HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DER SCHWEIZ

RÉPERTOIRE DES FONDS IMPRIMÉS ANCIENS DE SUISSE

REPERTORIO DEI FONDI ANTICHI A STAMPA DELLA SVIZZERA HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DER SCHWEIZ

RÉPERTOIRE DES FONDS IMPRIMÉS ANCIENS DE SUISSE

REPERTORIO DEI FONDI ANTICHI A STAMPA DELLA SVIZZERA

Herausgegeben von der Zentralbibliothek Zürich

Olms-Weidmann Hildesheim · Zürich · New York 2011 HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DER SCHWEIZ

RÉPERTOIRE DES FONDS IMPRIMÉS ANCIENS DE SUISSE

REPERTORIO DEI FONDI ANTICHI A STAMPA DELLA SVIZZERA

Band 1 Kantone Aargau bis Jura

Herausgegeben von der Zentralbibliothek Zürich

Bearbeitet von Urs B. Leu, Hanspeter Marti und Jean-Luc Rouiller

Olms-Weidmann Hildesheim · Zürich · New York 2011 Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung

Erarbeitung und Publikation des vorliegenden Werkes wurden durch namhafte Beiträge unterstützt von:

Bundesamt für Bildung und Wissenschaft Bundesamt für Kultur Ecoscientia Stiftung Ernst Göhner Stiftung Silva Casa Stiftung Vontobel-Stiftung

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

kȍ ISO 9706 Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Herstellung: Strauss GmbH, 69509 Mörlenbach Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany © Georg Olms Verlag AG, Zürich 2011 www.olms.de ISBN 978-3-487-14584-6 5

INHALT

Vorwort...... 7 StadtbibliothekBiel...... 262 Einleitung...... 9 SchlossbibliothekBurgistein...... 269 Avant-propos ...... 11 Archives et bibliothèque de la Conférence mennonite suisse, Le Jean Gui (Tramelan) . . . 272 Introduction...... 13

Freiburg / Fribourg Aargau Archives de l’État de Fribourg ...... 277 AargauerKantonsbibliothek,Aarau...... 15 Bibliothèque cantonale et universitaire de StadtarchivBaden...... 43 Fribourg...... 279 Bibliothek des Benediktinerinnenklosters Fahr 47 Bibliothèque du couvent des cordeliers BibliothekimSchlossWildegg...... 49 (Franziskanerkloster), Fribourg ...... 290 StadtbibliothekZofingen...... 60 Genf / Genève Appenzell Ausserrhoden Bibliotheca Bodmeriana (Fondation Martin Bodmer),Genève...... 297 HistorischeBibliothekHerisau...... 71 Bibliothèque d’artetd’archéologie, Genève . . 304 Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen...... 76 Fondation Barbier-Mueller pour l’étude de la poésie italienne de la Renaissance, Genève. . . 309 Appenzell Innerrhoden BibliothèquedeGenève...... 311 Innerrhodische Kantonsbibliothek Appenzell 91 Bibliothèque des Conservatoire et Jardin botaniques,Genève...... 329 Basel-Landschaft Bibliothèque du Conservatoire de musique deGenève...... 335 KantonsbibliothekBaselland,Liestal...... 96 Bibliothèque de l’Institut d’histoire de la médecineetdelasanté,Genève...... 340 Basel-Stadt Bibliothèque du Muséum d’histoire naturelle, Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel . . . . 106 Genève...... 343 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel Bibliothèque de l’Institut d’histoire de la (UB)...... 120 Réformation,Genève...... 347 Bibliothèque juive de Genève, «Gérard Bern Nordmann»...... 350 BurgerbibliothekBern...... 193 Bibliothèque du Musée historique de la Bibliothek am Guisanplatz (BiG), Bern . . . . . 198 Réformation,Genève...... 353 Institut für Medizingeschichte der Universität Bibliothèque du Musée d’ethnographie, Bern...... 203 Genève...... 358 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern . . . . 208 Bibliothèque musicale de la Ville de Genève. . 361 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bibliothèque du Musée de la pharmacie, Bern...... 240 Genève...... 368 6 Inhalt

Bibliothèque du Musée d’histoire des sciences, Bibliothek der Theologischen Hochschule Genève...... 370 Chur(THC)...... 432 ’ Bibliothèque de la Société d histoire et Kantonsbibliothek Graubünden, Chur...... 436 d’archéologiedeGenève...... 373 Bibliothek des Dominikanerinnenklosters Bibliothèque de la Société de lecture de InstitutSt.Joseph,Ilanz...... Genève...... 379 454 InstitutetMuséeVoltaire,Genève...... 391 Biblioteca della Fondazione Archivio a Marca,Mesocco...... 456 Glarus Biblioteca dell’archivio della Parrocchia di Bibliothek der Stiftung für das Dr. Kurt H. SanVittoreMauro,Poschiavo...... 460 Brunner-Haus in Glarus ...... 395 Biblioteca dell’archivio Parrocchiale BibliothekdesLandesarchivsGlarus...... 397 diSoazza...... 464 LandesbibliothekGlarus...... 399 Biblioteca del Museo Privatbibliothek im Haus »In der Wiese«, CiäsaGranda,Stampa...... 467 Glarus...... 415 BibliotecaJaura,Valchava...... 472 Bibliothek des Franziskanerklosters Näfels . . 421 Biblioteca Fundaziun Tscharner, Zernez . . . . Bibliothek der G.T.-Mandl-Stiftung, Netstal . 425 474

Graubünden Jura Bibliothek des Dominikanerinnenklosters Bibliothèque cantonale jurassienne, St.PeterundPaul,Cazis...... 430 Porrentruy...... 476 7

VORWORT

1983 publizierte der Münsteraner Anglist Bernhard arten von Bibliotheken erkennen. Katalogrecher- Fabian ein bahnbrechendes Werk: Buch, Bibliothek chen, auch im Internet, überlassen die intellektuelle und geisteswissenschaftliche Forschung.Darinfor- Durchdringung des Gebotenen dem Suchenden. derte er unter anderem die Erarbeitung von Hand- Wenn es sich um grosse Büchermengen handelt und büchern der historischen Buchbestände, um ver- nicht punktuell nach bereits bekannten Titeln borgen liegende Schätze alter Drucke der Forschung gefragt wird, stellt sich eher Unübersichtlichkeit ein bekanntzumachen. Seit 1992 sind 47 Bände über als gründliche Kenntnis von Altbeständen. Nicht historische Buchbestände in Deutschland und Nennung einzelner Titel ist die Aufgabe des Hand- Österreich sowie über deutsche historische Buch- buchs, sondern die reflektierende Analyse der Bau- bestände in anderssprachigen europäischen Staaten steine, die eine Büchersammlung ausmachen. Der erschienen. Lange war die Schweiz ein weisser Fleck Deutlichkeit halber überspitzt, könnte man die auf dieser europäischen Kulturkarte, umso bedauer- Bestandsbeschreibung eine Verbalisierung der Sach- licher, als hierzulande keine nennenswerten Bücher- kataloge ohne Angabe von einzelnen Titeln nennen. verluste zu beklagen sind. Einige Anläufe waren Das Handbuch stellt die Bibliotheksbestände in his- nötig, um in Fachkreisen Unterstützung für ein torische und systematische Zusammenhänge, was Handbuch der historischen Buchbestände in der konventionelle Erschliessungsinstrumente nicht leis- Schweiz zu erlangen. Was will ein solches ten können. Handbuch? Als gleichermassen historisch orientiertes Nach- Wir befinden uns in der Spätphase des Buchzeital- schlagewerk und kulturwissenschaftliche Doku- ters. Vor dem Hintergrund elektronischer Publika- mentation soll das Handbuch eine Reihe von Funk- tionen zeigt sich auf neue Art die Bedeutung des tionen erfüllen: Zunächst ist es eine Bestandesauf- gedruckten Textes. Das Buch ist kein blosser Infor- nahme der historischen Bestände in Bibliotheken. mationsträger, der beliebig gegen andere ausge- Dann dient es als Vademecum für bibliothekarische tauscht werden kann. Unsere Kultur ist im inner- und geisteswissenschaftliche Arbeit mit historischen sten eine Textkultur: Bewahrung und Erschliessung Beständen. Gerade in der Schweiz sind alte Bücher der Texte, deren gründliche Kenntnis und Nutzung in hohem Masse verstreut aufbewahrt. Ihre Benut- für die Zukunft werden mehr und mehr zu einer zung ist schwierig, und in Zukunft wird sie umso bestimmenden Grösse unserer Identität. Daraus schwieriger werden, je unumgänglicher konservato- erwächst auch eine besondere Verantwortung rische Rücksichten die Praxis der Literaturversor- gegenüber der gedruckten Überlieferung, die über gung bestimmen. Das alte Buch wird nicht mehr den reinen Inhalt hinweg oft Spuren der Wissensan- zum Wissenschafter kommen, der Wissenschafter eignung und -vermittlung enthält. Somit wird über wird es am Ort seiner Aufbewahrung aufsuchen seine erste Aufgabe als geisteswissenschaftliches müssen. In diese Richtung weisen auch die grossan- Arbeitsinstrument hinaus das Handbuch der histo- gelegten Digitalisierungsprojekte, die unter dem rischen Buchbestände in der Schweiz zum kulturpo- Titel e-rara.ch den orts- und zeitunabhängigen litischen Werkzeug, uns der Vergangenheit zu versi- Zugriff auf Einzeltitel ermöglichen. Schliesslich chern, aus der wir kommen. taugt das Handbuch als Arbeitsinstrument für die Die historischen Buchbestände sind bekanntlich Bibliotheken selbst: Nirgends gab es vor der Ausar- unzureichend erschlossen. Ihre Bearbeitung gestal- beitung eines Handbuch-Eintrags gleich genaues tet sich als aufwendig und langwierig, konventio- und fundiertes Wissen sowohl über das, was man nelle Katalogisierungsunternehmungen würden zu bieten hat, als auch darüber, was man trotz tra- noch Generationen beschäftigen. Beschreibende dierter Selbsteinschätzung gar nicht besonders bie- Übersichten von historischen Buchbeständen benö- ten kann. Und als Nebenprodukt bringen die Arbei- tigen einen Bruchteil des Bearbeitungsaufwands ten für das Handbuch in den teilnehmenden Biblio- und leisten in gewissem Sinne sogar mehr: Kataloge theken sonst kaum zu gewinnende Erkenntnisse für und Bibliographien dienen dem Zugriff auf einzelne die Planung der Katalogisierung und Konservie- Bücher, das Handbuch lässt Strukturen und Eigen- rung. 8 Vorwort

Viele Jahre lang begegnete der Vorschlag eines Geld allein brachte nicht den Erfolg. Verdienste um Handbuchs in der Schweiz grosser Skepsis, was das Handbuch haben sich viele Personen erworben: Durchführbarkeit, was Finanzierbarkeit, ja sogar, das Personal in den teilnehmenden Bibliotheken, was Wünschbarkeit angeht. Nach und nach konn- die Regionalredaktoren Hanspeter Marti (Deutsch- ten Bedeutung und Wert eines solchen Unterneh- schweiz), Jean-Luc Rouiller (französische Schweiz) mens so weit vermittelt werden, dass es dann »nur« sowie Paola Costantini und Veronica Carmine (ita- mehr um die nötigen Geldmittel ging. Substanzielle lienische Schweiz). Sie lieferten die Bibliotheks- Beiträge des Schweizerischen Nationalfonds bilde- beschreibungen für die endgültige Bearbeitung dem ten die Grundlage für Beginn, Durchführung und Zentralredaktor Urs Leu in der Zentralbibliothek Drucklegung, doch viele weitere kantonale, städ- Zürich, wo auch die Federführung für organisatori- tische, kirchliche und private Quellen haben zur sche Belange des Unternehmens lag. Ein Lenkungs- Finanzierung beigetragen, nicht zuletzt gemeinnüt- ausschuss mit Teilnehmern aus allen Landesteilen zige Stiftungen verschiedenster Art. wurde von René Specht geleitet, um die Werbung Es ist das Verdienst meines Vorgängers, Hermann der finanziellen Mittel war Hermann Köstler Köstler, die Idee eines Handbuchs der historischen besorgt. Dank gebührt dem Verlag Georg Olms, der Buchbestände in der Schweiz aufgegriffen zu haben, das Schweizer Handbuch den bisher erschienenen sich über Jahre für das Projekt engagiert, unermüd- hinzugefügt hat. lich Überzeugungsarbeit geleistet und über seine berufliche Tätigkeit hinaus das Unterfangen zu Zürich, im Februar 2011 einem erfolgreichen Abschluss geführt zu haben. Ihm gebührt an dieser Stelle der Dank der Biblio- Prof. Dr. Susanna Bliggenstorfer theksnation Schweiz. Direktorin der Zentralbibliothek Zürich 9

EINLEITUNG

Das Handbuch der historischen Buchbestände in elektronischen Bibliothekssiegeln der zugrunde- der Schweiz beschreibt 170 Schweizer Bibliotheken liegenden Datenbank. und wurde in elf Jahren erarbeitet. Damit sind aller- Während die einzelnen Artikel, ihrer sprachgeogra- dings nicht alle Bestände abgedeckt; über verschie- phischen Zugehörigkeit entsprechend, in Deutsch, dene Institutionen fehlt ein entsprechender Artikel, Französisch oder Italienisch abgefasst sind, können was wir sehr bedauern. Trotz dieser schmerzlichen die Register aus Kostengründen nur zweisprachig Lücke, die vielleicht einmal mit einem Supplement- angeboten werden. Die in das Einzugsgebiet der band geschlossen werden kann, darf das Handbuch vierten Landessprache fallenden Einträge sind mit beanspruchen, die Mehrheit der relevanten und der Rücksicht auf die des Rätoromanischen unkundigen öffentlich zugänglichen Sammlungen der Schweiz Leser in deutscher oder italienischer Sprache ver- zu beschreiben. fasst worden. Der Aufbau der Register folgt weitge- hend dem Vorbild der deutschen und der österrei- Der zeitliche Schnitt der Bibliotheksartikel liegt in chischen Handbücher. Das Personenregister ist aus der Regel beim Jahr 1900. Hier und dort wurde naheliegenden Gründen einsprachig und orientiert bibliotheksgeschichtlichen Besonderheiten Rech- sich an der deutschen Sprache als der Mehrheits- nung getragen, so im Fall der Zentralbibliothek sprache des Landes. Grosse Beachtung wurde der Zürich, in der die Altbestände der Zürcher Vorgän- Indizierung von Provenienzen geschenkt, was die gerbibliotheken zusammengeführt wurden und die virtuelle Zusammenführung einzelner zerstreuter ihre Tore erst 1917 dem Publikum öffnete. Dement- Sammlungen erleichtert. Die Sachregister berück- sprechend wurde die zeitliche Grenze der Beschrei- sichtigen auch Orte und Körperschaften, wobei bung des Altbestands bis zu diesem Jahr ausge- diese in der Regel nicht übersetzt wurden. Ein Ein- dehnt. trag ins Sachregister erfolgte in der Regel bei Will man sich das Profil einer historischen Biblio- Beständen von mehr als hundert Einheiten. thek im Überblick vergegenwärtigen, sind nicht Abschliessend danken wir allen, die uns bei der zuletzt quantitative Aspekte von Bedeutung. Die Erarbeitung der Geschichte der einzelnen Bibliothe- statistischen Erhebungen wurden in den beteilig- ken und der Beschreibung der historischen Buch- ten Bibliotheken je nach den verfügbaren Ressour- bestände in der Schweiz in irgendeiner Form unter- cen so zuverlässig wie möglich ausgeführt. Die stützt haben. Dazu gehören nicht zuletzt die Mit- unterschiedlichen Modalitäten der Zählung und glieder des Lenkungsausschusses, insbesondere des- Beschreibung werden jedem Leser auffallen; sie sen Präsident, Dr. René Specht, Direktor der Stadt- sind aber verständlich, wenn man die zum Teil bibliothek Schaffhausen, sowie der Initiator des sehr unterschiedliche Qualität der Findmittel in Projekts und Finanzchef des Ausschusses, Dr. Her- Betracht zieht. Die Anwendung einheitlicher mann Köstler, bis 2008 Direktor der Zentralbiblio- methodischer Vorgaben war aus arbeitstechni- thek Zürich, und seine Nachfolgerin, Prof. Dr. schen, sprich finanziellen Gründen nicht möglich. Susanna Bliggenstorfer. Von den zahlreichen Kolle- Trotzdem hat sich das von den ausländischen ginnen und Kollegen, die massgeblich zum Gelingen Handbüchern vorgegebene Aufbauschema der Arti- beigetragen haben, seien dankbar erwähnt: Rino kel mit fünf Hauptkapiteln bewährt, und die grund- Büchel, Raffael Keller, Sabrina Klein, Beatriz Lien- legenden Darstellungsnormen der Schwester- hard, Andrea Linsmayer, Gerardo Rigozzi, Michel publikationen konnten weitgehend übernommen Schlup, Michael Schmidt und Henri Waltenspuehl werden. Die Reihenfolge orientiert sich an den sowie die BCU Lausanne.

11

AVANT-PROPOS

En 1983, Bernhard Fabian, professeur d’anglais à catalogage en bonne et due forme, et une descrip- l’Université de Münster, publia un ouvrage qui tion de ce genre apporte même un plus : les catalo- allait faire date: Buch, Bibliothek und geisteswis- gues et bibliographies permettent d’accéder à des senschaftliche Forschung. Il y demandait avec insis- livres isolés, tandis le Répertoire offre la possibilité tance des répertoires pour décrire les collections de de mettre en évidence les structures et particularités livres anciens afin de porter à la connaissance des des bibliothèques. Les recherches dans les catalo- chercheurs les trésors typographiques anciens qui gues, même sur Internet, ne sont d’aucune aide au sommeillent dans les bibliothèques. Depuis 1992, chercheur qui souhaite structurer et s’approprier les fonds d’imprimés anciens d’Allemagne, d’Autri- intellectuellement la masse des données. Lorsqu’il che ainsi que les collections de livres anciens alle- s’agit de grandes quantités de livres, lorsqu’on ne mands conservés dans d’autres pays européens non fait pas de recherches ponctuelles de titres déjà con- germanophones ont été décrits dans 47 volumes. La nus à l’avance, le résultat sera un sentiment d’avoir Suisse était toutefois absente de cette carte cultu- affaire à une masse hétéroclite et impénétrable plu- relle européenne, ce qui était d’autant plus regret- tôt que d’acquérir une connaissance approfondie table que notre pays n’a pas connu d’importantes des fonds anciens. Le but du Répertoire n’est pas pertes de documents imprimés. Il a fallu s’y prendre l’énumération de titres spécifiques mais de proposer à plusieurs reprises pour gagner le soutien des spé- une analyse réfléchie des composantes qui forment cialistes du livre ancien en vue du lancement d’un une collection de livres. Pour rendre cette idée plus projet de Répertoire des fonds imprimées anciens claire on pourrait dire, en forçant un peu le trait, de Suisse. Quelle est la finalité d’un tel ouvrage ? que cette analyse consiste à exprimer verbalement Nous vivons une phase tardive de l’ère du livre. le contenu des catalogues matières sans en citer les Face à l’augmentation des publications électroni- titres isolés. Le Répertoire décrit les fonds des bib- ques, l’importance du texte imprimé apparaît sous liothèques dans leurs contextes historiques et systé- un nouveau jour. Le livre n’est pas un simple sup- matiques, ce que les outils traditionnels de mise en port d’information qu’on peut sans aucune perte valeur sont incapables de faire. échanger contre un autre. Notre culture est intime- En tant qu’ouvrage de référence à la fois historique ment liée aux textes. La conservation et la mise à et culturel, le Répertoire est censé assumer plusieurs disposition des textes, la connaissance approfondie fonctions : tout d’abord, recenser les fonds anciens de ces derniers ainsi que leur utilisation dans une conservés dans les bibliothèques. Ensuite, il sert de ’ perspective orientée vers l avenir prennent une vade-mecum pour le travail dans les bibliothèques importance croissante pour notre identité. Il en et la recherche sur les collections de livres anciens. résulte une responsabilité accrue pour la tradition En Suisse, les lieux de conservation des livres imprimée qui ne véhicule pas seulement son anciens sont particulièrement dispersés. Leur utili- ’ contenu, mais témoigne souvent de l assimilation et sation est compliquée et le deviendra de plus en de la diffusion du savoir. Loin de se limiter à sa plus, dans la mesure où les impératifs d’une conser- fonction première comme outil de travail pour les vation durable dictent les modalités de la mise à sciences humaines, le Répertoire des fonds impri- disposition des documents imprimés. Le livre ancien més anciens de Suisse sera aussi un outil de la poli- ne se déplacera plus chez le chercheur, c’est le cher- tique culturelle qui nous permet de nous approprier cheur qui devra le consulter sur place, au lieu même le passé dont nous sommes les héritiers. de sa conservation. Cette tendance est aussi percep- On sait que la mise en valeur des fonds de livres tible à travers les grands projets de digitalisation, anciens est insuffisante. Leur traitement est exi- connus sous le nom d’e-rara.ch, qui permettront geant et prend beaucoup de temps à tel point que le l’accès à des titres isolés indépendamment du temps catalogage traditionnel occupera encore des généra- et du lieu. Finalement, le Répertoire est aussi un tions de spécialistes. Il est en revanche possible outil de travail pour les bibliothèques elles-mêmes: d’obtenir une vue d’ensemble en investissant seule- avant d’avoir réalisé son article pour le Répertoire, ment une petite partie du temps nécessaire à un peu d’institutions avaient des connaissances aussi 12 Avant-propos précises et aussi approfondies tant des points forts œuvré infatigablement pour convaincre de poten- de son offre documentaire que des points qui, au vu tiels partenaires et il a accompagné cette entreprise des nouvelles connaissances acquises, se révélaient bien au-delà de son activité professionnelle afin de objectivement plus faibles et en contradiction avec pouvoir la mener à bon port. Le paysage bibliothé- l’auto-évaluation consacrée par la tradition. Et, conomique suisse saisit l’occasion pour lui exprimer comme produit annexe, les travaux pour le Réper- toute sa gratitude. toire ont permis aux bibliothèques participantes de L’argent seul ne garantissant pas le succès, il a fallu récolter des connaissances approfondies sur leurs l’engagement et la conviction de nombreuses per- fonds qui leur permettront de mieux planifier les sonnes, à savoir : le personnel des bibliothèques programmes de rétroconversion et de conservation. participantes, les rédacteurs régionaux Hanspeter ’ Durant de longues années, l idée de réaliser un tel Marti (Suisse allemande), Jean-Luc Rouiller (Suisse répertoire pour la Suisse se heurtait à une résistance romande), ainsi que Paola Costantini et Veronica sceptique qui mettait en question la faisabilité du Carmine (Suisse italienne). Ils ont fourni les articles projet, son financement, voire même son utilité. sur les bibliothèques de leur région au rédacteur Cependant, les défenseurs de cette entreprise ont central, Urs Leu, conservateur à la Zentralbiblio- ’ peu à peu réussi à imposer leur conviction de l im- thek de Zurich, à qui incombait la tâche de valida- portance et de la valeur du projet, à tel point que tion. La Zentralbibliothek assuma la tâche d’enca- les discussions ne portaient finalement plus que sur drement administratif du projet. Un comité direc- les moyens financiers nécessaires. Des contributions teur, présidé par René Specht et composé de repré- substantielles du Fonds national ont permis de lan- sentants de toutes les régions linguistiques de la ’ cer le projet, de le réaliser et d en diffuser les résul- Suisse, supervisa le déroulement du projet, tandis tats sous forme imprimée. Mais de nombreuses que Hermann Köstler prospectait pour assurer le autres sources ont également contribué au finance- financement. Nos remerciements s’adressent aussi ment : des collectivités publiques (cantons et villes), aux Editions Georg Olms qui ont accueilli le réper- des institutions religieuses ou privées, notamment toire suisse parmi les autres répertoires qui ont déjà ’ diverses fondations d utilité publique. paru. Le mérite d’avoir fait sienne l’idée de créer un Répertoire des fonds imprimés anciens de Suisse Zurich, février 2011 revient à mon prédécesseur Hermann Köstler. Des Susanna Bliggenstorfer années durant, il s’est engagé pour le projet, il a Directrice de la Zentralbibliothek de Zurich 13

INTRODUCTION

Le Répertoire des fonds imprimes anciens de Suisse Suivant l’appartenance des bibliothèques aux diffé- regroupe les descriptions de 170 bibliothèques suis- rentes régions linguistiques, les articles sont rédigés ses qui possèdent des collections dignes d’intérêt ; en allemand, en français ou en italien. Par contre, son élaboration s’étendit sur une durée de onze ans. pour limiter les coûts, les index ne sont que bilin- Malheureusement tous les fonds n’ont pas pu être gues : français et allemand. Pour tenir compte des répertoriés : on cherchera en vain des articles sur un lecteurs qui ne savent pas le romanche, les articles certain nombre d’institutions. Malgré ces lacunes sur les bibliothèques appartenant à la région de la regrettables, qui seront peut-être un jour comblées quatrième langue nationale ont été rédigés soit en par un supplément, le Répertoire aleméritede allemand, soit en italien. La structure des index suit décrire la majorité des bibliothèques qui possèdent de près l’exemple des répertoires allemands et autri- des collections importantes accessibles au public. chiens. Pour des raisons évidentes, l’index des noms ’ ’ Dans la plupart des cas, l’année 1900 constitue la de personnes n existe qu en une seule langue et suit limite chronologique, mais exceptionnellement on a la forme allemande des noms, respectant ainsi le ’ aussi tenu compte des spécificités historiques des poids respectif des langues nationales. L indexation bibliothèques, comme par exemple pour la Zentral- des provenances a été faite avec un soin particulier, ’ bibliothek de Zurich, car cette bibliothèque n’a ce qui facilite l unification virtuelle de collections ouvert ses portes au public qu’en 1917, réunissant dispersées. Dans les index par matières figurent les collections de plusieurs bibliothèques plus aussi des noms de lieux et de collectivités, en règle anciennes. Par conséquent, c’est ici la date de la générale dans leur forme originale, sans traduction. fondation qui a été retenue comme limite chronolo- Sauf exception, seuls des ensembles comptant plus gique. de cent unités ont été indexés. Lorsqu’on souhaite se faire une idée globale des Il nous reste à remercier celles et ceux qui nous caractéristiques des fonds anciens d’une biblio- ont soutenus d’une manière ou d’une autre lors thèque, les aspects quantitatifs ont également leur des recherches sur l’histoire des différentes importance. Les décomptes statistiques ont été bibliothèques et de la description des fonds. En effectués dans les bibliothèques de manière aussi font partie notamment les membres du comité fiable et détaillée que possible, compte tenu des res- directeur et plus particulièrement son président, sources disponibles. Le lecteur remarquera les diffé- René Specht, directeur de la Stadtbibliothek de rentes modalités de comptage et de description, Schaffhouse, et Hermann Köstler, directeur de la maiscesdisparitéss’expliquent lorsqu’on tient Zentralbibliothek de Zurich jusqu’en 2008, insti- compte de la qualité inégale des sources disponibles gateur du projet suisse et responsable de son qui peuvent varier fortement d’une institution à financement au sein du comité, ainsi que son l’autre. Pour des raisons inhérentes à la conception successeur à la tête de la Zentralbibliothek, Su- du projet, et notamment pour des raisons financiè- sanna Bliggenstorfer. Mentionnons encore avec res, il n’était pas possible d’imposer et de faire res- nos remerciements, parmi le grand nombre de pecter des règles méthodologiques uniformes. Mal- collègues qui ont contribuée de manière décisive gré cela, la structure des articles telle qu’elle avait à la réussite du projet, Rino Büchel, Raffael été établie dans les répertoires étrangers a fait ses Keller, Sabrina Klein, Beatriz Lienhard, Andrea preuves et les grandes lignes de la présentation ont Linsmayer, Gerardo Rigozzi, Michel Schlup, pu, pour l’essentiel, être reprises. La succession des Michael Schmidt, Henri Waltenspuehl et la BCU articles s’oriente aux sigles bibliothécaires de la de Lausanne Dorigny qui a accueilli le rédacteur base de données. romand pendant toute la durée du projet.

Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 15

AARGAUER 1. BESTANDSGESCHICHTE KANTONSBIBLIOTHEK, AARAU Gründung und Wachstum derAargauerKantonsbibliothek Kanton: Aargau 1.1 Die Aargauer Kantonsbibliothek (AKB) feierte Ort: Aarau ihre offizielle Eröffnung im Mai 1807. Den Grund- stock an Büchern lieferte die Sammlung Zurlauben, Bearbeiter: Heinrich Christ die der Kanton Aargau auf Grund eines im Dezem- ber 1803 abgeschlossenen und im Februar 1804 Adresse: Aargauerplatz, 5000 Aarau ratifizierten Kaufvertrags aus der Liquidations- masse der Helvetischen Republik erstanden hatte. Telefon: +41 62 835 23 62 Es handelt sich bei dieser sogenannten Zurlaubiana Telefax: +41 62 835 23 69 um die Bücher-, Handschriften- und Dokumenten- sammlung Beat Fidel Zurlaubens (1720–1799) aus Homepage: www.ag.ch/kantonsbibliothek Zug, der als ehemaliger Generalleutnant in franzö- sischen Diensten und Autor zahlreicher historischer E-Mail: [email protected] Abhandlungen Berühmtheit erlangt hatte. Die Behörden der Helvetischen Republik hatten die Träger: Kanton Aargau Sammlung Zurlauben 1803 nach Aarau bringen Status: Kantonsbibliothek lassen, um dort darauf aufbauend eine Schweizer Nationalbibliothek zu gründen (vgl. Abschnitt »B« Funktion: Öffentliche Studienbibliothek Bibliothek Zurlauben). 1.2 Als erster Bibliothekar amtete ab 1805 Joseph Sammelgebiete: Anton Balthasar aus Luzern (1761–1837), der als Argoviensia, Schweizer Geschichte, Theologie, helvetischer Beauftragter für die Nationalbibliothe- Stenographie, Mykologie, allgemeinbildende Litera- ken bereits an der Akquisition der Sammlung Zur- tur aller Fachgebiete. lauben durch das Direktorium der Helvetischen Benutzungsmöglichkeiten: Republik und am Transport der Bücher nach Aarau Ausleihbibliothek, Präsenzbenutzung historischer beteiligt gewesen war. Neben seinem Amt in Aarau Bestände im Lesesaal. Für die Benutzung der war er ab 1814 auch Kantonsbibliothekar in Bestände vor 1800 ist eine Voranmeldung erforder- Luzern. Die Bibliothek war während der ersten lich. Jahre im damaligen Gebäude der Kantonsschule, dem heutigen Amtshaus in der Laurenzenvorstadt, Öffnungszeiten: untergebracht. 1806 verfasste Balthasar mit Hilfe Montag bis Mittwoch, Freitag 8.30–18.00 Uhr; des Benediktinerpaters Ambrosius Bloch (1768– Donnerstag 8.30–20.00 Uhr; Samstag 8.30–16.00 1838) aus Muri einen ersten alphabetischen Auto- Uhr. renkatalog, der v. a. die Bestände der Sammlung Zurlauben erfasste. Dieser Katalog war von Technische Einrichtungen für den Benutzer: bescheidener Qualität, was schon damals Anlass zu Internetzugang, Kopiergerät, Lesegerät für Mikro- zahlreichen, oft recht gehässigen Kommentaren bot. fiches. Nicht viel besser soll es gemäss diesen Kritikern um Hinweise für anreisende Benutzer: Balthasars übrige Tätigkeit für die AKB bestellt Fünf Minuten Fussweg vom Bahnhof Aarau. Mit gewesen sein (vgl. Halder 1960, S. 266f.). dem Auto von Bern: Ausfahrt Aarau-West, auf der 1.3 Nach der Sammlung Zurlauben gelangten in Suhrental- und der Entfelderstrasse bis Stadtmitte; den folgenden Jahren die Bibliotheken der verlasse- von Zürich her: Ausfahrt Aarau-Ost, Aaretalstrasse, nen Kapuzinerklöster Rheinfelden (1804) und Lau- Stadtmitte. Gebührenpflichtige Parkplätze, z. T. nur fenburg (1810) und des kleinen Wilhelmiten- und für beschränkte Zeit. späteren Benediktinerklosters Sion bei Klingnau 16 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau

(1821) in die AKB. Der Ankauf aus Mitteln des Spektrum der AKB um die Gebiete Theologie und Kantons brachte in den ersten Jahrzehnten jährlich Naturwissenschaften. Die naturwissenschaftliche rund 40 aktuelle Titel in die Bibliothek, getreu dem Literatur ist einerseits in den Beständen der Kloster- in der öffentlichen Anzeige zur Eröffnung der AKB bibliotheken gut vertreten und bildet andererseits vom 15. Mai 1807 geäusserten Motto: »Es liegt den Kern von Bronners Bibliothek. gänzlich in unserem Plan, nach und nach über jeden 1.7 Diese Zugänge brachten eine Verdoppelung Zweig des menschlichen Wissens einige der besten der Bestände auf gut 50.000 Einheiten, was in der Schriften anzukaufen, so, dass mit der Zeit ein Folge zu verschiedenen organisatorischen Änderun- Litterator die nützlichsten und brauchbarsten gen führte: So ist in den Rechenschaftsberichten der Bücher finden soll, um, wenn er Lust, Muth und Jahre 1846 und 1857 von nötigen Umbauten und Beharrlichkeit dazu hat, eine lehrreiche und unter- verschiedenen organisatorischen Neuerungen die haltende Reise durch das unermessliche Reich der Rede. Im Zuge dieser Massnahmen wurde in den Wissenschaften machen zu können.« folgenden Jahren der gesamte Bestand neu signiert. 1.4 Auf Balthasar folgte 1827 der Mathematiker, Die damals getroffene Einteilung in bibliotheks- Physiker, Dichter und Professor Franz Xaver Bron- eigene Signaturen ohne thematischen Zusammen- ner (1758–1850). Der ehemalige Benediktiner- hang wie »A«, »C«, »D« oder später »Nova« und mönch hatte sich nach Stellen als Lehrer und in auf bestimmte Provenienzen verweisende Signa- Dozent, Erfinder, Redaktor und Beamter der Helve- turen wie »B« (Sammlung Zurlauben), »M« (Muri) tischen Regierung schliesslich als Kantonsschul- oder »W« (Wettingen) hat bis heute Bestand. professor in Aarau niedergelassen. Wie Balthasar Schliesslich machte sich Kurz daran, einen neuen war auch Bronner bereits während seiner Tätigkeit alphabetischen Autorenkatalog zu verfassen. Dieser für die Helvetische Regierung mit der Sammlung erschien zwischen 1857 und 1864. 1868 wurde Zurlauben, für deren Kauf er wiederholt eingetreten bereits ein Supplementband publiziert, in dem unter war, in Berührung gekommen. Ausserdem kannte anderem der Zugang der umfangreichen Bibliothek er die Bibliothek als langjähriger Stellvertreter Bal- des verstorbenen Aarauer Domdekans Alois Vock thasars bereits aus eigener Erfahrung. Bronner ver- (1857) verzeichnet war. Insgesamt sind in diesen 4 fügte über einen breiten Horizont und die nötige Bdn rund 60.000 Titel nachgewiesen. Die Zugänge Erfahrung, um den Ausbau der AKB nach den eher seit 1867 wurden dann in einem grossformatigen, chaotischen Jahren unter Balthasar planmässig sich bis heute im Gebrauch befindenden Zettelkata- voranzutreiben. Allerdings stand Bronner bei sei- log dokumentiert. nem Amtsantritt bereits im 70. Lebensjahr. 1829 1.8 Neben den verschiedenen ausserordentlichen übernahm er zusätzlich die Führung des Staats- Zugängen aus den Klöstern und den privaten archivs. Schenkungen wuchs die Bibliothek weiterhin in 1.5 Schwerpunkte der Anschaffungen dieser Jahre einem bescheidenen Rahmen von wenigen hundert bildeten, aufbauend auf der Bibliothek Zurlauben, Bdn jährlich durch eigene Anschaffungen. Der die Geschichte, die Geographie und die Literatur- Rechenschaftsbericht über das Jahr 1867 gibt und Sprachwissenschaft. Die jährlichen ordentli- detaillierten Einblick in die Verwendung des dama- chen Zugänge von bereits etwa hundert Titeln sind ligen Bücherkredits: Immer noch dominieren die aus dem 1827 erschienenen zweiten Bd des ersten historiographischen Werke, die über die Hälfte der Kataloges und den seit damals jährlich erscheinen- verzeichneten Anschaffungen ausmachen. Ebenso den Supplementbänden ersichtlich. Gemäss diesen spielen weiterhin die geographische und die litera- Supplementbänden war die Bibliothek damals in tur- und sprachwissenschaftliche Literatur eine die Abteilungen »A« bis »I« unterteilt, die eine wichtige Rolle. Daneben finden sich, unter anderem grobe thematische Gliederung erkennen lassen. auf Wunsch der vorgesetzten Behörden, einige Titel 1832 erhielt die AKB Räumlichkeiten im oberen aus den Bereichen Volkswirtschaft, Staatskunde Stockwerk des neu errichteten Grossratsgebäudes. und Statistik. Auch die Naturwissenschaften wer- den in bescheidenem Mass berücksichtigt. Die ver- 1.6 Nachdem sich der Gesundheitszustand des besserte Erschliessung und das wachsende Angebot greisen Bronner zusehends verschlechtert hatte, der Bibliothek brachten einen Anstieg der Ausleihen übernahm 1844, ab 1846 als gewählter Kantons- von rund 1000 Einheiten im Jahr 1845 auf rund bibliothekar, der Germanist, Sinologe und Kantons- 3500 Einheiten jährlich in den 1860er- und 1870er- schulprofessor Heinrich Kurz (1805–1873) die Lei- Jahren und gegen 5000 Einheiten jährlich in den tung der Bibliothek. Gleich zu Beginn seiner Tätig- 1880er-Jahren. keit in den Jahren 1845 und 1846 erhielt die AKB verschiedene wichtige Zugänge: die umfangreichen 1.9 Auf Kurz folgte 1873 der noch junge Philologe Bibliotheken der 1841 aufgehobenen Klöster Muri und Orientalist Hermann Brunnhofer (1841–1916). und Wettingen und die Privatbibliothek von Franz In den ersten Jahren seiner Amtszeit gelangte eine Xaver Bronner, die man diesem zur Sicherung sei- Reihe grösserer Schenkungen in die AKB, darunter ner Altersvorsorge für 6000 Franken abgekauft die Bibliotheken der Herren May von Rued und hatte. Damit verbreiterte sich das thematische von Schöftland (1877), die Bibliothek Rauchenstein Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 17

(1879) und die umfangreiche Broschürensammlung ermöglichten in den folgenden Jahren u. a. eine von Augustin Keller (1883). Zum Hauptwerk ganztägige Öffnung des Lesesaals und den Zugriff Brunnhofers wurde die Konzeption eines umfassen- des Publikums auf den bis anhin nur intern benutz- den systematischen Fachkatalogs über die Bestände ten Zettelkatalog. In Ammanns Amtszeit fallen der AKB. Darin sind nicht nur alle damals vorhan- zahlreiche grössere Schenkungen und Ankäufe, denen Monographien, sondern ebenfalls unzählige darunter die umfangreiche Bibliothek seines Vor- Artikel aus den in der AKB vorhandenen Fachzeit- gängers Hans Herzog (1929) und Teile der Biblio- schriften erfasst. Das zwischen 1881 und 1887 in 3 thek des Aargauer Historikers Walther Merz Bdn erschienene Werk erregte grosses Aufsehen und (1937). Ausserdem gelangten in den Jahren vor und wurde in Fachkreisen als besonderes Meisterstück während des Zweiten Weltkriegs mit der Prediger- gerühmt. Noch heute verdient Brunnhofers Fach- (1937), der Lehrer- (1938), der Militär- (1943) und katalog angesichts des enormen enzyklopädischen der Jagdbibliothek (1945) erstmals verschiedene Wissens des Verfassers und der klugen thematischen zum Teil sehr umfangreiche Depotbibliotheken in Anordnung unsere Bewunderung. 1888 wurde die AKB. Der Gesamtbestand der AKB wuchs so bis Brunnhofer seines Amtes enthoben. Neben dem zum Kriegsende auf rund 220.000 Bde, was knapp Vorwurf der unordentlichen Amtsführung wurde einer Verdoppelung innerhalb von fünfzehn Jahren ihm v. a. eine Anklage wegen angeblicher Sittlich- entsprach. Gleichzeitig kam es zwischen 1930 und keitsvergehen zum Verhängnis. Brunnhofer wurde 1946, bedingt durch den Zugang der Depotbiblio- später Lehrer an einem Gymnasium in Kurland und theken und die verbesserte Benutzbarkeit, zu einem schliesslich Titularprofessor für Urgeschichte, Rus- sprunghaften Anstieg der Ausleihen von ungefähr sisch und orientalische Religionswissenschaft an 3000 auf knapp 19.000 Einheiten jährlich. Wäh- der Universität in Bern. rend des Kriegs wurde die Bibliothek über die Feld- post auch von den im Dienst stehenden Armee- 1.10 Als Kantonsbibliothekar folgte auf Brunn- angehörigen rege benutzt. 1942 fand schliesslich hofer der Germanist und Historiker Hans Herzog die lang erwartete Vereinigung der verschiedenen (1858–1929). Herzog amtete bereits seit 1880 als Kataloge im bis heute noch benutzten zentralen Staatsarchivar. Die beiden Ämter wurden von nun »alten« Verfasserkatalog ihren Abschluss. an bis 1967 in Personalunion geführt, was zwar einige Synergien freisetzte und das Budget der kan- 1.13 Hektor Ammann wurde nach dem Zweiten tonalen Verwaltung entlastete, anderseits aber, wie Weltkrieg auf Grund seiner deutschfreundlichen es in den Rechenschaftsberichten immer wieder zur Haltung, die 1940 in eine führende Rolle bei der Sprache kommt, zu einer wechselseitigen Vernach- Unterzeichnung der berüchtigten »Eingabe der lässigung beider Institutionen führte. In den Jahren Zweihundert« mündete, von den Aargauer Behör- vor und nach der Jahrhundertwende bereicherten den des Amtes enthoben. Nach dieser später weitere ausserordentliche Zugänge die Bestände der umstrittenen Entlassung lehrte der als Fachmann AKB, darunter Teile der Stadtbibliothek Aarau für spätmittelalterliche Wirtschaftsgeschichte weit- (1872 und 1893), die Bibliothek des Stifts Rhein- herum anerkannte Forscher als Dozent an den Uni- felden (1893) und die Bibliothek von Pfarrer Her- versitäten in Mannheim und Saarbrücken. mann Müller (1910). Ebenfalls in diese Zeit fiel der 1.14 Ammanns Nachfolger wurde der Historiker Zugang der kleinen Bibliothek der Historischen Nold Halder (1899–1967), der 1955 mit dem Auf- Gesellschaft des Kantons Aargau, die wegen des bau eines Schlagwortkatalogs begann. Mit der Zeitschriftentausches mit befreundeten Gesellschaf- Mycologischen Bibliothek (1950) und der Biblio- ten bis heute für einen kontinuierlichen Zuwachs thek des Schweizerischen Stenographenverbands sorgt. Besonderes Augenmerk richtete Herzog auf (1959) gelangten in jenen Jahren nochmals zwei die Ergänzung der Altbestände durch antiquarische interessante Depotbibliotheken in die AKB. 1959 Ankäufe und Dublettentausch. erfolgte der lange gewünschte Umzug der damals 1.11 In Herzogs lange Amtszeit fällt die Heraus- bereits über 300.000 Bde umfassenden Bibliothek gabe von 4 weiteren Bdn des gedruckten alphabeti- in den bis heute benutzten Neubau neben dem schen Katalogs, die den Zuwachs von 1868 bis Grossratsgebäude. Bereits Ende des 19. Jhs hatte 1910 enthalten. Insgesamt sind in den 8 Bdn dieses man angesichts der absehbaren Raumknappheit gedruckten Kataloges ungefähr 80.000 Bde ver- erste Pläne für einen Bibliotheksneubau diskutiert. zeichnet. Vielleicht auf Grund des zwar recht gros- Wegen der Weltkriege und fehlender politischer sen, aber über weite Teile eher veralteten Bestands Unterstützung verzögerte sich deren Verwirklichung waren die Benutzungszahlen der Bibliothek unter- allerdings um mehrere Jahrzehnte, was zu einer dessen wieder gesunken. Sie pendelten sich in den immer umfassenderen Auslagerung weiter Teile des ersten Jahrzehnten des 20. Jhs bei rund 3000 Aus- Bestands auf zuletzt sieben verschiedene Aussen- leihen jährlich ein. standorte führte. 1.12 1929 folgte der Historiker Hektor Ammann 1.15 Die folgenden Jahrzehnte brachten ein stetes (1894–1967) auf den altershalber zurückgetretenen Wachstum der Bestände durch Ankäufe und klei- Herzog. Verschiedene organisatorische Änderungen nere Schenkungen auf ungefähr 550.000 Einheiten 18 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau im Jahr 2005. Die Zahl der Ausleihen liegt seit den oder der Sinn für den Erhalt dieser Konvolute eine 1960er-Jahren in einem Bereich zwischen 25.000 Rolle gespielt haben, ist ungewiss. und 35.000 Einheiten jährlich. Das schnelle Wach- 1.18 Die Aufstellung nach Provenienz bietet uns stum der Bibliothek ab den 1930er-Jahren führte die Möglichkeit, unterschiedliche private und insti- auch zu einem personellen Ausbau: Während der tutionelle Bibliotheken für sich alleine zu untersu- Betrieb noch bis zum Ersten Weltkrieg durch den chen. Allerdings ist zu beachten, dass die einzelnen Kantonsbibliothekar mit seinem »Gehülfen« und Zugänge selten konsequent in die entsprechende die ehrenamtliche Mitarbeit einzelner der Biblio- Signaturgruppe eingingen. So bewahrte man zum thek zugetaner Bürger gewährleistet wurde, kam es Beispiel seit der Mitte des 19. Jhs die Inkunabeln im Zuge der Entwicklungsphase der 1930er- und gesondert auf. Oder es wurden als besonders nütz- 1940er-Jahre auch zu einer kontinuierlichen Ver- lich eingeschätzte Werke in den regulären Bestand, grösserung des Mitarbeiterstabes durch Katalog- insbesondere in die unter der Signatur »A« zu fin- beamte und Ausleihpersonal. 1970 wurde ein neuer dende ehemalige Handbibliothek mit ihren Nach- Verfasserkatalog angelegt, 1989 mit dem Aufbau schlagewerken, Wörterbüchern und Bibliographien eines elektronischen Katalogs begonnen. eingereiht. Eine Veränderung der ursprünglichen 1.16 Nachdem die Personalunion zwischen Gruppen ergab sich zudem dadurch, dass jeweils Staatsarchivar und Kantonsbibliothekar 1967 wie- versucht wurde, Dubletten möglichst schnell wieder der aufgehoben worden war, kam es 1998 auch abzustossen. zu einer räumlichen Trennung der beiden Institu- 1.19 Von den unten ermittelten rund 95.000 tionen. Beim Umzug des Staatsarchivs in das Ver- Titeln an historischem Buchbestand sind gegen zwei waltungsgebäude Buchenhof wurden einige hun- Drittel auf solche ausserordentlichen Zugänge dert Bücher, insbesondere Titel zu den histori- zurückzuführen. Dagegen nehmen sich die ordentli- schen Hilfswissenschaften und Archivführer, an chen Zugänge über den eigenen Anschaffungskredit das Staatsarchiv abgegeben. Aus den archivari- und der Zuwachs durch den von der AKB organis- schen Beständen blieben drei Nachlässe, die einen ierten Zeitschriftentausch der Historischen und Bezug zum Bibliotheksbestand aufwiesen, in der Naturforschenden Gesellschaft bescheiden aus. Die AKB. Es handelt sich dabei um den Nachlass des Dominanz der ausserordentlichen Zugänge führte im Aargau gebürtigen Autors Otto Wirz (1877– zu einer Struktur des Bestands, die nur bedingt 1946), eines wichtigen Exponenten des Schweizer Ergebnis einer bibliothekseigenen Planung ist. So Expressionismus, um Teile des Nachlasses von kommt es, dass insbesondere unter den historischen Johann Konrad Däniker (1826–1906), eines Pio- Buchbeständen ein viel breiteres thematisches niers der Stenographiebewegung (der andere Teil Spektrum abgedeckt ist, als es die auf die histori- seines Nachlasses befindet sich in der ZB Zürich), schen, geographischen und sprachlichen Fächer und um die älteren Teile des Nachlasses von fokussierte Anschaffungspolitik des 19. Jhs erwar- Frank Wedekind (1864–1918), die die Aargauer ten lässt. So finden sich heute in der AKB einige Zeit des Schriftstellers dokumentieren. Der Nach- unerwartete Raritäten: zum Beispiel die Bibliothe- lass zu Wedekinds späteren Lebensabschnitten ken der schweizerischen Mycologischen und Steno- befindet sich in der Stadtbibliothek in München. graphischen Vereine mit ihren Spezialbeständen Seit jeher gehört die umfangreiche Aktensamm- oder die hauptsächlich durch Schenkungen zusam- lung Beat Fidel Zurlaubens zum Bestand der mengekommene Häufung an linguistischer Fach- AKB. Die wichtigsten Teile dieser umfangreichen literatur. Ebenfalls ohne Absicht kam die AKB im Quellensammlung werden seit 1973 im Rahmen 19. Jh durch die Übernahme der Klosterbibliothe- eines von der AKB mitgetragenen Editionsprojekts ken und die Schenkung Alois Vocks zu einer beacht- als »Acta Helvetica« herausgegeben. lichen Sammlung von theologischer Literatur. 1.20 Bei den ausserordentlichen Zugängen lassen Historische Struktur der Buchbestände sich drei Erwerbsphasen unterscheiden: Die erste 1.17 Die verschiedenen ausserordentlichen Zu- Phase beginnt mit dem Kauf der Sammlung Zurlau- gänge – kleinere und grössere Schenkungen, die ben und der durch die Klosteraufhebungen ermög- Übernahme der Klosterbibliotheken und ausser- lichten Übernahme der Klosterbibliotheken, was ordentliche Ankäufe unterschiedlicher Grösse, allen derAKBindererstenHälftedes19.Jhseinensoli- den Grundstock an älterer Literatur zu verschiede- voran die Sammlung Zurlauben – prägen den Bestand der AKB bis in die Gegenwart. Im Gegen- nen Fachgebieten brachte. Diese Bestände gehen auf satz zu vergleichbaren Bibliotheken, in denen solche aktive Einflussnahme und finanzielles Engagement Zugänge im Normalfall in den mehr oder weniger der kantonalen Behörden zurück. thematisch geordneten Bestand integriert worden 1.21 Die zweite Phase wird dominiert durch sind, wurden in der AKB die meisten grösseren Schenkungen – und in kleinerem Mass Ankäufe – Zugänge bereits im 19. Jh als selbständige Gruppen seitens Privater, die in der Mitte des 19. Jhs mit den aufgestellt. Inwieweit dabei die beengten Platzver- Bibliotheken Bronner und Vock ihren Anfang nah- hältnisse in den Räumen des Grossratsgebäudes men und v. a. ab den 1870er-Jahren zahlreiche klei- Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 19 nere und grössere Sammlungen in die AKB brach- lauben – bald auf die Geschichtswissenschaft und ten. Bis in die 1930er-Jahre prägten damit – neben deren Nachbardisziplinen Geographie, Staats- den eigenen Ankäufen – die Interessen dieser Privat- wissenschaft, Philosophie, Sprachwissenschaft und leute die Bestandsentwicklung der AKB. Die Schen- klassische Literatur. Dazu gesellten sich einzelne ker entstammen mehrheitlich der Aargauer Promi- grundlegende Werke anderer Fachgebiete. So wird nenz. So sind von 54 bis 1953 in den Jahresberich- im Organisationsreglement von 1845 speziell zum ten der Bibliothek erwähnten Donatoren deren 30 Kauf von geisteswissenschaftlichen Werken, »wel- im Biographischen Lexikon des Kantons Aargau che bei hohem wissenschaftlichem Werth auch all- von 1958 mit seinen rund 1000 Einträgen erwähnt; gemeines Interesse darbieten«, aufgefordert. Dage- immerhin deren 9 sind auch in dem nur 69 Lebens- gen soll auf den Kauf belletristischer Werke und läufe umfassenden Bd Lebensbilder aus dem juristischer, medizinischer und theologischer Litera- Aargau von 1953 verzeichnet. Nimmt man diese tur, also Bücher, »die sich speziell auf die so beiden biographischen Standardwerke zur Kantons- genannten Fachwissenschaften beziehen«, grund- geschichte als Massstab für die Prominenz histori- sätzlich verzichtet werden. scher Persönlichkeiten im Kanton Aargau, ergibt 1.24 Mit dem Reglement von 1857 kam ein neues sich, dass einerseits viele private Schenker der AKB Element in die Bestimmungen zur Anschaffungs- eine wichtige Rolle in der Geschichte des Kantons politik: Spezielles Augenmerk sollte nun auch auf gespielt haben und dass andererseits eine beträchtli- den Ankauf von in Beziehung zum Aargau stehen- che Anzahl dieser Persönlichkeiten mit Teilen ihrer den Schriften und die Produkte von Aargauer Auto- Privatbibliothek in der AKB vertreten ist. Speziell ren gerichtet werden. Diese Empfehlung wurde gilt dies für die geistige Elite des Kantons: Lehrer rund hundert Jahre später im Organisationsregle- und Geistliche, die dem Kanton Aargau im 19. Jh ment von 1958 in einen klaren und umfassenden den Ruf eines »Kulturkantons« eingebracht haben. Sammelauftrag für »Argoviensia« aller Art umfor- Wenigstens die 15 als eigenständige Signatur- muliert, der bis heute ein Kerngeschäft der AKB gruppen erhaltenen Privatbibliotheken können darstellt. Neben das Ziel, der Wissenschaft zu die- einige Aufschlüsse zur Aargauer Personengeschichte nen, traten in den Bestimmungen von 1958 auch liefern. So liesse sich anhand eingehender Analyse erstmals der Begriff »Bildungsbibliothek« und die der einzelnen Bestände einiges über Arbeitstechni- Zielsetzung, die »allgemeine Bildung« zu unter- ken, Informationsfluss und Bildungsbedürfnis die- stützen. ser prominenten Kantonsbürger herausfinden. Allerdings muss einschränkend bemerkt werden, 1.25 Langfristig veränderte sich das Selbstver- dass wohl nur selten die vollständige Bibliothek ständnis der AKB demnach von den gloriosen eines Donators den Weg in die AKB gefunden hat. Anfängen anlässlich des Kaufs der Sammlung Zur- Vielmehr ist davon auszugehen, dass die hier vor- lauben über den Anspruch einer geisteswissen- handenen Bestände nur Teile der ehemaligen Biblio- schaftlichen Studienbibliothek von internationalem theken darstellen, während andere Teile an die Rang im 19. Jh hin zur neuen Identität als Bildungs- Nachkommen oder andere Institutionen weitergege- bibliothek mit regional orientiertem Sammlungsauf- ben wurden. trag im 20. Jh. Die Hinwendung zum Regionalen lässt sich auch anhand der Publikationstätigkeit der 1.22 Die dritte Phase ist geprägt durch den einzelnen Kantonsbibliothekare beobachten: Wäh- Zugang umfangreicher Depotbibliotheken, die ab rend Kurz und Brunnhofer neben ihrer Arbeit wei- den späten 1930er-Jahren in die AKB gelangten. terhin sprach- und orientwissenschaftlichen For- Diese Zugänge repräsentieren wichtige Gruppen schungen ohne speziellen Bezug zum Aargau oder der Zivilgesellschaft des inzwischen etablierten der Schweiz nachgingen, lieferten die darauf folgen- Kantons: die Geistlichen der Landeskirchen, die den Bibliothekare Herzog, Ammann und Halder – Lehrerschaft und die in der Offiziersgesellschaft die allerdings auch gleichzeitig Staatsarchivare zusammengeschlossenen Milizoffiziere. Die Auf- waren – neben anderen Studien zahlreiche nützliche nahme dieser Depotbibliotheken brachte eine wei- Beiträge zur Lokal- und Regionalgeschichte. Die tere Verankerung der AKB in der Bevölkerung, die Ausnahme bildet der universell begabte Bronner, sich u. a. im erwähnten Anstieg der Benutzungs- der 1844 nach einer Vielzahl andersartiger Publika- zahlen niederschlug. tionenimRahmenderReiheGemälde der Schweiz eine landeskundliche Beschreibung des Kantons 1.23 Die eigenen Anschaffungen aus den ordentli- Aargau verfasste. chen Mitteln, die rund ein Drittel des historischen Buchbestands ausmachen, blieben sich demgegen- 1.26 Auf Grund der oben erwähnten ausser- über bis heute recht ähnlich. Nach den oben zitier- ordentlichen Zugänge, besonders der thematisch ten, etwas hochfahrenden Plänen Balthasars bei der vielfältigen Bibliotheken von Zurlauben und des Eröffnung der Bibliothek, wonach alle Fachgebiete Klosters Muri, stellt die AKB seit ihrer Gründung – planmässig hätten ausgebaut werden sollen, kon- wenn auch hinter den grossen Stadt- und Universi- zentrierte man sich in der Bestandsentwicklung – tätsbibliotheken – eine der grössten und am besten ausgehend von den Beständen der Sammlung Zur- dotierten Schweizer Bibliotheken dar. Gemäss einer 20 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau von Ernst Heitz 1872 publizierten Statistik der thematisch oft recht heterogenen Signaturgruppen öffentlichen Bibliotheken der Schweiz umfasste die eingegangen werden soll. AKB damals 60.000 Bde im Vergleich etwa zur 2.2 Die Daten zur chronologischen, sprachlichen Freiburger Kantonsbibliothek mit nur rund 36.000 und thematischen Übersicht beruhen auf Stich- Bdn, der Thurgauer Kantonsbibliothek mit 30.000 proben im Allgemeinen Verfasserkatalog (Bestand Bdn oder der Graubündner Kantonsbibliothek mit bis zum Bearbeitungsjahr 1970): Für die vorlie- knapp 18.000 Bdn. Umfangreichere Bestände wie- gende Untersuchung wurden rund 10 % dieses sen einzig die Luzerner Kantonsbibliothek mit Katalogs ausgezählt und nach Erscheinungsjahr- 80.000 Bdn und die grossen Stadt- und Universi- hundert, Sprache und Themenbereich unterschie- tätsbibliotheken mit teilweise über 100.000 Bdn den. Da seit 1970 nur noch ein bescheidener auf. Bis heute kann die AKB diesen speziellen Platz Zugang an historischem Buchbestand zu verzeich- »gleich hinter den Grossen« für sich beanspruchen: nen war, können wir davon ausgehen, dass die so In Aarau besteht mit der AKB eine der grössten gewonnenen Verhältnisangaben repräsentativ für nicht-universitären Bibliotheken der Schweiz. Das den ganzen historischen Buchbestand sind. gilt insbesondere für die Altbestände. Im Vergleich zu anderen Kantonsbibliotheken nur dürftig 2.3 Für die systematische Übersicht aller Signatur- bestückt ist die AKB dagegen im Bereich der juristi- gruppen und die Berechnung der Gesamtzahl der schen Literatur. Anders als vergleichbare Institutio- historischen Titel wurden die handschriftlichen nen richtete sich die AKB nie speziell auf die Standortkataloge ausgewertet. Da diese Standort- Bedürfnisse von Verwaltung und Justiz aus, da im kataloge von unterschiedlicher Qualität sind – ins- Aargau dafür seit der Gründung des Kantons eine besondere fehlen teilweise die Angaben zum kleine Regierungsbibliothek und die gut ausgestat- Erscheinungsjahr –, wurde bei verschiedenen tete Bibliothek des kantonalen Obergerichts beste- Signaturgruppen auf eine durchgehende Auszäh- hen. lung verzichtet und stattdessen insbesondere bezüg- lich der Verteilung nach Sprachen und Erschei- 1.27 Dem Besucher präsentiert sich die AKB auf nungsjahr auf Hochrechnungen und Schätzungen Grund der ungewöhnlichen Aufstellung vieler aus- zurückgegriffen. serordentlicher Zugänge in selbständigen Gruppen als umfangreiches Sammelsurium unterschiedlicher Chronologische Übersicht und Bibliotheken. Diese verschiedenartigen Sammlun- Übersicht nach Sprachen gen gelangten in verhältnismässig kurzer Zeit – 2.4 Von ungefähr 270.000 Titeln (~550.000 Bde) durch die Initiative der Bibliothekare, Vergabungen im Besitze der AKB sind rund 95.000 Titel des Publikums und politische Entscheide – nach (~140.000 Bde), also gut ein Drittel, vor 1901 Aarau und wurden hier zu einer Aargauer Kantons- erschienen. Etwas weniger als 1 % dieses Alt- bibliothek zusammengefügt. Die Geschichte der bestands (830 Titel) machen die Inkunabeln aus AKB mag sinnbildlich für die gesamte Geschichte dem späten 15. Jh aus, etwa 4 % (~4000 Titel) des in den letzten zweihundert Jahren zusammenge- stammen gemäss den Hochrechnungen aus dem wachsenen Kantons Aargau stehen. 16., rund 10 % (~9500 Titel) aus dem 17., etwa 20 % (~19.000 Titel) aus dem 18. und rund 65 % 2. BESTANDSBESCHREIBUNG (~62.000 Titel) aus dem 19. Jh. 2.1 Die 63 in der AKB geführten Signaturgruppen 2.5 Rund 67 % des historischen Buchbestands bilden kein thematisches Raster: Der Bestand ist (~64.000 Titel) sind in Deutsch, etwa 17 % grundsätzlich durch Provenienzen und anhand rein (~16.000 Titel) in Latein, ungefähr 13 % (~12.000 technischer Aspekte strukturiert. Den einen Teil bil- Titel) in Französisch und je gut 1 % (~1000 Titel) den Signaturgruppen, die auf geschlossen auf- in Italienisch und Englisch verfasst. Ausserdem gestellte ausserordentliche Zugänge wie etwa die besitzt die AKB grössere Gruppen an griechisch-, Klosterbibliotheken oder private Schenkungen holländisch-, spanisch- und schwedischsprachigen zurückgehen. Die anderen Signaturen beziehen sich Werken sowie einzelne Titel in anderen europäi- auf die ordentlichen Zugänge, die anhand der schen Sprachen. Medienform (Monographien, Periodika, Broschü- 2.6 Die Verteilung der einzelnen Sprachen ver- ren etc.) und auf Grund der gegebenen Platzverhält- schiebt sich mit den einzelnen Jhn von Latein zu nisse, jedoch nicht nach Themenbereichen auf- Deutsch. So ergeben sich folgende Sprachanteile: gestellt worden sind. Um dieser Struktur gerecht zu für das späte 15. und das 16. Jh 78 % Latein, 15 % werden, wird die Bestandsbeschreibung von zwei Deutsch, 3 % Französisch und 1,5 % Italienisch, für Seiten her angegangen: In einem ersten Schritt wird das 17.Jh 63 % Latein, 20 % Deutsch, 14 % Fran- anhand der Analyse des Allgemeinen Verfasser- zösisch und 1,5 % Italienisch, für das 18. Jh 50 % katalogs die chronologische, sprachliche und the- Deutsch, 27 % Latein, 20 % Französisch und 1,5 % matische Schichtung des gesamten Bestands auf- Italienisch und für das 19. Jh 83 % Deutsch, 11 % gezeigt, während in einem zweiten Schritt anhand Französisch, 2 % Latein, 1,5 % Englisch und knapp der bibliothekseigenen Systematik auf die einzelnen, 1 % Italienisch. Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 21

Übersicht nach Themengruppen zösischen Geschichte. Hier ist der Anteil an Werken aus dem 17. und 18. Jh besonders hoch. Ebenfalls je 2.7 Das vom Bearbeiter für den Überblick rund 15 % machen die biographischen Werke und gewählte thematische Raster lehnt sich an Brunn- die Literatur zur alten Geschichte aus. Daneben fin- hofers Fachkatalog von 1881 an. Dieser Katalog det sich, wie der Fachkatalog von 1881 eindrück- wurde darüber hinaus neben den Ergebnissen der lich zeigt, auch historiographische Literatur zu allen Stichprobe bei der folgenden Beschreibung zu Rate übrigen Ländern Europas und zur Geschichte der gezogen. aussereuropäischen Gebiete, v. a. des asiatischen Raumes. Ausser diesen regional begrenzten Darstel- Kunst und Kunstgeschichte lungen enthalten die Altbestände auch etliche uni- 2.8 Gut 2 % des Altbestands (~2000 Titel) gehö- versalgeschichtliche Werke und verschiedene Publi- ren in den Bereich von Kunst und Kunstgeschichte. kationen zur Sozial-, Wirtschafts- und Kultur- Weniger als 5 % dieser Bücher stammen aus dem geschichte, von der gut vertretenen Adelsgeschichte 16. und 17., gut 15 % aus dem 18. und über drei bis zu den Anfängen der Geschlechtergeschichte mit Viertel aus dem 19. Jh. Über 85 % dieser Werke Giovanni Boccaccios weitverbreiteter Schrift Von sind in Deutsch, knapp 10 % in Französisch und den erlychten Frouen (Strassburg 1488). ungefähr 5 % in Latein verfasst. Thematisch domi- 2.11 Der Altbestand im grossen Bereich der nieren die Bücher zur bildenden Kunst. Neben zahl- Geschichte verteilt sich auf fast alle Signatur- reichen kunstgeschichtlichen Publikationen und gruppen, bildete die Geschichtsschreibung doch Katalogen von Museen und Ausstellungen aus dem einen Schwerpunkt sowohl der bibliothekseigenen 19. Jh finden sich einige bemerkenswerte ältere Titel Anschaffungspolitik als auch der meisten in die wie etwa Hans Weigels illustriertes Trachtenbuch AKB integrierten Sammlungen. Eine besonders inte- (Nürnberg 1577) oder Antonius Thylesius’ Libellus ressante Häufung ist für die Bibliothek Zurlauben de coloribus (Basel 1541), ein frühes Werk zur Far- »B« festzustellen, wo sich zahlreiche ältere Werke benlehre. Die Titel zu Kunst und Kunstgeschichte zur französischen Geschichte finden lassen. sind über zahlreiche Signaturgruppen verstreut. Eine besondere Häufung kunstwissenschaftlicher Werke aus dem 19. Jh findet sich in den Gruppen Völker- und Länderkunde (ohne Schweiz) »K« und »Scr«, in der Gewerbebibliothek (Gw) 2.12 Gut 3 % (~3000 Titel) des historischen und in der Bibliothek Herzog (He). Bestands können unter dem Begriff »Völker- und Länderkunde« zusammengefasst werden. Dazu Geschichte (ohne Schweizer Geschichte) gehören geographische Nachschlagewerke, Perio- 2.9 Die Werke mit einem Bezug zur Geschichte des dika und Lehrbücher, topographische Werke, Län- Auslands bilden mit knapp 17 % (~16.000 Titel) derbeschreibungen und Reiseberichte. Rund 10 % eine der grössten Gruppen innerhalb des histori- der vor 1901 erschienenen Bücher in diesem Bereich schen Buchbestands. Nimmt man die Titel zur stammen aus dem späten 15., 16. und 17., gut 15 % Schweizer Geschichte und zur Kirchengeschichte (je aus dem 18. und knapp 75 % aus dem 19. Jh. Rund gut 4 % des historischen Bestands) dazu, bringen es 70 % sind deutsch-, knapp 15 % französisch- und je die historiographischen Werke auf einen Anteil von gut 5 % englisch- und lateinischsprachig. Die Werke rund einem Viertel am gesamten historischen zur Geographie der aussereuropäischen Gebiete und Bestand (~24.000 Titel). Rund 5 % des historischen die Beschreibungen zu europäischen Regionen Bestands in diesem Bereich stammen aus dem spä- machen je ungefähr die Hälfte des Altbestands aus. ten 15. und dem 16., etwa 15 % aus dem 17., unge- Während sich unter den Werken zur europäischen fähr 20 % aus dem 18. und rund 60 % aus dem Geographie hauptsächlich länderkundliche Abhand- 19. Jh. Davon sind etwa 60 % deutsch-, um die lungen zu einzelnen Staaten und Regionen finden, 20 % französisch-, knapp 15 % lateinisch- und klei- dominieren bei den Werken zu den aussereuropäi- nere Gruppen italienisch- und englischsprachig. schen Gebieten die klassischen Reiseberichte. Dominierende Sprache unter den ältesten Publika- 2.13 Zu nennen wären Die ritterlich und lob- tionen ist Latein, unter den Werken des 17. und wirdig Rayss des Ritters und Lantfarers Herren 18. Jhs überwiegen die französisch- und unter den Ludowico Vartomans (Augsburg 1515) über dessen Büchern aus dem 19. Jh die deutschsprachigen. Reise nach Asien und Afrika, zahlreiche Berichte 2.10 Über ein Viertel des Altbestands im Bereich über Pilgerreisen nach Palästina, z. B. Hans Tuchers Geschichte lässt sich eindeutig der deutschen Reise ins gelobte Land (Augsburg 1482), Sigmund Geschichte, besonders der sehr gut vertretenen Feyerabends Reyssbuch dess heyligen Landes deutschen Regional- und Lokalgeschichte zuord- (Frankfurt a. M. 1584), der Reisebericht des nen. So besitzt die AKB neben zahlreichen lokal- Aarauers Daniel Ecklin, Reiss zum Heiligen Grab geschichtlichen Studien aus dem 19. Jh auch die (1552), oder Hans Jacob Ammanns Reiss in das wichtigsten frühneuzeitlichen Chroniken von zahl- gelobte Land von Wien durch Ungariam auf Jerusa- reichen Städten und Regionen Deutschlands. Etwa lem (Zürich 1678), verschiedene Berichte über Rei- 15 % der Publikationen befassen sich mit der fran- sen nach Ostasien, darunter eine deutsche Ausg. 22 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau von Marco Polos Reisebeschreibungen (Leipzig tiert sind insbesondere die Jahre der Helvetik und 1611), die Schilderungen von Reisen nach Afrika die politisch aktive Phase um 1830. Einen weiteren aus dem späten 18. und 19. Jh bis hin zu den weit- Schwerpunkt bilden verschiedene gedruckte Einga- verbreiteten Berichten von Livingstone und Stanley ben an die neu geschaffenen Institutionen des Bun- sowie einige Beschreibungen der Neuen Welt, desstaates aus den Jahren nach 1848 und die publi- darunter auch frühe Werke wie Ambrosius Richsho- zistisch breit abgestützte Diskussion um den Auf- fers Brassilianisch- und West-Indianische Reisse bau des schweizerischen Eisenbahnnetzes. (Strassburg 1677) oder die seltene deutsche Erstaus- 2.19 Die älteren Titel zur Schweizer Geschichte gabe von Olfert Dappers Die unbekannte neue Welt stammen zu einem grossen Teil aus den Kloster- (Amsterdam 1673). bibliotheken von Muri (M) und Wettingen (W), aus 2.14 Die Reiseberichte und geographischen Werke der der Zurlaubiana (B) und der Stadtbibliothek sind über zahlreiche Signaturgruppen verstreut. Aarau (S). Einige umfangreiche Quelleneditionen Ältere Reiseberichte sind hauptsächlich in den aus dem 19. und 20. Jh gelangten über den Nachlass Beständen aus Muri (M) und in der Sammlung Zur- Walther Merz (Me) in die AKB. Im Übrigen sind lauben (B) zu finden. In diesem Themenbereich Schriften mit Bezug zur Schweiz, zur Alten Eidge- wurden im 19. Jh auch zahlreiche eigene Anschaf- nossenschaft und zu den einzelnen Kantonen in fast fungen getätigt, die dann in den Signaturgruppen allen Signaturgruppen verstreut. Die oben erwähn- »C« bis »H« unterkamen. ten politischen Schriften aus der Zeit sind meist als 2.15 Im Zusammenhang mit den geographischen Broschüren (Br) erhalten geblieben, ein Teil wurde Werken sei kurz auf die Sammlung von über 1000 in Sammelbänden zusammengefasst, die v. a. in der historischen Kartenwerken verwiesen, die sich über Signaturgruppe »L« und in der sogenannten die Abteilungen »J«, »KA« und »Ksl« verteilt. Die Schweizerbibliothek (Q) aus dem Vorbesitz Hein- Karten stammen aus dem gesamten Untersuchungs- rich Zschokkes zu finden sind. zeitraum, wobei die neueren Karten erwartungs- gemäss besser vertreten sind. Je knapp die Hälfte Argoviensia dieser kartographischen Werke beschäftigt sich mit 2.20 Nur rund 2 % des historischen Buchbestands der Schweiz und den übrigen Gebieten Europas, (~2000 Titel) gehören in den Bereich der Aargauer daneben befasst sich eine kleinere Gruppe von Geschichte und Landeskunde. Davon stammen bis ungefähr 100 älteren Karten mit den aussereuropäi- auf einzelne Vertreter des 16. und 17.Jhs rund 10 % schen Gebieten. aus dem späten 18. und ungefähr 90 % aus dem 19. Jh. Bis auf einzelne französischsprachige Aus- Helvetica nahmen sind sie alle in Deutsch verfasst. Etwa 20 % 2.16 Etwa 14 % (~13.000 Titel) des Altbestands der Titel befassen sich mit der Geschichte und rund können zur Schweizer Geschichte und Landeskunde 15 % mit landeskundlichen Aspekten des Kantons gezählt werden. Weniger als 3 % des historischen sowie einzelner Regionen und Ortschaften. Auch im Bestands in diesem Bereich stammen aus dem spä- Bereich der Argoviensia dominieren mit ungefähr ten 15., 16. und 17., knapp 20 % aus dem 18. und zwei Dritteln der Titel die verschiedenen zeitgenös- ungefähr 80 % aus dem 19. Jh. Über 80 % dieser sischen Broschüren und Kleinschriften mit mehr- Werke sind in Deutsch, knapp 15 % in Französisch heitlich politischem Inhalt, die die Entstehung des und kleinere Gruppen in Italienisch und Latein ver- Kantons Aargau über weite Strecken facettenreich fasst. dokumentieren. 2.17 Rund ein Drittel der Bestände in diesem 2.21 Wie die Helvetica sind auch die Argoviensia Bereich behandeln die Schweizer Geschichte und über zahlreiche Signaturgruppen verteilt. Besonders die Biographien von Schweizer Persönlichkeiten. ergiebig sind die Broschüren (Br), die in ihren Ausser den verschiedenen Schriften der modernen Anfängen u. a. auf die umfangreiche Hinterlassen- schweizerischen und kantonalen Geschichtsschrei- schaft des Aargauer Politikers Augustin Keller bung des 19. Jhs finden sich hier auch Ausg. aller zurückgehen. Andere ältere Argoviensia finden sich bekannten Schweizer Chroniken von Stumpf bis unter den kleineren Schriften in den Gruppen »L« Tschudi. Etwa ein Fünftel der Helvetica befasst sich und in Heinrich Zschokkes »Schweizerbibliothek« mit der Schweizer Landeskunde, darunter die frü- (Q). hen Beschreibungen aus dem Umkreis der Schwei- 2.22 In einem weiteren Sinne – in den obigen Zah- zer Aufklärung und verschiedene regionalgeo- len aber nicht mit eingerechnet – können auch die graphische Arbeiten aus dem 19. Jh. Produkte von Aargauer Verlagen und Autoren zu 2.18 Bei der anderen Hälfte der vor 1901 erschie- den Argoviensia gezählt werden. Das Gebiet des nenen Publikationen im Bereich Helvetica handelt heutigen Kantons Aargau brachte in dieser Bezie- es sich um zeitgenössische Schriften zur schweize- hung während der Frühen Neuzeit nur einen gerin- rischen Politik und zum aktuellen Tagesgeschehen, gen Output hervor. Von den Autoren sind der in die in Form einzelner Broschüren oder in Sammel- Bremgarten aufgewachsene Heinrich Bullinger bänden zusammengefasst vorliegen. Gut dokumen- (1504–1575), der Humanist Thomas Erastus Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 23

(1524–1583), der Reiseschriftsteller Daniel Ecklin asketische und erbauliche Schriften. Besonders gut (1532–1564) und der Schriftsteller Johann Georg vertreten sind die theologischen Werke des 17. und Zimmermann (1728–1795) zu nennen. Unter den der ersten Hälfte des 18. Jhs mit monastischen älterenVerlagenbrachtenesBaldingerinBaden Autoren wie Patrizius Sporer oder Augustin Cal- und die Druckereien der Klöster Muri und Wettin- met. Einen anderen Schwerpunkt bilden die erbauli- gen im 17. und 18. Jh zu einiger Bedeutung. Die chen Schriften, vertreten etwa durch die in zahlrei- genannten Namen sind alle in der AKB mit ver- chen Ausg. vorhandenen Schriften des Augustiner- schiedenen Titeln vertreten. Ursprünglich aus mönchs Abraham a Santa Clara. Zu erwähnen sind Zofingen stammte Johann Knobloch d. Ä., der ausserdem rund 200 Bibeln aus allen Jhn, darunter anfangs des 16. Jhs zu den bekanntesten Druckern knapp 90 lateinische, rund 65 deutsche, französi- Strassburgs zählte. Die AKB besitzt eine umfangrei- sche, hebräische, griechische, italienische, englische, che Sammlung von Drucken aus seiner Werkstatt holländische, ungarische und spanische Ausg. (vgl. Abschnitt »Rar«). 2.26 Bei den kirchengeschichtlichen und kirchen- 2.23 Etwas anders sieht die Situation im 19. Jh rechtlichen Werken ist die Dominanz der katholi- aus: Nun spielte der fortschrittliche Kanton Aargau schen Literatur etwas weniger ausgeprägt. Für das eine bedeutendere Rolle in der kulturellen Entwick- 16., 17. und 18. Jh überwiegen aber ebenfalls die lung der Schweiz. An erster Stelle stand dabei der kanonischen Schriften und die Werke zur Ordensge- Verlag Sauerländer in Aarau, dessen Verlagsarchiv schichte katholischer Provenienz. Unter den Titeln sich im Staatsarchiv in Aarau befindet. Ausserdem ausdem19.Jhfindensichdannauchzahlreiche brachte der Aargau verschiedene bedeutende Auto- Werke zur Reformationsgeschichte. Vergleichsweise ren wie Heinrich Zschokke (1771–1848) oder dünn gesät sind die Darstellungen nichtchristlicher Abraham Emanuel Fröhlich (1796–1865) hervor. Religionen, Werke zur vergleichenden Religionswis- Abgesehen von Zschokkes Werken, die unter der senschaft und zu mythologischen Fragestellungen. Signatur »ZSK« vollständig vorhanden sind, fehlen Am besten dokumentiert ist hier die jüdische Reli- einige Publikationen der Aargauer Autoren des gion mit verschiedenen älteren Talmud-Ausgaben 19. Jhs in der AKB, da mit der umfassenden und und einigen frühen Werken zur jüdischen Theologie konsequenten Sammlung der Argoviensia erst im wie etwa Hadrian Relands Analecta rabbinica 20. Jh begonnen wurde. (Utrecht 1712). 2.27 Mehr als die Hälfte der theologischen Alt- Theologie und Religionswissenschaft bestände stammen aus der Klosterbibliothek von Muri (M). Grössere Gruppen kommen ausserdem 2.24 Beachtliche 20 % des historischen Bestands aus dem Kloster Wettingen (W), der Schenkung (~19.000 Titel) gehören in den Bereich von Theolo- Alois Vock (V) und den kleineren Klosterbibliothe- gie und Religionswissenschaft. Knapp 10 % der ken. Einige ältere Werke zur reformierten Theologie religiösen Literatur stammen aus dem 16., etwa finden sich in den alten Beständen der Stadtbiblio- 20 % aus dem 17., ungefähr 30 % aus dem 18. und thek Aarau (S) und der Bibliothek Urech (Ur). Für rund 40 % aus dem 19. Jh. Dazu kommen ungefähr Kontinuität im gut ausgestatteten theologischen 500 Inkunabeln. Knapp 50 % der historischen Bestand sorgen die im 20. Jh als Depot in die AKB Bücher in diesem Themenbereich sind deutsch-, aufgenommenen Bibliotheken der katholischen und etwas weniger als 40 % lateinisch-, gut 5 % franzö- der reformierten Landeskirchen »Cath« und »Pr«. sisch- und einige wenige Werke italienisch-, eng- Eine besondere Sammlung von Werken zur Mytho- lisch- und griechischsprachig. Bis ins 17.Jh domi- logie und zum Okkultismus findet sich unter den nieren die lateinischsprachigen Titel, im 18. Jh fin- Büchern aus dem Stift Rheinfelden (Rf). den sich neben den zahlreicher werdenden deutsch- sprachigen immer noch viele lateinische Werke und verhältnismässig viele französischsprachige Publi- Staatskunde, Militaria, Wirtschaft und Recht kationen. Für das 19. Jh setzt sich dann, wie in 2.28 Etwa 8 % des historischen Buchbestands anderen Fachbereichen auch, die deutsche Sprache (~7500 Titel) gehören zu den Rechts-, Staats-, durch. Wirtschafts- und Militärwissenschaften. Rund 5 % 2.25 Mehr als die Hälfte dieser Gruppe besteht des Altbestands in diesem Bereich entstammen aus Werken zur christlichen Theologie und Liturgie dem 16., etwa 10 % dem 17., rund 20 % dem 18. sowie aus christlicher Erbauungsliteratur. Gut ein und ungefähr 65 % dem 19. Jh. Knapp zwei Drit- Drittel beschäftigt sich mit der Kirchengeschichte tel sind deutsch-, je etwa 15 % französisch- und und dem Kirchenrecht. Schliesslich finden sich lateinisch- und kleinere Gruppen italienisch- und einige Werke zu anderen Religionen und zur ver- englischsprachig. Die 4 oben genannten Fachberei- gleichenden Religionswissenschaft. Die Hinterlas- che Jurisprudenz, Staatswissenschaft, Wirtschafts- senschaft der Klöster bringt der AKB ein breites wissenschaft und Militärwesen machen je unge- Spektrum an älteren Werken zur katholischen fähr einen Viertel dieser Gruppe aus. Allerdings Theologie: viel exegetische Literatur, Dogmatik, weisen diese Untergruppen für die einzelnen Zeit- zahlreiche homiletische und liturgische Werke sowie abschnitte recht unterschiedliche Anteile aus. 24 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau

2.29 Die juristische Literatur ist durch die Naturwissenschaften und Medizin Zugänge der verschiedenen Klosterbibliotheken 2.32 Etwa 8 % des Altbestands (~7500 Titel) besonders unter den älteren Büchern gut vertreten. gehören in den Fachbereich von Naturwissenschaf- Für das 19. und auch das 20. Jh spielt sie keine ten und Medizin. Knapp 5 % dieser Titel stammen bedeutende Rolle mehr, da im Aargau seit der aus dem späten 15. und 16., gut 5 % aus dem 17., Gründung des Kantons neben der AKB eine Biblio- ungefähr 25 % aus dem 18. und etwa 65 % aus thek des Obergerichts besteht. In der sehr hetero- dem 19. Jh. Etwa 70 % der vor 1901 erschienenen genen Gruppe der Staatswissenschaft finden sich Bücher sind deutsch-, knapp 20 % lateinisch- und verschiedenste Werke »politologischen« Inhalts aus rund 10 % französischsprachig. Daneben finden dem ganzen Untersuchungszeitraum. Die Bücher in sich einzelne italienisch- und englischsprachige diesem Bereich lassen sich allerdings oft nur Titel. unscharf von der historiographischen Literatur abgrenzen. Der Bereich der Wirtschaftswissen- 2.33 Die Titel zur Medizin machen etwa einen schaft enthält die wichtigsten ökonomischen Viertel der historischen Bücher in dieser Gruppe Schriften seit der Gründung dieser Forschungs- aus. In bescheidenerem Ausmass werden auch alle richtung im 18. Jh. Zur Militärwissenschaft gehört anderen Bereiche der Naturwissenschaften abge- eine umfassende Sammlung von Schriften zur deckt. Schwerpunkte liegen neben der Medizin in militärischen Strategie, Taktik und Organisation Biologie, Mathematik, Physik und Geologie. Anders aus dem 18. und 19. Jh. als in den geisteswissenschaftlichen Fachbereichen lässt sich unter den naturwissenschaftlichen Werken 2.30 Während die ältere juristische Literatur nur wenig fundierte Fachliteratur finden. Vielmehr hauptsächlich in den ehemaligen Klosterbibliothe- handelt es sich, besonders bei den Werken aus dem ken zu finden ist, gehen die staats- und wirtschafts- 19. Jh, oftmals um eher populärwissenschaftliche wissenschaftlichen Bücher zu einem guten Teil auf Darstellungen für ein breites Publikum und um Ankäufe zurück, die unter den Signaturen »C« bis periodisch erscheinende Broschüren wie etwa die »H« und »Nova« abgelegt wurden. Eine sehr Jahresschriften verschiedener Gymnasien. homogene Sammlung an Spezialliteratur zum Münz- und Geldwesen aus dem 19. Jh bildet die 2.34 Von besonderem Wert sind eine Vielzahl Bibliothek Feer-Herzog (F-H). Militärwissenschaft- naturkundlicher Werke mit aufwendigen Illustratio- liche Literatur findet sich v. a. in der Sammlung nen, angefangen bei der Peter von Viersen zuge- Zurlauben (B) und der Bibliothek der Offiziers- schriebenen, in 3 Ausg. unterschiedlicher Prove- gesellschaft (Mil). nienz (Muri, Wettingen, Zurlauben) vorhandenen Inkunabel Hortus sanitatis (Mainz 1491, Strass- burg 1497 und 1498/99) bis zu Johann Wilhelm Haushalt, Beruf und Technik Weinmanns scheinbar perfekt illustriertem Thesau- rus rei herbariae (Augsburg 1787). 2.31 Erwartungsgemäss bescheiden in den Altbe- ständen der AKB vertreten ist die Literatur zu den 2.35 Eine relativ solide Grundlage an Fachlitera- praktischen Gebieten des Handwerks, der Technik, tur zu Mathematik und Physik hinterliess der ehe- der Land-, Haus- und Forstwirtschaft, des Wohnens malige Kantonsbibliothekar Bronner in seiner Pri- und der Freizeitgestaltung. Gut 2 % des histori- vatbibliothek (P). Verschiedene naturkundliche schen Bestands (~2000 Titel) beschäftigen sich mit und medizinische Werke älteren Datums stammen diesen Themen. Davon stammen einzelne Werke aus den Klosterbibliotheken Muri (M) und aus dem 16. und 17., etwa 20 % aus dem 18. und Wettingen (W) sowie aus den Altbeständen der über drei Viertel aus dem 19. Jh. Etwa 80 % des Alt- Stadtbibliothek Aarau (S). Einige bemerkenswerte bestands in diesem Bereich sind in Deutsch, rund Schriften zur Alchimie finden sich in der Biblio- 15 % in Französisch und knapp 5 % in Latein ver- thek Georg Sigismund Rasslers von Gamer- fasst. Unter den älteren Titeln ist besonders die schwang (1668–1746), die in den Beständen aus haus- und landwirtschaftliche Ratgeberliteratur gut dem Stift Rheinfelden (Rf) enthalten ist. Einen vertreten. Aus dem 18. und 19. Jh sind einige inte- interessanten Bestand an Werken aus dem Bereich ressante technologische und protoindustrielle Anlei- der Pilzkunde bietet die Mycologische Bibliothek tungen erhalten geblieben, z. B. Carl Sebastian Kun- (Myc). zes illustrierter Schauplatz der gemeinnützigsten Maschinen (Hamburg 1796–1802) oder die in Brunnhofers Katalog unter der Rubrik »Allerlei Philosophie technischer Nützlichkeitskram« abgelegte Anwen- 2.36 Beachtliche 3 % (~3000 Titel) des histori- dung des Telephons zu elektrischen und galvani- schen Buchbestands beschäftigen sich mit der Philo- schen Messungen (Zürich 1879) des Bremgartner sophie. Gut 10 % dieser Bücher stammen aus dem Ingenieurs Victor Wietlisbach. Besonders viel späten 15. und aus dem 16., je knapp 20 % aus Literatur aus diesem Bereich findet sich in der Bro- dem 17. und 18. und rund 50 % aus dem 19. Jh. schürensammlung »Br« und in der Gewerbebiblio- Davon sind etwa 45 % deutsch-, ungefähr 40 % thek »Gw«. lateinisch- und gut 10 % französischsprachig. Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 25

2.37 Sehr gut vertreten sind die antiken Philo- von über 3000 älteren sprachwissenschaftlichen sophen und deren Rezeption bis in die Gegenwart Titeln gehören wissenschaftliche Abhandlungen inkl. der scholastischen Literatur. Dieser Bereich und Grammatiken zu allen europäischen und vielen macht mehr als die Hälfte aller Titel zur Philo- aussereuropäischen Sprachen. Einen Hauptschwer- sophie aus. Zahlreich vorhanden sind auch die eng- punkt bilden die Studien zu den altindischen Spra- lischen und v. a. deutsche Philosophen von den chen. Mystikern bis zu den Vertretern des 19. Jhs in oft- 2.42 Der für eine Studienbibliothek wie die AKB mals zeitgenössischen Ausg. Im durch die Kloster- ansehnliche Bestand an sprachwissenschaftlicher bibliotheken geprägten Bestand eher dürftig vor- Fachliteratur ist einerseits auf die speziellen Interes- handen ist dagegen die französische Philosophie der sen der im 19. Jh tätigen Kantonsbibliothekare Kurz Aufklärungszeit. Zusammen mit den philosophi- und Brunnhofer und anderseits auf verschiedene schen Lehr- und Wörterbüchern, der Literatur zu interessante Schenkungen mit sprachwissenschaft- Logik, Moralphilosophie und Ethik sowie einigen lichem Schwerpunkt, so die Bibliotheken Gloor Werken zur Philosophiegeschichte werden aber ins- (Gl), Gerster (Gr), Herzog (He), Rauchenstein (Rs) gesamt alle wichtigen Bereiche der abendländischen und Vock (V), zurückzuführen. Philosophie abgedeckt. 2.38 Der Grossteil der älteren Werke zur Philoso- Schöne Literatur phie stammt aus den Klosterbibliotheken von Muri 2.43 Nur rund 8 % der vor 1901 erschienenen (M) und Wettingen (W). Verschiedene neuere Werke Titel (~7500 Titel) zählen zur »Schönen Literatur«. zu Theosophie und Naturphilosophie befinden sich Ungefähr 6 % davon stammen aus dem 16. und 17., in der Bibliothek Ballmer (Ba). etwa 22 % aus dem 18. und fast drei Viertel aus dem 19. Jh. Die deutschsprachige Belletristik und Pädagogik und Psychologie deutsche Übers. fremdsprachiger Bücher machen 2.39 Gut 2 % (~2000 Titel) des Altbestands gehö- etwa 70 % der belletristischen Sammlung aus, ren in den Bereich von Pädagogik und Psychologie. gefolgt von rund 15 % französisch-, gut 5 % latei- Über 90 % dieser Gruppe stammen aus dem 19. Jh, nisch- und einigen englisch- und italienischsprachi- die übrigen Werke verteilen sich mit zunehmendem gen Titeln. Da die AKB nie an einer systematischen Mengenanteil auf das 16., 17. und 18. Jh. Davon Sammlung belletristischer Werke interessiert war, sind knapp 90 % in Deutsch, um die 5 % in Franzö- bilden die vorhandenen Werke eine relativ hetero- sisch und einzelne Werke in Latein und Englisch gene bzw. zufällig zustande gekommene Gruppe. verfasst. Neben einigen Werken zur Psychologie aus Gut ausgestattet ist die AKB mit verschiedenen dem 19. Jh finden sich hier v. a. pädagogische Übers. und originalsprachigen Ausg. im Bereich der Schriften, die den ganzen Fachbereich von der fami- antiken Klassiker. Einen anderen Schwerpunkt bil- liären Erziehung über die sogenannte Prinzenerzie- den die Neueditionen von mittelalterlichen Texten hung hin zum Schul- und Hochschulwesen umfas- aus dem germanischen und romanischen Sprach- sen. Als ältester Vertreter dieses Genres sei De edu- raum. Ausserdem finden sich zeitgenössische Ausg. catione puerorum (Basel 1556) des in Windisch täti- der meisten deutschen Klassiker und von Schweizer gen Pfarrers Conrad Clauser erwähnt. Die meisten Schriftstellern. Die belletristischen Werke verteilen pädagogischen Titel stammen aus der Lehrerbiblio- sich auf fast alle Signaturgruppen. Eine Häufung thek (Sch). von Jugendliteratur aus dem späten 19. Jh findet sich in der Lehrerbibliothek (Sch). Literatur- und Sprachwissenschaft 2.40 Ungefähr 7 % des historischen Buchbestands Nachschlagewerke, Kataloge und Zeitungen (~6500 Titel) gehören zu etwa gleichen Teilen in die 2.44 Gut 1 % (~1000 Titel) des historischen Buch- Bereiche Sprach- und Literaturwissenschaft. Rund bestands machen schliesslich themenübergreifende 5 % davon stammen aus dem späten 15. und aus Publikationen, insbesondere Zeitungen und Zeit- dem 16., knapp 10 % aus dem 17., ungefähr 15 % schriften mit allgemeinem Inhalt, Nachschlage- aus dem 18. und über 70 % aus dem 19. Jh. Etwa werke, Enzyklopädien und Bibliothekskataloge aus. 60 % der hier vorhandenen Titel sind deutsch-, Einige wenige dieser oft mehrbändigen Werke stam- ungefähr 25 % lateinisch- und rund 15 % franzö- men aus dem 16. und 17., rund 30 % aus dem 18. sischsprachig. und gut 60 % aus dem 19. Jh. Etwa 65 % der Titel 2.41 Unter den älteren Titeln dominieren Wörter- sind deutsch-, rund 20 % französisch- und ungefähr bücher, Grammatiken und Schulbücher in überwie- 10 % lateinischsprachig. gend lateinischer Grundsprache. Aus dem 19. Jh fin- 2.45 Zahlreiche Nachschlagewerke und Enzyklo- den sich dann neben literaturgeschichtlichen Wer- pädien gehören zur Signaturgruppe »A«. Ein gros- ken auffallend viele linguistische Arbeiten, die sich ser Teil, hauptsächlich der neueren Zeitungen, fin- mit der germanischen, romanischen, indo- det sich in der Signaturgruppe »Zt«; viele Zeit- germanischen und allgemeinen Sprachwissenschaft schriften zählen zur Gruppe »Co«. Ältere Zeitungs- beschäftigen. Zu dieser ungewöhnlichen Häufung und Zeitschriftenreihen befinden sich aber auch in 26 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau den Gruppen »Br«, »C«, »Co«, »H«, »L« und Gewerbemuseums, die 1959 nach einer grosszügi- »Q«. Besonders ergiebig ist diesbezüglich die gen Aussonderung insbesondere der älteren »Schweizerbibliothek« Heinrich Zschokkes »Q«, Bestände von der AKB übernommen wurde. Der wo zahlreiche Aargauer und Schweizer Zeitungen historische Buchbestand innerhalb der Gewerbe- aus der Revolutions- und Restaurationszeit anzu- bibliothek ist auf Grund dieser Aussonderungen treffen sind. Mit einer systematischen Sammlung nicht mehr besonders gross. Gleichwohl finden sich von Aargauer Zeitungen wurde erst 1968 begon- in dieser Gruppe schätzungsweise 600 vor 1901 nen. Die Altbestände der zahlreichen Aargauer erschienene Titel, die fast ausschliesslich aus dem Regional- und Lokalzeitungen des 19. und 20. Jhs späten 19. Jh stammen. Die Sammlung beschränkt sind deshalb über verschiedene Standorte im ganzen sich bis auf wenige Ausnahmen auf die deutsch- Kanton verteilt. sprachige Literatur. Thematisch befassen sich diese Bücher mit der Kunst, der Kunstgeschichte und dem Handwerk in einem weiteren Sinne. Zu erwähnen Systematische Übersicht sind v. a. einige reich illustrierte Lehrbücher für 2.46 Die folgende systematische Übersicht gliedert Handwerker und Technologen sowie verschiedene sich anhand der Provenienz der einzelnen Signatur- meist grossformatige Kunst- und Vorlagendrucke. gruppen in drei Teile: 1. die institutionellen Biblio- theken, die durch Ankäufe, Konfiskationen, Schen- »Ja« Jagdbibliothek kungen oder als Depotbibliotheken in die AKB gelangten, 2. private Schenkungen und Ankäufe aus 2.50 Die Bezeichnung »Ja« steht für die soge- ehemals privatem Besitz, die als eigenständige Sig- nannte Jagdbibliothek, die seit 1945 als Depot- naturgruppen aufgestellt sind, und 3. die auf keine bibliothek des Aargauischen Jagdschutzvereins in bestimmte Provenienz zurückgehenden Signaturen, der AKB geführt wird. Sie umfasst insgesamt rund die den ordentlichen Zuwachs und kleinere Schen- 390 Titel, darunter 7 deutsch- und französischspra- kungen enthalten. chige Werke mit jagdspezifischem Inhalt aus dem späten 19. Jh. Institutionelle Bibliotheken »Ku« »Arb« Arbeiterbibliothek 2.51 »Ku« wie Kunst verweist auf die Bibliothek 2.47 Die Signaturgruppe »Arb« besteht aus Teilen des aargauischen Kunstvereins, die 1945 in die der 1976 aufgelösten Arbeiterbibliothek Aarau. AKB gelangte. Die bis 1967 weitergeführte Gruppe Während ein Teil dieser Bibliothek an die Stadtbib- umfasst insgesamt rund 40 Titel zu Kunst und liothek und in den Verkauf ging, wurden die Werke Kunstgeschichte. Etwa 20 deutsch- und einige fran- zur Arbeitergeschichte, die historisch interessante zösischsprachige Werke des späten 19. Jhs gehören »antifaschistische Belletristik« und die Jugend- zum historischen Buchbestand. bücher mit insgesamt 1050 Titeln der AKB über- geben. 14 deutschsprachige Titel aus dem 19. Jh »M« Klosterbibliothek Muri gehören zum alten Buchbestand. Sie beschäftigen sich mit historischen Themen. 2.52 Die Bibliothek des Klosters Muri gelangte 1845, vier Jahre nach den Klosteraufhebungen im »Cath« Bibliothek der römisch-katholischen Kanton Aargau, in die AKB. Die um 1030 gegrün- Landeskirche des Kantons Aargau dete Benediktinerabtei Muri war in der Frühen 2.48 Unter dem Namen »Catholica« betreut die Neuzeit hinter den grossen Klöstern St. Gallen und AKB seit 1960 eine Depotbibliothek der römisch- Einsiedeln, vergleichbar etwa mit Rheinau, eines katholischen Landeskirche des Kantons Aargau. Sie der bedeutenden Benediktinerklöster im schweizer- enthält insgesamt ungefähr 4800 Titel an grund- ischen Raum. Unter Abt Johann Singisen (1557– sätzlich moderner theologischer Literatur mit 1644) begann im 17.Jh die Blütezeit des Klosters katholischem Hintergrund. Durch Schenkungen an und gleichzeitig auch der Klosterbibliothek. In die Depotbibliothek gelangten rund 190 vor 1901 Singisens Amtszeit zwischen 1596 und 1644 fallen erschienene Werke in diese Gruppe. Davon stam- der Bau eines Bibliotheksraums (1610) und die men einige wenige Titel aus dem 17., gut 10 % aus Gründung einer kleinen Druckerei (1621). Ausser- dem 18. und über 85 % aus dem 19. Jh. Etwa 85 % dem förderte er die Bibliothek durch den Ankauf des Altbestands sind deutsch- und rund 15 % zahlreicher wissenschaftlicher Werke. Unter seinen lateinischsprachig. Es handelt sich bei diesen Nachfolgern wuchs die Bibliothek dann kontinuier- Büchern um Publikationen zur katholischen Theo- lich weiter. 1696 erhielt sie neue Räumlichkeiten im logie und Kirchengeschichte, die vielfach einen unter Abt Placidus Zurlauben (1646–1723) erstell- regionalen Bezug aufweisen. ten Neubau. Im 18. Jh bemühte sich u. a. der durch seine historischen Arbeiten zur Klostergeschichte »GewB« und »Gw« Gewerbebibliothek bekannte P. Leodegar Meyer (1687–1761) um die 2.49 Unter den Signaturen »GewB« und »Gw« Bibliothek. Von ihm ist ein handschriftlicher Kata- findet sich die ehemalige Bibliothek des Aarauer log aus dem Jahr 1742 erhalten geblieben. Um Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 27

1810 erhielt die Bibliothek neue Räumlichkeiten im etwa 10 %, asketische Schriften mit rund 8 % und Ostflügel des Klosters. »controversita«, also Streitschriften, die sich insbe- sondere mit den interkonfessionellen Streitfragen 2.53 Als die Abtei 1841 im Rahmen der Kloster- aufhebungen im Aargau zwangsweise geschlossen des 16. und 17.Jhs auseinandersetzen, mit ungefähr wurde, ging deren Besitz mitsamt der Bibliothek an 6%. den Kanton über. Die Benediktiner in Muri konnten 2.57 Zu diesen religiösen Schriften, die unter dem aber einen Teil ihrer Bibliothek rechtzeitig vor der im Katalog erfassten Bestand etwas mehr als die drohenden Klosteraufhebung aus dem Kanton brin- Hälfte aller Titel ausmachen, kommen unter dem gen und sie so vor der staatlichen Beschlagnahmung Begriff »Historici« 12 % an historiographischen bewahren. Dies betrifft besonders die Handschrif- Werken, worunter die profane Geschichte, die tenbestände und die alten und wertvollen Bücher, Kirchengeschichte, aber auch Heiligenlegenden und die sich heute im Kloster Muri-Gries, der Murenser einzelne geographische Werke fallen, ferner etwa Nachfolgeabtei im Südtirol, und im durch die Mön- 9 % an juristischen Schriften, die sowohl das kirch- che aus Muri-Gries betriebenen Kollegium in Sar- liche als auch das weltliche Recht sowie staats- nen befinden. Weitere rund 110 Titel theologischen wissenschaftliche Themen behandeln, dann 6 % Inhalts wurden 1957 von der AKB an das Kolle- unter dem Begriff »Philosophi« abgelegte philoso- gium in Sarnen abgegeben. phische, naturwissenschaftliche und medizinische 2.54 Der in der AKB erhaltene Bestand aus dem Schriften und etwa 6 % an sogenannten rhetori- Kloster Muri unterteilt sich in die Untergruppen schen und poetischen Werken, worunter sich haupt- »Ma«, »Mb« und »Mc«. Nach welchen Kriterien sächlich antike Autoren finden lassen. Es bleiben diese Gliederung gemacht wurde, ist unklar: Eine verschiedene Gruppen gemischten Inhalts, die ins- thematische, sprachliche, chronologische oder for- gesamt etwa 14 % ausmachen. Hier finden sich wei- matspezifische Ordnung lässt sich nicht feststellen. tere Titel zu Geographie und Geschichte sowie Am wahrscheinlichsten scheint eine Unterteilung nochmals verschiedene theologische Werke. nach pekuniärem Wert, die allenfalls nach der 2.58 Inwieweit die Verhältnisse von 1742 auch für Klosteraufhebung im Hinblick auf einen möglichen den rund doppelt so grossen heutigen Bestand gel- Verkauf der Bücher gemacht wurde. Innerhalb die- ten, ist nicht klar bestimmbar; eine grobe Sichtung ser Gruppen scheint sich stellenweise eine gewisse des heutigen Bestands bestätigt jedoch die oben thematische Ordnung erhalten zu haben. So finden angeführte thematische Verteilung. Die breite, über sich z. B. die Bibelausgaben jeweils am Anfang der die kirchliche Literatur hinausgehende Themen- einzelnen Gruppen. Die meisten Bibeln befinden vielfalt in der Klosterbibliothek Muri entspricht sich in der Gruppe »Ma«, wo – trifft unsere Vermu- grundsätzlich der typischen Ausprägung einer Bene- tung zu – die wertvollsten und ansehnlichsten diktinerbibliothek. Auffällig ist der hohe Anteil an Bücher abgelegt worden wären. theologischen Streitschriften aus dem 16. und frü- 2.55 Die in der AKB unter der Signatur »M« hen 17.Jh, die auf Muris wichtige Rolle während erhaltenen Teile der Klosterbibliothek umfassen ins- der Gegenreformation verweisen. gesamt ungefähr 11.100 Titel (~14.000 Bde), die »Mil« Militärbibliothek alle zum historischen Buchbestand gehören. Rund 15 % dieses Bestands stammen aus dem 16., gut 2.59 Die Militärbibliothek kam 1943 als Depot- 40 % aus dem 17., knapp 40 % aus dem 18. und bibliothek der aargauischen Offiziersgesellschaft in ungefähr 5 % aus dem 19. Jh. Die ursprünglich aus die AKB. Nachdem der Bestand 1995 an die AKB dem Kloster Muri stammenden Inkunabeln sind übergegangen war, wurde die inzwischen rund fast alle unter der Signatur »Inc« zu finden. Nach 4100 Titel umfassende Abteilung 1998 geschlossen. Sprachen gliedert sich die Sammlung in rund 65 % Rund 2200 Titel zählen zum historischen Buch- lateinisch-, etwa 30 % deutsch-, knapp 5 % franzö- bestand. Ungefähr 5 % des Altbestands stammen sisch- und einzelne italienisch-, englisch- und grie- aus dem 18. und etwa 95 % aus dem 19. Jh. Etwa chischsprachige Werke. 90 % der Titel sind in Deutsch, knapp 10 % in Französisch und einzelne Titel in Italienisch ver- 2.56 Einen Einblick in die thematische Gliederung fasst. des Bestands gibt uns der erwähnte Standortkatalog von 1742 mit seinen rund 5500 Titeleinträgen, die 2.60 Die Militärbibliothek enthält von der auf die damalige thematische Anordnung der Kriegsgeschichte über Strategie und Technik bis Klosterbibliothek verweisen. Danach bilden mit hin zu militärischen Ausbildungsfragen das ganze ungefähr 18 % des im Katalog erfassten Bestands Spektrum an militärwissenschaftlicher Literatur. die Bibeln, die Kirchenväterausgaben und ein Teil Die Zugänge bis zum Bearbeitungsjahr 1956 der älteren theologischen Literatur, die unter dem gliedern sich in acht thematische Gruppen, die Begriff »Biblia et Patres« zusammengefasst wurden, wiederum in verschiedene Untergruppen unterteilt die grösste Gruppe. Es folgen im Bereich der religiö- sind. Mit einem Anteil von rund 30 % der vor sen Literatur die neuzeitliche Theologie mit 11 %, 1901 erschienenen Bücher bildet die Literatur die homiletischen und liturgischen Schriften mit zum Wehrwesen und zu den Fragen der Armee- 28 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau organisation die grösste Gruppe. Hier finden sich historischen Buchbestand. Mehr als 90 % des histo- zur Hauptsache die Reglemente der Schweizer rischen Bestands stammen aus dem 19. Jh, daneben Armee und einzelne Reglemente anderer Armeen finden sich einzelne Titel aus dem 16., 17. und des 19. Jhs. Rund 27 % gehören in den grossen 18. Jh. Rund 90 % dieser Bücher sind deutsch- und Bereich der kriegsgeschichtlichen Literatur. Beson- je ungefähr 5 % lateinisch- und französischspra- ders stark vertreten sind hier die Werke zur Schwei- chig. Unter den älteren Büchern befinden sich auch zer (Kriegs-)Geschichte, zur napoleonischen Zeit einige lateinisch- und französischsprachige Werke. und zur Zeit zwischen 1870 und 1914 mit zahl- Inhaltlich dominieren die christliche Theologie und reichen Studien zum Deutsch-Französischen Krieg die Kirchengeschichte. Dazu gesellen sich einige von 1870/71. Rund 20 % beschäftigen sich mit philosophische, historische und pädagogische dem militärischen Ausbildungswesen, worunter Schriften. Unter den älteren Titeln befinden sich besonders die Werke zur Waffen- und Munitions- mehrere wertvolle Bibeln und einige Vertreter der kunde sowie die militärische Landeskunde gut frühen protestantischen Theologie, so auch 2 Werke vertreten sind. Knapp 14 % der historischen Titel des im Aargau geborenen Arztes und reformierten zählen zum Bereich von Strategie und Taktik, wo Theologen Thomas Erastus (1524–1583). Als Teil neben Werken zur militärischen Strategie im All- der umfassenden Sammlung theologischer Fach- gemeinen besonders die Publikationen zum infan- literatur des späten 18. und des 19. Jhs sind auch teristischen Kampf in kleinen Verbänden gut ver- rund 20 Fachzeitschriften aus dem ganzen deutsch- treten sind. Knapp 5 % befassen sich mit dem sprachigen Raum erhalten geblieben, z. B. das Jour- Genie- und Fortifikationswesen, darunter auch nal für Prediger (Halle 1770–1817) oder Der Kin- einige ältere Titel wie Leonhard Sturms Architec- dergottesdienst: eine illustrierte Monatsschrift zur tura militaris hypothetico-eclectica. Oder gründli- Förderung der gottesdienstlichen Pflege der Jugend che Anleitung zu der Kriegsbaukunst (Nürnberg (Bremen 1890–1917). 1736). Bei rund 4 % der historischen Titel dieser Abteilung handelt es sich um Nachschlagewerke, »R« Bibliothek der Klöster Rheinfelden, Zeitschriften und Sammelbände zu militärwissen- Laufenburg und Sion schaftlichen Themen. Rund 2 % behandeln Fragen 2.63 In der Signaturgruppe »R« befinden sich zur Armeeverwaltung und zum Sanitätswesen. Bücher aus drei verschiedenen kleineren Klöstern: dem Kapuzinerkloster Rheinfelden, dem Kapuziner- »Myc« Bibliothek des Verbands Schweizerischer kloster Laufenburg und dem Wilhelmiten- und spä- Vereine für Pilzkunde teren Benediktinerkloster Sion bei Klingnau. Teile 2.61 1950 gelangte die Bibliothek des Verbands von deren Bibliotheken gelangten 1804, 1810 und Schweizerischer Vereine für Pilzkunde als Deposi- 1821 in die AKB. Die aus Teilbeständen aller drei tum in die AKB. Die seit 1920 bestehende Samm- Klosterbibliotheken zusammengesetzte Gruppe lung umfasst rund 700 Titel zu Mykologie und umfasst rund 665 Titel. Je ungefähr 35 % davon verwandten Fachgebieten. Rund 50 Titel gehören stammen aus dem 16. und 17. und etwa 30 % aus zum historischen Buchbestand. Darunter finden dem 18. Jh. Um die 85 % sind in Latein, etwa 10 % sich neben einzelnen Werken aus dem 17. und 18. in Deutsch und kleinere Gruppen in Französisch v. a. Titel aus dem 19. Jh. Ungefähr die Hälfte die- und Italienisch verfasst. Thematisch dominieren die ser Publikationen sind deutsch-, etwas weniger theologische Literatur, das Kirchenrecht und die französisch- und kleinere Gruppen italienisch- und Kirchengeschichte, daneben finden sich philosophi- lateinischsprachig. In der interessanten Spezial- sche, juristische und geschichtliche Werke sowie die sammlung finden sich einige frühe Werke zur wis- literarischen und historischen Werke verschiedener senschaftlichen Pilzkunde, die teilweise reich mit antiker Autoren. Illustrationen versehen sind, z. B. Julius Kromb- holz’ mehrbändige Naturgetreue Abbildung und »Rf« Bibliothek des Stiftes St. Martin Beschreibung der essbaren, schädlichen und ver- in Rheinfelden – dächtigen Schwämme (Prag 1831 1846). Ein Teil 2.64 Die Bibliothek des 1870 aufgehobenen Chor- der Mycologischen Bibliothek geht auf den Aar- herrenstifts St. Martin in Rheinfelden gelangte gauer Kunstmaler und Mykologen Hans Walty 1893 in die AKB. Die seit dem frühen 13. Jh beste- – (1868 1947) zurück. hende Klerikergemeinschaft und die Stiftsschule prägten bis ins 18. Jh das kulturelle Leben und das »Pr« Predigerbibliothek des Reformierten Kapitels Bildungswesen in Rheinfelden. Das Stift hinterliess 2.62 1937 kam mit der Bibliothek des Reformier- der AKB eine Sammlung von rund 1750 Titeln. Die ten Pfarrkapitels des Kantons Aargau die erste meisten Werke sind dem 17. und 18. Jh zuzuordnen; grosse Depotbibliothek in die AKB. Die sogenannte kleinere Gruppen stammen aus dem 16. und 19. Jh. Predigerbibliothek geht in ihren Anfängen auf das Ungefähr 50 % dieser Texte sind lateinisch-, rund 19. Jh zurück. Sie umfasst bis heute rund 15.000 25 % französisch-, etwa 20 % deutsch- und einzelne Titel, darunter ungefähr 4000 Broschüren und 89 Titel italienischsprachig. Auffallend viele Werke Zeitschriftentitel. Ungefähr 3700 Werke zählen zum sind in Sammelbänden zusammengefasst. Den Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 29

Grossteil dieser Abteilung machen die theologi- Lehrerbibliothek wurden bis Anfang der 1970er- schen, kirchengeschichtlichen und v. a. kirchen- Jahre in zwölf thematischen Gruppen aufgestellt. rechtlichenSchriftenaus.Dazugesellensichin 2.69 Die vor 1901 erschienenen Titel befinden bescheidenerem Umfang einige historische, juristi- sich zu knapp 40 % in der Gruppe »IV. Geschichte sche, philosophische und naturwissenschaftliche der Pädagogik«, die ausser aus einigen Werken zur Abhandlungen. eigentlichen Geschichte der Pädagogik v. a. aus 2.65 Über die Hälfte der Bücher tragen das Ex- pädagogischen Schriften und Schulbüchern aus dem libris des bekannten Kirchenrechtlers Georg Sigis- 19. Jh und in einzelnen Fällen dem späten 18. Jh mund Rassler von Gamerschwang (1668–1746), besteht. Rund 30 % gehören in die Gruppe »VI. der dem Stift anfangs des 18. Jhs als Propst vor- Schulbücher« mit Lehrmitteln für die Volksschule, stand. Dessen Interessen gingen aber über die Theo- gut 10 % in die Gruppe »VIII. Aargauisches« mit logie und das Kirchenrecht hinaus: In den Bestän- Publikationen über den Aargau und Werken von den der AKB fällt seine umfangreiche Hinterlassen- Aargauern, etwa 10 % in die lokalgeschichtlich schaft an naturwissenschaftlichen, technologischen, interessante Gruppe »VII. Aargauisches Schul- alchemistischen und v. a. okkultistischen Werken wesen« mit Schriften zum Aargauer Schulwesen auf. Unter den rund 300 Titeln zu diesen Themen und zu Aargauer Schulbüchern und nochmals unge- finden sich einige Kuriosa wie etwa Michael Ranfts fähr 10 % in die Gruppe »V. Jugendschriften«, die Tractat von dem Hauen und Schmatzen der Todten einige interessante Vertreter der Jugendliteratur des in Gräbern (Leipzig 1736) oder die von einem Ano- späten 19. Jhs enthält. nymus herausgegebene Publikation Die Neu-erfun- dene Curieuse Fliegen-Falle zu gäntzlicher Aus- »Sten« Bibliothek des Schweizerischen rottung der unverschämten Fliegen (o. O. 1735). Stenographenvereins 2.70 Mit der Bibliothek des Schweizerischen Ste- »S« Alte Bestände der Stadtbibliothek Aarau nographenvereins beherbergt die AKB seit 1959 2.66 Bei der Signaturgruppe »S« handelt es sich eine schweizweit einzigartige Spezialsammlung zum um ältere Teile der 1773 gegründeten Stadtbiblio- Wesen und zur Geschichte der Stenographie. Die bis thek Aarau und der im 19. Jh entstandenen Kasino- heute als Depotbibliothek weitergeführte Stenobib- bibliothek Aarau, die 1873 an die AKB abgegeben liothek umfasst unterdessen rund 5000 Titel, worden sind. Insgesamt finden sich darin knapp wovon etwa 2200 zum historischen Bestand gehö- 1300 Titel, die zu ungefähr 15 % aus dem 16., zu ren. Bis auf wenige Ausnahmen aus dem 17. und rund 30 % aus dem 17. und zu etwa 55 % aus dem 18. Jh, die die Vorgeschichte der modernen Steno- 18. Jh stammen. Etwa 40 % dieser Gruppe sind graphie dokumentieren, stammen alle diese älteren deutsch-, ungefähr 30 % lateinisch-, rund 25 % fran- Bücher aus dem 19. Jh. Rund 85 % sind deutsch-, zösisch- und kleinere Gruppen italienisch- und eng- etwa 10 % französisch- und kleinere Mengen italie- lischsprachig. nisch- und englischsprachig. 2.67 Vorherrschende Themen in diesen Beständen 2.71 Mehr als die Hälfte der Sammlung besteht sind die schweizerische und europäische Geschichte aus den regelmässig erschienenen Zeitschriften und und die sonst in der AKB nur mässig vertretene den Jahresberichten befreundeter Vereine und Sek- protestantische Theologie mit zeitgenössischen tionen aus dem In- und Ausland. Eine weitere grös- Ausg. der wichtigsten reformatorischen Werke. sere Gruppe bilden die stenographischen Lehr- Daneben finden sich auch Bücher aus anderen bücher und Anleitungen, die oft in verschiedenen Fachbereichen: eine Anzahl Reiseberichte, verschie- Aufl. vorhanden sind. Andere Werke beschäftigen dene Sammelbände mit kleineren Schriften zum Ber- sich mit Theorie und Geschichte der verschiedenen, ner Staatswesen aus der Zeit des Ancien Régime auch fremdsprachigen stenographischen Systeme. sowie einige philosophische und naturwissenschaft- Besonders gut vertreten ist die Literatur zum in der liche Werke. Neben diesen Sachbüchern enthält die Schweiz verbreiteten System von Stolze-Schrey. Gruppe, mit v. a. antiken und französischen Auto- Eine Besonderheit sind verschiedene in stenographi- ren, auch etwas belletristische Literatur. schen Zeichen gedruckte belletristische Werke. Über ein Drittel des Altbestands befindet sich in der »Sch« Aargauische Lehrerbibliothek Untergruppe »Sten Hb«, die auf eine Schenkung des in Fachkreisen bekannten Schweizer Steno- 2.68 1938 wurde mit der Lehrerbibliothek die graphen Eugen Hüeblin (1865–1934) zurückgeht. grösste Depotbibliothek in die AKB aufgenommen. Hüeblin, der um 1900 im stenographischen Büro Die bis Ende des 20. Jhs unter der Signatur »Sch« der Bundesversammlung tätig war, machte sich wie Schule weitergeführte Sammlung umfasst heute einen Namen als Verfasser verschiedener deutsch- über 30.000 Titel, wovon ungefähr 1300 Werke und französischsprachiger Stenographielehrbücher. zum historischen Buchbestand zählen. Diese stam- men bis auf einige wenige Ausnahmen aus dem spä- 2.72 Die Abteilung »Sten« ist im Gegensatz zu den ten 18. Jh alle aus dem 19. Jh. Sämtliche Titel in die- anderen Depotbibliotheken nicht in den allgemei- ser Gruppe sind deutschsprachig. Die Zugänge zur nen Katalogen verzeichnet und nur durch einen spe- 30 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau ziellen alphabetischen Autorenkatalog erschlossen. 2.76 Anhand dieser thematischen Aufgliederung Die Bestände der Stenographischen Bibliothek wer- kommen wir für die Bibliothek des Zisterzienser- den ergänzt durch Teile des Nachlasses von Johann klosters Wettingen zu einem ähnlichen Befund wie Konrad Däniker (1826–1906), eines der Schweizer bei der oben beschriebenen Bibliothek des Benedik- Pioniere auf dem Gebiete der Stenographie, die sich tinerklosters Muri. In beiden Fällen machen die rein ebenfalls im Fundus der AKB befinden. religiösen Schriften etwas mehr als die Hälfte des Bestands aus; es folgen die Titel zum Kirchenrecht »W« Klosterbibliothek Wettingen und zur Kirchengeschichte und schliesslich die pro- fane Literatur verschiedener Fachbereiche, die 2.73 Die Bibliothek des Klosters Wettingen kam ungefähr einen Drittel des Bestands umfasst. 1845 zusammen mit der Bibliothek des Klosters Muri in die AKB. Das Zisterzienserkloster Wettin- »ZSK« Zschokke-Stübchen gen wurde um 1227 gegründet und erlebte nach 2.77 Beim sogenannten Zschokke-Stübchen han- einem vorübergehenden Niedergang in der Refor- delt es sich um eine Schenkung der Familie mationszeit seine Blüte im 17. und 18. Jh. 1841 Zschokke an das Stadtmuseum Aarau, die sich seit wurde Wettingen im Rahmen der Aargauer Kloster- 1960 als Depotbibliothek in der AKB befindet. Sie aufhebung geschlossen, und das Kloster kam mit- umfasst rund 460 Titel, wovon etwa 420 zum histo- samt seiner Bibliothek in den Besitz des Kantons rischen Buchbestand gehören. Davon erschienen Aargau. knapp 10 % im 18. und über 90 % im 19. Jh. Rund 2.74 Die in der AKB erhaltenen Teile der ehemali- drei Viertel dieser Bücher sind deutsch-, knapp gen Bibliothek umfassen rund 2950 Titel (~2700 10 % französisch- und kleinere Gruppen englisch-, Bde). Davon stammen ungefähr 30 % aus dem 16., italienisch-, rätoromanisch-, tschechisch- und unga- etwa 45 % aus dem 17., rund 20 % aus dem 18. rischsprachig. Die Sammlung enthält einerseits die und etwa 5 % aus dem 19. Jh. Die Wettinger Inku- Werke des in Aarau ansässigen Schriftstellers, nabeln wurden aus der Gruppe »W« ausgegliedert Gelehrten und Politikers Heinrich Zschokke (1771– und machen nun den Grossteil der Abteilung Inku- 1848) in verschiedenen Aufl. und andererseits etwas nabeln (Inc) aus. Nach Sprachen gliedert sich der Sekundärliteratur über Zschokke. Bei den doch Wettinger Bestand in mehr als 80 % lateinisch-, recht zahlreichen fremdsprachigen Werken handelt etwa 15 % deutsch- sowie einige französisch- und es sich um Übers. von Zschokkes bekannteren Wer- italienischsprachige Publikationen. Nach dem glei- ken. Die Sammlung wurde von Heinrich Zschokkes chen nicht offensichtlich verständlichen Muster wie Nachkommen angelegt. Ein Teil von Zschokkes bei der Klosterbibliothek Muri wurde auch hier eigener Bibliothek, die sogenannte Schweizerbiblio- eine Unterteilung in die Gruppen »Wa«, »Wb« und thek, die er 1847 der AKB verkauft hat, ist unter »Wc« vorgenommen (vgl. dazu Abschnitt »M«). der Signatur »Q« zu finden. Eine Besonderheit stellen die einheitlichen Einbände fast aller Wettinger Titel dar. Die dunkelbraunen Privatbibliotheken Ledereinbandrücken mit roten Schildern und golde- ner Prägung wurden im Laufe des 18. Jhs ange- »B« Bibliothek Zurlauben bracht. 2.78 Die Bibliothek Zurlauben bildet den Grund- 2.75 Einblick in die thematischen Schwerpunkte stock der historischen Kantonsbibliothek. Sie ist der Bibliothek gibt uns ein nach 1793 entstandener Teil der Sammlung Zurlauben, die im Laufe der Standortkatalog, der, angeordnet in 15 themati- über dreihundertjährigen Geschichte der einfluss- schen Gruppen, ungefähr 2100 Titel verzeichnet. reichen Familie Zurlauben aus Zug zusammen- Demnach bestand die damalige Bibliothek im gekommen ist. Ihr besonderes Gepräge und Aus- Bereich der geistlichen Literatur zu 40 % aus neu- mass verlieh ihr der letzte Besitzer, Generalleutnant eren theologischen Publikationen mit Schwerpunk- Beat Fidel Zurlauben (1720–1799). Neben seiner ten bei den polemischen Schriften, bei Moraltheolo- Tätigkeit als Offizier in französischen Diensten gie, Mystik und Aszetik, zu je 6 % aus Predigten betätigte er sich als Privatgelehrter im Bereich von und kirchenrechtlichen Schriften, zu je 4 % aus Geschichte und Militärwissenschaft und als histo- Bibelausgaben und Kirchenväterschriften und zu risch interessierter Sammler. Von den insgesamt 3 % aus kirchengeschichtlichen Werken. Die pro- rund 8000 in der AKB vorhandenen Titeln gehen fane Literatur gliederte sich in 9 % juristische bis auf ungefähr 400, die gemäss den Untersuchun- Schriften, 8 % philosophische und naturwissen- gen Kurt-Werner Meiers einwandfrei den Vorfahren schaftliche Abhandlungen, 5 % lexikographische Beat Fidels zugewiesen werden können, wohl alle und enzyklopädische Werke, ebenfalls 5 % Werke auf die Erwerbsinitiative dieses letzten Zurlauben zur profanen Geschichte und eine rund 10 % zurück. Es handelt sich bei den Büchern der Samm- umfassende Mischgruppe »Litterarii Humaniores«, lung Zurlauben also weniger um eine Familien- als zu der zahlreiche antike Autoren und einzelne histo- vielmehr um die Studien- bzw. Privatbibliothek des rische, literaturwissenschaftliche und kunsthistori- letzten Besitzers Beat Fidel Zurlauben (vgl. Meier sche Betrachtungen gehörten. 1981, S. 209–237). Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 31

2.79 Die Bibliothek Zurlauben gehört zu den 2.83 Die unter der Signatur »B« zusammengefass- grössten und am besten erhaltenen ehemaligen ten Teile der Sammlung Zurlauben umfassen Privatbibliotheken im deutschsprachigen Raum. gemäss dem Standortkatalog aus der Mitte des Zusammen mit dem ebenfalls in der AKB aufbe- 19. Jhs rund 6100 gedruckte Titel. Gut 10 % dieser wahrten umfangreichen wissenschaftlichen und Bücher stammen aus dem 16., rund 35 % aus dem privaten Nachlass Beat Fidel Zurlaubens bildet sie 17. und über 50 % aus dem 18. Jh. Davon sind eine einzigartige Quelle zur Geschichte der Frühen knapp 50 % französisch-, rund 35 % lateinisch- Neuzeit. Teile des umfangreichen handschriftlichen und ungefähr 15 % deutschsprachig. Ausserdem Nachlasses werden in einem von der AKB mitgetra- enthält die Sammlung einige italienischsprachige genen Editionsprojekt als »Acta Helvetica« heraus- Titel. gegeben. 2.84 Thematischer Schwerpunkt der Bibliothek 2.80 1795 verkaufte Beat Fidel Zurlauben seine Zurlauben ist entsprechend den Interessen des umfangreiche Bibliothek nach einer erheblichen letzten Besitzers Beat Fidel Zurlauben mit etwas Kürzung seiner französischen Pension gegen einen mehr als der Hälfte aller Titel die Geschichtsschrei- Barbetrag von 5600 Gulden und eine jährliche bung. Dabei rangieren wiederum die Werke zur Rente von 80 Louis d’Or an das Kloster St. Blasien französischen Geschichte vor den Publikationen zur im Schwarzwald. Dieses beliess die Bücher vorerst Schweizer Geschichte. Daneben finden sich auch in Zug, da kein geeigneter Aufbewahrungsort in verschiedene Titel zu den historischen Hilfswissen- einer der Besitzungen des Klosters gefunden werden schaften wie der Numismatik, der Genealogie oder konnte und die unsicheren Zeiten den Transport der Heraldik und einige geschichtstheoretische der umfangreichen Bestände verkomplizierten. Als Schriften. Typisch für eine Privatbibliothek der Frü- Beat Fidel Zurlauben 1799 starb, befand sich seine hen Neuzeit sind die rund 9 % Titel zur Völker- Bibliothek immer noch in Zug. und Länderkunde mit allgemein beschreibenden Werken und Reiseberichten. Ein anderer Schwer- 2.81 Durch Zurlaubens Tod wurde die neue Hel- punkt der Bibliothek Zurlauben liegt mit ungefähr vetische Regierung auf die umfangreiche Bibliothek 8 % der Titel im Bereich Religion. Darunter befin- aufmerksam. Mit der Begründung, diese für die den sich verschiedene Werke zur Kirchengeschichte vaterländische Geschichte wichtige Sammlung dürfe und zum Ordenswesen, theologische Schriften und nicht ins Ausland gehen, beschlagnahmte Bildungs- Kirchenväterausgaben, rund 20 Bibelausgaben und minister Philipp Stapfer Zurlaubens Bücher und liturgische Literatur. Eine andere grössere Gruppe Akten. Nach längeren Verhandlungen über den bilden mit ungefähr 600 Titeln bzw. rund 10 % der Preis der Bibliothek entschädigten die eigentlich Bücher die Sprach- und Literaturwissenschaft und zahlungsunfähigen helvetischen Behörden das die belletristischen Werke. Den Grossteil machen Kloster St. Blasiens 1802 schliesslich durch die hier die Ausg. von lateinischen und griechischen Übernahme einer Schuld bei der Zinskommission in Klassikern aus. Als letzte grössere, rund 5 % umfas- Zürich im Wert von rund 12.000 Gulden. Auf sende Gruppe sei die Fachliteratur zum Kriegswesen Anraten des aus dem Aargau stammenden helveti- und zur Kriegsgeschichte genannt, die bei den über schen Staatssekretärs Albrecht Rengger (1764– Generationen als Offiziere dienenden Familienmit- 1835) liess Joseph Anton Balthasar (1761–1837), gliedern eine wichtige Rolle spielte. der helvetische Beauftragte für die Nationalbiblio- theken, die Bibliothek Zurlauben im Januar 1803 2.85 Daneben finden sich in der Bibliothek Zur- nicht wie ursprünglich geplant nach dem latent lauben im Sinne einer allgemeinbildenden Biblio- reaktionären Luzern, sondern nach Aarau bringen. thek auch verschiedene Nachschlagewerke und Ganz im Geiste der Helvetik sollte die Sammlung einige Bücher aus anderen Fachbereichen wie der Zurlauben dort zur Grundlage einer schweizer- Pädagogik, der Medizin, der Naturwissenschaft, ischen Nationalbibliothek werden. der Technik und dem Haushaltswesen, darunter Raritäten wie eine Ausg. von François-Pierre de La 2.82 Das Ende der Helvetischen Republik folgte Varennes berühmtem Kochbuch Le Cuisinier Fran- indes schon im März 1803. Im Sommer 1803 fragte çois ( 1656). Das aussergewöhnliche Interesse die helvetische Liquidationskommission auf Vor- Beat Fidel Zurlaubens am Ausbau seiner Bibliothek schlag Joseph Anton Balthasars die Regierung des bezeugen die verschiedenen Bibliotheks-, Auktions- frisch gegründeten Kantons Aargau an, ob sie am und Buchhändlerkataloge aus der zweiten Hälfte Kauf der Sammlung Zurlauben interessiert sei. des 18. Jhs. Nach langem Zögern ratifizierte die Aargauer Regierung im Februar 1804 den im Dezember 1803 2.86 Ein grosser Teil der Bibliothek ist durch den abgeschlossenen Kaufvertrag. Die Sammlung Zur- Ankauf von Büchern aus unterschiedlichem Vorbe- lauben, die sich schon seit der Gründung des Kan- sitz zu Stande gekommen. Kurt-Werner Meier tons im März 1803 in dessen Gewahrsam befunden konnte in seiner grundlegenden Studie zur »Zurlau- hatte, ging damit für 19.000 Franken definitiv an biana« über 1000 Vorbesitzer identifizieren, auf die den Kanton Aargau, der sie seinerseits als Grund- über die Hälfte aller Bücher zurückgeführt werden lage für eine Kantonsbibliothek zu nutzen gedachte. kann. Neben zahlreichen Werken aus privatem 32 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau

Besitz fallen insbesondere die rund 500 Titel ver- sche und theologische Schriften. Besonderen Wert schiedener im 18. Jh aufgelöster Jesuiteninstitutio- im Zusammenhang mit einer Gesamtbetrachtung nen auf. Diese Bücher gelangten zuerst in die Biblio- von Ballmers künstlerischem und publizistischem thèque Royale in Paris. Ein Teil wurde dort als Schaffen erhält seine Bibliothek durch die in zahl- Dubletten ausgeschieden und von Zurlauben auf- reichen Büchern hinterlassenen Anmerkungen und gekauft (Meier 1981, S. 1329–1398). Eine andere Unterstreichungen. Liste in Meiers Darstellung befasst sich mit den Druckorten der Werke in der Bibliothek Zurlauben. »Bh« Bibliothek Eugen Bircher Auch hier zeigt sich eine Dominanz der französi- 2.89 Unter der Bezeichnung »Bh« finden sich rund schen Bücher. Daneben finden sich aber auch 680 Titel aus dem Besitz des Aarauer Arztes, Politi- Drucke aus dem übrigen Europa, v. a. aus der kers und Militärs Eugen Bircher (1882–1956). Schweiz, Deutschland und den Niederlanden (Meier Ungefähr 80 Titel gehören zum historischen Buch- 1981, S. 1282–1328). bestand. Bis auf einzelne Ausnahmen aus dem 17. 2.87 Gemäss den Studien von Kurt-Werner Meier und 18. Jh stammen sie alle aus dem 19. Jh. Davon sind längst nicht alle in die AKB eingegangenen sind etwa 80 % deutsch-, 20 % französisch- und Bücher aus dem Besitze Zurlaubens in der Abtei- einzelne Titel lateinischsprachig. Der hier vorhan- lung »B« abgelegt worden. So befinden sich ver- dene Bestand stellt nur einen Bruchteil von Birchers schiedene Werke aus der Bibliothek Zurlauben in umfangreicher ehemaliger Bibliothek dar. Sie ging den Signaturgruppen »A« (Nachschlagewerke; ~80 zur Hauptsache, insbesondere was die militär- Titel), »Inc« (Inkunabeln; 18 Titel), »J« (Karten- wissenschaftlichen Schriften betraf, an die Biblio- werke und Atlanten: 8 Sammelbände mit rund 500 thek der ETH in Zürich. Titeln), »K« (besonders reich illustrierte Werke; 12 2.90 Thematisch dominieren die Werke zu Politik Titel) und »Rar« (Raritäten; 7 Titel). Verschiedene und Geschichte. Auffallend gut vertreten sind ver- wohl im 19. Jh durch die AKB selbst angefertigte schiedene Publikationen zur russischen Geschichte Sammelbände mit Druckschriften aus der »Zurlau- und zur Entstehung des Kommunismus, Themen biana« befinden sich in den Signaturgruppen »G« also, mit denen sich Bircher in seinen letzten (6 Sammelbände mit rund 100 Titeln) und »L« Lebensjahren auseinandersetzte, weshalb wohl der (~80 Sammelbände mit rund 1600 Titeln). Einzelne hier vorhandene Teil seiner Bibliothek 1954 nicht in Zeitschriften- und Zeitungsbände landeten zusam- die schon zu Lebzeiten veranlasste Schenkung an men mit Beständen Heinrich Zschokkes in der die ETH-Bibliothek mit einging. Sinnbildlich für Signaturgruppe »Q« (~25 Titel). Ohne erkennbaren den unzimperlichen Politiker, Militär und Chirur- Grund befinden sich rund 240 Titel aus dem Vorbe- gen steht Johannes Scultetus’ Armamentarium chi- sitz von Bischof Pierre-Daniel Huet von Avranches rurgicum (Venedig 1665) mit eindrücklichen Illu- (1630–1721) in der Signaturgruppe »C«, 12 Titel strationen zum frühneuzeitlichen Chirurgenhand- unter den Büchern aus den Klöstern Muri (M) und werk. Wettingen (W) und je 1 Titel in den Gruppen »Br« und »D«. Andererseits enthält die oben beschrie- »F-H« Bibliothek Carl Feer-Herzog bene Gruppe »B« auch rund 130 Titel unterschied- 2.91 Die Bibliothek des Aargauer Nationalrats licher Provenienz, die sich wohl nie im Besitze der und Unternehmers Carl Feer-Herzog (1820–1880) Familie Zurlauben befunden haben. Insgesamt kam 1881 und 1891 in zwei Tranchen in die AKB. stammen über 8000 Titel in der AKB ursprünglich Bei dieser Schenkung handelt es sich um eine rund aus dem Besitz der Familie Zurlauben (vgl. Meier 410 Titel umfassende Spezialbibliothek zu Fragen 1981, S. 1018–1021). der Münzwirtschaft und des Geldwesens. Alle Titel stammen aus dem 19. Jh. Rund 40 % sind franzö- »Ba« Bibliothek Karl Ballmer sisch-, etwa 30 % deutsch-, ungefähr 25 % englisch- 2.88 Die Bibliothek des Aargauer Malers und und kleinere Gruppen italienisch- und spanisch- Anthroposophen Karl Ballmer (1891–1956) sprachig. Die Sammlung spiegelt die beruflichen gelangte 1970 zusammen mit seinem künstlerischen und politischen Interessen des Schenkenden, der und schriftlichen Nachlass in den Besitz des Kan- 1854 zu den Mitbegründern der Aargauer Kanto- tons Aargau, der die Bilder dem Kunsthaus, die nalbank gehörte und sich als Politiker in währungs- Bibliothek der AKB und den übrigen Nachlass dem politischen Fragen profilierte. Auf verschiedenen Staatsarchiv anvertraute. Ballmers allgemein- internationalen Konferenzen trat Feer-Herzog für bildende Bibliothek umfasst knapp 2500 Titel mit einen umfassenden Goldstandard ein. einem philosophischen, geistes- und einem kunst- geschichtlichen Schwerpunkt. Knapp 270 Titel »Gl« Bibliothek Theophil Gloor gehören zum historischen Buchbestand. Es sind bis 2.92 1930 kam die Bibliothek des reformierten auf eine französischsprachige Ausnahme aus dem Aarauer Pfarrers Theophil René Gloor (gest. 1930) 18. Jh ausschliesslich deutschsprachige Titel des als Geschenk in die AKB. Es handelt sich dabei um späten 19. Jhs. Bei diesen älteren Werken handelt es rund 720 Titel, wovon rund 310 zum historischen sich hauptsächlich um philosophische, theosophi- Buchbestand gehören. Davon stammen einige Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 33

Werke aus dem 16., 17. und 18. und über 90 % aus phische Literatur. Die erstaunliche Anzahl von über dem 19. Jh. Etwa 60 % der historischen Titel sind 5000 Titeln und die thematische Vielfalt lassen auf deutsch-, etwa 25 % französisch-, knapp 10 % eng- einen enormen Wissensdurst und Wissensstand lisch- und kleinere Gruppen lateinisch- und italie- sowie äusserst vielseitige Interessen des vormaligen nischsprachig. Anders als zu erwarten, handelt es Besitzers schliessen, die ihn neben seiner Arbeit als sich bei der Bibliothek Gloor nicht um eine theolo- Bibliothekar auch privat eine umfangreiche Samm- gische, sondern vielmehr um eine allgemeinbildende lung anlegen liessen. Bibliothek ohne theologische Werke (wohin, falls vorhanden, der berufsspezifische Teil von Pfarrer »Me« Bibliothek Walther Merz Gloors Bibliothek ging, ist unbekannt). Einen 2.96 Die Bibliothek des bekannten Aargauer Schwerpunkt bilden die sprachwissenschaftlichen Historikers und Juristen Walther Merz (1868– Titel mit zahlreichen Grammatiken von aussereuro- 1938) gelangte 1937, 1954 und 1986 in drei Tran- päischen Sprachen. Daneben finden sich Publikatio- chen in die AKB. Kleinere Teile der Bibliothek nen aus einem breiten Themenkreis, von der Philo- befinden sich im Staatsarchiv Aargau. Die in der sophie, über Politik- und Kriegswissenschaft hin zu AKB vorhandenen Teile der Bibliothek Merz umfas- Geographie und Geschichte. sen ungefähr 1800 Titel, wovon knapp 1000 zum historischen Buchbestand gehören. Davon stammen »Gr« Bibliothek Walter Gerster einige wenige Bücher aus dem 17., knapp 5 % aus 2.93 1971 erwarb die AKB grosse Teile der dem 18. und ungefähr 95 % aus dem 19. Jh. Rund Bibliothek des Aarauer Kantonsschulprofessors 95 % dieser Bücher sind deutschsprachig; dazu und Romanisten Walter Gerster (1899–1963). Bei gesellen sich einige lateinisch- und französischspra- den insgesamt rund 1470 Titeln handelt es sich chige Ausg. Die hier vorhandene Literatur verweist um Werke aus der romanischen Literatur und auf Merz’ nebenberufliche Tätigkeit als Historiker, Publikationen zur romanischen Sprach- und Lite- die einen gewaltigen Output im Bereich der lokalen raturwissenschaft. Rund 110 Titel gehören zum Adels-, Burgen-, Wappen- und Rechtsgeschichte des historischen Buchbestand. Davon stammen etwa Mittelalters erbrachte. So finden sich unter den 5 % aus dem 17., rund 10 % aus dem 18. und nachgelassenen Büchern zahlreiche Werke zur ungefähr 85 % aus dem 19. Jh. Etwa zwei Drittel Schweizer und Aargauer Geschichte, zur Kirchen- dieser Werke sind französisch- und je gut 15 % und zur Rechtsgeschichte sowie einige umfangrei- deutsch- und italienischsprachig. Neben verschie- che Quellensammlungen. denen Wörterbüchern und frühen Grammatiken findet sich unter den älteren Werken dieser »Mü« Bibliothek Hermann Müller Gruppe als prominenter Vertreter der frühneuzeit- 2.97 Die Bibliothek des katholischen Laufenbur- lichen Sprachwissenschaft Claude Favre de Vauge- ger Pfarrers Hermann Müller (gest. 1910) gelangte ’ las Nouvelles remarques sur la langue françoise 1910 als testamentarische Schenkung in die AKB. (Paris 1690). Eine Spezialität der Bibliothek Gerster Sie umfasst rund 460 Titel, die bis auf wenige Aus- bilden die zahlreichen, auch älteren Publikationen nahmen alle zum historischen Buchbestand gehö- zu verschiedenen französischen Dialekten. ren. Über 80 % der Titel stammen aus dem 19. Jh, »He« Bibliothek Hans Herzog daneben finden sich vereinzelte Werke aus dem 16., 17. und 18. Jh. Rund zwei Drittel dieser Bücher sind 2.94 Die umfangreiche Privatbibliothek des ehe- deutsch- und etwa ein Drittel lateinischsprachig. maligen Aargauer Kantonsbibliothekars Hans Her- Die Sammlung deckt ein breites thematisches Spekt- zog (1858–1929) konnte kurz nach dessen Tode rum ab. Schwerpunkte bilden Kirchengeschichte von der AKB zu einem günstigen Preis erworben und Theologie, verschiedene Ausg. von antiken werden. Sie zählt rund 5700 Titel, von denen unge- Autoren, geschichtliche Werke mit einer Ausg. der fähr 4500 zum historischen Buchbestand gehören. Stumpfschen Chronik (Zürich 1606) und schliess- Davon stammen einige wenige aus dem 16. und lich die Naturwissenschaft mit verschiedenen zeit- 17., rund 5 % aus dem 18. und über 90 % aus genössischen Werken zu allen Fachbereichen. Auf- dem, hauptsächlich späteren, 19. Jh. Ungefähr fallend sind mehrere Publikationen zur Bienen- 70 % dieser älteren Bücher der Bibliothek Herzog zucht, der Pfarrer Müller offenbar neben seinen sind deutsch-, knapp 20 % französisch-, gut 5 % Amtsgeschäften nachging. lateinisch- und kleinere Gruppen italienisch- und englischsprachig. »Mÿ« Bibliothek von May 2.95 Die thematischen Schwerpunkte von Hans 2.98 Im Jahr 1877 kam die AKB gemäss dem Herzogs Bibliothek widerspiegeln die persönlichen Rechenschaftsbericht des Regierungsrats in den Interessen und Forschungsgebiete des gelehrten Genuss einer Schenkung der Familie von May im Bibliothekars: die Geschichte und die deutsche Umfang von etwa 5500 Bdn an Büchern und Archi- Sprach- und Literaturwissenschaft vor einem brei- valien aus deren verkauften Besitzungen in Rued ten sozial-, geistes- und kunstwissenschaftlichen und Schöftland. Die Abteilung »Mÿ« geht wohl auf Hintergrund. Besonders gut vertreten ist die biogra- Teile dieser Familiensammlung zurück. Die Gruppe 34 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau umfasst allerdings nur noch knapp 1000 Titel. Ein- 2.102 Die Bibliothek Bronner umfasst ein weites zelne Werke stammen aus dem 16., ungefähr ein thematisches Spektrum, das die vielfältigen Interes- Viertel aus dem 17., etwa die Hälfte aus dem 18. sen und beruflichen Aktivitäten des gelehrten Man- und ein weiterer Viertel aus dem 19. Jh. Rund 50 % nes widerspiegelt. Neben der in den Altbeständen dieser Gruppe sind französisch-, etwa 40 % der AKB allgemein gut vertretenen geistes- und deutsch- und ungefähr 10 % lateinischsprachig. Die sprachwissenschaftlichen Literatur bilden die thematische Zusammensetzung entspricht (wie auch Naturwissenschaften einen Schwerpunkt dieser die vorherrschende französische Sprache) den Sammlung. Besonders gut vertreten ist die Literatur Massstäben einer gehobenen Privatbibliothek: viele zu Mathematik und Physik. Neben den Werken der historiographische Werke, Ausg. der antiken Klassi- bekannten Gelehrten seiner Zeit finden sich unter ker, Memoirenliteratur und eine Auswahl an Bronners Büchern auch unbekanntere Schriften wie Gebrauchsliteratur mit juristischen und militär- Jakob Langbuchers Beschreibung einer beträchtlich wissenschaftlichen Abhandlungen sowie etwas Rat- verbesserten Elektrisiermaschine (Augsburg 1780) geberliteratur für Haushalt und Landwirtschaft. oder Gustav von Engeströms Beschreibung eines Verhältnismässig schlecht vertreten sind Reise- mineralischen Taschen-Laboratoriums (Greifswald berichte und geographische Werke. 1774) mit den dazugehörigen Illustrationen.

»N« Bibliothek Johann Rudolf Suter »Pa« Bibliothek der Nachkommen 2.99 Die Signatur »N« verweist auf Teile der Pri- Franz Xaver Bronners vatbibliothek des aus Zofingen stammenden 2.103 Unter der Signatur »Pa« findet sich eine Gelehrten Johann Rudolf Suter (1766–1827), der Schenkung aus dem Nachlass Franz Joseph Bron- als Professor an der Akademie in Bern wirkte. Der ners (1860–1919) aus dem Jahr 1968. Der Volks- damalige Kantonsbibliothekar Franz Xaver Bron- kundler Franz Joseph Bronner war ein Grossneffe ner kaufte die Bücher aus dem Vorbesitz Suters des ehemaligen Kantonsbibliothekars Franz Xaver 1828 an einer Auktion in Bern. Die Abteilung »N« Bronner. Insgesamt umfasst die Abteilung rund 730 ist – abgesehen von der Zurlaubiana – die älteste Titel, wovon etwa 440 zum historischen Buch- separat aufgestellte Sammlung privater Provenienz, bestand gehören. Davon stammen einzelne Exemp- der dann Ende der 1840er-Jahre die Signaturgrup- lare aus dem 16. und 17.Jh, ungefähr 10 % aus pen »P« (Bibliothek Bronner) und »Q« (Bibliothek dem 18. und knapp 90 % aus dem, hauptsächlich Zschokke), damals noch ohne »sprechende« Signa- späten, 19. Jh. Ungefähr 90 % sind deutsch- und turen, folgten. kleinere Gruppen lateinisch- und französisch- 2.100 Die nur rund 180 Titel sind alle vor 1901 sprachig. Der eine Teil der Schenkung besteht aus erschienen. Ungefähr zwei Drittel davon stammen Publikationen aus dem Kreise der Familie Bronner, aus dem 18. Jh. Der Rest verteilt sich auf kleinere darunter die literarischen und wissenschaftlichen Gruppen aus dem 16., 17. und 19. Jh. Etwa die Schriften Franz Xaver Bronners, einige um 1900 Hälfte ist lateinisch- und je ungefähr ein Viertel erschienene Schriften zur bayrischen Volkskunde deutsch- und französischsprachig. Die kleine aus der Hand des Donators Franz Joseph Bronner Gruppe besteht aus verschiedenen historiographi- und verschiedene von einem Hans Bronner verfasste schen und philosophischen Titeln sowie den Wer- medizinische Schriften aus den 1930er-Jahren. Der ken einiger antiker Autoren. Zu den Büchern aus andere, grössere Teil der Schenkung besteht aus dem Vorbesitz Johann Rudolf Suters gesellen sich einer thematisch geordneten Bibliothek zur euro- zwei Titel, die anderweitig in die Bibliothek gelangt päischen Volkskunde. Den Schwerpunkt bilden die sind: eine rund 100 Bde umfassende Sammlung volkskundlichen und historischen Schriften mit antiker Autoren in deutscher Übers., die in der Bezug zu Bayern. Ebenfalls gut vertreten sind päda- ersten Hälfte des 19. Jhs in der Metzlerschen Buch- gogische Titel und Schulbücher für die handlung erschienen ist und eine Gesamtausgabe Primarschulstufe. der Schriften Luthers (Frankfurt a. M. 1862). »Q« »Schweizerbibliothek« Heinrich Zschokke »P« Bibliothek Franz Xaver Bronner 2.104 Unter der Signatur »Q« steht ein Teil der 2.101 Nachdem 1846 der Kantonsbibliothekar Bibliothek des in Aarau ansässig gewordenen Theo- Franz Xaver Bronner (1758–1850) krankheitshal- logen, Schriftstellers, kantonalen Forst- und Berg- ber von seinem Amt zurückgetreten war, konnte er rats sowie Grossrats Heinrich Zschokke (1771– 1847 zur Finanzierung seiner letzten Lebensjahre 1848), der 1847 durch die AKB käuflich erworben seine Privatbibliothek an die AKB verkaufen. Die wurde. Zschokke war eine der prägenden Figuren unter der Signatur »P« abgelegte Bibliothek Bron- des jungen Kantons Aargau, der als Politiker, ner enthält etwa 1230 Titel. Einige Werke stammen Beamter und fortschrittlicher Publizist die ersten aus dem 16. und 17., gut 50 % aus dem 18. und Jahrzehnte dieses Staatswesens wesentlich mit- ungefähr 40 % aus dem frühen 19. Jh. Davon sind prägte. Ein Teil der »Schweizerbibliothek« geht auf gut 60 % deutsch-, etwa 20 % lateinisch- und die Sammlung Felix Lindinners (1729–1807) aus knapp 20 % französischsprachig. Zürich, eines Offiziers in französischen Diensten Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 35 und Verwalters der Johanniterkomturei in Bubikon, »Ur« Bibliothek Urech zurück. Zschokke kaufte dessen Sammlung zu 2.109 1928 kam die AKB in den Genuss einer Beginn des 19. Jhs. Aus unbekannten Gründen wur- Schenkung der Familie Urech. Ein Grossteil dieser den zusätzlich einige Zeitschriften und Zeitungs- Schenkung geht auf den reformierten Aarauer bände aus der Sammlung Zurlauben in dieser Pfarrer und Klassenhelfer Friedrich Wilhelm Urech Abteilung abgelegt. (1812–1894) zurück. Die Bibliothek Urech umfasst rund 320 Titel, von denen gut 250 zum historischen 2.105 Über drei Viertel der insgesamt 1840 Titel Buchbestand gehören. Davon stammen kleinere sind Broschüren und Periodikatitel, die grössten- Gruppen aus dem 16. und 17., rund 30 % aus dem teilsinSammelbändenzusammengefasst sind. Um 18. und ungefähr 60 % aus dem 19. Jh. Über 60 % die 20 % der hier vorhandenen Publikationen dieser Bücher sind deutsch-, um die 30 % franzö- stammen aus dem 18. und knapp 8 % aus der sisch- und kleinere Teile lateinisch- und englischspra- ersten Hälfte des 19. Jhs. Dazu gesellen sich einige chig. wenige ältere Schriften aus dem 17.Jh. Etwa 80 % dieser Titel sind deutsch-, um die 15 % franzö- 2.110 Die hier erhaltenen Teile der Bibliothek sisch- und ungefähr 5 % lateinischsprachig. Urech zeigen sich als allgemeinbildende Privat- bzw. Familienbibliothek ohne besonderen themati- 2.106 Die in der Gruppe »Q« vorhandenen Schrif- schen Schwerpunkt. So sind theologische, histori- ten befassen sich zur Hauptsache mit historischen sche, naturwissenschaftliche und belletristische und politischen Themen, insbesondere im Zusam- Werke gleichermassen vertreten. Auffallend ist mit menhang mit der Schweizer Politik der Revolutions- rund 25 Titeln der relativ grosse Anteil an Werken und Restaurationszeit mitsamt den politischen aus dem 16. Jh. Unter diesen ältesten Büchern fin- Ereignissen der frühen 1830er-Jahre. Zahlreiche den sich einige Ausg. der Schriften von Luther und Titel beschäftigen sich mit der Gründung und den Zwingli. ersten Jahrzehnten des Kantons Aargau. »V« Bibliothek Alois Vock »Rs« Bibliothek Rudolf Rauchenstein 2.111 1857 kam als eine der ersten grossen priva- ten Schenkungen die Bibliothek Alois Vocks (1785– 2.107 Die Bibliothek von Rudolf Rauchenstein 1857), des Domdekans und ehemaligen katholi- (1798–1879), Rektor und Professor für alte Spra- schen Pfarrers in Aarau, in die AKB. Der fort- chen an der Kantonsschule in Aarau, gelangte 1879 schrittlich denkende Vock war einer der prägenden teilweise als Geschenk, teilweise durch Kauf in die Kirchenpolitiker im jungen Kanton Aargau. Die AKB. Die Signaturgruppe umfasst rund 680 Titel, Bibliothek Vock umfasst rund 3100 Titel. Davon die zu rund zwei Dritteln dem 19. Jh entstammen. stammen einige wenige Werke aus dem 16., gut 5 % Daneben finden sich eine grössere Gruppe von Wer- aus dem 17., etwa 25 % aus dem 18. und rund zwei ken aus dem 18. Jh und einige Titel aus dem 16. Drittel aus der ersten Hälfte des 19. Jhs. Etwa 60 % und 17.Jh. Die vorhandenen Werke sind je knapp dieser Bücher sind deutsch-, über 20 % lateinisch-, zur Hälfte in deutscher und lateinischer Sprache gut 10 % französisch- und kleinere Anteile englisch- verfasst. Daneben finden sich einige französisch- und italienischsprachig. sprachige Titel. Der Bestand spiegelt die beruflichen 2.112 Die Bibliothek Vock ist anhand einer – wohl Interessen des Donators: Rund die Hälfte machen vom Donator übernommenen – thematischen Glie- verschiedene Ausg. von römischen und griechischen Autoren in Übers. und in der Originalsprache aus. derung aufgestellt. Die grösste Gruppe bildet erwar- tungsgemäss die theologische, kirchengeschichtliche Dazu gesellen sich Wörterbücher, philologische und kirchenrechtliche Literatur. Sie macht mehr als Schriften und Werke zur Alten Geschichte. die Hälfte der Sammlung aus. Besondere Schwer- punkte bilden die exegetischen und homiletischen »Rü« Bibliothek Julius Rütsch Werke sowie Werke zum Kirchenrecht, darunter 2.108 Der unter der Signatur »Rü« abgelegte Teil zahlreiche in Sammelbänden zusammengefasste der Bibliothek des Zofinger Germanisten und Schriften zur Kirchenpolitik der damaligen Zeit. Barockspezialisten Julius Rütsch (1905–1970) 2.113 Neben den religionswissenschaftlichen Bü- umfasst ungefähr 700 Titel; ein anderer Teil der chern besass Vock auch eine umfangreiche Samm- Bücher von Julius Rütsch gelangte in die Bibliothek lung allgemeinbildender Werke aller Fachrichtun- der Mittelschule Zofingen. Unter den in der AKB gen, v. a. zu Geschichte, Philosophie, Literatur- und vorhandenen Werken befinden sich geschätzte 200 Sprachwissenschaft. Die philologische Sammlung vor 1901 erschienene Titel aus dem 18. und in grös- macht mit rund 160 literatur- und sprachwissen- serem Umfange solche des 19. Jhs in deutscher und schaftlichen Publikationen und knapp 500 literari- französischer Sprache. Es handelt sich dabei um schen Werken der Antike und der Neuzeit fast 20 % Ausg. von deutsch- und französischsprachiger der Bibliothek Vock aus. Ein spezielles Interesse Belletristik und um literaturgeschichtliche Publi- Vocks galt offenbar den orientalischen Sprachen, kationen. mit denen sich um die 70 Grammatiken, Lehr- und 36 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau

Wörterbücher befassen, z. B. Valentin Schindlers sammlung des Aargauer Staatsmanns und Pädago- fünfsprachiges Lexicon pentaglotton (Hannover gen Augustin Keller (1805–1883) zurück, der der 1612), ein vergleichendes Wörterbuch der Sprachen AKB ein Jahr vor seinem Tod rund 6000 Druck- Hebräisch, Chaldäisch, Alt-Syrisch, Aramäisch und schriften vermachte. Andere Besitzeinträge verwei- Arabisch. sen auf Teile der Regierungsbibliothek, die 1891 in die AKB gelangten. Signaturen ohne bestimmte Provenienz »C« »A« 2.117 Die Signaturgruppe »C« umfasst rund 2.114 Bei der Signaturgruppe »A« handelt es 7300 Titel (~11.000 Bde), die alle zum historischen sich um die ehemalige Handbibliothek der Buchbestand gehören. Die chronologische und Kantonsbibliothek, die früher in den öffentlich sprachliche Gliederung entspricht etwa dem oben zugänglichen Räumen aufgestellt war. Sie umfasst festgehaltenen Gesamtdurchschnitt: Weniger als ungefähr 2700 Titel. Rund 820 Werke zählen 5 % stammen aus dem 16., etwa 10 % aus dem zum historischen Buchbestand. Davon stammen 17., rund 20 % aus dem 18. und um die 65 % aus kleinere Gruppen aus dem 16. und 17., knapp dem 19. Jh. Die deutschsprachige Literatur macht 30 % aus dem 18. und um die 70 % aus dem etwa 70 %, die französischsprachige 15 % und die 19. Jh. Ungefähr 60 % dieser älteren Bücher sind lateinischsprachige um die 10 % aus. Dazu gesellen deutsch-, gut 20 % französisch- und etwas weni- sich kleinere Gruppen von englisch- und italie- ger lateinischsprachig. Dazu kommt ein geringerer nischsprachigen Werken. Auch thematisch ist eine Anteil englischsprachiger Bücher. Die Gruppe ent- breite Streuung vorhanden, die sich etwa mit der hält Nachschlagewerke aller Art, Bibliographien, thematischen Gliederung der gesamten Bestände Wörterbücher, Quellensammlungen, gedruckte vergleichen lässt. Unter den tieferen Signaturen fin- Kataloge von fremden Bibliotheken und andere den sich einige bereits im 19. Jh abgeschlossene bibliothekswissenschaftliche Literatur. Als ältestes Zeitungs- und Zeitschriftenreihen. Diese Signatur- bibliographisches Werk sei Konrad Gessners gruppe wurde bis in die 1860er-Jahre mit rund Bibliotheca universalis (Zürich 1545) erwähnt. Zu 600 Titeln und dann zwischen 1888 und 1960 dieser alten Handbibliothek gehören auch einige nochmals mit über 7000 ausschliesslich vor 1870 Werke aus an sich geschlossen aufgestellten ausser- erschienenen Titeln alimentiert. ordentlichen Zugängen, v. a. aus den Kloster- 2.118 Der Anfang der Signaturgruppe besteht aus bibliotheken und aus der »Zurlaubiana«, z. B. eine rund 240 Werken aus dem 16. und 17.Jh zu haupt- vollständige Ausg. von Johann Heinrich Zedlers sächlich historischen Themen, die ursprünglich aus – Universal-Lexikon (Halle, Leipzig 1732 1750) aus der umfangreichen Bibliothek des Bischofs Pierre- der Hinterlassenschaft des Klosters Muri. Daniel Huet von Avranches stammen. Die Bücher »Br« Broschüren gelangten über die Bibliothek des Professhauses der Jesuiten in Paris und die Bibliothek des französi- 2.115 Die Signaturgruppe »Br« enthält geschätzte schen Königs in die Sammlung Zurlauben und 30.000 broschierte Titel, die in Sammelkartons auf- damit in die AKB (vgl. Meier 1981, S. 1346–1360). bewahrt werden. Mindestens 14.000 zählen zum Hier wurden sie aus unbekannten Gründen aus der historischen Buchbestand, womit es sich hier um Gruppe »B« herausgelöst und zur Grundlage der die Signaturgruppe mit dem nach Titeln grössten Signaturgruppe »C« gemacht. historischen Buchbestand handelt. Über 90 % der vor 1901 erschienenen Titel stammen aus dem »Co« Continuationen 19. Jh, kleinere Gruppen aus dem 16., 17. und 2.119 Unter dem Begriff »Continuationen« sind 18. Jh. Fast ebenso hoch ist der Anteil der deutsch- die insgesamt rund 4500 laufenden und abgeschlos- sprachigen Literatur. Daneben finden sich zahlrei- senen Periodikatitel abgelegt. Etwa 870 Titel ent- che französisch- und einige lateinisch- und englisch- halten Ausgaben, die zum historischen Buchbestand sprachige Publikationen. gehören. Davon stammen einzelne Titel aus dem 2.116 Die umfangreiche Broschürensammlung 18. und über 95 % aus dem 19. Jh. Ungefähr 90 % enthält Publikationen zu allen Fachgebieten. Ein dieser Zeitschriften sind deutsch-, knapp 10 % fran- grosser Teil besteht aus zeitgenössischen Schriften zösisch- und kleinere Gruppen englisch- und italie- politischen Inhalts bzw. mit einem Bezug zum nischsprachig. Inhaltlich sind zwei Schwerpunkte öffentlichen Leben, die insbesondere das Werden auszumachen: zum einen zahlreiche historische und der modernen Schweiz und des Kantons Aargau naturwissenschaftliche Zeitschriften, die grössten- dokumentieren. Zahlreiche Schriften aus dem 19. Jh teils durch den Zeitschriftentausch der aargaui- beschäftigen sich z. B. mit Plänen zum Eisenbahn- schen Historischen und Naturforschenden Gesell- bau oder dem Aufbau des Schulwesens. Einen ande- schaft in die AKB gelangten, zum anderen Jahres- ren Schwerpunkt bilden kleinere akademische berichte und Ähnliches von öffentlichen und priva- Schriften aller Fachrichtungen. Der Grundstock die- ten Institutionen aus dem Aargau und der übrigen ser Signaturgruppen geht u. a. auf die Broschüren- Schweiz. Bei den Periodika mit Anfängen im 18. Jh Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 37 handelt es sich hauptsächlich um Neujahrsblätter renz 1759–1792). Die meisten der kirchengeschicht- aus der Schweiz. lichen Werke stammen ursprünglich aus dem Kloster Muri. Die Signaturgruppe »F« wurde vor »D« 1857 abgeschlossen. 2.120 Die Abteilung »D« umfasst rund 1070 »G« Titel, die bis auf rund 50 Werke aus dem frühen 20. Jh alle zum historischen Buchbestand zählen. 2.124 Die Abteilung »G« umfasst rund 1230 Davon stammen bis auf wenige Ausnahmen aus Titel, die alle zum historischen Buchbestand zäh- dem ganzen Untersuchungszeitraum alle aus dem len. Je ungefähr 10 % stammen aus dem 17. und späten 19. Jh. Etwa drei Viertel dieser Bücher sind 18. und etwa 80 % aus dem 19. Jh. Um die 60 % deutsch-, um die 15 % französisch- und kleinere sind deutsch- und je ungefähr 20 % lateinisch- Gruppen lateinisch- und englischsprachig. Eine und französischsprachig. Die Bücher in dieser besondere thematische Gliederung lässt sich, abge- Gruppe decken alle Themenbereiche ab. Besonders sehen von der üblichen Dominanz der historio- gut vertreten ist neben der allgegenwärtigen graphischen Werke, nicht feststellen. Wie die Geschichtsschreibung die antike Literatur in ver- Abteilung »C« wurde auch diese Gruppe Ende schiedenen originalsprachigen Ausg. aus dem des 19. Jhs abgeschlossen und dann zwischen 19. Jh. Die Signaturgruppe »G« wurde vor 1857 1939 und 1960 nochmals, in diesem Fall mit zwi- abgeschlossen. schen 1871 und 1909 erschienenen Büchern, auf- gefüllt. »H« 2.125 Die Abteilung »H« beinhaltet ungefähr »Diss« 2840 Titel, die alle vor 1901 erschienen sind. Ein- 2.121 Unter der Signatur »Diss« finden sich rund zelne Werke stammen aus dem 15. und 16., rund 500 Dissertationen von Aargauer Doktoranden. 5 % aus dem 18. und ungefähr 95 % aus dem Zum historischen Buchbestand gehören lediglich 2 19. Jh. Um die 80 % sind deutsch-, etwa 10 % fran- medizinische Schriften aus dem späten 19. Jh. zösisch- und kleinere Gruppen italienisch-, englisch- und lateinischsprachig. Ein spezieller thematischer »E« Schwerpunkt ist nicht festzustellen. Zu bemerken 2.122 Die Signaturgruppe »E« umfasst ungefähr wären allenfalls verschiedene abgeschlossene Zeit- 590 Titel, die alle zum historischen Buchbestand schriftenreihen und ein ungewöhnlich hoher Anteil gehören. Die Bücher dieser Gruppe entstammen an Werken zur Sprachgeschichte. Die Abteilung zu etwa einem Viertel dem 18. und zu rund drei »H« entstand nach 1857. Mitte der 1880er-Jahre Vierteln dem 19. Jh. Ungefähr zwei Drittel sind wurde sie wieder geschlossen. deutsch-, die restlichen Titel zu etwa gleichen Tei- »Inc« len französisch- und lateinischsprachig. Thema- tisch ist kein Schwerpunkt auszumachen. Auffäl- 2.126 Unter der Bezeichnung »Inc« sind bis auf lig sind einzig zahlreiche deutsch- und franzö- rund 70 Ausnahmen in den Signaturgruppen »B«, sischsprachige Reiseberichte aus dem späten 18. »M«, »Mü«, »Pr«, »R«, »S«, »V«, »W« und v. a. und frühen 19. Jh. Die Abteilung »E« wurde vor »Rar« die Inkunabeln der AKB aufbewahrt. Die 1857 abgeschlossen. rund 760 teilweise in Sammelbänden zusammenge- fassten Titel in dieser Signaturgruppe stammen zu »F« über der Hälfte aus der in der AKB aufgegangenen 2.123 Die Signaturgruppe »F« umfasst etwa 700 Klosterbibliothek Wettingen, zu etwa einem Viertel Titel, die alle zum historischen Buchbestand zählen. aus der Klosterbibliothek Muri und zu kleineren Etwa ein Drittel stammt aus dem 18. und gut die Teilen aus den Klöstern Rheinfelden, Sion und Lau- Hälfte aus dem 19. Jh. Der Rest verteilt sich auf das fenburg. Der vergleichsweise geringe Anteil von 16. und 17.Jh. Rund die Hälfte dieser Bücher ist in Wiegendrucken aus Muri ist darauf zurückzufüh- Deutsch, etwa ein Drittel in Französisch und ein ren, dass die Murenser Mönche einen Teil ihrer kleinerer Teil in Latein und Italienisch verfasst. In wertvolleren Drucke und die meisten Handschriften dieser thematisch grundsätzlich durchmischten rechtzeitig vor der Klosteraufhebung in das Kolle- Gruppe befinden sich besonders viele Werke zur gium Sarnen bringen konnten. Von den weltlichen Kirchengeschichte und zu naturwissenschaftlichen Provenienzen sei die Familie Zurlauben mit rund 40 Themen, darunter 3 umfangreiche Standardwerke Titeln erwähnt. Die Inkunabeln der AKB sind im zur katholischen Kirchengeschichte: die von Jean 1985 erschienenen Aargauer Inkunabelkatalog von Bolland begründeten Acta sanctorum (Antwerpen Inge Dahm ausführlich beschrieben. 1643–1786), die Sammlung Bullarium magnum 2.127 Über 90 % dieser vor 1501 erschienenen Romanum: a beato Leone magno usque ad Bene- Drucke sind in lateinischer Sprache verfasst, dane- dictum XIV. (Luxemburg 1717–1753) und die von ben finden sich einige deutschsprachige Werke. Giovanni Domenico Mansi herausgegebene Sacro- Thematisch dominieren erwartungsgemäss die theo- rum conciliorum nova et amplissima collectio (Flo- logischen, liturgischen, kirchenrechtlichen und 38 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau kirchengeschichtlichen Werke, darunter rund 30 rund 125 meist grossformatigen Drucke gehören frühe Bibeldrucke. Ausserdem finden sich Ausg. alle zum historischen Buchbestand. Bis auf einige von antiken Klassikern, einige philologische, wenige Titel aus dem 16., 17. und 18. Jh stammen geschichtliche, juristische und philosophische sie alle aus dem 19. Jh. Je etwa die Hälfte ist Werke und schliesslich einzelne naturwissenschaftli- deutsch- und französischsprachig. Einige wenige che und heilkundliche Titel. Bücher sind lateinischsprachig. In dieser kleinen, aber wertvollen Gruppe finden sich u. a. historische 2.128 Eine besondere Rolle unter den Inkuna- Atlanten, kunstgeschichtliche Werke, illustrierte beln der AKB nimmt die lateinische Bibel mit der Bücher zur Tier- und Pflanzenwelt sowie einzelne Signatur »IncF 4« (Strassburg, vor 1466) ein. reich bebilderte Reiseberichte. Zu nennen wären Diese zweibändige Bibel aus dem Besitz des Johann Ridingers Abbildung der jagtbaren Thiere Klosters Muri ist einerseits der älteste Druck im (Augsburg 1740) oder Prinz Maximilian zu Wied- Besitze der AKB. Andererseits bildet sie den Rah- Neuwieds Reise nach Brasilien (Wien 1820/21) und men für einen äusserst spektakulären Fund: 1840 Reise in das innere Nord-America (Koblenz 1839/ fand der deutsche Antiquar Theodor Oehler in 1841) mit den präzisen Zeichnungen des Zürcher den Einbänden dieser Bibel Fragmente eines auf Illustrators Karl Bodmer. Pergament festgehaltenen religiösen Schauspiels. Dieses sogenannte Osterspiel von Muri entstand »KA« um 1250 und gilt als das älteste schriftlich festge- haltene Schauspiel in deutscher Sprache. Das 2.131 Die Signatur »KA« bezeichnet diejenigen wertvolle Fragment befindet sich in der Hand- Teile der Kartensammlung der AKB, die 1988 reka- schriftensammlung der AKB (vgl. Dahm 1985, talogisiert worden sind. Die Gruppe umfasst etwa S. 50–53). 650 (zum Teil mehrteilige) Kartentitel. Es handelt sich dabei um Kartenbestände zur Schweiz und zum »J« Aargau (für Karten zum Ausland vgl. Abschnitt 2.129 Die Signatur »J« bezeichnet die Atlanten- »Ksl«). Davon zählen ungefähr 450 zum histori- und Kartensammlung der AKB. Sie umfasst rund schen Bestand. Etwa 10 % dieser älteren Kartentitel 280 katalogisierte Titel, wovon ungefähr 180 zum stammen aus dem 16. und 17., ungefähr 15 % aus historischen Buchbestand gehören. Zählt man die dem 18. und rund 75 % aus dem 19. Jh. Die erhalte- einzelnen Kartenblätter in den rund 20 Sammel- nen Karten illustrieren das Werden der modernen bänden als eigenständige Titel, erhöht sich diese Schweizer Kartographie seit dem 16. Jh. Erwäh- Zahl auf einen Wert von gegen 1000 Kartentiteln. nenswert sind die Karten Johann Stumpfs, der auf Einige wenige dieser Karten stammen aus dem 16., Aegidius Tschudi zurückgehende Entwurf von etwa 10 % aus dem 17., gut 20 % aus dem 18. und Abraham Ortelius aus dem 16. Jh und die regiona- etwa 65 % aus dem 19. Jh. Ungefähr die Hälfte ist len Karten von Gabriel Walser aus dem 18. Jh. Aus deutsch- und etwa ein Drittel französischsprachig dem 19. Jh sind neben den neuartigen topographi- kommentiert. Dazu gesellen sich kleinere Gruppen schen Karten auch eine Vielzahl an thematischen von lateinisch-, englisch-, spanisch- und hollän- Spezialkarten erhalten geblieben: neben Militär-, dischsprachig beschrifteten Werken. Eine besondere Geologie- und Wetterkarten v. a. verschiedene Fundgrube bilden neun Kartensammelbände aus Eisenbahnkarten, die zusammen mit den bahn- dem Besitz Beat Fidel Zurlaubens, die insgesamt politischen Schriften in der Broschürensammlung mehrere hundert Karten enthalten. Die mehrheitlich »Br« die Entstehung des Schweizer Eisenbahnnetzes in Frankreich erschienenen Karten decken einen im 19. Jh dokumentieren. Rund 30 Karten beschäf- grossen Teil Mittel- und Westeuropas – v. a. wohl tigen sich mit dem Gebiet des Kantons Aargau, die Gebiete der militärischen Unternehmungen des darunter als ältester Vertreter das Blatt Das Argow Generals – in relativ grossen Massstäben ab. (Zürich 1548) aus den Karten zu Johann Stumpfs Ebenso gelangten die Kartenwerke aus den Kloster- Schweizer Chronik. bibliotheken und von anderen Schenkungen in diese Signaturgruppe. Als ältestes Kartenwerk besitzt die »Ksl« AKB eine Ausg. von Abraham Ortelius’ Theatrum 2.132 Die Signatur »Ksl« bezeichnete früher die orbis terrarum (Antwerpen 1584), das gemeinhin Kartensammlung von Kantonsbibliothek und als das erste grössere Kartenwerk der Moderne Staatsarchiv, die 1998 anlässlich des Umzugs des bezeichnet wird. Unter den Werken aus dem 17.Jh Staatsarchivs zwischen den beiden Institutionen ist der holländische Kartograph Jan Jannson beson- aufgeteilt worden ist. Die Gruppe umfasst ders gut vertreten. Die Titel dieser Signaturgruppe geschätzte 800 Titel. Manche Karten sind mit dem sind über den Sonderkatalog »Karten und Pläne« Kürzel »Ksl« ohne Nummerierung versehen; die erschlossen. meisten Karten sind gänzlich unsigniert. Der groben Orientierung dient eine Sortierung anhand von »K« Regionen und Ländern. Da die Karten zur Schweiz 2.130 Die Signaturgruppe »K« enthält zur Haupt- in der Signaturgruppe »KA« rekatalogisiert worden sache besonders reich illustrierte Tafelwerke. Die sind, finden sich hier nur noch Karten zum Aus- Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 39 land. Geschätzte 600 Titel können zum historischen historischen Buchbestand. Alle diese älteren Werke Bestand gezählt werden. Zum grossen Teil stammen stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Gegen sie aus dem 18. und 19. Jh. Einzelne Blätter erschie- 85 % der vor 1901 erschienenen Bücher in dieser nen im 16. und 17.Jh. Über drei Viertel der Karten- Gruppe sind deutschsprachig. Daneben finden sich werke beschäftigen sich mit den europäischen Län- um die 10 % französischsprachige und einige eng- dern.EsfindensichaberauchKartenzuallenande- lisch-, italienisch- und lateinischsprachige Publika- ren Kontinenten. Die Sammlung enthält auch einige tionen. Die Themen der hier vorhandenen Titel Spezialkarten, z. B. historische und kriegsgeschicht- spiegeln das breite Interesse bzw. die Anschaffungs- liche Blätter, Stadtpläne und topographische Pano- politik der AKB: die Schweiz und den Aargau ramen. Die Karten der Gruppe »Ksl« sind über den Betreffendes, Geschichtliches und in etwas beschei- Sonderkatalog »Karten« rudimentär erfasst. denerem Umfang allgemeinbildende Literatur aller Sachgebiete. »L« 2.133 Zur Signaturgruppe »L« gehören rund »Rar« 4590 Titel, die alle zum historischen Buchbestand 2.137 Unter »Rar« wie »Rariora« fungiert seit der zählen. Davon stammen einzelne Exemplare aus Mitte des 19. Jhs eine bis heute weitergeführte dem 16. und 17., knapp 40 % aus dem 18. und Abteilung mit besonders wertvollen Büchern. Sie etwa 60 % aus dem 19. Jh. Gut 60 % der hier umfasst ungefähr 550 Titel, wovon rund 360 zum abgelegten Titel sind deutsch-, knapp 30 % fran- historischen Buchbestand zählen. Vom Altbestand zösisch-, knapp 10 % lateinisch- und einzelne stammen rund zwei Drittel aus dem 16., kleinere Exemplare italienischsprachig. Grundsätzlich sind Gruppen aus dem 17. und 18. und ungefähr ein alle Themenbereiche in dieser Signaturgruppe ver- Viertel aus dem 19. Jh. Dazu kommen 15 Inkuna- treten. Bemerkenswert ist eine Häufung von Sam- beln. Je knapp die Hälfte dieser Bücher sind latei- melbänden mit kleineren, meist politischen Schrif- nisch- und deutsch- und einige wenige Titel franzö- ten einerseits und mehrbändigen Werken ander- sischsprachig. Inhaltlich werden alle Bereiche abge- seits. Ausserdem gehören einige Zeitschriften und deckt; überdurchschnittlich gut vertreten sind die Zeitungen aus dem 19. Jh. in diese Gruppe. Die historiographischen und theologischen Publikatio- meisten der zahlreichen Kleinschriften beschäfti- nen. Die meisten der hier untergebrachten Werke gen sich mit den politischen Ereignissen ihrer zeichnen sich durch besonders wertvolle Illu- Zeit. Rund 80 Sammelbände mit kleineren Schrif- strationen, eine spezielle Verarbeitung oder beson- ten stammen ursprünglich aus der Sammlung Zur- dere handschriftliche Einträge aus. lauben, darunter eine umfangreiche Sammlung von Erlassen des französischen Königs aus dem 2.138 Zu letzteren gehören rund 40 Bücher aus 18. Jh. Die Gruppe wurde vor 1857 eröffnet und dem Besitze Aegidius Tschudis (1505–1572) mit Ende des 19. Jhs wieder geschlossen. Besitzvermerken und Randnotizen des berühmten Gelehrten. Eine weitere Besonderheit in der Gruppe »Max« »Rar« bildet eine Sammlung von über 65 Drucken 2.134 Zur seit 1986 geführten Abteilung »Max« aus der Werkstatt Johann Knoblochs d. Ä., der, gehören rund 40 überformatige Werke. 4 Titel aus ursprünglich aus Zofingen stammend, in den ersten der zweiten Hälfte des 19. Jhs zählen zum histori- Jahrzehnten des 16. Jhs einer der führenden Strass- schen Buchbestand. Es handelt sich dabei um 2 Kar- burger Drucker wurde. Der Grossteil dieser Knob- tenwerke und 2 Bildbände. loch-Drucke wurde ab den 1950er-Jahren antiqua- risch erworben. Weitere Knobloch-Drucke finden »Mus« sich in den ehemaligen Klosterbibliotheken. 2.135 Unter der Bezeichnung »Mus« wie Musik »Scr« finden sich rund 520 Musikwerke, wovon etwa 25 vor 1901 erschienen sind. Bis auf 2 Titel aus dem 2.139 Unter dem Begriff »Scrinium« wurden seit 17. und 5 Titel aus dem 18. Jh stammen sie alle aus dem späten 19. Jh bis Ende des 20. Jhs speziell dem 19. Jh. Prominenteste Vertreter unter den älte- ansehnliche Druckwerke zusammengefasst. Unter ren Werken sind eine Erstausgabe von Mozarts den insgesamt rund 460 Titeln befinden sich Oper Idomeneo (Wien 1781) und Orlando di Las- ungefähr 250 vor 1901 erschienene Werke, die sos Magnum opus musicum (München 1604). alle aus dem 19. Jh stammen. Über drei Viertel dieser Bücher sind deutsch-, eine grössere Gruppe »Nova« französisch- und einzelne Werke englischsprachig. 2.136 In der Abteilung »Nova« werden seit etwa Zu diesem »Schrein« zählen, ähnlich wie bei der 1890 die neu angeschafften Monographien abge- Gruppe »K«, hauptsächlich besonders aufwendig legt. Insgesamt beherbergt diese Gruppe, die bis und oftmals farbig illustrierte Publikationen. Es heute als Hauptgruppe für Monographien aller handelt sich dabei grösstenteils um kunstge- Themengebiete weitergeführt wird, etwa 78.000 schichtliche Darstellungen, Kunstbände und Bild- Titel. Davon gehören geschätzte 7000 Titel zum bände aller Art. 40 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau

»Th« Theaterbibliothek 19. Jh zurückreichende Bestände. Es handelt sich 2.140 Unter der Signatur »Th« steht die rund 110 dabei um einzelne aargauische Zeitungen, die Ausg. Titel umfassende Theaterbibliothek, die um 1950 der Neuen Zürcher Zeitung seit 1821 und zweier damals bekannter deutscher Zeitungen: der süd- angelegt und bis Anfang der 1970er-Jahre weiter- – geführt wurde. Sie besteht aus Schriften zum Thea- deutschen Allgemeinen Zeitung (Stuttgart 1827 1908) und der Illustrirten Zeitung (Leipzig 1851– terwesen und verschiedenen Ausg. von dramati- – schen Werken. Sieben im 19. Jh in deutscher Spra- 1857/1874 1920). Verschiedene abgeschlossene che erschienene Theaterstücke zählen zum histori- Zeitungsreihen finden sich in anderen Signatur- schen Buchbestand. gruppen (vgl. Abschnitt »Nachschlagewerke, Kata- loge, Zeitungen«). »XA« 2.141 Die Signaturgruppen »XA« und »XN« wur- den in den 1960er-Jahren als Ersatz für die bis 3. KATALOGE dahin für neu hinzugekommene Altbestände Moderne allgemeine Kataloge benutzten Signaturgruppen »C« und »D« einge- führt. In der durch keinen Standortkatalog doku- Alphabetischer Katalog [Zettelkatalog; Bestand bis mentierten Abteilung »XA« befinden sich rund 320 1970] Titel, die bis auf einzelne Ausnahmen alle vor 1901 Neuer Alphabetischer Katalog [Zettelkatalog; erschienen sind. Es handelt sich dabei um kleinere Bestand von 1970 bis 1988] Schenkungen und andere ausserhalb der regulären Elektronischer Katalog ALEPH [Bestand ab 1500] Anschaffungen liegende Bestände, die als besonders »alt« eingestuft wurden. Kleinere Gruppen stam- Sachkatalog [Zettelkatalog; Bestand von 1955 bis men aus dem 16. und 17., knapp 15 % aus dem 18. 1988] und ungefähr 80 % aus dem 19. Jh. Fast 90 % die- Standortkataloge [gebundene Kataloge; Bestand bis ser Bücher sind deutsch- und je gut 5 % franzö- 1996] sisch- und lateinischsprachig. Ein besonderer the- matischer Schwerpunkt ist nicht auszumachen. Moderne Sonderkataloge Erwähnenswert sind einige ältere Bibeln und ver- Aargauischer Sachkatalog [Zettelkatalog] schiedene Andachtsbücher aus dem 18. und 19. Jh. Catholica-Bibliothek [Zettelkatalog; nach Autoren] »XN« Aargauer Inkunabelkatalog. Bearb. von Inge Dahm, 2.142 In der Gruppe »XN« finden sich analog zur unter Mitarbeit von Kurt Meyer. Aarau 1985 Abteilung »XA« rund 2100 Titel aus Schenkungen Jagdbibliothek [Zettelkatalog; nach Autoren] und liegen gebliebenen Beständen, die als eher »neu« eingeschätzt wurden. Rund 20 mehrheitlich Katalog der Jahresberichte [Zettelkatalog; nach deutschsprachige Titel aus der zweiten Hälfte des Institutionen] 19. Jhs gehören zum historischen Buchbestand. Karten und Pläne [Zettelkatalog; nach Regionen] »Z« Lehrerbibliothek [Zettelkatalog; nach Sachgebie- 2.143 Unter der Signatur »Z« verbirgt sich eine ten] zweite Gruppe mit kleineren Publikationen, die Militärbibliothek [Zettelkatalog; nach Sachgebie- anders als die unter »Br« abgelegten Titel nicht in ten] Sammelmappen, sondern als einzelne Bände mit Mycologica-Bibliothek [Zettelkatalog; nach Stand- festem Einband bzw. in Sammelbänden aufgestellt ort] wurden. Die seit 1929 geführte Abteilung umfasst ungefähr 14.000 Titel. Davon gehören etwa 1300 Rohrer, Stephan: Sprachheilbibliothek Katalog zum historischen Buchbestand. Knapp 10 % dieser 1997. Mit Anhängen: Lesebücher, Zeitschriften. älteren Titel stammen aus dem 18. und gut 90 % Aarau 1997 aus dem hauptsächlich späten 19. Jh. Rund 80 % Stenographica-Bibliothek [Zettelkatalog; nach dieser kleineren Schriften sind deutsch-, etwa 15 % Autoren] französisch- und kleinere Gruppen lateinisch- und englischsprachig. Wie die Abteilung »Br« enthält Zeitschriftenkatalog [Zettelkatalog; nach Titeln] auch diese Gruppe besonders viele Schriften zur Zeitungskatalog [Zettelkatalog; nach Titeln] Aargauer und Schweizer Geschichte und Landes- kunde. Historische allgemeine Kataloge »Zt« Katalog der Aargauischen Kantonsbibliothek. 2.144 Unter der Signatur »Zt« sind verschiedene Aarau 1806. Zweiter Band: Aarau 1825. Erste bis Zeitungen abgelegt. Von 132 in dieser Gruppe vor- siebte Fortsetzung des zweiten Bandes. Aarau handenen Zeitungstiteln haben nur deren 12 in das 1827–1843 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau 41

Katalog der Aargauischen Kantonsbibliothek. Wettingen, Katalog der mittelalterlichen Hand- Erster Theil: Alphabetischer Katalog. Bd 1–8. schriften in Aarau, Laufenburg, Rheinfelden und Aarau 1857–1868 (Bd 1–4); Aarau 1907–1911 (Bd Zofingen. Dietikon-Zürich 2009 [mit bibliotheksge- 5–8). [Bd 1–4 hrsg. von Heinrich Kurz, Bd 5–8 schichtlichen Abrissen] bearb. von Heinrich Herzog, Bd 4 unter dem Titel Brunnhofer, Hermann: Vorrede. In: Hermann »Supplementband«] Brunnhofer: Fach-Katalog der Aargauischen Kan- Brunnhofer, Hermann: Fach-Katalog der Aargaui- tonsbibliothek. Bd 1. Aarau 1881, S. iii–ix schen Kantonsbibliothek. Bd 1–2(in3Bdn).Aarau 1881–1887 Brunnhofer, Hermann: Vorrede. In: Hermann Brunnhofer: Fach-Katalog der Aargauischen Kan- Historische Sonderkataloge tonsbibliothek. Bd 2. Aarau 1887, S. iii–vii Kantonales Gewerbemuseum in Aarau. Bibliothek- Halder, Nold: Aargauische Bibliotheken, Archive Katalog. Bücher, Tafelwerke, Zeitschriften. Aarau und Museen. In: 150 Jahre Kanton Aargau im 1934/35 Lichte der Zahlen. Hrsg. vom Regierungsrat des – Katalog der Bibliothek des Allgemeinen Schweizer- Kantons Aargau. Aarau 1954, S. 341 362 ischen Stenographen-Vereins (Stolze’schen Zentral- Herzog, Hans: Vorwort. In: Katalog der Aargaui- verein, später Zentralverein Stolz-Schrey). o. O. schen Kantonsbibliothek. Erster Theil: Alphabeti- 1874 [weitere Aufl. mit Nachträgen 1877, 1885, scher Katalog. Bd 5. Aarau 1907, S. i–ii 1887, 1890, 1896, 1899, 1903 und 1910] Herzog, Hans: Vorwort. In: Katalog der Aargaui- Katalog der Bibliothek des Allgemeinen Schweizeri- schen Kantonsbibliothek. Erster Theil: Alphabeti- schen Stenographenvereins (Zentralverein Stolze- scher Katalog. Bd 8. Aarau 1911, S. i–ii Schrey). Nach dem Stande vom 31. Dezember 1936. Mit Einschluss der Stenographischen Biblio- Kurz, Heinrich: Die Aargauische Kantonsbiblio- thek von Eugen Hüeblin. + 1. Nachtrag von 1937– thek. In: Beiträge zur Geschichte und Literatur, vor- 1940 o. O. 1941 züglich aus den Archiven und Bibliotheken des Kantons Aargau. Hrsg. von Heinrich Kurz und Pla- cidus Weissenbach. Aarau 1846, S. 107–126 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Kurz, Heinrich: Vorwort. In: Katalog der Aargaui- ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK schen Kantonsbibliothek. Erster Theil: Alphabeti- scher Katalog. Bd 1. Aarau 1857, S. v–xlvii Archivalien Kurz, Heinrich: Vorwort. In: Katalog der Aargaui- Akten Kantonsbibliothek [Staatsarchiv des Kantons schen Kantonsbibliothek. Erster Theil: Alphabeti- Aargau (StAAG)] scher Katalog. Bd 3. Aarau 1864, S.v–viii Bronner, Franz Xaver: Geschichte der Aargauischen Meyer, Kurt: Die aargauische Kantonsbibliothek in Kantonsbibliothek [hschr.; StAAG] Aarau. In: Bibliotheken in der Schweiz. Bern 1979, Organisationsreglemente und Verordnungen über S. 66–69 die Kantonsbibliothek. Publiziert in der aargaui- schen Gesetzessammlung (3. November 1993; Meier, Kurt-Werner: Die Zurlaubiana. Werden- 26. September 1958; 16. Januar 1888; 17. Mai Besitzer-Analysen. Eine Zuger Familiensammlung. 1875; 9. September 1857; 13. Mai 1845; 11. März Grundstock der Aargauischen Kantonsbibliothek. – 1822) Bd 1 2. Aarau 1981 Rechenschaftsberichte des Regierungsrats des Kan- Radspieler, Hans: Franz Xaver Bronner. Leben und tons Aargau 1837–1990 Werk 1794 bis 1850. Ein Beitrag zur Geschichte der Helvetik und des Kantons Aargau. In: Argovia 77/ Darstellungen 78 (1967), S. 5–200 Becker, Gerhard: Josef Anton Balthasar (1761– Vogelsang, Heinz: Franz Xaver Bronner. 1758– 1837). Seine Rolle im Schweizerischen Bibliotheks- 1850. In: Lebensbilder aus dem Aargau 1803– wesen zur Zeit von Helvetik und Mediation 1798– 1953. 150 Jahre Kanton Aargau. Jubiläumsgabe 1813. Diplomarbeit der Vereinigung schweize- der Historischen Gesellschaft. Aarau 1953, S. 252– rischer Bibliothekare. Luzern 1987 256 Bretscher-Gisiger, Charlotte; Gamper Rudolf: Kata- log der mittelalterlichen Handschriften der Klöster 5. VERÖFFENTLICHUNGEN Muri und Hermetschwil. Dietikon-Zürich 2005 ZU DEN BESTÄNDEN [mit einer Geschichte der beiden Klosterbibliothe- Dahm, Inge: Frühe Druckwerke aus der Kloster- ken] bibliothek. In: 750 Jahre Kloster Wettingen 1227– Bretscher-Gisiger Charlotte; Gamper Rudolf: Kata- 1977. Festschrift zum Klosterjubiläum. Baden 1977, log der mittelalterlichen Handschriften des Klosters S. 49–54 42 Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau

Dahm, Inge: Ein Aargauer Chorherr mit alchemisti- Halder, Nold: Heinrich Zschokke’s»Schweizer- schen Neigungen. In: Librarium 23/1 (1980), S. 57– bibliothek«. In: Aargauer Tagblatt, 26. Januar 69 1952, S. [10] Halder, Nold: Die Zurlaubiana. Ein Überblick nach Dahm, Inge: Aargauer Inkunabelkatalog. Unter bibliothekarischen, historiographischen und biblio- Mitarbeit von Kurt Meyer. Aarau 1985, S. 242–251 graphischen Gesichtspunkten. In: Festgabe Otto – Dönni, Werner: Die Gewerbebibliothek in der Aar- Mittler. Aarau 1960, S. 261 323 gauischen Kantonsbibliothek. In: Eppler, Martin; Meier, Kurt-Werner: Zug und die zurlaubenschen Wertli, Peter u. a.: Aargauisches Gewerbemuseum Familiensammlungen. In: Matter, Gerhard; Raschle 1895–1995. Eine Idee und was daraus geworden Christian; Carlen, Aldo; Meier Kurt-Werner: Stadt- ist. Aarau 1995, S. 73–76 bibliothek Zug. Zur Eröffnung der Stadt- und Kan- tonsbibliothek Zug. Zug 1986, S. 155–212 Dönni, Werner: Die Zurlaubiana. Eine Gelehrten- Müller, Andreas: Die Archivierung der Aargauer bibliothek des 18. Jahrhunderts. In: Heimat am Presse. Ein Wegweiser. In: Argovia 114 (2002), Hochrhein 25 (1999), S. 91–99 S. 225–231 Dönni, Werner: 200 Jahre Aargauische Kantons- Schönherr, Alfons: Schätze der aargauischen Kan- bibliothek. Zur Zurlaubiana. In: Arbido 18/9 tonsbibliothek. In: Librarium 2/2 (1959), S. 111– (2003), S. 8f. 118 Stadtarchiv Baden 43

STADTARCHIV BADEN Öffnungszeiten: Nach Absprache. Kanton: Aargau Hinweise für anreisende Benutzer: Ort: Baden Zu Fuss ab Bahnhof Baden ca. 5–10 Min. Mit dem Auto A 1 Zürich–Bern, Ausfahrten Baden-Neuenhof Bearbeiterin: Nora Baumgartner oder Baden-Wettingen; Bern–Zürich, Ausfahrt Baden-West. Adresse: Historisches Museum Baden, Wettingerstrasse 1, 5401 Baden 1. BESTANDSGESCHICHTE Telefon: +41 56 200 84 51 1.1 1836 wurde die Bibliotheksgesellschaft Baden gegründet, deren 44 Mitglieder früher dem Lese- Telefax: +41 56 200 84 52 verein Baden angehörten. Eine führende Rolle im Gründungsprozess spielten Gerichtspräsident Ignaz Homepage: www.baden.ch/stadtarchiv Edward Dorer (1807–1864) und Gemeindeammann Kaspar Joseph Aloys Borsinger (1801–1859), die E-Mail: [email protected] eine Volks- und Studienbücherei einrichten wollten. Im selben Jahr erhielt die Bibliotheksgesellschaft Träger: Stadt Baden von der Stadt Baden eine Anleihe von 2500 Fran- Status: Stadtarchiv ken sowie ein Lokal mitsamt der benötigten Ein- richtung. Damit waren die Bürger der Stadt Baden Funktion: Eigentümer der Bibliothek und hatten an deren Ver- Das Stadtarchiv übernimmt alle von der städtischen waltung teil. 1837 erhielt die Bibliothek von 26 Verwaltung nicht mehr ständig benötigten, dauernd Mitgliedern der Gesellschaft 350 Bde geschenkt. wertvollen Unterlagen, zur Sicherung der histori- Der Bestandsaufbau wurde durch weitere Schen- schen Überlieferung nach Möglichkeit auch Bestände kungen, durch die Jahresbeiträge der Gemeinde und von Organisationen und Personen mit relevantem durch Mitgliederbeiträge finanziert. 1856 bestand Bezug zu Stadt und Region Baden. die Gesellschaft aus 38 Mitgliedern, der Bestand der Bibliothek betrug etwa 2500 Bde. Sammelgebiete: 1.2 Am 18. Oktober 1875 wurde das Chorherren- Das Stadtarchiv Baden (StAB) ist das zentrale Archiv stift in Baden aufgelöst, und sämtliche Urkunden der Stadt Baden. In erster Linie verwahrt es die sowie ein beträchtliches Vermögen wurden konfis- Unterlagen der städtischen Verwaltung vom Beginn ziert. Eine Kommission unter der Leitung des Stadt- der schriftlichen Überlieferung etwa um 1300 bis historikers und Bezirkslehrers Bartholomäus Fri- heute. Daneben besitzt es auch Bestände von kirchli- cker (1844–1913) hatte einen Bericht über das chen und privaten Körperschaften. Archiv und die Stiftsbibliothek zu verfassen. Der Zustand der Bücher wurde aus taktischen Gründen, Benutzungsmöglichkeiten: um die Aufhebung des Stifts zu beschleunigen, als Das Stadtarchiv ist auf Anmeldung hin für jeder- liederlich bezeichnet. mann zugänglich. Benutzerinnen und Benutzer müs- sen sich über Personalien und Arbeitsziele auswei- 1.3 Fricker schlug vor, die neueren Bestände zu sen. Keine Ausleihe. Die Benutzung ist kostenlos. verkaufen, die über 500 älteren Drucke hingegen Beratung und Recherchen durch das Personal kön- der Stadtbibliothek zu übergeben und zu katalogi- nen bis maximal eine Stunde in Anspruch genommen sieren. Doch aus Sicherheitsgründen gelangten die werden. Darüber hinaus gehende Arbeit wird nur im Bücher zunächst ins Stadtarchiv. 1992 wurde die Ausnahmefall geleistet. Aufträge zur Herstellung von Stiftsbibliothek ins Museum überführt und 1995 in Reproduktionen werden nach Aufwand verrechnet. die Stadtbibliothek. 44 Stadtarchiv Baden

1.4 Das Badener Kollegiatsstift zu Ehren »der 1.9 Aus dieser bibliotheksgeschichtlich schlecht glorwürdigen Himmelfahrt Mariae«, aus dessen dokumentierten Zeit stammt die Raritätensamm- Besitz der grösste Teil des historischen Buch- lung. Sie entstand nicht nach einem bestimmten bestands stammt, wurde am 6. August 1624 Plan. Ein Teil der Werke war früher im Besitz des gegründet. Vermutlich gehen die meisten Werke auf Klosters Wettingen und anderer Klöster; weitere den Vorbesitz des Badener Klerus (Fraternitas Cleri Bücher waren Geschenke von Badener Persönlich- Badensis) und damit der Badener Kirche zurück. keiten. Die Rara wurden z. T. angekauft. Der Gründungspropst Johann Baptist Schnider – 1.10 1960 verfügte der Stadtrat den Umzug der (1565 1639) hinterliess der Stiftsbibliothek einige Bibliothek in das »Klösterli«. Im Rahmen einer Bücher, z. B. Werke von Ovid und den Sentenzen- grossen Reorganisation wurden Bücher ausgeschie- kommentar von Petrus Lombardus. Aus dem Besitz den. Der verbleibende Bestand von etwa 12.000 eines weiteren Propstes, Kaspar Anton Joseph – Bdn wurde v. a. um Zeitschriften, Jugendbücher Dorer (1734 1810), stammen einige der erhaltenen und Nachschlagewerke erweitert. Zudem wurden Bücher, u. a. ein geschichtliches Werk. Chorherr – ein Autoren- und ein Sachkatalog erstellt. 1966 Johann Kaspar Baldinger (1639 1690) war Besitzer erfolgte die Einsetzung des ersten hauptamtlichen einer beträchtlichen Anzahl Inkunabeln. Er ver- Stadtbibliothekars. Die Bibliothek wurde erneut machte dem Badener Klerus seine Bibliothek, die ausgebaut, die Freihandausleihe eingeführt, und die aber nach seinem Tod vom Zisterzienserkloster Öffnungszeiten wurden bedeutend verlängert. Die Wettingen requiriert wurde, was einen Streit aus- Stadtbibliothek Baden verfügte mittlerweile über löste, der sich bis vor den päpstlichen Nuntius zog. – die höchsten Ausleihzahlen des Kantons und hatte Sein Onkel, Chorherr Karl Baldinger (1626 1678), sich zu einer Regionalbibliothek entwickelt. hinterliess dem Stift einige Werke, darunter 2 Bücher über Kriegsführung. 1.11 1986, 150 Jahre nach der Bibliotheksgrün- dung, wurden die Ausleihe automatisiert und ein 1.5 Aus dem Vorbesitz von Pfarrer Christoph Sur- EDV-System eingeführt. Heute werden nicht nur läuli (1634–1712) stammen v. a. Predigten. Eine gedruckte, sondern auch verschiedene elektronische grosse Anzahl Bücher, auch Inkunabeln, wurden Medien ausgeliehen. 2008 wurde der gesamte hier schon vor der Gründung des Chorherrenstifts durch beschriebene historische Buchbestand von der andere Pfarrer und Kapläne erworben, u. a. von Stadtbibliothek ins Stadtarchiv Baden überführt. Hartmann Feyerabend (gest. 1512). Die von ihm angeschafften Werke – die meisten über geistliches Recht – gingen nach seinem Tod an die Pfarrkirche 2. BESTANDSBESCHREIBUNG und bildeten den Grundstock für die Pfarrbiblio- 2.1 Der Altbestand setzt sich aus den Überresten thek, die später zur Stiftsbibliothek ausgebaut der Stiftsbibliothek, den Rara und den hier nicht wurde. mitgezählten Teilen der Badensia und der Balneolo- gie zusammen. Auf die beiden letztgenannten Spe- 1.6 Bücher kamen auch aus Klöstern, z. B. aus zialsammelgebiete wird hier nicht näher eingegan- Wettingen, oder aus anderen Chorherrenstiften wie gen. Zurzach und Beromünster, in die Badener Stifts- 2.2 Die Auszählung der 527 Titel in den 455 Bdn bibliothek. Ausserdem geht ein Teil der Drucke ver- der Stiftsbibliothek erfolgte anhand der Katalogi- mutlich auf eine weltliche Bibliothek in der Stadt sate. Die Rara, insgesamt 117 Einheiten, wurden zurück, wie ein Besitzvermerk von Kaspar Bodmer am Regal erfasst. Sowohl die Stiftsbibliothek als (gest. 1535), der 1511–1532 Stadtschreiber war, auch die Rara sind nach Numerus currens im nahelegt. Auch Ärzte vermachten der Stiftsbiblio- Magazin aufgestellt und nicht ausleihbar. thek ihre Bücher, z. B. Melchior Borsinger (1599– 1665), aus dessen Besitz u. a. pharmazeutische Werke stammen. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen 1.7 Solange das Stift bestand, war die Stiftsbiblio- 2.3 Fast die Hälfte des Altbestands, nämlich 259 thek im ehemaligen alten Beinhaus am Kirchplatz Titel (40,2 %), stammt aus dem 16. Jh. 190 Titel gegenüber dem Chor untergebracht. wurden im 17.Jh, 80 im 18. und 19 im 19. Jh 1.8 Seit der zweiten Hälfte des 19. Jhs bis weit in gedruckt. Erwähnenswert ist die beträchtliche das 20. Jh hinein sind fast keine Protokolle, Kata- Anzahl (96) von gut erhaltenen Inkunabeln. loge oder Berichte erhalten, obwohl der Bestand der 2.4 389 Titel wurden in Latein verfasst. Ausser Stadtbibliothek inzwischen auf über 10.000 Bde einer deutschen Bibel sind alle 96 Inkunabeln eben- angewachsen war. Man konnte zweimal pro Woche falls lateinischsprachig. 167 Titel erschienen im während jeweils zwei Stunden Bücher ausleihen. 16. Jh, 102 im 17. und 25 im 18. Jh. 175 Titel liegen Verwaltet wurde die im Amtshaus beheimatete in deutscher Sprache vor. 67 stammen aus dem Bücherei von einem nebenamtlichen Bibliothekar 16. Jh, 60 aus dem 17.Jh, 37 aus dem 18. und 10 und einer städtischen Kommission. aus dem 19. Jh. Die romanischen Sprachen machen Stadtarchiv Baden 45

12 % des Bestands aus. Von den 49 italienischen 2.10 Unter »Moraltheologie und Christliche Titeln stammen 21 aus dem 16. Jh, 18 aus dem Ethik« (22 Titel, 5,4 %) finden sich mehrere Ausg. 17.Jh, 8 aus dem 18. und 2 aus dem 19. Jh von Paul Laymanns Theologia moralis, aber auch 2.5 26 Titel sind französisch, 3 aus dem 16. Jh, 9 Besonderheiten wie ein Werk, das vom Portugiesi- aus dem 17.Jh, 10 aus dem 18. und 4 aus dem schen ins Kastilianische und dann ins Italienische 19. Jh. 2 Titel sind spanisch, einer aus dem 16. übersetzt worden ist (Thomas von Jesu, Travagli di (Rara) und einer aus dem 17.Jh (Stiftsbibliothek). Giesu, Rom 1644), oder eine Schrift über die Trun- Ausdem19.Jhstammen3englischsprachigeRara. kenheit und deren Folgen, Georges Gobats Theolo- gia iuridico-moralis, seu accusatio canonica ebriosi ad divortium compellendi propter ebriositatem, indeque secuta varia mala (Konstanz 1661). Systematische Übersicht 2.11 Zum Fachbereich »Mystik und Aszetik« zäh- 2.6 Ungefähr drei Viertel der Titel beschäftigen len 22 Titel (5,4 %). Er umfasst mariologische sich mit verschiedenen theologischen Disziplinen Werke, z. B. Tommaso Auriemmas Marianische (77,6 %). Bezüglich der weltlichen Wissenschaften Schaubühne (Augsburg 1707), mittelalterliche sind Werke zu den Rechtswissenschaften (4,2 %), Erbauungsliteratur des Bernhard von Clairvaux zur Geschichte (3,8 %), Wörterbücher und Gram- und Schriften des Dionysius Pseudo-Areopagita. matiken (3,6 %), Publikationen zur Philosophie Ein deutsches Werk der mittelalterlichen Mystik (3,2 %) und zur Medizin (1,3 %) sowie verschie- stammt von Heinrich Seuse (Köln 1661), 3 Titel dene Biographien (1,3 %) vorhanden. Der Rest wurden vom Münchner Hofprediger Jeremias (6,4 %) verteilt sich auf verschiedene Gebiete und Drexel (1581–1638) verfasst. wird der Gruppe »Diverses« zugewiesen. 2.12 Die Kirchenväterliteratur umfasst 21 Titel (5,1 %). Am besten vertreten sind Augustinus (De Theologie civitate dei cum commento, Basel 1489), Hierony- 2.7 Die deutlich grösste Gruppe sind die Predigten mus und Johannes Chrysostomus. Zur Kirchen- mit 141 Titeln (34,6 %). 26 davon sind Inkunabeln, geschichte (20 Titel, 4,9 %) sind einerseits Stan- 52 stammen aus dem 16. Jh, 51 aus dem 17. und 12 dardwerke (Caesar Baronius, Annales ecclesiastici, Titel aus dem 18. Jh. Es gibt ungefähr doppelt so 4 Bde, Mainz 1601–1603) vorhanden, andererseits viele lateinische (85) wie deutsche Titel (41). Nur 3 v. a. kontroverstheologische Arbeiten aus der Zeit sind in französischer Sprache verfasst. Bemerkens- von und Gegenreformation, z. B. Jean wert sind die 12 italienischen Titel, darunter Übers. L. de Rouvrais L’abomination du Calvinisme (Paris aus dem Spanischen und aus dem Portugiesischen, 1650). Erwähnenswert ist auch die Jansenismus- z. B. die Prediche sopra gli evangelii della quare- Kritik von Paul von Lyon (Jansenius exarmatus in sima (Venedig 1712) von António Vieira. Besonders epistolis instructivis et anti-hexaplis seu scriptis sex gut vertreten sind Autoren wie Jakob Feucht, Ber- columnarum, 3 Bde, Solothurn, Baden 1720). nardinus von Busti, Johannes Geiler von Kaysers- 2.13 Die Fachgruppe »Gottesdienst« (16 Titel, berg, Johannes Herolt, Hugo von Prato, Pelbartus 3,9 %) weist liturgische Werke wie Messbücher, von Themeswar und der Jesuit Georg Scherer. Publikationen zur geistlichen Musik sowie Anlei- 2.8 Die zweitgrösste Gruppe machen die dogmati- tungen und Handbücher zur Ausübung des Gottes- schen Werke mit 51 Titeln (12,5 %) aus. Darunter dienstes auf. An katechetischer Literatur finden sich finden sich Autoren wie Antoninus, Erzbischof von 11 Titel (2,7 %), darunter Werke von Petrus Cani- Florenz, mit seiner Summa theologiae (4 Bde, Nürn- sius (Opus catechisticum sive de summa doctrinae berg 1486/87), der spätmittelalterliche Scholastiker christianae, Köln 1586) und Johann Weitenauer. Johannes Gerson, Petrus Lombardus sowie Konrad Unter den 5 hagiographischen Titeln befindet sich Kling mit den Loci communes theologici (Köln eine italienische Ausg. von Jakob von Voragines 1562). Zum Kirchenrecht finden sich 38 Titel berühmtem Legendario delle vite de’ santi (Venedig (9,3 %), darunter 4 Ausg. der Compilatio decreta- 1588). lium von Papst Gregor IX. 2.9 Exegetica sind mit 38 Titeln vertreten (9,3 %). Weltliche Literatur Erwähnenswert ist die 12-bändige Ausg. der Bibel- 2.14 Die rechtswissenschaftlichen Titel machen kommentare von Cornelius a Lapide aus dem die grösste Gruppe aus (22 Titel) mit Werken zum 17.Jh, Bibelkommentare von Nicolaus de Lyra und justinianischen Recht, zum Kriminalrecht (Joost de ein einziges Werk in italienischer Sprache, Angelo Damhouder, Praxis rerum criminalium, Frankfurt Paciuchellis Lezioni morali sopra Giona profeta (3 a. M. 1565), zum Prozessrecht und zu den Gerichts- Bde, Venedig 1664). Unter den 23 Bibeln und Kon- verfahren (Heinrich Knaust, Feuwerzeugk gerichtli- kordanzen (5,6 %) befinden sich 1 deutsche Bibel cher Ordnunge, Process, Läuffe und Sachen, so sich (Nürnberg 1483) und 1 Neues Testament in griechi- in Gerichte pflegen zuzutragen, Frankfurt a. M. scher und hebräischer Sprache mit lateinischer 1582) sowie eine Sammlung von Dissertationen des Übers. (Leipzig 1657). protestantischen Juristen Lüder Mencke (1658– 46 Stadtarchiv Baden

1726). Unter den 20 historischen Titeln fallen die Moderne, spezielle Kataloge französischen Werke auf, darunter Gilbert Saulnier Dahm, Inge; Meyer, Kurt: Aargauer Inkunabelkata- DuVerdiers Abregé de l’histoire de France (Paris log. Aarau 1985 1673). Erwähnenswert ist auch René Aubert de Vertots Arbeit über einen Ritterorden, die Histoire Historische Kataloge des Chevaliers Hospitaliers de S. Jean de Jerusalem (Den Haag 1741), und Josef Meglingers Nemo Katalog der Stadtbibliothek in Baden. Nebst einem peregrinus (Wettingen 1684). Unter den 17 philoso- Vorberichte. 2., völlig umgeänderte Aufl. [Baden] phischen Titeln befinden sich Werke mittelalterli- 1857 cher Scholastiker (Albertus Magnus, De secretis Fricker, B[artholomäus]; Widmer, J.: Inventarium mulierum libellus, Strassburg 1637) und von spät- der Bibliothek & des Archivs des Stiftes. Baden antiken Autoren (Boethius, De consolatione philo- 1876 [hschr.] sophiae liber, Köln 1493). Die Fachgruppe »Medi- zin« enthält 7 Titel, darunter Wörterbücher und Katalog der Stiftsbibliothek Baden. I. Teil A–K Werke zur Arzneimittelkunde, z. B. Valerius Cor- 1897 [hschr.] dus’ Pharmacorum omnium ratio (Nürnberg 1592) Katalog der Stiftsbibliothek Baden. II. Teil L–Z und Walther Hermann Ryffs Confectbuch unnd 1897 [hschr.] Hausz Apoteck (Frankfurt a. M. 1567). Bei den Bio- graphien (7 Titel) handelt es sich wie bei den pro- 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN fangeschichtlichen Titeln meist um französische ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK Werke. Erwähnenswert sind die Histoire de la Prin- – cesse Estime (Paris 1709) und Jacques Marsolliers Etzensperger, Jürg: Die Stadtbibliothek Baden LaviedeS.FrancoisdeSales(Paris 1701). In der Gegenwart und Zukunft. In: Uli Münzel (Hrsg.): Gruppe »Diverses« werden Fachgebiete zusammen- Baden in Gedichten und Liedern aus 6 Jahrhunder- – gefasst, zu denen jeweils nicht mehr als 4 Werke ten. Baden 1987, S. 297 307 vorhanden sind: Kriegsführung (4 Titel), Völker- Fricker, Barth[olomäus]: Geschichte der Stadt und kunde und Geographie (4), Arithmetik (3), Astro- Bäder zu Baden. Mit einer Ansicht der Stadt und nomie (3), antike Autoren (Ovid, 3), Verwaltungs- Bäder aus dem vorigen Jahrhundert. Aarau 1880 und Kanzleiwesen (2) und je 1 Titel zu Politik, Hägeli, Benno: Die Badener Stiftsbibliothek: Wirtschaft, Erziehung, Zoologie, Landwirtschaft, Geschichte und Bestand im Überblick mit Katalog Metallkunde und Architektur. und Dokumenten. 2., überarbeitete Fassung der Rara Masterarbeit an der HTW Chur. Luzern 2009 2.15 Den grössten Teil der 117 Rara machen theo- Marchal, Guy P.: Mariä Himmelfahrt in Baden. In: logische Werke aus. Ferner sind geographische Helvetia sacra. Abteilung II, Teil 2. Die weltlichen Publikationen, Sprachlehrbücher, politische Ver- Kollegiatstifte der deutsch- und französischsprachi- ordnungen, Badensia und Publikationen zur Bal- gen Schweiz. Bern 1977, S. 120–130 neologie vertreten. Mittler, Otto: 500 Jahre Stadtkirche Baden. Baden [1958] 3. KATALOGE Mittler, Otto: Geschichte der Stadt Baden. 2 Bde. Moderne, allgemeine Kataloge Aarau 1962/1965 Elektronischer Katalog [Erwerbungen ab 1998; fer- Rohr, Adolf; Stalder, Fritz: Zur Geschichte der ner: Bestand der Stiftsbibliothek und Rara] unter Stadtbibliothek Baden. In: Badener Neujahrsblätter www.stadtbibliothek.baden.ch (Zweigstelle Stadt- 45 (1970), S. 80–90 archiv) Rohr, Adolf: Geschichte der Stadtbibliothek Baden. Online-Archivbestände, 1286-laufend unter: http:// In: Uli Münzel (Hrsg.): Baden in Gedichten und Lie- 62.2.168.67/stadtarchiv.html dern aus 6 Jahrhunderten. Baden 1987, S. 286–296 Bibliothek des Benediktinerinnenklosters Fahr 47

BIBLIOTHEK DES durch die 2 heute in der Einsiedler Stiftsbibliothek BENEDIKTINERINNEN- befindlichen Wiegendrucke der Bibel (Strassburg 1485) mit deren auf die Propstei Fahr lautenden KLOSTERS FAHR handschriftlichen Einträgen von 1576 bezeugt. Spärliche Besitzvermerke im historischen Alt- Kanton: Aargau bestand weisen seit der ersten Hälfte des 17.Jhs Ort: Fahr (Unterengstringen) immerhin auf Buchkäufe sowie auf das Bestehen einer Bibliothek im Benediktinerinnenkloster Fahr, Bearbeiter: Hanspeter Marti und ausserhalb der Propstei, hin. Einsiedler Mönche, Sr. Marianne Waltert OSB v. a. Beichtväter, die in ihrem Kloster zeitweise Bibliothekare waren, traten in der Frühen Neuzeit Adresse: 8103 Unterengstringen als Donatoren in Erscheinung, so im 17.Jh P. Josef Dietrich (1645–1704) und später der aus Belgien Telefon: +41 43 455 10 40 stammende Claudius de Malapert (1717–1762). Einige Bücher weisen Markus Mettauer (1798– Telefax: +41 43 455 10 41 1865), den langjährigen Propst in Fahr, andere einen weiteren Spiritual, Maurus Lütold (1813– Status: Klosterbibliothek 1872), als Vorbesitzer aus. 1839 nahm der Einsied- Sammelgebiete: ler Stiftsbibliothekar Gall Morel (1803–1872) Inku- Mystik, Aszetik, hagiographische Literatur. nabeln, Frühdrucke und andere frühneuzeitliche Literatur von Fahr in sein Kloster mit, 1872 weite- Benutzungsmöglichkeiten: res Schrifttum, hauptsächlich Musikalien. Ver- Keine öffentliche Bibliothek; nach Absprache. mutlich sind umwälzende politische Ereignisse des 19. Jhs wie die 1841 erfolgte zeitweise Aufhebung Hinweise für anreisende Benutzer: des Klosters nicht spurlos an der Bibliothek Von Zürich HB mit der S-Bahn Richtung Baden bis vorübergegangen. Heute befindet sich der grösste Schlieren, von dort mit dem Bus Richtung Unter- Teil des noch nicht katalogisierten, aber gut über- engstringen bis zur Haltestelle »Eckstein«, dann zu blickbaren historischen Buchbestands, der viele Ein- Fuss der Limmat entlang bis zum Kloster (15 Gehmi- siedler, Kölner und Konstanzer Drucke aus der Frü- nuten). Verschiedene Zufahrten mit dem Auto, z.B. hen Neuzeit aufweist, in dem auch für die neueren über Zürich-Höngg nach Unterengstringen, dort Bücher bestimmten Bibliotheksraum. nach links abzweigen Richtung Schlieren, dann rechts abbiegen zum Kloster Fahr. Parkplätze vor- handen. 2. BESTANDSBESCHREIBUNG Chronologische Übersicht und 1. BESTANDSGESCHICHTE Übersicht nach Sprachen 1.1 Das um 1130 gegründete Benediktinerinnen- 2.1 Der Altbestand umfasst 1503 Druckschriften. kloster Fahr unterstand seit seinen Anfängen bis in Davon entfallen 7 auf das 16. Jh, 123 auf das die Zeit der Helvetik auch politisch der Benedikti- 17.Jh, 527 auf das 18. und 846 auf das 19. Jh. 1391 nerabtei Einsiedeln, deren Rechte der in Fahr ansäs- (92,5 %) sind in Deutsch, 107 (7 %) in Latein, 3 in sige und heute noch für die Klosterverwaltung Französisch, je 1 Werk ist in Italienisch und in Grie- zuständige Propst, ein Einsiedler Konventuale, chisch abgefasst. wahrnimmt. Die Gebäude des Klosters gehören zur aargauischen Gemeinde Würenlos, die Liegen- Systematische Übersicht schaften zum politischen Einzugsgebiet des zürche- 2.2 Wie in anderen Frauenklöstern bildet auch rischen Unterengstringen. Die über die Jhe sich hier mit 580 Einheiten oder knapp 39 % des histori- erstreckende enge Filiation des Klosters Fahr mit schen Bestands die fast ausschliesslich deutschspra- Einsiedeln wird bibliotheksgeschichtlich schon chige Meditations- und Kontemplationsliteratur 48 Bibliothek des Benediktinerinnenklosters Fahr

(Aszetik, Mystik, eingeschlossen die Gebetbücher) 2.5 Die Bibelliteratur (116 Einheiten, 7,5%) setzt das Hauptkontingent. Von der Gesamtzahl der sich aus Bibelausgaben (53 Einheiten) und Bibel- Erbauungsschriften erschien nur eine einzige im kommentaren (63 Einheiten) zusammen. 1 Werk 16. Jh, 47 entfallen auf das 17.Jh, 236 auf das 18. geht auf das 16. Jh zurück, 6 Publikationen stam- und 296 auf das 19. Jh. Unter den in Frauenklöstern men aus dem 17.Jh, 36 aus dem 18. und 73 aus generell bevorzugten Autoren und Werken befinden dem 19. Jh. Die Vulgata-Ausgabe (Antwerpen sich Thomas von Kempis, Franz von Sales, Jacques 1650) stellt die älteste Bibel des Bestands dar. Auf- Nouet, Alphons Maria von Liguori sowie verschie- fällig sind die verschiedenen Psalmenkommentare dene Ausg. der ignatianischen Exerzitien. Im Einzel- aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs. nen sind zu erwähnen Johann Baptist Saint-Jures 2.6 Bei den liturgischen Werken (99 Einheiten, Erkandtnuß und Liebe Deß Sohns Gottes (Ingol- 6,5 %) handelt es sich hauptsächlich um ordens- stadt 1676), Angelo Paciuchellis Discorsi morali di eigenes Schrifttum. Das in Einsiedeln gedruckte gesu christo (Venedig 1672), eine Ausg. der Nach- Missale Romano-monastico-Benedictinum liegt in 2 folgung deß Armen Lebens Christi (Frankfurt a. M. Ausg. (1759 und 1780), das Antiphonarium monas- 1656), Stephan Christs Gespräche zwischen der ticum ad ritum breviarii Benedictini (Einsiedeln Seele und ihrem Bräutigam Jesum Christum (Inns- 1681) in 5 Exemplaren vor. Erstaunlich, dass 1 bruck 1777), Friedrich Sturmlerners Verehrung des Ausg. des Geistreichen Gesang=Buchs (Halle 1766) hochheiligen Herzens unsers Gottes und Herrn Jesu von Johann Anastasius Freylinghausen, eines Ver- Christi (Augsburg 1821) sowie unter den Konstan- treters des protestantischen Pietismus, in Fahr vor- zer Drucken der Fasciculus myrrhae. Geistliches handen ist. Myrrhenbüschelin (1687). Die Vorliebe für Medita- tionsliteratur, die auf die Person Christi ausgerich- 2.7 Im Fach »Geschichte« (87 Einheiten, 6 %), in tet ist, bestätigt u. a. das deutschsprachige Rosetum dem kirchen- und profanhistorische Schriften ver- dolorosum centifoliatum (Sulzbach 1694) des einigt sind, findet sich die Ausführliche Geschicht Kapuziners Donatus von Passau. Aus der der in dem äussersten Welt=Theil gelegenen japone- Bibliothek des eidgenössischen Politikers Beat Kas- sischen Kirch (Augsburg 1738) des Jesuiten Johan- par Zurlauben (1644–1706), eines Bruders von Abt nes Crasset. Das von P. Claudius de Malapert im Placidus in Muri, stammt Franz Suters Under Jrdi- Jahre 1751 dem Kloster Fahr geschenkte Exemplar sche Goldgrub (Luzern 1692). Die vom Solothurner sollte dort für Tischlesungen verwendet werden. Franziskaner Irenäus Schwendimann verfasste 2.8 Unter der katechetischen Literatur (66 Einhei- Schau=Bühne der Geheimnussen deß Leydens Jesu ten), die zur Hauptsache auf das 18. (32 Werke) Christi (Solothurn 1714) wurde in Fahr für die sowie auf das 19. Jh (27 Werke) zurückgeht, befin- Unterweisung der Novizinnen verwendet. den sich der Catechismus ex decreto ss. concilii Tri- 2.3 Die Hagiographie ist als zweitgrösste Sach- dentini (Padua 1777) sowie die 1737 von Spiritual gruppe (265 Einheiten oder 15,5 %) in der unmit- P. Ulrich Zingg (1710–1749) für das Kloster Einsie- telbaren thematischen Nähe zur Spitzengruppe deln gekauften Kinderlehren (Augsburg 1732) von anzusiedeln. Hier überwiegt mit 183 Werken oder Marcus Eschenloher. 69 % das im 19. Jh erschienene Schrifttum, während 2.9 Ausser der Dogmatik (20 Einheiten) und der unter den frühneuzeitlichen hagiographischen Wer- Moraltheologie (5 Einheiten), die wohl wegen ihres ’ ken auf Petrus Canisius Warhaffte Histori von dem eher theoretischen Charakters wie in anderen berümbten Abbt S. Fridelino (Freiburg i. Ü. 1589), Frauenklöstern so auch in Fahr eine geringe Bedeu- die Franziskusvita (Innsbruck 1774) von Bonaven- tung hatten, sind auch die Predigten (31 Einheiten, tura Leyss sowie auf Das Leben und Offenbarun- davon 23 aus dem 18. Jh) eher schwach vertreten. gen der heiligen Jungfrawen Gertrudis (Köln 1674) In der Sachgruppe »Verschiedenes« wurden ausser hinzuweisen ist. der weltlichen Geschichte alle Profandisziplinen (34 2.4 Beim monastischen Schrifttum (156 Einheiten, Einheiten) zusammengefasst. Erwähnenswert sind 10 %), zu dem hauptsächlich Regelausgaben, Regel- eine kleine Sammlung von Rechen- und Schul- kommentare und Werke zur Unterweisung von büchern, das New Kreuterbuch (Basel 1543) von Ordensfrauen zählen, handelt es sich vorwiegend Leonhard Fuchs, der Mitleidige Artzt (Strassburg um Publikationen von Benediktinern, die für 1743) von Gottfried Samuel Bäumler, die von Ordensbrüder und -schwestern bestimmt waren. Christoph Rembold ins Deutsche übersetzte Per- Unter den in modernen Fremdsprachen verfassten spectiva practica, oder vollständige Anleitung zu Werken befinden sich Carolo Andrea Bassos La der Perspectiv= und Reiß=Kunst (Augsburg 1710) monaca perfetta (Venedig 1674) sowie Dom Morels sowie Klopstocks Messias (3 Bde, Reutlingen Méditations sur la règle de S. Benoist (Paris 1752). 1782). Bibliothek im Schloss Wildegg 49

BIBLIOTHEK Brugg. Die Effinger blieben darauf über vierhundert IM SCHLOSS WILDEGG Jahre Herren auf der Wildegg und integrierten sich allmählich in das Berner Patriziat. 1912 vermachte Kanton: Aargau Julie Effinger, die letzte Vertreterin der Familie, das Schloss der Eidgenossenschaft, die es dem testamen- Ort: Wildegg tarischen Wunsch gemäss als Museum unter Obhut des Schweizerischen Landesmuseums der Öffent- Bearbeiter: Heinrich Christ lichkeit zugänglich machte.

Adresse: Schloss Wildegg, 5103 Wildegg 1.2 Die Ursprünge der heute noch erhaltenen Schlossbibliothek liegen im 16. Jh. In einer frühen Telefon: +41 62 887 08 30 Zürcher Bibel aus dem Jahr 1525 findet sich ein Besitzvermerk von Leopold Effinger (1492–1541), E-Mail: [email protected] dem Sohn des ersten Schlossherrn aus der Familie der Effinger. Weitere Hinweise auf Leopold fehlen. Träger: Schweizerische Eidgenossenschaft Dagegen lassen sich knapp 50 Bücher Hans Fried- – Funktion: rich Effinger (1584 1651), einem Enkel Leopolds, Privatbibliothek der Familie Effinger von Wildegg zuweisen. Hans Friedrich lebte selbst nicht auf der (bis 1912). Wildegg, sondern in Brugg, wo er u. a. die Stadt- bibliothek mitbegründete. Sein Interesse galt vor- Benutzungsmöglichkeiten: nehmlich historischen und religiösen Themen. Ein Nach Absprache. Teil seines privaten Buchbesitzes gelangte durch Erbschaft an seine Verwandten auf der Wildegg in Hinweise für anreisende Benutzer: die Schlossbibliothek. Unter Hans Friedrichs Anfahrt mit dem Zug: Schnellzug Linie Zürich–Bern/ Büchern finden sich die Chroniken von Stumpf, Basel bis Lenzburg, dann Bus Nr. 80/81 bis Halte- Sleidan, Simler und Franck, eine Ausg. der Genfer stelle »Schloss Wildegg« (Halt auf Verlangen); Biblia Latinogallica und das Neue Testament in der Regionalzug Linie Brugg–Aarau bis Wildegg, dann Edition von Erasmus sowie die reformatorischen zu Fuss in 15 Minuten zum Schloss oder Bus Nr. 80/ Schriften von Bullinger, Calvin und Pflacher. Im 81 bis Haltestelle »Schloss Wildegg« (Halt auf Ver- Laufe des 17.Jhs kamen nach und nach weitere langen). Anfahrt mit dem Auto: A 1 von Bern: Aus- Werke, auch aus den Bereichen von Naturwissen- fahrt Lenzburg via Niederlenz–Wildegg; A 1 von schaft, Landwirtschaft, Medizin, der antiken Litera- Zürich: Ausfahrt Mägenwil via Brunegg–Möriken; tur und der Jurisprudenz dazu. A 3 von Basel: Ausfahrt Brugg-Windisch via Birr– Brunegg–Möriken; grosser Parkplatz beim Bio-Guts- 1.3 Eine grössere Anzahl Besitzeinträge lässt sich betrieb. wieder für Johann Bernhard Effinger (1701–1772) feststellen. Einen Teil seiner Bücher hat er auf einer in den Quellen gut belegten Bildungsreise in West- 1. BESTANDSGESCHICHTE europa erstanden. Andere erhielt er wohl durch 1.1 Die Burg Wildegg wurde um 1200 von den Erbschaften. Einen hohen Stellenwert besassen mit Habsburgern als lokales Herrschaftszentrum Autoren wie Tschudi, Bayle und Pufendorf für erbaut. Sie steht auf einem Ausläufer des Kesten- Johann Bernhard immer noch historische und poli- bergs hoch über der Aare, auf halbem Weg zwi- tische Werke. Daneben gewannen die damals popu- schen Lenzburg und Brugg. Mitte des 14. Jhs ging läre landwirtschaftliche und naturwissenschaftliche die Burg an die Herren von Hallwil über. Sie ver- Ratgeberliteratur sowie belletristische und biogra- kauften sie jedoch 1437, weil sie mit dem neuen phische Werke an Bedeutung. Mehr noch als der Regime der Eidgenossen nicht zurechtkamen. Nach Wandel der Interessen fällt aber die Hinwendung einigen Besitzerwechseln gelangte die Herrschaft zum französischen Kulturkreis auf: Der Anteil der Wildegg 1483 an Kaspar Effinger (1442–1513) aus französischsprachigen Werke verdoppelte sich vom 50 Bibliothek im Schloss Wildegg

17. ins 18. Jh von rund einem Drittel auf knapp auf den Bücherbesitz oder gar die Lesegewohnhei- zwei Drittel. ten insbesondere der früheren Schlossbewohner geschlossen werden. Anhand der Besitzereinträge in 1.4 Ab der Mitte des 18. Jhs wuchs die Bibliothek den einzelnen Büchern und anhand der Entwick- schneller: Zwischen 1750 und 1800 lässt sich lung des Gesamtbestands kann aber wenigstens der anhand des heute noch erhaltenen Bestands ein längerfristige Wandel in den Kaufgewohnheiten Wachstum von rund 400 Einheiten auf knapp 1900 bzw. dem Interessenspektrum der Effinger grob Einheiten feststellen. Für Johann Bernhards Nach- festgehalten werden: Während im 16., 17. und frü- kommen standen die schöngeistigen und allgemein- hen 18. Jh neben der Geschichte und der Theologie bildenden Werke, z. B. die zahlreich vorhandenen »praktische« Themen – Ratgeberliteratur, juristi- Reiseberichte, im Mittelpunkt des Interesses. Von sche Werke und Militaria – dominierten, zeigten die Johann Bernhards Enkelin Sophie von Erlach Schlossbewohner seit dem späten 18. Jh eine wachs- (1766–1840) stammen neben weiteren belletristi- ende Affinität zur schöngeistigen und allgemein- schen Werken verschiedene pädagogische und bildenden Literatur und schliesslich in den letzten moralphilosophische Schriften. Sophie gibt in ihren Jahrzehnten, vor dem Aussterben der Effinger von Tagebüchern auch Hinweise auf ihr Leseverhalten: Wildegg, ein ausgeprägtes Interesse an pietistischer So notiert sie z. B. für das Jahr 1801, die beachtli- Literatur. Bis zum Ende des 18. Jhs kann man eine che Summe von 89 z. T. mehrbändigen Werken gele- Abnahme der deutschsprachigen Literatur zu Gun- sen zu haben. sten der französischsprachigen feststellen. Im 19. Jh 1.5 Die letzten Bewohner des Schlosses, besonders änderte sich das Verhältnis wieder zu Gunsten des der vorletzte Schlossherr Ludwig Rudolf Effinger Deutschen. Gering blieb während des gesamten (1803–1872), der Gründungspräsident des Berner Untersuchungszeitraums der Anteil der lateinisch- Kunstvereins, entwickelten Interesse an der Kunst. sprachigen Publikationen. Offen bleibt, inwieweit Mit der pietistischen Bewegung wurde schliesslich die veränderten Lesegewohnheiten der sinkenden im Laufe des 19. Jhs die religiöse Literatur wieder politischen Bedeutung der Effinger, der Zunahme wichtiger. Adelheid Sophie geb. May von Schöft- von weiblicher Lesetätigkeit oder dem veränderten land, die Gattin Ludwig Rudolfs, und ihre Tochter Angebot auf dem Buchmarkt zuzuschreiben sind. Julie Effinger (1837–1912), die letzte Schlossherrin, 1.7 Die Bibliothek der Effinger auf Wildegg dürfte, machten das Schloss zu einem lokalen Zentrum des soweit dies aus dem heutigen Bestand ersichtlich ist, Pietismus und der Missionsbewegung. Zahlreiche, wenigstens was die Interessen an den einzelnen The- oft auch englische Publikationen aus dem Kreis des menbereichen angeht, in etwa mit anderen noch Pietismus zeugen in der Schlossbibliothek von die- erhaltenen Patrizierbibliotheken, z. B. der Samm- sem letzten Interessenschwerpunkt in der lung Zurlauben, vergleichbar sein. Eine Ausnahme Geschichte der Familie. Insgesamt kamen im 19. Jh bildet die militärische Literatur, die in der Samm- nochmals etwa 2700 heute noch vorhandene Ein- lung im Schloss Wildegg vergleichsweise dürftig heiten hinzu. Mit der Quantität der Neuanschaffun- vertreten ist. Aufgrund der über vierhundertjähri- gen nahm allerdings die Qualität der Buchverarbei- gen Kontinuität der Effinger auf der Wildegg han- tung ab: Unter den Beständen des 19. Jhs finden delt es sich bei der hier untersuchten Bibliothek um sich viele kleinformatige und nur weichbroschierte einen beachtlichen Bestand, der trotz der oben Bde. Dass Besitz und Lektüre eines Buches nicht erwähnten Zu- und Abgänge von Büchern einige miteinandergehen müssen, zeigen die zum Teil noch Rückschlüsse auf das adelige bzw. patrizische Lese- ungeschnittenen Bücher aus dem 18. und 19. Jh. verhalten zulässt. Nach dem Tod der letzten Schlossherrin Julie Effin- 1.8 Welchen Platz die Bücher im Schloss vor dem ger im Jahr 1912 wuchs die Bibliothek nicht mehr 19. Jh innehatten, ist nicht mehr schlüssig festzustel- weiter. Nur noch einzelne neuere Bücher gelangten len. Möglicherweise stand früher ein Teil der durch Zufall in den grundsätzlich abgeschlossenen Bücher im bis heute als Archiv benutzten Turmzim- Bestand. mer im zweiten Obergeschoss oder in den Wohn- 1.6 Der Vergleich von alten Buchinventaren, räumen der einzelnen Besitzer. Einen ersten direk- Bücherrechnungen und Katalogbüchern mit den ten Hinweis auf die Aufbewahrung der Bücher fin- heute noch vorhandenen Exemplaren zeigt deutlich, det sich in Sophie von Erlachs Burg-Chronik, die sie dass besonders aus der früheren Zeit nur noch um 1820 verfasste. Bei einem virtuellen Rundgang Bruchteile des Buchbesitzes einzelner Personen auf durch das Schloss bemerkt sie unter der der Wildegg erhalten geblieben sind. Durch Erb- »Schweyby-Kammer« im dritten Obergeschoss, die schaften, Verkäufe, Ausleihen und Wegzug ver- damals »zum Aufbewahrungsort manigfaltiger sehr schwanden zahlreiche Bücher vom Schloss. Besitz- heterogener Sachen dient[e]«, dass der Burgherr einträge von näheren und entfernteren Verwandten, »seinen Pulfervorrath, seine alte Bibliothek und Personen ausserhalb der Verwandtschaft oder gar seine alten Manuscripte hier aufgeschichtet« habe. Lesegesellschaften zeigen umgekehrt, dass auf glei- Dieses Schattendasein währte indes nicht lange: chen Wegen auch Bücher in das Schloss gelangten. Anfang der 1840er-Jahre richtete Sophies Neffe Es kann deshalb vom heutigen Bestand nur bedingt Ludwig Rudolf Effinger (1803–1872) die unter- Bibliothek im Schloss Wildegg 51 dessen renovierte »Schweyby-Kammer« als reprä- erschienen. Davon stammen 40 Einheiten aus dem sentative Bibliothek ein. Vom neuen Interesse an 16. Jh, etwa 130 aus dem 17.Jh, ungefähr 1870 aus einer geordneten Bibliothek zeugen ausserdem zwei dem 18. Jh und rund 2790 aus dem 19. Jh. Nach handgeschriebene Kataloge, welche um 1844 und Sprachen gliedert sich der historische Bestand im 1868 entstanden. Sie listen die Bücher in der neu Schloss Wildegg wie folgt: 46 % französische, 45 % eingerichteten Bibliothek anhand ihres damaligen deutsche, 6 % englische und 3 % italienische Ein- Standorts in den nach Themen geordneten Regalen heiten. Rund 1 % des historischen Buchbestands auf. Die ehemalige »Schweyby-Kammer« dient bis machen die Titel in Latein, Spanisch und Hollän- heute als Bibliothek, allerdings nicht mehr in der disch aus. Für die einzelnen Jhe ergibt sich folgende Ausstattung des 19. Jhs. Nach und nach füllte der Verteilung nach Sprachen: Im 16. Jh hohe 68 % stetig wachsende Buchbestand auch die anderen Deutsch, 20 % Französisch und 13 % Latein; im Zimmer im dritten Obergeschoss. Einige wenige 17.Jh 43 % Deutsch, 33 % Französisch, 15 % gedruckte Schriften sind bis heute unter den Akten Latein, 3 % Englisch und 3 % Italienisch; im 18. Jh im Archiv zu finden, darunter Berner Erlasse, politi- 63 % Französisch, 34 % Deutsch, 3 % Englisch und sche Schriften und einzelne Kalender. 2 % Italienisch und im 19. Jh 52 % Deutsch, 38 % 1.9 1948 katalogisierten Irène Boehler und Anne- Französisch, 7 % Englisch und 3 % Italienisch. Marie Quervain, zwei Diplomandinnen der École Systematische Übersicht bibliothécaire de Genève, als Diplomarbeit den gesamten Buchbestand im Schloss Wildegg. Dabei 2.2 Die folgende systematische Übersicht richtet entstanden ein thematischer Katalog in zweifacher sich ebenfalls nach dem Katalog von 1948. Dieser Ausführung und ein gebundener Standortkatalog. istin17thematischeBereiche gegliedert, die ihrer- Ein Exemplar des thematischen Kataloges befindet seits in insgesamt 79 Untergruppen unterteilt sind. sich im Schloss Wildegg; das andere Exemplar und Den grössten Bereich bildet mit rund 1670 Einhei- der Standortkatalog stehen in der Bibliothek des ten die »Schöne Literatur«, gefolgt von der Landesmuseums in Zürich. Bei der Katalogisierung »Geschichte« mit etwa 1230 Einheiten. Grössere von 1948 wurden keine Signaturen vergeben, son- Bereiche bilden ausserdem die »Geographie« mit dern man verwies lediglich auf den Standort der ungefähr 540 und die »Religion« mit rund 510 Ein- Bücher (Raum, Schrank/Regal, Tablar). Diese heiten. Standortangaben stimmen leider nur noch teilweise 2.3 Die übrigen, sehr viel kleineren Bereiche mit der heutigen Ordnung überein, da anfangs der könnte man inhaltlich grob in 4 Gruppen fassen: 1990er-Jahre die neueren, weniger repräsentativen Die restliche Geistes- und Kulturwissenschaft mit Bücher aus den Räumen neben der eigentlichen den Bereichen »Sprachwissenschaft«, »Philoso- Bibliothek in das dem Schlossbau vorgelagerte phie«, »Schöne Künste« und »Erziehung« mit ins- Landhaus, in einen Wandschrank im alten Esszim- gesamt rund 370 Einheiten, die naturwissenschaftli- mer im ersten Obergeschoss des Schlosses und in che Ratgeberliteratur mit den Gebieten »Naturwis- das Schlafzimmer Sophie von Erlachs in der »Villa« senschaft«, »Medizin«, »Hauswirtschaft und Gar- verschoben wurden. Im Herbst 2008 wurde – neben tenbau« und »Land- und Forstwirtschaft, Tier- anderen Räumen – der Bibliotheksraum saniert, zucht« mit insgesamt ungefähr 280 Einheiten, die u. a. restaurierte man die Wand- und Deckenmale- Staats- und Gesellschaftskunde mit den Bereichen reien. Zu diesem Zweck wurden die Bücher tempo- »Recht«, »Volkswirtschaft« und »Militär- und rär ausgelagert. Neue Schrankregale wurden her- Kriegswesen« mit insgesamt knapp 130 Einheiten gestellt, die in ihrem Aufbau eher wieder dem sowie eine Restgruppe mit den sich am Anfang und Zustand von 1912 entsprechen und deren Holzart am Schluss des Katalogs befindlichen Gruppen und Anfertigungsweise die Bücher besser vor den »Allgemeines« und »Varia« mit zusammen rund Klimaschwankungen im ungeheizten Raum 170 Einheiten. Auf Doppelnennungen eines Titels schützen sollen. Daher sind die Verteilung der The- in mehreren thematischen Bereichen wurde im men und die Zuweisung zu den Schrankregalen Katalog von 1948 bis auf wenige Ausnahmen ver- nach dem Katalog von 1948 weiterhin korrekt, der zichtet. Dies führt dazu, dass einzelne Titel eher Verweis auf einzelne konkrete Regalbretter in der unerwarteten Themen zugeordnet sind. So finden Bestandsbeschreibung ist jedoch teilweise nicht sich etwa Werke zum Gartenbau nicht nur bei mehr zutreffend. »Hauswirtschaft und Gartenbau«, sondern auch in den Bereichen »Land- und Forstwirtschaft«, »Medi- zin« und »Naturwissenschaft«. 2. BESTANDSBESCHREIBUNG 2.4 Der Katalog von 1948 arbeitet mit Standort- Chronologische Übersicht und angaben, die auf den betreffenden Raum (Buch- Übersicht nach Sprachen stabenkombination), das Regal bzw. den Schrank 2.1 Die Auszählung des historischen Buchbestands (erste Zahl) und den Regal- bzw. Schrankboden erfolgte anhand des thematischen Katalogs von (zweite Zahl) verweisen. Wenn keine Buchstaben- 1948. Vom Gesamtbestand von rund 5000 buch- kombination angegeben ist, steht das betreffende binderischen Einheiten sind etwa 4800 vor 1901 Buch im Bibliotheksraum im dritten Obergeschoss 52 Bibliothek im Schloss Wildegg des Schlosses. Wie oben erwähnt, wurde rund die Geographie Hälfte aller Bücher in andere Räume verschoben, 2.8 Ungefähr 540 Einheiten zählen zum Bereich wobei die ehemalige Ordnung nicht beibehalten »Geographie«. 4 Titel stammen aus dem 17., rund wurde: Die meist neueren Bücher, die sich 1948 250 aus dem 18. und etwa 290 aus dem 19. Jh. Im in den Räumen neben der Bibliothek befunden 18. Jh dominieren französischsprachige Werke, die haben und gemäss ihrem alten Standort (Trübel- dann im 19. Jh durch deutschsprachige abgelöst stube, Billardzimmer etc.) im Katalog von 1948 wurden. Dazu gesellen sich einige englisch- und mit den Kürzeln »Tr«, »B«, »S«, »WS«, »Pr« und italienischsprachige Titel. Der Bereich »Geo- »M« bezeichnet wurden, befinden sich nun in graphie« besteht aus 5 Untergruppen, die die ganze einem Wandschrank im alten Esszimmer im ersten thematische Bandbreite von geographischen Hand- Obergeschoss des Schlosses (Tr und WS), in der büchern über Kartenwerke bis hin zu Reisebeschrei- Bibliothek im »Landhaus« (Tr, B, S, WS) und in bungen abdecken. kleiner Zahl als Dekoration von Sophie von Erlachs Schlafzimmer in der »Villa« (Tr, B, S, 2.9 Rund 60 Einheiten, davon knapp 40 aus dem WS, Pr, M). Auch die vorwiegend älteren 18. und rund 20 aus dem 19. Jh, sind unter der Bestände im Bibliotheksraum im Schloss stehen Bezeichnung »Lehrbücher und Geographische nur noch z. T. in der selben Ordnung wie 1948. Handbücher« zusammengefasst. Bei den Werken Allerdings beschränkten sich die dort wahrschein- aus dem 18. Jh handelt es sich um verschiedene, lich aus ästhetischen Gründen durchgeführten z. T. mehrbändige universalgeographische Beschrei- Verschiebungen auf meist kleinere Änderungen bungen wie Anton Friedrich Büschings Neue Erd- innerhalb der einzelnen – thematisch mehr oder beschreibung (Hamburg 1754–1760), Forsters und weniger konsistenten – Bücherschränke. Sprengels in 14 Bdn erschienene Beiträge zur Völ- ker- und Länderkunde (Leipzig 1781–1790) oder Allgemeines François-Xavier de Fellers Dictionnaire géographi- que (Brüssel 1791–1794). Unter den Werken des 2.5 Rund 150 historische Einheiten, davon 2 aus 19. Jhs dominieren die geographischen Lehr- und dem 17., knapp 60 aus dem 18. und etwa 90 aus Schulbücher. Knapp 50 Einheiten, die bis auf 9 Ein- dem 19. Jh, gehören zum Bereich »Allgemeines«. heiten aus dem 18. Jh alle dem 19. Jh zuzuordnen Bei den Werken aus dem 17. und 18. Jh überwiegt sind, gehören zu den Karten und Atlanten. Neben das Französische, im 19. Jh dominieren die deutsch- einigen Weltatlanten und verschiedenen historisch- sprachigen Titel. In diesen Bereich fallen verschie- geographischen Atlanten finden sich hier Karten- dene Publikationen allgemeinen Inhalts und einige werke und einzelne Panoramen für die Schweiz, die Bibliographien, rund 60 Einheiten Lexika und etwa angrenzenden Länder, die Benelux-Länder, Gross- 80 Einheiten Zeitungen, Zeitschriften und Kalen- britannien, den Balkan und die USA. Bei rund 30 derausgaben. U. a. finden sich hier Denis Diderots Einheiten handelt es sich um Reise- und Fremden- Encyclopédie (Lausanne 1781) und die Enzyklopä- führer. Bis auf eine Einheit aus dem späten 18. Jh die oder zusammenhängender Vortrag der gemein- – entstammen sie alle dem 19. Jh. Entsprechend der nützigsten Kenntnisse (Berlin 1782 1784) des deut- Reiseziele der Schlossbewohner finden sich hier schen Mathematikers und Universalgelehrten Georg Beschreibungen von Städten und Regionen der Simon Klügel. Schweiz, des angrenzenden Auslands, der Benelux- Länder und Englands. Ähnlichen Inhalts ist die fol- Erziehung gende Untergruppe mit knapp 40 Einheiten zur 2.6 Etwa 160 Einheiten, davon gut 40 aus dem Ortskunde, wovon 3 aus dem 18. und rund 35 aus 18. und rund 120 aus dem 19. Jh, gehören zum dem 19. Jh. Während bei den vorangegangenen Rei- Bereich »Erziehung«. Über die Hälfte der Werke seführern die konkreten Reiseratgeber dominierten, sind französischsprachig. Knapp 100 Einheiten finden sich hier kunstgeschichtliche und historisch- machen die Jugend- und Schulbücher aus, die bis topographische Abhandlungen grösstenteils zu ein- auf 10 Titel alle dem 19. Jh entstammen. Den zelnen Schweizer Ortschaften. Schwerpunkt bilden Kinder- und Jugendbücher, 2.10 Insgesamt gut 360 Einheiten gehören zu den z. B. Jules Joseph-Anets Oncle, encore une! Histoi- »Reisebeschreibungen«. 4 Einheiten stammen aus res pour les enfants et ceux qui les aiment (Vevey dem 17., rund 200 aus dem 18. und ungefähr 160 1887). aus dem 19. Jh. Die Reiseberichte sind im Katalog 2.7 Rund 60 Einheiten, die je zur Hälfte dem 18. nochmals unterteilt nach Weltreisen und Reise- und dem 19. Jh entstammen, gehören zur Unter- berichten zu einzelnen Kontinenten. Rund 100 Ein- gruppe »pädagogische Schriften«. Hier finden sich heiten, je zur Hälfte aus dem 18. und 19. Jh, befas- verschiedene Abhandlungen über die Gestaltung sen sich mit Weltreisen. Neben einigen z. T. mehr- des Schulwesens und einige Erziehungsratgeber, bändigen Werken zur Geschichte der Weltreisen im darunter als prominentester Vertreter Adolph Frei- Allgemeinen finden sich hier zeitgenössische Reise- herr Knigges Über den Umgang mit Menschen berichte wie etwa John Hawkesworths Relations (Frankfurt 1794). des voyages entrepris par ordre de Sa Majesté Bri- Bibliothek im Schloss Wildegg 53 tannique actuellement régnante, die französische und Eberhard Happels Thesaurus exoticorum, oder Übers. der umstrittenen Darstellung von James eine mit ausländischen Raritäten und Geschichten Cooks Südseereise (Lausanne 1774), die anstatt wohlversehene Schatzkammer fürstellend die asiati- Cooks angeblich literarisch unbrauchbaren Tage- sche, afrikanische und amerikanische Nationes büchern veröffentlicht wurde. Bei rund 50 Einhei- (Hamburg 1688) bis zu Karl Friedrich Beckers ten, davon 1 Werk aus dem 17., etwa 30 aus dem Weltgeschichte für die Jugend (12 Bde, Stuttgart 18. und ungefähr 20 aus dem 19. Jh, handelt es sich 1813–1819). Unter dem Begriff »Quellen« sind um Berichte über Reisen in Afrika und im Nahen einige Quelleneditionen, Gesetzessammlungen, Osten. Etwa die Hälfte der Titel behandeln Reisen Chroniken und ältere historische Schriften zusam- nach Palästina, darunter Johann Solms Reysbuch mengefasst. U. a. finden sich hier die historiographi- des heyligen Lands das ist: Ein grundtliche schen Werke von Sebastian Franck, Johannes Beschreibung aller und jeder Meer und Bilgerfahr- Carion, Jacob Schopper, Michael Eyzinger, Johann ten zum heyligen Lande (Frankfurt 1609). Nur je 3 Stumpf, Johannes Sleidan und Michael Beuther, Einheiten aus dem 18. und 19. Jh befassen sich mit Josias Simler, Sebastian Münster, Johann Ludwig Reisen nach Amerika. Rund 25 Titel, davon 2 aus Gottfried und Aegidius Tschudi. Viele kleinere dem 17., 4 aus dem 18. und knapp 20 aus dem juristische Schriften, darunter zahlreiche kaiserliche 19. Jh, gehören zu den Reiseberichten über Asien. Erlasse aus dem 16. und 17.Jh, sind in Sammelbän- Als ältestes Stück findet sich hier Jean-Baptiste den zusammengefasst. Bei den rund 60 Einheiten Taverniers reich illustriertes Werk Les six voyages zur Alten Geschichte und zur Mythologie handelt en Turquie, en Perse et en Indes (Amsterdam es sich vornehmlich um französisch- und englisch- 1678). Als Kuriosum sei Caroline R. in Ost-Indien, sprachige Werke aus dem 18. und 19. Jh. Älteren oder Reise eines jungen Frauenzimmers von Stutt- Datums sind Quinte Curses L’Alexandre françois gart nach Cannore (Stuttgart 1804) erwähnt. Der (Paris 1629) und eine französische Übers. von grösste Teil der Reisebeschreibungen mit etwa 180 Julius Florus’ Römischer Geschichte (o. O. 1580). Einheiten befasst sich mit Europa. 1 Titel geht auf 2.13 Die Werke zur Geschichte des ausländischen das 17.Jh zurück, rund 110 Einheiten stammen aus Europa gliedern sich nach Ländergruppen. Am dem 18. und etwa 70 aus dem 19. Jh. Anders als bei zahlreichsten sind mit rund 280 Einheiten die den oben besprochenen Reiseführern finden sich Werke zur französischen, belgischen und nieder- hier Werke zu ganz Europa, darunter als ältester ländischen Geschichte. Bis auf 17 Einheiten aus Vertreter der Bericht des englischen Theologen dem 17.Jh stammen alle Publikationen aus dem 18. Gilbert Burnet über seine Reise nach Kontinental- und 19. Jh. Thematische Schwerpunkte bilden die europa (Leipzig 1688). Werke zur Geschichte des französischen Königshau- ses und die Darstellungen über die Französische Geschichte Revolution und die napoleonische Zeit. Rund 110 2.11 Mit rund 1150 Einheiten bildet die Einheiten, davon rund 90 aus dem 18. Jh und gut »Geschichte« den zweitgrössten Themenbereich des 20 aus dem 19. Jh, befassen sich mit der britischen Buchbestands im Schloss Wildegg. Knapp 10 Ein- Geschichte. Auch hier liegt der thematische Schwer- heiten stammen aus dem 16., ungefähr 50 aus dem punkt auf der Geschichte der Monarchie. Ebenfalls 17., rund 500 aus dem 18. und etwa 590 Einheiten in dieser Gruppe finden sich einige wenige Werke aus dem 19. Jh. Neben einigen englisch- und latein- zur amerikanischen Geschichte, darunter Matthias ischsprachigen Werken finden sich hier ungefähr Christian Sprengels Geschichte der Revolution von gleich viele deutsch- und französischsprachige Titel. Nord-Amerika (Frankenthal 1785), die als erste Der grosse Bereich »Geschichte« besteht aus rund deutschsprachige Monographie zum Amerikani- 190 Einheiten zur antiken Geschichte, zur Welt- schen Unabhängigkeitskrieg gilt. geschichte und zur Geschichte im Allgemeinen, 2.14 Nur rund 80 Einheiten gehören zur deut- rund 600 Werken zur Geschichte des europäischen schen Geschichte. Den Schwerpunkt bilden die Auslands und ungefähr 370 Einheiten zur Schwei- genealogischen Werke und die zahlreichen Darstel- zer Geschichte. lungen zum Siebenjährigen Krieg. Zu den wenigen 2.12 Die erste Gruppe gliedert sich ihrerseits in Schriften des 17.Jhs gehört Samuel von Pufendorfs Werke zur Weltgeschichte mit rund 110 Einheiten, De statu imperii Germanici (o.O. o.J.), eine kriti- in Quellensammlungen mit rund 20 Einheiten und sche Auseinandersetzung mit der Verfassung und in Werke zur antiken Geschichte mit rund 60 Ein- Geschichte Deutschlands, die erstmals 1667 unter heiten. Unter den weltgeschichtlichen Werken fin- dem Pseudonym »Severin von Monzambano« den sich historische Lexika wie der in 2 Ausg. erschien. Rund 50 Einheiten behandeln die vorhandene Dictionnaire historique et critique Geschichte Nord- und Osteuropas einschliesslich (Rotterdam 1715 und 1720) von Pierre Bayle, des ottomanischen Reichs. Auch hier finden sich einige historische Atlanten aus dem 19. Jh und zahl- hauptsächlich Geschichtswerke aus dem 18. und reiche universalgeschichtliche Darstellungen und 19. Jh zu den verschiedenen Monarchien. Gut 40 Erzählungen. Dort reicht das Spektrum von Johan- Einheiten zählen zur Geschichte Südeuropas. Aus- nes Chokiers Thesaurus politicus (Nürnberg o. J.) serJuliusSodensDie Spanier in Peru (Berlin 1793) 54 Bibliothek im Schloss Wildegg stammen alle Publikationen dieser Gruppe aus dem und ungefähr 20 aus dem 19. Jh, sind dem Bereich 19. Jh. »Hauswirtschaft und Gartenbau« zugeordnet. Hier 2.15 Etwa 40 Einheiten befassen sich mit der euro- finden sich Kochbücher, z. B. Menons La cuisinière päischen Geschichte im Allgemeinen. Hierzu gehö- bourgeoise (Brüssel 1790) und Henriette Davidis ren neben Überblicksdarstellungen aus dem 18. und Küchen- und Blumengarten für Hausfrauen (Leip- 19. Jh drei frühe Vertreter der »Europaforschung« zig 1896), und allgemeine Haushaltsratgeberlitera- aus dem 17.Jh: die Introduction à l’histoire des tur mit Werken wie Die Wohl unterwiesene Land- principaux Etats (Frankfurt 1688), eine französi- wirthin, oder Anfangs-Gründe zur Erlernung einer sche Übers. von Samuel Pufendorfs historiographi- klugen und vernünftigen Haus- und Landwirth- schem Werk, Peter Valckeniers und Andreas Mül- schaft (Wien 1771). Beim Titel des 17.Jhs handelt lers Das verwirrte Europa (Amsterdam 1677–1683) es sich um das Calendarium perpetuum et sex libri und Matthäus Merians Theatrum Europaeum oeconomici (Wittenberg 1616) von Johannes Cole- (Frankfurt 1635–1652). rus, einem der ersten Autoren der deutschen Haus- väterliteratur. 2.16 Die insgesamt rund 370 Einheiten zur Schweizer Geschichte verteilen sich auf verschie- Land- und Forstwirtschaft, Tierzucht dene thematische Gruppen. Knapp 90 Titel aus dem 2.19 Etwa 90 Einheiten zählen zum Bereich 18. und 19. Jh zählen die Kalender und Zeitschrif- »Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Tierzucht«. ten mit geschichtlichem Hintergrund, gut 140 Ein- 1 Titel geht auf das 16. Jh zurück, 2 Werke stam- heiten die historischen Monographien, die bis auf men aus dem 17., rund 60 aus dem 18. und unge- einige wenige Titel des 17.Jhs, darunter Michael fähr 25 aus dem 19. Jh. Knapp zwei Drittel der Ein- Stettlers Annales (Bern 1627), zu etwa zwei Dritteln heiten in diesem Bereich sind deutschsprachig, der aus dem 19. und zu einem Drittel aus dem 18. Jh Rest französisch- und in einzelnen Fällen englisch- stammen. Mehr als die Hälfte der Titel befassen sprachig. sich mit Themen der Schweizer Geschichte, die rest- lichen mit der Geschichte einzelner Kantone. 14 2.20 Eine erste Untergruppe beherbergt verschie- Einheiten gehören zur Gruppe »Schlösser und dene landwirtschaftliche Jahrbücher und Kalender genealogische Studien«. Alle Titel in dieser Gruppe mit rund 50 Einheiten, darunter verschiedene mehr- stammen aus dem späten 19. Jh, aus jener Zeit also, bändige Publikationen der Ökonomischen Gesell- als sich die letzte Schlossherrin Julie Effinger mit schaft zu Bern aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs, der Geschichte des Schlosses und ihrer Familie aus- einzelne Zeitschriften mit speziellerem Inhalt wie einanderzusetzen begann. Rund 70 Einheiten, der vom Freiherrn Bouwinghausen von Wallmerode knapp 10 aus dem 18. Jh und ungefähr 60 aus dem herausgegebene Taschenkalender auf das Jahr 1793 19. Jh, behandeln die Berner Geschichte. Neben für Pferdeliebhaber (Stuttgart 1793) oder der Dic- einigen Überblicksdarstellungen zur Kantons- tionnaire universel d’agriculture et de jardinage, de geschichte finden sich hier einige regionalgeschicht- fauconnerie, chasse, pêche, cuisine et ménage liche und einzelne biographische Studien. (2 Bde, Paris 1751). 2.17 Ebenfalls zur Schweizer Geschichte gehören 2.21 Ungefähr 40 Einheiten machen die Monogra- die Gruppen »Recht und Verwaltung« und »Politi- phien zur Landwirtschaft aus. Die Titel decken das sche Schriften« mit rund 50 bzw. 20 Einheiten. weite Gebiet der Landwirtschaft von Ackerbau und Einiges grösser ist die Zahl der Titel in diesen Berei- Obstbau über die Viehzucht bis hin zur Imkerei und chen (113 bzw. 45), da zahlreiche Schriften in Sam- der Melioration von Feuchtgebieten ab. Werke wie melbänden zusammengefasst sind. Zur ersten Henri-Louis Duhamel du Monceaus Traité de la Gruppe gehören Regierungsberichte, Gesetzes- culture des terres (Paris 1750) oder Hans Caspar sammlungen, Verordnungen und einzelne juristi- Hirzels Le Socrate rustique (Zürich 1764) doku- sche Abhandlungen aus dem 17., 18. und 19. Jh. mentieren das insbesondere im Zusammenhang mit Die zweite Gruppe besteht aus politischen Schriften der physiokratischen Bewegung des 18. Jhs ausge- des 19. Jhs. Die Mehrzahl stammt aus dem Jahr prägte Interesse der Schlossbewohner an den 1831, als im Kanton Bern unter dem Druck der modernen Formen der Landwirtschaft. Als ältester französischen Julirevolution von 1830 über eine Vertreter der landwirtschaftlichen Ratgeberliteratur neue, liberalere Verfassung debattiert wurde. Der findet sich eine Ausg. der Siben Bücher vom Feld- Grossteil der im Schloss Wildegg erhalten gebliebe- bau und vollkommener Bestellung eynes ordentli- nen Flugschriften dokumentiert mit Titeln wie Mein chen Mayerhofs (Strassburg 1580) von Carolus Ste- Volk! Deine Leiter verführen Dich! Eine Warnungs- phanus und Johannes Liebhaltus. Stimme an das Volk des Cantons Bern oder Vater! Vergib ihnen! Sie wissen nicht was sie thun! die Medizin konservative Haltung der Familie Effinger. 2.22 Eine kleinere Gruppe bildet mit knapp 30 Einheiten die medizinische Literatur. Bis auf 1 Werk Hauswirtschaft und Gartenbau stammen alle Einheiten aus dem späten 18. und aus 2.18 Rund 30 vorwiegend deutschsprachige Ein- dem 19. Jh. Hier überwiegen die deutschsprachigen heiten, davon 1 aus dem 17., etwa 10 aus dem 18. Bücher. Es handelt sich dabei um medizinische Rat- Bibliothek im Schloss Wildegg 55 geberliteratur, deren Spektrum von Christoph Johannes Greydanus’ Institutiones physicae (Leeu- Hufelands Makrobiotik (Berlin 1811) oder Carl warden 1664). Schliesslich sind rund 60 Einheiten Georg Hartlaubs Katechismus der Homöopathie zur Botanik und Zoologie zu erwähnen, 1 Werk aus (Leipzig 1825) bis zu den Vertretern der damaligen dem 17.Jh, gut 40 Einheiten aus dem 18. und rund Alternativmedizin reicht. Ebenfalls im Bereich der 15 aus dem 19. Jh. Von Bernhard Verzascas Theat- Medizin findet sich das Noth- und Hülfs-Lexikon rum botanicum (Basel 1696) bis hin zu August zur Behütung des menschlichen Lebens vor allen Batschs Botanik für Frauenzimmer und Pflanzen- erdenklichen Unglücksfällen (Nürnberg 1811– liebhaber welche keine Gelehrten sind (Weimar 1815) des damals bekannten deutschen Technikus’ 1804) wird hier ein breites Spektrum hauptsächlich Johann Heinrich von Poppe. Aus dem 16. Jh ist das im Bereich der Pflanzen- und Pilzkunde abgedeckt. Neuw Kreuterbuch, mit schönen künstlichen und leblichen Figuren und Conterfeyen aller Gewächs Philosophie (Frankfurt 1588) von Jacobus Tabernaemontanus 2.26 Rund 50 Einheiten, davon 1 Werk aus dem in der Schlossbibliothek erhalten geblieben. 16., 3 Schriften aus dem 17., etwa 25 aus dem 18. und rund 20 aus dem 19. Jh, gehören in den Bereich Militär- und Kriegswesen der Philosophie. Über die Hälfte der philosophi- 2.23 Mit rund 60 Einheiten ist die militärische schen Schriften sind in Französisch verfasst. Literatur nur bescheiden vertreten. Dies, obwohl 2.27 Als ältestes Werk findet sich die Academia die männlichen Mitglieder der Besitzerfamilie Effin- Gallica von Peter de la Primaudaye in einer deut- ger sich regelmässig im Kriegsdienst versuchten. 5 schen Übers. (Montbéliard 1593), es folgen Pierre Einheiten stammen aus dem 17., etwa 20 aus dem Boaistuaus Théatre du Monde (Genf 1619), eine 18. und knapp 30 aus dem 19. Jh. Zu rund zwei Ausg. der Ermeneia. Logica seu explicatio (Leiden Dritteln handelt es sich um deutschsprachige Litera- 1650) des niederländischen Philosophen Adrian tur. Neben einigen militärischen Kalendern und Heereboord und der Parallelismus historico-practi- Almanachen finden sich in dieser Kategorie zur cus naturae et gratiae, eine anonyme Kritik an Hauptsache kriegswissenschaftliche Lehrbücher, Machiavellis Staatstheorien (o. O. 1695). Unter den z. B. Johann Gottlieb Tielckes Unterricht für die Schriften aus dem 18. Jh finden sich neben einzel- Officiers, die sich zu Feld-Ingenieurs bilden, oder nen Vertretern des Empirismus, des Rationalismus doch den Feldzügen mit Nutzen beywohnen wollen und des Okkasionalismus, darunter Locke, Leibniz, (Dresden 1769) oder Gamaliel de La Tours Princi- Pufendorf und Malebranche, verschiedene Vertreter ’ pes et fondements de l art militaire (Genf 1634). der Aufklärung. Allerdings fehlen unter den rund 15, vornehmlich französischen Titeln die bekannt- Naturwissenschaften esten Philosophen jener Zeit. Die philosophischen 2.24 Rund 130 Einheiten, davon 2 aus dem 17., Strömungen des 19. Jhs sind in der Schlossbiblio- ungefähr 70 aus dem 18. und knapp 60 aus dem thek Wildegg nicht mehr vertreten: Neben einer elf- 19. Jh, gehören in den Bereich der Naturwissen- bändigen Demokritausgabe finden sich aus dem schaften. Unter den älteren Werken finden sich aus- 19. Jh einzig einige vom Pietismus inspirierte moral- ser französischsprachigen Einheiten zwei deutsch- philosophische Werke, z. B. Les lois de la nature sprachige und eine lateinischsprachige Publikation. dans le monde spirituel (Paris 1889), eine französi- Auch unter den Drucken des 19. Jhs dominieren die sche Übers. des naturphilosophischen Werks des französischsprachigen Bücher. Eine erste Unter- bekannten schottischen Pietisten Henry Drum- gruppe mit knapp 30 Einheiten aus dem 18. und mond. 19. Jh versammelt allgemeine naturwissenschaftli- che Abhandlungen, Handbücher und Lexika, Recht darunter Valmont de Bomares Dictionnaire rai- 2.28 Ungefähr 45 Einheiten, davon 3 aus dem 17. ’ sonné universel d histoire naturelle (2 Ausg.; Paris und je etwa 20 aus dem 18. und 19. Jh, gehören zu – 1767/68 und Lausanne 1776 1778). den juristischen Werken. Unter den älteren Einhei- 2.25 Gut 40 Einheiten, davon 1 aus dem 17., 3 aus ten dominieren die französisch- und lateinisch- dem 18. und knapp 40 aus dem 19. Jh, gehören in sprachigen Publikationen. Die Titel des 19. Jhs sind den Bereich »Mathematik, Astronomie, Chemie alle deutschsprachig. In diesem Bereich finden sich und Physik«. Die namengebenden Fachgebiete sind Gesetzes- und Urteilssammlungen, juristische denn auch alle relativ gleichmässig vertreten. Bei Abhandlungen und einzelne Lehrbücher. Da die den Werken der Physik finden sich einige Bücher, Werke und Quellen zum alten Bern unter der die in der modernen Terminologie der Physischen Geschichte des Kantons Bern abgelegt sind, liegt Geographie bzw. der Klimatologie zugerechnet hier der Schwerpunkt auf juristischen Werken mit würden, z. B. die Physikalische Beschreibung des nicht spezifisch bernerischem Inhalt. Hier finden Dunstkreises der Erdkugel (Prag 1830) des mit sich u. a. die nachrevolutionären Aargauer Gesetze mehreren Publikationen vertretenen populärgeo- und einige juristische Werke allgemeinen Inhalts, graphischen Schriftstellers Johann Gottfried Som- darunter die 1532 von Karl V. in Regensburg ratifi- mer. Beim Werk aus dem 17.Jh handelt es sich um zierte Peinlich Halsgerichtsordnung (Frankfurt 56 Bibliothek im Schloss Wildegg

1609) und Nicolaus Steins Lehrbuch für Notare, 19. Jh, gehören zur dogmatischen Theologie. Unter das Manuale notariorum bipartitum (Basel 1630). den älteren Werken dieser Gruppe findet sich die Kirchen-Postilla, das ist christliche und catholische Auslegung der Evangelien (Frankfurt 1567) des Religion schwäbischen Reformators Johann Brenz. Rund 40 2.29 Mit rund 510 Einheiten bildet die »Religion« Einheiten sind unter dem Begriff »Reformation« einen der grösseren Bereiche der Bibliothek im zusammengefasst. Überdurchschnittlich hoch ist Schloss Wildegg. Rund 20 Werke stammen aus dem hier der Anteil der älteren Bücher, mit 7 Einheiten 16., knapp 30 aus dem 17., ungefähr 60 aus dem aus dem 16. Jh, 3 aus dem 17.Jh, 15 aus dem 18. 18. und ein überdurchschnittlich grosser Anteil von und knapp 20 aus dem 19. Jh. In dieser Gruppe fin- gut 370 Einheiten aus dem 19. Jh. Weit über die den sich einerseits einzelne Werke aus der Reforma- Hälfte der Werke sind deutschsprachig. Daneben tionszeit selbst und anderseits kirchengeschichtliche finden sich die im 18. Jh dominierenden franzö- Werke über die Reformation. Von den zeitgenössi- sischsprachigen Publikationen, einige wenige ältere schenWerkensindzunennendieInstitutio (Genf lateinischsprachige Werke und v. a. aus dem 19. Jh 1564) Calvins und dessen Heilig Brotkorb der h. über 50 englischsprachige Titel. Der Bereich »Reli- römischen Reliquien in einer deutschen Fassung gion« gliedert sich in 9 thematische Untergruppen (Strassburg 1594), von Luther die Hauspostil auf. (Nürnberg 1545), die Kirchenpostilla (Leipzig 2.30 Rund 60 Einheiten, davon 2 aus dem 16., 1549) und die Pastorale Lutheri (Leipzig 1586) 6 aus dem 17., 6 aus dem 18. und gut 40 aus sowie die von den Predigern der reformierten dem 19. Jh, gehören zu der Untergruppe »Allge- Gemeinde in Emden verfasste Lehre götliches Worts meines«. Es handelt sich dabei um religionskund- von dem gantzen Streit und Handel des heiligen liche Handbücher, Werke zur Kirchen- und Reli- Abendmahls (Herborn 1600). Die Deutschschwei- gionsgeschichte und um religionsphilosophische zer Reformatoren sind mit einer Streitschrift Abhandlungen meist populärwissenschaftlicher (Zürich 1593) Markus Beumlers und der Handlung Ausprägung. Als älteste Werke finden sich in oder Acta gehaltener Disputation zu Bernn in Ücht- dieser Gruppe eine kirchengeschichtliche Kompila- land (Bern o. J.) in der Schlossbibliothek vertreten. tion, die Chronica der alten christlichen Kirchen Folgende 4 wichtige Titel aus der Reformationszeit von Caspar Hedion (Strassburg 1514), das älteste fehlen aus ungeklärten Gründen im thematischen Buch in der Schlossbibliothek, sowie Philippe de Katalog von 1948, sind aber im Standortkatalog Marnix’ Tableau des différens de la religion im erwähnt und im Schloss vorhanden: von Bullinger französischsprachigen Original (Leiden 1600) und Der Alt Gloub (Basel 1537) und das Hausbuch in einer deutschen Übersetzung (Neustadt an der (Bern 1558), Oekolompads Annotationes (Basel Hardt 1603). 1533) und Lukas Osianders d. Ä. Bawrenpostilla 2.31 Knapp 50 Einheiten zählen zu den Bibeln (Zürich 1601). und Psalmbüchern. Hier finden sich 4 Werke aus 2.33 Knapp 20 Einheiten, davon 1 Werk aus dem dem 16. Jh, 2 aus dem 17., 9 aus dem 18. und 16., 5 Einheiten aus dem 17.Jh, 6 aus dem 18. und rund 30 aus dem 19. Jh. Als ältestes Exemplar 7 aus dem 19. Jh, befassen sich mit praktischer gehört eine Froschauerbibel zur Sammlung im Theologie. Hier finden sich Ausg. von verschiede- Schloss Wildegg. Es handelt sich dabei um die nen Katechismen sowie Werke zur christlichen erste Folioausgabe des Neuen Testaments (Zürich Sittenlehre und Moral, darunter als ältestes Exemp- 1524) und des noch unvollständigen Alten Testa- lar der Catechismus (Tübingen 1600) des süddeut- ments (Zürich 1525) in der frühen, noch von schen Theologen Moses Pflacher. Luther inspirierten Zürcher Übers., die zusam- mengebunden sind. Diese Bibel steht zurzeit als 2.34 Etwa 90 Einheiten machen die Predigten und Ausstellungsobjekt in der Dauerausstellung des Predigtsammlungen aus. 2 Werke stammen aus dem Landesmuseums in Zürich. Es folgen aus dem 16. Jh, 3 aus dem 17., gut 20 aus dem 18. und etwa 16. Jh ein ebenfalls bei Froschauer aufgelegtes 60 aus dem 19. Jh. Unter den Beständen des 18. Jhs ’ Exemplar von Erasmus EditiondesNeuenTesta- dominieren in dieser Gruppe die französisch- ments (Zürich 1563), ein Exemplar der Biblia sprachigen Werke, die dann im 19. Jh durch Latinogallica (Genf 1568) und die Pseaumes de deutsch- und englischsprachige Exemplare mit oft- David (o. O. o. J.) in der Übers. des französischen mals pietistischem Hintergrund ergänzt werden. Bei Dichters Clément Marot. Unter den neueren Bibeln den zwei ältesten Titeln handelt es sich um den Dia- finden sich deutsche, französische und englische logus von der schönen Predigt (Wittenberg 1537) Übers. unterschiedlicher Provenienz, darunter auch von Urbanus Rhegius und um Lukas Osianders einige pietistische Bibeleditionen aus dem 19. Jh wie d. Ä. Fünffzig Predigten über den christlichen Glau- Das Neue Testament mit den Erläuterungen Otto ben (Tübingen 1600). Mit mehreren Büchern sind von Gerlachs (Berlin 1840). die bekannten britischen Pietisten Frederick 2.32 Rund 35 Einheiten, davon je 2 aus dem 16. Brotherton Meyer und Charles Haddon Spurgeon und 17.Jh sowie je ungefähr 15 aus dem 18. und vertreten. Bibliothek im Schloss Wildegg 57

2.35 Die mit 170 Einheiten grösste Gruppe unter Schlossbibliothek. 7 Titel stammen aus dem 16. Jh, den religiösen Werken bildet die Erbauungslitera- gut 20 aus dem 17., rund 660 aus dem 18. und tur. 1 Werk gehört ins 16. Jh, 6 Einheiten stammen ungefähr 970 aus dem 19. Jh. Das Sachgebiet aus dem 17., 11 aus dem 18. und rund 150 aus dem »Schöne Literatur« teilt sich, auf Grund der sprach- 19. Jh. Hier finden sich wie bereits in den voran- lichen Herkunft der Werke und der Literatur- gegangenen Gruppen zahlreiche Vertreter des Pietis- gattung, in insgesamt 21 Untergruppen auf. mus. Als früher Vorläufer sei die deutsche Übers. 2.39 Die Untergruppe »Allgemeines« (14 Einhei- eines Tractats von Johan Taffin (Herborn 1598) ten) besteht aus literaturgeschichtlichen Darstellun- erwähnt. Unter den Titeln des 19. Jhs gibt es zahl- gen und einigen Ausg. von Literaturzeitschriften. reiche französische und englische Werke, z. B. James Die folgenden 3 Untergruppen enthalten insgesamt Smiths Still waters, or refreshment for the Saviours knapp 310 Einheiten biographischer Ausrichtung: flock at eventide (London 1861). Die Sammelbiographien des 19. und in einigen 2.36 Knapp 30 Einheiten zählen zur »Religiösen wenigen Exemplaren des 18. Jhs machen rund 60 Poesie«. Den Grossteil machen deutsche und engli- Einheiten aus. Es folgt die Untergruppe »Biogra- sche Gesangbücher des 19. Jhs aus. Rund 20 Einhei- phien und Nekrologe« mit ungefähr 140 Einheiten, ten des 19. Jhs zählen zur Untergruppe »Mission«. die bis auf 2 Titel aus dem 17.Jh und 25 Einheiten Darunter fallen einzelne Ausg. von Missionsmaga- aus dem 18. Jh alle dem 19. Jh zuzuordnen sind. zinen, einige biographische Berichte zur Missions- Diese Gruppe bildet eine bunte Mischung aus arbeit in Übersee und Werke zur Mission im Allge- Lebensbeschreibungen von historischen Persönlich- meinen. keiten, Biographien mit religiös-erbaulichem Hin- tergrund und Nekrologen auf persönliche Bekannte Schöne Künste der damaligen Schlossbesitzer. Gut 110 Einheiten 2.37 Insgesamt knapp 80 Einheiten umfassen die zählen schliesslich zu den autobiographischen Wer- »Schönen Künste«. Knapp 15 Werke stammen aus ken. Bei den ungefähr 30 Titeln aus dem 18. und dem 18. und gut 60 aus dem 19. Jh. Neben ungefähr den rund 80 aus dem 19. Jh handelt es sich überwie- gleich vielen deutsch- und französischsprachigen gend um Vertreter der französischsprachigen Publikationen finden sich hier einige englisch- und Memoirenliteratur. italienischsprachige Titel. Unter die »Schönen 2.40 Gut 80 Einheiten, davon 7 aus dem 16. Jh, Künste« fallen Werke zu Kunstgeschichte, Malerei, 12 aus dem 17., rund 20 aus dem 18. und ungefähr Plastik, Architektur und Gartenbaukunst. Die 80 aus dem 19. Jh, gehören zur Untergruppe Untergruppe »Allgemeines« mit rund 20 Einheiten, »Antike Literatur«. Bis auf 5 lateinische Ausg. han- davon 4 aus dem 18. und knapp 20 aus dem 19. Jh, delt es sich dabei um Übers. ins Französische und fasst kunstgeschichtliche Werke, Kunstzeitschriften Deutsche, darunter die reich illustrierte deutsche und -kalender, Ausstellungskataloge und einzelne Liviusübersetzung (Metz 1523) von Nicolaus Lar- kunstspezifische Nachschlagewerke, z. B. das Neue bacchius. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf Maler-Lexicon zum Handgebrauch für Kunst- den klassischen römischen Autoren, daneben finden freunde (Nürnberg 1833), zusammen. Es folgen gut sich Übers. der griechischen Historiker Herodot, 40 Einheiten zu Malerei und Plastik, die bis auf 2 Thukydides, Polybios und Plutarch. Titel alle aus dem 19. Jh stammen. Hier finden sich verschiedene Bildbände, Ausstellungskataloge und 2.41 Insgesamt rund 400 Einheiten gehören zu einzelne Lehrbücher zur Malerei und zum Zeich- den 6 Untergruppen mit deutscher Literatur. In der nen, z. B. Abraham Bossens Gründliche Anweisung ersten Untergruppe mit rund 150 Werken des zur Radier- und Etz-Kunst (Nürnberg 1719). Den 19. Jhs finden sich neben einzelnen Almanachen Abschluss der »Schönen Künste« bilden die knapp auch Gesamtausgaben von Goethe, Hegel, Novalis, 15 Einheiten zu Architektur und Gartenbaukunst, Schiller und Johann Martin Usteri (1763–1827) die je zur Hälfte aus dem 18. und 19. Jh stammen. sowie die nur weichbroschierte Cabinets-Bibliothek Dazu gehören neben baugeschichtlichen Abhand- der Deutschen Classiker (48 Bde, Gotha 1828– lungen und einigen Beschreibungen von bedeuten- 1829). Es folgt die Untergruppe »Romane« mit den Baudenkmälern 2 Werke zu der auf der knapp 80 Einheiten aus dem 18. und 19. Jh. Neben Wildegg hochgehaltenen Gartenbaukunst: Christian einzelnen Werken von heute noch bekannten Klassi- Cay Laurenz Hirschfelds Theorie der Gartenkunst kern finden sich hier auch Bücher von heute verges- in einer französischen Übers. (5 Bde, Leipzig 1779– senen deutschen und schweizerischen Autoren mit 1785) und Jean-Charles Kraffts Plans des plus oftmals historischem Inhalt, z. B. die Novelle Die beaux jardins pittoresques de France, d’Angleterre Hallig, oder die Schiffbrüchigen auf dem Eiland in et d’ Allemagne (Paris 1809). der vierten Aufl. (Basel 1881), in der der Pfarrer und Schriftsteller Johann Christoph Biernatzki seine Schöne Literatur Erinnerungen an die grosse Nordseeflut von 1825 2.38 Mit rund 1670 Einheiten bildet die »Schöne verarbeitete. Literatur« mit den belletristischen und biographi- 2.42 Nur 12 Einheiten aus dem späten 18. Jh und schen Werken den grössten Themenbereich in der aus dem 19. Jh gehören zu den deutschsprachigen 58 Bibliothek im Schloss Wildegg

Ausg. von Briefwechseln. In der Untergruppe »Ver- Sprachwissenschaften mischte Prosastücke« mit rund 60 Einheiten, davon 2.46 Ungefähr 90 Einheiten zählen zur Sprach- 5 aus dem 17.Jh, 35 aus dem 18. und 23 aus dem wissenschaft. 2 Werke stammen aus dem 16. Jh, 10 19. Jh, sind Märchen, kürzere Erzählungen, Spruch- aus dem 17., gut 20 aus dem 18. und rund 60 aus bücher und Redensammlungen wie Johann Werner dem 19. Jh. Dieses Sachgebiet gliedert sich in die Gebharts Fürstliche Tischreden (Frankfurt 1606) Untergruppen »Wörterbücher« und »Grammatik, zusammengefasst. Rund 30 Einheiten, davon knapp Syntax, Lehrbücher« mit rund 55 resp. 35 Einhei- 25 aus dem 18. und nur 7 aus dem 19. Jh, zählen ten. Es finden sich einsprachige Wörterbücher für zur deutschen dramatischen Literatur. Bei gut 70 das Französische und Englische sowie zweispra- Publikationen aus dem 18. und 19. Jh handelt es chige Wörterbücher zu den Sprachen Deutsch, sich um Gedichte. Auch hier finden sich neben Französisch, Englisch und Italienisch in unter- Gedichtbänden von Klopstock, Schiller und Conrad schiedlichen Kombinationen bis hin zu Johann Ferdinand Meyer die Werke von verschiedenen August Diezmanns Vollständigem Taschenwörter- heute nicht mehr bekannten Autoren, darunter ver- buch der vier Hauptsprachen Europas: Deutsch- schiedenen Schweizern. englisch-französisch-italienisch (Leipzig 1836– 2.43 Rund 190 Einheiten aus dem 18. und 19. Jh 1846). 13 Einheiten gehören zu den Wörterbüchern gehören zu den Werken der englischen Literatur. mit Latein und einer modernen Sprache. Von beson- Knapp die Hälfte dieser Bücher liegt in deutscher derem historischem Wert sind das Dictionarium oder französischer Übers. vor. Unter den englisch- Latino-Germanicum et vice versa Germanico-Lati- sprachigen Werken finden sich 2 Ausg. von Shakes- num (Strassburg 1559) des Frauenfelder Humani- peares Dramen (Dublin 1739 und London 1823). sten Petrus Dasypodius und der Dictionnaire fran- çois-alemand et alemand-françois (Nürnberg 1596) 2.44 Mit ungefähr 550 Einheiten stellt die franzö- des Sprachgelehrten Levinus Hulsius. Unter der sische Literatur die grösste Gruppe innerhalb der Bezeichnung »Grammatik, Syntax, Lehrbücher« Belletristik. Alle Bücher in diesem Bereich liegen sind Lehrbücher und Grammatiken für Deutsch, auch in französischer Sprache vor. Eine erste Unter- Französisch, Englisch, Latein, Italienisch und Spa- gruppe bilden die 31 Sammelausgaben von franzö- nisch vereinigt. Zu den älteren Exemplaren gehören sischen Autoren aus dem 18. und 19. Jh mit ins- je 1 Lehrbuch für Französisch und Italienisch und 2 gesamt gut 110 Einheiten, darunter die Gesamtaus- ältere Lehrbücher für Latein aus dem 17.Jh. gaben verschiedener französischer Klassiker wie Boileau, Corneille, Molière oder Racine. Knapp Volkswirtschaft 190 Einheiten aus dem 18. und 19. Jh zählen zur 2.47 Rund 30 Einheiten gehören in den Bereich französischen Prosaliteratur. Hier finden sich neben »Volkswirtschaft«; gut 10 stammen aus dem 18. Klassikern auch zahlreiche heute kaum noch und etwa 20 aus dem 19. Jh. Neben deutsch- und bekannte Autoren. Gut 40 Einheiten des späten 18. französischsprachigen Werken finden sich hier und frühen 19. Jhs sind Briefwechsel. Verschiedene einige englischsprachige Titel. Die thematische Kleinschriften, z. T. in Sammelbänden, ungefähr zu Bandbreite reicht von Handbüchern zum Rech- einem Drittel aus dem 18. Jh und zu zwei Dritteln nungswesen und zur Betriebsführung über verschie- aus dem 19. Jh, bilden die Untergruppe »Essais, dene volkswirtschaftliche Statistiken und die Samm- Satiren, Fabeln, Anthologien« mit rund 60 Einhei- lung einiger Gerichtsurteile in Wirtschaftsfragen bis ten. Bei etwa 120 Werken, die bis auf 7 Einheiten hin zu volkswirtschaftlichen Abhandlungen, z. B. aus dem 19. Jh alle aus dem 18. Jh stammen, han- Adam Smiths An inquiry into the nature and causes delt es sich um französische Theaterstücke. Der of the wealth of nations in der vierten Ausg. (Basel Grossteil der Einheiten in dieser Gruppe gehört zur 1801), der Traité d’économie politique (Paris 1819) Petite bibliothèque des théâtres, contenant un des Smith-Schülers und »Laissez-faire«-Ökonomen recueil des meilleures pièces du théâtre, tragique, Jean-Baptiste Say und die Conversations on Politi- – comique, lyrique et bouffon (86 Bde, Paris 1783 cal Economy (Genf 1817) der Universalwissen- 1789). Knapp 30 Publikationen aus dem 18. und schaftlerin Jane Marcet in einer französischen 19. Jh zählen zur französischen Poesie. Übers. 2.45 Gut 100 Einheiten, davon eine aus dem 17.Jh, etwa rund 40 aus dem 18. und knapp 60 aus Varia dem 19. Jh, finden sich im Bereich der italienischen 2.48 17 Einheiten wurden bei der Erstellung des Literatur. Nur etwa 15 Werke liegen in deutscher Katalogs von 1948 der Gruppe »Varia« zugeteilt. oder französischer Übers. vor. Obwohl religiösen Darunter fällt neben einigen Almanachen, einem Inhalts, findet sich in dieser Gruppe 1 Ausg. von heraldischen Werk und einigen Vereinsschriften des Giacomo Piceninos Compendio de’ sospiri passio- 19. Jhs auch eine bemerkenswerte ältere Darstellung nali (Zürich 1688), der Übers. eines deutschen zur Ausgestaltung des adeligen Lebens: Der ge- Andachtsbuchs. Knapp 20 Einheiten gehören zur öfnete Ritter-Platz, worinnen die vornehmste ritter- spanischen, holländischen und in einem Fall zur liche Wissenschaften und Übungen, sonderlich was ungarischen Literatur. bey Fortification, Civil-Bau-Kunst, Schiff-Fahrt, Bibliothek im Schloss Wildegg 59 antiquen so wol als modernen Müntzen und Bücherrechnungen 1767/68 von Füssli; Archiv Medaillen, Reit-Kunst, Jägerey Hauptsächliches Schloss Wildegg 25/143 und 25/145 und Merckwürdiges zu beobachten (Hamburg Bücher im Besitz von Albrecht Niklaus 1756; 1702). Archiv Schloss Wildegg 30/1, hinten Darstellungen 3. KATALOGE Furger, Andres (Hrsg): Kleine Burg-Chronik des Schlosses Wildegg der Sophie von Erlach. Zürich Moderne allgemeine Kataloge 1994 Thematischer Katalog [Zettelform] Lehmann, Hans: Die Burg Wildegg und ihre Bewoh- Standortkatalog [gebunden] ner. Aarau 1920 Meier, Bruno: »Gott regier mein Leben«. Die Effin- Historische Kataloge ger von Wildegg. Landadel und ländliche Gesell- Château de Wildegg: Bibliothèque [Katalogbuch; schaft zwischen Spätmittelalter und Aufklärung. nach 1862] Baden 2000 Schloss Wildegg: Bibliothek [Katalogbuch; nach Müller, Felix: Aussterben oder verarmen. Die Effin- 1844] ger von Wildegg. Eine Berner Patrizierfamilie wäh- rend Aufklärung und Revolution. Baden 2000

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK 5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN Archivalien Boehler, Irène; Quervain, Anne-Marie de: Le cata- Inventar alter Bücher 1801; Archiv Schloss Wildegg logue de la Bibliothèque du château de Wildegg. 23/2 Travail présenté à l’Ecole de Bibliothécaires de Bücherrechnung 1767 von Bürkli; Archiv Schloss Genève, en vue de l’obtention du diplôme. Wildegg Wildegg 28/231 1948 60 Stadtbibliothek Zofingen

STADTBIBLIOTHEK ZOFINGEN 1. BESTANDSGESCHICHTE 1.1 Auf Anregung von Zofinger Geistlichen, die Kanton: Aargau 1693 eine Gelehrtenbibliothek gründen wollten, sprach die städtische Obrigkeit Geld zur Einrich- Ort: Zofingen tung der sogenannten Burgerbibliothek. Im Zunft- haus zu den Ackerleuten (heute: Kirchplatz 10) Bearbeiter: Mirjam Infanger-Christen und untergebracht, konnte diese 1695 dem Rat vorge- Hanspeter Marti stellt werden. Den Grundstock der Büchersamm- lung bildeten Schenkungen von Pfarrern. Der Adresse: Hintere Hauptgasse 20, Besuch des preussischen Grafen Ernst von Metter- Postfach, 4800 Zofingen nich im Jahr 1707 und schriftliche Äusserungen aus Telefon: +41 62 752 16 53 dieser Zeit beweisen, dass die Stadtbibliothek damals ein gewisses Prestige besass. Dennoch blieb Homepage: www.stadtbibliothek-zofingen.ch die Unterstützung durch die öffentliche Hand in den Jahrzehnten nach der Gründung weitgehend E-Mail: [email protected] aus. Auch von privater Seite wurde der Bibliothek kaum mehr Aufmerksamkeit geschenkt, bis 1729 Träger: Einwohnergemeinde Zofingen; einige Bürger den Rat baten, sich der Sache anzu- Ortsbürgergemeinde (Besitzerin des nehmen, was dann auch geschah. Mit der nach- Buchbestands) träglichen Gründungsurkunde von 1731 übernah- men Schultheiss und Rat von Zofingen das Patronat Status: Stadtbibliothek über die Bibliothek. Man erliess Vorschriften, die in den kommenden Jahren ergänzt wurden. Ein so- Sammelgebiete: genanntes kleines Collegium, das mit den Tages- Theologie, Geschichte, Belletristik. geschäften und den administrativen Aufgaben der Bibliothek betraut war, setzte sich aus fünf Mitglie- Benutzungsmöglichkeiten: dern zusammen. Diese unterstanden einem Auf- – Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9.00 12.00 sichtsorgan, dem »grossen Collegium«. 1732 wurde – – Uhr, 13.30 18.30 Uhr; Samstag 9.00 12.00 Uhr, die Bibliothek in der »Schaal«, der heutigen Markt- – 13.30 16 Uhr. halle, untergebracht, wo sie bis 1901 blieb. Technische Einrichtungen für den Benutzer: 1.2 1733 gelangte ein erstes Kontingent englisch- Öffentlicher Internet-Zugang im Lesesaal, Kopier- sprachiger Werke aus dem Besitz des Stadtberner gerät. Magistraten Albrecht Wurstemberger (1653–1733) nach Zofingen. Bald darauf schenkten weitere Ber- Gedruckte Informationen: ner wie Pfarrer Uriel Freudenberger (1705–1768), Benutzungsordnung mit Kurzporträt der Bibliothek. der pietistische Dekan Franz Ludwig Sprünglin (1685–1760), der Griechischprofessor Johann Hinweise für anreisende Benutzer: Georg Altmann (1695–1758) sowie Schultheiss Bahnlinien: Luzern–Zofingen–Olten, Basel–Olten– Christoph Steiger (1694–1765) der Stadtbibliothek Zofingen oder Zürich–Aarau–Olten–Zofingen. Zofingen eine Anzahl theologischer und philoso- Auto: A 2 Luzern–Basel, Ausfahrt Reiden-Zofingen, phischer Werke. Bibeln, exegetische Schriften und Hauptstrasse Richtung Zofingen. A 2 Basel–Luzern, Lexika gelangten aus dem Nachlass des aus Zofin- Ausfahrt Oftringen, Hauptstrasse Richtung Zofin- gen stammenden Pfarrers Mauriz Bossard (1650– gen. A 1 Zürich–Bern, Ausfahrt Oftringen, Haupt- 1738) dorthin. Der schon bei der Neugründung strasse Richtung Zofingen. Öffentliches Parkhaus der Bibliothek 1731 als Stadtschreiber tätige nach- beim Bahnhof und Parkplätze (beschränkte Park- malige Schultheiss Johann Rudolf Suter (1682– dauer) in der Stadt vorhanden. Zu Fuss ab Bahnhof 1760) schenkte der Bibliothek in den 1730er-Jah- ca. 5 Minuten. ren mystisch-spiritualistische Literatur (Kaspar Stadtbibliothek Zofingen 61

Schwenckfeld, Jakob Böhme, Sebastian Franck). nach Zofingen; knapp ein Drittel davon trägt den 1751 entstand ein alphabetischer Autorenkatalog. früheren Besitzvermerk von Hermann Lignaridus Zehn Jahre später wurde ein Fonds geschaffen, (gest. 1628). 1815 wurden Dubletten abgestossen dessen Zinsen für die Bibliothek bestimmt waren. und grössere Anschaffungen getätigt, seit den 30er- Nun standen sogar Gelder für Buchkäufe an Auk- Jahren des 19. Jhs mit Vorliebe Klassiker der deut- tionen (1762) in Bern und Zürich zur Verfügung. schen Literatur gekauft. 1833 teilte man die Biblio- In der zweiten Hälfte des 18. Jhs wurden morali- thek in zwei Abteilungen auf, die bis 1920 bestan- sche Wochenschriften und Gelehrtenzeitschriften den. Die kleine (oder äussere) Bibliothek befand erworben sowie ältere Werke gegen neue Literatur sich im Vorraum, war mit ungefähr 1000 Büchern getauscht. Dennoch muss festgehalten werden, dass bestückt und für ein breiteres Publikum bestimmt, die Bibliothek ihren Buchbesitz v. a. Schenkungen die grössere (oder innere) umfasste den für verdankte: Von 1732 bis 1768 wuchs sie um 1564 Gelehrte vorgesehenen Hauptbestand. Die Benützer Bde, von denen 1236 geschenkt und 278 gekauft der kleinen Bibliothek hatten keine Gebühr zu ent- wurden und 50 durch Tausch in die Bibliothek richten, wurden aber verpflichtet, den gedruckten gelangten. Katalog zu kaufen. Ein solcher erschien für die grössere Bibliothek erstmals 1846. Von 1795 bis 1.3 Zudem erhielt die Bibliothek Donationen von 1865 wuchs der Bücherbestand von rund 6000 auf Pfarrern und weltlichen Personen, u. a. 1768 vom ungefähr 16.000 Bde an. Im Todesjahr von Musik- Zofinger Schultheissen Johann Rudolf II. Suter direktor Karl Eugen Petzold (1813–1889) kam des- (1707–1791). Angesehene Berner Autoren (Samuel sen Nachlass (Musikalien, Reiseliteratur, Klein- Lutz, Gottlieb Emanuel von Haller, Jakob Samuel schriften und Manuskripte) in die Stadtbibliothek. Wyttenbach) und der Luzerner Aufklärer Josef 1901 wurde das an der General-Guisan-Strasse Anton Felix von Balthasar schenkten der Stadt- gelegene neue Bibliotheks- und Museumsgebäude bibliothek ihre eigenen Werke. Diese erhielt zudem eingeweiht, das Gustav Rudolf Straehl-Straehl Bücher und Zeitschriften von der Zofinger Lese- – gesellschaft. Hervorzuheben sind ferner die medizi- (1845 1929) finanzierte. Zwei Jahre darauf konnte nische Fachliteratur, die der Zofinger Arzt Samuel man die 650 Bücher sowie Zeitschriften umfas- Friderich (1751–1814) der Bibliothek überliess, sende Schenkung des Zofinger Apothekers und sowie die 1788 von Leutnant Sigmund Ringier Naturforschers Johann Hermann Fischer-Sigwart – (1760–1795) im »Klösterli« geschenkten theologi- (1842 1925) entgegennehmen, 1925 seinen Nach- schen Bücher, darunter einige in niederländischer lass, darunter seine eigenen Publikationen in fünf Sprache. Werke von Humanisten, Flugschriften Foliobänden und seine Tagebücher. Der Chemiker – zum Toggenburgerkrieg und Rhetoriklehrbücher Fritz Zimmerli (1874 1928) vermachte der Stadt- verdankt die Stadtbibliothek ihrem Bibliothekar, bibliothek seine mehr als 1600 Bde umfassende dem Lateinschullehrer Abraham Ringier (1746– Büchersammlung. 1931 besass die Zofinger Biblio- 1804). 1783 gelangten fast 100 Bücher aus dem thek rund 50.000 Bde. Zum ersten Mal wurde der Waisenhaus in die Stadtbibliothek, die Pfarrer Gesamtbestand durch einen in Sachrubriken unter- Samuel Steinegger (1726–1814) dort zurückgelas- teilten zweibändigen Katalog erfasst, der 1935 sen hatte, u. a. Erbauungsliteratur des Münchner vollständig vorlag. Dieser ist das Verdienst der – Jesuiten und Hofpredigers Jeremias Drexel. 1806 Bibliothekare Ernst Heinrich Jenny (1876 1941) – übernahm die Stadtbibliothek den 4800 Bde zäh- und Konrad Wanner (1877 1949). Anfang der lenden Nachlass von Johann Ludwig Rudolf 1960er-Jahre begann Ernst Fritz Lehmann (1914– (1726–1806), Rhetorikprofessor an der Hohen 1972) einen Zettelkatalog aufzubauen, der die Schule und am politischen Institut in Bern. Schon ältere Literatur verzeichnet. 1965 zum ersten zu Lebzeiten hatte er dieser mehrmals Bücher hauptamtlichen Bibliothekar gewählt, übernahm geschenkt, so 1779 mehrere Werke von Jean- Lehmann den Auftrag, die Arbeit am Zettelkatalog Jacques Rousseau. Rudolf hielt fest, dass die mit fortzusetzen. 1974 zog die Bibliothek ins reno- seinem Besitzvermerk (»JL Rodolfi«) versehenen vierte Lateinschulhaus um, wo sie sich heute noch Bücher am testamentarisch festgelegten Ort bleiben befindet. Dieses beherbergt seither auch das Stadt- müssten. Tatsächlich ist die Sammlung Rudolf, auf und Heimatarchiv. 1976 wurde ein Gönnerverein die einzelnen Sachgruppen verteilt, mit themati- gegründet, der sich für die Stadtbibliothek einsetzt. schen Schwerpunkten bei Philologie, Philosophie, Die Zofingerin Lilly Ida Straehl (1896–1989) hin- allgemeiner Geschichte, Recht und Theologie noch terliess der Ortsbürgergemeinde ein Vermögen von vorhanden. Unter seinen Büchern befinden sich einer Million Franken, das in den Straehl-Imhoof- auch Schriften, die einst nahen Verwandten, insbe- Fonds umgewandelt wurde. Zwei Drittel der Zin- sondere seinem Grossvater, dem Berner Theologie- sen sind für die Stadtbibliothek bestimmt. 1996 professor Johann Rudolf Rudolf (1646–1718), wurden der Bibliothek von Hans und Martha Mül- gehört hatten. Einzelne Werke aus der Rudolfschen ler-Schlapbach 50.000 Franken für spezielle Auf- Sammlung weisen den Berner Ramisten Markus gaben zur Verfügung gestellt. 2007 erfolgten ein Rütimeyer (1580–1647) als Vorbesitzer aus. Aus weiterer umfassender Umbau sowie der Aufbau dessen Bibliothek gelangten rund 200 weitere Titel einer Nonbooks-Abteilung. 62 Stadtbibliothek Zofingen

2. BESTANDSBESCHREIBUNG Rechtskunde, Volkswirtschaft und Soziologie« (4 %), »F. Kunst, Kunstgewerbe« (2,5 %) sowie »I. Chronologische Übersicht Haus-, Land- und Waldwirtschaft, Gewerbe, Han- 2.1 Der Altbestand umfasst 27.758 Einheiten, die del, Technik, Verkehr« (2,5 %). Der Rest des Alt- geschlossen, nach Sachgebieten unterteilt, im bestands ist in Sondersammlungen untergebracht, Büchermagazinaufgestelltsind.Davonsind54Bde nämlich 1,1 % in der Sammlung Karl Eugen (0,2 %) vor 1500, 1719 (6,2 %) im 16. Jh, 2898 Petzold, 0,9 % in den Sammlungen X, Xf und Xq, (10,4 %) im 17.Jh, 7987 (28,8 %) im 18. Jh und 0,7 % bei den Musikalien, 0,2 % sind Inkunabeln 15.100 Bde (54,4 %) im 19. Jh erschienen. und 0,1 % Grossformate.

