ZEITSCHRIFT DER HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND THEATER » BARTHOLDY« LEIPZIG

Liebe Leserinnen und Leser, So erfahren Sie von zwei restau- HMT AKTUELL rierten Gemälden und Neuigkeiten ❚suchen+finden wieder ist ein halbes, ereignisreiches aus der HMT-Bibliothek. Außerdem Jahr Geschichte und Sie halten ein halten wir wieder einige Alumni- Neue Digitale neues MT-Jo u r n a l in den Händen. Meldungen und neben einem HMT-Bibliothek Eine Besonderheit zeichnet das Heft Veranstaltungsrückblick auf das aus: Die Redaktionsleitung lag bei vergangene halbe Jahr zahlreiche BERICHTE dieser Ausgabe in vier Händen: Berichte, die bis nach Portugal und bei Pressereferentin Dr. Katrin Mexiko führen, parat. Musical „Company“ Schmidinger und ihrer seit November Der Weg zur Premiere amtierenden Elternzeitvertretung Wie immer viel Spaß beim Lesen, Birgit Hendrich. interessante Einsichten und Erkennt- Sommertheater 2007 Trotz aller Turbulenzen, die ein nisse sowie noch nachträglich alles Don Juan oder In Spanien solcher Personalwechsel mit sich Gute für das Jahr 2008 wünschen ist der Teufel los (Foto) bringt, können Sie in der neuen Ihnen MT-Jo u r n a l -Ausgabe wie gewohnt eine Menge Berichtenswertes lesen: Katrin Schmidinger & Birgit Hendrich BERICHTE AUSSERHALB Hochschulbigband im Zeichen des Zorro Foto: Sebastian Späthe Foto:

2007/08 NUMMER 24 WINTERSEMESTER HMT AKTUELL

N e u e s a u s d e r Bi b l i o t h e k

❚ suchen+finden Die Digitale HMT-Bibliothek Ein neues Angebot für Studierende und Lehrende

tellen Sie sich vor, es würde Ihnen ein Referatsthema wie zum Beispiel „Das Leben und Wir- ken isländischer Komponisten des 19. Jahrhunderts“ übertragen. Sie würden vermutlich zunächst über die Abwegigkeit der Aufgabenstellung staunen und sich dann in unserem Katalog über brauchbare Bücher informieren – wahrscheinlich wäre das Suchergebnis nicht sonderlich Serfolgreich. Als Nächstes würden Sie vielleicht versuchen, über Google etwas zum Thema zu finden – und wären von der Treffermenge enttäuscht oder erschlagen. Wenngleich die isländischen Komponisten des 19. Jahrhunderts wohl kaum Ihr nächstes Referatsthema darstellen werden – für zahlreiche musik- und theaterbezogene Fragestellungen ist es hilfreich, die richtigen Suchwege zu kennen. Um Ihnen dahingehend Auswahl und Einstieg zu erleichtern, steht Ihnen neben unserem regulären Bibliotheksbestand nun auch eine Digitale HMT-Bibliothek zur Verfügung. Dahinter werden mit elektronischen Nachschlagewerken und Zeitschriften, Online-Katalogen, Datenbanken, digitalen Quellenver- zeichnissen oder Linksammlungen viele Möglichkeiten geboten, zu Ihrem Interessengebiet Informationen zu finden. Unser Wegweiser soll dabei Orientierung bieten: Ausgehend von Ihren möglichen Anliegen führen wir Sie mit Fragen und den entsprechenden Antworten durch unsere musik- und theaterbezogenen elektronischen Angebote. Beispielhaft möchten wir Ihnen hier Richtungspfeile unseres Wegweisers vorstellen:

Die Digitale HMT-Bibliothek

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 1 HMT AKTUELL

ie benötigen eine Erklärung zu einem Be- eint Personenartikel mit Werklisten, Sach- und haben in unserem Katalog nur wenig Sgriff, möchten sich kompakt über Leben einträge, Bildmaterial, Audiobeispiele und gefunden? und Wirken eines Musikers/einer Musikerin vieles mehr. Darüber hinaus können Sie mit informieren, Einblick in ein Werkverzeichnis Grove Music Online biographische Listen Um z.B. auch Zeitschriftenaufsätze, die nehmen oder suchen eine kurze Überblicks- erstellen oder gezielt nach bestimmten Ge- nicht in unserem Katalog verzeichnet sind, darstellung zu einer Epoche, einer Gattung, burts- oder Sterbedaten suchen: Isländische zu recherchieren oder auf Bücher zu sto- einem Instrument? Komponisten des 19. Jahrhunderts? Runde ßen, die sich nicht in unserem Bibliotheks- Geburtstage im Jahr 2008? Vertonungen bestand befinden, bieten sich verschiedene Mit Grove Music Online lassen sich mit un- von Hesse-Gedichten? Kein Problem! musik- bzw. theaterwissenschaftliche Daten- terschiedlichen Herangehensweisen vielfäl- banken an, die die Digitale HMT-Bibliothek tigste Informationen finden und zusammen- Sie suchen Literatur für Ihr nächstes Refe- nachweist und erläutert. Hier eine Aus- stellen: Die größte Musikenzyklopädie ver- rat, Programmhefte oder Abschlussarbeiten wahl: RILM (Répertoire International de Litté- rature Musicale) ist die umfassendste in- ternationale Bibliographie zur musikwis- senschaftlichen Literatur und verzeichnet Bücher sowie in Zeitschriften und Sammel- bänden erschienene Aufsätze ab dem Er- scheinungsjahr 1967. Mit BMS online existiert seit kurzem eine frei verfügbare Bibliographie des Musikschrifttums, die Bücher sowie in Zeitschriften und Sammelbänden erschie- nene Aufsätze und Rezensionen ab dem Erscheinungsjahr 1986 nachweist. Für theater- bzw. tanzbezogene Litera- tur bietet die International Bibliography of Theater and Dance Suchmöglichkeiten nach Aufsätzen aus wissenschaftlichen Zeitschrif- ten und Magazinen.

RILM

Neuerwerbung I: Orchestra Musician’s CD-ROM Library Orchesterstimmen zum Ausdrucken

Die HMT-Bibliothek verfügt über einen großen Bestand an Aufführungsmaterial, der zunehmend auch im Online-Katalog zu finden ist. Zusätzlich ist hier nun auch die Orchestra Musician‘s CD-ROM Library nachgewiesen. Aus dieser können Sie sich vom Arbeitsplatz in der Mediothek zu jeder Zeit unkompliziert Einzelstimmen aus ca. 500 Werken ausdrucken. Sie brauchen die Hornstimme zu Schumanns erster Sinfonie, die Kontrabassstimme zu Mahlers Kindertotenliedern? Wenden Sie sich an uns, wir helfen Ihnen gerne weiter.

2 MT-JOURNAL No 24 Januar 2008 HMT AKTUELL

ie wissen genau, welche Zeitschriften- zu informieren? Sie möchten virtuell in weils dienstags und donnerstags Saufsätze Sie lesen möchten, finden die Brahms-Briefen blättern? Sie wollen in an- steht Ihnen von 13-15 Uhr in der Me- Zeitschriftentitel oder die entsprechenden deren Bibliothekskatalogen recherchieren? diothek eine Kollegin zur Unterstützung Jahrgänge aber nicht in unserem Biblio- Sollten Sie sich bei der Suche nicht zu- Ihrer Rechercheanliegen zur Verfügung. theksbestand? rechtfinden, möchten wir Ihnen als Biblio- Weitere Schulungstermine können Sie ak- thekarinnen gern behilflich sein. Allerdings tuell unserer Homepage entnehmen bzw. Zahlreiche musik- und theaterwissenschaft- lässt sich nicht jede Frage sofort an der mit uns vereinbaren. liche Zeitschriften sind mittlerweile auch Ausleihtheke beantworten. online einzusehen. Early Music, The Opera Wir freuen uns auf rege Nutzung, Ihre Quarterly oder The British Journal of Mu- Daher möchten wir Sie ab sofort zweimal Fragen und Anregungen! sic Education sind nur einige Beispiele für wöchentlich zur Nutzung der ❚Suchen + Anke Hofmann, Bibliothekarin elektronische Zeitschriften, deren Artikel Finden_Sprechstunde einladen. Je- für das sofortige Lesen oder Ausdrucken verfügbar sind.

Sie suchen musikalische Quellen, Handschrif- ten oder frühe Notendrucke?

Diese werden über das internationale Quellenlexikon RISM (Répertoire Inter- national des Sources Musicales) weltweit mit den besitzenden Einrichtungen ver- zeichnet. In der Digitalen HMT-Bibliothek bieten wir Ihnen eine Einstiegshilfe zur Nutzung von RISM.

atürlich können Sie noch mit ganz Nanderen Anliegen die Digitale HMT- Bibliothek als Einstieg nutzen: Sie suchen frei verfügbares Notenmaterial im Netz? Sie benötigen ein zentrales Portal, um sich über das Theaterleben in Deutschland

RISM

Neuerwerbung II: Quellen auf Mikroform* Sammlung mit Handschriften der J.S. Bach, Invention 1 (Autograph), Bach-Familie und Georg Philipp Telemanns Mus. ms. Bach P 610 aus der Staatsbibliothek zu Berlin Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung Mit welchen Verzierungen spielte Bach seine erste Invention? In welcher Besetzung führte Telemann seine Hamburger Kantaten auf? Ein Blick in die Quellen gibt zahl- reiche Anregungen zu aufführungspraktischen und musikgeschichtlichen Themen. Dabei sind gar nicht immer die Originale notwendig. Seit diesem Semester stehen in der Handbibliothek Dittrichring die in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrten Handschriften mit Werken der Bach-Familie und Kompositionen Georg Philipp Tele- manns als Mikrofiche-Edition zur Verfügung: Bei der Benutzung der Materialien sind wir Ihnen gerne behilflich.

* Mikroform ist der Oberbegriff für auf Filmmaterial verkleinerte analoge Abbildungen von gedruckten Vorlagen.

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 3 HMT AKTUELL

Übergabe der restaurierten Moscheles-Porträts

m Sonntag, dem 4. Schießl. Leihgeber ist dankenswerter- ki, Mi Na Park, Mikako Amamoto und ANovember 2007 wurden weise Paul Rosen, ein Nachfahre von Daiva Lavrinaviciute (Klavier). Moscheles, der heute in Wald-Michel- Unter dem Titel „... ein einzelner Stein restaurierte Porträts von Ignaz bach lebt. des schönen Gebäudes“ sprach Dr. Moscheles und seiner Frau Die Übergabe der Gemälde wurde Barbara Wiermann, Leiterin der Hoch- Charlotte im Kammermusiksaal mit Kammermusik von Ignaz Moscheles schulbibliothek, über das Wirken Mo- umrahmt. Es spielten die HMT-Studie- scheles’ am Leipziger Conservatorium. feierlich übergeben. renden unserer Hochschule Alexander Außerdem wurde eine Handschrift von Kress (Violoncello) sowie Chizuru Ara- Ignaz Moscheles ausgestellt. BH

Ignaz Moscheles (1794–1870), sei- nerzeit ein gefeierter Klaviervirtuose und hervorragender Pädagoge, über- nahm 1846 die Klavierklasse am Leip- ziger Konservatorium, das sein Freund Felix Mendelssohn Bartholdy drei Jah- re zuvor gegründet hatte. Die Ölporträts von Ignaz und Char- lotte Moscheles wurden 1869 von deren gemeinsamen Sohn Fe- lix Moscheles gemalt. Aufgearbeitet wurden sie in der Hochschule für Bildende Künste Dresden im Studiengang Restaurierung unter der Leitung von Altma- gnifizenz Prof. Ulrich

oben: die Porträts von Ignaz und Charlotte Moscheles – links: Handschrift von Ignaz Moscheles

unten: Daiva Lavrinaviciute am Flügel mit „La marche d’Alexandre“, variée F-Dur

op. 32 von Ignaz Moscheles BH Fotos:

4 MT-JOURNAL No 24 Januar 2008 HMT AKTUELL

Der DAAD-Preis für ausländische Studierende 2007 geht an … eine Amerikanerin in Leipzig

er vom DAAD alljährlich ausgelobte Preis für hervorra- von der sie noch heute mit leuchtenden gende Leistungen ausländischer Studierender wurde 2007 Augen spricht. Sevilla bedeutete aber nicht D nur Historizität und faszinierende neue vom Senat der Hochschule für Musik und Theater Leipzig an die Sprache, sondern auch die Entdeckung amerikanische Sängerin Jennifer Porto verliehen. des Gesangs als neues Ausdrucksmittel.

och Musik hatte Jennifer ei- as in Des Moines (Iowa) gebo- rufswunsch Dolmetscherin näher zu Dgentlich schon immer gemacht: Drene Ausnahmetalent wuchs in kommen. Der wesentlichste Eindruck Acht Jahre hat sie Oboe gespielt, oft im einer Familie als zweites von fünf Kin- dieses frühen Aufenthaltes in der „alten Chor gesungen. Die Entscheidung für dern auf und hat – wie auch ihre Schwes- Welt“ waren die vielen alten Gebäude den Gesang hat sie bis heute nicht be- ter – das Fernweh im Blut. War diese und ihre fast greifbare jahrhundertealte reut und ihre Ausbildung strikt auf für drei Jahre in Okinawa tätig, so zog Geschichte – eine Faszination, der sich dieses Feld ausgerichtet. Nach einem es Jennifer schon als 16-Jährige nach die Heranwachsende, in deren Geburts- Bachelor-Studium an der Iowa State Europa, zunächst nach Sevilla, wo sie stadt kein Haus älter als 80 Jahre zu University von 1996 – 2000 absolvierte Spanisch lernte, um dem damaligen Be- sein schien, nicht entziehen konnte und sie von 2000– 03 ein Masterstudium am Conservatorium in Cleveland (Ohio). Besonders prägend für sie war unter an- derem der Professor für Musikwissen- schaft in Iowa, unter dessen Leitung sie 1998 eine Studienreise nach Florenz un- ternahm. Da war es wieder – das alte geschichtsträchtige Europa, die Stadt Florenz mit ihren vielfältigen Kultur- und Architekturdenkmalen, die die Re- naissance in das 20. Jahrhundert holte … Eindrücke, die Jennifer nicht mehr loslassen wollten. Vom Gesang gönnte sie sich eine klei- ne Pause – nach dem Masterstudium ging sie für sieben Monate nach London, wieder Europa, wenn auch in ganz an- deren Zusammenhängen und mit wieder neuen Eindrücken. Ein Zwischenspiel im Büro des Clevelander Conservato- riums „Concerts+Events“ (vergleichbar mit unserem Künstlerischen Betriebs- büro) machte ihr dann aber schnell klar,

Rektor Prof. Robert Ehrlich und DAAD-Preisträgerin Jennifer Porto bei der Verleihung des DAAD-Preises

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dass ihre wirkliche Bestimmung das dern auch wegen des guten Gefühls des ge Liste würde hier den Rahmen spren- Singen ist – und dass ein nächster Schritt Angenommenwerdens. Dies setzte sich gen. Längst vergessen sind die Zeiten, Europa und das Singen in ihrem Leben fort, als nach einem Auftaktsprachkurs die Jennifer Porto fast verzweifeln lie- verbinden sollte. im norddeutschen Kiel die Hürden des ßen, als sie anfangs auf Grund der weni- sächsischen Slangs zu nehmen waren: gen Sprachkenntnisse das Gefühl hatte, ie Bewerbung bei der Fulbright- dank der hochschulinternen Sprachkurse sich nicht ausdrücken zu können – auch, DKommission war erfolgreich – bei Frau Laue und vor allem der inten- wenn das schwer vorstellbar ist, wenn und diesmal ging die Reise nach Leip- siven Arbeit während der Alcina-Inszenie- man sie heute erlebt. Nach mehr als an- zig. Hier wartete schon ihre neue rung, wo täglich deutschsprachig geprobt derthalb Jahren war sie im Januar 2007 Hauptfach-Lehrerin Frau Prof. Jean- wurde und Prof. Jasmin Solfaghari als das erste Mal wieder zu Hause – ein Be- nette Favaro-Reuter: „Das Beste, was geduldig-fordernder nächster Glücksfall such, der die Seele stärkte, aber trotz- mir in meinem Leben passiert ist“, so Jennifers erste Schritte in Leipzig be- dem die Perspektive nicht wieder nach Jennifer heute nach mehr als zwei Jah- stimmte. Amerika verschob: Nach dem Abschluss ren gemeinsamer Arbeit. Beeindruckt ihres Konzertexamens im Februar 2008 hatte sie schon das Ernstgenommenwer- nzwischen hat Jennifer Porto eine möchte Jennifer zunächst in Deutsch- den bei der Kontaktaufnahme – ihre ers- IReihe von Rollen gesungen, neben land bleiben, das Traumziel Staatsoper te vorsichtige E-Mail wurde sofort und dem Oberto in Alcina auch Sandmänn- Berlin wird vielleicht Realität – für das ausführlich beantwortet, und es ent- chen/Taumännchen (Hänsel und Gretel) Examen und alle weiteren Pläne wün- spann sich schon im Vorfeld ein inten- in der Kammeroper in der Lutherstadt schen wir alles Gute – toi, toi, toi für siver Kontakt. Die Entscheidung für Wittenberg, 2006 in Monteverdis viele neue Rollen und Auftritte. Leipzig fiel nunmehr nicht mehr nur L’Orfeo, bei den Max-Reger-Tagen in Ute Fries, wegen der berühmten Musikstadt, son- Leipzig und Weiden … eine vollständi- Leiterin Referat Studienangelegenheiten

Preisträger des XI. Hochschulwettbewerbs für Ensemble

m 25. Mai 2007 erhielten die Werken unterschiedlicher Stilepochen 1. Preis: Trio A Preisträger des nunmehr XI. 30 Minuten Länge umfassen. Der Rodrigo Bauza – Violine Hochschulwettbewerbs für Ensemble Wettbewerb fand am 4. und 5. Mai Amanda Anderson – Violoncello im Rektorat ihre Urkunden. Zur 2007 (einschließlich Preisträger- Olivier Lloansi – Klavier Teilnahme zugelassen waren Instru- konzert) im Kammermusiksaal der mental- und Vokalensembles mit drei Hochschule statt. 2. Preis: Quartett bis acht Mitgliedern. Das Programm, Der 1. Preisträger erhielt 1000 ¤. Matthias Knoche – Gesang mit dem sich die Kandidaten vorstell- Der 2. Preis war mit 750 ¤ und der Lukas Rabe – Klavier ten, musste mit mindestens zwei 3. Preis mit 500 ¤ dotiert. KS Daniel Werbach – Bass Dominique Ehlert – Drums

3. Preis: Trio Karoline Schulze – Violine Marion Gut – Klarinette Friederike Frey – Klavier

v.l.n.r. Amanda Anderson, Olivier Lloansi, Marion Gut, Dominique Ehlert, Friederike Frey, Karoline Schulze, Daniel Werbach und Rodrigo Bauza mit

Foto: KS Foto: Rektor Prof. Robert Ehrlich

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Wir sind KEINE Eskimos

ind es die Eskimos am Nord- Stress hat man erst mal hinter sich. sische Handlung soll dazu führen, dass pol, oder sind es die Maoris Aber schon eilen oder schleichen auf die Lächelmuskeln dem Gehirn die Infor- in Neuseeland, die die Na- den Gängen grußlose Kollegen und Stu- mation geben: „Ich fühle mich gut.“ Wenn Ssenspitzen aneinander reiben, wenn dierende an einem vorbei. das noch eine Weile anhält, könnte man sie sich begrüßen? – Wir haben es da Man ist ja auch schon einiges ge- es auch noch auf andere abstrahlen. eigentlich ganz einfach. So nahe müssen wöhnt. Es wundert nun nicht mehr, seit Vielleicht ist diese Methode, die uns vor- wir uns nicht kommen. Wir sagen: „Gu- es die Weltmeisterschaft um den schöns- schlägt, sich erst mal selbst in der Welt ten Tag“, „Tach“, „Moin“, und die ganz ten Hintern in München gibt, dass es im willkommen zu heißen, nicht verkehrt. Modernen unter uns sagen „Hallo“ oder Theater oder Kino nicht mehr üblich ist, Ich habe es noch nicht ausprobiert. Drei „Hey“. mit der Vorderseite durch die schon Minuten vor dem Spiegel, ganz mit sich vollbesetzte Reihe zu seinem Platz zu allein, können schön lang werden. gelangen. Man streift die Sitzenden mit Wir studieren, musizieren, spie- dem schönen Hintern und spart sich ein len, forschen, lehren und arbeiten umständliches „Entschuldigen Sie bitte!“ gemeinsam an einer Hochschule, an oder ein „Vielen Dank!“ der der Ton die Musik und der Ges- Was ist das? Unsicherheit, Angst tus das Wort macht. Wir musizieren vor Begegnung oder davor, dass sich und wir spielen miteinander. Es geht aus der Begrüßung eine Verpflich- in allen Bemühungen auch immer um tung ergeben könnte? Eher scheint es, Kommunikation mit unserem Publikum. dass wir eine Gesellschaft von Autisten geworden sind, die sich von der Außen- welt durch die klitzekleinen MP3-Player abstöpseln, aber ungeniert an jeder Stelle mobil telefonieren ohne wahrzunehmen, dass andere ihnen zuhören müssen. Irgendwann einmal in grauer Vorzeit habe ich gelernt, dass Grüßen Freude über eine Begegnung ausdrückt, dass Jüngere Ältere, dass Männer Frauen grü- Wenn das aber alles ausbleibt, ist man ßen und dass es auch die Ausnahme verstört. Man steht, wenn man Pech hat, gibt, dass ältere Männer jüngere Frauen als Erste im Fahrstuhl. Ein junger Mensch grüßen. Irgendwann habe ich auch ge- eilt herbei. Man holt aus für einen lernt, dass man allen den Vortritt lässt, Gruß und ein Lächeln und bleibt mit- die aus einer Bahn oder einem Bus aus- ten im Auftakt stecken. Der Mitfah- steigen möchten. Das erscheint ja auch rer schweigt vielleicht in e-Moll mit recht vernünftig und wird meistens be- unbewegtem und konzentriertem achtet. Aber dass man Ältere oder Gesicht. Bereitet er sich auf die nächste Gebrechliche vorlässt, dass man ih- Hauptfachstunde vor? Findet er mich nen die Tür aufhält oder ihnen einen besonders unangenehm? Kann er mich Platz anbietet, scheint in Vergessen- An dieser Hochschule lehren und stu- nicht leiden? Wenn er einem den Rü- heit geraten zu sein, und es scheint dieren Menschen aus vielen Nationen. cken nicht zudreht, was ja, Gott sei auf keinen Fall mehr gelehrt zu wer- Wir müssen ja nicht immer deutsch grü- Dank, auch manchmal geschieht, weiß den. ßen. Wie interessant könnte es sein, man gar nicht, wohin man blicken soll. Man könnte es ja mal so versuchen. auf Irisch, Bayrisch, Englisch, Rus- Nach oben an die Fahrstuhldecke? Nach Es gibt eine Empfehlung der großen al- sisch, Hessisch, Koreanisch oder Ja- unten auf die Schuhspitzen? Zur Seite? ten Dame des Managertrainings Vera F. panisch begrüßt zu werden. Nach vorn? So eine Fahrt kann sich hin- Birkenbihl: Am frühen Morgen beim ers- Und das macht bestimmt ein gutes, ziehen. Man steigt aus mit einem Kloß in ten verschlafenen Blick in den Spiegel fröhliches Gefühl. der Magengegend, entspannt das gefro- soll man sich erst einmal drei Minuten Alena Fürnberg, rene Gesicht und holt tief Luft. Den lang anlächeln. Diese mechanische phy- Prof. FR Schauspiel

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Musikgeschichte(n) VII · Musikgeschichte(n) VII · Musikgeschichte(n) VII

„Lebens Harmonien“ versus „Friedens Melodien“ Beethovens Chorfantasie c-Moll op. 80 mit Günter Kootz, dem Rundfunkchor Leipzig und dem Gewandhausorchester unter Franz Konwitschny

udwig van Beethoven Complete Works/ Auf CD 79 ist eine Aufnahme eines fonie erklangen, sowie das Vierte Klavier- Das Gesamtwerk heißt eine CD- der bemerkenswertesten Stücke Beet- konzert, die Arie Ah perfido und drei Sätze LEdition des letzten Sommers, die hovens, die Fantasie c-Moll op. 80 für der Messe C-Dur. Die schlecht einstudierte (nach ähnlichen Unternehmungen mit Klavier, Chor und Orchester, unter Aufführung der Chorfantasie aus dem Bach und Mozart) auf 87 Tonträgern Konwitschnys Leitung zu finden. Es ist kaum getrockneten Manuskript brach insgesamt 748 Werke versammelt. Die- eine Leipziger Et e r n a -Aufnahme aus Beethoven zunächst ab, indem er, wie er ses Paket wurde zu einem „spektaku- den sechziger Jahren mit dem unverges- Carl Czerny berichtete (BGA, Nr. 350),

Moritz von Schwind: Die Symphonie (Detail), 1852, Öl auf Leinwand (168,8 x 100 cm), Bayerische Staatsgemälde- sammlungen München, Neue Pinakothek, aus: Carl Dahlhaus, Die Musik des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden und Laaber 1980, S. 129

lären Verkaufspreis“ von nicht einmal senen Günter Kootz sowie Rundfunkchor in die Aufführung hinein ein lautes „noch fünfzig Euro angeboten. Die Interpre- und Gewandhausorchester. Ein Unikat! einmal“ schrie. (Die spektakulären Auf- ten sind nicht immer allererste Wahl. Vertraut setzt fantasieartig das Solo- führungsumstände verarbeitete 2003 der Dennoch finden sich dabei auch Pianis- klavier ein. Beethoven improvisierte die österreichische Dramatiker Gert Jonke ten wie Elisabeth Leonskaja und Svia- Partie bei der Uraufführung frei. Das war zu seinem preisgekrönten Theaterstück toslav Richter, Sänger wie Peter Schrei- jene legendäre Wiener Akademie des 22. Chorphantasie.) er oder Dirigenten wie Michael Gielen Dezembers 1808, in der auch die Urauf- Kootz und das Gewandhausorchester und Franz Konwitschny. führungen der Fünften und Sechsten Sin- jedenfalls spielen fabelhaft sicher und

Musikgeschichte(n) VII · Musikgeschichte(n) VII · Musikgeschichte(n) VII

8 MT-JOURNAL No 24 Januar 2008 HMT AKTUELL

Musikgeschichte(n) VII · Musikgeschichte(n) VII · Musikgeschichte(n) VII gesammelt und erläutert von TS

schön. Takt 27 setzt nun, ganz im Ein- chor“ wird bodennäher ersetzt durch den „Frieden“ anstelle der „Göttergunst“ druck eines Klavierkonzertes (Moritz die friedliche Entfaltung der Völker in appellierte. von Schwind wiederum ließ sich zu sei- einem gemeinsamen „Menschheitschor“. Hier also beide Texte (die Leipziger nem Gemälde Eine Symphonie inspirie- Der abschließenden musikalischen Be- Einspielung befand sich als Schallplatte ren; Abb.), das Orchester ein: von den tonung der Worte „Kraft“ und „Gunst“ in der Hochschulbibliothek unter der Bässen aus aufsteigend und mit Bläser- hat sich Becher angeschlossen, auch Signatur LP 1929 und ist als Verlust ge- signal überleitend zum Thema, das wenn er wenige Jahre nach 1945 („Un- meldet): Beethovens frühem Lied Seufzer eines ser Herz ist noch voll Bangen …“) an Ungeliebten/Gegenliebe WoO 118 ent- nommen und dann reich variiert wurde. Und schließlich tritt, als Abschluss für das „glänzende Schlußstück“ (Carl Schmeichelnd hold Geist und Kraft Czerny) und für das gesamte große Konzert, der Chor hinzu (Takt 409). von Christoph Kuffner (1808) von Johannes R. Becher (1951) Man versteht nicht viel vom Text: „Schmeichelnd hold, schmeichelnd hold …“? Nein, das ist es nicht. Es sind Schmeichelnd hold und lieblich klingen Seid gegrüßt! Laßt Euch empfangen andere Vokale, ein unvertrauter Text- unsers Leben Harmonien, Von des Friedens Melodien! rhythmus. Google ergänzt mir mein und dem Schönheitssinn entschwingen Unser Herz ist noch voll Bangen, fehlendes Wissen: Johannes R. Becher Blumen sich, die ewig blüh’n. Wolken dicht am Himmel stehn. setzte im Auftrag der DDR-Organisa- tion Fr e i e De u t s c h e Ju g e n d für die Fried’ und Freude gleiten freundlich Aber neue Lieder tönen, Weltfestspiele der Jugend 1951 in Ber- wie der Wellen Wechselspiel; Und der Jugend Tanz und Spiel, lin neue Worte zu Beethovens Musik. was sich drängte rauh und feindlich, Zeugt vom Wahren und vom Schönen, Becher konnte das guten Gewissens tun, ordnet sich zu Hochgefühl. Ordnet sich zu hohem Ziel. blieb doch der ursprüngliche Text nicht unumstritten. Einerseits wurde der von Wenn der Töne Zauber walten Wo sich Völker frei entfalten Czerny genannte k.u.k. Hofkriegsrat und des Wortes Weihe spricht, Und des Friedens Stimme spricht, Christoph Kuffner, als von Beethoven muß sich Herrliches gestalten, Muß sich Herrliches gestalten, noch nach Abschluss der Komposition Nacht und Stürme werden Licht, Nacht und Träume [zuerst: Stürme] werden Licht. beauftragter Textautor, in Frage gestellt (hierzu Klaus Martin Kopitz, Wer schrieb äuß’re Ruhe, inn’re Wonne Leben wird zu Lust und Wonne, den Text zu Beethovens Chorphantasie? in: herrschen für den Glücklichen. Wird zu aller Wohlergehn, Bonner Beethoven-Studien, 2003, S. 43 – Doch der Künste Frühlingssonne Und der Künste Frühlingssonne 46). Andererseits stellte es schon Beet- läßt aus beiden Licht entstehen. Läßt die Welt uns neu erstehn. hoven selbst später dem Verlag Br e i t - k o p f & Hä r t e l anheim, „vielleicht Großes, das ins Herz gedrungen, Großes, das uns je gelungen, einen andern Text“ zu unterlegen (BGA, blüht denn neu und schön empor, Blüht im neuen Glanz empor. Nr. 465). hat ein Geist sich aufgeschwungen, „Friede, Friede ist errungen!“ Becher richtete sich in seiner Fassung hallt ihm stets ein Geisterchor. Jubelt laut der Menschheitschor. durchaus pathosreduzierend frei nach Kuffner. Aus des „Lebens Harmonien“ Nehmt denn hin, ihr schönen Seelen, Nehmt denn hin, ihr lieben Freunde, sind des „Friedens Melodien“ gewor- froh die Gaben, schöner Kunst. Froh der Gaben schöner Kunst. den, im Zentrum stehen, dem Anlass Wenn sich Lieb’ und Kraft vermählen, Wenn sich Geist und Kraft vereinen, entsprechend, „der Jugend Tanz und lohnt den Menschen Göttergunst. Winkt uns ewigen Friedens Gunst. Spiel“. Und der Aufschwung der in Wort und Musik doppelt entfalteten Quelle: Quelle: Künste zu einem vereinigten „Geister- www.beethoven-haus-bonn.de Ges. Werke 6, 1973, S. 482

