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Johann Christoph ALTNICKOL Johann Christoph Friedrich

Bach́s Family Choral Motets Kammerchor HC18014.Booklet.Chorales.qxp_PH?????_Booklet_Gamben/Handel 20.03.19 15:24 Seite 2

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DEUTSCH Kein Komponist der Musikgeschichte hat „seines Vaters Claviercompositionen am so viele hochbegabte Schüler hervor ge- fertigsten vorgetragen“ habe. Anfang bracht wie . Da er Januar 1750 erhielt er auf dessen Em- etliche von ihnen in seiner Wohnung pfehlung eine Anstellung als Kammermu- beherbergte, konnten sie tiefe Einblicke in siker am Hofe des Grafen Wilhelm von sein Schaffen gewinnen. Unter seinen Schaumburg-Lippe in Bückeburg, einem komponierenden Söhnen stand Johann der Aufklärung verpflichteten, sozial enga- Christoph Friedrich, der sogenannte „Bücke- gierten, charismatischen Adligen, dessen burger Bach“, am wenigsten im Rampen- Neigungen viel eher den schönen Künsten licht der Öffentlichkeit. Als „Externus“ be- als höfischem Repräsentationsbedürfnis suchte der zweitjüngste Sohn zunächst die galten. Mitunter dirigierte er die Kapelle Thomasschule, erhielt musikalischen Unter- seiner Residenz selbst. Seine Gattin ließ richt vom Vater und wurde darüber hinaus sich von Johann Christoph Friedrich Bach durch seinen entfernten Meininger Cousin unterrichten und beschenkte ihn reichlich. Johann Elias Bach in außermusikalischen Dessen Jahresgehalt belief sich zeitweise Fächern unterwiesen. An der Leipziger auf stolze 1.000 Reichstaler. Er blieb – ab- Universität immatrikulierte er sich für das gesehen von einer Reise nach London zum Fach der Jurisprudenz, doch brach er sein jüngeren Bruder Johann Christian – Zeit Studium schon vorzeitig wieder ab. Bereits seines Lebens in Bückeburg. Dort heiratete seit Mitte der 1740er Jahre zählte er zu er die Sopranistin Lucia Münchhausen. den Mitwirkenden bei den Aufführungen Unter seinen neun Kindern erwies sich seines Vaters – gelegentlich als Kopist, Wilhelm Friedrich Ernst als der musikalisch vor allem aber als Cembalist. Unter den begabteste. Brüdern galt er nach Wilhelm Friedemann Bachs Urteil als der „stärkste Spieler“, der

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Bei der wohl schon Ende August 1750 migen Kantionalsatz „Gloria sei dir gesun- erfolgten Teilung des väterlichen Noten- gen“ am Ende des Werkes entlehnte er erbes gelangten zahlreiche Werke in sei- der gleichnamigen Kantate seines Vaters nen Besitz. Er machte von diesen in seiner (BWV 140). Ein konkreter Entstehungsan- neuen Stellung am Bückeburger Hofe lass für die Motette ist unbekannt, auch mehrfach Gebrauch. Eigene Kirchenwerke lässt sich das Werk nur annähernd auf die schuf er nur gelegentlich, da in der Resi- Jahre um 1785 datieren. Manche sänge- denz an regulären Sonntagen nur aus- risch-virtuosen Passagen stehen noch un- nahmsweise musiziert wurde. Eingehend mittelbar in der Tradition seines Vaters, der studierte er die Choralsätze seines Vaters, die Singstimmen oft instrumental behan- bei deren Erstveröffentlichung er den Halb- dekte – gemäß seiner Grundüberzeugung: bruder Carl Philipp Emanuel wohl unter- „Es muß alles möglich zu machen seyn“. stützt hatte. Er verfolgte die bereits 1765 Für die Sänger erwies sich dieser Kom- begonnene Edition jedenfalls mit großer positionsansatz zuweilen als enorme Anteilnahme. Herausforderung.

