERZUSTANDS- BERICHT 2010 Ökologische Bilanz zur Biologie, Chemie und Biodiversität der Fließgewässer und Seen GEWÄSSERZUSTANDS- BERICHT 2010 Ökologische Bilanz zur Biologie, Chemie und Biodiversität der Fließgewässer und Seen in Rheinland-Pfalz MAINZ, JUNI 2011 IMPRESSUM Herausgeber: Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz Kaiser-Friedrich-Straße 7 55116 Mainz Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Kaiser-Friedrich-Straße 1 55116 Mainz Bearbeitung: Fulgor Westermann, Dr. Jochen Fischer, Dr. Thomas Ehlscheid, Dr. Susanne Wanner, Dr. Olaf Prawitt, Peter Loch, Dr. Klaus Wendling. Mit Beiträgen von: Frank Angerbauer, Christiana Fromm, Anette Haas, Brigitte Karsten, Lothar Kroll, Christoph Linnenweber, Ralf Lorig, Rudolf May, Thomas Müllen, Dr. Thomas Paulus, Heike Rohleder, Julia Sälzer, Fritjof Schäfer Titelfoto: Morgenbach bei Trechtingshausen (Dr. Jochen Fischer) Kartographie: BG Umwelt – Aßmann und Fiegler GbR Auflage: 4000 Exemplare © 2011 Nachdruck und Wiedergabe nur mit Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffent- Genehmigung des Herausgebers lichkeitsarbeit der Landesregierung Rheinland- Pfalz herausgegeben. Sie darf weder von Parteien Gestaltung: noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern zum media machine GmbH, Mainz Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. www.mediamachine.de Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorste- henden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einer politischen Gruppe verstanden werden könnte. 4 INHALT Vorwort 7 1. GRUNDLAGEN 8 1.1 Lebensraum Gewässer 9 1.2 Gewässer und ihre Nutzungen 18 1.3 Neue Gewässerbewertung: Der „Blick aufs Ganze“ 40 2. ÖKOLOGISCHE BILANZ DER FLIEßGEWÄSSER 50 2.1 Landesweiter Überblick 51 2.2 Die Bundeswasserstraßen: Rhein, Mosel, Saar und Lahn 68 2.3 Rheinhessen 88 2.4 Vorderpfalz, Pfälzerwald und Westrich 104 2.5 Saar-Nahe-Bergland und Untere Nahe 124 2.6 Hunsrück 138 2.7 Eifel und Gutland 152 2.8 Taunus, Westerwald und Siegerland 170 3. Ökologische BilanZ der Seen 186 3.1 Seen in Rheinland-Pfalz 187 3.2 Seenüberwachung und Wasserqualität 188 3.3 Maßnahmen und Fallbeispiele 193 3.4 Artenvielfalt 196 4. Tabellenanhang Bewertung der Fließgewässer-Wasserkörper in Rheinland-Pfalz 198 Bundeswasserstraßen 198 Rheinhessen 200 Vorderpfalz, Pfälzerwald, Westrich 200 Saar-Nahe-Bergland und Untere Nahe 204 Hunsrück 206 Eifel und Gutland 208 Taunus, Siegerland, Westerwald 214 5. LITERATUR und LINKS 218 6. Bildnachweis 220 7. karte Ökologischer Zustand der Gewässer in Rheinland-Pfalz, Stand 2010 Maßstab 1:220 000 Anlage 5 IM FOCus Themen Was ist Biodiversität? 17 Nutzungen und potenzielle Gefährdungen von Gewässern 19 Wirbellose als Abwasseranzeiger – ein „Klassiker“ der Gewässerbewertung 23 Was ist „Eutrophierung“? 25 Das Trophiesystem der Seen 28 Konzentrationsangaben 29 Die Aktion Blau 37 Was ist ein Wasserkörper? 41 Was bedeutet die leitbildbezogene Bewertung? 63 Gebietsfremde Arten (Neobiota) in den Wasserstraßen von Rheinland-Pfalz 78 Pflanzenschutzmitteleinträge am Beispiel der Selz 92 Der Sandbach des Pfälzerwaldes (I) 106 Der Sandbach des Pfälzerwaldes (II) 118 Gewässer ohne Wasser? 