Felix Mendelssohn Bartholdy Die Erste Walpurgisnacht the First Walpurgis Night Op
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C Carus Felix Mendelssohn Bartholdy Die erste Walpurgisnacht The First Walpurgis Night op. 60 Kantate Renée Morloc David Fischer Stephan Genz David Jerusalem Kammerchor Stuttgart Die Deutsche Kammer- philharmonie Bremen Frieder Bernius C Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 − 1847) Carus Die erste Walpurgisnacht / The First Walpurgis Night op. 60 Kantate für Soli, Chor und Orchester / Cantata for Soloists, Chorus and Orchestra nach der Ballade von / based on ballade by Johann Wolfgang von Goethe Renée Morloc (Alto) · David Fischer (Tenore) Stephan Genz (Baritono) · David Jerusalem (Basso) Kammerchor Stuttgart Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Frieder Bernius 1 Ouvertüre – I. Das schlechte Wetter 6:42 2 Ouvertüre – II. Der Übergang zum Frühling 1:31 3 Nr. 1 Es lacht der Mai 3:57 4 Nr. 2 Könnt ihr so verwegen handeln? 2:01 5 Nr. 3 Wer Opfer heut zu bringen scheut 1:52 6 Nr. 4 Verteilt euch, wackre Männer 1:48 7 Nr. 5 Diese dumpfen Pfaffenchristen 2:11 8 Nr. 6 Kommt mit Zacken und mit Gabeln 3:51 9 Nr. 7 So weit gebracht 2:57 10 Nr. 8 Hilf, ach, hilf mir 1:05 11 Nr. 9 Die Flamme reinigt sich vom Rauch 2:16 Total time: 30:17 Printed music available: Carus 40.138 Digital Booklet Cover: Max Ackermann (1887–1975), WVS5803 © MAA, Bietigheim-Bissingen C Carus Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 − 1847) Oedipus in Kolonos / Oedipus at Colonus op. 93 Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles (Auszüge) / Music to a Tragedy by Sophocles (extracts) Kammerchor Stuttgart (Männerstimmen) Klassische Philharmonie Stuttgart Frieder Bernius 12 Nr. 3 Zur rossprangenden Flur 6:36 13 Nr. 5 Ach, wär ich, wo bald die Schar 5:17 14 Nr. 6 Wer ein längeres Lebensteil wünscht 4:52 Total time: 16:47 Printed music by Verlag: Breitkopf & Härtel KG, Wiesbaden Recorded at the Liederhalle Stuttgart, Track 1−11: 28−29 April 2019 Track 12−14: 5 September 2004 Executive producer: Gabriele Starke (1–11), Andreas Priemer (12–14) Recording producer: Burkhard Pitzer-Landeck (1–11), Friedemann Trumpp (12–14) Editing: Caroline Hirsch (1–11), Irmgard Bauer (12–14) Mastering: Gabriele Starke, Caroline Hirsch Coproduction by Südwestrundfunk and Carus-Verlag (Walpurgisnight) Digital Booklet Licensed by SWR Media Services GmbH, SWR 2004 (Oedipus) © 2020 by Carus-Verlag, Stuttgart C Carus Vorwort · Foreword C Carus Mendelssohns musikalische Darstellung eines Hexensabbats Johann Wolfgang von Goethes zehn Jahre an- Paffenchristen“ zu verschrecken, verkleideten dauernde Freundschaft zu Felix Mendelssohn sich die Druiden als satanische Figuren und schlu- Bartholdy gehört wohl zu den folgenreichs- gen so ihre Unterdrücker mit der Beschwörung ten literarisch-musikalischen Verbindungen des des von den Christen selbst „konstruierten“ Teufels 19. Jahrhunderts. Das Wunderkind war gerade in die Flucht. Goethes Gedicht stellt symbolhaft 12 Jahre alt, als es seinen Lehrer Carl Friedrich einen wiederkehrenden historischen Prozess Zelter 1821 nach Weimar begleitete, um dort den dar – „dass ein Altes, Gegründetes, Geprüftes, alternden Doyen der deutschen Kunst und Litera- Beruhigendes durch auftauchende Neuerungen tur zu treffen. Dabei kam Goethe zu der überra- gedrängt, geschoben, verrückt und wo nicht schenden Einschätzung, der junge Gast sei nichts vertilgt, doch in den engsten Raum eingepfercht weniger als ein „zweiter Mozart“. werde.