In mehreren seiner Kirchenwerke hat er Die vierstimmige Motette „Ich lieg und schlafe Choralsätze aus Kantaten, Passionen und ganz mit Frieden“ (B R - J C F B H 100) Oratorien des Vaters aufgenommen; mit- ist im Autograph des Komponisten mit unter erscheinen diese sogar an exponier- dem Schlussvermerk „1780 SDG“ [Soli ter Stelle – so auch in der kuntrapunktisch Deo Gloria] überliefert. Sie entstand mög- kunstvoll gearbeiteten Motette auf das licherweise für den am 7. September bekannte Kirchenlied von Otto Nicolai 1780 im Alter von nur 21 Jahren verstor- (1566–1608) „Wachet auf, ruft uns die benen Erbgrafen Karl Wilhelm Ernst von Stimme“ (B R -J C F B H 101). Den vierstim- Schaumburg-Lippe, dessen Begräbnisfeier

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am 11. September 1780 in Stadthagen meistens aber als Vocal-Bassiste sich stattgefunden hatte. Das Werk basiert auf exhibiret [erwiesen hatte]“. Der vielseitig dem letzten Vers des 4. Psalms und der begabte Schüler war mithin einer der 1. Strophe des Kirchenliedes „Es ist noch unverzichtbaren Helfer des Thomaskan- eine Ruh vorhanden“ aus der Feder des tors, nicht nur als aktiver Sänger (Bassist) Köthener Dichters Johann Sigismund Kunth und Instrumentalist, sondern auch als des- (1700–1779). Überraschend sind stellen- sen Notenkopist. Sein Theologiestudium weise fast frühromantische Züge in diesem scheint er zugunsten der Musikausübung eigentlich der empfindsamen Klangästhetik zunehmend vernachlässigt zu haben. jener Zeit verpflichteten Werk. Nachdem eine Bewerbung um das Orga- nistenamt an der Dresdner Sophienkirche Der in den letzten Dezembertagen des als Nachfolger von Wilhelm Friedemann Jahres 1719 in Berna (Oberlausitz) ge- Bachs erfolglos geblieben war, empfahl borene Johann Christoph Altnickol erhielt ihn dessen Vater in einem Empfehlungs- seine ersten musikalischen Anregungen als schreiben vom 1. Januar 1748 für das Sänger und Hilfsorganist an der Kirche Organistenamt in Niederwiesa (bei Greif- St. Magdalenen zu Breslau. Im März fenberg) mit dem Hinweis „Er ist ein 1744 wurde er Student der Theologie an Ecolier [Schüler], deßen ich mich nicht zu der Universität und wohl schon schämen haben darf“. Er bekam die bald darauf Schüler Johann Sebastian Stelle, doch hielt es den Bach-Schüler nur Bachs, bei dem er zeitweise auch logierte. wenige Monate in der schlesischen Pro- Dieser attestierte ihm, er habe „seit vinz, da eine viel lukrativere Stelle in- Michaelis anno 1745 dem Choro Musi- zwischen vakant geworden war: Das co unausgesetzet assistiret, indeme Er Organistenamt an der Kirche St. Wenzel bald als Violiste, bald als Violoncelliste, zu Naumburg, für das er sich – abermals

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mit einer Empfehlung seines Lehrers – er- Das letztgenannte Werk wurde seinem folgreich bewarb und fortan die einzig- Lehrer Bach zeitweise irrtümlich zuge- artige, von Zacharias Hildebrandt zwei schrieben (BWV Anh. III 164). Die fünf- Jahre zuvor fertiggestellte Orgel spielen stimmige Komposition wird von einem durfte. Am 20. Januar 1749 heiratete er mehrfachen Wechsel zwischen homo- Bachs Tochter Elisabeth Juliane Friederica. phonen und freipolyphonen Abschnitten Nach gut 10jähriger Ehe verstarb er am geprägt. Sie steht unmittelbar an der 25. Juli 1759, bevor er nicht einmal das Schwelle jenes um 1750 erfolgten Stilum- 40. Lebensjahr erreicht hatte. In seinem bruchs in der Vokalmusik. Trotz einer un- Besitz befanden sich verschiedene Werke verkennbaren Nähe zum Kompositionsstil seines Lehrers und Schwiegervaters. Als seines Lehrers tendieren Harmonie und dessen Musikaliennachlass im August Melodik bereits zur Tonsprache der Emp- 1750 aufgeteilt wurde, war Altnickol mit findsamkeit. Beziehungsvoll eingebettet in seiner Frau unter den Erben. den Choraltext des Liederdichters Martin Rinckart (1586–1649) ist eine Textstelle Wir wissen nicht, wie umfangreich Alt- aus den Apokryphen der Bibel „Er gebe nickols musikalisches Schaffen war. Nur uns ein fröhlich Herz“ (Sirach 50, 24–26). wenige Kompositionen aus seiner Feder Jene Verse sind in den Zeiten nach der sind überliefert: Neben einigen Klavier- Reformation viel gelesen worden und werken, einem Ricercare und dem Cemba- waren offenbar sehr beliebt. Den abschlie- lokonzert g-Moll existieren zwei Sanctus- ßenden Cantionalsatz „Lob Ehr und Preis Vertonungen, zwei Festkantaten sowie die sei Gott“ entlehnte Altnickol einer 1735 beiden für die vorliegende Einspielung entstandenen Sammlung von Chorälen ausgewählten Choralmotetten „Befiehl du seines Lehrers Bach. Möglicherweise ist deine Wege“ und „Nun danket alle Gott“. die Motette vor 1750 in Leipzig entstan-