Musikgeschichte(n) VII · Musikgeschichte(n) VII · Musikgeschichte(n) VII

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 9 HMT AKTUELL GlasnGlasnostost!! n diesem Semester leite ich Rainer Simons Fernes Land – Die DDR, seinem elementaren Schrei: DIE SON- Iwieder eine Grundlagensemi- die DEFA und der Ruf des Chimborazo liegt NE! DIE SONNE! DIE SONNE! am nargruppe der Fachrichtung. gerade auf meinem Schreibtisch. Ende des Stückes zu Tränen gerührt. Der Regisseur solcher großartigen Ein Schrei, der sehr im Kontrast zu sei- Dieses Seminar im Fach Schau- Filme wie Till Eulenspiegel, Jadup und Boel nem anderen leisen, sensiblen, eher spiel, also die allererste Arbeit oder Die Frau und der Fremde schreibt in grüblerischen Spiel stand und mit dem mit den Studierenden des ersten seinem hochinteressanten, autobiogra- es ihm gelang, nur mit der dreimaligen Studienjahres, stellt in jedem Jahr fischen Buch auch von der Verleihung Wiederholung von zwei Worten alle auch die allererste Frage wieder des Konrad-Wolf-Preises in jenen Glas- Hoffnungen, Träume und Qualen, die nost- und Perestroika-Jahren und zi- das Leben Osvalds ausmachen, zu zei- neu, die sich jeder Student, jeder tiert aus seiner damaligen Rede: „Me- gen, also einen tiefen Blick in eine Dozent, jeder Künstler immer dienmacher in aller Welt haben einen menschliche Seele zuzulassen. wieder stellen muss: die Frage Weg gefunden, Menschen und Dinge Natürlich lief die gesamte Inszenie- nach dem Warum und Wie. oder Menschen als Dinge so ins Bild zu rung auf diesen Ausbruch hin, die ewig setzen, dass der große Teil der Zuschau- dunkle, dauerregennasse Bühne wurde Warum tue ich, was ich tue? er auf diese unsere kleine Welt, schwe- von einem gigantischen meterbreiten Warum träume ich, was ich bend am Abgrund vieler Katastrophen, Scheinwerfer, der ins Publikum strahlte, träume? Wie mache ich meine schaut wie auf einen fernen Planeten. im selben Augenblick gleißend hell und innere Welt transparent? Vage mitfühlend, aber eigentlich un- dieser eine Augenblick Licht, Wahrheit, beteiligt und bloß nicht mitdenkend … Trost, Verheißung durchfuhr jeden be- Es wird auch in diesem Jahr wieder Man muss den Zuschauer, sich u.a. reitwilligen Zuschauer. deutlich, dass die Sehnsucht nach neuen an Brecht erinnernd, herausreißen aus Zumal er sofort wieder gebrochen Arten menschlichen Zusammenlebens, dem Sog wollüstiger Gefühle, aus seiner wurde, wenn Helene Alving nach einer nach neuen politischen, ökonomischen ihn von Natur aus gegebenen Bequem- und sozialen Verabredungen wächst, lichkeit. Man muss ihn zur Reflexion nach einer neuen Art Kommunikation1! befähigen ... Weil die meisten Studierenden zu jung Den Zuschauer zum Austausch von sind, um sich an den Kalten Krieg und Gedanken einladen. Angebote machen, den Zusammenbruch des real existieren- die der Zuschauer auch verwerfen kann. den Sozialismus aktiv zu erinnern, sind sie vielleicht eher bereit und fähig wahr- „Der Künstler, der sich selbst zunehmen, dass die derzeitigen Systeme in Frage stellt, um der Mündig- ebenfalls nur eine Etappe in der Ge- keit des Zuschauers willen.“ schichte der Menschheit sind. Ich selbst werde, trotz der Befriedi- Ulrich Mühe, Absolvent unserer gung über die schon erreichten Verän- Fachrichtung, damals noch Theater- derungen, dank der von den Studieren- hochschule Ha n s Ot t o , ist im Juni den aufgeworfenen Frage nach Sinn und dieses Jahres leider früh verstorben und

Sinnlosigkeit wieder daran erinnert, dass sein Wirken als Künstler ist in verschie- schauzwei.blogspot.com Fotos: Gorbatschow schon 1987 mit „Glasnost denen Nachrufen wie zuletzt hervorra- und Perestroika“ (zu deutsch etwa: gend in Theaterheute Nr. 10/2007, aus- unendlichen Sekunde ihrem sterbenden Transparenz/Offenheit und Neugestal- führlich gewürdigt worden. Sohn irritiert und angewidert antwor- tung) die gemeinschaftliche Entwick- Ich habe ihn u.a. mehrmals als Osvald tete: ICH VERSTEHE DICH NICHT, lung jener neuen Verabredungen auf die in Thomas Langhoffs Inszenierung von OSVALD! Tagesordnung zu stellen versuchte. Ibsens Gespenster am Deutschen Theater Dunkel und Vorhang. Das war ein- in Berlin gesehen. Zuerst kurz nach der fach großartig. Premiere 1983, noch als Schauspielstu- „Die schmerzhaftesten Konflikte im

1) Kommunikation (lat. communicare) – teilen, mitteilen, dent. Ich war fasziniert, voller Ehrfurcht Leben des Einzelnen wie im Leben einer teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen und Begeisterung, und besonders von Gesellschaft sind die, wo noch keine

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Mitte: Lisa Bitter als Lucy (Warten auf Godot), Vordiplom-Zyklus, FR Schauspiel SS 2007 rechts: Stefanie Rösner als , Antike-Zyklus, FR Schauspiel SS 2007 unten: Thomas Hof als Ödipus, Antike-Zyklus, FR Schauspiel SS 2007

Lösung in Aussicht ist. Der Künstler und eine gegenseitige gemeinsame Ver- kann mit ihrer Gestaltung nicht warten, pflichtung …“, schrieb Rainer Simon. bis er eine Antwort weiß. Er muss gera- Jene letzte Vorstellung sahen mit mir de auch die noch nicht beantwortbaren also zwei meiner damaligen Studenten, Fragen menschlicher und damit gesell- Robert Schupp und Peter Princz. Ob schaftlicher Existenz aufwerfen. Mühes Osvald auch in ihnen noch nach- Er muss in jedem Fall den Finger auf hallt, weiß ich nicht. Ich hoffe es. Heute die Wunde legen. spielen sie u.a. am Schauspiel in Frank- An verdrängten Konflikten kann nicht furt am Main oder am Staatstheater nur der Einzelne krank werden, ster- Cottbus. Peter Princz war z.B. gerade schonen, das ist für mich eine der mög- ben, so kann es auch einer Gesellschaft mit der Inszenierung Familie Schroffen- lichen Antworten auf die Fragen der gehen, der ganzen Menschheit …“, stein zu den Kleist-Festtagen und Thea- Grundlagenseminaristen. schreibt Simon in seinem Buch. tertagen der Länder Brandenburg und „Sich selbst in Frage stellen“, wie Später, nach der Wende, als Schau- Sachsen-Anhalt 2007 nach Frankfurt/ Simon schreibt. spiellehrer, habe ich diese Vorstellung Oder eingeladen. Dort wurde innerhalb Um der Mündigkeit des Zuschauers noch mehrmals gesehen, und immer des Wettbewerbes von den Uckermär- willen und um der eigenen Mündigkeit stellte sich in der Schlussszene die er- kischen Bühnen Schwedt auch das bio- willen. wartete Katharsis wieder her. grafische Kleist-Stück Kopf oder Herz von Auf diesem Weg ist auch im Sommer- Zuletzt sah ich Gespenster 1996, es war Monika Radl in der Regie unseres Do- semester 2007 vielen Studierenden äl- die letzte Aufführung nach 13 Jahren zentenkollegen Olaf Hilliger uraufge- terer Jahrgänge wieder Beeindrucken- im regulären Spielplanbetrieb! Ich hatte führt. Kopf oder Herz – eine uralte Fra- des gelungen. Da gab es während der es mir inzwischen zur Angewohnheit ge, die immer und immer wieder bewegt. Vorspiele auf der Bühne des Großen gemacht, Studenten, mit denen ich gera- Die Inszenierung gewann sicher nicht Probesaales Augenblicke, in denen sich de arbeitete, bei sich zufällig den Publikumspreis! das Bewegt-Sein der Spielenden in bietender Gelegenheit Auf der Webseite des Stückes lässt ihren Rollen über ihr Spiel, ihre künst- in diese Inszenierung Hilliger auch den Kommunikations- und lerisch-handwerklichen Mittel zum Be- nach Berlin zu schicken Medienphilosophen Vilém Flusser zu wegt-Sein der Zuschauer verwandelte und wenn möglich zu Wort kommen: „Die menschliche Kom- und man als Dozent nur noch beglückt begleiten, weil sich an munikation ist ein künstlicher Vorgang. sagen kann: Ja, das ist es, genau des- dieser Aufführung vieles Sie beruht auf Kunstgriffen, auf Erfin- wegen macht unser Beruf Sinn. beispielhaft diskutieren dungen, auf Werkzeugen und Instru- Ulf Manhenke, ließ, was unseren Beruf menten (…) der Mensch (…) ist ein Idiot Prof. FR Schauspiel ausmacht. (ursprünglich „Privatperson“), wenn er „Es liegt in der Macht nicht gelernt hat, sich des Künstlers, die Wür- der Instrumente der de des menschlichen In- Kommunikation (z.B. dividuums ins Bild zu einer Sprache) zu be- setzen. Und es liegt in dienen. Idiotie, unvoll- seiner Macht, die Frage kommenes Mensch- aufzuwerfen, die zwi- Sein ist Mangel an schen den Bildern steht: Die Frage, wie Kunst …“ lange die Welt damit leben kann, dass Sich auf der Bühne der eine Teil der Menschheit verreckt auf die Suche nach und der andere droht, im Überfluss zu dem unwiederbringli- verkommen? chen Augenblick, dem Unsere Bilder können die Realität tiefsten Ausdruck der nicht verändern, aber das Bewusstsein menschlichen Seele dafür wach halten, und vielleicht kön- zu begeben und sich nen sie Toleranz schaffen, Verständnis dabei selbst nicht zu

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ANEKDOTE Otto Normalverbraucher und das Musikstudium

in Musikstudent geht mit seiner Geige in ein gut besuchtes Café. EDa kein Tisch mehr frei ist, setzt er sich zu einem Mann im mittleren Al- ter mit an den Tisch. Vorsichtig stellt er seinen Geigenkasten ab und blättert in der Getränkekarte. Sein Gegenüber mustert mit sichtlicher Neugier den ab- gestellten Geigenkasten. „Junger Mann, entschuldigen Sie, darf ich Sie etwas fragen?“ „Aber bitte.“ „Sie haben doch in diesem Kasten be- stimmt ein Musikinstrument?“ „Richtig.“ „Ich überlege nun die ganze Zeit, wel- ches Instrument das sein könnte. Für eine Gitarre oder ein Schifferklavier ist Der Fremde hat offensichtlich die der Kasten zu klein. Für eine Trompete Komik dieser Äußerung nicht bemerkt, hat er nicht die richtige Form ...“ und dem jungen Geiger wird klar, dass „Nun, das wissen Sie doch bestimmt „Sie haben Recht. In diesem Kasten dieser Mann im wahrsten Sinne des besser als ich. Im Fernsehen habe ich ist eine Violine.“ Wortes von „Tuten und Blasen“ keine gerade erst neulich die ganz unter- „Eine Violine – was war das gleich?” Ahnung hat. schiedlich großen Geigen gesehen.“ JBWolff Zeichnung: „Man kann auch sagen: eine Geige“, „Na, da haben Sie ja ein schönes Hob- „Na und?“ so der Student etwas belehrend. by“, fährt der Quälgeist fort. „Sicherlich spielen Sie als Musikstu- „Ach so. Ja! – Geige, das ist mir ein „Das ist kein Hobby, ich studiere dent auch die großen Geigen und nicht Begriff.“ Musik.“ nur die normale, die Sie dort im Kasten Endlich kommt der bestellte Kaffee. „Ach so, man kann Musik richtig stu- haben. Ich meine die Bassgeige oder die Der Student holt ein Buch aus seiner dieren? – Wie Medizin oder Biologie?“ etwas kleinere, die auch schon steht. Tasche und beginnt zu lesen. Er hofft, „Natürlich. Warum nicht?“ Mir fällt jetzt ihr Name nicht ein.“ die Fragerei ist nun zu Ende. „Das wusste ich nicht. Sie spielen „Sie meinen das Violoncello.“ „Sie spielen also Geige“, fragt der Un- dann sicherlich alle Instrumente und „Genau – das Cello.“ bekannte nach einiger Zeit wieder. nicht nur Geige, wenn Sie Musik studie- „Auch da muss ich Sie enttäuschen. „Ja.“ ren.“ Denn ich spiele weder die Geige, die „Ich habe gehört oder irgendwo gele- „Nein, ich studiere Violine und spiele schon steht – so Ihre eigenartige Formu- sen, dass es erste und zweite Geigen außer ein wenig Klavier keine anderen lierung – noch den Kontrabass.“ gibt.“ Instrumente.“ „Das kann ich fast gar nicht glauben.“ „Das stimmt. In meinem Kasten“, so „Dann spielen Sie aber wenigstens „Wieso?“ der Student mit schmunzelnder Miene, alle Geigen.“ „Weil mein Freund, der kein Studier- „ist eine zweite Geige.“ „Wie meinen Sie das?“ so der Student ter ist, viele Instrumente spielt. Er spielt „Ach so.“ etwas genervt. Akkordeon, Schlagzeug und Gitarre,

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„Penderecki.“ „Also, wie klingt diese Musik von Penderecki und Stockhausen?“ „Diese Art von Musik klingt völlig anders als Rock- oder Schlagermusik.“ „Ach so?! Aber was ist bei Ihnen dann Rock oder Techno?“ „Was Sie als moderne Musik bezeich- nen, ist in der Fachsprache Popularmu- sik. Moderne Musik ist ein ganz anderer Stil.“ „Ach so.“ „Das alles genau zu erklären“, fügt der Student etwas gönnerhaft hinzu, „würde jetzt zu weit führen.“ „Ach so.“ Dem Studenten geht dieses „Ach so“ langsam auf die Nerven. Trotzdem fragt er mit scherzhaftem Unterton: „Mich würde doch interessieren, welche klas- sischen Stücke Ihr Freund so spielt.“ „Da muss ich überlegen: die ‹Moldau› zum Beispiel oder den ‹Bolero›. Manch- mal spielt er auch die ‹Kleine Nacht- musik›.“ Es fällt dem Studenten schwer, ein lautes Lachen zu unterdrücken. Er ver- sucht höflich zu bleiben. Aber schon kommt die nächste Frage: „Wenn Sie Musik studieren, dann doch bestimmt an der Musikschule hier?“ „Nein.“ „Aber wo studieren Sie dann, wenn nicht an einer Musikschule?“ „An einer Hochschule für Musik.“ „Ach so!“ Jetzt wird dieses ständige „Ach so“ Saxophon, Mundharmonika, Klavier unerträglich. Der Student zahlt deshalb, und auch etwas Trompete.“ „Das alles“, fragt der Student iro- verabschiedet sich und geht. Schon in der „Das kann schon sein“, erwidert der nisch, „ist für Sie Klassik? Und was ver- Tür stehend fällt ihm plötzlich ein, dass Student ziemlich genervt, „er wird aber stehen Sie unter moderner Musik?“ er nicht einmal den Beruf dieses Otto alle diese Instrumente nur sehr laienhaft „Das ist doch eigentlich klar: Rock Normalverbrauchers kennt. Er geht noch spielen.“ oder Techno, Schlager, Jazz und so wei- einmal zurück zum Tisch: „Bevor ich gehe, „Was heißt laienhaft? Er spielt moder- ter. Aber warum fragen Sie?“ möchte ich doch noch gerne wissen, ne Musik, Volksmusik und auch Klas- „Weil diese Begriffe professionell et- welchen Beruf Sie eigentlich haben.“ sik.“ was anderes bedeuten.“ „Ich bin Sportlehrer an einer Grund- „Was verstehen Sie denn unter Klas- „Ach so. Und was?“ schule.“ sik oder moderner Musik?“ „Unter moderner Musik versteht man „Dann beherrschen Sie sicherlich alle „Klassik – das ist Beethoven, Wagner, zum Beispiel Werke von Stockhausen Sportarten,“ so der Student mit bissiger Verdi oder – wie heißt gleich der be- oder Penderecki.“ Ironie, „von der Formel 1 über Boxen, kannte russische Komponist – der mit „Diese Komponisten kenne ich nicht. Skispringen, Eiskunstlauf und so weiter der Leningrader Sinfonie?“ Wie klingt denn diese Musik von Stock- – bis zum Schachspiel. Einfach alles.“ „Sie meinen Schostakowitsch?“ hausen und von – wie hieß der andere Peter Herrmann, „Genau. Schostakowitsch.“ gleich?“ Prof. FR Komposition/Tonsatz

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 13 HMT-ALUMNI-NACHRICHTEN

Erinnerungen an verehrte Hochschullehrer

Aufgeschrieben von Alumnus Werner Uhlmann (Gummersbach)

n den schweren Nachkriegsjahren Was an materiellen Werten wir ent- damit ein Wissen um die Einstellung des 1946 –1949 studierte ich an der behrten, das erlebten wir geschenkt an Gegenüberstehenden zur Forderung IHochschule für Musik in Leipzig. In Freundschaft, Verständnis und Hilfs- der offiziellen „parteilichen“ Haltung. den Wintersemestern übten wir mit bereitschaft unter uns Studierenden und Wie hilfreich ist doch in dieser Situa- kalten Fingern, das ganze Studienjahr durch unsere Lehrer. Das konnte tion das Musik-Studium! Am Anfang knurrte der Magen. Es gab damals noch manchmal ein ermunterndes Wort sein, steht die Bildung des Gehörs. Inneres Brotmarken, manchmal Sonderzutei- ein (politischer!) Witz oder einfach Hören hilft bei der Einschätzung von lungen und eines Tages die Eröffnung mitfühlendes Verständnis. Denn die Vertrauen und persönlicher Nähe. Wie eines HO-Cafés mit dem Angebot ech- „Schwere“ dieser Jahre bestand beson- wahr deshalb (in übertragenem Sinne) ten Bohnenkaffees und köstlicher Tor- ders im „Mundhalten“, ausgerechnet in der Satz unseres Gehörbildung-Profes- ten zu unerschwinglich hohem Preis, für der Lebenszeit, in der das Herz voll ist sors Schenk: „Wir hören ohne Bleistift.“ Studenten nur in Geleit spendabler und der Mund übergehen will. Das ver- Gedächtnis ist gefordert, nicht gleich Freunde oder verdienender Verwandter ständnisvolle Wort setzte Vertrauen ein Protokoll! „Falsches Vorzeichen ist erreichbar und zu genießen. voraus, sich gegenseitig zu öffnen und nicht halb richtig, sondern ganz falsch.“ Die Orthographie der Noten sorgt für klare Überschaubarkeit. Mögliche Dop- peldeutigkeit wird von vornherein aus- geschaltet. Doppeldeutigkeit führte oft zu Doppelgleisigkeit. Unter der litten wir, wenn es galt, auf der Hut zu sein, und deswegen empfanden wir schon den Mund zu halten als „nicht (ganz) ehrlich“. Einmal hat Professor Schenk absichtlich die falschen Vorzeichen (Schriftzeichen) gesetzt, aber nicht im Noten(text)bild, sondern sprechend – ich werde es nie vergessen: Ort des Ge- schehens: auf der Straße beim Marsch von Studenten und Hochschullehrern zu einer befohlenen Demonstration, in

Werner Uhlmann mit seiner Ehefrau Dorothea

erner Uhlmann wurde am 7. Zuvor hatte er nebenbei die B-Prüfung einem Jahr Studienseminar in Köln und WMai 1927 in Bautzen geboren als Organist abgelegt. Auf Grund der seinem Examen war er erst Studienrat und studierte von 1946–49 an unse- unhaltbaren Zustände in der DDR und dann bis 1989 Studiendirektor in rer Hochschule. Nach dem Studium beschlossen er und seine Frau Doro- Gummersbach. war er an der Grundschule in Bautzen thea (sie ist ebenfalls Alumna unserer Heute lebt Werner Uhlmann mit tätig. Ab 1952 lehrte er in der Volks- Hochschule) eines Morgens im Jahre seiner Frau noch immer in Gummers- musikschule Sachsen in Bautzen, deren 1960 am Frühstückstisch, mit ihren bach und ist Großvater von sieben Leitung er im Jahre 1960 übernahm. fünf Kindern illegal auszureisen. Nach Enkelkindern.

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Erinnerungen an verehrte Hochschullehrer

unmittelbarer Nähe des Straßenschildes „Stalin-Allee“. Er schaute hoch und Den Erinnerungen von Werner Uhlmann lagen folgende Zeilen bei: fragte: „Was? Stalin allez?“ Gehörbil- dung geht über Noten-(Sprach-)Ortho- An die Redaktion Journal graphie. Der Klang macht die Musik Hochschule für Musik und Theater Leipzig und erreicht das „gebildete Gehör“. Die Offenheit im Politischen, einem Sehr geehrte Frau Dr. Seidel! ganz anderen Naturell zugehörend, er- lebte ich auch im Unterricht bei Profes- Als Gast beim Treffen der Alumni am 1. April bot ich an, für das „Journal“ sor Weyrauch. Ich hatte eine kleine Erinnerungen aufzuschreiben. Hier biete ich meinen kleinen Beitrag an. Weihnachtskantate komponiert, und 60 Jahre liegen zwischen Wirklichkeit und Erinnerung heute. Klein dürfte begleitet von Rat und Tat durch den der Kreis der Personen sein, die sich an die Nachkriegsjahre erinnern. Meister sollte sie in der 33. Grundschule aufgeführt werden. Einige Tage davor Deswegen hätte ich Verständnis, wenn Sie auf die Veröffentlichung kam ein Erlass des Ministeriums mit der verzichten. Weisung, dass Weihnachtsfeiern in die In aller Bescheidenheit will ich mein Wort halten und grüße Schule nicht gehörten, es hätten Feiern in Verbundenheit zum Geburtstag Stalins (23.12.) stattzu- finden. Empört und enttäuscht berichte- Werner Uhlmann te ich darüber Professor Weyrauch. Er (Studiendirektor und Kantor i.R.) war wohl im Bilde, dass in dieser Kanta- te vom Weihnachtsmann die („Klang“-) Rede sei und meinte, um mich aufzuhei- tern: „Stalin – das ist der richtige Weih- perönlich beim Schulamt in Leipzig da- kommt es zu der Bezeichnung: ‹Sche- nachtsmann.“ Mit Professor Weyrauch für ein, dass ich wieder beschäftigt wür- mellis Gesangbuch›?“ Diese Fragen hat mich bis zu seinem Tode ein „erwär- de, und so erhielt ich den Lehrauftrag dienten uns Ehemaligen als Begrüßung, mendes“ (sein Wort) Verhältnis verbun- für Musik an der 33. Grundschule. besonders wenn wir uns lange nicht ge- den. Ich habe Orgelwerke von ihm ge- Noch heute freue ich mich über ein von sehen hatten. spielt, seine Johannes-Passion an der Schülerhand verfasstes Programm einer Als Pensionär erinnert man sich gern, Orgel begleitet und ihn in seinen letzten Klassenfeier zu Goethes 200. Geburts- im Alter geht der Blick oft zurück und Jahren im Altenheim Leipzig-Plagwitz tag (1949). ganz besonders „verklärend“ in die Zeit besucht. Seine Briefe bewahre ich. Sie Prof. Losse ist auch anderen Studie- des Studiums. Meine Erinnerungen sind in die Noten seines Präludium, Aria renden als tätig-helfend in guter Erinne- klingen helltönend nach, trotz schwerer und Fuge eingeheftet. rung. Er war Junggeselle und hatte Zeitumstände. Vielleicht erreichen sie Prof. Paul Losse, der damalige Leiter Eigenheiten, die manchen schmunzeln Zeitgenossen von damals und heute, der Abteilung Schulmusik, war ein Hel- ließen. So hing sein Konterfei in Post- Studierende der „Mendelssohn-Akade- fer in der Not. Als der Musiklehrer der kartengröße in seinem Unterrichtszim- mie“, wie die Hochschule damals hieß, Oberschule in Rochlitz aus dem Kriege mer an der Wand, aber nicht weit davon als ein Gruß aus vergangenen, aber be- zurückkehrte, war mein Einspringen entfernt in großem Format ein Bild von wahrten Tagen. dort, das Prof. Losse vorher vermittelt Jenny Lind. Werner Uhlmann hatte, nicht mehr nötig, und ich als Wir freuten uns auch, wenn er wie- frischgebackener Ehemann „stand auf derholt Kontrollfragen stellte, die wohl der Straße“. Da setzte sich Prof. Losse das Allgemeinwissen in Musikgeschich- te feststellen sollten. Eine davon lautete: „Wer war der stimmliche Berater von Richard Wagner?“ Eine andere: „Wie

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 15 HMT-ALUMNI-NACHRICHTEN

Nachklang und Dankeschön Brief des Alumnus Werner Süßmilch nach einem Besuch in der Hochschule im Juni 2007

letztes Zusammensein war für mich ein Bitte entschuldigen Sie die Schrift, unbeschreibliches Erlebnis. Für meine aber es ging wahrlich nicht besser. liebe Frau besonders bewegend! Sollte Ich verbleibe mit den besten Wün- es das Schicksal mit mir gut meinen, schen für Sie und Ihre Mitarbeiterinnen, werde ich mit einigen Erinnerungen ei- Gesundheit und Wohlergehen nen Besuch abstatten. Im Juli 2007 war ich in Dresden und Ihr Werner Süßmilch und Frau Edith habe in der Frauenkirche ergreifende Stunden und Konzerte erlebt. Am 22. Anbei eine „Erinnerung“! und 23. September wird „mein“ 34 Mann starker Chor eine Fahrt nach (Die „Erinnerung“ ist ein Zeitungs- Dresden, Meißen u.a. machen. Diesen beitrag: „Und ‹Lili Marleen› begleitete Chor leitete ich 38 Jahre (1965–2003) ihn ein Leben lang“, in dem Werner und wurde dann als Ehrenchorleiter Süßmilch porträtiert wird.) rstmals seit seinem Studienab- verabschiedet. schluss im Jahre 1939 im Fach Trotz meiner Leiden (Augen + Luft) Waldhorn war Werner Süßmilch stehe ich dem Leben positiv gegenüber, E 1) Mit der lieben Frau aus dem KBB ist Mitarbeiterin im Juni 2007 nach Jahrzehnten wieder natürlich nicht ohne meine liebe Frau, Jeannette Zuleeg gemeint, die den Brief von Herrn im Hochschulgebäude Grassistraße 8. die stets treu an meiner Seite steht. Süßmilch freundlicherweise abtippte. Der 85-Jährige wurde in Dresden ge- boren, studierte am Leipziger Konser- vatorium, musste in den Krieg. 1946 kehrte er aus russischer Kriegsgefan- genschaft zurück und wurde 1947 Ers- ter Solohornist des Philharmonischen Orchesters Leipzig. 1953 kam er nach Bad Salzungen, wo er bis 1985 die Stelle des ersten Hornisten im Kurorchester inne hatte und in der Bigband Gitarre spielte. Er unterrichtete zwölf Jahre lang Musikschüler und leitete seit 1965 erst den Allendorfer Männerchor und dann 38 Jahre lang „seinen“ Männer- gesangsverein Langenfeld 1919 e.V., den er auch im Brief erwähnt. Nach seinem Besuch erreichte das Künstlerische Betriebsbüro (KBB) fol- gendes Schreiben (siehe rechts Seite 1 des Orginals):

Bad Salzungen, 6. August 2007

Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Frau aus dem KBB!1

Durch meinen Urlaub ist es mir erst jetzt möglich, für Ihren lieben Brief, über den wir uns sehr gefreut haben, ein herzliches Dankeschön zu sagen. Unser

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Interview mit Alumna Beate Hennenberg

eate Hennenberg beantwortete Bdie Fragen von Agneta Jilek von der Leipziger Volkszeitung. Leider wurde das Interview nie vollständig in der LVZ abgedruckt. Deshalb veröffentlichen wir es an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung von Beate Hennenberg.

An welches Erlebnis aus Ihrer Studienzeit in Ich entschied mich für Leipzig können Sie sich am besten erinnern? ein Musikstudium. Auf B. H. In gewisser Weise war meine ge- das zentrale künstleri- samte Kindheit und Jugend in Leipzig sche Fach Gesang berei- eine Art Studienzeit: Ich erhielt ab tete mich die Bach-Preis- meinem fünften Lebensjahr Violinunter- trägerin Eva Fleischer richt bei Klaus Hertel, dem Leiter der vor. Spätere Lehrer wa- damaligen Kinderklasse der Leipziger ren Gerda Schriever, Musikhochschule „Felix Mendelssohn Elisabeth Breul und Re- Bartholdy“, habe also täglich Geige ge- nate Härtel. Parallel zu übt. Etwas später kamen Klavier- und diesem Studium, das ich Orchesterstudien unter Siegfried Thiele 1988 abschloss, hörte und Georg Christoph Biller hinzu. Bil- ich musikwissenschaft- lers herausragende musikalische Kennt- liche Vorlesungen an nisse und seine große Begeisterungs- der Universität Leipzig. fähigkeit für Musik lernte ich außerdem Und – ich habe immer in den vier, fünf mich sehr prägenden sehr viel gelesen. Jedes Jahr kam in Onkel Lux, wie wir ihn nennen, war Jahren im Leipziger Vokalkreis, einem meinem Zimmer ein neues Bücherregal nicht nur erster Vorsitzender des Deut- avancierten Chor, schätzen. hinzu. schen Buchgewerbevereins und Präsi- Mit 18 wollte ich Medizin studieren. dent der von ihm organisierten Interna- Nicht nur meine Eltern haben mit gros- Wie würden Sie Leipzig musikalisch charakte- tionalen Ausstellung für Buchgewerbe sem moralischen Anspruch diesen Beruf risieren? und Graphik in Leipzig (Bu g r a ). Er vorgelebt, mein Großvater war ebenfalls B. H. Ich kann noch genau abrufen, war auch Teilhaber der Musikalienfirma Arzt. Seine Frau, meine Großmutter wie es klang, wenn mein Vater abends Br e i t k o p f & Hä r t e l , welche nach mütterlicherseits, war eine geborene mit seinen Kammermusikfreunden aus dem Krieg leider nach Wiesbaden über- Volkmann und entstammt der Linie mit dem Gewandhausorchester bei uns zu siedelte und mittlerweile eine andere Alfred Wilhelm Volkmann und Richard Hause in Gohlis musizierte. Die meisten Eigentümerstruktur aufweist. von Volkmann-Leander. Aus politischen hat er auch medizinisch als Patienten Ich assoziiere Leipzig musikalisch mit Gründen wurde mir das Studium ver- betreut. Meine Mutter sang im Univer- der Chaconne von Johann Sebastian wehrt. Die Begründung, dass die neue sitätschor. Durch solche Erinnerungen Bach, auch wenn sie in Köthen entstand: Ärztegeneration aus der Arbeiterklasse wird einem die Heimat wertvoll, ich Da gibt es einen ostinaten Bass, das ist stammen müsse, fand ich damals nicht fühle mich auch heute noch immer als vielleicht die intellektuelle Kultur, die es so witzig. Heute muss man ja fast Mit- Leipzigerin. Noch etwas: Der 1870 in in Leipzig immer gab. Das Thema wird leid mit den Göttern in Weiß haben. Leipzig geborene Ludwig Volkmann, in vielfältigster und auch gewitzter Art

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in Dur und Moll variiert – das sind die Welchen Künstler würden Sie in Wien gerne tut, braucht, das sehen unsere Kon- Zeitläufe. Dem Werk liegt ein Saraban- einmal auf der Bühne erleben (es kann auch zertfächler wie die Instrumentalpäd- denrhythmus zugrunde, vielleicht ein ein bereits verstorbener sein)? agogen, einen Moment der Moderation. Hinweis darauf, dass der mitteldeutsche B. H. Im Graben der Staatsoper: Gus- Musikvermittlung kann da mit verschie- Menschenschlag seine Eigenart, seine tav Mahler. Im Musikverein: Fritz denen Werkzeugen ansetzen, um dem Lebendigkeit trotz russisch-sowjetstali- Kreisler. Im Konzerthaus: Elisabeth drohenden Riss entgegenzuwirken. nistischer, nationalsozialistischer wie Schwarzkopf. Im Burgtheater: Johann Gratulation übrigens an dieser Stelle auch orthodox-kommunistischer Bürde Nepomuk Nestroy. dem Leipziger Gewandhaus für den nicht verlernt hat? Jedenfalls ist die Sonderpreis Ju n g e Oh r e n 2006, spe- Chaconne voll innerer Kraft! Von wem würden Sie sich gerne einmal beglei- ziell für seine Jugendkampagne „Sound- ten lassen? checker“. Warum sind Sie nach Wien gegangen? B. H. Richard Strauss. B. H. Ich ging nicht gleich. Nach dem Können Sie sich vorstellen, nach Leipzig zu- Abschluss an der Leipziger Musikhoch- Sie arbeiten im Moment hauptsächlich musik- rückzukehren? schule holte mich Udo Zimmermann an theoretisch. Warum? B. H. Ja. die Leipziger Oper. Dann fiel die Mau- B. H. An der Wiener Musikuni arbeite er, und ich wollte endlich raus in die ich auf dem Gebiet der Musikvermitt- Gibt es etwas in Wien, das Sie an Leipzig er- Welt, mich bei den Besten weiterbilden. lung/Konzertpädagogik. Außer dem innert? Wolfgang Plath empfahl mich Ludwig Detmolder Weiterbildungslehrgang und B. H. Erstens: Wien und Leipzig – bei- Finscher in Heidelberg. So studierte dem Linzer, derzeit im Aufbau befind- de Städte waren und sind bekannt für und promovierte ich bei ihm bis 1993. lichen Studienzweig, waren und sind ihre Kaffeehauskultur. Hier wie dort Ich habe nebenbei immer einschlägig wir in Wien die Einzigen, die dieses wurden die Kaffeehäuser von den füh- gearbeitet, betreute eine Klassik-Musik- Fach im instrumentalpädagogischen renden Literaten nicht nur als Orte des sendung beim SWR, schrieb jahrelang Lehrplan universitär verankert haben. Austausches genutzt, sondern avan- für die Rh e i n -Ne c k a r -Ze i t u n g Kon- Der Musiker der Zukunft ist ein Ver- cierten zur bevorzugten Lebens- und zertkritiken, gründete ein Streichquar- mittler, einer, der Kinder und Jugendli- Arbeitsstätte. Die Fackel von Karl Kraus tett, nahm an Symposien teil. Letztlich che an klassische Musik heranführen wie auch die Texte von Hermann Broch, hat einer dieser vielen Kontakte den und dabei über seine Musik sprechen Friedrich Torberg, Alfred Polgar und Weg nach Wien gewiesen. kann, der innovative Programme er- Peter Altenberg entstanden in Wiener, 1993 arbeitete ich für ein Jahr in stellt, der neue Publikumsschichten an- Gedanken und Ideen von Gottsched Dresden an der Kulturstiftung des Frei- spricht und manchmal an unüblichen und Lessing in Leipziger Kaffeehäusern. staates Sachsen. Doch diese verwal- Orten musiziert. Eine Diplomandin von Wichtige Arbeitsberatungen führt man tungstechnischen Projektentscheidun- mir entwickelt neue Ideen im Education noch heute im Kaffeehaus durch. gen fand ich nur bedingt interessant. Department Zukunft@BPhil bei Sir Ein zweiter Gedanke: Ich habe 1995 1995, mit dem inzwischen unbefristeten Simon Rattle, eine andere führt mit Mu- die erste Biografie über den zu Unrecht Vertrag als Assistenzprofessor an der sikern des Musikvermittlungsbüros am vergessenen Leipziger Komponisten, Universität für Musik und darstellende Bruckner Orchester Linz in Schulen Musikpädagogen und Pianisten Salo- Kunst in Wien, hat sich mir eine strin- Workshops durch, um die Musik besser mon Jadassohn im Leipziger Universi- gente akademische Laufbahn eröffnet, verständlich zu machen. Ein Schwer- tätsverlag veröffentlicht. Auch in Wien die ich in der DDR maximal zu träumen punkt ist die integrative Musikschular- gab es zahlreiche Künstler, die verfemt wagte. Und – seien wir ehrlich, Wien ist beit. Da muss viel mehr getan werden, oder vergessen wurden. Ihren Werken eine atemberaubend schöne Stadt. Das wie ich durch die Erfahrungen mit mei- ein Forum zu geben, an sie zu erinnern Schulsystem ist ausgezeichnet. Meine nem schwerstbehinderten Bruder weiß. ist hier wie dort notwendig. Tochter und ich fühlen uns dort sehr Wir sind im Seminar an den neuen Und nicht zuletzt hat sich in Wien wohl. Strömungen dran. Die Bruchstelle, die eine kleine Kolonie ehemaliger Leip- sich heute oftmals zwischen den aus- ziger versammelt. übenden Künstlern und einem zuneh- mend desinteressierten Publikum auf-

F u n d g r u b e f ü r interessante Erinnerungen

Des Öfteren erhalten wir Erinnerungen von Alumni in Form von Briefen, Bildern oder Zeitungsausschnitten. Diese werden ab sofort in der Bibliothek einsehbar sein.