120 Die Barbenregion der Nahe 134 Aktueller Trend der Fließgewässer-Versauerung in Rheinland-Pfalz – und wie reagiert die Gewässerbiologie? 144 Das Bachneunauge 150 Flussvergiftung durch Insektizidunfall in der Prüm 2003 161 Die Äschenregion der Eifelflüsse 166 Rückkehr des Lachses in den Westerwald – Beispiel Saynbach 179 Nister und Wied – Refugien für Flussperlmuschel und Bachmuschel 181 „Seentherapie“ 192 6 Vorwort toren eine Rolle spielen. Der ökologische Zustand ist demnach ein neuer Bewertungsmaßstab, der Das Prinzip von Vorsor- über die klassische Gewässergütebestimmung ge und Nachhaltigkeit hinausgeht. ist im Gewässerschutz fest verankert. Der Im vorliegenden „Gewässerzustandsbericht 2010“ Umgang mit Gewäs- werden die rheinland-pfälzischen Fließgewässer sern ist in der Umwelt- und Seen gemeinsam dargestellt und die Ergebnis- gesetzgebung schon im se der ökologischen und chemischen Zustandsbe- Grundsatz so angelegt, dass Gewässer „als Be- wertung vorgestellt. Ein weiterer Akzent bezieht standteile des Naturhaushalts, als Lebensgrundlage sich auf die Biodiversität der Gewässer. für den Menschen, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie als nutzbares Gut zu schützen“ sind Während im bundesweiten Durchschnitt nur (§ 1 Wasserhaushaltsgesetz). ca. 10 % der Fließgewässer einen guten oder sehr guten ökologischen Zustand aufweisen, haben in Die Wasserwirtschaft hat die Aufgabe, sowohl Rheinland-Pfalz bereits heute über 27 % einen die Verbesserung der Wasserqualität als auch die guten oder sehr guten ökologischen Zustand. Entwicklung naturnaher Strukturen an den Gewäs- Damit liegt Rheinland-Pfalz im bundesweiten Ver- sern voranzubringen. In Rheinland-Pfalz wurde in gleich im Spitzenbereich. Trotzdem müssen in den den letzten 30 Jahren im Bereich der kommunalen nächsten 16 Jahren 73 % der Fließgewässer und 14 Abwasserbeseitigung Investitionen von ca. 7,5 Mrd. von 16 Wasserkörpern bei den Seen in den guten Euro getätigt. Darüber hinaus wurden von 1994 bis Zustand überführt werden, damit die Anforderungen 2010 rund 177 Millionen Euro in die Aktion Blau nach WRRL bis 2027 erfüllt werden. Dabei sind die und damit in die Entwicklung naturnaher Gewässer Themen Nährstoffbelastung und Strukturdefizite investiert. Die Ergebnisse des vorliegenden Berichts von großer Bedeutung. bestätigen, dass beide Handlungsfelder gleicher- maßen von großer Bedeutung sind. Gerade dann, Der Gewässerzustandsbericht möchte neben der wenn Maßnahmen zu Gewässerschutz und Ge- „nüchternen“ Fachinformation aber auch das emo- wässerentwicklung ganzheitlich umgesetzt werden, tionale Interesse der Leserinnen und Leser für den fördert dies die Artenvielfalt unserer Gewässer. Natur- und Erlebnisraum Gewässer wecken. Denn Dadurch wird ihr ökologischer Zustand aufgewer- eines sollten wir uns bewusst machen: Gewässer- tet und ihr dauerhafter Wert für eine nachhaltige schutz und Gewässerentwicklung schaffen Lebens- Nutzung, für die Erholung der Bevölkerung und für qualität! Im Verbund aller am Gewässerschutz ein attraktives Landschaftsbild gesteigert. interessierten und engagierten Akteure wird es langfristig möglich sein, unsere Gewässer zu einem Seit der letzten umfassenden Darstellung der guten Zustand zu