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den und wäre dann noch unter dessen deutlich. In den letzten Lebensjahren hat Aufsicht komponiert worden. Bach hatte Johann Sebastian Bach vor allem jene dem Schüler jedenfalls „gantz besondre Meister hoch zu schätzen gewusst. Geschicklichkeit in der Composition“ Andreas Glöckner (2019) attestiert. Dr. Andreas Glöckner (geb. 1950) ar- Namentlich die Choralmotette „Befiehl du beitete von 1979 bis 2015 als wissen- deine Wege“ wird diesem ausdrücklichen schaftlicher Mitarbeiter am Leipziger Bach- Lob seines Lehrers gerecht. Altnickol hat Archiv und ist seitdem ehrenamtlich dort alle 12 Strophen des von Paul Gerhard tätig. Von 1991 bis 2006 war er Mit- gedichteten Kirchenliedes als Choralmo- arbeiter der Neuen Bach-Ausgabe und tette per omnes Versus vertont. Allerdings von 1994 bis 2016 Dramaturg der Leip- ist die Choralmelodie von Bartholomäus ziger Bachfeste. Seit 2001 ist er für die Gesius (1562–1613) lediglich in die Programmgestaltung des „Köthener Herb- Sätze 1, 6, 9 und 12 direkt eingeflossen. stes“ verantwortlich. An den Universitäten Das unmittelbare Vorbild für die Komposi- in und Leipzig übernahm er tion war unverkennbar die fünfstimmige regelmäßig Lehraufträge, ist Autor von Motette seines Lehrers „Jesu, meine Freu- zahlreichen wissenschaftlichen Schriften de“ (BWV 227) – namentlich im Hinblick (Büchern, Buchbeiträgen sowie Aufsätzen) auf die streng kontrapunktisch gearbei- und Rundfunksendungen. teten Sätze. Andererseits wird bei einigen anderen Sätzen (in den Versen 3, 5, 8 & Die 2009 an FRIEDER BERNIUS verliehe- 11) der Einfluss von Komponisten der ne Bach-Medaille der Stadt Leipzig ist nachfolgenden Generation wie Carl Ausdruck der Anerkennung für eine jahr- Heinrich Graun und Johann Adolph Hasse zehntelange Beschäftigung mit dem Werk

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Johann Sebastian Bachs, seiner Schüler oder München). Für seine Einspielungen und seiner Familie. Begonnen hat diese im der Werke Bachs bei Sony Classical und Elternhaus, einem Pfarrhaus, das ihm Carus erhielt er zahlreiche internationale schon früh einen Zugang zu Bachs Orgel- Schallplattenpreise, u. a. den Edison für musik, seinen Violin- und Chorwerken er- die weltlichen Kantaten, den Gramophone möglichte. Als Student an der Stuttgarter Editor’s choice für die h-Moll-Messe und Musikhochschule geriet er zunächst in den den Deutschen Schallplattenpreis für das Sog der „romantischen“ Bachpflege der Osteroratorium. Im März 2016 erschien Stadt, doch durch Impulse von Hans eine Einspielung von Johann Sebastian Grischkat sowie durch Begegnungen mit Bachs Matthäus-Passion, welche mit dem Interpreten außerhalb Deutschlands be- supersonic pizzicato ausgezeichnet wurde gann eine bis heute andauernde Ausein- und jüngst Bachs Missa in g BWV 235 andersetzung mit dem historischen Inter- und seine Kantate BWV 80 Ein feste Burg. pretationsansatz. Die Gründung eines Ebenso hat er sich dem Werk des Sohns eigenen Barockorchesters im Jahre 1985 Philipp Emanuels gewidmet, zu hören in und die Etablierung der „Internationalen seiner Aufnahme des Oratoriums "Die Festtage Alter Musik“ (1987, seit 2004 Israeliten in der Wüste" und den Motetten „Festival Stuttgart Barock“) weisen ihn als des Schülers Gottfried August Homilius, Pionier historischer Aufführungspraxis aus. deren Aufnahme zu einer Neubewertung Seither war er bei vielen renommierten von dessen kompositorischen Schaffen europäischen Festivals zu Gast und hat geführt hat. neben etwa 80 Kantaten vor allem Bachs Motetten, die h-Moll-Messe und die Seit 50 Jahren prägt Frieder Bernius Matthäus-Passion aufgeführt (Salzburg, die internationale Musikszene nachhaltig Wien, Brügge, Madrid, , Barcelona durch wegweisende Interpretationen. Seine