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Neues von der Alumni-Arbeit an der HMT Alumni-Arbeit mit Konzept

Im Oktober legte Prof. Gunhild Brandt dem Rektoratskollegium ein Konzept für die Alumni-Arbeit vor. Hier informieren wir Sie über die wichtigsten Vorhaben.

1. Alumni- Treffen im April 2007, ganz rechts die Alumni- Beauftragte, Prof. Gunhild Brandt

Werbung/Information über Für die Verbindung zu den auslän- Angebote von Alumni die Alumni-Arbeit dischen Alumni sollen mit Hilfe der für Studierende Fachrichtungen „Kontaktpunkte“ vor Ort zunächst in Südkorea, China und ie Alumni-Ansprechpartner sol- Japan aufgebaut werden. lumni sollen verstärkt in Ange- D len in den Studienführer und in Die bestehende Alumni-Datenbank A bote für Studierende eingebun- die Internetseite der Hochschule auf- soll vor allem durch Mundpropaganda den werden, um eine stärkere Rück- genommen werden. Absolventen er- und im Schneeballsystem erweitert koppelung mit dem aktuellen Berufs- halten mit ihrem Abschlusszeugnis ein werden. leben zu erreichen. Informationsblatt über die Angebote für Alumni und werden aufgefordert, Angebote für Alumni Einbindung der Emeriti und sich in unserer Datenbank registrieren zu lassen. Sollten sie sich nicht sofort ehemaliger Mitarbeiter zurückmelden, werden sie nach zwei ie Alumni werden nach Interes- bis drei Jahren erneut angeschrieben. D sengruppen/Fachrichtungen zu s ist geplant, auch Emeriti, die Je ein Schaukasten im Hauptgebäude besonderen Veranstaltungen der HMT E nicht an der HMT studiert haben, Grassistraße und im Dittrichring wer- eingeladen. So ist an Treffen der Alum- und ehemalige Mitarbeiter – wo mög- den in Zukunft über alle Vorhaben der ni mit Studierenden und Lehrenden lich – in die Alumni-Arbeit einzubezie- Alumni-Arbeit informieren. Nach wie der HMT gedacht, die nach den größe- hen; insbesondere sollen sie die „Mit- vor suchen wir einen treffenden Na- ren Veranstaltungen stattfinden sollen. teilungen aus dem Hochschulleben“ men für unser Absolventennetzwerk. Des Weiteren ist geplant, den Absol- erhalten. venten die passive Teilnahme an Meis- Kontaktpflege terkursen ihres Faches zu ermöglichen. Fachübergreifende Alumni-Treffen Am 11.12.2007 wurde Prof. Gunhild sollen regelmäßig stattfinden. Das Brandt vom Senat zur Beauftragten ns ist es wichtig, intensivere Kon- nächste große Treffen ist für 2009 an- für Alumni-Arbeit ernannt. Sie ist da- U takte zu den Alumni aufzuneh- gedacht. mit erste Ansprechpartnerin für alle men und zu pflegen. Bei uns registrier- Angebote für ausländische Studie- Belange der Alumni an der HMT. Ihr te Alumni erhalten in regelmäßigen Ab- rende, die ihren Abschluss an der HMT zur Seite stehen Alumni-Betreuerin ständen, mindestens jedoch ein Mal pro gemacht oder mindestens ein Semes- Sylvia Schmidt und Heike Bronn für Semester, Mitteilungen über das Hoch- ter hier studiert haben und wieder im Alumni- und Projektbetreuung. schulleben per E-Mail bzw. Briefpost. Ausland leben, sind in Planung.

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 19 HMT-ALUMNI-NACHRICHTEN

VIEL BACH UND EIN VORSINGEN HMT-Alumnus Ron-Dirk Entleutner zwischen Leipzig und Koblenz

on-Dirk Entleutner, 1976 in Leipzig geboren, erhielt seine erste musika- die Werke des Thomaskantors an Leip- lische Ausbildung im Alter von vier Jahren. Während seiner Schulzeit ziger Stätten aufzuführen, aber anderer- war er neun Jahre lang Mitglied des Thomanerchores und sammelte dort seits wollen wir mit dem Zusatz „Bach R bei uns unterwegs“ unsere Sicht der als Chorpräfekt erste Erfahrungen im Dirigieren. Von 1994 bis 1999 studierte Leipziger Bachpflege auch nach außer- er am Kirchenmusikalischen Institut der HMT Dirigieren bei Prof. Georg Chris- halb tragen und bekannt machen. Und toph Biller und Gesang bei Prof. Dirk Schmidt. 1999 schloss er das Studium als wir hoffen, mit unserer innovativen Chor- und Ensembleleiter sowie als Diplompädagoge ab und begann ein Ergän- Preisgestaltung besonders junge Men- zungsstudium im Fach Orchesterdirigieren u.a. bei Prof. Gerd Bahner. Bereits schen für Bach zu begeistern: Bei den 11 Konzertprojekten mit insgesamt 21 im Oktober 1994 gründete er den Musikverein a m i c i m u s i c æ Ch o r u n d Or- Veranstaltungen zwischen Dezember c h e s t e r Lei p z i g . Entleutner leitet seit 2000 das Jugendsinfonieorchester (JSO) 2007 und dem Neujahrstag 2009 heißt der Musikschule Leipzig Jo h a n n Se b a s t i a n Ba c h und wurde mit Beginn des es: Bach macht Schule! Kinder und Ju- Sommersemesters 2007 zum Universitätsmusikdirektor der Universität gendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt. Und: Studenten kommen zu Koblenz-Landau gewählt. Den Kontakt zu unserer Hochschule hat er nie ver- zweit! bedeutet: Ein Student bezahlt er- loren. Grund genug für das MT-Jo u r n a l , mit Ron-Dirk Entleutner über seine mäßigt, der zweite kommt gratis mit. Beziehung zur HMT und sein neues Projekt „Bach bei uns“ mit dem Ensemble amici musicae zu sprechen. Das dürfte auch unsere Studierenden inter- essieren ... Obwohl sie natürlich auch gerne Herr Entleutner, seit April dieses Jahres sind Apropos a m i c i m u s i c æ : Das neue Projekt Ihres selbst Musik machen ... Sie Universitätsmusikdirektor in Koblenz. Keh- Musikvereins heißt „Bach bei uns“. Das klingt R.-D. E. Und das tun sie bei uns auch. ren Sie damit Ihrer Heimatstadt Leipzig den sehr persönlich ... Sie werden viele HMT-Absolventen Rücken? R.-D. E. In den Anfangsjahren haben und Studierende der letzten Semester in R.-D. E. Nein. Ich leite in Leipzig ja sich a m i c i m u s i c æ Ch o r u n d Or c h e s - unserer Konzertreihe als Gesangssolis- weiterhin das JSO der Musikschule t e r intensiv mit Bach beschäftigt. Erst ten erleben können. Dafür gab es am 6. in den letzten Jahren und 8. Oktober 2007 sogar ein zentrales kamen Chorsinfonik Vorsingen, zu dem sich fast 50 Interes- und Werke anderer senten gemeldet hatten und immerhin Epochen mit ins Reper- rund zwei Drittel von ihnen als Solisten toire. Man könnte sa- für unser Projekt verpflichtet wurden. gen, dass wir uns mit Das wäre nicht ohne die Unterstützung der erneuten Auseinan- durch die Hochschule gegangen. Ich dersetzung mit Bach habe immer schon Rückhalt von Ge- jetzt auf unsere Wur- sangsprofessoren wie Christina Warten- zeln besinnen. Und berg, Regina Werner-Dietrich und doch erklärt das nicht Hans-Joachim Beyer bekommen und alles: Wir sind der Mei- freue mich über das gute Verhältnis mit- nung, dass es in Sachen einander. Bachpflege und Werk- interpretation einen Dann kann ich Ihnen nur viel Erfolg wünschen! „Leipziger Bach“ gibt. Herzlichen Dank für das Gespräch! Da fällt einem natürlich Interview: Birgit Hendrich zuerst der Thomaner- und unterrichte dort auch Gesang. Die chor ein, aber auch viele andere Leip- Arbeit mit den Jugendlichen bedeutet ziger Ensembles haben mit ihrer Auf- mit sehr viel. Und ich habe hier ja auch führung von Bach-Werken Maßstäbe noch die a m i c i m u s i c æ . Also pendle gesetzt. Das greifen wir in unserer Kon- Weitere Informationen zu dem ich im Moment zwischen Leipzig und zertreihe „Bach bei uns“ auf. Der „Leip- Projekt von a m i c i m u s i c æ Chor und Koblenz. ziger Bach“ bedeutet dabei einerseits, Orchester unter www.bachbeiuns.de

20 MT-JOURNAL No 24 Januar 2008 BERICHTE

Musikfestspiele für junge Leute – eine kleine Bilanz

Nicht nur unterhaltsame Musik, sondern auch span- nende Szenen lieferte das Du o De t e c t i v o

eipzig ist der perfekte Austra- Musikstücke ganz besonders in Erinne- Schulen außerhalb Leipzigs einbezogen gungsort für ein Musikfestival, das rung blieben, wo man sich mehr Text- werden. Zudem wäre es wichtig, die Lsich den Kleinen und den Größer- verständlichkeit wünsche und dass alte Musiklehrer persönlich anzuschreiben werdenden widmet. Das jedenfalls meint Musik mit neuer Musik sehr gut mitein- und damit einen direkten Kontakt Prof. Dr. Ines Mainz, die Koordinatorin ander harmonieren würde. Natürlich herzustellen. Viele Lehrer der 1. Leipziger Musikfestspiele für Kin- steht hinter solcher Nacharbeit und Be- wünschten sich ein noch grö- der und Jugendliche. Sie begründet dies wertung immer ein guter Musikunter- ßeres Angebot der Workshops, mit den herrschenden Bedingungen die- richt mit kompetenten Lehrern. Aber denn diese praxisnahen Ange- ser Stadt. Leipzig vereint große namhafte wenn man erlebt, wie während der bote verhelfen zu neuen Anre- Ensembles zu einer einzigartigen Tradi- „Wegzeichen“ des Ensembles a m a r - gungen im Unterrichtsalltag. tion und einem pulsierenden Musikleben. c o r d die Stimmung einem Rock-Kon- Fortbestehen soll auch das Schon den jüngsten Musikhörern wird in zert gleicht und sich kurz darauf die Rahmenangebot der städtischen Mu- den Schulkonzerten die Welt der Töne Emotionen zu größter Ergriffenheit ver- seen, welches das Programm der Fest- auf einem besonders hohen Niveau eröff- wandeln, weil die bestechliche Schön- spiele abrundete. net. Dies war auch während des Festivals heit dieser Stimmen in Nun ruhen alle Neue und unterschiedliche Akzente zu erleben. In fünf auf die verschiedenen Wälder selbst 16- bis 18-Jährige in ihren könnten der nächsten „Festspielaus- Altersklassen abgestimmten Konzerten Bann zieht, so hat alleine dieses Konzert gabe“ ein neues Gesicht verleihen. Nach wurde ein breites Spektrum an Genres, alle Bedingungen erfüllt: nämlich das den eher kammermusikalischen Pro- Ensembles, Vokal- und Instrumentalmu- Publikum zu begeistern, das Konzert in grammen in diesem Jahr sind nun grö- sik und szenischen Programmen geboten. ein Erlebnis zu verwandeln, Musik- ßere Produktionen wie Musiktheater oder traditionen zu vermitteln und die Sinne eine Zusammenarbeit mit den Institu- Ein halbes Jahr nach der Festivalpre- anzuregen. Denn letztendlich verhelfen tionen MDR und Gewandhaus ange- miere im April 2007 ist es Zeit zu hinter- uns die sinnlichen Erfahrungen, kritisch dacht. Dafür wünscht sich Prof. Dr. fragen, wie denn das Publikum die Fest- über das Erlebte zu urteilen. Und wie Ines Mainz eine intensivere Zusammen- spiele erlebte und ob die konzeptionell kritisch und kompetent das junge Publi- arbeit aller Einrichtungen, um als eine verankerten konzertpädagogischen As- kum diese Festspiele erlebte, konnte das Art Netzwerk zu agieren und die Aufga- pekte ihre Wirkung erzielten. So schrieb Du o De t e c t i v o dank der zahlreichen ben auf mehrere Schultern verteilen zu eine Schulklasse nach dem Besuch des Zuschriften selbst erfahren. können. Du o De t e c t i v o in ihren sehr detailori- Maria Leistner, entierten Kritiken, welche Szenen ihrer Wie könnte sich ein solches Festival LA Musikpädagogik Meinung nach herausragten oder noch weiterentwickeln? Um den Besucher- nicht ganz stimmig erschienen, welche kreis zu erweitern, sollen zukünftig auch

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 21 BERICHTE

„Intensive Program 2007“ in Leipzig

itte April 2007 konnte man mer müssen Studenten und Professoren Nach einer sehr amüsanten Vorstel- internationales Flair auf den aus mindestens drei unterschiedlichen lungs- und Einführungsrunde wurden MFluren der Fachrichtung Schul- Ländern sein, inhaltlich sollte es haupt- zu Beginn die verschiedenen Schulsys- musik spüren, denn vom 16. bis 27.4.07 sächlich um Themen gehen, die im nor- teme und Curricula (d.h. die Pläne, nach fand dort das So c r a t e s In t e n s i v e malen Universitätsalltag in dieser Form denen die Schulmusiker-Ausbildung an Pr o g r a m „School Music in a European bzw. in diesem Ausmaß nicht unterrichtet den unterschiedlichen Hochschulen ab- Perspective“ („Schulmusik in europä- werden können. läuft) vorgestellt, um zunächst einen ischer Perspektive“) statt. Teilnehmer Das Mitte bis Ende April 2007 in Überblick zu verschaffen. Der erste Tag waren jeweils fünf Studenten aus sechs Leipzig stattfindende IP trug den Titel wurde mit einem Stadtrundgang durch europäischen Musikhochschulen und „School Music in a European Perspec- Leipzig und dem sich daran anschlie- deren Professoren. Die Partnerhoch- tive“ und war das zweite Intensivpro- ßenden gemeinsamen Abendessen been- schulen dieses Programms sind neben gramm in einem Zyklus, der sich über det. Schon an diesem Abend wurde der HMT Leipzig Musikhochschulen in drei Jahre erstreckt. Schulmusikstu- deutlich, dass auch die abendlichen Dis- Malmö (Schweden), Oslo (Norwegen), denten aus Schweden, Norwegen, Por- kussion außerhalb des offiziellen Pro- Tallinn (Estland), Aveiro (Portugal) tugal, Estland, den Niederlanden und gramms äußerst ergiebig und interes- und Groningen (Niederlande). Die knapp Deutschland tauschten sich über zwei sant waren. zweiwöchige Veranstaltung wurde von Wochen hinweg über ihre verschie- An den weiteren Tagen folgten den Schulmusikstudenten Dirk-Lorenz denen Auffassungen von Musikunter- diverse „Students’ Activities“. Da das Matthiesen, Katharina Grunau, Fran- richt, ihre unterschiedlichen Ausbil- Hauptthema dieser zwei Wochen das ziska Schacht, Charlotte Hacker, Ina dungswege und Schulsysteme aus. Ein Verhältnis zwischen Theorie und Praxis Seifert und Marianne Dolderer sowie weiteres Ziel war es, die interkulturellen im Musikunterricht war, hatten die Ak- von Birgit Reichelt (Persönliche Referen- Kompetenzen zu stärken und praktische tivitäten zu gleichen Teilen entweder tin des Rektors) und Christopher Wall- Erfahrungen im Unterrichten an deut- einen theoretischen oder einen prak- baum (Prof. Musikpädagogik) organisiert. schen Schulen zu sammeln. tischen Schwerpunkt. An diesen landes- Die sogenannten „Intensive Programs“ Um diese Ziele zu erreichen, standen typischen Unterrichtsstunden konnte (IPs) sind Teil des So c r a t e s Er a s m u s diverse Aktivitäten auf dem Stunden- man sehr gut erkennen, welche Schwer- Pr o g r a m s der Europäischen Union. plan. Jede Studentengruppe musste vor punkte das jeweilige Land in seiner „So c r a t e s “ bezeichnet allgemein das den restlichen Teilnehmern eine für ihr Musiklehrerausbildung setzt. Die schwe- Bildungsprogramm der EU, „Er a s m u s “ Land typische Unterrichtsstunde halten dische Stunde bestand darin, dass die beschäftigt sich speziell mit der Ausbil- („Students’ Activity”), auch die Do- Teilnehmer des IPs lernten, einen Pop- dung an Hochschulen und Universi- zenten mussten sich vor die Teilnehmer- song mit Bandinstrumenten zu spielen, täten. „Intensive Programs“ sind zeitlich gruppe stellen („Teacher’s Activity”). was die deutlich praxisorientierte Aus- begrenzte Programme, die zehn Werk- Zudem gab es Diskussionen, die unter bildung der Schweden zeigt. Die deut- tage bis drei Monate dauern können anderem die Unterschiede zwischen sche Stunde war dagegen relativ theo- und einmalig oder, wie bei dem IP Theorie und Praxis und einen Musikbe- riebezogen, in dieser Stunde wurde über „School Music in a European Perspec- griff zu definieren versuchten, sowie Musik reflektiert. Wiederum einen an- tive“, in einem Zyklus über mehrere nach der Legitimation von Musikunter- deren Schwerpunkt setzten die estni- Jahre hinweg stattfinden. Die Teilneh- richt und dessen Inhalten fragten. schen Studentinnen aus Tallinn, die ihre

22 MT-JOURNAL No 24 Januar 2008 BERICHTE Fotos: Katharina Grunau Katharina Fotos:

– intensiv in jeder Hinsicht

Stunde sehr auf die Kultur und Tradi- nommen und selbstverständlich auch werden sollten. Wie die tion ihres Landes bezogen. Eine Mi- gefeiert. Nachdem alle Teilnehmer wie- Schulmusikstudenten an schung dieser unterschiedlichen Ansätze der im Flugzeug oder Zug saßen, kamen unserer Hochschule wis- ergab sich dann in den Unterrichtsstun- uns die Flure der Hochschule seltsam sen, ist diese Praxis in unseren Musik- den, die in gemischten Gruppen (pro leer vor, hatten wir doch während des pädagogik-Seminaren gang und gäbe. Gruppe waren alle sechs Nationalitäten IPs den ganzen Tag mit unseren europä- Viele Teilnehmer hatten jedoch große vertreten) an der Neuen Nikolaischule ischen KommilitonInnen verbracht. Probleme damit, unter anderem deswe- und an der Thomasschule Leipzig ge- Insgesamt kann man sagen, dass sich gen, weil sie Textarbeit durch ihr Stu- halten wurden. der Studiengang Schulmusik an der dium nicht gewöhnt waren. Es war er- Auch bei den „Teacher’s Activities“ HMT Leipzig in mehreren Aspekten staunlich zu sehen, wie unterschiedlich waren beide Extreme vorhanden: von deutlich von der Ausbildung in anderen Ausbildungen ablaufen können, an komplett theoretisch (ein Vortrag über europäischen Ländern abgrenzt. Zum deren Ende das gleiche Berufsziel – Bildung vom norwegischen Dozenten einen geschieht dies durch das zumeist Musiklehrer an einer allgemeinbilden- Øivind Varkøy) bis ausschließlich prak- klassisch orientierte Profil. Die Pflicht- den Schule – steht. Eine weitere Beson- tisch (eine Clusterimprovisation, die fächer Gesang und Klavier sind an der derheit der Leipziger Ausbildung im sehr zum Bedauern des portugiesischen HMT jeweils klassisch, während insbe- europäischen Vergleich ist die obligato- Professors Vasco Negreiros nicht zum sondere die Norweger (die sozusagen rische Kombination von zwei Studienfä- erwünschten Erfolg führte). Das Ende als Band anreisten) und Schweden teil- chern. Die meisten Studierenden aus des Programms bildete ein etwa zwei- weise Unterricht in Bandinstrumenten den anderen Ländern können sich dage- stündiges Abschlusskonzert. Inhalt wa- erhalten bzw. sogar komplett popular- gen ausschließlich auf Musik konzent- ren zum einen die Chorstücke aus den musikalisch orientiert sind. Zudem wird rieren. sechs Teilnehmerländern, die zuvor mit in den anderen Teilnehmerländern weit- Das Kennenlernen von anderen Mög- allen Teilnehmern geprobt wurden. Zu- aus praxisorientierter gearbeitet. Hier lichkeiten und Wegen der Ausbildung dem hatte jedes Land die Möglichkeit, seien wieder einmal die Schweden als von Musiklehrern hat uns Leipziger selbst erarbeitete Stücke zu präsentie- Beispiel genannt. Eine typische Unter- Studenten dazu gebracht, sehr intensiv ren. Am Ende des Konzertes standen richtsstunde an schwedischen Schulen über unsere Ausbildung nachzudenken Darbietungen der drei Workshops (Ins- besteht darin, dass mit einer Klasse ein und diese kritisch zu betrachten. Seit- trumentale Improvisation, vokale Im- aktueller Popsong erarbeitet und in ei- dem wird in unserer Fachrichtung – ge- provisation und Percussion), die wäh- ner Band gespielt wird. Daher mag es rade auch im Zuge des Bologna-Pro- rend des In t e n s i v e Pr o g r a m von allen kaum verwundern, dass die theoretische zesses – viel über Neuerungen und Studenten besucht wurden. Behandlung musikpädogogischer Fra- Verbesserungen nachgedacht. Das In- Natürlich durfte während dieser in- gen und Konzepte eine eher untergeord- t e n s i v e Pr o g r a m 2007 zeigt somit tensiven zwei Wochen auch die mensch- nete Rolle spielt. Dies trat insbesondere deutliche Nachwirkungen, die zu einem liche Komponente nicht zu kurz kom- in den Diskussionen über das Verhältnis neuen, frischen Wind unter den Leip- men, und so wurde während der Ab- von Theorie und Praxis zutage, die teil- ziger Schulmusik-Studierenden geführt schluss-Party sehr viel über die Erleb- weise auf der Basis zweier Texte von haben. nisse und Erfahrungen gesprochen, deutschen Musikpädagogen (Dorothee Katharina Grunau, teilweise sehr tränenreich Abschied ge- Barth und Christian Rolle) geführt Studentin FR Schulmusik

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 23 BERICHTE „Company“

„Eine Musicalproduktion! Zugegeben, als wir das Skript und die So gingen der De- Und wir Erstis sind dabei!“ Partitur zum ersten Mal in den Händen zember 2006 und der hielten, wirkten sowohl die Musik als Januar 2007 ins Land, So oder ähnlich schallte es wohl durch auch der Text eher befremdlich: Ein und dann kam die In- die Cafeteria der Hochschule, als wir Motiv, das aus einem D°-Akkord aufge- tensivprobenzeit! Frischlinge erfuhren, dass die 2007er baut ist, eine eher kindliche Verniedli- Es begann mit den Produktion unserer Fachrichtung nicht chung des Namens (Ba-Ba-)Bobby und letzten zwei Wochen in eine Handlung, die Menschen unseres den Wintersemesterfe- ohne uns stattfinden sollte. Was Alters eher peripher tangiert. Worauf rien, die wir für das Projekt opferten. würde wohl auf uns zukommen? haben wir uns da nur eingelassen?! Jetzt hatten wir den Großen Saal in der „Das Phantom der Oper“? Auch die ersten Proben verursachten Grassistraße als Probestätte. Es wurde „Elisabeth“? eher Befremdung als Befriedigung für ernst! das Gehör. Die Arbeit gestaltete sich so- Tägliche Proben von 9 bis 21 Uhr be- „Cats“? wohl für unseren musikalischen Leiter anspruchten einen Großteil unserer „Starlight Express“? Stephan König als auch für Patrick Im- Zeit, wobei es Oliver am schlimmsten Nein: hof, den Regisseur, eher schwierig, ganz traf. Als Protagonist wurde er bei fast Man nehme einen allein- zu schweigen von uns Studenten. Die jeder Probe mit eingebunden. stehenden, beziehungsscheuen Materie war anspruchsvoll. Respekt!!! Aber mit jeder neuen Probe ent- Jeder Tag begann mit einer dreistündi- Mittdreißiger namens Robert, wickelten wir langsam ein Gespür für gen Choreographieprobe. Prof. Lynnda diverse Ehepaare, allesamt mit die Musik, fühlten uns in 9/13sus4-Ak- Curry kreierte beeindruckende Choreo- ihren zum Teil liebenswürdigen, zum korden auf einmal wohl, und auch die graphien, die sämtlichen Leistungsstu- Teil befremdlichen Macken, sowie drei Texte wurden dank zahlreicher Verbes- Single-Frauen, die unterschiedlicher serungen (vor allem durch unseren nicht sein können – und man erhält: Hauptdarsteller Oliver Timpe) immer einleuchtender. „Company“ Zeitlich beschränkten sich die Proben von Stephen Sondheim anfangs nur auf die dreieinhalbstündige Ensemblezeit am Donnerstag, so dass unsere Unterrichtspläne nicht sonder- lich durcheinander gewirbelt wurden.

24 MT-JOURNAL No 24 Januar 2008 BERICHTE

Der Weg zur Premiere

fen unseres Studienganges gerecht wur- Unterrichten konnten wir uns voll und uns sowohl in künstlerischer den, auch wenn beide Seiten von Zeit zu ganz dem Stück widmen, um es zu per- Hinsicht, als auch durch an- Zeit der Verzweiflung nahe waren. fektionieren. regende Schokosüßigkeiten Begleitet wurden wir von Christoph- Stephan König war als musikalischer neue Kraft. Sie nahm die Or- Johannes Eichhorn aus der Fachrich- Leiter in dieser Zeit doppelt belastet. Er ganisation sämtlicher Beteilig- tung Korrepetition, der einen großen Teil kümmerte sich sowohl um den letzten ten auf sich und setzte die Produktions- seiner Freizeit für das Projekt opferte. Schliff unserer Sangeskünste, als auch leitung perfekt um. Szenisch wurde ebenfalls hart gear- um das eigens für dieses Projekt ins Le- „Gänsehautfeeling“ entstand bei der beitet. Patrick Imhof entwickelte und ben gerufene 14-köpfige Orchester, das ersten Orchestersitzprobe. Die Stücke verwirklichte seine Vorstellungen mit ausschließlich aus Studierenden der erklangen zum ersten Mal mit den gran- jeder Probe ein bisschen mehr und regte HMT bestand. diosen Instrumentalisten. Das gab uns viele von uns an, ihre eigenen Ideen ein- Steffen Seifarth, unser Tontechniker, ein tolles Klangefühl. zubringen. stieß in dieser Phase hinzu und koordi- Endlich war es soweit! Nach verpatz- Dann fing das neue Semester an und nierte gekonnt die 16 Headsets, die ter Generalprobe (wie sich das gehört!!) das große „Stundenplanverschieben“ be- für „Company“ benötigt wurden. Jens waren wir bereit für das Publikum! gann. Unterrichte wurden nach- und vor- Gratzke leuchtete die Szenerie kunstvoll Dann fieberten wir der Premiere ent- geholt. Auch wenn es nicht immer aus. gegen ... glücklich ablief, fanden wir dennoch zum Die Durchläufe waren inzwischen Matthias Graf/Matthias Joe Schießl, Konsens. Geprobt wurde vornehmlich ausgearbeitet, die Gänge hinter der Studenten 3. Semester nachmittags bis abends sowie samstags. Bühne im Blut und die Choreographien FR Jazz/Popularmusik/Musical Zugegeben, manchmal hockte man saßen. Spätestens jetzt konnte sich wohl sich „studentenintern“ doch ziemlich auf jeder uneingeschränkt mit seiner Rolle der Pelle. Dies hielt uns jedoch nicht da- und dem Stück identifizieren und es von ab, nach getaner Arbeit von Zeit zu machte riesigen Spaß – nicht zuletzt Zeit noch zusammen einen geselligen dank der sehr passenden Kostüme und Abend zu verbringen. Gerade wir „Neu- des beeindruckenden Bühnenbildes, en“ lernten in dieser Zeit die höheren beides entworfen und zusammengestellt Jahrgänge besser kennen und schätzen! von Bianca Hessel. Auch die stets quir- Ab April begann schließlich die End- lige und fleißige Regieassistentin Anja probenphase. Befreit von sämtlichen Dunkel, ohne die die Proben im Chaos versunken wären, verdient großes Lob. Patrick Imhof, Stephan König und Prof. Lynnda Curry waren voll dabei und motivierten uns jeden Tag aufs

Neue. Nicht zuletzt Prof. Uta Ernst gab privat und Zeyen Wolfgang Fotos:

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 25 BERICHTE

„Eine wohl unvergessliche Zeit …“

Die Opernproduktion Il Matrimonio segreto vom 15. bis 19. Juni 2007 aus der Sicht eines Statisten

ugegeben, es ist ein wenig selt- bei Prof. Jasmin Solfaghari für die Rol- markante, geradezu karikaturartig über- sam, als Gesangstudent bei der len der Stummen Diener bewarben, zeichnete Figuren, viel Aktion auf der Z Hochschulproduktion Il Matri- ahnten sie noch nicht, was auf sie zu- Bühne und eine Unmenge an Subtext monio Segreto mit einer stummen Rolle kommen würde. Für die meisten war es sollten helfen, diverse Lücken im Lib- bedacht zu werden – zumindest konnte das erste Mal, dass sie auf der Opern- retto zu überbrücken. Dass dafür nicht sich kaum jemand, dem man davon er- bühne standen, und so ging es vor allem auf spektakuläre Effekte oder (pseu- zählte, ein Grinsen verkneifen, darum, diese Erfahrung einmal zu ma- do-)innovative Raffinessen zurückge- und (in den meisten Fällen chen. Schließlich hätte man ja als Statist griffen wurde, schuf Raum für das, wor- ziemlich blöde) Kommentare nicht besonders viel zu tun, es würde auf es eigentlich ankommt: das Spiel der gab es auch genug. Nichtsdes- vor allem um kleine Umbauten oder das Sänger – ebenso wie das der milde über- totrotz war es richtig, sich für Bereitstellen von Requisiten gehen. So raschten Statisten. dieses Projekt zu melden, denn dachten die vier Delinquenten. An diesem wurde dann auch intensiv obwohl die Beteiligten viel Blut, Doch bereits beim ersten konzeptio- gearbeitet. Wenn man sich den Spaß er- Schweiß und Tränen vergossen, war es nellen Gespräch zeichnete sich ein ganz laubt, im Nachhinein anhand der Pläne für alle doch eine schöne und wohl un- anderes Bild ab. Die Oper, die beim ers- alle szenischen Proben zusammenzu- vergessliche Zeit. ten Durchhören auf CD nicht unbedingt rechnen, kommt man auf nicht weniger Als sich zu Beginn des Sommer- unbändige Begeisterung ausgelöst hatte, als 184,6 Stunden (aufgerundet) in zwei semesters 2007 drei Gesangsstudenten sollte mit Inhalt und Bedeutung gefüllt, Monaten – nicht mitgerechnet der Ita- und ein Student der Musikwissenschaft ja geradezu durchtränkt werden. Sehr lienisch-Workshop und all die musika- lischen Proben, die im Vorhinein für die Sänger liefen. Schließlich war für das, was am Ende vorgese- hen war, ein absolut perfektes Ti- ming nötig, damit die Bewegungen genau auf die Musik passten. Und tatsächlich wurden die vier Statis- ten hier genauso ernst genommen und beteiligt wie alle Anderen. (Obwohl man ehrlicherweise er- wähnen muss, dass die Anwesen- heitspflicht zumindest in der An- fangsphase bei weitem nicht so streng aufgefasst wurde.) Zu Anfang hatte jeder sicher eine ganz eigene Vorstellung von dem, was am Ende auf der Bühne passieren sollte, und es war erst einmal ziemlich schwer, ohne Kos- tüme und mit behelfsmäßigen Re- quisiten ausgestattet, ein gemein- sames, einheitliches Bild auf den provisorischen Bühnen im Großen