Übersicht nach Sprachen 2.5 Im 16. und 17.Jh stehen die Sachgruppen 2.2 Die 27.758 Einheiten teilen sich auf folgende »Theologie« (50 % und 21 %) und »Klassische Sprachen auf: Deutsch (18.981 oder 68,4 %), Latei- Sprachen« (25 % und 21 %) mengenmässig an vor- nisch (5047 oder 18,2 %), Französisch (2883 oder derster Stelle. Für das 18. Jh lautet die Reihenfolge: 10,4 %), Griechisch (253 oder 0,9 %), Italienisch Medizin (17,5%), Theologie (11 %), Neuere Spra- (150 oder 0,5 %), Englisch (139 oder 0,5 %), chen und deren Literatur (11 %), Allgemeine Hebräisch (30 oder 0,1 %). 275 Einheiten oder 1 % Geschichte (10 %), Enzyklopädien (10 %, inkl. viele des Gesamtbestands sind in anderen Sprachen Zeitschriften), für das 19. Jh Neuere Sprachen und geschrieben (v. a. in Niederländisch und Spanisch, deren Literatur (35,5 %), Schweizer Geschichte ferner in Ungarisch, Syrisch, Rätoromanisch, Jid- (15 %) und Allgemeine Geschichte (11 %). disch, Äthiopisch, Arabisch, Grönländisch). 65 % 2.6 Verschiedene geistesgeschichtliche Grössen bzw. 61 % aller Schriften aus dem 16. und 17.Jh haben Eingang in den Zofinger Altbestand gefun- entfallen auf die lateinischsprachige Literatur. Ihr den. Unter den Humanisten sind Francesco Petrarca Anteil sinkt im 18. Jh auf 26 %, im 19. Jh auf (10 Titel), Erasmus von Rotterdam (66), Philipp 0,4 %. Dagegen steigt derjenige der deutschsprachi- Melanchthon (33) sowie die Ärzte und Natur- gen Werke von 25 % bzw. 21 % im 16. und im forscher Paracelsus (4), Konrad Gessner (5) und 17.Jh auf 53 % im 18. und auf mehr als 90 % im Hieronymus Cardanus (7) sowie der späthumanisti- 19. Jh. sche Neostoiker Justus Lipsius (16) zu nennen. Gut Systematische Übersicht vertreten sind Schriften von Petrus Ramus (10) und von verschiedenen seiner Anhänger wie Friedrich 2.3 Die Kataloge aus den Jahren 1932 und 1935 Beurhusius, Johannes Bisterfeld, Heizo Buscher, sowie sämtliche Nachträge verzeichnen die meisten Hermann Nicephorus, Markus Rütimeyer, Wilhelm Werke nach Sachgebieten, die mit den Buchstaben Adolf Scribonius, Rudolf Snell und Wilhelm Tem- A-E bzw. F-P gekennzeichnet sind. Über den aktuel- pellus. Hinzu kommen reformierte Philosophen und len Bestand an älterer Literatur informiert aller- Enzyklopädisten des 17.Jhs wie Johann Heinrich dings nur der Zettelkatalog, da viele in den Alsted (8), Rudolf Goclenius (19), Gerhard Johann gedruckten Katalogen aufgeführte Schriften nicht Vossius (15), Heinrich Gutberleth (6), Clemens mehr vorhanden sind. Die Zuordnung zu den Timpler (4), Bartholomäus Keckermann (10). Die erwähnten Sachgebieten ist bisweilen fragwürdig. holländischen Politiktheoretiker Marcus Zuerius So sind unter »Theologie« (z. B. die Erstausgabe Boxhorn (8) und Arnold Clapmarius sind mit ihren von Benedikt Spinozas Tractatus theologico-politi- Hauptwerken vorhanden. Aber auch Schriften des cus, Amsterdam 1670, aus dem Besitz von Johann populären Kanzelredners Abraham a Sancta Clara Ludwig Rudolf) oder unter »Philosophie/Psycholo- (9 Titel, fast alle 1776 von Pfarrer Johann Jakob gie« Werke eingereiht, die man dort nicht suchen Zimmerlin [1732–1792], Roggwil, geschenkt) würde. Trotzdem bildet die vorgefundene Systema- fehlen nicht. Einen weiteren Schwerpunkt bilden tik die Grundlage der Bandzählung wie auch den Werke von René Descartes (11) und den Cartesia- Leitfaden für die folgende Übersicht. nern bzw. Anticartesianern (Fabrice de la Basse- 2.4 Zahlenmässig stärkstes Sachgebiet ist mit court, Johannes Clauberg, Louis Delaforge, Adrian 23 % »D. Neuere Sprachen und deren Literatur«, Heerebord, Pierre-Daniel Huet, Antoine Legrand, gefolgt von »K. Allgemeine Geschichte, Memoiren, Johannes Tepelius und schliesslich das Iter per Biographien« (11 %), »A. Theologie« (10,5 %), mundum Cartesii, Amsterdam 1694). Von Thomas »M. Schweizer Geschichte« (10 %), »C. Klassische Hobbes liegen 2 Ausg. von De cive vor (Amsterdam und morgenländische Sprachen, Sprachwissen- 1657 und 1696; erstere als Geschenk des Pfarrers schaft« (7 %), »H. Heilkunde, Körperpflege, Nah- und vormaligen Zofinger Bibliothekars Johann rung« (7 %), »N. Bibliographie, Enzyklopädie, Müller [1721–1796]). Unter den Frühaufklärern Geschichte der Wissenschaften, Zeitschriften, Zei- sind die Naturrechtslehrer Hugo Grotius (14) und tungen« (6 %), »G. Naturwissenschaften, Mathe- Samuel Pufendorf (11), Pierre Bayle (7, darunter der matik« (5,5 %), »L. Länder- und Völkerkunde, Rei- Dictionnaire historique et critique in 2 Ausg., Rot- sen, Atlanten, Karten« (5 %), »B. Philosophie, Psy- terdam 1702–1720) sowie der Zürcher Naturwis- chologie, Pädagogik« (4 %), »E. Staats- und senschaftler Johann Jakob Scheuchzer (5) zu nen- Stadtbibliothek Zofingen 63 nen. Ihnen schliessen sich Christian Wolff (9), Mon- beln), Laktanz (5, davon 1 Inkunabel), Johannes tesquieu (6) sowie die Schweizer Ärzte Albrecht von Chrysostomus (3) und Basilius d. Gr. (3). Eine Haller (35) und Johann Georg Zimmermann (14) von Basler Humanisten besorgte Hieronymus-Aus- an. gabe (9 Bde, Basel 1516–1520) erhielt die Biblio- 2.7 Die Bibliothek besitzt eine grosse Sammlung thek 1763 als Geschenk von Johann Ludwig von Periodika. Aus dem späten 17. und frühen Rudolf. Aus dessen Nachlass stammen die Dispu- 18. Jh sind politische Zeitschriften wie das Theat- tationum adversus gentes libri VII (Hamburg 1610) rum Europaeum (Frankfurt a. M. 1662–1738) und von Arnobius d. Ä., herausgegeben von Gerhard der Mercurius historicus (Zürich 1694–1713), fer- Elmenhorst; dieser widmete das Zofinger Exemplar ner die Gelehrtenzeitschriften Bibliothèque Anglo- dem niederländischen Späthumanisten Daniel Hein- ise (17 Bde, Amsterdam 1717–1727; 1734 von sius. Albrecht Wurstemberger geschenkt), Tempe Helve- 2.11 Die Bibliothek birgt einen Fundus von Wer- tica (Zürich 1735–1742), Isaak Iselins Ephemeri- ken aus der Reformationszeit. Ein Schwerpunkt den der Menschheit (Geschenk der Zofinger Lese- liegt bei den Schweizer Reformatoren, den gesellschaft) sowie naturwissenschaftliche Maga- Zürchern Heinrich Bullinger (42), Rudolf Gwalther zine und moralische Wochenschriften des 18. Jhs zu (23), Ulrich Zwingli (12), Rudolf Hospinianus (10), erwähnen. Interessant sind zudem gelehrte Journale Petrus Martyr und Johannes Wolf (je 7) sowie Kon- wie August Wilhelm Hupels Nordische Miscella- rad Pellican (5, darunter Commentarii in omnes neen (Riga 1781–1787), aus der Zeit der Helvetik apostolicas epistolas, Zürich 1539, mit einer hand- Der helvetische Genius (Zürich 1799, von Heinrich schriftlichen Widmung des Verfassers von 1546 an Zschokke), Der Helvetische Almanach und Die Theobald Wolfhart). Unter den 19 Werken des Bas- Helvetischen Annalen (Bern 1798). Wichtig sind ler Humanisten Johannes Oekolampad befindet auch die von Sozietäten des 18. Jhs (Ökonomische sich die Epistola ad fratres qui evangelium Christi Gesellschaft Bern, Naturforschende Gesellschaft in agro Basiliensi annunciant (Basel 1528) mit Zürich) sowie von Vereinen und Gesellschaften des eigenhändiger Widmung des Autors an Konrad von 19. Jhs herausgegebenen Abhandlungen. Aus dem Rotz. Weiter sind der Luzerner Oswald Myconius gleichen Zeitraum stammt die grosse Sammlung (5) sowie die Berner Benedikt Aretius (11) und von Unterhaltungsblättern, Magazinen und popu- Wolfgang Musculus (14) vertreten. Aus dessen lärwissenschaftlichen Journalen (Morgenblatt für Besitz stammt die Sammlung von 400 handschrift- gebildete Stände, 122 Bde, Stuttgart, Tübingen; lich überlieferten Humanistenbriefen in der Stadt- Magasin pittoresque,58Bde,Paris;Die Garten- bibliothek Zofingen. Neben den Genfern Johannes laube,77Bde,Leipzig). Calvin (26) und Antonius Sadeele (Pseud. für Antoine Chandieu de la Roche; 6) wird die refor- Theologie mierte Theologie durch den Herborner Johannes 2.8 Die Theologie umfasst 2855 Einheiten. Davon Piscator (16) und den Heidelberger Hieronymus sind 870 im 16. Jh erschienen; das entspricht etwa Zanchius (4) repräsentiert. Vertreter aus den Nie- der Hälfte aller Publikationen, die die Bibliothek derlanden sind Samuel Maresius (14), Johannes aus diesem Zeitraum besitzt. Aus dem 17.Jh stam- Dallaeus (5) und Johannes Coccejus (4), aus Frank- men 610, aus dem 18. Jh 893 und aus dem 19. Jh reich Philippe du Plessis-Mornay (6) und Pierre 482 theologische Werke. Sie betreffen folgende Teil- Jurieu (4). In diesem Zusammenhang sind auch der gebiete: Kirchengeschichte (1093), Dogmatik (466), englische Kontroverstheologe Matthäus Sutlivius Bibeln und Bibelliteratur (296), Exegese (232), (4) sowie der Zürcher Johann Heinrich Hottinger Homiletik (189), Theologie allgemein (121), Kont- (7) zu nennen. Eine zwischen den protestantischen roverstheologie (107), Aszetik (79), Patristik (79), Glaubensrichtungen vermittelnde Position vertrat Gebet- und Gesangbücher (51), Moraltheologie der Strassburger Martin Bucer (12). (44), Hagiographie (33), Katechese (24), Pastoral- theologie (19), Liturgie (11), Naturtheologie (6), 2.12 An lutherischen Theologen sind zu nennen: Kirchenrecht (5). (84), Jacob Andreae (9), Johannes Rivius (6), Franciscus Lambertus (6), Erasmus 2.9 Unter den Bibeln befinden sich eine grönländi- Sarcerius (5) und der Dogmatiker Johannes Wigand sche (Kopenhagen 1744, erworben 1763), zwei (4). Von den zeitgenössischen katholischen Gegnern syrische (Hamburg 1663) und eine romanische der Reformation sind Schriften von Johannes Eck, (Schuls 1733). Zum Bestand zählen 25 hebräische, Martin Eisengrein und Thomas Murner vorhanden. ferner 35 griechische Bibeln, darunter ein Neues Die Gegenreformation ist mit auffallend vielen Wer- Testament, das 1823 sechs Flüchtlinge aus Grie- ken von Jesuiten vertreten: Heribert Rosweid, Louis chenland, die Zofingen besuchten, dem Lehrer und Maimbourg, Petrus Ribadeneira und Lorenz Forer. Rektor der Bezirksschule, Johann Jakob Hagnauer – In einer Lyoner Ausg. von 1604 finden sich die (1795 1853), überreichten. Regeln der Societas Jesu. Als Antijesuitica sind 4 2.10 Zu den am besten vertretenen Kirchenvä- Titel von Jacob Pincton (16. Jh) und 5 Titel von tern gehören Augustinus (8, darunter 4 Inkuna- Conrad Vorstius zu erwähnen. Eine Sonderstellung 64 Stadtbibliothek Zofingen nimmt der katholische Bibelkritiker Richard Simon befinden sich Hermann Samuel Reimarus, Moses (6) ein. Mendelssohn (4) und Immanuel Kant (14 Titel, 2.13 Recht zahlreich sind die dem radikalen Flügel zwei Drittel davon 1836 gekauft), unter den Schweizern Isaac Iselin, Johann Heinrich Pestalozzi, der Reformation zuzuordnenden Werke von Kaspar – – Schwenckfeld (51), Sebastian Franck (9) und And- Johann Salchli ein Zofinger und Paul Vital reas Bodenstein von Karlstadt (5). Der Spiritualis- Troxler. Den Philanthropismus repräsentieren mus des 17.Jhs ist mit 1 Werk Christian Hoburgs Johann Bernhard Basedow und Jean-Baptiste Boyer. (Postilla evangeliorum mystica, 2 Bde, Frankfurt 6 Werke des Idealisten Friedrich Wilhelm Joseph a. M., Amsterdam 1663/1665, 1741 von Christoph Schelling, darunter 2 Zeitschriften, wurden der Steiger geschenkt) vertreten, der Quietismus mit 3 Bibliothek 1861 von Friedensrichter Gustav Ringier Titeln Antoinette Bourignons, der Spätpuritanismus geschenkt. Für das 19. Jh sind Publikationen des mit 3 Schriften Richard Baxters, darunter einer Kantianers Jakob Friedrich Fries, von Wilhelm Übers. des Zofingers Johann Heinrich Ringier. Traugott Krug sowie des Theologen und Pädagogen Auch zum Pietismus sind zahlreiche Titel vorhan- August Hermann Niemeyer, eines Urenkels des Pie- den, z. B. die Nubes testium veritatis (Frankfurt tisten August Hermann Francke, erwähnenswert. a. M. 1696) von Johann Wilhelm Petersen, ferner Klassische und morgenländische Sprachen, Werke von Abraham Kyburtz (3), Johann Heinrich Sprachwissenschaft Callenberg (3), Gottfried Arnold (8) und August Hermann Francke (7). Bücher der beiden letzt- 2.15 Die 1991 Einheiten umfassende Sachgruppe genannten kamen, wie handschriftliche Vermerke enthält allein 1289 Bücher in lateinischer und 161 zeigen, u. a. aus dem Besitz des bedeutenden Dona- in griechischer Sprache. Darunter befinden sich tors Johann Ludwig Rudolf in die Stadtbibliothek. Ausg. beinahe aller bedeutenden antiken Autoren Dagegen ist Hans Jakob Boll, der Zofinger Täufer, sowie viele Kommentare und Interpretationen ihrer der ebenfalls eine umfangreiche Bibliothek besass, Werke. Einen besonderen Stellenwert nehmen nur einmal als Vorbesitzer, und zwar von Hierony- Cicero (40), Vergil (27), Horaz (22, darunter eine mus Bocks Teutscher Speisskammer (Strassburg Edition aus dem Jahr 1498 und viele Ausg. des 1550), einem Kochbuch, nachgewiesen. Werke zur 16. Jhs), Ovid (19), Terenz (17), Seneca (17) und Geschichte der Täufer verfassten der Zürcher Plinius Secundus (14) ein. Die äsopischen Fabeln Johann Heinrich Ott (17.Jh), Johann Rudolf Kiess- von Phaedrus liegen in 8 verschiedenen Ausg. vor. ling (18. Jh) und Richard Nitsche (19. Jh). 2 Schrif- Unter den griechischen Autoren stehen Homer (15), ten (Ein Christenlich gespräch, Bern 1531; Hand- Galen (15) und Aristoteles (12) an der Spitze. Zu lung oder Acta gehaltner Disputation und Gespräch nennen sind ferner Ausg. von Euripides, Hesiod, zu Zoffingen, Zürich 1532) weisen auf die frühe Pindar, Herodot, Isokrates, Hippokrates, Heliodor, Bedeutung der Täuferbewegung in der Region hin. Lukian und Herodian. Eine Ausg. von Polybios’ Fragmenten (Bologna 1543) aus der Bibliothek Philosophie, Psychologie, Pädagogik Rudolf war, wie der handschriftliche Besitzvermerk 2.14 Diese Sachgruppe ist mit 1076 Einheiten bezeugt, einst Eigentum des Zürcher Naturforschers zwar nicht so umfangreich, besteht aber aus einer Konrad Gessner. Grammatiken der lateinischen, erlesenen Auswahl an Titeln, zu der Werke des Aris- der griechischen und der hebräischen Sprache aus totelismus, des Humanismus, des Ramismus, des verschiedenen Jhn sowie zahlreiche Wörterbücher Cartesianismus, der Staatsphilosophie (u. a. Francis und Lexika gehören ebenfalls zu diesem Fachgebiet. Bacon, Opera omnia, Frankfurt a. M. 1666; 1760 Dominicus Nanus Mirabellius ist mit 2 Aufl. seiner aus dem Nachlass von Franz Ludwig Sprünglin), Blütenlese Polyanthea (Frankfurt 1617; Strassburg der Aufklärung und des Philanthropismus gehören. 1645) präsent. Die Abteilung enthält ferner Werke Dem Aristotelismus zuzuordnen sind Schriften von zur Emblematik (Johannes Sambucus, Jacob a Johannes Casus, Jacobus Cheyneus, Daniel Cramer, Bruck, Claude-François Menestrier), zur Rhetorik Theophil Golius, Antonius Ruvius und Johann (ca. 20 Lehrbücher aus dem 16. und 17.Jh, darun- Magirus, dem Humanismus diejenigen von Agrippa ter 5 Quintilianausgaben aus dem 16. Jh) und zur von Nettesheim und Michel de Montaigne. Das Pädagogik. An neulateinischer Dichtung finden sich Zofinger Exemplar von Augustinus Steuchus’ De Werke von Nikodemus Frischlin und Daniel Hein- perenni philosophia libri X (Basel 1542), von sius, den Jesuiten Jakob Balde und Jakob Bider- Johann Ludwig Rudolf erworben, gehörte einst mann. Auch sind wissenschaftliche Abhandlungen dem Strassburger Späthumanisten Matthias Berneg- der Späthumanisten Julius Caesar Scaliger (5), Mat- ger. Zu erwähnen sind Werke deutscher Frühauf- thias Bernegger und Johann Heinrich Boecler klärer (Johann Franz Buddeus, Lehrsätze von der vertreten. Atheisterei und dem Aberglauben, Jena 1717), der französischen Aufklärer Denis Diderot und Jean- Neuere Sprachen und deren Literatur Jacques Rousseau und der Materialisten Paul-Henri 2.16 Diese Sachgruppe umfasst 6413 Einheiten. Thiry Baron von Holbach sowie Claude-Adrien Sie stellt damit den zahlenmässig stärksten Bereich Helvétius. Unter den späteren deutschen Aufklärern dar und enthält neben der Schönen Literatur auch Stadtbibliothek Zofingen 65

Werke zur Rhetorik, zur Poetik (Johann Christoph gen 1610), Henning Arnisaeus, Desiderius Cresan- Gottsched, 7 Titel), zur Ästhetik (Jean-Baptiste tius, Cyriacus Lentulus und Veit Ludwig von Morvan, abbé de Bellegarde, 7 Titel; Nicolas Seckendorf. Aus demselben Jh stammen die Werke Boileau, Charles Batteux) und, vereinzelt, zur des Juristen Johann Arnold Corvinus, von Benedikt Sprachgeschichte (Johann Christoph Adelung, 5 Carpzov und Erhard Weigel, Schriften zum früh- Titel). aufklärerischen Naturrecht von Johann Franz Bud- 2.17 Die deutsche Literatur ist mit Werken aus deus, Johann Jakob a Ryssel und Johann Heinrich allen neueren Epochen vertreten. Nennenswerte Schweizer (Suicerus). Weitere Juristen der Früh- Autoren des Barocks sind: Grimmelshausen, Daniel aufklärung sind Nikolaus Hieronymus Gundling, Kaspar von Lohenstein, Johann Michael Mosche- Christian Thomasius, Georg Adam Struvius, rosch, Martin Opitz, Johannes Rist, Justus Georg Heinrich Christian Stryck und Johann Gottlieb Hei- Schottel und Julius Wilhelm Zincgref. Christian neccius. Für das 18. Jh sind zu nennen die Natur- Weise (8) steht für den Übergang zur Frühauf- rechtslehrer Jean-Jacques Burlamaqui (1769 klärung, die wiederum durch Barthold Heinrich gekauft) und Johann Jakob Schmauss, ferner andere Brockes, Friedrich Rudolf Ludwig von Canitz und Juristen wie Johann Heinrich Gottlob Justi, Johann Karl Friedrich Drollinger repräsentiert wird. Einen Jakob und Friedrich Carl von Moser sowie eine – Schwerpunkt bilden Dichter der Aufklärung wie Anzahl juristische Basler Dissertationen (1731 Christian Fürchtegott Gellert, Salomon Gessner, 1751). Die Gesetzessammlungen Justinians sind in Friedrich Gottlieb Klopstock (u. a. Erstausgabe des verschiedenen Ausg. vorhanden. Zudem finden sich Messias, Halle 1749), Gotthold Ephraim Lessing, zahlreiche Gesetze, Ordnungen und Satzungen Magnus Gottfried Lichtwer, Gottlieb Wilhelm Berns. Hingewiesen sei auch auf Titel- und Formel- Rabener und Christoph Martin Wieland. Die Klas- bücher, z. B. diejenigen von Kaspar Stieler, Adam sik ist mit vielen Goethe- und einigen Schilleraus- Volkmann und Johann Elias Meichsner. August gaben gut, die Romantik verhältnismässig schwach Ludwig von Schlözers für die Göttinger Aufklärung wichtigen Staats-Anzeigen (18 Bde, Göttingen vertreten. Auffällig ist die grosse Anzahl an Werken – von Literaten und Erfolgsautoren des 19. Jhs: Bert- 1782 1793) liegen vor sowie Schriften zur hold Auerbach, Friederike Bremer, Felix Dahn, Französischen Revolution (Jacques Mallet du Pan, Gustav Freitag, Karl Gutzkow, Paul Heyse, Niko- Jacques Necker, Maximilian Robespierre und Hein- laus Lenau, Otto Roquette, Joseph Victor von rich Würzer). Scheffel, Johanna Spyri, Ludwig Uhland und Hein- Kunst, Kunstgewerbe rich Zschokke, darunter viele Erstausgaben von Schweizer Schriftstellern (Jeremias Gotthelf, Gott- 2.20 Die meisten der vor 1900 erschienenen Titel fried Keller, Conrad Ferdinand Meyer). Für die dieser Sachgruppe (656 Einheiten) stammen aus Wende vom 19. zum 20. Jh stehen Carl Spitteler dem 19. Jh und behandeln Malerei, bildende Kunst und Josef Viktor Widmann. und Musik. Ausnahmen bilden z. B. darstellungs- theoretische Werke Albrecht Dürers (4) oder die 2.18 Aus dem romanischen Sprachraum fallen die Schriften Johann Joachim Winkelmanns. Künstler- Autoren der Renaissance, die Italiener Ariost, lexika (Johann Rudolf Füsslis Allgemeines Künst- Boccaccio, Tasso und der Franzose François ler-Lexikon, Zürich 1763, inkl. Supplementa 1767, Rabelais, die nationalen Klassiker Pierre Corneille 1771) und Kunstlexika (Antoine-Joseph Pernétys sowie Miguel de Cervantes und Balthasar Gracián Handlexikon der bildenden Künste, Berlin 1764), auf. Voltaire und Rousseau widerspiegeln die fran- Werke zu einzelnen Künsten wie die Perspectiva zösische Aufklärung. Ferner sind 32 Titel des practica (Augsburg 1710) oder Franz Christoph Schweizer Erweckungsschriftstellers Urbain Olivier von Scheybs Orestrio von den drey Künsten der (1810–1888) erwähnenswert. Gut vertreten sind die Zeichnung (Wien 1774) gehören ebenfalls zu die- englischen Autoren des 17. bis 19. Jhs, allen voran sem Bestand. Werke zu den historischen Hilfs- Shakespeare, John Dryden, John Milton, Edward wissenschaften wie Johann Christoph Gatterers Young sowie die Aufklärer Alexander Pope, Abriss der Heraldik (Göttingen 1792) oder der The- Richard Steele, Laurence Sterne und Jonathan saurus numismatum modernorum (Nürnberg 1711) Swift. haben hier ihren Platz wie David Hess’ Karikatu- renband Hollandia regenerata (o. O. um 1800). Staats- und Rechtskunde, Volkswirtschaft Ferner finden sich Publikationen über und von Carl und Soziologie Maria von Weber, Richard Wagner und weiteren 2.19 Unter den 1030 Einheiten dieses Fachge- Komponisten. bietes finden sich die Werke Niccolò Machiavel- lis und Jean Bodins aus dem 16. Jh. Überhaupt Naturwissenschaften, Mathematik ist machiavellistisches Schrifttum gut vertreten. 2.21 Dieser Bereich umfasst knapp 1500 Bde Weitere Lehrbücher zur Politik stammen v. a. aus aus allen Bereichen der Naturwissenschaften, dem 17.Jh. Prominente Vertreter sind Johann darunter Physiklehrbücher von Aristotelikern des Althusius mit der 2. Aufl. der Politica (Gronin- 16. Jhs (Johannes Schegk, Johannes Velcurio), 66 Stadtbibliothek Zofingen

Nikolaus Copernicus’ De revolutionibus orbium 1610) erwarb Albrecht von Haller 1724 als Medi- coelestium libri VI (Basel 1566) sowie von Schul- zinstudent in Tübingen, wie dem Zofinger Exemp- philosophen und anderen Autoren des 17.Jhs lar zu entnehmen ist. (Robert Boyle, Johannes Sperling, Johann Chris- 2.23 Aus dem 16. und 17.Jh stammen die Kräuter- toph Sturm). Aus diesem Zeitraum stammen auch bücher von Hieronymus Bock, Anton Mizaldus und Werke zur Vermessungslehre (Johann Ardüser), zur Pietro Andrea Matthioli sowie Pesttraktate von Joa- Botanik (Johannes Bauhin), Abhandlungen über chim von Watt, Franciscus Plempius und Joseph besondere physikalische Fragen (Blaise Pascal, Trai- ’ Schmidt wie auch verschiedene Gesundheitsrat- tezdeléquilibre des liqueurs, Paris 1664), zur Ast- geber. Der Medizin im Zeitalter der Aufklärung ronomie (Johann Bayer, Petrus Gassendus) und zur zuzuordnen sind die Werke des Schweizers Johann Technik der Sonnenuhren (Johann Peter Stengel). von Muralt, des Italieners Marcello Malpighi, des Zur Naturphilosophie gehören auch eine Sammlung Altdorfer Medizinprofessors Lorenz Heister (3), des von Flugschriften zum Kometen von 1618 sowie Hallensers Friedrich Hoffmann (3) sowie des Nie- Werke zur Naturmagie (Johann Baptist Porta, Kas- derländers Herman Boerhaave (6), der von Gerhard par Schott). Erwähnenswert sind auch der Leibniz- van Swieten kommentiert wurde (10 Bde, Neapel schen Theodizee nahestehende Autoren wie Fried- 1766–1772). Zur Militärchirurgie zählen Lehr- rich Christian Lesser, Johann Gottfried Richter, bücher des Bündners Johann Ulrich Bilguer (4) und Julius Bernhard von Rohr, Peter Ahlwardt und von Otto Just Wreden. Zudem finden sich einige Adam Gottlob Schirach, die niederländischen Phy- volksaufklärerische medizinische Titel von Auguste siker Anton Leeuwenhoek (6 Titel) und Pierre van Tissot (9). Besonders erwähnenswert sind Sammel- Muschenbroek sowie Isaac Newtons Philosophiae publikationen zur Arzneiwissenschaft (20 Bde) aus naturalis principia mathematica (Cambridge 1713). der zweiten Hälfte des 18. Jhs. Darüber hinaus sind Aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs stammen Schrif- Lehrbücher zur Gynäkologie und Werke zur ten zur Kosmologie, die die metaphysische Tradi- Balneologie aus allen Jhn sowie Schriften zur Kom- tion fortsetzen, u. a. von Johann Gottlob Krüger plementärmedizin des 19. Jhs vertreten. und August Friedrich Wilhelm Sack, sowie aufklä- rerische Abhandlungen über Naturerscheinungen Haus-, Land- und Waldwirtschaft, Gewerbe, aller Art (Meteorologie, Erdbeben, Vulkane und Handel, Technik, Verkehr Elektrizitätslehre). Eine weitere Gruppe bilden die 2.24 Die ältesten Publikationen dieser Sachgruppe Publikationen zur (schweizerischen) Landeskunde (629 Einheiten) behandeln den Garten- und Obst- (Gottlieb Sigmund Gruner; Horace-Bénédicte de bau, z. B. Daniel Rhagors Pflantz-Gart (Bern 1639) Saussure in deutscher Übers.). Die Werke von Carl und Georg Vieschers Blumengarten (Nürnberg von Linné (7, darunter 4 Bde Systema naturae, 1645), oder gehören zur Hausväterliteratur, so Stockholm 1766–1768) vermitteln eine Systematik Johann Christoph Thiemes Haus- Feld- Artzney- der unbelebten und der belebten Natur. Gilles- Koch- Kunst- und Wunder-Buch (Nürnberg 1687) Augustin Bazin und Charles Bonnet beschäftigen und Franz Philipp Florinus’ Allgemeiner Klug- und sich mit den Insekten. Zur Naturgeschichte gehören Verständiger- Hauss-Vatter (Basel 1748). Unter den weiter das umfangreiche Opus von Georges-Louis neueren, recht zahlreichen Werken zum Wein- und Leclerc, comte de Buffon (4 Titel, 43 Bde) sowie Obstbau ragen diejenigen Johann Ludwig Christs Schriften von Johann Friedrich Blumenbach (4). (4) und Philipp Millers (2) heraus. Zur Haushaltli- Auch für das 19. Jh sind sämtliche naturwissen- teratur zählen auch 5 Kochbücher und ebenso viele schaftlichen Disziplinen vertreten, u. a. Paläontolo- Traktate zu den Genussmitteln Tee, Schokolade, gie (Louis Agassiz, Oswald Heer), Geologie (Bern- Kaffee und Tabak. Mit Johann Beckmanns Physika- hard Studer), Zoologie und Urgeschichte (Karl Lud- lisch-ökonomischer Bibliothek (17 Bde, Göttingen wig Rütimeyer), Botanik (Karl Nägeli, Karl Schrö- 1770–1797) und dessen Beiträgen zur Geschichte ter), Kosmologie (Alexander von Humboldt). Zahl- der Erfindungen (5 Bde, Leipzig 1782–1800) ist in reicher sind Publikationen von Charles Darwin (9) diesem Fach die Volksaufklärung gut vertreten. Zu und seinem Anhänger Ludwig Büchner (7). erwähnen ist die Fachliteratur für Kaufleute, haupt- sächlich aus dem 18. Jh. Unter den Werken zur Heilkunde, Körperpflege, Nahrung Technik sind z. B. die Schriften Jakob Leupolds 2.22 Von den 1920 Einheiten sind 1587 in Latein über das Bauwesen und zur Mechanik (8) sowie abgefasst, zu denen auch 23 Bde bzw. rund 1300 von anderen Verfassern über die Anwendung medizinische Dissertationen aus dem Nachlass des bestimmter technischer Verfahren zu finden. Zofinger Arztes Samuel Friderich gehören. Ausser Werken von Paracelsus findet sich die Basilica Allgemeine Geschichte, Memoiren, Biographien chymica (Frankfurt a. M. 1608) seines Anhängers 2.25 Dieser Fachbereich steht mit 2932 Einheiten Oswald Croll. An berühmteren Lehrbüchern zur quantitativ an dritter Stelle. Zur Allgemeinen Medizin sind diejenigen von Johannes Heurnius, Geschichte finden sich eine gedruckte Ausg. der Leonhard Fuchs und Johann Dryander zu nennen. Chronik des Bischofs Otto von Freising aus dem Johannes Fernelius’ Universa medicina (Hanau 16. Jh (Basel 1569) sowie Lehrbücher des 17. und Stadtbibliothek Zofingen 67

18. Jhs. Die Fächer »Alte Geschichte« und »Kultur- Unter den historischen Hilfswissenschaften sind geschichte« sind mit Werken des 18. und 19. Jhs Werke zur Genealogie (Johann Hübner, Jakob Wil- (Charles Rollin, Barthold Georg Niebuhr, helm Imhof) und zur Heraldik (u. a. Philipp Jakob Christoph Meiners, Theodor Mommsen, Johann Spener) zahlreicher als solche zur Diplomatik Jakob Honegger, Max Jäns, Max Nordau) vertre- (Anselm Desing) oder zur Chronologie. ten. 2.26 Mit europäischer Geschichte befassen sich Darstellungen des 18. Jhs von Gottfried Achenwall Länder- und Völkerkunde, Reisen, Atlanten, Karten und Johann Gottfried Eichhorn, mit einzelnen 2.30 Unter den 1422 Einheiten befinden sich ca. Ereignissen dieser Zeit anonym erschienene 30 Atlanten, darunter Gerhard Mercators Atlas Geschichten zum Krieg zwischen Russland, Polen minor (Amsterdam 1607), und mehrere durch und dem Osmanischen Reich sowie zum österreichi- Homann (Nürnberg) verlegte Karten sowie eine schen Erbfolgekrieg. Flugschriften zu Geschehnis- Sammlung von Schweizer Landkarten, darunter 7 sen des 16. Jhs (u. a. Untergang der spanischen aus dem 18. Jh. Armada) und zum Dreissigjährigen Krieg sind in 3 Bdn gesammelt. 2.31 In bunter Fülle präsentieren sich die Reise- beschreibungen, in denen fast alle europäischen 2.27 Die grösste Gruppe machen die Länder- Länder, mit Schwergewicht auf der Schweiz, den geschichten aus, allen voran Werke zur Geschichte übrigen deutschsprachigen Gebieten sowie Süd- des Deutschen Reichs mit Schwerpunkten im 16. Jh und Westeuropa, vertreten sind. Eine Rarität (Johannes Sleidanus, 7) sowie zur preussischen stellt ein Reiseführer durch Frankreich in hol- Staatsgeschichte, insbesondere über Friedrich den ländischer Sprache aus dem 17.Jh dar (Wegh- Grossen. Hervorzuheben sind Publikationen zur Wyser, Amsterdam 1657). Besonders hervorzu- französischen Geschichte allgemein (François-Eudes heben sind unter den Schweizerreisen die Tage- de Mezeray, Voltaire, Louis de Saint-Simon, Jules bücher Sophie La Roches (Altenburg 1787) und Michelet) und zur Geschichte der Französischen Friederike Bruns (Kopenhagen 1800) sowie Gilbert Revolution (Revolutions-Almanach, Augustin Burnets Voyage de Suisse (Rotterdam 1690). Ausser Barruel, Louis Blanc, François Bonneville, Karl europäischen Reisezielen werden auch solche in Friedrich von Kruse). Bemerkenswert ist die Ausg. anderen Kontinenten beschrieben. Frühe Reise- der Mémoire historique et critique sur la généalogie berichte befassen sich mit Asien, z. B. Philipp Bal- de la maison de Lorraine (Bern 1764) von Jacques- daeus’ Beschreibung der berühmten Ost-Indischen Jérôme Micheli du Crest, die eine handschriftliche Küsten Malabar und Coromandel (Amsterdam Widmung des Verfassers an Pfarrer Johann Müller 1672) und Albrecht Herports Ost-Indianische von Zofingen trägt. Unter den übrigen National- Reiss-Beschreibung (Bern 1669). Von Carsten Nie- geschichten sind diejenigen Englands (David buhr (Kopenhagen 1772) und Heinrich Rooke Hume), der Niederlande (Anton Thysius; Erstaus- (Übers. aus dem Englischen, Leipzig 1787) liegen gabe von Friedrich Schillers Geschichte des Abfalls Reiseberichte über Arabien vor. Es finden sich viele der vereinigten Niederlande von der Spanischen Beschreibungen von Palästinareisen (Johannes Regierung, Leipzig 1788), Italiens (Karl Sigonius, Bisselius) und Berichte über Pilgerfahrten ins Hei- Heinrich Leo), Polens (Samuel Friedrich Lauter- lige Land (Melchior von Seydlitz, Johann Jakob bach, Richard Otto Spazier) zu erwähnen. Weitere Ammann, Ignatius Eggs, Eduard Wilhelm Schulz), auf einzelne Staaten ausgerichtete Werke betreffen darunter solche in holländischer Sprache (Olfert das Osmanische Reich (Daniel Hartnaccius; Paul Dapper). Besonders erwähnenswert ist diejenige Jovius, Turcicarum rerum commentarius,Strass- von Henrich Myrike, die der Pietist Johann Hein- burg 1537; Nikolaus Höniger, Hoffhaltung des rich Reitz, mit Anmerkungen und Kupfern verse- türckhischen Keysers, Basel 1578), die Vereinigten hen, herausgab (Itzstein 1720). Hervorzuheben sind Staaten von Amerika, Japan (Engelbert Kämpfer) zudem verschiedene Schilderungen von Weltreisen und Indien (Giovanni Pietro Maffei). (George Anson, Johann Reinhold Forster, Reinhold 2.28 Zur Kolonialgeschichte sind bedeutende Anrep-Elmpt). Werke von Johann Ignaz Molina (Südamerika), 2.32 An frühneuzeitlichen Werken zur Geographie Samuel Urlsperger (Salzburger Emigranten nach sind erwähnenswert: Aus dem 16. Jh Sebastian Amerika), Guillaume-Thomas-François Raynal und Münsters Cosmographey (Basel 1598), aus dem William Robertson (Indien) sowie François-Henri 17.Jh 3 Titel von Philipp Cluver, die von verschie- Turpin (Siam) vorhanden. denen Autoren verfasste Galerie agréable du monde 2.29 Militärgeschichtlich von Interesse sind die (66 Bde, Leiden 1690–1700), Martin Zeillers Schriften von Johann Jacobi und Johann Gottfried Beschreibung der zehen des Heiligen Römischen Hoyer. Zur Geschichtstheorie erwähnenswert sind Teutschen Reichs Kreyssen (Nürnberg 1694) sowie Johannes Bernartius’ De utilitate legendae historiae aus dem 18. Jh geographische Nachschlagewerke (Antwerpen 1593) und Nicolas Lenglet du Fresnoys von Johann Hübner (3) und Anton Friedrich Methode pour étudier l’histoire (4 Bde, Paris 1735). Büsching. 68 Stadtbibliothek Zofingen

2.33 Aus dem 19. Jh, das mit Reiseberichten und Johann Vogt, Peter Dahlmann, Emil Weller), -führern, geographischer Fachliteratur, Atlanten Gelehrsamkeitsgeschichten (Johann August Ernesti, und Karten gut vertreten ist, fallen die Publikatio- Johann Andreas Fabricius, Benjamin Hederich, nen zur allgemeinen Geographie von Hermann Daniel Georg Morhof, Gottlieb Stolle), Handschrif- Berghaus (6) und diejenigen zur Schweizer Geogra- ten- und Inkunabelverzeichnisse. Bemerkenswert phie von Bernhard und Gottlieb Studer auf. ist, dass die beiden grossen Enzyklopädien der Auf- klärung (Fortunato Bartolomeo de Felice, 58 Bde, Schweizer Geschichte Yverdon 1770–1780; Jean-Baptiste d’Alembert und Denis Diderot, 36 Bde, Bern, Lausanne 1781/82) 2.34 Mit 2831 Bdn ist das Fachgebiet Schweizer sowie diejenige von Johann Georg Krünitz (186 Geschichte gut bestückt. Zur allgemeinen Schweizer Bde) nicht fehlen. Geschichtsschreibung und zur Landeskunde liegen die bekannten Werke von Aegidius Tschudi, Jo- hannes Stumpf, Josias Simler, Peter Etterlin und Sondersammlungen Michael Stettler vor, von Abraham Ruchat die Histoire de la réformation de la Suisse (6 Bde, Genf Inkunabeln 1727/28). 2.38 Von den 54 Titeln entfallen 24 auf die Theo- 2.35 Aus der Zeit der Aufklärung sind Publikatio- logie, 15 auf klassische und morgenländische Spra- nen Leonhard Meisters (10), Gottlieb Walthers (8), chen, 5 auf Allgemeine Geschichte, 4 auf Heilkunde die Verhandlungsberichte der Helvetischen Gesell- und je 2 auf die Philosophie, neuere Sprachen und schaft von 1763–1796, militärgeschichtliche Werke deren Literatur sowie auf Staats- und Rechtskunde. (Emanuel May von Romainmôtier, Beat Fidel 9 Werke gehörten einst Hermann Lignaridus (Dürr- Zurlauben) und landeskundliche Literatur (Johann holz), je 7 Johann Ludwig Rudolf und Markus Konrad Fäsi, Johann Konrad Füssli, William Coxe, Rütimeyer, je 1 Werk Johann Georg Altmann, Gottfried Ebel) vorhanden. Auffallend gut ist die Johann Jakob Breitinger (Antistes am Grossmünster – Grenzbesetzung von 1792 dokumentiert, u. a. mit in Zürich 1613 1643), Johann Rudolf Philipp Kleinschriften und Liedersammlungen. Für das Forer und der Fürstabtei St. Gallen (Carolus Mane- 19. Jh ist Literatur zu den eidgenössischen Schützen- ken, Formulae epistolarum, Heidelberg 1488). festen, zur Jesuitenfrage, zur Aufhebung der Musikalien Klöster, zum Eisenbahnbau und zum Bankwesen, zur Verfassungsgeschichte und zur Archäologie 2.39 Neben den oben unter »Kunst, Kunst- (Jakob Heierli, Ferdinand Keller, Heinrich Meyer- gewerbe« beschriebenen Werken finden sich unter Ochsner) von Bedeutung. Unter den Geschichts- der Signatur »F Mus« Musikalien. Diese schliessen schreibern fallen Heinrich Zschokke (21) und sich dem Kunst-Bestand unmittelbar an und umfas- Gerold Meyer von Knonau (15) auf. Die Landes- sen 189 Einheiten. Dazu gehören musikalische Kon- kunde ist u. a. mit 12 Werken von Markus Lutz ver- versationslexika, Kompositionsanleitungen, z. B. treten. Hans Neusidlers Ein Newgeordnet Künstlich Lau- tenbuch (Nürnberg 1536) oder Johann Andreas 2.36 Neben Werken zur Geschichte des Kantons Herbsts Arte prattica e poëtica (Frankfurt a. M. Aargau (Ernst Ludwig Rochholz, 11) und den 1653), Schriften zur Gesangs- und Harmonielehre Zofingensia sind kantons- und stadtgeschichtliche und Leopold Mozarts Gründliche Violinschule Publikationen über Basel (Peter Ochs, Andreas (Augsburg 1787). Heusler), Bern (Mandate und Verordnungen aus dem 17. und 18. Jh, Regimentsbücher; Werke von Sammlung Karl Eugen Petzold Emil Blösch), Glarus (Gottfried Heer, 14), Luzern 2.40 310 Bde stammen aus dem Nachlass des (Stadtrecht aus dem 18. Jh; Kasimir Pfyffer, 11; Zofinger Musikdirektors Karl Eugen Petzold Theodor von Liebenau, 12), Thurgau (Johann (1813–1889) und sind als gesondertes Corpus auf- Adam Pupikofer, 8) und andere Kantone vorhan- gestellt. Weitere Werke, die in Petzolds Besitz den. waren, finden sich auch im Hauptbestand, v. a. unter den Fachgebieten »Neuere Sprachen und Bibliographie, Enzyklopädie, Geschichte der deren Literatur« sowie unter »Kunst, Kunst- Wissenschaften, Zeitschriften, Zeitungen gewerbe«. Die Sammlung besteht vorwiegend aus 2.37 Ausser den erwähnten Zeitschriften sind in Theaterplänen, Operntexten, Stadtführern, Reise- diesem 1686 Einheiten zählenden Fachgebiet wich- literatur (zu Frankreich, Italien, Deutschland, tige Nachschlagewerke frühneuzeitlicher Gelehrter Österreich, England, den Niederlanden, Belgien), aufgestellt. Dazu gehören Konrad Gessners Biblio- Konzertprogrammen, Vorlesungsverzeichnissen der theca universalis (Zürich 1545), biographische Universität Leipzig und weiteren Kleinschriften. Lexika (Johann Georg Meusel, 15 Bde), insbeson- dere Hilfsmittel zur Identifikation von anonymen, Sammlungen X, Xf, Xq und Grossformate seltenen oder unter einem Pseudonym erschienenen 2.41 Zahlreiche Bücher des Bestands X bzw. Xf Werken (Vincentius Placcius, Daniel Gerdes, und Xq gehörten einst dem Lehrer und Schrift- Stadtbibliothek Zofingen 69 künstler Eugen Kuhn (1895–1970). Hervorzuheben Bücherverzeichniss der kleineren Stadt-Bibliothek sind Werke des 16. und 18. Jhs zur spanischen in Zofingen. Nachträge 1–16. Zofingen [1875–] Schreibkunst. Die separat aufgestellten Gross- 1913 formate gehören in die Sachgruppe »Länderkunde«. Stadtbibliothek Zofingen. Katalog Grössere Abtei- Es handelt sich dabei um Kupfertafeln, Atlanten lung. Zuwachs von 1874 bis 1913. Zofingen 1914 und Landkarten. Abteilung D. Standortkatalog 4001–9023. 1922– 1971 [hschr.] 3. KATALOGE Katalog der Stadtbibliothek Zofingen. I. Bd A–E. Zofingen 1932 Moderne, allgemeine Kataloge Katalog der Stadtbibliothek Zofingen. II. Bd F–P. Alphabetischer Autoren- und Sachkatalog [Zettel- Zofingen 1935 form; Erwerbungen bis ca. 1960] Katalog der Stadtbibliothek Zofingen. Nachträge I– Elektronischer Katalog [Erwerbungen ab ca. 1960] IV. Zofingen 1937–1955 Standort-Katalog der Abteilungen A und B [?]– Moderne, spezielle Kataloge 1970 [auch hschr.] Standort-Katalog der Abteilung B 1950–1970 Standortjournal A–N, X [mschr.; Bestände nach [hschr.] Numerus currens, mit Kurztiteln (1974–1990)] Nachlass Dr. Fritz Zimmerli 1874–1928. Geschenk an die Stadtbibliothek 1928. (Zofingen 1980) [mschr.] 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Dahm, Inge; Meyer, Kurt: Aargauer Inkunabelkata- ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK log. Aarau 1985 Archivalien Historische Kataloge Donation-Buch. Oder Verzeichnuß derjenigen Ehren-Persohnen, welchen durch ihre Verehrungen Abtheilung C. Alte Sprachen und Literatur [hschr.; diese Burger-Bibliothec der Statt Zoffingen zubeeh- undatiert] ren und zuvermehren belieben wollen. Sambt vor- Donations=Catalog 1695–1722 [hschr.; 199 hergehendem Bericht von Fundation und Anfang Positionen] dieser Bibliothec. 1696 [hschr.] Alphabetischer Autorenkatalog der Stadtbibliothek Brouillard oder Excipier-Manual für die Senats Zofingen 1751 [hschr.] Acta des Collegii Curatorum Bibliothecae Zoffin- Schauenberg, Johann: Catalogus & mapparum gensis 1696 bis 1721 [hschr.] ordine & alphabeticus 1764 [hschr.] Special=Verzeichnuß Aller derjenigen Donationen, Ringier, Abraham : Catalogus universalis, ordine so von Tag zu Tag sint dem 7. Junij 1714. bis den alphabetico comprehendens omnes codices et libros 3. Julij 1733 zu Gutem der Bürger=Bibliothec zu bibliothecae civicae Zoffingensis. 1785 [hschr.] Zoffingen von Generosen Persohnen und Gönnern sind gemachet worden […][hschr.] Catalogus librorum theologicorum, et manuscripto- rum. No. 1 [hschr.; undatiert: wahrscheinlich Abra- Fundation- Gesätz- und Acten-Buch der Burger- ham Ringier, dem Verfasser des »Catalogus univer- Bibliothec zu Zoffingen. Angefangen den salis«, zuzuordnen] 27. Novembris 1729 [hschr.] Bücher-Verzeichniss der kleinen Stadt-Bibliothek Verhandlungen der Kleineren Bibliothec=Collegij zu Zofingen. [Zofingen] 1844 Zoffingen. Angefangen d. 11. September 1730 [hschr.] Bücher-Verzeichniss der größern Stadt-Bibliothek in Zofingen. [Zofingen] 1846 Diarium. Oder Special-Verzeichnuß aller Donatio- nen. 1732–1866, 1897–1928 [hschr.] Nachtrag zum Bücher-Verzeichniß der kleinern Stadt-Bibliothek in Zofingen. [Zofingen] 1855 Album. Oder Verzeichnuß derjenigen frömden Ehren-Persohnen, welche diese Bibliothec besu- Zweiter Nachtrag zum Bücher-Verzeichniß der klei- chet, und mit ihrer Gegenwart beehret auch deßen nern Stadt-Bibliothek in Zofingen. [Zofingen] 1862 zum Angedencken ihre Ehren-Namen selbst eigen- Bücherverzeichniss der kleinern Stadt-Bibliothek in händig hierein geschrieben haben (1733–1968) Zofingen. [Zofingen] Oktober 1871 [hschr.] Katalog der größern Stadtbibliothek in Zofingen. Acten-Sammlung der Bibliothek-Commission. Vom Zofingen Dezember 1874 13. April 1824 bis 10. Febr[uar] 1888 70 Stadtbibliothek Zofingen

Protocoll der Bibliothek-Collegii von Zofingen. Scholl, Kurt: Die neue Stadtbibliothek. Umbau und Vom 26. Juni 1831 bis 20. Februar 1886 [hschr.] Restaurierung des Lateinschulhauses 1971–1974. – Protokolle der Bibliothekkommission, 1866–1966 In: Zofinger Neujahrsblatt 60 (1975), S. 135 143 Darstellungen Vilas, Cécile: La Stadtbibliothek de Zofingen / Zofingue (AG). In: Pro Saeculo XVIII°. Societas Andereggen, Leo: Stadtbibliothek, Stadt- und Hei- Helvetica. Bulletin 35 (Dezember 2009), S. 8–12 matarchiv im restaurierten und umgebauten Latein- Weber, Rudolf: »..eine nützliche und anständige schulhaus. In: Zofinger Neujahrsblatt 60 (1975), – S. 122–134 Sach«. 300 Jahre Stadtbibliothek Zofingen 1693 1993. In: Zofinger Neujahrsblatt 78 (1993), S. 7– Andereggen, Leo: Die Stadtbibliothek Zofingen. In: 44 Bibliotheken in der Schweiz. Hrsg. von der Vereini- gung Schweizerischer Bibliothekare. Bern 1976, 5. VERÖFFENTLICHUNGEN S. 87f. ZU DEN BESTÄNDEN Blum, Kurt: Von der alten Gelehrtenbibliothek zum Bättig, Ruth: Erschliessung der Veröffentlichungen modernen Informationszentrum. In: Zofinger Neu- des Naturforschers Dr. h.c. Hermann Fischer-Sig- – jahrsblatt 60 (1975), S. 144 149 wart (1842–1925) in der Stadtbibliothek Zofingen. Jahresberichte der Bibliothek- und Museumskom- Diplomarbeit der Vereinigung Schweizerischer mission. Zofingen 1901–1991 Bibliothekare. Zofingen 1989 [mschr.] Jenny, Ernst: Aus 200 Jahren Stadtbibliothek Katalog zur Ausstellung »Alte illustrierte Bücher Zofingen 1731–1931. In: Zofinger Neujahrsblatt und Buchillustrationen aus dem 9. bis 16. Jahrhun- 16 (1931), S. 71–79 dert«. Zofingen 1978 [mschr.] Historische Bibliothek Herisau 71

HISTORISCHE BIBLIOTHEK Katalog vorliegt. Zur Bibliothek der Lesegesell- HERISAU schaft Herisau, der 1823 durch die Initiative Pfarrer Walsers gegründeten Nachfolgerin der vom Brand Kanton: Appenzell Ausserrhoden betroffenen Sozietät, wurden Bücherverzeichnisse in den Jahren 1824 und 1835 gedruckt. Um in die Ort: Herisau neue Gesellschaft aufgenommen zu werden, hatte maneinenBetragvon11Guldenzubezahlenund Bearbeiter: Hanspeter Marti unter Mitarbeit von der Bibliothek ein Buch, ein »solides Werk«, zu Verena Blaas und Werner Hanselmann schenken. Für die Benützung der Büchersammlung kam eine jährliche Gebühr hinzu. In dem 1838 ent- Adresse: Gemeindehaus, Poststrasse 6, standenen Casinogebäude wurden unter dem 9100 Herisau Namen »Casinobibliothek« die Bibliotheken ver- schiedener Herisauer Lesegesellschaften vereinigt. Telefon: +41 71 354 54 43 1.2 Am 29. November 1866 genehmigte die Gene- Telefax: +41 71 351 24 36 ralversammlung der im Jahr 1836 gegründeten E-Mail: [email protected] Casinogesellschaft einen Antrag, der die Vereini- gung der Casinobibliothek mit der Lehrerbibliothek Träger: Gemeinde Herisau (seit 1824) und der Dorfbibliothek (seit 1851) vor- sah. Am 25. Januar 1867 setzte sich die Biblio- Funktion: Bibliothek mit wissenschaftlicher Aus- thekskommission dafür ein, dass die drei Bibliothe- richtung ken in einem Raum des neuen Realschulhauses zu einer Gemeindebibliothek zusammengeführt wür- Sammelgebiete: den. Dieses Vorhaben scheiterte. Erst im Mai 1901 Appenzellensia, Schweizer Geschichte. kam es dank der Initiative des Herisauer Anwalts, Benutzungsmöglichkeiten: Gemeinderats und späteren Regierungsrats Johann – Gemäss Absprache mit der Gemeindekanzlei. Jakob Tanner (1865 1939) zur offiziellen Grün- dung der Gemeindebibliothek in Herisau, die einen Hinweise für anreisende Benutzer: Grundstock von Büchern übernehmen konnte und Vom Bahnhof Herisau mit Bus Richtung »Säge« bis vorerst in der Gemeindekanzlei untergebracht war. zur Haltestelle »Post«; zu Fuss Richtung Zentrum Im Gegensatz zu den Bibliotheken der einzelnen 10 Minuten. Anreise mit dem Auto Richtung Heris- Schulbezirke, die seit den Dreissiger-Jahren des au Zentrum; Parkhaus »Gutenberg«. 19. Jhs entstanden waren und hauptsächlich Unterhaltungsliteratur anboten, sowie zur Casino- bibliothek wurden für die Gemeindebibliothek vor- 1. BESTANDSGESCHICHTE nehmlich wissenschaftliche Werke angeschafft. Im 1.1 Lange bevor die Gemeindebibliothek unmittel- ersten gedruckten Katalog von 1904, der rund bar nach der Wende zum 20. Jh gegründet wurde, 1330 Nummern umfasst, stehen bei den Sachgebie- gab es in Herisau private Büchersammlungen. Dazu ten Jurisprudenz (16,1 %), Schweizer Geschichte zählten die Bibliotheken aufklärerischer Sozietäten, (12,6 %), Theologie (10,9 %), Schöne Literatur so der Lectur-Liebenden Gesellschaft, die im Jahre (8,8 %), Nationalökonomie (8,3 %) und Medizin 1775 der Landammann und Textilkaufmann Lau- (7,5 %) an den vordersten Stellen, gefolgt von den renz Wetter (1726–1793) ins Leben gerufen hatte. Appenzellensia (6,7 %), der Geographie (5,4 %), Der grösste Teil dieser Gesellschafts- und Leih- der Weltgeschichte und der Pädagogik (je 5,1 %), bibliothek, die im Jahr 1809 rund 1600 Bde der Philosophie (2,9 %), der Naturkunde (2,8 %), umfasste, wurde am 1. Januar 1812 durch eine Kunst, Militärwesen und der seltsamerweise auch Feuersbrunst vernichtet. Pfarrer Johann Conrad die Wörterbücher umfassenden Abteilung »Zeitun- Walser (1734–1808) hatte seinerseits bereits 1777 gen« (je 2,6 %). Die Gemeindebibliothek wurde, eine Leihbibliothek eröffnet, von der ein gedruckter wie es bereits im Jahresbericht von 1905 heisst, 72 Historische Bibliothek Herisau nicht so rege benutzt wie erwartet: »Wirtshaus und dert übernommen worden. Um genaueren Einblick Gesellschaft werden dem Lesen eines guten Buches in die vertretenen Sachgebiete zu erhalten, sind die vorgezogen, die flache Alltäglichkeit hat den Vor- in der dritten Abteilung unter »Allgemeines« einge- rang vor der geistigen Vertiefung.« Hin und wieder reihten Drucke nach einer verfeinerten Systematik zogen Studenten die Bestände für die Ausarbeitung ausgezählt worden, die den Sachkategorien der von Dissertationen heran. 1939 wurden die Bücher Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden ent- nach der Dezimalklassifikation neu in einem Zettel- spricht. Die wenigen Werke der Handbibliothek katalog verzeichnet. Noch 1951 war das Platz- wurden passenden Sachgruppen, die Militaria den problem nicht gelöst, die Bibliothek in einem Büro Helvetica zugerechnet, und die in der Compactus- und auf dem Dachboden des Gemeindehauses depo- anlage aufgestellte Schöne Literatur, inkl. die Klas- niert. 1976 bezeichnete der Gemeinderat diese als sikerausgaben des 19. Jhs, wurde selbständig unter eine für historische Forschungszwecke bestimmte »Literatur, alte Signatur« rubriziert. Einrichtung. Im Jahr darauf wurden die Bücher in 2.3 Die Appenzellensia zählen 1415, die Helvetica zwei Räumen des erst 1985 von der Gemeinde 1371 Einheiten; die dritte Hauptabteilung besteht übernommenen Hauses zum Baumgarten (Post- aus 1292 Einheiten, darunter »Allgemeines« mit strasse 5) untergebracht. Schon 1979 hatte die 828 Einheiten sowie »Literatur, alte Signatur« mit Gemeindebehörde den Auftrag erteilt, die Bücher zu 382 Einheiten. Es bleibt ein Rest von 82 Einheiten, katalogisieren. Provenienzgeschichtlich handelt es die in der Detailbeschreibung passenden Sach- sich um eine Sammlung, die v. a. aus kleinen Teil- gebieten zugeordnet werden, obwohl sie nicht in beständen vieler ehemaliger Herisauer Bibliotheken den geschlossenen Beständen der drei Hauptsach- besteht. So befinden sich hier Werke aus den Biblio- gruppen untergebracht sind. Die unter der Katego- theken der Schulbezirke Saum, Sangen und Ram- rie »Allgemeines« subsumierten Nicht-Helvetica sen, aus der Casinobibliothek, aus der Lehrerbiblio- setzen sich wie folgt zusammen: Geschichte thek, aus der Bibliothek des Grütlivereins sowie aus (41,7 %), Literatur (33,7 %), Theologie (6,2 %), der Privatbibliothek von Landammann Johann – Pädagogik (5,6 %), Mathematik/Naturwissenschaf- Jakob Nef (1784 1855), der in Herisau im Haus ten (4,9 %), Recht (4,1 %), Technik (1,5 %), Geo- zum Anker wohnte. Einige Publikationen stammen graphie (0,8 %), Künste (0,7 %), Medizin (0,6 %), aus dem Privatbesitz Alfred Toblers (1845–1923) – Lexika (0,1 %), Land- und Forstwirtschaft (0,1 %). und Oscar Alders (1870 1943), aus der Schweize- Die Gesamtzahl der Schönen Literatur beträgt 661 rischen Nationalbibliothek, vereinzelte aus Kloster- Einheiten oder 16,2 % des ganzen historischen beständen. Gegenwärtig sind Bestrebungen im Bestands, wenn man zu den unter »Allgemeines« Gang, die bis jetzt kaum bekannten und nur selten gezählten Werken die Gruppe »Literatur, alte benutzten Bücher in Zusammenarbeit mit der Kan- Signatur« hinzurechnet. tonsbibliothek Ausserrhoden in Trogen elektronisch zu erschliessen und besser zugänglich zu machen. Appenzellensia 2.4 Unter den Appenzellensia (1415 Einheiten) befinden sich 263 Zeitschriften und Zeitungen 2. BESTANDSBESCHREIBUNG (Appenzeller Zeitung, ab 1828, nicht vollständig) Chronologische Übersicht sowie 203 Jg. des Appenzeller Kalenders.Insgesamt und Übersicht nach Sprachen handelt es sich um 1412 deutsch- und 3 fremdspra- 2.1 Der historische Bestand umfasst 4078 Einhei- chige Drucke (2 in Englisch, 1 in Latein). 9 Einhei- ten, von denen 22 (0,5 %) auf das 16. Jh, 40 (1 %) ten gehen in das 17.Jh, 90 in das 18. und 1316 in auf das 17.Jh, 623 (15,3 %) auf das 18. und 3393 das 19. Jh (706 erste, 610 zweite Jahrhunderthälfte) (83,2 %) auf das 19. Jh entfallen. 3889 (95,3 %) zurück. Unter den Vorbesitzern sind die Casino- Werke sind in deutscher, 129 (3,2 %) in französi- bibliothek, Alfred Tobler und Oscar Alder am bes- scher, 45 (1,1 %) in lateinischer, 9 (0,2 %) in italie- ten vertreten. Den Hauptanteil bilden Werke zur nischer sowie je 3 (0,1 %) in englischer und in räto- kantonalen und kommunalen Gesetzgebung, haupt- romanischer Sprache verfasst. sächlich aus dem 19. Jh, viele die Gemeinde Herisau betreffend, darunter auch Gesetzesentwürfe und Kommissionsverhandlungen sowie Schriften zur Systematische Übersicht Militärorganisation und Vereinspublikationen, die 2.2 Die Werke sind auf die 3 Hauptsachgebiete streng genommen nicht zur Politik zählen. Eine wei- »Appenzellensia«, »Helvetica« und »Diverses« ver- tere Untergruppe bilden die historischen und lan- teilt. Die dritte Gruppe umfasst »Allgemeines«, deskundlichen Werke, v. a. Gabriel Walsers (1695– »Broschüren« (Nicht-Helvetica), die Handbiblio- 1776), die im 19. Jh entstandenen Ausg. älterer thek, »Eidgenössische Militärsachen«, »Broschüren Appenzeller Chroniken, Biographien von Landsleu- Militärsachen«, »Literatur« und die »Langen- ten, Gemeindegeschichten, Reiseberichte (Johann scheidtsche Bibliothek« (Ausg. antiker Klassiker Gottfried Ebel), Ortslexika und Publikationen zur aus den Jahren 1855 bis 1902). Für die Statistik Alp-, Land- und Forstwirtschaft, darunter Friedrich sind die 3 erwähnten Hauptgruppen fast unverän- Karl von Kronfels’ Gais, Weisbad und die Molken- Historische Bibliothek Herisau 73 kuren im Canton Appenzell (Konstanz 1826) mit von Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breit- Informationen zur Geschichte der Appenzeller inger herausgegebene Helvetische Bibliothek (3 Sozietäten und deren Bibliotheken. Wie in der Kan- Bde, Zürich 1735–1741), der Helvetische tonsbibliothek stösst man auf zahlreiche Schriften Zuschauer (1800/01), der Erzähler (ab 1826) Karl zu Unterricht und Pädagogik, insbesondere des Müller-Friedbergs und einige Jg. (1831, 1832, Pestalozzianhängers Hermann Krüsi (1775–1844). 1834, 1836) der St. Galler Zeitung zu erwähnen. Hervorzuheben sind neben anderen Lehrbüchern Die Bibliothek verfügt über einen kleinen, doch aus der ersten Hälfte des 19. Jhs das Lesebuch für wertvollen Bestand von Schriften aus der Reforma- die Jugend in Schulen und Haushaltungen (St. Gal- tionszeit, darunter Heinrich Bullingers Werk über len 1813) sowie Johann Jakob Zuberbühlers Theo- die Täufer (Zürich 1561), sowie Johannes Calvins retisch-Praktische Anleitung für Schullehrer und In omnes Pauli apostoli epistolas commentarii und Schulräthe, Eltern und Geschäftsleute (St. Gallen Commentarii in epistolas canonicas (beide Genf 1816). In den religiösen Bereich fallen katechetische 1565). Aus nachreformatorischer Zeit liegt Marcus Publikationen, Gebetbücher, rund 100 Einzel- Beumlers Ordentlicher und Gründtlicher Gegenbe- predigten, darunter die Antrittspredigt von richt auff den ungegründeten Bericht von Calvini- Sebastian Schlatter (1726–1768) in Rehetobel (St. scher und Zwinglischer Lehr (Zürich 1593) vor, Gallen 1754), Berichte von den Jahresversammlun- dazu eine frühe Zürcher Kirchenordnung (Zürich gen der Predigergesellschaft, rund ein Dutzend Bet- 1570); zahlreich ist Sekundärliteratur über die Zür- tagsmandate, ferner Erbauungsbücher, darunter cher Reformation, insbesondere zu Werk und Per- das Exemplar der Paradiesischen Aloe (Herisau son Huldrych Zwinglis. Die grosse Präsenz von 1733) des Berner Pietisten Samuel Lutz (1674– Zürcher Literatur unterstreichen eine Anzahl 1750) aus dem Vorbesitz der Casinobibliothek. Neujahrsblätter (1830–1835), Schriften zum Eine ausserrhodische Kirchenordnung stammt aus Straussenhandel und Johann Kaspar Ulrichs Samm- dem letzten Viertel des 17.Jhs (St. Gallen 1689). lung Jüdischer Geschichten (Basel 1768). Verschie- dene Publikationen betreffen die Schweizer Rechts- Helvetica und Verfassungsgeschichte (Johann Kaspar Bluntschli, Johann Jakob Leu, Ludwig Schnell), 2.5 Den wichtigsten historischen Teilbestand bil- darunter das Bulletin des loix et décrets du corps det, ausser den in erster Linie regional bedeutsamen législatif de la République Helvétique (5 Bde, Lau- Appenzellensia, die Helvetica-Sammlung (1371 Ein- sanne 1798–1800). heiten), in der 10 Einheiten auf das 16. Jh, 15 auf das 17.Jh, 238 auf das 18. und 1056 auf das 19. Jh 2.6 Einen zweiten thematischen Schwerpunkt bil- zurückgehen. In der Gesamtzahl sind 106 Broschü- den die Berichte über Schweizerreisen, landes- und ren, 219 Periodika-Einheiten sowie die 34 Bde zäh- naturkundliche Schriften (Johann Jakob Scheuch- lende Sammlung der gedruckten Tagsatzungsakten zer), insbesondere zur Schweizer Flora, ferner Rei- enthalten. 1301 Publikationen sind deutsch-, 51 seführer, Nachschlagewerke, u. a. Johann Jakob französisch- und 16 lateinischsprachig, 3 in Räto- Leus Lexikon, sowie Karten, darunter eine Schwei- romanisch verfasst. Thematische Schwerpunkte bil- zerkarte aus dem Jahr 1795. Konrad Gessners den die Reformationsgeschichte, die Helvetik, im Vogelbuch (Zürich 1557) wurde wegen der 19. Jh die politische Geschichtsschreibung (Johann Herkunft des Verfassers unter den Helvetica einge- Anton von Tillier) und die Militärgeschichte. Fast reiht. Einen weiteren Kernbestand stellt die Schöne alle frühneuzeitlichen Standardwerke der Historio- Literatur dar mit wertvollen Ausg. von Werken graphie, ausser der Stumpf-Chronik, die zu Ausstel- schweizerischer Aufklärer (Johann Jakob Bodmer, lungszwecken ins Historische Museum Herisau Albrecht von Haller, Salomon Gessner), im 18. Jh gegeben wurde, sind vorhanden. Das Exemplar von entstandenen Anthologien mittelhochdeutscher Johannes von Müllers Geschichten der Schweizer Literatur und Ausg. patriotischer Dramen, auch aus katholischen Landesteilen, so des Luzerner Jesuiten (Boston resp. Bern 1780) trägt einen handschriftli- – chen Schenkungsvermerk des Autors; Franz Vin- Franz Regis Crauer (1739 1806). Die Philosophie zenz Schmids Allgemeine Geschichte des Freystaats der Aufklärung ist mit Isaac Iselin, die Mathematik Uri (2 Teile, Zug 1788/1790) stammt aus dem Vor- mit Leonhard Euler, gemeinnützige aufklärerische besitz der Bibliothek der Benediktinerabtei Engel- Sozietäten sind mit den Verhandlungen der Berner berg. Werke aus dem 19. Jh zur sozialen Frage und Ökonomischen Gesellschaft sowie der Helvetischen zur Wirtschaftspolitik gehörten einst dem Grütliver- Gesellschaft vertreten. Auf Interesse stiessen in ein Herisau. Vorhanden sind weitere Kantons- Herisau das philosophische Werk Ignaz Paul Vital geschichten, v. a. des Nachbarkantons St. Gallen Troxlers (4 Titel), der reich illustrierte Schweize- rische Volkskalender (1839–1847) von Martin und der Fürstabtei, auch aus der Zeit des Zweiten – Villmergerkriegs, ferner Schriften über Westschwei- Disteli (1802 1844), finanzpolitische Schriften Jacques Neckers und einige Broschüren zur Schwei- zer Kantone (Neuenburg, Waadt) und das Wallis – sowie über einzelne Städte, so das Stadtrecht von zer Münzreform aus den Jahren 1849 1855. Luzern (Luzern 1765) und eine Berner Gerichts- 2.7 Erwähnenswert ist ein Kontingent religiöser ordnung (Bern 1615). Unter den Periodika sind die Literatur, das aus Psalmenausgaben (3 aus der 74 Historische Bibliothek Herisau zweiten Hälfte des 18. und 2 aus der ersten des (Georges-Louis Leclerc de Buffon) über die Kosmo- 19. Jhs), Lieder- und Gebetbüchern sowie weiterer logie (Johann Heinrich Lambert) und die Optik Erbauungsliteratur, v. a. Johann Caspar Lavaters (Isaac Newton) bis zur Astronomie reicht, zu der (12 Titel), besteht. Unter den Musicalia befinden Johannes Keplers Epitome astronomiae Coperni- sich Johannes Schmidlins Musicalisch-Wochentliche canae (Linz 1618) und Johann Leonhard Rosts Vergnügungen (nur dritter Teil; Zürich 1760), eine Atlas portatilis coelestis (Nürnberg 1743) zählen. frühe Fachzeitschrift. Lorenz Okens Lehrbuch der Naturphilosophie (3 Teile, Jena 1809–1811) gehörte einst Hermann Allgemeines Krüsi. Unter den geographischen Werken (7 Ein- 2.8 Um genaueren Einblick in diese Signaturen- heiten) befindet sich Philipp von Zesens Beschrei- gruppe (828 Einheiten) zu bekommen, ist eine the- bung der Stadt Amsterdam (Amsterdam 1664). Im matische Feingliederung vorgenommen worden. Die Fach Medizin (5 Einheiten) ist auf 2 Publikationen einzelnen Teilbestände werden in der Reihenfolge des Hallenser Arztes Georg Ernst Stahl sowie auf ihrer Grösse beschrieben. Claude Jaquier de Géraudlys Abhandlung von den Zahnkrankheiten (Strassburg 1754) hinzuweisen, 2.9 An erster Stelle steht »Geschichte« (345 Ein- provenienzgeschichtlich von Interesse sind die heiten), die hauptsächlich Werke über europäische Ecclesiasticae historiae autores (Basel 1549), eine Länder, vornehmlich über Frankreich von der kirchenhistorische Anthologie aus dem Vorbesitz Revolution bis zur Mitte des 19. Jhs sowie über der Benediktinerabtei Wessobrunn. Nachschlage- Deutschland, hauptsächlich zu Preussen (Friedrich werke zu Handel und Gewerbe, die von Luise Adel- der Grosse, Siebenjähriger Krieg) und zur deutschen gunde Victoria Gottsched aus dem Französischen Rechtsgeschichte, umfasst. Hinzu kommen Publika- ins Deutsche übersetzte Geschichte der königlichen tionen zur allgemeinen Weltgeschichte (Jacques- Akademie der schönen Wissenschaften zu Paris (10 Bénigne Bossuet), vereinzelt Schulbücher, so Fried- Teile, Leipzig 1749–1757) und Georg Michaelis rich Noesselts Lehrbuch der Weltgeschichte für Darstellung über Sonnenuhren, die Praxis gnomo- Töchterschulen (3 Teile, Breslau 1842), sowie zur nica (Jena 1720), runden den heterogenen Bestand Kulturgeschichte (Otto Henne). Während aus den der Nicht-Helvetica ab. Ihm zuzurechnen ist die früheren Jhn nur wenig Geschichtsliteratur vorliegt Sachgruppe »Literatur, alte Signatur« (382 Ein- (16. Jh: 1 Werk; 17.Jh: 3 Werke), gehen 106 Publi- heiten), die hauptsächlich aus Werken deutscher kationen auf das 18. und 156 auf die erste Hälfte Autoren des 19. Jhs und Langenscheidt-Ausgaben des 19. Jhs zurück, darunter der antisemitische antiker Klassiker aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs Judenspiegel (Reutlingen 1821) von Hartwig von besteht. Hundt-Radowsky. Die Schöne Literatur (279) ver- zeichnet in der zweiten Hälfte des 18. und in der 3. KATALOGE ersten des 19. Jhs erschienene Ausg. antiker Klassi- ker (Cornelius Nepos, Ovid, Plutarch), Publikatio- Moderne Kataloge nen Christian Gotthilf Salzmanns (insgesamt 5 Kurztitelkatalog in drei Teilen [Ordnung nach Sach- Titel, auch zur Naturkunde), italienischer Autoren gebieten:1.Appenzellensia;2.Helvetica;3.Diver- und deutscher Aufklärer (Christian Fürchtegott ses] Gellert, Friedrich Gottlieb Klopstock, Gotthold Ephraim Lessing, Gottlob Wilhelm Rabener und Gegenwärtig Aufnahme der Bestände in den Johann Georg Zimmermann), aber auch Abraham elektronischen Verbundkatalog des St. Galler a Sancta Claras. Heinrich Jung Stilling ist mit 4 Bibliotheksnetzes (SGBN) Titeln vertreten. Unter der Theologie befinden sich Historische Kataloge eigentümlicherweise neben protestantischer Erbauungsliteratur (Richard Baxter) und einigen Walser, Joh[ann] Conrad: Leß=Catalogus, von Bibelausgaben, darunter der Cürieusen Bilder=Bibel Theologischen, Philosophischen, Physicalischen, (Nürnberg o. J.), Werke katholischer Herkunft, so Mathematischen und Historischen Büchern. o. O. ein Diurnale Cisterciense (Paris 1723), aszetische 1777 Schriften von Ignatius von Loyola und Konzils- Neues Bücher=Verzeichniß der Lecktur=liebenden literatur. Erwähnenswert ist auch das Commenta- Gesellschaft in Herisau. o. O. Wintermonat 1809 rium de statu religionis et rei publicae (2 Teile, Erstes Bücher=Verzeichniß der Litterarischen Frankfurt a. M. 1610/1614) des protestantischen Gesellschaft in Herisau vom Jahr 1824. Herisau Humanisten Johannes Sleidanus. Zur Philosophie, o. J. die mit Montesquieus De l’esprit des lois, frühen Neues Bücher=Verzeichniß der Lesegesellschaft in Werkausgaben Johann Gottlieb Fichtes und späte- Herisau. Herisau 1835 ren Immanuel Kants vertreten ist, wurden auch Pädagogik und Rhetorik gezählt (zusammen 46 Bücher=Verzeichniß der Lesegesellschaft in Herisau. Einheiten). »Naturwissenschaften und Mathema- Erster Nachtrag. Herisau 1837 tik« weisen einen kleinen, doch überraschend viel- Bücherverzeichniß der Casino-Bibliothek in Heris- fältigen Bestand auf, der von der Naturkunde au. St. Gallen 1839 Historische Bibliothek Herisau 75

Erster Nachtrag zum Verzeichniß der Casino- Teil, III. Die Bibliothek, S. 25–27) [mschr.; Gemein- Bibliothek in Herisau 1842. o. O. o. J. dearchiv Herisau] Verzeichniß der von der Casino-Gesellschaft in Erne, Emil: Die schweizerischen Sozietäten. Lexika- Herisau zu veräußernden medicinischen Schriften. lische Darstellung der Reformgesellschaften des 18. o. O. o. J. Jahrhunderts in der Schweiz. Zürich 1988, hier Katalog der Bezirks=Bibliothek in Ramsen, S. 290 Gemeinde Herisau. o. O. 1853 Grosser, Hermann: Geschichte der Appenzellischen Bücherverzeichniß der Bibliothek des Schulbezirks Bibliotheken. In: Appenzellische Jahrbücher 79 – Moos, Gemeinde Herisau. Herisau 1855 (1951), S. 3 50 [mit einer Bibliographie alter Kata- loge] Katalog der Gemeinde-Bibliothek Herisau. Erste Ausgabe. 1904. Herisau 1904 Kronfels, Friedrich Karl von: Gais, Weisbad und die Molkenkuren im Kanton Appenzell. Konstanz 1826, hier S. 102f. 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Schläpfer, Johannes: Das Ausserrhoder Bibliotheks- ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK wesen. In: Appenzellische Jahrbücher 124 (1996), S. 5–36 Beschreibung der Einrichtung und Geseze der Lec- tur=Liebenden Gesellschaft Jn Herisau [mit Bücher- Weishaupt, Matthias: Zum Kanon historischer verzeichnis; Kantonsbibliothek Trogen, Signatur: Werke in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. App 41w/1] In: Anett Lütteken; Matthias Weishaupt; Carsten Zelle (Hrsg.): Der Kanon im Zeitalter der Aufklä- Errichtung der Gemeindebibliothek 1867 [Gemein- rung. Beiträge zur historischen Kanonforschung. – – dearchiv Herisau, Signatur: B.5 16 3) Göttingen 2009, S. 184–201 [über die Leihbiblio- theken der Lectur-Liebenden Gesellschaft in Heris- au und des Pfarrers Johann Conrad Walser; mit 5. VERÖFFENTLICHUNGEN Verweis auf die »Beschreibung der Einrichtung und ZU DEN BESTÄNDEN Geseze der Lectur-Liebenden Gesellschaft in Heris- 100 Jahre Casino Herisau 1836–1935 (Alder, au«, Ms. 1775, Kantonsbibliothek Appenzell Aus- Oscar: Zum Jubiläum der Casino-Gesellschaft. II. serrhoden, Trogen] 76 Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen

KANTONSBIBLIOTHEK 1. BESTANDSGESCHICHTE APPENZELL AUSSERRHODEN, 1.1 Die im Jahre 1896 vom Kanton Appenzell TROGEN Ausserrhoden übernommene Gemeindebibliothek Trogen setzte sich damals zur Hauptsache aus den Kanton: Appenzell Ausserrhoden Beständen der Appenzellisch-Vaterländischen Gesellschaft sowie der Privatbibliotheken von Ort: Trogen Johann Conrad Honnerlag (1777–1838), Johann Jakob Frei (1789–1852) und Johann Caspar Zell- Bearbeiter: Hanspeter Marti unter Mitarbeit von weger (1768–1855) zusammen. Die Gründungs- Verena Blaas und Thomas Marti geschichte der Kantonsbibliothek Appenzell Ausser- rhoden, die dieser Übernahme vorausging und fast Adresse: Landsgemeindeplatz 1/7, siebzig Jahre dauerte, spiegelt den von Spätauf- Postfach 261, 9043 Trogen klärung und Liberalismus geprägten privaten Ein- satz patriotisch gesinnter Bürger für das allgemeine Telefon: +41 71 343 64 21 Wohl, für verbesserte Bildung und Erziehung wider. Gleichzeitig lässt sich an den aufklärerischen Akti- Telefax: +41 71 343 64 29 vitäten der Gründergeneration zeigen, dass dem in Homepage: www.ar.ch/kantonsbibliothek der Frühen Neuzeit dominanten religiös-theologi- schen Wissen Profandisziplinen, namentlich Schwei- E-Mail: [email protected] zer Geschichte und Landeskunde sowie die Schöne Literatur, vorgezogen wurden. Der im Folgenden Träger: Kanton Appenzell Ausserrhoden zusammengefasste Werdegang der Appenzeller Kan- tonsbibliothek ist typisch für das Entstehen und die Funktion: Kantonsbibliothek Zusammensetzung von öffentlich zugänglichen Auf- bewahrungsstätten profanen Wissens und den Sammelgebiete: Ablauf von Säkularisierungsprozessen im Bereich Schweizer Geschichte, schöne Literatur, Appenzel- des Bucherwerbs. lensia. 1.2 Am 27. November 1823 wurde auf Initiative Öffnungszeiten: von Pfarrer Johann Jakob Frei, Pfarrer in Schön- Ausleihe und Lesesaal: Montag bis Freitag 14.00– engrund und später in Trogen, die Appenzellisch- 17.00 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung. Vaterländische Gesellschaft gegründet, die in den ersten Jahren ihres Bestehens vom Trogener Han- Technische Einrichtungen für den Benutzer: delsmann Johann Caspar Zellweger geleitet Katalogabfrage EDV; Kopiergerät; Abhörplatz der wurde. Die patriotische Vereinigung setzte sich Schweizer Nationalphonothek. u. a. zum Ziel, alle Druckschriften von Appenzel- ler Autoren und Publikationen, die sich irgendwie Hinweise für anreisende Benutzer: mit dem Kanton Appenzell befassten, zu sam- Am Bahnhof SBB St. Gallen umsteigen in die Appen- meln. Die Bibliothek sollte, »wenn sie zu immer zeller Bahnen (S12), Fahrt bis zur Endstation; vom höherer Vollständigkeit gedeiht, [...] dem Bahnhof Trogen ca. 5 Minuten bis zum Dorfkern, Geschichtsforscher, dem Beobachter unsers Bil- wo sich im Fünfeckpalast Ausleihe und Lesesaal der dungsganges, überhaupt jedem denkenden Vater- Kantonsbibliothek befinden. Autobahn A 1, aus landsfreunde ein vielseitiges Interesse gewähren«. Richtung Zürich Ausfahrt St. Gallen-Kreuzbleiche, Bereits ein Jahr nach der Gründung der Gesell- aus Richtung Rorschach und St. Margrethen Aus- schaft erschien ein Bücherverzeichnis der appen- fahrt St. Gallen-St. Fiden. Stadtdurchfahrt; den Hin- zellischen Schriften, 1826 ein weiteres zum übri- weisschildern »Trogen« folgen. Gebührenpflichtige gen Besitz der Bibliothek und 1829 ein drittes Parkplätze ca. 5–10 Minuten von der Kantonsbiblio- mit Nachträgen. 1825 schenkte Oberst Johann thek entfernt. Conrad Honnerlag, auch sonst ein Gönner der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen 77

Bibliothek, der Gemeinde Trogen das heutige Zeit Schenkungen aus dem Besitz des eidgenössi- Gemeindehaus mit der Auflage, dort Platz für ca. schen Gesandten und späteren Appenzeller Politi- 10.000 Bücher zu reservieren. Die Statuten der kers Arnold Roth (1836–1904), aus dem Nach- Vereinigung sahen ausdrücklich den Aufbau einer lass des Arztes Johann Baptist Wutz (1846– Büchersammlung im Hinblick auf die Gründung 1929), hauptsächlich medizinische und pharma- einer Kantonsbibliothek vor. Deshalb machte im zeutische Werke, und 1928/29 aus der Casino- Jahre 1830 die Appenzellisch-Vaterländische bibliothek Herisau (198 Bde). Ein weiteres Kon- Gesellschaft dem Kanton das Angebot, ihm unter tingent stammt aus dem Besitz Oscar Alders bestimmten Bedingungen ihre Bibliothek als (1870–1943), des langjährigen Redaktors der Geschenk zu überlassen. Dieses wurde aber vom Appenzeller Zeitung. 1953/54 wurden einmal Grossen Rat in seiner Sitzung vom 9. Februar mehr der wissenschaftliche Charakter der Kan- 1830 nicht angenommen, weil die Gesellschaft tonsbibliothek hervorgehoben, der Gemeinde- das Recht der Selbstergänzung der Bibliotheks- bibliothek Trogen belletristische Literatur abgetre- kommission in Anspruch nahm und nicht alle ten und Bücher aus der Bibliothek der Trogener Bücher dem öffentlichen Gebrauch zugänglich »Lesegesellschaft zur Krone« übernommen. Am machen wollte. Die Gemeinde Trogen, der kurz 8. August 1957 gelangte die Kantonsbibliothek darauf dasselbe Angebot unterbreitet wurde, in den Besitz der bibliophilen, auch wertvolle nahm das Geschenk an. Nach dem Tod ihrer mittelalterliche Handschriften umfassenden Förderer gingen die Büchersammlungen Johann Sammlung von Obergerichtspräsident Carl Meyer Conrad Honnerlags (6000 Bde, inkl. Broschüren), (1873–1947), die heute in einem sicheren Raum Johann Jakob Freis (700 Bde) und Johann des Fünfeckpalastes aufgestellt ist, den im Jahre Caspar Zellwegers (3500 Bde und 250 Manu- 1991 der Kanton erwarb. Im gleichen Gebäude skripte) an die Trogener Gemeindebibliothek. In werden die Appenzellensia samt den Appenzeller den späten Fünfzigerjahren des 19. Jhs begann für Zeitschriften aufbewahrt, während sich die ande- die Bibliothek eine längere Phase der Stagnation. ren historischen Buchbestände, auf drei Magazin- Kantonsschullehrer Karl Ritter (1856–1899) plä- räume und den Festsaal verteilt, im dritten Stock dierte 1893 an der Jahresversammlung der des heutigen Gemeindehauses befinden, das in Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft, der den Jahren 1976/77 renoviert worden war. 1996 Nachfolgerin der 1833 aufgehobenen Appenzel- wurde der Beschäftigungsgrad des Kantonsbiblio- lisch-Vaterländischen Gesellschaft, erneut für die thekars von 40 auf 80 Stellenprozent erhöht, Schaffung einer appenzellischen Kantonsbiblio- 1997 mit der EDV-Erschliessung der Buch- thek. Mit einer Resolution wurde dem Gemeinde- bestände begonnen, die nun abgeschlossen ist. rat Trogen die schenkungsweise Überlassung der 2009 konnte die Kantonsbibliothek Appenzell Gemeindebibliothek an den Kanton beantragt. Ausserrhoden aus dem Besitz der Aeschbach-Stif- Am 6. Mai 1894 stimmte die Trogener Gemein- tung die Bibliothek der Abtei Thelema in Stein deversammlung der von der Gemeindebehörde (AR) übernehmen. Nach einem ersten Überblick eingeholten Vollmacht zu, weitere Schritte für die umfasst diese Sammlung einen historischen Bestand von rund 150 Büchern, Broschüren und Abtretung der Gemeindebibliothek an den Kan- Zeitschriften. Nach wie vor erfüllt die Kantons- ton zum Zweck der Gründung einer Kantons- bibliothek den gesetzlichen Auftrag einer Sammel- bibliothek einzuleiten. Der Vertrag vom 24./ und Archivstelle von appenzell-ausserrhodischen 25. August 1895 sah u. a. vor, dem Kanton zur Medien und Dokumenten aus Kunst, Kultur und »Einrichtung und Verwaltung der Bibliothek Wissenschaft. Sie versteht sich als Institution, die unentgeltlich sämtliche Räumlichkeiten im dritten kulturelle Vermittlungsarbeit leistet, Ausstellungen Stockwerk des Pfarrhauses [heute: des Gemeinde- und Tagungen veranstaltet, Forschungsprojekte hauses] zu überlassen.« Sollte die Kantonsbiblio- begleitet, Recherchen durchführt und Dokumenta- thek in eine andere Gemeinde verlegt werden, tionsdienste anbietet. hatten, so die Übereinkunft, die Bücher aus den Nachlässen von Johann Jakob Frei und Johann Caspar Zellweger am angestammten Ort, in Tro- 2. BESTANDSBESCHREIBUNG gen, zu bleiben. Nachdem die kantonalen Instan- zen dem Übernahmevertrag zugestimmt hatten Chronologische Übersicht und und die Bibliothek dem Kanton übergeben wor- Übersicht nach Sprachen den war, trat die kantonale Verordnung über die 2.1 Bei einer Gesamtzahl von rund 36.000 Druck- Appenzellische Kantonsbibliothek am 10. Juni schriften umfasst der historische Bestand gut die 1896 in Kraft. Im ersten Geschäftsjahr war der Hälfte, 18.786 Einheiten. Davon entfallen 82 auf bedeutende Zuwachs von 630 Bücher- und Bro- Inkunabeln (0,4 %), alle aus der Sammlung Meyer, schürenkäufen sowie von 1060 Schenkungen zu 236 Drucke (1,3 %) des 16. Jhs (165 erste Hälfte), verzeichnen. Eine Inventarisierung von 1902/03 308 (1,6 %) des 17.Jhs (225 zweite Hälfte), 4322 ergab, inkl. Broschüren, einen Gesamtbestand (23 %) des 18. Jhs (3478 zweite Hälfte), und von 26.000 Bdn. Hinzu kamen in der folgenden 13.838 (73,7 %) des 19. Jhs (9467 erste Hälfte). 78 Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen

14.829 Einheiten (78,9 %) sind in deutscher, 2608 2.3 Bei der Zuteilung der Bücher auf die Sach- (13,9 %) in französischer, 671 (3,6 %) in latein- rubriken stösst man, wie der folgende Abschnitt ischer, 292 (1,5 %) in italienischer, 266 (1,4 %) in zeigt, auf die von der erwähnten bürgerlichen Ober- englischer, 60 (0,3 %) in griechischer, 48 (0,3 %) in schicht bevorzugten Fächer und Themen. spanischer, 5 in rätoromanischer, je 2 in nieder- ländischer und in hebräischer sowie je 1 Einheit in Systematische Übersicht armenischer Sprache, in Volapück und in Sanskrit verfasst. Auffällig sind der hohe Anteil der moder- 2.4 Von den 18.786 Einheiten entfallen auf die nen Sprachen und die geringe Zahl lateinisch- einzelnen Sachgebiete folgende Anteile: Geschichte sprachiger Drucke, was, zusammen mit der auf die der Schweiz (Helv) 4777 (25,4 %); Literatur (F) Erscheinungszeit 1751–1850 fallenden Haupt- 3706 (19,7 %); Appenzellensia (App) 3345 menge der Publikationen (12.945 Einheiten oder (17,8 %); (Allgemeine) Geschichte (H) 2077 68,9 % des ganzen Altbestands), die Provenienz der (11,1 %); Religion, Theologie (B) 1015 (5,4 %); Bestände aus dem Umfeld des gebildeten spät- Geographie, Völkerkunde, Reisen (K) 850 (4,5 %); aufklärerisch-liberalen Bürgertums bestätigt. Perio- Pädagogik, Philosophie, Psychologie (C) 587 dika und Broschüren sind, allerdings mit eigenen (3,1 %); Biographien, Memoiren (J) 550 (2,9 %); Signaturen, den einzelnen Sachgebieten zugeordnet, Mathematik, Naturwissenschaften (L) 433 (2,3 %); die Periodika in den Fächern »Geschichte« (HP), Sprache, Literaturgeschichte (E) 414 (2,2 %); »Schweizer Geschichte« (Helv P) und »Appenzel- Rechts- und Staatswissenschaft, Militär (D) 367 lensia« (App P) sowie die Kleinschriften auch noch (2 %); Medizin (M) 233 (1,2 %); Land-, Forst- und getrennt von den Büchern statistisch erfasst wor- Hauswirtschaft (N) 204 (1,1 %); Künste (G) 85 den. Bei Zeitschriften und Zeitungen wurde in der (0,5 %); Technik, Industrie (O) 77 (0,4 %); All- Regel die Buchbindereinheit, die nicht immer mit gemeines, Lexika, Bibliographie (A) 66 (0,4 %). dem Jahrgang zusammenfällt, bei Kalendern und 2.5 Zieht man die Schweizer Geschichte und die Geschäftsberichten der Jahrgang als Zähleinheit Appenzellensia (8122 Einheiten; 43,2 % des genommen. Da nicht überall dasselbe Zählprinzip gesamten historischen Bestands) zusammen, spie- verwendet werden konnte, ist die Zahl von 2686 gelt sich in diesem Teilbestand das in den Anfän- Periodikaeinheiten mit grösseren Ungenauigkeiten gen der kantonalen Bibliotheksgeschichte vorherr- behaftet als die übrigen statistischen Werte. So sind schende patriotisch-landeskundliche Interesse. zum Beispiel Johannes Schmidlins Musicalisch- Obwohl die Theologie quantitativ immerhin an wochentliche Vergnügungen (Zürich 1758–1760) fünfter Stelle steht und kirchengeschichtliche unter »Helv«, nicht unter »Helv P« aufgestellt. Sel- Werke bei den Geschichtsdisziplinen eingeordnet ten sind nichtperiodische Schriften mit periodischen sind, ist das Gewicht der ausserdem von der zusammengebunden worden, in anderen Fällen ver- Schönen Literatur geprägten weltlichen Fächer schiedene Periodika. überwältigend. 2.6 Die Hauptanteile unter den 3489 Kleinschrif- ten weisen die »Appenzellensia« (1564 Einheiten), 2.2 Die Periodika verteilen sich auf das 18. (221 »Geschichte der Schweiz« (1162), »Theologie« Einheiten) und das 19. Jh (2465 Einheiten; 1126 (212) und »Literatur« (92) auf. erste, 1339 zweite Jahrhunderthälfte); 2651 Einhei- ten sind in deutscher, 35 in französischer Sprache 2.7 Die Provenienz der Altbestände ist recht gut verfasst. Die Broschüren resp. Kleinschriften bilden bekannt dank der Bücherverzeichnisse von 1824, innerhalb der einzelnen Sachgebiete eine eigene 1826 und 1829 der Vaterländischen Gesellschaft Signaturengruppe, indem der Abkürzung des Sach- sowie der Gemeindebibliothek Trogen (1854 und gebiets ein »b« angefügt wurde (z. B. »Bb« bedeutet 1862). Daher können die Bestandsschwerpunkte »Sachgruppe Theologie, Broschüren«). Bei der Aus- sowohl der Gesellschaftsbibliothek als auch der zählung ist man, wie erwähnt, von diesen Unter- Privatbibliotheken Honnerlag, Frei und Zellweger gruppen ausgegangen, obwohl auch hier mit einer zusammenfassend gewürdigt und die Provenienz überdurchschnittlich hohen Fehlerquote zu rechnen der meisten Titel bestimmt werden. ist, weil Kleinschriften auch unter den Büchern auf- 2.8 Im Jahre 1824 publizierte die Appenzellisch- gestellt wurden. Von den total 3489 ermittelten Vaterländische Gesellschaft den Katalog der in Broschüren, zu denen Flugschriften, Statuten, Dis- ihrem Besitz befindlichen Appenzellensia mit dem sertationen, Traktate, Predigten, Programme und Hinweis auf die Verdienste Honnerlags sowie des anderes Kleinschrifttum gehören, entfallen 47 auf Bibliothekars und Trogener Gemeindehauptmanns das 16. Jh, und zwar 40 reformatorische Streit- Johannes Meyer (1799–1833) um die Vermehrung schriften auf dessen erste Hälfte, nur 39 auf das der Bibliothek. Die Liste der dort vorhandenen ganze 17.Jh, 486 auf das 18. Jh und 2917 auf das Appenzeller Schriften sollte die Leser auch auf zu 19. Jh, darunter der hohe Anteil von 2367 Stück auf schliessende Lücken, namentlich bei den Klein- dessen erste Hälfte. In sprachlicher Hinsicht domi- schriften, aufmerksam machen. Letztere weisen ein niert Deutsch (3313) vor Französisch (127), Latein breites Gattungs- und Inhaltsspektrum auf: Gesetze, (29), Italienisch (17) und Englisch (3). Schulordnungen, öffentliche Aufrufe, Predigten, Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen 79

Dissertationen von Appenzeller Ärzten, Volksauf- scher Literatur weist, neben weltlichen Erziehungs- klärung, selbst Tabakanbau, medizinische Themen, bestrebungen, auf religionspädagogische Interessen v. a. aber Bildung und Erziehung. hin. Die Präsenz von Werken bedeutender Aufklä- rungsphilosophen in seiner Bibliothek ist ein Zei- 2.9 1826 erschien der zweite Bibliothekskatalog, chen seiner Sympathie für den Fortschritt der natür- der die nichtappenzellische Literatur im Besitz der lichen Vernunft. Zellweger war ein Sohn von Vaterländischen Gesellschaft enthält. Aus den Johannes Zellweger-Hirzel (1730–1802), Kauf- Hauptfächern Schweizer Geschichte, Schweizer mann, Landammann und 1776 Präsident der Helve- Landeskunde und Allgemeine Geschichte geht tischen Gesellschaft. Dieser war der »Lieblings- erneut die politisch-patriotische Zielsetzung der neffe« des gelehrten Mediziners Laurenz Zellweger Vereinigung hervor; aus der guten Präsenz weiterer (1692–1764) und kam nach dessen Tod in den profaner Disziplinen wie Naturwissenschaften, Besitz der umfangreichen Bibliothek. Es ist davon Mathematik, Wirtschaft und Handel, Pädagogik, auszugehen, dass die älteren Werke aus Zellwegers Reichsrecht sowie bestimmter Textgattungen (Rei- Bestand auf die Bibliothek von Laurenz Zellweger seberichte, Gesellschaftsschriften, Ausstellungskata- zurückgehen. Wörterbücher und andere Nachschla- loge) spricht die im Feld profaner Kenntnisse uni- gewerke zählten mit den unentbehrlichen Quellen- versale Ausrichtung der Sozietätsbibliothek. Den- editionen zu den Arbeitsinstrumenten des Histori- noch sind »Medizin« und »Philosophie« schwach kers Zellweger. Der Buchbesitz Johann Jakob Freis vertreten, »Theologie« steht, ohne freilich zu feh- bezeugt die Verankerung dieses Appenzeller Pfar- len, erwartungsgemäss im Hintergrund. Der rers im kulturellen und religiösen Geschehen seiner Zuwachs in dem im Jahre 1829 mit einer Biblio- Heimat. Als »Lokalpatriot« schaffte er fast aus- theksordnung veröffentlichten Katalog der Nach- schliesslich Regionalschrifttum an, das zum Teil träge vermittelt von den Anschaffungen dasselbe St. Gallen und weiteren Gebieten der Ostschweiz Bild wie die beiden anderen Verzeichnisse. Auch die gewidmet war, seinen thematischen Schwerpunkt Privatbibliothek von Oberst Honnerlag hatte ihre aber in Appenzell Ausserrhoden besass. Selbst thematischen Schwerpunkte in den profanen Wis- unter der nicht besonders zahlreichen religiösen sensbereichen, obwohl in ihr mehr Theologie Auf- Literatur ragen die im Heimatkanton erschienenen nahme fand als bei der Vaterländischen Gesell- Erbauungsschriften, Predigten und Gesangbücher schaft. Anders als diese legte Honnerlag grossen heraus. Wert auf Reiseliteratur, die Philosophie und v. a. auf die Schöne Literatur. Die reiche Sammlung von 2.10 Trotz vielen Gemeinsamkeiten hatte jede der Taschenbüchern und Almanachen aller Art sowie vier Bibliotheken eine individuelle Prägung, die sich von fremdsprachiger, v. a. französischer Literatur mit ihrem Zusammentreten auf den Bestand als spricht, wie die Publikationen über Malerei und bil- ganzen übertrug. Dessen Eigenart erschliesst sich dende Kunst, für die vorrangig schöngeistigen Vor- am besten in der Beschreibung der in der Kantons- lieben ihres Besitzers. Auffällig ist Honnerlags Inte- bibliothek im Wesentlichen geschlossen aufgestell- resse für die Bäderkunde und, eher am Rande, für ten Fachgebiete. industriell nutzbare Technik. Die Bibliothek Johann 2.11 Auf die Präsentation der einzelnen Sachgrup- Caspar Zellwegers ist anders zusammengesetzt als pen in der alphabetischen Reihenfolge der Signatu- die Honnerlags und die der Vaterländischen Gesell- ren folgen die beiden Abschnitte über die Appenzel- schaft, obwohl sie die Präferenz der Geschichte mit lensia und die Sammlung Meyer. der Appenzellisch-Vaterländischen Gesellschaft 2.12 »Allgemeines, Lexika, Bibliographie« (A; 66 teilt. Von den 1187 Titeln entfallen 254 (21,4 %) Einheiten) setzt sich aus 1 Titel des 16. Jhs (Konrad auf die Allgemeine Geschichte, 237 (20 %) auf die Gessner, Bibliotheca universalis, Zürich 1545), 43 Schweizer Geschichte und immerhin 140 Titel in der zweiten Hälfte des 18. Jhs erschienenen Wer- (11,8 %) auf Theologie und Kirchengeschichte. Auf ken, darunter Johann Hübners Reales Staats-, Zei- sie folgen »Neuere Sprachen und Literatur« (68 tungs- und Konversationslexikon (Wien 1759), Titel; 5,7 %), »Geographie« (65; 5,5 %), »Wirt- sowie aus 13 Publikationen der ersten und 9 der schaft und Handel« (63; 5,3 %), »Staat und Recht« zweiten Hälfte des 19. Jhs zusammen. Französisch (57; 4,8 %) und »Biographien« (53; 4,5 %). (39) dominiert vor Deutsch (26) und Latein (1). »Mathematik« ist mit 34 Titeln (2,9 %), die Medi- Nachschlagewerke sind auch anderen Fächern, z. B. zin mit 24 Titeln (2 %) vertreten. Während bei den der Theologie, zugeteilt, was, zusammen mit der Appenzellensia Überschneidungen mit der Vater- Tatsache, dass Teilbestände abgestossen wurden, ländischen Bibliothek vorkommen, entfällt in der die geringe Dotierung dieses Fachs erklärt. Bibliothek Zellweger eine weit grössere Zahl von Werken auf die Allgemeine Geschichte, die Kirchen- 2.13 Obwohl die weltlichen Disziplinen den geschichte sowie auf pädagogisch-gesellschaftspoli- weitaus grössten Teil der Bibliothek ausmachen, tische Literatur, v. a. über gemeinnützige Anstalten verfügt sie über eine beachtliche Zahl theologi- und das Gefängniswesen. Zellwegers Neigung für scher Werke (B; 1015 Einheiten), die sich auf alle die Geschichte berührt sich mit seiner Vorliebe für Bereiche der Theologie, von der Bibelliteratur mittelhochdeutsche Literatur, sein Besitz katecheti- über Dogmatik und Moraltheologie bis hin zum 80 Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen

Kirchenrecht, verteilen. Auffällig ist der verhält- Französische übersetzte Défensedelareligiontant nismässig hohe Anteil von Publikationen des naturelle que révélée (6 Bde, Den Haag 1738– 16. Jhs (82), von denen allerdings gut ein Drittel 1744), Albrecht von Hallers Briefe über einige Ein- auf die Sammlung Meyer entfällt, was auch für würfe noch lebender Freygeister (2 Teile, Bern die 46 Inkunabeln zutrifft. Nur 70 Werke wurden 1775/76) mit dem handschriftlichen Vermerk im 17.Jh gedruckt, dagegen 407 im 18. Jh, davon (1790) des mehrfach als Vorbesitzer auftretenden 291 in dessen zweiter Hälfte, und 410 im 19. Jh, Kaufmanns und Mitbegründers der Trogener Kan- einmal mehr der weitaus grösste Teil (318) in des- tonsschule, Michael Tobler (1761–1830), sowie die sen erster Hälfte. In sprachlicher Hinsicht herrscht Betrachtungen der vornehmsten Wahrheiten der dementsprechend Deutsch (784) vor, gefolgt von Religion (2 Teile, Braunschweig 1768/1774), veröf- Latein (120; davon 53 Sammlung Meyer), Franzö- fentlicht vom Neologen Johann Friedrich Wilhelm sisch (85), Italienisch (10), Spanisch (8), Räto- Jerusalem und aus dem Besitz des St. Galler Arztes romanisch (3), Griechisch und Hebräisch (je 2) David Christoph Schobinger (1726–1792) stam- sowie Armenisch (1). Die Grösse des theologi- mend, der auch andere nun in der Kantonsbiblio- schen Bücherkontingents ist auch auf die darin thek aufbewahrte Drucke besass. Im Bereich der enthaltene Kirchengeschichte zurückzuführen, zu Bibelexegese sind der Göttinger Theologe Johann der allgemeine Handbücher wie Georg Horns David Michaelis (7 Titel) und der Königsberger Historia ecclesiastica (Frankfurt a. M. 1704), 2 Michael Lilienthal zu erwähnen. Johann Caspar Hauptwerke des radikalen Pietisten Gottfried Lavaters verstreut aufgestelltes Werk repräsentiert Arnold sowie Quelleneditionen wie Trudpert Neu- verschiedene theologische Sparten und die – seit der garts Episcopatus Constantiensis Alemannicus (St. Reformation festzustellende – geistige Nähe des Blasien 1803) und Martin Gerberts Liturgiege- protestantischen Appenzellerlandes zu Zürcher schichte, ebenfalls aus der Druckerei des Benedikti- Theologen. Eine französischsprachige Bibel (Genf nerklosters St. Blasien, gehören. Zahlreich ist die 1705) stammt aus dem Besitz Gabriel Walsers, der Literatur zur Reformation, zu Reformationsjubi- sie im Jahre 1713 kaufte. Johann Jakob Frei trug läen, namentlich des beginnenden 19. Jhs (Bern) im Jahre 1788 als Theologiestudent seinen Namen sowie, von katholischer Herkunft, u. a. zum Konzil in den von Luca Gernler, Johann Buxtorf und von Trient. In der kleinen Sammlung von Traktaten Johann Rudolf Wettstein verfassten Syllabus con- der Reformationszeit befinden sich 2 Kleindrucke troversiarum (Basel 1662) ein, Ignaz von Born ver- des in das Kölner Reformationsgeschehen ver- tritt die Aufklärung in katholischen Ländern mit wickelten Täufers Gerhard Westerburg mit persön- einer Polemik gegen das Mönchtum. Schliesslich ist lichen Widmungen des Autors an den Zwinglinach- auf ein hier eingereihtes theologisches Nachschlage- folger Heinrich Bullinger und seine Brüder. Der werk, Johann Heinrich Alsteds Lexicon theologi- Direktor des Wiener Münz- und Antikenkabinetts, cum (Hanau 1634), auf Johann Lorenz von Mos- Josef Ritter von Bergmann (1796–1872), dedizierte heims Allgemeines Kirchenrecht der Protestanten handschriftlich seinen Aufsatz über Die Wiedertäu- (Helmstedt 1760) und auf den anonym erschiene- fer zu Au im innern Bregenzerwalde (Signatur: Bb nen, revolutionskritischen Essai sur la secte des illu- minés (Paris 1789) von Jean-Pierre-Louis de Luchet 152) am 22. November 1848 »als Zeichen seiner (1740–1792) hinzuweisen. Verehrung« Johann Caspar Zellweger. Die Bezie- hungen des Konstanzer Generalvikars Ignaz Hein- 2.14 Die Sachgruppe C (573 Einheiten) umfasst rich von Wessenberg (1774–1860) zum Appenzel- die Fächer Philosophie, die in der Kantonsbiblio- lerland bezeugt ein nicht an eine bestimmte Person thek deutlich untervertreten ist, obwohl philoso- oder Institution gerichteter persönlicher Schen- phische Werke z. B. auch unter »Literatur« vor- kungsvermerk des Konstanzer Reformers in den handen sind, Pädagogik und die mit dieser eng Freymüthigen Blättern über Theologie und Kirchen- verbundene Psychologie. Es handelt sich um nur thum (3. Heft, Stuttgart 1842). Unter den Einzel- 3 Publikationen des 17.Jhs, 179 des 18. Jhs (158 predigten fällt die Betrachtung des Erdbebens zweite Jahrhunderthälfte), 391 des 19. Jhs (313 (Zürich 1756) auf, die Pfarrer Daniel Stapfer am erste Jahrhunderthälfte) und, auf die Sprachen 28. Dezember 1755 in Brugg anstellte; unter den bezogen, um 463 deutsch-, 97 französisch-, 7 ita- SammelwerkensindzuerwähnendieGeistlichen lienisch-, 5 spanischsprachige Werke und nur um Brosamen (4 Teile, Solingen 1772/73) des Pietisten eine einzige Publikation in Latein. Im reichen Gerhard Tersteegen, Predigten Nikolaus Ludwig Bestand der in der Kantonsbibliothek vorhande- von Zinzendorfs und andere Schriften aus Herrn- nen pädagogischen Schriften spiegeln sich das huter Kreisen sowie Georg Joachim Zollikofers gemeinnützige Engagement Johann Caspar Zell- Andachtsübungen und Gebete (2 Teile, Winterthur wegers und anderer Mitglieder der Vaterländi- 1785), dazu weitere Erbauungsliteratur aus der schen Gesellschaft für Bildung und Erziehung, die Bibliothek Honnerlag, ferner alte Gesangbücher, so Funktion der Trogener Bibliothek als Werkstätte das Groß Kirchen Gesangbuch (St. Gallen 1609). von Lehrern und Schülern der Kantonsschule Die Auseinandersetzung mit aufklärerischer Reli- sowie die Wirkung Johann Heinrich Pestalozzis gionskritik bezeugen die von Gilbert Burnet ins auf seinen Schüler Hermann Krüsi (1775–1844), Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen 81 der zeitweise in Trogen als Rektor wirkte und noch zu dessen Lebzeiten erschienen, ferner frühe sich mit eigenen pädagogischen Schriften einen Kantbiographien und lexikalische Einführungen in Namen machte. Die Werke Pestalozzis und seiner die Kantsche Philosophie. Unter den Schweizer Schüler, aber auch der Pestalozzigegner mit der Aufklärern befinden sich Isaak Iselin, Leonhard Beleuchtung der Pestallozzischen Grosssprechereien Meister und Johann Georg Zimmermann, unter den (Erfurt 1804) nehmen einen wichtigen Platz ein. Schweizer Philosophen des 19. Jhs fällt Ignaz Paul DerVerfasserderHistoire de Pestalozzi (Lausanne Vital Troxler auf. Als Aussenseiter des Fachs 1874), Roger de Guimps, übergab Krüsi ein Exemp- tauchen Johann Georg Wagner mit der Erforschung lar seines Werks mit einer persönlichen Widmung. der Ursachen von den electrischen Würkungen Die beiden Söhne Hermann Krüsis, Hermann und (Liegnitz 1747) und die Emblemata (Amsterdam Gottlieb, schenkten der Kantonsbibliothek die Ver- 1648) von Florentius Schoonhovius auf, letztere handlungen der Helvetischen Gesellschaft im Jahr ursprünglich im Besitz der Ärztefamilie Oberteufer. 1826 (Zürich o. J.). Pestalozziliteratur war in 2.15 Die Sachgruppe »Rechts- und Staatswissen- Appenzeller Dörfern allenthalben verfügbar, z. B. schaft, Militär« (D) enthält 366 Werke, darunter von Johann Baptist Bandlin DerGeniusvonVater 1 Inkunabel und 3 Drucke des 16. Jhs aus der Pestalozzi (Zürich 1846) in der Bibliothek der Lese- Sammlung Meyer, ferner 1 weiteres Werk des gesellschaft Gais. Von der Bibliothek der Lesegesell- 16. Jhs, 11 aus dem 17.Jh, 6 aus der ersten und schaft zur Krone in Trogen konnte ebenfalls päda- 94 aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs sowie 250 gogische Literatur ausgeliehen werden, so eine des 19. Jhs, wovon 173 aus der ersten und 77 aus Monographie Philipp Emanuel von Fellenbergs dessen zweiter Hälfte. 250 Einheiten sind in deut- (1771–1844). Auf Interesse stiessen in Trogen scher, 76 in französischer, 18 in italienischer, nur Werke über Schulexperimente wie Ulysses von Salis’ 14 in lateinischer, 7 in englischer und 1 in spani- Philanthropinischer Erziehungsplan (Frankfurt scher Sprache verfasst. Die thematischen Schwer- a. M. 1776), Karl Friedrich Riemanns Beschreibung punkte liegen beim Staatsrecht, insbesondere der der Reckanschen Schule (Berlin, Stettin 1798), Schweiz, bei der Staatsphilosophie (Montesquieu) heute seltene pädagogische Schriften wie Peter und der Lehre von der Gesetzgebung (Gaetano Friedrich Theodor Kaweraus Leitfaden für den Filangieri), weniger ausgeprägt beim Naturrecht Unterricht im Lesen mit besonderer Rücksicht auf (Samuel Pufendorf, Jean-Jacques Burlamaqui, die Schulen Ost- und Westpreussens (Danzig 1824), Emer Vattel). Hinzu kommen kantonale Gesetz- die Anweisung zur Erziehung der Kinder für den bücher, vor dem Jahr 1800 erschienene Gerichts- Bürger und Landmann (Schwelm 1833) und Fried- ordnungen von Schweizer Städten und des rich Eberhard von Rochows Catechismus der benachbarten Auslands (Kurbayern) sowie Werke gesunden Vernunft (Berlin, Stettin 1790) sowie Lite- zum (Schweizer) Prozess- und Eherecht. Zahlrei- ratur über pädagogische Herausforderungen wie che Publikationen von und über Verfassungen, die Taubstummenerziehung (Roch-Ambroise Sicard, hauptsächlich des Bundes und der Schweizer Kan- ’ ’ Cours d instruction d un sourd-muet de naissance, tone, gehen auf Zellwegerschen Vorbesitz zurück. Paris 1803). Im Vordergrund stehen Publikationen Vertreten sind das deutsche Reichsrecht (Johann über elementare Bildungsansprüche, das Lesenler- Christian Lünig), die Rechtsgeschichte (Karl Fried- nen und den Erwerb der deutschen Sprachkompe- rich Eichhorn), auch des Mittelalters (Paul Jakob tenz. Neben praxisbezogenen Werken zur Aufklä- Bruns), sowie Werke zur Handelsgesetzgebung, rungspädagogik nimmt die Pädagogikgeschichte in zur Wirtschafts- und zur Finanzpolitik (Jacques Trogen einen wichtigen Platz ein. Johann Caspar Necker), zur Bevölkerungsentwicklung (Johann Zellweger besass John Lockes Essai philosophique Peter Süssmilch, Thomas Robert Malthus; aus der concernant l’entendement humain (Paris 1787), der Bibliothek Zellweger), zum Armenwesen und über wohl aus pädagogischen Motiven angeschafft wor- Erziehungsanstalten. Schriften zum Privatrecht den war, wie die ebenfalls vorhandenen, anonym sind deutlich in der Minderzahl, solche zum römi- erschienenen Dialogues entre Lord Shaftesbury et schen Recht und zum Feudalrecht kaum anzutref- M. Locke sur quelques points essentiels à l’éduca- fen. Auch in diesem Fach repräsentieren die tion des enfants (Yverdon 1765) nahelegen. Mit Bestände vorwiegend die unter dem zunehmenden dem Interesse an der Erziehung konform ist die Einfluss des Liberalismus stehenden politischen Vorliebe für die praktische Philosophie (Qui Kong, Entwicklungen von der Helvetik an bis zur Grün- La morale de Confucius, Amsterdam 1688), für dung des schweizerischen Bundesstaats. Politi- Aphoristik und moralische Essayistik (Montaigne), schen Sympathien der liberalen bürgerlichen für die Regeln des menschlichen Umgangs, die Appenzeller Oberschicht für die griechische Anthropologie und die empirische Psychologie Befreiungsbewegung ist die Sammlung der Verfas- (Erfahrungsseelenkunde), Disziplinen, neben denen sungsurkunden des befreiten Griechenlands (Zürich Logik und Metaphysik völlig zurücktreten, wäh- 1822) in der Kantonsbibliothek zu verdanken. rend die Ästhetik (Johann Georg Sulzer, Friedrich Erwähnenswert sind Niccolò Machiavellis De Bouterwek) nicht ganz fehlt. Immerhin ist die republica sowie Princeps (beide Frankfurt a. M. Präsenz von acht Kantausgaben erwähnenswert, die 1608), eine französische (Paris, Lausanne 1766) 82 Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen

Edition und zwei italienischsprachige Ausg. (Lon- aus der Sammlung Meyer. Überwältigend ist die don 1774; Monaco 1784) von Cesare Beccarias Dominanz der modernen Sprachen mit 2562 Ein- Traktat gegen die Folter sowie Pablo Martir Rizos heiten in Deutsch, dem bemerkenswerten Anteil Norte de principes (Madrid 1626). von 710 Einheiten in Französisch, 147 in Englisch, 2.16 Mit dem gut dotierten Fachbereich »Sprach- 138 in Italienisch, nur 75 in Latein, aber immerhin und Literaturgeschichte« (E; 414 Einheiten) 57 in Griechisch, 11 in Spanisch und 2 in Nieder- erfüllte die Kantonsbibliothek schon früh ihren ländisch. In der Sammlung Meyer sind die franzö- wissenschaftlichen Bildungsauftrag für die Sprach- sischsprachigen Werke (126) gegenüber den lehrer und für die Schüler der Trogener Kantons- deutschsprachigen (102) in der Mehrzahl. Obwohl schule. Es handelt sich um 3 Inkunabeln aus der in der Belletristik wie in den anderen Fächern wenig Sammlung Meyer, 3 Publikationen des 17.Jhs, 37 Verluste zu beklagen sind, wurden anlässlich von des 18. (32 aus der zweiten Jahrhunderthälfte) Bestandsrevisionen nicht dem literarischen Kanon und 371 des 19. Jhs (294 der zweiten Jahrhun- zugehörige populäre Lesestoffe des 19. Jhs, z. B. derthälfte). 373 Werke sind in deutscher, 21 in mehrere Titel von Carl Gottlob Cramer (1758– französischer, 10 in lateinischer, 4 in italienischer, 1817), dem Verfasser von Ritter- und Schauerroma- 3 in spanischer Sprache und je 1 Werk in Eng- nen, und der ebenfalls sehr erfolgreichen Spät- lisch, in Sanskrit und in Volapük abgefasst. Einer- romantikerin Henriette Hanke (1785–1862), aus seits zeugt der Teilbestand, deutlich erkennbar an der Bibliothek entfernt. Um einen authentischen den vorhandenen Wörterbüchern zu hauptsächlich Eindruck von der ursprünglichen Zusammen- modernen Sprachen (u. a. Niederländisch, Portu- setzung der Bibliothek Honnerlag zu gewinnen, ist giesisch, Italienisch, Spanisch) und an den Nach- daher der Katalog von 1862 auszuwerten und der schlagewerken, von den Gebrauchsinteressen der Abgleich mit den aus der Bibliothek der Vaterländi- Handelsleute und der Angehörigen akademischer schen Gesellschaft kommenden Büchern vorzuneh- Berufe. Anderseits ist Literatur vorhanden, die men. Eindrücklich ist die mehrere Hundert Bänd- wissenschaftlichen Zwecken und ästhetischen Bil- chen umfassende Sammlung von Musenalmana- dungsbedürfnissen entspricht und dazu dient, die chen, Blumenlesen (z. B. Poetische Blumenlese,Göt- Sprachen in ihrer Entstehung, Entwicklung und tingen, Jg. 13–33, 1782–1802), literarischen Struktur kennenzulernen. Dafür stehen einzelne Taschenbüchern und Kalendern. Oft gehen sie auf Grammatiken und Textanthologien (Sanskrit- klar umrissene Lesebedürfnisse ein (z. B. Taschen- Chrestomathie, hrsg. von Otto Böhtlingk, buch der Liebe für 1806, Leipzig), einige wenden St. Petersburg 1845), Werke zur Etymologie sich nur an ein weibliches Publikum wie das (Johann Georg Wachter, Glossarium Germanicum, Taschenbuch für Damen (nur 1 Bd, Mannheim Leipzig 1727, aus der Bibliothek Zellweger), zur 1807) und Urania (vorhanden: Amsterdam 1812, vergleichenden Sprachwissenschaft (Franz Bopp) 1815, 1817–1824; 1829–1831; 1833–1838), sowie die Sekundärliteratur aus dem 19. Jh, haupt- andere berichten über bestimmte Länder (Wilhelm sächlich zu den deutschen Sprachdenkmälern des Waiblinger, Taschenbuch aus Italien und Griechen- Mittelalters. Zahlreich sind nationale Literatur- land, Berlin 1830) oder nehmen lediglich Texte und Sprachgeschichten des 19. Jhs (u. a. Jakob einer bestimmten literarischen Gattung auf (Jean- Grimm, Wilhelm Wackernagel), seltener Werke zur Auguste Bruel, Almanach d’anecdotes pour l’an Historia litteraria wie Karl Joseph Bouginés Hand- 1812, Wien). Ludwig Tiecks Novellenkranz ist voll- buch der allgemeinen Litterargeschichte (7 Bde, ständig vorhanden (4 Bde, Berlin 1831/32, 1834/ Zürich 1789–1802). Ein Kuriosum ist die Pasigra- 35). Andere Anthologien dienen der blossen Unter- phie (Paris 1797) eines Autors, der sich nur mit den haltung (Taschenbuch zum geselligen Vergnügen, Initialen »J von M« zu erkennen gibt und ankün- vorhanden in 42 Bdn, Leipzig 1791–1832). Der digt, in einer Sprache alles so schreiben und Kanon der deutschen Literatur, einschliesslich der drucken zu können, dass es in jeder anderen ohne heute als zweitrangig eingestuften Autoren, ist von Übers. gelesen und verstanden werden könne. Ein der Zeit der Aufklärung an bis in die ersten Jahr- Griechisch-deutsches Wörterbuch (Leipzig 1886) zehnte des 19. Jhs gut vertreten, u. a. mit Gottfried von Karl Jacobitz und Ernst Eduard Seiler stammt August Bürger, Christian Fürchtegott Gellert und aus dem Besitz des um die Wende zum 20. Jh in Johann Wilhelm Ludwig Gleim (Werke der beiden Bühler wohnhaften Arztes Johann Baptist Wutz. letztgenannten aus dem Vorbesitz der Lesegesell- 2.17 Mit 3702 Einheiten (Hauptbestand 3446; schaft Sonne, Speicher), Johann Wolfgang Goethe, Sammlung Meyer 256) ist »Schöne Literatur« (F) Wilhelm Hauff, Johann Peter Hebel, Johann Gott- nach den Helvetica die zweitgrösste Sachgruppe. 26 fried Herder, August Wilhelm Iffland, Friedrich Publikationen (davon 16 aus der Sammlung Meyer) Gottlieb Klopstock, August von Kotzebue, Fried- gehen auf das 16., nur 22 auf das 17. (12 Sammlung rich von Matthisson, Gottlieb Wilhelm Rabener, Meyer), 999 auf das 18. (Sammlung Meyer 107; Karl Wilhelm Ramler, Friedrich Schiller, Christian zweite Jahrhunderthälfte 911) und 2645 auf das Friedrich Schubart, Ludwig Tieck (Kaiser Oktavia- 19. Jh (erste Jahrhunderthälfte 2049; Sammlung nus, Reutlingen 1807), Johann Heinrich Voss und Meyer 111) zurück. Hinzu kommen 10 Inkunabeln v. a. Christoph Martin Wieland. Ähnliches gilt für Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen 83 die Schweizer Literatur (Johann Jakob Bodmer, Paradise Lost, das es auch in einer englischen Ausg. Franz Xaver Bronner, Salomon Gessner, Albrecht (London 1779) gibt. Die meisten italienischen und von Haller, Johann Caspar Lavater, Heinrich spanischen Klassiker, die in kleiner Auswahl nur Zschokke). Das Spektrum der literarischen Gattun- vorhanden sind, erschienen in derselben Zeitspanne gen reicht von Dramen, Erzählungen, Sagen, Volks- wie die französischen. Unter den letzteren ist der liedern und Märchen, allgemein von Dichtungen, zweite Bd von Jean Racines Œuvres (Paris 1697) die historisch-patriotische Stoffe behandeln, bis zu eine Ausnahme, der einmal David Christoph Scho- der von Marianne Ehrmann hrsg. Zeitschrift mit binger gehörte. dem Titel Die Einsiedlerinn aus den Alpen (4 Bde, 2.18 In der kleinen Sachgruppe »Künste« (G) Zürich 1794). Deutschsprachige Autoren des 16. befinden sich 85 Einheiten (38 Hauptbestand, 47 und 17.Jhs finden sich kaum im Bestand, Romane Sammlung Meyer), 5 aus dem 16. Jh, 7 aus dem sehr spärlich, v. a. in deutschen Übers. aus dem 17.Jh, 16 aus dem 18. und 57 aus dem 19. Jh., 52 in Englischen (Henry Fielding, Samuel Richardson), deutscher, 24 in französischer (alle Sammlung Cervantes’ Don Quixote auch in der Original- Meyer), 5 in englischer und 2 in italienischer Spra- sprache (Bd 3–6, Madrid 1787), antik-klassische che; je 1 Werk ist in Latein und in Spanisch abge- Werke fast ausnahmslos übersetzt (Homer, Plu- fasst. Es handelt sich um Künstlerlexika und -viten, tarch, Anakreon), dagegen Vergils Opera (2 Bde, Werke über bildende Kunst (Joachim von Sandrart, Leipzig 1779/80) in der Originalsprache, hrsg. vom L’Academia todesca della Architectura, Nürnberg Göttinger Philologen Christian Gottlob Heyne. 1675), über Kupferstiche (Adam Bartsch, Anleitung Racines Phädra liegt in der Schillerschen (Tübingen zur Kupferstichkunde, Wien 1821), über Medaillen, 1805) und Rameau’sNeffevon Denis Diderot in Architektur, Musik sowie über Kunstgeschichte. Goethes Übers. (Leipzig 1805) vor, Schillers Wil- 2.19 »(Allgemeine) Geschichte« (H) ist mit 2077 helm Tell in der Übertragung von Henri Merle- ’ Einheiten ein Hauptfach des Altbestands der d Aubigné ins Französische (Paris, Genf 1818), Kantonsbibliothek, nicht zuletzt, weil die Vater- Alexander Popes Gesamtwerk in deutscher Sprache – ländische Gesellschaft wie die Privatbibliotheken (12 Bde, Strassburg, Mannheim 1778 1781). Auto- Honnerlag und Zellweger auf eine themenüber- biographische Schriften von Goethe, darunter Dich- greifende, selektiv universale Dokumentation die- – tung und Wahrheit (3 Bde, Tübingen 1811 1814), ser Disziplin ausgerichtet waren. Es handelt sich werden nicht zu den Biographien gerechnet. Johann um 11 Inkunabeln aus der Sammlung Meyer, 52 Caspar Zellweger konnte vom Freiherrn Joseph von Publikationen des 16. Jhs, 54 des 17.Jhs, 629 des – Lassberg (1770 1855) als persönliches Geschenk 18. Jhs mit einer gleichmässigeren Verteilung auf u. a. die von diesem hrsg. Sammelung altteutscher die Jahrhunderthälften (1701–1750: 260; 1751– – Gedichte (4 Bde, Konstanz 1819 1825) entgegen- 1800: 369) und 1331 Werken des 19. Jhs (953 nehmen. Aus Lassbergs Vorbesitz stammt auch die erste Jahrhunderthälfte, 378 zweite Jahrhundert- in Trogen befindliche spanische Ausg. der Komö- hälfte). Gezählt wurden 1147 deutsch-, 520 fran- dien (Barcelona 1618) von Lope de Vega. Johann zösisch-, 269 lateinisch-, 67 italienisch-, 57 eng- Laurenz Zuberbühler besass Werke deutscher Auf- lisch- und 17 spanischsprachige Publikationen. klärer und Anakreontiker, so Moses Mendelssohns Stark vertreten sind die politische Geschichte von Phädon (Karlsruhe o. J.) sowie Friedrich von Hage- der Französischen Revolution bis zum Wienerkon- – dorns Poetische Werke (3 Teile, Bern 1766 1768). gress, die Geschichte Frankreichs und des Alten Klopstocks David (Hamburg 1772) gelangte später, Reichs, letzteres v. a. mit mediävistischen Quellen- aus dem Besitz von Kantonsbibliothekar Ritter, in editionen sowie mit Publikationen über Herrscher- die Bibliothek, aus anderem Vorbesitz eine nieder- dynastien (Hohenstaufen, Zähringer). Besonderes ländische Übers. von Christian Fürchtegott Gellerts Augenmerk legten die Sammler auf die Geschichte Fabeln und Erzählungen (Amsterdam 1782). Unter revolutionärer Entwicklungen in ganz Europa, den französischen Autoren befinden sich wie bei allen voran wiederum in Frankreich und in Grie- den deutschsprachigen eine grosse Anzahl Klassiker chenland. Von fast allen wichtigen europäischen (Pierre-Augustin Beaumarchais, Pierre Corneille), Ländern, England ausgenommen, gibt es Natio- auch Aufklärer mit Einzelwerken und in umfangrei- nalgeschichten, Monographien über einzelne chen Ausg. (u. a. Pierre Bayle, Denis Diderot, Städte, namentlich Italiens (Venedig, Genua) und Claude-Adrien Helvétius, erneut Montesquieu, Süddeutschlands. Zu den italienischen Städten des Jean-Jacques Rousseau, Voltaire) fast durchgehend Mittelalters verfügt die Kantonsbibliothek über in Editionen des späten 18. und des frühen 19. Jhs, Jean-Charles-Léonard de Sismondis Gesamt- aber auch viele heute kaum mehr bekannte Schrift- darstellung (16 Bde, Zürich, Paris 1807–1818). steller, einzelne von ihnen mit mehreren Titeln Man begegnet erneut dem Interesse der Bücher- (Charles-Pierre Colardeau, Jean-Claude Gorij, sammler des 19. Jhs für die griechische Befreiung Etienne de Jouy). Beliebt waren Sammlungen von von der türkischen Herrschaft, für die Kolonial- Theaterstücken, Anekdoten und Briefen. Hinzu ggeschichte (Antonio de Solis, Historia de la con- kommen französischsprachige Ausg. von Ossians quistà de Mexico, Madrid 1704), für die Geschichte Werk (3 Bde, Paris 1796) sowie von John Miltons der Handelsbeziehungen mit aussereuropäischen 84 Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen

Kontinenten, für fremde Völker (Garcilaso de la kationen über die Schule, das Armenwesen und die Vega über Peru, in französischer Übers.). Selten Kirche, Monatsschriften (z. B. Schweizerblätter stösst man auf Litterärgeschichten (Daniel Georg oder schweizerischer Merkur, St. Gallen 1832/33) Morhof), auf geschichtsphilosophische Publikatio- sowie Periodika über Statistik und Volkswirtschaft. nen (Johann Gottfried Herder), häufiger auf (fran- Von der Neuen Zürcher Zeitung sind die Jg. 1823 zösischsprachige) Nachschlagewerke (Pierre Bayle, bis 1837 und 1848 vorhanden. Zahlreiche histori- Dictionnaire historique et critique,4Bde,Amster- sche Periodika, auch Neujahrsblätter, stammen aus dam 1730; Louis Moréri) und weitere Quellenedi- der Bibliothek von Johann Caspar Zellweger, der tionen (Johann Georg Graevius, Thesaurus antiqui- von manchen Autoren Broschüren mit persönlicher tatum et historiarum Italiae, 22 Bde, Leiden 1704– Widmung erhielt. Auch nach der Gründung der 1725; Monumenta Boica, insgesamt 60 Bde bis zum Kantonsbibliothek hatte die Schweizer Geschichte Erscheinungsjahr 1916). Wertvoll ist die von Oberst einen grossen Zuwachs, u. a. durch Schenkungen Honnerlag im Jahre 1834 der Appenzellisch-Vater- aus der Bibliothek von Arnold Roth, zu verzeich- ländischen Gesellschaft geschenkte zweite Ausg. der nen. Literatur zur Schweizer Geschichte war in den Description de l’Egypte (26 Bde und 900 Lithogra- appenzellischen Gesellschaftsbibliotheken des phien, Paris 1821–1829) des Buchhändlers und Ver- 19. Jhs generell stark verbreitet, wie Kleber u. a. der legers Charles-Louis-Fleury Panckoucke (1780– Casinogesellschaft Herisau und der Lesegesellschaft 1844). Unter den Hilfswissenschaften stehen Schäfle, Trogen, da und dort in den Büchern zeigen. Numismatik und Genealogie im Vordergrund, letz- Der Bestand repräsentiert die Schweizer Geschichte tere mit einigen Jg. des Historisch-genealogischen in der ganzen Bandbreite der Themen; Schwer- Kalenders (Berlin 1805–1814, 1816–1824), mit punkte sind auszumachen bei der Geschichte des dem Gothaischen genealogischen Hofkalender (vor- Nachbarkantons St. Gallen (auch Pamphlete aus – handen die Jg. 1813 1838) sowie mit Kronos (Leip- der Zeit des Zweiten Villmergerkriegs), bei den – zig 1816 1822). Von den 93 Periodikaeinheiten des Kantonsgeschichten überhaupt, den allgemeinen Fachs »Allgemeine Geschichte«, alle in deutscher Schweizergeschichten und den Chroniken seit dem Sprache, entfallen 11 auf die Erscheinungsjahre 16. Jh, beim Verhältnis der Eidgenossenschaft zu 1751 bis 1800 und 82 auf die erste Hälfte des Frankreich, bei der Reformationsgeschichte und 19. Jhs. Hierzu gehören politische Tagebücher, so den Reformationsfeiern, bei der Personen- der Almanach der Revolutionsopfer (Chemnitz geschichte, v. a. aber bei der politischen Geschichte 1794/95), sowie Reihen verschiedener Taschenbü- von der Helvetik bis zur Gründung des Bundes- cher zur neuesten politischen Geschichte. staates. Hinzu kommen Berichte über die Verhand- 2.20 Von Freiherr von Lassberg erhielt Johann lungen nationaler Sozietäten (z. B. der Helvetischen Caspar Zellweger die Notitia utraque cum orientis Gesellschaft), Werke zur Münzgeschichte, über ein- tum occidentis ultra Arcadii Honoriique caesarum zelne Regionen (Entlebuch, Engadin) und für sie tempora (Basel 1552) und die Teutschen Denkmäler bestimmende, umwälzende Ereignisse (Waadt, (Heidelberg 1820). Sigmund von Birkens Spiegel Genf), auch über einzelne kleinere Städte (Aarau, der Ehren des Erzhauses Oesterreich (Nürnberg Winterthur, Sursee), Literatur für Kaufleute, über 1668) trägt einen Vorbesitzvermerk der oberöster- Wirtschaft und Handel, vereinzelt Schulbücher, reichischen Benediktinerabtei Lambach. Berichte über Naturereignisse (Bergsturz von 2.21 In Anbetracht der patriotischen Zielsetzung Goldau), selten über Kirchen in katholischen Regio- der Appenzellisch-Vaterländischen Gesellschaft und nen und über Klöster (Einsiedeln). Aus der Biblio- der analogen Interessen der privaten Büchersamm- thek Zellweger stammen wiederum Quelleneditio- ler Honnerlag, Zellweger und Frei verwundert es nen und auffällig viele Darstellungen zur Zürcher nicht, dass »Schweizergeschichte« (Helv) mit 4777 Geschichte des 19. Jhs. Josias Simmlers politische Einheiten mit Abstand den umfangreichsten Teil- Landeskunde liegt u. a. in lateinischer Sprache bestand aufweist. 25 Einheiten entfallen auf das (Zürich 1576) und in französischer Übers. (Paris 16. Jh, 59 auf das 17.Jh, 833 auf das 18. (658 1579) aus der Sammlung Meyer vor. Unter den ita- zweite Hälfte) und 3860 auf das 19. Jh (2616 erste lienischsprachigen Werken befindet sich der Com- Hälfte). Die Sprachenstatistik umfasst 4183 pendio della storia della Rezia (Chiavenna 1787) deutsch-, 518 französisch-, 55 lateinisch-, 16 italie- von Petrus Dominicus Rosius a Porta. Die Einord- nisch-, 3 englischsprachige und 2 rätoromanische nung der Predigten Rudolf Gwalthers bei den Hel- Einheiten. In der Sachgruppe sind 1220 Periodi- vetica ist wohl mit der Zürcher Herkunft des Ver- kaeinheiten enthalten, davon 1185 deutsch- und 35 fassers zu erklären; das Exemplar der Archetypi französischsprachige. Sie verteilen sich auf das homiliarum in quatuor evangelia (Zürich 1601) 18. Jh (79; 77 zweite Hälfte), auf die erste Hälfte trägt den Vorbesitzvermerk von Antistes Johann des 19. Jhs (674) und auf die zweite Hälfte des Jakob Breitinger (1575–1645). Dieselbe Klassifika- 19. Jhs (467). Die Schweizer Periodika (Signatur: tion wurde für eine Schrift Heinrich Bullingers über »Helv P«) umfassen in grosser Zahl Neujahrsblätter Glaubensirrtümer (Neustadt an der Haardt 1600) verschiedener Zürcher Gesellschaften, politische und mit Ulrich Zwinglis Eyn kurtze klare summ Jahrbücher, vereinzelt Kalender, periodische Publi- und erklärung des Christenen gloubens (o.O.o.J.) Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen 85 vorgenommen. Landammann Jakob Zellweger zweite Hälfte) und 530 in das 19. Jh (426 erste (1805–1873) erhielt vom Verfasser Oswald Heer Hälfte). 635 sind in deutscher, 156 in französischer, Die Schieferkohlen von Utznach und Dürnten 32 in englischer, 16 in italienischer und 8 in lateini- (Zürich 1858) geschenkt, Johann Caspar Zellweger scher Sprache verfasst. Unter den Reisebeschreibun- von Prof. Karl Scheitlin (1779–1848) einen Rechen- gen zu zahlreichen Ländern und zu allen Kontinen- schaftsbericht über den St. Galler wissenschaftli- ten befinden sich umfangreiche Reiseanthologien chen Verein (St. Gallen 1825), den Scheitlin gegrün- sowie einige Publikationen über Ägypten, Palästina, det hatte und den er präsidierte. Zur Kaufmanns- Frankreich und Italien, viele Reiseführer über Paris literatur zählt ein Gerechnetes Leinwaht=Büchlein und italienische Städte (Ferrara, Genua, Neapel, (Basel 1671); die Mémoire sur les tremblemens de Venedig), v. a. aber Berichte über Schweizerreisen. terre (Vevey 1756) trägt den Schenkungsvermerk Hinzu kommen Geographielehrbücher, vereinzelt des Autors Elie Bertrand. Das Exemplar von Kartensammlungen (John Palairet, Bowles’s univer- Johann Schalchs Exercier=Büchlein (Basel 1680), sal atlas, London um 1791) und, aus der Bibliothek repräsentativ für die Schweizer Militaria, schenkte Zellweger, landeskundliche Werke über Bayern und Gabriel Walser im Jahre 1708 dem Trogener Arzt Baden-Württemberg sowie Ortslexika zu Schweizer und Freund der Zürcher Aufklärer Bodmer und Kantonen. Albrecht Herports Kurtze Ost=Jndiani- Breitinger, Laurenz Zellweger, der übrigens nur sche Reiß=Beschreibung (Bern 1669) hatte Land- sehr selten in handschriftlichen Vermerken als ammann Matthias Oertli (1777–1837) an einer Buchbesitzer erscheint. Die Helvetische Konfession Auktion erworben. Abraham Ortelius’ geographi- ist in deutscher, italienischer und rätoromanischer sches Hauptwerk liegt unter dem Titel Il theatro del Sprache (Chur 1775–1777) vorhanden. Johann mondo (Brescia 1598) in italienischer Sprache vor, Caspar Lavater schenkte die von ihm verfasste Kants Physische Geographie (2 Bde, Königsberg Historische Lobrede auf [Antistes] Johann Jakob 1802) in einem Druck, der sich auf eine von Fried- Breitinger (Zürich 1771) dem Pfarrer in Turbenthal rich Theodor Rink bearbeitete Handschrift des Ver- und später in Wila, Felix Nüscheler (1740–1796). fassers stützt. Friedrich Nicolais Beschreibung einer Die Festgabe zur vierten Secularfeier der Schlacht Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre bei St. Jakob an der Birs 1444 (Zürich 1844) erhielt 1781 (12 Bde, Berlin, Stettin 1783–1796) schenkte die Lesegesellschaft in Trogen vom Verfasser Hein- der Verfasser dem Landammann und promovierten rich Cramer. Das Trogener Exemplar von Melchior Arzt Johann Jakob Zuberbühler (1723–1803). Goldasts Copeylicher Begriff verschiedener Reichs- Satzungen (Frankfurt a. M. 1712) stammt aus dem 2.24 Unter »Mathematik, Naturwissenschaft« (L; Benediktinerkloster Wessobrunn. 433 Einheiten) finden sich 14 Publikationen des 16. Jhs, 34 des 17.Jhs, 199 des 18. (164 zweite 2.22 Zur historischen Literatur zählen auch die Hälfte) und 186 des 19. Jhs (114 erste Hälfte), 271 Biographien, die eine besondere Sachgruppe (J) in deutscher, 106 in französischer, 52 in lateini- bilden. Von den 550 Einheiten entfallen 2 auf das scher, 3 in italienischer und 1 Schrift in griechischer 16. Jh, 15 auf das 17.Jh, 114 auf das 18. Jh (77 Sprache. Die Bibliothek Honnerlag steuerte den zweite Hälfte) und 419 auf das 19. Jh (266 erste grössten Teil der recht zahlreich vorhandenen Hälfte), 302 auf die deutsche, 214 auf die französi- mathematischen Fachliteratur bei, die von den sche, 14 auf die lateinische, je 9 auf die italienische Anfängen des Rechnens bis zur Infinitesimalrech- und die englische und 2 auf die spanische Sprache. nung alle Lernstufen umfasst. Johann Caspar Zell- ImBestandbefindensichhauptsächlichVitenvon weger, dem Louis Sordet seinen Nouveau cours rai- Politikern und Feldherren, allen voran Napoleons sonné d’arithmétique (Genf, Paris 1832) mit einer und Bismarcks, von Schweizer Reformatoren, ein- handschriftlichen Widmung zueignete, gehörten zelnen Humanisten (Erasmus von Rotterdam), von u. a. Werke über Elektrizitätslehre, Meteorologie, Wissenschaftlern, Schriftstellern und, weniger zahl- Geologie und Experimentalphysik. Zahlreicher als reich, von Künstlern, vereinzelt auch von Personen andere Disziplinen sind die Botanik, die Chemie, aus unteren Bevölkerungsschichten, so die Auto- einschliesslich der Mineralogie, und die Natur- biographie des Schneidergesellen Johann Michael geschichte (Georges-Louis Leclerc de Buffon), ein- Stehelein (Lindau 1781). Viele Lebensbeschreibun- schliesslich der Paläontologie (Louis Agassiz), ver- gen sind Zürcher Persönlichkeiten gewidmet, von treten. Im Bestand von untergeordneter Bedeutung denen einige, wie Salomon Gessner, mit Trogen eng sind die Zoologie, einschliesslich der Insekten- verbunden waren. Als Rarität erwähnenswert ist kunde, und die Wesensbeschreibungen von Tieren De la vida del picaro Guzman de Alfarache (2 Bde, (Hermann Samuel Reimarus, Allgemeine Betrach- Mailand 1615) von Mateo Alemán. tungen über die Triebe der Thiere, Hamburg 1773), 2.23 Die Sachgruppe »Geographie, Völkerkunde, die Naturmagie (Giambattista della Porta, Magiae Reisen« (K; 847 Einheiten) gewinnt ihre Bedeutung naturalis libri viginti, Frankfurt 1607; Vorbesitz: aus der in ihr reich vertretenen, zum grossen Teil David Christoph Schobinger) sowie die Astrono- aus der Bibliothek Honnerlag stammenden Reise- mie. Das anonym erschienene Reconditorium ac re- literatur. Nur 6 Publikationen gehen ins 16. Jh clusorium opulentiae sapientiaeque numinis mundi zurück, 18 in das 17.Jh, 293 in das 18. Jh (254 magni (Amsterdam 1666) und die ebenfalls in den 86 Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen

Niederlanden gedruckten De miraculis occultis 34) zusammen, 67 deutsch-, 8 französisch- und 2 naturae libri IV (Leiden 1666) waren einst im Besitz englischsprachige. Nicht unerwartet stösst man des Basler Mathematikprofessors Samuel Eglinger auf Fachliteratur zum Aufschwung der Textil- (1638–1673), der aber, anders, als diese Titel industrie, insbesondere zur Woll- und Baumwoll- annehmen lassen, durch seine im Unterricht durch- verarbeitung und ihrer Geschichte (Edward geführten naturwissenschaftlichen Experimente Baines, History of the cotton manufacture in Great bekannt wurde. Vorhanden sind ferner William Britain, London [1835]) und zur frühindustriellen Johnsons Lexicon chymicum (London 1652), Mechanisierung. Nachschlagewerke über den Han- Johann Wolfgang Goethes Versuch, die Metamor- del, Monographien über das Bankenwesen, Unter- phose der Pflanzen zu erklären (Gotha 1790; Vor- suchungen über die fortschreitende Industriali- besitz Hermann Krüsi) und eine Anzahl Paracelsica, sierung in europäischen Ländern und eine Preis- darunter die Opera omnia medico-chemico-chirur- schrift über die Feuerwehr in Kleinstädten und Dör- gica (3 Bde, Genf 1658) aus dem Besitz von Johann fern vervollständigen das Bücherangebot. Den Jakob Frei, der noch weitere Paracelsuswerke beses- Second Report on the Commercial Relations bet- sen hat, die sich aber nicht in der Kantonsbiblio- ween France and Great Britain (London 1835) thek befinden. schenkte der Verfasser, John Bowring, im Erschei- 2.25 Von den 233 unter »Medizin« (M) aufgestell- nungsjahr anlässlich eines Besuches in der Schweiz ten Einheiten gehören die meisten nicht zum histori- Johann Caspar Zellweger. schen Kernbestand, sondern dieser ist durch spätere 2.29 Schon die Appenzellisch-Vaterländische Zugänge, hauptsächlich aus der Bibliothek von Gesellschaft hatte, wie erwähnt, das Ziel, im Hin- Johann Baptist Wutz (rund 50 Besitzvermerke in blick auf die Gründung einer Kantonsbibliothek diesem Fach), aufgestockt worden. 14 Publikatio- alles mit Appenzell Ausserrhoden in Zusammen- nen gehen auf das 16., nur 2 auf das 17.Jh, 52 auf hang stehende Schrifttum mit dem Anspruch auf das 18. (37 zweite Hälfte) und 165 auf das 19. Jh Vollständigkeit zu sammeln. Die Appenzellensia bil- (84 erste, 81 zweite Hälfte) zurück. 204 Publikatio- den daher den einzigen bis auf den heutigen Tag nensindindeutscher,20inlateinischerund9in historisch gewachsenen Kernbestand der Kantons- französischer Sprache verfasst. Neben medi- bibliothek, die von Gesetzes wegen einen Sammel- zinischer Fachliteratur (Anatomie und tierischer auftrag erfüllt. Die »Appenzellensia« (App) zählen Magnetismus) liegen Werke über Molkenkuren, 3345 Einheiten, von denen 6 auf das 17.Jh, 257 auf Volksaufklärung, die Elektrizität als Mittel der das 18. (205 zweite Jahrhunderthälfte) und 3082 Heilkunst, über sogenannte Irrenanstalten und v. a. auf das 19. Jh (1920 erste Jahrhunderhälfte) entfal- ’ über Bäder vor, darunter Alexander Seitz Mensch- len. Aus der Sammlung Meyer stammen lediglich 7 lichs lebensart (Basel 1516) mit dem Schenkungs- Publikationen. 3308 Werke sind in deutscher, 17 in vermerk von 1591 eines Abts des 1803 aufgehobe- lateinischer, 16 in französischer sowie je 2 in engli- nen Benediktinerklosters Werden. scher und in italienischer Sprache geschrieben. In 2.26 In der Fachgruppe »Land-, Forst- und Haus- der Gesamtzahl der Appenzellensia sind 1373 Ein- wirtschaft« (N; 204 Einheiten) finden sich Literatur heiten Periodika inbegriffen sowie ein wertvoller über die Landwirtschaft und ihre Geschichte, über Bestand an Kleinschriften aller Art (1594 Einhei- Wald-, Garten- und Obstbau, zur Imkerei und ten). Die Appenzeller Literatur ist zwar nicht nach Kochbücher (Alexander Viard, Der kaiserliche Sachgebieten statistisch aufgeschlüsselt worden, Koch, Aarau 1808). doch lässt sich ein erster inhaltlicher Schwerpunkt bei den Theologica feststellen. Es handelt sich 2.27 Es handelt sich um 2 Publikationen des hauptsächlich um Erbauungsliteratur, Predigten zu 16. Jhs, 4 des 17.Jhs, 122 des 18. (113 zweite verschiedenen Anlässen (Landsgemeinde, Ein- Hälfte) mit einer beträchtlichen Anzahl volksauf- weihungen, Verabschiedungen, Naturereignisse), klärerischer Schriften, z. B. Samuel-Auguste Tissots Gesangbücher, Kirchenordnungen und Katechis- LettreàM.Hirzelsurlebléetlepain(Lausanne men. Ebenfalls zahlreich vertreten sind kantonale 1779), und um 76 Werke des 19. Jhs (72 erste Jahr- und kommunale Gesetze, darunter ein Sammelband hunderthälfte). 202 Schriften sind in deutscher, 2 in Feuerwehrordnungen von Appenzeller Gemeinden französischer Sprache verfasst. Die angegebene der Jahre 1895–1900, Landmandate, Vereins- Gesamtzahl ist zu tief, da einschlägige Literatur schrifttum aller Art, Bücherverzeichnisse von auch anderen Sachrubriken zugeordnet und deshalb Bibliotheken, Schulbücher, v. a. Lesefibeln, Schrif- dort statistisch erfasst ist, z. B. der Vaterländische ten über den Appenzeller Witz, weitere pädagogi- Bauern=Freund (Freiburg i.Ue. 1828) unter den sche Literatur, namentlich aus dem Kreis der Pesta- Schweizer Periodika (»Helv P«) und das Taschen- lozzianhänger Hermann Krüsi (1775–1844) und buch für Natur- und Gartenfreunde (vorhanden 11 – – Johannes Niederer (1779 1843), medizinische Dok- Bde, Tübingen 1796 1806) unter »Literatur« (F). torarbeiten sowie personengeschichtliche Publika- 2.28 »Technik, Industrie« (O; 77 Einheiten) setzt tionen. Hinzu kommen Chroniken zur Kantons- sich aus 40 Werken des 18. Jhs (39 zweite Jahr- geschichte (Gabriel Walser), Monographien über hunderthälfte) und 37 des 19. Jhs (1801–1850: die Appenzellerkriege, Gemeindegeschichten (u. a. Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen 87

Johann Jakob Schläpfer, Chronicon der Gemeinde sowie die von dieser hrsg. Appenzellischen Jahr- Waldstatt, Trogen 1839), vereinzelt landes- und bücher (ab 1854) zu erwähnen. Das Appenzellische naturkundliche Publikationen sowie volksaufkläre- Monatsblatt (1825–1845 sowie 1847) ist eine rische Schriften, z. B. ein anonym erschienener bedeutende kantonsgeschichtliche Quelle. Traktat Ueber den Anbau des Landtabaks und des- sen Verbesserung (o. O. 1812) und Johann Conrad Sammlung Carl Meyer Honnerlags Kurze Beschreibung über das Faul- 2.31 Zehn Jahre nach dem Tod des Juristen und fieber (Trogen 1797). Als appenzellische Druckorte Politikers Carl Meyer (1873–1947) gelangte die begegnen ausser Trogen Herisau, Bühler, Gais und Bibliothek dieses Appenzeller Bibliophilen in die Heiden. In Herisau erschienen unter dem Pseudo- Kantonsbibliothek Trogen. Seine Sammlung nym »Gratianus Christophilus« Die paradiesische umfasst rund 800 Bde Druckschriften, ferner 27 Aloe (1732) des Berner Pietisten Samuel Lutz, der mittelalterliche und frühneuzeitliche Handschrif- Katalog der Leihbibliothek der M. Schläpferschen ten, Wappenbriefe, Autographensammlungen Buchhandlung in Herisau (1847) und eine Goethe- sowie Druckgraphiken und Kunstblätter. Die ausgabe als Raubdruck (12 Bde, 1835–1838), in meisten Bücher tragen das Exlibris des Sammlers. Trogen wurde 1849 eine Erinnerungsschrift zum Im Laufe der Zeit wurden Teilbestände, vorwie- 25. Amtsjubiläum von Pfarrer Johann Jakob Frei gend Sekundärliteratur, Kunstkataloge und Zeit- (Geschenkexemplar für Johann Caspar Zellweger) schriften des 19. und 20. Jhs ausgeschieden, meist gedruckt. Johann Georg Oberteufer (1801–1860) Dubletten. Der Eindruck der Heterogenität der schenkte ein Exemplar seiner medizinischen Dok- Sammlung wird gemildert durch gattungsmässige tordissertation (Würzburg 1823) der Bibliothek der Präferenzen, die von Meyers Vorliebe für Illustra- Appenzellisch-Vaterländischen Gesellschaft, Schrif- tionen und Buchgestaltung herrühren: Stunden- ten des Arztes, Politikers und Palästinakenners bücher, Klassikerausgaben, Schweizer Chroniken, Titus Tobler (1806–1877) mit handschriftlicher Reiseschilderungen, Kräuterbücher. Die Entste- Widmung des Verfassers befanden sich im Besitz hung der mittelalterlichen Handschriften weist des Appenzeller Heimatkundlers und Sängerfreunds v. a. auf Paris, Nordfrankreich sowie auf angren- Alfred Tobler (1845–1923), und Johann Caspar zende Gebiete, z. B. den flämischen Einzugs- Zellweger beschenkte die Gemeindebibliothek Tro- bereich, hin, die Erscheinungsorte der frühen gen mit seiner Geschichte der diplomatischen Ver- Drucke auf Zentren der Buchproduktion (Augs- hältnisse der Schweiz mit Frankreich von 1698 bis burg, Basel, Nürnberg, Strassburg und Venedig), 1784 (St. Gallen, Bern 1848). Der Trogener Arzt aber auch auf einige ihrer Nebenschauplätze (Ber- Johann Georg Schläpfer (1797–1835), der ein omünster, Rougemont und Urach). Der Weg der Naturalienkabinett und eine grosse Bibliothek Sammelobjekte von den ehemaligen Besitzern über besass, überreichte ein Exemplar seiner anonym den Antiquariatshandel bis zum Appenzeller erschienenen Resonanzen aus meinem Leben 1797– Bibliophilen lässt sich nur in den seltensten Fällen 1825 (St. Gallen 1825) mit einer handschriftlichen rekonstruieren. – Widmung Landammann Matthias Oertli (1777 2.32 Der Altbestand der Sammlung Meyer umfasst 1837), einem promovierten Mediziner. insgesamt 642 Einheiten, darunter 82 Inkunabeln 2.30 Die Appenzeller Periodika (1373 Einheiten) (12,8 %), 99 Drucke des 16. Jhs (15,4 %; 69 erste, mit 586 Berichten, 482 Zeitschriften und Zeitungen 30 zweite Jahrhunderthälfte), 35 des 17.Jhs sowie 305 Kalendern bilden, dem gesetzlichen Auf- (5,5 %), 180 des 18. Jhs (28 %; 33 erste, 147 zweite trag der Kantonsbibliothek entsprechend, den wich- Jahrhunderthälfte) und 246 des 19. Jhs (38,3 %; tigsten Teilbestand der Periodikasammlung. Ausser 179 erste, 67 zweite Jahrhunderthälfte). Die Liste den erwähnten periodischen Schriften zählen dazu der Sprachen führen Französisch (37,5%; 241 Ein- das kantonale Amtsblatt (ab 1834) sowie Gemeinde- heiten) und Deutsch (36,1 %; 232) an, gefolgt von rechnungen. Einen Sonderfall stellt die erste und ein- Latein (18,1 %; 116), Englisch (4,8 %; 31), Italie- zige in der Kantonsbibliothek vorhandene Nummer nisch (2,5 %; 16), Rätoromanisch (3) sowie Spa- von Der Segen Abrahams dar. Unter diesem Titel nisch, Griechisch und Hebräisch (je 1). erschien die Appenzeller Zeitung vom 27. November 2.33 Die Bestandszahlen der Sondersammlung bis zum Jahresende 1830 im Kanton Bern, da sie Meyer wurden in die allgemeine Statistik eingear- dort wegen ihrer radikalen Ausrichtung verboten beitet, dort also denselben Sachkategorien zugeord- worden war. Da Hermann Krüsi Mitarbeiter der net wie die übrigen Druckschriften. 260 Einheiten Pädagogischen Revue (insgesamt 38 Bde) war, steht (40,5 %) entfallen auf die Sachgruppe »Literatur«, diese unter den Appenzeller Periodika. Neben dem je 85, d. h. je 13,2 % auf die Theologie und die Appenzeller Kalender (ab 1722) sind verschiedene Schweizer Geschichte, 56 (8,1 %) auf die allgemeine Appenzeller Zeitungen, hauptsächlich Tageszeitun- Geschichte, je 47, d. h. je 7,3 % auf »Geographie« gen und Wochenblätter (z. B. das Wochenblatt für und auf »Künste«, 21 (3,3 %) auf »Mathematik, denKantonSäntis(1798/99), Der ökonomische Naturwissenschaften«, 14 (2,2 %) auf »Philoso- Künstler (1813), die Verhandlungen der appenzel- phie«, 7 (1,1 %) auf »Appenzellensia«, 6 (0,9 %) lisch-gemeinnützigen Gesellschaft (1833–1853) auf die Medizin, je 5 auf »Biographien« und auf 88 Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen

»Recht« sowie 4 auf »Sprache«. Bei den Inkuna- 19. Jh von Appenzeller Pfarrern mit grossem Einsatz beln ergibt sich ein anderes Bild: Theologie 46 Ein- unterstützt. Soweit die historischen Bestände der heiten, Geschichte und Philosophie je 11, Literatur Kantonsbibliothek Buchbesitz des frühen 19. Jhs 10, Sprache 3 Einheiten und Recht 1 Einheit. Aus dokumentieren, stellen sie das Spiegelbild dieser für der langen Reihe bibliophiler und historischer Kost- Appenzell Ausserrhoden typischen späten Symbiose barkeiten seien genannt das sowohl handschriftlich von weltlicher und religiöser Aufklärung dar. Carl als auch in einem Druck (Augsburg 1535) vorhan- Meyers Sammeltätigkeit als Buch- und Kunstliebha- dene Memorial der Tugend Johann von Schwarzen- ber lagen dagegen ästhetische Interessen zugrunde, bergs, eine Ausg. des Neuen Testaments von Eras- die, entfernt vielleicht am ehesten mit denen Hon- mus von Rotterdam (2. Aufl., Basel 1519) mit nerlags vergleichbar, Beruf und Kunst als getrennte einem Schenkungsvermerk von Ulrich Zwingli vom Sphären betrachteten. Mit der in diesem Handbuch- 30. Dezember 1522, verschiedene Bibel-Inkunabeln, artikel noch nicht gewürdigten Bibliothek der Abtei die in der Schweiz äusserst seltene Übers. des Thelema in Stein (AR) hat die Kantonsbibliothek Ritters vom Turn von den Exempeln der gotsforcht Appenzell Ausserrhoden jüngst einen weiteren und erberkeit (Basel 1493) von Geoffroy de la Bestand übernommen, dessen inhaltliche Ausrich- Tour-Landry, 2 Exemplare der Kronica (Basel tung der kantonalen liberalen Politik und Gesetzge- 1507) Petermann Etterlins, eines davon ein bung entspricht, die Personen und Gruppierungen Geschenk eines Schaffhausers, Hans Conrad Peyer, mit alternativem Menschenbild Raum für eine freie an den Ingolstädter Theologen und - Praktizierung der eigenen Lebensformen bietet. gegner Johann von Eck, sowie die Horae divinae virginis Mariae secundum usum Romanum (Paris ca. 1513) mit dem Exlibris der verwitweten Her- 3. KATALOGE zogin Elisabeth Sophie Maria von Braunschweig- Lüneburg-Wolfenbüttel. Aus adligem, z. T. sogar Moderne, allgemeine Kataloge aus königlichem Vorbesitz stammen weitere Bücher. Online-Katalog als Teilkatalog des St. Galler Biblio- So gehörten Fastenpredigten von Jean-Baptiste theksnetzes (SGBN) mit verschiedenen Abfrage- Massillon (4 Bde, Paris 1764) König Albert von möglichkeiten (www.ar.ch/kantonsbibliothek) Sachsen (1828–1902), die Histoire de Lovy XI., roy de France (o. O. 1620) seiner Gemahlin, Königin Standortkataloge [3 Ringhefte] Carola (1833–1907), die Lettres sur la danse (4 Moderner, spezieller Katalog Bde, St. Petersburg 1803/04) von Jean-Georges Noverre Zar Alexander I. (1777–1825), verschie- Hartmann, Roland; Gamper, Gertraud: Die Drucke dene Werke der herzoglichen Hofbibliothek in Des- der Sammlung Carl Meyer bis 1600. In: Gertraud sau, andere den Grafen von Thun-Hohenstein im und Rudolf Gamper; Roland Hartmann; Susan böhmischen Tetschen oder dem Grafen Joseph von Marti; Hannes Steiner; Matthias Weishaupt: Samm- Rheinstein und Tattenbach. Das Exemplar von lung Carl Meyer in der Kantonsbibliothek Appen- Isaac de Larreys Histoire d’Eleonore (o. O. um zell-Ausserrhoden in Trogen. Dietikon-Zürich 1692) in der Sammlung Meyer besass einst die Mar- 2005, S. 107–207 quise de Pompadour (1721–1764), die Mätresse Ludwigs XV. Historische Kataloge 2.34 Mit der Sammlung Meyer übernahm die Appenzellische Bibliothek. Verzeichniß einer Appenzeller Kantonsbibliothek das wichtigste Ver- beginnenden Sammlung von Druckschriften appen- mächtnis seit ihrem Bestehen. Es repräsentiert, wie zellischer Verfasser, so wie von Druckschriften auch die Privatbibliotheken, die zu ihrer Gründung führ- fremder Verfasser, die auf den Kanton Appenzell ten, das Bildungsstreben einzelner Angehöriger der Bezug haben. Trogen, im August 1824 appenzellischen bürgerlichen Oberschicht, die Vor- Verzeichniß der Büchersammlung der Appenzel- liebe für Literatur und Kunst in eindrücklicher, lisch=Vaterländischen Gesellschaft. St. Gallen 1826 obwohl zeitweise unterbrochener Kontinuität. Erster Nachtrag zu dem Verzeichniß der Bücher- sammlung der Appenzellisch=Vaterländischen Zusammenfassung Gesellschaft. Trogen 1829 2.35 An der Entstehungsgeschichte der Kantons- Bücherverzeichniss der appenzellischen gemein- bibliothek und an der Zusammensetzung des früh nützigen Gesellschaft. Trogen 1839 erworbenen Bestands lässt sich einerseits der von Katalog der Gemeindebibliothek in Trogen (1854) der Aufklärung eingeleitete und vom Liberalismus [hschr.; mit Donatorenliste November 1889 – gestärkte, von bürgerlicher Privatinitiative getra- Oktober 1895] gene Säkularisierungsprozess vergegenwärtigen. Die gemeinnützigen Aktivitäten im Dienste der Verbes- Katalog der Gemeinde-Bibliothek in Trogen. Tro- serung des Schul- und Erziehungswesens sowie des gen 1862 wirtschaftlichen Fortschritts wurden anderseits Katalog zur Bibliothek der Kronengesellschaft in aber, wie das Beispiel Johann Jakob Freis zeigt, im Trogen. Trogen 1892 Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen 89

Appenzellische Kantonsbibliothek. Realkatalog I. Bibliothek geschenkt von Herrn J.C. Zellweger d. Theologie und Kirchengeschichte. Trogen 1905 10. (Dezember). 1823 Appenzellische Kantonsbibliothek. Katalog II. Verzeichnis der in die Bibliothek gekommenen Geschichte (excl. Schweiz). Trogen 1908 Bücher u.s.w., nebst Angabe, woher sie derselben Appenzellische Kantonsbibliothek. Katalog III. zugekommen sind [umfasst die Jahre 1823 bis Literatur und Sprachwissenschaft. Trogen 1915 1849] Appenzellische Kantonsbibliothek. Katalog IV. Protokoll der Bibliothek=Commission, angefangen Geschichte der Schweiz und der Kantone (exclusive in ihrer ersten Sitzung, den 27.ten Heumonat des Appenzell). Trogen 1918 Jahrs 1829 [bis 1. November 1890] Alphabetischer Verfasserkatalog zu den Appenzel- Protokoll der kantonalen Bibliothekkommission lensia, [Zettelform, bis 1998] begonnen Juni 1896 bis 1908 Zettelkatalog zu Nekrologen über Appenzeller Per- Verzeichnis der aus der Trogener Bibliothek ausge- sönlichkeiten lehnten Bücher u.s.w. angefangen von Pfr. Frei im Wintermonat d. J. 1832 [Verzeichnis der Ausleihen Sachkatalog zu den Appenzellensia [Zettelform] 1832 bis März 1851] Alphabetischer Verfasserkatalog zur gesamten Bücherankauf der Kantonsbibliothek 1896–1929 nicht-appenzellischen Literatur [Zettelform] Bibliotheksregister [ab 1900; angefangenes Gesamt- register der Bibliothek] 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Kantonsbibliothek Trogen 1926–1932 [Ausleihe- ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK buch] Kassabuch der appenzell. Kantonsbibliothek in Handschriften Trogen 1897–1913 Dokumente [2 Schachteln] mit der Signatur Pa.006 Kassen-Buch der Kantonsbibliothek Trogen 1896– [olim Kantonsbibliothek Trogen, Signatur: Ms. 1950 383], in Auswahl [Staatsarchiv Appenzell Ausser- Hauptbuch der Kantonsbibliothek Trogen 1914– rhoden, Herisau] 1936 Bücherverzeichnisse [u. a. der Appenzellisch-Vater- Hauptbuch der Kantonsbibliothek Trogen 1937– ländischen Gesellschaft] 1950 Catalog der von Bruder Joh. Conrad Schläpfer sel. erganteten Bücher Gedruckte Quellen Zeitschriften, die bei der Vaterländischen Gesell- schaft circuliren Reglement für die Gemeinde-Bibliothek in Trogen o. O. o. J. [Signatur: App b 715] Verzeichnisse der Schulschriften in der Kantons- bibliothek in Trogen Kantonale Verordnung über die Appenzellische Kantonsbibliothek vom 4. Februar 1896 Schenkungsverzeichnisse [u. a. Johann Conrad Honnerlag, Johann Caspar Zellweger] und Schen- Rechenschaftsberichte des Regierungsrates an den kungsurkunden, Übernahmebedingungen Kantonsrat von Appenzell Ausserrhoden (ab 1896) Donatorenbuch 1825–1832 Reglement für die Kantonsbibliothek des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Revidiert vom Regie- Leserverzeichnisse 1830–1843 rungsrat am 8. Juli 1919. Trogen 1919 Ausleihbuch 1841–1847 Benutzungsbestimmungen Berichte über die Bibliothek der Appenzellisch- Darstellungen Vaterländischen Gesellschaft (1824–1826, 1831, Grosser, Hermann: Geschichte der Appenzellischen 1836, 1837, 1839, 1842, 1849) Bibliotheken. In: Appenzellische Jahrbücher 79 Cassa der App(enzellisch) Vaterl(ändischen) Gesell- (1951), S. 3–50 [hier u. a. Bibliographie von Biblio- – schaft 1832 1835 thekskatalogen, Statuten von Lesegesellschaften Bibliotheksrechnungen, Rechnungen von Bücher- und Bibliotheken, zu beiden Appenzell] lieferanten Marti, A[dam]: Ueber die Entstehung der appenzel- Verzeichniß der Schriften der Vaterländischen lischen Kantonsbibliothek. In: Appenzellische Jahr- Gesellschaft geordnet nach der Zeit ihres Empfangs bücher 36 (1908), S. 119–132 [Angabe der Donatoren, vom 17. November 1823 Rüsch, Gabriel: Historisch-geographisch-statisti- bis 28. Januar 1825] sches Gemälde der Schweiz. Dreizehntes Heft. Der Verzeichniß von historischen Schriften grössten Kanton Appenzell. St. Gallen, Bern 1835 (Faksi- theils aus Handschriften die die vaterländische mile-Ndr. Genf 1978) [Abschnitt »Sammlungen«, Geschichte betreffen bestehend, der kantonal. S. 105f.] 90 Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen

Schläpfer, Johannes: Das Ausserrhoder Bibliotheks- thias: Sammlung Carl Meyer in der Kantonsbiblio- wesen. In: Appenzellische Jahrbücher 124 (1996), thek Appenzell-Ausserrhoden in Trogen. Dietikon- S. 5–36 Zürich 2005 Weishaupt, Matthias: Die «Description de 5. VERÖFFENTLICHUNGEN l’Egypte»inderBibliothekvonTrogen.In:Appen- ZU DEN BESTÄNDEN zellische Jahrbücher 130 (2002), S. 14–30 Gamper, Rudolf und Gertraud; Hartmann Roland; Marti, Susan; Steiner Hannes; Weishaupt, Mat- Innerrhodische Kantonsbibliothek Appenzell 91

INNERRHODISCHE schen Kantonsbibliothek, wurden erstmals finanz- KANTONSBIBLIOTHEK ielle Mittel für die Anschaffung landeskundlicher Literatur eingesetzt. Neben dem Sammelauftrag für APPENZELL Appenzellensia hat die Kantonsbibliothek, der immer wieder grössere und kleinere Schenkungen Kanton: Appenzell Innerrhoden aus kirchlichem Besitz oder von Privaten zukamen, Ort: Appenzell den Charakter einer Verwaltungsbibliothek bis heute behalten. Verantwortung und Wartung obla- Bearbeiter: Hanspeter Marti und Doris Ueber- gen bis 1972 dem Ratschreiber, der auch das Lan- schlag, nach Vorarbeiten desarchiv betreute. Von 1972 bis 1990 wurden Lan- von Hermann Bischofberger desarchiv und Kantonsbibliothek in einem Teilzeit- amt geführt. 1991 erhielt der Landesarchivar ein Adresse: Marktgasse 2, 9050 Appenzell Vollamt, und seit 2002 ist die Kantonsbibliothek mit einem zusätzlichen Teilzeitpensum eine selb- Telefon: +41 71 788 93 33 ständige Amtsstelle. Ab 1946 stellte die Standes- kommission Gelder aus dem Lotteriefonds zur Ver- Telefax: +41 71 788 93 39 fügung, seit 1954 wird die Kantonsbibliothek aus dem ordentlichen Budget finanziert. Die Bücher Homepage: www.ai.ch/bildung/bibliothek wurden im Laufe der Zeit in verschiedenen Depots E-Mail: [email protected] und in den Räumen der Alten Kanzlei unter- gebracht, so z. B. ab 1956 auch in einer nicht mehr Träger: Kanton Appenzell Innerrhoden gebrauchten Gefangenenzelle. 1967, nach dem Umbau der Landschreiberwohnung, wurden die Funktion: Kantonsbibliothek Bibliotheksbestände zentral, in der Ratskanzlei, aufgestellt. 1974 erfolgte der Umzug in das reno- Sammelgebiete: vierte Zeughaus, 1982 in den Personenschutzraum Appenzellensia, Theologica. des Krankenhauses. 1991 gewährte die Lands- gemeinde einen Zusatzkredit zuhänden des Landes- Benutzungsmöglichkeiten: archivs und der Kantonsbibliothek. Mittlerweile Heimausleihe für Publikationen ab 1900; früher umfasste der Buchbestand 15.000 Einheiten. Die erschienene Werke zur Konsultation im Forscher- Magazinräumlichkeiten im Haus Buherre Hanisefs raum. entsprechen den Normen des Kulturgüterschutzes Öffnungszeiten: und ermöglichen eine zweckmässige Aufstellung der Siehe Internet. Bestände. Ab 1994 und in Zusammenarbeit mit der neugegründeten Volksbibliothek begann man mit Technische Einrichtungen für den Benutzer: der formalen und inhaltlichen Erschliessung auf Fotokopierer, Mikrofiche- und Mikrofilmlesegerät. EDV-Basis.

Hinweise für anreisende Benutzer: 1.2 In den 60er-Jahren des 20. Jhs wurden Mit der Bahn oder dem Auto via Gossau–Herisau Bestände der Pfarreibibliothek St. Mauritius als oder St. Gallen, ungefähr 5 Minuten Fussweg vom Depositum aus dem 1863 erbauten klassizistischen Bahnhof zur Kantonsbibliothek. Eingang vis-à-vis Pfarrhaus in die Kantonsbibliothek aufgenommen. Pfarrkirche St. Mauritius. Die zum Teil in die Zeit des Tridentinums zurück- gehenden oder von diesem beeinflussten Werke dienten wie die der Kommissariatsbibliothek der 1. BESTANDSGESCHICHTE Weiterbildung des Appenzeller Klerus. 1964 wur- 1.1 Bereits im 19. Jh sammelte die Landeskanzlei den die Bücher von Kaplan Franz Stark (1916– Appenzeller Literatur und Amtsdruckschriften. 1991) in einem Typoskript verzeichnet. Die meisten 1928, im offiziellen Gründungsjahr der Innerrhodi- Besitzvermerke stammen von Appenzeller Geistli- 92 Innerrhodische Kantonsbibliothek Appenzell chen, so von Konrad Schiegg (1591–1629), Wolf- heiten (19,2 %), gefolgt von den Appenzellensia gang Jakob Ramsperg (1631–1694) und Herkules (665 Einheiten; 12,8 %), den Appenzeller Zeit- Fortunat Hersche (1658–1728), Pfarrvikar in Gon- schriften (594; 11,4 %), den Helvetica (481; 9,2 %), ten. Einige Werke besass einst das Franziskaner- der Schönen Literatur (326; 6,2 %), vom Schweizer kloster Augsburg. Recht (288; 5,5 %), von der Weltgeschichte (211; 1.3 Die Bibliothek des bischöflichen Kommissa- 4 %), der Aszetik (200; 3,8 %), den Sprachen (190; riats Appenzell, das 1806 vom Konstanzer General- 3,6 %), der Dogmatik (170; 3,3 %), der Kirchenge- vikar Ignaz Heinrich Karl von Wessenberg (1774– schichte (138; 2,7 %), der Liturgie (125; 2,4 %), 1860) ins Leben gerufen worden war, gelangte von den Predigten (109; 2,1 %), der Pädagogik und Phi- der Pfarrei St. Mauritius um 1964 ebenfalls in die losophie (109; 2,1 %), vom Recht allgemein (96; Kantonsbibliothek, erst als Depositum, später, 1,8 %), von den Naturwissenschaften (75; 1,4 %), gemäss der Schenkungsurkunde des St. Galler der Bibelliteratur (61; 1,2 %), den Lexika und ande- Bischofs Ivo Fürer vom 18. Januar 2002, in das ren Nachschlagewerken (55; 1,1 %), der Mathema- Eigentum des Kantons Appenzell Innerrhoden. Ver- tik und Astronomie (48; 0,9 %), der Katechese (46; schiedene Bücher weisen als Vorbesitzer Appenzel- 0,9 %), der Moraltheologie (44; 0,8 %), von Geo- ler Geistliche aus, v. a. Konrad Schiegg, Johann graphie, Reisen (41; 0,8 %), von der Medizin (34; Anton Manser (1767–1819) und Johann Anton 0,7 %), den Bibeln (32; 0,6 %), der Kunst und dem Knill (1804–1878), oder, allgemein, die Pfarrei Kunstgewerbe (29; 0,6 %), der Buch- und Literatur- St. Mauritius. Für das kirchlich-seelsorgerische und wissenschaft (18; 0,4 %), der Kontroverstheologie schulische Leben von grösster Bedeutung war und (14; 0,3 %) und der Patristik (8; 0,2 %). ist heute noch das 1588 in Appenzell gegründete Der historische Kernbestand Kapuzinerkloster, das über die Bibliothek mit dem wichtigsten Altbestand am Ort verfügt. Aus ver- 2.4 Von den insgesamt 4024 Einheiten der nicht schiedenen Gründen kann er hier leider nicht vorge- in den beiden Sondersammlungen (Pfarrbibliothek stellt werden. Die Kantonsbibliothek erfüllt weiter- St. Mauritius, Kommissariatsbibliothek) geschlos- hin die Aufgabe einer wissenschaftlichen Studien- sen aufgestellten Beständen entfallen 7 auf das und Bildungsbibliothek mit dem Sammelschwer- 16. Jh, 24 auf das 17.Jh, 282 auf das 18. Jh und punkt Appenzell Innerrhoden. 3729 auf das 19. Jh, 3876 auf die deutsche, 77 auf die französische, 56 auf die lateinische, 15 auf die griechische, 10 auf die englische und 8 2. BESTANDSBESCHREIBUNG auf die italienische Sprache. Allein 2230 deutsch- sprachige Publikationen oder rund 55 % aller in Chronologische Übersicht und deutscher Sprache verfassten Werke des genuinen Übersicht nach Sprachen Bestands der Kantonsbibliothek zählen die Zeit- 2.1 Der historische Buchbestand setzt sich aus schriften, inkl. Appenzeller Periodika, und die dem genuinen Altbestand der Innerrhoder Kantons- restlichen Appenzellensia. Die mengenmässig bibliothek sowie den erwähnten, gesondert aufge- stärksten Sachgruppen sind die nicht Appenzell stellten Bibliotheken der Appenzeller Pfarrei betreffenden Zeitschriften (24,8 %), die Helvetica St. Mauritius und des bischöflichen Kommissariats (18 %), darunter Schweizer Recht und Politik Appenzell zusammen. Die folgende Statistik weist (6,9 % des Gesamtbestands), die Appenzellensia zunächst den Gesamtbestand, dann die drei Teil- (16,5 %), die Appenzeller Zeitschriften (14,7 %), bestände einzeln aus, die in der angegebenen Rei- die Schöne Literatur (5,4 %) und die Welt- henfolge beschrieben werden. Für die Zählung nach geschichte (4,3 %). Die gesamte Theologie (4,6 %) Fachgebieten wurden handbuchadäquate, einheitli- sowie die beiden wichtigsten theologischen Dis- che Zuordnungskategorien geschaffen. Als Zähl- ziplinen, die Kirchengeschichte (1,9 %) und die einheit gelten primär die Titel; bei mehrbändigen Aszetik (1,1 %), umfassen, freilich ohne die theo- Werken wurden aber die Bände, bei Periodika die logischen Zeitschriften und die einschlägigen Jahrgänge gezählt. Appenzellensia, nur kleine Kontingente. 2.2 Der historische Buchbestand zählt insgesamt 2.5 Die nichtappenzellischen Periodika (1001 5208 Einheiten, von denen 2 auf das 15. Jh, 114 Einheiten), hauptsächlich Zeitschriften zur auf das 16. Jh, 301 auf das 17.Jh, 606 auf das Schweizer Geschichte, zur allgemeinen Geschichte 18. Jh und 4185 Einheiten auf das 19. Jh entfallen. und zur Theologie, ferner meteorologische Fach- 4379 Einheiten sind deutsch-, 641 lateinisch-, 125 literatur aus der in die Kantonsbibliothek integ- französisch-, 29 italienisch-, 21 griechisch-, 10 rierten Säntisbibliothek, gehen zu 80 % auf die englisch-, 2 spanischsprachig, und ein Werk ist in zweite Hälfte des 19. Jhs zurück, der Rest Hebräisch verfasst. erschien, mit Ausnahme von 10 Einheiten des 18. Jhs, in der ersten Hälfte des 19. Jhs. Bei den Systematische Übersicht Appenzeller Zeitschriften (594), zu denen auch 2.3 Mengenmässig an erster Stelle stehen die nicht die Appenzeller Kalender gerechnet wurden, liegen Appenzell betreffenden Zeitschriften mit 1001 Ein- die Anteile des 18. Jhs bei 7,2 %, die der ersten Innerrhodische Kantonsbibliothek Appenzell 93

Hälfte des 19. Jhs bei 28,3 %. Von den 665 Appen- tere Sachgruppe der hier, im Unterschied zu den zellensia (18. Jh: 7,5%; 19. Jh: 91,7 %) entfallen geistlichen Bibliotheken, dominierenden Profan- 278 Einheiten (41,8 %) auf Broschüren, die das disziplinen, bilden die Philosophie, die Pädagogik breite inhaltliche Spektrum der Regionalliteratur und die Psychologie (80) mit zahlreichen Werken am besten veranschaulichen: Publikationen über die aus der ehemaligen Lehrerbibliothek, in der viele Landsgemeinde, über einzelne Bezirke (z. B. Gon- Fachgebiete mit einführender Literatur des 19. Jhs ten) und die innerrhodischen Frauenklöster sowie vertreten waren. Aus dem Besitz Johann Anton zur Landeskunde im Allgemeinen, historische und Knills stammt der für jesuitische Ordenskollegien politische Abhandlungen, Standreden, Erbauungs- bestimmte Novissimus paedagogus domesticus literatur, Berichte über gemeinnützige Institutionen, (Ingolstadt, Augsburg 1754) Joseph Eders, der die Statuten, Schulbücher und Literatur über das Ver- Lehrtradition des Jesuiten und Ordensbruders Ema- kehrswesen, insbesondere über die bahntechnische nuel Alvarus fortsetzt. Ungefähr gleich stark sind Erschliessung des Appenzellerlands. Immer wieder die Sachgruppen »Recht, Politik, Wirtschaft, Sozio- begegnet man Landammann Johann Baptist Emil logie« (67 Einheiten) und »Naturwissenschaften« Rusch (1844–1890) als Verfasser kleiner Abhand- (66), gefolgt von den Lexika und Nachschlage- lungen, dem Adolphe Gautier ein Exemplar seines werken (44), Mathematik und Astronomie, inkl. Berichts, La Landsgemeinde à Appenzell le 28 avril Technik und Landwirtschaft (42), Geographie, ein- 1889 (Genf 1889), mit einer handschriftlichen Wid- schliesslich der Reisen, und Medizin (je 28). Bemer- mung zueignete. Die älteste Broschüre ist Die uralt kenswert ist das Vorhandensein von Konrad Lagus’ warhafftig Alpisch Rhetia (Basel 1538) von Aegi- Methodica iuris utriusque traditio (Lyon 1562), dius Tschudi. Das Exemplar trägt einen Besitz- von Eucharius Rösslins Kalender mit allen astrono- vermerk der Kartause Ittingen. Unter den Büchern mischen haltungen (Frankfurt a. M. 1537), von eingeordnet sind z. B. Irving B. Richmans Appen- Giovanni Battista Della Portas Destillierbuch zell, pure democracy and pastoral life in Inner-Rho- (Frankfurt a. M. 1611) und Christoph Zwickers den. A Swiss study (London 1895) und Bernhard Compendium horologico-sciotericum (Nürnberg Wartmanns Bemerkungen von dem Wildkirchlein 1660), eines Werks über Sonnenuhren aus dem Vor- (St. Gallen 1786). 448 Publikationen entfallen auf besitz der Benediktinerabtei Muri. Die theologi- Helvetica im engern Sinn, zu denen Geschichts- schen Disziplinen machen nur 185 Einheiten aus, werke über die Schweiz im Allgemeinen und ein- darunter die Kirchengeschichte mit 77 und die zelne Kantone (v. a. St. Gallen, Luzern), Landes- Aszetik mit 46 Einheiten. Antoine-Henri de Bérault- kunden, darunter die Standardwerke des 18. Jhs Bercastels Geschichte der Kirche (15 Bde, Huglfing, – von Johann Konrad Fäsi und Johann Konrad Füssli, Augsburg 1787 1791) gehörte Sebastian Leemann – Schweizer Militaria (Exerzierreglemente) sowie (1799 1862), Konventual des Klosters Fischingen, Literatur über Landesausstellungen gezählt wurden. später Beichtvater im Kapuzinerinnenkloster Won- Eine besondere Sachgruppe bildet das Schweizer nenstein, die Constitutiones et decreta synodi dioe- cesanae Constantiensis (Konstanz 1609) dem Kapu- Recht (280 Einheiten), eingeschlossen Werke über ’ die Rechtsgeschichte (Johann Kaspar Blunschli, zinerkloster Luzern und Girolamo Trombonis L an- gelo custode aio della monaca (Cremona 1625) der Anton Philipp von Segesser), über die Schweizer Pfarrbibliothek St. Mauritius. Unter den Predigten Politik sowie Statistiken. Leonhard Meisters Abriss (nur 10 Einheiten) befinden sich die vom Schwyzer des eydgenössischen Staatsrechtes (St. Gallen 1786) Landesstatthalter Anton Ignaz Ceberg (1658–1745) gehörte einst dem Einsiedler Benediktiner Justus aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzten, Landolt (1815–1883), das Exemplar der Acta und vom Jesuiten Fulvio Fontana in der Innerschweiz Handlungen betreffend gemeiner Eydgnosschafft gehaltenen Missionspredigten (Einsiedeln 1705; Exemption (Basel 1651) dem Churer Bischof Ulrich Vorbesitz Herkules Fortunat Hersche). Schliesslich VI. de Mont (1624–1692). Bei der Belletristik (220 ist auf einen Sammelband hinzuweisen, der die Einheiten) befinden sich frühneuzeitliche Ausg. Fürstenspiegel des Isokrates und von Erasmus von antiker Autoren, darunter Cicero (Frankfurt a. M. Rotterdam (Zürich 1521) sowie Ulrich Zwinglis 1590), ferner Christian Fürchtegott Gellerts Geistli- Welche ursach gebind ze ufruoren (Zürich 1525) che Oden und Lieder (Frankfurt, Leipzig 1761), enthält. eine Ausg. von Goethes Faust (Köln 1814) sowie von Schillers Werken (6 Bde, Stuttgart, Tübingen 1847). Zur Weltgeschichte (173 Einheiten), in der Bibliothek der Pfarrei St. Mauritius Appenzell Einführungen aus dem 19. Jh (Karl Friedrich 2.6 Unter den insgesamt 431 Einheiten befinden Becker, Karl von Rotteck) vorherrschen, zählen sich 2 während der Arbeiten am Handbuch- ausser den Biographien weltlicher Personen die projekt entdeckte Inkunabeln, 82 Publikationen historischen Hilfswissenschaften. Unter der Rubrik aus dem 16. Jh, 192 aus dem 17.Jh, 125 aus »Sprachen« (85 Einheiten) wurden diverse Lehr- dem 18. Jh und nur 30 aus dem 19. Jh. Eine bücher, auch Rhetoriken, so Emil Fallers Schweize- grosse Anzahl der Werke ist in lateinischer Spra- risches Deklamirbuch für Schule und Schuljugend che verfasst (302 Einheiten), gefolgt von den (Bern 1877), und Wörterbücher vereinigt. Eine wei- Publikationen in Deutsch (89), Französisch (25), 94 Innerrhodische Kantonsbibliothek Appenzell

Italienisch (13), Griechisch (1) und Hebräisch 1611), die einer Vorlesungsnachschrift Schieggs (1). Die wichtigsten Fächer sind Aszetik über die aristotelische Physik beigebunden ist. (19,5 %), Dogmatik (16,5 %), Predigten (13,2 %), Schliesslich ist auf einige Kirchenväterausgaben des Moraltheologie (6 %), Schöne Literatur (5,8 %), 16. Jhs hinzuweisen, auf katechetisches Schrifttum Liturgie und Bibelliteratur (je 5,6 %), Helvetica (Petrus Canisius) und auf eine anonym erschienene (4,6 %), Recht, Bibeln und Kirchengeschichte (je Beschreibung Italiens, die Italiae descriptio (Utrecht 3,9 %). Aus der Aufteilung nach Sachgruppen 1659). Der Einzelnummer des Mercure galant geht die Bedeutung dieser Büchersammlung als (Lyon, Oktober 1678), einer französischen Unter- Gebrauchsbibliothek für die Pfarrer der Kirche haltungszeitschrift, kommt in der Pfarrbibliothek St. Mauritius hervor. Die meisten Titel umfasst St. Mauritius eine Aussenseiterrolle zu. »Aszetik, Mystik« (84 Einheiten). Ihnen sind die Mariologie, Gebetbücher, Bruderschaftsliteratur Bibliothek des bischöflichen Kommissariats sowie Werke zur Krankenseelsorge, zur Ars Appenzell moriendi und zur geistlichen Vervollkommnung 2.7 Von den insgesamt 735 Einheiten gehen 25 auf zugeordnet, unter den letzteren verschiedene von das 16. Jh, 85 auf das 17.Jh, 199 auf das 18. Jh und Jesuiten, so Alfons Rodriguez’ Essercitio di per- 426 auf das 19. Jh zurück; 414 sind in deutscher, fettione e di virtu christiane (Mailand 1619) aus 283 in lateinischer, 23 in französischer, 8 in italie- dem Besitz von Konrad Schiegg. Der Münchner nischer, 5 in griechischer und 2 in spanischer Spra- Jesuit Jeremias Drexel ist mehrfach vertreten, auch che verfasst. Am besten vertreten sind die folgenden mit Publikationen aus dem einstigen Besitz der Sachgruppen: Liturgie (13,2 %), Sprachen (12,8 %), Augsburger Franziskaner. Vom Frauenkloster Won- Dogmatik (11,1 %), Schöne Literatur (11 %), Asze- nenstein wurde Schiegg im Erscheinungsjahr Peter tik (9,5 %), Kirchengeschichte (6 %), Predigten Anton Spinellis Maria deipara thronus dei (Köln (5,7 %), Weltgeschichte (4,9 %), Katechese (4,2 %), 1619) geschenkt. »Dogmatik und Pastoraltheolo- Bibelliteratur (3,9 %) und Philosophie (3,1 %). gie« (71 Einheiten) weist v. a. die Diözese Konstanz 2.8 In der Sachgruppe »Liturgie« (97 Einheiten) betreffende Titel (Hirtenbriefe, Synodalbeschlüsse) sind v. a. römische Missale, das älteste (Konstanz auf, Wegleitungen für Pfarrer, Werke über einzelne 1504) aus dem Vorbesitz des Konstanzer General- Gebiete der Dogmatik, z. B. über die Sakramenten- vikars Johannes Fabri (1478–1541), sowie ein lehre, sowie einzelner Autoren, so des Jesuiten Gre- Benediktionale für die St. Galler Pfarreien (St. gor von Valencia. Unter den Predigten (57) befin- Gallen 1767), ferner ein Brevier (Venedig 1717) den sich Sammlungen italienischer und französi- und ein Missale Romanum (Venedig 1833) zu scher Autoren (Louis Bourdaloue), darunter die bei- erwähnen, die für die Kapuziner bestimmt waren. den Predigtsammlungen (Brescia 1497 und 1498) Ein weiteres Missale Romanum (Paris 1686) richt- des Dominikaners Gabriel Barletta und die Sermo- ete sich an Franziskaner. Unter »Sprachen« (94 Ein- num decas (Rom 1503) von Antonius Mancinellus. heiten) sind Wörterbücher, Grammatiken, Werke »Moraltheologie« (26 Einheiten), »Bibelliteratur« zur Poetik, Metrik und Rhetorik, darunter die und »Liturgie« (je 24) folgen auf den nächsten Rän- Exercitationes oratoriae (Köln 1660) Jakob Masens gen der theologischen Fächer, »Helvetica« ist die und Lehrbücher weiterer Jesuiten, vereinigt. Im zweitstärkste Profandisziplin (20) hinter der Schö- Vordergrund stehen Lehr- und Nachschlagewerke nen Literatur (25), die eine Anzahl alter Ausg. zur deutschen, französischen und lateinischen Spra- römischer Autoren, geistliche Dichtungen Jakob che, unter den Autoren Emanuel Alvarus in mehre- Bidermanns und eine italienischsprachige Telemach- ren Ausg. des 18. Jhs. Hinzu kommen Wörter- Ausgabe (Steyr 1782) enthält. Je 17 Einheiten verei- bücher für Reisende, eine spanische Grammatik in nigen die Bibeln, die Kirchengeschichte und das französischer Sprache (2 Teile, Paris 1824) und Flo- Recht, gefolgt von den »Sprachen« (11), die ver- rilegien, z. B. der Novus apparatus Virgilii poeticus schiedene Lehrbücher, auch solche der Rhetorik, (Köln 1767) des Jesuiten Laurentius Le Brun aus und Wörterbücher umfassen. Dazu gehören ein dem Besitz Johann Anton Mansers. Adrian Junius’ Sammelband mit zwei frühen Tübinger Drucken Nomenclator omnium rerum (Antwerpen 1583) (1512), einer Grammatik von Jakob Heinrichmann gehörte einst – wie einige weitere Bücher der Kom- und der Verslehre des Humanisten Heinrich Bebel, missariatsbibliothek – der Pfarrei St. Mauritius. ferner die Ecclesiasticae rhetoricae libri sex (Köln Eine grosse Zahl von Werken zur Dogmatik und 1582) des Dominikaners Ludwig von Granada Pastoraltheologie (82) diente, wie die Bibliothek als sowie Johann Christoph Gottscheds Ausführliche Ganzes, der Weiterbildung der Geistlichen, so auch Redekunst (Leipzig 1759) und dessen Deutsche Thomas Sanchez’ Sammlung von Dissertationen Sprachkunst (Leipzig 1757). In quantitativer Hin- über das Sakrament der Ehe (3 Bde, Venedig 1606), sicht kaum nennenswert sind die Philosophie (6) die Konrad Schiegg als Student des Collegium Hel- mit einer Ausg. der Logik von Port Royal (Paris veticum in Mailand angeschafft hatte. Auffallend 1738) und die Naturwissenschaften (4) mit dem gut ist die Schöne Literatur, einschliesslich der Lehrbuch Johann Jakob Scheuchzers sowie mit geistlichen Dichtung (81), vertreten. Unter den anti- einer naturphilosophischen Dissertation (Mailand ken Autoren fällt Cicero mit einer Ausg. der Reden Innerrhodische Kantonsbibliothek Appenzell 95

(Lyon 1541) aus Konrad Schieggs Vorbesitz auf, Guacci, das einst Herkules Fortunat Hersche unter den neueren befinden sich Werke von Jesuiten gehörte. (Jakob Bidermann), die Aufklärer Gottfried August Bürger und Christian Fürchtegott Gellert, ferner 3. KATALOGE Johann Peter Hebel und Alphonse de Lamartine. Karl von Eckartshausens Der Tiger von Bengalen Aktueller Katalog (München 1789) gehörte einst Meinrad Ochsner Elektron. Bestandskatalog (http://bibliothek.ai.ch) (1764–1836) aus Einsiedeln, der in der Zeit der Helvetik aus dem Kapuzinerorden austrat. »Aszese Historische Kataloge und Mystik« (70) umfasst ein breites Spektrum von Katalog der Bibliothek von Pfarrer Anton Pelagius Themen und literarischen Gattungen, das Betrach- Manser (1767–1820), aufgenommen im Jahre 1820 tungsliteratur aller Art, auch die Ars moriendi, [Signatur G 8 des Kommissariatsarchivs] Gebetslehren, die Mariologie und Werke über Katalog der Lehrer=Bibliothek Appenzell J.=Rh. Bruderschaften, einschliesst. Mehrere Publikationen Appenzell 1927 [Signatur: C 1927.4] stammen aus dem Vorbesitz Konrad Schieggs, so Robert Bellarmins De ascensione mentis in deum Bücher-Verzeichnis der kath. Volksbibliothek (Köln 1617). Markus Schönmanns Ars christianae Appenzell (Bibliothek des kath. Volksvereins perfectionis (Mainz 1677) gehörte Wolfgang Jakob Appenzell). Appenzell 1945 [Signatur: C 1945.4] Ramsperg, später Herkules Fortunat Hersche. Stark, Franz: Katalog (der Pfarrbibliothek ’ Franz von Sales Exerzitienbuch (Mailand 1711) St. Mauritius), angelegt in den Monaten September liegt in italienischer Sprache vor. Im Fach »Kirchen- bis November 1964 [mschr.; Signatur: B 1964.5] geschichte« (44) fehlen zwar die umfangreichen frühneuzeitlichen Standardwerke, aber auch Bücher Stark, Franz: Katalog der Kommissariats-Biblio- des 16. und 17.Jhs. Unter den Publikationen zur thek. Appenzell 1970 [mschr.] [Signatur: B 1970.6] Profangeschichte (36) fällt Samuel von Pufendorfs Introductio ad historiam Europaeam (Utrecht 1702) in der lateinischen Übers. von Johann Fried- 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN rich Cramer auf. Die Predigtliteratur (42) verteilt ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK sich auf das 18. und das 19. Jh; die katechetischen Geschäftsberichte über die Staatsverwaltung und Werke (31) erschienen zu 80 % im 19. Jh. Unter der Rechtspflege des Kantons Appenzell Innerrhoden Bibelliteratur (29 Einheiten) befindet sich eine vom unbeschuhten Karmeliten Johannes von Jesu Maria Bischofberger, Hermann: Landesarchiv und Kan- verfasste Auslegung des Hohen Liedes, die Cantici tonsbibliothek. In: Umbau und Renovation Rathaus – canticorum interpretatio (Rom 1601). Nicht zahl- und Buherre Hanisefs Appenzell 1991 1995. – reich, dennoch mit einem vielfältigen Kontingent, Appenzell 1995, S. 42 46, 79, 82 sind die Philosophie und die Pädagogik (23) ein- Bischofberger, Hermann: Rechtsarchäologie und schliesslich der Psychologie, vertreten, erwähnens- Rechtliche Volkskunde des eidgenössischen Standes wert das volksaufklärerische Feuersnoth= und Appenzell Innerrhoden. Ein Inventar im Vergleich Hülfsbuch (Leipzig 1802) von Christoph Gottlieb zur Entwicklung anderer Regionen. Appenzell Steinbeck, eine späte Ausg. des Knigge (Reutlingen 1999, S. 314–321, 324–372, 486 [Lokalitäten] 1830) sowie eine im Benediktinerkloster Elchingen Bischofberger, Hermann: Kirche und Staat in unter dem Vorsitz Placidus Eberles verteidigte Dis- Appenzell Innerrhoden. In: Hermann Bischof- sertation, die Adsertiones theoreticae et practicae berger, Gabriel Imboden und Josef Wiget (Hrsg.): ex philosophia et mathesi (Ulm 1789). Aus anderen Festgabe zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Louis Sachgruppen hinzu kommen Lehrbücher der Carlen. Brig 2004, S. 75–118, hier S. 79f. Physik, eine Schrift über die Lehre der Magneten, Literatur zur Volksmedizin, ein Handbuch für Fischer, Rainald: Die Kunstdenkmäler des Kantons Notare und eines für Advokaten, Lesebücher und Appenzell Innerrhoden. Basel 1984, S. 356 eine Orgellehre, Johann Baptist Sambers Manuduc- Grosser, Hermann: Geschichte der Appenzellischen tio ad organum (Salzburg 1704). Auch bisher nicht Bibliotheken. In: Appenzellische Jahrbücher 79 erwähnte Theologica wie die Moraltheologie und (1951), S. 3–50 Bibeln (je 10 Einheiten), die Patristik (5), so Augus- tinus’ De civitate dei (Basel 1522), und das Kir- Grosser, Hermann: Von innerrhodischen Bibliothe- chenrecht (Recht insgesamt 12 Einheiten) sind vor- ken. In: 75 Jahre Appenzeller Volksfreund. Appen- handen. Ein Sammelband enthält u. a. eine Luther- zell 1951 [unpag.] bibel (Ulm 1735) sowie Ambrosius Lobwassers Stark, Franz: 900 Jahre Kirche und Pfarrei Psalmdichtung (Zürich 1731). Gegen die Zauberei St. Mauritius Appenzell. Appenzell 1971 [Anhang: wendet sich das Compendium maleficarum (Mai- Liste geistlicher Personen aus Appenzell Inner- land 1626) des Ambrosianerpaters Franz Maria rhoden] 96 Kantonsbibliothek Baselland, Liestal

KANTONSBIBLIOTHEK 1832 den Volksbildungsverein Baselland gegründet BASELLAND, LIESTAL und ist der Sohn des bekannten Aargauer Staats- manns und Schriftstellers Heinrich Zschokke. Der Kanton: Basel-Landschaft damalige Präsident des Erziehungsrates und spätere Nationalrat Stephan Gutzwiller (1802–1875) sowie Ort: Liestal der Landschreiber und spätere Regierungsrat Bene- dikt Banga (1802–1865) unterstützten die Initiative Bearbeiter: Gerhard W. Matter nach Kräften. Es standen also die gleichen jugendli- chen Persönlichkeiten an der Wiege der Kantons- Adresse: Emma Herwegh-Platz 4, 4410 Liestal bibliothek, die schon mit grossem Eifer das Schul- wesen des jungen Kantons aufgebaut hatten. Sie Telefon: +41 61 552 50 80 waren überzeugt, dass eine Kantonsbibliothek zur Förderung der Bildung unbedingt notwendig ist, Telefax: +41 61 552 69 68 und waren auch bereit, Bücher aus ihren Privat- Homepage: www.kbl.ch / www.e-kbl.ch beständen der jungen Bibliothek zu schenken. Zudem galt es, für die Bücher aus der baselstädti- E-Mail: [email protected] schen Gymnasiumsbibliothek, die dem Kanton Basel-Landschaft bei der Kantonstrennung zuge- Träger: Kanton Basel-Landschaft sprochen wurden, eine sinnvolle Nutzung zu finden. Sie waren vorläufig im Regierungsgebäude in Lies- Status: Studien- und Bildungsbibliothek tal untergebracht, und es bestand »die Gefahr der allmählichen Verschleuderung«. Auch wenn wir die Sammelgebiete: Anzahl der Bücher heute nicht mehr eruieren kön- Baselbieter Schrifttum. nen, so steht doch fest, dass sie für die Errichtung Öffnungszeiten: einer öffentlichen Bibliothek wohl nicht gereicht Dienstag bis Freitag 9.00–18.30 Uhr, Samstag 9.00– hätten. 16.00 Uhr, Sonntag 9.00–16.00 Uhr (nur Oktober 1.2 So kam es den Initianten gelegen, dass die bis April); Montag geschlossen. Bibliothek des im gleichen Jahr verstorbenen Histo- Technische Einrichtungen für den Benutzer: rikers und Pfarrers von Läufelfingen, Markus Lutz – PC-Arbeitsplätze mit OPAC- und Internetzugang. (1772 1835), zum Kauf angeboten wurde. Man Kopier- und Scanngeräte. konnte davon ausgehen, dass der in der damaligen Schweiz bestens bekannte Publizist von zahlreichen Gedruckte Informationen: historischen und geographischen Werken eine Flyer, Benutzungsordnung, Magazin spacio, Home- beeindruckende Büchersammlung besitzen musste. page. Umso grösser war die Enttäuschung der regierungs- rätlichen Delegation, als sie feststellen musste, dass Hinweise für anreisende Benutzer: deutlich weniger als die erwarteten Bücher vorhan- Kantonsbibliothek Baselland ist direkt am Bahnhof den waren. Es stellte sich heraus, dass Lutz seine Liestal. Busbahnhof und Parkplätze vor dem Haus. wertvolle, insgesamt 3000 Bde umfassende Biblio- thek bereits 1826 für 1600 Franken an die Allge- meine Lesegesellschaft Basel verkauft hatte. Seine 1. BESTANDSGESCHICHTE Bücher stehen heute als geschlossener Bestand unter 1.1 Bereits zwei Jahre nach der Gründung des dem Namen »Vaterländische Bibliothek« in der Kantons Basel-Landschaft unternahm der damals Universitätsbibliothek Basel. Nach dem Verkauf sei- 27-jährige Pfarrer von Lausen und später von Lies- ner Bibliothek hatte der kinderlose Pfarrer in seinen tal, Emil Zschokke (1808–1889), am 6. Juli 1835 letzten 10 Lebensjahren offensichtlich wiederum im Erziehungsrat einen Vorstoss zur Gründung rund 600 Werke gesammelt. Diese wurden nach einer kantonalen Bibliothek. Zschokke hatte bereits langwierigen Verhandlungen für 800 Franken vom Kantonsbibliothek Baselland, Liestal 97

Kanton Basel-Landschaft für die Kantonsbibliothek Kantons Basel-Landschaft erhielt. Regierungsrat angekauft. Am 22. Dezember 1835 genehmigte der Benedikt Banga, Mitbegründer der Kantonsbiblio- Landrat den Kauf mit der Begründung, dass »die thek und Druckereibesitzer, war mit Georg Fein allmähliche Anschaffung einer zweckmässigen, befreundet und hat diese Schenkung wohl initiiert. wohlausgewählten Cantonalbibliothek unerlässli- Aber auch Banga selbst sowie weitere Förderer der che Bedingung der nicht allein durch die Schulen Bibliotheksgründung wie der erste Schulinspektor möglichen und immer fortschreitenden Volksbil- Johann Jakob Lochmann, Pfarrer und Bibliothekar dung ist«. Johann Heinrich Weber und der Pfarrer Emil Zschokke sowie dessen Bruder und Anwalt Julius 1.3 Als dann noch eine kleine Sammlung Militaria Zschokke schenkten Bücher aus ihren privaten aus dem Zeughaus sowie rund 130 Publikationen Büchersammlungen. Schliesslich überliessen der vom aufgelösten Volksbildungsverein übernommen Buchdrucker Wilhelm Honegger aus Liestal sowie werden konnten, wurde die Kantonsbibliothek am der Buchhändler und Verleger Jakob C. Schabelitz 6. Juni 1838 eröffnet. Dieser Anfangsbestand aus Basel ihre eigenen Verlagsprodukte der wurde von Johann Heinrich Weber (1796–1856), Kantonsbibliothek. für die Zeit von 1835 bis 1839 erster liberal-katho- lischer Seelsorger in Liestal, verzeichnet und 1839 1.6 Von Anfang an war die Kantonsbibliothek als gedruckter Bibliothekskatalog in einer Aufl. von dem Erziehungsrat unterstellt. Dieser bestellte eine 600 Exemplaren veröffentlicht. dreiköpfige Bibliothekskommission, die ihm 1.4 Gedruckt wurde der Katalog bei Banga und Anschaffungsvorschläge unterbreiten konnte. Mit Honegger in Liestal mit einem ersten Nachtrag auf dem Ausleihbetrieb und der Buchbearbeitung 108 Seiten. Bald schon erschien der zweite Nach- wurde ein Bibliothekar beauftragt. Geregelt wurde trag der Neuzugänge mit Druckjahr bis 1839. Der die Öffnung und Benutzung der Kantonsbibliothek dritte Nachtrag enthält die Werke mit Druckjahr im Bibliotheksreglement vom 29. März 1838. Erster bis 1842 und der vierte mit Druckjahr bis 1845. Präsident der Bibliothekskommission wurde erwar- Der Katalog mit insgesamt vier Nachträgen und tungsgemäss der Initiant der Bibliotheksgründung, durchlaufender Paginierung bis Seite 260 erschien Erziehungsrat Emil Zschokke. Die weiteren Mitglie- also in den ersten 7 Jahren nach der Bibliotheks- der waren der Arzt und Erziehungsrat Johannes gründung. Er ist nach 10 Sachthemen gegliedert. Bohny (1790–1840) sowie Benedikt Banga. Zum Innerhalb dieser sind die Werke alphabetisch aufge- ersten Bibliothekar wurde Pfarrer Weber, der führt und nach Numerus currens aufgestellt. Die bereits den Katalog erstellt hatte, gewählt. Schon entsprechende Signatur setzt sich aus dem Buch- 1840 wurde die Bibliothekskommission faktisch staben des Sachthemas und der fortlaufenden Zahl dem jeweiligen Erziehungsdirektor unterstellt, und zusammen. als Bibliothekare amteten bis 1891 Sekretäre der Erziehungsdirektion oder der Landeskanzlei. Als A. Geschichte, Biographien 1844 Benedikt Banga in die Regierung gewählt B. Schöne Wissenschaften und Philosophie wurde und die Erziehungsdirektion übernahm, trat C. Geographie, Topographie, Statistik, Reisen ein tatkräftiger Förderer an die Spitze des Biblio- und Karten thekswesens und gab ihm für fast 20 Jahre Konti- D. Militärwesen nuität. Er war der erste von 12 Erziehungsdirekto- E. Religion ren, die bis 1970 die Bibliothekskommission präsi- dierten und damit für die Neuanschaffungen der F. Naturwissenschaft, Technologie Kantonsbibliothek verantwortlich waren. Der ab G. Erziehungswesen 1869 siebenköpfigen Kommission gehörten durch- H. Staatswesen weg hochkarätige Persönlichkeiten des öffentlichen I. Mathematische Wissenschaften und Bauwesen Lebens an. Es wurde jeweils darauf geachtet, dass J. Sprachen die Bereiche Politik, Justiz, Schule und Kirche gut repräsentiert waren. 1.5 Noch zu Lebzeiten verschenkte Georg Fein (1803–1869), Jurist und Journalist aus Helmstedt 1.7 Die Tatsache, dass anfänglich der Erziehungs- im Herzogtum Braunschweig, seine beachtliche rat auf Antrag der Bibliothekskommission den Privatbibliothek. Die Kantonsbibliothek erhielt im Ankauf jedes Buches für die Kantonsbibliothek ein- Jahr 1849 ca. 400 Bücher und 1852 nochmals 800 zeln beschloss, zeigt, dass eine Gelehrten- und nicht Bde von Georg Fein. Seine Bücher tragen mehrheit- eine Volksbibliothek aufgebaut werden sollte. Noch lich seinen handschriftlichen Besitzervermerk. Es bis ins 20. Jh hinein fielen die Anschaffungsent- sind hauptsächlich Werke der deutschen und euro- scheide der Bibliothekskommission im Büro des päischen Geschichte, der französischen Revolu- Erziehungsdirektors. Dabei war der Anschaffungs- tionsgeschichte, der allgemeinen Politik und der kredit so klein, dass die Mehrung des Bibliotheks- Schönen Literatur. Georg Fein war ein politischer bestandes weiterhin v. a. durch Geschenke erfolgen Flüchtling und liberaler Revolutionär, der 1845 auf musste. Es gehörte zu den vornehmsten Aufgaben Antrag der Gemeinde Lausen das Bürgerrecht des der Mitglieder der Bibliothekskommission, um 98 Kantonsbibliothek Baselland, Liestal

Buchgeschenke für die Kantonsbibliothek nachzu- von 1923 ist der letzte gedruckte Katalog, der den suchen. Die Liste der Donatoren ist denn auch lang gesamten Bestand der Kantonsbibliothek enthält. und umfasst einen Grossteil der Baselbieter Hono- Bald wurde der Zettelkatalog eingeführt, und ratioren. Darunter befinden sich Lehrer, Pfarrher- gedruckt wurden nur noch die kumulierten Ver- ren, Gerichtspräsidenten, Regierungsräte, National- zeichnisse der Neuanschaffungen eines bestimmten und Ständeräte sowie ein Bundesrat. Zahlreich Zeitraumes. Seit 2005 ist der gesamte Bestand der waren auch die Übernahmen von Zeitschriften Kantonsbibliothek rekatalogisiert und über den sowie Büchern von Lesezirkeln und diversen OPAC abfragbar. Gelehrtengesellschaften. Bereits 1844 wurde die 1.11 Im 19. Jh fristete die Kantonsbibliothek ein erste derartige Vereinbarung getroffen, die vorsah, Dasein als willkommener Bücherschrank für die dass die Kantonsbibliothek die Zeitschriften nach gebildete Oberschicht des Kantons Basel-Land- der Zirkulation unter den Mitgliedern zum halben schaft. Bücher aus den Nachlässen verdienter Per- Neupreis in ihre Bestände übernahm. Solche Verein- sönlichkeiten wurden sehr oft zur sicheren Auf- barungen wurden in der Folge u. a. mit der Medi- bewahrung der Kantonsbibliothek übergeben. Auf zinischen Gesellschaft, der Militärgesellschaft, dem diese Weise kam nicht aktueller Lesestoff, sondern Gewerbeverein Liestal, dem Theologischen Lesever- das »geistige Familiensilber« zahlreicher Baselbieter ein abgeschlossen. Auf diese Weise wuchs der Familien in die Bibliothek. Im Anfangsbestand der Bibliotheksbestand bis ins Jahr 1860 auf ca. 11.000 Kantonsbibliothek spiegeln sich die geistigen Inte- Bde an. ressen der gebildeten Eliten. Es waren dann auch 1.8 Der Katalog von 1861 enthält die im Katalog wieder fast ausschliesslich die Nachkommen dieser von 1839 inkl. den 4 Nachträgen verzeichneten Familien, die die Kantonsbibliothek benutzten und Werke sowie die kumulierten Neuzugänge seit auch die Mitglieder der Bibliothekskommission 1839. Der gesamte Bestand ist neu signiert und auf- stellten. Das Angebot der Kantonsbibliothek diente gestellt worden. Die thematische Gliederung wurde vornehmlich ihren wissenschaftlichen und heimat- verfeinert und in die folgenden 16 Themengruppen kundlichen Interessen. Die restriktiv geregelte unterteilt: Benutzung weist darauf hin, dass dem Schutz der A. Bibliographie und Enzyklopädie Bücher mehr Bedeutung beigemessen wurde als einer möglichen Breitenwirkung. B. Religionswissenschaft C. Staats- und Rechtswissenschaften 1.12 Im Juni 2005 wurde die neue Kantonsbiblio- thek eröffnet. Sie nimmt die Aufgaben einer Stu- D. Philosophie dien- und Bildungsbibliothek wahr und sammelt E. Mathematik insbesondere die Bücher und Medien mit einem F. Kriegswissenschaften Bezug zum Kanton Basel-Landschaft oder zur gan- G. Naturwissenschaften zen Regio Basiliensis. Dazu zählen auch die ent- H. Gesundheitswesen sprechenden Websites, die unter www.blvirtuell.ch I. Land- und Forstwissenschaft, Fischerei, Berg- nachgewiesen sind. bau, Hauswirtschaft J. Gewerbe und Handel, Verkehrswege K. Geschichte 2. BESTANDSBESCHREIBUNG L. Kosmologie, Astronomie, Geographie, Völker- Chronologische Übersicht kunde 2.1 Der Altbestand mit Druckjahr vor 1900 M. Sprachkunde umfasst 12.358 Einheiten, die nach Sachgebieten N. Literatur unterteilt in einem klimatisierten Magazinraum O. Künste untergebracht sind. Das älteste Werk stammt aus P. Erziehungswissenschaft dem Jahre 1502. 38 Bde (0,3 %) erschienen im 1.9 Der Katalog von 1896 zeigt die sachliche Glie- 16. Jh, 114 (0,9 %) im 17.Jh, 1220 (9,8 %) im derung des Bestandes, wie sie bis heute in Form der 18. Jh und 10.986 (89,0 %) im 19. Jh. Signaturen-Aufstellung besteht. Die Systematik Übersicht nach Sprachen wurde im Wesentlichen von 1861 übernommen. 2.2 Die Bücher mit Druckjahr vor 1900 sind zu Weitere Unterteilungen wurden auf nur noch eine 89,8 % in deutscher, zu 6,6 % in französischer, zu Ebene beschränkt und mit römischen Zahlen zum 2,8 % in lateinischer, zu 0,6 % in englischer und zu Ausdruck gebracht. Alle Bde wurden neu signiert. 0,2 % in italienischer Sprache geschrieben. Dazu Der Katalog hat erstmals ein alphabetisches Re- gibt es noch je ein Werk in holländischer und spani- gister mit Autorennamen oder Titelwörtern. scher Sprache. 1.10 Im Jahre 1921 zog die Kantonsbibliothek ins Parterre des Gerichtsgebäudes am Bahnhofplatz Systematische Übersicht um. Man nahm den Umzug zum Anlass, eine gründ- 2.3 Die folgende Übersicht hält sich an die thema- liche Bestandsrevision durchzuführen. Der Katalog tische Systematik des gedruckten Kataloges von Kantonsbibliothek Baselland, Liestal 99

1896. Nachschlagewerke, Zeitschriften, Broschüren Bereich »Praktische Theologie« zahlreich zu finden. sowie teilweise Kampf- und Flugschriften sind in Ergänzt wird dieses Angebot durch Predigtsamm- den jeweiligen Sachbereichen enthalten. In Klam- lungen sowie durch Gesang- und Kirchenbücher. mern wird jeweils der Prozentanteil am gesamten Altbestand bis Ende des 19. Jhs angegeben. Die The- C. Staats- und Rechtswissenschaften menbereiche »Geschichte«, »Geographie« und 2.7 Für den noch jungen Kanton waren staatswis- »Literatur« machen zusammen rund die Hälfte des senschaftliche Werke (8,7 %) offensichtlich von Bestandes aus. grosser Wichtigkeit. Handbücher, Entscheidsamm- 2.4 Die Bücher und Medien mit einem Bezug zum lungen sowie Zeitschriften, Jahrbücher und Viertel- Kanton Basel-Landschaft sowie die Publikationen jahrschriften zum schweizerischen und deutschen von Einwohnerinnen und Einwohnern wurden von Recht waren zahlreich vorhanden. Dazu kamen Anfang an mit spezieller Sorgfalt gesammelt. Seit Gesetze und Verfassungen von schweizerischen 1991 werden auch die angrenzenden Gebiete Basel- Kantonen sowie von Preussen und Österreich. Die Stadt, das aargauische Fricktal und das solothurni- Werke von Carl Hilty, Johann Caspar Bluntschli sche Schwarzbubenland sowie das Elsass und Baden und Ludwig Snell sowie von Montesquieu und (D) zum Sammelgebiet gezählt. Im gleichen Jahr Rousseau in französischer Sprache sind im Bestand wurde für alle Bücher und Medien die separate gut vertreten. Dazu kommen Lehrbücher zum Straf- Magazinsignatur »BL« eingeführt. Eigene Signatu- recht und zum römischen Recht. Im Bestand finden ren werden auch für die Depotbestände der Natur- sich auch zentrale Publikationen zur Politik, Natio- forschenden Gesellschaft Baselland und des Burgen- nalökonomie, Demographie, Statistik sowie zum vereins beider Basel vergeben. Thema »Arbeit und Pauperismus«. Staats- und rechtswissenschaftliche Werke sind überdurch- A. Bibliographie und Enzyklopädie schnittlich zahlreich, und der Bestand scheint sorg- 2.5 Neben einzelnen Handbüchern für das Archiv- fältig gepflegt worden zu sein. und Bibliothekswesen aus dem 19. Jh sind auch D. Philosophie gedruckte Kataloge von in- und ausländischen Bibliotheken vorhanden (0,5 %). Unter den Enzyk- 2.8 Bescheiden und etwas zufällig zusammenge- lopädien sind mehrbändige, z. T. voluminöse Lexika setzt wirkt der Fachbereich »Philosophie« (1,1 %). zu finden, darunter die Allgemeine deutsche Biogra- Neben Lehrbüchern zur Geschichte der Philosophie phie (ab 1875), der Brockhaus (10 Bde, Leipzig sind einzelne Werke namhafter Philosophen von der 1851–1855), die Encyclopädie der Wissenschaften Antike bis zum 19. Jh vertreten, darunter und Künste (83 Bde, Leipzig 1818–1882) sowie die Aristoteles, Seneca, Cicero, Plutarch sowie Des- Encyclopédie des sciences, de arts et des métiers (35 cartes, Fichte, Hegel, Kant, Schopenhauer und Spi- Bde, Paris 1751–1780). noza.

B. Religionswissenschaft E. Mathematik 2.6 Der Bereich »Religionswissenschaft« (5,9 %) 2.9 Hier finden sich v. a. Lehrbücher aus dem zeichnet sich durch eine erstaunliche Breite und reli- 19. Jh für den Rechenunterricht aller Schulstufen giöse Offenheit aus. Es finden sich verschiedene inkl. Algebra und Geometrie (1,7 %). Sie stammen katholische und reformierte Bibelausgaben aus dem fast ausschliesslich aus deutschen Verlagen. Unter 18. und 19. Jh sowie eine kommentierte Koran- dem Sammelbegriff »Angewandte Mathematik« ausgabe von 1840 im Bestand. Exegetische Werke, sind Werke zur Bewegungslehre, Mechanik, Ver- beginnend mit im 16. Jh in Basel gedruckten Schrif- messung, Hydrologie etc. für den Berufsmann ten von Luther und Melanchton, sind gut vertreten. zusammengefasst. Dazu gehören auch die Opuscula theologica (3 Bde, Basel 1782/83) des Basler Theologen Samuel F. Kriegswissenschaften Werenfels (1657–1740). Religionspolitik in der 2.10 Neben Zeitschriften, Wörterbüchern und all- Schweiz und in Deutschland war ein offensichtli- gemeinen Werken zum Militärwesen finden sich ches Interesse. Zahlreiche, aber unvollständig vor- Publikationen v. a. zur Kriegsgeschichte, zur Kriegs- handene Zeitschriften katholischer und reformierter baukunst und Waffenkunde sowie zur Kriegs- und Herkunft, aber auch kulturkämpferische Flugschrif- Truppenführung (4,4 %). Die Bücher stammen zu ten sowie Polemiken gegen die Jesuiten zeugen über 90 % aus dem 19. Jh und richten sich sowohl davon. Die Publizistik von Augustin Keller ist fast an den einfachen Wehrmann wie an den Offizier vollständig vorhanden. Handbücher und Nach- oder an den militärhistorisch Interessierten. Bei der schlagewerke zur Religions- und Kirchengeschichte, Kriegsgeschichte standen die Kriege der Alten Eid- v. a. zur Reformationsgeschichte in der Schweiz, genossen sowie diejenigen im Europa des 19. Jhs, sind gut vertreten. Dazu finden sich Werke zum wie die napoleonischen Kriege, der Sonderbunds- Judentum und zu Themen wie Hexen, Zauberei und krieg und der deutsch-französische Krieg, im Zent- Schwarze Magie. Lehrbücher für den Religions- rum des Interesses. Breiter Raum wurde auch dem unterricht sowie Anleitungen zum Beten sind im historischen und zeitgenössischen Befestigungsbau 100 Kantonsbibliothek Baselland, Liestal und der Waffenkunde eingeräumt. Ballistik und bereich durch die Werke zur Gerichts- und Veteri- generell die Artillerie bilden die waffenkundlichen närmedizin. Schwerpunkte. Zahlenmässig am stärksten vertre- ten sind die Werke zur taktischen Führung und zur I. Land- und Forstwissenschaft, Fischerei, Bergbau, soldatischen Erziehung. Die Werke von Clausewitz Hauswirtschaft wie von General Dufour fehlen ebenso wenig wie 2.13 In der Bibliothek eines ausgeprägt agrari- die Publikationen der beiden Baselbieter Offiziere schen Kantons darf man auch die entsprechende Stephan Gutzwiller und Johann Jakob Frey. Literatur erwarten (3,4 %). Hand- und Lehrbücher zu den einschlägigen Themen (Milchwirtschaft, G. Naturwissenschaften Alpwirtschaft, Viehzucht, Obst- und Weinbau, Land- und Ackerbau sowie Gartenbau und Bienen- 2.11 Unter diesem Begriff sind Naturkunde inkl. zucht) finden sich reichlich im Bestand. Aber auch Botanik, Zoologie und Geologie sowie Chemie, an Bergbau sowie am Forst- und Jagdwesen Interes- Physik und Meteorologie zusammengefasst (5,6 %). sierte kamen auf ihre Rechnung. Etwas überra- Allgemeine Werke zur Naturwissenschaft, insbeson- schend ist das breite Angebot zu den Themen dere Annalen und Handbücher, waren anspruchs- »Hochgebirgswald« und »Lawinenschutz«. voll und oft bereits für historisch Interessierte gedacht, so die berühmten Annales des sciences 2.14 Beim Thema »Hauswirtschaft« stehen Anlei- naturelles (Paris, ab 1824) und die Naturgeschichte tungen wie Der aufgeklärte Hausvater (Wien 1823) von Plinius dem Jüngeren (11 Bde, Frankfurt a. M. vonC.A.Becker,Die besorgte Hausfrau in Küche 1781–1787). Aber auch zeitgenössische Lehrbücher und Vorratskammer (Reutlingen 1825) von Caro- sowie die Werke von Darwin und Linné waren vor- line Eleonore Grebitz sowie das ursprünglich von handen. In der Zoologie interessierten v. a. die ein- Xenophon stammende und von Barthold Heinrich heimischen und weniger die exotischen Tiere. Brockes ins Deutsche übersetzte Werk Vom Haus- Einige der mehrbändigen Werke sind jedoch unvoll- wesen (Hamburg 1734). ständig. So ist nur der erste, 1551 von Christoph Froschauer in Zürich gedruckte Bd der insgesamt K. Gewerbe und Handel, Verkehrswege fünfbändigen Historia animalium von Conrad 2.15 Diese Themengruppe zerfällt in die drei Gessner im Bestand. Im Bereich »Botanik« über- Bereiche »Handwerk«, »Handel« und »Verkehr« wiegen die Bestimmungsbücher und Exkursions- (2,2 %). Die Bücher stammen fast alle aus dem führer. Sie dokumentieren ein grosses Interesse an 19. Jh. Es ist ein sorgfältig zusammengestellter, zeit- der mitteleuropäischen Flora. Aber auch Geologie, genössischer Bestand, der auch Übersichtswerke Mineralogie und Paläontologie sowie das Thema sowie Hand- und Lehrbücher enthält. Die »Pfahlbauten« waren gut ausgebaut und dienten in Geschichte des Handwerks und die einzelnen Hand- erster Linie den Interessen der Feldforschung. Auch werksarten sind breit vertreten. Buchdruck und mit den Anleitungen zum Botanisieren und für Tier- Uhrmacherkunst bilden zwei Schwerpunkte. Im präparationen sollte wohl das Interesse an der Themenbereich »Handel« fallen zahlreiche Werke Natur gefördert werden. Weniger stark als die prak- zum Buchhandel und generell zur Geschichte des tische Naturkunde sind Chemie und Physik im Handels auf. Aber auch Lehrbücher und Nach- Bestand vertreten. Interessant ist der von Simon schlagewerke für die kaufmännische Ausbildung, Portius 1548 in Florenz neu herausgegebene De darunter das Volkswirtschafts-Lexikon der Schweiz coloribus libellus zur Farbenlehre, der auf einen (3 Bde, Bern 1885–1892), sind vorhanden. Traktat des griechischen Philosophen Theophrast 2.16 Beim Verkehrswesen wird erwartungsgemäss und auf Aristoteles zurückgeht. der Auf- und Ausbau der grossen Infrastrukturbau- werke der Schweiz und des nahen Auslandes des H. Gesundheitswesen 19. Jhs im Bereich »Eisenbahn-, Strassen- und Was- 2.12 Ein erstaunlich vielfältiges Angebot findet serbau« berücksichtigt. Werke zur Verherrlichung sich in diesem Fachbereich (3,9 %). Dazu gehören grandioser Ingenieurskunst für Laien wie auch Zeitschriften, Lehrbücher und Jahresberichte sowie Lehr- und Handbücher für Fachleute sowie Anlei- Werke zur Anthropologie, Medizin, Chirurgie und tungen zum Unterhalt dieser Infrastrukturbauten Gynäkologie. Darunter befindet sich das 1563 in für Behörden sind im Bestand zu finden, darunter Venedig gedruckte Büchlein Alter de ulceribus, alter das Taschenbuch für die Strassen- und Bergbau- de tumoribus praeter naturam von Gabriele Falop- beamten und Landmesser (Düsseldorf 1814). pio. Bücher zu einzelnen Krankheiten sowie zur Krankenpflege und Heilmittellehre finden sich L. Geschichte ebenso im Bestand wie Veröffentlichungen zur Prä- 2.17 Das umfangreichste Angebot stellt mit 2619 vention. Dazu können die Publikationen über Titeln der Themenkreis »Geschichte«, der in zehn Hygiene, Impfung, Bäderkunde, Kurorte und den sachliche Bereiche unterteilt ist (21,2 %). Das Ange- Alkoholismus gezählt werden. Abgerundet wird bot ist kompetent und mit breitem Interesse am dieser stark auf die Praxis ausgerichtete Themen- Thema zusammengestellt. Im ersten Teil sind v. a. Kantonsbibliothek Baselland, Liestal 101

Zeitungen sowie Zeit- und Sammelschriften enthal- 18. und 19. Jhs. Ausnahmen davon sind das Theat- ten. Oft wurden sie nur über eine kurze Zeit gesam- rum Europaeum – Chronik von 1617–1657 (Frank- melt und zu Jahresbänden zusammengebunden, furt a. M. 1643–1663) und die Histoire depuis darunter die Appenzeller Zeitung (1831/32), der 1543 jusqu’en 1610 (11 Bde, Basel 1742) von Wohlerfahrene Schweizerbote (1804–1812), die . Werke über die Aufklä- Schweizerische Nationalzeitung (1842/43), der rung und die Französische Revolution mit den Schweizerische Republikaner (1830–1843), die bekannten Auswirkungen für das ganze europäi- Schweizer Zeitung (1842/43), die Neue Zürcher sche Staatengefüge sind im Bestand gut vertreten. Zeitung sowie die Allgemeine Zeitung (1798–1839) Natürlich wurden die zeitgenössischen Ereignisse aus Augsburg. Unter den Sammelschriften sind die im benachbarten süddeutschen Raum mit speziel- Hinterlassenen Werke (15 Bde, 4 Bde Suppl., Augs- lem Interesse verfolgt, so dass die Geschichte der burg, Köln 1789–1791) des Preussenkönigs Fried- süddeutschen Mai-Revolution (Genf 1849) von richs II., die Europäischen Annalen (55 Bde, Stutt- Johann Philipp Becker und Christian Esselen sowie gart 1795–1820) Ernst Ludwig Posselts und das die Stellungen und Verhältnisse (Karlsruhe 1840) Historische Taschenbuch (Leipzig, ab 1848) zu nen- von Gustav Bacherer wie selbstverständlich im nen. Unter der Literatur aus der Region befinden Bestand erwartet werden dürfen. sich die Oberrheinischen Mannigfaltigkeiten (Basel 2.22 Mit 457 Titeln ist der Teil sechs, »Helvetica«, 1781–1784), die Zeitschrift für die Geschichte des die am breitesten abgestützte Abteilung innerhalb Oberrheins (Freiburg i. Br., ab 1886) sowie die der Geschichte. Die schweizerische Historiographie wichtigsten Werke des Basler Aufklärers Isaak Iselin des 19. Jhs ist weitestgehend vorhanden. Dazu und des Basler Pfarrers und Enzyklopädisten Jakob gehören auch die bekannten Urkunden- und Akten- Christoph Iselin. sammlungen sowie die historischen Fachzeitschrif- 2.18 Im zweiten Teil sind unter »Allgemeine ten, Jahrbücher und Verhandlungen. Im Bestand Geschichte« v. a. Lehrbücher und Übersichtswerke finden sich zudem Sammlungen von politischen und zur allgemeinen und Weltgeschichte im Bestand, religiösen Flugschriften sowie vereinzelt Manu- darunter die stark verbreitete Weltgeschichte (9 skripte. Mit besonderer Sorgfalt wurden die Werke Bde, Leipzig 1881–1888) von Leopold von Ranke. zur regionalen Geschichte eingearbeitet. Zu den 2.19 Zur allgemeinen Geschichte des Altertums im ältesten Werken gehören De rebus Helvetiorum sive dritten Teil gehören die wichtigsten Werke der klas- antiquitatum libri V (Freiburg i.Ü. 1598) von Fran- sischen Antike. Julius Cäsar, Demosthenes, Jose- ciscus Guillimannus, De republica Helvetiorum phus Flavius, Herodot, Livius, Plutarch, Sallust, libri duo (Zürich 1577) von Josias Simler und Basi- Tacitus, Valerius und Xenophon sind mit einem Teil lea sepulta (Basel 1661) von Johannes Tonjola. ihrer Schriften im Bestand vertreten. Einige Werke 2.23 Im siebten Teil mit der europäischen und aus- sind in lateinischer Sprache, die meisten jedoch in sereuropäischen Geschichte dominiert die zeit- deutscher Übers. vorhanden. Dazu gehört die genössische Geschichtsschreibung des 19. Jhs in Geschichte des peloponnesischen Krieges (2 Bde, deutscher Sprache mit einem unerwartet hohen Stuttgart 1827/1829) von Thukydides in der Übers. Anteil an französischer Historiographie in Original- von Christian N. Osiander. Der zeitgenössische sprache. Nur wenige Titel sind aus dem 17. und Forschungsstand zur griechischen Geschichte wird 18. Jh, so die Annales et historiae de rebus Belgicis in den Standardwerken von Ernst Curtius und (Amsterdam 1657) von Hugo Grotius und die George Grote und derjenige zur römischen Habsburgiaca sive de antiqua et vera origine domus Geschichte bei Edward Gibbon, Theodor Momm- Austriae vita et rebus gestis comitum Vindonissen- sen, Barthold Georg Niebuhr sowie mit der Voll- sium sive Altenburgiensium in primis Habsburgio- ständigen Geschichte des Römischen Reiches (22 rum (Regensburg 1696) von Franciscus Guilliman- – Bde, Frankfurt, Leipzig 1761 1781) angeboten. nus. Von den insgesamt 383 Titeln bezieht sich der 2.20 Die allgemeine Geschichte des Mittelalters im grösste Teil auf die Geschichte europäischer Länder. viertenTeilkannmitihren30Werkenauchdann Am stärksten berücksichtigt ist das deutsch- als knapp dotiert beurteilt werden, wenn man sprachige Europa und die direkt an das Einzugs- berücksichtigt, dass die Geschichte der schweizer- gebiet der Kantonsbibliothek angrenzenden Gebiete ischen Eidgenossenschaft dem Teil sechs zugeordnet Baden und Elsass. Es ist aber das Bemühen feststell- ist. Im Vordergrund steht die europäische bar, zu allen Ländern und wichtigen historischen Geschichte mit Regesten und Urkundensammlun- Ereignissen entsprechende Bücher im Bestand zu gen. Dazu kommen als thematische Schwerpunkte haben. Die aussereuropäische Geschichte ist eher die Kreuzzüge und Tempelritterorden sowie die zufällig vertreten. So sind Monographien zum Geschichte der Dynastien der Karolinger und Habs- Osmanischen Reich, zu Nicaragua, Haiti, Chile, burger. Afghanistan, Indien und zu den USA vorhanden. 2.21 Im fünften Teil findet sich die allgemeine 2.24 Die 115 Werke zur Kultur- und Sittenge- Geschichte der Neuzeit mit klaren Schwerpunkten schichte im achten Teil sind fast ausschliesslich in bei den politischen Umwälzungen im Europa des deutscher Sprache geschrieben. Sie wurden im 102 Kantonsbibliothek Baselland, Liestal

19. Jh veröffentlicht. Es sind mehrheitlich allge- wohl die Anziehungskraft des Fremden und Exoti- meine Darstellungen der Zivilisationsgeschichte der schen im Vordergrund, enthielten Bücher über die verschiedenen Länder und historischen Epochen. USA, Australien und Neuseeland sowie über Brasi- Speziell berücksichtigt werden die Bereiche »Sagen lien oftmals auch wichtige Informationen für Aus- und Mythen«, »Freimaurerei«, »Mode und Trach- wanderungswillige. ten« sowie »Brauchtum und Feste«. 2.28 Die bekannten Beschreibungen sowohl des 2.25 Mit 453 Werken weist der neunte Teil, »Bio- Vierwaldstättersees (Luzern 1661) von Johann Leo- graphien und Korrespondenzen«, fast genau gleich pold Cysat als auch des Zürichsees (Zürich 1692) viele Titel auf wie die Schweizer Geschichte im Teil von Hans Erhard Escher gehören zu den ältesten sechs. Es ist ein vielschichtig zusammengestelltes Werken in diesem Bestand. Ebenfalls aus dem 17.Jh Angebot mit einigen Biographiensammlungen, stammen die Historia naturalis Helvetiae curiosa mehrheitlich aber mit Einzelbiographien zu den (Zürich 1680) und der weniger bekannte Mercurius unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Da stehen Helveticus (Zürich 1688) von Johann Jakob Wag- spannend geschriebene Lebensbeschreibungen von ner. Zu den voluminösen, reichlich mit Tafeln aus- schillernden Vertretern aus Adelshäusern, der gestatteten Werken können die Tableaux pittores- Kirche und der Kunst neben wissenschaftlichen Bio- ques (2 Bde, Paris 1780/1786) von Beat Fidel Zur- graphien zu wichtigen Personen der Weltgeschichte. lauben, die Description de l’Egypte (26 Text- und Abgeschlossen wird der Bereich »Geschichte« mit 11 Tafelbände, Paris 1820–1830), die Natur- den historischen Hilfswissenschaften als Teil zehn. geschichte des Schweizer-Landes (Zürich 1746) von Dazu werden neben Heraldik und Numismatik Johann Jakob Scheuchzer und der regional- auch die sogenannten Altertümer und archäologi- geschichtlich wichtige Versuch einer Beschreibung schen Funde gezählt. historischer und natürlicher Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel (Basel 1748–1763) von Daniel Bruckner in 22 schmalen Bändchen gezählt werden. M. Kosmologie, Astronomie, Geographie, Völkerkunde 2.29 Ergänzt wird dieses Angebot noch von 52 Atlanten, Karten, Panoramen, Plänen und Ansich- 2.26 Zur Kosmologie und Astronomie sind einige ten, die mehrheitlich aus dem 19. Jh stammen. allgemeine, meist populäre Werke, Lehrbücher und Darunter befinden sich zahlreiche Topographien Zeitschriften aus dem 19. Jh vorhanden (9,3 %). von Matthaeus Merian und Martin Zeiller aus der Eine Ausnahme bildet Claude Comiers La nature et Zeit von 1643 bis 1726. présage des comètes (Lyon 1665). Mit insgesamt 68 Werken mehrheitlich aus dem 19. Jh ist die physika- N. Sprachkunde lische Geographie mit Meteorologie und Klimatolo- gie etwas besser vertreten. In diesem heterogenen 2.30 Neben allgemeinen und einführenden Werken Bestand überwiegen die allgemeinen, einführenden zur Sprachgeschichte und zu Sprachvergleichen Werke sowie Hand- und Lehrbücher. Auffällig ist wird v. a. die Grammatik oder Sprachlehre berück- die Geographie für Kinder (3 Bde, Tübingen 1787– sichtigt (2,8 %). Im Vordergrund stehen die deut- 1791) von Georg Christian Raff und als ältestes sche und die lateinische Sprache. Lehrmittel für den Werk die bekannte und mehrfach aufgelegte Cos- Fremdsprachenunterricht gibt es aber auch für die mographia oder Beschreibung der ganzen Welt griechische, hebräische, französische, italienische, (Basel 1628) von Sebastian Münster. spanische, portugiesische und englische Sprache. Darunter befindet sich als ältestes Werk die Gram- 2.27 Mit 592 Titeln ist der Teil fünf mit Länder- matica Chaldaica et Syriaca (Basel 1615) von und Völkerkunde sowie mit Reiseberichten zahlen- Johann Buxtorf. Wörterbücher und Chrestomathien mässig am stärksten ausgebaut. Das breite Angebot für den Gebrauch im Unterricht runden den enthält die im 19. Jh beliebte Reiseliteratur weit- Bestand zur Sprachkunde ab. gehend. Autoren wie Philippe Bridel, Joachim Hein- rich Campe, August Corrodi, William Coxe, O. Literatur Johann Gottfried Ebel, Johann Conrad Fäsi, Johann Conrad Füssli, David Herrliberger, August Will- 2.31 Mit 2521 Werken ist die Literatur, die helm Iffland, David Livingstone, Markus Lutz, sowohl die Belletristik wie auch die Literatur- Christoph Meiners, Leonhard Meister, Carsten Nie- wissenschaft und -geschichte umfasst, der am zweit- buhr, Eduard Osenbrüggen, Henry Morton Stanley, besten dotierte Bereich nach dem Fach Johann Jakob von Tschudi und weitere mehr sind »Geschichte« (20,4 %). Der Bestand wird im im Bestand gut vertreten. Neben dem eigenen Land Wesentlichen nach der Sprache des Originalwerkes und dem benachbarten Ausland waren offensicht- als Ordnungskriterium in neun Teile unterteilt. lich auch exotische Länder mit fremden Kulturen 2.32 Im ersten Teil stehen Zeitschriften sowie ein- wie Peru, Chile, China und Mongolei, Indien, der führende Darstellungen zur allgemeinen und Orient mit Arabien, Ägypten und weitere afrikani- sprachübergreifenden Literaturgeschichte. Es sind sche Kolonialgebiete sowie der Nord- und der Süd- fast alles zeitgenössische Werke in deutscher Spra- pol von grossem Interesse. Stand bei diesen Werken che aus dem 19. Jh. Periodika sind meist nur über Kantonsbibliothek Baselland, Liestal 103 einen Zeitraum von wenigen Jahren in gebundener Gründung der Kantonsbibliothek Baselland, nicht Form vorhanden, so z. B. der Deutsche Merkur für im Bestand fehlen. die Jahre 1773 und 1774, dann (aber eher als Aus- 2.35 Der fünfte Teilbereich enthält 553 Titel der nahme) die Deutsche Rundschau für die Jahre zeitgenössischen, deutschsprachigen Erzählungen 1874–1934. und Romane. Darunter ist ein grosser Teil der im 2.33 Die klassische Literatur der Antike ist mit 19. Jh bekannten und heute weitgehend vergessenen 151 Werken im Teil zwei verzeichnet. Die wichtigen Unterhaltungsliteratur. Dazu gehören beispiels- – griechischen Autoren sind meist in deutscher oder weise die Werke von Berthold Auerbach (1812 – in lateinischer Übersetzung vorhanden. Eines der 1882), Georg Ebers (1837 1898), Friedrich – seltenen, zweisprachigen Werke in Griechisch und Gerstäcker (1816 1872), Friedrich Wilhelm Hack- – – Lateinisch ist gleichzeitig das älteste, nämlich der länder (1816 1877) und Gregor Samarow (1823 vierte Bd von De ratione inveniendi oratoria 1903) sowie des Solothurner Bauern und Schrift- – (Strassburg 1570) des Hermogenes Tarsensis mit stellers Josef Joachim (1835 1904). Auch die bei- – dem Kommentar Johannes Sturms. Die lateinische den Bestsellerautorinnen Eugenie Marlitt (1825 – Literatur hingegen ist fast ausschliesslich in der 1887) und Ottilie Wildermuth (1817 1877) sind im Originalsprache vorhanden. Die wichtigen Autoren Bestand mit mehreren Werken vertreten. und Werke sind oft in älteren Ausgaben aus dem 2.36 Im vierten Teil finden sich 53 Werke von 17. und 18. Jh im Bestand. Zu den ältesten Werken Autorinnen und Autoren aus Skandinavien, Däne- bei der lateinischen Literatur gehören De secundo mark und den Niederlanden, und zwar allesamt in bello Punico (Venedig 1523) von Silius Italicus deutscher Übers. aus dem 19. Jh. sowie die von Froben 1531 in Basel gedruckte Geschichte T. Livii Patavini Latinae historiae prin- 2.37 Im Teil fünf befinden sich 171 Werke der eng- cipis decades tres. lischen Literatur und der englischen Literatur- geschichte. Nur wenige davon sind in der Original- 2.34 Im dritten Teil findet sich die deutsche Litera- sprache, die meisten als deutsche, einige auch als tur, die mit rund 1200 Werken die Hälfte der Titel französische Übers. aus dem 18. und 19. Jh, vorhan- der Literatur insgesamt ausmacht. Dieser umfang- den. Mit zahlreichen Werken sind der schottische reiche Bestand ist weiter in fünf Teilbereiche unter- Bestsellerautor Walter Scott (1771–1832) und der teilt. Der erste Teilbereich enthält 47 Sammelschrif- bekannte englische Schriftsteller Charles Dickens ten und Zeitschriften vornehmlich aus dem 19. Jh. (1812–1870) im Bestand vertreten. Schwerpunkte bilden die Sammlungen von Volks- 2.38 Im sechsten Teil finden sich 238 Titel zur und Heldenliedern sowie von Sprichwörtern. Im französischen Literatur und französischen Litera- Teilbereichzweistehen56Werkezurdeutsch- turgeschichte. Die französischen Klassiker sind sprachigen Literaturgeschichte. Es sind im Wesentli- mehrheitlich in der Originalsprache in Ausg. aus chen Übersichtsdarstellungen zur deutschen dem 18. und 19. Jh im Bestand. Die eher unterhalt- Literatur und zu einzelnen herausragenden Schrift- samen Werke von Autoren wie Alexandre Dumas, stellern wie Goethe, Schiller, Heine, Lessing und Jean-Urbain Olivier und Eugène Sue sind jeweils in Grillparzer sowie den beiden Schweizern Albrecht deutscher Übers. angeschafft worden. von Haller und Conrad Ferdinand Meyer. Zur deutschsprachigen Schweizerliteratur sind die Dar- 2.39 Im Teil sieben sind 38 Werke der spanischen stellungen von Jakob Bächtold, Johann Kaspar und italienischen Literatur sowie lateinisch Mörikofer und Robert Saitschik im Bestand vor- geschriebene Werke der nachrömischen Zeit vor- handen. Im dritten Teilbereich sind 50, mehrheitlich handen. Neben den Klassikern Calderon, Cervan- mehrbändige Gesamtausgaben wichtiger deutsch- tes, Dante, Manzoni, Petrarca und Tasso findet sich sprachiger Schriftsteller aufgestellt. Dazu gehören hier das älteste Werk im Bestand der Kantons- die Schweizer Autoren Salomon Gessner, Jeremias bibliothek. Es ist das 1502 von Thomas Anshelm in Gotthelf, Gottfried Keller und Heinrich Zschokke Pforzheim gedruckte Hexastichon Sebastiani Brant sowie die Werke von Sebastian Sailer im schwäbi- in memorabiles evangelistarum figuras von Petrus schen Dialekt. Im vierten Teilbereich stehen 191 von Rosenheim. Dem mit Holzschnitten ausgestat- Einzelwerke zur deutschsprachigen Epik, Lyrik und teten Büchlein diente das Blockbuch Ars memo- Dramatik. Es sind dies sowohl Theaterstücke, randi per figuras evangelistarum (ca. 1470) als Vor- Gedichte und Liedersammlungen als auch die ein- lage. schlägige Sekundärliteratur. Auf Grund ihres regio- 2.40 Im achten Teil sind 23 Werke übriger Litera- nalen Bezuges erwähnenswert ist die Dichtung von turen zusammengestellt. Es sind dies deutsche Georg Herwegh, Carl Spitteler und Josef Viktor Übers. aus der arabischen, chinesischen, persischen, Widmann sowie von Theodor Opitz, der seine russischen, serbischen und türkischen Literatur. Gedichte 1886 bei Brodbeck in Liestal drucken liess. Natürlich durften das Festspiel (Aarau 1879) 2.41 Im Teil neun sind 38 Zeitschriften und illu- und die Gedichte (Aarau 1887) von Emil Zschokke, strierte Sammelwerke wie Kalender, Jahrbücher dem ehemaligen Liestaler Pfarrer und Initianten der und Unterhaltungsschriften verzeichnet. Darunter 104 Kantonsbibliothek Baselland, Liestal befinden sich das Familienblatt Die Gartenlaube, schriften, Monats- und Jahrbücher. Ein grosses die humoristischen Wochenblätter Kladderadatsch Interesse an Werken über allgemeine Erziehungs- und Nebelspalter,dieMitteilungen aus der neuesten fragen und v. a. der Schulentwicklung in der Literatur,dieDeutsche Romanzeitung und der Schweiz und in Deutschland ist evident. Die Mäd- Postheiri. chenbildung und die Stellung des Volksschullehrers waren Themen, zu denen es im Bestand kontroverse P. Künste Werke gibt. 2.42 Unter dem Begriff »Künste« wird ein breites 2.46 Im zweiten Teil sind Gesamtwerke von ins- Angebot zusammengefasst, das von der bildenden gesamt 23 Pädagogen, darunter Johann Heinrich Kunst über das Bauhandwerk bis zur Musik und Pestalozzi, Friedrich Fröbel, Friedrich Schleier- Rhetorik reicht (3,4 %). Es ist insgesamt ein bunt macher und Joachim Heinrich Campe, aufgeführt. gemischter Bestand mit zahlreichen Hand- und Der Teil drei enthält 130 Werke zur Pädagogik des Lehrbüchern sowie von Zeitungen und Zeitschrif- Jugendalters und v. a. didaktische Hilfen für Lehr- ten, die aber meist nur kurzzeitig gehalten wurden. personen für den Fachunterricht. Unter diesen zeit- Bei der allgemeinen Kunstgeschichte stehen die All- genössischen Werken aus dem 19. Jh befinden sich gemeine Theorie der schönen Künste (4 Bde, Leip- auch die Publikationen des bekannten Baselbieter zig 1778/79) des Philosophieprofessors Johann Pädagogen und Schulinspektors Johannes Kettiger Georg Sulzer (1720–1779) sowie die Sämtlichen (1802–1869). – Werke (13 Bde, Donaueschingen 1825 1829) des 2.47 Im vierten Teil sind 46 Monographien zu ein- bekannten Archäologen Johann Joachim Winckel- zelnen Lehranstalten in Deutschland und der mann. Zur bildenden Kunst sind 170 Werke vor- Schweiz oder von bekannten Pädagogen wie Pesta- nehmlich aus dem 19. Jh vorhanden. Einen Schwer- lozzi und Fellenberg enthalten. Im Teil fünf finden punkt bildet die Baukunst. Insbesondere gut vertre- sich 131 Schul- und Lesebücher zu den unterschied- ten sind Publikationen über Sakralbauten wie der lichen Schulfächern sowie für Jugendliche zum Kölner Dom und die Münster von Basel und Strass- Selbststudium bestimmte Werke. Im sechsten Teil burg. Darunter befindet sich die bekannte Beschrei- schliesslich sind die Lehrbücher zum Turnunterricht bung des Strassburger Münsters (Strassburg 1617) verzeichnet. Darunter befinden sich De arte gym- von Oseas Schadaeus. Als ältestes Werk sind die nastica libri sex (Venedig 1573) von Girolamo Mer- Geschichten des Ritters Theuerdank von Melchior curiale. Pfinzing in der Augsburger Ausg. von 1519 vorhan- den. Depotbestände 2.43 Zu den Themen »Musik« und »Rhetorik« 2.48 Seit 1999 befindet sich die Bibliothek des finden sich v. a. allgemeine Lehr- und Handbücher Vereins Burgenfreunde beider Basel mit insgesamt sowie Liedersammlungen, Kompositionslehren, 3000 Bdn als Depot in der Kantonsbibliothek. Opernführer sowie Werke und Noten für den Chor- Inhaltlich konzentriert sich der Bestand auf das gesang. Im Bestand sind auch einige Partituren vor- Thema Burgen und verwandte Sachgebiete mit handen. Neben den allgemeinen Unterrichtswerken einem geographischen Schwerpunkt im Raum zur Redekunst und Stilistik fallen zwei Werke Oberrhein und Nordwestschweiz. 178 Werke wur- besonders auf: La rhétorique d’Aristote (Paris den im 19. Jh, 20 im 18. Jh und ein Werk im 17.Jh 1675), ins Französische übers. von François Cas- gedruckt. Es ist dies die Topographia Helvetiae sande, sowie De l’institution de l’orateur (Paris Raetiae et Valesiae (Frankfurt a. M. 1654). 1643) von Marcus Fabius Quintilianus, ins Franzö- sische übers. von Michel de Pure. 2.49 Die Bibliothek der Naturforschenden Gesell- schaft Baselland ist seit 1919 als Depot in der Kan- tonsbibliothek. Sie wird im gedruckten Katalog der Q. Erziehungswissenschaft Kantonsbibliothek von 1923 erstmals im Anhang 2.44 Dem jungen Kanton Basel-Landschaft war verzeichnet. Einen grossen Teil des Bestandes der Aufbau eines zeitgemässen Schul- und Bildungs- machen die periodisch erscheinenden Publikationen wesens ein grosses Anliegen. Die Förderer und Ver- befreundeter Vereine und Gesellschaften aus, die sie antwortlichen der Kantonsbibliothek waren vor- im Austausch erhalten. So sind denn auch die nehmlich Bildungspolitiker und Pädagogen. Es ältesten Werke die Abhandlungen der Naturforsch- überrascht daher wenig, dass sich im Bestand ein enden Gesellschaft Zürich aus den Jahren 1764 und breites Angebot für die pädagogische Praxis findet 1766. Aus dem 19. Jh stammen weitere 41 Titel mit (5,6 %). Auffällig ist die grosse Zahl von Werken, periodischer Erscheinungsweise. die sich mit der Pädagogik Johann Heinrich Pesta- lozzis beschäftigen. Die Erziehungswissenschaft ist Unkatalogisierte Bestände in sechs Teile unterteilt. 2.50 Bisher nicht katalogisiert sind der Altbestand 2.45 Im Teil eins finden sich 89 Handbücher und an Karten der Kantonsbibliothek sowie die Biblio- Nachschlagewerke, Publikationen zur Geschichte thek von Oberstdivisionär Edgar Schumacher der Pädagogik sowie zahlreiche Zeitungen, Zeit- (1897–1967), die die Kantonsbibliothek 1976 als Kantonsbibliothek Baselland, Liestal 105

Geschenk erhielt. Der Militärschriftsteller und lang- Kantonsbibliothek Baselland Liestal. Hrsg. Hoch- jährige Schulkommandant der Kaserne Liestal hin- bauamt Bau- und Umweltschutzdirektion Kanton terliess ca. 5000 Bde. Er war ein bibliophiler Samm- Basel-Landschaft. Broschüre herausgegeben anläss- ler und Liebhaber von Erstausgaben der Weltlitera- lich der Einweihung am 17. Juni 2005. Muttenz tur. Gut zwei Drittel der Bibliothek Schumacher 2005 stammen aus der Zeit vor 1900. Matter, Gerhard: Die Baselbieter Bibliotheksland- schaft 1974–1994. In: Für alle(s) offen. Bibliothe- 3. KATALOGE ken auf neuen Wegen. Festschrift für Dr. Fredy Katalog oder Verzeichnis der in der Kantonsbiblio- Gröbli, Direktor der Öffentlichen Bibliothek der thek von Basel-Landschaft aufgestellten Bücher. Universität Basel. Basel 1995, S. 174–185 Gedruckt bei Banga und Honegger. Liestal 1839 [mit 4 Nachträgen] Matter, Gerhard: Kantonsbibliothek Baselland. Eine Sphinx lüftet ihren Schleier und zieht um. In: Katalog der basellandschaftlichen Kantons-Biblio- Baselbieter Heimatbuch 24 (2003), S. 211–224 thek. Gedruckt bei Lüdin & Walser. Liestal 1861 [enthält: Reglement über die Verwaltung der Kan- Reichert, Achilles: Die Kantonsbibliothek Baselland tons-Bibliothek vom 22. Dezember 1857] 1858–1960. Lupsingen 2002 [mschr.] Katalog der basellandschaftl. Kantonsbibliothek und Reglement über die Verwaltung. Buchdruckerei 5. VERÖFFENTLICHUNGEN von Gebrüder Lüdin. Liestal 1896 ZU DEN BESTÄNDEN Katalog der Kantons-Bibliothek Baselland. Buch- Marti, Paul: Zum Verzeichnis der Schriften von druckerei Lüdin & Co. Liestal 1923 [Anhang: Edgar Schumacher 1897–1967. Bolligen 1972 Katalog der Bibliothek der Naturforschenden [mschr.] Gesellschaft Baselland] Katalog der Kantonsbibliothek Baselland II. Liestal Rudin-Bühlmann, Sibylle; Hunn, Bettina: Baselbie- 1951 [Anhang: Katalog der Bibliothek der Natur- ter Schrifttum. Die Sammlung der Kantonsbiblio- forschenden Gesellschaft Baselland. Ausg. 1950] thek Baselland. In: Baselbieter Heimatbuch 24 (2003), S. 295–299 Katalog III der Kantonsbibliothek Baselland 1951– 1970. Liestal 1974 Staehelin, Andreas: Einige Gedanken zu Markus Katalog IV der Kantonsbibliothek Baselland 1971– Lutz und seiner ‚Vaterländischen Bibliothek’.In: 1975. Liestal 1976 Baselbeiter Heimatblätter 50–55 (1986–1990), S. 88–91

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Waschipki, Anita: Die Büchersammlung von Georg ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK Fein an die Kantonsbibliothek Baselland in den Jah- Gass, Otto: Hundert Jahre Kantonsbibliothek ren 1849 und 1852. Inventur und Katalogisierung. Baselland 1838–1938. Liestal 1938 Liestal 1988 [mschr.] 106 Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel

SCHWEIZERISCHES Benutzungsmöglichkeiten: WIRTSCHAFTSARCHIV, BASEL Ausleihe von Büchern und Medien. Ausleihe mit IDS-Leserausweis. (Vor-)Bestellungen via Internet möglich. Fernleihe: Interlibrary Loan (ILL) oder ver- Kanton: Basel-Stadt billigter Kurierdienst zwischen den IDS-Bibliothe- ken. Ort: Basel Öffnungszeiten: Bearbeiter: Ariane Schnepf, Johanna Gisler und Montag bis Freitag 9.00–19.00 Uhr, Samstag 9.00– Matthias Wiesmann 16.00 Uhr. (Magazinausleihe: Montag bis Freitag 9.00–16.00 Uhr, Samstag 9.00–16.00 Uhr). Adresse: WWZ-Bibliothek / Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Peter Merian-Weg Technische Einrichtungen für den Benutzer: 6, Postfach, 4002 Basel (die Bibliothek PCs mit Zugang zu Bibliothekskatalogen, Internet, befindet sich im 1. Stock Online- und CD-ROM-Datenbanken sowie elekt- im Jacob Burckhardt-Haus 6) ronischen Volltext-Zeitschriften. W-LAN in den Lesesälen. Fotokopier- und »Scan to stick«-Möglich- Telefon: +41 61 267 32 19 keiten. Telefax: +41 61 267 32 08 Gedruckte Informationen: Faltblattservice mit allgemeinen Informationen; Homepage: www.wirtschaftsarchiv.ch Information zu Bestand, Katalogen, Benutzung, Benutzerschulungen, Ausleihe. Bibliotheksführer E-Mail: [email protected] online: www.ub.unibas.ch/wwz-bibliothek-swa. Träger: Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft, via Uni- Hinweise für anreisende Benutzer: versität Basel. Das SWA ist eine Filiale der Universi- Vom Bahnhof SBB gelangt man in wenigen Minuten tätsbibliothek Basel, die von der privaten Stiftung zu Fuss zu uns. Nehmen Sie die Überführung im Sek- zur Förderung des Schweizerischen Wirtschafts- tor A; passieren Sie das Parking der Post oder die archivs mitgetragen wird. Postpassage; ein Fussweg entlang den Geleisen führt am grünen Peter Merian-Haus vorbei zum silber- Funktion: grauen Jacob Burckhardt-Haus. Die Haltestelle Spezialbibliothek. Aktuelle und historische Informa- »Peter Merian« der Tramlinien 10 und 11 befindet tionen über die schweizerische Wirtschaft und ihre sich unmittelbar neben unserem Gebäude. Nicht institutionellen Rahmenbedingungen sammeln und weit ist auch die Haltestelle »Grosspeterstrasse« der Linie 15. zur Verfügung stellen.

Sammelgebiete: 1. BESTANDSGESCHICHTE Wissenschaftliche Literatur über die schweizerische Wirtschaft, Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsge- 1.1 Das Archiv für Schweizerische Wirtschafts- schichte; thematische Dossiers zu insgesamt 35.000 kunde und Wirtschaftsgeschichte – unter der abge- Sachfragen, Körperschaften und Personen, die neben kürzten Bezeichnung Schweizerisches Wirtschaftsar- wissenschaftlichen Publikationen auch Graue Litera- chiv (SWA) bekannt – wurde am 12. Oktober 1910 tur und Zeitungsausschnitte enthalten. Firmen- und durch Beschluss des Regierungsrates des Kantons Verbandsorgane; Wirtschafts- und Sozialstatistik; Basel-Stadt als Abteilung des Staatsarchivs gegrün- Publikationen internationaler Wirtschaftsorganisa- det. Die Sammlungstätigkeit hatte allerdings bereits tionen; Firmen- und Pressedatenbanken; Archive von früher eingesetzt: Seit 1877 hatte Staatsarchivar Firmen, Verbänden und Personen. Rudolf Wackernagel (1855–1925) auch nichtstaat- Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel 107 liche Archive aufgenommen und eine umfangreiche oder Unterlagen der im Basler Bankverein (später Sammlung von Druckschriften angelegt. Schweizerischer Bankverein) zusammengeschlosse- nen privaten Bankhäuser aus den Jahren 1846– 1.2 Erstmals festgehalten wurden der Zweck des 1907 ein. Die dem SWA geschenkten Archive und SWA und die Sammelschwerpunkte im Reglement Nachlässe umfassten häufig neben handschrift- vom 7. Dezember 1910. Das SWA hatte schon von lichem Material auch gedruckte Dokumente und Anbeginn einen doppelten Auftrag. Es sollte nicht Broschüren. nur ein historisches Archiv sein, welches das für die wirtschaftshistorische Forschung benötigte Quellen- 1.5 Ab 1913 kam der Aufbau einer weiteren, der material zu sichern hatte, sondern auch eine Doku- volkswirtschaftlichen Abteilung hinzu, welche die mentationszentrale, die alle zur aktuellen Analyse Wirtschaftspolitik und -gesetzgebung des Bundes, der Wirtschaft notwendigen Materialien, Zahlen der Kantone und Gemeinden dokumentieren sollte. und Daten sammelte und der Wissenschaft und 1.6 Gefestigt wurden die Sammlung des SWA und Praxis zur Verfügung stellte. Entsprechend breit deren Gliederung mit der Herausgabe des ersten war die Auswahl der zu sammelnden Medien. Das gedruckten Kataloges durch Rudolf Wackernagel handschriftliche Quellenmaterial umfasste Ge- und den damaligen Verwalter des Archivs, dem schäftsakten privater, wirtschaftsgeschichtlich be- Historiker Hermann Bächtold (1882–1934). Anlass deutsamer Firmen und Verbände, das gedruckte dazu gab die Landesausstellung von 1914, an der Material Statuten, Jahresberichte, Emissions- sich das SWA erstmals präsentierte. Der Katalog prospekte, Tätigkeitsprofile, Jubiläums- und andere diente dazu, »den Mangel an konkreten Vorstellun- Schriften von Firmen und Verbänden, staatliche gen« zu beheben und den »Benützern zu zeigen, und kommunale Verwaltungsberichte, Botschaften, was wir besitzen, und unseren Bezugsinstanzen zu Gutachten, Voranschläge und Rechnungen, wissen- zeigen, was wir mit dem übermittelten Material schaftliche und andere Publikationen über wirt- machen, wie wir es aufbereiten und einordnen«. schaftliche Themen, Statistiken und Zeitungsaus- Das Drucksachenarchiv (oder die Dokumentation) schnitte. Im Laufe der Zeit wurde zudem ein war im Katalog von 1914 in eine privatwirtschaftli- umfangreicher Zeitschriftenbestand mit Fachblät- che Sammlung auf der einen, eine volkswirtschaftli- tern, Wirtschafts- und Finanzorganen, Firmen- che und wirtschaftspolitische Sammlung auf der zeitungen und wissenschaftlichen Periodika aufge- anderen Seite gegliedert. Die Untergliederung dieser baut. Geographisch sollte die Sammlung der star- Hauptabteilungen wurde in den folgenden Jahren ken Aussenverflochtenheit der Schweizer Wirtschaft verfeinert, so dass die Systematik der Klassifikation Rechnung tragen: »Das nächste Sammelgebiet des zweimal, 1919 und 1937, unter dem Titel Summari- Archivs ist die Schweiz und die von der Schweiz scher Katalog als Broschüre veröffentlicht wurde. wirtschaftlich kolonisierten ausländischen Gebiets- 1934 kam noch eine dritte Hauptabteilung, »Bio- teile.« graphien«, hinzu. 1.3 Nach der Gründung blieb das SWA zunächst 1.7 Ein Grossteil des Sammelguts von Firmen, Ver- in den Räumen des Staatsarchivs. Es erhielt nun bänden, Amtsstellen, Universitäten und For- aber eigene Kataloge wie den Standortskatalog in schungsinstituten ging als Geschenk ein, weshalb Buchform, den Inventurkatalog und einen Stich- die Erwerbungskosten des SWA lange Zeit beschei- wortkatalog der Drucksachen mit ca. 27.000 Titeln. den blieben. Einschlägige Stellen waren mittels Zir- Gemäss dem dokumentarischen Dossierprinzip kular über die Gründung des SWA informiert und fasstedasSWAsämtlicheübereinebestimmteFrage um Zusendung sämtlicher Publikationen ersucht vorhandene Literatur unabhängig von ihrer äusse- worden. Das dem ganzen Land dienende Archiv ren Form zu thematischen Informationseinheiten bekam anfangs auch Bundessubventionen, welche zusammen. Der erste Katalog verzeichnet ca. 4000 die Beiträge des Kantons Basel-Stadt ergänzten. Mit solcher Dossiers, die in 23 Sachgruppen gegliedert Ausbruch des Ersten Weltkrieges fielen diese aller- sind. dings weg und wurden trotz wiederholter Bemü- hungen nie mehr gewährt. Zwecks Sammlung von 1.4 Anfänglich lag das Schwergewicht der Sam- Spenden aus der Privatwirtschaft errichtete man meltätigkeit auf dem Material über einzelne Firmen. 1913 den »Fonds freiwilliger Beiträge«, heute »Stif- Ein erheblicher Bestandszuwachs fand gleich 1910 tung zur Förderung des Schweizerischen Wirt- statt, als die Stiftung Bank in Basel für das SWA die schaftsarchivs«. Dokumentation eines grösseren Basler Bankhauses erwarb. Die 380 Mappen umfassende Sammlung 1.8 Bis zur organisatorischen Verselbständigung aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs enthielt war der Historiker und nachmalige Prof. für Geschäftsberichte, Statuten etc. verschiedener Schweizergeschichte Emil Dürr (1883–1934) Ver- schweizerischer Banken, Versicherungsgesellschaf- walter des SWA. Am 1. Mai 1921 löste ihn ein voll- ten und Eisenbahnen sowie eine Reihe von Finanz- amtlicher Leiter ab, der Prof. für Statistik und ehe- zeitungen der 1860er- bis 1890er-Jahre. In der malige Regierungsrat Fritz Mangold (1871–1944), Abteilung »Archive« gingen Bestände wie jener der der bereits zu den Gründern des SWA gehört hatte. Schweizerischen Konkordatsbanken (1846–1907) Mit ihm übernahm erstmals ein Nationalökonom 108 Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel die Direktion des SWA; in der Folge begannen sich mentation. 1950 herrschte wiederum Platznot in sowohl das Schwergewicht der Bestände als auch den Magazinen, und es musste ein erstes Aussende- das Interesse der Benützer mehr und mehr von den pot eingerichtet werden. historischen zu den aktuellen Dokumenten hin zu 1.10 Von 1965 bis 1982 stand der seit 1948 im verschieben. Mangold hatte die Leitung während Betrieb tätige Claude Mentha (1920–1997) dem sechzehn Jahren inne. Er förderte die Benutzung des SWA vor. Seine Zeit als Vorsteher war v. a. durch Archivs, u. a. durch den Aufbau eines alphabeti- den Mangel an finanziellen Mitteln und an Personal schen Sachkatalogs ab 1930, und baute gleichzeitig sowie durch die Suche nach Ausweichmöglichkeiten den Bestand systematisch aus. U. a. wurden seit für die Aufstellung der Bestände geprägt. 1976 Mitte der 1920er-Jahre die thematischen Dossiers wurde das SWA unter Wahrung weitgehender Selb- systematisch durch Zeitungsausschnitte aus der ständigkeit der Öffentlichen Bibliothek der Univer- schweizerischen Wirtschafts- und Tagespresse sität Basel (UB) angegliedert, wobei die beiden Insti- ergänzt. Einen inhaltlichen Schwerpunkt setzte tutionen vorher schon viele Jahre eng zusammenge- Mangold in der Sozialpolitik. Der zunehmende arbeitet hatten. Platzmangel sowohl für Bestände als auch Benutzer führte dazu, dass das SWA 1932 neue provisorische 1.11 1982 ging die Leitung an Hans-Ulrich Sulser Räumlichkeiten beziehen musste. (1928–2006), den langjährigen wissenschaftlichen Bibliothekar des SWA, über. In seine Amtszeit fiel 1.9 1937 trat Valentin Fritz Wagner (1895–1959), die seit den 1960er-Jahren geplante Einbindung des Privatdozent für Nationalökonomie, Mangolds SWA in die WWZ-Bibliothek, die Fachbereichs- Nachfolge an. Seine erste Aufgabe bestand darin, bibliothek im 1988 neu eröffneten Wirtschaftswis- das historische Archiv neu zu ordnen und Akten senschaftlichen Zentrum der Universität Basel auszuscheiden, um den für 1939 bevorstehenden (WWZ). Mehrere Partner brachten ihre Bestände in Umzug ins neue Kollegienhaus vorzubereiten. Dort dieses neu geschaffene Informationszentrum im wurde das SWA in unmittelbarer Nähe der wirt- sogenannten Rosshof ein: die Institutsbibliotheken schaftswissenschaftlichen Seminare untergebracht, der Wirtschaftswissenschaften, die sozialwissen- als Ergänzung zu deren Bibliotheken. Die bis dahin schaftliche Abteilung der UB und das SWA. WWZ- nur ungenügend erschlossenen Bestände konnten, Bibliothek und SWA sind heute organisatorisch der dank einer Personalaufstockung, nun auch auf der UB unterstellt. Die stark erweiterten Monogra- Ebene der Einzeltitel katalogisiert werden. Ab 1941 phien- und Zeitschriftenbestände wurden fortan wurden ein alphabethischer, ein chronologischer gemäss einer eigenen Systematik im Freihand- und ein Sachkatalog auf Karten angelegt. Bibliogra- bereich aufgestellt, inkl. der Bücher, die früher in phisch unselbständiges Material, z. B. Reklame- die SWA-Dossiers gegangen waren. Bereits seit 1982 schriften und Preislisten, gingen weiterhin unkata- waren die selbständigen Publikationen des SWA im logisiert in die Dossiers. 1942 übernahm Wagner EDV-Katalog der UB erschlossen worden. Ende der einen Lehrstuhl an der Basler Universität und 1980er-Jahre begann die Rekatalogisierung der beschränkte sich fortan auf die wissenschaftliche Dossiers inkl. Einzeltitel in der Abteilung »Firmen Leitung des SWA. Die administrative und bibliothe- und Verbände«. karische Leitung übernahm Hans Ulrich Zehntner (1905–1992), der von der Universitätsbibliothek 1.12 Von 1993 bis 2007 leitete die Historikerin (UB) kam. Um seiner Aufgabe im Bildungs- und Johanna Gisler (*1955) die WWZ-Bibliothek und Forschungssektor besser gerecht zu werden, wurde das SWA. Unter ihrer Führung erhielt das histori- das SWA 1943 aus dem Departement des Inneren sche Archiv wieder ein grösseres Gewicht; seit 1993 herausgelöst und dem Erziehungsdepartement sind die Bestände mehr als verdoppelt und einige unterstellt. In der Folge war das SWA immer weni- Archive von grösseren Schweizer Firmen wie ger ein Archiv im klassischen Sinn. Die Firmen- und USEGO oder Schweizerhall Chemie aufgenommen Verbandsarchive verloren an Bedeutung, das worden. 2005 wurde die virtuelle Sachdokumenta- Schwergewicht der Tätigkeit verschob sich zuneh- tion eingeführt, die den thematischen Dossiers zur mend in Richtung Dokumentationsstelle und Spe- Wirtschaftsentwicklung und Wirtschaftspolitik ein zialbibliothek. Die Orientierung an der aktuellen völlig neues Gesicht verleiht. Neu bestehen die ökonomischen Forschung wird in der Reihe Schrif- Dokumentensammlungen aus Literaturnachweisen ten des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs,inder und elektronischen Texten, die virtuell im Katalog ab 1946 Doktorarbeiten von Wagners Schülern zusammengestellt werden. Der hauptsächliche erschienen, sichtbar. 1954 übernahm Zehntner die Recherchezugang ist eine Systematik auf dem gesamte Leitung. Unter ihm wurden die Abteilun- World Wide Web. Sammlung und Erschliessungs- gen der Druckschriftensammlung in die 3 heute vokabular sind neu konzipiert worden. Das SWA noch bestehenden Oberabteilungen zusammen- führt neu noch 1200 Dokumentensammlungen zu gefasst: die Sachfragen-Abteilungen (heute Sach- Sachthemen (inkl. geographische Unterteilungen); dokumentation), die Abteilungen »Erwerbsgesell- vorher waren es 3500. Das inhaltliche Schwer- schaften und Berufsverbände« (ab 1946 Abteilung gewicht liegt zum einen auf der Wirtschaftsentwick- »Firmen und Verbände«) und die Personendoku- lung und Wirtschaftspolitik, zum anderen auf der Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel 109

Schweiz. Innerhalb der Schweiz wird regionalen, mussten direkt am Gestell erhoben werden. Zu kantonalen und kommunalen Belangen grosse Auf- beachten ist, dass Klein- und Kleinstschriften (Preis- merksamkeit geschenkt. Zum Ausland führt das listen, Kataloge, Pläne, Flugblätter, Postkarten, SWA nur noch Länderdossiers. Im Rahmen dieses Todesanzeigen, Porträtdrucke oder Werbematerial) Projekts sind auch die Altbestände der Sachdoku- sowie Zeitungsausschnitte nicht einzeln katalogi- mentation auf Dossierebene im Onlinekatalog siert sind. Die Dossiers weisen somit eine weit grös- erschlossen und mit den neuen virtuellen Dokumen- sere Anzahl an vor 1914 publizierten Drucken auf, tensammlungen verknüpft worden. Seit 2006 sind als aus den untenstehenden Mengenangaben zudem alle in den alten Katalogen des SWA erfass- ersichtlich ist. Bei der Erhebung der Anzahl Dos- ten Einzeltitel sowie die Biographien-Dossiers im siers ergeben sich andererseits zu hohe Zahlen, weil Onlinekatalog nachgewiesen. Damit sind nun fast umfangreiche Dokumentensammlungen in zwei alle Bestände des SWA im Onlinekatalog zugänglich. oder mehrere Unterdossiers unterteilt sein können. Die einzige Ausnahme bilden die vor 1982 abge- Die folgende Statistik berücksichtigt in erster Linie schlossenen Zeitschriften und die Privatarchive. die Titel. Die Anzahl Dossiers wird nur dann 1.13 Der Druckschriftenbestand des SWA wächst genannt, wenn dies zusätzliche Aussagekraft hat, weiterhinzueinemgrossenTeildankderGratis- z. B. wenn die Dokumentensammlungen eine grös- abgabe von Dokumenten durch Firmen und Institu- sere Menge nicht katalogisierten Materials von vor tionen (über die Jahre hinweg immer mindestens 1900 enthalten. 95 % des Zuwachses). Infolge der gezielteren Chronologische Übersicht Erwerbung und der Aufnahme elektronischer 2.2 Der Altbestand an gedrucktem Material setzt Medien ins Angebot (u. a. elektronische Zeitungen, sich vorwiegend aus Publikationen der zweiten Firmendatenbanken) hat sich in den 1990er-Jahren Hälfte des 19. sowie des beginnenden 20. Jhs das Erwerbungsbudget dennoch vervielfacht. Das zusammen. Besonders gut abgedeckt ist der Zeit- historische Material in den Dossiers wird ab und zu raum seit 1877, dem Anfang der Sammlung. Die aus grösseren Schenkungen ergänzt, so z. B. 1998 Zeitgrenze ist auf 1914, den Ausbruch des Ersten anlässlich der Übernahme der 1886 gegründeten Weltkriegs und die Vorstellung des ersten Katalogs Coop-Bibliothek durch das SWA und die UB. Im des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs an der gleichen Jahr hat das SWA einen grösseren Spezial- Schweizer Landesausstellung, festgelegt worden. bestand zur Geschichte der freiwirtschaftlichen Bewegung erschlossen, der auf Grund von diversen 2.3 Von den ca. 150.000 katalogisierten Titeln des Schenkungen zu Stande kam. Von 2007 bis 2009 SWA sind 12.708 Titel (ca. 8,5 % des gesamten leitete Matthias Wiesmann (*1975) interimistisch Bestands) vor 1914 erschienen. Sie werden gröss- die WWZ-Bibliothek und das SWA. In seine Amts- tenteils in den 41.997 Dossiers aufbewahrt. Von zeit fiel der Umzug aller Bestände (inkl. der tempo- den 12.708 Titeln vor 1914 stammt die eine Hälfte rär in der Universitätsbibliothek Basel gelagerten aus dem Zeitraum von 1900 bis 1914 (6425 Titel), Privatarchive) vom Rosshof in die neuen Räumlich- die andere aus dem 19. Jh (6241). Die restlichen keiten im Jacob Burckhardt-Haus beim Bahnhof. Werke verteilen sich auf 2 Titel aus dem 17. und 40 Seit Oktober 2009 ist Irene Amstutz (*1965) die aus dem 18. Jh. Von den ca. 15.000 Zeitschriften- neue Leiterin, die das SWA ins Jubeljahr 2010 (100 titeln weisen 384 Titel (2,6 %) Nummern auf, die Jahre SWA) und darüber hinaus führen wird. vor 1914 erschienen sind. Die ältesten Titel finden wir in den Abteilungen »Volkswirtschaft« und 1.14 Bis heute blieb das SWA – wenn auch mit – »Bankwesen« der Sachdokumentation, wobei hier unterschiedlichen Mischungsverhältnissen ein als Beispiel Ordnung oder Tarif der Verzollung in Dreispartenbetrieb aus historischem Archiv, Wirt- der Statt Strassburg Kauffhausz (Strassburg 1685) schaftsdokumentation und wissenschaftlicher Bib- genannt werden kann. liothek. In den beinahe hundert Jahren seiner Exis- tenz ist es die grösste und umfassendste Informa- Übersicht nach Sprachen tionsstelle für das Gebiet der schweizerischen Wirt- 2.4 Die Mehrheit des älteren Bestands ist in deut- schaft und Wirtschaftspolitik geworden. Von einer scher Sprache verfasst (10.275 Titel, 81 %), gefolgt herkömmlichen wissenschaftlichen Bibliothek von Französisch (2099 Titel, 16,5 %), Englisch unterscheidet es sich durch den ausserordentlich (170) und Italienisch (141). Daneben finden wir hohen Anteil an Grauer Literatur im Bestand, den einige niederländische, dänische und spanische Titel grossen und wichtigen Bestand an Privatarchiven (insgesamt 19). und das Dossierprinzip in der Erschliessung. Systematische Beschreibung 2.5 Die Sammlung des Schweizerischen Wirt- 2. BESTANDSBESCHREIBUNG schaftsarchivs ist besonders durch seine Dokumen- 2.1 Vorbemerkung: Dank der Rekatalogisierung tensammlungen zu Sachfragen, Firmen und Verbän- liessen sich die Bestandszahlen zumeist durch den sowie Personen charakterisiert. Bei diesen Abfrage im Onlinekatalog ermitteln. Einzig die his- Dokumentensammlungen oder Dossiers handelt es torischen Titel der Zeitschriften und Zeitungen sich um thematische Informationseinheiten, in 110 Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel denen sämtliche über eine bestimmte Frage vorhan- nen zum Ausland, wobei Deutschlands Wirtschaft dene Literatur unabhängig von ihrer äusseren Form am umfangreichsten dokumentiert ist. Gemäss Jah- zusammengestellt ist. Wirtschaftswissenschaftliche resbericht 1911 sollte das SWA »das Ganze der Literatur wird darin ergänzt durch quellennahes, schweizerischen Volks- und Staatswirtschaft umfas- historisches oder aktualitätsbezogenes Material. sen« sowie über die Landesgrenzen hinaus sam- Die Sachdokumentationen enthalten somit auch meln, was einerseits die »Mitwirkung schweize- Graue Literatur (Studien und Berichte von Firmen, rischer Kapitalien und schweizerischer Arbeits- Verbänden, Amtsstellen und Forschungsinstituten), kräfte an ausländischen Unternehmungen, anderer- Manuskripte, Pressedienste und Zeitungsaus- seits die Beeinflussung schweizerischer Wirtschafts- schnitte. Die Firmen- und Verbandsdokumentatio- interessen durch die Tätigkeit ausländischer nen bestehen u. a. aus Jahresberichten, Statuten, Unternehmungen« betrifft. Festschriften, Firmenprofilen und Zeitungsaus- 2.9 War die Sammeltätigkeit des SWA bei der schnitten. Bis 1988 gingen fast alle Medien, die das Gründung noch auf die privatwirtschaftlichen SWA in den Bestand aufnahm, in die Dossiers. Zwi- Unternehmen konzentriert, zeigte sich doch bald, schen 1988 und 2004 gab es eine Trennung zwi- dass die Schriften über allgemeine und spezielle Pro- schen Monographien im Freihandbereich und bleme der schweizerischen Volkswirtschaft für die Kleinschriften in den Dossiers. Seit der Einführung Benützer noch bedeutender sind. In der Folge der virtuellen Dossiers ab 2005 lassen sich wieder wurde 1913 aus dem bereits vorhandenen Material alle Medien zu einem Thema, unabhängig von Art die Abteilung »Wirtschaftspolitik und Wirtschafts- und Standort, in einem Dossier zusammenfassen. gesetzgebung« gebildet, die im Laufe der Zeit Katalogisiert sind die Dossiers sowohl kollektiv als immer mehr an Bedeutung gewann und heute unter auch auf der Ebene der Einzeltitel. der Bezeichnung »Sachdokumentation« weitaus am 2.6 Aufgrund der speziellen Art und Herkunft meisten benützt wird. Die ersten 11 Sachgruppen eines grossen Teils des Dokumentationsmaterials wurden ergänzt und in ihrer Gliederung fortlaufend haben viele Dokumente im SWA eine relative Exklu- verfeinert. Infolge des Dossierprinzips ist alle im sivität. Publikationen, die nicht aus der Verlags- SWA zu einer bestimmten Frage vorhandene Litera- produktion stammen, sogenannte Graue Literatur tur – unabhängig von ihrer äusseren Form – zusam- (z. B. Jubiläumsschriften, Jahresberichte), haben men aufgestellt. Ein Dossier enthält sachlich homo- Bibliotheken nicht automatisch erworben. Allen- genes Material in heterogener Form und in chrono- falls wurden sie auf regionaler Ebene relativ zufällig logischer Reihenfolge. Grössere Sachgebiete sind von Kantonsbibliotheken und Staatsarchiven nochmals aufgeteilt in »Allgemeines und Ausland« zusammengetragen. Gar nicht als sammelwürdig und »Schweiz«, zuweilen sogar in einzelne Kantone galten gedruckte Informations- oder Werbemittel und Gemeinden. Die Dossiers der Sachdokumenta- für eine breite Öffentlichkeit (Prospekte u. a.). Das tion sind parallel zu denjenigen der Abteilung »Fir- SWA hat beide Publikationsformen relativ syste- men und Verbände« geführt. Die beiden Abteilun- matisch und für die ganze Schweiz gesammelt, gen ergänzen sich gegenseitig. sofern sie das Sachgebiet »Wirtschaft und Wirt- schaftspolitik« betrafen. 2.10 Im Ganzen weist die Sachdokumentation des SWA 104.000 im Katalog erfasste Titel auf. Diese 2.7 Die folgende Beschreibung der Bestände rich- sind 3500 Dossiers zugeordnet (dies entspricht tet sich nach ihrer heutigen Aufstellung. Die Dos- 4600 Dossieraufnahmen, da einzelne Dossiers in siers sind in drei Abteilungen eingeteilt: die Sach- »Zeitungsartikel« und »Broschüren« unterteilt dokumentation mit 9085 Titeln vor 1914 (71,5 % sind). 9085 Titel sind vor 1914 publiziert worden des historischen Bestands bis 1914), die Firmen- (71,5 % des historischen Bestands bis 1914). Neben und Verbandsdokumentation mit 2937 Titeln den 2 ältesten Titeln des SWA aus dem 17.Jh stehen (23 %) und die Personendokumentation mit 115 hier 37 Titel aus dem 18. Jh, 4394 aus dem 19. und historischen Titeln (1 %). Dazu kommen die Samm- 4652 aus dem beginnenden 20. Jh bis 1914. Einige lungen »Lexika« (60 Titel), »Statistik« (70) und Dossiers finden ihren Anfang im 17. Jh (5 Dossiers) »Zeitschriften« (384). und 18. Jh (85). Am häufigsten vertreten sind Titel in deutscher Sprache (7499 Titel), gefolgt von fran- Sachdokumentation zösischen (1407), englischen (115) und italienischen 2.8 Die Dossiers zu Sachfragen dokumentieren die (53). Wirtschaftsentwicklung und die wirtschaftspoliti- schen Debatten in der Schweiz seit der zweiten 2.11 Die Sachdossiers sind heute in 19 Sachgrup- Hälfte des 19. Jhs. Sie enthalten neben wissenschaft- pen geordnet, von denen im Folgenden die beson- licher Sekundärliteratur auch Publikationen mit ders umfangreichen nach Abfolge ihrer Signaturen Quellencharakter wie z. B. Gesetzestexte, Verord- separat beschrieben werden. nungen, Botschaften, Berichte, Gutachten, Studien, Landwirtschaft und Bergbau Statistiken und Pressemitteilungen der wirtschafts- politisch aktiven Kräfte der Schweiz. Jedes Sach- 2.12 Die 6 Sachgruppen »Wasserwirtschaft«, gebiet umfasst auch eine Auswahl von Publikatio- »Forstwirtschaft«, »Jagdwesen«, »Fischerei«, Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel 111

»Bergbau« und »Landwirtschaft« werden hier Volkswirtschaft – Handel und Industrie gemeinsam betrachtet. Zur Zeit der Gründung 2.16 Die heutige Sachgruppe »Volkswirtschaft« des SWA und im ersten Katalog spielten diese umfasst den grössten Bestand in dieser Abteilung. Branchen in der Schweizer Wirtschaft noch eine Ein erster Teil der Sammlung befasst sich mit der wesentliche Rolle und wurden deshalb separat volkswirtschaftlichen Entwicklung einzelner aus- aufgeführt. Heute lassen sie sich zusammenge- ländischer Staaten, der Schweiz, der Kantone, fasst beschreiben. Regionen und Gemeinden. Auch die wirtschafts- 2.13 In der Sachgruppe »Landwirtschaft« (mit politischen Diskussionen finden hier Eingang. Zu 563 Titeln) fällt die Mehrheit der historischen Dru- Spezialfragen wie z. B. »Private Haushaltsrechnun- cke in die Zeit vor 1900 (18. Jh: 3 Titel; 19. Jh: gen«, »Gewerbegesetzgebung«, »Erfindungsschutz« 349). Die Dossiers bergen für das späte 18. Jh und oder »Muster- und Modellschutz« existieren sepa- v. a. das 19. Jh neben Material zur Agrargeschichte, rate Dossiers. zur landwirtschaftlichen Gesetzgebung und Agrar- 2.17 In der Untergruppe »Handel« werden Han- statistik auch Titel zu den Besitzverhältnissen und delsformen wie Hausierhandel, Detailhandel, zum Erbrecht in der Landwirtschaft. Steht anfangs Märkte oder auch das Phänomen der ersten Kauf- des 19. Jhs noch die Frage der Bodenzinsen und häuser thematisiert. Die Mühen mit den anfangs Abgaben im Vordergrund, wie z. B. bei Heinrich des 19. Jhs uneinheitlichen Masseinheiten zeigt z. B. Heidegger Über Feudalabgaben, Grundzinsen und Friedrich Trechsels Beschreibung und Vergleichung Zehenden (o. O. 1798), wird diese später durch die bernerischer Maasse und Gewichte (Bern 1821). betriebswirtschaftliche Sicht der »Güterzerstücke- Umfangreich belegt ist auch das Gebiet des Aussen- lung« abgelöst. Besonders umfangreich dokumen- handels. Die starke Internationalisierung der tiert sind Aspekte der landwirtschaftlichen Produk- schweizerischen Wirtschaft im 19. Jh wird durch die tion wie Urbarmachung, Bewässerung, Düngung zahlreichen Dokumente zu Handelsverträgen, oder landwirtschaftliche Technik. Im 19. Jh liegt ein Schweizer Kapital im Ausland und Zollfragen illu- Schwergewicht auf dem landwirtschaftlichen Unter- striert. Auch auf nationaler und kantonaler Ebene richtswesen, wie der älteste Titel dieser Gruppe ist das Zollwesen durch Zollordnungen, Verträge zeigt: Von der besten Auferziehung der Jugend auf und Materialien aus dem Gesetzgebungsprozess dem Lande, in Absicht auf den Landbau (Basel reich dokumentiert. 1767) von Philipp Albert Stapfer. Im 20. Jh steht dann die Mechanisierung der landwirtschaftlichen 2.18 Die Dokumentensammlungen zu den Bran- Arbeit im Vordergrund. Schliesslich zeigen die chen sind parallel zu den Dossiers in der Abtei- historischen Bestände auch die Verlagerung vom lung »Firmen und Verbände« angelegt und ent- Getreideanbau zur Milch- und Gemüsewirtschaft halten v. a. Gesetze, Botschaften, Statistiken und auf. Studien zu Produktion und Marktentwicklung in den einzelnen Industriezweigen. Sehr ausführlich 2.14 In der Sachgruppe »Wasserwirtschaft und dokumentiert ist die Nahrungsmittelindustrie mit Landeskultur« besonders zu nennen sind die Titeln zur Lebensmittelgesetzgebung, Getreidever- Dossiers und Titel zur Verstaatlichung der Was- sorgung und zum Getreidehandel, zur Milchpro- serkraft bzw. zum Wasserrecht, v. a. aber jene zu duktion und -verarbeitung inkl. Schokoladenin- Wasserbau und Gewässerkorrektionen. Zu jedem dustrie. Besonders zu beachten sind die zahlrei- einzelnen Gewässer der Schweiz existiert zu die- chen Titel von Rudolf Schatzmann aus dem ser Frage ein Dossier. Auffällig ist eine grössere 19. Jh wie das Manuel des fromageries ou intro- Anzahl von Titeln zur Jura-Gewässerkorrektion duction à l’industrie du lait (Delémont 1875) oder und zur Linthkorrektion, z. B. die Schrift von der Bericht über die Mustersennereien Seewis und Hans Konrad Escher von der Linth Die Verhält- Grüsch (Chur 1870). Salzgewinnung und -handel in nisse vor Erstellung des Linthkanals (Zürich 1809). der Schweiz sind seit Beginn des 19. Jhs dokumen- In der Sachgruppe »Forstwirtschaft« reichen die tiert, wobei ein besonderes Gewicht auf den Basler Dossiers zur Schweiz bis 1667 zurück. Einen Salinen liegt, wie Zwei Rechtsgutachten in Sachen Schwerpunkt bilden hier die kantonalen Forstge- des Staats Basellandschaft gegen die Salineninspek- setze. Als allgemeiner Titel sei Ludwig Meyer von tion Schweizerhalle (Liestal 1858) von Kasimir Knonaus Kurze Anweisung für das Landvolk, zur Pfyffer von Altishofen zeigen. Ergiebige Dossiers Anpflanzung und Besorgung der Wälder (Zürich haben fernerhin die Produktion und der Handel 1775) genannt. von Gemüse und Obst, Bier, Schnaps und Absinth. 2.15 Insgesamt umfassen die hier vereinten Sach- Sehr umfangreich ist die gesetzliche Regelung und gruppen 1617 Titel vor 1914 (18. Jh: 9 Titel; 19. Jh: Besteuerung des Alkoholkonsums in der Schweiz 891; 20. Jh bis 1914: 717), v. a. in deutscher (1326 belegt,z.B.mitDie Schenkfreyheit (Bern 1800) von Titel), französischer (278) und italienischer (10) Johann Rudolf Wyss, ebenso der Alkoholismus als Sprache. Diese befinden sich in 526 Dokumenten- soziales Problem. Im Bereich »Gesundheitswesen« sammlungen,vondenen2im17.Jh,25im18.Jh werden mit Titeln zu Cholera, zu den Pocken, zum und 209 im 19. Jh beginnen. Impfwesen sowie zur sanitären Situation in einzel- 112 Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel nen Städten weitere Fragen der Volksgesundheit Banknotenmonopol erhielt. Diese Debatten schlu- aufgeworfen. gen sich in einer bedeutenden Anzahl von Titeln 2.19 Die Dossiers »Gastwirtschaft« und »Frem- nieder. Werke von Adolf Burckhardt-Bischoff und denverkehr« enthalten mehrere Titel zu schweizer- Leonhard Pestalozzi sind besonders gut vertreten. ischen Kurorten und Mineralquellen sowie Statisti- Als Besonderheit sind sodann die verschiedenen ken zum aufkommenden Tourismus. In der Bau- Umrechnungstabellen zu den schweizerischen Geld- wirtschaft bergen v. a. die Dossiers zur allgemeinen sorten aus der ersten Hälfte des 19. Jhs zu nennen, Entwicklung der Branche und zum Brücken- und z. B. Jean-Henri Petitpierres Nouveaux changes des Wohnungsbau historisches Material. Die Frage des principales villes de commerce (Neuenburg 1821). Wohnungswesens im 19. Jh ist mit weiteren Dos- Dossiers zu den verschiedenen Bankentypen wie siers zur Bau- und Wohnungsgesetzgebung, zum Sparkassen, Kantonalbanken oder Darlehenskassen Wohnungsmarkt, zu Bodenpreisen und zur Woh- mit ihren jeweils eigenen Regulierungen und Statis- nungsnot breit abgedeckt. Besonders gut vertreten tiken runden das Bild der Branche ab. ist die Energie- und Wasserversorgung der Schweiz, 2.22 Besonders reich ist die Dokumentation zum wobei neben der Nutzung von Gas die Elektrifizie- Geld-, Kapital- und Anleihenmarkt der Schweiz, rung und der Bau von Elektrizitätskraftwerken wobei Zinsniveau, Zinsstruktur und Zinspolitik einen bedeutenden Platz einnehmen. Die Schriften der Nationalbank im Vordergrund stehen. Ferner im Bereich der Maschinenindustrie vermögen etwas finden die Börsen der Schweiz ihren Niederschlag vom Pionier- und Erfindergeist jener Epoche aufzu- in den Dossiers. Am ausführlichsten ist der Bör- zeigen. Eine kleine Schrift aus dem 18. Jh, Ordon- senplatz Basel dokumentiert. nances pour l’art de l’horlogerie (Genf 1745), 2.23 Erwähnenswert sind schliesslich die kantona- begründet den Bestand zur Uhrenindustrie. Alle len Gesetze und Regelungen zu Spielbanken und Aspekte der schweizerischen und insbesondere der Lotterien, zu Pfand- und Leihhäusern und zum Genfer Uhrenindustrie sind reich dokumentiert. Wucher, zu letzterem finden wir den ältesten Titel Eine wichtige Rolle spielt auch die zweite traditio- dieser Sachgruppen, Cyrillus Oesius’ Bericht Vom nelle Exportbranche, die Textilindustrie mit ihren Wucher, und Geitz-Teufel (Basel 1622). zahlreichen Zweigen. Besonders stark vertreten ist hier die für Basel bedeutende Seidenindustrie, z. B. 2.24 In der Gruppe »Versicherungswesen« stechen mit der Anleitung zur Seidenzucht in der Schweiz die Sachdossiers zu Brand-, Gebäude-, Mobiliar-, (St. Gallen 1835) von H. Henking. Weiter zu nen- Hagel- und Viehversicherung hervor. Sie belegen nen bleiben die Gerberei und Schuhindustrie, die die Entwicklung sowohl des privaten Versiche- Holzindustrie wie auch die chemische Industrie mit rungswesens als auch der öffentlich-rechtlichen Produkten wie Farben, Seifen und Waschmitteln. Anstalten. Zudem sind die Wurzeln der Unfall- und Schliesslich sind die Papier- und Zellstoffindustrie, Krankenversicherungen sehr gut dokumentiert, v. a. der Buchdruck und das Zeitungswesen (mit zusätz- für Basel, z. B. mit Die freiwilligen Vereine des Kan- lichem Dossier zu Presserecht und -freiheit) tons Basel-Stadt für gemeinnützige, wohlthätige, anzufügen. wissenschaftliche, künstlerische, religiöse, vaterlän- dische, militärische und sociale Zwecke im Jahre 2.20 Mit 2954 historischen Titeln in 1748 Dos- 1859 (Basel 1858). Zusammen mit der Diskussion siers ist die Sachgruppe »Volkswirtschaft« die um Hilfs- und Pensionskassen lassen sich aus diesen umfangreichste der Sachdokumentation. Das 19. Dossiers die Anfänge einer modernen Sozialversi- und 20. Jh bis 1914 sind mit über 1000 Titeln ver- cherung rekonstruieren. treten (17.Jh: 1 Titel; 18. Jh: 19; 19. Jh: 1385; 20. Jh: 1549), wobei die vorherrschende Sprache 2.25 Insgesamt umfassen die beiden Sachgruppen Deutsch ist (2398 Titel; ferner Französisch 467, »Bank- und Geldwesen« und »Versicherungswesen« Englisch 59, Italienisch 26 Titel). Bei den Dokumen- 1331 Titel vor 1914 in 360 Dokumentensammlun- tensammlungen finden wir ungefähr dieselbe Vertei- gen (17.Jh: 1 Titel; 18. Jh: 2; 19. Jh: 772; 20. Jh bis lung über die Jhe, 2 beginnen im 17.Jh, 29 im 1914: 557). Der grosse Anteil an Titeln aus dem 18. Jh, 229 im 19. Jh und 253 im 20. Jh. 19. Jh ist auf die Sachgruppe »Bank und Geldwe- sen« zurückzuführen, in welcher der Anteil der Banken, Geldwesen und Versicherungswesen Titel im 19. Jh doppelt so gross ist wie jener von 2.21 In den Sachgruppen »Banken, Geldwesen« 1900 bis 1914 (19. Jh: 533 Titel; 20. Jh 277). Bei und »Versicherungswesen« werden Dokumente zum den Sprachen überwiegt Deutsch (1051) deutlich Finanzsektor gesammelt. Einen besonderen Schwer- vor Französisch (250) und Englisch (30). punkt bildet die Geld- und Währungspolitik mit der Einführung des Schweizer Frankens von 1851/52, Verkehr der Lateinischen Münzunion, welche die Schweiz 2.26 In dieser Sachgruppe finden sich hauptsäch- 1865 mitbegründete, und der Gründung der lich Dossiers zur Gesetzgebung, Finanzierung und Schweizerischen Nationalbank 1905, die nach lan- Streckenführung der Eisenbahnen. Die Anfänge der gen kontrovers geführten Debatten um die Autono- Eisenbahn sind mit Titeln wie Die Anlegung von mie kantonaler Emissionsbanken schliesslich das Eisenbahnen in der Schweiz (Basel 1845) genauso Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel 113 reich dokumentiert wie deren Finanzierung etwa im 2.30 Unter den Dokumentensammlungen zur Bericht der vom Schweizerischen Bundesrathe ein- »Berufsbildung« dominieren solche zur praktischen berufenen Herren Rathsherr Geigy von Basel und Ausbildung in den verschiedenen Berufsfeldern, Ingenieur Ziegler von Winterthur über die Ausfüh- allen voran der kaufmännischen Richtung. Weniger rung eines schweizerischen Eisenbahnnetzes in breit wird das akademische Bildungswesen behan- finanzieller Beziehung (Bern 1850). Eine grosse delt. Rolle spielen auch die wirtschaftliche und soziale 2.31 In der Sachgruppe »Soziale Fragen« betreffen Bedeutung der Bahn in der Schweiz und Tariffra- die Titel zu Beginn des 19. Jhs vornehmlich das gen. Daneben sind verschiedene ausländische Eisen- Thema Armut. Verschiedene Dokumente beschrei- bahnsysteme hauptsächlich in ihrer Beziehung zur ben die Situation in der Schweiz, z. B. Über das Ver- Schweiz dokumentiert. In der zweiten Hälfte des armen der Schweiz und die Mittel dagegen (Luzern 19. Jhs steht neben den Bahnen in den Schweizer 1818) von Joseph Segesser, und lassen die Mass- Alpen die Verstaatlichung der Eisenbahnen in der nahmen zur Armutsbekämpfung auf kantonaler Schweiz im Mittelpunkt der damaligen Diskussion und gesamtschweizerischer Ebene sichtbar werden (Die Rechte des Staates in Eisenbahn-Angelegenhei- – dazu das Verzeichnis Die Anstalten und Vereine ten der Schweiz, Zürich 1861). der Schweiz für Armenerziehung und Armenversor- 2.27 Zudem zu beachten sind die thematischen gung (Zürich 1896). Neben staatlichen sind auch Dossiers zum Speditionswesen mit älteren Titeln zahlreiche private Initiativen dokumentiert. wie Jakob Christoph Peters Appellation an das 2.32 Weiter zu nennen sind Dossiers und Titel zu Publicum, besonders an die Kauffmannschafft über politischen Bewegungen wie dem Sozialismus, Bol- eine merkwürdige, in Anno 1776 zu Lucern, sich schewismus, Liberalismus und Anarchismus. zugetragene Geschichte in Speditions-Sachen Andere thematische Sammlungen, die mehrere Titel (Zürich 1777) oder zum schweizerischen Strassen- vor 1914 enthalten, betreffen Fragen wie Kinderar- bau. Die Dossiers zur Post erstrecken sich von der beit, Jenische, Zigeuner, Vaganten und Bettler, Pferdepost über die kantonalen Postabkommen bis Frauenfragen und Frauenarbeit oder Prostitution. zur eidgenössischen Postgesetzgebung. Weiter Neben den Sachdossiers zur Schweiz finden wir in erwähnenswert sind der Telegraphiebetrieb und die der ganzen Gruppe auch zahlreiche Titel zu densel- Einführung des Telefons mit Titeln wie Telegra- ben Fragen in europäischen Ländern, v. a. in phen-Netz und Beschreibung elektro-magnetischer Deutschland und im Elsass. Telegraphie-Apparate für die Schweiz (Zofingen 1851) von H. Kraut oder Eingabe betreffend den 2.33 Insgesamt umfassen die drei Sachgruppen Entwurf eines Telephongesetzes vom 13. November 1254 Titel vor 1914 sowie 646 Dossiers. Davon 1888 (Zürich 1888). Weit zurück reichen schliess- betreffen 733 Titel die Sachgruppe »Arbeit«, 148 lich die Dossiers zur schweizerischen Schifffahrt. »Berufsbildung« und 373 »Soziale Fragen«. Die Besonders umfangreich dokumentiert ist die Rhein- zeitliche Verteilung ergibt 467 Titel für das 19. und schifffahrt. 785 für das 20. Jh bis 1914. Die Dokumente sind mehrheitlich in deutscher Sprache verfasst (1082 2.28 Die Sachgruppe »Verkehr« umfasst 722 Titel Titel; französische 151, englische 13, dänische 6 vor 1914 (18. Jh: 1 Titel; 19. Jh: 379; 20. Jh bis und italienische 2). 1914: 342) in 406 Dokumentensammlungen (18. Jh: 8 Dossiers; 19. Jh: 124; 20. Jh: 71). Am häu- Finanzwirtschaft figsten vertreten sind deutsche Titel (568), vor den französischen (140) und italienischen (11). 2.34 Den Schwerpunkt der Sachgruppe »Finanz- wirtschaft« bilden die öffentlichen Finanzen und Arbeit, Berufsbildung und Soziale Fragen Steuerfragen. Die Finanzverwaltung und Fragen zur 2.29 In der Sachgruppe »Arbeit« dominieren Dos- Vermögens- und Einkommenssteuer in den Kanto- siers, welche die Arbeitsverhältnisse und die Situa- nen ab Mitte des 19. Jhs sind besonders breit abge- tion der Arbeiter im 19. Jh betreffen. Hier finden deckt. Diverse Titel beschreiben die Finanzen der wir Titel zu Arbeitszeit, Entlöhnung oder Wohn- Kantone, hauptsächlich jene von Basel, Bern und verhältnissen, z. B. DieLagederschweizerischen Zürich, z. B. Jakob Stämpflis Finanzbüchlein für Fabrikbevölkerung und Vorschläge zu Hebung der- das Bernervolk, zugleich eine Antwort auf den selben (Winterthur 1855) von Heinrich Wilhelm Finanzbericht der Regierung (Bern 1850). Häufig Clos oder Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund sind auch Titel zu einzelnen Steuern wie der Erb- einzurichten und zu erhalten seien (Basel 1859) von schafts- und der Tabaksteuer. William Baring. Nach der Mitte des 19. Jhs häufen 2.35 In diese Sachgruppe gehören zudem Verfas- sich Titel zu Gewerkschaften, zur Arbeiterbewe- sungsfragen sowie die Organisation und Tätigkeit gung und zur sozialen Frage mit Henri Dameths La der öffentlichen Verwaltung, wobei die Fülle der question sociale (Genf 1871). Ferner zu erwähnen Texte zur Revision der Bundesverfassung von 1874 sind die Dossiers zu den verschiedenen Fabrik- auffällt. Ferner sind öffentliche Betriebe und Unter- gesetzen und zur Diskussion über die Initiative nehmungen wie z. B. das Begräbniswesen schon seit »Recht auf Arbeit« vom 3. Juni 1894. dem 19. Jh dokumentiert. Titel zum öffentlichen 114 Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel

Personalwesen und zu den Lohnverhältnissen der unterscheiden sich die Bestände stark in Inhalt und Staatsangestellten nehmen ab Beginn des 20. Jhs in Umfang. den Dossiers stetig zu. 2.40 Die bereits in den ersten Klassifikationen 2.36 Insgesamt umfasst diese Sachgruppe 532 angelegte Grobgliederung der »Privatwirtschaft- Titel vor 1914 und 516 Dossiers (17.Jh: 1; 18. Jh: lichen Abteilung« nach Sektoren und Branchen 2; 19. Jh: 171; 20. Jh: 82). Die Titel verteilen sich existiert heute noch. Der Kreis der Firmen und Ver- auf das 19. (237 Titel) und 20. Jh (294), wobei die bände hat sich hingegen deutlich vergrössert. Heute deutsche Sprache mit 487 Titeln am häufigsten ver- besteht die Abteilung aus 20.627 Dossiers zu ca. treten ist. 18.000 Körperschaften (Organisationen mit umfangreichem Bestand haben teilweise mehrere Weitere Sachgruppen Dossiers, die auch einzeln im Katalog aufgeführt 2.37 Die übrigen Sachgruppen werden, ihrem sind, z. B. aufgeteilt in »Broschüren, Darstellungen, Umfang an historischem Material entsprechend, in Diverses«, »Statuten, Emissionen, Zirkulare«, »Zei- absteigender Folge aufgelistet: die Sachgruppe tungsausschnitte«). In den Dossiers befinden sich »Bevölkerung« (291 Titel) befasst sich einerseits 2937 katalogisierte Einzelwerke, die vor 1914 mit den Volkszählungen seit den 1830er-Jahren, erschienen sind (also ca. 23 % des gesamten histori- andererseits mit der Mortalitätsstatistik, der schen Bestands des SWA). Diese verteilen sich auf schweizerischen Emigration sowie der Zuwande- 1540 Titel aus dem 19. Jh und 1397 aus dem 20. Jh rung in die Schweiz; die Sachgruppe »OR und bis 1914. Die Mehrheit der Titel ist in deutscher ZGB« umfasst 136 Titel vor 1914; die Sachgruppe Sprache verfasst (2250 Titel; Französisch 587, Ita- »Betriebswirtschaftslehre« (111 Titel) enthält Lite- lienisch 70, Englisch 23). ratur zur Arbeitsorganisation, zum Industrie- und Fabrikbetrieb sowie zur Buchhaltung; die Sach- 2.41 Die Abteilung ist in 12 Bestandsgruppen auf- gruppe »Alter« weist 61 Titel vor 1914 auf. Die geteilt, wobei die umfangreichsten und bedeutends- Dossiers, die neue Trends und Entwicklungen auf- ten Bestände in den Gruppen »Banken«, »Handel nahmen, aber nicht in die Systematik passten, lau- und Industrie«, »Verkehr« und »Berufsverbände« fen unter der Signatur »OS« (ohne Signatur!) und zu finden sind. Diese werden im Folgenden kurz bergen 77 historische Titel. beschrieben. Zitiert werden jeweils die Namen der Dossiers.

Abteilung Firmen und Verbände Banken 2.38 Getreu dem Sammelauftrag von 1910 enthal- 2.42 Die ältesten Dokumente der Bestandsgruppe ten die Dossiers der Abteilung »Firmen und Ver- Banken finden sich im Dossier »Zins-Cassa Basel« bände« eine Vielfalt an unterschiedlichen Doku- von 1792. Arbeiter suchten bei solchen Kassen mentarten, welche die Firma für eine mehr oder nach sicheren und zinstragenden Anlageformen, die minder breite Öffentlichkeit produzierte: Statuten, Gemeinden und gemeinnützigen Gesellschaften Geschäfts- und Jahresberichte, Festschriften, Emis- waren daran interessiert, dass die Lohnempfänger sionsprospekte, Firmenprofile, Geschäftszirkulare, Teile ihres Einkommens für das Alter und für Not- Werbeschriften, technische Unterlagen usw. Neben fälle zurücklegten. In den 1830er- und 1840er-Jah- diesem Sammlungsgut findet sich teilweise auch ren folgten der Gründungswelle der Spar- und Leih- typisches Archivmaterial (z. B. Protokolle, Korres- kassen die ersten Kantonalbanken. Dossiers der pondenz) in den Dossiers, weil für allzu fragmenta- Schweizerischen Kreditanstalt (Zürich), der Bank in risches Material kein eigener Bestand in der Abtei- Winterthur, der Basler Handelsbank, der Eidgenös- lung »Privatarchive« eröffnet wurde. Umfangreiche sischen Bank (Zürich) und andere mehr dokumen- Zeitungsausschnittsammlungen und wissenschaftli- tieren die Anfänge der Grossbanken, die im Zusam- che Abhandlungen über die Körperschaft runden menhang mit der Finanzierung des Eisenbahnbaus die einzelnen Dossiers ab. Dokumentensammlungen entstanden. Die demokratische Bewegung löste die zu einzelnen Unternehmern (Abteilung »Biogra- zweite Welle der Kantonalbankgründungen aus. phien«) ergänzen die Dossiers in personengeschicht- Jene Institute – wie etwa die Zürcher Kantonalbank licher Hinsicht. – waren stärker auf die Bedürfnisse des Handwerks und des Mittelstands ausgerichtet. Der Fusions- 2.39 Entsprechend der regionalen Verwurzelung und Konzentrationsprozess im 20. Jh hat dazu des SWA sind aus der Region Basel auch sehr kleine geführt, dass schliesslich viele kleine Kassen ver- Betriebe dokumentiert, während Körperschaften schwanden. aus der übrigen Schweiz eine gewisse Bedeutung haben mussten, damit eine Dokumentensammlung 2.43 Die Bestände des SWA ermöglichen es dem angelegt wurde. Zudem gibt es Dossiers zu einigen Benutzer, sich ein umfassendes Bild des Bankwesens grösseren ausländischen Unternehmen, meist aus im 19. Jh zu machen, weil neben der »Hinterlassen- dem europäischen Raum und v. a. aus Deutschland. schaft« der grösseren Bankinstitute auch Doku- Auf Grund der sich wandelnden Sammlungsintensi- mente kleinerer regionaler Sparkassen, Leihkassen tät und Bedeutung jeder einzelnen Organisation und Hypothekenbanken in der Sammlung erhalten Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel 115 geblieben sind. Es handelt sich v. a. um Statuten, der Fabrique de chocolat et de produits alimentaires Reglemente, Zirkulare und Jahresberichte. Da der de Villars. Weitere Beispiele sind die Berner Choco- Zugang zu den firmeninternen Bankarchiven meist lade-Fabrik Tobler, später Suchard-Tobler SA (Neu- nur schwer möglich ist, bietet das SWA ausserdem châtel), die Chocoladefabriken Lindt und Sprüngli oftmals den bestmöglichen Einstieg in die Erfor- (Kilchberg) oder die Peter, Cailler, Kohler Choco- schung einer Bank. Bestände grösserer ausländi- lats Suisses SA (Vevey), die später mit der Nestlé scher Banken ergänzen die Sammlung. SA., Fabrique de Broc fusionierte. Von weiteren 2.44 Die historisch gewachsene Grobgliederung ist bekannten und ausführlich dokumentierten Betrie- gut abzulesen an den hier eingereihten Dossiers von ben seien hier die Maggi AG (Kempttal), Brauerei Finanzierungsgesellschaften für elektrische Unter- Feldschlösschen (Rheinfelden), Hero Schweiz AG nehmungen wie Motor Aktiengesellschaft für ange- (Lenzburg) und die Wander AG (Bern/Neuenegg) wandte Elektrizität (später: Motor Columbus) oder genannt. Elektrobank (später: Elektrowatt), die später nicht 2.49 Die wachsende Nachfrage nach privaten und mehr im Finanzierungsgeschäft aktiv waren, aber öffentlichen Bauten im 19. Jh lässt sich anhand von ihre »historische« Signatur (Banken ...) behalten Dossiers diverser, z. T. nur für grössere Projekte haben. gegründeter Baugesellschaften wie der »Basler Bau- 2.45 In den 3535 Dossiers sind 384 Titel vor 1914 gesellschaft«, »Baugesellschaft des Lorraine-Quar- erfasst, darunter Jahresbericht-Reihen von 219 tiers« (Bern) oder dem »Aktienbauverein« (Zürich) Bankinstituten. Die Mehrheit dieser Titel stammt zeigen. Dazu kommen Hersteller von Baumateria- aus dem 19. Jh (218 Titel) und aus dem 20. Jh bis lien wie Ziegeleien und Zementfabriken. 1914 (166 Titel) und ist in deutscher Sprache ver- 2.50 Besonders umfangreich sind die Dossiers und fasst (293 Titel; französische 70, italienische 10, Dokumente (559 Dossiers, 178 Titel vor 1914) zur englische 8, niederländische 3). Als katalogisierte Energieversorgung. Während anfänglich Gaswerke Einzeltitel erscheinen neben den Jahresberichten und Wasserversorgung die zentralen Themen bil- v. a. Jubiläums- und Denkschriften oder Firmen- den, bestimmen ab den 1880er-Jahren die Dossiers profile sowie wissenschaftliche Abhandlungen über zu kommunalen Kleinkraftwerken bis hin zu natio- einzelne Banken. nal bedeutenden Elektrizitätswerken die Sammlung. Darin enthalten sind neben Reglementen, Gesetzen, Handel und Industrie Fabrikordnungen auch Projektschriften und Origi- 2.46 In der Bestandsgruppe »Handel und Indu- nalpläne zum Kraftwerksbau. Ferner finden wir strie« bilden die Maschinen-, die Lebensmittel-, die Projekte von verschiedenen Finanzierungsgesell- Uhren- und Textilindustrie, das Baugewerbe sowie schaften, die in Energie im Ausland investierten, die Dossiers zur Energieversorgung einen Schwer- wie jenes der »Gesellschaft für Elektrische Beleuch- punkt. Neben den Branchenführern werden auch tung aus dem Jahre 1886« (Sankt Petersburg). verschiedene Kleinstunternehmungen dokumentiert. 2.51 Die ältesten Titel und Dokumente zu »Han- 2.47 Für die schweizerische Exportwirtschaft im del und Industrie« finden wir im Bereich der 19. Jh sind die Textil- und Uhrenindustrie von Metall- und Maschinenindustrie mit einer Preisliste Bedeutung. Bemerkenswert ist die breite Dokumen- mit Musterprospekt von 1800 im Dossier der deut- tation grösserer und kleinerer schweizerischer Spin- schen »Schmöle und Romberg« (Iserlohn). Neben nereien. Weitere Bestände zur Textilindustrie diesen charakteristischen Preislisten umfassen die (Seidenbandweberei und Schappe-Spinnereien) Bestände aus dieser Branche meist auch technische befinden sich in der Abteilung »Privatarchive«. Zu Dokumentationen und Pläne der gebauten Maschi- Uhrmacherbetrieben im 19. Jh ist kaum Material nen von zumeist schweizerischen, aber auch deut- vorhanden, jedoch vermögen die Jubiläums- schen und französischen Betrieben. Hier erwähnt festschriften, die ab der Jahrhundertwende produ- seien als Beispiele die Von Roll AG (Gerlafingen), ziert wurden, diese Informationslücken teilweise zu die Aktiengesellschaft Adolph Saurer (Arbon), schliessen. Brown, Boveri und Cie. (Baden), Landis und Gyr 2.48 Beachtenswert sind die Firmendokumentatio- AG (Zug) oder die Schweizerische Lokomotiv- und nen zur Nahrungs- und Genussmittelindustrie, wel- Maschinenfabrik (Winterthur) sowie die Siemens- che die verschiedenen Produktionszweige breit auf- und-Halske-Aktiengesellschaft (Berlin/München). zeigen und gesamtschweizerisch illustrieren. Unter 2.52 Schliesslich ist der Bestand zur chemischen den Publikationen des 19. Jhs gibt es Schwerpunkte Industrie mit seinem weitreichenden Ausblick nach beim Brauereigewerbe, bei der Malzproduktion, Deutschland (BASF AG, Ludwigshafen) oder Eng- v. a. aus der Region Basel, und Dossiers zu Zucker- land (Cesena Sulphur Company, London/Cesena) fabriken, Obst- und Gemüseverwertungsgesell- und der umfassenden Dokumentation der Basler schaften, Mühlen, Käsereien und Milchgenossen- Chemie seit ihren Anfängen im Farbgeschäft zu schaften. Reich vertreten sind die verschiedenen erwähnen. Die ersten Betriebe wie Bindschedler grösseren und kleineren Schweizer Schokoladen- Busch und Co., J. R. Geigy oder die Gesellschaft für hersteller. Das älteste Material dazu finden wir bei Chemische Industrie sowie deren Zusammenschluss 116 Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel und die weitere Entwicklung der Ciba, Sandoz AG zerischen Strassenbahngesellschaften und Tram- und F. Hoffmann-La Roche AG sind reich doku- bahnen. Die Unterlagen zu Planung und Bau der mentiert. Bahnen in der französischsprachigen Schweiz sind 2.53 Von den 7239 Dokumentensammlungen der besonders gut vertreten. Bestandsgruppe »Handel und Industrie« beginnen 2.56 Von den 1280 Dossiers der Bestandsgruppe 631 im 19. Jh und 1185 im Zeitraum 1900 bis »Verkehr« beginnen 369 im 19. Jh und 207 im Zeit- 1914. Diese enthalten 509 Titel katalogisierter raum von 1900 bis 1914. Darin befinden sich 947 Monographien oder Zeitschriften (19. Jh: 198; Titel an katalogisiertem gedrucktem Material, die 20. Jh: 311), wobei die Sprachen Deutsch (417 Mehrheit davon aus dem 19. Jh (610 Titel) und aus Titel) und Französisch (85) am häufigsten vertreten dem 20. Jh bis 1914 (337 Titel), davon 666 Titel in sind. 194 dieser Titel sind Jahresbericht-Reihen. deutscher, 234 in französischer und 47 in italieni- scher Sprache. 206 der 947 Titel vor 1914 sind Jah- Verkehr resbericht-Reihen. 2.54 Die Bestandsgruppe »Verkehr« dokumentiert die grossen und kleinen Bahnen und Bahnprojekte, Berufsverbände v. a. in der Schweiz, sowie die Schifffahrt auf 2.57 Die Bezeichnung »Berufsverbände« ist leicht Schweizer Seen, die Spedition und die Post. Am irreführend, weil die Bestandsgruppe alle Interes- umfangreichsten ist die Sammlung von Dokumen- sengruppen im Bereich der Wirtschaft umfasst. Die ten zu den Eisenbahngesellschaften und dem öffent- Etablierung der Spitzenverbände als tragende Säu- lichen Transport in der Schweiz. Bei den Eisenbahn- len des Bundesstaates im letzten Drittel des 19. Jhs gesellschaften finden wir Material zu den grossen widerspiegeln die umfangreichen Materialsammlun- Privatbahnen wie der Schweizerischen Centralbahn- gen zum Schweizerischen Handels- und Industrie- gesellschaft (Basel), der Gotthardbahngesellschaft verein, Schweizerischen Bauernverband und zum (Luzern) oder der Schweizerischen Nordostbahnge- Schweizerischen Gewerbeverband mit ihren kanto- sellschaft (Zürich), die dann ab 1902 verstaatlicht nalen Ablegern. wurden, sowie zu zahlreichen kleineren Bahnen, die 2.58 Weiter wird die Entstehung und Entwicklung in der Regel rasch aufgekauft wurden oder fusio- von Standesorganisationen verschiedener Berufs- nierten. Am umfangreichsten sind die Dossiers der zweige und Berufsgruppen dokumentiert. Das schon 1841 liquidierten Basel–Zürcher-Eisenbahn- Sammlungsgut bietet einen wirtschafts- und sozial- Gesellschaft (Zürich) mit ersten Plänen für die spä- historischen Einblick in die Berufssituationen der tere Linienführung der Spanischbrötlibahn und der jeweiligen Zeit. Das Dossier der »Buchdrucker- Zürich-Bodensee-Eisenbahngesellschaft (Zürich). Gesellschaft« (Basel) enthält das älteste Dokument Beide enthalten auch Archivmaterial. Zu erwähnen dieser Gruppe, eine Lade-Ordnung der Basler Buch- ist ferner die Dokumentation der von britischen drucker aus dem Jahr 1807. Unter den ältesten Investoren begründeten Lake Valley of Switzerland gedruckten Dokumenten findet sich z. B. auch ein Railway Company (London), die später unter dem Vorschlag zu Errichtung einer schweizerischen Namen Schweizerischen Seethalbahn-Gesellschaft Berufs-Gesellschaft und zu Stiftung eines Berufs- (Hochdorf) firmierte und 1922 an die SBB über- Fonds unter Beamten, Sekretärs, Notarien und ging. Die Rigibahn-Gesellschaft (Vitznau) oder Advokaten (St. Gallen 1812). Auf der Arbeitgeber- Arth-Rigibahn-Gesellschaft (Arth) weisen auf die seite sei das Dossier »Schweizerische Gesellschaft Bedeutung der Bahnen für den Aufstieg des Schwei- für chemische Industrie« mit Protokollen der Gene- zer Tourismus hin. Hinzu kommen Dokumente zu ralversammlungen seit 1895 genannt. geplanten, jedoch nie realisierten Eisenbahnlinien wie z. B. das umfangreich belegte Projekt der Was- 2.59 Frühformen gewerkschaftlicher Bewegungen serfallenbahn Liestal–Balsthal. Besonders reich lassen sich anhand von Dokumenten zu den Hilfs- dokumentiert ist die Entwicklung der Basler Birsig- vereinen (z. B. Posamenter Hülfsverein, Basel) und thalbahn seit der Gründung 1887. Bemerkenswert den ersten nationalen Gewerkschaften wie etwa sind auch einige Dossiers zu Schweizer Seilbahnen, dem Schweizerischen Typographenbund und dem die gegen Ende des 19. Jhs ihren Anfang nehmen, Schweizerischen Kaufmännischen Verein nachzeich- wie die Compagnie du chemin de fer funiculaire nen. Ein besonders bemerkenswerter Bestandteil Vevey–Chardonne–Mont–Pélerin oder die Seilbahn dieser Abteilung sind die zahlreichen Jahresbericht- Biel–Leubringen. Reihen (217 Titel vor 1914), die detailliert Auf- 2.55 Neben den inländischen sind auch Doku- schluss über die Entwicklung der Wirtschafts- und mente ausländischer Transportunternehmungen aus Berufsverbände geben. dem Dreiländereck Basel gesammelt worden, z. B. 2.60 Von den 4080 Dossiers stammen 295 aus mit dem umfangreichen Dossier Compagnie du dem 19. Jh, 628 enthalten Dokumente im Zeitraum chemin de fer de à Bâle (Paris/Stras- von 1900 bis 1914. Für den Zeitraum von vor 1914 bourg) oder den Dokumenten zu den Badischen konnten insgesamt 387 gedruckte Titel ermittelt Staatseisenbahnen (Karlsruhe). Zu erwähnen blei- werden, 140 davon aus dem 19. Jh (247 für 1900 ben die Sammlungen zu den verschiedenen schwei- bis 1914). Die Sprachen verteilen sich auf Deutsch Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel 117

(327 Titel), Französisch (55), Italienisch (3) und Hoffmann-Merian (Basel 1889) sowie ein Stamm- Niederländisch (2). baum der Familie Burckhardt (Basel 1893–1917) von Ludwig Säuberlin. Übrige Bestandsgruppen 2.61 Die übrigen acht Bestandsgruppen seien hier der Grösse ihres Bestands vor 1914 nach absteigend Lexika aufgelistet: Die Gruppe »Ausstellungen« (247 Titel) 2.64 Die 60 Lexika und Nachschlagewerke (0,5 % enthält Kataloge und Berichte zu Ausstellungen in des Bestands vor 1914) behandeln entweder allge- der Schweiz und im Ausland. Besonders zu erwäh- meine Sachverhalte (u. a. Strassenverzeichnisse, nen sind hier die ersten Schweizerischen Landesaus- Adressbücher) oder dann wirtschaftliche Themen stellungen, die Weltausstellungen sowie kantonale (z. B. Firmenverzeichnisse). Zu den ältesten Titeln Gewerbe- und Landwirtschaftsaustellungen des dieser Abteilung gehören das Verzeichnis sämmtli- 19. Jhs. Die 174 Titel der Gruppe »Versicherungen« cher Häuser und Gebäude der Stadt Basel, nebst dokumentieren die Versicherungen v. a. der dem Namen ihrer Besitzer und der Strassen (2. Schweiz, wobei hier die Titel aus dem 19. Jh über- Aufl.; Basel 1799) oder das Schweizerische Ragio- wiegen (102). Insbesondere Feuer- und Gebäude- nenbuch ab 1883. Zeitlich liegt das Schwergewicht versicherungen steuern viel Material bei. Das Auf- der Titel im 19. Jh (18. Jh: 2; 19. Jh: 40; 20. Jh bis kommen von Rückversicherern nach einigen grösse- 1914: 18). Die deutsche Sprache dominiert (54 ren Schadensfällen in den 1860er-Jahren kann Titel). anhand der Schweizerischen Rückversicherungs- Gesellschaft (Zürich) oder der Basler Rückversiche- rungs-Gesellschaft erforscht werden. Es folgen die Statistik Dossiers der Bestandsgruppe Institute (162 Titel), 2.65 Die Abteilung »Statistik« beherbergt Statisti- in der z. B. das Dossier der Correspondirenden ken aus allen Bereichen des Sammelgebietes des Gesellschaft Schweizerischer Ärzte und Wundärzte SWA, die vom Bund, den Kantonen, Gemeinden bis ins 18. Jh zurückreicht. Danach steht die oder interessierten Institutionen erstellt wurden. Gruppe »Soziale Institutionen« mit 68 Titeln zu Meist handelt es sich um Fortsetzungen. Neben der Heimen und sozialen karitativen Einrichtungen wie Schweiz nimmt die statistische Information zum Armenanstalten. In der Gruppe »Konferenzen« (56 Deutschen Reich einen grösseren Platz in den histo- Titel) finden wir v. a. Kongressberichte aus dem rischen Beständen ein. Das 19. Jh ist besonders gut sozialen und wirtschaftlichen Bereich. Dem schlies- vertreten (19. Jh: 43 Titel; 20. Jh bis 1914: 27). Der sen sich die Gruppe »Urproduktion« – mit Be- älteste Titel sei hier als Beispiel genannt, Franz trieben aus Landwirtschaft, Wasserbau und Berg- Sebastian Ammanns Geographisch-historische Kir- bau – (51 Titel), die Gruppe »Ämter« zu Bundes- chen-Statistik der katholischen Schweiz (St.Gallen sowie kirchlichen Ämtern (20 Titel) und die Gruppe 1845). Unter den 70 Titeln finden wir 48 deutsche, »Konzerngesellschaften« (ohne historische Bestän- 10 französische und 8 englische. de) an.