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Arbeit findet größte Anerkennung insbe- steeg, Kalliwoda oder Lindpaintner ver- sondere durch die Unverwechselbar- dient gemacht. Diese Entdeckungen auf keit seines klanglichen Personalstils, seine CD zu dokumentieren, war ihm ebenso Neugier auf vernachlässigte und neue wichtig wie Einspielungen in historischer Partituren, das Hinterfragen interpretato- Aufführungspraxis. rischer Traditionen. Als Gründer und Leiter des Kammerchors Stuttgart, des Barockor- Konzertreisen führten Frieder Bernius zu chesters Stuttgart, der allen wichtigen internationalen Festivals. sowie der Klassischen Philharmonie Stutt- Mehrere Male leitete er den Weltjugend- gart ist er darüber hinaus für seine stil- chor, viermal gastierte er bei den Welt- sichere Vielseitigkeit bekannt. Ob Vokal- symposien für Chormusik und regelmäßig werke von Monteverdi, Bach, Händel, arbeitet er mit den nationalen Jugend- Mozart, Beethoven, Fauré und Ligeti, chören der Schweiz, Frankreichs und Ita- Schauspielmusiken von Mendelssohn oder liens. Als Gastdirigent leitete er Orchester Sinfonien von Haydn, Burgmüller und wie die Deutsche Kammerphilharmonie Schubert – stets zielt seine Arbeit auf einen Bremen, das London Philharmonic Or- am Originalklangideal orientierten, zu- chestra, das Stuttgarter Kammerorchester gleich persönlichen Ton. Wiederent- sowie die Streicherakademie Bozen. deckungen von Opern des 18. Jahrhun- derts widmet er sich ebenso wie Urauffüh- Mehr als 40 seiner 100 CDs sind mit rungen zeitgenössischer Kompositionen. Er internationalen Schallplattenpreisen ausge- hat sich zudem um eine Neubewertung zeichnet worden, so dem Choc du Monde vor allem von Komponisten aus dem de la musique und dem Edison Klassiek für südwestdeutschen Raum durch Erstauffüh- seine Schütz- und Bach-Einspielungen, rungen von u.a. Jommelli, Knecht, Zum- dem Diapason d Or de l année für das

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Requiem von Mozart oder vielen Preisen verschwendet, um diesen Chor zu rüh- der deutschen Schallplattenkritik für seine men“, schrieb die ZEIT. Als konkurrenzlos A-cappella-Einspielungen. Den Internatio- gelten die sängerische Brillanz, die voll- nal Classical Music Award hat er für die endete Intonationsreinheit und eine Gesamteinspielung des geistlichen Vokal- kaum zu übertreffende Plastizität der Text- werks Mendelssohns erhalten. deklamation.

1993 wurde Frieder Bernius für seine Das Ensemble erhält Einladungen zu Verdienste um das deutsche Musikleben allen wichtigen europäischen Festivals und das Bundesverdienstkreuz am Bande konzertiert in renommierten Konzerthäu- verliehen, 2002 wurde er mit der Ver- sern. Es war zum 1., 4., und 10. Weltsym- dienstmedaille des Landes Baden-Württem- posion für Chormusik nach Wien, Sydney berg ausgezeichnet, 2004 erhielt er den und Seoul eingeladen. Seine weltweite Preis der Europäischen Kirchenmusik Reputation dokumentieren seit 1988 regel- Schwäbisch Gmünd und 2009 die Bach- mäßige Nordamerika- und Asientourneen Medaille der Stadt Leipzig. sowie eine Südamerika-Tournee. Seit 1984 ist das Spitzenensemble zudem alle zwei Der KAMMERCHOR STUTTGART gilt als Jahre in Israel zu Gast, so im Jahr 2015 eines der besten Ensembles seiner Art. Im aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums der Januar 1968 wurde er gegründet und Aufnahme diplomatischer Beziehungen seitdem hat Frieder Bernius den Chor zu zwischen Israel und Deutschland. Mehr als einer von Publikum und Presse gefeierten 40 der insgesamt 90 eingespielten CD- Ausnahmeerscheinung geformt. Das Re- Aufnahmen wurden mit Auszeichnungen pertoire des Chores reicht vom 17. bis prämiert, so erhielt der Kammerchor zum 21. Jahrhundert. „Kein Superlativ ist zuletzt den Preis der Deutschen Schall-

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plattenkritik für CD-Einspielungen mit Johann Christoph Friedrich Bach Mendelssohns-Lieder im Freien zu singen und für György Ligetis sowie Ich lieg und schlafe 2019 den Diapason d´or für Jan Dismas Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; Zelenkas Missa Sancti Josephi. denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne. Psalm 4, Vers 9

Es ist noch eine Ruh vorhanden; auf, müdes Herz, und werde licht. Du seufzest hier in deinen Banden, und deine Sonne scheinet nicht.