Fotos: Wolfgang Zeyen Wolfgang Fotos: Probesaal und im Zimmer 1.12 des

26 MT-JOURNAL No 24 Januar 2008 BERICHTE

Gebäudes Dittrichring entstehen zu las- sen. Doch nach und nach wurden die Formen und der Sinn des Ganzen sicht- bar. Besonders spannend war es zu beob- achten, wie mit großer Motivation ge- meinsam etwas geschaffen wurde und nach und nach immer mehr Details da- zukamen. Nachdem der inhaltliche und konzeptionelle Rahmen geschaffen und verinnerlicht worden war, brachte jeder seine Ideen mit ein, und so wurden die Figuren zu Charakteren und das, was auf der Bühne geschah, lebendig. Das führte teilweise so weit, dass bereits beim Bergfest einige Sänger aus Verse- hen nicht mehr mit ihren richtigen, son- dern mit ihren Bühnennamen angespro- chen wurden – und, was noch viel seltsamer war, auch völlig selbstver- ständlich darauf reagierten. terproben, bei denen alle Beteiligten an gelohnt. Man kann zwar leider nicht be- Opernproduktion Inzwischen fanden die Proben auf der ihre Belastungsgrenzen stießen. haupten, dass der Große Saal aus allen „Il Matrimonio Bühne des Großen Saales in der Grassi- Trotzdem oder gerade deshalb war Nähten platzte, aber immerhin war er segreto“ (Die straße statt, und bald probten wir mit den die Stimmung untereinander, es lässt zu jedem Abend gut gefüllt, die Stim- heimliche Ehe) echten Requisiten und Kostümen. Von sich nicht anders sagen, phantastisch. mung gut, und offensichtlich hatte es von Cimarosa im nun an ging alles wahnsinnig schnell. Vielleicht gibt es einfach gewisse Dinge, auch viele, die eigentlich für das Bach- Juni 2007 Schon längst war den Statisten klar, die man nicht miteinander erleben kann, fest nach Leipzig gekommen waren, in in was sie da hineingeraten waren: in ohne so etwas wie Freundschaft zu die Hochschule verschlagen. eine professionelle Produktion, wie sie schließen. Jedenfalls war dieses Gefühl, Sicherlich erlebt das jeder anders, genauso gut auch an einem Opernhaus gemeinsam etwas auf die Beine zu stel- aber in jedem Fall schien das Publikum hätte stattfinden können. In der Schluss- len, bei dem jeder sein Bestes gibt und sehr zu helfen. Es war schön zu erleben, phase schließlich kam alles zusammen: versucht, die anderen zu unterstützen, wie die Ideen bei den Zuhörern anka- Kostüme und Requisiten, Maske, Licht, allgegenwärtig. men, verstanden und aufgenommen das Orchester und die Übertitelung – Am Tag der Premiere erlebten die wurden. Die Beteiligten wuchsen über und das konnte einem ziemlich zu schaf- Statisten etwas, das ihnen bis dato noch sich hinaus und brachten oft noch einen fen machen: Bei 30 Grad Außentempe- unbekannt gewesen war: Premierenge- Tick mehr Spannung, noch etwas mehr ratur in ausgestopften Pullovern oder schenke vor den Garderoben. Alle ande- Spielfreude mit, als das sowieso schon im Mantel auf der Bühne herumzutur- ren Beteiligten hatten sich gegenseitig der Fall gewesen war. Die Reaktionen nen, mit tonnenweise Schminke im Ge- beschenkt, und das ziemlich originell. waren einhellig positiv, der Applaus sicht und einer Perücke auf dem Kopf, Fröhlich und gleichzeitig etwas peinlich sprach für sich. beschienen von unerbittlichen Schein- berührt bedankten sich die Statisten, Seltsam war zuletzt, wie schnell alles werfern, die gleichzeitig offensichtlich um sich kurz darauf für den nächsten wieder vorbei war. Fünf Aufführungen, die Funktion von Heizkörpern über- Nachmittag in der Stadt zu verabreden. das ist nicht viel. Schnell kehrte wieder nahmen – und ganz nebenbei sollte man Zwar nahm es ihnen wohl niemand der Alltag ein. Viele der Sänger hatten auch noch schön singen: Da bekommt übel, dass sie ihre Geschenke erst einen „nebenbei“ noch ihr Diplom vorbereitet man einen ungefähren Eindruck davon, Tag später überreichten, doch auch das und hatten damit nun ihre nächste Auf- was in diesem Beruf noch so alles auf war eine Erfahrung, durch die man gabe vor sich. Für die drei Gesangsstu- einen zukommen wird, Kreislaufzusam- sich für das nächste Mal besser ge- denten unter den Statisten blieb das menbrüche inklusive. wappnet fühlte. Jahressingen und das Wissen darum, Die Anspannung wuchs. Unverges- Sicherlich war es ein Risiko, die Auf- was noch alles auf sie zukommen wird. sen bleiben sicherlich die Klavierhaupt- führungen während des Leipziger Bach- Andreas Emanuel Jessel, proben und die Bühnen- und Orches- festes zu planen, doch es hat sich Student FR Gesang

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 27 BERICHTE SOMMERTHEATER … o d e r In Eutr i t z sch ist d e r Teufel lo s

Fotos: Sebastian Späthe Fotos: Sebastian Späthe Fotos:

m 21. Juni 2007 fand die Premiere des diesjährigen Sommertheaters des zweiten Studienjahres der Fachrichtung Schauspiel statt, bis zum 3. Juli 2007 folgten weitere Aufführungen. In Don Juan oder in Spanien ist der

… A Teufel los, frei nach dem Stück von Alexandre Dumas dem Älteren, spielten die Studierenden erstmals im Bretschneiderpark auf der Parkbühne des Geyser- hauses. Damit scheinen sich die Studierenden nicht nur in die Herzen der A N Zuschauer, sondern auch der dortigen Crew gespielt zu haben. In den nächs- ten Jahren werden sowohl Schauspieler

DON J U als auch Publikum die Gastfreund- schaft der dorti- gen Spielstätte genießen können. Regie führte Tom Quaas, die Dramaturgie besorgte Carsten Linke, Theresa Butter war für die Choreografie verantwortlich, die Ausstattung lag in den Händen von Sigrid Herfurth.

28 MT-JOURNAL No 24 JanuarJanuar 2008 BERICHTE

Über Erstaunliches, Bemerkenswertes, Erheiterndes

Eu r o Ar t s – Musikakademie und -festival das dritte Mal zu Gast an der Leipziger Hochschule

er kleine, unscheinbare Kassen- senkonzerte statt. Die Festivalkonzerte Al i t a l i a irgendwo auf der Strecke ge- raum in der Eingangshalle der sowohl mit den Professoren als auch blieben – am Konzertabend erst in letz- DHochschule, übers Jahr schein- mit – international bereits mehrfach aus- ter Minute auf die Bühne einfliegen bar schnöde links liegen gelassen, feierte gezeichneten – Studierenden der Aka- konnten, um sogleich Don Juan überaus auch in diesem Sommer erneut seine demie wurden in Leipzigs (musik-)ge- fulminant und expressiv die Lisztschen große Stunde. Quasi über Nacht wurde schichtsträchtigsten Konzertsälen ver- Reminiszensen zu erweisen. er zum offiziellen Eu r o Ar t s -Büro um- anstaltet: im Gewandhaus, Mendels- Auch der junge Cellist Joris funktioniert und damit zum Dreh- und sohn-Haus, Schumann-Haus, der Alten van den Berg musste sich mit Angelpunkt einer vierwöchigen interna- Handelsbörse und natürlich – nicht einigen Unvorhersehbarkeiten tionalen Sommermusikakademie mit minder geschichtsträchtig – im Großen arrangieren. Der altehrwürdige parallel dazu stattfindendem Musikfes- Saal der Hochschule. Während dieses Schumannsche Salon in der In- tival. vier Wochen dauernden Konzertmara- selstraße hat nicht nur die wunderbaren Mit einem Schlag erwachte die Hoch- thons ereignete sich (und das durchaus alten und knarrenden Dielen über die schule aus ihrem Sommerloch-Däm- nicht nur musikalisch) so einiges Er- Zeiten halten können, sondern hält auch merschlaf und wurde zur Tummelwiese staunliches, Unerhörtes, Bemerkens- ungemein viel Hitze, zumal bei ausver- für etwa 270 internationale Studenten wertes, Erheiterndes und auch Lehr- kauftem Hause. Bei Brittens Violoncello- und Studentlein – die jüngsten waren reiches – unmöglich, hier alles zu sonate op. 65, durch van den Berg hoch- wohl keine zwölf Jahre alt. Mehr als 40 erfassen. virtuos interpretiert im hervorragenden Professoren aus Leipzig und aus aller Lächelnd erinnere man sich aber, Zusammenspiel mit Eva Sperl am Welt fanden sich in der Grassistraße wie die beiden Zwillingsbrüder und Pia- Klavier, ist jedenfalls den Hörern das ein, um ihre Kunstfertigkeiten in den nisten Vincenzo und Francesco de Ste- Schwitzen regelrecht vergangen und Fächern Klavier, Violine, Violoncello, fano (21) – auf Grund eines Streiks bei einem einzigen Staunen gewichen. Un- Viola, Gesang, Flöte und Tuba weiterzureichen. Erstmals in diesem Jahr wurden zudem auch Kammermusikkurse (unter der Leitung von Prof. Gerald Fauth/HMT Leipzig) gegeben, die so manche Crux der Internationalität auf musi- kalischem Wege zu überbrü- cken halfen. Eines hatte es in diesem Zusammenhang im Kammermusiksaal der Hoch- schule bis dato im Übrigen noch nie gegeben: ein Ensemble- spiel von zehn Cellisten. Nach dem alltäglichen ar- beitsreichen Akademieleben konnte man schließlich all- Probe der abendlich die Früchte dieser zehn Cellis- Arbeit ernten und genießen. ten mit Ulf Regelmäßig fanden in der Tischbirek Hochschule öffentliche Klas- (Lübeck)

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 29 BERICHTE

Händen Olivier Gardons (Conserva- und musikalische Vermittlung solch toire Supérieur de Musique/Paris) spru- wundervoller Musiker. delte. Da endlich hatte man es verstan- den, was es heißt, Debussy zu spielen. So waren denn diese vier Wochen an Da war die Musik angekommen, beim der Leipziger HMT für alle Beteiligten Zuhörer wie beim Interpreten. Dieser Bereicherung und Vergnügen zugleich, Eindruck wiederholte sich beispielswei- denn Akademiebetrieb heißt durchaus se auch bei der – allerdings eher selten nicht nur hart zu arbeiten, sondern auch aufgeführten – Suite g-Moll von Mosz- gebührlich zu feiern. Und so gibt es kowski. Keiko und Asako Urushihara wohl niemanden, der im nächsten Jahr (Violine) sowie Katsurako Mikami nicht gern wieder dabei wäre. Der (Klavier), Dozenten der Musikhoch- Freundeskreis der HMT Leipzig stellt schule Tokio, überzeugten durch ein den Leipziger Studierenden übrigens wundervoll stimmiges Zusammenspiel ein Stipendium zur Teilnahme an den mit groß und elegant geführtem musika- Meisterkursen zur Verfügung. lischen Bogen. Den Mitarbeitern aus dem kleinen Nicht nur in der Erinnerung beson- Eu r o Ar t s -Büro, das mittlerweile längst ders nachhal(l)tig blieb der Abend mit wieder zum nüchternen Kassenraum ge- dem großartigen und weithin geschätz- worden, sind in der Zwischenzeit etliche ten Hornisten Hermann Baumann in neue und zündende Ideen und Pläne der Alten Handelsbörse. Baumanns entwachsen, die alle in der Akademie- „verhornter“ Schwan aus Saint-Saëns und Festivalsaison 2008 auf ihre Um- Karneval der Tiere (umrahmt u.a. von setzung warten. Geplant ist u.a., dem Mozart, Skrjabin und Strauss) und in Ensemblespiel einen noch größeren souveräner Begleitung von Alexander Spielraum zu geben. Angedacht sind Meinel am Klavier hatte glücklicherwei- Konzerte in größerer Besetzung mit oben: Unter- vergessen bleibt auch der 14-jährige se gar keine Mühe, dem sommerlichen Professoren und Studierenden an wei- richt mit Hahnsol Kim, der nimmermüde von Open-air-Getöse auf dem Augustusplatz teren und auch unkonventionelleren Karl-Heinz früh bis abends übte und mit seiner Gei- zu trotzen. Spielstätten. Auch die Einbindung des Kämmerling ge zusammengewachsen schien. Dieser Bemerkenswert sind schließlich auch Leipziger und auswärtigen Konzert- (Salzburg) Symbiose erwuchs endlich auf der Büh- einige Neutöner, die ihren Platz im Fes- publikums soll stärker ins Visier genom- ne so manch spielerisch-brilliante Phan- tivalprogramm fanden: Ursula Mamlok men werden. Die Hochschule als Part- unten: tasie-Blüte, wie etwa bei Carmen aus der (gespielt von Lynn Blakeslee, Eastman ner und Gastgeber von Eu r o Ar t s wird Kammer- Feder Sarasates. School of Music Rochester/USA) und zukünftig besonders in der in Leipzig musikprobe Bei einer überragenden Teilnahme Richard Wilson (gespielt von Joseph ansonsten musikarmen Sommerzeit ein mit Gerald junger Pianisten bei solch einem Akade- Genualdi, School of Arts/North Caroli- fester und namhafter Anlaufspunkt für Fauth mie- und Festivalbetrieb stellt sich sehr na). Bei aller Liebe für die alten Meister alle Freunde der Musikstadt und für die (Leipzig) schnell heraus, welches die beliebtesten ist es enorm auf- und anregend, Kontakt Liebhaber herausragender musikalischer Vorführmeister und -stücke in der solis- zur neuen und neuesten Musik zu fin- Ereignisse sein. tischen Klavierpraxis sind, allen voran den, erst recht durch die persönliche Für die wunderbare Zusammenarbeit Chopin, Debussy und Liszt. Für so sei der Hochschule an dieser Stelle manch treuen Zuhörer ist dies unter ein großes Dankeschön ausgesprochen. Umständen etwas ermüdend. Die Pia- Wir danken für die Unterstützung sei- nistin Claire Huangci (17), Akademie- Das Rahmenprogramm der tens des Rektors und des Kanzlers, be- studentin bei Prof. Karl-Heinz Käm- Sommerakademie wurde durch eine danken uns herzlich bei den Damen und merling (Mozarteum/Salzburg), reüssierte großzügige Spende der Sparkasse Herren des KBB, allen Leipziger Do- deshalb beim hingerissenen Publikum Leipzig ermöglicht. zenten, deren Zimmer wir nutzen durf- mit glänzend gespielten Effektstück- ten, und schließlich und vor allem bei chen wie der Schulz-Evler Arabeske auf Die nächste Sommermusikakade- den stets hilfsbereiten und verständnis- die Straußsche Blaue Donau oder Volo- mie von Eu r o Ar t s findet 2008 vom vollen Kollegen an der Pforte, im Haus- dos’ Bearbeitung des Türkischen Mar- 21. Juli bis 15. August statt. Infor- meisterzimmer, in der Systemadminis- sches von Mozart. mationen zu Stipendien erteilt Prof. tratur sowie im Tonstudio. Auf ein Ein Effekt ganz anderer Art – ein Gerald Fauth (HMT Leipzig). Weitere fröh-liches Wiedersehen im Sommer wahres Feuerwerk nämlich – stellte sich Informationen, Programme, Anmel- 2008! jedoch ein, als zum x-ten Mal das gleich- dung unter www.euroarts.co.kr Anna-Barbara Schmidt, namige Prélude von Debussy aus den EuroArts-Assistentin

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Wunderbare Orgellandschaft 1. Akademie erfolgreich

Während viele Hochschulangehörige in der Sommerfrische weilten, Presseinformationen, Abendkasse, Blu- fand vom 22.8. bis 2.9.2007 die 1. Europäische Orgelakademie Leipzig men für die Künstler – so sah die statt. Etwa 140 Teilnehmer aus zwölf Ländern Europas, Asiens und Arbeit im Hintergrund aus. Zudem war uns die persönliche Be- den USA ließen sich zwölf Tage lang von hervorragenden Dozenten treuung der internationalen Organisten unterrichten. Außerdem erlebten sie exzellente Konzerte auf den aus- sehr wichtig. Der Fahrdienst absolvierte gezeichneten Orgeln der Hochschule sowie der Kirchen in Leipzig und allein über 1300 Kilometer, um die Do- Umgebung. Hier lesen Sie Berichte aus verschiedenen Blickwinkeln. zenten vom Flughafen zum Hotel, zu ihren Probe- und Konzertorten zu fahren. Bei all dem Organisations- aufwand lief die Akademie ru- hig und gelassen in freundlich- entspannter Atmosphäre ab. Das mag auch daran gelegen haben, dass die teilnehmenden Organisten – vom Studierenden bis zur internationa- len Koryphäe – als friedliche und um- gängliche Leute auftraten. Die größte Leistung erbrachte indes Stefan Engels als Initiator und künstle- Olivier Latry rischer Leiter. Unermüdlich plante und mit einem organisierte er mit, kümmerte sich um Kursteilneh- Programme und Dozenten, gab selbst mer an der einen Meisterkurs und wurde „zwischen- Eule-Orgel im durch“, am zweiten Tag der Akademie, Großen Saal zum zweiten Mal Vater! Nachdem sich alle Beteiligten und das Prof. Engels Rektoratskollegium recht zufrieden ge- in einem zeigt haben, blicken wir – was die Orga- Vortrag über nisation angeht – entspannt der 2. Euro- die Orgel- päischen Orgelakademie Leipzig 2009 werke entgegen. Heike Bronn, Karg-Elerts Alumni- und Projektbetreuung

Lionel Rogg – Improvisations- Meisterkurs und Abend- konzert am 25.8.2007 im Dom zu Merseburg Fotos: Alexandra Skiebe Alexandra Fotos: s war mir eine große Freude, an Viele Fäden im Hintergrund durch, damit jede Veranstaltung von Eder 1. Europäischen Orgelakademie den Dozenten, Teilnehmern und Kon- Leipzig 2007 teilzunehmen. Lange Zeit eun Meisterkurse, zwölf Konzerte, zertbesuchern mit der nötigen Gelassen- hatte ich das Gefühl, dass Leipzig eine Nvier Foren und zwei Führungen heit und künstlerischen Freiheit (von eher konservative Stadt war, was die innerhalb von zwölf Tagen – für diesen organisatorischen Dingen) erlebt wer- Orgeltradition angeht, aber diese neue reibungslosen Ablauf war viel detail- den konnte. Im Akademiebüro liefen Akademie vermittelte mir genau den ge- genaue Organisationsarbeit nötig. Wie- während der Veranstaltung die Fäden genteiligen Eindruck: Eine Akademie, der und wieder ging das sechsköpfige zusammen: Einschreibung, Teilnahme- die zukunftsweisend ist und die auf Dia- Team um Prof. Engels Checklisten, bescheinigungen, Abrechnungen, Kon- log, Austausch und dem gemeinsamen Zeitpläne, Reisedaten und Drucksachen takt zu Kirchen und Konzertorten, Erleben basiert.

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 31 BERICHTE Fotos: Heike Bronn Heike Fotos:

links: Hans Leipzig und seine Umgebung ist einer reichen Fragen lebendig. Ich habe mich Fazit des Künstlerischen Davidsson der reichsten Orte der Welt in Bezug gefreut, auf zwei wunderschönen Instru- Leiters in seinem auf alle möglichen Arten von histo- menten zu unterrichten: der Sauer- Meisterkurs rischen Instrumenten, vom Frühbarock Orgel in der Michaeliskirche und der it wenigen Worten möchte ich mei- zu nord- bis zu zeitgenössischem Orgelbau. Ladegast-Orgel im Dom zu Merseburg. Mne Zufriedenheit über den Verlauf deutscher Schüler und Lehrer haben eine einzigar- Ich möchte auch die perfekte Organi- der „1. Europäischen Orgelakademie Orgelmusik tige Gelegenheit, diese Instrumente zu sation dieser beiden Wochen erwähnen. Leipzig 2007“ ausdrücken. Das organi- spielen und eine Menge von ihnen zu Es war ebenso komfortabel wie freund- satorische und künstlerische Konzept ist rechts: lernen. Zahlreiche Konzerte, die die lich und anregend. Ich wünsche der aufgegangen und wird für die nächste Lionel Rogg Lehrer gaben, brachten diese kostbaren Akademie besten Erfolg für ihre Zu- Akademie 2009 weiterentwickelt und im Impro- Orgeln voll zur Geltung. kunft und danke herzlich ihrem ge- verfeinert werden. Ich möchte die vor- visations- Als Lehrer, dieses Mal für Improvisa- schätzten künstlerischen Leiter, Prof. zügliche Arbeit des Künstlerischen Be- Meisterkurs tion, hatte ich nur eine kleine Anzahl Stefan Engels, dessen Enthusiasmus triebsbüros und des Organisationsteams Schüler. Aber sie waren alle motiviert und Musikalität so verbindend sind. Ich erwähnen: Ein großer Dank gilt Stefan und einer oder zwei hatten ein sehr ho- würde mich freuen, wieder dabei zu Schönknecht und Heike Bronn für de- hes Niveau. Die recht große „Zuhörer- sein! ren Einsatz für diese Großveranstal- schaft“ machte den Kurs durch die zahl- Lionel Rogg tung. Auch möchte ich meinen Kollegen im Kirchenmusikalischen Institut für die gute Unterstützung danken. Nebst „Ich habe bewegende Konzerte erlebt...“ – dem wirtschaftlichen Erfolg (140 Teil- Die Orgel-Akademie aus studentischer Sicht nehmer aus 12 Ländern) war der künst- lerische Erfolg der Konzerte, Foren und „Hans-Ola Ericssons Interpretation des großen Interpreten zu kommen. Sie Meisterkurse von wichtiger Bedeutung. eher selten gespielten Zyklus’ Médita- verschafften uns einen vielfältigen Ein- Die Auswertung der Evaluationsbögen tions sur le mystère de la Sainte Trinité blick in die breite Palette des Orgel- und das allgemeine Feedback der Teil- bot ein grandioses Panorama, kraftvoll repertoires vom Frühbarock bis zur nehmer bestätigen dies zusätzlich. Die und klar, die ideale Verflechtung einer Moderne und wussten viele Anekdoten Zusammenarbeit mit den diversen Kir- technisch versierten, intellektuell reflek- und Begebenheiten aus dem Leben und chen und Institutionen war sehr gut. tierten und flexiblen Musizierhaltung.“ Wirken der Komponisten zu berich- Leider blieb der Besuch der Konzerte Äußerungen wie diese waren nach allen ten. Auch die Freunde der hohen Kunst hinter den Erwartungen zurück. Die Konzerten der Orgelakademie zu hö- der Orgelimprovisation kamen auf ihre Planungen für die „2. Europäische Or- ren. Die namhaften Organisten von Kosten. Diverse Trinkabende boten gelakademie Leipzig 2009“ haben schon Weltrang, die der Einladung nach Leip- zudem viele Möglichkeiten des kultu- jetzt begonnen. Es wird einige Verände- zig gefolgt waren, begeisterten sowohl rellen und interkulturellen Austauschs. rungen in den Bereichen Publikation durch ihr eigenes Spiel wie durch inspi- So blieb nur ein Wunsch offen, wie es und Innere Struktur geben. Andere Or- rierende Meisterkurse. Bei dem über- ein Akademieteilnehmer ausdrückte: geln und Dozenten werden zu erleben reichen Angebot an Kursen, Foren und „Ich habe bewegende Konzerte erlebt sein. Detaillierte Informationen werden Konzerten standen viele Teilnehmer und wünsche mir für das nächste Mal ab dem Sommersemester 2008 erhältlich geradezu vor der Qual der Wahl. So (!) allen Ausführenden noch mehr Pu- sein. boten sich unzählige Gelegenheiten, blikum.“ Stefan Engels, in professionellen und manchmal so- Alexandra Skiebe/Olaf Engel, Künstlerischer Leiter der Orgelakademie, gar freundschaftlichen Kontakt mit den Studierende Kirchenmusikalisches Institut Prof. Orgel Kirchenmusikalisches Institut

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Schu (l)-Mu(si k )-Wee k vom 28.–30.9.2007

äre es nicht schön, wenn wir all unser Wissen und Können in einen Klasse, erstellen lassen. Auf Topf werfen könnten und jeder, der Interesse daran hat, bedient sich diese Weise könnten die Schü- W reichlich am Wissen und Können der anderen?! ler mit ihren Möglichkeiten und Was wie eine Utopie klingt, ist – natürlich in kleinerem Stil – gar nicht so Voraussetzungen Titel der ak- schwer umzusetzen, wie engagierte Studierende der Fachrichtung Schulmusik zu tuellen Charts aus sämtlichen Beginn des Semesters bewiesen. Genres nachspielen. So gese- Während andere lange überlegen, wie schön es wäre, dieses oder jenes Instru- hen also eine wunderbare Chance, den ment auszuprobieren, einmal ein Klavier zu verstimmen, um es dann wieder so Musikunterricht etwas zu entstauben herzurichten, dass es „richtig“ klingt oder von den Erfahrungen anderer im Or- ganisieren und Durchführen von Veranstaltungen zu profitieren, fackelten diese Studenten nicht lange und luden am letzten Septemberwochenende zur Sc h u - Mu-We e k ein.

Auf dem Plan dieser Herbstakademie gie für die bevorstehenden lehrreichen standen Workshops der unterschied- und unterhaltsamen Stunden freisetzte. lichsten Art. Alle Schulmusiker waren Dann konnte gewählt werden: dazu aufgefordert worden einen Kurs Anfängerkurse für Violine, Violon- anzubieten, in dem sie einen Teil ihrer cello oder Schlagzeug, in denen überra- oben: Fähigkeiten an ihre KommilitonInnen schend schnell „echte“ Töne bzw. Beats Das allmor- weitergeben. Auf diese Art kamen ins- erklangen, die zum Abschluss des zwei- gendliche gesamt zehn Angebote zustande, die stündigen Kurses sogar in einem kleinen Warm-Up: (fast) allesamt „ausgebucht“ waren. halb-improvisierten Konzert zur Auf- Vor allem führung kamen. spaßig ... Jeder Tag begann zunächst mit einem Darüber hinaus gab es eine Einfüh- gemeinsamen sportlichen „Warm-up“, rung in das Musikprogramm „Logic“, unten: das die Teilnehmenden so richtig in mit Hilfe dessen sich Halbplaybacks, … aber auch Schwung brachte und die nötige Ener- zum Beispiel zum Musizieren in der sportlich

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habung eines solchen Pro- Den eher theoretischen Part der Se- gramms leichter ist als zu- minarliste übernahm ein Studenten- nächst vermutet. Trio, das hilfreiche Tipps und Tricks zur Für diejenigen, die bereits Organisiation und Durchführung von Erfahrungen auf der Gitarre Veranstaltungen gab. besaßen, bot sich besonders ein Jazz-Kurs an, in dem zu- Für alle Teilnehmenden bedeutete nächst die Grundlagen des diese erste Sc h u -Mu-Wee k eine außer- Jazz-Voicings (mit Walking- gewöhnliche Erfahrung mit viel Spaß. Bass) dargelegt und dann so- Auf besondere Weise profitierten die gleich in einer spontan zusam- „Erstis“ von den Veranstaltungen, da die- mengestellten Band erprobt se eine großartige Möglichkeit boten, wurden. die Kommilitonen verschiedener Semes- Außerdem wurde, wie be- ter kennenzulernen. Um das Schulmusi- reits erwähnt, ein Workshop ker-Kollektiv noch weiter zu stärken im Klavierstimmen und -bau und auch weiterhin an den Fähigkeiten angeboten, geleitet von einem der Mitstudierenden zu partizipieren, Studenten, der vor seiner ist angedacht, die Sc h u -Mu-Wee k als Schulmusikkarriere bereits festen Bestandteil des Semesters einzu- als ausgebildeter Klavierbau- planen. Durch den großen Erfolg wurde er und -stimmer tätig war, also der Ehrgeiz angefacht, das Angebot an ein Meister dieses Faches ist. Workshops zu erweitern und noch mehr Eine besonders schulprak- Studierende (und Dozenten) auch an- tische Orientierung boten die derer Fachrichtungen einzubeziehen. Fotos: Daniel Prantl Daniel Fotos: Kurse Vokale Improvisation Interessierte wenden sich dazu bitte di- und Kinderstimmbildung. Da rekt an das Sekretariat der FR Schul- Wenn sich und attraktiv zu gestalten. Der Work- die erfahrenen Kursleiterinnen in ihrem musik. ein Schlag- shopleiter bewies, dass diese nicht nur jeweiligen Bereich sehr versiert sind, Mirjam Schmid, zeuger an den Computer-Cracks unter den Leh- sprengte der Inhalt leider den zeitlichen Studentin FR Schulmusik der Violine rern vorbehalten ist, da das Rohmaterial Rahmen, was nach einem Fortsetzungs- probiert ... problemlos und legal aus dem Internet kurs im nächsten Semester förmlich zu beschaffen ist und auch die Hand- schreit ...