Personendokumentation Zeitschriften 2.62 In den 14.529 Dossiers zu einzelnen Persön- 2.66 Die Zeitschriftenabteilung enthält einige lichkeiten aus Wirtschaft und Politik und bei den schweizerische und v. a. baslerische Tages- und biographischen Lexika und Nachschlagewerken fin- Wochenzeitungen, hauptsächlich aber Wirtschafts- den wir 115 Titel vor 1914 (1 % des historischen und Finanzorgane, Fachblätter von Berufsverbän- Bestands; 19. Jh: 61; 20. Jh bis 1914: 54 Titel). Die den, Firmenzeitschriften und wirtschaftswissen- Sprachen verteilen sich auf 99 deutsche, 12 franzö- schaftliche Periodika. sische und 4 englische Titel. Die Dossiers enthalten 2.67 Die ältesten Titel stammen aus Basel, z. B. eine grosse Anzahl Zeitungsausschnitte, zudem das Basler Kantonsblatt (seit 1798) oder das Allge- Porträtdrucke, Fotografien, Stammbäume, Nekro- meine Intelligenzblatt der Stadt Basel (seit 1846). loge etc. und vereinzelt auch publizierte Biogra- Titel wie die Schweizerische Handels-Zeitung mit phien der Person sowie autobiographische Titel ihren Vorgängerpublikationen (seit 1843) sind oder Familiengeschichten. jedoch typischer für die Sammlung. Beachtenswert 2.63 Bemerkenswert unter den Personen und Per- sind auch einige ausländische, v. a. deutsche und sönlichkeiten sind einzelne schweizerische Wirt- britische Wirtschaftszeitschriften aus dem Berichts- schaftsführer und v. a. die Sammlungen zu Personen zeitraum. aus Basler Familien wie den Platter, Burckhardt 2.68 Die Zeitschriftenabteilung umfasst 384 Titel oder Sarasin seit dem 16. Jh. Als Beispiele zu nen- vor 1914, davon beginnt ein Titel im 18. Jh, 144 im nen sind eine Biographie des schweizerischen Scho- 19. Jh und 239 im Zeitraum von 1900 bis 1914. Die koladenherstellers Philippe Suchard von Jules Mehrheit von 282 Titeln ist in deutscher Sprache Sandoz, Le Père Suchard (Neuchâtel 1884), oder verfasst (77 Französisch, 14 Englisch, 10 Italie- für Basel die eigenen Aufzeichnungen des Theodor nisch). 118 Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel

3. KATALOGE Darstellungen

Alle genannten Kataloge beziehen sich auf Bestände Gisler, Johanna: Wenn eine Bibliothek und ein der Druckschriftensammlung bzw. inkorporierte Archiv fusionieren. Das Beispiel der WWZ-Biblio- Bestände. Es handelt sich um eine Auswahl; Hand- thek und des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs. schriftenkataloge sind nicht berücksichtigt. In: Arbido 6 (2000), S. 15–17 Moderne, allgemeine Kataloge Gisler, Johanna: Unternehmensgeschichte und Wirt- Online-Katalog IDS Basel / Bern (OPAC) ab 1980 schaftsarchive in der Schweiz. In: Archiv und Wirt- [Bestand grösstenteils retrospektiv katalogisiert] schaft 34 (2001) Nr. 2, S. 61–71 Online-Katalog der elektronischen Zeitschriften der Gisler, Johanna: Öffentliche Archive und die Siche- von der Universitätsbibliothek lizenzierten Online- rung von Unternehmensarchiven. In: Unterneh- Zeitschriften mit Angabe der verfügbaren Jahr- mensarchive – ein Kulturgut? Beiträge zur Arbeits- gänge tagung Unternehmensgeschichte und Unterneh- Alphabetischer Periodikakatalog [Zettelform; Zeit- mensarchive. Hrsg. vom Schweizerischen Wirt- schriften, Zeitungen, Jahrbücher und Schriftenrei- schaftsarchiv und vom Verein schweizerischer hen, seit 1939] Archivarinnen und Archivare. Baden 2006, S. 62– 78 Historische allgemeine Kataloge Gisler, Johanna; Stettler, Niklaus: Hinweise zur Plan des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs in Bearbeitung eines Firmenarchivs und wichtige kon- Basel. Basel 1913 servatorische Massnahmen. Basel 2002 Katalog des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs in Basel. Basel 1914 Mangold, Fritz: Das Schweizerische Wirtschaftsar- Summarischer Katalog des Schweizerischen Wirt- chiv. In: A.[lbert] Bruckner (Hrsg.): Basel Stadt und schafts-Archivs in Basel. Basel 1919 [Nachtrag zum Land. Ein aktueller Querschnitt aus Basels Katalog von 1914] Geschichte, Staat und Kirche, Kultur und Gesell- schaft, Sammlungen, Verkehr und Wirtschaft. Basel Summarischer Katalog des Schweizerischen Wirt- 1937, S. 6f. schafts-Archivs in Basel. Basel 1937 [2. Aufl.] Registratur Firmen und Verbände [Zettelregister Mentha, Claude: Das Schweizerische Wirtschafts- seit 1946, ab 1988 zu Verwaltungszwecken weiter- archiv in Basel. In: Nachrichten VSB/SVD 50 – geführt] (1974) Nr. 2, S. 50 53 Verzeichnisse Mentha, Claude: Das Schweizerische Wirtschaftsar- chiv in Basel und die Frage der Firmenarchive. In: Alphabetisches Zeitschriften-Verzeichnis. Basel Mitteilungen der Vereinigung Schweizerischer 1941 [dazu Nachtrag 1943; vervielfältigt] Archivare 28 (1977), S. 5–14 Systematisches Zeitschriften-Verzeichnis. Basel 1941 [vervielfältigt] Schneiderfranken, Ilse: Regeln für die Führung einer kleineren Bibliothek zusammengestellt vom Verzeichnis der laufend gehaltenen Periodica und Schweizerischen Wirtschaftsarchiv Basel. Basel Serien [Zeitschriften, Jahrbücher, Schriftenreihen] 1942 [mschr.; vervielfältigt] 1949. Basel 1950 [vervielfältigt] Klassifikation der Sachdossierabteilung des Schwei- SWA Schweizerisches Wirtschaftsarchiv. Basel 2009 zerischen Wirtschaftsarchivs Basel. Basel 1991 [ver- [Faltblatt] vielfältigt] Wagner, Valentin Fritz: Das Schweizerische Wirt- Systematisches Verzeichnis der Sachdokumentation schaftsarchiv Basel. In: Schweizerische Technische Zeitschrift 43 (1941), S. 1–10 [diverse aktualisierte Versionen; seit 2002; aktuelle Version: http://www.ub.unibas.ch/wwz/pswasd/sk/] Zehntner, Hans: Das schweizerische Wirtschafts- archiv als zentrale Dokumentationsstelle für Wirt- 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN schaftswissenschaft, Wirtschaftspolitik und Wirt- ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK schaftsgesetzgebung. In: Schweizerische Zeitschrift für Betriebsführung, Betriebswirtschaft und Archivalien Arbeitsgestaltung 46 (1946) Nr. 12, S. 4f. Umfangreicher Bestand an Archivalien zum SWA im Zehntner, Hans: Aufgaben und Bedeutung der eigenen Archiv in 122 Dossiers. Archive im Bereich der Wirtschaft. In: Industrielle Bericht des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs in Organisation 25 (1956) Nr. 6, S. 229–236 Basel; später Jahresberichte des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs; später Jahresberichte der Stif- Zehntner, Hans: Gründung und Entwicklung des tung zur Förderung des Schweizerischen Wirt- Schweizerischen Wirtschaftsarchivs in Basel: 1910– schaftsarchivs. Basel, ab 1911 1960. Basel 1960 Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel 119

5. VERÖFFENTLICHUNGEN [Begleitpublikation zur Ausstellung des Schweize- ZU DEN BESTÄNDEN rischen Wirtschaftsarchivs anlässlich des »Schwei- Archiv für schweizerische Wirtschaft und Wirt- zerischen Archivtages 2002«] schaftspolitik. Hrsg.: Schweizerische Gesellschaft Schriften des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs. für Statistik und Volkswirtschaft und Schweize- Zürich 1946–1959 risches Wirtschaftsarchiv in Basel. [Zürich] 1960– 1974 [Titelvariante: Schriftenreihe des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs] arCHeco das Verzeichnis privater Wirtschaftsar- chive in der Schweiz. Basel [2000] [Informations- Stettler, Niklaus: Archivbestände des Schweize- broschüre; s. auch: http://www.archeco.info] rischen Wirtschaftsarchivs zu den Beziehungen – – Frey, René L.: Wirtschaftswissenschaften an der Schweiz Dritte Welt. In: Traverse 2 (1998), S. 134 Universität Basel. Basel 1988 138 Fundus. Schweizerisches Wirtschaftsarchiv. Basel Stettler, Niklaus: Virtuelle Sachdokumentationen. 2004 In: Geschichte und Internet / Histoire et Informa- – Gebhardi, David: Annotiertes Verzeichnis von Fir- tique 12 (2001), S. 129 134 menfestschriften aus dem Bestand des Schweize- SWA Sachdokumentationen. Einführung. [seit 2006 rischen Wirtschaftsarchivs. Diplomarbeit. Basel im Internet abrufbar: http://www.ub.unibas.ch/ 1997 wwz/pswasd/sk/intro.html] Gisler, Johanna: Recherchetipps für Bestände des Thalmann, Josef: Hundert Jahre Eisenbahn auf Schweizerischen Wirtschaftsarchivs: Dokumenten- Schweizerboden 1844–1944. Ausstellung im sammlungen, Privatarchive. Basel 2002 Gewerbemuseum Basel. Basel 1944 Keller, Béatrice: Einführung der EDV für den Sach- katalog des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs. Wagner, Valentin Fritz: Das Schweizerische Wirt- Arbeitsbericht Diplomarbeit. Basel 1991 schaftsarchiv und seine Dienste. Welche Zwecke verfolgt das Schweizerische Wirtschaftsarchiv in Pircher, Regula: Die Biographiensammlung des Basel und auf welche Art vermag es dem Kaufmann Schweizerischen Wirtschaftsarchivs. Diplomarbeit. zu dienen. In: Der Geschäftsberater (Febr. 1945), Basel 1995 S. 27f. Pleuler, Rudolf: Die Bestände des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs. In: Schweizerische technische Wiesmann, Matthias: Übersicht über die Bestände Zeitschrift 43 (1941), S. 7–10 des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs zur Seiden- Plüss, Oliver; Rudin, Christine: Ausgewählte Akten bandindustrie in der Region Basel. Basel 2003 zur Schweizerischen Eisenbahngeschichte. Bestan- Wiesmann, Matthias: Vom Aufspüren gefährdeter desübersicht. Schweizerische Centralbahngesell- Firmenarchive. Beispiele aus dem Schweizerischen – – schaft Jura-Simplon-Bahn Vereinigte Schweizer- Wirtschaftsarchiv. In: Unternehmensarchive – ein – – bahnen Gotthardbahn Schweizerische Nordost- Kulturgut? Beiträge zur Arbeitstagung Unterneh- bahn. Basel 1997 mensgeschichte und Unternehmensarchive. Hrsg. Plüss, Oliver; Garcia, David: Auswahlbibliographie vom Schweizerischen Wirtschaftsarchiv und vom aus den Beständen des IDS zur Schweizerischen Verein schweizerischer Archivarinnen und Archi- Aviatik. Basel 2002 vare. Baden 2006, S. 88–92 120 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK DER jahr 1900. Ausleihe nur mit Leserausweis. (Vor-) – UNIVERSITÄT BASEL (UB) Bestellungen via Internet möglich. Werke vor 1899, alte und wertvolle Drucke sowie Handschriften nur Kanton: Basel-Stadt in den beaufsichtigten Sonderlesesälen. Schriftliche oder telefonische Anmeldung für die Benutzung der Ort: Basel Bestände im (Sonder-)Lesesaal 1 empfehlenswert. – Leihverkehr: ILV/ILL. Bearbeiterin: Ariane Schnepf unter Mitarbeit von Mara Meier Öffnungszeiten: Adresse: Schönbeinstrasse 18–20, 4056 Basel Lesesäle, Katalograum, (Lesesaal-)Information: Montag bis Freitag 8.00–21.30 Uhr, Samstag 8.30– Telefon: +41 61 267 31 00 (Information) 21.30 Uhr. – Freihandmagazin, Ausleihe: Montag +41 61 267 31 11 (Zentrale) bis Freitag 8.00–19.00 Uhr, Samstag 8.30–16.00 +41 61 267 31 30 (Sekretariat) Uhr. – Sonderlesesaal 1 (historischer Bestand bis +41 61 267 31 07 (Ausleihe) 1800): Montag bis Freitag 10.00–17.00 Uhr. – Son- derlesesaal 2 (Bestände 19. Jh): Montag bis Freitag Telefax: +41 61 267 31 03 (Verwaltung) 10.00–19.00 Uhr, Samstag 10.00–16.00 Uhr. – Port- rät-, Karten-, Exlibris-Sammlung: nach Vereinba- Homepage: www.ub.unibas.ch rung. E-Mail: [email protected] (Information) Technische Einrichtungen für den Benutzer: Träger: Kantone Basel-Stadt und Basel-Land- Reproabteilung nimmt nach Absprache Aufträge für schaft, via Universität Basel digitale Reproduktionen von Beständen der UB, der Medizinbibliothek, der WWZ-Bibliothek entgegen Status: Universitätsbibliothek (Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9.00–12.00, – Funktion: 13.00 17.00 Uhr). Fotokopien, Rückvergrösserun- Wissenschaftliches Informationszentrum für die Uni- gen von Mikrofilmen und Mikrofichen durch Be- – versität und die Region, zugleich Kantonsbibliothek nutzer möglich. PCs mit Zugang zu Bibliotheks- des Kantons Basel-Stadt. katalogen sowie Internet-Stationen, Online-Daten- banken und Zugang zu elektronischen Volltext-Zeit- Sammelgebiete: schriften möglich. CD-Rom-Angebot. Wissenschaftliche Literatur aller Fachgebiete mit Betonung der Geistes- und Sozialwissenschaften, der Gedruckte Informationen: Naturwissenschaften und der Medizin. Als Kantons- Benutzungs-, Ausleih-, Hausordnung und Lesesaal- – bibliothek Sammlung von Basiliensia. Umfang- reglement. Faltblattservice mit allgemeinen Informa- reiche historische Sammlungen von Inkunabeln und tionen, Information zu Katalogen, Benutzung, Frühdrucken, Handschriften, Briefen, Musikalien, Benutzerschulungen, Ausleihe, Lesesälen, Dokumen- – Exlibris und Porträts. Filiale: Medizinbibliothek, tenbeschaffung, zum Freihandmagazin, über Spezial- Hebelstrasse 20, 4031 Basel: Information und abteilungen, Filialen und zu weiterführender Fach- Literatur für medizinische Lehre und Forschung. auskunft. Medizingeschichtliche Bestände in der UB. – Filiale: Bibliothek des Wirtschaftswissenschaftlichen Zent- rums (WWZ)/Schweizerisches Wirtschaftsarchiv Hinweise für anreisende Benutzer: (SWA), Peter Merian-Weg 6, 4002 Basel: Wirt- Vom Bahnhof Basel SBB mit dem Bus Nr. 30 (Rich- schafts- und Sozialwissenschaften, 18.–20. Jh. tung Badischer Bahnhof) bis Haltestelle Spalentor. Vom Badischen Bahnhof Basel mit dem Bus Nr. 30 Benutzungsmöglichkeiten: (Richtung Bahnhof SBB) bis Haltestelle Bernoullia- Ausleihe von Büchern und Medien ab Erscheinungs- num. – PW: City-Parking beim Kantonsspital. Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 121

1. BESTANDSGESCHICHTE die Bibliothek des Dominikanerklosters am Toten- 1.1 Die Bibliothek, die heute den Namen »Öffent- tanz und die noch grössere und professioneller liche Bibliothek der Universität Basel« trägt, kann organisierte Sammlung der Kartause. Die Prediger- als die erste wissenschaftliche Bibliothek weltlichen mönche waren seit 1233 in Basel ansässig, und ihre Ursprungs in der Schweiz bezeichnet werden. Sie Bibliothek erreichte mit der Zeit einen beachtlichen dient als Kantonsbibliothek der allgemeinen Benut- Umfang. Sie umfasste v. a. Handschriften. Neben zung und ist zugleich Teil des Universitätsgutes. Mit theologischen besass sie auch Werke mit naturwis- ihrem Namen und ihrem Bestand spiegelt sie seit senschaftlichem, kirchenrechtlichem und medizin- dem 15. Jh den Wandel der institutionellen und ischem Inhalt. Zu ihren besonderen Schätzen zählt geistigen Kultur der Stadt Basel. Die mittelalterli- eine stattliche Gruppe älterer griechischer Codices, chen Klöster, die führende Stellung der Basler Dru- die der Dominikanerkardinal Johannes Stoicho- cker im 16. Jh und die Entwicklung der Stadt seither witch von Ragusa 1443 dem Basler Kloster hinter- beeinflussten im Wesentlichen ihr Wachstum. Ihre lassen hatte. Johannes von Ragusa war am Konzil heutige Stellung sowie die Zusammenführung der Fachmann für die Verhandlungen mit Byzanz gewe- Bestände verdankt sie jedoch v. a. der Universität. sen und hatte die meisten Bde auf seinen Gesandt- schaftsreisen erworben. Sie sollten für das Auf- blühen der Griechischstudien im Humanismus eine Die Gründung der Universität und die wichtige Rolle spielen. Johannes Reuchlin von erste Bibliothek Pforzheim, ein Pionier griechischer und hebräischer 1.2 Am 4. April 1460 legte der Rat der Stadt Basel Studien, hat sie benützt und einzelne Bde entliehen. mit päpstlicher Ermächtigung den Grundstein zu Auf sie griff auch Erasmus von Rotterdam zurück, einem Studium generale. Der Stiftungsbrief und die als er 1516 das Neue Testament erstmals im Urtext Statuten der Universität von 1460 erwähnen zwar herausgab. noch keine Bibliothek, aber in etwa einem Dutzend 1.5 Die herausragendste Basler Bibliothek war am Handschriften und Drucken stehen erste Eigen- Ende des 15. Jhs die Sammlung der Kartause »im tumsvermerke bereits aus den 1470er-Jahren. Von Margarethental«. Die Kartäuser, denen Schweig- 1477 stammt die älteste Formel des Benutzereides samkeit, Weltabgeschiedenheit, geistige Arbeit und (»Juramentum prestari solitum per intrantes libra- Beschäftigung mit dem Buch vorgeschrieben waren, riam universitatis ...«; Heusler), die zugleich auch zeichneten sich als hervorragende Schreiber und die Benutzerordnung und die erste behördliche gewissenhafte Bibliothekare mit einer hohen kalli- Erwähnung der Bibliothek beinhaltet. Für Anschaf- graphischen Kultur aus. Ihre ca. 2000 Bde deckten fungen gab es keine regelmässigen Mittel, und vielfältige Wissensgebiete ab, Ordnung und Verwal- Käufe wurden nur von Fall zu Fall getätigt, wenn tung waren vorbildlich, und die Prioren kümmerten sich eine günstige Gelegenheit bot oder ein Dozent sich persönlich um den Bestand, der von einem für seine Lehre einen bestimmten Bd benötigte. Ein alphabetischen Katalog und einem Standortver- zuverlässiges Bild der Bestände dieser Entstehungs- zeichnis erschlossen wurde. Auch ein Ausleihbuch zeit können wir uns nicht machen, denn der erste aus den letzten Jahrzehnten vor der Reformation erhaltene Katalog wurde erst 1559 vollendet, und und ein Verzeichnis der Geschenke (liber benefacto- für die Zeit vor der Reformation sind lediglich 16 rum) sind erhalten geblieben. Diese Dokumente ver- Bde der Bibliothek der Universität zuzuweisen. mitteln ein umfassendes Bild vom Wachstum und 1.3 Neben der allgemeinen Bibliothek gab es auch von der Nutzung der Bibliothek. ein sogenanntes »scrinium« der Artistenfakultät. Diese 1492 erstmals erwähnte Sammlung enthielt 1.6 Während des Basler Konzils unterhielt die hauptsächlich Bücher zum obligatorischen Unter- Kartause enge Beziehungen zu vielen hochgestellten richtsstoff. Auch wenn sie klein und zu Beginn recht Prälaten; sie wurde so gleichsam zum Modekloster. unbedeutend war, gehörte sie doch zum Grund- Auch später blieb sie ein Treffpunkt der geistigen stock der Universitätsbibliothek. Elite. Die Verbindung zur Gelehrtenwelt wurde dadurch verstärkt, dass viele Kartäuser ein Hoch- schulstudium absolviert hatten, bevor sie ins Die Klosterbibliotheken als wertvoller Teil Kloster eintraten. Die Bücher, die diese hoch gebil- der späteren Universitätsbibliothek deten Geistlichen mitbrachten, wurden in die 1.4 Neben den vorerst bescheidenen Beständen der Bibliothek integriert und bereicherten ihren Universität standen die Klöster, deren reiche Bestand. Zu nennen sind etwa der Studienapparat Büchersammlungen nach der Reformation in der des Priors Jakob Louber, der die Rechte studiert Universitätsbibliothek aufgegangen sind. Die hatte, und die Kollektion von juristischen Drucken Klosterbibliotheken besassen fast ausschliesslich seines Nachfolgers Hieronymus Zscheckenbürlin. Bücher aus der Zeit nach 1356, da das grosse Erd- Speziell für die Laienbrüder wurde eine Neben- beben von Basel sehr vieles zerstört hatte. Sie waren bücherei eingerichtet. In ihr fanden sich vorwiegend auch für Geistliche, Gelehrte, Lehrer und Drucker Bibelinterpretationen und Erbauungstexte in der zugänglich. Hervorzuheben sind hier insbesondere Volkssprache. 122 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

1.7 Einen bibliophilen Höhepunkt stellten die Amerbach, die über den ganzen Zeitraum des Bücher des Johannes Heynlin de Lapide dar. Als Ausleihbuches präsent ist. Die Beziehung zwischen Doktor der Theologie, ehemaliger Rektor der Uni- Klöstern und Druckern war gegenseitig: Die versität Paris und Initiant des dortigen Buchdrucks Drucker benutzten die Bücher als Textvorlagen, war Heynlin auch ein begeisterter Büchersammler. und im Gegenzug dafür spendeten sie beachtliche Neben zahlreichen Handschriften besass er beinahe Büchergeschenke. 300 Inkunabeln, darunter zahlreiche prächtig aus- gestattete und tadellos erhaltene frühe Drucke aus Mainz, Rom und Paris, die er 1487 bei seinem Ein- Die Übergabe der Klosterbestände an die tritt in die Kartause mitbrachte. Seine Bücher bilde- Universitätsbibliothek nach der Reformation ten dort den ersten grossen Zuwachs an Drucken. 1.12 Der rege Verkehr zwischen Gebildeten und Mit ihm, der seine wissenschaftliche und editorische Klöstern wurde durch die Reformation unverhofft Arbeit im Kloster fortsetzte, wurde die Kartause zu unterbrochen. Die Stadt Basel wandte sich im Glau- einem Mittelpunkt gelehrter Arbeit. Dies führte benskampf unter der Führung Oekolampads zum dazu, dass zahlreiche weitere Bücher in die Biblio- Lager der Reformation. Damit änderte sich auch thek kamen. die Situation für die Universität und ihre Biblio- 1.8 Während der Amtszeit des Priors Jakob thek. Zuerst war es sogar fraglich, ob die Universi- Louber (1480–1501/02) wuchs der Bestand um tät in Basel überhaupt weitergeführt werden sollte. 1200 Bde. Louber organisierte die Aufstellung neu, Nach ihrer anfänglichen Blüte im 15. Jh hatte sie indem er zwei Abteilungen bildete: die Bibliotheca anfangs 16. Jh durch Neugründungen anderer Uni- antiqua für die Handschriften und die Bibliotheca versitäten, innere Zwistigkeiten und Kriege immer nova für die neu einlaufenden gedruckten Bücher. mehr an Bedeutung verloren. Es ist dem Rat der Alle Bde hat er selber signiert und in Kataloge ein- Stadt Basel zu verdanken, dass es nach der Refor- getragen. mation dennoch zu einer Wiedereröffnung gekom- men ist. 1.9 Unter Loubers Nachfolger Hieronymus Zsche- ckenbürlin (Prior 1501–1536) wurde die Bibliothek 1.13 Während der Reformation wurden die zwar nicht mehr ganz so sorgfältig geführt, aber die Bestände der Basler Klosterbibliotheken glückli- Literatur des Humanismus und bald auch die cherweise kaum zerstört, da die Konvente stark ins Schriften der Reformatoren fanden Eingang in den Stadtleben integriert waren. Ab 1528 kam es zwar Bestand. Der Kartäuser Urban Moser, Magister der zur Stilllegung sämtlicher Orden, indem sie unter Basler Universität, arbeitete ein umfangreiches weltliche Verwaltung gestellt wurden und die Auf- nahme von Novizen verboten wurde. Doch die Repertorium aus. Auch dessen Nachfolger, der letzte Bücherverwalter des aktiven Klosters, Georg Bücher blieben so lange an ihrem Ort, wie noch Carpentarius, war mit einer ständig wachsenden Mönche in den Häusern lebten. Erst 1590 wies der Bibliothek konfrontiert. Er ordnete die Bücher neu Rat in einem endgültigen Beschluss alle Bibliothe- und änderte dementsprechend ihre Signaturen. Als ken der Universität zu. Von der Aufhebung der Resultat seiner Arbeit legte er einen neuen Standort- Klöster bis zur Übergabe ihrer Bücher verging dem- katalog in zwei Bdn an. zufolge eine beachtliche Zeit. So kamen die Bestände der Dominikaner 1559 und die der Kar- 1.10 Die wachsende Produktion des Buchdrucks tause und des Leonhardstifts erst 1590, nach dem hatte zur Folge, dass sich die Gewichte etwas ver- Ratsbeschluss, an die Universität. Die Kartause lie- schoben. Zur traditionell theologischen und univer- ferte einen beachtlichen Bestand von ca. 2100 Bdn sitären Literatur traten die Bücher der humanisti- ab, darunter viele Inkunabeln. Aus dem Domstift schen Wissenschaft, und selbst konfessionelle Flug- kamen nochmals gegen 300 Bde; die restlichen schriften wurden aufgenommen. So entwickelte sich Bestände hatte der Bischof bei seinem Wegzug nach in der Kartause im Verlaufe der Zeit eine Biblio- Pruntrut 1528 mitgenommen. Weitere 300 Bde sind thek, welche die ganze Gelehrsamkeit der Zeit aus dem Augustinerchorherrenstift St. Leonhard widerspiegelte. Unter ihren Benutzern waren viele bekannt und 541 Bde stammen aus dem Prediger- Angehörige der Basler Universität, Männer geistli- kloster. Aus dem Barfüsser- (Franziskaner-) und chen Standes und Schulmeister. Es überrascht nicht, dem Augustinerkloster dagegen ist beinahe nichts dass in der Ausleihe die verschiedenen Schriften von erhalten geblieben. Aristoteles, die als wichtigster Lehrstoff für das phi- 1.14 Der Ratsbeschluss von 1590 hatte eine Ver- losophische Studium gegolten hatten, zu den doppelung des Bestands und eine Vervielfachung begehrtesten Werken gehörten. Daneben wurden des Wertes der Universitätsbibliothek zur Folge. Die aber auch Ethik, Logik, Metaphysik und Physik kostbaren Handschriften und Wiegendrucke aus mehrmals verlangt. Zudem waren lateinische Voka- Basler Klöstern gehören heute noch zu ihrem ältes- bularien und Grammatiken sehr beliebt. ten und kostbarsten Besitz. Mit der Reformation 1.11 Etwa ein Sechstel der im Ausleihbuch einge- war die Universität auch endgültig zu einer städti- tragenen Bücher wurde an Basler Buchdrucker aus- schen Institution geworden und galt fortan als stol- geliehen. Die Hälfte davon entfällt auf die Familie zer Besitz der Bürgerschaft. In der Bibliothek kon- Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 123 zentrierten sich die Basler Sammlungen. Dies hatte 1.17 Unterstützt wurde Amerbach von dem bereits zur Folge, dass auch Gelehrte und Professoren der erwähnten Johannes Heynlin, der in Paris sein Leh- Stadt ihre Bücher der Bibliothek vermachten. rer gewesen war und dann in Basel als Prediger, später als Mönch in der Kartause lebte. Heynlin bemühte sich um eine reinere Latinität und vertrat eine Theologie, die sich an den spätantiken DerBaslerBuchdruck,diehumanistischen Kirchenvätern orientierte. Als Lektor und Berater Gelehrten und hatte er wohl direkten Einfluss auf das theologische die Universität im 16. Jahrhundert und humanistische Bildungsprogramm der amer- bachischen Offizin. Heynlin war auch mit dem 1.15 Schon seit den Anfängen der Universität – hatten sich die Basler Drucker einen Namen Juristen und Dichter Sebastian Brant (1457 1521) gemacht, denn die junge Kunst des Buchdrucks befreundet, dessen Narrenschiff weit über Basel hinaus durchschlagenden Erfolg hatte. fand in Basel einen guten Nährboden, und in der Folge profitierte auch die Universitätsbibliothek 1.18 Die Nachfolge Johann Amerbachs übernahm von der reichen Produktion. Die Lage der Stadt Johannes Froben (um 1460–1527), doch Amer- im Schnittpunkt wichtiger kontinentaler Verkehrs- bachs Söhne Bruno, Basilius und Bonifacius wirkten wege, das gut entwickelte Handwerk und der im väterlichen Betrieb weiter mit und setzten die kapitalkräftige Handel waren zusammen mit der Kontakte ins Ausland und zu den Klöstern in und aufsteigenden Papierindustrie aus Konzilszeiten um Basel fort. Froben wurde bekannt als Drucker die besten Voraussetzungen für das neue Gewerbe. des berühmtesten Humanisten seiner Zeit, Erasmus Seine Blütezeit erlebte es zwischen etwa 1490 und von Rotterdam. Dessen gewaltige Hieronymus-Aus- 1580. Damals spielte es auch in der Wirtschaft gabe und der Erstdruck des griechischen Neuen der Stadt eine wichtige Rolle. Der Buchdruck Testaments haben Epoche gemacht, aber auch bedeutete aber mehr als blossen Handel. Er ver- andere Werke wie das Lob der Torheit oder die trat die geistige Bewegung des Humanismus und Utopia von Thomas Morus erlangten in Frobens gewann damit für sich und die Stadt hohes Anse- Ausg. europäische Verbreitung. Das gewinnträch- hen, zog Gelehrte an und sicherte seinen Erzeug- tige Geschäft mit reformatorischer Literatur, dem nissen weithin guten Absatz. Die Universität hatte Nachdruck von Luthers frühen Schriften, deutschen mit ihren Bedürfnissen in ihren Anfängen zwar Bibeln und der ganzen Masse von polemischen kaum Einfluss auf die Basler Offizinen, aber sie Traktaten, musste Froben aber aus Rücksicht auf stellte das hohe Bildungsniveau und die Latein- den altgläubigen Erasmus anderen überlassen. kenntnisse einzelner Drucker sicher. 1.19 Denn Froben war in Basel durchaus nicht der 1.16 Schon bald entwickelte sich eine enge und einzige bedeutende Drucker. Neben ihm standen fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Gelehrten Andreas Cratander, Valentin Curio, Adam Petri, und Offizinen. Einige der Drucker wirkten v. a. als Thomas Wolff und einige andere. Später folgten der Handwerker oder Geschäftsherren, andere wiede- Sohn Hieronymus Froben, Nicolaus Episcopius, rum standen der humanistischen Bildungsbewegung Johann Herwagen, Heinrich Petri, Johannes Opori- nahe und profilierten sich als wichtige Figuren ihrer nus und Pietro Perna, um nur die wichtigsten zu Entwicklung. Einzelne Drucker wie Johannes Amer- nennen. Sie alle leisteten ihren Beitrag zur Verbrei- bach und Hieronymus Froben stellten sich voll in tung wissenschaftlicher und populärer Literatur den Dienst des Humanismus. Johannes Amerbach ebenso wie zu den hitzigen konfessionellen und (ca. 1440–1513) kam 1477 nach Basel und eröff- politischen Diskussionen der Zeit. Hoch geschätzt nete seine eigene Offizin. Einer seiner ersten Drucke wurden aber v. a. die Basler Editionen von griechi- ist ein deutscher Almanach. Danach folgten Reuch- schen und lateinischen Werken des Altertums und lins Wörterbuch Vocabularius breviloquus und Gesamtausgaben von Autoren späterer Zeiten. Sie seine erste Bibelausgabe, die einen guten Absatz zeichneten sich durch Vollständigkeit, zuverlässige fand und den geschäftlichen Erfolg sicherte. Seine Texte, sorgfältige Korrektur und häufig auch reich- verlegerische Arbeit widmete Amerbach grossen haltige Indizes aus; manche sind durch mehrere Jhe gelehrten Werken, die sich nicht nur durch hand- massgebend geblieben. Ein Netz von Beziehungen werkliche Sorgfalt auszeichneten, sondern auch zu Autoren und Editoren zog sich über ganz Europa durch einwandfreie, nach allen Regeln der Philolo- und brachte nicht nur wichtige Manuskripte nach gie bereinigte Texte. Dazu suchte er nicht nur Basel, sondern förderte auch den Absatz der umfassendes Vorlagenmaterial, sondern sicherte Drucke. sich auch die Mithilfe kompetenter Gelehrter. Amerbach druckte ab 1486 in Abweichung von der 1.20 Bei aller Vielfalt blieb die Basler Buchpro- gotischen Inkunabeltradition humanistische Auto- duktion wissenschaftlich geprägt. Kunstvolle Titel- ren mit der nach italienischem Vorbild stilisierten einfassungen und Initialen, von den Brüdern Hol- Antiquatype. Das war kein Zufall, denn er war in bein, Urs Graf und anderen entworfen und von Spe- Italien gewesen. Sein Haus und seine Offizin wur- zialisten in Holz oder Metall geschnitten, waren den in Basel ein Zentrum des frühen Humanismus. zwar ein Markenzeichen der Basler, doch ging die 124 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

Produktion solcher Meisterwerke nach der Refor- Anliegen Wohlwollen bei den Druckern. Obwohl mation stark zurück. Reich illustrierte Bücher fehl- die Vereinbarung nur einen halboffiziellen Charak- ten auch später nicht ganz, blieben aber die Aus- ter hatte, übergaben sie viele ihrer Drucke der Uni- nahme. Andreas Vesalius hat die Tafeln zu seinem versität und sicherten so das Bestandswachstum in epochemachenden Anatomiebuch De humani cor- einer Zeit, in der die Bibliothek noch kaum über poris fabrica in Venedig schneiden und über die Gelder verfügte. Heute ist für die Mitte des 16. Jhs Alpen nach Basel transportieren lassen; offenbar der grösste Teil der Publikationen aus Basler Offizi- schien ihm für die Verbreitung ein Basler Verlag nen in der Universitätsbibliothek vorhanden. So (Johannes Oporinus, 1543) die besten Vorausset- wuchs der Bestand nach der Reformation stetig, zungen zu bieten. und schon 1534 wurde Andreas Karlstadt mit einer 1.21 Die Medizin spielte auch an der Universität ersten Inventarisierung beauftragt. 1559 wurde für eine prominente Rolle. Die Berufung von Paracelsus die Bibliothek ein Anbau an das Kollegiengebäude im Jahre 1526 blieb zwar Episode: Er wurde von errichtet. Damit im Zusammenhang entstand der Erasmus konsultiert und kurierte Frobens Bein, erste heute noch erhaltene Bücherkatalog, den der brachte aber die Kollegen gegen sich auf und Historiker und Mediziner Heinrich Pantaleon – musste die Stadt bald fluchtartig verlassen. Die (1522 1595) geschrieben hat. Er liefert genaue neuen Impulse, die er der Medizin durch die Angaben über den damaligen Bestand, der überwie- Beobachtung der Kranken, den Einbezug der Volks- gend aus den Klöstern und von den Basler Buch- medizin und chemisch hergestellte Präparate gab, druckern stammte. In zwei Abteilungen beschreibt blieben aber lebendig und wirkten in Basel noch er die Bibliotheca nova, die Schenkungen der Basler lange nach. Bis zum Ende des Jhs erschienen hier Drucker enthält (rund 800 Bde), und die Biblio- etwa 90 Ausg. seiner Werke, viele davon in deut- theca antiqua, die den Zuwachs aus den Kloster- scher Sprache. Aus der einen Professur, die bei der bibliotheken verzeichnet und mit den Nachträgen Neueröffnung der Universität 1532 bestanden bis 1583 ungefähr 400 Bde umfasst. Dazu kam mit hatte, wurden schliesslich drei Lehrstühle. Bedeu- rund 190 Bdn das Vermächtnis des Prof. der Theo- – tende Ärzte wie Felix Platter, Theodor Zwinger und logie Martin Borrhaus (1499 1564), genannt Caspar Bauhin machten die Basler Fakultät bekannt Cellarius, von 1564, so dass sich für 1583 ein und als Promotionsort beliebt: Von 1586 bis 1610 Gesamtbestand von etwa 1400 Bdn ergibt. Die wurden gegen fünfhundert neue Doktoren der Betreuung und Bearbeitung dieses Bestands erfor- Medizin gefeiert. derte eine Aufstockung des Personals der Biblio- thek, und so wurde erstmals ein zweiter Bibliothe- 1.22 Dieser Glanz einer Fakultät, an der sich kar ernannt. neben Schweizern und Deutschen auch Franzo- sen, Engländer und Niederländer einfanden, 1.24 Am 20. März 1591 beschloss die Regenz eine kann nicht über die Schwierigkeiten der Zeit neue Bibliotheksordnung, die sogleich gedruckt hinwegtäuschen: Die Gegenreformation engte das wurde. Sie legte fest, dass Bücher nur gegen eigen- Einzugsgebiet der Universität gewaltig ein, und händige Quittung ausgeliehen werden durften und als die Bücher aus Basel samt und sonders auf dass dabei für jeden Bd ein Preis mindestens in dop- den päpstlichen Index gesetzt wurden, verloren pelter Höhe des normalen Wertes festgelegt werden die Drucker einen wesentlichen Teil ihres Mark- sollte; die entsprechende Summe hatte der Entleiher tes. Dazu kam, dass 1563/64, 1609–1611 und bei Verlust zu bezahlen. Besonders seltene, kostbare 1628 die Pest in der Stadt wütete. Der Basler oder empfindliche Stücke durften das Haus höchs- Buchdruck verlor rasch jede überregionale tens mit Bewilligung des Rektors verlassen, für eine Bedeutung, und obschon sich der Rat weiter für Leihe nach auswärts war gar die Zustimmung der die Universität und ihre Bedürfnisse einsetzte ganzen Regenz erforderlich. Auch sollte die Leih- und auch anerkannte Gelehrte nicht fehlten, ver- frist ein Trimester nicht überschreiten. Schliesslich blasste die geistige Ausstrahlung der Stadt. wurden die Drucker ermahnt, aus ihrer Produktion die vorgeschriebenen Exemplare abzuliefern. Seit 1558 war aus der Vereinbarung von 1536 eine Ver- Die ersten Kataloge und das pflichtung geworden, welche die Zensur ermögli- Bibliotheksreglement von 1591 chen sollte und entsprechend wenig beliebt war. 1.23 Die Entwicklungen des 16. Jhs mit der Refor- Die Anordnung wurde nur sehr lückenhaft befolgt: mation und der Auflösung der Klöster, der Blüte Zwischen 1538 und 1626 sind von den Basler des Buchdrucks und der Universität wirkten sich Druckern nur 150 Bde eingelaufen, und inzwischen auch auf die Bibliothek aus. Bonifacius Amerbach hatte ihre Produktion die wissenschaftliche Rele- (1495–1562), damals Rektor der Universität, for- vanz weitgehend verloren. Aber auch sämtliche spä- derte 1536 zusammen mit Johannes Oporin die teren Bibliotheksordnungen blieben darauf bedacht, Druckherren der Stadt auf, von ihren Werken das alte Versprechen der Drucker lebendig zu Exemplare an die Bibliothek abzugeben, so wie sie halten. Das Hin und Her zwischen Zensur und diese zuvor den Klöstern geschenkt hatten. Als Pflichtexemplar wurde erst 1831 beigelegt, als die Sohn von Johannes Amerbach fand Bonifacius’ Bürgerschaft eine liberale Verfassung annahm, die Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 125

Pressefreiheit stipulierte und jegliche Art von Zen- und sollte zum Grundstein für die wichtigsten sur verbot. Museen Basels werden. 1.25 Ein nächster Katalog wurde nötig, nachdem 1.29 Die Sammlung ging auf Johannes Amerbach die letzten Klosterbibliotheken an die Universität zurück, der enge Beziehungen zu den Vertretern des übergegangen waren, was den Bestand der Biblio- frühen süddeutschen Humanismus pflegte. Er hatte thek auf einen Schlag verdoppelte. Conrad Pfister mit einzelnen Kunstwerken, Antiquitäten und Rari- – (1576 1636), Prof. der Rhetorik und Bibliothekar, täten den Grundstein für das Kabinett gelegt. Der teilte die Bücher in die Fächer Theologie, Jurispru- bekannteste seiner Söhne war Bonifacius Amer- denz, Medizin, Philosophie und Geschichte ein und bach, der in Basel studiert hatte, Jurist wurde und inventarisierte sie in den Abteilungen alphabetisch dessen Leidenschaft der klassisch-philologischen nach Autoren. Da das neue Reglement von 1591 Bildung gehörte. Er wurde 1524 an die Basler Uni- nur noch eine beschränkte Ausleihe erlaubte, ent- versität berufen und setzte sich nach der Reforma- sprach der 1624 fertiggestellte Katalog auch in die- tion für deren Wiederaufbau und Reform ein. Der ser Beziehung einem dringenden Bedürfnis. Stadt diente er als Rechtsberater; er war auch Testa- mentsvollstrecker des Erasmus von Rotterdam. Sein Die Bibliothek im 17. Jahrhundert und das Nachlass besteht aus Akten und einer hochkaräti- Amerbach-Kabinett gen Korrespondenz, einer grösseren Anzahl von Gemälden, u. a. von Hans Holbein d. J. (1497– 1.26 Der Bibliothek fehlte es an allen Ecken und 1543), und aus einer reichhaltigen allgemeinen und Enden, denn die zur Verfügung stehenden Gelder juristischen Bibliothek. Sein Sohn Basilius führte waren sehr gering und wurden schon von den Ein- die Tradition der Familie als begüterter, gebildeter bandarbeiten aufgezehrt. An Neuanschaffungen und angesehener Stadt- und Privatanwalt weiter. Er war kaum zu denken. Diesem immerwährenden hatte zwar nicht die Ausstrahlung seines Vaters, Zustand der Geldnot wirkte man 1616 mit der Ein- war aber ein leidenschaftlicher und geschickter richtung eines »Fiscus legatorum« entgegen, aus Sammler, und er gilt als der eigentliche Schöpfer dem die Bibliothekare der vier Fakultäten zu glei- des Amerbach-Kabinetts. Durch ihn erfuhr es den chen Teilen Bücher einkaufen und binden lassen grössten Zuwachs, auch hat er die Bestände syste- konnten. Aber auch der Fiscus legatorum erwies matisch geordnet. sich als nicht sehr hilfreich, da er eine Trennung der Gelder für die Bibliotheksverwaltung und den 1.30 1591 starb Basilius Amerbach ohne direkte Bestand mit sich brachte. Erst die Einsetzung Con- Nachfahren. Erbin wurde die Familie Iselin, die rad Pfisters als vollamtlicher Bibliothekar 1622 zum Inventar der Kunstgegenstände des Basilius die führte zur Vereinheitlichung der Ausgaben und zu Katalogisierung der Bibliothek in Auftrag gab. einer geordneten Verwaltung. Pfisters Nachfolger Diese Aufgabe übernahm der amtierende Bibliothe- war Johann Buxtorf, der 1651 von einem zweiten kar Conrad Pfister in dreijähriger Arbeit (1622– Bibliothekar, dem Theologen Johann Rudolf Wett- 1624). 1661 wollten die Erben die Sammlung ins stein, unterstützt wurde. Ausland verkaufen, doch die Universität und der 1.27 Da die Ankäufe bescheiden blieben, waren Basler Rat wussten dies zu verhindern und in- Geschenke weiterhin die wichtigste Quelle des vestierten mit beherzter Unterstützung von Bürger- Bestandszuwachses. Als Johann Hagenbach, Dok- meister Rudolf Wettstein 9000 Taler, um das Kabi- tor der Medizin und Prof. der Logik an der Univer- nett in Basel zu behalten. Mit der neu erworbenen sität, 1649 starb, hinterliess er der Universität seine Sammlung wurden endgültig neue Räumlichkeiten Bibliothek mit 336 Bdn medizinischer und natur- nötig, und auch der Bürgermeister machte sich für wissenschaftlicher Bücher sowie ein Herbarium. dasHauszurMückestark.NachUmbautenwaren Dieses Vermächtnis führte »am Rheinsprung« zu dort 1671 endlich sowohl für das Amerbach-Kabi- Raumnot; die Suche nach einem neuen Bibliotheks- nett als auch für die bisherige Bibliothek der Uni- lokal wurde aufgenommen. Die Regenz setzte sich versität angemessene Räume geschaffen. Die Stadt dafür ein, die Bibliothek im Haus zur Mücke unter- Basel, in finanziellen Dingen sonst sehr zurückhal- zubringen. Doch die Stadt lehnte dies ab, und der tend, hatte für Sammlung und Bibliothek sehr viel Nachlass Hagenbach musste vorerst von der medi- Geld ausgegeben. Damit schuf sie in einem Zeital- zinischen Fakultät aufbewahrt werden. Die Raum- ter, in dem solche Einrichtungen das Privileg reicher not wurde bald darauf noch akuter, als die Stadt Adliger und Privatpersonen waren, eine der ersten die Sammlung einer der berühmtesten Gelehrten- öffentlichen Kunstsammlungen. familien Basels, des Amerbach-Kabinetts, anzukau- 1.31 Die Amerbachische Bibliothek übertraf den fen beschloss. bisherigen Bücherbesitz der Universität bei weitem. 1.28 Das Amerbach-Kabinett war eine der gröss- Pfisters Katalog listet 9000 Titel in fünf grossen ten privaten Sammlungen des 15. und 16. Jhs in Fachgebieten auf: Jurisprudenz und Philosophie Basel. Es spiegelt das kulturelle Erbe der Stadt sind mit je 2500 Titeln am besten vertreten, gefolgt ebenso wie den geistigen und finanziellen Reichtum von 2000 theologischen und 1500 historischen von drei Generationen der Familie Amerbach wider Titeln. Für eine bürgerliche Familienbibliothek die- 126 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) ser Zeit sind solche Bestände sehr aussergewöhn- schätze und Manuskripte vor Reisenden zu den lich. Die Bibliothek der Amerbach war vorwiegend hauptsächlichen Pflichten der Bibliothekare. Gebrauchsbibliothek einer hoch gebildeten und in 1.35 Ungefähr ab 1662 bestand ein »fiscus biblio- gelehrten Berufen tätigen Familie, die weit ge- thecae communis«, der aus Promotionsgebühren spannte Interessen verfolgte. Neben der grossen und den von durchreisenden Besuchern anfallenden rechtswissenschaftlichen Abteilung, dem Berufs- Geldern gespeist wurde und als eigene Kasse für die werkzeug des Bonifacius und Basilius Amerbach, Bibliothek zur Verfügung stand. Seit 1698 wurde es repräsentieren die philosophischen, philologischen zudem Brauch, dass sich Professoren, Pfarrer, und historischen Werke das Fundament ihrer huma- Ärzte, Lehrer und andere der Universität gut nistischen Allgemeinbildung. gesinnte Bürger dazu verpflichteten, Neujahrs- 1.32 Die Übernahme der Amerbachischen Bücher geschenke in Form von Geld (strenae) zu überrei- bedeutete für die Universitätsbibliothek eine grosse chen. Vorerst kaufte man von diesen Mitteln keine Aufgabe. Der bejahrte Bibliothekar Johannes Bux- neuen Bücher, sondern legte das Geld zur Seite. Auf torf konnte die Inventarisierung und Einarbeitung diese Weise kam die Bibliothek allmählich zu einem des Kabinetts und der Bibliothek Hagenbach nicht kleinen Vermögen, aus dem verschiedene Anschaf- mehr übernehmen. Er wurde infolgedessen 1662 fungen finanziert werden konnten. Man erwarb von Johann Zwinger, dem Prof. für griechische zum Beispiel 1705 die kostbare Bibliothek von Sprache, abgelöst. Als zweiten Bibliothekar orientalischen und rabbinischen Handschriften und benannte man Prof. Johann Rudolf Wettstein II. Drucken der Gelehrtendynastie Buxtorf. Ein ärger- Von nun an waren jeweils zwei ordentliche Biblio- liches Problem waren andererseits die von Joachim thekare für die Betreuung der vergrösserten Samm- Lüdin überbrachten Bücher des Baron Anton von lung verantwortlich. Ihre erste Aufgabe bestand Högger, denn obwohl sie ein Geschenk waren, darin, die vorhandenen Verzeichnisse des Amer- mussten sie schliesslich aus dem Fiscus bezahlt wer- bach-Kabinetts zu verifizieren und die Bibliotheken den. 1775 war dieser schliesslich erschöpft, und erst bis zum Einzug in die Mücke zu vereinen. mit der Reorganisation der Universität im 19. Jh 1.33 Johann Zwinger erarbeitete einen neuen gelang es, ihn wieder zu festigen. Katalog, bei dem er sich auf Conrad Pfisters vier- 1.36 Die wichtigste Quelle für das Bestandswachs- bändigen Katalog der Universität und auf den fünf- tum waren nach wie vor die Geschenke von Profes- bändigen Katalog der Amerbach-Bibliothek stützen soren und gelehrten Privatleuten, die der Universi- konnte. Beide waren nach den gleichen Fächern tät ihre Bücher hinterliessen. So kam die Universi- aufgeteilt und alphabetisch geordnet, nur waren in tätsbibliothek 1727 in den Besitz einiger wertvoller der Amerbach-Bibliothek Geschichte und Philoso- Geschichtswerke von Samuel Werenfels. 1751 ver- phie getrennt aufgelistet. Der neue, um 1678 volle- machte ihr Johann Rudolf Thurneysen zahlreiche ndete Katalog verzeichnete in 5 Bdn die Manu- juristische Werke, und 1785 schenkte ihr die Helve- skripte und in 12 Bdn die Drucke der Bibliothek. tische Naturforschende Gesellschaft die botani- Die Vorarbeiten Pfisters haben Zwinger die Arbeit schen Werke von Nikolaus Joseph Jacquin aus wesentlich erleichtert; dennoch hat Zwinger eine Wien. gewaltige Leistung vollbracht. 1.37 Ein grösserer Nachlass kam von Johann Jakob d’Annone (1728–1804), Prof. der Eloquenz Finanzen, Geschenke und Spenden und später des Lehnrechts, Rektor der Hohen im 18. Jahrhundert Schule, welcher der Bibliothek 1000 Taler sowie 1.34 Das Ende des 17.Jhs und das gesamte 18. Jh seine reichhaltige Naturaliensammlung mit Verstei- waren durch eine Stagnation der Universität und nerungen und Mineralien hinterliess. Seine Biblio- ihrer Bibliothek gekennzeichnet. Die finanziellen thek, die 10.000 Bde zählte und v. a. Natur- Mittel erlaubten es nicht, den Bestand planmässig geschichte, Numismatik und Literaturgeschichte zu vermehren. Die Pflichtexemplare der Drucker umfasste, wurde 1806 aus dem Fiscus legatorum fielen angesichts der sinkenden Bedeutung ihres gekauft und bildete fortan den Grundstock der Gewerbes in Basel kaum mehr ins Gewicht, und naturhistorischen Abteilung. Schon 1737 hatte der obwohl die Universität verschiedene Gebühren für Bibliothekar Jakob Christoph Iselin sein Geld- die Benutzung einführte, reichten die Mittel bei wei- geschenk dazu bestimmt, »gute Bücher« zu kaufen, die unter dem Namen »Bibliotheca Iseliana« aufge- tem nicht aus, um mit der wachsenden Bücher- produktion mitzuhalten. Deshalb blieb man auf stellt werden sollten. Ebenfalls aus Geschenken konnte 1808 die medizinische Bibliothek von Prof. Geschenke in Form von Geldern oder Büchern – angewiesen; nur bei einigen wenigen Gelegenheiten Werner de Lachenal (1736 1800) gekauft werden. wurden ganze Bibliotheken angekauft. In dieser 1.38 Die prekären finanziellen Verhältnisse hatten Zeit gehörten deshalb die Nachführung der Kata- zur Folge, dass das Wachstum der Bibliothek weit- loge, einmal wöchentliches Öffnen der Bibliothek, gehend vom Zufall abhing, und auch Organisation das Eintragen der ausgeliehenen Bücher, die Ver- und Zuständigkeiten waren lange nicht klar gere- waltung der Mittel und die Präsentation der Kunst- gelt. Man besass zwar grosse Bestände aus dem 16. Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 127 und 17.Jh, doch die Mittel reichten bei weitem der Bibliothekskommission sass. Als Prof. der Phy- nicht aus, um mit der anschwellenden Bücherpro- sik und Chemie, später der Geologie und Mineralo- duktion des 18. Jhs Schritt zu halten. Ein Bericht gie, unterstützte er die Bibliothek mit grosszügigen der Bibliothek beziffert den Bestand für das Jahr Geschenken und freiwilliger Arbeit im Aufbau und 1800 mit 16.000 Drucken, davon 3000 Drucke vor in der Ordnung der naturhistorischen Bestände. 1500, und 4000 Handschriften. 1.43 Um dieselbe Zeit kam die kostbarste der 1.39 Die Verwaltung, in den Ordnungen von 1622 alten Basler Privatsammlungen, das Museum Remi- und 1681 festgehalten, wurde im Verlauf des gius Faesch, an die Universität. Die juristischen 18. Jhs neu geregelt. Seit 1712 wurden die beiden Auseinandersetzungen darum beruhten auf dem bibliothecarii ordinarii, ein Theologe und ein Philo- Testament des Gründers und waren seit 1772 nicht soph, von zwei bibliothecarii adjuncti, einem mehr zur Ruhe gekommen. 1823 gelangte die Stadt Juristen und einem Mediziner, unterstützt, die bei endlich ans Ziel. den häufigen Besuchen der Bibliothek durch 1.44 Der humanistisch gebildete Rechtsgelehrte Fremde die anderen Bibliothekare vertreten konn- – ten. So waren alle vier Fakultäten an der Betreuung Remigius Faesch (1595 1667) hatte nach dem zu beteiligt, aber nur die zwei ordinarii teilten sich die seiner Zeit üblichen Konzept eine enzyklopädische geringe Besoldung von 12 Talern pro Jahr. Mit der Kunstkammer aufgebaut, in der sich Naturalia, Zeit bürgerte sich ein, die laufenden Geschäfte dem Artificialia, Antiquitates und Exotica zu einem zweiten ordentlichen Bibliothekar, also demjenigen Abbild des Kosmos vereinen sollten. Wie sehr er der philosophischen Fakultät, zu übergeben. Die- sein Museum als Gesamtkunstwerk verstand, sem stand ab 1770 auch eine Amtswohnung im beweist sein Testament, in dem es heisst, die Samm- Schönauerhof zu. lung solle »ohnvertrennt und ohnsepariert« erhal- ten bleiben. 1.45 Faeschs Bibliothek umfasste etwa 5500 Titel Die öffentliche Bibliothek der Universität Basel aus allen Wissensgebieten, nicht nach einem ersicht- im 19. Jahrhundert lichen Plan gesammelt, sondern nach Interesse und 1.40 Im Verlauf des 18. und zu Beginn des 19. Jhs Bedürfnis angeschafft. Der grösste Teil des Bestands setzte sich das Gedankengut der Aufklärung immer ist der Jurisprudenz zugeordnet, aber auch die mehr durch. Revolution und Napoleonische Kriege Theologie ist mit Bibeln und Kommentaren reich folgten. Die Forderung nach einer Verjüngung der vertreten. In den Gebieten »Historici et chronolo- Universität und Erneuerung des Unterrichts wurde gici« und »Politici et oeconomici« waren etwa 1000 immer lauter. Schon 1760 hatte Isaak Iselin Verbes- Titel aufgestellt, auch Dichtungen der Antike und serungen vorgeschlagen; die Einführung der neuen des Humanismus, Werke der Medizin und Natur- Wissenschafts- und Bildungsideen in die Basler wissenschaften fehlten nicht. Remigius Faesch Hochschule musste aber bis 1818 warten. Erst das selbst legte einen handschriftlichen Katalog, die »Gesetz über die Organisation der Universität« »Bibliotheca Remigii Feschii. J.C. Basiliensis«, an, machte diese als Zweig des Erziehungswesens zu der in der Universitätsbibliothek erhalten ist. Den einem Teil der staatlichen Verwaltung. Oberaufsicht grossen Ruhm und die Beliebtheit bei den Besu- und Leitung wurden zwei neu gebildeten Behörden chern des Museums machten die 150 Gemälde, die übertragen, dem Erziehungsrat und der Kuratel. Zeichnungen, Holzschnitte und einige 1000 Kupfer- 1.41 Für die Bibliothek bedeutete dies Subsidien, stiche aus sowie ein »Müntz Cabinett« mit der einen Beamtenstab, Erhöhung der Löhne, die Ver- dazugehörigen Fachliteratur. Ferner fanden sich in längerung der Benützungszeiten sowie die Ausdeh- der Sammlung Plastiken, Schmuckstücke, Natura- nung der Ausleihe auf die gesamte Einwohnerschaft lien und Kuriositäten. der Stadt Basel. Die amtliche Bezeichnung wurde in 1.46 Als Daniel Huber 1829 starb, hatte der »Öffentliche Bibliothek der Universität Basel« Bibliothekar und Prof. der Mathematik seine geändert, Stellung und Finanzen waren fortan klar überaus kostbare, 12.500 Bde zählende Samm- geregelt. lung, v. a. aus den Fächern Physik und Mathema- 1.42 Um die Bibliothek in der Öffentlichkeit zu tik, der Bibliothek vermacht. Die Bibliothekskom- verankern, setzte man eine Kommission ein, welche mission und Hubers Nachfolger, der Altphilologe die Geschäfte überwachte und dafür sorgte, dass Franz Dorotheus Gerlach (1793–1876), mussten die Benutzung verbessert und vereinfacht wurde. die Suche nach neuen Räumlichkeiten für die 1821 wurden ihre Vorschläge von der Kuratel Bibliothek deshalb dringend wieder aufnehmen. genehmigt, und der Bibliothekar und Prof. der Als schon ein geeigneter Ort gefunden war, traf Mathematik Daniel Huber (1768–1829), der die die Universität 1833 mit der Kantonstrennung ein Bibliothek schon seit 1802 mit Hingabe verwaltete, gewaltiger Schlag, indem zwei Drittel des Univer- setzte eine neue Ordnung in die Tat um. Die Geschi- sitätsguts der Landschaft zugesprochen wurden. cke der Bibliothek wurden im Weiteren massgeblich Glücklicherweise wurde damals die Bibliothek von Peter Merian (1795–1883) beeinflusst, der seit nicht auseinander gerissen, sondern die Land- 1822 als Mitglied der philosophischen Fakultät in schaft mit einer errechneten Summe von 55.000 128 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

Franken ausbezahlt. Der Bücherbestand wird im Schnelles Wachstum, ein neuer Katalog Expertengutachten von 1834 mit 1500 Manu- und der Umzug der Bibliothek skripten und 44.000 gedruckten Werken angege- am Ende des 19. Jahrhunderts ben. Zwar blieb er in seiner Gesamtheit erhalten, aber der Kauf eines neuen Gebäudes musste ver- 1.49 In der zweiten Hälfte des 19. Jhs wuchs die schoben werden, und die Universität stand kurz Universität, wodurch auch die Besucherzahl der vor dem Ruin. Doch taten sich Freunde der Uni- Bibliothek stetig anstieg. Zur selben Zeit nahm versität unter dem Namen »Freiwillige Akademi- die literarische Produktion derart zu, dass die sche Gesellschaft« zusammen, und sie haben die Bibliotheksbestände sich stark vergrösserten. Hochschule gerettet. Zudem vermachten weitere Privatleute ihre Bücher 1.47 Unter diesen Voraussetzungen konnte auch der Universität. So kamen die Bibliotheken des das neue Gesetz zur Organisation der Universität Historikers Wilhelm Wackernagel (1870), des Kir- von 1835/36 nicht zur Verbesserung der finanziel- chenhistorikers Karl Rudolf Hagenbach (1874), len und räumlichen Situation führen. Es hatte v. a. des Archäologen Wilhelm Vischer Vater (1875), zur Folge, dass die Bibliothek länger geöffnet blieb, des Alttestamentlers Johann Jacob Staehelin die Ausleihbestimmungen weiter vereinfacht wur- (1876), die Sammlung schweizerischer Rechts- den und fortan ein heizbares Arbeitszimmer zur literatur von Johannes Schnell (1881), die Biblio- Verfügung stand. Im Weiteren trennte man die theken des Otologen Albert Burckhardt-Merian Kunstsammlung von der Büchersammlung und (1886), des Mediziners Friedrich Miescher (1887), unterstellte sie einer gesonderten Kommission. Die des Philologen Karl Steffensen (1889), des Apo- Planung eines Umzugs aber blieb stecken, und der thekers Jakob Bernoulli-Werthemann (1893) sowie Kauf von Büchern wurde auf »Werke bleibenden die geographische Bibliothek und Kartensamm- Wertes für die Litteratur beschränkt«. Die Frei- lung von Jakob Melchior Ziegler in die Universi- willige Akademische Gesellschaft jedoch hat die tätsbibliothek. Zudem wurden 1885 die Bücher- Bibliothek weiter unterstützt und zum Beispiel in sammlungen des Antistitiums (Pfarramt am Müns- der Jurisprudenz die Literatur zu den neuen Lehr- ter) unter den Bezeichnungen »Kirchenarchiv« stühlen für deutsches Recht, Strafrecht und Staats- und »Kirchenbibliothek« zusammen mit den recht finanziert. Bibliotheken der Pfarrer Hieronymus Annoni und Falkeisen der Universitätsbibliothek angegliedert, 1.48 Ab 1842 rückte die Suche nach einem grösse- insgesamt mehr als 7000 Bde. Erstmals wurden ren Lokal wieder ins Zentrum der Diskussion, und diese Schenkungen und Deposita nicht in den schliesslich errichtete die Stadt einen grossen, Gesamtbestand integriert, sondern gesondert und umfassenden Neubau. 1849 konnte der Umzug in unter den Namen der Donatoren aufgestellt, und das neue Museum an der Augustinergasse stattfin- so bestehen sie auch heute noch als Einheiten. den. Hier wurde die Bibliothek erstmals von den Ausserdem unterstützten Legate die Universitäts- anderen Sammlungen lokal und administrativ bibliothek in ihrer Erwerbungspolitik, und ver- getrennt und selbständig aufgestellt. Den Bibliothe- schiedene Stiftungen wurden eingerichtet, um ein kar Franz Dorotheus Gerlach beschäftigten in die- regelmässiges Wachstum der Bestände sicherzustel- ser Zeit die neue Aufstellung der Bücher sowie die len. Besonders erwähnenswert ist hier die Stiftung Erneuerung der Kataloge. Die Verzeichnisse von Peter Merian von 1883. Sie wurde dem 1849 mit Johannes Zwinger wurden in neue voluminöse Bde der Eröffnung des Museums gegründeten Frei- kopiert, in denen viel Platz für Neuzugänge frei willigen Museumsverein unterstellt. Dieser erwirbt blieb. Organisation und Aufsicht über diese Arbei- Objekte für die Sammlungen der Universität und ten überstiegen aber die Kapazitäten einer neben- beteiligt sich bis heute auch an wichtigen Ankäu- amtlichen Tätigkeit, so dass das neue Universitäts- fen der Bibliothek. gesetz von 1866 einen Bibliothekar vorsah, der sich ausschliesslich der Bibliothek widmete. Er sollte das 1.50 Seit dem Umzug an die Augustinergasse Gehalt eines Ordinarius erhalten und das Institut haben zudem die Naturforschende Gesellschaft und leiten. Daraufhin legte Gerlach das Amt nieder, das die Historische und Antiquarische Gesellschaft er fast 37 Jahre lang versehen hatte, und der Histo- 1868 ihre gesamten Buchbestände der Bibliothek riker Wilhelm Vischer (1808–1874) trat als der übergeben, sich aber das Eigentumsrecht vorbehal- erste Oberbibliothekar seine Nachfolge an. Sofort ten. Mit den Publikationen dieser und anderer Ver- wurde er mit der Reorganisation der Bibliothek eine wurde ein reger Tauschverkehr lanciert, der betraut, aber als Gelehrter hatte er weiterhin solche ebenfalls die Bestände der Universitätsbibliothek Erfolge, dass er 1871 als Dozent an die Universität erweiterte. Wichtige ältere Literatur begann man zurückkehrte. Für die nächsten 20 Jahre übernahm auf dem Antiquariatsmarkt nachzukaufen. Als Ludwig Sieber das Amt als Oberbibliothekar. bemerkenswertes Geschenk ist schliesslich die Port- rätsammlung von Benedikt Meyer-Kraus (1813– 1889) zu nennen, die dieser während eines halben Jhs zusammengetragen hatte und 1878 der Biblio- thek übergab. Sie enthielt 44.000 Blätter und bildet Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 129 den grössten Teil der heute fast 90.000 Blätter zäh- 70.000 Bde gezählt, war der Bestand inzwischen lenden Sammlung. auf 200.000 Titel angewachsen und durch Aus- schluss von Münzensammlung und Kupferstichen 1.51 Als Ludwig Sieber 1871 sein Amt antrat, herrschte bereits wieder Platzmangel, auch Organi- zu einer (fast) reinen Büchersammlung geworden. sation und Betrieb entsprachen der schnell wach- Auch fand nach dem Umzug eine gewisse Neuord- senden Benutzerzahl und zeitgemässen Ansprüchen nung statt, indem es zum Beispiel seit 1909 eine nicht mehr, und so galt es für ihn, die Belange der gesonderte Abteilung für die Handschriften gab, in Bibliothek noch einmal ganz neu anzupacken. Er der auch die ältesten Inkunabeln separat aufgestellt forderte ein selbständiges Bibliotheksgebäude und wurden. Die neuen Räumlichkeiten, Benutzungs- führte die Arbeiten an einem neuen Katalog fort, zeiten, der alphabetische Katalog und die haupt- der den umständlichen Bandkatalog ersetzen sollte. amtlichen Mitarbeiter machten die Öffentliche Bibliothek der Universität zu einer modernen 1.52 Die Planung eines neuen Kataloges war wissenschaftlichen Einrichtung mit einer offenen schon von Wilhelm Vischer aufgenommen worden, Haltung in Fragen der Benutzung. denn die Informationen, die in den 1840er-Jahren abgeschrieben worden waren, erwiesen sich als unvollständig und ungenau. Dies betraf v. a. die Sig- Weitere Geschenke und die Anschaffungspolitik naturen, wahrscheinlich wegen des Umzugs und der zu Beginn des 20. Jahrhunderts Einordnung verschiedener Geschenke. Nun wurden 1.55 Mit dem Umzug in ein neues Gebäude, bes- die Titel nicht mehr in Bde eingetragen, sondern auf seren Lesesälen und längeren Öffnungszeiten »Zeddeln« katalogisiert und alphabetisch eingeord- wuchsen die Benutzungszahlen stetig an, was in net. Doch Vischer hatte den Aufwand weit unter- der Folge erneut grössere Kosten nach sich zog. schätzt, und auch die Aufnahme und Erschliessung Zugleich wirkten sich höhere Löhne und Buch- der Schenkungen benötigte so viel Zeit, dass die preise sowie die ständig steigende literarische Pro- Arbeiten lange Zeit ins Stocken gerieten. Deshalb duktion negativ auf die Kasse der Bibliothek aus. wurde der Zettelkatalog unter Ludwig Sieber 1889 Carl Christoph Bernoulli musste sich deshalb mit noch einmal neu begonnen. Der Bestand wurde in der Erwerbspolitik befassen, denn v. a. das der Folge vollständig im Alphabetischen Katalog Anschwellen der Zeitschriften und Serienwerke und, seit dem Umzug ins neue Gebäude, parallel belastete schon damals das Budget schwer. Dazu dazu in Standortkatalogen mit vereinfachter Auf- kam, dass die Universität neue Fächer einführte stellung, neuen Signaturen in 20 Hauptabteilungen und in der Folge umfangreiche Literatur für diese und ca. 3000 Rubriken nach preussischen Instruk- Fachgebiete gekauft werden musste. Zugleich war tionen ausführlich nachgewiesen. Für die Ausfüh- die Universitätsbibliothek nicht nur für die For- rung der zunehmenden Arbeiten stellte man Sieber schung zuständig, sondern auch für einen weite- bald einen zweiten Bibliothekar zur Seite, und 1893 ren Leserkreis in der Stadt. Bei weitem nicht mehr bewilligte der Grosse Rat einen dritten, der haupt- alle wünschbaren Neuerscheinungen konnten sächlich mit der Herstellung des neuen Gesamtkata- angeschafft werden, was einen schwerwiegenden logs betraut wurde. Einschnitt bedeutete. Denn bis zum Ersten Welt- 1.53 Um der immer drückender werdenden Enge krieg glaubte man an wissenschaftlicher Literatur in den Räumen abzuhelfen, verlangte Ludwig Sieber beinahe alles anbieten zu können, was in den einen zweckmässigen Bibliotheksneubau, der von historischen Fachgebieten, in den klassischen und der Erziehungsbehörde auch bald bewilligt wurde. westeuropäischen Sprachen erschien und konsul- Man plante damals, wissenschaftliche Institute in tiert wurde. Danach waren Lücken in der Erwer- der Umgebung des Bernoullianums und Spitals zu bung unausweichlich, doch wiederum konnten vereinen. Deshalb war für die Bibliothek ein durch Sondermittel und Geschenke verschiedene Gebäude auf dem Areal des Spalengottesackers vor- Teilgebiete gepflegt oder gar ausgebaut werden. gesehen. Auch hier war die Rolle des Kommissions- 1.56 Weiterhin wurden private Sammlungen der präsidenten Andreas Heusler herausragend. Er Bibliothek testamentarisch vermacht, und umfang- setzte sich für den Neubau wie auch später für den reiche Deposita verschiedener Institutionen wie Ausbau der juristischen Abteilung ein. Zudem ver- 1906 die Vaterländische Bibliothek (durch die Lese- fasste er zur Eröffnung 1896 eine ausführliche gesellschaft) oder Bücher aus dem Frey-Grynaeum Geschichte der Bibliothek. 1909 ergänzten den Bestand. Dadurch war aber 1.54 Ludwig Sieber erlebte die Vollendung der auch der Platz in den Magazinen schneller besetzt neuen Bibliothek nicht mehr. Der nach den Plänen als beim Bau vorgesehen, und nachdem die Zahl von Architekt Emanuel La Roche errichtete Neu- von über einer halben Million Bdn überschritten bau, der u. a. durch die Akademische Gesellschaft war, wurde schon 1913 ein Magazinanbau nötig. und Gelder von Johann Jakob Merian mitfinanziert 1.57 Schon bald wurde auch dieser Raum voll- wurde, konnte erst unter seinem Nachfolger Carl ständig durch weitere Schenkungen und Deposita Christoph Bernoulli eingeweiht und bezogen wer- ausgefüllt. Der grösste Zuwachs kam durch die Ein- den. Hatte man beim Einzug ins Museum noch gliederung von 17.000 Bdn aus der Allgemeinen 130 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

Lesegesellschaft 1914/15. Ihr folgten weitere Biblio- Der Neubau von 1960 und die Bibliothek theken wie zum Beispiel die »Baubibliothek« des nach dem Zweiten Weltkrieg Basler Kunstvereins 1914 sowie 1916 die Bestände von Alfred Geigy (1849–1915) aus dem Gebiet der 1.61 Der Zweite Weltkrieg hat zwar Neubau- Nationalökonomie und der Numismatik. Auch in pläne der Bibliothek vereitelt, doch blieb der den Zwischenkriegsjahren konnten verschiedene Bestand auch in dieser Zeit trotz Krieg und Nähe Fachgebiete in ähnlicher Weise vermehrt werden. zu Deutschland in seiner Gesamtheit erhalten. Der Ferner ergänzten Stiftungen und Fonds das Erwer- Zustrom an Benutzern und der Bestand wuchsen bungsbudget, so die Johann Rudolf Geigy-Stiftung, sogar weiter. In der Zwischenkriegszeit waren deren Zinsen für die Anschaffung von Basiliensia zwar weitere Lücken im Bestand an zeitgenössi- und zur Ergänzung fehlender Literatur bestimmt scher Literatur entstanden, die sich später nicht sind. mehr füllen liessen. Aber dadurch, dass die Buch- 1.58 Seit 1923 hatte Oberbibliothekar Gustav produktion während des Krieges sank und der Binz, der schon am alphabetischen Katalog mitgear- Einkauf im Ausland kaum mehr möglich war, beitet hatte, die Leitung der Universitätsbibliothek wurden Gelder für Antiquaria frei. So gingen in inne. Sein grösstes Verdienst war die organisatori- den Jahren 1944 und 1945 34 %, 1946 gar 36 % sche Umgestaltung der Bibliothek. Sie sollte als des Budgets in antiquarische Bücher, die v. a. die Spiegelbild der Universität alle Studienfächer reprä- Bestände der Basler Drucke und humanistischen sentieren. Dementsprechend stellte er für alle Werke ergänzten. Gebiete akademisch gebildete Fachreferenten ein, 1.62 Nach dem Krieg blieb Platzmangel ein ständi- die sich um den Bestand kümmerten und so die ges Thema der Bibliothek. Mit der Unterkellerung Brauchbarkeit der Sammlung erhöhten. Bei seinem des Magazins und dem Einbau von Büros im Maga- Rücktritt 1935 hatte die Bibliothek einen Bestand zin gewann man 1950 ein bisschen Freiraum. Es von einer Million Bdn sowie eine jährliche Ausleihe war dennoch unumgänglich, für die wachsenden an 100.000 Benutzer. Bestände eine langfristige Lösung zu finden. 1960 1.59 Im Zentrum der Arbeiten standen in der endlich schenkte die Stadt Basel ihrer Universität ersten Hälfte des 20. Jhs die Führung und Nach- zum 500-jährigen Jubiläum einen Neubau. Er führung des alphabetischen Katalogs sowie zusätz- wurde als »Erweiterung« in zwei Etappen 1962/ licher Kataloge. Neben dem Gesamtkatalog 1968 durchgeführt, so dass der Betrieb beinahe beschäftigte man sich mit einem Inkunabelinven- durchgehend aufrechterhalten werden konnte. Nur tar (1916), mit Katalogen für die Porträtsamm- das alte Büchermagazin blieb stehen. Die Lesesaal- lung, die Karten und die Exlibris sowie mit einem bibliothek mit Nachschlagewerken aus allen Wis- Katalog der Basler Drucker und der Produkte sensgebieten und den laufenden Jahrgängen von ihrer Pressen. Die wachsenden Einschränkungen 3000 Zeitschriften wurde vergrössert und benutzer- in der Erwerbung machten den Verweis auf freundlich eingerichtet. Zur Aufstellung in den anderswo vorhandene Titel, also auf die Bestände Magazinen wurden die Signaturengruppen noch sämtlicher wissenschaftlicher Bibliotheken in einmal vereinfacht. Basel, wünschbar. Der Zentralkatalog war seit 1.63 Die Anschaffungspolitik der Universitäts- 1923 ein nützliches Hilfsmittel zur Übersicht über bibliothek nach dem Zweiten Weltkrieg war durch die im Kanton verfügbare Literatur. die weiter wachsende wissenschaftliche Buchpro- 1.60 Seit 1935, unter der Leitung von Karl duktion geprägt, und der Zugang von ca. 30.000 Schwarber, standen die Kataloge wiederum im Einheiten jährlich konnte die neu erscheinende Zentrum. Zuerst wurde ein Sachkatalog eingerich- Literatur immer weniger abdecken. Als 1971 der tet, der ab 1939 alle Titel nach ihrem Inhalt Bestand der Bibliothek auf 2 Millionen Einheiten erschloss. Dies entsprach einer Notwendigkeit für angewachsen war, erliess die Stadt zusammen mit die wachsende Benutzerzahl aus dem In- und Aus- einer drastischen Budgetkürzung die »Weisung betr. land. Aber auch die weitere Vereinfachung der Bibliothekswesen« mit dem Auftrag, die Anschaf- Signaturgruppen auf 219 laufende Signaturen und fungen der Universitätsbibliothek mit den Instituten die Aufstellung im Numerus currens ermöglichten zu koordinieren. Die Institute sollten die Literatur einen leichteren Zugriff auf die Bestände. Die der speziellen Forschungsrichtungen, die zentrale gröbere Aufgliederung der Fachgebiete brachte eine Bibliothek dagegen die Grundlagenfächer pflegen. bessere Ausnützung des Platzes in den Magazinen Abgrenzungen und Schwerpunkte in der Erwerbung mit sich, dennoch wurden bald wieder Pläne für sollten festgesetzt und so die ausreichende Litera- einen Neubau nötig. Auch war der alphabetische turversorgung in den verschiedenen Fachgebieten Katalog inzwischen derart angewachsen, dass er sichergestellt werden. selbst ein Platzproblem darstellte. 1940 wurde er 1.64 Im Zuge dieser Koordinationsbemühungen deshalb abgebrochen und im kleineren internatio- wurde 1978 im Zentrum für Lehre und For- nalen Format fortgesetzt. schung des neuen Kantonsspitals die medizinische Filialbibliothek der Universitätsbibliothek eröffnet. Sie war erstmals für Basel als Freihandbibliothek Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 131 konzipiert, wobei die Bücher der letzten zehn 1.67 Für die systematische Ergänzung sowie die Jahre in systematischer Ordnung aufgestellt wur- Erhaltung und Pflege der Altbestände besteht seit den. 1988 folgte die Fachbereichsbibliothek für 2003 die Arbeitsgruppe »Altes Buch«. Ihre Wirtschafts- und Sozialwissenschaften im Wirt- Anschaffungen konzentrieren sich auf Basiliensia, schaftswissenschaftlichen Zentrum (WWZ), die das heisst in Basel gedruckte Bücher und Literatur aus benutzungsaktiven Beständen der Universitäts- mit dem Thema Basel. Weiter bemüht sie sich um bibliothek sowie den Beständen der betreffenden Erasmiana und gegebenenfalls um Werke des Para- Bibliotheken gebildet wurde. In Angleichung an celsus. Die Ergänzung der vielen anderen Fächer, in die Aufstellung der Filialbibliotheken wurde 1995 denen umfangreiche Altbestände vorhanden sind, auch im Altbau der Hauptbibliothek ein Frei- bleibt wegen der beschränkten Mittel weitgehend handmagazin eingerichtet, in dem die Bücher und Geschenken und ausserordentlichen Gelegenheiten Zeitschriften der letzten dreissig Jahre zur Selbst- überlassen. bedienung bereit stehen.

1.65 Mit der Einführung der EDV 1981 entstand für die Zusammenarbeit mit anderen Bibliotheken 2. BESTANDSBESCHREIBUNG eine neue Grundlage, was 1988 dazu führte, dass 2.1 Vorbemerkung: Die Bestände der Universitäts- ein Verbundkoordinator eingesetzt wurde, der die bibliothek wurden weitgehend im Onlinekatalog Aufnahme verschiedener Institutsbibliotheken in und in den Standortkatalogen gemäss Signatur aus- Basel und in Bern organisierte. Alle diese Bibliothe- gezählt. Zudem wurden die Angaben zu den histori- ken sind seit 2000 mit ihren Katalogen online schen abgeschlossenen Zeitschriften, die bis zum zusammengefasst im Informationsverbund Deutsch- Zeitpunkt der statistischen Erhebung noch nicht schweiz (IDS). Zu dieser Zeit war die Bibliothek vollständig in den Online-Katalog aufgenommen bereits nicht mehr dem Erziehungsdepartement und waren, hochgerechnet. Die Sammlung historischer damit der Stadt unterstellt: 1996 wurde die Univer- Basler Dissertationen mit Erscheinungsdatum 1820 sität in eine selbstverwaltete Anstalt des öffentli- oder früher umfasst mindestens 6000 Titel, die in chen Rechts umgewandelt, und seither ist ihre einem separaten Basler Dissertationenkatalog ver- Bibliothek als zentrale Institution vollständig der zeichnet sind. Dieser ist bisher erst teilweise in den Hochschule eingegliedert. Sie ist dem Rektorat digitalen Katalog aufgenommen. Alle anderen Dis- Rechenschaft schuldig und erhält ihren Rahmen- sertationen sind vollständig erfasst. Die Separata kredit aus den Mitteln der Universität. Zugleich ist sind bisher einzig im alten Autorenkatalog erfasst sie aber Kantonsbibliothek geblieben, und der Kan- und konnten hier nicht berücksichtigt werden. ton behielt sich das Eigentum an den vor 1996 vor- Gesamthaft sind die hier angegebenen Bestandszah- handenen Beständen vor. len deshalb eher zu niedrig. Ungenauigkeiten erge- ben sich zudem aus den z. T. vereinfachten Angaben 1.66 Der Bestand der Universitätsbibliothek in den Standortkatalogen. wuchs bis zu Beginn des 21. Jhs ungebrochen regel- 2.2 Zu beachten bleibt, dass Titel, nicht Bde, aus- mässig um durchschnittlich 30.000 Einheiten im gezählt wurden. Ausserdem werden die Autoren in Jahr weiter an, und 1998 wurde die Zahl von 3 der Regel so zitiert, wie sie im Katalog aufgenom- Millionen Titeln überschritten. Im Hinblick auf die men sind. Wenn Autoren ohne Mengenangaben historischen Bestände werden weiterhin antiqua- genannt sind, ist davon auszugehen, dass von ihnen risch Bücher erworben, und einzelne Geschenke mehr als 10 Titel im Bestand der Bibliothek zu fin- oder geschlossene Sammlungen ergänzen auch den sind. Der hohe Anteil an lateinischen Titeln heute noch den Bestand von vor 1900. Seit dem lässt sich z. T. auf die Auszählung anhand der Zweiten Weltkrieg ermöglichten wiederum Spenden Standortkataloge zurückführen, in denen Kurztitel den Ankauf ganzer Sammlungen. So konnten zum aufgenommen wurden, die im 17. bis 19. Jh latei- Beispiel 1955 die älteren botanischen Dubletten aus nisch waren, obwohl der Text des Buches in einer den Genfer Bibliotheken Boissier und de Candolle anderen Sprache, z. B. Deutsch, Französisch oder mit über 4500 Einheiten erworben werden. Diese Altgriechisch, verfasst ist. enthielten bisher in Basel nicht vorhandene Tafel- werke, die für die botanische Systematik und Iko- nographie eine wertvolle Ergänzung bilden. Weitere Chronologische Übersicht Geschenke wie die Bibliothek des Prof. Fritz Lieb 2.3 Bei einem Gesamtbestand von ca. 3,1 Mio. (1892–1970) bereichern auch heute noch die Medien sind ca. 313.000 Medien (10 % des Bestände. Seine russische Bibliothek wurde schon Gesamtbestands) ermittelt worden, die dem histori- 1934 als widerrufliches Depositum der Universi- schen Bestand zuzurechnen sind. Zum historischen tätsbibliothek anvertraut und 1951 in ein Geschenk Buchbestand zählen 296.811 Titel (ohne Disserta- umgewandelt. Die »Bibliothek Lieb« mit 8000 Bdn, tionen und Separata); darin eingeschlossen sind ca. davon 2000 historische Drucke zur slawischen 7500 Musikdrucke. Daneben stehen zudem ca. Geistesgeschichte, blieb geschlossen aufgestellt und 10.000 vor 1900 gedruckte Karten. Zudem gibt es wird rege benutzt. je eine Porträt- und eine Exlibris-Sammlung. Insge- 132 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) samt finden sich 2819 Inkunabeln. Der Bestand des Zudem wurde die Systematik des Lesesaals zu 16. Jhs umfasst 22.005 Titel (7,4 % des historischen Hilfe genommen, um die Feinaufteilung der Fach- Buchbestands). Auf das 17.Jh entfallen 23.503 Titel gebiete vorzunehmen, da ein vollständiger syste- (7,9 %) und auf das 18. Jh 46.939 Titel (15,8 %). matischer Katalog fehlt. Durch Umsignierungen Der grösste Anteil des historischen Buchbestands sind jedoch gewisse systematische Einteilungen entfällt auf das 19. Jh mit 201.442 Titeln (67,9 %). aufgebrochen worden, deren Rekonstruktion nicht 123 Titel, die eher vor 1900 gedruckt wurden, möglich war. konnten chronologisch nicht zugeordnet werden. 2.7 Seit der letzten grossen Umsignierung und Neuordnung des gesamten Bestands Ende des 19. Jhs wurden grössere Buchnachlässe in Sonder- Übersicht nach Sprachen signaturen, den Namenssignaturen, aufgestellt. 2.4 Gesamthaft verteilen sich die Sprachen auf Diese wurden teilweise in den Bestand der Fachge- 157.300 deutsche (53 %), 52.312 lateinische biete einbezogen, z. T. ergänzend erwähnt. Zudem (17,6 %), 45.162 französische (15,2 %), 15.313 werden sie mit einem Umfang von 90.160 Titeln in englische (5,2 %), 7168 italienische (2,4 %), 2075 der Beschreibung der Sondersammlungen nochmals altgriechische (0,7 %), 1289 hebräische (0,4 %) und genannt. Die Basiliensia, ein wichtiges Sammel- 741 spanische (0,2 %) Titel. Daneben stehen gebiet der Bibliothek, sind mehrheitlich in den ver- 15.451 Titel (5,2 %) in anderen Sprachen, darunter schiedenen Fachgebieten aufgestellt und deshalb 2135 Titel in russischer, 1476 in niederländischer auch innerhalb dieser beschrieben. Es ergeben sich und ca. 700 in arabischer Sprache. Die Mehrheit die folgenden Hauptfachgebiete gemäss Lesesaal- der Titel in weiteren Sprachen entfallen auf die ordnung: Allgemeines (11.125 Titel), Religions- Sprachen des europäischen Raums, wobei v. a. wissenschaft (27.544), Philosophie, Psychologie, Bibeln auch in Sprachen wie Syrisch, Türkisch, Pädagogik (7072), Urgeschichte, Altertum, Orient Malayisch oder Chinesisch vorhanden sind. (4026), Sprachen und Literaturen (33.061), 2.5 Die Inkunabeln verteilen sich auf 2649 lateini- Geschichte und historische Hilfswissenschaften sche, 131 deutsche, 31 altgriechische, 4 italienische, (21.617), Bildende und darstellende Kunst, Musik, 3 französische und 1 hebräischen Titel. Im 16. Jh Medien (12.501), Rechtswissenschaften (16.215), dominieren weiterhin die lateinischen Titel (14.714) Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (7086), Poli- vor den deutschen (4534), italienischen (839), alt- tik und Wehrwesen (7244), Geographie, Völker- griechischen (791) und hebräischen (399). Auf das kunde, Volkskunde (4993), Naturwissenschaften 16. Jh entfallen ferner 204 Titel in anderen Spra- (37.623), Medizin, Pharmazie (16.465) und Son- chen wie v. a. Niederländisch, Arabisch, Aramäisch dersammlungen (90.160). und Syrisch. Auch im 17.Jh überwiegen die latein- ischen Titel (12.844) noch vor den deutschen Allgemeines (5631), französischen (2208), englischen (778), ita- 2.8 Das Hauptfachgebiet »Allgemeines« enthält lienischen (637), hebräischen (423) und altgriechi- im Wesentlichen bibliographische und enzyklopädi- schen (350). Ab dem 18. Jh dominieren die Titel in sche Nachschlagewerke, Lexika, Literatur zur allge- deutscher Sprache (23.323), wobei sich weiterhin meinen Wissenschaftskunde, zu Universitäten und eine grosse Zahl lateinischer Titel (10.143) findet; anderen wissenschaftlichen Institutionen, zu den daneben stehen 9279 Titel in französischer, 1804 in verschiedenen Sparten der Buch- und Bibliotheks- englischer und 946 in italienischer Sprache. Zudem geschichte sowie zu Museen. Insgesamt sind 11.125 finden wir neben altgriechischen, hebräischen und historische Titel vorhanden, was 3,7 % des Gesamt- spanischen Titeln weitere 941 Titel in Sprachen wie bestands vor 1900 entspricht. Davon entfallen Arabisch, Russisch, Rätoromanisch, Portugiesisch 1 Titel auf das 15. Jh, 73 auf das 16. Jh, 307 auf oder in den nordischen Sprachen. Im 19. Jh ist dann das 17.Jh, 1008 auf das 18. Jh und der grösste Teil die deutsche Sprache (123.628 Titel) weitaus am mit 9735 Titeln auf das 19. Jh. Es dominiert das stärksten vertreten. Als nächstes sind Französisch deutsche Schrifttum mit 6800 Titeln vor dem fran- (33.183 Titel), Englisch (12.716), Latein (11.923), zösischen (1738), lateinischen (1179), englischen Italienisch (4740), Altgriechisch (632), Spanisch (617) und italienischen (333). Daneben finden sich (616) und Hebräisch (279) zu nennen. Beachtens- 416 Titel, v. a. aus dem 19. Jh, in anderen, vorwie- wert ist der grosse Anteil in anderen Sprachen gend nordischen Sprachen und in Niederländisch. (13.712 Titel), v. a. in Russisch (ca. 2000 Titel). Die Sachliche Schwerpunkte lassen sich, ausser einer nordischen Sprachen sind im 19. Jh v. a. wegen des starken Präsenz an Literatur der Basler Universität regen Tauschverkehrs stark vertreten. und von Basel als Druckort, in diesem Hauptfach- gebiet kaum erkennen. 2.9 Die Signaturen, in denen allgemeine Nach- Systematische Übersicht schlagewerke und Lexika aufgestellt sind, umfassen 2.6 Als Grundlage für die Auszählung diente die 1224 Titel, mehrheitlich aus dem 19. Jh (1178) und alte Aufstellungssystematik des in Bandform in deutscher Sprache (969). Daneben finden wir 7 geführten Realkatalogs, des Standortkatalogs. Titel aus dem 17. und 39 aus dem 18. Jh. Neben der Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 133 deutschen sind v. a. die italienische, französische, italienischsprachige Titel sowie 220 Titel in ande- englische und niederländische Sprache vertreten. ren Sprachen wie Schwedisch (87), Niederländisch (50), Polnisch (20), Neugriechisch (19), Finnisch 2.10 Zur Gelehrtengeschichte finden sich 667 (13) und Russisch (10). Andererseits finden sich in Titel biographischer Nachschlagewerke und Biogra- der Signatur »Un« 1857 Titel, die Mehrheit davon phien. Diese sind v. a. in deutscher (365 Titel) und aus dem 19. Jh (1844) und in deutscher Sprache lateinischer (189) Sprache verfasst und über das 16. (1459). Neben Schriften aus verschiedenen europä- bis 19. Jh verteilt (16. Jh: 20; 17.Jh: 83; 18. Jh: 185; ischen Ländern sowie den USA überwiegen auch 19. Jh: 397 Titel), wobei Nikolaus Reusners Icones hier Titel, die schweizerische Hochschulen betref- sive imagines vivae, literis cl. virorum (Basel 1589) fen, v. a. die Universität Basel (u. a. Vorlesungsver- und Jacob Burckhardts Oratio funebris de vita et zeichnisse, Rektoratsprogramme). obiter Felicis Plateri Basileensium archiatri (Basel 1614) zu erwähnen sind. 2.13 Auf das Fachgebiet »Buch- und Schrift- wesen« entfallen 725 Titel, der grösste Teil mit 655 2.11 Die Wissenschaftsgeschichte und Geschichte Titeln aus dem 19. Jh. Daneben finden wir 2 Titel der Hochschulen und wissenschaftlichen Institutio- aus dem 16. Jh, 8 aus dem 17. und 59 aus dem nen umfasst 482 Titel, davon 23 aus dem 16. Jh, 69 18. Jh; 367 deutsche, 128 französische, 120 lateini- aus dem 17., 189 aus dem 18. und 201 aus dem sche, 54 englische und 27 italienische Titel bilden 19. Jh. Am häufigsten vertreten sind die Sprachen die Mehrheit des Bestands. Die beiden ältesten Titel Deutsch (221 Titel) und Latein (172), gefolgt von sind Indizes der Druckerei des Christoph Frosch- Französisch (64), Englisch (12) und Italienisch (10). auer (Zürich 1543 und 1562). In den meisten übri- Die ältesten Titel sind v. a. Universitätsordnungen, gen Werken werden die Druckkunst sowie v. a. die z. B. aus Wittenberg (1546) und Padua (1550), Basler Druckereien beschrieben, so z. B. in Libro- sowie Schriften von und über Dozenten und Profes- rum tabernae et officinae Henricpetrinae per Henri- soren der Basler Universität, z. B. aus dem Basler cum Petri et Sebastianum Henricpetri fil. (Basel Geschlecht Grynaeus (Paulus Cherler, Epithala- 1606). Daneben gibt es die Paläographie, Hand- mion protreptikon, Basel 1578). Zu erwähnen sind schriften- und Inschriftenkunde mit 212 Titeln, ferner die erste griechisch-lateinische Ausg. des Epi- davon 207 aus dem 19. Jh, wobei 125 Titel in der phanios (Basel 1529) vom Dozenten der Artisten- Faksimilesammlung Pal aufgestellt sind. Dazu fin- fakultät und der Medizin Albanus Torinus sowie den wir 222 Kataloge von Handschriften, z. B. der Jacobi Brandmylleri iurisconsulti Rector academi- orientalischen Handschriften der Bodleian Library, cus (Basel 1658). Besonders im 18. Jh überwiegen Bibliothecae Bodleianae codicum manuscriptorum die Drucke zur Basler Universität mit Schriften wie orientalium (Oxford 1787). Erwähnenswert sind Johann Rudolf Thurneysens Oratio secularis sistens hier die 127 Titel aus dem 19. Jh zur Stenographie, singularia divinae providentiae beneficia (Basel davon 120 deutsche und 7 französische. Diese 1760), Johann August Schlettweins Vorstellung von mehrheitlich in der Schweiz und Deutschland den Wirkungen einer blühenden Universität auf den gedruckten Lehr- und Handbücher zeigen die zeit- Nahrungsstand des Volks (Basel 1776) und Des gebunden verschiedenen Systeme. Herrn Marquis de Condorcet Lobrede auf Herrn 2.14 Das Fachgebiet »Bibliotheken und Biblio- Daniel Bernoulli, der Naturlehre u. Arzneykunde thekswesen« umfasst 1496 Titel, die Mehrheit Prof. zu Basel (Basel 1787). Im 19. Jh kommen Titel davon aus dem 19. Jh (1044). Neben einer Inkuna- zu den wissenschaftlichen Gesellschaften der Stadt bel aus der Bibliothek der Kartause finden wir 21 dazu, so Carl Felix Burckhardts Geschichte der Titel aus dem 16. Jh, 106 aus dem 17. und 324 aus Freiwilligen Akademischen Gesellschaft der Stadt dem 18. Jh. Die Sprachen verteilen sich auf 584 Basel während der ersten 50 Jahre ihres Bestehens deutsche, 352 lateinische, 314 französische, 141 (Basel 1885). englische und 67 italienische Titel. 512 Titel betref- 2.12 Ausserdem findet sich die Abteilung der Aka- fen das Bibliothekswesen, die beiden ältesten Titel demieschriften mit 3680 Titeln. Sie enthält zwei Basler Drucke aus dem 16. Jh, z. B. die Numeri lite- umfangreiche Signaturengruppen: So stehen einer- rae Romanae et Graecum alphabetum cum apicibus seits in der Signatur »Akad« (1739) v. a. Zeitschrif- (1556). Der restliche Bestand verteilt sich mit 9 ten und Jahrbücher sowie einige wenige Dissertatio- Titeln auf das 17., 56 auf das 18. und 445 auf das nen grösstenteils europäischer Universitäten. Die 19. Jh, darunter ca. 70 Zeitschriften zu Bibliotheken ältesten 5 Titel aus dem 17.Jh behandeln die Uni- in Europa und den USA in den Sprachen Deutsch, versitäten Paris, Altdorf und Leipzig. Im 18. (40 Französisch und Englisch. Die Monographien teilen Titel) und 19. Jh (1694) kommen zu den mehrheit- sich in Hilfsmittel zur Auffindung und Benutzung lich deutsch- und französischsprachigen Universi- von Bibliotheken im In- und Ausland sowie in tätsschriften Titel niederländischer, britischer, ita- Beschreibungen von deren Geschichte. Daneben fin- lienischer, schwedischer, polnischer und russischer den wir Titel zur Theorie und Praxis der Biblio- Universitäten dazu. Dementsprechend verteilen sich thekswissenschaft und zum Beruf des Bibliothekars. die Sprachen wie folgt: 857 deutschsprachige, 429 Ein Schwergewicht liegt auch hier auf Schriften zu französisch-, 114 lateinisch-, 92 englisch- und 24 den Basler Bibliotheken und deren Umfeld. 746 134 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

Titel beschreiben die Bestände verschiedener Biblio- erschienenen geistlichen Gesangbüchern. Ausser- theken in Texten sowie in Katalogen. Die Schriften dem sind zahlreiche Werke zur Religionswissen- aus dieser Gruppe verteilen sich auf das 16. bis schaft im Fachgebiet »Semitistik« vorhanden. 19. Jh (16. Jh: 16; 17.Jh: 85; 18. Jh: 250; 19. Jh: 394 2.17 Gesamthaft ergibt sich ein Bestand zur Reli- Titel) und wie folgt auf die Sprachen: 284 lateini- gionswissenschaft bzw. zur christlichen Theologie sche, 225 deutsche, 158 französische, 41 englische und Kirchengeschichte von 36.789 Titeln (12,4 % und 32 italienische Titel. Diese Zusammensetzung des Gesamtbestands). Die wichtigsten Teile stam- des Bestands erklärt sich durch die 686 men aus den vorreformatorischen Klosterbibliothe- Bibliothekskataloge des 17. und 18. Jhs aus aller ken, aus den einheimischen Offizinen zur Zeit der Welt. Die ältesten betreffen Bücherlisten von Huma- Reformation sowie aus der Bibelsammlung der Bas- nisten wie die Catalogi duo operum Des. Erasmi ler Bibelgesellschaft, die v. a. Exemplare aus dem Roterodami (Basel 1537) oder Conrad Gessners 15. und dem 16. Jh besass. Sie werden u. a. ergänzt Bibliotheca universalis (Zürich 1545), 186 Titel durch die Sammlung des Frey-Grynaeums (vgl. Son- private Bibliotheken. dersammlungen). Ausser den Bibeln und den Titeln 2.15 Im Hauptfachgebiet »Allgemeines« sind zur Bibelwissenschaft sind v. a. Werke zur Theologie überdies verschiedene Sonderbestände eingeglie- der Reformation und zum Pietismus zahlreich ver- dert, die gesamthaft 3165 historische Titel aufwei- treten. Für das 18. und 19. Jh stehen wichtige Edi- sen. Diese sind mehrheitlich aus dem 19. Jh (3008) tionen, z. B. zur Konzilsgeschichte. und in deutscher (2154) oder französischer (548) 2.18 Im gesamten Bestand von 36’789 Titeln fin- Sprache abgefasst. Es handelt sich um die Samm- den wir 1082 Inkunabeln, 6118 Titel aus dem lung des Lesesaals mit 399 einschlägigen Titeln, 16. Jh, 3796 aus dem 17.Jh, 6789 aus dem 18. und dann um die alte Handbibliothek der Bibliothekare 18.965 Titel aus dem 19. Jh. Sprachlich überwiegt mit 643 Titeln, die Nachschlagewerke zu allen Deutsch mit 22.787 Titeln, gefolgt von Latein mit Fachgebieten der Bibliothek umfasst, und die 8544, Französisch 2855, Englisch 1052, Altgrie- Bibliothek des Katalograums mit 201 Titeln. Dazu chisch 318, Hebräisch 263 und Italienisch mit 201 kommen Sammlungen mit Broschüren und Klein- Titeln. 665 Werke, grösstenteils Bibelübersetzun- schriften in den Signaturen »Bro« (929 Titel) sowie gen, sind in anderen Sprachen verfasst. »Res« (u. a. für Reserven mit Dubletten) (907 Titel; 2.19 Die Ordnung und Aufstellung der Schriften 16. Jh: 1; 17.Jh: 2; 18. Jh: 30 Titel). Zu erwähnen zur Religionswissenschaft und Theologie ergeben ist noch die Sammlung unter der Signatur »Ztg« keine deutlich abgetrennten Fachgebiete, sondern mit 80 Zeitungen aus dem 18. (16) und 19. Jh (64) einen organisch gewachsenen historischen Bestand, in deutscher, französischer, englischer und isländi- der sich aus verschiedenen Signaturengruppen scher Sprache. sowie aus Privatbibliotheken und Sondersammlun- gen zusammensetzt. Deshalb entspricht die folgende Religionswissenschaft Aufgliederung nicht der Aufstellung der Bestände. 2.16 Der Bestand im Hauptfachgebiet »Religions- Überschneidungen sind unvermeidbar. wissenschaft« umfasst 27.525 Titel, was 9,3 % des gesamten historischen Bestands der Bibliothek ent- spricht. Diesem Bestand zugerechnet sind die Titel Allgemeine Religionswissenschaft der im Jahre 1804 entstandenen Basler Bibelgesell- 2.20 Im Fachgebiet »Allgemeine Religionswissen- schaft (1035) und der Bibliothek der 1780 in Basel schaft« umfasst der Bestand 1069 Titel, davon 19 gegründeten Deutschen Christentumsgesellschaft aus dem 16. Jh, 141 aus dem 17.Jh, 269 aus dem (442). Das Hauptfachgebiet »Religionswissen- 18. und 640 aus dem 19. Jh. Am häufigsten vertre- schaft« wird zudem ergänzt durch die Bibliothek ten ist die deutsche Sprache (778 Titel), gefolgt von von Pfarrer Hieronymus Annoni (1697–1779) mit Latein (183), Französisch (71) und Englisch (26). 1581 Titeln (vgl. Sondersammlungen), die Samm- Diesem Bestand zugeordnet sind die je ca. 100 Titel lung von Karl Rudolf Hagenbach-Geigy (1801– ausderBibliothekdesBaslerGräzistenWilhelm 1874), Prof. der Theologie und Kirchengeschichte, Vischer und aus der Sammlung Karl Steffensen. mit 2471 Titeln und die Antistitiums-Bibliothek Etwa die Hälfte der Titel beschäftigt sich mit der (Münsterbibliothek), die als Kirchenarchiv 1885 in griechischen Mythologie und der römischen Reli- die UB gekommen ist (5164 Titel; vgl. Sonder- gion in vorchristlicher Zeit, gesamthaft etwa 1000 sammlungen) sowie Neuanschaffungen der Kir- Titel. Darunter finden wir einige Beschreibungen chenbibliothek (früher vom Antistites verwaltet) heiliger Stätten des antiken Rom und des antiken mit 25 Titeln. Hinzu kommen die Bibliotheken des Griechenland, der sibyllinischen Orakel. Daneben Prof. für Dogmatik und Theologiegeschichte der stehen Beschreibungen zum germanischen Glauben, östlichen Kirchen in Basel, Fritz Lieb (1892–1970), zur finnischen und isländischen Mythologie, zur des Theologieprofessors Karl Steffensen (1816– brahmanisch-indischen Götterlehre, ein grösserer 1888) sowie die Bibliothek des Basler Pfarrers Bestand zum Buddhismus (126 Titel) sowie die Adolf Sarasin-Forcart (1802–1885), letztere mit Schriften von Johann Georg Müller zu den ameri- einer umfangreichen Sammlung von seit dem 16. Jh kanischen Urreligionen und zum mexikanischen Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 135

Nationalgott Huitzilopochtli. Zum Bestand über persönlich korrigierten Gesamtausgabe von 1545 die Urreligion gehören z. B. die Werke des Basler zum Teil mehrfach vorhanden. Juristen und Altertumsforschers Johann Jakob 2.23 Erwähnenswert sind zudem die erste christli- Bachofen. Für das 17. bis 19. Jh sind z. B. die Schrif- che Bibelausgabe in Hebräisch (Basel 1534/35) von ten aus der Reihe Religionsgeschichtliche Volksbü- Sebastian Münster, verschiedene Exemplare der cher für die deutsche christliche Gegenwart und die sogenannten Bärenbibel, der spanischen Übers. des einleitende Literatur zur Religionswissenschaft, Alten und Neuen Testaments (Basel 1569) von Cas- besonders aus dem 19. Jh, zu nennen. siodoro de Reina. Neben anderen bei Froschauer in Zürich erschienenen Teilen der Bibel finden wir Bibeln und Bibelwissenschaft zudem aus der Sammlung der Bibelgesellschaft die 2.21 Dieses Fachgebiet verfügt über 4603 Titel mit sogenannte Zürcher Bibel (Zürich 1531). einem auffallend grossen Anteil von Bibelausgaben 2.24 Eine Besonderheit bildet das Büchergeschenk und Schriften des 15. und 16. Jhs. Der Bestand setzt von Hans Ungnad (1493–1564), einem österreichi- sich aus 96 Inkunabeln, 794 Titeln aus dem 16. Jh, schen Adligen, der als Protestant 1555 nach Würt- 629 aus dem 17.Jh, 937 aus dem 18. und 2147 aus temberg zog, wo er mit seinem Vermögen in Urach dem 19. Jh. zusammen. Massgeblich ergänzt wird er eine Druckerei gründete, um die slawische Bevölke- durch Titel, die in der Inkunabelsammlung aufge- rung auf dem Balkan mit protestantischen Schriften stellt sind, und weitere Werke aus der Signaturen- zu missionieren. Eine Auswahl dieser Drucke liess gruppe Aleph. Die Drucke sind auf 1968 deutsche, er 1564 der Basler Universität zukommen. Die 1351 lateinische, 257 französische, 235 hebräische, Schenkung mit einigen Rarissima und Unika besteht 186 englische und 173 altgriechische Titel verteilt. u. a. aus reformationszeitlichen Drucken des Neuen Neben italienischen und spanischen Titeln finden Testaments, einem Katechismus sowie der Confes- wir 361 Titel von Bibelübersetzungen v. a. aus dem sio Augustana in den Sprachen Slowenisch, Kroa- 19. Jh in allen möglichen Weltsprachen (z. B. Neu- tisch-Glagolitisch, Kroatisch-Kyrillisch und Kroa- griechisch, Walisisch, Malaysisch, Ga, Bengalisch, tisch. Des Weiteren stehen Bibelausgaben in russi- Baskisch, Chinesisch, Armenisch, Micronesisch, scher, altkirchenslawischer und ukrainischer Spra- Duala, Telugu, Tulu, Tamil, Eskimosprachen, che aus dem 18. und 19. Jh in der Sammlung Fritz Haussa, Caranesisch, Kikamba, Urdu, Maré (Süd- Lieb (vgl. Slawistik und die Bibliothek Lieb). see), Malayam, Temne, Amharisch, Gujarami), die 2.25 Zum Teil nicht zu trennen von den Bibelaus- mehrheitlich aus dem Bestand der Basler Bibel- gaben sind die Einführungen, Kommentare, Über- gesellschaft stammen. sichtswerke sowie die Exegese. Unter den ältesten 2.22 Allein bei ca. 3200 Titeln des Fachgebietes Titeln sind etwa ein Drittel Basler Drucke, die handelt es sich um Ausg. von Bibeln oder Bibel- zumeist aus den Beständen der Basler Klöster stam- teilen bzw. Bibelübersetzungen, darunter 75 In- men. Als älteste Beispiele seien genannt der Bd mit kunabeln mit dem Titel Biblia (35 davon in Basel dem Officium immaculatae conceptionis, der Bulla gedruckt). Die 15 nicht illustrierten Basler Bibel- »Cum praecelsa« von Papst Sixtus IV. vom 27. Feb. inkunabeln wurden bei Ruppel, Richel, Wenssler, 1476/77 und dem Decretum de immaculata concep- Kessler und Amerbach herausgegeben. Mehrfach tione BVM des Basler Konzils (1485), die Biblia im Bestand vorhanden ist die erste illustrierte Basler latina interpretationes Hebraicorum nominum Bibel, gedruckt von Johann Petri und Froben aus (1485) und weitere Inkunabeln von Petrus Lombar- dem Jahr 1498, die von Sebastian Brant heraus- dus, Johannes Molitor, Thomas von Aquin, Aure- gegeben und mehrfach aufgelegt wurde. Als Vor- lius Augustinus, Papst Pius II. und Papst Gregor I. besitzer dieser Inkunabelexemplare treten die Kar- Bei Adam Petri wurden u. a. Das Plenarium oder tause in Basel, andere Klöster und die Familie Ewangelybuoch (1514), Martin Luthers Die X. Amerbach auf. Für das 16. Jh stehen 301 Titel, 85 gebot gottes mit einer kurtzen vszlegung irer erfül- davon aus Basel. Beachtenswert sind die Werke des lung vn übertrettung (1518) sowie In Jesaiam pro- Erasmus von Rotterdam, so mehrere Ausg. des grie- phetam hypomnematon (1525) von Johannes Oeco- chischen Neuen Testaments, das er in Basel aus hier lampadius gedruckt. vorhandenen Handschriften erarbeitet und 1516 von seinem Freund Johannes Froben mit einem Nachwort von Johannes Oecolampadius drucken Christliche Theologie liess. Auch die späteren Ausg. unter dem Titel 2.26 Das Fachgebiet »Christliche Theologie« Novum Testamentum (ab dem Druckjahr 1519) umfasst 25.281 historische Titel, mehr als die sind mehrfach vorhanden. Weiter zu nennen sind Hälfte davon stammt aus dem 19. Jh (13.906 Titel). die Bibelübersetzungen Martin Luthers, z. B. Das Auffallend sind die umfangreichen historischen new Testament yetzund recht grüntlich teutscht Bestände ab der Zeit des frühen Buchdrucks (901 (1522), bei Adam Petri gedruckt. Auch Luthers ver- Inkunabeln, 16. Jh 3087, 17.Jh 2651, 18. Jh 4722 besserte und erweiterte Ausg. des Alten und Neuen Titel). Bei den Sprachen überwiegen deutsche Testaments in deutscher Sprache sind z. T. in Basel (16.464) vor lateinischen (5440), französischen erschienen und bis zur letzten, vom Herausgeber (2178), englischen (668), altgriechischen (139) und 136 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) italienischen (113) Titeln. Zudem gibt es 277 Titel den 4 Inkunabeln von Johannes Trithemius finden in weiteren Sprachen, z. B. in Hebräisch, Spanisch, wir den Druck von Amerbach De scriptoribus eccle- Rätoromanisch, Niederländisch, Dänisch und siasticis (1494), 3 in Basel gedruckte Inkunabeln Ungarisch. mit Texten von Papst Gregor I., das Rationale divi- 2.27 In Basel gedruckte Ausg. aus der Zeit der norum officiorum (1488) von Guilielmus Durantis ’ Reformation und die Literatur des 16. Jhs sind gut sowie Henricus Herpius Speculum aureum decem vertreten. Thematische Schwerpunkte bilden das praeceptorum dei (1496). Im 16. Jh sind in Basel Konzil von Basel (1431–1449), das Studium der gedruckte und in der Region tätige Autoren, Theologie an der Universität seit 1456, die Blüte Schweizer Reformatoren und die protestantische des Basler Buchdrucks, der Humanismus, auf den Dogmatik am zahlreichsten vertreten: Unter den die geistige Offenheit der Stadt zurückgeht, die bis Autoren sind Erasmus, Johannes Oecolampadius, zur Mitte des 17.Jhs und in der zweiten Hälfte des Melanchthon, Ulrich Zwingli, Heinrich Bullinger, 18. Jhs auch den Druck von Publikationen katholi- Jean Calvin, Luther, Martin Butzer (Bucer), scher Autoren ermöglichte. Bedeutend sind die Andreas Osiander und Georg Cassander die Bestände zur Patristik und zur mittelalterlichen bekanntesten. Zu beachten sind die Schriften zur Scholastik und, wie angedeutet, die Basler Drucke Basler Reformation wie z. B. Bekanntnus unsers aus der Reformationszeit und das pietistische Heyligen Christenlichen glaubens, wie es die Kilch Schrifttum. zu Basel haltet (Basel ca. 1534). Die Gegenreforma- tion ist u. a. vertreten durch Robert Bellarmin und Kirchenväter und Kirchenlehrer Kaspar Schatzgeyer, die protestantische Orthodoxie 2.28 Der Bestand zur Patristik umfasst 1158 Titel. mit Martin Chemnitz, Leonhard Hutter, Johann Der grösste Teil davon entfällt auf das 15. Jh (180 Gerhard, Samuel Huber und Georg Scherer. Zahl- Inkunabeln) und das 16. Jh (441 Titel), darunter reich sind Werke zur protestantischen Dogmatik zahlreiche Textausgaben (965 Titel), davon 174 aus dem 17. und dem 18. Jh, v. a. aus den Kreisen Inkunabeln sowie 400 Titel aus dem 16. Jh. Diese der Basler Hochorthodoxie und des Pietismus. So werden ergänzt durch Titel, die in der Abteilung enthält etwa die Bibliothek Hieronymus Annonis, »Inkunabeln« und in anderen Sondersammlungen des Vaters des Basler Pietismus, 1581 Titel, mehr aufgestellt sind. als die Hälfte davon aus dem 18. Jh (857) und mehrheitlich in deutscher Sprache (1375). Annoni 2.29 Zu den am häufigsten vertretenen Autoren begründete auch die »Gesellschaft von guten Freun- gehören u. a. Aurelius Augustinus (165 Titel, den«, eine Vorläuferin der Deutschen Christentums- darunter 80 Inkunabeln und 38 Basler Drucke), gesellschaft, deren Bibliothek (442 Titel, davon 364 Johannes Chrysostomus (118 Titel, darunter 26 aus dem 18. Jh) die Sammlung der Pietistica Inkunabeln und 36 Basler Drucke), Thomas von ergänzt. Der Bestand dieser beiden Bibliotheken Aquin (101 Titel, darunter 80 Inkunabeln und 23 enthält neben dogmatischen Schriften, z. B. von Phi- Basler Inkunabeldrucke), Thomas a Kempis (79 lipp Jakob Spener, August Hermann Francke, Titel, darunter 22 Inkunabeln und 20 Basler Johann Albrecht Bengel, Friedrich Christoph Oetin- Drucke), Johannes Gerson (76 Titel, darunter 61 ger, Gottlob Christian Storr, Johann August Inkunabeln und 12 Basler Drucke), Eusebius Caesa- Urlsperger, zahlreiche Werke zur praktischen Theo- riensis (72 Titel, darunter 6 Inkunabeln und 21 Bas- logie wie Gesangbücher und Predigten. ler Drucke), Hieronymus Eusebius (68 Titel, darun- ter 29 Inkunabeln und 24 Basler Drucke), Albertus Praktische Theologie Magnus (64 Titel, darunter 30 Inkunabeln und 9 Basler Drucke), Origenes (60 Titel, darunter 14 2.31 Die Sammlung zur Praktischen Theologie Basler Drucke) und Bernhard von Clairvaux (54 (5192 Titel) umfasst grösstenteils deutschsprachige Titel, darunter 42 Inkunabeln und 21 Basler Werke (4346), insbesondere zur protestantischen Drucke). Aus dem Bestand des 15. und 16. Jhs sind Glaubenspraxis, mehr als die Hälfte aus dem 19. Jh weiter zu erwähnen Papst Gregor I (47 Titel), Jacob (2716). Zudem wurden 31 Inkunabeln, 364 Titel Wimpfeling (39), Bonaventura (38), Johannes Tri- aus dem 16. Jh, 326 aus dem 17. und 1753 aus dem themius (37), Lactantius (36), Johannes Nider (34), 18. Jh gezählt. Neben den deutschen finden wir 388 Basilius (32), Antoninus Florentinus (30), Jacobus französische, 313 lateinische und 107 englische de Voragine (23), Irenaeus Lugdunensis (23), Titel. Die Sammlung enthält v. a. Predigten, Hilarius Pictaviensis (23), Petrus Lombardus (22), Erbauungsschriften, Gesangbücher, Werke zur Ambrosius Mediolanensis (22) und Justinus Martyr Liturgik und Katechismen. In diesen Zahlen enthal- (21). ten sind die entsprechenden Buchbestände der Bibliothek Annoni und des Kirchenarchivs, die Dogmatik durch Bestände aus den Basiliensia und anderen 2.30 Zur Dogmatik sind 687 Titel vorhanden, Signaturengruppen ergänzt werden. Recht zahlreich darunter 12 Inkunabeln und 67 Titel aus dem (571 Titel) sind Druckschriften aus der Bibliothek 16. Jh. Der Gesamtbestand zur Religionswissen- des Basler Pfarrers Adolf Sarasin-Forcart (1802– schaft ergänzt diese Titel um ein Vielfaches. Unter 1885). Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 137

2.32 Der Inkunabelbestand umfasst zusätzlich zu 2.35 Der Bestand an Predigten umfasst 2444 Titel, den 31 Titeln ca. 30 weitere, wenn die Breviere v. a. die Hälfte davon im 19. Jh (1298) und vorwiegend aus Basel (10 Titel) dazugezählt werden. Zu nennen in deutscher Sprache (2172) verfasst. Diese Samm- sind Basler Publikationen des Priors der Kartause lung enthält Antoninus Florentinus’ Summa theolo- Henricus Arnoldi, z. B. De modo perveniendi ad gica (Venedig 1477) und aus dem 16. Jh 112 Predig- veram et perfectam dei et proximi dilectionem ten von Martin Luther, von denen 30 in Basel (1472), von Andreas de Escobar der Modus confi- zumeist bei Adam Petri gedruckt wurden. Die tendi (zwischen 1483–1485), zahlreiche Ausg. und Mehrheit der Predigten fallen auf das 18. (986 Exemplare der Schriften von Jacobus Philippi, u. a. Titel) und 19. Jh (1289), wo wir, neben den deut- das Praecordiale sacerdotum und das Reformato- schen (2020), auch einige französische (147) und rium vitae. Ferner zu erwähnen sind das Alphabe- englische (66) Titel finden. Für das 17.Jh bezeich- tum divini amoris (1491), von Johannes Chrysosto- nend sind die Basler Vertreter der reformierten mus De compunctione cordis (ca. 1490), die deut- Hochorthodoxie wie Theodor Zwinger, Lukas sche Übers. Ludwig Mosers von Jacobus de Gruyt- Gernler, Johann Rudolf Wettstein, Wolfgang Mayer rodes Speculum aureum animae peccatricis/Der gul- und der u. a. während der Pestzeit predigende Peter din Spiegel des Sünders (1497), eine weitere Übers. Werenfels. Zu erwähnen bleibt auch dessen Sohn, von Moser und Sebastian Brant von Schriften des Samuel Werenfels, der als Wegbereiter der Überwin- Bernhard von Clairvaux mit dem Titel Curs vom dung der reformierten Orthodoxie in Basel gilt und sacrament (1497) sowie Sebastian Brants Ausg. der neben Predigten v. a. wissenschaftliche Schriften Dekrete des Konzils von Basel (1499), zudem 3 Bas- hinterliess, so Dissertationen, die mehrfach vorhan- ler Inkunabeln von Schriften des Bischofs von Basel, den sind. Aus dem 18. Jh sind Predigten und andere Kaspar zu Rhein. Schriften von Basler Theologen wie Johann Jakob Frey, Samuel Grynaeus, Matthaeus Merian, Hiero- 2.33 Von den 364 Titeln aus dem 16. Jh betreffen nymus Burckhardt, Johann Jakob und Samuel Wett- 224 die praktische Umsetzung des protestantischen stein, Hieronymus Annoni, August Johann Buxtorf, Glaubens, 213 sind in deutscher, 144 in lateinischer Hans Rudolf und Christoph Merian, Hieronymus Sprache verfasst. Insgesamt finden wir eine Vielzahl Burckhardt, Hieronymus Falkeisen und Johann Basler Drucke von Basler Reformatoren und in Jacob Fäsch vorhanden. Anzufügen sind 203 Titel Basel tätigen Autoren wie Johann Jacob Grynaeus von Johann Caspar Lavater. Einige seiner Werke (228 Titel), Johannes Oecolampadius (149), Aman- sind den Erbauungsschriften zugeordnet, die in dus Polanus von Polansdorf (84), Andreas Carl- grösserem Umfang vorhanden sind (826 Titel). Die stadt (70), Martin Butzer (62), Sebastian Castellio, Mehrheit davon stammt aus dem 18. (201) und Theodor Bibliander, Jan Łaski, Johannes Brand- 19. Jh (593) und ist in deutscher Sprache (731) ver- müller, Johannes Wolleb, Gilbert Cousin, Wolfgang fasst. Schwerpunkte liegen erneut bei den pietisti- Wyssenburg. Hinzu kommen zahlreiche Basler schen Werken, den Basler Schriften, den Lehr- und Ausg. der Schriften von Martin Luther, Philipp Handbüchern, unter denen die 90 Titel von Wil- Melanchthon, Thomas Venatorius, Wolfgang helm Martin Leberecht de Wette auffallen. Fabricius Capito, Thomas Wolff, Matthias Flacius 2.36 Ausserdem sind Gesangbücher mit 528 Titeln Illyricus, Johannes Pistorius, Samuel Huber, Eras- vertreten, die zu fast gleichen Teilen aus dem 18. mus Sarcerius, Johannes Rivius und Mathias (233 Titel) und 19. Jh (278) stammen und mehrheit- Wurm. Besonders zu erwähnen bleiben Theodor lich in deutscher Sprache (443) vorliegen. Zudem Biblianders Monumentum instaurati patrum memo- finden wir 55 französische, 16 englische und 8 latei- ria per Helvetiam regni Christi et renascentis evan- nische Titel. Aus dem 16. Jh sind vorhanden das gelii (Basel 1558), der Briefwechsel von Oecolam- Nüw gsangbüchle von vil schönen Psalmen und padius und Zwingli sowie Werke weiterer refor- geistlichen liedern (Zürich 1540) und Wolfgang mierter Theologen aus Deutschland und der Ammons Neuw Gesangbuch (Frankfurt a. M. Schweiz. 1591). In das 17. und 18. Jh gehören zahlreiche 2.34 Unter den Titeln des 16. Jhs stehen zudem Ausg. der Psalmen Davids des Ambrosius Lobwas- Postillen, Erbauungs- und Ermahnungsschriften ser (83 Titel) sowie die Kirchengesänge des Baslers sowie Katechismen, z. B. von Martin Luther und Johann Jacob Spreng (49) und des Genfers César Fridericus Nausea. Auch einige wenige katholische Malan (38), in das 18. und 19. Jh viele Ausg. von Katechismen, so von Petrus Canisius, sind vorhan- Basler Gesangbüchern sowie solche von evangeli- den. Der Bestand der Praktischen Theologie für das schen deutschen und weiteren reformierten Schwei- 17.Jh (326 Titel) umfasst ähnliche Themengebiete zer Gemeinden. v. a. in deutscher Sprache und von pietistischen 2.37 Die Liturgik schliesslich, die auch die katholi- Autoren wie z. B. Philipp Jakob Spener. In der sche Kirche betrifft, ist mit 238 Titeln vertreten und Bibliothek der Deutschen Christentumsgesellschaft geht in der Mehrheit auf das 18. (50) und 19. Jh stehen auch einige Titel zum Gebet von Johann (167) zurück. Zu beachten sind die 104 Titel aus Habermann und zur Erbauung von Joachim dem Kirchenarchiv der Antistitiums-Bibliothek, die Lütkemann. zu einem grossen Teil auf Basel und auf die übrige 138 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

Schweiz Bezug nehmen, aber in Basel gedruckt wur- von Aurelius Augustinus, 317 Drucke des 16., 125 den. Von den 8 Drucken aus dem 16. Jh sei hier das des 17., 46 des 18. und 96 des 19. Jhs. Unter den bei Jacob Kündig erschienene Agendbiechlin der Autoren des 16. Jhs finden wir u. a. Ulrich von KirchenzuBasel(Basel 1540) erwähnt. Hutten, Martin Butzer, Heinrich von Kettenbach, Heinrich Bullinger, den Basler Jacob Strauss sowie Kirchengeschichte Jérôme-Hermès Bolsec. Verschiedene Titel aus der 2.38 Der Bestand zur Kirchengeschichte umfasst Zeit des 15. bis 17.Jhs sind unter »Kirchenpolitik« 3682 Titel, inklusive der relevanten Titel der eingeordnet, wobei es sich häufig um Zeugnisse der Sondersammlungen Annoni und des Kirchen- Auseinandersetzung der reformierten mit der katho- archivs. Weitere Schriften zur Kirchengeschichte lischen Kirche handelt. Es sind dies 4 Inkunabeln, stehen in den Privatbibliotheken Fritz Lieb und darunter Jakob Wimpfelings Epistola de miseria Karl Steffensen sowie in der Signatur »Aleph«. Der curatorum seu plebanorum (Ulm 1490), verschie- Bestand verteilt sich auf 80 Inkunabeln, 700 Titel dene Titel von Martin Luther, Georg Witzel, aus dem 16. Jh, 362 aus dem 17.Jh, 433 aus dem Martin Butzer, Antonius Corvinus sowie des Eras- 18. und 2107 aus dem 19. Jh, auf 2074 deutsche, mus Julius: Dialogus viri cuiuspiam eruditissimi 967 lateinische, 480 französische, 87 englische, 37 (Basel 1520), Philipp Melanchthons Loci commu- ’ französische, 9 altgriechische Titel sowie 25 Titel in nes theologici (Basel 1561) und Reinhard Lutz anderen Sprachen. Hierzu gehören Werke zur mit- Harmonia, seu historia sancta (Basel 1561). In das telalterlichen Kirche, über die Reformation, ins- 17.Jh gehören Theodorus Cycneus, Gottfried Rabe, besondere zu den Schriften Martin Luthers und Jeremias Vietor, Johannes Weininger, Isaac de La Publikationen, die sich mit dem Konzil von Trient Peyrère, Andreas Fromme, Andreas Wigand und auseinandersetzen. Georg Wilhelm Meyer, die Schriften des Basler Stadtpfarrers Johann Georg Gross, so der Thesau- 2.39 Die Inkunabelsammlung umfasst auch Quel- rus concionum sacrarum omnigenarum (Basel lenausgaben zur Kirchengeschichte des Mittelalters. 1617), und Johann Leonhards Kern und Safft der Bei den Übersichtswerken steht z. B. De planctu ecc- Christlichen Kriegs-Artickeln und Gesätzen (Basel lesiae (Ulm 1474) von Alvarus Pelagius. Johannes 1695). Über die Wiedertäufer finden wir 5 Exemp- Gersons Werke sind mit ca. 60 Inkunabeln am häu- larevonJohannHeinrichOttsAnnales anabaptis- figsten vertreten. Daneben sind Autoren wie Papst tici (Basel 1672) sowie aus dem 18. Jh das Anabap- Gregor I., Johannes Duns Scotus und Albertus tisticum et enthusiasticum Pantheon (o. O. 1702). Magnus vorhanden. Unter den Inkunabeln aus Bas- Des Weiteren ist die Geschichte der Auseinander- ler Offizinen sind z. B. von Faltonia Petita Proba setzungen des Protestantismus mit der Societas Jesu Carmina, sive centones Vergilii (1474), Thomas durch Lucas Osiander, Christoph Rosenbusch, von Aquins De articulis fidei et ecclesiae sacramen- Philipp Heilbrunner, Daniel Cramer, Joachim tis (1474), Johannes de Turrecrematas Meditationes Beringer und andere vertreten. Zudem gibt es einen seu contemplationes devotissimae (1472/1474?) reichen Bestand an Werken des 18. und 19. Jhs von sowie mehrere Martyrologien, darunter die Viola Methodisten und Pietisten, z. B. aus Basel von sanctorum (1474). Georg Thormann, Johann Jakob Wolleb und Pierre 2.40 Übersichtswerke und Schriften zur allgemei- Roques. nenKirchengeschichte,dieim16.JhinBasel 2.42 Die Literatur zum historischen Christus und erschienen, sind Andreas Osianders Harmoniae zur Christologie umfasst ca. 500 Titel, zumeist aus evangelicae libri IIII (1537), Heinrich Pantaleons dem 19. Jh (ca. 410). Die ältesten Titel stammen aus Chronographia ecclesiae christianae (1551) und dem 17.Jh von Autoren wie Valentinus Smalcius Matthias Flacius Illyricus’ Catalogus testium verita- oder Moïse Amyraut. Im 19. Jh überwiegen Schrif- tis, qui ante nostram aetatem reclamarunt papae ten zum historischen Christus und Beschreibungen (1556) sowie die Werke Samuel Hubers und Jakob zum Urchristentum. Ferner sind u. a. Titel zur grie- Heerbrands. Zur Konzilsliteratur zählen Martin chisch-orthodoxen Kirche und zu griechischen Hei- Luthers Appellatio ad concilium (1518) und Jan ligen sowie einige archäologische Schriften vorhan- Hus’ Liber egregius de unitate ecclesiae (1520). den. Beachtenswert sind das bei Amerbach gedruckte Dekret des Basler Konzils (1485), das in mehreren Mission Exemplaren vorhanden ist, die von Sebastian Brant 2.43 Getrennt aufgestellt finden wir ca. 900 Titel herausgegebenen Decreta des Basler Konzils zur Mission, v. a. aus dem 19. Jh (ca. 800) und in (1499), weitere letzterem gewidmete Drucke des deutscher, französischer und englischer Sprache. Sie 16. Jhs von Papst Pius II. und von Nicolaus de stammen aus dem Hauptbestand wie auch aus der Tudeschis sowie das Übersichtswerk Concilia gene- Bibliothek des Kirchenarchivs, der Sammlung von ralia (Paris 1524). Pfarrer Hieronymus Annoni sowie aus der Biblio- 2.41 Unter »Kirchengeschichte Reformation« sind thek des Pfarrers Adolf Sarasin-Forcart. Dazu kom- 587 Titel eingeordnet, darunter 3 Inkunabeln mit men zahlreiche Ausg. der Bibel zu Missionszwecken den bei Amerbach erschienenen Epistolae (1493) in verschiedenen Sprachen. Frühe Werke betreffen Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 139 die Chinamission, z. B. im 17. und 18. Jh von v. a. in deutscher Sprache (1979) verfasst sind. Die Charles Le Gobien und Noël Alexandre, die Mis- Unterabteilung »Geschichte der Philosophie« weist sion in Indien oder die Mission im Allgemeinen, 905 Titel auf (17 Inkunabeln, 43 Titel aus dem hierzu von Friedrich Germanus Lüdke das Commu- 16. Jh); wir finden 659 Titel zu einzelnen Philoso- nionbuch (Berlin 1774). Ferner sind Missions- phen (darunter 41 Titel aus dem 16. Jh) und 277 berichte wie Johann Flierls Führungen Gottes (Neu- Übersichtswerke (2 Inkunabeln, 39 Titel aus dem endettelsau 1699), die Berichte der Rheinischen 16. Jh), Werke zur Metaphysik (195 Titel), zur Mission (Wuppertal-Barmen 1844–1964) sowie die Logik (166 Titel, darunter 10 Inkunabeln, 15 Titel Betrachtungen und Gebethe für Verbrecher, die ihr aus dem 16. Jh), Ethik (156, darunter 30 aus dem Urtheil erwarten (Zürich 1828) vorhanden. Beach- 16. Jh), Erkenntnistheorie (124) und Ästhetik (35 tenswert sind Schriften, welche die 1815 gegründete Titel). Weitere Sachrubriken sind »Populäre Philo- Basler Mission bzw. die Evangelische Missions- sophie«, »Praktische Philosophie« und »Mensch«. gesellschaft Basel betreffen, die im Kaukasus, in Besonders für das 18. und 19. Jh fehlt keiner der Ghana, Südindien und Südchina tätig war. Gröss- führenden Philosophen; die gängigen Werke v. a. tenteils handelt es sich um in der Basler Missions- aus dem deutschen Sprachraum oder in deutscher buchhandlung erschienene Werke von Johann Übers. sind vorhanden. Das Fachgebiet bietet eine Tobias Beck, Christoph Friedrich Eppler, Samuel ausgewogene Präsentation der jeweiligen zeitgenös- Hebich, Ferdinand Kittel, Samuel Limbach, sischen Philosophie und spiegelt die geistigen Christoph Johannes Riggenbach, Christian Fried- Strömungen der europäischen Geistesgeschichte in rich Spittler, Paul Steiner, Ernst Joseph Gustav de den einzelnen Epochen wider. In Übereinstimmung Valenti und Theodor Weitbrecht. mit der Lehre an der hiesigen Universität liegt ein Schwerpunkt bei der Philosophiegeschichte, insbe- Philosophie, Psychologie, Pädagogik sondere der Antike. 2.44 Das Hauptfachgebiet »Philosophie, Psycho- 2.47 Bei den 37 Inkunabeln des Fachgebiets fin- logie, Pädagogik und Sport« umfasst 7073 Titel den wir mehrfach sowohl Autoren der Antike oder 2,4 % des Gesamtbestands. Hinzu kommen wie Aristoteles (insgesamt ca. 450 Aristotelica), philosophische Werke aus den Sondersammlungen Vergil und Boethius als auch solche des Mittelal- wie auch aus anderen Fachgebieten, weshalb der ters wie Thomas von Aquin, Gerardus Odonis, Bestand der einzelnen Fachgebiete die oben Johannes Guallensis, Johannes Duns Scotus, genannte Zahl deutlich übersteigt. Lupold von Bebenburg, Ricardus Suiseth und Papst Johannes XXI., ferner Humanisten (Anto- Philosophie nio Trombeta, Lambertus de Monte Domini, 2.45 Der Bestand im Fachgebiet »Philosophie« Arnoldus de Tungris, Paulus Venetus, Menghus umfasst 5641 Titel, davon 37 aus dem 15., 263 aus Blanchellus, Petrus Tartaretus). Zu nennen sind dem 16. Jh, 460 aus dem 17.Jh, 1253 aus dem 18. die Basler Drucke von Johannes Nivigellensis, und 3628 aus dem 19. Jh. Sie verteilen sich v. a. auf z. B. Concordantiae bibliae et canonum (1488), die die Sprachen Deutsch (3655), Latein (923), Franzö- verschiedenen Drucke der Schriften von Nicolaus sisch (723), Englisch (231) und Italienisch (54). In de Orbellis, von Marsilius Ficinus’ De vita (1497) diesen Zahlen eingeschlossen sind Titel aus den oder von Baptista Mantuanus’ De patientia (1499). Sondersammlungen Johann Jakob d’Annones, Prof. Unter den 263 Titeln des 16. Jhs befinden sich wei- der Eloquenz und später des Lehnrechts, Rektors tere Basler Drucke, so Aeneas Gazaeus’ De immor- der Hohen Schule (154 Titel), 442 Titel aus der talitate animae deque corporum resurrectione dia- Bibliothek des Friedrich His-Burckhardt (1824– logus aureus, qui Theophrastus inscribitur in der 1891), eines Seidenbandfabrikanten, der neben Ausg. von Beatus Rhenanus (1516), der einmal im Geheimwissenschaften, Mystik und Religions- Fachgebiet »Philosophie«, zweimal im Gebiet wissenschaft Werke zur Philosophie sammelte. Ent- »Humanismus« vorhanden ist. Von Johannes Vel- halten in dieser Zahl sind zudem 1270 Titel aus der curio ist In philosophiae naturalis partem omnium Bibliothek Karl Steffensens (insgesamt 2696 Titel). praestantissimam (1537) zweimal, von Martin Berücksichtigt ist auch der Bestand der Bibliothek Borrhaus De censura veri et falsi libri tres (1541) von Robert Zimmermann (409 Titel), die neben dreimal aufgestellt. ägyptologischen Titeln v. a. Werke mystisch-theo- 2.48 Bei den wichtigsten Autoren der Philosophie sophischer Ausrichtung enthält. Hinzu kommen des 17.Jhs überwiegen Titel in lateinischer Sprache 345 Zeitschriftentitel. Dieser Bestand wird ergänzt (257) vor den deutschen (151) und französischen durch die Literatur aus dem Fachgebiet »Klassische (42). Es sind dies René Descartes (106 Titel, darun- Philologie, Humanismus« sowie der Bibliotheken ter 58 aus dem 17.Jh), Benedikt Spinoza (89), Gott- Lieb (vgl. Fachgebiet »Slawistik«) und Vischer (vgl. fried Wilhelm Leibniz (58), Thomas Hobbes (19) Klassische Philologie). und Nicolas Malebranche (17). Für die Aufklärung 2.46 Die grösste Teilgruppe bilden die allgemeinen stehen Voltaire (345 Titel), David Hume (50), John Werke zur Philosophie mit 2940 Titeln (darunter 7 Locke (48), Claude-Adrien Helvétius (18). Im 18. Inkunabeln und 108 Drucke aus dem 16. Jh), die und 19. Jh steigt der hauptsächlich deutsche und 140 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) französische Titel umfassende Bestand rasch an. Es Pädagogik kommen aus dem 19. Jh zahlreiche englische Werke 2.52 Das Fachgebiet »Pädagogik« umfasst 2262 (200) hinzu. Beachtenswert für das 18. Jh sind Titel, die meisten aus dem 19. Jh (2081) und in Publikationen Jean-Jacques Rousseaus (106 Titel), deutscher (1852) oder in französischer (223) Spra- Immanuel Kants (124), Christian Wolffs (82) und che. Neben einer Inkunabel finden wir 3 Titel aus Johann Gottlieb Fichtes (62). Für das 19. Jh stehen dem 16. Jh, 19 aus dem 17. und 155 aus dem 18. Jh. Friedrich Nietzsche (73 Titel) und Arthur Schopen- Der Bestand enthält v. a. Schriften zum Unterricht hauer (54). im Allgemeinen sowie auf Deutschland und die Schweiz bezogene Unterrichtsmittel. Das Fachgebiet 2.49 Unter den 2694 Titeln der Bibliothek von ist weiter aufgeteilt in Geschichte (167 Titel) und Karl Steffensen (16. Jh: 39 Titel; 17.Jh: 118; 18. Jh: Methodik (141) der Pädagogik, wobei die Metho- 421; 19. Jh: 2116) befinden sich neben Werken zur dik Schriften aus allen Jhn enthält, so z. B. Anton Geschichte der Philosophie und über Geschichts- Mancinellis Epitoma seu regulae constructionis philosophie (zusammen 1270 Titel) Schriften zur (Venedig 1496) und Georg Vallas De expedita argu- Theologie und Geschichte (v. a. Deutschlands) mentandi ratione libellus (Basel 1519), zusammen- sowie zu Geographie und Naturwissenschaft. Zu gebunden mit 5 Titeln aus dem 17.Jh zur Didaktik den Kostbarkeiten dieser Sammlung zählen Proclus nach Wolfgang Ratke. Die 68 Übersichtswerke aus Diadochus’ De motu disputatio samt den posterio- dem 19. Jh werden ergänzt durch 237 Titel zum res quinque Aristotelis de auscultatione naturali Schulwesen, 118 Titel zur Volksschule und 22 zu libros (Basel 1531) sowie der Novus orbis regionum Höheren Schulen, zudem durch 42 Titel zum Reli- ac insularum veteribus incognitarum (Basel 1537) gionsunterricht. Der grösste Teil des Bestands mit einem Vorwort von Simon Grynaeus und einer besteht aus Unterrichtsmitteln (477 Titel), v. a. aus Einleitung von Sebastian Münster und weitere dem 19. Jh und zu den Fächern Sprache, Geschichte Basler Drucke des 16. Jhs. Steffensens Bibliothek und Geographie, mit Ausnahme von Stefano Guaz- zeichnet sich durch ihre Vielfältigkeit und einen rei- zos La civil conversatione (Venedig 1599) und von chen Bestand zwischen dem 16. und dem 18. Jh 25 Werken aus dem 18. Jh. Zu erwähnen bleiben erschienener Publikationen aus. aus dem 19. Jh 90 Kinder- und 21 Jugendbücher. Zudem finden wir in der Bibliothek des Germa- Psychologie nisten Wilhelm Vischer 167 Titel zum Schulwesen in der Schweiz und Deutschland, v. a. über 2.50 Der Bestand im Fachgebiet »Psychologie« Gymnasien. umfasst 721 Titel; der grösste Teil stammt aus dem 19. Jh (611) und ist in deutscher oder in französi- 2.53 Autoren, die über Erziehung und Unterricht scher Sprache verfasst. Neben 3 Titeln aus dem geschrieben haben, sind in anderen Fachgebieten 16. Jh (davon 2 Basler Drucke) finden wir einige aufgestellt und zahlreich vertreten, u. a. John wenige Schriften aus dem 17. (15) und 18. Jh (89), Locke, Jean-Jacques Rousseau und Wilhelm von die sich mit der menschlichen Seele und deren Humboldt. Beachtenswert sind die 155 Titel aus Krankheiten, der Gemütskrankheit, dem Delirium dem 18. und 19. Jh, darunter 75 von und über tremens und dem Stottern beschäftigen. Aus dem Johann Heinrich Pestalozzi und 25 von Christian 19. Jh sind v. a. Lehrbücher und Gesamtdarstellun- Gotthilf Salzmann, meist in deutscher Sprache. gen sowie Werke über die menschliche Natur, den Ältere Pädagogen sind zudem oft in Übers. und Willen und das Gedächtnis vorhanden. Neuauflagen des 19. Jhs vorhanden, u. a. Johann Amos Comenius. Zu erwähnen bleiben einzelne 2.51 Der Bestand enthält auch Titel aus dem Lehrmittel aus den Basler Schulen, z. B. von Johan- Hauptfachgebiet »Naturwissenschaft«, so Georg nesBeatusHeliusdieGrammatices Graecae Agricolas Bermannus (Basel 1534) und Plutarchs tyrocinia prima in usum adolescentum classis ter- Terrestriane an aquatilia animalia sint callidiora tiae Basiliensis gymnasii collecta (Basel 1590), ver- (Basel 1534). Der dritte Druck aus dem 16. Jh, Otto schiedene Ausg. des Teutsch und Lateinisch Wör- Casmanns Psychologia anthropologica (Hannover ter-Buch, so wohl aus denen Dialogis puerilibus als 1594–1596), ist im Hauptfachgebiet »Medizin« aus denen Colloquiis scholasticis Maturini Corderii aufgestellt. Dort finden wir des Weiteren aus dem aufeineneueArtgezogen(Basel 1779) und Chris- 19. Jh 25 Titel zur Hypnose, Titel über die Störun- toph Cellarius’ Erleichterte lateinische Grammatik gen der Sprache und ihre Heilung, v. a. von Her- zum Gebrauch des Gymnasii zu Basel (Basel 1785) mann Gutzmann, und einige Lehrbücher und sowie 30 Titel von Rudolf Hanhart aus dem 19. Jh. Gesamtdarstellungen, u. a. von Albert Mathias Vering, Johann Christian August Heinroth oder Sport Carl Friedrich Flemming. Zum Schluss bleibt auf 2.54 Der historische Bestand für das Fachgebiet ca. 70 Titel aus der Bibliothek Steffensen hinzu- »Sport« umfasst 1041 Titel. Die meisten Werke weisen, der sich mit dem Weiterbestehen der Seele (918 Titel) sind in deutscher Sprache verfasst. nach dem Tod beschäftigte und einige Bücher zur Daneben stehen 111 Titel in Französisch sowie je 5 Anthroposophie besass. englische und italienische Titel. Erwartungsgemäss Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 141 stammen fast alle Titel aus dem 19. Jh (18. Jh: 8; Sammlung Lambda mit 1937 Titeln, die Basiliensia 17.Jh: 5; 16. Jh: 1). Die grosse Mehrheit der Publi- aus dem 16. bis 18. Jh enthält, und unter »Hist kationen befasst sich mit Sportpädagogik, dem Conv« eine Sammlung von meist deutschsprachigen Turnunterricht an den Schulen. Separata und Broschüren hauptsächlich zur 2.55 Das Depositum der fachspezifischen Biblio- Geschichte Basels, Deutschlands, Frankreichs und thek des 1896 gegründeten Basler Turnlehrer- Italiens mit 1351 Titeln (19. Jh: 1276). vereins umfasst 935 Titel, davon 930 aus dem 19. Jh, 826 in deutscher und 100 in französischer Allgemeine Geschichte, Geschichtswissenschaft Sprache. Sie beschäftigen sich mit Turnfesten und v. a. mit dem Turnunterricht (435 Titel) bzw. mit 2.59 Das Fachgebiet umfasst 6468 Titel von vor Gymnastik (68) in der Schweiz und an Schweizer 1900, wobei zwei Drittel im 19. Jh (4800) erschie- Schulen. Daneben stehen in Deutschland erschie- nen sind und die Hälfte (3315) in deutscher Sprache nene Publikationen, z. B. der älteste Bd mit dem verfasst ist. Beachtenswert ist der reiche Bestand Titel Orthopädie oder die Kunst, Bey den Kindern aus dem 15. Jh (13) und dem 16. Jh (489). Wir fin- die Ungestaltheit des Leibes zu verhüten und zu den hier Schriften der frühen Geschichtsschreibung, verbessern (Berlin 1744). Darstellungen und Texte zur allgemeinen Kultur- 2.56 Erwähnenswert ist der Bestand zum Sport geschichte sowie Allgemeines zum Altertum und aus der Sammlung der Militärbibliothek (97 Titel), zum Mittelalter. Nicht genauer zugeordnet sind davon 61 Titel über die Kunst des Reitens und der 3324 Titel, zumeist aus dem 19. Jh (2958), die sich Dressur von Pferden, 55 in deutscher Sprache, mit der Geschichte im Allgemeinen befassen, darun- ebenso viele aus dem 19. Jh sowie 6 französisch- ter zahlreiche Dissertationen aus dem 19. Jh. Dane- sprachige. Im Weiteren ist die Fechtkunst mit 36 ben stammen aus dem Tauschverkehr der Histori- Titeln vertreten, davon 33 aus dem 19. Jh, 30 in schen und Antiquarischen Gesellschaft 1462 Titel. Deutsch, 5 in Französisch und einer in Italienisch. Verschiedene Signaturen enthalten ausschliesslich Zeitschriftentitel (327 Einheiten). 2.60 Ein grosser Teil der ältesten Titel dieses Fach- Geschichte und historische Hilfswissenschaften gebiets wurde unter den Signaturen zur Geschichts- 2.57 Das Hauptfachgebiet »Geschichte und histo- schreibung bzw. unter »Geschichtsschreiber« aufge- rische Hilfswissenschaften« umfasst 21.695 histori- stellt. Von den 776 Titeln sind 6 Inkunabeln und sche Titel oder 7 % des gesamten historischen Buch- 202 im 16. Jh gedruckte Werke. Entsprechend über- bestands. Mehr als die Hälfte davon, nämlich wiegen Publikationen in lateinischer Sprache (410) 12.539 Titel, stammen aus dem 19. Jh; dazu kom- vor den deutschsprachigen (217). Wir finden Welt- men 32 Inkunabeln, 1647 Titel des 16. Jhs, 2716 geschichten, z. B. drei Exemplare des Chronicon des 17.Jhs und 4763 des 18. Jhs. Die am häufigsten (u. a. Basel 1491 und 1502) des Antonius Florenti- vertretenen Sprachen sind Deutsch (10.734), Fran- nus und 3 Inkunabeln zum Liber chronicarum des zösisch (4950), Lateinisch (3805), Italienisch (974) Hartmann Schedel, 1 Inkunabel und 22 Titel aus und Englisch (825); zudem finden wir 297 Titel dem 16. Jh von Marcus Antonius Sabellicus, 5 Titel u. a. in Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Rus- von Jacopo Filippo Foresti, darunter die Bilder- sisch und Rätoromanisch. In dieser Zahl nicht inbe- chronik, das Supplementum chronicarum (Brescia griffen ist der Bestand verschiedener Sondersamm- 1485). Aus dem 16. Jh stammen zahlreiche Schrif- lungen, v. a. der Vaterländischen Bibliothek (11.622 ten zum deutschen Bauernkrieg, u. a. von Martin Titel; s. Sondersammlungen). Luther Ermanunge zum fride auff die zwelff artickel der Bawrschafft ynn Schwaben (Strassburg 1525) oder von Melanchthon Ain schriff wider die Geschichte artickel der Baurschafft (Augsburg 1525). Erwäh- . 2.58 Das Fachgebiet »Geschichte« umfasst insge- nenswert sind auch die Chronica, Zeÿtbuch und samt 20.045 Titel und besteht aus einem allgemei- geschÿchtbibel (Strassburg 1531, Basel 1585) von nen Teil und einem zweiten Teil mit Werken zur Sebastian Franck, von Caspar Hedio Ein aus- Geschichte einzelner Staaten. Es teilt sich auf in 24 erlessne Chronik von anfang der welt bis auff das Inkunabeln, 1482 Titel aus dem 16. Jh, 2427 aus jar 1539 (Strassburg 1539) sowie u. a. von Niccolò dem 17.Jh, 4160 aus dem 18. Jh und 11.945 aus Machiavelli der Libro della arte della guerra (Vene- dem 19. Jh. Die meisten Titel sind in deutscher dig 1537). An Basler Drucken zu erwähnen sind, Sprache verfasst (10.071), es folgen Französisch aus Oporins Offizin, von Nicolaus Gerbel die mit (4694), Latein (3203), Italienisch (926), Englisch Phantasiedarstellungen griechischer Städte (761), Spanisch (75) und 298 Titel in ca. 15 weite- bestückte In descriptionem Graeciae Sophiani prae- ren Sprachen. In diesem Bestand enthalten sind die fatio (1545), das Werk des Spaniers Pedro Mexía Sammlungen »Hist Ges« der 1836 gegründeten Historia imperial y cesarea (1547), verschiedene Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Ausg. des Theatrum vitae humanae Theodor Zwin- Basel und der Gesellschaft vaterländischer Altertü- gers und De scribenda universitatis rerum historia mer mit 1462 Titeln (1427 aus dem 19. Jh), die (1551) von Christoph Mylaeus. Ferner finden wir 142 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) mehrfach Historien und Chroniken von humanisti- Marliani, Andrea Fulvio und Pirro Ligorio. Unter schen Autoren wie Papst Pius II., Johannes Servi- den Basler Drucken befinden sich u. a. antike histo- lius, Johann Carion, Marco Guazzo, Franciscus rische Texte im Original oder in Übers. Hinzu kom- Balduinus, Jean Froissart, Abraham Buchholzer, men Schriften zur Schifffahrt z. B. von Lazare de Giuseppe Rosaccio, Cesare Campana und Ales- Baïf, De re navali commentarius (Basel 1537), sandro Sardi. Für das 17.Jh stehen u. a. Conrad sowie Der erste und der ander theyl gründlicher Memmius, Samuel von Pufendorf, Jacques-Auguste und ordenlicher beschreibunge allerley fürnemmer de Thou, Matthäus Dresser, Théodore-Agrippa Händel (1584) von Valentin Thilo, von Pedro d’Aubigné, Johann Heinrich Boecler sowie die Mexía Vilvaltige beschreibung Christenlicher unnd Werke des Baslers Johann Jacob Hofmann, beson- Heidnischer Keyseren, Künigen, weltweiser Männe- ders sein Lexicon universale (Basel 1677), für das ren gedächtnuss wirdige Historien (1564) und unter 18. und das 19. Jh v. a. Sammelschriften und Über- den17TitelnvonAlbertKrantzdieEcclesiastica sichtswerke, wie z. B. Burckhard Gotthelf Struves historia, sive metropolis (1568). Selecta bibliotheca historica secundum monarchias, 2.64 Zur Geschichte Konstantinopels sind u. a. regna secula et materias distincta (Jena 1705) und Georgius Cedrenus’ Historiarum compendium Heinrich Zschokkes Ausgewählte Historische (Basel 1566) sowie verschiedene Titel von Pierre Schriften (Aarau 1830). Gilles vorhanden. Die meisten Werke zum Altertum 2.61 Die Titel, die unter den Quellen zur allgemei- von Byzanz wie auch zu Vorderasien stammen aus nen Geschichte eingeordnet sind, ergänzen den dem 18. und 19. Jh. Auf das 16. Jh gehen einige Bestand zur Geschichtsschreibung. Unter den 148 Werke zu den Galliern (Petrus Ramus; Guillaume Titelnfindensich89Titelausdem16.Jh(17Jh: Postel), v. a. auf das 19. Jh solche zu Europa bzw. 13; 18. Jh: 13; 19. Jh: 26). Erwähnenswert sind u. a. über die Germanen und Kelten zurück. die Ausg. der Commentariorum urbanorum libri (Basel 1544) von Raphael Volaterranus, die Vitae illustrium virorum (Basel 1559) von Paulus Jovius Geschichte des Mittelalters sowie die General Historien (Basel 1577) des Ein- 2.65 Unter den Signaturen, die Werke zur heimischen Adam Henricpetri, verschiedene Ausg. Geschichte des Mittelalters im Allgemeinen aufwei- und Übers. der Werke antiker Geschichtsschreiber sen, finden wir 616 Titel, mehr als die Hälfte aus wie Gaius Julius Caesars Warhafftige Beschrei- dem 19. Jh (333), 28 Titel aus dem 16. Jh, 67 aus bunge aller namhafften fürtrefflichen Kriege dem 17. und 188 aus dem 18. Jh. Die Werke sind ’ (Frankfurt 1565) und Flavius Josephus Historien mehrheitlich in deutscher (271), französischer (138) und Bücher (Strassburg 1574). und lateinischer (115) Sprache verfasst, die übrigen in Englisch, Italienisch, Spanisch, Dänisch und Rus- Geschichte des Altertums sisch; letztere stammen aus dem Bestand der Samm- lung Fritz Lieb. 2.62 Unter den Signaturen, die sich auf die Geschichte des Altertums beziehen, sind 2051 histo- 2.66 Neben der Geschichte von Byzanz befasst rische Titel aufgestellt. Mehr als die Hälfte stammt sich die Mehrheit dieses Bestands mit der aus dem 19. Jh (1295). Hinzu kommen aus dem Geschichte Deutschlands. Vertreten sind aus dem 16. Jh 198, dem 17.Jh 310 und aus dem 18. Jh 248 16. Jh u. a. Pietro Bizzarri, Johannes Adelphus, Rei- Publikationen. Die Sprachen verteilen sich auf 1073 ner Reineccius, Petrus Cratepolius, Albert Krantz, lateinische, 703 deutsche, 155 französische sowie Philipp Lonicer, Pantaleon Candidus, Burchardus einige italienische, englische und altgriechische Urspergensis und Otto von Freising. Zahlreich sind Titel. Zu diesem Bestand gezählt sind 359 Titel, wiederum Titel aus Basler Druckereien mit Antoine v. a. des 19. Jhs (352) aus der Bibliothek des Gräzis- Geuffroys Hoffhaltung des Türckhischen Keisers ten Wilhelm Vischer. Neben Gesamtdarstellungen und Othomannischer Reichsbeschreibung (1573), zum Altertum überwiegen Titel zur Geschichte De heroicis virtutibus, memorabilibus factis, dictis Roms und des römischen Reichs (974), gefolgt von et exemplis principum Germaniae (1565) von Griechenland (534), Westasien (185) und einigen Matthias Castritius sowie mit dem ersten kritischen Titeln zu den Germanen. Geschichtswerk Englands von Polydorus Vergilius, Anglicae historiae libri XXVI (1546). 2.63 Die Titel des 16. Jhs bilden den Schwerpunkt mit 198 Titeln (166 in lateinischer, 13 in italieni- 2.67 Der Bestand des 17. bis 19. Jhs ist bestimmt scher, 10 in deutscher und 8 in französischer Spra- durch Neudrucke von mittelalterlichen Historien che). Diese Werke widmen sich der Stadt Rom, ihrer und Quellensammlungen, wiederum mit Byzanz Geschichte sowie dem römischen Reich. Auch der und dem Heiligen römischen Reich im Mittelpunkt. grössere Teil der Titel des 17.Jhs (301) und des Darunter finden wir die Schriften von Anastasius 18. Jhs (198) beschäftigen sich mit dem römischen Bibliothecarius, Theophanes Confessor, Georgius Altertum. Vertreten sind die wichtigsten Schriften Codinus, Syncellus Georgius, Paulus Silentiarius, humanistischer Autoren, am zahlreichsten solche Johannes Cuspinianus, Michael Sachs, Choniates von Italienern wie Giovanni Boccaccio, Bartolomeo Nicetas und Procopius Caesariensis. Erwähnens- Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 143 werte Drucke des 18. und 19. Jhs sind zudem das (413), Latein (211) und Italienisch (74); 43 Werke englische Domesday-Book (London, ab 1783) und sind in Sprachen wie Schwedisch, Dänisch, Islän- Nachschlagewerke wie die Table chronologique des disch, Polnisch oder Tschechisch verfasst. Es fallen diplômes, chartes, titres et actes impimés, concer- insbesondere Titel zur Geschichte Nord- und Ost- nant l’histoire de France (Paris 1769–1876) von europas auf. So finden wir unter den ältesten Titeln Louis-Georges Oudart Feudrix de Bréquigny. aus dem 16. Jh v. a. Schriften zum türkischen Reich, zur Geschichte Moskaus und Ungarns, zahlreiche Kultur- und Kirchengeschichte Basler Drucke, meist mehrfach und in Übers. vor- 2.68 Der Bestand zur Kultur- und Kirchenge- handen, so Antonius Bonfinius’ Rerum Ungari- schichte umfasst 362 Titel, mit den Inkunabeln und carum decades tres (1543), Benedictus Accoltus’ De Frühdrucken als wichtigstem Teil (15. Jh: 7; 16. Jh: bello contra barbaros a christianis gesto (1544), 91; 17.Jh: 71; 18. Jh: 99; 19. Jh: 94). Die Sprach- Georg Pictorius’ Von der pestilentz (1551), Olaus anteile umfassen 170 deutsche, 119 lateinische, 57 Magnus’ Historien, der mittnächtigen Länder französische und 12 italienische Titel. (1567), Antoine Geuffroys Aulae Turcicae, Otho- mannicique imperii, descriptio (1573) und Sigmund 2.69 Der Schwerpunkt dieses Bestands liegt bei von Herbersteins Rerum Moscoviticarum commen- den älteren Drucken zur Kirchengeschichte und tarii (1556). Beachtenswert sind die 332 Titel zur zum Papsttum. Einige Werke, so von Georg Rüx- Geschichte Nordeuropas, darunter die Chronica ner, behandeln die Geschichte der Ritterorden, regnorum aquilonarium Daniae Svetiae Norvagiae andere die des Judentums (ca. 30 Einheiten), darun- (Strassburg 1546) von Albert Krantz. ter Marcus Antonius Sabellicus, Historia Hebraeo- rum (Basel 1515). Erwähnenswert sind weiter 2.72 Die im Humanismus aufgenommene Idee Petrus Comestors Historia scholastica (Strassburg eines geeinigten Europa finden wir in den Drucken 1473 und 1483), Jacques Legrands Sophologium des Erasmus von Rotterdam Querela pacis (6 (Strassburg 1474), der Fasciculus temporum (Köln Exemplare, Basel 1517), in der Universalgeschichte 1474) von Werner Rolevinck, Bernhard von des Lodovico Guicciardini Comentarii delle cose ’ Clairvaux Meditationes de interiori homine (Augs- piu memorabili seguite in Europa specialmente in burg um 1475), das Speculum exemplorum (Deven- questi paesi bassi (Venedig 1565) sowie in der ter 1481; Strassburg 1487), Ovids Epistolae heroi- Abbildung in Heinrich Büntings Itinerarium sacrae ’ des (Venedig 1482) sowie Persius Saturae (Venedig scripturae, die dreimal in Ausg. des 17.Jhs vorhan- 1484). Für das 16. Jh stehen Autoren wie Raimond den ist. Daneben kommen mehrfach Autoren mit Pérault, Bartholomaeus Platina, Raphael Volaterra- Europavisionen vor, u. a. Maximilien de Béthune nus, Paulus Jovius, Johann Boehme, Bartolomej Sully, John Henry Mackay, Maximilien-Henri de Georgijevic´, Leonhard Fronsperger und Martin Saint-Simon und Giuseppe Mazzini. Der restliche Luther. Mit dem Papsttum beschäftigen sich u. a. Bestand bezieht sich vorwiegend auf die grossen Robert Barnes und Onuphrius Panvinius. 27 der 91 europäischen Kriege, von den Türkenkriegen zum Titel des 16. Jhs stammen aus Basler Offizinen, so Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 mit zum Beispiel die Statuta synodalia episcopatus Basi- Schwerpunkten beim Dreissigjährigen Krieg sowie liensis (1503) und 3 Exemplare von John Bales in der Dynastiengeschichte. Acta Romanorum pontificum (1558).

Geschichte einzelner Staaten Geschichte Deutschlands 2.70 Der historische Bestand zur Geschichte ein- 2.73 Dieses Sachgebiet umfasst 3447 Titel vor zelner Staaten umfasst 15.843 Titel, darunter 11 1900 (10 Inkunabeln; 16. Jh: 416; 17.Jh: 528; Inkunabeln, 967 Titel aus dem 16. Jh, 1754 aus 18. Jh: 537; 19. Jh: 1955 Titel), die sich gleich- dem 17., 3288 Titel aus dem 18. und die grosse mässig auf die frühneuzeitlichen Jhe verteilen. Auf- Mehrheit von 9816 Titeln aus dem 19. Jh. Die fällig ist der grosse Bestand aus dem 16. Jh. Die am meisten Publikationen sind in deutscher (7474) und häufigsten anzutreffende Sprache ist Deutsch französischer (5248) Sprache verfasst. Daneben (2542), gefolgt von Latein (690), Französisch (162), stehen Latein (1552), Italienisch (772), Englisch Englisch und Italienisch (je 22). Es finden sich 323 (612) und weitere Sprachen, u. a. Spanisch, Nieder- Titel Biographien und 728 Quellenwerke. Erwäh- ländisch, Dänisch und Schwedisch. Themenschwer- nenswert sind die 324 Flugschriften (16. Jh: 23; punkte sind die Geschichte Basels, der Schweiz 17.Jh: 171; 18. Jh: 80; 19. Jh: 50 Titel), darunter sowie der Nachbarländer Deutschland, Frankreich hauptsächlich Flugschriften aus der Zeit des Dreis- und Italien. sigjährigen Kriegs, davon 129 deutsche und 40 lateinische, sowie die Unterteilung nach landes- Geschichte Europas kundlichen Kriterien mit 230 Titeln, v. a. aus dem 2.71 Der Bestand zur Geschichte Europas umfasst 19. Jh. Die Schwerpunkte dieses Teilbestands liegen 1431 Titel, neben 1015 Titeln aus dem 19. Jh 108 beim Humanismus sowie bei der Kriegs- und Herr- Titel aus dem 16. Jh. Am zahlreichsten vertreten schergeschichte der einzelnen Territorien und Län- sind die Sprachen Deutsch (644), Französisch der. 144 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

2.74 Die Inkunabeln umfassen vier lateinisch- 1071 Titel von vor 1900, die auf alle Jhe verteilt sprachige Titel, darunter 3 Exemplare des Germa- sind (1 Inkunabel; 16. Jh: 141; 17.Jh: 136; 18. Jh: norum principum veterum zelus et fervor (Basel 220; 19. Jh: 572 Titel). Die Mehrheit der Werke ist 1497) von Lupold von Bebenburg, die Bulla aurea in italienischer Sprache (625) verfasst, gefolgt von (Venedig 1477) Karls IV. sowie 6 deutschsprachige 137 deutschen, 123 lateinischen, 115 französischen, Titel, so Die Auslegung über den Baum der Sipp- 43 spanischen, 20 englischen und 7 portugiesischen schaft (Strassburg 1479) von Johannes Andreae, 4 Titeln. Im Mittelpunkt stehen Beschreibungen zur Werke von Maximilian I. und Die Cronica van der Landeskunde, zu italienischen Städten sowie zum hilliger Stat van Coellen (Köln 1499). Die 416 Titel Vatikanstaat (62 Titel). Gut vertreten ist der ältere aus dem 16. Jh (ca. 95 aus Basler Offizinen) teilen Bestand in italienischer Sprache, angeführt von den sich in 255 lateinisch- und 146 deutschsprachige Commentarii rerum gestarum Francisci Sfortiae auf, die durch 9 italienische und 6 französische (Mailand 1481) von Johannes Simonetta und von ergänzt werden. Die Basler Drucke bilden einen 141 Drucken aus dem 16. Jh (darunter 17 Basler Grundstock zur humanistischen Geschichtsschrei- Drucke) in italienischer (75) und in lateinischer bung über das Alte Reich mit Willibald Pirck- Sprache (59). heimers Germaniae ex variis scriptoribus perbrevis 2.78 Zur Landeskunde und zu den Biographien quaedam explicatio (1542), Beatus Rhenanus’ finden wir 297 Titel, verteilt auf alle Jhe, wobei mit Rerum Germanicarum libri tres (1551), Sebastian 201 Titeln die italienischen Schriften überwiegen Besselmeyers Warhafftiger History und Beschrei- und die 60 Titel aus dem 16. Jh einen bedeutenden bung dess Magdeburgischen Kriegs (1552) und Teil dieses Bestands ausmachen. Unter den 162 Heinrich Pantaleons Prosopographia heroum atque Titeln, die sich auf italienische Städte beziehen, illustrium virorum totius Germaniae (1565). Hinzu- befinden sich v. a. Beschreibungen der Geschichte weisen ist ferner auf diverse Titel zur Geschichte von Florenz, von denen die bekanntesten von Auto- Österreichs und der Schweiz sowie zur Geschichte ren wie Matteo Villani mehrfach vorhanden sind. Schleswig-Holsteins (73 Titel des 19. Jhs) aus der Sammlung Karl Steffensens. 2.79 Genaue Zahlen zum Bestand zur spanischen und portugiesischen Geschichte können nicht ange- Geschichte Frankreichs geben werden (ca. 300 Titel). Beachtenswert sind 2.75 Der historische Bestand zur Geschichte die beiden ältesten Werke zur spanischen Frankreichs umfasst 3942 Titel, der grösste Teil Geschichte, De rebus a Ferdinando Hispaniarum davon aus dem 18. und 19. Jh (829 bzw. 2535 rege et maioribus eius gestis (Paris 1528) von Lau- Titel); aber auch das 16. Jh (148) und 17.Jh (426) rentius Valla und die Historia de Sevilla (Sevilla sind sehr gut vertreten. Erwartungsgemäss ist der 1587) von Alonso Morgado. Grossteil der Schriften in französischer Sprache (3393 Titel) verfasst; daneben gibt es 386 Titel in Geschichte Englands deutscher, 106 in lateinischer, 29 in englischer und 2.80 Der Bestand zur Geschichte Englands 27 in italienischer Sprache. Es finden sich formale umfasst 606 Titel. Neben 12 Titeln des 16. Jhs Aufteilungen in Biographien (133 Titel) und in ragen die 139 Titel aus dem 17.Jh heraus (18. Jh: Quellenwerke (707), die über alle Jhe verteilt sind, 86; 19. Jh: 368), bei denen es sich mehrheitlich um sowie 126 Titel unter dem Stichwort »Memoiren« Flugschriften bzw. Reden aus der Zeit der Bürger- von vor und nach der Französischen Revolution, kriege und des Langen Parlaments handelt. Weitere genauer 50 aus dem 18. und 66 aus dem 19. Jh. Darstellungen des 16. Jhs, u. a. von Paulus Jovius, Hinzu kommen Gesamtdarstellungen, Beschreibun- Jean de Beaugué und George Buchanan, beschäfti- gen verschiedener Gegenden Frankreichs und gen sich mit Schottland und den Inseln. Monographien über verschiedene Könige und ihre 2.81 Der Bestand zeichnet sich durch Titel zur Regentschaft. Landeskunde sowie durch Biographien der Könige 2.76 Zu erwähnen sind 87 Titel zu den Hugenot- und einiger englischer Adliger aus. Im 19. Jh bezie- tenkriegen, davon 16 aus dem 16. und 20 aus dem hen sich 25 Titel auf die normannische Eroberung. 17.Jh. Fast ein Drittel des Bestands (1245 Titel; Daneben finden wir v. a. deutsche Übers. und davon 446 aus dem 18. Jh) macht die Literatur zur deutschsprachige Schriften zur englischen Französischen Revolution aus, 1075 Titel sind in Geschichte, z. B. Johann Wilhelm von Archenholz’ französischer Sprache verfasst, darunter 259 Flug- Annalen der brittischen Geschichte (Mannheim schriften, der grösste Teil aus dem 18. Jh (201). 1789–1800). Die Sammlung enthält einige zeit- Daneben finden wir 101 grösstenteils französische genössische Nachschlagewerke wie The Royal Titel zu Napoleon I. kalendar and court and city register for England, Scotland, Ireland and the colonies (London 1767– Geschichte Italiens [1893]) und The Parliamentary pocket companion 2.77 Der Bestand zur Geschichte Italiens (hier fin- (Hailsham 1832–1864). Im 18. und 19. Jh überwie- den sich auch wenige Titel zur spanischen, portu- gen Titel zur Geschichtsschreibung des englischen giesischen und griechischen Geschichte) umfasst Parlaments, die durch einige englische Übersichts- Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 145 werke zur Geschichte seit der angelsächsischen Zeit Titeln und der Vaterländischen Bibliothek des ergänzt werden. publizistisch tätigen Pfarrers Marcus Lutz (1772– 1835) mit 11.662 Titeln, die beide im Kapitel »Son- Geschichte der Niederlande dersammlungen« vorgestellt werden. Unter dem 2.82 Zur Geschichte der Niederlande finden wir Begriff »Schweizer Geschichte« sind in dieser Sach- einen Bestand von 336 Titeln. Zu erwähnen sind rubrik neben Geschichtswerken Ansichten und die 32 Titel aus dem 16. Jh, die sich mit einzelnen Pläne sowie Titel zur Geographie und Volkskunde der Niederen Landen und den Vereinigten Nieder- der Schweiz vereinigt. landen beschäftigen, z. B. Adriaan van Baarlands 2.86 Im Fachgebiet »Schweizer Geschichte« sind, Rerum gestarum a Brabantiae ducibus historia ohne die Sondersammlungen, 3663 Titel aufgestellt, conscripta usque in annum 1526 (Löwen 1566) und davon 83 Drucke aus dem 16. Jh, 269 aus dem Chronycke van Holland, Zeelant ende van Vries- 17.Jh, 1301 aus dem 18. und 2010 aus dem 19. Jh. landt (Dordrecht 1595). Bemerkenswert sind die Die Mehrheit ist in deutscher (2752 Titel), weitere Werke aus dem 17.Jh, die sich dem niederländi- Teile sind in französischer (708) und in lateinischer schen Admiral Michiel de Ruyter, den Kriegen um (164) Sprache verfasst. Ein grosser Teil dieses die Niederlande sowie dem Frieden von Nijmegen, Bestands entfällt auf Quelleneditionen mit 1602 in 79 Titeln in lateinischer, deutscher, französischer Titeln (16. Jh: 35; 17.Jh: 129; 18. Jh: 655; 19. Jh: und niederländischer Sprache, widmen. Auf das 18. 783), davon 608 auf Neujahrsblätter. Bei den und 19. Jh gehen v. a. Titel zur Geschichte der ältesten Titeln sind z. B. die Basler Drucke Helvetiae Niederlande und Belgiens in deutscher und franzö- descriptio et in laudatissimum Helvetiorum foedus sischer Sprache (213) zurück. panegyricus (1514) von Heinrich Glarean, die Underrichtung von dem Widertauff von der Ober- Aussereuropäische Geschichte keit (1527) von Johannes Oecolampadius, 2.83 Der historische Bestand zur aussereuropäi- Sebastian Münsters Germaniae atque aliarum schen Geschichte umfasst 330 Titel, davon 31 aus regionum descriptio (1530) sowie Aegidius Tschu- dem 16. Jh, 13 aus dem 17.Jh, 39 aus dem 18. und dis Die uralt warhafftig Alpisch Rhetia (1538) 247 aus dem 19. Jh. Am häufigsten vertreten sind mehrfach vorhanden. Zur Landeskunde und im Englisch (135 Titel) und Deutsch (89); die restli- Bereich »Biographien« finden wir zusammen 402 chen Titel verteilen sich auf Französisch, Latein, Titel. Beachtenswert bleiben die 109 Flugschriften Spanisch, Italienisch, Altgriechisch, Niederländisch zu den Glaubenskriegen, 21 aus dem 17. und 85 aus und Portugiesisch. Der grösste Teil des Bestands dem 18. Jh. betrifft die amerikanische Geschichte (182 Titel), gefolgt von 110 Titeln zur Geschichte Asiens. Die Geschichte Basels historischen Bestände zu Afrika (28) und Austra- 2.87 Der Bestand zur Geschichte Basels und der lien/Ozeanien (10) stammen alle aus dem 19. Jh. Basiliensia umfasst 3087 Drucke (2 Inkunabeln; 2.84 Zu erwähnen bleiben die 17 Titel aus dem 16. Jh: 173; 17.Jh: 548; 18. Jh: 2104; 19. Jh: 260 16. Jh zur Geschichte Asiens, die sich zum einen auf Titel) sowie zahlreiche Klein- und Kleinstschrif- die Türkenkriege, zum anderen auf Länder wie ten, die sich auf alle Jhe verteilen, wobei auf- China oder Indien beziehen, darunter Autoren wie fällt, dass das 18. Jh durch eine grosse Anzahl Juan Gonzalez de Mendoza, Giovanni Pietro Maffei an Rechtsquellen und Verordnungen präsent ist. und Giovanni Pietro Contarini mit den Veneti Die Titel sind in deutscher (2948), französischer historiae de bello Venetis a Selimo II Turcarum (80) und lateinischer (53) Sprache verfasst. Ein- imperatore illato (Basel 1573, bei Perna in latein- geschlossen in diese Zählung ist die von Doro- ischer und in deutscher Sprache). Beachtenswert theus Gerlach zu Beginn des 19. Jhs eingerichtete sind auch die 14 Drucke des 16. Jhs zur Geschichte Sammlung Lambda, in der für die Basler Amerikas, darunter die französische Übers. von Geschichte kostbare Bestände sowie einzelne Francisco López de Gomaras Histoire generalle des Titel aus dem Fäschischen Museum und aus Indes occidentales e Terres neuves (Paris 1569), kleineren Käufen und Schenkungen verwahrt Titel von Petrus Martyr Anglerius, Girolamo wurden. Ihr Bestand umfasst 1937 Titel (fast Benzoni, Baldassare Castiglione, Bartolomé de las alle in Basel gedruckt), zwei Drittel zur Basler Casas zur Neuen Welt sowie der seltene Erstdruck Geschichte, die Mehrheit (1452 Titel) aus dem von Caspar Ens’ Indiae occidentalis historia (Köln 18. Jh, dazu 1 Inkunabel, ferner 128 Titel aus 1612). dem 16. Jh, 354 aus dem 17. und 2 aus dem 19. Jh. Basiliensia bilden ohnehin einen Schwer- Schweizer Geschichte punkt der Sammlung der Basler Universitäts- 2.85 Das Fachgebiet »Schweizer Geschichte« bibliothek; der historische Bestand wird nach umfasst insgesamt 23.010 Titel (18.000 in Deutsch, Möglichkeit fortlaufend ergänzt. 3848 in Französisch, 937 in Latein, 160 in Italie- 2.88 Der älteste Druck ist der Almanach auf das nisch, 14 in Rätoromanisch), inkl. die Sammlungen Jahr 1471, der wahrscheinlich im selben Jahr in des Hieronymus Falkeisen (1758–1838) mit 7693 Basel bei Bernhard Richel gedruckt wurde. Eine 146 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) weitere Inkunabel, das Judicium de cometae signifi- Daneben finden wir französische, englische, italieni- catione, 1472 (Rom 1472) stammt aus der Biblio- sche und niederländische Titel. Dieser Bestand wird thek Fäsch. Neben allgemeinen Schriften aus dem wesentlich ergänzt durch die Sondersammlung 16. Jh, die als Quellen zur Geschichte Basels ein- »Bibliothek Alfred Geigy«, die sich mit 4315 histo- gereiht worden sind – z. B. Christian Wurstisens rischen Titeln der Nationalökonomie, Soziologie, Baszler Chronick (Basel 1580) –,beschäftigensich Geschichte und Numismatik widmet. Hinzuweisen die älteren Drucke v. a. mit der Reformation in der bleibt hier auf das Museum Faesch, das eine Münz- Stadt, sind Rechtsquellen oder Schriften von Basler sammlung mit der dazugehörigen Literatur enthielt, Autoren aus den verschiedensten Wissenschaften, die mit der ganzen Sammlung an die Universitäts- so Pamphilus Gengenbachs Dissz sind die Manle- bibliothek überging. Zudem finden wir weitere hen so den durren Rüttern von dem helgen Concilio numismatische Bestände in der Bibliothek des zu Basel bestetiget sind (Basel ca. 1513) und die Johann Jakob d’Annone. Methodus apodemica (Basel 1577) des Arztes und 2.91 Hervorzuheben ist der grösstenteils Rara ent- Prof. Theodor Zwinger. Hinzu kommen z. B. die haltende Bestand zum Münzwesen aus dem 16. Jh, Statuta Basiliensia (Freiburg i. Br. 1583) des Basler der v. a. durch humanistische Autoren repräsentiert Bischofs Jakob Christoph Blarer (Blaurer) von wird, z. B. von Guillaume Budé, Breviarium de asse Wartensee, die Ordnung wie man sich in Feindes, (Basel 1518), von Adam Berg, Matthaeus Hostus, Fewrs und Wassers nöthen so es zu Sturm kumpt, Adolf Occo, Constantinus Landus, Willibald Pirck- halten solle (Basel 1549) sowie die Ordnung von heimer, Jacobus de Strada sowie von den Vocabula wegen desz grossen Allmusens (Basel 1590). Auch rei numariae ponderum et mensurarum (Wittenberg in den späteren Jhn beherrschen Glaubensthemen, 1558), einem Gemeinschaftswerk von Budé, Came- die Ordnung sowie Beschreibungen der Stadt und rarius und Melanchthon. Unter den Illustratoren ihrer Bewohner die einschlägigen Publikationen, die v. a. antiker Münzen sind Enea Vido, Sebastiano auch die akademische Arbeit der Universität, v. a. Erizzo, Hubertus Goltzius zu nennen. Daneben fin- des 18. Jhs, dokumentieren. Dieselben Werke sind den wir Reichsabschiede über das Münzwesen oft mehrfach auch in den Sondersammlungen vor- sowie die Münzordnung Kaiser Karls V. Louis handen. Unter den hier nur in Auswahl aufgezähl- Joberts La science des médailles (Paris 1692), eine ten Autoren befinden sich Johannes Oecolampa- wissenschaftlich bedeutende Publikation des 17.Jhs, dius, Theodor und Hieronymus Falkeisen, Felix ist im Original und in zahlreichen Neuauflagen und Platter, Isaak Iselin, Johann Jacob Spreng, Johann Übers. vorhanden. Zugleich liegen weitere Arbeiten Jacob Miville, Peter Ochs und Johann Jacob Fäsch. über römische und griechische Münzen von Charles Für das 19. Jh und die Basler Geschichte stehen Patin, Jacques De Bie und Jean Hardouin vor, wäh- Namen wie Markus Lutz, Ludwig August Burck- rend sich die Werke von Jacob von Mellen, Wilhelm hardt, Karl Rudolf Hagenbach, Adolf Christ, Ernst Tentzel und Johann Christoph Olearius mit Rudolf Thommen, Jacob Burckhardt und Rudolf mittelalterlichen oder modernen deutschen Münzen Wackernagel. Im 19. Jh trugen Basler Gesellschaf- beschäftigen. Erwähnenswert sind die Schriften des ten, so die Historische und Antiquarische Gesell- Nachkommen von Remigius Fäsch, Sebastian Fäsch schaft mit ihren Basler Chroniken und die Gesell- (1647–1712), eines ausgewiesenen Numismatikers schaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützi- des 17.Jhs, sowie Bibliographien, z. B. Philipp gen mit ihrem Neujahrsblatt, viel zur Basler Labbés Bibliotheca numeraria (Paris 1664). Im Geschichtsschreibung bei. 18. Jh finden wir Autoren wie Anselmo Banduri, Franz Ernst Brückmann, Johann Christoph Hirsch, Historische Hilfswissenschaften im 19. Jh Johann Gottfried Lipsius und Johann Jakob Leitzmann. 2.89 Im Bereich »Historische Hilfswissenschaften« wurden 1639 Titel ermittelt, darunter 6 Inkunabeln 2.92 Aus dem 18. Jh stammt ein besonders reicher (hauptsächlich zur Chronologie, 1 Werk zur Genea- Bestand, dessen Schwerpunkt auf der Beschreibung logie), 165 Titel des 16. Jhs, 289 des 17.Jhs, 602 von Münzen deutscher Regionen, Städte und Adels- des 18. Jhs und 577 aus dem 19. Jh. Bis zum 17.Jh geschlechter, aber auch auf Verzeichnissen öffentli- überwiegen lateinische Titel. Die Aufteilung nach cher und privater Sammlungen liegt. Gleichzeitig Sprachen weist 657 deutsche, 602 lateinische, 252 spiegelt die Sammlung die sich im 18. Jh entwi- französische, 64 englische, 48 italienische und ckelnde orientalische Numismatik wider, zu der einige niederländische und altgriechische Titel auf. Autoren wie Erasmus Fröhlich und Olaf Gerhard Den ältesten Bestand finden wir in der Chronologie, Tychsen gehören. Der hohe Anteil an lateinischen den grössten in der Numismatik. Titeln (197) im 18. Jh kann durch die zahlreichen Dissertationen zur Numismatik erklärt werden. Numismatik Beachtenswert sind zudem Autoren wie Johann 2.90 Das Fachgebiet »Numismatik« umfasst 974 Friedrich Joachim, Johann Tobias Köhler, David Titel, der grösste Teil aus dem 18. Jh (423 Titel; Samuel von Madai, Joseph Pellerin und Joseph 16. Jh: 55; 17.Jh: 127; 19. Jh: 369) und in deutscher Eckhels, die die systematische Katalogisierung und (361) und lateinischer (340) Sprache verfasst. Verzeichnung spezieller Münzkabinette vorantrie- Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 147 ben. Die weiterführende numismatische Forschung in Basel erschienenen deutschen Übers. Weiter sowie die reiche Sammlung an Originalausgaben gehören dazu das Calendarium ad annos 1477– von Standardwerken des 19. Jhs wird zudem durch 1552 (Ulm 1478) von Jakob Pflaum, zwei Versio- 73 Zeitschriftentitel, v. a. aus dem deutschen (34) nen von Johannes Andreaes Super arboribus con- und französischen (32) Sprachraum, ergänzt. sanguinitatis et affinitatis und von Lucio Bellanti De astrologica veritate (Florenz 1499). Genealogie und Heraldik 2.96 Aus dem 16. Jh sind z. B. 2 Kalender von 2.93 Die zusammen aufgestellten Fachgebiete (einer Basel 1550), 6 Exemplare der »Genealogie« und »Heraldik« umfassen 474 Titel, Chronographia ecclesiae christianae von Heinrich die aus allen Jhn stammen (2 Inkunabeln; 16. Jh: 57 Pantaleon (2 davon Basel 1551), Schriften von Titel; 17.Jh: 80; 18. Jh: 130; 19. Jh: 206 Titel). Die Gilbert Genebrard, Abraham Buchholzer, Joseph deutsche Sprache überwiegt mit 272 Titeln, gefolgt Justus Scaliger, Gerhard Mercator und Claude von 112 lateinischen, 65 französischen, 16 engli- Dariot vorhanden. Aus dem 17.Jh finden wir chro- schen und 9 italienischen Titeln. Die Sammlung nologische Tabellen, z. B. von Johannes Kepler, setzt sich zum einen aus genealogischen Tabellen, sowie theoretische Arbeiten von Heinrich Philippi historischen Stammtafeln, Genealogien von und Philipp Labbé. Aus dem 18. Jh stammen Kaisern, Königen und Adligen zusammen. Zum zahlreiche Kalender, so von Joseph-Ignace de anderen finden wir zur Heraldik zahlreiche Schrif- Rebècque, Anton Pilgram und Johann Jacob Rabe, ten über Wappen in der Schweiz und Deutschland sowie theoretische Werke, z. B. von Nicolas Fréret, aus dem 17. und 18. Jh. Neben den Standardwerken Johann Georg Frank und Denis Petau. Aus dem aus dem 19. Jh bleiben zwei Wappenbücher zum 19. Jh sind die Vergleichstabellen zur Zeitrechnung Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation von von Ferdinand Wüstenfeld und Eduard Mahler zu Martin Schrot aus dem 16. Jh, der Thesaurus sym- erwähnen. bolorum ac emblematum (Nürnberg 1730) von Friedrich Roth-Scholtz und von Johann Michael Urgeschichte, Orient, Altertum Heineccius De veteribus Germanorum aliarumque 2.97 Das Hauptfachgebiet »Urgeschichte, Orient, nationum sigillis (Leipzig 1709) zu erwähnen. Altertum« umfasst 4026 Titel (1,4 % des histori- 2.94 Die ältesten Titel im Fachgebiet »Genealo- schen Bestands). Die Werke verteilen sich auf 332 gie« stammen von Ladislaus Sunthaym, Der löbli- Titel aus dem 16. Jh, 458 aus dem 17.Jh, 300 aus chen Fürsten und des Landes Oesterreich Alther- dem 18. und 2934 aus dem 19. Jh. Am häufigsten kommen und Regierung (Basel 1491), und von Gio- vertreten ist die deutsche Sprache mit 1383 Titeln, vanni Boccaccio, Genealogiae deorum (Venedig gefolgt von der französischen (647), hebräischen 1494). Aus der frühen Genealogie finden wir v. a. (627), lateinischen (622) und italienischen (89). Stammreihen des Hochadels zum Nachweis von Überdies gibt es Publikationen in zahlreichen ande- dessen Abstammung, z. B. das Chronicum regum ren Sprachen (Arabisch, Altgriechisch, Persisch, regnorumque omnium catalogum (Basel 1534) von Syrisch, Äthiopisch, Niederländisch, Dänisch und Paulus Constantinus Phrygio und von Johannes Schwedisch). Das Fachgebiet wird ergänzt durch Herold Bericht und kurtzbegriffne erläuterung der verschiedene Sondersammlungen, z. B. die Privat- Geburttafel des churfürstlichen Hauses der Pfaltz bibliothek des Basler Archäologen Johann Jakob am Rhein (Basel 1561). Daneben sind weiter- Bernoulli (1831–1913) und die Bibliothek des reichende Genealogien wie Genealogiae Christi et Basler Prof. der Theologie und Lektors für Orienta- omnium populorum tabulae (Basel 1567) von listik bzw. arabische Sprache und Archäologie, Chunmann Flinschbach zu nennen. Aus dem 17.Jh Johann Jacob Staehelin (1795–1875). finden wir u. a. Schriften zur Genealogie von Niko- 2.98 In diesem Hauptfachgebiet ist zudem die laus Rittershausen, Tobias Wagner und Jacob umfassend vorhandene »Semitistik, Judaistik und Wilhelm Imhof, im 18. Jh von Johann Hübner oder Islamwissenschaft« enthalten, deren Bestand durch Johann Christoph Gatterer. weitere einschlägige Titel mehr als verdoppelt wird. Dank der frühen Erforschung der orientalischen Chronologie Sprachen in Basel und der Titel aus Basler Offizinen 2.95 Das Fachgebiet »Chronologie« stellt 243 ist der Bestand besonders wertvoll. Titel, zum grössten Teil in lateinischer Sprache (152), gefolgt von deutsch- (67) und französisch- Urgeschichte sprachigen Publikationen (17). Aus dem 16. Jh 2.99 Das Fachgebiet »Urgeschichte« umfasst 128 stammen 53, aus dem 17.Jh 82, aus dem 18. Jh 56 Titel, alle aus dem 19. Jh mit einer Mehrzahl fran- und aus dem 19. Jh 47 Titel. Die Sammlung setzt zösischer Schriften (53). Die Literatur konzentriert sich v. a. aus chronologischen Tabellen, Kalendern sich auf allgemeine Darstellungen zur Urgeschichte und theoretischen Werken zur Chronologie zusam- des Menschen und seiner Kultur. Einzelne frühge- men. Unter den 17 Inkunabeln ist der Fasciculus schichtliche Perioden weisen regionale Schwer- temporum von Werner Rolevinck zwölfmal vertre- punkte auf, z. B. das Neolithikum Westeuropas in ten; darunter sind 3 Exemplare der 1481 bei Richel Morbihan, die Zeit der Pfahlbauer in der Schweiz. 148 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

Klassische Archäologie schungsarbeiten vor. Unter den Autoren finden wir August Böckh, Ernst Curtius, Otto Jahn, Eduard 2.100 Der historische Bestand im Fachgebiet Gerhard, Carl Otfried Müller, Friedrich Gottlieb »Klassische Archäologie einschliesslich der Kultur- Welcker, Johannes Adolf Overbeck, François geschichte der Antike« umfasst 2111 Titel; davon Lenormant, Adolf Michaelis, Karl Bernhard Stark, wurden 2005 im 19. Jh gedruckt. Mengenmässig Salomon Reinach, Reinhard Kekulé, Heinrich im Vordergrund stehen mit 1248 Titeln deutsch- Brunn, Adolf Furtwängler, Ennio Quirino Visconti sprachige Werke. Daneben sind die lateinische und Alexander Conze. Aus dem 19. Jh sind diverse Sprache (350) mit einigen Dissertationen und die archäologische Zeitschriften des deutschen Archäo- französische (274) am stärksten vertreten. Inhaltli- logischen Instituts in Rom, Athen, Berlin, der École che Schwerpunkte finden wir v. a. in Darstellun- française in Rom und Athen, der British School at gen zur römischen und griechischen antiken Athens sowie in der Bibliothek Vischer die neugrie- Kunst, bei Beschreibungen einzelner Fund- chische Zeitschrift Archailogiki efimeris (Athen, ab gattungen sowie bei den Katalogen zu archäologi- 1837) zu beachten. schen Beständen einzelner Museen (s. »Bildende Kunst«). Dazugezählt wurden hier auch die rele- 2.103 Im Einzelnen umfasst der Bestand an Litera- vanten Bestände einzelner Sondersammlungen wie tur zur antiken griechischen Kunst Reise- und Expe- die des Gräzisten Wilhelm Vischer (1808–1874) ditionsberichte, Darstellungen zur Geographie Grie- und des klassischen Philologen und Archäologen chenlands sowie Ausgrabungsberichte. So finden Ferdinand Dümmler (1859–1896). Hinzu kommen wir über Athen eine deutsche Übers. der Antiquities Teile der Bibliothek Bernoulli, die aus dem Besitz of Athens (Leipzig 1829–1831) von James Stuart, des auch mit eigenen wissenschaftlichen Publika- zu Delphi Delphi Phoenicizantes (London 1655) tionen hervortretenden Basler Archäologen Johann und von Johann Jakob Merian Die Topographie Jacob Bernoulli (1831–1913) stammen. Literatur von Delphi (Basel 1853), ferner 6 Titel zu Troja zur griechischen und römischen Ikonographie, der (Heinrich Schliemann) und einige zu Pergamon. Es Bernoullis Hauptinteresse galt, ist zahlreich liegen ausserdem zahlreiche Beschreibungen von vorhanden. Antikensammlungen verschiedener Museen und pri- vater Sammler vor. 2.101 Zu den ältesten Titeln des Fachgebiets gehö- ren 23 Drucke aus dem 16. Jh, die v. a. das antike 2.104 Der Literaturbestand zur römischen Kunst Rom betreffen: 4 Titel von Flavio Biondo bzw. 3 beschäftigt sich hauptsächlich mit Altertümern der von Jacobus de Strada, einem Sammler römischer Stadt Rom und Italiens; die ältesten Werke stam- Antiquitäten. Für das 17.Jh zu erwähnen ist men aus dem 16. Jh (Sebastiano Serlio, Andrea Charles Patin (32 Titel), von dem 13 Titel zu römi- Palladio, Justus Lipsius, Luigi Contarini). Für das schen Münzen vorliegen, z. B. die Basler Ausg. De 17.Jh stehen Autoren wie Giovanni Pietro Bellori, numismate antiquo Augusti et Platonis (1675). Jules-César Boulenger, André Félibien und Ägidius Beachtung verdienen die ersten Beschreibungen der Sadeler. Aus dem 18. Jh gibt es verschiedene Ruinen des römischen Theaters von Augst bei Basel Beschreibungen zu Pompeji, u. a. von Marcello de (Augusta Raurica) in Beatus Rhenanus’ Rerum Venuti, Ottavio Antonio Bayardi, zu Herculaneum Germanicarum libri tres (Basel 1531) und in Le antichità di Ercolano (Neapel 1757–1779) und Sebastian Münsters Cosmographia (Basel 1544), davon mehrfach die deutsche Ausg. von Christoph ferner Charles Patins Quatre relations historiques Gottlieb von Murr mit Kupfern von Georg (Basel 1673) und Relations historiques et curieuses Christoph Kilian. Romführer liegen seit dem 16. Jh de voyage, en Allemagne, Angleterre, Hollande, meist in verschiedenen Aufl. vor: Francesco Alber- Boheme, Suisse (Rouen 1676). Ausgrabungen im tini (u. a. Basel 1519), Bartolomeo Marliani, dessen 18. Jh werden dokumentiert in Johann Daniel Basler Nachdruck Urbis Romae topographia (Basel Schöpflins Alsatia illustrata (Colmar 1751) und in 1550) mit den Illustrationen von David Kandel ver- Daniel Bruckners Versuch einer Beschreibung histo- öffentlicht wurde, Girolamo Franzini, Le cose rischer und natürlicher Merkwürdigkeiten der meravigliose dell’alma città di Roma (Rom 1600), Landschaft Basel (23. Bd, Basel 1748). Aus dem Pietro Martire Felini, Trattato nuovo delle cose 19. Jh gehören die Schriften von Aubert Parent und maravigliose dell’alma città di Roma (Rom 1610). des Archäologen in Augusta Raurica, Theophil Das 18. Jh vertreten Francesco de Ficoroni, Burckhardt-Biedermann, zum Bestand. Giovanni Pietro Rossini, Giuseppe Vasi (in franzö- sischen und italienischen Ausg.) und Ridolfino 2.102 Das Kontingent des 18. Jhs wird bestimmt Venuti, das 19. Jh u. a. Ernst Platner, Eduard durch die Schriften Johann Joachim Winkelmanns Gerhard, Wilhelm Adolph Becker, Karl Bernhard (42 Titel), von dem auch die ersten Werkausgaben Stark, Wolfgang Helbig, Johann Heinrich Westphal vorliegen. Als Autoren des 18. Jhs zu erwähnen sind sowie Christian Karl Josias von Bunsen. ferner Giovanni Bernardo De Rossi, Christian Gott- lob Heyne, Pierre d’Hancarville und Friedrich 2.105 Zur frühchristlichen Archäologie sind u. a. Wilhelm Jacobs. Aus dem 19. Jh liegt ein breit ge- Schriften von Franz Xaver Kraus, Viktor Schultze, fächerter Bestand v. a. deutschsprachiger For- Ferdinand Piper und Raffaele Garrucci vorhanden, Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 149 zu den römischen Katakomben Paulus Aringhus’ Literatur zur Ägyptologie und insbesondere zur Roma subterranea novissima (Rom 1651; auch in altägyptischen Sprachforschung zahlreich vor- der Handausgabe, Arnheim 1671). Die Literatur zu handen ist, vertreten Heinrich Brugsch (34 Titel), den Etruskern geht überwiegend auf das 19. Jh Jean-François Champollion (25), Gaston Maspero zurück und weist die Standardwerke von George (18), Karl Richard Lepsius (16), François Chabas Dennis, Jules Martha und Carl Otfried Müller (15), Gustav Seiffahrt (12), Jacques de Morgan sowie Beschreibungen von Nekropolen und Fund- (11) und der Schweizer Ägyptologe Edouard gattungen auf. Naville (11). Als Kuriosum sei ein Verzeichnis der ägyptischen Postämter (Kairo 1898) genannt, das aus dem Bestand des Christentumsarchivs Vorderorientalische Altertumswissenschaft und stammt. Ägyptologie 2.106 Der historische Bestand im Fachgebiet »Vor- 2.110 Es liegen mehrere koptische Bibelausgaben derorientalische Altertumswissenschaft [unter vor (6 Titel), so das Neue Testament (London »Alter Orient« aufgestellt] und Ägyptologie« 1716) sowie der Pentateuch und die Propheten umfasst 1710 historische Titel. Davon entfallen (London 1731), beide von David Wilkins heraus- 1345 auf »Vorderorientalische Altertumswissen- gegeben. Aus dem 19. Jh sind u. a. koptisch-gnosti- schaft« und 365 auf »Ägyptologie« (inkl. Koptolo- sche Schriften, Grammatiken und Wörterbücher gie). Aus historischen Gründen stehen die Titel zur sowie Studien zur koptischen Sprache u. a. von Assyrologie grösstenteils unter »Ägyptologie«. Es Amedeo Peyron, Moritz Gotthilf Schwartze und finden sich 19 Titel aus dem 17.Jh, 103 aus dem Ludwig Stern vorhanden. 18. und 1588 aus dem 19. Jh; sie verteilen sich zur Hauptsache auf Deutsch (896), Französisch (331), Vorderorientalische Altertumswissenschaft Latein (256) und Englisch (95). Titel zu »Ägyptolo- 2.111 Den grössten Teil des Fachgebiets »Vorder- gie und Vorderorientalischer Altertumswissen- orientalische Altertumswissenschaft« macht die schaft« stehen auch im Fachgebiet »Kunst- Bibliothek von Prof. Johann Jacob Staehelin aus. geschichte« sowie bei den Reiseberichten zur Geo- Es handelt sich um 1090 Titel (unter der Signatur graphie-Ethnologie. Zum Teil ergeben sich Über- »Staeh«) von insgesamt 1345 historischen Titeln schneidungen mit »Semitistik« und dem Hauptfach- zur vorderorientalischen Altertumswissenschaft gebiet »Religionswissenschaft«. bzw. 1710 Titeln des Fachgebiets »Vorderorienta- 2.107 Im Fachgebiet »Vorderorientalische Alter- lische Altertumswissenschaft und Ägyptologie«. tumswissenschaft und Ägyptologie« befinden sich Diese Sondersammlung stellt eine Fundgrube zu die Reiseberichte und die hauptsächlich auf das allen Themengruppen des Hauptfachgebiets dar. 19. Jh zurückgehende Forschungsliteratur zu sämtli- Die Titel des 17.Jhs stammen alle aus der Samm- chen einschlägigen Themenbereichen: Sprachunter- lung Staehelin, u. a. ein Bericht Jean-Baptiste suchungen, Wörterbücher, Grammatiken und Text- Taverniers über eine Reise nach Persien und in ausgaben zu den einschlägigen Sprachen, Werke zur die Türkei (15 weitere Titel desselben Autors sind Geschichte, Archäologie und Kunst Ägyptens, des anderen Fachgebieten zugeordnet). Die übrigen Vorderen Orients und Asiens. Titel des 17.Jhs unter der Signatur »Staeh« gehö- ren eigentlich zur »Semitistik«. Für das 18. Jh Ägyptologie sind u. a. die Reisebeschreibungen Carsten Nie- 2.108 Ein bemerkenswerter Teil der Bestände zur buhrs sowie Richard Pocockes zu erwähnen. Die Ägyptologie stammt aus dem Kauf der ägyptologi- Orientalische und exegetische Bibliothek (Frankfurt – schen Fachbibliothek des Neuenburger Universi- a. M. 1771 1798) von Johann David Michaelis, tätsprofessors Gustave Jéquier (1868–1946); wei- ebenfalls aus der Sammlung Staehelin, ist eine der tere Werke kamen durch den Ägyptologen und frühen Zeitschriften des Fachgebiets. Zu nennen ist Assyrologen Alfred Boissier (1868–1945) an die ausserdem die enzyklopädische Bibliothèque orien- Bibliothek. tale (Maestricht 1776, 1781) von Barthélemy d’Herbelot. 2.109 Beachtenswert sind die Hieroglyphica des Pierius (7 Titel) aus dem 16. Jh, insbesondere 2.112 Das Feld der orientalistischen und assyro- die seltene Ausgabe von Isingrin (Basel 1556), wie logischen Literatur des 19. Jhs ist mit Autoren auch die Hieroglyphica des Horapollo mit 7 Titeln wie François Lenormand (21), Friedrich vor 1900 (5 aus dem 16. Jh, davon 3 Basler Delitzsch (15), Johann August Vullers (11), Drucke). Neben dem Werk des Murtada- Ibn al-'Af¯ıf Georg Steindorff (6) und James Darmesteter (4) in der französischen Übersetzung (Paris 1666) abgesteckt. Textausgaben und Übers. bzw. Nach- finden wir aus dem 17.Jh die Schriften Athanasius dichtungen in europäische Nationalsprachen sind Kirchers über die koptische Sprache und dessen u. a. von in Sanskrit, Persisch, Hindi und Tür- Entzifferungsversuche der Hieroglyphen (7 Titel). kisch verfassten Werken zahlreich vorhanden, Im 18. Jh ist die ägyptologische Literatur u. a. durch ebenso philologische Publikationen zu den Paul Ernst Jablonski vertreten. Das 19. Jh, aus dem genannten Sprachen. 150 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

Semitistik, Judaistik und Islamwissenschaft Levita, den eigenen grammatischen Werken und Wörterbüchern des Hebräischen und Aramäischen 2.113 Zum Fachgebiet »Semitistik« gehören 1635 sowie mit seiner wichtigsten Publikation, der Biblia historische Titel, aufgestellt unter »Urgeschichte Hebraica mit lateinischer Übers. und Kommentaren Orient Altertum«, grosse Bestände unter »Reli- (2 Bde, Basel 1534/35). Bei Waldkirch kamen v. a. gionswissenschaft« sowie weitere in mehreren Son- jüdische Gebetbücher heraus, ferner das Maase- dersammlungen (u. a. Frey-Grynaeum, Kirchen- Buch, Eyn shön Mayse bukh (1602), auf jiddisch. archiv und bei den Inkunabeln und Frühdrucken), Ausserdem gibt es auf jiddisch u. a. Die Megilla in insgesamt 6000 Titel, die hier mitgezählt wurden. tütscher Sprach (Basel ca. 1557), das Sefer Dani’el Es handelt sich um Drucke in semitischen Sprachen, (Basel 1556) sowie der Pentateuch mit Megillot, zur semitischen Sprach- und Literaturwissenschaft, Haftaren und gekürztem Raschikommentar. Hinzu über islamisches und jüdisches Recht, religiöse und kommen jüdische religionsphilosophische Drucke, kulturelle Schriften zu Islam und Judentum, zur Schriften zur Ethik und Homiletik, bedeutende Auseinandersetzung dieser Religionen mit dem halachische Werke, ferner kabbalistisches Schrift- Christentum sowie um Geschichtswerke und Reise- tum. Neben den Basler Drucken sind zahlreiche berichte. Werke bedeutender christlicher Hebraisten des 16. Jhs vorhanden, u. a. von Paul Fagius, Matthaeus Aurogallus, Johannes Reuchlin, Johannes Böschen- Hebräische und aramäische Sprachen, Judaistik stein, Johannes Forster. 2.114 Dieser Fachbereich umfasst ca. 3500 Titel, ca. 1800 in hebräischer, 1000 in deutscher, 400 in 2.116 Auf das 17.Jh gehen rund 200 hebräische lateinischer, 80 in jiddischer Sprache und der Rest Drucke (30 aus Basler Offizinen) zurück, ferner in mehr als einem Dutzend weiterer Sprachen. Da fünf Basler Publikationen auf Jiddisch, davon drei Basel im 16. und 17.Jh zu einem Zentrum des bei Waldkirch erschienen. Bei den Basler Drucken hebräischen Buchdrucks wurde, liegt ein Sammel- handelt es sich hauptsächlich um jüdische Gebet- schwerpunkt auf dem in Basler Offizinen gedruck- bücher, halachische und aggadische Schriften sowie ten hebräischen Schrifttum. Obwohl seit 1397 keine um Bibeltexte mit Kommentaren (Raschi, Kimhi Juden mehr in Basel lebten, wurden jüdische etc.), ausserdem um philologische Werke, z. B. um Gelehrte temporär als Sachverständige, Korrekt- die Praeceptiones grammaticae de lingua Hebraea oren und Drucker beigezogen. Hebraisten wie und die Epitome radicum Hebraicarum et Chaldai- Konrad Pellikan, Johannes Reuchlin, Sebastian carum von Johannes Buxtorf dem Älteren (1605 Münster, Johannes Böschenstein, Johannes Buxtorf und 1607). Hervorzuheben ist die von Buxtorf d. Ä. der Ältere und der Jüngere brachten die hebräische mit dem Drucker Abraham ben Elieser in Braun- Philologie in Basel zur Blüte. Die Buxtorf-Biblio- schweig herausgegebene Biblia sacra Hebraica & thek mit ihrer eindrücklichen Sammlung hebräi- Chaldaica cum masora ac selectissimis Hebraeorum – scher Bibeln, rabbinischer Texte und Werken christ- interpretum commentariis (1618 1620). Die Werke licher Hebraisten wurde 1705 von der Universitäts- von Johannes Buxtorf dem Älteren und dem Jünge- bibliothek gekauft, wohin auch aus dem Amerbach- ren sind vollständig vorhanden. Mit ihren Schriften Kabinett, der Bibliothek von Remigius Fäsch und sind weitere bedeutende Hebraisten wie Wilhelm aus dem Frey-Grynaeum bedeutende Bestände Schickard (18 Titel), Jacob Alting (10) und John gelangten (s. Sondersammlungen). Lightfoot (7) vertreten. 2.115 Es sind 260 hebräische Drucke des 16. Jhs 2.117 Aus dem 18. Jh fallen etliche Bücher zur vorhanden, darunter 87 aus Basler Offizinen. Bei Geschichte jüdischer Gemeinden in Europa auf, so den Basler Drucken handelt es sich v. a. um Bibel- Johann Caspar Ulrichs Sammlung jüdischer texte mit Kommentaren christlicher oder jüdischer Geschichten, welche sich mit diesem Volk in dem Gelehrter, Rabbinica, jüdische Gebetbücher sowie XIII. und folgenden Jahrhunderten bis auf 1760 in um hebräische Sprachlehren und Wörterbücher. Bei der Schweitz von Zeit zu Zeit zugetragen (Basel Froben wurden Sefer Tehillim (1516) und Mišle 1768). Werke, die von der polemischen bzw. apolo- Šlomo (1520), beide hrsg. von Konrad Pellikan, getischen christlichen Auseinandersetzung mit jüdi- gedruckt. Hier kam auch, mit Israel Sifroni als scher Religion und Kultur zeugen, sind breit vertre- Korrektor, die Talmud-Ausgabe (6 Bde, 1578– ten – auch solche zum Thema »Judenbekehrung«, 1581) heraus – allerdings mit gewissen Beeinträch- zu welchem sich vom 16. bis zum 19. Jh zahlreiche tigungen des Textes durch die Zensur. Sifroni Schriften finden. Unter den wissenschaftlichen Wer- druckte bei Froben weitere hebräische Werke des ken zur jüdischen Kultur und Geschichte befinden Jakob ben Isak Luzzatto und Sefer Toldot Aharon sich Schriften der Orientalisten Adrian Reeland (14 (1580) von Ahron Pesaro. Sebastian Münster gab Titel) und Johann Andreas Danz (5) sowie solche u. a. David Kimhis Perušim zu den Propheten Joel, bedeutender jüdischer Autoren, z. B. Moses Men- Malachi und Amos heraus (1530/31). Münster ist delssohn (29 Titel im 18. Jh, 15 im 19. Jh), einzelne mit seinem Werk vollständig vertreten, u. a. mit sei- Talmudtraktate und hebräische Bibeln bzw. Bibel- nen Übers. der grammatischen Werke des Elia teile mit Kommentaren. Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 151

2.118 Aus dem 19. Jh liegen Werke zur hebräi- Amharisch und 17 Titel in äthiopischer Sprache schen Sprache inkl. Grammatiken und Wörter- vorhanden, grösstenteils zu Missionszwecken über- bücher sowie erneut Publikationen zur jüdischen setzte christliche Texte. Geschichte und Kultur vor. Ausserdem bilden anti- 2.122 Aus dem 16. Jh stammt das erste in bewegli- semitische (August Rohling) bzw. »judenmissio- chen arabischen Lettern gedruckte Werk, ein Horo- narische« Schriften einen Teil des Bestands, dem logium, das 1514 in Fano gedruckt worden ist. auch hebräische Drucke aus dieser Zeit zuzurech- Neben arabischen Versionen von Texten der nen sind (ca. 20 von 280 Titeln). Beim grösseren griechisch-römischen Antike, z. B. von Euklids Ele- Teil der hebräischen Titel handelt es sich um jüdi- menta (Rom 1594), finden sich erste europäische sche Gebetbücher, Bibeldrucke, rabbinische und Drucke wissenschaftlicher Werke arabisch schrei- sonstige religiöse und religionsphilosophische Lite- bender Autoren, zu zum Beispiel von Avicenna (Ibn ratur. Mit der »Judenemanzipation« befassen sich Sı¯na¯), gedruckt 1593 in Rom mit den berühmten ungefähr 30 Titel, u. a. Publikationen zu den Basler mediceischen Typen. Aus der mediceischen Drucke- Zionistenkongressen (4 Titel im 19., 8 im 20. Jh). rei liegt auch eine Übersetzung der vier Evangelien Aramaica und Syriaca ins Arabische vor (Rom 1591). Im Bereich Philolo- gie und Grammatik sind die Werke von Guillaume 2.119 Es gehören ca. 70 syrische und rund 20 ara- Postel zu erwähnen (20 Titel des 16. Jhs, davon 7 mäische Titel zum Bestand, exklusive Talmud- zur Semitistik). drucke und hebräische Bibeldrucke mit aramäi- schen Kommentaren. Aus dem 16. Jh sind u. a. 2.123 Im Zusammenhang mit der Auseinander- grammatische Werke und Wörterbücher, z. B. das setzung der Humanisten mit der arabischen Welt Dictionarium Chaldaicum (Basel 1527), die Chal- und der Rezeption des Islam durch die Reformation daica grammatica (Basel 1527) von Sebastian ist die Koranedition des Reformators Theodor Münster sowie die Grammatica Chaldaea et Syra Bibliander, Machumetis Saracenorum principis, (Genf 1569) von Immanuel Tremellius, vorhanden, eiusque successorum vitae, ac doctrina, ipseque ferner die seltene syrische »Lesefibel« Syriacae lin- alcoran, von grossem Interesse. Diese erste lateini- guae prima elementa (Wien 1555) des Humanisten sche Druckausgabe des Korans kam in Verbindung und Orientalisten Johann Albrecht Widmannstetter, mit dem sogenannten Corpus Toletanum und diver- dessen syrische Übers. des Neuen Testaments eben- sen, z. T. polemisch gegen den Koran gerichteten falls vorliegt (Wien 1555). Aus dem 17. und 18. Jh Traktaten in Basel bei Oporin heraus (1. Aufl. finden sich mehrere Bibelübersetzungen ins Syri- 1542/43; 2., neu gesetzte und veränderte Aufl. Basel sche, ausserdem das Lexicon Chaldaicum talmudi- 1550). Bestandteil dieser Ausg. war u. a. die um cum et rabbinicum (u. a. Aufl. Basel 1634 und 1300 entstandene Confutatio Alcorani des Domini- 1639) von Johannes Buxtorf dem Älteren, aus dem kanermönchs Ricoldus de Montecrucis, die später 19. Jh Grammatiken, Lehr- und Wörterbücher der auch separat gedruckt wurde (Basel [nach 1580]). aramäischen Sprachen sowie einige syrische Text- Contra Mahometem apologiae (Basel, Oporin ausgaben. 1543) des Johannes VI. Cantacuzenus, Kaiser des byzantinischen Reichs, liegt in einem Fall einzeln, Arabistik und Islamwissenschaft im andern zusammengebunden mit Biblianders 2.120 Dieser Fachbereich bildet einen Schwer- Koranausgabe vor. punkt der Sammlung. Fast alle frühen Koran- 2.124 Aus dem 17.Jh stammen die ersten deut- übersetzungen in europäische Sprachen sowie fast schen Koranübertragungen, die Zusammenfassung sämtliche europäischen Erstdrucke arabischer und Alcoranus Mahometicus (Frankfurt 1611) von persischer Schriften sind vorhanden. Bedeutende Heinrich Leuchter aus der Bibliothek Rudolf Tschu- Kontingente stammen aus dem Bestand des Frey- dis, die erste vollständige deutsche Koranausgabe Grynaeums und aus reich bestückten Sammlungen, des schwäbischen lutherischen Theologen Salomon z. B. des Basler Orientalisten Rudolf Tschudi Schweigger, Alcoranus Mahometicus (Nürnberg (1884–1960). Aus seinem Besitz kamen alle wichti- 1616), basierend auf der italienischen Koranüber- gen osmanischen Geschichtsschreiber sowie einige tragung von Arrivabene von 1547, sowie L’Alcoran Raritäten an die Universitätsbibliothek, aus der de Mahomet (u. a. Paris 1672, 1685), die Koran- Büchersammlung des Basler Prof. für Islamwissen- übersetzung André du Ryers aus dem Arabischen schaft Fritz Meier (1912–1998) u. a. Reiseberichte ins Französische. Die lateinischen Koranausgaben, und frühe orientalische Ausgaben. Ludovico Marracios Alcorani textus universus 2.121 Der Fachbereich umfasst rund 2400 Titel (Padua 1648) und Al-Coranus (Hamburg 1694) (16. Jh: 30; 17.Jh: 150; 18. Jh: 220; 19. Jh: 2000). von Abraham Hinckelmann, gehören ebenfalls zum Rund 900 Werke tragen deutsche, 650 arabische, Bestand. ca. 400 lateinische und ca. 180 französische Titel. 2.125 Im Bereich »Philologie und Grammatik« Die übrigen Drucke verteilen sich auf rund ein sind die Werke von Thomas Erpenius (20 Titel des Dutzend weitere Sprachen, u. a. Englisch, Spanisch, 17., 6 des 18. Jhs) zu erwähnen. Von seinem Schüler Altgriechisch, Persisch, Türkisch. Es sind 8 Titel auf Jacob Golius sind ebenfalls wichtige Werke vorhan- 152 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) den. Letzterer unterrichtete den reformierten Zür- geht auf das 19. Jh (4269 Titel) zurück; fast gleich cher Theologen Johann Heinrich Hottinger. Sein viele Werke sind in deutscher (1792) und in lateini- Promtuarium (Heidelberg 1658) enthält die erste scher (1762) Sprache verfasst. Der hohe Anteil an arabische Bibliographie. Hinzu kommen arabisch- lateinischen Titeln des 19. Jhs erklärt sich durch die lateinische Parallelausgaben verschiedener Werke, grosse Zahl an Dissertationen (ca. 1400) zu den die u.a. von Edward Pocock übersetzt worden sind. Philologien, die unter dieser Signatur aufgestellt 2.126 Aus dem 18. Jh sind bedeutende Islamwis- wurden. senschafter und Arabisten vertreten, z. B. Adrian 2.130 Die Abteilung »Sprachen und Literaturen« Reeland (24 Titel), Johann Jakob Reiske (10) und wird ergänzt durch Bestände verschiedener Albert Schultens (21). Erwähnenswert sind die Sondersammlungen. Die umfangreichsten sind die Übersetzungen von Alf layla wa-layla durch der Allgemeinen Lesegesellschaft und des Frey- Antoine Galland, Les mille et une nuit (12 Bde, Den Grynaeums (s. Sondersammlungen) mit 11.302 Haag 1746–1761), ferner 3 Werke aus den Bestän- bzw. 8866 Titeln, die Bibliothek Karl Steffensens den des Frey-Grynaeums, Des Korans allererste (2696 Titel), diejenige von Vater und Sohn deutsche Uebersetzung aus der arabischen Urschrift Wilhelm Vischer (2898), die Bibliothek Fritz Lieb von David Megerlin, Die Türkische Bibel (Frank- (2060) und die Bibliothek Wilhelm Wackernagel furt a. M. 1772) sowie der von Katharina der Gros- (1965). sen finanzierte Korandruck (Petersburg 1787). 2.127 Aus dem 19. Jh sind sowohl arabische Text- ausgaben (590) als auch zahlreiche Übers. bzw. Indoeuropäische Sprachenfamilie Nachdichtungen arabischer Werke in europäischen 2.131 Die Fachgebiete »Indologie und Indogerma- Nationalsprachen vorhanden, z. B. Tausend und nistik« umfassen zusammen 765 historische Titel; eine Nacht zum ersten Male aus dem arab. Urtext 182 davon finden wir in der unten beschriebenen treu übersetzt (Stuttgart 1838–1841) von Gustav Sammlung von Adolf Baumgartner. Die Mehrheit Weil. Von Interesse sind die Reiseberichte und ara- der übrigen 583 Titel stammt aus dem 19. Jh (580 bischen Sprichwörtersammlungen des Basler »Sheik Titel). Die am häufigsten vertretene Sprache ist Ibrahim«, Johann Ludwig Burckhardt (11 Titel des Sanskrit mit 165 Titeln (2 aus dem 18. Jh), gefolgt 19. Jhs). Das reiche Angebot an arabistischer und von 157 englischen, 134 deutschen, 26 französi- islamwissenschaftlicher Literatur umfasst auch schen und 11 lateinischen Titeln. Es finden sich Arbeiten Albert Socins, des aus Basel stammenden auch Drucke in Persisch, Hindi, Pali, Sindhi, Repräsentanten der deutschen Islamwissenschaft, Bengali und Marathi. Die persische Literatur wird und von Adam Mez, dem Begründer der Islam- in Werken des 19. Jhs (44 Titel) behandelt. wissenschaft an der Universität Basel. 2.132 Zu erwähnen ist hier die Sondersammlung »Bibliotheca Indica« Alfred Sarasins mit verschie- Sprachen und Literaturen denen Werken zur indischen, persischen und zent- 2.128 Das Hauptfachgebiet »Sprachen und Litera- ralasiatischen Kunst sowie mit zahlreichen Reise- turen« umfasst insgesamt 33.061 Titel, was 11 % berichten, die das Fachgebiet mit 436 Titeln, davon des hier einschlägigen historischen Gesamtbestands 54 Zeitschriften zur Indologie, ergänzt. Die Mehr- entspricht. Darin nicht enthalten sind die Sprachen zahl der Werke stammt aus dem 19. Jh (410) und ist der Semitistik sowie andere Sprachen des Orients, in englischer Sprache verfasst (356). die dem Hauptfachgebiet »Urgeschichte Orient 2.133 Der grössere Teil der Schriften betrifft die Altertum« angegliedert sind. Chronologisch vertei- Sanskrit-Literatur (494 Titel mit Textausgaben im len sich die Titel auf 476 Inkunabeln, 4529 Titel Original und in Übers.). Zudem finden wir viele des 16. Jhs, 1991 Titel aus dem 17.Jh, 3719 Titel indische Originalausgaben in den Reihen »Biblio- aus dem 18. Jh und 22.318 Titel aus dem 19. Jh. theca Indica« und »Kavyamala«. Bei den Verfassern Etwa ein Drittel (11.590 Titel) ist in deutscher sind v. a. die wichtigsten deutschsprachigen Autoren Sprache verfasst, gefolgt von Latein (9630), Franzö- zur vergleichenden Grammatik und zum Studium sisch (4614), Englisch (2919), Italienisch (1439) des Sanskrit vertreten: Friedrich Max Müller (32), und Altgriechisch (985). Ferner finden wir 1879 Franz Bopp (21), Albrecht Weber (18), Rasmus Titel in weiteren Sprachen, so in Spanisch, Rus- Kristian Rask (15), August Schleicher (15), August sisch, Niederländisch und Sanskrit. Im Folgenden Friedrich Pott (14), Theodor Benfey (14), Christian nicht weiter erwähnt werden die kleinen Bestände Lassen (13), Ferdinand Justi (11), Jakob Wacker- zu den finno-ugrischen (55 Titel) und den künstli- nagel (5) und Friedrich Schmitthenner mit Werken chen Sprachen (47) sowie zum Keltischen (22). über die Erforschung der Ursprache (9). 2.129 Zu diesem Fachgebiet wird auch die Samm- 2.134 Beachtenswert ist die Sammlung armeni- lung »Philologie Convolute« (»Phil Conv«) mit scher Literatur des Historikers Adolf Baumgartner 4358 Titeln gezählt, die aus verschiedenen kleine- (1855–1930), die mit 182 Titeln des 19. Jhs (3 aus ren Schriften wie Vorträgen, Separata und Disserta- dem 18. Jh) in der Rara-Abteilung aufgestellt ist. tionen besteht. Die Mehrheit dieser Druckschriften Herausragend sind die 134 armenischen Original- Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 153 ausgaben (2 aus dem 18. und 132 aus dem 19. Jh). Werke von Gerhard Johann Vossius, aus dem 18. Jh Die weiteren Titel verteilen sich auf Französisch Schriften von Johann Albert Fabricius, Johann J. (27), Deutsch (8), Italienisch (4), Englisch, Rus- Eschenburg sowie aus dem 19. Jh von Gottfried sisch, Türkisch und Osmanisch. Abgesehen von den Bernhardy. Werken zur armenischen Sprache und Literatur sind v. a. solche zur Geschichte Armeniens und zur Griechische Sprache armenischen Kirche vertreten. 2.139 Die frühen gedruckten Wörterbücher, z. B. der erste Druck eines griechischen Lexikons, das Klassische Philologie und Literatur des Lexikon kata stoicheion (Mailand 1476) des Johan- Humanismus nes Crastonus, Grammatiken wie die Institutiones 2.135 Der Fachbereich »Klassische Philologie« Graecae grammatices (Venedig 1497) und Etymolo- enthält das klassische Latein, Mittel- und Neu- gien wie das Etymologicum magnum (Venedig latein, das Alt-, Mittel- und Neugriechische sowie 1499) sind zum Teil mehrfach vertreten. Die Werke der Humanisten. Letztere bilden den zentra- meisten dieser Werke tragen ein Exlibris der Basler len und wertvollsten Teil der Sammlung und umfas- Klosterbibliotheken oder von Basler Gelehrten des sen insgesamt 14.030 bis zum Jahr 1900 erschie- 15. und 16. Jhs, z. B. der Amerbach oder von Simon nene Titel. Erwartungsgemäss ist dieses Fachgebiet, Grynaeus. Aus dem 16. Jh finden wir 83 in Basel der humanistischen Prägung der Lehre in Basel ent- gedruckte griechische Grammatiken, Wörterbücher sprechend, sehr gut vertreten. Der Hauptbestand und Lehrbücher, zum Beispiel Theodor Gazas erstreckt sich über 3 Signaturengruppen, wobei in Grammatica introductiva in einer Übers. von Eras- den ersten beiden Gruppen Werke griechischer und mus (1516) als Teilerstdruck und als griechischen römischer Autoren z. T. unter denselben Signaturen Erstdruck Frobens, ferner als erstes Basler Griechi- stehen. Die dritte Signaturengruppe ist für die Auto- schwörterbuch das Dictionarium Graecum (1519). ren des Humanismus sowie für dazugehörige Unter den Basler Drucken gibt es mehrere Erstau- Sekundärliteratur bestimmt. Ein grosser Teil des sgaben, so das griechische Lehrbuch des Martin frühen historischen Bestands zur klassischen Philo- Crusius Puerilis in lingua Graeca institutio (1558), logie stammt aus Basler Offizinen. die einzige lateinische Übers. von Julius Pollux’ Onomasticon (1541), ferner zahlreiche für die Bas- 2.136 Das Basler Signaturensystem hat zwangs- ler Schulen bestimmte Lehrbücher, darunter das läufig Überschneidungen der Fachgebiete zur Folge, offizielle Lehrbuch für den Griechischunterricht am so dass diese zahlenmässig getrennt nur ungenau 1589 neuorganisierten Gymnasium, die Grammati- beschrieben werden können. Eine Vielzahl antiker ces Graecae tyrocinia prima in usum adolescentium Werke findet sich z. B. in den Fachgebieten der classis tertiae Basiliensis gymnasii collecta (1590), Theologie und der Philosophie, und die frühesten und die 1552 bei Oporin erschienenen Demegoriai, Drucke sind in den für Inkunabeln und Frühdrucke Reden aus Xenophons Werken in der Original- bestimmten Sondersammlungen integriert. Im sprache mit möglichst wortgetreuer Übers. Des Wei- Gesamtbestand dominieren die lateinsprachigen teren zu erwähnen ist das Sprach- und Reallexikon Titel (9241) neben 2725 deutschen, 1012 griechi- Suda (Basel 1544), von dem auch ältere Ausg., schen, 604 französischen, 189 englischen und 135 darunter 1499 in Venedig oder in Mailand italienischen Publikationen. Die meisten Drucke gedruckte, vorliegen. stammen aus dem 19. Jh (6320), bedeutend ist der Anteil von Inkunabeln (417) und von Titeln aus 2.140 Die Lehrbücher von Autoren des 16. Jhs wie dem 16. Jh (4116); ihnen gegenüber stehen 1548 Philipp Melanchthon, Nicolas Clénard, Guillaume Titel des 17. und 1568 des 18. Jhs. Einen Teil des Budé, Martin Crusius, Jakob Ceporinus und Bestands machen Schriften aus den Sondersamm- Manuel Chrysoloras sind zahlreich vorhanden. Das lungen Wilhelm Vischers (516 Titel) und Karl Stef- 17.Jh wird u. a. repräsentiert durch Johann Possel, fensens (135) aus. Johann Rudolf Wettstein, das 18. Jh durch Lambert van Bos und Johann Albert Fabricius. Der Neu- 2.137 Die Unterteilungen ergeben 4 Gruppen: humanismus führte im 19. Jh zu einer wahren Flut 3037 Titel lassen sich den beiden Sprachen Latein von Grammatiken, Wörterbüchern und insbeson- und Griechisch zuordnen, 4602 Titel ausschliesslich dere von Lehrbüchern der griechischen Sprache. der lateinischen und 3901 der griechischen Litera- Vertreten sind Autoren wie Georg Curtius, Valentin tur. Hinzu kommen die Werke humanistischer Rost, Phillipp Buttmann, Ludwig Doederlein, Autoren mit 3388 Titeln. Raphael Kühner und Wilhelm Pape. Ausserdem 2.138 Zur Geschichte der antiken Literatur im All- sind 34 Titel zur neugriechischen Sprache (19. Jh) gemeinen sind 112 Titel vorhanden, 57 aus dem vorhanden. 18. Jh, 51 aus dem 19. und 4 aus dem 17.Jh. Die Sprachen Deutsch (60), Latein (30) und Französisch Griechische Literatur (18) sind am häufigsten vertreten. Unter den im 2.141 Die Signaturen zur griechischen Literatur 17.Jh erschienenen Drucken gibt es, verschiedene ohne die Drucke, die im Fachgebiet »Humanismus« Sondersammlungen eingeschlossen, insgesamt 55 aufgestellt sind, umfassen 3901 Titel. Chronolo- 154 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) gisch verteilen sie sich auf 57 Inkunabeln, 822 gebunden aus dem Besitz von Remigius Faesch in Frühdrucke, 185 Titel aus dem 17.Jh, 296 aus dem den Bestand kamen. 18. und 2539 Titel aus dem 19. Jh. Die meisten Drucke tragen einen lateinischen Titel (2086); 864 Lateinische Sprache Drucke sind griechisch-, 742 deutsch-, 123 franzö- 2.145 Im historischen Bestand zur lateinischen sisch-, 65 englisch- und 16 italienischsprachig. Sprache gibt es ca. 90 Inkunabeln und zahlreiche 2.142 Alle bekannten Autoren des griechischen Titel aus dem 16. Jh, wiederum einen grossen Teil Altertums sind vertreten. Bei den Inkunabeln über- aus Basler Offizinen. An ältesten lateinischen Grammatiken und Wörterbüchern finden wir z. B. wiegen Editionen von und Kommentare zu Texten ’ des Aristoteles (28 Titel); darunter befinden sich Donatus Ars minor 21 mal (davon 13 Inkunabeln, mehrere Kommentare von Johannes Versor und darunter 6 Basler Drucke), Diomedes (4 Inkuna- beln), Priscianus (3 Inkunabeln) und Johannes Walter Burley. Hinzu kommen u. a. Werke von ’ Plato, Thucydides, Isocrates und Theokrit. Hier fin- Ianuensis Catholicon (5 Ausg. aus dem 15. Jh, den wir auch die Basler Ausg. von Aesops Fabeln, darunter den Druck von Johannes Gutenberg). erschienen um 1489 bei Jacobus Wolff de Pforz- 2.146 Zahlreich und in verschiedenen Aufl. sind heim. Im 16. Jh bilden die Basler Drucke griechi- die Latinisten der humanistischen Epoche vertreten. scher Literatur einen Schwerpunkt. Von den Von den Wörterbüchern erwähnenswert sind die 8 gesamthaft 822 Titeln des Fachgebiets sind 377 in Exemplare des Vocabularius breviloquus des Johan- Basel erschienen. Nennenswert sind hier einige Erst- nes Reuchlin, alle aus dem 15. Jh, 7 davon in Basel drucke aus Basler Offizinen, so die erste Gesamt- gedruckt, überdies 6 Inkunabeln des Vocabularius ausgabe Orphei poetae vetustissimi opera (1555), ex quo. Vertreten sind auch Wenceslaus Brack (9 die erste lateinische Übers. der Argonautica (1550) Inkunabeln, 3 davon aus Basel), Johannes Melber, des Apollonius sowie deren erste zweisprachige die grammatikalischen Schriften des 15. Jhs durch Ausg. bei Henricpetri (1572), ferner erste Gesamt- Johannes Garlandia, Niccolò Perotti (11 Inkuna- ausgaben (u. a. Pindar, Euripides, Demosthenes). beln, davon 3 Adaptionen von Bernhard Perger), dazu 3 Inkunabeln von Pergers Grammatica nova, 2.143 Im historischen Bestand sind Ausg. aus allen eine davon 1498 in Basel gedruckt. Auch der Jhn, besonders des 19. Jhs, vertreten. So finden wir Modus latinitatis des Ulbricus Erbrardus (4 Titel) insgesamt 450 Aristotelica; bei 319 Titeln (davon und eine Ausg. von Michael Lindenbachs Praecepta 24 Inkunabeln, 146 Titeln des 16. Jhs; 68 Basler latinitatis (Reutlingen 1486) sind vorhanden. Wei- Drucken vor 1700) ist Aristoteles Autor. Hinzu ter finden wir die Werke italienischer Humanisten, kommen 241 Platoausgaben (3 Inkunabeln und 33 z. B. von Guarino Veronese (2 Inkunabeln; seine Titel des 16. Jhs), ausserdem umfangreiche Bestände Ars diphtongandi ist zudem mehrfach als Anhang zu den Tragödiendichtern, z. B. Sophokles (132 zu Reuchlins Vocabularius abgedruckt worden), Titel, davon 6 aus dem 16. Jh), Euripides (110, Anton Mancinelli und Augustinus Datus, aus dem davon 32 aus dem 16. Jh) und Aeschylus (104, 16. Jh eine Mehrzahl von Basler Drucken, u. a. von davon 4 aus dem 16. Jh). Auch Homer (177 Titel, Ambrosius Calepinus (23, davon 20 aus dem davon 44 aus dem 16. Jh) und Aristophanes (83 16. Jh, darunter 12 Basler Drucke) und Adriano Titel; eine Inkunabel und 10 Titel aus dem 16. Jh) Castellesis De sermone Latino (6, darunter 5 Basler sind gut vertreten, ferner Xenophon (150), Hesiod Drucke). Die Sprichwörtersammlung des Erasmus, (68), Aesop (68), Pindar (56), Plutarch (191, davon die Adagia, ist in zahlreichen Ausg. vorhanden (16 9 Inkunabeln, darunter eine bei Amerbach des 16. Jhs, davon 9 in Basel gedruckten). Ferner gedruckt, Basel um 1495), Lukian (74), Theophrast gibt es lateinische Lehrbücher des 16. Jhs von (56) u. a. Die Mathematik und die Naturwissen- Humanisten wie Lorenzo Valla, Julius Caesar Scali- schaften werden durch Werke von Euklid (75), ger, Jakob Pontanus, Philipp Melanchthon, Thomas Claudius Ptolemaeus (48) und Archimedes (17) Linacre und für die Orthographie Aldus Manutius repräsentiert, die altgriechische Medizin durch und Franciscus Sanctius. Grammatiken des 17. und Galen (115) und Hippocrates (100). Hervorzuhe- 18. Jhs stammen von Johann Albert Fabricius, ben sind die beiden Basler griechischen Erstdrucke Christian Gottlob Bröder, Henrik Smetius, Imma- des Claudius Ptolemaeus, der Geographia (1533) nuel Joseph G. Scheller, Gerhard Johann Vossius, und des Almagest (1538). Olaus Borrichius, dazu 8 Ausg. des Glossars für 2.144 Im Weiteren finden wir zahlreiche politische Mittel- und Spätlatein des Charles Du Fresne Du und historische Werke, z. B. von Demosthenes (95), Cange. Die Titel aus dem 19. Jh, welche die lateini- Isocrates (79), Thucydides (66) und Herodot (62). sche Sprache betreffen, haben u. a. Friedrich Nennenswert sind einmal mehr Basler Drucke des Ellendt, Wilhelm Corssen, Karl Paucker und Egidio 16. Jhs, so die erste Gesamtausgabe des Flavius Forcellini zu Verfassern. Josephus (1544), die erste lateinische Übers. der Historia nova (1576) des Zosimus sowie die Erst- Lateinische Literatur ausgabe der Turcograecia (1584) und Germano- 2.147 Die Signaturen zur lateinischen Literatur graecia (1585) des Martin Crusius, die zusammen- ohne die Drucke, die im Fachgebiet »Humanis- Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 155 mus« aufgestellt sind, enthalten 3805 Titel. Chro- 16. Jh (346); die restlichen Titel verteilen sich auf nologisch verteilen sie sich auf 151 Inkunabeln, das 17. (58), das 18. (27) und das 19. Jh (12). Unter 972 Frühdrucke, 422 Titel aus dem 17.Jh, 566 den herausragenden Autoren sind zu erwähnen aus dem 18. Jh und 1691 Titel aus dem 19. Jh. Sebastian Brant (Mitarbeit an 136 Titeln, davon 93 Die meisten Publikationen tragen einen latein- Inkunabeln, darunter 89 in Basel gedruckten, und ischen Titel (3319); 338 Titel sind deutsch-, 107 an 27 Titeln des 16. Jhs), Johannes Reuchlin (43 französisch-, 20 englisch- und 8 italienischspra- Titel, davon 13 Inkunabeln und 27 Drucke aus dem chig. 16. Jh, darunter 13 Drucke aus Basler Offizinen), 2.148 Auffallend sind die Bestände des 15. und dessen Schüler Philipp Melanchthon (272 Titel, 16. Jhs, die aus Textausgaben klassischer latein- davon 240 aus dem 16. Jh, darunter 93 aus Basler ischer Autoren bestehen: Cicero (538 Titel; 31 Offizinen) sowie Ulrich von Hutten (66 Titel, davon Inkunabeln und 158 Titel aus dem 16. Jh), Vergil 55 aus dem 16 Jh, darunter 11 Basler Drucke), (210 Titel; 10 Inkunabeln, 53 Titel aus dem 16. Jh), Heinrich Glarean (64 Titel, 62 aus dem 16. Jh, Horaz (205 Titel; 8 Inkunabeln, 29 Titel aus dem darunter 51 Basler Drucke), Ulrich Zasius (37 Titel, 16. Jh.), Ovid (168 Titel; 8 Inkunabeln, 58 Titel aus davon 32 aus dem 16. Jh, darunter 22 Basler dem 16. Jh), Caesar (155 Titel; 2 Inkunabeln, 45 Drucke), Johannes Thomas Freigius (37 Titel, Titel aus dem 16. Jh), Tacitus (151 Titel; 1 Inkuna- davon 36 aus dem 16. Jh, darunter 35 Basler bel, 17 Titel aus dem 16. Jh), Plinius d. Ä. (146 Drucke) und Nikolaus Reusner (31 Titel, davon 28 Titel; 13 Inkunabeln, 54 Titel aus dem 16. Jh), aus dem 16. Jh, darunter 7 Basler Drucke). Plautus (109 Titel; 18 aus dem 16. Jh), Terenz (105 2.151 Die frühen deutschen Humanisten sind u. a. Titel; 4 Inkunabeln, 35 Titel aus dem 16. Jh), vertreten durch Johannes Heynlin de Lapide (13 Sallust (98 Titel; 6 Inkunabeln, 18 Titel aus dem Titel, davon 7 Inkunabeln und 5 Titel aus dem 16. Jh), Seneca (98 Titel; 9 Inkunabeln, 23 Titel aus 16. Jh), Conrad Celtis (10 Titel, davon 2 Inkuna- dem 16. Jh) und Livius (97 Titel; eine Inkunabel beln und 2 Basler Drucke), Peter Luder (4 Exemp- und 29 Titel aus dem 16. Jh). Daneben finden wir lare der Ars oratoria, 1490 gedruckt in Basel bei auch grössere Bestände folgender Autoren: Juvenal, Amerbach) und Hartmann Schedel (5 Inkunabeln). Cornelius Nepos, Lukrez, Rufus, Martial und DesWeiterenzunennensindThomasMurner(40 Petron. Zu erwähnen sind die 42 historischen Titel Titel), Jakob Locher (29 Titel, davon 16 lateinische von Boethius, darunter 7 Ausg. seiner Schrift De Übers. des Narrenschiffs von Sebastian Brant, alle consolatione philosophiae (davon 2 Drucke bei in Basel gedruckt, darunter 12 Inkunabeln) und Michael Wenssler in Basel 1493), und Cicero-Aus- Jakob Wimpfeling (39 Titel, davon 18 Inkunabeln gaben mit Anmerkungen von Erasmus, so De und 17 Drucke aus dem 16. Jh), der sich für die officiis (Basel 1520) und die Tusculanae disputatio- Verbreitung des Werks des Italieners Baptista nes (Basel 1523). Mantuanus (Spagnuoli) (35 Titel) einsetzte.

Humanismus und Neulatein 2.152 Der enge Kontakt der Basler Gelehrten des 15. und 16. Jhs zum italienischen Humanismus 2.149 Das Fachgebiet »Humanismus/Neulatein«, spiegelt sich deutlich in der Sammlung, wobei viele dem eine ganze Signaturengruppe gewidmet ist, der zahlreichen Werke in Basel gedruckt wurden. So bildet den Kern der Bibliothekssammlung, welche finden wir die Schriften von Dante Alighieri (102 die Blütezeit des Humanismus wie auch die des Titel, davon eine Inkunabel und 9 Titel aus dem Buchdrucks in Basel widerspiegelt. Das Fachgebiet 16. Jh) und von Francesco Petrarca (74, davon 8 umfasst 3388 Titel mit einem wertvollen Bestand Inkunabeln und 31 Titel aus dem 16. Jh). Bereits aus dem 15. bis 17.Jh. Vorhanden sind 257 Inkuna- 1496 hatte Sebastian Brant in Basel eine Sammlung beln, 1988 Titel aus dem 16. Jh und 655 aus dem von Petrarcas lateinischen Schriften bei Amerbach 17.Jh. Für das 18. und 19. Jh finden sich dagegen herausgegeben, und 1554 erschien bei Petri die erste 275 bzw. 213 Titel. 3018 der Werke (fast 90 %) Gesamtausgabe, die 1581 nachgedruckt wurde. haben einen lateinischen Titel, 132 sind in deut- Neben Boccaccio (75, davon 6 Inkunabeln und 34 scher Sprache, 130 in griechischer, 61 in französi- Drucke aus dem 16. Jh) sind in chronologischer scher, 26 in italienischer und 14 in englischer Spra- Folge Enea Silvio Piccolomini (Papst Pius II.) (60, che verfasst. davon 22 Inkunabeln, 10 Titel aus dem 16. Jh, 9 2.150 Besonders wertvoll und vollständig ist die Basler Drucke), Filippo Beroaldo (52, davon 10 Sammlung der frühen Drucke aus Basler Offizinen. Inkunabeln, 41 Titel aus dem 16. Jh, davon 18 in Dazu kommen die Sammlungen der Drucker und Basel gedruckt), Angelo Poliziano (44, davon 23 Gelehrten der Familien Amerbach und Faesch sowie Basler Drucke aus dem 16. Jh), Pietro Bembo (34, der Klöster, z. B. der Kartause, die den Grundstock davon 11 Basler Drucke aus dem 16. Jh), Poggio humanistischer Literatur der Bibliothek bilden. Bracciolini (23), Leonardo Bruni (26), Francesco Herausragend ist der Bestand an Erasmiana mit Filelfo (20), Lorenzo Valla (35), Marsilio Ficino 598 Titeln; Erasmus war bei 589 Titeln Verfasser (35), schliesslich Torquato Tasso (75) und Niccolò oder Herausgeber. Der grösste Teil (492 Titel), Machiavelli (77) zu nennen. Ausserdem finden wir hauptsächlich Basler Drucke, stammen aus dem Werke damals in Italien tätiger byzantinischer 156 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

Gelehrter (Georgios Trapezuntios, Theodorus Gaza, 2.157 Der wertvollste Bestand dieses Fachgebiets Bessarion Nicaenus). sind die Textausgaben zur italienischen Literatur 2.153 Reich vertreten sind auch Humanisten mit den erwähnten Inkunabeln und den Drucken anderer Nationen, wie u. a. der erste französische des 16. Jhs, darunter 26 Titel aus Basler Drucke- Humanist Johannes Gerson (73 Titel), der Spanier reien. Damit liegen zu den Klassikern des 13. und Juan Luis Vives (58), die Niederländer Rudolf Agri- 14. Jhs umfangreiche Sammlungen mit zahlreichen cola (24) und Daniel Heinsius (34) sowie die Briten Frühdrucken vor: von Petrarca 115 Titel, davon 17 Francis Bacon (55) und Thomas More (20). Inkunabeln, 5 davon aus der Basler Offizin Johann Schliesslich bleiben die Humanismusforscher des Amerbach, zum Beispiel die von Sebastian Brant 19. Jhs zu nennen, so Jakob Burckhardt, Wilhelm herausgegebenen Opera Latina (1496), und 44 Wattenbach, Pierre de Nolhac und Ludwig Geiger. Titel aus dem 16. Jh, davon weitere 13 aus Basler Druckereien, von Dante 107 Titel, darunter eine Romanistik Inkunabel, 17 Titel aus dem 16. Jh, von Boccaccio 97 Titel, davon 8 Inkunabeln und 42 Titel aus dem 2.154 Das Fach »Romanistik« umfasst 6425 ein- 16. Jh, 8 davon aus Basel. Erwähnenswert sind schlägige Titel. Insgesamt sind es 4636 Werke aus auch die 8 Inkunabeln des Humanisten Angelo Poli- dem 19. Jh, 3467 in französischer, 1659 in italieni- ziano, die alle aus dem Besitz der Familien Amer- scher, 632 in deutscher, 268 in portugiesischer, 154 bach und Faesch an die Bibliothek kamen. Ferner in spanischer und 9 in rätoromanischer Sprache. sind u. a. Niccolò Machiavelli (83 Titel, davon 18 Während aus dem 16. und 17.Jh beinahe gleich aus dem 16., 18 aus dem 17. und 7 aus dem 18. Jh), viele Titel vorhanden sind (387 des 16. und 359 des Torquato Tasso (72 Titel, davon 12 aus dem 16. Jh 17.Jhs), steigt die Zahl für das 18. Jh auf 1042. mit 7 Erstausgaben, 9 aus dem 17. und 11 aus dem Obwohl die Sammlung gesamthaft mehr französi- 18. Jh), Ludovico Ariosto (54 Titel, davon 11 aus sche als italienische Titel zählt, ist bemerkenswert, dem 16., 2 aus dem 17. und 8 aus dem 18. Jh) und dass die italienischen Titel des 16. Jhs (309) um ein Pietro Bembo (34 Titel, davon 28 des 16. Jhs) ver- Vielfaches zahlreicher sind als die französischen treten. Von Bembo besonders zu beachten sind die (31). In der Romanistik finden wir 37 Inkunabeln, 5Ausg.seinerProse della volgar lingua,v.a.die wobei nur ein Druck aus dem 15. Jh im Fachgebiet Erstausgabe (Venedig 1525). aufgestellt ist, die Ausg. Dante Alegieri fiorentino (Venedig 1493). Die anderen mindestens 36 Inku- 2.158 Wenn auch nicht in dieser Fülle, so ist doch nabeln italienischer Texte, u. a. von Petrarca und die Literatur des 17.Jhs u. a. mit den Autoren Tom- Boccaccio, sind unter der neulateinischen Literatur maso Campanella (12 Titel, 11 davon aus dem im Fachgebiet »Humanismus und Renaissance« 17.Jh) und Giovanni Battista Marino (11) auch mit oder in der Sondersammlung der Inkunabeln aufge- Erstausgaben vertreten; dies gilt auch für die Litera- stellt. Zum Bestand der Romanistik werden auch tur des 18. Jhs mit Carlo Goldoni (30 Titel, davon die Nachlässe der Prof. Ernst Walser (1878–1929) 10 aus dem 18. Jh) und Vittorio Alfieri (24) sowie mit 456 und Luigi Picchioni (1784–1869) mit 245 für die des 19. Jhs mit Alessandro Manzoni (24), einschlägigen Titeln gerechnet. Ugo Foscolo (15), Giacomo Leopardi (14), Giosuè Carducci (11) und Gabriele D’Annunzio (9). Allgemeine Romanistik 2.159 In der italienischen Sprach- und Literatur- 2.155 Der Bestand zu den romanischen Sprachen wissenschaft sind die wichtigsten historischen und Literaturen im Allgemeinen umfasst 115 Titel; Schriften vorhanden. Dazu gehören mehrere davon sind 111 im 19. Jh erschienen. Die Sprachen Exemplare und die Erstausgabe des Vocabolario Deutsch (40), Französisch (37), Latein (23) und Ita- degli accademici della Crusca (Venedig 1612). lienisch (12) sind am besten vertreten. Es handelt Beachtenswert ist der separat aufgestellte Nachlass sich mehrheitlich um Dissertationen (85) zu einzel- des Prof. für italienische Sprache und Literatur nen Themen aus dem gesamten Fachgebiet. Luigi Picchioni, von dessen 245 Werken 222 Titel in italienischer Sprache verfasst sind (16. Jh: 17; Italienische Philologie 17.Jh: 14; 18. Jh: 20; 19. Jh: 171). Seine Sammlung 2.156 Auf die italienische Philologie entfallen ergänzt den Bestand der Italianistik durch Werke 2038 Titel; ein Grossteil dieser Werke sind Textaus- zur italienischen Geschichte und Geistesgeschichte, gaben italienischer Literatur, ein kleinerer Teil worauf die ältesten Werke seiner Bibliothek hinwei- beschäftigt sich mit der italienischen Sprache und sen. Neben 3 italienischen Aristoteles-Übersetzun- Literaturgeschichte. Auffallend in der Verteilung gen finden wir aus dem 16. Jh u. a. Publikationen auf die Jhe ist ein sehr reicher Bestand aus dem von Savonarola, Sperone Speroni und Giovanni 16. Jh mit 336 Titeln, wobei aus den folgenden bei- Bottero, letzteren auch im 17.Jh zusammen mit den Jhn nur 157 bzw. 203 Titel, aus dem 19. Jh Gregorio Leti. Picchionis Hauptinteresse galt dem aber 1342 Titel vorhanden sind. Der grösste Teil Studium von Dante (20 Titel), über den er auch der Werke ist in italienischer Sprache abgefasst Arbeiten veröffentlichte (4). Aus dem 19. Jh gibt es (1559), andere in Deutsch (207), Französisch (94), v. a. Werkausgaben und Sekundärliteratur sowie Spanisch (85), Latein (47) oder in Englisch (21). einige Titel zur italienischen Sprachwissenschaft. Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 157

2.160 Aus der Sammlung des Basler Italianisten Geistesgeschichte mehrfach und in verschiedenen Ernst Walser sind 279 kostbare Drucke dazuge- Aufl. vertreten. kommen (16 aus dem 16. Jh, 4 aus dem 17.Jh, 30 aus dem 18. Jh und 229 aus dem 19. Jh, davon 210 Iberoromanische Philologie in italienischer Sprache). Walser beschäftigte sich 2.164 Die historischen Sammlungen dieser Sprach- mit dem Verhältnis der italienischen Renaissance gebiete sind relativ klein, wobei auffällt, dass die zur Religion. Neben seinem Hauptinteresse an Pog- portugiesischen (373) die spanischen (154) Origi- gio Bracciolini zeichnet sich seine Sammlung u. a. nalausgaben um das Doppelte übersteigen und die durch Werke von Petrarca, Boccaccio, Angelus Poli- spanische Literatur häufiger in deutscher oder tianus und Franciscus Philelphus (Epistolare, Basel anderer Übers. im Bestand aus der Lesegesellschaft [1506]) aus. oder anderen Sondersammlungen vorhanden ist. Französische Philologie 2.165 Die älteste spanische Literatur ist mit 7 Bearbeitungen des Amadís de Gaula-Stoffs (davon 2.161 Der Bestand zur französischen Sprache und 3 im 16. Jh) repräsentiert. Verschiedene Ausg. Literatur umfasst 3663 Titel, der grösste Teil davon bedeutender Werke der spanischen Literatur von in französischer Sprache (3303 Titel, ferner 303 Mateo Alemán bis Lope de Vega finden sich v. a. in deutsche, 20 englische, 13 italienische und 13 latei- deutschen und französischen Übers. In die verschie- nische Titel). Die Mehrheit der Werke stammen aus densten Sprachen übersetzt und in grösserem dem 18. (749) und dem 19. Jh (2705). Umfang vorhanden sind Miguel de Cervantes 2.162 Den Schwerpunkt des Fachgebiets mit zwei Saavedra (43) und Pedro Calderón de la Barca (35). Dritteln der Titel (2479) bilden die Textausgaben Häufig vertreten sind die frühen portugiesischen französischer Literatur aus allen Epochen, v. a. des Autoren Luís de Camões (13) und Fernão Mendes 16. und 19. Jhs. Unter den ältesten Titeln finden Pinto (4), aber auch spätere wie Johann Baptist sich Werke von François Rabelais (3 aus dem 16. Laitao de Almeida-Garrett (9). und 4 aus dem 17.Jh, im ganzen 59 einschlägige 2.166 Die Sprach- und Literaturwissenschaft Titel), Michel de Montaigne (2 Titel aus dem 16. umfasst 245 Titel. Die ältesten Titel sind meist und 6 aus dem 17.Jh, im ganzen 33 historische Wörterbücher, so der Dictionario coloquios o dia- Titel) und Pierre de Ronsard (3 Titel aus dem logos en quatro lenguas flamenco, frances, español 16. Jh). Auffallend in der Sammlung französischer yitaliano(Antwerpen 1568). Literatur sind die breite Fächerung der vorhande- nen Titel und die Präsenz aller literarischen Epo- Germanistik chen in Originaltexten (2323 Titel in französischer Sprache). Hervorzuheben sind Voltaires Œuvres 2.167 Die quantitative Erfassung der historischen complètes (71 Bde, Basel 1784–1790). Speziell der Bestände im Fach »Germanistik« ist problematisch, französischen Literaturwissenschaft und Literatur- weil sich die literarischen Texte durch ihre themati- geschichte zugeordnet sind 444 Titel vorwiegend sche Offenheit auszeichnen. Deshalb wurden Titel, aus dem 19. Jh (385). Am häufigsten vertreten ist die heute zur deutschsprachigen Primärliteratur die französische Sprache (348), die anderen Spra- gehören, anderen Sachgebieten zugeordnet: Erbauli- chen sind Deutsch (51), Englisch (7) und Italienisch ches bei der Theologie, Reiseberichte bei geographi- (1). Für das 18. Jh sind die 2 Exemplare von Phili- schem, historische Romane bei historischem Mate- bert Papillons Bibliothèque des auteurs de Bour- rial etc. Alle diese Bestände sind deshalb nicht gogne (Dijon 1742) sowie die Histoire littéraire de quantifizierbar. Die folgenden Zahlen, die sich aus la France (Paris 1743–1835) der Pariser Académie den Signaturen des Fachgebiets »Germanistik« und des inscriptions et belles-lettres erwähnenswert. Der einigen besonders »literaturlastigen« Sondersamm- Bestand aus dem 19. Jh enthält mehrheitlich litera- lungen ergeben und insgesamt 9822 Titel vor 1900 turkritische Schriften, darunter Sainte-Beuve und umfassen, sind deshalb zu relativieren. Der grösste Friedrich Melchior Grimm, ferner historische Teil dieser Sammlung, insgesamt 9084 Titel, ist in Grammatiken und Titel zur alt- und mittelfranzösi- deutscher Sprache verfasst. Daneben finden sich schen Sprache. 737 fremdsprachige Schriften: 167 lateinische, 151 französische, 144 englische und 42 italienische, 2.163 Der Bestand wird ergänzt durch ca. 300 aber auch einige schwedische, niederländische, Wörterbücher. Zu erwähnen sind Antoine de Fure- dänische, spanische und polnische (insgesamt 223 tières Essais d’un dictionnaire universel (Amster- Titel). Während die Zahl der im 16. und 17.Jh dam 1685) und der Dictionnaire universel (Rotter- erschienenen Titel eher klein ist (130 und 239), stei- dam 1708) desselben Autors. Zu den französischen gert sie sich im 18. Jh bereits auf 1311 und erreicht Dialekten, auch den schweizerischen Varianten, fin- für das 19. Jh 8120 Titel. Die anderssprachigen den wir Wörterbücher und Sekundärliteratur. Her- Schriften stammen zum grössten Teil aus dem vorzuheben sind hier die 35 Titel zur provenzali- 19. Jh. schen Literatur und Sprache aus dem 19. Jh. Ausser- dem sind alle wichtigen Werke und die besonders 2.168 Die Textausgaben umfassen 4812 Titel, also beachtenswerten Enzyklopädien zur französischen etwa die Hälfte des Bestands. Weitere ca. 5000 158 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

Texte zur deutschen Literatur finden sich in den Sprache verfasst; 2 betreffen Sebastian Brants grossen Sondersammlungen von Deposita und Narrenschiff, das insgesamt in über 50 Exemplaren Geschenken, die unter den Namen der Donatoren in der Universitätsbibliothek vorhanden ist (3 Aufl. aufgestellt wurden, zum Beispiel in der Vaterländi- des 16. Jhs und 13 Basler Ausg. der freien latein- schen Bibliothek und im historischen Bestand der ischen Übertragung Jakob Lochers, ferner diverse Lesegesellschaft, der allein etwa 4000 Titel zur Neuauflagen des 19. Jhs). An frühen Drucken sind deutschen Literatur enthält. u. a. mehrfach anzutreffen: Pamphilus Gengenbach, Der Nollhart (Basel 1517 und 1520), Ulrich von Sprachwissenschaft und Sprachgeschichte Hutten, Dialogus oder ein Gesprech, Febris 2.169 Die Sammlung sprachwissenschaftlicher genannt (11 Exemplare, Latein und Deutsch Schriften bietet mit 494 Titeln einen relativ kleinen, zwischen 1517–1519, 4 aus Basler Druckereien), aber sehr breit gefächerten Bestand an Rhetorik, und Hans Sachs, Das ander Buch (Nürnberg 1560). Grammatiken, Orthographien, Phraseologien, Still- Mit Wackernagels Sammlung kamen auch 2 der 3 ehren, Wörterbüchern und Werken zur Etymologie. vorhandenen Titel des Valentin Boltz (1546–1555 Der grösste Teil der Drucke stammt aus dem 19. Jh Spitalprediger in Basel) in die Bibliothek, die Tragi- und ist in deutscher Sprache verfasst. Aus dem 17. comödia und Der welt Spiegel (beide 1551). Sie sind lediglich 3 deutsche und 2 lateinische, aus dem stammen, wie der dritte Titel, das Illuminier Buch, 18. Jh 11 deutsche Titel vorhanden, aus beiden Jhn wie man allerley Farben bereitten, mischen, schat- namhafte Autoren wie Justus Georg Schottelius, tieren unnd ufftragen soll (1594), aus der Basler Johann Christoph Gottsched und Johann Christoph Offizin Jakob Kündigs. Weitere Werke aus der Adelung. Frühen Neuzeit gelangten mit der Sammlung Wackernagel dorthin. Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte 2.173 Die Literatur des deutschen Barocks ist 2.170 Der Bestand im Bereich »Literaturwissen- reich vertreten (438 Titel in der Bibliographie von schaft und Literaturgeschichte« ist um einiges grös- Thurnherr). Auch dieser Bestand ist auf das Fach- ser (1261 Titel) als die sprachwissenschaftliche gebiet der Germanistik und v. a. die Sondersamm- Sammlung. Auch hier stammt mit 1061 Titeln der lungen Wackernagel, Frey-Grynaeum, Annoni und grösste Teil der Schriften aus dem 19. Jh und ist zur Merian verteilt. Hauptsache (1175 Titel) deutschsprachig (1175 Titel). 19 Titel sind in französischer, 12 in engli- 2.174 Die Textausgaben im Fach »Germanistik« scher, 4 in lateinischer Sprache, 51 Titel v. a. in sind im 18. Jh mit 726 und im 19. Jh mit 3939 nordischen Sprachen verfasst. Während die Zahl Titeln vertreten. Diese werden durch die Bestände der literaturwissenschaftlichen Werke vom 16. bis der Sondersammlungen mindestens verdoppelt. Für 18. Jh klein ist (13, 28 bzw. 157 Titel), steigt sie im diese Periode ergänzen v. a. das Depositum der All- 19. Jh um mehr als das Fünffache auf 1061 Titel an. gemeinen Lesegesellschaft sowie die Bibliotheken Nennenswert ist zudem die Sondersammlung (1965 Hieronymus Falkeisens und Eduard Hoffmann- Titel) aus dem Besitz Wilhelm Wackernagels, neben Krayers den Bestand. Der Beitrag der Lesegesell- Jakob Grimm eines der bedeutendsten Germanisten schaft besteht aus einer grossen Auswahl deutsch- seiner Zeit. Wackernagels Studienbibliothek bildet sprachiger Literatur des 18. und 19. Jhs, d. h. kano- etwa 20 % der germanistischen Sammlung; es sind nischer Autoren wie Goethe (16), Schiller (14) und grösstenteils Publikationen des 19. Jhs in deutscher Jean Paul (19), v. a. aber einem bedeutenden Sprache. Wackernagel gab zahlreiche Texte heraus, Bestand vielgelesener zeitgenössischer, heute z. T. u. a. das Deutsche Lehrbuch (4 Bde, 1835–1843) vergessener Autoren wie August Heinrich Julius und Altdeutsche Predigten und Gebete (1876, Neu- Lafontaine (42), Sophie La Roche (15) und Karo- druck 1964). Er verfasste eine Geschichte der deut- line Pichler (15). schen Literatur sowie Abhandlungen zur Geschichte Nordistik und zur Rechts- und Kunstgeschichte. Seine Samm- lung umfasst Primär- und Sekundärliteratur zur 2.175 Der historische Bestand im Fach »Nordis- gesamten Germanistik. tik« umfasst 757 Titel. Insgesamt stammen 713 Werke aus dem 19. Jh, wobei der grösste Teil in Literarische Textausgaben Dänisch (155 Titel), Isländisch (95), Schwedisch 2.171 Die Sammlung zeichnet sich v. a. durch ein (62) und Norwegisch (61) verfasst ist. Daneben gibt breites inhaltliches Spektrum aus und bietet mit den es einige lateinische, französische und englische 4812 Titeln aus dem Fachgebiet der Germanistik Titel sowie 296 Werke in deutscher Sprache. Wäh- eine Fülle von Textausgaben meist in deutscher rend aus dem 17. und 18. Jh nur 14 bzw. 28 Titel Sprache, aber auch Übers. vorhanden sind, steigt die Zahl für das 19. Jh auf 714 Titel an. 2.172 Hervorzuheben sind zunächst die 3 Inkuna- beln aus dem Besitz Wilhelm Wackernagels, die aus 2.176 Der Bestand der Nordistik bezieht sich v. a. den Basler Druckerwerkstätten Amerbach und Olpe auf die altnordischen Editionen, die ältere wissen- stammen. Diese Wiegendrucke sind in deutscher schaftliche Literatur sowie auf die altnordische Kul- Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 159 tur und kam mehrheitlich aus der Sammlung des Übersetzer weiterer englischer Werke in Erschei- Germanisten Andreas Heusler (1865–1940) in die nung. Bibliothek. Allein die Isländersagas sind in Origi- 2.179 Im 18. Jh haben sich auch andere Basler nalausgaben mit 98 Titeln vorhanden, davon 3 aus Verleger, z. B. Johann Lucas Legrand (9 Titel), mit dem 17. und 10 aus dem 18. Jh. Daneben stehen 70 der Publikation englischer Büchern befasst, der mit Ausg. der Edda, davon 43 deutsche und 18 in den dem Basler Drucker Johann Jakob Tourneisen nordischen Sprachen, einige Romantiker der (1754–1803) zusammenarbeitete, der seinerseits nordischen Literatur wie die Fritiof Saga des Esaias Werke der englischen Literatur veröffentlichte. Aus Tegnér mit 48 Titeln im schwedischen Original oder seiner Produktion besitzt die Bibliothek 44 engli- in deutscher und dänischer Übers. Auch die 38 sche Titel aus dem 18. und 4 aus dem 19. Jh. Die Werke des Dänen Adam Gottlob Oehlenschläger frühen englischen Periodika The Spectator (Lon- sind meist in deutscher Übers. vorhanden. Henrik don, ab 1711), The Guardian (London, ab 1740), Ibsen ist mit 48 Titeln vertreten, die meisten in The Tatler (London, ab 1711) sowie The Rambler deutscher Sprache (28), und sein Zeitgenosse, der (London 1787) sind in verschiedenen Aufl. vorhan- Nobelpreisträger Bjørnstjerne Bjørnson, mit 35 den. Titeln, davon 23 deutsche und 11 norwegische. Die ältere wissenschaftliche Literatur setzt sich haupt- 2.180 Die Sammlung der literarischen Texte (1906 sächlich mit den Heldensagen, den Nibelungen und Titel, ohne die Sondersammlungen) setzt sich vor- den isländischen Sagen, auseinander. In den Samm- wiegend aus englischsprachigen Werken des 19. Jhs lungen einzelner Privatpersonen wie der Wilhelm (1541 Titel) zusammen. Diese betreffen die dama- Wackernagels finden sich zusätzlich einige Titel zu lige englische Literatur, aber auch viele Neuauf- den nordischen Heldenromanen und zur lagen englischer Literatur aus allen Epochen. Hinzu Mythologie. kommt in grosser Vollständigkeit frühe englische Literatur, die von der 1864 in London gegründeten Anglistik »Early English Text Society« (142 Titel vor 1900) veröffentlicht wurde und als Vorlage für die Zitate 2.177 Auf das Fachgebiet »Englische Sprache«, des zukünftigen Oxford English Dictionary diente. einschliesslich der Anglistik, entfallen 2624 Titel, 2.181 Ein grosser Teil der Sekundärliteratur hauptsächlich Textausgaben (1906); die übrigen beschäftigt sich mit der älteren Sprache und Litera- Titel beziehen sich auf Literaturwissenschaft (365) tur. Der älteste Titel zur angelsächsischen Literatur und Linguistik (117). Erwartungsgemäss ist das ist A critical dissertation on the poems of Ossian englischsprachige Schrifttum mit 2175 Titeln am the son Fingal (London 1763) von Hugh Blair; die stärksten vertreten, gefolgt von 323 deutschen Dichtungen des vom Schotten James Macpherson Titeln. Daneben finden wir v. a. bei den Textaus- (1736–1796) erfundenen Ossian sind ebenfalls vor- gaben Titel in Französisch (81) und in Italienisch handen: Fingal (London 1762). Der Hauptteil der (8). Der grösste Teil der Werke erschien im 19. Jh Sammlung alt- und mittelenglischer Sprache und (2318). Aus früheren Jhn sind eher kleine, aber Literatur ist auf die Lehre des ersten Basler Prof. für nicht unbedeutende Bestände vorhanden (18. Jh: Anglistik, Gustav Binz (1865–1961), sowie auf des- 278; 17.Jh: 15). sen Nachfolger zurückzuführen, die sich v. a. mit der altenglischen Literatur, dem schottischen Volks- 2.178 Bemerkenswert ist die Gelehrtenbibliothek lied, Chaucer und Shakespeare, mit der Wort- des Frey-Grynaeums, die als Depositum mit eigener forschung, Namenskunde und Grammatik der älte- Signatur den Bestand des Fachgebiets ergänzt. Das ren germanischen Sprachen beschäftigten. Frey-Grynaeum hat seine englischen Bücher einer eigenen Abteilung (760 Titel) zugeführt. Ein Slawistik und die Bibliothek Lieb ansehnlicher Bestand an Nachschlagewerken, Wör- terbüchern und englischen Grammatiken lässt auf 2.182 Der historische Bestand im Fachgebiet »Sla- eine aktive Auseinandersetzung der Besitzer mit der wistik« wird bestimmt durch die bedeutende Son- englischen Sprache im 18. Jh schliessen. In der dersammlung des Basler Theologieprofessors Fritz Sammlung finden sich neben dem Royal dictionary Lieb (2060 Titel) und umfasst 2354 Titel. Fritz Lieb (London 1699) von Abel Boyer die einflussreichen lehrte ab 1937 Dogmatik und Theologiegeschichte Autoren der Elisabethanischen Zeit und des 18. Jhs, der östlichen Kirchen und war Spezialist für die z. B. Samuel Butler mit dem Hudibras (Cambridge orthodoxe Kirche, beschäftigte sich aber auch mit 1744), einer antipuritanischen Verssatire. Hervor- der russischen Geistesgeschichte im weitesten Sinne. zuheben sind Werke Miltons (7 Titel aus dem 17. 2.183 Die Sammlung Lieb, in der neben der ortho- und 5 aus dem 18. Jh), darunter eine deutsche doxen Theologie und der Slawistik die Orientalis- Übers. des Paradise regain’d von Simon Grynaeus, tik, Philosophie, Geologie, Archäologie, moderne Johann Miltons wieder-erobertes Paradies: nebst Kunst und Politik ihren Platz finden, spiegelt die desselben Samson, und einigen andern Gedichten vielseitigen Interessen ihres Besitzers wider. Sie (Basel 1752). Grynaeus trat in den Neuen Prob- zeichnet sich inhaltlich durch eine Konzentration stücken der englischen Schaubühne (Basel 1758) als auf den osteuropäischen Raum aus sowie sprachlich 160 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) dadurch, dass die Mehrzahl der Publikationen in auf die deutsche Sprache (8152) entfällt. Unter den slawischen Sprachen (1794 Titel, davon 1711 russi- weiteren Sprachen finden wir Französisch (2353 sche, 86 aus dem 18. und 1625 aus dem 19. Jh) Titel), Italienisch (530), Englisch (311), Latein abgefasst ist. Daneben stehen 266 Titel in anderen (152) und 487 Titel in anderen Sprachen, unter Sprachen (151 deutsche, 96 französische, je 7 latei- denen niederländische, dänische und schwedische nische und altgriechische sowie 5 englische Titel). Werke überwiegen. Dazu kommen 175 historische Der historische Bestand verteilt sich auf 7 Titel des Zeitschriften v. a. in deutscher (94 Titel), französi- 17.Jhs, 103 des 18. und 1950 Titel des 19. Jhs. scher (54) und englischer (15) Sprache. Im Fach- 2.184 Der leidenschaftliche Sammler Fritz Lieb bereich »Kunst« sind die Titel aus dem 15. bis schrieb 1952 nach der Übergabe seiner Sammlung 17.Jh zur Architektur und zur Kunst der Antike zu an die Universitätsbibliothek: »Die Bibliothek erwähnen. »Musik« bildet dank zahlreicher Nach- umfasst gegen 10.000 Bde und Broschüren und lässe schweizerischer Komponisten und der Samm- dürfte für manche Gebiete des russischen Geistesle- lung von Noten des 19. Jhs einen Schwerpunkt. bens unter allen Bibliotheken ausserhalb der Sow- Ferner finden wir 157 Werke (18. Jh: 7; 19. Jh: jetunion die grösste Vollständigkeit besitzen.« Es ist 150), die sich mit Theater oder Tanz beschäftigen, nicht erstaunlich, dass sich der grösste historische zu denen Biographien, z. B. über den Choreo- Bestand der Sammlung Lieb (1097 Titel) mit The- graphen Jean-Georges Noverre und den Schauspie- men aus der Bibelwissenschaft (alt- und neutesta- ler Heinrich Anschütz, Handbücher sowie Nach- mentliche Theologie), Patristik und Byzantinistik, schlagewerke gehören. mit der russischen Kirche, der russischen Hagiogra- Bildende Kunst und Kunstgeschichte phie, der orthodoxen Konfessionskunde, der Kir- chengeschichte und dem russischen Sektenwesen/ 2.187 Das Fachgebiet »Bildende Kunst und Kunst- Raskol (allein hier 81 zum Teil seltene Titel in Rus- geschichte« umfasst 3224 Titel, die Mehrheit aus sisch aus dem 19. Jh) befasst. Erwartungsgemäss dem 19. Jh (2794 Titel; ferner 14 Inkunabeln; 16. Jh: sind die meisten Publikationen in russischer Spra- 39; 17.Jh: 108; 18. Jh: 267 Titel) und in deutscher che (962) abgefasst, die wiederum durch solche in (1887 Titel), französischer (786), italienischer (277) anderen slawischen Sprachen, u. a. durch alt- und englischer (156) Sprache. Hier enthalten sind die kirchenslawische (17), ergänzt werden. Die übrigen zu Beginn des 19. Jhs gegründete Basler Baubiblio- Werke sind in deutscher (26), französischer (25), thek zur Architektur mit 181 Titeln, die Sammlung altgriechischer (7) und englischer (4) Sprache des Bauingenieurs Eduard Riggenbach-Stückelber- geschrieben. Freimaurerliteratur liegt u. a. in russi- ger mit 92 Titeln und die Bibliothek des Kunsthistori- schen Übers. des 18. Jhs vor (18. Jh: 35 russische kers Werner Weisbach mit 102 Titeln, dessen Haupt- Titel, 3 deutsche; 19. Jh: 34 russische und ein deut- interesse auf der Renaissance und der Buchillustra- scher Titel). Von den 319 Publikationen zur Kultur- tion v. a. in Basel lag. geschichte und zur Philosophie betreffen 230 Titel die russische Sprache und Literatur, 190 die Allgemeines und Kunst des Altertums Geschichte Russlands und anderer Länder. Weitere 2.188 Der allgemeine Bestand zur bildenden Kunst Interessen Liebs betrafen die Geographie und die und zur Kunst des Altertums umfasst 2322 Titel Geologie (49 Titel) sowie das Judentum in Russland (16. Jh: 28; 17.Jh: 73; 18. Jh: 181; 19. Jh: 2322 (30 Titel, alle in Russisch). Titel), die Mehrheit davon in deutscher (1321), wei- 2.185 Der restliche historische Bestand des Fach- tere in französischer (590), italienischer (203) und gebiets »Slawistik« umfasst nur 294 Titel, davon englischer (121) Sprache. Auffallend ist bei den 291 aus dem 19. Jh in verschiedenen slawischen älteren Titeln das Überwiegen der Kunst des Alter- Sprachen (209 Titel), die Mehrheit davon in Rus- tums (s. auch Klassische Archäologie), bei den Wer- sisch (99). Daneben finden wir Publikationen in ken des 19. Jhs die starke Präsenz der allgemeinen Altkirchenslawisch, Ukrainisch, Sanskrit, Litauisch, Kunstgeschichte. Polnisch, Kroatisch, Tschechisch und in anderen 2.189 Unter den Drucken des 16. Jhs zu erwähnen Sprachen. Demgegenüber stehen 42 deutsche, 29 sind Francesco Albertinis Opusculum de mirabili- französische und 10 englische Titel. Insgesamt bus novae et veteris urbis Romae (Basel 1519; auch handelt es sich v. a. um Textausgaben slawischer vorhanden die Ausg. Rom 1510), verschiedene Literatur in den Originalsprachen, um deren deut- Ausg.derVitenvonGiorgioVasari,9Titelaus sche Übers. sowie um Wörterbücher, Handbücher dem 16. Jh von Albrecht Dürers Schriften zu den und Grammatiken zu verschiedenen Sprachen. Proportionen des menschlichen Körpers und zur Messung mit dem Zirkel sowie 1 Titel über Befesti- Bildende und darstellende Kunst, Musik, Theater gungsanlagen. Für das 17.Jh stehen u. a. Joachim und Tanz von Sandrart, Filippo Baldinucci und die Viten des 2.186 Das Hauptfachgebiet »Kunst, Musik, Thea- Giovanni Pietro Bellori, André Félibien oder Carel ter und Tanz« umfasst einen Bestand von 12.005 van Mander. Aus dem 18. Jh sind Johann Georg Titeln (4 % des gesamten historischen Bestands), Sulzer und Bernardo di Dominici, Johann Dominik von dem die Mehrheit auf das 19. Jh (10.970) und Fiorillo sowie eine französische Übers. von Jona- Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 161 than Richardsons Hauptwerk vorhanden. Aus dem Bauwerken, v. a. in Italien, Frankreich und Deutsch- 19. Jh sind Luigi Lanzi, Leopoldo Cicognara, Jean- land. Eine Reihe von Autoren behandeln die Archi- Louis-Baptiste-Georges Seroux d’Agincourt, Franz tektur der Antike (Richard Chandler, Christian Kugler, Gustav Friedrich Waagen sowie Jacob Ludwig Stieglitz oder Luigi Canina) und des Mittel- Burckhardt zu nennen. alters (Karl Friedrich von Wiebeking, Carl Alexan- der von Heideloff oder Georg Gottfried Kallen- 2.190 Ein reicher Bestand betrifft die Kunst des bach). Die Sammlung wird durch die Baubibliothek Altertums. Neben einigen Titeln des 16. Jhs, z. B. ergänzt, die eigentlich Baubibliothek des dreiver- Discours historical de l’antique et illustre cité de einbarten Handwerkes zu Basel hiess. Sie wurde Nismes, en la Gaule Narbonoise (Lyon 1560) von vom Basler Architekten Jakob Heimlicher (1798– Jean Poldo d’Albenas, finden wir aus dem 17.Jh 1848) gegründet und ging 1914 an die Universitäts- Schriften von Pierre Borel, Madeleine de Scudéry bibliothek. Sie enthält neben Handbüchern zu Bau- und Cesare Ripa, aus dem 18. Jh Johann Joachim denkmälern und zur Kirchenarchitektur auch Pläne Winckelmann, Anne-Claude-Philippe Caylus, sowie Werke praktischen Inhalts, z. B. zum ökono- François-Anne David oder Pierre d’Hancarville. Für mischen Bauen oder Verordnungen zum Bauwesen. das 19. Jh stehen Heinrich Brunn, Theodor Die Sammlung von Eduard Riggenbach-Stückel- Panofka, Eduard Gerhard und Carl Friedrich von berger umfasst ein breites Spektrum von Literatur Rumohr. zur Architektur und Baukunst, darunter 7 Titel von 2.191 An Nachschlagewerken und Handbüchern und über Karl Friedrich Schinkel, einige Lehrbücher gibt es insgesamt 127 Titel, davon 7 aus dem und Werke zur Architektur einzelner Kirchen. 16. Jh, darunter Johannes Sambucus’ Emblemata (Antwerpen 1599). Ausserdem sind 77 Biographien Graphik und Buchillustration aus dem 16. bis 19. Jh vorhanden, darunter einige 2.194 Einen wertvollen Teil des Fachgebietes Quellen zur Kunstgeschichte des 16. und 17.Jhs. Zu »Kunst« bilden die 128 Titel zur Graphik und die beachten sind Georgette de Montenays Emblema- dazugehörigen illustrierten Bücher. Ihre Zahl wird tum christianorum centuria (Zürich 1584), unter um das Mehrfache durch die Inkunabel- und den Werken zur Kunsttheorie und Kunstanschau- Humanismussammlung sowie die Rarabestände ung verschiedene Ausg. aus dem 15. bis 19. Jh der vergrössert. Bemerkenswert sind die Werke mit Historia naturalis von Plinius d. Ä., Charles- herausragenden Stichen aus allen Jhn. Unter den ’ Alphonse Du Fresnoys L art de peinture (Paris Titeln des 16. Jhs befinden sich einige illustrierte 1668) und die Kern-Historie aller Freien Künste Bibeln, z. B. von Hans Holbein (Basel 1532), Virgil und Schönen Wissenschaften, vom Anfang der Solis (Frankfurt a. M. 1562) und von Melchior Welt, bis auf unsere Zeiten (Leipzig 1748/49). Küsel (Augsburg 1680). Erwähnenswert sind die 2.192 Des Weiteren sind 99 Titel, v. a. aus dem Basler Drucke des Totentanzes aus dem 18. Jh, in 19. Jh (18. Jh: 5 und 19. Jh: 94), zu einzelnen denen Illustrationen von Hans Holbein sowie die Museen und deren Beständen aufgestellt, mehrheit- Zwen Todentäntz (Basel 1588) aus der Druckerei lich Ausstellungskataloge und Verzeichnisse der des Huldrich Fröhlich herangezogen wurden, wei- Kunstsammlungen. tere »Artes moriendi« aus dem 15. bis 17.Jh, illu- strierte Ausg. der Ilias, der Odyssee und der Werke Architektur Dantes, u. a. von John Flaxman, sowie die Fabeln von La Fontaine. Zu nennen sind schliesslich die 2.193 Der grösste Bestand zu den Kunstgattungen mehrfach vorhandene Porträtsammlung von Niko- ist der zur Architektur mit 577 Titeln, die Mehrheit laus Reusner Icones sive imagines virorum literis davon aus dem 19. Jh und in deutscher (419 Titel), illustrium (Basel 1589) und einzelne Titel zur französischer (89) und italienischer (38) Sprache. Drucktechnik, z. B. William Salmons Polygraphice Unter den Werken aus dem 15. und 16. Jh finden (London 1673). wir Vitruv mit 30 Ausg., v. a. De architectura (davon 1 Inkunabel, 16. Jh: 15 Titel, darunter 3 Musik Basler Drucke), u. a. zahlreiche Titel von Francisco Mario Grapaldi, z. B. De partibus aedium lexicon 2.195 Das Fachgebiet »Musik« umfasst 9308 Ein- utilissimum (Basel 1533), Schriften von Hierony- heiten vor 1900, hauptsächlich Musikalien (7508 mus Cock, Andrea Palladio, Sebastiano Serlio und Drucke), daneben 1800 musikwissenschaftliche Jan Vredeman de Vries. Aus dem 17.Jh gehören die Titel, v. a. aus dem 19. Jh (1689 Titel) und in deut- Schriften von Joseph Furttenbach, Giovanni scher (1351) und französischer (264) Sprache. Die Battista Montano, Hans Blum oder Giovanni Musiknoten stammen grösstenteils aus dem 19. Jh Battista Falda zum Bestand. Lexika und Hand- (7091 Drucke) und kamen zum Teil durch private bücher zur Architektur sind aus dem 18. Jh von Nachlässe an die Bibliothek. Antoine-Nicolas Dezallier d’Argenville, aus dem 19. Jh von Eugène-Emmanuel Viollet-le-Duc und Musikwissenschaft von Daniel Ramée vorhanden. Aus dem 19. Jh fin- 2.196 Zu den 1800 musikwissenschaftlichen den sich ferner Titel zu einzelnen Architekten und Titeln gehören eine Inkunabel, ca. 30 Werke aus 162 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) dem 16. Jh, 30 aus dem 17. und 107 aus dem 18. Jh. Heinrich Hartmann, Johann Staden und Volckmar Neben den Flores musicae (Strassburg 1488) des Leisring, aus dem 18. und 19. Jh Titel von Franz Hugo von Reutlingen, die seit 1559 der Universität Schubert (213 Partituren), Robert Schumann (209), gehören, ist aus den gesammelten Werken des Boe- Wolfgang Amadeus Mozart (203), Johann thius De musica (Venedig 1497–1499) zu erwäh- Sebastian Bach (172), Georg Friedrich Händel nen. Für das 16. Jh stehen einige Titel aus der (127), Ludwig van Beethoven (126) und Franz Liszt Sammlung der Amerbach, z. B. Franchinus Gaffu- (113). ’ rius Practica musicae utriusque cantus (Brescia 2.199 Den Grossteil der Notendrucke enthalten 1502) sowie verschiedene Basler Drucke, so von die über 70 privaten Nachlässe und Deposita (2482 Balthasar Prasperg, Galeotto Marzio und mehrfach Notendrucke), so die Sammlungen des Basler Sei- Heinrich Glareans Isagoge in musicen (1516) und denbandfabrikanten Lukas Sarasin (1730–1802) Dodekachordon (1547). Im Weiteren finden wir mit 64 Partituren zeitgenössischer Musik sowie musiktheoretische Literatur wie die Gesamtausgabe Adolf Thürings (1844–1915) mit 1003 Partituren (Venedig 1588/89) der Werke Gioseffo Zarlinos. (17.Jh: 2; 18. Jh: 203; 19. Jh 798). Zudem sind die Ausdem17.JhzunennensindMarinMersenne, Nachlässe der Komponisten Friedrich Theodor Athanasius Kircher, Pedro Cerone, Michael Praeto- Fröhlich (1803–1836) mit 25 Partituren sowie der rius und v. a. René Descartes mit dem Musicae com- Vertreter des Basler Musiklebens, Hans Hubers pendium (Amsterdam 1683), aus dem 18. Jh ver- (1852–1921) mit 98 und Hermann Suters (1870– schiedene Werke von Johann Mattheson, Andreas 1926) mit 172 Partituren, zu beachten. Werckmeister und Giuseppe Tartini. 2.200 Ferner gehören eine reiche Sammlung an 2.197 Zahlreich ist die deutsche Literatur des Programmen von in der Schweiz (v. a. in Basel) oder 19. Jhs (1255 Titel). Die Mehrheit der insgesamt in Paris abgehaltenen Konzerten sowie Zirkulare an 244 Nachschlagewerke und Kataloge zur Musik die Mitglieder des Basler Gesangvereins aus den stammt aus dem 19. Jh (201); aus dem frühen Jahren 1869–1915 zum Bestand. Bestand ist die in Basel bei Henricpetri gedruckte Porta musices (1589) von Samuel Mareschall zu Rechtswissenschaften erwähnen. Zudem finden wir Schriften zum 2.201 Das Hauptfachgebiet »Rechtswissenschaf- Klavierstimmen, Anleitungen zum Komponieren ten« umfasst 17.852 Titel oder 6 % des gesamten sowie einige Wörterbücher und Lexika, darunter historischen Bestands, inkl. der Bibliothek des Bas- mehrere Ausg. von Jean-Jacques Rousseaus Dic- ler Prof. für öffentliches Recht Albert Teichmann tionnaire de musique und Ernst Ludwig Gerbers mit 1595 einschlägigen Titeln. Das Fach enthält Historisch-biographisches Lexicon der Tonkünstler einen umfangreichen Bestand von 345 Inkunabeln aus dem 18. Jh. Beachtenswert sind Leonhard und 2751 Drucken aus dem 16. Jh, 2098 Titel des Eulers Tentamen novae theoriae musicae ex certissi- 17., 1592 des 18. und 11.055 Titel des 19. Jhs. Die mis harmonicae principiis dilucide expositae (St. sprachliche Übersicht ergibt 9278 deutsche, 5095 Petersburg 1739), aus dem 18. und 19. Jh Harmo- lateinische, 2151 französische, 681 italienische und nielehren und Werke zur Geschichte der Musik 261 englische Titel. Die Rechtswissenschaft vom sowie die Beschreibung und Geschichte einzelner 15. bis 17.Jh ist umfassend vertreten, was auf den Musikinstrumente, aus dem 19. Jh die 218 Biogra- Aufschwung und die etwa ein Jh dauernde Be- phien über Komponisten aus allen Jhn. Am häufig- deutung der Basler juristischen Fakultät seit der sten vertreten sind Mozart (76 Titel) und Beethoven Mitte des 16. Jhs hinweist. Schwerpunkte bilden (72). Im Bestand der Musikwissenschaft finden wir das römische Recht und das Kirchenrecht. Die 545 Broschüren und 69 Zeitschriftentitel grössten- Werke des 18. und 19. Jhs widmen sich vermehrt teils aus dem 19. Jh. dem schweizerischen Recht. Zu nennen bleiben die getrennt aufgestellten 284 Zeitschriftentitel (274 Musikalische Nachlässe und Notendrucke aus dem 19. Jh) in deutscher (187 Titel), französi- 2.198 Die Musiksammlung umfasst einen Altbe- scher (73) und italienischer (17) Sprache. stand von 7508 Partituren, Stimmsätzen und 2.202 Erwähnenswert sind die Eingliederung der Notendrucken für Vokalmusik, zumeist aus dem Bibliothek der Familie Amerbach, deren bekanntes- 19. Jh (7091 Noten). Beachtenswert sind die ca. 30 ter Rechtsgelehrter Bonifacius Amerbach (1495– Notendrucke aus dem 16. Jh, z. B. die bei Jakob 1562) sowohl Recht studierte als auch lehrte und Wolff in Basel gedruckte Choralinkunabel Agenda die wertvollsten Bestände v. a. zum römischen Recht Salzeburgensis (1511) und Jacob Obrechts vier- beisteuerte, und die Bibliothek des Rechtsgelehrten stimmige Messen (Basel o. J.). Daneben stehen ver- Remigius Faesch (1595–1667), schliesslich die schiedene Werke von Giovanni Ferretti, Alessandro Werke aus den Klosterbibliotheken. Striggio, Andrea Gabrieli, Giovanni Croce, Hans Leo Hassler, Orazio Vecchi, Giovanni Giacomo Allgemeine rechtswissenschaftliche Literatur Gastoldi, Francesco Usper und Wolf Heckel. Aus 2.203 Die allgemeine rechtswissenschaftliche Lite- dem 17.Jh stammen Partituren u. a. von Melchior ratur umfasst 4271 Titel (16. Jh: 504; 17.Jh: 531; Franck, Melchior Vulpius, Hieronymus Praetorius, 18. Jh: 363; 19. Jh: 2866). Am häufigsten sind Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 163 deutschsprachige Werke (2469), gefolgt von Publi- officio (1541) und Nicolaus Vigelius’ Von dem kationen in Latein (868), Französisch (716) und Juristischen glauben (1580) genannt. Das 16. Jh ist Italienisch (152). Hier finden sich Übersichts- und mit Guillaume Budé, Martinus Bracarensis, Francis- Nachschlagewerke, Lehrbücher, Biographien, cus Patritius, Niccolò Machiavelli, Matthias Flacius Bibliographien, Schriften zur Methode der Rechts- Illyricus, Konrad Heresbach, Theodorus Beza, wissenschaften, zur Rechtsphilosophie, zum Natur- Francesco Guicciardini, Johannes Bodinus, Hubert und zum Staatsrecht, unter den Basler Drucken des Languet und Torquato Tasso vertreten. 16. Jhs der Tractatus de republica bene instituenda (1556) des Johannes Ferrarius, François Hotmans Römisches Recht Partitiones iuris civilis elementariae (1560) und 2.207 Der Bestand zum römischen Recht bildet ’ Nicolaus Vigelius Dialectices juris civilis libri III einen Schwerpunkt der Sammlung juristischer Lite- (1597). Aus dem 17. und 18. Jh sind u. a. Werke ratur der Universitätsbibliothek und umfasst 3457 von Melchior Goldast, Denis Godefroy, Nicolaus historische Titel, darunter 130 Inkunabeln, 1330 Myler von Ehrenbach, Antonio Perez, Samuel Titel aus dem 16. Jh, 699 aus dem 17.Jh, 217 aus Pufendorf, Johann Jakob Moser, Carl Christian dem 18. und 1080 aus dem 19. Jh. Es handelt sich Erhard Schmid, Samuel Stryk, Johann Peter von um 2473 lateinische, 899 deutsche, 61 französische Ludewig, Justus Claproth, Joseph Priestley, Julius und 15 italienische Titel. Soden, Karl Heinrich Heydenreich, Theodor Anton Heinrich Schmalz, Paul Johann Anselm von Feuer- 2.208 Zu den Inkunabeln gehören u. a. Kommen- bach, Georg Friedrich von Martens und Anton tare zum Corpus iuris civilis, darunter zwei Basler Friedrich Justus Thibaut vorhanden. Ausg. der Expositiones omnium titulorum legalium (1490) von Sebastian Brant, zahlreiche Werke von 2.204 Unter den 117 Nachschlagewerken und Bartolus de Saxoferrato (69 Titel, davon 39 Inku- Lehrbüchern steht eine Mehrzahl von 70 lateini- nabeln), Baldus de Ubaldis (40, davon 18 Inkuna- schen Titeln, darunter ein Kontingent von 36 Titeln beln); Franciscus Accursius, Angelus de Gambilio- aus dem 16. Jh mit Christoph Ehems De principiis nibus, Cino da Pistoia, Paulus de Castro und Por- juris libri septem (Basel 1556), Thomas Erastus’ tius Azo. Das 16. Jh steuert die grösste Anzahl Ratio formandorum syllogismorum brevissima et Schriften zum römischen Recht (1330 Titel) bei. facilima (Basel 1565), Simon Schards Lexicon juri- Mit Titeln des 16. Jhs sind vertreten François dicum juris Rom. simul et pontificii (Basel 1582), Hotman (72 Titel, darunter 22 Basler Drucke), zudem Werke von Guillaume Budé, Matthaeus Gri- Jacques Cujas (46 Titel, ein Basler Druck), Ulrich baldus und Jean de Coras. Aus dem 17.Jh finden Zasius (31, 23 Basler Drucke), Matthaeus Wesen- wir u. a. mehrere Ausg. von Christoph Besolds The- beck (23, 17 Basler Drucke), Philippus Decius (24), saurus practicus, 6 Exemplare von Johannes Cal- Jacobus Menochius (11) und der Begründer der vins Lexicon iuridicum,dieEncyclopeaedia (Frank- neuen humanistischen Jurisprudenz, Andreas Alcia- furt 1640) des Johann Philipp von Vorburg sowie 4 tus (37 Titel, 16 Basler Drucke). Ausg. von Martin Lipenius’ Bibliotheca realis juri- dica, aus dem 18. Jh das Allgemeine juristische Ora- 2.209 Unter den Titeln des 17.Jhs befinden sich culum (Leipzig 1746–1754) und Gustav Hugos Neuauflagen von Ausg. des 16. Jhs; hinzu kommen Lehrbuch eines civilistischen Cursus (Berlin 1799), Kommentare von Johannes Althusius, Henricus von dem auch Editionen des 19. Jhs vorliegen. Bocerus, Obertus Giphanius, Jacques Godefroy, Johannes Harpprecht, Helfrich Ulrich Hunnius und 2.205 Unter den Schriften des 16. Jhs befindet sich Giulio Pace. Das 18. Jh ist mit Johann Gottlieb ein reicher Bestand an Basler Drucken zum Staats- Heineccius, Eberhard Otto, Samuel Stryk und recht, insbesondere zum Recht der Stände, zum Hieronymus Treutler vertreten. Unter die Publika- Staats- und Völkerrecht und zum Kriegsrecht. Bis tionen des 19. Jhs fallen neuaufgelegte Quellen und zum Anfang des 19. Jhs beschäftigt sich der grösste die 127 Titel zur Geschichte des römischen Rechts Teil der Werke mit dem Heiligen Römischen Reich auf sowie die mehrheitlich deutschen Titel zu des- Deutscher Nation und mit dessen Nachbarstaaten; sen Anwendung im Zivilrecht. dann erfolgt eine Ausweitung auf andere, auch aus- 2.210 Bei den Kommentaren zum römischen sereuropäische Länder. Recht stehen 606 Titel (49 Inkunabeln; 16. Jh: 376; 2.206 Der Bestand zum Völkerrecht und zum all- 17.Jh: 166; 18. Jh: 11; 19. Jh: 4 Titel) und bei den gemeinen europäischen Staatsrecht umfasst 1066 Quellen 265 Titel (29 Inkunabeln; 16. Jh: 107; Titel (16. Jh: 145; 17.Jh: 205; 18. Jh: 112; 19. Jh: 17.Jh: 28; 18. Jh: 17; 19. Jh: 84 Titel). Zu den Inku- 604). Die am häufigsten vorkommenden Sprachen nabeln der Quellensammlungen gehören u. a. zahl- sind Deutsch (412 Titel), Latein (295), Französisch reiche Ausg. des Digestum vetus,desDigestum (259) und Italienisch (61). Das Völkerrecht ist mit novum und des Codex Justinianus. 361 Titel entfal- 322 Titeln (davon 51 aus dem 16. Jh) vertreten und len auf die Praxis des römischen Rechts (19 Inkuna- das Recht der Stände bzw. des Adels mit 192 beln; 16. Jh: 132; 17.Jh: 167; 18. Jh: 34; 19. Jh: 9 (davon 73 des 16. Jhs). Von den Basler Drucken Titel). Darunter finden wir die Decisiones rotae seien Onosanders De optimo imperatore eiusque Romanae (Basel 1477). Zur Geschichte des römi- 164 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) schen Rechts sind 231 Titel (16. Jh: 59; 17.Jh: 11; 2.216 Quellenwerke zum schweizerischen Recht 18. Jh: 34; 19. Jh: 127) vorhanden, darunter Auto- (281 Titel) überschneiden sich thematisch mit dem ren wie Aymar Du Rivail, Andreas Alciatus und Teilbestand zur Rechtsgeschichte (160 Titel). Es fol- Barnabas Brissonius. Zudem enthält die Sammlung gen Schriften zum Bundesrecht mit 157 Titeln, zum 97 Lehrbücher und Übersichtswerke v. a. aus dem Strafrecht mit 82, zur Verfassung mit 85 Titeln 19. Jh (81 Titel; 17.Jh: 9; 18. Jh: 7). Auf den römi- (zumeist aus dem 19. Jh) und zum Obligationen- schen Zivilprozess entfallen 60 Titel, alle aus dem recht (64 Titel). Die 84 Titel zum Prozesswesen und 19. Jh. Zu beachten bleiben 59 Nachschlagewerke die Gerichtsordnungen, vorwiegend auf Basel bezo- (15 Inkunabeln; 16. Jh: 13; 17.Jh: 2; 18. Jh: 8; gen, verteilen sich auf alle Jhe: 16. Jh: 5 Titel; 19. Jh: 21 Titel). Zum Bestand der Inkunabeln 17.Jh: 11; 18. Jh: 47; 19. Jh: 21). gehören verschiedene Basler Drucke, z. B. Johannes Calderinus’ Repetitorium utriusque iuris (1474) Ausländisches Recht und der Vocabularius iuris utriusque (1483). 2.217 Der Bestand zum ausländischen Recht umfasst 4526 Titel (27 Inkunabeln; 16. Jh: 591; Kirchenrecht 17.Jh: 669; 18. Jh: 680; 19. Jh: 2553 Titel). Die 2.211 Der Bestand umfasst 699 Titel, darunter Mehrzahl betrifft das deutsche Recht mit 3309 viele Inkunabeln (169) und 193 Titel aus dem Titeln; zudem sind die Rechtsgeschichte und das 16. Jh (17.Jh: 84; 18. Jh: 44; 19. Jh: 209). Zu den Recht Frankreichs (581 Titel), Italiens (436), Eng- am häufigsten vertretenen Sprachen Latein (495) lands (105) und der Niederlande (89) vertreten. Die und Deutsch (179) kommen vereinzelt französische Sprachen verteilen sich wie folgt: Deutsch (2466 und italienische Titel sowie 50 Werke des 17. bis Titel), Latein (1085), Französisch (615), Italienisch 19. Jhs aus dem Kirchenarchiv. (378), Englisch (128) und Niederländisch (88). Ein 2.212 Am umfangreichsten ist der Teilbestand an Grossteil der Publikationen des 16. Jhs stammt aus Dekreten und zum kanonischen Recht mit 309 dem Besitz von Bonifacius und Basilius Amerbach. Titeln (109 Inkunabeln; 16. Jh: 136; 17.Jh: 21; 2.218 Die Sammlung zum deutschen Recht enthält 18. Jh: 26; 19. Jh: 18 Titel), v. a. in lateinischer 20 Inkunabeln, 438 Drucke des 16. Jhs, 479 des Sprache (296 Titel), mit verschiedenen frühen Ausg. 17.Jhs, 467 des 18. und 1903 Titel des 19. Jhs, derselben Werke (z. B. Decretum Gratiani, 16 Inku- 2365 in deutscher, 820 in lateinischer, 81 in franzö- nabeln und 10 Basler Drucke), namentlich aus Bas- sischer und 22 in italienischer Sprache. Zu den ler Klosterbesitz sowie aus Basler Offizinen (z. B. ältesten Werken gehören der Schwabenspiegel (Ulm Nicolaus de Tudeschi: 25 Titel, davon 17 Inkuna- 1482 und Strassburg 1484), der Sachsenspiegel des beln und 6 Basler Drucke). Eike von Repgow (Augsburg 1496) und Die guldin 2.213 Unter den 193 Titeln des 16. Jhs befinden Bull (Ulm 1484) von Karl IV.; aus dem 16. Jh stam- sich hauptsächlich in Basel gedruckte Schriften von men zahlreiche Gerichtsordnungen, weitere Verord- Philippus Decius, Nicolaus Vigelius, Joachim Mün- nungen und Bullen sowie erneuerte Rechtsordnun- singer von Frundeck, Felino Maria Sandeo und von gen sowohl deutscher als auch österreichischer Thomas Naogeorgus. Städte. An Basler Drucken zu erwähnen sind Nüwe Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fry- 2.214 Zu beachten sind ferner die Consilia mit 78 burg im Pryssgow gelegen (1520), von Nicolaus Titeln (7 Inkunabeln; 16. Jh: 62; 17.Jh: 9 Titel), ins- Vigelius u. a. das Richterbüchlein (1579). Das deut- besondere Ulrich Zasius’ Responsorum iuris liber sche Feudalrecht zählt 178 Titel, darunter 7 Inku- (Basel 1538), und die Basler Ausg. von Nicolaus nabeln und 81 Werke aus dem 16. Jh, darunter Bellonus sowie die 25 Decisiones (7 Inkunabeln; Jacobus Alvarotus’ Super feudis (Lyon 1478) und 16. Jh: 3; 17.Jh: 14; 18. Jh: 1 Titel). Baldus de Ubaldis Super usibus feudorum (Pavia 1495). Weitere 4 Inkunabeln und 11 Drucke des Schweizerisches Recht 16. Jhs betreffen das deutsche Notariatswesen (63 2.215 Der Bestand umfasst 2962 Titel (16. Jh: 16; Titel), darunter je zwei Ausg. des Formularium 17.Jh: 57; 18. Jh: 268; 19. Jh: 2621 Titel), v. a. in instrumentorum ad usum curiae Romanae (Rom den Sprachen Deutsch (2368), Französisch (514), 1480 und Speyer 1488) bzw. das Formularium pro- Italienisch (54), Latein (16) und Rätoromanisch (7). curatorum et advocatorum curiae Romanae (Rom Zahlreich sind Broschüren (904 Titel) und Geset- 1481 und Basel 1493). Die Drucke des 16. Jhs stam- zessammlungen (788 Titel) des 19. Jhs, vorwiegend men u. a. von Heinrich Knaust, Rolandinus Passa- zum Bundesrecht sowie aus den Kantonen Basel gerius und Friedrich Ortlep, solche des 17.Jhs vom und Bern. Zu den ältesten Titeln gehören Josias Geschichtsschreiber der Stadt Basel Johann Simlers De republica Helvetiorum (Zürich 1576), Rudolph Sattler, so der Thesaurus notariorum die Landtsordnung der Landtgraveschafft Sausem- (Basel 1610). Zu erwähnen sind 931 Titel zum berg und Herrschafft Rötlen (Basel 1582) und die deutschen Strafrecht. Auf das 16. Jh zurück gehen Exhortation aux Suisses en général pour leur con- 69 Werke, u. a. von Hippolytus de Marsiliis, Jakob servation contre les esmeutes et dangers du temps Sprenger, Jodocus Damhouder, Angelus de Gambi- courant (Genf 1586). lionibus, Andrea Tiraquellus, Carlo Sigonio, Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 165

Johann Weyer, Abraham Saur, Stephanus Forcatu- schaftswissenschaften, manche die von diesen lus, sowie in Basel erschienene Schriften von Veit nicht immer klar abzugrenzenden Sozialwissen- Amerbach, Antonius Bernardus de Mirandula, schaften (54 Titel). Die grösste Zahl der Schriften Matthaeus Klok und Aegidius Bossius. Zum deut- (5933 Titel) befasst sich mit der Wirtschaft und schen Zivilrecht sind 505 Titel vorhanden, darunter ihren Teilbereichen, hauptsächlich mit der Volks- 198 zum Prozesswesen mit einzelnen Klageschriften wirtschaftslehre (3336) und mit der Schweizer aus dem 16. Jh (9 Titel) und dem 17.Jh (51). 109 Wirtschaft. Titel betreffen Hand- und Lehrbücher sowie Über- 2.222 Ergänzt wird der Bestand durch die Biblio- sichtswerke; wenige Titel aus dem 16. (5) und 17.Jh thek von Alfred Geigy mit 4315 Titeln, die sich der (4) finden wir zum Ehe- und Güterrecht (96). Nationalökonomie, den Sozialwissenschaften, der Zudem sind das Konkursrecht mit 77 Titeln und Geschichte und der Numismatik zuwenden. Das das Jagd- und Forstrecht mit 22 Titeln vertreten. älteste Werk aus Geigys Bibliothek ist De justitia Zum Jagdrecht gehören 10 Titel aus dem 16. Jh, commutativa (Paris 1483) des Johannes Consobri- z. B. von Noë Meurer, zum deutschen Recht 53 nus. Nachschlagewerke aus dem 18. und 19. Jh. 2.223 Im Schweizerischen Wirtschaftsarchiv, seit 2.219 Das französische Recht umfasst 580 Titel, 1976 eine Abteilung der Universitätsbibliothek, die Mehrheit davon aus dem 19. Jh (363 Titel) und befinden sich zudem Dokumentationen zu Wirt- in französischer Sprache (501). Die ältesten Titel schaftsfragen, Firmen und Verbänden. Die Publika- sind in der Gesetzessammlung (81 Titel) bei den tionen in den einzelnen Dossiers – mehrheitlich Zei- Ordonnanzen (31), den Parlamentsentscheidungen tungsartikel und Graue Literatur – reichen teilweise (14) sowie unter den allgemeinen Titeln zum fran- ins19.Jh,inseltenenFällenbisins18.Jhzurück. zösischen Recht. Aus dem 16. Jh (33 Titel) gehören Werke von Barthélemy de Chasseneux, Carolus Wirtschaft Molinaeus, Jean Imbert und Barnabas Brissonius zum Bestand. Zudem sind 31 Exemplare des Code 2.224 Das Fachgebiet »Wirtschaftswissenschaf- Napoléon vorhanden. ten« umfasst 5747 Titel aus dem 19. Jh, nur vier aus dem 16. Jh, 19 aus dem 17.Jh und 163 aus dem 2.220 Zum italienischen Recht (436 Titel) liegen 18. Jh, 3724 in deutscher, 1223 in französischer, Drucke aus dem 15. Jh (6 Titel) und v. a. aus dem 603 in englischer und 164 in italienischer Sprache. 16. Jh (117) vor, die sich hauptsächlich auf das Mit- 1861 Titel beziehen sich auf Zeitschriften aus ver- telalter (287 Titel) beziehen. Die Mehrheit der 105 schiedensten Ländern, 1178 Titel sind Broschüren, Titel zum englischen Recht stammt aus dem 19. Jh v. a. zu Schweizer Themen. Wesentlich ergänzt wird (95). Die 3 Werke des 16. Jhs wurden von William dieses Fach durch die Bestände der Bibliothek Stanford verfasst. Beim grösseren Teil der Titel han- Alfred Geigys (4315 Titel) mit älteren Schriften delt es sich um Übersichtsdarstellungen, die mehr- zum Münzwesen, darunter die Ordonnances sur le heitlich in englischer Sprache, aber auch in deut- faiet des monnoyes, estat et regle des officiers scher Übers. vorliegen. Zu erwähnen bleiben die 89 d’icelles (Paris 1540) des Königs von Frankreich, Titel zum niederländischen Recht, zumeist in nie- Franz I. derländischer Sprache (81 Titel; 17.Jh: 24; 18. Jh: 25; 19. Jh: 40 Titel). 2.225 Unter den allgemeinen Schriften zu den Wirtschaftswissenschaften finden wir 1222 Titel, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zumeist aus dem 19. Jh, in deutscher (628), franzö- 2.221 Der gesamte historische Bestand im sischer (391) und in englischer (162) Sprache. Das Hauptfachgebiet »Sozial- und Wirtschaftswissen- älteste Werk ist Angelo Pietras Indrizzo degli eco- schaften« umfasst 7074 Titel; der grösste Teil nomi (Montava 1586). Ausserdem sind es Publika- erschien im 19. Jh (6743 Titel; 16. Jh: 5; 17.Jh: tionen zur Statistik (114), Übersichtswerke (83) 21; 18. Jh: 304 Titel). Die am häufigsten vertre- sowie 123 Titel des 19. Jhs, die sich mit dem Kapita- tene Sprache ist Deutsch (4607, davon 4406 im lismus beschäftigen, so von britischen Autoren wie 19. Jh), gefolgt von Französisch (1430), Englisch David Ricardo, Henry Charles Carey, Samuel Smi- (644) und Italienisch (170). Die 119 Titel in les, ferner von Hermann Schulze-Delitzsch, Albert anderen Sprachen (113 davon im 19. Jh) verteilen Eberhard Friedrich Schäffle, Xavier Mossmann, sich u. a. auf Niederländisch, Dänisch, Schwe- Friedrich von Wieser und Wilhelm Schmidlin. disch, Portugiesisch, Russisch und Ungarisch. Das Adam Smith ist mit einer Erstausgabe seines Werks Sachgebiet umfasst eine Broschürensammlung und insgesamt 34 Titeln vertreten, des weiteren (»Nat Oek Cv«) mit 1178 Titeln, zumeist aus Jacques Savary des Bruslons, Adolphe-Jérôme Blan- dem 19. Jh (1167) und in deutscher (888) und qui, Max Wirth, Adolf Beer, Max Hirsch und der – französischer (200) Sprache, zudem 1915 Zeit- Basler Christoph Bernoulli (1782 1863). schriftentitel, mehrheitlich aus dem 19. Jh (1909), 2.226 Zum Bereich der Volkswirtschaft gehören in deutscher (1159), französischer (294), engli- 3336 Titel, davon 3273 des 19. Jhs (16. Jh: 1; 17.Jh: scher (212) und in zahlreichen weiteren Sprachen. 6; 18. Jh: 56 Titel) und 2114 in deutscher, 611 in Die meisten Zeitschriften betreffen die Wirt- französischer, 309 in englischer und 123 in italieni- 166 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) scher Sprache, die sich meist auf die Schweiz, der Académie des Sciences morales et politiques in besonders auf Basel, oder auf Deutschland bezie- Paris. hen. 2.232 264 Schriften behandeln die Freimaurerei, 2.227 Die älteste Publikation sind Les paradoxes die zu etwa gleichen Teilen aus dem 18. und 19. Jh du seigneur de Malestroict sur le faict des mon- stammen (129 bzw. 133 Titel) und in deutscher noyes, présentez à sa Majesté, au mois de Mars (217) oder in französischer (44) Sprache verfasst 1566 (Paris 1578). Aus dem 17.Jh finden wir Werke sind. Der Bestand reicht vom freimaurerischen von Hieronymus Dachtler, Johannes Ruremund Pflichtenheft des James Anderson in französischer und Bonifacius Termineus, aus dem 18. Jh von Mar- Übersetzung mit dem Titel Histoire obligations et tin Euler und John Law. Die Literatur des 19. Jhs, statuts de la très vénérable confraternité des Francs- darunter viele deutsche und schweizerische Zeit- Maçons (Frankfurt a. M. 1742) bis zu einzelnen kri- schriften (1861 Titel), beschäftigt sich v. a. mit der tischen Schriften, u. a. von Paul Uehlinger. Die Schweizer Wirtschaft, 142 Zeitschriften in weiteren meisten englischen und französischen Publikationen ca. 15 Sprachen widmen sich der Wirtschaft ande- sind in deutschen Übersetzungen vorhanden. Unter rer europäischer Länder. den Autoren des 18. Jhs finden sich Johann Jakob Moser, Johann August Starck, Adam Weishaupt, 2.228 Auf einzelne Wirtschaftszweige entfallen Adolph von Knigge, Carl von Eckartshausen, unter weitere 321 Titel, 314 aus dem 19. und sieben aus den späteren Theodor Anton Heinrich Schmalz, dem 18. Jh, davon 178 auf das Bankwesen; das Wilhelm Traugott Krug, Robert Fischer, Otto älteste Werk ist Johann Rudolf Meyers Theoreti- Henne am Rhyn, Diedrich Bischoff sowie die sche Einleitung in die praktische Münzwissenschaft Schweizer Moritz Reymond und Heinrich Boos. (Solothurn 1776). Daneben finden wir ausser eng- lischsprachigen Autoren wie James William Gilbart Politik und Wehrwesen und Henry Charles Carey v. a. Schriften von Deut- 2.233 Der Bestand umfasst 7244 Titel, davon sind schen sowie von Baslern, z. B. Christoph Bernoulli, 48 im 16. Jh, 109 im 17.Jh, 505 im 18. und 6582 Adolf Burckhardt-Bischoff und Arthur Schweizer. im 19. Jh erschienen. Am häufigsten ist die deutsche 2.229 Im Fachgebiet »Wirtschaft« sind zudem Sprache mit 4972 Titeln vertreten, gefolgt von diverse, v. a. die Schweiz betreffende Werke unterge- 1857 französischen, 194 englischen, 105 italieni- bracht, die sich mit dem Verkehr, dem Fürsorge- schen und 77 lateinischen Titeln. Der grössere Teil und Finanzwesen, den Steuern, mit dem Gewerbe dieses Bestands entfällt auf das Wehrwesen mit und den Zünften, mit den Zöllen, mit der Arbeit 6434 Titeln, die v. a. auf das Depositum der Stif- (u. a. Fabrikordnungen) und der Industrie (u. a. tung Militärbibliothek Basel zurückgehen (5625 Basler Seidenbandindustrie und St. Galler Stickerei) Titel). befassen. Politik 2.234 »Politik« zählt 810 historische Titel, haupt- Sozialwissenschaften sächlich zur Schweizer und zur Basler Politik, 24 2.230 Das Fachgebiet »Sozialwissenschaften« aus dem 16., 42 aus dem 17., 35 aus dem 18. und umfasst 1526 Titel, die meisten wiederum aus dem 709 aus dem 19. Jh, darunter 425 deutschsprachige, 19. Jh (1379 Titel; 16. Jh: 2; 17.Jh: 1; 18. Jh: 144 gefolgt von Französisch (210), Englisch (66), Latein Titel), welche die Arbeiterfrage, die Sozialpolitik, (55) und Italienisch (37). Die Sammlung enthält Frauenthematik, das Bevölkerungs- und das Fürsor- v. a. Publikationen zur allgemeinen Politik und gewesen, insbesondere der Schweiz, betreffen. Die Staatswissenschaft (527 Titel), zum Sozialismus am häufigsten vertretenen Sprachen sind Deutsch und Pazifismus (193) sowie die Sammlung des Bas- (1156 Titel), Französisch (236) und Englisch (109). ler Mathematik- und Physikprofessors Eduard Dabei handelt es sich bei 54 Titeln um deutsch- Hagenbach-Bischoff zum Thema »Wahlreform« mit sprachige Zeitschriften des 19. Jhs. Der älteste Titel 292 Titeln. ist eine bei Froschauer gedruckte Bättelordnung 2.235 Die 24 Titel des 16. Jhs finden sich im (Zürich 1590). Bereich »Staatswissenschaft«, die sich auf 16 latei- 2.231 Die Sozialwissenschaft im Allgemeinen ver- nische, 7 italienische Publikationen und auf 1 deut- einigt 492 Titel, 15 aus dem 18. und 477 aus dem sches Werk verteilen. Neben den 3 Basler Drucken, ’ 19. Jh, neben hauptsächlich deutschen (303) auch Peter Crusius De epochis seu aeris temporum et ’ französische (123) und englische (57). Zu nennen imperiorum (1578), Johannes Thomas Freigius sind Autoren wie Claudio Jannet, Robert Owen, Historiae synopsis (1580) und 2 Exemplaren von ’ Pierre-Joseph Proudhon, Agathon de Potter, Wil- Hippolytus a Collibus Princeps (1593) begegnen helm Heinrich Riehl, August Bebel, Ferdinand uns Werke von Francesco Sansovino, Petrus Johann Gottlieb Lassalle, Wilhelm Liebknecht, Peckius, Justus Lipsius, Michel de Montaigne, Tho- Johann Joseph Most, Theobald Ziegler, Jean mas Bozius, Girolamo Frachetta und Paolo Paruta. Guillaume César Alexandre Hippolyte Colins, 2.236 Die Sammlung von Eduard Hagenbach- Eduard von Hartmann sowie die Reihe Petits traités Bischoff enthält 292 Titel aus dem 19. Jh und einige Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 167

Pakete mit Zeitungsausschnitten. Zur Diskussion und des Mittelalters (44), 906 weitere Titel mit den über die Wahlreform im 19. Jh liegen v. a. franzö- von 1740 bis 1900 hauptsächlich von Deutschland sischsprachige (127, v. a. aus Genf) und deutsch- und Frankreich geführten Kriegen. Die Militär- sprachige Titel (102) vor, zudem 36 englische, 19 geschichte der Schweiz ist mit 475 Titeln dokumen- italienische und 7 dänische, darunter hauptsächlich tiert. In den Werken des 18. Jhs (53 Titel) ist vor- Schriften in Bezug auf die Schweiz, aber auch zur nehmlich von Schlachten (z. B. Villmergen) und französischen und britischen Wahlreform. Verträgen die Rede, in denen des 19. Jhs (422 Titel) stehen die Auseinandersetzungen mit Frankreich, Wehrwesen die schweizerische Neutralität und die Militär- 2.237 Das Fachgebiet »Wehrwesen« umfasst 6434 geschichte der einzelnen Kantone im Zentrum. Aus- Titel, die Mehrzahl aus dem 19. Jh (5873). Die wei- serdem finden wir 252 Biographien (17.Jh: 3; teren Werke sind mit 24 Titeln auf das 16. Jh, 67 18. Jh: 42; 19. Jh: 207 Titel), darunter v.a. deutsch- auf das 17. und 470 auf das 18. Jh verteilt. Neben (145) und französischsprachige (101), auch franzö- überwiegend deutschen (4547) und französischen sische Memoiren, z. B. von Claude de Letouf de Werken (1647) finden wir 128 englisch-, 68 italie- Pradines de Sirot und von Antoine de Gramont. nischsprachige sowie u. a. einige lateinische, spani- sche und niederländische. Den grössten Anteil hat Einzelne Themen zum Wehrwesen das Depositum der Stiftung Militärbibliothek Basel 2.241 Zusammen umfassen die verschiedenen mit 5625 Titeln (16. Jh: 5; 17.Jh: 34; 18. Jh: 404; Themengebiete zum Wehrwesen 3087 Titel, darun- 19. Jh: 5182 Titel), v. a. in den Sprachen Deutsch ter 22 aus dem 16. Jh, 44 aus dem 17.Jh, 193 aus (4078 Titel) und Französisch (1427). Diese Biblio- dem 18. und 2828 aus dem 19. Jh. Die am häufig- thek wurde im 18. Jh als eine vaterländische Ein- sten vertretenen Sprachen sind Deutsch (2359 richtung von einem Offizierslesezirkel gegründet. Titel), Französisch (636), Italienisch (41) und Eng- Bis 1943 gehörte sie der Basler Offiziersgesellschaft lisch (30). Ein grosser Teil der Bestände steht in der und wurde dann in eine Stiftung umgewandelt. Sie erwähnten Basler Militärbibliothek und betrifft das umfasst v. a. deutsch- und französischsprachige Schweizer Militär, des Weiteren gibt es Literatur Literatur zum Schweizer Militärwesen, auch die über Frankreich, Deutschland und England, oft in Militärwissenschaften, und insbesondere Publika- Übers. tionen des 18. und 19. Jhs. 2.242 Die Schriften zum Schweizer Militär (874 2.238 Die ältesten Titel betreffen u. a. den Fes- Titel) enthalten v. a. eidgenössische und kantonale tungsbau, z. B. Giambattista Della Valle di Venafros Reglemente und Gesetze, Pflichtenhefte der einzel- Livre contenant les appertenances aux Capitaines nen militärischen Ränge, Instruktionen und Verhal- (Lyon 1529), die Beschreibung einzelner Kriege, so tensregeln, Unterrichtspläne und Lehrmittel, z. B. ’ Cosimo Filiarchis Trattato della guerra et dell die Schrift Militärischer Unterricht für das Löbl. unione de principi christiani contra i Turchi e gli Schweizer-Regiment (Memmingen 1800). Der altri infedeli (Venedig 1572), und die Reitkunst wie Bestand zu den militärischen Hilfswissenschaften Federigo Grisones Künstlicher Bericht und allerzier- wie Terrainlehre, Waffenlehre und Munitionskennt- lichste Beschreybung wie die streitbarn Pferdt zum nis umfasst 386 Titel aus dem 18. und 19. Jh (11 Ernst und ritterlicher Kurtzweil geschickt und voll- bzw. 375 Titel) und setzt sich mehrheitlich aus Wer- kommen zu machen (Augsburg 1570). ken schweizerischer und deutscher Autoren zusam- men. Die Publikationen vermitteln zudem Kennt- Allgemeines nisse in Mathematik, Chemie, Zeichnen und Topo- 2.239 Zu allgemeinen Themen des Wehrwesens graphie. finden sich 1329 Titel, v. a. aus dem 19. Jh (1239), ergänzt durch 13 Titel aus dem 17. und 77 aus dem 2.243 Zu beachten ist die Sammlung zur militär- 18. Jh. Vertreten sind die Sprachen Deutsch (898), ischen Strategie mit 368 Titeln, zumeist in deut- Französisch (332), Englisch (69) und Italienisch scher Sprache (298), mit Johann Jacob Wallhausens (14), 67 Zeitschriftentitel, 42 Nachschlagewerke Camera Militaris oder Kriegskunst Schatzkammer sowie einige Zeitungsartikel und Broschüren (31). (Frankfurt a. M. 1621) als ältestem Werk. Daneben Die ältesten Titel stammen aus den Beständen der finden wir v. a. Schriften über das preussische Mili- Universitätsbibliothek, z. B. Laurens Melliets Dis- tär und von Autoren wie Georg Venturini, Carl von cours politiques, et militaires sur Corneille Tacite Decker, Heinrich von Bülow, Johann Ewald, Carl (Lyon 1628). Du Jarrys Freiherr von La Roche, Antoine-Charles Etienne-Paul de La Roche-Aymon, Karl von Clause- Militärgeschichte witz und Wilhelm Rüstow. 2.240 Die Schriften zur Militärgeschichte umfas- 2.244 Unter den verschiedenen Truppengattungen sen 2018 Titel (16. Jh: 2; 17.Jh: 10; 18. Jh: 200; sind die Genieeinheiten mit 268 Titeln, die Artillerie 19. Jh: 1806). Die ältesten Publikationen beschäfti- mit 232, die Infanterie mit 117, die Kavallerie mit gen sich mit dem Kriegswesen des Altertums (50; 54 und der Festungsbau mit 17 Titeln vertreten. z. B. Justus Lipsius und Flavius Vegetius Renatus) Weitere Druckschriften beziehen sich auf den Wehr- 168 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) sport (97 Titel), v. a. die Reitkunst (61), ferner auf zahlreichsten ist die Cosmographia von Sebastian die Sanität (68), die militärischen Vereine (52), die Münster mit insgesamt 30 in Basel gedruckten Militärverwaltung (41) und das Kriegsrecht (31). Titeln vertreten (27 aus dem 16. und 3 aus dem 17.Jh). Von Heinrich Glareans De geographia lie- Geographie, Völkerkunde, Volkskunde gen 8 Exemplare aus dem 16. Jh vor. Neben ver- schiedenen Exemplaren des ersten Atlas, dem 2.245 Das Hauptfachgebiet »Geographie, Völker- Theatrum orbis terrarum (Antwerpen 1570) von kunde, Volkskunde« umfasst ohne Sondersammlun- Abraham Ortelius, finden wir weitere Werke zur gen 4993 Titel von vor 1900. Ergänzt wird dieser allgemeinen Erdbeschreibung und zu einzelnen Bestand u. a. durch Werke aus den Sonder- Kontinenten, u. a. von Peter Apian, Sebastian sammlungen Karl Steffensen, Wilhelm Vischer und – Franck, Domenicus Marius Niger, Michael Nean- Jacob Melchior Ziegler (1801 1883), aus dessen der von Sorau, Adriaan van Roomen, zudem die Bibliothek auch eine grosse Kartensammlung Cosmographia pii papae in Asiae & Europae ele- stammt. Somit ergibt sich ein Bestand von 6797 ganti descriptione (Paris 1509) und den Weltatlas Titeln (2 Inkunabeln; 16. Jh: 320; 17.Jh: 397; von Vadian (Zürich 1534) in 6 Exemplaren. 18. Jh: 1077; 19. Jh: 5001 Titel). Die am häufigsten vertretenen Sprachen sind Deutsch (3444 Titel), 2.249 Der Bestand aus dem 17. und 18. Jh enthält Französisch (1478), Englisch (891), Latein (556) neben einigen Handbüchern Schriften von Bernhar- und Italienisch (214). Die wertvollsten Bestände fin- dus Varenius, Nicolas Sanson, John Earle, Paulus den wir bei den Kosmographien, den Länderkunden Merula, Abraham Farissol, Christiaan Huygens, des 15. bis 18. Jhs sowie bei den Reisebeschreibun- Johann Christoph Weigel sowie von Anton Fried- gen. rich Büsching die Neue Erdbeschreibung (Hamburg 1759–1782). Aus dem 19. Jh finden wir v. a. Hand- Geographie und Ethnologie bücher, Atlanten und Lehrbücher, aber auch Schrif- 2.246 Der länder- und völkerkundliche Bestand ten zur Erdbeschaffenheit und -entstehung sowie zählt 5429 Titel von vor 1900. Weitere Titel zur zur Weltgeographie. Geographie slawischer Länder finden wir in der Länder- und Völkerkunde Sondersammlung Lieb des Fachgebiets »Slawistik« und in der »Bibliotheca Indica« Alfred Sarasins. 2.250 Der Bestand zur Länder- und Völkerkunde Dem Fachgebiet angegliedert ist eine Sammlung mit Europas umfasst 1382 Titel, davon 607 vor 1800 ca. 12.000 historischen Karten. erschienene. Am häufigsten vertreten sind die Spra- 2.247 Die Mehrheit der Titel des Sachgebiets chen Deutsch, Französisch, Englisch und Latein. »Geographie und Ethnologie« stammt aus dem Die Mehrheit der Titel betrifft Europa im Allgemei- 19. Jh (3927). Hinzu kommen 5 Inkunabeln, 203 nen sowie Deutschland und die Schweiz, im Übri- Titel des 16. Jhs, 387 des 17.Jhs und 907 des gen v. a. Italien, Frankreich und skandinavische 18. Jhs, darunter zahlreiche Drucke aus Basler Länder. Offizinen. Die Hälfte der Titel ist in deutscher Spra- 2.251 Der älteste Titel beschäftigt sich mit che verfasst (2714), 1275 in Französisch, 783 in Deutschland, Papst Pius’ II. De ritu, situ, moribus Englisch, 357 in Latein, 150 in Italienisch, 28 in et condicione theutonie descriptio (Leipzig 1496), Spanisch, 3 in Altgriechisch, 2 in Hebräisch sowie darüber hinaus finden wir u. a. Sebastian Francks 114 in anderen, v. a. nordischen Sprachen und in Germaniae chronicon (Bern 1539), zu den Gegen- Niederländisch. Der gesamte Bestand kann in drei den der Schweiz Heinrich Glareans Helvetiae de- Gruppen eingeteilt werden: Allgemeine Erdbeschrei- scriptio in 10 Exemplaren (alle Basel 1514 und bungen und Kosmographien, Länder- und Völker- 1519). Neben der Schweizer Karte Helvetiae de- kunde sowie Reise- und Expeditionsberichte. scriptio (Antwerpen 1570) des Aegidius Tschudi und verschiedenen Ausg. aus dem 16. Jh von Tschu- Erdbeschreibungen und Kosmographien dis Beschreibung der rhätischen Alpen enthält der 2.248 Die Erdbeschreibungen umfassen etwa 250 BestandauchdasChronicon Helveticum (Basel Titel, wobei 190 vor dem Jahr 1800 gedruckt wur- 1734). Die Alpen wurden auch von Johann Rudolf den. Die ersten Kosmographien sind vertreten Schellenberg Alpes Helveticae (Bern o. J.) beschrie- durch die bei Kessler erschienene Basler Inkunabel ben. Vorhanden sind weitere Darstellungen zur Cosmographia dans manuductionem in tabulas Schweiz aus dem 16. Jh, u. a. von Vadian, Josias Ptholomei (1496) von Laurentius Corvinus und Simler, dazu verschiedene Karten von Sebastian zwei Inkunabeln von Claudius Ptolemäus’ Cosmo- Münster (Basel 1552) und Christoph Murer graphia (Vicenza 1475 bzw. Ulm 1482). Pomponius (Zürich 1582). Aus dem 17. und 18. Jh sind Johann Melas De chorographia (Venedig 1482) finden wir Jakob Grasser, Jakob Russinger, Martin Zeiller (46 in 21 weiteren Drucken (11 aus dem 16. Jh, darun- Titel), Johann Jakob Scheuchzer (57), Albrecht von ter 7 Basler Drucke), zudem Strabos Erdbeschrei- Haller, Johann Georg Altmann, Johann Conrad bung Geographica, die mit einer Inkunabel und 22 Fäsi, Gabriel Walser, David Herrliberger und Beat weiteren Drucken in verschiedenen Sprachen vertre- Fidel Zurlauben vielfach vertreten. Bei den Titeln ten ist (darunter 5 Basler Drucken des 16. Jhs). Am des 19. Jhs überwiegen die Handbücher und Lehr- Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 169 bücher zur schweizerischen Geographie und zu den weiteren Reiseberichten aus dem »Morgenland«, einzelnen Kantonen (Markus Lutz, Gerold Meyer z. B. von Leonhard Rauwolf aus dem 16. Jh, später von Knonau, Ludwig August Burckhardt, Imma- von Adam Olearius, Carsten Niebuhr und Johann nuel Friedrich Denner und Johann Jacob Egli). Ludwig Burckhardt ist die Literatur zur Kunst des 2.252 Für andere europäische Länder bleiben Reisens beachtenswert. Autoren wie Theodor Johann Jakob Grassers Newe und volkommne Zwinger mit seiner Methodus apodemica (Basel italianische, frantzösische, und englische Schatz- 1577), Giovanni Battista Ramusios Delle naviga- tioni e viaggi (Venedig 1554) wie auch Nathan kamer (Ausg. Basel 1609 und 1610) zu nennen ’ sowie zahlreiche Titel von Anton Friedrich Chyträus Variorum in Europa itinerum deliciae Büsching (49) für das 18. Jh. (1606) sind hier wegweisend. 2.253 Zur aussereuropäischen Geographie sind 2.257 Im 17.Jh überwiegen die Reiseberichte aus anzuführen Leo Africanus (5 Titel, davon 3 des Europa von Autoren wie Martin Zeiller, Justus 16. Jhs), Bernhard Varenius zu Japan (2 Titel des Zinzerling, Abraham Gölnitz, Joseph Furttenbach, 17.Jhs), die ca. 30 Titel von Carl Friedrich Philipp Gilbert Burnet mit Some letters containing an von Martius zur Ethnographie Brasiliens aus dem account of what seemed most remarkable in travel- 19. Jh und das seltene Werk von Alexander von ling through Switzerland, Italy, some parts of Humboldt und Aimé-Jacques Bonpland, die Ideen Germany etc. (Rotterdam 1687). Daneben finden zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem wir einige Berichte über Amerika, u. a. von Ambro- Naturgemälde der Tropenländer (Tübingen 1807). sius Richshoffer und Raveneau de Lussan, aber Als Autoren des 19. Jhs sind Friedrich Ratzel (12 auch einzelne Titel zu China und Siam von Fernão Titel, v. a. zur »Anthropogeographie«) und Mendes Pinto, François-Timoléon de Choisy und Christian Gottfried Daniel Stein (7) hervorzuheben. Guy Tachard.