“ Diesen Kommentar Goethes notierte Mendelssohn später auf der Rückseite seines Vor der Komposition der Walpurgisnacht hatte Titelblattes der 1844 veröffentlichten Partitur. Mendelssohn erst wenige von Goethes Gedichten als Lieder vertont bzw. mehrstimmig gesetzt, ihm Obwohl Zelter sich begeistert über die Ballade aber auch das eindrucksvolle Klavierquartett äußerte, kam er mit ihrer Vertonung nicht recht Nr. 3 in h-Moll op. 3 (1825) gewidmet und seiner voran und überließ seinem Schüler Mendelssohn älteren Schwester Fanny zufolge im Walpurgis- die Aufgabe. Der vollendete sie schließlich Anfang nachtstraum im ersten Teil des Faust die Inspi- 1832, kurz bevor Goethe und Zelter verstarben. ration für das skurrile Scherzo aus dem Oktett Doch wie bei vielen seiner großen Werke sollte op. 20 gefunden. Seine Kantate Die erste Wal- diese nicht die Fassung letzter Hand werden. purgisnacht op. 60 für Orchester, Chor und So- Statt das Manuskript nach der Berliner Premiere listen, das Werk, in dem er sich am gründlichsten im Januar 1833 für den Druck vorzubereiten, leg- mit Versen Goethes auseinandersetzte, fußt te Mendelssohn das Werk für ganze zehn Jahre allerdings nicht auf der Traumsequenz im Faust, beiseite. Als er sich die Partitur 1842 noch einmal sondern auf einer Ballade über die Walpurgis- vornahm, schrieb er sie „von A bis Z“ um. Dabei nacht in 12 Strophen, die Goethe schon 1799 unterzog er das Werk einer umfassenden und geschrieben und an seinen musikalischen Ver- gründlichen Überarbeitung; einen Prozess, den trauten Zelter in Berlin geschickt hatte. Die Balla- er als Mischung aus genereller, breit angelegter de handelt von frühmittelalterlichen heidnischen Rekomposition und sehr viel feinerer „Schnei- Riten, die am Vorabend des 1. Mai auf dem derarbeit“ beschrieb. Mendelssohn dirigierte die Brocken im Harz gefeiert werden. Aus Goethes Premiere dieser überarbeiteten Version im frü- Sicht entwickelten sich die Riten zur Gegen- hen Februar 1843 im Leipziger Gewandhaus; sie Digital Booklet wehr gegen christliche Eiferer. Um die „dumpfen erschien gut ein Jahr später in gedruckter Form 4 Vorwort · Foreword C Carus im Leipziger Verlag Friedrich Kistner. Die erste Johannes Brahms, der Mendelssohns Musik sehr Walpurgisnacht wurde eines von Mendelssohns genau studierte, könnte sich möglicherweise erfolgreichsten Chorwerken. im ersten Satz seiner zweiten Sinfonie (T. 52 ff.) auf den Beginn von Der Übergang zum Frühling Mendelssohns Walpurgisnacht war zwar die erste, (T. 351 ff. der Ouvertüre) bezogen haben. Beide jedoch nicht die letzte bedeutende musikali- Passagen weisen eine verdächtig ähnlich fl ießend sche Darstellung eines Hexensabbats. Charles absteigende Linie in vierstimmigem imitativen Gounod, dem Mendelssohn im Mai 1843 nur Kontrapunkt auf. Eine noch auffälligere Anspie- wenige Monate nach der Premiere im Gewand- lung auf die Ouvertüre fi ndet sich jedoch in Fanny haus zum ersten Mal begegnete, komponierte Hensels Klavierlied h-moll op. 8 Nr. 1 (1846). für den fünften Akt seiner Oper Faust (1859) Kurz nach Beginn hört man eine mehr oder we- eine Walpurgisnachtszene, die er 1868 als Ballett niger deutliche Anspielung auf das Schlussthema umschrieb. Und Joachim Raff, den Mendelssohn der Ouvertüre (T. 250 ff.). Fanny Hensel kannte Breitkopf & Härtel empfahl, behandelte die Wal- die Kantate sehr gut; tatsächlich handelte es sich purgisnacht in seiner 8. Sinfonie A-Dur op. 205 bei dem letzten Stück, das sie zu Lebzeiten hörte, (Frühlingsklänge, 1876), in der sie im Scherzo um die Eröffnung der ersten Nummer „Es lacht des zweiten Satzes thematisiert wird. Ein Jahr- der Mai“, die der Ouvertüre und dem Übergang zehnt später veröffentlichte Charles-Marie Widor zum Frühling folgte, wie Mendelssohn erläuterte, seine sinfonische Dichtung La Nuit de Valpurgis als er seinem Freund Karl Klingemann die De- op. 60 (1887). Zwei andere Komponisten ver- tails ihres unerwarteten Todes am 14. Mai 1847 legten derweil den Schauplatz ihres jeweiligen in Berlin beschrieb: „Fanny war nicht krank und musikalischen Hexensabbats nach Böhmen und nicht leidend. Sie war nie so wohl wie in der letz- Russland: Antonín Dvořák setzt die Walpurgis- ten Zeit und den [sic] letzten Tag ihres Lebens. In nacht musikalisch im zwischenspielartigen dritten einer Probe zu ihrer Sonntagsmusik, während sie Satz seiner Klavierduette Aus dem Böhmerwalde den Chor »Es lacht der Mai« singen ließ und be- op. 68 (1884) in Szene, während Modest gleitete (Du weißt – aus meiner Walpurgisnacht) Mussorgskis Eine Nacht auf dem kahlen Berge fühlte sie sich unwohl, ging aus dem Zimmer, (1867) die satanischen Festivitäten nicht länger in und als Paul [Mendelssohns Bruder] ¾ Stunden der Walpurgisnacht vom 30. April auf den 1. Mai darauf kam fand er sie schon ganz ohne Bewusst- ansiedelt, sondern sie in die Johannisnacht auf ei- sein, und 4 Stunden später lebte sie nicht mehr.“ nen Berg in der Nähe von Kiew verlegt, also in die Nacht vom 23. auf den 24. Juni. Digital Booklet 5 Vorwort · Foreword C Carus Oedipus in Kolonos Mendelssohns Musik zu Sophokles’ Oedipus in möglichst authentischen Text zu erstellen. Kolonos (1845) ist weit weniger bekannt als das Mendelssohn orchestrierte das Werk für ein ebenfalls von ihm stammende Pendant Antigone typisches modernes Orchester, bei dem die Po- (1841), das im 19. Jahrhundert in Deutschland saunen zur Untermauerung des ernsten Tons und im Ausland vielfach aufgeführt wurde und der Tragödie eine tragende Rolle spielen und in für einige Zeit sogar zu den beliebtesten Werken einer Nachempfi ndung der griechischen Lyra eine seiner Zeit zählte. Die Kompositionen gehen auf Harfe eingesetzt ist. Sophokles’ Chöre wurden Aufträge des preußischen Monarchen Friedrich von Mendelssohn für einen sechzehnköpfi gen Wilhelm IV. zurück, dessen erklärtes Ziel es war, Männerchor konzipiert, der sich in zwei Achter- der griechischen Tragödie und anderen heraus- gruppen teilte. Oedipus’ Schande wird durch den ragenden Beispielen des „klassischen“ Dramas Tritonus symbolisiert, der als dissonante Größe in Berlin wieder ein Publikum zu verschaffen. das gesamte Werk kraftvoll als melodische Geste Der König ernannte Mendelssohn 1841 zum kö- und harmonische Komponente durchwirkt. niglichen Kapellmeister,