Heimkehr aus der Fremde

as Felix Mendelssohn Bart- Liederspiel Heimkehr aus der Fremde op. Note – diesen Teil hatte Mendelssohn holdy 1829 zur Silberhoch- 89. Claudia Forner hatte den Dialogen seinerzeit seinem unmusikalischen Wzeit seiner Eltern kompo- zeitgemäßen Witz verpasst, und die Ge- Schwager Wilhelm Hensel zugedacht. nierte und im Familienkreis aufführte, sangssolisten Julia Wagner (Sopran, Im Gegensatz zu Hensel traf Grandt sei- erweckte ein Projekt der Fachrich- Klasse Prof. em. Hans-Joachim Beyer), nen Ton immer genau und verdient da- tungen Dirigieren/Korrepetiti- Tina Pulst (Absolventin, ehem. Klasse für einen Trost-Ehren-Bonus! Volker on und Gesang im Rahmen der Elvira Dreßen), Tobias Hunger (Tenor, Krafft (Dirigieren, Klasse Prof. Ulrich Mendelssohn-Festtage 2007 für Klasse Prof. em. Herrmann Christian Windfuhr) leitete die westsächsischen die Nachwelt zu neuem Leben: Polster), Felix Plock (Bariton, Klasse Profis mit umsichtigem, behutsamem Am 11. September 2007 amü- Prof. Roland Schubert) sowie Björn Schlag, und am Ende gab es eine Rie- sierten Studierende der HMT, Grandt (Bariton, Klasse Prof. Berthold senportion Schokolade für die Thoma- das Westsächsische Sympho- Schmid) füllten ihre Parts mit Humor ner, Blumen für die Sänger und Sänge- nieorchester und Mitglieder des Thoma- und brillanten Stimmen. Obwohl: rinnen sowie begeisterten Applaus für nerchores die zahlreichen Besucher im Grandts Mini-Rolle reduzierte sich auf alle Mitwirkenden. Großen Saal der Hochschule mit dem die Wiederholung ein und derselben BH

34 MT-JOURNAL No 24 Januar 2008 BERICHTE „Die Schöne und das Biest“ Laboratorium zwischen Geist und Kunst

Ein faszinierendes Spektakel von Musik, Schauspiel, Tanz, Film, Malerei und Skulptur sorgte am 5. Oktober 2007 im Großen Saal der Hochschule für Musik und Theater (HMT) Leipzig für span- nende Unterhaltung. Nach Jean Cocteaus berühmtem Film Die Schöne und das Biest (1946) haben Kunst- und Musikstudierende aus Leipzig und Lyon eine neue Version der Geschichte kreiert. „Es ging uns darum, eigene Bilder für die in der Geschichte enthaltenen Emotionen zu finden und diese in eine inter-nationale Sprache der Kunst zu übersetzen“, sagt Agnes Lammert, Malereistudentin der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) Leipzig. Gemeinsam mit ihren Kommilitonen von der HMT wurde eine multimediale Aufführung zu Kompositionen von Hummel, Debussy, Händel und anderen entwickelt. Fotos: Marcel Noack (HGB) Noack Marcel Fotos:

ereits im August fand eine zwei- die Schirmherrschaft für das interdiszi- schulen praktisch verdeutlichen. Wei- Bwöchige Arbeitsphase der Studie- plinäre studentische Engagement über- tere Beteiligte des Projektes waren: die renden aus Deutschland und Frankreich nommen, welches u. a. vom Deutsch- Palucca-Schule Dresden – Hochschule statt. Die erste Aufführung in dem von Französischen Jugendwerk (DFJW) für Tanz, die Ecole Nationale des Beaux Jean Cocteau gestalteten Amphitheater und der Französischen Botschaft in Arts in Lyon, die Vi l l a Ar s o n – Ecole im südfranzösischen Cap d’Ail am Deutschland gefördert wurde. Nationale des Beaux Arts in Nizza so- 15. August 2007 war ein großer Erfolg. Das interdisziplinäre und bilaterale wie das Centre Méditerranéen in Cap Vom 2. bis 8. Oktober kamen die jungen Projekt wollte durch junge Künstler und d’Ail. Zudem integrierten die Veranstal- Künstler aus Lyon für die erneute Reali- Wissenschaftler die stimulierende Kraft ter Kommilitonen anderer Fächer von sation nach Leipzig. von Geisteswissenschaft an Kunsthoch- der Universität Leipzig, der Friedrich- Die Aufführung von Die Schöne Schiller-Universität Jena, der und das Biest war Teil des Gesamt- Humboldt-Universität Berlin, der projektes Die Elemente der Begeiste- Kunsthochschule Berlin-Weißen- rung: Körper, Geist und Kunst – Les see und der Berufsakademie éléments de l’enthousiasme: Corps, Leipzig. Das Projekt war zwi- esprit et art, mit welchem die Stu- schen allen Beteiligten partner- dentenräte der HMT und HGB schaftlich angelegt. im Frühjahr 2007 gemeinsam Ziel der Arbeit war es, die einen 2. Platz beim Bundeswett- unterschiedlichen künstlerischen bewerb „Geist begeistert“ gewan- und wissenschaftlichen Diszipli- nen. Dr. Eva-Maria Stange, nen zu vernetzen und hierdurch Cocteaus Sächsische Staatsministerin für den Mut zum Betreten von Neu- Amphitheater Wissenschaft und Kunst, hatte land zu stärken, sowohl für junge in Cap d’Ail

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Szenenfoto „Die Schöne und das Biest“ – Aufführung im August 2007 im „Amphitheater Jean Cocteau“ im südfranzösischen Cap d’Ail mit den Schauspielstudierenden der HMT Emilia Klamann als Schöne und Christoph Gummert als Biest

Künstler als auch für den wissenschaft- Als weiteren Entwicklungsschritt des LACIE (La b o r a t o i r e Ar t i s t i q u e p o u r lichen Nachwuchs. Hieraus können sich Projektes wurde bei einer gemeinsamen l a Cr e a t i o n d’u n e Ide n t i t é Eu r o p é - auch Erkenntnisse über persönliche Tagung deutscher und französischer e n n e ) für hochbegabte Studierende der Leistungsnischen und daraus resultie- Studierender im Wasserschloss Oberau Geisteswissenschaften und der Künste rend neue Arbeitsmöglichkeiten erge- am 22. November 2007 das Netzwerk gegründet. Ziel ist die weitere Verknüp- ben. fung von Wissenschaft und Kunst zur Das Projekt wurde von Robert Vertiefung der deutsch-französischen Benjamin Biskop, Agnes Lammert, Kontakt für weitere Informationen: Zusammenarbeit im Rahmen der Euro- Emanuel Mathias, Michael Forster und Hochschule für Musik und Theater päischen Einigung auf Hochschul- Maxime Rizard geleitet. „Unser Anlie- „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig, ebene. gen ist die Darstellung der stimulie- Studentenrat, Über die Arbeit hat der Regisseur renden Kraft von Geisteswissenschaft Projekt: „Die Elemente der Begeisterung: Jens Mittelstenscheid einen Dokumen- an Kunsthochschulen durch ein wissen- Körper, Geist und Kunst“ tarfilm erstellt. Eine Onlinepräsentation schaftlich fundiertes künstlerisches La- z. Hd. Robert Benjamin Biskop des Projektes ist in Vorbereitung. boratorium über die Wurzeln von Krea- E-Mail: [email protected] Robert Benjamin Biskop, tivität“, so Biskop, Dramaturgiestudent Internet: www.hmt-leipzig.de/index. Promotionsstudent FR Dramaturgie, an der HMT Leipzig. php?id=480,4838,0,0,1,0 Studentenrat

Die Geisteswissenschaften. ABC der Menschheit.

nter dem Motto „Geist begeistert“ waren alle Hochschulen in Deutschland eingeladen, originelle Ideen für eine Uöffentlichkeitswirksame Vermittlung zum Wissenschaftsjahr 2007 zu entwickeln. Unter insgesamt mehr als 270 Einsendungen wurden 38 Hochschulprojekte ausgezeichnet, die sich mit der Vermittlung von Geisteswissenschaften in die Öffentlichkeit befassen. „Die Vielzahl und Qualität der Wettbewerbsbeiträge zeigen, dass die Themen und Frage- stellungen der Geisteswissenschaften hochaktuell und gleichzeitig öffentlichkeitswirksam sind“, sagte Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung (BMBF), in Berlin. Das Jahr der Geisteswissenschaften wurde vom BMBF in Zusammenarbeit mit der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ (WiD) und zahlreichen Einrichtungen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur ausgerichtet. Mit bundesweiten Veranstaltungen, Wettbewerben und Publikationen sollten Viel- falt und Qualität der Geisteswissenschaften in Deutschland gezeigt werden. Schulen, Universitäten, Stiftungen, For- schungseinrichtungen, Unternehmen, Theater, Museen und Medien gestalteten das Programm des Wissenschaftsjahres 2007 und machten die Geisteswissenschaften erlebbar. Robert Benjamin Biskop, Promotionsstudent FR Dramaturgie

36 MT-JOURNAL No 24 Januar 2008 BERICHTE Karg-Elert-Festtage 2007 an der HMT

om 16. bis 21. Oktober fanden das Kunstharmonium und Karg- die Karg-Elert-Festtage 2007 an Elerts Kompositionen für dieses Vder HMT statt. Unter der künst- zu Unrecht vergessene Instru- lerischen Leitung von Prof. Stefan En- ment. Markus Schäfer (Tenor) und gels gab es Konzerte, Workshops und Ernst Breidenbach (Klavier) gestalteten Vorträge zu Ehren des Leipziger Kom- einen Liederabend (in Kooperation mit ponisten und Lehrers am Konservato- dem MDR) im Großen Saal. Studieren- rium Sigfrid Karg-Elert (1877–1933). de der Gesangsklassen präsentierten am Dem Auftaktkonzert am Dienstag- Samstagabend (19.10.) in einer musika- abend (16.10.) von Prof. Stefan Engels lischen Karg-Elert-Nacht die Ergeb- im Großen Saal („In Memoriam Sigfrid nisse eines Meisterkurses mit Markus Karg-Elert – Zum 130. Geburtstag“) Schäfer. Das Abschlusskonzert der folgte ein zweitägiger Orgelmeisterkurs Festtage in der Nikolaikirche gestaltete mit Teilnehmerkonzert sowie ein Kam- der Mendelssohn Kammerchor Leipzig mermusikkonzert unter Mitwirkung der (Leitung: Morten Schuldt-Jensen) mit Professoren Irmela Boßler, Wolfgang Chor- und Orgelmusik (Orgel: Stefan Mäder und Thomas Hauschild. Flöten-, Engels) von Sigfrid Karg-Elert und an- Harmonium- und Liedkompositionen deren. Im Rahmen der Festtage veran- Karg-Elerts bestimmten den dritten Tag staltete die Karg-Elert-Gesellschaft e.V. der Festtage. Marie Kenote (New York) ihre Jahrestagung in Leipzig. sprach über die 30 Capricen für Flöte, Dirk Mühlenhaus, Hochschule für Musik und Mark Richli (Zürich) referierte über darstellende Kunst Frankfurt/Main

Erneut HMT-Präsentationsstand beim „Tag der offenen Tür“ im Gewandhaus

ereits zur Tradition ge- B worden ist die Repräsen- tation der Hochschule neben anderen Leipziger Musikinstitutionen beim „Tag der offenen Tür“ im Ge- wandhaus. Am 7. Oktober 2007 öffne- te das Gewandhaus wieder einen ganzen Sonntag lang für zahlreiche Besucherinnen und Besucher seine Pforten. Den HMT-Informationsstand im Foyer betreuten in diesem Jahr die Studierenden Joanna Fijalkowska (rechts) und Christian Fanghänel (nicht im Bild). Nach sieben Stunden hatte ein Großteil des Materials (MT-Jo u r - n a le , Monatsflyer, Jahresvorschau- hefte, Studienführer, CDs) interessier-

Foto: KS Foto: te Besitzer gefunden. KS

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 37 BERICHTE

Aus der Straube-Schule

or 100 Jahren, am 12. Oktober des Fortner-Forschers und Musikre- Es sang der Bassbariton Martin Häßler. 1907, wurde Wolfgang Fortner dakteurs der Rh e i n -Ne c k a r -Ze i t u n g Am Klavier: Mikako Amamoto. Die An- Vin Leipzig geboren. Er wuchs Matthias Roth. Im Philharmonischen kündigung der LVZ lockte einen Leip- hier auf und studierte Orgel und Kom- Konzert dirigierte der junge GMD Cor- ziger Kulturbürger in die Hochschule, position, bevor er in Heidelberg sesshaft nelius Meister das Orchesterwerk Cap- der sich selbst noch an Konzerte in An- wurde und dort am 5. September 1987 riccio und Finale von 1939. Hier hielt wesenheit des Komponisten und eine starb. In Heidelberg erinnerten zwei Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner Opernaufführung in den 1960er Jahren Veranstaltungen an den Jubilar. Die im Namen der Stadt eine Ansprache. erinnerte. Aus der Hochschule selbst Hochschule für Kirchenmusik widmete In Leipzig suchte eine von der FR kamen drei Lehrende. Macht insgesamt dem Komponisten und Päda- Musikwissenschaft seiner Ausbildungs- vier Zuhörer. gogen eine Feierstunde mit stätte initiierte Veranstaltung am 19. Nun trägt Wolfgang Fortner einen Festworten, Orgel- und Kla- November 2007 an Fortner zu erinnern. Makel an sich, den ein Verwandter viermusik sowie einem Vortrag Auch an unserer Hochschule hielt des Lili-Marleen-Komponisten Norbert Matthias Roth einen lebendigen und aus Schulze einmal so ausdrückte: „Du hast persönlichem Erleben der „Figur“ Fort- den Teufel am Hintern geküsst, das ner inspirierten Vortrag, aufs Schönste ergänzt durch drei Shakespeare-Songs.

38 MT-JOURNAL No 24 Januar 2008 BERICHTE

zur Neuen Musik

Ein Vortrag mit Musik in Erinnerung an den 100. Geburtstag des in Leipzig gebürtigen Komponisten und Pädagogen Wolfgang Fortner

wischt dir keiner mehr ab.“ Zurückhal- Abb. aus tung ist also begründbar. Matthias Roth New Grove widmete dem Weg Fortners in der Hit- Dictionary of ler-Zeit denn auch einen zentralen Teil Music and seines Vortrags. 23-jährig zum Dozenten Musicians 6, an das neu eingerichtete Evangelische als international ge- London 1980, Kirchenmusikalische Institut nach Hei- fragter Gastdozent. S. 723 delberg berufen, war Fortner auf dem Über seine institutio- (Porträt); Weg zu einer großen Karriere. Scher- nelle Verankerung in Die Musik in chen hatte sein Fragment Mariae zu Darmstadt und durch Geschichte Gehör gebracht, Schönberg, der das die Übernahme der und Gegen- Streichquartett in Berlin hörte, umwarb Mu s i c a v i v a von Karl wart 4, ihn als Schüler, der Neubau eines Uni- Amadeus Hartmann in Kassel 1955, versitätsgebäudes in Heidelberg wurde München wurde Fort- Sp. 582ff. 1930 mit der Goethe-Kantate Grenzen ner zu einer Instanz. (Autograph) der Menschheit eingeweiht. Die Nazis, Seine Kompositionen damals schon stark in Heidelberg, pro- erlebten zahlreiche testierten. Auch 1933 wurde Fortner Aufführungen. Roth aufgrund früherer Werke als Kultur- führte eine Reihe von bolschewist angefeindet. Als Homo- Werken unterschied- sexueller war er gefährdet. Fortner lichster Gattungen vor. Die Oper Blut- kreis, darunter Hans Werner Henze, schloss Kompromisse und leistete, so hochzeit wurde 25 Mal an verschiedenen Hans Ulrich Engelmann, Hans Zender, Roth, manchen „politischen Eiertanz“, Häusern inszeniert. Enorm war auch Wolfgang Rihm oder Nam June Paik. der seine Existenz und sein Fortkom- die Anzahl seiner Präsidentschafts- und Viele offene Fragen zu dieser im wört- men sicherte. Ausschusstätigkeiten, der Auszeich- lichen Sinne „frag-würdigen“ Figur Nach dem Krieg, und hier setzte Roth nungen, Preise, Verdienstkreuze und konnte Matthias Roth erhellen. Die seinen zweiten Schwerpunkt, zu dem er Ehrendoktorwürden. Ermutigt durch sorgfältig einstudierten und von Martin selbst mit jahrelangen Quellenforschun- allgemeines wohlwollendes Verdrängen, Häßler (Klasse Prof. Jürgen Kurth) und gen und Zeitzeugenkontakten entschei- konnte Fortner, der „Wendehals“ (Wal- Mikako Amamoto (Klasse Prof. Gudrun dende Beiträge leistete, war Fortner ei- ter Salmen), zu seinem 75. Geburtstag Franke) mit fabelhaft intensivem Aus- ner der gesuchtesten Kompositionslehrer schließlich gar resümieren: „Meine druck vorgetragenen Lieder erweiterten der Bundesrepublik. Er wirkte als Pro- Kompositionen, die waren ja im Dritten nachdrücklich den Blick auf den Kom- fessor in Detmold und Freiburg sowie Reich unerwünscht.“ ponisten Wolfgang Fortner. Heute erinnert an Fortner vor allem schpprgs sein großer und internationaler Schüler-

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 39 BERICHTE AUSSERHALB

L e i p z i g Soundcheck in sommerlicher Idylle Klassenfahrt der Kontrabassklasse nach Dahme

lles was von uns am Sonntag, dem 24. Juni 2007 in Dahme bleibt, ist ein großer Haufen Asche im Garten (Rest eines die ganze Nacht lang wärmenden Lagerfeuers), einige versehentlich liegen gelas- Asene Notenblätter (Kopien mit Meisterwerken der Kontrabass- und Bratschenliteratur) und eine Zeitungsnotiz (eine wohlwollende Kritik, die am nächsten Tag über unser Abschlusskonzert berichtet). Was wir, die Studierenden der Kontrabassklasse von Professor Frithjof Martin Grabner aus Leipzig, zusammen mit Studierenden der Bratschenklasse von Professor Erich Wolfgang Krüger aus Weimar von unserer Studienwoche in Dahme mitnehmen, ist wesentlich mehr.

Die Idee, für einen hochschulinternen giertes Ave Verum Corpus von Mozart zu andere Flasche Wein wird geleert, wir Meisterkurs eine Woche lang gemein- proben und vorzuspielen. tauschen uns aus über Themen, die uns sam wegzufahren, ist an der HMT Leip- Unterstützt werden unsere Vorspiele als Musiker betreffen und uns wichtig zig nicht neu, gab es doch schon früher von den Korrepetitorinnen Constanze sind, oder reden und lachen auch einmal regelmäßige Fahrten nach Neudorf im Smettan (extra aus Portugal eingeflogen über völlig nebensächliche Dinge. Harz. Neu ist vielleicht, dass Professor – siehe MT-Jo u r n a l , S. 48f.) und Heike Zum Essen, Lesen, Erholen und Kaf- Grabner diese Woche in Zusammenar- Bruchholz. Gleichzeitig können wir so feetrinken nutzen wir den schönen Gar- beit mit dem Bratschenprofessor aus die Möglichkeit nutzen, jeden Tag an ten der evangelischen Tagungsstätte, in Weimar organisiert, was uns die Mög- unseren Solostücken mit Klavierbeglei- der neben zahlreichen Gästezimmern lichkeit zum Austausch mit Studenten tung zu arbeiten, was das Erlernen eines auch die Kirche zum Üben einlädt. einer anderen Hochschule gibt und un- neuen Stückes ungemein erleichtert und Der Kammermusiksaal bietet auch sere allabendlichen Vorspiele erheblich Raum zum Ausprobieren gibt; oder wir für unser Abschlusskonzert, welches bereichert. freuen uns einfach, jenseits vom anstren- wir nun nicht mehr nur unter uns be- Diese gemeinsamen Vorspiele machen genden Unterricht und einsamer Übe- streiten müssen, einen schönen Rahmen; zusammen mit dem täglichen Unterricht kammer, über den Spaß an der Musik. mehrere Einwohner wie auch die lokale denn auch den wesentlichen Anteil un- Daneben haben wir bei Simon Ford- Presse der Stadt Dahme sind unserer serer Klassenfahrt aus. So bietet sich ham (Geiger der Münchner Philharmo- Einladung gefolgt und besuchen das für uns die Möglichkeit, an spezifischen niker) und Felix Hennevogl (Bratscher Konzert am Samstagnachmittag. Problemen intensiv mit unserem Lehrer aus Berlin und zertifizierter Alexander- Danach bleibt uns nur noch, den letz- zu arbeiten, an Prüfungs- und Probe- techniklehrer) die Gelegenheit, die ten Abend mit Grillen im Garten zu ge- spielprogrammen zu feilen und gleich- Alexandertechnik kennenzulernen. In nießen und uns in diesem Ambiente bei zeitig jeden Tag die Vorspielsituation zu England und Australien bereits weit unseren beiden Professoren, den Korre- trainieren. Auf diese Weise hören wir verbreitet, verhilft diese Methode zu petitorinnen, den Alexandertechnikleh- beispielsweise Abend für Abend einen einem besseren Körpergefühl und einem rern und Benedikt Hübner (ehemaliger stilsichereren Dittersdorf und einen bewussteren Umgang mit sich selbst, Student von Prof. Grabner und nun- souveräneren Koussevitsky; andere nut- wovon gerade angehende Musiker un- mehr Solobassist an der Dresdner Phil- zen die Möglichkeit, auch einmal eine gemein profitieren können. harmonie) für Unterricht und Inspira- Etüde oder das Tonleiter- und Technik- Da Kontrabassisten und Bratscher im tion sowie die Organisation unserer programm vor den Kommilitonen vor- allgemeinen gesellige Zeitgenossen sind, Klassenfahrt zu bedanken. zutragen. Wir lassen uns auch dazu hin- kommt auch eines nicht zu kurz: gemüt- Bettina Schleiermacher, Studentin Kontrabass reißen, ein für vier Kontrabässe arran- liches Zusammensitzen – die eine oder (Klasse Prof. Frithjof Martin Grabner)

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L e i p z i g

De r Traumzauberbaum Sag, wie bringt man einen Baum zum Klingen? Und was macht ein Eierbecher, wenn er Langeweile hat? Beim wievielten Pfannekuchen platzt man eigentlich? Ob Riesen wohl auch manchmal niesen? Und weißt du, wie Frösche Rock‘n Roll tanzen?

I_Kinder, Kinder II_Hürden, die zu überspringen sind en Entwicklungstendenzen der ls wir den Text und die Lieder von nsere Arbeit mit den Kindern ist DZeit entsprechend, möchte der AMonika Erhardt und Reinhard Uwundervoll, aber wir haben auch Ausbildungsbereich Elemen- Lakomy rund um den Traumzauberbaum ein bisschen Pech. Gleich nach der ers- tare Musikpädagogik (EMP) zum ersten Mal lesen und hören, sind ten Gruppenprobe erkrankt unser die Studierenden auf eine immer wir gleich Feuer und Flamme. Unsere Schauspieldozent. Wir sind zu dritt, ha- vielfältiger werdende Berufspraxis traumhafte Aufgabe soll es sein, dieses ben von Schauspiel noch nicht die große vorbereiten, die längst über den Stück mit den Kindern der Chöre des Ahnung. Schon denken wir daran, das Gewandhauses und der Oper auf die Projekt abzublasen. Doch irgendwie traditionellen Rahmen „Musikschu- Bühne zu bringen. können und wollen wir nicht so recht le“ hinausreicht und weitgefächerte Zuerst erarbeiten wir uns die Ge- loslassen. Also machen wir weiter. künstlerisch-pädagogische Kompe- schichte und sammeln erste Ideen für Nun geht es zuerst daran, jemanden tenzen verlangt. die szenische Gestaltung. Nachdem dies zu finden, der den Traumzauberbaum Für uns Lehrende heißt das: Be- geschafft ist, möchten wir die Kinder spielen kann und will – unsere heimliche währtes „aufheben“, aber auch ver- kennen lernen, von denen wir wissen, Hauptrolle. Glücklicherweise erklärt antwortungsvoll und achtsam neue dass sie die Traumzauberbaumlieder sich schnell Frank-Steffen Elster dazu Wege erkunden, in einer sehr kurz schon seit einigen Monaten mit der Lei- bereit. Er hat eigentlich viel anderes zu terin des Opern-Kinderchores, Sophie tun, aber er möchte unser Projekt unter- bemessenen EMP-Hauptfachstudien- Bauer, üben. Auf einer Probe in ihrem stützen. Vielen Dank! zeit so intensiv und berufsfeldvor- Gewandhaus sitzen sie dort, zwischen Da wir wirklich wenig Zeit und kei- bereitend wie möglich zu arbeiten. 40 und 50 Kinder, allesamt im Grund- nerlei finanzielle Mittel haben, versu- So greifen die Lehrinhalte aller Teil- schulalter und zusammen höchstens 400 chen wir die komplette Ausstattung in bereiche netzwerkartig ineinander, bis 500 Jahre alt. Jedes Kind ist einzig materieller Hinsicht möglichst nur so werden Unterrichte angeboten, die anders, alle vor Neugier hummelig und aufwändig wie unbedingt nötig zu halten es so an keiner anderen Hochschule gespannt wie Luftballons. Etwas lam- – dafür mit soviel Phantasie wie möglich. gibt, stehen Übungs-Gruppen aller penfiebrig stellen wir uns und unser Das bedeutet: wenige Requisiten, selbst Alterstufen zur Verfügung und dar- Vorhaben den Kindern vor. Bei der gemaltes Bühnenbild, nach Möglichkeit nachfolgenden Begeisterung und Aufre- einfachste Kostüme und kleine wirkungs- über hinaus seit längerer Zeit un- gung der Kinder wird uns schnell klar, volle Effekte. Die Kinder und deren El- terschiedliche Projektpartner. Hier dass jedes Kind mindestens eine Rolle tern unterstützen uns nach Kräften. Aber können im Zusammenspiel mit den übernehmen sollte. Damit wir selbst nicht nur sie, auch Prof. Johanna Metz, jeweiligen Dozenten pädagogische auch ein bisschen „mitspielen“ dürfen, Sophie Bauer, unser Lichttechniker und und künstlerische Erfahrungen au- entschließen wir uns, die Rahmenge- unsere maskenbildenden Mitstuden- ßerhalb des „Schutzraumes“ Hoch- schichte selbst darzustellen und mit den tinnen helfen, wo sie können. schule gesammelt werden. Die neu- Kindern die Geschichtenlieder mit Le- Trotz der vielen Probleme ist es este Idee ist die sehr anregende ben zu füllen. beeindruckend zu sehen, was wirkliche Mit jeder Woche „Arbeit“ an ein bis Projektarbeit bedeutet. Alle haben das Zusammenarbeit mit dem Gewand- zwei Geschichtenliedern überraschen gleiche Ziel: Jeder möchte, dass der hauskinderchor ... wir die Kinder und die Kinder uns Traumzauberbaum am 9. Juli 2007 aufge- Johanna Metz, Prof. und Leiterin damit, wie schnell Ver- und Zutrauen führt wird. Das lässt zusammenrücken, des Studienbereichs EMP wachsen kann. Kräfte bündeln und Ideen wachsen.

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III_Die Ärmel hochgekrempelt, die bern darf. Diese Idee ergibt ein wunder- wollen noch gern einen grünen Anstrich Asse herausgezogen schönes Bild, auf dem der Mond, die für die Nase, einige können ihren Text Sterne und die Fischlein ganz zart und plötzlich nicht mehr, und manchmal ir haben uns zu Beginn überlegt, traumhaft im Wasser versinken. fehlt auch das Licht fürs Klavier. Aber Wmöglichst viel von den Kindern selbst gestalten zu lassen. Nur werden IV_Die Noten verklingen, wenn die uns die Tage bis zur Aufführung knapp, Bilder eindringen aber gute Ideen brauchen Zeit zum Rei- fen. Wir entschließen uns, für jedes Ge- obald ein Geschichtenlied szenisch schichtenlied ein szenisches Grundkon- Sfertig gearbeitet ist, spielt es die Kin- zept zu entwickeln, das die Kinder im dergruppe dem Chor vor. Nun ist der Spiel mit eigenen Ideen bereichern. Und Chor stumm wie ein Fisch, denn alle das machen sie! Ob es daran geht, ein kleinen Sänger und Sängerinnen folgen Schneeglöckchen ohne jegliches Kos- gebannt dem Spiel ihrer Mitstreiter. Fotos: Samuel Seifert Samuel Fotos: tüm darzustellen oder einen von Herzen Nach jedem Vorspiel dauert es ein we- traurigen und zu Tode betrübten Eier- nig, ehe die Kinder wieder singen kön- alle sind freudig erregt, als es endlich becher. Die Ideen bleiben bis zum nen. Die Schauspieler sind’s zufrieden. losgeht und glücklich über den langen, Schluss nicht aus, vor der zweiten Auf- langen Schlussapplaus. V_Das Kind in jedem von uns VII_Der Traum wird weitergeträumt ie Offenheit der Kinder und ihre Deigene Spielfreude faszinieren uns ie gesagt, es war nicht immer gleich. Als wir selbst dann „Moosmutzel“, Weinfach, aber dennoch lehrreich, „Waldwuffel“ und „Zausel, den Wolken- aufregend, lustig und beglückend wie geist“ spielen, fühlen wir uns wieder so frei die Geschichte selbst. Und wenn ihr und offen, wie wir es als Kinder waren. sehen wollt, was dabei entstanden ist, dann kommt im Sommer 2008 zu un- VI_Premiere serer nächsten Vorstellung. Lydia Marx, Studentin der EMP führung fragt uns ein Junge, ob er bei inige schwitzen, weil ihr Kostüm der „Mondsilbertaufe“ zuletzt eine be- Enicht zu finden ist, manche schlagen sonders große Welle auf den Fluss zau- sich mit dem Beamer herum, andere

Der GewandhausKinderchor ist ein noch differenziertere und optimalere Aufgabe. So wurde im letzten Sommer „traditioneller Konzertkinderchor“. Da- Ausbildung für unseren Nachwuchsbereich die herrliche Aufführung vom Traumzau- her ist es uns in der grundlegenden kon- zu schaffen, habe ich den Kontakt zu Prof. berbaum realisiert. Außerdem wirkten zeptionellen Planung trotz der klaren Johanna Metz gesucht, um mit ihr zu son- zwei Studentinnen bei der Einstudierung stilistischen Ausrichtung des Chores dieren, welche Optionen eine Kooperation des GewandhausKinderchores für das wichtig, möglichst viele unterschiedliche der Hochschule mit dem GewandhausKin- Musical Annie mit. Daneben bieten sich und breitgefächerte musikalische Erfah- derchor ergeben könnte. Wir entwickel- Hospitationsmöglichkeiten bei Proben rungen den Mitgliedern zu ermöglichen. ten gemeinsame Ideen, die sowohl für die und Konzerten des Kinderchores. Und Es war uns bewusst, dass wir gerade bei Studierenden der Hochschule als auch für selbstverständlich stehen wir mit Rat und unserem Nachwuchs für den Kinderchor unseren Kinderchor sehr fruchtbar sind. Tat den Studentinnen und Studenten zur einen Weg finden müssen, der die ganz- So erhalten sängerisch begabte Kinder Seite. Diese Kooperation bietet eine op- heitliche Kreativität fördert und eine gute aus den EMP-Gruppen der Hochschule ein timale Verzahnung zwischen Ausbildung Basis schafft, die die Freude an der Musik, Empfehlungsschreiben für unseren Kinder- und Praxis in einem so wichtigen Bereich am Singen, am Bewegen und am Gestal- chor. Der Nachwuchschor des Gewand- wie der EMP und eine kompetente Beglei- ten fördert und somit eine viel bessere hausKinderchores hat die Möglichkeit, tung aller Beteiligten durch die Lehrenden Grundlage besteht, die später doch sehr einmal im Jahr ein Projekt gemeinsam mit der Hochschule. Ich bin persönlich sehr anspruchsvollen Aufgaben im Gewand- Studierenden in der Hochschule zu gestal- froh über diese schöne Zusammenarbeit hausKinderchor zu absolvieren. Denn ten. Dies bietet den Studierenden, die ja und freue mich auf viele weitere gemein- Motivation ist nun einmal die Hauptener- aus den verschiedensten Fachrichtungen same Projekte. giequelle für „unsere Chorkinder“. kommen, Praxismöglichkeit und unseren Frank-Steffen Elster, Auf der Suche nach der Möglichkeit, eine Kindern eine wundervolle künstlerische Leiter des GewandhausKinderchores

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M e x i k o Die HOCHSCHULBIGBAND im Zeichen des Zorro :: Reisetagebuch

Freitag, 28.09.07, 23:00 Uhr, Madrid wusster Ordnungshüter aus der Bierfahndungsabteilung. Eine Vorhut der Leipziger Hochschulbigband betritt auf Zuvor hatte die seit dem frühen Morgen endlich vollzähli- ihrem Weg nach Mexico die führerlose U-Bahn des Ma- ge Band erstmals versucht, aus der dünnen Luft der 2300 m drilenischen Flughafens und rauscht durch die Unterwelt hoch gelegenen Hauptstadt Töne zu produzieren. davon in Richtung Terminal 2. Mittwoch, 03.10.07, 21:07 Uhr, Samstag, 29.09.07, 6:30 Uhr Ortszeit México D.F. (13:30 Uhr MEZ), Mexico D.F. Die Bigband spielt zur Feier der deutschen Einheit vor Die Band befreit nach einer mehr als 15-stündigen Nacht dem Brandenburger Tor im „Club Aleman“ den zweiten ihre sorgsam verstauten Instrumente aus den Gepäck- Gig des Tages. Nach zwei Tagen Sightseeing in und um boxen des Ib e r i a -Airbusses und trägt sie hinaus in eine der Mexico-City fängt nun also die größten Städte der Welt, deren geschätzte 23 Millionen Tour richtig an. Tourplan: Einwohner sich auf einer Fläche so groß wie Thüringen 30.09./03.10.: México D.F. verteilen. Samstag, 04.10.: Jalapa 06.10.07, 05.10.: Puebla Samstag, 29.09.07, 9:00 Uhr, 21:18 Uhr, 06.10.: San Luis de la Paz México D.F. St. Luis de 07.10.: Salamanca Pater Ralf, Priester der deutsch-mexikanischen Gemein- la Paz 09.10.: Celaya de St. Thomas Morus und für die nächsten Tage unser Konzertpause. 10.10.: Ocampo Gastgeber, geleitet uns durch den Moloch Mexico-City Untermalt von der Ge- 11./12.10.: Léon direkt zu einem „leichten“ Frühstück in sein idyllisch be- räuschkulisse eines hef- 13.10.: Querétaro grüntes Gemeindehaus im Künstlerviertel Coyoacan. tigen Gewitters über der Prärie, konnte die Band Samstag, 29.09.07, 13:30 Uhr, auch das Publikum in diesem eher verschlafenen Provinz- México D.F. städtchen von guter Bigbandmusik überzeugen. Zugege- Bei einem „leichten“ Mittagessen (die Ankündigung eines ben bringen vor allem die mexikanischen Klassiker im Re- üppigeren Abendessen veranlasst zu Wetten auf die Ge- pertoire Tränen und Standing Ovations ein. wichtszunahme der Bandmitglieder) werden erste Eindrücke vom vormittäglichen Spaziergang durch den Stadtteil aus- Sonntag, 07.10.07, 17:00 Uhr, getauscht. Besonders die schon etwas ergraute „Banda Salamanca Municipal de Coyoacan“, die auf dem Marktplatz für gros- Vor kurzer Zeit hat sich eine mysteriöse Person namens sen Spaß in verschiedenen Tonarten sorgte, ist Gesprächs- „El Zorro“ zu der Reisegruppe gesellt und macht nach und thema Nummer 1. nach Bekanntschaft mit den einzelnen Bandmitgliedern ...