Reiseberichte 2.258 Die Sammlung von Reiseberichten hat ihren 2.254 Die Sammlung von Reiseberichten umfasst Schwerpunkt im 18. und 19. Jh, was mit der 1525 Titel mit einem Schwerpunkt im 18. (454) Popularisierung der Reiseberichte seit dem Ende des und 19. Jh (948) und Werken in mehrheitlich 18. Jhs zusammenhängt. Aus dem 18. Jh gibt es deutscher (825) und französischer Sprache (433). einem breiten Publikum zugängliche Sammlungen Eine bedeutende Anzahl deutscher Übers. von fran- von Reiseberichten wie John Hawkesworth’s An zösischen und englischen Reiseberichten lässt das Account of the Voyages (London 1773), letztere Interesse einer breiten Leserschaft an Entdeckungs- auch in zeitgenössischen französischen und reisen des 17. bis 19. Jhs erkennen. Stark vertreten deutschen Übersetzungen, ferner von Charles de sind die Berichte der Weltreisenden, aber auch sol- Brosses die Histoire des navigations aux terres che über Entdeckungsreisen in europäische Länder australes (Paris 1756) sowie John Barrow in und in einzelne Erdteile, die v. a. durch Kolonialisa- französischer Übersetzung mit dem Abrégé chrono- tionswellen sowie Entdeckungsreisen in einzelne logique ou histoire des découvertes faites par les Weltregionen Interesse fanden. Européens (Paris 1766). Europa, der Orient und die Weltreise bleiben Hauptthemen, auch die Polar- 2.255 Zu den ältesten Titeln zählt der Brief, den expeditionen von Fridtjof Nansen und die Nord- Christoph Kolumbus unmittelbar nach der Rück- west-Passage von John Ross und William Edward kehr von seiner ersten Reise in die Neue Welt im Parry. Jahre 1493 veröffentlichte. Noch im selben Jahr erschienen verschiedene lateinische Ausg., darunter 2.259 Die literarische Popularisierung der Welt- die Basler Edition bei Michael Furter, die als einzige reisen spiegelt sich in zahlreichen Titeln ihrer mit Abbildungen versehen und wegen den ersten bekanntesten Vertreter in Ausg. mehrerer Sprachen. Darstellungen von Indianern berühmt ist. Weltweit Einzelne Reisen um die Welt und in mehrere Erd- existieren vom Kolumbusbrief nur noch sechs teile werden beschrieben von Louis-Antoine Comte Exemplare. Zudem finden wir die Beschreibung der de Bougainvilles Voyage autour du monde (Paris Endeckung Amerikas durch Petrus Martyr Angle- 1771) und den englischen Weltentdeckern James rius in 6 Ausg., darunter das Enchiridion de nuper Cook, Richard Pocock, Sir James Clark Ross und subd.Carolorepertisinsulis(Basel 1521) und De Daniel Clarke. Ferner sind Werke von deutschen orbe novo (Basel 1533), die von Hieronymus Bent- Welt- und Forschungsreisenden (Georg Forster, Ale- zon und Nikolaus Höniger angefertigte Übers., Der xander von Humboldt) sowie von weiteren Entde- newen Weldt und indianischen nidergängischen ckern, z. B. dem das Innere Afrikas beschreibenden Königreichs, newe und wahraffte History (Basel François de Vaillant oder dem zu den Quellen des 1583), sowie Werke von Johann Theodor de Bry, Nils vorstossenden James Bruce vorhanden. Der José de Acosta, Bartolomé de las Casas und Fern- neue Robinson von Joachim Heinrich Campe ist ando Cortés. mit 29 Exemplaren vertreten. Hinzu kommen Rei- 2.256 Eine Seltenheit stellt auch John Mandevilles seberichte über die Entdeckung Amerikas sowie 4 Reise ins Heilige Land (Basel 1481) dar. Neben Schriften von Otto von Kotzebue. 170 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

2.260 Weitere Reiseberichte meist in englischer lateinischer (7) und in sonstigen Sprachen (45). Aus Sprache, v. a. über Indien und Zentralasien, enthält dem 16. bis 18. Jh können insgesamt nur 256 Titel die Bibliothek Sarasin. mit volkskundlich relevantem Inhalt gezählt werden (10 aus dem 16. Jh, 64 aus dem 17.Jh und 182 aus Völkerkunde dem 18. Jh). Die meisten Werke (1153) kamen 2.261 Die Voraussetzungen für die erst im 19. Jh durch die Schenkung des Basler Prof. Eduard Hoff- als wissenschaftliche Disziplin entstandene Ethnolo- mann-Krayer (1864–1936) in die Bibliothek. gie wurden in Basel durch die Forschungstätigkeit 2.265 Die Titel von vor 1800 befassen sich mit der beiden Privatgelehrten Paul und Fritz Sarasin regionalen Gegebenheiten und Beschreibungen geschaffen. Das reiche Material, das diese ersten (Stadt- und Universitätsgründungen, Verbrechen Basler Ethnologen auf ihren weiten Reisen gesam- und Prozessen) sowie mit Biographien von Ge- melt und ausgewertet haben, steht heute in der lehrten, Geistlichen und Adligen. Hinzu kommen Bibliothek des Museums der Kulturen. Die histori- religiöse Schriften, Gedicht- und Liedersammlun- sche Literatur zur Völkerkunde umfasst in der Uni- gen. Daneben gibt es Literatur zur allgemeinen versitätsbibliothek 196 Titel, 191 davon aus dem Sittengeschichte (Johann Boehme, Mores, leges et 19. Jh, verteilt auf die Sprachen Deutsch, Latein, ritus omnium gentium, Lyon 1541) sowie zahlrei- Englisch und Französisch, und als ältesten Titel che Schriften des Sittenpredigers Abraham a Santa Joseph-François Lafitaus Moeurs des sauvages amé- Clara und zur Geschichte der Stände (Christoph riquains, comparées aux moeurs des premiers temps Meiners, Geschichte der Ungleichheit der Stände (Paris 1724). unter den vornehmsten europäischen Völkern, Han- nover 1792), Reise- und Länderbeschreibungen aus Kartensammlung dem 17. und 18. Jh zu bestimmten Gegenden Euro- 2.262 Nach der ersten Katalogisierung der Karten- pas, z. B. Gilbert Burnets Voyage de Suisse, d’Italie, sammlung im Jahr 1915 ergab sich ein Bestand von et de quelques endroits d’AllemagneetdeFrance ca. 12.000 Karten. Am Ende des 18. Jhs dürften es (Rotterdam 1687), Jan Janszoon Struys Reisen 6000–7000 Blätter gewesen sein, bevor Jacob durch Italien (Amsterdam 1678) und Johann Hein- Melchior Ziegler (1801–1883), ein aus Winterthur rich Tschudis Beschreibung des lobl. Orths und stammender Lehrer und Verleger, der Bibliothek Lands Glarus (Zürich 1714). rund 3500 Blätter, die v. a. aus dem 19. Jh stamm- 2.266 Nennenswert ist Der Bauern Practica (Köln ten, vermachte. 1520–1525) aus dem 16. Jh, die den volkskundli- 2.263 Im Zentrum der umfangreichen historischen chen Kanon des 19. Jhs über Haus, Familie, Sitte Kartensammlung stehen zweifellos die Inkunabeln und Bräuche vorwegnimmt. Ende des 18. Jhs und der Kartographie aus dem 16. Jh, darunter zahlrei- v. a. im 19. Jh finden sich zahlreiche Einzelunter- che Unikate wie La ville, cité et Université de Paris suchungen über das Volkstum, über Volksdichtung, (Paris ca. 1550) von Olivier Truschet und Germain -lieder, -tänze, -schauspiele, -glaube, -bräuche und Hoyau, Gerhard Mercators grossformatige Welt- -kleidung mit einem Schwerpunkt bei den Märchen, karte Nova et aucta orbis terrae descriptio ad usum Sagen und Legenden. navigantium (Duisburg 1569), das einzige voll- ständig erhaltene Exemplar, auf dem der Autor zum Naturwissenschaften ersten Mal die nach ihm benannte Projektion ver- wendet hat, und Aegidius Tschudis grossformatige 2.267 Das Hauptfachgebiet »Naturwissenschaf- Schweizerkarte von 1538. Insgesamt umfasst die ten« umfasst 37.623 Titel (12,7 % des gesamten his- Sammlung der grossformatigen Einzelkarten aus torischen Buchbestands), davon 55 Inkunabeln. Die dem 16. Jh 138 Blätter, von denen ein Grossteil (82 ältere Naturwissenschaft (vor 1800) stellt 12.164 Karten auf 122 Blättern) bis ins 20. Jh in einem Bd Titel, nämlich 1304 aus dem 16. Jh, 2626 aus dem zusammengebunden war. Er dürfte seit dem 17.Jh 17. und 8179 aus dem 18. Jh. Die Naturwissen- im Besitz der Universität gewesen sein und stellt schaften nach 1800 zählen doppelt so viele Titel einen der kostbarsten Bestände der Bibliothek dar. (25.459). Zu beachten sind weitere Unikate von Karten von 2.268 Während vom 15. bis 17.Jh die Werke in Oronce Finé, Abraham Ortelius, Christian Sgrooten lateinischer Sprache den Hauptbestand ausmachen und Sebastian Münster. (50 Titel im 15. Jh; 961 im 16. Jh; 1792 im 17.Jh), steigt im 18. und 19. Jh der Anteil der Titel in euro- Volkskunde päischen Nationalsprachen deutlich an. So stam- 2.264 Der historische Bestand im Fachgebiet men 5 deutsche Titel aus dem 15. Jh, 211 aus dem »Volkskunde« umfasst 1623 Titel. Dieser stammt 16. Jh, 472 aus dem 17.Jh, 3386 aus dem 18. Jh wegen der erst im Jahr 1900 erfolgten Ansiedlung und 14.581 aus dem 19. Jh. In Französisch sind des Fachs an der Universität Basel vorwiegend aus 6560 Titel vorhanden, in Englisch 2966, in Italie- dem 19. Jh (1367). Eine Mehrheit der Titel ist in nisch 1012, zum grössten Teil aus dem 19. Jh, deutscher Sprache verfasst (1134), weitere in engli- weitere in Spanisch, Dänisch, Finnisch, Niederlän- scher (83), französischer (68), italienischer (30), disch, Norwegisch, Portugiesisch, Schwedisch und Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 171

Ungarisch (alle aus dem 19. Jh, bis auf 1 niederländ- schmieds und Mathematikers Leonhard Zubler (8, ischen Titel des 18. Jhs). davon 4 Basler Drucke) und von Benjamin Bramer 2.269 Einen wertvollen Teil des Bestands bilden (7), dem Schwager des Toggenburger Mathemati- die Basler Drucke des 16. Jhs von naturwissen- kers und Instrumentenbauers Jost Bürgi, dessen schaftlichen Schriften griechischer und römischer Erfindungen Bramer veröffentlichte. Autoren, u. a. die von Simon Grynaeus betreute 2.274 Auf das 18. Jh gehen 732 Titel zurück, zweibändige Aristoteles-Ausgabe Aristotelous davon ungefähr je gleich viele in lateinischer (243), Hapanta, bei Johannes Bebel erschienen (1531), deutscher (219) und französischer (209) Sprache. sowie griechische Aristoteles-Ausgaben von 1539 Vor allem dank der Mathematiker aus der Familie und 1550. Ebenso sind die naturwissenschaftlichen Bernoulli wurde die Universität Basel im 18. Jh zu Werke arabischer und jüdischer Autoren des Mittel- einem mathematischen Zentrum europäischen Ran- alters mit Drucken des 16. Jhs, zum Teil aus Basler ges. Zum Bestand gehören Originalausgaben aller Offizinen, gut vertreten. gedruckten Werke der Mathematiker Bernoulli und des Baslers Jakob Hermann, z. T. mit Annotationen Mathematik der Verfasser. Vorhanden sind die Originaldrucke 2.270 Die Sachgruppe umfasst 2987 Titel, davon der wissenschaftlichen Zeitungen, in denen ein 1366 in Deutsch, 880 in Lateinisch, 542 in Franzö- Grossteil der Arbeiten der Bernoulli und Jakob Her- sisch, 70 in Englisch, 57 in Italienisch und der Rest manns publiziert wurde. Zahlreiche mathematische in einem Dutzend weiterer Sprachen. Drucke des 17. und 18. Jhs stammen aus dem Besitz der Familie Bernoulli. Die Werke Leonhard Eulers 2.271 Von den fünf Inkunabeln seien genannt die sind ebenfalls vollständig vorhanden (53 Titel des Behende und hubsche Rechenung auf allen Kauff- 18., 10 des 19. Jhs). Abraham Gotthelf Kästner (26 manschafft (Leipzig 1489) von Johannes Widmann, Titel), Carl Scherffer (19), Johann Kies (13) und von Claudius Ptolemäus das Quadripartitum (Vene- Christian Wolff (10 mathematische Titel) sind gut dig 1493, zusammengebunden mit weiteren vertreten. Drucken) sowie Euklids Elementa (Venedig 1482), übers. von Adelardus Bathoniensis und aus Amer- 2.275 Aus dem 19. Jh stammen 1687 Titel, Lehr- bachschem Familienbesitz stammend. bücher und Übersichtswerke zur Mathematik (rund 2.272 Auf das 16. Jh gehen 197 Titel zurück (126 300 Titel), Konvolute mit mathematischen Abhand- davon in Lateinisch, 35 in Deutsch, 17 in Italienisch lungen und Dissertationen (ca. 500 Titel, davon und 13 in Altgriechisch), darunter Basler Drucke, fast die Hälfte in lateinischer Sprache) sowie Werk- z. B. das von Simon Grynaeus herausgegebene Euk- ausgaben bedeutender Mathematiker von der grie- leidou Stoicheion bibl. ie’ ek ton Theonos synou- chisch-römischen Antike bis zum 19. Jh. Vertreten sion (1533). Euklid ist mit zahlreichen Drucken des sind u. a. die Geometrie (250 Titel), Arithmetik 16. Jhs vertreten (30 Titel, u. a. in Lateinisch, Grie- (110), Analysis (110), Differentialrechnung (90), chisch, Arabisch und Deutsch; 8 Basler Drucke). Algebra (80), Statistik (30), Trigonometrie (20) und Weiterhin wurden in Basel gedruckt die Margarita die Militärmathematik (20). Ab 1802 war der philosophica von Gregor Reisch (von den 8 vorlie- Mathematiker Daniel Huber Direktor der Universi- genden Drucken des 16. Jhs sind 4 aus Basler Offi- tätsbibliothek. Sein Wirken und das Vermächtnis zinen), die Arithmeticae logisticae libri (1555) von seiner Privatbibliothek haben zur fast lückenlosen Jakob Micyllus, Ein sehr Nutzliche unnd Kunstrei- Sammlung von Werken der mathematischen che Arithmetick (1569) von Petrus Ramus, Ele- Wissenschaften des 17. und des 18. Jhs entscheidend menta arithmeticae (1579 und 1595) des Basler beigetragen. Chronisten Wurstisen und die Opera (1561) von Astronomie Marsilius Ficinus. Erwähnenswert sind auch das Enchiridion novus algorismi (Köln 1504), ein Lehr- 2.276 Der historische Bestand im Fachgebiet buch von Johannes Huswirt, und der Artis magnae »Astronomie« umfasst 1950 Titel mit einem hohen sive de regulis algebraicis liber unus (Nürnberg Anteil an lateinischen Schriften (740 Titel); ausser- 1545) von Hieronymus Cardanus. dem sind 776 deutsche, 281 französische, 97 engli- sche sowie 56 Titel in weiteren Sprachen, u. a. in 2.273 Aus dem 17.Jh stammen 366 Titel, 249 Arabisch und Hebräisch, vorhanden. Die Inkuna- davon in lateinischer, 53 in deutscher und 42 in beln (20 Titel) sind alle in lateinischer Sprache ver- französischer Sprache. Euklids Elementa liegen fasst. Aus dem 16. Jh finden sich 268 Titel, aus dem mehrfach vor (20 Titel), von deren Kommentatoren 17.Jh 417, aus dem 18. Jh 570 und aus dem 19. Jh seien Isaac Barrow (5) und Christoph Clavius (3) 675 Titel. Es fällt auf, dass die Schriften aus dem genannt. Hinzu kommen die mathematischen 15. bis 17.Jh einen verhältnismässig hohen Anteil Werke von René Descartes, Pierre de Fermat, Gali- ausmachen. leo Galilei, Johannes Kepler, Gottfried Wilhelm Leibniz, Isaac Newton und Blaise Pascal, die Schrif- 2.277 Unter den Inkunabeln gibt es u. a. astrono- ten des Basler »Lohnherrn« (Stadtingenieurs) Jacob mische Kalender und Tabellen (Ephemeriden), so Meyer (11 Basler Drucke), des Schweizer Gold- von Avraham ben Šemu’el Zakkut (Abraham ben 172 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

Samuel Zacuto) eine Übers. seines Be’ur LuÎot,die gemeine Übersichtswerke sowie 20 Sternatlanten Ephemerides (Venedig 1498), ebenso die für enthalten. Alfonso X., König von Kastilien und Léon, von 2.281 Aus dem 19. Jh gibt es neben Lehrbüchern, einem Gelehrtenkollegium berechneten und nach Sternatlanten, Werken zur Geschichte der Astrono- ihm benannten Tabulae astronomicae (Venedig mie und populärwissenschaftlichen Darstellungen 1483) und von Johannes Regiomontanus das v. a. empirische Berichte über Himmelsbeobachtun- Calendarium (Venedig 1485). Von letzterem ist gen, u. a. aus Schweizer Sternwarten. auch ein mit seinem Lehrer Georg von Peuerbach erarbeiteter Auszug des ptolemäischen Almagest unter dem Titel Epitoma in Almagestum Ptolemaei Physik (Venedig 1496) vorhanden, von Claudius Ptole- 2.282 Der historische Bestand umfasst 3616 Titel, mäus das Quadripartitum (Venedig 1493). Das knapp die Hälfte (1701) in deutscher, ca. ein Viertel Lehrbuch der sphärischen Astronomie von Johan- (978) in lateinischer Sprache. Daneben finden sich nes Sacro Bosco liegt in mehreren Ausg. vor (u. a. 636 französische, 175 englische, 77 italienische Venedig 1488). sowie 56 Titel in weiteren Sprachen. Es sind 7 Inku- 2.278 Aus dem 16. Jh stammen etliche Basler nabeln vorhanden, alle in lateinischer Sprache. Drucke, so Georg von Peuerbachs Theoricae novae Erwartungsgemäss steigt die Anzahl der Titel vom planetarum disputationes in mehreren Aufl. (1569, 16. Jh (109) über das 17. (408) und das 18. (1124) 1573 und 1596), De revolutionibus orbium coeles- bis zum 19. Jh (1968) stark an. tium libri VI (1566) von Nikolaus Kopernikus, von 2.283 Unter den im Fachbereich »Physik« aufge- denen auch die Erstausgabe von 1543 vorhanden stellten Inkunabeln finden sich 3 Titel, die aristo- ist, und die Sphaera mundi ([1546?], hebräisch und telische Werke kommentieren: In meteorologica lateinisch) von Avraham bar Hiyya. Einige Basler Aristotelis (Venedig 1488) von Averroes, Johannes Drucke des 16. Jhs stammen aus der Bibliothek Versors Quaestiones super octos libros physicorum ’ Daniel Hubers, z. B. Aristoteles De mundo (Peri Aristotelis (Köln 1497) sowie von Aegidius Roma- kosmou) (1533), Werke von Cleomedes und Philo nus In Aristotelis de generatione et corruptione von Alexandrien enthaltend, »eine Synopse über commentum (Venedig 1493), ferner beachtenswert das Weltall in antiken Theorien auf Wunsch eines von Albertus Magnus die Meteora (Venedig 1488) Studenten« (Frank Hieronymus), herausgegeben und De caelo et mundo (Venedig 1490). vom Basler Prof. Simon Grynaeus. Bei Bebel wurde 1531 mit einem Vorwort von Simon Grynaeus De 2.284 Weitere Basler Drucke des 16. Jhs beziehen Motu disputatio von Proclus verlegt. Die Elementa sich auf Aristoteles, so Paraphrasis Themistii in des Euklid, mit einem Kommentar des Proclus und Aristotelis posteriora et physica (1545) und Georg ebenfalls einer Vorrede von Simon Grynaeus, Lieblers Epitome philosophiae naturalis ex Aristo- kamen bei Johannes Herwagen Senior heraus telis libris excerpta (1561; 2 Exemplare von 1566). (1533); ebenso bei Herwagen wurden von Firmicus Zu erwähnen sind, neben Werken anderer Humani- Maternus die Astronomicon libri VIII gedruckt sten, Philipp Melanchthons Doctrinae physicae ele- ’ (1533 und 1551). menta (1550), Hieronymus Cardanus De subtili- tate (1560) und die Opera (1565) von Nicolaus 2.279 Zum Bestand gehören mehrere aus dem Cusanus. Von Antonius Galateus erschien 1558 der Arabischen ins Lateinische übersetzte Werke Liber de situ elementorum; das Basler Exemplar (16.Jh:6;17.Jh:3),z.B.vonAbu¯Ma‘šar (Venedig trägt eine eigenhändige Widmung des Herausgebers 1500, 1506 und 1515) und al-FarÈa¯nı¯ (Nürnberg an Bonifacius Amerbach. Bereits unter den Basler 1537, Amsterdam 1669). Aus dem 17.Jh sind mit Drucken des 16. Jhs liegen einige Werke zur Optik mehreren, meist lateinischen Titeln Johannes Kepler vor. So erschien bei Episcopius der aus dem 11. Jh (22), Galileo Galilei (12) und Tycho Brahe (5) ver- stammende Opticae thesaurus (1572) von Alhazen, treten. Ferner sind rund 30 Titel zur Kosmogonie, hrsg. von Friedrich Risner, in dieser Ausg. zusam- 20 Sternatlanten und zwei Dutzend Lehrbücher men mit den ebenfalls von der Optik handelnden vorhanden. Fast ein Drittel der Drucke des 17.Jhs Libri decem von Witelo. (125 von 417) beschäftigt sich mit den Kometen 2.285 Im 17.Jh sind Werke aus dem Bereich der (v. a. der Jahre 1618 und 1664). Optik (85 Titel) gut vertreten; allgemein spiegelt die 2.280 Aus dem 18. Jh sind die astronomischen Sammlung die wichtigen Entwicklungen der Physik Schriften Leonhard Eulers vorhanden (5 Titel, u. a. jener Zeit. Es finden sich Schriften u. a. von Francis Theoria motuum planetarum et cometarum, Berlin Bacon, Robert Boyle, René Descartes, Galileo 1744). In derselben Sachgruppe befinden sich Isaac Galilei, Pierre Gassendi, Otto von Guericke, Newtons Philosophiae naturalis principia mathe- Christiaan Huygens, Johannes Kepler, Athanasius matica (London 1687). Von Pierre-Simon de Kircher, Gottfried Wilhelm Leibniz, Edme Laplace sind es 20 Titel (5 des 18. Jhs; 15 aus dem Mariotte, Christoph Scheiner und vom Basler Jakob 19. Jh), unter den Werken des 18. Jhs zur Kosmo- Bernoulli (u. a. die Dissertatio de gravitate aetheris, gonie (100 Titel) sind rund 50 Lehrbücher und all- Amsterdam 1683). Auch Übersichtswerke und Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 173

Lehrbücher der Physik sind vorhanden, u. a. von mistischen Tradition, z. T. handelt es sich um phar- Honoré Fabry, Caspar Schott, Johann Heinrich mazeutische Chemie. Es fällt auf, dass die meisten Schweizer und Johann Christoph Sturm. der vorhandenen chemischen Lehrbücher auf Fran- 2.286 Für das 18. Jh sind folgende Themengebiete zösisch verfasst sind, z. B. diejenigen von Antoine- zu nennen: Optik (192 Titel), Elektrizität und Mag- François Fourcroy (8) und Nicolas Lémery (4) netismus (149), Mechanik (139), Übersichtswerke sowie der Dictionnaire de chymie von Pierre-Joseph und Lehrbücher (106), Hydrodynamik (84), Ther- Macquer, welcher auf Französisch (3) und auf modynamik (73), Akustik (48), Messgeräte und Deutsch (2) vorliegt. Mit Carl Wilhelm Scheele (7 Maschinen (27). Die Schriften Leonhard Eulers sind Werke), Johann Heinrich Pott (7), Johann Christian erneut gut vertreten. Erwähnenswert sind die Werk- Wiegleb (7) und Antoine-Laurent Lavoisier (6) ist ausgaben von Johann und Jakob Bernoulli (aus die Chemie des 18. Jhs gut vertreten. Ab Ende des dem Jahr 1742 resp. 1744). Gut repräsentiert sind 18. Jhs sind chemische Zeitschriften vorhanden, so ’ u. a. Roger Joseph Boscovich, Jean Lerond d’Alem- z. B. die deutsche Ausg. von Crell s chemical jour- bert, Pierre-Louis Moreau de Maupertuis, Isaac nal, ab 1778 unter wechselnden deutschen Titeln Newton, Jean-Antoine Nollet, Joseph Priestley und wie Chemisches Journal, Neues bzw. Neuestes Che- Alessandro Volta. misches Archiv erschienen. Es liegen ausserdem 18 Dissertationen aus dem Bereich der experimentellen 2.287 Aus dem 19. Jh stammen zahlreiche Lehr- und analytischen Chemie vor, alle in lateinischer und Handbücher sowie Übersichtswerke (rund 300 Sprache, darunter diejenige des Baslers Benedict Titel), ferner hauptsächlich Publikationen zu den Staehelin (Basel 1715). Bereichen Mechanik, Technik, Maschinenbau (ca. 280), Meteorologie (ca. 250), Elektrizität, Magne- 2.292 Im 19. Jh machen empirische Berichte über tismus, Elektrotechnik (ca. 250), Hydrodynamik, chemische Analysen und Synthesen sowie weitere Thermodynamik, Dampfmaschinen (ca. 210), Versuchsberichte einen grossen Teil des Bestands Optik (ca. 190), Akustik (45). Gut vertreten sind aus (ca. 880 Titel), davon 727 Dissertationen, ca. u. a. Michael Faraday, Carl Friedrich Gauss, Her- 149 Titel in Latein, 550 in Deutsch, der Rest in wei- mann von Helmholtz, Carl Neumann, John Tyndall teren Nationalsprachen. Ferner sind zahlreiche und Wilhelm Weber. Hand- und Lehrbücher sowie Übersichtswerke vor- handen (rund 300 Titel). Zur chemischen Technik Chemie und Materialkunde liegen 280 Titel vor, zur 2.288 Der historische Bestand umfasst 2646 Titel, Geschichte der Chemie 50 Titel. Einzelne Chemiker der grösste Teil (2057) stammt aus dem 19. Jh. Es sind gut vertreten, so Justus von Liebig mit rund 90 sind 1790 Titel in deutscher Sprache vorhanden, Titeln, Jöns Jakob Berzelius (17), Humphry Davy 426 in lateinischer, 277 in französischer, 99 in eng- (10), Friedrich Wöhler (8), Christian Gottlob lischer, 20 in italienischer sowie 34 Titel in weiteren Gmelin (7) und Jean-Baptiste Dumas (7), ausserdem Sprachen. Frühe alchemistische Drucke finden sich die Basler Chemieprofessoren Christoph Friedrich z. T. in anderen Fachbereichen (Medizin, Pharma- Schönbein (12), Georg W. A. Kahlbaum (10), Fried- zie). Vom 16. Jh (19), über das 17.Jh (138) und das rich Goppelsröder (9) und Julius Piccard (5). Es lie- 18. Jh (432) bis zum 19. Jh (2057) steigt die Anzahl gen auch der Briefwechsel von Schönbein mit der Titel stark an. Berzelius sowie derjenige Schönbeins mit Justus von Liebig vor. 2.289 Unter den alchemistischen Werken des 16. Jhs stehen einige Basler Drucke, z. B. von Johan- Geologie nes de Garlandia das Compendium alchimiae 2.293 Der Altbestand im Fachgebiet »Geologie« (1560) und das Sammelwerk Verae alchemiae umfasst 5221 Titel; der grösste Teil stammt aus artisque metallicae, citra aenigmata, doctrina dem 19. Jh (4160). 2771 Werke weisen deutsche (1561), versehen mit einer Einleitung von Titel auf, 1229 französische, 441 englische, 386 Guglielmo Grataroli, Dozent für Medizin an der lateinische, 277 italienische und 117 Titel in weite- Universität Basel, der ebenfalls Einleitungen für die ren Sprachen. Die Fachbereiche »Mineralogie« und Alchemiae, quam vocant, artisque metallicae, »Paläontologie« werden gesondert behandelt, doctrina (1572) schrieb. obwohl zahlreiche Überschneidungen mit der Geo- 2.290 Aus dem 17.Jh sind alchemistische und logie vorkommen. frühe chemische Werke erhalten, so z. B. von Para- 2.294 Unter den Werken der Antike, die sich mit celsus, Valentinus Basilius und Andreas Libavius. dem Gesteinen und dem Mineralreich befassen, sind Von Robert Boyle, dem Begründer der wissenschaft- die letzten fünf Bücher der Historia naturalis von lichen Chemie, sind zahlreiche Werke (60 Titel) vor- Plinius d. J. zu erwähnen (13-mal als Inkunabel handen. Zu erwähnen ist ein grösserer Bestand an vorhanden, 4 Drucke aus dem 16. Jh). In der frühen Schriften von Johann Rudolf Glauber (53). Neuzeit sind die Werke von Georg Agricola hervor- 2.291 Die »chemisch-medizinischen« Werke des zuheben, De ortu et causis subterraneorum libri V 18. Jhs machen einen bedeutenden Teil des Bestands (3 Basler Drucke aus dem 16. Jh), De natura eorum aus (ca. 100 Titel); sie stehen z. T. noch in der alche- quae effluunt ex terra lib. IIII (3 Basler Drucke des 174 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

16. Jhs) sowie De re metallica libri XII (4 Basler dem 16. Jh, 26 aus dem 17.Jh, 278 aus dem 18. Jh Drucke aus dem 16. Jh in lateinischer, je 1 Basler und 427 aus dem 19. Jh. 503 Werke weisen deut- Druck des 16. Jhs in deutscher und in italienischer sche Titel auf, 109 französische, 45 englische, 75 Sprache). lateinische und 13 Werke Titel in weiteren Spra- chen. 2.295 Bei den 109 Titeln des 17.Jhs liegt ein Schwerpunkt auf dem Thema »Naturkatastro- 2.299 Bei den Publikationen des 16. Jhs handelt es phen«, so sind zu Vulkanismus rund 15, zu Erd- sich zumeist um alchemistische Werke, die sich mit beben ca. 20 Titel vorhanden, u. a. Basler Erd- der Umwandlung von Metallen und mit dem Stein bidem, So sich innerhalb sechshundert Jahren, In der Weisen befassen, so De arte metallicae meta- und umb die Statt und Landschafft Basel haben morphoseos liber singularis (Basel 1576) des Basler (Basel 1615) von Johann Georg Gross. Weitere The- Alchemisten Johannes Chrysippus Fanianus. Auch men sind Thermen und Bäder (10), Bergbau (10), aus dem 17.Jh sind vorwiegend alchemistische und verschiedene Minerale, »Erden« und Gesteinsarten chemiatrische Werke vorhanden, die sich mit dem und ihr – teils auch medizinischer – Gebrauch (ca. goldmacherischen bzw. gesundheitlichen Nutzen 20). Mundus subterraneus von Athanasius Kircher, von Metallen, Mineralen und Edelsteinen befassen. der frühe Versuch einer physikalischen Erdbeschrei- Es sind jedoch auch mineralogische Schriften zu fin- bung, ist in 2 Ausg. vorhanden (Amsterdam 1664 den, z. B. von Robert Boyle (3). und 1677). 2.300 Auch aus dem 18. Jh stammen alchemisti- 2.296 833 Titel stammen aus dem 18. Jh; die The- sche und chemiatrische Schriften. Zunehmend fin- men Erdbeben und Vulkanismus sind weiterhin gut den sich aber beschreibende und systematisierende vertreten (85 bzw. 30 Titel). Zu den Bergwerken, Werke zur Mineralogie, so Johann Gottschalk Wal- den Lagerstätten und zur Mineralogie sind ca. 150 lerius’ Mineralogie, oder, Mineralreich (Berlin Titel vorhanden; davon befassen sich rund 30 mit 1750), das erste moderne Handbuch dieser Diszi- dem medizinischen Nutzen diverser Gesteine, plin. Vertreten sind Johann Jacob Ferber (15 Titel), Metalle und Minerale. Schriften zu geologischen Johann Gottlob Lehmann (14), Dmitrij Alekseevič Untersuchungen und Forschungsreisen gibt es von Gallitzin (9), Johann Friedrich Henkel (8), Johann Johann Gottlob Lehmann (14), Abraham Gottlob Karl Wilhelm Voigt (7), Axel Fredric Cronstedt (6), Werner (10), William Hamilton (10), Carl Wilhelm Georges-Louis Leclerc de Buffon (3) und Moritz Nose (18. Jh: 8; 19. Jh: 3), Georges-Louis Leclerc de Anton Kappeler (2). Buffon (18. Jh: 4; 19. Jh: 3), Barthélemy Faujas de 2.301 Aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs sind rund Saint-Fond (9), Jacob Theodor Klein (5), Christian 50 Übersichtswerke und Systematisierungsversuche Friedrich Schultze (7), Georg Christian Füchsel (2) zum Mineralreich vorhanden, u. a. von Autoren, und Giovanni Arduino (1). Zu erwähnen ist ausser- die sich mit der Klassifikation von Lebewesen einen dem Gottfried Wilhelm Leibniz’ posthum erschiene- Namenmachten,z.B.CarlvonLinné,dazuKata- nes Werk Protogaea (lateinisch Göttingen 1749, loge zu Mineralienkabinetten (19 Titel). Aus dem deutsch Leipzig 1749). Zunehmend sind Beschrei- letzten Jahrzehnt des 18. Jhs stammen erste Zeit- bungen von Gesteinsarten, zur Geologie und zur schriften zur Mineralogie und zur Bergbaukunde physischen Geographie bestimmter Regionen zu fin- und aus dem 19. Jh Handbücher, Übersichtswerke den, für die Schweiz ca. 30 Titel, zu den Schweizer und Lehrbücher zur Mineralogie (ca. 170 Titel), Alpen von Johann Jakob Scheuchzer, David Herrli- Werke zur Kristallographie (ca. 50) und über die berger, Albrecht von Haller und Horace-Bénédict chemische Analyse von Mineralen (35). de Saussure. Von Johann Jakob Scheuchzer sind zahlreiche Karten vorhanden. Paläontologie 2.297 Die geologische Literatur des 19. Jhs ist u. a. 2.302 Der historische Bestand im Fachgebiet vertreten durch Bernhard Cotta (33), Friedrich »Paläontologie« umfasst 2404 Titel, der grösste August Quenstedt (25), Charles Lyell (21), Alexan- Teil (1916) stammt aus dem 19. Jh. Es sind 1062 der von Humboldt (20), Friedrich Pfaff (17), James Titel in deutscher Sprache vorhanden, 473 in fran- Dwight Dana (13), Georges de Cuvier (8), Eduard zösischer, 388 in lateinischer, 333 in englischer, 88 Suess (7), Henry T. De la Beche (7), William Smith in italienischer sowie 58 Titel in weiteren Sprachen. (»Strata-Smith«, 6) und Léonce-Élie de Beaumont Vom 16. Jh (12) über das 17.Jh (56) und das 18. Jh (3). Neben der beschreibenden Geologie (Gesteins- (420) bis zum 19. Jh (1916) steigt die Anzahl der kunde, Mineralogie, Bodenschätze und regionale Titel stark an. Der historische Buchbestand dieser geologische Gegebenheiten) sind auch die wissen- Sachgruppe setzt sich nicht nur aus rein paläontolo- schaftlichen Diskussionen und Theorien zur Erd- gischen, sondern auch aus anderen naturwissen- geschichte gut repräsentiert. schaftlichen Werken zusammen. 2.303 Unter den frühen Publikationen über Fossi- Mineralogie lien findet sich ein Basler Druck, De natura fossi- 2.298 Der historische Bestand im Fachgebiet lium libri X (1546 und 1558) von Georg Agricola. »Mineralogie« umfasst 745 Titel, davon 14 aus Ausserdem ist das »proto-paläontologische« Werk Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 175

De omni rerum fossilium genere (Zürich 1565) des formatige, (teils farbig) illustrierte Bde. Daneben Zürcher Naturwissenschaftlers Conrad Gessner zu sind, wenn auch in geringerem Masse, botanische nennen. Aus dem 17.Jh ist die Fossilien-Literatur Lehrbücher sowie Schriften über Pflanzenanatomie aus England mit Edward Lhuyd, Jon Jonston, und -physiologie, Geobotanik und Pflanzenanbau James Petiver, John Ray und Christopher Merret vertreten. gut vertreten. 2.308 Ein wichtiger Teil der Sammlung ist durch 2.304 Unter der Literatur des 18. Jhs stellt Johann verschiedene Schenkungen an die UB gekommen, Bartholomaeus Beringers Lithographiae Wircebur- z. B. Bücher aus Bibliotheken von Basler Professo- gensis specimen (Würzburg 1726) über die soge- ren, solche »ex Bibliotheca Horti Medici Basilien- nannten »Lügensteine« ein Kuriosum dar. Die sis«, andere von der Basler Naturforschenden »Diluvianer«, welche fossile Reste als Zeugen der Gesellschaft. Ausserdem konnten die Dubletten der Sintflut ansahen, sind vertreten mit Titeln von Tho- botanischen Genfer Bibliotheken Boissier und De mas Burnet, John Woodward und Johann Jakob Candolle für die UB beschafft werden, eine Samm- Scheuchzer. Dagegen schloss Georges-Louis Leclerc lung mit in Basel bisher nicht vorhandenen kost- de Buffon als erster aus den Fossilfunden auf baren Tafelwerken, v. a. für die botanische Systema- evolutive Vorgänge; von ihm stammen naturge- tik und Ikonographie eine wertvolle Ergänzung der schichtliche, paläontologische und mineralogische alten Basler Bestände, wie im Jahresbericht der UB Werke (18 Titel; 14 in Französisch und 4 in von 1955 festgehalten wird. Es handelt sich um Deutsch). Zu erwähnen sind ausserdem Georg taxonomische und floristische Literatur, v. a. aus Wolfgang Knorr und Johann Ernst Immanuel dem 19. Jh. Walch. Von Georges Cuvier, dem Begründer der 2.309 Unter den Inkunabeln stehen von Nicolaus modernen Paläontologie, sind 31 Titel vorhanden Salernitanus das Antidotarium (Venedig 1471), von (18. Jh: 4; 19. Jh: 27). Bartholomäus Anglicus De proprietatibus rerum (3 2.305 Die paläontologische Literatur des 19. Jhs Ausg.: Lyon 1482, Nürnberg 1483, Heidelberg ist u. a. vertreten durch Werke der Schweizer Louis 1488), die Synonyma medicinae, sive, clavis sana- Agassiz (fossile Fische) und Oswald Heer (fossile tionis (2 Ausg.: Padua 1474 und Venedig 1486) von Flora und Fauna der Schweiz) sowie durch Titel Simon Genuensis, von Aemilius Macer De viribus von Richard Owen (vergleichende Anatomie, Paläo- herbarum (Ausg. Neapel 1477 und Mailand 1482) zoologie), Franz Unger und Heinrich Robert sowie der Herbarius Latinus (Speyer 1484). Göppert (Paläobotanik). Es sind ca. 300 Titel zur 2.310 Aus dem 16. Jh ist von Leonhart Fuchs die Paläontologie verschiedener Regionen vorhanden Erstausgabe im Folioformat von De historia (v. a. Schweiz, Deutschland, Österreich-Ungarn). stirpium commentarii insignes (Basel 1542) hervor- Ausserdem finden sich rund 70 Handbücher und zuheben; von diesem nach der Natur mit Holz- Übersichtswerke sowie ca. 180 Museumsberichte schnitten illustrierten Werk sind mehrere spätere und Ausstellungsführer, der Grossteil über die Ausg. (u. a. Basel 1545, 1549) sowie die deutsche naturgeschichtlichen Sammlungen des British Version, das New Kreüterbuch (Basel 1543), vor- Museum. handen. Sie stehen, zusammen mit weiteren illu- strierten Kräuterbüchern des 16. Jhs, u. a. von Hie- Botanik ronymus Bock, Jakob Theodorus Tabernae- 2.306 Der historische Bestand im Fachgebiet montanus, Otto Brunfels, Pietro Andrea Mattioli, »Botanik« umfasst 4977 Titel. Knapp die Hälfte, z. T. auch im historischen Bestand der »Pharmazie«. 2187 Titel, sind in lateinischer Sprache verfasst. Von den Kräuterbüchern niederländischer Botani- Daneben finden sich 1568 deutsche, 689 französi- ker des 16. Jhs sind von Rembert Dodoens u. a. die sche, 302 englische und 106 italienische Titel sowie Stirpium historiae pemptades sex sive libri XXX 125 Titel in weiteren Sprachen. Von den 19 Inkuna- (Antwerpen 1583), vom Italiener Andrea Caesalpi- beln sind 15 in lateinischer und 4 in deutscher Spra- nus die De plantis libri XVI (Florenz 1583) zu che verfasst. Vom 16. und 17.Jh (394 bzw. 489 erwähnen. Titel) bis zum 19. Jh steigt die Zahl der Schriften 2.311 Die Basler Gebrüder Johann (Jean) und deutlich an, von 1700 Titeln im 18. auf 2375 Titel Caspar Bauhin haben für die Botanik Bedeutendes im 19. Jh. Die lateinischen Schriften sind im 16. Jh geleistet. Es finden sich von Johann Bauhin (1511– mit 318, im 17.Jh mit 362, im 18. mit 903 und im 1582), dem Lehrer Conrad Gessners, die Historia 19. Jh mit 589 Titeln vertreten. Aus dem 16. Jh sind plantarum (Basel 1541), Deplantisadivissanctisve 51 Titel in deutscher Sprache erhalten, aus dem nomen habentibus (Basel 1591), der Historiae plan- 17.Jh 66, aus dem 18. Jh 572 und aus dem 19. Jh tarum prodromus (Basel 1619) und die Historia 875. Auch der grösste Teil der Titel in den übrigen plantarum universalis (Basel 1650/51), ein enzyklo- europäischen Sprachen stammt aus dem 19. Jh. pädisches Werk, das erst 37 Jahre nach Bauhins 2.307 Ein Sammelschwerpunkt liegt auf der Tod erschien. Von Caspar Bauhin (1560–1624), floristischen, systematischen und taxonomischen dem ersten ordentlichen Prof. für Anatomie und Literatur. Dabei handelt es sich oftmals um gross- BotanikanderUniversitätBasel,liegendiePhyto- 176 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) pinax seu enumeratio plantarum ab herbariis der lateinischen Werke sinkt in den folgenden Jhn nostro seculo descriptarum (Basel 1596) vor, zudem zu Gunsten der nationalsprachlichen Literatur; im der Catalogus plantarum circa Basileam spontè 19. Jh sind 463 Titel, v. a. Dissertationen, lateinisch. nascentium (Basel 1622), eine eigentliche Taschen- 2.316 Aus dem 16. Jh finden sich mehrere Werke flora zum Gebrauch auf Exkursionen, sowie die Conrad Gessners, der in Basel Medizin studierte, so Pflanzensystematik Pinax theatri botanici (Basel die mit Holzschnitten illustrierten Foliobände Ico- 1623). Erwähnenswert ist das Erstlingswerk der nes animalium, quadrupedum viviparorum et ovi- Maria Sibylla Merian, das Blumenbuch, dessen parorum (Zürich 1553 und 1560), Icones avium erste zwei Faszikel mit je 12 Kupfern (Nürnberg omnium (Zürich 1555 und 1560), Icones anima- 1675–1677) die Bibliothek besitzt. lium aquatilium in mari & dulcibus aquis degen- 2.312 Aus dem 17.Jh sind wichtige frühe Werke tium (Zürich 1560), die ersten 4 Bde der Historia der Pflanzenanatomie, z. B. Robert Hookes Micro- animalium (verschiedene Aufl.; Frankfurt 1585– graphia (London 1665) und Marcello Malpighis 1604) sowie das Fischbuch (Zürich 1563). Einer Anatome plantarum (London 1675–1679), vorhan- der wichtigsten Erneuerer der Zoologie des 16. Jhs den, ferner fünf »Floren« (Pflanzenlisten), u. a. war neben Gessner Ulysses Aldrovandus (1522– Caspar Commelins Flora Malabarica (Leyden 1605). Die Bibliothek besitzt von ihm 21 lateinische 1696). Aus dem 18. Jh stellen 89 Titel europäische Titel, die in der ersten Hälfte des 17.Jhs in Bologna und aussereuropäische Pflanzen vor, aus dem 19. Jh bzw. Frankfurt a. M. erschienen. Von Edward um die 350 Titel, häufig prachtvoll illustrierte Wotton sind De differentiis animalium libri decem mehrbändige Tafelwerke. Auch aufwendig illu- (Paris 1552) vorhanden, von Georg Agricola De strierte Monographien des 18. und v. a. des 19. Jhs animantibus subterraneis liber (Basel 1549). gehören zum Bestand. 2.317 Bücher über »Wundertiere« sind aus dem 2.313 Die Klassiker der botanischen Systematik 16. und aus dem 17.Jh erhalten (z. B. Laurens und Taxonomie des 17. und 18. Jhs sind John Ray, Catelan, Ein schöner newer historischer Discurs, Joseph Pitton de Tournefort (Élémens de botanique, von der Natur, Tugenden, Eigenschafften, und Paris 1694), Carl von Linné (u. a. Species planta- Gebrauch dess Einhorns, Frankfurt a. M. 1625; rum, Stockholm 1753) und Anton-Laurent de Caspar Heinrich Horn Elephas. Discurs, von dem Jussieu. Auffallend gut ist die Kryptogamenliteratur grossen Wunderthier dem Elephanten, Nürnberg repräsentiert, u. a. mit der Historia muscorum 1629). Aus dem 17.Jh stammen ca. 50 Titel über (Oxford 1741) von Johann Jakob Dillenius, Arbei- Arznei- und Wundermittel tierischen Ursprungs ten von Johann Hedwig (u. a. Fundamentum histo- (z. B. Johannes Marius, Castorologia explicans riae naturalis muscorum frondosorum,Leipzig castoris animalis naturam & usum medico-chemi- 1782) sowie mit Werken von Erik Acharius (u. a. cum, Augsburg 1685); 10 davon befassen sich mit Lichenographiae Suecicae prodromus, Linköping den als Antidot beliebten Bezoarsteinen, z. B. 1798; Synopsis methodica lichenum, Lund 1814). Caspar Bauhins De lapidis Bezaaris ortu, natura, 2.314 Schweizer Botaniker des 18. Jhs sind vertre- differentiis (2 Ausg.: Basel 1624 und 1625). Neben ten mit Werken von Johannes von Muralt (u. a. diesen Titeln zur »pharmazeutischen Zoologie« ist Eydgnössischer Lust-Garte, Zürich 1715) und ausdem17.JheinwichtigerBestandzurver- Albrecht von Haller (u. a. Enumeratio methodica gleichenden Anatomie, Physiologie, zur Mikrosko- stirpium Helvetiae indigenarum, Göttingen 1742), pie und zur frühen experimentellen Zoologie erhal- ausdem19.JhmitWerkenvonEdmondBoissier ten. Von Hieronymus Fabricius ab Aquapendente (u. a. Flora orientalis,Genf,Basel1867–1888) und liegen die Opera omnia anatomica et physiologica zahlreichen Publikationen der epochemachenden (Leipzig 1687) und von Thomas Willis Opera Genfer Botanikerdynastie De Candolle. omnia (drei Ausg., u. a. Genf 1676) vor, von Jan Swammerdam u. a. die Historia insectorum genera- Zoologie, Biologie lis (Leiden 1685; französisch: Utrecht 1682) und von Francesco Redi, dem »Vater der experimentel- 2.315 Der historische Buchbestand im Fachgebiet len Biologie«, das bahnbrechende Werk über die »Zoologie« umfasst 3086 Titel; 307 zoologische Vermehrung von Insekten (Experimenta circa gene- Titel, grösstenteils aus dem 19. Jh, sind im Fach- rationem insectorum, Amsterdam 1671). Die Briefe gebiet »Biologie« aufgestellt. Die 3393 Titel der von Antoni van Leeuwenhoek an die Royal Society Fachgebiete »Zoologie« und »Biologie« werden im of London sind in niederländischer Sprache vorhan- Folgenden gesamthaft behandelt. 1516 Titel sind in den (Leiden 1684–1695), von Martin Lister u. a. deutscher Sprache verfasst. Daneben finden sich Historiae animalium Angliae tres tractatus (London 793 lateinische, 482 französische, 515 englische 1678) sowie Historiae, sive, synopsis methodicae und 77 italienische Titel sowie ca. 120 Titel in wei- conchyliorum liber (London 1685–1692) mit den teren Sprachen. Aus dem 16. Jh stammen 45 Titel, Kupferstichen seiner Töchter Anna und Susanna. aus dem 17.Jh 189, aus dem 18. Jh 425 und 2733 aus dem 19. Jh. Im 16. Jh sind zwei Drittel der 2.318 Erwähnenswert ist Der Raupen wunderbare Schriften in lateinischer Sprache verfasst. Der Anteil Verwandelung nach dem Leben abgemahlt ins Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 177

Kupfer gestochen und selbst verlegt (Nürnberg Geschichtswerke, landwirtschaftliche Zeitschriften 1679–1683) von Maria Sibylla Merian. Aus dem und Publikationen speziell zur Schweizer Landwirt- 18. Jh stammen mehrere Werke der Merian, u. a. schaft vertreten. die Erstausgabe von Metamorphosis insectorum Surinamensium (Leiden 1705) mit von der Ver- Technik fasserin handkolorierten Kupfertafeln sowie Der 2.322 Zum Fachgebiet »Technik« sind 2025 Titel rupsen begin, voedzel en wonderbaare verandering von vor 1900 vorhanden, 1627 davon aus dem (Amsterdam 1713) und diverse illustrierte Schriften 19. Jh. Sprachlich verteilen sich die Titel auf des Danziger Naturforschers Jakob Theodor Klein, Deutsch (1403), Französisch (347), Englisch (121) u. a. das Tentamen methodi ostracologicae (Leiden und Latein (104). Dieser Fachbereich überschneidet 1753), Carl von Linnés Systema naturae in mehre- sich z. T. mit »Physik« bzw. »Chemie«. Aus dem ren Ausg. (z. B. lateinisch: Leiden 1735, Stockholm 16. Jh stammen 21 Titel, davon 12 lateinische, der 1740; deutsch: Nürnberg 1773–1776). Weitere Rest in europäischen Landessprachen. Es finden Werke Linnés finden sich im Fachbereich »Bota- sich Vitruvs Zehen Bücher von der Architectur und nik«. Auf Linnés System basieren diverse systemati- künstlichem Bawen (Basel 1575). Für das mathema- sche Arbeiten und regionale Faunen, z. B. Nicolaus tisch-technische Denken der Renaissance sei Podas Insecta musei Graecensis (Graz 1761). Beim Jacques Bessons Theatrum instrumentorum et Versuch einer natürlichen Geschichte des Hamsters machinarum (Lyon 1578) genannt. (Göttingen 1770) von Friedrich Gabriel Sulzer han- 2.323 Von den 74 Titeln des 17.Jhs sind 35 in delt es sich um ein Unikum. lateinischer und 21 in deutscher Sprache verfasst, 2.319 Der grösste Teil des Altbestands der »Zoo- der Rest in weiteren europäischen Landessprachen. logie« stammt aus dem 19. Jh. Hier finden sich zoo- Hier sind hauptsächlich Drucke zur Mechanik und logische Hand-, Wörter- und Lehrbücher, Titel zur zum Maschinenbau (35 Titel) sowie zur Architektur Taxonomie und Systematik, zur Anatomie und und zum Bauwesen (25) aufgestellt. Zu erwähnen Physiologie sowie zu der zum grössten Teil bei der ist die 1643 in Basel erschienene Dissertation des Geologie aufgestellten Paläontologie, ausserdem Rektors der Universität Basel und Stadtarztes Felix rund 30 allgemeine Übersichtswerke zur Biologie. Platter. Wichtige Themenbereiche sind Darwin und der 2.324 Aus dem 18. Jh stammen 303 Titel, davon Darwinismus; On the origin of species ist in 5 172 in deutscher, 67 in französischer und 45 in Ausg. vorhanden, darunter in einer französischen lateinischer Sprache. Bauwesen (60 Titel), Wasser- (Paris 1870) und in einer deutschsprachigen (Halle bau (35), Maschinenbau (20), die Dampfmaschinen 1893). Zahlreich finden sich Monographien einzel- (20) und die Farbenindustrie (20) sind die wichtig- ner Taxa sowie Beschreibungen und systematische sten Themenbereiche. Verzeichnisse zu regionalen Faunen, z. B. Samuel 2.325 Die Literatur zur Seidentextilindustrie Studers Systematisches Verzeichniss der bis jetzt widerspiegelt das Aufblühen der Seidenband- bekannt gewordenen Schweizer-Conchylien, Bern industrie, welche im 18. und 19. Jh grosse Bedeu- 1820, und Johann Jacob Hagenbachs Symbola fau- tung für den wirtschaftlichen Wohlstand Basels nae insectorum Helvetiae, Basel 1822, ferner die erlangte (16. Jh: 3 Titel; 17.Jh: 6; 18. Jh: 40; 19. Jh: Statuten der 1870 gegründeten Ornithologischen 150); vorhanden sind u. a. Georg Adam von Kuf- Gesellschaft Basel und frühe Dokumente zur steins Neue Seiden-Manufactur (Leipzig 1693), Geschichte des 1874 eröffneten zoologischen Johann Christian Steinbarts Anweisung zum Sei- Gartens in Basel (Basel 1872, 1873 und 1879). denbau (Züllichau 1761) sowie obrigkeitliche Landwirtschaft Erlasse, z. B. Ellen-Maass, wie solches denen samtl. Seiden- und Floreth Band-Fabricanten der Stadt 2.320 Der historische Bestand im Fachgebiet Basel von einem Magistrat daselbsten vorgeschrie- »Landwirtschaft« umfasst 544 Titel, davon 395 aus ben (Basel 1753). Zum Bestand des 19. Jhs (1627 dem 19. Jh; 392 in Deutsch, 87 in Französisch, 38 Titel) gehören rund 350 Zeitschriften, darunter in Englisch, der Rest in 5 weiteren Sprachen. Eisenbahnzeitschriften und Periodika zu Motoren, 2.321 Aus dem 16. Jh finden wir 10 Titel, darun- Maschinen und zur Elektrizität. Das Thema »Eisen- ter 1 Basler Druck, De agricultura (1538), von bahn« ist ausserdem mit 350 Monographien Petrus de Crescentiis. Aus dem 17.Jh stammen 6, vertreten. Weitere inhaltliche Schwerpunkte sind aus dem 18. Jh 133 Titel, darunter praktische Anlei- wiederum das Bauwesen (200 Titel), die Textil- tungen zum Land- und Gartenbau, Titel zur Vieh- industrie (150), Wasserbau (120), Maschinenbau zucht sowie insbesondere zur schweizerischen (70), die Dampfmaschinen (50) und die Farben- Landwirtschaft. Gegen das Ende des 18. Jhs tau- industrie (50). chen Schriften zur Verwendung von Chemikalien im Garten- und Ackerbau auf. Pflanzenanbau und Medizin, Pharmazie Düngerlehre sind wichtige Themen im 19. Jh (70 2.326 Der Altbestand im Hauptfachgebiet »Medi- Titel). Ausserdem sind praktische Einführungen in zin, Pharmazie« umfasst 16.465 Titel (5,5 % des die Land- und Forstwirtschaft, Übersichts- und Gesamtbestands historischer Titel), davon 40 Inku- 178 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) nabeln, 1054 Titel aus dem 16. Jh, 1409 aus dem erste ist De arthritide von Jakob Seidel. Die Basler 17.Jh, 2881 aus dem 18. Jh und 11’081 aus dem medizinischen Thesen sind vollständig vorhanden, 19. Jh. Sprachlich verteilen sich die Titel auf darunter v. a. eigentliche Doktorthesen, aber auch Deutsch (9732 Titel), Latein (3688), Französisch Übungsdisputationen, Habilitationen und Rekto- (2334), Englisch (441), Italienisch (146) sowie auf ratsreden. So finden sich aus dem 16. und 17.Jh mehr als ein Dutzend andere Sprachen. Zu den medizinische Thesen von zahlreichen Basler Profes- genannten Zahlen kommen die Bestände aus soren der Theoretischen und Praktischen Medizin Sondersammlungen wie Miescher und Roth. bzw. der Anatomie und der Botanik. Gewisse Überschneidungen mit dem Hauptfach- gebiet »Naturwissenschaften« sind unvermeidlich. Allgemeine Medizin Somit ergibt sich eine Zahl von gut 19.000 Titeln 2.331 Unter den 42 Inkunabeln (darunter rund 37 für Medizin und Pharmazie; der grösste Teil davon Titel in Lateinisch, einer in Altgriechisch, die übri- gehört zum Fachgebiet »Medizin« (ca. 18.500 gen in Deutsch) befinden sich nur vereinzelte Basler Titel), ein kleiner Teil zu »Pharmazie« (769). Drucke, darunter Gart der Gesundheit (1486– 2.327 In diesen Zahlen spiegelt sich die Geschichte 1497?), in dem Pflanzenillustrationen, allerdings der medizinischen Fakultät der Universität Basel. mit Strassburger Stöcken, gedruckt wurden, die Diese erlebte ihre Blütezeit in den Jahren 1532– Agenda Herbipolensis [ca. 1479/80], ausserdem 1625. Im 17. und 18. Jh erfuhr sie einen durch Krieg Kalender und Almanache, welche Hinweise zu und Seuchen mitbedingten Niedergang. Sie erholte astrologisch günstigen Aderlassterminen enthalten sich erst im 19. Jh, nachdem 1817 die Stadt und die als medizinische Inkunabeln gelten, z. B. beschlossen hatte, die medizinische Fakultät nicht das Breviarium Romanum (1493), das einen Kalen- eingehen zu lassen, sondern beizubehalten und zu derteil mit Aderlassregeln enthält. erweitern. 2.332 Es sind weitere Inkunabeln vorhanden, so Medizin De pollutione nocturna [Köln] [um 1467] von 2.328 Der Altbestand im Fachgebiet »Medizin« Johannes Gerson, der früheste Druck eines umfasst 15.480 Titel, davon 40 Inkunabeln, 971 medizinischen Werks, aus dem Besitz der Kartause Titel aus dem 16. Jh, 1270 aus dem 17.Jh, 2589 aus Basel, De sermonum proprietate (mit einem Kapitel dem 18. Jh und 10.610 aus dem 19. Jh. Sprachlich De medicina) (Strassburg 1467) von Hrabanus verteilen sich die Titel auf Deutsch (9167 Titel), Maurus, Materia medica (Colle [Juli 1478]) des Latein (3398), Französisch (2231), Englisch (428) Dioscorides, Avicennas De viribus cordis (Padua sowie u. a. auf Italienisch, Spanisch, Altgriechisch, 1479), der Liber nonus ad Almansorem (Padua ca. al-Rāzī Niederländisch, Norwegisch, Schwedisch und Pol- 1480) des , Regimen sanitatis Salernitanum nisch. (Strassburg 1491) sowie Secreta mulierum et viro- rum ([Speyer] [um 1497]) von [Pseudo-]Albertus 2.329 Hinzu kommen die Bestände aus Sonder- Magnus. sammlungen. Die Sammlung Miescher ist mit 1850 Titeln unter den Signaturen »Miesch« und »Miesch 2.333 In die Blütezeit der Basler medizinischen Conv« geschlossen aufgestellt. Davon stammen 815 Fakultät fallen eindrückliche Leistungen der Basler Titel älterer medizinischer Literatur aus dem Nach- Offizinen auf dem Gebiet der medizinischen lass des Basler Prof. für Physiologie und allgemeine Drucke. Galēnou Hapanta, das Gesamtwerk Galens, Pathologie Friedrich (I) Miescher-His (1811–1887), erschien als Gemeinschaftswerk der Offizinen welche der Universitätsbibliothek 1887 geschenkt Cratanders, Bebels, Herwagens und Isingrins (5 wurden, der Rest aus dem Nachlass seines Sohnes Bde, 1537/38). 1538 wurde das Gesamtwerk des Friedrich (II) Miescher-Rüsch (1844–1895), eben- Hippokrates bei Hieronymus Froben und Nicolaus falls Prof. der Physiologie in Basel. Die 550 medi- Episcopius gedruckt sowie die Epitome medica von zinischen Bde aus der Bibliothek des Basler Prof. Paulus Aegineta. Bei andern Basler Druckern wur- für Pathologie Moritz Roth (1839–1914), welche den Bändchen zur griechischen Medizin als Litera- der Universitätsbibliothek im Jahr 1915 von seiner tur für die Studenten verlegt. Laut Arnold Pfister Witwe geschenkt wurden, stehen geschlossen unter können die Basler Drucke der medizinischen Werke der Signatur »Roth«. Zum Bestand gehören rund der Antike mit der Anwesenheit von Paracelsus in 440 Bde und 600 Broschüren aus der Bibliothek des der Stadt in Zusammenhang gebracht werden; des- Basler Otologen Albert Burckhardt-Merian (1843– sen Gegner mussten die Klassiker, auf die sie sich 1886), zum grössten Teil Werke des 19. Jhs. Diese beriefen, zur Hand haben. Fünf Jahre später folgte wurden gesondert unter der Signatur »Otol« auf- die Drucklegung von Andreas Vesals De humani gestellt. Somit beträgt die Gesamtzahl für das Fach- corporis fabrica libri septem (1543). Davon sind 3 gebiet »Medizin« rund 18.500 Titel. Exemplare der Erstausgabe vorhanden, ausserdem 2 Exemplare der De humani corporis fabrica epi- Basler medizinische Dissertationen tome (1543) sowie ein Exemplar der neunten Ausg. 2.330 Ab 1575 können in Basel gedruckte medizi- des deutschen Auszugs, Von des menschen cörpers nische Dissertationen nachgewiesen werden; die Anatomey (1543). Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 179

2.334 Paracelsus’ Werke wurden in Basel erst in 2.340 Aus dem 16. Jh sind ausser Vesals Haupt- der zweiten Hälfte des 16. Jhs gedruckt, wobei es werk weitere Basler Drucke zu erwähnen, von Felix sich auch dann noch oft um erstmalige Drucke han- Platter De corporis humani structura et usu (3 Bde, delte. Aus den Jahren 1560–1596 sind 47 Titel von [1581]–1583; in 3 Exemplaren vorhanden) sowie Paracelsus vorhanden, von denen 34 bei Petrus die anatomischen Werke Caspar Bauhins (7 Titel Perna erschienen. Ausserdem sind die Schriften des 16. Jhs, 8 des 17.Jhs). Felix Platters zu nennen, dessen Interesse besonders der praktischen Medizin und der Arzneimittellehre 2.341 Aus dem 17.Jh sind die Werke des Basler galt. Er hat in seinen Werken die Universitäts- und Ordinarius für Anatomie und Botanik Johann Volksmedizin zu einer Synthese verbunden (4 Titel Jacob Harder zu nennen (7 Titel). Die Publikatio- des 16. Jhs, 15 des 17.Jhs). nen aller bedeutenden Anatomen und Physiologen vom 16. bis zum 19. Jh sind vorhanden, u. a. von 2.335 Es sind rund 500 medizinische Übersichts- Bartholomeo Eustachi, Gabriele Falloppio, Jan und Nachschlagewerke vorhanden, darunter eine Jessenius, Reinier de Graaf, Caspar und Thomas Inkunabel, 20 Titel aus dem 16. Jh, 50 aus dem Bartholinus, Marcello Malpighi, William Harvey, 17.Jh, 110 aus dem 18. und der Rest aus dem Carl Gustav Carus, Camillo Golgi und Santiago 19. Jh. Sprachlich verteilen sie sich hauptsächlich Ramón y Cajal. auf Deutsch (300), Latein (115) und Französisch (50). Unter den medizinischen Zeitschriften finden Pathologie sich 727 Titel, davon 46 aus dem 18. Jh, 681 aus dem 19. Jh, 438 in Deutsch, 170 in Französisch und 2.342 Im Gebiet der Pathologie gehören 4303 101 in Englisch. Titel zum Altbestand, davon 6 Inkunabeln, 98 Titel aus dem 16. Jh, 223 aus dem 17., 934 aus dem 18. Werkausgaben und 3042 aus dem 19. Jh; sprachlich verteilen sie sich zur Hauptsache auf Deutsch (2867), Latein 2.336 Unter das Teilgebiet »Medizin/Werke« fal- (686) und Französisch (595). len 1177 Titel, davon 18 Inkunabeln, 437 Titel aus dem 16. Jh, 468 aus dem 17.Jh, 184 aus dem 18. Jh 2.343 Zur pathologisch-anatomischen Literatur und 70 aus dem 19. Jh. Es handelt sich zur Haupt- finden sich 624 Titel (17.Jh: 17; 18. Jh: 77; 19. Jh: sache um lateinische Schriften (998 Titel) sowie um 530), der grösste Teil der Werke des 18. und 19. Jhs Drucke in deutscher (111), altgriechischer (31) und gehört zur Sammlung Miescher (46 resp. 465, total französischer (26) Sprache. 511). Gut vertreten sind Johann Konrad Peyer (17.Jh: 10 Titel; 18. Jh: 7) und Giovanni Battista 2.337 Zum Bestand gehören Ausg. von medizini- Morgagni (17 Titel des 18. Jhs). Zum Thema schen Werken der Antike und des Mittelalters (258 »Pathologie und Therapie« sind 487 Titel vorhan- Titel: 10 Inkunabeln; 16. Jh: 158; 17.Jh: 39; 18. Jh: den. Bis auf einen Titel aus dem 18. Jh stammen sie 31; 19. Jh 20), Ausg. von medizinischen Werken des alle aus dem 19. Jh, darunter 12 Basler medizinische Humanismus (228 Titel: 16. Jh: 151; 17.Jh: 68; Dissertationen. 18. Jh: 7; 19. Jh: 2) und andere Editionen (634 Titel: 7 Inkunabeln; 16. Jh: 110; 17.Jh: 334; 18. Jh: 144; 2.344 Zu einzelnen Krankheiten ist Speziallitera- 19. Jh: 39). tur vorhanden. So haben die rund 25 Pest- epidemien, welche Basel zwischen dem 14. und dem 2.338 Zu nennen sind folgende Autoren mit Ausg. 17.Jh heimsuchten, ihre Spuren in der Sammlung von vor 1900: Hippocrates (100 Titel, davon 25 hinterlassen (rund 100 Titel). Zur Pest liegen meh- Basler Drucke des 16. Jhs), Celsus (33), Galen (90 rere Inkunabeln vor, u. a. Heinrich Steinhöwels Titel, davon 30 Basler Drucke des 16. Jhs), Avi- Büchlein der Ordnung der Pestilenz (Ulm 1473), cenna (17), Paracelsus (80 Titel, davon 47 Basler einer der ersten bekannten Pesttraktate überhaupt. Drucke des 16. Jhs), Andreas Vesal (32, davon 13 Martin Flach in Basel hat als erster im deutsch- Basler Drucke des 16. Jhs), ferner Ambroise Paré sprachigen Raum De epidemia et peste ([1474?] (5), Felix Platter (27), Bartolomaeus Eustachius von Valescus de Taranta gedruckt (4 Exemplare aus (10), Hieronymus Fabricius ab Aquapendente (13), dem Besitz der Kartause). Aus dem 16. Jh stammen William Harvey (13), Thomas Sydenham (14), 21 Titel, darunter in Basel gedruckte Werke wie De Marcello Malpighi (10) und Giovanni Battista peste libri tres (1554) von Georg Agricola, Nutzli- Morgagni (19). che unnd trostliche underrichtung, wie sich menck- lich in diser gefahrlichen zeyt der pestelentz halten Anatomie und Physiologie solle (1564) von Heinrich Pantaleon, und, von der 2.339 Zu »Anatomie und Physiologie« sind rund »ehrwürdigen Facultet der Medicin in der hohen 1300 Titel vorhanden (16. Jh: 80; 17.Jh: 200; Schül geschriben«, ein Kurtzer und heiterer Rath- 18. Jh: 340; 19. Jh: 680). Bis weit ins 18. Jh sind die schlag wie man sich mit göttlicher hilff vor der pes- meisten anatomischen Werke auf lateinisch (500 tilentz verhüten und bewahren möge (1576 und von 720 Titeln), erst im 19. Jh überwiegen die deut- 1582). Aus dem 17.Jh stammen 40, aus dem 18. schen Titel (500 von 680 Titeln). und 19. Jh 25 Titel über die Pest. 180 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

2.345 Es sind ferner Werke zu Haut- und maladies des femmes et enfants nouveau-naiz (2 Geschlechtskrankheiten (350 Titel; 16. bis 18. Jh: Ausg.: Paris 1608 und 1609), aus dem 18. Jh von 72; 19. Jh: 278), Augenkrankheiten (343 Titel; der deutschen Hebamme Justine Siegemundin Die 17.Jh: 11; 18. Jh: 108; 19. Jh: 224) und zu Infek- kgl. preussische und chur-Brandenburgische Hof- tionskrankheiten (227 Titel; 16. Jh: 1; 17.Jh: 7; Wehemutter (Berlin 1723 und 1756) vorhanden. 18. Jh: 24; 19. Jh: 195) vorhanden. Hinzu kommen Pathologielehrbücher (211 Titel; 16. Jh: 4; 17.Jh: Psychiatrie, (Para-)Psychologie 18; 18. Jh: 48; 19. Jh: 141) und Bücher zur Diagnos- 2.351 Einen Teilbestand bilden die Psychiatrie und tik inkl. Diagnose aus dem Urin (110 Titel, darun- (Para-)Psychologie mit Titeln zur Pathologie und ter die 1529 in Basel gedruckten Carmina de urina- Therapie der »Geistes- und Gemüthskrankheiten« rium iudiciis von Gilles de Corbeil). (insgesamt 265 Titel; 16. Jh: 3; 17.Jh: 2; 18. Jh: 34; 19. Jh: 226), die meisten in Deutsch (189) und Fran- Chirurgie zösisch (66). Aus dem 16. Jh stammt Otto Casmans 2.346 Zur Chirurgie sind 766 Titel vorhanden, Psychologia anthropologica (Hanau 1594–1596). davon 632 aus dem 19. Jh. Bei den 3 Inkunabeln 30 Titel des 18. und 19. Jhs beschäftigen sich mit handelt es sich um 2 Ausg. von Hieronymus dem »thierischen Magnetismus« (Mesmerismus), Brunschwigs Chirurgia (Augsburg resp. Strassburg 25 Titel des 19. Jhs sind der Hypnose gewidmet. 1497) und um das Sammelwerk Cyrurgia Guidonis de Cauliaco, et cyrurgia Bruni, Teodorici, Rolandi, Pharmazie Lanfranci, Rogerii, Bertapalie (Venedig 1498; 2. 2.352 Der Altbestand im Fachgebiet »Pharmazie« Aufl.: Venedig 1519), das u. a. die Chirurgia magna umfasst 769 Titel, davon 80 aus dem 16. Jh, 132 von Guy de Chauliac enthält. Unter den 19 aus dem 17.Jh, 261 aus dem 18. Jh und 296 aus Drucken des 16. Jhs sind die Opera (Paris 1582) dem 19. Jh; auf die deutsche Sprache entfallen 415 von Ambroise Paré zu erwähnen. Es liegen mehrere Titel, auf die lateinische 274, die französische 59 Wundarzneibücher vor, u. a. das Wund- und Artz- und 21 auf weitere europäische Sprachen. Die neybuch (Frankfurt a. M. 1566) von Paracelsus. Bibliothek des Pharmaziehistorischen Museums 2.347 Aus dem 17.Jh stammen 42 Titel zur Chi- ergänzt den Bestand (rund 1000 Titel vor 1900). rurgie, darunter v. a. Werke von Wilhelm Fabricius Zur Heilpflanzenkunde s. auch das Fachgebiet Hildanus (30 Titel) und Antonius Nuck (13 Titel, »Botanik«, zur Chemiatrie und pharmazeutischen davon 7 aus dem 17.Jh). Die 70 Drucke aus dem Chemie das Fachgebiet »Chemie«. 18. Jh teilen sich in etwa zur Hälfte in allgemeine 2.353 Eine Inkunabel aus Basler Klosterbesitz Werke und in spezifische Bücher zur Operations- (Strassburg 1483/84), die im Fachbereich »Medi- lehre. Die 632 Titel des 19. Jhs umfassen Einführun- zin« steht, enthält als Sammelwerk 3 für die damali- gen und Lehrbücher (ca. 150 Titel), die Operations- gen Apotheker grundlegende Schriften, das Anti- lehre sowie Abhandlungen über Ergebnisse chirur- dotarium des Nicolaus Salernitanus, den Liber gischer Eingriffe, insbesondere in Basel, z. B. unter servitoris de praeparatione medicinarum simpli- dem Titel Klinische und stathistische Ergebnisse aus cium von Abdulkasim und Grabadin von Mesue. der chirurgischen Abtheilung des Spitals zu Basel 2.354 Unter den Basler Drucken des 16. Jhs sind (Basel 1860). von Dioscorides die Materia medica, in Alt- griechisch bei Bebel erschienen (1529), von Gynäkologie, Geburtshilfe Aemilius Macer De herbarum virtutibus in einem 2.348 Zum Bestand gehören 557 gynäkologische Bd mit Walahfrid Strabos Hortulus (1527), ausser- und geburtshilfliche Drucke (16. Jh: 11; 17.Jh: 27; dem De herbarum virtutibus (eigentlich De viribus 18. Jh: 127; 19. Jh: 392). Sprachlich verteilen sich herbarum) bei Henricpetri (1559 und 1581) zu die Titel zur Hauptsache auf Deutsch (422 Titel), erwähnen. Französisch (66) und Latein (61). 2.355 Zum Bestand gehören weitere illustrierte 2.349 Unter den Basler Drucken des 16. Jhs befin- Kräuterbücher des 16. Jhs, u. a. von Hieronymus ’ den sich u. a. Julius Caesar Arantius De humano Bock, Jakob Theodorus Tabernaemontanus, Otto foetu libellus (1579), François Roussets Hysteroto- Brunfels, Pietro Andrea Mattioli und Rembert motokia (1588), Gynaeciorum sive de mulierum Dodoens. Vom Colmarer Stadtarzt Johann Jacob affectibus (1586) unter Beteiligung Felix Platters Wecker liegen 33 Basler Drucke vor (davon 22 aus (nur 1 Bd; Ausg. Strassburg 1597 in 3 Bdn vorhan- dem 16. Jh), u. a. Ein nutzliches, Büchlein von man- den), ein Sammelwerk, das u. a. die Trotula aus cherleyen, künstlichen, wassern, ölen unnd Weinen dem 11. Jh enthält, die auch in weiteren Drucken, (1576). Vom 1531 in Basel gebürtigen Leonhard z. B. zusammen mit Benedikt Vettoris Exhortatio ad Thurneisser zum Thurn, Goldschmied, Arzt und medicum recte medicari cupientem (Paris 1551 und Alchemist, der die Stadt 1558 wegen Betrugs flucht- Venedig 1554), vorliegt. artig verlassen musste, sind 26 Titel vorhanden 2.350 Aus dem 17.Jh ist das Hebammenbuch der (16. Jh: 22). Ausserdem sind zu nennen Georg Marie-Louise Bourgeois, Observations sur la stéri- Pictorius (16. Jh: 26, davon 23 Basler Drucke), lité, perte de fruit, foecondité, accouchements et Antonius Musa Brasavola (16. Jh: 18, davon 3 Bas- Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 181 ler Drucke), Johannes Jacobus Manlius (16. Jh: 10, depot in die Signatur »Inc« umsigniert. Wir finden davon 2 Basler Drucke), Jacques Dubois (16. Jh: hier zudem 139 Titel aus dem 16. Jh. Die Sprachen 10, davon ein Basler Druck), ferner Hieronymus verteilen sich auf 717 lateinische, 59 deutsche, 11 Brunschwig (16. Jh: 12), Euricius Cordus (16. Jh: 8) altgriechische, je 3 italienische und französische sowie Valerius Cordus (16. Jh: 5). Mit dem Dispen- und 2 aramäische Titel. Ein grosser Teil stammt aus satorium pharmacopolarum (Nürnberg 1546) von Basler Offizinen (207 Inkunabeln und 45 Titel des Valerius Cordus liegt die erste Stadtpharmakopöe 16. Jhs). Deutschlands vor, mit Laurent Jouberts Pharmaco- 2.360 Stark geprägt wird diese Sammlung von den poea (Lyon 1578), mit der Pharmacopoeia, seu in der Folge der Reformation in die UB integrierten medicamentarium pro rep. Augustana (Augsburg Bibliotheken der Basler und anderer Klöster, v. a. 1597) und dem Medicinae Helvetiorum prodromus der Kartause, aber auch von Werken aus dem Besitz sive pharmacopoeae Helvetiorum specimen medici- von Privatpersonen. Zum Beispiel ist ein Teil der nae Helvetiorum prodromus sive pharmacopoeae juristischen Bibliothek des Arnold zum Lufft Helvetiorum specimen (Genf 1677) von Jacob de (1453–1517), die etwa 120 Bde umfasste und nach Constant de Rebecque sind weitere frühe Pharma- seinem Tod zuerst an das Basler Barfüsserkloster kopöen vorhanden. ging, unter dieser Signatur aufgestellt. Zusammen 2.356 Im 17.Jh ist ein erstes »Arzneimittelkom- mit den Privatbibliotheken spiegelt dieser auch pro- pendium« für Basel zu erwähnen, der Catalogus fane Disziplinen umfassende Bestand die Gesamt- medicamentorum simplicium et compositorum heit des damaligen wissenschaftlichen Lebens. Dazu Basiliae usitatorum (Basel 1646). Gut vertreten sind gehören auch die ersten Bücher der Universität Robert Boyle (60), Georg Wolfgang Wedel (17.Jh: sowie Teile der Sammlung des humanistisch gebil- 17; 18. Jh: 30), Joseph Du Chesne (17) und Philipp deten Rechtsgelehrten Remigius Faesch (1595– Grüling (10). Im 18. Jh erschienen in Basel die Neue 1667). Apothecker-Taxa der Stadt Basel (1701) und das Manuale pharmaceuticum in usum minorum Zimelien und Rara urbium (1779) von Johannes Hofer, unter den nam- haften europäischen Pharmacopöen der Zeit die 2.361 Die unter den Signaturen AN, R und Pa-c erste Ausg. der Pharmacopoea Helvetica (1771). versammelten Zimelien und Rara umfassen zusam- Gut vertreten sind u. a. Hermann Boerhaave (64), men 1426 Titel aus allen Jhn (48 Inkunabeln; Friedrich Hoffmann (47), Joseph Jakob Plenk (28), 16. Jh: 464; 17.Jh: 149; 18. Jh: 402; 19. Jh: 363 Nikolaus Joseph Jacquin (19), Johann Friedrich Titel). Auch die sprachliche Verteilung der Werke Gmelin (17), Richard Mead (17), Johannes Hein- ist breit gefächert mit 455 lateinischen, 445 deut- rich Schulze (16), Johann Friedrich Cartheuser (16) schen, 243 französischen, 138 italienischen, 65 eng- und Johann Samuel Halle (14). lischen, 33 altgriechischen, 13 hebräischen und 2.357 Von den 296 Titeln des 19. Jhs entfallen 230 einigen spanischen, arabischen, schwedischen, auf Pharmakologie und Toxikologie, davon 35 auf armenischen und russischen Titeln. Pharmakopöen. Ausserdem sind rund 60 Hand- 2.362 Das unter diesen Signaturen aufgestellte bücher und Übersichtswerke vorhanden. breite Spektrum historischer Bestände stellt eine heterogene Gruppe dar. Darin enthalten sind ein- Sondersammlungen zelne seltene Drucke aus verschiedenen Jhn, die als 2.358 90.160 Titel oder 30,4 % des gesamten Geschenke und durch Kauf in die Bibliothek historischen Bestands der UB sind in Sondersamm- kamen. Als Schwerpunkte lassen sich die zu einem lungen aufgestellt (732 Inkunabeln; 16. Jh: 4125; grossen Teil gezielt angeschafften Basiliensia sowie 17.Jh: 7846; 18. Jh: 16.485; 19. Jh: 60.963 Titel). Erasmiana und Werke des Paracelsus ausmachen. Sie umfassen Inkunabeln und Frühdrucke der Uni- Mindestens ein Drittel dieser Sammlung sind Basler versitätsbibliothek sowie einen Rara-Bestand und Drucke. Im 16. Jh (464 Titeln) beträgt ihr Anteil die Namenssignaturen, das heisst der Bibliothek gar etwa zwei Drittel. Die Zimeliensammlung vermachte Privatbibliotheken oder Geschenke und (Signatur AN) enthält v. a. seltene und besonders Deposita verschiedener Organisationen und Gesell- wertvolle Schriften aus allen Themenbereichen der schaften. Die Sondersammlungen wurden grössten- Bibliothek. Als Vorbesitzer treten u. a. die Kartause teils unter den betreffenden Fachgebieten beschrie- in Basel, die Familie Amerbach, Remigius Faesch ben. und andere Privatpersonen hervor. Die Rarasamm- lung (Signatur Ra-e) dagegen umfasst v. a. die Die Signatur Inc: Inkunabeln und Frühdrucke Ankäufe und Geschenke, die im 20. Jh einzeln oder 2.359 Diese Sammlung umfasst gesamthaft 795 als ganze Sammlungen an die Bibliothek kamen, Titel. Von den insgesamt 2819 Inkunabeln des gan- z. B. die ca. 200 vor 1900 erschienene Titel umfas- zen Bestands der UB sind 656 unter dieser Signatur sende Bibliothek des Prof. für Islamkunde Rudolf aufgestellt. Diese wurden beim Umzug in die neue Tschudi (1884–1960), die Sammlung armenischer Bibliothek im Jahre 1968 aus Teilen des Bestands Literatur des Historikers Adolf Baumgartner zur sichereren Aufbewahrung im neuen Spezial- (1855–1930) mit 182 historischen Titeln und die 182 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

Coop-Bibliothek mit 674 Titeln von vor 1900, die und Jacobus de Voragines Legenda aurea (1490) 1994 in die UB kam. Auch von den Drucken des 16. Jhs stammen 110 2.363 Zusätzlich existiert ein Bestand von 5299 aus Basler Offizinen. Ein grosser Teil davon betrifft Titeln (1 Inkunabel; 16. Jh: 104; 17.Jh: 10; 18. Jh: Basel, z. B. der Ritus promotionis Academiae ’ 58; 19. Jh: 5126 Titel), der z. T. Raritäten enthält. Basiliensis (o. J.) und Johannes Oecolampadius Dieser ist unter der Bezeichnung »Keller-Signaturen Form und gestalt wie der Kinder tauff Des herren (Pa-f)« aufgestellt und wurde nach Einführung des Nachtmal und der Krancken heymsuchung jetz zu Freihandmagazins für ältere, nicht für dieses geeig- Basel von etlichem Predicanten gehalten werden nete Literatur eingerichtet. Die Sammlung besteht (1526). Unter den Drucken des 16. Jhs fallen die aus Werken in besonderen Formaten oder mit spezi- zahlreichen Schriften von Johannes Oecolampadius, ellem Inhalt sowie aus zusätzlichen Exemplaren von Andreas Carlstadts und Paulus Cherlers auf. Basler Dissertationen. Ein bedeutender Anteil der 2.367 Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf Titel (104) fällt auf Drucke des 16. Jhs, unter denen den Helvetica, unter denen neben der Theologie die wir weitere Werke von Erasmus und Aristoteles Geschichte, Geographie und Medizin vertreten finden. sind. Für das 16. Jh wird die Bibliothek von Auto- ren wie Ulrich Zwingli, Heinrich Bullinger und Antistitiumsbibliothek Ludwig Lavater geprägt. Unter den Werken zur 2.364 Die Bibliothek des Münsters, die soge- Schweiz des 17. bis 19. Jhs verschiebt sich das nannte Antistitiumsbibliothek, wird seit 1885 von Schwergewicht von religiösen zu historischen The- der UB verwaltet und umfasst die Sondersammlun- men. Erwartungsgemäss sind die Schriften aus der gen Bibliothek Falkeisen, Kirchenarchiv inkl. die 25 Zeit Falkeisens umfassend vertreten mit 2952 Titeln Titel zählende Kirchenbibliothek mit insgesamt aus dem 18. und 3660 Titeln aus dem 19. Jh ein- 12.882 Titeln (9 Inkunabeln; 16. Jh: 886; 17.Jh: schliesslich der Broschüren und Flugblätter sowie 1238; 18. Jh: 4219; 19. Jh: 6530 Titel), v. a. in den der vollständigen Reihen periodischer Schriften. Sie Sprachen Deutsch (10.514 Titel), Französisch alle sind der Schweizer Geschichte und Literatur (1410) und Latein (858) (s. dazu auch die gewidmet. Abschnitte zu den Religionswissenschaften). Ein umfassender Bestand zur Reformation und zur Kirchenarchiv Basler reformierten Kirche, zur Basler Geschichte 2.368 Die von der UB verwaltete Büchersammlung im Allgemeinen und zur Geschichte des Münsters des Münsters, das sogenannte Kirchenarchiv (inkl. sowie die Helvetica der Bibliothek Falkeisen bilden Kirchenbibliothek), umfasst 5189 Titel (3 Inkuna- einen Schwerpunkt dieser Sammlung. beln; 16. Jh: 534; 17.Jh: 515; 18. Jh: 1267; 19. Jh: Bibliothek Falkeisen 2868 Titel) sowie Kleinschriftenbestände, z. B. Leichenreden, in Bündeln und Schachteln. Der 2.365 Der umfangreichste Teilbestand ist die grösste Teil der Werke ist in deutscher (4510 Titel), Bibliothek des Antistites und Begründers der Anti- – lateinischer (370) oder in französischer (270) Spra- stitiumsbibliothek Hieronymus Falkeisen (1758 che verfasst. Daneben finden wir einige altgriechi- 1838) mit 7693 Titeln (6 Inkunabeln; 16. Jh: 352; sche, englische, hebräische, rätoromanische und 17.Jh: 723; 18. Jh: 2952; 19. Jh: 3660 Titel), die der niederländische Titel. Besitzer der reformierten Kirche Basel-Stadt ver- machte. Sie steht heute geschlossen in der UB. Falk- 2.369 Der Druckschriftenbestand wird geprägt eisen legte eine bedeutende Sammlung von (kir- durch die Literatur der Reformation mit 573 Titeln chen-)historischen Dokumenten, von Ansichten und (davon 394 aus dem 16. Jh; 17.Jh: 28; 18. Jh: 13; Karten der Schweiz, von Porträts, Büchern, Lei- 19. Jh: 138), wobei Martin Luthers Schriften (135 chenreden, Münzen und Siegeln an. Als Ehrenmit- Titel, davon 108 aus dem 16. Jh) vor denen des glied der Historischen und Antiquarischen Gesell- Erasmus, des Johannes Oecolampadius, Ulrich schaft zu Basel interessierte er sich besonders für Zwinglis, Martin Butzers, Caspar Schwenckfelds, die Basler, aber auch für die schweizerische Heinrich Bullingers und Johann Jacob Grynaeus’ Geschichte, was sich in seiner von seinem Vater überwiegen. Die Basler Vertreter der Reformation Theodor Falkeisen-Bernoulli (1725–1815) begrün- sind umfassend vertreten, und im gesamten Bestand deten Büchersammlung spiegelt. Aus seiner Hinter- des Kirchenarchivs sind 1330 Titel mit Verlagsort lassenschaft werden heute seine Büchelschen Skiz- Basel (davon 166 von vor 1600) vorhanden. In zenbücher, Aquarelle und Zeichnungen im Kupfer- zahlreiche Schriften des 17. und 18. Jhs spielen Bas- stichkabinett aufbewahrt, Basler Ansichten im ler Namen wie Peter und Samuel Werenfels oder Staatsarchiv und die Falkeisensche Bibliothek und Johann Jakob Frey als Vertreter der »Vernünftigen die zugehörigen Handschriften, Karten und Porträts Orthodoxie« eine wichtige Rolle. in der UB. 2.370 Ein grosser Teil des Bestands (2145 Titel) 2.366 Bemerkenswert für diese Basler Bibliothek des Kirchenarchivs ist der praktischen Theologie ist der reiche Bestand an Basler Drucken, darun- gewidmet (1 Inkunabel; 16. Jh: 23 Titel; 17.Jh: 173; ter Werner Rolevincks Ein bürdlin der zit (1481) 18. Jh: 831; 19. Jh: 1135). Die häufigste Sprache ist Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 183

Deutsch (2025 Titel). Aus dem 16. Jh sind die Pre- Bibliothek des Frey-Grynaeums digten des Johann Jacob Grynaeus (22 Titel) zahl- 2.373 Die Frey-Grynaeische Stiftung wurde 1747 reich, aus dem 17.Jh die Predigten der damals in in Basel durch den Theologieprofessor Johann Lud- Basel tätigen Pfarrer Johann Georg Gross, Johannes wig Frey (1682–1759) zum Andenken an seinen Wolleb, Johann Jakob Grasser, Lucas Gernler und verstorbenen Freund und Kollegen Johannes Theodor Zwinger. Die Predigten werden durch Grynaeus (1705–1744) gegründet. Als wertvollster Erbauungsschriften, Katechismen, Liturgica und Teil der Stiftung gilt ihre Bibliothek, deren Grund- Gesangbücher ergänzt, die Schriften der früheren stock die bedeutenden privaten Gelehrtenbibliothe- Jhe durch solche v. a. von Baslern des 18. und ken von Frey und Grynaeus bilden. Es handelt sich 19. Jhs. dabei hauptsächlich um theologische und kirchen- 2.371 Die übrigen theologischen Disziplinen ver- historische Werke sowie um philologische teilen sich auf 1212 Titel (16. Jh: 96; 17.Jh: 294; (semitistische, orientalistische und anglistische) 18. Jh: 336; 19. Jh: 485 Titel), von denen sich die Literatur; darunter befindensichzahlreicheRara. des 16. Jhs mit der Reformation (z. B. Johannes 1909 wurden mehrere tausend Bde der Bibliothek Cochlaeus) beschäftigen. Unter den Schriften des des Frey-Grynaeums als Depositum in der UB hin- 16. bis 18. Jhs befinden sich Kirchenagenden, terlegt. Seither sind mehrere Male kleinere Teil- Werke zur Kirchengeschichte und zur Exegese sowie bestände zwischen der UB und dem Frey-Grynaeum 90 Dissertationen (16. Jh: 37; 17.Jh: 31; 18. Jh: 22 hin und her verschoben worden, so dass die von Titel), davon 69 aus Basel, u. a. von Andreas Carl- uns ermittelten Zahlen lediglich als Moment- stadt. aufnahme aufzufassen sind. Der historische Bestand des Depositums umfasst 9033 Titel, davon 8915 von vor 1800 (6 Inkunabeln; 16. Jh: 1757; 17.Jh: Bibliothek Annoni 4704; 18. Jh: 2450; 19. Jh: 118). Sprachlich liegt 2.372 Die Bibliothek des Pfarrers Hieronymus das Hauptgewicht auf dem Latein (4954 Titel). Annoni (1697–1779) umfasst 1581 Titel (16. Jh: Daneben sind 1463 deutsche, 975 englische, 698 2; 17.Jh: 147; 18. Jh: 857; 19. Jh: 575). Die am französische, 350 hebräische und 247 altgriechische häufigsten vertretenen Sprachen sind Deutsch Titel vorhanden, ferner 346 Titel in mehr als einem (1375 Titel), Französisch (132) und Latein (71). Dutzend weiterer Sprachen, darunter Italienisch, Annoni vermachte seine Büchersammlung testa- Niederländisch, Spanisch, Rätoromanisch, Ara- mentarisch der Universität und Bibliothek in bisch, Aramäisch, Persisch und Syrisch. Das Depo- Basel und hinterliess ihr sein umfangreiches situm des Frey-Grynaeums bildet eine wertvolle Naturalienkabinett, das zum Grundstock des Ergänzung zu den Beständen der UB, v. a. in den späteren Naturhistorischen Museums wurde. In Fachgebieten Theologie, Semitistik und Anglistik. seiner Büchersammlung spiegelt sich die natur- 2.374 Von den 6 Inkunabeln sind 4 in Basel wissenschaftliche Sammlertätigkeit kaum wider. erschienen: Historia scholastica (1486) des Petrus Annoni war ein Repräsentant des Basler Pietis- Comestor, 2 bei Froben gedruckte Ausg. der Biblia mus, Pfarrer in Waldenburg und Muttenz, des- latina (1491 und 1498) sowie Varia carmina (1498) sen Gottesdienste aber auch Kirchgänger aus der von Sebastian Brant. Stadt aufsuchten. Er wirkte als volkstümlicher Erweckungsprediger, setzte sich für die religiöse 2.375 Aus dem 16. Jh stammen 343 Basler Toleranz ein und verstand es, Gläubige verschie- Drucke. Zum Bestand gehören Werke der griechi- dener Schattierungen in der »Gesellschaft guter schen und römischen Antike (rund 50 Basler Freunde« zusammenzuführen. Aus dieser ging Drucke des 16. Jhs). Daneben liegen zahlreiche die »Deutsche Christentumsgesellschaft« in Basel Bibelausgaben in den Originalsprachen bzw. in hervor. Neben der umfassenden Sammlung von Übers. vor, ausserdem Bibelkommentare, Gebet- Schriften zum Pietismus finden wir in Annonis bücher, Katechismen sowie Wörterbücher und Bibliothek aus dem 17.Jh u. a. Werke des Chili- Grammatiken zu theologisch relevanten Sprachen asten Paul Felgenhauer, der Mystikerin Antoi- wie Hebräisch und Altgriechisch. Werke von Refor- nette Bourignon, von Jeanne-Marie Bouvier matoren wie Martin Luther (28 Basler Drucke des Guyon de La Motte, der Vertreterin des mysti- 16. Jhs), Johannes Oecolampadius (16) und Philipp schen Quietismus, sowie des Basler Hebraisten Melanchthon (8) und von Humanisten wie Erasmus von Rotterdam (20) sind gut vertreten. Von Johann Johann Buxtorf. Unter den Werken zur prakti- schen Theologie (440 Titel, davon 360 aus dem Jacob Grynaeus sind 24 Schriften vorhanden 18. Jh) befinden sich u. a. die Erbauungs- und (davon 21 Basler Drucke des 16. Jhs). Ausser den Ermahnungsliteratur (158 Titel, davon 127 des reformatorischen Schriften finden sich einige Publi- 18. Jhs) sowie 120 Predigten (104 Titel aus dem kationen von katholischen Autoren. 18. Jh). Weiter zu erwähnen ist Annonis Samm- 2.376 Unter den Werken des 17.Jhs sind beson- lung von Musikliteratur und Kirchenliedern (118 ders zu erwähnen Sir Walter Raleighs Historie of Titel; 17.Jh: 7; 18.Jh: 79; 19. Jh: 32). Annoni the World (London 1628) und die zweite Folioaus- verfasste zahlreiche Kirchenlieder. gabe von William Shakespeares Comedies, Histo- 184 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) ries and Tragedies (London 1632). Beide stammen graphie und Heimatkunde bildet den Grundstock aus dem Besitz des Urgrossvaters von Johann Lud- der Vaterländischen Bibliothek und enthält wichtige wig Frey, Johann Jakob Frey (1606–1636), der Quellenwerke. Neben Monographien sammelte nach längeren Aufenthalten in England und Irland Lutz auch Zeitschriften, Almanache, Landkarten, eine Sammlung bedeutender Werke der englischen Porträts, Gesangbücher sowie Handschriften. Er Literatur mitgebracht hatte. 1947 wurde vom Frey- selbst verfasste rund 40 Schriften, darunter die Grynaeum die seltene geographische Karte Britan- Kurze Geschichte und Beschreibung des Kantons niae insulae quae nunc Angliae et Scotia regna con- Basels (Basel 1834). tinet cum Hibernia adiacente nova descriptio (Rom 2.381 Zum Bestand der Vaterländischen Biblio- 1546) bei der Universitätsbibliothek hinterlegt. thek gehört 1 Inkunabel. Dabei handelt es sich um 2.377 Neben dem anglistischen Bestand ist im die erste deutsche Ausg. des Fasciculus temporum, Hinblick auf das 17.Jh v. a. die hebraistische und von ihrem Verfasser, dem Kölner Kartäusermönch orientalistische Philologie zu nennen. Dazu gehören Werner Rolevinck, aus dem Lateinischen übersetzt hebräische Textausgaben biblischer und rabbi- und unter dem Titel Eyn bürdin oder versamlung nischer Schriften (16. Jh: 15 Titel; 17.Jh: 30) und der zyt in Basel bei Bernhard Richel gedruckt Publikationen von Basler Hebraisten wie Johann (1481). Aus dem 16. Jh stammen 90 Titel, haupt- Buxtorf dem Älteren und dem Jüngeren (rund 20 sächlich Werke zur Reformation, zur Gegenrefor- Basler Drucke des 17.Jhs). Johann Ludwig Frey, mation und Helvetica, z. B. Petermann Etterlins Theologe, Orientalist und Arabist, unterrichtete ab Kronica (Basel 1507). Erwähnenswert sind mehrere 1706 als erster orientalische Sprachen an der Uni- Titel von Ulrich Zwingli aus dem 16. Jh, zumeist versität Basel. Von ihm liegen 11 Titel vor, u. a. die aus dem Besitz seines Lehrers Gregor Bünzli mit Disputatio philologico-theologica in qua Moham- handschriftlichen Widmungen Zwinglis an diesen. medis de Jesu Christo sententia expenditur (Basel Des Weiteren gehören Werke von Johannes 1703). Freys Bibliothek widerspiegelt das damalige Oecolampadius, Josias Simler, Sebastian Brant und Wissen über den arabischen Orient. Aus den Paracelsus zu diesem Bestand. Beständen des Frey-Grynaeums stammen 17 arabi- sche Drucke des 16. bis 18. Jhs, u. a. der erste arabi- 2.382 Aus dem 17.Jh sind 301 Titel vorhanden. sche Druck in beweglichen Lettern überhaupt, Die damaligen innereidgenössischen religiösen Zwiste sind belegt durch Titel wie Colloquium oder Kitab s. alat as-sawaì (Fano 1514). Werke, die sich mit dem Islam, dem Judentum und dem Katholizis- Gespräch zwischen einem Catholischen Bidermann mus auseinandersetzen, liegen aus dem 16. bis Und einem genannt Reformierten Hächlenmann 18. Jh zahlreich vor. (Luzern 1650) oder Bären Dantz nach dem Zürche- rischen Byri pomp pomp Oder Streit Liedlein zwi- 2.378 Die protestantische und anglikanische theo- schen dem Bären und Wilden Mann Bey Füllmaerg- logische Literatur des 17. und des 18. Jhs inkl. der gen im Freyen Ampt gehalten worden ([o. O. Basler Auseinandersetzungen rund um »vernünftige 1656?]). Aus dem 18. Jh stammen 2841 Titel. Bei Orthodoxie« und Pietismus ist zahlreich. Hier sind den Basiliensia gehören Hochzeitsgedichte und u. a. Autoren wie Hugo Grotius und John Wilkins Leichenreden zum Bestand. Das Entstehen von sowie die Basler Samuel Werenfels und Johann gelehrten und patriotischen Gesellschaften ist u. a. Jakob Wettstein zu nennen. belegt durch Zeitschriften wie die Acta Helvetica, physico-mathematico-anatomico-botanico-medica Vaterländische Bibliothek (Basel 1751–1787) und das Der helvetische Patriot 2.379 Die Vaterländische Bibliothek des Sammlers (Basel 1755–1757) betitelte Periodikum. Im Weite- und publizistisch tätigen Pfarrers Marcus Lutz ren sind kirchliche und religiöse Titel gut vertreten, (1772–1835) wurde 1826 durch die Allgemeine darunter kirchen- und reformationsgeschichtliche Lesegesellschaft erworben und kam 1906 wegen Werke, Kirchenordnungen, Predigten, Gebete und Raumnot an die UB. Sie enthält eine umfangreiche Gesangbücher. Ferner fallen andere Titelgruppen Sammlung Helvetica und auch Basiliensia v. a. aus auf, so gut 30 Schriften über das »Mörder- und dem 18. und 19. Jh und umfasst 11.662 historische Diebsgesind«. Um die 50 Titel belegen das obrig- Titel. Diese setzen sich chronologisch aus einer keitliche Bestreben nach Recht und Ordnung. Ab Inkunabel, 90 Titeln aus dem 16. Jh, 301 aus dem 1789 finden sich rund 350 Titel zur Französischen 17., 2841 aus dem 18. und 8429 aus dem 19. Jh Revolution (18. Jh: 50; 19. Jh: 300), von deren zusammen. Die am häufigsten vertretene Sprache Ideen Markus Lutz stark beeinflusst wurde. ist Deutsch (9249 Titel), gefolgt von Französisch 2.383 Von den 8429 Werken des 19. Jhs sind 7034 (2003), Latein (285) und Italienisch (94). in Deutsch und 1218 in Französisch verfasst. Hier 2.380 Der Basler Markus Lutz war ab 1798 Pfar- sind schweizerische und baslerische Themen in rer in Läufelfingen. Neben seinem Amt setzte er einer Breite abgedeckt, wie sie vielleicht am besten sich für die Schulreform nach Pestalozzis Methode der Titelzusatz zum Geographisch-Statischen Hand- ein. Seine bedeutende Privatbibliothek zur basle- lexikon der Schweiz (Aarau 1827–1835) von Mar- rischen und schweizerischen Geschichte, zur Geo- kus Lutz wiedergibt: »über alle in gesammter Eids- Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 185 genossenschaft befindlichen Kantone, Bezirke, später Weimar 1790–1800), hrsg. von Friedrich Kreise, Aemter so wie aller Städte, Flecken, Dörfer, Johann Justin Bertuch. Schlösser, Klöster, auch aller Berge, Thäler, Seen, Flüsse, Bäche und Heilquellen«. 2.387 Aus dem 19. Jh finden sich 6686 Titel in Deutsch, 2868 in Französisch, 664 in Englisch und Bibliothek der Allgemeinen Lesegesellschaft 16 in weiteren Sprachen (total 9829). Auch hier 2.384 Die Allgemeine Lesegesellschaft in Basel, nimmt die neuere Literatur einen breiten Raum ein, »welche sowohl durch Lektüre als durch gesell- v. a. mit deutschen (rund 3500), französischen schaftlichen Umgang einen doppelten Reiz« erhal- (1100) und englischen (600) Titeln. Biographien, ten sollte, wurde im Oktober 1787 von sieben Män- Memoiren, politische Schriften und geschichtliche nern aus Altbasler Familien gegründet. Um die Werke (ca. 2100 Titel) sind gut vertreten, ebenso Mitte des 19. Jhs war sie zum gesellschaftlichen die Länder-, Völker- und Reisebeschreibungen Mittelpunkt der begüterten und gebildeten Bürger- (1000). Ergänzt wird der Bestand durch diverse schaft geworden. Der Bestand wurde durch konti- Titel (250) aus allen Bereichen der Natur- und Geis- nuierliche Akzession sowie durch Käufe bzw. teswissenschaften. Schenkungen ganzer Bibliotheken erweitert. Der älteste erhaltene Katalog stammt aus dem Jahr Exlibris- und Portätsammlung 1823. Danach standen den Mitgliedern Enzyklopä- 2.388 Zu den Bücherbeständen kommen die dien, Lexika, Wörterbücher, Belletristik, geschicht- Exlibris- und die Porträtsammlung mit insgesamt liche Werke und Biographien, Erd- und Reise- 100.000 Reproduktionen von Porträts sowie beschreibungen, Karten, Atlanten, Zeitungen und 70.000 Exlibris. Basel und die Schweiz bilden Sam- Zeitschriften zur Verfügung. Zur Blütezeit der Lese- melschwerpunkte. Der Grossteil des Bestands gesellschaft waren gegen 300 Zeitschriftentitel auf- stammt aus dem 18. bis 20. Jh. gelegt. Mit veränderten Lesegewohnheiten nahm ihre Bedeutung jedoch ab. Ein Teil des Bibliotheks- 2.389 Mit verschiedenen Büchergeschenken sind bestands wurde in der UB deponiert, während der auch Porträts in die Sammlung gekommen. Den andere Teil bei der Lesegesellschaft verblieb. Der Grundstock der Porträtsammlung bildete die im historische Bestand des Depositums in der UB Jahre 1878 erfolgte Schenkung von Benedikt umfasst 10.857 Titel. Davon stammt der Grossteil Meyer-Kraus umfangreicher, ca. 44.000 Blätter aus dem 19. Jh (9829 Titel; 16. Jh: 2; 17.Jh: 13; umfassender Porträtsammlung. Sein Sohn, langjäh- 18. Jh: 1013). Sprachlich verteilen sich die Titel zur riger Bibliothekar an der UB, führte die Sammlung Hauptsache auf Deutsch (7309), Französisch und den dazugehörigen Zettelkatalog weiter. (2868) und Englisch (664). Zudem steht ein Künstler- und Stecherkatalog zur 2.385 Bei den beiden Drucken aus dem 16. Jh han- Verfügung, in dem v. a. Schweizer Künstler seit dem delt es sich um Münzedikte des Kaisers Maximilian 17.Jh zu finden sind. II. (Prag bzw. Frankfurt a. M., beide 1571). Mit 2.390 Seit Beginn des 20. Jhs wurde der Bestand den 13 Titeln des 17.Jhs liegen zur Hauptsache zeit- nicht mehr systematisch, sondern durch aus Nach- genössische politische Dokumente wie Kriegs- lässen stammende Kollektionen ergänzt. Darin erklärungen und Friedensvereinbarungen vor. Über- finden wir Porträts von Personen aus dem interna- dies sei Jean-Baptiste Tavernier, Les six voyages en tionalen, schweizerischen und regionalen Umfeld Turquie, en Perse, et aux Indes (Paris 1678), meist in Stichen, Radierungen, Lithographien, aber genannt. auch Aquarelle und Fotografien. Diese Sammlung 2.386 Aus dem 18. Jh stammen 612 Titel in deut- enthält zum Beispiel die Werke der Basler Kupfer- scher, 364 in französischer und 37 in englischer stecher Johann Jakob Thurneysen (1636–1711) und Sprache (total 1013). Es handelt sich v. a. um von dessen Sohn Johann Jakob Thurneysen (1668– geschichtliche Werke und Biographien (rund 300 1730). Weitere Blätter sind aus der Falkeisen- Titel) sowie um Erd- und Reisebeschreibungen Sammlung mit Bildnissen zur Basler Geschichte hin- (150). Hier sind die Schriften von Johann Bernoulli zugekommen, die dem Antistes von Jacob Sarasin- (III) zu erwähnen, seine Zusätze zu den neuesten Battier (1742–1802) übergeben worden waren. Reisebeschreibungen von Italien (Leipzig 1777– Später überreichte sein Enkel Felix Sarasin (1797– 1782) sowie seine Sammlung kurzer Reisebeschrei- 1862) weitere ca. 400 Blätter mit Darstellungen bungen und anderer zur Erweiterung der Länder- von bildenden Künstlern aus aller Welt. Die Samm- und Menschenkenntniss dienender Nachrichten (16 lung des Mülhausers Frédéric Engel-Gros (1843– Bde, Berlin 1781–1787). Ein weiterer Schwerpunkt 1918) ergänzt den Bestand durch Porträts elsässi- liegt auf der deutschen (250), französischen (150) scher Personen. Weitere ca. 2000 Blätter mit Ab- und englischen (40) Belletristik. Der Bestand spie- bildungen von Schweizer Persönlichkeiten entstam- gelt den Geschmack der Zeit; Romane, Novellen men der Vaterländischen Bibliothek. Die Imhofsche und Märchen scheinen beim Publikum guten Sammlung von Johann Jakob Imhof (1815–1900) Anklang gefunden zu haben. Rege benutzt wurde wurde von den Porträts des Basler Kupferstechers u. a. Die blaue Bibliothek aller Nationen (Gotha, und Kunstverlegers Christian von Mechel (1737– 186 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

1817) begründet, aus der nochmals ca. 3000 Blätter 1915). Sie umfasst 4315 Titel (2 Inkunabeln; 16. Jh: in den Bestand kamen. 110; 17.Jh: 264; 18. Jh: 475; 19. Jh: 3464 Titel) und 2.391 Die Exlibris-Sammlung wurde 1916 von setzt sich hauptsächlich aus Werken zur National- Karl Emil Reinle (1868–1959) angelegt und katalo- ökonomie, Soziologie, Geschichte und insbesondere gisiert. Sie umfasste damals etwa 650 auf Einzel- zur Numismatik zusammen. Karl Rudolf Hagen- – blättern geordnete Exlibris sowie Verweise auf bach-Geigy (1801 1874), Prof. der Theologie und Exlibris in einzelnen Bdn, z. B. handschriftliche Kirchengeschichte, vermachte seine Bibliothek mit Besitzvermerke Sebastian Brants oder der Amer- 2471 Titeln von vor 1900 (16. Jh: 24; 17.Jh: 10; bach. Zudem finden wir im 15. Jh eingemalte Wap- 18. Jh: 162; 19. Jh: 2275 Titel) der Universität. Sie penbilder der Besitzer, so Jakob Loubers und enthält neben allgemeinen Schriften u. a. Schriften Johannes Heynlins. Auf das 16. Jh gehen mit einem zur Reformation und zu den Wiedertäufern sowie Holzstock eingedruckte Besitzvermerke zurück, Werke einzelner Komponisten des Barock. Zudem z. B. das seltene Wappenexlibris des Basler Prof. finden wir die bibliophil ausgerichtete Bildungs- – Conrad Lycosthenes. Im 17. und 18. Jh entstanden bibliothek des Juristen Hermann Henrici (1889 im Auftrag von Basler Familien meist heraldisch 1941) mit 212 Werken zur Literaturgeschichte, zur gestaltete Drucke und Kupferstiche, aber auch ver- Geschichte Basels und zur Kunstgeschichte. schlungene Monogramme, die Innenansichten von 2.394 Besonders interessant ist die Bibliothek des Bibliotheken, Allegorien aller Art, Ruinenland- Seidenfabrikanten Friedrich His-Burckhardt schaften, antike Schrifttafeln, Urnen, brennende (1824–1891) mit 442 Titeln (16. Jh: 11; 17.Jh: Lampen und Fackeln, enthalten. Der Hauptteil der 105; 18. Jh: 217; 19. Jh: 109 Titel) zu den Sammlung stammt aus dem Ende des 19. und dem Geheimwissenschaften, zur Mystik und zur Reli- Anfang des 20. Jhs, als das Exlibris das grösste Inte- gionswissenschaft, zu deren Bestand, um nur die resse fand. ältesten zu nennen, Autoren wie Sebastian Franck, Weitere Sondersammlungen / Namenssignaturen Caspar Schwenckfeld, Paracelsus und Valentin Weigel gehören. Die Bibliothek des Germanisten 2.392 Neben den bereits vorgestellten Sonder- und Volkskundlers Eduard Hoffmann-Krayer sammlungen seien die folgenden separat aufgestell- (1864–1936) umfasst 1153 Titel (16. Jh: 8; 17.Jh: ten Sammlungen kurz in alphabetischer Reihenfolge 59; 18. Jh: 164; 19. Jh: 922 Titel) v. a. in deut- beschrieben. Sie umfassen diverse ehemalige Privat- scher Sprache (1047 Titel). Seit 1900 versah er bibliotheken, die seit Ende des 19. Jhs an die UB ein Extraordinariat für Phonetik, schweizerische gekommen und unter dem Namen der Donatoren Mundarten und Volkskunde an der Universität aufgestellt sind. Sie wurden hier grösstenteils unter Basel. 1909–1936 wirkte er in Basel als Prof. für den entsprechenden Sachrubriken vorgestellt; die Germanistische Philologie. Auf seine Initiative hin folgenden Darlegungen sind als Ergänzungen zu wurde 1896 die Schweizerische Gesellschaft für verstehen. Wo keine Zahlen zur chronologischen Volkskunde gegründet. Mit dem Aufsatz Die Verteilung angegeben sind, geht der grösste Teil des Volkskunde als Wissenschaft (1902) erlangte er Bestands auf das 19. Jh zurück. internationale Bekanntheit. Er legte eine umfangrei- 2.393 Die Bibliothek Bernoulli enthält die Bücher che volkskundliche Sammlung an, war Autor wich- der Basler Mathematiker Jakob Bernoulli (1654– tiger Arbeiten zur historisch ausgerichteten Volks- 1705) und Johannes Bernoulli (1667–1748) wie kunde und beteiligte sich am Schweizerischen Idio- auch des Archäologieprofessors Johann Jacob tikon. Insgesamt 436 Titel von vor 1900, darunter Bernoulli (1831–1913); sie umfasst 1652 Titel (2 54 englische Zeitschriften zur Indologie, enthält die Inkunabeln; 16. Jh: 24; 17.Jh: 27; 18. Jh: 136; Bibliotheca Indica des Basler Bankiers Alfred Sara- 19. Jh: 1463 Titel). Die Bibliothek Brüderlin des sin-Iselin (1865–1953). Sie ist mit einer Stiftung Obersten Rudolf Brüderlin-Ronus (1853–1917) verbunden, die auch heute Bücher über indische besteht hauptsächlich aus Werken des 19. Jhs. Unter und mohammedanische Kunst, Archäologie und den 402 Titeln befinden sich v. a. Schriften zur Geschichte erwirbt. Die umfangreiche Bibliothek Geschichte und zu den Ritterorden, militärische, von Fritz Lieb (1892–1970), Prof. für Dogmatik genealogische und heraldische Werke sowie Ex- und Theologiegeschichte (östliche Kirchen) in Basel, libris. Hinzu kommt die Bibliothek des Obersten findet, wie dargestellt, besondere Beachtung im Jean-Baptiste Charras (1810–1865) mit militär- Hinblick auf Slawistik und Religionswissenschaft. ischer Literatur und Werken zu Napoleon Bona- Auch Johann Jakob Merian (1826–1892), Basler parte (492 Titel). Die Sammlung des Altphilologen Prof. für Klassische Philologie und begeisterter und Archäologen Ferdinand Dümmler (1859–1896) Archäologe in Augst, vermachte seine Bibliothek ging nach seinem Tod 1897 als Geschenk mit 836 mit 942 Titeln (eine Inkunabel; 16. Jh: 14; 17.Jh: Titeln an die UB. Ferner schenkte Georg Finsler 41; 18. Jh: 147; 19. Jh: 739 Titel) der UB. Sie ent- (1860–1920), Religionslehrer an einem Basler Gym- hält v. a. philologisch-historisch-archäologische nasium, seine Sammlung theologischer und histori- Schriften. Ferner finden wir die Bibliothek des scher Werke der UB (487 Titel). Einen bedeutenden Gymnasiallehrers für Geographie und Geschichte Bestand enthält die Bibliothek Alfred Geigy (1849– Remigius Meyer-Lichtenhahn (1801–1879) mit 915 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 187

Titeln (eine Inkunabel; 16. Jh: 14; 17.Jh: 44; 18. Jh: Werken in 1965 Titeln (4 Inkunabeln; 16. Jh: 54; 149; 19. Jh: 707 Titel). Die Bibliothek Miescher ent- 17.Jh: 79; 18. Jh: 296; 19. Jh: 1531 Titel). Ferner hält die Bücher von Vater und Sohn Friedrich Mie- steht die Bibliothek des Prof. für Romanistik Ernst scher-His (1811–1887), Prof. für Physiologie und Walser (1878–1929) mit 456 Titeln (16. Jh: 16; allgemeine Pathologie, und Friedrich Miescher- 17.Jh: 5; 18. Jh: 32; 19. Jh: 401 Titel) mit Werken Rüsch (1844–1895), Prof. der Physiologie. Beide zur französischen und italienischen Sprach- und Bibliotheken wurden von den Erben der Universität Literaturwissenschaft bei den Sondersammlungen. übergeben und enthalten zusammen 1576 Titel, Die Bibliothek des Kunsthistorikers Werner Weis- v. a. in deutscher (1116 Titel) und französischer bach (1873–1953) umfasst 102 Titel. Beachtens- (220) Sprache. Zu nennen ist auch die Asienbiblio- wert ist die Sammlung und Stiftung des Kartogra- thek Otto Fischers mit 164 Titeln (16. Jh: 1; 17.Jh: phen Jacob Melchior Ziegler (1801–1883), dessen 11; 18. Jh: 6; 19. Jh: 146 Titel). Die Bibliothek des Kartensammlung einen wertvollen Teil der UB dar- ersten Dozenten für italienische Philologie an der stellt. Seine Bibliothek enthält 490 Titel v. a. zur Universität Basel, Luigi Picchioni (1784–1869), ent- Geographie und Reiseberichte. Die Bibliothek des hält 245 Titel (16. Jh: 17; 17.Jh: 14; 18. Jh: 21; Robert Zimmermann (1824–1898), u. a. Lehrer von 19. Jh: 193), darunter eine grosse Anzahl italie- Rudolf Steiner, umfasst 409 Titel (16. Jh: 2; 17.Jh: nischer Werke (222 Titel). 92 Titel zur Architektur 22; 18. Jh: 122; 19. Jh: 252 Titel) zur Mystik und kamen aus dem Besitz des Bauingenieurs Eduard Theosophie. Riggenbach-Stückelberger (1855–1930) in den Bestand. Der Basler Prof. für Pathologie Moritz 3. KATALOGE Roth (1839–1914) hat der Universität 501 Titel Die im Folgenden in Auswahl genannten Kataloge (16. Jh: 33; 17.Jh: 33; 18. Jh: 97; 19. Jh: 338 Titel) beziehen sich auf die Druckschriftensammlung, zum zur Medizin hinterlassen. Adolf Sarasin-Forcart Teil auf Bestände, die in die Universitätsbibliothek (1802–1885), Pfarrer und Gründer des Christlichen inkorporiert wurden. Für einzelne Werke werden Volksboten in Basel, übergab seine Bibliothek mit Signaturen in [] angegeben, die sich auf die Univer- 571 Titeln (16. Jh: 44; 17.Jh: 5; 18. Jh: 29; 19. Jh: sitätsbibliothek beziehen. 483 Titel) der Universität. Sie enhält v. a. Werke zur Kirchengeschichte und Theologie sowie christliche Moderne, allgemeine Kataloge Volkslieder- und Gesangbücher. Besonders wertvoll Online-Katalog IDS Basel/Bern (OPAC) ab 1980, zu Fragen der Orientalistik und des Islam ist die ganzer Bestand retrospektiv ergänzt Bibliothek des Prof. der Theologie Johann Jacob Alphabetischer Autoren- und Titelkatalog, Zettel- Staehelin (1795–1875) mit 1090 Titeln (16. Jh: 1; katalog in Kartenlift, begonnen unter Ludwig Sie- 17.Jh: 17; 18. Jh: 96; 19. Jh: 976 Titel). Breit gefä- ber 1889, fortgeführt bis 1940 [enthält den gesam- chert und umfangreich ist die Bibliothek Karl Stef- ten Bestand an Druckschriften bis 1940; Anlage fensens (1816–1888), Doktor der Philosophie und nach preussischen Instruktionen. Heute im Online- der Theologie, Prof. der Philosophie in Basel, mit Katalog rekatalogisiert] 2696 Titeln (16. Jh: 26; 17.Jh: 118; 18. Jh: 421; 19. Jh: 2118 Titel), v. a. aus den Gebieten Philoso- Online-Katalog der elektronischen Zeitschriften der von der Universitätsbibliothek lizenzierten Online- phie, Theologie, Geschichte, Geographie und klassi- Zeitschriften mit Angabe der verfügbaren Jahr- sche Philologie. Dagegen enthalten die 1595 Titel gänge der Bibliothek von Albert Teichmann (1844–1912), Prof. für öffentliches Recht in Basel, vorwiegend Standortkataloge in Bandform zu Verwaltungs- juristische Literatur. Die Bibliothek Vischer umfasst zwecken (Inventurverzeichnisse), begonnen beim 2898 Titel. Sie enthält die oft erwähnten Sammlun- Umzug ins Gebäude an der Schönbeinstrasse 1896, gen von Vater und Sohn, die Bibliothek Wilhelm weitergeführt bis 1980. [Sie liegen auf Microfiches Vischer-Bilfingers (1808–1874) und Wilhelm verfilmt bei der Lesesaalauskunft auf] Vischers (1833–1886), des leitenden Bibliothekars Schlagwortkatalog in Zettelform, wurde 1939 unter an der Universitätsbibliothek Basel. So finden wir Einarbeitung ausgewählter älterer Literatur begon- in dieser Bibliothek neben Werken zur klassischen nen und bis 1980 weitergeführt Philologie Schriften zur Literaturwissenschaft, Lin- Historische allgemeine Kataloge guistik, aber auch zur Geographie, Archäologie, Kunstgeschichte, Architektur, Pädagogik, Universi- Pantaleon, Heinrich: Catalogus librorum bibliothe- tätsgeschichte sowie Basiliensia. Die Bibliothek des cae Academiae Basiliensis secundum facultates et Prof. für Schweizergeschichte Fritz Vischer (1875– professiones dispositus. 1559 [mit Nachträgen bis 1938) bildet mit ihren 1982 Titeln (18. Jh: 228; 1583]. 19. Jh: 1754 Titel) eine Sammlung zur Französi- [Der erste erhaltene Katalog. Er gibt Auskunft über schen Revolution. Besondere Aufmerksamkeit ver- den damaligen Aufbau der Bibliothek, nachdem im dient die wertvolle Bibliothek des Basler Germanis- Jahr 1559 Teile der Basler Klosterbibliotheken ten Wilhelm Wackernagel (1806–1869) mit ihren inkorporiert worden waren. Es lassen sich fünf Teile germanistischen, romanistischen und historischen unterscheiden: die Bibliotheca nova, bestehend 188 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) grösstenteils aus den Geschenkexemplaren der Bas- Catalog der Schweizerischen Musikbibliothek. ler Buchdrucker, die 1. nach Fachgebieten und 2. Basel, ab 1908 [Kat Vb 236:1] nach Druckern geordnet verzeichnet sind, 3. die Catalogue des portraits de princes (classés par Schenkung von Martin Borrhaus, 4. ein Verzeichnis noms d’artistes) de la grande collection de la Biblio- der griechischen Werke und der Handschriften und thèque universitaire de Bâle. Basel 1951 [Kun Cv 5. ein Verzeichnis der Bibliotheca antiqua, womit 60:170] die alten Klosterbestände gemeint sein dürften] [AR I 17 und 18] Dissertationenkatalog bis 1980 als digitalisierter Zettelkatalog (IPAC) Wurstisen, Christian: Catalogus antiquior omnium facultatum [ca. 1583]. [Hier werden zwei Haupt- [Die Basler Dissertationen werden zurzeit digital gruppen, die Hand- und die Druckschriften, unter- erfasst] schieden] Haegen, Pierre Louis van der: Basler Wiegendrucke. [AR I 19] Verzeichnis der in Basel gedruckten Inkunabeln mit … ausführlicher Beschreibung der in der Universitäts- Pfister, Johann Conrad: Index librorum Almae bibliothek Basel vorhandenen Exemplare. Basel Basiliensis Academiae. 1625 1998 [Pf 275:1] [nach der Eingliederung der Klosterbestände inven- Haegen, Pierre Louis van der: Die Wiegendrucke tarisiert, nach den Fakultäten der Universität in vier der Universitätsbibliothek Basel. Basel 2006–2010 Abteilungen geordnet: Theologia, Jurisprudentia, [Pf 275:7:1–3] Medicina und Philosophia/Historia. Darin alle Titel alphabetisch nach Autoren] [AR I 20–21 und 26– Hänggi-Stampfli, Sabine: Katalog älterer Kunst- – 30] bücher auf der Universitätsbibliothek Basel (1495 1847). Diplomarbeit. Basel 1978 [BroQ 3381] Zwinger, Johann: Bücherverzeichnis 1678 Hieronymus, Frank: En Basileia Polei tēsGerma- [Neue systematische Aufstellung der Bücher, nach nias/Griechischer Geist aus Basler Pressen. Katalog Handschriften und Druckschriften getrennt, nach der frühen griechischen Drucke aus Basel in Text der Integration der Amerbachschen Sammlung. und Bild. Basel 1992 [BS I 175:15] [Online-Version Beim Umzug ins Museum an der Augustinergasse unter dem Namen »Kadmos. Griechischer Geist aus im Jahre 1849 wurde der Zwingersche Katalog in Basler Pressen«, 2003] Verbindung mit der Einreihung des seitherigen Zuwachses umgeschrieben] [Druckschriften: AR I Hughes, Barnabas B.: Medieval Latin mathematical 36–47] writings in the University Library, Basel. A provi- sional catalogue. Northridge 1972 [HLS 304,170] Kataloge spezieller Bestände Husner, Fritz: Verzeichnis der Basler medizinischen Universitätsschriften von 1575–1829. In: Festschrift Aegerter-Che, Hee Jung: Teilkatalogisierung der für Jacques Brodbeck-Sandreuter zu seinem 60. Militärbibliothek von Ernst Herzig. Diplomarbeit. Geburtstag. Hrsg. von Karl Reucker. Basel 1942, Basel 1996 [Pf 121:1996:3] S. 137–269 Der Basler Buchdrucker- und Verlegerkatalog. Zet- Kartensammlung: Autorenkatalog, enthaltend die telkatalog für Basler Drucke bis 1900 [wird Namen der Stecher, Zeichner, Herausgeber und weitergeführt] Verleger [mschr., auf Zetteln] Basler Inkunabelinventar, zusammengestellt von Katalog der Bücher und Musikalien der (ehem.) Dr.C.Roth Hans-Huber-Bibliothek von Musikschule und Kon- [Zettelkatalog. Enthält die in der Basler Univer- servatorium Basel. Basel 1926 [Mus Cv 26:6] sitätsbibliothek vorhandenen Inkunabeln nach Katalog der Exlibrissammlung [Zettelkatalog; seit Druckern und Druckorten geordnet] 1916 geführt] Basler Literarisches Archiv Katalog der Galle und Leber betr. Sammlung von [Das BLA dokumentiert den literarischen Schreib- Druckschriften und Manuskripten aus dem Besitze raum Basel-Stadt. Es umfasst im Moment gegen von Prof. Ludwig Courvoisier (1843–1918) 2100 Werke von rund 350 Autorinnen und Autoren [NL 350:14] und ist seit 1997 online abrufbar] Katalog der die Leibesübungen und deren Grenz- Basler Nekrologkatalog gebiete berührenden Bestände des Basler Turnleh- [Zettelkatalog. Verzeichnis der Nekrologsammlung, rervereins und der Universitätsbibliothek Basel. betrifft Basler Persönlichkeiten, alphabetisch unter Hrsg. von August Frei. Basel 1954 [Kat Vb Schweiz ihrem Namen] 245] Baumann, Nathalie: Die Bibliothek des Spezial- Katalog der Militärbibliothek in Basel. Hrsg. im Dienstes – eine Schenkung des Polizei- und Militär- Auftrag der Offiziersgesellschaft Basel-Stadt von departements Basel-Stadt im Jahre 1994. Diplomar- der Verwaltung der Öffentlichen Bibliothek der beit. Basel 1999 [Pf 121:1999:1] Universität Basel. Basel 1907–1920 [LSM 163,30] Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 189

Katalog der Musikabteilung der Öffentlichen 1750). Ein Auswahlverzeichnis. Diplomarbeit. Bibliothek der Universität Basel und der in ihr ent- Basel 1980 [BS I 175:2] haltenen schweizerischen Musikbibliothek. Basel, Vischer, Christoph: Die Stammbücher der Universi- ab 1925 [Lesesaal 91,62] tätsbibliothek Basel. Ein beschreibendes Verzeich- Kataloge der Ziegler’schen Kartensammlung [7 nis. In: Festschrift Karl Schwarber. Beiträge zur Bde, hschr., Basel, ca. 1920] Bibliotheks-, Buch- und Gelehrtengeschichte. Basel – Katalog der Porträtsammlung auf Zetteln 1949, S. 247 264 [BE III 341bis] [alphabetisch geordnet nach dem Namen des Dar- Historische Kataloge eingegliederter gestellten] Bibliotheken Kaufmann, Hans; Nabholz, Peter: Die Inkunabeln Verschiedene Kataloge von geschlossen integrierten von Basel. Zürich 1974 (Verzeichnis schweizeri- Sammlungen stehen bei den Standortkatalogen, in scher Inkunabeln und Frühdrucke, 2) der Handschriftenabteilung oder bei den betreffen- Kleiner Katalog der pädagogischen Abteilung der den Beständen. Hier sind einzelne Kataloge einge- Universitätsbibliothek (in Basel). 2 Bde. Basel gliederter Bibliotheken aufgelistet. 1911–1923 Registrum pro Bibliotheca Carthusiensium in Leander, Harriet: Verzeichnis des Nachlasses von minori Basilea. 1520 [AR I 2 und 3] Heinrich Barth auf der Universitätsbibliothek Basel. Bibliothecae Amerbachiae-Iselianae index … M. Diplomarbeit. Basel 1982 [BroQ 4803] Conradi Pfisteri 1628–1630 [AR I 5–9] Lin, Ching-Wen: Katalog der Bücher in chinesischer Kataloge zur Bibliothek von Remigius Faesch [AR I Sprache aus der Sammlung Zborek. Basel 1995 [BE 11 und 14–15] I 1262; heute online] Kataloge zur Bibliothek des Frey-Grynaeum [unter Medizinische Zeitschriften. Red: Rico Reinle. Basel Frey-Gryn Mscr X] 1968 [lr 1030] Catalogus Bibliothecae Medicae Delachenalianae Mommsen, Karl: Katalog der Basler juristischen anno 1808 acquisitae [AR I 33:1–2] – Disputationen 1558 1818. Frankfurt 1978 [Lese- Index Librorum Buxtorfianorum Bibliothecae pub- saal 53,390] licae von Johann Ludwig Frey [AR I 31] Nyffeler, Werner: Katalog [der] Bibliothek des Bas- ler Lehrerturnvereins. Basel 1965 [kn CvQ 192; Fortsetzung des 1954 erschienenen Katalogs […] 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN von August Frei] ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK Nyffeler, Werner: Katalog [der] Bibliothek des Bas- Archivalien ler Lehrerturnvereins. Basel 1970 [kn CvQ 248; Fortsetzung des 1965 erschienenen Katalogs] Das Archiv der Öffentlichen Bibliothek der Univer- sität wird im Auftrag des Staatsarchivs Basel-Stadt Refardt, Edgar: Katalog der noch vorhandenen grösstenteils von der Bibliothek selbst verwahrt. Musikalien aus den Sammlungen Lucas Sarasin und Das Universitätsarchiv wurde 1904 durch die Uni- Collegium musicum in der Universitätsbibliothek versität dem Staatsarchiv in Verwahrung und zur Basel. Basel 1921 [AT 26b] Verwaltung übergeben und ist dort v. a. unter der Roth, Annemarie: Nachlass Max Burckhardt Signatur »Universitätsarchiv« aufgestellt. Im – (1910 1993). Verzeichnis Öffentliche Bibliothek Gegensatz zu vielen vergleichbaren Beständen ist der Universität Basel. Diplomarbeit. Basel 1995 [Pf das Archiv der Universität Basel weitgehend intakt 121:1995:4] überliefert. Die Matrikeln der Universität werden in Rother, Wolfgang: Katalog der gedruckten Basler der Universitätsbibliothek verwahrt, wo auch die philosophischen Disputationsthesen 1600–1700. Gelehrtennachlässe zu finden sind. Dissertation. Zürich 1981 [BUB 70] Darstellungen Sachkatalog der Musikliteratur bis 1980 [Zettelka- talog] Es besteht eine Online-Bibliographie zur Universi- tätsbibliothek, die ständig weitergeführt wird. Sie Schriften und Aufsätze zur Schweizerischen Musik- ist über die Homepage der Universitätsbibliothek geschichte [Zettelkatalog; wird alphabetisch weiter- aufrufbar. Die folgende Liste umfasst deshalb nur geführt] eine Titelauswahl. Stricker, Michael: Nachlass Fritz Lieb. Verzeichnis. Binz, Gustav: Universitätsbibliothek Basel. In: Bas- Diplomarbeit. Basel 1990 [BS I 175:9] ler illustrierte Zeitung 27 (1933), S. 652–653 Systematischer Hauptkatalog der Zieglerschen Kar- Burckhardt, Felix: Universitätsbibliothek. Öffentli- tensammlung [in Bandform geführt seit 1912] che Bibliothek der Universität Basel. In: Schweiz. Thurnherr, Egon: Katalog barocker Originalausga- Bearb. von Felix Burckhardt. Berlin 1934 ben auf der Universitätsbibliothek Basel (1575– (Minerva-Handbücher, 1.3), S. 6–13 190 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB)

Burckhardt, Max: Aus dem Umkreis der ersten Bas- Altorfer, Christof; Schneider, Thomas: Die Emb- ler Universitätsbibliothek. In: Basler Zeitschrift 58/ lembücher der Universitätsbibliothek Basel. Basel 59 (1959), S. 156–191 [Mit Anhang: Die Bibliothek 1988 Arnolds zum Lufft] Bericht über die J. M. Ziegler’sche Kartensamm- Burckhardt, Max: Vom Wachstum der Basler Uni- lung. Bericht 1–61. Basel 1880–1939 versitätsbibliothek aus den ersten Anfängen bis in Bernoulli, Carl Christoph: Über unsere Kloster- die Gegenwart. In: Schweizerische Hochschulzei- bibliotheken. In: Basler Jahrbuch 1895, S. 79–91 tung 33 (1960), S. 76–99 Bernoulli, Carl Christoph: Ein Karteninkunabeln- Gröbli, Fredy: Die Öffentliche Bibliothek der Uni- band der Öffentlichen Bibliothek der Universität versität Basel. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Basel. In: Verhandlungen der Naturforschenden In: Bibliotheken in der Schweiz. Hrsg. von der Ver- Gesellschaft in Basel 18/1 (1905), S. 455–463 einigung Schweizerischer Bibliothekare. Bern 1976, Billerbeck, Ewald: Alchemiestadt Basel. Schätze S. 32–36 einer Bibliothek und eine historische Ausstellung. Gröbli, Fredy: Die Öffentliche Bibliothek der Uni- In: Basler Magazin 21 (1999), S. 1–5 versität Basel. In: Jahresbericht des Erziehungs- Burckhardt, Max: Die Inkunabeln aus der Biblio- departements des Kantons Basel-Stadt. Basel 1979, thek des Johannes de Lapide. In: Ruth von Brunn S. 1–11 [und andere] (Hrsg.): Für Christoph Vischer. Direk- Gröbli, Fredy: Basels Stellung im schweizerischen tor der Basler Universitätsbibliothek 1959–1973. Bibliothekswesen. In: EUCOR-Bibliotheksinforma- Basel 1973, S. 15–75 – – tionen 7 (1995), S. 35 44, und 8 (1996), S. 11 27 Burckhardt, Max; Steinmann, Martin: Basler Gübeli, Anton: Die Oeffentliche Bibliothek der Uni- Büchersammler vom Spätmittelalter bis zur Barock- versität Basel. In: Regio Magazin 9 (1992) Nr. 12, zeit. Ausstellungskatalog. Basel 1975 – S. 9 11 Burckhardt, Max: Bibliotheksaufbau, Bücherbesitz Häfliger, Lorenz: Eine wichtige Institution im Wan- und Leserschaft im spätmittelalterlichen Basel. In: del. Universitätsbibliothek Basel. In: CH-Forschung Bernd Moeller (Hrsg.): Studien zum städtischen Bil- 8 (1991) Nr. 6, S. 10–13 dungswesen des späten Mittelalters und der frühen Heusler, Andreas: Geschichte der Öffentlichen Neuzeit. Bericht über Kolloquien der Kommission Bibliothek der Universität Basel. Basel 1896 zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters 1978–1981. Göttingen 1983, S. 33–52 Miescher-Rüsch, Friedrich: Unser Museum und die Daems, Willem Frans: Alte Pharmazie und Medizin öffentliche Bibliothek. Basel 1890 [Sonderdruck in Handschriften und Basler Drucken der Universi- aus: Basler Nachrichten 22./23. 5. 1980] tätsbibliothek Basel. Basel 1979 Schwarber, Karl: Das Basler Pflichtexemplar. In: Die Erfindung Gutenbergs. Ausstellung im Gewer- Mélanges offerts à Marcel Godet. Neuchâtel 1937, bemuseum Basel veranstaltet vom Gewerbemuseum S. 145–163 und der Universitätsbibliothek. Ausstellungskata- Schwarber, Karl: Die Entwicklung der Universitäts- log. 2. Aufl. Basel 1941 bibliothek zu Basel. Basel 1944. In: Basler Studen- Escher, Konrad: Die Miniaturen in den Basler tenschaft 25 (1944) Heft 5, S. 128–149 Bibliotheken, Museen und Archiven. Basel 1917 Schwarber, Karl: Ein Besuch in der Basler Universi- Faesch, Remigius Sebastian; Salvisberg, André: Das täts-Bibliothek. In: Basler Schreibmappe 1945, Museum Faesch. Eine Basler Kunst- und Raritäten- – S. 19 23 sammlung aus dem 17. Jahrhundert. Basel 2005 Staehelin, Andreas: Geschichte der Universität Basel Fleckenstein, Joachim Otto: Die mathematisch- – – 1632 1818. Basel 1957 [hier: S. 349 354: »Die astronomischen Handschriften und Frühdrucke in Bibliothek«] Basel. In: Beiträge zur Geschichte der Naturwis- Thommen, Rudolf: Die Öffentliche Bibliothek. senschaften und der Technik Basel. Hrsg. von Basel 1914 der Ciba. Olten 1959, S. 41–52 Das U-Boot. Informationen mit Tiefgang. Zeit- Gedenkausstellung Fritz Lieb 1892–1970. Basel schrift Universitätsbibliothek Basel. Basel 1993– 1992 1997 Gröbli, Fredy: Einige Überlegungen zur Lesesaal- Handbibliothek am Beispiel der Universitäts-Biblio- 5. VERÖFFENTLICHUNGEN thek Basel. In: Ruth von Brunn [und andere] ZU DEN BESTÄNDEN (Hrsg.): Für Christoph Vischer. Direktor der Basler – Die folgenden Titel betreffen v. a. die gedruckten Universitätsbibliothek 1959 1973. Basel 1973, – Bestände der Bibliothek. Die Darstellungen von S. 97 119 ausschliesslich handschriftlichen Beständen sind Hauzenberger, Hans; Steinmann, Martin: Basel und jedoch in der Online-Bibliographie abfragbar. die Bibel. Ausstellungskatalog. Basel 1995 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) 191

Heiligensetzer, Lorenz et al. (Hrsg.): »Treffenliche Refardt, Edgar: Die Basler Choral-Inkunabeln. In: schöne Biecher«. Hans Ungnads Büchergeschenk Schweizerisches Jahrbuch für Musikwissenschaft 1 und die Universitätsbibliothek Basel im 16. Jahr- (1924), S. 118–137 hundert (mit einem Ausblick auf spätere Reicke, Bo: Alte Luther-Drucke in Basel. Ausstel- Geschenke). Basel 2005 lungskatalog. Basel 1983 Hieronymus, Frank: Inkunabelholzschnitte aus den Reicke, Bo: Erasmus und die neutestamentliche Beständen der Universitätsbibliothek: Ausstellung. Textgeschichte. Anlässlich der Erasmus-Ausstellung Basel 1983 in der Universitätsbibliothek zu Basel im Februar– Hieronymus, Frank: Basler Buchillustration 1500– März 1966. Basel 1966 1545. Ausstellungskatalog. Basel [1984] Reinle, K. E.: Ausstellung alter Exlibris aus dem Hieronymus, Frank: Sebastian Münster, Conrad Besitze der Basler Universitäts-Bibliothek. Basel Schnitt und ihre Basel-Karte von 1538. In: Specu- 1917 lum Orbis 1 (1985) Heft 2, S. 3–38 Roth, Carl: Conrad Pfister, Basilius Iselin und die Hieronymus, Frank: En Basileia Polei tēsGerma- Amerbachische Bibliothek. In: Karl Schwarber nias/Griechischer Geist aus Basler Pressen. Ausstel- (Hrsg.): Festschrift Gustav Binz: Oberbibliothekar lungskatalog. Basel 1992 der öffentlichen Bibliothek der Universität Basel. Zum 70. Geburtstag am 16. Januar 1935 von – Hieronymus, Frank: Theophrast und Galen Cel- Freunden und Fachgenossen dargebracht. Basel sus und Paracelsus. Katalog zur Ausstellung 2003. 1935, S. 179–200 5 Bde. Basel 2005 Sackmann, Werner: Tiermedizinisches Schrifttum Husner, Fritz: Der Pariser Stadtplan, genannt »Plan aus sieben Jahrhunderten (13.–19. Jh) in der Univer- de Bâle« im Besitze der Universitätsbibliothek sitätsbibliothek Basel. Basel 1988 Basel. Basel 1959 Sarasin, Alfred: Meine Bibliotheca Indica. In: Nach- Jequier, Yves: Integration der von der Allgemeinen richten der Vereinigung schweizerischer Bibliothe- Lesegesellschaft Basel abgetretenen Zeitschriften in kare 20 (1944), Heft 1, S. 1–4; Heft 2, S. 17–21 den Bestand der Universitätsbibliothek Basel. Scarpatetti, Beat Matthias von: »Ex Bibliotheca Diplomarbeit. Basel 1993 Leonardina«. In: Basler Zeitschrift für Geschichte Johannes Froben und der Basler Buchdruck des 16. und Altertumskunde 74 (1974) Heft 1, S. 271–310 Jahrhunderts. Ausstellung im Gewerbemuseum Scarpatetti, Beat Matthias von: Die Büchersamm- Basel aus Anlass der 500-Jahrfeier der Universität lung des Johannes de Lapide (gest. 1496). Eine aus- Basel 19. Juni bis 24. Juli 1960. Ausstellungskata- serordentliche Bibliothek als einziger Spiegel einer log. Basel 1960 ausserordentlichen Person. In: Gazette du livre Lieb, Fritz: Die russisch-slawische Bibliothek Lieb médiéval 34 (1999), S. 37–43 in Basel. In: Theologische Zeitschrift 8 (1952) Heft Schanzlin, Hans Peter: Die Bibliothek der Schwei- – 2, S. 156 158 zerischen Musikforschenden Gesellschaft in der Major, Emil: Aus der Exlibris-Sammlung der Uni- Universitätsbibliothek Basel (früher: Schweizerische versitäts-Bibliothek zu Basel. In: Exlibris-Zeit- Musikbibliothek). In: Mitteilungen der Schweizer- schrift. Basel 1918, S. 53–61 ischen Musikforschenden Gesellschaft 49 (1979), S. 6–8 Marx, Hans Joachim (Hrsg.): Die Tabulaturen aus dem Besitz des Basler Humanisten Bonifacius Amer- Schanzlin, Hans Peter: Hermann Suters Nachlass in bach. Basel 1967 der Universitätsbibliothek Basel. In: Basler Lieder- tafel 54 (1976) Heft 5, S. 137–148 Merz, Helen: Aufbau des Basler literarischen Archivs. Diplomarbeit. Basel 1970 Scherrer, Paul: Zur Umwandlung der Basler Mili- tärbibliothek in eine Stiftung. In: Mitteilungen der Nidecker, Heinrich: Wilhelm Wackernagel, Bücher Offiziersgesellschaft Basel-Stadt 38 (1943), S. 340– und Freunde. In: Festschrift Karl Schwarber. Bei- 342 träge zur Bibliotheks-, Buch- und Gelehrten- geschichte. Basel 1949. S. 177–191 Schmidt, Philipp: Die Bibliothek des ehemaligen Dominikanerklosters in Basel. In: Basler Zeitschrift Pilarczyk, Krzysztof: Quellen zu einer Bibliographie für Geschichte und Altertumskunde 18 (1919), hebräischer Drucke des 16.–18. Jahrhunderts aus S. 160–254 Polen. Johannes Buxtorfs ‚Bibliotheca Rabbinica‘. Schubert, Gudrun; Flatt, Irmhild: Orientalia. In: Judaica 51 (1995), S. 237–250 Druckschriften aus dem Nachlass von Rudolf Prijs, Joseph: Der Basler Talmuddruck 1578–1580. Tschudi in der Universitätsbibliothek Basel. Basel Basel 1960 1993 Prijs, Joseph: Die Basler hebräischen Drucke Schwarber, Karl: Erasmus-Ausstellung der Universi- (1492–1866). Olten 1964 tätsbibliothek Basel. In: Nachrichten der Vereini- 192 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel (UB) gung schweizerischer Bibliothekare 12 (1936) Heft Stehlin, Hans Georg: Ziegler’sche Kartensammlung. 10, S. 82–86 In: Verhandlungen der Naturforschenden Gesell- schaft in Basel 28 (1917) Heft 1, S. 72–80 Schwarber, Karl: Die Paracelsus-Ausstellung der Basler Universitätsbibliothek. Ausstellungskatalog. Steinmann, Martin; Wessendorf, Berthold; Gröbli, Basel 1941 Fredy: Basler Büchersammler. In: Librarium 20 (1977) Heft 1, S. 22–49 Schwarber, Karl: Die Porträtsammlung der Basler Straub, Hans: Die Werke Vesals. In: Verhandlungen Universitätsbibliothek. Basel 1945 der Naturforschenden Gesellschaft in Basel 55 – Seebass, Adolf; Tschichold, Jan: Vesalius. Basel (1944), S. 235 240 1960 Truschet, Olivier: Le plan de Paris par Truschet et Š Hoyau, 1550. Faksimile mit Kommentarband. kerlak, Vladimir: Felix Platter zum 450. Geburts- Zürich 1980 tag. Ausstellungskatalog. Basel 1986 Vetter, Rudolf C.: Die Basler Militärbibliothek. In: Sommer, Andreas Urs (Hrsg.): Im Spannungsfeld Basler Stadtbuch 1962, S. 93–120 von Gott und Welt. Beiträge zu Geschichte und Walter, Marta: Musikalische Erst- und Frühdrucke Gegenwart des Frey-Grynaeischen Instituts in Basel der Universitätsbibliothek Basel. In: Basler Stadt- – 1747 1997. Basel 1997 buch (1962), S. 69–83 Staehelin, Ernst: Johann Ludwig Frey, Johannes Weber-Oeri, Alfred R.: Antistes Hieronymus Falkei- Grynaeus und das Frey-Grynaeische Institut in sen (1758–1838) und die Falkeisen-Sammlung. In: Basel. Basel 1947 Basler Zeitschrift 56 (1957), S. 120–136 Burgerbibliothek Bern 193

BURGERBIBLIOTHEK BERN Technische Einrichtungen für den Benutzer: 10 Laptoparbeitsplätze im Lesesaal, 1 PC mit Kanton: Bern Zugang zu Bibliothekskatalogen, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät; Scan- und Fotoaufträge. Ort: Bern Gedruckte Informationen: Bearbeiterin: Susanna Tschui Benutzungsordnung.

Adresse: Münstergasse 63, Postfach, Hinweise für anreisende Benutzer: CH 3000 Bern 8 Ab Hauptbahnhof Bern zu Fuss (ca. 10 Min.) oder Bus Nr. 12 Richtung Zentrum Paul Klee bis »Zyt- Telefon: +41 31 320 33 33 glogge«. PW: Richtung Stadtzentrum – Bundeshaus – Parkhaus Bellevue. Telefax: +41 31 320 33 70

Homepage: www.burgerbib.ch 1. BESTANDSGESCHICHTE 1.1 Die Burgerbibliothek Bern wurde 1951 als E-Mail: [email protected] Kulturinstitut der Burgergemeinde gegründet. Sie ging aus der Handschriftenabteilung der alten Träger: Burgergemeinde Bern Stadt- und Hochschulbibliothek hervor, die ihrer- seits in eine Stiftung überführt wurde. Die Bestands- Funktion: geschichte der Burgerbibliothek beginnt somit viel Archiv und Handschriftenbibliothek zur Schweizer früher: mit der Entstehung der Bibliothek der und Berner Geschichte; Gemeindearchiv der Burger- Hohen Schule in der Zeit der Reformation. gemeinde Bern. 1.2 Die Hohe Schule in Bern wurde 1528 als Aus- Sammelgebiete: bildungsstätte für den reformierten Pfarrernach- 1. Privatarchive (Privatnachlässe, Familien-, Gesell- wuchs gegründet. Damit einher ging 1535 die Ein- schafts- und Firmenarchive) zur Schweizer und Ber- richtung einer der Hohen Schule angegliederten ner Geschichte. 2. Bongarsiana-Codices, vorwiegend Studienbibliothek. Den Grundstock dieser Biblio- mittelalterliche und frühneuzeitliche Handschriften thek bildeten Bücher aus den im Gefolge der Refor- aus dem In- und Ausland. 3. Bilddokumente (Gra- mation aufgelösten Klöstern und Schulen. Die neue phik, Photographie), hauptsächlich die Stadt Bern theologische Schule und ihre Bibliothek waren betreffend. 4. Verwaltungs-, Gesellschafts- und zunächst im ehemaligen Barfüsserkloster unterge- Zunftarchive der Burgergemeinde Bern. 5. Bernen- bracht. Der anhaltende Zuwachs der Bestände sia-Handbibliothek. durch Schenkungen, insbesondere die Schenkung der Sammlung Jacques Bongars (1554–1612) im Benutzungsmöglichkeiten: Jahre 1632 und die damit verbundene Entwicklung Die Bestände der Burgerbibliothek können nach Ein- der theologischen Studienbibliothek zur barocken schreibung und Vorlage eines Ausweises im Lesesaal Universalbibliothek, zwang im Laufe des 17.Jhs konsultiert werden; keine Ausleihe (Präsenzbiblio- immer wieder zu Aus- und Umbauten. Schliesslich thek). Eine schriftliche oder telefonische Voranmel- zog die Bibliothek 1794 in das umgebaute Gebäude dung ist erwünscht bei umfangreichen Bestellungen der »Ankenwaag« an die Kesslergasse (heute Mün- sowie für Konsultationen von Beständen aus den stergasse), an den jetzigen Standort. Im 18. Jh Bereichen Bongarsiana-Codices, Graphik und Photo- erwuchs der burgerlichen Stadtbibliothek zuneh- graphie oder der Porträtdokumentation. mend Konkurrenz durch die Gründung verschiede- Öffnungszeiten: ner wissenschaftlicher Fachbibliotheken, die den Lesesaal: Montag bis Freitag, 9.00–17.00 Uhr; gestiegenen Bedarf an spezifischer Literatur beson- Verwaltung: Montag bis Freitag, 8.00–18.00 Uhr ders in den neuen Fächern wie Jurisprudenz, Natur- 194 Burgerbibliothek Bern wissenschaften oder Medizin zu decken suchten. 2. BESTANDSBESCHREIBUNG 1887 erfolgte die Vereinigung der einzelnen Fach- bibliotheken zur Hochschulbibliothek. Die Stadt- Chronologische und sprachliche Übersicht bibliothek verblieb, wie im städtisch-burgerlichen 2.1 Die Burgerbibliothek Bern besitzt 5 Sammlun- Ausscheidungsverfahren von 1852 geregelt, im gen mit gedruckten Werken, die dem historischen Eigentum der Burgergemeinde. Zu Beginn des Buchbestand zuzurechnen sind: Die Bibliothek von 20. Jhs gelangte die Hochschulbibliothek räumlich Mülinen, die Bibliothek von Mutach, die Bibliothek und finanziell an ihre Kapazitätsgrenze, weshalb es der Oekonomischen Gesellschaft, die Bibliothek 1905 zur Wiedervereinigung mit der Stadtbiblio- Albrecht von Haller sowie die Sammlung Jeremias thek kam. Gotthelf. 1.3 Dies hatte zur Folge, dass die Burgergemeinde 2.2 Die Auszählung der einzelnen historischen zur finanziellen Hauptträgerin der Stadt- und Bibliotheken erfolgte anhand der vorhandenen Hochschulbibliothek wurde. Als die Belastung zu Findmittel. Entsprechend ist das Resultat der Aus- gross wurde, beschlossen Kanton und Burger- zählung der Titel abhängig von Qualität und Form gemeinde 1951 die Errichtung einer gemeinsamen der einzelnen Findmittel und daher stets mit einem »Stiftung Stadt- und Hochschulbibliothek«, der gewissen Vorbehalt zu betrachten. Die Findmittel bald danach die Stadt Bern als weitere Trägerin zu den historischen Bibliotheken bestehen aus unge- beitrat. Die Stadt- und Hochschulbibliothek – ab druckten Katalogen, Karteikärtchen, einer internen 1954 Stadt- und Universitätsbibliothek Bern, seit Datenbank und dem Bibliothekskatalog IDS. Diese 2007 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek sind jeweils mehr oder weniger detailliert geführt. – Bern übernahm den gesamten Bestand an 2.3 Der gesamte historische Buchbestand der Bur- gedruckten Büchern, während die Handschriften gerbibliothek zählt rund 11.895 Titel. Die meisten und Archivalien in die neu errichtete Burgerbiblio- Werke umfasst die Bibliothek von Mülinen, die thek Bern (BBB) überführt wurden. Der Stiftungs- wenigsten die Gotthelf-Bibliothek. Auf das 16. Jh vertrag von 1951 legte fest, dass neben den Hand- entfallen 53 (0,5 %), auf das 17.Jh 270 (2 %) und schriften auch die drei historischen Bibliotheken auf das 18. Jh 4335 (36 %) Titel. Den grössten von Mülinen, von Mutach und von Haller, die Anteil weist mit 6838 Titeln (57,5 %) das 19. Jh auf. Schultheissenporträts und die musealen Samm- Etwa 4 % der Werke sind gemäss Findmittel un- lungsgegenstände in die Burgerbibliothek integriert datiert. Bei der Verteilung der Sprachen überwiegt werden sollten. 1976 wurden ihr ausserdem die gra- das Deutsche mit 7893 Titeln (66 %). Ferner gibt es phischen Bestände übereignet. 2246 französischsprachige (19 %), 1476 lateinische 1.4 Die Burgerbibliothek ist heute eine der elf Ver- (12,5 %), 124 italienische (1 %) und 100 englische waltungsabteilungen der Burgergemeinde Bern und (1 %) Werke. Die restlichen ca. 0,5 % entfallen auf fungiert auch als deren Gemeindearchiv. Die andere Sprachen. Bestände der Burgerbibliothek werden in vier grosse Bereiche unterteilt: Der Bereich »Privat- Systematische Übersicht archive« umfasst Manuskripte zur Berner und Schweizer Geschichte sowie Privatnachlässe, Fami- Bibliothek von Mülinen lien-, Firmen- und Gesellschaftsarchive. Der Bereich »Burgerarchiv« verwahrt als Gemeindearchiv 2.4 Die Mülinen-Bibliothek umfasst die Signatur- sowohl die Verwaltungsarchive der burgerlichen gruppen »Mülinen S«, »Mülinen Var«, »Mülinen Einrichtungen als auch die Archive der Zünfte und A« und »Mülinen Z«. Insgesamt enthält der burgerlichen Gesellschaften. Bestand 5311 Titel, von denen 45 (1 %) dem 16. Jh, 222 (4 %) dem 17.Jh, 1340 (25 %) dem 18. Jh und 1.5 Der Bereich »Bongarsiana-Codices« besteht im 3482 Werke (66 %) dem 19. Jh zuzurechnen sind. Kern aus der Sammlung des französischen Gelehr- 222 Werke (4 %) weisen laut Katalog kein Datum ten und Diplomaten Jacques Bongars und enthält auf. Sprachlich dominiert das Deutsche mit 3675 vorwiegend mittelalterliche und frühneuzeitliche Titeln (69 %), gefolgt von Französisch (1272 Titel Handschriften. Der Bereich »Grafik und Photogra- bzw. 24 %), Latein (250 Titel bzw. 5 %), Italienisch phie« umfasst Bildquellen hauptsächlich zu Topo- (82 Titel bzw. 1,5 %) und Englisch (29 Titel bzw. graphie und Umgebung der Stadt Bern und zu bur- 0,5 %). Je 1 Titel entfällt auf die holländische, spa- gerlichen Einrichtungen sowie eine Porträtsamm- nische und aramäische Sprache. lung und eine Porträtdokumentation. Die histori- 2.5 Den thematischen Schwerpunkt der Bibliothek schen Buchbestände der Burgerbibliothek machen bildet die Allgemeine Schweizer Geschichte (v. a. im Verhältnis zu den übrigen Beständen nur einen Kantonsgeschichten und Geschichtsschreibung über kleinen Teil aus, bilden aber eine wertvolle Ergän- kriegerische Ereignisse) und die Schweizer Kirchen- zung zu den Handschriften. geschichte (v. a. Reformation). Daneben enthält die Bibliothek Reiseliteratur (z. B. Reiseführer zu heis- sen Quellen und Heilbädern) sowie Werke zu Geo- graphie und Botanik der Schweiz. Auch eine Burgerbibliothek Bern 195 beachtliche Sammlung vaterländischer Schauspiele wider. Sie umfasst zahlreiche Aktenstücke der ist vorhanden. Die Signaturgruppe »Mülinen Var« Revolutionszeit von 1784 bis 1803 (u. a. Dekrete, enthält vornehmlich Broschüren mit Verordnungen, Erlasse, Eingaben an den Rat) sowie eine bedeu- Mandaten und Berichten über Fürsorgeanstalten tende Sammlung von politischen Flugschriften und und zum Schulwesen. Bedeutend sind zudem die Rechtsakten des 18. Jhs (z. B. Prozessakten, Verord- Sammlungen an Nekrologen und Leichenreden nungen, Gesetze u. a. betreffend Jagd, Bettelei oder sowie die alphabetisch geordneten Biographien. Kleidung). Es finden sich Schriften zum bernischen Unter der Signatur »Mülinen A« finden sich ferner Erziehungswesen und Werke griechischer und Publikationen zur Geschichte anderer Länder, lateinischer Klassiker (z. B. Sophokles, Tacitus, Biographien grosser Feldherren sowie einige wenige Seneca), von französischen (z. B. Montesquieu) und politische Schriften (z. B. von Machiavelli) und lite- deutschen Autoren (z. B. Mendelssohn, Jung Stil- rarische Werke (z. B. die Abenteuer des Barons ling, Stifter). Münchhausen). Die »Mülinen Z-Signatur« enthält 2.9 Abrahams Enkel Vinzenz von Mutach (1829– verschiedene Zeitschriften, Reihen und Staats- 1911) verfügte 1897, dass die Büchersammlung kalender. zusammenmitdenHandschriftenalsDepositum 2.6 Den Grundstein zur Bibliothek legte 1740 der Stadtbibliothek zu vermachen sei. Da seine bei- Friedrich von Mülinen (1706–1769), Mitglied des den Söhne Alois (1875–1946) und der Architekt Kleinen Rats und Venner. Über sechs Generationen Daniel (1884–1948) kinderlos blieben, entschieden hinweg vermehrte sich die Familienbibliothek sie 1920, dass der grösste Teil des Nachlasses mit stetig. Den bedeutendsten Zuwachs an seltenen dem Erlöschen der Familie im Mannesstamm in den Drucken zur Schweizer Geschichte erfuhr sie unter Besitz der damaligen Stadt- und Hochschulbiblio- Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833), dem thek übergehen solle. 1951 fiel dieser Bestand unge- Enkel von Friedrich von Mülinen, Schultheiss und teilt an die Burgerbibliothek. Begründer der ersten Schweizerischen Geschicht- forschenden Gesellschaft. Die Bibliothek zählte sei- nerzeit zu einer der umfangreichsten und bedeu- Bibliothek der Oekonomischen Gesellschaft tendsten Helvetica-Sammlungen in schweizerischem 2.10 Insgesamt sind 2902 Titel der Bibliothek der Privatbesitz. Die folgenden Generationen sammel- Oekonomischen Gesellschaft dem historischen ten vorwiegend auf dem Gebiet von Urkunden, Bestand zuzurechnen, davon stammen 1 Titel aus Genealogien und der Kirchengeschichte. Wolfgang dem 16. Jh, 5 aus dem 17.Jh, 460 (16 %) aus dem Friedrich von Mülinen (1863–1917), ausserordent- 18. Jh und 2328 (80 %) aus dem 19. Jh. 108 Werke licher Prof. für Geschichte an der Universität Bern (4 %) weisen kein Datum auf. Deutsch liegt mit und ab 1900 Leiter der Stadtbibliothek, war der 2697 Titeln (93 %) an der Spitze, gefolgt von Fran- letzte Betreuer der Bibliothek. Er ergänzte sie syste- zösisch (180 Titel), Englisch (16 Titel), Italienisch matisch und baute sie zur Gelehrtenbibliothek aus. (8 Titel) und Lateinisch (1 Titel). Die Nachkommen verkauften die Familienbiblio- 2.11 Die Oekonomische und Gemeinnützige thek 1937 an die Stadt- und Hochschulbibliothek Gesellschaft des Kantons Bern (OGG) wurde 1759 mit der Auflage, sie unter dem Namen »Bibliothek von Mitgliedern des bernischen Patriziates gegrün- von Mülinen« als Ganzes aufzustellen. 1951 ging det mit dem Ziel, landwirtschaftliche Reformen der gesamte Bestand an Handschriften und Druck- anzustossen. Durch verbesserte Anbaumethoden werken an die Burgerbibliothek über. sollten die Produktion von Nahrungsmitteln erhöht und Hungersnöte in der Schweiz endgültig beseitigt Bibliothek von Mutach werden. Nach dem Vorbild anderer aufklärerischer 2.7 Die Bibliothek von Mutach bildet mit insge- Vereinigungen organisierten die Oekonomen Preis- samt 1179 Titeln den zweitkleinsten Bestand inner- ausschreiben zu verschiedenen landwirtschaftlichen halb der historischen Bibliotheken. 7 Titel (0,5 %) Fragen, um eine breitere Öffentlichkeit für ihre fallen ins 16. Jh, 43 (3,5 %) ins 17.Jh, 659 (56 %) Anliegen zu sensibilisieren. Neben ihrem Engage- ins 18. Jh und 401 (34 %) ins 19. Jh. 69 Werke ment in der Landwirtschaft verfolgten die Oekono- (6 %) sind nicht datiert. Sprachlich überwiegen men auch moralisch-politische Zwecke. Deutsch (693 Titel bzw. 59 %) sowie Französisch 2.12 Entsprechend den Zielsetzungen der Gesell- (392 Titel bzw. 33 %). Ferner gibt es 87 lateinische, schaft liegt der inhaltliche Schwerpunkt der Bib- 6 englische und 1 italienischen Titel. liothek bei landwirtschaftlichen und naturwissen- 2.8 Die Büchersammlung wurde vom Politiker schaftlichen Themen. Die eigene Publikationsreihe und Gelehrten Abraham Friedrich von Mutach der ausgeschriebenen und prämierten Wettschrif- (1765–1831) angelegt. Seine vielfältigen Tätigkeiten ten – »Abhandlungen und Beobachtungen durch und Interessen als Mitglied des Grossen und des die oekonomische Gesellschaft zu Bern gesam- Kleinen Rats, Oberrichter der bernischen Armee, melt« resp. »Mémoires et observations recueillies Gründer und erster Kanzler der Akademie und Ver- par la Société oeconomique de Berne« – enthält fasser einer Revolutionsgeschichte der Republik u. a. Überlegungen zu Ertragssteigerungen in der Bern spiegeln sich in den Büchern seiner Bibliothek Landwirtschaft, zum Einsatz von Dünger oder zu 196 Burgerbibliothek Bern

Massnahmen bei Tierseuchen und Schädlingsbe- Ankäufe von Werken von und über Albrecht von fall. Ferner gibt es Ratgeber betreffend Haltung Haller bei Antiquariaten und Auktionen tätigt und und Zucht von Nutztieren (z. B. von Pferden, Bie- die Sammlung mit Neuerscheinungen ergänzt. nen, Kaninchen, Ziegen und Fischen), Anleitungen 2.17 Die Bibliothek umfasst Erstausgaben und zu Getreide-, Obst- und Weinanbau, Publikatio- Nachdrucke von Hallers Werken in der Original- nen zur Gartenkunst sowie Hausväter- und Haus- sprache wie auch in diversen Übers., ferner Sekun- mütterliteratur. Eine Auswahl an landwirtschaftli- därliteratur, Dissertationen, Briefeditionen sowie chen Fachzeitschriften gehört ebenfalls zum verschiedenste Beiträge mit Bezug zu Haller. Dem Bestand. Wirkungsgebiet des Universalgelehrten entspre- 2.13 Am 1. Dezember 1922 wurde zwischen der chend, finden sich Werke aus den Bereichen Anato- damaligen Stadt- und Hochschulbibliothek Bern mie, Physiologie, Pathologie, Chirurgie und Bota- und der OGG ein Übereinkommen betreffend Über- nik. gabe von Handschriften abgeschlossen. 1951 gelangte das Gesellschaftsarchiv in die Burger- Sammlung Jeremias Gotthelf bibliothek, 1979 erfolgte auch die Überführung der 2.18 Den kleinsten Anteil an historischen Buchbe- alten Gesellschaftsbibliothek in die Burgerbiblio- ständen weist die Sammlung Jeremias Gotthelf auf. thek. Der jüngere Teil (ab 1850) wurde in den Insgesamt zählt sie 349 Titel bis 1900. Sie stammen Bestand der damaligen Stadt- und Universitäts- allesamt aus dem 19. Jh. Die meisten Werke sind in bibliothek eingegliedert. deutscher Sprache verfasst (313 Titel bzw. 90 %), die übrigen sind französisch (26 Titel), englisch (8 Bibliothek Albrecht von Haller Titel), holländisch (1 Titel) und finnisch (1 Titel) geschrieben. Die Bibliothek enthält die kompletten 2.14 2154 Titel zählt die Bibliothek Albrecht Werke von Jeremias Gotthelf, darunter viele Erst- von Haller, wovon mit 1876 Titeln (87 %) der ausgaben sowie Sekundärliteratur zu Autor und grösste Teil dem 18. Jh zuzurechnen ist. Die restli- Werk. chen 278 Werke (13 %) entfallen aufs 19. Jh. Die- ser Bestand weist die grösste Sprachenvielfalt auf. 2.19 Die Burgerbibliothek verwahrt ebenfalls den Latein dominiert mit 1138 Titeln. Weiter sind ver- handschriftlichen Nachlass des berühmten Schwei- zer Dichters und Pfarrers Albert Bitzius alias Jere- treten: Deutsch (515 Titel), Französisch (376 – Titel), Englisch (41 Titel), Italienisch (33 Titel), mias Gotthelf (1797 1854). Die gedruckten Werke Schwedisch (16 Titel), Holländisch (14 Titel), stellen hierzu eine wertvolle Ergänzung dar. Ähn- Russisch (9 Titel), Ungarisch(5Titel),Dänisch(4 lich wie bei Albrecht von Haller wird die Gotthelf- Titel) sowie Spanisch, Hebräisch und Griechisch Sammlung bis heute systematisch um Neuerschei- (je 1 Titel). nungen erweitert. 2.15 Die Burgerbibliothek besitzt annähernd den 3. KATALOGE gesamten handschriftlichen Nachlass Albrecht von Hallers (1708–1777), des grossen Berner Dichters, Moderne, allgemeine Kataloge Arztes und Universalgelehrten. Seine einstige Privat- bibliothek befindet sich heute allerdings zum gros- Online-Katalog IDS Basel / Bern (OPAC), ab 1994 sen Teil in Mailand. Kurz nach Hallers Tod hatte Alter alphabetischer Autorenkatalog [Zettelform] die Familie 13.512 Bde aus seiner Bibliothek – v. a. Alter Standortkatalog [Zettelform] – naturwissenschaftliche und medizinische Werke Bibliographie der Berner Geschichte bis 1994 [Zet- an die österreichische Regierung verkauft. Diese telform, ab 1994 im Online-Katalog IDS Basel / liess sie 1778 nach Mailand in die neugegründete Bern] Brera-Bibliothek (heute Biblioteca Nazionale Brai- dense) überführen. Die restlichen Bestände von Moderne und spezielle Kataloge Hallers Privatbibliothek sind über die ganze Welt Katalog der gedruckten Bücher Mülinen und verstreut. Mutach. 2 Bde. o. J. [mschr.] 2.16 Die Stadtbibliothek, die seit 1792 Hallers Autorenkatalog der Oekonomischen und gemein- Korrespondenz verwahrte, baute im Laufe der nützigen Gesellschaft [Zettelform] Zeit eine eigene Sammlung mit verschiedenen gedruckten Werken auf. Sie erwarb u. a. die Erst- Sachkatalog der Oekonomischen und gemeinnützi- ausgabe der Schweizer Flora von 1742, das 1743– gen Gesellschaft [Zettelform] 1756 erschienene Werk zur Anatomie des menschli- Forschungsdatenbank zur Oekonomischen Gesell- chen Körpers und die Sammlung der gut 1000 von schaft Bern (OeG-DB), hrsg. von Martin Stuber, Haller herausgegebenen Dissertationen. 1951 über- unter Mitarbeit von Barbara Braun-Bucher, Gerren- nahm die Burgerbibliothek den gesamten Haller- dina Gerber-Visser, Katrin Keller, Peter Lehmann, schen Nachlass samt den gedruckten Beständen von Luc Lienhard, Daniel Salzmann, Regula Wyss der Stadt- und Hochschulbibliothek. Bis heute baut [Standort: Historisches Institut der Universität die BBB die Bibliothek kontinuierlich aus, indem sie Bern, Burgerbibliothek Bern] Burgerbibliothek Bern 197

Forschungsdatenbank zu Albrecht von Haller (Hal- tätsbibliothek und der Burgerbibliothek Bern am ler-DB) [Standort: Institut für Medizingeschichte 29. und 30. August 1974. Bern 1974 der Universität Bern, Burgerbibliothek Bern] Die Burgerbibliothek Bern. In: StUBsnase 1994, Bee, Juker, Martorelli, Gisela: Jeremias Gotthelf Heft 1, S. 53–72 1797–1854 (Albert Bitzius). Bibliographie 1830– Engler, Claudia: Zentralbibliothek der Universitäts- 1975. Gotthelfs Werk – Literatur über Gotthelf, bibliothek Bern. In: Handbuch der historischen Kataloge der Berner Burgerbibliothek. Bern 1983 Buchbestände in der Schweiz [gemeinsame Kohler, Martin: Gotthelf-Katalog der Burgerbiblio- Geschichte der beiden Institutionen] thek Bern. 1999 Hofer, Paul: Hohe Schulen und Stadtbibliothek. In: Lunsgaard-Hansen-von Fischer, Susanna: Verzeich- Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern. Bd III. Basel nis der gedruckten Schriften Albrecht von Hallers. 1947, S. 252–342 Bern 1959 Michel, Hans A.: Die Stadt- und Universitätsbiblio- Steinke, Hubert; Profos, Claudia (Hrsg.): Bibliogra- thek und die Burgerbibliothek Bern. In: Bibliothe- phia Halleriana. Verzeichnis der Schriften von und ken in der Schweiz, hrsg. von der Vereinigung über Albrecht von Haller. Basel 2004 Schweizerischer Bibliothekare. Bern 1976, S. 37–40 Historische Kataloge Michel, Hans A.: Das Bibliothekswesen der Berner Haller, Albrecht von: Operum Alberti v. Haller Hochschule seit dem späten Mittelalter, in: Hoch- catalogus. In: Epistolarum ab eruditis viris ad Alb. schulgeschichte Berns 1528–1984. Zur 150-Jahr- Hallerum scriptarum. Teil 1, Bd 4. Bern 1775, Feier der Universität Bern 1984. Bern 1984, S. 769– – S. 157 198 776 Michel, Hans A.: Das wissenschaftliche Biblio- thekswesen Berns vom Mittelalter bis zur Gegen- 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN wart. Zum Jubiläum 450 Jahre Stadt- und Universi- ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK tätsbibliothek Bern 1535–1985. In: Berner Zeit- Archivalien schrift für Geschichte und Heimatkunde 47 (1985), – Die Archivalien zu den historischen Buchbeständen S. 167 234 der Burgerbibliothek befinden sich ebenfalls im Schatzkammern. 200 Jahre Bücher, Handschriften Hause, einerseits in den beiden Verwaltungsarchi- und Sammlungen im Gebäude an der Münstergasse ven VA Burgerkanzlei und VA Burgerbibliothek 61–63. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Bern, andererseits in den mit den Beständen verbun- Heimatkunde 56 (1994), S. 161–252 denen Archiven (Nachlass Albrecht von Haller, Nachlass Jeremias Gotthelf, Familienarchiv von Mülinen und Gesellschaftsarchiv Oekonomische 5. VERÖFFENTLICHUNGEN Gesellschaft). ZU DEN BESTÄNDEN Darstellungen Braun-Bucher, Barbara: Die historischen Bibliothe- Burgerbibliothek Bern (Hrsg.): Die Burgerbiblio- ken. In: Die Burgerbibliothek Bern. Archiv – Biblio- thek Bern. Archiv – Bibliothek – Dokumentations- thek – Dokumentationsstelle. Bern 2002, S. 139– stelle. Bern 2002 142 Burgerbibliothek Bern (Hrsg.): Schätze der Burger- Haeberli, Hans: Die Handschriftensammlungen bibliothek Bern. Bern 1953 Gottlieb Emanuel von Hallers und der Familie von Burgergemeinde Bern (Hrsg.): Biblioteca Bernensis Mülinen. In: Schätze der Burgerbibliothek Bern, 1974. Festgabe zur Einweihung des umgebauten hrsg. von der Burgerbibliothek Bern. Bern 1953, und erweiterten Gebäudes der Stadt- und Universi- S. 51–78 198 Bibliothek am Guisanplatz (BiG), Bern

BIBLIOTHEK AM GUISANPLATZ Gedruckte Informationen: (BIG), BERN Informationsbroschüre (deutsch, französisch, italie- nisch, englisch).

Kanton: Bern Hinweise für anreisende Benutzer: Öffentliche Verkehrsmittel: Tram 9 bis Guisanplatz; Ort: Bern Anfahrt mit Personenwagen: Autobahnausfahrt »Bern-Wankdorf«. Es stehen beschränkt Besucher- Bearbeiter: Stefan Schaerer parkplätze zur Verfügung.

Adresse: Papiermühlestrasse 21A, 3003 Bern 1. BESTANDSGESCHICHTE Telefon: +41 31 324 50 99 1.1 Die Eidgenössische Militärbibliothek (EMB) wurde kurz nach 1848 auf Initiative von General Telefax: +41 31 324 50 93 Henri Dufour (1787–1875) gegründet. Das erste Benützungsreglement datiert von 1864. Die Auf- Homepage: http://www.guisanplatz.ch gabe der Bibliothek bestand zunächst im Sammeln von militärischen und militärhistorischen Doku- Träger: menten in den Bereichen Kriegslehre, Kriegs- Generalsekretariat des VBS (Departement für Vertei- geschichte, Waffentechnik und Organisation der digung, Bevölkerungsschutz und Sport) Armeen. Die Bibliotheksgründung war zudem eine Konsequenz der Aufhebung der Fremden Dienste. Funktion: Mit dieser Aufhebung ging eine für die Ausgestal- Fachinformationszentrum für Themen wie Geschich- tung und Entwicklung des schweizerischen Wehr- te, Armee, Bevölkerungsschutz, Politik, Verkehr, wesens wichtige Quelle direkter Kriegserfahrung Energie, Migration, Umwelt und Betriebswirtschaft. verloren, die es zu ersetzen galt. Sie sichert die langfristige Informations-, Dokumen- tations- und Literaturversorgung in einem sich rasch 1.2 1880 zog die EMB in zwei Räume der alten ändernden Umfeld. Die Dienstleistungen der BiG ste- Kavalleriekaserne in Bern um, 1892 ins zweite hen den Kunden kostenlos zur Verfügung. Geschoss des neu errichteten Ostflügels des Bundes- hauses, wo 1915 ein Ausweichmagazin auf dem Sammelgebiete: Dachboden bezogen wurde. 1919 befand sich die Politik, Finanzen, Wirtschaft, Geschichte, Umwelt, Bibliothek für zwei Jahre als Provisorium im Verkehr, Energie, Kommunikation, Landwirtschaft, Steigerhaus am Bierhübeli 11. Nach dem Umbau Justiz und Militär. der Oberlichträume im Ostbau des Bundeshauses konnte die Bibliothek die Räumlichkeiten der Lan- Benutzungsmöglichkeiten: destopographie im dritten Geschoss beziehen. Ausleihbibliothek. Online-Katalogabfrage. Online- 1995/96 wurden im Rahmen des Dachgeschoss- Bestellung möglich. umbaus im Bundeshaus Ost auch die Räumlichkei- ten der Militärbibliothek erneuert und erweitert. Nach vierzehnmonatiger Sanierung des ehemaligen Öffnungszeiten: Eidgenössischen Zeughauses, eines denkmal- Ausleihe: Montag bis Freitag 8.30–11.00 Uhr, geschützten Gebäudes aus dem Jahre 1893, zog die 14.00–16.30 Uhr. Lesesaal: Montag bis Freitag EMB im Herbst 2005 nach 103 Jahren im Bundes- 8.30–16.30 Uhr. haus Ost an die Papiermühlestrasse 21A um. Technische Einrichtungen für den Benutzer: 1.3 1914 wurde mit Hans Georg Wirz erstmals ein Lesesaal, längerfristig verfügbare Arbeitsplätze, Bibliothekar fest angestellt. Nach Ausbruch des Kopiergeräte, Abspielgeräte für Videos, CDs, MCs Ersten Weltkrieges nutzte der Armeestab die Räum- und Schallplatten. lichkeiten der EMB, die aus diesem Grund für drei Bibliothek am Guisanplatz (BiG), Bern 199

Monate schliessen musste. 1916 wurde die Erstel- EPZB inkl. Altbestände wurde von den Parlaments- lung eines systematischen Zettelkataloges (Sach- diensten übernommen. Am 27. Oktober 2007 katalog) in Angriff genommen. Auf Grund der als wurde mit einer Feier und der offiziellen Umbenen- dringlich erachteten geistigen Truppenerziehung nung in »Bibliothek am Guisanplatz (BiG)« der nahmen die Anschaffungen der Bibliothek in dieser neuen Situation Rechnung getragen. Aus dem Eid- Zeit erheblich zu. Die Zwischenkriegszeit war genössischen Justiz- und Polizeidepartement und jedoch auch in der EMB von personeller und dem Eidgenössischen Departement des Innern folg- finanzieller Unterdotierung geprägt. Bis dahin im ten 2008, aus dem Eidgenössischen Volkswirt- Rahmen der Generalstabsabteilung der 7. Sektion schaftsdepartement im Jahr 2009 weitere Institutio- für Unterricht unterstellt, diente die EMB in jener nen. Ende 2009 waren 93 % der betroffenen Biblio- Zeit in erster Linie als Handbibliothek des General- theken und Dokumentationsstellen physisch oder stabs. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges zumindest organisatorisch im Alexandria-Verbund wurde sie jedoch der Nachrichtensektion ange- unter der Leitung der BiG vereint. Die BiG hat mit schlossen und hauptsächlich mit der Auswertung QSP8 annähernd 6000 Laufmeter Bücher (Stand ausländischer Literatur beauftragt. Januar 2010) integriert. Die Konzentration der Bibliotheken der Bundesverwaltung hat zum Ziel, 1.4 Im Kalten Krieg war die Existenz der EMB die Effizienz und Qualität der Dienstleistungen zu unbestritten und erlebte auf Grund der starken steigern sowie Einsparungen im Bereich der Sacha- Inanspruchnahme durch Milizkader ein starkes usgaben und bezüglich Stellen zu ermöglichen. Wachstum. 1975 wurde das computergestützte Dokumentationssystem MIDONAS (Militärisches Dokument-Nachweis-System) eingeführt, das das 2. BESTANDSBESCHREIBUNG gesamte Dokumentationsgut des VBS verzeichnet 2.1 Die folgende Beschreibung bezieht sich grund- und Literaturhinweise mit zusätzlichen Informatio- sätzlich auf die historischen Bestände der ehemali- nen ergänzt. Die EMB selbst war dabei die trei- gen Eidgenössischen Militärbibliothek (EMB). Die bende Kraft. Der 1981 gegründete Historische Zahlen für den gesamten Buchbestand sowie der Dienst der EMB hat die Aufgabe, militärhistorische Umfang des Altbestands der Sachgruppe »Regle- Forschungen zu betreiben, die Militärforschung zu mente der Schweizer Armee« entsprechen dem fördern und zu diesem Zweck mit den Universitäten Stand der BiG vom Januar 2010. zusammenzuarbeiten, militärhistorische Arbeiten zu publizieren sowie Fachunterricht zu erteilen. Die EMB versteht sich heute als Kompetenzzentrum für Chronologische Übersicht militärische Fachliteratur und Dokumentation und Übersicht nach Sprachen sowie für Militärgeschichte, seit dem 1. Juli 2001 2.2 Der Gesamtbestand beträgt im Januar 2010 auch für die Dokumentation und Geschichte des rund 890.000 Bücher und nicht klassifizierte Doku- Bevölkerungsschutzes. 1998 wurde der EMB der mente sowie 150.000 Zeitschriftenbände und rund Archivdienst VBS und Armee eingegliedert, 2005 30.000 einzelne Zeitschriften. Von den knapp übernahm sie auch die Bibliothek »Verteidigung« 12.800 historischen Titeln (vor 1900) stammen 15 (Ex-Generalstab). Mit dem Umbau des ehemaligen Bde aus dem 16. Jh, ca. 80 aus dem 17.Jh, etwa 360 Eidgenössischen Zeughauses an der Papiermühle- aus dem 18. Jh sowie rund 12.300 aus dem 19. Jh. strasse 21A und dem Umzug im September 2005 Rund zwei Drittel dieser 12.800 Werke liegen in konnten die zunehmenden Platzprobleme der EMB deutscher Sprache vor, etwa ein Viertel des vorerst gelöst werden. Nun verfügt sie über Bestands ist in französischer Sprache abgefasst. moderne und für die Bedürfnisse einer derartigen Daneben spielen italienisch- und englischsprachige Institution adäquate Einrichtungen. Im Mai 2006 Werke eine ergänzende Rolle. In geringem Umfang beschloss der Bundesrat, die zivilen Bundesbiblio- existieren auch spanisch-, niederländisch- und theken im Raum Bern unter der Federführung des schwedischsprachige Werke. Einzelne Schriften des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz 16. und 17.Jhs liegen in Latein vor. und Sport (VBS) zusammenzuschliessen (Quer- schnittsprojekt 8, kurz QSP8). Mit der Integration der neu eingegliederten Bibliotheken und von deren Systematische Übersicht Beständen drängte sich eine Namensänderung der EMB auf. Noch im selben Jahr wurden die ersten Landeskunde, Karten und Atlanten Bibliotheken bzw. Dokumentationsstellen aus dem 2.3 Zur vornehmlich schweizerischen Landes- Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, kunde sind etwa 450 Titel vorhanden. An wichtigen Energie und Kommunikation (UVEK) in die EMB Schriften zu erwähnen ist Johann Conrad Faesis überführt. 2007 wurden Bibliotheken aus dem Eid- Genaue und vollständige Staats- und Erd-Beschrei- genössischen Finanzdepartement und dem VBS bung der ganzen Helvetischen Eidgenossschaft (4 sowie die Zeitschriften und Serien der Eidgenössi- Bde, Zürich 1765–1768). Der Bereich der Karten schen Parlaments- und Zentralbibliothek (EPZB) in und Atlanten enthält rund 1400 Titel mit 12.600 die EMB transferiert. Der Rest der Bestände der Blättern. Erwähnenswert ist zudem die vielfältige 200 Bibliothek am Guisanplatz (BiG), Bern

Sammlung an Reiseliteratur über die Schweiz (ca. rischen Erziehung. Von militärhistorischer Bedeu- 300 Titel), insbesondere Johann Leopold Cysats tung sind die Uniformbilder des Zürcher Infanterie- Beschreibung des Berühmbten Lucerner- oder 4 majors und Militärmalers Albert von Escher (1838– Waldstätten Sees (Luzern 1616) sowie der Etat et 1905), der in 30-jähriger Forschungstätigkeit mit Délices de la Suisse (2 Bde, Neuchâtel 1778) mit 80 seinen rund 890 Aquarellen einen einmaligen Bei- Radierungen. Umfangreich sind Sammelwerke von trag zur Schweizer Uniformkunde leistete. Erwäh- topographischen Karten der Schweiz und des süd- nenswert sind des weiteren Charles Perrons Types deutschen Raums. Aus nationaler Sicht interessant militaires de l’armée suisse (Genf 1862) mit 15 ist David Herrlibergers Neue und vollständige Lithographien sowie Wilhelm Stückelbergers Topographie der Eydgnossschaft (2 Bde, Zürich, (1867–1926) 24 Aquarelle von 1890 sowie 21 Basel 1754–1773). Von besonderer Bedeutung ist Aquarelle von 1897 zu Schweizer Uniformen. die fünfbändige Beschreibung und Contrafactur der – 2.7 Etwa 230 Titel haben das Wehrwesen anderer vornembster Stät der Welt (1574 1582) von Georg Länder zum Thema. Knapp 90 % stammen aus dem – Braun und Franz Hogenberg die erste einheitliche 19. Jh. Die älteren Werke sind zum überwiegenden Sammlung von Stadtplänen und -ansichten aus aller Teil in Französisch abgefasst. Zu erwähnen sind Welt. Bedeutsam ist zudem Johann Baptist Wilhelm Dilichs Kriegsbuch (Frankfurt a. M. 1689) Homanns weitreichender Grosser Atlas über die sowie Carl von Clausewitzs Hauptwerk Vom Kriege ganze Welt (Nürnberg 1731). (3 Bde, Berlin 1832–1834).

Schweizer Geschichte Festungswesen 2.4 Die Bestände zur Schweizer Geschichte enthal- 2.8 Das Fachgebiet »Festungswesen« enthält ca. ten ca. 440 Titel. Dabei bilden die Chroniken zur 230 Titel zu diversen Aspekten des Festungsbaus. allgemeinen Geschichte der Eidgenossenschaft einen Drei Viertel der 40 aus dem 16. bis 18. Jh stammen- Schwerpunkt. Etwa 30 Titel dieser Sachgruppe den Bücher sind französischsprachig. Im 19. Jh stammen aus dem 17. und 18. Jh, darunter Franz überwiegen die deutschsprachigen Titel (111 von Haffners Allgemeiner Schaw-Platz (Solothurn 179). Erwähnenswert ist die Architectura Von Ves- 1666), Aegidius Tschudis Chronicon Helveticum tungen: wie die zu unsern zeiten mögen erbawen (Basel 1736) und Jean-Baptiste Plantins Abrégé de werden (Strassburg 1589) des Elsässers Daniel ’ l histoire générale de Suisse (Genf 1666). Die rund Specklin, die entscheidende Anstösse zur Weiter- 310 Titel im Bereich der Kantons- und Orts- entwicklung von Befestigungsanlagen im Zuge der geschichte stammen zu 90 % aus dem 19. Jh. aufkommenden Artillerie gab. Erwähnenswert ist Gabriel Walsers Neue Appen- zeller Chronick oder Beschreibung des Kantons Geschützwesen und Feuerwerk Appenzell (Zürich 1740). 2.9 Das Sachgebiet »Geschützwesen und Feuer- werk« umfasst etwa 450 Titel, darunter zahlreiche Fremde Dienste historische Schriften. Etwa 20 Bücher stammen aus 2.5 Zur Sachgruppe »Fremde Dienste« gehören der Zeit vor 1800 und enthalten grösstenteils allge- etwa 100 Titel. Diese sind unterteilt in Beschreibun- meine Beschreibungen der Geschütz-, Feuerwerk- gen (90 Titel) und Reglemente (10 Titel). Die mei- und Büchsenmeisterkunst. In Bezug auf die Artille- sten Publikationen befassen sich mit französischen rie entwicklungsgeschichtlich wichtige Publikatio- und italienischen Diensten. Zu erwähnen sind die nen sind Alessandro Capobiancos Corona e Palma Standardwerke von Beat Fidel Zurlauben, Histoire militare di Artiglieria (Venedig 1598), Joseph von militaire des Suisses au service de la France (8 Bde, Furttembachs Architectura Martialis (Ulm 1630), Paris 1751–1753), und von Beat Emanuel May de François de Mathes Traité des feux artificiels pour Romainmôtier, Histoire militaire de la Suisse (8 la guerre et pour la récréation (Paris 1640), Surirey Bde, Lausanne 1788). Als Dokument interessant ist de Saint-Rémys Mémoires d’artillerie (2 Bde, Paris de Sturlers 1852 in niederländischer Sprache ver- 1697) sowie Leonhard Eulers Neue Grundsätze der fasstes Manuskript Militaire Officieren de Sturler, Artillerie (Berlin 1745). Des weiteren erwähnens- eine bis anhin unbekannte Quelle zu den Fremden wert ist Simon R. de Baudouins Exercice de l’infan- Diensten. terie Françoise, das auf 63 Radierungen die Hand- habung der Waffen in Einzeldarstellungen Wehrwesen beschreibt, sowie die Sammlung Jahresblätter der 2.6 Bestandsschwerpunkt ist das Schweizer Wehr- Gesellschaft der Constaflern und Feuerwerkern zu wesen, das ca. 1300 der rund 1500 Titel umfasst. Zürich, die 110 Kupferstiche von 1689 bis 1798 in Es enthält allgemeine Betrachtungen zum Schweizer einem Bd umfasst. Wehrwesen, aber auch Detailuntersuchungen zu Themen wie Wehrverfassung, Truppenführung und Sachgruppe Reglemente der Schweizer Armee Militärrecht. Daneben enthält dieses Sachgebiet 2.10 Da die EMB die offizielle Sammelstelle nicht zahlreiche Reglemente zu eidgenössischen und kan- vertraulicher oder geheimer Reglemente der Schwei- tonalen Militärorganisationen sowie zur militä- zer Armee ist, enthält diese Sachgruppe mit rund Bibliothek am Guisanplatz (BiG), Bern 201

1800 Titeln eine repräsentative Sammlung von Reg- (1748–1831) benannt, der sich ihrer bei der Ein- lementen betreffend Ausbildung, Waffengattungen, nahme von Bern im März 1798 behändigte. Im Dienstzweigen und Ausrüstung. Rund 50 Regle- Dezember 1880/Januar 1881 wurde die Kollektion mente stammen aus dem 17. und 18. Jh bis hin zum von der Eidgenossenschaft erworben und der Mili- Bundesvertrag von 1815, weitere 380 Reglemente tärbibliothek übergeben. Unter den kartographi- gehören der Restauration und Regeneration an, schen Arbeiten sind jene von Hans Conrad Gyger drei Viertel datieren aus der Zeit des neuen Bundes- (1599–1674), Samuel Bodmer (1652–1724), staates bis Ende des 19. Jhs. Johann Adam Riedinger (1680–1756) und Johann Anton Herport (1702–1757) hervorzuheben. Die Bevölkerungsschutz Sammlung spiegelt den Wandel der Kartographie von der individualisierenden, mit Aufriss- und 2.11 Dieses Fachgebiet umfasst heute ca. 1500 Vedutenelementen durchsetzten Karte zur abstrak- Titel von Büchern, Artikeln und Dokumentationen ten, mit Grundrissdarstellung und normierten Sig- zu diversen Aspekten des Bevölkerungsschutzes: naturen arbeitenden Wiedergabe. Katastrophenschutz und -hilfe, Erdbeben, Terroris- mus, Naturkatastrophen, Kulturgüterschutz, 2.15 Der Bestand an Periodika beträgt 1050 Titel. Schutzräume (baulicher Zivilschutz), technologi- Unter den 50 Werken des 19. Jhs finden sich bedeu- sche Katastrophen (z. B. Tschernobyl) und Zivil- tende deutschsprachige Militärzeitschriften wie das schutz, darunter Robert Aeberhards Vom Luft- Berliner Militär-Wochenblatt oder Streffleurs öster- schutz zum Zivilschutz: Aus der Geschichte des reichische militärische Zeitschrift. passiven (blauen) Luftschutzes und des Zivilschut- zes (Solothurn 1983). 3. KATALOGE Alphabetischer Katalog [Zettelform] Sondersammlungen Systematischer Katalog [Zettelform] 2.12 Die Kollektion des Bücher- und Zinnfiguren- sammlers Charles-Félix Keller (1897–1980) enthält Standortkatalog [mschr., gebunden] vorwiegend uniformkundliche Schriften des 19. Jhs Katalog der Periodica [Zettelform] sowie weitere militär- und kriegswissenschaftliche Werke des 18. bis 20. Jhs. Die Bestände zeichnen Katalog der Reglemente [Zettelform] sich sowohl durch ihre wissenschaftliche Bedeutung Katalog von Zeitschriftenartikeln [Zettelform] wie auch durch ihren bibliophilen Charakter aus. Seit 1978 werden alle Bücher und Zeitschriftenarti- Hervorzuheben sind die auf Pergament gedruckte kel systematisch erfasst. Publikationen aus der Zeit heraldische Rarität Wapen Des heyligen Römischen vor 1978 sind teilweise abrufbar. Der Gesamt- Reichs Teütscher Nation (Frankfurt a. M. 1545), bestand der Bücher und der seit der Gründung der Colbert de Lostelneaus bedeutende militärwissen- EMB bis 1978 erschienenen Zeitschriftenartikel ist schaftliche Schrift Le maréchal de campagne (Paris über den Katalogverbund VTLS/ALEXANDRIA 1647) sowie Drummond de Melforts Traité de abfragbar (http://www.alexandria.ch). Cavalerie (Paris 1776) mit 32 doppelseitigen Radie- rungen. Zur Uniformkunde, jedoch nicht zur Moderne Sonderkataloge Sammlung Keller, gehört die bibliophile Rarität Die SDI [Selective Dissemination of Information/Selek- Armee Friedrichs des Grossen in ihrer Uniformie- tive Informationsvermittlung] – Nach Anmeldung rung (3 Bde, Berlin 1851–1857) mit 436 Lithogra- (Online) und Angabe des gewünschten Sachgebiets phien von Adolf Menzel. wird periodisch (monatlich bzw. alle drei Monate) 2.13 Die Autographensammlung des Toggenbur- eine Liste von Neuerscheinungen zu den gewählten ger Industriellen Georg Heberlein (1902–1984) ent- Themen erstellt und zugestellt (per E-Mail). hält rund 1400 Autographen des 15. bis 20. Jhs zur Liste der neuen Bücher und Zeitschriftenartikel, Militär- und Weltgeschichte, darunter solche von Bern, ab 1992: Die BiG erstellt monatlich ein Karl dem Kühnen, George Washington und Napo- Zuwachsverzeichnis. Dieses Verzeichnis wird den leon. Ihre Bedeutung erlangt die Sammlung durch Kunden elektronisch zugestellt (PDF). das Zusammentreffen von Dokumenten aus ver- schiedenen Epochen, verfasst von Persönlichkeiten Historische Kataloge aus zahlreichen Sparten und Disziplinen wie Gene- rälen, Politikern, Schriftstellern und Astronauten, Katalog der Eidgenössischen Militärbibliothek. wobei die Autographen militärischer Führer einen Catalogue de la Bibliothèque Militaire Fédérale. Schwerpunkt bilden. Die ganze Sammlung ist via Bern 1864 (Erster Nachtrag. Bern 1865) www.guisanplatz.ch online verfügbar. Katalog der Eidgenössischen Militärbibliothek. 2.14 Bei der Schauenburg-Sammlung handelt es Catalogue de la Bibliothèque Militaire Fédérale. sich um 67 Kartenwerke und Pläne von Festungen Bern 1871 aus der Zeit des Ancien Régime. Sie ist nach dem Katalog der Eidgenössischen Militärbibliothek. elsässischen General Balthazar von Schauenburg Catalogue de la Bibliothèque Militaire Fédérale. 202 Bibliothek am Guisanplatz (BiG), Bern

Cernier 1880 (Nachtrag I: 1880/81. Bern 1881; Darstellungen Nachtrag II: 1882–1889. Bern 1889) Hartmann, Claudia: Zur Geschichte der Eidgenössi- Katalog der Eidgenössischen Militärbibliothek. schen Militärbibliothek 1864–1914. In: Schweizer Catalogue de la Bibliothèque Militaire Fédérale. Soldat 1 (1986), S. 7–9 Bern 1894 [I. Nachtrag 1894–1900, Bern 1901; II. Nachtrag 1901–1906, Bern 1907; 3. Nachtrag Rosser, Silvia: Zur Geschichte der Eidgenössischen 1907–1914, Bern 1916] Militärbibliothek in der Epoche des Ersten Welt- – 1907–1912 wurden die Neuanschaffungen in den kriegs. In: Schweizer Soldat 5 (1989), S. 11 14 militärischen Zeitschriften, namentlich in der Allge- Schmied, Brigitte: Die Geschichte der Eidgenössi- meinen Schweizerischen Militärzeitung, angezeigt; schen Militärbibliothek im Zweiten Weltkrieg. In: von 1901 bis 2001 wurden die Zuwachsverzeich- Schweizer Soldat 7 (1990), S. 10f. nisse dem Militär-Amtsblatt als Beilage beigefügt. Mit der Ausg. von 2001 wurde das Erscheinen des Schranz, Cornelia: Zur Geschichte der Eidgenössi- jährlichen Zuwachsverzeichnisses eingestellt. schen Militärbibliothek von 1919 bis 1938. In: Schweizer Soldat 9 (1992), S. 4–6

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK 5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN Archivalien Aktensammlung des Bundesarchivs Bern: Akten E Engelberts, Derck (Hrsg.): Die Schauenburg-Samm- 27 639–649, 692–697, 834–838, 1207–1233, 1235, lung der Eidgenössischen Militärbibliothek und des 3267–3275, 4449, 6429–6449 und J.I.122 24, 35, Historischen Dienstes. Beitrag zur Geschichte der 36, 60, 68–73 Schweiz anhand von Karten des 17. und 18. Jhs. Hauterive 1988 Amtliche Sammlung der Gesetze und Verordnungen – Katalog der Autographensammlung Dr. Georg Bundesblatt Jg. 1860 1914 Heberlein. Bern 2008 [mit einem Geleitwort zur 1. Inauen, Josef: Die Bedeutung der Militärbibliothek Aufl. von Bundespräsident Kaspar Villiger und als Kompetenzzentrum im Rahmen der militär- einem zusätzlichen Geleitwort von Jürg Stüssi-Lau- ischen Institutionen der Schweiz. Vortrag im Rah- terburg zur 2. Aufl. und einem Vorwort zur 3. Aufl. men der Tagung BIBOS: IV – Bundesheer – Biblio- von Stefan Schaerer [erste Aufl.: 1. Mai 1995; thek – Bibliothekssystem: eine Notwendigkeit. zweite Aufl.: September 1999; dritte Aufl.: 27. Juni Wien 15. April 1998 [BiG KOP 13984] 2008] Institut für Medizingeschichte der Universität Bern 203

INSTITUT FÜR Gedruckte Informationen: MEDIZINGESCHICHTE DER Ausleihreglement: Die Bibliotheken der Universität Bern: eine Übersicht, Bern 1997. UNIVERSITÄT BERN Hinweise für anreisende Benutzer: Kanton: Bern Öffentliche Verkehrsmittel: Fusswegnähe vom Bahn- hof (ca. 15 Minuten), Bus Nr. 12 bis Mittelstrasse, Ort: Bern Bus Nr. 11 bis Inselspital. Mit dem Auto: Autobahn A 1, Ausfahrt Forsthaus oder Länggasse. Bearbeiterin: Pia Burkhalter

Adresse: Bühlstrasse 26, 3012 Bern; Postfach, 1. BESTANDSGESCHICHTE 3000 Bern 9 1.1 Die Bibliothek wurde 1963 vom Anatomen – Telefon: +41 31 631 84 86 Erich Hintzsche (1900 1975) gegründet. Er ver- machte seine private Buch- und Objektsammlung Telefax: +41 31 631 84 91 dem Staat Bern mit der Auflage, sie zu »erhalten, fachmännisch weiterzuführen und der Medizin- Homepage: http://www.mhi.unibe.ch ischen Fakultät zu wissenschaftlichen Zwecken zur Verfügung zu stellen«. Bis zu seinem Tod leitete er E-Mail: [email protected] als Emeritus die »Medizinhistorische Bibliothek«. (Direktion), 1977 wurde an der Universität Bern ein Lehrstuhl [email protected] für Geschichte der Medizin geschaffen. Die »Medi- (Bibliothek) zinhistorische Bibliothek« wurde zum »Institut für Medizingeschichte« umbenannt. Seit 2009 wird die Träger: Universität Bern (Kanton Bern) Bibliothek durch die Universitätsbibliothek Bern verwaltet. Funktion: Spezialbibliothek (öffentliche Instituts- 1.2 Bei der Gründung der Bibliothek 1963 betrug bibliothek) der Gesamtbestand etwa 3600 Titel. Der Anteil an historischen Werken kann für diesen Zeitpunkt Sammelgebiete: nicht geschätzt werden, doch muss er beträchtlich Geschichte der Medizin, insbesondere biographische gewesen sein. Bekannt ist, dass Erich Hintzsche die Werke, Medizin des 18. Jhs, Albrecht von Haller, Bibliotheken der Bieler Ärzte Johann Franz Xaver Geschichte der Psychiatrie, der Pharmazie und der Pugnet (1765–1846) und Cäsar Adolf Bloesch Naturwissenschaften, Frau und Medizin, Ethik in (1804–1863) erwerben konnte. Seit der Gründung der Medizin. der Bibliothek wurde der Altbestand durch zahlrei- che Schenkungen, aber auch durch den Kauf von Benutzungsmöglichkeiten: antiquarischen Büchern laufend vermehrt. Ausleihbibliothek; Präsenzbenutzung der histori- schen Bestände und Nachschlagewerke im Lesesaal. 1.3 Zu den wichtigsten Donatoren gehörte der Medizinprofessor Hans Goldmann (1899–1991) Öffnungszeiten: mit Schenkungen in den Jahren 1983, 1986, 1989 Montag, Mittwoch, Freitag 8.30–12.00 Uhr, 14.00– aus seiner Hand, 1999 und 2000 aus seinem Nach- 16.45 Uhr; Dienstag 8.30–12.00 Uhr. lass. Dazu gehörten vor allem ältere Werke und ver- einzelte Rara zur Geschichte der Naturwissenschaf- Technische Einrichtungen für den Benutzer: ten und der Augenheilkunde. Zusammen mit den Kopiergerät (für Literatur ab 1851), Mikrofiche- Büchern aus der Sammlung von Erich Hintzsche und Mikrofilm-Lesegerät mit Drucker, Online- macht dieser Nachlass den bedeutendsten Anteil Abfragestation. des Altbestands aus. 204 Institut für Medizingeschichte der Universität Bern

1.4 Zahlreiche Privatpersonen haben der Biblio- handschriftlichen Eintragungen kann der Weg die- thek z. T. über Jahre hinweg immer wieder histori- ses Buches z. T. nachverfolgt werden: Zuerst sche Werke geschenkt, manchmal einzelne Publika- gehörte es Vincens Fabricius (1612–1667), Bürger- tionen, oft auch grössere Bestände. Durch Übernah- meister der Stadt Danzig, später war es im Besitz men von ausgeschiedenen Büchern aus Bibliotheken von Johannes Garmers (1628–1700), Stadtarzt zu (z. B. Spitalbibliotheken) und anderen Institutionen Hamburg, der es 1687 der Hamburger Bibliothek gelangten ebenfalls ältere Werke in das Institut für übergab. Eine weitere Eintragung (Dr. med. Behn) Medizingeschichte. stammt aus dem Jahre 1839. Dabei könnte es sich um Wilhelm Friedrich Georg Behn (1808–1878) handeln, der in jener Zeit Direktor des anatomi- schen Theaters und zoologischen Museums in Kiel 2. BESTANDSBESCHREIBUNG war. Schliesslich wechselte das Werk innerhalb der 2.1 Der Hauptbestand der Bibliothek beträgt im Universität Bern vom Institut für Anatomie zum Jahr 2009 ungefähr 55.000 Einheiten, bestehend Institut für Medizingeschichte. aus Monographien, Archivdossiers und Sonder- 17. Jahrhundert drucken. Daneben sammelt das Institut Bilder, Pho- tographien, Manuskripte, Archivmaterial und 2.4 Die Werke des 17.Jhs vermitteln als wissen- Objekte und verfügt über Sondersammlungen wie schaftliche Abhandlungen oder volksmedizinische z. B. ein biographisches Archiv. Der historische Ratgeber v. a. Kenntnisse der Anatomie, der Anteil an Monographien umfasst 8343 Titel in Geburtshilfe, der Gynäkologie, der allgemeinen etwa 8000 physischen Einheiten. Bücher mit Druck- Medizin und der Pharmazie oder beschreiben die jahr vor 1850 sind in einem separaten Magazin- Epidemien des 17.Jhs und die Möglichkeiten ihrer raum untergebracht. Die Aufstellung erfolgt nach Bekämpfung. Einen wesentlichen Anteil macht die der Systematik der National Library of Medicine Literatur über chirurgische Instrumente aus. (NLM). Der gesamte historische Bestand ist katalo- 2.5 Zum Bestand des 17.Jhs gehört u. a. die Ana- gisiert. Die Auszählung erfolgte nach dem chrono- tome ex omnium veterum recentiorumque observa- logischen und systematischen Zettelkatalog (für tionibus von Thomas Bartholinus (1616–1680) in Eingänge bis Herbst 1994) und nach gezielten Such- den Aufl. von 1673 und 1686 (beide Leiden). Das kriterien im Online-Katalog (für Eingänge ab Werk war im 17.Jh weit verbreitet und wurde in Herbst 1994). Viele einschlägige Werke der Medi- verschiedene Sprachen übersetzt. In Joseph Schmids zin und der Naturwissenschaften des 16. und Instrumenta chirurgica (vermutlich Augsburg 1673) 17.Jhs, aber auch spätere Publikationen sind nur sind 192 chirurgische Instrumente dargestellt mit als moderne Faksimileausgaben vorhanden. Beschreibungen und Anleitungen für ihre Hand- habung. Die Ausg. von Georg Bartischs (1535– Übersicht nach Sprachen [1607?]) Augen-Dienst, oder, Kurz und deutlich verfasster Bericht von allen und jeden in- und äus- 2.2 Von den insgesamt 8343 Titeln sind 37 aus serlichen Mängeln/Schäden/Gebrechen und Zufäl- dem 16. Jh, 106 aus dem 17.Jh, 2115 Titel aus dem len der Augen (Nürnberg 1686), eines handwerk- 18. und 6085 aus dem 19. Jh. 5332 sind in deut- lich geschickten, aber akademisch nicht geschulten scher, 1435 in lateinischer, 1306 in französischer, Autors, erschien 100 Jahre nach der ersten Aufl. 160 in englischer und 110 in anderen Sprachen (1583) in verändertem Format und unter Weg- abgefasst. lassung einiger Tafeln und eines Abschnittes über die Zubereitung von Arzneien. Bartischs »Augen- Systematische Übersicht dienst« ist das erste deutschsprachige Handbuch der Augenheilkunde; es behielt seine Bedeutung bis 16. Jahrhundert ins 19. Jh. 2.3 Die beiden ältesten Bücher in der Bibliothek des Instituts für Medizingeschichte sind eine wenig 18. Jahrhundert Aufsehen erregende Schrift von Giovanni de Con- 2.6 Die Drucke des 18. Jhs bilden einen Schwer- corregio (um 1380–1440), Practica nova medicine punkt im Bibliotheksbestand, v. a. mit den Wer- (Venedig 1515), und das älteste gedruckte Lehrbuch ken Albrecht von Hallers, seiner Korresponden- für Hebammen von Eucharius Rösslin (gest. 1526), ten, Lehrer, Schüler, Mitstreiter und Kontrahen- Der Schwangerenn frawen und Hebammen Rosen- ten. Bis heute wird dieser Sammelbereich durch garte (Augsburg 1532). Letzteres stammt aus dem Ankäufe vermehrt. Die inhaltliche Vielfalt der Besitz des Bieler Arztes André Neuhaus und wurde vorhandenen Literatur des 18. Jhs ist gross und von ihm persönlich im Jahre 2002 dem Medizin- umfasst die Gebiete der Medizin, der Naturwis- historischen Institut als Geschenk überreicht. Das senschaften, ebenso Werke der Philosophie und älteste in der Schweiz gedruckte Werk im Bestand anderer Wissensgebiete sowie Bibliographien, sind die De humani corporis fabrica libri septem Nachschlagewerke und Wörterbücher, zum Bei- (2. Ausg., Basel 1555) von Andreas Vesal. Dank spiel der lateinischen Sprache. Innerhalb der Institut für Medizingeschichte der Universität Bern 205 medizinischen Literatur gibt es eine grosse und dem Genfer Frédéric Rilliet, das klassische und Anzahl Hebammenlehrbücher, Werke über Chi- von der Académie des Sciences und der Académie rurgie, Gynäkologie, Anatomie und allgemeine de Médecine gekrönte Lehrbuch der Pädiatrie, und Medizin, Sammelbände medizinischer Dissertatio- der Traité théorique et pratique des maladies des nen bis zu Gesamtausgaben von einzelnen Auto- yeux (3. Aufl., Paris 1828) von Carl Heinrich Wel- ren (u. a. Hermann Boerhaave, Michael Etmüller, ler mit den Lithographien im zweiten Bd von Gott- Johannes Freind, Marcello Malpighi, Richard fried Engelmann (1788–1839). Mead, Johann Georg Röderer, Paul Gottlieb Werlhof, Robert Whytt). Zeitschriften 2.7 Eine grosse Anzahl der Bücher des 18. Jhs, v. a. 2.10 Der Anteil an historischen Zeitschriften naturwissenschaftlichen Inhalts, stammt aus dem umfasst 139 Titel mit insgesamt 2431 physischen Nachlass von Hans Goldmann. Sie sind mit seinem Einheiten aus der Zeit von der Mitte des 18. Jhs bis Exlibris ausgestattet. Auch andere Werke haben 1900. Dieser Bestand wurde nach Jahrgängen aus- bemerkenswerte Vorbesitzvermerke. So tragen z. B. gezählt. drei Bde von Antoni van Leeuvenhoeks Opera 2.11 Zwei der wichtigsten historischen Zeitschrif- omnia (Leiden 1719–1722) den Stempel von Geor- tensinddasJournal der practischen Arzneykunde ges Cuvier (1769–1832). Nennenswert für das und Wundarzneykunst (43 Bde, Jena, Berlin 1795– 18. Jh sind zudem Johann Peter Franks System einer 1816), hrsg. von Christoph Wilhelm Hufeland vollständigen medizinischen Polizei (4 Bde, Mann- (1762–1836), ein Forum für die zu jener Zeit weit- heim 1784–1788), enzyklopädischer Ratgeber und hin abgelehnten Lehren von Akupunktur, Homöo- grundlegendes Werk zur Hygiene und öffentlicher pathie und Wasserheilkunde sowie für die damals Gesundheitsvorsorge, ferner das Hauptwerk von umstrittene Schutzimpfung, und Der Arzt: eine Giovanni Battista Morgagni, De sedibus et causis medicinische Wochenschrift (6 Bde, Hamburg u. a. morborum per anatomen indagatis libri quinque 1769) des Aufklärers Johann August Unzer (1727– (Leiden 1767), sowie die Pharmacopoea Helvetica 1799), eine Zeitschrift, mit der der Autor beispiel- (Basel 1771) mit einem Vorwort Albrecht von Hal- losen Erfolg auch als Satiriker erntete. lers. Hinzu kommt der Cours complet d’anatomie, peint et gravé en couleurs naturelles/par Arnaud- Sondersammlungen Eloi Gautier d’Agoty et expliqué par [Jean-Nicolas] 2.12 Aus diversen Schenkungen kamen dem Insti- Jadelot (Nancy 1773), bemerkenswert wegen der tut z. T. umfangreiche Sammlungen von Sonder- Tafeln in Schabkunst und des Vier-Plattenverfah- drucken zu, die einzelne medizinische Themenberei- rens (drei Platten für die Grundfarben und eine für che behandeln. die Zeichnung). Anatomie 19. Jahrhundert 2.13 Die Sammlung von Sonderdrucken zum 2.8 Unter dem Einfluss der Naturwissenschaften, Thema Anatomie ist das Resultat einer nahezu hun- v. a. von Physik, Chemie und Biologie, veränderte dertjährigen Sammeltätigkeit im Institut für Anato- sich im 19. Jh das ärztliche Denken, Wissen und mie der Universität Bern, v. a. unter den Prof. Hans Handeln radikal. Durch Beobachtungen am Kran- Strasser, Karl Wilhelm Zimmermann und Erich kenbett wurden neue Entdeckungen gemacht, Hintzsche. Die Sammlung mit dem dazugehörigen neue Spezialfächer entstanden, die öffentliche alphabetischen Katalog wurde dem Institut für Gesundheitspflege wurde wichtig, Frauen wurden Medizingeschichte 1985 übergeben. zum Medizinstudium zugelassen und die ersten 2.14 Die Auszählung wurde stichprobenweise Ausbildungsstätten für Krankenpflegerinnen durchgeführt, erst durch Zählung einiger Schach- geschaffen. Entsprechend vielseitig ist die in der teln mit einschlägigen Schriften, dann zur Ab- Bibliothek vorhandene Literatur dieser Zeit. Sie sicherung der ermittelten Zahlen durch eine genaue spiegelt die grossen Fortschritte in Histologie, Auszählung einer Schublade des Katalogs (zirka Pathologie, Physiologie, Biologie, Pharmakologie, 2000 Katalogzettel). Der gesamte Bestand umfasst Bakteriologie und den neuen medizinischen Fach- etwa 21.000 Einheiten aus der Zeit von 1840 bis richtungen wider. 1965. Er enthält Dissertationen deutscher und 2.9 Zu den vielen wichtigen Werken gehören u. a. schweizerischer Universitäten sowie Sonderdrucke das Handbuch der Gewebelehre des Menschen aus mehrheitlich deutschsprachigen Zeitschriften (Leipzig 1852) von Albert von Koelliker, das erste zur Anatomie. Schätzungsweise 11 % oder 2300 Lehrbuch über dieses medizinische Fachgebiet, Titel datieren aus der Zeit vor 1900. zudem Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre Pathologie (Berlin 1858) von Rudolf von Virchow, der Traité 2.15 Die Sammlung von Schriften zur Pathologie clinique et pratique des maladies des enfants (2 wurde dem Institut 1968 übergeben. Auch sie ist Bde, 2. Aufl., Paris 1853/54) von Antoine Barthez das Resultat einer langjährigen Sammeltätigkeit im 206 Institut für Medizingeschichte der Universität Bern

Institut für Pathologie der Universität Bern, insbe- Informationsverbundes Deutschschweiz, IDS Basel/ sondere unter den Prof. Theodor Langhans, Carl Bern verzeichnet [Software: Aleph, in der Version Wegelin und Bernhard Rudolf Walthard. 18.01; Format: US-MARC; Katalogisierungsregeln: 2.16 Die Auszählung erfolgte nach dem gleichen AACR2; Beschlagwortung mit Verbund-Thesaurus Prinzip wie bei den Publikationen zur Anatomie. (ab Mai 2002 keine Beschlagwortung mehr).nter- Der gesamte Bestand umfasst etwa 17.500 Einheiten netadresse: http://aleph.unibas.ch/menu.html]. aus der Zeit von 1840 bis 1960. Die Sammlung Seit Herbst 1999 werden bei Neueingängen von bis enthält Sonderdrucke, Dissertationen sowie 1850 erschienenen Drucken auch die Vorbesitzer im gedruckte Vorträge in vorwiegend deutscher Spra- Katalog erfasst (möglich seit der Migration zum che. Schätzungsweise 6 % oder 1050 Titel erschie- Bibliothekssystem ALEPH). nen vor 1900. Im Online-Katalog wurden die Bücher des Altbes- Ophthalmologie tands bis zum Erscheinungsjahr 1830 nach den Regeln für alte Drucke katalogisiert, d. h. mit 2.17 Die Sammlung von Schriften zur Ophthalmo- Nebeneintragungen für Drucker, Druckorte, Vorbe- logie setzt sich aus Nachlässen von verschiedenen sitzer, z. T. auch für Illustratoren sowie mit einer Dozenten der Universität Bern, namentlich den Beschreibung des Einbands und des physischen Prof. Karl Wilhelm von Zehender, Ludwig Licht- Zustands des Werks. heim, Henri Dor, Ernst Pflüger, August Siegrist und Hans Goldmann zusammen. Sie wurde 1998 von Für die Bucheingänge bis zum Herbst 1994 stehen der Berner Universitäts-Augenklinik dem Institut im Lesesaal folgende Zettelkataloge zur Verfügung: für Medizingeschichte übergeben. Alphabetischer Katalog [nach VSB-Regeln] 2.18 Die etwa 7000 Einheiten stammen aus der Schlagwortkatalog Zeit von 1840 bis 1955. Die Sammlung enthält Systematischer (und Standort-) Katalog [nach Sonderdrucke, Dissertationen, gedruckte Vorträge NLM-Systematik] in vorwiegend deutscher Sprache. Schätzungsweise 71 % oder 5000 Titel wurden vor 1900 gedruckt. Chronologischer Katalog [nachgeführt bis 1990] 10 % wurden genau ausgezählt, die Endsumme Im September/Oktober 2009 wurden die Titel aus hochgerechnet. dem Zettelkatalog im Rahmen eines Rekatalogisie- rungsprojekts für die ganze Universitätsbibliothek Medizinische Dissertationen Bern in den Online-Katalog des Informations- der Universität Bern verbundes Deutschschweiz, IDS Basel / Bern einge- 2.19 Diese Dissertationen stammen aus dem Deka- geben. Die Bereinigungsarbeiten werden im Ver- nat der Medizinischen Fakultät und wurden von laufe des Jahres 2010 abgeschlossen. Bis dahin Erich Hintzsche aufgenommen, chronologisch ein- behalten die Zettelkataloge ihre Funktion. geordnet und bibliographisch erfasst. Die Samm- lung medizinischer Berner Dissertationen ist im Online-Katalog vollständig erschlossen und umfasst ungefähr 4000 Stück von 1839 bis 1975. 565 ent- Zeitschriften standen zwischen 1839 und 1900. Der gesamte Zeitschriftenbestand (2009: ca. 700 Medizin (allgemein) Titel) ist im Online-Katalog IDS Basel/Bern mit Erfassung der einzelnen Bde katalogisiert. 2.20 Diese Sammlung wurde ebenfalls von Erich Hintzsche angelegt und von ihm selbst durch einen Im Lesesaal stehen den Benutzern eine ausgedruckte Zettelkatalog erfasst. 1999 wurde der Bestand neu alphabetische Titelliste sowie eine systematische in den Online-Katalog aufgenommen. Dabei wur- Aufstellung der Zeitschriftentitel zur Verfügung. den Dubletten ausgeschieden, einzelne Werke umsigniert und in die entsprechende Sachgruppe im Magazin eingereiht. Spezialkataloge 2.21 306 Sonderdrucke aus dieser Sammlung blei- ben als separate Abteilung mit der Signatur »Med. Sonderdrucke Anatomie: Alphabetischer Autoren- Sep.« bestehen; davon erschienen 54 Einheiten in katalog [Zettelform]; den Jahren 1759 bis 1900. Sonderdrucke Pathologie: Alphabetischer Autoren- katalog [Zettelform], Sachkatalog [Zettelform]

3. KATALOGE Sonderdrucke Ophthalmologie [Bestand nicht erfasst] Monographien Medizinische Dissertationen der Universität Bern: Der Hauptbestand der Bibliothek (insgesamt etwa Online-Katalog des Informationsverbundes Deutsch- 55.000 Monographien) ist im Online-Katalog des schweiz,IDSBasel/Bern Institut für Medizingeschichte der Universität Bern 207

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN 5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK ZU DEN BESTÄNDEN Archivmaterial des Medizinhistorischen Instituts Ein Stück Burgdorfer Pharmaziegeschichte. Wert- der Universität Bern volle Schenkung für das Medizinhistorische Institut. Jahresberichte des Medizinhistorischen Instituts der In: Unipress intern 3 (1999), S. 1f. Universität Bern 1963–1968, 1978–2002 [wird Institut für Medizingeschichte. Die Bibliothek als fortgesetzt; aus den Jahren 1969–1977 sind keine Labor für Lehre und Forschung. In: Libernensis 2 Jahresberichte vorhanden] (2008), S. 16f. 208 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern

SCHWEIZERISCHE Benutzungsmöglichkeiten: NATIONALBIBLIOTHEK, BERN NB: Ausleihe (auch per Post) für gedruckte Publi- kationen (ohne Zeitungen und Zeitschriften), die vor weniger als 50 Jahren erschienen sind. Die NB Kanton: Bern ist dem interbibliothekarischen und internationalen Ort: Bern Leihverkehr angeschlossen. Freihand-/Präsenz- bestände: Referenzwerke, Bibliographien; Fach- Bearbeiter: Rätus Luck bibliothek Schweiz; SLA: Lesesaal mit Handbiblio- thek; GS/EAD: Konsultationssaal. Herstellung kon- Adresse: Nationalbibliothek (NB) / Schweize- ventioneller und digitaler Reproduktionen. risches Literaturarchiv (SLA) / Graphi- Öffnungszeiten: sche Sammlung (GS) / Eidgenössisches NB: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 9.00– Archiv für Denkmalpflege (EAD): 18.00 Uhr; Mittwoch 9.00–20.00 Uhr; Samstag: Hallwylstrasse 15, 3003 Bern 9.00–16.00 Uhr, Ausleihe 9.00–14.00 Uhr; SLA: Montag bis Freitag 10.00–17.00 Uhr; GS/EAD: Telefon: NB: +41 31 322 89 35 Voranmeldung erforderlich, am Samstag geschlos- SLA: +41 31 322 92 58 sen; Foto- und Reprographiedienst: Montag bis GS: +41 31 325 05 07 Freitag 9.00–12.00 Uhr, 14.00–16.00 Uhr. EAD: +41 31 322 87 24 Technische Einrichtungen für den Benutzer: Telefax: NB / SLA / EAD: +41 31 322 84 63 NB/SLA: Online-Katalogabfrage über PC, Fotoko- GS: +41 31 322 84 63 pierer, Mikrofilmlese- und -kopiergeräte, Video- Abspielgeräte, CD-ROM-Netzwerk, Internet, TV, Homepage: NB / SLA / GS / EAD: GS: Fotokopierer, Mikrofilmlese- und -kopierge- www.nb.admin.ch räte, Video-Abspielgeräte, CD-ROM-Netzwerk, Internet. E-Mail: NB: [email protected] SLA: [email protected] Gedruckte Informationen: GS: Führer durch die NB-, SLA- und GS-Bestände, aktua- [email protected] lisierte Informationen zur Benutzung, Benutzer- EAD: [email protected] informationen zu bestimmten Dienstleistungen, Jah- resberichte. Träger: Bund / Schweizerische Eidgenossen- schaft Hinweise für anreisende Benutzer: Öffentliche Verkehrsmittel ab Bahnhof Bern: Bus Funktion: Nationalbibliothek Nr. 19 (Richtung Elfenau), Haltestelle Aegerten- strasse; Tram Nr. 3 (Richtung Saali), Haltestelle Hel- Sammelgebiete: vetiaplatz; Tram Nr. 5 (Richtung Ostring), Halte- NB: Helvetica auf allen Datenträgern; SLA: literari- stelle Helvetiaplatz. Auto: Autobahnausfahrt Ost- sche und geisteswissenschaftliche Gesamt- und Teil- ring, Parkplätze in beschränkter Anzahl und mit nachlässe in den vier Landessprachen; GS: Druck- beschränkter Benutzungsdauer vor und in der Nähe graphik des 17. bis 20. Jhs, Fotografien, Ansichts- der NB. Jenseits der Kirchenfeldbrücke Richtung karten und Plakate, Editionen und Portfolios von Innenstadt Parking »Casino«. Künstlern sowie Bücher mit Originalgraphik und handgearbeiteten Einbänden; Sammlung Gugelmann (Schweizer Kleinmeister); Archiv Daniel Spoerri; EAD: Dokumente zu den Themenbereichen Archäo- logie, Denkmalpflege, Orts- und Landschaftsbilder, Architektur- und Kunstgeschichte, Volkskultur. Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 209

1. BESTANDSGESCHICHTE schaftlicher Gesellschaften und Vereine sämtliche im In- und Ausland erschienenen Publikationen zur Die Entwicklung der Institution im Überblick Landeskunde der Schweiz erfassen sollte und von 1.1 Die Schweizerische Nationalbibliothek (im der 1890 gegründeten »Centralkommission für Folgenden NB genannt) geht nicht auf eine eigent- schweizerische Landeskunde« herausgegeben liche Vorgängereinrichtung zurück, sondern ist eine wurde, lag auf der Hand: Die Bibliothek würde sich Neugründung, einerseits dem politischen Willen bei ihren Anschaffungen an den Titeln der ersten von Exekutive (Bundesrat) und Gesetzgeber Faszikel der Bibliographie orientieren – umgekehrt (Parlament: National- und Ständerat) entsprungen würden die allmählich wachsenden Sammlungen wie das 1890 beschlossene, 1898 eröffnete Schwei- der Bibliothek der Bibliographie die Titel liefern. zerische Landesmuseum in Zürich. Wie dieses, die Mit der Gründung der NB 1895 ergaben sich auch Festspielkultur des Jahrhundertendes, die Landes- persönliche Verbindungen: Der Sekretär der Cent- ausstellungen oder die Schützen-, Turn- und Sän- ralkommission, Johann Heinrich Graf (1852– gerfeste ist die NB Zeichen für das wachsende 1918), Prof. für Mathematik und Physik an der Selbstbewusstsein des schweizerischen Bundes- Universität Bern, wurde und blieb bis zu seinem staates von 1848, der 1891 den 700. Jahrestag der Tod Präsident der Schweizerischen Bibliothekskom- Gründung der Eidgenossenschaft gefeiert hatte. mission; Mitarbeiter der Bibliothek waren für die Andererseits lagen ihr konkrete Bedürfnisse der lan- Bibliographie tätig, deren Redaktion in der NB ihre deskundlichen oder »vaterländischen« Forschung Räume hatte. zugrunde. 1.6 Im März 1893 legte die Centralkommission 1.2 Zurückgreifen konnte man hinsichtlich der die Resultate einer Enquête zur Gründung einer Idee einer »Nationalbibliothek« auf Massnahmen, Nationalbibliothek vor, die im Auftrag des Eid- – – die Philipp Albert Stapfer (1766 1840), 1798 genössischen Departements des Innern bei »sämtli- 1800 Minister für Künste und Wissenschaften der chen in der Schweiz existierenden« Bibliotheken, Helvetischen Republik, eingeleitet hatte, um die Archiven, Verlagen, Buchdruckereien und Buch- über die ganze Schweiz verstreuten Bibliotheks- handlungen durchgeführt worden war. Von 82 bestände zu vereinigen, sie in den politisch und Bibliotheken äusserten sich 3 ablehnend; von 63 militärisch bewegten Zeitläufen zu erhalten und Verlagen und 29 Druckereien erklärten 62 bzw. 28 zugänglich zu machen. Das Ende der Helvetischen sich bereit, einer Nationalbibliothek die von ihnen Republik kam allerdings zu rasch, als dass das Pro- publizierten Werke in einem oder in zwei Exempla- jekt hätte ausreifen können. Was an Beständen vor- ren gratis abzutreten, sofern der Ladenpreis 5 Fran- handen war, wurde 1803 liquidiert und nach ken nicht übersteige, und ihr bei teureren Werken Gewicht verkauft. eine Preisreduktion von 25 bis 50 % zu gewähren. 1.3 Einen anderen Ansatz hatte Bundesrat Stefano Franscini (1796–1857) gewählt, der Begründer der 1.7 Während die Centralkommission, unterstützt schweizerischen Statistik. Er beabsichtigte, die von der Litterarischen Gesellschaft in Bern, der Bibliothek der Bundeskanzlei zu einer National- Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft, bibliothek auszubauen, und liess 1851 ein Verzeich- der Schweizerischen Statistischen Gesellschaft und nis hier vorhandener Druckschriften erstellen. Die dem Verband der geographischen Gesellschaften Kanzleibeamten machten jedoch geltend, sie seien der Schweiz, vorgeschlagen hatte, die 1849 als ohnehin schon »überlastet durch Literatur, welche Bibliothek des Parlaments und der Verwaltung ein- mit dem Zwecke der Bibliothek als Arbeitsbiblio- gerichtete »Canzleibibliothek«, später »Eidgenössi- thek durchaus keinen Zusammenhang hat und den sche Centralbibliothek«, seit 1969 »Eidgenössische Überblick erschwert«: Das Projekt liess sich nicht Parlaments- und Zentralbibliothek«, mit der Samm- realisieren. lung der in der Schweiz erscheinenden Druckschrif- ten zu betrauen, optierte der Bundesrat in seiner 1.4 Neuen Auftrieb verliehen der Idee die Botschaft an die eidgenössischen Räte vom 8. März Bibliographie der schweizerischen Landeskunde, 1893 für »eine besondere Bibliothek unter dem die zwischen 1892 und 1945 in 89 Faszikeln Titel einer Nationalbibliothek«, mit dem aus- erschien, und das Schweizerische Idiotikon. Wör- schliesslichen Zweck der Sammlung von Helvetica, terbuch der schweizerdeutschen Sprache (seit »mit besonderem Personal und in besonderem 1881). Der Begründer des Idiotikon,derZürcher – Gebäude«. Die Botschaft rechnete mit jährlich 1000 Stadtbibliothekar Fritz Staub (1826 1896), richtete Eingängen und Kosten in der Höhe von 10.000 am 4. März 1891 eine Denkschrift an den Bundes- Franken, erwartete aber, dass eidgenössische und rat und forderte darin, natürlich auch im Hinblick kantonale Amtsstellen, philanthropische und wis- auf die Bedürfnisse des Wörterbuchs, eine Samm- senschaftliche Institute, Vereine und Gesellschaften lung aller Werke, die die Kultur der Schweiz betra- und Privatpersonen »reichlich durch Schenkungen fen. und Legate von Büchern oder ganzen Sammlungen 1.5 Der Nutzen einer Nationalbibliothek für die zur Bibliothek beitragen werden.« Die Ergänzung Bibliographie, die im Auftrag zahlreicher wissen- nach rückwärts wurde als eine Hauptaufgabe 210 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern bezeichnet, ein besonderer Kredit dafür jedoch bei der Zuteilung von Verwaltungszweigen und nicht vorgesehen. -bauten des Bundesstaates wiederholt übergangen worden; auch der Sitz der Landesbibliothek wurde 1.8 Zum Zeitpunkt der Gründung heisst es in der ihr nicht zugesprochen. Dass die Bürgerbibliothek Botschaft: »Jedes Jahr, das unbenutzt verstreicht, Luzern eine reichhaltige Helvetica-Sammlung lässt zahlreiche neue Erscheinungen, die des Aufbe- besass, war nun willkommener Anlass, dieses Defi- wahrens wert sind, verloren gehen, weil eine syste- zit etwas auszugleichen, die Institution zur Sammel- matische Sammlung fehlt. Mit jedem Jahr wird die stelle der Helvetica vor 1848 zu erklären und ihr Komplettierung der Bibliothek für frühere Zeiten dafür eine finanzielle Unterstützung zuzuleiten, und schwerer. Wie manche wertvolle Sammlung, deren zwar aus Mitteln der NB. In der Folge versuchte die Besitzer sie gerne einer Nationalbibliothek ver- Trägerschaft der Bürgerbibliothek, die Bürger- macht hätte, ist von den Erben im günstigsten Fall korporation Luzern, mehrfach vergeblich, sie unter an Antiquare zu einem Schleuderpreis verkauft und Beibehaltung von Sammelauftrag und Standort in dadurch in alle Winde zerstreut, im schlimmsten die Verantwortung des Bundes zu geben bzw. die Fall aber einfach als Makulatur der Papierfabrik Überführung der NB nach Luzern nachzuholen. Die zum Einstampfen abgetreten worden.« Der Bundes- erschwerte Benutzung der Helvetica wegen der rat erinnerte an die 1875 versteigerte Privatbiblio- getrennten Standorte hätte die NB durch ein Ver- thek von Erlach im Schloss Spiez und an die Zer- zeichnis der in der Bürgerbibliothek vorhandenen splitterung »der reichhaltigen alpinen Bibliothek« Helvetica bzw. durch einen Gesamtkatalog der Hel- von Gottlieb Samuel Studer (1804–1890), einem vetica vor 1848 in schweizerischen Bibliotheken Mitbegründer des Schweizerischen Alpenclubs. Er kompensieren sollen; ersteres wurde nur fragmenta- hätte auch die Bibliothek des »grossen« Albrecht risch, letzteres nie realisiert. Die Verbindung zwi- von Haller (1708–1777) erwähnen können, die schen den beiden Bibliotheken beendete das Bun- 1778 an die Biblioteca Nazionale Braidense di desgesetz über die Ablösung des jährlichen Bundes- Milano verkauft worden war. beitrags an die Bürgerbibliothek Luzern vom 1.9 Auf Grund der Botschaft und von Berichten 28. Oktober 1937. Die Ablösungssumme in der der Expertenkommission über die Aufgaben einer Höhe von 200.000 Franken wurde entrichtet schweizerischen Nationalbibliothek, einer Kommis- »unter der Voraussetzung, dass die Bürgerbiblio- sion des Ständerates und der Centralkommission thek Luzern mit der dortigen Kantonsbibliothek zu stimmten der Ständerat am 5. Dezember 1893 und einer Zentralbibliothek vereinigt und für sie ein der Nationalrat am 19. Juni 1894 dem Bundes- Neubau erstellt wird«. Der Baubeginn Mitte August beschluss betreffend die Errichtung einer schweize- 1949 löste die Zahlung der ersten Hälfte der Ab- rischen »Landesbibliothek« zu. Die Bezeichnung lösungssumme aus; die zweite Hälfte folgte im Som- »Nationalbibliothek« war zunächst erwogen wor- mer 1951, beim Umzug der Bürgerbibliothek in das den; aber während die Entsprechungen in den Gebäude der Zentralbibliothek. lateinischen Sprachen keinerlei Bedenken auslösten, wurde gegen die deutschsprachige Form ins Feld 1.11 Die NB nahm ihre Tätigkeit am 1. Mai 1895 geführt, »Nation« und »national« setzten eine auf. Eine Ausleihe fand vorerst nicht statt. Die gemeinsame Sprache und Kultur voraus, was in der Leitung lag einerseits bei der Schweizerischen Schweiz nicht gegeben sei. Diese Bedenken fielen Bibliothekskommission, andererseits bei Johannes – bei der Anwendung auf eine kulturelle Einrichtung Bernoulli (1864 1920), Hauptbibliothekar bis offenbar stärker ins Gewicht als bei anderen eben- 1908, dem ein Adjunkt und ein Bibliotheksassistent falls nationalen Institutionen (Nationalbank, Natio- unterstellt waren. Dem Publikum wurde die NB mit nalrat). »Landesbibliothek« liess sich rechtfertigen, Lesesaal und Ausleihe am 1. Mai 1900 geöffnet, weil es einen anerkannten Kanon landeskundlicher nachdem sie aus dem Anfangsprovisorium an der Fächer und eine Bibliographie der schweizerischen Christoffelgasse in das neu errichtete Gebäude des Landeskunde gab. Der Bundesbeschluss trat am Bundesarchivs im Kirchenfeld gezogen war. 28. Juni 1894 in Kraft. Er übertrug der Bibliothek 1.12 Eine erste Revision des Bundesbeschlusses das Mandat, die Helvetica von der Zeit des Neuen von 1893/94 beantragte der Bundesrat der Bundes- Bundes 1848 an zu sammeln und zur Benützung versammlung mit einer Botschaft vom 30. März bereitzustellen. »Helvetica« waren definiert als auf 1910. Sie betraf Organisation, Personalbesoldung, die Schweiz oder einzelne Teile derselben Bezug Stellung und Aufgabe der Bibliothekskommission, nehmende Publikationen und literarische Erzeug- v. a. aber das Verhältnis zwischen NB und Bürger- nisse, »dieselben seien im In- oder Auslande erschie- bibliothek Luzern. Die Teilung des Sammelmandats nen«, sowie als »bedeutsame Schriftwerke jeder blieb, obschon publizistisch gesehen das Jahr 1848 Art« von Schweizer Autoren. kaum eine markante Grenze darstellt, grundsätzlich 1.10 Die zeitliche Eingrenzung des Sammelauf- bestehen, wurde aber relativiert dadurch, dass die trags hatte der politische Föderalismus diktiert, der NB nun beauftragt war, Helvetica »vorzugsweise« auch für die Frage des Standorts eine Rolle spielte. nach 1848 aufzunehmen. Neu war ein qualitatives Als wichtige Schweizer Stadt war Luzern nach 1848 Kriterium: In der Schweiz erschienene Druckschrif- Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 211 ten sollte die NB sammeln, »soweit für die Kultur leihen, sondern auch aufzubewahren. Im Jahre des Landes von Bedeutung«, neu auch die Möglich- 1946 wurden ungefähr 7000 Fr., d. h. 15 % unseres keit einer finanziellen Beteiligung an Helvetica- Anschaffungskredites, für diesen Zweck ausgege- Erwerbungen anderer Bibliotheken, sowohl ben.« geschlossener Sammlungen und ganzer Bibliotheken wie einzelner Werke. 1.16 Die Jahrzehnte nach 1931 brachten kleinere bauliche Veränderungen und betriebliche Anpas- 1.13 Im Zusammenhang mit der Gesetzesrevision sungen mit sich. 1959/60 wurden Sonderarbeits- kam auch das Projekt eines Schweizerischen räume und ein neuer Konferenzraum eingerichtet, Gesamtkatalogs zur Sprache. An der Landesaus- 1961 im Untergeschoss eine Kompaktanlage mit stellung 1914 war ein Modell dieses Nachweisinst- insgesamt 20,5 km Stellraum installiert, was – wie ruments aller ausländischen und der vor 1900 man annahm – eine Reserve für 15 Jahre darstellte. erschienenen schweizerischen Monographien in Ein Irrtum. Als das der NB unmittelbar benachbarte schweizerischen Bibliotheken zu sehen. Aber erst in PTT-Museum (heute Museum für Kommunikation) der Dezembersession 1927 genehmigte die Bundes- einen Neubau mit Tiefmagazinen errichtete, schien versammlung die notwendigen Mehrausgaben für der Zeitpunkt für eine unterirdische Erweiterung die Ausführung. auch der NB-Magazine günstig. Das Amt für Bun- 1.14 Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Neu- desbauten lehnte ab, so dass die Bibliothek immer bau für die NB dringend. In seiner Botschaft vom mehr zu Behelfsmassnahmen wie Auslagerungen in 6. August 1926 über den Ankauf eines entsprechen- teilweise weit entfernte Gebäude greifen musste. den Grundstücks schlug der Bundesrat ein Mehr- Die Lage stabilisierte sich einigermassen, als ihr zweckgebäude vor, das auch das Amt für geistiges 1984 ein Geschoss im neuen Tiefmagazin des Bun- Eigentum und das Statistische Bureau aufnehmen, desarchivs zugewiesen wurde; die Verbindung zur aber so geplant sein sollte, »dass im Bedarfsfalle die Ausleihe erfolgte durch eine Rohrpostanlage, die von den übrigen Verwaltungen benutzten Magazine damals in Europa das grösste Kaliber aufwies. ohne Schwierigkeiten von der Bibliothek belegt 1.17 Eine tief greifende Umgestaltung setzte 1989 werden können«. 1928 hiess das Parlament das ein mit der Eingliederung der NB und des Schwei- Projekt und das Kreditbegehren von 4,62 Mio. zerischen Landesmuseums, bisher selbständige Franken für den Neubau gut, der im September Ämter des Eidgenössischen Departements des 1931 bezogen und am 31. Oktober eingeweiht Innern, in das Bundesamt für Kultur. 1992 beriet wurde. das Parlament die Botschaft über eine Reorganisa- 1.15 Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs konsta- tion der NB; das daraus hervorgehende neue NB- tierte der Jahresbericht: »Dieses klare Gebäude aus Gesetz trat am 1. Juni 1993 in Kraft (s. Jahres- Beton, Eisen und Glas, das im Friedensjahr 1931 bericht 1993). Im Rahmen des Gesamtprojekts als ‹dernier cri› galt, scheint heute, durch die letzten »Reorganization for an Automated Management Fortschritte des Menschen, viel weniger ‹auf der System and Enhanced Services RAMSES« erfolgten Höhe zu sein›, als die alten Bauten mit den düsteren weitere Reorganisationsschritte: Informatisierung Sälen und gewölbten Untergeschossen.« 1945 der alphabetischen Katalogisierung, der Sach- beging die NB ihr 50-Jahr-Jubiläum. Eine Fest- erschliessung, der Datenbank-Abfrage und der Aus- schrift erschien, ein Bibliotheksfonds wurde ins leihe und Konvertierung der Zettelkataloge. Im Leben gerufen, zu speisen durch Bargeschenke und Zusammenhang mit einem umfassenden Bestands- Legate, durch Einsparungen beim jährlichen erhaltungprogramm wurde für die NB und das Bücheranschaffungskredit, durch den Ertrag aus Schweizerische Bundesarchiv in Wimmis/Spiez eine Benützungsgebühren und Bussen und durch den Papierentsäuerungsanlage gebaut, die als gemischt- Erlös verkaufter Dubletten. In etwas modifizierter wirtschaftlicher Betrieb auch für weitere Institutio- Form besteht dieser Fonds weiterhin. Er kam und nen arbeitet. Gemeinsam mit anderen Bibliotheken kommt ausschliesslich der Vermehrung der Samm- und mit Zeitungsverlagen begann die NB mit der lungen zugute. 1947 wurde der Ausleihe von Unter- systematischen Mikroverfilmung von Zeitungen haltungsliteratur ein Ende gesetzt; der Jahresbericht und beschaffte die technische Infrastruktur für die erklärt dazu: »Wenigstens ein Viertel der ausgelie- Digitalisierung »on demand« u. a. von Altbestän- henen Werke diente offensichtlich nicht mehr zu den. 1995 beteiligte sich die NB an der Gründung Studienzwecken. Am Schalter betrug dieses Verhält- von Memoriav, Verein zur Erhaltung des audiovi- nis sogar einen Drittel der abgegebenen Bücher. suellen Kulturgutes der Schweiz, der u. a. Memo- Diese unsere Ausleihtätigkeit hätte sich nur zum base betreibt, eine Datenbank mit Informationen zu Nachteil der wissenschaftlichen Forschung ent- 150.000 Dokumenten. Schliesslich wurden die wickeln können, der unsere Bibliothek in erster internationalen Beziehungen verstärkt v. a. durch Linie zu dienen hat. Andernteils zwang uns der Mitwirkung in der »Conference of European Natio- rasche Verschleiss gewisser Bücher zum Ankauf von nal Librarians CENL« und durch Beteiligung an zweiten, sogenannten Reserveexemplaren, da wir Programmen wie MALVINE, MACS usw. Seit 2000 die Aufgabe haben, die Bände nicht nur auszu- beschäftigt sich die NB im Rahmen des Projekts »e- 212 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern

Helvetica« mit der langfristigen Sicherung des digi- Bauarbeiten bedingten 1998 eine Verschiebung der talen Kulturerbes der Schweiz in einer repräsentati- Ausleihe ins erste Geschoss des Tiefmagazins und ven Auswahl, die zusammen mit den Verlagen, den die Auslagerung der übrigen Bibliotheksdienste und Kantons- und Universitätsbibliotheken und einzel- der BAK-Sektionen an externe Standorte; sie konn- nen Ämtern der Bundesverwaltung getroffen wird. ten ab Januar 2001 an die Hallwylstrasse zurück- Ende 2008 umfasste dieses Archiv 1406 Publikatio- kehren. nen (15.300 einzelne Dateien, entsprechend 7,91 1.21 Parallel dazu wurde von Mai 1998 bis Juni Gigabytes). 2000 nach Plänen von Mario Botta das Centre Dür- 1.18 Seit dem 1. Januar 2006 wird die NB mit renmatt Neuchâtel gebaut. 1989 hatte Friedrich einem Leistungsauftrag und Globalbudget geführt. Dürrenmatt (1921–1990) der Eidgenossenschaft Als sog. FLAG-Einheit hat sie damit einen etwas seinen literarischen Nachlass geschenkt und grösseren Spielraum und kann auf dem dynami- dadurch die Errichtung des Anfang 1991 eröffneten schen Informationsmarkt schneller reagieren als ein Schweizerischen Literaturarchivs (SLA) als Sektion herkömmliches Verwaltungsamt. Seit dem 1. Januar der NB bewirkt. Nun hatte Charlotte Kerr, zweite 2007 lautet der deutsche Name der NB »Schweize- Frau des Autors, dem Bund sein erstes Neuenburger rische Nationalbibliothek«. 2007 wurde der NB Wohnhaus übereignet und so die Voraussetzung das Eidgenössische Archiv für Denkmalpflege integ- geschaffen, Dürrenmatts Zeichnungen und Bilder riert. Es dokumentiert die von der Eidgenossen- an einem Ort zu vereinigen und der Öffentlichkeit schaft subventionierten Massnahmen im Bereich zugänglich zu machen. von Denkmalpflege, Ortsbildschutz und Archäolo- 1.22 Bei Aufnahme des Bibliotheksbetriebs 1895 gie, umfasst aber auch Sammlungen und Nachlässe waren in der NB vier Mitarbeiter tätig. Bis 1965 von architekturgeschichtlichem und fotohistori- wuchs der Bestand auf 61, bis 1995 auf 71,5 Stellen schem Wert. an; 2002 verfügte sie über 105,2, 2008 im Jahres- 1.19 Die Reorganisation betraf zu wesentlichen durchschnitt über 124 Vollzeitstellen. Nach der Teilen das Gebäude, wo nach der Zusammenlegung Organisationsstruktur von 2009 umfasst die NB die Direktion und Sektionen des Bundesamtes für Kul- Sektion »Sammlungen« (mit den Diensten »Erwer- tur die bisher vom Bundesamt für Statistik belegten bung«, »Periodika«, »Alphabetische Katalogi- Räume übernommen hatten. Auf Grund einer sierung«, »Sacherschliessung«, »Konservierung« Machbarkeitsstudie bzw. eines Masterplans wurde und »Magazine und Logistik«) und die Sektion 1991 einerseits entschieden, den bisherigen Stand- »Nutzung« (mit den Diensten »Ausleihe«, »Publi- ort beizubehalten, wurde andererseits ein Gesamt- kumsinformation«, »Fotografie und Reprografie«), konzept für die bauliche Sanierung der NB mit das Schweizerische Literaturarchiv und die Graphi- einem Planungszeitraum bis 2020 und einer Depot- sche Sammlung (mit dem EAD). Der Direktion kapazität von 125.000 Stellmetern erarbeitet. War unmittelbar unterstellt sind die Dienste »Finanzen/ zunächst vorgesehen, dem Parlament das Gesamt- Controlling«, »Ausbildung«, »Nationale und Inter- projekt in einer Vorlage zu unterbreiten, liess die nationale Kooperation«, »Marketing und Kommu- Verschlechterung der Finanzlage des Bundes ab nikation«, die Digitalen Dienste sowie das Centre 1992 ein etappenweises Vorgehen als angezeigt Dürrenmatt Neuchâtel. erscheinen. 1993 bewilligten die eidgenössischen 1.23 Im Jahr 1895 belief sich das Gesamtbudget Räte einen Verpflichtungskredit von 27,6 Mio. auf 15.000, 2003 auf 17,5 Mio. Franken; 2008 Franken für den Bau des Tiefmagazins Ost mit sie- betrug der Funktionsaufwand 32 Mio. Franken ben Geschossen, das, 1994 begonnen, 1997 bezo- (Funktionsertrag 0,3 Mio. Franken). Innert rund gen werden konnte. Hinsichtlich Bauqualität, Aus- 30 Jahren ist der Bestand der NB von rund 1,3 rüstung und Bewirtschaftung fand es grosse inter- Mio. auf 3,6 Mio. Einheiten im Jahr 2003 ange- nationale Beachtung. Nachdem Ende 2003 die wachsen und belief sich Ende 2008 auf 3,97 Mio. Regale mit der totalen Länge von 59.000 Laufme- Einheiten. tern gegenüber rund 40.000 im bisherigen »Bücher- turm« zu 95 % belegt waren, hiess das Parlament Entwicklung des Altbestands einen Kredit von 37,5 Mio. Franken für den Bau des Tiefmagazins West gut, das nach einer Bauzeit Rahmenbedingungen von vier Jahren im Frühling 2009 bezogen werden 1.24 Auswirkungen auf den Aufbau auch des konnte und auf vier Stockwerken 83 Kilometer Altbestands hatte und hat die Interpretation des Regelfläche bietet, was einer Raumreserve bis 2038 Begriffs »Helveticum«. Die Botschaft von 1893 entspricht. schloss »Drucksachen rein ephemerer Natur« 1.20 Für die Umnutzung des »Bücherturms« von (Plakate, Theaterzettel, Konzertprogramme, Fahr- 1930 zu einer erweiterten Publikumszone und für pläne usw.) aus: »Schon die Raumfrage verlangt die dringende Renovierung anderer Gebäudeteile eine kritische Sichtung.« Die Ordnung der NB bewilligten die eidgenössischen Räte 1996 einen vom 19. März 1900 fasste einen »für die allseitige Verpflichtungskredit von 35 Mio. Franken. Die Kenntnis schweizerischer Verhältnisse« relevanten Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 213

Bestand ins Auge, zu dem offenbar die Publikatio- E. Übersetzungen von Werken, die ausländische nen von Sportorganisationen nichts beitragen Staatsangehörige in der Schweiz geschaffen konnten und deshalb nicht gesammelt werden haben, in andere als die Landessprachen; sollten. Extensiv äusserte sich der Bundesrat 1926 F. Amtsdruckschriften der Gemeinden; in seiner Botschaft zum Bibliotheksneubau: »Von Anfang an ist der Begriff ‹Helvetica› mit Recht in G. Publikationen von Kirchgemeinden und weitem Sinn ausgelegt worden. Die Bibliothek religiösen Gemeinschaften; sammelt […] nicht nur die neueren und die älte- H. Publikationen von Unternehmen und Gesell- ren, in allen Sprachen geschriebenen Publikatio- schaften; nen, die unser Land betreffen, sondern sie sam- I. Software-Produkte wie EDV-Programme, melt auch die von schweizerischen Autoren Lernspiele, Expertensysteme und elektronische geschaffenen Originalwerke und Übersetzungen, Spiele; mögen sie in der Schweiz erschienen sein oder im Ausland, sowie alle schweizerischen Druckschrif- J. Fahrpläne, Telephonbücher und ähnliche ten von einiger Bedeutung. Ausser den im Buch- Personen- oder Adressverzeichnisse; handel veröffentlichten Werken und der Mehrzahl K. Flugschriften, Veranstaltungsprogramme. der schweizerischen Zeitungen und Zeitschriften 1.26 Von einem gewissen, zeitlich allerdings nur sind in ihren Beständen vereinigt: die amtlichen bis 1900 spürbaren Einfluss auf die Bestands- Drucksachen, Berichte und andere Veröffentlich- bildung war, dass man 1893 darauf verzichtet ungen von Vereinen, privaten und öffentlichen hatte, die NB über ein nationales Pflichtexemplar- Anstalten, Gelegenheitsschriften, Familienbücher Gesetz zu alimentieren. 1915 trat dann an Stelle und sonstige Privatdrucke, ferner Landkarten und eines entsprechenden gesetzlichen Erlasses die Ver- graphische Blätter dokumentarischen Charakters, einbarung zwischen NB und den beiden Organisa- wie Ansichten, Porträts, historische Szenen, Kari- tionen des Buchhandels, dem schweizerischen Buch- katuren, Trachtenbilder, Plakate etc., sowie end- händlerverein und der Société des libraires et édi- lich schweizerische Musikwerke. Nichts ist ihr teurs de la Suisse romande betreffend die Gratis- fremd, was unser Land und das Leben und Trei- lieferung der schweizerischen Verlagswerke, in ben unserer Mitbürger in Heimat und Fremde Kraft. Sie wurde 1961 erneuert und ist noch immer zum Gegenstand hat.« Das Gesetz über die NB in Geltung. Die Verleger sind also seit Jahrzehnten von 1992, das einerseits die zeitliche Grenze nach die treusten Sponsoren der NB, deren Gegenleistung rückwärts beseitigt und die Bibliothek für alle in der Herstellung der Nationalbibliographie und in Informationsträger öffnet, ermöglicht es anderer- der Bewahrung der schweizerischen Verlagsproduk- seits, Werke vom Sammelauftrag auszuschliessen, tion besteht. sofern eine andere Institution sie sammelt und öffentlich zugänglich macht oder wenn sie für die 1.27 Den Bestandsaufbau beeinflusste ferner der Schweiz von geringer Bedeutung oder nur für Grundsatzentscheid von 1893, der die Ergänzung einen beschränkten Kreis von Personen oder vor- nach rückwärts zwar als »eine Hauptaufgabe« wiegend für private Zwecke bestimmt sind. Noch bezeichnete, da eine schweizerische Nationalbiblio- einschränkender reglementiert die Verordnung thek im Bereich der Helvetica-Altbestände gegen- über die NB vom 14. Januar 1998: Dokumente, über bedeutend älteren Bibliotheken mit eindrückli- die sich nur teilweise auf die Schweiz oder auf cher Vergangenheit und ebenso eindrücklichen Personen mit schweizerischem Bürgerrecht bezie- Büchersammlungen einiges aufzuholen haben hen, die für die Kenntnis der Schweiz von gerin- würde, einen besonderen Kredit dafür aber nicht ger Bedeutung, die bereits in anderer Form oder vorsah: »Vielmehr soll nur gelegentlich durch Kauf auf anderem Träger im Bestand der NB vorhan- gesammelt werden. Vor allem aber soll die Biblio- den sind, braucht die NB nicht flächendeckend zu thek sich bestreben, durch Tauschverkehr mit ande- erwerben. ren Bibliotheken ihre Lücken zu ergänzen«, und sich um Schenkungen bemühen. 1.25 Punktuell gesammelt werden können: 1.28 Schliesslich wirkte sich die gesetzliche, bis A. Informationsträger, die sich nur teilweise auf 1992 mitgeführte Sammlungsgrenze 1848 auf die die Schweiz oder auf Personen mit schweize- Erwerbung von Althelvetica aus. Zwar zeigte 1922 rischem Bürgerrecht beziehen; ein Vergleich des NB- mit dem Helvetica-Katalog B. Informationsträger, deren Inhalt für die Kennt- der Bürgerbibliothek Luzern, dass hier 16.000 bis nis der Schweiz von geringer Bedeutung ist 16.500 Werke aus der Zeit vor 1848 vorhanden oder bereits in anderer Form zum Bestand der waren, die der NB fehlten. Das heisst aber nicht, Nationalbibliothek gehört; dass sich die NB strikt an die vorgegebene Grenze gehalten hätte. Sie konnte das schon deswegen C. unveränderte Neuauflagen; nicht, weil gerade Schenkungen oft Werke umfass- D. Sonderausgaben in aufwendiger Ausstattung, ten, die beidseits der Demarkationslinie lagen. wenn eine einfache Ausg. erhältlich ist; Andererseits wollten die Verantwortlichen der NB 214 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern auf Werke von nationaler Bedeutung nicht einfach Quantitativ sind verhältnismässig grosse Schwank- verzichten, weil sie vor 1848 erschienen waren. ungen zu beobachten: 1993 wurden 57 Titel ange- schafft, 1994 65, 2001 73, 1992 75, 1970 669, Sammelpraxis 1974 531, 1978 576. Dabei handelt es sich fast aus- 1.29 Die NB sammelt grundsätzlich nach dem schliesslich um Monographien; Zeitschriften und Prinzip der Nationalität (Suissitude, Swissness); ein graphische Blätter sind nicht berücksichtigt. Qualitätskriterium spielt dabei keine Rolle. Diese 1.34 Von Bestandsverlusten blieb die NB weit- Feststellung ist für den Altbestand insofern zu gehend verschont. Im Frühling 1985 wurde sie korrigieren, als die NB heute bei Neuanschaffungen allerdings von einem bis heute nicht aufgeklärten fehlender Althelvetica eine inhaltliche Schwer- Diebstahl betroffen, der sie mit 30 Titeln und insge- punktpolitik befolgt, in erster Linie also »klassi- samt 60 Bdn des 17. bis 19. Jhs um einen wertvollen sche« Werke und Autoren, Publikationen von Teil des Altbestands brachte; darunter waren haupt- nationaler historischer und kulturhistorischer sächlich Werke mit Ortsansichten, aber auch ein Bedeutung erwirbt. Die Durchsicht von Antiqua- Exemplar von Petermann Etterlins Kronika (Basel riats- und Auktionskatalogen, die diesem Zweck 1507). dient, erfolgte und erfolgt relativ systematisch. So hält der Jahresbericht von 1961 fest: »Bei den Bemühungen, unsere Sammlungen von Drucken vor Grössere Zuwachsschritte 1900 zu vervollständigen, wurde der Akzent auf 1.35 Eine erste bedeutende Ergänzung nach rück- den Erwerb von historischen Broschüren des 19. wärts stellte der Kauf der Bücher- und Blätter- Jahrhunderts gelegt. Wir waren jedoch auch sammlung von Fritz Staub (1826–1896), Begründer bestrebt, die Literatur betreffend die Schweizer im des Schweizerischen Idiotikon,dar.Inseiner Ausland oder Ausländer, die in der Schweiz wohn- Finanzierungsbotschaft von 1897 vermittelte der ten, zu ergänzen sowie auch deren eigene Publika- Bundesrat dem Parlament ein sehr genaues Bild tionen.« dieses Nachlasses. Zugrunde lag ein Bericht von 1.30 Gesteuert wurde und wird der Erwerb von Hermann Escher (1857–1938), Direktor der Stadt- Althelvetica durch die Höhe des Anschaffungs- bibliothek Zürich, Prof. Johann Graf, Präsident der kredits. Für die Jahre 1961 bis 1963 nennen die Bibliothekskommission und der Centralkommission Jahresberichte auch die verfügbaren Kredite: 3000, für schweizerische Landeskunde, und NB-Direktor 2500 und 1950 Franken. Heute stehen jährlich Johannes Bernoulli, die das Eidgenössische Depar- rund 50.000 Franken zur Verfügung. Wenn die tement des Innern beauftragt hatte, die Sammlung Bibliothek mehrfach davon abgesehen hat, renom- zu beurteilen und zu schätzen. mierte Helvetica-Sammlungen aus privatem Besitz 1.36 Unter der Kategorie »Druckschriften« fassten zu erwerben, die an sich gut ins Sammlungs- die Experten Bücher, Broschüren, Vereinsberichte, programm gepasst hätten, spielten finanzielle Über- Neujahrsblätter, Kalender, Einblattdrucke (Man- legungen also durchaus eine Rolle, aber auch der date) und Flugblätter zusammen (22.236 Einheiten, Wunsch oder die Notwendigkeit, Duplikate zu ver- Schätzpreis 7906 Franken). Sie billigten ihr nicht meiden. Aus diesem Grund verzichtete die NB z. B. die erwartete Bedeutung zu: Staub habe wenig 1971 auf den Kauf der Bibliothek von Gavin R. de systematisch gesammelt, die einzelnen Gebiete seien Beer, Verfasser der Standardwerks Travellers in sehr ungleich ausgestattet, nur Schweizer Reisen Switzerland (London, New York, Toronto 1949). und Schweizer Biographien besser vertreten. Immer- 1.31 Es ist unvermeidlich, dass Althelvetica nicht hin stiessen sie auf einige wertvolle, sogar seltene angeschafft werden, weil man sie nicht als solche Drucke. Auch der Bestand an Zeitschriften erschien identifiziert. Künftig sollen erkannte Desiderate, ihnen von geringerem Wert, die Sammlung von auch Althelvetica, im Helveticat signalisiert werden, Neujahrsblättern reichhaltig, aber nicht lückenlos. so dass gewissermassen ein Katalog der Lücken zur »Die Kalendersammlung, die der Besitzer als ein Verfügung stehen wird (s. dazu den Jahresbericht Hauptstück seiner Sammlung betrachtete, ist als gut 1994). zu bezeichnen und gehört zu den grössten derarti- gen Sammlungen.« Besonders erwähnenswert fan- 1.32 Statistisch unterschied die NB anfänglich nur den die Experten 350 Einblattmandate aus dem zwischen Werken, die im Berichtsjahr, und solchen, 18. Jh. In der Gruppe »Karten und Pläne, Panora- die früher erschienen waren. Erst von 1918 an men, Ansichten, Porträts, Trachten, bildliche Dar- führen die Jahresberichte die wichtigsten neu stellungen zur Schweizer Geschichte, von Festen erworbenen Althelvetica einzeln auf, namentlich und Umzügen, humoristische Bilder, Naturkundli- Monographien und graphische Blätter, und erst von ches« (73.060 Einheiten, Schätzpreis 16.021 Fran- 1966 an wird die Zahl der Neuzugänge mit Erschei- ken 5 Rappen) erblickten sie den wertvollsten Teil nungsdatum vor 1900 in der veröffentlichten des Nachlasses, hauptsächlich wegen der älteren Zuwachsstatistik der NB angegeben. Schweizerkarten und schweizerischen Handkarten 1.33 In den letzten 30 Jahren ist der Althelvetica- bis 1860, den Panoramen, namentlich aber wegen Bestand um total 10.899 Einheiten gewachsen. der Ansichten. Beifall fanden auch die schweize- Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 215 rischen Porträts und, als »bedeutsam und wert- Württemberger, der ab 1856 in Graubünden, voll«, die Illustrationen zu Festen und Umzügen: zuletzt an der Kantonsschule in Chur, als Lehrer Zürcher Sechseläuten, Basler Fastnacht, Fête des tätig gewesen war. vignerons usw. »Kupferwerke« und »Blätter einzel- ner schweizerischer und ausländischer Künstler« 1.39 1922 gelangte die rund 1100 Nummern zäh- (434 Einheiten) schätzte die Kommission auf 2718 lende Kalendersammlung von Heinrich Angst Franken 50 Rappen, »Handschriften und Hand- (1847–1922), 1892 bis 1903 erster Direktor des zeichnungen« (132 Einheiten) auf 870 Franken, Schweizerischen Landesmuseums, in die NB und im wobei als »Stücke von Wert« »ein Kalendarium mit gleichen Jahr aus dem Schloss Hüningen zum Preis hygienischen Anweisungen aus dem 14. oder 15. von 1500 Franken die Bibliothek von May, rund Jahrhundert und ein Fahnenbuch aus dem 16. Jahr- 1650 Bde, darunter 12 Bde von Merians Topogra- hundert mit 44 schön kolorierten Pannern« hervor- phien aus den Jahren 1642–1659 und vier Bde des gehoben wurden. Insgesamt waren den Schätzern Theatrum Europaeum (1635–1643). 1923 folgte die 97.262 Einheiten 28.963 Franken 55 Rappen ein Teil der Bibliothek von Philippe Godet (1850– wert. 1922), Homme de lettres, Vater des ersten NB- Direktors Marcel Godet; diese Bde füllten Lücken 1.37 Der Bundesrat befürwortete den Ankauf im Bestand an Literatur der französischen Schweiz. wegen des »grossen Reichtums an literarischen und Ebenfalls 1923 gelangten einige 100 Bde der Kunsterzeugnissen«, die gerade für die NB in Schlossbibliothek Spiez hierher, darunter ein Betracht kamen. Es könne allerdings nicht davon Exemplar von Luthers Übers. des Neuen Testa- die Rede sein, ihr »das Ganze« zuzuweisen, sondern ments, »getruckt und verlegt durch Jacob Anthoni es sei nach dem Bundesbeschluss von 1894 zu ver- Vulpi« (Bern 1700), die auf behördliche Verfügung fahren und für Werke, die wegen Inhalt oder Her- eingestampft worden war. 1924 kaufte die NB 9 kunft weder in die NB noch in die Bürgerbibliothek Bde von Merians Theatrum Europaeum »in Luzern passten, »eine angemessene Verwendung zu gepresstem Schweinsleder« sowie 25 Bde der Topo- suchen«. Geboten wurden den Erben 25.000 Fran- graphien Merians. 1927 erwarb ein Konsortium, ken, ein Preis, der »im Hinblick auf die Reichhaltig- bestehend aus NB, Zentralbibliothek Zürich, keit der Sammlung immer noch als ein billiger Schweizerischem Alpenclub und einer Privatperson, bezeichnet werden« dürfe. Weitere 5000 Franken zum Preis von 30.000 Franken die 21.000 Bde wurden »für Deckung der Kosten des Transportes umfassende Büchersammlung des »Alpen- nach Bern, für Sichtung und Scheidung der einzel- historikers« William Augustus Brevoort Coolidge nen Bestandteile und Katalogisierung« vorgesehen. (1850–1926), Pfarrers der anglikanischen Kirche, Der Kauf kam durch Bundesbeschluss vom 13./ der zwischen 1860 und 1900 in den schweize- 20. April 1898 zu Stande, und schon im Mai wurde rischen, französischen und italienischen Alpen etwa die Sammlung nach Bern gebracht. Da der Bundes- 1750 Besteigungen durchgeführt, ab 1885 in rat ausdrücklich »auf ein Abkommen mit der Grindelwald gelebt und 1908 den Dr. phil. h.c. der Leitung des schweizerischen Idiotikons Bedacht« Universität Bern erhalten hatte. Was die Konsor- genommen hatte, »das demselben den ferneren tiumspartner nicht behielten, wurde liquidiert. Gebrauch des der schweizerischen Dialektforschung dienenden Teils der Sammlung« sicherte, blieben 1.40 1932 kam die Bibliothek des Volkslied- die auf 1448 Franken taxierten rund 1400 Bücher, forschers Arthur Rossat (1859–1918), Prof. für Serien, Blätter und Ausschnitte, die Fritz Staub »für französische Literatur an der Universität Basel, Ver- seinen und seiner Mitarbeiter Handgebrauch im fasser der Chansons populaires de la Suisse Bureau des Idiotikons liegen hatte«, an Ort und romande (Basel 1917), in die NB, 1943/44 waren es Stelle. Eine erhebliche Anzahl Bde gingen an die 50 Basler Dissertationen des 18. Jhs und 43 Bro- Bürgerbibliothek in Luzern. Der grösste Teil fiel der schüren zu den Anfängen der Homöopathie in der Landesbibliothek zu, nämlich 5000 Nummern oder Schweiz, 1945/46 verschiedene Drucke des 16. Jhs, 11.199 Stücke, und von den 35.000 »Kunstblättern z. B. von Robert Estienne und Christoph Frosch- und Tafelwerken«, die die NB 1905 zählte, stamm- auer, und 1945/46, als Ergänzung eines schon vor- ten 24.300 aus der Sammlung Staub. handenen Bestands gleicher Herkunft, die Biblio- thek Félix Bovets (1824–1903), des Direktors der 1.38 Weitere grössere Zuwachsschritte folgten Stadtbibliothek Neuchâtel, Leiters der Bildungs- 1897 mit der Sammlung von Eisenbahn- und Bank- anstalten in Grandchamp, Prof. für französische schriften, die Friedrich von Taur (eigentlich Freiherr Literatur, dann für Hebräisch und Altes Testament Friedrich Hiob Erdmann von Rothkirch und in Neuchâtel. 1951/52 erhielt die Bibliothek rund Panthen, 1826–1886), Verfasser volks- und ver- 300 Werke von und über Goldoni aus dem Besitz kehrswirtschaftlicher sowie statistischer Publikatio- von Lola Lorme (1883–1964), der österreichischen nen, zusammengetragen hatte, und 1902 mit der Dramatikerin und Goldoni-Übersetzerin, die durch 13.000 Nummern umfassenden, in der Festschrift Kriegseinwirkung 1945 erblindet war und seit 1948 der NB von 1945 gewürdigten Rätischen Bibliothek in Bern lebte, 1955/56 im Rahmen eines grösseren von Karl Friedrich Hörrmann (1835–1905), einem Konvoluts u. a. Widmungsexemplare Juste Oliviers 216 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern

(1804–1864), Prof. für Geschichte in Neuchâtel institutionengebundene Sammlungen, Schenkungen und Lausanne und Mitarbeiter der Revue des mit der Auflage geschlossener Bewahrung und Deux-Mondes in Paris, und Philippe-Sirice (Doyen) Deposita hinzu. Die differenzierende und komparti- Bridels (1757–1845), Pfarrers der Französischen mentierende Sammlungsstruktur bildet sich zumin- Kirche in Basel, in Château-d’Œx und Montreux, dest teilweise noch heute im Organigramm der NB Mitglied der Helvetischen Gesellschaft, Herausge- ab und wird hier übernommen (s. den Inhaltsüber- ber der Étrennes helvétiennes und des Conservateur blick). suisse. 2.3 Im Bereich der Monographien war das Jahr 1.41 Als spektakuläre Bereicherung zu erwähnen 1900 für die NB gegebene Grenze, einen Alt- und ist die Kleinmeister-Sammlung Rudolf und Anne- einen Neubestand zu unterscheiden: einmal durch marie Gugelmann, die Annemarie Gugelmann physisch getrennte Aufstellung, dann aber auch (1917–1986) 1982 der NB übergab. Sie umfasst durch unterschiedliche Signatur. Monographien mit heute 2000 graphische Einzelblätter, 320 Alben Erscheinungsjahr ab 1900 erhielten als »Novitäten« und Blattfolgen und über 130 Bücher mit Original- die Signatur N und wurden im Bibliographischen graphik sowie einige Ölbilder von Mitte des 18. bis Bulletin, das ebenfalls 1900 zu erscheinen begann, Mitte des 19. Jhs. Die 1988 gegründete Stiftung angezeigt. Graphica Helvetica ergänzt die Sammlung durch Käufe und trägt zu ihrer weiteren Erschliessung bei. 2.4 Die »alten« Monographien wurden zunächst nach inhaltlichen Gesichtspunkten gegliedert in die Gruppen »Geschichte und Geographie«: Signatur 2. BESTANDSBESCHREIBUNG A; »Literatur und Kunst«: Signatur L; »Natur- Allgemeines: wissenschaften«: Signatur L Nat; »Theologie und Quellen. Aufstellung, Signaturen und Kataloge. Philosophie«: Signatur L Theol; »Recht, Volkswirt- Umfang und Vollständigkeit. Provenienzen schaft und Militär«: Signatur G. Diese Gruppen blieben weiter bestehen, wurden aber nur noch 2.1 Die Angaben basieren auf dem Online-Katalog gelegentlich alimentiert. Innerhalb der Gruppen Helveticat, auf Messungen am Standort, die Noël waren die Titel vor 1900 nach dem Alphabet der Menoud Anfang 1998 durchgeführt hat, auf Verfasser geordnet. Neuerwerbungen wurden einge- Recherchen in den topographischen Katalogen bzw. schoben. Individuelle Zahlensignaturen erhielten im alphabetischen Althelvetica-Katalog und in den die Werke erst im Zusammenhang mit der Herstel- gedruckten Katalogen. Quellen sind ferner die lung gedruckter Bereichskataloge, von denen aller- Zugangsjournale, deren Angaben sich im Wesentli- dings nur derjenige der Abteilung A erschienen ist: chen mit denjenigen der topographischen Kataloge Catalog der Schweizerischen Landesbibliothek in decken, die Jahresberichte, die Festschrift der NB Bern. Abteilung A: Geschichte, Geographie und von 1945 sowie Spezialverzeichnisse, Sekundär- Landeskunde. Alphabetisches Verzeichnis der bis literatur über einzelne Sammlungsteile und Aus- 1900 erschienenen Druckschriften (2 Bde, Bern stellungskataloge. Nicht in Betracht kommen die 1910). Der Katalog der Signatur L (Literatur) Bibliographie der schweizerischen Landeskunde gedieh bis zu einem Umfang von 4196 Titeln; die und die von der NB herausgegebenen Fachbiblio- 125 abgezogenen Druckbogen wurden aber nie graphien zur Schweizer Geschichte, zu den Natur- gebunden. Auch ein gedruckter Katalog der Publi- wissenschaften, zur deutsch- und französisch- kationen in schweizerdeutschen Mundarten, die sprachigen Literatur der Schweiz. Sie beginnen erst sich beim Kauf der Sammlung Staub in den Redak- nach 1900 zu erscheinen und erfassen in aller Regel tionsräumen des Idiotikon in Zürich befanden und das aktuelle Schrifttum. Nicht berücksichtigt wer- befinden, blieb in der Form unaufgeschnittener den gemäss Anlage des Handbuchs Ansichten, Bogen liegen und ist noch in wenigen Exemplaren Plakate, Fotografien, Ansichtspostkarten, Stamm- erhalten. Eine Veröffentlichung des Katalogs er- bücher, insbesondere die 1935/36 von der NB übrigte sich wohl auch deswegen, weil dieser erworbenen 74 Stammbücher aus dem 16. bis 19. Jh Bestand nicht allgemein zugänglich war. der Sammlung Girtanner, sowie die Kernbestände des Schweizerischen Literaturarchivs. 2.5 Kurz nach 1910 ging man dazu über, den neu 2.2 Von Anfang an wurde der Gesamtbestand der erworbenen Althelvetica die Einheitssignatur A zu NB nach bibliothekarischer Gepflogenheit in Grup- geben und sie ohne Rücksicht auf ihren Inhalt der pen eingeteilt. Dabei waren verschiedene Kriterien, Gruppe A zu integrieren. Auch die anfänglich teilweise kumuliert, massgebend: Erscheinungs- getrennten Monographien-Kataloge wurden in weise / Periodizität (Monographien bzw. fortlaufen- einen einzigen zusammengezogen. Ähnlich wurde des Schrifttum), Urheber (Amtsdruckschriften, Ver- später für die Zeitschriften die Einheitssignatur P eins- [einschliesslich Hochschul-]schriften), Auf- eingeführt und ein einziger Zeitschriftenkatalog zeichnungs- und Erscheinungsform, Träger (Druck, gebildet; weiterlaufende Organe mit Ersterschei- Handschrift, Bild einschliesslich Kartenbild, nungsjahr vor 1900 verblieben in den ursprüngli- Tonaufzeichnung). Später kamen personen- bzw. chen Abteilungen. Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 217

2.6 Eine sprachbezogene Unterteilung oder Zuwei- Bibliotheca De Riedmatten«; Jean-Jacques Rous- sung fand und findet in keiner der Bestandsgruppen seau, Du Contrat social ou principes du droit poli- statt, es sei denn mittelbar, d. h. durch die Aufstel- tique (2 Bde, Paris 1792): »Ex-Libris Dunbar«, lung der Vereins- und Amtsdruckschriften nach Discours sur l’origine et les fondements de l’inéga- Kantonen bzw. Gemeinden. lité parmi les hommes (Amsterdam 1759): »Ex-Lib- ris C. Horwitz«, Emile, ou de l’éducation (2 Bde, 2.7 Der historische Bestand lässt sich in gerunde- Genève 1780): »Ex-Libris Constant de Rebecque«, ten Zahlen folgendermassen quantifizieren: Rousseau juge de Jean-Jacques (Londres d. h. 100.000 Monographien, 3000 Zeitschriftentitel Lausanne 1780): »Ex-Libris J. L. Robillard«; Jean- (30.000 Bde), 600 Zeitungstitel (5200 Bde), 760 Jacques Rousseau, recte William Combe Letters of Kalender (6000 Bde), 73 Neujahrsblätter (300 an Italian nun and an English gentleman (London Bde), 140 Adressbücher, 36.000 Amtsdruckschrif- 1784): »Ex-Libris E. Picairn«. Gemäss Besitzer- ten (Einzeldokumente), 3000 Mandate, 125.000 vermerk stammen verschiedene Exemplare von Vereinsschriften (Einheiten), 10.000 Musikalien, Werken des Arztes und populärphilosophischen 3000 Karten, 350 Bibliotheks- und buchkundliche Essayisten Johann Georg Zimmermann aus dem Werke, 4100 Werke in den Sondersammlungen. Nachlass des Hispanisten und Schriftstellers 2.8 Weil für die schweizerische Buchproduktion Edmund Dorer (1831–1890). Dorer plante eine Bio- einigermassen gesicherte Angaben erst seit 1871 graphie Zimmermanns; das Manuskript (in der vorliegen, der Schweizerische Gesamtkatalog nur Stadtbibliothek Baden) stand Conrad Ferdinand eine titelbezogene Suche zulässt und gedruckte Meyer für seinen Essay Kleinstadt und Dorf um die Bibliothekskataloge wegen Bestandsschwankungen Mitte des vorigen Jahrhunderts zur Verfügung. Wo und unterschiedlicher Zählweise nur bedingt zuver- es sich um grössere Sammlungen handelt, die die lässige Recherchen erlauben, kann der Altbestand NB geschlossen erwarb oder erhielt, sind zumindest kaum sinnvoll zur Gesamtheit der in der Schweiz die unmittelbaren Vorbesitzer bekannt, so im Fall und über die Schweiz publizierten Titel in der Sammlungen Staub, Hörrmann, Taur, der Heils- Beziehung gesetzt werden. Vier Vergleichszahlen armee-Bibliothek, der Sammlungen Lüthi, Coolidge seien immerhin angeführt. Die kommentierte und Desai. Bibliographie Idea bibliothecae Helveticae des Ber- 2.10 Eine retrospektive Durchsicht des Altbe- – ner Juristen Isaak Gottlieb Walther (1738 1805), stands, um Provenienzen festzustellen, wäre sehr die der Verleger Walthard in Bern 1782 publizierte, zeitaufwendig, ebenso eine Kontrolle der oft wort- nennt rund 560 Titel, die die Schweiz betreffen; kargen Eingangsjournale. davon sind heute 330 in der NB nicht vorhanden. 1893, im Vorfeld der Gründung der NB, hatte die Stadtbibliothek Zürich, gestützt auf den gedruckten Monographien Katalog von 1864, ihre Helvetica gezählt, um die These zu widerlegen, die Luzerner Bürgerbibliothek Zeitliche und sprachliche Schichtung verfüge in der Schweiz über den ausgedehntesten 2.11 Für die zeitliche bzw. sprachliche Zugehörig- Bestand, und errechnete ein Total von 42.000 keit der historischen Monographien ergab eine Titeln. 1898 bezifferte die Bürgerkorporation Abfrage der CD-ROM Helveticat 1997 und eine Luzern im Hinblick auf eine Übernahme ihrer Abfrage 2003 des Katalogs selbst folgende Befunde: Bibliothek durch den Bund deren Bestand mit rund Aus dem 15. Jh waren 19/22 Titel vorhanden, aus 60.000 Bdn bzw. 25.000 Titeln katalogisierter, dem 16. Jh 721/685 Titel, aus dem 17.Jh 2690/ rund 1500 Bdn unkatalogisierter Helvetica, 89 2015 Titel, aus dem 18. Jh 13.910/11.352 Titel, aus Inkunabeln und 2700 Kalendern. Ein aktueller dem 19. Jh 113.894/100.414 Titel, insgesamt also Überblick über die Althelvetica-Bestände anderer 131.238 bzw. 114.488 Titel. Davon sind in Schweizer Bibliotheken und damit eine weitere deutscher Sprache verfasst 70.000/65.954 Titel, in Annäherung an das Gesamtvolumen dürfte sich nun Französisch 43.000/38.944 Titel, in lateinischer zumindest teilweise aus entsprechenden Angaben in Sprache 5000/4051 Titel, in Englisch 3700/2066 den Schweizer Bdn des Handbuchs ergeben. Titel, in Italienisch 3000/2717 Titel, in einem bünd- 2.9 Die Herkunft der einzelnen Althelvetica ist nerromanischen Idiom 800/715 Titel und in einer nie systematisch erhoben worden. Der sonst in anderen Sprache 1500/41, was ein Total von mancher Hinsicht aufschlussreiche erste Zettel- 126.300/114.488 Titeln ergibt. Die Differenz zwi- katalog des Altbestands erweist sich als nicht schen den Erhebungen von 1997 und von 2003 sehr ergiebig, wie Stichproben für Johann Jakob erklärt sich daraus, dass die Datenbank bei der Bodmer, Carl Victor von Bonstetten, Philippe- Migration auf eine spätere Generation des von der Sirice Bridel, Erasmus, Stefano Franscini, Jean- NB eingesetzten Virginia Tech Library System Jacques Rousseau und Johann Jacob Scheuchzer VTLS gereinigt wurde. Sie erklärt sich aber auch zeigen; auf rund 500 Titelkarten entfallen aus der Unschärfe im Bereich der Rubrik »andere folgende Besitzervermerke: D. Erasmi Roterodami Sprachen«, die 2003 nur noch auf Publikationen in de contemptu mundi epistola (Köln 1523): »Sum altgriechischer und hebräischer Sprache Anwen- 218 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern dung fand. Insgesamt dürfte die neuere Erhebung zianischen Staatssekretärs Marino Sanuto (58 Bde, zutreffender sein. Venedig 1879–1903) und eine Reihe von Schweizer 2.12 Die Titel vor 1900 verteilen sich folgender- Reisebeschreibungen amerikanischer und englischer massen auf die Jhe und Sprachen: Aus dem 15. Jh Autoren des 16. bis 19. Jhs, z. B. George Keates The sind 3 deutsche, 18 lateinische und 1 italienischer Alps (London 1763). Titel vorhanden. Aus dem 16. Jh sind vorhanden 2.15 Der thematische Rahmen der Abteilung A 417 lateinische, 195 deutsche, 41 französische, 21 wurde aus einem praktisch-finanziellen Grund italienische, 5 griechische, 5 hebräische, 4 bündner- erweitert: Da der Druck der zugehörigen Katalog- romanische und 2 englische Titel (685). Ins 17.Jh bände gefährdet war, sollte möglichst viel Material fallen 2015 Titel, 893 lateinische, 667 deutsche, auch aus anderen Abteilungen aufgenommen wer- 291 französische, 79 bündnerromanische, 67 italie- den. Dazu bemerkt das Vorwort des Katalogs: »Die nische, 12 englische, 4 griechische und 2 hebräi- Abteilung begreift nun, wie die vorliegenden zwei sche. Mit Erscheinungsjahren im 18. Jh wurden Bände beweisen, nicht nur geschichtliche, geogra- 11.352 Titel gezählt, 5186 deutsche, 3814 französi- phische und landeskundliche Werke im strengsten sche, 1684 lateinische, 314 italienische, 178 engli- Sinn des Wortes in sich, sondern es wurden ihr sche, 170 bündnerromanische, 5 griechische und 1 auch aus anderen Wissensgebieten, z. B. Natur- und hebräischer. Aus dem 19. Jh stammen 100.414 Literaturgeschichte, Theologie u. s. w., eine ganze Titel, 59.903 deutsche, 34.798 französische, 2314 Reihe von Schriften zugewiesen, die sich ihrem italienische, 1874 englische, 1039 lateinische, 462 Inhalt nach mehr oder weniger mit den Begriffen bündnerromanische, 22 griechische und 2 hebräi- Geschichte, Geographie und Landeskunde be- sche. Prozentual verteilt sich der Gesamt-Alt- rühren. Hierher zählen Werke über die Fauna, Flora bestand folgendermassen (gerundete Zahlen): Aus und Geologie der Schweiz und ihre Grenzgebiete, dem 15. Jh stammen 0,01 % des Bestands, aus dem historische Volkslieder und Spottgedichte, künstler- 16. Jh 0,6 %, aus dem 17.Jh 1,76 %, aus dem 18. Jh ische und literarische Monographien mit aus- 9,9 % und aus dem 19. Jh 87,7 %. gesprochen biographischem Charakter, Leichen- 2.13 Die verschiedenen Sprachen sind in absoluten und Standreden, Predigten und andere Sermone, die bzw. Prozentzahlen folgendermassen am Gesamt- bei Anlass von Elementarkatastrophen, Feuers- Altbestand beteiligt: Deutsch mit 65.954 Titeln brünsten, Kircheneinweihungen, an historischen (57,6 %), Französisch mit 38.944 Titeln (34 %), Gedenktagen etc. gehalten wurden oder die an die Latein mit 4051 Titeln (3,5 %), Englisch mit 2066 politischen Zeit-Ereignisse anknüpfen und somit als Titeln (1,8 %), Italienisch mit 2717 Titeln (2,3 %), geschichtliche Quellen in Betracht fallen.« Daraus Bündnerromanisch mit 715 Titeln (0,6 %), Grie- erklärt sich auch, warum, wie erwähnt, die Signatur chischmit36Titeln(0,3%),Hebräischmit15 A schon bald für fast alle neu eintreffenden Alt- Titeln (0,1 %). helvetica verwendet wurde. Heute finden sich hier Werke unterschiedlichster Wissensgebiete. Der Theologie zuzurechnen sind u. a. Gregor des Gros- Die einzelnen Signaturengruppen sen Moralia seu expositio in Jobum (Basel 1472), das Missale ad usum Lausannensem (Lausanne Signatur A 1493), die erste gedruckte Ausg. des Koran (Basel 2.14 37.000 Bde (740 Lfm). Die Abteilung, ali- 1542/43) in der lateinischen Übers. von Theodor mentiert u. a. durch die Sammlung Staub, umfasste Bibliander oder Sebastian Meyers, des Strassburger zunächst Werke, die für die Kenntnis der Schweiz, Theologen und Berner Pfarrers, Von dem pfründt im engeren Sinn, ihrer Geographie und Geschichte, marckt der Curtisanen und Tempelknechten (Basel wichtig sind, z. B. die Chroniken von Petermann 1521). Aus dem Bereich der Philosophie sind zu Etterlin (Basel 1507) und von Johannes Stumpf (2 nennen Rodericus Zamorensis’ (Rodrigo Sanchez Aufl., Zürich 1548, 1606), Sebastian Münsters de Arevalo) Speculum vitae humanae (Beromünster Kosmographie (Basel 1561), Matthäus Merians 1473), Erasmus von Rotterdams Adagiorum chili- Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Vallesiae (Basel ades tres, ac centuriae fere totidem (Basel 1513), 1642), sein Theatrum Europaeum (Basel, begin- Isaac Casaubons Notae ad Diogenis Laërtij libros nend 1618, von den Erben fortgeführt bis 1718), de vitis, dictis & decretis principum philosophorum die Topographien und Biographien von David Herr- (Morges 1583), Jean-Jacques Rousseaus Emile ou liberger,z.B.derSchweitzerische Ehrentempel (2 l’éducation (Erstausgabe, La Haye 1762) oder Teile, Zürich, Basel 1748–1758) und Beat Fidel Johann Jakob Bachofens Mutterrecht (Erstausgabe, Zurlaubens Tableaux de la Suisse (2 Bde, Paris Stuttgart 1861). Medizinische Werke sind 1780–1788, mit 310 Illustrationen, die in den Theophrastus Paracelsus’ VondemBadPfeffers gewöhnlichen Exemplaren nicht vorkommen). (Strassburg 1571) oder Jean-Jacques Mangets Einen Schwerpunkt bildete die Alpenliteratur, die Traité de la peste (Genf 1721). Die Gattung »Reise- 1927 v. a. durch Werke aus der Bibliothek des Reve- berichte und Landesbeschreibungen« vertreten rend Coolidge bereichert wurde. Aus diesem Kauf Hans (Johann) Jacob Ammann, genannt der stammenauchdieDiarii (1496 bis 1533) des vene- Thalwyler Schärer, mit der Reiss In das Gelobte Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 219

Land (Zürich 1678), Alessandro Voltas Relazione Exemplaren gedruckt, die Originalausgabe von Wil- di un viaggio letterario nella Svizzera (Milano liam Beckfords Vathek (Lausanne 1787), Des Herrn 1827), James Fenimore Coopers Sketches of Göthes sämtliche Werke (Biel 1775), die Erstaus- Switzerland (Erstausgabe, 2 Bde, Philadelphia gabe von Xavier de Maistres Voyage autour de ma 1836), Samuel Butlers Alps and Sanctuaries of Pied- chambre (1794/95), mit Verlagsort Turin, aber in mont and the Canton Ticino (London 1882). In die Lausanne erschienen. Naturwissenschaften fallen Johann Bauhins Historia plantarum universalis, nova, et absolutis- Signatur L Nat sima (3 Bde, Yverdon 1650/51) oder Jakob Bernoullis Conamen novi systematis cometarum 2.19 6000 Einheiten (5,5 Lfm) aus dem Gebiet der (Amsterdam 1682). Alle Disziplinen bezieht Fortu- Naturwissenschaften, Medizin und Mathematik. nato Bartolomeo de Felices Encyclopédie ou Dic- Die Abteilung umfasst Werke von Schweizer Natur- tionnaire Universel Raisonné des Connaissances forschern wie Conrad Gessner, Albrecht von Humaines ein (42 Text-, 6 Supplement-, 10 Tafel- Haller, Augustin-Pyramus de Candolle und Marc- bände, Yverdon 1770–1779). Auguste Pictet. Erwähnenswert sind beispielsweise Marie Sibylla Merians Erucarum ortus alimentum 2.16 Anders als die Abteilung A haben die folgen- et paradoxa metamorphosis (Amsterdam 1718; mit den vier Signaturengruppen ihren spezifischen anderem Titel und anderen Tafeln als die inhaltlichen Charakter weitgehend behalten. Exemplare in Basel und Zürich) und von Louis Signatur G Agassiz neben den Recherches sur les poissons fossiles (5 Bde, Neuchâtel 1833–1843) seine in 2.17 Die Abteilung umfasst 25.000 Bde (470 Lfm) Boston, London, New York und Halle veröffent- aus dem Gebiet »Recht, Sozialwissenschaft, Militär, lichten Werke. Erziehung, Alltagsleben«. Sie fusste anfänglich auf Werken einerseits aus der Sammlung Staub, ande- Signatur L Theol rerseits aus der Bibliothek des Strafrechtlers Carl Stooss (1849–1934). Zahlreiche Publikationen 2.20 15.000 Bde (600 Lfm) aus den Bereichen kamen direkt von den ausgebenden Verwaltungs- »Theologie«, »Philosophie« und »Pädagogik«. stellen, vom Eidgenössischen Volkswirtschafts- Neben Veröffentlichungen religiöser Bewegungen departement beispielsweise Schriften zu landwirt- und Freikirchen stehen Werke aus Kloster- schaftlichen Fragen, von den Staatskanzleien kanto- druckereien wie die Erbauungsschrift von Anselm nale Gesetze, Gesetzes- und Verfassungsentwürfe. Bisling Mons Thabor sive solitudo exercitiorum Beispiele für bedeutende Werke in dieser Gruppe spiritualium (revidierte und vermehrte Aufl., Ein- sind die französische Übers. von Cesare Beccarias siedeln 1682), von Abt Coelestin Sfondrati die Dei delitti e delle pene: Traité des délits et des pei- Innocentia vindicata (St. Gallen 1695) und die nes, 1766 auf Rat des Historikers und Schriftstel- Gallia vindicata (St. Gallen 1742), von Jean Calvin lers Vinenz Bernhard von Tscharner in kleiner Aufl. die Commentaires sur le livre de psaumes und die in Lausanne gedruckt, Charles-Louis de Secondat Institutiones christianae (Genf 1561), von Johann Montesquieus L’Esprit des loix (Genf 1748) sowie Ulrich Surgant das Manuale curatorum von (Basel Henri Dunants Un Souvenir de Solferino (Genf 1508, noch mit den Merkmalen einer Inkunabel). 1862). Frühe bündnerromanische theologische Werke sind Jachiam Bifruns L’g Nuof Sainc Testamaint (Basel Signatur L oder Poschiavo 1560) und Ulrich Campells (Durich 2.18 Die 15.000 Bde (600 Lfm) betreffen die Chiampells) Ün cudesch da Psalms (Basel 1562); Gebiete von Literatur, Kunst und Architektur. Dem aus der Mitte des 17.Jh datieren verschiedene Bibel- Bestand kamen die Rätische Bibliothek Prof. Hoerr- Übersetzungen und -Kommentare des Pfarrers Jon manns sowie Werke aus den Bibliotheken der Neu- Pitschen Salu(t)z und die Nouva relatiun, et vaira enburger Familien Godet (1923) und de Perregaux informatiun, Davart quellas trais Cometas, las (1941) zugute. Sie umfasst z. B. Erstausgaben klas- qualas s’haun palantades, & sun visas in quist sischer Werke der schönen Literatur, verschiedene Onnn dals 1661, die aus dem Deutschen übersetzt Aufl. des Cicerone von Jacob Burckhardt, ver- wurden (Schuls 1661). Ein kleines Kuriosum sind steckte Texte wie Gottfried Kellers Prolog (auch die Drei Predigten aus den Jahren 1800, 1840 und Prolog zur Schillerfeier in Bern)in:Schweizerische 1875 (Bern 1898) von Grossvater, Vater und Sohn Rütli- und Schillerfeier am 10. November 1859. Bitzius. Ein Helveticum, weil aus dem Besitz des Fest-Album und patriotisches Neujahrsblatt (Aarau Walliser Staatskanzlers Georges Supersaxo (ca. 1860), die Originalausgabe des Schweizerischen 1450–1529), ist ein französisches Stundenbuch, Robinson (Zürich 1812/13) von Johann Rudolf 1513 in Paris für den Buchhändler Jacques Vivian Wyss, eines der wenigen erhaltenen Exemplare mit gedruckt, der sich im gleichen Jahr in Genf nieder- Karte, Johann Georg Zimmermanns Von der Ein- liess. Interessantes Gegenstück ist die 1519 auf samkeit in der Ausg. Roveta (bei Brescia) 1822, in Anordnung der bischöflichen Kanzlei in Basel Grossbuchstaben und in einer Aufl. von nur 80 gedruckte Bannbulle gegen Supersaxo. 220 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern

Monographien in italienischer und thek Hörrmann erwarb; unter den 1300 Nummern bündnerromanischer Sprache und in Nicht- befinden sich die Übers. des Neuen Testaments Nationalsprachen (Samedan 1560) ins Engadinerromanisch des Juristen Jachiam Bifrun und der erste gedruckte 2.21 Anhand italienischsprachiger Titel lassen bündnerromanische Text Una cuorta et christiauna sich die für das Sammeln von Helvetica vor fuorma da intraguider la giuventüna, & par l’g 1900 massgebenden Aspekte exemplarisch zeigen. prüm, co es cuignosche Deus von 1552, eine Übers. Erfasst wurden und werden im Ausland erschie- des Churer Katechismus von Johannes Comander nene Publikationen von Schweizer Autoren wie und Johannes Blasius, in der 1589 in Poschiavo Domenico Fontanas Della trasportatione dell’obe- gedruckten Ausg. Bis 1937 wuchs der bündner- lisco vaticano e delle fabriche di nostro Signore romanische Bestand gemäss einer Schätzung auf Papa Sisto V. (Rom 1590, erweitert 1604), rund 2000 Titel an. Getrennt nach den Haupt- Agostino Ramellis Le diverse ed artificiose machine dialektgruppen, wurden damals gezählt: Werke in (Paris 1588), in der Schweiz erschienene Ausg. oder Engadinerromanisch 1552–1600 4, 1600–1700 51, Übers. italienischer Autoren wie La Commedia di 1700–1800 64, 1800–1930 325 sowie 444 Bro- Dante Alighieri. 1a Parte, illustrata da Ugo Foscolo schüren; Werke in Sursilvan 1600–1700 47, 1700– (Lugano 1827), Torquato Tassos Gerusalemme 1800 129, 1800–1930 422 sowie 598 Broschüren; liberata (Genf 1777; Zürich 1782) oder Ludovici als »Raritäten« 2 Titel aus dem 17., 6 aus dem Ariostos Orlando furioso (Bern 1778, mit Illustra- 18. Jh und 30 Titel aus den Jahren 1800 bis 1930. tionen von Balthasar Anton Duncker). Zu Gruppen Die bündnerromanischen Bestände der NB haben treten zusammen italienische und in Italien erschie- Friedrich Pieth in der Festschrift 1945 und Lucia nene Übers. von Schweizer Autoren, beispielsweise Walther in der Festschrift 1995 beschrieben. Bis Salomon Gessners Nuovi Idilli (Milano 1807), 1983 wurde ein Zettelkatalog der nichtliterarischen Reisebeschreibungen oder Berichte über die Schweiz Schriften in rätoromanischer Sprache geführt; er ist wie Del Governo e Stato dei Signori Svizzeri. durch die Bibliografia retorumantscha 1552–1984 Relazione di Giovanni Battista Padavino, Segreta- (Chur 1986) und wegen der Suchmöglichkeit im rio dell’eccelso Consiglio dei Dieci (Venedig 1874) Helveticat überflüssig geworden. und Publikationen italienischer Professoren, die in der Schweiz lehrten: Francesco De Sanctis, Giulio 2.23 Nach den bekannten Kriterien, allerdings Bertoni, Paolo Arcari und Vilfredo Pareto. Als eine nicht systematisch, sammelte die NB Publikatio- Gruppe für sich betrachtet werden können die nen in russischer Sprache. Zu erwähnen sind Publikationen von Verlagen in der italienisch- neben Reise- und Landesbeschreibungen Übers. sprachigen Schweiz. Dazu gehört die Tipografia schweizerischer Autoren in russischer Sprache, elvetica di Capolago, die Werke von Jean-Charles- Veröffentlichungen von Emigranten wie Alexan- Léonard Sismonde de Sismondi, z. B. die Storia der Herzen, Schweizer Bürger seit 1852 (die 10 delle repubbliche italiane (1831/32), und von Bde seiner Werke erschienen, teilweise unter dem Francesco Guicciardini, ferner Übers. von Werken Pseudonym Iskander, 1875–1879 in Genf), oder Jules Michelets, Leopold Rankes, Friedrich Schillers Michail Bakunins Briefe an Alexander Herzen und (Storia della guerra de’trentanni, 1832) und Nicolas Ogareff (Genf 1896). Beispiele für in der Adolphe Thiers’ verlegte. Giacomo Ciani, 1842– Schweiz domizilierte Verleger, die in russischer 1851 Eigentümer der Tipografia della Svizzera Sprache veröffentlicht haben, sind der Ukrainer Italiana Lugano, veröffentlichte Ugo Foscolos Michel Dragomanow (Drahomanov), 1876–1889 Scritti politici inediti (1844), herausgegeben von Emigrant in Genf, der in seiner Imprimerie Ukrani- Giuseppe Mazzini, dessen Scritti letterari d’un Ita- enne 69 Publikationen, davon 31 in ukrainischer liano vivente (1847) ebenfalls in der Tipografia Sprache publizierte, und der Revolutionär Michail erschienen sind. Die Tipografia Ruggia bzw. Rug- Konstantinowitsch Elpidin, Anhänger Bakunins, gia e Ciani in Lugano veröffentlichte Giuseppe der von 1866 bis 1873 ebenfalls in Genf, wo er sich Pecchios La vita di Ugo Foscolo (1830), Silvio Pelli- einbürgerte, eine Druckerei führte, einen Verlag cos Le mie prigioni (1833), aber auch Stefano und die Librairie russe M. Elpidin gründete. Er Franscinis La Svizzera italiana (2Bdein3Teilen, verlegte 180 Titel, darunter in Russland verbotene 1837–1840). Verleger für italienische Autoren gab literarische Werke und westliche Russlandliteratur. es auch ausserhalb des Tessins, z. B. Stanislao Bona- Bei Dragomanow bzw. in der Imprimerie mici in Lausanne, der v. a. Werke von Vincenzo Ukranienne in russischer Sprache erschienen und in Gioberti wie Il Gesuita moderno (5 Bde, 1846/47) der NB vorhanden sind beispielsweise der Brief von veröffentlichte. Vissarion Grigorjevitsch Bjelinski an Nikolai Gogol mit dem Vorwort von Dragomanow (1880) und 2.22 Das bündnerromanische Schrifttum, über Leo Tolstois Kunst-Essay (1899). Elpidin ver- das die Rätoromanische Chrestomathie von Caspar öffentlichte u. a. Gedichte von Nikolai Alexander Decurtins orientiert (in der NB vorhanden die Nekrasov (1892), Werke Leo Tolstois sowie einen Ausg. Erlangen 1896–1919), ist in der NB in grös- 1867 in Vevey erschienenen Roman von Nikolai serem Umfang vertreten seit 1902, als sie die Biblio- Tschernisewski. Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 221

2.24 Von der Basler Missionsgesellschaft ausge- Literatur, Kunst, Theologie und Philosophie, den gangen und teilweise in die NB gelangt sind Publi- Naturwissenschaften und der Medizin die Signatur kationen und Übers. in Eingeborenensprachen, z. B. R. In dieser letztgenannten Gruppe finden sich das Book of Lessons in Canarese (Mangalore manche Titel mit Originalgraphik und künstleri- 1862), die Bible stories for little children in the Tshi schen Einbänden sowie zahlreiche Missions- und language (Basel 1896), Tunes to the Hymnbook in Kirchenblätter. Da das rasche Wachstum der the romanised colloquial of the Hakka-Chinese verschiedenen Gruppen das Handling immer (Basel 1894), The New Testament in the Colloquial schwerfälliger machte, gelangten ab 1910 neu of the Hakka dialect (Basel 1866), The New Testa- erscheinende Zeitschriften aller Kategorien in die ment of our Lord Saviour Jesus Christ. Translated Abteilung P; weiterlaufende Periodika der Abteilun- from the original Greek into the Asante and Fante gen Q und R wurden und werden nach wie vor dort language called Tshi [Chwee], Gold Coast, West integriert, R und Q sind in diesem Sinn also nicht Africa (3. Aufl., Basel 1878), Neues Testament in abgeschlossene Abteilungen. Malayaman übersetzt von Hermann Gundert (Telli- 2.29 Signatur P: Vor 1900 zu erscheinen begonnen cherry 1852–1854) sowie vier sprachwissenschaftli- haben 388 Titel / 2900 Bde, davon 256 in deut- che, das Tshi (Chwee, Twi) betreffende Publikatio- scher, 125 in französischer, 11 in italienischer, 4 in nen des Missionars Johann Gottlieb Christaller englischer Sprache, 2 in anderen Sprachen. (1827–1895). 2.25 Eine Summa der Weltsprachen bietet der 2.30 Signatur Q: Vor 1900 zu erscheinen begon- Thrésor de l’Histoire des Langues de cest Univers, nen haben 700 Titel / 7000 Bde, davon 459 in deut- den die NB in der von Pyramus de Candolle (1566– scher, 220 in französischer, 20 in italienischer Spra- 1626), Gründer der Imprimerie helvétiale caldores- che, 10 in anderen Sprachen. Davon beginnen im que in Yverdon, veröffentlichten ersten und zweiten 17.Jh eine Zeitschrift in französischer, im 18. Jh 7 Ausg. (Cologny 1613 bzw. Yverdon 1619) besitzt. Zeitschriften in deutscher, 3 in französischer Spra- Vorhanden sind die vom Genfer Sinologen François che, im 19. Jh 375 Zeitschriften in deutscher, 190 in Turrettini zwischen 1873 und 1894 herausgegebe- französischer, 6 in italienischer und 7 in englischer nen und in seiner eigenen Offizin hergestellten rund Sprache. 30 Neudrucke chinesischer und anderer ostasiati- 2.31 Signatur R: Vor 1900 zu erscheinen begon- scher Autoren mit Übers. und Kommentaren, die nen haben rund 1300 Titel / 13.000 Bde, davon 800 v. a. in den Reihen Atsume Gusa und Ban-Zai-Sau in deutscher, 450 in französischer, 30 in italieni- erschienen, und, vorgreifend auf die folgende scher Sprache; in anderen Sprachen 20. Davon Ziffer, die von Turrettini zusammen mit dem russi- beginnen im 18. Jh 60 Zeitschriften in deutscher, 12 schen Geographen Léon Metchnikoff während des in französischer Sprache und im 19. Jh 815 in deut- zweiten Halbjahres 1877 publizierte Zeitschrift scher, 405 in französischer, 14 in italienischer, 5 in L’Extrême-Orient.Recueillinguistique,d’ethnogra- bündnerromanischer, 3 in englischer Sprache. phie et d’histoire. 2.32 Bei einem Umfang von rund 2400 Titeln, deren Ersterscheinungsjahr vor 1900 liegt, reprä- Fortlaufende Publikationen sentiert der Bestand der NB einen kleineren Teil der 2.26 Unter »fortlaufenden Publikationen« werden gesamten schweizerischen Zeitschriftenliteratur, die Zeitschriften und Jahrbücher, Zeitungen, Neujahrs- die Bibliographie von Josef Leopold Brandstetter blätter, Kalender und Adressbücher verstanden. Sie bis 1895 auf 3370 Periodika beziffert. Dagegen ist haben unterschiedliche Signaturen, sind getrennt für Zeitschriften aus dem Bereich der Wissen- aufgestellt, in einem alphabetischen Zettelkatalog, schaften und des öffentlichen Lebens für das 18. Jh, jedoch nur teilweise im Helveticat, verzeichnet. die Zeit der Helvetik und das 19. Jh doch eine relativ grosse Vollständigkeit festzustellen. Beson- Zeitschriften ders zahlreich sind Zeitschriften, auch »Mitteilun- 2.27 Anfänglich wurden die Zeitschriften, in der gen«, »Jahrbücher«, »Verhandlungen«, »Mémoi- Festschrift 1945 und im Jahresbericht 1993 aus- res«, »Revue«, »Atti« genannt, in den Gebieten von führlicher behandelt, in thematisch definierten Geschichte, Recht, der Diakonie und Gemeinnützig- Abteilungen und alphabetisch nach Titeln aufge- keit, der Naturwissenschaften, der Land- und Forst- stellt, wobei man auch nicht rein schweizerische wirtschaft. Blätter, die z. B. das Elsass, das oberrheinische 2.33 Die Vielfalt des Bestands lässt sich an der fol- Gebiet oder Savoyen betrafen, einbezog. genden nach sachlichen Gesichtspunkten geglieder- 2.28 Zeitschriften des landeskundlichen Bereichs ten Zusammenstellung (mit Erscheinungsorten und im engeren Sinn (Geschichte, Geographie) erhielten Jahr des ersten Erscheinens) ablesen. Eine im wei- zunächst die Signatur P, Zeitschriften aus dem testen Sinn kulturelle Zeitschrift ist die Bibliothè- Gebiet des Rechts, der Volkswirtschaft, des Ver- que britannique (Genf 1796); mit Wissenschaft, kehrs (darunter auch Fahrpläne, Fremdenlisten, Forschung, religiös-konfessionellen Fragen befassen Adressbücher) die Signatur Q, Zeitschriften zur sich die Späten Rosen (später Monat-Rosen, 222 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern

Monatsschrift,heuteCivitas), gleichzeitig Organ schriften in russischer Sprache ist Alexander Her- des Schweizerischen Studentenvereins (Schwyz zens Kolkol (Die Glocke) zu erwähnen; ausgewählte 1856); den Bereich Religion und Kirche vertreten Artikel, die er von 1857 bis 1869 darin veröffent- etwa die Schweizerische Kirchenzeitung (Luzern licht hat, sind unter dem Titel »Kolokol«. Izbran- 1832), die Revue de théologie et de philosophie nyja stat’i Aleksandra I. Gercena (iz »Kolokola«) (Lausanne 1868), die Philosophie und Psychologie (Genf 1887) erschienen. Hierher gehören auch Petr Johann Heinrich Tschudis Monatliche Gespräche Lavrovič Lawrows russischsprachige Zeitschrift Einiger guter Freunde. Von allerhand geist- und Vorwärts und, von Michael Dragomanow heraus- weltlichen Dingen (Zürich 1715); zum Bereich gegeben: Hromada (französisch: La Commune; Erziehung und Unterricht können genannt werden Genf 1878–1882). Insgesamt weist der Katalog Die Kinderzeitung. Eine unterhaltende und beleh- Périodiques en langue russe publiés en Europe de rende Monatsschrift (Bern 1841, mit einer Vorrede 1855 à 1917 15 in der NB vorhandene russische Gotthelfs; auch französisch unter dem Titel Gazette Zeitschriften mit Erscheinungszeit vor 1900 nach. des Enfants) oder Die gewerbliche Fortbildungs- Dagegen sind, abgesehen von einem Mikrofilm des schule (Zürich 1885); Sprache und Literatur betref- Weissen Adler, keine der relativ zahlreichen polni- fen beispielsweise die Annalas della Società reto- schen Emigrantenblätter vorhanden, die v. a. nach romantscha (Chur 1886), Kunst und Musik Fri- dem Aufstand 1863 in der Schweiz erschienen sind. bourg artistique à travers les âges (Freiburg 1890) bzw. Der Chorwächter (Schwyz 1876), Geographie Zeitungen und Völkerkunde Le Globe. Organe de la Société 2.36 Der Bestand (Signatur Z) umfasst rund 600 de géographie de Genève (Genf 1860), Human- und Titel (5200 Bde) mit Ersterscheinungsjahr vor Tiermedizin die Schweizerische Medizinische 1900, davon 408 in deutscher, 150 in französischer, Wochenschrift (Basel 1871), das Schweizer Archiv 18 in bündnerromanischer und 4 in englischer Spra- für Tierheilkunde (Zürich 1816), das Schweizer- che, während Brandstetter für die Zeit bis 1895 Archiv für Thierheilkunde und Thierzucht (Bern, gesamtschweizerisch 1852 Zeitungen und 184 Zürich 1879), das Gebiet der Technik und Industrie Amtsblätter gezählt hat. Es handelt sich bei diesem das Journal télégraphique (Bern 1869). Bestand, der sich auch über die Bibliographie der Schweizer Presse von Fritz Blaser erschliessen lässt, 2.34 Unvollständig vorhanden sind in der NB u. a. u. a. um politische Tages- und Wochenzeitungen, folgende Zeitschriften: Paroles et textes tirés de Fremden- und Börsenblätter, Anzeiger, Aus- l’Ecriture sainte (Montmirail [NE] 1731), Mercure wanderungszeitungen. Die Zeitungen wurden suisse ou Recueil de Nouvelles Historiques, Politi- anfänglich alphabetisch nach Kantonen und inner- ques, Littéraires & Curieuses (Neuenburg 1733), halb der Kantone alphabetisch nach Titeln auf- Neue herzerfreuliche Zeitungen der frucht-bringen- gestellt. Zeitungen, die nur in Einzelexemplaren den Gesellschaft (Basel 1741), Der Eidsgenoss vorhanden sind, folgen jeweils am Schluss. Diese (Bern 1750), Der Helvetische Patriot (Basel 1755), Ordnung, die durch den Numerus currens abgelöst Der Erinnerer. Eine moralische Wochenschrift wurde, ist in den Standortkatalogen und am Stand- (Zürich 1765), Ephemeriden der Menschheit oder ort selbst zum Teil noch sichtbar. Bibliothek der Sittenlehre und der Politik (Basel 1776), Tableau raisonné de l’histoire littéraire du 2.37 Eine Momentaufnahme der Zeitungssamm- XVIIIe siècle (Yverdon 1779), Die Einsiedlerin aus lung bietet die Festschrift 1945, wo auch aus- den Alpen (Zürich 1793), Der helvetische Genius ländische Organe (in Nicht-Landessprachen) (Luzern, Zürich 1799), die Missionszeitschrift erwähnt sind. Die folgende Auswahl beschränkt Feuille du sou (Basel 1856), Der Schweizerische sich auf schweizerische Titel: GazettedeBerne Velosport (Basel 1891). (Bern 1689), Donnstags-Nachrichten (Zürich 1730), Mercure suisse ou Journal helvétique (Neu- 2.35 Die von Emigranten herausgegebenen perio- châtel 1732), Der aufrichtige und wohlerfahrene dischen Presseerzeugnisse, bei denen nicht immer Schweizer-Bothe (Luzern 1798), La Jeune Suisse. klar zwischen Zeitung und Zeitschrift zu unter- Journal de Nationalité / Die junge Schweiz. Ein scheiden ist, sind in der NB u. a. vertreten durch Il Blatt für Nationalität (Biel 1825), Appenzeller Tribuno (Lugano 1833), Così la penso io (Lausanne Zeitung (Trogen 1828), Le Constitutionnel (Neu- 1846/47, herausgegeben von Stanislao Bonamici châtel 1831/32), Der unerschrockene Rauracher. und Filippo De Boni), das Monatsblatt Mazzinis, Ein schweizerisches, wahrheitsliebendes Blatt für L’Italia del popolo (zuerst 1848 in Mailand, 1849/ Religion, vernünftiges Volksrecht und Aufklärung 50 in Lausanne, dann in Lugano erschienen), Archi- (Liestal 1832), Gazette de Genève (Genf 1849), vio triennale delle cose d’Italia dall’avvenimento di L’Utschella (Posta d’Engiadina) (Strada 1867), Pio IX all’abbandono di Venezia (Mitarbeiter war Zürcher Kursblatt (Zürich 1876), Bernisches Frem- Carlo Cattaneo, Capolago 1850–1855), Pensiero denblatt (Bern 1890), Liste des étrangers de Thoune ed Azione (von Giuseppe Mazzini gegründet, Lon- (Thun 1880), Kurzeitung & Fremdenblatt für den don, dann Lugano 1858–1860) und I Malfattori. Jura / Journal et Liste des Etrangers (Liestal 1893). Rivista anarchica (Genf 1881). Unter den Zeit- In Einzelnummern vorhanden sind Post- und Ordi- Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 223 nari Mittwochs-Zeitung (Schaffhausen 1755), Adressbücher Feuille hebdomadaire des avis de la Ville et du Can- 2.41 Die Adressbücher (Signatur Q) werden hier ton de Fribourg (Fribourg 1775), Eine simple Chu- zu den fortlaufenden Publikationen geschlagen, ’ rer-Zeitung (Chur 1796), L Ancora (Capolago obschon anfänglich Periodizität nicht die Regel ’ 1832), L Europe centrale. Journal politique, scienti- war. Gemäss der im Rahmen des European Direc- fique et littéraire (Genf 1833), Il Grischun tories Project vom Geographischen Institut der Uni- Romontsch (Chur 1837). versität Exeter durchgeführten Erhebung von T.E. 2.38 Zurzeit wird die Sammlung im Rahmen des Coles und G. Shaw (s. Jahresbericht 1996) ist der Projekts MIKO (Koordination der Mikroformen Bestand zwar nicht komplett, weist aber mit 576 von schweizerischen Zeitungen), das auch der Ausgaben einen beachtlichen Umfang auf. 24 % Bestandserhaltung und erleichterten Benutzung oder 140 Ausg. datieren aus den Jahren 1790 bis auf nationaler Ebene dient, zurück ins 19. Jh und 1899; effektiv erschienen sind im gleichen Zeitraum in frühere Jhe ergänzt. Die Internationale Presse- in der Schweiz 195 Adressbücher, der Hauptschub sammlung Lüthi ist unten bei den Deposita des folgte von 1860 an. Sie decken alle Landesteile ab, Gutenbergmuseums in der NB erwähnt. Um den mit einem Übergewicht zugunsten der Städte in der Bestand der NB an schweizerischen Zeitungen und deutschsprachigen Schweiz. Die Sammlung ist auch Zeitschriften hat sich auf Grund von Materialien durch ihren guten Erhaltungszustand gekenn- der Schweizerischen Depeschenagentur, der zeichnet, indem z. B. die beigelegten Stadtpläne Schweizerischen Politischen Korrespondenz usw. meist noch vorhanden sind. Coles und Shaw weisen eine allerdings schwergewichtig das 20. Jh betref- auf einige europäische Raritäten hin: Das Adress- fende Dokumentation zur Presse- und Radio- buch der Republik Bern von 1836 ist eines der geschichte der Schweiz gebildet. wenigen Verzeichnisse mit Vogelschauplan; der Indicateur Veveysan von 1856 gehört zur kleinen Gruppe von Adressbüchern, die als Manuskript Kalender gedruckt wurden. 2.39 Mit Ersterscheinungsjahr bis 1900 umfasst die Kalendersammlung (Signatur PK) 760 Titel / Amtsdruckschriften 5950 Bde, davon 530 in deutscher, 190 in französi- 2.42 Unter »Amtsdruckschriften« werden mono- scher, 23 in italienischer, 12 in bündnerromani- graphische oder fortlaufende Publikationen öffent- scher, 3 in englischer Sprache; in anderen Sprachen lich-rechtlicher Institutionen verstanden, in der 2. Als Beispiele seien genannt die 1746 in Lugano Schweiz v. a. der Verwaltung auf Stufe Gemeinde, erschienene Scuola di Minerva,dieNova Pratica Kanton und Bund, von interkantonalen und inter- (Disentis 1771), der Schweizer Bilder-Kalender von kommunalen Organisationen und der Kirchen (vgl. Martin Disteli, der zwischen 1834 und 1847 in die Definition bei Therese Schweizer). Die aus- Aufl. von bis zu 20.000 Exemplaren verbreitet gebenden Stellen können Urheber, Verfasser, Mit- wurde, der Hinkende Bote bzw. Messager boiteux, arbeiter, Auftraggeber oder Verleger sein. Es han- der seit 1677 bzw. 1707 erscheint, die Schweiz(eri- delt sich u. a. um Gesetze, Rechenschaftsberichte, sche) Blumenlese (Zürich 1780, 1781, 1783) von Rechnungen und Budgets sowie um Überein- Johannes Bürkli, Salomon Gessners Helvetischer kommen. Auch halbamtliche Publikationen wie Calender (Zürich 1780–1798), die in der Tradition Statistiken, Übersichten, Berichte von privaten des Musenalmanachs stehenden Alpenrosen (1811– Unternehmen, Industriebetrieben, Versicherungen 1833, 1837–1839, 1850–1854) und die Etrennes usw. werden in diese Gruppe aufgenommen. Der helvétiennes et patriotiques, die Philippe-Sirice Bestand (Signatur O) bis 1900 beläuft sich auf Bridel 1783–1813 in Lausanne herausgegeben hat. 6300 Monographien und 3000 periodische Reihen Eine Ergänzung zum Bestand bildet die Kalender- mit total 36.300 Dokumenten (2000 Lfm). Er ist sammlung Angst. alphabetisch nach ausgebenden Stellen und inner- halb der einzelnen Autoritäten chronologisch aufge- stellt. Eine eigentliche Katalogisierung mit Zettel- Neujahrsblätter und Standortkatalog der Titel erfolgte erst ab 1961. 2.40 Neujahrsblätter (Signatur PN) mit Erster- Der Katalog der Amtsdruckschriften ist entspre- scheinungsjahr vor 1900 sind in der NB mit 73 chend der obigen Definition in die Gruppen Titeln / 300 Bdn vertreten, davon 71 in deutscher »Bund«, »Kantone«, »Gemeinden«, »Interkantona- und 2 in französischer Sprache. Zeitliche Schwer- les«, »Interkommunales«, »Kirchen« unterteilt. punkte sind die zweite Hälfte des 18. Jhs und das beginnende 19. Jh. Örtlich konzentrieren sie sich Mandate auf die Stadt Zürich; andere Städte folgen in der 2.43 Mandate sind Amtsdruckschriften des 16. bis zweiten Hälfte des 19. Jhs. Neujahrsblätter behan- 19. Jhs: Verordnungen, Geschäftsurkunden, De- deln in allgemein verständlicher Form, oft für krete, Verträge usw., beispielsweise Erlasse gegen jugendliche Leser, Themen und Personen aus Sekten, Verfügungen im Fall von Epidemien oder Geschichte, Wissenschaft, Kunst und Literatur. Krieg, Reglemente über Schulen, Märkte, Messen, 224 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern

Masse. Sie erschienen zwar nicht regelmässig, bil- ten des Auslands, internationale Organisationen den aber dennoch Folgen, so dass sie zu den fort- mit Sitz in der Schweiz sowie Ausstellungen und laufenden Schriften gezählt werden können. Über Veranstaltungen im Ausland. Der Benutzerkatalog die Sammlung der NB (Signatur O: Mandate) bildet diese Aufteilung ab. bemerkt der Jahresbericht 1939/40 anlässlich einer grösseren Erwerbung: »Zusammen mit den Serien 2.46 Auf die Zeit vor 1900 entfallen rund 125.000 dieser Gattung, die bereits in unserem Besitze Einheiten. Dieses ältere Schrifttum geht zurück auf waren, [...] bilden die Mandate eine Sammlung, die die Sammlung von Bank- und Eisenbahnschriften in der Schweiz wohl ihresgleichen nicht hat; sie bie- Friedrich von Taurs und auf Materialien für eine ten dem Rechts- und Sittenhistoriker eine Masse Statistik des schweizerischen Vereinswesens, die das interessanten Materials.« Der Bestand, für den die Eidgenössische Departement des Innern anlässlich Festschrift 1945 Beispiele nennt, umfasst rund 3000 der Weltausstellung in Wien 1873 in Auftrag ge- Dokumente (5 Lfm), davon in deutscher Sprache geben hat. Für das 18. Jh ist die Abteilung schwach 2270, in französischer 600, in italienischer 90, in dotiert: Von 163 gesamtschweizerischen und loka- bündnerromanischer 20, in anderen Sprachen 20. len, allerdings oft sehr kurzlebigen und publizistisch unterschiedlich aktiven Gesellschaften, Vereinen usw. figurieren nur 26 im Katalog. Vollständiger Vereinsschriften sind die V-Schriften des 19. Jhs vertreten. Die auch statistisch angelegten Untersuchungen zum Vereins- 2.44 Für das 18. Jh rechnet man mit der Gründung wesen der Schweiz, mit dem sich Geschichts- von rund 400 ökonomischen, gemeinnützigen, forschung und Volkskunde seit einiger Zeit intensiv literarischen und gelehrten Gesellschaften und beschäftigen, stützen sich zum Teil auf den V- Geselligkeitsvereinen, für das 19. Jh, gestützt auf Bestand bzw. den V-Katalog der NB. Bibliotheks- und Archivbestände, mit mindestens 30.000 nach 1831 zunehmend politisch ausgerich- 2.47 Mit Publikationen bis 1900 sind in der V- teten Gründungen. Der Hauptzuwachs erfolgte in Sammlung u. a. die folgenden Vereine und Gesell- den Jahren nach 1860 und betrifft v. a. Wirtschafts- schaften vertreten (in Klammern das Gründungs- organisationen und Berufsvereinigungen. Ent- jahr): Litterarische Gesellschaft Bern (1721), Socie- sprechend umfangreich und vielfältig ist das Schrift- tas physico-medica Basileensis (1748), Societas tum in der Abteilung »Vereine, Gesellschaften und Physica-Mathematico-Anatomico-Botanico-Medica Institutionen« (Signatur V). Sie umfasst Statuten, Helvetica (1751), Ökonomische Gesellschaft Bern Reglemente, Jahres-, Geschäfts- und Tätigkeits- (1759), Helvetische Gesellschaft (1762–1797; 1807 berichte, Kataloge, Denk- und Festschriften. Aus- wieder eröffnet), Gesellschaft zur Beförderung des gebende Stellen sind nationale, kantonale, regionale Guten und Gemeinnützigen (Basel 1777), Gesell- und örtliche Vereine und Vereinigungen, Museen, schaft landwirtschaftlicher Freunde Graubünden Unternehmen, Banken, Parteien, Schulen und Uni- (1778), Allgemeine Schweizerische Militärgesell- versitäten, Berufs- und Wirtschaftsverbände, Orga- schaft (1779), Deutsche Christenthumsgesellschaft nisationen unterschiedlichster Zielsetzung sowie (Basel 1780), Société d’émulation (Lausanne 1783), internationale Körperschaften, an denen die Helvetische Gesellschaft korrespondierender Ärzte Schweiz massgeblich beteiligt ist, Schweizervereine und Wundärzte (1784), Künstlergesellschaft Zürich im Ausland, Ausländervereine in der Schweiz. (1787), Gesellschaft der Mahlern (Zürich 1788), Dokumentiert sind hier auch die Landesausstellun- Allgemeine Helvetische Gesellschaft der Freunde gen, Veranstaltungen wie die Fêtes des vignerons der vaterländischen Physik und Naturgeschichte und die Tell-Spiele, aber auch internationale Kon- (1797/98; 1815 erneuert als Schweizerische Natur- gresse, die in der Schweiz, Ausstellungen mit forschende Gesellschaft), Schweizerische Gemein- Schweizer Beteiligung, die im Ausland stattgefun- nützige Gesellschaft (1810), Schweizerische Ge- den haben. schichtforschende Gesellschaft (1811), Zofingerver- 2.45 Beim Bestand (3200 Lfm), zu dem in der ein (1819), Schweizerischer Schützenverein (1824), Festschrift 1945 und im Jahresbericht 1992 Nähe- Technische Gesellschaft Zürich (1825), Allgemeiner res gesagt ist, handelt es sich zu rund 90 % um schweizerischer Schutzverein (1831), Studentenver- sogenannte Graue Literatur, die im Buchhandel bindung Helvetia (1832), Eidgenössischer Turnver- nicht erhältlich ist und der NB von den Vereinen ein (1832), Schweizerische Offiziersgesellschaft meist direkt geliefert wird. Der jährliche Zuwachs (1833), Industriegesellschaft Zürich (1833), Juristi- variiert; er ist auch abhängig von Schenkungen und sche Gesellschaft Basel (1835), Grütliverein (1838), Sonderaktionen (z. B. anlässlich der 700-Jahr-Feiern Medizinischer Verein Basel (1838), Gewerbsverein 1991). Insgesamt sind heute rund 600.000 Doku- des Bezirkes Zürich (1841), Eidgenössischer Sän- mente von etwa 41.000 Körperschaften vorhanden, gerverein (1842), Volksverein (1845), Schweize- aufgestellt nach geographischen und teilweise rischer Handels- und Industrieverein (1870), inhaltlichen Gesichtspunkten. Unterschieden wer- Schweizerischer Gewerbeverband (1879), Schwei- den gesamtschweizerische, kantonale und örtliche zerischer Gewerkschaftsbund (1880), Schweize- Körperschaften, Schweizer Vereine und Gesellschaf- rischer Bauernverband (1897). Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 225

2.48 An interessanten Dokumenten in der V- tonträger, die seit 1991 in der Schweizerischen Sammlung sind zu erwähnen Nachricht von dem Landesphonothek Lugano deponiert werden, die Militär-Aufzug bey der bevorstehenden Jubelfeyer Mikrofilme von Kompositionen schweizerischer auf die Erbauung der Stadt Bern im Jahr 1791 Herkunft in Bibliotheken des Auslands, die in der (Bern 1790; mit illuminierten Kupfern), Fête des Schweiz nicht vorhanden waren und von der NB im Bergers des Alpes, près Unspunnen (mit kolorierten Auftrag der Schweizerischen Gesellschaft für Kupfern von Franz Niklaus König; Bern, Basel Musikforschung beschafft wurden, sowie die 1805/06), die ersten bibliophil ausgestatten Ausg. Musica practica vor 1800 in anderen schweize- der Künstler-Lieder, der Schweizerischen Künstler- rischen Bibliotheken, die die NB für das Répertoire gesellschaft gewidmet (Basel 1809 und 1826), die international des sources musicales RISM in einem Programme 1837–1870 des Zürcher Stadttheaters Gesamtkatalog nachweist. (darunter dasjenige der schweizerischen Erstauf- führung am 24. Februar 1840 von Gioacchino 2.51 Musica practica zählt rund 3000 vor 1900 Rossinis Oper Wilhelm Tell), Jeremias Gotthelfs veröffentlichte Dokumente. Sie wurden zunächst in Eines Schweizers Wort an den Schweizerischen die Abteilung L eingereiht und in den zum Druck Schützenverein 1842 (darin das später geflügelte vorbereiteten Teil des dann nicht publizierten L- Wort »Im Hause muss beginnen, was leuchten soll Katalogs aufgenommen. 1925 übergab der Schwei- im Vaterland«), Gottfried Kellers Sängergruss (zum zerische Tonkünstlerverein der NB alle Werke seiner Eidgenössischen Sängerfest 1858 in Zürich, in der Mitglieder, soweit sie ihr fehlten und bei den Kom- Vertonung von Wilhelm Baumgartner, Zürich ponisten oder Verlagen noch erhältlich waren. Sie 1858), die Weihnachtsnummer 1898 des damals in wurden im Catalog der Schweizerischen Landes- Lausanne erscheinenden Zofingue (Zeitschrift des bibliothek. Musik: Werke der Mitglieder des Zofingervereins) mit einem Beitrag des späteren Schweiz. Tonkünstlervereins veröffentlicht von Generals Henri Guisan unter dem Titel Patrie, Ami- 1848–1925 (Bern 1927) erfasst. Gleichzeitig eröff- tié, Science und dem ersten gedruckten Text von nete die Bibliothek für neue Musikalien die Abtei- Charles-Ferdinand Ramuz, der Conversation d’un lung M, mit einer Unterabteilung Ms für früher soir d’été. erschienene und bisher nicht signierte Musikalien. Nachgewiesen wurde die Musica practica im Zettel- 2.49 Eine Gruppe für sich bilden Publikationen katalog der Althelvetica; jetzt ist sie im Helveticat schweizerischer Verkehrsunternehmen, staatlicher verzeichnet. und privater Eisen- und Seilbahnen (Signatur V- Bahnen); auch Projekte, die nicht verwirklicht wur- 2.52 Der Bestand, in der Festschrift 1945 einge- den, wie die Sierre-Zinal-Bahn, und aufgelöste hend beschrieben, umfasst Liedersammlungen, Ora- Privatbahngesellschaften wie Centralbahn, Gott- torien, religiöse Chorwerke, grössere Vokalkompo- hardbahn oder Nordostbahn sind vertreten. Dieser sitionen, Festkantaten, Festspiele, musikalische Bestand wurde schon 1902 im Faszikel Schweize- Bühnenwerke, Instrumentalmusik und Orchester- rische Eisenbahn-Litteratur 1830-1901 der Biblio- werke, Werke, die motivlich die Schweiz betreffen, graphie der schweizerischen Landeskunde erschlos- und theoretische Publikationen. Die ältesten Drucke sen. Er bildet eine Ergänzung zum Bestand der Info- gehen ins 16. Jh zurück, darunter Hundert und thek von SBB Historic (Stiftung Historisches Erbe fünfzehen guter neuer Liedlein (Nürnberg 1564) der SBB). Eine zweite inhaltlich definierte Son- mit weltlichen Kompositionen von Ludwig Senfl dergruppe mit rund 4300 vor 1900 erschienenen (eigentlich Senfli, 1486–1543, aus Zürich), Titeln umfasst Veröffentlichungen der Schweizer Psalmenbüchle (Zürich 1570/80) oder Cantiones Universitäten: Personal- und Vorlesungsverzeich- selectissimae LXVIII vocum trium (Frankfurt o. J.). nisse, Reglemente, Regulative, jährliche Berichte, Zu den Liedersammlungen gehören beispielsweise Rektoratsreden, Antrittsvorlesungen und Disserta- Les délices de la Suisse, ou Choix de Ranz des tionen. Vaches (Kuhreihen) et autres Chants nationaux Suisses (mit Kompositionen von Alois Franz Peter Musikalien von Glutz-Blotzheim und Ferdinand Huber, Basel 2.50 Seit 1918 sammelt die NB Musikalien nach ca. 1830–1837), Ferdinand Hubers und Gottlieb ähnlichen Kriterien wie die literarische Verlags- Jacob Kuhns (Texte) Kuhreihen der Oberländer / produktion. Der Bestand umfasst einerseits unter Ranz des vaches de l’Oberland (Zürich 1873), der Bezeichnung »Musica practica« Werke von Sammlung aller Lieder, Gedichte und andern Schweizer Komponisten, die Verlagsproduktion Schriften auf das schweizerische Alpen-Hirten-Fest schweizerischer Musikverlage und im Ausland zu Unspunnen im Kanton Bern (Bern 1805), Samm- erschienene Musikpublikationen mit Bezug zur lung von Schweizer-Kühreihen und Volksliedern Schweiz; andererseits gehörendazuehemalsprivate (3., vermehrte und verbesserte Ausg., Bern 1818), Musikalien-Sammlungen und -Archive. Ausser Lieder für die schweizerischen Wehrmänner (Bern Betracht fallen die Komponistennachlässe von Raf- 1839), Chansons et coraules fribourgeoises (Frei- faele d’Alessandro, Peter Fassbänder, Hans Kayser burg 1894). Zu den grösseren Vokalwerken gehört und Rudolf Kelterborn und die Musik- und Sprach- das Musicalische Denkmal auf die Erhöhung Ihro 226 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern

Gnaden Herrn Burgermeiszters Hs. Caspar Land- Onslow, Ferdinando Paër, Ignaz Josef Pleyel, Vin- olt, besungen und in Music gesetzt von Johannes cenzo Righini, Antonio Salieri, Carl Stamitz, Georg Schmidlin, Pfarrer zu Wetzikon (Zürich 1763), zu Philipp Telemann, Carl Maria von Weber, Joseph den Festkantaten zählen Lothar Kempters Die Mur- Weigl und Peter Winter. Unter den Textbüchern zu tenschlacht (Zürich 1876), Henri Girouds Pesta- Opern und Singspielen sind hervorzuheben das lozzi. Cantate patriotique (Lausanne 1890), Eduard Théâtre de M. Favart ou Recueil des Comédies,die Munzingers Chant de fête du Cinquantenaire de la Parodies et Opéras-Comiques,dasThéâtre de République neuchâteloise (Neuchâtel 1898). Die M. Anseaume,dieŒuvres complettes de Vadé und Gattung »Festspiele« vertritt Johann Kaspar Weis- die Œuvres de M. Sedaine, ferner die Vertonung senbachs Eydgnossisches Contrafeth Auff- unnd von Friedrich Gottlieb Klopstocks Ode Der Tod in Abnehmender Jungfrawen Helvetiae (2 Aufl., Zug Johann Friedrich Reichardts (erstem) Musikali- 1673 und 1701). Beispiele für musikalische Büh- schem Blumenstrauss (Berlin 1792). nenwerke sind Jean-Jacques Rousseaus Le devin du 2.54 Die Sammlung Max Zulaufs (1898–1980), village (Paris 1753) und die parodistische Kontra- des Privatdozenten am Musikwissenschaftlichen faktur von Marie-Justine-Benoîte Favart de Ronce- Seminar der Universität Bern und Verfassers von ray und Harny de Guervilles Les amours de Bastien Das Volkslied in der Schweiz im 19. Jahrhundert et Bastienne (Musik wahrscheinlich von Charles- (Bern 1972), wurde der NB 1972 geschenkt. Sie Simon Favart, 1753 aufgeführt, Paris 1759). Unter dokumentiert v. a. die musikalische Kultur und Sub- der musiktheoretischen und -pädagogischen Litera- kultur der Schweiz im 19. Jh, enthält aber auch tur befinden sich Johann Jakob Walders Anleitung weltliche und geistliche Gesangbücher zurück bis zur Singkunst (3. Aufl., Zürich 1809), Hans Georg ins 16. Jh, Partituren v. a. von Klavier-, Lied- und Nägelis Gesangbildungslehre nach Pestalozzischen – Chorwerken, Märsche, Schweizer Lieder mit ihren Grundsätzen (Zürich 1810 1821) und Mathis Paraphrasen und Salonstücke für Klavier »schwei- Lussys Le rythme musical (Paris 1883). Hans Georg zerischen« Inhalts. Umfang: 6000 Werke (240 Nägeli war auch Musikverleger und gab 1805 Lfm), davon rund 3000 vor 1900 erschienen. Johann Sebastian Bachs Kunst der Fuge heraus, Soweit erschlossen, ist die Sammlung unter der während die Firma Rieter-Biedermann in Winter- Signatur »Zulauf« im Helveticat nachgewiesen. thur Georg Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Robert Schumann 2.55 Die Sammlung von Rudolf Bernhard Viktor und Edvard Grieg verlegte. Ein Beispiel für Werke, van Leyden (1892–1967) (Signatur X 7) umfasst die durch Entstehung, Motive und Text mit der Schallplatten, die seit 1986 Depositum in der Schweiz zusammenhängen, ist Cl. Jannequins dit Schweizerischen Landesphonothek Lugano sind, Clemens non Papa La bataille de Marignan (in: und gedruckte Musikpublikationen, meistens Choix d’anciennes chansons françaises en style Zweitexemplare. madrilesque, Paris, nach 1750). 2.53 Die privaten Sammlungen Liebeskind, Zulauf Karten, Atlanten, Pläne und Panoramen und van Leyden sind unterschiedlich angelegt. Der 2.56 Unter den Signaturen T, TA, WA und Pl sind Leipziger Josef Liebeskind (1866–1916) war Musi- Karten, Atlanten, Orts- und Grundbuchübersichts- ker, Komponist und Herausgeber und hauptsäch- pläne sowie Panoramen erfasst. Dieser teilweise in lich an Oper und Sinfonik der zweiten Hälfte des der Diplomarbeit Les cartes géographiques de la 18. und des beginnenden 19. Jhs interessiert. Der Suisse à la Bibliothèque nationale suisse von Edith NB wurde sein Archiv, in der Festschrift 1945 und Egli beschriebene Bestand zählt rund 3000 Doku- in der Diplomarbeit von Irène Lauterburg detailliert mente aus der Zeit vor 1900. Er ist chronologisch beschrieben, 1935 übergeben. Unter der Signatur geordnet und bildet die Entwicklung der Kartogra- ML finden sich rund 4900 Dokumente: Handschrif- phie in der Schweiz seit dem 16. Jh ab. Raritäten, so ten und Bildnisse (1700 Bde / Hefte), Musikbücher die vom Zürcher Arzt und Astrologen Conrad Türst (365 Bde, 800 Broschüren), Noten (2500 in rund gezeichneten Karten, sind durch Faksimiles vertre- 850 Bdn). Sie sind im Katalog des Altbestands bzw. ten. Im Original sind u. a. vorhanden die Karten im Helveticat nachgewiesen. Besondere Bedeutung von Ägidius Tschudi, Sebastian Münster, Johannes hat die Serie gedruckter oder handschriftlich Stumpf (Landtaflen, Zürich 1552) und Johann kopierter Werke von Christoph Willibald Gluck Jakob Scheuchzer. Zum Bestand gehören auch Spe- und Karl Ditters von Dittersdorf. Vorhanden sind zialkarten, darunter geologische, Fluss-, Strassen-, ferner Werke von Karl Philipp Emanuel Bach, Militär-, Verwaltungs-, Schifffahrts-, Eisenbahn-, Joseph und Michael Haydn, Ausg. (auch Erst- Bevölkerungs-, Manöverkarten, sowie Teilkarten drucke) von Daniel-François-Esprit Auber, Fried- (Kantone, Regionen usw.), Stadtpläne, Karten der rich Benda, Domenico Cimarosa, Luigi Cherubini, Grenzgebiete, beispielsweise Louis-Albert-Ghislain Muzio Clementi, Johann Adolf Hasse, Johann Bacler d’Albes Carte générale du Théâtre de la Adam Hiller, Ferdinand Kauer, Rodolphe Kreutzer, Guerre en Italie et dans les Alpes (Mailand 1798) Friedrich Kuhlau, Etienne-Nicolas Méhul, Wolf- und, als Ergänzung dazu, die Carte générale des gang Amadeus Mozart, Wenzel Müller, Georges Royaumes de Naples, Sicile & Sardaigne, ainsi que Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 227 des isles de Malte & de Goze (Paris 1802) sowie 1840), Georg Bauerkellers La Suisse et les pays ausländische, in der Schweiz hergestellte Karten, limitrophes (Paris 1842), Topographische Karte der z. B. der Atlas von Guyana in 90 Karten, 6. Bd des Schweiz (Dufour-Karte, 25 Bl., 1:100.000, 1844– Werks Frontières entre le Brésil et la Guyane fran- 1864), Johan Rapkins Switzerland (London, New çaise. Second Mémoire présenté par les Etats Unis York, um 1851), Geologische Karte der Schweiz du Brésil au Gouvernement de la Confédération (21 Bl. bzw. 107 Spezial- und synoptische Karten, Suisse (Bern, Paris 1899). 1859–1887 bzw. 1883–1931), Topographischer Atlas der Schweiz (Siegfried-Karte, 1:25.000 für 2.57 Beispiele für Karten des 16. Jhs sind die Jura, Mittelland und Voralpen, 1:50.000 für die Tabula nova Heremi Helvetiorum, Tafel 17 der 20 Alpen, 588 Bl., 1870–1926/1952). Tabulae modernae der Strassburger Ptolemäus-Aus- gabe von 1513, angefertigt unter der Leitung von 2.58 Zur Sammlung gehören ferner rund 1000 Martin Waldseemüller und erste gedruckte Karte Exemplare von in mehr oder weniger grossen Aufl. der Schweiz, Tiguri, aus den bei Froschauer in hergestellen Panoramen, z. B. Heinrich Kellers Zürich 1548 verlegten Rudimenta cosmographica Panorama pris au Sommet du Mont Rigi (Zürich, von Johannes Honter, Antonio Salamancas Mappa um 1823) oder Gottlieb Studers Panorama vom Helvetiae (Rom 1555) oder Gerhard Mercators Mattwald- oder Simmelihorn im Wallis (o. O. Helvetia cum finitimis regionibus confoederatis 1840). Originale Panoramen werden in der Graphi- (Duisburg 1585). Beispiele für Karten des 17.Jhs schen Sammlung aufbewahrt. sind Nicolas Tassins Carte générale des treze (!) cantons de Suisse (Paris 1635, Beilage zu Melchior Buch- und bibliothekskundliche Bestände Taverniers Description de tous les cantons, villes, bourgs, villages et autres particularitéz du pays des 2.59 Im Sinn des Bundesgesetzes von 1992 erwirbt Suisses, Nicolas Sanson d’Abbevilles Les Suisses, les die NB systematisch eine Fachdokumentation, die Alliés des Suisses et leurs Sujets qui peuvent passer der Aus-, Fort- und Weiterbildung und der Aus- sous le nom des Suisses (Paris 1648), Johannes kunftstätigkeit z. B. ihres Informationszentrums Janssons Helvetiae, Rhaetiae & Valesiae cum omni- dient. Dazu gehören Standardwerke, aber auch ent- bus finitimis regionibus tabula vulgo Schweitzer- legene oder schwer zu beschaffende aktuelle land (Amsterdam, um 1650), Fortunatus Sprecher Forschungsliteratur (u. a. Berichte über Tagungen, von Bernecks Alpinae seu foederatae Rhaetiae nova Workshops). Buch- und bibliothekskundliche descriptio (Amsterdam, um 1657/58). Beispiele von Werke hat die NB schon von Anfang an und ver- Karten des 18. Jhs sind Johann Jakob Scheuchzers mehrt gesammelt, seit sie 1928 die Betreuung des Nova Helvetiae tabula geographica (Amsterdam Schweizerischen Gesamtkatalogs übernahm. 1945 1712), Emanuel Bowens A new and accurate map bemerkt die Festschrift der NB zu diesem Apparat: of Switzerland (London 1744–1747), Charles »Ursprünglich als Handbibliothek gedacht für die Guillaume Loys de Bochats und Jean-Philippe Loys mit Katalogisierungsarbeiten beschäftigten Beam- de Cheseaux’ Carte pour l’histoire ancienne de ten, gehört er zu den ältesten Beständen der Landes- l’Helvétie (Lausanne 1749), Robert de Vaugondys bibliothek.« Er hat einen Gesamtumfang von Carte de la République des Suisses (Paris 1756/ 19.000 Einheiten (630 Lfm) und ist unter den 1758), Johann Wilhelm Jaegers Carte topographi- Signaturen BAA bis BAZ nach einer feinverästelten que d’Allemagne, contenant les cantons de Berne, Systematik in 60 Gruppen aufgestellt. et de Freybourg, les Principautés de Neufchatel, et 2.60 Zwischen 300 und 350 Titel sind vor 1900 Valangin, le territoire de Genève (Frankfurt a. M. erschienen, mit Schwergewicht in der zweiten 1775), Louis Bourgoins Carte des XIII cantons Hälfte des 19. Jhs. Sie sind nachfolgend zu grösse- suisses (Paris 1766), Gianantonio Zulianis und Gio- ren Einheiten zusammengefasst, die durch einige vanni Marco Pitteris L’Elvezia divisa ne’suoi tredici wenige Beispiele charakterisiert werden. In das cantoni e suoi alleati (Venedig 1781), Samuel Gebiet der Schrift-, Druck- und Buchgeschichte Dunns Switzerland divided into thirteen cantons fallen Samuel Engels Bibliotheca selectissima (Bern (London 1786), Giovanni Maria Cassinis La parte 1743), Melchior Ludwig Widekinds Ausführliches occidentale dei tredici cantoni svizzeri (Bl. 22 und Verzeichnis von Raren Büchern (4 Stücke in 1 Bd, 23 des Nuovo atlante geografico universale,Roma Berlin 1753–1755), Pierre Simon Fourniers Manuel 1796), Neue Karte von der Schweiz in XIII Can- typographique (2 Bde, Paris 1764–1766), Jean-Bap- tone eingeteilt (Berlin, um 1798). Beispiele für Kar- tiste-Louis Osmonts Dictionnaire typographiqe, ten und Pläne des 19. Jhs sind Topographisch-mili- historique et critique des livres rares (Paris 1768), tairischer Atlas von der Schweiz (Weimar 1817), Neue Erfindungen, physikalische und andere Merk- Gabriel von Wagners Plan der, dem Herrn Joh. würdigkeiten (enthält einen Artikel über Bücher- Schmied, Müller, im Sulgenbach zuständigen Besitz- formate), in: Göttinger Taschenkalender für das ungen in der Gemeinde Belp (o. O. 1824), Nicolas Jahr 1796 (Göttingen 1795), Antoine-François Céards CartedelarouteduSimplonentreBrigget Momoros Traité élémentaire de l’imprimerie, ou le Domo d’Ossola (o. O, vor 1813), Atlas pour le manuel de l’imprimeur (Paris 1796). Die Verlags- Traité des grandes opérations militaires (Brüssel geschichte betreffen Antoine-Augustin Renouards 228 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern

Annales de l’imprimerie des Estiennes (2. Aufl., schaft (u. a. Bibliothek des Bundesgerichts, Eid- Paris 1843), E. Camillo Rodolphis Die Buch- genössische Militärbibliothek) und von Lese- und drucker-Familie Froschauer in Zürich 1521 –1595. wissenschaftlichen Gesellschaften. Verzeichnis der aus ihrer Offizin hervorgegangenen 2.63 Die NB hat von Anfang an Auktions- und Druckwerke (Zürich 1869), Emilio Mottas La tipo- Antiquariatskataloge gesammelt und sie, getrennt grafia Elvetica (di Capolago). Ricordi (Chiasso in schweizerische und ausländische Firmen, nach 1893), Charles William Heckethorns The printers deren Sitz aufgestellt. Wichtig sind sie wegen ihrer of Basle in the XV. & XVI. Centuries (London bibliographisch-buchgeschichtlichen Kommentare 1897). Den Buchhandel beschlagen das Reglement zu Althelvetica und wegen der handschriftlichen ansehend die Buchdrucker, Buchhändler und die, Vermerke von Bibliothekaren der NB betreffend so Bücher zum Lesen ausleihen (Bern 1768) oder Erwerb oder Nichterwerb bestimmter Titel. Die das Reglement concernant les Imprimeurs, Librai- Erscheinungsjahre dieser Kataloge liegen in der res, Ceux qui prêtent des livres (Bern 1768). Werke Regel nach 1900; in Bezug auf die angebotenen zum Bibliothekswesen sind John Bales Scriptorum Werke reichen sie teilweise weit zurück. illustrium maioris Brytanniae catalogus (Basel 1557), Paulin Erdts Anleitung für angehende Bibliothekare und Liebhaber von Büchern (Augs- Sondersammlungen burg 1786). An Fach- und Spezialbibliographien Allgemeines sind vorhanden u. a. Johann Jacob Scheuchzers Bibliotheca scriptorum historiae naturalis omnium 2.64 In der Regel besteht zwischen einer Sonder- terrae regionum inservientium (Zürich 1716), Ema- sammlung und dem Leistungsauftrag der Biblio- nuel Hallers Erquickender doch unschuldiger Zeit- thek, die sie entgegennimmt, thematische Überein- Vertreib (10Lfgn.,Bern1769–1774), Johann Wil- stimmung. Das ist aber nicht Conditio sine qua helm Heinrich Ziegenbeins Calvins und Bezas non. Nicht immer können Anlass und Weg, die zur Schriften (Hamburg 1790), Catalogus librorum, Aufnahme, gelegentlich auch zur Ablehnung einer quos cura ac diligentia olim collectos reliquit J. R. Sondersammlung geführt haben, nachvollzogen Suter (Bern 1827), Systematisches Verzeichniss der werden, und nicht immer lassen sich ihre Konturen Druckschriften welche in der literarischen Abthei- später noch genau erkennen. Die Werke, die die NB lung der dritten allgemeinen schweizerischen Aus- 1927 aus der Bibliothek von Reverend Coolidge stellung 1857 in Bern ausgestellt waren (Bern erworben hat, hätten einen Bereich »Alpenlitera- 1857), Johannes Schnells Die Rechtslitteratur der tur« konstituieren können, den 45 Jahre darauf die Schweiz vor 1798 (Basel 1865), Jules Gays Icono- Bibliothek von Gavin R. de Beer, Verfasser der graphie des estampes à sujets galants et des port- Travellers in Switzerland, sinnvoll ergänzt hätte; raitsdefemmescélèbresparleurbeauté(Genf aber die Werke aus dem Besitz Coolidges sind im 1868), Katalog von Volksschriften. Bearbeitet von allgemeinen Bestand aufgegangen – auf den Kauf der hierfür bestellten Specialcommission der der Bibliothek de Beer wurde verzichtet, weil mit schweiz. Gemeinnützigen Gesellschaft (Zürich einer grossen Zahl von Dubletten zu rechnen war. 1869), Emilio Mottas Bibliografia del Suicidio (Bel- Sondersammlungen entstehen auch intra muros. linzona 1890), Josef Stammhammers Bibliographie Beispiel ist die Bibelsammlung: Obschon oder viel- des Socialismus und Communismus (3 Bde, Jena leicht gerade weil die Bibel kein primäres Helveti- 1893–1909), Katalog der Dienst-Reglemente und cum ist, erreichte die Sammlung Lüthi in der sonstigen officiellen Publikationen für die schwei- Öffentlichkeit rasch einen von der NB selbst unab- zerische Armee / Catalogue des Règlements de ser- hängigen selbständigen Rang und Ruhm. ’ vice et autres publications officielles pour l Armée 2.65 Zu repräsentativen Sondersammlungen, die suisse. 1901 (Bern 1900). immer wieder Gegenstand von Ausstellungen sind, werden häufig gedruckte Sonderkataloge angelegt 2.61 Die buch- und bibliothekskundlichen Perio- und publiziert. So hat die Landesbibliothek Kata- dika (Signaturen BP) weisen einen nur geringen loge ihrer amerikanischen Bestände, der Sammlung Anteil an Publikationen auf, die vor 1900 zu Desai und der Bibelsammlung veröffentlicht; Aus- erscheinen begonnen haben; sie sind hier zu ver- stellungen zur Bibelsammlung fanden 1931, 1935/ nachlässigen. 36, 1940/41 und 1956 statt; die amerikanischen 2.62 Eine weitere Gruppe des buch- und biblio- Bücher wurden 1946, 1957/58 und 1964 ausge- thekskundlichen Bereichs (Signatur »Bibl.«) stellt, die Sammlung Desai 1951 und 1961. umfasst gedruckte Bibliothekskataloge, Bücher- 2.66 Während langer Zeit bestand in der NB die listen, Verlagsverzeichnisse, Fach- und Personal- Sektion »Sondersammlungen«, die Handschriften bibliographien und Zeitschriftenregister. Kataloge und literarische Nachlässe, graphische Blätter, aus dem 19. Jh sind vorhanden von Schweizer Fotografien und Plakate, die Althelvetica, die Stadt-, Kantons- und Schulbibliotheken, von der genannten und weitere Sonderbestände sowie die Bibliothek des Eidgenössischen Polytechnikums, Deposita betreute. Mit der Gründung des Anfang von Verwaltungsbibliotheken der Eidgenossen- 1991 eröffneten Schweizerischen Literaturarchivs Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 229