Sieh auf das Lamm, das dich mit Freuden Dort wird vor seinem Stuhle weiden, wirf hin die Last und eil herzu!

Bald ist der schwere Kampf geendet, bald ist der saure Lauf vollendet, so gehst du ein zu deiner Ruh.

Johann Sigismund Kunth (1700-1779)

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Wachet auf ruft uns die Stimme Wir folgen all zum Freudensaal 1. Und halten mit das Abendmahl. Wachet auf, ruft uns die Stimme der Wächter sehr hoch auf der Zinne, Wachet auf du Stadt Jerusalem! 3. Mitternacht heißt diese Stunde, Gloria sei dir gesungen. Sie rufen uns mit hellem Munde: Mit Menschen und englischen Zungen, Wo seid ihr klugen Jungfrauen? Mit Harfen und mit Zimbeln schön. Steht auf, der Bräut’gam kömmt, Von zwölf Perlen sind die Pforten Steht auf, die Lampen nehmt! An deiner Stadt; wir sind Konsorten Halleluja! der Engel hoch um deinen Thron. Macht euch bereit zu der Hochzeit; Ihr müsset ihm entgegen gehn, Kein Aug hat je gespürt, Kein Ohr hat je gehört 2. Solche Freude. Zion hört die Wächter singen, Des sind wir froh, Das Herz tut ihr vor Freude springen, Io, io Sie wachet und steht eilend auf. ewig in dulci jubilo. Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig, Von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig; Philipp Nicolai (1556 – 1608) Ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf. Nun komm, du werte Kron, Herr Jesu, Gottes Sohn! Hosianna!

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Johann Christoph Altnickol Vers 3 Aria Sopran-, Alt-, Tenor- & Bass-Solo Befiehl du deine Wege Dein ewg‘e Treu und Gnade, o Vater, weiß und sieht, Vers 1 was gut sei oder schade Befiehl du deine Wege dem sterblichen Geblüt; und was dein Herze kränkt und was du dann erlesen, der allertreusten Pflege das treibst du, starker Held, des, der den Himmel lenkt. und bringst zum Stand und Wesen, Der Wolken Luft und Winden was deinem Rat gefällt. gibt Wege, Lauf und Bahn der wird auch Wege finden, Vers 4 Trio Sopran-, Alt-, Bass-Solo da dein Fuß gehen kann. Weg hast du allerwegen, an Mitteln fehlt dir‘s nicht; Vers 2 dein Tun ist lauter Segen, Dem Herren musst du trauen, dein Gang ist lauter Licht. wenn dir‘s soll wohlergehn, Dein Werk kann niemand hindern, auf sein Werk musst du schauen, dein Arbeit darf nicht ruhn, wenn dein Werk soll bestehn. wenn du, was deinen Kindern Mit Sorgen und mit Grämen ersprießlich ist, willst tun. und mit selbsteigner Pein, lässt Gott sich gar nichts nehmen: Vers 5 es muss erbeten sein. Und ob gleich alle Teufel hie wollten widerstehn, so wird doch ohne Zweifel Gott nicht zurücke gehen;

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was er sich fürgenommen Vers 8 Trio Alt-, Tenor-, Bass-Solo und was er haben will, Ihn, ihn lass tun und walten! das muss doch endlich kommen Er ist ein weiser Fürst; zu seinem Zweck und Ziel. und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst, Vers 6 Sopran-, Tenor-, Bass-Solo wenn er, wie ihm gebühret, Hoff, o du arme Seele, mit wunderbarem Rat hoff und sei unverzagt! das Werk hinausgeführet, Gott wird dich aus der Höhle, das dich bekümmert hat. da dich der Kummer plagt, mit großen Gnaden rücken; Vers 9 erwarte nur der Zeit, Er wird zwar eine Weile so wirst du schon erblicken mit seinem Trost verziehn die Sonn der schönsten Freud. und tun an seinem Teile, als hätt in seinem Sinn Vers 7 er deiner sich begeben Auf, auf, gib deinem Schmerze und du solltst für und für und Sorgen Gute Nacht! in Angst und Nöten schweben, Lass fahren, was dein Herze und fragt er nichts nach dir. betrübt und traurig macht; bist du doch nicht Regente, Vers 10 der alles führen soll: Wird‘s aber sich befinden, Gott sitzt im Regimente dass du ihm treu verbleibst, und führet alles wohl. so wird er dich entbinden, da du‘s am mindsten gläubst;