Sonntag, 30.09.07, 18:22 Uhr, Reporter: Herr Zorro, Sie sind nun seit einigen Tagen México D.F. „festes“ Mitglied der Leipziger Hochschulbigband. Wie ist Wie gerufen, steigt Pater Ralf aus seinem Auto und be- es ihnen gelungen, die Gruppe in einem großen Land wie freit die beiden kriminellen Bandmitglieder Peter und Klaus* Mexico aufzuspüren? auf mexikanische Art aus den Klauen zweier pflichtbe- El Zorro: Nun ja, es ist nicht wirklich schwer, eine deut- sche Band in Mexico ausfindig zu machen. Alles, was den *) Namen von der Redaktion geändert Durchschnitt der mexikanischen Bevölkerung um mindes-

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tens einen Kopf überragt und dabei mit blondem Schopf Zu allem Überfluss lassen Sie es auch noch zu, dass sich die durch die Gegend leuchtet, ist erst mal verdächtig. Auch Mannschaft in einschlägigen Salsa-Clubs auf das Spiel vor- große Menschentrauben und ständiges Blitzlichtgewitter bereitet! erleichtern die Suche. E.Z.: Sicher haben Sie Verständnis dafür, dass ich mich zu diesen Vorwürfen zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern Freitag, 12.10.07, 10:30 Uhr, Léon kann, vielen Dank ... 7:0!!!!!!!!!! Mit hängenden Köpfen schlurft eine demon- tierte Bandauswahl vom makellos grünen Fußballplatz ... Freitag, 12.10.07, 21:24 Uhr, Waisenhaus Léon Reporter: Herr Zorro, auch wenn man sachlich und milde Nach unserem kurzen Konzert sind wir umringt von urteilen will, muss man bei dieser Leistung doch gerade Scharen begeisterter Waisenkinder, die alles wissen wol- heraus von einer Katastrophe sprechen. Was war da los? len, die fotografiert werden wollen, uns nicht mehr gehen lassen wollen und die uns den wahrscheinlich eindrucks- vollsten Abend unserer Tour bescheren.

Samstag, 13.10.07, 23:35 Uhr, Querétaro Nach unserem letzten Konzert auf dem prall gefüllten und festlich beleuchteten Zocalo (Marktplatz) sitzen wir in der Kneipe und feiern den Abschluss einer perfekten Tour durch Mexico.

Vielen Dank allen Unterstützern, die uns dieses einmalige Erlebnis ermöglicht haben: La banda: Organisation – Doña Sigrid; Ansagen – Raul el Dekano; el Maestro – Don Rolfo de la Nordenskjöld; Batteria – Anna el Conejo; bajo – Romerinho; Piano – Luis el Cuervo; Gi- E.Z.: Zugegeben, das Glück war nicht auf unserer Seite. tarra – Morice Importante; El Cantante – Matheo Hueso; Ich gebe aber auch zu bedenken, dass wir uns auf über Trompetes – Eva el Conejo, Konradinho, Esteban el Rojo, 2000 m Höhe befinden und dass die Akklimatisierungspha- Señorita Govinda, Davide el Mexicano; Trombones – Este- se deutlich zu kurz war, um Höchstleistungen zu erbringen. ban Cruz, Bastiao Rupperto, Enrique Ricardo, Nils Mar- Reporter: Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, in diesem Zu- quez el Novio; Saxophones – Felipe Baritoso, Juan Morice, sammenhang überhaupt von Leistung zu sprechen. Bei den Heiko Medusa, Jan el Pequeño, Simón el Dictionario. Gegnern handelte es sich um 13-jährige Waisenknaben! Muss man da nicht von komplettem technischen und taktischen Übrigens: Wem es gelingt, die deutschen Namen der Unvermögen reden? Mitreisenden herauszufinden, aufzuschreiben und bis zum E.Z.: Sicher haben wir noch gewisse Defizite in der Ball- 28.2.08 der Pressestelle zukommen zu lassen, gewinnt ei- behandlung. Und unsere Taktik der ruhigen Kugel ist tat- ne CD der Hochschulbigband mit (fast) allen Mexico-Hits. sächlich nicht ganz aufgegangen, aber ... Alle anderen müssen trotzdem nicht auf den Hörgenuss Reporter: Ich will ja nicht immer gleich die Trainerfrage verzichten und können die CD alsbald käuflich erwerben. stellen, aber hat Ihre Anwesenheit in der Mannschaft nicht Eva Eschrich, Studentin Universität Leipzig, und zu einem rapiden Verfall der körperlichen Fitness geführt? Simon Bodensiek, Student HMT, FR Jazz/Popularmusik/Musical

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L e i p z i g Musik mit allen Sinnen erleben

Das Projekt DaCapo an der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig

ls Louis Braille am 4. Januar ein normaler Text 1809 in Coupvray, einem Dorf in Braille-Schrift Aunweit von Paris, geboren wur- werden auch die de, bestanden in ganz Europa erst weni- Braille-Noten ge Blindenschulen. Dort gab es ver- Zeichen für Zeichen nacheinander no- schiedene Handfertigkeiten zu erlernen, tiert bzw. in Papier mit besonderer auch Musikunterricht wurde erteilt. Blattstärke gepunzt. Es lassen sich kom- Aber ein wesentlicher Teil der Welt plizierteste Strukturen darstellen, ein- blieb den Blinden verschlossen, denn schließlich aller Vortragsbezeichnungen, eine leicht handhabbare Schrift war Fingersätze, spieltechnischer Anwei- noch nicht für sie geschaffen. sungen und so weiter. Die von Louis Louis Braille besaß zunächst das Au- Braille erfundene Punkt-Notenschrift genlicht, aber als er mit drei Jahren, wie setzte sich durch und ist international so oft, in der Sattlerwerkstatt seines standardisiert, was einen unbegrenzten Vaters spielte, verletzte er sich mit einer Austausch von Musikalien unter den Ahle und wurde blind. verschiedenen Produzenten ermöglicht. Ganze 14 Jahre alt ist er, als er be- Die Braille-Noten bieten bis heute die Servicezentrum ginnt, eine ertastbare Punktschrift zu einzige Möglichkeit, als Blinde(r) selb- für Braille-Noten entwickeln, jene berühmte Braille- ständig Noten zu lernen und zu schrei- Schrift, mit der noch heute alle Blinden ben. Professor Holm Vogel (Kirchen- ➝ Übertragung von Normalschrift- lesen und schreiben. Neben seiner musikalisches Institut, Orgel): „Der Noten in Braille-Notenschrift Erfindung mithilfe von verschiedenen blinde Musiker kann ohne Braille-No- ➝ Übertragung von Braille-Noten in Punktkombinationen Buchstaben und ten nicht auskommen. Um Stücke zu Normalschrift-Noten Ziffern darzustellen, entwickelte Louis erarbeiten, sind Braille-Noten unerläss- ➝ Unterricht in Braille-Notenschrift Braille, der selbst Orgel spielte, auch lich. Es gibt nichts Besseres. Man liest eine Notenschrift für Blinde. Die Blin- alle Informationen in der Partitur nach- Kontakt: Deutsche Zentralbücherei dennotenschrift basiert auf dem gleichen einander und setzt die Komposition an- für Blinde (DZB) 6-Punkte-System wie die Blindenschrift. schließend innerlich zusammen, es ist Gustav-Adolf-Straße 7 Die 63 möglichen Zeichen genügen je- immer auch eine intellektuelle Arbeit. 04105 Leipzig doch nicht, um alle Schwarzschriftzei- Ich arbeite stets mit akustischer Nach- Telefon 0341-7113-0 chen für Text, Musik, Mathematik etc. kontrolle.“ Fax 0341-7113-125 darzustellen. Darum hat das gleiche In Leipzig hat die Braille-Notenher- www.dzb.de/dacapo Braille-Zeichen, je nach Zusammen- stellung Tradition. Bis 1986 erfolgte die [email protected]

hang, verschiedene Bedeutungen. Wie Übertragung von Musikschriften durch Leipzig DZB der Genehmigung freundlicher mit Fotos

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oben: ein kleines spezialisiertes und versiertes schrift zu för- werden und blinde Mu- Louis Braille Mitarbeiterteam in der Deutschen Zen- dern, hat die siker so für sie lesbare tralbücherei für Blinde, der ältesten DZB Leipzig Noten bestellen können. unten: Blindenbücherei Deutschlands. Tradi- gemeinsam mit Die DZB unterhält der- Gebäude tionell werden die Noten in Handarbeit der Blinden- zeit ein Magazin mit der DZB von einer Schwarzschriftvorlage in die selbsthilfe und über 5 500 Musikalien, in Leipzig Braille-Notenschrift übertragen oder der Unterstüt- einem Bruchteil der No- umgekehrt. Die übertragenen Noten zung des Bun- ten, die Sehenden zu- werden von einem sehenden und einem desministeriums gänglich sind. Die Mu- blinden Notenexperten korrigiert, an- für Arbeit und sikalien in Braille-Noten schließend werden die korrigierten No- Soziales 2003 das Projekt DaCa p o ins können weltweit und kostenlos ausge- ten ausgedruckt. Zur Herstellung kön- Leben gerufen. Für die computerge- liehen werden. Bei blinden Musikern nen die gleichen Schreibgeräte und stützte Braille-Notenherstellung werden besteht ein großer Bedarf an Noten, die Drucker verwendet werden wie für die die Schwarznoten eingescannt, von dem diese aber nicht im gängigen Musika- reguläre Blindenschrift. Die gedruckten Übersetzungsprogramm erkannt und in lienhandel erwerben können. Ausleihbar Werke können käuflich erworben oder Braille-Noten übersetzt. In der DZB er- ist der gesamte Bestand der Musikalien- in der Bibliothek der Deutschen Zen- folgt auch die Korrektur der Noten, bibliothek. Nebst den Übertragungen tralbücherei für Blin- dass sie blindenge- sind dort auch Musiknoten anderer de (DZB) ausgelie- recht übertragen wur- Braille-Schrift-Produzenten vorhanden. hen werden. den. Fehler werden Die vielen neuen Bibliotheksnutzer und Seit 2001 werden direkt in der Braille- die Warteliste des Übertragungsservice in der DZB wieder Datei korrigiert. zeigen, dass ein Engagement für die Braille-Noten über- Die DZB bietet mit Entwicklung und Stabilisierung neuer tragen. Um die Be- dem Notendienst Da- Verfahren lohnt, um langfristig die Aus- rufschancen blinder Ca p o einen deutsch- bildungs- und Berufschancen blinder Musiker zu stärken landweit einzigartigen Musiker zu verbessern. und die Verbreitung Service an, mit dem Juliane Bally, Promotionsstudentin sowie Anwendung Musikalien in Braille- Universität Leipzig, FR Musikwissenschaft der Braille-Noten- Schrift übertragen

Blinde Japaner erkunden die HMT

ührungen im Hochschulgebäude Dolmetscherin auch sofort ihre beeindruckte mich schon sehr, denn F zählten bislang immer zum An- zahlreichen Fragen loswerden. Eine als Sehender kann man es sich gar gebot unseres Hauses. Im September Besichtigung unserer Dauerausstel- nicht vorstellen, welche Bilder im 2007 erreichte die Pressestelle je- lung in der zweiten Etage war natür- Kopf eines Blinden dann entstehen. doch ein etwas ungewöhlicher Anruf: lich – im Gegensatz zu sonstigen Ein besonders schönes Erlebnis wurde Die Deutsch-Japanische Gesellschaft Gruppen – nicht möglich. Auch in der schließlich der Besuch des Großen Leipzig fragte an, ob eine Hausfüh- Bibliothek gab es trotz vager Hoff- Saales. Dort übte gerade eine Stu- rung für eine Gruppe blinder Japaner nungen leider nichts zu entdecken, da dentin die 1. Orgelsonate von Edward möglich sei. Ich überlegte sofort: Material in Braille-Schrift dort nicht Elgar – und wir durften fast 30 Macht so ein Rundgang denn Sinn? vorhanden ist. Um so mehr freuten Minuten lang zuhören. Die Japaner Was kann man da überhaupt „besich- sich die Japaner, die Büsten von verließen schließlich begeistert die tigen“? Mendelssohn, Reger und Schumann Hochschule. Und ich war um eine Die Führung begann ich mit einem vor dem Kammermusiksaal mit den Erfahrung reicher geworden: Auch kleinen Vortrag über Daten und Händen befühlen zu dürfen. Auch der Blinden kann man ein Gebäude Fakten der Hochschule. Und gleich Kammermusiksaal wurde auf diese erlebbar machen, denn über eine von Beginn an zeigten sich die fünf Weise „inspiziert“: Klavierhocker, S t u n d e w a r e n w i r i m H a u s u n t e r w e g s . blinden Japaner, übrigens frühere Flügel, die Collon-Orgel samt Tasten Katrin Schmidinger Musikstudenten, außerordentlich und Pfeifen – und das mit größter interessiert und konnten dank einer Intensität und Entdeckerfreude. Das

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B ö bl i n g e n

Ein idealer Klavierkurs für Kompositionsstudenten

ielleicht ist es nicht ganz alltäg- nichts mehr verstecken. Doch Peter Abschlusskonzert der aktiven Teilneh- lich, dass ein Kompositionsstu- Feuchtwanger, in seiner ruhigen humor- mer. In diesem durfte auch Felix Pätzold Vdent den Mut findet, an einem vollen Art, entschärfte sofort die Situa- seine vorbereiteten Stücke spielen. Ich Meisterkurs für Pianisten teilzunehmen. tion mit der Bemerkung: „Das ist eine freute mich sehr, dass er sich gut in die Aber nach einigen zögerlichen Überle- wunderbare Musik!“ gezeigten Leistungen der anderen Teil- gungen fasste Felix Pätzold Zutrauen Für mich war es sehr beeindruckend, nehmer einordnete. Prof. Feuchtwanger zu meiner Idee, mit mir gemeinsam nach wie so renommierte Kollegen den eige- Böblingen zum Internationalen Inter- nen Studenten unterrichten. Sie gingen pretations- und Meisterkurs für Pianis- sehr auf sein Hauptfach Komposition ten zu fahren. Die Rhapsodie g-Moll op. ein: Prof. Reinhold verlangte komplette 79/2 von Johannes Brahms und Bagatel- Werkanalysen der vorbereiteten Litera- len von Edison Denissow sollten auf sei- tur ab, welche sofort auf dem Klavier nem Programm stehen. Peter Feucht- umgesetzt werden mussten, gleichzeitig wanger, ein mir seit Jahren sehr gut erörterte Prof. Feuchtwanger musikge- persönlich bekannter Kollege, ist allen schichtliche Hintergründe zum Werk meinen Studenten durch seine Klavier- und Komponisten und gab Hinweise übungen vertraut. Und dieser sollte nun zur spieltechnischen Ausführung der auch bei diesem Kurs unterrichten – ein Interpretation. Alles in einer äußerst Grund mehr, sich für eine Teilnahme zu konzentrierten Art und Weise, die für entscheiden. den Studenten nachvollziehbar war und Nach intensiven Vorbereitungen und ihn psychisch hochmotiviert zum Wei- zusätzlichem Unterricht während der terarbeiten inspirierte. Das gab mir so Sommerferien war es dann soweit: Am manche Bestätigung meines eigenen 3. September trafen wir uns auf dem Unterrichtens und veranlasste auch sehr Leipziger Hauptbahnhof und machten interessante freundschaftlich-kollegiale uns gemeinsam auf den Weg nach Böb- Gespräche zu pädagogisch-künstleri- lingen bei Stuttgart. „Aufregend!“, wie schen Fragen mit den Professoren. mir Felix Pätzold im Zug gestand. Täglich wurden nach der Mittagspau- se die legendären Klavierübungen durch- Der Kurs fand vom 4. bis 9. Septem- genommen. Prof. Feuchtwanger lehrt ber 2007 in der örtlichen Musikschule sie im Gruppenunterricht. Die Spiel- unter der bewährten Leitung der Pro- erfahrung des „Loslassens“ unter seiner

fessoren Peter Feuchtwanger (London) Regie war einzigartig. Wir staunten nicht Polter Birgit Foto: und Günter Reinhold (Karlsruhe) statt. schlecht, als er uns sagte, dass vor lauter Faszinierend war zu erleben, wie zwei Entspannung neben vereinzelten Tränen- und Prof. Reinhold signalisierten mir, Übungen Professoren gleichzeitig in einer Unter- ausbrüchen sogar schon einmal eine Stu- dass man auf seine weitere künstlerische bei Prof. richtsstunde mit dem Studenten indivi- dentin in Ohnmacht gefallen ist. Entwicklung gespannt sein darf. Feuchtwanger duell arbeiteten. Sehr wohltuend war auch die Atmo- Mit frischen und neu gewonnenen Am zweiten Kurstag war Felix Pät- sphäre während des Kurses. Man Erkenntnissen begaben wir uns am zold an der Reihe. Pünktlich 10 Uhr be- wohnte gleich in der Musikschule, übte 10. September wieder auf den Heim- gann der Unterricht. Seine anfängliche dort, traf sich beim Frühstück und fach- weg. In Leipzig angekommen, erschien Nervosität konnte ich gut verstehen. simpelte ungezwungen bei Kaffee und uns alles wie ein Märchen. Gern erin- Auf einer großen Leinwand wurden die Kuchen mit den Professoren und ande- nern wie uns an die Zeit in Böblingen Hände während des Spiels und die No- ren Teilnehmern. und hoffen auf ein nächstes Mal, viel- ten mit allen persönlichen Einzeich- Umrahmt wurde der Kurs mit einem leicht mit noch mehr Studenten. nungen für das Auditorium im Saal Eröffnungs-Klavierabend der polnischen Birgit Polter, übertragen – man konnte sich hinter Pianistin Joanna Trzeciak und dem Lehrbeauftragte FR Klavier

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L i ss a bo n Ein Jahr in Lissabon Foto: Silvia Hauptmann Silvia Foto:

in stürmisches Klopfen weckt mich. Meine Mitbewohnerin? Nein, jetzt spüre ich auch den starken Windhauch, der durch mein undichtes Fenster hereinweht. Es regnet, wie so oft in diesem Winter, durch die Nähe zum Meer E immer mit starkem Wind verbunden. Langsam werde ich wach und denke an den gestrigen Abend, den ich mit Studenten im Opernhaus Sa o Ca r l o s verbrachte. Es wurde Così fan tutte gegeben, und ich saß in einer Loge direkt über der Bühne. Mein Blick erfreute sich an den Kostümen und dem Bühnenbild, welche wunderbar zu dem aristokratischen Opernhaus passten, es wurde mit viel Temperament und natürlichem Eifer musiziert und gesungen.

Doch genug geschwelgt. Heute be- Adeleide – ob sie wohl in meinem Lieb- ohne Heizung auskommen. Bevor ich ginnt der Tag wie jeder mit einer Lektion lingszimmer schon den Ölradiator ange- auf einem Ya m a h a , einem der vier Flü- Portugiesisch aus meinem Computer- macht hat? Sie ist für das Telefon, die gel im Haus, zu üben beginne, nochmal Sprachprogramm, und dann auf in die Zimmervergabe sowie für die Befindlich- ein Blick aus dem Fenster, über Häuser- Hochschule. keiten der Studierenden und Professoren dächer, Palmen zum Rio Tejo und hin- Mein Weg zur Hochschule – Metro, zuständig – immer mit einer Handarbeit über auf die andere Seite des Flusses, dann eine steile Straße nach oben zum beschäftigt. wo sich die Statue des „Christo Rei“ be- Praca de Camoes, dann eine steile Stras- Nun betrete ich den Raum des Pro- findet, baugleich mit dem -Mo- se nach unten zur Hochschule. Fahrrad fessors Luis Madureiras, der schon mal nument von Rio de Janeiro. fahren in der Innenstadt, so wie in Leip- zu einem Kurs in Leipzig war. Und tat- Doch nun heißt es einspielen, und in zig, unmöglich. sächlich, obwohl es durch die undichten einer Stunde kommt Miguel, ein Kla- Da sehe ich die Hochschule! Was er- Fenster reingeregnet hat, ist es dank vierstudent, den es interessiert, wie man wartet mich? Auf jeden Fall erstmal ein Dona Adeleide ein bisschen angewärmt. einen Klavierauszug orchestral spielt, freundlicher Pförtner hinter seinem gros- Die neue Hochschule in Lissabon ist im was an dieser Hochschule nicht gelehrt sen antiken Schreibtisch. Dann geht es Bau, und man wartet jährlich auf die wird. Danach noch ein bisschen üben, nach oben in den dritten Stock zu Dona Fertigstellung. Bis dahin müssen alle denn am Abend ist Konzert der Oboen-

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klasse im Pa l a c i o de In de p e n de n c i a , Nun geht’s zum Pa l a c i o zur Anspiel- welches ich begleite. probe. Alles ist bestens, nur der Schlüs- Nun ist schon Mittagszeit, und wie sel zum Flügel lässt 40 Minuten auf sich jeden Tag gehe ich in eine Pastelaria, um warten – das erhöht zumindest die die Tagessuppe, frisch gepressten Oran- Spannung! gensaft und einen Milchkaffee (Galao) Endlich können wir probieren, und zu mir zu nehmen. Mittagessen, ein ab- schon füllt sich auch der Saal. Ich genie- solutes „Muss“ in Lissabon. Es kam tat- ße den Blick auf den Rossio, einen zen- sächlich vor, dass ich zum Essen ge- tralen Platz im Bairro Alto, der jetzt schickt wurde ... in der Vorweihnachtszeit, für unseren Am Nachmittag Unterricht bei Prof. Geschmack vielleicht etwas zuviel, ge- Swinnerton (Oboe). Kenne ich eigent- schmückt ist. Es duftet nach gebrannten Kastanien. Schöne Atmo- sphäre, auch im Saal, in wel- Ein Wintertag – chem bereits das Konzert mit einer Ansage begonnen wird. lich schon das Programm für den Nun ist alles wie überall: gute Leistun- Abend? Nicht sicher, aber mal schauen, gen, Daumen drücken, Küsschen links welche Studenten spielen möchten! Auf und rechts und vor allem große Sponta- jeden Fall wird Ineke, eine Er a s m u s - neität und Musizierfreude. Viel zu Studentin aus Belgien, spielen. schnell ist die Stunde vorbei, das Publi- gewechselt, jeder erzählt von den Erleb- Nach dem Unterricht weiß ich dann kum dankbar, Studenten, der Professor nissen des Tages, natürlich portugie- endlich, was am Abend zu hören sein und ich sind erleichtert und glücklich. sisch, ich bemühe mich wirklich, aber wird, und für einen erkrankten Studenten Nach dem Konzert gibt Professor Gilberto lächelt und berichtigt! springt der Professor selbst ein, damit das Swinnerton noch einen Ginjinha aus, Endlich im Bett. Der Tag geht zu Programm farbig genug bleibt. den typischen Lissaboner Kirschlikör, Ende. Schön war er. Meine Gedanken welchen man für einen schweifen zum morgigen Abend und Euro an der Ecke des meiner Konzertkarte fürs Ce n t r e Cu l - Rossio wahlweise mit Früchten oder ohne er- stehen kann. Aber dann Zurückgedacht geht’s nach Hause, durch die kühle, feuchte und t u r a l de Be l e m . Kollegen geben einen von den Kastanienver- Kammermusikabend. käufern mit Rauch ver- Freu mich darauf und darüber, hier zauberte Stadt. sein zu dürfen. In meiner WG ange- Abschließend gilt mein Dank der kommen, gibt es in der Hochschulleitung, die mir nach meiner Wohnküche noch etwas Tätigkeit als Gleichstellungsbeauftragte Tee in Gesellschaft mei- der Hochschule diese Freisemester zu- ner Mitbewohner Ariane erkannte, im Besonderen Frau Birgit (deutsch) und Gilberto Reichelt, die im Vorfeld den Kontakt (portugiesisch). Auch hier zur Hochschule für Musik in Lissabon wärmen uns Ölradiator aufgenommen und somit den Weg für und viele Kerzen, für meine Arbeitsmöglichkeit an der ESML Ariane und mich ist es (Es c o l a Su p e r i o r de Mú s i c a Li s b o a ) sehr gemütlich, doch Gil- öffnete, sowie allen KollegInnen und berto würde sich, wie alle MitarbeiterInnen in der Verwaltung, Portugiesen, in einer hell die in dieser Zeit hier in Leipzig für erleuchteten Küche woh- mich gedacht und gehandelt haben.

Fotos: Smettan Fotos: ler fühlen. Worte werden Constanze Smettan, FR Korrepetition

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Z w i c k a u /Amber g Helden von heute James-Bond-Musical als Schüleraufführung in Zwickau und Amberg oder Vom Sinn der Projektarbeit

er geneigte Leser dieses MT-Jo u r n a l s wird sich erinnern, dass im Januar 2007 ein James-Bond-Musical mit dem Titel „Helden von heute – ein Leben für die Menschheit“ in Leipzig seine Uraufführung hatte, veranstaltet von D etwa 25 Schulmusikstudierenden, die mittlerweile auch in der Pfalz einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Jetzt ist es eine Sache, wenn studierende Semiprofis solch ein Werk an einer Musikhochschule aufführen, und eine andere, wenn gut 30 Schülerinnen und Schüler eines Musikgrundkurses sich daran wagen. Die Zwölft-Klässler des Peter-Breuer-Gymnasiums Zwickau taten dies – und gewannen!

Auf das Stück aufmerksam gemacht Arbeit – und dazu gehörte auch die Her- Doch damit nicht genug. Zwecks durch einen Dozenten der Fachrichtung stellung der Kulissen und die Gestaltung Verbesserung der Völkerverständigung Schulmusik, entschieden sich die beiden der Kostüme – jedoch in einigen Inten- hatten die beiden Lehrer ein Gastspiel ebenso jungen wie sympathischen sivtagen in den zwei Wochen vor den an einer Partnerschule im Westen orga- Musiklehrer Torsten Leutert und Mark Aufführungen am 7. und 8.11.2007 auf nisiert, genauer gesagt in Bayern und Scheffler, für ihr neues Großprojekt die der großen Bühne des Gewandhauses in noch genauer gesagt an dem rein Helden zu nehmen, da es allein durch Zwickau. Waren bis dahin noch recht von Mädchen besuchten Dr.-Johanna- die zahlreichen Solorollen, den Chor, Wenige so wirklich vom Erfolg des bis- Decker-Gymnasium und -Realschule in Tänzer und die Band gute Möglich- her Erarbeiteten überzeugt, änderte sich Amberg. Man stelle sich dies vor: Der keiten bot, zwei komplette Musikkurse dies allerspätestens bei den Beifallsstür- mehr oder weniger leicht sächsisch-ero- sinnvoll und gewinnbringend einzubin- men aus dem gut besuchten Zuschauer- tisch angehaucht sprechende Bond vor den. Die Proben begannen bereits im raum während und nach der Premiere, einer Horde bayrischer Schülerinnen, Juni, unterbrochen durch die Sommer- die sogar die erhoffte Zugabe („MI6“) die Jungs nur vom Hören-Sagen ken- pause. Da aber für die Einstudierung ermöglichten und allen Beteiligten Lust nen! Nun ja – er hatte Erfolg und alle der Songs und Dialoge vorwiegend die auf die (noch begeisterter aufgenom- anderen mit ihm, und man kann sa- reguläre Unterrichtszeit genutzt werden mene) zweite Aufführung am nächsten gen, dass es eine sehr angemessene musste, ballte sich die hauptsächliche Abend machten. Abschlussvorstellung der Zwickauer

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Inszenierung wie auch des ganzen ers- tigen Schulsystem – gerade wegen seiner – „orrr das war geil ey ... einfach ham- ten Helden-Jahres war. immer stärkeren Leistungsorientiertheit mer“ Natürlich gibt es für einen Komponis- – nicht zurechtkommen. – „mega geiles EVENT. Wer net da war ten nichts Schöneres, als wenn sein Werk An diesem Punkt finde ich es wichtig, hat was verpasst.“ so gut aufgenommen und beklatscht wird. sich gerade als Musiklehrer darüber im Aber gerade als Schulmusik-Student stellt Klaren zu sein, dass man mit solchen Ist das nicht etwas, wofür es sich sich viel mehr als den persönlichen Erfolg Projekten etwas bei den Schülern (und lohnt, Zeit zu investieren? betreffend die Frage, ob es denn sinnvoll den Eltern und auch den Kollegen) errei- Nur zur Sicherheit noch einmal: Fach- ist, derart viel Zeit in ein Projekt zu in- chen kann, was über dem System steht. wissensvermittlung ist auf jeden Fall vestieren, welches außerhalb jeglicher Lehr- Es ist erstaunlich, welche unerwarteten wichtig, aber es ist meiner Meinung pläne und zu behandelnder Unterrichts- tollen Fähigkeiten selbst die introvertier- nach auch nicht alles, und das möchte stoffe steht. Gerade, weil es immer Kollegen testen Schüler oft bei solchen Projekten ich allen Kritikern zu bedenken geben. geben wird, die sich aufgrund der zahl- zeigen können. Weil solche Projekte Wer Zweifel daran hat, der begebe reichen Proben beschweren und die Spaß machen, weil sie Anerkennung sich doch mal hin zu den auf diesem Ge- bemängeln, dass die Beteiligten zu stark bringen, weil sie ganz extrem die Zusam- biet erprobten Schulen und erkundige von dem Projekt beansprucht werden. menarbeit und das Vertrauen zueinander sich bei den verantwortlichen Lehrern Ich kann all die Kritikpunkte dieser fordern und fördern, weil es diese Ereig- und am besten auch bei den beteiligten Kollegen nachvollziehen, und ich bin mir nisse sind, die einem noch jahrzehntelang Schülern, wie zum Beispiel bei den 12er- durchaus bewusst, dass die Wissens-(als in Erinnerung bleiben. Oder wie soll man Musikgrundkursen des Peter-Breuer- reine Fakten-)Vermittlung eine entschei- sonst solche Internetforenbeiträge der Gymnasiums Zwickau, die hier eine dende (da allein wirklich evaluierbare) Schüler zu ihrem Projekt deuten? ganz beeindruckende Leistung erbracht Rolle in der Ausbildung darstellt. Aber haben. Fakt ist, dass viele angehende Lehrer – „das isses geilste was mer so gemacht Manuel Buch, und auch die Schüler selbst mit dem heu- ham“ Student FR Schulmusik

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BERICHTE AUSSERHALB

L e i p z i g

er hat Angst vorm Großen Saal? Jeder – auch Ulrich „Wenn sich WBaron, der Leiter des Ju- gendchores der Humboldt-Schule Leip- zig. Dennoch ließ er sich nicht abschre- Geist und Kraft cken und mietete den Großen Saal des Gewandhauses für ein Konzert, dessen Entwicklung ein wunderbares Beispiel vereinen…“ Großprojekt von Schülern, Studenten, Tänzern und Senioren im Gewandhaus

einer Zusammenarbeit von Schulmusik- studenten, Gesangsstudenten und Lehr- kräften der Hochschule für Musik und Theater, von Musiklehrern und Schü- lern an einem großen künstlerischen Projekt ist. Dank der Leitungs- und Organisa- tionskunst von Ulrich Baron wurden fünf Chöre, zwei Orchester und eine Lichtwer-Gymnasiums Wurzen, des als deutlich machten: Wer darf am ers- Bigband mit Sängern, Pianisten und BIP Kreativgymnasiums Leipzig und ten Pult spielen – der Schulmusiker, der einer Tanzgruppe zusammengeführt, des Grünauer Chors e.V. in ihren Schu- das Instrument studiert und weiß, was Noten besorgt, Räume organisiert, ge- len probten, wurden in der Hochschule ein Vibrato ist, oder der Schüler, der seit probt, geworben und Karten verkauft. die Solisten ausgewählt: Tina Hermann, Jahren engagiert im Schulorchester Vor allem bei der Chor- und Orches- Lydia Moellenhoff und Tae Hee Kwon mitspielt? Und wer darf das Orchester ter-Arbeit war dabei die Mitarbeit von aus der Klasse Prof. Berthold Schmid leiten – der ausgebildete Dirigent der Schulmusik-Studenten gefragt: Malte sollten die Gesangs-Soli in Beethovens Hochschule oder der Lehrer, der seit Splittgerber und Jovanka Behrens un- Chorfantasie (siehe dazu auch Beitrag Jahren sein „musica viva“ leitet und terstützten den Jugendchor mit Stimm- Seite 8) übernehmen, Wieland Moder- dessen Herzblut in dem Projekt steckt? bildung, Stimmproben und Korrepetition, egger aus der Fachrichtung Schulmusik Wie weit kann ein Schulprojekt als sol- während Lena Müller dem Grünauer erfüllte sich außerdem mit der Partie ches gehen, und wann wird das Niveau Chor assistierte, Cordula Susanne Geck des Bürgermeisters van Bett in Lort- zu hoch angesetzt? das Kammerorchester des Gymnasiums zings Singschule einen lang gehegten Zu der Kluft zwischen Schüler und übernahm und Bernd Hobe mit Prof. Traum, und Prof. Frank Peter erklärte Student gesellte sich außerdem die Kluft Thomas Schipperges’ Unterstützung sich bereit, den virtuosen Klavierpart zwischen zwei Generationen, nämlich das Programmheft gestaltete. der Chorfantasie zu spielen. den 10- bis 18-jährigen Schülern und den Während das Orchester der Hum- Bei der Zusammenführung der Teil- Senioren aus dem Grünauer Chor, die boldtschule und das Co l l e g i u m m u s i - nehmenden, die zunächst durch ein Pro- sich regelmäßig und überdeutlich be- c u m de r Sc h u l m u s i k (Leitung Brett benlager erfolgte, entstanden dann auf schwerten, wenn ihnen etwas nicht Alan Austad) sowie die verschiedenen einmal Probleme, die die Kluft zwischen passte, was die Jugendlichen zu diver- Chöre der Humboldtschule Leipzig, des Hochschulpraxis und Schulpraxis mehr sen flapsigen Bemerkungen verleitete ...