(SLA) wurde sie reorganisiert: Das Archiv über- glob-Wehrli (Ansichtskarten, Zeitraum 1889– nahm die vorhandenen Manuskripte und literari- 1969), Eduard Spelterini (1893–1926) oder Rudolf schen Nachlässe, der Dienstzweig »Graphische Zinggeler (1890–1936), 110.000 Pläne, 450 Lauf- Sammlung« die Bildträger und Spezialsammlungen; meter Restaurierungsdossiers, Berichte und Gutach- ihm ist heute auch das Eidgenössische Amt für ten, das Inventar der Bürgerhäuser in der Schweiz Denkmalpflege angegliedert. (Bürgerhaus-Archiv, mit Fotos, Plänen, Akten aus dem Zeitraum von 1900–1930) sowie rund 25 Sonderbestände des Schweizerischen Archive und Nachlässe von Experten der Eidgenös- Literaturarchivs und der Graphischen Sammlung sischen Denkmalkommission. 2.67 Den Kernbestand des SLA bilden, neben zahl- Bibelsammlung Lüthi reichen Einzeldokumenten, über 80 grössere – Gesamt-Nachlässe (z. B. von Carl Spitteler, Fried- 2.71 Karl J. Lüthi (1876 1958), Mitarbeiter der rich Dürrenmatt) und über 120 Teilnachlässe (u. a. NB, Dr. theol. h. c. der Universität Bern, legte den von Hermann Hesse, Rainer Maria Rilke). Auch Grundstein zu seiner Sammlung um 1900, als er 25 persönliche Gegenstände können dazu gehören (die Bibeln in verschiedenen Sprachen erwarb, darunter, Brillen Hermann Hesses, die Wimpel des Fussball- in einer Vorzugsausgabe, die älteste »Berner« Bibel – klubs Xamax Neuchâtel aus dem Besitz Friedrich (übers. von Johann Piscator [1546 1625], 2 Bde, Dürrenmatts, das Tonbandgerät von Blaise Bern 1683/84). Anlässlich der Übersiedelung ins Cendrars) oder die Bibliothek des Autors, der Auto- neue Gebäude 1931 schenkte Lüthi seine Sammlung rin. Das ist der Fall bei Jakob Bührer, Friedrich der NB: Ausgaben, Wörterbücher, Grammatiken, Dürrenmatt, Alfred Graber, Hermann Hesse, Lud- Kommentare, historische Untersuchungen, insge- wig Hohl, Golo Mann und Otto F. Walter. In die- samt über 2000 Bde, 300 Broschüren, 2500 Bilder sen Bibliotheken stehen Werke aus der Zeit vor und Druckblätter. Der Umfang des Bestands (Signa- 1900. Da sie aber nur zum kleinsten Teil erschlos- tur SL) hat heute rund 5000 Einheiten erreicht. Ver- sen und zugänglich sind, wird hier von einer detail- treten sind 450 Sprachen und Dialekte. Der histori- lierten Bestandsaufnahme abgesehen; Anfragen zur sche Bestand dürfte sich auf rund 3100 Titel in Bibliothek eines bestimmten Autors können an das über 160 Sprachen belaufen. Erschlossen ist die SLA gerichtet werden. Sammlung durch einen alphabetischen und einen chronologisch angelegten Zettelkatalog, durch 2.68 Die Graphische Sammlung umfasst neben einen topographischen, nach Sprachen angelegten Druckgraphik, Fotografien usw. rund 1000 Werke, Zettelkatalog und den Katalog Die Bibel in der die hauptsächlich wegen ihrer besonderen Ausstat- Schweiz und in der Welt (Bern 1931). tung, namentlich der Bebilderung, aber auch weil sie einen grösseren Textanteil aufweisen, der Gra- 2.72 Unter den historischen Werken befinden sich phischen Sammlung integriert worden sind. Sie sind die sogenannte Giustinianische Psalter-Polyglotte folgenden thematischen Gruppen zugeordnet: (Genua 1516), die erste niederdeutsche Bibel nach Ansichten (3 Titel des 17.Jhs, 15 des 18. Jhs, 35 des Luthers Übers. (Lübeck 1533), die französische 19. Jhs), Wappen (ein Titel des 17.Jhs, 6 des Hugenotten-Bibel (Genf 1556) von Philippe Hame- 19. Jhs), Geschichte (ein Titel des 18. Jhs, 18 des lin mit der Eintragung eines südafrikanischen 19. Jhs), Militär (17 Titel des 19. Jhs), Feste und Negerfürsten in der Sprache der Bassoutos, eine Ausstellungen (2 Titel des 18. Jhs, 10 des 19. Jhs), lateinische Biblia magna mit Kommentar in 5 Folio- Trachten (4 Titel des 19. Jhs), Naturwissenschaften bänden (Paris 1643/44), eine in violettes Maroquin (ein Titel des 17.Jhs, 8 des 19. Jhs), Eisenbahn (3 gebundene französische Elzevier-Bibel (5 Bde, Titel des 19. Jhs), Literatur und Kunst (ohne reine Amsterdam 1669), die Biblia Damulica in der Bildbde und Bildmappen) (2 Titel des 16. Jhs, 5 des Tamil-Sprache (Tranquebar 1727), ein Psalterium 17.Jhs, 9 des 18. Jhs, 65 des 19. Jhs), Architektur (1 in Koptisch-Arabisch aus der Druckerei der Con- Titel des 18. Jhs, 12 des 19. Jhs), Exlibris (4 Titel gregatio de propaganda fide (Rom 1744), ein Neues des 19. Jhs), Porträts (1 Titel des 16. Jhs, 1 Titel des Testament in chinesischer Sprache, auf Holztafeln 17.Jhs, 3 des 18. Jhs, 5 des 19. Jhs). Zu erwähnen gedruckt (o. O. 1813), Erstausgaben des Neuen sind ferner rund 100 Einzelblätter aus Inkunabeln Testaments in kalmückischer und mongolischer unterschiedlicher Herkunft (Signatur KY), über die Sprache, 1827 hrsg. von der damaligen russischen Verzeichnisse am Standort Auskunft geben. Bibelgesellschaft in St. Petersburg, und eine frühe Missionsausgabe des Neuen Testaments in der 2.69 Bei den rund 600 Panoramen der Graphi- Bhugelkunda-Sprache, gedruckt auf Papier aus schen Sammlung handelt es sich, im Unterschied zu Reisstroh (Serampore 1821). den Panoramen der Kartensammlung, um Original- graphiken, in seltenen Fällen um Zeichnungen oder Indica-Sammlung Aquarelle. 2.73 Dhirajlal B. Desai (1908–1951) war 1948– 2.70 Das seit 1886 tätige Eidgenössische Archiv 1951 erster ausserordentlicher Gesandter und für Denkmalpflege betreut über eine Million foto- bevollmächtigter Minister Indiens in der Schweiz. grafische Dokumente, u. a. die Sammlung Photo- Seine Witwe Madhuri Desai schenkte der Eid- 230 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern genossenschaft 1700 Bde Monographien und numismatic, palaeographic (London 1858) und Periodika, davon 600 in westlichen Sprachen. Sie Robert Gills und James Fergussons One hundred stellen eine Basisbibliothek zur indischen stereoscopic illustrations of architecture and natu- Geschichte und Kultur dar. Die Schenkung beinhal- ral history in western India (London 1864). tete zudem einige Kunstobjekte (als Depositum im Bernischen Historischen Museum), u. a. 12 Minia- turen des 18. Jhs, ein Stoffgemälde des 16. Jhs und Weitere Sondersammlungen eine dem Moghul-Kaiser Jahangir zugeschriebene 2.75 1933 wurde unter der Signatur E (Étranger) Leibbinde mit Goldstickerei. Für die Bibliothek eine Abteilung für ausländische Einzelwerke eröff- wurde im damaligen Sitzungszimmer der NB der net. Sie nahm Titel auf, die in den regulären sogenannte Indian Corner mit Bücherschränken aus Bestandsgruppen der NB nicht hätten untergebracht fourniertem Nussbaum und eingebauten beleucht- werden können. Die Bibliothek überwies anfänglich baren Vitrinen eingerichtet (nach 1989 herausge- solche Publikationen – meist Schenkungen aus- brochen). Madhuri Desai sorgte durch einen Fonds ländischer Regierungen an sie selbst, an den Bun- dafür, dass die Sammlung auch nach ihrem Weg- desrat usw. – anderen Instituten als Deposita, bis gang aus der Schweiz ergänzt werden konnte. 1933 ein besonders prachtvolles Nicht-Helveticum Grundbestand und spätere Zugänge erfasst ein eintraf: die ersten Bde der Monumenta cartogra- Zettelkatalog, von dem auf Wunsch des damaligen phica Africae et Aegypti (5 Bde, Kairo, Leiden ’ Berner Ordinarius Axel Michaelis eine Kopie für 1926–1951) des Prinzen Yusouf Kamal von Ägyp- das Institut für Religionswissenschaft der Universi- ten. Um die E-Sammlung zu alimentieren, rief die tät Bern angefertigt wurde. Michaelis regte zudem NB die besten auswärts deponierten Werke zurück, eine engere Zusammenarbeit der NB mit den älte- öffnete sie andererseits mit der Zeit aber auch für ren und umfangreicheren Indica-Sammlungen im weniger spektakuläre Titel, so dass die Sammlung, Museum Rietberg Zürich, in der Universitätsbiblio- die seit 1994 keinen Zuwachs mehr aufnimmt, sehr thek Basel (Sammlung Sarasin), in der Basler Mis- gemischten Charakter hat und neben veralteten sion, im Völkerkundemuseum der Universität Lesesaal-Werken Lehrbücher der Medizin, Milita- Zürich, im Kunstmuseum Bern (Sammlung Dur- ria, Wörterbücher, ausgeschiedene Publikationen heim), im Historischen und Völkerkundemuseum der Bibliothek des Eidgenössischen Auswande- St. Gallen, mit den Lehrstühlen für Indologie und rungsamtes und Übers. chinesischer und japani- Religionswissenschaft der Hochschulen, mit priva- scher Titel umfasst. Von den rund 800 Dokumenten ten Sammlern und mit Verlagen für indische Litera- des Bestands datieren aus dem 17.Jh je 1 deutsch- tur in der Schweiz an. sprachiges und 1 lateinisches Werk, aus dem 18. Jh 2.74 Die Sammlung Desai umfasst rund 1700 Ein- 3 Werke in deutscher, 7 in französischer, 3 in italie- heiten (50 Lfm) mit den Schwerpunkten »Philo- nischer und 3 in lateinischer Sprache, aus dem sophie«, »Religionen«, »Geschichte«, »Kunst«, 19. Jh 230 in deutscher, 120 in französischer, 7 in »Ethnologie« und »Soziologie«. Rund 145 dieser italienischer und 17 in englischer Sprache. Werke sind vor 1900 erschienen, und zwar rund 2.76 Erwähnenswert sind Isaac Newtons Analysis 130 in englischer und 15 in deutscher Sprache. (Amsterdam 1723), Pierre Richelets Dictionnaire de Neben den Reihen India. Archeological survey. la langue française, ancienne et moderne (3 Bde, Reports und Archeological survey of India. New Paris 1740), Diderots Encyclopédie (17 Bde, 11 imperial series befinden sich u. a. folgende Publika- Tafelbände, 5 Supplementbände, Paris, Neuchâtel, tionen aus dem 18. Jh in der Sammlung: Claude Amsterdam 1751–1777), Stéphanie-Félicité Com- Marie Guyons A new history of the East-Indies, tesse de Genlis’ Les veillées du château (Paris ancient and modern (London 1757), Alexander 1784), Voltaires Œuvres complètes (71 Bde, Gotha Dows The history of Hindostan from the death of 1784–1790), Jean- François de La Harpes Du fana- Akbar to the complete settlement of the empire tisme dans la langue révolutionnaire (Paris 1797), under Aurungzebe (London 1772), William Jones’ Philipp Marheinekes Das Brodt im heiligen Abend- ThehistoryofthelifeofNaderShah,kingofPersia mahl (Berlin 1817), Pierre Dufours Histoire de la (London 1773), Richard Goughs A comparative Prostitution chez les peuples du monde, depuis view of the ancient monuments of India (London l’Antiquité la plus reculée jusqu’à nos jours (6 Bde, 1785), Francis Robsons The life of Hyder Ally Paris 1851–1853), Dr. Mantis’ Goethe im Fegfeuer. (London 1786), William Robertsons AHistorical Eine materialistisch-poetische Gehirnsektion (Stutt- Disquisition concerning the knowledge which the gart 1856), Album dantesco contenente 125 tavole Ancients had of India (London 1791) sowie als ein- in rame: 44 dell’Inferno, 40 del Purgatorio e 41 del zige Veröffentlichung in deutscher Sprache aus dem Paradiso (Florenz 1865), Julius Klingbeils Ent- 18. Jh Pierre Sonnerats Reise nach Ostindien und hüllungen über die Dr. Bernhard Förster’sche China auf Befehl des Königs unternommen vom Ansiedlung Neu-Germanien in Paraguay (Leipzig Jahr 1774 bis 1781 (2 Bde, Zürich 1783; mit 1889), Edward Bellamys Ein Rückblick aus dem Kupfertafeln und Tabellen). Raritäten sind James Jahre 2000 auf 1887. Übersetzung nach der ameri- Prinseps Essays on Indian antiquities, historic, kanischen Originalausgabe (Magdeburg 1890). Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 231

2.77 Einen Teilbestand bilden Werke aus dem 2.82 Die Sammlung Godet, eine Schenkung aus Besitz des Volksliederforschers Arthur Rossat dem Nachlass des zweiten Direktors der NB Marcel (1858–1918); es handelt sich vorwiegend um Lie- Godet (1877–1949), weist rund 70 Titel in franzö- dersammlungen v. a. in französischer Sprache des sischer Sprache auf, die vor 1900 erschienen, 20., aber auch des 19. und 18. Jhs wie Georges darunter Werke von Godets Vater Philippe Godet Kastners Les chants de l’armée (Paris 1855), (1850–1922) und 1 französischen Titel aus dem François-Gabriel Grasts De l’harmonie moderne et 18. Jh. de son union avec la mélodie (Paris 1868) oder J.-B. 2.83 Je eine eigene Signatur und einen gesonderten Thédore Weckerlins La chanson populaire (Paris Standort erhielten die Sondersammlungen »Carlo 1886). Goldoni« und »Finn Friis«. 1953/54 schenkte die 2.78 Eine weitere Abteilung wurde unter der österreichische Dramatikerin und Goldoni-Über- – Signatur X für grössere geschlossene und vorge- setzerin Lola Lorme (1883 1964) der NB rund 300 ordnete Bestände geschaffen, die der NB zugingen. Bde mit Werken Goldonis, Übers. und Sekundär- Der gesamte Bestand umfasst rund 1500 Bde, literatur. 1980 übergaben die Erben von Finn Friis – – davon rund 200 Zeitschriften. In Betracht kommen (1897 1978), einem Dänen, der 1923 1940 beim hier die Sammlung Hoepli (X 2), die Americana Völkerbund gearbeitet hatte, eine Sammlung von (X 3), die so genannte Heilsarmee-Bibliothek (X 5), Publikationen über die Beziehungen zwischen die Sammlung Marcel Godet (X 6) und die unter Dänemark und der Schweiz, u. a. Biographien, »Musikalien« erwähnte Sammlung van Leyden Reiseberichte, Übers. und auf die Schweiz bezogene (X 7). literarische Werke. Vor 1900 erschienen sind rund 30Werkeindänischer,15indeutscherund5in 2.79 1937/38 schenkte der aus der Schweiz französischer Sprache. Dazu gehören Johann Cas- stammende Mailänder Verleger Ulrico Hoepli par Lavaters Rejse til Danmerk i sommeren 1793 (1847–1935) der NB über 250 seiner Verlagswerke. (Kopenhagen 1898), Gottlieb Sigmund Gruners Die Sammlung wurde zwischen 1947 und 1952 Reisen durch die merkwürdigsten Gegenden Helve- durch weitere 350 Werke des Verlags ergänzt. Vor tiens (Bern 1778), Johann Georg Keysslers Neuste 1900 erschienen sind nur die Übers. ins Italienische Reisen durch Deutschland, Böhmen, die Schweiz, von Conrad Ferdinand Meyers Versuchung des Pes- Italien und Lothringen (Hannover 1752), Paul- cara und Angela Borgia (Mailand 1890, 1893). Henri Mallets Les anciens Danois (Genf 1790), Fredrik Sneedorfs Briefe eines reisenden Dänen, 2.80 1940 ermöglichte die Rockefeller-Stiftung geschrieben in den Jahren 1791 und 1792. Aus dem der NB den Ankauf von rund 200 amerikanischen Dänischen übersetzt (Züllichau 1793). Publikationen v. a. zur Tätigkeit von Schweizern in den USA, zur Ethnographie, Geschichte, Politik, 2.84 Nicht klar ist die Herkunft der Titel mit der Religion, Erziehung, Bildung, Kunst und zu volks- Signatur U. Die rund 25 vor 1900 erschienenen wirtschaftlichen und technischen Fragen. Im glei- Publikationen, die dazu gehören, sind unterschiedli- chen Zug erwarb die Bibliothek Werke von Ralph chen Inhalts; neben einem Gutachten über den Bau Waldo Emerson, Walt Whitman und Marc Twain einer obern Rheinbrücke in Basel (Basel 1877) fin- sowie Nachschlagewerke, u. a. den Dictionary of det sich ein Festlied für die zum dritten Male zur American Biography. 1964 folgten 168 Bde der Gränzbewachung abgehenden Truppen des Hohen International White House Library. Unter den Standes Zürich, im Januar, 1793 (o. O. 1793). Americana finden sich insgesamt rund 15 vor 1900 erschienene Titel, z. B. Werke von Washington Deposita Irving, Nathaniel Hawthorne, Edgar Allen Poe (10 Bde, hrsg. von Edmund Clarence Stedman und Allgemeines George Edward Woodberry, illustriert von Albert 2.85 Das neue Gebäude, über das die NB von Edward Steiner, Chicago 1894/95). 1931 an (teilweise) verfügte und von dem man 2.81 1941/42 erhielt die NB aus dem Nachlass glaubte, es sei für den Zuwachs von mindestens von Franz von Tavel (1863–1941), Farnspezialist 100 Jahren gerüstet, wirkte anziehend auch auf und Oberst der Heilsarmee, eine Sammlung von Organisationen, die ihre Bibliotheken fachgerecht Büchern, Broschüren, Zeitungen und Zeitungs- aufgestellt und erschlossen zu haben wünschten. ausschnitten, die sich mit der Ideologie und Schon 1931 verlegte das Schweizerische Gutenberg- Geschichte des Korps befassen. Vor 1900 erschie- museum seine Fachbibliothek und die buchkund- nen sind rund 20 Titel in deutscher Sprache, darun- liche Beispielsammlung an die Hallwylstrasse, ter ein Liederbuch der Heilsarmee (o. O. 1894), 50 denen es 1934, ebenfalls als Depositum, die Welt- in englischer Sprache, darunter Salvation music, Pressesammlung Lüthi folgen liess, zusammen- being a collection of the favourite songs of the getragen von Karl J. Lüthi, dem Urheber der Salvation Army (London 1883), 25 in französi- Bibelsammlung. scher, 6 in schwedischer Sprache und 1 finnischer 2.86 Einige Deposita gingen zurück oder weiter an Titel. andere Institutionen. Die 1946 in die NB gelangte 232 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern

Ungarische Bibliothek (16.000 Bde), Depositum der Charles Brunet, Nouvelles recherches bibliographi- Ungarisch-schweizerischen Gesellschaft, wurde ques (2. Aufl., 3 Bde, Paris 1814–1834), Ferdinand 1990 in die Zentralbibliothek Zürich transferiert. Denis, Histoire de l’ornement des manuscrits (Paris Die Schweizerische Theatersammlung (Archiv und 1857), L. von Warnsdorff, Ueber Druckfehler. Ein Bibliothek), im Besitz der 1927 gegründeten Appell (Halle 1875), Roger Portalis, Les dessina- Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur teurs d’illustrations au 18e siècle (Paris 1877), (SGTK) und von 1943 bis 1979 in der NB unter- Alphonse Willems, Les Elzevier (Brüssel, Paris gebracht, aber immer durch die Gesellschaft selbst 1880), Eugène Boutmy, Dictionnaire de l’argot des betreut, wurde 1978, nachdem die SGTK, der typographes (Paris 1883), Blanche Roosevelt, La Bund, der Kanton und die Stadt Bern die Stiftung vie et les Œuvres de Gustave Doré. Traduction de Schweizerische Theatersammlung gegründet hatten, l’anglais (Paris 1887), Georges de Beauchamp, Gra- 1985 in neuen Räumen wieder eröffnet. Zurück- phologie (16. Aufl., Paris 1891), Arnould Locard, gezogene Deposita waren das Archiv des Frisch- Recherches historiques sur la coquille des impri- zellentherapeuten Paul Niehans (1882–1971) und meurs (Lyon 1892), Jean-Louis Sponsel, Das die buchhaltungskundliche Sammlung von Eugen moderne Plakat (Dresden 1897). Schmalenbach (1873–1955), bis 1939 Prof. für 2.89 Die Druckbeispiel- oder Druckortesammlung Betriebswirtschaft in Köln, dem Bruder des in Basel besteht aus einer Abteilung »Schweiz« (Signatur wirkenden Philosophen Herman Schmalenbach. GMS) und einer Abteilung »Ausland« (GMA). Sie Deposita des Schweizerischen Gutenbergmuseums umfasst auch Zeitschriften- und Zeitungsnummern, Auktionskataloge, 16 Mappen Musikpartituren, 3 – 2.87 Diese Deposita es handelt sich um die Fach- Mappen Todesanzeigen, 1 Mappe Nekrologe, 2 bibliothek, die Druckbeispiel- oder Druckorte- Mappen Asiatica, 14 Mappen Mandate, 2 Mappen – Sammlung und die Presse-Sammlung Lüthi beste- Staatsdekrete, 1 Mappe Manuskripte, Frontispize hen auf Grund eines 1962 erneuerten Vertrags seit und Passepartouts des 15. bis 17.Jhs, 2 Mappen 1931 bzw. 1934. Für die NB sind sie von Bedeu- Daumier-Drucke, 22 Schachteln Exlibris. tung, da es sich um buch- und pressegeschichtlich bemerkenswerte Bestände handelt. 2.90 GMS, deren Titel den historischen Bestand der NB teilweise duplizieren, erstreckt sich über die 2.88 Die Fachbibliothek (Signatur GMFB) umfasst Jahre 1490 bis 1963 und belegt 65 Lfm. Sie ist Monographien und Periodika zur Buchkunde, zur durch einen alphabetischen und einen Standort- Buchgeschichte und zum Buchgewerbe, zum Schrift- katalog erschlossen, der für die Zeit von 1490 bis wesen und zur Kalligraphie und zum Bibliotheks-, 1900 rund 1200 Katalogisate enthält, die aber nicht Zeitungs- und Zeitschriftenwesen. Vorhanden sind in die Zettelkataloge der NB eingelegt, somit auch Jahrbücher und Kalender, Enzyklopädien, Anti- nicht in den Helveticat übernommen worden sind. quariatskataloge und bibliophile Werke. Die Fach- Eine behelfsmässige, nach Erscheinungsjahr und bibliothek ist katalogisiert und im Helveticat -ort, Drucker, Sprache und Autor / Titel gegliederte integriert. Von den rund 3000 Einheiten (72 Lfm) Liste liegt in elektronischer Form vor. Einzelne Titel datieren rund 715 aus der Zeit vor 1900, wobei das hat das Gutenbergmuseum in der Stadt- und Uni- 16. Jh mit 1 italienischen Titel vertreten ist, das versitätsbibliothek Bern deponiert, andere im 17.Jh mit 2 Titeln in deutscher, 4 in französischer, Gutenberg Museum / Musée Gutenberg (Schweize- 2 in lateinischer Sprache, das 18. und 19. Jh mit 26 risches Museum der grafischen Industrie und der bzw. 362 Titeln in deutscher, 20 bzw. 219 in fran- Kommunikation / Musée suisse des Arts graphiques zösischer, 4 bzw. 16 in italienischer, 1 bzw. 43 in et de la Communication) in Freiburg. englischer und 12 bzw. 3 in lateinischer Sprache. Die folgenden Titel repräsentieren, in knapper Aus- 2.91 Dem vom Gutenbergmuseum gesetzten wahl, die oben genannten Sachgebiete: Giovanni Zweck entsprechend dokumentiert GMS zunächst Battista Palatino, Compendio del gran volume de die Druckorte, die hier mit Angabe des Jhs, in dem l’arte del bene et leggiadramente scrivere (Venedig sie erstmals erscheinen, und mit der Anzahl vorhan- 1578), Alphabetum Grandonico-Malabaricum sive dener Titel (in Klammer), aufgeführt werden: Samscrudonicum (Rom 1772), Jacques Accarias de 15. Jh: Basel (3); 16. Jh: Zürich, Bern, Genf, Solo- Sérionne, Lalibertédepenseretd’écrire (Wien thurn, Lausanne, Morges und Freiburg (80); 17.Jh: 1775), Gottlieb Emanuel von Haller, Bibliothek der Cologny, Yverdon, Rorschach, Luzern, Schaffhau- Schweizer-Geschichte (7 Bde, Bern 1785–1788), sen, Schuls / Scuol, Einsiedeln, St. Gallen, Johann Georg Heinzmann, Litterarische Chronik (3 Poschiavo, Baden und Zug (190); 18. Jh: Chur, Bde, Bern 1785–1788), Gabriel Peignot, Essai de Neuenburg, Strada, Porrentruy, Muri (AG), La curiosités bibliographiques (Paris 1804), Dictionn- Neuveville, Soglio, Celerina, Wettingen, Zernez, aire critique, littéraire et bibliographique des princi- Vevey, Winterthur und Les Verrières (485); 19. Jh: paux livres condamnés au feu, supprimés ou censu- Glarus, Aarau, Lugano, Altdorf, Le Locle, Lang- rés (Paris 1806) und Variétés, notices et raretés nau, Capolago, Malans, Wädenswil, Trogen, Cop- bibliographiques (Paris 1822), Johann Ludwig pet, Frauenfeld, Montmirail (NE), St. Imier und La Klüber, Kryptographik (Tübingen 1809), Jacques- Chaux-de-Fonds (430). Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 233

2.92 Auf Grund des Verzeichnisses lassen sich die 2.94 An philologischen Werken sind zu erwähnen Titel auch einzelnen Schweizer Offizinen zuordnen. Sebastian Münsters Dictionarium trilingue (Basel Aus dem 15. Jh sind beispielsweise 2 Drucke Johan- 1530), Johannes Fries’ Dictionarium bilingue. nes Amerbachs und je 1 Druck von Johannes Latino-Germanicum (Zürich 1556) und Ambrosius Froben und Nikolaus Kessler vorhanden, aus dem Calepinus’ Dictionarium octo linguarum (Basel 16. Jh Drucke der Apiarius (1530, 1539 und 1565), 1584). von Nicolaus Brylinger (1563, 1567), Thomas 2.95 An Ausg. von und Kommentaren zu antiken Courteau (1566), Andreas Cratander (1521, 1522, Autoren können genannt werden Ludovicus Aelius 1528, 1533 und 1540), Jean Crespin (1552), Jéré- Rhodiginus’ Lectionum antiquarum libri XVI mie Des Planches (1587), Johannes und Hierony- (Basel 1517), Flavius Josephus’ Antiquitatum Iudai- mus Froben (1517, 1519, 1534, 1535, 1559, 1563 carum libri XX (Basel 1534 und 1559), Livius’ und 1564), von Christoph Froschauer dem Älteren Latinae historiae decades tres. Addita est chrono- und dem Jüngeren (1523, 1528, 1530, 1531, 1533, logia Henrici Glareani (Basel 1539), Werke von 1539, 1545, 1552, 1554 und 1566), von Abraham Thukydides (Basel 1540), Petrus Victori(n)us’ Com- Gemperlin (1591), der Gessner (1552, 1560), von mentarii longe doctissimi, in tres libros Aristotelis Thomas Guarin (1575, 1576), Johannes Herwagen de arte dicendi (Basel 1549), Werke Ovids (Basel (1540, 1544, 1559 und 1565), Michael Isengrin – 1550), Plutarchs (Basel 1553), Homers (Basel (1553), der Le Preux (1573, 1576, 1578, 1581 1567) und Plutarchs in französischer Übers. (2. 1584, 1588, 1589, 1590, 1593, 1596 und 1600), Aufl., Lausanne 1578). von Johannes Oporinus (1549, 1559), von Petrus Perna (1578), der Petri / Henricpetri (1530, 1537, 2.96 Von Werken der Schweizer Humanisten sind 1556 [?], 1562, 1578 und 1587), von Petrus vorhanden u. a. Johannes Heynlin de Lapides Reso- Sanctandreanus (Pierre de Saint-André) (1580), lutiorum dubiorum circa celebrationem missarum Jacob Stoer (1599), Eustace Vignon (1575), Johan- occurrentium (Basel 1492), Joachim Vadians nes Walder (1535), Konrad Waldkirch (1600) und Orthodoxa et erudita epistola, qua hanc explicat Robert Winter (1539). quaestionem, an corpus Christi propter coniunctio- nem cum verbo inseparabilem (Zürich 1539), Con- 2.93 Nach inhaltlichen Kriterien lässt sich der rad Lycosthenes’ Apophtegmatum ex optimis Bestand grob gruppieren in theologisches und reli- utriusque linguae scriptoribus (Lausanne 1573). giöses Schrifttum, philologische Werke, Ausg. von und Kommentare zu antiken Autoren, Werke von 2.97 Aus der Gruppe »Geschichtsschreibung« sind Schweizer Humanisten und geschichtliche Werke. zu nennen Johannes Zonaras Compendium histo- Vertreten sind sämtliche Fachbereiche der Theolo- riarum, in tres tomos distinctum (Basel 1557), gie, auch Erbauungsschrifttum von protestantischer Nicolas Vigniers Rerum Burgundionum chronicon wie katholischer Herkunft (Druckorte Einsiedeln, (Basel 1575), Geschichte und Thaten, so sie zwi- Luzern, Zug), einschliesslich der pietistischen, zum schen den Christen und Türcken haben verloffen, Teil aus dem Englischen übersetzten Literatur von ano 1520 an, biss auff das 1578 jar (Basel 1578), Paulus Jovius’ Opera omnia (7 Bde, Basel (Richard Baxter, Lewis Bayly). Thematische – Schwerpunkte bilden Katechismen, Werke von 1576 1596), Philipp Melanchthons und Caspar Peucers Chronicon Carionis (Genf 1593). (Schweizer) Reformatoren, Bibelausgaben und -kommentare, beispielsweise das Alphabetum divini 2.98 Die Signatur GMA belegt insgesamt 83 Lfm. amoris (Basel, um 1490), Huldrych Zwinglis Usle- Einzelne Titel sind in der Stadt- und Universitäts- gen und gründ der schluszreden oder Articklen bibliothek Bern und im Musée Gutenberg / Guten- (Zürich 1523), Erasmus von Rotterdams In evange- berg Museum deponiert. Der Bestand ist nicht sig- lium Lucae paraphrasis (Basel 1528), Kaspar niert und von der NB nicht erschlossen worden. Es Meganders In epistolam Pauli ad Galatas, commen- liegen nur durch das Gutenberg Museum intern tarius (Zürich 1533), der In sanctissimam Pauli ad erstellte Listen und Katalogfragmente vor. Darauf Romanos epistolam, Heinrychi Bullingeri commen- stützt sich die folgende chronologisch angelegte tarius (Zürich 1533), Evangelium secundum Mat- Auswahl: Prologus in librum de regemine (?) (Augs- thaeum in lingua Hebraica, cum versione Latina burg 1473), Suidas. Lexicon Graecum (Mailand atque succinctis annotationibus Sebastiani Munsteri 1500), Johannes Calvins Institution of Christian (Basel 1537), Peter Martyr Vermiglis De sacra- religion (London 1611), Christoph Hartmanns mento eucharistiae (Zürich 1552), Concordance et Annales Heremi dei parae matris monasterii in Hel- recueil universel de tous les mots principaux des liv- vetia (Freiburg i.Br. 1612), Helvetiorum respublica res de la Bible (Genf 1566), Biblia Hebraica (Genf diversorum auctorum (Leiden 1627), Johann Hein- 1571), Epistolarum theologicarum Theodori Bezae rich Hottingers Etymologicum orientale (Frankfurt (2. Aufl., Genf 1575), Calvins Institutio christianae a. M. 1661), Johann Caspar Steiners Kurtz deutli- religionis (Lausanne 1576) sowie verschiedene che Grund-Zeichnung des Alt-Teutschen Spartier- Werke von Benedictus Aretius. Die Kirchen- Lands, das ist Schweitzer-Land (Rottweil 1680), geschichte ist mit Johannes Fox’ Rerum in ecclesia Jacob Bernoullis Conamen novi systematis cometa- gestarum commentarii (Basel 1563) vertreten. rum (Amsterdam 1687), Résolutions pastorales du 234 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern diocèse de Genève (Annecy 1695), L’Etat de la Bestandsnachweis der Judaica-Abteilung (Bern Suisse. Trad. de l’Anglois (Amsterdam 1714), Vol- 1981) verzeichnet. Von den Zeitungen deutscher taires Istoria di Carlo XII. re di Svezia (2 Bde, Sprache in der Weltpresse-Sammlung sind 31 vor Venedig 1736), Charles Bonnets Traité d’insectolo- 1900 erschienen, von den französischsprachigen gie (Paris 1745), Gottlieb Sigmund Gruners 203, von den italienischsprachigen 53, von den eng- Histoire naturelle des glaciers de Suisse (Paris lischsprachigen 50, von Zeitungen in anderen Spra- 1770), Moritz Hohenbaum van der Meers Kurze chen (u. a. Russisch und Arabisch) 314. Einige Bei- Geschichte des Tausendjährigen freyeximierten spiele: The Monitor (London 1759), The Observer Gotteshauses Rheinau (Donaueschingen 1778), (London 1805), The Carlton Chronicle (London Jacques Neckers De l’importance des opinions 1836), Eco del Comercio (Madrid 1840), Epheme- (London 1788), François d’Ivernois‘ La Révolution ris Ionike (Korfu 1815), Javasche Courant (Batavia française à Genève (London 1795), Ambrosius 1839), Courrier du Brésil (Rio de Janeiro 1830), Eichhorns Episcopatus Curiensis in Rhaetia (St. Rotterdamsche Courant (Rotterdam 1803), Le Blasien 1797), Jacques Neckers Compte rendu au Moniteur Universel (Paris 1813), Giornale del Roi (Paris 1781), Voltaires Merope (Parma 1813), Dipartimento dell’Arno (Firenze 1811). Renward Brandstetters Das griechische Zeitwort systematisch dargestellt (Landshut 1817), William Bibliothek des Schweizerischen Museums Beatties The Waldenses or protestant valleys of für Buchbinderei Piedmont, Dauphiny and then Ban de la Roche (London 1838), Eugène Haags Vie de Calvin (Paris 2.100 1968 deponierte der Verein Museum für 1840), Henri Merle d’Aubignés Jean Calvin, un Buchbinderei seine Fachbibliothek (13 Lfm) in der fondateur des libertés modernes (Paris 1868), NB. Mit Erscheinungsdatum vor 1900 sind vor- Rodolphe Toepffers Nouvelles genevoises (Paris handen 12 deutschsprachige Monographien, 1 fran- 1879). zösischsprachige Monographie sowie 1 Fachzeit- schrift. 2.99 Den Grundstock der Presse-Sammlung Lüthi bilden die Zeitungen, die am 8. Internatio- nalen Pressekongress / 8e Congrès international de Bibliothek der Schweizerischen Gesellschaft la Presse 1902 in Bern eingeliefert wurden. für Familienforschung Durch Schenkungsvertrag von 1920 übergab 2.101 Die 1934 deponierte Bibliothek (Signatur Karl J. Lüthi dem Schweizerischen Gutenberg- GF) umfasst über 5000 Einheiten. Sie ist durch Museum rund 20.000 Specimina als Basis für einen Zettelkatalog sowie einen bis 1963, einen bis ein künftiges Weltpresse-Museum in Bern. 1934 2002 und einen bis 2005 führenden gedruckten deponierte das Gutenberg-Museum in der NB Katalog erschlossen. Geschätzte Anzahl vor 1900 rund 30.000 Nummern von Zeitungen und Zeit- erschienener Werke: rund 100. schriften in 150 Sprachen. 1945 hatte der Bestand 100.000 einzelne Blätter und einen Gesamtumfang von 91 Lfm erreicht. Zeitungs- Bibliothek der Schweizerischen Vereinigung ausgaben, die sich auf bestimmte Ereignisse für Studentengeschichte beziehen, Blätter des Revolutionsjahres 1848, 2.102 Den Grundstock der Sammlung bilden die Zeitungen in fremden Schriften, die Presse des drei privaten Studentica-Bibliotheken von Dr. iur. Weltpostvereins und der Heilsarmee, Ausstel- Max Richter, lic. iur. Rudolf Schaub und Dr. iur. lungs- und Festzeitungen, Zeitungen auf Seide, Othmar Reymond, die als Mitglieder und Alte auf Packpapier und Blindenzeitschriften wurden Herren schweizerischer Studentenverbindungen für zu besonderen Gruppen zusammengezogen, diese Literatur besonderes Interesse hatten und sie ebenso, unter den Bezeichnungen »Freud und teilweise auch für eigene Publikationen verwen- Leid in der Schweizerpresse« und »Zur deten. Die Sammlung umfasst Monographien (Bel- Geschichte der Schweizer Presse« Fest- und letristik, Festschriften, historische Darstellungen), Trauerausgaben bzw. Nummern, die anlässlich Statuten, Liederbücher und studentische Periodika. von Zeitungsgründungen oder -jubiläen erschie- Soweit es sich um schweizerische Titel handelt, nen. Peter Mulzer und Paul Renz haben 1977 dupliziert sie weitgehend Bestände der NB. Unter die ausländischen sowie die schweizerischen Zei- der Signatur SWR (Schweizerischer Waffenring), die tungen bis 1900 neu geordnet, die 20.000 sich daraus erklärt, dass die Sammlung ursprüng- erfassten Zeitungsnummern nach Regionen und lich Eigentum der inzwischen aufgelösten Alt- Orten in Schachteln abgelegt und durch den herrenorganisation der im Waffenring zusammenge- Katalog der internationalen Pressesammlung Lüthi fassten schlagenden Schweizer Verbindungen war, erschlossen, einen Bandkatalog, der sich bei der finden sich zur Zeit rund 2500 Titel. Der gedruckte Sammlung befindet. Die Judaica wurden von Mul- Katalog führt bis 1990. Seit 2003 ist der Bestand in zer und Renz im gedruckten Verzeichnis Schweize- den Helveticat der NB integriert und kann online risches Gutenberg-Museum: Pressesammlung Karl abgefragt werden. Er zählt rund 30 vor 1900 Lüthi in der Schweizerischen Landesbibliothek. erschienene Publikationen. Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 235

3. KATALOGE Catalogue de la Bibliothèque nationale suisse: Musique. Œuvres des membres de l’Association des Erwähnt sind Kataloge, die ausschliesslich oder zur – Hauptsache Bestände der NB vor 1900 betreffen. musiciens suisses parues de 1848 1925. Publié par ’ Zur Katalogtopographie der NB s. Helen Studer: l Association des musiciens suisses et la Bibliothè- Räsonierendes Verzeichnis der Zettelkataloge der que nationale. Bern-Bümpliz 1927 Schweizerischen Landesbibliothek. Diplomarbeit Blum, Yolanda: Fonds Finn Friis. Druckschriften- der Vereinigung Schweizerischer Bibliothekare. sammlung zum Studium der kulturellen Beziehun- Bern 1983 gen zwischen Dänemark und der Schweiz. Diplom- arbeit der Vereinigung Schweizerischer Bibliothe- Moderne allgemeine Kataloge kare. Bern 1984 Standortkataloge der Abteilungen A, G, L, L Nat Egli, Edith: Les cartes géographiques de la Suisse à und L Theol. Im Gebrauch ist nur noch der Katalog la Bibliothèque nationale suisse. 1: Catalogue des zur Signatur A. cartes de la Suisse entière en une seule feuille à Online-Katalog Helveticat [Datenbanksystem Vir- l’exclusion des cartes spéciales. 2: Répertoire bio- tua. www.helveticat.ch]: Nachweis aller Mono- graphique des auteurs des cartes cataloguées. Tra- graphien, Musikalien, Mikroformen, Multimedia, vail de diplôme, École de bibliothécaires. Genève Karten und Atlanten und eines kleineren, aber 1950 wachsenden Teils der Zeitungen und Zeitschriften Geiger, Gertrude: Musée Gutenberg suisse. Catalo- CD-ROM CH. Bibliographic data in Switzerland. gue de la bibliothèque professionnelle. Travail de SNL: HELVETICAT [Computer-Datei]. Bern und diplôme présenté à l’École de Bibliothécaires, Sec- Neuägeri 1997 [produziert in Zusammenarbeit mit tion de l’École d’Études sociales de Genève. Berne dem Réseau des Bibliothèques Romandes et Tessi- 1940 noises und dem Verbundkatalog der Eidgenössi- schen Technischen Hochschulen Zürich und Lau- Gurtner, René: Schweizerische Vereinigung für Stu- sanne ETHICS+. Enthält die bis 1997 in Helveticat dentengeschichte: SVSt-Bibliothek. Verzeichnis aufgenommenen Titel der NB]. 1990. Zusammengestellt von René Gurtner-Kugler. Bern 1990 Hagmann, Ulrich: Bibliothek der Schweizerischen Moderne spezielle Kataloge Gesellschaft für Familienforschung an der Schwei- Zettelkataloge zerischen Landesbibliothek, Bern. Stand am 30. Juni 1963 / Bibliothèque de la Société suisse Fortlaufende Publikationen: Zeitungen, Zeitschrif- d’études généalogiques à la Bibliothèque nationale ten, Serien, Jahrbücher suisse, Berne. Catalogue, état au 30 juin 1963. Vereinsschriften [verzeichnet Statuten, Jahres- Bearb. von Ulrich Friedrich Hagmann. Basel 1964 berichte, Broschüren usw. von Vereinen, Firmen Liste der Bücher und Zeitschriften der SGFF-Biblio- und privaten Institutionen (»graue Literatur«). thek: Bestand im Depot der Schweizerischen Lan- Festschriften und Ausstellungskataloge sind auch in desbibliothek in Bern (SLB) in alphabetischer Helveticat nachgewiesen] Reihenfolge von 1933–2002. Hrsg. von der Schwei- Amtsdruckschriften zerischen Gesellschaft für Familienforschung. Füll- insdorf, Muttenz 2003 Mandate Illustratoren [erfasst Schweizer und Schweizerin- Liste der Bücher und Zeitschriften der SGFF-Biblio- nen, aber auch ausländische Künstler (Jacques Cal- thek: Bestand im Depot der Schweizerischen Lan- desbibliothek in Bern (SLB) in alphabetischer Rei- lot, Daniel Chodowiecki, Lovis Corinth, Honoré – Daumier, Emil Orlik, Anton Senefelder usw.), wenn henfolge von 1933 01.07.2005. Hrsg. von der sie das Werk eines Schweizer Autors oder ein in der Schweizerischen Gesellschaft für Familienfor- Schweiz erschienenes Werk illustriert haben] schung. Füllinsdorf, Muttenz 2005 Bibelsammlung Karl J. Lüthi [auch auf Mikro- Mulzer, Peter; Renz, Paul: Pressesammlung Karl fichen] Lüthi in der Schweizerischen Landesbibliothek. Bestandsnachweis der Judaica-Abteilung. Bern Indica-Sammlung Desai 1981 Gedruckte Kataloge Ossoroguine, Tatiana; Lange, Eugénie; Chaix, Paul: Périodiques en langue russe publiés en Europe de Schweizerischer Tonkünstlerverein / Schweizerische 1855 à 1917. In: Cahiers du Monde russe et sovié- Landesbibliothek: Katalog der Schweizerischen tique 11 (1970) Heft 4, S. 629–709 [Nachweis auch Landesbibliothek: Musik. Werke der Mitglieder des vonBeständenderNB] Schweizerischen Tonkünstlervereins veröffentlicht von 1848–1925. Vom Tonkünstlerverein und von Ringold, Isabelle: Collection Desai. Catalogue de la der Landesbibliothek gemeinsam herausgegeben / bibliothèque d’Indica de D. B. Desai, premier 236 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern ambassadeur des Indes en Suisse, 1948–1951. Don um den Sitz des Schweiz. Landesmuseums. Luzern de Madame Madhuri Desai en mémoire de son 1890 [NB-Signatur: KMf 84] mari. Berne 1957 [Stapfer, Philipp Albert]: Le Ministre des Arts et des Verzeichnis der schweizerischen Zeitschriften. Hrsg. Sciences de la République Helvétique, une et indivi- von der Schweiz. Landesbibliothek in Bern auf sible au Directeur Exécutif, Lucerne, 3 janvier 1799 Grund der in ihrem Lesesaal aufliegenden Perio- [Schweizerisches Bundesarchiv, Erziehungswesen dica / Catalogue des périodiques suisses, collection 1798–1801, 579] de la Salle de lecture de la Bibliothèque nationale à Staub, Fritz: DenkschriftandasDepartementdes Berne. Publié par la direction de la Bibliothèque. Innern, Zürich, 4. März 1891 [Kopie einer Maschi- Bümpliz-Bern 1917 nenschrift] Verzeichnis der laufenden schweizerischen Zeit- schriften, mit Einschluss der Zeitungen, Jahrbücher, Veröffentlichte (amtliche) Quellen Kalender, Serien usw. 2. neu bearbeitete und stark vermehrte Ausg. Hrsg. von der Schweizerischen Bundesamt für Kultur / Amt für Bundesbauten: Die Landesbibliothek in Bern auf Grund ihrer Ein- Schweizerische Landesbibliothek. Machbarkeitsstu- gänge / Catalogue des périodiques suisses, revues, die 1991. Bern 1992 journaux, annuaires, almanachs, collections, etc. Eingabe an den hohen Bundesrath betreffend die e reçus par la Bibliothèque Nationale à Berne. 2 édi- Sammlung aller in der Schweiz entstehender Druck- tion refondue et considérablement augmentée. Pub- sachen in der eidgenössischen Centralbibliothek. liée par la Direction de la Bibliothèque. Bern-Büm- Kapitel 3 des Protokolls der 3. Plenarsitzung der pliz 1925 [mit fünf Nachträgen 1926–1930] Centralkommission für schweizerische Landes- Schweizer Zeitschriftenverzeichnis / Répertoire des kunde – Samstag, 26. März 1892, Nachmittags 2 périodiques suisses / Repertorio dei periodici sviz- Uhr, im Vorzimmer des Nationalrathssaales, Bun- zeri. Zürich 1956–1996 [mit einer Auswahl von despalast, Bern rund 8200 schweizerischen Zeitschriftentiteln in Centralkommission für schweizerische Landes- den Beständen der NB] kunde: Enquête betreffend die Gründung einer Die Bibel in der Schweiz und in der Welt. Katalog schweizerischen Nationalbibliothek. Veranstaltet der Sammlung Karl J[acob] Lüthi sowie von Bestän- im Auftrag des eidg. Departements des Innern von den anderer Herkunft [in der] Schweizer. Landes- der Centralkommission für schweizerische Landes- bibliothek. Veröffentlicht durch die Bibliothek kunde (3. März 1893). Sonderabdr. aus der V. Mit- anlässlich der Einweihung ihres Gebäudes, teilung der Centralkommission. Bern 1893. Faksi- 31. Oktober 1931 / La Bible en Suisse et dans le mile Bern, Sierre 2001 monde. Catalogue de livres provenant principale- Centralkommission für schweizerische Landes- ment de la collection Karl J. Lüthi [à la] Bibliothè- kunde: Zur Gründung der Schweizerischen Landes- que Nationale Suisse. Publié par la Bibliothèque à bibliothek. Bericht über den gegenwärtigen Stand l’occasion de l’inauguration de son bâtiment, 31 dieser Frage, abgelegt an der V. Plenarsitzung der octobre 1931. Bern 1931 Centralkommission für schweizerische Landes- Katalog der amerikanischen Büchersammlung der kunde vom 11. März vom Sekretär [Johann Hein- Schweizerischen Landesbibliothek, Bern / Catalogue rich Graf]. Bern 1894 de la collection des livres américains de la Bibliothè- Commission Mühlemann: Rapport sur la redéfini- que nationale, Berne. Bern 1942 tion des tâches de la Bibliothèque nationale suisse. In: Festschrift 1995 (s. Darstellungen), S. 97–106 Literarische Gesellschaft in Bern: Eingabe der Litte- 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN rarischen Gesellschaft in Bern an die hohe Bundes- ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK versammlung (10. Juni 1892). Bern 1892 Protokoll der Sitzungen der Expertenkommission in Archivalien Sachen der projektierten Nationalbibliothek Dossiers und Einzelschriftstücke zur Geschichte, (24. April 1893). Bern 1893 zum Bau und zum Betrieb der NB seit 1892, gröss- Schweizerische Landesbibliothek: Jahresbericht / tenteils im Schweizerischen Bundesarchiv (BAR) Bibliothèque nationale suisse: Rapport annuel, ab [Abgabeverzeichnis] 1895 Zugangsjournale, ab 1895 Schweizerische Landesbibliothek: Schweizerische Protokolle der Bibliothekskommission Landesbibliothek / Schweizerischer Buchhändler- und Verleger-Verein und Société des libraires et édi- Fotomaterial [in der Graphischen Sammlung] teurs de la Suisse romande: Vereinbarung der Eingabe der luzernischen Behörde an die Hohe Bun- Schweizerischen Landesbibliothek mit dem Schwei- desversammlung betreffend die Bewerbung Luzerns zerischen Buchhändler- und Verleger-Verein und Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 237 der Société des libraires et éditeurs de la Suisse bibliothek am 30. Mai 1970. Ansprachen von Hans romande betreffend Gratislieferung ihrer Verlags- Peter Tschudi, Heinz Helbing, Franz Georg Maier. werke. Zürich, Lausanne, Bern 1961 Dokumentation überreicht vom Informationsdienst Schweizerischer Bundesrat: Botschaft des Bundes- des Eidg. Departements des Innern. Bern 1970 rates an die Bundesversammlung betreffend die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erzie- Gründung einer schweizerischen Nationalbiblio- hungsdirektoren / Bundesamt für Kultur: Bibliothe- thek (8. März 1893). In: Bundesblatt der schweize- ken in der Schweiz. Situation, Probleme und rischen Eidgenossenschaft, 1893, S. 1000–1014 Bedürfnisse der allgemeinen öffentlichen Bibliothe- Schweizerischer Bundesrat: Botschaft des Bundesra- ken. Hrsg. von der Schweizerischen Konferenz der tes an die Bundesversammlung, betreffend die kantonalen Erziehungsdirektoren und vom Bundes- – Bewilligung eines ausserordentlichen Kredites für amt für Kultur. Bern 1993, S. 41f., 53 55 [auch in Erwerbung der Bücher- und Blättersammlung des französischer und italienischer Übers.] Herrn Dr. Fritz Staub sel., gewesen in Zürich. (Vom Schweizerische Landesbibliothek: 50 Jahre Schwei- 13. Dezember 1897). In: Bundesblatt der schweizer- zerische Landesbibliothek 1895–1945 / La Biblio- ischen Eidgenossenschaft, 1897, S. 1266–1273 thèque nationale suisse. Un demi-siècle d’activité. Schweizerischer Bundesrat: Botschaft des Bundes- Bern 1945 [zitiert: Festschrift 1945] rates an die Bundesversammlung betreffend den Schweizerische Landesbibliothek: 1895–1995, Das Ankauf eines Bauplatzes für einen Neubau zur Buch zum Jubiläum: Schweizerische Landesbiblio- Unterbringung der Landesbibliothek, des eidgenös- thek / Le livre du centenaire: Bibliothèque nationale sischen Amtes für geistiges Eigentum und des eid- suisse / Il libro del centenario: Biblioteca nazionale genössischen statistischen Bureaus in Bern. (Vom svizzera / Il cudesch dal tschientenari: Biblioteca 6. August 1926). In: Bundesblatt der schweize- naziunala svizra. Miscellanea. Konzept und Redak- – rischen Eidgenossenschaft 1926, II, S. 205 218 tion: Olivier Bauermeister und Pierre Louis Surchat. Schweizerischer Bundesrat: Botschaft über Bauvor- Bern 1995 [zitiert: Festschrift 1995] haben, Grundstücks- und Liegenschaftserwerb Die Schweizerische Nationalbibliothek – die Büche- (Zivile Baubotschaft 1993) vom 26. Mai 1993. In: rei von uns allen. Produktion: Schweizer Radio Bundesblatt der schweizerischen Eidgenossenschaft DRS 1, Siesta, Sendung vom 16. und 17.1.2007. – – 1993, S. 1297 1414 (S. 1304 1315) Redaktor: Christian Schmid. Zürich 2007. 2 CD- Schweizerischer Bundesrat: Botschaft vom 3. Sep- ROMs tember 1997 über die Errichtung und den Betrieb Allemann, Urs: Einige Grundzüge des neuen Bun- einer Anlage zur Massenentsäuerung von Archiva- desgesetzes über die Schweizerische Landesbiblio- lien und Bibliotheksmaterial auf dem Areal der thek. In: Festschrift 1995, S. 107–118 Schweizerischen Munitionsunternehmung in Wim- mis. In: Bundesblatt der schweizerischen Eidgenos- Allenspach, Christoph (Text); Schibig, Marco senschaft 1997, S. 1485–1500 (Fotografien): Renovation und Erweiterung 1994– 2001 [der Schweizerischen Landesbibliothek]. Schweizerischer Bundesrat: Botschaft über Bauvor- Baden 2001 haben und Grundstückerwerb der Sparte Zivil (Ziviles Baumprogramm 2004) vom 6. Juni 2003. Allenspach, Christoph u. a. (Text); Schibig, Marco In: Bundesblatt der schweizerischen Eidgenossen- (Fotografien): Schweizerische Nationalbibliothek: schaft 2003, S. 5111–5141 (S. 5114f., 5128–5130) Umbau und Erweiterung 1991–2009 = Bibliothèque nationale suisse: transformation et extension 1991– Das Bundesblatt erscheint seit Heft Nr. 24 vom 2009 = Biblioteca nazionale svizzera: trasforma- 22. Juni 1999 auch in digitaler Form; die älteren zione e ampliamento 1991–2009 = Biblioteca nazi- Ausg. sind digitalisiert zugänglich, beides unter unala svizra: transfurmaziun ed engrondiment www.admin.ch/ch/d/ff/index.html. Zur Beratung 1991–2009. Hrsg. vom Bundesamt für Bauten und der Gesetzesvorlagen vgl. die Protokolle der Ver- Logistik, BBL, anlässlich der Eröffnung des neuen handlungen von National- und Ständerat im Amtli- Tiefmagazins am 20. August 2009. Bern 2009 chen Bulletin der Bundesversammlung bzw. in der Curia Vista-Geschäftsdatenbank unter www.parla- Bauermeister, Olivier: Une institution en quête ment.ch, Suchbegriffe »Landesbibliothek« bzw. d’identité. In: Festschrift 1995, S. 42–58 »Nationalbibliothek« Bauermeister,Olivier;Surchat,Pierre:DieBot- Ständerat: Bericht der ständerätlichen Kommission schaft des Bundesrates an die Bundesversammlung, betreffend Gründung einer Schweizerischen Landes- betreffend die Gründung einer schweizerischen bibliothek. Bern, 4. Dezember 1893 Nationalbibliothek. (Vom 8. März 1893). Einlei- tung, Text und Anmerkungen. In: Jahresbericht Darstellungen 1994, S. 19–27 Eidgenössisches Departement des Innern: Feier zum Baumann, Ursula: Die Bürgerbibliothek Luzern als 75-jährigen Bestehen der Schweizerischen Landes- Sammelstelle für Althelvetica, 1894–1951. Diplom- 238 Schweizerische Nationalbibliothek, Bern arbeit, der Vereinigung Schweizerischer Bibliothe- 5. VERÖFFENTLICHUNGEN kare vorgelegt. Luzern 1990 ZU DEN BESTÄNDEN Bilfinger, Monica: Die Schweizerische Landes- Asyl und Aufenthalt. Die Schweiz als Zuflucht und bibliothek in Bern. Redaktion: Werner Bieri, Kath- Wirkungsstätte von Slaven im 19. und 20. Jahrhun- rin Gurtner. Hrsg. in Zusammenarbeit mit dem dert. Hrsg. von Monika Bankowski, Peter Bang, Bundesamt für Bauten und Logistik BBL. Bern Carsten Goehrke, Werner G. Zimmermann. Techni- 2001 (Schweizerische Kunstführer; Nr. 696 [recte sche Redaktion: Hans Urech. Basel, Frankfurt a. M. 694], Serie 70) [auch in französischer, italienischer 1994 und englischer Übers.] Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit: Ver- Cordonier, Jacques: La Bibliothèque nationale et les zeichnis der Publikationen von Schweizerfrauen. bibliothèques suisses: quelques échos d’une relation Hrsg. von der Gruppe Wissenschaft, Literatur und ambiguë. In: Festschrift 1995, S. 76–90 Musik der Schweizerischen Ausstellung für Frauen- Fivian, Emanuel: Schweizerische Landesbibliothek. arbeit / Catalogue des publications des femmes suis- In: Denkmalpflege in der Stadt Bern 1997–2000. ses. Publié par le groupe Science, littérature et musi- ’ Hrsg. von Bernhard Furrer. In: Berner Zeitschrift que de l Exposition suisse du travail féminin. Bern- für Geschichte und Heimatkunde 63 (2001) Heft 2/ Bümpliz 1928. Fortsetzung: Frauenkatalog [von der 3, S. 43–49 NB zwischen 1928 und 1972 (Berichtszeit bis Ende 1970) geführter Zettelkatalog; heute im Archiv zur Fuchs, Walther: Die Modernität der Schweizer- Geschichte der Schweizerischen Frauenbewegung ischen Landesbibliothek, 1798–2001. In: Bibliothe- (Gosteli-Stiftung), Worblaufen, s. Annie Muriset: ken bauen: Tradition und Vision / Building for Bibliographie féminine suisse. In: Festschrift 1945, books: traditions and visions. Redaktion: Susanne S. 154 –157 Bieri, Walther Fuchs. Hrsg. von der Schweize- rischen Landesbibliothek / Swiss National Library. Schweizerische Landesbibliothek: Schweizerische Basel 2001, S. 305–375 [mit reichhaltiger Bibliogra- Sprachforschung. Katalog einer Ausstellung der phie (S. 372–375) u. a. zu den die NB betreffenden Schweizer. Landesbibliothek. Vorwort von Direktor Baubotschaften des Bundesrats] Marcel Godet; mit Beiträgen von Karl Jaberg, And- rea Schorta, Heinrich Baumgartner und Rudolf Godet, Marcel: La Bibliothèque nationale suisse: Hotzenköcherle. Bern 1943 son histoire – ses collections – son nouvel édifice. Berne 1932 Schweizerische Landesbibliothek: Bündner Schrift- werke aus 12 Jahrhunderten. Ausstellung 1946 Godet, Marcel: La Bibliothèque nationale suisse. In: [Verzeichnis der Bücher und Dokumente] Festschrift 1945, S. 3–30 Schweizerische Landesbibliothek: Die Sammlungen. Luck, Rätus: »...jenen stillen Forschern vaterländi- Bern 2001 [auch in französischer, italienischer und scher Kunde.« Die Schweizerische Landesbibliothek englischer Übers.] im Umfeld der Wissenschaft 1895–1990. In: Jahres- bericht 1990, S. 41–46 Schweizerisches Literaturarchiv: Nachlässe und Archive des SLA [Schweizerisches Literaturarchiv] / Luck, Rätus: Die Schweizerische Landesbibliothek Fonds manuscrits et archives des ALS [Archives lit- vor den eidgenössischen Räten 1910/1911 und téraires suisses] / Lasciti ed archivi dell’ASL [Archi- – 1992. In: Jahresbericht 1993, S. 17 26 vio svizzero di letteratura] / Relaschs ed archivs da Meyer, Peter: Die Schweizerische Landesbibliothek. l’ASL [Archiv svizzer da litteratura]. 3., überarbei- Einweihung am 31. Oktober 1931. Bern 1931. tete und ergänzte Aufl. Bern, Affoltern a. A. 2000 Reprint Baden 2001 Beck, Marcel: Die ausländischen Bestände [Abtei- Mosset, Olivier: 300 Türen / 300 portes / 300 porte / lung E., Sammlung Hoepli, Amerikanische Bücher- 300 portas. Bern 2002. Texte von Olivier Mosset sammlung, ungarische Bibliothek, Kriegssamm- und Susanne Bieri. Bern 2002 [betrifft die Bema- lung]. In: Festschrift 1945, S. 77–80 lung der Bürotüren im Gebäude der NB] Beck, Marcel: Die Handbibliothek im Lesesaal und Sterchi, Peter: Das Gedächtnis der Schweiz zieht der bibliographische Apparat im Katalogsaal. In: um / La mémoire de la Suisse déménage. Mitarbeit: Festschrift 1945, S. 84–87 Robert Palecek; Musik: Werner Schneider. Oberthal Berther, Norbert; Gartmann, Ines: Bibliografia 1997 [Video-Kompaktkassette] retorumantscha (1552–1984) e Bibliografia da la Streiff, David; Dörig, Hans Rudolf: Die Schweize- musica vocala retorumantscha (1661–1984). Elavu- rische Landesbibliothek als Teil des Bundesamtes raziun per incumbensa da la Lia rumantscha tenor für Kultur. In: Festschrift 1995, S. 91–96 las directivas da la »Cumissiun Bibliografia reto- rumantscha«. Chur 1986 Surchat, Pierre-Louis: Die Schweizerische Landes- bibliothek 1895–1995, geschichtlicher Überblick. Blaser, Fritz: Bibliographie der Schweizer Presse mit In: Festschrift 1995, S. 28–41 Einschluss des Fürstentums Liechtenstein / Biblio- Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 239 graphie de la presse suisse / Bibliografia della mondes. In: Revue des bibliothèques 38 (1928), stampa svizzera. 2 Bde. Basel 1956–1958 [weist S. 298–301 bzw. 40 (1930), S. 5–19 auch die Bestände der NB nach] Jenzer, Beatrix; Meyer, Regina: Die Panoramen der Brandstetter, Josef Leopold: Bibliographie der Schweizerischen Landesbibliothek. Teil 1: Die Kata- Gesellschaftsschriften, Zeitungen und Kalender in logisierung von Panoramen in der Graphischen der Schweiz. Bern 1896 Sammlung der Schweizerischen Landesbibliothek. Capitani, François de: Von der »Eidgenössischen Arbeitsbericht von Beatrix Jenzer. Teil 2: Übersicht Makulatursammlung« zur Fundgrube der Kultur- über den Bestand der Panoramen in der Graphi- geschichte. In: Festschrift 1995, S. 203–206 schen Sammlung der Schweizerischen Landes- bibliothek. Arbeitsbericht und Register von Regina Coles, T. E.; Shaw, G.: Stadtadressbücher in der Meyer. Diplomarbeit der Vereinigung Schweize- Schweizerischen Landesbibliothek. In: Jahresbericht rischer Bibliothekare. Bern 1980/81 1996, S. 40-43 Joss, Curt: Von der Musikabteilung der Schweize- Dufour, Bernhard: Sondersammlungen der Schwei- rischen Landesbibliothek. In: Festschrift der zerischen Landesbibliothek. Erster Zwischen- Schweizerischen Musikzeitung und Sängerblatt, bericht. 20.8.1993 [mschr.] 6. Juni 1925 (zugleich Offizielles Programm und Godet, Marcel: Le dépôt volontaire en Suisse und le Textbuch zur 26. Tagung des Schweizerischen Ton- dépôt légal. Aperçu de son état actuel dans les deux künstlervereins in Bern), S. 37–42 240 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern

ZENTRALBIBLIOTHEK sichtigten Lesesaal U, Montag 9.00–18.00 Uhr, – – DER UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK Dienstag bis Freitag 8.00 18.00 Uhr. Schriftliche oder telefonische Anmeldung für die Benutzung von BERN wertvollen und nur im Lesesaal konsultierbaren Beständen (Drucke vor 1850, Rara) empfehlenswert. Kanton: Bern – Leihverkehr: ILV/ILL.

Ort: Bern Technische Einrichtungen für den Benutzer: Kopier-, Film- und Fotoaufträge, Selbstkopierer, Bearbeiterin: Claudia Engler Reader-Printer, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lese- Adresse: Münstergasse 61, 3000 Bern 8 geräte, PCs mit Zugang zu Bibliothekskatalogen, Laptoparbeitsplätze im Lesesaal U, CD-ROM-Ange- Telefon: +41 31 631 92 11 bote.

Telefax: +41 31 631 92 99 Gedruckte Informationen: Allgemeine Information (jährlich aktualisiert, auch Homepage: www.ub.unibe.ch französisch und englisch), Benutzungsordnung, Benutzungsanleitungen und Merkblätter zu Aus- E-Mail: [email protected] leihe, Katalogen, Beständen und zur Fernleihe, Ver- anstaltungskalender. Träger: Kanton Bern (für das Zentrum historische Buch- Hinweise für anreisende Benutzer: bestände Burgergemeinde Bern) Ab Hauptbahnhof Bern zu Fuss (ca. 10 Min.) oder Bus Nr. 12 Schosshalde bis »Zytglogge«. PW: Rich- Funktion: tung Stadtzentrum – Bundeshaus – Parkhaus Belle- Zentrale Bibliothek der Universität Bern und öffent- vue. liche bernische Kantonsbibliothek.

Sammelgebiete: 1. Allgemeine Sammelgebiete: alle Wissensgebiete. – 1. BESTANDSGESCHICHTE 2. Besondere Sammelgebiete: Bernensia (Stadt und Kanton), Geisteswissenschaften, Theologie und Die Liberey der Hohen Schule zu Bern Recht. – 3. Sammelgebiete der Filialen: Osteuropa im 16. Jahrhundert (Schweizerische Osteuropabibliothek SOB); Studien- literatur Geisteswissenschaften (Basisbibliothek Uni- 1.1 Die Entstehung der Universitätsbibliothek tobler BTO). Bern (UB), bis 2007 Stadt- und Universitätsbiblio- thek (StUB), fällt mit der Reformation 1528 zusam- Benutzungsmöglichkeiten: men. Im selben Jahr gründete Bern zur Ausbildung Ausleihe von Büchern und Medien ab 1850. Aus- des reformierten Pfarrnachwuchses die Hohe leihe nur mit Leserausweis. (Vor-)Bestellungen über Schule, die zunächst im ehemaligen St. Vinzenzstift Internet möglich für alle Bestände inkl. Bestände der am Münsterplatz, ab 1535 in den Gebäulichkeiten Filialen (Kurierdienst). – Öffnungszeiten: Ausleihe, des säkularisierten Barfüsserklosters untergebracht Auskunft, Freihandbibliothek: Montag bis Freitag war. Mit der Gründung der Schule war auch die 10.00–18.00 Uhr, Samstag 10.00–12.00 Uhr; Kata- Einrichtung einer Studienbibliothek verbunden. Ein log, Lesesäle A und U (mit grossem Handapparat Ratsbeschluss verordnete 1533 den Holzbau für und Zeitschriftenpräsenzbestand): Montag bis Frei- eine »Liberey« im Westflügel des Barfüsserklosters, tag 8.00–21.00 Uhr, Samstag 8.00–12.00 Uhr; 1535 bestätigte eine testamentarische Verfügung Medienraum: Montag bis Freitag 10.00–21.00 Uhr, deren Einrichtung, wohl teilweise als Kettenbiblio- Mittwoch 12.00–21.00 Uhr, Samstag 8.00–12.00 thek. Die Bibliothek unterstand seit 1548 dem Uhr. Alte und wertvolle Drucke (Rara) nur im beauf- Senatus academicus, als Bibliothekare amteten die Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern 241

Schulratsschreiber, in der Regel die jeweiligen Pro- ners Georg Schöni, 1553 die Sammlung des Gräzis- fessoren der Theologie. Die Bibliotheksbestände ten Niklaus Pfister (Artopoeus, um 1500–1553), standen dem Lehrkörper, den »Predicanten« und 1574 diejenige des Theologen und Botanikers Bene- den Studierenden der Hohen Schule zur Verfügung. dikt Marti (Aretius, um 1522–1574) und schliess- Da es zu Verlusten gekommen war, verbot der lich 1586 über das Vermächtnis des Münster- Schulrat 1579 die Mitnahme der Bücher und ver- pfarrers und Dekans Johannes Fädminger die ca. langte ihre ausschliessliche Konsultation in der 250 Bde umfassende Bibliothek des Basler Humani- Bibliothek selbst. sten Leonhard Hospinian (Wirth, 1510/1515– 1586). 1.2 Den Grundstock der Bibliothek der Hohen Schule bildeten die Bücher aus den im Zuge der Reformation aufgelösten geistlichen und klöster- Von der Liberey zur Bibliotheca civica lichen Institutionen. Dazu gehörten zunächst die im 17. Jahrhundert Bibliothek des Berner Chorherrenstifts St. Vinzenz 1.4 Anfangs des 17.Jhs wurde die Bibliothek erst- und spätestens seit 1581 die Bibliothek der dem mals umfassend baulich erweitert und 1623 reorga- Stift angegliederten städtischen Lateinschule. Auf nisiert mit der Einsetzung einer besonderen Biblio- Grund von Besitzvermerken und Signaturen lässt thekskommission innerhalb des Schulrats. Diese sich eine bedeutende Gruppe von Inkunabeln und erteilte 1624 den beiden neu als Bibliothekare frühen Drucken dem Kartäuserkloster Thorberg amtierenden Professoren Nicolaus Henzi und Chris- zuordnen. Darunter befinden sich auch Werke aus toph Lüthard den Auftrag, zwei (heute verlorene) ursprünglich privatem Besitz, die als Schenkung ins »Indices über die libery« zu erstellen und die jährli- Kloster gekommen waren. Der grösste Teil der ehe- che Bestandsrevision einzuführen. Festgelegt wur- maligen Thorberger Bestände ging jedoch ins Basler den auch Ausleihbedingungen und Leihfristen, da Kartäuserkloster und nicht in die Bibliothek der es zu Verlusten gekommen war. Die Reorganisation Hohen Schule. Das gilt auch für die Bestände des erfolgte vermutlich bereits im Hinblick auf weitere Berner Dominikanerkonvents und wahrscheinlich zu erwartende Schenkungen, insbesondere diejenige auch des Barfüsserklosters, da aus deren Besitz nur der Bongarschen Bibliothek. vereinzelt Bücher in der Bibliothek der Hohen Schule nachweisbar sind. Provenienzvermerke ver- 1.5 Den bis heute bedeutendsten Zuwachs erfuhr weisen in Einzelfällen auch auf eine Herkunft aus die Bibliothek durch die Schenkung der Bibliothek dem Berner Spital zum Heilig Geist, dem Priorat des französischen Diplomaten und Gelehrten Herzogenbuchsee und dem Augustinerkloster Inter- Jacques Bongars (1554–1612), die dessen Erbe laken. Inwieweit einzelne Bücher aus ehemaligem Jakob Graviseth der Stadt Bern zum Dank für die Klosterbesitz erst später über Schenkungen in die Erteilung des Burgerrechtes im Jahre 1631 übereig- Bibliothek der Hohen Schule gekommen sind, bleibt nete. Mit ihren rund 500 Handschriften und 6856 unklar, weshalb keine Aussagen zu ihrer ursprüng- Drucken (davon 125 Inkunabeln) in rund 3080 Bdn lichen Grösse gemacht werden können. Im Urteil vergrösserte sie den Bestand der bisherigen Liberey gelehrter Zeitgenossen jedoch galt die »Bibliotheca um mehr als das Doppelte. Gleichzeitig bereicherte Bernensis« von Anfang an als »gewichtige Biblio- sie die bisher stark theologisch ausgerichtete Biblio- thek [...], schwer von kostbaren Büchern und thek um bedeutende Titel aller Wissensgebiete, ins- Schriften, welche Griechen feiern, Juda und die besondere im Bereich der philosophischen Diszipli- Lateiner«, in der man »nichts von Bedeutung« nen und der Geschichte. Der Schenkungsvertrag vermisse. verlangte die separate Aufstellung der Bibliotheca Bongarsiana von den übrigen Bibliotheksbeständen, 1.3 Über die Bestandsentwicklung liegen wie für die Erschliessung mittels eines gedruckten Katalogs die Gründungsphase nur spärliche Nachrichten vor. und die öffentliche Benutzung durch ein gelehrtes Wohl um den weitgehend vorreformatorisch Publikum. Während ein handschriftlicher Katalog bestimmten Bestand mit reformatorischer und v. a. (Clavis bibliothecae Bongarsianae) – nach Fach- für den Schulbedarf benötigter Literatur zu berei- systematik in sechs Klassen mit alphabetischem chern, liess der Berner Rat der Bibliothek seit 1548 Verfasser- und Herausgeberregister, verfasst von einen Jahresbeitrag von 50 Pfund für Anschaffun- den beiden Bibliothekaren Samuel Hortin (1589– gen zukommen. Über getätigte Erwerbungen und 1652) und Conrad Schoppius (1576–1649) – inwieweit diese kontinuierlich erfolgten, liegen bereits 1634 vorlag, aber nicht gedruckt wurde, keine Quellen vor. 1623 wird jedoch festgehalten, integrierte man die Sammlung 1693 aus betriebli- dass nach vorgängiger Bewilligung durch den Deca- chen Gründen entgegen dem Willen des Donators nus »schöne bücher, gantze opera, nit gemeine und ohne vorgängige Kennzeichnung im übrigen tractat« angeschafft werden sollten. Zu bedeuten- Bestand. Erst 1960 begann man, die Druckschriften den Bestandserweiterungen führten v. a. Schenkun- der Bongarsiana anhand des Hortin-Katalogs wie- gen privater Gelehrter oder an der Hohen Schule der als Sonderbestand mit eigener Signatur zusam- lehrender Professoren: 1535 erhielt die Schule eine menzustellen und neu zu erschliessen. Der Katalog unbekannte Zahl Bücher aus dem Besitz des Ven- wurde 1994 publiziert. 242 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern

1.6 1634 legte die Schenkung von Bildern, Rari- Bestand der rund 10.000 gedruckten Bücher syste- täten und naturwissenschaftlichen Objekten des matisch in 12 Klassen, innerhalb dieser nach Ver- Arztes Wilhelm Fabry (1560–1634) den Grund- fassern oder Titeln alphabetisch geordnet, erfasste. stock zu musealen Sammlungen in der Bibliothek. Die Einsetzung einer neuen, siebenköpfigen Biblio- Spätestens damit begann die Entwicklung von der thekskommission, der Erlass einer Benutzungsord- theologischen Fachbibliothek zur barocken Univer- nung, die Bewilligung einer Dotation von 4000 salbibliothek, was auch die seit der Mitte des Pfund als Grundstock eines Anschaffungs- und 17.Jhs übliche Bezeichnung der Bestände der alten Unterhaltsfonds, die Einführung einer Dedikations- Liberey als Bibliotheca civica verdeutlicht. Gleich- pflicht für Amtsträger und die Bestätigung der zeitig mit der Bibliotheca Bongarsiana dürfte sie Pflichtabgabe bernischer Buchdrucker (erstmals neu auch einem breiteren Gelehrtenkreis offen- erwähnt 1676) an die Bibliothek schufen eine trag- gestanden haben. Nach der satirischen Schrift fähige Betriebsstruktur und sicherten langfristig »Heutelia« von 1658 scheint aber ausschliesslich einen bescheidenen Bestandszuwachs. Den Hoch- die »Neue Bibliothek« (Bibliotheca Bongarsiana) schullehrern räumte man die Mitbestimmung beim gelehrtes Interesse und auswärtige Besucher auf sich Bucherwerb für ihr Fach ein, mit Sonderkrediten gezogen zu haben; diese könne »noch zur Zeit für versuchte man Bestandslücken im Bereich Theolo- die schönste und beste eine« in der Schweiz gehal- gie zu füllen und einen Grundbestand juristischer ten werden. Die »Alte Bibliothek« (Bibliotheca Werke anzuschaffen, welche für das an der Hohen civica) hingegen wird als geringer als die Bibliothek Schule neu gelesene Fach fehlten. Damit sollte es von Zürich beurteilt. Die Schrift beklagt zudem den der Bibliothek endlich ermöglicht werden, ihrer sehr vernachlässigten Zustand der Bücher und die Doppelfunktion als Hochschulbibliothek einerseits durch Fahrlässigkeit verursachten Verluste. Indirekt und burgerliche Stadtbibliothek zum »sonderlichen bestätigt wird diese Kritik durch die seit 1634 aus- nuze der liebhaberen und ornament der statt« ande- bleibenden Schenkungen. Erst 1674–1676 kommt rerseits gerecht zu werden. es zu Erneuerungsbestrebungen mit der Anlage 1.8 Zur Förderung der Schenkungen legte man eines systematischen »Catalogus« für die Biblio- 1693 ein prachtvolles Donatorenbuch an. Tatsäch- theca civica samt Bezeichnung der Aufstellung und lich flossen die Geschenke in den kommenden zwei Erschliessung durch ein alphabetisches Verfasserre- Jahrzehnten reichlich, und zwar sowohl aus dem gister und der Verpflichtung der Professoren, mit- Kreis der Hochschuldozenten als auch aus den Rei- tels eines Anschaffungskredits aus dem Schulseckel hen bürgerlicher Familien und der Obrigkeit. Am Werke »nutzlicher authores« anzukaufen. Doch der Anfang stehen die mehr als 800 Bde des Obersten 1680 einsetzende und mehr als ein Jahrzehnt dau- Georg Albert Wyss von Mollens, die Collectio con- ernde Umbau der ganzen Kollegiengebäude führte ciliorum (37 Bde, Paris 1644), ein Geschenk des die Bibliothek vollends in die Stagnation. Wie sehr Schultheissen Sigmund von Erlach (1614–1699), sie ihrer ursprünglichen Aufgabe als Hochschul- die Bibliotheken des Berner Künstlers Wilhelm bibliothek nicht mehr genügen konnte, zeigt nicht Stettler (1643–1708), des Stadtarztes Sigmund zuletzt die 1691 erfolgte Gründung einer theologi- König, von Grossrat Abraham Manuel (1646– schen Bibliothek »zur Hülf der Collegianorum und 1733) und Salzdirektor Anton von Graffenried Paedagogiarum« im gleichen Gebäude. (1658–1719). Von unterschiedlichen Gönnern kamen Werke wie Atlanten von Johann Jansson, Willem Blaeu, Sansons Persische Hofsstaats- und Erneuerung und Ausbau Regierungsbeschreibung (Hamburg 1696), der Hor- Ende des 17. Jahrhunderts tus Eistettensis (Nürnberg 1613) von Basilius Bes- 1.7 Der Zeitraum von 1693 bis 1698 brachte der ler, Matthäus Merians Topographien (Frankfurt – Bibliothek eine tiefgreifende innere und äussere 1642 1688), Johann Jacob Sandrarts Teutsche Aca- – Erneuerung und Stärkung. Diese steht in engem demie (Nürnberg 1668 1675) und Johann Georg ’ Zusammenhang mit der kurz davor erfolgten Re- Graevius Thesaurus antiquitatum Romanorum – organisation und dem Ausbau der Lehre an der (Utrecht 1694 1699). Hohen Schule. Die Erneuerung der alten Biblio- theksräume und v. a. der Bau des repräsentativen Die Bibliothek im Zeitalter der Aufklärung Barocksaals führte nicht nur zur rationellen Neu- aufstellung der Bücher und Vereinheitlichung der 1.9 Mit den Schenkungen war die Bibliothek Einbände, sondern zog insbesondere die Vereini- innert kürzester Zeit stark angewachsen. Als 1712 gung von Bibliotheca Bongarsiana und Bibliotheca die rund 6000 Bde und Handschriften aus dem Ber- civica nach sich. Gleichzeitig wurden weitere ver- ner Anteil der Kriegsbeute des Zweiten Villmerger- streute Bücherbestände, z. B. aus der Ratsstube und kriegs in der Bibliothek untergebracht werden soll- -kanzlei, in die neue Bibliothek überführt. Der ten, war die Raumnot bereits derart gross, dass neuen Aufstellung im Saal entsprach der zwischen mehr noch als die freundeidgenössische Geste die 1693 und 1697 angelegte Katalog von Marquard prekären Platzverhältnisse für die Rückgabe der Wild (1661–1747), der erstmals den ganzen »aeptischen Bücher« im Jahre 1718 verantwortlich Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern 243 gewesen sein dürften. Tatsächlich vermehrte sich Überhaupt bildeten Bücher, die »zur vatterländi- der Buchbestand zwischen 1700 und 1800 um das schen Historie dienen«, seit 1740 einen eigentlichen Dreifache: Wird der Bestand 1739 noch auf 10.739 Sammlungsschwerpunkt. Die Bibliothekare wurden Titel geschätzt, nennt das Generalinventar 1776 verpflichtet, Korrespondenz ins Ausland zu führen, bereits 18.272 Druckwerke und 1035 Manuskripte damit man »bey Auctionen schöner Bibliotheken und rechnet man 1794 mit 30.000 gedruckten und allezeit genugsam Nachricht hat« (1779). Hingegen 1200 handschriftlichen Bdn. Die Raumfrage blieb lehnte man 1769 das günstige Verkaufsangebot deshalb das ganze Jh eines der vordringlichsten Albrecht von Hallers (1708–1777) für seine mehr Probleme; die Quellen belegen die zahllosen An- als 10.000 Bde umfassende Bibliothek ab. Das Geld suchungen der Bibliothekare um Verbesserung der empfand die Regierung als zu wenig »capitaliter« Raumverhältnisse (»confuser zustand« 1715, »mit angelegt. bücheren von unten bis oben angefüllet, der tägli- che Zuwachs kömmerlich darinn kann versorget 1.11 1726 trat der erste vollamtlich tätige und werden« 1772). Erst als Provisorien, Auslagerungen besoldete Oberbibliothekar sein Amt an. Dies war und damit verbundene Diebstähle die Bestände ein wichtiger Schritt zur Professionalisierung der nachhaltig zu schädigen drohten, brachte der Bau Bibliothek, auch wenn die Stelle meist nur als der Bibliotheksgalerie (Verbindungsbau zwischen Sprungbrett für höhere Staatsämter diente. Mit Westflügel Hochschule und »Ankenwaag« d. h. das Albrecht von Haller (1735–1736), Samuel Engel Kornhaus mit Marktlauben) im Jahre 1775 eine (1736–1748), Johann Rudolf Sinner von Ballaigues erste Entlastung. Schliesslich führte der zwischen (1748–1776) und Samuel Ith (1778–1786) standen 1787 und 1794 vorgenommene Umbau der der Bibliothek im 18. Jh bedeutende und fähige »Ankenwaag« zur Bibliothek zur bis heute weit- Gelehrte vor, von deren Ansehen und internationa- gehend gültigen Lösung. Das Gebäude wurde mit len Beziehungen sie profitierte. Unter ihrer Leitung einem Vorsaal (heute Hallersaal der Burgerbiblio- wurden die Bestände, darunter auch die Hand- thek) und einem klassizistischen Prunksaal (heute schriften und Medaillen, weiter erschlossen und Schultheissensaal der UB/ZB) ausgestattet, in dem systematisiert. Haller wirkte selbst noch von die kostbarsten Bibliotheksbestände zu Repräsenta- Göttingen aus als »Fachreferent«. Engel führte u. a. tionszwecken aufgestellt waren. Die Bibliothek den von Haller begonnenen Sachkatalog der blieb damit räumlich weiterhin auf dem Hochschul- gedruckten Schriften mit acht Fächern zwischen areal, mit dem eigenen Gebäude war jedoch symbo- 1736 und 1739 zu Ende. Einen eigenen, systemati- lisch ein erster trennender Schritt aus dem engeren schen »Ordo bibliothecae« für die gedruckten Hochschulbereich vollzogen. Werke nach der »encyclopädischen Tafel der menschlichen Wissenschaften« in sechs Klassen 1.10 Verantwortlich für das Bestandswachstum (Theologi, Autores Graeci et Latini, Historia eccle- im 18. Jh waren weiterhin Schenkungen, aller- siastica, Historia profana, Philosophi et Artes, Lit- dings in deutlich geringerem und tendenziell terae et Artes humaniores) führte Sinner ein und abnehmendem Masse als in den Jahren nach begründete diesen, da vorbildlos, ausführlich in der 1693. Bemerkenswert sind die Schenkungen aus Vorrede seines 1764 erstmals im Druck erschiene- dem Ausland, allen voran diejenige des engli- nen Katalogs. 1767 folgt ein erstes, 1784 ein zwei- schen Republikaners Sir Thomas Hollis (1720– tes Supplementum. Bereits 1760 war Sinners Kata- 1774), welcher der Bibliothek in den Jahren log der Handschriften erschienen. Sinners Kataloge 1758 und 1765 anonym rund 450 Titel, vorwie- zählen zu den bibliothekarischen Spitzenleistungen gend aufklärerische englische Werke zu Politik der Zeit und fanden in der gelehrten Welt be- und Religion, zukommen liess. Bis 1776 waren geisterte Aufnahme. Die Veröffentlichung der Kata- die Bde separat aufgestellt, wurden danach aber loge hatte allerdings Folgen. Bei einer Revision in den übrigen Bestand integriert und erst 1955 1773 wurden Diebstähle der »allerrarsten und kost- wieder nach dem 1767 erstellten Catalogus libro- barsten« Bücher festgestellt, die offensichtlich rum selectissimorum quos anonymus Anglus biblio- gezielt nach den Katalogeinträgen erfolgt waren. thecae Bernensi obtulit herausgelöst. Weiter kamen Die Bibliotheksbenützung wurde danach wesentlich vom König von Neapel 1760 mehrere Bde der Anti- eingeschränkt. chità di Ercolana (Neapel 1757) und vom engli- schen Gesandten in der Schweiz, Baron William 1.12 Trotz Erschliessung, Professionalisierung der Norton, die Journals of the House of Commons Verwaltung und teilweisen engen Beziehungen der from the year 1547–1785 und Reports of the Com- Oberbibliothekare zur Hohen Schule führte die mons. Sporadisch setzte die Obrigkeit Anschaf- Unzulänglichkeit der Erwerbsmittel zur gegenseiti- fungsbeiträge aus, die erst ab 1762 in eine regel- gen Entfremdung. Die Literaturbedürfnisse der mässige, alle vier Jahre fällige Unterstützung von Hohen Schule konnten ohne kontinuierlichen, 1000 Thalern umgewandelt wurden. Sonderkredite gezielten Bestandsaufbau nicht befriedigt werden. wurden gewährt für den Erwerb einzelner geschlos- Lücken bestanden insbesondere für die neuen sener Sammlungen, etwa 1764 der Helvetica- Fächer und Lehrstühle (1716 Lehrstuhl der Juris- Sammlung Gottlieb Emanuel Hallers (1735–1786). prudenz; ab 1736 Lesung, dann 1749 Einrichtung 244 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern eines Lehrstuhls für Mathematik und Naturwissen- wurde auch nach der Universitätsgründung 1834 schaften; 1797 Medizin). Diese verlangten statt der beibehalten, da man die Einrichtung einer eigenen »römisch-katholischen Theologie und aristoteli- Kantons- und Universitätsbibliothek ablehnte. Äus- schen Philosophie [...] Newton’sche, Leibnitz’sche serst angespannt blieb die Finanzsituation. Mit den und Wolffianische«, »täglich herauskommende andern universitären Subsidiärbibliotheken kämpfte gelehrte und anständige Werke« und »neuwe die Stadtbibliothek um Aktualität und Existenz. In Authoren, sonderlich in Politicis«. 1730 kam es zur der Not begannen einzelne Institute ab Mitte des Gründung der Societas Studiosorum, deren Haupt- 19. Jhs eigene, nicht öffentliche Fachbibliotheken ziel die Einrichtung einer wissenschaftlichen Fach- anzulegen. Auf Initiative des Hochschulvereins kam bibliothek war. Als ihr ab 1735 nicht nur Schen- es 1887 zur Trennung von der Stadtbibliothek kungen zuflossen, sondern auch namhafte Beiträge durch die Vereinigung von Studenten-, Mediziner- der Schulobrigkeit, war sie gleichzeitig Konkurrenz und Predigerbibliothek zur Stiftung Hochschul- und Ergänzung der burgerlichen Stadtbibliothek. bibliothek, der gleichzeitig die acht Institutsbiblio- Bis ins Jahr ihrer Überführung in die Hochschul- theken unterstellt wurden. Die Hochschulbibliothek bibliothek 1887 war ihr Bestand auf rund 12.000 blieb auch nach dem Umzug der Universität 1903 Bde angewachsen. Im 18. Jh lag ihr Sammelschwer- auf die Grosse Schanze auf dem ehemaligen Hoch- punkt bei den Theologica und gelehrten Zeitschrif- schulareal. Bereits 1905 (Vertrag 1903, Überfüh- ten (Acta eruditorum, Journal des Savans, Biblio- rung 1905) führten Finanzprobleme und das starke thèque britannique). Mit der Gründung von Akade- Wachstum der Hochschulbibliothek (innerhalb mie und Universität im 19. Jh kamen auch natur- eines Jahrzehnts von rund 30.000 auf 50.000 Bde) wissenschaftliche und juristische Werke hinzu. Mit zur Wiedervereinigung mit der Stadtbibliothek. weiteren Bibliotheksgründungen, so 1759 der Nicht folgenlos blieb die räumliche Trennung von Oekonomischen Gesellschaft, 1791 der Lesegesell- Bibliothek und Universität: Sie förderte die Entste- schaft (vorwiegend Rechts-, Wirtschafts- und Reise- hung zahlreicher, unabhängiger Institutsbibliothe- literatur), 1795/96 der »Gemeinschaftlichen Predi- ken und führte bis zur Integration der Stiftung ger-Bibliothek« und der »Medizinisch-Chirurgi- Stadt- und Universitätsbibliothek in die Universität schen- und Veterinarischen Communbibliothek« im Jahre 2007 zu einer Polarität im wissenschaftli- versuchten weitere wissenschaftliche – private oder chen Bibliothekswesen Berns. der Hohen Schule verbundene – Fach- und Interes- sengruppen ihren Bedarf an spezifischer und aktuel- 1.14 Trotz knapper Mittel erfuhr der Bestand der ler Literatur abzudecken. Ihre Bestände gingen alle Stadtbibliothek im 19. Jh einen nicht unbeträchtli- Anfang des 20. Jhs im Rahmen der Fusion von chen Zuwachs (Druckschriften 1800: ca. 30.000 Stadtbibliothek und Hochschulbibliothek im Be- Bde, 1860 ca. 70.000 Bde, 1900 mehr als 100.000 stand der heutigen Stadt- und Universitätsbiblio- Bde). Dazu trugen der regelmässige, wenn auch thek auf. bescheidene Kaufzugang und die Pflichtexemplare bei, hauptsächlich aber wie bisher Schenkungen, darunter so grosse und bedeutende wie die Karten- Von der Stadtbibliothek zur Stadt- und sammlung des Venners Johann Friedrich Ryhiner – Hochschulbibliothek im 19. Jahrhundert (1732 1802), die Bibliothek des Hofwyler Pädago- gen und Politikers Philipp Emanuel von Fellenberg 1.13 Das Ende des Ancien Régime mit dem Ein- (1771–1844), des Architekten Theodor Zeerleder marsch der Franzosen 1798 brachte auch weit- (1820–1868), des Gräzisten und Münsterpfarrers reichende Veränderungen für die burgerliche Stadt- Samuel Gottlieb Risold (1756–1857) und des bibliothek. Dem Berner Prof. und späteren helveti- Mineralogen und Geologen Bernhard Studer schen Minister Philipp Albrecht Stapfer ist es zu (1794–1887). Über offizielle Geschenke an Bundes- verdanken, dass ihr Bestand mit vereinzelten Aus- rat und Kantonsregierung oder von burgerlicher nahmen (v. a. Karten) nicht als Kriegsbeute nach Seite kam die Bibliothek immer wieder in den Besitz Paris abtransportiert wurde. Rechtlich wurde die vereinzelter Prachtwerke. Überhaupt scheint der Bibliothek der Stadtgemeinde Bern zugeteilt, was Erwerb von »vornehmlich teuren Werken, die in die Dotationsurkunde von 1803 bestätigte. Im städ- Privathaushalten nicht zu halten sind«, gezielt tisch-burgerlichen Ausscheidungsverfahren 1852 gefördert worden zu sein. »Grösstmögliche Voll- schliesslich ging sie ins Eigentum der Burger- ständigkeit« wurde bei den Helvetica angestrebt, gemeinde über, allerdings mit einem jährlichen wobei die 1895 gegründete Schweizerische Landes- städtischen Pflichtbeitrag. Vertraglich geregelt bibliothek die Stadtbibliothek in diesem Bereich wurde 1807 das Verhältnis zur Akademie, die 1805 entlastete. Weiterhin Sammlungsschwerpunkt blie- aus der Hohen Schule hervorgegangen war. Die ben die Bernensia. Mehrmals konnten wissenschaft- Stadtbibliothek blieb wie die Studenten-, Prediger- liche Privatbibliotheken angekauft werden, so des und Medizinerbibliothek akademische Subsidiär- Arztes und Naturwissenschafters Samuel Brunner anstalt. Vom ebenfalls jährlichen Staatsbeitrag (1790–1844), des Historikers Ludwig Lauterburg mussten Bücher nach den Vorschlägen der Fakultä- (1817–1864) oder des Juristen Karl Gustav König ten angeschafft werden. Dieses Vertragsverhältnis (1828–1892), und damit bestehende Lücken etwas Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern 245 geschlossen werden. Der Mangel an aktueller wis- Von der Stadt- und Hochschulbibliothek senschaftlicher Literatur war und blieb aber ständig zur Stiftung Stadt- und Universitätsbibliothek monierte Tatsache. Der Dublettenverkauf und im 20. Jahrhundert -tausch legte im 19. Jh seine frühere Zufälligkeit ab, feste Tauschbeziehungen wurden sukzessive aufge- 1.16 Mit dem Zusammenschluss der halb priva- baut und das Tauschgeschäft samt der Betreuung ten, halb staatlichen Hochschulbibliothek und der der wissenschaftlichen Bibliotheken übernommen burgerlichen Stadtbibliothek zur Stadt- und Hoch- von der Schweizerischen Naturforschenden Gesell- schulbibliothek 1905 ging diese in das Eigentum schaft (1862/1901), der Geographischen Gesell- der Burgergemeinde über; der Kanton verpflichtete schaft Bern (1883), der Allgemeinen Geschichts- sich zur Zahlung eines jährlichen Beitrags. Ab 1930 forschenden Gesellschaft der Schweiz (1894), vom beteiligte sich zusätzlich die Einwohnergemeinde Historischen Verein des Kantons Bern (1897) und Bern mit einem freiwilligen Beitrag. Die geringen von Teilen der Lesegesellschaft (1897–1980) sowie Betriebsmittel ebenso wie der Raum- und Personal- der Naturforschenden Gesellschaft in Bern (1902– mangel liessen die Bibliothek in ihrer Entwicklung 1905). Hinzu kam die Zeitschriftenverwaltung für stagnieren. Von Seiten der Universität und der den bernischen Ingenieur- und Architektenverein Öffentlichkeit häuften sich die Vorwürfe über ihr (1855/1906). Mit der offiziellen Anerkennung der Ungenügen. Nicht durchsetzen konnte sich in den Bibliothek als Stadt- und Hochschulbibliothek 1930er-Jahren auch der Plan einer Verlegung der 1905 verpflichtete sich der Staat zudem zu ange- Bibliothek in einen Neubau in Hochschulnähe an messen steigenden Anschaffungsbeiträgen. Gleich- die Stelle des heutigen Staatsarchivs am Falken- zeitig erhielt die Bibliothek den Rechtsanspruch auf platz. Bis 1945 hatten sich die Betriebskosten ein- kostenlose Überlassung zweier Exemplare sämtli- seitig zu Ungunsten der Burgergemeinde erhöht, so cher dem Staat und der Universität durch Tausch dass diese nicht länger bereit war, die finanzielle oder Geschenk zugehenden Bücher. Hauptlast für eine Institution zu tragen, deren Auf- 1.15 Ende des 19. Jhs waren mit der Überführung gabe sich immer mehr auf die universitären Bedürf- der musealen Sammlungen in eigene Institutionen nisse verlagert hatte. Nach langjährigen Verhand- und der Erweiterung des »Ankenwaage«-Gebäudes lungen wurde 1951 zwischen Kanton und Burger- um zwei Flügelbauten die Raumprobleme einmal gemeinde die gemeinsame »Stiftung Stadt- und mehr vorläufig gelöst. Verschiedene neue Einrich- Hochschulbibliothek« errichtet und seit dem neuen tungen wie Sonderlesesäle für Helvetica und Zeit- Universitätsgesetz 1954 als »Stiftung Stadt- und schriften, v. a. aber das Bestandswachstum und die Universitätsbibliothek« weitergeführt. Bereits 1952 mit ihm verbundene zunehmende Funktionstren- war die Stadt Bern als weitere Trägerin der Stiftung nung von Lesesaal und Magazin bedingte die beigetreten. Damit war der Fortbestand der Biblio- Anlage neuer Kataloge. 1811 erschien der erste thek gesichert. Sie nimmt seither die Funktion einer alphabetische Verfasserkatalog nach dem Vorbild Stadt-, Kantons- und Universitätsbibliothek wahr. des Katalogs des British Museum von 1795. Ihm Als eigenrechtliche Spezialbibliothek der Burger- folgten bis 1856 vier Supplementa, 1846 ein Fach- gemeinde eingerichtet wurde 1951 die Burgerbiblio- katalog mit 13 Sachgruppen und schliesslich 1851 thek, welche alle Handschriften und Nachlässe und ein Standortkatalog. Zusätzlich entstanden mehrere 1976 auch die Grafika von der ehemaligen Stadt- Sonderkataloge, so für die Inkunabeln, die in der und Hochschulbibliothek übernahm. Mitte des 19. Jhs aus dem übrigen Bestand heraus- 1.17 Trotz schwieriger finanzieller Verhältnisse gezogen und getrennt aufgestellt wurden, die konnte der Buchbestand im 20. Jh stetig und Schweizerkarten und die Helvetica. Ab 1880 löste konstant ausgebaut werden (1905: ca. 208.000 der heutige Alte alphabetische in Anlehnung an die Bde; 1911: ca. 280.000 Bde; 1951: ca. 770.000 »Preussischen Instruktionen« erstellte Katalog in Bde; 1973: ca. 1,1 Mio. Bde; 2002: ca. 2,2 Mio. Kapselform die bisherigen Buchkataloge ab. In die- Medien). Vergleichbare Bibliotheken wiesen aller- sen integriert war ab 1911 der Katalog der ehemali- dings im gleichen Zeitraum ein dreimal höheres gen Hochschulbibliothek (rund 70.000 Einheiten). Wachstum aus. Bei der Bestandsentwicklung Diese immense Erschliessungsarbeit konnte nur spielte der Erwerb von Literatur aus der Zeit vor durch teilweise recht summarische Aufnahmen 1900 eine nur geringe Rolle; es standen auch bewältigt werden. Gleichzeitig begann man 1891 keine eigenen Mittel dafür zur Verfügung. Sonder- mit der Anlage eines eigentlichen Sachkataloges, kredite und private Spenden ermöglichten verein- ebenfalls in Kapselform, zunächst für Theologie zelt Ankäufe geschlossener Sammlungen und von und Jurisprudenz, dann folgten nach und nach die Einzelwerken, so des Historikers Adolf Fluri übrigen Fächer. Um 1930 begann die Umstellung (1865–1930), der Liedflugschriftensammlungen auf die internationale Dezimalklassifikation. von Theodor Engelmann (1851–1931) und Pfarrer Müller, Langnau, der ornithologischen Bibliothek des Arztes Erwin Holzer (1895–1972) oder des Gesamtwerks von Gianbattista Piranesi aus der Sammlung Stroganoff Petersburg. Der grösste 246 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern

Zuwachs an älteren Werken ging jedoch wie auch bestand umfasst ca. 430 Titel. Auf das 16. Jh entfal- heute noch auf Geschenke zurück, die in der len ca. 12.000 Titel (5 % des historischen Regel als Sondersammlungen aufgenommen wer- Bestands). Für das 17.Jh wurden ca. 16.000 Titel den. In der Frage der Erwerbung beschränkt sich (6,5 %) und für das 18. Jh ca. 42.000 Titel (16,5 %) das Sammelinteresse heute weitgehend auf das ausgezählt. Der grösste Anteil des historischen bernische Schrifttum (Bernensia). Buchbestands entfällt mit ca. 182.000 Titeln (72 %) 1.18 Als Stiftung stand die Stadt- und Universi- auf das 19. Jh. Insgesamt rund 30.500 Titel betref- tätsbibliothek rechtlich ausserhalb der Universität fen vor 1900 gedruckte Karten und Druckbelege. und versorgte nicht nur die Universität, sondern auch weitere Bevölkerungskreise des Kantons Bern Übersicht nach Sprachen mit wissenschaftlicher Literatur. Im Oktober 2005 2.3 Von den ca. 430 Inkunabeln sind 383 Titel in beschloss der Regierungsrat des Kantons Bern, die lateinischer, 25 in deutscher, 16 in französischer, 3 Stadt- und Universitätsbibliothek und alle universi- in griechischer, 2 in italienischer und 1 Titel in eng- tären Instituts-, Fachbereichs- und Fakultätsbiblio- lischer Sprache verfasst. Bei der sprachlichen Vertei- theken zu einer einzigen Organisation, der Universi- lung vom 16. bis zum 19. Jh steht Deutsch mit ca. tätsbibliothek Bern (UB Bern), zusammenzuführen. 143.640 Titeln (57 %) vor den ca. 47.880 franzö- Dafür wurde die Stiftung StUB per Ende 2006 auf- sischsprachigen Titeln (19 %). Mit ca. 32.760 gelöst und in die Universität integriert. Die universi- Titeln (13 %) ist das Latein und mit ca. 10.080 tären Institutsbibliotheken wurden schrittweise bis Titeln (4 %) das Englische vertreten. Des Weiteren 2009 der Universitätsbibliothek angeschlossen. Die sind ca. 5040 italienische Titel (2 %) vorhanden. bisherige Stadt- und Universitätsbibliothek ist ab Die übrigen ca. 12.600 Titel (5 %) entfallen auf 2007 die Zentralbibliothek Bern (ZB) innerhalb der andere Sprachen, in der Regel des europäischen neuen Bibliotheksorganisation. Sie bleibt am Stand- Raumes. Vereinzelt vorkommende Sprachen wie ort Münstergasse und dient weiterhin als zentrale Hindi, Malayisch, Syrisch, Tibetisch, Chinesisch, universitäre und öffentliche wissenschaftliche Armenisch, Wendisch oder Estnisch finden sich v. a. Bibliothek. Mit der Auflösung der Stiftung StUB bei den Bibelübersetzungen aus allen Jhn. gingen die historischen Bestände bis 1900 zu Eigen- tum an die bisherige Stiftungsträgerin Burger- 2.4 Im 16. Jh überwiegen erwartungsgemäss die gemeinde Bern. Diese belässt die Bestände als lateinischen (ca. 6700 / 57 %) gegenüber den Dauerleihgabe in der Zentralbibliothek. Für diese deutschsprachigen Titeln (ca. 2400 / 20 %), daneben Bestände, weitere Sondersammlungen und Rara- sind aber auch ca. 350 griechische und ca. 45 hebräi- Bestände wurde ein Zentrum für historische sche Titel vorhanden. Auch im 17.Jh dominieren Bestände (ZHB) aufgebaut.Zielistes,dieDienst- noch immer die lateinischen Titel (ca. 8500 / 53 %), leistungen in diesem Bereich auszubauen und die gefolgt von den deutschsprachigen (ca. 4500 / 22 %), wissenschaftliche Forschung zu fördern. Das Zent- französischen (ca. 2000 / 12,5 %) und englischen (ca. rum für historische Bestände wird vollumfänglich 320 / 2 %) Titeln. Im 18. Jh überwiegen bereits ein- von der Burgergemeinde Bern finanziert. deutig die deutschen (ca. 20.000 / 48 %) und franzö- sischen Titel (ca. 10.000 / 24 %) gegenüber dem Latein (ca. 7600 / 18 %). Das Englische (ca. 1200 2. BESTANDSBESCHREIBUNG Titel / 3 %) und die übrigen Sprachen nehmen insge- samt nur ca. 10 % des Bestands ein. Noch stärker 2.1 Auf Grund des grossen Gesamtvolumens vertreten ist Deutsch bei den Titeln des 19. Jhs (ca. konnte zwar eine sehr weitgehende, aber keine 117.000/ 64 %), während die französischen noch lückenlose Auszählung der historischen Bestände 20 % (ca. 36.000) und die lateinischen Titel nur vorgenommen werden. Hochgerechnet werden mehr 6 % (ca. 10.000) beanspruchen. Ca. 8500 Titel mussten insbesondere Bestandsgruppen, die nicht (5 %) sind der englischen Sprache zuzurechnen, eine katalogisiert oder nur ungenügend erfasst sind. Die kleinere Gruppe (ca. 1500 / 1 %) bilden die russi- übrigen Bestände, darunter alle Sondersammlun- schen Titel. 4 %, d. h. ca. 7300 Titel, verteilen sich gen, wurden anhand der Standortkataloge oder am auf die übrigen Sprachen. Regal sorgfältig ausgezählt. Trotzdem ist auch hier von gewissen Ungenauigkeiten respektive teilweise niedrigeren Bestandszahlen als tatsächlich vorhan- Systematische Übersicht den auszugehen. Verantwortlich dafür sind die oft 2.5 Der historische Bestand ist grundsätzlich nach pauschalen Angaben in den Standortkatalogen. drei Systemen aufgestellt, die sich hinsichtlich Alter und Anlage unterscheiden: 1. Alte Stadtbibliothek, Chronologische Übersicht 2. nach Sachgruppen gegliedert, 3. Numerus cur- 2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 2,2 Mio. rens. Daneben bilden 4. Sondersammlungen, Dis- Medien sind ca. 252.000 Titel (11,5 % des Gesamt- sertationen und Zeitschriften je eigene Standorte. bestands) ermittelt worden, die dem historischen 2.6 Eine eigentliche systematische Beschreibung Buchbestand zuzurechnen sind. Der Inkunabel- erwies sich wegen des Fehlens eines vollständigen Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern 247 systematischen Katalogs als unmöglich. Erschwe- Bruchstücke vorhanden. Vollständig versetzt wur- rend kommt hinzu, dass es im Laufe der letzten den die Werke in Quart- und Oktavformat, nur beiden Jahrhunderte zu mehrfachen Umstellungen noch 582 Titel (11 des 16. Jhs, 105 des 17.Jhs, 380 und Umsignierungen gekommen ist, die teilweise des 18. Jhs, 86 des 19. Jhs), ausschliesslich Folio- ältere, systematische Aufstellungen zerstört und Format, sind geblieben. Die Geschichte dieses damit auch deren Rekonstruktion verhindert haben. Bestands ist kaum mehr rekonstruierbar, doch bil- Grundlage der Datenermittlung wie der syste- dete die Sammlung Hollis (s. Sondersammlungen) matischen Beschreibung konnten deshalb nur die vermutlich ursprünglich ihren Kernbestand. Dieser Standortkataloge und das Signaturensystem sein. war zu Repräsentationszwecken in der zweiten 2.7 Grundsätzlich verteilt sich der historische Hälfte des 18. Jhs in der Mitte des damaligen Bestand über alle Standorte und Signaturen, kon- Bibliothekssaals aufgestellt und scheint nach und zentriert sich aber in verschiedenen Sondersamm- nach mit anderen Beständen, v. a. in englischer lungen und Sonderstandorten. Aus diesem Grund Sprache und England betreffend, vermischt worden werden diese separat und besonders eingehend zu sein. Der Repräsentationscharakter der Be- beschrieben. Im ganzen historischen Bestand vertre- standsgruppe zeigt sich noch im heutigen Bestands- ten sind die Bernensia (Bernisches Schrifttum), für torso. Der Bestand enthält heute mehrheitlich die ebenfalls keine oder nur unvollständige Sonder- Quelleneditionen zur Numismatik, Diplomatik, kataloge existieren. Auf sie kann deshalb auch nur Historiographie und Epigraphik (239 Titel), Genea- im Rahmen einzelner Standort- respektive Sach- logie und Heraldik (141 Titel) und Wissenschafts- gruppenbeschreibungen verwiesen werden. geschichte (202 Titel). Sprachlich gliedert sich der Bestand in 264 französische, 198 lateinische, 89 deutsche und 31 Titel in weiteren europäischen Alte Stadtbibliothek Sprachen, davon nur noch 13 in Englisch. 2.8 Signaturen A–Z. Im Wesentlichen die systema- tische Aufstellung nach enzyklopädischen Prinzi- Aufstellung nach Sachgruppen pien, wie sie Johann Rudolf von Sinner 1764 ent- worfen hat, repräsentiert die Bestandsgruppe mit 2.10 In den 40er-Jahren des 19. Jhs wurde sukzes- alphabetischer Signatur A–Z (Folio), a–z(Quart, sive ein grosser Teil des Buchbestands nach dem Oktav). Die Sinnerschen sechs Hauptklassen »Fach-Catalog« von Franz Lüthardt aufgestellt. »Theologi, Autores graeci et latini, Historia eccle- Der Lüthardtschen Sachgruppeneinteilung ent- siastica, Historia profana, Philosophi et Artes, sprach das gleichzeitig eingeführte Signaturen- Litterae et Artes humaniores« lassen sich noch system. Zu den ältesten Sachgruppen-Signaturen erkennen, obwohl der heutige Umfang wohl nur gehören in dieser Reihenfolge: Theol; Jus; Med; mehr einem Viertel des ursprünglichen Bestands Math;Nat;Phil;Hist;H[elvetica];Geogr;Litt; entspricht (insgesamt 9013 Titel, davon 2038 des Arch; JL. Innerhalb der Sachgruppen erfolgte die 16. Jhs, 4068 des 17.Jhs, 2721 des 18. Jhs, 186 des Aufstellung der Bücher nach Eingang und Format 19. Jhs, sprachlich hauptsächlich verteilt auf 1511 (Oktav, Quart, Folio). deutsche, 1848 französische und 4980 lateinische 2.11 Die Sachgruppenaufstellung und das Signa- Titel). Spätestens im zweiten Drittel des 19. Jhs turensystem wurden im Wesentlichen beibehalten begann man sukzessive mit der Einführung der bis zur Ablösung durch die Numerus-currens-Auf- neuen Sachgruppenaufstellung, wobei man auch stellung und -Signaturen im Jahr 1994. Eine grosse Teile des Bestands »Alte Stadtbibliothek A– Reihe neuer Signaturen kam hinzu, als man Ende Z, a–z« umstellte und umsignierte. Im 20. Jh ver- des 19. Jhs einen Sachkatalog in Zettelform kleinerte sich der Bestand zusätzlich mit der Rekon- erstellte; auch später wurden neue Sammlungs- struktion der Bibliothek Bongars und den Gelehr- schwerpunkte mit eigenen Signaturen versehen. tenbibliotheken des 16. Jhs (s. Sondersammlungen). Dieser älteste Sachkatalog in Zettelform ist jedoch Die heute noch verwendeten Signaturen A–Z und nicht mehr erhalten, da die Zettel in den 30er- a–z und die auf einzelnen Buchrücken noch erkenn- Jahren des 20. Jhs in den Sachkatalog nach der bare handschriftliche Nummerierung gehen höchst- internationalen Dezimalklassifikation überführt wahrscheinlich auf das Jahr 1794 zurück, als man wurden. Der Sachkatalog dürfte aber noch weit- die neuen Räumlichkeiten der »Ankenwaag« bezog gehend der Lüthardtschen Sachgruppeneinteilung und die Bücher auf die Gestelle des Schultheissen- entsprochen haben. saals verteilte. Besonders erwähnenswert ist ein grösserer Bestand von Emblembüchern (26 Titel), 2.12 Alle Erwerbungen, alle Schenkungen, insbe- darunter mehrere Ausg. von Andrea Alciatis Emble- sondere die Bestände der Hochschulbibliothek und matum liber. in der Stadt- und Hochschulbibliothek aufgegan- 2.9 Signaturen I–V. Nach Umstellungen und gene Bibliotheken von wissenschaftlichen Gesell- Umsignierungen im 19. und 20. Jh sind auch von schaften, sind seit der Mitte des 19. Jhs, sofern sie der zweiten grossen Bestandsgruppe der alten Stadt- nicht als Sondersammlungen eine separate Aufstel- bibliothek mit der heutigen Signatur I–V nur noch lung erhielten oder Sondersammlungen zugeteilt 248 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern wurden, in den nachfolgenden Sachgruppen aufge- Titel). In der ganzen medizinischen Abteilung fin- gangen. den sich auch zahlreiche medizinische Zeitschriften und eine Separatasammlung. Theologie Mathematik, Astronomie, Philosophie, Psychologie 2.13 Die theologische Literatur (Theol) bildet mit insgesamt 17’724 Titeln eine der grösseren 2.16 Die Sachgruppe »Mathematik (Math)« Sachgruppen. 225 Titel gehören ins 16. Jh, 522 umfasst 2100 Titel, davon 6 des 17.Jhs, 49 des ins 17.Jh, 1780 ins 18. Jh und 15.197 Titel ins 18. Jhs und 2045 Titel des 19. Jhs, überwiegend in 19. Jh. Die Mehrzahl der Titel ist entsprechend deutscher Sprache (1261 Titel). Sie enthält sowohl dem Schwerpunkt 19. Jh deutsch (11.289), wäh- Werke zur Arithmetik, Geometrie, Astronomie und rend die französische Sprache (3172) und das den militärischen Wissenschaften als auch zu den Latein (2548) deutlich schwächer vertreten sind. naturwissenschaftlichen Fächern Physik und Che- Im Bereich der Bibeln gibt es einige bemerkens- mie einschliesslich Werken zur natürlichen Magie werte Sprachen wie für das 18. Jh rätoromanische und Goldmacherkunst. Eine Sondergruppe bildet (1 Titel), für das 19. Jh dänische (5 Titel), finni- die ehemalige Bibliothek der Astronomischen sche und schwedische (je 4 Titel), irische und let- Gesellschaft (A.V.B.) mit 67 zusätzlichen Titeln, tische (je 2 Titel), malayische, armenische, syri- ausschliesslich astronomischen Zeitschriften und sche, chinesische, hindi und estnische (je 1 Titel) Berichten, davon 7 des 18. Jhs und 60 des 19. Jhs. Übers. Die Signatur umfasst theologische Literatur Ursprünglich zählte zur Sachgruppe »Mathematik« im weitesten Sinne, von den Schriftstellern bis zu bis zum Ende des 19. Jhs auch die Philosophie im den theologischen Wissenschaften wie Exegese, weitesten Sinne mit Logik, Metaphysik, Psycholo- systematische, historische und praktische Theolo- gie, Ethik, Ästhetik und Pädagogik, aber auch gie. Zusätzlich in einer Sondersammlung zusam- Spezialgebiete wie Mnemonik, Physiognomik und mengestellt sind Drucke der Reformationszeit. Chiromantik. Diese Bestände wurden teilweise überführt in die neue Sachgruppe »Logik (Log)«, Rechts- und Staatswissenschaften die zusätzlich insgesamt 3002 Titel zählt, davon 3 2.14 Zu den Rechts- und Staatswissenschaften des 16. Jhs, 40 des 17.Jhs, 458 des 18. Jhs und (Jus) zählen insgesamt 15.449 Titel, von denen 33 2501 Titel des 19. Jhs, wobei auch hier die deutsche aus dem 16. Jh, 93 aus dem 17.Jh, 626 aus dem Sprache klar dominiert (2318 Titel). 18. Jh und die Mehrheit von 14.697 Titeln aus Naturgeschichte, Nationalökonomie dem 19. Jh stammen. Es dominiert die deutsche Sprache mit 10.695 Titeln, gefolgt von Franzö- 2.17 Mit insgesamt 17.789 Titeln ist die Sach- sisch (2233), Lateinisch (1501) und schliesslich gruppe »Naturgeschichte und Nationalökonomie Englisch (670). Enthalten sind Werke zum histori- (Nat)« eine der umfangreichsten und gleichzeitig schen Recht aller Zeiten, Monographien über ein- heterogensten Sachgruppen. Sie zählt 40 Titel des zelne Teile des Rechts wie Zivilrecht, Kirchen- 16. Jhs, 184 des 17.Jhs, 1468 des 18. Jhs und recht, Kriminal- und Handelsrecht oder gerichtli- 16.097 Titel des 19. Jhs. Sprachlich überwiegt che Medizin. Zu den Staatswissenschaften zählen Deutsch mit 9511 Titeln, es folgen Französisch mit u. a. Natur- und Völkerrecht und die Diplomatik. 4874, Englisch mit 1076 und Latein mit 1045 Ein grosser Teil der rechtswissenschaftlichen Titeln. Daneben sind die gängigsten europäischen Literatur dürfte erst anfangs des 20. Jhs mit der Sprachen vertreten, darunter auch 10 ungarische Überführung der Hochschulbibliothek in die und 11 norwegische Titel. Die Sachgruppe enthält Stadtbibliothek gekommen sein. In die Abteilung Werke zur Naturgeschichte von der Zoologie über eingearbeitet sind ebenfalls diverse Schenkungen die Botanik, Geologie bis zur Mineralogie, aber oder Ankäufe von Juristenbibliotheken wie dieje- auch chemische und physikalische Titel. Die Natio- nige Karl Gustav Königs (1828–1892). nalökonomie umfasst Themen wie Bergbau und Hüttenkunde, Landwirtschaft, Gartenbau, Forst- Medizin, Pharmazie, Veterinärmedizin wissenschaften, Hauswirtschaft, Künste und 2.15 Der Medizinbestand (Med) enthält insgesamt Gewerbe, Bauwissenschaften und industrielle 13.800 Titel, davon 54 Titel des 16. Jhs, 232 des Mechanik ebenso wie Münzwesen und Handel. In 17.Jhs, 1894 des 18. Jhs und 11.620 des 19. Jhs. dieser Sachgruppe aufgegangen sind insbesondere Sprachlich dominieren einmal mehr das Deutsche die Bibliotheken der Schweizerischen wie der Berni- (9119 Titel) und das Französische (2745 Titel). schen Naturforschenden Gesellschaft. Latein bestimmt mehrheitlich die frühen Bestände Klassische Philologie und die medizinischen Dissertationen (61 Titel). Unter den Dissertationen finden sich viele Arbeiten 2.18 Insgesamt 6652 Titel gehören zur klassischen zur Kolonialmedizin. Im Gegensatz zur Pharmazie, Philologie und Altertumskunde (Phil) mit 171 die von Anfang an dem Medizinbestand zugerech- Titeln des 16. Jhs, 302 des 17.Jhs, 669 des 18. Jhs net wurde, bildet die Veterinärmedizin seit Ende des und 5510 Titeln des 19. Jhs. Entsprechend dem 19. Jhs eine eigene Untersachgruppe (Med. vet., 755 Fachbereich sind mehr als die Hälfte der Titel Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern 249

(4156) lateinisch, gefolgt von 2005 deutschen, 309 16. Jhs, 1194 des 17.Jhs, 26.181 des 19. Jhs). Mit französischen und 85 griechischen Titeln. Ein Son- 27.118 Titeln steht die deutsche Landessprache an dergruppe (Phil S) bilden 5 russische, 2 serbische vorderster Stelle, gefolgt von 7545 französischen und 1 finnischer Titel. Die Sachgruppe enthält Titeln. Bemerkenswert sind das gänzliche Fehlen einerseits und mehrheitlich die klassischen Schrift- rätoromanischer und der geringe Anteil italieni- steller und andererseits Literatur zu den klassischen scher Titel (315). Die Sachgruppe umfasst die Altertumswissenschaften wie Literaturgeschichte, Schweizer Geschichte im weitesten Sinne, Chroni- Mythologie, Archäologie, Kunstgeschichte, Numis- ken, Geschichte der Kantone, Kirchengeschichte, matik und Epigraphik. Statistisches zur Schweiz, Gesetzgebung und Mili- tärisches. Es finden sich aber auch zahlreiche Reise- Geschichte, Völkerkunde beschreibungen, Naturhistorisches, medizinische 2.19 Auf die Geschichte, Länder- und Völker- Themen zur Schweiz, Katechismen, Psalmbücher kunde (Hist) entfallen 9384 Titel, wovon 32 des und andere erbauliche Literatur. Nach der Grün- 16. Jhs, 223 des 17.Jhs, 891 des 18. Jhs und 8200 dung der Schweizerischen Landesbibliothek 1895 Titel des 19. Jhs. Rund drei Viertel der Werke sind wurden Helvetica weiterhin angeschafft, doch kon- in deutscher (5062) und französischer (2590) zentrierte sich die Sammeltätigkeit mehr auf die Sprache verfasst. In der Sachgruppe vertreten sind Bernensia. Diese sind grundsätzlich auf den ganzen die allgemeine Weltgeschichte, die besondere historischen Bestand verteilt; der grösste Teil befin- Geschichte nach Perioden, die historischen Hilfs- det sich jedoch in der Sachgruppe »Helvetica«. wissenschaften, die allgemeine und besondere Geographie, Karten Geschichte einzelner Länder, Länder- und Völker- kunde, insbesondere der europäischen Staaten, aber 2.21 Rund 1895 Titel zählt die Sachgruppe »Geo- auch Asiens, Afrikas und Amerikas. Einzig für graphie (Geogr)«, wovon 14 Titel dem 16. Jh, 52 Quellenwerke (Recht, Verwaltung, Geschichte) zu dem 17.Jh, 380 dem 18. Jh und 1449 Titel dem England (Engl) existiert eine eigene Untersach- 19. Jh zuzurechnen sind. Neben den mehrheitlich gruppe mit ausschliesslich englischsprachigen Wer- deutschsprachigen (1020) und französischsprachi- ken des 18. Jhs (8 Titel) und 19. Jhs (73 Titel). Ihre gen (604) Titeln fällt eine Gruppe rumänischer Einrichtung, die gleichzeitig mit der Einführung der Werke (14 Titel) auf. Die Sachgruppe enthält Werke übrigen Lüthardtschen Sachgruppen erfolgte, zur physischen und historisch-statistischen Geo- scheint in engem Zusammenhang mit den Quellen- graphie von der Antike bis zur Neuzeit, Quellen- werken der römischen Signaturen zu stehen (s. Alte werke und umfangreiche Literatur zu Reisen, spe- Stadtbibliothek). Kernstück bildet das Journal of ziell auch zu den Entdeckungsreisen. Eine Sonder- the house of commons 1547–1800. Die Gruppe gruppe bildet der ehemalige Bestand der Geographi- war ursprünglich auch weitaus umfangreicher, schen Gesellschaft (G. G.) mit zusätzlich 518 Titeln, zahlreiche Werke sind später umgestellt worden. Im praktisch ausschliesslich Zeitschriften, Schriften Laufe des 19. Jhs entwickelte sich aus der ehemali- europäischer und weiterer geographischer Gesell- gen Bibliothek der Numismatischen Gesellschaft die schaften, völkerkundliche Schriften, Atlanten und Numismatik (Num) mit zusätzlich 1218 Titeln, Reiseberichte des 19. Jhs in deutscher (180), franzö- mehrheitlich französische Werke des 19. Jhs, zur sischer (154) und englischer (103 Titel) Sprache. selbständigen hilfswissenschaftlichen Untersach- Einen eigenen Standort schliesslich nehmen zusätz- gruppe. Eine mehr formal begründete Sondergruppe lich die ca. 4000 Karten und Atlanten (Kart, AL) schliesslich bilden die Rollen und Wappen (Roll), ein, die vorwiegend dem 19. Jh angehören und die insgesamt 130 historische Einheiten mit mehrheit- Schweiz betreffen. lich heraldischen und genealogischen Tafeln, u. a. mit Faksimiles zur Diplomatik. Sprachwissenschaft, Literatur 2.22 11.882 Titel sind Sprachwissenschaft und Helvetica Literatur (Litt) zuzurechnen. Die Sachgruppe ent- 2.20 Mit 32.929 Titeln und zusätzlich 4117 Titeln hält 16 Titel des 16. Jhs, 85 des 17.Jhs, 1514 des Broschüren (Brosch), also insgesamt 37.046 Titeln, 18. Jhs und 10.267 Titel des 19. Jhs. Die deutsche sind die Helvetica (H) die umfangreichste Sach- Sprache bestimmt mehr als die Hälfte der Titel gruppe überhaupt. Das entspricht auch ganz dem (7062), da aber »Sprachwissenschaft und Litera- seit dem 18. Jh verfolgten Sammelschwerpunkt der tur« alle europäischen und auch internationalen Bibliothek. Kernbestand der Sachgruppe bilden die Sprachen umfasst, finden sich auch Titel in Spra- 1764 von Gottlieb Emanuel Haller erworbene Hel- chen wie Schwedisch (102), Russisch (13), Arabisch vetica-Sammlung und die Bibliotheken der (12), Hindi (5), Rumänisch (15), Rätoromanisch (2) Geschichtforschenden Gesellschaft der Schweiz und und Ungarisch (1). Einen kleinen Schwerpunkt bil- des Historischen Vereins des Kantons Bern. Im Ver- den neben den Schriftstellerbiographien Rhetorik gleich zu den anderen Sachgruppen ist deshalb der und Philologie, in Belletristik werden besonders die Anteil älterer Werke, insbesondere des 18. Jhs grossen europäischen Literaturen gepflegt. Von den (9471 Titel), verhältnismässig hoch (200 Titel des späteren Sonderabteilungen, die in Zusammenhang 250 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern mit der Übernahme der Bibliothek Samuel Singer bert und ihrem schweizerischen Pendant, Fortunato gebildet wurden, enthalten nur die Germanische de Felices Encyclopédie (Yverdon 1770–1778). Philologie (Germ) und Volkskunde (Folk) einen Dazu gehören weitere und v. a. auch ältere Enzyklo- geringen Anteil historischer Bestände, zusammen pädien, Lexika, Handbücher wie auch diverse Zeit- 59 Titel, davon 2 des 18. Jhs, weitgehend in deut- schriftenreihen – von den Ephemeriden der Berg- scher Sprache (37 Titel) und 1 schweizerdeutschen und Hüttenkunde (München, ab 1805) über die Titel. Revue du monde catholique (Paris, ab 1863) bis zur Geschichte der Künste und Wissenschaften (Göttin- Kunst, Musik, Architektur gen, ab 1796) – am Standort EB, EC (EstrichB, Est- 2.23 Die Sachgruppe »Künste (Arch)« war richC) mit zusätzlich 2050 Titeln, davon 174 des ursprünglich eine Untergruppe von »Sprachwissen- 16. Jhs, 328 des 17.Jhs, 546 des 18. Jhs und 1002 schaft und Literatur«, stellt aber schon seit Mitte des 19. Jhs. Unter dem gleichen Standort verzeich- des 19. Jhs eine eigenständige Rubrik dar. Sie ent- net ist auch eine Gruppe von Pamphleten und hält 1800 Titel, davon 12 des 16. Jhs, 33 des Kleinschriften zur Schweizer Geschichte zwischen – 17.Jhs, 1124 des 18. Jhs und 1631 des 19. Jhs, 1813 1860, welche ursprünglich aus dem Besitz sprachlich verteilt auf 914 deutsche, 514 französi- der Bernischen Lesegesellschaft stammen. Jahr- sche, 148 englische und 129 italienische Titel. Unter bücher und Zeitschriften zur Statistik (Stat) bilden »Künste« finden sich die Architektur, die ganze einen eigenen Sonderstandort mit 39 Titeln fast bildende Kunst, die Archäologie, zunehmend auch ausschliesslich des späten 19. Jhs, ebenso die Stand- die klassische Archäologie und die Musik (Mus). orte Dokumentation (Dok) und Repertorium (Rep) Diese bildet im 20. Jh schliesslich eine Sonderabtei- mit zusammen weiteren 196 Titeln an Biblio- lung mit zusätzlich 338 historischen Titeln, davon graphien und Katalogen zu allen Sach- und Fach- 29 des 18. Jhs und 309 des 19. Jhs (ohne Wagner- gebieten, speziell aber zum Buch-, Bibliotheks- und Sammlung). Besonders grossformatige, illustrierte Hochschulwesen. Schliesslich befinden sich Biblio- und wertvolle Bde der Sachgruppe »Künste« erhiel- thekskataloge, Wörterbücher, Lexika, Nachschlage- ten von Anfang an einen separaten Standort unter werke und Handbücher hauptsächlich des 19. Jhs der Signatur »Kupferwerke (Kp)«, die zusätzlich aus allen Sachgebieten an den Standorten Lesesaal 1349 Titel bezeichnet, 42 des 16. Jhs, 82 des (LS) und Ausleihe (AL), insgesamt rund 364 Titel. 17.Jhs, 268 des 18. Jhs und 957 des 19. Jhs, mehr- Hier sind neben den mehrheitlich deutschen Titeln heitlich deutsche (609), französische (439) und (311) auch 1 tschechischer und 1 kroatischer Titel lateinische (187) Titel. Zu diesen zählen nicht nur vertreten. Verteilt auf verschiedenste kleine Stand- Tafelwerke zur Architektur und bildenden Kunst orte sind noch zusätzlich 68 Titel der Sachgruppe (u. a. Ansichten der Schweiz), sondern auch kolo- »Allgemeines« zuzurechnen, in der Regel Hand- rierte Atlanten, naturwissenschaftliche Illustratio- apparate zu einzelnen Fachgebieten, etwa der Buch- nen, Wappenbücher und illustrierte Belletristik. Ein binderei (6 Titel). ähnlich breites Spektrum umfasst die ebenfalls der Sachgruppe »Künste« zugeordnete Sondergruppe Zeitschriften, Zeitungen »Prachtwerke (PW)« d. h. grossformatige Mappen 2.25 Grundsätzlich enthalten alle Sachgruppen und illustrierte Werke mit weiteren 294 Titeln vom Zeitschriften und Zeitungen, die nicht gesondert 16. Jh (9 Titel) über das 17.Jh (11 Titel) und 18. Jh ausgewiesen werden können. Allerdings bestand (38 Titel) bis zum 19. Jh (236 Titel). Hier finden seit der Einführung der Lüthardtschen Fachgruppen sich noch zusätzlich bemerkenswerte Tafelwerke eine eigene Sachgruppe »Journal-Literatur (JL)«, zur Medizin. die hauptsächlich akademische Denkschriften, wissenschaftliche Zeitschriften aller Sachgebiete Allgemeines und Schriften zur »akademisch-encyclopädischen 2.24 Die Sachgruppe »Allgemeines (Allg)« ent- Gelehrsamkeit« d. h. zur Geschichte der Universitä- stand erst Ende des 19. Jhs, weshalb sie auch nur ten, Wissenschaftsgeschichte, Bibliothekswissen- wenig historische Bestände aufweist. Sie zählt 515 schaft und enzyklopädische Wörterbücher umfasst. Titel, 2 des 16. Jhs, 3 des 17.Jhs, 29 des 18. Jhs, Der Bogen spannt sich von den Acta eruditorum 481 Titel des 19. Jhs, sprachlich überwiegen (1682–1776) über die Göttingischen Gelehrten Deutsch (268 Titel) sowie Französisch (131 Titel), Anzeigen (ab 1739) zu den Mémoires der Akademie eher auffällig ist 1 isländischer Titel. Der Bereich St. Petersburg (ab 1831). Neben Schriften aus der umfasst Buch- und Schriftwesen, Bibliographien, Schweiz, Deutschland, England, den USA, Frank- Kataloge und ein breites Spektrum an Hochschul- reich und Italien sind auch zahlreiche wissenschaft- schriften. Zusätzlich sind der Sachgruppe »All- liche Schriften aus Russland, Holland und den gemeines« zuzurechnen mehrere Sonderstandorte nordischen Ländern vorhanden. Unter Journal-Lite- wie Lexika (Lexica) mit 53 Titeln überwiegend des ratur sind 297 Titel verzeichnet, davon ein latei- 18. Jhs (17 Titel) und des 19. Jhs (28 Titel) und so nischer Titel des 17.Jhs, 9 Titel des 18. Jhs und 287 bedeutenden Werken wie der Encyclopédie (1751– des 19. Jhs. Die meisten Titel gehören der deutschen 1777) von Denis Diderot und Jean le Rond d’Alem- (165) und der französischen Sprache (76) an, Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern 251 jedoch sind auch 29 englische, 7 italienische, je 4 gebunden sind. Aus dem übrigen Bestand ausge- schwedische und finnische und 1 dänischer Titel sondert erscheinen die Inkunabeln und Postinku- vorhanden. Ende des 19. Jhs kam es innerhalb die- nabeln erstmals im Localkatalog von 1851. ser Sachgruppe zu einer Differenzierung, indem die Ergänzend dazu verfasste Karl Ludwig von Steiger Universitätsschriften, hier insbesondere die akade- 1857 einen separaten Inkunabel-Autorenkatalog mischen Berichte und Vorlesungsverzeichnisse, und 1861 einen Druckortekatalog. Die Aufstel- einen Sonderstandort erhielten, der zusätzlich 358 lung erfolgte nummerisch fortlaufend, nicht syste- Titel, davon 355 des 19. Jhs und mehrheitlich in matisch. Keine systematische Einteilung verfolgte deutscher Sprache (212), enthält. Sonderstandorte auch eine Neuordnung der Inkunabeln Ende des eingeführt wurden auch für die Zeitungen (Zeit), 19. Jhs, die im Wesentlichen noch heute gültig ist. Periodica (Periodica perpetua, Periodica nova) und Bei den Werken aus dem deutschsprachigen Raum (Sammel-)Magazine (SM). Diese drei Sonderstand- liegen Schwerpunkte bei den Druckorten Basel, orte umfassen zusammen zusätzlich 3904 Titel, Strassburg, Nürnberg, Köln, Speyer und Augs- davon nur 44 des 18. Jhs und verteilt auf die Spra- burg. Bei den Titeln aus dem französischsprachi- chen Deutsch (1848), Französisch (383), Latein gen Raum stammen die meisten aus Paris, wäh- (1121), Englisch (301) sowie auf weitere nordische rend bei den Werken aus Italien das Schwer- und slawische Sprachen. An Zeitungen vorhanden gewicht bei Venedig und Rom liegt. Genaue Zah- sind, in der Regel von ihrem ersten Erscheinungs- len zu einzelnen Druckorten können nicht genannt datum an, sowohl alle entsprechenden Berner werden, da noch nicht alle Zuschreibungen gesi- Druckerzeugnisse des 19. Jhs – vom Intelligenzblatt chert sind. Die Inkunabeln / Postinkunabeln vertei- über das Hoch-oberkeitlich-privilegierte Wochen- len sich sprachlich auf 225/120 lateinische, 18/26 blatt (ab 1776) bis zum Bund, dem Tagblatt und deutschsprachige, 10/13 französischsprachige, 1/2 der Tagwacht, den amtlichen Blättern mit den Ver- griechische Titel. Nur als Postinkunabeln vertreten handlungen des Grossen Rates und dem Bundes- sind 2 italienisch- und 3 hebräischsprachige blatt sowie vielen regional-bernischen und lokalen Drucke. Ältester Druck des Bestands mit gesicher- Zeitungen – wie auch Zeitungen einzelner Vereine ter Datierung ist Augustinus’ De civitate dei und Gesellschaften, aber auch Periodica wie die (Subiaco 1467, Sweynheym und Pannartz). Gartenlaube,derSimplizissimus und die Fliegenden Blätter. 2.29 Der grösste Teil der heutigen Inkunabel- sammlung kam bereits im 16. Jh in die Bibliothek, Dissertationen und zwar aus den im Zuge der Reformation aufge- 2.26 Ebenfalls über alle Sachgruppen verteilt sind lösten Klöstern. In nachreformatorischer Zeit die Dissertationen. Erst Ende des 19. Jhs erhielten wuchs der Bestand nur zögerlich, wobei die meisten die Dissertationen der Universitäten Basel, Zürich Zugänge aus unterschiedlichen Schenkungen stam- und Bern einen eigenen Standort, der insgesamt men. Die in Bern verbliebenen Bestände stellen nur 1709 Titel umfasst, mit einer Ausnahme alle aus einen kleinen Teil der ursprünglichen Kloster- dem späten 19. Jh, in den Sprachen Deutsch (1375), bestände dar. Der Grossteil ihrer Bibliotheken Französisch (270), Lateinisch (40), Englisch (20) scheint schon vor der Klosterauflösung in andere, und Italienisch (4). In der UB/ZB sind alle Disser- weiterhin bestehende Klöster, hauptsächlich aber tationen vorhanden, die an der Universität Bern ein- nach Basel, überführt worden zu sein. Entsprechend gereicht wurden, und im Wesentlichen auch die ihrer Herkunft steht die theologische Literatur mit Dissertationen der übrigen Schweizer Hochschulen, Bibeln, Bibelkommentaren, patristischer, scholasti- aber auch solche von französischen, deutschen und scher und kirchenrechtlicher Literatur mit einem einigen nordischen Universitäten. breiten Spektrum gängiger Autoren im Vorder- grund. An zweiter Stelle stehen die Klassikerausga- Aufstellung nach Numerus currens ben und die Grammatik, danach folgen Chronistik, 2.27 Im Jahr 1994 wurde die Aufstellung nach naturwissenschaftliche Werke und volkssprachige Sachgruppen eingestellt und das Numerus-currens- Literatur. Aus dem Berner Predigerkloster kommen Prinzip eingeführt. Zugänge im Bereich der Bücher die Opuscula (Venedig 1490) des Thomas von vor 1850, sofern sie nicht als Sondersammlungen Aquin, dem Priorat Herzogenbuchsee gehörte eine gelten, werden den Rara zugeteilt. Etymologie des Isidor von Sevilla (Augsburg 1472), aus dem Heiliggeist Spital stammt eine lateinische Bibel (Strassburg 1466?). Eine grössere Gruppe, Sondersammlungen und spezielle Sonderstandorte rund 80 Bde, erkennbar an ihren einheitlichen Ein- bänden, stammt aus der Kartause Thorberg. Reste Inkunabeln und Postinkunabeln der ursprünglichen Signatur lassen vermuten, dass 2.28 Die Abteilung umfasst insgesamt 420 Titel. deren Bestand einst mehrere Hundert Bde umfasst Davon fallen 254 Drucke ins 15. Jh, 166 Titel haben muss. Zu den bemerkenswerten Stücken der gehören zu den Postinkunabeln bis 1550. Im ganzen Abteilung gehören die teilweise seltenen Bestand zahlreich vertreten sind Sammelbände, in Schweizer Inkunabeln und Postinkunabeln wie das denen in seltenen Fällen auch Handschriften ein- älteste gedruckte, datierte Buch der Schweiz, der 252 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern

Mammotrectus (Beromünster 1470), der Basler handen. Das betrifft sowohl die Drucke der ersten Erstdruck von Gregors des Grossen Moralia in Job Berner Drucker, insbesondere Mathias Apiarius (Basel 1467/68), Nikolaus Schradins Chronik des und seine Musikdrucke (Lampadius Lüneburgen- Krieges (Sursee 1500), die Legenda s. Wolfgangi sis, Compendium musices, Bern 1537), aber auch (Burgdorf 1475), Werner Rolevincks Fasciculus die gedruckten Spiele von Niklaus Manuel (Fas- temporum (Rougemont 1481), das für das Berner nachtsspiel, Bern 1539) und Hans von Rütte. Eine Vinzenzstift gedruckte Officium sancti Vincentii kleine Sondergruppe stellen die Kalender, Ein- (Basel 1517), die Melusine (Strassburg 1516) Thü- blattdrucke und Spielkarten des 15. und 16. Jhs rings von Ringoltingen oder Giovanni Boccaccios dar; sie sind weitgehend schweizerischer Prove- De claris mulieribus (Bern 1539), das erste illu- nienz. Des weiteren lassen sich verschiedene strierte Buch, das in Bern gedruckt wurde. Schweizer Liedersammlungen finden wie die Liedf- lugschriftendrucke von Mathias und Samuel Apia- Alte Drucke rius (ca. 50 Titel), die Sammlungen Alfred Bärtschi 2.30 An sich eine Sondergruppe innerhalb der (ca. 400 Titel), Christian Rubi (ca. 400 Titel) und Sachgruppe »Theologie« stellen die Alten Drucke Theodor Engelmann (283 Titel). Im Standort aufge- (AD) dar, in der insgesamt 913 Titel enthalten, gangen sind auch geschlossene Bibliotheken; beson- aber nicht systematisch geordnet sind. Mit Aus- ders erwähnenswert ist die bibliophile Bibliothek nahme von 12 Titeln des 17.Jhs sind sie alle dem des Arztes Adolf Liechti (1898–1946) mit den 16. Jh zuzurechnen. Sprachlich halten sich die bedeutendsten naturwissenschaftlichen Werken aus lateinischen (426) und deutschen Titel (462) in den Gebieten Medizin, Mathematik, Mineralogie, etwa die Waage, vorhanden sind aber auch 12 Optik und Alchemie, insgesamt ca. 131 Werke, griechische Titel. Am Sonderstandort zusammen- davon 55 des 16. Jhs. gestellt sind Autoren und Werke zur Reformation, auch die entsprechenden Bibelübersetzungen. Gelehrtenbibliotheken des 16. Jahrhunderts Stark vertreten sind in verschiedensten Ausg. 2.33 Von den Gelehrtenbibliotheken des 16. Jhs, Martin Luther, Ulrich Zwingli, Jean Calvin und die der damaligen »Liberey« der Hohen Schule die übrigen Schweizer Reformatoren der ersten testamentarisch übereignet worden waren, sind in und zweiten Generation, Erasmus von Rotterdam, den 70er-Jahren des 20. Jhs drei soweit als möglich auch Martin Bucer, Thomas Müntzer, Wolfgang rekonstruiert und separat aufgestellt worden. Capito und Ulrich von Hutten. Ein kleiner Davon umfasst die Bibliothek des Basler Theologie- Bestand betrifft die Berner Reformation (Berner professors Leonhard Hospinian (um 1500–1564) Disputation, Zürich 1528) und deren Gegner noch 435 Titel in 234 Bdn, darunter 5 lateinische Thomas Murner (Gäuchmatt, Basel 1519; Von fier Inkunabeln und eine griechische. Die übrigen ketzeren Predigerordens, Strassburg 1509). Bemer- Drucke, ausschliesslich des 16. Jhs, verteilen sich kenswert viele Drucke stammen aus den Basler auf die Sprachen Latein (376), Griechisch (34), Druckereien. Der Sonderstandort, obwohl vermut- Italienisch (10), Deutsch (8) und Hebräisch (1). Die lich erst im 19. Jh eingerichtet, entspricht gewisser- Bibliothek enthält vorwiegend römische und massen dem Kernbestand und Literaturbedarf der griechische Klassiker der Philosophie, Geschichte, ehemaligen Hohen Schule Bern. Philologie und Rhetorik. Rund ein Viertel betreffen Rara die zeitgenössische theologische Literatur und bibli- sche Schriften, darunter die Complutenser Poly- 2.31 Ein sehr breites Spektrum historischer glottenbibel (6 Bde, Alcalá de Henares 1514–1517). Bestände findet sich in der allgemeinen Rara- Bemerkenswert sind die zahlreichen naturwissen- Sammlung, die insgesamt 2244 Titel umfasst, schaftlichen und medizinischen Werke, neben den davon eine Inkunabel. Die übrigen Titel verteilen antiken (Ptolemäus, Geographia, Ulm 1482) v. a. sich mit 698 Einheiten auf das 16. Jh, mit 755 die zeitgenössischen wie die Arithmetica integra auf das 17.Jh, mit 543 auf das 18. Jh und mit (Nürnberg 1544) von Michael Styfel oder die Kräu- 247 auf das 19. Jh. Sprachlich vertreten sind mit terbücher von Leonhard Fuchs (Basel 1542) und 1875 Titeln Deutsch, mit 178 Latein, mit 118 Hieronymus Bock (Strassburg 1552). Ein vergleich- Französisch, mit 35 Italienisch und weitere Spra- bares Fächerspektrum weisen die Bibliotheken der chen wie Englisch (19), Spanisch (2), Niederlän- beiden Berner Theologieprofessoren Nicolaus Arto- disch (2) und je einem Titel Russisch, Chinesisch, poeus (um 1500–1553) und Benedicht Aretius (um Arabisch und Hebräisch. 1522–1574) auf. Enthält die Bibliothek Artopoeus 2.32 Obwohl die am Standort vertretenen Titel noch 98 Bde, wovon 11 Inkunabeln (92 Titel latei- eine sehr heterogene Gruppe darstellen, lassen nisch, 8 Titel deutsch, je 2 Titel hebräisch und sich doch gewisse Schwerpunkte erkennen. Berner griechisch), sind von der Bibliothek Aretius nur Drucke des 16. Jhs oder Drucke aus diesem Zeit- mehr 32 Titel des 16. Jhs vorhanden (26 Latein, 5 raum, die Bern betreffen, sind, sofern sie nicht als Griechisch, 1 Deutsch), u. a. Sigismund von Her- Theologica gelten und deshalb dem Standort Alte bersteins Rerum Moscoviticarum commentarii Drucke zugeteilt wurden, in grösserer Zahl vor- (Basel 1556). Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern 253

Bibliothek Bongars 1611). Autoren wie Boethius, Euklid (13 Titel) und Michael Psellus vertreten die Mathematik und 2.34 Die Bibliothek des französischen Humani- Arithmetik, für die Geographie finden sich Namen sten und Diplomaten Jacques Bongars (1554– wie Periegetes, Pomponius Mela, Ptolemäus, 1612) kam 1632 als Schenkung seines Erben Orteius und Strabo, für die Astronomie Tycho Jakob Graviseth nach Bern. Zunächst separat auf- Brahe, Galileo Galilei, Johannes Kepler und für die gestellt und erschlossen, wurde sie 1693 mit dem Architektur Leon Battista Alberti, Andrea Palladio, übrigen Bestand vermischt und erst zwischen Agostino Ramelli und Vitruv in diversen Ausg. und 1960–1993 nach Hortins Clavis bibliothecae Bon- Übers. Umfangreich ist die Unterabteilung Politici garsianae von 1634 wieder zusammengezogen. mit Felix Hemmerlins De nobilitate (Strassburg Dabei wurde auch die historische Fächereinteilung 1493/1500), Giuseppe Castigliones Cortegiano für die Druckschriften (die Handschriften befinden (Venedig 1545), Niccolò Machiavellis Principe sich seit 1951 in der Burgerbibliothek Bern) über- (Venedig 1537) und Johannes Garzonis Piazza nommen. Von den 3074 Bdn mit insgesamt 6856 (Venedig 1610). In der gleichen Abteilung befinden Titeln und rund 500 Flugschriften sind 125 Titel sich auch Kriegsschriften von Lelio Brancaccio, den Inkunabeln (115 lateinisch, 6 französisch, 2 ita- Justus Lipsius, Roberto Valturio und Renatus Fla- lienisch, 1 griechisch, 1 englisch), 5077 dem 16. Jh vius Vegetius. Das grösste Fach bildet die Historia (3364 lateinisch 874 französisch, 346 italienisch, (2594 Titel) mit Katalogen wie Conrad Gessners 225 deutsch, 218 griechisch, 27 spanisch, 11 Bibliotheca universalis (Zürich 1583) und den hebräisch, 5 englisch, 5 niederländisch und je 1 Pandekten (Zürich 1548), aber auch Verzeichnissen Titel polnisch und arabisch), 2206 dem frühen der Handschriftensammlungen in Oxford, Cam- 17.Jh zuzurechnen (1218 lateinisch, 434 franzö- bridge, Augsburg und München. Die Geschichts- sisch, 303 deutsch, 218 italienisch, 12 englisch, 10 quellen für das Altertum repräsentieren u. a. diverse griechisch, 9 spanisch, 2 hebräisch). Im Vergleich Ausg. von Diodorus Siculus und Flavius Josephus. mit dem Hortinschen Katalog beträgt die Verlust- Deutliche Schwerpunkte bilden die Jesuitica (mehr rate durch Diebstahl, Dublettenverkäufe im Verlauf als 100 Drucke), die Geschichte der Kreuzzüge, der Jhe schätzungsweise 15–20 %. Die in humani- Orientalia wie die französische Übers. von stischer Tradition alle Wissensgebiete der damali- Haythons Historia orientalis (Paris 1517), diverse gen Zeit umfassende Bibliothek ist die bedeutendste Türkendrucke, eine umfangreiche Sammlung von Sammlung der UB/ZB. Relationes (Annus Christi, Rorschach 1597) und die französische Geschichte mit Raritäten wie poli- 2.35 Grossen Raum nehmen in der Bongarsi- tischen Flugschriften zu den Glaubenskriegen oder schen Bibliothek im Fach »Theologie« (1303 die BuèvedeHantone(Paris 1502). Das Fach »Ars Titel) die biblischen Schriften in mehreren Spra- Poetica« (630 Titel) enthält neben der antiken Lite- chen ein, darunter in Aramäisch, Arabisch, Kata- ratur, darunter die Komödien- und Tragödiendich- lanisch und die erwähnte Complutenser Polyglot- ter, französische Literatur wie den Temple d’hon- tenbibel, die Kirchenväter und Streitschriften zu neur (Paris 1504) von Lemaire de Belges und den Glaubensfragen. Unter den medizinischen Werken Vergier d’honneur (Paris 1500), italienische Litera- (159 Titel) finden sich Koch-, Pest-, Kräuter- und tur mit Ariost und Petrarca sowie spanische mit der Arzneibücher, auch alchemistische Titel von And- Celestina (Venedig 1525, Paris 1542, Antwerpen reas Libavius, Ramón Lull, Lucas Rodargius und 1599) von Fernando de Rojas. Weiter erwähnens- Leonhard Thurneisser zum Thurn. Vertreten sind wert sind die Opera (Nürnberg 1501) der Roswitha ebenfalls alle Klassiker der Medizin wie Celsus, von Gandersheim und die Komödie Pathelin (Paris Dioscorides, Galen, Hippocrates oder Theophrast. 1543) in einer lateinischen Übertragung von Johan- Im Fach »Jurisprudenz« (186 Titel) sind die römi- nes Reuchlin. Noch 152 Titel enthält der Appendix. schen und germanischen Rechtsquellen mit dem Hier finden sich noch einmal Pathelin, und zwar im Corpus juris civilis, der Lex Salica und das Kirchen- französischen Originaltext (Paris 1564), Grobianus recht mit dem Corpus juris civilis vorhanden, eben- und Grobiana (Frankfurt 1558) von Friedrich falls die entsprechenden Kommentare. Es fehlen Dedekind sowie die Musica practica (Hamburg nicht die Schriften von Bongars Lehrern Jacques 1596) von Nicolaus Rogge. Von den Libri erotikoi Cujas und François Hotman. Einen wichtigen Platz sind lediglich noch erhalten Gaspar Scioppius’ Pria- nehmen die philosophischen Disziplinen mit 1832 peia (Frankfurt 1606) und Giovanni Boccaccios Titeln ein. Unter den Philosophici am stärksten ver- Decamerone (Toscolano 1525 und Venedig 1540). treten sind Aristoteles (ca. 70 Titel) und Cicero (ca. 90 Titel), zahlreich sind auch die philologischen Sammlung Hollis Werke, u. a. mit Francesco Colonnas Hypnerotoma- chia Poliphili (Venedig 1499). Unter den Wörterbü- 2.36 Zwischen 1758 und 1765 liess der englische chern und Grammatiken befinden sich Besonderhei- Republikaner Sir Thomas Hollis (1720–1774) der ten wie der Thesaurus polyglottus (Frankfurt 1603) Berner »public library« aus politischer Begeisterung von Hieronymus Megiser oder Albert Molnars für die »Republik Bern« eine Sammlung »Histori- Lexicon Latino-Graeco-Hungaricum (Hanau scher über Wissenschaft und Künste geschriebener 254 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern entweder in Engelland oder in den drei König- angrenzenden Regionen. Die Werke sind überwie- reichen gedruckter Bücher« und diverse Schriften gend westlicher Provenienz und in westlichen Spra- zur Zeitgeschichte zukommen. Die bibliophilen, chen verfasst. Thematisch zeichnet die Sammlung meist einheitlich gebundenen Bde der Sammlung nach, wie sich die Wahrnehmung Russlands durch gehörten zu den separat aufgestellten Vorzeige- den Westen vom 16. bis zum 19. Jh wandelte. Die objekten der Bibliothek, bis sie 1776 mit den übri- Bibliothek umfasst 991 Titel (16. Jh: 25; 17.Jh: 58; gen Beständen verschmolzen wurden. Seit 1955 ist 18. Jh: 303; 19. Jh: 487) in 1572 Bdn, die dem die Sammlung wieder separat aufgestellt. historischen Bestand zuzurechnen sind, sowie Hun- derte von Karten und Graphikblättern sowie einige 2.37 Die Sammlung Hollis umfasst heute insge- Autographen. samt 424 Titel, wovon 350 in englischer Sprache, die restlichen in Latein (71) und je ein Titel in Fran- zösisch und Italienisch verfasst sind. Zeitlich sind 4 Kalender und Almanache Titel dem 16. Jh, 73 Titel dem 17.Jh und 347 Titel dem 18. Jh zuzurechnen. Nach dem Sinnerschen 2.40 Einen Sonderstandort bilden Kalender und Katalog (Catalogus librorum selectissimorum, Almanache mit insgesamt 258 historischen Titeln, 1767) verteilen sich die Titel auf die sechs Fächer davon 6 des 17.Jhs, 76 des 18. und 176 des Theologie / Kirchengeschichte / Kirchenrecht (30 %), 19. Jhs, mit einer englischsprachigen Ausnahme in Naturgeschichte (5 %), Philosophie / Mathematik / Deutsch (212 Titel) und Französisch (45 Titel). Medizin / Artes (15 %), Klassische Autoren / Antike Die Standortgruppe enthält Kalender und Alma- Geschichte (10 %), Miscellanea / Critici / Poetae / nache aus dem Ausland wie den Musen-Almanach Grammatici / Artes liberales (10 %). Der Herkunft (Neustrelitz, ab 1796), den Historiker Calender und den Intentionen des Donators entsprechend (Leipzig, ab 1794), Aglaja (Frankfurt, ab 1802), kommt dem Fach »Historia Angliae civilis et eccle- Almanach des Muses (Paris,ab1765).Anschwei- siastica« (30 %) ein besonderes Gewicht zu. Vertre- zerischen Kalendern die Alpenrosen (Bern, Leipzig, ten sind seltene Ausg. von Autoren wie Edmund ab 1811), den Arbeiterfreund-Kalender (Bern, ab Ludlow, Sir Thomas Bacon, Algernon Sidney und 1896) und den Almanach Hachette (Lausanne, ab Isaac Newton ebenso wie die Philosophical Trans- 1895). Den eigentlichen Schwerpunkt stellen die actions (London 1665). bernischen Kalender dar mit dem Hinkenden Bot (Bern, ab 1731), Sonnen-Circel (Bern, ab 1762), Sammlung Ryhiner Cabinets-Kalender (Bern 1837), Schreibkalender 2.38 Eine international bedeutende Kartensamm- (Bern, ab 1694) und Regimentsbüchlein (Bern, ab lung des 18. Jh kam 1867 als Schenkung in die dama- 1763). lige Stadtbibliothek. Die insgesamt ca. 16.500 Kar- ten, topographischen Ansichten und Pläne stammen Bibliothek der Bernischen Museums- und aus der Sammlung des Berner Staatsmanns Johann Lesegesellschaft Friedrich Ryhiner (1732–1803) und sind mit Aus- nahme der Schweizer Karten noch in von Ryhiner 2.41 Die Bibliothek der 1791 gegründeten Lese- selber zusammengestellten 501 thematischen Sam- gesellschaft war ursprünglich rein wissenschaftlich melmappen enthalten. Rund 22 Sammelmappen ausgerichtet. Im 19. und 20. Jh entwickelte sie sich betreffen die Schweiz, 363 weitere europäische – in Richtung einer gehobenen Unterhaltungsbiblio- hauptsächlich Deutschland und Frankreich – und 61 thek mit den Schwerpunkten Reiseliteratur und Bel- Sammelmappen aussereuropäische Länder und Kon- letristik, vorwiegend in deutscher (60 %) und fran- tinente. In den restlichen55Sammelmappenbefin- zösischer Sprache (30 %). 1941 fusionierte sie mit den sich Himmels- und Weltkarten, historische Kar- der Museumsgesellschaft. Die älteren Bestände der ten und Varia. Zeitlich verteilen sich die Karten zu beiden Bibliotheken wurden periodisch der Stadt- 4 % auf das 16. Jh, 29 % auf das 17.Jh, zu 65 % auf bibliothek abgetreten, die sie unter eigener Signatur das 18. Jh und zu 2 % auf das 19. Jh. erschloss. Insgesamt kamen bis zur Liquidation der Lesegesellschaft 1980 rund 30.000 Titel, davon 115 Rossica Europeana Titel des 18. Jhs (83 in Deutsch, 28 in Französisch) 2.39 Die Schweizerische Osteuropabibliothek, und 14.350 Titel des 19. Jhs (8740 in Deutsch, eine Teilbibliothek der UB, konnte diese Bibliothek 4087 in Französisch, 1496 in Englisch, 24 in Italie- im Jahr 2005 käuflich von ihrem Gründer Peter nisch, 3 in Spanisch) in die damalige StUB. Die Sager (1925–2006) übernehmen. Dieser hat die Bibliothek der Lesegesellschaft zeichnet sich aus herausragende Sammlung in den Jahrzehnten nach durch eine grosse Zahl von Erstausgaben und sel- dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut, motiviert durch tene belletristische Literatur, auch Trivialliteratur. sein Interesse für das vorrevolutionäre Russland. Es finden sich aber ebenso San Martes Übers. von Die Rossica Europeana umfasst Reiseberichte, Wolfram von Eschenbach (Magdeburg 1836), historisch-politische und geographisch-volkskundli- Münchhausens Abenteuer mit den Disteli-Illustra- che Abhandlungen sowie Karten- und Graphik- tionen (Solothurn 1841) und Fritjof Nansens In blätter über Russland und die geographisch Nacht und Eis (Leipzig 1897/98). Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern 255

Bibliothek Fellenberg Bibliothek Singer 2.42 Die Bibliothek des Hofwyl-Gründers und 2.45 Aus dem Besitz des Wiener Germanisten, Pädagogen Philipp Emanuel von Fellenberg (1771– Juristen und Begründers des Thesaurus proverbio- 1844) kam 1897 in die StUB, wo sie seither als rum medii aevi, Samuel Singer (1860–1948), stam- geschlossene Sammlung mit 4487 Titeln auf- men 27.300 Bde, die als Bibliothek separat aufge- bewahrt wird (16. Jh: 23; 17.Jh: 48; 18. Jh: 2153; stellt sind. Die Bibliothek diente Singer sowohl als 19. Jh: 2263). Beibehalten wurde die von Fellenberg Handbibliothek für seine Dozententätigkeit als selbst vorgenommene Sacheinteilung. Die Bücher auch als Forschungsinstrument für den Thesaurus. verteilen sich auf die Theologie mit 325, Philoso- Diese germanistisch-mediävistisch ausgerichtete phie mit 255, Pädagogik mit 499, alte Sprachen mit Bibliothek bildete den Grundstock für den nach 447, moderne Sprachen und Literatur mit 509, Geo- ihrer Übernahme von der Stadt- und Universitäts- graphie mit 154, Geschichte und Biographien mit bibliothek weiter gepflegten Sammelschwerpunkt 314, Mathematik und Naturwissenschaften mit Romanisch-germanisches Mittelalter. Allerdings 326, Recht mit 713, Politik und Wirtschaft mit 599, gehören insgesamt nur 3546 Titel der Bibliothek Landwirtschaft mit 16 und Nachträge aus allen Singer zum historischen Bestand, davon 10 Titel Gebieten mit 330 Titeln. Die Bücher zur Landwirt- zum 16. Jh, 9 zum 17.Jh, 68 zum 18. Jh und 3459 schaft sind erst 1983 in die StUB gekommen und Titel zum 19. Jh. An Sprachen ist ein reiches grösstenteils dem allgemeinen Bibliotheksbestand Spektrum vertreten; die Mehrheit der Titel gehört zugeordnet worden. indes der deutschen Sprache an (2970), es folgen 181 französische Titel, 108 lateinische, 95 englische Sammlung Lauterburg und weitere europäische Sprachen, insbesondere aber auch nordische Sprachen wie Dänisch (21), 2.43 1865 erwarb die Stadtbibliothek die 18.376 Schwedisch (14), Norwegisch (3), ferner Russisch Titel umfassende Broschürensammlung des Berner (2). Beibehalten wurde neben der gesonderten Auf- Theologen, Lehrers, Historikers und Politikers stellung auch die Singersche Sacheinteilung. Vom – Gottlieb Ludwig Lauterburg (1817 1864). Lauter- historischen Bestand sind ca. 1380 Titel den Nach- burg hatte eine systematische Sammlung von schlage- und Quellenwerken zuzurechnen, ca. 700 Druckwerken zur Schweizer Geschichte von 1785 Titel den übrigen Sachgebieten wie Literatur- bis 1840 angelegt in der Absicht, damit die Lücke geschichte, Religion, Recht und Kunst, ca. 1466 zwischen der Bibliothek der Schweizer Geschichte Titel den Zeitschriften, Sammelbänden und von Gottlieb Emanuel Haller, die 1785 endet, und Dissertationen. 1840, als diese Sammelaufgabe von der Allgemei- nen Geschichtforschenden Gesellschaft der Schweiz Bibliothek Holzer wieder aufgenommen wurde, zu schliessen. In der 2.46 Im Jahr 1964 erwarb die Stadt- und Universi- Sammlung enthalten sind neben der allgemeinen tätsbibliothek die ornithologische Bibliothek des historischen und politischen Publizistik v. a. viele Arztes Erwin Holzer (1895–1972). Von den insge- Flugschriften, Tageslieder und Predigten. Entgegen samt 787 Titeln in 1550 Bdn sind 282 Titel dem der ursprünglichen Intention führte Lauterburg die historischen Bestand zuzurechnen, wobei 2 Titel ins Sammlung bis in sein Todesjahr weiter. Die Samm- 16. Jh fallen, 3 ins 17.Jh, 34 ins 18. Jh und 243 ins lung enthält auch viele ältere Druckwerke zur 19. Jh. Werke zur vogelkundlichen Forschung stam- Schweizer Geschichte, darunter 2 Inkunabeln men vorwiegend aus dem angelsächsischen und (16. Jh: 35; 17.Jh: 311; 18. Jh: 2898; 19. Jh: deutschen Raum, weshalb diese Sprachen auch 15.130). Die Boschüren sind in 1254 Sammel- deutlich dominieren (Deutsch: 159 Titel; Englisch: bänden gebunden, aber nicht systematisch geord- 59 Titel). Die Sammlung beschränkt sich nicht auf net; 13.173 Titel sind in deutscher, 1814 in franzö- eine Region oder einen Kontinent, sondern kon- sischer Sprache verfasst. zentriert sich auf die ornithologische Buchillustra- tion. Zur Sammlung gehören so bedeutende kolo- Druckbelege Haller rierte Prachtwerke wie Jean-Baptiste Audeberts 2.44 Die Sammlung besteht aus rund 30 Bdn und Oiseaux dorés (Paris 1800–1806), John Goulds 70 Schachteln mit Druckbelegen der ehemaligen Birds of Australia (London 1837/38), Hermann Berner Druckerei Haller im 19. Jh, einem einmali- Schlegels Traité de Fauconnerie (Leiden 1844– gen Fundus seltener Akzidenzdrucke wie Affichen, 1853) mit den Illustrationen von Joseph Wolf und Privatdrucke, Visitenkarten, Theater- und Konzert- George Shields Ornithologica Britannica (um zettel etc. Ursprünglich in rund 200 Bdn von 1800– 1841). 1820 summarisch, von 1821–1859 systematisch Wagner-Sammlung abgelegt, wurden die Bde 1930 teilweise aufgelöst und neu nach einzelnen Sachgebieten (Klopfzettel, 2.47 1982 übergab Paul Richard (1904–1991) der Plakate etc.) und Formaten geordnet. Insgesamt StUB seine bibliophile Richard-Wagner-Sammlung, haben sich schätzungsweise 10.000 Druckbelege eine der umfassendsten Sammlungen von Wagner- erhalten. Literatur ausserhalb Bayreuths. Sie umfasst rund 256 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern

1400 Bde, wovon 286 Titel des 19. Jhs mit Erst- umfasst die Bibliothek des Chirurgen Rudolf Abra- drucken, Musikalien, Kunstmappen, Theaterzetteln ham von Schiferli (1775–1837), da seine medizini- und Spielführern zu Wagner und den Bayreuther sche Fachliteratur in den allgemeinen Bibliotheks- Festspielen, hauptsächlich in deutscher Sprache bestand integriert worden ist (ca. 400 Titel). Medi- (265 Titel) neben einer kleinen Anzahl fremd- zinische Schriften, v. a. auch Tafelwerke und bedeu- sprachiger Titel (13 französische, 7 englische Titel, tende Zeitschriftenreihen (Mirror, Observer, Tatler, 1 italienischer). Besonders zu erwähnen sind die Spectator), aber auch Geschichte und Kunst- Zeitschriften Revue Wagnérienne (Paris 1885– geschichte dominieren die Bibliothek des amerikani- 1888), The Meister (London 1888–1895), die Erst- schen Laryngologen Anton Ruppaner (gest. 1892), ausgabe von Friedrich Nietzsches Götzen-Dämme- insgesamt 927 historische Titel ausschliesslich des rung (Leipzig 1889) oder die Scenischen Bilder 19. Jhs und überwiegend in englischer Sprache. Eine nach den für die Bayreuther Aufführung gefertigten kleine Bestandsgruppe an englischer Literatur und Decorations- und Costümskizzen (Leipzig 1882). Belletristik der Ruppaner-Bibliothek befindet sich heute im Besitz des Englischen Instituts der Univer- Davoser Bibliothek sität Bern (ca. 80 Titel). Von der Bibliothek des – 2.48 Mit der Davoser Bibliothek besitzt die Germanisten Fritz Strich (1882 1963) sind 594 Schweizerische Osteuropabibliothek, eine Teil- Titel dem historischen Bestand zuzurechnen, mehr- bibliothek der UB, eine Sammlung russischer, vor- heitlich Titel in deutscher Sprache und sein Fach- revolutionärer Bücher, insgesamt 3581 Titel, davon gebiet betreffend (17.Jh: 3; 18. Jh: 40; 19. Jh: 551). 1292 Titel aus dem letzten Viertel des 19. Jhs, weit- 31 Inkunabeln, 92 Titel des 16. Jhs, 24 des 17.Jhs, gehend politische Literatur und seltene Broschüren 86 des 18. Jhs und 35 Titel des 19. Jhs mit den revolutionären Inhalts. Von besonderem Wert sind Schwerpunkten Naturwissenschaften, Geschichte die Literatur zur Emanzipation der Frau, vor- und Topographie finden sich in der Bibliothek des – revolutionäre Jugendbücher, Belletristik, Zeitschrif- Arztes Werner Zesiger (1902 1958), darunter ’ ten und Reiseliteratur, die in Russland der Sowjet- Plinius Historia naturalis (Venedig 1472) und Tho- zensur zum Opfer gefallen sind, aber in der Schweiz mas von Aquins Super quarto libro sententiarum überlebten. Die Bücher stammen erstens aus den Petri Lombardi (Mainz 1469). Die Leseinteressen Davoser Sanatorien, zweitens aus dem Besitz russi- des bernischen Patriziats, vornehmlich französisch- scher Sozialdemokraten in der Schweiz, insbeson- sprachige Belletristik, Werke zur Philosophie, dere Bern, und drittens aus den Erbschaften russi- Geschichte, Militaria und Andachtsliteratur, wider- scher Emigranten sowie weiteren Sammlungen. Die spiegeln sich in der Bibliothek Neues Schloss meisten historischen Werke sind in russischer (1275 Gerzensee (Gerz). Die ehemalige Schlossbibliothek Titel), wenige in französischer (10 Titel) oder deut- enthält 160 Titel, wovon 4 des 16. Jhs, 13 des 17., scher Sprache (6 Titel) verfasst. 193 des 18. und 66 des 19. Jhs. Mehrheitlich Zeit- schriften zum Gastgewerbe, Hotelwesen und Koch- Weitere Sondersammlungen bücher, insgesamt 38 Titel des späteren 19. Jhs, sind enthalten im Sonderbestand »Cercle des chefs de 2.49 Weitere geschlossene Sondersammlungen bil- cuisine Berne (CCB)«. den diverse ehemalige Privatbibliotheken, die im Laufe des 19. oder 20. Jhs in den Besitz der heutigen UB/ZB gekommen sind, so die Bibliothek des 3. KATALOGE Berner Forstmeisters Albrecht Franz Gruber (1767– 1827) mit 130 Titeln (17.Jh: 2; 18. Jh: 65; 19. Jh: Moderne, allgemeine Kataloge 63) zeitgenössischer forstwissenschaftlicher Litera- tur und Fachzeitschriften, darunter auch Reise- Online-Katalog IDS Basel / Bern (OPAC), ab 1990, berichten aus Amerika mit botanischen Erklärun- retrospektiv ergänzt gen, Standardwerken zur Baumschulung, Borken- Alter Alphabetischer Dienstkatalog in Zettelform käferbekämpfung und zur Forstvermessung. Die [Kapsel], begonnen unter Emil Blösch 1880, fortge- Botanik beherrscht die Fachbibliothek des Berner führt bis 1989 [enthält den gesamten Bestand an Arztes und Naturforschers Samuel Brunner (1790– Druckschriften bis 1989; Anlage nach preussischen 1844) mit zahlreichen Tafelwerken, Zeitschriften Instruktionen mit StUB-eigenen Varianten; auch als und Fachliteratur zur schweizerischen und interna- Mikrofiche-Katalog (1991/92) und als digitalisier- tionalen Pflanzenkunde, insgesamt 621 Titel ter Zettelkatalog (2000, IPAC)] (16. Jh: 10; 17.Jh: 18; 18. Jh: 165; 19. Jh: 428). Ins- gesamt 235 Titel (16. Jh: 13; 17.Jh: 16; 18. Jh: 181; Alter Standortkatalog in Journalform, begonnen 19. Jh: 14), mehrheitlich theologische, aber auch unter Emil Blösch 1880, abgelöst durch: Standort- wenige Werke zur Altphilologie enthält die Biblio- katalog [Ringordner], ab 1930, fortgeführt bis thek des Münsterpfarrers Samuel Gottlieb Risold 1989 (1756–1857). Nur mehr 112 Titel (17.Jh: 1; 18. Jh: Alter Sachkatalog in Zettelform [Kapsel], begonnen 34; 19. Jh: 77) historischer Werke und zeitgenössi- unter Emil Blösch 1891, abgelöst und überführt in: scher deutscher und französischer Belletristik Sachkatalog nach universeller Dezimalklassifika- Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern 257 tion, in Zettelform [Kapsel], ab 1930, fortgeführt Wild, Marquard: Catalogus librorum Bibliothecae bis 1989 Civicae Bernensis. Bern 1697 [hschr.; Katalog in 2 Bdn nach 12 Fächern, darunter separates Mss.- Moderne, spezielle Kataloge Fach. Mit Federzeichnung von Wilhelm Stettler; Burgerbibliothek Bern, Cod. A 4] Belart, Françoise: Catalogue de plaquettes et Haller, Albrecht von; Engel, Samuel: Catalogus lib- pamphlets concernant les guerres de religion en rorum Bibliothecae Bernensis. Bern 1736–1739 France 1560–1600 (Fonds Bongars, Bern). Diplom- [hschr.; Katalog nach 8 Fächern, innerhalb dieser arbeit. Genève 1959 [Appendix zum alphabetischen alphabetisch geführt. Bd 1 von der Hand Albrecht Katalog Bibliotheca Bongarsiana, nur Zettelform von Hallers, übrige Bde von Samuel Engel; Burger- (Kapsel);UB/ZB,HLI71] bibliothek Bern, Mss. Hist. Helv. III 102–110] Engler, Claudia: Bibliothek Neues Schloss Gerzen- see. Geschenk der Schweizerischen Nationalbank [Sinner, Johann Rudolf]: Verzeichniss der im Druck Dezember 1998. Bern 2000 [UB/ZB, RAE 2463 : 1] oder handschriftlich von G. E. von Haller gesam- melten und der Bibliothek zu Bern verkauften Engler, Claudia: Bibliothek Neues Schloss Gerzen- Schriften. Bern 1764–1776 [Burgerbibliothek Bern, see Teil II. Geschenk von Dr. Rudolf von Graffen- Mss. hist. Helv. III 217] ried 2001. Bern 2002 [UB/ZB, RAE 2463 : 2] Sinner, Johann Rudolf: Bibliothecae Bernensis lib- Engler, Claudia: Sammlung Lindt. 33 vorwiegend rorum typis editorum catalogus. Bern 1764 [2 Bde, – theologische Werke vom 16. 19. Jahrhundert. Bern erster gedruckter Druckschriftenkatalog der Biblio- 2002 [UB/ZB, RAE 4011] thek, systematisch nach Fächern, innerhalb dieser Engler, Claudia: Bibliothek Benedicht Aretius (um alphabetisch. Bd 1 enthält ein Verzeichnis der 1525–1574). Eine Berner Gelehrtenbibliothek des Schenkungen bis 1735 und eine Übersicht zu dem 16. Jahrhunderts. Bern 2003 [UB/ZB, RAE 4418] vom Autor entworfenen »Ordo bibliothecae«, Bd 2 zusätzlich ein kurzes »Verzeichnis einiger Titul, die Engler, Claudia: Bibliothek Nicolaus Artopoeus in diesem Catalogus nicht an ihrem gebührenden (um 1500–1533). Katalog einer Berner Schul- Ort stehen, oder sonst nicht daselbst möchten gesu- meisterbibliothek des 16. Jahrhunderts. Bern 2003 chet werden«; UB/ZB, H LII 185 (1–2)] [UB/ZB, RAE 4616] [Eschler, Margaret]: Bibliotheca Bongarsiana: Sinner, Johann Rudolf: Catalogi librorum typis edi- Alphabetischer Katalog, Druckerkatalog, Prove- torum qui in bibliotheca Bernensi exstant supple- nienzkatalog, Katalog der Bücher mit gedruckter mentum. Bern 1767 [Suppl. zum Katalog von 1764; Widmung an Bongars. Bern 1994 [in Zettelform UB/ZB, H LII 187] (Kapsel), auch Mikrofiche, seit 2002 alphabetischer [Sinner, Johann Rudolf], Catalogus scriptorum Hel- Katalog auch digitalisiert (IPAC); UB/ZB, LS Allg- veticorum. Verzeichniss aller geschriebenen Werke, 90 Bong] welche die Schweizer Geschichte ansehen und auf Eschler, Margaret: Sammlung Werner Zesiger, der öffentlichen Bibliothek zu Bern sich befinden. gesammelt von Dr. Werner Zesiger (1902–1958). Bern 1769 [gedrucktes Exemplar, durchschossen Bern 1997 [UB/ZB, RAE 1049] und ergänzt durch die handschriftliche Angabe der gedruckten Werke: Historiae ecclesiasticae scripto- Eschler, Margaret: Sammlung Adolf Liechti. 127 res typis editi; Burgerbibliothek Bern, Mss. hist. – vorwiegend naturwissenschaftliche Werke vom 15. helv. III 216] 19. Jahrhundert, gesammelt von Professor Adolf Liechti (1898–1946). Bern 1997 [UB/ZB, RAE Ith, Johann Samuel: Cathalogi [sic!] librorum typis 1048] editorum, qui in Bibliotheca Bernensi extant Sup- plementum II. Bern 1784 [verloren] Eschler, Margaret: Sammlung Hospinian. Eine Gelehrtenbibliothek aus dem 16. Jahrhundert. Bern [Tscharner, Bernhard Friedrich von]: Verzeichniss 1998 [UB/ZB, RAE 1650] aller auf der Stadt-Bibliothek in Bern vorhandenen gedruckten Werke. Bern 1811 [3 Bde, zweiter Klöti, Thomas (Hrsg.): Sammlung Ryhiner. Karten, gedruckter und erster alphabetischer Autorenkata- Pläne und Ansichten aus dem 16. bis 19. Jahrhun- log, ohne Helvetica und Jesuitica; mit Vorrede und dert. 4 Bde. Bern 2003 [UB/ZB, RAB 5295] Auszug aus der Bibliotheksgeschichte Johann Rudolf von Sinners und chronologischem »Ver- zeichnis der Geschenke, die der Bibliothek gemacht Historische Kataloge worden« von 1586 bis 1811; UB/ZB, Allg. 1210] [Niklaus, Johannes]: Catalogus bibliothecae civi- [Tscharner, Bernhard Friedrich von]: Supplement cae. Bern [1674] [hschr.; Katalog nach 15 Fächern, zum Catalog der Stadtbibliothek in Bern. Enthal- innerhalb dieser alphabetisch nach Autoren und tend diejenigen Bücher, die seit 1811 bis 1825 auf Titeln, mit Standortverzeichnis und alphabetischem die Bibliothek gekommen sind. Bern 1825 [UB/ZB Verfasserregister; Staatsarchiv Bern, B III 109] Archiv 52, ohne Signatur] 258 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern

[Tscharner, Bernhard Friedrich von]: Supplement Steiger, Karl Ludwig von: Verzeichniss der Doublet- zum Catalog der Stadtbibliothek in Bern, enthal- ten auf der Stadt-Bibliothek zu Bern, [Bern 1846– tend die Bücher, welche von 1811 bis 1839 auf die 1851] [hschr.; alphabetischer Katalog; Burger- Bibliothek gekommen sind. Bern 1839 [mit Ver- bibliothek Bern, Mss. Hist. Helv. XLI 24] zeichnis der Schenkungen von 1811 bis 1839; UB/ Steiger, Karl Ludwig von: Verzeichnis der Incuna- ZB, Allg. 1210] beln der Stadt-Bibliothek in Bern 1857. Bern 1857 [Tscharner, Bernhard Friedrich von]: Zweites Sup- [hschr.; alphabetischer Katalog; Burgerbibliothek plement zum Catalog der Stadt-Bibliothek in Bern Bern, ohne Signatur] von Anfang 1840 bis Ende 1846. Bern 1847 [mit »Verzeichniss der von 1840 bis 1847 erhaltenen Steiger, Karl Ludwig von: Die Incunabeln der Stadt- Geschenke«; UB/ZB, Allg. 1210] bibliothek der Stadt Bern. Bern 1861 [hschr.; Kata- log nach Druckorten, Ergänzung zum Localkatalog [Lüthardt, Franz]: Fach-Katalog. Bern 1846 [hschr.; von 1851; Burgerbibliothek Bern, Mss. Hist. Helv. Sachkatalog in 13 Bdn, fortgeführt bis ca. 1875; XLI 23] Burgerbibliothek Bern, Mss. Hist. Helv. XLI 47] Steiger, Karl Ludwig von: Verzeichniss von Steiger, Karl Ludwig von: Local-Catalog der Stadt- Büchern, in welchen handschriftliche Randglossen Bibliothek Bern, nämlich Angabe der Nummern der und Varianten berühmter Gelehrter des 16. Jahr- Bücher so wie dieselben in den verschiedenen hunderts stehen. Bern 1861 [hschr.; alphabetischer Schränken und Säulen aufgestellt sind, Bern 1851 Katalog; Burgerbibliothek Bern, Mss. Hist. Helv. – [hschr.; Standortkatalog, 1872 1875 umgearbeitet XLI 21] als Vorstudie zum Generalkatalog; Burgerbiblio- thekBern,Mss.Hist.Helv.XLI47] Steiger, Karl Ludwig von: Verzeichniss von Druck- werken der Stadt-Bibliothek Bern’s, welche selten Steiger, Karl Ludwig von: Drittes Supplement zum sind, oder mit handschriftlichen Bemerkungen ver- Catalog der Stadt-Bibliothek in Bern von Anfang sehen – mit Ausschluss der besonders behandelten, 1847 bis Ende 1856. Bern 1856 [enthält ausserdem: grösstentheils seltenen Incunabeln – hiezu noch »Eintheilung der vom Jahre 1847 bis 1856 aufge- Prachtwerke. Bern 1861 [hschr.; alphabetischer stellten Werke nach dem Fach-Kataloge«, »Fol- Katalog; Burgerbibliothek Bern, Mss. Hist. Helv. gende Schweizerwerke stehen in keinem gedruckten XLI 22] Katalog«, den »Nachtrag der Bücher, die erst nach dem Druck dieses Supplementbandes im Jahr 1856 Steiger, Karl Ludwig von: Verzeichniss von Werken aufgestellt worden sind« und den »Aus- und der Stadt-Bibliothek, in welchen handschriftliche Zusammenzug der Donationen vom Jahr 1847– Bemerkungen berühmter Gelehrter vom XVIten 1856«; UB/ZB, Allg. 1210] Jahrhundert vorkommen. Bern 1862 [hschr.; alpha- betischer Katalog; Burgerbibliothek Bern, Mss. Hist. Helv. XLI 20]

Historische Sonderkataloge [Katalog der Broschürensammlung Gottlieb Ludwig Lauterburg (1817–1864)]. [Bern 1871] [Standort- Alle genannten Kataloge beziehen sich auf Teil- katalog in Buchform; UB/ZB, ohne Signatur] bestände der Druckschriftensammlung bzw. inkor- Steiger, Karl Ludwig von: Verzeichnis der bis Ende porierter Bestände. Handschriftenkataloge und Jahrs 1872 auf der burgerlichen Stadtbibliothek in Sammlungen, die 1951 an die Burgerbibliothek gin- Bern gehaltenen Denk- und Zeitschriften. Bern gen, sind nicht berücksichtigt. 1872 [hschr.; alphabetischer Katalog; UB/ZB Hortin, Samuel: Clavis Bibliothecae Bongarsianae. Archiv 52, ohne Signatur] Bern 1634 [Burgerbibliothek Bern, Cod. A 5] Hagen, Hermann: Appendix librorum impressorum Sinner, Johann Rudolf: Catalogus librorum selectis- quibus notae marginales ascriptae sunt conspectus. simorum et praestantissimae formae quos Anony- In: Catalogus codicum Bernensium (Bibliotheca mus Anglus Bibliothecae Bernensi obtulit annis Bongarsiana). Bern 1875 [UB/ZB, Dok.V.14] 1760 et 1765 [d. h. Thomas Hollis]. In: Ders.: Cata- logi librorum typis editorum qui in Bibliotheca Ber- Rettig, Georg: Inkunabelkatalog. Bern um 1880 nensi exstant supplementum. Bern 1767 [UB/ZB, H [hschr.; Katalog nach Druckjahr und Druckorten; LII 187 (4)] UB/ZB, ohne Signatur] [Ryhiner, Johann Friedrich von]: Kartenkatalog. Wäber, Adolf: Uebersicht der Schweizerkarten. Bern um 1800 [hschr.; Katalog nach geographi- Bern 1891 [hschr., Katalog; UB/ZB, A.L. 323] schen Regionen; Burgerbibliothek Bern, Mss. Hist. – Verzeichnis der vorhandenen Zeitschriften der Helv. XLV 138 187] Stadtbibliothek Bern [ca. 1894–1900] [UB/ZB, [Ryhiner, Johann Friedrich von]: [Karten]-Inventar. Brosch 2315], abgelöst durch: Zeitschriftenkatalog Bern um 1800 [Burgerbibliothek Bern, Mss. Hist. in Zettelform [Kapsel] nach Fachgebieten, ab 1930 Helv. XLV 134–135] bis 1989 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern 259

Benziger, Carl: Katalog der im Besitze der Stadt- Bibliotheksverzeichnis der Geographischen Gesell- bibliothek Bern sich befindenden Inkunabeln. Bern schaft von Bern. Bern 1890 [UB/ZB, AL 245] 1912 [hschr.; Katalog nach Druckorten mit Auto- Bibliothek der Schweizerischen Numismatischen ren- und Hainnummernregister; UB/ZB, ohne Gesellschaft. Bern um 1900 [Autorenkatalog in Signatur] Zettelform (Kapsel); UB/ZB, ohne Signatur] [Katalog der Bibliothek Philipp Emanuel von Fel- lenberg (1771–1844)], [Bern 1920] [Standortkata- log in Buchform; UB/ZB, ohne Signatur] 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Blösch, Hans: Katalog-Entwurf zu verschiedenen Lie- ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK dersammlungen auf der Stadt- und Universitäts- bibliothek zu Bern. Bern [ca. 1940] [UB/ZB, Rar fol 2] Archivalien Bibliothek Samuel Singer. [Bern ca. 1960] [Auto- Archivalien zur Bibliotheksgeschichte finden sich in renkatalog in Zettelform (Kapsel); UB/ZB, ohne der UB/ZB, in der Burgerbibliothek und im Staats- Signatur] archiv Bern. Für die Zeit von 1535 bis 1951 liegt Sammlung Thomas Hollis. [Bern ca. 1960] [Auto- umfangreiches Quellenmaterial zu allen die gemein- renkatalog in Zettelform (Kapsel); UB/ZB, ohne same Geschichte von Stadt- und Universitätsbiblio- Signatur] thek und Burgerbibliothek betreffenden Gebieten in der Burgerbibliothek Bern. Diese Bestände sind Sammlung Dr. med. Erwin Holzer. [Bern 1968] mehrheitlich durch ein Repertorium erschlossen. [Autoren- und Titelkatalog in Zettelform (Kapsel); Ferner finden sich Archivalien in einzelnen Nach- UB/ZB, ohne Signatur] lässen der Burgerbibliothek (Familien-, Gesell- schafts- und Vereinsarchive). Ab 1951 führen sowohl die Stadt- und Universitätsbibliothek als Vereinigte Bibliotheken auch die Burgerbibliothek getrennte Archive. Als Verzeichniss der medicinisch-chirurgischen Gesell- Ergänzung der hauseigenen Quellen sind v. a. die schaft des Kantons Bern zugehörenden Schriften. Bestände des Staatsarchivs Bern heranzuziehen. Bern 1832 [Autorenkatalog, enthält auch separates Archiv der Stadt- und Universitätsbibliothek: Arch Manuskriptenverzeichnis; UB/ZB, H var. 7854 (5/1)] 52 [Akten, Gutachten, Protokolle und Rechnungen Verzeichniss sämmtlicher im Juni 1846 auf der der Stiftung seit 1951, vereinzelt auch ältere Akten Bibliothek der Studierenden in Bern vorhandenen und Kataloge, welche den Druckschriftenbestand Bücher. Bern 1846. Supplementum, 1850 [UB/ZB, betreffen; Zuwachsverzeichnisse ab 1885, Jahres- AL 249a] berichte ab 1853, Eingangsjournale ab 1851, Aus- leihjournale ab 1881] Verzeichnis der in der Bibliothek der Schweize- rischen Naturforschenden Gesellschaft vorhande- Burgerbibliothek Bern: VA Burgerkanzlei [Manuale nen Bücher. Bern 1850, 1864, 1882 [UB/ZB, H der alten Bibliothekskommissionen, Bibliotheks- XXIII 60] rechnungen, Korrespondenz, Akten der Studenten-, Prediger- und übriger inkorporierter Bibliotheken Erstes Supplement zum systematischen Bücherver- inkl. Lesegesellschaft, diverse Miscellanea] zeichnis der medicinischen Bibliothek in Bern. Bern 1851 [UB/ZB, H var 7854 (6)] Staatsarchiv Bern [Dossiers BB IIIb 21 207 und 21 208, Bibliotheksakten der Hochschule seit 1834] Verzeichniss sämmtlicher im Jahr 1858 auf der Bibliothek der Studierenden in Bern vorhandenen Bücher. Bern 1858 [UB/ZB, AL 249b] Darstellungen Catalog der Bibliothek der medicinisch-chirurgi- schen Gesellschaft des Kantons Bern. Bern 1865 Blösch, Hans (Hrsg.): Die Stadt- und Hochschul- [UB/ZB, H var. 7854 (5/2)] bibliothek Bern. Zur Erinnerung an ihr 400 jähriges Bestehen und an die Schenkung der Bongarsiana im Verzeichniss aller seit 1858 auf der Studenten- Jahr 1632. Bern 1932 Bibliothek in Bern angeschafften und im Früh- ling 1869 vorhanden gewesenen Bücher. Bern Burgergemeinde Bern (Hrsg.): Bibliotheca Bernensis 1869 [UB/ZB, AL 249b] 1974. Festgabe zur Einweihung des umgebauten und erweiterten Gebäudes der Stadt- und Universi- Katalog der Bibliothek des historischen Vereins des tätsbibliothek und der Burgerbibliothek Bern am Kantons Bern. Bern 1876 [UB/ZB, H var. 7854 (8)] 29. und 30. August 1974. Bern 1974 Katalog der Flugschriftensammlung der Bibliothek Engler, Claudia: «Anstatt Schütze und Spiesse steht des historischen Vereins des Kantons Bern. Bern nun eine gewichtige Bibliothek da». In: André [1876?] [UB/ZB, H var. 7854 (8a)] Holenstein (Hrsg.): Berns mächtige Zeit. Das 16. Katalog der Bernischen Hochschulbibliothek. Bern und 17. Jahrhundert neu entdeckt. Bern 2006, 1889–1890 [UB/ZB, Allg. 317] S. 284-288 260 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern

Engler, Claudia: Verbreiten und verbieten: Biblio- Blösch, Hans: Ein englischer Gönner der Berner theken, Lesegesellschaften, Verlagswesen und Zen- Stadtbibliothek im 18. Jahrhundert [Thomas Hol- sur. In: André Holenstein (Hrsg.): Berns goldene lis]. In: Festschrift Gustav Binz zum 70. Geburtstag Zeit. Das 18. Jahrhundert neu entdeckt. Bern 2008, am 16. Januar 1935. Basel 1935, S. 112–118 S. 414-419 Bongarsiana. Die Druckschriften in der Stadt- und Fellenberg, Bernhard von: Entstehung und Ausbau Universitätsbibliothek Bern. Erläuterungen von der Berner Stadtbibliothek (Diplomarbeit VSB). Margaret Eschler anlässlich der Neubearbeitung Bern 1964 und Katalogisierung der Bongarsiana. Bern 1994 Hofer, Paul: Hohe Schulen und Stadtbibliothek. In: Buchli, Anton: La collection Holzer (Bibliothèque ’ Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern. Bd III: Die de la Ville et de l Université de Berne). In: HISPO 4 – Staatsbauten der Stadt Bern. Basel 1947 [unverän- (1984), S. 64 67 derter Nachdruck 1982], S. 252–342 Cernova Burger, Irina: Die »Davoser Bibliothek«. Ein Bestand der Schweizerischen Osteuropa-Biblio- Michel, Hans A.: Die Stadt- und Universitätsbiblio- thek Bern. In: Librarium 42 (1999), S. 207–214 thek und die Burgerbibliothek Bern. In: Bibliothe- ken in der Schweiz. Hrsg. von der Vereinigung Corti, Ulrich; Holzer, Erwin; Küenzi, Walter: Der Schweizerischer Bibliothekare. Bern 1976, S. 37–40 Vogel in Buch und Bild. Führer durch eine Ausstel- lung schöner und seltener ornithologischer Bücher Michel, Hans A.: Das wissenschaftliche Biblio- und Bilderwerke aus der Alten und Neuen Welt von thekswesen Berns vom Mittelalter bis zur Gegen- Gesner über Naumann bis zur Gegenwart (Ausstel- wart. Zum Jubiläum 450 Jahre Stadt- und Universi- – lung 1. Juni bis 31. Juli 1954 im Naturhistorischen tätsbibliothek Bern 1535 1985. In: Berner Zeit- Museum Bern). Bern 1954 schrift für Geschichte und Heimatkunde 47 (1985), S. 167–234 De Capitani, François: »... von Mäusen halb zer- fressen«. Die Sammlung »Druckbelege Haller« in Michel, Hans A.: Das Bibliothekswesen der Berner der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern. In: Ber- Hochschule seit dem späten Mittelalter. In: Hoch- ner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 59 schulgeschichte Berns 1528-1984. Zur 150-Jahr- (1994), S. 190–198 Feier der Universität Bern 1984. Hrsg. von der Kommission für bernische Hochschulgeschichte. Engler, Claudia: Schätze der Stadt- und Universi- Bern 1984, S. 769–776 tätsbibliothek. Private Sammlungen aus fünf Jahr- hunderten. Ausstellung in der StUB, 13. Januar bis Schatzkammern. 200 Jahre Bücher, Handschriften 31. März 2000. Begleitheft zur Ausstellung. Bern und Sammlungen im Gebäude an der Münstergasse 2000 61–63. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Engler Claudia: Bibliothek Neues Schloss Gerzen- Heimatkunde 59 (1994), S. 161–252 see. In: StUBsnase. Hauszeitschrift der Stadt- und Steiger, Karl Ludwig von: Geschichte der Stadt- Universitätsbibliothek Bern 1 (2000), S. 3–5 bibliothek Bern. Bern 1862 Eschler, Margaret: Wolfgang Musculus - Spurensu- StUBsnase, ab 2002 Libernensis. Hauszeitschrift che in der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern. der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern. Bern, ab In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimat- 1989 kunde 59 (1997), S. 241–258 Wäber, J. Harald: Die Geschichte der Burgerbiblio- Hagen, Hermann: Catalogus codicum Bernensium – thek Bern. Von der bernischen Stadtbibliothek zur (Bibliotheca Bongarsiana). Bern 1974, S. VII LXVI Burgerbibliothek Bern 1533–1951. In: Die Burger- [ausführliche Geschichte der Bibliothek, insbeson- bibliothek Bern. Archiv, Bibliothek, Dokumenta- dere der Bongarsischen Schenkung mit Auszügen tionsstelle. Bern 2002, S. 9–10 aus den Akten] Hagen, Hermann: Jakob von Gravisset, der Dona- Wo menschliches Wissen lagert.... 200 Jahre Stadt- tor der Bongarsischen Bibliothek. In: Berner und Universitätsbibliothek. Unipress 82 (1994) Taschenbuch 28 (1879), S. 156–206 Jahn, Albert: Die Kunde und Benutzung der Bon- 5. VERÖFFENTLICHUNGEN garsischen Handschriften- und Büchersammlung in ZU DEN BESTÄNDEN der Stadtbibliothek in Bern. Ein Beitrag zur Literar- geschichte Berns, der Schweiz und des Auslandes. Alder, Robert: Die Bibliothek des Arztes Werner Mit einer Beilage: Bemerkungen über die Berner Zesiger im Schloss Oberhofen. In: Librarium 14 Stadtbibliothek von A. W. Cramer. Bern 1878 (1971), S. 61–64 Klöti, Thomas; Oehrli, Markus; Feldmann Hans- Benziger, Carl: Die Inkunabeln der Berner Stadt- Uli(Hrsg.):DerWeltensammler.EineaktuelleSicht bibliothek. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 39 auf die 16.000 Landkarten des Johann Friedrich (1912), S. 500–509 von Ryhiner (1732–1803). Murten 1998 Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Bern 261

Michel, Hans A.; Buchli, Anton: 450 Jahre Stadt- Steiger, Christoph von: »Ein herrliches Präsent«. bibliothek Bern. In: 450 Jahre Berner Hohe Schule Die Bongars-Bibliothek seit 350 Jahren in Bern. 1528–1978. In: Berner Zeitschrift für Geschichte Handschriften und Drucke aus 1000 Jahren. Aus- und Heimatkunde 40 (1978), S. 241–267 stellung vom 24. Oktober-13. November 1983. Burgerbibliothek Bern und Stadt- und Universitäts- Michel, Hans A.: Streiflichter auf die Gründerzeit bibliothek Bern. Bern 1983 der Lesegesellschaft Bern 1791 bis 1798. In: Ber- nard, Nicolai; Reichen, Quirinus (Hrsg.): Gesell- Thirouard Wyss, A.: The Hollis collection in Berne. schaft und Gesellschaften. Festschrift zum 65. An account of some books in the collection. Travail ’ Geburtstag von Professor Dr. Ulrich Im Hof. Bern d études et de recherches. [Paris 1982] 1992, S. 292–308 Utz, Hans: Die Hollis-Sammlung in Bern. Ein Bei- trag zu den englisch-schweizerischen Beziehungen Sager, Peter: Leben mit Büchern. Über Entstehung in der Zeit der Aufklärung. Bern 1958 und Sinn einer Sammlung Alt-Russica. In: Libra- rium 24 (1981), S. 172–189 Werdt, Christophe von: »Rossica Europeana«. Eine Bibliothek über Russland und dessen Wahrneh- Sager, Peter: »Ich war einfach Sammler«. In: Liber- mung in Europa. In: Libernensis (2004) Heft 2, nensis (2005) Heft 1, S. 10–13 S. 14–17 262 Stadtbibliothek Biel

STADTBIBLIOTHEK BIEL rum, Kantonsstrasse bis Stadtzentrum, Neumarkt- platz (Parking). Markantes, gelbes Sandsteingebäude Kanton: Bern im Stil des Neuen Bauens mit Postfiliale im Erd- geschoss. Ort: Biel

Bearbeiter: Urs Christoph Graf 1. BESTANDSGESCHICHTE Adresse: Dufourstrasse 26, Postfach, 1.1 Anfangs 1986 wurde ein seit langer Zeit ver- 2500 Biel 3 misstes, aber in der Geschichte der Bibliothek immer wieder erwähntes Dokument eher zufällig Telefon: +41 32 329 11 00 aufgefunden. Es ist dies die 1792 auf Pergament geschriebene Ehrentafel der Gründer und Stifter der Telefax: +41 32 329 11 99 Burgerbibliothek 1765. In kalligraphisch aufwendi- ger und auffällig mit dekorativen Elementen ergänz- Homepage: www.bibliobiel.ch ter Schrift werden 55 Personen erwähnt, die sich E-Mail: [email protected] nicht nur aktiv an den verschiedenen Gründungs- und Verwaltungsaufgaben der Bibliothek beteilig- Träger: ten, sondern gleichzeitig mit Buchgeschenken den Stadt Biel, Kanton Bern, Regionale Kulturkonferenz aus heutiger Sicht eher zufälligen Bestand ver- Biel mehrten. Das Dokument wird mit dem nachstehen- den Text eingeleitet: »Dem Angedenken / der edlen Funktion: tätigen Beförderer angenehmer und nützlicher / Stadtbibliothek und Regionalbibliothek Kenntnissen, welche durch ihr ausgezeichnetes Verdienst um die / Bürger Bibliothec in Biel der Auf- Sammelgebiete: klärung fortzuhelfen, den rühmlichsten Fleiss Biennensia, Regionalia. bewiesen / weyhen / diese Ehrentafel / Zur Aufbe- Benutzungsmöglichkeiten: wahrung ihrer schäzbaren Namen / die gesamten Heimausleihe. Präsenznutzung in Lesesälen. Glieder der grossen Bibliothec Versammlung vom Jahr MDCCXCII.« Öffnungszeiten: 1.2 Zuoberst auf der zweispaltigen Namenliste – Montag 14.00 18.30 Uhr; Dienstag, Mittwoch, wird der eigentliche Gründer der Moralischen Bur- – – Freitag 9.00 18.30 Uhr; Donnerstag 9.00 20.00 gerbibliothek, der aus Zürich zugewanderte Johann – Uhr; Samstag 9.00 17.00 Uhr. Jakob Eldin, genannt, seit 1747 Helfer und Lehrer der oberen Unterweisung und bis 1757 Pfarrer an Technische Einrichtungen für den Benutzer: der deutschen Kirche, der bis zu seinem Tode am EDV-Terminals zur Abfrage des gesamten Freihand- 29. Oktober 1780 auch die Direktion der Bibliothek und eines Teils des Archivbestands. Nicht elektro- innehatte. Dann folgen die Namen der übrigen als nisch nachgewiesene Medien sind in Zettelkatalogen Gründer bezeichneten Personen mit Angaben über verzeichnet. Internet-Stationen; Fotokopiergeräte. ihren beruflichen Werdegang nebst Lebensdaten Gedruckte Informationen: und ausgeübtem Amt in der Bibliotheksdirektion Benutzungs- und Gebührenordnung; Führer durch oder in der Bibliotheksgesellschaft: Alexander die einzelnen Abteilungen; Jahresbericht. Jakob Wildermeth (1715–1786), der 1747 die Indienne-Industrie einführte; Friedrich Salomon Hinweise für anreisende Benutzer: Scholl (1708–1771), Stadtarzt; Karl Emanuel Herr- Die Stadtbibliothek ist ab Bahnhof SBB zu Fuss in mann (1739–1779), Pfarrer an der französischen 15 Minuten oder mit Bus 4 Richtung »Löhre / Mau- Kirche und erster Bibliothekar 1765–1768; Daniel champ« (bis zur Haltestelle »Bibliothek/Bibliothè- Witz (1726–1773), Notar; Abraham Bluntschli, aus que«) erreichbar. Autobahn A 5 Ausfahrt Biel Zent- Zürich zugewanderter Lehrer an der Lateinschule; Stadtbibliothek Biel 263

Johann Gottfried Watt (1751–1812), Religions- Uhr. Die Herbstzeit ausgenommen.« Die Benutzung lehrer; Franz Ludwig Stefani (1749–1813), Pfarrer ist gratis. Aus der frühen Zeit sind der Bibliothek in Biel und Nidau; Jakob Sigmund Wildermeth einige Ausleihbücher erhalten geblieben, in denen (1739–1790), Stadtschreiber; Jakob Friedrich erwartungsgemäss vorab Namen aus der Gründer- Schaltenbrand (1762–1792), Apotheker; Samuel und Stifterschaft vorkommen. Scholl (1703–1774), Pfarrer an der französischen 1.5 1794 erscheint der zweite gedruckte Katalog. Kirche; Beat Ludwig Seitz (1726–1785), Helfer und Besondere Beachtung verdient die Bemerkung, Lehrer der oberen Unterweisung. Auf der gleichen »dass man auch anfange, französische Schriften EhrentafelfolgendieNamenvon31weiterenStif- anzukaufen«. Es handelt sich um eine Broschüre tern, die zur Zeit der Niederschrift der Urkunde von 30 Seiten mit einem auf den 23. Juli 1794 bereits verstorben waren. datierten Vorwort, die gegen 1100 Bde verzeichnet. 1.3 Weitere Namen von Stiftern und auch von Das vorhandene Schrifttum wird in 12 wissen- Gesellschaften wie diejenigen zum Wald, zum schaftliche Fächer unterteilt, nämlich »Gottes- Pfauen und zum Pfistern werden auf einer zweiten, gelahrtheit und Religionskenntnis, Heilige Schrift kalligraphisch ebenso aufwendigen, aber unvoll- und Geschichte, Rechtsgelahrtheit, Arzneykunde, ständig gebliebenen Pergamenttafel aufgeführt. Eine Natur- und Kunstkenntnis, Philosophie, Landwirt- besondere Würdigung erhält David Nieschang, schaft, Haushaltung und Handlung, Literatur, »Doktor der Medizin und Chirurgie, Accoucheur, Erziehungsschriften, Erbauungsschriften, Erd-, Stadt-Phisikus und würklicher Bibliothekar, gebo- Reise- und Lebensbeschreibungen, Statistik und ren den 15t. May 1780«. Geschichten, Geschichte und Naturkunde, Kenntnis 1.4 Im Hinblick auf die Bestandsgeschichte ist es der Landrechte des Schweizer Landes sowie prosai- ein Glücksfall, dass ein Grossteil der Bibliotheks- sche und poetische Schriften für Verstand und Herz kataloge erhalten geblieben ist. Dies betrifft sowohl und zum unterhaltenden Zeitvertreib«. Auffallend die handgeschriebenen Standortkataloge als auch ist die inhaltliche Vielfalt der Bestände der rund alphabetische Kataloge und Sachkataloge in dreissigjährigen Bibliothek. Neben Historikern gedruckter Form. Der erste gedruckte Katalog, der (Petermann Etterlin, Uriel Freudenberger, Gottlieb anlässlich des Bibliotheksumzugs vor der Sanierung Emanuel Haller, Marquard Herrgott, George- und dem Ausbau im Jahre 1986 gefunden wurde, Auguste Liomin, Jakob Spon) und naturwissen- erschien 1777 als Catalogus librorum.Erweistauf schaftlichen Werken (Johann Georg Altmann) 31 Seiten rund 300 Titel, alphabetisch nach Auto- verzeichnet der Katalog eine bedeutende Zahl ren resp. nach Titeln bei Anonymen in deutscher Reisebeschreibungen und Reiseführer mit Werken und französischer Sprache auf, die seit der Grün- von Karl Viktor von Bonstetten, Marc-Théodore dung von 1765 in die Bibliothek aufgenommen Bourrit, Philippe-Sirice Bridel, William Coxe, Chris- worden waren. Sogar die Zugangsart – es waren tian Cay Lorenz Hirschfeld, Christoph Meiners, meistens Geschenke – ist vermerkt. Die Über- Johann Rudolf Sinner und anderen. prüfung der Katalogisate bestätigt leider, dass nur 1.6 Der dritte gedruckte Katalog vom 8. Mai 1817 ein Bruchteil des früheren Bestands die turbulenten stammt vom damaligen Bibliothekar David Ereignisse und die häufigen Bibliotheksumzüge Nieschang, der ihn in mühsamer Arbeit zusammen- überlebt hat. Am Anfang des Vorworts zum Kata- gestellt hat und im Vorwort schreibt: »Mehrere log wird auf die Vorzüge des Lesens verwiesen: Es Monate hat indessen der Herausgeber alle seine »ist unstreitig ein dienliches Mittel, sowohl zur Auf- Nebenstunden, nebst einige Nächte dazu ange- klärung der Einsichten des Verstandes, als auch zur wandt, um diese gemeinnützige Anstalt aus dem Verbesserung der Gewinnungen des Herzens«. Der durch Zeit und Umstände entstandenen Chaos Katalog enthält »eine sorgfältige Auswahl in theo- herauszuarbeiten, dieses ist ihm insoweit gelungen, logischen, moralischen, physischen, historischen, dass dieselbe neu gebaut in ihrem ursprünglichen medicinischen und juridischen Büchern« von Locale in bestmöglicher Ordnung aufgestellt ist. Johann Georg Altmann, Johann Bernhard Basedow, Nicht nur sind alle darin enthaltenen Werke ausge- Charles Batteux, Johann Jakob Bodmer, Charles bessert, neu gebunden, sondern auch um eine Bonnet, Jacques-Bénigne Bossuet, Anton Friederich beträchtliche Summe vermehrt worden.« Büsching, Johann Heinrich Samuel Formey, Johann Rudolf Füssli, Christian Fürchtegott Gellert, Salo- 1.7 Der vierte gedruckte Katalog, eine Broschüre mon Gessner, Johann Wilhelm Ludwig Gleim, im Umfang von 110 Seiten, erschien 1846. David Johann Rudolf Gruner, Friedrich von Hagedorn, Nieschang, nun Präsident der Burgerbibliothek, Albrecht von Haller, Hans Kaspar Hirzel, Isaak Ise- stellt fest: »Niemand ist wohl froher über die endli- lin, Charles de Secondat Montesquieu, Josia Simler, che Beendigung dieses Cataloges, als der Unter- Abraham Stanyan, Johann Georg Sulzer, Samuel- zeichnete; unbelohnende, beschwerliche, mit vielem Auguste-André-David Tissot, Aegidius Tschudi und Zeitaufwand, vielen Widerwärtigkeiten, durch vielen anderen. Auch sind die Öffnungszeiten der öftere Krankheits-Anfälle unterbrochen, ohne Buchausleihe vermerkt: »Jeder erste und dritte irgend eine Beihülfe erkämpfte Arbeit.« Der Kata- Mittwoch des Monats, nachmittags von 13 bis 15 log weist wie derjenige von 1817 achtzehn Fächer 264 Stadtbibliothek Biel auf und verzeichnet insgesamt 1466 Titel in 4794 1.11 Weil der öffentliche Nutzen der Bibliothek Bdn. Unter den eingegangenen Buchgeschenken erkannt wurde, hatte der Aufruf, der Bibliotheks- sind zu erwähnen Jean-François-Xaver Pugnets gesellschaft beizutreten, Erfolg, und die Bibliothek Beobachtungen und Erfahrungen aus dem Gebiet konnte von Nachlässen und zahlreichen Bücher- der praktischen Heilkunde (Biel 1837). Weiter sind gaben profitieren. So schenkte Johann Caspar erwähnenswert die Bieler Stadtgeschichte ([Biel] Lavater verschiedene historische Werke. 88 Bieler 1795) von Niklaus Emanuel Wetzel sowie Johann Bürger wurden Mitglied der Gesellschaft und ver- Friedrich Ludwig Engelhards Der Stadt Murten pflichteten sich, auf Grund einer Subskriptionsliste Chronik und Bürgerbuch (Bern 1828) und Konrad die zu gründende Bibliothek durch einen jährlichen Justingers Berner Chronik (Bern 1819). Ein Kleinod Beitrag zu unterstützen, »denselben nach Gutfinden ist der reich illustrierte Bd Reise nach Brasilien in an anständige Bücher zu verwenden und erst dann den Jahren 1815–1817 (Frankfurt a. M. 1820/21) damit Einhalt zu thun, wenn diese öffentliche von Prinz Max von Neuwied, bei dem ein direkter Bibliothek im Stande wäre, ihrer zu entbehren, oder Zusammenhang zu Biel oder der Region fehlt. wenn wider allem Anscheine die ganze Unterneh- mung misslingen sollte«. Die Obrigkeit wurde auch 1.8 Der letzte vor 1900 erschienene gedruckte gebeten, einen Ort für die Unterbringung der Katalog enthält ein ab dem 29. Juli 1874 gültiges Bücher zur Verfügung zu stellen, sowie angefragt, Benutzungsreglement. Die Bücher sind nicht mehr ob man eine Geldlotterie durchführen dürfe. nach Sachgruppen, sondern nach den Formaten Oktav, Quart, Folio und innerhalb dieser alphabe- 1.12 Wegen der häufigen Bibliotheksumzüge sind tisch nach Autoren oder Sachtiteln geordnet und im Altbestand, wie angedeutet, leider grosse durchnummeriert. Rund 3000 Titel in insgesamt Bestandsverluste zu beklagen. 1765 bezog die rund 7700 Bdn sind inventarisiert. Ein erstes Suppl. Bibliothek im alten Kloster an der Dufourstrasse, erschien 1876 und enthält auch die Öffnungszeiten dem späteren Spital und Gymnasium, einen Raum. der Bibliothek. Die Bibliothek dient jetzt in erster Während der französischen Besetzung des alten Linie der Unterhaltung und Belehrung, weniger der Spitals wurde sie von einem Zimmer ins andere ver- Wissenschaft und Forschung. bracht und vorübergehend sogar vollständig geschlossen. Die meisten Verluste und die Diskonti- 1.9 Der Bibliotheksgründer Johann Jakob Eldin nuität des Bestands sind den Ereignissen dieser Epo- vermachte testamentarisch nebst Geldbeträgen, die che zuzuschreiben. Weitere Orte der Unterbringung ausschliesslich für den weiteren Bestandsaufbau waren in den Jahren 1835–1845 der »Köhlische verwendet werden sollten, rund 44 bedeutende Garten« im Rosius sowie 1865–1874 das Rathaus. Buchgeschenke, z. B. Johann Stumpfs Schweizer 1872 schenkte der Bürgerrat die Bibliothek der Ein- Chronik (Zürich 1606), die beiden Ausg. der wohnergemeinde. Sie wurde in »Stadtbibliothek« Froschauer Bibel von 1523 und 1529, kostbare, bei umbenannt und 1874 im Erdgeschoss des eben erst Aldus Manutius edierte Ausg. von Homer (Venedig fertiggestellten Museums Schwab untergebracht. 1517) und Euripides (Venedig 1507), Johann Jakob Von 1922 bis 1933 befand sie sich im Alten Scheuchzers Naturhistorie des Schweizerlandes (3 Rüschli, Seevorstadt. Im Jahr 1933 wurde sie, Bde, Zürich 1752) sowie Liturgica aus verschiede- zusammen mit der städtischen Kunstgalerie und nen Schweizer Städten. Alle noch auffindbaren einer Postfiliale, in einem Mehrzweckgebäude an Buchgeschenke von Eldin tragen einen handschrift- der Dufourstrasse untergebracht, das aus einem lichen Besitzvermerk, meist ergänzt um eine Jahres- Architekturwettbewerb hervorgegangen war. zahl. Vom vermutlich ersten in Biel gedruckten 1.13 Die Bestandsgeschichte der Bibliothek ist Werk aus der Offizin Heilmann, von dem 1747 untrennbar mit dem Namen der Druckerfamilie erschienenen Psalmenbuch von Ambrosius Lobwas- Heilmann verbunden. Johann Christoph Heilmann ser, erhielt jedes Mitglied des Rats im Erscheinungs- aus Marburg (Hessen) kaufte das alte Spital und jahr ein Exemplar geschenkt. Es trägt den Titel eröffnete mit dem Einverständnis des Bieler Rats, Lobwassers übersetzte Psalmen Davids, nach den aber gegen den Willen des damals nicht mehr so heutigen Sprach- und Reimregeln so viel möglich einflussreichen Basler Fürstbischofs, 1734 die erste verbesseret, samt neu aufgesetzten Festliedern von Druckerei in Biel. Unklarheit besteht über die Zahl Pfarrer Johann Konrad Wildermeth bearbeitet und der Druckprodukte während der Schaffensperiode ist bis heute ein Desiderat der Bibliothek. Heilmanns. 1772 erschien in Biel der Verlags Cata- 1.10 Nachdem der Rat der Stadt Biel das logus der Heilmannischen Buchhandlung zu Biel in Geschenk entgegengenommen hatte, fragte er den der Schweiz, aufgeteilt in »Teutsche Bücher«, Deut- Schulrat an, ob es sinnvoll sei, eine öffentliche sche Dichter und zu den schönen Wissenschaften Bibliothek auch finanziell zu unterstützen. Zudem gehörige Werke, Lateinische Bücher und Französi- spendet er der Bibliothek Michael Stettlers Annales sche Bücher. Der Verlagsprospekt ist gut erhalten oder Gründliche Beschreibung der fürnehmsten und wurde jüngst der Bibliothek aus Bieler Privat- Geschichten und Taten, welche sich in ganz Helve- besitz als Geschenk übergeben. Der Name »Heil- tia verlaufen (2 Teile, Bern 1626/27). Der Bd trägt mann« ist zudem mit Raubdrucken und fingierten den Besitzvermerk: »Moralische Burgerbibliothek«. Druckorten verbunden. Bemerkenswert ist der 1775 Stadtbibliothek Biel 265 erschienene, 174 Seiten umfassende Bd mit dem Chronologische Übersicht Titel Des Herrn Goethe saemtliche Wercke: erster Theil – zweyter Theil. Dieses Werk durfte die Stadt- 2.5 Aus dem Zeitraum von 1501 bis 1550 sind bibliothek Biel vor rund zwanzig Jahren als nur wenige, nämlich 24 Werke erhalten geblieben; Geschenk der Universitätsbibliothek Basel (Besitz- die Bibliothek besitzt also derzeit keine einzige vermerk) in Empfang nehmen. Inkunabel. Beim ältesten Buch handelt es sich um eine Petrarca-Ausgabe (Venedig 1501; Holz- deckeleinband mit Blinddruck). 24 Werke stammen aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs. Für Biel von 2. BESTANDSBESCHREIBUNG besonderer Bedeutung ist Jakob Funckelin, Ein 2.1 Die Stadtbibliothek Biel besitzt einen histori- geistliches Spiel von der Empfängnis und Geburt schen Bestand von 7714 Bdn, verschiedene Aufl. Jesu Christi gedicht anno 1553 und gespielt durch desselben Werks und Dubletten eingeschlossen. Der die Jugend zuo Biel uffs Nüw Jahr (Zürich, Frosch- grösste Teil ist mit einem Bibliotheksstempel als auer 1553). Besitzvermerk versehen, der im Laufe der Jahr- 2.6 Aus der Zeit von 1601 bis 1700 sind nur 119 zehnte mehrmals verändert wurde. Die Inventarisie- Titel, meist Geschenke aus der Gründerzeit, im rung auf Grund alter Standort- und Zettelkataloge Besitz der Stadtbibliothek. Auch unter ihnen sind ist, soweit diese überhaupt noch vorhanden sind, Biennensia, so das Canzel- und Agendbüchlein der sehr lückenhaft und kaum mehr nachzuvollziehen. KirchenzuBiel(Biel 1678), der Vertrag zwischen Vielfach konnte die Provenienz einzelner Werke dem Hochwürdigen Fürsten und Herren Wilhelm dank handschriftlichen Besitzvermerken ermittelt Bischoffen zu Basel und Statt Biel andern Theils werden. (vermutlich Basel 1601), Jakob Rosius, Nova insti- 2.2 Die Altbestände sind im Magazingeschoss in tutio = Das ist, ein newe gemeine, wie auch astro- einer Compactus-Anlage gelagert. Wertvolle Werke nomische und geometrische Rechenkunst (Bern im Allgemeinen oder für Biel als wertvoll eingestufte 1649). Rosius war Astronom und Mathematiker in Werke sind separat in einem gesicherten Raum Biel. Das Büchlein wurde 1649 bei Sonnleitner in untergebracht. Dazu gehören alle in der Bestandsge- Bern gedruckt. schichte angesprochenen Heilmann-Drucke sowie das Prachtwerk Description de l’Egypte ou Recueil 2.7 Auch aus dem 18. Jh sind für Biel relevante des observations et des recherches qui ont été faites Drucke vorhanden: Philippe-Sirice Bridel, Course en Egypte pendant l’expédition de l’armée française de Bâle à Bienne par les vallées du Jura (Basel (11 Kupferstich-Bände, 37 Text-Bände, Paris 1820– 1789), Code de la montagne de Diesse (Neuenburg 1830), das Jean-François-Xavier Pugnet, Schwieger- 1777), Grégoire de Razoumowsky,Histoirenatur- vater von Caesar Adolf Bloesch-Pugnet, für seine elle du Jorat et de ses environs : et celle de trois lacs Verdienste in Dünkirchen und als Arzt im napoleo- de Neufchatel, Morat et Bienne (Lausanne 1789). nischen Feldzug in Ägypten erhalten hatte und das Insgesamt befinden sich 2237 Werke des 18. Jhs in Oberrichter Gustav Bloesch 1881 der Stadtbiblio- der Bibliothek. thek unter der Bedingung vermachte, »dass es nie 2.8 Der grösste Bestandszuwachs erfolgte in der veräussert werde«. ersten Hälfte des 19. Jhs, die mit 3379 Einheiten 2.3 Die Signatur »Moll« enthält die vom Forscher denn auch die grösste Teilmenge aufweist. Das – Friedrich Ernst Moll (1879 1965) der Stadtbiblio- erhalten gebliebene Donatorenbuch erwähnt thek geschenkte Sammlung. Von den ursprünglich Geschenke und Erbschaften. Die Bibliotheksleitung 9000 hauptsächlich französischen Monographien bemühte sich auch, das Angebot an Unterhaltungs- sind nach massiven Ausscheidungen in den 70er- literatur mit Bestellungen und Abonnementen bei Jahren rund 300 vor 1900 erschienene erhalten Buchhändlern zu pflegen und zu erweitern. Zudem geblieben. Der überwiegende Teil der Bücher ist der wurden ganze Bibliotheken aufgekauft, so 1861 mit Sachgruppe »Geschichte« zuzuordnen und besteht 4000 Bdn die wohl grösste und reichhaltigste Bieler aus den bedeutendsten französischsprachigen Wer- Sammlung an wissenschaftlicher Literatur, die ken aus der Zeit Napoleons. Auch alle wichtigen Bibliothek des Bieler Gymnasiallehrers Johann Werke der älteren französischen Literatur, z. B. von Rickly (1791–1857). Aus der ersten Jahrhundert- Pierre de Ronsard sowie Ausg. von Klassikern wie hälfte sind der Stadtbibliothek einige für Biel rele- Emile Zola (51 Bde), Honoré de Balzac (40 Bde), vante Werke erhalten geblieben: Christian Wilhelm Alexandre Dumas und Guy de Maupassant (je 29 Binder, Geschichte der Stadt und Landschaft Biel in Bde), befinden sich in der Sammlung Moll. Meist ihrem Zusammenhange mit der Eidgenossenschaft handelt es sich um Erstausgaben oder um Neuaufla- (3 Bde, Biel 1834), Victor Emmanuel Thellung von gen aus der Zeit der Erstausgaben. Courtelary, Darstellung der Marine: ein Versuch 2.4 Ein zahlenmässig unbedeutender Bestand mit über den Kriegsdienst zur See: für Leser aus allen einem Erscheinungsdatum vor 1900 ist, voll Ständen (Zürich, Leipzig 1808). Für die zweite erschlossen, innerhalb einer Magazinsignatur in Hälfte des 19. Jhs ergeben sich 1931, für das ganze einem Numerus currens aufgestellt. 19. Jh 5310 Drucke. 266 Stadtbibliothek Biel

Übersicht nach Sprachen sche Kulturkunde in französischer Sprache (Michel- 2.9 48 % des Bestands oder 3695 Bde sind in Ange de La Chausse, Le grand cabinet romain ou ’ deutscher Sprache, 3157 Bde oder 41 % in fran- recueil d antiquitez romaines, Amsterdam 1706). zösischer, 419 Bde oder 5 % in lateinischer, 166 Aus der Zeit der Aufklärung sind, für Schweizer Bde oder 2 % in griechischer Sprache und 277 Stadtbibliotheken nicht ungewöhnlich, deutschspra- Bde oder 4 % in anderen Sprachen verfasst. Es chige moralische Wochenschriften vorhanden. fällt auf, dass die deutsche und die französische Nicht zu vergessen ist die italienischsprachige Sprache fast zu gleichen Teilen vertreten sind. Schöne Literatur, darunter die Tragödien von Vitto- Dies bestätigt schon der gedruckte Katalog aus rio Alfieri (5 Bde, Paris 1803), sowie eine Ausg. dem Jahr 1777. Der besseren Lesbarkeit wegen Neugriechischer Volkslieder (2 Bde, Leipzig 1825). wurden französische Titel in einer mageren Anti- 2.12 »Geschichte« ist mit einem Anteil von 27 % qua gesetzt, nicht etwa separat, sondern in einem des Gesamtbestands vertreten, darunter hauptsäch- durchgehenden Alphabet (resp. alphabetisch nach lich Publikationen über Frankreich mit Adolphe M. Sachtiteln). Im Zeitraum von 1751 bis 1800 Thiers’ Histoire de la Révolution Française (4 Bde, wurden auch im Sachgebiet »Geschichte« mehr Paris 1842). Die eingangs erwähnte Schenkung französisch- (192) als deutschsprachige Bücher Moll, aber auch das verstärkte Geschichtsinteresse (146) in die Bibliothek aufgenommen. Dies trifft während der napoleonischen Zeitepoche dürften an ebenfalls auf die Jahre 1801–1850 mit 429 fran- der Vorliebe für französische Werke massgeblich zösischen und 347 deutschen Titeln zu. beteiligt gewesen sein. Diese zeigt sich des weiteren an der vorhandenen Literatur zur Geschichte einzel- ner Regionen Frankreichs, so über die Bourgogne, Systematische Übersicht das Elsass und Savoyen mit der Chronique de 2.10 Die Zählung geht von einer Systematik mit Savoye (Lyon 1602) von Guillaume Paradin. Hinzu 11 Sachgruppen aus: Belletristik (inkl. antike Auto- kommen Memoiren und, allgemein, Biographien, ren), Geographie, Reisen (insbesondere Helvetica, auch über Gelehrte, Drucker und Herrscher- v. a. Biennensia), Geschichte (u. a. Weltgeschichte, persönlichkeiten. Auf grosses Interesse stiessen Schweizer Geschichte, Geschichte Frankreichs), Viten protestantischer Theologen, allen voran des Kunst (u. a. Architektur, Musik, bildende Kunst), Genfer Reformators Johannes Calvin. Allein über Literaturwissenschaft, Philologie, Naturwissen- Napoleon sind 140 vor 1900 erschienene Publika- schaften (mit Medizin und Technik), Philosophie tionen vorhanden. Welt- und Schweizergeschichte (allgemeine Einführungen, Logik, Ethik, Meta- sind etwa gleich stark vertreten, erwähnenswert physik), Sozialwissenschaften, v. a. mit Werken zur Johann Heinrich Zopfs Erläuterte Grundlegung der Rechtswissenschaft und zur Ökonomie, Theologie Universal-Historie (Biel 1767) und, neben den (v. a. Dogmatik, Predigt, Moraltheologie), Perio- genannten und weiteren wichtigen Schweizer Chro- dika, allgemeine Nachschlagewerke (Wörterbücher, niken, Jakob Lauffers Genaue und umständliche Lexika). Beschreibung helvetischer Geschichte (18 Teile, – 2.11 Zahlenmässig überwiegt die Sachgruppe Zürich 1736 1738). Die Basler Geschichte ist gut »Belletristik« mit 31 % des Gesamtbestands. Zer- vertreten. Die Historiae Francorum libri V (Paris lesene Bücher in grosser Anzahl weisen auf die Vor- 1567) von Aimonus Floriacensis weisen hand- lieben der damaligen Bibliotheksbenützer hin: schriftliche Kommentare, vermutlich von Johann Berthold Auerbach, Salomon Gessner, Johann Wil- Rickly, auf. Erwähnenswert sind Publikationen zu helm Gleim, Friedrich von Hagedorn, August den historischen Hilfswissenschaften (Heraldik, Wilhelm Iffland, August von Kotzebue, Gottlieb Numismatik, Genealogie, Diplomatik) sowie Wilhelm Rabener, Christoph Martin Wieland, Johann Jakob Simlers Sammlung alter und neuer Johann Heinrich Voss, Heinrich Zschokke und Urkunden zur Beleuchtung der Kirchen=Geschichte mehrbändige, teilweise komplette Klassiker- (2 Bde, Zürich 1757/1763). Die beiden Sachgrup- Gesamtausgaben sowie Ritterromane. In französi- pen »Belletristik« und »Geschichte« umfassen scher Sprache sind vorhanden: Pierre Corneille, gegen 60 % des Gesamtbestands. Marie Marquise de Sévigné, Jean de La Fontaine 2.13 Es folgen die Sozialwissenschaften (Anteil und Jean-Jacques Rousseau. Anfangs des 18. Jhs 8 %), darunter Jean Domat, Les loix civiles dans überwog der Zugang von Werken in französischer leur ordre naturel, le droit public et legum delectus Sprache, an dem im Sachgebiet »Belletristik« (Paris 1713), Gesetze und Dekrete des grossen und Gesamtausgaben antiker Autoren (53 Zähleinheiten kleinen Raths des Cantons Bern (Bern 1805), Ber- in französischer Sprache stehen nur gerade 8 in ner Gesetze (so über die Ehe) überhaupt und die deutscher gegenüber) beteiligt sind. Auffällig sind Nachricht einer von der ökonomischen Gesellschaft die verhältnismässig zahlreichen Ausg. des 16. Jhs zu Biel eröffneten Subscription (Biel 1765). Eine von griechischen und römischen Autoren in der Rarität stellt die Abhandlung von Johann Lyser Originalsprache, ferner ein Pindarkommentar (Lau- (1631–1684) über die Polygamie, Polygamia trium- sanne 1587) von Benedikt Aretius, vereinzelt Werke phatrix (Lund 1682), dar, die unter dem Pseudo- von Humanisten (Guillaume Budé) sowie eine römi- nym »Theophilius Alethus« erschien. Stadtbibliothek Biel 267

2.14 Die Sachgruppe »Literaturwissenschaft und Die medizinische Volksaufklärung wird, wie Philologie« weist einen Anteil von 7 % auf, u. a. erwähnt, von verschiedenen Werken Tissots reprä- zahlreiche Grammatiken, so Noël-Antoine Pluches sentiert, die Medizin als Wissenschaft durch den De linguarum artificio et doctrina (Paris 1751) und auch sonst gut vertretenen Albrecht von Haller. Johann Christian August Heyses Theoretisch-prak- 2.18 In der Sachgruppe »Philosophie« kommt, tische deutsche Schulgrammatik (Hannover 1830). einer Vorliebe der Zeit der Aufklärung für Anthro- Von regional unterrichtsgeschichtlichem Interesse pologie folgend, Literatur über Psychologie und sind die Lesübungen und Unterhaltungen für die Menschenkenntnis zahlreich vor. Das breite Spekt- Elementarschule (Biel 1778), von sprachgeschicht- rum der rationalistischen Philosophie reicht von lichem die Mémoires sur la langue celtique (3 Bde, Johann Christoph Gottscheds Ersten Gründen der Dijon 1754), eine Abhandlung über das Keltische gesamten Weltweisheit (Leipzig 1736) bis zum von Jean-Baptiste Bullet. Gesamtwerk (4 Bde, Den Haag 1776) des Material- 2.15 »Geographie und Reisen« (Anteil 6 %) ent- isten Claude-Adrien Helvétius und zu einer fran- ’ hält auch Reisebeschreibungen, die für Biel von zösischen Übers. von Anthony Collins Discours Interesse sind, z. B. Pierre Birmanns Voyage pitto- sur la liberté de penser (London 1717), dem Werk resque de Bâle à Bienne par les vallons de Môtiers- eines englischen Freidenkers. Von Adam Smith ist Grandval (Basel 1802) und Sigismund Wagners The Theory of Moral sentiments (Basel 1793) vor- L’île de Saint Pierre (Bern, um 1815). Hier findet handen. sich auch Gabriel Bodenehrs Force d’Europe, oder 2.19 Mit 2 % macht die Sachgruppe »Kunst« den die merkwürdigst und fürnehmste, meistentheils kleinsten Anteil am Gesamtbestand aus, weist aber auch ihrer Forification wegen berühmteste Stätte, einige nennenswerte Titel auf, so Georges Tarenne, Vestungen, Seehafen (Augsburg 1765). Unter den Recherches sur Les Ranz des Vaches ou sur les Länderkunden und Reisebeschreibungen standen chansons pastorales des bergers de la Suisse (Paris einzelne Regionen Frankreichs wie die Provence 1813), Johann Winckelmanns Geschichte der Kunst und Reisen dem Nil entlang ins Innere Afrikas oder des Alterthums (Dresden 1764) und Friedrich in den Vorderen Orient (Johann Heinrich Mayrs Christian Schmidt, Der bürgerliche Baumeister, Reise nach Konstantinopel, Aegypten, Jerusalem oder Versuch eines Unterrichts für Baumeister und den Libanon, St. Gallen 1820) im Mittelpunkt (Gotha 1790). des Sammelinteresses. Unter den Landkarten sind 2.20 Bei der Sachgruppe »Nachschlagewerke« 212 hervorragend erhaltene kolorierte Blätter handelt es sich um meist mehrbändige Publikatio- (46 x 55 cm; Nürnberg, Johann Baptist Homann, nen (180 Einheiten), darunter die Encyclopédie (36 ca. 1750). Hinzu kommen Beschreibungen von Bde, Paris 1751–1780) von Denis Diderot und Jean Naturphänomenen, z. B. Marc-Théodore Bourrits Le Rond d’Alembert. Nouvelle description générale et particulière des glaciers (Genf 1785). 2.16 Zur Theologie (5 %) gehören Pierre- 3. KATALOGE Sylvain Maréchals Dictionnaire des Athées anciens et modernes (Paris 1799/1800), Johann Moderne Kataloge Conrad Gottfried Wildermeths Catechetische Ein- Alphabetischer Katalog (AK), bis April 1991 [Zet- leitung zur gründlichen Erforschung der wahren telform] und seligmachenden Religion (Biel 1772) sowie ver- schiedene Bibeln. Ausser den erwähnten Froschauer Sachkatalog (SK), bis April 1991 [Zettelform; syste- Drucken und mehreren Ausg. der Berner Staatsbibel matischer Katalog: Dezimalklassifikation mit deut- von Johann Piscator verdient die bei Heilmann ver- schen und französischen alphabetischen Schlag- legte, in mehreren Exemplaren und Ausg. vorhan- wortregistern] dene Bibel des Bieler Stadtpfarrers Samuel Scholl Biographischer Katalog [Teilkatalog], bis 1991 Erwähnung: La Sainte Bible du Vieux et du Nou- [Zettelform] veau Testament (Biel 1746). Hinzu kommen Kate- Elektronischer Katalog, seit Mai 1991 chismen und Erbauungsliteratur aus der Feder des Neuenburger Pfarrers Jean-Frédéric Ostervald Sersa, André: Annotierter Katalog der Rara der (1663–1747) sowie eine von André Du Ryer ins Stadtbibliothek Biel. Biel/Bienne 1998 Französische übersetzte Koranausgabe (Amsterdam 1746). Historische Kataloge 2.17 Die Naturwissenschaften (4 %) enthalten von Johannes de Gorter die Medicina dogmatica tres Bandkatalog von 1250 Monographien des Erschei- – morbos particulares, delirium, vertiginem et tussim nungszeitraums 1525 1809 [hschr.; in »Fächer« aphoristice conscriptos (Harderwijk 1741) und von (Sachgruppen) und Untergruppen aufgeteilt] Georges-Louis Leclerc de Buffon die Natur- Standortkatalog der Signaturen AB 1–227 [hschr.; geschichte der Vögel (20 Bde, Berlin 1772–1792). enthält 567 Bde] 268 Stadtbibliothek Biel

Standortkatalog der Signatur RS [hschr.; enthält Katalog der Stadt-Bibliothek von Biel = Catalogue 106 Bde] de la Bibliothèque de la ville de Bienne. Biel 1887 – Standortkatalog Abt. B. der Signaturen AX, AK, [I. Abtheilung: Belletristik Ière Partie: Littérature] AH, AR, AU [hschr.; ältere Werke 1800–1900: 277 Bde] 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Standortkatalog Abt. B. der Signaturen VX [hschr.; ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK enthält 36 Bde] Berlincourt, Alain: La Bibliothèque de la Ville et le Standortkatalog Abt. B. der Signatur W [hschr.; legs Moll: perspectives d’avenir. In: Neues Bieler enthält 847 Bde] Jahrbuch (1966), S. 55–61 Catalogus librorum. o. O. 1777 Bourquin, Marcus: Die wechselvolle Geschichte der Vollständiger Catalogus aller der zur moralischen Stadtbibliothek: Von der Moralischen Burger- zur Burgerbibliothek gehörigen seit 1777 angekauften Stadtbibliothek Biel (1765–1925). In: Bieler Jahr- und geschenkten Büchern in der Stadt Biel. Neuen- buch (1991), S. 51–88 stadt 1794 Bourquin, Werner: 200 Jahre Stadtbibliothek. 100 Reglement und Bücher-Verzeichnis der moralischen Jahre Museum Schwab. In: Neues Bieler Jahrbuch Burger-Bibliothek der Stadt Biel. [o. O. 1817] (1965), S. 79–84 Erstes Supplement zum Bücher-Verzeichniss der Bürger-Bibliothek der Stadt Biel. Solothurn 1824 5. VERÖFFENTLICHUNGEN Katalog der Stadtbibliothek Biel. Biel 1846 ZU DEN BESTÄNDEN Katalog der Stadt-Bibliothek von Biel im Museum Sersa, André: Erzeugnisse der ersten Bieler Drucke- Schwab. [Biel] 1874 rei: Die Heilmann-Sammlung der Stadtbibliothek Supplement. Biel 1876 Biel. In: Bieler Jahrbuch (1999), S. 34–47 Schlossbibliothek Burgistein 269

SCHLOSSBIBLIOTHEK bereits mit 12 Jahren, beim Tod seines Grossva- BURGISTEIN ters, Herr zu Burgistein wurde. Als Mitglied des Berner Grossen Rats, Assessor am Stadtgericht und an der deutschen Appellationskammer enga- gierte er sich auf juristischem Gebiet ebenso, wie Kanton: Bern er sich für die Landwirtschaft einsetzte und den Anstoss zu einer Ratskommission für die Boden- Ort: Burgistein verbesserung gab. Auf seinem eigenen Schlossgut führte er praktische Versuche zur Verbesserung Bearbeiter: Peter Bichsel des landwirtschaftlichen Ertrages durch. In den Der Schweizerischen Gesellschaft in Bern Samm- Adresse: 3664 Burgistein lungen von landwirthschaftlichen Dingen (2. Teil, – Funktion: Private Schlossbibliothek 2. Stück, 1761, S. 382 397) publizierte er eine Oeconomische Beschreibung der Herrschaft Burgi- Sammelgebiete: stein, in der er auf Missstände wie Überweidung Jurisprudenz, Haus-, Land- und Forstwirtschaft, und Abholzung hinweist und mit kritischem Blick Moraltheologie, Moralphilosophie die sozialen Zustände beschreibt. 1780 wurde er Präsident der Helvetischen Gesellschaft, 1786 auch Benutzungsmöglichkeiten: der Oekonomischen Gesellschaft des Kantons Bern, Auf schriftliche Anfrage mit Angabe des Forschungs- deren Mitbegründer er 1759 war. Emanuel von interesses an André von Graffenried, Kramgasse 54, Graffenrieds hauptsächliche Interessensgebiete – die 3011 Bern. Nur in den Sommermonaten zugänglich. Rechtssprechung und die Landwirtschaft – sind in der Bibliothek prominent vertreten. Sein wiederum Hinweise für anreisende Benutzer: gleichnamiger Sohn Emanuel (1763–1842) hat die Mit dem Auto von Bern nach Riggisberg, dort Rich- Bibliothek,demBestandnachzuschliessen,noch tung Wattenwil. Nach der Ortstafel Burgistein links weiter ausgebaut, allerdings nicht mehr mit dersel- von der Hauptstrasse weg über einen Feldweg und ben Intensität wie sein Vater. Im 19. Jh scheinen durch die ansteigende Baumallee zum Schloss. Mit eher zufällig Bücher dazugekommen zu sein. In dem Zug: bis Burgistein Station, von dort mit Taxi jüngster Zeit ist eine gewisse Ausrichtung auf berni- weiter. sche Familiengeschichte und die Genealogie der Familie von Graffenried festzustellen. Es bliebe 1. BESTANDSGESCHICHTE noch abzuklären, inwieweit die hier beschriebene Bibliothek von Graffenried-Burgistein mit derjeni- 1.1 Von Jordan von Kyburg im 13. Jh erbaut, gen von Franz Anton Emanuel von Graffenried erhielt das Schloss Burgistein seine jetzige Gestalt (1728–1778) im Neuen Schloss Gerzensee in im 16. Jh. 1484 kam die Herrschaft durch Heirat Zusammenhang steht, die im Zuge des Verkaufs des an Jakob von Wattenwyl, dessen Nachkommen Neuen Schlosses Gerzensee an die Schweizerische sie bis zu Beginn des 18. Jhs ihr eigen nennen Nationalbank in zwei Teilen 1998 und 2001 an die konnten. Durch die Heirat Juliana von Watten- Stadt- und Universitätsbibliothek Bern überging. wyls mit Emanuel von Graffenried (1665–1738) im Jahr 1714 ging der Besitz an die Familie von Graffenried über, in deren Händen er bis heute 2. BESTANDSBESCHREIBUNG ist und deren Mitglieder das Schloss bis heute als 2.1 Unter den 780 katalogisierten Einheiten befin- Sommersitz nutzen. Der Bücherbestand, von dem den sich 76 Sammelbände mit insgesamt 1575 meist ein Grossteil einheitlich in Halbpergament der juristischen Dissertationen und Kleinschriften und 2 Zeit gebunden ist, stammt zur Hauptsache aus Sammelbände mit 84 bzw. 7 Stadt und Republik dem 18. Jh und geht im Wesentlichen auf den Bern betreffenden Mandaten, Ordnungen und gleichnamigen Enkel des Vorgenannten zurück, Gerichtssatzungen. Zusammen ergibt dies 2369 Emanuel von Graffenried (1726–1787), der Titel. 270 Schlossbibliothek Burgistein

Chronologische Übersicht und ikofer (1730–1788) mit 2 Titeln vertreten ist. Vor- Übersicht nach Sprachen handen ist auch die Quartausgabe der ersten Berner 2.2 Von den 2369 Titeln gehören 2 (0,1 %) dem Bibel (Bern 1683/84) in der Übers. von Johann Pis- 16. Jh, 97 (4 %) dem 17.Jh, 2189 (92,4 %) dem cator. Pädagogische Schriften von Johann Bernhard 18. Jh und 81 (3,5 %) dem 19. Jh an. Basedow, Johann Heinrich Campe und anderen ste- cken den Horizont der zeitgenössischen Erziehungs- 2.3 382 Titel sind in deutscher, 1755 in latein- literatur ab. Unter den philosophischen Werken ischer, 119 in französischer und 8 in englischer hervorzuheben sind Isaak Iselins (1728–1782) Phi- Sprache abgefasst. Die grosse Menge der lateini- losophische und politische Versuche (Zürich 1760) schen Titel geht in erster Linie auf die in den Sam- und seine Philosophischen und patriotischen melbänden überlieferten 1575 juristischen Disser- Träume eines Menschenfreundes (Zürich 1762). Als tationen und Kleinschriften zurück. Von ihnen sind Mitbegründer der Helvetischen Gesellschaft und 1562 lateinisch und 13 deutsch verfasst. Ehrenmitglied der Oekonomischen Gesellschaft in Bern stand Iselin seinem Altersgenossen Emanuel Systematische Beschreibung von Graffenried nahe. Unter den Kleinschriften zu nennen ist Gottfried Wilhelm von Leibniz’ postum 2.4 Wie aus der Bestandsgeschichte und der Aus- wertung in 2.1. und 2.2. hervorgeht, handelt es sich publizierter Mathematischer Beweis der Erschaf- bei der Schlossbibliothek Burgistein schwerpunkt- fung und Ordnung der Welt (Leipzig 1734). mässig um eine juristisch-staatswissenschaftliche 2.6 Mit rund 70 Schriften ist in der Bibliothek die wie auch land- und hauswirtschaftliche Fachbiblio- Haus- und Landwirtschaft des 18. Jhs vertreten. 2 thek des 18. Jhs. Insbesondere durch die grosse ins Deutsche übersetzte Werke des schottischen Menge der juristischen Dissertationen aus den Jah- Gärtnermeisters Philipp Miller (Das englische Gar- ren 1615 bis 1750 (Altdorf, Erfurt, Göttingen, tenbuch oder Gärtner-Lexikon, 3 Bde, Nürnberg Greifswald, Halle, Helmstedt, Jena, Leipzig, Mar- 1750–1758; Gärtner-Calender, Göttingen 1750) burg, Rostock, Tübingen, Wittenberg) macht die sind Beispiele für den Einfluss Englands auf Garten- Jurisprudenz alleine 1760 von den 2369 Titeln oder bau und Landschaftsarchitektur in der Schweiz. rund 75 % des Bestands aus. Vertreten sind sämtli- Neben den zahlreichen Schriften zur landwirtschaft- che juristische Teilgebiete wie das Staats- und das lichen Bodenverbesserung, zum Kartoffelanbau und Kirchenrecht, das Feudal- und Lehensrecht, das zur Pferdehaltung hervorzuheben ist Emanuel Strafrecht (Hexenprozesse!), das Ehe- und Erbrecht, Königs Georgica Helvetica curiosa (Basel 1706), das Vertragsrecht, das Handelsrecht, das Münz- ein wichtiges Beispiel der Schweizer Hausväter- recht und sogar das Baurecht. Das Fachgebiet ist literatur des 17./ 18. Jhs. durch Autoren wie Johann Ulrich Cramer, Johann 2.7 Die Naturwissenschaft ist in der Bibliothek Georg Estor, Nicolaus Hieronymus Gundling, eher marginal vertreten, dafür mit 2 prachtvollen Johann Gottlieb Heineccius, Johann Christian Werken, die hier nicht unerwähnt bleiben dürfen, Lünig, Johann Jacob Moser (Teutsches Staats- Johann Wilhelm Weinmanns Phythanthoza Icono- Recht, 44 Bde, Nürnberg, Leipzig 1737–1751), graphia oder eigentliche Vorstellung etlicher tau- Daniel Nettelbladt, Georg Adam Struve, Samuel send so wohl einheimisch- als auch ausländischer Stryk und Hermann Vultejus prominent vertreten. Pflanzen, Bäume, Stauden (4 Bde, Regensburg Unter den Dissertationen hervorzuheben ist dieje- 1737–1745) und Johann Leonhard Frischs nige von Johann Caspar Goethe, dem Vater Johann Beschreibung von allerley Insecten in Teutsch-Land Wolfgang Goethes: Electa de aditione hereditatis (13 Teile, Berlin 1720–1738). (Giessen 1738). An Schweizer juristischen Kandida- ten ist einzig Johann Conrad Peyer aus Schaffhau- sen (De differentiis municipiorum Romanorum et 3. KATALOGE urbium Germanorum, Marburg 1749) nachzuwei- sen. Im Zuge der Erhebung der Schlossbibliothek für das Handbuch der historischen Buchbestände in 2.5 Am Schnittpunkt von Jurisprudenz, Philo- der Schweiz wurde ein Verzeichnis der gedruckten sophie und Theologie anzusetzen ist Christian – Bücher erstellt. Diese wurden mit Autor, Titel, Wolff (1679 1754), der in der Bibliothek mit Erscheinungsort und -jahr im Numerus currens- mehr als einem Dutzend Schriften vertreten Verfahren erfasst und mit einer Standort-Signatur ist. (u. a. Philosophia rationalis, Frankfurt, Leip- versehen. Der Katalog ist in ausgedruckter Form zig 1740; Vernünfftige Gedancken von den Absich- oder als File-Maker-Datei benutzbar. ten der natürlichen Dinge, Halle 1741). Erbauungs- schriften und Moraltheologie bestimmen den Bereich der religiösen Literatur, worunter etwa der Berner Pfarrer Johann Friedrich Stapfer (1708– 1775) mit seiner Grundlegung zur wahren Religion (12 Bde, Zürich 1746–1753) oder der von Murten nach Leipzig berufene Pfarrer Georg Joachim Zoll- Schlossbibliothek Burgistein 271

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Darstellungen ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK Darstellungen der Schlossbibliothek Burgistein exis- Archivalien tieren nicht. Zum Umfeld vergleiche man: Die Archivalien zur Geschichte der Herrschaft Engler, Claudia: Bibliothek Neues Schloss Gerzen- Burgistein im Besitze der Familie von Graffenried see. Geschenk der Schweizerischen Nationalbank werden innerhalb der Bibliothek in einem Archiv- Dezember 1998. Bern 2000 schrank aufbewahrt und wurden in jüngerer Zeit durch einen Katalog vor Ort erschlossen. Hinweise Engler, Claudia: Bibliothek Neues Schloss Gerzen- auf die Geschichte der Bibliothek konnten bei see. Teil II. Geschenk von Dr. Rudolf von Graffen- Durchsicht des Kataloges nicht gefunden werden. ried März 2001. Bern 2002 272 Archives et bibliothèque de la Conférence mennonite suisse, Le Jean Gui (Tramelan)

ARCHIVES ET BIBLIOTHÈQUE 1. HISTORIQUE DU FONDS DE LA CONFÉRENCE 1.1 L’histoire des documents et des livres anabap- MENNONITE SUISSE, tistes n’est pas totalement étrangère à l’histoire LE JEAN GUI (TRAMELAN) même des anabaptistes: mouvementée, fragmen- taire, lacunaire. Soit l’histoire de personnes qui, dès l’originedumouvementau16e s., ont été bannies, Canton: Berne persécutées, voire mises à mort. Ne baptiser que les personnes qui sont en âge de confesser leur foi, vou- Lieu: Tramelan loir séparer l’Eglisedel’Etat, refuser de prendre les armes – ceci quelque deux cents cinquante ans Auteur: Michel Ummel, avec la collaboration avant la Révolution française – ne pouvait qu’en- de Jean-Luc Rouiller traîner une vie ou une survie en marge. Par consé- quent, tout écrit ou tout imprimé, produit et Adresse: Le Jean Gui, 2720 Tramelan conservé par les anabaptistes, pouvait devenir sus- pect et compromettant. Ces documents se trouvent Téléphone: +41 32 487 64 33 plutôt dans les archives et les bibliothèques de leurs opposants, comme mises en garde et pièces à Homepage: www.menno.ch conviction. Pourtant dans cette situation de refuge et de repli, une littérature très spécifique a été pro- E-mail: [email protected] duite; elle s’est transmise dans le cadre familial et plus particulièrement dans des fermes, à la campa- Rattachement administratif: gne, dans des régions excentrées où les anabaptistes Conférence mennonite suisse (CMS) (ou mennonites) étaient tolérés. 1.2 Il faudra attendre 1973 pour voir naître la Fonctions: Bibliothèque patrimoniale de la CMS Société suisse d’histoire mennonite (SSHM), et 1978 pour l’inauguration d’un local d’archives et Collections: Théologie et histoire mennonites d’une bibliothèque, dans le sous-sol de la chapelle mennonite du Jean Gui. L’«ancien» (ou pasteur) Conditions d’utilisation: Samuel Gerber, de la communauté locale du Son- Accès public, uniquement sur rendez-vous; possibi- nenberg, soutenu par des membres de la SSHM, lité de travailler sur place. avait su convaincre la Conférence mennonite suisse (CMS) et sa propre communauté, de l’utilité d’un Informations pour les utilisateurs de passage: local pour préserver les quelques traces d’un pré- Lesarchivesetlabibliothèquesetrouventdansle cieux héritage; certains ne comprenaient pas qu’on sous-sol de la chapelle du Jean Gui (communauté puisse investir de l’argent pour du «vieux papier». mennonite du Sonnenberg), sur la chaîne du Mont- Soleil entre les villages de Tramelan, Tavannes, Son- 1.3 L’histoire des pérégrinations des documents et ceboz et Corgémont. Si le visiteur est à pied, il est des livres qui constituent les fonds des Archives et possible de convenir d’un rendez-vous à la gare CFF bibliothèque de la CMS, n’est pas facile à retracer: de Tavannes. En voiture, quitter l’autoroute Bienne- non seulement à cause de l’absence quasi totale de Moûtier (A16) à la sortie du tunnel de Pierre-Pertuis traces de classification avant la constitution du (sortie «Tavannes»); au bas de la route de sortie, fonds actuel, mais aussi en l’absence de documents prendre à gauche, puis rouler 300 mètres en direc- d’archives permettant de la reconstituer, à l’excep- tion du col de Pierre-Pertuis, dans le premier contour tion de quelques indices. Certains historiens font du col prendre la première route à droite et monter référence à des écrits que des anabaptistes possé- 2,7 km jusqu’à un carrefour, tourner alors à gauche, daient personnellement. En 1895, le pasteur rouler 1,1 km, tourner à droite, la chapelle se trouve réformé Ernst Müller mentionne, dans son histoire alors à 200 m. des anabaptistes bernois, l’existence de manuscrits Archives et bibliothèque de la Conférence mennonite suisse, Le Jean Gui (Tramelan) 273 en mains privées dans les communautés du Jura et participation au Mennonitisches Lexikon,demême de l’Emmental (Müller, p. 409). que la rédaction des deux éditions de son livre l’ont e ’ poussé à rechercher et à rassembler toute une série 1.4 Dans la première moitié du 20 s., l émulation ’ ’ autour du Mennonitisches Lexikon (ML)etdela d ouvrages et de documents abrités aujourd hui Mennonite Encyclopedia (ME) est à souligner. dans les Archives et bibliothèque de la CMS. Quelques mennonites suisses rédigent des articles, 1.8 La création de la SSHM en 1973 semble don- tant dans le ML que dans la ME.L’article «Bern» ner une nouvelle impulsion et ouvrir d’autres per- du ML reproduit un mandat contre les anabaptis- spectives pour la mise en valeur des documents ana- tes, édicté par la chancellerie bernoise en 1718, baptistes, sous l’impulsion notamment d’Isaac Zür- document en possession d’un mennonite. En 1931, cher de Berne. Dans ses statuts, la SSHM souhaite on retrouve ce même mandat en possession, cette la meilleure collaboration possible avec la Commis- fois, des communautés mennonites suisses (Geiser, sion des archives de la CMS: «la société participe p. 440). activement à l’entretien et à l’extension des archives 1.5 En 1946, on trouve une petite lettre dans un de la Conférence des églises mennonites suisses se ouvrage (coté H 46) envoyé à Samuel Geiser pour trouvant en la chapelle du Jean Gui» (article 2). ’ votre «Gemeindearchiv der Täufer». En 1953, l his- 1.9 L’inauguration, en 1978, du local des Archives torien américain Delbert Gratz, dans sa recherche et bibliothèque de la CMS dans la chapelle du Jean ’ sur les anabaptistes bernois, mentionne l abrévia- Gui ouvre une deuxième étape dans l’histoire du tion ATA (Altevangelisch-Taufgesinnten-Archiv at fonds. Ce nouvel espace donne une dynamique pro- Jeanguisboden Chapel) dans ses sources (p. 202). pre et une certaine autonomie à la commission qui Dix ans plus tard, une lettre signale que trois per- le gère et qui dépend, comme par le passé, directe- sonnes sont en charge des archives de la CMS: Peter ment de la CMS. En 1980, un nouveau classement Geiser du Jean Gui, Abraham Gerber des Mottes et est créé par Ulrich J. Gerber d’Oberbalm. Les mem- ’ Isaac Zürcher d Ostermundigen (Archives Samuel bres de la nouvelle commission passent deux jour- Geiser, lettre du 21 mai 1963). En 1967, Abraham nées dans le local du Jean Gui pour rédiger un cata- Gerber, dans une notice sur le Jean Gui, affirme logue sur fiches des livres et des documents d’archi- que beaucoup de livres et de manuscrits se trouvent ves (PV Commission des archives: «Rapport à la de manière irresponsable dans une armoire en bois, CMS, 15.03.1980»; Livre d’or). Le classement de sans protection contre le feu. Mezger est ainsi amélioré et complété: Bibles (A), 1.6 En 1972, Martin Mezger entreprend un travail Nouveaux Testaments (B), Sources (C), Livres de de licence sur les anabaptistes de l’Erguël (ancien chants (D), Littérature d’édification (E), Périodi- nom de l’actuel district bernois de Courtelary). Il en ques (F), Encyclopédies (G), Histoire anabaptiste- profite pour organiser et classer les archives et la mennonite (H), Conférence mennonite mondiale bibliothèque de la CMS. En annexe à son travail, il (Ha), Histoire du Christianisme (I). Une rubrique donne en une vingtaine de pages le premier catalo- «Varia» sera créée en 2005. Dans un procès-verbal gue des «Archiv und Bibliothek der Taufgesinnten du 30 janvier 1986, il est déjà question d’informati- Gemeinden». Les notices sont réparties en sept ser les catalogues. Des meubles supplémentaires rubriques: Bibles (A), Nouveaux Testaments (B), sont fabriqués, des documents de différentes prove- Littérature d’édification spirituelle (C), Livres de nances viennent enrichir le fonds existant. Une chants (D), Varia (E), Périodiques (F) et Archives bonne partie des rôles de classes et du matériel sco- (G). La cotation, quant à elle, est chronologique, laire (livres, cahiers, cartes postales, etc.) trouvent conformément au classement des volumes au rayon; refuge au Jean Gui, dans le sillage des recherches elle signale aussi les exemplaires à double. Les faites sur les écoles anabaptistes en voie de dispari- archives les plus précieuses sont alors mises en sécu- tion (Mennonitica 1998/99). Des fonds de prédica- rité dans une banque de Tramelan. teurs anabaptistes décédés parviennent aussi dans le local des archives. On y trouve entre autres des 1.7 Une première étape s’achève avec le travail de bibliothèques personnelles, les prédications dactylo- Mezger. Un certain nombre de documents d’archi- graphiées de l’«ancien» Théophile Amstutz, ainsi ves et de livres se trouvent alors rassemblés grâce que son journal, scrupuleusement tenu pendant des aux efforts de l’agriculteur et «ancien» Samuel Gei- dizaines d’années, qui relate les événements les plus ser (1884–1973) et de ses deux collègues et collabo- marquants de sa vie quotidienne. rateurs Samuel Geiser (1896–1976) des Fontaines/ Mont-Tramelan et David Lerch (1886–1982) des 1.10 Quelques ouvrages du 16e s., des débuts de Prés-de-Cortébert, eux aussi agriculteurs et l’anabaptisme, des traités des réformateurs Andreas «anciens». Ces derniers ont aidé Samuel Geiser à Carlstadt, Balthasar Hubmaier, Ulrich Zwingli, les écrire la première édition de son livre Die Taufge- actes d’une dispute ont été acquis ces dernières sinnten Gemeinden paru en 1931. En se penchant années grâce à la passion et à la générosité de cer- sur le fonds du Jean Gui et sur la provenance de tains amis des Archives (Ummel). L’espace diminue, certains documents, on comprend mieux leur pré- les fonds augmentent, le catalogue/fichier de Gerber sence et leur lien avec l’œuvre de Samuel Geiser. Sa et, a fortiori, le classement de Mezger ne rendent 274 Archives et bibliothèque de la Conférence mennonite suisse, Le Jean Gui (Tramelan) plus que partiellement compte de la réalité des senté avec seulement 8 titres en 8 vol. (2 titres/2 fonds. Ne pouvant plus répondre, faute de place, à vol. du 18e s., 6/6 du 19e s.). Les 276 autres (395 la mission qui est la sienne, la Commission des vol.) sont tous en allemand (14 titres/15 vol. du Archives entrepose des documents et des livres dans 16e s., 16/16 du 17e s., 83/130 du 18e s. et 163/234 une fabrique du village voisin de Reconvilier, dès du 19e s.),cequireflètelalangueparléedansles 2003. La chapelle du Jean Gui abrite aussi plusieurs communautés avant 1900. ouvrages ayant appartenu à la communauté du Sonnenberg (voir Collections particulières). Aperçu systématique 1.11 Une troisième étape débute en 2003 avec le travail de l’«ancien» Michel Ummel, alors civiliste. 2.5 Les matières retenues sont celles du fichier éla- Il dresse un nouvel inventaire en essayant de recon- boré en 1980 par U. J. Gerber. Elles montrent bien stituer les différents fonds, avec la collaboration de que ce sont vraiment les documents de la vie quoti- la Bibliothèque de la Ville de La Chaux-de-Fonds. dienne des anabaptistes qui ont été conservés. Ce travail sera poursuivi et pratiquement achevé 2.6 Dans les ABCMS, les Bibles sont au nombre par d’autres civilistes, Nicolas Gerber, Aurèle Ger- de 24 titres (8,5 %) en 31 vol. (5 titres/6 vol. du ber et Jean-Luc Gyger en 2004 et 2005. Ces deux 16e s., 2/2 du 17e s.,5/10du18e s. et 12/13 du dernières personnes ont travaillé de manière plus 19e s.). La Bible et le Nouveau Testament imprimés intensive pour le catalogage dans Archibase. par Froschauer à Zurich ont accompagné les ana- baptistes jusqu’au 19e s. Ce n’est qu’àlafindece siècle que l’on trouve dans les chapelles, par exem- 2. DESCRIPTION DU FONDS ple, des traductions de Luther. La première édition du Nouveau Testament de Froschauer date de 1524 2.1 Le local des Archives et bibliothèque de la et celle de la Bible de 1529. Les ABCMS abritent Communauté mennonite suisse (ABCMS) au Jean des éditions de 1534, 1536, 1545, 1582 et deux Gui compte quarante-huit espaces fermés: armoires, Bibles de 1596 imprimées à Zurich par Wolfen. buffets, vitrines, bahut, ancienne caisse des pauvres. Elles possèdent plusieurs réimpressions de la Bible Les documents qui y sont abrités sont essentielle- Froschauer de 1536, faites pour les anabaptistes en ment des imprimés, mais on y trouve aussi des 1744 à Strasbourg. manuscrits (lettres, livres de comptes,…)etdespré- dications dactylographiées. La collection de lettres 2.7 Les Nouveaux Testaments sont au nombre de e manuscrites relative au schisme amish (1693) est 21 titres (7,5 %) en 22 vol. (2/2 du 17 s., 2/3 du e e tout à fait remarquable, de même que tous les docu- 18 s. et 17/17 du 19 s.). L’histoire des Nouveaux ments liés à la caisse des pauvres, en fonction du Testaments anabaptistes a été très mouvementée, e e 18e au 20e s. car les autorités bernoises des 17 et 18 s. condam- naient les réimpressions faites pour les anabaptistes 2.2 Etant donné que ni le catalogue de Mezger de et les confisquaient. C’est ce qui explique la rareté 1972, ni le fichier de Gerber de 1980, ne couvrent de tels documents. On signalera surtout un des qua- l’ensemble des documents contenus dans ce local, le tre exemplaires connus de Das gantz Neuw Testa- comptage des imprimés anciens a été effectué fonds ment (Basel 1687) (Leu, p. 648-649). La lecture et par fonds, sur la base d’inventaires (listes) établis l’interprétation de la Bible se faisaient à l’aide du par les civilistes Michel Ummel et Nicolas Gerber commentaire du Nouveau Testament d’Erasme de (2003/04). Ce comptage exprime des nombres de Rotterdam (Zurich: Froschauer 1542, et 3 autres titres et de volumes, avec les risques d’erreurs exemplaires sans date) et d’une concordance qu’une telle démarche implique. En effet, comme les (Concordans-Büchlein, s.l. 1693) qui traite de ouvrages sont classés, dans la mesure du possible, divers thèmes théologiques. selon leur provenance, le risque de rencontrer des doublons existe. 2.8 Dans la rubrique des «sources», on trouve 22 titres (8 %) en 30 vol. (5/5 du 16e s., 1/1 du 17e s., 10/16 du 18e s.et6/8du19e s.). Il s’agit notamment Survol chronologique et par langues des traités des réformateurs Andreas Carlstadt 2.3 Les ABCMS comptent 929 ouvrages imprimés (1524), Balthasar Hubmaier (1525), Ulrich Zwingli (titres) en 1’107 vol., dont 95 titres (106 vol.) sans (1525), et de deux disputations entre réformés et date, mais probablement antérieurs à 1900. Elles anabaptistes (1531 et 1532). Un Fundamentum du possèdent une collection de 14 périodiques, qui ne réformateur hollandais Menno Simons sans date, sont pas tous complets. Le nombre d’ouvrages anté- mais d’après une édition de 1575, fait également rieurs à 1901 s’élève à 284 titres en 402 vol.: 14 partie des sources. titres (15 vol.) sont du 16e s. (5 %), 16 titres (16 e e 2.9 Les livres de chants, 84 titres (29,5 %) en 130 vol.) du 17 s. (5 %), 85 titres (132 vol.) du 18 s e e e vol. (3/3 du 17 s., 39/74 du 18 s. et 42/53 du (30 %), 169 titres (240 vol.) du 19 s. (60 %). 19e s.) et la littérature de piété et d’édification, 66 2.4 Les ouvrages «anciens» ne sont qu’en alle- titres(23%)en73vol.(3/3du16e s., 5/5 du 17e s., mand ou en français. Le français est très peu repré- 21/21 du 18e s. et 37/44 du 19e s.) constituent le Archives et bibliothèque de la Conférence mennonite suisse, Le Jean Gui (Tramelan) 275 domaine le mieux représenté. On retrouve là des (20e s.). Un local dans une fabrique à Reconvilier classiques de la littérature anabaptiste, tel le abrite encore 696 vol., dont 91 sont antérieurs à fameux livre de chants appelé Ausbund (s.l., s.d.), 1901. Ils font l’objet d’un inventaire sommaire. les ouvrages qui rappellent le martyre des ana- baptistes, comme la Güldene Aepfell (s.l. 1742), les Send-Brieff (s.l., s.d) et le Märtyrerspiegel (Pirma- 3. CATALOGUES sens 1780). Dans le même registre, on fera mention Mezger, Martin: Die Täufer des Erguels im 18. Jah- d’une Haussegen (bénédiction de maison) imprimée rhundert. Zurich 1972 [mémoire de licence dactyl., en 1785, ainsi qu’un «Notre Père» en allemand Université de Zurich, faculté de théologie; en sans date, mais peut-être de la même époque. annexe, se trouve un catalogue systématique des 2.10 Dans le domaine de l’histoire anabaptiste- archives et de la bibliothèque: Archiv und Biblio- mennonite, on compte 6 titres (2 %) en 6 vol., tous thek der Taufgesinnten Gemeinden] du 19e s.,et17titres(6%)en18vol.(2/2du17e s., Catalogue systématique [sur fiches; établi en 1980 3/3du18e s.et12/13du19e s.) dans celui de l’his- par Ulrich J. Gerber] toire du christianisme. Il faut aussi mentionner 3 mandats contre les anabaptistes édictés et imprimés Inventaire topographique des livres et des manu- par la chancellerie bernoise, respectivement de scrits [listes Word établies en 2003–2004 par 1707, 1711 et 1718. L’historiographie anabaptiste Michel Ummel et Nicolas Gerber] ’ e s est beaucoup concentrée sur le 16 s. et sur la nais- Catalogue informatisé Archibase [sur Access;déve- sance du mouvement anabaptiste; en revanche, loppé par la Bibliothèque de la Ville de La Chaux- ’ e e e l histoire des 17 ,18 et 19 s. est beaucoup moins de-Fonds; établi en 2005 par Aurèle Gerber et Jean- étudiée et connue, bien que des sources fort intéres- Luc Gyger; en cours] santes soient à disposition. Bücherverzeichnis. [Catalogue de la bibliothèque de 2.11 Les encyclopédies comptent 2 titres (0,5 %) e la communauté mennonite du Sonnenberg] [ms., en32vol.(2/32du19s.) et les Varia 42 titres première moitié du 20e s.; systématique; ne (15%)en61vol.(1/1du16e s., 1/1 du 17e s., 5/5 e e concerne que les ouvrages rassemblés sur la galerie du 18 s. et 35/54 du 19 s.) qui représentent des de la chapelle du Jean Gui] typesdelivrestrèsdiversqu’on peut détailler ainsi par ordre alphabétique: almanachs anabaptistes, atlas de zoologie, commentaires de l’Ancien Testa- 4. SOURCES ET ÉTUDES ment, dictionnaires, itinéraire de voyage dans le SUR L’HISTOIRE Nouveau Testament, lexiques, manuels d’instruc- DE LA BIBLIOTHÈQUE tion religieuse, manuel du prédicateur, manuels sco- laires, ouvrages de botanique, d’économie domes- tique, de littérature française, de médecine humaine Archives et vétérinaire, recueils de prédications, statuts de Les sources suivantes, conservées aux ABCMS, communautés. mériteraient un dépouillement systématique pour 2.12 A noter encore que les ABCMS possèdent une meilleure compréhension de l’histoire des environ 1,75 m. linéaire de feuilles imprimées non fonds. reliées. Nicolas Gerber a tenté de recomposer les Der Zionspilger. 1882–1990 [appelé aussi Der Freie e différents livres qui datent essentiellement des 18 Zeuge 1918–1921, puis Perspective/Perspektive e et 19 s., surtout dans le domaine de la littérature 1990–; journal de la CMS] de piété et d’édification. Procès-verbaux de la CMS, 1889– [mss puis impri- Collections particulières més] Archives personnelles de Samuel Geiser (1884– 2.13 La CMS possède encore plusieurs ouvrages 1973) [SSHM, Bienenberg/Liestal; surtout Hist. qui n’ont pas été comptabilisés dans le «Survol» et Mss.1–1/3 Buch Korrespondenz] dans l’«Aperçu» ci-dessus, car ils ne font pas encore l’objet de catalogue, ni d’inventaire précis et Procès-verbaux des séances de la Commission des exhaustif. On trouve dans une armoire, sur la gale- Archives de la CMS, 1980– [mss puis dactyl.] rie de la chapelle du Jean Gui, 420 vol. en allemand Livre d’or des Archives de la CMS, 1978– [ms.] et 5 en français, qui faisaient partie de la biblio- thèque de la communauté mennonite du Sonnen- Études berg. Un catalogue de l’époque (première moitié du 20e s.) de cette bibliothèque a été conservé. Cette Feuilles d’information [de la] Société suisse d’his- armoire contient encore 27 brochures en allemand, toire mennonite. 1977–1987. Devient Mennonitica relatives au réveil religieux du début du 20e s. et 15 Helvetica. 1988– [les statuts sont publiés dans le 2e autres livres en allemand. De l’école du Jean Gui, il numéro; plusieurs articles concernent des imprimés reste environ 35 titres qui représentent 50 vol. anciens] 276 Archives et bibliothèque de la Conférence mennonite suisse, Le Jean Gui (Tramelan)

Geiser, Samuel: Die Taufgesinnten Gemeinden. Eine Zürcher, Isaac: Die Alttäufer im Fürstbistum Basel kurzgefasste Darstellung der wichtigsten Ereignisse 1700–1890. In Mennonitica Helvetica 15–16 des Täufertums. Karlsruhe 1931 [deuxième édition, (1992–1993), p. 7–107 [sur la bibliothèque p. 58– revue et corrigée: Die Taufgesinnten Gemeinden im 62] Rahmen der allgemeinen Kirchengeschichte. Cour- genay 1971] 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS Gerber, Abraham: Jeanguisboden (Kapelle, Schule und Archiv). In: Täuferführer durch die Schweiz. Jost, Markus: Täuferarchive in der Schweiz. Coire Bâle 1967, p. 34 2001 [travail de diplôme Hochschule für Technik Gratz, Delbert: Bernese Anabaptists. Being mainly und Wirtschaft Chur, Information und Dokumenta- – the history of those who migrated to America in the tion; sur la bibliothèque p. 13 14] beginning of the nineteenth century. Scottdale 1953 (Studies in Anabaptist and Mennonite history 8) Leu, Urs B.: Die Froschauer-Bibeln und die Täufer. Die Geschiche einer jahrhundertealten Freund- – Mennonite encyclopedia. Scottdale 1955 1990 (5 schaft. In: Mennonitica Helvetica 28/29 (2005/06), vol.) p. 47–88 Mennonitisches Lexikon. Francfort 1913–1967 (4 vol.) Ummel, Michel: Trois témoins des débuts de l’ana- baptisme. Des écrits des réformateurs Carlstadt, Mezger, Martin: Die Täufer im 18. Jahrhundert. In: – Hubmaier et Zwingli de 1524 et 1525 dans la Zwingliana 15/1 (1974), p. 22 52 [sur la biblio- Bibliothèque et les Archives de la Conférence men- – thèque p. 49 50] nonite suisse au Jean Gui. La Disputation de Berne Müller, Ernst: Geschichte der bernischen Täufer. de 1531 et celle de Zofingue 1532. In: Mennonitica Frauenfeld 1895 Helvetica 26/27 (2003/2004), p. 187–214 Archives de l’État de Fribourg 277

ARCHIVES DE L’ÉTAT tre, gare CFF. Parking payant limité dans les envi- DE FRIBOURG rons.

Canton: Fribourg 1. HISTORIQUE DU FONDS Lieu: Fribourg 1.1 Les Archives de l’Etat de Fribourg sont tenues Auteure: Eveline Seewer, avec la collaboration de conserver les documents de tous les organes, ser- de Jean-Luc Rouiller vices et établissements de l’Etat (ou canton) de Fri- bourg qui présentent un intérêt comme source de Adresse: Route des Arsenaux 17, renseignement ou de preuve. Les Archives de l’Etat 1700 Fribourg acceptent aussi volontiers tout don ou dépôt de pri- vés, de familles ou d’institutions non étatiques. Téléphone: +41 26 305 12 70 1.2 En 1747, les Archives de l’Etat accédèrent à Fax: +41 26 305 12 74 l’autonomie administrative. Mais, les documents concernant Fribourg ont déjà été conservés dès le Homepage: www.fr.ch/aef/ Moyen Age. A partir de 1250 environ, les autorités municipales ont assuré la garde des documents E-mail: [email protected] témoignant des privilèges et franchises qui leur avaient été accordés. Ce n’est qu’après 1350 que fut Rattachement administratif: ’ engagé un secrétaire permanent, responsable entre Etat de Fribourg, Direction de l instruction publique, autres de la tenue et de la conservation des regis- de la culture et du sport. tres, ainsi que de la mise en ordre des contrats. Le poste d’archiviste de l’Etat fut créé en 1804. Fonctions: Bibliothèque des Archives de l’Etat. 1.3 Les documents de la Ville-République, puis du Canton de Fribourg ont été conservés d’abord dans Collections: la «maison de justice» soit l’hôtel gouvernemental Histoire générale et fribourgeoise (brochures et pla- situé alors derrière l’église Saint-Nicolas. Après cards), archivistique. avoir été déposés provisoirement au couvent des Conditions d’utilisation: Cordeliers, ils furent transférés en 1478 dans les ’ Pas de prêt; consultation uniquement en salle de lec- nouveaux bâtiments de la Chancellerie. L augmen- ’ ture du lundi au vendredi de 7 h 30 (le lundi dès 9 h) tation rapide du volume d archives nécessita des ’ à 12 h et de 13 h 30 à 17 h. dépôts complémentaires à l Hôtel [de ville] cantonal et à la «Grenette». En 1918, les archives furent ’ Equipement technique: regroupéesauseindelancien couvent des Augus- Une photocopieuse, deux lecteurs de microfilms. tins qui, après sa suppression par le Gouvernement radical de 1847, avait servi de prison cantonale. En Informations imprimées: 2003, les Archives de l’Etat déménagent pour s’ins- Morard,Nicolas;Foerster,Hubert:GuidedesArchi- taller dans le bâtiment de l’ancienne usine indus- ves de l’Etat de Fribourg. Fribourg 1986. trielle. Depuis octobre 2005, les inventaires des fonds d’archives sont progressivement informatisés Informations pour les utilisateurs de passage: et accessibles en ligne, ce qui permet de repérer la Les Archives se trouvent dans le bâtiment de l’an- présence d’imprimés dans certains fonds. Les acqui- cienne usine industrielle, à 10 minutes de la gare sitions des ouvrages de la bibliothèque de travail CFF. Depuis la gare, bus n° 1 direction Pérolles, ont été effectuées dès la deuxième moitié du 19e s. arrêt Simplon. En voiture, quitter l’autoroute A12 à pour répondre aux besoins administratifs et archi- Fribourg-Sud, puis suivre la direction Fribourg cen- vistiques. 278 Archives de l’État de Fribourg

1.4 Il convient de noter que la Bibliothèque canto- en langue française et allemande. Il s’agit surtout nale et universitaire de Fribourg possède une d’arrêtés, de décrets, d’ordonnances, de lois, etc., grande partie des imprimés de l’Etat. émanant du gouvernement et des services de l’Etat.

2. DESCRIPTION DU FONDS 3. CATALOGUES La bibliothèque Catalogue alphabétique auteurs [fichier dactyl. ne 2.1 La bibliothèque des Archives comprend envi- concernant que les ouvrages de la bibliothèque] ron 9’000 ouvrages ayant trait à l’histoire en géné- ral et utiles aux travaux du personnel et aux recher- Catalogue alphabétique matières [fichier dactyl. ne ches des lecteurs. Outre des ouvrages de base, on y concernant que la bibliothèque] ’ trouve surtout des publications concernant l his- Catalogue chronologique des imprimés [fichier ms., toire du canton de Fribourg et des cantons voisins ne concerne pas les livres] ainsi que l’archivistique. ’ 2.2 Mentionnons également une collection de Bosson, Alain: L atelier typographique de Fribourg journaux fribourgeois dès le 19e s., ainsi que de (Suisse). Bibliographie raisonnée des imprimés – nombreux pamphlets et brochures relatifs à des 1585 1816. Fribourg 2009 [signale des placards affaires fribourgeoises, fédérales ou des cantons conservés aux AEF] e suisses (dès le 18 s.). Catalogue alphabétique matières des imprimés Les imprimés [fichier ms., ne concerne pas les livres] 2.3 Les Archives possèdent une collection (incom- Répertoires pour les différents fonds d’archives plète) des divers imprimés de l’Etat (environ 2’800 [une partie est accessibles en ligne http://www.fr.ch/ brochures, tirés à part ou affiches), de 1571 à 1900, aef/menu/query/intro_query.htm] Bibliothèque cantonale et universitaire de Fribourg 279

BIBLIOTHÈQUE CANTONALE Equipement technique: ETUNIVERSITAIREDEFRIBOURG Photocopieuses, postes internet, OPAC, lecteurs de microformes. Canton: Fribourg Informations pour les utilisateurs de passage: Lieu: Fribourg La BCU de Fribourg se situe à 10 minutes à pied de la gare CFF. A la sortie de la gare, prendre à gauche Auteur: Alain Bosson, avec la collaboration de par la rue de Romont en direction de la place Geor- Jean-Luc Rouiller ges-Python. Au bout de cette dernière (soit au som- met de la rue de Lausanne), emprunter sur la gauche Adresse: Rue Joseph-Piller 2, 1700 Fribourg la rue Saint-Michel. Le bâtiment se situe en haut de Téléphone: +41 26 305 13 33 cette rue à gauche (entrée principale, après le virage, sur la rue Joseph-Piller). En voiture, quitter l’auto- Fax: +41 26 305 13 77 route A12 à Fribourg-Centre, suivre la direction Givisiez, puis route du Jura. Homepage: www.fr.ch/bcuf/

E-mail: [email protected] 1. HISTORIQUE DU FONDS Rattachement administratif: 1.1 La Bibliothèque cantonale de Fribourg voit le Etat de Fribourg, Direction de l’instruction publique, jour le 23 septembre 1848, dans une ville et un can- de la culture et du sport. ton encore profondément bouleversés par les événe- ’ Fonctions: ments de l année précédente. La guerre civile du Bibliothèque centrale de l’Université de Fribourg et Sonderbund, en novembre 1847, en quelques jours, a été fatale au régime conservateur en place. Dans Bibliothèque cantonale fribourgeoise à vocation ’ patrimoniale. les fourgons de l armée fédérale, les radicaux fri- bourgeois prennent le pouvoir. Ardents partisans ’ Collections: du progrès et de l instruction pour tous, ils se dis- 1. Fonds moderne encyclopédique (premier cycle tinguent également par un anti-cléricalisme virulent universitaire). - 2. Fonds patrimoniaux fribourgeois. qui aura tôt fait de rendre leur gouvernement impo- ’ - 3. Fonds ancien encyclopédique, dominé par la pulaire auprès d une population essentiellement théologie catholique, l’histoire et les belles-lettres. agricole et empreinte de valeurs traditionnelles. La création de la Bibliothèque cantonale est essentielle- Conditions d’utilisation: ment le résultat d’une spoliation organisée et Bibliothèque publique avec libre-accès (environ méthodique des biens de l’Eglise. Le lieu, d’abord: 16’000 vol.) et salles de lecture (220 places). – Prêt à le Collège Saint-Michel. Fondé par saint Pierre domicile et prêt entre bibliothèques. Canisius en 1582, le collège des jésuites constituait, depuis sa fondation, un des hauts lieux de forma- Heures d’ouverture: tion et de rayonnement culturel de la Suisse catho- Serviceduprêtouvertdulundiauvendredide9hà lique. Le 19 novembre 1847, quatre jours seulement 18hetlesamedide10hà16h;sallesdelecture après l’accession au pouvoir des radicaux, les jésui- ouvertes du lundi au vendredi de 8 h à 22 h et le tes, les marianistes, les liguoriens, ainsi que les samedi de 8 h à 16 h; salle de consultation des impri- représentants de quelques autres ordres religieux, més antérieurs à 1850 ouverte du lundi au vendredi sont expulsés par le gouvernement provisoire, leurs de 8 h 30 à 12 h et de 14 h à 18 h. Pour des rensei- biens confisqués. Le Collège Saint-Michel est laïcisé gnements plus approfondis concernant les fonds et transformé en Ecole cantonale: c’est là que s’ou- anciens, il est vivement recommandé de prendre ren- vre, modestement, la Bibliothèque cantonale, dans dez-vous avec les conservateurs. un local situé au-dessus de la chapelle Saint-Ignace. 280 Bibliothèque cantonale et universitaire de Fribourg

De la Bibliothèque cantonale à la Bibliothèque toire de l’Université de Fribourg nouvellement fon- cantonale et universitaire (1848–1909) dée; en 1896/97, il assume même la fonction suprême de recteur. C’est sous sa direction que 1.2 Le premier directeur de l’institution est un prê- l’institution s’abonne aux principales revues scienti- tre. Le gouvernement radical confie à l’Argovien fiques de son temps, mais sans négliger le patri- Meinrad Meyer (1802–1870), curé de la paroisse moine ancien: par une habile politique d’achats, de Saint-Jean à Fribourg, la mission de mettre sur d’échanges et de dons, il continue à étoffer les pied la bibliothèque, et de la rendre opérationnelle. rayons d’ouvrages précieux, allant même jusqu’à La mission est presque surhumaine: à l’ancienne racheter, chez un antiquaire, plus de 140 vol. resti- bibliothèque du Collège Saint-Michel, bien dotée, tués par l’abbé Meyer aux liguoriens quelques véritable noyau de la future Bibliothèque cantonale, années auparavant… En bon président de la Société viennent s’ajouter, dans un pêle-mêle indescriptible, d’histoire du canton de Fribourg (1866–1897), Jean les collections de livres des couvents supprimés. Gremaud traque inlassablement le moindre L’abbé Meyer ne se laisse pas impressionner par ce imprimé fribourgeois. Cette quête, assez curieuse- chaos bibliothéconomique déjà fort de 40’000 vol., ment, est menée par le bibliothécaire-professeur à selon ses premiers comptages, dont il fait état en titre privé: après sa mort, l’Etat rachètera la «col- janvier 1849. Sans relâche, il trie, opère une classifi- lection Gremaud» pour la somme de 10’000 francs cation méthodique, prépare la publication du cata- et les fonds seront incorporés à la Bibliothèque can- logue et organise le service de la bibliothèque. En tonale sous la cote «Grem» et «Grem Broch» pour 1851, ce sont les bibliothèques des couvents de les brochures. La fin de la carrière de Jean Gremaud Hauterive et de la Part-Dieu qui viennent grossir les est caractérisée par l’énorme bouleversement consti- fonds de la bibliothèque cantonale en pleine effer- tué à Fribourg par la fondation de l’Université vescence. L’année suivante, Meyer publie le premier (1889). De toute la Suisse, de toute l’Europe catho- volume du Catalogue de la Bibliothèque cantonale lique, de Pologne même, les livres inondent la de Fribourg, un opus de 493 pages, contenant le bibliothèque de Fribourg. Malgré l’ivraie inévitable, premier règlement de la bibliothèque, daté du 27 de cette époque datent certains des dons les plus juin 1851. L’attribution des cotes thématiques opé- prestigieux enregistrés par l’institution: deux cha- rée par l’abbé Meyer ne variera pas jusqu’àl’intro- noines de Breslau, Franz Lorinser et Franz Xaver duction, en 1974, des nouvelles cotes selon le for- Karker, offrent à la Bibliothèque cantonale et à la mat. Le deuxième volume du catalogue (1855), fort jeune université divers incunables et de nombreux de 620 pages, décrit notamment les ouvrages de imprimés de valeur, tant sur plan scientifique que théologie (cotes G) et les manuscrits (cote L). patrimonial. 1.3 La chute du régime radical, en 1856, vient très 1.5 Les besoins universitaires sont tels que des sérieusement troubler l’institution: les religieux spo- bibliothèques de séminaires ad hoc sont créées au liés, au premier rang desquels les jésuites, réclament fil des ans; un règlement est adopté le 23 mai 1899, leurs livres en retour. Globalement, on peut consi- mais les rapports avec la Bibliothèque cantonale dérer que Meyer a réussi à maintenir le gouvernail: sont quelque peu dans le flou jusqu’en 1909. Karl il ne rendra, aux uns et aux autres, que 10’000 vol. Holder (1865–1905) – encore un prêtre, toujours environ, ainsi que tous les doublets; les ouvrages un historien – prend la difficile succession de Jean mentionnés dans les catalogue restent, en revanche, Gremaud. Durant les huit années à la tête de l’insti- propriété de la jeune bibliothèque, mis à part des tution, Holder tente tant bien que mal de maîtriser volumes précieux rendus aux cordeliers et aux la situation. La coordination entre la Bibliothèque liguoriens, munis respectivement d’un «C» ou d’un cantonale et les bibliothèques universitaires est «L», indications manuscrites insérées dans les complexe. La modestie des moyens et l’exiguïté des exemplaires des catalogues imprimés. Meyer conti- locaux deviennent intolérables. Et encore, et tou- nue à trier, classer et jeter, et commence également jours, ce flot de dons. Flot incontrôlé où se côtoient à acquérir. En 1868, lors de la publication du troi- les livres les plus précieux et les ouvrages de peu sième volume du catalogue, la Bibliothèque canto- d’intérêt. En 1886, la bibliothèque compte 27’224 nale compte plus de 21’000 vol., avec une prépon- vol.; en 1905, il y en aura 125’000, dont 25’000 dérance marquée d’ouvrages de théologie (28 %), non classés. ’ suivis par les ouvrages d histoire (20 %). 1.6 En octobre 1905, le premier directeur laïc de 1.4 Institution modeste et relativement peu fré- l’institution, Max de Diesbach (1851–1916), quentée sous l’abbé Meyer – 700 livres prêtés par homme d’Etat, juriste de formation, mais historien année à environ 80 lecteurs en 1868 –, la Biblio- de vocation, accède à la direction de la Bibliothèque thèque connaît un nouvel essor sous la direction de cantonale. Sous sa conduite, et fort de ses appuis l’abbé Jean Gremaud (1823–1897). Originaire du politiques – Diesbach est député conservateur au petit village gruyérien de Riaz, qui a donné au can- Grand Conseil fribourgeois (1897–1916) et au ton de Fribourg tant de savants illustres, l’abbé Conseil national (1907–1916) –,l’institution va Gremaud occupe parallèlement à sa charge de vivre une profonde mutation et, quasiment, une bibliothécaire cantonal, dès 1889, la chaire d’his- deuxième naissance. 1909, annus mirabilis: après Bibliothèque cantonale et universitaire de Fribourg 281 deux ans de travaux, le très beau et spacieux bâti- tions. Cette année-là, la BCU dépasse la barre des ment de la bibliothèque nouvelle entre en fonction, 350’000 vol. Dans les décennies suivantes, la à quelques dizaines de mètres du Collège Saint- Bibliothèque continue de se développer au rythme Michel. Le 19 novembre 1909, la salle de lecture est de l’Université, en constante expansion. Comme l’a opérationnelle; le bâtiment sera quant à lui officiel- parfaitement relevé Martin Nicoulin, dès 1925, lement inauguré le 11 juin 1910. avec Gaston Castella (1883–1966) et ses succes- seurs, «l’Université prend le gouvernail». En 1941, La BCU et le système bibliothéconomique l’inauguration des nouveaux bâtiments universitai- fribourgeois (1909–1976) res de Miséricorde ouvre des perspectives nouvelles pour les bibliothèques de séminaires (il y en a une 1.7 Le nouveau bâtiment, du moins sa partie vingtaine à ce moment-là). L’année suivante, le 24 visible, est une belle réussite à créditer à la politique novembre, le règlement adopté vient organiser le active de développement des infrastructures canto- «système bibliothéconomique fribourgeois»: une nales du conseiller d’Etat Georges Python (1856– gestion centralisée pour une utilisation décentrali- 1927), l’homme fort du régime conservateur fri- sée, une bibliothèque centrale forte à visée encyclo- bourgeois et père fondateur de l’Université. Max de pédique, entourée de bibliothèques de séminaires Diesbach, quant à lui, va opérer quelque chose de proposant des ouvrages plus spécifiques dans leurs moins visible, mais de tout aussi fondamental: l’uni- domaines respectifs. Ce modèle, encore en vigueur fication en une seule entité de la Bibliothèque can- aujourd’hui, attribue à la «Centrale» la fonction tonale et de la Bibliothèque universitaire. Le 30 cantonale et patrimoniale de conservation des octobre 1909, quelques jours avant la mise en fonc- ouvrages anciens et précieux, sans parler des manu- tion effective du nouveau bâtiment, la Bibliothèque scrits, des estampes et des documents audio-visuels. cantonale devient Bibliothèque cantonale et univer- Acemoment-là,l’essentiel du patrimoine imprimé sitaire (BCU). Ce jour-là, le parlement fribourgeois ancien, qui fait la richesse de la BCU de Fribourg entérine le projet de nouveau règlement élaboré par aujourd’hui, est déjà en rayon, mais la «fonction Max de Diesbach. La BCU nouvelle répond dès patrimoniale» de l’institution n’est, elle, pas encore lors, et jusqu’à nos jours, à une double exigence: développée. Les directeurs de l’institution, les hom- stimuler la vie intellectuelle des habitants du canton mes et les femmes qui travaillent à la bibliothèque, de Fribourg, et répondre aux exigences scientifiques ne sont pas seulement des professionnels au fait de l’enseignement d’un centre universitaire en plein avec la bibliothéconomie classique: ce sont aussi développement. Sous la direction de Max de Dies- des personnes cultivées, des bibliophiles, générale- bach commence le catalogue surficheset,vraisem- ment des historiens de formation. Wilhelm-Joseph blablement, l’attribution des nouveaux numeri cur- Meyer, sous-bibliothécaire et responsable du service rentes des ouvrages figurant dans les anciens catalo- du prêt, publie le catalogue des incunables de la gues imprimés. En ce qui concerne l’accroissement BCU en 1917; Liôba Schnürer, «première bibliothé- des collections que nous qualifions aujourd’hui de caire», a publié (1944) la première bibliographie «patrimoniales», l’acquisition la plus importante – raisonnée des imprimés fribourgeois les plus quoiqu’il ne s’agisse en réalité que d’un dépôt – est anciens (1585–1605); les directeurs de l’institution la conservation, dans les murs de la BCU, des ont longtemps assumé les fonctions aujourd’hui ouvrages de la bibliothèque de la Société écono- exercéesparlesconservateursdesmanuscrits,des mique de Fribourg. Fondée en 1813, cette société incunables et des imprimés précieux: c’est encore le d’utilité publique était dotée d’une remarquable cas sous la direction de Georges Delabays (1973– bibliothèque, dont les fonds avaient été alimentés 1982). en partie par les bibliothèques privées de Fribour- geois de premier plan, au premier rang desquels le ’ Père Grégoire Girard (1765–1850), Ignace de De l extension de 1976 à nos jours: Gady, le chanoine Charles-Aloyse Fontaine (1754– essor du pôle patrimonial et des nouvelles 1834). En 1913, les livres de la Société économique technologies de l’information ’ avoisinent les 29 000 vol., et représentent un peu 1.9 Les années 1970 à la BCU de Fribourg mar- ’ plus du 10 % de l ensemble des volumes abrités par quent, sur le plan patrimonial, une période de prise la BCU. Durant ces années, les dons, toujours de conscience et de mutation. En 1974, le canton se ’ importants, représentent l écrasante majorité des dote d’une loi sur le dépôt légal des imprimés fri- ’ acquisitions de l institution. Seule ombre au bourgeois. Après une longue phase de développe- tableau: un peu plus des 40 % des fonds ne sont pas ment du volet universitaire de la bibliothèque, le (encore) catalogués en 1913. volet cantonal et patrimonial connaît également un 1.8 Avec l’abbé François Ducrest (1870–1925), la essor. Par ailleurs, dès 1970, l’institution est à nou- BCU de Fribourg continue son expansion. C’est au veau en pleine effervescence: elle prépare son exten- tour de la bibliothèque du Musée pédagogique de sion, qui marque «sa troisième naissance». Le 13 Fribourg d’accroître les fonds, puis de la biblio- mai 1976, le nouveau bâtiment harmonieusement thèque d’Antoine Hartmann. En 1922, Ducrest inséré à l’ancien entre en fonction; les nouveaux lance le bulletin périodique des nouvelles acquisi- magasins sont dotés de compactus. Pour la pre- 282 Bibliothèque cantonale et universitaire de Fribourg mière fois, les manuscrits, les incunables et une imprimés de 1750 à 1850 sont, quant à eux, essen- sélection d’imprimés précieux sont regroupés dans tiellement regroupés dans les nouveaux locaux de un espace protégé spécifique: le cabinet des manu- Beauregard, en attendant les grandes retrouvailles, scrits et incunables, doté d’une salle de lecture par- dans une nouvelle Réserve des imprimés anciens ticulière. Même s’il n’est pas formellement nommé étendue, dans la future extension de la BCU prévue responsable des collections anciennes, Florenzo ces prochaines années. Monteleone peut être considéré comme le premier 1.13 Les opérations de catalogage du patrimoine conservateur du patrimoine de la BCU de Fribourg. imprimé ancien menées essentiellement à partir de Au moment de son départ à la retraite, décision est 1999, mais aussi la numérisation et la mise à dispo- prise de nommer un conservateur des manuscrits. sition sur internet des fiches de l’ancien catalogue En 1978, Christoph Jörg est désigné, mais ne reste (2004) n’ont pas manqué de stimuler le nombre de en fonction que quelques mois: il est nommé pres- consultations et d’attirer l’attention du public sur la que aussitôt à la tête de la Bibliothèque cantonale richesse du patrimoine imprimé ancien de la BCU des Grisons. Son successeur, Joseph Leisibach, de Fribourg. Sur le plan du patrimoine imprimé, médiéviste spécialiste des manuscrits liturgiques, ’ er l année 2004 aura sans doute été une des années les entre en fonction le 1 octobre 1978; Romain Jurot plus fastes de l’institution depuis sa fondation en lui succède en 2006. 1848. Le 24 mai, la conseillère d’Etat Isabelle Chas- 1.10 Sous la direction de Georges Delabays, deux sot et le Père Marcel Durrer, au nom de la Province dossiers marquent le développement des fonds suisse des capucins, signent deux conventions: les anciens: l’un est positif, l’autre moins réjouissant. fonds anciens des bibliothèques des couvents des La signature en 1981 d’une convention de mise en capucins de Fribourg (fondé en 1609) et de Bulle dépôt provisoire, dans les locaux de la BCU, de la (fondé en 1665) deviennent la propriété de l’Etat, partie ancienne de la bibliothèque du couvent des qui en confie la gestion à la Bibliothèque cantonale capucins de Fribourg, comptant près de 10’000 et universitaire. La transaction porte sur un total de vol., permet au public des chercheurs l’accès à une plus de 27’000 vol. anciens, dont 159 incunables et riche bibliothèque conventuelle conservée dans son 200 vol. provenant de la bibliothèque de l’huma- ensemble. Moins réjouissant, la bibliothèque du niste Peter Falck (voir Collections particulières). Le Grand séminaire, l’ancienne bibliothèque du clergé 25 octobre (de la même année), Isabelle Chassot et de Fribourg, est achetée par un antiquaire en 1980. Pierre de Castella signent une autre convention por- Seuls quelques centaines de volumes ont pu être tant sur une collection de 2’464 vol. anciens d’une rachetées par la BCU l’année suivante. valeur documentaire et patrimoniale exceptionnelle: la bibliothèque de la famille Castella de Delley, ’ 1.11 Avec l entrée en fonction de Martin Nicoulin, témoin unique d’une bibliothèque patricienne fri- en 1984, la BCU de Fribourg entre dans une phase bourgeoise du 18e s. (voir Collections particulières). ’ nouvelle, une phase d innovation et de réforme qui En dehors de ces acquisitions exceptionnelles, les ’ transforme en profondeur l institution. Cette année- fonds de la BCU s’enrichissent en moyenne chaque ’ là, la Bibliothèque se lance dans l informatisation année d’environ 35’000 documents et de 20’000 du catalogue et adhère au Réseau romand des fascicules de périodiques. bibliothèques (RERO). Sur le plan patrimonial, cettemêmeannéevoitlacréationdu«Secteurfri- bourgeois», avec, parmi les missions prioritaires, la 2. DESCRIPTION DU FONDS rédaction de la Bibliographie fribourgeoise. A partir 2.1 Le recensement des fonds imprimés anciens de de 1998, la BCU entreprend le recatalogage des Fri- la BCU de Fribourg a été une aventure de longue burgensia anciens. De plus, la conservation des haleine, puisque la quasi-totalité des ouvrages fonds imprimés anciens (1500–1850) est, pour la recensés l’ont été livre en main, dans les méandres première fois, formellement placée sous l’autorité de plus de 40 kilomètres de rayons et parmi les 2,3 du responsable du «Secteur fribourgeois», rebaptisé millions de livres et brochures que compte l’institu- en 2001 «Patrimoine imprimé, livres anciens et tion. Le faible taux de recatalogage des fonds conservation». anciens dans le catalogue informatisé de la BCU a 1.12 A l’étroit dans ses murs, la bibliothèque incité à privilégier la solution livre en main, plus investit dès 2002 de nouveaux locaux de stockage à lente, mais garante également de résultats précis et Beauregard: 18 kilomètres de rayonnages pour dés- fiables, notamment pour le recensement des matiè- engorger la Centrale, le temps de réaliser une nou- res. Deux fonds ont pu être recensés plus conforta- velle extension. En novembre 2002, dans un des blement: l’ancienne bibliothèque des capucins de étages libérés de la Centrale, est enfin créée la Fribourg (quelque 20’720 vol. anciens) a été traitée Réserve des imprimés anciens, comptant 45’000 au moyen de l’excellent catalogue sur fiches établi vol., à savoir: tous les imprimés de 1500 à 1750, par le Père Norbert Sapin avant la donation; quant tous les imprimés fribourgeois de 1585 à 1850, à la bibliothèque de la famille de Castella de Delley, ainsi que tous les ouvrages de l’ancienne Société elle a été recensée à partir du catalogue raisonné en économique de Fribourg antérieurs à 1850. Les cours de publication. Bibliothèque cantonale et universitaire de Fribourg 283

2.2 Le présent recensement englobe l’ensemble des vol., représentant moins de 10 % du fonds ancien, fonds abrités dans la Centrale de la BCU, ainsi que est constitué d’ouvrages en italien (6’730 vol.), quelques ouvrages anciens que les bibliothèques d’ouvrages multilingues (4’870 vol.), d’ouvrages en décentralisées de l’Université de Fribourg ont, ponc- anglais (3’200 vol.), en grec (640 vol.) ou dans tuellement, déposés dans la Réserve des imprimés d’autres langues (1’250 vol.), surtout en espagnol et anciens de la Centrale pour y être conservés. N’ont en polonais. En ce qui concerne l’évolution des en revanche pas été retenus dans ce décompte, les diverses langues à travers les siècles, le fonds ancien nombreux ouvrages et fascicules de périodiques des de la BCU de Fribourg ne fait que refléter les résul- années 1880–1900 ayant anciennement appartenu tats mis en évidence de longue date par les histo- aux instituts et séminaires de l’Université, ainsi que riens du livre: le latin domine comme langue princi- les anciennes thèses de doctorat de la fin du 19e s., pale jusqu’àlafindu17e s.; le français et l’allemand reçues à titre d’échange, autant d’imprimés suscep- supplantent ensuite le latin. Surprenant cependant, tibles d’être un jour éliminés. Des volumes anciens pour un canton bilingue comme Fribourg, l’écart en attente de traitement, notamment les centaines important entre le français (100’790 vol.) et l’alle- de livres du Fonds Moléson, n’ont pas été compta- mand (52’910 vol.): écart plus marqué dans la bilisés, pour ne pas fausser les chiffres des ouvrages période 1700–1820, puis qui tourne à un léger actuellement accessibles au public. Les ouvrages avantage de l’allemand dans les dernières décennies anciens de bibliothèques déposées à la BCU Cen- du 19e s. En ce qui concerne les périodiques, où pré- trale (Archivum Helveto-Polonicum, bibliothèque dominele19e s., cet écart est infime: sur 1’145 du Club Alpin Suisse section Moléson, etc.) n’étant titres, 537 sont en français (47 %), 520 en allemand pas la propriété de la BCU, n’ont logiquement pas (45 %), 51 en italien, et 37 dans d’autres langues. été comptabilisés. Aperçu systématique 2.3 Les monographies ont été comptées par volu- mes, brochures comprises; les périodiques ont fait 2.7 L’analyse systématique des fonds a été réalisée l’objet d’un double comptage, par titres et par volu- selon une grille de treize domaines établie pour l’oc- mes. Les fascicules non reliés d’une même année ont casion, mais en partie inspirée par les anciennes été comptabilisés comme s’ils ne formaient qu’un subdivisions matières: ainsi, philosophie et pédago- seul volume. gie, regroupées dans les fonds sous la cote A, n’ont pas été discriminées dans le présent recensement. Survol chronologique et par langues Une part importante des fonds anciens n’étant pas 2.4 La Bibliothèque cantonale et universitaire de classée selon des cotes thématiques, mais selon un Fribourg abrite actuellement dans ses murs 3,27 système de numerus currens,iln’a pas été possible millions de documents, dont 2,3 millions d’impri- d’entrer dans les subdivisions des domaines retenus, més, 5’100 périodiques vivants, 2’100 manuscrits que nous présentons ci-dessous par ordre d’impor- (dont 180 datent d’avant 1500), 930’000 docu- tance décroissante. ’ ments iconographiques, 5 200 documents audiovi- 2.8 Sans surprise, le sujet le plus représenté dans le ’ suels, 11 000 périodiques électroniques, 290 bases fonds ancien de la BCU de Fribourg est la théologie: ’ de données, 10 300 documents numériques divers avec plus de 54’000 vol., elle représente à elle seule ’ et 32 000 microcopies. Sur les 2,3 millions de docu- 28 % du fonds ancien. Cette première place se ’ ments imprimés, le recensement révèle que 190 370 confirme, à des degrés divers, pour tous les siècles sont des vol. antérieurs à 1901, soit le 8,3 % de inventoriés. Dans les anciennes cotes thématiques ’ l ensemble. Les imprimés anciens se subdivisent «G» du fonds ancien, comprenant exclusivement ’ comme suit: 170 230 vol. de monographies et des ouvrages de théologie, sur les 30’120 vol. recen- ’ ’ 20 140 vol. de périodiques, qui représentent 1 145 sés, 1’220 sont du 16e s. (4 %), 4’100 du 17e s. titres. (14 %), 8’090du18e s.(27%)et16’720 du 19e s. 2.5 La répartition par siècles donne les chiffres (55 %). En revanche, la théologie n’occupe que le suivants: 572 vol. incunables (0,3 % du total du cinquième rang pour les titres de périodiques: avec fonds ancien; voir Collections particulières), 3’620 110 titres, elle ne représente que le 10 % des 1’145 vol. du 16e s. (près de 2 %), 10’560 vol. du 17e s. périodiques anciens. ’ e ’ (5,5 %), 37 960 vol. du 18 s.(20%)et137660 2.9 Avec 38’320 vol. (20 %), l’histoire est le deu- e vol. du 19 s. (plus de 72 %). En ce qui concerne les xième grand groupe thématique du fonds ancien. ’ périodiques, sur les 1 145 titres recensés, 4 220 titres de périodiques anciens (19 %) relèvent de e e ’ commencent au 17 s. (145 vol.), 81 au 18 s. (1 700 l’histoire, soit aussi le deuxième thème en impor- ’ e ’ vol.)et1060 au 19 s. (19 130 vol., soit le 95 % de tance dans la section des périodiques. Près de ’ l ensemble des vol. anciens de périodiques). 29’000 vol. d’histoire se trouvent regroupés dans 2.6 La répartition des langues sur l’ensemble des les anciennes cotes thématiques «F» et sous la cote fonds anciens donne les résultats suivants: le fran- SOC LECT D. Parmi ces 29’000 vol., on sait que çais domine avec 100’790 vol. (plus de 52 %), suivi 235 sont du 16e s. (moins de 1 %), 1’100 du 17e s. par l’allemand avec 52’910vol.(prèsde28%)etle (près de 4 %), 6’190 du 18e s.(21%)et21’400 du latin avec 19’970 vol. (plus de 10 %). Le reste des 19e s. (74 %). 284 Bibliothèque cantonale et universitaire de Fribourg

2.10 Les langues et littératures suivent de près 2’200 vol. (et 17 titres de périodiques) relatifs aux l’histoire, avec 35’850 vol. (19 %) et 125 titres de sciences naturelles, 2’180 vol. (et 30 titres de pério- périodiques (11 %). Quelque 24’300 vol. de langues diques) relatifs aux beaux-arts et 900 vol. (et 1 titre et littératures se trouvent regroupés dans les ancien- de périodique) propre à l’art militaire. nes cotes thématiques EA à EG, EI à EZ, DA à DG, 2.15 Le fonds ancien de la BCU de Fribourg ’ et SOC LECT H. Parmi ces 24 300 vol., on sait que reflète, sans surprise, ce que l’on peut attendre de e ’ e 730 sont du 16 s. (3 %), 1 090 du 17 s. (4,5 %), trouver dans la bibliothèque d’un canton qui fut ’ e ’ e 4 870 du 18 s. (20 %), 17 330 du 19 s. (71 %). longtemps, sur le plan religieux et idéologique, une 2.11 Quatrième pôle thématique, le droit et l’éco- capitale du catholicisme suisse, siège, jusqu’à une nomie comptabilisent 21’580 vol. (un peu plus de date récente, de l’unique université catholique du 11 %) et 135 titres de périodiques (près de 12 %). pays: un pôle d’excellence pour la théologie catho- Quelque 13’340 vol. de droit et d’économie se trou- lique, l’histoire et les littératures, ainsi que les scien- vent regroupés dans les anciennes cotes thématiques ces humaines en général. On notera cependant, H, HF, HL et SOC LECT C. Parmi ces 13’340 vol., avec une relative surprise, l’importance numérique on sait que 70 sont du 16e s., près de 200 du 17e s. non négligeable des ouvrages relatifs aux «sciences (1,5 %), 1’320 du 18e s. (10 %), 11’680 du 19e s. et arts» (mathématiques, art militaire, sciences (87 %, soit une proportion nettement plus forte que naturelles, médecine, arts et métiers, beaux-arts): dans l’ensemble du fonds ancien). A noter que le cumulés, ils s’élèvent à 16’780 vol., soit près de 9 % droit représente la très grande majorité des vol. pré- du fonds ancien. sents dans ce pôle thématique. Collections particulières 2.12 Le pôle philosophie et pédagogie suit avec 2.16 La grande majorité des bibliothèques institu- 11’320 vol. (6 %) et 87 titres de périodiques (près tionnelles ou privées qui ont intégré les fonds de 8 %). Les ouvrages de pédagogie présents dans le anciens de la BCU avant les années 1920, a été dis- fonds de l’ancien Musée pédagogique de Fribourg persée et les volumes distribués selon le sujet dans (cote Mus Ped), près de 2’700 vol. (monographies) l’une ou l’autre des nombreuses cotes thématiques et 550 fascicules de périodiques, contribuent pour mises au point dès la fondation de la Bibliothèque, une bonne part à la richesse du domaine. Quelque en 1848: c’est le cas, en premier lieu, de la biblio- 5’870 vol. de philosophie et de pédagogie se trou- thèque du Collège Saint-Michel de Fribourg, ou vent regroupés dans les anciennes cotes thématiques encore des bibliothèques du jésuite François Xavier A, SOC LECT F et I. Parmi ces 5’870 vol., on sait de Boccard (1705–1786), du chanoine Charles- que 60 sont du 16e s., 230 du 17e s. (4 %), 1’520 du Aloyse Fontaine (1754–1834) ou du Père Grégoire 18e s. (26 %), 3’970 du 19e s. (près de 68 %). Girard (1765–1850), dont nous ne connaissons pas 2.13 Les autres domaines rassemblent, séparé- exactement le nombre de volumes, sans parler des ment, nettement moins de 10’000 vol. chacun, soit dons, nombreux, enregistrés par la BCU dans les moins de 4 % du fonds ancien chacun. 6’370 vol., années qui ont suivi l’ouverture de l’Université et seulement 10 titres de périodiques, concernent la (1889). Quelques bibliothèques patrimoniales géographie. Quelque 4’560 vol. de géographie se importantes se trouvent toutefois conservées dans trouvent regroupés dans les anciennes cotes théma- leur ensemble, avec une cote unique de gestion. tiques FB, FC, SOC LECT E. Parmi ces 4’560 vol., Nous les présentons par ordre d’arrivée dans les on sait que 23 sont du 16e s., près de 200 du 17e s. fonds généraux de la BCU, tout en précisant que les (un peu plus de 4 %), 1’120 du 18e s. (plus de volumes de ces différentes bibliothèques ont aussi 24 %), 3’150 du 19e s. (69 %). Quelque 6’120 vol. été comptabilisés dans le «Survol» et dans et 340 titres de périodiques ont été rassemblés sous l’«Aperçu». la dénomination «varia» (ou divers), parmi lesquels on trouve quelques «inclassables» de la rubrique Incunables «généralités», mais surtout de nombreux volumes 2.17 Forte de 572 vol., la collection des incunables de journaux (quotidiens) et de revues suisses du ’ e de la BCU de Fribourg a été constituée dès l origine 19 s. de l’institution. Actuellement, les incunables sont 2.14 Les sciences physiques et mathématiques conservés dans le local d’archives du Cabinet des regroupent un ensemble de 5’820 vol. et d’une cin- manuscrits. Réunis sous la cote Z, les ouvrages du quantaine de titres de périodiques. Quelque 3’480 noyau initial de la collection, soit 400 incunables vol. de ces sciences se trouvent regroupés dans les (70 %), sont essentiellement constitués des apports anciennes cotes thématiques B à BI et BK. Parmi ces des couvents fribourgeois supprimés en 1848 (cis- 3’480 vol., on sait que 60 sont du 16e s., 230 du terciens d’Hauterive, ermites de Saint-Augustin, 17e s. (près de 7 %), 990 du 18e s. (plus de 28 %), collège des jésuites, chartreuse de La Part-Dieu). 13 2’180 du 19e s. (près de 63 %). On relèvera encore incunables, pour la plupart sans date et par là non 3’440 vol. (et seulement 4 titres de périodiques) identifiés initialement comme tels, portent d’autres relatifs aux sciences médicales, 2’250 vol. (et 16 cotes. En 2004, la double donation des bibliothè- titres de périodiques) relatifs aux arts et métiers, ques des capucins de Fribourg et de Bulle a permis Bibliothèque cantonale et universitaire de Fribourg 285 d’accroître considérablement la collection par 2.21 Les ouvrages religieux et les documents l’ajout de 110 incunables du couvent de Fribourg et administratifs de la Chancellerie de Fribourg et de 42 de celui de Bulle. Sans surprise, l’immense majo- l’Evêché dominent la production imprimée au rité de ces imprimés (93 %) est rédigée en latin, soit moins jusqu’en 1820. Cette production connaît un 534 incunables; reste 21 vol. en allemand, 12 en véritable essor à partir de 1847, lors de la chute du français, 2 en italien et 3 multilingues. La présence régime conservateur. Ainsi, deux tiers des vol. se des ouvrages de théologie est aussi très forte répartissent entre le droit, l’économie (983 vol. ou (78 %), sans être non plus une surprise (446 vol.). 37 %, y compris les actes officiels) et la théologie Le quart restant se répartit entre les incunables de (900 vol. ou 33 %). Le petit tiers restant se partage langues et littératures (43 vol. ou 7,5 %), de philo- entre les langues et littératures (193 vol. ou 7 %), sophie (29 vol. ou 5 %), d’histoire (27 vol., ou près l’histoire (190 vol. ou 7 %), la philosophie et péda- de 5 %), de médecine (8 vol.) et d’autres domaines gogie (80 vol. ou 3 %), les arts et métiers (70 vol.), (19 vol.). Le seul catalogue imprimé des incunables la géographie (53 vol.), les sciences physiques et ne reflète que partiellement l’état actuel du fonds, mathématiques (48 vol.), les sciences médicales (40 puisqu’il date de 1917. Réalisé par Wilhelm Joseph vol.),lessciencesnaturelles(30vol.),lesbeaux-arts Meyer, il demeure toutefois un outil indispensable à (21 vol.), les militaria (7 vol.). La Bibliographie fri- l’étude de ces imprimés. bourgeoise recense en outre 60 journaux et revues fribourgeoises nés au 19e s., à l’exception de la Les Friburgensia Feuille d’avis de Fribourg crée en 1737. 2.18 En charge de la mission de conserver le patri- moine imprimé du canton de Fribourg, dotée depuis Société économique ’ 1974 d une loi sur le dépôt légal des imprimés, la 2.22 L’ancienne bibliothèque de la Société écono- BCU de Fribourg est la bibliothèque de référence mique de Fribourg, qui abrite un fonds ancien de de pour le patrimoine fribourgeois imprimé. Elle pos- 26’570 vol. antérieurs à 1901, offre un profil réso- ’ sède plus de 2 690 vol. imprimés dans le canton lument différent du reste des collections de la BCU. entre 1585 et 1900, regroupés dans leur grande Fondée en 1813, elle a été la première institution à majorité sous la cote FRIB; ces volumes ne repré- vocation laïque du canton de Fribourg; ses mem- ’ sentent pas l entier de la production fribourgeoise, bres étaient généralement de tendance libérale. Une mais, selon une estimation, les 75 %. Entre 1585 et convention avec la ville de Fribourg, en 1834, en 1773, par exemple, sur les 743 titres imprimés à permettant l’accès aux habitants de la capitale, en Fribourg, 257 (soit plus du tiers) ne sont pas en fait une sorte de bibliothèque municipale qui, au possession de la bibliothèque (Bosson 2002). Pour 20e s., partagera les mêmes murs que la BCU. Lors e le 19 s., le taux des imprimés fribourgeois man- de la fondation de la Bibliothèque de la ville de Fri- quants à la BCU est estimé entre 15 et 20 %. bourg, en 1978, les collections de l’ancienne biblio- 2.19 Les Friburgensia en possession de la BCU thèque de la défunte Société économique reviennent démontrent une production croissante au fil des siè- à la BCU. Le fond ancien et son développement cles: 25 vol. imprimés au 16e s. (mois de 1 %), 157 nous est relativement bien connu, notamment grâce au 17e s. (près de 6 %), 324 au 18e s. (12 %) et àl’étude de Charles de Raemy, Aperçu historique 2’186 au 19e s. (81 %). Fondée dans le sillage de la sur l’origine et le développement de la bibliothèque Contre-Réforme, l’officine typographique de Fri- de la Société économique (1884). De plus, deux édi- bourg ouvre ses portes en 1585, peu après la fonda- tions du catalogue ont été imprimées en 1836 et en tion du Collège jésuite par Pierre Canisius. Le pre- 1884, complétées par des suppléments en 1858, mier imprimé fribourgeois est le Fragstuck des 1868 et 1897. christlichen Glaubens, an die neuwe sectische Pre- 2.23 Parmi les 26’570 vol. anciens, on relève une digkandten (1585) de John Hay, traduit en alle- faible proportion d’imprimés des 16e (138 vol.) et mand par le curé de Fribourg Sébastien Werro. 17e s. (613 vol., ou un peu plus de 2 %); même les 2.20 Plus des trois quarts des vol. (77 %) sont en imprimés du 19e s. (proportionnellement à l’en- français, soit 2’066, ce qui est nettement plus que la semble des fonds anciens) sont moins bien représen- moyenne du fonds ancien. Le reste se répartit entre tés (17’600 vol., ou 66 %), au profit du 18e s. l’allemand (327, ou 12 %), le latin (270 vol., soit un (8’210 vol., ou 31 %). Le taux élevé d’ouvrages du plus de 7 %) et 8 en grec. La prédominance du fran- 18e s. doit beaucoup à Nicolas de Gady (1766– çais s’explique avant tout par la proportion très 1840), l’un des principaux fondateurs de la biblio- importante d’imprimés du 19e s. (81 %), surtout thèque, qu’il dota de 3’000 vol. tirés de sa biblio- dans le dernier quart de ce siècle. Pour les siècles thèque familiale. La répartition par langues montre précédents, les trois langues principales se trouvent la nette domination du français (18’560 vol., ou dans des proportions plus serrées, avec une légère 70 %) et de l’allemand (6’960 vol., ou 26 %). Les prédominance de l’allemand jusqu’au début du quelques ouvrages restant se répartissent entre le 18e s., puis une légère avance du français sur l’alle- latin (745 vol., soit près de 3 %), l’italien (100 mand, et le latin, qui perd progressivement du ter- vol.), l’anglais (83 vol.), le grec (25) et les autres rain. langues (94). Les matières reflètent les intérêts d’un 286 Bibliothèque cantonale et universitaire de Fribourg lectorat laïc, urbain et libéral, la théologie n’arri- tératures, 465 vol. de philosophie et pédagogie, et vant qu’en septième position des sujets, répartis 193 vol. de varia. comme suit: 7’600 vol. (29 %) concernent l’histoire, 4’760 vol. (18 %) les langues et littératures, 2’600 Bibliothèque des capucins de Bulle vol. (10 %) le droit et l’économie, 2’050 vol. (près 2.27 Fondé en 1665, le couvent des capucins de de 8 %) les sciences médicales, presque autant Bulle a fermé ses portes en 2004, et la partie (2’030 vol.) la pédagogie et la philosophie, 1’660 ancienne de sa bibliothèque a fait l’objet d’une vol. (un peu plus de 6 %) la géographie, 1’580 vol. donation en faveur de la BCU cette même année. (6 %) la théologie, à peine moins (1’460 vol., soit Moins étendue que sa consœur de Fribourg, la 5,5 %) les sciences naturelles et physiques, 1’100 bibliothèque du couvent de Bulle n’est en pas moins vol. (4 %) les arts et métiers, 660 vol. les militaria, précieuse. Comprenant de nombreux legs impor- 190 vol. les beaux-arts; à quoi il faut ajouter 860 tants de personnalités ou de curés de la Gruyère vol. de varia, essentiellement des journaux et (comme les curés Bernard Savoy et Jacques Daf- revues. flon), la bibliothèque abritait également, jusqu’en 2002, les volumes personnels ayant appartenu au Bibliothèque des capucins de Fribourg bienheureux Apollinaire Morel (1739–1792); au 2.24 Fondé en 1609, le couvent des capucins de nombre de 160, ils ont depuis rejoint les rayons de Fribourg était doté d’une riche bibliothèque, consti- la Bibliothek der Kapuziner der Deutschen Schweiz tuée d’ouvrages de théologie à l’usage des religieux, à Wesemlin (Lucerne). Un catalogue manuscrit pour et enrichie aussi par des dons de particuliers. Parmi l’ensemble de la bibliothèque, commencé en 1862, y les legs les plus remarquables, signalons avant tout est également conservé. On sait qu’en 1868, le cou- plus de 200 vol. issus de l’ancienne bibliothèque de vent abritait environ 4’600 vol., et environ 10 à l’humaniste et homme d’Etat fribourgeois Peter 12’000 lors de sa fermeture. Depuis 1915/1916, ils Falck (1468–1519): collection particulière d’une étaient installés dans une annexe construite à cet extrême importance patrimoniale, même sur le plan effet. suisse, elle a fait l’objet d’une publication du Père 2.28 Sur les quelque 6’300 vol. anciens recensés, Adalbert Wagner. D’autres ouvrages portent l’ex- on note une forte proportion d’ouvrages du 17e s. libris d’ecclésiastiques de la région ou du couvent (près de 9 %, avec 550 vol.) et du 18e s. (près de des capucins de Romont. Provisoirement déposé en 22 %, avec 1’364 vol.), sans oublier 42 incunables, 1981 à la BCU, le fond ancien de la bibliothèque 94 vol. du 16e s. et 4’243 vol. du 19e s. (67 %). La des capucins de Fribourg a été patiemment catalo- quasi totalité du fonds se répartit entre trois lan- gué sur fiches par le Père Norbert Sapin (fichier en gues: près des deux tiers pour le français (3’980 ligne), avant d’être cédé en donation en 2004. vol.), un cinquième pour le latin (1’260 vol.) et 2.25 Sur les quelque 20’720 vol. anciens recensés, 15 % pour l’allemand (940 vol.); le reste se partage on remarque une proportion d’imprimés antérieurs entre l’italien (une trentaine de vol.), le grec (5) et à 1800 supérieure à la moyenne du fonds ancien de les autres langues (86 vol.). la BCU. On a ainsi 110 incunables, 800 vol. du 2.29 La répartition matières du fonds ancien est e e 16 s. (près de 4 %), près de 1’820 vol. du 17 s. très proche de celle de la bibliothèque des capucins e (prèsde9%);le18 s. est aussi très bien représenté, de Fribourg: la théologie domine nettement avec avec plus de 4’340 (21 %); reste 13’650 vol. du près des trois quarts du fonds (4’530 vol.), suivi par e 19 s. (66 %). La quasi-totalité du fonds se répartit l’histoire (830 vol., soit 13 %), associée à la géogra- entre trois langues: plus de la moitié pour le fran- phie (100 vol.). Les autres domaines (15 % environ) çais (11’640 vol.), près du quart pour l’allemand représentent moins de 6 % chacun: 354 vol. de (4’870 vol.) et près d’un cinquième pour le latin sciences et arts (148 de sciences naturelles, 73 de (3’770 vol.); le reste se partage entre l’italien (162 physique et mathématiques, 27 de médecine, 57 de vol.), le grec (25 vol.) et les autres langues (146 beaux-arts, 35 d’arts et métiers, 14 de militaria), vol.). 200 vol. de droit et économie, 114 vol. de langues 2.26 La répartition des matières reflète, bien évi- et littératures et 166 vol. de philosophie et pédago- demment, la vocation religieuse de la bibliothèque gie. conventuelle, qui plus est d’un couvent d’études, puisque près des trois quarts des vol. relèvent de la Bibliothèque de Castella de Delley théologie (15’170 vol.). L’autre domaine important, 2.30 La bibliothèque de Castella de Delley, offerte mais dans une moindre mesure, est l’histoire: 2’280 à la BCU par Pierre de Castella en octobre 2004, vol. ou 11 %., associés à 250 vol. de géographie (un constitue un cas rare de bibliothèque familiale, peu plus de 1 %). Les autres domaines représentent transmise et conservée dans son ensemble sans moins de 5 % chacun: 910 vol. de droit et écono- interruption, de ses origines à nos jours. Formée dès mie, 906 vol. de sciences et arts (296 de sciences le début du 17e s. par François Castella (1590– naturelles, 183 de physique et mathématiques, 153 1629), banneret et gouverneur de Gruyères, la de médecine, 150 de beaux-arts, 91 d’arts et bibliothèque s’est progressivement enrichie de l’ap- métiers, 33 de militaria), 540 vol. de langues et lit- port des autres membres de l’illustre famille gruyé- Bibliothèque cantonale et universitaire de Fribourg 287 rienne. Les enrichissements successifs qui accrois- 1793), ainsi que divers ouvrages du 18e s. sur la sent la collection au 17e et au 18e s., s’effectuent franc-maçonnerie, d’une grande rareté. essentiellement par héritage, mais aussi par alliance et par dons: c’est le cas en 1768 lorsque Joseph de Castella, recteur du Collège de Fribourg-en-Brisgau 3. CATALOGUES puis dernier recteur jésuite du Collège Saint-Michel de Fribourg, offre un nombre assez conséquent Catalogues modernes généraux d’ouvrages de théologie à son frère cadet Rodolphe, Catalogue du Réseau fribourgeois [depuis 1984; pour compléter la bibliothèque familiale à Wallen- concerne le fonds moderne, les imprimés fribour- ried. Parmi les personnages qui ont le plus contri- geois et les fonds anciens au fur et à mesure du bué au développement de la bibliothèque nous recatalogage en cours] devons mentionner le comte Rodolphe II de Cas- Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes tella (1705–1793). Ce militaire de carrière, officier [sur fiches scannées; n’est plus alimenté depuis au service de France, obtient du Petit Conseil de 1984] Fribourg, par décision du 19 novembre 1765, l’au- Catalogue par sujets [sur fiches; alphabétique torisation de transformer ses biens de Wallenried, matières; concerne surtout les acquisitions de la en une «substitution». Cette disposition permettra période 1950–1984; n’est plus alimenté depuis de garantir l’intégrité du patrimoine et, en ce qui 1984] concerne la bibliothèque, lui évitera l’éparpillement qui a été le lot de tant de prestigieuses bibliothèques Catalogues modernes spécialisés privées. Bibliographie fribourgeoise en ligne [depuis 2001; ’ ’ 2.31 Il s’agit d’une collection majoritairement plus de 29 000 notices, y compris d imprimés constituée d’ouvrages imprimés entre 1660 et 1820, anciens] avec un accent porté sur le 18e s. Sur les quelque Bosson, Alain: La bibliothèque de Castella de Del- 2’460 vol. recensés, on dénombre 10 vol. du 16e s., ley léguée à l’Etat de Fribourg par Monsieur Pierre 165 vol. du 17e s. (près de 7 %), 1’740 vol. du 18e s. de Castella. Catalogue. Fribourg 2004 [systéma- (70 %), et 550 vol. du 19e s. (22 %). La quasi tota- tique; avec une préface et des tables] ’ lité des vol. (2 300, soit près de 94 %) est en fran- Bulletin des acquisitions récentes de la Bibliothèque çais. Le reste se répartit entre le latin (63 vol.), l’al- cantonale et universitaire de Fribourg. Fribourg ’ ’ lemand (57), l italien (15), l anglais (11) et les 1919–1940 [alphabétique auteurs] autres langues (12). Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes du 2.32 La bibliothèque de Castella dénote, dans les fonds ancien des capucins de Fribourg [sur fiches sujets représentés, des intérêts de leurs propriétaires scannées] dans le pur esprit des Lumières: les arts et métiers, Meyer, Wilhelm Joseph: Catalogue des incunables l’agriculture, la botanique et les sciences naturelles, de la Bibliothèque cantonale et universitaire de Fri- mais aussi les grands classiques des «philosophes» bourg (Suisse). Fribourg 1917 [alphabétique (Montesquieu, Voltaire, Mirabeau, etc.), côtoient auteurs, titres anonymes] les récits des voyageurs dans les terres inconnues, Répertoire des périodiques conservés à la Biblio- ou encore la vaste section d’ouvrages d’histoire et thèque cantonale et universitaire de Fribourg. Fri- de militaria. On sera en revanche étonné de la rela- bourg 1993 [5 vol.; alphabétique des titres] tive modestie de la partie religieuse de la biblio- thèque, qui doit beaucoup à l’apport d’une seule Catalogues anciens généraux personne, le Père Joseph de Castella, déjà men- CataloguedelaBibliothèquecantonaledeFri- tionné. Les matières se répartissent comme suit: lan- bourg. Fribourg 1852–1886 [4 vol.; systématique; gues et littérature, 706 vol. (plus de 28 %); histoire, avec un règlement; le vol. 3 contient une notice his- 615 vol. (25 %); géographie, 328 vol. (plus de torique et la table des auteurs et des anonymes; le 13 %); théologie, 293 vol. (12 %); les autres domai- vol. 4 est un supplément] nes ont moins de 5 % chacun: arts et métiers, 107 vol.; militaria, 78 vol.; sciences naturelles, 69 vol.; Catalogues anciens spécialisés droit et économie, 60 vol.; sciences physiques et Catalogue topographique du fonds ancien des capu- mathématiques, 54 vol.; philosophie et pédagogie, cins de Fribourg [sur fiches] 46 vol.; beaux-arts, 45 vol.; sciences médicales, 31 Catalogus bibliothecae PP. capucinorum conventus vol. B.V.M. Bulli [ms., 1862; systématique; catalogue de 2.33 Plusieurs pièces prestigieuses se trouvent la bibliothèque des capucins de Bulle; Provinzarchiv dans cette bibliothèque, notamment le bel exemp- Schweizer Kapuziner Luzern] laire de L’office de la semaine sainte (Paris 1754) Catalogue de la bibliothèque à l’usage du clergé ayant appartenu à Madame Elisabeth, sœur de séculier du diocèse de Lausanne et de Genève, éta- Louis XV, ou encore la collection complète des 182 blie au séminaire de Fribourg. Fribourg 1842 [un parties de la carte de France de Cassini (1744– supplément a paru en 1874] 288 Bibliothèque cantonale et universitaire de Fribourg

Catalogue de la Bibliothèque de la Société écono- Dey, Joseph: De la bibliothèque du Collège St- mique de Fribourg. Fribourg 1836 [systématique; Michel à Fribourg. In: Mémorial de Fribourg, t. 4. deux suppléments ont paru en 1858 et en 1868] Fribourg 1857, p. 278–280 Catalogue de la Bibliothèque de la Société écono- Diesbach, Max de: La Bibliothèque cantonale et mique de Fribourg. Deuxième édition revue et universitaire de Fribourg. In: La nouvelle Biblio- complétée. Fribourg 1884 [systématique; un supplé- thèque cantonale et universitaire de Fribourg. Fri- ment a paru en 1897] bourg 1911, p. 11–30 Catalogue de la Bibliothèque des étudiants de Dousse, Michel; Fedrigo, Claudio (éd.): La BCU l’Ecole cantonale de Fribourg. Fribourg 1854 [sys- célèbre ses 150 ans. 1848–1998. Fribourg 2000 tématique] Leisibach, Joseph: Die Kantons- und Universitätsbi- Catalogue de la bibliothèque des étudiants du Col- bliothek Freiburg und ihre Sondersammlungen. In: lège de St-Michel. Fribourg 1861 [systématique] Arbido 19/9 (2004), p. 14–15 Catalogue du Musée pédagogique Fribourg Leisibach, Joseph: Todte Schätze ? Freiburger (Suisse). Fribourg 1899 [systématique] Bibliotheken um 1800. In: Fribourg 1798. Une révolution culturelle. Fribourg 1998, p. 197–205 Meyer, Meinrad: Notice historique sur la Biblio- 4. SOURCES ET ÉTUDES thèque cantonale de Fribourg. Fribourg 1857 SUR L’HISTOIRE DE LA BIBLIOTHÈQUE Nicoulin, Martin: Une bibliothèque au milieu du monde. Tout le savoir pour Fribourg. In: L’espace Archives bibliothéconomique suisse. Vevey 1993, p. 311–326 Les archives anciennes de la BCU de Fribourg, Nicoulin, Martin: Histoire de la Bibliothèque can- comprenant la documentation illustrant l’histoire tonale et universitaire de Fribourg (1848–1982). de l’institution jusqu’au début des années 1980, Fribourg 1998 (Info. Cahiers 9) sont conservées au Cabinet des manuscrits de la Nicoulin, Martin: Fribourg. Petite histoire de la BCU, et représentent environ 15 mètres linéaires. Bibliothèque cantonale et universitaire. In: Libra- ’ Compte-rendu de l administration du Conseil rium 32/1–2 (1989), p. 1–25 d’Etat du canton de Fribourg pour l’année… Fri- bourg 1849–1959 [contient le rapport annuel suc- cinct de la Bibliothèque, sous le chapitre Instruction 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS publique] Allemann, Otto: Zur Geschichte der Freiburger Zei- Rapports annuels [de la] Bibliothèque cantonale et tungspresse. In: Freiburger Geschichtsblätter 46 universitaire Fribourg. Fribourg 1960- (1947), p. 57–65 Règlement de la Bibliothèque cantonale. Fribourg Besson, Marius: L’Eglise et l’imprimerie dans les 1852 anciens diocèses de Lausanne et de Genève jusqu’en ’ Règlement du 13 mars 1883 pour l administration 1525. Genève 1937/1938 et l’usage de la Bibliothèque cantonale. Fribourg ’ 1883 Bosson, Alain: L atelier typographique de Fribourg (Suisse). Bibliographie raisonnée des imprimés Extrait du règlement de la Bibliothèque cantonale 1585–1816. Fribourg 2009 et universitaire du 30 octobre 1909. Fribourg 1909 Bosson, Alain: La bibliothèque de Castella de Del- Règlement du 22 janvier 1963 de la Bibliothèque ley. Des ouvrages instructifs pour des patriciens cantonale et universitaire. Fribourg 1963 éclairés. In: Annales fribourgeoises 67 (2005), Règlement du 2 mars 1993 concernant la Biblio- p. 51–55 thèque cantonale et universitaire. Fribourg 1993 Bosson, Alain: Les capucins de Bulle, leurs bienfai- Études teurs, leurs livres. In: Annales fribourgeoises 66 (2004), p. 41–49 Andrey, Georges: Du moulin à papier à la biblio- thèque. Bilan et perspectives de l’histoire du livre à Bosson, Alain: Les origines de l’imprimerie fribour- Fribourg. In: Annales Fribourgeoises 54 (1977– geoise dans le contexte suisse et européen. In: BCU- 1978), p. 201–233 Info 46 (2003), p. 38–43 Bourqui, Denise: Catalogue des imprimés fribour- Bugnon-Berger, Antoinette: Bibliothèque cantonale geois de la Bibliothèque cantonale et universitaire et universitaire de Fribourg. Catalogage des bro- de Fribourg (1585–1816). Fribourg 1965 [travail chures du «Fonds Gremaud» relatives au canton de de diplôme ABS, dactyl.] Fribourg. Fribourg 1974 [travail de diplôme ABS, Buntschu, Pierre: L’ancien catalogue sur fiches de la dactyl.] BCU sur internet. In: BCU-Info 50 (janvier 2005), Dubois, Frédéric: Les armoiries de l’Etat sur les p. 18–23 anciens imprimés officiels de Fribourg. In: Archives Bibliothèque cantonale et universitaire de Fribourg 289 de la Société d’histoire du canton de Fribourg 12 Le livre fribourgeois 1585-1985. Catalogue de l’ex- (1926), p. 213–223 position du 400e anniversairedel’imprimerie fri- Gottrau, B.: L’imprimerie à Fribourg. In: Nouvelles bourgeoise. Fribourg 1985 étrennes fribourgeoises 22 (1888), p. 18–25 Raemy, Charles de: Aperçu historique sur l’origine Holder, Karl: Kleinere Mitteilungen zur Geschichte et le développement de la Bibliothèque de la Société der Buchdruckerkunst in Freiburg in der Schweiz. économique de Fribourg. Fribourg 1884 In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 15 (1898), Rouiller, Jean-Luc: Les bibliothèques historiques p. 59–62 franciscaines en Suisse romande au début du XXIe Holder, Karl: Les origines de l’imprimerie fribour- siècle. Un état des lieux. In: Helvetia Franciscana – geoise. In: Mélanges d’histoire fribourgeoise. Fri- 32 (2003), p. 34 59 [sur les bibliothèques des capu- – bourg 1896, p. 3–9 cins de Fribourg et de Bulle, p. 39-40, 44 46] Horodisch, Abraham: Die Offizin von Abraham Schnürer, Liôba: Die Anfänge des Buchdrucks in – Gemperlin dem ersten Drucker von Freiburg Freiburg in der Schweiz 1585 1605. Freiburg 1944 Schweiz. Freiburg 1945 Wagner, Adalbert: Peter Falcks Bibliothek und Ladner, Pascal: Zur Bedeutung der Bibliothek Peter humanistische Bildung. Bern 1926 Falcks von Freiburg in Üchtland. In: Zeitschrift der Werro, Romain: Notice sur l’origine et le dévelop- schweizerischen Bibliophilen Gesellschaft 12 pement de la Bibliothèque de la Société économique (1969), p. 51–62 de Fribourg. Fribourg 1849 290 Bibliothèque du couvent des cordeliers (Franziskanerkloster), Fribourg