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er wird dein Herze lösen Johann Christoph Altnickol von der so schweren Last, Nun danket alle Gott die du zu keinem Bösen bisher getragen hast. Choralmotette BWV Anh. 164 so die Bezeichnung im Notentext Vers 11 Trio Sopran-, Tenor-, Bass-Solo Wohl dir, du Kind der Treue, Nun danket alle Gott, du hast und trägst davon der große Dinge tut mit Ruhm und Dankgeschreie an uns und allen Enden, den Sieg und Ehrenkron; Der uns von Mutterleibe an Gott gibt dir selbst die Palmen lebendig erhält, in deine rechte Hand, und tut uns alles Guts; und du singst Freudenpsalmen dem, der dein Leid gewandt. Apogryphen: Jesus Sirach 50,22−24 Übersetzung Martin Luther Vers 12 Mach End, o Herr, mach Ende Er gebe uns ein fröhliches Herz mit aller unsrer Not; und verleihe uns immerdar Friede stärk unsre Füß und Hände zu unsern Zeiten in Israel. und lass bis in den Tod Auf dass seine Gnade stets bei uns bleibe und allzeit deiner Pflege Und erlöse uns so lange wir leben auf Er- und Treu empfohlen sein, den so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein. Martin Rinckart (1636) Paul Gerhardt (1607–1676)

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Choral Bass Johannes Hill, Antonio di Martino, Lob, Ehr und Preis sei Gott, Adolph Seidel, Matis Koch, Felix Rathgeber dem Vater und dem Sohne; Continuo-Orgel Sonntraud Engels-Benz und auch dem heil´gen Geist im hohen Himmelsthrone, Dem dreieinigen Gott, als er ursprünglich war Solopartien und ist und bleiben wird Johann Christoph Friedrich Bach, jetzt und immerdar. Wachet auf 2. Zion hört (Takt 140-180): Maria Bernius, Apogryphen: Jesus Sirach 50,22−24 Friedemann Engelbert, Tobias Meyer, Übersetzung Martin Luther Felix Rathgeber Johann Christoph Altnickol: Befiehl du deine Wege Besetzung Kammerchor Stuttgart Vers 3: Katharina Eberl, Sopran Maria Bernius, Sandra Bernius, Friedemann Engelbert, Katharina Eberl, Anna-Sophie Brosig, Tobias Mäthger, Matis Koch Kathrin Lorenzen, Aline Wilhelmy, Vers 4: Anna-Sophie Brosig, Anna Botthof- Filine Huppert Stephany, Johannes Hill Alt Magdalena Fischer, Friedemann Vers 6: Maria Bernius, Christian Rathgeber, Engelbert, Anna Botthof-Stephany, Elke Rutz, Johannes Hill Sigrun Bornträger, Ute Schäfer, Vers 8: Friedemann Engelbert, Agnes Schmauder Oliver Kringel, Antonio di Martino Tenor Jo Holzwarth, Oliver Kringel, Tobias Vers 11:Anna-Sophie Brosig, Jo Holzwarth, Meyer, Christian Rathgeber, Tobias Mäthger Felix Rathgeber

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ENGLISH No composer in music history brought ning of January 1750, recommended by forth so many highly talented pupils as his elder brother, he entered the service of Johann Sebastian Bach. He accommo- a charismatic advocate of the Enlighten- dated many of them in his household, ment, Count Wilhelm of Schaumburg- giving them a keen sense of his creative Lippe, a man far more interested in the abilities. Among his own sons, the one arts than in affairs of state who would who acquired least fame as a composer often conduct the court orchestra himself. was Johann Christoph Friedrich, the “Bücke- The Countess took lessons from J.C.F. burg Bach”. The ’s second Bach, who was employed as a chamber youngest son attended the school of musician, and gave him lavish gifts. His St Thomas’s church in Leipzig as a day annual salary amounted to as much as boy and received musical instruction from 1000 thalers, a substantial sum. Apart his father, being given instruction in non- from a journey to London to see his musical subjects by his distant cousin in younger brother Johann Christian, he Meiningen, Johann Elias Bach. He matri- spent his whole life in Bückeburg, marry- culated at as a student ing the soprano Lucia Münchhausen and of law, but cut short his studies. He had bringing up nine children with her, of played a part in his father’s musical acti- whom Wilhelm Friedrich Ernst proved the vities since the mid-1740s, occasionally as most talented musically. a copyist, but principally as a harpsich- ordist. Among the brothers, in the judge- At the settlement of his father’s estate in ment of Wilhelm Friedemann Bach, he late August 1750 or thereabouts, nu- was the “strongest player”, the one who merous works by Johann Sebastian came could “most readily perform his father’s into his possession, and he made frequent clavier compositions”, and at the begin- use of these in his new position at the