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Doch schließlich, als die Solisten und dann begann das Konzert. Keiner kipp- souveräne Chor- und Orchesterleitung auch noch eine Gruppe von sechs Tän- te um, keiner verlor seine Nerven oder vor dreihundert Mann, Korrepetition, zern von t a n z Ze n i t zu der Chorfantasie seine Noten, keiner spielte während des das künstlerische Profilieren auf seinem dazustießen, tilgte die Faszination der Konzerts mit dem Handy herum oder Instrument und letztlich auch schulisch- Musik allen Zwist. kaute Kaugummi, und keiner der zwei- organisatorische Eigenheiten, wie es Und endlich war es dann soweit. Am hundertfünfzig Sänger verpatzte eine sich ein angehender Lehrer eigentlich Abend des 13. Juli 2007 hieß es: „Hum- Generalpause. Nur einer wurde in der nur wünschen kann. boldt lädt ein.“ Etwa dreihundert Betei- Pause aus Versehen im Umkleideraum Mögen sich nun nach diesem Ge- ligte irrten suchend durch die Gänge eingeschlossen, aber sonst war das Kon- meinschaftserlebnis die Worte aus der des Gewandhauses, es wurden Auf- und zert ein voller Erfolg! Chorfantasie auch für alle erfüllen: Abgänge geübt, zum (Wasser-)Trinken Dieses Projekt bot vor allem den „Wenn sich Geist und Kraft vereinen, und zur Stille angeleitet und über nicht Schulmusikern Möglichkeiten, wie sie winkt uns ew’gen Friedens Gunst.“ vorhandene Parkplätze geschimpft. Und höchst selten auf der Straße liegen: die Jovanka Behrens, Studentin FR Schulmusik

Wo, bitte, ist hier die nächste Werkstatt?

m Lofft am Lindenauer Markt dass sich junge Künstler zusammenfin- Wenn ihr einen Stückentwurf I (www.lofft.de) ist die erste Werk- den und gemeinsam ein Projekt ent- oder eine Idee für ein Projekt habt, statt Leipzigs, die sich auf die Repara- stehen lassen, das von uns Werkstatt- ein Konzeptgerüst oder ein paar Leu- tur und Instandsetzung künstlerischer machern kuratiert wird. te, mit denen ihr unbedingt etwas auf Apparaturen, Unfallwracks die Beine stellen wollt – dann sendet und/oder Gerüste speziali- Die Werkstattmacher, das sind uns eure Pläne zu. Ihr braucht kein siert hat. Ihr kommt mit Dramaturgiestudenten der HMT, eine fertiges Konzept und auch keine kom- euren Ideen und Versatz- Theaterwissenschaftlerin und eine Me- plette Crew. Wir finden das passende stücken und habt bei uns die dienkünstlerin aus Leipzig, die im Som- Thema und die richtigen Leute für Eu- Möglichkeit, ihnen mit pro- mer 2007 das Werkstattkonzept er- er Vorhaben. fessioneller Unterstützung zu arbeitet und mit Beginn der Spielzeit einem repräsentationswürdigen Gan- 2007/08 am Lofft realisiert haben. Wer mitmacht, bekommt die zen zu verhelfen. Möglichkeit, professionell zu experi- Seit September sammeln und mentieren und das Ergebnis zweimal Bei dieser Werkstatt handelt es überprüfen wir die unterschiedlichs- aufzuführen. sich um eine Veranstaltungsreihe, die ten Konzepte und Ideen, um einigen einmal monatlich stattfindet und sich davon zur Produktion und zur Auffüh- Maildet Euch unter: dem experimentellen Erarbeiten von rung auf der Studiobühne des Loffts [email protected] Darstellender Kunst verschrieben hat. zu verhelfen. Die erste Premiere ist Dabei kommt es vor allem darauf an, für das Frühjahr 2008 geplant. Christine Böhm, Studentin FR Dramaturgie

Das sind die Werkstattmacher: Lene Grösch, Katharina Fiedler, Sarah Reimann, Anna Volkland, Christine Böhm und Ilona Bomert (alle HMT- Studentinnen FR Dramaturgie), Barbara Stössel (Studentin Theaterwissen- schaft), Diana Wesser (Medienkünst- lerin).

v.l.n.r. Barbara Stössel, Sarah Reimann, Christine Böhm, Diana Wesser, Katharina Fiedler, Anna Volkland, Lene Grösch

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L e i p z i g Die neueDie Ophicleïdeneue Ophicleïde ausD Leipzig i e n e u e O p h i c l e ï d e aus Leipzig D i e n e u e D i e n e u e aus Leipzig u Beginn des 19. Jahrhunderts rühmt wurde sie vor Ophicleide (engl.) Ophicleïde gab es verschiedene Versuche, allem durch Hector Zdas Bassproblem in der Bläser- Berlioz’ Besetzungen Ophikleide (dt.) sektion großer Orchester zu lösen. Das in der Symphonie fantas- aus Leipzig Klangvolumen von Serpent Ound Fagott p tique h (1830) i und c inl Benve e- ï d e Ofikleide (ital.) reichte nicht aus, um ein solides Bass- nuto Cellini (1838). Felix fundament zu liefern. Eine der ersten Mendelssohn Bartholdy ver- Erfindungen war das 1804 in England wendete sie u.a. in den Konzert- nik. Die großen Klappenpolster oben: konstruierte Basshorn. a u Es war s ein vor- ouvertüren Ein Sommernachtst- wurden nach längerem Spiel Ophicleïde wiegend aus Holz gefertigtes, dem Fa- raum (1826) sowie Meeresstille schnell undicht und führten zu gott sehr ähnliches Blasinstrument mit und Glückliche Fahrt (1828), einer unsauberen Intonation, unten links: einem Schallstück aus Metall. Der deut- Gaëtano Donizetti in Lucia di Lam- was den Niedergang des In- Serpent sche Instrumentenbauer Johann Hein- mermoor (1835), Giacomo Meyer- struments im Orchester ein- rich Gottlieb Streitwolf Leipzig baute 1820 ein beer in Les Huguenots (1836), Robert leitete. In Frankreich, Ita- unten rechts: chromatisches Basshorn, das mit einem Schumann in Das Paradies und die Peri lien und Großbritannien Ophicleïde- Kontrafagottrohr geblasen wurde. Bei- (1843), Giuseppe Verdi in Don Carlos blieb sie das ganze 19. Spieler de Instrumente wurden nur kurze Zeit (1865) und Aida (1871) etc. Jahrhundert hindurch ge- in den Blas- und Sinfonieorchestern ein- Berlioz schrieb 1844 in seinem Grand bräuchlich. Bis zu Beginn gesetzt. traité d’instrumentation über die Bass- des Ersten Weltkrieges wurde das Ins- 1817 entwickelte der Pariser Instru- Ophicleïde: „Der Klang der tiefen Töne trument in französischen Militäror- mentenbauer Jean-Hilaire Asté, ge- ist rau, aber in gewissen Fällen, unter chestern gespielt. Im deutschsprachigen nannt Halary, aus dem Serpent die Massen von Blechinstrumenten, Ophicleïde. Vier Jahre später wurde bewirkt er Wunder. Die sehr ho- das Instrument patentiert. Die Ophicleï- hen Töne haben einen wilden Cha- de gehört zur Familie der Bügelhörner rakter, den man jedoch noch nicht in mit Klappen. Das Blasinstrument der rechten Weise zu verwerten ge- Dieaus Messing ist nurneue dem Na- wusst hat. Die Mittellage erinnert, be- men nach an seinem Vor- sonders wenn der Bläser nicht sehr ge- gänger orientiert (serpens, schickt ist, zu stark an den Ton lat. = Schlange; O p ophis, h i c l e ï d edes Serpent und des Zinken. griech. = Schlange, kleidos, Nichts Plumperes [...] gibt griech. = Klappe), äußerlich es [...] als jene mehr oder ähnelt esaus eher einem Fa- weniger raschen Passagen, gott. Das Instrument mit die man in gewissen modernen konischem Rohr und nach Opern als Soli der mittle- oben gerichtetem Schalltrich - Leipzigren Lage der Ophicleïde ter wurde in Alt-, Bass- und zum Besten gibt: Das ist Kontrabasslage mit acht gerade so, als wenn ein bis zwölf Klappen ge- dem Stalle entlaufener baut. Stier mitten in einem Sa- Ihren ersten öffent- lon seine tollen Sprünge lichen Auftritt erlebte machte.“ die Ophicleïde 1819 in Das Hauptproblem der der Oper Olympia von Ophicleïde lag in der emp-

Gaspare Spontini. Be- findlichen Klappenmecha- Leipzig Universität Musikinstrumente, für Museums des Genehmigung freundlicher mit Abb.

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 55 BERICHTE AUSSERHALB

links: Frank und Siegbert Syhre

rechts: Takao Nakagawa (er macht eine Meister- ausbildung bei F. Syhre) spielt eine Ophicleïde

an Gert Mothes Fotos:

unten: Raum konnte sich die Ophicleïde nicht trumente Europas zu finden. Friedbert einem Finger bedient werden und ent- die neue wirklich durchsetzen, da sie von der 1835 und Frank Syhre nutzten ein Instru- spricht in seiner Ventilzuglänge einem Syhre- erfundenen Tuba verdrängt wurde. ment aus der Sammlung des Museums großen Ganztonventil. Nach Wunsch Ophicleïde Im September 2003 kam der Leip- für Musikinstrumente der Universität kann das Ventil so gebaut werden, dass ziger Instrumentenbaumeister Fried- Leipzig als Vorlage für ihreD neu i e kons n- ees mit u rechts e oder links zu bedienen ist. bert Syhre mit Bernd Angerhöfer (Solo- truierte Ophicleïde. Anfang 2005 waren Die Ventilanordnung wurde an zwei Tubist im MDR-Sinfonieorchester und die Arbeiten an einem ersten Instrument Positionen zur Verbesserung des An- D i eLA an n der HMT) e ins u Gespräch, e dass es abgeschlossen, was jedoch stimmungs - spracheverhaltens Ophicleïde verändert. Durch keine brauchbare Ventil-Ophicleïde mäßig den Anforderungen noch nicht technische Veränderungen am soge- gäbe, die sich in die Klangstruktur eines genügte. Daraufhin erfolgten bautech- nannten Druckwerk ergeben sich je- großen Sinfonieorchesters organisch nische Veränderungen an der Form des ausdoch für denLeipzig musizierenden Bläser kei- einfügen würde. Neben den originären Schallstückverlaufs, der Bohrungen der nerlei spieltechnische Veränderungen. Ophicleïden, O p die ihrem h Namen i c nach l eMaschine, ï d d. h. dere gesamten Mensur Somit können alle bei der Tuba ge- Klappeninstrumente waren, gab es be- des Blasinstruments. bräuchlichen Grifftechniken angewen- reits im 19. Jahrhundert mit Ventilen Um der Klangvorstellung des 19. det werden. ausgestattete Ophicleïden. Jahrhunderts so nahe wie möglich zu Instrumentenbaumeister Friedbert a u s Einige dieser Instru- kommen, vereinigt die von Friedbert Syhre: „Es war für uns eine Herausfor- mente sind in den Syhre entwickelte Ophicleïde alte und derung, ein solches Instrument mit Sammlungen der neue Erkenntnisse des Blechblasinstru- Ventilen für großes Orchester zu ent- großen Museen mentenbaus in sich. Äußerlich ähnelt wickeln. Im Frühjahr 2007 stand das Leipzigfür Musikins- das Instrument seinem historischen Vor- fertige Instrument für die Musiker zum bild, bringt aber statt der Klappenme- Testen bereit. Wir dürfen sagen, mit chanik ein Ventilsystem. Das Ventilsys- durchweg positiven Ergebnissen.“ tem besteht, wie bei der deutschen Juliane Bally, Promotionsstudentin Tuba-Bauweise, aus fünf Dreh- Universität Leipzig, FR Musikwissenschaft ventilen. Das fünfte Ventil kann mit Kontakt www.musikhaus-syhre.de Musikhaus Syhre Wiederitzscher Straße 33 D-04155 Leipzig Tel. +49-341-590 67 08 Fax +49-341-564 59 60

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Freundeskreisstipendium für das Studienjahr 2007/08 vergeben Fotos: KS Fotos:

ie in jedem Jahr wurde zur Immatrikulationsfeier wieder das Freundeskreisstipendium vergeben. Am 8. WOktober 2007 erhielten aus den Händen des 1. Freundeskreis-Vorsitzenden Ingbert Blüthner-Haessler zwei Studentinnen ihre Urkunden: Hiroko Kudo (Klavier, Klasse Prof. Gerald Fauth) konnte das seit diesem Jahr nur noch einmal vergebene Freundeskreisstipendium in der Höhe von 3000 Euro zugesprochen werden. Über einen Förderpreis in Höhe von 500 Euro freute sich Anastasia Peretyahina (Alte Musik/Gesang, Klasse Marek Rzepka). Die Stipendiatinnen wurden nach der Teilnahme an einem Auswahlvorspiel ermittelt. KS

Neuer Ort und Neues für die Ohren Die Jahreshauptversammlung des Freundeskreises der Hochschule 2007

lles neu macht der Mai? An 31 Mitglieder kamen am 19. Mai 2007 der zwei FK-Stipendien à 3000 Euro diesen Liedbeginn mochte man in den Gohliser Poetenweg – verglichen vergeben worden. Sie gingen an Julia A bei der Jahreshauptversamm- mit den Vorjahren die beste Resonanz Sophie Wagner (Gesang) und Outi Sep- lung des Freundeskreises der Hoch- seit Jahren. Zunächst verlas der 1. Vor- pänen (Klavierkammermusik/Liedgestal- schule denken. 2007 fand sie erstmals im sitzende Ingbert Blüthner-Haessler sei- tung instrumental). Die zwei Stipendien Mediencampus der Villa Ida statt, und nen Rechenschaftsbericht für 2006. Er für die Nachwuchsförderklasse (NFK) stolz präsentierte der Verein eine wei- gab bekannt, dass im Verlaufe eines à 500 Euro erhielten Julian Dreßler tere Premiere: die erste, wenige Tage Jahres die Mitgliederzahl von 180 auf (Klavier) und Florian Zerbaum (Posau- zuvor beim Altenburger Label q u e r - 219 (bei Redaktionsschluss dieses MT- ne). s t a n d erschienene CD mit Einspie- Jo u r n a l s waren es 226) gestiegen sei Ingbert Blüthner-Haessler stellte lungen des Freundeskreisstipendiaten und umriss die finanzielle Situation des natürlich auch besagte CD vor, die 2005/06, Igor Gryshyn. Freundeskreises (FK). Zudem waren wie- die Mitglieder an diesem Tag kostenlos

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 57 AUS DEM FREUNDESKREIS

erhalten konnten. Am Ausgang wurde dem Westsächsischen Symphonieor- wichtig seien, um eine gewisse Interna- jedoch um eine Spende dafür gebeten. chester, dem MDR, dem Bach-Archiv, tionalität zu erreichen. Diesem Argu- Mit dieser Produktion soll eine neue der Universität und anderen. ment pflichtete auch der Rektor bei. Tradition begründet werden. Denn ge- Zum Studium der Schulmusik erläu- Außerdem wurde angeregt, Eintritt für plant ist, dass die jeweils „gekürten“ terte er, dass die Verhandlungen mit der die Stipendiatenkonzerte zu erheben, da FK-Stipendiaten jährlich eine solche Universität zur Umstellung auf den Ba- diese in der letzten Zeit sehr gut besucht Einspielung vornehmen. chelor-/Masterstudiengang noch andau- waren. Es folgte der Bericht des 2. Vorsitzen- ern. Zudem sei eine neue Ära für das Nach einer Abstimmung wurde der den. Da Rektor Prof. Robert Ehrlich Hochschulsinfonieorchester mit der Be- Vorstand schließlich entlastet. das erste Mal bei einer Jahreshauptver- rufung von Prof. Ulrich Windfuhr an- Im Anschluss an die Vorstellung des sammlung des FK zugegen war (er ist gebrochen. Der Stellenwert dieses Or- Haushaltsplanes für das Jahr 2007, der bekanntlich seit Oktober 2006 im höchs- chesters werde künftig im Curriculum einstimmig angenommen wurde, gab ten HMT-Amt), stellte er sich zunächst der HMT erhöht. Zur Arbeit des Freun- es Überlegungen, die Mitgliedsbeiträge kurz vor. Nach der Verortung der Hoch- deskreises erinnerte er an die Geburts- eventuell von gegenwärtig 20 Euro jähr- schule für Musik und Theater als ältes- stunde des Vereins durch den Neubau lich zu erhöhen sowie einen zusätzlichen tes deutsches Konservatorium in der des Großen Saales. Heute seien jedoch Diskussionsabend zu veranstalten. Kulturlandschaft Leipzigs sprach er sich andere Aufgaben notwendig, wie vor Nach der Versammlung erwartete die dafür aus, dass die HMT-Veranstal- allem Studierende aus weniger vermö- Mitglieder noch ein kleines Catering in tungszahl (gegenwärtig fast 700 pro genden Verhältnissen (z.B. aus Osteuro- den sehr angenehmen Räumlichkeiten Jahr) reduziert werden müsse. Er gab pa) zu fördern und ihnen die Teilnahme des Mediencampus. Schließlich gab Igor auch bekannt, dass mit Beginn des Win- an Wettbewerben oder ähnlichem zu Gryshyn ein öffentliches, sehr gut be- tersemesters 2006/07 etwa 30 Prozent ermöglichen. Er sprach dafür dem FK suchtes und mit viel Beifall bedachtes Ausländer an der HMT studierten. Im seinen Dank aus. Präsentationskonzert seiner CD, die er- Studienjahr 2006/07 bewarben sich Es folgte der Finanzbericht von freulicherweise auch zahlreiche Abneh- 3 600 Anwärter aus über 50 Ländern für Schatzmeisterin Ingrid Kröger sowie mer fand. Fazit: Sowohl der bis dato un-

Freundes- kreis-Stipen- diat 2005/06 Igor Gryshyn

250 Studienplätze. Erfreut äußerte er eine Diskussion der Mitglieder. So wur- bekannte Versammlungsort als auch die sich über die Berufseinsteigerquote in de angeregt, die HMT-Professoren ver- Neuheit für die Ohren fanden insgesamt der Fachrichtung Schauspiel, die bei stärkt anzusprechen und für eine Tätig- großen Zuspruch. Bleibt zu hoffen, dass fast 100 Prozent läge. Viele Absolventen keit im FK zu werben. Ein Mitglied die Mitgliederversammlung im Frühjahr hätten auch Verträge bei Orchestern schlug vor, die CD von Igor Gryshyn als 2008 zu einem ähnlichen Erfolg wird. von Weltrang, seien freischaffend oder Werbegeschenk einzusetzen und zum Katrin Schmidinger würden im Lehrauftrag unterrichten. Beispiel über Büros von Steuerberatern Die Hochschule arbeite mit bedeu- u.a. zu verteilen. Es wurde jedoch auch tenden Institutionen zusammen, wie angemahnt, in Anbetracht der hohen dem Gewandhaus (Meisterklassenstu- Ausländerquote an der Hochschule PS Die aktuelle CD mit Igor Gryshyn diengang Orchesterakademie) und ver- mehr Kontakt zu deutschen Musikschu- ist beispielsweise in der Pressestelle und füge über Kooperationsverträge mit len und deutschen Studenten zu halten. in der Bibliothek der Hochschule gegen zahlreichen Institutionen wie Oper, Ingbert Blüthner-Haessler erwiderte eine Spende von 15 ¤ erhältlich. Schauspielhäusern, Forum Thomanum, darauf, dass ausländische Studierende

58 MT-JOURNAL No 24 Januar 2008 NOTIZEN notizen :: mitteilungen :: notizen :: mitteil

Konrad Fichtner und Simon Kling- der Institutionalisierung (Joachim werb vom 22. bis 24. Juni 2007 ner (Kontrabass, beide Klasse Prof. Kämer) sowie Fächerspektrum gewann Hae-Sung Yoon (Klavier, Frithjof Martin Grabner) haben sich (Matthias Wiegandt), schulischer Klasse Prof. Gerald Fauth) den einen Zeitvertrag bei der Staats- Musikunterricht (Sointu Scharenberg) 1. Preis sowie den 1. Publikumspreis kapelle Halle erspielt. und Musiklehrerausbildung (Susanne und für ihre herausragende Leistung Fontaine), Instrumentalpädagogik die Auszeichnung als Virtuosin dieses Der erst 28-jährige Gregor Meyer, (Dietlind Bäuerle-Uhlig), Komponie- Wettbewerbs. Stipendiat des Freundeskreises und ren als akademische Disziplin (Rainer Absolvent der Hochschule (Kirchen- Bayreuther), die Angliederung der Prof. Ulrich Klupsch (Violine), musik; danach Aufbaustudium Chor- Darstellenden Künste (Antje Tumat), Stefan Nusser (Kirchenmusikalisches dirigieren, Klasse Morten Schuldt- die Hochschule als Konzertveranstal- Institut) und Dr. Michael Köhler (FR Jensen), hat am 1.8.2007 die Leitung ter (Philine Lautenschläger), Musik- Dirgieren/Korrepetition) scheiden des Leipziger GewandhausChores wissenschaft und Musiktheorie (Dörte aus dem Lehrbetrieb aus, werden übernommen und damit die Amts- Schmidt) sowie Jüdische Musiker nachfolge von Morten Schuldt-Jensen (Daniel Jütte und Matthias Pasdzierny) angetreten. Im Wintersemester und Konservatorium und weibliche Neues von Young 2006/07 leitete er den Hochschul- Bildung (Rebecca Grotjahn). Kammerchor. Am 3.11.2007 gab er Concer t Ar t is t s im Leipziger Gewandhaus sein erfolg- Dr. Michael Fuchs, Dozent für reiches, viel beachtetes Antritts- Stimmphysiologie, hat als geladener eim Internationalen Tschai- konzert mit Chorwerken von Felix Hauptreferent auf dem jährlichen B kowsky-Wettbewerb, der am Mendelssohn Bartholdy. Symposium der Vo i c e Fo u n d a t i o n 30.6.2007 in Moskau zu Ende Ende Mai 2007 in Philadelphia über ging, wurden zwei Preisträger der Karl-Heinrich Niebuhr (Violine, das Thema „Interdisciplinary care of 11. Europäischen Runde des Yo u n g Klasse Prof. Klaus Hertel) erhielt singing voice in childhood and adoles- Co n c e r t Ar t i s t s -Wettbewerb, die nach erfolgreichem Probespiel eine cence: biological and social aspects“ im September 2006 an der HMT feste Anstellung im Gewandhaus- vorgetragen. Die Vo i c e Fo u n d a t i o n stattfand, im Fach Klavier ausge- orchester Leipzig. widmet sich als weltweit agierende zeichnet. Gesellschaft der Erforschung der Sergej Sobolev (Russland) erhielt Aus Anlass des 150. Jubiläums der Stimme. den 4. Preis, während Benjamin Musikhochschule Stuttgart fand im Moser (Deutschland) der 5. Preis, Landesarchiv Baden-Württemberg/ Beim VI. Co n c u r s In t e r n a t i o n a l d e sowie der Preis für die „Beste Inter- Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Mai Pi a n o vil a d e Ca p d e p e r a (Mallorca) pretation eines russischen Werkes“ eine Tagung statt, u.a. mit der Vor- hat Hye-Min Oh (Klavier, Klasse Prof. und der Publikumspreis zugespro- stellung des Buches Zwischen bürger- Helgeheide Schmidt) den 1. Preis chen wurden. Zuvor gewannen licher Kultur und Akademie. Zur Profes- (Niveau 4) errungen. beide junge Künstler Erste Preise sionalisierung der Musikausbildung in beim weltweiten Yo u n g Co n c e r t Stuttgart seit 1857 (Fo r u m Mu s i k wi s - Beim Bundeswettbewerb Ju g e n d m u - Ar t i s t s Au d i t i o n s -Wettbewerb, der s e n s c h a f t 2), hrsg. von Joachim Kre- s i z ie r t in der Altersgruppe 4 gewann im Januar 2007 in New York City mer und Dörte Schmidt, Schliengen die 15-jährige Hannah Buchardt stattfand. 2007 (441 S.). (Nachwuchsförderklasse Violine, Klasse Auch frühere Yo u n g Co n c e r t Der Band widmet sich – mit zahlrei- Prof. Ulrich Klupsch) einen 1. Preis. Ar t i s t s Au d i t i o n s -Preisträger chen Querverweisen auch auf Leipzig erregten beim diesjährigen Tschai- – der Akademischen Musikausbildung Gregory Staas (Kontrabass, ehemals kowsky-Wettbewerb Aufmerksam- und dem kulturellen Ort der Musik Klasse Prof. Frithjof Martin Grabner) keit: Den 1. Preis im Fach Violine im 19. und 20. Jahrhundert. Ange- entschied das Probespiel beim Turku erhielt Miyako Kamio (Japan) und sprochen sind die Frage nach dem Philharmonic Orchestra für sich und der 2. Preis im Fach Violoncello ging Ideal des guten Musikers (Reinhard wechselt vom Bergen Philharmonic an Alexander Bouzlov (Russland). Kapp), Aspekte der Quellenüberliefe- Orchestra (Norwegen) nach Finnland. Die nächste Europäische Runde in rung (Nicole Bickhoff und Elke Koch), Leipzig findet vom 3. bis 7. Septem- der Trägerschaften (Thomas Schip- Beim 7. Mü n c h n e r Kl a vie r p o d i u m der ber 2008 an der HMT Leipzig statt. perges, FR Musikwissenschaft) und Jugend Internationaler Klavierwettbe-

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 59 NOTIZEN notizen :: mitteilungen :: notizen :: mitteil

aber im Lehrauftrag weiter an der – Februar 2008), Jens Hildebrandt 28.1. Gewandhaus: Konzert für Klavier Hochschule unterrichten. (feste Anstellung im Philharmonischen und Orchester (Akademisches Orches- Orchester Augsburg, seit Spielzeit ter, Dirigent: Horst Förster, Klavier: Diese Studierenden und Absolventen 2007/08), Elke Benz (feste Anstel- Stephan König) der Horn-Klasse von Prof. Thomas lung im Berliner Sinfonieorchester, 3.2. Alte Handelsbörse: Konzert für Hauschild erhielten folgende Engage- seit Spielzeit 2007/08), Christiane Klavier und Kammerorchester (Kammer- ments: Benedikt Euler (Zeitvertrag Bigalke (feste Anstellung im Staatsor- orchester ‹artentfaltung›, Dirigent/ 3. Hornist im Staatsorchester chester Stuttgart, seit Spielzeit 2007/ Klavier: Stephan König) Hannover, Spielzeit 2007/08), Eda 08), Juliane Grepling und Lenart 23.2. Markkleeberg, Großer Linden- Pacaci (Zeitvertrag stellvertretende Istenic (feste Mitglieder der Jungen saal: Konzert für Klavier und Jazz- Solohornistin am Pfalztheater Deutschen Philharmonie seit 2007). Orchester (LeipJAZZig-Orkester, Kaiserslautern, Spielzeit 2007/08), Dirigent/Klavier: Stephan König). Gala Grauel (Praktikantenvertrag K3 – die drei Klavier-Konzerte von Staatstheater Kiel, Spielzeit 2007/08), Stephan König (LA Klavier, Improvi- Hans Uhlmann (Kontrabass, Klasse Stefan Markwart (Zeitvertrag im sation) erklingen im Januar/Februar Prof. Frithjof Martin Grabner) hat das Gewandhausorchester Oktober 2007 2008 in Leipzig: Substitutenprobespiel im Gewandhaus- orchester gewonnen.