entwickeln und so nachhaltig zu Entwicklung rheinland-pfälzischer Fließgewässer bewirtschaften, dass auch künftige Generationen im „Gütebericht 2000“ wurde der Gewässerschutz die Schönheit und Vielfalt der Bäche, Flüsse und in Europa auf eine neue Grundlage gestellt. Die im Seen in Rheinland-Pfalz erleben können. Jahr 2000 in Kraft getretene Wasserrahmenrichtli- nie der Europäischen Gemeinschaft (WRRL) hat das In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Erreichen des guten ökologischen und chemischen Lesern eine interessante und aufschlussreiche Zustandes der Gewässer zum Ziel. Hierbei wird ein Lektüre! ganzheitlicher Blick auf die Gewässer geworfen. Nicht nur die „Chemie muss stimmen“ sondern auch die strukturelle Qualität des Gewässers als Ihre Ulrike Höfken Lebensraum. Um dies zu beurteilen, wurden Bewer- Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, tungsverfahren entwickelt, in denen erstmals auch Ernährung, Weinbau und Forsten Fische und Wasserpflanzen als biologische Indika- 7 1. GRUNDLAGEN Fließgewässer: Lebensadern der Landschaft 8 1.1 Lebensraum Gewässer Hinsichtlich ihres Energie- und Sauerstoffhaushal- tes sind Quellen und kleine Bäche nahezu vollstän- 1.1.1 Lebensgemeinschaften dig von den Einträgen aus ihrer Umgebung abhän- in unseren Bächen und Flüssen gig. So stellt das Falllaub der sie beschattenden Ufergehölze die wichtigste Energie- und Nahrungs- Der Anblick von Fließgewässern aus der Vogelpers- quelle dar. Dieses grobe pflanzliche Material wird pektive hat ihnen die Bezeichnung „Lebensadern von Bachflohkrebsen, Köcherfliegen, Steinfliegen u. der Landschaft“ eingebracht. Nicht nur im bildhaf- a. gefressen und dabei zerkleinert. Was zurück ten Sinne, sondern auch hinsichtlich ihrer Funktio- bleibt, ist immer noch groß und energiereich nen ist dies ein durchaus passender Vergleich. genug, um filtrierende und Feinmaterial sammeln- de Organismen zu ernähren. Zu den „Filtrierern“ Fließgewässer stellen ein Stoff- und Energietrans- des Bergbaches gehören z. B. Kriebelmücken und portsystem dar, in dem unter der Beteiligung der die kleinen Erbsenmuscheln. Der Ernährungstyp aquatischen Flora und Fauna sowie zahlloser des „Sammlers“ ist unter den Driftnetze bauenden Mikroorganismen wichtige Stoffumsätze im Gang Köcherfliegenlarven verbreitet. Die abschließende sind („Fluss-Kontinuum-Konzept“). Aber im Zerlegung der organischen Reste in ihre Nährstoff- gerichteten Wasserstrom wird kein Prozess da bestandteile erfolgt durch Pilze und Mikroorganis- vollendet, wo er begann. Vielmehr werden Stoff- men und geschieht unter Verbrauch von Sauer- kreisläufe mit der Strömung zu „Stoffspiralen“ stoff. Diese „Mineralisierung“ organischer Stoffe auseinander gezogen. Auch die Ausbildung ab- entspricht der Selbstreinigung des Gewässers. schnittstypischer Lebensgemeinschaften (Biozöno- sen) lässt sich nur im Längsverlauf des Flusses Der verbrauchte Sauerstoff wird auf physikali- verstehen. Im Folgenden sind die wichtigsten schem Wege sofort wieder zurück gewonnen. Umsatzprozesse und ihre Akteure von der Quelle In den steinigen „Rauschestrecken“ des steilen bis zur Mündung dargestellt: Kerbtales
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