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Bückeburg court. He wrote only a few show off the singer’s virtuosity are in the sacred works of his own, as the court direct tradition of his father, who often rarely required sung services on ordinary gave his vocal writing an instrumental Sundays. He diligently studied his father’s treatment – in accordance with his convic- chorales, having surely assisted his half- tion that “everything must be possible”. The brother Carl Philipp Emanuel in arranging singers often found that this approach to their publication. He certainly followed the composition tested them to the limit of their progress of the series begun in 1765 with powers. great interest and awareness. The four-part motet “Ich lieg und schlafe Several of his liturgical works benefited ganz mit Frieden” (BR-JCFB H 100) is from choral writing in cantatas, annotated “1780 SDG” [Soli Deo Gloria] and oratorios by his father; at times, these in the composer’s autograph manuscript. It even appear in prominent positions, as in may have been written for the funeral in the motet on the familiar hymn by Otto Stadthagen on September 11, 1780 of the Nicolai (1566–1608) “Wachet auf, ruft 21-year-old hereditary count Karl Wilhelm uns die Stimme” (BR-JCFB H 101) with its Ernst von Schaumburg-Lippe. The work is elaborate . The four-part based on the last verse of Psalm 4 and the chorale “Gloria sei dir gesungen” at the first verse of the hymn “Es ist noch eine Ruh end of the work is taken from his father’s vorhanden” by the Cöthen poet Johann cantata of the same name (BWV 140). Sigismund Kunth (1700–1779). A work No specific occasion for the motet’s com- embracing the Empfindsamkeit (heightened position is known, and the work can sensibility) of the transitional period bet- be only approximately dated to the ween Baroque and Classical, it remarkably mid-1780s. Many passages written to presages the early Romantic era at times.

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Born in the closing days of the year 1719 Dresden as Wilhelm Friedemann Bach’s in Berna (in the Oberlausitz region, in the successor, Friedemann’s father wrote on far south-east of modern Germany), January 1, 1748 in favour of his appoint- Johann Christoph Altnickol began his musi- ment as organist in Niederwiesa (near cal career as a singer and assistant orga- Greiffenberg) as “an Ecolier [pupil] of nist at the church of St Maria Magdalena whom I have no cause to be ashamed”. in Breslau (now Wroclaw in Poland). In He was appointed to the post, but spent March 1744 he began studying theology only a few months in rural Silesia, as a at Leipzig University and it appears that much more lucrative position had mean- soon afterwards he was a pupil of Johann while fallen vacant: successfully applying Sebastian Bach’s, lodging with him at for the post of organist at St Wenceslaus, times. The Thomaskantor certified that Naumburg – again with the recommen- “since Michaelmas anno 1745 he had dation of his teacher – he was thenceforth supported the Musical Choir to full satis- in command of the exceptional organ by faction, in that he had exhibited his skill Zacharias Hildebrandt completed there now as a Violist, now as a Violoncellist, just two years earlier. On January 20, but principally as a Vocal Bassist”. The 1749, he married Bach’s daughter Elisa- multi-talented pupil was indeed one of beth Juliane Friederica. After ten and a J.S. Bach’s most valued assistants, both as half years of marriage, he died on July an active bass singer and instrumentalist 25, 1759, while still in his thirties. He left and as a music copyist. He seems to have various works by his teacher and father- increasingly neglected his theological in-law to his successors; when Johann studies and given priority to the practice of Sebastian’s musical estate was divided up music. When Altnikol failed to obtain the in August 1750, Altnickol and his wife position of organist at the Sophienkirche in were among the beneficiaries.