Johann Clemens (Trompete, Klasse „Mein G’müt ist mir verwirret“ Prof. Peter-Michael Krämer) bekam durch ein bestandenes Probespiel ab Zum Tod von Rolf Reuter (1926–2007) September 2007 einen Zeitvertrag im Gewandhausorchester.

olf Reuter wirkte über mehr als sellschaft, Ehrenmitglied der Oper Leip- Ingolf Schauer (LA Psychologie) war ein Jahrzehnt an der Hochschule zig und der Komischen Oper Berlin. vom 17. bis 19. September 2007 auf Rfür Musik „Felix Mendelssohn Kurz vor seinem Tod ist Rolf Reuter ins der Tagung für Gesundheitspsycholo- Bartholdy“, wo er die Fachrichtung Diri- Gerede gekommen. Eine Sommerloch- gie in Schwäbisch Gmünd mit einem gieren/Korrepetition leitete. Geboren geschichte? Er hat sich zu seinen Angren- Beitrag zum Thema „Empirische Ge- 1926 in Leipzig als Sohn des Musikwis- zungen an rechtsextreme Gruppen be- sundheitsanalysen bei Orchestermusi- senschaftlers und Komponisten Fritz kannt. Und er versuchte, Beweggründe kern“ vertreten. Bereits im Septem- Reuter, war Rolf Reuter nach dem Studi- darzulegen. Glaubte Reuter, mit Vorträgen ber 2006 hielt er auf dem Kongress um in Dresden als Dirigent in Eisenach, bei der „Deutschen Kulturgemeinschaft“ für Musikpsychologie in Freiburg einen Meiningen, Leipzig und Weimar tätig. oder beim „Freundeskreis Ulrich von Vortrag zum gleichen Gegenstand. Vor allem als Chefdirigent und General- Hutten“ zu Themen wie „Anton Bruckner musikdirektor der Komischen Oper Ber- und die deutsche Volksseele“ und „Die Der erst 18-jährige Student Jurij lin setzte er in den 80er und frühen 90er Musik als Ausdruck der Volksseele im Griff Khvostov (Oboe, Klasse Prof. Christian Jahren inhaltliche und qualitative Maß- der amerikanischen Zerstörungswelle und Wetzel) gewann beim In t e r n a t i o n a le n stäbe mit einem Repertoire, das von Mo- deren Abwehr“ oder mit dem Verweis auf Ri c h a r d -La u s c h m a n n -We t t b ewe r b zart über Wagner und Mussorgski bis zu die kulturelle Tragweite deutscher Lied- für Oboe in Mannheim den 3. Preis. mehreren Ur- und Erstaufführungen kompositionen wie „Mein G’müt ist mir reichte (darunter Matthus’ Judith oder verwirret“ zur Veredelung der national-völ- Isolde Winter (Barockcello, Klasse Schönbergs Erwartung). Sein pädago- kischen Szene beitragen zu können? „Gut- Prof. Peter Hörr) gewann ein Stipen- gisches Wirken setzte Reuter an der Berli- gläubigkeit, Naivität und humanistische dium zur Mitwirkung in der Ac a d e m i a ner Musikhochschule fort. Gastspielrei- Gesinnung“ machte Werner Wolf geltend Montisregalis in Italien 2008. sen führten ihn durch Europa und bis (ND, 6. August 2007). Mit Alfred Andersch nach Buenos Aires und Peking. Reuter zu fragen: „Schützt Humanismus denn vor Das LeipJAZZig-Orkester gastierte war Träger des Nationalpreises und Vater- gar nichts“? unter der Leitung von Stephan König ländischen Verdienstordens der DDR so- In der Nacht vom 10. zum 11. Septem- (LA Klavier, Improvisation) im Okto- wie des Bundesverdienstkreuzes Erster ber 2007 ist Rolf Reuter gestorben. ber in Nanjing/China. Bei drei umju- Klasse, Präsident der Hans-Pfitzner-Ge- schpprges belten Konzerten (j a z z -a n d -w o r l d - m u s i c -fe s t iva l und De u t s c h l a n d -Pr o -

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m e n a d e ) erklangen Kompositionen zu den Se t t e m b r e Mu s i c a in Mailand von Stephan König: Konzert für Klavier und Turin; Flans von Franco Donatoni Leipziger Studenten und Jazz-Orchester, Zyklus für Jazz- und Akrostichon von Un-Suk Chin mit beim Konzert „Lebenswelten/ Orchester und andere Werke. dem Nie u w En s e m b le bei La Bie n n a le d i Ve n e z i a ; für Dezember 2007 Musikwelten“ in Hamburg Beim 5. Na t i o n a le n Ba c h -We t t - standen mehrere Aufführungen von b ewe r b für junge Pianisten 2007 in Händels Messias mit dem Bach-Kolle- Köthen erhielt Anita Rott aus Magde- gium Japan in Sapporo, Osaka und oseph Joachim schrieb eines der burg (Nachwuchsförderklasse, Fach- Tokio an. Jschwierigsten Konzerte für Solovioline. richtung Dirigieren/Korrepetition, So viel ist den meisten Menschen, die Klasse Prof. Gudrun Franke) im Okto- Viktorija Kaminskaite (Sopran, sich intensiv mit Musik beschäftigen, be- ber einen Förderpreis. Aufbaustudium, Klasse Prof. Regina kannt. Die Bedeutung des Violinvirtuo- Werner-Dietrich) übernahm 2007 die sen und dessen Einfluss auf Komponisten Prof. Peter Hoerr (Violoncello) gab Partien der Pamina in Mozarts Die wie Dvorˇák, Brahms und Bruch, deren gemeinsam mit Prof. Antje Weithaas Zauberflöte und der Philine in Mignon Violinkonzerte er uraufführte, brachte die (Violine) und Prof. Hartmut Rohde von Ambroise Thomas am Landes- Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Beatrix (Viola) einen Meisterkurs im Rahmen theather Dessau; im Mai 2007 die Borchard in einem Buch über Leben und der Mat t h ei s e r So m m e r a k a d e m ie in Partie der Luise in Eugen d’Alberts Werk Joachims zum Ausdruck. Rheinland-Pfalz. Die Abreise im Kellertheater der Oper Mit der Mission, Joseph Joachims gro- Leipzig; im September 2007 gab sie ßes Schaffen nicht nur im Bereich der in- Amanda Anderson (Violoncello, einen Liederabend zusammen mit strumentalen, sondern auch der vokalen Klasse Prof. Peter Hörr) erhielt ein Tobias Bernd (Absolvent Gesang, Musik zu würdigen, machten sich die Pia- „scholarship“ für die So m m e r a k a d e m ie Klasse Prof. Hermann Christian nisten Mikako Amamoto, Mi Na Park 2007 in Banff, USA. Polster) im Mendelssohn-Haus Leipzig; (Klasse Prof. Gudrun Franke), Takahiro im November 2007 sang sie die Nagasaki (Klasse Prof. Philipp Moll), der Stephan König (LA Klavier, Impro- Sopran-Partie in Mendelssohns Elias Sängerin Marie-Luise Dreßen (Klasse visation) schrieb im Auftrag der mit den Münchner Sinfonikern und Elvira Dreßen), der Geiger Dominik Leipziger Oper eine Chorkantate dem Motettenchor München im Woo (Klasse Prof. Ulrich Klupsch) und zur Wieder-Eröffnung der Oper am Herkulessaal der Münchner Residenz Prof. Gudrun Franke auf den Weg nach 11.11.2007. An der Uraufführung sowie die Sopranpartien in Lili Bou- Hamburg. An der dortigen Hochschule waren beteiligt: Jazz-Chor der HMT langers Pie Jesu und Mozarts Requiem für Musik und Theater gestalteten sie ge- Leipzig, BigBand der HMT Leipzig, mit dem Leipziger Universitätschor meinsam mit Hamburger Musikstuden- GewandhausKinderchor, Kinderchor in der Peterskirche zu Leipzig. ten ein großes Festkonzert mit Werken der Oper Leipzig, Universitätschor von Joseph Joachim und Johannes Brahms. und Universitätsorchester Leipzig, TIPP: Dieses Konzert war der Höhepunkt des Leitung: Stephan König. Den Text Diese Meldungen können Sie auch Kongresses mit dem Titel Lebenswelten/ schrieb Philipp J. Neumann. auf unserer Homepage unter www. Musikwelten, der sich hauptsächlich mit hmt-leipzig.de ➝ Fachbereiche/ dem Leben und Wirken sowie der in- Yeree Suh (Sopran, Meisterklasse Fachrichtungen ➝ Fachbereich I ➝ nigen Freundschaft von Joachim und Prof. Regina Werner-Dietrich) über- Gesang ➝ „Besondere Erfolge der Brahms beschäftigte und von Prof. Dr. nahm folgende Solo-Partien: Im Mai Studierenden“ einsehen! Beatrix Borchard organisiert und gelei- 2007 in Monteverdis Marienvesper mit tet wurde. dem Ve n i c e b a r o q u e o r c h e s t r a zu den Martin John Smith (Violoncello, Die Kooperation der beiden Hochschu- Schwetzinger Musikfestspielen; im Klasse Prof. Peter Hörr) war für das len kam durch ein Konzert in Leipzig zu- Juni 2007 in Händels Apollo e Dafne Studienjahr 2006/2007 Stipendiat des stande. Anlässlich des 100. Todestages und eine Vivaldi-Arie mit dem Ve n i c e DAAD. Als Mitglied des Eu p h o r i a von Joseph Joachim organisierte die b a r o q u e o r c h e s t r a zu den Hä n d el - St r i n g Qu a r t e t fand ein Debüt im Fachrichtung Dirigieren/Korrepetition Fe s t s p iele n Halle; im Juli 2007 Urauf- Concertgebouw Amsterdam statt. am 6. Mai 2007 im Kammermusiksaal un- führung eines Werkes von Luis Tinocos serer Hochschule eine Veranstaltung mit mit dem Ro y a l Ph il h a r m o n i c Or c h e s - Beim In t e r n a t i o n a le n We t t b ewe r b f ü r Studenten und Lehrkräften, die von Frau t r a beim Es t o r i a l Fe s t iv a l Lissabon; Lie d k u n s t in Stuttgart 2007 gewann Prof. Borchard moderiert wurde. Konzert mit der Lo n d o n Sinfonietta das Duo Tobias Berndt (Absolvent

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 61 NOTIZEN notizen :: mitteilungen :: notizen :: mitteil

Libraries, die vom 1.–6. Juli 2007 in Sydney stattfand, hielt Dr. Barbara Wiermann (Leiterin der HMT-Biblio- thek) einen Vortrag zu dem Thema: „Cultural Transfer – Students from Australia studying at Leipzig Conser- vatory in the 19th and early 20th century. Research based on newly digitized materials of the Conservato- ry’s Special Collection“. Die Teilnah- me an der Konferenz wurde durch ein Stipendium der De u t s c h e n Fo r - s c h u n g s g e m ei n s c h a f t (DFG) finanziert.

Der Pianist und Klavierpädagoge Bruce Brubaker vom New En g l a n d Co n s e r - Foto: Stefan Schönknecht Stefan Foto: v a t o r y Boston gab im November einen Prof. Ulrich Windfuhr (Fachgebietsleiter Dirigieren) gab am 3. November 2007 Meisterkurs für Klavier- und Kammer- im Großen Saal des Leipziger Gewandhauses sein Antrittskonzert als neuer Chef musik an unserer Hochschule und des Hochschulsinfonieorchesters. Am Vorabend des 160. Todestages von Felix war in einem Gesprächskonzert u.a. Mendelssohn Bartholdy erklangen unter seiner Leitung Meeresstille und glückliche mit Werken von Philip Glass, Alvin Fahrt von Mendelssohn Bartholdy, das Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 Curran und John Cage im Kammer- Es-Dur op. 107 von Schostakowitsch sowie Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5 op. 64. musiksaal zu erleben. Vor einigen Jah- ren unterrichtete er schon einmal in Leipzig als Professor während der Sommermusikakademie. Gesang, Klasse Prof. Hermann Christian zweite Förderprämie. Martina Mühl- Die Teilnehmer des Meisterkurses Polster) und Misa Kanuma (LA Kor- pointner (FR Jazz/Popularmusik/ Ayako Tanaka, Mi Na Park, Mikako repetition) den Förderpreis. Musical, Klasse Prof. Uta Ernst, Prof. Amamoto, Ya En Lee, Katharina Linda Curry, Ellen Hellwig) errang im Burdjuk und Volker Krafft (FR Das Duo Pei-Ying Lee (Absolventin Hauptwettbewerb (23 bis 28 Jahre, Dirigieren/Korrepetition), Tilmann Gesang, Klasse Prof. Dr. Jeanette Schwerpunkt Musical) den Ralph- Löser und Tien Dan (FR Klavier), Favaro-Reuter) und Misa Kanuma Benatzky-Preis in Höhe von 2 500 ¤. Paige Kearl, Eun Ji Kim, Shay Gluk, (LA Korrepetition) erhielt Ende Amanda Anderson, Felix Killmayer, September den Sonderpreis beim Am 21. Oktober 2007 wurde in Michee Ryu, Jung Lim Lee und Irina Zwei t e n Eu r o p ä i s c h e n Ka m m e r m u s i k - München der von der De u t s c h e n Serban (Violine, Klasse Prof. Mariana we t t b ewe r b in Karlsruhe. Ph o n o -Ak a d e m ie gestiftete „ECHO Sirbu), Constance Ricard (Violon- Klassik 2007“ verliehen. In der Kate- cello, Klasse Prof. Peter Hörr) sowie Heiner Reich (Violoncello, Klasse gorie „Operneinspielung des Jahres“ Edgar Hesske (Klarinette, Klasse Prof. Peter Hörr) erhielt im Sommer ging dieser Preis an die Einspielung Prof. Wolfgang Mäder) hatten für drei 2007 aus der Landessammlung des von Ernst Kreneks Oper Das kommt Tage Gelegenheit von ihm zu lernen. Landes Baden-Württemberg für zwei davon, wenn Sardakai auf Reisen geht. Nicht nur amerikanische Musik von Jahre ein Violoncello von Grancino Reinhard Schmiedel (LA Gr u p p e McDowell, Glass, Killmayer und Owens, als Leihgabe. Ju n g e Mu s i k ) dirigiert das Rundfunk- auch Messiaen, Grieg, Beethoven und Sinfonieorchester Berlin. Solisten Bach wurde gearbeitet. Die Aktiven Beim 36. Bundeswettbewerb Gesang sind Ksenija Lucic, Egbert Junghans, wie auch die interessierten Zuhörer 2007 in Berlin gewann Corinna Markus Köhler, Cornelia Entling ließen sich von seinen tiefen musika- Ellwanger (FR Jazz/Popularmusik/ (LA Gesang), Jörg Dürrmüller und lischen Vorstellungen, dem differen- Musical, Klasse Prof. Uta Ernst, Prof. Maache Deubner. zierten harmonischen Verständnis Linda Curry, Ellen Hellwig) in der und dem Klangzauber fesseln und Kategorie Juniorwettbewerb (17 bis Bei der diesjährigen Konferenz der wünschten sich eine baldige Fortset- 22 Jahre) die mit 2 000 ¤ dotierte In t e r n a t i o n a l As s o c i a t i o n o f Mu s i c zung.

62 MT-JOURNAL No 24 Januar 2008 NOTIZEN / NEUERSCHEINUNGEN ungen :: notizen :: mitteilungen :: notizen :

Beim Bundeswettbewerb Ju g e n d Beim diesjährigen Schauspielschul- über Rhythmische Synchronizität m u s i z ie r t 2007 in Erlangen nahm treffen deutschsprachiger Schau- zwischen Musik und Choreographie: Maria Horenko (Nachwuchsförder- spielschulen in Salzburg konnten Pas de cinq von Mauricio Kagel (1965) klasse, Fachrichtung Dirigieren/Kor- die Studierenden des Studios als „Instrumentales“ und „Imaginäres repetition, Klasse Prof. Gudrun Halle zwei der äußerst begehrten Theater“. Und auf der Jahrestagung Franke) in der Wertung „Duo Klavier Preise erringen und damit die lange der Gesellschaft für Musikforschung und ein Blechblasinstrument“ in der Reihe der positiven Bilanzen der an der Universität Köln hielt Roth- Altersgruppe VI gemeinsam mit dem FR Schauspiel bei diesem jährlichen kamm am 28. September 2007 einen Posaunisten Sebastian Andrae mit Wettbewerb fortsetzen. Barbara Vortrag zum Thema „Présence“ von sehr gutem Erfolg teil. Hirt und Martin Vischer erhielten Bernd-Alois Zimmermann/John Cranko Einzelpreise für ihre schauspielerische (1961/68) – „eine elementare gegen- Das vierte Studienjahr der Fach- Leistung in der Studioinszenierung seitige Durchdringung von Ballett- richtung Schauspiel präsentierte Fiescos Traum, Regie Claudia Bauer. und Musikstrukturen“. sich der Zentralen Arbeitsvermittlung für Schauspieler vom 8.–10. Oktober Im Rahmen seines von der Vo l k s w a - Beim In t e r n a t i o n a le n St ei n w a y - 2007 im Großen Probesaal unserer g e n St if t u n g geförderten Forschungs- We t t b ewe r b hat Julian Dreßler Hochschule mit Liedern, Monologen, projekts zur Beziehung von Musik (Nachwuchsförderklasse, Prof. Gerald Szenen und den beiden Studioinsze- und Choreographie im Ballett hielt Fauth) den 1. Preis in seiner Alters- nierungen Die Zähmung der Widerspens- Doz. Dr. Jörg Rothkamm (FR Drama- gruppe sowie einen Sonderpreis für tigen (William Shakespeare), Regie turgie) im Berichtszeitraum zwei Vor- die beste Interpretation eines roman- Uta Koschel, und Cash – und ewig träge. Am 30. Juni 2007 referierte tischen Klavierstückes gewonnen. rauschen die Gelder (Michael Cooney), er an der Universität Siegen beim Regie Katja Paryla. 1. In t e r n a t i o n a le n Ka g el -Sy m p o s i u m neuerscheinungen :: neuerscheinungen ::

Musik von Dimitri Terzakis in Aufnahmen des MDR mit Lehrenden der Hochschule (Profil Medien GmbH, PH07017, Edition Günther Hänssler, Neuhausen 2007)

ie Sprachen von Text und Musik Klangräume szenisch zu entfalten volle CD- D in einer neuen Verbindung von sucht der Komponist ebenso in der Produk- „Rapsodia“ (Afigisis) und „Theater“ zweisätzigen Komposition Lux et tion drei (Mimesis) zur Darstellung zu bringen, Tenebrae oder im Zyklus Gedichte der Lehrkräf- ist die erklärte Absicht von Dimitri Verdammten. Auch die übrigen kürze- te der Terzakis in seiner Komposition Hero ren Werke des Komponisten und Hoch- und Leander für Sprecher, Viola und Emeritus unserer Hochschule (Epitaph, schule: Klavier. Unter Grundlegung von Lux et Tenebrae, Erinyen und Ein Satyr- Tatjana Textpassagen aus Ovid und Friedrich spiel) bringen Geschichte und Gegen- Masuren- Schiller und in Ausnutzung einer Viel- wart der Kulturräume des Ostmittel- ko (Viola) zahl melodischer Möglichkeiten beider meerraumes und des westlichen Euro- und Andrés Instrumente schafft der Komponist, pas in Ausdrucksweisen des Horizon- Maupoint (Kla- wie es Christoph Sramek trefflich und talen und Vertikalen zu einem Zusam- vier) sowie treffend formuliert, „eine authenti- menklang von eigener Prägung. Neben Christoph Sramek, sche Atmosphäre“, welche „die arche- dem Schauspieler Christian Manuel der die Booklet-Texte typische Situation auf originelle Weise Oliveira als Sprecher (Mainfranken schrieb. in die Gegenwart transformiert“. Theater Würzburg) vereint die wert- schpprgs

Januar 2008 No 24 MT-JOURNAL 63 NEUERSCHEINUNGEN neuerscheinungen :: neuerscheinungen ::

Multimediale Buchpräsentation zum Thema Italien

Italienreisen von Felix Mendelssohn Reise-Album das melancholische Stück Bartholdy, seiner älteren Schwester Abschied (aus Rom) und aus dem Fanny Hensel, Franz Liszt, Richard dritten Band von Liszts Zyklus die Strauss und Hugo Wolf sowie ent- impressionistisch wirkenden Wasser- sprechenden musikalischen Werken spiele der Villa d’Este (Les Jeux d’eau wie der Italienischen Sinfonie (Mendels- à la Villa d’Este). Lichtbilder aus dem sohn), dem Reise-Album Deutschland – Fototeil des Buches illustrierten auf Italien (Hensel), dem Klavierzyklus einer großen Leinwand das gespro- Années de Pèlerinage (Liszt), der sin- chene Wort. Im Anschluss an diese fonischen Dichtung Aus Italien op. 16 Kooperationsveranstaltung von Men- (Strauss) und der Italienischen Sere- delssohnhaus, Hochschule für Musik nade (Wolf) in den Fassungen für und Theater und Deutsch-Italienischer Streichquartett und für kleines Or- Gesellschaft Leipzig e.V. fand ein chester. Das Buch zählt zum Pro- kleiner Umtrunk im Café des Men- gramm des Rei n e c k e Mu s i k ve r l a g e s delssohnhauses statt. Die Mendels- Leipzig. sohnfesttage standen im Jahr 2007 Über 60 Interessierte fanden an unter dem Motto „Mendelssohn und jenem sonnigen Sonnabendnachmittag Italien“. den Weg in das geräumige Garten- m Rahmen der Mendelssohnfest- haus des Mendelssohnhauses. Die tage 2007 des Leipziger Gewand- reichlich einstündige Veranstaltung I hauses präsentierte HMT-Presse- gestaltete sich multimedial: Die Buch-Tipp: Katrin Schmidinger: referentin Dr. Katrin Schmidinger Schauspielstudierenden Stefanie Zwischen Gondel und Vesuv – deutsch- (vormals Seidel) am 15. September Rösner und Bastian Reiber ergänzten sprachige Komponisten des 19. Jahrhun- 2007 ihr wenige Tage zuvor erschie- den Vortrag der Autorin durch derts in Italien, Reinecke Musikverlag, nenes Buch Zwischen Gondel und Vesuv Lesungen aus Briefwechseln, Tagebü- Leipzig 2007, 364 Seiten, 29 ¤, – deutschsprachige Komponisten des chern und Rezensionen. Alexander ISBN: 3000221336, Buchbestellung 19. Jahrhunderts in Italien. Thematisch Meinel, Lehrkraft für Klavier an der über: www.reinecke-musikverlag.de befasst sich diese Publikation mit den Hochschule, spielte aus Fanny Hensels

Alexander Meinel spielte Werke von Fanny Hensel und Franz Liszt

Dr. Katrin Schmidinger (re.) bei ihrem Vortrag mit den Schau- spielstudierenden Stefanie Rösner und Sebastian

Fotos: Hans Seidel Hans Fotos: Reiber

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Den Tanz hören und die Musik sehen

dabei zu Beginn gebündelt, während sich anschließend ein historischer Bogen in Einzelstudien vom frühest erhaltenen Bühnenballett überhaupt aus dem späten 16. Jahrhundert bis hin zu jüngsten Werken des 21. Jahrhunderts spannt. Auf einer der Buchpublikation beigefügten DVD werden die für das Symposium konzipierten praktischen Beiträge dokumentiert, u.a. eine Lecture- Bericht zum Ballett-Symposium der HMT erschienen Demonstration zur Sarabande sowie die Rekonstruktion eines Pas de deux m März 2006 fand an der HMT ein dreitägiges internationales Symposium aus Excelsior. zum Thema „Die Beziehung von Musik und Choreographie im Ballett“ I statt. Im gleichnamigen, von der Vo l k s w a g e n St i f t u n g gefördeten Tandem- Forschungsprojekt arbeiten Doz. Dr. Jörg Rothkamm (FR Dramaturgie) und Dr. Michael Malkiewicz (Universität Salzburg) seit 2004 an einer interdiszip- Michael Malkiewicz/Jörg Rothkamm linären Aufarbeitung der über 400-jährigen BallettMusikGeschichte. Am 4. (Hg.): Die Beziehung von Musik und Oktober 2007 konnten die Initiatoren des Projekts und des Symposiums nun Choreographie im Ballett. Bericht vom den von ihnen herausgegebenen gut 300-seitigen Symposiumsbericht erstmals Internationalen Symposium an der der Öffentlichkeit vorstellen. Im Rahmen der Jahrestagung der Ge s e ll s c h a f t Hochschule für Musik und Theater Leipzig f ü r Ta n z f o r s c h u n g präsentierten sie den zweisprachigen Band und die 23.–25. März 2006. (= Documenta dazugehörige DVD in der Staatlichen Ballettschule Berlin. Choreologica. Hg. vom Tanzarchiv Leipzig). Berlin 2007: Vorwerk 8 Verlag Das Buch trägt der Tatsache Rech- Verschiedene methodische Zugänge ISBN 978-3-930916-96-2 deutsch/ nung, dass sich das Verhältnis von werden in einem interdisziplinären englisch. 24 ¤ (inkluse DVD) Musik und Choreographie im Verlauf Kontext exemplarisch vorgestellt. www.vorwerk8.de der Ballettgeschichte vielfach verän- Systematische Überlegungen sind dert hat. Dabei stellen die teils nur fragmentarisch erhaltenen Quellen, die meist meist nur einen bestimmten Dr. Michael Aspekt des Tanzes bzw. der Musik Malkiewicz archivieren, die Wissenschaftler stets (li.) und Doz. vor neue Aufgaben. So ergeben sich Dr. Jörg Roth- bei interdisziplinären Ansätzen eine kamm bei der Reihe von Problemfeldern und Frage- Präsentation komplexen. Der Band versucht diese des von ihnen erstmals in Kontinentaleuropa in herausge- theoretischer wie auch praxisbezo- gebenen gener Weise aufzugreifen. Zwanzig Buches in der renommierte Tanz-, Musik-, Theater-, Staatlichen Literatur- und Medienwissenschaftler Ballettschule aus sechs Nationen nähern sich dem Berlin Thema aus jeweils unterschiedlicher Perspektive und Zielsetzung an. Das Buch enthält u.a. Beiträge der HMT- ProfessorInnen Marianne Betz, Barba-

ra Büscher und Thomas Schipperges. Fischer Lea Foto:

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Neu an der

sande im Theater am Halleschen Ufer Berlin. Von 2005 bis 2007 war sie Stipendia- tin der Akademie Musiktheater heute, einer Initiative der Deutschen Bank. Im Februar 2005 dirigierte sie die szenische Erstaufführung von Händels Brockes-Passion in der Berliner Philhar- monie und in Frankfurt/Oder. Im Au- gust 2005 leitete sie eine Produktion von Puccinis Trittico am Ca p i t a l Ar t s Ce n - t e r in Canberra, Australien und kehrte 2006 für einen Workshop zu Mozarts Opern dorthin zurück. Im November Barbara Rucha und Dezember 2006 dirigierte sie das Schlüchtern. Sein Studium absolvierte FR Dirigieren/Korrepetition Musical Vom Geist der Weihnacht im er anschließend in Frankfurt, Stuttgart Schillertheater in Berlin. und Hamburg. Prägende Lehrer waren arbara Rucha studierte Dirigieren Im Februar 2007 dirigierte sie eine sze- hier u.a. Martin Lücker, Bernhard Haas, Bam Royal Holloway College, Uni- nische Produktion von Samson et Dalila Ludger Lohmann und Wolfgang Zerer. versity of London, und an den Hoch- in der Philharmonie Lodz und in Berlin Er ist Träger mehrerer Förderpreise schulen in St. Petersburg und Dresden und erhielt dafür den Förderpreis der sowie Stipendiat der Studienstiftung des sowie Musikwissenschaft in Paris und Akademie Musiktheater heute. Im Mai/ deutschen Volkes. Im Jahr 2003 ge- Cambridge und promovierte in Musik- Juni schrieb sie die Arrangements für wann er den ersten Preis beim Wettbe- ethnologie an der Freien Universität die Produktion Kreutzersonate am Thea- werb für gottesdienstliche Orgelimpro- Berlin mit dem Thema „Weltmusikfesti- ter Freiburg. Im September dirigierte sie visation in Heidelberg. vals – Begegnung mit dem Fremden auf Detlev Glanerts Drei Rätsel in Buxtehu- Er war Kirchenmusiker an der Frie- Eigene Weise“. de im Rahmen des Projekts Eine Stadt denskirche Stuttgart und in Hamburg- Von 1998 bis 2007 leitete sie den Karl- macht eine Oper. Volksdorf. Seit 2005 ist er Kantor an St. Forster-Chor Berlin. Sie gestaltete eine Im Oktober 2007 leitete sie den Fest. Johannes in Ahrensburg. Er betreibt Abo-Reihe in der Philharmonie und un- Akt. der Akademie Musiktheater heute eine umfangreiche Konzerttätigkeit und ternahm Konzertreisen nach Griechen- im Mousonturm in Frankfurt am Main unterrichtet an der Kirchenmusikali- land, in die Schweiz, nach Polen und und schrieb dafür zwei Szenen für Mu- schen Fortbildungsstätte in Schlüch- nach Luxemburg. siktheater. tern. In Tsukuba (Japan) leitete er ei- Barbara Rucha arbeitete als Gastdi- Barbara Rucha arbeitet seit 1. Oktober nen Bach-Kantaten-Workshop. rigentin mit dem Brandenburgischen 2007 als Akademische Assistentin am Das Studium schloss er 2007 mit dem Staatsorchester Frankfurt/Oder, mit den Lehrstuhl Dirigieren im Fachbereich I. Diplom Hauptfach Orgel und dem Blechbläsern der Berliner Philharmoni- Kirchenmusik-A-Diplom mit Auszeich- ker, mit den Berliner Symphonikern, mit nungen in Orgel, Improvisation und der Neuen Elbland Philharmonie, mit Klavier ab. den Hofer Symphonikern, am Staats- Stefan Viegelahn Stefan Viegelahn unterrichtet an theater Cottbus und mit der Filharmo- Kirchenmusikalisches Institut unserer Hochschule künstlerisches und nia Olsztynska, mit der Filharmonia liturgisches Orgelspiel. Poznanska sowie dem Arthur Rubin- m Kirchenmusikalischen Institut ist stein Orchester Lodz. Aseit diesem Semester Stefan Vie- Sie dirigierte Don Giovanni und Fals- gelahn als Künstlerischer Mitarbeiter taff auf dem Da r t i n g t o n Su m m e r tätig. Er erhielt ersten Klavier- und Fe s t i v a l o f Mu s i c und Pelléas et Meli- Orgelunterricht in seiner Heimatstadt

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H o c h s c h u l e

mit der Erzgebirgsphilharmonie unter Naoshi Takahashi erfreuten sich loben- der Anerkennung durch die Fachpres- se. Von 1998 – 2007 war Meinel Lehrbe- auftragter an der HMT und seit 1997 an der Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg. Als Gastdozent unterrich- tete er an der Na t i o n a l Ta i w a n No r - m a l Un i ver s i ty in Taipeh. Im Bereich Pflichtfach Klavier über- nimmt Meinel die Nachfolge von Renate Merkel, die dieses Fachgebiet 1982– 2007 mit Umsicht und großem Engage- Alexander Meinel ment leitete. Der Fachrichtung Klavier zeitung regelmäßig Konzerte vorwie- FR Klavier wird sie auch im Ruhestand im Lehrauf- gend im Bereich der Klassik. trag weiter verbunden bleiben. Zur Musik hat Birgit Hendrich von um 1. Oktober 2007 wurde Alexan- jeher eine enge Beziehung: Schon im Zder Meinel als Künstlerischer Mit- Vorschulalter sang sie in der Kantorei arbeiter für das Pflichtfach Klavier an- ihrer Gemeinde, war während ihres gestellt. Birgit Hendrich Studiums Mitglied des Leipziger Uni- Alexander Meinel, geb. in Halle Pressereferentin auf Zeit versitätschores. Mit sieben Jahren be- (Saale), erhielt seine Klavierausbildung gann sie ihre Klavierausbildung und an der HMT Leipzig bei den Profes- ie haben es sicher schon bemerkt: Im nahm später noch Unterricht in klas- soren Herbert Sahling, Mathilde Erben SNovember gab es einen interimisti- sischer Gitarre. und Joel Shapiro sowie an der Ju i l - schen personellen Wechsel in der Pres- Birgit Hendrich hat zwei Töchter und l i a r d Sc h o o l New York bei Jerome sestelle der HMT. Pressereferentin Dr. einen Sohn. Lowenthal. Er gewann Preise bei Wett- Katrin Schmidinger hat ihren Mutter- bewerben in Weimar (1990) und Bay- schutzurlaub angetreten, und nach zwei reuth (1992) und nahm 1999 an der Wochen intensiver Einarbeitungszeit im Ac a d é m i e de m u s i q u e d u XXe s i è c l e Oktober hat Birgit Hendrich nun bis de s En s e m b l e In t e r Co n t e m p o r a i n voraussichtlich Januar 2009 die Eltern- in Paris teil. zeitvertretung für sie übernommen. Er konzertierte u.a. am Leipziger Ge- Birgit Hendrich wurde 1963 geboren. wandhaus, an der Semperoper Dresden, Nach dem Abitur in ihrer Heimatstadt dem Konzerthaus Berlin und der Ci t é Torgau nahm sie 1982 ein Studium an de l a m u s i q u e Paris sowie in den USA, der Karl-Marx-Universität Leipzig auf, in Russland und Südkorea. Mehrfach das sie 1986 als Diplom-Sprachmittlerin führte er die Klaviersonaten von Wolf- für Englisch und Französisch abschloss. gang Amadeus Mozart und Ludwig van Sie übersetzt für den Ka m p r a d -Ve r l a g Beethoven zyklisch auf. Ebenso widme- und das Label q u e r s t a n d Altenburg te er sich als Klavierpartner von Frank- und war in den letzten fünf Jahren als Michael Erben und Peter Bruns den Autorin und Übersetzerin für die „Bach- Violin- bzw. Cellosonaten Beethovens. News“, das Informationsblatt des Bach- Seine CD-Einspielungen von Beetho- Archivs Leipzig während des Bachfes- vens Hammerklaviersonate und dem tes, tätig. Seit 2000 rezensiert sie als Klavierkonzert von Robert Schumann freie Mitarbeiterin der Leipziger Volks-

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HMT AKTUELL

Die Digitale HMT-Bibliothek ...... 1 Übergabe der restaurierten Moscheles-Porträts ...... 4 DAAD-Preisträger 2007 ...... 5 Hochschulwettbewerb für Ensembles ...... 6 Wir sind keine Eskimos ...... 7 Musikgeschichte(n) VII: Lebens Harmonien versus Friedens Melodien...... 8 Glasnost ...... 10 Anekdote: Otto Normalverbraucher und das Musikstudium ...... 12

HMT ALUMNI NACHRICHTEN Erinnerungen an verehrte Hochschullehrer...... 14 Nachklang und Dankeschön – Brief von Werner Süßmilch ...... 16 Interview mit Beate Hennenberg ...... 17 Alumni-Arbeit mit Konzept ...... 19 Interview mit Ron-Dirk Entleutner ...... 20

BERICHTE Herausgeber: APRIL :: Musikfestspiele für junge Leute ...... 21 Der Rektor der Hochschule APRIL :: Intensive Program 2007 in Leipzig ...... 22 für Musik und Theater, MAI :: Musical-Produktion Company – Der Weg zur Premiere ...... 24 Prof. Robert Ehrlich JUNI :: Opernproduktion Die heimliche Ehe ...... 26 JUNI/JULI :: Sommertheater Don Juan ...... 28 Redaktion: JULI/AUGUST :: Eu r o Ar t s zum dritten Mal an der HMT...... 29 Dr. Katrin Schmidinger, AUGUST/SEPTEMBER :: 1. Orgelakademie ...... 31 Birgit Hendrich (BH) – Leitung SEPTEMBER :: Schu(l)-Mu(sik)-Week 2007...... 33 Dr. Ute Fries SEPTEMBER :: Liederspiel Heimkehr aus der Fremde ...... 34 Gilda Abbey OKTOBER :: Die Schöne und das Biest in Cap d’Ail ...... 35 Maria Allendorf OKTOBER :: Karg-Elert-Festtage 2007...... 37 Yasmin-Melissa Engelke OKTOBER :: HMT beim Tag der offenen Tür im Gewandhaus ...... 37 Christian Fanghänel NOVEMBER :: Gedenkveranstaltung für Wolfgang Fortner ...... 38 Redaktionsschluss: BERICHTE AUSSERHALB 1. Dezember 2007 Klassenfahrt der Kontrabassklasse nach Dahme ...... 40 Projekt Traumzauberbaum...... 41 Anschrift der Redaktion: Mexikoreise der Hochschulbigband...... 43 Grassistraße 8 Projekt DaCa p o der Deutschen Zentralbücherei für Blinde...... 45 04107 Leipzig Klavierkurs für Kompositionsstudenten in Böblingen ...... 47 ≈ 0341 2144 645 Ein Jahr in Lissabon ...... 48 Fax 0341 2144 521 James-Bond-Musical Helden von heute für Schüler...... 50 [email protected] Wenn sich Geist und Kraft vereinen – Chorkonzertprojekt ...... 53 www.hmt-leipzig.de LOFFT-Werkstatt ...... 54 Die neue Ophicleïde aus Leipzig ...... 55 Layout: graphik/design Jürgen B. Wolff AUS DEM FREUNDESKREIS Freundeskreisstipendium 2007/08...... 57 Herstellung: Jahreshauptversammlung des Freundeskreises 2007...... 57 PögeDruck Leipzig-Mölkau

NOTIZEN/NEUERSCHEINUNGEN Hinweis: Mit vollem Namen gekenn- Notizen ...... 59 zeichnete Artikel geben nicht unbedingt Neuerscheinungen ...... 63 die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder. Kürzungen und PERSONALIA redaktionelle Änderungen behält sich Neu an der Hochschule ...... 66 die Redaktion vor.

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