BIBLIOTHÈQUE DU COUVENT Quitter l’autoroute A12 à Fribourg-Nord, puis sui- ’ DES CORDELIERS vre la direction Fribourg-Cathédrale, jusqu au cou- vent. (FRANZISKANERKLOSTER), FRIBOURG 1. HISTORIQUE DU FONDS Canton: Fribourg 1.1 Fondé en 1256, le couvent des cordeliers (Franziskanerkloster) de Fribourg a une tradition Lieu: Fribourg du livre antérieure à l’invention de l’imprimerie. Au e Auteur: Jean-Luc Rouiller; inventaire Pascal 15 s., il était le centre de la vie intellectuelle de la ’ Marquard ville, grâce à des gardiens comme Frédéric d Am- berg (†1432) ou Jean Joly (†1510), qui ont jeté les Adresse: Rue de Morat 6, bases de la bibliothèque actuelle, une des plus Case postale 16, anciennes et des plus riches de Fribourg. L’impor- 1702 Fribourg tante collection de codices manuscrits qui nous est parvenue en témoigne. A la fin du Moyen Age, le Téléphone: +41 26 347 11 60 couvent possédait aussi un atelier de reliure. Cette activité autour du livre n’a pas cessé avec l’appari- Fax: +41 26 347 11 64 tion de l’imprimé, si l’on en croit le nombre impor- tant d’incunables (135 vol.) qui sont encore conser- E-mail: [email protected] vés dans la bibliothèque. Parmi ces incunables, 46 vol. ont appartenu au Père Jean Joly. Le Père Nico- Rattachement administratif: las Raedlé note que «la bibliothèque du couvent Couvent des cordeliers de Fribourg posséda bientôt les meilleurs ouvrages qui fussent ’ Fonctions: sortis des presses d Allemagne [avec une préférence œ Bibliothèque de couvent pour les] uvres philosophiques, ascétiques et théo- logiques» d’auteurs franciscains (Raedlé 1882, Collections: p. 179). Théologie: surtout sermons, spiritualité, théologie 1.2 Nos connaissances sur la bibliothèque avant le morale, dans une proportion moindre Ecriture sainte 18e s. sont très lacunaires. Nous n’avons retrouvé et commentaires, liturgie, Pères de l’Eglise. Histoire que cinq listes, qui ne donnent sans doute pas une religieuse et profane; langues et littérature; philoso- vision complète de l’ensemble du fonds. La pre- phie et éducation; sciences. Incunables. mière se trouve dans un inventaire dressé en 1598, Conditions d’utilisation: après la mort du Père Jean Michel: elle contient une Bibliothèque privée à usage interne des Pères du cou- trentaine de titres de théologie en une cinquantaine vent. Accès réservé aux chercheurs uniquement sur de volumes; cet inventaire fait allusion à 93 autres demande motivée adressée au gardien. livres, soit de philosophie, soit en allemand, tous numérotés, ainsi qu’àd’autres ouvrages qui ont été Equipement technique: transportés dans «la bibliothèque commune» («in Possibilité de demander des microfilms. die gemeine libri tragen worden») [AEF, Livre auxi- liaire de l’administration, n° 2, fol. 36r/v]. Les qua- Informations pour les utilisateurs de passage: tre autres listes figurent dans un inventaire du En sortant de la gare CFF, prendre à gauche l’avenue milieu du 17e s. [N 2 (1)]: trois concernent des de la Gare, puis la rue de Romont, traverser la place «livres de musique» et la dernière 127 recueils de Georges-Python, descendre la rue de Lausanne, une sermons conservés dans la bibliothèque en 1644 fois sur la place Notre-Dame, prendre à gauche la («Librarum in bibliotheca: concionatores»). Le Père rue de Morat (5 à 10 minutes). Depuis la gare CFF, Michel (†1598) avait enrichi la bibliothèque des bus 1, 2 et 6, arrêt «Le tilleul» (Place Notre-Dame). meilleurs ouvrages (Fleury 1907, p. 331), dont au Bibliothèque du couvent des cordeliers (Franziskanerkloster), Fribourg 291 moins une vingtaine porte encore son ex-libris, tout terlessoinsqu’on s’était donnés» [C 2 (1), fol. comme le Père Antoine Bonaventure Männlin 171v]. Il est toutefois impossible de quantifier avec (†1606), qui nous a laissé plus de 30 ouvrages exactitude ces dégâts. La même année, le couvent munis de son ex-libris. Parmi les Pères morts au est supprimé «par voie d’extinction» et les biens début du 18e s., deux noms reviennent plus réguliè- mis sous séquestre; il sera rétabli en 1803, sans que rement: celui du Père Joseph Sager (†1709) et celui l’on puisse déterminer si cet intermède causa de du Père Séraphin Gardu (†1735), une cinquantaine nouveaux dommages à la bibliothèque. Signalons d’ouvrages présentant encore l’ex-libris du premier au passage que durant la République helvétique un et pas moins de 25 du second. Durant tout le 17e s. projet de création d’une Bibliothèque cantonale et jusqu’àlamoitiédu18e s., les jésuites ont prêché sera étudié: le chanoine Charles-Aloyse Fontaine àl’église des cordeliers. «Quelques notes éparses» pensait l’installer précisément dans le couvent des dans les livres attestent de l’activité de ces religieux cordeliers (Fribourg 1798, p. 201). (Raedlé, p. 189). 1.5 Comme le suggèrent les lignes qui précèdent, 1.3 Le Protocollum du couvent [C 1 (1), en latin] on peut affirmer que la bibliothèque «s’est formée renferme quelques informations sur la bibliothèque. petit à petit par quelques dons de particuliers qui Au début du 18e s., le couvent était dans un état de voulaient du bien [à la communauté], mais surtout délabrement avancé, si bien qu’on décida sa recon- par les livres achetés des économies des confrères struction totale (1713–1725). En 1712, les bâti- pour leur propre usage, et insensiblement réunis ments construits près du ravin du Grabensaal, c’est- après leur décès et mis en commun pour le service à-dire la bibliothèque, le provincialat et le réfectoire de tous» [B 3 (4)]: les nombreux et divers ex-libris d’été menaçaient de s’effondrer [C 1 (1), p. 106]. Si manuscrits en témoignent. Dans la première moitié c’est cette partie du couvent qui s’effondra dans le du 19e s., il faut surtout signaler les dons du Père Grabensaal le 26 mars 1723 [C 1 (1), p. 128], la Séraphin Marchand (1763–1832) et du chanoine bibliothèque dut subir de lourds dégâts, à moins Charles-Aloyse Fontaine; ces deux dons ont fait qu’on ait déplacé les livres avant. Quoiqu’il en soit, l’objet de catalogues séparés. Le premier laissa plus en 1727, on dépensa 44 couronnes pour acheter de 300 ouvrages, dont les deux tiers sont du 18e s. 200 planches pour la (nouvelle) bibliothèque et le et plus de la moitié concernent la religion (dont 80 vestiaire [C 1 (1), p. 139]. Cinquante ans plus tard, recueils de sermons). Le couvent ne reçut qu’une le 5 mai 1777, on installa, en partie grâce à de l’ar- partie de la bibliothèque du chanoine Fontaine gent laissé par le Père Antoine Milleret (1705– (1754–1834), soit 946 titres en 1’722 vol., pour la 1770), en partie grâce à l’argent du couvent, des plus grande partie du 18e s.,prèsdelamoitiéen rayonnages des deux côtés de la porte de la biblio- latin (428 titres), un quart en allemand (265) et un thèque [C1 (1), p. 253]. Ces sommes mises à part, quart en français (253). La majorité relève de la les comptes du couvent «ne mentionnent aucune religion (avec une dominante dans l’Ecriture sainte, dépense de quelque signification faite en faveur les Pères et la théologie morale); parmi les domaines d’une bibliothèque», du moins jusqu’au milieu du profanes, 130 titres concernent l’histoire, 90 les 19e s. (M. Meyer, p. 232). Le Père Milleret «a langues et littératures et 80 la philosophie, éduca- acheté de nombreux livres d’auteurs sérieux pour la tion. Fontaine a enrichi plusieurs de ses livres de bibliothèque» (Fleury, p. 347) et pas moins de 25 commentaires, particulièrement les 227 ouvrages ouvrages sont encore dotés de son ex-libris. De (de religion pour l’essentiel et d’auteurs protestants cette période, nous sont aussi parvenus, entre en particulier) qui seront mis à l’index de la biblio- autres, une soixantaine de livres munis de l’ex-libris thèque (voir ci-dessous). C’est aussi dans ces du Père Jérôme Blondet (1714–1797), une cinquan- années-là, probablement vers 1830, que les corde- taine du Père Joseph Meuwli (1733–1801), une liers reçurent quelque 125 ouvrages ayant appar- quarantaine du Père Augustin Mehlbaum (1720– tenu au chanoine Sebastien Werro (1555–1614), 1790), une trentaine du Père Grégoire Moret dont une partie sont annotés de sa main (Perler, (1693-1779), ainsi qu’un don d’un certain Uttiger p. XI). Relevons que ces trois bibliothèques, comme en 1753 (peut-être le prêtre François Pierre Uttiger). tous les autres dons, n’ont pas été conservées en bloc, mais réparties dans les différentes matières. 1.4 La bibliothèque eut à souffrir de déprédations durant la période révolutionnaire. En 1798, le cou- 1.6 Le couvent a survécu aux turbulences du vent dut abriter une soixantaine de soldats français. régime radical de 1847–1856 et la bibliothèque ne D’après le Protocollum (p. 308), le 4 mars, la semble pas avoir subi trop de pertes, même si, crai- bibliothèque a été occupée par des soldats armés, gnant que les religieux ne soient chassés, le Père des livres mis en pièces et livrés aux flammes et la Charles Raedlé vendit avant la guerre du Sonder- collection entièrement bouleversée («tota collectio bund deux tableaux et «plusieurs ouvrages», ce qui susdeque versa»). Dans sa chronique, le Père Ber- lui permit de distribuer 54 francs et 2 batz à chacun nard Fleury (†1930) transcrit, amère: «Les dégats [B 3 (8); C 2 (1), fol. 253r]. Comme durant la Révo- qu’on y a faits et la perte considérable de différents lution, le couvent fut supprimé «par voie d’extinc- ouvrages que nous avons essuyée nous font regret- tion» et ses biens attribués à l’Etat de Fribourg 292 Bibliothèque du couvent des cordeliers (Franziskanerkloster), Fribourg

(décret des 30 et 31 mars 1848, révoqué le 3 juin tion d’auteur ni de date. La systématique adoptée 1857). En vertu de la Loi du 23 septembre 1848 sur présente six grands domaines (plus les incunables et l’instruction publique, «la Bibliothèque cantonale les manuscrits), eux-mêmes subdivisés en quelque est formée de la bibliothèque du collège St-Michel 55 matières, à l’intérieur desquelles les notices sont et des diverses bibliothèques des ordres et monastè- classées par ordre alphabétique des auteurs, sans res supprimés» (§ 233). En vue de leur transfert, les indication de cote. Le catalogue comptabilise plus livres furent inscrits dans le Catalogue de la Biblio- de 2’600 titres formant plus de 4’600 vol., répartis thèque cantonale imprimé entre 1852 et 1859, sans de façon plus ou moins égale entre les domaines doute sur la base du catalogue manuscrit dressé par religieux et profanes. Plus petit et plus épais que le Meinrad Meyer en 1849 (voir ci-dessous). En fait, précédent, le second catalogue, qui ne comporte ni les ouvrages des cordeliers semblent bien avoir page de titre, ni nom d’auteur, ni date, a sans doute échappé à un transfert massif vers la nouvelle été élaboré dans le dernier quart du 19e s. Les noti- Bibliothèque cantonale (Diesbach, p. 20; W. J. ces sont aussi classées par matières, mais selon une Meyer, p. 19). Le mode de suppression (par voie systématique simplifiée. Seize lettres de l’alphabet d’extinction) a sans doute contribué à cet état de représentent chacune une matière: A Biblia et fait. Les capucins, bénéficiaires du même statut, ont commentaria et libri introductionis (289 titres/589 aussi conservé leurs livres, par contre les cisterciens vol.), B Patres et scriptores Ecclesiastici (118/244), d’Hauterive et les augustins, qui ont été supprimés C Concilia et jus canonicum (149/249), D Theolo- avec effet immédiat, ont perdu leur bibliothèque. gia dogmatica (472/714), E Theologia moralis De plus, le projet du Conseil d’Etat (adopté le 28 (228/337), F Pastoral und Liturgik (240/324), G mars 1849) d’installer la future Bibliothèque canto- Jurisprudentia (162/268), H Ascetik (678/861), I nale dans le cloître (AEF, CE I 49, p. 240), puis Philosophie (368/557), K Physica (365/427), N dans une «aile du bâtiment des cordeliers» Historia et geographia (444/753), O Historia sacra (Compte-rendu de l’administration du Conseil (333/664), P Predigt-Literatur, Homiletica gallica d’Etat pour 1851, p. 30) a sans doute joué en leur (653/1260), Q Incunablen (169/196), pour un total faveur. Dans sa chronique, le Père Fleury confirme, de 4’668 titres en 7’443 vol., sans compter les livres sous l’année 1850, qu’«à cette époque, […]on[a] de langues et littératures (cotes L et M) non catalo- encore laissé les livres dans le couvent» [C 2 (1), gués. Les ouvrages sont donc désormais cotés, et fol. 256r]. Il est probable cependant que certains sans doute classés, selon une cotation matière ouvrages aient été déplacés. Dans une lettre des alphanumérique qui a encore cours de nos jours, années 1887–1890, le gardien François Vogel note même si plusieurs volumes ont depuis été déplacés bien que la «bibliothèque en masse n’apasétépor- et «recotés», surtout dans les cotes D, E, H et O. tée au collège», mais qu’ «on venait y prendre les ’ livres à volonté, et au lieu de les rapporter au cou- 1.8 Nous l avons vu ci-dessus, les premiers chiffres vent, souvent on les portait au collège, où un cer- relatifs au nombre total de volumes remontent au e ’ ’ tain nombre sont restés». Il demande au directeur milieu du 19 s.: 4 600 à 4 800 vol. en 1849, abs- de la Bibliothèque cantonale «de bien vouloir faire traction faite des doublets (M. Meyer, p. 236). Un ’ des recherches consciencieuses sur les livres de inventaire du couvent de 1861 parle d environ ’ notre bibliothèque qui seraient restés à la Biblio- 8 000 vol. [N 2, p. 13]. Ce chiffre se retrouve dans thèque cantonale» [B 3 (10)]. C’est en raison de les inventaires de 1866 et de 1900, ce qui corres- cette situation instable que le Père Grégoire Girard pond sans doute plus à une absence de réévaluation ’ (1765–1850) ne légua pas ses 3’000 ouvrages à son des collections qu à une véritable stagnation. En ’ couvent, mais à la Bibliothèque de la Société écono- 1909, le nombre de volumes s élève à environ ’ mique (de Fribourg) qu’il avait contribué à fonder 12 000. Cette forte augmentation, nous rappelle ’ ’ ’ en 1812, «car il ne prévoyait pas alors la résurrec- l inventaire, est due aux «dons d amis», à l «achat ’œ tion du couvent» [C 2 (1), fol. 256r; Raedlé, p. 97– d uvres récentes» et à des «livres laissés par des 99]. confrères décédés» [N 2, fol. 131]. En 1912, le Père Fleury parle de 7’443 vol. catalogués et d’environ 1.7 Le premier catalogue qui nous est parvenu 6’100 non catalogués (dont env. 3’000 nouvelles date du milieu du 19e s., ce qui n’est pas étonnant, acquisitions), pour un total supérieur à 13’500 vol., puisque le 10 août 1849, le Père Ch. Raedlé écrivait à quoi s’ajoutent les ouvrages des «bibliothèques (dans une lettre au préfet de la Sarine): «Nous particulières des religieux» [C 2 (2), p. 182]. Le n’avons jamais possédé de catalogue de notre total des volumes catalogués dans chaque domaine bibliothèque» [B 3 (4); C 2 (1), fol. 253r]. C’est le correspond à celui du second catalogue. Parmi les bibliothécaire cantonal Meinrad Meyer qui rédi- ouvrages non catalogués, on trouve toujours ceux gera, en 1849, ce premier «Catalogue raisonné» de «littérature», environ 1’100 vol., ainsi que 1’000 manuscrit, conservé aujourd’hui à la BCU de Fri- vol. de «livres à l’Index». Mentionnés ici pour la bourg [L 557]. Une copie de ce catalogue se trouve première fois, ces livres seront cotés sous la lettre chez les cordeliers. Il porte comme titre Sancti Fran- X. Jusque dans les années 1960, ils étaient classés cisci Fratrum Minorum Conventualium in Con- dans une armoire spéciale de la bibliothèque; le ventu Friburgensi Bibliotheca: catalogus,sansmen- Père André Murith (bibliothécaire de 1953 à 1985) Bibliothèque du couvent des cordeliers (Franziskanerkloster), Fribourg 293 supprima cet Index et répartit les ouvrages dans les 2.3 D’un point de vue linguistique, l’ensemble du différentes matières. fonds ancien se répartit presque équitablement ’ 1.9 On ne sait pas si la bibliothèque demeura dans entre le français, l allemand et le latin. Plus précisé- la même salle depuis la reconstruction du couvent ment, les ouvrages en français sont un peu plus e ’ nombreux (3’510 titres, 37 %) que ceux en alle- au 18 s. Par contre, on sait que, suite à l ouverture ’ ’ du «Pensionnat du Père Girard» en 1902/1903, elle mand (2 900 titres, 31 %) et en latin (2 710 titres, fut déplacée au provincialat, puis dès 1907, dans 29 %). Parmi les 220 titres restant, 150 sont en ita- ’ ’ lien. A l’intérieur des trois principales langues, la l ancien réfectoire d été, au rez-de-chaussée [C 2 e (2), p. 155], actuellement la chapelle de la commu- répartition par siècle est la suivante, français: 16 s.: e e ’ e ’ nauté. Elle y restera jusqu’àl’incendie du 4 novem- 40, 17 s.: 310, 18 s.: 2 600, 19 s.: 2 090; alle- mand: 16e s.: 46, 17e s.: 130, 18e s.: 620, 19e s.: bre 1937. Comme cet incendie se déclara sous les e e e ’ 2’100; latin: 16 s.: 500, 17 s.: 780, 18 s.: 875, toits, la bibliothèque n en fut pas trop affectée, ceci e d’autant plus qu’on eut le temps de transporter les 19 s.: 560. livres de valeur dans la Grabkapelle et dans la sacristie [C 2 (5), p. 93]. Suite à ce sinistre, le cou- Aperçu systématique vent fut haussé de deux étages et la bibliothèque aménagée dans une grande salle, dans les combles 2.4 La systématique retenue est celle du classe- de l’aile sud-ouest. Elle s’y trouve toujours. C’est ment des livres au rayon, présentée ici par centres peut-être à cette époque que l’on commença le cata- d’intérêt. L’attribution des matières correspond à logue alphabétique auteurs sur fiches. celle donnée par la cote alphanumérique inscrite sur 1.10 Vers le milieu du 20e s., à une époque où la chaque fiche du catalogue auteurs. Les ouvrages bibliothèque comptait plus de 30’000 vol. [C 2 (5), ayant un rapport avec la religion constituent près p. 320, 419], le Père Nicolas Bongard (1896–1955), de 60 % du fonds ancien, histoire religieuse et droit ’ bibliothécaire de 1933 à 1952, entreprit de décrire canon compris; ils bénéficient d une répartition tous les ouvrages antérieurs à 1800 et de transcrire matière un peu plus fine que dans les branches pro- ces notices descriptives (avec, entre autres, mention fanes. des ex-libris) dans dix cahiers bleus, en les regrou- 2.5 Quelque 530 titres sont regroupés sous la cote pant par siècle, puis par ordre alphabétique A. Il s’agit de diverses éditions de la Bible (Ancien auteurs, anonymes: 554 notices pour les imprimés et Nouveau Testament), de commentaires et d’intro- e e du 16 s., 1’105 notices pour ceux du 17 s. et 3’125 ductions à l’étude de l’Ecriture sainte. La plus forte pour ceux du 18e s. C’est aussi lui qui dressa la liste part d’ouvrages est du 18e s.: 210 titres (comme par des ouvrages cédés par le chanoine Fontaine et par exemple Le Nouveau Testament de Nôtre Seigneur le Père Marchand, ainsi que celle des 1’185 recueils Jésus-Christ, traduit par Richard Simon, Trevoux de sermons (cote P). Le Père André Murith et M. 1702, 4 vol.), contre 170 pour le 19e s., 76 pour le Joseph Ducrey (au début des années 1990) sont les 17e s. et 72 pour le 16e s. (dont La Bible qui est dernières personnes à avoir effectué de grands ran- toute la Saincte Escripture, Genève: Robert gements dans la bibliothèque. Estienne 1553). La moitié de ces ouvrages sont en latin (270 titres); le français vient en troisième posi- tion (110 titres), après l’allemand (130 titres). 2. DESCRIPTION DU FONDS 2.6 La cote B abrite les œuvres des Pères de 2.1 Le comptage des ouvrages a été réalisé à partir l’Eglise: 226 titres, dont la majorité sont des édi- du fichier auteurs. Les quelque 200 ouvrages sans tions du 19e s. (98 titres). Le nombre d’éditions du dates n’ont pas été retenus dans la description qui 18e s. est plus faible (33 titres) que celui du 17e (54 suit. On donne chaque fois le nombre de titres, sou- titres) et du 16e s. (41 titres, comme par exemple les vent arrondis à la dizaine. Opera de saint Ambroise, Bâle 1567, 2 vol.). Plus de la moitié des titres sont en latin (127 titres); le Survol chronologique et par langues reste se répartit entre l’allemand (63) et le français 2.2 L’ensemble de la bibliothèque du couvent (35). compte quelque 25’330 titres, sans compter les 2.7 Les sermons (cote P), livres d’édification ouvrages de la bibliothèque moderne et ceux des compris, forment un ensemble important des ouvra- bibliothèques privées des Pères. Le total des ouvra- ges du domaine religieux: 825 titres, dont la moitié ges datés antérieurs à 1900 se monte à plus de sont en allemand (420 titres) et le tiers en français 9’500 titres, dont 220 titres d’incunables et post- (277 titres); seuls 123 titres sont en latin (surtout incunables (voir ci-après Collection particulière). des 17e et 16e s.). La moitié des titres sont du 19e s., Un peu plus de la moitié des livres sont du 19e s. puis viennent, en nombre décroissant, les sermons (4’900 titres). Le reste se répartit de façon décrois- du 18e s. (210 titres), ceux du 17e s. (160 titres) et sante entre les ouvrages édités au 18e s. (2’600 ceux du 16e s. (44 titres, comme par exemple titres, 28 %), au 17e s. (1’240 titres, 13 %) et ceux Quinta pars operum Iohannis Eckii contra Luthe- du 16e s. (660 titres, 7 %). rum et alios declamatoria, Augsburg 1533). 294 Bibliothèque du couvent des cordeliers (Franziskanerkloster), Fribourg

2.8 Un autre ensemble important d’ouvrages reli- religions, l’histoire de l’Eglise (comme Variarum gieux est classé sous la cote H: il s’agit de près de observationum liber d’Isaac Vossius, Londres 1685) 850 titres de spiritualité, mystique, vie intérieure, et les vies de saints (cote O), tandis que les autres pour une moitié du 19e s. (435 titres) et pour l’autre titres (880) ont trait à l’histoire profane (Aegidius moitié des 18e (195 titres) et 17e s. (180 titres, Tschudi, Chronicon helveticum, Bâle 1734), aux comme par exemple La grande guide des pecheurs récits de voyages et à la géographie (cote N). Glo- de Louis de Grenade, Paris 1602). Plus de la moitié balement, les ouvrages du 19e s. dominent (1’255 de ces ouvrages sont en français (440 titres), l’autre titres, 62 %), suivis par ceux du 18e s. (530, 26 %), moitié en allemand (200 titres) et en latin (185 du 17e s. (170) et du 16e s. (60). Un peu plus de la titres). moitié des éditions sont en français (1’040 titres), un tiers en allemand (680) et 10 % en latin, comme 2.9 L’éthique, la théologie morale et la «catéché- par exemple Vallesia christiana seu diocesis Sedu- tique» forment aussi un groupe important de près nensis historia sacra de Sebastien Briguet (Sion de 800 titres rangés sous la lettre D. Près de la moi- 1744). tié de ces ouvrages sont du 19e s. (360 titres ou 45 %), puis viennent en ordre décroissant ceux édi- 2.15 La section langues et littérature forme un tés au 18e s. (210), au 17e s. (140) et au 16e s. (86, ensemble de 1’700 titres. 940 titres concernent des dont De justitia caelesti de Jeronimo Osorio, Colo- grammaires, dictionnaires, lexiques (cote L), pour gne 1581). Un peu moins de la moitié des titres sont plus de la moitié du 19e s. (520 titres) et pour un en latin (340, 43 %); le reste se répartit entre l’alle- quart du 18e s. (235), les autres 20 % se partageant mand (230) et le français (216). entre le 17e s. (94) et le 16e s. (92); ces ouvrages sont autant en latin (320), qu’en français (320), un 2.10 460 titres concernent la liturgie (cote F), y peu moins en allemand (245). 760 titres relèvent compris les bréviaires et les livres de messe. Près de des belles-lettres (cote M), plus spécialement d’une la moitié sont du 19e s. (220 titres), le tiers du 18e s. littérature à caractère pédagogique et moral; ces (150), le reste du 17e s. (75) et du 16e s. (16), derniers ouvrages sont essentiellement du 19e s. comme le Traicte de la liturgie de Gilbert Gene- (640 titres), peu du 18e s. (110 titres), en français brard (Lyon 1594). La plus grande partie des ces (390) et en allemand (330). ouvrages sont en latin (300, 66 %), comme le Fla- gellum daemonum de Girolamo Menghi (Lyon 2.16 Quelque 450 titres concernent les sciences 1604), le reste en français (90) et en allemand (65). (cote K). On y trouve des ouvrages de botanique, zoologie, physique, mathématique, chimie. Près de 2.11 Sous la lettre E ont été regroupés 360 titres e la moitié des titres sont du 19 s. (215); puis vien- relatifs à des domaines assez divers, essentiellement e nent, en nombre décroissant, ceux du 18 s. (170), la théologie pastorale et la casuistique, mais aussi la e e ceux du 17 s. (46) et ceux du 16 s. (26). 45 % des dogmatique, l’ascétique et les conciles. Près de titres sont en français (210), 38 % en allemand 40 % (140 titres) sont du 19e s., un tiers du 18e s. (175, dont Neu vollkommenes Kräuter-Buch de (120 titres) et un quart du 17e s. (90, comme Bernhardus Verzascha, Bâle 1678) et 15 % en latin Manuale praelatorum regularium de Luis de (70 titres, dont deux éditions de Secundi historiae Miranda, 1617). Plus de la moitié sont en mundi libri XXXVII de Pline l’Ancien, Lyon 1548 latin (200 titres ou 56 %), le reste se partage entre et Bâle 1549). l’allemand (80) et le français (70). 2.17 La musique et les arts ne sont représentés que 2.12 600 ouvrages concernent la philosophie et par 160 titres, essentiellement du 19e s.(87%)eten ’ l éducation, groupés sous la cote J. Plus du tiers de allemand (53 %). ces ouvrages sont du 18e s. (240 titres, 40 %) et un e e tiers du 19 s. (200, 33 %); le reste est du 16 s. (84) Collection particulière et du 17e s. (76). Un peu plus de 40 % des titres sont en latin (250 titres, comme par exemple Cogi- 2.18 Le couvent abrite dans le local des archives, tationum rationalium de Deo, anima et malo de au premier étage, sous la cote Q, 136 vol. incuna- Pierre Poiret, Amsterdam 1715), puis viennent ceux bles (143 œuvres) en latin et 66 post-incunables en français (180 ou 30 %) et en allemand (160 ou (seuls les incunables sont ici pris en considération). 27 %). Vers 1912-1913, le couvent avait déjà rédigé les fiches signalétiques des incunables pour le Gesamt- 2.13 Les ouvrages de droit ne sont pas très nom- katalog der Wiegendrucke.Pasmoinsde24vol. breux: 380 titres, dont 210 de droit canon (cote C) ont été reliés, à Fribourg même, par Pierre Gayet et 170 de droit civil (cote G). Près de la moitié de (vers 1500) et 32 par Rolet Stoss (†1501). 46 incu- ces titres sont du 18e s. (184). Le latin est la langue nables proviennent de la bibliothèque du Père Jean la mieux représentée (240, 63 %). Joly. Parmi les ouvrages de théologie, de loin les 2.14 L’histoire, histoire religieuse et géographie plus nombreux, les œuvres de théologiens ou de comprises, forme un ensemble important de plus de Pères de l’Eglise, comme saint Antonin, saint 2’000 titres (21 % du fonds ancien). Quelque 1’130 Augustin, saint Bonaventure, saint Thomas d’Aquin titres concernent plus spécialement l’histoire des (Tractatus de periculis contingentibus circa sacra- Bibliothèque du couvent des cordeliers (Franziskanerkloster), Fribourg 295 mentum eukaristie, Ulm 1473), John Duns Scot, de la BCU Fribourg contient des annotations manu- Gerson, Pierre Lombard (avec ses commentateurs) scrites, dont un «C» devant les ouvrages des corde- dominent. Une vingtaine d’incunables concernent liers] lestextesdel’Ecriture sainte, avec ou sans commen- taires (dont ceux de Nicolas de Lyre). Une autre Catalogues anciens spécialisés vingtaine renferme des recueils de sermons, dont Librarum in bibliotheca. Concionatores. 1644 [ms., quelques-uns d’auteurs franciscains. 7 titres relè- N2(1)] vent du droit canon (Lectura super quinque libros Catalogue chronologique [10 cahiers mss., par siè- Decretalium de Nicolaus de Tudeschis, Lyon ca cle puis par ordre alphabétique auteurs, titres ano- 1495) et 5 de la liturgie. On trouve aussi quelques nymes, par le P. Bongard, chaque cahier a un titre ouvrages curieux comme le De laniis et pythonicis différent: «Katalog der Drucke aus dem 16. Jah- mulieribus d’Ulrich Molitor (Constance 1489) ou le rhundert…», «Katalog der Bücher aus dem 17. Jah- Compotus d’Anianus (Lyon 1489), ainsi qu’une rhundert…», etc.; concernent tous les imprimés édition rare du Doctrinale d’Alexandre de Villedieu antérieurs à 1800, sans les incunables] (Bâle ca 1495). Catalogue des incunables [sur fiches] 3. CATALOGUES

Catalogue moderne général 4. SOURCES ET ÉTUDES Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes SUR L’HISTOIRE [sur fiches] DE LA BIBLIOTHÈQUE Catalogues modernes spécialisés Archives Bibliothek Franziskanerkloster Freiburg. Inkuna- L’essentiel des archives des cordeliers est conservé beln mit Besitzervermerk Jean Jolys [dactyl., fin au couvent; les rares informations relatives à la 20e s.] bibliothèque sont disséminées dans différents docu- ments, entre autres dans les chroniques [C 2 (1), C Catalogue de la bibliothèque Fontaine [existe sous 2 (2), C 2 (5)], le Protocollum [C 1 (1)], les inven- deux formes: 1. Bibliothek Fontaine. Cordeliers, taires [N 2], la correspondance [B 3] ms., probablement par le Père Bongard, systéma- tique, vers 1950; 2. dactyl., systématique, édité par Archives de l’Etat de Fribourg (AEF), Livre de l’ad- Jean-Pierre Uldry dans son mémoire de licence: ministration, n° 2, fol. 35v–37r; Registre des délibé- Charles-Aloyse Fontaine, chanoine de Saint-Nico- rations du Conseil d’Etat (CE I 49, p. 240); Plans du las: 14 juin 1754–12 mai 1834. Fribourg 1965, vol. couvent (Plans 319. 1–10) – 2, p. 1 53] Compte-rendu de l’administration du Conseil Jurot, Romain: Die Inkunabeln des Franziskaner- d’Etat du canton de Fribourg pour l’année 1851. klosters in Freiburg/Schweiz, mit Anhang Catalo- Fribourg 1853 [p. 30] gue des incunables. In: Freiburger Geschichtsblätter 81 (2004), p. 133–217 Études Predigt-Katalog Franziskaner-Bibliothek Freiburg Degler-Spengler, Brigitte; Jordan, Joseph: Franzis- in alphabetischer Ordnung [ms., vers 1950, par le kanerkloster Freiburg (couvent des cordeliers de P. Bongard] Fribourg). In: Die Franziskaner, die Klarissen und die regulierten Franziskaner-Terziarinnen in der Catalogues anciens généraux Schweiz. Bern 1978, p. 152–205 (Helvetia sacra Catalogue raisonné de la Bibliotêque [sic] des cor- 5,1) deliers dressé par Mr Meyer, bibliothécaire canto- Diesbach, Max von: La Bibliothèque cantonale et nal. 1849 [ms., systématique, les notices ne universitaire. In: La nouvelle Bibliothèque canto- comportent pas de cote; déposé à la BCU/Fribourg nale et universitaire de Fribourg. Fribourg 1911, sous la cote L 557] p. 11–30 [sur la bibliothèque, p. 20, 23] Sancti Francisci Fratrum Minorum Conventualium Fleury, Bernard: Catalogue des religieux du couvent in Conventu Friburgensi Bibliotheca. Catalogus. des cordeliers (mineurs conventuels) de Fribourg [1849?] [ms., systématique, probablement une (1256–1905). In: Archives de la Société d’histoire copie du précédent] du canton de Fribourg 8 (1907), p. 312–373 [sur la Catalogue de la Bibliothèque des cordeliers [ms., bibliothèque, p. 331, 347] sans titre, peut-être dernier quart du 19e s., systéma- Fribourg 1798. Une révolution culturelle? Fribourg tique; les notices ont une cote matière] 1998 [sur la bibliothèque, p. 59, 60, 201] CataloguedelaBibliothèquecantonaledeFri- Jordan, Joseph: Le couvent des cordeliers de Fri- bourg. Fribourg 1852–1859 [3 tomes; l’exemplaire bourg 1256–1956. Fribourg 1956 [sur la biblio- relié déposé auprès du conservateur des manuscrits thèque, p. 50–51] 296 Bibliothèque du couvent des cordeliers (Franziskanerkloster), Fribourg

Meyer, Meinrad: Notice historique sur la Biblio- Fleury, Bernard: Un moine bibliophile au XVme thèque cantonale de Fribourg. In: Archives de la siècle. Le P. Jean Joly, cordelier de Fribourg. In: Société d’histoire du canton de Fribourg, 6 (1858), Revue d’histoire ecclésiastique suisse 6 (1912), p. 205-241 [sur la bibliothèque, p. 232–236] p. 27–33 [avec liste des mss et incunables lui ayant Meyer, Wilhelm Joseph: Catalogue des incunables appartenus] de la Bibliothèque cantonale et universitaire de Fri- Horodisch, Abraham: Die Buchbinderei des Fran- bourg (Suisse). Fribourg 1917 [sur la bibliothèque, ziskanerklosters zu Freiburg (Schweiz) im 16. Jah- p. 19] rhundert. In: Revue suisse d’art et d’archéologie 9 Raedlé, Nicolas: Le couvent des RR. PP. Cordeliers (1947), p. 157–180 de Fribourg. Notice historique. Fribourg 1882 [d’abord publié dans la Revue de la Suisse catho- Imbach, Ruedi; Tremp, Ernst (éd.): Zur geistigen lique; sur la bibliothèque, p. 54, 97–98, 173–180, Welt der Franziskaner im 14. und 15. Jahrhundert. 189] Die Bibliothek des Franziskanerklosters in Frei- burg/Schweiz. Fribourg 1995 (Scrinium Friburgense Schöpfer, Hermann: Im Dienste neuer Ideen. Die 6) Klöster und ihre Umnutzung nach 1848. In: Fri- bourg et l’Etat fédéral. Intégration politique et Major, Emil: Frühdrucke von Holz-und Metallplat- sociale 1848–1998. Fribourg 1999, p. 373–387 [sur ten aus den Bibliotheken des Barfüsserklosters in la bibliothèque, p. 380–382] Freiburg i. S. und des Kapuzinerklosters in Luzern. Strub, Marcel: Le couvent des cordeliers. In: La Strasbourg 1911 (Einblattdrucke des fünfzehnten ville de Fribourg. Les monuments religieux (deu- Jahrhunderts) xième partie). Bâle 1959, p. 3–96 (Les monuments – d’artetd’histoire du canton de Fribourg, 3) [sur la Perler, Othmar: Sebastian Werro (1555 1614). Bei- bibliothèque, p. 3, 5, 75–76] trag zur Geschichte der katholischen Restauration zu Freiburg in der Schweiz. Fribourg 1942 (Freibur- ger Geschichtsblätter 35) [sur la bibliothèque – 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS Werro, p. XI, XV XVI] Bruckner, Albert: Schreibschulen der Diözese Lau- Raymann, Otho: La reliure à Fribourg jusqu’àla sanne. Genève 1967 (Scriptoria Medii Aevi Helve- fin du seizième siècle. In: Le livre fribourgeois tica 11) [sur la bibliothèque médiévale, p. 82–101] 1585–1985. Fribourg 1985, p. 35–38 Bibliotheca Bodmeriana (Fondation Martin Bodmer), Genève 297

BIBLIOTHECA BODMERIANA 1. HISTORIQUE DU FONDS (FONDATION MARTIN BODMER), 1.1 Martin Bodmer (1899–1971) acquit sa pre- GENÈVE mière pièce, la traduction allemande de La tempête de Shakespeare, Der Sturm,àl’âge de 15 ans. Ce Canton: Genève fut là le début d’une incessante quête, dont le but principal sera de réunir «toute création du génie Lieu: Cologny humain qui a su dépasser la sphère et l’époque de son origine» (Ernst 1953, p. 17). Auteure: Sophie Simon, avec la collaboration de 1.2 Fils de parents férus d’arts et de lettres, Martin Jean-Luc Rouiller Bodmer grandit à Zürich dans un milieu propice à Adresse: RouteduGuignard19–21, sa vocation. A la mort de son père en 1916, il hérita ’ ’ 1223 Cologny (Genève) d une fortune considérable qu il saura mettre au service du livre. Le 19 juillet 1921, il créa avec Téléphone: +41 22 707 44 33 Eduard Corrodi, Robert Faesi et Max Rychner la Martin Bodmer-Stiftung für einen Gottfried Keller- Fax: +41 22 707 44 30 Preis, plus connue sous l’appellation «Prix Gott- fried Keller». Ce prix vise à «préserver et encoura- Homepage: www.fondationbodmer.org ger l’héritage culturel ancestral du pays», mais éga- lement à servir de relais avec l’étranger. Il récom- E-mail: [email protected] pensera, entre autres, Charles Ferdinand Ramuz (1927), Hermann Hesse (1936), Philippe Jaccottet Rattachement administratif: (1981), Jochen Greven (2005). Les projets de Mar- Fondation Martin Bodmer, Bibliothèque et Musée. tin Bodmer ne se limitèrent pas à cela. Il créa, en 1930, une revue littéraire, Corona,destinéeàla Fonctions: publication d’auteurs contemporains. Celle-ci, co- Bibliothèque privée destinée aux chercheurs. éditée par Herbert Steiner, subsistera jusqu’en Collections: 1943. Encyclopédique, avec fort accent sur les langues et 1.3 Parallèlement à ces activités, Martin Bodmer littératures; incunables. continuait d’étoffer méticuleusement sa collection. Celle-ci survolait l’histoire de l’humanité des origi- ’ Conditions d utilisation: nes au 20e s.; elle englobait cinq domaines (la civili- Bibliothèque de consultation exclusivement, ouverte sation, la culture, l’humanité, l’art et la littérature) aux chercheurs spécialisés, après avoir pris rendez- et se répartissait en quatre secteurs (la foi, le pou- vous. voir, les arts et la connaissance). Sa politique d’ac- quisition ne se limitait pas uniquement aux textes. Equipement technique: «L’ensemble de ce que le génie humain a exprimé Service de reproduction. par la parole, et plus que la parole» (Ernst 1953, p. 17) devait être représenté. Ainsi, il n’est guère Informations pour les utilisateurs de passage: surprenant de voir se côtoyer tant des papyrus, des Par l’autoroute, suivre la sortie Genève-lac, longer codices, des incunables, des autographes et des édi- les quais, emprunter le pont du Mont Blanc, conti- tions originales que des artefacts de la préhistoire, nuer sur le quai Gustave-Ador puis monter la Rampe des cylindres babyloniens, des vases, des monnaies, de Cologny. Dans le village, au rond-point, tourner des mosaïques, des sculptures, des dessins, des gra- à droite sur la route du Guignard. Quelques places vures, des bas-reliefs, des tapisseries, et même des de parc à disposition à la Fondation. En transport fossiles, des minéraux et des météorites. public, depuis la gare CFF de Cornavin, prendre le tram 16 jusqu’àl’arrêt Rive, puis le bus A, jusqu’à 1.4 Martin Bodmer se cantonna, au départ, à l’Oc- l’arrêt Cologny-Temple. cident, et à ses littératures antiques (grecque et 298 Bibliotheca Bodmeriana (Fondation Martin Bodmer), Genève latine), française, allemande (de loin la mieux repré- Kraus. Celui-ci prit commande, en 1935, de plu- sentée), anglaise, italienne et espagnole. Rapide- sieurs titres pour 25’000 francs et lui vendit la col- ment, il sélectionna ce qui, aujourd’hui, correspond lection Shakespeare (28 vol.) des frères Rosenbach aux cinq piliers de la collection: Homère, la Bible, en 1951. D’autres antiquaires ou galeries collaborè- Dante, Shakespeare et Goethe. Le premier l’avait rent: Art Ancien (Zürich), Pierre Berès (Paris), marqué comme «père des poètes de l’Occident». La Heinrich Eisemann (Londres), Ernst Hauswedell Bible de Gutenberg compta parmi l’une des plus (Hambourg), K.O. Henrici (Berlin), Rudolf F. Kallir spectaculaires acquisitions du collectionneur. Cette (New York), August Laube (Zürich), Maggs (Lon- dernière passa des mains des chanoines de Rotten- dres), Parke-Bernet (New York) et J.A. Stargardt buch, en Bavière, à celles du tsar, à la bibliothèque (Marburg). Il est impossible de détailler ici toutes de Saint-Pétersbourg. La chute du régime tsariste les acquisitions faites par Martin Bodmer. Il a su, permit à Martin Bodmer de l’acheter en 1931 par au gré de ses achats, choisir les objets les plus signi- l’intermédiaire de Maggs, à Londres, et d’en faire le ficatifs: en 1929, il acheta au couvent dominicain seul exemplaire conservé en Suisse. Shakespeare et de Retz en Autriche, le seul exemplaire connu de la Goethe, et spécialement la réception de ces deux deuxième édition de la célèbre tragi-comédie La auteurs, occupaient une place prépondérante dans Celestina o tragicomedia de Calisto y Melibea de la culture allemande du début du 20e s. Après avoir Fernando de Rojas (Tolède 1500), certainement acquis Der Sturm, il reçut de sa mère une édition l’ouvrage espagnol le plus diffusé après Don précieuse du Faust de Goethe. Son intérêt pour cet Quichotte. écrivain prit de l’ampleur et il acheta grand nombre 1.8 Les activités du collectionneur au sein de la d’autographes et d’ouvrages. Aujourd’hui encore, Croix-Rouge internationale dès 1939, tout d’abord la Fondation Martin Bodmer abrite une des plus comme simple bénévole, puis comme vice-président, grandes collections sur Goethe en dehors de l’Alle- le conduisirent à fréquenter de plus en plus souvent magne. Le collectionneur élargit par la suite son Genève. Après avoir transféré une première fois sa champ d’investigation à tous les continents (Orient, collection de son domaine zurichois de Muralten- Extrême-Orient, Amérique du Nord, Mexique et gut, à celui sis au pied du Freudenberg (Zürich), il Pérou, Afrique et Océanie). décida, en 1942, de déménager à nouveau sa biblio- 1.5 Jamais il ne dérogea à ses principes, à savoir thèque. Il acquit alors le domaine du Grand-Colo- s’approcher le plus près possible de l’original gny, près de Genève. Durant plus de trois ans, il (manuscrit, incunable et/ou première édition). aménagea l’ancienne villa Haccius en deux pavil- Ensuite seulement, venaient les œuvres complètes, lons de style néo-classique et installa sa collection les éditions critiques et bibliophiliques et enfin, les en sous-sol. Le 6 octobre 1951, la Bibliotheca Bod- traductions. A côté de cet aspect, il fallait également meriana était enfin inaugurée. prendre en compte la littérature secondaire, aussi 1.9 En 1953 débuta l’une des transactions les plus bien les recherches scientifiques sur les auteurs que importantes pour la bibliothèque, celle d’un lot de celles portant sur les œuvres. papyrus découverts en 1951 à Minia, dans la région 1.6 Dès le départ, Martin Bodmer s’est préoccupé d’Assiout (Papyrus Bodmer II à XL). La Fondation de confectionner un catalogue de sa collection. mit quatre ans à les acquérir. L’ensemble réunissait Pour ce faire, il réalisa un fichier alphabétique un corpus de textes bibliques, tels que l’Évangile auteurs et un autre matières, selon une systématique selon saint Jean, celui selon saint Luc (la plus de son cru assez complexe, inspirée de la Weltlitera- ancienne copie complète conservée et le plus ancien tur. Chaque domaine de ce dernier fichier (qui en codex connu) et un apocryphe: la Nativité de comporte une cinquantaine) est subdivisé en deux, Marie. afin de distinguer les textes (T) des études sur les 1.10 En 1969, la Bibliotheca Bodmeriana vit se œuvres ou les auteurs (G = Geschichte/histoire). déployer une activité inaccoutumée avec la venue 1.7 Au fil des acquisitions, Martin Bodmer noua, du pape Paul VI, en visite à Genève pour le 50e de près ou de loin, certains liens privilégiés. Ainsi anniversaire du Bureau international du travail en 1929, il acquit un grand nombre d’ouvrages de (BIT). A cette occasion, Martin Bodmer lui offrit Gœthe provenant de la bibliothèque du collection- quatre feuillets en papyrus de l’Epître de saint neur Heinrich Stiebel (1851–1928), de Francfort. Pierre. Sa bibliothèque avait atteint une telle renom- En 1935, Martin Breslauer, contraint de quitter mée que le chancelier de l’Université du Texas à l’Allemagne nazie, lui vendit 15’000 vol. de sa Austin proposa, la même année, de la lui acheter. bibliothèque privée, constituée d’une partie de celle Le collectionneur refusa. Une année plus tard, il des princes de Stolberg-Wernigerode. Le fils de ce rédigeait un «Projet pour une Fondation des collec- dernier, Bernard Breslauer, traita également avec tions Bodmer». Ce projet devait permettre, par l’en- Martin Bodmer. Grâce à lui, la bibliothèque se vit tremise d’une fondation publique, de transmettre enrichie de plusieurs manuscrits. Un autre person- aux siècles à venir un patrimoine de plus de nage à avoir participé à l’élaboration de la collec- 150’000 pièces. Si bien qu’un mois avant son décès, tion n’est autre que le libraire viennois Hans Peter le 26 février 1971, Martin Bodmer décida de faire Bibliotheca Bodmeriana (Fondation Martin Bodmer), Genève 299 de la Bibliotheca Bodmeriana une fondation de Ces fiches comportent une indication de la matière droit privé reconnue d’intérêt publique, dont le pré- de l’ouvrage qui correspond aux matières retenues sident devait être son fils, Daniel Bodmer. dans le catalogue systématique. Pour les Bibles et œ œ 1.11 La Fondation put donc continuer à vivre, en pour les uvres de G the, on a utilisé le catalogue bonne partie grâce à la subvention de l’Etat de systématique sur fiches; pour le fonds Chavanne et Genève, au soutien de la Commune de Cologny et à pour les ouvrages acquis depuis 2003, on a eu divers legs et dons. En 1990, elle reçut la biblio- recours au catalogue informatisé; pour les incuna- thèque de sciences d’André Chavanne, représentant bles, on a utilisé le catalogue imprimé les concer- de l’Etat au sein du Comité de 1971 à 1985, soit nant. Les statistiques portent sur le nombre de volu- quelque 4’000 vol., dont 555 antérieurs à 1900 mes. (72 % relevant des sciences). D’autres personnali- Survol chronologique et par langues tés, parfois membres du Conseil, offrirent aussi leur bibliothèque dans le courant des années 1990, la 2.2 L’ensemble des collections de la Fondation plupart étant constituée d’ouvrages modernes: le Martin Bodmer peut être estimé à près de 160’000 professeur Denis van Berchem, Georges-André documents écrits et à 155 objets d’art. Parmi les Cuendet (environ 700 vol. de linguistique, en documents écrits, on signalera 69 papyrus, 294 grande partie édités après 1900, touchant de nom- codices, 1’640 autographes, 967 lettres ou cartes de breuses langues de l’Europe et de l’Asie), la veuve la correspondance de Martin Bodmer, 65 dessins d’Amir Mehdi Badi` (environ 1’850 vol. portant (peintures, gravures, lithogravures…) et quelque essentiellement sur l’antiquité gréco-romaine et ori- 20’800 vol. modernes de périodiques et de catalo- entale), Mme Daniel Bodmer (une édition complète gues de vente. Bien que la grande partie des impri- e des œuvres de Mozart), la famille de l’artiste et més soit du 20 s., on se doit de relever la présence illustrateur Félix Hoffmann mort en 1972 (175 vol. de quelque 30’000 vol. antérieurs à 1901 (plus ou illustrés par ses soins, 300 gravures). moins 20 % des imprimés). Parmi ceux-ci, la Biblio- thèque a sélectionné près de 2’200 vol. imprimés 1.12 Les achats ne cessèrent pas pour autant. Dès aux 16e-18e s., qu’elle a regroupés dans la section 1997, la Fondation fait son retour dans les ventes Preciosa. aux enchères, mettant surtout l’accent sur l’acquisi- tion d’ouvrages ou de manuscrits contemporains. 2.3 269 titres sont des incunables (voir Collection e e Parmi les livres anciens, on signalera, entre autres, particulière). Le nombre d’imprimés des 16 et 17 s. l’Histoire philosophique et politique des établisse- est assez proche: 1’193 vol. pour le premier (4 %) e ments et du commerce des Européens dans les deux et 1’390 vol. pour le second (4,6 %). Le 18 s. est Indes de l’abbé Guillaume Raynal (Genève 1780– bien représenté avec 6’190 vol. (près de 21 %). La 1781, 5 vol.). En 2002, les ventes de la Madonna al majeure partie des imprimés anciens est toutefois e gatto de Léonard de Vinci et d’un dessin de Van du 19 s.: 20’970 vol. (70 %). Gogh permirent la constitution d’un Fonds d’acqui- 2.4 La part majoritaire des imprimés en allemand sitions au sein du Conseil. (58 % ou 17’556 vol.) reflète les origines du collec- e e 1.13 L’idée de pouvoir offrir au regard du public tionneur; 335 sont du 16 s., 375 du 17 s., 3’457 du e e davantage de pièces que ce qu’elle montrait déjà, 18 s. et 13’389 du 19 s. Le français est la deuxième émergea petit à petit. En 1998, la vente du Christ et langue la mieux représentée (20 %) avec 5’916 vol. e e e la Samaritaine au puits de Jacob de Michel-Ange et (184 du 16 s., 353 du 17 s., 1’754 du 18 s. et e les dons de divers mécènes apportèrent les fonds 3’625 du 19 s.), puis vient l’anglais (8 %) avec e e e nécessaires à l’extension de la Bibliothèque-Musée. 2’491vol.(35du16s., 123 du 17 s., 254 du 18 s. e Le projet fut mené à terme par l’architecte Mario et 2’079 du 19 s.). Le latin (4 %) compte 1’196 vol. e e e Botta et, le 21 novembre 2003, le Musée Bodmer (302 du 16 s., 171 du 17 s., 244 du 18 s. et 479 du e était inauguré. 19 s.). Cette langue précède de peu l’italien (3,5 %) avec ses 1’057 vol. (155 du 16e s.,45du17e s., 337 1.14 Actuellement, la Fondation n’acquiert plus du 18e s. et 538 du 19es.). Suivent l’espagnol avec que très peu d’ouvrages précieux. Son principal 361 vol. (35 du 16e s., 132 du 17e s.,39du18e s. et souci réside dans la préservation et la conservation 155 du 19e s.) et le grec avec 257 vol. (102 du 16e s., de ce patrimoine. Elle bénéficie néanmoins toujours 28 du 17e s.,38du18e s. et 89 du 19e s.). Reste 889 de dons. La Bibliothèque continue, quant à elle, vol. en différentes langues (arabe, arménien, cata- d’offrir ses services aux chercheurs, qui contribuent lan, celte, chinois, danois, finnois, flamand, hébreu, activement à enrichir sa documentation. Enfin, le hongrois, japonais, norvégien, perse, polonais, musée présente régulièrement de nombreuses expo- romanche, suédois, tchèque, turc). sitions temporaires, dont la thématique reste cen- trée sur l’art et le livre. Aperçu systématique 2.5 Les 2’064 vol. qui ne comportent pas de cotes 2. DESCRIPTION DU FONDS matières, n’ont pas été pris en compte dans 2.1 Le comptage des ouvrages a été effectué sur la l’Aperçu (bien qu’ils soient comptabilisés dans le base du catalogue alphabétique auteurs sur fiches. Survol). Il s’agit des incunables (269 titres) et d’ou- 300 Bibliotheca Bodmeriana (Fondation Martin Bodmer), Genève vrages destinés à la salle de consultation et aux 2.12 Vient ensuite la littérature italienne, avec 635 divers secteurs de la bibliothèque, soit 13 vol. du vol. (107 du 16e s., 23 du 17e s., 246 du 18e s. et 259 16e s., 64 du 17e s., 301 du 18e s. et 1’417 du 19e s. du 19e s.). Si l’on classe les auteurs par ordre d’im- portance, Dante, un des cinq piliers de la collection, Langues et littératures vient naturellement en premier, avec 49 vol. 2.6 La bibliothèque renferme des ouvrages rédigés 2.13 La littérature espagnole regroupe 353 vol. dans près de 80 langues, dont plusieurs sont repré- (34du16e s., 120 du 17e s., 57 du 18e s. et 142 du sentés dans le fonds ancien, lequel abrite précisé- 19e s.). La littérature russe comprend 184 vol., tous ment 19’300 vol. ayant trait aux différentes littéra- du 19e s.; la danoise suit de près avec 138 vol. (15 tures, soit près des deux tiers du fonds ancien. Dans du 18e s. et 123 du 19e s.). La littérature arabe chaque langue (ou littérature), sont distinguées les regroupe 89 vol. (6 du 16e s., 2 du 17e s., 26 du œuvres proprement dites (ou les «textes») des étu- 18e s. et 55 du 19e s.). œ des sur les uvres (ou «histoire»). Les premières 2.14 Les autres littératures sont moins bien repré- sont toujours nettement majoritaires (plus de 90 % sentées dans le fonds ancien. Pour le reste de l’Eu- de textes). rope, nous avons moins de 50 vol. par domaine, à 2.7 La littérature allemande est le domaine le l’exception de la littérature islandaise, représentée mieux représenté dans le fonds ancien. On y recense par 56 vol. (9 du 17e s., 24 du 18e s. et 23 du e près de 5’900 vol., répartis ainsi: 152 du 16 s., 255 19e s.). Par ordre décroissant, nous trouvons 48 vol. du 17e s., 1’258 du 18e s. et 4’232 du 19e s. A ces pour la littérature norvégienne (tous du 19e s.), 48 5’900 vol, il faut encore ajouter près de 3’000 vol. vol. pour la littérature suédoise (1 du 16e s., 1 du e ayant trait à Gœthe et à son univers (646 du 18 s. 17e s. et 46 du 19e s.), 17 vol. pour la littérature e et 2’337 du 19 s.), dont env. 1’552 vol. de textes de hongroise (du 19e s.), 16 vol. pour la littérature Gœthe et 446 vol. d’«histoire», parmi lesquels 655 belge d’expression française (du 19e s.), 11 vol. ne regardent que Faust. Ajoutons encore 87 vol. pour la littérature celte (du 19e s.), 10 vol. pour la concernant le bas allemand (Niederdeutsche Litera- littérature polonaise (du 19e s.), 9 vol. pour la litté- tur):49vol.du17e s., 3 du 18e s. et 35 du 19e s. rature portugaise (3 du 16e s., 2 du 18e s., 4 du 2.8 Vient ensuite la littérature française, avec 19e s.), 9 vol. pour la littérature tchèque (du 19e s.), 2’432 vol. (109 du 16e s., 223 du 17e s., 647 du 7 vol. pour la littérature finlandaise (du 19e s.), 5 18e s. et 1’453 vol. du 19e s.). Parmi ceux-ci, quel- vol. pour la littérature serbe (du 19e s.), 3 vol. pour ques auteurs se détachent, comme Victor Hugo, la littérature grecque moderne (1 du 18e s., 2 du avec 61 vol. et Voltaire, avec 54 vol. 19e s.), 2 vol. pour la littérature roumaine (1 du 18e s. et 1 du 19e s.), 1 vol. pour la littérature litua- 2.9 Près de 10 % des vol. de littérature sont en nienne (du 19e s.), 1 vol. pour la littérature catalane grec ou en latin, soit 1’827 vol., dont 223 relèvent (du 19e s.) et 1 vol. pour la littérature hollandaise de l’«histoire». On y trouve une proportion d’édi- (du 17e s.). tions du 16e s. plus de quatre fois supérieure à la moyenne. 861 vol. touchent à la littérature grecque 2.15 Pour l’Asie, on note 75 vol. relatifs à la litté- ancienne (188 du 16e s., 49 du 17e s., 190 du 18e s. rature indienne (1 du 16e s., 1 du 17e s., 5 du 18e s. e et 434 du 19e s.) et 14 à la littérature grecque et 68 du 19 s.), dont 53 concernent l’indien ancien byzantine (5 du 16e s., 2 du 17e s. et 7 du 19e s.). et 22 l’indien moderne, 54 vol. relatifs à la littéra- e e Homère est présent grâce à 198 éditions de ses ture persane (2 du 16 s., 6 du 18 s. et 46 du 19e s.), e œuvres. La littérature latine est répartie entre 639 51 vol. à la littérature chinoise (1 du 16 s., 36 du e e vol. pour l’Antiquité (78 du 16e s., 43 du 17e s., 97 17 s. et 14 du 19 s.), 8 vol. à la littérature japo- e e e du 18e s. et 421 du 19e s.) et 254 pour le Moyen- naise (1 du 17 s., 4 du 18 s. et 3 du 19 s.), 7 vol. à e Age et les périodes postérieures (61 du 16e s., 25 du la littérature hébraïque (1 du 16e s., 2 du 18 s. et 4 e 17e s.,18du18e s. et 150 du 19e s.). Le reste (69 du 19 s.), 4 vol. à la littérature turque (du 19e s.), 2 vol.) relève de généralités: 1 du 16e s., 4 du 18e s. et vol. à la littérature égyptienne (du 19e s.), 2 vol. à la 64 du 19e s. littérature kurde (du 19e s.),1vol.du19e s.àlalit- ’ térature malaise, 1 vol. à la littérature géorgienne et 2.10 On relève 1 587 vol. pour la littérature e e 1 vol. à la littérature arménienne (du 19 s.). Reste anglaise,répartisainsi:17vol.du16s., 91 du e 17e s., 316 du 18e s. et 1’163 du 19e s. Près du tiers 145 vol. de littérature nord-américaine (1 du 18 s, 144 du 19e s.), 5 vol. de littérature sud-américaine des vol. concerne Shakespeare, essentiellement ses e e œuvres, soit 7 vol. du 16e s.,62vol.du17e s., 44 du (du 19 s.) et 1 vol. du 19 s. de littérature aztèque. 18e s. et 353 du 19e s. 2.16 164 vol. ont trait au théâtre (10 du 18e s. et e 2.11 La littérature suisse, avec ses 846 vol., se 154 du 19 s.). Nous avons ici surtout des études divise en deux groupes. D’une part, la littérature sur le théâtre (dont la moitié porte sur un pays en ’œ suisse alémanique avec 685 vol. (5 du 16e s., 14 du particulier), donc peu d uvres (12). 17e s., 181 du 18e s. et 485 du 19e s.) et d’autre part, 2.17 On dénombre encore 174 vol. relatifs à la lin- la littérature romande qui regroupe 161 vol. (56 du guistique (6 du 16e s., 6 du 17e s., 16 du 18e s. et 18e s. et 105 du 19e s.). 146 du 19e s.), dont la plupart porte sur une langue Bibliotheca Bodmeriana (Fondation Martin Bodmer), Genève 301 particulière (120) ou sur un ensemble de langues ment des vol. du 18e s. (110), du 17e s. (16) et du (16); le reste étant consacré à des études de cas pré- 16e s. (7). Parmi ceux-ci, 127 vol. concernent plus cis (24) ou plus généraux (14). spécialement un pays ou une ville, 51 des récits de 2.18 La Weltliteratur (littérature comparée) est voyage, 19 un personnage. bien représentée dans le fonds ancien. Elle e comprend 1’259vol.:10du16e s., 3 du 17 s., 263 Théologie e e du 18 s. et 976 du 19 s. Toutefois, elle inclut 759 2.21 5 % des vol. anciens ont trait à la théologie, vol. de type bibliographies, catalogues, etc. Si les soit 1’478 vol. On notera surtout le fort pourcen- vol. de littérature comparée à proprement parler tage d’imprimés du 16e s. (15 %), soit 223 vol., et sont avant tout des études (295 vol.), on a tout de e œ du 17 s. (près de 9 %), soit 129 vol., au détriment même 205 vol. de textes ( uvres). des imprimés du 18e (170 vol.) et du 19e s. (956 vol.). Près du tiers de ces vol. (466) concerne la Sciences Bible (72 du 16e s.,28du17e s., 43 du 18e s. et 323 2.19 Après la littérature, le deuxième domaine le du 19e s.), dont 82 % de textes et 18 % de commen- mieux représenté dans le fonds ancien est celui des taires. Un peu moins des autres deux tiers touchent sciences (7 %), avec 2’110 vol. Bien que la majorité à la théologie chrétienne, soit 917 vol. Les autres e des ouvrages soit du 19 s. (1’097 vol.), ils sont pro- religions sont donc faiblement représentées: 17 vol. portionnellement moins nombreux que dans l’en- sur l’hindouisme, 10 sur l’islam, 8 sur le judaïsme, semble du fonds ancien, ceci au profit des vol. du 3 sur le bouddhisme. 23 vol. concernent la Chine, e e e 18 s. (800) et du 17 s. (137); 76 vol. sont du 16 s. 11 la Perse, 1 l’Asie dans son ensemble. 11 autres Ce domaine regroupe 259 vol. de géographie (18 vol. sont généraux, 8 s’attachent à la mythologie e e e e du 16 s., 4 du 17 s.,49du18 s. et 188 du 19 s.), gréco-romaine, 2 à la nordique et germanique et 1 e 243 vol. de mathématiques (10 du 16 s., 13 du seul à l’américaine. 17e s., 126 du 18e s. et 94 du 19e s.), 224 vol. de physique (2 du 16e s.,16du17e s., 129 du 18e s. et 77 du 19e s.), 166 vol. de médecine (14 du 16e s., 29 Philosophie du 17e s.,19du18e s. et 104 du 19e s.), 146 vol. de 2.22 Parmi les 924 vol. de philosophie (3 % du zoologie (4 du 16e s., 1 du 17e s.,28du18e s. et 113 fonds ancien), on note une part d’ouvrages du 18e s. du 19e s.), 136 vol. d’astronomie (10 du 16e s., 25 (245 vol.) plus grande que la moyenne, au détri- e e du 17e s.,59du18e s. et 42 du 19e s.), 68 vol. de ment des imprimés du 16 s.(10vol.),du17 s. (28) e chimie (4 du 17e s., 24 du 18e s. et 40 du 19e s.), 65 et du 19 s. (641). Les trois quarts sont des éditions vol. de botanique (6 du 16e s., 6 du 17e s., 19 du de textes; le reste étant des études sur les philoso- 18e s. et 34 du 19e s.), 22 vol. de météorologie (3 du phes ou leurs œuvres. 18e s. et 19 du 19e s.), 19 vol. de géologie (4 du e e 18 s. et 15 du 19 s.), 12 vol. sur le transformisme Histoire du livre (2 du 17e s. et 10 du 19e s.), 6 vol. de philosophie de 2.23 717 vol. concernent l’histoire du livre la nature (4 du 18e s. et 2 du 19e s.) et 3 de minéra- (Schrift- & Buchkunde) et les différents aspects du logie (2 du 16e s. et 1 du 19e s.). 95 vol. concernent monde du livre. Une très forte majorité des vol. des personnalités actives dans le domaine de la (plus qu’ailleurs) sont du 19e s. (604), contre 102 recherche (9 du 18e s. et 86 du 19e s.). Cette réparti- du 18e s., 6 du 17e s. et 5 du 16e s. Notons que ce tion des ouvrages de sciences doit être relativisée, domaine est un des points forts de la bibliothèque car 646 vol. n’ont pas été ventilés dans une des sub- moderne, avec plus de 5’600 vol. du 20e s. (biblio- divisions mentionnées ci-dessus (11 du 16e s., 37 du philie, bibliothéconomie, libraires, manuscrits, ex- 17e s., 326 du 18e s. et 272 du 19e s.). libris, typographie, autographes, …). Histoire 2.20 L’histoire (y compris 102 vol. de droit) Beaux-arts et musique comprend 1’892 vol., soit un peu plus de 6 % du 2.24 Les beaux-arts englobent 603 vol.: 15 du fonds ancien. La part des vol. du 19e s. est plus 16e s., 17 du 17e s., 90 du 18e s. et 481 du 19e s. Les importante (82 %) que dans l’ensemble dudit fonds, deux tiers des vol. sont des études (Geschichte): 71 soit 1’549 vol., au détriment des autres siècles: 258 étudient un personnage, 67 un pays, 63 portent sur du 18e s., 35 du 17e s. et 50 du 16e s. 29 % des vol. des collections d’art, 95 sur une matière précise, sont considérés comme des sources (textes). 317 etc. Seuls 188 vol. sont considérés comme des «tex- vol. concernent un pays ou une ville, 161 (dont 144 tes» sur l’art. On peut ajouter à cet ensemble 264 du 19e s.) une époque en particulier, 148 vol. (dont vol. sur la musique, essentiellement du 19e s. (8 du 138 du 19e s.) ont trait aux sciences auxiliaires. A 16e s., 2 du 17e s. et 18 du 18e s.): 48 vol. concer- ces quelque 1’900 vol., on peut ajouter 700 vol. nent un personnage (musiciens, chefs d’orchestre), relatifs à l’histoire culturelle (Kulturgeschichte). Ici 50 un pays, 46 l’histoire de la musique, 29 vol. sont aussi, la part des vol. du 19e s. (81 %) est plus des catalogues, etc.; 69 vol. sont considérés comme importante que la moyenne, soit 567 vol., au détri- des «textes». 302 Bibliotheca Bodmeriana (Fondation Martin Bodmer), Genève

Collection particulière Montesinos, Monica: La bibliothèque d’André Cha- vanne ou l’expression de la pensée scientifique du 2.25 La bibliothèque de la Fondation Martin Bod- XVIe au XIXe siècle et les procédés d’exploitation mer possède une collection de 269 titres incunables, informatique des documents anciens ou patrimo- qui ont fait l’objet d’un catalogue publié en 1976. œ niaux. Genève 1999 [travail de diplôme dactyl., La majorité des uvres (62 %) est en latin, soit 166 ESID] titres. Les autres se répartissent entre l’allemand (44 titres), l’italien (31), le grec (15), le français (7), ’ ’ ’ 4. SOURCES ET ÉTUDES l espagnol (2), l hébreu (2), l anglais (1) et le ’ tchèque (1). 150 impressions sont des premières SUR L HISTOIRE éditions. 22 sont considérées comme rares, 3 DE LA BIBLIOTHÈQUE comme uniques. Les œuvres touchent à tous les Bodmer, Martin: La Bibliotheca Bodmeriana. In: domaines du savoir, avec une majorité en langue Image 36 (1970), p. 22–32 (14) et littérature (87). Les ouvrages sur la langue Bodmer, Martin: Eine Bibliothek der Weltliteratur. ont avant tout trait à la rhétorique, avec, entre Zürich 1947 autres, Cicéron. La littérature est bien sûr antique Bodmer, Martin: Bibliothèque Bodmer. Genève (Homère,Horace,Esope,Ovide,etc.),maispas 1958 seulement, puisqu’on y trouve les œuvres d’auteurs médiévaux et humanistes italiens (Dante, dont 8 Bodmer, Martin: Variationen zum Thema Weltlite- éditions de La divina commedia, Boccace, ratur. Frankfurt a. M. 1956 Pétrarque), allemands, français, espagnols, anglais. Breslauer, Bernard H.: Martin Bodmer in der Erin- Le deuxième domaine le mieux représenté est la nerung eines Antiquars. In: Librarium 30/1 (1987), théologie, avec 58 titres, dont 8 Bibles (première, p. 2–19 deuxième, quatrième, cinquième, sixième éditions Gagnebin, Bernard: La Fondation Martin Bodmer. en allemand et bien sûr la Bible à 42 lignes de Une source capitale pour la recherche à Genève. œ Gutenberg) et plusieurs uvres de Pères ou doc- Genève 1993 (Bibliotheca Bodmeriana) teurs de l’Eglise (saint Augustin, saint Albert le Hollenstein, Roman: Unterirdische Gewölbe. Mario Grand, saint Thomas d’Aquin, etc.). 44 titres relè- Botta. Museum der Fondation Bodmer in Cologny. vent de l’histoire, avec surtout des historiens grecs In: Archithese 34/1 (2004), p. 26–29 et romains (Thucydide, César, Tite Live), accompa- gnés de quelques œuvres (chroniques) médiévales et Méla, Charles: Légendes des siècles. Parcours d’une de rares récits de voyage (Christoph Colomb, collection mythique. Fondation Martin Bodmer. Marco Polo). Les différentes sciences (médecine, Paris 2004 architecture, astronomie, botanique, mathémati- Rau, Arthur: Bibliotheca Bodmeriana. Londres ques, etc.) sont représentées par 30 titres, la philo- 1959 sophie par 28 œuvres de l’Antiquité et du Moyen Age (Aristote, Boèce, etc.). Seuls 7 titres concernent 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS le droit. Bernauer, Markus: Variationen auf das Thema «Buch». Zu Ausstellung und Ausstellungskatalog der Fondation Martin Bodmer. In: Librarium 43/3 3. CATALOGUES (2000), p. 134–153 La Celestina. Comedia de Calisto y Melibea. Colo- Catalogues généraux gny-Genève 1961 (Bibliotheca Bodmeriana) [fac- Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes similé de l’éd. de Tolède 1500, avec une introduc- [sur fiches, n’est plus alimenté depuis 2003] tion] Catalogue systématique [sur fiches, n’est plus ali- Choix d’incunables illustrés de la Bibliothèque Bod- menté depuis 2003] mer. Zürich 1954 (Bibliotheca Bodmeriana 2) Catalogue informatisé [BiblioMaker, depuis 2003] Corona nova. Bulletin de la Bibliotheca Bodme- riana. Cologny 2001–2003 Catalogues spécialisés Ernst, Fritz: Grösse des neunzehnten Jahrhunderts. Büchler-Mattmann, Helene: Inkunabeln der Bod- Ein komparatistischer Versuch. Cologny-Genève meriana. Katalog. Cologny-Genève 1976 (Biblio- 1962 (Bibliotheca Bodmeriana) theca Bodmeriana) Ernst, Fritz: Von Zürich nach Weimar. Hundert Catalogue de la bibliothèque Georges Cuendet Jahre geistiges Wachstum 1732–1832. Zürich 1953 [dactyl., systématique, 1992] (Bibliotheca Bodmeriana 1) [catalogue d’exposi- Fornerod, Nicolas; Tinguely Frédéric: Catalogue tion] des imprimés français de la Bibliotheca Bodmeriana Heimann-Jelinek, Felicitas; Patka, Marcus G.: (XVIe s.). Genève 1996 [dactyl., Université Genève, Schriften Jüdischer Tradition aus zwölf Jahrhunder- Faculté des lettres] ten in der Sammlung Martin Bodmer [supplément Bibliotheca Bodmeriana (Fondation Martin Bodmer), Genève 303 au catalogue d’exposition Musik und Dichtung, riana) [fac-similé de l’éd. de Genève et Paris 1840, Cologny 2002] avec un essai de Philippe Kaenel] Quentin, Jacques T.: Fleurons de la Bodmeriana. Shakespeare-Molière. Exposition 1973. Genève Chroniques d’une histoire du livre. Cologny 1973 [catalogue d’exposition] (Genève) 2005 [catalogue d’exposition] Rodolphe Töpffer: Voyages et aventures du docteur La terre, le ciel et la machine. Autour de Jules Festus. Cologny-Genève 1996 (Bibliotheca Bodme- Verne. Cologny 2005 [catalogue d’exposition] 304 Bibliothèque d’artetd’archéologie, Genève

BIBLIOTHÈQUE D’ART Informations pour les utilisateurs de passage: ET D’ARCHÉOLOGIE, GENÈVE Depuis la gare CFF de Cornavin, bus 3 ou 5, direc- tion Hôpital, arrêt Athénée. En voiture, quitter l’au- toroute à Genève-lac, traverser le pont du Mont- Canton: Genève Blanc, puis suivre la direction «Hôpital». Parking Lieu: Genève souterrain Saint-Antoine.

Auteure: Véronique Goncerut Estèbe, avec la 1. HISTORIQUE DU FONDS collaboration de Jean-Luc Rouiller 1.1 La Bibliothèque centrale du Musée d’art et Adresse: Promenade du Pin 5, 1204 Genève d’histoire est ouverte en 1910, en même temps que le Musée. Son fonds est entre autres constitué à par- Téléphone: +41 22 418 27 00 tir des dons de la bibliothèque du Musée des arts décoratifs et du Musée archéologique. En 1911, elle Fax: +41 22 418 27 01 devient une bibliothèque publique. Elle est d’abord logée dans des locaux du Musée (2 rue Charles-Gal- Homepage: www.ville-ge.ch/baa land). En 1927, Amélie Diodati-Plantamour lègue sa propriété de la Promenade du Pin 5 à la Ville de E-Mail: [email protected] Genève, mais elle stipule dans son testament qu’elle Rattachement administratif: devra être à l’usage unique du Musée d’artetd’his- Musées d’art et d’histoire de la Ville de Genève toire. Ainsi dès 1928, et pour laisser de la place aux collections du Musée, la Bibliothèque est installée à Fonctions: la Promenade du Pin. Bibliothèque publique, spécialisée et patrimoniale. 1.2 Dès 1910, et au fur et à mesure que le Musée d’artetd’histoire s’enrichit de collections en prove- Collections: nance d’autres musées (Musée Fol, Musée des arts Art (tout domaine, toute période), archéologie, décoratifs, Musée archéologique, Salle des armures, architecture, numismatique; dans une moindre Cabinet de numismatique, Musée des beaux-arts, mesure: histoire, récits de voyages, littérature. Musée Rath, Musée académique, Musée Ariana, Musée épigraphique, Vieux-Genève), la biblio- Conditions d’utilisation: thèque accueille en parallèle les fonds de livres Les ouvrages sont en magasins fermés au public; ils conservés dans ces mêmes musées. Par la suite, elle peuvent être prêtés ou, pour les anciens ou les pré- va continuer d’accroître ces fonds spécialisés, désor- cieux, consultés en salles de lecture (60 places). La mais liés à des secteurs du Musée d’art et d’histoire, Bibliothèque est ouverte du lundi au vendredi de en particulier dans les domaines des arts décoratifs. 10hà18hetlesamedide9hà12h.Prêtentre Les collections s’agrandissent également beaucoup bibliothèques. Horaire restreint en été: se renseigner. grâce aux échanges avec d’autres musées et surtout La Médiathèque, en libre-accès, est ouverte du lundi aux dons de familles (fin 19e–début 20e s.: Edouard au vendredi de 13 h à 16 h. Naville, Jacques Mayor, Georges Hantz; 1926: Burkhard Reber) et de sociétés artistiques locales Equipement technique: ou étrangères. En 1934, une diathèque est créée, Plusieurs ordinateurs pour consulter le catalogue en ancêtre de l’actuelle médiathèque. Dès les années ligne, l’internet (Wi-Fi), les bases de données, les 1950, celle-ci va s’enrichir de nombreux documents cédéroms, les périodiques électroniques; un lecteur- audiovisuels (microfilms, microfiches, vidéos, cédé- reproducteur de microformes. Service de reprogra- roms, multimédia, etc.). phie. Laboratoire audiovisuel (téléviseurs). 1.3 Dès 1947, à la Ville et à l’Etat de Genève, des Informations imprimées: projets prennent forme pour réunir les différentes Feuilles d’information à l’usage des lecteurs. bibliothèques d’art de Genève en un seul et même Bibliothèque d’artetd’archéologie, Genève 305 endroit. Dès lors, la Bibliothèque centrale du Musée documents. Environ un tiers de ces acquisitions d’artetd’histoire va se préparer à accueillir de nou- proviennent de dons et d’échanges. veaux fonds. Le bâtiment de la Promenade du Pin 5 est transformé et modernisé pour accueillir, en 1951, la nouvelle Bibliothèque d’artetd’archéolo- 2. DESCRIPTION DU FONDS gie (BAA), qui est plus largement ouverte au public. 2.1 Le comptage des imprimés du fonds ancien a La Bibliothèque fonctionne alors comme une cen- été réalisé en 2007 sur la base des Registres d’inven- trale: tous les ouvrages dispersés dans les différents taires des cotes et des autres inventaires (sous forme secteurs du Musée d’artetd’histoire sont pour la papier), témoins du classement systématique des première fois regroupés en un seul lieu. A cette documents au rayon. Seuls les imprimés anciens occasion, elle reçoit les fonds de la bibliothèque de acquis après 1985, ou ceux déjà recatalogués, ont l’Ecole des beaux-arts et de l’Ecole d’architecture, pu être inventoriés à l’aide du catalogue du RERO. soit quelque 8’000 vol., enregistrés à l’inventaire Le fonds Revilliod a, quant à lui, été traité livre en dès le 28 novembre 1950. En même temps arrive la main, au rayon. Nous parlons en nombre de titres collection de Gustave Revilliod, transférée du et de volumes. Musée Ariana (voir Collection particulière). Survol chronologique et par langues 1.4 Le don de la bibliothèque de la Classe des beaux-arts de la Société des arts de Genève (sise au 2.2 Selon les dernières estimations, la BAA abrite ’ ’ ’ Palais de l’Athénée) s’effectuera en deux temps. A quelque 400 000 vol., 80 000 catalogues d exposi- ’ partir du 5 juillet 1962, ce sont quelque 3’000 vol. tions, 80 000 catalogues de ventes aux enchères et ’ ’ (du 19e et du 20e s.) qui sont transférés à la BAA. Il 6 050 titres de périodiques (dont 2 010 vivants). Sa s’agit d’ouvrages traitant de l’histoire de l’artetde médiathèque offre des fascicules de diapositives, de sujets connexes (peinture, gravures, architecture, nombreux documents audiovisuels (vidéos, DVD, arts appliqués, catalogues, Salons de Paris, etc.). cédéroms, etc.), des microformes (534 titres) et des Une seconde donation a lieu le 11 février 1981. Par petits imprimés (coupures de presse, documentation une convention, la Société des arts remet en prêt au grise, documents iconographiques sur papier et dos- ’ Musée d’artetd’histoire un fonds d’estampes et de siers documentaires d artistes genevois et étran- ’ 160 ouvrages antérieurs à 1800. Bien que les livres gers). La BAA partage une base de données d ima- ’ soient intégrés dans les collections de la BAA, ils ges numériques à usage pédagogique avec l Univer- ’ demeurent facilement identifiables, grâce à un sité de Genève et elle donne accès à environ 30 000 inventaire séparé. titres de périodiques électroniques, via le Réseau des bibliothèques genevoises. 1.5 Depuis 1951, la BAA fonctionne comme cen- 2.3 La BAA abrite, dans son ensemble, 9’335 titres trale et gère également les bibliothèques des d’imprimés anciens, soit 12’703 vol., périodiques ’ ’ départements des Musées d art et d histoire, et compris. Les trois quarts des imprimés sont du celles des filiales. La plupart de ces bibliothèques 19e s.: 6’978 titres en 9’448 vol.; plus précisément, possèdent des ouvrages anciens. Bien que ces 1’445 titres (2’239 vol.) de la première moitié du fonds fassent partie intégrante de la BAA, ils sont siècle et 5’533 titres (7’209 vol.) de la seconde moi- alors délocalisés dans plusieurs lieux et indiqués tié. 711 titres (7,6%) en 1’433 vol. (11,3 %) sont comme tels dans le catalogue. Sont concernés le du 18e s. 259 titres (2,8 %) en 287 vol. (2,3 %) sont Cabinet des estampes, le Cabinet des dessins, le du 17e s. Le 16e s. est représenté par 193 titres en ’ Cabinet de numismatique, le Musée d horlogerie 208 vol. Deux ouvrages sont des incunables. En et de l’émaillerie, le Laboratoire des Musées d’art ’ ’ ’ outre, 1 193 titres (1 326 vol.) non datés, surtout et d histoire, le département des beaux-arts (du en «peinture, dessin» et en «généralités», sont pro- ’ MAH), le département d archéologie (du MAH), bablement antérieurs à 1900 (12,7 % des titres). le département des arts décoratifs (du MAH), le MuséeArianaetleCentred’iconographie gene- 2.4 Près des trois quarts des ouvrages sont en fran- ’ ’ voise (Bibliothèque de Genève). çais (6 830 titres en 9 363 vol.): 11 titres en 13 vol. du 16e s., 110/128 du 17e s., 461/1’043 du 18e s., 1.6 En 1986, la BAA intègre le Réseau romand des 5’295/7’136 du 19e s. et 953/1’043 sans date. Les bibliothèques (RERO) et catalogue dès lors ses nou- livres en allemand représentent un ensemble de velles acquisitions dans le catalogue dudit Réseau. 1’193 titres en 1’614 vol. (près de 13 %): 14 titres Depuis, elle a aussi recatalogué les ouvrages parus en 16 vol. du 17e s., 84/120 du 18e s., 985/1’347 du entre 1900 et 1986. Pour ce qui concerne les fonds 19e s. et 110/131 sans date. Le nombre d’ouvrages anciens (avant 1900), seule une petite partie y est en italien et en anglais est assez semblable: 432 signalée pour l’instant. En revanche, le catalogue titres en 595 vol. pour le premier (21/23 du 17e s., auteurs-titres sur fiches a été numérisé et est consul- 56/112 du 18e s., 318/417 du 19e s. et 37/43 sans table en ligne. L’accroissement annuel est d’environ date) et 412 titres en 578 vol. pour le second (6/7 7’000 documents (monographies, catalogues d’ex- du 17e s., 33/41 du 18e s., 308/450 du 19e s. et 65/ positions, de ventes, brochures, etc.) et de 6’000 80 sans date). Les autres imprimés (468 titres en fascicules de périodiques, soit quelque 13’000 553vol.)sontdansd’autres langues, surtout en 306 Bibliothèque d’artetd’archéologie, Genève latin (dont les 2 incunables, les 182 titres en 195 tion par langues correspond à celle de la moyenne vol. du 16e s., les 108/113 du 17e s. et les 77/117 du du fonds ancien. e 18 s.). 2.10 La BAA possède un nombre non négligeable de périodiques anciens en lien avec l’art, ainsi que Aperçu systématique des catalogues des salons parisiens. L’ensemble se 2.5 L’aperçu systématique s’appuie sur la classifi- monte à 732 titres pour 880 vol., soit 8 % du fonds cation des ouvrages au rayon. Les matières sont ancien, dont 230 catalogues de salons (248 vol.). Ils e présentées par ordre d’importance. Les ouvrages du sont pour ainsi dire tous du 19 s. et en français. On fonds Revilliod n’apparaissent pas dans les chiffres peut y ajouter près de 70 catalogues de ventes aux ’ ci-après, mais font l’objet d’une brève analyse dans enchères (14/14) ou d expositions (55/57), tous du e Collection particulière. 19 s., surtout en français (58/60). ’ 2.6 La matière la mieux représentée dans le fonds 2.11 400 titres en 700 vol. concernent l archéolo- ancien est la numismatique, provenant pour l’essen- gie (env. 5 %). La proportion des ouvrages anté- tiel de la bibliothèque du Cabinet de numismatique rieurs à 1800 est plus faible que dans l’ensemble du e e e des Musées d’artetd’histoire. L’ensemble se monte fonds ancien (16 s.:1/1;17s.:4/4;18s.: 19/50), e à2’043 titres en 2’623 vol., soit 22 % des titres du au profit du 19 s. (328/580). La proportion des fonds ancien. Les ouvrages portent tant sur des ouvrages en français (230/350) est moins impor- aspects techniques qu’historiques. Un quart des tante que dans l’ensemble du fonds ancien, au pro- e ’ ’ titres du 16 s. se trouve dans cet ensemble, soit 50 fit de l allemand (84/196), de l anglais (51/81) et de e ’ titres en 49 vol.; 71 titres en 74 vol. sont du 17 s., l italien (29/65). On y trouve entre autres des livres 197/300 du 18e s., 1’725/2’200 du 19e s. La part sur l’archéologie du Moyen-Orient (30/35), sur l’ar- des ouvrages en allemand (23 %, soit 469/541) et chéologie égyptienne (58/92), grecque (150/245), en italien (10 %, soit 216/246) est plus importante romaine (134/270). On peut y joindre 169 titres en que dans le reste du fonds ancien. 215 vol. ayant trait à la glyptique et à la sculpture. Ils sont tous du 19e s. (90/124) ou sans date (74/ 2.7 1’165 titres en 1’417 vol. concernent la pein- 86), à l’exception de 5 titres du 18e s., et quasi tous ture et le dessin, soit 12 % du fonds ancien. On y en français (85 % des titres). trouve des ouvrages généraux et sur la technique (236 titres en 261 vol.), des livres sur l’histoire du 2.12 605 titres en 890 vol. (env. 7 %) ont été domaine (125/176), mais aussi des biographies de regroupés sous l’appellation varia, qui contient sur- peintres et des monographies (804/980). 12 titres tout des récits et des guides de voyage (582 titres en en 14 vol. sont du 17e s., 53/70 du 18e s., 546/740 867 vol.), ainsi que quelques ouvrages de linguis- du 19e s. et 554/593 sans date (en principe du tique (16/15) et d’anthropologie (7/8). Le plus 19e s.). La part des ouvrages en français est nette- ancien est une édition de 1493 de la Chronique de ment supérieure à la moyenne du fonds ancien, Nuremberg d’Hartmann Schedel. Les ouvrages du e puisque 90 % des titres sont dans cette langue, soit 18 s. sont proportionnellement un peu mieux 1’054 titres en 1’230 vol. représentés que dans l’ensemble du fonds ancien e ’ (56titresen125vol.),toutcommeceuxdu19s. 2.8 Le domaine de la gravure et de l estampe, pro- e che du précédent, est représenté par 450 titres en (540/703), aux dépens du 17 s. (10/15). Propor- tionnellement, on trouve plus de livres en français 612 vol., soit 5 % du fonds ancien. Ici aussi, à côté ’ des ouvrages sur la technique (13/13) et sur l’his- que dans l ensemble du fonds ancien (507 titres en toire du domaine (60/134), on trouve surtout des 765 vol.), aux dépens des autres langues (66/84 en monographies et des biographies de graveurs (377/ allemand, 16/20 en anglais, 13/16 en italien). A ces e e 605 titres, on peut ajouter 240 brochures (258 vol.) 465). 5 titres en 5 vol. sont du 16 s., 7/7 du 17 s., e e e e e diverses: 1/1 du 16 s., 3/3 du 17 s., 8/8 du 18 s., 39/76 du 18 s., 250/366 du 19 s. et 149/158 dans e date. Pour les langues, on signalera une part d’ouv- 228/246 du 19 s.; 197/211 en français, 28/32 en ragesenanglais(12%,soit53titresen54vol.) allemand, 9/9 en italien, 4/4 en anglais, 2/2 autres. supérieure à la moyenne du fonds ancien. 2.13 320 titres (3,4 %) en 500 vol. (3,9 %) concer- 2.9 894 titres en 1’312 vol. ont été regroupés sous nent la muséologie, surtout des catalogues de ’ généralités (10 %). On y trouve des ouvrages géné- musées ou de collections privées. Peu d ouvrages ’ sont antérieurs à 1800 (1 du 17e s. et 14/20 du raux sur la préhistoire (103 titres en 124 vol.), l An- e tiquité (14/64), le Moyen-Age, les Temps modernes, 18 s.), mais ceux en langues étrangères sont bien l’Epoque contemporaine (62/115), d’autres sur des représentés (58/69 en allemand, 24/26 en anglais, ’ villes d’art (101/124), d’autres encore sur la philo- 21/34 en italien et 8/9 dans d autres langues). sophie de l’art et les mélanges (55/66), sur l’icono- 2.14 L’architecture est représentée par 286 titres graphie (154/190), sur les arts décoratifs et populai- en 442 vol. (3 % du fonds ancien) dans une réparti- res (366/453), ainsi que quelques manuels, diction- tion conforme à la moyenne: 7/7 du 17e s., 31/48 du naires, bibliographies (68/175). Cinq titres en 5 vol. 18e s. et 246/385 du 19e s.; 43/68 en allemand, 23/ sont du 16e s., 15/16 du 17e s., 32/122 du 18e s., 29 en anglais. 60 titres en 120 vol. portent plus spé- 553/843 du 19e s. et 289/326 sans date. La réparti- cialement sur l’histoire de l’architecture. Bibliothèque d’artetd’archéologie, Genève 307

2.15 Quatre domaines assez pointus sont repré- la part des ouvrages du 19e s. est nettement infé- sentés par un peu moins de 200 ouvrages chacun, rieure à la moyenne: 438 titres en 660 vol. Pour les parmi lesquels un certain nombre sont en allemand, langues, on note une part importante d’ouvrages en en anglais, voire en italien. 178 titres en 195 vol. latin (255/270). Les points forts du fonds Revilliod concernent l’orfèvrerie et l’horlogerie (dont 107/ sont la littérature (antique, française et européenne, 121, les plus anciens, conservés au Musée de l’hor- histoire littéraire) et l’histoire (antique, suisse, euro- logerie), tous du 19e s., sauf 31/35 du 18e s. et 1/1 péenne): environ un quart du fonds chacun. Vien- du 17e s.; 21/23 sont en allemand et 8/8 en anglais. nent ensuite la géographie (y compris de nombreux 156 titres en 182 vol. ont trait aux arts du feu guides et récits de voyage), et les sciences (y compris (céramique, verre) et sont conservés à la biblio- les beaux-arts, les sciences du livre et la médecine): thèque du Musée Ariana; ils sont tous du 19e s., à entre 15 et 20 % chacun. La théologie (surtout l’exception d’un titre du 17e s. et de deux titres du théologie historique), la philosophie et le droit sont 18e s.; 11 titres sont en allemand, 7 en anglais et 6 moins bien représentés: moins de 10 % chacun. en italien. 162 titres en 233 vol. touchent au monde des armes et des uniformes: 3/3 du 16e s., 3/5 du e e e 17 s., 6/11 du 18 s., 150/214 du 19 s.; 34/45 sont 3. CATALOGUES en allemand, 13/16 en anglais. Finalement, les arts décoratifs sont représentés par 129 titres en 143 Catalogues modernes généraux vol., tous du 19e s., sauf 1 du 18e s.; 36/40 sont en Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises allemand, 7/7 en anglais; on y trouve des ouvrages [fonds moderne et une petite partie des fonds sur les tissus (64/16, dont 15/16 conservés à l’Ate- anciens] lier de restauration des tissus des MAH), le mobilier Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes (25/31), les métaux (40/44). [sur fiches, scanné; n’est plus alimenté depuis 1985; 2.16 Quelques ouvrages concernent l’art du livre recatalogage en cours] (77titresen91vol.),l’art du premier millénaire Catalogue alphabétique matières [sur fiches; n’est (37/40), le vitrail (31/31), la musique (19/22), les plus alimenté depuis 1985] arts extra-européens et traditionnels (18/21), le théâtre et la danse (14/17), la photographie et le Catalogue par lieux d’expositions [sur fiches; n’est cinéma (9/9). Ils sont essentiellement du 19e s. et en plus alimenté depuis 1985; recatalogage en cours] français. Registres d’inventaires des cotes [25 classeurs dac- 2.17 On peut y ajouter encore 162 titres en 239 tyl., 1910–1986, topographique] vol. conservés au Centre d’iconographie genevoise Catalogues modernes spécialisés (Bibliothèque de Genève), tous du 19e s., à l’excep- tion de 2 du 18e s.,ettousenfrançais,sauf2.Ils Goncerut Estèbe, Véronique: Enrichissements de la ont trait à différents domaines des arts. Bibliothèque d’art et d’archéologie en … In: Genava n.s. 49– (2001–) Liste des nouvelles acquisitions [de la] Bibliothèque Collection particulière d’art et d’archéologie. Genève 1997– Liste des publications en série, collection de mono- Fonds Revilliod graphies (suites). Etat au 5 septembre 2005. Genève 2.18 A son décès en 1890, le collectionneur Gus- 2005– (Publications de la Bibliothèque d’art et d’ar- tave Revilliod (né en 1817) avait légué ses collec- chéologie 6) [ordre alphabétique des titres] tions et sa bibliothèque, ainsi que le palais de l’Ariana qui les abritait, à la Ville de Genève. Vers Répertoire des catalogues des «salons» français. 1948–1951, quelque 1’700 vol. de sa bibliothèque Genève 1994 (Publications de la Bibliothèque d’art sont transférés à la BAA, alors que le reste du fonds et d’archéologie 4) ira à la Bibliothèque de Genève (bibliothèque de Guillermin, Marie-Françoise: Répertoire des pério- l’Ariana). Parmi les imprimés cédés à la BAA, 940 diques de la Bibliothèque d’artetd’archéologie des titres en 1’537 vol. sont antérieurs à 1900, soit Musée d’artetd’histoire de Genève. Genève 2007, 10 % des titres et 12 % des vol. de l’ensemble des 2e éd. (Publications de la Bibliothèque d’art et d’ar- fonds anciens de la BAA. La proportion des impri- chéologie 1) més antérieurs à 1800 est nettement plus impor- tante qu’ailleurs. Le plus ancien est une édition des Musées d’art et d’histoire. Publications disponibles lettres (Epistolae) de Johannes Marius Philelphus pour la vente et les échanges. Genève 1984– (Publi- (Venise 1492). Les ouvrages du 16e s. sont particu- cations de la Bibliothèque d’artetd’archéologie 2) lièrement bien représentés (155 titres en 170 vol.), ce qui représente près de 80 % de l’ensemble des Catalogues anciens spécialisés imprimés du 16e s. dans le fonds ancien. 147 titres Catalogue des livres et des estampes appartenant à en 160 vol. sont du 17e s. (soit plus de la moitié de la Classe des beaux-arts de la Société des arts de tous les 17e s.), 200 titres (546 vol.) sont du 18e s.; Genève. Genève 1870 [systématique; suivi par un 308 Bibliothèque d’artetd’archéologie, Genève

Appendice et par un Supplément en 1882, puis par Reymond, Gina; Gorin, Michel; Jacquesson, Alain: d’autres Suppléments en 1890, 1894, 1896 (legs Analyse et rapport de synthèse sur la Bibliothèque Alfred Du Mont) et 1901] d’art et d’archéologie de la Ville de Genève (BAA) Inventaire manuscrit de la Classe des beaux-arts de en vue de son entrée dans REBUS (R). Genève 1986 la Société des arts de Genève. Classement par thème Ruegg, Philippe [et al.]: Promenade du Pin. Genève [ms., abandonné en 1939, systématique] 2002 (Situation) Liste alphabétique des ouvrages de la bibliothèque Thomann, André: Pour les connaisseurs. La Biblio- de la Classe des beaux-arts, déposés en 1981 par la thèque d’art et d’archéologie. In: Magazine Ville de Société des arts de Genève à la Bibliothèque d’art et Genève 89 (1991), p. 18–21 d’archéologie. Genève 1984 [photocopie du catalo- gue sur fiches; alphabétique auteurs] Catalogue de la Bibliothèque consultative [du] 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS Muséedesartsdécoratifs[dela]VilledeGenève. Aebi, Marie Anna: Le don de la bibliothèque de la Genève 1896 [systématique; suppléments en 1901 Classe des beaux-arts du Musée de l’Athénée à la et 1906] Bibliothèque d’artetd’archéologie de Genève. Ouvrages de l’Ariana pour la Bibliothèque des Catalogage et classement des livres. Genève 1965 beaux-arts (sortis en 1947) [copie de l’inventaire [travail de diplôme ESID, dactyl.] dactylographié, avec une note ms.; alphabétique Un art enfantin. Livres pour enfants illustrés par auteurs] des artistes. Genève 2007 [guide d’exposition] De la reliure décorative à la reliure d’artiste. L’art de tirer la couverture. Genève 2004 [guide d’exposi- 4. SOURCES ET ÉTUDES tion] SUR L’HISTOIRE DE LA BIBLIOTHÈQUE Gehring, Suzanne: La bibliothèque du Musée de l’Ariana léguée par Gustave Revilliod à la Ville de Archives Genève. Son intégration dans les fonds genevois. Les archives de la Bibliothèque d’artetd’archéolo- Genève 1976 [travail de diplôme ESID, dactyl.] gie, imprimées ou manuscrites, sont décrites et Journaux de mode sous toutes les coutures. Genève inventoriées. Outre des documents purement admi- 2005 [guide d’exposition] nistratifs (comptes, rapports annuels), elles contien- Purro, Renée: Catalogage des ouvrages de la biblio- nent la correspondance avec les diverses institutions thèque de la Classe des beaux-arts déposée en 1981 donatrices de fonds. La consultation est soumise à par la Société des arts de Genève à la Bibliothèque ’ l accord de la direction. d’artetd’archéologie. Introduction et rapport. Etudes Genève 1984 [travail de diplôme ESID, dactyl.] Deonna, Waldemar: Promenade du Pin 5. Biblio- Rouiller, Sandra: Bibliographie sélective de publica- thèque d’artetd’archéologie, Estampes, Vieux- tions sur l’Escalade de 1602. Genève 2002 (Publica- Genève. In: Les Musées de Genève 9/1 (1952), p. [2] tions de la Bibliothèque d’art et d’archéologie 5) Fatio, Guillaume: Autour de la Promenade du Pin. Vivien, Antoinette: Catalogage et classement d’une In: Almanach du Vieux-Genève 1945, p. 55 partie des ouvrages de la section archéologique de Monnet Jacques: La Bibliothèque d’artetd’archéo- la Bibliothèque du Musée d’artetd’histoire de logie va ouvrir ses portes. Une institution nouvelle. Genève, remis à la Bibliothèque d’artetd’archéolo- In: La Tribune de Genève, 3 et 4 février 1951, p. 5 gie. Genève 1968 [travail de diplôme ESID, dactyl.] Fondation Barbier-Mueller pour l’étude de la poésie Italienne de la Renaissance, Genève 309

FONDATION BARBIER-MUELLER Informations pour les utilisateurs de passage: POUR L’ÉTUDE DE LA POÉSIE Depuis la gare CFF de Cornavin, prendre le bus n° 1 direction Rive, arrêt Lombard. Depuis l’autoroute, ITALIENNE DE LA RENAISSANCE, sortir à Genève-Lac, suivre Centre-Ville, passer le GENÈVE pont du Mont-Blanc et suivre «Bastions».

Canton: Genève 1. HISTORIQUE DU FONDS Lieu: Genève 1.1 Le 17 septembre 1997, Monsieur et Madame Jean Paul Barbier-Mueller créent la «Fondation Auteur: Jean-Luc Rouiller Barbier-Mueller pour l’étude de la poésie italienne de la Renaissance» et lui font don d’une collection ’ Adresse: Bibliothèque d italien, Faculté des let- d’environ 200 vol. précieux et parfois rares, impri- tres, Université, boulevard des Philo- més au 16e s. pour la plupart, dont un certain nom- sophes 22, 1211 Genève 4 bre de premières éditions. Il s’agit avant tout d’œu- vres de poètes italiens de la Renaissance, de Téléphone: +41 22 379 73 87 Pétrarque à Chiabrera, rassemblées par Jean Paul (président de la Fondation), Barbier-Mueller, collectionneur reconnu d’œuvres +41 22 379 72 33 d’art dites «primitives» et fondateur du Musée Bar- (Bibliothèque d’italien) bier-Mueller de Genève. Cette collection trouve sa valeur dans sa spécialisation, dans sa cohérence et Homepage: http://www.fondation-barbier-mueller. dans son importance quantitative. Elle s’inscrit org/fr/accueil.html dans la continuation de la bibliothèque des poètes e E-mail: [email protected], français du 16 s. constituée par le collectionneur. [email protected] 1.2 La Fondation a conclu un contrat de durée illi- mitée avec l’Université de Genève, selon lequel cette Rattachement administratif: dernière conserve les ouvrages de la Fondation dans Fondation Barbier-Mueller pour l’étude de la poésie une salle de la Bibliothèque d’italien, munie de italienne de la Renaissance. deux places de travail à la disposition des cher- cheurs. Actuellement, la Fondation est gérée par un Fonctions: «Bureau» de cinq membres, présidé par le profes- Bibliothèque privée, spécialisée, réservée aux cher- seur Michel Jeanneret. Parallèlement, elle a créé Ita- cheurs. lique, une revue annuelle d’études sur la poésie ita- lienne de la Renaissance, ainsi que la collection Collections: Textes et travaux. Poètes de la Renaissance italienne, éditions du 16e s. 1.3 Le fonds s’est régulièrement accru: aux 200 Conditions d’utilisation: vol. déposés initialement, se sont ajoutés 20 vol. en Les ouvrages, déposés à la Bibliothèque d’italien de avril 1999, 89 vol. en octobre 2000, 32 vol. en la Faculté des lettres de l’Université de Genève, peu- 2000 et 1 en 2001, 27 en 2003, 35 en 2004, 16 en vent être consultés par les chercheurs, après autori- 2005 et 8 en 2006. Les ouvrages sont classés par sation accordée par le président de la Fondation et ordre alphabétique des auteurs. Un premier catalo- rendez-vous pris auprès du bibliothécaire. Cette gue alphabétique auteurs du fonds a été édité en Bibliothèque est ouverte du lundi au vendredi de 9 h 2000 dans la revue Italique, puis sur le site web de à19h,lesamedide9hà13h,avecunhoraire la Fondation. En 2002, les ouvrages ont été cotés et réduit pendant les congés universitaires. catalogués par Carlo Lagomarsino dans le catalo- gue du RERO. En 2007, Jean Balsamo publia le Equipement technique: catalogue détaillé de la collection: 453 éditions y Photocopieuse, poste OPAC. sont décrites. 310 Fondation Barbier-Mueller pour l’étude de la poésie Italienne de la Renaissance, Genève

2. DESCRIPTION DU FONDS ragione d’ogni poesia de Francesco Saverio Qua- drio (Bologne, Milan 1739-1752). Survol chronologique et par langues 2.1 Les statistiques ont été élaborées à partir du catalogue du RERO (état fin 2009), qui comptabi- 3. CATALOGUES lise 502 notices bibliographiques, dont 453 ren- voient à des œuvres imprimées avant 1900. La plus Balsamo, Jean: De Dante à Chiabrera. Poètes ita- grande partie des ouvrages (85 %) est du 16e s.: 386 liens de la Renaissance dans la bibliothèque de la titres. Reste 44 titres du 17e s., 16 titres du 18e s., 5 Fondation Barbier-Mueller. Genève 2007 [2 vol.; titres du 19e s. et 2 incunables (le Pétrarque, alphabétique auteurs] imprimé à Venise par Bartolomeo Zani en 1497 et Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises les Hymni et epigrammata de Michel Marulle, [tout le fonds s’y trouve catalogué] publiés à Florence la même année). La quasi-totalité des œuvres est en italien: 420 titres; seuls 27 titres Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes sont en latin et 6 en français. [en ligne sur le site web de la Fondation] Erdmann, Axel: Notices descriptives. [s.l.] 2002 [2 Aperçu systématique vol. dactyl.; description matérielle des ouvrages] 2.2 La systématique retenue est de notre cru. Réa- Imprimés italiens du XVIe siècle appartenant à la lisée en 2003, elle porte sur un échantillon de fondation Barbier-Mueller. In: Italique. Poésie ita- quelque 300 titres d’œuvres, qui concernent, il va lienne de la Renaissance 3 (2000), p. 111-126 [cata- de soi, la poésie italienne de la Renaissance ita- logue alphabétique auteurs, titres anonymes, 277 lienne et son milieu, que ce soit des œuvres littérai- notices] res (environ 90 %) ou des livres que l’on pourrait Zinelli, Fabio: Liste des livres rares appartenant à classer dans le domaine «langue» (environ 10 %). la Fondation Barbier-Mueller. In: Italique. Poésie 2.3 Parmi ces quelque 300 titres, environ 80 por- italienne de la Renaissance 1 (1998), p. 127-139 tent le titre de «Rime» (dont celles de Vittoria [catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes, Colonna, Gaspara Stampa, Bernardo Tasso, etc.), 213 notices] une vingtaine d’«Opera/e» (Serafino Aquilano, Antonio Tebaldeo, etc.), une vingtaine de «Sonetti» (Benedetto Varchi, etc.), une trentaine sont des piè- 4. SOURCES ET ÉTUDES ces de théâtre (dont trois quarts de comédies). A SUR L’HISTOIRE ’ noter aussi une dizaine d anthologies (dont les 9 DE LA BIBLIOTHÈQUE vol. de Rime, éditées par Gabriel Giolito à Venise, 1548-1560) et une dizaine d’œuvres (surtout de Dossier de presse [communiqués du 15 septembre Pétrarque) publiées avec des commentaires. Le reste 1997 et du 10 novembre 1997] est constitué d’œuvres poétiques de formes diverses («canti»ou«canzoni», «favola», etc), de poètes 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS ’ connus (L Arioste, Pietro Bembo, 37 éditions origi- Boysan, Turhan: Un million pour étudier la Renais- nales de Gabriello Chiabrera, etc.) et moins connus sance italienne. In: Campus. Bulletin d’information (comme les auteurs de canzonieri: Pietro Massolo, de l’Université de Genève 40 (janvier-mars 1998), Ascanio Pignatelli, Vincenzio Martelli, Ascanio p. 41 Centorio). On remarquera finalement quelques «dialoghi», «lettere»etœuvres burlesques (Fran- Monnet, Vincent: Quand l’Italie était la muse de cesco Berni). l’Europe des lettres. In: Campus. Bulletin d’infor- mation de l’Université de Genève 56 (mars-avril 2.4 Parmi la quarantaine de titres de «langue», on 2002), p. 6-7 notera bien sûr quelques études sur la langue, mais aussi sur la poétique, ainsi que des commentaires La Renaissance italienne. Peintres et poètes dans les d’œuvres et des ouvrages d’histoire littéraire (moins collections genevoises. Milan, Cologny 2006 [cata- de 10 chacun), dont les 7 vol. Della storia e della logue d’exposition, Fondation Martin Bodmer] Bibliothèque de Genève 311

BIBLIOTHÈQUE DE GENÈVE Equipement technique: Photocopieuses noir-blanc; postes Internet, bases de Canton: Genève données et OPAC; lecteurs de microfilms et micro- fiches; scanner. Lieu: Genève Informations imprimées: Auteurs: Philippe Monnier (Historique, biblio- Divers dépliants d’information; Règlement de la thèques La Grange et Ariana, Sour- Bibliothèque de Genève (2008). ces); Marianne Tsioli (Description, Collections particulières, Catalogues, Informations pour les utilisateurs de passage: Publications); France Bruderer, Depuis la gare CFF de Cornavin, tram n° 13 direc- Manuel Baud (inventaire); avec la col- tion Palettes, arrêt Plainpalais ou bus n° 5 direction laboration de Jean-Luc Rouiller Hôpital, arrêt Place Neuve. En voiture, depuis les diverses sorties d’autoroute, suivre la direction Cen- Adresse: Promenade des Bastions, tre, puis parking de Plainpalais. 1211 Genève 4

Téléphone: +41 22 418 28 00 1. HISTORIQUE DU FONDS

Fax: +41 22 418 28 01 La Bibliothèque de l’Académie (16 e–17 e siècles)

Homepage: http://www.ville-ge.ch/bge/ 1.1 Les origines de la Bibliothèque de Genève remontent à la Réforme, adoptée par le peuple E-mail: [email protected] genevois en 1536. Légiférant en matière d’imprime- rie, la République nouvellement créée ordonna aux Rattachement administratif: imprimeurs de remettre le premier exemplaire de Ville de Genève, Département de la culture. toute publication à la Maison de Ville, donnant ainsi naissance au «dépôt légal» et à un premier Fonctions: fonds de livres. Vingt ans plus tard, une biblio- Bibliothèque patrimoniale (dépôt légal) et de recher- thèque fut aménagée dans les combles du bâtiment che. construit pour abriter le Collège et l’Académie, fon- dés en 1559 à l’initiative de Jean Calvin. Ce dernier Collections: avait confié à la Compagnie des Pasteurs le soin de Bibliothèque encyclopédique, orientée sciences diriger le Collège, sous l’autorité du Gouvernement humaines, Genevensia, Réforme et Lumières. (Petit Conseil), et de gérer la bibliothèque, celle-ci Conditions d’utilisation: étant administrée par le principal du Collège, lui- L’essentiel des documents est conservé en magasins. même pasteur. Les acquisitions étaient sous la res- ’ Seuls quelque 30’000 vol. récents sont en libre-accès. ponsabilité du recteur de l Académie. Salle de lecture ouverte du lundi au vendredi de 9 h 1.2 Le catalogue établi en 1572 recense 723 à 22 h et le samedi de 9 h à 17 h, avec 120 places de œuvres (ou titres) en 554 vol. Il montre que la travail, également pour la consultation des livres bibliothèque s’est formée essentiellement par des anciens. Consultation des ouvrages de la Réserve à dons et par l’achat de livres provenant notamment la salle Senebier (du lundi au vendredi de 9 h à 13 h des bibliothèques personnelles de Jean Calvin etde14hà18hetlesamedide9hà12h).Prêtdes (1509–1564) et de l’humaniste florentin et théolo- ouvrages postérieurs à 1850 du lundi au vendredi de gien réformé Pierre Martyr Vermigli (1500–1562); 9hà12hetde14hà18hetlesamedide9hà la participation des imprimeurs est relativement 12 h. Pour la consultation des affiches, des cartes, modeste (71 titres). Les ouvrages antérieurs à la des plans et des documents iconographiques (CIG), Réforme sont peu nombreux, ce qui s’explique par prendre rendez-vous avec les départements concer- la disparition des bibliothèques des couvents et de nés. Prêt interbibliothèque. l’évêché. La composition du fonds fait la part belle 312 Bibliothèque de Genève

à la théologie, notamment évangélique (60 %), le piré de ceux de Berne et Zurich, confiait la direc- reste se partageant entre les œuvres des classiques tion à une commission de sept directeurs, compre- grecs et latins, l’histoire, la philosophie, le droit et nant un scholarque (délégué du gouvernement), le diverses autres disciplines. La centaine de livres recteur, trois pasteurs ou professeurs, dont deux provenant de la bibliothèque du patriote et chroni- assumant la charge de bibliothécaire, deux mem- queur François Bonivard (1493–1570) n’entrera à bres du Conseil des Deux-Cents, l’un avocat, l’autre la Bibliothèque du Collège que plusieurs années médecin. Il précisait les devoirs du recteur et des après sa mort. Ils furent intégrés au catalogue bibliothécaires, l’achat des livres, la tenue du cata- rédigé en 1612, lequel recensait alors 1’200 titres. logue, le prêt à domicile et les heures d’ouverture. 1.3 Au cours du 17e s., la bibliothèque se déve- Ces dernières furent fixées au mardi après-midi loppa régulièrement et fit l’objet de l’attention durant deux heures; dès lors, la bibliothèque ne fut ’ croissante des autorités comme le prouvent divers plus réservée uniquement à l Académie et porta, arrêtés, dispersés dans les archives, concernant la pour deux siècles, le nom de «Bibliothèque fonction de bibliothécaire, les acquisitions d’ouvra- publique». ’ ges, l utilisation de la salle de lecture, le prêt à 1.7 Les procès-verbaux des réunions de la com- domicile. Les catalogues ou inventaires entrepris mission des directeurs permettent de suivre la vie et périodiquement au cours du siècle permettent de le développement de la bibliothèque dans ses moin- ’ ’ suivre l accroissement du fonds, qui passa à 2 000 dres détails. Leur grande et constante préoccupa- ’ titres en 1620, puis à 3 000 en 1668, pour arriver à tion était l’accroissement des collections. Maîtres de ’ 4 000 vers 1700. la politique d’acquisition, ils prirent cette tâche très 1.4 Les registres d’entrée furent tenus épisodique- àcœur: ils ne se contentaient pas seulement de ment entre 1619 et 1666. Auparavant, on inscrivait sélectionner les livres à acheter, mais se préoccu- dans le catalogue les achats et dons importants. On paient aussi des moyens financiers, choisissant four- relève ainsi en 1606 le don par Simon Goulart nisseurs et intermédiaires, sollicitant les donateurs (1543–1628) de 17 ouvrages reliés de théologie; en et surveillant les imprimeurs soumis au dépôt légal. 1613, on acheta 36 ouvrages avec le legs de 500 Pour la mener à bien, des ressources nouvelles florins de Marc-Antoine Lombard; en 1615, un furent trouvées: à l’ancienne taxe d’immatriculation donateur anonyme permit d’acquérir 76 ouvrages, perçue auprès des étudiants, s’ajoutèrent une taxe dont plusieurs d’histoire, d’histoire naturelle et de de dix écus imposée aux nouveaux bourgeois bibliographie; les 100 florins légués par la veuve de (1700), et une contribution de deux louis d’or solli- Théodore de Bèze (1519-1605) servirent à l’achat, citée des nouveaux élus au Conseil des Deux-Cents en 1616, de 18 ouvrages, dont Les grandes annales (1704). Par ailleurs, les citoyens, appelés à manifes- et histoire générale de France (Paris 1579) de Fran- ter leur attachement à la bibliothèque par des dons, çois de Belleforest et deux incunables imprimés à répondirent dans un élan de générosité remar- Genève en 1478 (Le roman de Fierabras et le Doc- quable. Ainsi, de 1702 à 1717, les recteurs succes- trinal de sapience). En 1677, le polygraphe italien sifs reçurent-ils plus de 35’000 florins provenant en Gregorio Leti (1630–1701) marqua son accès à la grande partie de dons et de legs. Le nombre de bourgeoisie par le don de 18 «livres curieux» parus volumes passa de 3’500 à 6’374, en augmentation en Italie. Le dépôt légal continua d’être négligé par de 45 %. les imprimeurs en dépit des pressions de l’autorité politique et des recteurs. La composition du fonds 1.8 En gestionnaires rigoureux, les directeurs se dotèrent de plusieurs instruments de contrôle, à révèle un affaiblissement de la théologie au profit ’ des autres disciplines, ainsi que l’apparition des commencer par un registre d entrée intitulé sciences. «Mémoire de ce qui a été donné à la Bibliothèque publique de Genève, et de ce qu’on l’on a acheté La Bibliothèque publique (18e siècle) pour y mettre» (Arch BGE Dd 2). On y trouve pour ’ 1.5 Après un siècle sombre, marqué par l’insécu- chaque document les indications sur l auteur, le ’ rité politique et des crises de subsistance, Genève titre, le lieu d édition, la date, le format et la prove- allait connaître un âge d’or sur les plans écono- nance. Les données de ce registre étaient reportées mique et culturel, dont la bibliothèque sut profiter. dans le «Catalogue» (Catalogus Bibliothecae Gene- Dès le début du siècle, sous l’impulsion de Jean- vensis) nouvellement refait et mis à jour par Vin- – Robert Chouet (1642–1731), professeur de philoso- cent Minutoli (1639 1709), professeur de grec et phie et membre du gouvernement, et du jeune rec- belles-lettres, titularisé dans la charge de bibliothé- ’ teur Jean-Alphonse Turrettini (1671–1737), diver- caire. Enfin un Grand livre en l honneur des dona- ’ ses mesures furent prises pour en améliorer la ges- teurs consigna jusqu en 1736 les dons de toute tion, en accroître les collections et l’ouvrir à la cité. nature faits à la bibliothèque. 1.6 A l’étroit dans les combles de l’ancien bâti- 1.9 La politique d’accroissement menée par la ment, la bibliothèque fut transférée dans la grande nouvelle équipe traduisait la volonté d’ouverture salle du Collège où elle gagna espace et reconnais- aux idées et aux sciences nouvelles, et aussi le souci sance publique. Le Règlement adopté en 1702, ins- de combler les lacunes. La part de la théologie, qui Bibliothèque de Genève 313 reste prépondérante, bénéficia de l’achat d’une par- l’embryon des futurs musées de la cité et qui sera tie des bibliothèques personnelles des pasteurs Jean enrichie en 1743 par le don de Jacques-Antoine Sarasin et Vincent Minutoli, et des dons de l’ancien Arlaud. On continua aussi d’utiliser le local de l’an- auditeur Jean Pictet (87 ouvrages) et de François cienne bibliothèque, sis sous les toits, pour le stoc- Laurent (77 ouvrages du 16e–début 17e s.). Une kage des ouvrages de petit format et des doublets. large part fut faite aux nouveaux outils de diffusion 1.13 Le développement des collections fut l’affaire du savoir: catalogues de bibliothèques étrangères de bibliothécaires de qualité, des savants qui (Oxford, Paris), périodiques scientifiques (Journal avaient voyagé et correspondaient avec les plus de Trévoux, Nouvelles de la République des lettres, grands esprits de l’époque. Dès 1727, ils furent Journal des savants, Acta eruditorum), sommes de trois, avec la nomination à vie de Firmin Abauzit références (Thesaurus antiquitatum, Bibliotheca (1679–1767), un laïc aux connaissances encyclopé- graeca, Bibliotheca latina). Les dons des nouveaux diques, épaulant le théologien Léonard Baulacre élus au Conseil des Deux-Cents, lesquels devaient (1670–1761), ami des beaux-arts, et le physicien être à chaque fois (tous les quatre ans) affectés à Jean Jallabert (1712–1768). La fin du siècle fut l’achat global de «livres considérables qui puissent marquée par l’activité de Jean Senebier (1742– faire honneur & à ceux qui font le présent & à la 1809), bibliothécaire régulier puis honoraire Bibliothèque», permirent de compléter les domaines (1773–1809), infatigable bibliographe, et maître du droit et de la médecine. On profita de la jolie d’œuvre, avec Antoine-Josué Diodati (1728–1790), somme offerte par l’avoyer Samuel Frisching de d’un nouveau catalogue des imprimés (1790); entre- Berne (1638–1721) pour acquérir des ouvrages de pris selon une classification révolutionnaire issue de mathématiques et d’architecture (1714). De plus, l’esprit encyclopédique, il reléguait la théologie, tra- grâce à un contrôle plus strict du dépôt légal et à ditionnellement en tête de tout répertoire, à l’avant- des dons des libraires-imprimeurs, la part des édi- dernière place de la classification (15’000 titres). tions genevoises fut en nette progression. 1.14 La politique d’acquisition de cette époque se 1.10 A côté des imprimés et des manuscrits, la concrétisa par d’importants achats à l’étranger, à bibliothèque sollicita et accueillit en don des Paris surtout, mais aussi à Londres (on souhaitait tableaux, du mobilier précieux, des instruments davantage de livres anglais), aux Pays-Bas, et même scientifiques, des trouvailles archéologiques et à Saint-Pétersbourg. Parmi les dons, on relèvera les d’histoire naturelle. Par ailleurs, le don de quelque legs de Jean Caze (1751), du mathématicien Gabriel 400 médailles et monnaies, ainsi que de nombreux Cramer (1752), d’Abraham Mallet (1768), de Jean ouvrages de numismatique, en fit le médaillier de la Jallabert (1769), ou encore de Jacques Eynard République. (1773), pasteur et chargé d’affaires de la Répu- 1.11 En 1717, sous l’impulsion du nouveau rec- blique auprès du roi d’Angleterre. Les bonnes rela- teur Jean-Antoine Gautier (1674–1729), une vigou- tions avec ce pays se reflètent également dans les reuse campagne financière fut entreprise, compor- nombreux dons occasionnels d’ouvrages de valeur, tant notamment le lancement d’une souscription, comme celui du comte Philippe Stanhope (belles l’introduction d’une nouvelle taxe des utilisateurs et éditions des grands auteurs anglais du 17e s.). En un appel aux notaires, les priant d’encourager les 1774, Denzel Hollis légua 100 livres sterling pour testateurs à favoriser la bibliothèque. Dès lors et l’achat de livres anglais de politique, d’histoire, jusqu’à la fin du siècle, la Bibliothèque allait fonc- d’histoire naturelle et de mathématiques. tionner selon la nouvelle organisation, ses fonds 1.15 Les années de l’Encyclopédie (1750–1770) s’accroissant régulièrement en dépit de ressources connurent une activité brillante, marquée par le rec- financières fluctuantes. Les réunions de la direction torat d’Ami Lullin (1695–1756), professeur d’his- furent plus irrégulières, dépendant des circonstan- toire ecclésiastique et éminent bibliophile. Outre de ces et de la personnalité des recteurs. Dans les nombreux dons ponctuels d’ouvrages rares, il légua années 1741–1742, le nombre de ses membres fut à la bibliothèque un ensemble de 88 manuscrits porté à dix-neuf, dans le souci d’une meilleure médiévaux et sa bibliothèque personnelle. Au cours ouverture aux divers domaines du savoir et à d’au- de l’été 1754, Jean-Jacques Rousseau, en séjour à tres professions; c’est ainsi qu’elle accueillit le pro- Genève, s’était lié d’amitié avec Lullin, qui le char- cureur général, un médecin, un négociant, un gea de plusieurs achats à Paris, dont un «bon» homme de lettres et un artiste. Par ailleurs, on exemplaire de l’Encyclopédie et une Bible de Sixte- décerna le titre de membre honoraire à quatre cor- Quint (Rome 1590). Rousseau offrit ses œuvres (Le respondants genevois établis à Berlin, La Haye, contrat social, Emile) à la Bibliothèque. On lui pro- Londres et Paris. posa même une charge de bibliothécaire, qu’il 1.12 L’afflux de livres et de nombreux objets de déclina. Parmi d’autres donateurs de marque, on collection ayant rempli la nouvelle salle, en 1725 le trouve D’Alembert et le médecin Théodore Tron- Petit Conseil accorda à la Bibliothèque la propriété chin, amateur de livres rares, auquel on doit la de l’appartement voisin. Cette mesure permit de rarissime édition prototypographique du Speculum créer une «Chambre des curiosités» qui constituera humanae salvationis en néerlandais, ainsi qu’une 314 Bibliothèque de Genève

édition de l’Expositio super toto Psalterio de Juan en languedocien. En contrepartie, la bibliothèque de Torquemada (Mayence 1476). Durant ces vingt fut inscrite au nombre des bénéficiaires des distribu- années fastes, le fonds de la bibliothèque s’accrut tions de livres imprimés aux frais du gouvernement d’un bon millier d’ouvrages, dont près de la moitié français; elle reçut ainsi des ouvrages de prix de sous forme de dons. botanique et d’architecture. En 1811, le préfet lui offrit encore de faire son choix parmi des collec- Révolutions et Annexion (1792–1813) tions de livres qui avaient été réunies à la mairie de Bonneville (Haute-Savoie): elle s’enrichit ainsi 1.16 La vie genevoise fut marquée durant tout le d’une cinquantaine de titres des 15e et 16e s. 18e s. par des troubles politiques mettant aux prises différentes catégories de la population en lutte pour 1.21 Au nombre des donateurs, on retrouve le leurs droits politiques et économiques. Ces «Affai- généreux bibliothécaire Jean Senebier, aux côtés du res» successives n’eurent pas d’incidence sur le naturaliste Jean-Antoine Colladon, et des membres développement économique de la cité (horlogerie, du «Groupe de Coppet» formé autour de Jacques indiennerie, banque), ni sur son rayonnement cultu- Necker et de Madame de Staël (Jean Charles Léo- rel marqué par l’essor des sciences. Durant la der- nard de Sismondi, August Wilhelm Schlegel, Pros- nière décennie, la cité fut le théâtre de diverses per de Barante). A cette époque, la Bibliothèque manifestations révolutionnaires et d’une succession accueillit par legs les premières archives personnel- de régimes provisoires auxquels mit fin, le 15 avril les de savants genevois: Charles Bonnet, Georges- 1798, l’annexion du territoire par la France. Louis Le Sage, Nicolas Fatio de Duillier. En 1807, on procéda à un inventaire et à un réaménagement 1.17 Au cours de ces années, la Bibliothèque des collections d’imprimés. A l’initiative de Jean dépendit de différentes autorités: Département Picot, le médaillier fut réorganisé, inventorié et ’ d instruction publique ou encore Sénat académique notablement augmenté; relogé, son accès fut régle- ’ (1796). Sa direction, qui ne s était pas réunie durant menté (1812–1816). deux ans et demi (1793–1795) et avait été réduite à cinq membres par le Sénat académique, retrouva La Restauration (1814–1842) progressivement son ancienne composition sous le 1.22 Les «27 années de bonheur» qui suivirent ’ régime français. Son capital (100 000 florins) fut l’indépendance retrouvée et l’entrée de Genève dans confié à la Société économique, organe chargé de la Confédération suisse furent marquées par une ’ gérer les biens de l ancienne République, lesquels évolution politique libérale, graduelle, dont profitè- avaient été reconnus propriété inaliénable des rent également les institutions culturelles. Sous l’im- Genevois (instruction publique, cultes). Cette situ- pulsion d’Augustin-Pyramus de Candolle et d’Henri ation relativement confortable lui permit de conti- Boissier furent créés successivement, en quelques ’ ’ nuer sa vie propre jusqu àlindépendance. années, le Jardin botanique (1817), le Musée acadé- 1.18 La direction restait libre de poursuivre la mique (sciences, 1820), le Musée Rath (beaux-arts, politique d’acquisition menée jusqu’alors. Elle dis- 1826), ainsi que la Société de lecture (1818). La posait pour les achats d’une somme variable selon naissance de cette dernière, en réaction aux insuffi- les années, fixée en 1812 à 3’000 florins, ce qui sances avérées de la Bibliothèque publique, devait n’était pas considérable. Pour augmenter ses res- conduire ses responsables à s’interroger sur sa mis- sources, elle bénéficia de quelques legs, dont ceux sion et les moyens d’augmenter son attrait. Une de Charles Bonnet et de Jacques Necker. Elle réussit politique de développement allait peu à peu se met- par ailleurs à vendre ses doublets au libraire Man- tre en place, visant à accroître et compléter les col- get pour la somme de 9’000 livres de France à lections, à les faire connaître, à attirer enfin de nou- valoir en grande partie sur des livres de son catalo- veaux lecteurs en leur facilitant l’accès aux ressour- gue (1806). ces. 1.19 Les achats orientés vers des ouvrages scienti- 1.23 Pour se concentrer sur sa mission première, fiques augmentèrent, notamment sur proposition de la Bibliothèque accepta de transférer les objets l’influent Marc-Auguste Pictet qui obtint qu’on fît d’histoire naturelle, d’ethnologie, ainsi que les anti- venir, entre autres, les mémoires de sociétés savan- quités au Musée académique (1820), de même que tes étrangères (Edimbourg, Irlande, Amérique, Cal- le médaillier (1825). En 1842, elle cédera au Musée cutta). Le Blocus continental devait retarder l’arri- Rath ses tableaux et gravures de valeur artistique, vée des suites de ces collections malgré les bons offi- ne conservant jusqu’à ce jour que la collection de ces du Dr Marcet établi à Londres. La médecine portraits. ’ ’ s étoffa avec l acquisition de 250 vol. provenant de 1.24 Durant cette période, la Bibliothèque dépen- la bibliothèque du Dr Pierre Sylvestre. dit de la Chambre municipale, puis du Conseil 1.20 Pour maintenir de bonnes relations avec l’oc- d’instruction publique sous la tutelle du gouverne- cupant, il fallait quelquefois composer. En 1804, ment cantonal. Cette situation lui permit de bénéfi- répondant à la demande pressante du ministre de cier dès 1821 d’un budget annuel de 7’000 florins, l’Intérieur, on dut se résoudre à céder à l’Ecole de dont 4’000 furent destinés à couvrir les frais de médecine de Montpellier deux manuscrits du 15e s. l’augmentation des heures d’ouverture (triplées); le Bibliothèque de Genève 315 restant était affecté à l’achat de livres, ce qui, vol.). Les frères Jean-Marc et Jean-Louis Dupan, compte tenu de la contribution de la Société écono- membres de la direction, apportèrent à eux deux mique (3’000 florins), revenait à doubler le budget quelque 3’400 vol., dont 130 incunables et plus de d’acquisition. A ces montants devait s’ajouter une 800 titres des 15e et 16e s. A ces fonds s’ajoutèrent contribution de 800 florins, versée par l’Académie ceux des médecins Jacques-André Matthey, Jean- comme part des immatriculations des étudiants. Pierre Colladon et Louis Odier, du mathématicien ’ 1.25 L’intérêt que les autorités successives, ainsi Simon-Antoine-Jean L Huillier, du géologue Louis- ’ ’ Albert Necker, du chimiste Pierre-François Tingry que l Académie, manifestaient à l institution donna ’ lieu à une intense activité réglementaire portant et du juriste Pierre-François Bellot (1 425 vol.). La notamment sur le service public et sur l’accroisse- bibliothèque de Charles de Constant contenait des ment des collections. On approuva l’extension des ouvrages de valeur, dont le Dictionnaire chinois, jours d’ouverture de la salle de consultation de français et latin de Chrétien-Louis-Joseph de Gui- deux à cinq (1839), et ceux du prêt à domicile d’un gnes (Paris 1813). à deux (1844). La politique d’achat des livres, sujet 1.29 Parmi les achats, on mentionnera en particu- sensible, fut déléguée aux membres de la commis- lier les ouvrages de la bibliothèque du mathémati- sion qui se répartissaient les tranches du budget cien Jean-Jacques Schaub (1828), ceux acquis à alloué selon leurs disciplines (1835). A ce sujet, le Paris en 1834 à la vente du bibliophile Antoine- Conseil d’instruction publique demanda en 1837 Marie-Henri Boulard (350 vol.), ainsi que 250 «plus de détails sur les diverses classes de livres ouvrages reçus pour recension par la Bibliothèque achetés et sur l’argent qu’ils ont coûté, afin que les universelle des sciences, belles-lettres et arts de fonds soient convenablement répartis entre ces clas- Genève (1816–1833). En dépit de ressources modé- ses» (Arch BPU Ac 4, 11 sept. 1837). rées, on n’hésita pas acquérir des ouvrages de pres- tige, telle la Description de l’Egypte,danssapre- 1.26 En 1829, la Bibliothèque se trouvant à l’étroit mière édition, qui coûta à la Bibliothèque 6’245 flo- avec ses 30’280 vol., on envisagea à l’instigation rins, soit un montant supérieur au budget d’acquisi- d’A.-P. de Candolle la construction d’un nouveau tion annuel (1821). En 1844, on put acquérir, «à bâtiment. La commission, qui souhaitait une exten- prix réduit», le Thesaurus graecae linguae d’Henri sion à proximité du Collège, refusa le projet pro- Estienne (Paris 1831–1865), mais il fallut actionner posé par les autorités jugeant le choix du site, au le «fonds de réserve» pour obtenir l’Ostéographie dessus du marché couvert de Bel-Air, inapproprié d’Henri Marie Ducrotay de Blainville (Paris 1839– pour une bibliothèque. En 1843 toutefois, la biblio- 1864, 5 vol.). thèque put s’étendre dans les locaux de l’apparte- ment laissé vacant à la suite du décès du bibliothé- 1.30 En 1831, suite à une convention avec le gou- caire Bourrit. Après réaménagements, on y installa vernement, la Bibliothèque accueillit les périodiques ’ la «Bibliothèque circulante», c’est-à-dire une collec- que la Société de physique et d histoire naturelle, tion de quelque 5’000 vol. destinés à être prêtés (lit- fondée en 1790, avait reçus en échange de ses tératures, voyages, histoire, sciences morales et Mémoires, ainsi que la totalité des ouvrages en sa ’ naturelles). possession. L acquisition de ces publications coû- teuses, provenant du monde entier, constitua un 1.27 La réalisation marquante de cette époque fut accroissement considérable dans le domaine des la publication du catalogue imprimé, proposée en sciences. 1819 par A.-P. de Candolle. Les travaux ne furent œ ’ mis en uvre qu en 1827, avec la collaboration des L’ère radicale: la Bibliothèque publique professeurs, placés sous la direction de Louis Vau- de la Ville (1846–1900) cher, nommé pour l’occasion bibliothécaire hono- raire. Le catalogue parut en 1834, en deux volumes, 1.31 Après la révolution de 1841, Genève connut recensant 18’000 titres en 31’000 vol. Dans sa pré- un bref régime de démocratie conservatrice, précé- face relatant l’histoire de l’institution, Vaucher dant la révolution radicale de 1846 qui allait chan- esquisse les publics cibles de cet instrument de tra- ger son visage. La nouvelle constitution attribua la vail: tous ceux qui, pour «des recherches approfon- Bibliothèque publique, ainsi que les autres institu- dies et consciencieuses», veulent «recourir aux tions culturelles, à la Ville de Genève, qui avait été sources»; «tous ceux qui s’occupent, comme maî- reconnue comme commune à part entière en 1842. tres ou comme élèves, des lettres, des arts ou des Dès lors et jusqu’à nos jours, c’est son Conseil sciences»; les amateurs de lectures à la fois agréa- administratif qui nommera le directeur et le person- bles et instructives. Il relève aussi «les nombreuses nel, attribuera le budget et se chargera de l’entre- et importantes lacunes» dévoilées dans les domaines tien. L’ancienne «Direction» collégiale prit le nom scientifiques, qui «ne tarderont pas à se combler». de «Commission»; ses compétences se réduisirent ’ 1.28 L’accroissement du fonds imprimé fut dopé progressivement à la politique d achat des livres. par l’entrée d’importants legs, à commencer, en 1.32 Ce nouveau statut eut pour effet de diminuer 1834, par la prestigieuse bibliothèque du biblio- les ressources déjà insuffisantes de la Bibliothèque: phile français Louis-Antoine Moutonnat (2’852 d’une part, elle perdit son capital (47’200 francs) 316 Bibliothèque de Genève au moment de la liquidation de la Société écono- selle; cet ensemble constitua la base du «Dépôt de mique; d’autre part, les finances de la Municipalité cartes et Musée cartographique» qui sera géré par peinaient à répondre aux besoins fort différents des la Bibliothèque dès 1909. Parmi les achats impor- deux bibliothèques, la savante et la circulante. tants réalisés grâce au mécénat, figure en particu- Durant une vingtaine d’années, il fallut se contenter lier celui effectué à Paris en 1887 à la vente de la d’un budget d’acquisition de misère (3’000 francs) bibliothèque du bibliophile Jacques Adert (1817– et relancer les donateurs; un compte «Dons et legs» 1886), comprenant de nombreuses impressions fut créé à cet effet; il bénéficia de deux dons excep- genevoises des 15e et 16e s. tionnels de la famille Eynard-Lullin (50’000 francs en 1869) et de la Bourse italienne (20’000 francs en La Bibliothèque publique et universitaire e 1870). Dès 1874, la Ville, héritière de la fortune du (20 siècle) duc de Brunswick, attribua les revenus d’un place- 1.36 En ce siècle d’expansion et de progrès conti- ment d’un million de francs aux institutions cultu- nus, le statut d’institution municipale pesa particu- relles pour l’accroissement de leurs collections; la lièrement sur le destin de la Bibliothèque. Elle Bibliothèque reçut une dotation annuelle de 10’000 aurait dû fonctionner comme bibliothèque centrale francs. Enfin la participation de l’Etat fut portée, à de l’Université, mais elle ne put assumer ce rôle la fin du siècle, de 700 à 10’000 francs. avec la liberté de manœuvre et les moyens nécessai- res. Dénommée à partir de 1907 «Bibliothèque 1.33 L’événement majeur fut, en 1872, le transfert publique et universitaire» (BPU), elle s’appliqua de la Bibliothèque dans l’un des «bâtiments acadé- durant des décennies à établir de nombreuses colla- miques» édifiés aux Bastions, sur l’emplacement borations avec l’Université, négociant ses presta- des anciens fossés. Sa construction bénéficia d’une tions en services et en locaux contre juste rémunéra- importante participation financière (100’000 tion. Sous la direction de Frédéric Gardy (1906– francs) du bibliophile et collectionneur Gustave 1937), la participation de l’Etat aux acquisitions de Revilliod. Elle y disposait enfin de l’espace néces- livres fut augmentée par l’introduction d’une taxe saire à son développement et à la saine gestion de de bibliothèque perçue auprès des étudiants et par ses collections. A côté de magasins, plusieurs lieux le versement d’un montant annuel spécial. En de travail furent progressivement aménagés: salle contrepartie, l’institution hébergea les bibliothèques de lecture, salle d’étude pour professeurs et étu- de diverses facultés (lettres, droit, médecine) et diants avancés (1896), salle des périodiques et salle assuma la gestion et le stockage des thèses. Le prêt des manuscrits (1905). La salle d’exposition Ami- à domicile, dont les étudiants étaient les principaux Lullin y trouva également sa place. En 1885, la bénéficiaires, fut étendu. Cette fructueuse collabo- Bibliothèque circulante fut séparée, administrative- ration ne résista pas à l’explosion des enseigne- ment et physiquement, de la Bibliothèque publique. ments et des effectifs d’étudiants d’après-guerre. 1.34 Parallèlement à la réorganisation des collec- Dès 1960, l’Université développa, avec d’impor- tions (reclassement et nouvelle cotation alphanumé- tants moyens, ses propres bibliothèques, qui quittè- rique), un nouveau catalogue fut mis en chantier. rent progressivement le bâtiment des Bastions. La parution s’étendit de 1875 à 1887 en six vol., le Cette séparation fut entérinée, en 1967, par la sup- dernier formant la table alphabétique des auteurs et pression de la Commission de la Bibliothèque. Dès titres anonymes. Des suppléments suivirent jus- lors, l’institution allait réorienter sa mission sur les qu’en 1900. Largement diffusé, un tel instrument de sciences humaines et sur sa vocation patrimoniale, travail constitue aujourd’hui encore le seul accès développant en particulier ses centres d’excellence: matières à l’ancien fonds et une source précieuse histoire de Genève, imprimerie genevoise, Réforme sur sa composition. calvinienne, protestantisme français, histoire des sciences, littérature française. 1.35 Les collections furent alimentées par l’en- 1.37 Suivant une tendance généralement observée trée de plusieurs dons ou legs, en particulier ceux e des juristes Pierre Odier (1859) et Henri Disdier au cours du 20 s., les fonds imprimés de la biblio- (1862), des naturalistes René-Edouard Claparède thèque connurent un accroissement considérable, doublant tous les trente ans: 140’000 vol. en 1900; (1871) et François-Jules Pictet de la Rive (1872), ’ ’ de l’astronome Emile Plantamour (1882), de l’his- 300 000 vol. en 1930; 600 000 vol. en 1960; 1,9 torien François Roget (1858), d’Henri Sarasin millions en 2000. Notons que dès 1996, suite à une votation populaire approuvant l’augmentation des (1875, langues et littératures anciennes) et de ’ Pierre-François Théremin (1882, archéologie taxes universitaires, le budget d acquisition de la biblique). Suite à la création de la Faculté de Bibliothèque se trouva notablement renforcé. médecine (1872), la bibliothèque reçut les legs de 1.38 Tout au long de ce siècle, l’acquisition par plusieurs médecins: Hippolyte-Jean Gosse (1875), dons ou achats de nombreuses collections privées Jean-Charles Coindet (1876), Francis Marin permit d’accroître de plusieurs dizaines de milliers (1877), Alfred Couriard (1880). En 1893, Charles les imprimés antérieurs à 1900. Citons en particu- Perron remit en don le fonds de 6’800 cartes réu- lier les noms suivants: Jules Perrier (mouvements nies par Elisée Reclus pour sa Géographie univer- révolutionnaires en France), Léopold Favre (philo- Bibliothèque de Genève 317 logie),PercevaldeLoriolLeFort(Réformeetpro- 1.41 La nécessité de disposer de catalogues moder- testantisme français), Dr Alfred Vincent (histoire et nes sur fiches, pour pallier les inconvénients des littérature modernes), Aymon Galiffe (histoire de catalogues imprimés, s’imposa aux bibliothécaires Genève), Michel Chauvet (6’000 pièces de théâtre), dès le début du 20e s. Commencé de manière artisa- Robert Harvey (histoire et littérature anglaises), nale, le catalogue alphabétique fut constamment Ferdinand de Saussure (linguistique), Alfred Cartier réaménagé et amélioré, pour constituer finalement (bibliophilie), Edouard Schneider-Bonnet (biblio- un instrument de travail complet et pratique; il thèque russe), Lucien Gautier (bibliothèque palesti- offrait l’avantage de réunir tous les livres en un seul nienne), Max van Berchem (archéologie et littératu- et unique répertoire alphabétique, par auteurs et res orientales), Edouard Naville (égyptologie), par titres des anonymes et des périodiques. Dès Charles Koller et Aloys Mooser (musicologie), Gus- 1918, le fichier des bibliothèques scientifiques gene- tave Revilliod (riche bibliothèque encyclopédique), voises y fut intégré, donnant naissance à un véri- Livingston Phelps (histoire et littérature françaises table catalogue collectif. Celui-ci fut doublé d’un et anglaises), Jules Vuy (histoire de Genève et de la catalogue alphabétique des matières pour les nou- Savoie). Depuis 1917, la Bibliothèque gère le fonds velles acquisitions. Plusieurs catalogues spéciaux Favre, conservé dans la Villa La Grange (voir Col- furent créés par ailleurs, notamment l’un en carac- lections particulières). Plus récemment, les fonds se tères cyrilliques recensant l’important fonds de sont accrus de bibliothèques privées importantes, livres russes. L’informatisation des catalogues fut mais peu riches en livres anciens (Jeanne Hersch, entreprise en 1985, en lien avec l’adhésion au Milorad M. Drachkovitch), ainsi que d’archives Réseau des bibliothèques de Suisse romande d’écrivains-voyageurs comme Ella Maillart ou (RERO). La conversion rétrospective des catalogues Nicolas Bouvier. En 2009, finalement, la Biblio- de la bibliothèque est en cours depuis 1996. A la fin thèque s’enrichit d’ouvrages en rapport avec Jean- 2006, la Bibliothèque a été rebaptisée «Bibliothèque Jacques Rousseau (non comptabilisés dans la Des- de Genève» (BGE), pour mieux tenir compte de son cription du fonds): Jean-Daniel Candaux donne rôle patrimonial: sa mission académique étant près de 500 vol. anciens (1750–1839) d’oeuvres du recentrée sur ses pôles d’excellence. Trois institu- philosophe et la BGE achète la bibliothèque de tra- tions sont administrativement rattachées à la BGE: vail de Théophile Dufour (90 éditions de Rousseau l’Institut et musée Voltaire (IMV), la Bibliothèque du 18e s. et 60 études sur l’écrivain, des 18e et musicaledelaVilledeGenèveetleCentred’icono- 19e s.). graphie genevoise (CIG). Seules les deux premières font l’objet de notices à part. 1.39 Par arrangements ou conventions, plusieurs 1.42 Finalement, en 2010–2011, la BGE fait sociétés locales remirent à la Bibliothèque leurs col- numériser les quelque 3’000 éditions geneveoises du lections de publications reçues en échange: Société 16e s., pour les rendre accessibles en ligne dans la d’histoire et d’archéologie (1907), Institut national Bibliothèque électronique suisse (projet e-rara). genevois (1907), Société genevoise d’utilité publique (1915), Société de géographie (1950). Elle bénéficia en 1917 de la dissolution de la Biblio- 2. DESCRIPTION DU FONDS thèque Léon Tolstoï, créée en 1875 par des émigrés russes. En 1969, les autorités de l’Eglise catholique 2.1 Le comptage a été réalisé en 2007 sur la base romaine firent don des collections d’histoire ecclé- du catalogue imprimé (1875–1899) et du fichier siastique et de théologie connues sous le nom de alphabétique matières (1900–1985), après avoir Bibliothèque du Clergé (voir Collections particuliè- pris soin d’intégrer les différentes matières dudit res). Par ailleurs, la bibliothèque abrita aussi les fichier dans la systématique du catalogue imprimé. collections de la Société Jean-Jacques Rousseau (de Les totaux obtenus sont légèrement faussés, car cer- 1905 à 2009, année ou elle sera déplacée à l’Institut tains ouvrages acquis après 1900 ont fait l’objet de et Musée Voltaire), de la Fondation Fazy (1932) et plusieurs fiches matières, et d’autres, comme les de la Fédération abolitionniste internationale Bibles, les œuvres littéraires et les livres anciens (1972). contenus dans certains fonds (La Grange, Ariana, Fondation Fazy, Compagnie des pasteurs), n’ont 1.40 Le Dépôt légal, dont l’observance fut tou- pas été catalogués dans ce fichier (mais uniquement jours problématique sous l’Ancien Régime, avait été dans le fichier alphabétique auteurs, titres anony- confirmé par la Loi sur la presse de 1827, et placé mes). Certains de ces fonds font toutefois l’objet sous le contrôle de la Chancellerie d’Etat. Jugé d’une brève description dans les Collections parti- contraire à la constitution cantonale de 1847, il fut culières. Il en va de même pour les ouvrages en supprimé en 1907, puis rétabli soixante ans plus russe et pour les périodiques. Les ouvrages anciens tard sur de nouvelles bases légales: la régie en étant acquis après 1985, catalogués uniquement dans la dès lors confiée à la BPU. Pour diminuer les effets base informatisée du RERO, n’ont pas non plus été de cette importante lacune, la direction fit appel à comptabilisés. Nous parlons en nombre de titres et la générosité des auteurs et procéda à des achats de volumes, souvent arrondis à la dizaine. Précisons rétrospectifs dans la mesure de ses moyens. que chaque recueil artificiel a été compté pour un 318 Bibliothèque de Genève volume en tant de titres, d’où parfois un nombre de dont des catalogues de bibliothèques (860/950), de titres supérieur au nombre de volumes. manuscrits (400/200), et des ouvrages sur l’impri- merie et la librairie (740/720). Le reste concerne les dictionnaires et les encyclopédies (130 titres/990 Survol chronologique et par langues vol.: 8/8 du 16e s.; 20/30 du 17e s., dont 13/22 en 2.2 Selon les dernières estimations, les imprimés latin; 32/190 du 18e s., dont 20/176 en français; 70/ de la BGE occupent quelque 54 km linéaires de 760 du 19e s.), ainsi que l’histoire des universités, rayons, ce qui représente environ deux millions de des académies et autres sociétés savantes (450/520, documents. Le nombre total des imprimés anciens du 19e s. pour l’essentiel). (antérieurs à 1900) comptabilisés lors de l’inven- taire se monte à un peu plus de 173’000 titres pour près de 151’000 vol. La Bibliothèque abrite 465 Théologie (cote B) incunables (voir Collections particulières). Puis 2.6 Avec 26’590 titres en 24’850 vol., la théologie nous avons, en nombre croissant, 5’660 titres en est l’un des domaines d’excellence de la Biblio- 5’630 vol. imprimés au 16e s. (plus de 3 % de l’en- thèque (env. 15 %), comme elle l’a longtemps été à semble des titres anciens), 10’570 titres en 9’310 l’Académie puis à l’Université. La répartition par vol. du 17e s. (plus de 6 %), 34’060titresen29’860 siècles met en évidence une proportion d’imprimés vol. du 18e s. (près de 20 %) et plus de 107’000 du 16e (2’630 titres en 2’550 vol.) et du 17e s. titres en plus de 104’260 vol. du 19e s. (62 %). Le (4’500 titres en 3’580 vol.) nettement supérieure à reste (14’870titresen1’730 vol.) consiste en impri- la moyenne, aux dépens du 19e s. (13’420 titres en més non datés (dont de nombreux recueils artifi- 12’910 vol.); 5’720 titres en 5’510 vol. sont du ciels), essentiellement des documents relatifs à la 18e s. La proportion des ouvrages en latin est près géographie (cartes), aux beaux-arts et aux sciences. de trois fois plus importante que dans l’ensemble 2.3 La répartition par langues montre une nette du fonds ancien (7’500 titres en 6’320 vol.). domination du français: plus de 71 %, soit près de 2.7 La théologie historique est la section la mieux 123’000 titres en plus de 87’600 vol. (1’250 titres/ représentéeavec8’430 titres en 9’640 vol. (570/386 990 vol. du 16e s., 4’660/3’560 du 17e s., 22’380/ du 16e s., 900/1’040 du 17e s., 1’400/1’830 du 18’480 du 18e s., 80’270/63’440 du 19e s., 14’370/ 18e s., 5’480/6’290 du 19e s.). Le grand nombre de 1’160 sans date). Il est suivi, de loin, par le latin vol. (760 pour 380 titres) en «histoire générale de avec 10 %, soit 17’340 titres en 18’780 vol. (3’760 la religion chrétienne» revient probablement à la titres/3’960 vol. du 16e s., 4’980/4’690 du 17e s., présence des grandes entreprises éditoriales en la 5’640/5’780 vol. du 18e s., 2’690/4’070 vol. du matière (20 titres pour 100 vol. en français du 19e s.). Avec 8 %, l’allemand vient en troisième 18e s.). 2’840 titres en 3’490 vol. concernent l’his- position: 13’920 titres en 21’210 vol., dont 235/ toire de l’Eglise romaine depuis le 7e s. (dont 82/88 230 du 16e s., 132/167 du 17e s. et 1’210/1’760 du du 16e s. en latin), avec un accent sur la papauté, le 18e s. Suivent l’anglais avec 5 % (8’750 titres en clergé et les ordres, les rites et la France. L’histoire 13’390 vol., dont 17/23 du 16e s., 295/250 du de la Réforme et des Eglises protestantes, spéciale- 17e s., 1’350/2’160 du 18e s.), l’italien avec seule- ment en France et en Suisse, forme un ensemble de ment 2 % (3’490 titres en 5’200 vol., dont 148/156 2’430 titres en 2’250 vol., dont un certain nombre du 16e s., 240/300 du 17e s., 530/940 du 18e s.), et le de recueils de brochures. ’ ’ grec avec 1 050 titres en 1 620 vol. (204 titres/222 2.8 3’310 titres en 3’780 vol. relèvent de la théolo- vol. du 16e s., 160/227 du 17e s., 147/223 du 18e s., e gie exégétique. On note une proportion inhabituelle 540/940 du 19 s.). Toutes les autres langues réunies ’ ’ ’ ’ d imprimés antérieurs à 1700 (660 titres/730 vol. (4 720 titres en 2 970 vol., dont 2 810 titres/520 e e ’ e e du 16 s., 670/630 du 17 s.)etenlatin(1510/ vol. du 18 s. et 1’720/2’230 du 19 s.) représentent ’ ’ ’ ’ 1 490). Les éditions de la Bible, complètes ou par- moins de 3 % de l ensemble;ilsagit surtout d im- tielles, représentent un total d’au moins 760 titres primés en espagnol et en néerlandais. pour 1’080 vol., y compris quelque 230 psautiers (210 titres/250 vol. du 16e s., 120/150 du 17e s., Aperçu systématique 140/280 du 18e s., 270/380 du 19e s.), en français 2.4 La présentation suit le cadre général de classe- (350 titres/490 vol.), en latin (110/230), en grec ment adopté par le catalogue imprimé de la fin du (90/120), en allemand (une cinquantaine), en 19e s. Les cotes sont celles de l’ancien fonds. anglais (une trentaine), en italien (14/36) et dans d’autres langues (80/120). Encore plus nombreux sont les commentaires: 860 titres en 1’180 vol., sur- Introduction (cote A) tout en latin (560/750) et du 16e s. (300/320). On 2.5 Quelque 3’440 titres en 5’280 vol. ont été peut encore signaler 11 vol. de recueils (170 titres) e e regroupés sous «Introduction» (ou «Généralités»): du 17 s. et 14 vol. (200 titres) du 18 s.,enlatin,de 35/35 du 16e s., 100/150 du 17e s., 380/750 du dissertations diverses. 18e s., 2’820/4’320 du 19e s. La grande majorité 2.9 La théologie systématique est aussi très bien (2’860 titres/3’780 vol.) relève de la bibliographie, représentée: 4’060 titres en 4’090 vol. (670 titres/ Bibliothèque de Genève 319

680 vol. du 16e s., 1’295/945 du 17e s., 960/1’250 sont un peu moins bien représentés: 1’880 titres en du 18e s., 1’050/1’150 du 19e s.), plus du quart en 1’560 vol. pour le droit public, 1’025 titres en près latin. Elle englobe la dogmatique (480/580), la de 1’000 vol. pour le droit pénal, 410 titres/550 morale (265/300), l’apologétique (580/710) et sur- vol. pour le droit ecclésiastique (surtout Eglise tout la polémique (2’160 titres en 1’920 vol.), avant catholique) et 330/510 pour le droit international. tout entre protestants et catholiques; l’importance Reste 1’320 titres (1’800 vol.) regroupés sous numérique des écrits polémiques varie avec le temps «Introduction» (bibliographie, philosophie du en fonction de l’évolution des relations entre les uns droit, dictionnaires, encyclopédies, mélanges). et les autres: 450 titres/vol. du 16e s., 990 titres/520 vol. du 17e s., 350 titres/490 vol. du 18e s., 350 Sciences sociales (cote E) e titres/340 vol. du 19 s. 2.14 Les sciences sociales (près de 5’000 titres en 2.10 3’430 titres en 3’680 vol. concernent la théo- 5’520 vol.) ne représentent que 3 % des titres logie pratique: près de 320 titres/vol. du 16e s., 440/ anciens. La proportion d’imprimés du 19e s. est net- 410 du 17e s., 710/940 du 18e s., 1’900/1’950 du tement supérieure à la moyenne: 4’540 titres/4’890 19e s. Près de la moitié (1’520/1’620) relève de l’ho- vol., contre seulement 360 titres/540 vol. du 18e s., milétique (surtout des sermons protestants). On y 56/62 du 17e s. et 22 du 16e s. Ils se répartissent trouve aussi des ouvrages d’édification (1’120/ entre l’économie politique (près de 1’900 titres en 1’230) et de la catéchétique (320/360). 2’400 vol.) et l’économie sociale (2’850 titres en un ’ 2.11 Signalons encore que 2’120 titres en 2’820 peu plus de 3 000 vol.), plus quelques «mélanges». ’ ’ vol. sont considérés comme des «œuvres de théolo- Un peu plus de 1 000 titres en 1 380 vol. concer- giens» (345 titres/435 vol. du 16e s., 310/470 du nent des ouvrages de politique ou «généraux», ou ’ 17e s., 220/430 du 18e s., 1’220/1’480 du 19e s.), y avec une approche historique. D autres imprimés ’ compris 1’470 titres en 1’020 vol. (dont des relèvent plus de l économie proprement dite: recueils) de théologiens protestants. Le reste de la commerce (320 titres/400 vol.), finances (300 titres/ théologieestconstituéde«mélanges»etderecueils 330 vol.), monnaie, poids et mesures (quelque 180 de thèses (5’100 titres en 530 vol.), dont 285 vol. titres/vol.), crédit (62 titres/76 vol.), change (30 ’ contenant 2’260 titres en français du 19e s., 60 vol./ titres/vol.). L économie sociale regroupe aussi des 860 titres en latin du 17e s., 130 vol./1’670 titres en «traités généraux» (470 titres/550 vol.) et des étu- latin du 18e s. des plus spécifiques; ces dernières reflètent les pré- occupations du 19e s.: population (1’230 titres/ Philosophie (cote C) 1’330 vol.), colonies et esclavage (210 titres/230 2.12 Bien que regroupant 6’200 titres en 6’730 vol.), organisation du travail (310 titres/320 vol.) et vol. (env. 4 %), la philosophie ne fait pas partie des philanthropie (630 titres/580 vol.). Dans cette der- points forts du fonds ancien: 310 titres en 350 vol. nière rubrique, les 480 titres/420 vol. en français e ’ sont du 16e s., 640/330 du 17e s., 1’020/1’390 du publiés au 19 s. pourraient être le reflet de l intérêt 18e s., 4’190/4’630 du 19e s. A côté des 1’000 titres marqué des Genevois pour les plus défavorisés. (1’720 vol.) classés sous généralités, on trouve 970 Géographie (cote F) titres (1’060 vol.) de morale, 820 titres (1’020 vol.) de métaphysique, 175 titres (210 vol.) de logique, 2.15 12’170 titres pour 8’270 vol. relèvent de la 130 titres (160 vol.) d’esthétique et 345 titres (520 géographie, soit 7 % des titres anciens. Proportion- e vol.) d’histoire de la philosophie. On y trouve aussi nellement, le nombre d’imprimés du 16 s. est faible 430 titres (470 vol.) de psychologie (dont 380/420 (une centaine de titres/vol.), tout comme celui du e du 19e s.)et1’570 titres (1’310 vol.) relatifs à l’édu- 17 s. (230 titres/350 vol.); 880 titres en 1’780 vol. e cation (dont 1’420/1’080 pour le 19e s.). A noter sont du 18 s., un peu plus de 4’000 (5’890 vol.) du e encore 250 vol. de mélanges et recueils. 19 s. Reste 6’900 titres sans date, surtout des car- tes, regroupés en 170 vol. On relèvera un nombre Droit (cote D) d’imprimés en anglais (810/1’120) supérieur à celui ’ 2.13 Avec 8’950 titres en 11’630 vol., le droit des imprimés en allemand (770/1 100). représente un peu plus de 5 % des titres du fonds 2.16 Plus de la moitié des titres est constituée de ancien. 390 titres (430 vol.) sont du 16e s., 760 cartes (la plupart provenant de la collection Elisée (880 vol.) du 17e s., 1’500 (2’100 vol.) du 18e s., Reclus), reflet de l’état des collections avant la créa- 6’220 (8’170 vol.) du 19e s. La part des ouvrages en tion du département cartographique (voir Collec- latin est nettement plus importante qu’ailleurs tions particulières). Quelque 1’400 ouvrages (2’015 (1’575 titres en 1’940 vol.) et assez constante dans vol.) portent sur un pays en particulier, y compris le temps: 300 titres/340 vol. du 16e s., 545/600 du les ouvrages sur la civilisation et les mœurs desdits 17e s., 366/690 du 18e s., 360/300 du 19e s. Environ pays («ethnographie»): 26 titres/27 vol. du 16e s., la moitié des imprimés (3’980 titres en 6’220 vol.) 90/160 du 17e s., 200/400 du 18e s., 1’050/1’390 du concerne le droit privé, dont près de 3’000 portent 19e s. Les pays d’Europe sont les mieux représentés sur l’histoire de la discipline (surtout le droit (surtout la France et la Suisse), puis viennent les romain et le droit en France). Les autres domaines autres continents. 900 titres en 1’370 vol. concer- 320 Bibliothèque de Genève nent les dictionnaires et les ouvrages généraux (46/ 14’920 vol.: 300/310 du 16e s., 1’570/1’110 du 46 du 16e s., 40/50 du 17e s., 120/240 du 18e s., 17e s., 9’670/3’320 du 18e s., 10’130/10’090 du 680/1’020 au 19e s.). La géographie physique est 19e s. On y trouve, au-delà des «généralités» (240 représentée par 190 titres en 220 vol., essentielle- titres/650 vol.), quelques études sur le Bas-Empire ment du 19e s. (70 titres/160 vol.), le Moyen Age (160 titres/250 ’ e 2.17 Les récits de voyages forment un bel vol.) et l Europe dans son ensemble dès le 15 s. ensemble de 1’750 titres en 3’160 vol.: 22 titres/vol. (180 titres/420 vol.). Viennent ensuite les imprimés du 16e s., 70/90 du 17e s., 380/930 du 18e s., 1’270/ qui portent sur un pays en particulier, spécialement ’ ’ ’ 2’090 du 19e s. Ils concernent tous les continents, la Suisse (5 440 titres/1 520 vol., dont 3 870/310 e ’ ’ ’ avec un accent sur l’Europe (dont 130/165 sur la du 18 s.)etGenève(10170/1 120, dont 4 480/210 e ’ e Suisse et les Alpes). On y rencontre plus de titres en du 18 et 5 530/870 du 19 s.), qui regroupent de anglais (380/520) qu’en allemand (210/350). Fina- nombreuses brochures (souvent des sources impri- lement, on trouve encore 400 titres (680 vol.) rela- mées) reliées en recueils factices. Le pays étranger le ’ ’ tifs aux statistiques, du 19e s. pour l’essentiel (380/ mieux représenté est la France (2 820 titres/5 220 e e 650), et portant surtout sur des pays européens vol.: 130/130 du 16 s., 460/350 du 17 s., 600/ ’ e ’ ’ e (290/550). 1 090 du 18 s., 1 590/3 600 du 19 s.), suivi par les Iles britanniques (510 titres/1’480 vol.), l’Allema- ’ Histoire (cote G) gne (600 titres/1 220 vol.), les Pays-Bas (170 titres/ 340 vol.), l’Italie (500 titres/1’140 vol.), l’Espagne ’ ’ 2.18 Avec ses 28 360 titres en près de 25 000 vol. et le Portugal (150 titres/300 vol.), la Grèce et la ’ (près de 17 % du fonds ancien), l histoire est quan- Turquie (90 titres/130 vol.), les pays scandinaves titativement aussi importante que la théologie. 660 (80 titres/110 vol.), la Russie (60 titres/110 vol.) et e ’ ’ titres en 680 vol. sont du 16 s., 1 960 titres/1 580 la Pologne (50 titres/70 vol.). 230 titres en 310 vol. e ’ ’ e vol. du 17 s., 10 530 titres/5 380 vol. du 18 s. concernent l’Asie, 220/330 l’Amérique et seulement ’ (nombreuses brochures reliées en recueils), 15 050 une quarantaine l’Afrique. titres/17’180 vol. du 19e s. On relèvera la présence ’ ’ 2.23 740 titres en 1’540 vol. concernent les bio- de 1 520 titres/2 210 vol. en latin, dont 370/400 du e e 16e s. graphies: 33 titres/24 vol. du 16 s., 22/26 du 17 s., 64/200 du 18e s., 620/1’290 du 19e s. Reste quelque ’ 2.19 Environ 3 550 titres ont été regroupés sous 240 vol. de «mélanges et recueils» (360 titres). «Introduction». On y trouve quelques ouvrages généraux et des manuels (70 titres/150 vol.), des chronologies et des calendriers (250 titres/280 vol., Langues et littératures (cote H) e e dont 48/40 du 16 s. et 134/150 du 19 s.), ainsi que 2.24 Les langues et littératures sont représentées ’ les sciences auxiliaires de l histoire, comme la diplo- par un important ensemble de 16’400 titres en un ’ matique (250 titres/270 vol.), l héraldique et la peu plus de 25’000 vol., soit près de 10 % des titres généalogie (370/700), la numismatique (660/680, et plus de 16 % des vol. du fonds ancien. Les impri- e ’ dont 510/460 du 19 s.) et surtout l archéologie més du 16e s. sont proportionnellement un peu plus ’ ’ e (1 630 titres en 1 970 vol.: 10/10 du 16 s., 60/56 nombreux que dans l’ensemble du fonds ancien: e e ’ ’ e du 17 s., 155/260 du 18 s., 1 400/1 630 du 19 s.). 870 titres en 880 vol.; 850 titres en 1’015 vol. sont 2.20 680 titres en 1’600 vol. concernent l’histoire du 17e s., 3’200/5’550 du 18e s., 11’310/17’400 du universelle. Les grandes sommes publiées aux 18e et 19e s. Les imprimés en langues étrangères sont plus 19e s. sont représentées dans les principales langues: nombreux qu’ailleurs: 2’240 titres/3’990 vol. en français (55 titres/315 vol. du 18e s. et 310 titres/ allemand, 2’590/3’400 en latin, 1’220/2’300 en 590 vol. du 19e s.), allemand (11 titres/26 vol. du anglais, 830/1’330 en italien, 370/640 dans les 18e s. et 110 titres/260 vol. du 19e s.)etanglais(8 autres langues. e titres/110 vol. du 18 s. et 67 titres/150 vol. du 2.25 Un premier ensemble de 2’560 titres en 3’470 e 19 s.). vol. regroupe des généralités qui ont trait à la lin- 2.21 1’550 titres en 2’630 vol. concernent l’his- guistique (720/800, pour l’essentiel du 19e s., en toire ancienne. On y trouve, proportionnellement, français et en allemand), à la rhétorique et à la poé- un nombre important d’imprimés antérieurs à 1800 tique (420/510, dont 130/155 en latin), à l’histoire (200/205 du 16e s., 160/210 du 17e s. et 290/705 du et à la critique littéraire (1’420/2’160, surtout du 18e s.), d’imprimés en latin (500/680) et en grec 19e s.). (110/215). Les civilisations les mieux représentées 2.26 Un deuxième ensemble de 4’560 titres en sont celle de Rome (au moins 540 titres en 900 6’230 vol. regroupe les langues et littératures vol.) et de la Grèce (au moins 200 titres en 340 anciennes: Egypte (320/440), Inde et Perse (200/ vol.). Plus de 210 titres en 360 vol. touchent plus 255) et surtout Grèce et Rome (4’040/5’540). Les œ spécialement aux «m urs et institutions» de ces classiques grecs sont représentés par 880 titres en civilisations. 1’360 vol. (dont 400/590 en latin et 240/330 en 2.22 La période la mieux documentée est celle de grec), les latins (y compris les modernes) par 1’570 l’histoire moderne avec quelque 21’780 titres en titres en 2’310 vol. (dont 1’170/1’490 en latin); le Bibliothèque de Genève 321 reste (1’590/1’870) relève de la langue (grammaires, constitué d’ouvrages développant une perspective dictionnaires, histoire etc.). Si l’Egypte et l’Orient historique, y compris les biographies d’artistes (610 ont passionné les Genevois au 19e s. surtout (500/ titres/880 vol.), et d’imprimés sur la peinture et la 670), leur intérêt pour la philologie classique gravure (800 titres/1’130 vol.), mais aussi sur l’ar- semble remonter à la fondation de l’Académie: 700 chitecture (360 titres/490 vol.) ou la sculpture (160 titres (720 vol.) du 16e s., 450 titres (610 vol.) du titres/205 vol.). Le point fort reste la présence de 17e s., 700 titres (1’150 vol.) du 18e s., 2’160 titres plus de 900 catalogues de collections publiques ou (3’040 vol.) du 19e s. privées, dont au moins 730 du 18e s. 2.27 Le troisième ensemble, celui des langues et 2.30 Un peu plus de 2’580 titres pour un peu plus littératures modernes, est le plus important (55 %): de 2’370 vol. concernent la musique, répartis entre 9’060 titres en 14’830 vol. La langue et littérature partitions et monographies. Le 16e s. est représenté française est naturellement la mieux représentée: par seulement 4 titres/vol., le 17e s. par une soixan- 5’310 titres en 7’900 vol., un tiers pour la langue tainedetitres/vol.,le18e s. par 460 titres/500 vol., (grammaires, dictionnaires, histoire), deux tiers le 19e s. par 1’490/1’750; reste 50 vol. abritant 580 pour les œuvres; une soixantaine de titres/vol. sont titres sans mention de dates, des partitions pour du 16e s., 210 titres/vol. du 17e s., 1’670/2’700 du l’essentiel. Ces chiffres doivent toutefois être consi- 18e s., 3’310/4’850 du 19e s.; on relèvera 135 titres dérés avec précaution et ne reflètent qu’une partie (170 vol.) en allemand, du 19e s. pour l’essentiel. de la réalité, car pendant de nombreuses années les Les autres langues et littératures romanes sont partitions n’ont pas été cataloguées. Une partie représentées par 800 titres (1’270 vol.) pour l’ita- d’entre elles sont signalées dans le RISM. Actuelle- lienne (une trentaine de titres/vol. du 16e s, à peine ment, les imprimés anciens de musique (monogra- plus du 17e s., 140/300 du 18e s., 590/890 du 19e s.) phies, périodiques et partitions) représentent et 220 titres (460 vol.) pour l’espagnole et la portu- quelque 230 mètres linéaires (surtout 18e et 19e s.). gaise(3/3du16e s., 11/14 du 17e s., 40/110 du 18e s., 160/330 du 19e s.). Un petit ensemble de 145 titres (100 vol.), essentiellement du 19e s., concer- Sciences (cotes K à P) nent la littérature grecque moderne. Bien que les 2.31 Prises dans leur totalité, les sciences représen- langues et littératures germaniques regroupent l’al- tent le plus grand ensemble du fonds ancien: lemand, le néerlandais et le flamand (830 titres/ 56’580 titres (33 %) en 30’660 vol. (20 %). La pro- 1’980 vol., du 19e s. pour l’essentiel), la philologie portion des imprimés du 19e s. est plus importante anglaise est tout aussi importante numériquement que dans le reste du fonds ancien, tout comme celle (810 titres/1’840 vol., dont 150/460 du 18e s.). des «sans date»: 515 titres/510 vol. du 16e s., Dans ces langues et littératures étrangères, environ 1’120/1’220 du 17e s., 7’660/5’640 du 18e s., les deux tiers des imprimés sont écrits dans la lan- 40’830/22’690 du 19e s., 6’450/600 sans date. gue originale. Les autres domaines linguistiques, 2.32 Le total pour les mathématiques (cote K) se numériquement mineurs, sont représentés comme monte à 2’510 titres en 2’970 vol.: une centaine de suit: 520 titres en 690 vol. pour les langues et litté- titres/vol. du 16e s., 240/270 du 17e s., 530/630 du ratures celtique, romanche, scandinave, slave, hon- 18e s., 1’610/1’940 du 19e s. La langue étrangère la groise et finnoise (dont 110 titres/210 vol. en lan- mieux représentée est le latin avec 420 titres en 475 gue originale); 120 titres en 144 vol. pour les lan- vol. 560 titres (520 vol.) ont été regroupés sous gues et littératures japonaise, chinoise, indochinoise «Introduction» (histoire, biographies, etc.). Les et malaise (dont seulement 14 titres/15 vol. en lan- mathématiques pures sont représentées par 880 gue originale); 40 titres/vol. pour la langue et litté- titres en 1’030 vol., dont une trentaine de titres/vol. rature hindi (dont un seul en langue originale) et du 16e s., 100/130 du 17e s. et 200/255 du 18e s. La 264 titres en 384 vol. pour les langues et littératures plus forte part concerne les «mathématiques appli- du Proche-Orient, d’Afrique et d’Amérique. Finale- quées»: 1’070 titres/1’420 vol., dont une septan- ment, 208 titres en 530 vol. concernent des «collec- tainedetitres/vol.du16e s., 120/100 du 17e s. et tions d’œuvres de plusieurs littératures». 220/280 du 18e s. Celles-ci regroupent les probabili- tés (une trentaine de titres/vol.), la mécanique (280/ Beaux-arts (cote I) 360, y compris des ouvrages édités à Genève 2.28 Le nombre d’imprimés relatifs aux beaux- concernant l’horlogerie), la géodésie (80/130) et arts se monte à 5’760 titres (un peu plus de 3 %) surtout l’astronomie (690 titres/890 vol., dont une pour 5’770 vol. (près de 4 %), un ensemble assez cinquantaine de titres/vol. du 16e s., 100/80 du comparable (d’un point de vue quantitatif) à celui 17e s. et 130/180 du 18e s.; les 180 titres/190 vol. en des sciences sociales. On notera un nombre d’impri- latin sont quasi tous antérieurs à 1800). més antérieurs à 1700 inférieur à la moyenne: seule- 2.33 2’930 titres en 3’840 vol. ont trait aux scien- e ment une trentaine de titres en 50 vol. du 16 s. et ces physiques et chimiques (cote L): une trentaine e 130 titres/140 vol. du 17 s. de titres/vol. du 16e s., 115/113 du 17e s., 610/720 2.29 Un premier ensemble de 3’170 titres en 3’400 du 18e s., 2’160/2’950 du 19e s.; les imprimés du vol. concerne l’«art du dessin». Il est avant tout 19e s. en français forment près de la moitié de l’en- 322 Bibliothèque de Genève semble (1’520/1’665); 460 titres en 1’020 vol. sont titres en 4’740 vol. (une septantaine de titres/vol. en allemand. 1’970 titres en 1’860 vol. concernent du 16e s., 110/130 du 17e s., 360/630 du 18e s., plus spécialement la physique, 590/990 la chimie, 3’670/3’890 du 19e s.). Seuls 130 titres en 170 vol. 280/350 la minéralogie. concernent la marine et la navigation. L’art mili- taire est la rubrique la plus importante numérique- 2.34 Les sciences naturelles (cote M) sont bien ment avec 1’040 titres en 1’150 vol. (dont 900/970 représentées par quelque 8’240 titres en 8’170 vol.: du 19e s.), intérêt peut-être en partie suscité par la 94/100 du 16e s., 240/250 du 17e s., 1’030/1’350 du personnalité du général Guillaume-Henri Dufour. 18e s., 5’110/6’270 du 19e s., 1’770/190 sans date, Le génie civil est un peu moins bien représenté: 870 dont plusieurs recueils artificiels. Un peu plus de titres en 840 vol., dont 830/755 du 19e s. Un nom- 1’000 titres en 1’440 vol. ont été regroupés sous bre presque identique concerne les arts et métiers «Introduction» (bibliographies, dictionnaires, his- (820 titres/930 vol., essentiellement du 19e s.), ainsi toire et biographies, musées, etc.). 1’710 titres en que l’agriculture et l’économie rurale (760 titres/ 1’380 vol. relèvent de la géologie, du 19e s. pour 950 vol., dont 80 titres/146 vol. du 18e s. en fran- l’essentiel. La botanique, chère aux Genevois, forme çais). Le sport («exercices du corps») ne comporte un ensemble de 1’080 titres en 1’100 vol., dont une que 210 titres en 214 vol., à peine plus que les jeux vingtaine de titres/vol. du 16e s., 30/50 du 17e s. et (136 titres/146 vol., la plupart sur les échecs). Les 380/350 du 18e s.; 220/360 sont en latin. La section sciences occultes closent la liste avec 280 titres/330 la mieux représentée est la zoologie: 3’900 titres en vol. (dont une trentaine de titres/vol. du 16e s., 32/ 3’750 vol. (dont une quarantaine de titres/vol. du 48 du 17e s. et 22/30 du 18e s.), y compris plusieurs 16e s., 160/130 du 17e s. et 380/490 du 18e s.), y titres relatifs à l’astrologie. compris l’anatomie et la physiologie humaines. La paléontologie complète le tableau (540 titres/500 2.37 Finalement, le grand domaine des sciences ’ vol., dont seulement 1 titre/vol. du 16e s., 1 titre/ abrite près de 3 500 titres pour 730 vol. (dont ’ e vol. du 17e s. et une trentaine de titres/vol. du 2 850 titres/520 vol. du 18 s.), regroupés sous 18e s.). «mélanges scientifiques» (cote P), dont une grande partie est constituée de brochures reliées en recueils. 2.35 Avec ses 35’180 titres en 10’220 vol., la médecine (cote N) constitue numériquement la Mélanges sur divers sujets (cote Q) rubrique la plus importante du fonds ancien. 220 e 2.38 Le fonds ancien est encore constitué de plus titres pour 190 vol. sont du 16 s., 400/440 du de 1’830 vol. renfermant plus de 3’320 titres (dont e ’ ’ e ’ ’ e 17 s., 2 280/1 800 du 18 s., 27 690/7 460 du 19 s. 230 vol. regroupant 2’070 titres du 18e s.) classés ’ ’ ’ et 4 600/340 sans date; 1 050 titres en 1 175 vol. sous le domaine un peu «fourre-tout» de «mélanges ’ sont en latin. 620 titres (1 320 vol.) ont été regrou- sur divers sujets», comprenant entre autres des thè- pés sous «Introduction» (bibliographies, dictionnai- ses et des recueils artificiels. res, histoire, biographies). La pathologie forme un ensemble de 3’120titresen3’290 vol., essentielle- ment des traités sur les différentes maladies Collections particulières connues, dont 36/36 du 16e s., 80/90 du 17e s. et e 2.39 Les imprimés signalés dans les Collections 490/640 du 18 s.; les documents en français publiés particulières n’ont pas été pris en compte dans la e ’ au 19 s. représentent plus de la moitié de l en- Description du fonds telle que présentée ci-dessus. semble (1’870 titres/1’740 vol.). 1’630 titres en ’ 1 190 vol. concernent la «matière médicale» ou Incunables pharmacologie, y compris l’hydrologie et la méde- 2.40 Les 464 incunables décrits dans le catalogue cine populaire, dont une quarantaine de titres/vol. d’Antal Lőkkös sont arrivés peu à peu dans la du 16e s., 92/87 du 17e s. et 230/270 du 18e s. Les Bibliothèque. Les deux ensembles notables sont questions d’hygiène sont traitées conjointement constitués par les 13 vol. ayant appartenu à Fran- avec la médecine légale (1’400 titres/1’350 vol.) et çois Bonivard (1493–1570) et par les 22 titres pro- les chiffres montrent combien le 19e s. (1’130 titres/ venant de la bibliothèque La Grange. Dans l’intro- 1’170 vol.) se préoccupait de ces questions. La plus duction à son catalogue, Lőkkös donne une bonne grosse section est formée par les «œuvres de méde- description du fonds. «La prédominance d’ouvrages cins», qui constituent un ensemble de 28’290 titres dethéologieetdepiétén’est pas étonnante en soi. en 2’940 vol. (100/74 du 16e s., 140/170 du 17e s., Les livres de théologie, de philosophie et de droit 1’230/450 du 18e s., 22’470/1’980 du 19e s., 4’350/ canon constituent les 35 % de l’ensemble avec 166 260 sans date), dont une grande partie est consti- titres. Viennent ensuite Bibles, bréviaires, livres à tuée de thèses reliées en recueils. Quelques ouvrages l’usage du clergé, recueils de sermons donnant envi- des 18e et 19e s. concernent le «magnétisme animal» ron 23 % (100 titres). Les livres d’histoire et les (85 titres/86 vol.) et la médecine vétérinaire (38 chroniques réalisent environ 12 % (57 titres), et les titres/46 vol.). auteurs classiques 11 % (54 titres). Les romans et 2.36 Les sciences appliquées, ou «application des les récits arrivent à atteindre 7 % (35 titres), fait sciences» (cote O), sont représentées par 4’250 assez exceptionnel. Il faut encore mentionner les Bibliothèque de Genève 323 livres à l’usage scolaire: grammaires, vocabulaires, Ephemera livres de rhétorique: 3 % avec 15 titres. La présence 2.43 Faute de moyens, en personnel surtout, et ’ des livres de médecine et de sciences est plus qu ho- pour en faciliter la gestion, la BGE a classé les mil- norable: 8 % dont 22 titres pour la médecine et 18 liers d’ephemera qu’elle possède, dans des recueils pour les sciences» (p. 8). Si la plus grande partie des factices, des boîtes ou des portefeuilles, en fonction incunables est en latin (85 %), on trouve tout de de leur support ou format. Le classement a été fait même 38 titres en français, 7 en allemand, 4 en ita- par types de documents (ex-libris, cartes de visites, lien, 2 en grec, 1 en flamand, 1 en hébreu et 1 en invitations, programmes de théâtre, cartes et plans tchèque. 138 titres sont imprimés en Italie, 112 en pliés, etc.) ou par thèmes (chansons de l’Escalade, France, 100 en Suisse (dont 45 à Genève), 95 en tracts politiques, publications mineures des sociétés, Allemagne, 10 en Belgique ou aux Pays-Bas. Parmi etc.). Il s’agit généralement d’imprimés genevois et ces documents, quelques-uns sont imprimés sur le 19e s. est particulièrement bien représenté. vélin. Chaque série est signalée par une fiche dans les catalogues. Imprimés en caractères cyrilliques ’ 2.41 La BGE possède un nombre important d im- Fondation Fazy primés, que l’on peut estimer à quelque 12’000 ’ titres anciens et modernes, dans les différentes lan- 2.44 En 1932, les héritiers de l avocat, professeur – gues utilisant l’alphabet cyrillique. Au 19e et au de droit et homme politique Georges Fazy (1846 début du 20e s., nombreux étaient les réfugiés politi- 1924) ont remis à la Bibliothèque les livres et manu- ques russes choisissant Genève pour terre d’accueil; scrits appartenant à la «Fondation Fazy», fonda- ’ dans leurs bagages, ils emmenaient souvent des tion constituée d ailleurs par Georges Fazy lui- ’ livres. Par la suite, plusieurs dons vont enrichir les même. Les imprimés (2 350 vol. et plusieurs centai- ’ fonds de la Bibliothèque. En 1917, par exemple, elle nes de brochures) concernent surtout l histoire de ’ ’ bénéficia de la dissolution de la Bibliothèque Léon Genève, l histoire suisse et l histoire générale. Nous Tolstoï, créée en 1875 par des émigrés russes. Si pensons pouvoir estimer que 30 % du fonds est ’ e e e bien qu’au début du 20e s., on a pris la décision de formé d imprimés des 17 -18 s., 30 % du 19 s. et e ’ ’ créer un jeu de catalogues ad hoc (par auteurs et 30 % du 20 s. Ce fonds fait l objet d un catalogue par matières), en caractères cyrilliques, incluant surfichesàpart. également les imprimés de la Faculté des lettres. Par manque de temps, l’inventaire du fonds n’apuêtre Bibliothèque de la Compagnie des pasteurs réalisé. Nous pouvons toutefois estimer qu’environ ’ e 2.45 A l étroit dans ses murs, la Compagnie des 30 % des imprimés sont antérieurs à 1900 (du 19 s. pasteurs a déposé sa bibliothèque d’imprimés à la ’ ’ ’ pour l essentiel). Il s agit d unfondsdetypeency- BPU en 1956. Le fonds a été maintenu dans son clopédique, très orienté en sciences humaines. A intégrité, tout comme son classement systématique. signaler encore un millier de brochures environ, Créée au milieu du 19e s., cette bibliothèque s’est imprimées à Genève en caractères cyrilliques. surtout développée à partir des années 1870 sous la houlette du professeur Auguste Bouvier, qui souhai- Périodiques tait rassembler les œuvres des théologiens genevois, 2.42 Pour les périodiques, seuls les titres ont été ainsi que les ouvrages et revues relatives à l’histoire comptabilisés (et non pas les vol., ni les fascicules). des églises réformées de Genève, de Suisse et de L’ensemble représente plus de 5’660 titres anciens. France. Des générations de pasteurs ont été sollici- Si l’immense majorité des titres est du 19e s. (5’290, tées pour enrichir la bibliothèque de la Compagnie. soit 93 %), on signalera tout de même 360 titres du Monographies, recueils artificiels, périodiques 18e s. et 16 du 17e s. Le nombre de titres en français représentent à ce jour 140 mètres linéaires, soit se monte à 3’130, ce qui implique une part impor- environ 7’500 vol. (estimation), dont une grande tante de titres en langues étrangères: 1’050 en alle- partie est antérieure à 1900 (du 19e s. pour l’essen- mand (dont 980 du 19e s.), 820 en anglais, près de tiel, mais aussi du 18e s. et du 17e s.). On y trouve 270 en italien, 54 en latin et 340 dans d’autres lan- des Bibles, des ouvrages de liturgie, des psautiers, gues (par ordre décroissant: néerlandais, espagnol, des catéchismes (que l’on peut estimer à 10–15 % suédois, hongrois, portugais, russe, norvégien, fin- du fonds), des imprimés de théologiens genevois nois, danois, turc, serbe, polonais, grec, roumain, (estimés à plus de la moitié du fonds), des docu- tchèque et arabe). Près de 1’630 titres concernent la ments concernant les différentes églises réformées bibliologie, les publications d’académies et de socié- de Suisse et de l’étranger (10 à 15 %), des périodi- tés savantes. Près de 1’440 titres touchent aux ques. Quelques ouvrages sur l’histoire suisse, quel- sciences (27 %), 260 à l’histoire, 200 à la géogra- ques controverses et autres mélanges complètent la phie, puis 190 aux sciences sociales, 170 à la littéra- collection. Un premier catalogue systématique a été ture, 160 à la théologie, 130 au droit, 110 aux imprimé en 1896. Par la suite, le fonds a fait l’objet beaux-arts, 70 à la philosophie. Finalement, 1’310 d’un catalogue (auteurs et systématique) sur fiches. titres portent sur plusieurs sujets. Après son entrée à la BPU, les documents ont été 324 Bibliothèque de Genève signalés, mais de façon succincte et partielle, dans le ensemble d’atlas, de recueils artificiels de cartes, de fichier des auteurs uniquement. guides, etc.

’ Département des affiches Bibliothèque de l Ariana 2.46 La BGE abrite une importante collection 2.50 La Ville de Genève doit une reconnaissance – d’affiches, estimée à environ 100’000 pièces. Quel- particulière à Gustave Revilliod (1817 1890), ques-unes sont signalées et nurmérisées dans le grand collectionneur, bibliophile, éditeur et mécène, ’ catalogue de la Collection d’affiches suisses. Bien qui lui a légué l ensemble de ses biens considérables. ’ que centrée sur les affiches genevoises, qui consti- Aunombredeceux-cifigureleMuséedelAriana, ’ tuent le cœur de son patrimoine, cette collection est qu il avait fait construire en 1884 en hommage à sa complétée par d’importants ensembles romands et mère, née Ariane de La Rive, pour abriter ses col- suisses qui permettent d’avoir une vision globale du lections variées (céramiques, faïences, peintures, média. Elle compte des ensembles exceptionnels mobilier, orfèvrerie etc.), ainsi que sa bibliothèque. constitués par les affiches genevoises du 19e s. ou les En 1948, lors de la transformation du musée, la affiches politiques des 19e et 20e s. Le nombre d’affi- majeure partie de cette bibliothèque fut confiée en ’ ches typographiques imprimés entre 1850 et 1910 dépôt permanent à la BPU (8 850 vol.), le Musée ’ ’ peut être estimé à quelque 40’000 pièces, pour la d artetdhistoire ayant retenu pour sa propre ’ ’ ’ plupart acquises durant cette période. Signalons bibliothèque 1 720 vol. Le fonds a fait l objet d un ’ aussi la présence de plusieurs milliers de placards, inventaire manuscrit et d un fichier intégré au cata- dont les plus anciens remontent au 16e s. logue alphabétique auteurs de la BPU en 1926. L’inventaire manuscrit comptabilise quelque 5’160 titres (9’420 vol.), dont 193 du 16e s., 570 du 17e s. Fonds cartographiques et 1’750 du 18e s. Le fonds a un caractère encyclo- 2.47 Si, au cours de son histoire, la BGE s’est petit pédique, avec une forte empreinte des disciplines à petit constituée une collection de cartes et de littéraires et historiques. Plus précisément, on plans, il faudra attendre le début du 20e s. pour voir trouve quelque 1’100 titres d’histoire (480 concer- la création du «Département des cartes et plans». nent la France, 345 la Suisse, 270 les autres pays Cette création, en 1905, a été motivée par le dépôt européens) et 400 de mémoires, 1’300 titres de de l’importante collection cartographique rassem- littérature, 625 titres de géographie et de récits de blée par le géographe français Elysée Reclus et le voyage (dont 23 du 17e s. et 80 du 18e s.), 360 cartographe genevois Charles Perron, auteurs de la titres de théologie et 150 Bibles (de tous les conti- Nouvelle géographie universelle (1876–1894, 19 nents et en toutes langues, éditées en grande par- vol.). Un Musée cartographique sera même créé tie au 19e s.), 190 de philosophie, 160 de poli- pour l’occasion, et les donateurs genevois seront tique, 160 dictionnaires et encyclopédies, une cen- sollicités pour compléter les collections régionales. taine de titres de sciences, 67 d’arts et métiers. Il Charles Perron (1837–1909), premier conservateur, faut encore ajouter quelque 600 titres anciens établira un classement matières (abandonné par la (regroupés en fin d’inventaire), en latin, en grec, suite) et un catalogue. en italien, en espagnol, dont 150 du 16e s., 210 e e 2.48 D’après les estimations actuelles, la BGE pos- du 17 s. et 113 du 18 s. sèderait environ 20’000 documents cartographiques en feuilles, dans le Département susmentionné. Le Bibliothèque de La Grange catalogue sur fiches (alphabétique et systématique) 2.51 Membre de la direction de la Bibliothèque est encore partiel, puisqu’il signale uniquement les publique, où il s’est illustré par son activité et sa cartes suisses, françaises et savoyardes. Classés générosité entre 1809 et 1849, Guillaume Favre- dans des tiroirs, les documents concernent le monde Bertrand (1770–1851) s’était constitué d’importan- entier, à l’exception de Genève. On y trouve surtout tes collections reflétant son érudition et sa passion des cartes topographiques, mais aussi des cartes pour l’histoire et les belles-lettres, et pour l’Italie. géologiques, touristiques et historiques, etc.; d’au- Pour les abriter, il fit construire en 1821 dans sa tres concernent les voies de communications; les villa La Grange une bibliothèque dans le style panoramas et les plans de villes ne sont pas rares. Empire. Le domaine et la bibliothèque ont été Notons qu’un grand nombre de ces documents sont légués à la Ville de Genève en 1918. La Biblio- manuscrits. Les plus anciennes cartes datent du thèque de Genève en gère le fonds depuis lors. e e 16 s. et les plus récentes du milieu du 20 s.; la pro- 2.52 Le fonds La Grange est estimé à quelque 12 à e e duction de la fin du 17 s. et du 18 s. est très bien 13’000 vol. La plus grande partie est répertoriée e représentée. Les cartes du 19 s. ont été collection- dans le catalogue alphabétique auteurs de la BGE et nées pour leur valeur scientifique; elles sont donc seulement 1’600 titres dans le catalogue informatisé représentatives des avancées scientifiques et techni- du RERO (état février 2010). Un inventaire topo- ques de la période. graphique reflète l’agencement des matières. C’est à 2.49 La BGE possède encore une riche collection partir de cet inventaire que le comptage a été effec- de cartes et plans de Genève, ainsi qu’un bel tué, même s’il ne tient pas compte de quelque 2’400 Bibliothèque de Genève 325 vol. relatifs à des études sur les littératures grecque, vainsfrançaisdu16e au 18e s. et des éditions origi- italienne, anglaise et française, sur la codicologie et nales de Töpffer, sans oublier quelque 170 éditions l’imprimerie, ainsi que des grands périodiques fran- elzévieriennes et des livres richement illustrés. çais du 19e s. L’inventaire topographique fait état de quelque 5’000 titres, dont une forte proportion (40 %) est antérieure à 1800: 22 incunables (signa- e lés dans le catalogue de Lőkkös), 93 titres du 16 s., 3. CATALOGUES 420 du 17e s. et 1’540 du 18e s.; le reste (quelque 3’000 titres) est du 19e s. Catalogues modernes généraux 2.53 L’histoire est le domaine le mieux représenté Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises dans ce fonds: 2’580 titres (soit un peu plus de la [depuis janvier 1985; recatalogage en cours] moitié des titres), dont 48 du 16e s., 250 du 17e s., Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes, 810 du 18e s.; une partie de ces titres concernent la collectivités [sur fiches; n’est plus alimenté depuis France (330 titres), l’Allemagne (320), l’Italie (286) janvier 1985] et l’Orient (254); d’autres ont trait à l’Antiquité – (210), aux chroniqueurs (165), à l’histoire du chris- Catalogue alphabétique matières [sur fiches; 1900 tianisme (226), des croisades (96) et des religions 1984] anciennes (210), ou encore à l’archéologie (228) et Catalogue de la Bibliothèque publique de Genève: même au droit (140). 10 vol. Genève 1875–1907 [systématique; t.1–4: 2.54 Les langues et littératures sont le deuxième catalogue systématique; t. 5: supplément; t. 6: table alphabétique; t. 7–8: 2e supplément; t. 9: table du 2e domaine le mieux représenté dans la bibliothèque e La Grange, soit quelque 1’190 titres. La littérature supplément; t. 10: 3 supplément] antique domine avec 223 titres pour la littérature Catalogue alphabétique des périodiques [sur fiches; grecque (dont 5 du 16e s., 18 du 17e s., 122 du exhaustif 1914–1990] 18e s.) et 200 titres pour la littérature latine (dont 4 du 16e s., 20 du 17e s.,95du18e s.). Viennent ensuite la littérature française (386 titres, dont 3 du Catalogues modernes spécialisés e e e 16 s., 13 du 17 s., 106 du 18 s.) et la littérature Lőkkös, Antal. Les incunables de la Bibliothèque de e e italienne (117 titres, dont 3 du 16 s., 3 du 17 s., 22 Genève. Catalogue descriptif. Genève 1982 [alpha- e du 18 s.); 267 titres concernent plus spécialement bétique auteurs] les langues (linguistique). Catalogue du fonds Fondation Fazy [sur fiches; 2.55 Les autres domaines sont moins bien repré- alphabétique auteurs; 1932–1934] sentés. Par ordre décroissant, on trouve 360 titres Catalogues de la bibliothèque de la Compagnie des de théologie (dont 5 du 16e s.,22du17e s., 60 pasteurs [sur fiches; alphabétique auteurs et systé- du 18e s.), 220 titres d’architecture et beaux-arts matique; vers 1940] (dont 8 du 17e s.,68du18e s.), 204 titres de philo- – sophie (dont 6 du 16e s.,12du17e s.,60du18e s.), Catalogue des impressions genevoises 1478 1814 ’ 180 titres de géographie (dont 4 du 16e s., 20 du [sur fiches; non exhaustif; n est plus alimenté] 17e s., 67 du 18e s.) et 150 titres d’histoire naturelle Catalogue alphabétique auteurs des ouvrages en et de sciences (9 du 16e s.,20du17e s., 30 du cyrillique [sur fiches; 1900–1990; BGE et biblio- 18e s.). thèque de la Faculté des lettres] 2.56 Pierre Favre (1897–1986), architecte et Catalogue alphabétique matières des ouvrages en – bibliophile avisé, arrière-petit-fils du précédent, a cyrillique [sur fiches; 1900 1990; BGE et biblio- réuni au fil des ans une collection de quelque 1’600 thèque de la Faculté des lettres] titres, le plus souvent dans de très belles reliures. En Catalogue des brochures des 18e et 19e s. [sur 1974, il a légué par testament cet ensemble à la fiches; systématique] Bibliothèque de Genève. Après avoir été entreposés Catalogue des brochures du 18e au 20e s. [sur quelques années dans la Villa La Grange, les ouvra- fiches; acquisitions entre 1900 et 1930 environ; ges ont rejoint la Réserve de la BGE en 2007 et sont commence à la lettre F] désormais signalés dans le catalogue du RERO Catalogue des brochures genevoises du 18e au 20e s. (cote PF). A côté de trois incunables, on trouve [sur fiches; acquisitions entre 1900 et 1930 environ; avant tout des éditions des 16e (496 titres) et 17e s. commence à la lettre F] (520 titres); 317 titres sont du 18e s., 237 du 19e s., œ le reste du 20e s. Parmi les points forts de la collec- Catalogue des uvres imprimées ou manuscrites de tion, on signalera l’histoire, la géographie (y Rousseau ou sur Rousseau [sur fiches; alphabétique ’ compris les récits de voyage) et l’architecture, ainsi des titres; n est plus mis à jour; BGE, Archives qu’une forte présence de libelles et pamphlets très Rousseau et autres institutions] rares des 16e et 17e s. (ayant trait notamment aux Catalogue alphabétique auteurs du fonds de la controverses religieuses), d’œuvres de poètes et écri- Fédération abolitionniste internationale [sur fiches] 326 Bibliothèque de Genève

GLN 15–16 [bibliographie en ligne de la produc- 4. SOURCES ET ÉTUDES tion imprimée des 15e et 16e s.desvillesdeGenève, SUR L’HISTORIE Lausanne, Neuchâtel et Morges] DE LA BIBLIOTHÈQUE La Bibliothèque possède en outre des dizaines de catalogues spécialisés, sur fiches ou imprimés, sou- Archives vent élaborés dans le cadre de travaux de diplômes. Bien que l’on trouve des renseignements relatifs à la Bibliothèque aux Archives d’Etat de Genève, en particulier dans les Registres du Conseil, notam- e e ’ Catalogues anciens généraux ment pour les 16 et 17 s., l essentiel de la docu- mentation est conservé à la BGE, aux Bastions Catalogus librorum Bibliothecae Genevensis [ms., (Arch. BPU). Les archives, qui sont bien complètes 1572; systématique; Arch. BPU Dk1; édité en 1969 depuis 1702, ont fait l’objet d’un inventaire détaillé par Alexandre Ganoczy] par Françoise Pittard en 1985 et d’une description par Philippe Monnier (Les archives de la Biblio- Catalogus librorum Bibliothecae Genevensis scrip- thèque publique et universitaire. Une source pour tus anno Domini XDCXII [ms., systématique; l’histoire culturelle genevoise. In: Bulletin de la complété en 1620 par un index auteurs; Arch. BPU Société d’histoire et d’archéologie de Genève 30–31 Dk1–2] (2000–2001), p. 69-79). Seuls des ensembles de [Catalogue de la Bibliothèque de Genève] [ms., vers documents, les plus importants, sont signalés ici. 1650; systématique; Arch. BPU Dk3] Extraits des registres des autorités de tutelle. Petit Catalogue des livres de la Bibliothèque [ms.; fin Conseil, Conseil d’Etat,Conseild’Instruction 17e s.; systématique; Arch. BPU Dk4] publique, Conseil municipal, 1637–1887 [ms.; Arch. BPU Aa1–2] Catalogus Bibliothecae Genevensis [ms.; vers 1700– vers 1775; systématique; Arch. BPU Dk5] Registres des Assemblées de MM les Directeurs, 1702–1849; puis de la Commission de la Biblio- Catalogus Bibliothecae Genevensis [4 vol. mss; thèque, 1849–1967 [Arch. BPU Ac1–4et5–12] 1790; systématique; complété en 1792 par un index Rapports et comptes rendus sur l’administration de auteurs; Arch. BPU Dk11-14] la Bibliothèque, 1839–1967 [Arch. BPU Ad1–6] Vaucher, Louis: Catalogue de la Bibliothèque Règlements et projets de règlements, 1702–1951 publique de Genève. 2 vol. Genève 1834 [systéma- [Arch. BPU Af1–6] tique; table alphabétique] Livre des achats et donations, 1702–1775 [ms; Arch. BPU Dd2–5] Grand livre des donateurs, 1702–1736 [ms.; Arch. Catalogues anciens spécialisés BPU Dd6] ’ – Bouvier, Auguste; Heyer, Henri: Catalogue de la Registres d entrée des livres, 1834 1950 [Arch. – bibliothèque appartenant à la Compagnie des pas- BPU Da1 26] teurs. Genève 1896 [systématique; avec une intro- Correspondance générale. Lettres reçues, 1711– duction historique] 1775, 1801–1968 [Arch. BPU Ag1–72] Catalogue des incunables ou livres de choix [ms.; Correspondance générale. Lettres envoyées (dou- – vers 1850–1853; Arch. BPU Dk23] bles), 1849 1963 [Arch. BPU Ah1-63] Bibliothèque publique et universitaire. Compte Catalogus librorum antiquioris aevi qui extant in rendu pour l’année... Genève 1879– Bibliotheca Genevensi anno 1773 [ms., ordre chro- nologique; incunables et livres du 16e s.; Arch. BPU Dk8] Etudes – … ’ Catalogue des éditions de Genève entre 1400 et 1559 1959. Ce fascicule double est publié à l oc- 1799 [ms.; 19e s.; alphabétique auteurs; Arch. BPU casion du IVe centenaire de la Bibliothèque Dk20] publique et universitaire de Genève. In: 7 (1959), p. 175–427 Catalogue des livres légués à la Bibliothèque de Aubert, Hippolyte: La Bibliothèque de Genève et le Genève par Perceval de Loriol-Le Fort (1909). fonds auxiliaire de la Bibliothèque publique. Genève 1912 Genève 1904 Catalogue-inventaire de la Bibliothèque de La «La Bibliothèque étant un ornement public...». Grange [registre ms.; années 1930; topographique Réforme et embellissements de la Bibliothèque de et systématique] Genève en 1702. Genève 2002 [Inventaire de la bibliothèque de l’Ariana] [registre Courtiau, Catherine. Bibliothèque publique et uni- ms.; vers 1926; topographique et systématique] versitaire, Promenade des Bastions, Genève, par- Bibliothèque de Genève 327 celle 6159. Rapport de recherche historique et Chaix, Paul; Dufour, Alain; Moeckli, Gustave: Les architectural. Genève 2002 [dactyl.] livres imprimés à Genève de 1550 à 1600. Nouv. ’ Gagnebin, Bernard: Les origines de la Bibliothèque éd. Genève 1966 (Travaux d humanisme et Renais- de Genève. In: Archives, bibliothèques et musées de sance 86) Belgique 30/2 (1959), p. 228–235 Chaix, Paul: Legs Alfred Cartier, 1854–1921. Genève 1970 [catalogue d’exposition] Gardy, Frédéric: La Bibliothèque de Genève de 1900 à 1930. Avec une introduction sur l’histoire Chaix, Paul: Les ressources de la Bibliothèque de de la Bibliothèque des origines jusqu’àlafindu Genève pour l’étude de l’imprimerie à Genève. XIXe siècle. Genève 1930 Genève 1978 Gardy, Frédéric: La réorganisation de la Biblio- Droin, Jacques: Catalogue des factums judiciaires ’ thèque de Genève au début du XVIIIe siècle. In: genevois sous l Ancien Régime. Genève 1988 Mélanges offerts à M. Marcel Godet. Neuchâtel (Mémoires et documents publiés par la Société ’ ’ 1937, p. 133–143 d histoire et d archéologie de Genève 53) ’ Gaullieur, Eusèbe-Henri: Histoire et description de Dubois, Thierry: «Comme des tuteurs à l égard de ’ la Bibliothèque publique de Genève. Neuchâtel leur pupille... ». Les fonds d imprimés anciens. In: 1853 Patrimoines de la Bibliothèque de Genève. Genève 2006, p. 28–73 Monnier, Philippe: Public and university library of Ganoczy, Alexandre: La Bibliothèque de l’Acadé- Geneva. In: International dictionary of library his- mie de Calvin. Le catalogue de 1572 et ses enseigne- tories. Chicago 2001, p. 647–649 ments. Genève 1969 (Etudes de philologie et d’his- Monnoyeur, Pierre. Le Collège Calvin. Histoire toire 13) d’une architecture, XVIe–XXe siècle. Genève 2009 Gardy, Frédéric: Les livres de Pierre Martyr Vermi- [sur la Bibliothèque, p. 125–141] gli conservés à la Bibliothèque de Genève. In: Indi- Pitteloud, Jean-François: «Bons» livres et «mau- cateur d’histoire suisse 50 (1919), p. 1–6 vais» lecteurs. Politiques de promotion de la lecture Gardy, Frédéric: Le fonds primitif et le premier populaire à Genève au XIXe siècle. Genève 1998 catalogue de la Bibliothèque de Genève. In: Genava (Mémoires et documents publiés par la Société 6 (1928), p. 101–117 d’histoire et d’archéologie de Genève 59) [sur la Gehring, Suzanne: La bibliothèque du Musée de Bibliothèque, p. 189–324] l’Ariana léguée par Gustave Revilliod à la Ville de Genève. Son intégration dans les fonds genevois. Genève 1976 [travail de diplôme ESID, dactyl.] 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS Giroud, Jean-Charles: Les affiches. In: Patrimoines Bohlhalter, Herbert: La Bibliothèque de La Grange. de la Bibliothèque de Genève. Genève 2006, p. 169– In: Patrimoines de la Bibliothèque de Genève. 187 Genève 2006, p. 262–269 Lőkkös, Antal: La collection du bibliophile Pierre Buchs-de Siebenthal, Muriel: Le mécénat à la Favre (1897–1986). In: Musées de Genève 299 Bibliothèque publique et universitaire de 1945 à (1989), p. 2–13 nos jours. Genève 1978 [travail de diplôme ESID, Magnenat, Evelyne; Yemin, Françoise: Catalogue- dactyl.] ment d’une partie de la bibliothèque Livingston Burgy, Etienne: Les sources imprimées de la Restau- Phelps. Genève 1964 [travail de diplôme ESID, dac- ration genevoise, 31 décembre 1813 – 8 octobre tyl.] 1846. Catalogue chronologique. Genève 1998 Monnier, Philippe M.; Lőkkös, Antal; Borgeaud, (Mémoires et documents publiés par la Société Marc-Auguste: Trésors de la Bibliothèque publique ’ ’ d histoire et d archéologie de Genève 60) et universitaire de Genève. In: Librarium 11 (1968), Burgy, Etienne: Dépôt légal et «genevensia». La p. 123–153 mémoire imprimée de Genève. In: Patrimoines de la Patrimoines de la Bibliothèque de Genève. Un état – Bibliothèque de Genève. Genève 2006, p. 74 119 des lieux au début du XXIe siècle. Genève 2006 Candaux, Jean-Daniel: Répertoire des éditions de Piller, Michel: Catalogage d’une partie du fonds Voltaire antérieures à 1890 conservées à la Biblio- ancien de la Bibliothèque du clergé donnée à la thèque de Genève. Genève 1978 [dactyl.] Bibliothèque publique et universitaire de Genève. Candaux, Jean-Daniel: La Bibliothèque de Guil- Genève 1972 [travail de diplôme ESID, dactyl.] laume Favre à «La Grange». In: Voyages de biblio- Rivoire, Emile. Bibliographie historique de Genève thèques. Saint-Etienne 1999, p. 27–34 au XVIIIe siècle. 3 vol. Genève, Paris 1897-1935 Cayla, Marguerite: Catalogue descriptif de la [une grande partie des imprimés sont à la BGE] bibliothèque Moutonnat. Genève 1930 [travail de Saiz-Lozano, Angel: La cartographie du Léman, diplôme ESID, dactyl.] 1500–1860. Genève 2005 328 Bibliothèque de Genève

Scheuchzer, R[odolphe]: La collection Charles Meu- Tsioli, Marianne: Le don Pierre Pidoux à la Biblio- nier. In: Le relieur et cartonnier 44 (1945), n° 9 thèque publique et universitaire. In: Psaume 10/11 – Tripet, Micheline: Le fonds Bonivard à la Biblio- (1995), p. 67 77 thèque publique et universitaire de Genève. In: Wolfensberger, Verena: Traitement de documents C’estlafauteàVoltaire,c’estlafauteàRousseau. concernant Henry Dunant et la Croix-Rouge à la Genève 1997, p. 281–297 Bibliothèque publique et universitaire de Genève. Tsioli, Marianne: Cartes et plans. In: Patrimoines de Genève 1978 [travail de diplôme ESID, dactyl.] la Bibliothèque de Genève. Genève 2006, p. 189–197 Bibliothèque des Conservatoire et Jardin botaniques, Genève 329

BIBLIOTHÈQUE DES 1. HISTORIQUE DU FONDS CONSERVATOIRE ET JARDIN Aux Bastions BOTANIQUES, GENÈVE 1.1 Le Jardin botanique de Genève (encore nais- Canton: Genève sant) a été inauguré le 19 novembre 1817, sur la promenade des Bastions. On doit sa fondation au Lieu: Genève professeur Augustin-Pyramus de Candolle (1778– 1841), qui voulait en faire «à la fois un établisse- Auteur: Jean-Luc Rouiller, avec la collabora- ment scientifique et un établissement horticole, tion de Patrick Perret et Pierre Boillat voire même agricole» (L’inauguration, p. 208). La pour l’inventaire bibliothèque ne fait pas partie des préoccupations ’ ’ premières du fondateur. Il n en est pas question Adresse: Chemin de l Impératrice 1, dans le «Prospectus» de souscription de 1818, ni 1292 Chambésy dans les deux premiers rapports de 1819 et de Téléphone: +41224185200 1821. A ce moment-là, de Candolle est avant tout préoccupé par l’aménagement du jardin, par la Fax: +41224185101 construction des serres et de l’orangerie. Possédant lui-même une importante collection d’ouvrages Homepage: www.ville-ge.ch/cjb/bibliotheque.php (environ 2’500 titres), il ne voit sans doute pas l’ins- tallation d’une bibliothèque au Jardin comme prio- E-mail: [email protected] ritaire. Rattachement administratif: 1.2 Souscription, legs, dons permettront au Jardin Ville de Genève de se développer. En 1824 précisément, un ano- nyme donne une importante somme d’argent, ren- Fonctions: dant ainsi possible la construction du bâtiment du Bibliothèque de recherches spécialisée. «Conservatoire botanique» (à la rue de la Croix- Rouge, en bordure du Jardin). Le bâtiment abritera Collections: les collections, les herbiers et des locaux pour des Botanique systématique, floristique. cours. Dès lors, la constitution d’une bibliothèque ’ devient possible. Dans le procès-verbal (PV) de la Conditions d utilisation: séance de la Commission du Jardin botanique du 9 Bibliothèque de prêt (limité); pas de libre-accès. mars 1826, on dit, pour la première fois, qu’il y … Heures d’ouverture: aura «quelques frais à faire pour les tablettes de la bibliothèque». Le premier don connu est celui du Ouverture au public du lundi au jeudi de 13 h 30 à – 16h30,jusqu’à 16 h le vendredi. Places de travail professeur Marc Nicolas Puerari (1766 1845) en pour 6 à 8 personnes. Pour la consultation d’ouvra- 1827: «plusieurs livres de botanique précieux» (CR ges anciens, prendre rendez-vous. 1827). Trois ans plus tard, en 1830, le Conserva- toire reçoit «environ deux cent cinquante volumes Equipement technique: de botanique de diverses personnes», dont 131 Photocopieuse, lecteur de microfiches, scanner-prin- légués par Jean-Antoine Colladon-Martin (1755– ter digital pour microcopies, imprimante, lecteur de 1830) (PV du 7 avril 1830 et CR 1830). En 1831, cédéroms. le Conservatoire s’enrichit encore de 120 ouvrages de botanique (soit 682 vol., fascicules ou brochu- Informations pour les utilisateurs de passage: res) cédés par la Société de physique et d’histoire Depuis la gare CFF de Cornavin, bus 1, direction et naturelle, dont 102 (652 vol., fascicules ou brochu- arrêt Jardin botanique. En voiture, quitter l’auto- res) appartenaient au général Michel Micheli route à Genève-Lac, puis longer le lac jusqu’au Jar- (1751–1830). D’après la liste conservée, une cin- din botanique. Parkings publics à proximité. quantaine de titres étaient du 18e s. (SP 108/1; CR 330 Bibliothèque des Conservatoire et Jardin botaniques, Genève

1831; PV du 20 mars 1832). A la fin de cette précédemment», il s’est occupé du «travail d’ordre année-là, le Conservatoire abrite une bibliothèque de la Bibliothèque, d’enregistrement, de surveillance de 314 ouvrages, y compris de «très précieux par générale» (CR 1883). leur étendue, par le nombre et par la beauté des 1.5 L’arrivée de John Briquet à la direction (1896– planches dont ils sont ornés» (CR 1831). Cepen- ’ ’ 1931) des CJB va dynamiser l institution. Il crée dant, son importance n est pas assez grande pour l’Annuaire, qui contiendra chaque année un rap- ’ ’ faire l objet d un article dans le Règlement de 1835. port (RA) sur la bibliothèque et qui permettra une Elle ne faisait pas non plus l’objet d’une rubrique ’ meilleure diffusion de la recherche. En échangeant dans les «dépenses annuelles d entretien» en 1845, ce périodique contre ceux de bon nombre d’institu- date à laquelle le nombre de titres se montait à 391 tions similaires dans le monde, la bibliothèque (de Candolle 1845, p. 23), accroissement en partie pourra accroître fortement son fonds. Dans le pre- dû à Moritzi (probablement Alexandre), Blanchet mier de ces RA (pour l’année 1896), il note que la (probablement Jacques Samuel) et Alphonse de bibliothèque est «un instrument de travail de plus Candolle qui, en 1837, «ont augmenté la biblio- en plus apprécié» et que son «développement consi- thèque du Conservatoire de divers ouvrages nou- dérable» d’année en année va générer des problè- veaux» (CR 1837). Elle est logée au premier étage mesdeplace.Enplusdeséchanges,l’accroissement du conservatoire, dans «une chambre», qui abritait se fait aussi par dons: en 1897, le pasteur Choisy aussi un herbier (de Candolle 1845, p. 23). (probablement Louis-James) donne une «série d’ou- vrages anciens» tirés de la bibliothèque de son père 1.3 En 1848, les Conservatoire et Jardin botani- (probablement le pasteur botaniste Jacques-Denis); ques (CJB) quittent la juridiction de l’Etat pour pas- en 1899, le Conservatoire reçoit plus de 200 impri- ser à l’entière possession de la Ville de Genève, sans més (de la seconde moitié du 19e s.) de la «biblio- que cela n’ait de conséquence visible pour la biblio- thèque diatomologique» du prof. Jacques Brun thèque. Les propos sur la bibliothèque sont très (1826–1908); en 1900, Albert Choisy offre «quel- sporadiques dans les PV de la Commission. Au ques volumes» de sa bibliothèque (RA). L’année début des années 1850, on discute de quelques suivante l’entrée en fonction de Briquet, le catalo- acquisitions. En 1851, la bibliothèque contient gue sur fiches est «entièrement refait» (RA pour «428 volumes et environ 25 brochures», estimés à 1897). Briquet pourra aussi profiter du legs de Jean 2’500 francs. On décide alors de l’assurer (PV du 6 Müller (30’000 francs), dont les intérêts seront uti- mars 1851). La bibliothèque apparaît dans le bud- lisés pour l’accroissement de l’herbier et de la get en 1852 (100 francs) et 1855 (50 francs), appa- bibliothèque. remment avec les collections du Conservatoire (PV du 20 janv. 1853 et du 6 déc. 1855). Les signes AlaConsole d’un certain intérêt pour la bibliothèque sont là, 1.6 En 1904, les Conservatoire et Jardin botani- même si de 1858 à 1870, on ne parle plus d’elle ques s’installent au bord du lac, dans la parcelle du dans les Comptes rendus (CR) de l’administration domaine de l’Ariana, dite «la Console». Un nou- municipale de la Ville. veau bâtiment spacieux, avec toiture vitrée, est 1.4 Un fait important dans l’histoire du Conserva- construit pour le Conservatoire. Il abrite entre ’ toire est l’acquisition de l’herbier Delessert en 1869. autres l herbier Delessert, un laboratoire et la Pour l’étude et le classement de cet herbier, les CJB bibliothèque qui, occupant deux salles au rez-de- se doivent d’enrichir leur bibliothèque, car elle est chaussée, va mieux pouvoir se développer. A ce moment-là, le Catalogue des entrées signale 1’938 «pauvre en ouvrages utiles» (CR 1871). Depuis le ’ 1er août 1874, les nouvelles acquisitions sont consi- numéros (ou titres). L année précédente, le Conseil gnées dans un petit cahier: on compte déjà 160 nou- administratif de la Ville avait adopté le «Règlement veaux titres à la fin de cette année-là, 602 à la fin du Conservatoire botanique», qui consacre, cette 1883, 910 à la fin 1893, 1’365 à la fin 1899, soit fois, un chapitre à la «bibliothèque botanique» et un accroissement moyen d’environ 50 titres par an aux questions de la consultation et du prêt des dans ce dernier quart de siècle. Ces chiffres ne doi- livres. vent pas faire oublier «un grand nombre d’ouvrages 1.7 Au début du 20e s., la bibliothèque, bien qu’en- de systématique et de botanique générale» acquis core modeste, tend à prendre toujours plus d’im- avant 1874, grâce à «l’activité des conservateurs portance. D’une part, le fonds croît régulièrement depuis A.-P. de Candolle (1817)» (Annuaire 1897, d’environ 120 à 150 titres en moyenne par année, p. 2). Parmi les dons, on signalera (en 1874) la dont une partie est constituée de périodiques reçus Flora Brasiliensis de Martius offert par l’empereur en échange (par exemple une septantaine en 1900). du Brésil, ainsi que 282 titres (y compris des bro- D’autre part, des dons plus significatifs permettent chures) donnés par le docteur (Charles?) Fauconnet aux collections de croître plus rapidement: 184 en 1879 (ouvrages du 19e s., avec quelques-uns des titres (des 18e et 19e s.) de la bibliothèque de Stefano 17e et 18e s.; flore d’Europe). La responsabilité de la Moricand en 1908, 1’000 vol. de la bibliothèque bibliothèque est alors dans les mains du conserva- personnelle de John Briquet en 1909/10 (morpholo- teur. En 1883, Jean Müller affirme que «comme gie, anatomie, physiologie et biologie végétales, flo- Bibliothèque des Conservatoire et Jardin botaniques, Genève 331 ristique européenne et phytogéographie en général), botanique, par acte du 5 mars 1928, munie d’un quelque 300 vol. (dont 26 recueils artificiels) don- capital de 200’000 francs (un tiers issu d’une sou- nés en 1912 par William Barbey-Boissier, dont un scription publique, deux tiers d’une fondation Roc- grand nombre d’œuvres cryptogamiques. Dès lors, kefeller, l’International Education Board), et desti- il n’est pas étonnant que dans son rapport pour les née aux «acquisitions pour la bibliothèque et pour années 1916–1918, John Briquet considère la les herbiers» (RA pour 1926–1928). bibliothèque comme «un excellent instrument de ’ 1.11 Le dernier fonds important, pour ce qui est travail». Cette satisfaction ne pourra qu augmenter du livre ancien, à être entré dans la bibliothèque est par la suite. celui de la famille Barbey-Boissier. Ce fonds (aussi 1.8 En effet, en 1920/21, la bibliothèque des lié à un herbier) avait été constitué par Edmond Conservatoire et Jardin botaniques (BCJB) intègre Boissier (1810–1885) et contenait (entre autres) des la bibliothèque donnée en 1911 par le Vaudois ouvrages en rapport avec ses études systématiques Emile Burnat (1828–1920), qui avait lui-même et floristiques sur la péninsule ibérique et le Moyen- hérité de la bibliothèque du pasteur botaniste Louis Orient. Il fut par la suite enrichi par son gendre Leresche (1808–1885): en tout, près de 3’000 vol., William Barbey-Boissier (1842–1914). Contenant parmi lesquels le Conservatoire retiendra 1’700 vol. plus de 11’000 vol., dont plusieurs ouvrages «pré- (soit 900 titres) et près de 3’200 brochures reliées linnéens», le fonds est dans un premier temps (en en 170 recueils; 1’000 doublets partiront pour la 1918) légué à l’Institut de botanique de l’Université bibliothèque du Musée botanique de Lausanne. Le de Genève. Puis, en 1943, l’Etat confie la gestion fonds Burnat (auquel était joint un très riche her- des collections Boissier à la Ville, si bien que la bier) est avant tout constitué d’imprimés en rapport BCJB entre en possession de ce très riche fonds. On avec la floristique européenne, si bien que la BCJB notera encore que juste avant 1946 les ouvrages de devient l’«une des plus riches» bibliothèques en la paléontologie de la BCJB avaient été transférés au matière (RA pour 1919–1921). Il ne contient toute- Muséum d’histoire naturelle (RA). fois que peu de «prélinnéens».

1.9 En 1922/23, la BCJB intègre encore la fameuse Nouveau déménagement bibliothèque de la famille de Candolle, qu’elle a eu la chance de pouvoir acquérir pour un prix 1.12 Entre 1972 et 1974, la BCJB va complète- modeste, grâce à un crédit voté par la Ville de ment réorganiser ses fonds. Profitant de la construc- Genève le 20 mai 1921. Cette bibliothèque (aussi tion de nouveaux bâtiments, elle quitte la Console accompagnée d’un riche herbier) a été constituée (à l’exception du fonds de cryptogamie) pour s’ins- par quatre générations de botanistes, d’Augustin- taller dans de spacieux locaux (quelque six kilomè- Pyramus (1778–1841) à Augustin de Candolle tres de rayonnages), au nord du jardin. «Déposés (1868–1920). Dans la lettre du 21 janvier 1921 jusqu’alorsdefaçonassezsommairedanslescoins qu’elle adresse au directeur John Briquet pour ven- lesplusreculés»del’ancien bâtiment qui les abri- dre la bibliothèque, la veuve d’Augustin affirme que taient, les ouvrages sont enfin rassemblés, reclassés c’est «la plus riche bibliothèque botanique qui ait et recotés (Burdet, 1985, p. XI). jamais été rassemblée» et qu’«en 1893, la biblio- 1.13 C’est à ce moment-là que l’on décide de créer thèque de Candolle était au-delà de deux fois plus le fonds des «prélinnéens», en regroupant en un considérable que celle du Musée botanique de Ber- même lieu les ouvrages les plus anciens de la biblio- lin, et n’était guère dépassée que par les grandes thèque et ceux ayant une grande «utilité bibliogra- bibliothèques anglaises de Kew et du British phique», soit environ 600 titres, classés par ordre Museum». En 1851, elle était d’ailleurs déjà consi- chronologique, du 15e s. au milieu du 18e s., pour dérée comme «une des collectiones egregias»par l’essentiel. On constate alors que cet ensemble, Georg August Pritzel, grâce à la présence d’unica grâce aux imprimés provenant des bibliothèques (RA pour 1919–1921). Après une opération de tri, d’A.-P. de Candolle, d’Edmond Boissier et de Wil- la BCJB conservera, sur les quelque 13’500 vol. du liam Barbey-Boissier, «se réduit presque aux seuls départ, plus de 6’000 vol. (près de 4’000 vol. de ouvrages qui, à leur époque, passaient pour fournir monographies et plus de 2’000 vol. de périodiques des éléments d’information plus ou moins sûrs et et de mélanges). Briquet en avait établi un catalo- précis sur l’identité, la nature et la structure des gue, certes sommaire, mais toujours conservé à la plantes au sens où nous entendons la botanique BCJB. Grâce à ce don, en 1924, la BCJB était aujourd’hui» (Burdet, 1985, p. XII). En somme, on constitué de 18’884 vol. (d’après un inventaire ter- y trouve les principaux ouvrages de botanique fon- miné le 15 octobre de la même année). damentale des origines à Linné, ainsi que les livres 1.10 La bibliothèque ne semble jamais avoir béné- illustrés de gravures de plantes des 16e et 17e s. A ficié d’un gros budget pour les nouvelles acquisi- côté des ouvrages de botanique, il y a, dans cet tions. Cette situation s’aggrava encore vers le milieu ensemble, quelques ouvrages d’agriculture, d’horti- des années 1920, si bien que la direction décida de culture, de paysagisme, et aussi de philosophie, créer une «Fondation auxiliaire» du Conservatoire physique, chimie et médecine. 332 Bibliothèque des Conservatoire et Jardin botaniques, Genève

1.14 L’installation dans de nouveaux locaux a sus- 19e s.). La part des ouvrages en allemand et en latin cité quelques dons assez importants dans les deux est assez semblable (un peu plus de 20 % chacun): années qui suivirent: en 1974, la Société d’horticul- plus de 1’970 titres/2’440 vol. pour l’allemand (2/2 ture donne quelque 2’000 vol., qui complétaient du 16e s,6/6du17e s.,87/138du18e s., 1’880/ ainsi le domaine de la botanique appliquée, princi- 2’294 du 19e s.) et 1’740 titres/2’375 vol. pour le palement en horticulture et en floriculture (RA pour latin(1/1du15e s., 83/84 du 16e s., 179/197 du 1974, qui ne précise pas s’il y avait des ouvrages 17e s., 497/650 du 18e s., 980/1’443 du 19e s.). La anciens). En 1975, les CJB acquièrent la biblio- part des ouvrages en anglais est aussi assez impor- thèque de Paul Aellen (1896-1973), puis (en dépôt) tante, soit 15 % ou 1’307 titres en 1’646 vol. (3/3 la bibliothèque des professeurs Robert et Fernand du 16e s., 8/8 du 17e s., 76/110 du 18e s., 1’220/ Chodat (env. 2’000 vol.) (RA pour 1975). En 1981, 1’524 du 19e s.). Le reste (env. 8 %) se répartit entre on notera encore l’acquisition, pour 50’000 francs, l’italien (368/390), l’espagnol (114/162) et d’autres d’«une série de doubles exceptionnels de la Biblio- langues (270/300). thèque du Jardin botanique de Madrid. Il s’agit d’ouvrages anciens et précieux» (RA pour 1981). Aperçu systématique e Peu avant la fin du 20 s., la BCJB s’est encore enri- 2.5 L’aperçu systématique ne concerne que les chie de fonds provenant de la Société botanique de monographies, mais traite en un seul ensemble les Genève, de la Société genevoise d’horticulture, de la «prélinnéens» et les ouvrages postérieurs. Fondation Aellen de Bâle, de l’Institut de botanique 2.6 Près du 90 % des titres relève de la botanique générale et des Laboratoires de pharmacognosie et au sens large (y compris les sciences naturelles et de pharmacie galénique de l’Université de Genève. l’agriculture). Ces titres se répartissent pour l’essen- Depuis l’automne 1984, elle est rattachée au RERO tiel entre la botanique systématique et la floristique. (Réseau des bibliothèques de Suisse occidentale). Le Le domaine de la botanique le mieux représenté recatalogage des ouvrages acquis avant cette date (env. 40 %) dans le fonds ancien est celui de la est en cours. botanique systématique, avec quelque 3’300 titres en plus de 3’600 vol.: 37 titres en 38 vol. sont du 2. DESCRIPTION DU FONDS 16e s., 65/84 du 17e s., 377/600 du 18e s. et 2’816/ 2’900 du 19e s. Le nombre d’ouvrages en latin est 2.1 Le comptage des ouvrages a été effectué direc- proportionnellement légèrement supérieur à la tement au rayon, de façon aussi précise que possible moyenne (833 titres en 1’115 vol.), au détriment pour les monographies, par extrapolation pour les des autres langues: français (1’024/970), allemand brochures et tirés à part (état: janvier 2005). Nous (680/804), anglais (480/490), italien (180/150), etc. parlons en nombre de titres et de volumes, souvent arrondis à la dizaine. 2.7 La floristique est le deuxième domaine le mieux représenté dans le fonds ancien, avec quelque Survol chronologique et par langues 2’500 titres en près de 3’500 vol. La part des impri- 2.2 Suite à l’inventaire fait pour l’occasion, on a més du 19e s. est plus importante que la moyenne: pu déterminer qu’au début du 21e s. la BCJB abrite 2’235 titres en 3’124 vol., au détriment des impri- plus de 50’000 vol. de monographies, plus 48’000 més du 18e s. (220/303), du 17e s. (31/31) et du vol. de périodiques (soit plus de 4’000 titres, dont 16e s. (8/8). La part des imprimés en français est près de 1’600 vivants) et près de 2’200 recueils arti- inférieure à la moyenne (633/868), surtout au profit ficiels; ces recueils renferment plus de 62’000 tirés à du latin (585/887), de l’allemand (582/760) et de part et brochures. Parmi ces imprimés, 8’700 mono- l’anglais (440/630). Une grande partie des ouvrages graphies (titres) en 11’140 vol., et 564 titres de concerne la floristique européenne (Flora Danica, périodiques (plus de 5’000 vol.) sont antérieurs à Deutschlands Flora, Flora Graeca,etc.). 1900. Le nombre de brochures et tirés à part anté- ’ ’ 2.8 Les autres domaines de la botanique sont rieurs à 1900 a été estimé entre 5 000 et 6 000 moins bien représentés. Quelque 610 titres en 810 titres. vol. touchent à la botanique appliquée, soit des 2.3 Ce survol ne concerne que les monographies. ouvrages ayant trait à l’agriculture, à l’agronomie Pour les périodiques et les brochures, voir la ou à l’horticulture. 10 titres en 10 vol. sont du rubrique «Collections particulières». 85 % des 16e s., 20/20 du 17e s., 73/134 du 18e s. et 510/650 monographies sont du 19e s., soit 7’430 titres en du 19e s. La part des ouvrages en français (420/586) 9’310 vol. Un peu plus de 10 % des titres (934) est deux fois plus importante qu’ailleurs, probable- sont du 18e s. (1’470 vol.). Reste 237 titres du 17e s. ment en raison du côté pratique de ces ouvrages, (près de 3 %) en 260 vol., 100 titres en 100 vol. du ceci au détriment du latin (27/27), de l’allemand 16e s., et un incunable (Herbarius Patavie, Passau (60/67), de l’anglais (57/70), de l’italien (25/28), 1485). etc. 2.4 Seul un tiers des ouvrages est en français (plus 2.9 On note quelque 650 titres en plus de 710 vol. de 2’920 titres en plus de 3’820 vol.: 6/6 du 16e s., qui relèvent de la botanique générale. La part des 29/34 du 17e s., 233/504 du 18e s., 2’656/3’280 du imprimés du 19e s. (530/584) est un peu moins Bibliothèque des Conservatoire et Jardin botaniques, Genève 333 importante que dans l’ensemble du fonds ancien, au comptage partiel au rayon. Il y aurait ainsi plus ou profit des éditions du 18e (75/80) et surtout du moins 5’500 brochures anciennes, quasi toutes du 17e s. (43/45); 6 titres sont du 16e s. Le nombre 19e s. La majorité des brochures est en français ou d’ouvrages en allemand est nettement supérieur à la en allemand: environ un tiers pour chaque langue. moyenne: près de 280 titres pour plus de 300 vol., Puis viennent les brochures en latin et en anglais: au détriment des imprimés en français (170/190), environ 10 à 15 % pour chaque langue. Les brochu- en latin (96/100), en anglais (67/73), etc. res en italien, en espagnol et dans d’autres langues 2.10 437 titres en près de 800 vol. concernent les forment plus ou moins le 10 % restant. Toutes ces sciences naturelles. 370 titres en 670 vol. sont du brochures traitent bien sûr de botanique, mais e e e comme il n’a pas été effectué d’extrapolation par 19 s.,33titresen90vol.du18s., 30/30 du 17 s. ’ (plus que la moyenne) et 5 du 16e s. La part des matières,ilnest pas possible de déterminer les ’ points forts du fonds. Toutefois, les informations ouvrages en latin est nettement plus faible qu ail- ’ leurs (40/50), au profit du français (170/420) et de tirées de l historique permettent de noter une pré- l’allemand (148/204). sence sans doute importante de brochures de bota- nique systématique, de floristique européenne et de 2.11 Les ouvrages relatifs aux plantes médicinales cryptogamie. (ou botanique médicale) forment un ensemble de 250 titres en 330 vol. On trouve ici une forte pro- portion d’ouvrages antérieurs à 1800: 30 titres en 3. CATALOGUES e 30 vol. du 16 s. (dont plusieurs «Kräuterbücher», Catalogues modernes ainsi qu’une édition genevoise du début du 16e s. du De viribus herbarum de Macer Floridus), 40/40 du Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes 17e s. et 65/85 du 18e s. Seulement environ la moitié [sur fiches; n’est plus alimenté depuis 1985] e est du 19 s.: 117 titres en 177 vol. La part des Catalogue alphabétique matières [sur fiches; n’est ouvrages en latin est nettement plus importante plus alimenté depuis la fin des années 1970] qu’ailleurs: 103 titres en 117 vol., au détriment de l’allemand (38/64) et de l’anglais (15/20), mais pas Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises ’ du français (80/114). [depuis l automne 1984; les ouvrages anciens et ceux acquis avant cette date ne sont qu’en partie 2.12 Environ 10 % des ouvrages ne concernent signalés dans ce catalogue] pas la botanique, soit plus de 950 titres en plus de ’ 1 400 vol. Parmi ceux-ci, quelque 620 titres en plus Catalogues modernes spécialisés de 900 vol. relèvent plus spécialement de l’histoire, de la géographie et des récits de voyage. Dans ce Burdet, Hervé Maurice [et al.]: Ouvrages botani- dernier groupe, 1 titre est du 16e s., 8 du 17e s., 60 ques anciens. Catalogue des ouvrages prélinnéens (125 vol.) du 18e s. et 550 (770 vol.) du 19e s.; la de la Bibliothèque des Conservatoire et Jardin bota- part des ouvrages en français (quelque 260 titres en niques de la Ville de Genève. Genève 1985 [chrono- 420 vol.) et en anglais (133/197) est plus impor- logique] tante qu’ailleurs, au détriment du latin (22/24); 140 Catalogue des périodiques de la Bibliothèque des titres en près de 180 vol. sont en allemand. Conservatoire et Jardin botaniques de la Ville de Genève. Genève 1980 [un supplément a été publié Collections particulières en 1988 et un autre en 1995; ordre alphabétique des titres] Périodiques Ouvrages imprimés portant des notes manuscrites 2.13 La BCJB possède une belle collection de [catalogue sur fiches; ordre alphabétique des anno- périodiques de botanique, en provenance du monde tateurs; 1974] entier, dont une très grande partie a été acquise par échange. Parmi ces périodiques, 564 titres sont Catalogues anciens antérieurs à 1900, ce qui forme un ensemble de plus de 5’000 vol. Ils sont quasi tous du 19e s., à l’excep- Catalogue des livres de Mr le général Micheli dépo- tion de 18 titres (85 vol.) du 18e s. Seulement un sés au Conservatoire botanique [ms.; 1831; Biblio- tiers des titres (182) est en français. Pour les titres thèque de Genève, Département des manuscrits, en langues étrangères, on en trouve un quart (142) dépôt SPHN, SP 108/1] en anglais, un quart en allemand (140), le reste Acquisitions de la Bibliothèque du Conservatoire dans d’autres langues (20 en italien, 19 en espa- botanique depuis le 1er août 1874 [1 cahier ms., gnol, 12 en latin, etc.). On peut signaler le Curtis’s 1874–1897; registre d’entrée; 09* CB B2] botanical magazine (Londres 1793-). Catalogue de la Bibliothèque du Jardin botanique [1 cahier ms.; 1874–vers 1892; alphabétique Brochures et tirés à part auteurs A-M, la suite manque; 09* CB B1] 2.14 Les chiffres relatifs aux brochures et tirés à [Catalogue de la bibliothèque de Candolle] [5 regis- part sont le fruit d’une extrapolation à partir d’un tres mss; 1820–1920; 09* Can B1 à B5] 334 Bibliothèque des Conservatoire et Jardin botaniques, Genève

Catalogue de ma bibliothèque botanique [biblio- L’inauguration du Conservatoire et du Jardin bota- thèque Boissier; 1 registre ms.; vers 1850?; alphabé- niques de Genève, à la Console, le 26 septembre tique auteurs; 09* Boi B21] 1904. In: Annuaire du Conservatoire et du Jardin – Catalogue des ouvrages cryptogamiques de la botaniques de Genève 9(1905), p. 189 243 [allu- bibliothèque de Monsieur Boissier [1 cahier ms.; sion à la bibliothèque, p. 190, 194, 214] systématique; vers 1850–1900?; 09* Boi B22] Briquet, John (éd.): Emile Burnat. Autobiographie Cataloguedesouvragesdel’herbier Boissier se publiée avec une étude sur le botaniste et son oeu- trouvant à l’Institut de botanique générale [1 cahier vre, des souvenirs et des documents divers. Genève dactyl.; alphabétique auteurs; vers 1920–1940?; 1922 [sur sa bibliothèque, p. 19–26] 09* Boi B16] Entrée des livres. Herbier Boissier [3 registres d’en- – trées, mss; 1888 1934; BCJB] 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS Catalogue des ouvrages prélinnéens [sur fiches; ’ ’ alphabétique auteurs et chronologique; vers 1975– Briquet, John: Notice sur l état actuel de l herbier 1985] Delessert et du Jardin botanique de Genève. In Bul- letin de l’herbier Boissier 4(1896), p. 97–110 [sur la bibliothèque, p. 97–99, 107] 4. SOURCES ET ÉTUDES SUR L’HISTOIRE Burdet, Hervé Maurice: En 175 ans Genève s’est DE LA BIBLIOTHÈQUE dotée de l’une des plus complètes collections de Les rapports sur les activités (= CR) des CJB et de livres botaniques. In: VG mag. Journal des collabo- la bibliothèque ont paru dans différentes publica- ratrices et collaborateurs de la Ville de Genève, tions: Compte rendu de l’administration du Conseil avril 1999, p. 17–19 d’Etat [imprimé, 1824–1848]; Compte-rendu de Conservatoire et jardin botaniques [de] Genève. l’Administration municipale de la Ville de Genève Genève [1975] [sur la bibliothèque, p. 53–55] [imprimé, 1842–]; Annuaire du Conservatoire et du Jardin botaniques de Genève [1896–1921]; Candol- Manuel de consultation de la Bibliothèque des lea [1922–1928, 1966–2005] Conservatoire et Jardin botaniques de la Ville de Procès-verbaux de la Commission du Jardin bota- Genève. Genève 1996 [sur la bibliothèque, p. 7–8] – nique de Genève, 1818 1859 [1 registre ms.; BCJB] Miège, Jacques: Le Jardin botanique de Genève. Prospectus d’une souscription en faveur du Jardin 150 ans d’histoire. In: Candollea 23(1968), p. 1–15 de botanique, autorisée par le Conseil d’Etat. [allusion à la bibliothèque, p. 6, 8] Genève 1818 Perret, Patrick: La bibliothèque de la Console Candolle, Augustin-Pyramus de: Rapport sur la 1904–2004. In: La feuille verte. Journal des Conser- fondation du Jardin de botanique de Genève. vatoire et Jardin botaniques, 2004, 35, p. 22–23 Genève 1819 Candolle, Augustin-Pyramus de: Second rapport Portes ouvertes 85. [Guide des] Conservatoire et sur la fondation et l’état du Jardin botanique de Jardin botaniques [de] Genève. Genève 1985 [sur la Genève. Genève 1821 bibliothèque, p. 45–60] Candolle, Alphonse de: Notice sur le Jardin bota- Sigrist, René; Bungener, Patrick: The first botanical nique de Genève. Genève 1845 gardens in Geneva (c. 1750–1830). Private initia- Candolle, Augustin-Pyramus de: Mémoires et sou- tive leading science. In: Studies in the history of gar- venirs (1778–1841). Chêne-Bourg/Genève 2004 dens & designed landscapes 28(2008), 3/4, p. 333– [sur sa bibliothèque, p. 504–506] 350. Bibliothèque du Conservatoire de musique de Genève 335

BIBLIOTHÈQUE DU tion pour l’OPAC et pour la consultation des bases CONSERVATOIRE DE MUSIQUE de données en ligne. DE GENÈVE Informations pour les utilisateurs de passage: Depuis la gare CFF de Cornavin, tram n° 13 direc- Canton: Genève tion Palettes, arrêt Place du Cirque, ou tram n° 15 direction Lancy-Pont-Rouge (même arrêt), ou encore Lieu: Genève bus n° 5 direction Hôpital, arrêt Place Neuve. En Auteur: Jacques Tchamkerten, avec la collabo- voiture, depuis les différentes sorties d’autoroute, ration de Victor Agassiz (inventaire) et suivre la direction Centre, puis parking de Plainpa- de Jean-Luc Rouiller lais.

Adresse: Conservatoire de musique de Genève, Place Neuve, CP 5155, 1211 Genève 11 1. HISTORIQUE DU FONDS 1.1 L’histoire de la bibliothèque du Conservatoire Téléphone: +41 22 319 60 41 de musique de Genève se confond avec celle de ’ Fax: +41 22 781 45 23 l institution que fonda en 1835 le financier et mécène François Bartholoni (1796–1881), désireux ’ Homepage: www.cmusge.ch/em/pages/biblio- que la cité puisse bénéficier d un lieu dispensant un theque/bibliotheque_catalogue.html enseignement musical de qualité, donné par les meilleurs professeurs. C’est ainsi que Franz Liszt, se E-mail: [email protected] verra confier une classe de piano destinée aux jeu- nes filles, où il enseignera pendant l’année 1835/36. Rattachement administratif: Les origines de la bibliothèque remontent à 1845, Conservatoire de musique de Genève avec l’achat de plusieurs exemplaires de la collec- tion de musique religieuse et classique publiée par Fonctions: le prince de la Moskowa (Napoléon Joseph Ney). ’ Bibliothèque d institution (documentation et recher- Cependant, c’est le transfert au Conservatoire, en che) et patrimoniale. 1852, de l’important fonds de la Société de musique qui en constituera véritablement la base. Cette Collections: société, qui assurait depuis 1823 les concerts de Musique: partitions (en particulier compositeurs chœurs et d’orchestre à Genève, et qui, dès 1824, suisses, français et slaves), monographies, program- avait souscrit un abonnement de partitions auprès mes, documents divers concernant notamment la vie du marchand de musique genevois Marcillac, avait musicale genevoise et suisse. été mise en liquidation et sa bibliothèque, rachetée ’ Conditions d’utilisation: par Bartholoni, avait été offerte à l institution. ’ Les documents sont en magasins. La consultation est C est un nombre considérable de partitions et de ’ publique, mais le prêt est réservé aux étudiants et matériels d orchestre, souvent de grande valeur ’œ professeurs du Conservatoire et de la section de (comprenant plusieurs éditions originales d uvres ’ musicologie de l’Université de Genève. de Beethoven, de Haydn ou de Mozart, ainsi qu un important fonds de partitions d’orchestre d’opéra e e Heures d’ouverture: français du 18 s. et du début du 19 s.), qui venaient Durant les périodes scolaires, la bibliothèque est s’ajouter à la collection personnelle de Nathan Bloc ouverte du lundi au vendredi, de 10 h à 12 h et de (1794–1857), premier directeur du Conservatoire 14hà17h. de Genève. Ce dernier, bibliophile passionné, avait constitué un remarquable ensemble, racheté vers Equipement technique: 1850 par le comité, composé d’ouvrages édités Photocopieuse, lecteur reproducteur de microfilms et entre les 17e et 19e s.: monographies, ouvrages théo- microfiches, lecteur de CD-ROM, poste de consulta- riques et, surtout, partitions d’une valeur excep- 336 Bibliothèque du Conservatoire de musique de Genève tionnelle, tel ce manuscrit autographe d’une œuvre va combler les lacunes et fera de la bibliothèque un inédite d’Hector Berlioz, ami de Bloc, le Chant du outil de recherche véritablement performant. Cela IX thermidor. prend toute son importance en 1977, lorsque des accords bipartites sont signés avec l’Université de 1.2 Les matériels de chœur et d’orchestre occupent Genève, relatifs notamment à l’enseignement de la la place majeure dans le fonds de la Société de musicologie de cette dernière institution. La biblio- musique. Constitués autant d’imprimés que de thèque sera ainsi appelée à fonctionner également manuscrits, ils abondent en œuvres symphoniques, pour l’unité de musicologie de la Faculté des lettres chorales, ainsi qu’en extraits d’opéras en vogue au qui, en contrepartie, ouvrira sa riche phonothèque début du 19e s. L’importance numérique de ces aux étudiants du Conservatoire. Ces accords ont eu documents conduisit le Conservatoire à déposer la une importance déterminante pour l’accroissement plus grande partie des matériels chorals à la biblio- du domaine des monographies, qui constitue thèque du Grand Théâtre, aujourd’hui partie inté- aujourd’hui l’un des secteurs les plus développés de grante de la Bibliothèque musicale de la Ville de la bibliothèque. Genève, à laquelle ils ont été définitivement intégrés quelques années plus tard. En ce qui concerne les 1.5 Actuellement, la bibliothèque du Conserva- matériels d’orchestre, un tri a été effectué en fonc- toire de musique de Genève est détentrice à la tion de la notoriété des compositeurs et, sans doute, fois de fonds patrimoniaux et de fonds pour ’ ’ des besoins de l’institution. Les ouvrages jugés l usage courant. A ce titre, c est elle qui fournit «non prioritaires» ont été déposés à la Bibliothèque notamment toutes les partitions pour les activités publique et universitaire (aujourd’hui Bibliothèque chorales, orchestrales ainsi que pour les différen- ’ ’ ’ de Genève), qui en est également par la suite deve- tesclassesdensemble de l école. Elle n en accorde nue propriétaire. pas moins une grande attention à son patrimoine en continuant d’enrichir les points forts de ses 1.3 Pendant de longues années, en l’absence de collections par l’achat de documents imprimés tout crédit d’achat, la bibliothèque du Conserva- auprès de diverses maisons d’antiquariat. Dans la toire fut enrichie exclusivement par des dons et des mesure de ses moyens, elle fait également l’acqui- legs, donnant lieu à des collections extrêmement sition de lettres et de partitions autographes, hétéroclites, dont la valeur de certaines pièces ne notamment concernant l’histoire de la musique compense pas l’absence d’œuvres pourtant indis- suisse et genevoise. pensables. Elle n’en hérita pas moins de documents 1.6 Le système de cotation, établi en 1923 et rem- inestimables tels que les manuscrits d’auteurs russes plaçant en partie un système antérieur, est organisé et français offerts en 1921 par le critique Aloys en fonction des principaux types de documents et Mooser et surtout le manuscrit autographe de la de présentations musicales (monographies, œuvres première version de l’Oiseau de feu d’Igor Stra- pour clavier, musique de chambre, partitions d’or- vinsky, donné par Jean Bartholoni, le petit-fils du chestre, etc.). Un numéro d’entrée est ensuite attri- fondateur, longtemps président du comité. Parmi bué sans logique alphabétique. Les ouvrages les les donateurs, on mentionnera également Ferdinand plus précieux sont versés au fonds de réserve (R), Janot, secrétaire du comité dès sa fondation, Ernest comprenant différentes sous-cotes en fonction du Viollier, Ernest Amoudruz, Edmond Appia ou Fer- type et du format de chaque document. Les autres dinand Held. Ce dernier, directeur de l’institution sont répartis à l’intérieur des cotes courantes. Bien entre 1892 et 1925, légua sa belle collection, riche- que quelque peu rudimentaire, ce système a été ment reliée, d’ouvrages lyriques du début du 20e s., maintenu, le nombre élevé de documents conservés ainsi que de nombreux livres qui constituent la base ne permettant pas une refonte des cotes. Le catalo- du fonds des monographies. Par la suite, des musi- gage a été effectué sur fiches, souvent de manière ciens tels Ernest Ansermet, Henri Gagnebin, Samuel très sommaire, jusqu’en 1990. A partir de cette Baud-Bovy, Pierre Segond ou Dimitry Markevitch même année, l’informatique a pris le relais. Désor- lui légueront leurs bibliothèques musicales. Par ail- mais, tous les ouvrages sont catalogués au moyen leurs, le Conservatoire est dépositaire du riche d’un logiciel mis au point et développé à l’intérieur fonds André-François Marescotti – remarquable du Conservatoire par Xavier Bouvier, musicien et compositeur et professeur genevois – qui est la pro- informaticien, responsable de la bibliothèque de priété de la ville de Carouge. 1992 à 2001. 1.4 Jusqu’en 1968, hormis quelques mandats ponctuels d’inventaire et de catalogage, le fonction- nement de la bibliothèque était assuré par les secré- 2. DESCRIPTION DU FONDS taires et les directeurs successifs. C’est l’un d’eux, 2.1 Le comptage des ouvrages a été effectué direc- Samuel Baud-Bovy, par ailleurs éminent ethno- tement au rayon. Les partitions de musique anté- musicologueetchefd’orchestre, qui pour la pre- rieures à 1900 – et particulièrement celles de la pre- mière fois engagea un bibliothécaire en la personne mière moitié du 19e s. – ne portant pas systémati- de Jacques Horneffer, pianiste et musicologue d’une quement l’année d’édition, il a parfois fallu recourir rare érudition. Ce dernier, en une dizaine d’années, aux ouvrages de référence pour restituer la date, Bibliothèque du Conservatoire de musique de Genève 337 grâce aux numéros de plaques ou d’édition. Pour 2.4 La cote Ab rassemble les partitions d’orches- certaines œuvres, il a été nécessaire, en se basant tre. On trouve ici les partitions d’ensemble, tout sur la date de composition, de faire une estimation format et genre musical confondu, à l’exception des à partir du document lui même, ce qui implique une œuvres pour moins de douze instruments et pour inévitable marge d’erreurs, sans doute peu impor- chœur a cappella.L’ensemble se monte à près de tante. En outre, une des difficultés de l’inventaire 600 partitions d’orchestre éditées avant 1900, en consista dans la présence de nombreux recueils arti- France (350), en Allemagne et en Autriche (215), en ficiels. Chacune des pièces qui les composent a été Italie (11), en Grande-Bretagne (10), dans les pays comptabilisée pour un titre. Nous parlons donc en ou provinces slaves (7), en Suisse (5) et dans divers nombres de titres. autres pays (1). Trois partitions ont été publiées dans la seconde moitié du 17e s., 20 entre 1701 et Survol chronologique et par langues 1750, 163 entre 1751 et 1800, 244 entre 1801 et 1850, 169 entre 1851 et 1900. La base de cette cote 2.2 Le fonds ancien est ainsi constitué de 8’625 Ab est constituée par une série d’environ 350 opé- partitions de musique, 957 monographies et 524 ras, français pour la plupart, édités entre 1709 et ouvrages pédagogiques (méthodes, traités, études, 1839, et dus à des auteurs tels que Daniel-François- etc.). La majeure partie est formée d’imprimés Esprit Auber, Christophe Willibald Gluck, André- e datant de la deuxième moitié du 19 s. (5’690 Modeste Grétry, Pierre-Alexandre Monsigny, Fran- titres); 3’128 ont été publiés entre 1800 et 1850, çois-Danican Philidor, Antonio Sacchini, etc. On y e e 755 datent du 18 s. et 9 seulement du 17 s. La relèvera plusieurs éditions originales d’œuvres de bibliothèque ne conserve pas de documents anté- Ludwig van Beethoven, Hector Berlioz (dont les rieurs à 1609. Les ouvrages publiés en France sont rares Huit scènes de Faust), Gioacchino Rossini ou très largement majoritaires, ce qui s’explique Richard Wagner, ainsi que trois opéras de Jean- notamment par les liens étroits que Genève entre- Baptiste Lully publiés à Paris entre 1683 et 1688 tient de tous temps avec ce pays. Tout naturelle- (Phaéton, Roland, Zéphyre et Flore). ment, le français domine largement, tant pour les 2.5 Les partitions chant et piano, orgue ou basse monographies que pour les partitions d’œuvres de continue se trouvent sous la cote Ac. Cette catégo- musique vocale, ceci en raison de la coutume qui rie regroupe aussi bien les œuvres écrites originelle- voulait que, jusque dans les années 1950, les ouvra- ment pour cette formation (lieds, mélodies, ensem- ges lyriques, oratorios et lieds, soient exécutés dans bles vocaux) que les réductions pour chant et piano la langue vernaculaire. La bibliothèque conserve d’œuvres lyriques ou concertantes. On y trouve une environ 70’000 documents manuscrits et imprimés, part importante des partitions antérieures au 20e s. ainsi qu’une vingtaine de collections sous forme de conservées à la bibliothèque du Conservatoire, ce microfilms et de microfiches, plus une dizaine de qui s’explique par la popularité dont jouit alors la cédéroms. Les documents imprimés avant 1900 for- musique d’opéra, et aussi par le goût pour la pra- ment un ensemble d’environ 9’580 titres, auxquels tique du chant, l’une des disciplines alors les plus s’ajoute une importante collection de programmes enseignées dans l’institution. Celle-ci conserve en de concerts donnés à Genève, ainsi que divers effet 2’161 partitions éditées avant 1900, majoritai- recueils de coupures de presse (non encore invento- rement en France (1’360), mais aussi en Allemagne riés), dont le comptage n’a pas été effectué, faute de et en Autriche (412), en Italie (105), dans les pays temps. ou provinces slaves (96), en Suisse (84), en Grande- Bretagne (80) et dans divers autres pays (24). 16 Aperçu systématique partitions ont été publiées entre 1701 et 1750, 83 ’ 2.3 La présentation du fonds suit l’ordre des cotes entre 1751 et 1800, 742 entre 1801 et 1850, 1 320 matières. Pour chacune des matières, les documents entre 1851 et 1900. Le document le plus ancien de ’ les plus précieux sont conservés dans la Réserve. cette catégorie est l Estro poetico-armonico de Sous la cote Aa sont regroupées les collections Benedetto Marcello (Venise 1724-1726, 8 vol.). ’ Mentionnons également un riche ensemble d’opéras monumentales. Si la politique d acquisition à e grande échelle d’opera omnia et de collections français du 19 s., parmi lesquels de nombreux ’ monumentales n’a débuté que lorsqu’un budget ouvrages aujourd hui peu connus et dont il est d’achat a été attribué à la bibliothèque, cette der- devenu difficile de se procurer les partitions. Les nière a reçu en dons ou en legs quelques importan- langues des textes chantés suivent de très près les tes séries, dont certaines malheureusement incom- pays dans lesquels les partitions ont été publiées. ’ plètes, toutes publiées dans la seconde moitié du Elles apparaissent ainsi, dans l ordre de fréquence: 19e s. On recense ainsi 14 collections publiées avant français, allemand, italien, russe, latin, anglais, 1900, en France (1), en Allemagne (10), en Grande- néerlandais, tchèque et polonais. Bretagne (2) et en Italie (1). On relèvera notamment 2.6 La cote Ad rassemble les ouvrages pédagogi- les œuvres complètes de Johann-Sebastian Bach ques. Il s’agit de méthodes, traités, exercices ou étu- (Leipzig 1851–1900), publiées par la Bach Gesell- des, à l’exception des études de concert du type de schaft. celles de Frédéric Chopin ou de Franz Liszt, soit un 338 Bibliothèque du Conservatoire de musique de Genève ensemble de 524 ouvrages publiés avant 1900: 304 viennent non seulement de la collection Nathan en France, 148 en Allemagne et Autriche, 36 en Bloc, mais aussi d’André-François Marescotti (Piè- Suisse,14enItalie,7enGrande-Bretagne,5dans ces de clavecin de François Couperin, Paris 1713- lespaysslaveset10dansd’autres pays. 12 ont été 1730). Parmi les documents majeurs, mentionnons édités entre 1751 et 1800, 185 entre 1801 et 1850, encore de nombreuses éditions originales d’œuvres 327 entre 1851 et 1900. Le point fort de cette caté- de Frédéric Chopin et de Franz Liszt, dont le rare gorie est constitué par un important fonds de Album d’un voyageur (Paris 1840), ainsi qu’un méthodes instrumentales et vocales, publiées à Paris ensemble important d’œuvres de deux compositeurs dans la première moitié du 19e s., ainsi que par une du 19e s. nés à Genève: Charles Bovy-Lysberg et série de recueils de solfège (discipline considérée dès Sigismond Thalberg. la fondation de l’institution comme prioritaire) et de traités d’écriture musicale dus aux plus éminents 2.9 La musique de chambre (de 1 à 10 instru- théoriciens de cette époque (Luigi Cherubini, Ale- ments) se trouve répartie sous les cotes Ag, Ah et xandre Choron, François-Joseph Fetis, Anton Rei- Ai. Ce genre de musique, et notamment le quatuor e cha, etc.). Ces ouvrages sont issus, pour l’essentiel, à cordes, a été dès le 19 s. abondamment pratiqué à des fonds constitués par François Bartholoni, Genève par les musiciens professionnels, ainsi que Nathan Bloc et par la Société de musique. par des groupes de dilettantes (généralement d’un excellent niveau instrumental). Aussi, ce domaine 2.7 Les livres, ou monographies, sont regroupés est-il très bien représenté à la bibliothèque, tout sous la cote Ae: 957 sont antérieurs à 1900. Ils ont particulièrement par des œuvres du 19e s. L’en- surtout été publiés en France (544), ainsi qu’en semble se monte à 1’734 partitions publiées avant Allemagne et Autriche (295); seuls 43 l’ont été en 1900, en France (972), en Allemagne et Autriche Suisse,30enGrande-Bretagne,23enItalie,13en (571), en Grande-Bretagne (99), en Italie (35), dans Belgique et 9 dans d’autres pays. Il n’est dès lors les pays et provinces slaves (12), en Suisse (3) et pas étonnant que la plus grande partie soit en fran- dans d’autres pays (42). Deux de ces partitions çais, suivie par l’allemand, l’anglais et l’italien. datent de la seconde moitié du 17e s., 32 ont été Deux titres ont été imprimés au 17e s., 12 entre publiées entre 1701 et 1750, 207 entre 1751 et 1701 et 1750, 73 entre 1751 et 1800, 97 entre 1800, 531 entre 1801 et 1850, 962 entre 1851 et 1801 et 1851, 773 entre 1851 et 1900. On y trouve 1900. Parmi les pièces particulièrement remarqua- tant des biographies ou des ouvrages de recherche bles conservées dans cet ensemble, nous citerons le musicologique que des correspondances ou des premier livre des Pièces de viole de Marin Marais recueils de critique musicale. Ces ouvrages provien- dans l’édition originale (Paris 1686 et 1689), les nent notamment de la collection du violoniste et Sonates op. 5 pour violon d’Arcangelo Corelli chef d’orchestre Edmond Appia (Dictionnaire de (Amsterdam 1709), seul exemplaire connu de cette musique de Jean-Jacques Rousseau, Paris 1768) et édition, plusieurs ouvrages de Joseph Haydn et de de celle de Nathan Bloc (plusieurs ouvrages théori- Wolfgang Amadeus Mozart dans des éditions ques de Jean-Philippe Rameau publiés avant 1750). parues du vivant de leurs auteurs, ainsi qu’une Parmi les livres les plus précieux, citons encore plu- importante collection de trios et quatuors publiée sieurs éditions des Eléments de musique théorique en France au début du 19e s. et pratique de d’Alembert, l’édition originale de ’ ’ L art du facteur d orgues de François Bedos de Cel- 2.10 Les cotes T, U et V regroupent la musique les (Paris 1766-1778, 4 parties) ou A general his- chorale. La pratique chorale a toujours été favori- tory of music de Charles Burney (Londres 1776- sée au Conservatoire de Genève, notamment grâce 1789). Le document le plus ancien est une édition à la Société de chant, active de 1871 à 1914. La des Opera omnia de Cassiodore (Genève 1609). bibliothèque possède ainsi, sous forme de matériels 2.8 La cote Af comprend la musique pour instru- ou de partitions isolées, des ouvrages chorals les ments à claviers et à cordes pincées. L’enseignement plus divers, allant de la simple chanson au plus du piano a occupé une place importante au Conser- vaste oratorio, en passant par de nombreux ouvra- vatoire de Genève dès sa fondation. Le fonds ancien ges a cappella. Par ailleurs, elle conserve une belle de la bibliothèque reflète l’engouement pour cet ins- collection de psautiers du 17e au 20e s., ainsi que trument et, dans une moindre mesure, pour la toutes sortes de chansonniers. Le fonds de musique harpe, l’orgue et la guitare. On trouve ainsi dans chorale comprend 234 partitions publiées avant cette catégorie – la plus développée de toutes – 1900, en France (126), en Allemagne et Autriche 2’595 partitions publiées avant 1900: en France (24), en Suisse (47), en Italie (26), en Grande-Breta- (1’119), en Allemagne et Autriche (964), en gne (5), dans les pays slaves (3) et dans d’autres Grande-Bretagne (252), en Italie (64), dans les pays pays (3). Deux partitions ont été imprimées au ou provinces slaves (63), en Suisse (38) et dans 17e s., 3 entre 1701 et 1750, 4 entre 1751 et 1800, d’autres pays (95). Quatre partitions ont été éditées 53 entre 1801 et 1850, 172 entre 1851 et 1900. Les entre 1701 et 1750, 90 entre 1751 et 1800, 847 documents les plus précieux de cette catégorie sont entre 1801 et 1850, 1’654 entre 1851 et 1900. Les les CL pseaumes de David mis en rimes françoises ouvrages les plus anciens et les plus précieux pro- par Clément Marot et Théodore de Bèze (Genève Bibliothèque du Conservatoire de musique de Genève 339

1622), ainsi que LespseaumesdeDavidmisenvers 4. SOURCES ET ÉTUDES françois par Charles Le Breton (Paris 1663). SUR L’HISTOIRE 2.11 Finalement, plusieurs cotes (Ba, E, F, G, H, I, DE LA BIBLIOTHÈQUE K, Ko, L, M, N, O, P, Q, S, U), issues pour la plu- Rapport annuel [du] Conservatoire de musique. part de l’ancien système de classification de la Genève 1836–1967 ’œ bibliothèque, regroupent des matériels d uvres Bulletin du Conservatoire de musique de Genève. orchestrales, concertantes, ainsi que de très nom- Genève 1933–2008 breux airs et ensembles d’opéras publiés, en majo- e rité, en France dans la première moitié du 19 s. Ces 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS documents proviennent en bonne partie du fonds de Bouvier, Xavier: Bibliothèque du Conservatoire. In: la Société de musique. Notons qu’il n’est pas rare Bulletin du Conservatoire de musique de Genève de voir cohabiter, au sein des mêmes matériels, des 60/9 (1993), p. 9–10 éléments imprimés (généralement les partitions) avec des manuscrits. Pour l’inventaire, chaque Campos, Rémy: Instituer la musique. Les premières matériel, complet ou non, a été considéré comme années du Conservatoire de musique de Genève une unité. L’ensemble comprend 748 matériels, (1835-1859). Genève 2003 dont 440 ont été publiés en France, 164 en Italie, Dinkel, Philippe: Une nouvelle bibliothèque. In: 119 en Allemagne et Autriche, 12 en Grande-Breta- Bulletin du Conservatoire de musique de Genève, gne, 8 en Suisse, 3 dans des pays slaves et 2 dans 55/10 (1988/89), p. 7–8 ’ e d autres pays. 36 matériels datent du 18 s. (un seul Duparc, Madeleine: La Société de musique du can- de la première moitié), 419 entre 1801 et 1850, 293 ton de Genève et sa bibliothèque (1823-1852). entre 1851 et 1900. Parmi les documents les plus Genève 1972 [travail de diplôme ESID, dactyl.] importants mentionnons les éditions originales de la Symphonie n° 6 «Pastorale» (Leipzig 1809) et de Gagnebin, Henri: La Bibliothèque du Conservatoire la Missa solemnis (Mayence 1827) de Ludwig van de musique de Genève. In: Henri Bochet: Le Beethoven, de la Symphonie n° 35 «Haffner» de Conservatoire de musique de Genève, Fondation Wolfgang Amadeus Mozart (Vienne 1785) et du Bartholoni. Son histoire de 1835 à 1935. Genève – Stabat Mater de Gioacchino Rossini (Paris 1841). 1935, p. 134 138 Hermenjat Muriel: Partitions d’orchestre d’opéras 3. CATALOGUES du Conservatoire de musique de Genève (1700- 1840). Recatalogage et historique du fonds. Catalogues modernes [Genève] 1996 [travail de diplôme BBS, dactyl.] Catalogue informatisé en ligne Horneffer, Jacques: La bibliothèque du Conserva- Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes toire en 1985. In: Richard A Jeandin: Le Conserva- [sur fiches; partiel; n’est plus alimenté depuis 1990] toire de musique de Genève 1960–1985. Genève – Registres d’entrées des ouvrages [17 vol. mss] 1985, p. 71 81 Maquignon, Soazig: Bibliothèque du Conservatoire Catalogues anciens de musique. Rapport de stage. [Genève 2003] [tra- [Catalogue de la Bibliothèque du Conservatoire de vail de diplôme IUP Ingénierie documentaire, Uni- musique de Genève] [1 registre ms., ca 1880–1925, versité de Toulouse Le Mirail; dactyl.] systématique] Tchamkerten, Jacques: La Bibliothèque du Conser- Catalogue des parties d’orchestre du chant [de la vatoire de musique de Genève et les fonds de musi- Société de musique de Genève] [1 registre ms., ciens interprètes. In: Fontes Artis Musicae 54/2 1823, systématique] (2007) 340 Bibliothèque de l’Institut d’histoire de la médecine et de la santé, Genève

BIBLIOTHÈQUE DE L’INSTITUT Les ouvrages plus anciens sont placés dans un D’HISTOIRE DE LA MÉDECINE compactus souterrain. Prêt entre bibliothèques (PEB). ET DE LA SANTÉ, GENÈVE Equipement technique: Canton: Genève Photocopieuse, poste pour l’OPAC et internet. Lieu: Genève Informations pour les utilisateurs de passage: Auteur: Brigitte Clerc, avec la collaboration de Depuis la gare CFF de Cornavin, bus 3 direction Jean-Luc Rouiller Crêts-de-Champel, arrêt Plateau-de-Champel, ou bus 1 direction Rive, arrêt Reverdin. Depuis l’auto- Adresse: Chemin de Thury 8, 1206 Genève route, sortir à Genève centre-lac, traverser le pont du Mont-Blanc, puis suivre la direction «Hôpital». Adresse Centre Médical Universitaire, Parking souterrain Lombard, près de l’Hôpital. postale: Case postale, 1211 Genève 4

Téléphone: +41 22 379 57 93 1. HISTORIQUE DU FONDS 1.1 L’Institut d’histoire de la médecine et de la Fax: +41 22 379 57 92 santé, créé en 1990, s’inscrit dans une certaine tra- dition genevoise. En 1696 déjà, Daniel Le Clerc Homepage: http://histmed.unige.ch/bibliotheque. publia à Genève une Histoire de la médecine qui est php considérée comme la première histoire du domaine, E-mail: [email protected] digne de ce nom. On se plaît à voir dans ce livre le début d’une tradition qui se poursuivra jusqu’à nos Rattachement administratif: jours. Au 19e s., par exemple, divers médecins pro- Université de Genève, Faculté de médecine. ches de la Société d’histoire et d’archéologie de Genève se pencheront sur l’histoire locale; leurs Fonctions: recherches aboutiront à l’ouvrage de Léon Gautier, Bibliothèque universitaire, spécialisée. publié en 1906: La médecine à Genève jusqu’àla fin du dix-huitième siècle. Pour ce qui est de l’ensei- Collections: gnement de cette discipline, quelques cours d’his- Le fonds moderne reflète les domaines de recherche toire de la médecine seront donnés dès le début du ’ de l Institut: histoire de la santé publique, des mala- 20e s. en Faculté de médecine. Plus près de nous, ’ dies infectieuses, de l anatomie, histoire institution- cette tradition sera reprise par Jean Starobinski au nelle et culturelle de la médecine, philosophie de la sein de la Faculté des lettres, les cours étant offerts biologie et de la médecine, histoire des sciences en à titre facultatif aux étudiants en médecine. rapport avec la médecine, bioéthique et Medical Humanities. Dans le fonds ancien, les domaines les 1.2 Dès le milieu des années 1980, la Faculté de mieux représentés sont la physiologie, la médecine médecine de Genève songea à valoriser cet héritage légale, la neurologie, la psychiatrie, les maladies et à développer un Institut où pourraient s’effectuer infectieuses, la santé publique, et, dans une moindre des recherches originales, en collaboration avec des mesure, la biologie, la pathologie, la pharmacologie, facultés voisines (lettres, sciences) ou d’autres insti- l’anatomie. tutions, au niveau international. C’est ainsi qu’en 1990, l’Institut Louis Jeantet d’histoire de la méde- Conditions d’utilisation: cine vit le jour, grâce à des moyens mis à disposi- Bibliothèque de prêt, ouverte le lundi de 8 h 30 à tion par la Fondation Louis Jeantet de médecine. 12h30,lemardietlejeudide8h30à12h30et Dès le début, l’Institut et la Bibliothèque s’installè- de 13 h à 17 h 00. Une salle de lecture, comprenant rent dans la villa Thury. Après une nomination 12 places de travail, abrite la littérature secondaire. infructueuse et un intérim assuré par le professeur Bibliothèque de l’Institut d’histoire de la médecine et de la santé, Genève 341

Jean Jacques Dreifuss, c’est Bernardino Fantini, de ouvrages récents qui se trouvent dans la salle de lec- Rome, qui fut nommé directeur. Le 1er janvier ture, en libre-accès, avec les périodiques «vivants»; 2002, l’Institut prendra le nom d’Institut d’histoire deuxièmement, les sources, se trouvant dans les de la médecine et de la santé. Entre 1994 et 2004, compactus et rassemblant surtout des ouvrages des la collaboration avec l’Institut universitaire d’his- 19e et 20e s., ainsi que des périodiques du 19e s.; toire de la médecine et de la santé publique de Lau- troisièmement, une armoire renfermant les impri- sanne donnera naissance à un éphémère Institut més plus anciens. romand d’histoire de la médecine et de la santé.

1.3 La Bibliothèque fut mise en place dès 1992, 2. DESCRIPTION DU FONDS par Brigitte Clerc, sur la base de dons, privés et ins- titutionnels, qui avaient été rassemblés en prévision 2.1 Le comptage a été effectué au rayon, avec ’ ’ du nouvel Institut. En particulier, la Bibliothèque l aide d une liste répertoriant les ouvrages anté- de la Faculté de médecine mit à disposition la plus rieurs à 1900 (état 2002). Nous donnons le nombre grande partie de ses fonds anciens, des ouvrages de titres, parfois suivi du nombre de vol. Les matiè- ’ provenant de différents départements de la Faculté, res retenues pour l aperçu systématique se fondent ainsi qu’un fonds de psychiatrie et de neurologie sur le classement des ouvrages dans la bibliothèque; datant de la fin du 19e et du début du 20e s., en pro- des regroupements ont toutefois été opérés. venance de l’Asile psychiatrique de Marsens (FR). Aufildutemps,d’autres dons (provenant essentiel- Survol chronologique et par langues lement des départements de physiologie, patholo- 2.2 L’ensemble des fonds comprend environ gie, médecine légale, mais aussi de pharmacologie, ’ de biologie végétale, de chirurgie), ainsi que des 18 000 vol. et une centaine de périodiques, anciens dons de particuliers ont permis d’étoffer la Biblio- et modernes. La Bibliothèque abrite également une thèque. Nous avons, par exemple, eu la surprise de collection de tirés à part de professeurs genevois et un ensemble d’environ mille portraits et caricatures recevoir, en 1995, un colis de 13 ouvrages (19 vol.), ’ datant surtout du 18e s. et traitant des maladies de médecins. Le fonds ancien compte environ 1 700 ’ titres de monographies en 3’210 vol., plus une cin- vénériennes et épidémiques, de la médecine de l en- ’ fance, de philosophie médicale; ces ouvrages quantaine de périodiques et d encyclopédies du 19e s., en 1’053 vol. La quasi totalité des monogra- avaient été envoyés des Etats-Unis par le professeur e ’ phies sont du 19 s.: 1’613 titres en 3’062 vol.; reste Morton Levitan, qui s était souvenu de ses années e ’ 80 titres (121 vol.) du 18 s., 10 titres (18 vol.) du d études à Genève. En 2007, la Bibliothèque recevra e e quelque 3’700 titres de la collection historique de 17 s., 3 titres (9 vol.) du 16 s. Les langues les ’ mieux représentées sont, dans l’ordre: le français l Organisation mondiale de la santé (OMS). Ces ’ ’ ouvrages portent sur les maladies infectieuses et la (1 118 titres en 2 007 vol., soit 65 % des titres), l’allemand (345 titres en 839 vol.), l’anglais (99 santé publique; un peu plus de 250 titres sont anté- ’ rieurs à 1900: 7 titres du 16e s.,13du17e s., 23 du titres en 114 vol.), l italien (93 titres en 175 vol.) et 18e s. et 213 du 19e s. Ils n’ont pas été comptabilisés le latin (51 titres en 75 vol.). dans la Description du fonds. Aperçu systématique 1.4 D’autre part, la bibliothèque s’enrichit réguliè- rement par des achats en antiquariat, les domaines 2.3 Les domaines liés à la médecine en tant que telle sont représentés à raison de quelque 170 titres, variant en fonction des programmes de recherche et e d’enseignement. Enfin, en 1995, la création de dont 1 du 16 s. (les oeuvres complètes de Claude l’Unité de recherche et d’enseignement en bioé- Galien en 7 vol.: Galeni Omnia quae extant opera, – e e thique (qui deviendra Institut d’éthique biomédi- Venise 1576 1577), 5 du 17 s. et 26 du 18 s.; on y ’ ’ trouve 132 ouvrages de médecine légale, surtout du cale) entraîna l apport d un fonds documentaire e comprenant plus de mille monographies et une 19 s. (un fonds très utilisé) et une dizaine de titres quinzaine de revues en provenance de la Fondation de médecine de guerre. La Bibliothèque possède Jeantet. Dons et achats confondus, l’accroissement aussi 163 titres de physiologie (essentiellement en annuel moyen de la bibliothèque est d’environ 800 français et en allemand), 131 de neurologie et 113 vol. par an. Dès le début, les ouvrages sont catalo- de psychiatrie; dans ces deux derniers domaines, il s’agit avant tout d’ouvrages en français, publiés à la gués dans le catalogue du RERO. Ils sont classés au e rayon selon la classification de la National Library fin du 19 s. of Medicine (qui comprend une systématique desti- 2.4 Les maladies infectieuses, un des centres d’in- née aux ouvrages du 19e s., que nous avons adoptée térêt de l’Institut, donnent lieu en priorité à des pour les ouvrages plus anciens), complétée par celle achats en antiquariat. Le domaine est représenté de la Library of Congress, sur le modèle pratiqué par 130 titres, dont 4 du 17e s.,14du18e et le reste par la Bibliothèque de la Faculté de médecine. Les du 19e s., en français et en italien surtout. Les livres sont répartis en trois sections: premièrement, ouvrages concernent souvent les «fièvres pernicieu- la littérature secondaire, comprenant surtout des ses», le choléra, la peste, les maladies vénériennes et 342 Bibliothèque de l’Institut d’histoire de la médecine et de la santé, Genève en particulier la malaria (par exemple Therapeutice genevoises (en rapport avec la médecine légale), la specialis ad febres periodicas perniciosa,deFran- sexualité (brochures), l’eugénisme, le malthusia- cesco Torti, Francfort, Leipzig 1756). On peut y nisme, la prophylaxie sanitaire et morale, etc. joindre 33 titres de bactériologie et parasitologie. 2.8 L’histoire de la médecine, enfin, regroupe 41 ’ 2.5 La santé publique, l hygiène publique et privée titres en français, allemand, italien, dont 6 titres du sont des domaines également bien fournis. Avec les 18e s., parmi lesquels une édition de la fameuse His- ’ différentes pratiques médicales, dont l homéopa- toiredelamédecinede Daniel Le Clerc (La Haye ’ thie,ilsagit ici de 108 titres, surtout en français et 1729). La Bibliothèque possède encore 35 titres de e e en allemand, dont 1 titre du 17 s. et 10 du 18 s. En périodiques anciens (739 vol. du 19e s.); ils sont sur- pathologie, la Bibliothèque a reçu divers traités (72 tout consacrés à l’anatomie pathologique, à la titres, en français et en allemand surtout); parmi médecine légale et à l’anthropologie criminelle, à la eux, il faut mentionner les deux vol. de Jean Cru- médecine telle qu’elle était pratiquée en Allemagne, veilhier, Anatomie pathologique du corps humain mais aussi à bien d’autres domaines. A cela s’ajou- – (Paris 1829 1842). tent 14 encyclopédies et dictionnaires médicaux 2.6 La pharmacologie (68 titres, prioritairement usuels (314 vol.) du 19e s. en français et en allemand) est bien représentée elle ’ aussi, ainsi que l anatomie (54 titres, certains 3. CATALOGUES accompagnés d’atlas), qui comprend plusieurs ouvrages concernant la tératologie, comme par Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises exemple la Storia della teratologia de Cesare Taruffi [tout le fonds, ancien et moderne, s’y trouve catalo- (Bologne 1881–1894, 8 vol.). On notera aussi 47 gué] titres de biochimie-biophysique, de la fin du 19e s., en français et en allemand. Reste finalement un 4. SOURCES ET ÉTUDES large ensemble de quelque 300 titres, surtout en ’ e SUR L HISTOIRE français et du 19 s., regroupant une vingtaine de DE LA BIBLIOTHÈQUE différentes spécialités médicales, dont principale- ment la pédiatrie (8 titres du 18e s.,25du19e s.), Barras, Vincent: L’histoire de la médecine à Genève. les maladies des voies respiratoires, la chirurgie, la De Daniel Le Clerc à l’Institut Louis Jeantet d’his- gynécologie, l’obstétrique, etc. toire de la médecine. In: Cahiers de la Fondation – 2.7 Parmi les sciences non strictement médicales, Louis Jeantet de médecine 6 (1991) p. 63 71 mentionnons les sciences naturelles (107 titres, en ’ e Institut Louis Jeantet d histoire de la médecine. français, du 19 s. pour la plupart) et la biologie (82 Rapport d’activité 1990–1994. Genève 1995 [sur la ouvrages, en français et en allemand, consacrés sou- Bibliothèque et son fonds, p. 33–37] vent au microscope, mais traitant aussi de questions de sélection naturelle, d’hérédité). 36 titres peuvent Lettre d’information [de l’]Institut romand de la être regroupés en sciences humaines et sociales, médecine et de la santé. Genève, Lausanne 1995– puisqu’ils concernent la criminologie, les prisons 2004 Bibliothèque du Muséum d’histoire naturelle, Genève 343

BIBLIOTHÈQUE DU MUSÉUM En voiture, quitter l’autoroute à Genève-Lac, longer D’HISTOIRE NATURELLE, les quais, passer le pont du Mont-Blanc et suivre parking Villereuse. GENÈVE

Canton: Genève 1. HISTORIQUE DU FONDS ’ ’ Lieu: Genève 1.1 L histoire de la bibliothèque du Muséum d his- toire naturelle est étroitement liée à celle de l’insti- Auteure: Mélanie Monney, avec la collabora- tution qui l’abrite. Les archives ont toutefois tion de Jean-Luc Rouiller conservé plus d’informations relatives à la vie du Musée qu’à celle de sa bibliothèque. Si les origines Adresse: Route de Malagnou 1, 1208 Genève du Muséum remontent à la fin du 18e s.,ilfaudra attendre le début du siècle suivant pour trouver les Téléphone: +41 22 418 63 25 premières traces d’organisation d’une bibliothèque. L’idée de la création d’un cabinet d’histoire natu- Fax: +41 22 418 63 01 relle revient à Henri Boissier (1762–1845), qui fit une première proposition, restée lettre morte, en Homepage: www.ville-ge.ch/mhng/bibliotheque. 1789. Cinq ans plus tard, les autorités genevoises php décident de la création d’un «Muséum», soit un éta- ’ E-mail: [email protected] blissement d instruction publique et de recherche. Malgré l’acquisition de collections (Marc-Auguste Rattachement administratif: Pictet, Pierre-François Tingry) et une première Ville de Genève, Département de la culture. installation à l’Hôtel du Résident de France (Grand-Rue), le Muséum devra fermer ses portes en Fonctions: 1798. Bibliothèque de recherche spécialisée. 1.2 Au début du 19e s., Henri Boissier, devenu ’ Collections: entre temps recteur de l Académie et professeur ’ Zoologie systématique, sciences de la terre et archéo- d histoire naturelle, revient sur le devant de la zoologie. scène, en proposant de créer un «Musée acadé- mique». Après avoir enrichi son propre cabinet des Conditions d’utilisation: collections Ami Rilliet et Louis Jurine, Boissier en La bibliothèque possède une salle de lectures de 8 fait don à l’Académie en 1811. Ces collections places. Les ouvrages sont en magasins fermés. constituent la base du nouveau Musée académique, qui ne pourra réintégrer le rez-de-chaussée de l’Hô- Heures d’ouverture: tel de la Grand-Rue qu’en 1818. Des cours (de zoo- La bibliothèque est ouverte du mardi au vendredi de logie, de botanique, de physique, etc.) y seront bien- 14hà17h. tôt donnés. Un conseil d’administration du Musée est nommé. Pour assurer le bon fonctionnement de Equipement technique: l’établissement, dès 1820, la Ville s’engage financiè- ’ Photocopieuse; poste pour la consultation d internet, rement dans l’entreprise, devenant en contrepartie ’ des cd-rom, des bases de données et de l OPAC; lec- propriétaire des collections, qui ne cessaient de teur microfiches. croître. Après l’inauguration du 9 mars de la même année, le Musée est ouvert au public, mais seule- Informations imprimées: ment les jeudis après-midi. Règlements d’utilisation et de prêt. 1.3 C’est à ce moment-là que l’on trouve les pre- Informations pour les utilisateurs de passage: mières traces d’organisation d’une bibliothèque. Depuis la gare CFF de Cornavin, bus 1 (direction En 1819, Augustin-Pyramus de Candolle, qui Rive) ou bus 27 (direction Thônex), arrêt Muséum. avait été à l’origine de la fondation de la Société 344 Bibliothèque du Muséum d’histoire naturelle, Genève de lecture de Genève et de sa bibliothèque (sise environs), qui donnent toute une série d’ouvrages au premier étage du même bâtiment), propose au sur la géologie. ’ conseil d administration de créer une bibliothèque 1.7 Les achats importants semblent moins nom- au Musée, pour y déposer les ouvrages apparte- breux. En 1891, la Ville de Genève fait l’acquisi- ’ nant à la Société de physique et d histoire natu- tion, pour le Musée d’histoire naturelle, de la ’ relle. Toutefois, pendant une dizaine d années, ces bibliothèque Jules-René Bourguignat, contenant un ouvrages seront abrités par la Société de lecture. ensemble très riche d’écrits sur la malacologie, la Il est difficile de se faire une idée du fonds à cette faune et les voyages. L’année suivante, la biblio- ’ époque, car nous n avons pas retrouvé de thèque achète les livres de Godefroy Lunel: 500 catalogue. ouvrages, ainsi que des brochures sur les poissons et les oiseaux. 1.4 Ce n’est qu’à partir de 1832 que le comité ’ 1.8 Si nous n’avons pas retrouvé de catalogues accepte d installer une bibliothèque dans le Musée, e ’ ’ imprimés du 19 s., nous pensons en revanche qu’un pour l usage des membres de l administration, et e pour aider à la classification des collections. Une catalogue sur fiches devait exister au début du 20 s. ’ ’ commission est nommée pour s’occuper du choix déjà, même si aucun document ne l atteste. C est du local et du dépôt des livres. Elle est entre autres aussi à cette époque (en 1907 plus précisément) que constituée d’Augustin-Pyramus de Candolle et Jac- le Musée retrouve sa dénomination de Muséum ’ ques Denis Choisy. Une somme importante destinée d histoire naturelle (du fait de ses activités axées ’ àl’acquisition de livres, offerte cette même année tant sur la recherche scientifique que sur l exposi- par François-Jules Pictet-de La Rive, contribuera à tion permanente des collections au public). Il sera ce qu’on est en droit de considérer comme la véri- avant tout préoccupé par des soucis liés au manque table naissance de la bibliothèque. de place. Durant cette période difficile, les collec- tions sont éparpillées dans différents locaux, à tra- 1.5 Le manque de place va obliger le Musée à vers la ville. Une partie de la bibliothèque est dépo- déménager. En 1872, il sera installé aux Bastions, sée dans la maison Boissier (actuellement Ecole dans l’aile Jura, ajoutée au bâtiment de l’Université. Saint-Antoine, promenade Saint-Antoine 8). Finale- Dépouillé d’une partie de ses collections (chimie, ment, les années 1960 verront la construction du ’ physique, archéologie, ethnologie, numismatique, musée actuel par l architecte bâlois Raymond etc.), il prend dès lors le nom de Musée d’histoire Tschudin. Ouvert au public le 15 décembre 1966, le ’ 2 ’ naturelle. A côté des salles d’exposition, on amé- Muséum a alors à sa disposition 10 000 m d es- ’ ’ 2 nage des bureaux, des laboratoires, des ateliers, et pace pour les galeries d exposition et 4 000 m pour la bibliothèque. Cette dernière va rapidement s’en- le bâtiment scientifique, dont la bibliothèque. Il richir d’une grande partie de la bibliothèque de peut alors agrandir ses collections, recevoir des François-Jules Pictet-de La Rive, mort cette même dons ou des legs de collections privées et de biblio- année, et principal instigateur du nouveau Musée. thèques scientifiques. Les collections de la biblio- thèque sont installées en sous-sol, dans des compac- 1.6 Le budget consacré à la bibliothèque n’étant tus, dont un pour les livres précieux. Les ouvrages pas très élevé, elle dut, pour s’accroître, avoir sont classés selon une systématique adaptée de la recours à des échanges avec la Revue suisse de zoo- classification des animaux de Carl von Linné. Ils logie. Elle bénéficia aussi de l’apport de plusieurs occupent actuellement quelque 3 km linéaires. Leur dons, relativement importants, à la fin du 19e s. En accroissement est d’environ 800 nouvelles mono- 1892, William Barbey cède environ 180 ouvrages graphies par an, toujours par dons, achats ou sur les hémiptères. Camille Pictet se montra aussi échanges. généreux. En 1893, il fait don d’une collection de 1.9 La bibliothèque du Muséum accueille en dépôt mémoires d’entomologie et de paléontologie, ainsi deux collections particulières, dont une abrite quel- que la suite complète des mémoires de l’Académie ques imprimés anciens. Il s’agit de la Bibliothèque des sciences jusqu’en 1772, provenant de la biblio- mondiale des chauves-souris, hôte du Muséum thèque de François-Jules Pictet-de La Rive. L’année depuis 2001. Propriété du Centre de coordination suivante, il donne encore des ouvrages d’entomolo- ouest pour l’étude et la protection des chauves-sou- gie. En 1900, il se défait de plus d’une centaine de ris (Suisse), elle compte environ 15’000 titres. Le e livres de sa bibliothèque privée: éditions des 18 et fonds est principalement constitué de tirés à part, e 19 s., dans différentes langues, sur la physiologie accompagnés de monographies, d’actes de congrès, humaine, les poissons, les reptiles, la paléontologie, de périodiques et de littérature grise. 232 imprimés, la géologie, les voyages. La bibliothèque reçoit tous du 19e s., sont antérieurs à 1900. aussi, en 1893, en don du colonel Edmond de La Rive, les mémoires de la Société de physique et d’histoire naturelle. Les collections s’enrichissent 2. DESCRIPTION DU FONDS considérablement en 1895, grâce au don d’Ernest 2.1 L’inventaire du fonds ancien a été réalisé à Favre et de son père Alphonse Favre (auteur de plu- partir du catalogue systématique sur fiches. Nous sieurs études sur la géologie de Genève et de ses parlons en nombre de titres et de volumes. Bibliothèque du Muséum d’histoire naturelle, Genève 345

Survol chronologique et par langues vol. (répartis en plus de 16 sous-domaines), essen- tiellement du 19e s. (906 titres en 1’837 vol.), avec 2.2 La bibliothèque du Muséum d’histoire natu- quelques éditions du 18e s. (90 titres en 114 vol.) et relle de Genève possède environ 70’000 vol. mono- du 17e s. (4/4). Les ouvrages en allemand (318 titres graphiques, 2’000 titres de périodiques, 4’000 car- en 350 vol.) et en anglais (304/1’076) sont ici plus tes géologiques et topographiques, et 200’000 tirés nombreux que ceux en français (260/398). à part. Le fonds ancien est constitué de 4’570 titres antérieurs à 1901, formant un ensemble de 6’570 2.6 Les insectes et arthropodes sont aussi très bien vol., tirés à part et périodiques compris. La plus représentés (17 %): 792 titres (1’142 vol.) répartis grande partie (90 %) du fonds ancien se compose en 26 sous-domaines. 8 titres (10 vol.) sont du d’imprimés du 19e s.: 4’140 titres en 5’920 vol. On 17e s.,72(156vol.)du18e s. (Eleazar Albin, A note tout de même 340 titres (550 vol.) du 18e s. natural history of spiders and other curious insects, (env. 8 %). Le reste se répartit entre les 17e (28 titres Londres 1736), 700 (963 vol.) du 19e s. 280 titres en 32 vol.) et 16e s. (8 titres en 11 vol.), plus quel- en 470 vol. sont en français, 220/290 en allemand, ques imprimés sans date (46 titres en 50 vol.). 137/180 en anglais, 107/150 en latin (plus que la 2.3 La répartition des imprimés par langues mon- moyenne), etc. tre une part importante d’ouvrages en langues 2.7 Viennent ensuite trois domaines moins bien étrangères, si bien que le français ne représente que représentés, regroupant chacun 200 à 300 titres. 38 % des titres, soit 1’730 pour 2’500 vol. (3 titres/ 284 titres (410 vol.) concernent les oiseaux (cotes 3vol.du16e s.,7/11du17e s., 102/236 du 18e s. et OIS): 268 titres/378 vol. du 19e s., 11/28 du 18e s.; 1’590/2’223 du 19e s.). Les imprimés en allemand le plus ancien et unique du 16e s. est L’histoire de la (27 %) sont nombreux (1’225 titre pour 1’445 vol.: nature des oyseaux de Pierre Belon (Paris 1555). La 1titresdu16e s., 75 titres/104 vol. du 18e s., 1’140/ grande partie de ces ouvrages se répartit presque 1’333 du 19e s.), tout comme ceux en anglais (21 %, équitablement entre l’anglais (85/125), l’allemand soit 977 titres en 1’894 vol.: 1 du 17e s., 24/33 du (83/107) et le français (82/136). 230 titres (330 18e s., 947/1’855 du 19e s.). 280 titres pour 360 vol. vol.) concernent la zoologie générale (cote ZOGE). sontenlatin(6%):4titres/7vol.du16e s., 16/19 Les ouvrages antérieurs à 1800 sont ici un peu plus du 17e s., 120/148 du 18e s., 135/180 du 19e s. Reste nombreux (proportionnellement) qu’ailleurs: 3/5 du quelque 340 titres (368 vol.) qui se répartissent 16e s., 10/15 du 17e s., 36/60 du 18e s.; 177 titres entre 13 autres langues: 170 titres en italien, 32 en (240 vol.) sont du 19e s. Tout comme ceux en fran- danois, 28 en espagnol, 22 en suédois, 21 en russe, çais (125/200) et en latin (30/44, comme l’Historia 17 en néerlandais, 11 en hongrois, 11 en portugais, naturalis de Pline, Venise 1559). A noter The origin 11 en norvégien, 5 en polonais, 3 en serbo-croate, 2 of species de Charles Darwin (Londres 1859). 200 en roumain, 1 en flamand. titres (280 vol.) touchent à la faune de régions par- ticulières (cote FAU), dans une répartition par siè- Aperçu systématique cles (3 titres/3 vol. du 17e s., 23/50 du 18e s., 170/ 223 du 19e s.) et par langues standard (70 titres/112 2.4 La systématique reprend celle du classement vol. en français, 50/66 en allemand, 47/60 en des ouvrages au rayon (qui dépend des différents anglais, 12/20 en latin et 20/26 dans d’autres lan- départements du Muséum ou des classes d’ani- gues). maux), mais ici en fonction de l’importance de chaque domaine (du mieux au moins bien repré- 2.8 Trois classes d’animaux sont seulement repré- senté). Le domaine le mieux représenté et le plus sentées par plus ou moins une centaine d’ouvrages. important du fonds ancien (27 % des titres du fonds Ce sont les mammifères (cote MAM), avec près de ancien) est celui qui traite de géologie, paléontolo- 120 titres (150 vol.), selon une répartition par siè- gie, minéralogie et archéozoologie (cote GPM). Il cles (1/1 du 17e s., 8/9 du 18e s., 108/140 du 19e s.) regroupe 1’243 titres en 1’470 vol.: 1 titre du 16e s., et par langues standard (41/55 en français, 35/46 71 titres (83 vol.) du 18e s. (Horace-Bénédict de en allemand, 30/36 en anglais, 8/11 en latin). 90 Saussure, Voyages dans les Alpes, Neuchâtel, titres en 140 vol. traitent des poissons (cote POI), Genève 1779–1796, 4 vol.), 1’160 (1’376 vol.) du dont 2 du 16e s. (Guillaume Rondelet, Libri de pis- 19e s. Le nombre de titres en français est supérieur à cibus marinis, Lyon 1554 et sa traduction française la moyenne (632 pour 785 vol.), aux dépens de l’al- L’histoire entière des poissons, Lyon 1558) et 6/13 lemand (277/320), de l’anglais (201/226), du latin du 18e s.; on a plus de titres en allemand (33/37) (46/47) et des autres langues (87/93). C’est ici que qu’en français (22/53) et presque autant en anglais l’on trouve les ouvrages légués par la famille Favre (20/35). Les reptiles et les amphibiens (cote REP) (Alphonse Favre, Recherches géologiques dans les forment un ensemble de 70 titres en 96 vol., dont 1 parties de la Savoie, du Piémont et de la Suisse voi- du 17e s. et 7/8 du 18e s., avec aussi un nombre sines du Mont-Blanc, Genève 1867, 3 vol.). d’ouvrages en allemand (28/34) plus important ’ 2.5 Un autre domaine presque aussi bien repré- qu en français (17/36). senté est celui des invertébrés et de la parasitologie 2.9 La bibliothèque abrite encore quelques ouvra- (22 %), avec un peu plus de 1’000 titres en 1’963 ges anciens de botanique (cote BOT), soit 47 titres 346 Bibliothèque du Muséum d’histoire naturelle, Genève en 58 vol., tous du 19e s. sauf un du 18e s., la plus Catalogue de la Bibliothèque mondiale des chauves- grande partie en français (38/48); ainsi que 41 titres souris (Genève) [en ligne depuis 1997; contient des (43 vol.), essentiellement des manuels, ayant trait références d’imprimés anciens] aux aspects techniques (cote TEC) des sciences naturelles, comme la taxidermie, surtout du 19e s. (39/41) ou en français (28/29). 4. SOURCES ET ÉTUDES 2.10 On signalera rapidement les thèmes peu SUR L’HISTOIRE représentés: 18 titres en 19 vol. du 19e s. sur la spé- DE LA BIBLIOTHÈQUE léologie (cote SPE), 12/14 biographies (cote BIO), 11/60 dictionnaires (cote DIC), 7/14 récits de Archives voyage du 19e s. (cote VOY), 5/7 du 19e s. sur les vertébrés (cote VERT), 4/4 du 19e s. sur la muséolo- Les archives sont conservées au Muséum (MHNG) gie (cote MUS), 2/2 sur la limnologie (cote LIM). et aux Archives de la Ville de Genève (AVG). ’ 2.11 Le fonds ancien renferme finalement 360 Rapports d activités du Muséum de 1820 à 1987 titres de périodiques, dispersés sous différentes [mss et imprimés; MHNG, 360.A.1/1 à 360.A.1/11] cotes. Ils sont tous du 19e s., à l’exception d’un titre Bibliothèque de Camille Pictet. Partie donnée au du 17e s. et de 7 titres du 18e s. Les titres en langues Muséum en 1900 [ms.; MHNG, 360.A.9.1/1] étrangères sont très nombreux: 108 en allemand, Procès-verbaux de la commission du Musée [mss, 101 en anglais, 53 dans les autres langues, contre 1818–1822, 1830–1838, 1857–1872; AVG, Maca. seulement 98 en français. A.1, Maca.A.4, Maca.A.7]

Etudes 3. CATALOGUES Catalogue alphabétique auteurs [sur fiches; n’est Aellen, Villy: 150 ans du Muséum d’histoire natu- plus alimenté depuis 1987] relle de Genève. Genève 1970 Catalogue systématique [sur fiches; n’est plus ali- Bedot, Maurice; Cartier, Alfred: Notice sur le menté depuis 1987] Musée d’histoire naturelle de Genève. Genève 1899 Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises Naissance d’un musée. Genève 1995 (Musées de [fonds anciens et modernes] Genève 335) Catalogue des tirés à part de la Bibliothèque du Saussure, Clairmonde de: Olivier Meylan et ses col- Muséum [depuis 1999, sur Endnote; contient des lections. Genève 1973 [travail de diplôme BBS, dac- références d’imprimés anciens] tyl.] Bibliothèque de l’Institut d’histoire de la Réformation, Genève 347

BIBLIOTHÈQUE DE L’INSTITUT Informations pour les utilisateurs de passage: ’ D’HISTOIRE DE LA En voiture, depuis les diverses sorties d autoroute, suivre la direction Centre, puis parking de Plainpa- RÉFORMATION, GENÈVE lais. Depuis la gare CFF de Cornavin, tram n° 13 direction Palettes, arrêt Rond-Point de Plainpalais Canton: Genève ou bus n° 5 direction Hôpital, arrêt Place Neuve. Dans le parc des Bastions, au pied de la vieille ville, Lieu: Genève le bâtiment de l’Université forme un U à la base ’ ’ Auteur: Marianne Tsioli, avec la collaboration duquel se trouve l Institut d histoire de la Réforma- de Jean-Luc Rouiller tion.

Adresse: Université de Genève, 1. HISTORIQUE DU FONDS Rue de Candolle 5, 1211 Genève 4 1.1 Sur l’origine de l’Institut d’histoire de la Réfor- Téléphone: +41 22 379 71 28 mation (IHR), citons Pierre Fraenkel, son premier directeur: «En 1968, la Faculté de théologie de Fax: +41 22 379 71 33 Genève s’est proposé d’organiser un enseignement de troisième cycle d’histoire de l’Église et des doctri- Homepage: www.unige.ch/ihr/ nes chrétiennes du 15e au 18e siècle. A la même E-mail: marianne.tsioli-bodenmann@ époque, un groupe de chercheurs attachés au Musée ville-ge.ch historique de la Réformation, et travaillant pour la plupart avec l’aide du Fonds national suisse de la Rattachement administratif: recherche scientifique, s’est préoccupé de donner Institut interfacultaire rattaché au rectorat de l’Uni- plus de continuité et plus d’extension aux travaux versité de Genève. poursuivis au Musée. C’est à ce double vœuqu’a répondu la fondation d’un Institut d’histoire de la Fonctions: Réformation» [Rapport d’activité 1 (1969–71)]. Bibliothèque de recherches spécialisée. L’Institut est intégré à l’Université de Genève où, sans être dépendant d’aucune faculté, il est rattaché Collections: directement au Rectorat. Il bénéficie de l’hospitalité 1. Pré-Réforme, Réforme, les réformateurs et leurs du Musée historique de la Réformation (MHR) qui e sources, éditions patristiques du 16 s., polémique est logé au rez-de-chaussée de la Bibliothèque de e religieuse au 16 s. – 2. Philosophie et polémique reli- Genève (BGE). Monique Droin, après avoir tra- e e gieuses des 17 –18 s. vaillé à la BGE puis à la Faculté de théologie, assume la charge de bibliothécaire à temps partiel ’ Conditions d utilisation: jusqu’en 1992. Depuis 1989, la Faculté de théologie Bibliothèque de consultation exclusivement, ouverte accueille, en outre, dans une salle annexe, le profes- aux chercheurs spécialisés dans le domaine, qui sont seur en charge de la partie 17e–18e s., avec les ’ priés d annoncer leur visite. Les demandes ponctuel- ouvrages de littérature secondaire concernant cette les sont prises en compte uniquement si les ressour- période. En septembre 1996, l’Institut quitte la BGE ces offertes par la Bibliothèque de Genève (BGE) et pour de nouveaux locaux bien plus spacieux, situés la Faculté de théologie ont été épuisées (catalogues dans le bâtiment central de l’Université où il héber- disponibles à la BGE); dans ce cas, la consultation ne gera désormais la bibliothèque du Musée historique peut se faire que dans un délai de quelques jours sui- de la Réformation. vant la demande, à la Salle Senebier de la BGE. 1.2 Depuis la création de l’IHR, les chercheurs de Equipement technique: l’Institut, et dans une moindre mesure ceux du Photocopieuse, lecteur de microfiches, un poste pour MHR, choisissent les ouvrages à acquérir dans les la consultation des catalogues informatisés. catalogues de libraires et d’éditeurs en fonction de 348 Bibliothèque de l’Institut d’histoire de la Réformation, Genève leurs intérêts, de leurs connaissances et d’une poli- 2.3 Le latin est la langue la mieux représentée avec tique d’acquisition pré-définie concernant la littéra- 493 titres en 474 vol. (297 titres/299 vol. du 16e s., ture secondaire, les ouvrages de références spéciali- 158/139 du 17e s., 23/25 du 18e s. et 5/15 du 19e s.), sés et les sources. En cas de nécessité, ils acquièrent suivi par le français avec 101 titres en 145 vol. (26/ aussi des microcopies. Des dons isolés viennent 25 du 16e s., 46/46 du 17e s., 25/60 du 18e s. et 4/14 enrichir le fonds. L’objectif de l’IHR n’ajamaisété du 19e s.), l’anglaisavec92titresen80vol.(1/1du de créer une bibliothèque complète sur le sujet, en 16e s., 58/36 du 17e s., 25/25 du 18e s. et 8/18 du faisant fi des ressources offertes par les autres insti- 19e s.), l’allemand avec 57 titres en 63 vol. (22/19 tutions genevoises. Il a, au contraire, toujours été du 16e s., 6/4 du 17e s., 5/6 du 18e s. et 24/34 du de tenir compte des collections de la BGE, du MHR 19e s.). Le fonds comprend en outre 10 titres (10 et de la Faculté de théologie, ce qui explique le rela- vol.)enitaliendu16e s. et 4 titres (11 vol.) en néer- tif manque d’unité du fonds propre à l’Institut. Par landais du 19e s. Le relevé effectué sur la base des sa bibliothèque, celui-ci veut plutôt contribuer à titres n’a permis de repérer que 3 titres (3 vol.) en réunir à Genève les ressources indispensables aux grec, un du 16e s.et2du17e s.,maisiln’est pas spécialistes de la Réforme. exclu que d’autres ouvrages nous aient échappé et 1.3 De 1969 à 1993, les documents sont catalo- que nous les ayons comptés avec les ouvrages latins ’ gués sur des fiches; un catalogue auteurs/titres ano- quand les titres latins n indiquaient pas clairement nymes/collectivités (ATC) commun comprend les si le texte était en grec ou en latin. Ce relevé permet ’ e e fiches de l’IHR et celles du MHR dans une même d observer que la primauté du latin aux 16 et 17 s. ’ séquence alphabétique, alors que les fichiers matiè- diminue peu à peu suite à l apparition des langues ’ ’ vernaculaires dans les textes de théologie au cours res sont propres à l IHR.LesfichesdelIHR figu- e e rent également dans le catalogue ATC de la BGE, ce du 17 s., puis surtout au 18 s., et que finalement ’ e qui permet d’optimiser les recherches. Depuis 1993, l allemand domine au 19 s. les nouvelles acquisitions figurent dans le catalogue Aperçu systématique du RERO; pour l’instant, seuls les ouvrages de réfé- rences et les suites ont été recatalogués systémati- 2.4 Le point fort du fonds ancien, c’est la catégo- quement. Les imprimés sont classés dans trois gran- rie des sources où l’on trouve des textes affirmant des sections où sont regroupés monographies, suites les principes et les points de doctrine des Réforma- et périodiques; pour des raisons de conservation, teurs par opposition à l’Église de Rome (œuvres les brochures sont stockées dans des cartons selon complètes, monographies, commentaires bibliques, la même répartition: les ouvrages de référence (R) sermons, confessions de foi), des textes polémiques et la littérature secondaire (L) complètent la collec- sur des sujets opposant les différents courants de la tion de sources (M, N et O). Réforme (querelle eucharistique, justification par la foi), les correspondances de réformateurs ou de per- sonnages importants pour leur rôle dans l’Europe 2. DESCRIPTION DU FONDS des réformes, mais aussi des sources catholiques auxquelles les protestants se sont opposés et des 2.1 Le comptage a été réalisé en 2001 sur la base textes polémiques de catholiques contre les protes- des Cahiers d’inventaires qui reflètent le classement tants. Il serait très difficile de tenter de regrouper systématique des livres au rayon; très complets, ils ces textes de façon systématique, puisque la plupart donnent la date d’édition des ouvrages et permet- d’entre eux comprennent plusieurs aspects, affir- tent de dissocier les imprimés des photocopies ou mant par exemple certains principes tout en s’éle- les microfilms des textes originaux. Ces cahiers vant contre un adversaire par le biais de la corres- n’ont pas été abandonnés avec l’arrivéedel’infor- pondance, ou en s’appuyant sur des commentaires matique et reflètent très exactement l’état des col- bibliques. lections actuelles. Ils nous ont permis de comptabi- liser les titres et les volumes. 2.5 Le noyau de la collection de la bibliothèque est constitué par les textes écrits par des auteurs du Survol chronologique et par langues 16e s. (par exemple Eck, Cochlaeus, Fabri chez les 2.2 Dans son ensemble (état 2001), la biblio- catholiques et Selneccer, Bucer, Karlstadt ou thèque de l’Institut d’histoire de la Réformation Bibliander chez leurs adversaires): 434 titres en tout possède 3’167 imprimés (3’456 vol.), parmi les- pour autant de volumes, dont la grande majorité quels on trouve 333 textes en photocopies (367 ont été édités au 16e s. (310 titres pour 300 vol.); vol.), 407 microfilms, 58 ouvrages sur microfiches des éditions plus récentes s’y ajoutent en faible pro- et 2 CD-roms; elle est abonnée à 11 périodiques portion (39 titres pour 34 vol. du 17e s., 4 titres et ou collections et reçoit 39 ouvrages en cours de vol. du 18e s. et 6 titres pour 23 vol. du 19e s.). Lan- publication. Le nombre d’ouvrages antérieurs à gue internationale du 16e s., le latin prédomine avec 1901 se monte à 745 titres en 773 vol., dont plus 343 titres pour 323 vol., alors que les langues ver- de 80 % sont du 16e s. (357 titres en 355 vol.) et naculaires sont représentées dans une proportion du 17e s. (261 titres en 218 vol.). Restent 83 titres insignifiante, avec en tête l’allemand des premiers (120 vol.) du 18e s. et 40 titres (85 vol.) du 19e s. réformateurs (34 titres pour 29 vol.), suivi du fran- Bibliothèque de l’Institut d’histoire de la Réformation, Genève 349

çais (30 titres pour 37 vol.), puis de l’anglais (16 cours acquis avant cette date ont été recatalogués titres pour 25 vol.), de l’italien (11 titres pour systématiquement pour l’instant] autant de vol.) et du néerlandais (1 titre pour 8 Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes vol.). [sur fiches scannées; toujours utilisé; commun à 2.6 59 titres (69 vol.) concernent des œuvres écri- l’IHR et au MHR; des doubles des fiches ont égale- tes avant le 16e s., parmi lesquelles 46 titres (54 ment été intercalés dans le catalogue alphabétique vol.) édités au 16e s, 12 (14 vol.) au 17e s., 1 au auteurs, titres anonymes de la BGE] e e 18 s.et2au19 s. Là encore la grande majorité des Catalogue bio-bibliographique [sur fiches; alphabé- textes est en latin (41 titres, 49 vol.). On y trouve tique; toujours utilisé] destextesdesPèresdel’Église ou d’auteurs du Moyen Age, utilisés par les réformateurs pour éla- Catalogue systématique des textes [sur fiches; tou- borer leur pensée, et dont ils ont souvent eux- jours utilisé] mêmes donné une édition avec des commentaires Catalogue systématique des matières [sur fiches; reflétant leurs prises de position. toujours utilisé] e e 2.7 Les textes d’auteurs des 17 et 18 s. représen- «Kardex» pour les périodiques et les suites tent 283 titres en 288 vol.; 210 (170 vol.) d’entre [commun à l’IHR et au MHR] eux ont été publiés au 17e s., 69 (104 vol.) au 18e s. e et 4 (14 vol.) au 19 s. Le latin reste la langue la 4. SOURCES ET ÉTUDES plus courante avec 137 titres pour 102 vol., mais ne SUR L’HISTOIRE ’ ’ représente plus qu unepetitemoitiédelensemble; DE LA BIBLIOTHÈQUE viennent ensuite l’anglais avec 69 titres pour 57 vol. et le français avec 64 titres pour 99 vol., suivis Archives de loin par l’allemand avec 10 titres (9 vol.), le ’ ’ ’ néerlandais et le grec avec un ouvrage chacun. Rapport d activité [de l ]Institutdhistoire de la – Comme dans les autres sections, les textes exégéti- Réformation, 1(1969/1971 ) (Revue de théologie et – ques et polémiques sont bien représentés tout de philosophie. Genève 1972 ) comme les correspondances, qui sont également des Registres d’entrées de la bibliothèque de l’IHR. sources indispensables; la philosophie et l’histoire 1969– [ms.] religieuses font leur apparition. Parmi les ouvrages Cahiers d’inventaires de la bibliothèque de l’IHR. en français, on a compté comme un titre et 29 vol. 1969– [dactyl., topographique] une collection de brochures, historiques surtout, concernant Genève. Études 2.8 Les ouvrages de littérature secondaire publiés Fraenkel, Pierre: Über das Genfer Institut für Refor- avant 1901 représentent très peu de chose: 28 titres e e mationsgeschichte und seine Tätigkeit. In: Biblio- pour 31 vol. (5 au 18 s. et 23/26 au 19 s.), dont ’ ’ thèque d humanisme et renaissance, 40 (1978), 75 % sont en allemand; le français, l anglais et le p. 631–633 néerlandais constituant le reste. 11 titres (27 vol.) font partie des ouvrages de référence, dictionnaires Higman,Francis:Institutd’histoire de la Réforma- et bibliographies: 8 titres (13 vol.) en latin, 2 titres tion. Genève 1991 [rédigé dans la perspective d’un (9 vol.) en allemand et 1 titre (5 vol.) en français. déménagement qui a finalement eu lieu en 1996] Napiórkowski, Stanislaw Celestyn: Instytut Historii 3. CATALOGUES Reformacji. In: Odrodzenie i reformacja w Polsce, – Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises 18 (1973), p. 198 199 [depuis octobre 1993 pour les nouvelles acquisi- Vial, Marc: Rapport sur la mission de l’IHR. tions; seuls les ouvrages de référence et les séries en Genève 2001 350 Bibliothèque juive de Genève, «Gérard Nordmann»

BIBLIOTHÈQUE JUIVE néedel’initiative conjointe de deux organisations ’ DE GENÈVE, juives: l American Jewish Labor Committee (AJLC) et l’Œuvre de secours aux enfants (OSE), qui avait «GÉRARD NORDMANN» un bureau à Genève. Une commission mixte de l’AJLC et de l’OSE, à la tête de laquelle se trouvait Canton: Genève le professeur Liebman Hersch (premier titulaire de ’ Lieu: Genève la chaire de statistique et de démographie à l Uni- versité de Genève), se chargea de la mise en place Auteurs: Judith Markish et Michael Leipziger, de la bibliothèque. avec la collaboration de Jean-Luc 1.2 Le projet s’inscrivait «sous le signe du sauve- Rouiller tage… d’une présence de culture juive, après la destruction massive de ses centres les plus actifs et Adresse: 21, avenue Dumas, 1206 Genève les plus rayonnants de l’Europe centrale et orien- tale» (Markish 2002, p. VII). Le professeur Hersch Téléphone: +41 22 317 89 70 apubénéficierdel’appui de plusieurs personnalités Homepage: biblio.comisra.ch/biblio/ importantes de la communauté juive qui, comme lui, étaient désireuses de sauver ce qui restait E-mail: [email protected] décimé du patrimoine imprimé de cette commu- nauté. Rattachement administratif: 1.3 La bibliothèque fut dans un premier temps Communauté israélite de Genève installée dans un modeste appartement de la Place Fonctions: des 22-Cantons, à Genève. Elle s’enrichit alors de Bibliothèque spécialisée, publique. nombreux volumes rares, notamment ceux en pro- venance du célèbre séminaire rabbinique de Breslau Collections: (voir Collection particulière). Après quelques Hebraica et judaica. années, la bibliothèque déménagea à la Maison juive, au 10 de la rue Saint-Léger. C’est là qu’elle fit Conditions d’utilisation: l’acquisition de la bibliothèque privée de Haïm Libre-accès avec quatre places de travail, dont deux Lauer, bibliophile et grand-rabbin de Mannheim, équipées d’ordinateurs; prêt à domicile. puis de Bienne. Ce fonds, extrêmement riche en lit- térature rabbinique et en judaica allemands Heures d’ouverture: d’avant-guerre, contribua à donner un caractère Ouverte les lundis et mardis de 16 h à 19 h et les unique à la Bibliothèque juive de Genève. Jusque mercredis de 10 h à 12 h et de 14 h à 17 h, les jeudis dans les années 1980, la bibliothèque a été gérée sur rendez-vous; fonds historique exclu du prêt et par des bénévoles non-professionnels, ce qui se res- consultation sur demande préalable. sent dans la qualité du catalogue sur fiches. En Informations pour les utilisateurs de passage: 2002, la bibliothèque a exposé les joyaux de son ’ Depuis la gare CFF de Cornavin, prendre le bus 3 fonds ancien à l Espace Ami Lullin de la Biblio- ’ (22-Cantons) direction Crêts-de-Champel, arrêts thèque de Genève. Depuis novembre 2007, elle s est ’ Peschier ou Miremont. Depuis les différentes sorties installée à l avenue Dumas. d’autoroute, suivre la direction Centre et Champel. 2. DESCRIPTION DU FONDS 1. HISTORIQUE DU FONDS 2.1 Comme le fonds ancien (ou historique) de la 1.1 La Bibliothèque juive de Genève a été fondée bibliothèque n’est pas catalogué, il n’a pas été pos- en 1945, au lendemain de la Seconde guerre mon- sible d’en réaliser un inventaire précis, sauf pour les diale et de la Shoah. Elle est aujourd’hui la seule ouvrages issus de la bibliothèque du séminaire de bibliothèque du genre en Suisse romande. Elle est Breslau (voir Collection particulière). Une estima- Bibliothèque juive de Genève, «Gérard Nordmann» 351 tion a été effectuée au rayon, en octobre 2006, pour mière partie du 20e s. Il s’agit de judaica écrits en l’ensemble du fonds ancien (nombre de volumes), russe. mais sans pouvoir entrer dans une analyse fine des siècles d’édition ou des matières (ceci d’autant plus que les ouvrages ne sont pas classés selon une systé- Collection particulière: matique détaillée). Bibliothèque du séminaire rabbinique de Breslau 2.6 Fondé en 1854, le séminaire rabbinique de Survol chronologique et par langues Breslau (actuellement Wrocław en Pologne) était un haut lieu de formation et d’études juives en Europe. 2.2 Le nombre exact de volumes de la biblio- Il abritait une riche bibliothèque qui fut dispersée ’ ’ thèque n est pas connu. D après les dernières esti- suite au progrom de 1938. A la fin de la guerre, la ’ ’ mations,ilsélèverait à environ 35 000, périodiques Commission on European Jewish Cultural Recon- compris. La bibliothèque est abonnée à quinze struction, Inc. (JRC) réussit à rassembler à Wiesba- périodiques et possède aussi plus de 200 CD de den quelque 11’000 vol. sauvés parmi les 30’000 ’ ’ musique juive. On peut estimer qu environ 3 500 qui formaient la bibliothèque de Breslau. Ils ’ ’ vol. sont antérieurs à 1900, et qu environ 2 500 à auraient dû prendre le chemin de la Suisse. Mais 3’000 ont été imprimés dans la première moitié du ’ e suiteauvetodelHebrew Library de Jérusalem, les 20 s., y compris quelques centaines de brochures. vestiges de cette bibliothèque furent répartis entre 2.3 La très grande partie des imprimés antérieurs les Etats-¯unis, Israël et la Suisse. Si bien qu’en à 1900 est du 19e s. On signalera toutefois une 1950, environ 6’000 de ces volumes passèrent en quinzaine de vol. du 16e s., quelques dizaines de possession de la Fédération suisse des communautés vol. du 17e s. et quelques centaines du 18e s. Les israélites (FSCI) et furent déposés à Genève. Comme ouvrages les plus anciens se trouvent parmi les on ne parvint pas, au sein de la FSCI, à se mettre «hebraica» et «littérature rabbinique», ainsi que d’accord sur le lieu d’entreposage de ce fonds, on dans le fonds Breslau. décida de le partager en trois pour le répartir entre 2.4 La grande majorité des imprimés anciens les communautés de Genève, de Zurich et de Bâle. (antérieurs à 1900) sont écrits en hébreu (environ La répartition fut effective en 1953. En 2006, les 50 %). La deuxième langue est l’allemand avec ouvrages conservés à Bâle furent transportés à environ 35 % des vol. anciens. Les autres vol. Zurich pour y être rassemblés avec ceux qui se anciens sont avant tout écrits en yiddish ou en trouvaient déjà au sein de la Israelitische Cultusge- russe. meinde Zürich. 2.7 La Bibliothèque juive de Genève ne conserve Aperçu systématique apparemment pas de document en rapport avec l’arrivée ou le transfert deslivresenprovenancede 2.5 Dans le fonds «historique», on trouve des la bibliothèque du séminaire de Breslau. Aucun ouvrages et brochures imprimés jusqu’àlamoitié catalogue ou inventaire de cette période ne nous est du 20e s. Ils ont été regroupés par langues (cinq parvenu. Une fois à Genève, ils furent sommaire- grands groupes), sans classement matières défini, ment classés en judaica et hebraica, puis numérotés mais simplement par numerus currens. Un rapide (numerus currens). comptage au rayon a fourni les données suivantes. ’ Environ 2’500 vol. sont classés sous «hebraica» ou 2.8 350 numéros relèvent des judaica. Bien qu ils ’ «littérature rabbinique», y compris les 1’230 vol. soient accompagnés d une pancarte des années du fonds Breslau (voir ci-après) et une centaine de 1950 ou 1960: «Fonds Breslau», il a été démontré brochures. C’est ici que l’on trouve les ouvrages les que ces ouvrages, la plus grande partie en allemand, plus anciens de la bibliothèque: 16e–18e s., ainsi ne proviennent pas du Séminaire rabbinique de ’ qu’environ 600 à 700 vol. imprimés entre 1900– Breslau. Ils portent différents tampons d origine, ’ 1930. Ils sont bien sûr écrits en hébreu. Environ mais pas celui du Séminaire. Ils n ont donc pas été 2’300 à 2’500 autres vol., y compris 100 à 200 bro- comptabilisés ci-après. chures, ont été classés sous la dénomination «alle- 2.9 Classés par format (octavo, quarto, folio), la mand», dont la moitié imprimée dans la première plupart des livres du fonds «hebraica» porte le tam- moitié du 20e s. On sait que ces imprimés sont écrits pon rond du Séminaire, en plus d’un très petit tam- en allemand, mais on en ignore encore avec préci- pon rectangulaire, à l’encre grasse: «Eigentum des sion les domaines abordés, même s’ils relèvent tous Seminars, Fraenkel’sche Stiftung» (autre dénomina- de sujets relatifs au monde juif. Il en va de même tion du Séminaire). Certains livres portent aussi pour les quelque 1’000 vol. suivants, rassemblés l’ex-libris (tampon) du don Beer («Dr B. Beersche sous la dénomination «yiddish», dont peut-être Bibliothek»). Ce fonds a fait l’objet d’un premier seuls 300 à 400 sont «anciens» (fin 19e s.), alors inventaire sommaire (auteur, titre, lieu et date que les autres sont de la première moitié du 20e s. d’édition) en 1980, avant d’être partiellement cata- Pour finir, une centaine de volumes et brochures a logué, quelques années plus tard, sur fiches. Finale- été regroupée sous l’appellation «russe», répartie ment, en 2005, une nouvelle liste de tous les ouvra- plus ou moins équitablement entre le 19e et la pre- ges du fonds Breslau a été dressée. Le catalogage en 352 Bibliothèque juive de Genève, «Gérard Nordmann» ligne est en cours (cote BR). La dernière révision de ques, exhortations morales): 178 titres, dont 4 du ce fonds (2005/06) a permis de comptabiliser 1’234 16e s., 9 du 17e s.,69du18e s. et 96 du 19e s. Les vol., y compris 7 vol. non-identifiables (pages de éditions du Talmud (Talmud de Babylone et Talmud titre déchirées, dégâts très importants). Les 1’227 de Jérusalem confondus) forment un ensemble de vol. identifiés correspondent à 1’182 titres (ou 54 éditions: 1 du 16e s., 6 du 17e s., 6 du 18e set41 œuvres). du 19e s. 41 autres titres concernent la liturgie, e e 2.10 13 titres (1 %) ont été imprimés au 16e s. (8 à livres de prières inclus (4 du 17 s., 15 du 18 s. et e Venise, 2 à Lublin, 1 à Prague, 1 à Constantinople, 22 du 19 s.). 112 titres (près de 10 %) relèvent de ’ 1 à Cracovie). 73 titres (6 %) datent du 17e s. et la poésie, d écrits humoristiques ou de divers autres e e œ 368 (31 %) du 18e s. Environ 25 % des livres impri- sujets; ils sont des 18 (19) et 19 s. (93). Les uvres més entre 1600 et 1800 ont été produits à Amster- kabbalistiques et philosophiques avec respective- dam (comme le Mishné Torah de Moïse Maïmo- ment 25 et 16 titres, ne sont que peu représentées. nide, Amsterdam 1698–1702, 4 vol.; Br 1360– Les 126 ouvrages scientifiques (12 %), tous sujets 1363). Avec 605 titres (51 %), le 19e s. représente la confondus, sont moins anciens que les imprimés des e e partie la plus importante du fonds. 123 titres autres domaines: 1 du 16 s., 4 du 17 s., 26 du e e (10 %) ont été publiés dans la première moitié du 18 s. et 95 du 19 s. 20e s. A l’exception de 22 titres écrits entièrement ou partiellement en yiddish, et de 6 titres entière- 3. CATALOGUES ment ou partiellement en allemand, tous les ouvra- Catalogue en ligne [partiel; livres modernes et ges sont en hébreu. anciens; translittéré] 2.11 Quelques livres du 16e s. méritent mention, comme des commentaires sur les livres des Psaumes, Catalogues sur fiches [fonds moderne; alphabétique des Proverbes et de Samuel, Midrash Tehilim auteurs; par cotes matières; articles de périodiques] (Venise 1546; Br 1216), une liste alphabétique de Catalogue du fonds Breslau [sur fiches, en hébreu, tous les mots composés de la Bible, Sefer ha-harka- partiel; numerus currens] vah d’Elijah Levita (Venise 1546; Br 1511) ou les ’ Inventaire du fonds Breslau [dactyl., 2005, topogra- sermons d Ephraim Salomon ben Aaron, Sefer phique] Orah la-hayim (Lublin 1595; Br 1502). 2.12 Parmi les imprimés anciens (antérieurs à 1900), le domaine le mieux représenté est celui de 4. PUBLICATIONS SUR LES FONDS la littérature halakhique: 328 titres (28 %), dont 3 du 16e s.,18du17e s., 150 du 18e s. et 157 du Markish, Judith: Bibliothèque juive de Genève. e Réorganisation de la Bibliothèque de la C.I.G. et 19 s.; on y trouve aussi bien des commentaires rab- ’ biniques que des supercommentaires et des res- établissement d un système de classification appro- ponsa. La deuxième place est occupée par les diffé- prié. Genève 1982 [travail de diplôme ESID, dac- rentes éditions du TaNaKh ou Bible hébraïque: 179 tyl.] titres (4 du 16e s.,26du17e s.,61du18e s. et 88 du Markish, Judith: Le livre juif à Genève. Biblio- 19e s.). Elle est suivie de près par la littérature thèque Gérard Nordmann. Genève 2002 [catalogue «aggadique» (contes, paraboles, anecdotes histori- d’exposition] Bibliothèque du Musée historique de la Réformation, Genève 353

BIBLIOTHÈQUE DU MUSÉE Equipement technique: HISTORIQUE DE LA Photocopieuse, lecteur de microfiches, un poste pour la consultation des catalogues informatisés. RÉFORMATION, GENÈVE Informations pour les utilisateurs de passage: Canton: Genève En voiture, depuis les diverses sorties d’autoroute, suivre la direction Centre, puis parking de Plainpa- Lieu: Genève lais. Depuis la gare CFF de Cornavin, tram n° 13 direction Palettes, arrêt Rond-Point de Plainpalais Auteure: Marianne Tsioli, avec la collaboration ou bus n° 5 direction Hôpital, arrêt Place Neuve. de Jean-Luc Rouiller Dans le parc des Bastions, au pied de la vieille ville, le bâtiment de l’Université forme un U à la base Adresse: Université de Genève, duquel se trouve l’Institut d’histoire de la Réforma- Rue de Candolle 5, 1211 Genève 4 tion, qui héberge la bibliothèque du Musée histo- rique de la Réformation. Téléphone: +41 22 379 71 28 1. HISTORIQUE DU FONDS Fax: +41 22 379 71 33 1.1 La Société du Musée historique de la Réforma- Homepage: www.unige.ch/ihr/ tion (MHR) a été fondée en 1897 par un groupe de professeurs, de pasteurs et d’intellectuels (Eugène E-mail: marianne.tsioli-bodenmann@ Choisy, Charles Borgeaud, Hippolyte Aubert, ville-ge.ch Henri Heyer, le directeur de la Bibliothèque publique, Théophile Dufour, etc.), dans une période ’ Rattachement administratif: de regain d intérêt pour les questions religieuses: le Société du Musée historique de la Réformation et besoin de ranimer la foi des fidèles par des marques ’ ’œ Bibliothèque calvinienne (fondation privée). d attachement à l uvre des réformateurs entraînait l’éclosion de sociétés savantes. L’idée était donc de Fonctions: créer un musée-bibliothèque, «centre de documen- tation» pour l’étude de la Réforme et lieu de diffu- Bibliothèque privée destinée aux recherches spéciali- ’ sées. sion d idées théologiques libérales, plus spécialisé que la Bibliothèque de Genève (BGE) déjà riche dans ce domaine. La Société s’est donné pour but Collections: de recueillir et de mettre à la disposition du public Textes de réformateurs et littérature secondaire les des portraits, estampes et gravures, manuscrits, concernant, polémique religieuse, histoire de la livres et médailles relatifs au 16e s., ainsi que d’en- Réforme et ses implications politiques et religieuses. courager les recherches historiques par la publica- Editions du 16e s. tion de travaux bibliographiques ou d’inventaires de manuscrits. Conditions d’utilisation: Bibliothèque de consultation exclusivement, ouverte 1.2 Dès sa naissance, le MHR bénéficie d’avanta- aux chercheurs spécialisés dans le domaine, qui sont ges appréciables: l’Eglise protestante de Genève met priés d’annoncer leur visite. Les demandes ponctuel- gratuitement à sa disposition la Bibliothèque calvi- les sont prises en compte uniquement si les ressour- nienne, une collection de plus d’un millier de volu- ces offertes par la Bibliothèque de Genève (BGE) et mes rassemblée par les fondateurs de la salle de la la Faculté de théologie ont été épuisées (catalogues Réformation, ainsi que le local qui l’abrite et un disponibles à la BGE); dans ce cas, la consultation ne autre local adjacent; le tout formant un grand bâti- peut se faire que dans un délai de quelques jours sui- ment inauguré en 1867 (détruit en 1969), près de la vant la demande, à la Salle Senebier de la BGE. Place des Eaux-Vives, comme lieu de prédication, 354 Bibliothèque du Musée historique de la Réformation, Genève salle de conférences, de réunions et de concerts, afin tique d’acquisition tient toujours compte des riches de permettre, à une assemblée toujours plus nom- collections de la BGE et n’entre pas en concurrence breuse, l’accès à ces manifestations, ce que les égli- avec l’IHR qui s’intéresse davantage à l’histoire de ses genevoises ne pouvaient plus assurer à elles seu- la théologie. Des microfilms complètent les sources les. De 1920 à 1929, la toute jeune Société des imprimées et manuscrites. Une quarantaine de dons Nations utilise tous les espaces de cette salle; en annuels contribuent aussi à enrichir la collection. 1921, le MHR se voit alors contraint de libérer les 1.5 Deux équipes de chercheurs travaillent sous lieux et déménage au rez-de-chaussée de la BGE, où les auspices et dans les locaux du MHR à des édi- lui sont attribuées deux pièces qui jouent le rôle de tions de textes: paraissent régulièrement les volu- salle de travail et de bibliothèque, ainsi que quel- ’ mes de la Correspondance de Théodore de Bèze ques vitrines pour exposer les objets de valeur; c est (depuis 1960) et les Registres de la compagnie des là que Pierre Fraenkel créera, en 1969, l’Institut ’ pasteurs de Genève qui couvrent les années 1546 et d histoire de la Réformation (IHR). En septembre suivantes (depuis 1962). Ces chercheurs sont les 1996, la bibliothèque du MHR quitte la BGE pour premiers utilisateurs des ressources de la biblio- de nouveaux locaux bien plus spacieux, situés dans ’ ’ thèque; par leurs propositions d achats, ils partici- le bâtiment central de l Université, où elle est désor- pent aussi à son enrichissement. Quant aux cher- ’ mais hébergée par l IHR. Les documents iconogra- cheurs de l’IHR, ils utilisent également la biblio- phiques, les médailles et les objets sont alors dépo- ’ thèque du MHR pour leurs travaux et, en contre- sés au Centre d iconographie genevoise (CIG) et partie, la bibliothécaire de l’IHR gère les collections gérés par la BGE. Actuellement, seule la collection du MHR. d’imprimés s’accroît encore régulièrement. 1.6 De 1897 à 1993, les documents ont été catalo- 1.3 En 1907, la Bibliothèque calvinienne fusionne gués sur des fiches; un fichier auteurs, titres anony- avec celle du MHR. En 1912, la Société du MHR mes, collectivités (ATC) commun comprend les achète à M. Liebisch, de Leipzig, 27 ouvrages de fiches du MHR et celles de l’IHR dans une même réformateurs suisses, provenant de la bibliothèque séquence alphabétique. Depuis 1927, les fiches du d’Ernest Stroehlin (1844–1907), mise en vente à MHR figurent également dans le catalogue ATC de Paris peu auparavant. En 1937, elle achète aussi la BGE, ce qui permet d’optimiser les recherches. 135 volumes de manuscrits provenant de la collec- Depuis 1993, les nouvelles acquisitions figurent tion Tronchin; plus tard, elle en acquerra une partie dans le catalogue du RERO; pour l’instant seules des imprimés (voir Collections particulières). La les suites et les œuvres de Calvin ont été recatalo- bibliothèque s’est également enrichie au cours des guées systématiquement. Le cadre de classement des années par des legs et des dons sporadiques ou plus ouvrages au rayon a été établi avec grand soin en importants (1925: legs de Francis Chaponnière; fonction des objectifs de la bibliothèque; il est à la 1927: don des héritiers d’Eugène Pallard; 1934: fois souple et complexe, de sorte que les utilisateurs don de l’hoirie du pasteur Charles Martin; 1934– disposent d’un outil de travail très pertinent: après 1935: achat de 80 vol. à la famille de Théophile plus d’un siècle d’existence, il permet toujours au Dufour; 1936: don du Conseil de Paroisse de Saint- bibliothécaire d’insérer n’importe quel livre dans les Gervais; 1940: don des enfants de Lucien Gautier; collections, sans la moindre adaptation. 1941: succession Emile Doumergue; 1946: liquida- tion de la bibliothèque de Nathanaël Weiss; 1952: hoirie Eugène Choisy; 1990: don de Gérard de 2. DESCRIPTION DU FONDS Marignac, voir Collections particulières). Depuis la 2.1 Le comptage a été réalisé sur la base des création du MHR, les dons représentent une bonne cahiers d’inventaires qui reflètent le classement sys- moitié des acquisitions. tématique des ouvrages au rayon; très complets, ils donnent la date d’édition des ouvrages et permet- 1.4 A l’origine, la politique d’achat des ouvrages tent de dissocier les imprimés des photocopies ou avait été définie de façon à ne pas doubler les col- les microfilms des textes originaux. Nous pouvons lections de la BGE, sauf dans le cas de livres enri- ainsi donner le nombre de titres aussi bien que le chis de notes manuscrites ou de belles reliures, et à nombre de volumes. Ces cahiers n’ont pas été aban- e se limiter aux éditions originales du 16 s., principa- donnés avec l’arrivéedel’informatique; ils corres- lement aux œuvres des réformateurs de langue fran- pondent donc très exactement à l’état des collec- çaise. Elle a évolué avec le temps et s’est élargie aux tions actuelles. Les périodiques anciens ont été autres mouvements de la Réforme dans le reste de comptés comme des monographies en plusieurs l’Europe. Les achats se limitent actuellement à une volumes. trentaine d’ouvrages par année; la bibliothèque cherche à acquérir des textes rares en rapport avec Survol chronologique et par langues l’histoire du protestantisme, en Europe franco- 2.2 Dans son ensemble, la bibliothèque du MHR phone surtout (il s’agit dans la plupart des cas possède quelque 6’120 imprimés pour 7’230 vol. d’éditions originales du 16e s.), ainsi que des mono- et 178 microfilms; elle reçoit 12 périodiques ou graphies d’histoire locale de la Réforme. La poli- collections (et en possède 12 autres qui ont cessé Bibliothèque du Musée historique de la Réformation, Genève 355 de paraître) et 30 ouvrages en cours de publica- et le polonais sont également représentés, mais seu- tion; elle abrite encore environ 14 mètres linéaires lement à raison de quelques titres chacun. de manuscrits. Le nombre d’imprimés anciens se 2.5 Vient ensuite Théodore de Bèze (cote B), le monte à 3’300 titres en 3’780 vol. Plus du tiers successeur de Calvin à l’Académie de Genève. La de ces imprimés sont du 16e s., soit 1’200 titres littérature secondaire le concernant ne représente en 1’068 vol.; 633 titres (550 vol.) sont du 17e s., que 7 titres (9 vol.), mais l’ensemble des éditions 276 titres (388 vol.) du 18e s. et 1’188 titres anciennes de ses œuvres se monte à un total de 181 (1’777 vol.) du 19e s. Le plus ancien volume est titres (169 vol.), dont la grande majorité a été un incunable de 1488. publiée au 16e s. (140 titres/128 vol.) et où le latin 2.3 Le français est la langue la mieux représentée domine (81 titres/81 vol.) sur le français (63/51), le avec 1’790 titres en 1’808 vol. (468 titres/377 vol. reste se partageant entre l’anglais (18 titres/18 vol.), e e e du 16 s., 402/300 du 17 s., 175/229 du 18 s., 745/ l’allemand (11/11) et le néerlandais (8/8). 902 du 19e s.), suivi par le latin avec 681 titres en œ 794 vol. (471/424 du 16e s., 123/137 du 17e s., 48/ 2.6 Sous la cote C, sont regroupées les uvres de 40 du 18e s., 39/193 du 19e s.), l’allemand avec 376 deux autres réformateurs importants pour la Suisse e romande: Guillaume Farel et Pierre Viret. Cette sec- titres en 483 vol. (115/115 du 16 s., 23/22 du e e e e ’ tion totalise 53 titres (53 vol.), dont 37 du 16 s., 3 17 s., 25/75 du 18 s., 213/371 du 19 s.), l anglais e e avec 271 titres en 413 vol. (87/87 du 16e s., 31/33 du 17 s. et 13 du 19 s.; la plupart sont en français du 17e s., 16/32 du 18e s., 137/261 du 19e s.), le (39),contre5enlatinetenanglais,2ennéerlan- néerlandais avec 70 titres en 69 vol. (18/18 du dais et 1 en italien et en allemand. e e e 16 s., 14/17 du 17 s., 4/4 du 18 s., 34/30 du 2.7 Les œuvres des autres théologiens réformés du e 19 s.)etl’italien avec 61 titres et autant de vol. (20 16e s. sont regroupées par aire géographique (cotes e e e e du 16 s.,29du17 s., 2 du 18 s.,10du19 s.). Le D à K). Nous avons ainsi, par ordre d’importance: fonds comprend en outre quelques ouvrages en 197 titres (350 vol.) de théologiens allemands (143/ espagnol, hébreu, hongrois, polonais, romanche et 148 du 16e s., 15/13 du 17e s., 4/6 du 18e s., 35/183 russe. Le relevé, effectué sur la base des titres, n’a du 19e s.; dont 111/179 en latin et 52/141 en alle- permis de repérer que 26 titres (27 vol.) en grec mand), 138 titres (116 vol.) de théologiens de e e e (14/15 du 16 s., 7 du 17 s., 3 du 18 s., 2 du Suisse alémanique (131/98 du 16e s., 4/4 du 17e s., 1 e 19 s.), mais il n’est pas exclu que d’autres ouvrages du 18e s.,2/13du19e s.; dont 96/63 en latin et 29/ nous aient échappé et que nous les ayons comptés 40 en allemand), 130 titres (138 vol.) de théolo- avec les ouvrages latins, quand les titres latins n’in- giens de France et de Suisse romande (95/94 du diquaient pas clairement si le texte était en grec ou 16e s., 20/19 du 17e s., 3/8 du 18e s., 12/17 du en latin. Ce relevé permet d’observer que le MHR 19e s., où le français domine évidemment avec 99 se consacre en priorité à l’étudedelaRéformefran- titres/110 vol., toutes époques confondues), 60 çaise sur la base de ses sources en français et en titres (56 vol.) de théologiens italiens et espagnols latin, mais ne néglige pas pour autant le domaine (39/35 du 16e s., 5/5 du 17e s., 16/16 du 19e s.; dont germanique (Suisse alémanique et Allemagne), ni le 25/21 en latin et 16/16 en français), 22 titres (127 reste de l’Europe. vol.) de théologiens anglais (12/11 du 16e s., 2/2 du 17e s., 2/5 du 18e s., 6/110 du 19e s.; dont 12/80 en Aperçu systématique anglais et 8/45 en latin), 18 titres (18 vol.) de théo- 2.4 L’aperçu systématique suit le classement logiens de Hollande et de Belgique (6 du 16e s., 6 adopté par la bibliothèque. On a attribué la pre- du 17e s., 1 du 18e s., 5 du 19e s.; 9 en latin, 8 fran- mière place dans ce classement systématique (cote çais et 1 en néerlandais), 10 titres (10 vol.) de théo- A) à Jean Calvin: ses œuvres et la littérature secon- logiens slaves (6/5 du 16e s., 1 du 17e s., 3/4 du daire le concernant représentent un total de 475 19e s.). titres (610 vol.). La répartition par siècles montre 2.8 On a classé dans une même rubrique, sous la son rayonnement au 16e s. (199 titres/202 vol.) et, cote L, tous les théologiens réformés des 17e et après une parenthèse relative de deux siècles (28 18e s.; leurs œuvres présentent un total de 188 titres titres/42 vol. du 17e s. et 11/11 du 18e s.), l’intérêt en 176 vol., dont 131/122 du 17e s., 42/42 du 18e s. qu’il a à nouveau suscité au 19e s. auprès des théo- et 15/15 du 19e s.; ici, le français (121 titres/108 logiens qui l’ont amplement réédité et étudié (204 vol.) domine sur le latin (37/35), puisque même titres/356 vol.). Calvin rédigeait ses ouvrages de pour ce qui est de la théologie, le latin est en perte théologie essentiellement en latin et les ouvrages de vitesse face aux langues vernaculaires. destinés à un public moins érudit, les sermons par exemple, en français. De ses œuvres, la bibliothèque 2.9 Viennent ensuite, sous la cote M, les textes de en possède 201 titres (211 vol.) en français et 111 l’Eglise ancienne ou traditionnelle en général, les titres (179 vol.) en latin; viennent ensuite l’anglais pères de l’Eglise, les auteurs du Moyen Age et les (70 titres/124 vol.), l’allemand (56/64) et le néerlan- adversaires de la Réforme: soit 173 titres en 160 dais (35/28), langues importantes pour la diffusion vol. (101/85 du 16e s., 53/54 du 17e s., 14/14 du du calvinisme; l’espagnol, l’italien, le grec, l’hébreu 18e s., 5/7 du 19e s.; 95/83 en latin, 53/53 en fran- 356 Bibliothèque du Musée historique de la Réformation, Genève

çais, 16/15 en allemand, 5/5 en néerlandais, 4/4 en 2.14 Sous la lettre V, constituant en quelque sorte italien). Les pères de l’Eglise ont servi de source aux une annexe à l’histoire, sont classés les ouvrages de réformés, qui les ont édités et commentés: ce qui littérature secondaire concernant une personne explique qu’ils soient ici bien représentés. Quant (biographies ou bibliographies): 334 titres en 339 aux textes des adversaires de la Réforme, il s’agit là vol. (6/6 du 16e s., 16/17 du 17e s., 13/11 du 18e s., d’un des points forts des acquisitions de ces derniè- 308/305 du 19e s.; 190/198 en français, 83/85 en res années, puisqu’ils nourrissent l’étude historique allemand, 44/40 en anglais, 9/9 en latin, 5/5 en ita- de la polémique religieuse. lien, 1 en néerlandais et 1 en hongrois). Les docu- ments qui n’entrent pas dans un des domaines men- 2.10 Les pièces officielles de la cote N (édits civils tionnés ci-dessus sont regroupés sous la lettre X: il et politiques, ordonnances ecclésiastiques, synodes, ne s’agit que de 14 titres, dont 11 du 19e s. en fran- confessions de foi, catéchismes, liturgies, concile de çais. Trente) représentent 177 titres en 122 vol. (80/53 du 16e s., 51/22 du 17e s., 21/22 du 18e s., 25/21 du Collections particulières 19e s.; 118/62 en français, 24/23 en latin, 19/19 en allemand, 11/13 en anglais, 3/3 en néerlandais, 2/2 Bibliothèque Tronchin en hongrois). 2.15 En 1937, les manuscrits réunis par la famille Tronchin depuis le 17e s. ont été mis en vente et 2.11 On trouve l’unique incunable de la biblio- acquis, en partie, par la Société du Musée histo- thèque, une Bible en tchèque éditée à Prague en rique de la Réformation (documents des 16e et 1488, dans la collection (cote O) des Bibles (édi- 17e s. surtout) et par la Bibliothèque de Genève. tions partielles et psautiers compris), qui est impor- L’ensemble, relié en volumes, a été déposé au tante par sa qualité plus que par sa quantité: 178 département des manuscrits de la BGE, qui en e e titres en 190 vol. (98/110 du 16 s., 40/41 du 17 s., assure la gestion; la cohérance du fonds est ainsi e e 24/23 du 18 s., 16/16 du 19 s.; 77/79 en français, maintenue. Plusieurs de ces volumes contiennent 43/43 en latin, 23/24 en grec, 13/13 en italien, 8/8 des imprimés isolés; le vol. 67 est même intégrale- en anglais, 7/7 en allemand, 4/10 en hébreu, 2/2 en ment constitué de 36 opuscules du 17e s. Bien des néerlandais, 1 en espagnol, 1 en romanche). Ces années plus tard, quand la propriété familiale de Bibles constituaient l’outil de base des réformateurs Bessinge a été vendue, la riche bibliothèque d’impri- qui les ont éditées et commentées; elles sont donc més des Tronchin s’y trouvait encore; à la fin des indispensables aux chercheurs. années 1980, les nouveaux propriétaires mirent en vente la collection qui couvrait tous les domaines 2.12 Toutes les catégories précédentes constituent du savoir. Mais, auparavant, des ouvrages de théo- des «sources». Sous la rubrique suivante (cote P), logie avaient été prélevés et acquis par le pasteur ont été regroupés les ouvrages généraux: bibliogra- Denis Mermod. Suite au décès accidentel de ce phies, encyclopédies, dictionnaires, publications jeune pasteur, la Faculté de théologie hérita de ces périodiques, ainsi que la littérature concernant le ouvrages; en 1974, elle les déposa à la bibliothèque MHR, le «Monument de la Réformation», plus du MHR. Les volumes portent l’ex-libris héraldique connu sous le nom de «Mur des réformateurs», et des Tronchin et une étiquette signalant la classifica- la numismatique protestante. En comptant les tion originale. Actuellement encore, lorsque les col- périodiques comme des monographies en plusieurs laborateurs de l’IHR ou du MHR repèrent des volumes, on arrive à un total de 30 titres en 111 ouvrages ayant appartenu à cette collection, ils ten- e e vol. (2/3 du 18 s., 28/108 du 19 s.; 18/82 en fran- tent de les acquérir, si le sujet présente quelque inté- çais, 8/25 en allemand, 2 en anglais, 1 en latin, 1 en rêt pour la bibliothèque du MHR. néerlandais). 2.16 L’ensemble de ces ouvrages, réunis sous la ’ cote T, comprend 221 titres en 106 vol.: 77 titres/ 2.13 L histoire est répartie en deux catégories e e e comprenant aussi bien des sources que de la littéra- 19 vol. du 16 s., 112/53 du 17 s., 30/26 du 18 s. et 2/2 du 19e s., tous en français, exceptés 16/7 en ture secondaire. La première (cote Q) concerne e e l’histoire en général, y compris l’histoire de Genève latin. On y trouve des pamphlets des 16 et 17 s., et l’histoire de la France qui en forment le noyau, en particulier des pièces contre les jésuites, ainsi ’ que des ouvrages de théologiens et philosophes du mais aussi l histoire ecclésiastique, la littérature sur e le concile de Trente et la Contre-Réforme. La 17 s. seconde (cote R) regroupe plus particulièrement l’histoire de la Réforme et des églises réformées Bibliothèque Marignac-Lullin d’Europe, des Etats-Unis et d’Afrique du Sud. L’en- 2.17 En 1990, Gérard de Marignac a offert au semble représente 568 titres en 809 vol. (20/21 du MHR des ouvrages de théologie provenant de la 16e s., 53/62 du 17e s., 58/167 du 18e s., 437/456 du bibliothèque Marignac-Lullin (château de Choully). 19e s.; 407/537 en français, 76/151 en allemand, Au 19e s., Ernest de Marignac avait épousé Valérie 47/65 en anglais, 22/34 en latin, 7 en italien, 6/11 Lullin, descendant par son père des Lullin d’Ar- en néerlandais, 3 en hongrois, 1 en russe). champs et par sa mère de Michel Lullin de Château- Bibliothèque du Musée historique de la Réformation, Genève 357 vieux (1695–1781), qui avait fait construire le châ- Historique, collections iconographiques, technique teau de Choully. La famille de Marignac avait ainsi du cataloguement. Genève 1970 [travail de diplôme hérité d’ouvrages collectionnés par plusieurs géné- ESID, dactyl.] rations de Lullin. L’ensemble, regroupé sous la cote LML, comprend 130 titres pour autant de volumes, où le français domine largement avec 115 titres en 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS 106 vol. (27/26 du 16e s., 67/49 du 17es, 21/31 du e 18 s.). Crosnier, Jules: Bessinge. In: Nos anciens et leurs œuvres 8 (1908), p. 57–123 [sur la bibliothèque 3. CATALOGUES Tronchin, p. 61–63, 117–123] Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises Droin-Bridel, Monique: L’écho de la conversion [depuis octobre 1993 pour les nouvelles acquisi- (1645) d’Edouard, prince palatin, dans les corres- tions; seules les séries en cours et les œuvres de Cal- pondances réformées entre Paris, Leyde et Genève. vin ont été, pour l’instant, recataloguées systémati- In: Lias 19 (1992), p. 35–71 quement] Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes Droin-Bridel, Monique: L’Eschole des bestes. In: [sur fiches, scanné; toujours utilisé; commun au Musées de Genève 268 (1986), p. 15–19 MHR et à l’IHR; des doubles des fiches ont égale- ment été intercalés dans le catalogue alphabétique Droin-Bridel, Monique: Ouvrages d’histoire ecclé- auteurs, titres anonymes de la BGE] siastique des XVIe et XVIIe siècles provenant de la bibliothèque Tronchin. In: Musées de Genève 183 Catalogue systématique [correspondant à la classifi- (1978), p. 13–15 cation au rayon, sur fiches pour certaines subdivi- sions, dans un répertoire manuscrit pour les autres; Droin-Bridel, Monique: Poèmes polémiques contre toujours utilisé] le Pape (1551). In: Musées de Genève 290 (1988), «Kardex» pour les périodiques et les suites p. 25–29 [communauMHRetàl’IHR] Droin-Bridel, Monique: Vingt-sept pamphlets huguenots (1560–1562) provenant de la biblio- thèque Tronchin. Recherches bibliographiques et 4. SOURCES ET ÉTUDES comparaison de textes. In: Mémoires et documents SUR L’HISTOIRE publiés par la Société d’histoire et d’archéologie de DE LA BIBLIOTHÈQUE Genève 48 (1979), p. 187–344 Archives Gardy, Frédéric: Catalogue de la partie des archives Procès-verbaux des assemblées du comité et des – Tronchin acquise par la Société du Musée histo- assemblées générales du MHR. 1897 [ms.] rique de la Réformation. Genève 1946 [avec une Rapports annuels [de la] Société du Musée histo- introduction historique] rique de la Réformation. Genève 1899–1951 Sandmeier-Barbey, Cosette: Organisation de la Registres d’entrées de la bibliothèque du MHR. bibliothèque de Monsieur le pasteur Denis Mer- 1899– [ms.; comprend aussi les mss, les documents mod. Genève 1971 [travail de diplôme ESID, dac- iconographiques et les objets] tyl.; les erreurs relatives à Théodore Tronchin, p. 9– Registre de prêts. 1911–1979 [ms.] 13, ont été corrigées dans l’exemplaire de la BGE, coté Zx 120/226]

Études Vincent, Louis: Notice historique. In: Château de Muller-Dumas, Janine: Catalogue de la collection Chouilly. Canton de Genève, Propriété Ed[ouard] d’estampes du Musée historique de la Réformation. de Marignac (1736–1932). Genève 1933 358 Bibliothèque du Musée d’ethnographie, Genève

BIBLIOTHÈQUE DU depuis les différentes sorties d’autoroute, suivre la MUSÉE D’ETHNOGRAPHIE, direction Centre, puis parking de Plainpalais. GENÈVE 1. HISTORIQUE DU FONDS Canton: Genève 1.1 Le Musée d’ethnographie de la Ville de Genève (MEG), inauguré le 25 septembre 1901, fut créé à Lieu: Genève l’initiative du professeur Eugène Pittard (1867– 1962). Egalement fondateur de la chaire d’anthro- Auteur: Jean-Luc Rouiller; avec la collabora- ’ tion de Bernadette Chevalier, puis pologie de l Université de Genève, celui-ci sera ’ nommé conservateur du Musée en 1910 et directeur d Annabel Chanteraud, et celle de ’ Marianne Meylan pour l’inventaire. en 1935. Le Musée s installa à la Villa Plantamour, dans le parc Mon Repos. Il abritait les collections ’ ’ Adresse: Boulevard Carl-Vogt 65-67, ethnographiques (2 580 pièces), conservées jusqu a- 1205 Genève lors au Musée archéologique, sis dans le bâtiment de la Bibliothèque publique. La même année, il Téléphone: +41 22 418 45 60 reçut la collection du Musée des missions (quelque 850 pièces jusqu’alors entreposées dans le bâtiment Fax: +41 22 418 45 51 de la Réformation). Le Musée n’acquerrasavéri- table autonomie qu’en 1922. L’année suivante, le Homepage: www.ville-ge.ch/meg/bibliotheque. terme «bibliothèque» apparaît dans le Compte php rendu des recettes et des dépenses de la Ville de Genève (sous Musée d’ethnographie), mais il est E-mail: [email protected] inclus dans le poste 4, qui concerne aussi l’«entre- tien des collections» et les «travaux de classement» Rattachement administratif: (en 1923, le montant des dépenses pour ce poste se Ville de Genève, Département de la culture. monte à 2’302,80 francs). Fonctions: 1.2 Nous n’avons que peu d’informations sur la Bibliothèque de musée, spécialisée bibliothèque avant les années 1940. A l’origine, la bibliothèque du Musée est avant tout la biblio- Collections: thèque du conservateur Eugène Pittard qui, grâce à 1 Anthropologie sociale et culturelle; ethnographie ses relations avec les chercheurs et les musées à (Afrique, Asie, Océanie, Amérique, Europe). – 2. Eth- l’étranger, l’enrichit par voie d’échanges ou par de nographie du sillon rhodanien (fonds Georges dons. Elle était assez modeste, puisqu’en janvier Amoudruz). 1933 elle ne possédait que 300 vol., déjà classés par continent (classement géographique), et cataloguée ’ Conditions d utilisation: dans un fichier alphabétique auteurs et matières Bibliothèque en libre-accès, accessible à tout public, (Burckhardt, p. 81). Les livres devaient être déposés ouverte du mardi au vendredi de 13 h à 17 h (sur dans «une petite chambre» qui faisait office de ’ rendez-vous l après-midi). Salle de travail de 15 pla- «bureau et de bibliothèque» (Musée d’ethnogra- ces. Prêt entre bibliothèques (PEB), prêt internatio- phie, p. 25). nal. 1.3 Souffrant d’un manque de place récurrent, le Equipement technique: Musée déménage, dans les années 1939–1941 Photocopieuse, 4 postes OPAC. (inauguration le 12 juillet 1941), dans de nouveaux locaux, au boulevard Carl-Vogt (ancienne école pri- Informations pour les utilisateurs de passage: maire). Il y cohabitera avec le Département d’an- Depuis la gare CFF de Cornavin, prendre le bus 1 thropologie de l’Université jusqu’en 1967. Ce démé- (direction Rive), arrêt Ecole-Médecine. En voiture, nagement semble avoir donné un nouveau souffle à Bibliothèque du Musée d’ethnographie, Genève 359 la bibliothèque. Elle est pour la première fois men- ment du fonds: de 300 en 1933, le nombre de volu- tionnée dans le Compte rendu de l’administration mes se montent à 3’337 en 1950 (d’après le registre municipale (de Genève) en 1940. Cette année-là, le des entrées). Il y en aura 4’425 en 1956, soit un Musée reçoit en don les collections de l’explorateur accroissement de 155 vol. par an en moyenne dans Alfred Bertrand (1856–1924), auxquelles est jointe la première moitié des années 1950. Il est difficile sa bibliothèque, dont on ne connaît malheureuse- de préciser la part des livres anciens acquise dans la ment pas précisément la teneur, mais qui semble première moitié du 20e s., car les comptes rendus être d’une importance certaine. Si l’on se réfère à ce n’en font pas mention, sauf en 1950, où pour la cas de figure, on peut supposer que les autres per- première fois on nous dit que la bibliothèque «s’est sonnes qui ont fait des dons conséquents d’objets enrichie d’un lot important d’ouvrages anciens et au Musée (Maurice Bedot [1859–1927]; Aloys modernes grâce à un don de la Société de géogra- Naville [1853–1912]; les missionnaires Henry Rus- phie de Genève» (p. 72). Une étude détaillée des ex- sillon et Fernand Grébert; Georges Barbey [1884– libris nous apporterait probablement de précieux 1963]; Horace van Berchem [1904–1982]; Emile renseignements. – Chambon [1905 1993]) aient aussi donné des 1.7 Depuis 1949, le MEG abrite et gère la biblio- livres. thèque de la Société suisse des Américanistes. Elle 1.4 S’il est difficile de suivre précisément l’ac- rassemble aujourd’hui environ 5’500 monographies croissement du fonds, on retrouve ça et là et 620 titres de périodiques, essentiellement quelques traces de dons dans le Compte rendu «modernes». Elle est nourrie principalement par les annuel. En 1946, la bibliothèque reçoit «en don, dons. En 2003, cette bibliothèque s’enrichit d’une avec reconnaissance, de plusieurs Etats étrangers importante collection (en provenance du Musée (France, Finlande, Grande-Bretagne, Italie, Suède, d’ethnographie de Neuchâtel) de 2’000 petits fasci- etc.) des publications: volumes et revues, et des dis- cules de la littérature populaire du Nordeste brési- e ques» (p. 92). En 1947, elle reçoit «150 volumes lien, dite «littérature de cordel», imprimés au 20 s., environ et de très importantes revues» (p. 92). Des rassemblée par le professeur Jean-Louis Christinat. achats étaient tout de même effectués. Depuis 1941, Deux ans plus tard, elle reçoit plus de 2’000 vol. les «bibliothèques, acquisitions et reliures» bénéfi- sur le Brésil et le Portugal (catalogués en 2008), ciaient d’un budget propre: 500 francs la première donnés par Maurice Pianzola (ancien conservateur année, puis 1’000 francs de 1942 à 1947 et 1’300 du Musée d’artetd’histoire de Genève), dont quel- en 1948, date à laquelle 150 vol. entrent dans la ques dizaines sont anciens. bibliothèque. Les dépenses iront ensuite croissant, 1.8 L’événement marquant de la seconde moitié passant à 2’033 francs en 1949, à 3’064 francs en du 20e s. est la réception du fonds Amoudruz. Le 1950, etc. L’accroissement du fonds nécessite collectionneur et chercheur Georges Amoudruz l’achat d’un «meuble-bibliothèque» (en 1946) et de (1900–1975) avait recueilli plus de 8’000 objets, nouveaux «tiroirs de fichiers» (en 1946 et 1947), témoins de la vie quotidienne des populations du peut-être pour la mise en place de nouveaux catalo- «couloir rhodanien» (et de ses régions avoisinan- gues. Le Musée engagera, en 1948, un «aide secré- tes). Il avait aussi accumulé toute une documenta- taire-bibliothécaire-préparateur». Le poste disparaî- tion écrite sur le sujet, y compris une bibliothèque tra en 1953/54, peut-être remplacé par des bénévo- de près de 6’000 titres. Une partie des objets seront les. Il faudra attendre 1964 pour voir l’engagement exposés dans l’annexe de Conches (inaugurée le 18 d’une bibliothécaire professionnelle. juin 1976) et les ouvrages déposés au boulevard 1.5 C’est aussi dans les années 1940 que l’on per- Carl-Vogt en 1978. Un catalogue sur fiches sera çoit un peu de vie dans la bibliothèque. En 1945, dressé. Depuis, la Bibliothèque du Musée poursuit ’ pour la première fois, le Compte rendu nous l accroissement de ce fonds (voir Collection particu- apprend qu’«une centaine de volumes ont été lière). empruntés à la bibliothèque du Musée, [qui], grâce 1.9 En février 1987, la Bibliothèque du MEG à sa spécialisation, peut rendre de précieux services intègre le Réseau romand des bibliothèques à de nombreux travailleurs qui ne pourraient se (RERO) et, sous la responsabilité de Bernardette documenter ailleurs» (p. 90). Dès 1948, on note Chevalier, commençe à signaler ses nouvelles une fréquentation toujours plus importante de la acquisitions dans le catalogue dudit Réseau, ainsi part des étudiants et des spécialistes. Elle devait qu’à informatiser son catalogue sur fiches. Le déjà être logée dans la grande salle du premier fonds Amaudruz est ainsi entièrement recatalogué. étage, là où se tenaient les réunions et autres assem- Un projet est en cours pour informatiser les blées d’ethnologues réputés. Depuis 1947, la biblio- quelque 10’000 dernières notices du fichier thèque fait l’ objet d’une rubrique (peu développée, auteurs, parmi lesquelles certaines renvoient à des il est vrai) dans le Compte rendu de l’Administra- ouvrages antérieurs à 1900. tion. 1.6 Le dynamisme perçu dans les années 1940 s’est effectivement concrétisé par un fort accroisse- 360 Bibliothèque du Musée d’ethnographie, Genève

2. DESCRIPTION DU FONDS 2.5 Le continent le mieux représenté est l’Afrique (cote AF), avec près de 200 titres anciens (270 vol.): 2.1 Le comptage des ouvrages a été effectué à par- e e ’ 185 titres du 19 s., 12 titres (29 vol.) du 18 et 1 tir d un listage papier extrait du catalogue du e RERO (état 2004). Il ne tient pas compte des impri- titre du 17 s. (Pierre Davity, Description générale ’ de l’Afrique, Troyes 1660). Il s’agit avant tout de més qui n ont pas encore été recatalogués, car la ’ ’ part de livres ancien n’y devrait pas être impor- récits de voyages ou d explorations, d études sur les tante. Nous donnons le nombre de titres et de vol., populations locales, leur environnement, leur cou- souvent arrondi à la dizaine. tume, leur histoire, dans une moindre mesure sur les missions et les explorateurs; plus rares sont les atlas et les ouvrages sur la colonisation. A côté de Survol chronologique et par langues la majorité des livres en français (Mémoire sur le 2.2 Si l’on se réfère aux numéros ultimes de Soudan: géographie naturelle et politique, histoire ’ chaque cote des livres, on comptabilise plus de et ethnographie par le Comte d Escayrac de Lau- 20’000 titres dans la bibliothèque du Musée (sur- ture, Paris 1855/56), on trouve 37 titres anglais, 16 tout des monographies, mais aussi 246 recueils arti- titres en allemand (Ethnographie Nordost-Afrikas ficiels), quelque 6’000 titres dans la bibliothèque de Philipp Paulitschke, Berlin 1893) et 2 en italien. des Américanistes (y compris 620 titres de périodi- 2.6 175 titres en 210 vol. concernent l’Asie (cote ques, 13 recueils artificiels et 40 boîtes de tirés à AS): 160 titres (185 vol.) du 19e s., 12 titres (22 part), plus de 14’000 titres dans la bibliothèque vol.) du 18e s. et 2 titres du 17e s. Parmi les ouvra- Amoudruz (y compris 80 boîtes de tirés à part). Ce ges en langues étrangères, on a 34 titres en anglais qui fait un total d’au moins 40’000 titres (y compris (The wonders of Elora de John B. Seely, Londres les brochures), auxquels il faut ajouter quelque 1824), 9 titres en allemand (19e s.),1enlatin,2en 1’500 titres de périodiques (dont 220 vivants) et portugais (José Ignacio Andrade, Cartas escriptas 500 cartes concernant tous les continents. D’après da India, Lisboa 1847). Tous les ouvrages abordent notre comptage, plus de 3’770 titres en plus de l’Asie sous un angle ethnographique. On trouve ici 5’780 vol. sont antérieurs à 1901 (livres, tirés à aussi surtout des récits de voyages ou d’expéditions part, brochures et périodiques). Plus de 90 % des (Carl Peter Thunberg, Voyages au Japon par le Cap ouvrages sont du 19e s., soit 3’540 titres en 5’360 de Bonne-Espérance, Paris 1796, 4 vol.), mais aussi vol. Reste près de 200 titres (370 vol.) du 18e s., 40 des ouvrages sur les mœurs, les arts, la religion ou (45 vol.) du 17e s.et2du16e s. 90 % des ouvrages les missions (Herrmann Mögling, Das Kurgland anciens sont en français: 3’390 titres en 5’110 vol. und die evangelische Mission in Kurg, Bâle 1866), Les autres langues sont représentées à raison de 230 la géographie, l’histoire de certains pays ou peupla- titres (430 vol.) pour l’anglais, un peu plus de 100 des. (180 vol.) pour l’allemand, 32 pour l’italien et une vingtaine dans d’autres langues (espagnol, néerlan- 2.7 Après l’Asie, vient l’Amérique (cote AM), un dais). continent représenté par 135 titres en 165 vol. (y compris une soixantaine de vol. de la bibliothèque Aperçu systématique des Américanistes). Tous les titres sont du 19e s., à l’exception de 4 titres du 18e (Histoire de la décou- 2.3 La bibliothèque du Musée (monographies) à verte et de la conquête du Pérou d’Augustin de proprement parler n’abrite que 20 % des imprimés Zárate, Paris 1716) et de 2 titres du 17e s. (Relation anciens. Le reste étant regroupé dans le fonds des voyages et des découvertes que les Espagnols Amoudruz (voir Collection particulière). Depuis ont fait dans les Indes occidentales,deBarthélemy peu, la bibliothèque des Américanistes possède de Las Casas, Amsterdam 1698). Ici aussi, la plu- aussi quelques dizaines d’imprimés anciens, suite au part des ouvrages sont en français, sauf 35 titres en don Pianzola. anglais (William Prescott, History of the conquest 2.4 La bibliothèque du Musée renferme un peu of Mexico, Paris 1844), 5 en espagnol et 4 en alle- plus de 820 titres anciens en un peu plus de 1’220 mand. On trouve plus de livres sur l’Amérique du vol. Il s’agit essentiellement de monographies, à Sud (Brésil, Pérou,…)etl’Amérique centrale que l’exception de 3 périodiques (170 vol. ) du 19e s. sur l’Amérique du Nord. Les récits de voyages Les ouvrages sont quasi tous du 19e s. (770 titres en dominent, comme Voyages dans l’intérieur du Bré- 1’110 vol.), pour seulement 45 titres (102 vol.) du sil, de John Mawe (Paris 1816). 18e s.et7du17e s. Les livres en français sont nette- ment majoritaires (580 titres en 770 vol., soit 2.8 L’Océanie (cote OC) ne fait que l’objet de 80 70 %). Comme il s’agit de la bibliothèque d’un ouvrages (une centaine de vol.). Ils sont tous du musée d’ethnographie, il n’est pas étonnant de ne 19e s. Ici, la part des livres en langues étrangères est trouver que des ouvrages ayant un rapport avec nettement plus importante que pour les autres cette discipline. Nous suivons le principe du classe- continents: 30 titres (43 vol.) en anglais, une ving- ment des livres au rayon, continent par continent taine en allemand et 1 en italien. On retrouve ici (pas de subdivision à l’intérieur des continents). encore les récits de voyages, les descriptions de pays Bibliothèque du Musée d’ethnographie, Genève 361 ou de populations (Au pays des cannibales de Carl et 29/41 du 18e s.), le Dauphiné (210/218) et l’Ain Lumholtz, Paris 1890), ou la question des missions. (140/170). 616 titres (688 vol.) concernent la 2.9 L’Europe (cote EU) est le continent le moins Suisse, plus particulièrement les cantons de Genève bien représenté (55 titres en 60 vol.) dans la section (212/237), du Valais (109/123, dont Dissertation des monographies. Les ouvrages sont quelque peu historique et critique sur le martyre de la légion thé- différents de ceux que l’on peut trouver dans les béene de Jean Dubourdieu, Amsterdam 1705), de Vaud (96/101), de Neuchâtel (67/71) et de Fribourg autres sections: il y a beaucoup moins de récits de ’ ’ voyage. Les ouvrages portent sur différents pays et (22/23). L Italie n est représentée que par 45 titres sur différents aspects de l’ethnographie, sans que (60 vol.). A signaler encore 16 titres sur le Léman, ’ l’on puisse y distinguer un point fort. Ils sont tous 11 sur d autres pays («étranger») et surtout 430 sur du 19e s., et seulement 10 ne sont pas en français. les Alpes (510 vol.), dont de nombreux récits de ’ voyages ou d’ascensions. C’est dans cette dernière L Europe est en revanche bien représentée dans le ’ fonds Amoudruz. catégorie que l on trouve la plupart des titres en anglais (60/66) et un tiers des titres du 18e s. (54/ 2.10 Les ouvrages qui portent sur deux continents 80). ou plus, et ceux qui abordent l’ethnographie dans une perspective globale, ont été regroupés sous 2.14 Quelque 230 titres (280 vol.) portent plus ’ «Ethnographie générale» (cote ME). Ils forment un spécialement sur un thème en lien avec l ethnogra- ensemble d’un peu plus de 170 imprimés en un peu phie. Plus précisément, nous avons 54 titres (58 plus de 400 vol., y compris 3 titres de périodiques vol.) sur la religion (Bibles, psautiers, catéchismes, ’ en 170 vol. (Anthropological review 1863–, Zeits- religion populaire, comme l Histoire panégyrique chrift für Ethnologie 1870–). Tous les titres sont du de la vie de Sainte Marthe de R. Berthet, Lyon 19e s., sauf 2 du 17e s. et 11 du 18e s. 35 titres ne 1650), 36 titres (39 vol.) sur le folklore (légendes, sont pas en français: 16 en allemand, 19 en anglais. sorcellerie, métiers, comme Les sept dialogues de ’ On y trouve des récits de voyages, des ouvrages sur Pictorius, Paris 1557), 20 titres (30 vol.) sur l his- les mœurs et les coutumes, sur les religions, sur l’ar- toire (surtout de la France, comme Le cathalogue tisanat, etc. On peut signaler: Des races humaines des villes et citez assises ès troys gaulles de Gilles ou éléments d’ethnographie de Jean d’Omalius Corrozet, s.l. 1540) et 120 titres (150 vol.) sur les ’ ’ sciences, en particulier sur la géologie et la spéléolo- d Halloy (Bruxelles ca 1839), Eléments d anthropo- ’ logie générale de Paul Topinard (Paris 1885). gie (une autre passion d Amoudruz). 2.15 Reste des guides de voyages (70 titres en 72 Collection particulière vol.), des catalogues d’expositions (25/25, surtout 2.11 Le fonds Georges Amoudruz (cote GAZ), qui sur l’exposition nationale de 1896), des périodiques était à l’origineconstituédeprèsde6’000 titres, en (73titresen1’113 vol.), des almanachs (6 titres en contient aujourd’hui environ 14’000: livres, pério- 253 vol.), quelque 70 ouvrages divers (ou «généra- diques (une petite centaine), tirés à part, brochures. lités»), dont Instruction générale pour la teinture On doit y ajouter une collection d’estampes, de gra- des laines (Rouen 1699). On notera pour finir une vures, de cartes postales, de cartes topographiques belle collection de 500 tirés à part ou brochures, et de coupures de presse. Ce fonds renferme près de qui ont bien sûr un rapport avec la thématique du e 3’000 titres anciens en plus de 4’550 vol., pour l’es- fonds; ils sont quasi tous du 19 s., et en français; le e sentiel (93 %) du 19e s., soit plus de 2’760 titres en plus ancien (et seul du 17 s.) est la Lettre en forme 4’250 vol.; le reste est constitué de 153 titres (268 de dissertation sur la prétendue découverte de la vol.) du 18e s., de 34 titres (37 vol.) du 17e s. et de 2 ville d’Antre en Franche-Comté de Nicolas André titres du 16e s.Lamajeurepartiedesimprimésest de Saint-Nicolas (Dijon 1698). en français, à l’exception de 72 titres (100 vol.) en anglais, 35 (67 vol.) en allemand, 30 en italien et 10 dans d’autres langues (latin, néerlandais et franco-provençal). 3. CATALOGUES 2.12 Le fonds Amoudruz est plus particulièrement Catalogue moderne focalisé sur le «couloir rhodanien». Il reflète la per- sonnalité et les intérêts de ce chercheur-collection- Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises neur, curieux de tout imprimé ayant un rapport [depuis 1987; rétrocatalogage en cours] avec les populations du couloir rhodanien (du Haut-Valais à Marseille) et des environs. Notre des- Catalogues anciens généraux cription se fonde sur le classement des documents Catalogues de la bibliothèque du Musée (monogra- ’ tel qu il avait été réalisé par Amoudruz lui-même. phies) [sur fiches; catalogue alphabétique auteurs; 2.13 Une partie des imprimés (les deux tiers) catalogue topographique; catalogue alphabétique concerne une région géographique. 854 titres (937 matières; catalogue géographique; catalogue des vol.) ont trait à la France, plus particulièrement la ethnies; ces cinq catalogues ne sont plus alimentés Savoie (413 titres en 450 vol., dont 17/19 du 17e s. depuis 1987] 362 Bibliothèque du Musée d’ethnographie, Genève

Registre des entrées 1950–1956 [1 vol. ms., topo- Compte rendu des recettes et des dépenses de la graphique] Ville de Genève. Genève 1922–1950 [il y a une Registre des entrées 1982– [6 vol. mss, topogra- rubrique pour le Musée] phique] Ville de Genève. Comptes rendus financier et admi- nistratif de l’Administration municipale. Genève Catalogues anciens spécialisés 1951–1960 [il y a une rubrique pour le Musée] Catalogues des articles de périodiques de la biblio- Bulletin annuel [du] Musée et Institut d’ethnogra- thèque du Musée [sur fiches; catalogue alphabé- phie de la Ville de Genève. Genève 1958–1990 tique auteurs; catalogue alphabétique matières; [contient le rapport d’activité] catalogue géographique; catalogue des ethnies; ces quatre catalogues ne sont plus alimentés depuis Totem. Journal du Musée d’ethnographie de 1987] Genève. Genève 1991– Catalogues de la bibliothèque des Américanistes [sur fiches; catalogue alphabétique auteurs; catalo- Études gue alphabétique matières; catalogue géographique; catalogue des ethnies; ces quatre catalogues ne sont Burckhardt, Felix: Schweiz. Berlin 1934 (Minerva plus alimentés depuis 1987] Handbücher, section 1, Die Bibliotheken, vol. 3) [sur la bibliothèque, p. 81] Catalogues de la bibliothèque Amoudruz [sur fiches; catalogue alphabétique auteurs; catalogue Musée d’ethnographie Genève 1901–1976. Genève topographique; catalogue alphabétique matières; 1976 [allusions à la bibliothèque, p. 20, 25, 30] catalogue géographique; ces quatre catalogues ne sont plus alimentés depuis 1987] 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS Aubert, Laurent (dir.): Le monde & son double. 4. SOURCES ET ÉTUDES Ethnographie, trésors d’un musée rêvé. Paris, SUR L’HISTOIRE Genève 2000 [surtout p. 142–157] DE LA BIBLIOTHÈQUE Chevalier, Bernadette: Un riche fonds trop Archives méconnu à Genève. In: Bulletin du Musée d’ethno- – VilledeGenève.Compterendudel’Administration graphie 27(1984), p. 33 35 municipale pendant l’année… Genève 1901–1950 Crettaz, Bernard [et al.]: La folie Amoudruz. Lau- [contient le rapport annuel du Musée, depuis 1922] sanne 1989 [sur sa bibliothèque, p. 22–23] Bibliothèque musicale de la Ville de Genève 363

BIBLIOTHÈQUE MUSICALE Informations pour les utilisateurs de passage: DELAVILLEDEGENÈVE Depuis la gare CFF de Cornavin, tram n° 13 ou n° 15 direction Palettes, arrêt Cirque, ou bus n° 5 Canton: Genève direction Hôpital, arrêt Place Neuve. En voiture, depuis les différentes sorties d’autoroute, suivre la Lieu: Genève direction Centre, puis parking de Plainpalais.

Auteures: Muriel Hermenjat et Fabienne Grand- jean, avec la collaboration de Jean-Luc 1. HISTORIQUE DU FONDS Rouiller 1.1 La fondation de la Bibliothèque musicale de la Ville de Genève date de 1962. Elle se nommait à Adresse: Maison des arts du Grütli, l’époque «Bibliothèque du Service des spectacles et Rue Général-Dufour 16, 1204 Genève concerts» et était située dans les combles du numéro ’ Téléphone: +41 22 418 35 80 5 de la Promenade du Pin. Elle fonctionna jusqu en 1994 comme bibliothèque d’orchestre pour le Ser- Fax: +41 22 418 35 81 vice des spectacles et concerts. Le bibliothécaire et fondateur de la bibliothèque, Angelo Galletti, pré- Homepage: www.ville-ge.ch/bge/bmus/ parait et gérait les matériels d’orchestre pour les concerts organisés par la Ville de Genève. En 1989, E-mail: [email protected] la bibliothèque déménagea à son emplacement actuel, au premier étage de la Maison des arts du Rattachement administratif: Grütli. Elle s’appelle désormais Bibliothèque musi- Bibliothèque de Genève – Ville de Genève cale de la Ville de Genève et s’ouvre complètement ’ Fonctions: au public. La mission de la bibliothèque s orientant Bibliothèque publique, spécialisée et patrimoniale. plutôt vers la mise à disposition et la conservation d’un patrimoine historique et musical, la tâche de Collections: préparation des matériels d’orchestre pour les Musique: partitions musicales en lien avec la vie concerts de la Ville de Genève est déléguée, dès musicale genevoise des 19e et 20e s., monographies, 1994, à la bibliothèque de l’OrchestredelaSuisse livrets, affiches, programmes. romande. La Bibliothèque musicale rejoint le Réseau des bibliothèques de Suisse occidentale Conditions d’utilisation: (RERO) en 1996; elle commence alors à informati- Bibliothèque de prêt, ouverte le mardi de 15 h à ser son catalogue. Depuis le 1er janvier 1998, elle 19 h, le mercredi de 14 h à 18 h, les jeudi et vendredi est rattachée à la Bibliothèque de Genève. de 13 h à 17 h. La salle de lecture compte 7 places de ’ travail et met à disposition les périodiques récents et 1.2 L histoire des fonds anciens de la Bibliothèque des ouvrages de référence consultatifs. Libre accès musicale est étroitement liée à celle de la biblio- (env. 10’000 partitions dans tous les genres musi- thèque du Grand Théâtre de Genève. La première mention des collections remonte à 1877, lorsque le caux). Membre de Bibliopass. Pas de prêt entre ’ bibliothèques. Conseil administratif de la Ville décide d acheter «un fonds [de partitions] à l’usage des théâtres de la Equipement technique: ville» (Grandjean 1999, p. 7). Ces partitions sont Photocopieuse, postes de consultation pour l’OPAC; réunies dans la bibliothèque du Théâtre, qui pos- possibilité d’obtenir (avec délai) des copies à partir sède également des matériels d’orchestre pour les de microfilms ou de documents numérisés sur concerts symphoniques organisés par la Ville de demande. Genève. En effet, dès l’ouverture du Nouveau Théâ- tre, en 1879, des séries de concerts symphoniques Informations imprimées: voient le jour parallèlement aux productions lyri- Feuilles d’informations à l’usage des lecteurs. ques. Ces matériels d’orchestre d’œuvres symphoni- 364 Bibliothèque musicale de la Ville de Genève ques et lyriques sont presque toujours constitués de 2.2 Nous n’avons pas tenu compte des dons la partition et des parties séparées imprimées. Ils encore non inventoriés, ni d’une grande partie du forment un ensemble de documents homogènes fonds ancien du Grand Théâtre, dont il n’existe à ce illustrant la vie musicale genevoise du 19e s. A cette jour aucun inventaire, car l’incendie de 1951 a même époque, la bibliothèque s’enrichit d’un don détruit la plupart des documents d’archives et des du Conservatoire de musique de Genève: une tren- catalogues. Par ailleurs, pour situer approximative- taine de partitions d’opéras éditées avant 1800, ment dans le temps les nombreux documents sans ayant une grande valeur éditoriale. date, les ouvrages de références sur les éditeurs de e 1.3 Le 1er mai 1951, un incendie détruit le Grand musique du 19 s. nous ont grandement aidés. Fina- lement, les ouvrages dont les fiches du catalogue Théâtre. Les fonds anciens de la bibliothèque qui – ’ ont échappé aux flammes sont alors entreposés donnent une évaluation du type [19 ?] n ont pas dans différents locaux de la ville, avant d’être à été vérifiés au rayon, car nous avons estimé que nouveau réunis, en 1973, sous un même toit, à la cette première évaluation était fiable. Bibliothèque du Service des spectacles et concerts. ’ Les transferts liés à l incendie amènent, entre Survol chronologique et par langues autres, à la bibliothèque un fonds d’imprimés rela- tifs à la vie musicale genevoise (livrets d’opéra, affi- 2.3 La bibliothèque abrite un ensemble de plus de ches, programmes de concerts), ainsi que des pièces 40’000 documents imprimés (partitions, matériels de théâtre et des ouvrages sur la musique. Les maté- d’orchestreetdechœur, affiches, programmes de riels lyriques déposés jusqu’à ce jour par le Grand concerts, monographies), ainsi qu’une centaine de Théâtre se montent à au moins 358 œuvres, comme périodiques (dont 48 vivants), 650 disques nous le montre un inventaire établi en 2001. compacts et 35 cédéroms. Le nombre total d’impri- més antérieurs à 1900 s’élève à plus de 10’750: plus 1.4 Dès 1962, Angelo Galletti instaure un système de 7’000 sont des «textes imprimés» (des program- de cotation selon les différentes présentations musi- mes pour l’essentiel) et 3’750 des partitions cales (LY pour les matériels lyriques, CH pour les ’ œ (musique imprimée). L essentiel de ces imprimés matériels de ch ur, etc.). Ce système alphanumé- anciens date du 19e s. (10’490 titres): plus précisé- rique est toujours en vigueur. Il côtoie un autre sys- ment, 125 ont été édités entre 1800 et 1825, 350 tème de classement (Principes de classement des entre 1825 et 1850, 2’037 entre 1850 et 1875, et documents musicaux, version 4) introduit en 2002, ’ ’ ’ ’ 7 977 entre 1875 et 1900. La bibliothèque possède envuedelouverture d un libre-accès. L accroisse- aussi 120 titres du 18e s.et1du17e s. Pour chaque ment des collections se poursuit par des acquisitions type de documents, une répartition par siècles est et par des dons occasionnels de musiciens ou d’ins- ’ œ donnée dans l aperçu systématique. La quasi tota- titutions locales (ch urs et orchestres). Pour les dix lité des ouvrages est en français. Nous signalons les dernières années, nous signalerons particulièrement ’ œ ouvrages en langue étrangère (italien, allemand, un fonds de 3 000 uvres musicales (musique de russe) dans l’aperçu systématique, lorsqu’ils sont en chambre, musique symphonique, etc.) déposé en nombre représentatif. 1993 par la Radio suisse romande.

Aperçu systématique 2.4 L’aperçu systématique a été réalisé en tenant 2. DESCRIPTION DU FONDS compte, pour les textes imprimés, du type de docu- 2.1 La description des fonds anciens de la Biblio- ments et, pour la musique imprimée, de la présenta- thèque musicale (état 2004) a été divisée en deux tion musicale. grandes catégories: d’une part, les livres, les livrets, lesaffichesetlesprogrammes(soitles«textes Livres imprimés«) et, d’autre part, la musique imprimée. 2.5 La bibliothèque possède 144 ouvrages anciens L’inventaire des «textes imprimés» a été plus aisé à relatifs à la musique (côte LT). Seuls 3 sont du réaliser, vu que la presque totalité des documents 18e s., dont le Dictionnaire de musique de Jean-Jac- est recataloguée en machine. Par contre, pour le ques Rousseau (Paris, Amsterdam 1798). Les autres décompte des partitions musicales, nous avons dû ouvrages sont du 19e s. (141 titres), tous de la tenir compte des particularités de ce type de docu- seconde moitié. Il s’agit avant tout de livres en fran- ment, d’où la nécessité de procéder à un inventaire çais, à l’exception de 2 titres en russe et de 3 en alle- essentiellement manuel. Pour la très grande section mand (seconde moitié du 19e s.). 56 ouvrages trai- des matériels d’orchestre, une extrapolation a été tent de la critique musicale ou de l’histoire de la effectuée à partir d’un échantillonnage: le catalogue musique, 40 sont des biographies, 18 des écrits ou surfichesn’est pas assez précis et l’inventaire au de la correspondance de musiciens, 20 concernent rayon irréalisable, vu le nombre de documents à la vie musicale locale, suisse ou étrangère (8), 10 manipuler. Les chiffres indiquent le nombre de sont des dictionnaires. Signalons au passage que la titres et non de volumes. bibliothèque abrite aussi un fonds ancien de 2’935 Bibliothèque musicale de la Ville de Genève 365 vol. de pièces de théâtre et d’autres ouvrages ayant Théâtre de Genève sont quasi complets dès 1866. trait aux domaines lyrique et dramatique, prove- Ces programmes sont souvent reliés par année ou nant du Grand Théâtre. Ils ne sont pas encore cata- saison musicale: chacune pouvant compter jusqu’à logués ni classés, d’où l’impossibilité d’en donner 150 représentations. Une centaine de programmes une description plus détaillée. isolés sont antérieurs à cette date. Les programmes des concerts symphoniques d’abonnement, organi- Livrets sés au Théâtre de Genève et précédant la fondation 2.6 La collection de livrets (côte LV) totalise 475 de l’Orchestre de la Suisse Romande, sont pratique- titres imprimés avant 1900. 14 ont été édités au ment exhaustifs dès 1889. D’autres programmes 18e s., 67 l’ont été entre 1800 et 1850, et 394 dans isolés sont aussi à signaler: ils concernent des la seconde moitié du 19e s. Le français reste la lan- concerts donnés par l’Orchestre de la Ville de gue prédominante (278), avec 90 titres entre 1801 Genève, ou organisés par la Ville de Genève, ou et 1879, puis une forte concentration de 174 titres encore proposés dans d’autres salles genevoises. entre 1880 et 1900 (la production allant crescendo e 2.10 On trouve également 17 documents (12 durant ce siècle), plus les 14 titres du 18 s. Les concernant la vie culturelle genevoise et 5 la France ’ livrets en italien (171) sont plus précoces d un quart ou l’Europe) conservés en parallèle des programmes de siècle: 75 titres entre 1850 et 1874, 48 titres e e et datant aussi du 19 s.: des outils de recherche tels pour le deuxième quart du 19 s. et 48 également que répertoires, tableaux de la troupe, bulletins pour le dernier quart de ce siècle. Les livrets alle- officiels (comptabilisés avec les programmes), mais mands sont nettement moins bien représentés, avec aussi des périodiques traitant de la vie musicale et seulement 26 titres dès 1825, mais pour l’essentiel e théâtrale, présentant les concerts et les spectacles, de la fin du 19 s. Ces livrets sont étroitement liés à les critiquant et, pour certains, reproduisant les ’ des partitions de piano-chant, à des matériels d or- programmes. chestre ou même à des programmes de concerts conservés à la Bibliothèque musicale. Ce sont prin- cipalement des œuvres du répertoire données en Musique imprimée représentation au Grand Théâtre. 2.11 La musique imprimée dans son ensemble totalise 3’750 partitions anciennes, dont 1’900 sont Affiches des matériels d’orchestre du 19e s. (une répartition 2.7 La bibliothèque possède 77 affiches anciennes. plus fine est impossible). L’ensemble des autres par- Une seule date du 18e s. Les autres affiches sont titions (environ 1’800 documents) se répartit de la réparties comme suit: 42 entre 1800 et 1850, et 34 façon suivante: 1 partition date du 17e s., 102 parti- pour la seconde moitié du 19e s.Cesaffichessont tions appartiennent au 18e s., 339 ont été éditées pour la plupart en français, car elles annoncent des entre 1800 et 1850 (dont 225 entre 1825 et 1850), spectacles, des pièces de théâtre ou des opéras don- le reste (plus de 1’200 titres) entre 1851 et 1900 nés au Théâtre de Genève. Quelques-unes sont mal- (environ 390 entre 1851 et 1874, et plus de 830 gré tout rédigées dans une autre langue (12 en entre 1875 et 1900). Les quelques considérations russe, 4 en allemand, 1 en italien); elles renvoient relatives aux langues, dans les descriptions qui sui- alors à des spectacles donnés en dehors de Genève. vent, sont avant tout liées aux lieux d’édition; elles L’affiche la plus ancienne date de 1795: elle fait restent pertinentes, même si nous sommes en pré- référence à une représentation de Robert chef de sence de partitions. Les chiffres relevés ci-après brigand et du Devinduvillage, opéra de Jean-Jac- révèlent la grande production musicale du 19e s. ques Rousseau, pièces jouées à Châtelaine Cependant, peu de partitions ont de la valeur: c’est (Genève). l’époque, dès 1850, des grandes productions édito- riales et le début des Gesamtausgaben.Notrecol- Programmes lection de musique imprimée renferme des docu- 2.8 Un nombre considérable de programmes de ments de différentes natures. spectacles et de concerts est conservé à la Biblio- 2.12 137 partitions de direction (côte PO) sont thèque musicale. On estime ce fonds à environ ’ ’ éditées avant 1900. Plus d un tiers (50) sont des 6 300 pièces. Toutes datent de la seconde moité du partitions précieuses, car elles ont été imprimées au e ’ 19 s., à l exception de 20 programmes imprimés 18e s.;26datentdelapremièremoitiédu19e s. et dans la première moitié de ce siècle. Le français est 61 de la seconde. Une centaine de ces documents la seule langue représentée, ou presque. Les autres sont imprimés à Paris, ce qui montre la centralisa- langues sont inexistantes, voire trop rares pour être tion de l’édition musicale à l’époque et sa diffusion. signalées ici. Ces partitions comptent les pièces les plus rares et 2.9 L’exhaustivité du fonds dépend de sa prove- parmi les plus anciennes de la bibliothèque. La plu- nance. Les programmes du Victoria Hall sont tous part sont répertoriées dans le RISM, sans toutefois conservés dès l’inauguration de la salle en 1894 que l’exemplaire de la bibliothèque soit signalé (cette collection est dédoublée et conservée égale- (Nicolas-Marie Dalayrac, Une heure de mariage,D ment dans les murs du Victoria Hall). Ceux du 321; Giovanni Paisiello, Le barbier de Séville,P 366 Bibliothèque musicale de la Ville de Genève

194; Antonio Sacchini, La colonie, S 169; Chris- 2.17 Les partitions de musique vocale (côte MV) toph Willibald Gluck, Iphigénie en Tauride,G antérieures à 1900 forment un ensemble de 504 2816; Giovanni Battista Pergolesi, La serva titres. Environ 50 % ont été éditées entre 1875 et padrona, P 1393). 1900, alors que très peu de titres l’ont été avant 1825 (19 ouvrages entre 1685 et 1800 et 27 entre ’ 2.13 Les matériels d orchestre (côtes SY et RSR) 1800 et 1825, tous en français). Durant tout le ’ ’ représentent un ensemble d environ 6 500 unités, 19e s., une forte majorité est éditée en français (346 ’ dont environ 1 900 sont antérieurs à 1900. Nous titres). Puisque le répertoire du Grand Théâtre était ’ rappelons que ces chiffres sont le fruit d extrapola- tourné vers la comédie et les œuvres lyriques, il ’ tions effectuées à partir d un échantillon (lettre B n’est pas étonnant de ne trouver qu’une seule parti- du fichier alphabétique des auteurs). Nous relevons tion (en latin et du dernier quart du 19e s.) relevant une prédominance des éditions allemandes depuis du domaine religieux. La partition la plus ancienne 1850, quoique la plupart soient éditées après 1875. date du 17e s.: Le Livre d’airs avec les seconds cou- ’ Parmi ces 1 900 documents, une dizaine de maté- plets en diminution mesuréz sur la basse continue riels sont précieux, soit ceux édités au milieu du d’Honoré d’Ambruys (Paris 1685). 19e s., avec toutes les parties d’orchestre gravées. En musique imprimée ancienne, cela mérite d’être 2.18 Vu les fonctions initiales de la bibliothèque ’ signalé, car généralement les parties instrumentales (voir l historique du fonds), la musique de chambre ’ étaient manuscrites, réalisées par un copiste. Citons (côte MC) n est pas, a priori, la musique la mieux un matériel d’orchestre de Frédéric Chopin du représentée dans les fonds anciens. On comptabilise thème La ci darem la mano, opus 2 (Paris 1833). Le tout de même 540 partitions pour ce type de matériel d’orchestre complet, gravé, de la Sympho- musique, dont une très faible proportion possède une valeur éditoriale (environ 6 %). 29 documents nie No. 3 für Orchester de Félix Mendelssohn e (Leipzig s.d.) date de la même époque. datent du 18 s., comme les Cinquante études pour le violon d’Antonio Bartolomeo Bruni (Paris s.d.) 2.14 Parmi les 178 matériels d’orchestre lyriques et, pour le tout début du 19e s., une édition fran- gravés (côte LY) – nous n’avons pas pris en considé- çaise de l’opus 12 de Ludwig van Beethoven repre- ration des matériels où seule la partition de direc- nant l’édition de Vienne de 1799: Trois sonates tion est éditée et les parties séparées manuscrites –, pour le piano-forte avec accompagnement d’un vio- plus des deux tiers ont été imprimés entre 1750 et lon (Paris s.d.). 125 partitions ont été éditées dans 1850. Proportionnellement, très peu de matériels la première moitié du 19e s., et 386 entre 1850 et d’orchestre lyriques sont donc édités entre 1850 et 1900. Les instruments les mieux représentés sont le 1900: 41 titres. Cette constatation montre la violon, la harpe et le piano. Les trios et quatuors richesse unique des matériels d’orchestre complets sont souvent édités à la fin du 19e s. par les éditeurs et plus anciens: 39 matériels lyriques sont édités de Leipzig. entre 1750 et 1800, 37 entre 1800 et 1825 et 61 2.19 Le fonds ancien n’abrite que 64 méthodes entre 1825 et 1850. Pour les 39 premiers, les réfé- (côte MD) éditées avant 1900, réparties ainsi: 10 rences du RISM permettent d’identifier chaque titres entre 1750 et 1850, 3 entre 1850 et 1875 et matériel, comme Stratonice, opéra d’Etienne Nico- 51 dans les dernières années du siècle. Les éditions las Méhul (Paris s.d., M 2033 et M 2037). en français représentent 80 % de ces méthodes; 7 2.15 Les matériels de chœur (côte CH) sont, prin- sont en anglais et 6 en allemand. cipalement, les parties chorales d’œuvres lyriques. Les éditions anciennes sont ici très peu nombreuses. Ce type de partitions était davantage des copies manuscrites que des éditions séparées. Seuls 43 titres sont ainsi édités avant 1900. Soit 4 titres entre 3. CATALOGUES 1825 et 1850, 11 titres entre 1850 et 1875 et 21 e pour le dernier quart du 19 s. Un quart des titres Catalogues généraux (11) concerne des éditions italiennes. Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises 2.16 Les réductions pour piano-chant (côte PC) [partiel depuis janvier 1997 pour la musique impri- totalisent 382 titres édités avant 1900. 3 documents mée; complet pour les nouvelles acquisitions et les e appartiennent au 18 s. Une centaine est éditée entre livres; les livrets d’opéra sont en cours de recatalo- 1800 et 1850. Ensuite, comme pour d’autres parti- gage] tions, on comptabilise un chiffre élevé de titres pour la seconde moitié du 19e s.: 113 réductions ont été Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes ’ éditées entre 1851 et 1875, et 167 entre 1875 et [sur fiches, scanné; n est plus alimenté depuis la fin 1900. Comme pour l’ensemble des partitions décri- 1996] tes ci-dessus, une forte majorité des œuvres (plus de Catalogue systématique [sur fiches; n’est plus ali- 75 %) sont des éditions françaises: 301 titres sur les menté depuis la fin 1996; accès par instruments, 382. genres musicaux, présentations musicales ou sujets] Bibliothèque musicale de la Ville de Genève 367

Catalogues spécialisés l’année […]. Genève 1998– [contient le rapport annuel de la Bibliothèque musicale] Inventaire des affiches [dactyl. jusqu’en 1989; base de données sur File Maker Pro dès 1990; depuis [Procès verbaux des séances internes au service] 2007, les affiches sont répertoriées dans la Collec- [dactyl., novembre 2000–] tion d’affiches suisses] Études Inventaire des programmes [base de données non exhaustive sur File Maker Pro] Cole, Richard: La vie musicale au Grand Théâtre de Genève entre 1879 et 1918. Genève 1999 Listes d’inventaires de dons non catalogués Grandjean, Fabienne; Guibentif, Tullia; Hermenjat, Muriel: Da capo... à la Bibliothèque musicale. La bibliothèque fête ses 10 ans à la Maison des arts du 4. SOURCES ET ÉTUDES Grütli. Genève 1999 SUR L’HISTOIRE DE LA BIBLIOTHÈQUE Guibentif, Tullia: La Bibliothèque musicale. In: Patrimoine de la Bibliothèque de Genève. Genève Archives 2006, p. 239–261 [Comptes rendus de la Bibliothèque musicale] [ver- sion ms. (1975–1989), puis dactyl. (1990-) des rap- ports annuels édités dans les publications mention- 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS nées ci-après] Grandjean, Fabienne: Programmes de concerts et de Compte rendu administratif de l’administration spectacles conservés à la Bibliothèque musicale de municipale de la Ville de Genève. Genève 1975– la Ville de Genève. Leur place dans la documenta- 1997 [contient une rubrique «Bibliothèque musi- tion genevoise, leur traitement et leur conservation. cale» dans la section «Spectacles et concerts»] Genève 1996 [travail de diplôme ESID, dactyl.] Bibliothèque publique et universitaire, Institut Vol- Tappolet, Claude: Anciennes affiches de concerts et taire, Bibliothèque musicale: compte rendu pour de spectacles. Genève 1984 [catalogue d’exposition] 368 Bibliothèque du Musée de la pharmacie, Genève

BIBLIOTHÈQUE DU MUSÉE toire (Ducommun, p. 46). Suite à plusieurs déména- DE LA PHARMACIE, GENÈVE gements, une partie de ces ouvrages avait déjà dis- paru en 1984, date à laquelle Fritz Ducommun en ’ Canton: Genève avait fait l inventaire; depuis lors, leur proportion dans le fonds actuel a encore diminué. Lieu: Genève 1.2 Une autre partie des livres proviennent de ’ Auteurs: Brigitte Veya et Jean-Luc Rouiller l École de pharmacie de la rue de Candolle, qui pos- sédait une bibliothèque dans des locaux spacieux. Adresse: Rue Du Bois-Melly 2 bis, Suite au déménagement de 1974 dans les nouveaux 1205 Genève espaces de l’Université (Sciences II) et au tri qui eut lieu, les livres anciens furent dispersés dans au Téléphone: +41 22 781 76 36 moins trois institutions: les professeurs André Miri- manoff (1902–1992) et Kapétanidis décidèrent de Fax: +41 22 781 76 37 donner une partie des livres concernant la bota- E-mail: [email protected] nique au Jardin botanique; ceux dont les illustra- tions présentaient encore un certain intérêt furent Rattachement administratif: remis aux archives de Sciences II; une troisième par- e e pharmaGenève tie, environ 80 ouvrages des 16 –20 s., dont la plu- part portent le sceau rouge «Université de Genève. Fonctions: Laboratoire de pharmacognosie», alla au Labora- Bibliothèque du Musée de la pharmacie toire des pharmaciens genevois (inauguré en 1964) de la rue du Lac, qui appartient à la SPhG (Veya, Collections: p. 10). Une salle de ce Laboratoire abritait, en plus Surtout sciences médicales, pharmacie, pharmaco- des livres, la collection d’objets du pharmacien Fritz pée; dans une moindre mesure maladies, médica- Ducommun, collection que la Société rachètera en ments, botanique. 1971 pour en faire un petit musée. Conditions d’utilisation: 1.3 A côté de ces deux principaux fonds, on note Bibliothèque de consultation, ouverte aux cher- la présence d’ouvrages cédés par des pharmaciens cheurs, sur rendez-vous uniquement. Pas de prêt. de la ville, comme nous l’apprennent les ex-libris de certains livres: Burkhard Reber (1848–1926), phar- Informations pour les utilisateurs de passage: macien en chef de l’Hôpital cantonal, Fritz Ducom- Depuis la gare CFF de Cornavin, bus n° 1 direction mun (1899–1989), président de la SPhG, Arlène ’ Rive, arrêt École-Médecine. Sortie d autoroute Montandon. La bibliothèque possède une dizaine Genève-Lac, direction Centre, Plainpalais; parking d’ouvrages (19e/20e s.) ayant appartenu à chacune de Plainpalais à proximité. de ces personnes. On y trouve aussi 7 manuscrits de Johann Jacob Fischer, un étudiant en médecine de e e 1. HISTORIQUE DU FONDS lafindu17/début 18 s. La moitié de l’ensemble des livres n’ont pas d’ex-libris, ce qui rend difficile 1.1 La Société de pharmacie du canton de Genève la reconstitution précise de l’histoire du fonds. (SPhG) a été fondée en 1874. Les premiers statuts ne datent toutefois que de 1889. Les premières 1.4 En novembre 1998, la collection d’objets et les informations relatives à l’existence d’une biblio- livres furent transférés de la salle du Laboratoire à thèque ne remontent qu’à la seconde moitié du la Grande salle de la SPhG (ces deux salles se trou- 20e s. On distingue alors deux principaux dons. vaient au 5e étage du bâtiment de la rue du Lac, Tout d’abord, en 1959, le pharmacien André Pier- sous les toits). Ce déménagement permit de mettre roz donna une partie de sa bibliothèque, peut-être la main sur un ancien catalogue sur fiches, sommai- 200 vol., dont certains étaient reliés et munis de son res et manuscrites, en deux parties (alphabétique ex-libris. Ils concernaient la pharmacie et son his- auteurs et matières), probablement réalisé en 1984 Bibliothèque du Musée de la pharmacie, Genève 369 par Gaston Monnerat et Fritz Ducommun. Il s’agit ou pharmacologie: 2 du 16e s., 6 du 17e s., 9 du peut-être du catalogue des ouvrages donnés par A. 18e s., 33 du 19e s. Le plus ancien est Terrapeutica Pierroz ou de l’état de la bibliothèque à cette date. Galeni methodus Medendi de Gallien (Venise Les livres sont munis d’une cote alphanumérique 1530). dont la signification nous échappe. Suite au change- 2.5 13 titres concernent des ouvrages touchant au ment de salle, Brigitte Veya consacra, dans le cou- domaine des maladies ou infections (5 du 17e s., 4 ’ rant de l année 2000, son travail de diplôme de du 18e s., 4 du 19e s.), comme par exemple Kurzes bibliothécaire à la mise en valeur de cette petite Handtbüchlein und Experiment vieler Arz (Stras- bibliothèque. Les ouvrages, dont certains sont en bourg 1633) et 11 traitent de médicaments en parti- mauvais état, furent alors classés selon une CDU culier (3 du 16e s., 2 du 17e s., 5 du 18e s., 1 du adaptée aux besoins et cotés. Un catalogue fut éta- 19e s.), comme Confect Büchlin und Hauss Apo- bli sur Access, puis imprimé en annexe dudit tra- ’ teck, de Walther Hermann Ryff (Francfort-sur-le- vail. En 2008, la SPhG fusionna avec l Association Main 1544). des pharmacies. La nouvelle société, baptisée phar- maGenève, emménagea au 2 bis rue Du Bois-Melly. 2.6 22 titres relèvent des sciences exactes et natu- e e e Elle y installa sa collection d’objetsetdelivresdans relles (1 du 16 s., 3 du 17 s., 6 du 18 s., 11 du e la salle de cours et de conférence. 19 s.), parmi lesquels 12 concernent la botanique (La première partie de l’histoire des plantes,de Rembert Dodoens, [vers 1580]) et 5 la chimie (Basi- ’ 2. DESCRIPTION DU FONDS lica chymica d Oswald Croll, Genève 1624). 2.1 Le comptage a été effectué en 2002 à partir du catalogue élaboré par Brigitte Veya. On donne le 3. CATALOGUES nombre de titres. L’aperçu systématique se fonde sur le classement CDU des ouvrages. Catalogue imprimé [classement CDU; publié par B. Veya dans Traitement du fonds de livres anciens] Survol chronologique et par langues Catalogue alphabétique auteurs et Catalogue alpha- 2.2 La bibliothèque abrite 262 titres, dont 11 bétique matières [1984; sur fiches mss, ne corres- manuscrits. 182 titres (imprimés) sont antérieurs à pond plus du tout à l’état actuel du fonds; deux 1900, essentiellement des monographies. Pami fiches de ce catalogue donnent quelques informa- ceux-ci, on compte 12 titres du 16e s.,29du17e s., tions] 40 du 18e s. et 101 du 19e s. Parmi les imprimés anciens, le nombre de titres en français et en alle- mand est équivalent: 67 dans chaque langue. 43 titres sont en latin, 3 en anglais et 1 en italien. 4. SOURCES ET ÉTUDES SUR L’HISTOIRE Aperçu systématique DE LA BIBLIOTHÈQUE 2.3 La section la plus importante est celle des pharmacopées: 50 titres (2 du 16e s., 6 du 17e s., 9 Études du 18e s.,33du19e s.); certaines sont liées à un Ducommun, Fritz Emile: La pharmacie à Genève. pays: Allemagne (14), Grande-Bretagne (8), Suisse – (8), France (5), comme par exemple la Pharmaco- Aperçu historique 1780 1980. Nyon 1986 [sur la bibliothèque, p. 45–47] poea Persica (Paris 1681) ou la Pharmacopoea Genevensis ad usum nosocomiorum (Genève 1780) Plaquette éditée à l’occasion du centième anniver- de Daniele de La Roche, d’autres pas, comme Phar- saire de la Société de pharmacie du canton de macorum conficiendorum ratio de Valerius Cordus Genève 1889–1989. Genève [1989] (Nuremberg 1551). 2.4 Viennent ensuite les ouvrages de sciences médicales (histoire, biographies, sources): 38 titres 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS (5 du 16e s., 7 du 17e s., 9 du 18e s., 17 du 19e s.), Veya, Brigitte: Traitement du fonds de livres anciens dont 5 éditions du 16e s., en allemand, d’œuvres de de la Société de pharmacie du canton de Genève et Philippe Paracelse et deux éditions des Aphorismes édition d’un catalogue imprimé. Genève 2000 [tra- d’Hippocrate (Paris 1685 et Aphorismi Hippocra- vail de diplôme EID, dactyl.; contient le catalogue tis, Jena 1729). 31 titres relèvent de la pharmacie imprimé de la bibliothèque] 370 Bibliothèque du Musée d’histoire des sciences, Genève

BIBLIOTHÈQUE DU MUSÉE 1. HISTORIQUE DU FONDS D’HISTOIRE DES SCIENCES, 1.1 Aux 18e et 19e s., Genève a abrité de nombreux GENÈVE savants, comme Marc-Auguste Pictet, Jean-Daniel Colladon, Jacques-André Mallet, Horace-Bénédict de Saussure, Gaspard de la Rive, Gabriel Cramer, Canton: Genève Théodore Tronchin, Charles Bonnet. Les archives et Lieu: Genève surtout les appareils scientifiques issus de certains de leurs cabinets ont longtemps été conservés dans Auteur: Cécile Massarotti, avec la collabora- les familles de ces savants. «Pour éviter leur disper- tion de Jean-Luc Rouiller sion, pour donner un tableau visuel du développe- ment des sciences à Genève et pour faciliter les Adresse: 128 rue de Lausanne, 1202 Genève recherches» historiques (Junod, 31), un Musée d’histoire des sciences (MHS) est créé en 1964, seul Téléphone: +41 22 418 50 60 du genre en Suisse. Fax: +41 22 418 50 61 1.2 Ce Musée trouve son origine dans une associa- tion privée (Association du Musée) fondée en 1953, Homepage: www.ville-ge.ch/mhs/ àl’instigation du professeur et psychiatre Raymond de Saussure. La même année, cette association orga- E-mail: [email protected] nise une première exposition au Musée Rath. Dix ans plus tard (en 1964), les collections de l’associa- Rattachement administratif: tion sont données à la Ville de Genève, qui les Muséum d’histoire naturelle installe dans le nouveau Musée de la villa Bartho- loni. Cette villa néo-classique, connue sous le nom Fonctions: de «Perle du lac», a été construite entre 1828 et Bibliothèque de musée, spécialisée. 1829, pour le financier François Bartholoni, fonda- teur du conservatoire de musique. Collections: 1.3 Le Musée est alors rattaché administrative- Sciences (mathématiques, médecine, physique, astro- ’ ’ nomie, chimie, mesure du temps, etc.). ment au Musée d artetdhistoire. Le premier conservateur, Marc Cramer, a contribué à sa mise Conditions d’utilisation: en place et à son développement. A sa mort, Marga- Les ouvrages sont conservés dans des magasins fer- rida Archinard reprend la direction du Musée en més. La consultation se fait uniquement sur rendez- 1977. Elle éprouve le besoin de constituer une vous. Petite salle de travail pour une personne. bibliothèque, à partir des livres accumulés depuis la fondation de l’institution. Pour ce faire, elle Heures d’ouverture: demande la création d’un poste de bibliothécaire. La bibliothèque est ouverte les lundis, mercredis, jeu- Jean-Paul Sauvain est alors nommé. Celui-ci est dis et vendredis de 9 h à 12 h et de 14 h à 17 h. chargé de mettre de l’ordre dans le fonds entreposé sous les combles. Il trie et classe les ouvrages, selon Equipement technique: la CDU, et commence le catalogue sur fiches du Une photocopieuse. La photocopie s’effectue selon fonds. Ce fonds est surtout constitué de livres reçus l’appréciation du et par le personnel, aux frais du en dons (institutions scientifiques, professeurs, col- lecteur. lectionneurs, amateurs). La bibliothèque reçoit entre autres l’importante collection de la Société Informations pour les utilisateurs de passage: médicale et celle de l’Institut de physique: probable- Depuis la gare CFF de Cornavin, bus 1 direction Jar- ment plusieurs centaines de volumes dans chaque din botanique, arrêt Sécheron. Depuis l’autoroute, cas. Astronome de formation, la conservatrice fera sortiràGenève-lacetlongerlelac(RoutedeLau- l’acquisition de nombreux ouvrages anciens dans ce sanne) jusqu’au Musée. domaine. En 1981, grâce au «Fonds Marc Cra- Bibliothèque du Musée d’histoire des sciences, Genève 371 mer», créé par Max-Marc Thomas en hommage à 16e,17e et 18e s.); reste 88 titres en italien et 7 dans son ami, elle peut acquérir huit précieux ouvrages d’autres langues (néerlandais, grec, espagnol). des 16e et 17e s., dont le Speculum uranicum de Gio- vanni Paolo Gallucci (Venise 1593). Lors des tra- vaux de rénovation du Musée, qui débutèrent en Aperçu systématique 1983, elle fait installer des compactus dans les sous- 2.4 Le fonds ancien est essentiellement constitué sols, pour abriter les instruments scientifiques et la d’ouvrages en rapport avec les sciences et la méde- bibliothèque. cine. La systématique retenue est fonction du classe- 1.4 Au départ de Jean-Paul Sauvain en 1989, le ment CDU des ouvrages dans les compactus. L’or- poste de bibliothécaire ne sera repourvu que l’année dredeprésentationdépenddel’importance quanti- suivante, avec l’arrivée de Brigitte Balser. Celle-ci tative des différents domaines. mènera à terme le catalogue sur fiches et établira, 2.5 Mis en commun, les mathématiques et la phy- en 1993, le premier règlement de la bibliothèque. sique forment un important ensemble de plus de Ce règlement est lié à la réouverture du Musée au 850 ouvrages (le quart du fonds ancien). 468 titres ’ public, après une dizaine d années de travaux de pour 564 vol. concernent les mathématiques, dans restauration. une répartition par siècles conforme à la moyenne: e 1.5 Depuis début 2000, la bibliothèque du Musée 375 titres (449 vol.) du 19 s., 65 titres (86 vol.) du e e signale ses nouvelles acquisitions dans le catalogue 18 s.,24titres(25vol.)du17 s. et 4 titres (4 vol.) e du Réseau romand (RERO). Les ouvrages du fonds du 16 s. 140 titres (168 vol.) ne sont pas en fran- ancien sont aussi signalés dans ledit catalogue. Ces çais. 388 titres (622 vol.) concernent la physique, dernières années, les collections dans leur ensemble dans une répartition par siècles aussi conforme à la e s’accroissent (annuellement) d’environ 150 ouvra- moyenne: 314 titres (519 vol.) du 19 s., 68 titres e e ges en moyenne et l’acquisition des livres anciens (97 vol.) du 18 s., 5 titres (5 vol.) du 17 s. et 1 titre e est le fait d’achats irréguliers. Depuis janvier 2006, (1 vol.) du 16 s. Les ouvrages qui ne sont pas en le Musée d’histoire des sciences et sa bibliothèque français sont proportionnellement un peu plus sont rattachés administrativement au Muséum nombreux que dans l’ensemble du fonds ancien: d’histoire naturelle. 126 titres (175 vol.), dont 49/56 en anglais et 47/87 en allemand. 2.6 La bibliothèque abrite un important fonds 2. DESCRIPTION DU FONDS ancien d’ouvrages de médecine: 750 titres pour 2.1 La bibliothèque est constituée d’environ 1’058 vol. La part des éditions du 19e s. (652 titres 12’000 vol. (estimation) et de presque autant de pour 925 vol.) est plus importante qu’ailleurs; le brochures et d’articles. Elle est abonnée à une reste se répartit entre les 18e (63 titres/90 vol.), 17e vingtaine de périodiques, relatifs à l’histoire des (26/34) et 16e s. (8/8) s. La proportion des imprimés sciences. Elle possède aussi un fonds de manu- en langues étrangères (ils sont surtout en latin) est scrits. L’inventaire du fonds d’imprimés anciens a plus faible: 103 titres pour 133 vol. 182 titres pour été effectué à partir du catalogue systématique sur 290 vol. concernent plus particulièrement les diffé- fiches. Le fonds ancien est ainsi constitué de rentes disciplines médicales (anatomie, physiologie, 3’353 titres pour 6’507 vol. antérieurs à 1901, hygiène, pathologie,…), 155/205 la chirurgie et la périodiques compris. gynécologie. Les autres imprimés (412 titres pour 562 vol.) ont été regroupés sous «médecine-généra- Survol chronologique et par langues lités». 2.2 Plus des trois quarts du fonds ancien (78 %) 2.7 L’astronomie est bien représentée par un datent du 19e s., soit 2’595 titres pour 5’180 vol. ensemble de 366 titres pour 415 vol. Ils sont sou- Avec 15 % du fonds, la part des imprimés du 18e s. vent ornés de belles gravures. On y trouve une forte est relativement importante: 500 titres pour 1’060 proportion d’imprimés antérieurs à 1800: les deux vol. Les ouvrages du 17e s. sont moins nombreux incunables, 47 titres (47 vol.) du 16e s. (soit 60 % (5 %): 178 titres pour 187 vol. Reste 79 titres de toutes les éditions du 16e s.), 46 titres (46 vol.) (autant de vol.) du 16e s. et 2 incunables (Ephemeri- du 17e s. et 109 titres (116 vol.) du 18e s.; le reste des sive almanach perpetuus de Johann Müller, (162/204) étant du 19e s. La proportion des ouvra- Venise 1498, et Almanach ad annos XVIII acuratis- ges en anglais (100 titres/102 vol.), en allemand sime calculata du même Johann Müller, [Augsburg (43/58) et en latin (47/47, dont 31 titres du 16e s.) 1488]). est plus élevée que la moyenne. 2.3 Près des trois quarts (74 %) des imprimés sont 2.8 268 titres pour 1’054 vol. ont été classés sous en français, soit 2’495 titres pour 5’264 vol. Le «sciences-généralités». 208 titres pour 729 vol. sont quart restant se partage essentiellement entre l’alle- du 19e s., 36/301 du 18e s., 23/23 du 17e s. et 1/1 du mand (325 titres pour 630 vol., soit 10 %), l’anglais 16e s. Seuls 40 titres ne sont pas en français. La géo- (269 titres/316 vol., soit 8 %, dont 106/128 du logie, la paléontologie, la biologie, la botanique et 18e s.) et le latin (169 titres/196 vol., surtout des la zoologie forment un autre ensemble de 260 titres 372 Bibliothèque du Musée d’histoire des sciences, Genève pour 345 vol.: 209 titres (258 vol.) datent du 19e s., chacun pour presque autant de vol.; ils sont quasi 47 titres (82 vol.) du 18e s.et5(5vol.)du17e s.; 57 tous du 19e s., et la plupart en français. L’agricul- titres (73 vol.) ne sont pas en français, dont 35 (51 ture, les sciences sociales, l’artetlesgénéralitésne vol.) en allemand et 15/15 en anglais. On note sont représentés que par une dizaine de titres et une encore 204 biographies (222 vol.), des 19e (192/ dizaine de vol. chacun, avec ici encore une forte 208) et 18e s. (12/14). Seuls 22 titres (24 vol.) ne proportion d’imprimés du 19e s., et en français. On sont pas en français. trouve finalement 58 titres (1’475 vol.) de périodi- e e 2.9 167 titres pour 173 vol. concernent la mesure ques anciens (8 du 18 s. et 50 du 19 s.) en lien avec du temps. La proportion d’ouvrages antérieurs à les sciences. 1800 est ici plus importante qu’ailleurs: 15/15 du 16e s., 43/43 du 17e s., 53/55 du 18e s.; le reste (56/ 3. CATALOGUES e 60) est du 19 s.; la proportion des ouvrages en lan- Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises ’ gues étrangères est aussi plus importante qu ailleurs [fonds anciens et modernes] (73/74). La chimie est représentée par 150 titres pour 240 vol., avec seulement 2 titres (2 vol.) du Catalogue systématique [sur fiches; n’est plus ali- 17e s. et 15/22 du 18e s., l’essentiel étant du 19e s. menté depuis fin 1999] (133/217). Rares sont les ouvrages qui ne sont pas en français (15/15 en allemand, 2/2 en anglais, 1/1 en latin). 4. SOURCES ET ÉTUDES ’ 2.10 76 titres pour 100 vol., tous du 19e s. (sauf SUR L HISTOIRE un), traitent de l’art de l’ingénieur; 27 titres ne sont DE LA BIBLIOTHÈQUE pas en français (15/30 en allemand, 10/10 en Les rapports annuels de l’institution se trouvent anglais, 2/2 en italien). On signalera encore 43 aux Archives de la Ville de Genève, dans les rap- ouvrages consacrés aux instruments scientifiques, ports annuels du Musée d’art et d’histoire, puisque souvent ornés de belles gravures: 31/31 du 19e s., 6/ le MHS y était rattaché avant 2006 6du18e s., 3/3 du 17e s.et3/3du16e s.; un peu plus Archinard, Margarida: Don de livres précieux au de la moitié ne sont pas en français. Musée d’histoire des sciences. In: Musées de Genève 2.11 La bibliothèque renferme aussi quelques 218 (1981), p. 6–11 ouvrages anciens qui ont moins de rapport avec les Archinard, Margarida: Réouverture du Musée sciences. On trouve ainsi des imprimés relatifs à d’histoire des sciences de Genève. In: Musées de l’histoire de l’Europe et à la géographie, d’autres Genève 325 (1993), p. 2–7 sur la philosophie (Oeuvres philosophiques et mathématiques de Willem Van’s Gravesande, Ams- Junod, Alain: Musée d’histoire des sciences. In: terdam 1774) et l’industrie: une trentaine de titres Musées de Genève 208 (1980), p. 31–32 Bibliothèque de la Société d’histoire et d’archéologie de Genève 373

BIBLIOTHÈQUE DE LA SOCIÉTÉ n’est pas direct; les arrêts les plus proches sont D’HISTOIRE ET D’ARCHÉOLOGIE Ormeaux (ligne 7) ou Seujet (ligne 11). DE GENÈVE 1. HISTORIQUE DU FONDS Canton: Genève 1.1 La Société d’histoire et d’archéologie de ’ Lieu: Genève Genève fut fondée en 1838 à l instigation du profes- seur Henri Boissier et de quelques-uns de ses amis Auteurs: Christiane Genequand (Historique) et et collègues, engagés comme lui dans la vie cultu- Jean-Luc Rouiller (Description) relle et politique de la cité, à une époque (les années qui suivirent la Restauration) marquée par un Adresse: Dépôt des bibliothèques universitaires, important essor économique et culturel (fondation Quai du Seujet 14, 1201 Genève de la Société de Lecture, du Musée académique, etc.). Plusieurs sociétés d’histoire naissent aussi à ce Téléphone: +41 22 379 17 00 moment-là en Suisse et dans les pays voisins. Fax: +41 22 379 17 01 1.2 C’est chez Boissier, 13 rue Calvin, que se tient le 2 mars 1838 la première séance réunissant les Homepage: http://www.biblio-geneve.ch/reper- onze membres fondateurs de la Société d’histoire, toire/affiche_biblio.php?biblio=45 parmi lesquels on remarque quatre professeurs et deux pasteurs. Le but de la Société est «l’étude des E-mail: [email protected] sciences historiques et archéologiques en général, mais elle s’occupera plus spécialement de tout ce Rattachement administratif: qui peut intéresser l’histoire civile, ecclésiastique et Faculté des lettres – bibliothèques; Université de littéraire de Genève. Elle organisera un système de Genève. recherches dans la ville et dans les environs, pour Fonctions: recueillir, conserver et faire connaître tous les ’ Bibliothèque historique de la Société d’histoire et monuments historiques qu elle pourra découvrir» d’archéologie. (PV des séances de la Société). Lors de cette séance constitutive, on élit le comité composé de trois per- Collections: sonnes: Henri Boissier (président), Guillaume Favre Histoire suisse, histoire genevoise. Bertrand, Frédéric Soret (secrétaire). Par la suite, les séances se tiendront dans la Salle académique, dite Conditions d’utilisation: aussi Grande salle du Musée, dans l’ancien hôtel Le fonds est déposé à la Bibliothèque du Seujet des Résidents de France, en partie occupé par l’Aca- (Dépôt des bibliothèques universitaires, DBU), démieetparlaSociétédelecture.Dixansaprèssa ouvert le lundi de 13 h à 17 h, du mardi au jeudi de fondation, la Société comptait 49 membres; leur 9 h à 12 h et de 13 h à 17 h, le vendredi de 9 h à 12 h. nombre ira en augmentant régulièrement: 166 en 4 places de travail. Prêt à domicile exclu. Pour la 1892, 233 en 1918 (année de l’admission des consultation, il est souhaitable de prendre rendez- dames), 302 en 1961, 502 en 1986, 420 en 2005. vous. 1.3 Si la Société a acquis des objets (qu’elle don- Equipement technique: nera par la suite aux musées) et constitué un Photocopieuse médaillier, ses principales activités résideront toute- fois dans l’organisation de communications ou Informations pour les utilisateurs de passage: conférences (avant tout en rapport avec l’histoire Par l’autoroute, suivre la sortie «Genève-lac», puis locale), dans les publications qui lui donneront sa longer les quais du lac et du Rhône jusqu’à destina- notoriété (Mémoires et documents publiés par la tion; parking couvert du Seujet à proximité. L’accès Société d’histoire et d’archéologie de Genève ou en transport public depuis la gare CFF de Cornavin MDG), puis, dès 1859, dans la constitution d’une 374 Bibliothèque de la Société d’histoire et d’archéologie de Genève bibliothèque, dont le développement sera étroite- Suisse,etdontl’histoire, durant le moyen âge, se lie ment tributaire des locaux mis à sa disposition. La à la sienne, doivent également prendre place dans Société, n’ayant pas de local propre, va constam- cette bibliothèque spéciale» (MDG XIII, 146). La ment se trouver confrontée à des problèmes de bibliothèque se développera très rapidement dans place, que ce soit pour ses stocks de publications, ces domaines qui feront sa spécificité et qui reste- comme pour les ouvrages qu’elle reçoit. C’est pour ront son point fort, alors que peu à peu elle se des- cette raison que durant les vingt premières années saisira des livres sur les pays étrangers, au profit de de son existence, elle va au moins à trois reprises la Bibliothèque publique. céder ses ouvrages à la Bibliothèque publique: en 1.6 Les travaux de la commission porteront leurs 1842, elle donne «les livres qui lui appartiennent à fruits. En 1862 déjà, le docteur Adolphe Butini fait ce jour» (Mémorial 1, 49); en 1846, elle fait «un don «d’une masse considérable de manuscrits et de nouveau don de livres» (Mémorial 1, 65), tout brochures, qu’il tenait en majeure partie de la comme en 1855 (PV du Comité, 5 octobre 1855). famille Rocca», tous en rapport avec l’histoire de Ces premiers dons sont peu conséquents et témoi- Genève (MDG XIII/1, 144–145, 156). En 1863, le gnent des origines modestes du fonds. Les quelques Bulletin signale plus de 220 titres nouvellement périodiques reçus en échange et les ouvrages donnés acquis, soit 70 périodiques reçus en échange et plus par leurs auteurs sont signalés dans le «Bulletin de de 150 ouvrages ou brochures donnés par leurs la Société d’histoire et d’archéologie» dès 1845: 15 auteurs ou acquis suite à la souscription (3 titres titres sont mentionnés cette année-là, 10 en 1846, d’histoire générale, 28 d’histoire des pays étrangers 16 en 1847, 24 en 1852, 28 en 1855. Le Bulletin de à la Suisse, plus de 80 titres d’histoire suisse, 18 janvier 1860 signale 36 titres reçus en échange et d’archéologie, 16 de numismatique). Durant l’été 82 titres donnés par leurs auteurs entre mars 1855 1864, la Société peut acheter, à un «prix de et décembre 1859. faveur», une partie de la bibliothèque de son ancien 1.4 Pour accroître son fonds, la Société cherche à président Edouard Mallet, mort en 1856, «notam- ’ étendre le réseau des sociétés avec lesquelles elle ment des ouvrages relatifs à l histoire de la Suisse, pourra échanger des publications (à Bruxelles, Ber- de la Savoie et des provinces limitrophes de la lin, Saint-Pétersbourg et aussi en Angleterre). Le France» (MDG XV, 296). Elle reçoit aussi des héri- ’ ’ manque de place fait que, dans un premier temps, tiers de l ancien conseiller d Etat De Roches-Lom- les ouvrages qui forment la bibliothèque doivent bard «une collection de brochures genevoise et un ’ être conservés chez le secrétaire (PV du Comité, 21 grand nombre d ouvrages traitant de diverses bran- mars 1857). Pour faire face au manque de place, la ches des sciences historiques» (MDG XV, 296). ’ Société va s installer, en 1859, au Casino de Saint- 1.7 La bibliothèque prend toujours plus d’impor- ’ Pierre, 3 rue de l Evêché (convention du 6 janvier). tance. En novembre 1864, elle est déplacée dans En séance du 13 mai, Charles Le Fort remet entre une salle plus vaste, au rez-de-chaussée du Casino, ’ les mains d Adolphe Gautier «la clef des armoires ce qui suscita de nouveaux dons (Mémorial 1, 142; où sont déposés maintenant les livres de la Société, MDR XV, 296). De mai 1865 à février 1875, elle ’ et l on demandera aux membres qui en ont encore fait l’objet d’une rubrique dans le Bulletin. Le pre- en main de les rapporter» (PV du Comité, 13 mai mier catalogue imprimé paraît en 1869. Il est dû 1859). aux bons soins de quatre personnes, dont Théophile Dufour (MDG XVII, 146). La bibliothèque possède 1.5 Ce n’est qu’à partir de ce moment-là que la à ce moment-là entre 1’200 et 1’500 titres, répartis bibliothèque commence vraiment à exister. Elle sera plus ou moins équitablement entre les ouvrages ouverte deux heures par semaine. Le fonds s’accroît d’histoire suisse et ceux d’autres pays. Au-delà des par des dons (souvent des auteurs eux-mêmes) et livres et brochures d’histoire, on trouve des ouvra- par les périodiques reçus en échange; les achats ges sur l’archéologie, la numismatique et des sont très rares. Le 13 décembre 1860, le comité mémoires de sociétés savantes. nomme une commission chargée «d’étudier les moyens d’accroître la bibliothèque de la Société 1.8 Les quinze années qui suivent voient un impor- dans le domaine de l’histoire suisse» (Mémorial 1, tant accroissement, en particulier grâce à deux 124). A cet effet, elle va «ouvrir une souscription et dons. Suite à la mort d’Auguste Serre-Faizan le 29 provoquer des dons de livres», afin de «réunir cer- avril 1872, la Société hérite, outre sa collection de taines catégories d’ouvrages qui se rencontrent rare- monnaies et de médailles, de tous ses livres d’his- ment dans des collections particulières, et que des toire (surtout d’histoire suisse) et de numismatique, bibliothèques plus vastes, mais embrassant l’en- soit 900 vol. ou brochures (Mémorial 1, 177). Les semble des sciences, ne renferment pas toujours héritiers du pasteur François Thérémin, mort le 9 d’une manière complète: ainsi d’anciennes publica- mai 1883, donneront 1’300 vol. et un nombre égal tions périodiques, des recueils de documents, des de brochures relatives à l’histoire suisse, provenant monographies, des écrits biographiques et biblio- en grande partie de la bibliothèque du doyen Bridel, graphiques, des feuilles du jour de l’an, etc. Des dont Thérémin avait épousé la petite fille: «le soin ouvrages consacrés à des pays limitrophes de la apporté par le doyen Bridel à réunir certaines séries Bibliothèque de la Société d’histoire et d’archéologie de Genève 375 consacrées à des branches spéciales et des notes BPU en seront les principaux bénéficiaires. Pour manuscrites de sa main augmentent encore la valeur cette période, on signalera deux dons importants. de ces livres déjà intéressants par eux-mêmes» En 1926, Burkhard Reber lègue 300 livres et bro- (Catalogue 1887, VI). Ces dons vont nécessiter la chures (une vingtaine de titres du 17e s. et le reste publication d’un nouveau catalogue. du 18e s.). En 1948, l’hoirie d’Emile Rivoire donne une partie de sa bibliothèque, dont 70 liasses de 1.9 Ce catalogue, fruit du travail d’Alfred Cartier brochures genevoises du 18e s. et d’Emile Rivoire, paraîtra en mars 1887. Il contient quelque 3’200 titres, seule une partie des 1.12 De 1989 à 2001, la Société dépose sa biblio- brochures étant comprises dans ce total. La systé- thèque aux Archives de la Ville (AVG, au Palais matique adoptée est dans l’ensemble indentique à Eynard), récemment ouvertes au public. Finale- celle du premier catalogue (histoire générale ou ment, en 2001 elle la donne à l’Université, pour le généralités; histoire de divers pays; histoire de la Département d’histoire générale de la Faculté des Suisse). Elle correspond aussi au classement des lettres, à l’exclusion de la collection des brochures e ouvrages au rayon et a été conservée jusqu’à nos genevoises et suisses du 18 s., de la collection des e jours, à l’exception de certaines rubriques relatives brochures genevoises et d’histoire générale du 19 s. àl’histoire des pays étrangers (Allemagne, Pays- (cotes G et H) qui sont déposées à la BPU (actuelle- Bas, Belgique, Iles britaniques, etc.) et aux «Généra- ment Bibliothèque de Genève), et de sa collection de lités»: en 1947, la Société s’estdéfaitdesouvrages manuscrits. Les volumes sont déposés au Dépôt des autrefois regroupés sous ces rubriques. bibliothèques universitaires (DBU, quai du Seujet). L’ensemble du fonds sera catalogué par Renée- 1.10 La recherche de locaux plus spacieux obli- Claude Mermillod entre 2001 et 2004, dans le cata- gera la Société à déménager une deuxième fois, logue informatisé du Réseau romand (RERO). pour s’installer en septembre 1894 au n° 1 de la rue de l’Evêché. Six ans plus tard, en 1900, elle reçoit la collection de brochures genevoises des 18e et 19e s., constituée par Moïse Pâris et reliée en environ 450 2. DESCRIPTION DU FONDS recueils, classés par dates ou par thèmes. Ces bro- 2.1 Comme tout le fonds, à de rares exceptions ’ chures viendront s ajouter à celles signalées dans les près, est catalogué, l’inventaire a été réalisé à partir catalogues imprimés. La création du catalogue du catalogue du Réseau des Bibliothèques genevoi- alphabétique auteurs sur fiches remonte à 1905; on ses (inclus dans le catalogue du Réseau romand). la doit à Paul Schatzman. Des bibliothécaires pro- Nous parlons en nombre de titres, chaque titre cor- fessionnels y travailleront dès 1918. On retiendra respondant à une notice bibliographique. Ces noti- surtout le nom de Maria Brun, qui officiera durant ces renvoient autant à des titres de monographies ’ une trentaine d années. qu’à des titres cachés à l’intérieur de certains volu- 1.11 A l’occasion de l’installation à la rue de mes; elles renvoient aussi à des périodiques, à des l’Evêché, un certain nombre de revues avaient été brochures, tirés à part, placards, isolés ou reliés en données à la BPU, et d’autres vendues. Dix ans plus recueils. Les totaux sont souvent arrondis à la ’ tard, le manque de place se fait à nouveau sentir. dizaine, surtout lorsqu ils sont importants. Un cer- ’ Par convention du 1er mars 1907, il est décidé que tain nombre d ouvrages ou de brochures (entre 100 la bibliothèque de la Société ne conservera que les et 200) existent en deux exemplaires, classés sous manuscrits, les ouvrages et les périodiques relatifs à des cotes différentes, ce qui entraîne quelques inco- l’histoire de Genève, de la Suisse, de la Savoie, du hérences dans les totaux, sans pour autant donner Piémont et du département de l’Ain, et que le reste une idée fausse du fonds. sera donné à la Bibliothèque publique et universi- taire (BPU), soit un ensemble de 2’220 vol. et 600 Survol chronologique et par langues fascicules, formé d’annales, de mémoires et de bul- 2.2 Dans son ensemble, la bibliothèque renferme letins de sociétés de différents pays européens, de la ’ ’ Russie et des Etats-Unis (Bulletin III, 69–78). Bien près de 8 400 titres, dont 5 740 forment le fonds qu’elle se soit délestée d’une partie de ses volumes, ancien (imprimés avant 1901). Plus des trois quarts (78 %) des titres du fonds ancien sont du 19e s., la Société doit encore déménager. De 1910 à 1928, ’ ’ ’ elle occupera un local au 12 rue Calvin, puis de c est-à-dire 4 510, répartis à raison de 1 390 pour ’ 1928 à 1947, plusieurs salles dans le bâtiment de la la première moitié du siècle et 3 120 pour la seconde. Les autres titres (18 %) sont surtout du Promenade du Pin 5, à côté de la bibliothèque e – 18 s., soit 1’033 (256 pour la première moitié du archéologique (Bulletin V, 187 192). Finalement, e en 1947, elle s’installeàlaBPU,aurez-de-chaussée, siècle et 777 pour la seconde). Le 17 s. est repré- ’ ’ senté par 153 titres (59 en allemand, 53 en français, sur l initiative d Henri Delarue, directeur de la BPU e et membre du comité de la Société (Bulletin IX/1, 39 en latin, 2 en italien) et le 16 s. par 44 (20 en 63–65).Acetteoccasion,laSociétésedessaisit allemand, 13 en latin, 11 en français). encore de certaines séries et ouvrages (environ 2.3 Près des deux tiers des titres sont en français, 1’200 vol. ou 800 titres); les Archives d’Etat et la soit 3’710(11du16e s., 52 du 17e s., 650 du 18e s., 376 Bibliothèque de la Société d’histoire et d’archéologie de Genève près de 3’000 du 19e s.). Près du tiers (29 %) des Rhetie d’Aegidius Tschudi, Bâle 1560). Les impri- titres est en allemand, soit 1’670 titres (20 du 16e s., més en allemand sont proportionnellement presque 60 du 17e s., 330 du 18e s., 1’260 du 19e s.). Les deux fois plus nombreux que dans l’ensemble du autres langues sont nettement moins bien représen- fonds ancien: 440 titres, aux dépens du français tées: 146 titres (2,5 %) en latin (13 du 16e s., 36 du (350 titres); 32 titres sont en latin, etc. Près de 230 17e s., 37 du 18e s.,60du19e s., souvent des titres portent sur des périodes précises de l’histoire, recueils de sources), 100 en italien (dont 97 du de la préhistoire à nos jours en nombre croissant 19e s.), 18 en anglais (dont 15 du 19e s.), 9 en (dont 45 du 18e s.), d’autres (82) sur l’ensemble de romanche (tous du 19e s.), 2 en russe; 82 sont consi- l’histoire suisse. 130 imprimés concernent la géo- dérés comme multilingues (en français et latin ou en graphie (Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Vale- français et allemand, souvent des recueils de sour- siae de Matthäus Merian, s.l. 1642), les récits de ces). voyages, les statistiques (dont 55 du 18e s., comme L’état et les délices de la Suisse d’Abraham Ruchat, Aperçu systématique Amsterdam 1730). Le reste a trait à d’autres aspects 2.4 La systématique correspond à celle de la particuliers de l’histoire suisse comme le droit et les bibliothèque, classée par cotes matières. Les matiè- relations avec l’étranger (86), les périodiques et res sont ici présentées par ordre d’importance. La mémoires de sociétés (73), la littérature et les bibliothèque étant la bibliothèque d’une société beaux-arts (74), etc. d’histoire et d’archéologie, il n’est pas étonnant de ’ trouver un fonds ancien presque exclusivement 2.7 L histoire particulière des cantons (Genève consacré à ces domaines, spécialement à l’échelon non compris) concerne 810 titres (cotes Os à Z4s): 610 du 19e s., 152 du 18e s.,38du17e s., 10 du local (Genève), régional (Savoie, Italie, France) et e national (Suisse). 16 s. Les imprimés en allemand sont nettement plus présents que dans les autres domaines (400 ’ 2.5 Près de 3 120 titres (54 %) concernent la titres), aux dépens du français (353 titres), mais pas ’ ’ Suisse (non compris les 1 780 brochures d histoire du latin (25 titres). Les cantons les mieux représen- ’ suisse - cote S - décrites plus bas). Si l on regarde tés sont: Vaud (165 titres), Berne (118), Neuchâtel plus en détail, on constate que les imprimés relatifs (75), Zurich (65, dont 25 du 18e s.), Bâle (60), Gri- à Genève (cotes Ag à K10g) dominent: plus de sons (54), Valais (47). 1’450 titres (près de la moitié des imprimés sur la Suisse et plus de 23 % du fonds ancien). En histoire 2.8 Environ 1’780 brochures (cote S), reliées ou genevoise, la part des titres du 19e s. est légèrement non, concernent aussi l’histoire suisse, sans que moins importante (1’030 titres) que dans l’ensemble nous puissions dire dans quel domaine particulier, du fonds ancien, au profit du 18e s. (362 titres) et car elles n’ont pas bénéficié d’un classement plus du 17e s. (40); 3 titres sont du 16e s. (Edits et ordon- fin. Ce sont avant tout (85 %) des imprimés du e nances de la cité de Genève, sur les crimes de pail- 19 s. (1’520 titres), accompagnés tout de même de e e e lardise et adultères, Genève 1566). Les titres en 230 brochures du 18 s.,26du17 s. et 5 du 16 s. français (1’370) sont nettement supérieurs à la Le nombre d’imprimés en allemand est nettement moyenne (95 %). Les points forts de Genève sont supérieur à la moyenne (un peu plus de 800 titres), l’histoire du 18e s. (304 titres, pour l’essentiel des aux dépens du français (930 titres) et des autres brochures du 18e s., souvent des documents offi- langues. ciels, comme le Traité entre sa majesté très chré- 2.9 540 titres (9,4 %) concernent l’histoire de la tienne le roi de France et la république de Genève, France (A1e àA6e), sans la Savoie. La répartition Genève 1749), la généalogie et les biographies (220 par siècles est plus ou moins conforme à celle de e ’ e titres, essentiellement du 19 s.) et l histoire du 19 l’ensemble du fonds ancien: 437 du 19e s., 87 du siècle (173 titres). Les autres périodes et les autres 18e s., 7 du 17e s.et9du16e s. Par contre, pour les domaines sont moins bien représentés: littérature langues, on note une proportion d’ouvrages en (102 titres, surtout du 19e s.), histoire du 16e s. e français nettement supérieure à la moyenne: 490 (72), histoire religieuse (90, surtout du 19 s.), his- titres (90 %); presque tout le reste est en latin: 36 toire juridique (82), archéologie et architecture titres, avant tout des recueils de sources (cartulai- (62), etc. res, obituaires, chroniques, etc.). Près de la moitié 2.6 L’autre moitié des imprimés sur la Suisse se de ces titres (260) traite de l’histoire de la France en répartit plus ou moins équitablement entre l’histoire général (cote A3e); c’est là qu’on trouve les trois générale de la Suisse et l’histoire particulière des quarts des titres du 18e s. (67) sur la France, à côté cantons. Plus précisément, 870 titres concernent des 187 du 19e s. Le plus ancien est une chronique l’histoire de la Suisse en général (cote As à Ns). Ici des rois de France (Chronicon de regibus Franco- aussi, la part des titres du 19e s. est légèrement rum de Jean Du Tillet, Paris 1548). Le tiers des moins importante (624 titres) que dans l’ensemble titres (164) sur l’histoire de France porte sur une du fonds ancien, au profit du 18e s. (195 titres) et région ou une ville en particulier (A4e), dont 25 du 17e s. (40); 9 titres sont du 16e s. (Grundtliche sont en latin. 141 titres sont du 19e s., 18 du 18e s., und warhaffte Beschreibung der uralten Alpischen 2du17e s., 3 du 16e s. On notera encore 70 titres Bibliothèque de la Société d’histoire et d’archéologie de Genève 377 sur la protestantisme français (A5e): 64 du 19e s. et Cartier, Alfred; Rivoire Émile: Catalogue des livres 5du16e s., dont Le stratagème ou la ruse de Char- appartenant à la Société d’histoire et d’archéologie les IX, roy de France, contre les Huguenots rebelles de Genève. Genève 1887 [systématique; avec un à Dieu et à luy de Camillo Capilupi (Genève? «Avertissement» et une «Table alphabétique»; il en 1574). Le reste (quasi tout du 19e s.) concerne des existe un exemplaire interfolié et annoté (AVG. périodiques ou des mémoires de sociétés savantes SHAG.I.1/2), et un exemplaire encarté feuille par (18), des ouvrages sur l’archéologie primitive, cel- feuille dans un grand registre (AVG.SHAG.I.1/3) tique et gallo-romaine (16) et la numismatique, tenu à jour jusque vers 1932] héraldique, sigillographie, généalogie (14), comme Répertoire méthodique [ms., systématique, 1930– le Grand tarif ou évaluation du prix du marc des 2001; feuilles volantes dans un classeur, concerne escus (Paris 1641). tout le fonds; AVG.SHAG] 2.10 Seulement 250 titres concernent la Savoie et l’Italie (cotes B1e àB5e), pour l’essentiel (91 %) du 19e s.: soit 230 titres, auxquels se joignent 11 titres Catalogues anciens spécialisés e e e du 18 s., 4 du 17 s. et 5 du 16 s., comme la Cro- Généralité A-R [ms., 1930–1947, systématique; nique de Savoye de Guillaume Paradin (Lyon ’ feuillets extraits du Répertoire méthodique en 1947, 1552). On notera une présence inhabituelle d impri- au moment où les ouvrages signalés dans ces feuil- més en italien (68 titres), à côté de 160 titres en lets ont été donnés à la BGE ou vendus; AVG. français,10enlatin,etc.Lesouvragesoubrochures SHAG.I.1/5] portent avant tout sur l’histoire de ces régions (180) et sur l’archéologie (23). Reste quelques mémoires Publications remises par la Société d’histoire et de sociétés savantes (20), quelques mélanges (18) et d’archéologie de Genève à la Bibliothèque publique quelques études sur la numismatique et l’héraldique et universitaire [1 registre ms., 1927–1972; les dons (11). sont signalés chronologiquement; AVG.SHAG.I.1/ 6] 2.11 Nous avons regroupé sous «Divers» 150 imprimés portant les cotes Ce à Fe, surtout du 19e s. Cardex des périodiques [sur fiches; classement par (130 titres), accompagnés de quelques-uns des 18e lieux d’édition; contient aussi les périodiques remis (14), 17e (2)et16e s. (2). Ils sont quasi tous en fran- à la BGE; abandonné en 1985; AVG.SHAG] çais (140 titres). Plus de la moitié de ces imprimés touche à la religion, tant réformée que catholique (85 titres). Le reste concerne l’histoire générale (35) et des œuvres d’auteurs genevois ou éditées à 4. SOURCES ET ÉTUDES Genève (30). SUR L’HISTOIRE DE LA BIBLIOTHÈQUE Les archives de la SHAG sont déposées aux Archi- 3. CATALOGUES ves de la Ville de Genève (AVG). L’inventaire détaillé est consultable en ligne. On signalera la sec- Catalogues modernes tion «Bibliothèque» [SHAG.I], les Procès-verbaux des séances de la Société [ms. puis dactyl., 1838– Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises 1994, 20 registres, SHAG.G.2] et les Procès-ver- [la quasi totalité du fonds s’y trouve cataloguée] baux du Comité [ms. puis dactyl., 1838–1991, 9 Catalogue alphabétique auteurs [sur fiches; registres, SHAG.B.1] conservé dans le bureau du bibliothécaire de la Mémoires et documents publiés par la Société d’his- Bibliothèque d’histoire de la Faculté des lettres; toire et d’archéologie de Genève. Genève 1841– [de abandonné en 2001; les brochures G et H, déposées 1843 à 1888, comprend aussi le Bulletin de la à la Bibliothèque de Genève, sont signalées unique- Société d’histoire et d’archéologie, qui mentionne ment dans ce catalogue] les dons d’ouvrages depuis 1845] Bulletin de la Société d’histoire et d’archéologie de Catalogues anciens généraux Genève. Genève 1892– [contient une rubrique Catalogue des livres appartenant à la Société d’his- «Ouvrages reçus par la Société»] toire et d’archéologie de Genève. Genève 1869 [par Mémorial des cinquante premières années de la Théophile Dufour; systématique; avec une introduc- Société d’histoire et d’archéologie de Genève tion; il existe un exemplaire interfolié et annoté, (1838–1888). Genève 1889 [ce Mémorial sera suivi DBU SHAG Ag 4a] par quatre autres éditions couvrant les périodes – – – – Catalogue de la bibliothèque de la Société d’histoire 1888 1913, 1913 1938, 1938 1963 et 1964 et d’archéologie de Genève [ms., systématique; 1988] 19e s.; probablement un supplément du précédent; Bulletin d’information [de la] Société d’histoire et AVG.SHAG.I.1/1] d’archéologie de Genève. Genève 1983–1986 378 Bibliothèque de la Société d’histoire et d’archéologie de Genève

Le Comte, Guy: La Société d’histoire et d’archéolo- d’histoire et d’archéologie de Genève 60) [renvoie à gie de Genève. Une image ancienne? In: Equinoxe plusieurs titres de la bibliothèque] 10(1993), p. 129–144 Rivoire, Emile: Bibliographie historique de Genève au XVIIIme siècle. Genève 1897 (Mémoires et documents publiés par la Société d’histoire et d’ar- 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS chéologiedeGenève26–27) [la BGE possède un Burgy, Etienne: Les sources imprimées de la Restau- exemplaire annoté par l’auteur, Gf 2644, avec ren- ration genevoise, 31 décembre 1813–8 octobre vois aux brochures du 18e s. déposées chez elle; des 1846. Catalogue chronologique. Genève 1998 additions et corrections ont paru en 1935 dans (Mémoires et documents publiés par la Société MDG 35/3] Bibliothèque de la Société de lecture de Genève 379

BIBLIOTHÈQUE DE LA SOCIÉTÉ 1. HISTORIQUE DU FONDS DELECTUREDEGENÈVE 1.1 La Société de lecture de Genève (SdL) a été fondée en 1818 par le botaniste Augustin-Pyramus Canton: Genève de Candolle (1778–1841) et onze autres personnes, «parmi les plus riches de la ville ou au bénéfice Lieu: Genève d’une grande «réputation scientifique ou littéraire» (Candolle, 356), comme les professeurs Marc- Auteur: Jean-Luc Rouiller, avec la collabora- Auguste Pictet et Henri Boissier (premier président). tion d’Alexandra Muston pour l’in- Dans ses mémoires, A.-P. de Candolle dit avoir été ventaire «frappé de la pauvreté de la Bibliothèque publique et du peu de ressources qu’[il] trouvai[t] dans les Adresse: Grand-Rue 11, 1204 Genève collections particulières» (Idem, 355–356). Ces douze personnes publièrent un «Prospectus» dans Téléphone: +41 22 311 45 90 lequel est présenté un projet en sept points, dont la mise à la disposition des sociétaires de «périodiques Fax: +41 22 311 43 93 publiés dans les principales langues d’Europe, rela- Homepage: www.societe-de-lecture.ch tifs aux arts, aux sciences et aux lettres», la création d’une «bibliothèque usuelle», le développement de E-mail: [email protected] «l’étude de la langue allemande» dans une perspec- tive patriotique, l’accueil des «étrangers» (comme le Rattachement administratif: poète polonais Juliusz Slowacki en 1833–1835 et Société de lecture de Genève Lénine en 1905 et 1908). La SdL souhaitait aussi «opérer un rapprochement habituel entre les per- Fonctions: sonnes qui cultivent les lettres, les sciences et les Bibliothèque privée de la Société de lecture, acces- arts». A cet effet, de 1820 à 1831, elle abritera les sible aux membres et aux chercheurs. ouvrages de la Société des arts, ceux de la Société de physique et de la Classe d’agriculture. Collections: 1.2 La Société s’installa au deuxième étage de l’an- Encyclopédiques, avec accent sur la littérature et cien hôtel de la Résidence (construit entre 1740 et l’histoire; brochures genevoises, périodiques. 1743) ou hôtel de la Préfecture, qu’on dénommait ’ Conditions d’utilisation: alors hôtel du Musée, dans un bâtiment qu elle Libre-accès et prêt à domicile réservés aux membres; occupe encore de nos jours. La première Assemblée plusieurs salles de travail; ouverture de 9 h à 18 h générale (AG), le 19 août 1818, rassembla 90 socié- 30,lesamedide9hà12h taires. Il y en aura 220 le 24 avril 1819. Le premier règlement, adopté et imprimé en septembre 1818, ’ Equipement technique: nous apprend que «l administration de la Société Photocopieuse, un poste OPAC, accès internet, lec- sera confiée à un Comité de treize membres» (art. ’ teur DVD et CD. 2) qui «sera chargé du choix et de l achat» des jour- naux et des livres (art. 31), que le droit d’entrée Informations imprimées: s’élèvera à 25 florins 6 sols et la cotisation annuelle Société de lecture Genève (plaquette de présenta- à 102 florins (art. 15–16), que tout nouveau socié- tion). taire fera «un don de livres pour la bibliothèque, ce don sera absolument volontaire par rapport au Informations pour les utilisateurs de passage: nombre et au choix» (art. 15). La bibliothèque était Depuis la gare CFF de Cornavin, bus n° 5 direction ouverte tous les jours, comme le reste de la SdL. Hôpital ou bus n° 3 direction Crêts-de-Champel, Son histoire peut être reconstituée, puisqu’elle a arrêt Place Neuve, puis monter la Rue de la Tertasse conservé presque tous les procès verbaux des séan- qui mène à la Grand-Rue. ces du Comité, les rapports annuels (RA), lus par le 380 Bibliothèque de la Société de lecture de Genève président lors de l’AG, et les anciens catalogues voyages et la géographie, 2’500 pour les sciences (y imprimés. compris les sciences morales), 1’000 pour les belles- lettres, 800 pour le droit, 400 pour la théologie, 1.3 Le premier catalogue, alphabétique, fut édité 400 pour l’économie politique et la statistique, et en juillet 1819. La bibliothèque comptait alors près 1’000 pour les livres d’occasion. En 1828 (date de de 1’000 titres (périodiques compris), dont 120 en la parution d’un supplément au catalogue de 1824), allemand, pour environ 4’600 vol., dont une grande sur les quelque 21’000 vol. de la bibliothèque, envi- partie de dons. Dans les premières années, ils seront ron 4’270 concernaient les sciences et arts, 4’000 même supérieurs aux achats. Mentionnons, par l’histoire et la géographie, 3’960 les belles-lettres, exemple, les 1’300 vol. donnés par le syndic Jean- 1’610 le droit et la politique, 1’270 la théologie, à Louis Masbou en 1821. En 1820, la SdL était abon- quoi s’ajoutaient 5’300 vol. de périodiques et 590 née à 92 journaux (50 en français, 20 en allemand, vol. de journaux politiques (RA pour 1828, 12). 14 en anglais, 6 en italien et 2 en espagnol), dont ’ 36 concernaient spécialement les «sciences mathé- 1.5 Dès le début, la SdL privilégia l accès direct ’ matiques ou physiques et leurs applications» et 42 aux livres et le conservera, même si l AGdu4mars «la littérature, [les] sciences morales et politiques». 1826 approuva, à une faible majorité, que le ’ Dix ans plus tard, le nombre d’abonnements se Comité fît placer, suite à la disparition d ouvrages, montera à 148 (RA pour 1831). Après 50 ans d’exi- «tout ou partie des livres de la bibliothèque dans stence, le montant total consacré à l’abonnement des armoires grillées ou vitrées fermant à clef». aux journaux et périodiques sera supérieur Dans le RA pour 1826 (p. 5), nous apprenons que ’ (168’687 francs) à celui consacré aux livres et car- le Comité n a «renferm[é]» que les journaux, et ’ ’ tes (142’055 francs; RA pour 1867). La SdL visait qu "il n a rien voulu précipiter pour le reste de la non seulement à offrir un bon choix de journaux, bibliothèque.» Par la suite, seuls les ouvrages rares ’ mais recherchait aussi «avec soins tous les ouvrages seront «grillés"; aujourd hui, ils sont rangés dans des Genevois, tous ceux relatifs à l’histoire de un «compactus» climatisé. ’ Genève» (RA du 20.04.1820, 10). D emblée, elle 1.6 Francis De Crue, qui a rédigé deux études sur ’ reçut en don «une collection très considérable d an- la SdL (en 1896 et en 1916), a qualifié d’"âge d’or» ciennes brochures politiques» (Idem), embryon la période allant de la fondation à 1832: situation ’ d un fonds qui ne fera que croître. Par la suite, elle financière saine, nombre de membres croissant de acquerra toutes sortes de brochures qui seront 90 à 432, celui des hôtes étrangers de 292 à 943 reliées en volumes, par domaine et par ordre chro- par année, celui de la «circulation» des livres et nologique; les brochures genevoises feront rapide- périodiques de 5’280 à 21’980 vol. par année, celui ’ ment l objet de catalogues séparés; seul celui de du total des volumes de 4’600 à 27’000 environ. De 1875 a été conservé. 1833 à 1848, la SdL va par contre traverser une «période de déclin» (De Crue 1896, 79 et RA alar- 1.4 Après avoir publié deux suppléments au cata- mant pour 1835): comptes déficitaires (1832– logue, en 1820 et en 1821, le Comité décida, en 1838), diminution du nombre de membres (305 en 1824, d’imprimer un nouveau catalogue général: la 1848). Elle retrouvera, de 1848 à 1874, un «état de bibliothèque abritait alors 3’200 à 3’500 titres pour prospérité» (RA pour 1861), qui sera à nouveau 11’000 à 12’000 vol., dont environ un tiers de suivi d’une période plus difficile, en raison des revues et journaux. Pour la première fois, les noti- dépenses liées à l’agrandissement et au réaménage- ces sont classées de façon systématique, en dix ment des locaux et à l’impresssion du catalogue de grands domaines et une septantaine de sous-domai- e 1877. Le début du 20 s. sera marqué par un certain nes, classement que l’on retrouvait au rayon. Le «calme», peut-être dû à la difficulté de trouver de fonds était très orienté en sciences et arts, ainsi nouveaux sociétaires. En 1891 déjà, le président qu’en histoire et géographie: on ne trouvait que avait demandé à chacun des membres «de favoriser quelque 1’700 vol. d’œuvres littéraires, dont seule- le recrutement de la société et d’user de tous ses ment 150 romans (vol.). Dans son RA pour l’année efforts pour y faire entrer le plus grand nombre 1823, le président Jean-Jacques Chenevière recon- possible de nouveaux sociétaires» (RA pour 1891); naissait que la bibliothèque avait été «formée le Comité procéda alors à l’envoi de circulaires. comme au hasard par les dotations et d’après les Cette opération, qui n’avait pas entraîné le succès demandes d’un grand nombre de personnes et non attendu, sera réitérée en 1901, en 1927 (nouvelle par les soins d’un bibliographe qui veut avoir une plaquette) et en 1945 (nouveau dépliant), sans plus collection équilibrée», qu’elle était «un corps tout à de résultat. Par contre, le nombre de volumes en fait disproportionné» et qu’ils étaient «indigens et à «circulation» va croître fortement au 20e s.: d’envi- plaindre en jurisprudence, en théologie et en philo- ron 20’000 par année durant le 19e s. (revues sophie morale, en technologie, etc.» Une tentative comprises), il montera jusqu’à84’900 en 1943. de répartition budgétaire par domaine sera élaborée en 1824, mais ne semble pas avoir été suivie à la let- 1.7 Dès les années 1830, les dons diminuèrent, tre: sur un budget de 10’000 florins, le Comité en surtout suite à la suppression, en 1833, de l’obliga- prévoyait 2’500 pour l’histoire, 1’400 pour les tion du don en livres pour les nouveaux sociétaires. Bibliothèque de la Société de lecture de Genève 381

Le nombre de donateurs restera toutefois impor- bibliothèque crût d’environ 850 nouveaux ouvrages tant. En compensation, cette suppression fut suivie et brochures (achetés ou donnés) par année. du doublement du prix d’entrée (qui passa à 51 flo- rins), ce qui devait permettre au Comité de mieux 1.9 L’accroissement du fonds a été régulier et cibler les acquisitions. Le choix des livres provoqua constant depuis le début. Le nombre total des volu- de fréquentes discussions au sein du Comité et des mes se montait à plus de 30’000 en 1839 (près de AG. En 1869, par exemple, celui-ci créa une 11’000 titres), année de la parution du troisième commission spéciale pour essayer d’arrêter «le plan catalogue général. Il est l’œuvre du pasteur Louis d’un programme qui puisse servir ultérieurement de Segond (1810–1885), qui s’inspira de la systéma- guide dans le choix des ouvrages qui seront acquis tique du catalogue de la Bibliothèque publique de pour chaque division de la bibliothèque» (lettre du Genève: du plan de classement très détaillé (jusqu’à 2.4.1869). Finalement, l’AG de décembre 1870 cinq niveaux de subdivisions) ressortent six grands maintiendra «l’achat des livres dans les attributions domaines (théologie: 1’400 titres; jurisprudence: du Comité» (RA pour 1870, 7). On ne changeait 640 titres; sciences et arts: 2’585 titres; littérature: donc rien d’un point de vue organisationnel, mais 1’776 titres; sciences historiques: 3’600 titres; ency- on cherchait «à satisfaire les goûts et les convenan- clopédies, collections académiques, journaux: 560 ces de la majorité des lecteurs, qui préfèrent le géné- titres). Une comparaison des deux bibliothèques ral au particulier et [on] ne perd[ait] pas complète- montre que celle de la SdL était mieux fournie en ment de vue les intérêts des hommes de sciences et droit suisse, philosophie et éducation, agriculture, des spécialistes» (Rapport du 9.11.1869), en se économie politique, brochures genevoises, périodi- refusant de jouer les censeurs. Cette volonté de ques, littérature anglaise, roman français (Burgy, satisfaire tout le monde va peut-être faire perdre à 117–120), même si le Comité n’achetait «de romans la SdL sa spécificité et son attrait, ceci d’autant plus que ceux qui sont publiés par des auteurs genevois, que dans le courant du 19e s., les bibliothèques ou ceux dont la réputation grandit en vieillissant» genevoises avaient comblé leur retard. Le 25 janvier (RA pour 1840). Le bibliothécaire profita de reclas- 1882, le président Camille Ferrier déclarait que «la ser toute la bibliothèque, selon la systématique de bibliothèque ne peut prétendre à remplacer les col- ce nouveau catalogue, et colla une étiquette dans lections spéciales de droit, de médecine, de science, chaque volume, renvoyant à la rubrique dudit cata- de beaux-arts si nombreuses déjà dans notre ville; logue (RA pour 1840). Les livres étaient répartis elle ne peut pas davantage faire concurrence aux par domaine dans cinq salles. Au début de 1847, la curiosités éphémères des cabinets de lecture, son SdL publia la suite du catalogue de 1839, en y fon- but est de satisfaire, le plus largement possible, aux dant deux suppléments imprimés en 1841 et 1843. légitimes exigences de la bonne moyenne des esprits Cette suite comptabilise environ 2’400 nouveaux cultivés» (RA pour 1881). Le 26 janvier 1887, titres. A noter que la moitié des ouvrages de scien- Arthur Bossi se demandait «si les facilités que la ces et arts était constituée de livres ou brochures de Bibliothèque publique offre depuis quelques années sciences médicales (environ 775 vol.), provenant à tous les lecteurs ne créent pas une sérieuse concur- d’un legs du docteur Jean-Pierre Colladon (1769– rence à notre Société et ne devraient pas changer un 1842). Ces ouvrages, ou du moins une partie d’en- peu l’esprit de ses achats» (RA pour 1886). tre eux, ne figurent sans doute plus dans la biblio- thèque, puisqu’en 1866 la SdL donna 581 vol. à la «Société de médecine"; en 1875, elle se défera d’un 1.8 Le volume d’acquisition était tributaire des lot d’«ouvrages spéciaux de médecine et de chirur- finances. Parfois, le Comité se plaignait du manque gie» (RA pour 1866 et 1875). Suite à ce catalogue, de moyens mis à sa disposition pour enrichir conve- la Société publia, jusqu’en 1877, 19 suppléments; nablement la bibliothèque. Des dons ou legs en elle optera, dans un premier temps, pour des catalo- argent (soit pour la SdL dans son ensemble, soit gues pluriannuels, puis pour des suppléments pour l’achat de livres) venaient régulièrement ren- annuels. flouer les caisses. Calculée par tranche de vingt ans, la moyenne des dépenses pour l’achat des livres 1.10 En 1877, après plusieurs années d’attente, la varia peu entre 1818 et 1950, même si les fluctua- Société imprima un nouveau et dernier catalogue tions annuelles ont pu être importantes: elle tour- général de 1’238 pages, suivies de 302 pages de nait autour des 3’000–3’100 francs (2’600 entre tables (auteurs et anonymes), pour un total d’envi- 1839 et 1858). Cette somme représentait toutefois ron 24’000 titres (brochures et périodiques un pourcentage toujours plus faible de l’ensemble compris). La systématique varie légèrement de celle des dépenses annuelles: 17,5 % de 1839 à 1848, de 1839: davantage de grands domaines, un peu 10 % de 1859 à 1876 (De Crue 1896, 143, et RA). moins de subdivisions. Les coûts élevés de l’impres- Les dépenses pour les abonnements aux périodiques sion vont générer des déficits pendant quelques étaient, nous l’avons vu, supérieures à celles des années (1877–1880). Ce catalogue sera suivi de livres: de 1839 à 1848, elles s’élevèrent en moyenne trois suppléments édités en 1880, 1884 et 1888: ils à3’283 francs par an, puis, de 1900 à 1950, à totaliseront quelque 5’670 titres supplémentaires. 4’700 francs. Durant cette dernière période, la Depuis, la SdL n’a plus publié de catalogue, mais 382 Bibliothèque de la Société de lecture de Genève des listes de nouvelles acquisitions: tout d’abord publique de Genève. Actuellement, les ouvrages dans la Feuille d’avis officielle du canton de Genève portent encore les traces de cette cotation différen- (1888–1890), puis sous la forme d’un bulletin auto- ciée, puisqu’une partie, tout en étant regroupée par graphié (1890–1900, aujourd’hui introuvable) et domaine, est cotée de 1 à 18’028 (avec des lacunes) finalement imprimé (dès 1901). Ces listes seront tri- et le reste selon la cotation matière alphanumé- mestrielles jusqu’en 1904, semestrielles de 1905 à rique. 1921, puis annuelles. Pour faciliter la recherche, le e bibliothécaire et pasteur Victor Segond (1849– 1.13 Au 20 s., nous signalerons comme dons 1915) prépara deux Index alphabétiques qu’il édita importants, les 1’500 ouvrages légués par Dionys en 1906 et 1913. Lecomte en 1902, et environ 1’000 vol. cédés par le juge fédéral Robert Fazy au début de 1922 (la SdL 1.11 Entre temps, en 1872, la SdL put agrandir ses en gardera 469 titres représentant 540 vol.). En locaux en prenant possession des salles du premier 1927, elle reçut en legs de Mme Diodati-Plantamour étage (ancien Musée), libérant ainsi le deuxième 19’000 francs (la plus forte somme jamais donnée), étage pour la bibliothèque; elle occupa aussi une que le Comité voulut utiliser pour l’enrichissement salle dans les combles pour ranger les livres peu des collections. En 1940, André de Maday donna demandés. Cet agrandissement des locaux lui per- «[d]es milliers de volumes» d’économie sociale et mit d’abandonner l’appartement de M. Boisde- financière. Peu avant 1984, l’historien Bernard Les- chesne qu’elle avait loué depuis 1827 pour faire caze remit un don «important» d’ouvrages liés à la face au manque de place. La présence de nouveaux philosophie et à la théologie. Toutefois, rien n’in- locaux a pu susciter une recrudescence de dons, dique si ces dons contenaient des imprimés anté- parmi lesquels nous signalerons 90 vol. de la biblio- rieurs à 1900, à l’exception d’une «série de livres thèque de l’historien Jean-Charles de Sismondi anciens» donnée par Mme Monique Barbier en (1773–1842) offerts en 1877 par le président 1984 et de 160 vol., du 19e s. essentiellement, cédés Arthur Bossi, ainsi qu’un certain nombre d’ouvra- en 2003 par un ancien sociétaire. Cette succession ges en anglais (surtout des romans) donnés par la de dons n’empêchapaslaSdLdepasser,àlafindes comtesse Agénor de Gasparin (1813–1894) entre années 1920 et durant les années 1930–1940, par 1879 et 1886. En 1888, la SdL s’ouvrait aux fem- une période difficile (déficits annuels, manque de mesenleurpermettantdes’abonner à la biblio- sociétaires) qui poussera le Comité à lancer, excep- thèque (9 femmes en 1888, 22 en 1900). Il faudra tionnellement, en 1935, un appel aux familles de toutefois attendre 1952 pour qu’elles aient les ses membres pour qu’elles fassent des dons de droits complets de sociétaires. Le premier «biblio- livres. thécaire de carrière diplômé» sera une femme: Mlle Anne-Marie Lacroix, de 1943 à 1945. 1.14 D’une bibliothèque historique et scientifique, la SdL va devenir, au 20e s., une bibliothèque litté- 1.12 C’est vers 1894/95, que le bibliothécaire raire. Dans son rapport annuel du 22 janvier 1829, Lucien Chalumeau se mit à la confection d’un cata- le président Jacques-Denis Choisy se réjouissait de logue sur fiches, devenu nécessaire suite à la déci- ce que l’on lût beaucoup de récits de voyage, et il sion de classer aux rayons les nouvelles acquisitions voulait bien que l’on demandât des romans histori- (dès le 1er janvier 1895) par numerus currens (et ques, mais ne souhaitait pas céder à d’autres non plus par matière). Il faut toutefois noter que, demandes «frivoles et par conséquent moins utiles"; pour la réalisation du catalogue imprimé de 1839, il regrettait par contre qu’onlûttantdepiècesde le bibliothécaire avait déjà utilisé des «cartes», sans théâtre(ilyenauraplusde1’800 en 1850). Il fau- avoir (apparemment) eu l’idée de les conserver ni de dra justement attendre 1850, pour que le Comité se les classer dans des tiroirs. En 1898, la SdL acheta décide à acheter plus de «littérature légère», comme deux fichiers (meubles), l’un pour classer les fiches «les traductions des romans de Dickens, diverses par ordre alphabétique des auteurs, l’autre pour les nouvelles de Ch. de Bernard, de Scribe, de Mmes fiches matières, dont le classement systématique Reybaud, de Bawr, etc.» (RA pour 1850, 7/8 et suit grosso modo celui du catalogue imprimé. En 1851). Eugène Sue donna certaines de ses œuvres 1950, le bibliothécaire établira encore un fichier (RA pour 1854). En 1900, «quelques plaintes se «biographie» et un fichier «géographie». En 1899, sont élevées … sur les romans récemment achetés» la bibliothèque décida de classer les ouvrages acquis (RA pour 1900). Malgré tout, au fil des ans, la pro- depuis 1895 à nouveau par matières en leur attri- portion de la littérature dans les nouvelles acquisi- buant une cote alphanumérique: une lettre majus- tions allait en grandissant: de 22 % en 1840 à 60 % cule selon les dix grands domaines du catalogue de en 1945, pour tenir compte de l’évolution des goûts 1877 (B: beaux-arts; D: droit; GV: géographie et des lecteurs. En 1919, par exemple, ceux-ci repro- voyage; E: économie politique; H: histoire; L: litté- chaientauComitédenepasacheterassezde rature; R: recueils généraux; P: philosophie; S: romans. En 1930, d’autres lui imputaient «de ne sciences; T: théologie), suivie d’une minuscule dési- pas faire une place assez large … aux romans poli- gnant les subdivisions matières, puis d’un numerus ciers» (RA pour 1930). En 1945, le Comité recon- currens, selon un système adopté à la Bibliothèque naissait que, «faute de ressources, [il] n’achète plus Bibliothèque de la Société de lecture de Genève 383 guère d’ouvrages de fond et c’est grand dommage anciens vendus ou perdus depuis l’impression des [et qu’]il est obligé de suivre le goût du jour et derniers catalogues imprimés. Il ne doit toutefois d’acheter surtout des romans» (RA pour 1945). pas être trop important. Les brochures genevoises reliées en recueils ne figurent pas dans le Catalogue 1.15 A la fin des années 1950 et au début des ’ années 1960, la Société réorganisa la bibliothèque de 1877, sauf exception; elles n entrent donc pas en effectuant une opération de tri et de révision des dans les calculs ci-après; elles sont toutefois signa- collections et en mettant à jour le fichier matières. lées dans la section «Histoire». Elle élimina un certain nombre de romans, d’ouvra- Survol chronologique et par langues ges de droit, de sciences. Cette opération était liée à une nouvelle rénovation et restauration des locaux. 2.2 Nous ne connaissons pas précisément le nom- ’ ’ Finalement, le bel aspect actuel des lieux résulte de bre total d ouvrages. D après certaines estimations profondes et lourdes transformations de l’im- de la SdL, non vérifiées, il y aurait entre 300 et ’ meuble, des salles et de la bibliothèque, effectuées 350 000 vol. Actuellement, la bibliothèque est en 1986/87. Un «compactus» climatisé a été abonnée à 94 périodiques (54 revues scientifiques et installé. Depuis août 1989, les nouvelles acquisi- 40 titres de la presse courante: quotidiens, hebdo- tions sont cataloguées en machine (actuellement sur madaires et mensuels). Elle possède aussi un petit BiblioMaker). Par la suite, les bibliothécaires fonds de plus de 280 cassettes vidéo et de 80 DVD commencèrent à recataloguer les ouvrages de litté- de classiques du septième art. Depuis peu, elle rature anglaise, de géographie, de théologie et conserve aussi la plupart des enregistrements des ’ déposèrent les livres les plus précieux dans le conférences qu elle organise. Si nous nous fondons «compactus"; l’opération ne sera pas menée à son sur le catalogue de 1877 et sur ses suppléments de terme, faute de moyens financiers. 1880, 1884 et 1888, le nombre de titres antérieurs à 1900 se monte à un peu moins de 30’000, pour environ 65’000 vol. Ces totaux incluent quelque 2. DESCRIPTION DU FONDS 11’400 brochures, dont certaines peuvent avoir jus- Avertissement qu’à 200 pages, reliées en plus de 1’200 recueils thématiques (une brochure, même reliée avec d’au- 2.1 Pour des raisons de temps, le comptage des tres, compte pour un titre et un vol.). Ils incluent ouvrages a été effectué (en 2003) à partir du Cata- aussi quelque 950 titres de périodiques (spécialisés logue des livres de 1877 et de ses trois suppléments et généraux, pas toujours complets) en près de de 1880, 1884 et 1888. De 1888 à 1901, la SdL a 16’000 vol., dont quelques-uns ont été vendus. acquisplusde5’000 titres, du 19e s. pour l’essen- e tiel; elle en acquerra encore quelques centaines (du 2.3 Plus de 80 % des imprimés sont du 19 s., soit e e ’ ’ 19 s.) au début du 20 s. Les ouvrages anciens quelque 25 600 titres en 53 100 vol. Le reste se e ’ entrés après 1888 n’ont pas été pris en compte dans répartit entre le 18 (environ 3 100 titres pour ’ e la description du fonds. De plus, depuis cette date, 10 400 vol.), le 17 (environ 400 titres pour 850 e la Société a vendu un certain nombre, non déter- vol.)etle16s. (80 titres pour 110 vol.). Il reste miné, de périodiques et de monographies. Dès 1880 encore un incunable: De architectura libri decem de (semble-t-il), elle a procédé chaque année à une Vitruve (Venise 1497). Environ 400 titres anciens vente aux enchères des journaux de l’année cou- (490 vol.) ne comportent pas de date. Les trois- rante. Dès 1912, elle a vendu, en fonction des quarts des documents sont en français, soit quelque ’ ’ besoins financiers, des collections de périodiques 23 000 titres pour 48 800 vol. Puis viennent, loin ’ scientifiques (au moins 45 titres). Puis, dès les derrière, les ouvrages en allemand (environ 2 900 ’ ’ années 1930–1940, elle a vendu des livres – mais titres pour 7 700 vol.) et en anglais (environ 2 200 ’ dans de faibles proportions pour autant qu’on titres pour 5 600 vol.). Reste quelque 850 titres ’ ’ puisse en juger au regard des rapports annuels ava- (1 400 vol.) en latin et 500 titres (1 200 vol.) dans ’ res en détails – de géographie, d’économie poli- d autres langues, surtout en italien, parfois en espa- tique, de droit, de sciences et des romans en fran- gnol. ’ ’ çais, sans que nous puissions déterminer s il s agit Aperçu systématique d’ouvrages antérieurs ou postérieurs à 1900. Une réorganisation de la section des sciences, vers 1960, 2.4 Les domaines et subdivisions retenus sont semble aussi avoir entraîné un tri parmi les ouvra- ceux du Catalogue de 1877, présentés ici par ordre ges anciens. A cela s’ajoutent les pertes et élimina- d’importance et regroupés selon les besoins. Les tions d’ouvrages liées à la vie de toute bibliothèque. deux domaines les mieux représentés dans le fonds Dès lors, les résultats obtenus, même arrondis, ne ancien sont les langues et littérature, ainsi que l’his- doivent pas être considérés comme un reflet exact toire: environ 20 % chacun. de l’état actuel du fonds ancien: le nombre d’ouvra- ges du 19e s. risque d’être sous-évalué et celui des Langues et littérature 16e–18e s., surévalué. Nous ne pouvons toutefois 2.5 Près de 6’000 titres pour environ 12’000 vol. pas quantifier le décalage, ceci d’autant plus que relèvent des langues et de la littérature, dont envi- nous n’avons pas retrouvé de liste d’ouvrages ron 1’100 brochures (reliées en 132 recueils) et une 384 Bibliothèque de la Société de lecture de Genève cinquantaine de titres de périodiques (670 vol). La complètes de Bossuet (Paris 1825–1828, 59 vol.), proportion des ouvrages par siècles est conforme à de Rousseau (Paris 1819/1820, 22 vol.), de Voltaire l’ensemble du fonds ancien: 5’290 titres (10’160 (Paris 1819–1822, 64 vol.) et de Goethe (Stuttgart vol.) du 19e s., 470 titres (1’780 vol.) du 18e s., 68 1827–1833, 55 vol.). titres (84 vol.) du 17e s. et 19 titres (24 vol.) du e 2.10 Un peu plus du quart des ouvrages de lan- 16 s. Pour les langues, même si les livres en français gues et littérature porte sur la langue: environ ’ ’ dominent (4 430 titres en 8 550 vol.), on note une 1’680 titres en 2’780 vol., dont plus de la moitié proportion d’ouvrages en anglais supérieure à la ’ ’ ’ d histoire littéraire (720/1 190) et de critique litté- moyenne (740 titres en 1 480 vol.); reste 480 titres raire (200/420: esthétique, rhétorique, poétique, ’ (1 440 vol.) en allemand et 170 titres (270 vol.) en critique); l’essentiel des ouvrages de critique litté- latin. raire sont en français et du 19e s., comme le Lycée 2.6 Près des trois-quarts de ces ouvrages sont des ou cours de littérature ancienne et moderne de œuvres littéraires, dont principalement des romans, Jean-François de La Harpe (Paris 1798/9–1804/5, des contes et des nouvelles (environ 2’000 titres en 19 vol.). L’histoire littéraire concerne la littérature 3’100 vol.), du 19e s. essentiellement. Un peu moins française (290/460), mais aussi celle d’autres pays de la moitié de ces romans sont des romans français (430/730, y compris l’histoire de l’imprimerie, les (980/1’270), un tiers des romans anglais (740/ catalogues et les bibliographies), essentiellement 1’360), le reste se répartit entre les romans alle- européens. 370 titres en 540 vol. (5 du 16e s., 13 du mands, italiens, espagnols et russes; plus de la moi- 17e s., 43/77 du 18e s., 310/440 du 19e s.) relèvent tié des romans qui n’appartiennent pas à la littéra- de la linguistique (grammaires, dictionnaires, etc.), ture française sont en langue originale, surtout en dont 130/170 plus spécialement sur la langue fran- anglais et en allemand, quelques-uns en italien et en çaise (comme le Dictionnaire françois de Pierre espagnol. Parmi les romanciers d’expression fran- Richelet, Genève 1680); le reste se répartit entre les çaise les mieux représentés, on peut mentionner: traités généraux et les autres langues. 53 titres en George Sand, Emile Souvestre, Olivier Urbain, Ale- 134 vol. appartiennent à la catégorie «orateurs» xandre Dumas, Emile Erckmann et Alexandre Cha- (discours). Reste 320 titres (490 vol.) de «mélanges trian, Charles de Bernard, Rodolphe Töpffer (édi- littéraires et chrestomathies». tions originales); parmi les anglophones: Walter Scott, James Fenimore Cooper, Edward Bulwer Lyt- Histoire ton, Frederick Marryat, Charles Dickens; parmi les germanophones: August Lafontaine, Heinrich 2.11 Quelque 6’270 titres pour environ 12’000 Zschokke, Jeremias Gotthelf. vol. relèvent de l’histoire, dont environ 2’320 bro- chures, reliées en 269 recueils (sans compter les 2.7 On trouve encore quelque 830 titres (1’190 3’600 brochures d’histoire genevoise) et une qua- vol.) sous la rubrique «poésie moderne» (7 du rantaine de titres de périodiques (470 vol). La pro- 16e s., 20 du 17e s., 80/220 du 18e s., 700/920 du portion des ouvrages par siècles correspond plus ou 19e s.), dont 460 recueils ou œuvres de poésie fran- moins à celle de l’ensemble du fonds ancien: 5’400 çaise (530 vol., comme les Œuvres de Pierre Ron- titres (10’050 vol.) du 19e s., 720 titres (1’770 vol.) sard, Paris 1584); les poètes anglais, allemands, ita- du 18e s., 74 titres (120 vol.) du 17e s. et 8 titres du liensetlatinsmodernessepartagentlerestedecette 16e s. La proportion des ouvrages en français est rubrique (plus de la moitié de leurs œuvres sont en légèrement supérieure à la moyenne: 5’040 titres en langue originale). 9’580 vol., aux dépens du latin (80 titres en 110 2.8 On comptabilise 720 œuvres dramatiques vol.); reste 610 titres (1’320 vol.) en allemand et (1’420 vol.), essentiellement du 19e s. et d’auteurs 420 titres (780 vol.) en anglais. francophones (comme les 213 vol. du Répertoire du – 2.12 Plus des deux tiers de ces ouvrages et brochu- théâtre français, Paris 1821 1826), dont les mieux res d’histoire touchent à l’«histoire moderne» (16e– représentés sont Emile Augier, George Sand, Octave 19e s.), dont la moité (2’200 titres en 4’140 vol.: 1 Feuillet, Alexandre Dumas fils, Victorien Sardou, titre du 16e s.,14du17e s., 345/650 du 18e s., Marc Monnier, sans oublier les éditions originales ’ ’ e œ 1 800/3 440 du 19 s.) concerne la France, comme de pièces de Victor Hugo. Les uvres des dramatur- le Tableau de Paris, critiqué par un solitaire du pied ges anglais, allemands, italiens sont moins bien des Alpes (Nyon 1783), avec un accent sur l’histoire représentées; on notera la collection des Chefs- e ’œ du 19 s. et particulièrement sur la période révolu- d uvre des théâtres étrangers (Paris 1822/1823, tionnaire (dont environ 270 brochures, publiées 25 vol.). entre 1789 et 1799, comme le Discours prononcé 2.9 En littérature, on trouve encore des œuvres au Désert à l’occasion du mariage de Monseigneur épistolaires (190 titres en 400 vol.), de la littérature le Dauphin, En Languedoc 1770) et l’empire. L’his- ancienne grecque et latine (230 titres en 720 vol., toire suisse est représentée par 720 titres en 1’240 dont 70 titres en latin ), un peu de littérature orien- vol. (3 titres du 16e s.,16du17e s.,70du18e s., le tale (30 titres en 70 vol.) et des œuvres de «polygra- reste du 19e s.), avec une proportion d’ouvrages en phes» (230 titres en 1’770 vol.), dont les œuvres allemand plus importante qu’ailleurs. Parmi ces Bibliothèque de la Société de lecture de Genève 385

720 titres, 200 concernent Genève, comme Geneva deux fois mieux représenté que dans les autres liberata d’Antoine de La Faye (Genève 1603). La domaines (plus de 300 titres en 570 vol.), aux part de l’histoire suisse augmente si l’on y inclut les dépens de l’anglais (230 titres en 350 vol.); l’alle- quelque 3’600 brochures d’histoire genevoise mand est stable: 460 titres en 920 vol. (reliées en 199 recueils), dont près de 2’000 sont du 18e s. et 1’600 du 19e s. On notera encore 270 titres 2.15 Le tiers de ces ouvrages relève de la théologie (460 vol.) sur l’histoire de l’Italie et de la Savoie (5 historique: près de 1’500 titres en 2’200 vol. (10 du du 17e s.,19du18e s., 240 du 19e s.), pour l’essen- 16e s.,38du17e s.,85du18e s., le reste du 19e s.). tiel en français, et aussi 270 titres (mais en 660 Il s’agit avant tout d’études sur l’histoire de l’Eglise vol.) sur l’histoire des Iles britaniques (48 du 18e s., réformée (près de la moitié des titres) de Genève, de 220 du 19e s.), la moitié en anglais, comme The his- Suisse, de France et du reste de l’Europe (comme tory of England de Paul Rapin de Toyras (Londres Conseil sacré d’un gentilhomme francois aux Egli- 1728–1747, 28 vol.) et encore 210 titres (370 vol.), ses de Flandre, Lausanne 1574), mais aussi sur essentiellement du 19e s., sur l’histoire de l’Allema- l’Eglise catholique (environ 300 titres), ainsi que gne (y compris Autriche, Hongrie, Prusse), plus du des biographies (environ 280), comme Les vrais tiersenallemand.Lerestesepartageentrel’histoire pourtraits des hommes illustres en piété et doctrine des autres pays européens (450/760, dont les 21 de Théodore de Bèze (Genève 1581). vol. d’une histoire des Pays-Bas: Vaderlandsche his- torie, Amsterdam 1752–1759) et celle du reste du 2.16 Un autre ensemble de quelque 780 titres en e e e monde (210/380, dont les deux tiers sur 870 vol. (2 du 16 s.,17du17s.,73du18s., le e l’Amérique). reste du 19 s.) concerne la théologie polémique (590/620, dont au moins 280 titres entre catholi- 2.13 Parmi les quelque 260 ouvrages en 620 vol. ques et protestants et 200 entre protestants), apolo- (5/9 du 17e s., 30/117 du 18e s., 230/500 du 19e s.) ’ gétique (170/200) et irénique (20). Quelque 570 qui traitent de l histoire ancienne, du Bas-Empire titres en 800 vol. touchent à la théologie pastorale, ou du Moyen-Âge, la plus grande partie concerne avec un pourcentage d’édition du 18e s. supérieure à l’histoire romaine. La section Histoire abrite encore ’ la moyenne (120/200); on y trouve surtout des ser- un important ensemble de biographies d environ mons (plus de 400 titres, pour plus de 600 vol.), ’ e 960 titres en 1 470 vol. (2 du 17 s., 50/118 du comme Les cinq décades des sermons d’Henri Bul- e ’ e 18 s., 900/1 340 du 19 s.), comme les Notices bio- linger (Genève 1565), ou le Sermon sur la présente graphiques sur MM. Jacques, Théodore, Pierre, rébellion en Ecosse de Thomas Herring (Londres Gabriel et Jean-Louis Grenus, par Théodore de 1745). Les autres branches de la théologie sont un Grenus (Genève 1849); on y trouve la vie de per- peu moins bien représentées: 240 titres (290 vol.) sonnages politiques, mais aussi d’écrivains et autres ’ pour la théologie dogmatique et 200 titres (300 artistes, surtout de Français, d Anglais et de Suisses vol.) pour la théologie morale, ascétique et mys- (dont une part importante de Genevois), mais aussi ’ ’ tique (Guillaume Houbraque, Traitté montrant d Allemands et d Italiens. 290 titres en 410 vol. comme il faut procéder à la correction des vices et concernent l’archéologie et la numismatique (2 du e e e des scandales, Orléans 1567), surtout en français et 16 s., 7 du 17 s., 28/87 du 18 s., 248/313 du e ’ ’ e du 19 s., dont 4 vol. d opuscules reliés d Emanuel 19 s.). Finalement, quelque 180 ouvrages en 500 Swedenborg. vol. (6 du 17e s., 20/100 du 18e s., 150/390 du e 19 s.) ont été regroupés sous la rubrique «introduc- 2.17 Quelque 460 titres en 660 vol. relèvent de la tion» (ouvrages généraux, chronologie, diploma- «critique biblique», dont environ 80 titres (130 tique et héraldique, histoire universelle) et «mélan- vol.) de commentaires bibliques (Praelectiones in ges historiques». librum prophetiarum Danielis de Jean Calvin, Genève 1571), ainsi que plusieurs éditions de l’Ecri- Théologie ture sainte, comme cette Bible qui est toute la 2.14 Quelque 4’360 titres pour environ 7’000 vol. Saincte Escriture (Genève 1588); ici, les ouvrages concernent la théologie, dont un peu plus de 2’000 du 19e s. (370/480) sont proportionnellement un brochures (reliées en 205 recueils), y compris 150 peu moins nombreux, au profit des livres du 16e s. thèses genevoises du 18e et de la première moitié du (11/27), 17e s. (23/25) et 18e s. (60/127); les impri- 19e s., et une centaine de titres de périodiques més en français dominent moins (230/275), au pro- (1’000 vol). La part des ouvrages du 19e s. y est fit du latin (107/180) et de l’allemand (96/140). Un toujours prépondérante (3’700 titres en 5’880 vol.); ensemble de 90 titres en 320 vol. regroupe les écrits celle des livres du 16e et du 17e s. est, proportion- etlesétudessurlesPèresdel’Eglise (45/170) et les nellement, deux fois plus importante que dans les écrits des théologiens (45/150), surtout protestants; autres domaines: 33 titres en 52 vol. pour le 16e s. ceux des Pères sont moitié en français et moitié en et 110 titres en près de 200 vol. pour le 17e s.; reste latin, ceux des théologiens, moitié en français, moi- environ 480 titres en 840 vol. du 18e s. Le français tié en latin ou en allemand. Reste 240 titres (400 domine toujours avec près des trois-quarts des vol.) regroupés sous «introduction» et 80 titres ouvrages (3’300 titres en 5’000 vol.); le latin est (120 vol.) sous «mélanges». 386 Bibliothèque de la Société de lecture de Genève

Sciences 40 titres (75 vol.) du 17e s. et 4 titres (6 vol.) du e 2.18 Environ 3’360 titres pour 8’940 vol. relèvent 16 s. Pour les langues, on note une plus faible pro- des sciences, dont environ 1’300 brochures (reliées portion de livres en anglais (87/188), au profit du ’ ’ ’ en 206 recueils). Parmi les vol., on trouve un fort français (2 180/4 250) et de l allemand (347/650); pourcentage (40 %) de périodiques (3’700 vol. pour reste quelque 65 titres (103 vol.) en latin. 180 titres), dont une partie a été vendue depuis la 2.22 Environ 60 % de ces ouvrages sont constitués fin du 19e s. La proportion des ouvrages du 18e s. de livres de droit propres à un pays. 740 titres en est supérieure à la moyenne (470 titres en 1’750 1’640 vol. concernent le droit français (16/26 du vol.), aux dépens des livres du 19e s. (2’770 titres en 17e s., 90/285 du 18e s., 620/1’260 du 19e s.), dans 7’060 vol.); reste quelque 12 titres du 16e s. et une tous les domaines, mais surtout en droit civil, en cinquantaine de titres du 17e s. (60 vol.). La réparti- droit constitutionnel et des plaidoyers, comme ceux tion des ouvrages par langues est plus ou moins de Pierre Ayrault (Rouen 1614), Jacques de Puymis- conforme à la moyenne: 2’690 titres pour 6’620 son (Rouen 1627), Auguste et Thomas Gallands vol. en français, 280/1’240 en allemand, 190/710 (Paris 1656). 610 titres en 1’140 vol. touchent au en anglais, 140/250 en latin. droit de la Confédération et des divers cantons (2 e e ’ e 2.19 Près du tiers des ouvrages (950 titres en du 17 s., 47/70 du 18 s., 550/1 030 du 19 s.), res- 1’900 vol.) concerne les sciences naturelles: 2 du pectivement un quart pour le droit fédéral et trois- 16e s., 8 du 17e s., une centaine du 18e s. (plus de quarts pour les différents droits cantonaux, dont e celui de Genève est le mieux représenté. 246 titres 300 vol.), le reste du 19 s.; on a, proportionnelle- e e e ’ en 457 vol. (4 du 17 s.,22du18 s., 220 du 19 s.) ment, deux fois plus de titres en latin qu ailleurs ’ (58/120, surtout en botanique). Ce sont avant concernent le droit d autres pays européens (surtout Angleterre, Allemagne et Italie) et quelques-uns tout des ouvrages de zoologie (environ un tiers), ’ ’ ’ de géologie et de botanique, comme ces deux édi- celui d Asie, d Afrique ou d Amérique. tions de l’Histoire naturelle générale et particulière 2.23 Les autres 40 % d’ouvrages ont trait aux dif- de Georges Louis Leclerc de Buffon (Paris 1749– férentes branches du droit: droit ecclésiastique (267 1789, 39 vol. in-4 et Paris 1769–1784, 47 vol. in- titres en 285 vol., surtout sur des questions suisses 12). La médecine (surtout l’«hydrologie médicale», et françaises), droit public et politique (256/346), l’hygiène, les maladies mentales et la médecine droit international (230/380, surtout des livres sur légale) est représentée par quelque 460 titres en 640 les «ambassades, congrès, traités de paix» et sur la vol.: 6 du 16e s., 8 du 17e s., 60 du 18e s. et 390 du «guerre et paix, neutralité»), droit pénal (107/155, 19e s. dont une quarantaine d’études du 19e s. sur la peine 2.20 Quelque 340 titres en 450 vol. relèvent des de mort) et droit romain (100/200). Il y a aussi ’ quelques ouvrages de philosophie et théorie du mathématiques (pures et appliquées, y compris l as- ’ tronomie), avec un pourcentage plus élevé que la droit (54/77), et d histoire du droit (50/100). moyenne d’ouvrages du 18e s. (76/116) et en latin (32/45); reste 13 titres du 17e s. et 240 du 19e s. On Economie politique et statistique peut y ajouter 220 titres supplémentaires (310 vol.) 2.24 Quelque 2’280 titres pour environ 4’360 vol. e e relatifs à l’art militaire (1 du 16 s., 2/4 du 17 s., relèvent de l’économie politique et de la statistique, e e 35/50 du 18 s. et 180/250 du 19 s.). Environ 440 y compris une trentaine de titres de journaux (380 titres en 730 vol. concernent la physique (310/470) vol.); la part des brochures est importante (2’040, e et la chimie (130/260): 5 titres du 17 s., 80 (140 reliées en 194 recueils). La proportion des titres du e e vol.) du 18 s. et 350 (570 vol.) du 19 s. La section 19e s. est encore plus forte que dans les autres des sciences abrite encore un petit ensemble presque domaines (2’110 titres en 4’120vol.);iln’y a que équivalent d’ouvrages de technologie (300/460) et 130 titres du 18e s. (210 vol.), 2 titres du 17e s. et 1 e d’agriculture (300/390), surtout du 19 s. et en fran- du 16e s. Pas d’ouvrages en latin. çais. Technologie: 2 du 17e s., 30/85 du 18e s., 260/ 2.25 Au-delà des quelque 140 traités généraux et 368 du 19e s. Agriculture: 1 du 17e s., 38/72 du livres d’histoire du domaine (310 vol.), comme cette 18e s., 245/308 du 19e s. Une soixantaine de titres traduction en russe des Principes d’économie poli- (80 vol.) concerne les sciences occultes. Reste une tique de John Stuart Mill (Saint Petersbourg 1859/ centaine de titres (260 vol.) regroupée sous «intro- 1860), on notera environ 370 titres en 530 vol. (1 duction générale». du 16e s., 1 du 17e s., 50/67 du 18e s., 310/460 du 19e s.) sur le monde de la finance (surtout), des ban- Droit ques et des monnaies. 310 titres en 390 vol. (26/32 2.21 Quelque 2’730 titres pour environ 5’300 vol. du 18e s., 290/360 du 19e s.) touchent au commerce concernent le droit, y compris 1’460 brochures et et à l’industrie. Parmi les 240 titres (310 vol.), pres- une trentaine de titres de journaux (450 vol). La que exclusivement du 19e s., liés aux transports, proportion des ouvrages par siècles est conforme à une grande partie traite des chemins de fer, comme celle de l’ensemble du fonds ancien: 2’400 titres Déraison et dangers de l’engouement pour les che- (4’500 vol.) du 19e s., 250 titres (630 vol.) du 18e s., mins en fer de Victor Considérant (Paris 1838), en Bibliothèque de la Société de lecture de Genève 387

Suisse surtout; le reste est du ressort de la naviga- et par langues est plus ou moins conforme à celle de tion. l’ensemble du fonds ancien: 1’380 titres (2’040 e e 2.26 Un peu moins de la motié des titres relève de vol.) du 19 s., 200 titres (400 vol.) du 18 s., 34 titres (47 vol.) du 17e s., 4 titres du 16e s.; 1’280 questions sociales, dont une grande partie (580 ’ titres en 1’130 vol.: 16/38 du 18e s., 560/1’100 du titres pour 1 940 vol. sont en français, près de 200/ 19e s.) touche le monde ouvrier, le paupérisme, les 300 en allemand, 94/178 en anglais, 47/68 en latin. institutions de bienfaisance et de prévoyance, les 2.30 Plus de la moitié des ouvrages relève de l’édu- hôpitaux, les prisons. A noter aussi 120 titres (160 cation, de la morale ou des mœurs, soit 630 livres vol.) sur la colonisation et la traite des noirs (8/18 ou brochures (860 vol.) liés à l’éducation et à l’en- du 18e s. et 110/140 du 19e s.). Reste 77 titres du seignement (1 du 17e s.,30du18e s., 590 du 19e s.), 19e s. regroupés sous «théories de l’organisation surtout en Suisse et en France, et 400 (550 vol.) à la sociale» et une centaine sous «population». Un peu morale et aux mœurs (2 du 16e s., 17 du 17e s., 83 moins de 200 ouvrages ou brochures concernent du 18e s., 300 du 19e s.). Parmi les autres branches des études statistiques sur la Suisse, la France, l’An- de la philosophie, on trouve une centaine de titres gleterre, l’Allemagne, etc. Il en va de même pour la de psychologie (quasi tous du 19e s.), une soixan- centaine de titres (600 vol.) d’almanachs et annuai- taine de métaphysique et une quarantaine de res du 19e s., comme le Calendrier de la volonté du logique, ainsi que 140 titres (330 vol.) regroupés peuple (Genève 1883) en cyrillique. sous «œuvres des philosophes», majoritairement des philosophes «modernes», comme René Descar- Géographie et voyage tes et son Discours de la méthode (Leyde 1637). 170 ouvrages (260 vol.) traitent de l’histoire de la 2.27 Environ 2’000 titres pour 3’630 vol. concer- philosophie, dont le plus ancien est le De vita et nent la géographie et les voyages, y compris un petit moribus philosophorum de Diogenes Laertius nombre de brochures (150) et de journaux (une (Lyon 1556). Reste 60 mélanges et une vingtaine trentaine de titres en 520 vol.). La proportion des d’ouvrages d’introduction. ouvrages par siècles est conforme à celle de l’en- semble du fonds ancien: 1’680 titres (2’950 vol.) du 2.31 Les beaux-arts ne sont représentés que par 19e s., 270 titres (610 vol.) du 18e s., 24 titres (30 quelque 440 titres en 820 vol. (1 du 16e s., 2 du vol.) du 17e s. Pour les langues, même si les livres en 17e s.,35du18e s., 390/750 du 19e s.), y compris français dominent (1’460titresen2’820 vol.), on 170 brochures et une trentaine de titres de jour- note une proportion d’ouvrages en anglais supéri- naux, comme La Gazette des beaux-arts (Paris eure à la moyenne (300 titres en 380 vol.); reste 1859–1939). En plus de 136 traités généraux (200 200 titres (360 vol.) en allemand et 20 titres (24 vol.), on dénombre 120 titres sur le dessin, la pein- vol.) en latin. ture, la gravure et, dans une moindre mesure, la sculpture (Les fontaines de Paris, Paris 1813), 100 2.28 Parmi ces ouvrages, un peu moins du quart titres sur la musique et une soixantaine d’ouvrages relève de la géographie à proprement parler: 440 d’architecture. titres en 670 vol. (12/16 du 17e s., 58/156 du 18e s., 350/470 du 19e s.); il s’agit avant tout de livres sur la Suisse, mais aussi sur d’autres pays européens et Recueils généraux extra-européens, ainsi que quelques traités de géo- 2.32 En dehors des périodiques spécialisés (envi- graphie ancienne et des atlas, surtout du 19e s. Les ron 500 titres, souvent incomplets) intégrés dans trois autres quarts sont constitués de récits de chaque domaine, le Catalogue de 1877 et ses sup- voyage, soit quelque 1’530 titres en 2’500 vol. (12/ pléments de 1880, 1884 et 1888 annoncent quelque 15 du 17e s., 210/455 du 18e s., 1’300/2’010 du 430 titres de «Recueils généraux» pour un total de 19e s.); on y trouve avant tout des récits de voyage plus de 7’500 vol. On aurait 5 titres du 17e s., une en Europe (650/1’000), dont 150/220 en Suisse ou centaine du 18e s. et environ 330 du 19e s., essentiel- en Savoie; on a quasi le même nombre de récits de lement en français, mais aussi en anglais et en alle- voyage en Asie (200/310, comme le Voyage du capi- mand. Ils se répartissent comme suit: quelque 170 taine Hiram Cox dans l’empire des Birmans,Paris titres de «journaux encyclopédiques», souvent 1825) qu’en Afrique (200/300), un peu moins pour incomplets, comme Le journal des scavans (Colo- l’Amérique (180/310) et pour l’Océanie et les pôles gne, Amsterdam 1665–1753), L’année littéraire (95/120); reste quelque 200 récits de voyages (460 (Amsterdam, Paris 1754–1788), l’Esprit des jour- vol.) autour du monde ou dans plusieurs parties du naux françois et étrangers (Paris, Bruxelles 1777– monde. 1814), quelque 130 titres de publications d’acadé- mies et de sociétés, une centaine de journaux politi- Philosophie et beaux-arts ques, comme le Mercure historique et politique 2.29 Quelque 1’630 titres pour environ 2’500 vol. (Parme, La Haye 1686–1772) et une vingtaine d’en- concernent la philosophie, y compris 700 brochures cyclopédies, comme l’édition genevoise de l’Ency- (70 recueils) et une vingtaine de titres de journaux clopédie de Diderot et d’Alembert (Genève 1777– (100 vol.). La proportion des ouvrages par siècles 1779, 39 vol. in-4). 388 Bibliothèque de la Société de lecture de Genève

3. CATALOGUES par la Société pendant les années 1841 et 1842. Genève 1843 [systématique] Catalogues modernes généraux Catalogue des livres de la Société de lecture. Deu- Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes er ’ xième partie contenant les ouvrages acquis du 1 [sur fiches; n est plus alimenté depuis 1988] juillet 1839 au 31 août 1846. Genève 1847 [systé- Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes matique] [sur fiches; 1988–1997] Catalogue des livres de la Société de lecture. Troi- Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes sième partie contenant les ouvrages acquis du 1er [listes imprimées; 1997–2000] septembre 1846 au 31 décembre 1849. Genève Catalogue systématique [ou «Fichier matières»; 1851 [systématique] n’est plus alimenté depuis 1988] Catalogue des livres de la Société de lecture. Qua- Catalogue informatisé [depuis 1988; les ouvrages trième partie (soit troisième supplément) contenant er de littérature anglaise, de géographie et de théologie les ouvrages acquis du 1 janvier 1850 au 31 ont été recatalogués] décembre 1854 et les suites parues en 1855. Genève 1855 [systématique]

Catalogues modernes spécialisés Catalogue des livres de la Société de lecture. Troi- sième volume. N° 1 année 1857 – N° 12 année Catalogue «Biographie» [sur fiches; n’est plus ali- 1868. [Genève 1858–1869] [systématique, 12 fasci- menté depuis 1988] cules, suivis d’une Table méthodique et d’une Table Catalogue «Géographie» [sur fiches; n’est plus ali- alphabétique des auteurs et des anonymes] menté depuis 1988] Société de lecture. Catalogue des livres entrés dans Inventaires des recueils de brochures [3 classeurs la bibliothèque pendant les années 1869 et 1870. dactyl., systématique puis chronologique: brochures Genève 1871 [alphabétique auteurs] genevoises, histoire, géographie, sciences, écono- Société de lecture. Catalogue des livres entrés dans mie, droit, philosophie, théologie, littérature, la bibliothèque pendant l’année 1871. Genève 1872 ’ beaux-arts; n est plus mis à jour depuis le début des [alphabétique auteurs] années 1990] Société de lecture. Catalogue des livres entrés dans la bibliothèque pendant l’année 1872. Genève 1873 Catalogues anciens généraux [alphabétique auteurs] Nota bene: les plus anciens catalogues ne se trou- Société de lecture. Catalogue des livres entrés dans vent pas à la Société, mais à la Bibliothèque de la bibliothèque pendant l’année 1873. Genève 1874 Genève. [alphabétique auteurs] Catalogue alphabétique des livres que possède la Catalogue des livres acquis par la Société de lecture Société de lecture. Juillet 1819. Genève 1819 dès son origine jusques en 1876. Genève 1877 [sys- [alphabétique auteurs] tématique] Premier supplément au catalogue des livres de la Catalogue des livres de la Société de lecture. Pre- Société de lecture de Genève. Mars 1820. [Genève mier supplément. Ouvrages acquis du 1er juin 1876 1820] [alphabétique auteurs] au 30 juin 1879. Genève 1880 [systématique] Second supplément au catalogue des livres de la Catalogue des livres de la Société de lecture. Deu- Société de lecture de Genève. Mars 1821. [Genève xième supplément. Ouvrages acquis depuis le 1er 1821] [alphabétique auteurs] juillet 1879 au 30 juin 1883. Genève 1884 [systé- Catalogue des livres de la Société de lecture. Genève matique] 1824 [systématique] Catalogue des livres de la Société de lecture. Troi- Catalogue des livres de la Société de lecture. Pre- sième supplément. Ouvrages acquis depuis le 1er mier supplément. Genève 1828 [systématique] juillet 1883 au 31 décembre 1887. Genève 1888 Catalogue des livres de la Société de lecture. Genève [systématique, avec un Index des noms d’auteurs] 1839 [systématique] Index alphabétique des ouvrages acquis par la Catalogue des livres de la Société de lecture. Pre- Société de lecture de Genève du 1er janvier 1888 au mier supplément renfermant les ouvrages acquis 15 janvier 1901. Genève 1906 [alphabétique par la Société pendant le dernier semestre de 1839 auteurs et anonymes] ’ et pendant l année 1840. Genève 1841 [systéma- Index alphabétique des ouvrages acquis par la tique] Société de lecture de Genève du 16 janvier 1901 au Catalogue des livres de la Société de lecture. Deu- 31 décembre 1910. Genève 1913 [alphabétique xième supplément, renfermant les ouvrages acquis auteurs et anonymes] Bibliothèque de la Société de lecture de Genève 389

Société de lecture de Genève. Livres nouveaux … Candolle, Augustin-Pyramus de: Mémoires et sou- [Genève 1901–1995] [alphabétique auteurs, puis venirs (1778–1841). Chêne-Bourg/Genève 2004 systématique; livraison trimestrielle, puis semes- [sur la Société de lecture et sa bibliothèque, p. 355– trielle, puis annuelle] 356] [Registres par cotes matières] [ms., 27 vol.; ne sont Gautier, Alfred: Causerie à l’occasion de la fête du plus mis à jour] centenaire de la Société de lecture de Genève le 22 janvier 1919 [Genève 1919] [dactyl.] Catalogues anciens spécialisés [Barde, Edouard]: Le centenaire de la Société de lec- Catalogue des livres d’agriculture possédés tant par ture. In: Journal de Genève, 24 janvier 1919, p. 1 la classe d’agriculture que par la Société de lecture [Barde, Edouard]: Le centre intellectuel de la Gran- àl’usage commun des membres des deux sociétés. d’Rue.In:JournaldeGenève,10décembre1934,p. 4 [Genève] 1821 [alphabétique auteurs] Plume au vent. Le choix de la Société de lecture. Catalogue des livres d’agriculture possédés tant par Genève 1975 – la classe d’agriculture que par la Société de lecture àl’usage commun des membres des deux sociétés. Genève 1830 [alphabétique auteurs] Études Catalogue des livres de la Société des arts déposés à la bibliothèque de la Société de lecture [Genève, De Crue, Francis: Genève et la Société de lecture – vers 1820–1830] [systématique] (1818 1896). Genève 1896 [sur la bibliothèque, p. 145–160] Catalogue des ouvrages de technologie appartenant à la Société de lecture mis par elle à la disposition De Crue, Francis: Genève et la Société de lecture – – des membres de la classe d’industrie [Genève, vers (1818 1918). Complément pour les années 1897 – 1820–1830] [systématique] 1918. Genève 1919 [sur la bibliothèque, p. 40 42, 46–48, 53–60; discours du 100e anniversaire, Brochures genevoises de la Société de lecture. p. 69–81] Répertoire chronologique [ms., vers 1875] Gaullieur, Eusèbe-Henri-Alban: Les bibliothèques de la Suisse. In: Revue suisse et chronique littéraire 15 (1852), p. 552–577 [sur la bibliothèque, p. 554– 4. SOURCES ET ÉTUDES 555] SUR L’HISTOIRE DE LA BIBLIOTHÈQUE Genequand, Christiane: Une bibliothèque dans un monument historique. In: Hors-texte 37 (juin Archives 1992), p. 44–46 Prospectus d’une Société de lecture. [Genève 1818] Hazzard, Alice G.: Réorganisation de la salle des sciences de la bibliothèque de la Société de Lecture. Tableau des membres de la Société de lecture par Genève 1961 [travail de diplôme ESID, dactyl.; l’es- ordre alphabétique. Genève 1819 sentiel de ce travail est constitué par un historique Registre des séances du Comité de la Société de lec- de la bibliothèque] ture [ms., puis dactyl., 1818–1900, 1912–1960] Hiler, David: Le patriciat dans tous ses états. Les Rapportfaitàl’assembléegénéraledelaSociétéde membres de la Société de lecture en 1818–1819. In: lecture. [Genève] 1819– [le premier est ms.] Sociétés et cabinets de lecture entre Lumières et – Livre de caisse [ms., mai 1821–1967] romantisme. Genève 1995, p. 125 142 ’ Réunions consultatives sur la bibliothèque [ms., Le Fort, Jean-Louis: Notice historique sur l Hôtel du 1869] résident de France à Genève devenu successivement l’Hôtel de la préfecture du Léman et le Musée acadé- Réglement pour la Société de lecture. Genève 1818 mique. In: Mémoires et documents publiés par la [nouvelles éditions en 1821, 1827, 1831, 1871, Société d’histoire et d’archéologie de Genève 19 1882, 1889, 1895, 1905, 1922] (1877), p. 1–40 [sur la bibliothèque, p. 23, 26–27] Société de lecture. Arrêtés du comité. Genève 1831 Kudriavtsev, Anatolij (et al.): Lénine à Genève. Règlement et extrait des arrêtés du comité de la Moscou 1971 [sur la bibliothèque, p. 108–117] Société de lecture. Genève 1847 [nouvelle édition [Rilliet, Albert]: La Société de lecture de Genève et en 1861] sa nouvelle installation. Genève 1873 Statuts et règlement de la Société de lecture. Genève 1944 [nouvelles éditions en 1957, 1976, 1986] Brochures ou dépliants de présentation de la Société 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS de lecture [au moins quatre éditions: 1927, 1934/ Burgy, Etienne: Autour du catalogue des livres de la 1935?, 1945, 1955?] Société de lecture 1839. In: Sociétés et cabinets de 390 Bibliothèque de la Société de lecture de Genève lecture entre Lumières et romantisme. Genève Silva Martinez, Juan Carlos: La création d’une col- 1995, p. 111–124 lection de sources primaires en texte intégral pour l’étude de l’intégration des étrangers à Genève sous Gagnebin, Bernard; Picot Jacques: Les lectures de la Restauration (1814–1847). Un projet de biblio- Lénine à Genève. In: Revue historique 106 (1982), thèque virtuelle à la Société de Lecture de Genève. p. 391–404 [sur la bibliothèque, p. 394–402] Genève 2001 [travail de diplôme EID, dactyl.] Institut et Musée Voltaire, Genève 391

INSTITUT ET MUSÉE VOLTAIRE, 1. HISTORIQUE DU FONDS GENÈVE 1.1 L’Institut et Musée Voltaire (IMV) de Genève a été inauguré officiellement le 2 octobre 1954. Il Canton: Genève avait toutefois été fondé deux ans auparavant, à l’initiative du milliardaire anglais d’origine polo- Lieu: Genève naise, Theodore Besterman (1904–1976). Ce der- nier avait offert à la Ville de Genève ses riches col- Auteurs: Jean-Luc Rouiller, François Jacob, lections, en échange de la rénovation de la maison avec la collaboration de Catherine des Délices et de la fondation d’un institut. Walser 1.2 L’installation de l’IMV dans la maison des Adresse: Rue des Délices 25, 1203 Genève Délices n’est pas un hasard. En effet, Voltaire avait habité la propriété dès mars 1755. Devenu indési- Téléphone: +41 22 344 71 33 rable dans plusieurs villes d’Europe, il avait pu acheter cette maison, construite une vingtaine d’an- Fax: +41 22 345 19 84 nées auparavant pour Jean-Jacques Mallet, grâce à l’intervention de la famille Tronchin. Il en fera sa Homepage: www.ville-ge.ch/bge/imv/ résidence principale jusqu’àl’automne 1760, la transformant pour l’agrandir et l’embellir, entre E-mail: [email protected] autres d’un jardin. Par la suite, il préférera vivre au château de Ferney. Il restera cependant propriétaire Rattachement administratif: des Délices jusqu’en 1765, date à laquelle il vendra Bibliothèque de Genève – Ville de Genève la propriété à la famille Tronchin qui sera maîtresse des lieux jusqu’en 1840. En 1929, la Ville de Fonctions: Genève acheta la propriété pour sauver la maison Bibliothèque spécialisée de la démolition. En 1945, elle installa, dans une partie du bâtiment (le reste étant alors loué en Collections: appartements), un premier petit musée consacré au Voltaire et le 18e siècle souvenir de Voltaire. 1.3 Le but de l’IMV est de «promouvoir l’étude du ’ Conditions d utilisation: 18e siècle et plus particulièrement de Voltaire» La salle de lecture de 14 places de travail abrite une (Wirz, 1998, p. 10), dans l’intention d’en faire «le partie des ouvrages anciens, le solde est conservé centre européen des études voltairiennes», même si dans des magasins fermés. la donation Besterman a été vécue «dans la petite République comme un tremblement de terre» ’ Heures d ouverture: (Jacob, 2006, p. 223, 228). Lundi-vendredi de 8 h à 18 h. 1.4 L’origine des fonds conservés à l’IMV provient Equipement technique: pour l’essentiel de la donation Besterman. Cette Lecteur de cédéroms, lecteur de microfiches et de donation comprend des ouvrages imprimés (il y en microfilms, OPAC. avait environ 8’000 en 1959), des manuscrits (cor- respondance, œuvres, reproductions) et une collec- Informations pour les utilisateurs de passage: tion iconographique (tableaux, estampes, dessins, Depuis la gare CFF de Cornavin (22-Cantons), pren- sculptures). Ces fonds d’origine seront au fil des dre le bus 27 (direction Tours Lignon) et descendre à années progressivement complétés et enrichis grâce l’arrêt Musée Voltaire. Depuis l’autoroute, suivre à une politique d’acquisitions adaptée, à quelques Genève-lac, puis gare CFF; quelques places de parc donations complémentaires et à la recherche des dans les environs. éditions voltairiennes les plus rares. 392 Institut et Musée Voltaire, Genève

1.5 Theodore Besterman fut le premier conserva- mieux représentée que la première (548/640). En teur de l’IMV. Il consacra son emploi du temps revanche, les deux moitiés du 19e s. sont plus ou avant tout à l’édition de la correspondance voltai- moins équitablement représentées: 693 titres en rienne (107 vol. édités entre 1953 et 1965). En 2’567 vol. pour la première moitié, et 819 titres en 1971, il dut renoncer à diriger l’IMV. Il fonda alors 1’418 vol. pour la seconde. la Voltaire Foundation (à Banbury, puis à Oxford) 2.3 La quasi-totalité des ouvrages anciens (90 % ’ où il pursuivit son travail d éditeur. Charles Wirz des titres et 93 % des vol.) est en français, soit ’ lui succéda et l IMV fut rattaché à la Bibliothèque 4’398 titres en 8’900 vol. (3’068titresen5’131 vol. ’ publique et universitaire (aujourd hui Bibliothèque du 18e s. et 1’329 titres en 3’768 vol. du 19e s.). Les de Genève). Le nouveau conservateur concentra ses dix autres pour cent se répartissent presque équita- ’ efforts sur l établissement du catalogue sur fiches blement entre l’allemand (171 titres en 183 vol.: des ouvrages imprimés et sur la mise en valeur de la 88/100 du 18e s. et 83/83 du 19e s.), l’anglais (147 bibliothèque. A partir de 1985, la bibliothèque est titres en 242 vol.: 110/183 du 18e s. et 37/59 du rattachée au Réseau des bibliothèques de Suisse 19e s.) et les autres langues (181 titres en 205 vol.: romande (RERO). Elle commence alors à signaler 118/130 du 18e s. et 63/75 du 19e s.), principale- ses nouvelles acquisitions dans le catalogue collectif ment l’italien, le néerlandais et le portugais. dudit réseau. En 1994, le catalogue des imprimés nouvellement acquis ou reçus est entièrement infor- Aperçu systématique matisé. Une active campagne de «recatalogage» est 2.4 L’ensemble des ouvrages anciens concernent alors lancée. Voltaire (plus ou moins les deux tiers) ou le 18e s. 1.6 Entre 1989 et 1994, la maison fait l’objet L’œuvre de Voltaire est représentée par un ensemble d’une importante rénovation, afin d’offrir plus d’es- de 2’266 titres en 5’669 vol., avec une proportion pace pour les expositions et pour l’entreposage des de titres du 18e s. supérieure à la moyenne du fonds collections. Une partie de la bibliothèque est instal- ancien (1’823/3’545 du 18e s. et 442/2’123 du lée dans deux salles du rez-de-chaussée, selon un 19e s.). Les 70 éditions d’Œuvres complètes forment classement systématique maison, le reste dans des un ensemble de 2’906 vol., qui abrite, selon une magasins au sous-sol. En 2002, suite au départ à la estimation fiable, quelque 12’000 œuvres. 39 édi- retraite de son prédécesseur, François Jacob tions sont du 18e s. (1’362vol.)et31du19e s. reprend les rênes de l’institution. Celui-ci décide de (1’544 vol.); la seule édition en langue étrangère est porter davantage son attention sur les collections en anglais et du 18e s. On signalera spécialement les iconographiques et sur le fonds manuscrit. En trois éditions retenues par les spécialistes de Vol- automne 2009, il fait transférer la bibliothèque de taire. La première (La Henriade et divers autres la Société Jean-Jacques Rousseau à l’Institut; consti- poèmes et toutes les pièces relatives à l’épopée, tuée de quelques milliers de volumes (de Rousseau [Genève] 1775, 40 vol.), dite «édition encadrée», et sur Rousseau, dont une partie anciens), non n’est qu’improprement baptisée «Œuvres complè- comptabilisés ci-après, elle était conservée à la tes».Ils’agit en fait de la dernière édition corrigée Bibliothèque de Genève depuis 1905. par Voltaire. La deuxième est l’édition dite de Kehl, orchestrée par Beaumarchais et son équipe (Œuvres complètes de Voltaire, Kehl 1784–1789, 70 vol.) et Œ 2. DESCRIPTION DU FONDS la troisième celle de Louis Moland ( uvres complè- tes de Voltaire, Paris 1877–1883, 50 vol.). On leur 2.1 Le comptage des ouvrages anciens a été effec- préfèrera toutefois, sur un plan purement anecdo- tué directement au rayon (en 2005). Nous parlons tique, un exemplaire de l’édition Beuchot (Œuvres en nombre de titres et de volumes. Nous n’avons de Voltaire, Paris 1829–1840, 77 vol.), qui renfer- pas tenu compte de quelque 250 titres anciens merait un «fragment de rideaux du lit de Voltaire» (environ 400 vol.) qui ne sont pas encore catalo- et un «fragment de la tapisserie de la chambre à gués. coucher». Survol chronologique et par langue 2.5 Les éditions d’œuvres choisies sont plus nom- 2.2 L’Institut et Musée Voltaire abrite une biblio- breuses (105), mais représentent un ensemble de thèque de quelque 25’000 imprimés, de plusieurs volumes nettement inférieur à celui des œuvres milliers de manuscrits et de nombreux documents complètes, soit 240 vol., lesquels, selon une estima- iconographiques. Il est abonné à 70 périodiques. Le tion fiable, abritent quelque 4’200 œuvres. Les édi- nombre d’ouvrages imprimés antérieurs à 1901 se tions du 18e s. sont au nombre de 69 (175 vol.) et monte à 4’900 titres pour 9’530 vol., brochures celles du 19e s. de 36 (65 vol.). 91 éditions (201 comprises. Ils se répartissent entre le 18e et le 19e s., vol.) sont en français, 8 en anglais (25 vol.), 3 en dans une proportion de deux tiers un tiers, soit allemand et 3 dans d’autres langues. Les œuvres 3’384 titres (69 % du fonds ancien) en 5’544 vol. choisies sont regroupées en séries bien particulières, (58 %) édités au 18e s. et 1’512 titres (31 %) en essentiellement les contes et romans, la poésie et le 3’985 vol. (42 %) édités au 19e s. La seconde moitié théâtre. Il n’existe que très peu ou pour ainsi dire du 18e s. (2’836 titres en 4’904 vol.) est nettement pas d’«œuvres historiques choisies», alors même Institut et Musée Voltaire, Genève 393 que ce créneau est celui où Voltaire s’est montré le ceci d’intéressant qu’ils développent l’idée d’une plus fécond. L’édition la plus remarquable de cet sélection des œuvres de Voltaire et prédisposent les ensemble est celle de L’Evangile du jour (Londres lecteurs à se contenter d’extraits choisis. 1769–1779, 15 tomes). 2.11 Voltaire et son œuvre ont par ailleurs suscité 2.6 Le nombre de volumes d’œuvres publiées sépa- de nombreuses études. L’Institut possède 535 titres rément (1’524) est de moitié inférieur à celui des en 614 vol., y compris 9 bibliographies et 6 études œuvres complètes, mais il représente un ensemble sur l’iconographie voltairienne. Les titres du 19e s. de 1’297 titres. Les ouvrages en français (1’075/ sont ici plus nombreux (287/328) que ceux du 18e s. 1’266) sont proportionnellement un peu moins (248/286). 87 titres ne sont pas en français. Ces nombreux que dans l’ensemble du fonds ancien, au études peuvent être de deux ordres. Il peut d’abord profit de l’allemand (55/62), de l’anglais (80/95) et s’agir de réponses à certaines des œuvres ou des surtout des autres langues (87/101). En fait, c’est ici idées de Voltaire, comme le Dictionnaire anti-philo- que l’on trouve la plupart des textes traduits dans sophique pour servir de commentaire et de correctif différentes langues, spécialement en italien, en por- au Dictionnaire philosophique (Avignon 1779) ou e tugais et en russe. Les éditions du 18 s. sont pro- Les grands hommes vengés (Paris 1769), tous deux portionnellement nettement supérieures à celles de de l’abbé Louis-Mayeul Chaudon. En second lieu, l’ensemble du fonds ancien, soit 1’102 titres en on trouve des études (plus nombreuses et un peu e 1’296 vol.; reste 195 titres (228 vol.) du 19 s. plus tardives) qui prennent plus de distance par rap- Parmi ces œuvres séparées, citons tout particulière- port à l’œuvre voltairienne pour s’approcher tant ment un exemplaire du Siècle de Louis XIV publié soit peu de ce que l’on considère, de nos jours, par Francheville (Berlin 1751, 2 vol.), richement comme une œuvre critique à part entière, comme annotés par Côme-Alexandre Collini, secrétaire de Voltaire et la société française au XVIIIe siècle Voltaire. (Paris 1871-1876, 8 vol.) de Gustave Desnoireter- 2.7 A côté de ces œuvres isolées (ou séparées), on res. trouve 35 recueils de poèmes en 40 vol. Ils sont 2.12 Voltaire a aussi été la source d’inspiration de tous en français, moitié de la seconde moitié du plusieurs auteurs. L’IMV possède 157 œuvres (pour 18e s. (20/20) et moitié du 19e s. (15/20). Les autant de vol.) de divers écrivains inspirés par Vol- recueils de pièces de théâtre sont à peine plus nom- taire. Les proportions par siècles et langues corres- breux (38 éditions), mais ils forment un ensemble pondent à celle de l’ensemble du fonds ancien: 111 plus conséquent de 200 vol. (qui abritent quelque titres du 18e s. et 46 du 19e s., 14 dans des langues 2’000 pièces, selon une estimation fiable), tous en étrangères. On trouve des ouvrages apocryphes (70 français, à l’exception d’un recueil en anglais (6 titres, dont 50 de la seconde moitié du 18e s., vol.),1enallemand(1vol.)et2dansd’autres lan- comme L’optique chinois de Jean-Nicolas-Marcel- gues (9 vol.). Ils sont pour moitié du 18e s. (16/90) lin Guérineau de Saint-Péravi, Londres 1765), des et pour moitié du 19e s. (22/109). Le plus connu de imitations, parodies et suites apocryphes d’œuvres ces recueils de théâtre reste l’édition Duchesne de de Voltaire (45, dont 38 du 18e s., comme La Hen- 1764 (Œuvres de théâtre de M. de Voltaire,Paris,5 riade travestie en vers burlesques de Louis-Charles vol.). Fougeret de Montbron, La Haye 1746), des pièces 2.8 Il existe encore une quarantaine de recueils de de théâtre où apparaît Voltaire (27) et des adapta- romans et de contes en 80 vol.: 14 éditions (40 vol.) tions d’œuvres de Voltaire (15). de la seconde moitié du 18e s. et 25 éditions (40 œ vol.) du 19e s. La part des éditions en langues étran- 2.13 La bibliothèque renferme encore des uvres ’ e ’ ’ gères est nettement supérieure à la moyenne: 6 titres d auteurs du 18 s.: 1 382 titres en 1 690 vol., soit 28 % des titres anciens (18 % des vol.). La part des (ou éditions) pour 9 vol. en anglais, 1/1 en alle- e mand et 8/8 dans d’autres langues; reste 24 titres éditions du 18 s. est supérieure à celle du reste du ’ ’ pour 60 vol. en français. fonds ancien (1 039 titres en 1 237 vol.), aux dépens des éditions du 19e s. (342/452). La propor- 2.9 La correspondance de Voltaire est représentée tion des œuvres en langues étrangères est moindre par 170 éditions (pour autant de vol.), plus du ’ e e que dans l ensemble du fonds ancien: 66 titres. A 19 s. (100) que du 18 s. (70). Seules 5 éditions sont côté des œuvres littéraires ou philosophiques (884 en langues étrangères. Les éditions anciennes pro- titres en 1’161 vol.), on trouve 75 recueils factices posent surtout des regroupements par catégories de renfermant 438 pièces ou textes (comptés pour ’ correspondants (souverains des cours d Europe, autant de vol.), quasi tous du 18e s. (419), 39 hommes de lettres, etc.) voire par simples destina- œuvres éditées par Voltaire et 21 anthologies (52 taires, comme Voltaire et le président de Brosses vol.). Les auteurs les mieux représentés sont natu- (Paris 1858). rellement les philosophes des Lumières, ainsi que 2.10 L’Institut possède aussi 93 recueils factices ceux qu’on a nommés les «anti-Lumières», au pre- renfermant 505 pièces ou textes (comptés pour mier rang desquels l’abbé Nicolas Sylvestre Bergier, autant de vol.) de Voltaire, quasi tous du 18e s. auteur de Le déisme réfuté par lui-même (Paris (493) et en français (500). Ces recueils factices ont 1768) qui visait à la fois Voltaire et Rousseau. 394 Institut et Musée Voltaire, Genève

2.14 528 titres en 561 vol. concernent des études 4. SOURCES ET ÉTUDES sur le 18e s. Ici, la part des titres du 19e s. (380/398) SUR L’HISTOIRE est nettement supérieure à celle des titres du 18e s. DE LA BIBLIOTHÈQUE (148/163). 57 ne sont pas en français. Il s’agit avant Archives tout d’études sur un auteur (biographies) ou sur un aspect de son œuvre (393 titres en 420 vol.). D’au- L’IMV abrite ses propres archives, y compris les tres ouvrages portent sur l’histoire d’un pays ou archives Besterman. ’ d un lieu (61/61, comme Der Geschichten schweize- Compte rendu pour l’année … [de la] Bibliothèque rische Eidgenossenschaft de Johannes von Müller, publique et universitaire, Ville de Genève. Genève ’ Reutlingen 1824-1825), sur l histoire religieuse (14/ 1979–2002 [contient le rapport annuel de l’Institut ’ 14), sur l histoire littéraire (56/62) et sur la musique et Musée Voltaire] (4/4). Rapport annuel ... [de la] Bibliothèque publique et universitaire, Bibliothèque musicale, Institut et 2.15 30 périodiques (840 vol.) complètent la col- Musée Voltaire. Genève 2003– [contient le rapport lection: 15 titres (202 vol.) du 18e s. et 14 du 19e s. annuel de l’Institut et Musée Voltaire] (638 vol.). 2 titres (23 vol.) sont en allemand. Parmi les périodiques les plus anciens (souvent incom- La Gazette des Délices. Genève 2004 plets), on peut mentionner l’Almanach des muses Etudes (Paris 1765–1795), l’Almanach royal (Paris 1740– Institut et Musée Voltaire. Les Délices. Genève 1791), l’Almanach de Gotha (Gotha 1765–1944), 1958 [2e éd. 1964] The Quarterly review (Londres 1809–1967). Institut et Musée Voltaire. Rue des Délices 25. Genève 1994 Wirz,Charles:L’Institut et Musée Voltaire. In: 3. CATALOGUES Europe 781(1994), p. 134–139 Wirz, Charles: L’Institut et Musée Voltaire de Catalogue du Réseau des bibliothèques genevoises Genève. Son origine, ses activités. In: Revue des [depuis 1985; recatalogage en cours] sciences morales et politiques 3 (1998), p. 1–24 Catalogue alphabétique auteurs, titres anonymes [sur fiches; n’est plus alimenté depuis 1989] 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS Catalogue matières [sur fiches; n’est plus alimenté depuis 1989] Besterman, Theodore: L’Institut et Musée Voltaire et ses collections. In: Genava 7 (1959), p. 137–143 Catalogue des ex-libris [sur fiches; toujours ali- L’Institut et Musée Voltaire. In: Genava 24 (1976)– menté] 36 (1988) Jacob, François: Voltaire à Genève. Un patrimoine Catalogue des illustrateurs [sur fiches; toujours ali- d’exception. In: Patrimoines de la Bibliothèque de menté] Genève. Un état des lieux au début du XXIe siècle. Genève 2006, p. 231–247 Catalogue Voltaire [sur fiches, systématique; n’est ’ Jacob, François (réd.): Voltaire et la Chine. Genève plus alimenté depuis 1989, à l exception des ’ rubriques «ouvrages apocryphes ou dont l’attribu- 2003 [catalogue d exposition] tion à Voltaire est contestée», «ouvrages dédiés à Wirz, Charles: Une édition inconnue de L’Educa- Voltaire», et «ouvrages mettant Voltaire en tion d’une fille. In: Voltaire et ses combats. Oxford scène«] 1997, p. 431–447 Bibliothek der Stiftung für das Dr. Kurt H. Brunner-Haus in Glarus 395

BIBLIOTHEK DER STIFTUNG Kanton Glarus als Gästehaus vermacht werde. FÜR DAS Doch schon 1967, noch zu Lebzeiten Helene R. Wegmanns, wurde das Haus in Form einer Stiftung DR. KURT H. BRUNNER-HAUS dem Kanton Glarus übergeben. Viele der vor 1901 IN GLARUS erschienenen Bücher sind wohl von Kurt Brunner antiquarisch erworben worden und spiegeln dessen Kanton: Glarus breit gefächerte Interessen wider. Ort: Glarus

Bearbeiterin: Karin Marti-Weissenbach unter Mit- 2. BESTANDSBESCHREIBUNG arbeit von Hanspeter Marti Chronologische Übersicht Adresse: Schützenhausstrasse 9, 8750 Glarus 2.1 Die 596 vor 1901 erschienenen Einheiten, oft mehrbändige Werke, verteilen sich wie folgt auf die Telefon: +41 55 646 60 10 Jhe: 10 sind im 16. Jh, 18 im 17.Jh erschienen, davon 15 in der zweiten Jahrhunderthälfte, 26 in E-Mail: [email protected] der ersten, 53 in der zweiten Hälfte des 18. Jhs, 266 in der ersten, 223 in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Träger: Zu den ältesten Büchern gehören eine von Philippus Stiftung für das Dr. Kurt H. Brunner-Haus in Glarus de Giunta herausgegebene Sammlung von dichte- Funktion: rischen und rhetorischen Texten antiker und mittel- Ehemalige Privatbibliothek alterlicher Autoren (Enchiridion, Florenz 1512) sowie 3 Werke von Machiavelli, L’asino d’oro, Dis- Benutzungsmöglichkeiten: corsi und Il Principe (alle o. O. 1550). Nach Absprache. Übersicht nach Sprachen Hinweise für anreisende Benutzer: 2.2 Die meisten Bücher, nämlich 557, sind in deut- Anreise per Auto: A 3 Sargans–Zürich oder Zürich– scher, je 12 in lateinischer und französischer, 7 in Sargans, Ausfahrt Niederurnen, Richtung Glarus, italienischer, 5 in englischer und 3 in holländischer Zentrum von Glarus, Nähe Zaunplatz, Parkplätze Sprache erschienen. Bei den letzteren handelt es sich auf dem Zaunplatz und in den Nebenstrassen. Per um Werke des populären holländischen Barock- Bahn: Von Zürich oder von Chur nach Ziegelbrücke. dichters Jacob Cats, Spiegel van den Ouden ende Umsteigen in den Regionalzug Rapperswil–Linthal. Nieuven Tijdt (Graven-Hage 1632) und Alle de Vom Bahnhof Glarus 5 Gehminuten Richtung Schüt- Wercken (2 Bde, Zwolle 1862). zenhaus. Systematische Übersicht 2.3 Repräsentative, bibliophile Ausg., darunter 1. BESTANDSGESCHICHTE Bibeln des 18. Jhs, geographische Werke wie Chris- 1.1 Die Bibliothek ist integrierter Bestandteil des tian Adrichems Theatrum terrae sanctae et biblica- sogenannten Brunner-Hauses und der darin befind- rum historiarum (Köln 1590) und chronikalische lichen Sammlungen an alten Wappenscheiben, Stil- Darstellungen wie die Zeitschrift Theatrum Euro- möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen, die paeum (21 Teile, Frankfurt a. M. 1662–1738), Helene R. Wegmann-Markwalder (1907–1987) von Lexika wie das Illustrirte Haus- und Familien-Lexi- ihrem ersten Ehemann, Dr. iur. Kurt Heinrich Brun- kon (7 Bde, Leipzig 1862–1865), sodann Werke zur ner (1888–1957), erbte. Dieser hatte vor seinem Schweizer Geschichte und Landeskunde wie Tod gewünscht, dass das im 18. Jh erbaute Haus, Michael Stettlers Schweitzer Chronic (2 Teile, Bern das er selbst von seinem Vater, Heinrich Brunner- 1626), Beat Fidel Anton Zurlaubens Tableaux de la Hafter (1861–1937), geerbt und stilgerecht hatte Suisse (3 Bde, Paris 1780–1786) und Ann Yosys renovieren lassen, nach dem Tod seiner Frau dem Switzerland (2 Bde, London 1815), eine Sammlung 396 Bibliothek der Stiftung für das Dr. Kurt H. Brunner-Haus in Glarus von Glaronensia, insbesondere des 19. Jhs, natur- Besitzvermerk sogar beiden Brüdern gemeinsam. kundliche Werke und viel Belletristik des 19. Jhs, Als Besonderheit der Bibliothek ist auch Literatur Klassik und Romantik, machen den grössten Teil über Glasmalerei zu erwähnen. des Altbestands aus. Unter den Ausg. deutscher Klassiker stammen z. B. Goethes Werke (Berlin o. J.) aus dem Vorbesitz von Heinrich Brunner-Hafter. In 3. KATALOGE dieser sowie in weiteren Klassikerausgaben befindet sich der Vermerk, dass sie ein Geschenk von Buecher & Stiche. Verzeichnis Stiftung Dr. Kurt H. [Johann] Jakob Brunner[-Jenny] (1847–1940), dem Brunner-Haus im Sand, Glarus [Zettelkataloge, Bruder Heinrich Brunners, gewesen seien. Ein Buch, aufgeteilt in Bücher und Stiche. Bücher nach Räu- Heinrich Rockstrohs Anweisung, wie Schmetter- men: Säli, Schrank I, Schrank II, Büro, Schrank II; linge gefangen werden (Leipzig 1833), gehörte laut Stiche: nach Räumen] Bibliothek des Landesarchivs Glarus 397

BIBLIOTHEK DES 1. BESTANDSGESCHICHTE LANDESARCHIVS GLARUS 1.1 Das Landesarchiv wurde seit 1944 mit der Landesbibliothek in Personalunion geleitet, weshalb Kanton: Glarus auch die Geschichte seiner Bibliothek mit derjeni- gen der Landesbibliothek eng verbunden ist. Ort: Glarus Gedruckte Bücher wurden v. a. für die Handbiblio- thek des Landesarchivs angeschafft. Die Freihand- Bearbeiterin: Karin Marti-Weissenbach bibliothek in den Leseräumen enthält heute vorwie- gend aktuelle Nachschlagewerke, während der Adresse: Gerichtshausstrasse 25, 8750 Glarus Hauptbestand an älteren gedruckten Schriften und Büchern im Magazin zu finden ist. Dort stehen u. a. Telefon: +41 55 646 63 00 mehrere Werke mit der Signatur und z. T. mit dem Telefax: +41 55 646 63 13 Stempel der Landesbibliothek, so die Geographiae libri VIII (Basel 1552) von Ptolemaeus aus dem – Homepage: www.gl.ch -> Regierung und Verwal- Vorbesitz von Walter Blumer (1888 1987), einem tung -> Erziehungsdirektion -> Lan- wichtigen Donator der Landesbibliothek, Mat- desarchiv thaeus Merians Topographia Helvetiae Rhaetiae et Valesiae (o. O. 1642) und die Sammlung Des Badi- E-Mail: [email protected] schen Friedens (Bern 1759). Andererseits finden sich im Magazin der Landesbibliothek Werke und Träger: Kanton Glarus Handschriften, die den Stempel des Landesarchivs tragen. Funktion: Kantonsarchiv

Sammelgebiete: 2. BESTANDSBESCHREIBUNG Archivalien des alten Freistaats und des Kantons Chronologische Übersicht Glarus, helvetischer Kanton Linth, Lintharchiv, glar- nerisches Schrifttum, Textilgeschichte 19. Jh, Geogra- 2.1 Die an den Regalen gezählten 796 Einheiten phie. verteilen sich wie folgt auf die Jhe: 3 erschienen im 16. Jh, 10 im 17. Jh, 71 im 18. Jh, 278 in der ersten, Benutzungsmöglichkeiten: 434 in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Eine Ausg. Nur im Lesesaal. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Frei- der Geographia universalis (Basel 1542) von Ptole- tag 8.00–11.30, 14.00–16.30 Uhr. Vor Feiertagen maeus und Sebastian Münsters Cosmographia schliesst das Archiv um 16.00 Uhr. Voranmeldung (Basel 1546) aus der Sammlung von Daniel Jenny- erforderlich. Squeder aus Ennenda stellen die ältesten Werke dar. Fast 90 % wurden im 19. Jh gedruckt. Technische Einrichtungen für den Benutzer: Fotokopiergerät, Mikrofilmlesegerät, PC-Station mit Zugang zu Archiv-Opac. Übersicht nach Sprachen 2.2 Die überwiegende Mehrheit, nämlich 727 oder Hinweise für anreisende Benutzer: 91 %, wurde in deutscher Sprache veröffentlicht, Anreise per Auto: A 3 Sargans–Zürich oder Zürich– 40 in französischer, 27 in englischer und 2 in latein- Sargans, Ausfahrt Niederurnen, Richtung Glarus, im ischer Sprache. Zentrum von Glarus, Seiteneingang des Gebäudes der Landesbibliothek, keine eigenen Parkplätze, blaue und weisse Parkzonen rund um das Gebäude. Systematische Übersicht Per Bahn: Von Zürich oder von Chur nach Ziegel- 2.3 Nachschlagewerke wie das Schweizerische brücke. Umsteigen in den Regionalzug Rapperswil– Idiotikon, das Grimmsche Deutsche Wörterbuch Linthal. Vom Bahnhof Glarus ca. 5 Gehminuten. (Leipzig, ab 1854) oder auch die vor 1901 erschie- 398 Bibliothek des Landesarchivs Glarus nenen Nummern des Jahrbuchs des Historischen 3. KATALOGE Vereins des Kantons Glarus stellen wichtige ältere Registerbände Bestandsgruppen der Freihandbibliothek dar. Die Amtliche Sammlung der ältern Eidgenössischen Gesamtübersicht über die Registerbände [Ordner Abschiede von 1291 bis 1798 (22 Bde, Zürich, im zweiten Leseraum] – Luzern 1856 1886), die Amtliche Sammlung der Zettelkataloge Acten aus der Zeit der Helvetischen Republik (1798–1803) (Bern, ab 1886), die Abschiede der Alphabetischer Autorenkatalog der Freihandbiblio- eidgenössischen Tagsatzungen von 1813 bis 1848, thek [auch elektronisch] die amtlichen Druckschriften aus dem Tessin (erste Alphabetischer Schlagwortkatalog der Freihand- Hälfte 19. Jh), Waadtländer Gesetze und Dekrete bibliothek (erste Hälfte 19. Jh) sowie amtliche Druckschriften Glaronensiakatalog der Freihandbibliothek [auch des Kantons Glarus machen einen grossen Teil des elektronisch] Magazinbestands aus. Neben verschiedenen Ausg. der Halsgerichtsordnung Karls V. aus der ersten Thematischer Katalog: Trachtenbilder Hälfte des 18. Jhs, mehreren Werken zur Schweizer Geschichte und Landeskunde aus dem 17., 18. und 19. Jh sowie zahlreichen Kleinschriften des 19. Jhs, 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN meist Glaronensia, sind Balthasar Bekkers Die ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK Bezauberte Welt (Amsterdam 1693) und Johann Frei, Friedrich (Bearbeiter): Inventar des Glarneri- Caspar Lavaters Physiognomische Fragmente (4 schen Kantonsarchivs. Glarus 1931 Bde, Leipzig, Winterthur 1775–1778) zu erwähnen. Winteler-Marty, Jakob: Das Landesarchiv Glarus, seine Geschichte, seine Einteilung und seine Organi- sation. Glarus 1942 Landesbibliothek Glarus 399

LANDESBIBLIOTHEK GLARUS Hinweise für anreisende Benutzer: Anreise per Auto: A 3 Sargans–Zürich oder Zürich– Kanton: Glarus Sargans, Ausfahrt Niederurnen, Richtung Glarus, Zentrum von Glarus, keine eigenen Parkplätze, Ort: Glarus blaue und weisse Parkzonen rund um das Gebäude. Per Bahn: Von Zürich oder von Chur nach Ziegel- Bearbeiter: Karin Marti-Weissenbach unter brücke. Umsteigen in den Regionalzug Rapperswil– Mitarbeit von Hanspeter Marti Linthal. Vom Bahnhof Glarus ca. 5 Gehminuten auf und Thomas Marti der Hauptstrasse Richtung Netstal.

Adresse: Hauptstrasse 60, 8750 Glarus 1. BESTANDSGESCHICHTE Telefon: +41 55 646 63 30 (Ausleihe) +41 55 646 63 21 (Verwaltung) 1.1 Schon am 13. Februar 1695 machte Pfarrer – +41 55 646 63 22 (Leitung) Johannes Marti (1655 1702) von Betschwanden eine Eingabe an den Landesstatthalter zur »Aufrich- Telefax: +41 55 646 63 29 tung einer lateinischen Schule und Bücherey zuo Glarus«. Das Dokument ist auch deshalb von Inte- Homepage: www.landesbibliothek.gl.ch. resse, weil es eine kurze Tour d‘Horizon über die Weitere Informationen unter damaligen Bibliotheken in der deutschsprachigen www.gl.ch -> Bildung und Kultur Eidgenossenschaft vermittelt. Zugleich erfährt -> Kultur -> Landesbibliothek man, dass im katholischen Pfarrhaus zu Glarus »alle opera Ambrosii, Augustini, Hieronymi, Gre- E-Mail: [email protected] gorii M[agni], Bellarmini, Baronii und andere schöne Sachen mehr« vorhanden seien. Aus den Träger: Kanton Glarus beigebundenen Statuten des handschriftlichen Catalogus Bibliotecae Publicae Ecclesiae Glaronen- Funktion: sis Evangelico-Reformatae von 1744 geht hervor, Kantonsbibliothek/Studien- und Bildungsbibliothek/ dass spätestens 1733 von der evangelischen Geist- Allgemeine Öffentliche Bibliothek lichkeit des Landes Glarus eine »Gemeine Biblio- thec« gegründet wurde, deren Mitglieder sich in Sammelgebiete: einer »Societet« zusammenschlossen und mit ihren Glarnerisches Schrifttum, Textilgeschichte 19. Jh, finanziellen Beiträgen sowie Büchergaben ihre Geographie. Gründung unterhielten. Den weiteren, ebenfalls angebundenen Statuten ist zu entnehmen, dass die Benutzungsmöglichkeiten: Bibliothek, deren Katalog immerhin 571 Titel aus Ausleihe, Lesesaal – Öffnungszeiten: Dienstag, Mitt- den Fächern Theologie, Philosophie, Geschichte, woch, Freitag 9.15–11.30, 14.00–18.00 Uhr, Don- Mathematik, Jurisprudenz, Medizin und Polyma- nerstag 14.00–18.00 Uhr, Samstag 9.15–16.00 Uhr. thie anführt, nach Mollis gebracht und im dortigen Pfarrhaus aufgestellt wurde. Sie sollte aber weiter- Technische Einrichtungen für den Benutzer: hin jedem evangelischen Einwohner gegen Entrich- EDV-Terminals zur Abfrage des gesamten Freihand- tung einer jährlichen Gebühr zugänglich sein. Was und eines Teils des Magazinbestands, Zettelkataloge, aus dem Bestand geworden ist, lässt sich nicht mehr Fotokopiergerät. eruieren. Das Bedürfnis nach einer »allgemeinen Bibliothek« des evangelischen Landesteils wurde Gedruckte Informationen: jedenfalls in den 1750er-Jahren immer wieder Benutzungsordnung (erlassen 1992, ergänzt 1997). – geäussert. Schliesslich ging man daran, Statuten Gebührenordnung (erlassen 1992, ergänzt 1995, auszuarbeiten, die nicht mehr erhalten sind. Am 1997 und 2002). – Informationen (2003). 22. April 1759 wurde die neue Bibliotheksgesell- 400 Landesbibliothek Glarus schaft gegründet, der 20 Pfarrer und 26 weltliche, 1837 ein Lokal, und als Bibliothekar wurde Georg der politischen Führungsschicht angehörige Glarner Gottlieb Strässer (1801–1882), bis 1852 Lehrer an mit einem erstmaligen Beitrag von acht Gulden bei- der Sekundarschule Glarus, eingesetzt. Tatkräftig traten. Die Bücher wurden im evangelischen Schul- und sachkundig suchte er die Büchersammlung um haus in Glarus aufgestellt. 1761 erhielt die Biblio- deutsche Übers. der antiken Autoren und der thek mit einer einmaligen Spende von 12 neuen Klassiker der Weltliteratur wie Calderon, Dante Louis d’or aus dem evangelischen Landesseckel und Shakespeare sowie um die Werke der deutschen auch die obrigkeitliche Billigung. Geldmangel und Romantik zu erweitern und gezielt aus allen Wis- das Fehlen einer sachverständigen Leitung hemmten sensgebieten wichtige Literatur der letzten 50 Jahre aber den Ausbau der Bibliothek, so dass die Leser anzuschaffen. Zudem stellte er die Bücher fachweise das Interesse verloren. Der erste namentlich geordnet auf und ermunterte die Bevölkerung zur bekannte Bibliothekar war der Lehrer Johann Schenkung guter Bücher, indem er eine Liste von Rudolf Steinmüller (1715–1792), der sich um 1790 Desiderata, v. a. von Glaronensia, veröffentlichte. bemühte, die Bibliothek zu fördern. Um mehr Leser 1842 wurde die Bibliothek ins alte, 1559 erbaute zu gewinnen, hatte man schon 1786 beschlossen, Rathaus überführt, wo damals auch das Landes- dass auch Katholiken Mitglieder der Bibliotheks- archiv untergebracht war. Der Katalog von 1858 gesellschaft werden könnten. 1791 wurde die enthält rund 2000 Nummern und weist mit seinem Pflicht zur Mitgliedschaft aufgehoben und statt- Titel darauf hin, dass die Bibliothek nun offiziell dessen ein Lesegeld von 3 Gulden jährlich einge- zur allgemeinen glarnerischen Landesbibliothek führt. In derselben Zeit gründeten gebildete Glarner geworden war. Die Brandkatastrophe von Glarus in eine »Leseanstalt«, für die v. a. Zeitschriften und der Nacht vom 10. zum 11. Mai 1861 zerstörte Zeitungen angeschafft wurden. 1794 wurde diese praktisch den ganzen historischen Kern des Orts Institution mit der evangelischen Bibliothek verein- und mit ihm auch das alte Rathaus, wo die Biblio- igt und diese zugleich reorganisiert, indem man thek im ersten Stock untergebracht war. Das Lan- Flugschriften und ausgemusterte Bücher verstei- desarchiv dagegen blieb vollständig erhalten, da die gerte. In Zukunft wollte man die eine Hälfte der dicken Mauern im Parterre desselben Gebäudes den jährlichen Einkünfte zur Anschaffung von Stan- Flammen widerstanden. Da die Landesbibliothek dardwerken in »Ausländer- und Völkerkunde, Geo- damals mit Fr. 12.000.– überversichert war, konnte graphie, Statistik, Geschichte in ihrem ganzen ihr Wiederaufbau zügig vorangetrieben werden. Sie Umfang, Naturgeschichte, Philosophie, Moral, war während mehreren Jahrzehnten, auch dank Mathematik, Staatswissenschaft, Ökonomie« ver- Spenden, finanziell so gut dotiert wie nie zuvor, so wenden, die andere zum Ankauf von Zeitschriften dass Neuanschaffungen kein finanzielles Problem und anderen, mehr aktualitätsbezogenen Publika- darstellten. Der damalige Landammann Joachim tionen. Letztere sollten von Zeit zu Zeit versteigert Heer (1825–1879) wurde zum Präsidenten der werden. Es fällt auf, dass von Schriften aus dem Bibliothekskommission ernannt und hatte als Bereich der traditionellen drei höheren Fakultäten solcher, beraten von seinem ehemaligen Lehrer Theologie, Jurisprudenz und Medizin nicht die Strässer und vom damaligen Bibliothekar Peter Leu- Rede ist und dass die Bibliothek ganz den damali- zinger (1826–1900), wesentlichen Anteil an der gen Bedürfnissen einer aufgeklärten Leserschaft Festlegung des Anschaffungsprogramms. Man nach Allgemeinbildung entsprechen sollte. Der besorgte aus dem Antiquariatshandel sofort eine Untergang des Ancien Régime, die staatlichen Reihe von Standardwerken, durfte von den Verla- Umwälzungen und die Kriegsereignisse während gen Schulthess (Zürich), Meyer und Zeller (Zürich der Helvetik waren für die Entwicklung der Biblio- und Glarus) sowie J. J. Weber (Leipzig) eine belie- thek nicht günstig. Doch 1808 bewilligte der Evan- bige Auswahl kostenlos beziehen und erhielt auch gelische Rat auf Anfrage erstmals eine jährliche sonst viele grosszügige Schenkungen, darunter eine Unterstützung von 6 Louis d’or. Damit war der Anzahl Bücher, die der Zürcher Dozentenverein Übergang der Bibliothek von einer rein privaten zu eigens gesammelt hatte. Schon ein Jahr nach dem einer öffentlichen Institution eingeleitet. Die zur Brand zählte die Bibliothek wieder 1400 Titel. Verfügung stehenden Mittel gestatteten 1812 die 1866 und 1878 erschienen gedruckte Kataloge, der Herausgabe des ersten erhaltenen gedruckten Kata- letztere mit der bis ins späte 20. Jh gültigen Eintei- logs, der 550 Nummern umfasst. Die Bibliothek lung in Sachgruppen. Wissenschaftlich orientierte muss schon damals u. a. Gesamtausgaben sämtli- Vereine wie der Historische Verein (vor 1900), die cher deutscher Klassiker enthalten haben. Doch Medizinische Gesellschaft bzw. der mit ihr verbun- noch immer hing ihr Gedeihen von der privaten Ini- dene Medicinisch-chirurgische Lesezirkel (ab 1903), tiative der Mitglieder der Bibliotheksgesellschaft die Naturforschende Gesellschaft (1907) und der ab. Ab 1822 wurde sie wieder zunehmend vernach- Technische Verein des Kantons Glarus (1905) liefer- lässigt. 1839 wurde auf Initiative von Landammann ten ihre Tauschschriften und weitere Bestände ab. Dietrich Schindler (1795–1882) vom Rat eine fünf- Die bedeutende allgemeinbildende Bibliothek des köpfige Bibliothekskommission bestellt. Die Biblio- Politischen Lesezirkels von Glarus muss spätestens thek selbst erhielt im neu erbauten Rathaus von um 1930 in die Landesbibliothek integriert worden Landesbibliothek Glarus 401 sein. In zahlreichen Fächern bilden seine bläulich cae (Ulm 1486), ein unvollständiges Exemplar mit eingebundenen Bücher mit Stempel wichtige Teile nur 32 Karten, befindet sich in dem vom Topo- des Altbestands. Auch aus Privatbibliotheken grafen Walter Blumer (1888–1987) geschenkten gelangten, wie die Besitzvermerke zeigen, immer Bestand, der zu den Sondersammlungen der Lan- wieder Bücher in die Landesbibliothek, so ver- desbibliothek gehört. 116 Werke (0,4 % des Alt- mutlich schon vor 1900 zahlreiche Werke, die dem bestands) stammen aus dem 16., 425 (1,5 %) aus Heimleiter und Lehrer in der Linthkolonie, dem 17.Jh. 2278 Einheiten (8,1 %) wurden im Melchior Lütschg (1792–1871), und dem Arzt 18. Jh gedruckt und 25.166 (fast 90 %) im 19. Jh, Josua Oertli (1830–1887) von Glarus gehört hat- davon 5701 in der ersten, 19.465 in der zweiten ten. Jene wurden der Schweizerischen Geschichte Jahrhunderthälfte. und Landeskunde, der Glarner Literatur und den Glarner Zeitschriften zugewiesen, diese verteilen sich auf sämtliche Wissenszweige, ausser Philo- Übersicht nach Sprachen sophie, Psychologie und Pädagogik, mit Schwer- 2.2 24.627 Einheiten (88 % des Altbestands) punkten bei der Geschichte, der Geographie, den erschienen in deutscher, 2511 (fast 9 %) in französi- Naturwissenschaften und der Schönen Literatur. scher, 451 (1,6 %) in lateinischer, 184 in englischer, Die Schenkungen aus privaten Hinterlassenschaften 98 in italienischer und vereinzelte in romanischer, gingen im 20. Jh weiter und enthielten immer wie- griechischer, schwedischer, russischer, portugiesi- der Bücher, die vor 1901 erschienen waren. Beson- scher, spanischer und holländischer Sprache. ders reichhaltig und über viele Fächer, v. a. die Geschichte, gestreut ist das Legat von Jost Brunner (1878–1957) von Ennenda. 1968 wurde schliesslich Systematische Übersicht noch die Bibliothek des Gymnasiallehrers Heinrich Blumer (1879–1951) von Engi integriert, deren Alt- 2.3 Die fachweise Aufstellung der Bücher geht in bestand sich über Theologie, Jurisprudenz, Philo- die Zeit vor dem Brand von 1861 zurück. In den sophie, Pädagogik, Geschichte, Sprachwissenschaft alten Signaturgruppen A bis M finden sich all- und Literatur erstreckt. Der Landesbibliothekar gemeine Lexika, Bibliotheks- und Archivwissen- Jakob Winteler (1897–1966) legte ab 1945 Zettel- schaft (A), Theologie (B), Recht (C), Philosophie kataloge an. Die Bibliothek zählte 1949 in 25 Sach- und Psychologie (Da), Pädagogik (Db), Geschichte gruppen rund 11.000 Titel in etwa 25.000 Bdn, (Ea bis Ef), Geographie (F), Naturkunde (G), wel- 2000 glarnerische Broschüren nicht eingerechnet. che auch Biologie, Physik und teilweise die Chemie 1993 wurde die Landesbibliothek unter Hans Laup- umfasst, Handel, Industrie und Gewerbekunde (H) per (*1941) aus dem Gerichtsgebäude, in dem sie samt angewandter Physik und Chemie, ferner Lite- seit 1864 bei zunehmendem Platzmangel unterge- ratur- und Sprachwissenschaft sowie Schöne Litera- bracht gewesen war, ins benachbarte, grosszügig tur (Ja, Ka, Kb), Kunst- und Musikwissenschaft (Jb, umgebaute Gebäude der ehemaligen »Stadtschule« Jc, K), Zeitschriften und andere Sammelwerke (La), verlegt. Sämtliche Bestände werden allmählich auf Schweizer Geschichte (Lb bis Ld) sowie Glaro- EDV erfasst. Der Publikumsverkehr hat sich in den nensia (M, Br/GL, Zs/GL). Zu Beginn jeder Signa- neuen Räumen, v. a. wohl dank der reichhaltigen turengruppe stehen jeweils die meisten vor 1901 Freihandbibliothek, etwa verzehnfacht. Die Biblio- erschienenen Bücher beieinander, danach nur noch thek umfasst heute 120.000 Bde, 220 Zeitschriften, vereinzelt. Erst am Schluss, unter den in den jeweili- 25 Zeitungen und eine beträchtliche Anzahl moder- gen Bestand integrierten Nachlässen, werden sie ner Medien. wieder häufiger. Die Aufstellung beginnt jeweils meist einigermassen alphabetisch nach Autoren- namen, doch wird das Prinzip bei den höheren 2. BESTANDSBESCHREIBUNG Nummern durchbrochen. Es fällt auf, dass die Medizin vollständig ausgeklammert bleibt, vermut- Chronologische Übersicht lich weil die Medizinische Gesellschaft eine eigene 2.1 Zum Altbestand gehören 27.988 Einheiten, Bibliothek unterhielt. In die nach 1961 neu ein- Sondersammlungen, Dubletten und nicht katalogi- gerichteten Signaturen für Theologie (TO), Recht sierte Bestände mit eingerechnet. Dank Schenkun- (R), Psychologie (P), Geschichte (GS), Geographie gen und Zukäufen aus Antiquariaten befinden sich (GO), Medizin (ME), Naturwissenschaften (NW), trotz dem Brand von 1861 8523 Einheiten (gut Literatur (L) und Glaronensia (GL) gelangten nur 30 %), die sogar vor 1851 erschienen sind, in der wenige alte Drucke. 1998 wurde die Einreihung der Bibliothek. 2 der 3 Inkunabeln sind nicht ganz Neuzugänge nach Fachgruppen aufgehoben. Alle unerwartet dem Fach Geographie zuzurechnen und Bücher, die seither ins Magazin kommen, werden, stammen beide aus dem Besitz von Glarnern: Bern- wenn sie eine Höhe unter 30 cm haben, der Signa- hard von Breydenbachs Fart gen Jerusalem und zu tur Xa, die übrigen der Signatur Xb zugewiesen. dem berg Synai 1483 (Mainz 1486) gehörte 1653 Die sehr wenigen Einheiten, die hiervon dem Altbe- dem Glarner Landammann Daniel Bussi (1629– stand zuzurechnen sind, wurden mit denjenigen der 1699) und Claudius Ptolemäus’ Tabulae geographi- inhaltlich passenden Signaturen zusammengezählt. 402 Landesbibliothek Glarus

Allgemeine Lexika, Bibliotheks- und Buch (1841) zusammensetzt. Die ältesten 3 Werke Archivwissenschaft stammen aus der zweiten Hälfte des 17.Jhs. 19 2.4 Es handelt sich bei dem kleinen Bestand A von wurden im 18. und 294 im 19. Jh veröffentlicht. Die meisten Publikationen, nämlich 289, erschienen insgesamt 490 Einheiten (1,7 %) um eine Misch- Œ gruppe, zu der historische, literarische und philoso- in deutscher, 19, darunter Montesquieus uvres phische Werke ebenso gehören wie Wörterbücher complètes (8 Bde, Basel 1799), in französischer, 5 und Lexika. 3 Bücher erschienen in der zweiten in englischer und 3 in lateinischer Sprache. Unter Hälfte des 16. Jhs. Darunter befindet sich Johann den Werken aus dem 18. Jh befinden sich 2 Ausg. Elias Meichsners Formular: Hoch oder gemainer der Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V. (Zug Teutscher Nation (Frankfurt a. M. 1567), das der 1743, Nürnberg 1745), erstere auf Französisch und Landschreiber von Glarus, Gabriel Schmid, laut Deutsch, hrsg. von den hochrangigen Glarner Offi- Eintrag am 24. Januar 1587 von Margretha Schies- zieren Leonhard Ludwig und Joseph Anton von ser, der »Hausfrau« von Josef Wahl, gekauft hatte. Tschudi, sowie eine deutsche Ausg. von Machiavel- 19 Einheiten wurden im 18. Jh und 468 im 19. Jh lis Regierungskunst eines Fürsten (Hannover 1756), publiziert. 443 sind in deutscher Sprache erschie- zusammen mit dem Antimachiavell Friedrichs II. nen. Die 29 englischen machen die Americana und der Historie des Antimachiavells, seit 1762 im – Besitz des »Conseiller« Johann Heinrich Zwicky, Encyclopedia (29 Bde, Philadelphia 1875 1894) – aus dem Besitz des Astrophysikers Fritz Zwicky vermutlich des späteren Landammanns (1732 (1898–1974) aus. 16 Einheiten sind in französi- 1799). Politische, staatsrechtliche und -wissen- scher, je 1 Einheit in lateinischer und in italieni- schaftliche Werke kommen neben der eigentlichen scher Sprache erschienen. Rechtsliteratur häufig vor. Unter den Schriften des 19. Jhs sind zudem sozialkritische Publikationen Religion, Theologie wie Mina Wettsteins Dreieinhalb Monate Fabrik- Arbeiterin (Berlin 1893) sowie Auseinandersetzun- 2.5 Die 451 Einheiten (1,6 %) setzen sich zusam- gen mit dem aufkommenden Sozialismus wie Con- men aus 441 Werken der älteren Signaturengruppe rad Wilhelm Kamblis Die sozialen Parteien und B, der auch die beiden einschlägigen Werke der ins- unsere Stellung zu denselben (St. Gallen 1887) auf- gesamt nur 4 Bücher zählenden Signatur HA und fallend gut vertreten. wenige Einheiten aus dem unkatalogisierten Bestand zugezählt wurden, sowie aus 10 Werken Philosophie und Psychologie der neueren Signatur TO. 14 Einheiten sind im 16. Jh, 13 im 17. Jh, 39 im 18. und 385 im 19. Jh 2.7 Die nur 198 Einheiten befinden sich unter den erschienen. 399 Einheiten wurden in deutscher, 30 Werken der Signatur Da. Die älteste und einzige in lateinischer, 21 in französischer und 1 Titel in Publikation aus der ersten Hälfte des 18. Jhs ist eine schwedischer Sprache gedruckt. Neben einigen ursprünglich von Peter Lauremberg (1585–1639) Bibeln im Folioformat, darunter 3 aus Glarner zusammengestellte Anthologie von Geschichten und Besitz, sowie einem ins Deutsche übersetzten Koran Abhandlungen aller Art, die Gotthard Heidegger (Bielefeld 1844) aus dem Besitz von Josua Oertli mit z.T. neuen Inhalten als Acerra philologica nova, sind Werke der Reformatoren wie Martin Luthers repurgata, aucta (Zürich 1708) trotz des latei- Opera (4 Bde, Jena 1556–1558) und Leo Juds Cate- nischen Titels in deutscher Sprache veröffentlichte. chismus (Zürich 1534) zu erwähnen. Unter den Sie kam als Legat der Glarner Historikerin Frieda kirchengeschichtlichen Werken ist das älteste Gallati (1876–1955) nach deren Tod in die Biblio- Bartholomäus Platinas Historia de vitis pontificum thek. 7 Einheiten, darunter von Helvétius die (Lyon 1512). August Neanders Allgemeine Œuvres complettes (4 Bde, Lüttich 1774) und von Geschichte der christlichen Religion und Kirche (2 Isaak Iselin Über die Geschichte der Menschheit (2 Bde, Gotha 1856) wurde als »kleines Zeichen der Bde, Frankfurt 1764), stammen aus der zweiten Theilnahme« von der Geistlichkeit des Kantons Hälfte des 18. Jhs und 190 aus dem 19. Jh. 166 sind Schaffhausen nach dem Brand von 1861 geschenkt. in deutscher, 25 in französischer, 4 in englischer Mit Julius Wellhausens Israelitischer und jüdischer und 3 in italienischer Sprache erschienen. Die engli- Geschichte (Berlin 1897) aus der Privatbibliothek schen wie die italienischen Werke, ausserdem meh- des Glarner Pfarrers Ernst Buss (1843–1928) findet rere französische und 3 Bücher über fernöstliche sich auch ein Repräsentant der frühen modernen Philosophie, stammen aus dem Besitz Heinrich Bibelkritik. Blumers. Die deutsche Philosophie ist mit älteren Ausg. der Werke Fichtes, Hegels und Schopen- Staats- und Rechtskunde hauers vertreten. 2.6 Die 316 Einheiten (1,1 %) gehören zu den Signaturengruppen C (305 Einheiten) und R (11), Pädagogik, Schulbücher wobei sich letztere v. a. aus den Steckbrief-Samm- 2.8 Die 470 zum Altbestand zählenden Einheiten lungen Allgemeines Signalement-Buch für die dieser Gruppe (1,7 %) setzen sich zusammen aus Schweizerische Eidgenossenschaft (5 Bde, 1809– 112, die zur Signatur Db gehören und unter denen 1831) und Revidiertes Allgemeines Signalement- sich viele Werke der klassischen Pädagogik befin- Landesbibliothek Glarus 403 den, so von Rousseau, Jean Paul, Heinrich Pesta- historischen Hilfswissenschaften wie Chronologie lozzi und Ignaz Heinrich von Wessenberg. 77 und Diplomatik, darunter das Historisch diplomati- Schriften, fast alle aus der zweiten Hälfte des sche Jahrzeitbuch (Zürich 1779) des Zürcher Pfar- 19. Jhs, gehören zum unkatalogisierten Bestand. Es rers Johann Heinrich Waser. Erwähnenswert sind handelt sich v. a. um Schulbücher, bei denen das- auch Johannes von Müllers Sämmtliche Werke, selbe Werk manchmal in mehreren Exemplaren vor- hrsg. von Johann Georg Müller (27 Bde, Tübingen handen ist. Schliesslich werden hier auch die 281 1810–1819), das von Friedrich von Raumer vor 1901 erschienenen Bücher der Bibliothek des begründete Historische Taschenbuch (Jg. 1–62, glarnerischen Lehrervereins mitgezählt, die 1954 Leipzig 1830–1893) mit schönem, wappen- der Landesbibliothek übergeben wurde und unter geschmücktem Exlibris von Frédéric de Gingins- der Signatur DbL als geschlossener Bestand aufge- Lassaraz (1790–1863), Baron von La Sarraz, sowie, stellt ist. Darin befinden sich neben theoretisch und eher erstaunlich in dieser Signaturengruppe, Otto praktisch ausgerichteten pädagogischen Werken Henne am Rhyns Teufels- und Hexenglaube (Leip- auch viele Lehrbücher aus verschiedenen Fächern zig 1892). und für verschiedene Schulstufen. Überschneidun- gen mit der Signaturengruppe Db kommen vor, so 2.11 In den 357 einschlägigen Einheiten der Signa- istz.B.KarlvonRaumersGeschichte der Pädago- turengruppe Eb »Altertumskunde« (1,3 %) sind gik (5 Teile, Stuttgart 1846–1854, Gütersloh 1897; neben Werken zu Themen der antiken politischen 4 Teile, Stuttgart 1843–1854) zweimal vollständig sowie zur Kultur- und Literaturgeschichte auch sowie einmal unvollständig vorhanden. Von den Ausg. antiker Autoren sämtlicher literarischer Gat- Büchern des Lehrervereins tragen mindestens 13 tungen enthalten. Von den 2 in der ersten Hälfte den Besitzvermerk des schon erwähnten Melchior des 16. Jhs erschienenen Werken ist die Sammlung Lütschg, darunter auch die beiden Zeitschriften antiker Inschriften von Petrus Apianus und Bartho- Schulmeisterblatt (1. Jg., 1819/20) und Vaterländi- lomaeus Amantius Inscriptiones sacrosanctae vetus- sches Volksblatt für gemeinnützige Belehrung und tatis (Ingolstadt 1534) von besonderem Wert, weil Unterhaltung (Lichtensteig 1825). Weitere pädago- sie dem Glarner Arzt, Historiker und Politiker Aegi- gische Zeitschriften sind hier, meist nur in wenigen dius Tschudi gehörte. 4 Werke erschienen in der Nummern, ebenfalls zu finden. 23 Einheiten der zweiten Hälfte des 16. Jhs, 1 im 17. Jh, 52 im 18. gesamten Gruppe wurden in der zweiten Hälfte des und 298 im 19. Jh. Selbst hier sind die in deutscher 18. Jhs, 447 im 19. Jh publiziert. 453 Einheiten Sprache gedruckten Einheiten mit 288 in der deutli- erschienen in deutscher, 15 in französischer und je chen Überzahl, während nur 47 in Latein und je 11 1 Buch in lateinischer und in englischer Sprache. in Altgriechisch sowie Französisch publiziert wur- den. Mindestens 3 Bücher stammen aus dem Besitz Geschichte von Gottfried Heer (1843–1921), darunter Isokra- tes’ Ausgewählte Reden (Berlin 1855), erklärt von 2.9 9 Signaturen (ohne die Glaronensia und einige Rudolf Rauchenstein, mit handschriftlicher Wid- Sonderbestände) fassen unter sich Werke mit mung Rauchensteins. geschichtlichen oder verwandten Themen zusam- men. Insgesamt 4856 vor 1901 erschienene Einhei- 2.12 Die Gruppe Ec »Mittlere und neuere ten (17,3% des gesamten Altbestands) wurden in Geschichte« besteht aus insgesamt 709 vor 1901 den Signaturengruppen Ea bis Ee, GS und Lb bis Ld erschienenen Einheiten (2,5 %). Neben Werken zur gezählt. Eine gewisse Inkonsequenz bei der Zu- Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit ordnung wurde in Kauf genommen, da die neuere europäischer Staaten, v. a. Frankreichs, Englands Signaturengruppe GS, im Gegensatz zu den älteren – – und Italiens, kommen ziemlich viele zeitgeschicht- Ea Ee und Lb Ld, Geschichtsbücher ohne feinere liche Darstellungen, aber auch Kultur- und Sitten- thematische Unterscheidung enthält. Im Folgenden geschichten vor. Mitgezählt ist auch die nicht kata- wird jede dieser Gruppen für sich beschrieben. logisierte, anonym erschienene Darstellung der 2.10 Die mit »Universalgeschichte, Sammelwerke, denkwürdigsten europäischen Weltereignisse vom Historik« betitelte Signaturengruppe Ea umfasst Jahr 1789 bis auf unsere gegenwärtigen Tage (8 223 Einheiten: 10 erschienen im 18. und 213 im Bde, Memmingen 1822–1828). Die zeitliche Vertei- 19. Jh. Bis auf 4 schwedische Einheiten, bei denen es lung ergibt folgendes Bild: Ein Werk, Johannes sich um 2 Werke in Folio zur schwedischen Archäo- Stumpfs Des grossen gemeinen Conciliums zu logie und zur schwedischen Münzenkunde (je 2 Costentz kurtze Beschreybung (Zürich 1541), Teile, Stockholm 1862/1867 und 1873) aus dem erschien in der ersten Hälfte des 16. Jhs, 112 Ein- Besitz des Historischen Vereins des Kantons Glarus heiten wurden im 17., 6 im 18. und 590 im 19. Jh handelt, erschienen sämtliche in deutscher Sprache. gedruckt. Erneut ist mit 526 Einheiten die überwie- Neben mehrbändigen Weltgeschichten wie denjeni- gende Mehrheit der Werke in deutscher Sprache gen Friedrich Christoph Schlossers und Leopold erschienen, gefolgt von immerhin 178 französi- von Rankes finden sich kulturgeschichtliche und schen, darunter einigen mehrbändigen wie der völkerkundliche Überblickswerke, ein historisch- Histoire parlementaire de la révolution française geographischer Atlas und Handbücher zu einzelnen (40 Bde, Paris 1834–1838) von Philippe-Joseph- 404 Landesbibliothek Glarus

Benjamin Buchez und Pierre-Célestin Roux- auch einige nicht katalogisierte, einschlägige Werke Lavergne, 4 lateinischen und 1 italienischen Werk. mitgezählt. 4 Einheiten sind im 16. Jh, 11 im 17. Jh, Bei letzterem handelt es sich um eine weitere Kon- 161 im 18. und 854 im 19. Jh erschienen. 905 wur- zilsgeschichte, diejenige des Kardinals Pietro Sforza den in deutscher, 108 in französischer, 13 in latein- Pallavicino: Istoria del concilio di Trento (Rom ischer und je 2 in italienischer und in russischer 1666). Sprache veröffentlicht. Die Signatur Lb umfasst neben Werken zur Schweizer Geschichte wie Josias 2.13 Von den 618 vor 1901 erschienenen Einhei- Simlers Von dem Regiment der loblichen Eydgenoß- ten (2,2 %) der Signaturgruppe Ed »Deutsche schaft, fortgesetzt von Hans Jakob Leu (in mehre- Geschichte« wurden 1 Einheit im 16. Jh, 2 Einhei- ren Exemplaren, Zürich 1722), sowie den ten im 17. Jh, 13 im 18. und 602 im 19. Jh gedruckt. Geschichten Schweizerischer Eidgenossenschaft (5 601 erschienen in deutscher, 16 in lateinischer und Bde, Leipzig 1825–1826, und 11 Bde, Zürich 1 Einheit in französischer Sprache. Die Auswahl 1816–1853) Johannes von Müllers und seiner Fort- enthält neben den üblichen Standardwerken, darun- setzer aus dem Besitz Josua Oertlis sehr viele eid- ter einigen Büchern aus dem Besitz Frieda Gallatis, genössische Berichte, Verfassungsschriften aus der auffallend viele Geschichtswerke über die an die Helvetik, aus der Zeit der Gründung des Bundes- Schweiz angrenzenden Gebiete Deutschlands und staats und aus derjenigen der Revision der Bundes- Österreichs, ausserdem Werke über die Habsburger, verfassung sowie, unkatalogisiert, 1 Sammelband über die deutsche Einigung und den Deutsch-Fran- mit 10 zeitgenössischen Schriften zur Jesuitenfrage zösischen Krieg von 1870/71. Die Geschichte ein- und zum Sonderbund. Noch bunter sieht die Palette zelner Städte, insbesondere von Worms, ist gut ver- der landeskundlichen Schriften aus: Neben eigentli- treten. Recht viele historische Periodika wie die chen Darstellungen der Schweiz oder eines Teils von Zeitschrift Oberbayerisches Archiv für vaterländi- ihr, wie Johann Konrad Füsslis Staats- und Erdbe- sche Geschichte (München, ab 1867) machen zah- schreibung der Schweizerischen Eidgenossschaft (4 lenmässig einen grossen Teil des Bestands aus. Fer- Bde, Schaffhausen 1770–1772) und Johann Leo- ner finden sich auch Werke zur deutschen Mytholo- pold Cysats Beschreibung deß Berühmbten Lucer- gie sowie zur deutschen Kultur- und Sozial- ner- oder 4. Waldstätten Sees (Luzern 1661) und geschichte. Als Besonderheit hervorzuheben ist Reiseanleitungen oder -beschreibungen wie Phi- Johann Jakob Fuggers Spiegel der Ehren des lippe-Cyriaque Bridels Versuch über die Art und Erzhauses Oesterreich (Nürnberg 1668), hrsg. von Weise, wie Schweizer Jünglinge ihr Vaterland berei- , ein Buch, das laut Besitzver- sen sollten (Winterthur 1796), gibt es auch mehrere merk Johann Heinrich Zwicky, wohl der nachma- naturkundliche Werke wie Karl Jakob Durheims lige Landammann (1651–1733), 1689 in Basel Schweizerisches Pflanzen-Idiotikon (Bern 1856) erwarb. und sogar einen Bd mit Fotografien schweizerischer 2.14 Die umfangreichste der E-Gruppen ist mit Rindviehrassen. 812 vor 1901 erschienenen Einheiten (2,9 %) Ee »Biographien, Briefwechsel, Denkwürdigkeiten«. 2.16 Zu den 727 vor 1901 gedruckten Einheiten Eine Schrift, die Epistola apologetica ad Martinum (2,6 %) der Signaturengruppe Lc »Geschichte und Dorpium (Basel 1516) von Erasmus von Rotter- Landeskunde einzelner Kantone« gehören neben dam, die zwischen 1938 und 1961 vermutlich von Geschichten und Darstellungen einzelner Landes- der Bibliothek gekauft wurde, erschien in der ersten teile wie Johann Guler von Weinecks Raetia (Zürich Hälfte des 16. Jhs, keine im 17. Jh, 40 Werke im 18. 1616), einem Geschenk der Universitätsbibliothek und 771 im 19. Jh. Mit 686 Einheiten überwiegt Basel, und Hans Heinrich Blunschlis Memorabilia auch in dieser Gruppe die deutsche Sprache. 123 Tigurina (Zürich 1742) eine Sammlung von Kreis- wurden in Französisch publiziert, darunter Voltai- schreiben, Sitzungs- und Tagungsberichten des Kan- res Histoire de Charles XII. roi de Suède (2 Bde, tons Basel-Landschaft, mehrere gezeichnete Panora- London 1735), 2 in Latein und 1 Titel in Englisch. men historischer Umzüge, die im 19. Jh zu Jubiläen, Die Gruppe enthält Biographien weltlicher und an der Fastnacht und bei anderen Gelegenheiten geistlicher Fürsten, von Politikern, Schriftstellern, abgehalten wurden, und selbst einige Predigten aus Dichtern, Künstlern und Wissenschaftlern, ferner der zweiten Hälfte des 18. Jhs. Eine Schrift stammt Autobiographien und Memoiren sowie Briefe und aus dem 16., 9 aus dem 17. Jh, 54 aus dem 18. und Briefwechsel. Unter letzteren sind u. a. diejenigen 663 aus dem 19. Jh. Die sprachliche Verteilung Goethes und seiner Korrespondenten besonders gut bringt keine Überraschungen: 682 Einheiten sind in vertreten. Von den zahlreichen Werken mit Besitz- deutscher, 38 in französischer, 5 in italienischer vermerken gehörten einst mindestens 32 Titel oder und 2 in lateinischer Sprache erschienen. Mitge- 71 Einheiten dem Politischen Lesezirkel von Glarus. zählt wurde hier auch eine Sammlung von nicht katalogisierten Neujahrsblättern für Basels Jugend 2.15 Die Gruppe der Signaturen Lb bis Ld enthält aus dem 19. Jh. ausschliesslich Helvetica. Bei den 1030 vor 1901 erschienenen Einheiten (3,7 %) von Lb »Allgemeine 2.17 Unter den nur 322 vor 1901 erschienenen Geschichte und Landeskunde der Schweiz« sind Einheiten der Gruppe Ld »Schweizerische Biogra- Landesbibliothek Glarus 405 phien, Briefwechsel, Denkwürdigkeiten« befinden gesellschaft zu Glarus (Glarus 1817–1836), die sich zwei der wenigen im Brand von Glarus nicht auch für die Linthkolonie zuständig war, aus dem zerstörten Bücher mit dem Exlibris »Evange. Biblio. Besitz des dortigen Lehrers und Heimleiters Glaronensis«. Es handelt sich um Leonhard Melchior Lütschg. Vollständige Sätze des Jahrbuchs Meisters Helvetiens Berühmte Männer (2 Bde, des Historischen Vereins des Kantons Glarus Zürich 1799), wobei der dritte Bd mit den Ab- (Glarus ab 1865) finden sich unter beiden Signatu- bildungen fehlt. 14 Einheiten erschienen im 18. und ren, unter M sogar mehrere. Die zeitliche Verteilung 308 im 19. Jh. 297 sind in deutscher, 24 in französi- sieht bei der Glarner Literatur folgendermassen aus: scher und 1 Buch in lateinischer Sprache verfasst. Es gibt eine Inkunabel, Balther von Säckingens Vita Zu erwähnen sind zahlreiche Biographien, darunter ss. Fridolini et Hilarii (Basel, um 1480); 25 Einhei- mindestens 3 über Niklaus von Flüe, sowie Biogra- ten erschienen im 16. Jh, 31 im 17., 129 im 18. und phiensammlungen wie diejenigen von Markus Lutz 4027 im 19. Jh. 4101 Einheiten (97,4 % dieser und Rudolf Wolf, aber auch Briefsammlungen, Gruppe) wurden in deutscher Sprache veröffent- darunter Johann Müller’sBriefeanseinenältesten licht, 58 in lateinischer, 39 in französischer, 8 in Freund in der Schweiz (Zürich 1812), hrsg. von englischer, je 2 in italienischer und in russischer, je Johann Heinrich Füssli, mit den handschriftlichen 1 Einheit in schwedischer, holländischer und in spa- Besitzvermerken des Pfarrers Johann Rudolf nischer Sprache. Das schwedische Buch ist eine Zwicky (1788–1852) und seiner Erbinnen, sowie Familjebibel (Stockholm 1887), die Pfarrer Gott- weitere Briefe an und von Johannes von Müller. fried Heer am 2. Juli 1895 als Geschenk erhalten 2.18 Schliesslich sind noch die 58 vor 1901 hatte. erschienenen Einheiten der neuen Geschichtssigna- 2.20 Zu den ältesten Büchern gehören mehrere tur GS zu nennen, unter denen sich Josias Simlers Werke des Glarner Humanisten Heinrich Loriti La République des Suisses (Antwerpen 1579) befin- (Glarean), die im 20. Jh aus dem Antiquariats- det, die mehrere Besitzvermerke trägt, darunter den handel angeschafft wurden, darunter De ratione des Klosters Einsiedeln. 2 Werke wurden im 17. Jh, syllabarum brevis isagoge (Basel 1526) mit hand- 15 im 18. und 40 im 19. Jh veröffentlicht. 52 schriftlicher Widmung des Verfassers an Erasmus erschienen in deutscher, 4 in französischer und 2 in von Rotterdam. Von Aegidius Tschudis Uralt war- lateinischer Sprache. Wie das Beispiel Simlers zeigt, hafftig Alpisch Rhetia (Basel 1538) ist neben der enthält die Gruppe Bücher zur Schweizer deutschen auch eine lateinische Fassung (De prisca Geschichte und Politik, im Weiteren Universal- et vera alpina Rhaetia, Basel 1538) und vom Chro- geschichten, Biographien, Werke zur alten, mittle- nicon (2 Bde, Basel 1734/1736) sind mehrere ren und neueren Geschichte sowie zu derjenigen Exemplare vorhanden. Zahlreich sind die Schriften einzelner Staaten. über die Schlacht bei Näfels und die sogenannten Fahrtspredigten, z. B. Johann Ludwig Ammanns Glarner Literatur zehn Predigten unter dem Titel Nähefelser-Fahrt 2.19 Die meisten der 4213 vor 1901 erschienenen (Zürich 1662). Zu erwähnen sind hier weitere Glaronensia (15 % des Gesamtbestands) sind an Predigtsammlungen von Glarner Pfarrern. Die Zeit verschiedenen Stellen der Bibliothek unter der alten der Helvetik und der Ereignisse um 1800 sind u. a. Signatur M, nur wenige unter GL zu finden. Zu M durch Levi Feldmanns Poetische Gedanken über die gehören auch etliche Zeitungen, z. B. die bandweise Kriegs-Vorfälle und politischen Veränderungen ... gezählte Neue Glarner Zeitung (ab 1844), und Zeit- im Kanton Glarus (Glarus 1810) dokumentiert. schriften wie die berühmten Monatlichen Gesprä- Unter den Schriften über die Melioration der Linth che (11 Bde, Zürich 1714–1725) des Schwander und des Walenseeufers fällt der von Johannes Ith Pfarrers Johann Heinrich Tschudi. Unter der Signa- und Johann Konrad Escher verfasste, anonym tur Br/GL (Glarner Broschüren) eingeordnet sind erschienene Aufruf an die Schweizerische Nation zu 943 alte »Flugschriften« (Aufrufe, Verordnungen, Rettung der Bewohner der Gestade des Wallen-Sees Reglemente, Gesetze und Entwürfe zu solchen, und des untern Linth-Thales (o. O. 1807) auf. Wei- Erlasse), Jahresberichte von Ämtern und Körper- tere Schriften über den Wasserbau im Linthgebiet schaften aller Art, Statistiken, Kataloge von Leih- aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs sind hier eben- bibliotheken und Buchhändlern, Lehrpläne, Lern- falls zu erwähnen. Eine ganze Reihe von Publikatio- materialien, aber auch Nachrufe, Reden und Pre- nen ist der Auswanderung, insbesondere nach digten zu verschiedenen Gelegenheiten, einzelne »New Glarus«, gewidmet, z. B. 2 Berichte des Aus- Kalender, Lieder zu besonderen Anlässen und Fest- wanderungskomitees unter dem Titel Der Glarne- spiele, zahlreiche organisatorische Schriften zum rische Auswanderungs-Verein und die Colonie Neu- eidgenössischen Schützenfest von 1892, das in Gla- Glarus (Glarus 1844, 1847). Ein anderes Kontin- rus stattfand, sowie viele Schriften über das Bad gent von Schriften behandelt den Brand von Glarus Stachelberg. Die Signatur Zs/GL (Glarner Zeit- und seine Folgen. Abhandlungen wie Auguste schriften) umfasst 494 Einheiten (11,7 % der alten Cahorns Les Monnaies de Glaris (Genève 1896), Glaronensia) ausschliesslich aus dem 19. Jh. Darun- versehen mit einer Widmung des Autors an den ter befindet sich der Bericht der Evangel. Hülfs- Glarner Regierungsrat, sind der Geschichte des 406 Landesbibliothek Glarus

Glarner Münzwesens gewidmet; darüber hinaus berg 1760), die im Erscheinungsjahr von Hilarius sind Handbücher, z.T. mit Münzumrechnungs- Jenny angeschafft wurde und 1880 Heinrich Jenny tabellen, welche sich an Händler und Kaufleute von Ennenda gehörte. Die meisten Besitzvermerke richten, vorhanden. Zahlreich sind die Dissertatio- betreffen aber den Politischen Lesezirkel von Glarus nen von Glarnern, darunter ein Sammelband medi- und Dr. med. Josua Oertli von Glarus. zinischer Probestücke des 18. Jhs, aber auch viele Doktorschriften aus dem 19. Jh. Hinzu kommen Naturwissenschaften und Mathematik Separatdrucke von Glarner Autoren und/oder zu 2.22 Diese insgesamt 636 vor 1901 erschienene Glarner Themen. Zu erwähnen sind die gedruckten Einheiten (2,3 % des Gesamtbestands) umfassende Glarner Landsbücher aus dem 19. Jh sowie die ver- Gruppe setzt sich aus den 558 der alten Signatur G schiedenen Kataloge der Landesbibliothek Glarus. für »Naturwissenschaften, Naturkunde«, lediglich – Unter den Glarner Poeten ist Jakob Vogel (1816 5 der neuen Signatur NW (Naturwissenschaften) 1899) hervorzuheben, der eine Fülle von kleinen sowie aus 56 nicht katalogisierten, v. a. mathema- Gedichtbändchen publiziert hat, die an verschiede- tisch-geometrischen Schriften zusammen. Hinzu- nen Stellen, meist in mehreren Exemplaren, zu fin- gezählt wurden auch die nur 17 vor 1901 erschiene- den sind. nen Einheiten mathematischen, physikalischen und technologischen Inhalts aus dem Bestand der nach Geographie dem Astrophysiker benannten Fritz-Zwicky-Stif- 2.21 Zur Hauptsache besteht diese Gruppe aus tung. Fast alle Werke dieser Gruppe (624) stammen den 593 vor 1901 erschienenen Einheiten der alten aus dem 19. Jh. 5 sind im 17.Jh erschienen, 7 in der Geographie-Signatur F. Hinzu kommen 31 Einhei- zweiten Hälfte des 18. Jhs, darunter Johann ten der Signatur GO (Geographie neu), 36 unter Christian Daniel Schrebers Die Säugethiere (5 – den Signaturen Kr und O verzeichnete geographi- Abteilungen, Erlangen 1775 1792) aus dem Vorbe- sche Publikationen und Karten, darunter verschie- sitz des Medicinisch-chirurgischen Lesezirkels des dene Atlanten des 19. Jhs, sowie 75 Einheiten ohne Kantons Glarus. 575 wurden in deutscher, 53 in Signatur, v. a. Karten des schweizerischen Alpen- französischer, 7 in englischer, davon 6 aus dem gebiets für militärische Zwecke, insbesondere aus Bestand der Fritz-Zwicky-Stiftung, und 1 in italieni- dem Besitz von Oberstleutnant [Johann] Jakob scher Sprache gedruckt. Zahlreich sind Werke über Brunner-Jenny (1847–1940), aber auch das Theat- sämtliche Tierarten und ihre Eigenschaften. Hinzu rum orbis terrarum (ohne Titelblatt, Antwerpen kommen meist allgemeinverständliche Bücher zu 1584) von Abraham Ortelius aus der Sammlung Themen aus den exakten Naturwissenschaften wie von Daniel Jenny-Squeder (1886–1970), so dass die Eugen von Lommels DasWesendesLichts(Leipzig Gruppe insgesamt 735 Einheiten (2,6 %) umfasst. 1874). Viele Titel, insbesondere aus der Bibliothek Die meisten von ihnen, nämlich 701, wurden im des Medicinisch-chirurgischen Lesezirkels, behan- 19. Jh gedruckt, 53 in der ersten, 648 in der zweiten deln die menschlichen Organe und Fähigkeiten, so Jahrhunderthälfte. Es findet sich aber auch die von Jules Luys Das Gehirn, sein Bau und seine Ver- erwähnte Inkunabel dabei, Bernhard von Breyden- richtungen (Leipzig 1877), oder sind ausgesprochen bachs Fart gen Jerusalem (Mainz 1486), ferner je 1 medizinischen Inhalts. Werke von Niels Henrik Karte aus der zweiten Hälfte des 16. und aus der Abel, Carl Friedrich Gauss und anderen Mathema- zweiten Hälfte des 17.Jhs sowie 2 Karten aus der tikern waren ursprünglich im Besitz des früh- ersten Hälfte und 29 Publikationen aus der zweiten verstorbenen Glarner Mathematikers Kurt Wolff – Hälfte des 18. Jhs. Die sprachliche Verteilung ist (1928 1966). Einige geometrisch-mathematische noch eindeutiger: 707 Einheiten erschienen in deut- Bücher ohne Signatur tragen den Besitzvermerk des scher, 23 in französischer, 3 in lateinischer und 2 in Mathematik- und Physiklehrers sowie Meteorolo- italienischer Sprache, darunter ein Folioband ohne gen Charles Golaz (20. Jh). Signatur mit Stichen Italia. Viaggio pittoresco dall’Alpi all’Etna (Milano 1876) von Carl Stieler, Handels-, Industrie- und Gewerbekunde Eduard Paulus und Woldemar Kaden. Eigentliche 2.23 Die nur 110 Einheiten dieser Gruppe gehören geographische Fachliteratur sowie zahlreiche Reise- zur alten Signatur H. Bis auf 9 sind alle in der zwei- beschreibungen zu fast allen Kontinenten mit Aus- ten Hälfte des 19. Jhs erschienen. 2 Bücher, darun- nahme Australiens und der südlichen Polarzone ver- ter Georg Thomas Flügels Erklärte Courszettel der mitteln einen guten Eindruck von den Interessen vornehmsten Handelsplätze in Europa (St. Gallen des 19. Jhs. Viele Bücher gehen insbesondere auf die 1792), wurden in der zweiten Hälfte des 18., 7 in Polargebiete des Nordens und die daran angrenzen- der ersten Hälfte des 19. Jhs gedruckt. 99 Einheiten den Länder Skandinaviens, auf Russland mit West- erschienen in deutscher, 10 in französischer und 1 und Ostsibirien sowie auf Island, auf den nahen in italienischer Sprache. 34 Bücher tragen einen und fernen Osten, auf Afrika und Amerika ein. Besitzvermerk, die meisten davon den Stempel des Besonders hervorzuheben ist eine deutsche Ausg. Technischen Vereins des Kantons Glarus. Diese von Nicolas Lenglet Du Fresnoys Géographie des behandeln vorwiegend Themen der industriell-tech- enfants (Kurzverfassete Kinder-Geographie,Nürn- nischen Fertigung, z. B. die Baumwollspinnerei, die Landesbibliothek Glarus 407

Verwendung chemischer Stoffe bei der Färberei und 2.26 Unter den 738 vor 1901 publizierten Einhei- Druckerei, den Maschinenbau und verschiedene ten der Signatur Ka, die alle in deutscher Sprache Heizsysteme, aber auch Fragen der Sicherheit am erschienen, sind Schweizer oder in der Schweiz Arbeitsplatz. Industrielle und gewerbliche Ausstel- lebende Autoren des 18. Jhs wie Johann Jakob Bod- lungen sind dokumentiert, ebenso Projekte für mer, Franz Xaver Bronner, Salomon Gessner, Tunnels und schweizerische Bergbahnen. Auch ein- Albrecht von Haller, Johann Gaudenz von Salis, schlägige geschichtliche Werke wie Hermann Johann Georg Zimmermann sowie aus dem 19. Jh Alexander von Berlepschs Chronik der Gewerbe (9 neben Gottfried Keller und Conrad Ferdinand Bde, St. Gallen 1850–1853) sind hier zu finden. Meyer z.T. heute ganz unbekannte Schriftsteller auffallend gut vertreten. Rüdiger Manesses Samm- lung von Minnesingern, hrsg. von Johann Jakob Schöne Literatur und Sprachwissenschaft Bodmer und Johann Jakob Breitinger (2 Teile, 2.24 Diese insgesamt 1677 Einheiten (6 %) umfas- Zürich 1758, 1759), sind hier zu erwähnen, ebenso sende Gruppe setzt sich aus Altbeständen der alten wie eine Schweizer Ausg. von Gottlieb Wilhelm Signaturen Ja »Literatur- und Sprachwissenschaft« Rabeners Satieren (8 Teile, Bern 1775/76). Selbst- (427), Ka »Deutschsprachige Literatur« (738), Kb verständlichfehlenauchdieWerkederwichtigen »Literatur in deutscher Übers. und in Fremdspra- deutschen Dichter und Schriftsteller des 18. und chen« (405) sowie der neueren Signatur L »Litera- 19. Jhs nicht. Für die lokale Bibliotheksgeschichte tur« (107) zusammen. Unter Ja und Ka wurden bemerkenswert ist die von Karl August Friedrich auch einige einschlägige Bücher ohne Signatur mit- von Witzleben unter dem Pseudonym A. von Trom- gezählt. Sehr alte Werke finden sich in dieser litz verfasste Erzählung Hans Waldmann (Zürich Gruppe nicht: Die 19 ältesten wurden zwischen 1842), die laut eingeklebtem Exlibris aus der Leih- 1701 und 1750 gedruckt und gehören den Signatu- bibliothek des erwähnten Dichters Jakob Vogel ren Ja und Kb an. Bei den ersteren handelt es sich stammt, der Buchdrucker in Glarus war. um Schriften der beiden Zürcher Literaturkritiker 2.27 Unter den 405 zur Signatur Kb gehörenden Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger Einheiten finden sich relativ viele fremdsprachige sowie ihres deutschen Widersachers Johann Titel. Neben den schon genannten Werken aus der Christoph Gottsched, fast alle 1810 im Besitz von ersten Hälfte des 18. Jhs sind die Œuvres complètes Salomon Gutmann (1791–1857), Grossvater müt- (4 Bde, Paris 1834) von François-René Chateau- terlicherseits des Matter Pfarrers Jakob Theodor briand und die Works (London 1884) von Alfred Fridolin Leuzinger-Imhoof (1850–1887), aus dessen Tennyson zu erwähnen. Nachlass sie in die Landesbibliothek gelangten. Die 2.28 Zu den 107 Einheiten der Signatur L gehören letzteren sind französische Werkausgaben von neben Werken deutsch- und fremdsprachiger Auto- Voltaire (6 Bde, Amsterdam 1738–1745) und Jean- ren wie Christian Fürchtegott Gellerts Geistlichen Jacques Rousseau (4 Bde, London 1749) sowie von Oden und Liedern (Zürich 1778) sowie 1 deutschen Jean de La Bruyère Les caractères de Théophraste und einer französischen Ausg. von Alessandro (2 Bde, Amsterdam 1743). 101 Einheiten stammen Manzonis Roman I promessi sposi (Die Verlobten, aus dem 18., 1557 aus dem 19. Jh. Breiter ist die 3 Bde, Leipzig 1828, und Les Fiancés,3Bde,Paris sprachliche Streuung, auch wenn das Hauptgewicht 1830) auch sprachwissenschaftliche Werke wie mit 1469 Einheiten klar bei der deutschen Sprache Franz Joseph Stalders Versuch eines schweize- liegt. 161 Einheiten erschienen in französischer, 37 rischen Idiotikons (2 Bde, Basel 1806). Ein weiterer in englischer, 5 in italienischer, 2 in griechischer Hinweis auf eine private Glarner Leihbibliothek fin- und je 1 in romanischer, schwedischer und spani- det sich typischerweise in Karl Gottlob Cramers scher Sprache. Roman Leben und Schicksale des ehrlichen Septi- 2.25 Zu den 427 Einheiten der Signatur Ja gehört mus Storax (Leipzig 1806) mit dem Exlibris »Fr. Sekundärliteratur zu vielen deutsch-, aber auch zu Schmidsche Lesebibliothek in Glarus«. Es muss sich fremdsprachigen Autoren, insbesondere zu Goethe um diejenige des Buchdruckers, -binders und -händ- und zu Shakespeare, ferner eine beträchtliche lers Fridolin Schmid (1788–1860) gehandelt haben. Anzahl deutscher, französischer, rätoromanischer, englischer und italienischer Literaturgeschichten, z. B. Karl Goedekes Grundriss zur Geschichte der Kunst- und Musikwissenschaft deutschen Dichtung (7 Bde, Dresden 1884–1900), 2.29 Die 441 vor 1901 erschienenen Einheiten sprachgeschichtliche Werke, Wörterbücher wie (1,6 % des gesamten Altbestands) werden hier zu Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Handwörter- einer Gruppe zusammengefasst, weil unter der buch (3 Bde, Leipzig 1872–1878) und sprach- Signatur K »Kunst und Musikwissenschaft« eben- wissenschaftliche Abhandlungen. 19 Titel stammen falls beide Fachbereiche vereinigt sind, obwohl sie aus der Bibliothek von Heinrich Blumer, darunter unter den Signaturen Jb »Kunstwissenschaft« und die Histoire de la langue et de la littérature fran- Jc »Musikwissenschaft« getrennt aufgestellt wur- çaise des origines à 1900 (8 Bde, Paris 1896–1899) den. 405 Einheiten sind im 19. Jh erschienen, 419 in von Louis Petit de Julleville. deutscher Sprache. 408 Landesbibliothek Glarus

2.30 Die 152 Einheiten der Signatur Jb, bei denen sich zeitlich auf das 18. und das 19. Jh. Diese Zahl wenige nicht katalogisierte Bücher mitgezählt wur- erfasst nicht alle gezählten Einheiten der 292 Perio- den, verteilen sich zeitlich wie folgt: 1 Werk, dikatitel, die vor 1901 erschienen sind und die Sebastian Serlius’ Von der Architectur (Basel 1608), Hans Lauppers Periodika-Verzeichnis der Landes- wurde in der ersten Hälfte des 17.Jhs gedruckt, 2 bibliothek Glarus (o. O. 1972) aufführt, denn die weitere, darunter als einziges lateinisches Werk nicht ganz 500 Einheiten der Signatur Zs/Gl wur- Johann Jakob Gessners Numismata Graeca tabulis den zu den Glaronensia gezählt. Ferner kommen aeneis repraesentata (Zürich 1735), erschienen in unter zahlreichen anderen Signaturen vereinzelt der ersten Hälfte, 7, darunter Johann Kaspar Füsslis Zeitschriften vor, und schliesslich ist die Signatur Geschichte der besten Künstler in der Schweiz (5 La (»Sammelwerke, Bibliothekswesen, Bibliogra- Bde, Zürich 1769–1779), in der zweiten Hälfte des phie, Zeitschriften«), die mit 4688 Einheiten den 18. Jhs und 142 im 19. Jh. Ebenfalls 142 Einheiten grössten Anteil an dieser Gruppe hat, nicht auf wurden in deutscher, 7 in französischer und 2 in Periodika beschränkt, sondern es sind unter ihr englischer Sprache veröffentlicht. Künstlerbiogra- auch Werke zur Schweizer Geschichte und Landes- phien, kunsttheoretische Abhandlungen, kunst- kunde wie Johann Jakob Leus Allgemeines Helveti- geschichtliche Darstellungen zu einzelnen Fachge- sches Eydgenössisches oder Schweizerisches Lexi- bieten wie Malerei, Bildhauerei und Architektur con (20 Bde, Zürich 1747–1765) samt dem Supple- sowie Ausstellungs- und Auktionskataloge sind hier ment von Hans Jakob Holzhalb (6 Bde, Zug 1786– versammelt. 1795) und Markus Lutz’ Vollständige Beschreibung 2.31 Zu den 48 Einheiten der Signatur Jc wurden des Schweizerlandes (3 Bde, Aarau 1827), Biblio- auch 115 nicht katalogisierte Musikalien hinzuge- thekskataloge wie Benedikt Gottwalds Catalogus zählt, von denen 4 im 18. und 111 im 19. Jh codicum manu scriptorum qui asservantur in gedruckt worden sind; die meisten davon sind bibliotheca monasterii O.S.B. Engelbergensis (Frei- Ausg. der Sammlung von Volksgesängen für den burg i. Br. 1891), Bibliographien wie Gottlieb Ema- nuel von Hallers Bibliothek der Schweizer Männerchor (hrsg. von der Zürcherischen Lieder- – buchanstalt). 46 Einheiten der Signatur Jc erschie- Geschichte (7 Bde, 1785 1788) sowie schweize- nen in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Es handelt rische Urkunden- und Gesetzessammlungen, vor- sich dabei v. a. um Musikerbiographien, darunter wiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs wie die mehrere über Mozart, und Musikgeschichten. Fontes rerum Bernensium (ab 1877), zu finden. Hinzu kommen Barthold Heinrich Brockes’ und Ausserdem ist eine kleine Sammlung von 19 Einblattdrucken, vorwiegend Proklamationen aus Johann Kaspar Bachofens Irdisches Vergnügen in – Gott mit musicalischen Compositionen (Zürich der Zeit der Helvetik (1798 1803), vorhanden. 1740), ehemals im Besitz des Lehrers Johann Sämtlichen Drucken der Signatur La ist der Bezug Rudolf Steinmüller, und Johann Kaspar Bachofens zur Schweiz als ganzer oder zu einzelnen Schweizer Musicalisches Halleluja (Zürich 1767) aus dem Regionen bzw. Ortschaften gemeinsam. – Besitz von Schützenmeister Felix Weber (1760 2.34 Die zeitliche Verteilung präsentiert sich bei 1818) aus Netstal und seinen Nachkommen. der Signatur La folgendermassen: 248 wurden im 2.32 Die 126 alten Einheiten der Signatur K ver- 18. und 4440 im 19. Jh gedruckt. 4132 erschienen teilen sich zeitlich wie folgt: je 1 Einheit erschien in deutscher, 503 in französischer, 44 in italieni- zwischen 1651 und 1700 sowie zwischen 1701 und scher und 9 in lateinischer Sprache. Allerdings ist 1750, 18 wurden in der zweiten Hälfte des 18. und festzuhalten, dass eidgenössische Statistiken oft 106 im 19. Jh gedruckt. 114 wurden in deutscher, deutsch und französisch publiziert wurden; sie wur- 10 in französischer und 2 in italienischer Sprache den bei den deutschsprachigen Einheiten mitge- veröffentlicht. 54 Liederbücher, viele davon aus zählt. Dasselbe gilt für den Staatskalender der dem Besitz Jacob Gehrings, bilden einen geschlosse- schweizerischen Eidgenossenschaft (ab 1857), der nen Bestand. Hinzu kommen Liederbücher und ab 1868 zweisprachig veröffentlicht wurde. Die zahlreiche Publikationen über Richard Wagner. Periodika wurden jahrgangsweise gezählt. Zu den Nur wenige Werke, wie Johann Georg Sulzers All- ältesten gehören die trotz ihres lateinischen Namens gemeine Theorie der schönen Künste (4 Bde, Leip- mehrheitlich deutsche Beiträge enthaltenden Miscel- zig 1786–1787) und Jacob Burckhardts Geschichte lanea Tigurina (3 Teile, Zürich 1722–1724). der Renaissance in Italien (Stuttgart 1878) mit dem Erwähnenswert sind ferner die in der zweiten Stempel des Advokaturbüros von Ständerat Rudolf Hälfte des 18. Jhs erschienenen Kalender und Zeit- Stüssi (1883–1982), sind der Kunstwissenschaft schriften wie der Helvetische Calender (Zürich gewidmet. 1780–1798) und das von Albrecht Höpfner heraus- gegebene Magazin für die Naturkunde Helvetiens (4 Bde, Zürich 1787–1789), das den Stempel der Periodika (ohne Glarner Zeitschriften und Medizinischen Gesellschaft des Kantons Glarus Zeitungen) trägt, sowie in der Helvetik entstandene Periodika 2.33 Sie bilden mit 5685 Einheiten (20,3 %) die wie das Wochenblatt für den Kanton Säntis (St. grösste Gruppe des Altbestands und beschränken Gallen 1798, 1799) und der Helvetische Almanach Landesbibliothek Glarus 409

(Zürich 1799–1822). Der Appenzeller Kalender ist belehrende Magazine, die den Stempel der ehemali- mit einzelnen Ausg. des 18. (1745, 1775, 1781, gen »Jugend- und Volksbibliothek Sernftal« tragen. 1782, 1789, 1792, 1793) und fast lückenlos mit sol- Diese wurde als wohltätige Einrichtung von der chen des 19. Jhs vertreten (1801 bis 1900); weitere Kauffrau Bettina Blumer (1874–1969) um 1920 in Exemplare kommen an anderen Standorten der Engi gegründet. Hierzu gehören Die Gartenlaube Bibliothek vor. Unter den Zeitschriften sind auch (Berlin ab 1879), die Illustrierte Frauen-Zeitung Der Erzähler (St. Gallen 1806–1851) und Martin (Berlin, ab 1881, lückenhaft) und Über Land und Distelis Schweizerischer Bilderkalender bzw. Illu- Meer (Stuttgart, ab 1862). strirter Schweizer-Kalender (Solothurn 1839–1847, 1848–1850) zu nennen. Sehr viele historische Zeit- Sondersammlungen schriften, insbesondere die von den historischen Vereinen und antiquarischen Gesellschaften der ein- SchriftenOswaldHeers zelnen Regionen und Kantone veröffentlichten, zahlreiche Neujahrsblätter, die vielen in der zweiten 2.37 Unter der Signatur »MOH« sind die Schrif- ten des bedeutenden Glarner Naturforschers Hälftedes19.Jhsentstandenen Zeitschriften der – regionalen naturforschenden Gesellschaften sowie Oswald Heer (1809 1883) aufgestellt. Bei der Aus- weitere Periodika fachlich ausgerichteter Verein- zählung der vor 1901 erschienenen Einheiten wur- igungen und schliesslich die Staatskalender fast den einige nicht katalogisierte, an anderer Stelle sämtlicher Kantone, die offenbar Ende 1884 oder aufbewahrte Bücher Oswald Heers mitgezählt, so Anfang 1885 in die Bibliothek gelangten, da die dass sich 146 Einheiten ergeben. Viele Schriften jüngsten Exemplare alle von 1884 datieren, machen sind in mehreren Exemplaren, manche auch in ver- den Hauptteil dieser Signaturengruppe aus. Zu schiedenen Ausgaben vorhanden, ferner in einer erwähnen sind noch 2 deutsche Einheiten vom Ende Mappe 43 Sonderdrucke, die einzeln gezählt wur- des 19. Jhs der Signatur Ztg, unter der sonst schwei- den. 36 Einheiten stammen aus der ersten, 110 aus zerische Zeitungen des 20. Jhs zu finden sind. der zweiten Hälfte des 19. Jhs. 132 Einheiten erschienen in deutscher, 9 in französischer, 3 in ita- 2.35 Die 205 ausschliesslich deutschsprachigen lienischer und 2 in lateinischer Sprache. Mehrere Einheiten der Signatur Zs sind alle in der zweiten Bücher kamen als Geschenke in die Bibliothek, Hälfte des 19. Jhs erschienen und gehören vorwie- darunter 6 allein von (Susanna Regula) Alwina – gend zu deutschen und österreichischen Zeitschrif- Stockar-Heer (1840 1924), der Tochter Oswald ten historischen und heimatkundlichen Inhalts. Eine Heers. Ausnahme bildet die Zeitschrift Zwingliana Bibliothek des Elsenerhauses, Bilten (Zürich, ab 1897). 2.38 Unter der Signatur Bilt sind ungefähr in der 2.36 Einige bemerkenswerte Titel enthält die Reihenfolge ihres Erscheinens 261 Einheiten (fast Gruppe der 790 Einheiten von Zeitschriften und 1 % des Gesamtbestands) einer Privatbibliothek Zeitungen ohne Signatur. Unter ihnen befinden sich aufgestellt, welche die Landesbibliothek Glarus vereinzelt auch Nicht-Periodika wie der älteste 1966 von der Evangelischen Hülfsgesellschaft Titel, Torbern Olof Bergmans Opuscules chymiques erwerben konnte. 219 sind in deutscher, 34 in fran- et physiques (2 Bde, Dijon 1780, 1785), den Louis- zösischer, 7 in lateinischer und 1 in italienischer Bernard Guyton de Morveau aus dem Schwedi- Sprache erschienen. Die Bücher waren zuvor in den schen übersetzt hat. Die übrigen 788 Einheiten sind Schränken des Prunkzimmers des 1608 von Rats- alle im 19. Jh und nur fünf davon zwischen 1801 herr Heinrich Elsener erbauten Elsenerhauses in Bil- und 1850 erschienen. 689 wurden in deutscher, 66 ten untergebracht. Dieses ging 1786 aus dem Besitz in englischer und 33 in französischer Sprache veröf- der Nachkommen des Erbauers in denjenigen des fentlicht. Die 66 englischen kommen zumeist aus Korn- und Weinhändlers und späteren Regierungs- den zahlreichen, leider ungeordneten Bänden der statthalters des Kantons Linth Johann Jakob Heussi britischen Zeitschrift The Engeneer (London, ab (1762–1831) über. Ob er von seinen Vorgängern 1870) aus dem Vorbesitz des Technischen Vereins schon Bücher samt dem Haus erworben oder neben des Kantons Glarus. Aus dessen Beständen stam- den während seiner Lebenszeit erschienenen auch men weitere an Fachtechniker gerichtete Periodika alle älteren Bücher selbst angeschafft hatte, ist nicht wie das Bulletin de la Société industrielle de Rouen mehr festzustellen. Das Gewicht dieses Bestands (Rouen 1886–1892), einige Exemplare der Färber- liegt jedenfalls bei 2 im 17.Jh, 167 im 18. und 92 Zeitung (Berlin 1890/91, 1892/93, 1900) sowie der im 19. Jh gedruckten Einheiten aus dem Erschei- Elektrotechnischen Zeitschrift (Wuppertal 1887– nungszeitraum zwischen 1751 und 1850, in den 1889). Zu erwähnen ist auch der ca. 90 Bde umfas- auch das Leben Heussis fällt. Die meisten der nach sende Titel Dingler’s Polytechnisches Journal. Heussis Tod erschienenen Bücher der Bibliothek Medizinische, geographische, landwirtschaftliche, wurden ursprünglich für die von der Evangelischen aber auch kirchliche, pädagogische und philanthro- Hülfsgesellschaft des Kantons Glarus 1852 im Else- pische Blätter sind hier ebenfalls zu finden. Eine nerhaus eingerichtete Knabenerziehungsanstalt besondere Gruppe bilden einige unterhaltende und erworben oder dieser geschenkt, was die eingekleb- 410 Landesbibliothek Glarus ten Merkzettel in drei sehr zerlesenen und beschä- und 1600, 39 im 17. Jh, 364 im 18. und 126 im digten Exemplaren des Neuen Testaments (Köln 19. Jh gedruckten Einheiten ausgeglichener, als es 1854) festhalten. Dementsprechend handelt es sich dem Trend der Bibliothek entspricht. Auch die bei diesen Büchern um religiöse und pädagogische sprachliche Verteilung entspricht nicht dem Literatur. Die älteren dagegen behandeln vorwie- gewohnten, hauptsächlich deutschsprachigen gend römische und Schweizer Geschichte, Politik, Erscheinungsbild: 261 Einheiten erschienen in fran- Recht oder können der philosophischen Literatur zösischer, 207 in deutscher, 49 in lateinischer, je 11 zugerechnet werden wie die Pensées choisies (Paris in italienischer und in weiteren Sprachen. Diese 1734) von Charles Boileau aus dem Vorbesitz von Bücher kamen zum grössten Teil erst nach 1990 in Dr. med. Leonhard Boner (1723–1808), einem Arzt die Landesbibliothek. in Malans und Onkel von Heussis Frau, dem auch eine Anzahl weiterer Werke zu verdanken ist. Unter 2.41 323 tragen die Signatur UB sowie eine Num- den Zeitschriften fehlen Johann Heinrich Tschudis mer und stammen aus katholisch-glarnerischem Monatliche Gespräche (9 Bde, Zürich 1716–1725, Besitz. Insbesondere enthalten viele den Stempel der ohne 1719) so wenig wie einzelne Bände von Le Bibliothek des Kapuzinerklosters Näfels, aber etli- Spectateur ou Le Socrate moderne (3 Bde, Amster- che auch handschriftliche Besitzvermerke mit dam 1720–1724) oder Der Patriot (3 Bde, 3. Aufl. Namen bedeutender Näfelser Geschlechter wie 1747) von Michael Richey, eine Hamburger morali- Bachmann, Freuler, Hauser und Tschudi. Mit 250 sche Wochenschrift. Die Ausg. sind oft unvoll- zwischen 1701 und 1800 erschienenen Einheiten ständig. liegtdasGewichthiernochakzentuiertaufdem 18. Jh. 143 sind deutsch, 131 französisch, 44 latei- Sammlung Dr. Conrad Schindler nisch und 5 italienisch gedruckt worden. Der Bestand enthält theologische Schriften, darunter 2.39 Die ehemalige Bibliothek des Herrenhauses Heiligenviten und Predigten, kirchenrechtliche und »Haltli« in Mollis kam 1958 als Geschenk des -geschichtliche Literatur, daneben aber ausge- Arztes Conrad Friedrich Schindler (1872–1967) sprochen viele historische Werke, insbesondere zur von Zürich und Mollis, eines Nachkommen des französischen und zur römischen Geschichte, ferner »Haltli«-Erbauers Konrad Schindler (1757–1841), geographische, darunter auch Landkarten aus dem in die Landesbibliothek und wurde als geschlosse- 18. Jh, und Reisebeschreibungen sowie einige Mili- ner Bestand unter der Signatur Sa aufgestellt. Es taria. Erwähnenswert ist ein Bd, der Hermann handelt sich um 176 Einheiten, von denen 2 im Boerhaaves Libellus de materia medica und seine 17.Jh, 114 im 18. und 60 in der ersten Hälfte des Aphorismi de cognoscendis morbis (beide Leiden 19. Jhs gedruckt wurden. Das Schwergewicht dieser 1727) enthält, 2 Werke des Musikers Jean-Philippe Sammlung liegt mit 164 Einheiten zwischen den Rameau, Traité de l’harmonie (Paris 1722) und Erscheinungsjahren 1751 und 1850. 135 erschienen Nouveau système de musique théorique (Paris in deutscher, 40 in französischer und ein Titel in 1726), sowie eine Sammlung von 24 antiauf- lateinischer Sprache. Den quantitativen Hauptteil klärerischen Schriften des Jesuiten Franz Neumayr machen die am Anfang der Sammlung aufgestellten (München, Ingolstadt 1756–1761). Almanache, Kalender, Taschenbücher und weitere Periodika aus, von denen teils mehrere Bde wie von 2.42 Die 216 übrigen Bücher tragen zwar Num- Alpenrosen, ein Schweizer Almanach (7 Bde, Bern, mern, die aber für die Aufstellung keine Rolle spie- – Leipzig 1818 1826), teils nur ein Jg. vorhanden len. 2 wurden zwischen 1551 und 1600, 5 im 17. sind. Ausser einigen theologischen Werken, von Jh, 114 im 18. und 95 im 19. Jh gedruckt, davon denen die ältesten beiden seit 1700 im Besitz des 130 in französischer, 64 in deutscher, 6 in italieni- jungen Pfarramtskandidaten Johann Heinrich scher, je 5 in lateinischer und in portugiesischer, 4 – Zwicky (1679 1760) von Mollis waren, gibt es ein- in englischer und 2 in spanischer Sprache. Sie zelne Publikationen zu je verschiedenen Wissens- ergänzen die eben beschriebenen Werke, handelt es zweigen wie Medizin, Geographie, Geschichte, sich doch hauptsächlich um belletristische Litera- Naturkunde sowie, besonders erwähnenswert, von tur, die wohl gezielt aus dem Antiquariatshandel Christian Wolff die Anfangsgründe aller mathema- angeschafftwurde.Solassensichjedenfallsdie tischen Wissenschaften (6 Bde, Wien 1763) und von zahlreichen Besitzvermerke deuten, aus denen meist Charles Bonnet die Philosophische Palingenesie (2 keine Beziehung zu Glarus zu erkennen ist. Eine – Bde, Zürich 1769 1770) in der Übers. und Kom- Ausnahme bildet Johannes d’Outreins Gottselige mentierung von Johann Caspar Lavater. Gemühts-Beschäfftigung (St. Gallen 1738), die seit 1742 im Besitz des Junkers Kaspar Schmid, Land- Sammlung alter, unkatalogisierter Bücher im Raum vogt von Werdenberg, war. Aufklärerische und »Sondersammlungen« klassische Belletristik findet sich sowohl unter den 2.40 Getrennt von weiteren »Sondersammlungen« französischen wie auch unter den deutschen Auto- sind in einem besonderen Regal 539 Einheiten (fast ren, z. B. von Voltaire und Rousseau, aber auch von 2 %) unterschiedlicher Herkunft aufgestellt. Die Lessing, Goethe, Schiller, Bürger, Matthisson und zeitliche Streuung ist hier mit 10 zwischen 1551 Voss. Als zeitgeschichtlich interessanter Titel sind Landesbibliothek Glarus 411 die Considérations sur les principaux événemens de von Linthal (GL) mit seinem Heimatkanton verbun- la révolution françoise (3 Bde, Paris 1818) von Ger- den, obwohl auch er nie dort lebte. Er schenkte maine de Staël anzusprechen. etwa 10 Jahre vor seinem Tod der Landesbibliothek seine mehrere tausend Einheiten umfassende Samm- Sammlung Walter Blumer lung geographischer und kartographischer Litera- 2.43 Der Topograph und Kartograph Walter Blu- tur. Nur 58 Einheiten fallen in die Zeit vor 1901, mer (1888–1987) war Bürger von Schwanden (GL) davon51indiezweiteHälftedes19.Jhs.4Einhei- und von Bern. Obwohl er nie im Glarnerland lebte, ten wurden zwischen 1601 und 1650 und 3 zwi- interessierte er sich doch für dessen Geographie und schen 1701 und 1750 gedruckt, nämlich die Folio- Geschichte. Ausser seinen kartographischen Arbei- bände von Richard Pockockes A Description of the ten verfasste er Bibliographien zur Kartographie east and some other countries (3 Bde, London – des Kantons Glarus und der Schweiz sowie genealo- 1743 1745). 49 Einheiten erschienen in deutscher, gische Studien zum Geschlecht der Blumer. Er sam- je 4 in lateinischer und in englischer und 1 Titel in melte alte Karten und Atlanten, besass aber auch französischer Sprache. eine beachtliche Bibliothek zu verschiedenen The- men. 1975 schenkte er seine Sammlung dem Land Nachlass Gehring, Musikalien Glarus. Im selben Jahr wurde er mit dem Glarner 2.48 Der umfangreiche Nachlass des Glarner Kulturpreis ausgezeichnet. Musikpädagogen und Historikers Jacob Gehring – 2.44 Es handelt sich um zwei Gruppen von insge- (1888 1970) kam nach seinem Tod in die Landes- samt 493 vor 1901 erschienenen Einheiten (1,8 %), bibliothek. Ein grosser Teil der Musikalien, die von denen die eine, die 344 Einheiten ausschliess- Gehring gesammelt hatte, ist katalogisiert und in lich geographischen Inhalts umfasst, im Raum einem Standortkatalog erfasst worden. Die Zahl »Sondersammlungen« aufgestellt, mit Kr-Signatu- der nicht im Katalog verzeichneten alten Musika- ren versehen und durch einen besonderen chronolo- lien, darunter sehr viele Partituren, aber auch in gischen Zettelkatalog erschlossen ist. Dieser wurde mehrfachen Exemplaren vorhandene einzelne Chor- zur Auszählung benutzt. Die andere Gruppe besteht stimmen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, wurde aus z. T. ebenfalls geographischen, aber auch nach Auszählung eines Teilbestands durch geschichtlichen, sprachwissenschaftlichen und lite- Schätzung ermittelt, weitere Druckschriften wie rarischen Schriften, die keine Signatur besitzen und üblich am Regal ausgezählt. So kamen insgesamt nicht katalogisiert sind. Da die meisten ebenfalls 380 Einheiten zusammen (1,3 %), von denen 16 im den Besitzvermerk Walter Blumers oder den der 18. und 364 im 19. Jh gedruckt wurden. 347 Ein- Geographin Marguerite (Blumer-)Gerber (1891– heiten erschienen in deutscher, 32 in französischer 1975), seiner Gattin, oder eines ihrer Verwandten und eine Einheit in englischer Sprache. Unter den tragen, wurden sie ebenfalls mitgezählt. Zu erwäh- Drucken der ersten Hälfte des 19. Jhs befinden sich zahlreiche Werke des Zürcher Musikpädagogen nen ist auch, dass unter den Glaronensia (Signatur – M) und den Periodika und Sammlungen (Signatur und Komponisten Hans Georg Nägeli (1773 La) vereinzelt Bücher mit dem Exlibris Walter Blu- 1836). Vereinzelt enthält der Nachlass auch histori- mers zu finden sind. sche und politische Publikationen. Bücher aus dem Besitz Gehrings wurden aber auch in die Bestände 2.45 Die zeitliche Verteilung der katalogisierten der Landesbibliothek integriert und finden sich, wie Karten und Atlanten stellt sich folgendermassen schon erwähnt, besonders zahlreich unter der dar: 1 Inkunabel, 28 Einheiten aus dem 16. Jh, 38 Signatur K (Kunst- und Musikwissenschaft) sowie aus dem 17. Jh, 122 aus dem 18. und 155 aus dem unter den Signaturen L (Literatur neu) und M 19. Jh. 168 sind deutsch, 101 lateinisch, 59 franzö- (Glaronensia). sisch, 10 englisch, 5 italienisch und 1 Einheit schwedisch. Fritz-Zwicky-Bibliothek 2.46 Von den 149 nicht katalogisierten Einheiten 2.49 Im geschlossen aufgestellten Buchbestand des vermischten Inhalts wurden 28 zwischen 1751 und Astrophysikers glarnerischer Abstammung Fritz 1800 und 121 im 19. Jh gedruckt. 95 erschienen in Zwicky (1898–1974) befinden sich 17 Einheiten, deutscher, 52 in französischer und 2 in italienischer die vor 1901 erschienen sind und schon unter Sprache. Erwähnenswert sind 68 Lieferungen (als 4 »Naturwissenschaften und Mathematik« mitgezählt Einheiten gezählt) von Karl Gottfried Wilhelm Voll- wurden. Weitere Werke aus seinem Besitz sind in mers unter dem Pseud. »W. F. A. Zimmermann« die Landesbibliothek integriert und wurden eben- veröffentlichter Malerischer Laender- und Völker- falls schon erwähnt. kunde (5. Aufl., o. O. o. J., ca. 1865). SAC-Bibliothek Sammlung Arthur Dürst 2.50 Ein grosser Teil der Bibliothek der Sektion 2.47 Der Geograph, Kartographiehistoriker und Tödi des Schweizerischen Alpenclubs ist ebenfalls Herausgeber hervorragender Karten-Faksimiles als geschlossener Bestand aufgestellt. Mitgezählt Arthur Dürst (1926–2000) fühlte sich als Bürger wurden hier aber auch einige an einem anderen Ort 412 Landesbibliothek Glarus aufbewahrte, nicht katalogisierte Bücher aus dem Bücher aus verschiedenen Privatbibliotheken Besitz des SAC. 6 sind im 18. und 186 im 19. Jh. 2.53 Von den 187 Einheiten vor 1901 sind 2 in erschienen, darunter die Jahrgänge des Jahrbuch der ersten, die restlichen 185 in der zweiten Hälfte des SAC (ab 1864) samt den Beilagen (ab 1865). des 19. Jhs erschienen. 126 sind deutsch und 61 Fast alle, nämlich 189 Einheiten, erschienen in französisch, wobei letztere fast alle aus der Biblio- deutscher und nur 3 in französischer Sprache. Wei- thèque universelle et revue suisse (60 Bde, Lausanne tere Bücher des SAC befinden sich unter den Signa- u. a., ab 1886) stammen. Von Interesse sind ver- turen La, Lb und v. a. M (Glaronensia). schiedene Ausg. von Friedrich von Tschudis Tier- leben der Alpenwelt, verschiedene mehrbändige Sammlung Vischer Werke wie das Conversations-Lexikon: allgemeine 2.51 Der aus Basel stammende, in Glarus wir- deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten kende Historiker Eduard Vischer (1903–1996) hat Stände (15 Bde, Leipzig 1864–1868) aus der der Landesbibliothek, deren Leitung er von 1963 Jugend- und Volksbibliothek Sernftal von Bettina bis 1969 innehatte, mit einem beträchtlichen Teil Blumer sowie weitere populäre Periodika, insbeson- seiner Bibliothek auch 239 vor 1901 erschienene dere aus dem Besitz der 1858 gegründeten Casino- Bücher und Schriften hinterlassen, die als geschlos- bzw. der seit 1876 existierenden Mittwoch-Gesell- sener Bestand aufgestellt, aber nicht katalogisiert schaft, beide in Ennenda. sind. Es handelt sich um allgemeinbildende Litera- tur aller Art mit einem Schwerpunkt in der ersten Naturalienkabinett Hälfte des 19. Jhs. 2 Werke, Heinrich Loritis (Gla- reans) In Titum Livium annotationes (Lyon 1555) 2.54 Unter diesem Titel findet sich ein Bestand und Johannes Sleidans Histoire de l’estat de la reli- von unkatalogisierten, vorwiegend geologischen gion et république, sous l’Empereur Charles V. Büchern und Sonderdrucken, von denen 67 vor ([Genf] 1557), erschienen im 16. Jh, 4 im 17.Jh, 36 1901 erschienen sind. 6 stammen aus der ersten, die im 18. und 198 im 19. Jh. 180 Einheiten wurden in restlichen 61 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. 58 deutscher, 51 in französischer, 5 in lateinischer, 2 wurden in deutscher, 8 in französischer und 1 Ein- in englischer und 1 in italienischer Sprache heit in italienischer Sprache veröffentlicht. gedruckt. Erwähnenswert sind auch Asmus omnia sua secum portans oder Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen (6 Teile, Wandsbeck 1774– 3. KATALOGE 1803) von Matthias Claudius sowie der Schweize- rische Robinson (Zürich [1841]) von J. R. Wyss Moderne, allgemeine Kataloge (eigentlich Johann David Wyss). Alphabetischer Verfasserkatalog, bis 1992 [Zettel- Sammlung Liebeskind form] – 2.52 Wolfgang Amadeus Liebeskind (1902–1983), Alphabetischer Schlagwortkatalog, 1978 1992 ehemaliger Prof. für Rechtsgeschichte an der Uni- [Zettelform] versität Genf, seit 1933 Bürger von Mühlehorn Alphabetischer Schlagwortkatolog, bis 1977 [Zet- (GL), überliess der Landesbibliothek Glarus einen telform] beträchtlichen Teil seiner Bibliothek, darunter 117 EDV-Katalog für sämtliche nach 1992 erschienenen vor 1901 erschienene Einheiten, die seine weitge- bzw. angeschafften Werke [auch über das Internet spannten Interessen widerspiegeln. Neben z. T. sehr zugänglich] alter Rechtsliteratur, rechtsgeschichtlichen Werken, Gerichtsordnungen und Konstitutionen verschiede- Moderne Sonderkataloge ner schweizerischer Orte fallen Wörterbücher ver- schiedener Sprachen, die Chinesische Sprachlehre Glarner Literatur: Alphabetischer Verfasserkatalog, (Berlin 1857) von Wilhelm Schott, das Elementar- bis 1992 [Zettelform] buch der Sanskrit-Sprache (Breslau 1872) von Glarner Literatur: Systematischer Katalog, bis 1977 Adolf Friedrich Stenzler und v. a. Wörterbücher des [Zettelform] Rätoromanischen sowie weitere rätoromanische Literatur, insgesamt 27 Einheiten, auf. Auch natur- Zeitschriften: Alphabetischer Katalog, bis 1992 wissenschaftliche Werke fehlen nicht. Der Bestand [Zettelform] ist nicht katalogisiert. 1 Einheit erschien im 16. Jh, Zeitschriften: Schlagwortkatalog, bis 1992 [Zettel- 10 Einheiten wurden im 17. Jh, 11 im 18. und 95 form] im 19. Jh gedruckt. Neben den rätoromanischen Publikationen wurden 62 Einheiten in deutscher, [Walter] Blumer-Sammlung: Alphabetischer Kata- 18 in französischer und je 5 in lateinischer und in log der Autoren, Titel und Körperschaften [Zettel- italienischer Sprache veröffentlicht. Einzelne wei- form] tere Titel aus der Bibliothek Liebeskind sind unter [Walter] Blumer-Sammlung: Chronologischer Kata- den Signaturen Ka und M zu finden. log, Gegenwart – Anfänge [Zettelform] Landesbibliothek Glarus 413

[Walter] Blumer-Sammlung: Thematischer Katalog Bücherverzeichnis der Volksbibliothek in Glarus. [Zettelform] Glarus 1899 [Walter] Blumer-Sammlung: Regionalkatalog und Weitere Kataloge der Volksbibliothek Glarus: Ortsregister dazu [Zettelform] Glarus 1910, 1913, 1931, 1942, 1945, 1947 Nachlass Kaspar Freuler: Verschiedene Kataloge Katalog der Landesbibliothek in Glarus. Näfels [Zettelform] 1903 Nachlass Gehring: Musikalien, alphabetischer Handschriftliches Verzeichnis der Flugschriften. Katalog [Zettelform] 1903 Nachlass Gehring: Musikalien, vier Besetzungskata- Katalog der Landesbibliothek in Glarus. I. Nach- loge [Zettelform] trag zum Katalog von 1903. Glarus 1911 Nachlass Gehring: Standortkatalog [Zettelform] Katalog der Landesbibliothek in Glarus 1924. Fritz-Zwicky-Stiftung: Alphabetischer Verfasser- Glarus 1924 katalog [Zettelform] Katalog der Landesbibliothek in Glarus. I. Nach- Fritz-Zwicky-Stiftung: Alphabetischer Schlagwort- trag zum Katalog von 1924. Glarus 1937 katalog [Zettelform] II. Nachtrag (zu 1924) [vervielfältigt] Fritz-Zwicky-Stiftung: Standortkatalog [Zettel- Jenny, Dora: Le fonds glaronnais de la bibliothèque form] de Glaris (Bibliographie). Travail présenté à l’école de Bibliothécaires pour l’obtention du Diplôme, Genève, juin 1954 [mschr.] Historische Kataloge Katalog der Landesbibliothek Glarus. II. Nachtrag – Catalogus Bibliothecae Publicae Ecclesiae Glaro- umfassend den Zuwachs 1938 1961. Glarus 1962 nensis Evangelico-Reformatae. 1744 [Hs. im Lan- Jährliche Zuwachsverzeichnisse 1945–1969 desarchiv Glarus, Signatur: N 19] Standortkataloge der Signaturgruppen A, B, Bilt, Bücher=Verzeichniß der evangelischen Bibliothek Br,Br/GL,C,Da,Db,DbL,Ea,Eb,Ec,Ed,Ee,Ef, zu Glarus. Glarus 1812 F,G,GL,GS,H,Ja,Jb,Jc,K,Ka,Kb,L,La,Lb, Katalog und Statuten der Evangelischen Landes=- Lc,Ld,M,ME,MOH,N,NW,O,P,R,Sa,TO, Bibliothek zu Glarus. Glarus 1840 [Exemplar der W, Zs/GL [Zettelform] Landesbibliothek Glarus, Signatur Br/GL 1282, mit vielen hschr. Ergänzungen]

Katalog und Statuten der Evangelischen Landes- 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Bibliothek zu Glarus. Glarus 1846 ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK Nachtragskatalog 1853 Archivalien Katalog der glarnerischen Landesbibliothek. Glarus 1858 Protokolle der Bibliothekskommission, ab 1839 [Landesarchiv Glarus] Katalog der glarnerischen Landesbibliothek. Glarus 1862 Gedruckte Quellen Katalog der glarnerischen Landesbibliothek. [Heer, Othmar; Hösli, Jost]: Plan und Einrichtung Anhang: Statuten. Glarus 1866 der Evangelischen Bibliothek in Glaris. Erneuert Katalog der Jugend- & Volksbibliothek in Ennenda. und genehmigt den 16. Weinmonat 1794. [o. O.] Glarus 1868 1794 Nachtrag zum Katalog der glarnerischen Landes- Amts-Bericht von Landammann und Rath des Kan- bibliothek. Glarus 1870 tons Glarus und den unter der obersten Regierungs- behörde stehenden Rathskommissionen an den Katalog der Landesbibliothek in Glarus. Glarus hohen dreifachen Landrath, umfassend die Amts- 1879 dauer 1854–1857, S. 90; 1863–1866, S. 155f.; I. Nachtrag (zu 1879). 1886 1866–1869, S. 186; 1869–1872, S. 170; 1872– Catalog der Bibliothek des Technischen Vereins des 1875, S. 203f.; 1875–1878, S. 276f.; 1878–1881, Kantons Glarus. Glarus 1889 S. 287; 1881–1884, S. 258f.; 1884–1887, S. 205f. Katalog der Bibliothek der Section Tödi S.A.C. Amtsbericht des Regierungsrates und des Ober- Glarus 1890 gerichts an den hohen Landrat des Kantons Glarus, umfassend den Zeitraum Mai 1942 bis Mai 1943, II. Nachtrag (zu 1879). Glarus 1891 S. 59–61 [unter »Erziehungsdirektion«; ab diesem III. Nachtrag (zu 1879). Glarus 1897 Jahr jährlich, im selben Kapitel] 414 Landesbibliothek Glarus

Schaffung einer ev. Landesbibliothek. In: Fritz 5. VERÖFFENTLICHUNGEN Stucki (Hrsg): Die Rechtsquellen des Kantons ZU DEN BESTÄNDEN – Glarus. 3. Bd. Einzelbeschlüsse 1680 1798. Allge- Laupper, Hans; [Störi, Fridolin]: Periodika-Ver- meine Landesmandate. Aarau 1984, S. 1113f. zeichnis der Landesbibliothek Glarus. [Glarus] 1972 Darstellungen Laupper, Hans; Hilber, Elmar: Atlanten, Globen, Davatz, Jürg; Leins, Willy; Laupper, Hans: Von der Karten: aus der Sammlung Blumer: [Katalog der alten Stadtschule zur neuen Glarner Landesbiblio- Ausstellung im] Freulerpalast Näfels, 5. Juni bis thek 1870–1993. Glarus 1993 3. Oktober 1976 [Zürich] 1976 Seidel, Stefanie: Bibliotheken: Die schönsten Laupper, Hans; Hilber, Elmar; Hammer-Cavelti, Räume, die wertvollsten Sammlungen: Deutsch- Madlena: Karten, Globen, Atlanten: Katalog zur land, Österreich, Schweiz. München 1995 (Das Rei- Sonderausstellung im Verkehrshaus der Schweiz, selexikon), S. 181f. Luzern, vom 10. Mai bis 18. September 1977. Luzern 1977 [ergänzte, überarbeitete und erweiterte Winteler, Jakob: Geschichte der Glarner Landes- Ausg. von Laupper, Hans; Hilber, Elmar: Atlanten, bibliothek. Glarus 1949 [hier weitere Quellen zur Globen, Karten: aus der Sammlung Blumer. Zürich Bibliotheksgeschichte, z. T. ausführlich zitiert] 1976] Vischer, Eduard: Bibliotheken. In: Ders.: Heimat und Welt. Studien zur Geschichte einer schweize- rischen Landsgemeinde-Demokratie. Bern 1983, S. 164–172 Privatbibliothek im Haus »In der Wiese«, Glarus 415

PRIVATBIBLIOTHEK IM HAUS Berlin 1788–1790) und dessen Grundriß der »IN DER WIESE«, GLARUS Geschichte der Weltweisheit (Lemgo 1786), Louis de Beausobres Allgemeine Einleitung in die Kennt- Kanton: Glarus niß der Politik, der Finanz und Handlungswissen- schaft (3 Bde, Riga 1773–1775) sowie Joseph Ort: Glarus Goranis Mémoires secrets et critiques des cours, des gouvernemens, et des moeurs des principaux états Bearbeiter: Karin Marti-Weissenbach und de l’Italie (Paris 1794) als Anleitungen bei der Hanspeter Marti Beschaffung von Büchern. Die Jahresabrechnung von 1795 eines Buchhändlers Köchli lässt auf den Adresse: Eva Tschudi, Wiesweg 5, 8750 Glarus Erwerb von ca. 300 Büchern allein in diesem Jahr schliessen, diejenige von 1796 des Hauses Orell, Telefon: +41 55 640 11 55 Gessner, Füssli und Comp., Zürich, weist immerhin Funktion: Privatbibliothek ca. 60 gekaufte Bücher aus. Insgesamt können dank den Rechnungsbüchern Blumers Bücherkäufe bis Sammelgebiete: 1818 einzeln nachgewiesen werden. Helvetica, Geschichte, Belletristik. 1.2 Im Jahr 1800 kaufte Blumer von seinem Bru- der Johann Heinrich, der wegen seiner profranzösi- Benutzungsmöglichkeiten: schen Haltung das Glarnerland verlassen musste, Nach Absprache. das um 1770 erbaute Haus »In der Wiese« in Gla- Hinweise für anreisende Benutzer: rus. Im vierten Stock richtete er neben einem Regionalzug ab Ziegelbrücke bis Glarus. 15 Gehmi- Musik- ein Bibliothekszimmer ein, in dem er auch nuten bis zum Haus »In der Wiese«. Parkplätze in seine Naturaliensammlung aufbewahrte. Das Haus der Nähe. blieb bis heute im Besitz von Nachkommen des Chorherrn und wurde nur ganz schonend moder- nen Wohnbedürfnissen angepasst. Die beiden 1. BESTANDSGESCHICHTE erwähnten Räume sind unverändert im ehemaligen 1.1 Der Glarner Kaufmann Johann Jakob Blumer Zustand erhalten. Ein von 1806 bis 1816 haupt- (1756–1825), nach seinem Ehrenamt »der Chor- sächlich von Blumer selbst geführtes Ausleihheft herr« genannt, begann vermutlich gegen Ende der zeigt, dass der Besitzer seine Bibliothek auch einem 1780er Jahre, damals noch im Hause seines Schwie- weiteren Kreis Interessierter öffnete und die gervaters Adam Schiesser (1727–1814) in Dies- gewünschten Bücher jeweils für einige Zeit auslieh. So konnte z. B. der spätere Naturforscher Oswald bach-Dornhaus, mit dem planmässigen Aufbau – einer zeitgemässen Bibliothek. Sein Vater, Haupt- Heer (1809 1883) in seiner Jugend naturkundliche mann und Ratsherr Othmar Blumer (1715–1762), Werke aus der Bibliothek des Chorherrn benutzen. soll schon etwa 200 Bücher (Theologie, Natur- Zum Dank nannte er den von ihm erstmals wissenschaften, Recht und Dichtung) hinterlassen beschriebenen Sernftaler Urvogel Protornis Blu- haben, die der Sohn Johann Jakob vermutlich spä- meri. ter übernahm. Wie dessen handschriftliche Einträge 1.3 Die Söhne Adam (1789–1859), Othmar in sein etwa 180 Seiten starkes Exzerptheft bewei- (1791–1868) und Kosmus Blumer (1792–1861) sen, war er eifrig bestrebt, sich einen Überblick erweiterten die Bibliothek. Aus Notizen des Enkels, über die wichtigsten Bücher in allen Wissens- des Bundesgerichtspräsidenten Johann Jakob Blu- zweigen zu verschaffen. Vor allem dienten ihm Karl mer (1819–1875), in den beiden handgeschriebenen Joseph Bouginés Handbuch der allgemeinen Litte- Bibliothekskatalogen geht hervor, dass später ver- rargeschichte nach Heumanns Grundriß (7 Bde, schiedene Bücher verkauft worden sind. Zudem Zürich 1789–1802), Johann Georg Zimmermanns verschenkte man wenige Werke an die Landes- Ueber die Einsamkeit (4 Bde, Karlsruhe 1785), bibliothek Glarus, vermutlich nachdem diese im Christoph Meiners’ Briefe über die Schweiz (4 Bde, Brand von 1861 ihren gesamten Bestand verloren 416 Privatbibliothek im Haus »In der Wiese«, Glarus hatte. In der ersten Hälfte des 20. Jhs wurden einige den. Dabei konnte man sich in groben Zügen an von diesen Büchern wieder zurückverlangt und wei- der Aufstellung der Bücher orientieren: Belletristik, sen daher heute den Stempel der Landesbibliothek allgemeine Geschichte, Geographie; ferner Helve- auf, z. B. Werke Ciceros (5 Bde, Stuttgart 1814), tica, aufgeteilt in schweizerische Landeskunde, übersetzt von Christoph Martin Wieland. Die Natu- Schweizer Geschichte, Schweizer Recht und Politik raliensammlung wurde 1859 dem Land Glarus sowie in die Glaronensia; sodann Theologie, Natur- geschenkt, ist aber heute verschollen. wissenschaften und Philosophie. Allerdings gibt es 1.4 Auch im 20. Jh wurden von einem Nach- Grenzfälle und Inkonsequenzen: So wurden die bei kommen, vermutlich Hans Tschudi (1878–1945), den belletristischen Werken aufgestellten Biogra- dem Enkel einer Enkelin des Chorherrn, noch ver- phien der allgemeinen Geschichte zugezählt, ande- einzelt Bücher angeschafft, v. a. alte Glaronensia rerseits stehen viele belletristische Werke zwischen wie Aegidius Tschudis Beschreibung der uralten den philosophischen. Alpischen Rhetie (Basel 1560), seines Bruders Lud- 2.4 Die Bibliothek besitzt mit 1571 Einheiten wig Tschudi Reyß- und Bilgerfahrt zum Heyligen (41,9 %) einen Schwerpunkt bei den Helvetica, fer- Grab (St. Gallen, Rorschach 1606) und Glareans ner mit 667 Einheiten (17,8 %) einen weiteren bei (d. h. Heinrich Loritis) Descriptio Helvetiae (2 der allgemeinen Geschichte. Zählt man die unter Exemplare, Zürich 1737). Ein grosser Teil der »Schweizer Geschichte« versammelten 505 Einhei- Bücher verfügt über Kartoneinbände, die mit rotem ten (13,5 %) hinzu, so weist die Bibliothek gesamt- Kleisterpapier bezogen sind; manche weisen alte haft 1172 Einheiten (31,3 %) Literatur zur Signaturen auf, die aber nirgends verzeichnet sind Geschichte auf, wobei allerdings die zahlreichen und in den beiden Katalogen keine Entsprechungen historischen Werke unter den 367 Glaronensia finden. nicht berücksichtigt sind. Von Bedeutung ist auch die Belletristik mit 631 (16,8 %) Einheiten. Von der Anzahl her weniger gewichtig sind die Naturwissen- schaften mit 303 (8,1 %), die Philosophie mit 261 2. BESTANDSBESCHREIBUNG (7 %), die Geographie mit 254 (6,8 %) und v. a., Chronologische Übersicht charakteristisch für eine Aufklärerbibliothek, die Theologie mit nur 59 Einheiten (1,6 %). 2.1 Sämtliche 3746 Einheiten der Bibliothek sind im ursprünglich dafür eingerichteten Bibliotheks- Belletristik raum im 4. Stock des Hauses aufgestellt. Davon stammen 6 aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs, 47 2.5 Diese Gruppe umfasst erzählende Literatur, (1,3 %) aus dem 17., 1770 (47,3 %) aus dem 18. Jh, Lyrik und Drama, auch von Schweizer Autoren wobei 1555 (41,5 %) aus der zweiten Jahrhundert- wie Salomon Gessner, Albrecht von Haller, hälfte. 1923 Einheiten (51,3 %) wurden im 19. Jh Johann Caspar Lavater, Johann Gaudenz von gedruckt, von diesen 1818 in der ersten Jahrhun- Salis (Gedichte, Zürich 1793), die anonym erschie- derthälfte. Der weitaus grösste Teil des Bestands, nenen Erstlinge eines Wallenstatter-Barden (1793) 3373 Einheiten oder 90 %, stammt somit aus dem von Josef Franz Leonhard Bernold und die Schwei- Zeitraum von 1751 bis 1850. Von den 596 Einhei- zerische Blumenlese (3 Bde, Zürich, Winterthur – ten Zeitschriften (15,9 %), die den einzelnen Sach- 1780 1783). Mitgezählt wurden Literaturmagazine – gebieten zugezählt wurden, gehen 180 auf das 18. wie Friedrich Schillers Musenalmanach (1796 und 416 auf die erste Hälfte des 19. Jhs zurück. 1800), Literaturhandbücher, Werke zur Rhetorik, Grammatiken und Wörterbücher. Alle 631 Einhei- ten erschienen im Zeitraum von 1700 bis 1850, Übersicht nach Sprachen davon allein 383 (60,7 %) zwischen 1751 und 2.2 Die Bibliothek ist neusprachlich ausgerichtet. 1800, dagegen nur 29 (4,6 %) zwischen 1700 und Es kommen Werke in sechs verschiedenen Sprachen 1750. Mit 412 Einheiten (65,3 %) sind weitaus die vor, davon sind weitaus am meisten, nämlich 2910 meisten in deutscher Sprache erschienen, darunter Einheiten (77,7 %), in Deutsch gedruckt. Eine ver- solche wichtiger deutscher Autoren, insbesondere hältnismässig grosse Gruppe bilden mit 692 Einhei- von Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried ten (18,5 %) die französischen Werke, ergänzt von Herder, Johann Wolfgang von Goethe (u. a. Die 60 italienischen (1,6 %), 43 englischen, nur 40 Leiden des jungen Werthers, Bern 1775, und lateinischen und 1 holländischen Titel. Bei den Zeit- Wilhelm Meisters Lehrjahre, 4 Bde, Berlin 1795– schriften kommen drei Sprachen vor; mit 574 Ein- 1796), Friedrich Schiller (u. a. Don Carlos,Leipzig heiten sind die allermeisten Deutsch erschienen, 20 1787, Die Braut von Messina, Tübingen 1803, auf Französisch und 2 auf Italienisch. Wilhelm Tell, Tübingen 1804), aber auch von Karl Wilhelm Ramler und August von Kotzebue, ferner Übers. antiker Klassiker wie die Vossischen von Systematische Übersicht Homers Ilias und Odyssee (4 Bde, Tübingen 1806), 2.3 Da es keinen Sachkatalog gibt, mussten vor Platons Dialoge (7 Bde, Wien, Prag 1803–1804) der Auszählung geeignete Kategorien bestimmt wer- und Lukian (6 Teile, Leipzig 1788/89), übersetzt Privatbibliothek im Haus »In der Wiese«, Glarus 417 von Christoph Martin Wieland, Terenz und Horaz, 1798/99), von Friedrich Karl von Moser die Acten- aber auch deutsche Ausg. der Werke William mäßige Geschichte der Waldenser (Zürich 1798) Shakespeares, übersetzt von Johann Joachim und von Guillaume-Hyacinthe Bougeant die Histo- Eschenburg (12 Bde, Zürich 1798–1806), Jonathan rie des dreyßigjährigen Krieges (3 Teile, Halle 1758/ Swifts, Cervantes’ Don Quichotte, übersetzt von 59) in der Übers. von Friedrich Eberhard Rambach. Friedrich Justin Bertuch (6 Teile, Leipzig 1780/81), Ebenso wenig fehlen Überblickswerke wie Jacques- Ariosts und Petrarcas. Immerhin 144 Einheiten Bénigne Bossuets Discours sur l’histoire universelle (22,8 %) sind französisch, darunter Werke von (4 Bde, Paris 1803), Julius August Remers Hand- Racine, Corneille, Molière, La Fontaine, Denis buch der Geschichte (4 Bde, Braunschweig 1801– Diderot, Sebastian Mercier und Germaine de Staël. 1803), Karl Friedrich Beckers Weltgeschichte (12 Unter den 41 (6,5 %) italienischen Werken sind sol- Teile, Berlin 1817–1825) oder Karl von Rottecks che von Boccaccio, Pietro Metastasio und Carlo Allgemeine Geschichte (10 Bde, Freiburg i. Br. Goldoni, unter den 34 (5,4 %) englischen Laurence [1824]–1827). Sternes Works (10 Bde, London 1783), Walter Scotts Waverley und viele weitere Romane Geographie (anonym, 17 Bde, Edinburgh 1816–1825) sowie 2.7 Diese kleine Gruppe von 254 Einheiten oder Oliver Goldsmiths The Vicar of Wakefield (Paris 6,8 % des Gesamtbestands entspricht in der zeitli- 1800) zu nennen. chen Verteilung der Tendenz der gesamten Biblio- thek: 129 Einheiten (50,8 %) sind 1751–1800 Allgemeine Geschichte erschienen, 104 (40,9 %) 1801–1850, ferner 18 2.6 Das Übergewicht der deutschen Sprache ist (7,1 %) 1701–1750 und je 1 Einheit 1601–1650, mit 485 Einheiten (72,7 %) in dieser Gruppe noch 1651–1700 und 1851–1900. 173 (68,1 %) sind in akzentuierter. Erwähnenswert sind sonst nur die deutscher, 66 (26 %) in französischer, 7 in engli- 171 Einheiten (25,6 %) französischer Werke, scher, 6 in lateinischer und 2 in italienischer Spra- neben denen die 9 italienischen und 2 englischen che erschienen. Die Schweizer Geographie ist hier nicht ins Gewicht fallen. Die zeitliche Streuung ist ausgeklammert, da die entsprechenden Werke unter hier etwas breiter mit 7 Einheiten, die 1651– den Helvetica in der Rubrik »Schweizer Landes- 1700, 46 (6,9 %), die 1701–1750, 280 (42 %), kunde« mitgezählt wurden. Neben einer Sammlung die 1751–1800, 328 (49,2 %), die 1801–1850, von 42 Karten, ganz wenigen Atlanten wie dem und 6, die 1851–1900 erschienen sind. Mitgezählt Atlas minor sive totius orbis terrarum delineatio wurden in dieser Gruppe auch kirchengeschicht- (Amsterdam um 1652) von Nikolaus Visscher, fer- liche Titel wie von Peter Philipp Wolf die Allge- ner Überblicksdarstellungen wie Johann Elert Bodes meine Geschichte der Jesuiten (4 Bde, Zürich 1789– Anleitung zur allgemeinen Kenntniß der Erdkugel 1792) und die Geschichte der römisch-katholischen (Berlin 1786) und Anton Friedrich Büschings Erd- Kirche (15 Bde, Leipzig 1793–1798), biographische beschreibung (20 Bde, Hamburg 1787–1816) sowie wie die Denkwürdigkeiten Maximilian von Darstellungen verschiedener Länder und Städte fal- Bethune, Herzogs von Sully, (7 Bde, Zürich 1783– len in dieser Gruppe auch Reisebeschreibungen ins 1786) oder die Histoire de la vie et de la mort des Gewicht. Hierher gehören Johann Konrad Fischers deux illustres fréres [sic] Corneille et Jean de Witt Tagebuch einer im Jahr 1814 gemachten Reise über (2 Bde, Utrecht 1709) sowie einige Bücher, die eher Paris nach London (Aarau 1816), Adam Johann zur »Jurisprudenz« gehören, wie Ernst Ludewig von Krusensterns Reise um die Welt in den Jahren August Eisenharts Grundsätze der deutschen 1803, 1804, 1805 und 1806 (3 Bde, Berlin 1811– Rechte in Sprichwörtern (Leipzig 1792) und Karl 1812), Carl von Linnés Reisen durch Westgothland Müchlers Merkwürdige Kriminalgeschichten (Berlin (Halle 1765) und Arthur Youngs Reisen durch 1812). Griechische und römische Geschichtsschrei- Frankreich und einen Theil von Italien (3 Bde, Ber- ber wie Herodot, Xenophon, Sallust (Geschichte lin 1793–1795). vom Kathilinarischen und Jugurthinischen Krieg, Leipzig 1771) und Cornelius Nepos sind in deut- Helvetica schen oder französischen Übers. (Quintus Curtius Rufus, De la vie & des actions d’Alexandre le Schweizer Geschichte Grand, Amsterdam 1684, übersetzt von Claude 2.8 Von den 505 Einheiten oder 13,5 % des Favre de Vaugelas) zu finden. Von Johann Wilhelm Gesamtbestands, die diese Untergruppe umfasst, von Archenholz gibt es die Annalen der brittischen sind 4 in der zweiten Hälfte des 16. Jhs erschienen, Geschichte (20 Bde, Tübingen 1789–1800), von 18 im 17., 258 im 18., 218 (43,2 %) in der ersten Jean-Charles-Léonard Simonde de Sismondi die und 7 in der zweiten Hälfte des 19. Jhs, und zwar Histoire des républiques italiennes du moyen age ausschliesslich in den Sprachen Deutsch (465 Ein- (16 Bde, Paris, Zürich 1807–1818), von Luc-Jean- heiten, 92,1 %) und Französisch (40 Einheiten, Joseph van der Vynckt die Geschichte der Vereinig- 7,9 %). Zu dieser Fachgruppe wurden auch biogra- ten Niederlande (3 Bde, Zürich 1793), von Garlieb phische Werke und Schriften gezählt, z. B. über Helwig Merkel Die Vorzeit Lieflands (2 Bde, Berlin Johann Heinrich Pestalozzi oder Carl Ludwig von 418 Privatbibliothek im Haus »In der Wiese«, Glarus

Hallers Brief an seine Familie, worinn er derselben Suisse (3 Bde, Frankfurt 1736–1743), Karl Grass’ seinen Uebertritt zu der katholischen Religion Fragmenten von Wanderungen in der Schweiz anzeigt (Bern 1821), ferner kirchengeschichtliche (Zürich 1797), Johann Gottfried Ebels Anleitung Titel, die nicht unbeträchtliche Gruppe der soge- die Schweiz zu bereisen (Zürich 1840) und mehre- nannten vaterländischen Schauspiele oder Dramen ren Publikationen über Alpenreisen wie Horace- mit schweizergeschichtlichen Themen wie einer Bénédicte de Saussures Reisen durch die Alpen (4 Reihe Tellspiele von Autoren wie Josef Ignaz Zim- Bde, Leipzig 1781–1788). Neben Gesamtdarstellun- mermann und Franz Regis Crauer und schliesslich gen der Schweiz wie Gabriel Walsers Kurz gefaßte allgemeingeschichtliche Werke von Schweizer Auto- Schweitzer Geographie (Zürich 1770), dem Dic- renwieIsaakIselinsÜber die Geschichte der tionnaire historique, politique et géographique de Menschheit (2 Bde, Basel 1786). Neben Ausg. der la Suisse (3 Bde, Genf 1788), Hans Rudolf Schinz’ Schweizer Chroniken von Stumpf, Stettler, Peter- Beyträgen zur nähern Kenntniß des Schweizer- mann Etterlin und Diebold Schilling finden sich landes (5 Hefte, Zürich 1783–1787, 6. Heft, fort- Johann Heinrich Rahns Eidtgnößische Geschicht- gesetzt von H. von Orell, Zürich 1791) fehlen Beschreibung (Zürich 1690), Jakob Lauffers Beschreibungen einzelner Gegenden, Kantone und Beschreibung Helvetischer Geschichte (18 Bde, Ortschaften der Schweiz nicht, so die Beschreibung Zürich 1736–1738), Johannes von Müllers Sämtli- der eidgnössischen Stadt St. Gallen (St. Gallen che Werke (27 Bde, Tübingen 1810–1819) wie auch 1683), Hans Erhard Eschers Beschreibung des Chroniken einzelner eidgenössischer Orte und Zürich Sees (Zürich 1692) oder Daniel Langhans’ Regionen, darunter Christian Wursteisens Kurzer Beschreibung verschiedener Merkwürdigkeiten des Begriff der Geschichte von Basel (Basel 1757), Siementhals (Zürich 1753). Zu dieser Gruppe Gabriel Walsers Neue Appenzeller Chronick (St. wurde auch Literatur über die Schweizer Forst- und Gallen 1740), Ildefons von Arx’ Geschichte der Landwirtschaft gezählt, etwa Johann Nepomuk Landgrafschaft Buchsgau (St. Gallen 1819), Joseph Schwerz’ Beschreibung und Resultate der Fellen- Xaver Schnyder von Wartensees Geschichte der bergischen Landwirtschaft zu Hofwyl (Hannover Entlibucher (2 Teile, Luzern 1781/82) aus dem Vor- 1816). besitz des St. Galler Arzts, Bibliothekars und Prof. David Christoph Schobinger (1726–1792), sowie Glaronensia Zeitschriften und Zeitungen, u. a. aus der Zeit der Helvetik wie Der Schweizerische Republikaner und 2.11 Die meisten der 367 Einheiten (9,8 % des Der Schweizer Bote. Einzelne Predigten, soweit sie Gesamtbestands) sind ebenfalls im 19. Jh erschie- Ereignisse der Schweizer Geschichte behandeln, nen, 315 (85,9 %). Je 1 Werk stammt aus der wurden ebenfalls zu dieser Untergruppe gezählt. zweiten Hälfte des 16. und aus der ersten des 17.Jhs, 5 sind 1651–1700, 45 (12,2 %) im 18. Jh Schweizer Recht und Politik erschienen. 361 Einheiten sind deutsch, je 3 latei- nisch und französisch. Diese Untergruppe umfasst 2.9 Diese Untergruppe umfasst 316 Einheiten oder geschichtliche, landeskundliche, rechtliche und 8,4 % des Gesamtbestands. 273 Einheiten (86,4 %) politische Literatur von Glarner Autoren bzw. mit sind allein in der ersten Hälfte des 19. Jhs, 18 Glarner Themen. Aegidius Tschudis zweibändige – – (5,7 %) 1851 1900, 24 (7,6%) 1751 1800, und 1 Iselin-Ausgabe seines Chronicon (Basel 1734– – Werk ist 1701 1750 erschienen. 286 dieser Bücher 1736) gehört ebenso dazu wie Heinrich Pfändlers (90,5 %) sind in deutscher, die restlichen 30 (9,5 %) Gründliche Beschreibung der hohen Bergen (o. O. in lateinischer Sprache gedruckt. Neben publizier- 1670), Johann Heinrich Tschudis Beschreibung des ten Staatsverträgen gehören in diese Untergruppe loblichen Lands Glarus (Zürich 1714) und weitere die meisten der in drei Schubladen befindlichen seiner Werke sowie Christoph Trümpis Neuere Kleinschriften, Erlasse, Gesetze und Aufrufe aus der Glarner Chronik (Winterthur, Zürich 1774). Hinzu – Zeit der Helvetik sowie aus den Jahren 1813 1815, kommen in zwei Schubladen aufbewahrte Klein- Broschüren über politische Gemeinwesen der schriften, insgesamt etwa 220 Einheiten, unter Schweiz aus den 1830er Jahren sowie Schriften zum denen solche über die Auswanderung, zur Volks- Eisenbahn- und Münzwesen aus der Zeit um 1850. aufklärung, von der Ökonomischen Gesellschaft in Glarus herausgegebene Schriften, Statistiken, Schweizerische Landeskunde Erlasse und dergleichen aus der Zeit der Helvetik 2.10 Auch bei den 383 Einheiten dieser Unter- und danach, Staatskalender, Landsgemeinde- gruppe, 10,2 % des Gesamtbestands, liegt der memoriale aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, Lands- Schwerpunkt im 19. Jh. 8 (2,1 %) stammen aus dem gemeindepredigten und Predigten zur Näfelser Zeitraum 1651–1700, 149 (38,9 %) aus dem 18. Jh. Fahrt, ausserdem Johann Jakob Zwickys Von den Das Übergewicht liegt mit 348 Einheiten (90,9 %) vorzüglichen Hindernissen der bürgerlichen Wohl- bei der deutschen Sprache; es folgen 33 (8,6 %) fahrt der Glarner (Zürich 1797) sowie Das letzte französische und 2 italienische Werke. Gut vertre- Wort eines Greisen im Kanton Glarus an sein ten ist die Reiseliteratur, etwa mit dem anonym Vaterland (Glarus 1814) zu erwähnen sind. Predig- erschienenen Voyage historique et politique de ten von Glarner Pfarrern ohne direkten Ereignis- Privatbibliothek im Haus »In der Wiese«, Glarus 419 bezug wurden der Theologie zugezählt, Schriften Philosophie mit literarischem Anspruch der Belletristik. 2.14 Einzig in diesem Fachbereich von 261 Einhei- ten oder 7 % des Gesamtbestands überwiegen mit Theologie 176 (67,4 %) vor 85 (32,6 %) die französischen die deutschsprachigen Werke. Das Schwergewicht bei 2.12 Auch in dieser kleinsten Gruppe von 59 Ein- den Erscheinungsjahren liegt mit 222 Einheiten heiten oder 1,6 % des Gesamtbestands überwiegen (85,1 %) in der zweiten Hälfte des 18. Jhs. Die rest- die deutschsprachigen Titel (55) bei weitem. Der lichen verteilen sich wie folgt: 1 aus der zweiten Rest verteilt sich auf 3 französische Werke und 1 Hälfte des 17., 12 aus der ersten Hälfte des 18. Jh, holländischen Titel. Was die Erscheinungsjahre 26 aus dem 19. Jh. 1 französische Ausg. der Werke betrifft, liegt der Schwerpunkt, der Entstehung der Voltairesin57BdnausderzweitenHälftedes Bibliothek entsprechend, vor und nach 1800. 1 18. Jhs, 13 Bde Voltaire-Briefe sowie Literatur über Werk erschien in der zweiten Hälfte des 16. Jhs, 4 Voltaire machen einen grossen Teil dieser Gruppe Publikationen im 17. Jh, 28 im 18. und 26 im aus. Jean-Jacques Rousseaus Werke sind in 12 Bdn 19. Jh. Ausser Bibelausgaben sind 1 französisch- (London 1774–1783), diejenigen Friedrichs des sprachiger Koran (Amsterdam 1734), einige Grossen in 15 Bdn (Berlin 1788) vorhanden. Ferner Predigtsammlungen, 1 der zahlreichen Ausg. von gibt es mehrere Cicero-Ausgaben, eine französische Jesuwalt Pickharts alias Johann Fischarts Bienen- der Werke Senecas (8 Bde, Tours 1795), von Chris- korb. Des Heyl. Römischen Imenschwarms (Christ- tianGarveeinedeutscheÜbers.derPolitik des lingen, d. h. Strassburg 1586) und in einer Übers. Aristoteles (2 Bde, Breslau 1799, 1802), von Mon- von Simon Grynäus Johann Abernethys Von dem tesquieu die Lettres persanes (2 Bde, Köln 1752), Daseyn (Basel 1781) zu erwähnen. Ebenfalls zur Gottfried Wilhelm Leibniz’ Theodicee (Hannover, Theologie gezählt wurden Balthasar Bekkers Die Leipzig 1763), Samuel Pufendorfs Le droit de la bezauberte Welt (Amsterdam 1693) und Georg nature,eineÜbers.vonJeanBarbeyrac(2Bde, Konrad Horsts Dämonomagie oder Geschichte des Amsterdam 1734), Emer Vattels Völkerrecht,ins Glaubens an Zauberei (2 Teile, Frankfurt a. M. Deutsche übersetzt von Johann Philipp Schulin (3 1818). Bde, Frankfurt a. M., Leipzig 1760), Werke von Moses Mendelssohn und von Immanuel Kant sowie Naturwissenschaften von Johann Caspar Lavater die Physiognomischen – 2.13 Von den 303 Einheiten dieser Gruppe oder Fragmente (4 Bde, Leipzig, Winterthur, 1775 8,1 % des Gesamtbestands sind 300 zwischen 1751 1778). und 1850 erschienen. 1 Werk stammt aus der zwei- ten Hälfte des 17., und 2 Werke wurden in der 3. KATALOGE ersten Hälfte des 18. Jhs publiziert. Mit 240 Einhei- Katalog [in Buchform, Quartformat; einigermassen ten (79,2 %) stehen die deutschsprachigen Publika- alphabetisch nach Autoren, hschr. von Chorherr tionen an der Spitze, gefolgt von 56 (18,5 %) fran- Johann Jakob Blumer angelegt, ergänzt und mit zösischen, 6 italienischen und einem lateinischen wenigen Bemerkungen versehen von seinem Enkel, Werk. Hierher gehören neben Werken von Charles Bundesgerichtspräsident Johann Jakob Blumer] Bonnet, Georges-Louis Leclerc, Graf von Buffon, und Carl von Linné auch prächtige botanische und Katalog [in Buchform, Folio; einigermassen alpha- zoologische Tafelwerke wie die fast vollständigen betisch nach Titeln und z. T. nach Autoren, angelegt Folgen von Johann Friedrich Justin Bertuchs Bilder- von den Söhnen des Chorherrn, mit Bemerkungen buch für Kinder (Weimar 1790–1830), ergänzt des Bundesgerichtspräsidenten Johann Jakob Blu- durch Karl Philipp Funkes Ausführlichen Text zu mer] Bertuchs Bilderbuche für Kinder (8 Bde, Wien 1798–1804), Eugen Johann Christoph Espers Die Pflanzenthiere (3 Bde, Nürnberg 1791–1797), 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Friedrich Meisners und Heinrich Rudolf Schinz’ ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK Die Vögel der Schweiz (Zürich 1815), Albrecht von Hallers Erster Umriß der Geschäfte des körper- Archivalien lichen Lebens (Berlin 1770), Georg Wolfgang Knorrs Fossilienbuch, die Sammlung von Merck- Blumer, Johann Jakob, der Chorherr: [hschr.; würdigkeiten der Natur (Nürnberg 1755), Johann Exzerpte, Quartformat. o. J., 178 S.] Georg Lenz’ Mineralogisches Handbuch (Hildburg- hausen 1796), Johann Karl Wilhelm Voigts Practi- Bücherrechnung von 1795 eines Buchhändlers sche Gebirgskunde (Weimar 1797), schliesslich Köchli an Johann Jakob Blumer, Dornhaus [hschr., Leonhard Eulers Briefe über verschiedene Gegen- Folio] stände aus der Naturlehre (3 Bde, Leipzig 1792– Bücherrechnung von 1796 des Hauses Orell, Gess- 1794) und Dechalles’ (d. h. Claude-François Milliet ner, Füssli und Comp., Zürich, an Johann Jakob de Chales’) Les elemens d’Euclide (Paris 1738). Blumer, Dornhaus [hschr., Quartformat; enthält 420 Privatbibliothek im Haus »In der Wiese«, Glarus auch den Preis für eine Sammlung kleiner Kupfer- Verzeichnis der Ausgaben und Einnahmen, 1806– stiche] 1814 [hschr., Quartformat; vorwiegend von Chor- Bücherrechnungen von Dezember 1811 bis Novem- herr Johann Jakob Blumer geschrieben, u. a. auch ber 1812 des Hauses Orell, Füssli und Co. an viele Bücherkäufe eingetragen] Johann Jakob Blumer, Glarus [hschr., Quartfor- mat] Darstellungen Tage-Buch von 1798 bis 18[18] [hschr., Folio; Ver- zeichnis der Einnahmen und Ausgaben, Einträge Blumer, Walter: Stammtafeln und Bilder zur von Chorherr Johann Jakob Blumer, u. a. auch viele Geschichte der Blumer (Archiv für Schweizerische Bücherkäufe festhaltend. Ab S. 27 sind Einnahmen Familienkunde, Bd I, 1942, 2. Lieferung). Zürich und Ausgaben der Jahre 1826–1849 verzeichnet] 1942, S. 81 und 84 Verzeichnis der Ausgaben und Einnahmen, 1802– Davatz, Jürg: Glarus (Schweizerische Kunstführer, 1805 [hschr., Quartformat; ausschliesslich von Serie 33, Nr. 328/329). Bern, Glarus 1983, S. 32f. Chorherr Johann Jakob Blumer geschrieben, u. a. Ernst, Fritz: Der Chorherr Johann Jacob Blumer. auch viele Bücherkäufe eingetragen] Zürich 1963 Bibliothek des Franziskanerklosters Näfels 421

BIBLIOTHEK DES Handschriftliche Besitzvermerke in einer Kapuzi- FRANZISKANERKLOSTERS nervita und in kontroverstheologischen Werken gehen noch zwei Jahre weiter zurück; eine mehr- NÄFELS bändige Ausg. des Bibelexegeten Cornelius a Lapide wurde den Näfelser Kapuzinern von den Ordens- Kanton: Glarus brüdern in Wil (SG) geschenkt. Die Erben von Landammann Daniel Bussi (1629–1699) schenkten Ort: Näfels im Todesjahr des grossen Wohltäters der Näfelser Bearbeiter: Hanspeter Marti unter Mitarbeit von Kapuziner dem Kapuzinerkloster mehrere Bücher. Thomas Marti Aus verschiedenen Jahren des 18. Jhs (v. a. 1758, aber z. B. auch 1709, 1754, 1769, 1783 und 1788) Adresse: Franziskanerkloster Mariaburg, sind kleinere Buchanschaffungen, aber auch 8752 Näfels Geschenke, v. a. von Weltgeistlichen aus dem Glar- nerland, dem Gaster, der March oder aus anderen Telefon: +41 55 612 28 18 benachbarten Gebieten, bezeugt. Zu diesen geistli- chen Donatoren zählen Prosper Anton Jörg (gest. Telefax: +41 55 612 28 27 1723), Pfarrer in Oberkirch und später Spiritual in der Benediktinerinnenabtei Seedorf (UR), sowie E-Mail: [email protected] Franz Josef Rüttimann (gest. 1762), Pfarrer in Gommiswald. Im Jahre 1741 kamen Buchgeschenke Träger: Franziskanerkloster Näfels von Oberst Leonhard Ludwig Tschudi (1701–1779) Funktion: Klosterbibliothek hinzu, der in Neapel im Solddienst der spanischen Bourbonen stand. Seit der Gründung der Latein- Sammelgebiete: schule im Jahre 1831 bauten die Näfelser Kapuzi- Predigten, Kirchengeschichte, Aszese. ner eine Schulbibliothek auf, die bis 1984, als der Unterricht wegen des fehlenden Ordensnachwuch- Benutzungsmöglichkeiten: ses aufgegeben wurde, Lehrern und Schülern gute Hausbibliothek für internen Gebrauch, nicht öffent- Dienste leistete. Noch heute ist eine beträchtliche lich zugänglich. In Ausnahmefällen Bewilligung Anzahl von in der zweiten Hälfte des 19. Jhs durch den Guardian. erschienenen Unterrichtswerken aus allen Fach- gebieten, inklusive den Naturwissenschaften, Hinweise für anreisende Benutzer: vorhanden. Schnellzug Zürich–Chur oder Chur–Zürich bis Zie- gelbrücke, dann Regionalzug Ziegelbrücke–Linthal 1.2 Auffällig wenige Bücher tragen Gebrauchs- bis Bahnstation Näfels-Mollis. Von dort bis zur vermerke von Kapuzinern, die meisten von ihnen Klosterpforte zu Fuss 10 Minuten. Mit dem Auto die Handschrift von Elisaeus Hofmann (1805– A 3 von Zürich Richtung Chur resp. Chur Richtung 1863), der von 1839 an eine Zeitlang Präfekt der Zürich, Ausfahrt Niederurnen Richtung Glarus, bis Näfelser Klosterschule war und in Näfels starb. In Näfels Dorfmitte, Hinweisschild »Mariaburg«, den Jahren 1864/65 wurde die Bibliothek, deren rechts abbiegen, Strasse ca. 300 m folgen, links Auf- früheres Aussehen man mit einem »Staubwinkel« fahrt zum Klosterparkplatz. verglichen hatte, neu eingerichtet. Von 1882 bis 1903 schaffte man vergleichsweise viele Werke, hauptsächlich zur Mariologie und zur Kirchenge- 1. BESTANDSGESCHICHTE schichte, an. Der im letzten Viertel des 19. Jhs ent- 1.1 Trotz grossen Widerstands der Glarner Protes- standene Bibliothekskatalog ist nicht erhalten. tanten wurde im Jahre 1674 das Kloster Mariaburg 1960–1963 wurde das Kloster renoviert und der in Näfels gegründet und drei Jahre später von den Konventbau, in dem die Bibliothek sich befindet, Kapuzinern bezogen. Bereits in einem Zimmer- verlängert. 1986 übernahm der Franziskanerorden inventar von 1682 ist die Bibliothek erwähnt. (OFM) von den Kapuzinern das Kloster Mariaburg 422 Bibliothek des Franziskanerklosters Näfels und mit diesem, allerdings nur als Leihgabe, auch che das exegetische Schrifttum allerdings ein- einen Teil der Bibliothek, von der sich heute weitere schliesst. Altbestände in der Landesbibliothek Glarus und in 2.4 Unter den Predigten (400 Einheiten) befinden der Kapuzinerbibliothek Luzern befinden. 2008/09 sich 1 Titel aus dem 16. Jh, 82 aus dem 17. Jh, 173 richteten die Franziskaner einen neuen grösseren aus dem 18. Jh, die sich gleichmässig auf beide Jahr- Bibliotheksraum ein, der auch die ganze theologi- hunderthälften verteilen, und nur 144 aus dem sche Bibliothek des aufgelösten Franziskanerkon- 19. Jh. In sprachlicher Hinsicht dominiert Deutsch vents Fribourg (Avenue Général Guisan 52) und die (75 %), gefolgt von Latein (22,5 %), Französisch älteren wichtigen Werke des aufgelösten Franziska- (2,25 %) und einem einzigen Werk in Italienisch. nerklosters Loreto bei Lugano enthält. Ein kleiner Hervorzuheben sind Seraphin Harnischers Sonn- Teil des historischen Bestands wird im Klarazimmer tags=Predigen (Breslau 1752), die einst von dem aufbewahrt. Die erst kürzlich aus der Romandie ausNäfelsstammendenEinsiedlerBenediktiner und dem Tessin erworbenen Bücher sind in der fol- Anselm Müller (1717–1786) der Kapuzinerbiblio- genden Statistik nicht berücksichtigt. thek Frauenfeld geschenkt worden waren, aus der sie auf Veranlassung von Provinzial Gotthard Weber 1790 nach Näfels gelangten. Sammlungen von Franziskanerautoren wurden von den Kapuzi- 2. BESTANDSBESCHREIBUNG nern in Näfels zurückgelassen, so die schon 1694 Chronologische Übersicht und von den letzteren angeschafften Homiliae catholicae (Köln 1625) des Johannes von Carthagena, der Übersicht nach Sprachen Paradisus concionatorum (2 Teile, Köln 1659) von 2.1 Von den insgesamt 2640 Werken des histori- Benediktus Fidelis a Sancto Philippo und Simeon schen Buchbestands sind 5 in der zweiten Hälfte Mannhards Passiologia (Graz 1639), die bereits des 16. Jhs (0,2 %), 285 (10,8 %) im 17.Jh, 626 1681 den Näfelser Kapuzinern gehörte. Die Con- (23,7 %) im 18. und 1724 (65,3 %) im 19. Jh ciones sive conceptus theologici (2 Bde, Köln 1617) erschienen. 1888 Einheiten (71,5 %) sind in von Petrus Bessaeus tragen einen Besitzvermerk von Deutsch, 630 (23,9 %) in Latein, 97 (3,5 %) in Ludwig Helmlin (1596–1639), Propst des Chor- Französisch, 20 (0,9 %) in Italienisch, je 2 in Grie- herrenstifts St. Michael in Beromünster. Vereinzelte chisch und Spanisch und 1 in Englisch verfasst. Predigtrhetoriken, so Rudolf Grasers Vollständige Lehrart zu predigen (Augsburg 1768), sind unter Systematische Übersicht den eigentlichen Predigten eingereiht. Näfelser Fahrtspredigten sind als Einzeldrucke vorhanden. 2.2 Für die Zuordnung der Bücher zu den Sach- gebieten wurden im Allgemeinen die in den 2.5 Das Fach »Kirchengeschichte« (322 Einheiten) Deutschschweizer Kapuzinerbibliotheken üblichen enthält Standardwerke, z. B. dasjenige Claude Kategorien übernommen. Ausnahmen bilden die Fleurys (65 Bde, Augsburg, Innsbruck 1758–1781), einer eigenen Klasse zugeordneten Ordensregeln ausser der allgemeinen auch Schweizer Kirchen- samt den einschlägigen Kommentaren sowie die geschichte sowie Wallfahrtsliteratur. Die Sprachen Sammelrubrik »Recht, Politik, Wirtschaft«. An sind Deutsch (60,6 %) und Latein (37,9 %), ganz erster Stelle werden im Folgenden die theologischen wenig Französisch (1,6 %). 61 % der Werke erschie- Disziplinen, zum Teil in grössere Gruppen zusam- nen im 19. Jh. Unter den früheren sind lediglich zu mengefasst, dann in gleicher Weise die profanen erwähnen die Acta apostolicae legationis Helveticae Wissenschaften vorgestellt. (Zug 1729) der Jahre 1713–1724, ein Geschenk des römischen Nuntius in Luzern, Domenico Passionei 2.3 Auf die für Kapuzinerbibliotheken typischen (1682–1761), sowie Kaspar Langs Historisch-theo- Hauptsachgebiete entfallen folgende Anteile: Pre- logischer Grundriss (2 Bde, Einsiedeln 1692), der digten (15,2 %), Kirchengeschichte (12,2 %), im Erscheinungsjahr angeschafft wurde. Aszese (11,9 %). Es folgen die Dogmatik (8 %), Bibeln und Bibelliteratur (7,5%), Zeitschriften 2.6 Typisch für Näfels wie für Kapuzinerbibliothe- (7,3%), Profangeschichte (7,2 %), Schöne Literatur ken im Allgemeinen ist ein grosses Kontingent von (6,7 %), Moraltheologie (4,1 %), Lexika (3,8 %), mystischer und aszetischer Literatur (315 Ein- Hagiographie (3,6 %), Philosophie (3,1 %), Recht / heiten), von dem 3 Einheiten auf das 16. Jh und ein Politik / Wirtschaft (2,2 %), Naturwissenschaften / Anteil von 18 % auf das 17. Jh, 23 % auf das 18. Medizin (2,2 %), Katechese (1,5 %), Liturgie und 58 % auf das 19. Jh entfallen. Die Zahl der (1,1 %), Geographie / Reisen (0,8 %), Kontro- deutschsprachigen Publikationen ist dreimal so verstheologie und Patristik (je 0,6 %) und die gross wie die der lateinischen, ein Aussenseiter ist Regelliteratur (0,4 %). Auffällig sind die geringen die spanische Übers. eines Meditationsbuches des Prozentzahlen der Kontroverstheologie und der französischen Jesuiten Dominique Bouhours, die Patristik, was wohl mit der Verstreuung der Jornada christiana santificada por la oraciòn Bestände nach dem Rückzug der Kapuziner zu tun (Barcelona 1769). Joachim Seilers Spiritus Christi hat, sowie die recht zahlreiche Bibelliteratur, wel- (St. Gallen 1682) war das Geschenk des Beinwiler Bibliothek des Franziskanerklosters Näfels 423

Abts Augustin Reutti bzw. Rütti (1645–1695) an gen Glaubens deß Gottseligen P. Marci De Aviano seinen Freund Synesius Riser (1640–1687), 1679– (Augsburg 1681), das im Erscheinungsjahr von den 1682 Guardian im Kapuzinerkloster Dornach, der Näfelser Kapuzinern angeschafft wurde. von 1686 bis zu seinem Tod in Näfels lebte. Die anonymen Méditations chrestiennes (Paris 1669) 2.10 Der Rest theologischer Publikationen verteilt stammen aus dem Konvent der Freiburger Ursuli- sich auf Katechese (40 Einheiten), Liturgie (29), nen und gelangten wohl erst bei der Übernahme des Patristik (17) und die Regelliteratur (10). Hierzu Klosters durch die Franziskaner nach Näfels. Unter gehören eine Benediktusregel (Einsiedeln 1707), die den 5 italienischsprachigen Werken ist Gian Fran- Flores exemplorum sive catechismus historialis (4 cesco Durazzos Passione del figliuolo di Dio (Flo- Teile, Köln 1616) des Jesuiten Antonius Dauroul- renz 1702) hervorzuheben. tius aus dem Vorbesitz des Zuger Dekans Jakob Hauser (1562–1632) sowie das seltene Rituel ou 2.7 Das kapuzinische Erbe der Näfelser Franziska- ceremonial, a l’usage des monastères des religieuses nerbibliothek umfasst eine verhältnismässig hohe de Sainte Claire (Lyon 1657). Die vorhandenen Zahl von Werken zur Dogmatik (210) und Moral- theologischen Zeitschriften (193 Einheiten) erschie- theologie (107), eine geringe dagegen im Fach nen alle in der 2. Hälfte des 19. Jhs. »Kontroverstheologie« (18). 78 % der Dogmatik gehen auf das 19. Jh zurück, was das Vorherrschen 2.11 Unter den profanen Disziplinen, die rund der deutschen Sprache (60 %) erklärt, in der Moral- 26 % des historischen Gesamtbestands ausmachen, theologie beträgt der lateinsprachige Anteil 75 % stehen die Profangeschichte (191, davon 93 % aus und der des 17.Jhs 21 %. Vitus Pichlers Theologia dem 19. Jh) und die Schöne Literatur, inklusive polemica (2 Teile, Augsburg 1733) war ein Kunst und Rhetorik (177, davon 81 % aus der zwei- Geschenk Oberst Leonhard Ludwig Tschudis, von ten Hälfte des 19. Jhs) an erster Stelle, vor den dem auch weitere moraltheologische und dogmati- Lexika (101) und der Philosophie (81), einschliess- sche Publikationen den Kapuzinern zukamen. Ben- lich der Pädagogik. Es fallen auf: Herders Jdeen zur jamin Elbels Theologia moralis (6 Teile, Augsburg Philosophie der Geschichte der Menschheit (4 Bde, 1740–1743) wurde von Landammann Fridolin Riga, Leipzig 1785–1792), eine französisch- Joseph Hauser (1713–1783) im Jahre 1754 gekauft sprachige Molière-Ausgabe (8 Bde, Paris 1785), und den Näfelser Kapuzinern wahrscheinlich von Editionen von Werken La Fontaines, Ariosts und ihm geschenkt. Adam Burghabers Theologia pole- von Horaz, ebenfalls aus der zweiten Hälfte des mica (Freiburg i.Ü. 1678) stand schon zwei Jahre 18. Jhs, John Miltons Verlohrenes Paradies (2 Bde, nach ihrem Erscheinen, also kurz nach der Kloster- Zürich 1759), die seltene Universalis aurifodina gründung, in der Näfelser Kapuzinerbibliothek. scientiarum divinarum humanarumque (2 Bde, Georg Gobats Experientiae theologicae sive experi- Köln 1700) des Kapuziners Robert von Cambrai, mentalis theologia (Einsiedeln 1678) besass seit insgesamt 6 in der Druckerei des Fürstabts von dem Jahre 1691 Landammann Daniel Bussi. Seit St. Gallen erschienene Werke des Jesuiten Matthias 1699 gehörte das Buch als Geschenk seiner Erben Schönberg, der 3. Bd von Lavaters Physiognomi- den Näfelser Kapuzinern. schen Fragmenten (Winterthur 1787) sowie v. a. pädagogische Werke Johann Michael Sailers (insge- 2.8 Unter der Rubrik »Bibel« sind neben den samt 14 Titel, erste Hälfte 19. Jh). Zu den in Näfels Ausg. der Heiligen Schrift Bibelkommentare und raren alten Editionen antiker Autoren zählen Hero- -konkordanzen sowie die exegetische Literatur dians Historiarum libri VIII (Ingolstadt 1608, mit erfasst. Hier ist mit 53,5 % deutschen, 29,8 % einem Vorbesitzvermerk des Luzerner Jesuitenkolle- lateinischen, 13,6 % französischen, 3 italienischen, giums). Zu beachten sind einzelne Drucke in den 2 griechischen Publikationen und 1 Druck in Eng- Bereichen Recht / Politik / Wirtschaft (59 Einheiten), lisch die sprachliche Vielfalt am ausgeprägtesten. Naturwissenschaft / Medizin (58) inkl. Technik und Darunter befinden sich von Vincentius Regius die Ökonomie sowie Geographie / Reisen (20), so Die Evangelicarum dilucidationum libri VIII (Köln edle Garten=Wissenschafft (Nürnberg 1671) von 1615; seit 1680 in der Kapuzinerbibliothek Näfels) Wolfgang Albrecht Stromer von Reichenbach, sowie anonym erschienene Auserlesene Geschich- Wolfgang Satlers Dianoia astrologica (Montbéliard ten, oder Exempelbuch aus der Heiligen Schrift 1605), 1 Werk über richtige und falsche astrologi- (Einsiedeln 1788), das ein Klosterangehöriger aus sche Prognosen, Charles Bonnets Œuvres (8 Bde, dem Abfall holte und in die Bibliothek zurück- Neuenburg 1779–1783), Carl von Linnés Vollstän- brachte. Es gehört zu jenen Drucken, welche die diges Natursystem (10 Teile, Nürnberg 1773–1776, engen Beziehungen der Näfelser Kapuziner zur Vorbesitz von Elisaeus Hofmann), Philipp Cluvers Benediktinerabtei Einsiedeln dokumentieren. Introductio in universam geographiam (Amsterdam 2.9 »Hagiographie« (94 Einheiten) umfasst zur 1672), Franz Xaver Roys’ Ethica et jus naturae Hauptsache deutschsprachige (91,5 %) und auf das (Wien 1765), ferner eine deutschsprachige Ausg. 19. Jh zurückgehende (84 %) Literatur. Ein wichti- zum Reichsrecht in Anlehnung an Justinians Insti- ges, früher erschienenes Werk ist Franz Wilhelm tutiones (Ingolstadt 1614) aus dem Besitz Daniel Aymairs Authentisirter Begriff deß Wunderthäthi- Bussis und eine Sammlung von Glarner Gesetzen. 424 Bibliothek des Franziskanerklosters Näfels

3. KATALOGE Schwitter, Polycarp: Geschichtliches. Diarium con- Autorenkatalog [Zettelform] tinuatio 4 [bibliotheksgeschichtliche Nachrichten vom Ende des 19. bis zum ersten Viertel des 20. Jhs; Sachkatalog [Zettelform; v. a. Literatur des 20., sel- Provinzarchiv der Schweizer Kapuziner, Luzern: ten des 19. Jhs] KACap Näfels] Katalog. Bibliothek der Klosterschule Näfels [Pro- vinzarchiv der Schweizer Kapuziner, Luzern: KACap Näfels] Darstellungen

Schweizer, Christian: Kapuziner-Bibliotheken in der 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Deutschschweiz und Romandie - Bibliotheksland- ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK schaften eines Reform-Bettelordens seit dem 16. Handschriftliche Quellen Jahrhundert in der Schweiz nördlich der Alpen. In: Helvetia Franciscana 30/1 (2001), S. 63–78 [hier, Compendia archivorum localium (Näfels: Compen- S. 75] dii archivii loci et monasterii nostri Glaro-Naveliani prout extat moderno hoc tempore et anno 1682, Schwitter, Polycarp: Das Kapuzinerkloster Näfels S. 187–216; Erwähnung der Bibliothek, S. 204) 1675–1975. Ein Beitrag zur Glarner Landes- [Provinzarchiv der Schweizer Kapuziner, Luzern, geschichte. Näfels 1975 [S. 250: Buchgeschenk des Ms 79] Kapuzinerklosters Wil] Bibliothek der G.T.-Mandl-Stiftung, Netstal 425

BIBLIOTHEK DER lebender Autoren hinzu, z. B. von Bernard Shaw, G.T.-MANDL-STIFTUNG, Knut Hamsun, Paul Valéry und Gerhart Haupt- mann. Bei Kriegsausbruch weilte Mandl zur Aus- NETSTAL bildung in England und stellte sich dort als Frei- williger für den Militärdienst zur Verfügung. Er Kanton: Glarus nahm an der Invasion in der Normandie teil und kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg in seine alte Ort: Netstal Heimat zurück. Nach der Enteignung der elter- Bearbeiter: Hanspeter Marti und Gisela A. Mandl lichen Papierfabrik im tschechischen Merkelsgrün, nahe bei Karlsbad, siedelte Georg Thomas Mandl Adresse: Kreuzbühlstrasse 68, 8754 Netstal wieder nach England über, wo er, ohne über eigene finanzielle Mittel zu verfügen, eine neue Telefon: +41 55 640 38 36 Existenz aufbaute und zum Grossunternehmer in der ihm von Haus aus vertrauten Papierbranche Telefax: +41 55 640 87 20 wurde. Mandl setzte seine Sammlertätigkeit fort. Er beschaffte sich an Auktionen Inkunabeln und Träger: G.T. Mandl-Stiftung andere wertvolle Drucke aus dem 16. bis zum Funktion: Privatbibliothek 19. Jh, erhielt weitere persönliche Buchwidmungen von Künstlern und Wissenschaftlern (u. a. Albert Sammelgebiete: Einstein) und gelangte zu verschiedenen Doku- Geographie, Reiseliteratur, Geschichte, Bohemica; menten mit Unterschriften von Politgrössen sowie Erstausgaben, Widmungsexemplare. von Angehörigen von Königshäusern.

Benutzungsmöglichkeiten: Für wissenschaftliche Studien- und Forschungszwe- cke; schriftliche Anfrage mit Begründung erforder- 1.2 1962 erwarb Mandl eine Papierfabrik im lich. Nicht öffentlich zugänglich. Keine Ausleihe, englischen Hexham. 1974 kaufte er eine solche ausser Leihgaben für Ausstellungszwecke. im glarnerischen Netstal, wohin er auch seinen Wohnsitz verlegte. Als Unternehmer und Verwal- Hinweise für anreisende Benutzer: tungsratspräsident erweiterte er die internationa- Zug: Glarner Sprinter ab Zürich bis Netstal oder len geschäftlichen Aktivitäten der G.T. Mandl- Schnellzug Zürich–Chur bis Ziegelbrücke, von Gruppe im Bereich der Papier- und Kaffeefilter- dort Regionalzug Richtung Linthal bis Netstal. In produktion. Letzterer hatte er sich bereits im Bahnhofnähe. Auto: Autobahn Zürich–Chur, Aus- Jahre 1967 zugewandt. Bis zu seinem Tod im fahrt Glarus–Klausen, Kantonsstrasse bis Netstal, Jahre 1997 widmete er sich als gelehrter Auto- links abbiegen, Richtung Bahnhof. Parkplatz vor- didakt dem weiteren Aufbau seiner Bücher-, Auto- handen. graphen- und Handschriftensammlung. Diese spie- gelt nicht nur die Vorlieben Mandls für Papier- und Druckgeschichte, für bibliophile Ausg. und handschriftliche Widmungen der Autoren in den 1. BESTANDSGESCHICHTE erworbenen Büchern sowie seine Beschäftigung 1.1 Schon als Schüler sammelte der 1923 in Prag mit den politischen Ereignissen v. a. der ersten als Sohn des Papierfabrikanten Gottfried Mandl Hälfte des 20. Jhs wider. In ihrer Vielfalt ver- geborene Georg Thomas Mandl Autogramme von mittelt sie als einmaliges kulturhistorisches Denk- Solisten, Dirigenten und Komponisten, später mal einen repräsentativen Querschnitt der Druck- Musikerautographen, unter denen sich auch ein und Buchproduktion von den Anfängen bis in die Brief von Frédéric Chopin und von Ludwig van letzten Jahre des 20. Jhs. Gegenwärtig wird der Beethoven befinden. Bald kamen signierte Druckschriftenbestand der Sammlung elektronisch Widmungsexemplare von Büchern damals noch erfasst. 426 Bibliothek der G.T.-Mandl-Stiftung, Netstal

2. BESTANDSBESCHREIBUNG nien stiess v. a. Spanien auf das Interesse des Samm- lers, auch Italien, als Reiseländer weniger ausge- Chronologische Übersicht und prägt Frankreich und Deutschland (Martin Zeiller, Übersicht nach Sprachen Itinerarium Germaniae, Strassburg, Frankfurt 2.1 Der historische Buchbestand umfasst 2602 1674), im Gegensatz zum hohen Norden, zu dem Einheiten, darunter 34 Inkunabeln, 204 Drucke des Friedrich Martens frühe Spitzbergische oder Groen- 16. Jhs, 311 aus dem 17.Jh, 782 des 18. und 1271 laendische Reise=Beschreibung (Hamburg 1675) des 19. Jhs. 1458 Einheiten sind in deutscher, 528 und Johann Scheffers Werk über Lappland (Frank- in englischer, 328 in französischer, 197 in latei- furt, Leipzig 1675) vorliegen. Unter den Länder- nischer, 38 in tschechischer, 25 in niederländischer, kunden deutschsprachiger Gebiete, ausgenommen 9 in italienischer, 6 in schwedischer, 5 in russischer, der Schweiz, sind Peter Albinus’ Meißnische Land 4 in griechischer, 3 in dänischer und 1 Einheit in und Berg=Chronica (Dresden 1589) und Johann hebräischer Sprache abgefasst. Meichard Valvasors Topographia archiducatus Carinthiae (Nürnberg 1688) zu erwähnen. Ein wei- teres Hauptgebiet sind Reiseschilderungen über Systematische Übersicht aussereuropäische Kontinente, hauptsächlich Süd- 2.2 Die für die Bestandsbeschreibung gebildeten amerika (Brasilien, Mexiko), Asien (Indien) und Sachgruppen werden nachstehend in der Reihen- Afrika, darunter David Livingstones Missionary folge ihrer Grösse beschrieben: Geographie all- Travels and Researches in South Africa (London gemein 518 Einheiten (20 %), Geschichte allgemein 1857) mit einer persönlichen Widmung des Autors. 494 (19 %), Schweizer Geographie und Landes- Eine solche tragen auch Gustav Eiffels Mémoire sur kunde 373 (14,4 %), Schöne Literatur 289 le viaduc de Garabit (Paris 1889) sowie die eben- (11,1 %), Naturwissenschaften 197 (7,5%), falls vorhandene Präsentation des Eiffelturms (Paris Schweizer Geschichte 187 (7,2%), Glaronensia 128 1902) durch seinen Erbauer. (4,9 %), Papier- und Druckgeschichte 127 (4,9 %), 2.4 »Geschichte allgemein« vereinigt unter sich Theologie 111 (4,3 %), Philosophie 108 (4 %), alle Quellensammlungen, sämtliche nicht auf die Bildende Kunst und Musik 58 (2,2 %), Medizin 12 Schweiz bezogenen profan- und kirchengeschichtli- Einheiten (0,5 %). Die Inkunabeln, die den einzel- chen Darstellungen, ferner Biographien sowie Pub- nen Sachgebieten zugeordnet und dort statistisch likationen zu Recht und Politik. Wie bei den geo- ausgewiesen sind, werden am Schluss dieses Kapi- graphischen und landeskundlichen Darstellungen tels als geschlossener Sonderbestand vorgestellt. handelt es sich vorwiegend um Werke zur engli- 2.3 In der Sachgruppe »Geographie allgemein« schen Geschichte, darunter um Raphael Holinsheds finden sich Werke zur Topographie verschiedener Chronicles of England, Scotlande and Irelande europäischer Länder mit den Schwerpunkten Eng- (London 1577) und um Monographien zu einzelnen land und Böhmen (Karlsbad) sowie Reiseliteratur Monumenten wie die Westminster Abbey und die zu allen Kontinenten, inklusive Südpol (James St. Pauls Kathedrale in London, und, neben Lon- Cook, A voyage towards the South Pole, London don, um weitere Stadtgeschichten, z. B. um die- 1777). Hinzu kommen Beschreibungen einzelner jenige von Colchester oder um The History and Städte (London, Rom), von Baudenkmälern (Strass- description of the Ancient City of York (3 Bde, burger Münster) und Museen (Antoine-Michel York 1818) von William Hargrove, sowie um Insti- Filhol, Galerie du musée Napoléon,10Bde,Paris tutionen wie die Universitäten von Oxford und 1810–1813, aus dem Vorbesitz der Bibliothek Cambridge. Unter den Ländern auf dem Kontinent Napoleons), von Flüssen (Themse, Donau) und stehen das Alte Reich und das Gebiet der früheren Bergen, so des Montblanc mit Widmungsexempla- Tschechoslowakei im Vordergrund. Erwähnenswert ren der Autoren Edward Whymper und Charles sind Johann Trithemius’ Compendium de origine Fellow. Die Kosmographien und topographischen regum gentis Francorum (Mainz 1515), eine Standardwerke von Ptolemäus, Sebastian Münster Beschreibung des Wahl- und Krönungszeremoniells und Matthäus Merian (1593–1650) sind in für deutsche Kaiser (Frankfurt a. M. 1658), Karl Originalausgaben des 16. und 17.Jhs vorhanden. Neumann-Strelas Deutschlands Helden in Krieg Neben den geographischen Werken, die England im und Frieden (Hannover 1894) mit einer persönli- Überblick behandeln, so Wilhelm Camdenus, Bri- chen Widmung von Oberst Paul von Hindenburg, tannia (Widmungsexemplar des Autors, London des späteren Reichspräsidenten, die Historiae regni 1586, und eine weitere Ausg. London 1600), Boiemiae (o. O. 1552) und eine noch ältere tsche- beschreiben andere Publikationen einzelne Gebiete chische Chronik (Prag 1541), ein Sammelband der britischen Insel (Westmorland, Cumberland, Flugschriften über Böhmen aus der Zeit des Dreis- Devonshire, Cornwall, Northumberland), Schott- sigjährigen Kriegs sowie Franz Palackys Geschichte land (John Stoddart, Remarks on Local Scenery & von Böhmen (6 Bde, Prag 1836–1854) mit einem Manners in Scotland, 2 Bde, London 1801) oder Besitzvermerk der Bibliothek Schönborn-Buchheim. wurden von Engländern (Edward Brown) verfasst, Die Kirchengeschichte ist mit Darstellungen über die den Kontinent bereisten. Ausser Grossbritan- die Waldenser sowie das Konzil von Konstanz, fer- Bibliothek der G.T.-Mandl-Stiftung, Netstal 427 ner mit Werken des tschechischen Reformators Jan 1852) enthält eine Notiz der Autorin Bettina Hus vertreten, darunter die Kampfschrift Das die Arnim-Brentano. Auch berühmte Franzosen finden Secten uñ Menschen leren in der Christenheyt sollen sich unter den handschriftlichen Dedikatoren ihrer außgetilget werden (Altenburg 1525). Zur Werke, z. B. Honoré de Balzac, Alphonse Daudet, Geschichte der Juden sind eine Frankfurter Ausg. Alexandre Dumas, Anatole France, Guy de Mau- von 1581 des Geschichtswerks von Flavius Jose- passant, Victor Hugo und Jean Racine, sowie Eng- phus aus dem früheren Besitz der Kapuzinerbiblio- länder wie Lord George Byron, Samuel Rogers, thek Steyr sowie ein Sammelband mit Traktaten William Wordsworth und andere (Hans Christian vorhanden, die in der zweiten Hälfte des 18. Jhs in Andersen, Iwan Turgenjew). Das Exemplar von Prag erschienen. Das Exemplar von Athanasius Julius Wilhelm Zincgrefs Teutscher Nation Denck- Kirchers Oedipus Aegyptiacus (Rom 1654/55) würdiger Reden / Apophthegmata (Strassburg 1639) gehörte einst dem Dominikanerkloster Steyr, der gehörte einst dem Barockforscher Gerhard Dünn- Spectaculorum in susceptione Philippi mirificus haupt. Seltener sind Ausg. antiker Klassiker, darun- apparatus (Antwerpen 1550) trägt einen Schen- ter eine von Ovid (Köln 1564) und von Tacitus kungsvermerk des Autors Cornelius Grapheus, die (Amsterdam: Elzevier 1665). Alsatia illustrata (2 Bde, Colmar 1751) einen sol- chen Johann Daniel Schöpflins. Besondere Auf- 2.7 Den Naturwissenschaften wurden auch Schrif- merksamkeit verdienen The History of Greenland ten zur Mathematik (Adam Riese) und Astronomie (2 Bde, London 1767) von David Crantz und Iusti- (Tycho Brahe) sowie zur Technik und zum Bergbau, niani institutionum sive elementorum iurispruden- einschliesslich Nachschlagewerke zu den Handwer- tiae libri quatuor (Mainz 1529) mit Besitzver- ken und Künsten, ferner über Erfindungen, über merken von Konrad Gessner und der Kartause Naturaliensammlungen und über die Astrologie Buxheim. zugewiesen. Die Palette der Autoren und Werke reicht von Paracelsus und der deutschsprachigen 2.5 Zur Sachgruppe »Schweizer Geographie und Erstausgabe des Bergwerkbuchs (Basel 1557) von Landeskunde« wurden auch Reisebeschreibungen, Georg Agricola und weiterer Bergwerksliteratur des Reise- und Alpenführer und Publikationen über 16. Jhs (Johann Matthesius) über die Historia natu- Land- und Alpwirtschaft sowie das Verkehrswesen ralis (Amsterdam 1657) des Johannes Jonstonius (Eisenbahnen) gerechnet. Vorhanden sind die bis zu d’Alemberts Réflexions sur la cause générale bekannten Landesbeschreibungen des 18. Jhs des vents (Paris 1747), mit einer Dedikation des (Johann Georg Altmann, Johann Konrad Fäsi, Autors. Publikationen Johann Jakob Scheuchzers Gottlieb Samuel Gruner, David Herrliberger, Beat wurden gezielt gesammelt; auch sind vom Zürcher Fidel Zurlauben), auch von Engländern wie William Naturforscher handschriftlich dedizierte Bücher Coxe mit den Sketches of the Natural, Civil, and vorhanden. Unter den Werken zur Technik fallen Political State of Swisserland [sic!] (London 1780) weiter mehrere über Mühlen auf, darunter das und William Brockedon mit den Illustrations of the Groot volkomen Moolenboek (2 Bde, Amsterdam passes oft the Alps (2 Bde, London 1828/29), lan- 1734/1736) des Holländers Leendert van Natrus deskundliche Werke Johann Jakob Scheuchzers, und John Banks Treatise on mills (London 1795), v. a. die Berichte über seine Alpenreisen, eine sowie erneut Dedikationsexemplare u. a. von Louis Dufourkarte und die Schweizerischen Bilderkalen- Agassiz. Die Physicae ad lumen divinum reformatae der (Solothurn 1839–1844) von Martin Disteli. Aus synopsis (Leipzig 1633) des Amos Comenius dem 16. Jh ist das geographische Werk Josias Sim- stammt aus dem Vorbesitz des Altdorfer Mediziners lers (in französischer Übers.; Paris 1579) vorhan- und Haller-Korrespondenten Christoph Jakob Trew den. Das Exemplar von William Dowsings Rambles (1695–1765). in Switzerland (London 1869) enthält eine hand- schriftliche Dedikation des Autors. 2.8 Die Schweizer Geschichte ist mit Werken aus allen frühneuzeitlichen Jhn, weniger mit solchen des 2.6 Den Schwerpunkt der Mandlschen Bücher- 19. Jhs vertreten. Dazu gehören Chroniken zur all- sammlung bilden die von den Autoren handschrift- gemeinen Geschichte der Eidgenossenschaft, darun- lich dedizierten Werke der Schönen Literatur. Von ter diejenige von Johannes Stumpf sowie das den Klassikern der deutschen Literatur sind in Schweitzerisch Heldenbuch (Basel: Martin Wagner alphabetischer Reihe mit Widmungsexemplaren 1624) von Johann Jakob Grasser, die Geschichten vertreten u. a. Theodor Fontane, Gustav Freytag, einzelner Orte und Zugewandter (Graubünden) Emanuel Geibel, Johann Wolfgang Goethe, Franz sowie solche über einzelne Epochen (Helvetik), Grillparzer, Heinrich Heine, Gottfried Keller, ferner über historische Spezialgebiete wie die Mili- Niklaus Lenau, Gotthold Ephraim Lessing, Conrad tärgeschichte (Beat Fidel Zurlauben) und Nach- Ferdinand Meyer, Adalbert Stifter, Theodor Storm schlagewerke (Gottlieb Emanuel von Haller). und Christoph Martin Wieland. Das Exemplar von Erwähnenswert sind Christian Wurstisens Baßler Klopstocks Messias (4 Bde, Halle 1760–1773) trägt Chronick (Basel 1580) mit einer handschriftlichen einen Lesevermerk Heinrich von Kleists vom Widmung des Autors an den Basler Bürgermeister Februar 1802. Dies Buch gehört dem König (Berlin Ulrich Schultheiss (gest. 1599), David Herrlibergers 428 Bibliothek der G.T.-Mandl-Stiftung, Netstal

Schweitzerischer Ehrentempel (2 Teile, Basel 1748; 2.12 In »Philosophie« liegt der Schwerpunkt im Zürich 1758) mit dem Geschenkvermerk des Ver- 18. Jh, bei den Aufklärern (Isaak Iselin) und bei fassers an den Zürcher Pfarrer David Murer (1733– Johann Caspar Lavater, dessen Physiognomische 1794) sowie Joseph von Plantas History of the Hel- Fragmente sowohl in einer deutschen als auch in vetic Confederacy (2 Bde, London 1800). einer englischen Ausg. vorliegen. Aus dem 16. Jh sind Hieronymus Osorius’ De gloria (Antwerpen 2.9 Zu den Glaronensia zählen hauptsächlich 1595) sowie die Erstausgabe von Thomas Morus’ Publikationen aus dem 19. Jh zur Glarner- Utopia (Basel 1518) vorhanden, letztere auch in geschichte, darunter einige Widmungsexemplare, einer späteren Edition (2 Bde, London 1808). Von sowie Werke von Glarner Autoren der Frühen den Autoren dediziert sind Athanasius Kirchers Neuzeit wie des Humanisten Henricus Glareanus Polygraphia nova (Rom 1663), ein Geschenk des sowie des Schwandener Pfarrers und Scheuchzer- gelehrten Jesuiten an Graf Wolfgang Engelbert von Korrespondenten Johann Heinrich Tschudi (1670– Auersperg und früher im Besitz der Fürstlich-Auer- 1729). Hinzu kommen Verordnungen wie die Pre- spergischen Bibliothek im heutigen Ljubliana, Karl diger-Ordnung für den Kanton Glarus (Glarus Viktor von Bonstettens Pensées sur divers objets de 1846). bien public (Genf 1815), Kants Critik der prakti- schen Vernunft (Riga 1788) mit dem Schenkungs- 2.10 Georg Thomas Mandl sammelte, aus histo- vermerk des Verfassers vom 12. Dezember 1788 rischem Interesse und Liebe zu seinem Beruf, Pub- sowie Johann Gottlieb Fichtes Versuch einer Kritik likationen zur Papier- und Druckgeschichte, die aller Offenbarung (Königsberg 1793). deshalb hier nicht unter »Naturwissenschaften / Technik«, wo sie eigentlich hingehörten, sondern 2.13 In den Sachbereich »Kunst« fallen Publika- in einer besonderen Sachgruppe erfasst wurden. tionen zur Zeichenkunst, Malerei und v. a. zur Zur Hauptsache handelt es sich um Darstellungen Musik, die mit den Dedikationsexemplaren ver- des 18. Jhs zum Druckereigewerbe und zu den schiedener Komponisten (u. a. François-Adrien technischen Einrichtungen sowie über das Entste- Boieldieu, Antonín Dvorák, Franz Liszt, Robert hen und die Fabrikation des Papiers, z. B. um die Schumann und Johann Strauss, letzterer mit einem beiden unter dem Vorsitz von Sven Bring 1746 Ludwig Ganghofer gewidmeten Werk) einen weite- bzw. 1758 an der Universität Lund (Schweden) ren Schwerpunkt der Büchersammlung Mandl dar- verteidigten einschlägigen Dissertationen. Des stellen. Erwähnenswert sind ein tschechischer Weiteren sind ein Frankfurter Messkatalog aus Musikdruck des 16. Jhs sowie ein Exemplar von dem Jahre 1599 sowie Nachschlagewerke über Albrecht Dürers Underweysung der messung mittelalterliche Handschriften und frühe antike (Nürnberg 1527). Klassikerausgaben vorhanden. 2.14 »Medizin«, die kleinste Sachgruppe, weist zwei bemerkenswerte Werke auf mit Paracelsus’ De 2.11 Besondere Aufmerksamkeit verdient die causa et origine morborum (Köln 1565), das einst Sachgruppe »Theologie«, die, obwohl sie, in abso- der Schaffgottschen Bibliothek in Warmbrunn luten Zahlen betrachtet, weniger ins Gewicht fällt (Schlesien) gehörte, und mit dem vom Autor, dem als die profanen Disziplinen, neben den Inkunabeln Jesuiten Athanasius Kircher, handschriftlich dedi- mit mehreren im 16. Jh gedruckten tschechischen zierten Scrutinium physico-medicum contagiosae Bibeln, weiteren Ausg. der Heiligen Schrift und luis, quae pestis dicitur (Rom 1658). frühen Drucken, vereinzelt mit Erstausgaben der Reformatoren Martin Luther, Jan Hus und Ulrich 2.15 Von den 34 zu den einzelnen Sachgebieten Zwingli vertreten ist. Unter den Froschauerdrucken gezählten Inkunabeln gehört fast die Hälfte (15) befinden sich Zwinglis Ad Theobaldi Billicani et zum Gebiet der Theologie, 13 zur Profangeschichte, urbani Rhegii epistolas (Zürich 1526) mit einem 2 zur Schönen Literatur und je 1 zur Medizin, zur Besitzvermerk des Verfassers, ein Exemplar von Philosophie, zur Geographie und zu den Naturwis- Martin Luthers Tischreden (Frankfurt a. M. 1574) senschaften. Unter den theologischen Werken befin- aus dem Vorbesitz der Zisterzienserabtei Wald- den sich Bibelausgaben, darunter die älteste Bibel in sassen sowie eine Vita des Heiligen Wolfgang tschechischer Sprache (Prag 1488), die erste illus- (Landshut 1516), die den eigenhändigen Namens- trierte, in Kuttenberg 1489 erschienene tschechische zug ihres Besitzers Martin Luther aufweist. Weiter Bibel, eine tschechische Version der Legenda aurea zu erwähnen sind eine frühe Mainzer Dissertation (Prag 1495) des Jakob von Voragine sowie Predigt- von 1582 über Geistererscheinungen sowie Johann sammlungen. Von Hartmann Schedels Weltchronik Heinrich Hottingers Thesaurus philologicus seu sind 2 Exemplare, darunter ein lateinsprachiges, clavis scripturae (Zürich 1649) mit einer persönli- koloriertes (Nürnberg 1493) vorhanden, daneben chen Widmung des Autors und dem Besitzvermerk weitere Chroniken sowie von Justinian ein Corpus von Elisaeus Malacrida (gest. 1756). Vereinzelt iuris civilis (2 Bde, Venedig 1495/1497), das einst begegnen Kirchenväter (Laktanz) und Literatur dem Franziskanerkloster in Bozen gehörte. Erwäh- über verschiedene Bekenntnisrichtungen, so über nenswert sind eine englische Cicero-Übersetzung die Liturgie in der anglikanischen Kirche. (Westminster 1481) und der Songe du vergier qui Bibliothek der G.T.-Mandl-Stiftung, Netstal 429 parle de la disputacion du clerc et du chevalier 4. VERÖFFENTLICHUNG (Lyon 1491), der bis jetzt keinem Verfasser zwei- ZU DEN BESTÄNDEN felsfrei zugeschrieben werden konnte. Mandl, Georg Thomas: Porträt einer Sammlung. In: Librarium 30/III (1987), S. 164–174 [v. a. zu den 3. KATALOGE Handschriftenbeständen] Zettelkatalog [alphabetisch nach Autoren] EDV-Katalog [in Arbeit] 430 Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Peter und Paul, Cazis

BIBLIOTHEK DES des ehemaligen Bestands sind erhalten geblieben, DOMINIKANERINNENKLOSTERS weisen aber Wasserschäden und geflickte Brand- löcher auf. Es sind keine Kataloge vorhanden, ST. PETER UND PAUL, die über die Zusammensetzung der Bibliothek CAZIS vor dem Brand Auskunft geben. Der kleinen, bitterarmen Gemeinschaft wurden »in ihrer gros- Kanton: Graubünden sen Bedürftnuss« von verschiedenen Klöstern (Algund im Südtirol, Einsiedeln, Konstanz, See- Ort: Cazis dorf [UR], Tübach [SG]) Breviere und andere Erbauungsliteratur geschenkt. 1770 kehrten die Bearbeiter: Hanspeter Marti und Sr. Pia Winiker 16 Schwestern, die vorübergehend in auswärti- Adresse: 7408 Cazis gen Klöstern (Altenstadt bei Feldkirch, Bludenz, Maria Hirschthal bei Bregenz, Valduna im Vor- Telefon: +41 81 651 14 32 arlberg, Weesen) Aufnahme gefunden hatten, mit einigen von den Gastgeberinnen geschenkten Telefax: +41 81 651 14 44 Büchern nach Cazis zurück. Langsam vergrös- serte sich die Bibliothek durch weitere Schenkun- E-Mail: [email protected] gen, die v. a. auf die Klostergeistlichen P. Frowin Frank sowie Pfarrer Ulrich Vigilius Biart (1859– Träger: Dominikanerinnenkloster Cazis 1918) (von ihm befinden sich in der Kloster- bibliothek vier Bde handgeschriebene Predigten), Funktion: Klosterbibliothek aber auch auf Angehörige der Schwestern sowie Sammelgebiete: weitere Gönnerinnen und Gönner zurückgehen Aszetik, Mystik, Hagiographie. (Gräfin Agnes von Paravicini, geb. Baronin von Travers von Ortenstein; Johannes Röthis, Arzt, Benutzungsmöglichkeiten: Sarn). Anlässlich der 1866 erfolgten Eröffnung Hausbibliothek für internen Gebrauch, nicht öffent- der klostereigenen Töchterschule wurde von der lich zugänglich. In Ausnahmefällen Bewilligung Schulleiterin Sr. Clara Seraphina Landthaler Lite- durch die Priorin. ratur für den Unterricht angeschafft. Hofkaplan Alois Vinzenz Fing (1833–1889) schenkte der Technische Einrichtungen für den Benutzer: Schule im Gründungsjahr 1866 Bücher und Kopiergerät. Atlanten aus seiner Studienzeit in Fribourg. Die Konventualin des 1869 aufgehobenen Klosters Hinweise für anreisende Benutzer: St. Katharinental bei Diessenhofen (TG), Sr. M. Schnellzug Zürich–Chur, ab Chur Rhätische Bahn Josepha Roth (1822–1901), die 1893 nach Cazis Richtung Thusis bis Cazis. 10 Gehminuten vom übersiedelte, brachte 18 Bücher an den neuen Bahnhof Cazis bis zum Kloster. Autobahn A 13 Aufenthaltsort. Die Tagzeiten von unsrer lieben Zürich Richtung Chur, Autostrasse Reichenau Rich- Frau nach dem Gebrauche des heiligen Cisterzer- tung San Bernardino, Ausfahrt Cazis. Parkplätze vor ordens (Salem 1801) waren ein Geschenk von dem Kloster oder beim Bahnhof. Bernhard Huser, Prior der Zisterzienserabtei Wettingen, an Schwester M. Rosa Wenger im Zisterzienserinnenkloster Gnadenthal, zum An- denken an den 15. Januar 1841, den Tag der 1. BESTANDSGESCHICHTE Klosteraufhebung im Kanton Aargau. 1.1 1768 wurden das seit ca. 760 bestehende Frauenkloster und die Pfarrkirche durch einen 1.2 Der heute vorliegende und erste genaue Stand- Brand vollständig zerstört, die Bibliothek gröss- ortkatalog der Altbestände wurde 1997 angefertigt tenteils vernichtet. Nur etwa ein Dutzend Bücher und im April 2000 vervollständigt. Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Peter und Paul, Cazis 431

2. BESTANDSBESCHREIBUNG 2.6 Von den insgesamt 38 Bibeln stammt je eine aus dem 16. Jh (Johannes Dietenberger, Altes und Chronologische Übersicht und New Testament, o. O. 1571) und dem 17. Jh (Sebas- Übersicht nach Sprachen tian Marquard, Biblia sacra, Bamberg 1693; 2.1 Der Altbestand umfasst 674 Bücher, von Geschenk von 1995), 3 aus dem 18. und 33 aus denen 3 vor 1600, 57 bis 1700, 172 bis 1800 und dem 19. Jh. 442 bis 1900 erschienen sind. 573 Werke sind als 2.7 35 fast ausnahmslos im 19. Jh erschienene, geschlossenes Korpus, nach Jahrhundert-Signatur- vorwiegend der allgemeinen Rubrik »Theologie« gruppen geordnet (16. Jh: Gruppe A etc.), im zugeordnete Werke sind Lehrbücher der Dogmatik Bibliotheksraum des Klosters aufgestellt. 101 sowie theologische Nachschlagewerke, darunter das Werke aus dem 19. Jh befinden sich, chronologisch älteste, die Summa summae s. Thomae, sive com- nach Erscheinungsjahren plaziert, im sogenannten pendium theologiae (Trier 1764) von Karl Renatus Antiquariat der klostereigenen Töchterschule Billuart. St. Catherina. 2.8 Von 24 dem Fachgebiet »Liturgie« zugezählten 2.2 563 Werke sind in deutscher, 45 in latei- Publikationen fallen 7 in das 17. Jh, 4 in das 18. Jh nischer, je 20 in französischer und in englischer, 14 (darunter Jean Bussière SJ und Giuseppe Anturini in italienischer sowie 12 in romanischer Sprache SJ, Riflessioni sante, Rom 1732; aus der Fürstabtei geschrieben. St.Gallen) und 13 in das 19. Jh. Systematische Übersicht 2.9 Die weltliche Literatur (126 Einheiten), 2.3 Mit 355 Werken bildet die spirituelle Literatur zumeist Schulbücher, verteilt sich auf die Fächer (Betrachtungsbücher 226; Gebetbücher 73; Exer- Sprache und Literatur (59), Geschichte (27), Natur- zitienbücher 30, Breviere 26) die Hauptgruppe des kunde (10), Pädagogik (9), Geographie (8), Mathe- Altbestands. Gut vertreten sind Johannes Croiset matik (7) sowie Verschiedenes (6). Darunter befin- (24 Bde, davon 22 aus dem Besitz des Vaduzer den sich die Rigaer Ausg. von Kants Kritik der Advokaten Anton Rheinberger [1801–1846]), praktischen Vernunft (1788), Johannes Guler von Dominik Mettenleiter (17), Franz Xaver Massl Wynecks Raetia (Zürich 1616) sowie Grammatiken (13), Franz von Sales (9), Ludwig de Ponte (7), der romanischen Sprache (Baselius Veit, Gramatica Martin von Cochem und Paul de Barry (je 5). Unter Ramonscha, Bregenz 1805; Matthäus Conradi, den Erbauungsschriften befinden sich die Unterhal- Praktische Deutsch=Romanische Grammatik, tungen mit Gott in den Morgenstunden (Tübingen Zürich 1820). 1782) des Protestanten Christoph Christian Sturm und seltene Breviere (z. B. vom Churer Bischof 3. KATALOGE Ulrich VI de Mont [1624–1692] das Proprium Standortkatalog der Altbestände der Klosterbiblio- sanctorum antiquissimi episcopatus Curiensis, Chur thek 1501–1900 [2 Ordner, mschr., Computeraus- 1680 und 1690). druck, mit Provenienzvermerken] 2.4 In der zweitstärksten Sachgruppe, den Heili- Standortkatalog des Antiquariats des klostereige- genbiographien (60 Werke), stehen die Lebens- nen Instituts St. Catherina 1801–1900 [1 Ordner beschreibungen von Dominikanerinnen und Domi- (aufgestellt im Schularchiv), mschr., Computeraus- nikanern im Vordergrund (Katharina von Siena, druck mit Provenienzvermerken] Rosa von Lima, Dominikus, Jordan von Sachsen), aber auch Biographien über Bruder Klaus, Petrus Canisius und Karl Borromäus. Die Ordensliteratur wird durch Regelschrifttum (15 Werke) ergänzt. 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK 2.5 Der Bestand an Predigten umfasst 36 Bde. Frühe Predigtliteratur ist schwach vertreten (1601– Redolfi, Silke: Cazis. In: Helvetia Sacra. Abteilung 1800: 8 Bde). Unter den Ausg. des 19. Jhs (42) IV.DieOrdenmitAugustinerregel.Bd.5,zweiter finden sich u. a. Franz Hunolts SJ Christliche Sitten- Teil: Die Dominikaner und Dominikanerinnen in – lehre über die evangelischen Wahrheiten in Sonn- der Schweiz. Basel 1999, S. [631] 656, hier S. 646 und Feiertagspredigten (12 Bde, Graz 1842) sowie [im vorliegenden Artikel z. T. korrigiert] 7 Bde Predigten Paolo Segneris aus dem Besitz des Einsiedler Benediktiners und Spirituals in Cazis P. Frowin Frank (1865–1923). 432 Bibliothek der Theologischen Hochschule Chur (THC)

BIBLIOTHEK DER 1. BESTANDSGESCHICHTE THEOLOGISCHEN HOCHSCHULE 1.1 Die historischen Bestände der Bibliothek der CHUR (THC) THC gehen auf das von zirka 1140 bis 1806 an derselben Stelle befindliche Prämonstratenser- Kanton: Graubünden kloster St. Luzi zurück, das trotz der geringen Zahl der Chorherren und der eher bescheidenen wirt- Ort: Chur schaftlichen Grundlage eine Bibliothek aufwies, die sich aber mit repräsentativen Bibliotheken reicher Bearbeiter: Martin Stieger und Hanspeter Marti Klöster bei weitem nicht messen konnte. Der Grund dafür liegt auch darin, dass die Prämonstratenser in Adresse: Alte Schanfiggerstr. 7, 7000 Chur St. Luzi v. a. in der Seelsorge (grossenteils in in- korporierten Pfarreien) und nicht wissenschaftlich tätig waren. Telefon: +41 81 254 99 44 1.2 Nach 1803 kam das Kloster durch die Säkula- Telefax: +41 81 254 99 98 risation der in Liechtenstein liegenden Güter in eine äusserst schwierige wirtschaftliche Situation, die Homepage: www.thchur.ch seine Weiterexistenz verunmöglichte. Der letzte Prä- monstratenserabt Nikolaus von Flüh Gyr (1721– E-Mail: [email protected] 1806) schloss am 17. Januar 1806 mit dem Vertre- ter des Fürstbischofs von Chur, Regens Gottfried Träger: Stiftung Priesterseminar St. Luzi Purtscher, eine Vereinbarung ab. In dieser heisst es: »Jeder Hochw. Capitular ist befugt, aus der Funktion: Hochschul- und Seminarbibliothek Klosterbibliothek Bücher nach Belieben ad usum zu wählen. Jedoch kehrt alles dieses nach seinem Tode Sammelgebiete: ans Seminar zurück.« Es scheint also, dass die in Theologie, Kirchengeschichte, Philosophie. der erwähnten Vereinbarung genannte Übergabe von St. Luzi an das Bistum Chur auch die Biblio- Benutzungsmöglichkeiten: thek einschloss. Präsenzbibliothek mit beschränkter Ausleihe im 1.3 Ein Teil des Altbestands der THC geht auf das Haus. im Jahre 1800 in Meran gegründete Priesterseminar zurück, das 1807 in das ehemalige Prämonstraten- Öffnungszeiten: serkloster nach Chur verlegt wurde. Am 13. Mai Für Hausbewohner und Personen mit Hausschlüssel 1811 kam es zu einem Brand, der von der Örtlich- jederzeit; für Auswärtige nach Vereinbarung mit keit »Hof« ausging und sich nach St. Luzi ausbrei- dem Bibliothekar. tete. Das Seminar wurde ein Raub der Flammen. Alle Mobilien samt einem Teil der Bibliothek gingen Technische Einrichtungen für den Benutzer: zugrunde. Anschliessend bemächtigten sich Diebe Kopierapparat, Internetzugang, Computerarbeits- der vom Brand verschonten Bestände. Dennoch plätze. blieben Bücher aus der früheren Zeit, u. a. mit Besitzvermerken des Prämonstratenserklosters und Hinweise für anreisende Benutzer: österreichischen Provenienzen, erhalten. Zu Fuss vom Bahnhof Chur in 15 bis 20 Minuten. Mit kleinem Stadtbus (Nr. 9) vom Bahnhof bis zur 1.4 Mit dem Wiederaufbau des Seminars ging der Haltestelle Hof, von dort etwa 3 Minuten zu Fuss. Wiederaufbau der Bibliothek einher, der allerdings Mit dem Auto Richtung Arosa fahren und Hinweis- wegen der prekären finanziellen Lage nur langsame tafel »Theologische Hochschule Chur« beachten. Fortschritte machte. Ende des 19. Jhs erhielt die Parkplätze vorhanden. Bibliothek durch zahlreiche Neuerwerbungen einen Bibliothek der Theologischen Hochschule Chur (THC) 433 recht bedeutenden Zuwachs und zählte im Jahre (17 %) und Geschichte (16 %), gefolgt von Werken 1907 bereits ungefähr 20.000 Bde. zu Spiritualität (13 %), Dogmatik (12 %) sowie 1.5 In der ersten Hälfte des 20. Jhs ging es mit der Recht und Kirchenrecht (8 %) entspricht den tradi- Bibliothek eher gemächlich aufwärts. Waren es frü- tionellen Schwerpunkten in der Ausbildung von her Studenten gewesen, die dem Bibliotheksleiter Weltgeistlichen. zur Seite standen, wurde 1965, als Aladár Gajáry 2.3 Die Werke zur Praktischen Theologie bilden die Leitung der Bibliothek übernahm, ein vollamtli- die grösste Sachgruppe (1968 Bde), der neben der cher Bibliothekar angestellt. Von 1965 bis 1971 Pastoraltheologie im engern Sinn (173) die Fächer wurde ein neues, differenzierteres Signaturensystem Homiletik (971), Katechetik (373), Liturgik (319) eingeführt, weil das alte den Anforderungen nicht und Pädagogik (132) zugerechnet werden. Als Bei- mehr genügte. Allerdings war es nicht möglich, den spiele für die einzelnen Unterabteilungen seien die älteren Buchbestand vollständig neu zu signieren. anonym erschienene Institutio practica clerici 15.000 von ungefähr 50.000 Bdn weisen daher Petrini, et maxime neo-parochi (Augsburg 1793), heute noch die alte Signatur auf. Die Handschriften, Predigten von Jean Billot (3 Bde, Augsburg 1774) die Inkunabeln sowie einige Werke aus dem 16. Jh und Louis Bourdaloue (14 Teile, Prag, Dresden befinden sich in einem kleinen Museum im Haus. 1760–1768) in Übers., Franz Christian Pittroffs 1.6 1968 ging aus dem Studium Theologicum des Beyträge zur praktischen Gottes Gelahrheit (Prag Priesterseminars die durch den Heiligen Stuhl 1784), Jean-Louis de Fourcroys Les enfants élevés errichtete Theologische Hochschule Chur hervor, dans l’ordre de la nature (Paris, Lausanne 1775) deren Diplome und Lizentiate vom Kanton Grau- sowie die Officia propria sanctorum ex proprio bünden seit 1976 staatlich anerkannt werden. 2003 Constantiensi (St. Gallen 1795) genannt. Eine erhielt die THC das Recht, den akademischen Grad Übers. der Lobreden (Augsburg 1772) von Alphons eines Doktors der Theologie zu verleihen. Schon von Liguori durch Peter Obladen, Sebastian Sailers immer war die Bibliothek der THC eine Präsenz- Geistliche Reden (3 Bde, Augsburg 1768–1770) bibliothek mit beschränkter Ausleihe. Die Bestände sowie Anton Franz Xaver Sailers Festpredigten sind durch einen alphabetischen und einen systema- (Augsburg 1770) wurden bald nach ihrem Erschei- tischen Zettelkatalog erschlossen (bis 2007). Im nen vom Churer Prämonstratenser Anton Frölich Jahr 2003 hat sich die THC dem Graubündner gekauft. In diesem Teilbestand finden sich nur Bibliotheksverbund angeschlossen und mit der wenige Werke protestantischer Autoren, z. B. Digitalisierung der Neuanschaffungen und der übri- Johann Caspar Lavaters Christlicher Religions- gen Bibliotheksbestände begonnen. Unterdessen unterricht für denkende Jünglinge (o. O. 1788), hin- sind sämtliche Bestände der THC-Bibliothek inkl. gegen häufig solche mit österreichischen Erschei- Zeitschriften mit Ausnahme eines Teils der Alt- nungsorten und Besitzvermerken wie z. B. das bestände, an dem noch gearbeitet wird, digitalisiert Sacerdotale Brixinense (Innsbruck 1609). und können im Internet recherchiert werden. 2.4 Annähernd gleich mächtig wie der Fachbereich »Praktische Theologie« ist die Abteilung »Ge- 2. BESTANDSBESCHREIBUNG schichte« (1904 Bde), die hauptsächlich kirchen- geschichtliche Werke, aber auch Titel zu den Fach- Chronologische Übersicht und gebieten Weltgeschichte, Schweizer Geschichte, Übersicht nach Sprachen Kunstgeschichte sowie Raetica aufweist. Ausser 2.1 Der historische Buchbestand setzt sich aus Standardwerken wie Claude Fleurys Kirchenge- 11.689 Bdn zusammen, von denen 8918 die alte schichte, Caesar Baronius’ Epitome annalium eccle- Signatur tragen und 1823 eine neue aufweisen. siasticorum (Köln 1602) aus dem Besitz des Inns- Hinzu kommen 927 Zeitschriftenbde, 21 Bücher brucker Theologieprofessors Johann Kaspar Wein- ohne Signatur sowie 2 Inkunabeln, das Missale zierl oder Gabriel M. Ducreux’ Geschichte des Curiense (Augsburg 1497) und die Vitae patrum Christentums (9 Teile, Wien 1777–1779) findet sich (Ulm o. J.) des Kirchenvaters Hieronymus. Ins Literatur zu wichtigen kirchenhistorischen Ereignis- 16. Jh fallen 74 Einheiten, 198 ins 17.Jh, 1833 ins sen und Personen, z. B. Paolo Sarpis Histoire du 18. und 9582 ins 19. Jh. 6791 Druckschriften concile de Trente (3 Bde, Amsterdam 1751) oder (58 %) sind in deutscher, 3315 (28 %) in latein- Editionen der Bullen von Papst Benedikt XIV. (4 ischer, 704 (6 %) in italienischer, 601 (5 %) in fran- Bde, Rom 1760–1762). Unter den Länder- und zösischer, 190 in griechischer, 39 in rätoromani- Regionalgeschichten ragt die Bündner Literatur scher, 21 in englischer, 11 in spanischer, je 8 in ara- heraus, hierunter beispielsweise die Istoria delle bischer und hebräischer und 1 in portugiesischer missioni de’ frati minori capuccini della provincia Sprache verfasst. di Brescia nella Rezia (Trento 1702), die Fragmente der Staats=Geschichte des Thals Veltlin (o. O. Systematische Übersicht 1792) von Ulysses von Salis, die Zeitschrift Der 2.2 Die inhaltliche Zusammensetzung des histori- neue Sammler, ein gemeinnütziges Archiv für Bün- schen Buchbestands mit Literatur über Seelsorge den (4 Teile, Chur 1804–1808), das romanischspra- 434 Bibliothek der Theologischen Hochschule Chur (THC) chige Rechenbuch Fundamentala instructiun en la die Lehre und Gesetzgebung des josephinischen aridmetica (Chur 1808) von Christian Jodokus Staates, insbesondere auch dessen Kritik an den Steinhauser sowie weiteres rätoromanisches Schrift- Bettelorden. Wichtige katholische Kirchenrechtler tum, z. B. ein Katechismus (Chur 1720). des 18. Jhs (Johann Kaspar Barthel, Zeger Bernhard van Espen, Jakob Anton Zallinger, Gregor Zall- 2.5 Die geistliche Erbauungsliteratur (1575 Bde) wein, Franz Xaver Zech), aber auch frühere, z. B. versammelt Werke aus den Sachbereichen »Asze- Franz Schmalzgrueber, sind vertreten. Traktate zu tik«, »Mystik« und »Hagiographie«. Besonders gut einem Salzburger Hirtenbrief von 1783 und zur vertreten sind die Autoren Johann Michael Sailer josephinischen Toleranzgesetzgebung wurden in (21 Titel), Franz Neumayr (17 Titel), Johann Bap- Sammelbänden vereinigt. Das Interesse für das auf- tist Scaramelli (7 Titel) und Jean Croiset (5 Titel). klärerische Rechtsdenken wird zudem durch eine Erwähnenswert sind ferner die von Alois Bellecius Menge protestantischer Literatur zum Zivil-, Straf-, verfassten und vom Churer Prämonstratenser Gott- Feudal-, Staats-, Natur- und Völkerrecht bezeugt fried Henninger 1779 gekauften Virtutis solidae (Georg Ludwig Böhmer, Joachim Georg Darjes, impedimenta, subsidia et incitamenta (3 Bde, Christoph Heinrich Freiesleben, Johann Gottlieb Regensburg, Wien 1755), die Aerumnae d. n. Jesu Heineccius, Karl Ferdinand Hommels Beccariaüber- Christi (Ingolstadt 1661) von Thomas de Jesu, die setzung, Johann Stephan Pütter, Georg Adam einst im Besitz der Kartause Ittingen waren, sowie Struve, Johann Friedrich Weidler, Christian Wolff). eine Sammlung Predigten und erbaulicher Schriften (Augsburg 1729) von Vinzenz Ferrer, früher Eigen- 2.8 Wie in anderen Fächern dominieren in der tum des Augsburger Dominikanerkonvents. Die patristischen Literatur (947 Bde) Editionen des spä- anonym erschienene Solitudo sacra seu exercitia ten 18. und des 19. Jhs. spiritualia (Augsburg 1787) wurde dem letzten 2.9 Bei den Zeitschriften (927 Bde) handelt es sich Churer Prämonstratenserabt von Fürstabt Martin ausschliesslich um theologische Periodika des II. Gerbert von St. Blasien 1787 geschenkt. 19. Jhs, die überwiegend nach 1850 erschienen sind. Bemerkenswerterweise sind auch die vom radikalen Pietisten Gottfried Arnold edierten Schrifften 2.10 Zum Fachbereich »Bibel und Exegese« (820 (Offenbach 1701) von Jan van Ruysbroek Bde) gehören Bibelausgaben, Bibelkommentare, vorhanden. exegetische Lehrwerke, Bibelpoesie und Schriften zur Biblischen Geschichte. Unter den Bibeln befin- 2.6 Der Fachbereich »Dogmatik« (1395 Bde) ent- den sich eine Vulgataausgabe (Rom 1593) mit dem hält zahlreiche theologische Lehrwerke aus der frühesten auf Churer Prämonstratenserbesitz hin- zweiten Hälfte des 18. Jhs, darunter v. a. in Wien weisenden handschriftlichen Vermerk (»Fratrum erschienene (z. B. Peter Maria Gazzaniga, Augustin S. Lucij A. 1638«), die von Christian Reineccius Gervasius). Neben weiteren katholischen Autoren edierte hebräische Bibel sowie ein Neues Testament (Michael Lory, Dominik Schramm) sind auch in rätoromanischer Sprache (Chur 1820). An Bibel- wenige protestantische vertreten, so Johann Lorenz kommentatoren sind die Werke von Augustin- von Mosheim mit seinen Elementa theologiae dog- Antoine Calmet, Jacques-Philippe Lallemant sowie maticae (Nürnberg 1764). Zudem findet sich hier von Cornelius a Lapide erwähnenswert. Wie bei das apologetische bzw. kontroverstheologische den Rechtswissenschaften sind auch hier ein paar Schrifttum sowie die gesondert gezählte philosophi- wenige protestantische Autoren anzutreffen. sche Literatur (352 Einheiten). Letztgenannte zeich- Ansonsten sind vorwiegend katholische Exegeten net sich durch Titel des 19. Jhs und des oben aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs vertreten. erwähnten katholischen Reformers Johann Michael Sailer aus. 2.11 Wie die kirchenrechtliche Literatur vereinigt die Sachgruppe Moraltheologie (544 Bde), zu der 2.7 Innerhalb der juristischen Literatur (988 Bde) auch im 19. Jh erschienene Werke zur sozialen Frage fallen in quantitativer Hinsicht wiederum diejeni- gezählt werden, zahlreiche Autoren und Ausg. aus genWerkeauf,dieinÖsterreicherschienensind der zweiten Hälfte des 18. Jhs (Aemilianus Reif, oder die in österreichischem Besitz waren. Einen Anaklet Reiffenstuel, Benedikt Stattler, Edmund Schwerpunkt bilden dabei die in der zweiten Hälfte Voit). Bemerkenswert ist auch hier das Kontingent des 18. Jhs veröffentlichten Druckschriften aller österreichischer Lehrbücher, insbesondere Karl Sparten des Rechts, v. a. die in Wien gedruckten Steinkellners Institutiones philosophiae moralis (2 oder von Wiener Gelehrten und Professoren ver- Bde, Wien 1768/69), Anton Lubys Theologia mora- fassten Lehrbücher (Josef Valentin Eybel, Freiherr lis in systema redacta (3 Bde, Graz 1782 und 1784) Karl Anton von Martini, Paul Joseph von Riegger). sowie 4 Dissertationen (Innsbruck 1776 und 1783) Dokumentiert sind die Auseinandersetzungen um des Franziskaners Herkulan Oberrauch. den Febronianismus, die Rechtslehren der katholi- schen Aufklärung (Johann Adam von Ickstatt, 2.12 Innerhalb des historischen Buchbestands Adam Weishaupt), v.a. das Verhältnis von welt- spielt der Bereich Belletristik (97 Bde), der auch licher und kirchlicher Gewalt, aber auch anti- einige nicht nennenswerte Werke aus anderen reformistische Positionen, ferner das Reichsrecht, schwach besetzten Disziplinen einschliesst, eine Bibliothek der Theologischen Hochschule Chur (THC) 435 geringe Rolle. Dasselbe gilt auch für die in keine 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN der obigen Sachgruppen integrierten Lexika und ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK Wörterbücher (172 Bde). Durst, Michael; Gasser, Albert: 200 Jahre Priester- seminar St. Luzi und Studium theologicum / Theolo- 3. KATALOGE gische Hochschule Chur 1807–2007. Lindenberg Moderne, allgemeine Kataloge 2007 Alphabetischer Katalog [Zettelform] Meyer, Johann Georg: St. Luzi bei Chur. Geschichte der Kirche, des Klosters und des Semi- Systematischer Katalog [Zettelform] nars. Einsiedeln 1907 Zeitschriftenkatalog Saulnier, Karl: Statuta candidi & canonici ordinis EDV-Katalog (via Homepage) praemonstratensis renovata, ac anno 1630 a capi- tulo generali plene resoluta, acceptata, & omnibus Historische Kataloge suis subditis ad stricte observandum imposita. Systematischer Katalog [12 Bde, vermutlich aus den Luxemburg 1776 [mit einem Abschnitt »De Biblio- ersten Dezennien des 20. Jhs] thecario«] 436 Kantonsbibliothek Graubünden, Chur

KANTONSBIBLIOTHEK 1. BESTANDSGESCHICHTE GRAUBÜNDEN, CHUR 1.1 Die historischen Buchbestände der Kantons- bibliothek Graubünden [im folgenden KBG Kanton: Graubünden genannt] setzen sich grösstenteils aus Beständen, Restbeständen und Einzelstücken verschiedener Ort: Chur öffentlicher, halböffentlicher und privater Biblio- Bearbeiter: Christoph Jörg theken zusammen. 1.2 Die unmittelbare Vorläuferin der KBG ist die Adresse: Karlihofplatz, 7001 Chur 1804 gegründete Bibliothek der evangelischen Kan- Telefon: +41 81 257 28 28 tonsschule Graubünden. Die Entwicklung dieser alten Gymnasial-Bibliothek, die im Jahre 1850 mit Telefax: +41 81 257 21 53 der katholischen Kantonsschulbibliothek fusio- nierte und im Jahre 1883 per Regierungsbeschluss Homepage: http://www.kantonsbibliothek.gr.ch offiziell zur KBG erklärt wurde, ist ziemlich gut E-Mail: [email protected] fassbar. Hingegen liegt ihre Vorgeschichte und die Geschichte anderer im Laufe des 19. und 20. Jhs zu Träger: Kanton Graubünden ihr oder zur KBG gestossener öffentlicher und pri- vater Bibliotheken eher im Dunkeln. Funktion: Kantonsbibliothek 1.3 Sicher existierte im 17.Jh in Chur eine Stadt- Sammelgebiete: bibliothek, von der ein gutes Dutzend Bde in der Raetica und Raetoromanica in Form von Fachlitera- heutigen KBG noch direkt zeugen. Anhaltspunkt tur, Belletristik, Massenmedien und Nonbooks zu dafür sind die von einer einzigen (Bibliothekaren)- Graubünden. Helvetica und Studienliteratur in Aus- Hand eingetragenen Besitzervermerke, laut denen wahl. im Jahre 1675 vermögende Bündner wie Johann Anton Buol, Johann Rudolf Guler, Johann Benutzungsmöglichkeiten: Bartholome von Planta Wildenberg, Johann von Ausleihbibliothek (Präsenzbenutzung der histori- Tscharner sowie Kaufleute, Buchdrucker und Ver- schen Bestände in den Räumen der Bibliothek). leger aus Basel, namentlich etwa Johann Rudolf Fesch, Daniel Mitz, Emmanuel und Ludwig König Öffnungszeiten: oder Benedikt Stehelin, diese Bücher der Biblio- – – Montag bis Freitag 9.00 17.30 Uhr, Samstag 9.00 thek der Stadt Chur (»Bibliothecae civitatis 16.00 Uhr. Leihverkehr: ILV. Curiensis«) zum Geschenk gemacht haben. Ver- mutlich wurde diese Bibliothek, die dem Typus Technische Einrichtungen für den Benutzer: einer reformierten Stadtbibliothek entsprochen Kopiergeräte (für neuere Literatur), Mikrofiche- und und eher der Ausbildung von Gymnasiasten als Mikrofilm-Lesegerät. Online-Zugriff auf den Biblio- der breiten Öffentlichkeit gedient haben dürfte, thekskatalog Graubünden und diverse andere Biblio- im Jahre 1675 gegründet, vielleicht auch nur neu thekskataloge. Internet-, Multimedia- und Audio- belebt. Leider fehlen gerade für diese Jahre die Arbeitsplätze. Ratsprotokolle der Stadt Chur. Gedruckte Informationen: 1.4 Die Ausstrahlung dieser Stadtbibliothek war Bibliotheksverordnung, Benutzungsordnung, diverse gering. Im Jahre 1729 boten sich jedenfalls die Her- Faltprospekte. ren Johann Jacob Vedrosi und Johann Bavier, Apo- theker, an, die Stadtbibliothek »in ordine zu brin- Hinweise für anreisende Benutzer: gen und zu vermehren«. Der Stadtrat erteilte ihnen Fusswegnähe vom Bahnhof ca. 10 Minuten. Für dazu den Auftrag, jedoch unter der Bedingung, Autofahrer: Chur Zentrum. Öffentliche Parkplätze »dass ihnen kein salari solle gegeben und gemeiner in der Nähe. Statt keine Spesen gemacht werden«. Kantonsbibliothek Graubünden, Chur 437

1.5 Im Jahre 1743 wurde die Stadtbibliothek im bünden« 1792 herausgegeben wurde. Diese gemein- Churer Stadtrat insofern wieder ein Thema, als der nützige Gesellschaft sollte, nach zahlreichen Ver- ursprünglich aus dem Veltlin stammende evangeli- suchen, die Stadtbibliothek zu beleben, v. a. als Ver- sche Pfarrer von Mühleberg im Kanton Bern, walterin fungieren. Aber über zwei Eröffnungsreden Elisaeus Malacrida (gest. 1756), testamentarisch zur Gründung der Gesellschaft am 22. Oktober die Stadt Chur als Empfängerin seiner Bibliothek 1790 und am 2. August 1791 und über zwei nach seinem Ableben bestimmte. Es hat jedoch literarische Beiträge im Jahr 1792 kamen die Bestre- allein fast zwei Jahre gedauert, bis der Stadtrat sich bungen dieser Gesellschaft nicht hinaus. für dieses Angebot bedankte. Und zu reden gab die- 1.9 Ein an dieser Stelle erwähnenswertes Relikt ses Vermächtnis im Churer Stadtparlament auch einer juristischen Gelehrtenbibliothek aus dem nach dem Tode Malacridas immer wieder. Zum 17.Jh, das sich allerdings nie im Besitz der Churer ersten, weil man die Mittel für die Transportkosten Stadtbibliothek befand, sind die rund 100 Titel nach Chur bezahlen musste, dann wegen eines oder 150 mit einem Besitzervermerk versehenen geeigneten Standortes für die Aufstellung der Bde des Strassburger Rechtsgelehrten Johannes Bücher. 1756 befand sich die Malacridische Biblio- Schilter (1632–1705). Diese Privatbibliothek, die in thek im Hause der Herren Buol (wohl Buolsches den Altbeständen der Kantonsschulbibliothek auf- Haus, heute Rätisches Museum). Ins Auge gefasst gegangen ist, stammt vermutlich aus dem Schloss wurde damals eine Dislozierung in »das Gemach Salis-Marschlins. Sie scheint nach Schilters Tod bei der St. Martins Kirchen« oder in das »Music- seinem Freund und Strassburger Kollegen Johann Collegio«, das damals – wie das Collegium philo- – Christian Simon (Simmen?; um 1700), von dem die sophicum, eine Art Obergymnasium im ehemali- Kantonsbibliothek ebenfalls über 90 Titel und etwa gen Nicolai-Kloster einquartiert war. Wie und 140 Bde besitzt, vermacht worden zu sein. Die vor- wann die über 20 Bde des Handelsmanns und Poli- – wiegend juristischen Werke Schilters erscheinen tikers Rudolf von Rosenroll (1671 1730) aus Thu- erstmals im gedruckten Katalog der evangelischen sis in die Churer Stadtbibliothek oder ins Collegium Kantonsschulbibliothek aus dem Jahre 1839. philosophicum gelangten, ist unklar. 1.10 Am Vorabend und während der Französi- 1.6 1782 erteilte die Stadt Chur dem Buchdrucker schen Revolution sind – wie überall – auch in Andreas Otto den Auftrag, einen handschriftlichen Graubünden zahlreiche Bestrebungen zur Hebung Katalog der Churer Stadtbibliothek zu erstellen. der Volksbildung feststellbar. Neue Bildungsein- Das Resultat war ein alphabetischer Bandkatalog, richtungen, Sozietäten, Lesezirkel und Zeitschriften der rund 2000 Titel mit etwa 3000 Bdn umfasst. In zeugen davon. Zu nennen sind folgende Institutio- diesem Katalog, der über die Herkunft der Bücher nen, die vor der Gründung der evangelischen nichts aussagt, ist auch die Privatbibliothek von Kantonsschule entstanden sind und von denen Elisaeus Malacrida erfasst. Darauf lassen jedenfalls heute noch Restbestände in der KBG zeugen: das die in der Kantonsbibliothek heute noch vorhande- Philanthropin in Haldenstein (Martin von Planta: nen rund 200 Titel und etwa 300 Bde mit Mala- 1727–1772) und dasjenige von Marschlins (Ulysses crida-Exlibris und -Besitzervermerk schliessen. Wie von Salis: 1728–1800), eine Lese-Bibliothek für viel aber von dieser Theologen-Bibliothek seit Stadt und Land (Andreas Otto: um 1780), eine Eintreffen in Chur 1756 bis zur endgültigen Einver- Lese-Anstalt für Bünden. In dieser Zeit muss auch leibung in die Kantonsschulbibliothek zwischen die Stadtbibliothek Chur, die möglicherweise nicht 1848 und 1855 verloren ging, ist nicht mehr auszu- mehr diesem Trend zur Popularisierung der machen. Wissenschaft entsprochen hat, eingegangen sein. 1.7 Wegen permanenten finanziellen Schwierig- Ihre Überbleibsel dürften teilweise zur Handbiblio- keiten scheint die Churer Stadtbibliothek nie eine thek des Stadtarchivs geworden, teilweise in pri- Blütezeit erlebt zu haben. Nach Erstellung des Kata- vate Hände gelangt und teilweise in die Kantons- logs von 1782 sind im Stadtrat aber wiederum schulbibliothek transferiert worden sein. Bemühungen erkennbar, die Bibliothek »zum 1.11 Mit der Gründung der evangelischen Kan- Nutzen der Bürgerschaft zu öffnen«. Für mehr als tonsschule im Jahre 1804 in Chur wurde die einen halben Tag pro Woche – und dies auch nur Grundlage für eine kantonale Bibliothek geschaf- vorübergehend in den Jahren 1785/86 – scheinen fen. Die Bibliothek der Kantonsschule entwickelte die Mittel für die Entlöhnung eines Bibliothekars sich sehr schnell zum Anziehungspunkt für andere und für die »Einfeuerung der Bibliotheksstube« Bildungsinstitutionen und für Privatpersonen, die aber nicht gereicht zu haben. beim Unterhalt ihrer eigenen Bibliotheken mit noch 1.8 Die Stadtbibliothek befand sich im Jahre 1792 mehr finanziellen Problemen zu kämpfen hatten als »seit geraumen Jahren« – vermutlich seit den 70er- die Kantonsschule. Jahren – »in einem bequemen Zimmer des Rat- 1.12 Zu einem wesentlichen Bestandteil der Kan- hauses«. So jedenfalls heisst es im ersten »Beitrag tonsschulbibliothek wurde so im Jahre 1823 die zur Kenntnis und Aufnahme des Vaterlandes«, der rund 3500 Bde umfassende Bibliothek des ehemali- von der »Bibliothekargesellschaft zu Chur in Grau- gen Philanthropins aus Marschlins, die dank der 438 Kantonsbibliothek Graubünden, Chur

Intervention von Rektor Luzius Hold (1777–1852) Kantonsschulbibliothek, die nach Orellis Konzept und von Prof. Paul Kind (1783–1875) nicht ins bereits intensiv lokalgeschichtliche Werke sam- Ausland veräussert wurde. melte, auch die Sammlung der rätoromanischen Literatur übernahm. Bereits 1868 erschien – nun- 1.13 Weniger umfangreich war die Bibliothek der mehr unter dem Namen »Kantonsbibliothek« – das Ökonomischen Gesellschaft Graubündens, einer erste »Verzeichnis der romanischen Bücher in der im 18. Jh gegründeten und im 19. Jh erneuerten Kantonsbibliothek [sic!] von Graubünden«. Im volkswirtschaftlichen Vereinigung, die bereits im Gegensatz zu anderen Geschenken an die Kantons- Jahre 1820 der Kantonsschulbibliothek geschenkt schulbibliothek wurde die rätoromanische Literatur wurde. von Anfang an separat aufgestellt. 1.14 Eine enge Beziehung bestand im 19. Jh zwi- 1.18 Dies ist auch der Fall bei der sogenannten schen der Kantonsschulbibliothek und der Ge- Pastoralbibliothek, einer für die KBG typischen schichtsforschenden und Naturforschenden Gesell- »Bibliothek in der Bibliothek«. Sie geht auf ein schaft Graubündens. Die Bibliotheken beider Ge- Theologisches Institut zurück, das zur Ausbildung sellschaftenwarenvonAnfanganinderNäheder von reformierten Geistlichen bis 1844 der evange- Kantonsschulbibliothek angesiedelt, bis schliesslich lischen Kantonsschule angeschlossen war. Nach die Naturforschende Gesellschaft ihre Bibliothek im der Aufhebung dieses Instituts führte die Evangeli- Jahre 1863 geschenkweise der Kantonsschulbiblio- sche Landeskirche Graubünden die Bibliothek thek vermachte und die Bibliothek der nunmehr weiter und schloss 1910 mit der KBG einen bis Historischen-Antiquarischen Gesellschaft des Kan- heute gültigen Vertrag, wonach die Pastoralbiblio- tons Graubünden im Jahre 1881 mit der Kantons- thek in der KBG einen eigenen Platz erhalten schulbibliothek verschmolz. sollte. Ein reformierter Geistlicher tätigt gemäss 1.15 Die im Aufbau begriffene Kantonsschul- Vertrag als Bibliothekar auf Kosten der Landes- bibliothek wurde im 19. Jh nicht nur durch Biblio- kirche die Neuanschaffungen, während die KBG theken und Bibliotheksreste von gelehrten Gesell- für die Aufarbeitung und Ausleihe der Bücher schaften und eingegangenen Bildungseinrichtungen, besorgt ist. sondern im wesentlichen auch durch Bücher- 1.19 Mit der regierungsrätlichen Verordnung von geschenke von Kantonsschullehrern und Privat- 1883 wurde die alte Kantonsschulbibliothek personen bereichert. Bis 1883, dem eigentlichen offiziell zur offenen Kantonsbibliothek. In diesem Gründungsjahr der KBG, wurden alle Zuwendun- Zusammenhang wurde die Notwendigkeit einer gen in die damaligen Bestände integriert. Diesen Reorganisation der ganzen Bibliothek erkannt. Von Beständen lag vermutlich eine Systematik in einer 1886 an erschienen gedruckte Kataloge mit den Mischung von Sach- und Gestell- oder Schrank- neuen Hauptgruppen Raetoromanica (inkl. Hand- bezeichnungen zugrunde. schriften), Raetica (inkl. Handschriften), Helvetica 1.16 Besonders hervorzuheben ist aus der Frühzeit (inkl. Handschriften) und Allgemeines (inkl. der Kantonsschulbibliothek Johann Caspar von Inkunabeln). Orelli (1787–1849). Dieser ausserordentliche Theo- 1.20 Über die damalige Grösse und Bedeutung loge und hervorragende Pädagoge lehrte von 1815 der KBG spricht sich Friedrich Nietzsche (1844– bis 1819 an der Kantonsschule in Chur. 1816 1900) in einem Brief an seinen Verleger Peter beschenkte er die Schule mit rund 150 zum Teil sehr Gast vom 20. Mai 1887 aus. Er weilte im Mai wertvollen Werken und legte bei dieser Gelegenheit und Juni dieses Jahres in Chur und besuchte und in einer Eingabe an den Kantonsschulrat ein Kon- benutzte die Bibliothek gemäss Ausleihkontrolle zept für die Errichtung und Führung einer Schul- viermal. »Die Bibliothek in Chur, ca. 20.000 bibliothek vor, das für die gesamte spätere Entwick- Bände«, schreibt Nietzsche an Peter Gast, »giebt lung der Bibliothek wegweisend war. So definierte mir dies und jenes, was mich belehrt. Zum ersten er bereits 1816 die Kernaufgaben einer nichtuniver- Male sah ich das vielberühmte Buch von Buckle‚ sitären Kantonsbibliothek, die darin bestehen, Geschichte der Civilisation in England – und son- einerseits eine umfassende Allgemeinbildung zu för- derbar! es ergab sich, dass B. einer meiner stärksten dern und andererseits das kantonale Schrifttum zu Antagonisten ist.« sammeln und zu erschliessen. 1.21 Bei der umwälzenden Bibliotheksreorganisa- 1.17 Um 1860 muss in Romanisch Bünden ein tion wurden die weniger benutzten Werke, v. a. massiver Ausverkauf von rätoromanischen Büchern solche aus der Zeit vor 1800, aussortiert und nach an ausländische Antiquare stattgefunden haben. Format (F für Folio und O für Oktav) sowie Nume- »Es ist eine Schande für unser romanisches Volk«, rus currens aufgestellt. Sie wurden aber lediglich in ereifert sich ein Leser am 31. März 1866 im Fögl einem Standortkatalog und später im nominalen d’Engiadina, »dass es für ein paar Rappen die weni- Zettelkatalog registriert. gen Produkte, die in unserer Sprache erschienen sind, veräussert und sie für immer in fremde Länder 1.22 Eine Neuaufstellung der Bibliothek nach emigrieren lässt.« Es lag auf der Hand, dass die der in den gedruckten Katalogen von 1886 und Kantonsbibliothek Graubünden, Chur 439

1891 konzipierten Systematik wurde erst nach 2. BESTANDSBESCHREIBUNG Bezug neuer, bequemerer Räumlichkeiten im Jahre 2.1 Die historischen Buchbestände der KBG 1905 möglich. 1909, als man den Gesamtbestand (schätzungsweise rund ein Drittel des Gesamt- der Bibliothek, inklusive Handschriften, auf bestands von 360.000 Bdn = 120.000 Bde) setzen 95.000 bis 100.000 Bde schätzte, wurden als sich zum grössten Teil, d. h. zu etwa 80 Prozent aus erstes die Raetica und Raetoromanica neu aufge- Schenkungen zusammen. Da v. a. die öffentlichen stellt. 1912/13 folgten die Helvetica, die Pastoral- Vorgängerbibliotheken, aber in der Regel auch die bibliothek und die Zeitschriften und von 1914 bis von Sozietäten und Privatpersonen stammenden 1918 die allgemeinwissenschaftlichen Bestände, Bibliotheken wegen mangelnden finanziellen Mit- heute auch Studienliteratur genannt. Während teln nur bedingt eine gezielte Anschaffungspolitik man bei letzteren für die Broschüren einen eige- verfolgen konnten, zeigen die historischen Buch- nen Standort mit der Signatur »Sch(achtel)« bestände der KBG in jeder Beziehung ein äusserst wählte, legte man bei den Raetoromanica, Raetica buntes, stark von Zufälligkeiten geprägtes Bild. und Helvetica die Broschüren schachtelweise und mit springenden Nummern in den entsprechenden 2.2 Die Ermittlung der verschiedenen Zahlen Abteilungen ab. Die Zeitschriften erhielten damals geschah einerseits durch Auszählung in chronolo- insofern eine Sonderbehandlung, als die rätoroma- gischer und sprachlicher Hinsicht an den Bestän- nischen und die übrigen bündnerischen Zeitungen den selber. Diese aufwendigste Ermittlungs- und Zeitschriften bei den Hauptgruppen Raeto- methode wurde am konsequentesten bei den romanica (A) und Raetica (B) verblieben und dort bestandsgeschichtlich sehr interessanten Altbestän- diedazupassendenSignaturen»Az«bzw.»Bz« den (F und O, vor 1800) angewandt. Hier wur- erhielten. Die schweizerischen und allgemeinwis- den in der Regel sowohl die Titel als auch die senschaftlichen Periodika aber wurden in einer Bde ausgezählt und thematische Gruppen sowie neuen Abteilung mit der Signatur »Z« abgelegt. Provenienzen gebildet. Die vollständige Auszäh- Die Karten und das Bildmaterial wie auch die lung dieser gemischten Altbestände, in denen sich Manuskripte bildeten ebenfalls eigene Abteilungen auch mehrbändige Werke und Restbestände von der KBG. Periodika finden, ergab, in Titeln und Bdn gezählt, beim Bestand F 1000 Titel oder 2400 1.23 In diese Zeit der Reorganisation fallen auch Bde, beim Bestand O 9000 Titel oder 13.000 Bde. grössere Schenkungen und in geringerem Masse Bei den Zeitschriften (Z) ist das Verhältnis von Ankäufe von ganzen Privatbibliotheken, die teils in Titeln und Bdn zugunsten der Bde entsprechend die bestehenden Bestände integriert wurden, teils höher. Eine Zählung an den Beständen selber als Ganzes zusammenblieben. wurdeauchbeideninsichgeschlossenenPrivat- 1.24 Zu letzteren gehören die unten im einzelnen bibliotheken vorgenommen. beschriebenen Bibliotheken von Johann Friedrich 2.3 Bei den thematischen Bestandsgruppen, die im Kaiser, Gaudenz von Salis, der Pfarrerfamilie Roseli Zuge der Neuaufstellung von 1909 eingeführt wur- und von Robert von Planta. Zur Zeit noch im den und bis 1987 Zuwachs erhielten, wurden die Staatsarchiv befinden sich die beiden Bibliotheken Zahlen vorwiegend anhand der Standortkataloge oder Bibliotheksresten von Luzius Pol und der ermittelt. Zu diesen thematisch gegliederten Familie Amstein. Abteilungen gehören die Raetoromanica (A), die Raetica (B), die Helvetica (H), Allgemeines (N) und 1.25 Die nach der Gründung der KBG im Jahre die Pastoralbibliothek (P). Die Anzahl der Titel und 1883 eingeführte Systematik wurde grosso modo ihre chronologische und sprachliche Schichtung bis 1989 beibehalten. 1951 trat die KBG ihre kam durch Auszählen, die Anzahl der Bde durch Handschriften laut Regierungsbeschluss an das Schätzung zustande. Gleichermassen wurden die Staatsarchiv ab. In den 70er-Jahren des 20. Jhs Zeitschriften (Z) und die Broschüren in Schachteln trennte man das Karten- vom Bildmaterial, indem (Sch) ermittelt. Die thematische Zuordnung wurde man einerseits die bündnerischen und schweize- bei diesen wie bei anderen gemischten Beständen rischen Landkarten neu erfasste sowie andererseits nach Sachgruppen geschätzt, die auch sonst in der eine Abteilung »Stiche – Photographien« und eine KBG gebräuchlich sind. Auf Grund der für diese andere mit »Geschichts- und Kunstgeschichts- Darstellung angewandten Ermittlungsmethode bildern« gründete. In den 80er-Jahren schuf man kann man unter Berücksichtigung früherer eigene Abteilungen für die Graue Literatur Grau- Schätzungen und Auszählungen für die KBG insge- bündens, die sogenannten Kleinraetica, für die samt einen historischen Buchbestand von rund bündnerischen Plakate und die bündnerischen 45.000 Titeln oder 120.000 Bdn annehmen. Ansichtskarten. Damals wurde im Hinblick auf die 1992 abgeschlossene Sanierung und Erweite- Chronologische Übersicht rung der KBG auch die alte Magazinsystematik stillgelegt und neu eine Freihandabteilung und 2.4 In chronologischer Hinsicht zeigen die histori- eine Magazinsystematik mit Numerus currens ein- schen Buchbestände verständlicherweise insgesamt geführt. eine kontinuierliche Zunahme von 26 Inkunabeln 440 Kantonsbibliothek Graubünden, Chur

über rund 1500 Titel aus dem 16. Jh., 5400 aus Werke vor 1900 enthalten, sind: die Graphische dem 17.Jh., 8100 aus dem 18. Jh bis hin zu den Sammlung »Stiche-Photographien« (1973: ST) und rund 30.000 Titeln aus dem 19. Jh. »Geschichts- und Kunstgeschichtsbilder« (1974: GE), Bündner Ansichtskarten (seit 1984: AK) sowie die Kleinraetica-Sammlung (Graue Literatur oder Übersicht nach Sprachen Akzidenzdrucke über und aus Graubünden seit 2.5 Die sprachliche Schichtung, auf den gesamten 1986: T). historischen Bestand bezogen, zeigt in absteigender 2.8 Die Erschliessungstiefe der historischen Buch- Folge dieses Bild: Deutsch (25.000 Titel), Latein bestände ist sehr unterschiedlich. Die alten gedruck- (7000), Französisch (3500), Italienisch (2700), ten und systematisch angelegten Kataloge weisen in Rätoromanisch (2000) und diverse andere Spra- der Regel den Standort nicht nach, weil die defini- chen, auf den Rest von rund 4500 Titeln in unter- tive Aufstellung der Bestände erst nach der Druck- schiedlicher Weise verteilt, ebenfalls in absteigender legung der Kataloge geschah. Bei den nach der Folge: Englisch, Griechisch, Spanisch, Nieder- grossen Reorganisation am meisten benutzten ländisch, Hebräisch, Rumänisch sowie vereinzelt Hauptbeständen A, B, H, N und Z legte man ausser Albanisch, Arabisch, Bretonisch, Polnisch, Portu- den Standortkatalogen je einen Zettelkatalog für giesisch, Russisch, Sanskrit, Schwedisch, Tsche- die nominale und sachliche Erschliessung an. Die chisch, Ungarisch, bis hin zu Chinesisch und zur übrigen Altbestände wurden kaum sachlich und im Eskimosprache. Falle einiger Privatbibliotheken nicht einmal nomi- 2.6 Signifikante Abweichungen von der allgemei- nal, aber in jedem Fall mit zum Teil rudimentären nen chronologischen und sprachlichen Schichtung Standortkatalogen erfasst. werden bei der Beschreibung der einzelnen Haupt- bestände erläutert. Inkunabeln (Inc) 2.9 Mit 26 Wiegendrucken ist die KBG nicht Systematische Übersicht gerade reich dotiert, was zumindest teilweise mit dem reformierten Grundtenor ihrer historischen 2.7 Die Definition der Bestandsgruppen, die hier Bestände zu erklären ist. Die älteste Inkunabel – ein beschrieben werden sollen, richtet sich nach den Dauerdepositum, das vor wenigen Jahren aus dem Buchbeständen, so wie sie historisch gewachsen Rätischen Museum in die KBG gelangte – ist eine und heute noch vorhanden sind, aber nur noch teil- schöne Ausg. der lateinischen Naturgeschichte des weise Zuwachs erhalten. Es handelt sich einmal um Plinius, erschienen 1472 in Venedig, und die jüngste die kleine Gruppe der Inkunabeln (Inc), dann um bietet die Acta et decreta generalis concilii Constan- die anlässlich der grossen Reorganisation zwischen tiensis (Hagenau 1500). Am wertvollsten ist wohl 1886 und 1918 aussortierten gemischten Alt- ein koloriertes Exemplar der berühmten Weltchro- bestände (F und O). Die grössten Abteilungen sind nik des Nürnberger Historikers und Humanisten die damals zusammengestellten Raetoromanica (A), Hartmann Schedel in der deutschen Fassung (Nürn- Raetica (B), Helvetica (H) und die allgemeinbilden- berg 1493). den Bestände (N). Diese erhielten im Gegensatz zu 2.10 24 Wiegendrucke sind in lateinischer und nur den Altbeständen F und O eine sachliche Unter- zwei in deutscher Sprache verfasst. Thematisch teilung, indem mit einem angehängten Kleinbuch- überwiegen die theologisch-religiösen Werke (15), staben die thematische Zuordnung definiert wurde, wobeizubemerkenist,dassgleichviermalder z. B. a für Religion, b für Belletristik oder z für Zeit- Franziskanermönch Baptista de Salis alias Johannes schrift. Für die Hauptabteilung N bildete man eine Baptista Trovamala (gest. nach 1494) mit seiner Zusatzabteilung mit der Signatur »Sch(achtel) wo Summa casuum conscientiae dicta Rosella,einem man – ohne sachliche Gliederung – sämtliche Handbuch für Beichtväter, in diversen Ausg. (Nürn- Broschüren ablegte. Die Hauptabteilung der Zeit- berg 1488, Speyer 1488 und Venedig 1499) vorhan- schriften (Z) umfasst schweizerische und allgemeine den ist, wohl weil Vertreter der Familie von Salis Periodika, während die rätoromanischen und bünd- irrtümlicherweise angenommen hatten, der Autor nerischen Zeitungen und Zeitschriften mit den gehöre zu ihrer Familie. Die Geschichte folgt an Standorten Az und Bz in den entsprechenden Abtei- zweiter Stelle (5), und nur vereinzelt finden sich lungen (A und B) integriert sind. In der Pastoral- medizinische Literatur (2) sowie Titel aus dem bibliothek (P) gibt es keine thematische Unter- Gebiet der Philosophie / Logik (2), der Natur- (1) teilung. Sechs Privatbibliotheken, nämlich: Amstein und der Sprachwissenschaft (1). (AM), Johann Friedrich Kaiser (Ks), Luzius Pol (LP), Robert von Planta (Pl), Pfarrerfamilie Roseli (R) und Gaudenz von Salis (S) werden im folgenden Altbestände (F und O) ebenfalls einzeln beschrieben. Die Kartenabteilung 2.11 Diese rund 1000 bzw. 9000 Titel umfassen- wurde in 3 Gruppen unterteilt: Bündner Karten (K), den Bestände, die um 1900 aussortiert und nach Schweizer Karten (KS) und Allgemeines Kartenma- Format F (für Folio) und O (für Oktav) aufgestellt terial (KA). Sammlungen neueren Datums, die auch wurden, sind die interessantesten historischen Kantonsbibliothek Graubünden, Chur 441

Buchbestände der KBG, weil sie die im Dunkeln lie- 2.16 Mengenmässig an dritter Stelle folgen die gende Vorgeschichte der Kantons- und Kantons- rund 1500 Werke aus dem Bereich der Geschichte, schulbibliothek, d. h. die Zeit vor 1800 zu erhellen der Archäologie, der Altertumskunde und der Bio- vermögen. graphien. Unter diesen Werken befindet sich auch die Historia de rebus Hispaniae (Toledo 1595) des 2.12 In der allgemeinen chronologischen Schich- Johannes Mariana, die der Bündner Nationalheld, tung, d. h. in der kontinuierlichen Zunahme der Theologe und Oberst Jörg Jenatsch (1596–1639) im jüngeren Werke bilden diese Altbestände eine Aus- Jahre 1638, als er bereits zum katholischen Glau- nahme. Ursprünglich waren nämlich für sie v. a. ben konvertiert und politisch auf die spanische Seite Titel aus der Zeit vor 1800 vorgesehen. Heute ver- gewechselt hatte, einem unbekannten Freund, teilen sie sich auf den Zeitraum von 1500 bis 1900 Rechtsgelehrten und Historiker geschenkt hat. folgendermassen: 16. Jh (1300 Titel), 17.Jh (4400), 2.17 Die Medizin ist mit rund 1000 Titeln gut ver- 18. Jh (3700), 19. Jh (1100). Dass hier das 17.Jh treten. Einerseits haben zahlreiche Ärzte ihre Biblio- besser vertreten ist als das 18., mag damit zusam- theken der Stadt- und später der Kantonsschul- menhängen, dass aus dem 18. Jh mehr Titel in die bibliothek vermacht, andererseits betätigten sich damals neue Systematik (A, B, H und N) einflossen die Bündner Pfarrherren, von denen sehr viele und dass die Privatbibliotheken von Elisaeus Bücher in die KBG flossen, in der Regel nebenbei Malacrida und Johannes Schilter, die in diesen auch als Ärzte. Hierhin passt das weitverbreitete Beständen aufgingen, vorwiegend Werke aus dem Vade mecum anatomicum (Zürich 1677) des Zür- 17.Jh enthielten. cher Stadtarztes Johannes von Muralt (1645– 2.13 In sprachlicher Hinsicht überwiegt hier ein- 1733). Einzeln überhaupt nicht erfasst sind leider deutig Latein (5200). Deutsch folgt mit rund 2500 die 750 grösstenteils medizinischen Dissertationen Titeln, und Französisch (1000) ist besser vertreten aus dem 17. und 18. Jh (150 bzw. 600), die in 26 als Italienisch (500). Von den diversen anderen Sammelbänden im O-Bestand liegen. Es handelt Sprachen sind in absteigender Folge namentlich sich v. a. um Tübinger, Strassburger, Erlanger und Griechisch, Hebräisch, Spanisch, Englisch und Nie- Hallenser, aber auch um Basler, Göttinger, Heidel- derländisch zu nennen. berger und Leipziger Dissertationen. Sie stammen vermutlich vom Bündner Arzt Johann Georg – 2.14 Die Altbestände F und O sind thematisch lei- Amstein (1744 1794), der in Tübingen studierte der noch kaum erschlossen. In Anlehnung an die im und aus dessen Familie noch im 19. Jh ein Biblio- ältesten gedruckten Katalog der KBG (ab 1886) theksrest ins Staatsarchiv gelangte. verwendeten Sachbegriffe überwiegt hier mit rund 2.18 Die rund 800 literatur- und sprachwissen- 3000 Titeln eindeutig die Theologie. Darunter schaftlichen Titel dieser Altbestände gehen v. a. auf befinden sich etliche Raritäten in Form von Erst- Schenkungen von Philologen und Sprachlehrern der ausgaben berühmter Reformatoren, so ein Bänd- Kantonsschule Graubünden, namentlich auf solche chen mit dem Rückentitel Ulrici ab Hutten opus- von Rektor Luzius Hold (1777–1852) und von cula (7 Texte, Steckelberg bei Fulda 1519) und mit Otto Carisch (1789–1858), zurück. Die griechisch- dem Titel Hutteni opuscula varia ein Sammelband lateinische Ausg. des Aristotelis ethicorum Nico- mit 18 deutschen und lateinischen Texten des machiorum libri decem (Basel 1582) besass Hold Humanisten und Reformators Ulrich von Hutten wohl eher wegen ihrer Zweisprachigkeit als wegen (1488–1523) aus den Jahren 1519 bis 1521, die ihres Inhalts. Von Carisch verdient hier die All- beide als Geschenk von Johann Caspar von Orelli gemeine deutsche Bibliothek (14 Bde, Berlin, Stettin in die Sammlung der Kantonsschulbibliothek 1765–1770) Erwähnung, aber auch die der gelangten. Geschichtswissenschaft zuzuschreibenden Rerum Italicarum scriptores (28 Bde, Mailand 1723–1751) 2.15 Die Staats- und Rechtswissenschaften sind des grossen italienischen Gelehrten Lodovico Anto- mit rund 2000 Titeln ebenfalls gut vertreten. Neben nio Muratori (1672–1750). den juristischen Werken, die von Bündner Politi- kern den Vorläuferinstitutionen der KBG geschenkt 2.19 Je rund 300 Werke stammen aus dem Gebiet wurden, sind hier namentlich die Bibliotheksüber- von Geographie und Völkerkunde sowie aus dem reste der beiden Strassburger Rechtsgelehrten Gebiet der Naturwissenschaften. Die wertvollsten davon, so der Sammelband mit dem Vogelbuch Johann Schilter mit rund 100 und Johann Christian Simon mit rund 90 Titeln zu erwähnen. Die Verbin- (Frankfurt 1600), dem Thierbuch (Heidelberg dung zwischen diesen beiden Juristen ergibt sich 1606), dem Fischbuch (Frankfurt 1598) und dem Schlangenbuch (Heidelberg 1613) von Konrad aus den Consilia Argentoratensia vel illustria juris – responsa (Strassburg 1701), das sind Strassburger Gessner (1516 1565), stammen aus der ehemaligen Rechtslehrfälle, die Johann Schilter publiziert und Bibliothek der Naturforschenden Gesellschaft des mit einer handschriftlichen Widmung 1702 seinem Kantons Graubünden. Freund und Kollegen Johann Christian Simon dedi- 2.20 Die allgemeinen Nachschlagewerke, darunter ziert hat. die Erstausgabe der grossen französischen Enzyklo- 442 Kantonsbibliothek Graubünden, Chur pädie von Diderot und d’Alembert (17 Textbände, vor den Katholiken als Propagandamittel eingesetzt Paris, Neuchâtel 1751–1765, und 11 Tafelbände, haben. Der älteste überlieferte rätoromanische Paris 1762–1772), die Philosophie, die Pädagogik, Druck ist die Übersetzung des Neuen Testaments die Forst- und Landwirtschaft, Handel und Indu- aus dem Jahre 1560, die der reformierte Engadiner strie sowie die Technik sind mit je rund 150 Titeln Prädikant Jachiam Bifrun (1506–1572) vorgenom- vertreten. Stellvertretend für die letzte Gruppe mag men hat und vermutlich in Basel erscheinen liess. das Radier-Büchlein – handelt von der Etzkunst Die erste romanische Vollbibel wurde 1679 in Scuol (Nürnberg 1669) in der Übers. von Georg Andreas gedruckt und ist ebenfalls reformiert. 1718 erschien Böckler genannt sein. Die kleinsten Sachgruppen in Chur die erste reformierte Vollbibel in mit je rund 100 Titeln bilden die Kunst und die Romontsch sursilvan. Von den rätoromanischen Statistik. Katholiken aber ist erst im Jahre 1618, bezeichnen- 2.21 Erwähnenswert sind an dieser Stelle auch die derweise kein biblischer Text, sondern die Anato- rund 200 Periodika und Periodikaresten, die bei der mia dil sulaz (Lyon 1618), eine Polemik des Tomil- grossenReorganisationindiewenigbenutztenAlt- ser Theologen Adam Nauli (gest. 1645) gegen den bestände transferiert wurden. Am umfangreichsten reformierten Katechismus Il ver sulaz da pievel ist die Neueste Weltkunde,späterAllgemeine Zei- giuvan (Basel 1611) des Stefan Gabriel (gest. 1638), tung (399 Bde, Tübingen, Augsburg und München überliefert. 1798–1901). Die Wiener medizinische Wochen- 2.25 Von den übrigen Sachgruppen gibt es aus schrift (Wien 1854–1899) ist nur eines von zahl- dem 17.Jh in rätoromanischer Sprache nur gerade 3 reichen medizinischen Periodika. Vom Courier de und aus dem 18. Jh rund 80 Titel. Die grosse l’Europe, Gazette anglo-françoise sind hier 4 Bde Entwicklung der rätoromanischen Literatur mit (London 1779–1782) überliefert. Etwas Besonderes rund 1300 nichtreligiösen Werken aus den Berei- in der KBG sind die rund 200 Bde umfassenden chen Belletristik, Pädagogik, Geschichte und Recht amtlichen Publikationen der Vereinigten Staaten setzte erst im 19. Jh richtig ein. von Amerika aus den Jahren 1855 bis 1895, die durch Vermittlung des schweizerischen General- Raetica (B) konsuls, des Bündners John Hitz (1797–1864), und 2.26 Die Raetica-Abteilung bildet neben den Rae- seines Sohnes John Hitz (1818–1908) via Natur- toromanica das Kernstück der Kantonsbibliothek. forschende Gesellschaft hierher gelangten. Zum In ihr wurden grundsätzlich alle in Graubünden Bild der Donatoren der KBG, die am gesellschaftli- herausgegebenen oder gedruckten, alle von Grau- chen Leben des 19. Jhs zum Teil intensiv teilnah- bünden handelnden und alle von Bündner Lands- men, gehören auch Titel wie Fliegende Blätter leuten verfassten Publikationen abgelegt. Ohne die (München, Bd 80–86, Nr. 2006–2187, o. J.) oder Karten, die Kleinraetica und das Bildmaterial, aber Kladderadatsch (Berlin 1854–1855, 1875, 1878– inkl. Periodika umfasst sie rund 8000 Titel. Die 1881, 1883–1885). chronologische Abfolge ergibt folgendes Bild: 16. Jh (100), 17.Jh (400), 18. Jh (2100) und 19. Jh (5400). Raetoromanica (A) 2.27 Die sprachliche Schichtung zeigt ein starkes 2.22 Die Abteilung Raetoromanica, die ohne Übergewicht des Deutschen (6200). Italienisch ist Kleinraetica (Graue Literatur in Form von Flugblät- mit rund 1200 Titeln im Vergleich zu den 2200 tern etc.) und Bildmaterial rund 1650 Titel vor Titeln der Abteilung Raetoromanica eher schwach 1900 umfasst, gliedert sich in Religiöse Literatur vertreten. Lateinisch (300) und Französisch (300) (Aa: 750), Belletristik (Ab: 225), Literatur- und halten sich in etwa die Waage. Sprachgeschichte (Ac: 110), Geschichte, Bio- 2.28 Die Systematik der Raetica-Abteilung, die graphien und Recht (Ad: 230), Schulbücher (Ae: nicht ganz identisch ist mit der sachlichen 120), Varia (Ag: 150), Kalender (Ai: 20) sowie Zei- Gliederung des Raetoromanica-Bestandes, ist gleich tungen und Zeitschriften (Az: 40). konzipiert wie die unten folgenden Hauptbestände 2.23 Die chronologische Schichtung ergibt eine Helvetica (H) und Allgemeines (N). Wichtige kontinuierliche Zunahme von 6 Titeln aus dem Schwerpunkte dieser Abteilung, allerdings sachlich 16. Jh über 130 aus dem 17.Jh, 330 aus dem 18. Jh nicht gruppiert, sind Themen wie Literatur über die bis hin zu den rund 1200 Titeln aus dem 19. Jh. In Walser, die Alpen und die alten Untertanengebiete sprachlicher Hinsicht herrscht das Rätoromanische Veltlin und Valchiavenna. mit seinen Hauptidiomen Sursilvan und Ladin vor. 2.29 Den Hauptschwerpunkt bildet mit rund 2200 Puter, Vallader, Surmiran und Sutsilvan halten sich Titeln der Bereich Geschichte und Biographien (Be). in etwa die Waage. Vereinzelt finden sich in dieser Eine wichtige Vorarbeit im Sammeln dieser landes- Abteilung auch deutsche oder anderssprachige geschichtlichen Literatur hat die Geschichts- Abhandlungen über die rätoromanische Sprache. forschende Gesellschaft des Kantons Graubünden 2.24 Dass die Theologie bei den Raetoromanica im 19. Jh geleistet. Aus ihrem Besitz stammt auch stark überwiegt, hängt damit zusammen, dass die eine Serie von sogenannten Landesschriften, das reformierten Rätoromanen den Buchdruck lange sind rund 1000 gedruckte Bundesbeschlüsse, Kantonsbibliothek Graubünden, Chur 443

Memoriale und Flugschriften aus der Zeit des Frei- Frauenrechte, Meta von Salis-Marschlins (1855– staates Graubünden von 1538 bis 1802. 1929). 2.30 An zweiter Stelle folgt mit rund 950 Titeln 2.35 Das Bau- und Verkehrswesen mit rund 460 die Gruppe »Staat und Recht« (Bd). Hier befindet Titeln ist für Graubünden im 19. Jh ein dankbares sich, ebenfalls aus dem Bestand der Geschichts- Thema, v. a. wegen der Entwicklung der Eisenbahn forschenden Gesellschaft, der älteste Bündner und den damit zusammenhängenden Projekten für Druck Li statuti di Valtelina riformati et approbati diverse Alpentransversalen wie z. B. Splügen, nellaCitàdiCoira(Poschiavo 1549). Lukmanier, Greina, San Bernardino, Scaletta oder Septimer, aber auch wegen der lebensnotwendigen 2.31 Aus dem Bereich der Bündner Theologie (Ba) Flusskorrektionen, bei denen sich v. a. der schweiz- liegen 860 Titel vor. Anders als in den Gruppen weit bekannte Bündner Oberingenieur Richard La Geschichte (Be) und Recht (Bd) sind hier Latein Nicca (1794–1883) hervorgetan hat. und Italienisch besser vertreten. Die unter Theolo- gie zusammengetragenen Werke stammen v. a. von 2.36 Die Gruppe Kunst und Varia (Br) umfasst reformierten Geistlichen, die zum Teil auch an 360 Titel, darunter von Richard La Nicca ein Sam- der evangelischen Kantonsschule unterrichteten. melband originaler architektonischer Skizzen und Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang der Projekte sowie vom Theaterdirektor, Oberregisseur Engadiner Theologe und Kirchenhistoriker Petrus und Kaiserlich Russischen Hofschauspieler Anton – Domenicus Rosius à Porta (1734–1806). Von seiner Feltscher (1825 1885), der seine grosse Karriere in 600 Titel umfassenden, in alle Winde verstreuten Chur beendete, ein Bd mit über 200 Theater- Privatbibliothek sind rund 150 Titel in der KBG programmen und -plakaten, die v. a. deutsche Büh- nachweisbar, darunter eine lateinische, römisch- nen aus der Zeit von 1849 bis 1874 betreffen. katholische Bibel (Köln 1634), in die ihr Besitzer, 2.37 Dass in der Sachgruppe Geographie und Jörg Jenatsch (1596–1638), eigenhändig einen Aus- Topographie (Bc) nur etwas mehr als 300 Titel figu- zug aus den Meditationen des heiligen Augustinus rieren, mag damit zusammenhängen, dass zahl- geschrieben hat. reiche Titel, die der Gruppe Balneologie und Klima- tologie (Bo) zugewiesen wurden, ebensogut als geo- 2.32 Über 550 Werke gehören in die Gruppe graphische Werke hätten klassifiziert werden kön- Naturwissenschaften und Medizin (Bn). Sie gelang- nen. ten zum Teil über die Naturforschende Gesellschaft Graubündens, zum Teil auch direkt aus Schenkun- 2.38 Grösser als die für Graubünden nicht gen namhafter Bündner Ärzte und Naturwissen- unwichtige Sachgruppe Land- und Forstwirtschaft schafter, unter denen der Churer Eduard Killias sowie Gewerbe (Bi) mit 210 Titeln ist die Gruppe (1829–1891) besondere Erwähnung verdient, in die Armenwesen und Gemeinnütziges (Bm) mit rund KBG. 300 Titeln. 2.33 Fast so umfangreich wie die Naturwissen- 2.39 Den Abschluss bilden die bündnerischen Zei- schaften ist in der Raetica-Abteilung mit 540 Titeln tungen und Zeitschriften mit 150 (Bz) und die die Gruppe Pädagogik und Schulbücher (Bg). Da Abteilung der Kalender (Bs) mit 33 Titeln. Ihre Graubünden zahlreiche Thermalbäder besitzt und chronologische und sprachliche Schichtung, die hier man hier den Einfluss des Klimas auf den Menschen zum Vergleich mit der Hauptgruppe der Zeitschrif- sehr früh erkannte, ist es nicht weiter erstaunlich, ten (Z) besonders herangezogen werden soll, ergibt dass eine eigene Sachgruppe »Balneologie und folgendes Bild: 31 bzw. 11 Titel aus dem 18. Jh, Klimatologie« (Bo) eingerichtet wurde. Rund 520 119 bzw. 21 Titel aus dem 19. Jh; 98 bzw. 26 Titel Titel umfasst diese Gruppe, die im wesentlichen von in deutscher, 15 bzw. 6 in italienischer Sprache. Bei Eduard Killias, der als Kurarzt in Le Prese bei diesen beiden Gruppen übersteigen – im Gegensatz Poschiavo und in Scuol-Tarasp wirkte, sowie von zu den übrigen Sachgruppen, in denen zahlreiche Johann Placidus Friedrich Kaiser (1823–1899), mehrbändige Werke oder kleinere Periodikaresten Kurarzt in Pfäfers und Ragaz, alimentiert wurde. In vorkommen – die Anzahl Bde die Titel um ein Viel- dieser Gruppe befindet sich auch Johann Melchior faches. Ludwigs Broschüre Das Oberengadin in seinem Einfluss auf Gesundheit und Leben (Chur 1877), Helvetica (H) die sich Friedrich Nietzsche bei seinem Besuch in 2.40 Die Helvetica-Abteilung (H), die zur Auf- Chur 1887 ausgeliehen hat. nahme von Werken über die Schweiz, Werken von 2.34 Rund 500 Titel bietet die Gruppe Belletristik, Schweizern und Werken, die in der Schweiz publi- Sprach- und Literaturwissenschaft (Bb). Gut vertre- ziert wurden, bestimmt war, umfasst ohne Karten, ten ist hier natürlich der bekannteste Bündner Bildmaterial und Periodika rund 7000 Titel. Sie ist Schriftsteller und Dichter, Johann Gaudenz von grundsätzlich gleich aufgebaut wie die Raetica- Salis-Seewis (1762–1834), wie auch – zumindest für Abteilung (B). den älteren Teil ihrer Werke und ihrer Büchersamm- 2.41 Die chronologische Schichtung ergibt folgen- lung – die Schriftstellerin und Kämpferin für des Bild: 100 Titel aus dem 16. Jh, 150 aus dem 444 Kantonsbibliothek Graubünden, Chur

17.Jh, 800 aus dem 18. Jh und 6000 aus dem 19. Jh. Allgemeines (N) Im Vergleich zur Raetica-Abteilung sind hier Werke aus dem 16. bis 18. Jh schwächer, Werke aus dem 2.46 Die Abteilung der allgemeinwissenschaftli- 19. Jh aber verhältnismässig gut vertreten, was sich chen, allgemeinbildenden oder, anders ausgedrückt, aus der Kernaufgabe der KBG, Raetica zu sammeln, der nichtbündnerischen und nichtschweizerischen erklärt. Studienliteratur (N) umfasst rund 6700 Titel und ist sachlich ähnlich geordnet wie die Raetica und 2.42 In sprachlicher Hinsicht dominiert Deutsch die Helvetica. In chronologischer Hinsicht ist das (5700 Titel), gefolgt von Französisch (900) und 16. Jh mit 10 Titeln, das 17.Jh mit 20, das 18. Jh Latein (200), noch vor Italienisch (120). mit 150 und das 19. Jh mit 6500 Titeln vertreten. Die sprachliche Schichtung zeigt folgendes Bild: 2.43 Die grössten Sachgruppen entsprechen mit Deutsch (4600 Titel), Italienisch (750), Französisch 2000 Titeln für Geschichte und Biographien (He) (650), Latein (500) und diverse, namentlich Eng- und 1000 Titeln für Staats- und Rechtswissenschaft lisch (200). (Hd) der Raetica-Abteilung. Johannes Stumpf (1500–1577/78) ist hier mit seiner Gemeiner lobli- 2.47 Mit 2400 Titeln führt in dieser Abteilung die cher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völkeren Belletristik, Sprach- und Literaturwissenschaft (Nb) chronikwirdiger Thaaten beschreybung (Zürich das Feld der Sachgruppen an. Der Grund dafür ist 1548) ebenso zu finden wie Petermann Etterlin (um die 1918 erfolgte Schenkung einer besonders an 1435–1509) mit der Kronika von der loblichen italienischer Belletristik reichen Privatbibliothek. Eydtgnoschaft (Basel 1507). Die guten Beziehungen Sie stammte von Domenic Mosca aus Sent, der län- des reformierten Graubünden mit Basel bzw. mit gere Zeit in Siena und Florenz lebte und später bei Veltliner Refugianten unterstreicht die Basilea der Bundeskanzlei in Bern als italienischer Über- sepulta (Basel 1661) des Johannes Tonjola (1634– setzer und Sekretär tätig war. Hier sind aber auch 1700). die Bibliotheca classica Latina (145 Bde, Paris 1819–1822), die Œuvres complettes (37 Bde, Paris 2.44 An dritter Stelle folgt hier mit 690 Titeln die 1793) von Jean-Jacques Rousseau oder die Prachts- Gruppe Naturwissenschaft und Medizin (Hn). In ausgabe von Cervantes’ Leben und Thaten des ihr fehlen nicht Albrecht von Haller (1708–1777), scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha u. a. mit der Historia stirpium indigenarum Helve- (2 Bde, Berlin, New York 1868) in der Übers. von tiae inchoata (Bern 1768) oder Salomon Schinz Ludwig Tieck und mit den Illustrationen von (1734–1784) mit einer kolorierten Anleitung zu der Gustav Doré zu finden. Pflanzenkenntnis (Zürich 1774). Die Theologie (Ha) weist 670 Titel auf. Hier sind einerseits die 2.48 Die Geschichte (Ne) folgt mit 1500 Titeln, Opera (4 Bde, Zürich 1544/45) von Huldrych worunter von Johannes Vaillant die Numismata Zwingli (1484–1531) oder der 1536 in Basel imperatorum Romanorum praestantiora (3 Bde erschienene Briefwechsel Zwinglis mit Johannes plus Supplementband, Rom 1743–1767) oder von Ökolampad (1482–1531), andererseits auch die Ernst Ludwig Posselt die Europäischen Annalen (52 beiden Ausg. der Helvetia sancta (Luzern 1648 und Bde, Tübingen 1795–1818). St. Gallen 1751) von Heinrich Murer (1588–1638) zu finden. 2.49 Die Naturwissenschaften – u. a. mit Ernst Halliers Flora von Deutschland (30Bde+1Re- 2.45 Die übrigen Sachgruppen verteilen sich in gisterband, Gera-Untermhaus 1880–1888) – und absteigender Folge so: Belletristik, Sprach- und Mathematik (Nn) kommen auf 600 Titel, die Literaturwissenschaften (Hb: 410 Titel); Schul- und Philosophie, Psychologie und Pädagogik (Ng) auf Erziehungswesen (Hg: 370 Titel); Geographie (Hc: 430 Titel. Rund 400 Titel befinden sich in der 360 Titel), darunter von Matthäus Merian (1593– Gruppe Staat und Recht, 350 in der Gruppe 1650) die Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Geographie und Topographie (Nc) und nur 300 in Valesiae (Frankfurt a. M. 1642); Kunst und Varia der sonst überall starken Gruppe der Theologie (Hr: 360 Titel); Bau- und Verkehrswesen (Hh: 270 (Na). Die Medizin (No) umfasst etwas mehr als 260 Titel); Handel, Industrie und Gewerbe (Hi: 250 Titel, so z. B. von Gustav Biedermann Günther Titel); Armenwesen und Gemeinnütziges (Hm: 220 (1801–1866) die Lehre von den blutigen Operatio- Titel); Balneologie und Klimatologie (Ho: 120 nen am menschlichen Körper (9 Bde, Leipzig, Titel), wo sich – ursprünglich aus dem Besitz von Heidelberg 1859–1865), und die Gruppe Kunst und Johann Friedrich Kaiser – auch die Amusemens des Kunstgeschichte (Nr) 220 Titel. Die kleinsten bains de Bade en Suisse, de Schintznach et de Gruppen bilden mit 170 Titeln die Technik Pfeffers (London 1739) des Neuenburgers David (Nh), darunter die Eisenbahn-Zeitung (13 Bde, François de Merveilleux (gest. 1748) befinden; Stuttgart 1845–1855, 1857–1858), mit 130 Titeln Kalender und Statistik (Hs: 100 Titel) und schliess- Handel, Gewerbe und Industrie (Ni) und schliess- lich Bibliographien und Bibliothekswesen (Hz: 20 lich mit 60 Titeln die Sammelwerke und Bibliogra- Titel). phien (Nz). Kantonsbibliothek Graubünden, Chur 445

Broschüren (Sch) sisch (15), Italienisch (5) und verschiedene andere 2.50 In dieser Abteilung, die inhaltlich zur Haupt- Sprachen, wie Hebräisch oder Englisch, sind hier abteilung Allgemeines (N) gehört, aber auch Auf- schwach vertreten. fangbecken für die wenigen Broschüren der Alt- 2.57 Die Pastoralbibliothek ist sachlich nie geglie- bestände F und O war, haben sich insgesamt rund dert worden. Die Theologie, d. h. insbesondere die 2000 Titel aus der Zeit vor 1900 angesammelt. Sie evangelische Theologie, drückt ihr natürlich den weist nur einen Titel aus dem 16. Jh, 20 aus dem Stempel auf. Bibelkommentare, die Werke der gros- 17.Jh, 120 aus dem 18. Jh und über 1800 aus dem sen Reformatoren, kirchengeschichtliche und dog- 19. Jh auf. Die sprachliche Schichtung mit 1400 matische Werke, aber auch Predigten und deutschen, 250 italienischen, 190 französischen und Erbauungsliteratur sowie Auseinandersetzungen 130 lateinischen Titeln gleicht ebenfalls dem mit dem Pietismus und mit der Jesuitenfrage sind Hauptbestand Allgemeines. hier häufig anzutreffen. Ein Paradestück der Pasto- 2.51 Eine Schätzung der thematischen Gliederung ralbibliothek bildet die Weimarer kritische Gesamt- – ergibt ein leichtes Übergewicht der naturwissen- ausgabe der Werke Luthers (1823 1921), die der Bündner Generalstabschef Theophil Sprecher von schaftlichen, balneologischen und medizinischen – Arbeiten (600), vor den historischen (400), theolo- Bernegg (1850 1927) im Jahre 1922 der Evange- gischen (400), sprach- und literaturwissenschaftli- lisch-rätischen Synode geschenkt hat. chen sowie belletristischen (300), philosophischen 2.58 Als theologische Randgebiete finden sich hier und pädagogischen (150) sowie diversen anderen am häufigsten noch Titel zu Philosophie, Ge- (150) Titeln. schichte, Psychologie und Pädagogik.

Zeitschriften (Z) Sondersammlungen 2.52 Die Abteilung Zeitschriften, in der sich keine 2.59 Von den sechs hier zu beschreibenden, in sich rätoromanischen oder bündnerischen Periodika geschlossenen Privatbibliotheken sind zwei zur Zeit befinden, umfasst 256 Titel aus der Zeit vor 1900. noch im Staatsarchiv deponiert, während die Mit Ausnahme von 2 Titeln aus dem 18. Jh, dem übrigen von Anfang an der KBG gehörten. Diese lückenhaften Neujahrsgeschenk von der Gesell- Bibliotheken oder Büchersammlungen sind, wie schaft auf dem Schwarzen Garten (Zürich 1786– dies bei Schenkung, Verkauf oder Abtreten von sol- 1832) mit zahlreichen balneologischen Beiträgen chen Bibliotheken an öffentliche Institutionen und dem Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Zürich üblich ist, mehr oder weniger vollständig und in der (Zürich, ab 1760), gehören alle übrigen ins 19. Jh. Regel auf das zusammengeschrumpft, was die Erben abzutreten gewillt waren. 2.53 In sprachlicher Hinsicht erscheinen neben der deutschen Mehrheit 24 Titel in französischer und Bibliothek Amstein (AM) 12 in italienischer Sprache. Thematisch gesehen 2.60 Einen eher kläglichen Rest – verglichen mit überwiegen bei den Zeitschriften die Geschichte dem umfangreichen handschriftlichen Nachlass der und die Naturwissenschaft. Das hängt mit dem Familie Amstein und verglichen mit den anderen weltweiten Tauschverkehr zwischen der Geschichts- Privatbibliotheken – bildet die 128 Titel und Bde forschenden und der Naturforschenden Gesellschaft umfassende Büchersammlung aus dem Nachlass der bzw. der KBG mit verwandten Gesellschaften in der Ärztefamilie Amstein aus Zizers. Sie geht auf drei Schweiz und im Ausland zusammen. An zweiter Generationen von Ärzten, alle namens Johann Stelle folgen die juristischen, pädagogischen und Georg Amstein (I: 1744–1794; II: 1778–1818; III: theologischen Periodika. 1819–1892) zurück und gelangte erst 1956 ins 2.54 Würde man alle Periodika und Periodika- Staatsarchiv. Die KBG erwarb schon 1894 »eine resten, die sich über sämtliche Bestände der KBG Bibliothek des Dr. med. Amstein sel. in Zizers, verteilt finden, zusammenzählen, käme man ver- grösstenteils Raetica, Drucksachen und Manus- mutlich auf 800 bis 1000 Titel aus der Zeit vor kripte«, die wohl in die damaligen Bestände integ- 1900. riert wurde und von der Amstein’sche Besitzerver- merke in mindestens 30 diversen Werken zeugen. Pastoralbibliothek (P) 2.61 Die chronologische Schichtung ergibt folgen- 2.55 Die in die Vor- und Frühzeit der KBG zurück- des Bild: 16. Jh (2), 17.Jh (42), 18. Jh (43) und führende Pastoralbibliothek, die »Bibliothek in der 19. Jh (41 Titel). Sprachlich dominiert Deutsch (50), Bibliothek«, umfasst rund 1200 Titel aus der Zeit gefolgt von Latein (36), Französisch (24), Italie- vor 1900. nisch (17) und Niederländisch (1). 2.56 Chronologisch betrachtet steigt die Anzahl 2.62 Am häufigsten sind Titel aus dem Bereich von 2 Titeln aus dem 16. Jh über 6 aus dem 17.Jh, von Sprache und Literatur (40), d. h. oft nicht viel 70 aus dem 18. Jh bis hin zu den über 1100 Titeln mehr als Wörter- und Schulbücher. Die Theologie aus dem 19. Jh. In sprachlicher Hinsicht überwiegt (28), vorwiegend mit Erbauungsliteratur, folgt an eindeutig Deutsch (1130 Titel). Latein (20), Franzö- zweiter Stelle, wobei zu bemerken ist, dass sie im 446 Kantonsbibliothek Graubünden, Chur

Gegensatz zum Gros der historischen Bestände der Bekannter und Geistesverwandter des aufkläreri- KBG katholischer Provenienz ist. Zur Mathematik schen Benediktinermönchs Placidus a Spescha und zu den Naturwissenschaften sind 17 Titel vor- (1754–1833) aus Disentis. handen. Die Militaria (11) sowie die Geographie 2.68 Die rund 460 Titel oder 710 Bde umfassende und die Reiseliteratur (8) sind verhältnismässig gut Büchersammlung Pols »verstaubte zuletzt im Dach- abgedeckt. Nur je 3 Titel sind historischer und geschoss des Pol’schen Hauses in Luzein«, von wo juristischer Natur, und vereinzelt sind schliesslich sie das Staatsarchiv Graubünden im Jahre 1956 die Medizin (2), die Landwirtschaft (2), die Politik erwarb, »um sie vor Gelegenheitskäufen historisch (2), die Technik, die Kunst und die Kochkunst ver- Interessierter zu schützen«. treten. 2.69 Die chronologische Schichtung zeigt – den Bibliothek Johann Friedrich Kaiser (Ks) Lebensdaten Pols entsprechend – folgendes Bild: 2.63 Eine qualititativ hochstehende Sammlung ist 16. Jh (1), 17.Jh (29), 18. Jh (347) und 19. Jh (82). die rund 1000 Titel umfassende Privatbibliothek Sprachlich dominiert Deutsch (350) vor Latein des Churer Stadtarztes Johann Friedrich Kaiser (66), Französisch (30) und Italienisch (10). Verein- (1823–1899). Dieser aus dem sanktgallischen Gams zelt erscheinen Englisch und Rätoromanisch. stammende liberale Katholik hat sich nicht nur im 2.70 Die Theologie (190), darunter viel Pietisti- bündnerischen Gesundheitswesen, sondern auch sches, ist Hauptgegenstand der Bibliothek von um die Bildung und Kultur Graubündens grosse Luzius Pol, der von 1821–1827 auch Dekan des Verdienste erworben. Als Vizepräsident und als Prä- Zehngerichtenbundes war. An zweiter Stelle folgen sident des Erziehungsrates hat er die entschei- sprachlich-literarische Titel und Schulbücher (100), denden Phasen in der Entwicklung der Kantons- v. a. von Hallenser Pietisten. Die Geschichte und schule und damit auch der KBG miterlebt und mit- Politik (33), Geographie und Reisen (27) sowie die geprägt. Naturwissenschaften (26) bilden einen mittleren 2.64 Die chronologische Schichtung seiner Samm- Block. Weiter sind die Land- und Forstwirtschaft lung, die 1900 testamentarisch als Schenkung in die (16), Industrie und Gewerbe (13), Medizin und KBG gelangte, ergibt folgendes Bild: 16. Jh (11 Balneologie (13) recht gut vertreten, während Recht Titel), 17.Jh (12), 18. Jh (52) und 19. Jh (922). (7), Allgemeines (5), Buchhandel (5; Pol betrieb in Sprachlich sieht die Verteilung so aus: Deutsch Luzein auch eine kleine Buchdruckerei) und Milita- (690), Latein (180), Französisch (85), Griechisch ria (4) nur noch vereinzelte Titel aufweisen. (25), Italienisch (10) und vereinzelt Englisch. Bibliothek Robert von Planta (Pl) 2.65 Die beiden inhaltlichen Schwerpunkte bilden die Medizin mit der Balneologie (700) sowie Litera- 2.71 Der Bündner Romanist Robert von Planta – tur- und Sprachwissenschaft (200). Beide Gebiete (1864 1937) studierte klassische Philologie und sind breit abgedeckt mit den griechischen und indogermanische Sprachen. Er verfasste die Gram- lateinischen Autoren der Antike. Der Rest verteilt matik der oskisch-umbrischen Dialekte (2 Bde, sich auf die Naturwissenschaften (40), die Philoso- Strassburg 1892/1897) und begann mit der Samm- phie (30), die Geographie (10), die Geschichte (10), lung von Material für ein lateinisch-etymologisches die Theologie (5) sowie vereinzelt Raetica und Wörterbuch. Nach Abbruch dieses Projektes zog er Kunst. sich nach Fürstenau im Kanton Graubünden zurück, wo er sich mit der wissenschaftlichen 2.66 Stellvertretend für die Qualität dieser Samm- Literatur zum Rätoromanischen beschäftigte und in lung mögen das 1553 in Venedig erschienene Werk diesem Zusammenhang nicht nur den Dicziunari De balneis omnia quae extant apud Graecos, Lati- Rumantsch Grischun (ab 1939), sondern auch das nos, et Arabas sowie die deutsche, von Johann Rätische Namenbuch (1939–1986) initiierte. Huser veranlasste Paracelsus-Gesamtausgabe (5 Bde, Basel 1589–1590) gelten, die auch wegen ihrer 2.72 Bei der rund 800 Titel umfassenden Bücher- Vorbesitzer Nicolo Annesi il giovine (1619), Fran- sammlung Robert von Plantas, die 1939 der KBG ciscus Paravicini (Sondrio 1674), Simon von Salis vermacht wurde, handelt es sich nur um den indo- (1674) und der Stadtbibliothek Chur (1675) inte- germanischen und allgemein sprachwissenschaftli- ressant ist. chen Teil der ganzen Bibliothek dieses Privatgelehr- ten. Der rätoromanische und bündnerische Teil Bibliothek Luzius Pol (LP) sowie die übrige Literatur, die Robert von Planta sicher noch besass, gelangten nie in die KBG. 2.67 Luzius Pol (auch Pool, Paolo, Paulus: 1754– 1828), in St. Moritz geboren, von Malix und Luz- 2.73 In dieser indogermanischen Fachbibliothek, ein, war ein reformierter Geistlicher, der ganz im die man nur nach längerer Diskussion nicht an ein Sinne der Aufklärung unermüdlich die Allgemein- indogermanisches Universitätsinstitut weiterleitete, bildung förderte und sich stark für die Verbesse- befinden sich rund 550 Titel aus der Zeit vor 1900. rung der Volks- und Landwirtschaft einsetzte. Er DasGrosderTitelstammtausdem19.Jh.Sprach- war ein ausgesprochener Autodidakt und ein lich setzt sich die Sammlung aus deutschen (325), Kantonsbibliothek Graubünden, Chur 447 lateinischen (71), italienischen (59), englischen 1702). Auf dem Umschlag zu den An den Synodum (50), französischen (31) und vereinzelt aus Texten der Brüder in Zeyst 1746 gehaltenen Reden (o. O. in Sanskrit (5), Griechisch, Schwedisch, Nieder- o. J.) schreibt er auf die Frage »Quid est Herren- ländisch und Bretonisch zusammen. hutianismus?« u. a., dass sie, die Herrenhuter, gewisse unachtsame Menschen »sub sua auctoritate Bibliothek Roseli (R) tanquam novo papatu captivos retinere student«. 2.74 Die aus Susch im Unterengadin stammende 2.79 An zweiter Stelle folgen die Werke zu Spra- Familie Roseli oder Rosler hat im 18. Jh mehrere che, Literatur und Rhetorik (25), was mit dem reformierte Pfarrherren hervorgebracht. Drei von Unterricht zusammenhängt, den die Pfarrherren auf – ihnen, nämlich Johannes Roselius d. Ä. (1679 dem Land in der Regel erteilten. Rund 10 Titel – 1752) und sein Sohn Johannes Roselius d. J. (1722 stammen aus dem Bereich der Medizin und der – 1793) sowie Samuel Roseli (1687 1746), der Naturwissenschaften. Nicht aus dem Besitz der ‘ Bruder Johannes d. Ä., stehen hinter der nicht sehr Roseli, sondern durch Erwerb des Schierser Arztes umfangreichen, aber für den reformierten Teil des Andreas Flury (1853–1938) gelangte das stark bündnerischen Freistaates des 18. Jhs äusserst auf- benutzte, ursprünglich sehr prächtige und kolo- schlussreichen und charakteristischen Büchersamm- rierte Kreuterbuch (Frankfurt a. M. 1573) von lung. Adam Lonitzer mit der Roseli-Sammlung in die 2.75 Sie gelangte im Jahre 1932 über den Schierser KBG. Philosophie und Logik (10) sowie Geographie Arzt Andreas Flury (1853–1938) aus einer Erb- und Reisen (6) runden mit den nur vereinzelt vertre- schaft mütterlicherseits – Marie Rofler, geb. Roseli tenen Sachgebieten Handel (2) und Recht (1) das – in die KBG. Die rund 410 Titel, darunter etwa 10 Bild dieser Sammlung ab. Manuskripte, oder 430 Bde umfassende Sammlung geht v. a. auf Johannes Roseli den Jüngeren zurück, Bibliothek Gaudenz von Salis (S) der nach kurzem Theologiestudium in Zürich 1744/ 2.80 Gaudenz von Salis-Seewis (1825–1886) – er 45 als Pfarrer und Chirurg in Klosters und im übri- nennt sich meistens ohne Adelsprädikat Gaudenz gen Prättigau wirkte. Ausser über einen hand- Salis – ist der Enkel des grossen Bündner Dichters geschriebenen Standortkatalog, die Beschreibung Johann Gaudenz von Salis-Seewis (1762–1834). von Benedikt Hartmann aus dem Jahre 1926 und in Sein Onkel, Johann Ulrich von Salis-Soglio (1790– geringerem Masse über die Arbeit von J. Jürgen 1874), war der Sonderbundsgeneral. Nach dem Seidel zu den Anfängen des Pietismus in Grau- Besuch der evangelischen Kantonsschule in Chur bünden ist die Sammlung öffentlich noch kaum immatrikulierte sich Gaudenz 1844 an der juristi- zugänglich. schen Fakultät der Universität Bonn. Die Philoso- 2.76 Die Roseli-Bibliothek weist 13 Werke aus phie, das studentische Leben und die Realpolitik dem 16. Jh, 165 aus dem 17.Jh, 220 aus dem 18. Jh interessierten ihn aber viel mehr als die Rechtslehre. und 3 aus dem 19. Jh auf. Daraus wird klar ersicht- Er absolvierte auch zwei Semester in Heidelberg lich, dass hier verhältnismässig viele Werke älteren und landete schliesslich in Berlin, wo er bei der Märzrevolution von 1848 – v. a. auch wegen seiner Datums wohl aus Erbschaften und Schenkungen in – die Sammlung gelangt sind. rhetorischen Begabung eine nicht unbedeutende Rolle spielte. 2.77 Die sprachliche Schichtung zeigt folgendes Bild: Deutsch (240), Latein (150), vereinzelt Italie- 2.81 Ohne Studienabschluss kehrte er nach Chur nisch (3) Französisch, Griechisch und Hebräisch. zurück,woergleichindenGrossenRatundindie Standeskommission gewählt wurde. Er war ein 2.78 Wie Benedikt Hartmann, der die Roselische radikaler Demokrat, der sich sowohl als erster Bibliothek 1926 untersucht und beschrieben hat, Bündner Regierungsrat wie auch als Stände- und sagt, war das »Pfarramt (im 18. Jh) die Zuflucht v. a. als Nationalrat einen Namen machte. der Bildungssehnsucht des Mittelstandes«. Was gegen Ende des 18. Jhs – hier etwa am Beispiel der 2.82 Die heute rund 1600 Titel oder 3400 Bde oben beschriebenen Büchersammlung von Luzius umfassende Bibliothek von Gaudenz von Salis Pol (LO) – im guten aufklärerischen Sinne klar gelangte im wesentlichen 1917 als Geschenk seiner sichtbar wird, ist hier noch kaum spürbar. Es domi- Erben in die KBG. Die chronologische Schichtung niert noch eindeutig die Theologie (345) und in ihr zeigt folgendes Bild: 16. Jh (1), 17.Jh (8), 18. Jh das ganze Spektrum des Pietismus. Johannes Roseli (43) und 19. Jh (1559 Titel). Damit wird deutlich, der Jüngere, der seine Bücher, die er zum Teil mehr- dass Gaudenz von Salis das Gros seiner Bücher mals las, mit zahlreichen Sprüchen, chronikalischen selber erworben hat. Nur wenige stammen aus Notizen und zusammenfassenden, oft auch kriti- früherer Zeit, zwei waren nachweislich im Besitze schen Bemerkungen versah, besass den Kleinen seines Grossvaters, des Dichters Johann Gaudenz katholischen Unterricht und den dazu gehörenden von Salis. Kathechismus (beide Osnabrück 1701). Ebenso 2.83 Sprachlich dominiert Deutsch (1400) vor finden sich bei ihm mehrere Werke des barocken Französisch (140), Englisch (50), Italienisch (20) Liederdichters Laurentius von Schnüffis (1633– und vereinzelt Latein (5). 448 Kantonsbibliothek Graubünden, Chur

2.84 Bei der Bibliothek Gaudenz von Salis fällt Themen wie Post, Verkehr, Politik und Industrie auf, dass ihr Besitzer – ganz im Gegensatz zu den sind noch nicht katalogisiert. eher ärmlichen Landgeistlichen, die ihre Bücher und Büchersammlungen der KBG vermacht haben – 2.88 Die älteste Bündner Karte, die einzige aus über genügend finanzielle Mittel verfügte, um die dem 16. Jh, stammt aus den Landtaflen,einem im Trend seiner Zeit liegenden Werke anzuschaffen. Schweizer Atlas von Johannes Stumpf (Zürich Er hat aber mit Sicherheit, v. a. gegen Ende seines 1552). Es handelt sich um die Tafel X. Rhetia / die Lebens hin, nicht alle seine Bücher gelesen. Pündt. 38 Karten sind im 17.Jh entstanden, darun- ter die fünf in der Raetia, das ist aussführliche und 2.85 Es überwiegen eindeutig die Titel aus dem wahrhaffte Beschreibung der dreyen loblichen Gra- Bereich Belletristik und Sprachwissenschaft (700). wen Bündten und anderer Retischen Völcker An zweiter Stelle folgen Geschichte und Staats- (Zürich 1616) publizierten Stücke von Matthias wissenschaft, mit dem Schwergewicht auf zeitgenös- Hirschgartner und die bekannteste aller Bündner sischer Geschichte (265). Die philosophischen und Karten, die Alpinae seu foederatae Rhaetiae sub- gesellschaftskritischen Titel sind gut vertreten ditarumque ei terrarum nova descriptio von Fortu- (250), was durchaus der Studienzeit und der politi- nat Sprecher von Bernegg (1585–1647) und Philipp schen Karriere von Gaudenz von Salis entspricht. Klüwer (auch Cluver: 1580–1622) aus dem Jahre Neben Schopenhauer, Spinoza, Darwin oder Nietz- 1618. 34 Karten sind dem 18. Jh und 225 dem sche fehlen auch Marx und Engels nicht. Interessant 19. Jh zuzuweisen. sind einige Titel zur damals neu aufkommenden Frauenfrage. Recht gewichtig sind in der Salis- 2.89 In sprachlicher Hinsicht ergibt sich folgendes Bibliothek auch Werke über Geographie, Reisen Bild: Deutsch (226), Lateinisch (30), Italienisch (21) und Entdeckungen (120). Eine fast gleichwertige und Französisch (20 Titel). Gruppe bilden die Titel zur Naturwissenschaft (60), worunter die Grenzwissenschaften Magnetismus, 2.90 Mit je rund 80 Karten sind das Eisenbahnwe- Hypnotismus, Spiritualismus und ähnliche Literatur sen, die Geologie und der Tourismus am stärksten besondere Erwähnung verdienen; dann die Kunst vertreten. Je rund 10 Karten kann man den Sach- und Kulturgeschichte (60) sowie Titel zur Theolo- gebieten Post und Verkehr, Militär, Ortspläne, Poli- gie, zur zeitgenössischen Kirchengeschichte und tik, Geschichte und Sprache zuweisen. zum Kulturkampf (50), bei denen der antiklerikale Publizist und demokratische Agitator Otto von Karten der Schweiz (KS) Corvin-Wiersbitzki (1812–1886) besonders gut ver- treten ist. Die Musik (20), die Volkswirtschaft (20), 2.91 Die Karten der Schweiz, darunter auch ganze das Recht (15) sowie allgemeine Lebenshilfen (15) Atlanten, umfassen 256 Titel. 11 davon sind aus wie z. B. Knigge oder Kochbücher, aber auch Werke dem 16. Jh, 9 aus dem 17.Jh, 57 aus dem 18. Jh und zu Pädagogik und Psychologie (15) geben einen 179 aus dem 19. Jh. Sie wurden im Jahre 1974 in Einblick in diese für Bündner Verhältnisse mit gros- einem alphabetisch angelegten Bandkatalog, zusam- sen finanziellen Mitteln aufgebaute Privatbiblio- men mit Schweizer Karten neueren Datums, thek. zugänglich gemacht. Noch unerschlossen sind 5 grössere, zum Teil gerahmte Karten aus dem 18. Jh, erwähnenswert darunter die Nova descriptio ditio- Kartenmaterial (K) nis Tigurinae – Neue Beschreibung der Landschafft Zürich von Hans Conrad Gyger aus dem Jahre 2.86 Das rund 1000 einzelne Karten und Atlanten 1685, die wohl jahrzehnte- oder jahrhundertelang umfassende Kartenmaterial wurde bei der grossen als Wanddekor in den Bibliotheksräumen und Reorganisation um 1900 zusammen mit dem Bild- -magazinen diente und sich in einem dementspre- material in Form von Grafiken, Panoramen, Plänen, chend schlechten Zustand befindet. Ansichten, Photographien etc. in 3 Gruppen, näm- lich Graubünden, Schweiz und Allgemeines unter- 2.92 Die sprachliche Schichtung zeigt folgendes teilt. Bild: Deutsch (174), Lateinisch (40), Französisch Bündnerisches Kartenmaterial (K, K I – KIV) (37), Italienisch (2) und vereinzelt Holländisch und Englisch. 2.87 Von den rund 300 Bündner Karten sind 90 gefaltet und in Schachteln abgelegt (K), und 210 lie- 2.93 Mehr als die Hälfte der Karten-Titel (140) gen in Planschränken (K I – K IV). Die bündneri- sind – inhaltlich gesehen – keiner bestimmten schen Karten wurden im Jahre 1973 in einem nach Sparte zuzuweisen. Etwa 40 Titel betreffen die Geo- den alten Signaturen angelegten und mit einem logie und die Hydrologie und 30 das Eisenbahn- Register versehenen Katalog erfasst, während das wesen und die Post. Stadtpläne (15) und Tourismus bündnerische und teilweise auch das schweizerische (10) kommen noch vor den historischen Karten (6). Bildmaterial separat abgelegt und ebenfalls in eher Nur vereinzelt finden sich Karten aus dem Gebiet rudimentären Bandkatalogen erschlossen wurde. 6 des Militärs, der Politik, der Wirtschaft, der Klima- grosse Schulwandkarten aus dem 19. Jh zu diversen tologie und der Jura-Gewässer-Korrektion. Kantonsbibliothek Graubünden, Chur 449

Allgemeines Karten- und Bildmaterial (KA) vor. Je ungefähr 20 Titel gehören ins Gebiet der Geschichte und des Eisenbahnwesens. Es folgen 2.94 Die Reorganisation der Karten- und Bild- militärische Karten zu Kriegsschauplätzen oder material-Abteilung in den Jahren 1973/74 kam Festungen (15) und rund 15 zur Geologie und zur insofern nicht zum Abschluss, als das allgemeine Botanik. Mit 10 Titeln sind die Reise- oder Touris- Karten- und Bildmaterial (KA) im grossen und gan- musbranche und nur noch vereinzelt die Balneolo- zen unangetastet beisammenblieb. gie sowie die Statistik vertreten. 2.95 Es umfasst rund 440 Titel aus der Zeit vor 1900, wobei zu bemerken ist, dass in dem ziemlich disparaten Material zahlreiche Ansichten und Kar- Übriges Bildmaterial ten in Mappen zusammengefasst und als biblio- 2.99 Unter dem übrigen Bildmaterial der KBG, zu graphische Einheit erfasst sind, aber auch einzeln dem im weitesten Sinne auf Papier gedruckte Bilder gezählt und bearbeitet werden könnten. Ein grosser gehören, befinden sich vereinzelt auch Original- Teil ist auf Katalogkärtchen erschlossen, aber nicht pläne und Originalzeichnungen, zum Teil auch Pho- zugänglich gemacht worden, vermutlich weil man tographien. Ursprünglich wurde das vorwiegend es wie das bündnerische und schweizerische Karten- dem Unterricht dienende Material mit den Karten und Bildmaterial bei Gelegenheit reorganisieren zusammen aufbewahrt. In formaler Hinsicht wollte. umfasste es v. a. Druckgraphiken aller Art. Früh 2.96 Das vorliegende Material zeigt folgende chro- kamen auch Ansichtskarten und für ein breiteres nologische Schichtung: 3 Titel aus dem 16. Jh, 10 Publikum bestimmte Photographien dazu. Zahl- aus dem 17.Jh, 42 aus dem 18. Jh und 385 Titel aus reich sind auch die hier abgelegten, grossformati- dem 19. Jh. Die sprachliche Schichtung ergibt fol- gen, in der Regel illustrierten Publikationen, die in gendes Bild: Deutsch (273 Titel), Französisch (52), bibliographischer Hinsicht ebenso gut in die nor- Italienisch (46), Englisch (29), Latein (29) und ver- malen Bestände hätten integriert werden können. einzelt Russisch, Ungarisch und Schwedisch. 2.100 Nachdem in den Jahren 1973/74 aus diesem 2.97 Fast die Hälfte dieser Sammlung (180 Titel) disparaten Material einerseits eine Sammlung mit – besteht aus Bildmaterial und Tafelwerken. Es han- topografischen Ansichten (»Stiche Photogra- delt sich um Werke aus dem Bereich der Kunst und phien«: ST) sowie eine andere mit dem übrigen des Kunstgewerbes, um Städteansichten, um Port- Bildmaterial (»Geschichts- und Kunstgeschichts- räts und um anderes Anschauungsmaterial aus der bilder«: GE) erstellt und andererseits das bündneri- Medizin, der Zoologie, der Botanik und der sche und schweizerische Kartenmaterial separat Archäologie, wohl in erster Linie für den Unterricht erschlossen worden war, kam 1984 eine eigene gedacht. Hervorzuheben sind hier v. a. das Pracht- Sammlung von Bündner Ansichtskarten (AK) und werk von Charles-Louis F. Panckoucke Description 1986 eine eigene Sammlung von Bündner Plakaten de l’Egypte (26 Text- und 11 Tafelbände, Paris (Pla) dazu. Die wenigen Plakate aus den Sammlun- 1821–1829), ein Geschenk des Bündners Alfred gen ST und GE wurden dabei in letztere trans- Kuoni, Inhaber eines Reisebüros in Zürich, aus dem feriert. ’ – Jahre 1919, sowie Tombleson s views of the Rhine Stiche – Photographien (ST) Vues du Rhin – Rhein Ansichten, hrsg. von W. G. Fearnside (London o. J.), mit folgender Widmung: 2.101 Die Sammlung topographischer Ansichten »An seinen Freund W. Stricker, den Rhein- umfasst rund 700 Reproduktionen aus der Zeit vor enthusiasten, von Hermann Quensell, zum Anden- 1900. Die meisten (680) stammen aus dem 19. Jh. ken an das treffliche Göttingen, den 1. August Das 16. Jh ist mit 2 Holzschnitten über Chur, das 1838«. Bei Stricker handelt es sich wohl um den 17.Jh mit 8 Ansichten vom Bergsturz von Plurs (a. Arzt Wilhelm Stricker (1816–1891), der u. a. auch 1618) und 4 von Chur vertreten. Aus dem 18. Jh in Göttingen studiert hat. Mehrere in Italien sind Ansichten von Pfäfers, Schloss Marschlins und lebende Bündner offerierten im Jahre 1837 der dem Julierpass (je 2) und von Chur, Disentis und Kantonsschulbibliothek das schon damals fast 4000 dem Schloss Haldenstein (je 1 Ansicht) überliefert. Franken kostende grossformatige Tafelwerk des ita- 2.102 Sprachlich überwiegt bei den Bildlegenden lienischen Anatomen Paolo Mascagni (1752–1815) und den Publikationen eindeutig Deutsch. Italie- Anatomiae universae icones (9 Fasc. mit 88 Tafeln, nisch und Latein spielen eine marginalere Rolle als Pisa 1823), wobei man sich fragen kann, an wel- Englisch und Französisch. chen Benutzerkreis man dabei dachte. 2.103 Chur ist als alte und bekannte Hauptstadt 2.98 Etwa 120 Titel sind allgemeine Kartenwerke, in diesem Bildmaterial am besten vertreten. Im übri- darunter viele Atlanten aus allen Jhn. An dritter gen widerspiegelt es die Attraktivität der diversen Stelle folgen die Stadtpläne (40) und -führer, ohne Tourismusregionen Graubündens im 19. Jh. An die reinen Städteansichten, die zum Bildmaterial erster Stelle steht die Via Mala, gefolgt von gehören. Grosse Städte wie Wien, Berlin, Paris, St. Moritz, Splügen, Scuol und Tarasp, Davos, Mailand oder Rom kommen hier am häufigsten Arosa, Disentis, Reichenau und Flims. 450 Kantonsbibliothek Graubünden, Chur

Geschichts- und Kunstgeschichtsbilder (GE) ren 1849–1874 aufbewahrten Theaterprogramme und -plakate von Anton Feltscher. 2.104 In dieser Abteilung, die nicht nur bündne- risches, sondern auch schweizerisches Bildmaterial 2.109 Die 35 historischen Plakate reichen bis ins umfasst, befinden sich rund 350 Bilder, Bildserien Jahr 1864 zurück, sofern man den nicht illustrierten oder Bildbände aus der Zeit vor 1900. Davon gehö- Fahrplan Übersicht der Postkurse des X. Schweize- ren die meisten ins 19. Jh. Aus dem 18. Jh sind etwa rischen Postkreises Chur überhaupt zu den Plakaten ein Dutzend und aus dem 17.Jh ein halbes Dutzend im engeren Sinne zählen will. Sicher dazu gehört die nachzuweisen. Deutsch ist bei den Bildlegenden und farbige, 1885 bei Orell Füssli in Zürich entstandene Publikationen vorherrschend. Französisch folgt an Werbung von Johann Weber für die Rhätische zweiter Stelle, Italienisch, Englisch und Latein Bahn. Erwähnenswert ist auch die Farblithographie erscheinen nur vereinzelt. von Giovanni Giacometti aus dem Jahre 1900 Val Bregaglia Grisons Milan Chiavenna Maloja: 2.105 In thematischer Hinsicht überwiegen die stations climatériques. Porträts von bekannten Persönlichkeiten (150). Die Graphiken mit Szenen aus der Bündner und der 2.110 In sprachlicher Hinsicht überwiegt Deutsch Schweizer Geschichte folgen mit rund 50 Bildern. (21) vor Französisch (12). Von marginaler Bedeu- Gut vertreten sind auch die Stammbäume von tung sind je 1 Plakat in italienischer und räto- bekannten Bündner Familien (30). Kunstwerke oder romanischer Sprache. Kunstbände (25), Illustrationen zu Ausstellungen, Kleinraetica (T) Jubiläen und diversen Festen (15), Militär (15), Industrie und Gewerbe (15), Architektur (10), 2.111 Die graue Literatur, d. h. die Akzidenz- Stadtbilder (6), Tourismus (5), Kostüme (5) sowie drucke mit Programmen, Prospekten, Einladungen, Schul- (5) und Verkehrswesen (5) runden die Viel- Etiketten, Visitenkarten und zahlreichen anderen falt dieser Sammlung ab. gedruckten Werbeträgern in Kleinformat, hier Kleinraetica genannt, werden seit 1986 in einer Ansichtskarten (AK) eigenen Sammlung abgelegt und erschlossen. Sie umfasst heute rund 30.000 Stücke, davon rund 500 2.106 Von den rund 6000 bündnerischen aus der Zeit vor 1900. Im Raetica-Hauptbestand Ansichtskarten, die seit 1986 in einer eigenen (B) liegen noch insgesamt ebenso viele Kleinraetica Sammlung abgelegt werden, gehören rund 300 in aus dem 19. Jh (500), auf die verschiedenen Sach- die Zeit vor 1900. Dazu kommt ein Album pour gebiete verteilt und in der Regel – mit mehreren cartes postales illustrées aus dem Jahre 1898 mit ungezählten Dokumenten zu einem Thema – nur als rund 100 Ansichtskarten, davon 42 aus dem Bünd- eine einzige bibliographische Einheit erfasst. nerland. 2.112 Die meisten älteren Kleinraetica stammen 2.107 Sie verteilen sich in erster Linie auf die aus dem 19. Jh. Sprachlich überwiegt Deutsch bekanntesten Fremdenverkehrs- und Kurorte wie (800), vor Rätoromanisch (150) und Italienisch St. Moritz, Davos, Scuol-Tarasp, Arosa und (50). Klosters, aber auch auf die Hauptstadt Chur und 2.113 Thematisch sind drei Schwerpunkte, näm- vereinzelt auf das Bergell (Castasegna, Soglio und lich Musik, Theater und Balneologie, auszumachen, Vicosoprano), auf das übrige Engadin (Maloja, was dem Spektrum der Donatoren, darunter Musik- Pontresina, La Punt-Chamues-ch, Roseg, Sils i. E. vereine, der Männerchor Chur, der Theaterverein und Zernez) und auf Orte wie Churwalden, Ilanz, sowie Badeärzte wie Eduard Killias (1829–1891) Monstein, Parpan, Poschiavo, Rothenbrunnen, und Johann Placidus Friedrich Kaiser (1823–1899) Thusis und Valzeina. entspricht. Plakate (Pla) Zusammenfassung 2.108 Die heute rund 5000 Einheiten, davon etwa 35 aus der Zeit vor 1900 umfassende Plakatsamm- 2.114 Die rund 45.000 Titel oder 120.000 Bde lung mit öffentlichen Anschlägen amtlichen, politi- umfassenden historischen Buchbestände der Kan- schen, kulturellen oder wirtschaftlichen Charakters tonsbibliothek Graubünden sind vorwiegend durch geht auf eine 1986 errichtete Sammlung zurück. Schenkungen zusammengekommen. Ausgangspunkt war der Tausch einer Anzahl im 2.115 Sie sind auf Grund ihrer Herkunft in Dachboden der alten Kantonsschulbibliothek geistesgeschichtlicher Hinsicht von einem durchaus lagernder nichtbündnerischer Plakate mit dem reformierten Geist geprägt. Die in Graubünden damaligen Kunstgewerbemuseum von Zürich gegen sicher vorhandenen Privatbibliotheken katholischer Dubletten bündnerischer Plakate. Die wenigen im Geistlicher und Gelehrter sowie die Bibliotheken Bildmaterial erfassten Plakate wurden damals in die von katholischen Gesellschaften sind vermutlich in neue Sammlung transferiert. In den alten Beständen die bischöfliche Bibliothek, in die Bibliothek des (Br) beliess man hingegen die oben erwähnten, Priesterseminars in Chur oder in die Klosterbiblio- gefalteten und in einem Sammelband aus den Jah- thek Disentis gelangt. Noch in Privatbesitz befindet Kantonsbibliothek Graubünden, Chur 451 sich die sehr bedeutende, ungefähr 3000 Bde umfas- Graubünden, nebst erstem Supplement des Bücher- sende Bibliothek des Theologen und apostolischen Catalogs. Chur 1829 Protonotars Franz Damian Gallin (1693–1763) aus Catalog der Bibliothek der Geschichtsforschenden Mon. Gesellschaft in Graubünden. Erste Folge. Chur 2.116 Schwerpunkte der historischen Buch- 1831 bestände der KBG sind neben den Pflichtsammel- Katalog der Bibliothek in der evangelischen Kan- gebieten Raetica und Raetoromanica die refor- tonsschule Graubündens. Erstes Alphabet. Chur mierte Theologie, das Recht, die Geschichte – auch 1839 die der Walser und der Untertanengebiete Veltlin und Valchiavenna –, die Medizin, die Balneologie Catalog der Bibliothek der Geschichtsforschenden sowie die alpine Flora, Fauna und Geologie. Gesellschaft in Graubünden. Chur (2. Folge, o. J., ca. 1840) Reglement der evangelischen Pastoral-Bibliothek in 3. KATALOGE Bünden. Mit angehängtem Katalog. Chur 1847 Moderne, allgemeine Kataloge Katalog der Bibliothek in der evangelischen Kan- Online-Bibliothekskatalog Graubünden (Aleph) [ab tonsschule Graubündens. Erste Fortsetzung. Chur 1983 alle Neuerwerbungen mit Ausnahme der Gra- 1848 phiken, Ansichtskarten und Kleinraetica] Katalog der Bibliothek der bündnerischen natur- forschenden Gesellschaft zu Chur. Chur 1854 Moderne Sonderkataloge Katalog der Bibliothek in der ehemal. evangel. Kan- tonsschule Graubündens. Zweite Fortsetzung. Chur – Online-Pressedokumentation von 1991 2002 1855 Catalog der Bibliothek der Geschichtsforschenden Zettelkataloge Gesellschaft in Graubünden. Chur 1855 Autoren- und Titelkatalog bis 1982 Programm der Bündnerischen Kantonsschule. Chur Schlagwortkatalog bis 1982 ab 1858 (aufgeführt unter »Geschenke an die Kan- tonsschulbibliothek«, »... an die Bibliothek« und ab – Pressedokumentation 1979 1991 1873: »... an die Kantonsbibliothek«) Kleinraetica (Schlagwort- und Ortskatalog), ab Katalog der Kantons-Bibliothek von Graubünden. 1986 Dritte Fortsetzung. Chur 1868 Historische Kataloge Verzeichniss der romanischen Bücher in der Kantonsbibliothek von Graubünden. Chur 1868 Handschriftliche Zuwachsverzeichnisse und (Separatum, ohne Einleitung auch im Katalog, 3. Kataloge Fortsetzung, Chur 1868) Donationen an die Kantonsschulbibliothek 1816 Katalog der Kantons-Bibliothek von Graubünden. [Kantonsbibliothek, Signatur: B 2157] Erster Band. Raetica und Helvetica. Chur 1886 Verzeichnis der Anschaffungen in den Jahren 1874 Katalog der Kantons-Bibliothek von Graubünden. bis 1883 [Kantonsbibliothek, Signatur: B 649] Zweiter Band. Allgemeiner Theil I. Chur 1888 Vergaber an die Kantonsschul-Bibliothek Katalog der Kantons-Bibliothek von Graubünden. [Geschenke an die Bibliothek in den Jahren 1883/ Dritter Band. Allgemeiner Theil II. Chur 1891 84 bis 1893/94; Kantonsbibliothek, Signatur: B 2074] Verzeichnis der Bücher des Churer Lesevereins. Donatoren-Liste: 1894–1910 [Kantonsbibliothek, Chur 1897 Signatur: B 2074] Katalog der Evangelisch-rätischen Pastoral-Biblio- Eingangsjournale ab 1909 [Kantonsbibliothek, thek, umfassend die am 31. Dezember 1897 vor- – Signatur: B 2095] handenen Werke Nr. 1 1424. Chur 1897 Donatorenbuch der Kantonsbibliothek Graubün- Katalog der Kantons-Bibliothek von Graubünden. den: 1911–1938 [ohne Signatur] Raetica Supplement I. Chur 1901 Katalog der Kantonsbibliothek von Graubünden. Gedruckte Zuwachsverzeichnisse und Kataloge Raetica. Supplement II. Zuwachs von 1901–1911. Bücherverzeichnis der naturforschenden Cantonal- Chur 1912 gesellschaft in Graubünden. Chur 1826 Katalog der Kantonsbibliothek von Graubünden. Zweiter Bericht über den Bestand und die Wirksam- Helvetica. Supplement I. Zuwachs von 1887–1914. keit der naturforschenden Kantonalgesellschaft in Chur 1915 452 Kantonsbibliothek Graubünden, Chur

Katalog der Kantonsbibliothek von Graubünden. Jahresberichte der Kantonsbibliothek Graubünden Allgemeiner Teil. Supplement I. Zuwachs von [neben den Verwaltungsberichten] 1981–1992, 1888–1921 mit einem Nachtrag. Chur 1921 unveröffentlicht; ab 1993 veröffentlicht Katalog der Kantonsbibliothek von Graubünden. Raetica. Supplement III. Zuwachs von 1912–1927. Chur 1928 5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN Katalog der Kantonsbibliothek von Graubünden. Helvetica. Supplement II. Zuwachs von 1914– Bornatico, Remo: Frühdrucke 1501–1530 in der 1936. Chur 1937 Kantonsbibliothek Graubünden. In: Bündner Monatsblatt 1969, S. 169–227 Topographische Karten in unserer Bibliothek. Rätien – Drei Bünde – Graubünden. Chur 1973 Bornatico, Remo: Die Kantonsbibliothek Graubün- [mschr.] den. In: Staatsarchiv und Kantonsbibliothek Grau- bünden. Eine Bilanz. Chur 1977, S. 12–18 Stiche – Photographien – Plakate in unserer Biblio- thek. Chur 1973 [mschr.] Bornatico, Remo: Die Kantonsbibliothek und das bündnerische Bibliothekswesen 1964–1978. In: Geschichts- und Kunstgeschichtsbilder der Kan- – tonsbibliothek Graubünden. Chur 1974 [mschr.] Bündner Monatsblatt 1978, S. 68 81 Helvetica-Karten. Chur 1974 [mschr.] Bornatico, Remo: Die Kantonsbibliothek von 1940–1964. In: Bündner Monatsblatt 1965, S. 169– Älteste Standortkataloge [ab 1909], in grossforma- 186 tigen Bogen; neuere Standortkataloge in Ordnern; Zettelkataloge [ab 1909: Nominalkatalog bis 1982 Bornatico, Remo: Wiegendrucke und Manuskripte nach preussischen Instruktionen, Schlagwortkata- der Kantonsbibliothek Graubünden. In: Bündner – log bis 1982, Altbestände F und O sowie Sonder- Monatsblatt 1968, S. 1 61 sammlungen darin nicht berücksichtigt]; Bandkata- Brunner, Roland; Jörg, Christoph: Führer durch die loge aus den 70er-Jahren für Stiche, Geschichts- Kantonsbibliothek Graubünden. Chur 1983 und Kunstgeschichtsbilder, Raetica- sowie Helve- tica-Karten Hartmann, Benedikt: Die Pfarrerfamilie Roseli und die Roselische Bibliothek. In: Bündnerisches Monatsblatt 1926, S. 1–22, 53–61 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Jörg, Christoph: Ein Streifzug durch die histori- ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK schen Buchbestände der Kantonsbibliothek Grau- bünden. In: Librarium 2003, S. 138–152 Archivalien Jörg, Christoph: Streifzug durch die historischen B-Bestände im Staatsarchiv und in der KBG, un- Buchbestände der Kantonsbibliothek Graubünden. – gedruckte Jahresberichte 1921–1925, 1926–1939, In: Bündner Monatsblatt 2003, S. 187 219 1981–1992. Protokolle der Bibliothekskommission Jörg, Christoph: Eigenständige Privatbibliotheken in den historischen Buchbeständen der Kantons- bibliothek und des Staatsarchivs. In: Bündner Gedruckte Quellen Monatsblatt 2005, S. 153–177 Beiträge zur Kenntnis und Aufnahme des Vaterlan- Jörg, Christoph: Bücher in der Kantonsbibliothek des, hrsg. von der Bibliothekargesellschaft zu Chur Graubünden aus dem Besitz namhafter Persönlich- in Graubünden. 1. Heft. Chur 1792 [zur Bibliothe- keiten des 16. – 18. Jahrhunderts. In: Bündner kargesellschaft] Monatsblatt 2006, S. 3–34 Reglement der evangelischen Pastoral-Bibliothek in Jörg, Christoph: Ein Bücherverzeichnis des Rudolf Bünden. Mit angehängtem Katalog. Chur 1847 von Rosenroll. In: Bündner Jahrbuch 2006, S. 133- 146 Berichte über die Landesverwaltung (Landes- berichte) [ab 1899 unter »Erziehungsdepartement« Jörg, Christoph: Hokus-Pokeria. Kuriositäten und mit eigener Rubrik »Kantonsbibliothek«] Kostbarkeiten in der Kantonsbibliothek Graubün- Jahresbericht der Kantonsbibliothek von Graubün- den. Chur 2008 den [neben den Verwaltungsberichten], zuerst als: Kantonsbibliothek Graubünden. Chur 1974 [Bro- Zuwachsverzeichnis und Jahresbericht der Kan- schüre mit statistischen Angaben] tonsbibliothek von Graubünden für 1912. Chur Markoff-Gräflin, Nicola: Dr. med. Johann Plazidus 1913; dann in: Bündnerisches Monatsblatt 1914– Friedrich Kaiser (1823–1899). Chur 1984 1919 [für die Jahre 1913–1918]; dann nur als Sepa- rata, in: Bündnerisches Monatsblatt 1920–1921 Michel, Janett: Hundertfünfzig Jahre Bündner Kan- [für die Jahre 1919 und 1920]. tonsschule 1804–1954. Chur 1954, S. 260–262 Kantonsbibliothek Graubünden, Chur 453

Pieth, Friedrich: Über das bündnerische Volks- Schällibaum, Johann Heinrich: Geschichte der bibliothekswesen. In: Bündnerisches Monatsblatt bündnerischen evangelischen Kantonsschule vom 1921, S. 2–17 Jahre 1831 bis zum Jahre 1850. In: Beilage zum Pieth, Friedrich: Überblick über die Entwicklung Programm der bündnerischen Kantonsschule. Chur der Kantonsbibliothek 1883–1939. In: Bündneri- 1861, S. 60f. sches Monatsblatt 1942, S. 305–319 Seidel, J. Jürgen: Die Anfänge des Pietismus in Pieth, Friedrich: Die Vorgeschichte der bündneri- Graubünden. Zürich 2001 schen Kantonsbibliothek. In: Jahresbericht der Staatsarchiv und Kantonsbibliothek in neuer Umge- Historisch-Antiquarischen Gesellschaft von Grau- bung. Chur 1998 – bünden 72 (1942), S. 45 73 Wenneker, Erich: Die Bibliothek und die Hand- Schällibaum, Johann Heinrich: Geschichte der schriften des Petrus Domenicus Rosius à Porta. In: bündnerischen evangelischen Kantonsschule von Bündner Monatsblatt 1992, S. 3–18 ihrer Entstehung an bis zum Jahr 1830. In: Beilage zum Programm der bündnerischen Kantonsschule. Chur 1858, S. 45f. 454 Bibliothek des Dominikanerinnenklosters Institut St. Joseph, Ilanz

BIBLIOTHEK DES deren Obhut er die von ihm in Ilanz ins Leben geru- DOMINIKANERINNENKLOSTERS fenen Erziehungsanstalten (Real- und Industrie- schule) anvertraute. Kurze Zeit später kam noch ein INSTITUT ST. JOSEPH, ILANZ kleines Spital hinzu. In der Gründungszeit erwarb sich die erste Generaloberin, Maria Theresia Kanton: Graubünden Gasteyer (1835–1892), grosse Verdienste um die Kongregation, die 1875 bereits vier Niederlassun- Ort: Ilanz gen im Ausland besass. 1894 war der unter ihrer Bearbeiter: Hanspeter Marti Schwester und Nachfolgerin Dominika Josepha Gasteyer (1854–1910) vollzogene Anschluss an den Adresse: Klosterweg 16, 7130 Ilanz Dominikanerorden rechtlich vollzogen. Seit den Anfängen der Kongregation wurden Bücher gesam- Telefon: +41 81 926 95 00 melt. Einige von diesen stammen von Johann Fidel Depuoz, von Maria Theresia Gasteyer, aus dem Telefax: +41 81 926 95 10 Besitz des Disentiser Benediktiners Meinrad Birch- ler (1775–1846), des Attinghauser Pfarrers Arnold E-Mail: [email protected] Imholz (1902–1959) sowie des Pfarrers und Lehrers Ephrem Bideller (1904–1989). Erst seit 1970 Träger: Dominikanerinnenkloster Ilanz besteht die nach modernen Erschliessungskriterien Funktion: Klosterbibliothek aufgebaute, v. a. auf die Anschaffung neuer Bücher ausgerichtete Bibliothek. Vor kurzer Zeit ist der bis Sammelgebiete: dahin unkatalogisierte kleinere Teil des Altbestands Aszetik, Mystik, Hagiographie, Belletristik. in einer Liste (Autor, Kurztitel, Anzahl Bde, Erscheinungsort und -jahr) verzeichnet worden. Benutzungsmöglichkeiten: Hausbibliothek für internen Gebrauch, nicht öffent- lich zugänglich. In Ausnahmefällen Bewilligung 2. BESTANDSBESCHREIBUNG durch die Bibliothekarin. Chronologische Übersicht und Technische Einrichtungen für den Benutzer: Übersicht nach Sprachen Kopiergerät. 2.1 Für die statistische Erhebung des im Verhältnis zum Gesamtbestand (etwas über 20.000 Bücher) Hinweise für anreisende Benutzer: geringen Altbestands wurden die Hauptgruppen Schnellzug Zürich–Chur, ab Chur Rhätische Bahn »Theologie« (132 Werke), »Belletristik« (160 Richtung Disentis bis Ilanz. 15–20 Gehminuten vom Werke) und »Andere Fachgebiete« (48 Werke) Bahnhof Ilanz bis zum Kloster oder mit dem Post- gebildet. Von den insgesamt 340 Büchern sind 295 auto Ruschein–Ladir bis zur Haltestelle »Albertus- in deutscher, 29 in lateinischer (davon 28 im Fach hof«. Von dort 5 Gehminuten bis zum Kloster. Auto- »Theologie«), 12 in französischer, 2 in englischer bahn A 3 von Zürich bis Sargans, von dort A 13 bis und je 1 in italienischer und in griechischer Sprache Chur, dann Autostrasse Richtung Disentis, Ausfahrt verfasst. 13 (nur Theologie) erschienen im 16. Jh, 5 Ilanz–Ruschein–Ladir, bis Albertushof, Abzweigung im 17. Jh, 14 im 18. und 308 im 19. Jh. signalisiert. Parkplätze beim Bahnhof oder vor dem Kloster. Systematische Übersicht 1. BESTANDSGESCHICHTE Theologie 1.1 1865 gründete der Weltgeistliche Johann Fidel 2.2 Bei den ältesten Werken des Bestands handelt Depuoz (1817–1875) eine religiöse Gemeinschaft es sich um einen Katechismus (Mainz 1561), eine (ab 1867 »Gesellschaft von der göttlichen Liebe«), Augustinausgabe (11 Bde, Venedig 1584; Vorbesitz Bibliothek des Dominikanerinnenklosters Institut St. Joseph, Ilanz 455

Arnold Imholz) sowie um den 3. Bd des Gesamt- 1856), die von David Hess herausgegebenen Dich- werks Ephrems des Syrers (Rom 1598). Ausser der tungen Johann Martin Usteris (3 Teile, Leipzig Dogmatik sind alle theologischen Disziplinen mit 1853) sowie die Shakespeare-Übersetzung von mindestens einem in der Frühen Neuzeit erschiene- Schlegel / Tieck (12 Bde, Berlin 1856/57). Die nen Druck vertreten: Bibeln (Ulm ca. 1660; Tübin- belletristische Sammlung stellt zur Hauptsache eine gen 1748); Aszetik (Thomas a Kempis, De imita- kleine Bibliothek der Literatur deutschsprachiger tione Christi, Einsiedeln 1748; Vorbesitz Meinrad klassischer Autoren dar, von denen die wichtigsten Birchler; Nicolaus Avancinus, Vita et doctrina Jesu in Ausg. des späten 19. Jhs vorliegen (Lessing, Christi, Wien 1667); Moraltheologie (Paul Lay- Goethe, Schiller, Eichendorff, Gottfried Keller, mann, Theologia moralis, Bamberg 1699); Predig- Conrad Ferdinand Meyer). ten(AntonFranzXaverSailer,Marianische Lobre- den, Augsburg 1771); Kirchengeschichte (Heinrich Murer, Helvetia sancta, St. Gallen 1750); Liturgie Andere Fachgebiete (Officium hebdomadae sanctae, Kempten 1799). 2.4 Neben der Belletristik gibt es 48 Bücher aus Selten ist das von Joseph Strange herausgegebene verschiedenen weltlichen Fächern, die nicht unter Horologium sapientiae (Köln 1861) Heinrich einem gemeinsamen Sachbegriff zu vereinigen sind. Seuses. Das älteste Werk ist ein Briefsteller von Johann Belletristik Buchler von Gladbach (Thesaurus conscribendarum epistolarum, Köln 1656), erwähnenswert auch ein 2.3 Von den 160 Werken zur Schönen Literatur technisches Lehrbuch (Andreas Baumgartner, Die erschienen 51 in deutscher Sprache verfasste Bücher Mechanik in ihrer Anwendung auf Künste und in der ersten Hälfte des 19. Jhs. Darunter befinden Gewerbe, Wien 1823; Vorbesitz Bideller) und das 5. sich Gottfried August Bürgers erster Teil der Stück von Johann Jakob Bodmers Historischer Bib- Gedichte (Karlsruhe 1805), Ausg. der Werke von liothek (Zürich 1736). Ludwig Uhland (Leipzig 1830), Theodor Körner (Berlin 1835), Cervantes (mit einer Einleitung von Ludwig Tieck, Leipzig 1837), Friedrich Rückert (Frankfurt 1841) und Johann Gaudenz von Salis- 3. KATALOGE Seewis (Zürich 1848). Ebenfalls vorhanden sind Moderne alphabetische und systematische Zettel- Eduard Mörike (Idylle vom Bodensee, Stuttgart kataloge 456 Biblioteca della Fondazione Archivio a Marca, Mesocco

BIBLIOTECA DELLA 1. STORIA DEL FONDO FONDAZIONE ARCHIVIO 1.1 L’origine del fondo a stampa dell’Archivio a A MARCA, MESOCCO Marca è sostanzialmente riconducibile a due fasi principali. La prima risale all’attività svolta dai fra- telli Piero e Spartaco a Marca e dal loro cognato Cantone: Grigioni Enrico Nicola, i quali a partire dagli anni Cin- quanta del secolo scorso si interessarono alla note- Luogo: Mesocco vole quantità di documenti in possesso dei vari rami della famiglia, e cominciarono a raccoglierli Revisore: Andrea a Marca limitandone in tal modo la dispersione.

Indirizzo: Fondazione Archivio a Marca, 1.2 Nel 1981 i rami della famiglia a Marca pro- 6563 Mesocco prietari della documentazione, la Sezione moesana della Pro Grigioni Italiano e i comuni di Mesocco e di Soazza concretizzarono l’idea di mettere que- Telefono: +41 91 825 03 45 (sera) oppure sto ricco materiale a disposizione degli studiosi +41 91 004 41 51 creando la Fondazione Archivio a Marca. L’archi- (dott. Luca a Marca, presidente) vista Cesare Santi negli anni successivi ha catalo- gato tutti i documenti, classificando separata- Amministrazione: mente quelli a stampa sotto la segnatura M. Si Fondazione Archivio a Marca. tratta di pubblicazioni che riflettono i vari ambiti di attività degli esponenti della famiglia nel XVIII Funzione: e XIX sec., da quello militare a quello ecclesia- ’ Documentazione dell archivio, accessibile agli stu- stico, dalla sfera politica a quella commerciale, diosi che ne fanno richiesta. con una certa prevalenza di queste ultime due. La seconda fase risale alla recente donazione degli Accesso: eredi di Giuseppe e Rina a Marca, che nel 2005 La consultazione dei libri e degli stampati, come hanno ceduto alla Fondazione 383 opere per un ’ pure di tutti i documenti dell Archivio, avviene solo totale di 517 volumi a stampa (4 opere del sec. ’ in sede previo appuntamento con l archivista. Il pre- XVI, 30 del XVII, 127 del XVIII, 211 del XIX, stito è escluso. mentre di altre 11 opere non è stato possibile sta- bilire con certezza il secolo), con l’intento di man- Equipaggiamento tecnico per l’utente: tenere unito un esempio ancora sufficientemente Nessun equipaggiamento. rappresentativo di quella che era la biblioteca di una famiglia notabile della fine del sec. XIX. Una Informazioni a stampa: parte considerevole di questi volumi venne infatti Non esistono pubblicazioni specifiche sulla biblio- raccolta da Carlo Rodolfo a Marca (1806–1856), teca. Per informazioni generiche sull’istituzione che commerciante di tessili e bibliofilo, ma altri espo- la gestisce si veda l’articolo di Cesare Santi: La Fon- nenti hanno contribuito nel tempo apportando dazione Archivio a Marca di Mesocco. In: «Alma- opere che riflettono il rispettivo ambito di inte- nacco Mesolcina Calanca» 2006. resse. L’intera biblioteca – attraverso le opere di argomento teologico e religioso, i testi di filosofia Informazioni per gli utenti di passaggio: e di politica, le opere letterarie, quelle teatrali, i L’Archivio a Marca si trova sulla strada cantonale resoconti di viaggio, i periodici locali ed europei, nel nucleo di Mesocco-Crimeo, in un locale della glistampatiufficiali,itestidistoriaequellitec- Casa a Marca di sotto, l’edificioasuddellaCasadi nici che la costituiscono – offre un panorama Circolo. È raggiungibile sia in auto (uscita autostra- assai articolato e variato degli interessi di allora, dale Mesocco) sia con i trasporti pubblici (autobus, almeno per quanto riguarda le famiglie bene- fermata Mesocco-Stazione). stanti, e di quanto la circolazione delle idee toc- Biblioteca della Fondazione Archivio a Marca, Mesocco 457 casse anche villaggi alpini lontani dai centri Descrizione sistematica urbani più importanti. Purtroppo un numero non indifferente di titoli ha perso volumi nel corso dei Diritto decenni e dei secoli, per cui opere un tempo com- 2.6 Le opere e gli stampati riguardanti il diritto plete sono oggi prive di alcune loro parti. rappresentano la porzione più cospicua, circa un 1.3 Oltre a queste due fasi principali, nel corso dei quarto del totale. 25 anni di esistenza la Fondazione ha beneficiato di 2.7 Per la maggior parte si tratta di pubblicazioni parecchie donazioni private; si è però trattato per del periodo della Repubblica Elvetica e del sec. lo più di documenti manoscritti oppure di stampati XIX, quali raccolte di leggi del Cantone Grigioni e del XX secolo, che in questa descrizione non sono del Cantone Ticino, progetti e testi approvati della considerati. Costituzione federale e delle Costituzioni cantonali (TI e GR), e di una nutrita serie di recessi, decreti, proclami, circolari ai comuni e altri atti pubblici. Si possono segnalare il Progetto di Costituzione Elve- ’ 2. DESCRIZIONE DEL FONDO tica (Basilea 1798), l Atto di mediazione del Primo Console per la Svizzera con la Costituzione del 2.1 Per la descrizione del fondo e il conteggio Cantone Ticino (Bellinzona 1803) e il relativo complessivo dei volumi presenti si è fatto capo ai decreto di imposizione ai 18 Cantoni (1802), la regesti redatti da Cesare Santi, in particolare alle Convenzione fra Ticino e Mesolcina (Bellinzona sezioni dedicate agli stampati (M) e alle donazioni 1808) e quella fra Ticino e Grigioni (Lugano 1833) avvenute a partire dagli anni Ottanta, e all’elenco riguardanti questioni doganali e commerciali. Per il dei volumi della donazione degli eredi di Giuseppe sec. XVIII si ricordano i memoriali di alcuni comuni e Rina a Marca, redatto da Andrea a Marca nel dei Grigioni concernenti l’alleanza con Venezia 1989 e ripreso nel 2005. Questi due strumenti sono (1765), le Gride generali per la Valtellina (Como impostati molto differentemente e presentano dati 1771), la Legge civile e criminale della Valle Mesol- (la lingua dello stampato, l’edizione) in parte cina (Coira 1774). ancora da verificare. La classificazione dettagliata della biblioteca ricevuta nel 2005 è ancora in corso; 2.8 Accanto a questi vi sono una ventina di una volta portata a termine, i dati qui forniti testi giuridici o di filosofia del diritto, quali il potrebbero subire lievi modifiche. Per tale motivo Tesoro politico edito da Giorgio Greco (Vicenza momentaneamente questi volumi non sono consul- 1602), il volume del bormiese Alberto De Simoni tabili. Del diritto di scacciare da un paese persone o fami- glie (1769), l’opera di J.-J. Rousseau Du contrat 2.2 Premesse queste considerazioni, le opere a social (1792), e la Dissertation sur la peine de mort stampa anteriori al sec. XX conservate dall’Archi- (Parigi 1831) del mesolcinese emigrato in Francia J. vio a Marca sono complessivamente 702. P. Maffioli.

Conteggio per secolo e per lingua Religione 2.3 La maggioranza del fondo antico è costituito 2.9 Delle 120 opere di ambito religioso la metà da opere del sec. XIX (67 %, 35 opere di datazione sono settecentesche, il 35 % del sec. XIX e il approssimativa). Un quarto sono le opere del sec. restante 15 % dei secc. XVI (3 opere di teologia, in XVIII (26 %, 17 opere di datazione approssima- latino) e XVII (14 opere, di cui 6 di teologia, in tiva), 31 quelle del sec. XVII (4.5 %, delle quali 2 di latino). Questa sezione si suddivide indicativamente datazione approssimativa) e 4 quelle pubblicate nel in Sacre Scritture (10 opere, fra cui una versione sec. XVI (0.7 %). Di 12 volumi (1.8 %) non è stato della Bibbia in italiano edita da Mattia D’Erberg possibile stabilire con certezza il secolo di pubblica- nel 1712, una in latino del 1758 e un’altra in fran- zione. cese del 1811), Breviari e sermonari (27 opere, fra cui il Quaresimale di A. Nuzza (Venezia 1654), la 2.4 La maggior parte dei testi è in lingua italiana prima parte dei Sermoni di Luigi Bourdaloue edita (41 %): 9 del sec. XVII, 71 del sec. XVIII e 197 del nel 1726, il Breviarium theologicum di Jean Ploman sec. XIX. (Augusta 1776), Scritti teologici (40 opere, dal 2.5 Molto numerose sono pure le opere in lingua Locorum catholicorum di Francisco Horantio tedesca (36 %): 4 del sec. XVII, 54 del sec. XVIII e Hispano, Venezia 1564, che è l’opera più antica 190 del sec. XIX. Le opere in latino sono in tutto dell’intero fondo, al volume di Paolo Aresi Della 52(8%):4delsec.XVI,12delsec.XVII,29del tribolatione e suoi rimedi (Tortona 1624), ad alcune sec. XVIII e 7 del sec. XIX. Vi sono poi 106 opere opere di Benedikt Stattler in edizioni tardo-settecen- in altre lingue, prevalentemente in francese: 6 del tesche, alla Pastoraltheologie di J. M. Sailer edita sec. XVII, 26 del sec. XVIII, 62 del sec. XIX e 12 il nel 1788). Vi sono inoltre testi agiografici (12 cui secolo di stampa non è stato identificato con opere) e pubblicazioni sulla storia della chiesa e su certezza. altri aspetti minori (29 opere). 458 Biblioteca della Fondazione Archivio a Marca, Mesocco

Storia pubblicati negli anni 1826–1829, alla prima edi- 2.10 Circa il 16 % delle opere sono di argo- zione delle Adventures of captain Bonneville di W. mento storico, edite per lo più nel sec. XIX (78 Irving (1837). Fra i testi poetici possiamo segnalare opere), alcune nel sec. XVIII (27 opere) mentre La Henriade di Voltaire (Parigi 1801), alcune opere solo 7 nel sec. XVII. Questa sezione è suddivisa di Victor Hugo edite a metà Ottocento, il poema in in quattro gruppi. Un primo gruppo comprende lingua romancia Marsch viers la perpetnatad di ’ Georg A. Vieli (1829), come pure alcune poesie testi di storia antica (4 titoli, fra cui un edizione ’ settecentesca dell’opera De rebus gestis Alexandri d occasione quali il sonetto dedicato ai Sindicatori Magni di Quinto Curzio Rufo). Altro gruppo parti- delle Leghe giunti in Valtellina (1769). Una decina di titoli sono opere teatrali, fra cui un volume del- colarmente interessante è quello sulla storia dei Gri- ’ gioni e della Svizzera, comprendente anche testi l edizione del 1660 del Théâtre di Pierre Corneille, alcuni volumi delle Oeuvres di Molière (1784) e specifici su Moesano e Valtellina (40 opere, i due ’ terzi editi nel sec. XIX, un solo titolo del sec. XVII, alcuni delle Opere di Pietro Metastasio in un edi- – il resto del sec. XVIII). Vanno segnalati la Retische zione del 1817 1819. Sono pure presenti alcune cronica di F. Sprecher von Bernegg del 1672, edizioni settecentesche delle Epistolarum ad fami- l’opera Fragmente der Staatsgeschichte des Thals liares e delle Orationum di Cicerone, nonché un Veltlin di U. von Salis-Marschlins (Basilea 1792), la volume di Ugo Foscolo Lettere inedite,acuradi seconda parte dell’opera di H. L. Lehmann, Die MariaaMarca(1900). Republik Graubünden historisch-geographisch-sta- Scienze esatte tistisch dargestellt (Brandenburg 1799), il Compen- dio storico della Valle Mesolcina di Giovanni Anto- 2.14 I testi scientifici sono 17, prevalentemente in nio a Marca (Lugano 1838), la Sammlung rhäti- tedesco e in edizioni del sec. XIX. Vi sono 5 opere scher Geschlechter (Coira 1847). di medicina veterinaria, 4 di medicina umana e altrettante di farmacia (fra cui la Farmacopea tici- 2.11 Un terzo gruppo è costituito da opere sulla nese, Lugano 1844). Le altre riguardano l’agricol- storia di altri Paesi o di storia universale (17 tura, la botanica, la matematica. opere, fra cui l’opera anonima Le royaume de Westphalie del 1820, The history of Paris del 1825, Filosofia eilPanteon dei martiri della libertà italiana edito 2.15 La sezione di opere filosofiche è numerica- nel 1852). Il gruppo più interessante di questa mente simile alla precedente, ma non per la distri- sezione è quello concernente la storia militare (54 buzione delle edizioni nel tempo e nelle diverse lin- opere in tutto, 42 del sec. XIX, 7 del sec. XVIII, 3 gue. Vi sono infatti per esempio 2 tomi dell’opera del sec. XVII, 2 incerte): vi si possono trovare opere di Aristotele Stagiritae (1579), le Inscriptiones di quali la Capitolatione e Conventione tra Sua Mae- Emanuele Tesauro (1667), la sesta edizione dell’ stà, li Signori delle due Leghe Grisa, e Cadè, et opera Logik und Metaphysik di J. G. H. Feder Signoria de Mayenfeld, et quelli della Valtellina, et (Göttingen 1786), alcuni tomi delle Opere complete Contado di Bormio (Milano 1622), l’Histoire mili- di Francesco Soave (Milano 1815–1817), la tradu- taire des Suisses au service de la France del barone zione italiana delle Opere morali di B. Franklin Zur-Lauben (Parigi 1751–1753; voll. 1–7), l’In- (Milano 1882). struction pour les officiers chargés des détails de ’ l armement dans les corps (Metz 1822), alcuni Geografia volumi delle Hinterlassene Werke di Carl von Clau- sewitz (1882–1934) e vari regolamenti militari. 2.16 Delle 11 opere di questa sezione, 7 sono otto- centesche e altrettante in tedesco. Si segnalano Letteratura alcuni testi di letteratura di viaggio, quali il quinto volume della prima edizione del Giro del mondo 2.12 Le opere letterarie rappresentano il 15 % del del dottor D. Gio. Francesco Gemelli Careri fondo, pari a un centinaio di opere; di queste, un (Napoli 1700), i Reisen nach Abyssinien di J. Bruce terzo è in lingua tedesca, un quinto in italiano, un (1792) e il Voyage dans les quatres principales îles altro quinto in francese; vi sono inoltre alcuni desmersd’Afrique del naturalista J.-B. Bory De volumi in latino, in inglese e in altre lingue. Pur- Saint Vincent (Parigi 1804). Sono pure presenti troppo questa sezione ha subìto più di altre la per- opere teoriche quali W. Godwin, Enquiry concer- dita di volumi, che ha reso incomplete numerose ning population (1820), e altre che fungevano da opere. guida quali A. Schmidl Wien wie es ist (Wien 2.13 Le edizioni sono per lo più ottocentesche (i 1833). tre quarti dei titoli), il resto del sec. XVIII, salvo due volumi del sec. XVII. Romanzi e racconti Altro fanno della narrativa il genere più rappresentato 2.17 Oltre alle sezioni elencate, il fondo librario (la metà dei titoli): si va dalla Histoire de Gil Blas presenta opere generali ed enciclopediche, gram- de Santillane di Lesage (1813) a una lunga serie di matiche di varie lingue, dizionari, manuali, libri volumetti delle Sammtliche Werke di Walter Scott, di lettura. Degni di nota sono Le dictionnaire Biblioteca della Fondazione Archivio a Marca, Mesocco 459 impérial di Veneroni del 1700, una Griechische ottocentesche e in tedesco. Si tratta quasi sempre di Grammatica del 1743, la Englische Grammatik di numeri singoli, e in ogni caso le serie sono incom- J. A. Fahrenkrüger del 1809, l’Abecedario e sillaba- plete; si menzionano qui alcuni titoli con l’indica- rio delle Scuole elementari mesolcinesi (Lugano zione sommaria degli anni, senza entrare nel detta- 1848) e i 21 volumi del Meyers Konversationslexi- glio dei numeri mancanti. Vi troviamo ad esempio kon (1895–1901). Vi sono inoltre opere particolar- Ein Zeitungs-Blatt für Bünden (1789), Nuove di mente interessanti concernenti altre tematiche speci- diverse corti e paesi (1790), Helvetischer Kalender fiche quali la bibliografia (la prima edizione della (1794), Gazzetta di Lugano (1797), Rhätischer Bibliographia historica, chronologica et geogra- Staatskalender e Graubündnerischer Staats-Kalen- phica di Cornelius à Beughem, Amsterdam 1685), der (1797–1850), Telegrafo delle Alpi (1805–1806), l’ingegneria (la prima edizione di L’art de lever les Der neue Sammler, ein gemeinnütziges Archiv für plans di Dupain de Montesson, Parigi 1763), la Bünden (Coira 1811–1812), Der Telegraph aus gastronomia (La cuisinière genevoise, 1814) e l’eco- Graubünden (1811–1814), Journal des débats nomia domestica (Die Kluge und einsichtige (Parigi 1824, 1829), Das Ausland (1835–1847), Schweizerin vom bürgerlichen Stande, San Gallo Das Alphorn (1893–1896), Die Gartenlaube 1869). Vale la pena segnalare anche La bilancia di (Lipsia 1898–1902) e vari altri. Mesolcina di F. M. Zuccalli (Norimberga 1715), una serie di fogli volanti, memoriali e libelli pole- 3. CATALOGHI mici riguardanti la Valtellina (1781–1784) o que- stioni cantonali, vallerane o locali (sec. XIX), come In sede sono consultabili i fascicoli dattiloscritti dei pure diversi annunci mortuari riguardanti persona- regesti e degli indici; è in corso l’allestimento di una lità grigionesi o legate alla famiglia a Marca. banca dati informatizzata. Periodici 2.18 Il 10 % circa del fondo a stampa è costituito da pubblicazioni periodiche, per la maggior parte 460 Biblioteca dell’archivio della Parrocchia di San Vittore Mauro, Poschiavo

BIBLIOTECA DELL’ARCHIVIO cosciente. È in ogni modo indiscutibile che gli avve- DELLAPARROCCHIADISAN nimenti politici e religiosi della Valposchiavo, punto d’incontro tra il nord e il sud delle Alpi, VITTORE MAURO, POSCHIAVO abbiano determinato anche lo sviluppo della biblio- teca. Cantone: Grigioni 1.2 Le opere presenti nel fondo rilevano però solo Luogo: Poschiavo in modo attenuato l’antinomia geografica tra il mondo culturale e religioso rivolto a sud (la parroc- Revisore: Fiorenza Lanfranchi chia di San Vittore Mauro ha fatto parte della dio- cesi di Como fino al 1870) e il mondo politico che Indirizzo: Parrocchia cattolica di San Vittore aveva come referente nordalpino Coira. È in Mauro, maniera indiretta, attraverso gli interessi e il luogo Via dal Cunvent, 7742 Poschiavo di studio e di soggiorno degli ecclesiastici della col- legiata, che la particolare situazione politica, reli- Telefono: +41 81 844 02 07 giosa e culturale di Poschiavo si riflette nella biblio- Fax: +41 81 844 04 36 teca. Prima di creare un vero e proprio fondo, i libri erano, infatti, in possesso privato, dei vari parroci e Amministrazione: canonici, situato in casa parrocchiale, oppure in Parrocchia di San Vittore Mauro, Poschiavo. casa di terzi. È in ogni modo molto difficile stabilire il momento esatto in cui questi libri sono arrivati al Funzione: fondo. Fondo librario dell’archivio parrocchiale, aperto al 1.3 In qualche raro caso si sa a chi appartenevano pubblico su richiesta. i libri del fondo. Si tratta perlopiù di personalità di Collezioni: spicco del mondo politico e culturale della valle. Varia religiosa, varia giuridica. Alcuni dei libri più preziosi del fondo (circa 150 opere) fanno parte del lascito di Bernardo Masella, Accesso: più volte podestà, uomo di grande cultura ed edi- Biblioteca di consultazione. Alla biblioteca si accede tore a Poschiavo tra il 1667 e il 1671. previo appuntamento. 1.4 Tenendo conto del paese d’origine degli autori, della lingua e dei luoghi di stampa dei vari testi (in Informazioni a stampa: tutti e quattro i secoli considerati dall’indagine, più La chiesa di San Vittore Mauro, in cui è situata la del 60 % dei libri è stato stampato in Italia e biblioteca, si trova a fianco della piazza comunale di pochissimi sono i libri in tedesco fino alla seconda Poschiavo. La piazza è agibile solo ai pedoni. Si pre- metà del XVIII secolo) diventa evidente che i con- gano gli automobilisti di utilizzare il parcheggio tatti religiosi ma anche culturali dei cattolici Mengotti a lato della strada cantonale. Si raggiunge poschiavini avvenivano perlopiù con la vicina Italia la piazza attraverso il ponte San Giovanni che si e che invece erano molto meno frequenti con il trova di fronte al parcheggio. mondo d’oltralpe. Tutt’altro è il caso della popola- zione riformata: i libri antichi presenti nell’archivio 1. STORIA DEL FONDO della comunità evangelica (una cinquantina circa, perlopiù in tedesco, i più antichi del 1620), rispec- 1.1 Il fondo librario di San Vittore Mauro è chiano diligentemente il legame religioso con le Tre situato e cresciuto insieme agli atti d’archivio della Leghe. parrocchia omonima. La crescita del fondo è avve- nuta spontaneamente attraverso i secoli, legata agli 1.5 La presenza già a metà Cinquecento di un’offi- interessi e alle necessità del momento dei singoli cina tipografica a Poschiavo (Dolfino Landolfi, parroci e canonici, della comunità di Poschiavo e a 1549) non sembra aver influito in nessun modo doni e lasciti e non dettata da una pianificazione sulla raccolta libraria dell’archivio parrocchiale. Biblioteca dell’archivio della Parrocchia di San Vittore Mauro, Poschiavo 461

Troviamo pochissimi libri stampati in loco. Ciò si centine, 219 seicentine, 155 le edizioni settecente- deve indubbiamente al fatto che a Poschiavo erano sche e 29 le ottocentesche. Nel conteggio per lingua stampate soprattutto opere per la diffusione della seguono le opere in italiano, 331 (28,2 %) di cui 25 Riforma. cinquecentine, 87 seicentine, 125 settecentesche e 1.6 Dopo la Riforma protestante, la chiesa di San 94 ottocentesche. Al terzo posto vanno annoverati i Vittore Mauro fu dapprima e fino a metà del XVII testi in tedesco: 2 cinquecentine, 2 seicentine, 19 secolo condivisa da cattolici e riformati. Presuppo- edizioni settecentesche e 35 ottocentesche. Il fran- cese conta 4 opere del Seicento, 6 del Settecento e 8 sto il connubio tra il possesso privato dei libri e la ’ crescita della collezione di libri, si spiega anche il dell Ottocento. Altre lingue rappresentate sono lo spagnolo con 1 cinquecentina e 5 seicentine, l’in- mancato riscontro di una testimonianza diretta ’ ’ della convivenza delle due comunità nel fondo glese con un edizione settecentesca e un altra otto- centesca, e il greco e il romancio, ambedue con librario: rarissime le opere dei riformatori reperibili ’ nell’archivio parrocchiale di Poschiavo. un opera ottocentesca. 1.7 Il fondo conferma, invece, il condizionamento Descrizione sistematica del rinnovo religioso voluto dal concilio di Trento, 2.3 Le opere del fondo indicano un’accesa attività sostenuto veementemente anche dalla diocesi di intellettuale, un interesse culturale e un gusto per ’ Como, da Carlo Borromeo e dall opera dei gesuiti l’erudizione che si spinge ben oltre la mera attività nella vicina Valtellina. Considerando il rapporto pastorale. Troviamo, attraverso i secoli, i testi più ’ che c era tra i gesuiti in Valtellina e il dominio spa- importanti di precettistica, ascetica e dei padri della gnolo in Lombardia, si spiega anche la presenza nel chiesa, ma anche una gran quantità di opere di fondo delle opere in spagnolo. carattere giuridico. ’ 1.8 Il fondo librario dell archivio parrocchiale di 2.4 Alcuni dei testi più antichi sono opere lettera- San Vittore Mauro raccoglie un gran numero di rie: le Epistolae del Piccolomini del 1476 e le Satire opere di carattere giuridico, edite tra la metà del di Giovenale nell’edizione veneziana del 1496. XV e la metà del XVII secolo. Non è quindi da escludere che ci sia un diretto rapporto tra l’elevato 2.5 Presenti, sebbene in numero limitato, studi ’ numero dei testi di diritto e il bisogno di un appro- delle scienze naturali. Interessanti in quest ambito i fondito sapere legale nei molteplici processi d’inqui- trattati geografici e antropologici dei gesuiti Giu- ’ ’ sizione tenutesi a Poschiavo nel XVII secolo. Tra i seppe D Acosta e Alvaro Semedo: in spagnolo l Hi- giudici dei processi alle streghe si annoverano, storia natural y moral de las Indias (Siviglia 1590) infatti, vari dottori in legge. elaRelatione della Grande Monarchia della Cina (Roma 1678). Di carattere geografico-filosofico c’è 1.9 Non sono considerati nel repertorio del fondo l’Isolario di Benedetto Bordone in un’edizione ’ librario alcuni volumi di vario carattere d inizio veneta del 1549. Per la nautica troviamo il Mare ’ ’ Novecento conservati anch essi nell archivio par- clausum seu de dominio maris di Giovanni Seldeni rocchiale. (Londra 1636). Per la storia naturale va citato il De 1.10 Esiste un inventario dattiloscritto dei libri e communibus omnium rerum naturalium principiis dei materiali d’archivio che fa una prima suddivi- et affectionibus libri XV (Venezia 1586) di Bendetto sione sommaria del materiale (libri, periodici e rivi- Pereri. Per la botanica troviamo l’Istoria e cultura ste, giornali e documenti) che ritroviamo anche in delle piante (Venezia 1726) di Paolo Bartolomeo archivio. A parte questa suddivisione, la colloca- Clarici, per la chimica l’Opuscula chimica rariora zione dei libri non segue un ordine determinato. (Norimberga 1719) di Giovanni Becher. In campo medico troviamo i XII libri de pestilentiae nell’edi- zione veneta del 1555 e un didascalico Unterricht der Hebammen (Coira 1782). 2. DESCRIZIONE DEL FONDO 2.6 Di scienza, ma diverso il campo d’indagine, il Conteggio per secolo e per lingua trattato sulle acque minerali della Val Masino, di 2.1 Il fondo conserva 1’465 volumi per 1’167 Bormio e dell’Engadina con l’aggiunta di alcune opere, cui si aggiungono 11 miscellanee ottocente- note sulle guerre di Valtellina: Hydraulica ossia sche contenenti più di mille fascicoli. 88 delle opere trattato dell’aque minerali del Masino, St. Mauritio, presenti sono senza data (110 volumi), perlopiù si Favera, Sculs e Bormio, con la guerra della Valtel- tratta di cinquecentine e seicentine, 3 opere senza lina del 1618 al 1638 ed altre curiosità (Milano data sono presumibilmente incunaboli; 2 (datati) 1689) di Giovanni Battista De Burgo. Un secolo più anteriori al Cinquecento; 275 (328 volumi) sono le tardi Vaginnio Mosato riprende in parte il tema cinquecentine sicure; 317 (368 volumi) le seicen- delle acque minerali con i BagnidiS.Martinodetti tine; 311 (452 volumi) le edizioni settecentesche e del Masino (Milano 1709). ’ 172 le edizioni dell Ottocento (205 volumi). 2.7 Per la storia sono da enumerare il Compendio 2.2 Più della metà delle opere conservate (57,5 %) delle cronache della città di Como (Como 1619) e sono in latino, in tutto 674 opere di cui 271 cinque- due opere seicentine in spagnolo: Epitome della 462 Biblioteca dell’archivio della Parrocchia di San Vittore Mauro, Poschiavo vida y hechos de linvicto emperador Carlo V di opera spagnola Plaza universal de todas ciencias i Antonio Ivan (Madrid 1627) e Las guerras de los artes di Aristovalo Suarez (Castiglia 1630). etados bexos di Carlos Coloma (Amberes 1635). In 2.13 Pochissime le opere edite a Poschiavo. Da francese l’Histoire de la paix entre les rois de citare Bernardo Masella Conversione del signor France e d’Espagne (Parigi 1605). Degna di atten- Daniel Martini, calvinista, ministro nel Bear (1669) zione la sintesi di storia patria Historiae der Eidge- come pure Carlo Federico Margrabio Galleria degli nossen (s.l. 1762). antichi greci e romani (1783) e un più recente Libro 2.8 Per la letteratura classica sono presenti l’Iliade di Preghiere con la Regola Confraternitas SS. Sacra- el’Odissea,variclassicilatiniinformaantologicae mento (1854). In archivio si trova pure una copia ’ varie opere di Cicerone, soprattutto in edizioni del degli statuti della Valposchiavo nell edizione seicen- Settecento e dell’Ottocento. Da citare il Laelius in tesca del già citato editore poschiavino Bernardo un’edizione di Lione del 1579. Cinquecentina pure Masella. la traduzione dell’Odissea di Andrea Dino Homeri 2.14 Tra i fruitori della biblioteca si annoverano odyssae ad verbum translata (Parigi 1538). in primo luogo i parroci e i canonici della colle- giata. Il fondo contiene una ricca raccolta d’ora- 2.9 Per i testi di letteratura italiana si annoverano zioni, prediche, vite di santi, opere di padri della tra le cinquecentine la Clio di Alessandro Adimaro chiesa, disquisizioni teologiche, canoni e decreti (Firenze 1550) e un’edizione in spagnolo, magnifi- conciliari. camente illustrata, dell’Orlando Furioso di Ludo- vico Ariosto (Lione 1556). Pure del 1556, ma stam- 2.15 Per la patristica ci sono tra le cinquecentine pata a Venezia, una raccolta di componimenti di quasi tutti gli scritti di Sant’Agostino (Venezia 1538 vari poeti dal titolo Rime di diversi ed eccellenti e 1574) e di Sant’Ambrogio (Commentaria in evan- autori.L’umanista Lorenzo Valla è presente con gelium Lucae libri X [Basilea 1537], il De miraculis un’interessante edizione della sua Opera (Basilea divinae potestate factis,ilGloriosi Cristi martiris 1540). Jgnatii Antiocaene antistitis,l’Epistolae undecime item Beati Polycarpi martiris epistola,ilLiber de 2.10 Per il Seicento ci sono le Poesie di Ammirato contemptum mundi Innocenti [tutti a Venezia Scipione (Venezia 1634). Da riportare per il Sette- 1537]). Più avanti troviamo l’Opera omnia di Cri- cento un’edizione, in traduzione francese, della sostomo (Venezia 1574). Di Beda c’è In evangelium Gerusalemme liberata di Torquato Tasso Jérusalem (Parigi 1544). délivrée (Parigi 1774). Una curiosità è anche la pre- senza del Numa Pompilia in una versione bilingue 2.16 Presenti varie edizioni della Summa theolo- gica di Tommaso d’Aquino (incompleta nell’edi- inglese e francese di Monsieur de Florian (Bruxelles zione di Parigi del 1514, complete quelle di Venezia 1790). del 1584 e del 1596 e quella seicentina di Lione). 2.11 Un altro settore del fondo librario è costi- Da elencare anche una preziosa edizione del De tuito dalla raccolta di grammatiche e dizionari della ineffabili divinitate et alia (Parigi 1512) di Giovanni lingua italiana, greca e latina. A partire dalla Damasceno come pure il De trinitate di Riccardo seconda metà del Settecento predominano chiara- Claro (1510). Ci sono in edizioni cinquecentine mente le opere grammaticali e di introduzione alla alcune opere del cartesiano Dionisio (In evangelium lingua tedesca, conseguenza dell’ormai inevitabile Marci [Parigi 1543]; Contra halcorarum et sectam necessità di conoscere la lingua d’oltralpe. Del Set- machometica libri 5 [Colonia 1533]; In quator tecento una prima Grammatica con vocabolario evangelistas enarrationes [Colonia 1543] e In italiano-tedesco di Giovanni Margini (Vienna omnes B. Pauli Epistolas Commentaria [Parigi 1713). Del 1794, pure edita a Vienna, in duplice 1548]). Per il XVII secolo c’è Martino Becano con copia una Deutsche Sprachlehre seguita da un’ulte- due edizioni latine della Summa theologica scolasti- riore edizione del 1798. Ottocentine varie gramma- cae (Lione 1626 rispettivamente Venezia 1628) e in tichelatineegrecheeundizionarioebraico-ita- traduzione italiana (Milano 1617). liano. Le opere più antiche di questa sezione sono 2.17 Per la precettistica troviamo la Pupilla oculi un vocabolario latino-tedesco del 1556 e, in duplice de septem sacramentorum administratione di ’ ’ copia, l edizione di Dillinga del 1586 dell Institutio- Giovanni de Burgo (Lipsia 1515), per il Settecento è nis grammaticae di Sebastiano di Duisberga. Del presente con varie opere Giovanni Rho. Non vanno 1648, in perfetta sintonia con le vicende storiche, dimenticati i vari trattati del Segneri, presenti in più troviamo la Grammatica spagnola e italiana di edizioni del Settecento e dell’Ottocento. Per il ’ Lorenzo Franciosini. Accattivante e degna d atten- diciottesimo secolo vanno aggiunte un’edizione zione la Grammatica ramontsca par emprender il italiana degli Esercizi spirituali di Ignazio Loyola lungaisch tudeschg (Bregenz 1805). (Milano 1742) e varie opere di Alfonso Liguori. 2.12 Tra le opere enciclopediche sono da annove- 2.18 Per quanto riguarda il settore biblico, tra le rare sicuramente l’Aethimologiarum di Isidoro di cinquecentine troviamo una Sacra Bibbia (Venezia Siviglia in un’edizione parigina del 1509 e l’insolita 1519); l’Evangeli ed epistole spiegati con la Con- Biblioteca dell’archivio della Parrocchia di San Vittore Mauro, Poschiavo 463 cordantia dei 4 vangeli di Daniele Agricola (Basilea centine i commenti del Panormitano (Venezia 1592) 1519), le Concordantiae majores sacrae bibliae e i trattati di Martino Bonacina, editi negli anni (Venezia 1549), un Nuovo testamento (Anversa venti del Seicento. 1564) e una Vita di Gesù Cristo (Venezia 1570). 2.24 Diverse le edizioni soprattutto cinquecente- 2.19 Tra le opere controriformiste ci sono quelle sche del codice di Giustiniano e i vari commenti di del gesuita Pietro Canisio (l’Opus catechisticum diritto romano e civile. Da riportare i commenti [Colonia 1586] e la Summa doctrinae cristianae in alla legislazione giustiniana di Alessandro da Imola due edizioni pure tedesche [Dillinga 1655 e Augusta (Lione 1558) e di Bartolo di Sassoferrato (Lione 1738]). Il cardinale Roberto Bellarmino è presente 1567). Presenti anche i Commentaria di Baldo degli con l’opera magna, De controversiae christianae Ubaldi in un’edizione veneta del 1599 e Andrea (Lione 1596), che ritroviamo in duplice copia. Per Fachinei (Ingolstadt 1587 e 1595). la controversistica troviamo anche lo svizzero Augustino Reding con le Dissertationes controver- 2.25 Da non dimenticare per il diritto le opere di sistica in due edizioni (Einsiedeln 1670 e 1684). Ulrico Zasio con il De justitia (Basilea 1537), il Responsorum juris sive conciliorum (Basilea 1538), 2.20 Tra le opere da collegare direttamente alla il In titulum lectura (Basilea 1539) e il De verbalius Riforma vanno riportate Calvinismus di Giovanni obbligationibus (Basilea 1540). Uberto De Bona- ’ Federer del 1672 e l importante Apologia per rifor- curso è presente con i Preludia et exceptiones matori e per la religione riformata,stampataa (Lione 1533), il Negusantii de Fano Antonium trac- Coira nel 1706 del pastore protestante di Soglio tatus per utilis de pignoribus et hipotecis (Lione ’ ’ Giacomo Picenino. Non c è traccia, invece, dell o- 1535). Per il Seicento sono da annoverare i trattati biezione cattolica agli scritti del Picenino per mano di Gasparro Manzio. In varie edizioni settecente- ’ dei gesuiti Semery e Tonti. Del XIX secolo l opera sche troviamo ovviamente Samuele Strykio e Gio- divulgativa Storia della riforma agli evangelici vanni Domenico Peregrini. Per il XVIII secolo ci (Torino 1814). Di Hebel Il catechismo per le chiese sono anche le opere di diritto civile di Heineck Got- evangeliche di Bregaglia e Poschiavo (Coira 1831). tlieb. 2.21 Per l’arte inquisitoria ci sono i classici del set- 2.26 Di diritto penale si occupa Prospero Fari- tore: Malleus maleficarum (Francoforte 1592), di nacci con il Praxis et theorica criminalis (Milano Francesco Maria Giaccio il Compendium Malefica- 1605) che ritroviamo anche in un’altra edizione dal rum (Milano 1608) e il Malleus daemonum di Ales- titolo Praxis et theoriae criminalis amplissimae de sandro Alberini (1620). reo de poenis etc. (Lione 1606). 2.22 Per le pratiche esorciste troviamo tra le cin- quecentine il Compendio dell’arte esorcistica (Vene- zia 1595) di Girolamo Manghi, il Contra octaginta 3. CATALOGHI haereses del vescovo Efiganio (Basilea 1560) e 14 libri Contra omnes hereses di Alfonso de Castro Tra il materiale d’archivio (Sign. II. Buste e Mazzi (Venezia 1546). 188) c’è un parziale inventario manoscritto dei libri stampati del 1688, redatto da Don Benedetto Lac- 2.23 Nel settore giuridico-ecclesiastico si trovano, qua, curato a Poschiavo. Di più facile utilizzo l’in- in diverse edizioni, gli atti del concilio tridentino ’ tra cui un’edizione romana del 1566 e una veneta ventario dattiloscritto dei libri e del materiale d ar- chivio, citato in precedenza. In fase di preparazione del 1602. Delle decisioni conciliari si occupano una banca dati dei libri recensiti (su File Maker anche il Cathechismus ex decreto concilii tridenti- ’ num ad parochos (Bergamo 1586) e Concilium tri- Pro) e la pubblicazione in rete dell inventario. dentinum sotto Paolo III, Giulio III e Pio IV (Vene- zia 1603). In questa sede è da citare, anche se più tardo e non direttamente connesso con il concilio di 4. FONTI E STUDI SULLA STORIA DELLA Trento, il Decreta generalia visitatione compensi di BIBLIOTECA Francesco Bonhomi (Como 1618). Presenti quasi Lanfranchi, Leone: L’archivio parrocchiale di tutte le bolle papali: una cinquecentina (Bullarium Poschiavo. In: Almanacco del Grigioni Italiano sive collectio diversarum constitutionum da Grego- 1956, pp. 51–55 rio VII ad Sisto V di Cherubino Laerzio [Roma 1586]) e poi in varie edizioni settecentesche. Per il Bornatico, Remo: Pubblicisti, scrittori e poeti di diritto prettamente canonico ci sono tra le cinque- Valposchiavo, ed. propria. Coira 1985, p. 151 464 Biblioteca dell’archivio parrocchiale di Soazza

BIBLIOTECA DELL’ARCHIVIO rovia Bellinzona-Mesocco. L’Ospizio si trova a qual- PARROCCHIALE DI SOAZZA che minuto a piedi in cima al paese (segnalato).

Cantone: Grigioni 1. STORIA DEL FONDO 1.1 I frati Cappuccini cominciarono la loro atti- Luogo: Soazza vità in Mesolcina nel 1635, quando Padre Mauro Revisore: Carlo Negretti da Soresina (Cremona) e Padre Arsenio da Lugano arrivarono a Roveredo, capoluogo della Bassa Indirizzo: Ospizio, 6562 Soazza Mesolcina. Già nel 1636 però, probabilmente per contrasti con il clero secolare, numeroso a Rove- Telefono: Padre Marco Flecchia, redo, i due si trasferirono a Soazza, dove i Cappuc- +41 91 831 20 33 cini avrebbero risieduto fino al 1922. A Soazza ci furono sempre due frati, di cui uno era il vicepre- Indirizzo Internet: fetto (capo della Missione) per la Mesolcina e la www.soazza.ch/ospizio/index.html finitima Calanca. I Cappuccini si diffusero poi, (limitatamente all’Ospizio, senza la biblioteca) numerosi, nelle valli, assumendo la cura delle anime in diverse parrocchie. Ciò suscitò, al principio del Amministrazione: Settecento, l’insorgere di gravi tensioni tra il clero Consiglio Parrocchiale. secolare, privati di notevoli fonti d’entrata, e i frati. Le tensioni sfociarono addirittura in episodi di vio- Funzione: lenza tra le due fazioni avverse, denominate dei Fra- Biblioteca di conservazione dell’archivio parroc- tisti e dei Pretisti. chiale. 1.2 A Soazza i frati si diedero subito da fare per dotarsi di una sede confacente. Essa fu trovata in Collezioni: alto, in posizione molto favorevole, appena sopra il Nessuna collezione particolare. villaggio. Nacque il cosiddetto Ospizio, terminato probabilmente attorno al 1639, in un periodo di Accesso: particolare fervore costruttivo in tutta la Mesol- La biblioteca è situata nell’antico Ospizio, dove cina, sull’onda dell’emigrazione dei famosi Magi- risiede anche il parroco di Soazza, Padre Marco stri, che avrebbero esportato lo stile barocco ita- Flecchia, cui ci si può rivolgere per altre informa- lianointuttal’Europa. Con i soldi guadagnati all’e- zioni. Al piano terreno vi è una sala di consulta- stero, fu possibile rinnovare nel nuovo stile molte zione. Il materiale della Biblioteca e dell’Archivio chiese valligiane. Anche l’Ospizio di Soazza è di potrà essere consultato sul posto dai ricercatori com- buona fattura architettonica. Nel porticato d’ac- petenti previo appuntamento. cesso si trova un affresco e nel cortile interno vi è una pregevole via crucis, affrescate entrambe da Informazioni a stampa: Francesco Antonio Giorgioli (1655–1725), un arti- Nessuna pubblicazione direttamente sulla biblioteca. sta di Meride. All’interno dell’Ospizio vi è una cap- Il fondo è stato catalogato nell’ambito dei lavori di pella dedicata alla Madonna di Re. restauro da Luciano Mantovani nel 2001. Per informazioni tel. +41 91 831 16 46; 1.3 L’attività dei Cappuccini fu sempre molto e-mail: [email protected] apprezzata dalla popolazione locale. I frati si occu- parono anche per molti anni dell’istruzione del Informazioni per gli utenti di passaggio: popolo, nel locale dell’Ospizio, chiamato La scòla, Servizio postale da Bellinzona o da Coira (cambiare dove impartivano lezioni di dottrina cristiana e a Mesocco); con l’automobile lasciare l’autostrada insegnavano a leggere e a scrivere (dal Seicento fino all’uscita Mesocco Sud. I parcheggi per i visitatori si all’inizio dell’Ottocento, quando fu istituita la trovano sul piazzale della vecchia Stazione della fer- scuola pubblica in paese). Nel 1978, l’attivissimo Biblioteca dell’archivio parrocchiale di Soazza 465 storico Cesare Santi, ha classificato e ordinato i Numerosi sono i libri di offici: della Beatissima Ver- manoscritti dell’Ospizio, così come una parte della gine (8, per i confratelli del Santissimo Rosario biblioteca. I libri della biblioteca sono, per ora, della chiesa di San Rocco a Soazza); della Settimana provvisoriamente depositati in scatole di cartone, in Santa (2), tra cui un interessante esemplare in ita- attesa di una sistemazione definitiva, possibilmente liano di Giovanni Battista Manzini del 1635; dei nel summenzionato locale La scòla. Santi(4);dellaDiocesidiCoira;damorto(3),eun salterio latino senza data. 2.5 Tra i confessionari (8), vanno evidenziate le 2. DESCRIZIONE DEL FONDO opere di Malatesta Garuffi, sacerdote riminese, 2.1 La descrizione e il conteggio sono basati sulla membro di diverse accademie e attivo poligrafo catalogazione effettuata da Luciano Mantovani nel- (1704), del beato Alfonso Maria de’ Liguori (1696– l’anno del restauro dell’Ospizio di Soazza, nel 1787) e di Paolo Segneri (1624–1694), celebre ora- 2001. Molti volumi sono notevolmente rovinati, si tore, teologo, apologista e letterato. Dello stesso sta però lavorando al loro restauro. Segneri si hanno anche due libri di prediche. Sono presenti diversi volumi sull’esercizio della buona morte (7); il più antico risale al 1668, di Daniello Conteggio per secolo e lingua Bartoli (1608–1685), scrittore gesuita versatile e 2.2 La biblioteca conserva 166 opere, per un operosissimo. Da notare anche i discorsi sacri del- totale di 158 volumi, 5 fogli singoli, 1 quaderno, 1 l’oratore P. M. F. Girolamo Pallantieri. Tre libri di fascicolo e 1 cartina. La maggior parte del fondo è orazioni sacre, tra cui quelle di padre Serafino da ottocentesca, con 76 opere; vi si trovano 51 edi- Vicenza del 1741. Interessante anche un’edizione zioni settecentesche e 27 seicentesche. Molto scarsa del 1663 di panegirici sacri del padre Antongiulio la presenza novecentesca, con solo tre opere. Nove Brignole. sono senza data. Trattandosi di una biblioteca di un ordine ecclesiastico, la maggior parte delle opere 2.6 Una ventina di opere di ascetica, meditazioni, è in latino (73 volumi). Di queste 10 sono seicente- ragionamenti e precettistica, tra cui spicca il clas- sche, 20 settecentesche, 37 ottocentesche, 1 del sico Segneri, con due edizioni del suo Cristiano Novecento e 5 senza data. Si hanno 70 opere scritte instruito nella sua legge, una del 1668 e una del in italiano (16 seicentesche, 26 settecentesche, 24 1687. Degni di nota anche una traduzione dallo ’ ottocentesche, 2 del Novecento e 2 senza data). spagnolo dell Esercitio di perfettione cristiana del Seguono 19 opere bilingui italiano-latino, 1 opera padre Alfonso Rodriguez (1664), e un trattato di in tedesco dell’Ottocento, 1 tedesco-italiano (senza Lodovico Antonio Muratori sulla Regolata divo- ’ data) e 2 in francese (del Settecento e dell’Otto- zione de cristiani. Si ha una decina di opere di cento). ammaestramento per i cristiani, soprattutto del XIX secolo. In ambito teologico si trovano la Theo- Descrizione sistematica logia moralis universa di Pietro Scavini in tre 2.3 Si nota bene come la raccolta di opere non sia volumi del 1855, oltre ai compendi di G. P. Gury e nata da un piano costitutivo preciso, bensì dall’ac- un Compendio in volgare della teologia morale. cumularsi dei libri portati all’Ospizio dai Cappuc- Nel settore biblico solo due opere, un Nuovo Testa- cini. Predominano le opere di argomento religioso, mento del 1833 e un commentario del 1747. Ancora specialmente quelle correlate alla cura delle anime e di argomento religioso si trovano un compendio quelle devozionali. Ciò è dovuto da una parte al sulla vita di Rosa de Santa Maria del 1668 e un fatto che i Cappuccini si occuparono per secoli interessante libro di esorcismi del padre Domestico della cura di molte parrocchie mesolcinesi e calan- Dominico M. R. D. P. del 1694. ’ chine; dall altra parte, in questo fondo, sono con- 2.7 I Cappuccini si occuparono per molti anni fluite anche opere possedute una volta dalla Con- dell’educazione della gioventù soazzona. Stupisce fraternita del Santissimo Rosario di Soazza. Tro- ’ ’ quindi trovare in numero esiguo opere sull argo- viamo così soprattutto breviari, libri d uffici, rituali mento scolastico-educativo. Interessante e raro il e confessionari. Libretto dei nomi e primo libro di lettura per le 2.4 Di argomento religioso: tra i breviari si con- scuole elementari mesolcinesi del 1834. Del resto tano numerose copie (13) dello Horae diurnae bre- solo qualche libro, tra cui una Cornelii Nepotis viari romani, con edizioni che spaziano dal 1734 al Vitae (Veladini 1818). Numerosi (8) sono invece i 1891. I rituali sono 7, di cui 5 sono romani e 2 vocabolari latini e italiani, soprattutto edizioni di romano-curiensi. Purtroppo assai rovinate sono le metà Ottocento di Giuseppe Pasini; rimarchevole due edizioni più antiche del Rituale romanum,del un’edizione scolastica del 1742 e Le Dictionaire 1624 e del 1708. Si trovano 9 messali romani, con Imperial dans les quatres ligues principales de l’Eu- antiche edizioni. Spicca l’edizione del 1624, le Mis- rope (1766) dell’allora celebre maestro di lingua, sae in agenda defunctorum in un’edizione del 1715 traduttore e lessicografo lorense Jean Veneroni. e tre del 1862, destinate ai tre edifici sacri di Soazza Interessanti sono poi un quaderno manoscritto di (San Martino, San Rocco, Cappella dell’Ospizio). epistografia del Cappuccino padre Prudenzio, 466 Biblioteca dell’archivio parrocchiale di Soazza attivoaSoazzaall’inizio dell’800; di argomento let- A.-H. Dufour del 1842, un atlante scolastico tede- terario si conserva una rara Antologia Poetica Ita- sco del 1856 e un raro atlante di Geografia univer- liana di Cristiano Jagemann del 1777. Si ricorda sale di Claudio Buffier del 1761. inoltre un’edizione delle Epistole di Marco Tullio Cicerone a’ familiari del 1773, e Le lamentazioni ossieno le notti d’Odoardo Young del 1786. Quale 3. CATALOGHI curiosità cito l’Endminione, Favola per musica fatta L’unico catalogo disponibile è quello compilato da rappresentare dal signor Demanuele Fernandez di Luciano Mantovani nel 2001, in seguito al restauro Valasco nella città di Lodi del 1693. Di argomento dell’Ospizio di Soazza. L’inventario è consultabile storico solo due opere, tra cui Rudimento Historica presso l’Ospizio o previo accordo con l’autore. Il pro Gymnasiis Societatis Jesu in Germaniae Supe- catalogo segue un ordine casuale. rioris Provincia del 1727. Di argomento geografico si segnala una Géographie sacrée sulla Palestina di Biblioteca del Museo Ciäsa Granda, Stampa 467

BIBLIOTECA DEL MUSEO CIÄSA Informazioni a stampa: GRANDA, STAMPA Non esistono pubblicazioni specifiche sulla biblio- teca. Per informazioni sommarie si veda la Guida al Cantone: Grigioni museo di valle Ciäsa Granda, a cura di Remo Mauri- zio (Stampa 1990). Luogo: Stampa Informazioni per gli utenti di passaggio: Revisore: Andrea Tognina Il Museo Ciäsa Granda si trova sulla strada canto- nale che collega l’Engadina alta a Chiavenna. Può Indirizzo: Museo Ciäsa Granda, 7605 Stampa essere raggiunto da St. Moritz-Maloja e da Chia- venna con la corriera (fermata Stampa-Palü) o con Telefono: +41 81 822 17 16 (durante gli orari l’automobile (parcheggio davanti al museo). d’apertura: da giugno a ottobre, tutti i giorni dalle 14.00 alle 17.00) oppure +41 81 822 12 92 (Dr. h. c. Remo 1. STORIA DEL FONDO Maurizio, curatore del museo) 1.1 Le origini del fondo risalgono alla fondazione Indirizzo Internet: del museo, negli anni Cinquanta del secolo scorso. www.bregaglia.movingalps.ch/bregaglia/c_granda. Il museo ospita una collezione di oggetti artigianali, html (informazioni sul museo). una sezione naturalistica e la sala Giacometti-Var- lin, dedicata ai maggiori artisti della Val Bregaglia. Amministrazione: 1.2 Nei cinquant’anni trascorsi dall’acquisto Società Culturale Bregaglia, sezione della Pro Gri- dell’edificio cinquecentesco da parte della Società gioni Italiano. Culturale Bregaglia (1953), la biblioteca, pur senza un piano specifico di sviluppo, è cresciuta notevol- Funzione: mente, grazie soprattutto a numerose donazioni pri- Collezione del museo, aperta agli studiosi su appun- vate. Nella sua sezione contemporanea, la biblio- tamento. Alcuni libri sono esposti in bacheca. teca offre una panoramica abbastanza esaustiva Collezioni: delle opere di autori di origini bregagliotte e della In linea di massima, la biblioteca raccoglie pubblica- pubblicistica dedicata alla Val Bregaglia. zioni che riguardano la Val Bregaglia o che sono 1.3 La natura museale del fondo ha conferito sin opera di autori bregagliotti. La raccolta è suddivisa dall’inizio un ruolo importante ai libri antichi, uti- in otto sezioni: libri antichi e archivio, letteratura, lizzati anche a fini espositivi. Poco meno di un terzo musica, pubblicazioni scolastiche, scienze naturali, della biblioteca è costituito da opere pubblicate tra storia, opere del dantista Giovanni Andrea Scartaz- il XVI e il XIX secolo. Le donazioni sono state pur- zini, biblioteca generale. La catalogazione è tuttavia troppo smembrate, per essere riorganizzate secondo approssimativa. criteri tematici o estetici, per cui risulta difficile risalire alla composizione originaria dei fondi di Accesso: provenienza. Neppure l’inventario dei libri realiz- La biblioteca è ospitata in una sala al secondo piano zato nel 2001 ne permette la ricostruzione. Solo in del Museo Ciäsa Granda di Stampa. I libri possono alcuni casi il nome del proprietario o del donatore essere consultati in loco, previo appuntamento con il appare sulle prime pagine del libro. curatore del museo. È consigliabile utilizzare la biblioteca al di fuori degli orari d’apertura del 1.4 Nonostante questi limiti, il fondo di libri anti- museo, per non essere disturbati dai visitatori. Il pre- chi del Museo Ciäsa Granda costituisce una testi- stito è escluso. monianza preziosa della circolazione e dell’uso dei libri in Val Bregaglia tra Cinquecento e Ottocento. Equipaggiamento tecnico per l’utente: L’importanza del tutto particolare del fondo è data Nessun equipaggiamento. dalla peculiare situazione linguistica e confessionale 468 Biblioteca del Museo Ciäsa Granda, Stampa della Bregaglia, unica valle di lingua italiana che nel Conteggio per lingua XVI secolo aderì nella sua totalità alla Riforma 2.5 Il maggior numero di opere (244) è in lingua (nella vicina Val Poschiavo i riformati costituivano italiana, di cui 3 del XVI secolo, 18 del XVII secolo, una minoranza, mentre nelle Valli valdesi, in Pie- 84 del XVIII secolo e 136 del XIX secolo, oltre a 3 monte, la lingua di comunicazione era il francese). opere non databili. Date le premesse, non stupisce che i libri di argo- mento religioso siano la categoria più ampiamente 2.6 92 opere sono scritte in lingua tedesca (1 cin- rappresentata. Degna di nota è anche la forte pre- quecentina, 2 seicentine, 32 edizioni settecentesche senza di pubblicazioni in tedesco (il 26 % dei libri e 57 edizioni ottocentesche). La terza lingua è il antichi), che riflette la posizione geografica e cultu- francese,con8opere,dicui1delXVI,1delXVIIe rale della Bregaglia, valle di transito aperta a sud su 6 del XVIII secolo. Seguono il romancio con 3 Chiavenna, importante snodo di traffici transalpini, opere, il latino con 2 e il polacco con 1. Vi sono poi ma fortemente legata per ragioni politiche e confes- alcune opere bilingui e trilingui: italiano-tedesco sionali alle aree nordalpine dello Stato delle Tre (4), latino-tedesco (2) e italiano-latino-tedesco (1). Leghe e della Svizzera e con una lunga tradizione di bilinguismo. Descrizione sistematica

Religione 2.7 La Riforma, anche nei Grigioni, aveva posto 2. DESCRIZIONE DEL FONDO la Bibbia al centro del suo discorso teologico, inve- stendo molte energie nella traduzione in volgare 2.1 Il conteggio complessivo dei volumi conservati dell’Antico e Nuovo Testamento. Nella biblioteca ’ nella biblioteca è stato compiuto sulla base dell in- della Ciäsa Granda si trovano 22 traduzioni dei ventario dattiloscritto realizzato nel 2001 e succes- testi biblici, di cui 19 in italiano e 4 in tedesco. Tra ’ sivamente aggiornato. Poiché l inventario contiene di esse va ricordata innanzitutto la traduzione ita- non poche imprecisioni, i dati da esso ricavati sono liana classica, ad opera del teologo ginevrino di ori- approssimativi. Le cifre relative al fondo antico gini lucchesi Giovanni Diodati. Nella biblioteca sono invece state verificate direttamente sugli scaf- sono presenti due esemplari della seconda edizione fali. integrale della Bibbia, con gli ampi commenti dello 2.2 La biblioteca conserva 1’150 opere a stampa, stesso Diodati (Ginevra 1641), oltre a due esem- per un totale di 1’192 volumi, oltre a 48 volumi in plari della traduzione del Nuovo Testamento pub- fotocopia. A ciò si aggiungono 4 raccolte di ritagli blicata a Haarlem nel 1665 e a varie edizioni otto- di giornale, 106 volumi manoscritti, 6 raccolte di centesche, sia dell’intera Bibbia, sia del Nuovo documenti manoscritti e 9 album di fotografie. Testamento. Il fondo conserva però anche quattro esemplari della versione italiana del Nuovo Testa- 2.3 Quasi la metà dei libri che compongono il mento pubblicata nel 1709 a Coira da Hans Jacob fondo antico della biblioteca è di argomento reli- Schmid (edizione riveduta della Bibbia ginevrina gioso. Si tratta di 174 opere, di cui 4 del XVI, 13 stampata nel 1562 da Francesco Durone) e due edi- del XVII, 89 del XVIII, 65 del XIX secolo e 3 non zioni del Nuovo Testamento nella traduzione del- databili. Poiché questa è la sezione che più contri- l’arcivescovo di Firenze Antonio Martini (Livorno buisce alla specificità della biblioteca bregagliotta 1818 e Londra 1821). Dei quattro libri in tedesco, ed appare rappresentativa di un particolare tre sono edizioni settecentesche del Nuovo Testa- ambiente culturale, la analizzeremo in maniera det- mento (Zurigo 1709, 1745 e 1766) il quarto è un’e- tagliata. Indicheremo talora anche il numero di dizione ottocentesca della Bibbia di Lutero (Colonia esemplari di una singola opera, quando questa 1858). Una Bibbia senza frontespizio, quasi certa- informazione possa dare indicazioni utili sulla sua mente settecentesca, non ha ancora potuto essere diffusione. Renderemo invece conto più sommaria- identificata. Potrebbe trattarsi della revisione della mentedellealtrecategorie. Diodati di Matthias von Erberg (Norimberga 1711). Conteggio per secolo 2.8 L’importanzadatadallaRiformaaitesti 2.4 Due terzi delle opere conservate nella biblio- biblici si rispecchia anche nella produzione di anto- teca (773 opere) risalgono al XX secolo e altre 20 logie e riassunti dei racconti biblici, a scopi preva- sono state stampate dopo la fine del 2000. Il vero e lentemente didattici. Nella Ciäsa Granda si trovano proprio fondo antico conta 357 opere ed è così 15 opere di questo genere (7 del XVIII, 8 del XIX composto: 6 opere risalgono al XVI secolo, 20 al secolo). Tra di esse si possono menzionare le Due XVIIsecolo(inuncasoladatazioneèperòincerta), volte cinquant’e due lezioni sacre di Johann Hueb- 130 al XVIII secolo (in due casi la datazione è ner, presenti in due edizioni (Scuol 1743, 4 esem- incerta), 197 al XIX secolo. Per 4 opere non è stato plari, e Coira 1785, 2 esemplari), Le storie bibliche possibile stabilire con certezza il secolo di stampa. ad uso della gioventù di Johann Peter Hebel (Coira Biblioteca del Museo Ciäsa Granda, Stampa 469

1829, 4 esemplari) e la Storia sacra del Vecchio e proprio di Panigarola la Ciäsa Granda custodisce Nuovo Testamento di Gabriello Martinelli (Same- un’edizione fiorentina del 1714 delle Lezioni sopra dan 1885). i dogmi, opera volta a confutare le tesi di Calvino. Da segnalare inoltre un’edizione, purtroppo mutila, 2.9 Relativamente poche sono le raccolte di ser- della Comunione con Iesu Cristo di Jean Mestrezat, moni: 9 opere, tra cui due cinquecentine. Particolar- nella traduzione dell’esule valtellinese e pastore in mente interessante è Uno pio et utile sermone della Bregaglia Vincenzo Paravicino (Ginevra 1637) e gratia di Dio del riformatore di Chiavenna Ago- l’Examen placidum et Othodoxum Rationum con- stino Mainardo, stampato nel 1552, forse nella versionis Joh. Georgii Rhaeti (Zurigo 1668) di Tipografia Landolfi di Poschiavo, in appendice al Johann Jacob Vedrosio. Per il Settecento si possono Trattato dell’unica et perfetta satisfattione di Cri- ricordare ancora i Brevi rischiaramenti di Paolo sto, dello stesso autore (che nella biblioteca manca). Lorenzini (Scuol 1761), un Cappuccino passato La seconda opera cinquecentesca è il Seelenschatz temporaneamente alla Riforma, che soggiornò in di Paul Jenisch, predicatore di corte del principe Val Poschiavo. elettore di Sassonia (Jena 1595). Fra le altre rac- colte di sermoni, tutte settecentesche, si possono 2.12 Una sezione consistente (29 opere, di cui 4 segnalare ancora le Finezze eucaristiche del gesuita del XVII, 13 del XVIII e 12 del XIX secolo) è for- Simone Bagnati (Napoli 1723), la Storia della san- mata da libri di preghiere e da altri testi destinati tissima passion di Gianjacopo Rota (Lindau 1751), alla pietà domestica. Tra di essi vi sono nuovamente la Neue Sammlung einiger Predigten di Johannes tre opere di Giacomo Picenino: il Compendio dei Andreas Cramer, predicatore di corte in Danimarca sospiri passionali (Zurigo 1688, in quattro esem- (Lipsia 1766), e le Sei prediche dello stesso autore, plari), l’Habito festoso della Sposa di Cristo (s.d.) e stampate in traduzione italiana a Coira nel 1780. la terza edizione del Vestimento per le nozze dell’A- 2.10 Alla categoria dei catechismi sono ascrivibili gnello (Coira 1816, in quattro esemplari). Dello 25 opere, di cui due cinquecentine, 9 edizioni sette- sforzo editoriale a sostegno delle comunità rifor- centesche e 12 ottocentesche. Di particolare inte- mate di lingua italiana dei Grigioni fra XVIII e XIX resse è il Sommario de la Religione Christiana, secolo testimoniano anche la traduzione in italiano stampato a Ginevra da Fabio Todesco nel 1561, della Pratica di pietà del puritano inglese Luigi un’opera oggi molto rara, destinata alla propa- Bayli (Lewis Bayly), vescovo di Bangor, stampata a ganda protestante in Italia. Lo stesso scopo perse- Coira nel 1710 (4 esemplari), Il cristiano nel conti- guiva un altro libro, ben più noto, presente nella nuo esercizio della santa orazione di Gianjacopo de biblioteca: il Catechismo di Calvino, nella versione Rota (Lindau 1751, 6 di Nicolò Clalgüna, pastore a italiana di Nicolao Balbani (Ginevra 1566). Fra le Soglio (Coira 1817, 3 esemplari), La devozione opere settecentesche va segnalata l’edizione zuri- domestica di Otto Carisch (Coira 1853). Fra le ghese del 1739 – in italiano – del fortunato Catechi- opere in tedesco da ricordare inoltre le Geistliche smo di Stefan Gabriel, un’opera pubblicata per la Erquickstunden di Heinrich Müller, uno dei precur- prima volta in romancio nel 1611 e più volte sori del pietismo (Francoforte 1717), e Eines Chri- ristampata, presente nella biblioteca anche con sten Reisen nach der seeligen Ewigkeit del battista un’edizione italiana riveduta del 1812. Degni di inglese John Bunyan (Amburgo 1752; presente ’ nota pure l’anonimo Idée abrégée de la véritable anche con un edizione italiana: Firenze 1883). religion (Utrecht 1734), il Compendio dell’istoria 2.13 Numerose sono anche le raccolte di salmi e sacra e del catechismo del teologo neocastellano inni sacri per il canto comunitario (42 opere, di cui Jean Frédéric Ostervald (Lindau 1754) e La Confes- 2delXVII,27delXVIII,10delXIXe3senza sione Elvetica, ossia manifestazione della vera fede data). Per quel che riguarda le due edizioni seicente- (Coira 1777), traduzione in italiano dei principi sche,sitrattadeiSacri salmi di David,messiin fondanti della chiesa protestante svizzera. Per l’Ot- rima da Giovanni Diodati (Haarlem 1664), e di tocento si può ricordare infine il Catechismo cri- Heilige Christen-Freüd di Narziss Rauner (Aug- stiano di Johann Peter Hebel (Coira 1831). sburg 1687). Per il Settecento vanno ricordati 2.11 Nell’ambito dell’apologetica (10 opere, di cui soprattutto gli innari pubblicati in Engadina e in 2 del XVII, 7 del XVIII e 1 del XIX secolo) sono da Bregaglia: Li CL Sacri Salmi di Davide tradotti dal annoverare innanzitutto i lavori del pastore di pastore Andrea G. Planta, più tardi bibliotecario al Soglio Giacomo Picenino, instancabile difensore British Museum di Londra, su musiche di A. Lob- della causa riformata. Nel fondo sono conservati wasser (Strada 1740, 9 esemplari), i Canti spirituali tre esemplari della sua Apologia per i riformatori e per diverse feste (Soglio 1753), Li Salmi di David in per la religione riformata (Coira 1706) e un esem- metro toscano (Soglio 1753, in 4 esemplari, e una plare della Concordia del matrimonio e del ministe- seconda edizione, Vicosoprano 1790, in 3 esem- rio (Zurigo 1709) e del Trionfo della vera religione plari), le Canzuns spirituaelas di Giovanni Battista (Ginevra 1712). L’Apologia rispondeva in partico- Frizioni (Celerina 1765, in romancio), i Cantici spi- lare ai testi antiprotestanti del minorita Francesco rituali (Vicosoprano 1789, 6 esemplari). La pubbli- Panigarola, collaboratore di Carlo Borromeo. E cazione di libri di canto per le comunità riformate 470 Biblioteca del Museo Ciäsa Granda, Stampa grigionitaliane proseguì anche nell’Ottocento: nel mantile racquistato di Perlone Zipoli (pseudonimo fondo sono presenti i Canti delle chiese evangeliche del pittore Lorenzo Lippi), stampato a Firenze nel del Grigione (Losanna 1863) e due edizioni dei 1750, e Briefe an einen jungen Prinzen dell’amba- Salmi e cantici sacri ad uso de’ cristiani,acuradi sciatore svedese Carl Gustav Tessin (Lipsia 1756). Giovanni Pozzi e Gaudenzio Torriani (Zurigo 1865, La parte ottocentesca di questa sezione contiene 5 esemplari, e Coira 1879, 2 esemplari). vari scritti di autori bregagliotti, tra cui in partico- 2.14 La specificità delle comunità riformate di lin- lare le opere del dantista Giovanni Andrea Scartaz- gua italiana nei Grigioni trova espressione anche zini, alcuni romanzi della scrittrice di lingua tedesca nella liturgia. Le opere sull’argomento sono 9, tra Silvia Andrea e la tragicommedia in dialetto della ’ cui La liturgia overo la maniera di celebrare il servi- Bregaglia La stria, ossia i stingual da l amur di Gio- zio divino per uso delle chiese riformate della Valle vanni Maurizio (Bergamo 1875). di Bregaglia stampata a Coira nel 1749 (6 esem- Lingue plari) e la Liturgia ossia preghiere e agende per le chiese evangeliche riformate italiane dell’Alta Rezia 2.18 Fra le 22 opere dedicate all’apprendimento (Coira 1836). delle lingue (dizionari, grammatiche, libri di let- tura…), in maggioranza del XIX secolo, si segnala 2.15 Tra le altre opere di argomento religioso si in modo particolare il Novum latinogermanicum et segnalano ancora la Cosmographia Sacra oder Hei- germanicolatinum lexicon di Johann Fries (Zurigo lige Welt-Beschreibung del teologo riformato tede- 1596). Molto interessante anche l’Abecedario per i sco Andreas Claubergh (Kassel 1700) e l’Imitazione fanciulli, stampato a Vicosoprano nel 1790 (si di Gesù Cristo, attribuita a Tommaso de Kempis, in tratta di fogli stampati non ancora rilegati né un’edizione curata da Gianjacopo de Rota e stam- tagliati). Fra le pubblicazioni ottocentesche si pos- pata a Lindau nel 1752. sono inoltre ricordare, per la loro importanza nella storia della scuola grigione, i vari libri di lettura Storia stampati a Coira, in italiano, per le scuole del Gri- 2.16 Tra le 37 opere di carattere storico presenti gioni italiano. nel fondo si possono menzionare innanzitutto alcuni libri relativi alla storia dei Grigioni, tra cui la Diritto Historia von denen Unruhen und Kriegen (San 2.19 Le opere di argomento giuridico sono 19, tra Gallo 1701) e la Fortsetzung der Bündnergeschichte cui 1 del Seicento, 10 del Settecento e 8 dell’Otto- (Coira 1780) di Fortunat Sprecher von Berneck, le cento. Di particolare interesse sono gli Statuti cri- Memories et Lettres del duca Henri de Rohan minali e civili della Bregaglia, non datati, ma risa- (Ginevra e Parigi 1758), il Compendio di storia lenti con ogni probabilità al 1694–95. Fra le opere della Rezia di Pietro Domenico Rosio de Porta settecentesche vanno menzionate in particolare (1787), la Storia della Repubblica delle Tre Leghe alcune edizioni di trattati stipulati dalla Tre Leghe: di Heinrich Zschokke, tradotta dal bregagliotto G. il Trattato d’alleanza con Venezia (Coira 1706), la di Castelmur (Marsiglia 1836), la Storia del Con- Capitolazione della pace et amicizia perpetua,stam- tado di Chiavenna di Gian Battista Crollalanza pata a Coira nel 1727 in occasione della ratifica del (Bologna 1867). Per la storia della chiesa da ricor- Capitolato di Milano del 1639 e una raccolta di dare l’Abrégé de l’histoire ecclésiastique di Jean- trattati relativi ai territori sudditi di Valtellina, Alphonse Turrettini (Neuchâtel 1765) e l’Istoria del Chiavenna e Bormio, non datata, ma presumibil- Concilio tridentino di Paolo Sarpi, nell’edizione mente del 1765–1770. Degna di nota anche la dis- pubblicata a Mendrisio da Angelo Borella nel 1835. sertazione anonima Deldirittodelprincipe(Brescia Per le storie generali, da ricordare almeno il Com- 1764), riferita ad un decreto delle Leghe contro pendio historico universale di Giovanni Nicolò l’alienazione di beni ecclesiastici. Per l’Ottocento va Dogliani (con ogni probabilità l’edizione veneziana ricordato almeno il resoconto Der Stabio-Prozess di del 1601) e lo Historischer Rosengarten di Johann Giovanni Andrea Scartazzini (Zurigo 1880). Christoph Beer (Francoforte e Lipsia 1710). Geografia Letteratura 2.20 Fra le 17 opere di geografia, in maggioranza 2.17 Le opere letterarie o di critica letteraria sono ottocentesche, si possono ricordare il Theatro del 32, per la maggior parte ottocentesche. Tra i testi mondo di Abraamo Ortelio (Venezia 1655), il più antichi è degna di nota un’edizione seicentesca, primo volume della Helvetia stoicheiografia di purtroppo non perfettamente identificabile, del- Johann Jakob Scheuchzer (Zurigo 1716) e la l’Orlando innamorato di Matteo Maria Boiardo, Eigentliche und kurtz- doch wolverfaste Vorstellung nella versione riveduta da Ludovico Domenichi. Von Teutschland di David Funck (Norimberga Sempre seicentesca è L’anima di Ferrante Pallavi- 1710). Da citare inoltre, fra le opere ottocentesche, cino, biografia anonima dello scrittore libertino alcuni volumi dedicati alla Bregaglia e ai Grigioni: convertitosi al calvinismo (Colonia 1675). Per il le Ursachen der im Bergell durch Wildbäche ent- Settecento, da menzionare il poema burlesco Il Mal- standenen Zerstörungen di Baptista von Salis Biblioteca del Museo Ciäsa Granda, Stampa 471

(Coira 1831), un numero della rivista Der Neue Dilly (Lione 1676). Da menzionare anche due Sammler dedicato alla Bregaglia (Coira 1812), i manuali di agricoltura settecenteschi: il Neu-verbes- classici Naturbilder aus den Rhätischen Alpen di serter Colerus di Johannes Colerus (Lipsia 1711) e Gottfried Theobald (Coira 1862). il Manuel des champs di M. Chanvalon (Parigi 1765). E il manuale gastronomico di Louis Liger, Varia Le ménage des champs et de la ville (Parigi 1764). 2.21 Le rimanenti 56 opere non possono essere Fra le curiosità merita ancora di essere citato Les accorpate in categorie numericamente consistenti. Bigarrures du seigneur des accords di Estienne Ci limitiamo qui a segnalare i testi di maggior inte- Tabourut (Parigi 1586), libro di rebus e di giochi. resse. Fra i libri relativi al dibattito politico all’in- terno delle Tre Leghe sono degni di nota i Fatti dei ’ Grisoni nell anno 1618 (1618), libello in difesa del- 3. CATALOGHI l’attività del tribunale speciale di Thusis. Fra i libri di musica segnaliamo Irdisches Vergnügen di Bar- Elenco dattiloscritto dei libri, realizzato nel 2001, thold H. Brockes, con musiche del compositore con successive aggiunte manoscritte. svizzero Kaspar Bachofen (Zurigo 1740), e Speron- tes singende Muse an der Pleiss di Johann Scholze (Lipsia 1742). Di argomento filosofico e di ispira- 4. PUBBLICAZIONI SUI FONDI zione cartesiana sono due volumi del Seicento: Epmhneia logica di Adrian Heerebord, professore a Tognina, Andrea: Tesori della Ciäsa Granda. In: Leida (Leida 1657), e De l’âme des bêtes di Antoine Voce evangelica 5 (2004), p. 31 472 Biblioteca Jaura, Valchava

BIBLIOTECA JAURA, VALCHAVA Sie wurde erweitert durch den Nachlass der Münstertaler Schriftstellerin Chatrina Filli (1914– Kanton: Graubünden 1983) und den rätoromanischen Teil der wissen- schaftlichen Bibliothek von Prof. Heinrich Schmid Ort: Valchava / Val Müstair (1921–1999) aus Zürich, dem »Vater des Rumantsch Grischun«. Darüber hinaus werden die Bearbeiter: Hans-Peter Schreich-Stuppan Bestände nach Möglichkeit laufend ergänzt. Da am ersten Standort im Museumssaal für die immer Adresse: 7535 Valchava grösser werdende Sammlung kein Platz mehr vor- Telefon: +41 81 858 51 55 (Bibliothekar), handen war, zog die Biblioteca Jaura 1998 in den +41 81 850 38 30 (Gemeinde- damaligen Gemeindesaal von Valchava um. verwaltung Valchava) 2. BESTANDSBESCHREIBUNG E-Mail: [email protected] 2.1 Die Biblioteca Jaura umfasst ca. 5000 Bde ein- Träger: Museum Chasa Jaura, Valchava schliesslich der Periodika, ausserdem ca. 2500 Dias, 300 Tonträger sowie 100 Videos und DVDs. Tau- Funktion: Öffentliche Fach- und Dokumenta- sende von Kopien, Zeitungsausschnitten und tionsbibliothek für das Val Müstair Manuskripten sind in 190 Bundesordnern abgelegt. (GR) Der gesamte Bestand ist nach Autoren sowie nach DK im Zettelkatalog erfasst und setzt sich etwa je Sammelgebiete: zur Hälfte aus rätoromanischen (inkl. Dolomiten- Sämtliche Literatur über das Münstertal / Val ladinisch und Furlan) sowie deutschsprachigen Müstair. Raetoromanica, Raetica und Tirolensia in Dokumenten zusammen. Hinzu kommen kleinere Auswahl. Bestände in Italienisch, Latein, Französisch, Eng- Benutzungsmöglichkeiten: lisch und in anderen Sprachen. Ausleihbibliothek. Benützung der historischen 2.2 Der historische Buchbestand umfasst rund 600 Bestände im Lesesaal. vor 1900 erschienene Titel. Das 16. Jh ist mit 6 deutschen und 3 lateinischen Werken vertreten, so Öffnungszeiten: Josias Rihels Das Neue Testament (2. Aufl. Strass- – Montag 19.00 20.00 Uhr und nach Vereinbarung. burg 1564; Unikat), Vitus Dieterichs Deutsch Psal- ter Davids (Strassburg 1574), mit dem Christlich Gedruckte Informationen: Rathschlag (o. O. 1595 [?]), Melchior Iunius’ Ora- Flyer. tiones Argentinensi in academia IV (Montbéliard Hinweise für anreisende Benutzer: 1595), zusammengebunden mit dem fünften Bd des Die Biblioteca Jaura befindet sich im ehemaligen gleichen Titels (ebd. 1600). Gemeindesaal von Valchava, 5 Gehminuten ober- 2.3 Aus dem 17.Jh stammen 45 Bücher, z. T. aus halb der Posthaltestelle. dem Besitz ehemaliger Münstertaler Pfarrer, darun- ter 5 deutsch- und 7 lateinischsprachige Werke sowie 31 rätoromanische Publikationen, besonders Gesangbücher und theologische Literatur (von 1. BESTANDSGESCHICHTE Durich Campell, Un cudesch da psalms,Basel 1.1 Im Jahre 1984 schenkte der aus Müstair 1606, und das Psalterium Rheticum, Lindau 1606; stammende Bibliothekar Tista Murk (1915–1992) Joan Lucius Gritti, L’Nouf s. Testamaint,Basel seine heimatkundliche Bücher- und Manuskript- 1640; Luci Gabriel, IlgNievTestament,Basel sammlung dem Museum Chasa Jaura in Valchava 1648; von Lurainz Wietzel, Ils Psalms da David, mit der Auflage, sie der einheimischen Bevölkerung Basel 1661, und La prattica da pietaet, Scuol 1668; und weiteren Interessenten zugänglich zu machen. Ludivico Bayly, Lapraticadapietaet, Basel 1670; Biblioteca Jaura, Valchava 473

Johannes Martinus, Philomela, Tschlin 1684; La 2.6 Ferner sind die wichtigsten rätoromanischen sacra Bibla, Scuol 1689). Periodika komplett vorhanden, unter den älteren die Annalas da la Società Retorumantscha (Chur, 2.4 Aus dem 18. Jh besitzt die Biblioteca Jaura 82 ab 1886), Dumengia Saira (Samedan 1894–1916), Bücher, davon 3 auf Italienisch und 25 auf Deutsch, Igl Ischi (Trun, ab 1897), ebenso deutschsprachige darunter mehrere Lobwasser-Psalter (St. Gallen rätische Periodika wie das Jahrbuch der Historisch- 1705 und 1725; Zürich 1734, 1738 und 1744), Antiquarischen Gesellschaft Graubündens (Chur, aber auch medizinische und veterinärmedizinische ab 1871). Hinzu kommen zwei erstmals nach 1900 Werke aus dem Besitz der Chirurgen-Familie erschienene Periodika, als wichtigste Tirolensie Der Conradin aus Valchava wie Gottfried Samuel Schlern (Bozen, ab 1920) und aus dem Veltlin der Bäumlers Mitleidiger Arzt (Frankfurt a. M. 1780), Bollettino della Società Storica Valtellinese (Sond- Anton von Störcks Medicinisch-praktischer Unter- rio, ab 1921). richt für die Feld- und Landwundärzte (Wien 1789) und das Oesterreichische Provinzial-Pharmakopee 3. KATALOGE (Wien 1790). Die restlichen Bücher sind grossenteils rätoromanische Gesangbücher und theologische Alphabetischer Katalog [Zettelform, ab 2006 auch Literatur, so La s. Bibla (die sog. Pfeffer Bibel, digital] – Chur 1717 1719), die 2. und 3. Aufl. von Lurainz Systematischer Katalog [Zettelform, nach DK, ab Wietzel, Ils Psalms da David (Strada 1733; Chur 2006 auch digital] 1775/76), Giovanni Frizzonis Canzuns spirituaelas (Celerina 1765) sowie dessen Testimoniaunza (Cele- rina 1789) und La sacra Biblia (Scuol 1743). Wich- 4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN tigstes Manuskript: Münstertaler deutsch-rätoro- ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK manisches Wörterbuch (494 S., Müstair 1759) von Georg Felix von Menz. Biblioteca Jaura in Valchava. In: Forum, Bibliothe- ken Graubünden 4/2000, S. 1 [Faltblatt] 2.5 Die über 450 Werke aus dem 19. Jh umfassen etwa je zur Hälfte rätoromanische Gesangbücher, Schreich, Hans-Peter: Jahresberichte ab 1998 Bibeln, Katechismen, Schulbücher, Wörterbücher [jeweils mit aktueller Bibliografia Jaura] und Grammatiken sowie deutschsprachige Bündner Schreich, Hans-Peter: Die Periodika der Biblioteca Schulbücher, religiöse Erbauungsliteratur, Raetica Jaura. Die historischen Bestände der Biblioteca und Dissertationen über das Rätoromanische. Jaura. In: Jahresbericht 2002, S. 8–28 474 Biblioteca Fundaziun Tscharner, Zernez

BIBLIOTECA FUNDAZIUN 2. BESTANDSBESCHREIBUNG TSCHARNER, ZERNEZ 2.1 Der Gesamtbestand umfasst rund 8000 Werke Kanton: Graubünden (einschliesslich Periodika und Kleinschriften), wovon 1376 vor 1900 erschienen sind. Der histori- Ort: Zernez sche Buchbestand ist nach Jhn und innerhalb jedes Jhs alphabetisch nach Autoren geordnet aufgestellt. Bearbeiter: Gion Tscharner Im digitalisierten Katalog wird jedes Werk einer Adresse: Runatsch 146, 7530 Zernez Sachgruppe zugeordnet, wobei die Theologie 432 Werke (darunter 66 Bibeln), die Gruppe »Sach- Telefon: +41 81 856 19 50 bücher, Wissenschaften, Philosophie« 322, die Telefax: +41 81 856 19 50 Belletristik 156, Schulbücher 87, Musik 81, Zeitun- gen 77, Politik 53 und Verschiedenes 9 Werke E-Mail: [email protected] umfasst. Die Zeitschriften (161) sind separat geord- Träger: Fundaziun Tscharner net. Funktion: Dokumentationsbibliothek 2.2 899 Einheiten sind rätoromanisch, 438 deutsch und 39 lateinisch, französisch oder italie- Sammelgebiete: nisch. Rätoromanische Schriften der gesamten Romania. Literatur über das Engadin und Graubünden in ver- 2.3 Das 16. Jh ist mit insgesamt 21, nämlich 8 schiedenen Sprachen; Engadiner Autoren. deutschsprachigen, 7 lateinischen, 4 rätoromani- schen und 2 italienischen Werken vertreten, u. a. Benutzungsmöglichkeiten: mit der vom Oberengadiner Landammann Jachiam Öffentlich zugänglich; keine Ausleihe. Bifrun (1506–1572) erarbeiteten ersten romani- Öffnungszeiten: schen Ausg. des Neuen Testaments (o. O. 1560), Nach Absprache. ferner mit einer Ausg. von dessen Übers. des Churer Katechismus, der Fuorma (Poschiavo 1589), der Technische Einrichtungen für den Benutzer: handschriftliche Einträge (u. a. ein Gedicht über Computer (digitalisierter Katalog), Kopiermöglich- den Untergang von Plurs) von Joan Lucius Gritti keit. (1579–1639) enthält. Dieser übersetzte als erster Hinweise für anreisende Benutzer: das Neue Testament aus dem Griechischen ins Vom Bahnhof Zernez ca. 10 Minuten Richtung Romanische. Aus dem 16. Jh stammt auch eine Ofenpass; gegenüber dem Nationalpark-Haus. deutschsprachige Bibel, die bis jetzt nicht identifi- ziert werden konnte.

2.4 Auf das 17.Jh entfallen insgesamt 86, nämlich 1. BESTANDSGESCHICHTE 22 deutschsprachige und 64 rätoromanische Werke, 1.1 1953 habe ich begonnen, in meiner Freizeit v. a. romanische Bibelausgaben, u. a. Bifruns Neues rätoromanische Schriften zu sammeln mit der Testament L’g Nouf sainch Testamaint (Poschiavo Absicht, eines Tages möglichst alle rätoromanischen 1607), Joan Lucius Grittis L’Nouf s. Testamaint Publikationen beieinander zu haben. Dank ver- (Basel 1640), Luci Gabriels IlgNievTestament schiedener Helfer wie Nicolin Bischof, Forst- (Basel 1648), die erste Bibel der Surselva, Joan ingenieur ETH, Ramosch, und Generalvikar Giusep Pitschen Saluz’ sehr seltener Exodus mit 8 Kapiteln Pelikan (1924–1992), Bibliothekar des Bistums des Leviticus (Scuol 1662) und Gesangbücher. Chur, konnte dieses Ziel bis anhin etwa zu 70 % Erwähnenswert ist auch Johann Guler von Wein- erreicht werden. Verschiedene Personen, v. a. aus ecks Raetia (Zürich 1616) und Johannes Martinus’ dem Engadin, haben mir immer wieder romanische Philomela (Tschlin 1684) mit einem handgezeichne- Schriften zukommen lassen. Alle Publikationen sind ten Calendarium perpetuum und Nachträgen des katalogisiert und digital erfasst. Autors. Biblioteca Fundaziun Tscharner, Zernez 475

2.5 Aus dem 18. Jh sind 209 Werke vorhanden, 64 wie der katholische Katechismus Cuorta doctrina deutschspachige und 145 rätoromanische. Es han- (Chur 1844), der anonym erschienene katholische delt sich in erster Linie um Bibeln, Gesangbücher Missionsbericht Regordienscha della Missiun (Chur und weitere religiöse Literatur, darunter Domenico 1850), Beat Ludeschers Devoziuns per catolics Seckas sehr seltene Schrift Cordial Cufort per fideivels (Chur 1870) und Janet Mennis Alchünas Christians padernurs (Engiadina bassa 1715), fer- da sias predgias (Genf 1895) zu nennen, ferner poe- ner eine Ausg. der romanischen Übers. des Heidel- tische Kleinschriften wie das Huldigungsgedicht berger Katechismus Catechismus Que ais Un intra- des Benediktiners Basil Carigiet Salid a nies Signur guidamaint in la Religiun Christiauna (Augsburg cussiglier guvernativ Dr. Augustin Condrau (Mus- 1722), des Samnauners Petar Riers Canzuns spiri- tér 1867) und die anonym erschienene, sehr seltene tuales (Strada 1745), Simeon Caratschs seltener Canzun dil caffee (Mustér 1887), aber auch Schul- Discuors emortual (Schuls 1763), in 2 Exemplaren bücher wie Andrea Rosius a Portas Il magister mit unterschiedlichen Titelblättern und Einleitun- amiaivel (Luzein 1818) sowie rätoromanische gen die romanische Übers. von Lewis Baylys The Grammatiken und Wörterbücher. In einer Schrift practise of Piety (LaPraticadapietaet, Scuol Societat per ameglioraziun della cultura de uauls e 1771), hrsg. von Lurainz Wietzel, Giovanni Frizzo- gonstrucziun de vias (o. O. 1838) stellt sich eine nis Testimoniaunza (Celerina 1789) mit dem Manu- Gesellschaft zur Verbesserung der Zufahrten und skript des Autors, das wichtige Informationen über der Waldbewirtschaftung im Bündner Oberland die Herkunft der Texte und der Notensätze enthält, vor. Hingewiesen sei auch auf die zahlreichen und schliesslich das vielleicht von Jachiam Bifrun deutschsprachigen Raetica. verfasste Schulbüchlein La taevla cun otras bellas christiaunas & nüzeivlas oratiuns (Chur 1790). Des 2.7 Darüber hinaus sind rätoromanische Periodica weiteren sind zu nennen von Jon Dutschessa wie die Annalas (ab 1886), Dumengia Saira (ab Clalüna das sehr seltene Calendarium perpetuum 1894), Igl Ischi (ab 1897), Il Novellist (1868), Las (Strada 1705) und L’elementare ladin (Scuol 1769), Seras d’unviern (1893) und die Wochenzeitung Fögl ein Lehrbuch der ladinischen Sprache. d’Engiadina (ab 1858) vorhanden. 2.6 Von den 1060 Werken des 19. Jhs gehören 686 zur rätoromanischen, 344 zur deutschen Sprache 3. KATALOGE und 30 zu anderen Sprachen. Neben den räto- romanischen Bibelausgaben und deutschsprachiger Autorenkatalog in Papierform und digitalisierter Erbauungsliteratur sind weitere theologische Werke Katalog mit Autoren- und Sachregister. 476 Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy

BIBLIOTHÈQUE CANTONALE Informations pour les utilisateurs de passage: JURASSIENNE, PORRENTRUY Sortie autoroute A16 Porrentruy, direction centre- ville. Places de parc à proximité. Gare CFF à 10 minutes. Canton: Jura

Lieu: Porrentruy 1. HISTORIQUE DU FONDS Auteur: Benoît Girard, avec la collaboration de Jean-Luc Rouiller 1.1 Le fonds ancien de la Bibliothèque cantonale jurassienne (BiCJ) constitue une section distincte Adresse: Hôtel des Halles, Case postale 64, des fonds propres de l’institution. Il rassemble, 2900 Porrentruy 2 dans les locaux de l’Hôtel de Gléresse, les ouvrages en provenance de l’ancienne bibliothèque du collège Téléphone: +41 32 420 84 10 des jésuites de Porrentruy, des établissements d’ins- truction supérieure qui lui ont succédé jusque dans Fax: +41 32 420 84 99 la seconde moitié du 20e s., et des collections d’ori- gines diverses. En 1982, la Municipalité de Porren- Homepage: www.jura.ch/occ/bicj truy, propriétaire historique de la bibliothèque du collège, a déposé la partie de ce fonds qui lui appar- E-mail: [email protected] tenait auprès du jeune Etat jurassien, lequel en a confié la gestion à la BiCJ, qui venait de naître. Rattachement administratif: Office de la culture de la République et Canton du La bibliothèque des jésuites (1591–1773) Jura (OCC). 1.2 En signant l’acte de fondation du Collège de Fonctions: Porrentruy le 9 mai 1591, l’évêque Jacques Chris- Bibliothèque cantonale à vocation patrimoniale. tophe Blarer de Wartensee (1575–1608) s’engageait à pourvoir à toutes les dépenses liées au projet, y Collections: compris à celles qu’entraînait l’établissement de la Fonds moderne: Jurassica, collection encyclopédique bibliothèque de l’institution. Dans les locaux provi- ’ ’ avec accent sur l histoire et l archéologie; fonds soires occupés par les jésuites avant la construction ancien: théologie catholique, histoire, littérature, des bâtiments du collège, une pièce est aménagée à sciences, incunables. cet effet; l’évêque la fait équiper, dans le courant de l’année, du mobilier nécessaire au rangement des ’ Conditions d utilisation: livres. Huit ans plus tard (1605), la bibliothèque est Ouverte à tout public, libre-accès et salle de lecture installée à l’intérieur de la nouvelle bâtisse, dans ’ de 16 places équipée d ouvrages de référence. Prêt à une salle spécialement préparée à cet usage. domicile et prêt entre bibliothèques. Heures d’ouver- ture: lundi et mercredi 13 h 30 à 17 h 30, mardi et 1.3 Aucun catalogue des livres de cette biblio- ’ vendredi 9 h à 12 h et 13 h 30 à 17 h 30, jeudi 9 h à thèque ne s est conservé. Toutefois, les volumes ’ ’ 12 h et 13 h 30 à 20 h. Pour le fonds ancien, conservé qu elle renferme portent généralement l ex-libris àl’Hôtel de Gléresse (10 rue des Annonciades), manuscrit «Societatis Jesu Bruntruti», souvent suivi ’ ’ consultation sur demande préalable. d une date, ce qui permet de déduire qu au moins 448 titres (411 vol.) faisaient partie du fonds origi- Equipement technique: nel, constitué entre 1592 et 1608. Un peu plus de la Photocopieuse, postes internet, OPAC, lecteurs de moitié de ces ouvrages a été acquise avant 1598, microformes. dont 92 la première année et 141 les trois premières années. Après 1598, on estime que 13 titres en Informations imprimées: moyenne viennent enrichir le fonds chaque année Guide du lecteur, Règlement (2004). (Girard et al. 1991). Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy 477

1.4 Plus d’une centaine de titres du lot originel additionnel du collège du 29 septembre 1775 porte mention d’un ou plusieurs propriétaires anté- demande que les livres ne soient plus empruntés rieurs. Quelques-uns ont manifestement fait don de sans un reçu en bonne et due forme. Celui de 1788 leur bien à la bibliothèque des jésuites (présence attribue annuellement 50 Livres de Bâle pour d’ex-dono), mais pour la plupart il n’est guère pos- l’achat d’ouvrages, et associe la fonction de biblio- siblededéterminers’il s’agit de dons ou de rachats. thécaire à celle de sous-principal du collège, avec la Il est certain en revanche que le fondateur du col- charge d’établir un nouveau catalogue en deux lège a été le principal financier et fournisseur de la exemplaires. A cette époque, la bibliothèque s’enri- bibliothèque à ses tout débuts: 26 titres proviennent chit d’un lot de livres de grande qualité provenant de ses collections propres. A noter une somme de du collège jésuite d’Ensisheim, en Alsace. Elle reçut 115 florins, prêtée ou donnée par Antoine Fugger aussi 1’760 vol. de la bibliothèque du château, d’Augsbourg, que le collège affecta, en 1593 proba- transférés le 12 novembre 1787 par ordre du prince blement, à l’achat de livres. En 1595, un accord Joseph de Roggenbach (1782–1794), désireux de passé avec la Compagnie prévoyait que l’évêque rendre publique la bibliothèque du collège. D’autres verserait 40 florins annuels pour la bibliothèque, dons importants, tels ceux du suffragant Joseph mais cet accord ne dura que l’espace d’une année, Gobel (1727–1794) ou du Père François Riss, Blarer estimant alors que le collège disposait de ancien professeur et conseiller du prince, qui l’enri- revenus suffisants pour subvenir à l’achat de ses chit de 160 ouvrages en 1789, ainsi qu’une poli- livres. Jusqu’en 1603, c’est une somme de 400 flo- tique d’acquisition régulière accrurent les collec- rins que l’institution consacra pour sa bibliothèque, tions de manière considérable. L’inventaire réalisé visant essentiellement à satisfaire aux besoins docu- en 1793 par le bibliothécaire Etienne Prudat signale mentaires de la communauté. la présence d’exactement 6’628 vol. sur les rayons 1.5 Dans son état actuel, le fonds abrite 994 vol. de la bibliothèque. acquis entre 1592 et 1636. De 1609 à 1636, la moyenne des acquisitions se serait donc élevée à La bibliothèque «nationale» (1793–1796) quelque 20 vol. par an. La Guerre de Trente Ans – (1618 1648) suspendit le développement de la 1.8 Cet inventaire constitue la première applica- ’ bibliothèque du collège durant une vingtaine d an- tion à l’Evêché de Bâle, annexé à la France en mars ’ nées. Le retour à la normalité ne se fit qu en 1652. 1793 sous la forme du Département du Mont-Ter- ’ Etonnamment, il semble que les collections n eurent rible, des lois, décrets et instructions édictés par le pas trop à souffrir des déprédations commises par régime révolutionnaire à l’égard des livres confis- ’ lesbelligérantsàlintérieur du bâtiment. La rédac- qués, pour les faire servir à l’instruction du peuple. ’ ’ tion, en 1650, d un nouveau catalogue (aujourd hui Les principales dispositions ont trait à la constitu- ’ perdu) témoigne même d une réorganisation à ce tion dans chaque district – le Mont-Terrible en moment-là. compte deux, Porrentruy et Delémont – de «dépôts 1.6 Parallèlement à la bibliothèque des Pères, s’est littéraires» où sont réunis les lots d’ouvrages, et à la constituée une bibliothèque des pauvres étudiants confection d’un catalogue général de tous les livres (bibliotheca pauperum), formée d’ouvrages laissés ainsi rassemblés. Le 27 janvier 1794, une loi prévoit sur place par les élèves fortunés arrivés à la fin de de doter chaque district d’une bibliothèque leurs études. Un responsable (curator) en assure la publique, constituée des livres rassemblés dans les gestion depuis 1658 au moins. En dépit de la consti- dépôts littéraires. Sur décision du Directoire du tution de nouvelles bibliothèques à Porrentruy – au Mont-Terrible (20 août 1793), un dépôt littéraire château pour le service de la cour épiscopale, dans voit le jour dans les locaux du collège de Porren- le nouveau couvent des capucins achevé en 1663 et truy, où affluent les livres provenant du château, au séminaire diocésain établi en 1716 – la biblio- des couvents supprimés (capucins, annonciades de thèque des jésuites continue de s’accroître par dons Porrentruy, cisterciens de Lucelle), ainsi que des et achats jusqu’à contenir quelques milliers de volu- confiscations opérées sur les biens des émigrés et mes (probablement 3 à 4’000) lors de la suppres- des condamnés. Au final, ce sont quelque 25’000 sion de l’Ordre en 1773. A cette date, la propriété vol. qui seront rassemblés en ce lieu entre 1793 et et la gestion du collège passèrent sous l’autorité de 1795. Il faudra deux ans d’un rude labeur à Etienne l’évêque qui réorganisa l’établissement. Prudat pour achever la rédaction des 10’964 cartes formant le catalogue complet des titres appelés à La bibliothèque du collège épiscopal constituer la future «bibliothèque du District et (1773–1793) Commune de Porrentruy, au ci-devant Collège». Mais avec la suppression des districts à 1.7 La bibliothèque n’eut pas à souffrir du nou- l’automne 1795, en application de la Constitution veau statut dévolu au collège: son règlement pré- de l’an 3, l’organisation des bibliothèques redevient voyait un bibliothécaire, plus attaché, il est vrai, à l’affaire des départements, et se trouve liée au déve- la gestion du fonds qu’aux acquisitions, lesquelles loppement des Ecoles centrales, ordinairement éta- relevaient du bureau d’administration. Le règlement blies dans les bâtiments des anciens collèges. 478 Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy

La bibliothèque de l’Ecole centrale du Trois décennies d’incurieetdestagnation département du Mont-Terrible (1796–1803) (1804–1836)

1.9 L’Ecole centrale du Mont-Terrible, accordée à 1.12 La première conséquence de ces changements Porrentruy par la loi du 7 avril 1794, est mise sur fut la fermeture au public de la Bibliothèque natio- pied dans le courant 1795/96. Elle est dotée d’un nale de Porrentruy, ravalée au rang de bibliothèque bibliothécaire par la nomination, le 23 avril 1796, de professeurs dès que l’école secondaire fut organi- de Dagobert Raspieler, bibliographe du dépôt litté- sée. Les bibliothécaires se succédèrent (Jean-Joseph rairedeDelémont.Le23mai,leDépartement Goetschy, Antoine Léonce Kuhn, Laurent Meusy, adresse à ce dernier l’Instruction pour la formation ancien profès de Bellay), sans qu’apparemment des bibliothèques dans les départements, émanant aucune acquisition nouvelle n’ait été faite durant du ministre de l’Intérieur Benezech. Celle-ci l’invite cette période. L’administration de l’établissement à extraire des dépôts littéraires les seuls ouvrages semble tout de même avoir eu à cœur de préserver considérés comme étant utiles à l’éducation, pour les collections existantes, interdisant, en vain, les en former les bibliothèques des écoles ou des prêts à l’extérieur, «notamment jusqu’à ce que l’in- communes. Le reste, soit les deux tiers des volumes ventaire des livres qui la composent aura été véri- rassemblés, est destiné à être vendu au profit de fié» (ARCJ, 5 ECP 2, f. 5/6; 21 janvier 1811). Afin l’instruction publique. de pouvoir disposer des salles du collège occupées par les livres «mis à la réforme», Laurent Meusy les 1.10 Se conformant aux ordres reçus, Raspieler fit transporter sur les tribunes de l’église désaffectée opère un tri draconien dans les ouvrages inventoriés des jésuites, transformée en magasins et ateliers à grand-peine par les bibliographes de Porrentruy. ’ municipaux, où ils furent entassés pêle-mêle et Pour former la bibliothèque de l Ecolecentraledu abandonnés à toutes les déprédations. Personnalité Mont-Terrible, il ne retient que ceux qui lui sem- ’ très réactionnaire, il réduisit en cendres toutes les blent présenter une utilité pratique réelle pour l en- publications engendrées par le régime révolution- seignement, sans négliger toutefois le caractère naire. d’utilité publique et la valeur historique de la col- lection. Pour combler les lacunes qu’il y constate, il 1.13 Après l’annexion à la Suisse (canton de demande et obtient du ministre de l’Intérieur que Berne) en 1815 de la majeure partie du territoire de soient livrés à Porrentruy (6 mai 1799) 1’556 vol. l’ancien Evêché de Bâle, le nouveau conseil d’admi- qu’il a lui-même choisis dans le dépôt littéraire de nistration du collège de Porrentruy entreprit d’assu- la Seine. Il puisera également dans le contenu du rer la gestion de la bibliothèque, nommant successi- dépôt littéraire de Delémont, constitué en majeure vement les professeurs Henri Parrat, Jean-François partie des dépouilles de la bibliothèque du chanoine Cramatte, l’abbé Jacques Mislin, l’abbé Pierre Christian von Eberstein (1719–1797), grand-prévôt Antoine César au poste de bibliothécaire, autant de du chapitre cathédral de Bâle à Arlesheim, lorsque personnes qui ne purent venir à bout du désordre ces fonds seront transférés à Porrentruy en mars qui régnait dans les collections. Ce n’est qu’après 1799. Un premier catalogue est établi et, à partir du l’avènement du régime libéral de 1831 et l’entrée en 30 mars de cette même année, la bibliothèque est fonction d’une nouvelle administration en 1832, ouverte au public, en sa qualité de «Bibliothèque que se trouvèrent réunies les conditions qui allaient nationale du Mont-Terrible». Les ouvrages exclus permettre à la bibliothèque du collège de Porren- des choix du bibliothécaire – «mis à la réforme» truy de se constituer sur de nouvelles bases, dont comme on disait alors – représentaient quelque témoigne, aujourd’hui encore, la structure du fonds 15’000 vol., qui furent conservés plusieurs années ancien. durant dans des locaux séparés, en attendant qu’on en disposât. La réorganisation de 1837–1839 1.11 Plusieurs centaines d’ouvrages durent toute- 1.14 La volonté des nouvelles autorités libérales fois être extraits des rayons pour être rendus à leurs de moderniser l’enseignement dispensé au collège anciens propriétaires ou ayants droit, comme ceux de Porrentruy allait de pair avec le souci de doter qui formaient la bibliothèque de l’ex-suffragant l’institution d’instruments en rapport avec les ambi- Joseph Gobel, soit 1’324 vol. vendus à l’encan en tions intellectuelles de l’administration. La nécessité 1801. Ce qui obligea le bibliothécaire à rédiger un s’imposait dès lors de rendre à la bibliothèque son nouveau catalogue qui tînt compte du nouvel état rôle de lieu de mémoire et de culture, ce qui exigeait des collections. Après la dissolution du Départe- certains investissements financiers auxquels le gou- ment du Mont-Terrible en 1800, la suppression de vernement consentit. On doubla la surface des l’Ecole centrale intervint en 1803; elle fut convertie locaux mis à disposition, en même temps qu’on en école secondaire par un arrêté consulaire du 8 procédait à la refonte complète du système de clas- septembre qui cédait à la commune de Porrentruy sement. Le traitement intellectuel des collections fut l’ensemble des bâtiments et leur contenu, y compris initié en juillet 1837 par Xavier Péquignot et achevé la bibliothèque. Celle-ci abritait alors 3’508 ouvra- par Joseph Trouillat, nommé bibliothécaire en ges pour 8’424 vol. novembre de la même année. Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy 479

1.15 On procéda au tri systématique des ouvrages; d’un espace de lecture et de consultation. Bien plus de 3’000 d’entre eux furent restaurés, 400 qu’approximative, la statistique des prêts permet de furent reliés à neuf. On récupéra du solde des livres constater le succès rencontré par cette initiative: de «réformés» en 1796 tous ceux qui ne figuraient pas 500 durant l’année scolaire 1861/62, le nombre des dans la bibliothèque. Les volumes furent répartis en volumes prêtés atteindra le millier en 1871 et jus- cinq classes (incunables, théologie, jurisprudence, qu’à1’500 en 1893. sciences et arts, belles-lettres), formant en tout 42 1.18 Parallèlement, les collections s’étoffent. Des sections, une section spéciale (la 20) regroupant les efforts financiers sont consentis dès 1862 pour pal- éditions de Porrentruy. Les manuscrits médiévaux lierleslacunesenmatièred’éditions modernes. furent conservés à part. On dressa un catalogue sur Ainsi en 1862 et 1863, un crédit de 1’000 francs est fiches, qui fut ensuite transformé en catalogue consacré à l’achat d’ouvrages de fond, littéraires, alphabétique, transcrit dans trois registres. Pendant historiques et scientifiques. En 1863, la Commis- les travaux, qui s’étendirent sur trois années, plu- sion acquiert l’ensemble des collections du géologue sieurs acquisitions vinrent compléter les collections, Jules Thurmann (1804–1855), y compris sa biblio- auxquelles s’ajoutèrent encore quelques centaines thèque scientifique, pour une somme de 1’500 d’ouvrages issus de la petite bibliothèque du sémi- francs. A partir de 1870, un fonds spécial permet à naire supprimé en 1836. En 1841, l’inventaire de la bibliothèque d’acquérir chaque année les œuvres l’établissement d’assurance contre l’incendie recen- de littérature moderne et contemporaine, des édi- sait dans la bibliothèque 16’520 «objets scientifi- tions scientifiques, ainsi que de s’abonner à plu- ques», chiffre qui englobe, outre les volumes placés sieurs revues spécialisées. Différents inventaires sur les rayons, diverses collections annexes, comme signalent la présence de 12’125 vol. au début des le médaillier ou le cabinet de minéralogie. années 1860, de 14’216 en 1868 et de 16’000 en Du Collège de Porrentruy à l’Ecole cantonale 1871. française du canton de Berne 1.19 L’accroissement du fonds, outre les achats ’ ’ 1.16 La bibliothèque réorganisée, il restait à la d ouvrages, résulte d importants dons de particu- ’ faire vivre: lui donner d’une part les moyens de liers ou d institutions. En 1864, la bibliothèque est combler les retards considérables accumulés en entrée en possession de 500 vol. scientifiques et lit- matière de sciences et de littérature pendant un téraires légués par le médecin Pierre Joseph Mar- ’ demi-siècle (en raison de l’absence d’une politique quis; en 1866, elle a hérité d un millier de vol. pro- ’ d’acquisition), et de l’autredecompléterlesséries venant de la bibliothèque de l abbé Adrien Kohler. ’ ouvertes. Un subside de 300 francs lui fut alloué à En 1886, elle bénéficiera d un legs exceptionnel cet effet en 1847 et 1848, dont la reconduction ne provenant de la succession de Louis Vautrey, curé- fut pas demandée, en raison des relations tendues doyen de Delémont et historien, comprenant pas ’ existant entre les préfets en charge, présidents d’of- moins de 100 manuscrits relatifs à l histoire du fice de l’administration du collège, et Joseph Trouil- pays, 300 ouvrages divers et une collection de plu- lat, qui préféra affecter à cetusageletraitement sieurs journaux reliés en 70 vol. En 1896, elle ’ annuel de 100 francs qu’il percevait comme respon- accueillera un lot de manuscrits et d imprimés, dont sable de la bibliothèque. Des subventions spéciales plusieurs incunables, offert par Mgr. Xavier Horns- e permirent toutefois de compléter en 1848 l’Ency- tein, ancien curé de Porrentruy. A la fin du 19 s., ’ clopédie méthodique,etd’acheter en 1854 42 vol. faute d une autre institution spécifique, la biblio- ’ provenant de la succession de l’érudit belfortain thèque de l Ecole cantonale de Porrentruy est deve- Jean-François Joseph Blétry; mais seul un budget nue le lieu de référence où confluent les témoins du régulier aurait été en mesure de répondre aux patrimoine intellectuel et historique du pays. En besoins de l’institution. Cependant, la situation plus du médaillier, établi par Jules Thurmann et financière de l’établissement d’instruction, en passe Joseph Trouillat, on y a constitué un Musée histo- de se transformer en Ecole cantonale française du rique qui rassemble tableaux, manuscrits et objets ’ canton de Berne, reste précaire et le budget de la d art. ’ bibliothèque n évoluera guère avant le début des 1.20 Il faut rappeler toutefois que, dans les années ’ années 1860, soit après la mise à l écart de Joseph 1870, la volonté d’adapter la bibliothèque aux Trouillat qui sera remplacé par le professeur Xavier besoins d’un établissement scolaire moderne mit en Kohler, en février 1861. péril une part des richesses patrimoniales accumu- lées au cours des siècles précédents. Certains res- L’héritage de l’Ecole cantonale au 19e siècle ponsables, au sein même de la Commission de 1.17 Une des premières mesures prises par le nou- l’Ecole cantonale, envisageaient alors de rentabili- veau bibliothécaire sera d’ouvrir deux fois par ser ce capital dormant en vendant les pièces les plus semaine (soit pendant quatre à cinq heures) la précieuses, afin de procurer des fonds supplémen- bibliothèque au public et aux élèves, son usage taires à l’institution. Le désastre fut évité grâce à étant jusqu’alors réservé aux seuls professeurs. Le l’opposition appuyée du bibliothécaire Lucien local est adapté en conséquence par l’installation Dupasquier. Celui-ci dut néanmoins se résigner à 480 Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy laisser extraire des collections un lot de 1’528 vol., manuscrits et un fichier des incunables, copie de qui furent expédiés à Berne en 1877, sous forme celui de Trouillat. d’un prêt rétribué, pour former le noyau de la bibliothèque de la Faculté vieille-catholique de 1.24 Roger Ballmer, jeune maître de français et l’Université, qui venait d’y être fondée. La restitu- d’histoire au progymnase, nommé bibliothécaire le er tion, partielle, de ces ouvrages ne fut obtenue qu’en 1 juillet 1944, confiera durant l’été 1955 la réali- 1900, à la suite d’une longue procédure de réclama- sation du catalogue des ouvrages anciens à des étu- tion. diants de l’Ecole de bibliothécaires de Genève, dans le cadre d’un travail de diplôme. Trois jeunes fem- 1.21 Avec le temps, la diversification des besoins a mes s’attaquent alors à la réorganisation et au cata- entraîné la constitution d’unités physiques séparées logage sur fiches des ouvrages des sections de de la «grande bibliothèque»: une section particu- «sciences morales» (théologie, histoire-géographie, lière réservée aux élèves est active en 1871/72; une littérature). Elles mettent ainsi en œuvre un catalo- bibliothèque des pauvres étudiants renaît en 1879, gue matières et un catalogue alphabétique des et en 1893 une autre est instituée, destinée aux élè- auteurs et ouvrages anonymes, munissant chaque ves du Gymnase supérieur. Des séries de périodi- ouvrage d’une cote numérique topographique. ques se constituent à l’usage des professeurs. L’ad- Durant les treize semaines du stage, 3’456 vol. sont ministration de ces fonds entraîne cependant un catalogués. Bien que les opérations aient seulement surcroît de travail, auquel les autorités ne pourront porté sur un peu plus du quart du fonds ancien, faire face avec les moyens ordinaires dévolus à un elles fournirent le cadre et la méthode qui allaient établissement scolaire, dont les priorités se trouvent permettre désormais au bibliothécaire en charge de ailleurs. Ceci d’autant plus que la gestion de la poursuivre lui-même la confection du catalogue. bibliothèque continue d’être confiée à un profes- Lors du récolement effectué en 1985, les sections seur, en sus de son enseignement. classées et cataloguées représentaient 14’430 vol. 1.22 En 1899, la bibliothèque générale quitte les locaux qu’elle occupait depuis la réorganisation de 1.25 La réorganisation de 1955 eut un autre 1837–1839 pour s’installerdanslapartiesupéri- mérite: elle démontra que le local qui abritait les eure de l’église des jésuites. Des frais importants collections, outre le fait qu’il était devenu trop petit sont alors consentis en mobilier: nouvelles étagères, pour recevoir des acquisitions nouvelles, ne répon- nouvelles vitrines pour les manuscrits, armoires dait absolument plus, et depuis longtemps, aux nor- vitrées pour les incunables et les éditions de Porren- mes minimales permettant à une bibliothèque de truy. fonctionner. Pour prestigieux qu’en soit le décor, ce e «temple des livres» présentait toujours les condi- Le catalogue: question récurrente au 20 siècle tions d’inconfort du début du siècle. Le lieu était 1.23 Les comptes-rendus des délibérations de la inchauffable et donc impraticable pendant la saison Commission administrative du début du 20e s. lais- froide; il ne disposait pas de l’éclairage électrique. sent voir que le transfert des collections dans ce La recherche de solutions de rechange n’aboutira nouveau local ne s’est pas opéré sans une certaine qu’en 1961. A cette date, la préfecture de Porren- confusion. Le 11 juillet 1901, on constate que la truy quitte l’Hôtel de Gléresse pour s’installer au classification des ouvrages est imparfaite, «ou plu- château. Deux ans plus tard, les collections de tôt elle est à faire entièrement», travail qui sera réa- l’église des jésuites sont transférées dans cet Hôtel, lisé avant la fin de l’année. Restait à produire le dont le premier étage a été aménagé à grands frais catalogue complet du fonds, projet récurrent et lan- pour les recevoir, avec magasins, salle d’exposition cinant, qui occupera la Commission pendant une et salle de lecture, «petite mais suffisante». Ce cinquantaine d’années et qui épuisera plus d’un déménagement a réalisé la séparation physique bibliothécaire. Arnold Juillard démissionnera en entre collections anciennes et bibliothèques de 1914 sans avoir rempli sa mission. Son successeur, branches (enseignées au collège), restées dans les le professeur Alexandre Favrot, annonce à la locaux scolaires. Ces dernières bénéficient depuis Commission en 1921 que le catalogue général de la 1977 d’une institution spécifique aux besoins de bibliothèque a été mis au point pour les imprimés, l’école, devenue aujourd’hui la Médiathèque du mais pas encore pour les manuscrits. La question Lycée cantonal de Porrentruy. En 1982, la prise en du catalogue est mise en veilleuse sous son succes- charge par l’Etat jurassien nouvellement constitué seur Gustave Amweg, en fonction de 1924 à 1939. de l’ensemble des collections anciennes – attachées Elle resurgit en juillet 1939, au moment de sa suc- jusqu’alors à la ci-devant Ecole cantonale française cession. Il ne s’agit plus cette fois de mettre à jour du canton de Berne – confirmera le caractère essen- les registres existants, mais bien de constituer un tiellement patrimonial des fonds conservés à l’Hôtel catalogue «moderne» sur fiches. Ni Paul-Otto Bes- de Gléresse, dont la gestion ressortit désormais à la sire, occupé à rédiger son Histoire du peuple suisse, mission culturelle des pouvoirs publics. A signaler ni le professeur Louis Villars ne parviendront à réa- encore qu’entre 1984 et 2004, la BiCJ a acquis ou liser ce catalogue. Au départ de ce dernier en 1942, reçu en dépôt plusieurs fonds contenant des impri- n’auront été confectionnés qu’un catalogue des més du 16e au 19e s. (voir Collections particulières). Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy 481

En 2003, elle a rejoint le Réseau des bibliothèques Aperçu systématique de Suisse occidentale (RERO) en s’intégrant au 2.4 La structure actuelle du fonds ancien a Réseau des bibliothèques neuchâteloises et juras- conservé le plan de classement utilisé lors de la siennes (RBNJ). réorganisation totale de 1837–1839, remanié et amplifié au cours du 19e s., en particulier après l’installation des collections dans la partie supéri- 2. DESCRIPTION DU FONDS eure de l’église des jésuites en 1898. L’ensemble 2.1 L’établissement de l’état statistique actuel des forme une cinquantaine de sections thématiques. imprimés du Fonds ancien résulte d’un dénombre- L’état actuel du fonds ne nous a pas permis d’effec- ment des collections sises à l’Hôtel de Gléresse, réa- tuer une analyse aussi fine que souhaitée de certains lisé directement au rayon en 2002 et 2003. Nous domaines, spécialement en théologie. parlons en nombres de titres et de volumes. La fia- 2.5 Avec ses 3’874 titres formant 5’722 vol., la bilité de ce dénombrement peut être estimée à théologie représente, et on ne s’en étonnera pas 90 %. La riche collection des incunables et post- compte tenu de la provenance des collections, la incunables a été traitée à part, en raison de son clas- discipline numériquement la mieux représentée. A sement particulier, tout comme les collections pro- elle seule, elle rassemble près de 37 % des titres pres à la BiCJ et celles qui ont été déposées depuis (30 % des vol.) présents dans le fonds. Les 17e et 1984 (voir Collections particulières). 18e s., avec respectivement 1’552 (1’744 vol.) et 1’491 titres (2’829 vol.), fournissent à eux deux Survol chronologique et par langues près de 80 % de tous les ouvrages de théologie; le e 2.2 Le fonds propre de la BiC est constitué d’envi- 16 s., avec ses 526 titres et 622 vol., en constitue ’ plus du dixième. Le latin est la langue utilisée le ron 100 000 vol., auxquels il faut ajouter quelque ’ ’ 8’000 vol. de la Société jurassienne d’Emulation et plus fréquemment: les 2 518 ouvrages (3 562 vol.) 800 vol. de l’Institut jurassien. L’ensemble des rédigés en cette langue regroupent 65 % des titres ’ du domaine. Les ouvrages en français forment un ouvrages dénombrés à l Hôtel de Gléresse repré- ’ senteplusde10’500 titres formant plus de 19’000 ensemble de 633 titres (16 %) en 1 475 vol. (26 %), vol., antérieurs à 1900. 1’100 titres (1’236 vol.) ont ceux en allemand un plus petit ensemble de 493 été publiés au 16e s., 2’758 titres (3’540 vol.) au titres (13 %) en 618 vol. (11 %). Le reste concerne 17e s., 4’072 (8’945 vol.) au 18e s. et 2’222 (4’808 des ouvrages en italien (177 titres en 244 vol.) et en vol.) au 19e s. La date de publication manque pour anglais (37/61). 382 titres (490 vol.). On s’aperçoit que le 18e s. réu- 2.6 Seuls les deux tiers des ouvrages de théologie nit le plus grand nombre de titres (38 %), suivi du figurent au catalogue réalisé depuis 1954 et il règne 17e s.(26%)etdu19e s. (21 %); le 16e s. ferme la un certain flou dans les collections non classées ni marche avec un peu plus de 10 %. cataloguées. Dans son Rapport de 1849, Joseph 2.3 Les langues anciennes (latin et grec) réunissent Trouillat mentionne les neuf rubriques qui ordon- ’ ’ nent les matières théologiques, relevant au passage 4 390 titres (42 %) en 5 894 vol. (31 %), mais le ’ grec est très faiblement représenté (113 titres en les principaux ouvrages qu on y trouve. Rappelons- e les pour mémoire: Ecriture sainte, avec ses interprè- 139 vol.). 90 % des ouvrages en latin datent des 16 ’ (860 titres en 966 vol.), 17e (1’937/2’445) et 18e s. tes, critiques et commentateurs; Pères de l Eglise; (1’214/1’290), de même que 85 % des ouvrages en conciles et liturgie; théologiens scolastiques et dog- grec. La bibliothèque des jésuites et le produit des matiques; théologie morale; théologie hétérodoxe; confiscations révolutionnaires en constituent la théologie non chrétienne; sermonnaires et catéchis- mes; théologie ascétique. S’y trouve également majeure partie. Parmi les langues vivantes, le fran- ’ ’ çais se taille la part du lion: 3’984 titres (38 %) en inclus aujourd hui tout ce qui touche à l histoire ’ 9’226 vol. (48 %); 75 % des titres et 90 % des vol. ecclésiastique et à l hagiographie. Parmi les ouvra- ont été publiés aux 18e et 19e s. L’allemand suit loin ges remarquables, on a coutume de citer la Bible derrière, avec 1’500 titres (14 %) en 2’834 vol. polyglotte (Biblia sacra hebraice, chaldaice, graece – (15 %); 76 % des titres et 86 % des vol. datent des et latine) exécutée par Plantin à Anvers en 1569 e e ’ 1573 (8 vol.), la Bible polyglotte de Le Jay, éditée à 18 et 19 s. Viennent ensuite l italien, avec 450 – titres (4,2 %) en 640 vol. (3,4 %), et l’anglais avec Paris en 1628 1645 (10 vol.) ou la Biblia maxima versionum (Paris 1660, 19 vol.), ainsi que les 150 titres (1,4 %) en 333 vol. (1,7 %). Les 78 % des Œ ’ titres (82 % des vol.) en langue italienne datent des uvres complètes de saint Thomas d Aquin (Paris 17e et 18e s., tandis que pour les publications en 1659/60, 16 vol.). anglais, les 78 % des titres (71 % des vol.) sont sor- 2.7 Le domaine de la littérature, incluant aussi des tisdepresseau18e s. La plupart des titres italiens et ouvrages de linguistique et d’histoire littéraire, avec anglais provient de la bibliothèque du chanoine ses 1’595 titres en 3’230 vol., réunit 15 % des titres Eberstein, confisquée en 1793. Les publications en (17 % des vol.) présents dans le fonds. Un peu plus d’autres langues (63 titres pour 90 vol.) représen- de la moitié de ces publications (51 % des titres) tent moins de 1 %. date du 18e s. (821 titres en 1’874 vol., dont 314 482 Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy titres en littérature française), un peu moins du cin- bon (Genève 1587), le Myriobiblon de Photius quième (18 %) date du 17e s. (295/317, dont 195 (Rouen 1653). titres en littérature latine); le nombre de titres du 2.11 L’histoire universelle, quant à elle, regroupe 16e et du 19e s. est presque identique (200 pour le 53 titres en 181 vol., datant pour la plupart des 18e 16e s., dont 125 titres en littérature latine et 217 (23/104) et 17e s. (18/46); le latin (25/63) et le fran- pour le 19e s., dont 110 titres en littérature fran- çais (21/103) sont les langues les plus usitées. On y çaise), mais pas leurs vol. (212 et 713). La réparti- trouve en particulier un des rares exemplaires tion par langues est fonction du type de littérature. conservés en Suisse du Theatrum europaeum Un peu plus du tiers des titres est en latin (583 titres (Francfort 1633–1738, 21 vol.), les Opera omnia en 680 vol., dont 537/627 en littérature latine); un de Marco Antonio Sabellico (Bâle 1560, 4 vol.), peu moins du tiers en français (542 titres en 1’442 Nucleus de Gabriel Bucelin (Ulm 1650). vol., dont 425/1’255 en littérature française); un peu plus de 10 % en allemand (182 titres en 614 2.12 L’histoire de France réunit seulement 186 vol., dont 145/549 en littérature allemande); le reste titres en 432 vol., soit 16 % des titres et 17 % des est en italien (129/205), en grec (84/98), en anglais vol. d’histoire. Le plus fort contingent est formé (61/170) et dans d’autres langues (18/27). d’ouvrages du 18e s. (80/228), suivi du 19e (42/ 102), du 17e (35/58) et du 16e s. (16/14). Presque 2.8 La littérature ancienne occupe la place d’hon- tous les ouvrages (156 titres en 397 vol.) sont écrits neur, avec 637 titres en 767 vol. pour la littérature en français (Mémoires de Philippe de Commynes, latine (dont 237 titres en 328 vol. du 18e s., 195/ Londres, Paris 1747, 4 vol.), mis à part 18 en latin 213 du 17e s., 125/132 du 16e s.) et 138 titres en (Alsatia illustrata de Jean-Daniel Schoepflin, Col- 157 vol. pour la littérature grecque (dont 50/54 du mar 1751–1761, 2 vol.), 7 en allemand et 5 en ita- 16e s., 39/46 du 17e s., 30/38 du 18e s.). Elle est sui- lien. viedelalittératurefrançaise(449titresen1’277 2.13 103 titres en 249 vol. concernent l’histoire de vol., dont 314 titres en 853 vol. du 18e s. et 110/ l’Allemagneetdel’Angleterre (dans une même sec- 363 du 19e s.), des littératures regroupées d’Espa- tion). 45 titres (113 vol.) sont du 18e s., 34 (46 vol.) gne, d’Italie et d’Angleterre (211 titres en 456 vol., du 17e s., 15 (15 vol.) du 16e s. et 4 (70 vol.) du dont 127 titres/298 vol. du 18e s., 36/38 du 17e s. et 19e s. Ils sont avant tout en latin (49 titres en 59 24/25 du 16e s.) et de la littérature allemande (160 vol.), mais aussi en français (25/140), en allemand titres/573 vol., dont 113 titres/357 vol. du 18e s. et (17/26), en anglais (9/19) et en italien (3/5). 31/198 du 19e s.). 2.14 Sous «histoire générale» se trouvent regrou- 2.9 Les sciences exactes et appliquées, avec 1’453 pées les biographies, l’histoire de divers pays, ainsi titres formant 2’955 vol., rassemblent 14 % des que la géographie. La section abrite à elle seule titres (15 % des vol.) du fonds. Les périodes les 48 % des titres (43 % des vol.) de l’ensemble de mieux représentées sont les 18e et 19e s., avec res- l’histoire, soit 562 titres en 1’091 vol. Les œuvres pectivement 413 titres en 946 vol. et 873 titres en imprimées aux 17e (145 titres en 197 vol.) et 18e s. 1’791 vol. Les ouvrages sont principalement rédigés (276 titres/605 vol.) représentent les trois quarts en français (904 titres en 2’023 vol.) et en allemand des ouvrages. Le français (212 titres en 585 vol.), le (329 titres/635 vol.); un certain nombre, qui n’est latin (125/153) et l’allemand (106/151) sont les pas négligeable, l’est en latin (193 titres/267 vol.). principales langues d’édition, suivies de l’italien On y trouve en particulier une édition originale de (86/126) et de l’anglais (24/48). La géographie réu- l’Encyclopédie de Diderot et d’Alembert (Paris nit essentiellement des récits de voyages et une belle 1751–1772, 17 vol. de textes, 11 vol. de planches collection d’atlas, dont ceux de Johan Jansson in-folio). (Novus atlas, Amsterdam 1658, 11 vol.). 2.15 Les ouvrages de jurisprudence représentent 2.10 L’histoire, ordonnée en périodes ou par pays, 780 titres en 1’237 vol., soit 7,4% des titres (6,5 % à laquelle est adjointe la géographie et les récits de des vol.) contenus dans le fonds ancien. On voyage, regroupe 1’162 titres (11 % du fonds) en remarque une forte proportion (41 %) d’éditions du 2’490 vol. (13 %). L’histoire ancienne est créditée 17e s., soit 326 titres en 350 vol., suivies par celles de 258 titres (537 vol.). 37 % des titres et 63 % des du 18e (257/628) et du 16e s. (155/170). La langue vol. (98/339) datent du 18e s.,24%destitreset la plus usitée (73 % des titres) est le latin (574 titres 14 % des vol. (64/79) du 17e s. (Antiquitatum roma- en 725 vol.), suivie du français (131/356), l’alle- narum corpus absolutissimum de Johannes Rosi- mand restant loin derrière (56/131). On y trouve nus, Paris 1613), 21 % des titres et 10 % des vol. des ouvrages relatifs aux diverses branches du (56/56) du 16e s., 13% des titres et 10% des vol. droit: droit canonique, droit naturel, droit public, du 19e s. Le latin est la langue de publication de droit des gens, droit des Grecs, droit romain, droit 135 titres (152 vol.) et le français de 83 titres (331 français et droit des autres nations. vol.). On peut signaler Italia antiqua (Leyde 1624, 2 vol.) et Sicilia antiqua (Leyde 1619) de Philipp 2.16 Les encyclopédies et dictionnaires forment un Cluever, Rerum geographicarum libri XVII de Stra- ensemble de 180 titres en 360 vol., dont plus de la Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy 483 moitié datent du 19e s. (102 titres en 96 vol.); en mand et 1 en français. Les sujets présentés relèvent revanche, pour ce qui est du nombre de vol., le presque tous du domaine religieux, avec notam- 18e s. est le mieux représenté (72 titres en 251 vol.); ment une série impressionnante de sermonnaires et reste 4 titres (8 vol.) du 17e et 2 (2 vol.) du 16e s. La de textes scolastiques totalisant à eux seuls près de quasi totalité de ces ouvrages est en français (177 la moitié des titres de la collection. Le bel ensemble titres en 337 vol.), à l’exception de 2 titres (22 vol.) de Bibles (6,3 %) constitue également une particula- en allemand et de 1 en latin. rité marquante du fonds» (Jurot 2000, 17). Plu- sieurs incunables se signalent par leur rareté et 2.17 La section des Helvetica (ouvrages concer- ’ ’ nant la Suisse, toutes matières confondues) d autres sont tout simplement des unica jusqu alors comprend 296 titres en 723 vol. Les imprimés les totalement inconnus, tels le De regulis juris de e Dinus de Mugello (Angers 1476), ou les Heures à plus nombreux (61 %) sont ici du 19 s. (181 titres ’ ’ en 475 vol.), mais ceux du 18e s. représentent l usage de Rome, sorties de l officine parisienne de encore un ensemble de 75 titres en 210 vol.; ils sont Thielmann Kerver vers 1500. e suivis loin derrière par les imprimés des 17 (21/21) Post-incunables (1501–1530) et 16e s. (10/8). La part des ouvrages en français (139 titres en 341 vol.) et en allemand (133/350) 2.22 La série des post-incunables compte 293 est quasi égale, le latin rassemblant le reste (24/32). titres, rassemblés en 259 vol. Ici aussi la presque totalité des ouvrages (270) est écrite en latin; le 2.18 Les Jurassica (ouvrages concernant le Jura, solde est en allemand (19 titres), en français (3) et toutes matières confondues) regroupent 339 titres en grec (1). Ici également les sujets religieux prédo- en 640 vol., dont la plus grande partie (72 %) est e minent: 124 titres, dont en particulier des sermon- du 19 s., soit 246 titres en 443 vol. Le reste est ’ e naires (33), des traités théologiques (27), de l Ecri- constitué de 59 titres en 163 vol. du 18 s., de 18 ’ e e ture sainte (20) et de l exégèse (18). Linguistique et titres du 17 s., de 9 titres du 16 s. Le français (189 littérature composent le menu de 103 ouvrages, ’ titres en 396 vol.) et l allemand (133/225) sont les dont 69 pour la seule littérature latine. L’histoire langues les mieux représentées; seuls 15 titres (17 (25), le droit (18) et les sciences (19) sont aussi pré- vol.) sont en latin. sents. 2.19 Enfin la section 43 regroupe une série d’ou- vrages de diverses époques et provenances, sans dis- Autres fonds tinction de matières. Elle comprend 105 titres en 2.23 Outre le fonds ancien proprement dit e 252 vol., essentiellement des 18 (62titresen185 conservé à l’HôteldeGléresse,laBiCJgèred’autres vol.) et 19e s. (35/56). Presque tous (89 %) sont en fonds et dépôts contenant des imprimés anciens. français. Une partie de ces collections fait l’objet de catalo- gues, plus ou moins détaillés. Il en est ainsi de la bibliothèque de la Société jurassienne d’émulation Collections particulières (env. 8’000 vol.), qui comprend une section de 2.20 Depuis 1838, les incunables et post-incuna- 2’550vol.(10du16e s.,21du17e s., 720 du 18e s., bles de la bibliothèque de Porrentruy forment une 1’800 du 19e s.) provenant de l’ancien prieuré de collection à part. A l’époque, Joseph Trouillat en Grandgourt et formée de collections ayant appar- avait publié le catalogue, faisant ainsi œuvre de tenu aux anciens propriétaires de ce domaine, après pionnier en Suisse. Cette collection a été augmentée sa sécularisation à la Révolution. L’essentiel d’un certain nombre d’adjonctions au cours du concerne des ouvrages relatifs au droit, surtout 19e s. Elle remonte toutefois aux origines de la français, et à la littérature française des 18e et 19e s. bibliothèque, puisque 17 ouvrages faisaient déjà Le reste du fonds de cette société est essentiellement partie du fonds, du temps de l’évêque Blarer. Les constitué de monographies, de brochures et de incunables ont récemment fait l’objet d’une étude périodiques des 19e et 20e s., ayant trait au Jura complète par les soins de l’historien Romain Jurot, (Jurassica)etàlaSuisse(Helvetica). qui en a rédigé le catalogue sorti de presse en 2000. 2.24 Trois paroisses ont déposé des fonds prove- nant de collections conservées dans les cures. En Incunables 1985, la paroisse de Courfaivre dépose la biblio- 2.21 La série des incunables se compose de 216 thèque léguée par son ancien curé, l’abbé Fidèle- titres, rassemblés en 207 vol. Les trois quarts des Apollinaire Demange (1749–1823). Il s’agit de 220 éditions proviennent des pays de langue allemande, titres (470 vol.), dont 90 % datent du 18e s.; plus de comme celles imprimées à Bâle (28,5 %) ou à Stras- la moitié (57 %) des titres concerne la théologie, bourg (près de 21 %); 14 % sont d’origine italienne, 21 % la jurisprudence, 13 % les belles-lettres et les essentiellement de Venise; un peu plus de 10 % des sciences, 8 % l’histoire. Entre 1985 et 1992, la titres ont été imprimés en France et un est néerlan- paroisse de Boécourt dépose 263 titres (806 vol.) dais. «La presque totalité des ouvrages, explique anciens: 149 titres (445 vol.) datent du 19e s., 105 Romain Jurot, est en latin: 9 seulement comportent (322 vol.) du 18e s. et 9 (39) du 17e s. En 2000, la des textes en langue vernaculaire, soit 8 en alle- cure de Mervelier-La Scheulte dépose 978 titres 484 Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy

(1’774 vol.), dont 333 (500 vol.) du 19e s., 225 Catalogue de la bibliothèque de Porrentruy [1801] (370 vol.) du 18e s., 53 (64 vol.) du 17e s. et 6 (6 [2 vol. mss, alphabétique auteurs et titres anony- vol.) du 16e s. (le reste étant du 20e s.). mes] 2.25 En 2002, la BiCJ acquiert la bibliothèque des Catalogue de la bibliothèque de Porrentruy [après capucins de Montcroix, soit quelque 3’500 vol. qui 1803] [ms., alphabétique auteurs et titres anony- n’ont pas encore été catalogués, mais dont une par- mes] tiedatedes16e–19e s. Deux ans plus tard, elle entre ’ ’ Catalogue de la Bibliothèque du Collège de Porren- en possession de l ancienne bibliothèque de l Ecole truy [1839– vers 1924] [3 vol. mss, alphabétique normale de Porrentruy, fondée en 1837: le fonds est auteurs et titres anonymes] constitué d’environ 10’000 vol., aussi en attente d’un catalogue, et pour l’essentiel des 19e et 20e s., àl’exception de quelques ouvrages du 18e s. Finale- 4. SOURCES ET ÉTUDES ment, parmi les collections propres à la BiCJ, une SUR L’HISTOIRE section «livres anciens» a récemment été créée. Elle DE LA BIBLIOTHÈQUE renferme à ce jour quelque 900 vol. (7 du 16e s., 26 e e e du 17 s., 412 du 18 s. et 452 du 19 s.), qui ne sont Archives pas encore signalés dans le catalogue général. Les archives relatives à la bibliothèque du Collège, puis de l’Ecole cantonale de Porrentruy sont conser- 3. CATALOGUES vées aux Archives cantonales jurassiennes (ARCJ) et à la Bibliothèque cantonale jurassienne (BiCJ) elle- Catalogues modernes généraux même. Catalogue auteurs, titres anonymes [sur fiches; ne Eschenlohr-Bombail, Corinne (éd.): Annales ou his- concerne que le fonds ancien, dont un tiers n’est toire du Collège de Porrentruy depuis l’an du Sei- pas encore catalogué] gneur 1588. Porrentruy 1995/1996 Catalogue du Réseau des bibliothèques neuchâteloi- Programmes et rapports édités par l’Ecole cantonale ses et jurassiennes [depuis 2003; ne concerne que le de Porrentruy. Porrentruy 1858–1913 [le titre fonds moderne] change; on y trouve souvent une rubrique consacrée à la bibliothèque] Catalogues modernes spécialisés La bibliothèque sous les princes-évêques de Bâle et Catalogue de la bibliothèque de l’abbé Fidèle-Apol- la République française, 1787–1793 [BiCJ, dossier linaire Demange [sur fiches; alphabétique auteurs et 1] alphabétique titres] La bibliothèque sous la République française et Crevoisier, Yves; Hurley, Cecilia: Catalogue des l’Empire, 1793–1803 [BiCJ, dossier 2] ouvrages entrés dans la bibliothèque des jésuites de Les livres de Jean-Baptiste Gobel, évêque de Lydda, Porrentruy de 1591 à 1608. Porrentruy 1999 suffragant de l’évêque de Bâle, 1796–1801 [BiCJ, [alphabétique auteurs et titres anonymes] dossier 3] Jurot, Romain: Catalogue des incunables du fonds Instructions aux bibliothécaires Raspieler et Heinis, ancien de la Bibliothèque cantonale jurassienne à correspondance, 1795–1803 [BiCJ, dossier 5] Porrentruy. Dietikon-Zurich, Porrentruy 2000 [alphabétique auteurs et titres anonymes] Diverses pièces relatives à la bibliothèque sous le régime français [BiCJ, dossier 6] Société jurassienne d’émulation. Fonds Grandgourt, – monographies. 1999 [dactyl.; alphabétique auteurs Régime des baillis bernois, 1815 1818 [BiCJ, dos- et alphabétique des titres] sier 12] – Trouillat, Joseph: Catalogue raisonné des éditions Administration du Collège de Porrentruy, 1804 – incunables de la bibliothèque du Collège de Porren- 1854 [ARCJ, 5 ECP 1 5] truy. Porrentruy 1838 [classement chronologique, Correspondance du Collège de Porrentruy, 1810– avec table des auteurs; contient aussi les post-incu- 1855 [ARCJ, 6 ECP 1–2] nables] Pièces et correspondances, 1834–1853 [BiCJ, dos- Catalogues anciens généraux sier 13] ’ Catalogue des livres de la bibliothèque de l’Ecole Correspondance de l Ecole cantonale avec la Direc- ’ – centrale de Porrentruy, an 3 [ms., 1795, alphabé- tion de l éducation, 1856 1875 [ARCJ, 3 ECP 1] tique auteurs et titres anonymes] Correspondance de l’Ecole cantonale, 1856–1901 – Catalogue de la bibliothèque de Porrentruy [1795] [ARCJ, 6 ECP 3 9] [ms., non paginé, alphabétique auteurs et titres ano- Correspondance de l’Ecole cantonale, copies de let- nymes] tres, 1853–1952 [ARCJ, 7 ECP 1–27] Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy 485

Procès-verbaux des séances de la Commission de des Basler Domkapitels im 18. Jahrhundert. Arles- l’Ecole cantonale de Porrentruy, 1855–1952 [ARCJ, heim 2004 [sur la bibliothèque d’Eberstein, p. 234– 1ECP1–11] 265, 321–330]

Études Christian Franz von Eberstein (1719–1797). L’héri- Ballmer, Roger: La bibliothèque de l’Ecole canto- tage intellectuel d’un chanoine du chapitre cathé- nale de Porrentruy. In: Librarium 17 (1974), p. 22– dral de Bâle à Arlesheim. Porrentruy 2007 [catalo- 28 gue d’exposition] Barré, Nicolas: Le Collège des jésuites de Porren- Girard, Benoît: La bibliothèque d’un curé jurassien truy au temps de Jacques-Christophe Blarer de de la fin du XVIIIe siècle. L’abbé Fidèle-Apollinaire Wartensee 1588–1610. Porrentruy 1999 [sur la Demange (1749–1823). Porrentruy 1987 [catalogue bibliothèque, p. 347–354] d’exposition] Brutsch, Marguerite; Perier, Claire; Thompson- Girard, Benoît: Une bibliothèque à l’encan à Por- Suss, Christiane: Bibliothèque de l’Ecole cantonale rentruy en l’an IX ou la seconde mort de Joseph de Porrentruy. Réorganisation et cataloguement des Gobel. In: Jurassica 3 (1989), p. 44–46 sections de sciences morales. Genève 1956 [travail de diplôme ESID; dactyl.] Girard, Benoît [et al.]: La bibliothèque du Collège Crevoisier, Yves: La bibliothèque du collège au des Jésuites de Porrentruy sous le règne du prince- début du XVIIe siècle. In: Du Collège des Jésuites évêque Jacques-Christophe Blarer de Wartensee au Lycée cantonal. 400 ans d’histoire (1591–1991). (1591–1608). Porrentruy 1991 [catalogue d’exposi- Porrentruy 1991, p. 127–130 tion] Girard, Benoît: Une étape majeure de l’histoire du Girard, Benoît: Le Mont-Terrible et l’œuvre biblio- fonds ancien de la Bibliothèque cantonale juras- graphique de la Révolution française. In: Jurassica sienne. La bibliothèque de l’Ecole cantonale de Por- 5 (1991), p. 34–41 rentruy (1858–1978). In: Jurassica 18 (2004), p. 37–43 Girard, Benoît: Un monument culturel de l’ancien Evêché de Bâle. La bibliothèque du chanoine Prongué, Bernard: La Bibliothèque cantonale juras- d’Eberstein. In: Jurassica 6 (1992), p. 33–38 sienne. Genèse, projet, réalisation. Porrentruy 1982 Trouillat, Joseph: Rapport sur la bibliothèque du Girard, Benoît: Un épisode oublié du Culturkampf. Collège de Porrentruy, son origine, ses développe- La bibliothèque théologique de Porrentruy transfé- – ments et sa réorganisation. Porrentruy 1849 rée à Berne (1877 1900). In: Jurassica 13 (1999), p. 35–40

Jurot, Romain [et al.]: Au berceau de l’imprimerie. 5. PUBLICATIONS SUR LES FONDS Incunables imprimés au XVe siècle témoins de la vie Ackermann, Felix [et al.]: Christian Franz Freiherr culturelle dans l’ancien Evêché de Bâle. Porrentruy von Eberstein (1719–1797). Ein gelehrter Domherr 1999 486 Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy 487 488 Bibliothèque cantonale jurassienne, Porrentruy