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We do not know the extent of Altnickol’s passage much read and evidently much musical output. Very few of his compo- loved in the years following the Reforma- sitions have survived. Apart from some tion. Altnickol took the closing doxology keyboard works, a ricercare and the G “Lob Ehr und Preis sei Gott” from a collec- minor concerto, there are two tion of chorales compiled in 1735 by his Sanctus settings, two festival cantatas and teacher Bach. It is possible that he wrote the two chorale motets selected for the the motet in Leipzig before 1750, in which present recording, “Befiehl du deine case it would have been composed under Wege” and “Nun danket alle Gott”. The Johann Sebastian’s supervision. Bach had latter of these works has sometimes been testified to his pupil’s “quite special facility erroneously ascribed to his teacher (BWV in Composition”. Anh. III 164). The composition for five voices is marked by frequent alternation Altnickol’s chorale motet “Befiehl du between homophonic and freely poly- deine Wege” provides affirmation of his phonic sections. It is located at the edge of teacher’s praise, setting all 12 stanzas of the stylistic watershed in vocal music Paul Gerhard’s hymn as Choralmotette per datable to about 1750. Despite an in- omnes Versus. However, the chorale melo- disputable affinity with the compositional dy of Bartholomaeus Gesius (1562–1613) style of his teacher, Altnickol is already finds direct application only in verses 1, 6, entering the realm of Empfindsamkeit in 9 and 12. Altnickol unmistakably took the his harmony and melody. Cunningly five-part motet “Jesu, meine Freude” (BWV embedded in the hymn text by Martin 227) as the immediate model for the Rinckart (1586–1649), a quotation from composition, his debt to J.S. Bach being the Apocrypha “May he give us a joyful evident in movements subjected to strict heart” (Sirach 50, 24–26) comes from a contrapuntal treatment. At the same time,

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some of the other movements (verses 3, 5, Awarded to FRIEDER BERNIUS in 2009, 8 & 11) are clearly influenced by com- the Bach Medal of the City of Leipzig posers of the following generation such as acknowledges a life’s engagement with Carl Heinrich Graun and Johann Adolph the works of Johann Sebastian Bach, his Hasse. These were the masters whom pupils and his family. That quest began in Johann Sebastian Bach esteemed most the family home, a pastor’s residence that highly in his final years. gave him early access to Bach’s organ Andreas Glöckner (2019) music, violin compositions and choral works. As a student at the Stuttgart Dr Andreas Glöckner (b. 1950) was a College of Music, he initially responded to research associate to the Leipzig Bach the city’s “Romantic” Bach tradition, but Archive from 1979 to 2015 and continues the ideas of and en- to work there in an honorary capacity. counters with artists outside Germany soon From 1991 to 2006 he worked on the committed him to an engagement with the Neue Bach-Ausgabe and from 1994 to historical approach to performance that he 2016 he was dramaturg to the Leipzig has maintained to this day. The formation Bachfest. He has been responsible for of a Baroque orchestra of his own in the programme planning of the Köthen 1985 and the establishment of the Inter- Autumn Festival since 2001. He has national Festival of Early Music (1987, lectured regularly at the universities in “Stuttgart Barock” since 2004) prove him Dresden and Leipzig, is the author of to be a pioneer of historical performance numerous academic works (books, articles practice. He has since been the guest of and essays) and broadcasts. many renowned European festivals and has performed some 80 of Bach’s can- tatas and most notably his Motets, the

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B minor Mass and the St Matthew Passion Over the past 50 years, Frieder Bernius (Salzburg, Vienna, Bruges, Madrid, Paris, has done much to shape the course of Barcelona and Munich). His recordings the international music scene with his of Bach’s works for Sony Classical and pioneering interpretations. His work is Carus have won him numerous interna- valued above all for his inimitable perso- tional record awards and accolades, such nal conducting style, his passion for new as the Edison for the Secular Cantatas, and neglected scores, his questioning of Gramophone Editor’s choice for the B received tradition. As founder and director minor Mass and the German Record Prize of the Stuttgart Chamber Choir, the for the Easter Oratorio. March 2016 saw Stuttgart Baroque Orchestra, the Stuttgart the release of Johann Sebastian Bach’s Hofkapelle and the Klassische Philhar- St Matthew Passion, a recording that won monie Stuttgart, he is known and appre- the Supersonic Pizzicato, followed most ciated for his sure grasp of style across the recently by Bach’s G minor Mass BWV centuries. Vocal works by Monteverdi, 235 and his Cantata BWV 80 “Ein’ feste Bach, Handel, Mozart, Beethoven, Fauré Burg”. He has also immersed himself in and Ligeti, music for the theatre by the work of Carl Philipp Emanuel Bach, as Mendelssohn, symphonies by Haydn, is audible from his recording of the ora- Burgmüller and Schubert – his interpre- torio “Die Israeliten in der Wüste” and tations are always oriented upon the ideal from the motets of C.P.E. Bach’s pupil sound of the original, while retaining their Gottfried August Homilius, a recording personal tone. Rediscovered operas of the that has led to a re-evaluation of that 18th century receive his close attention just composer’s oeuvre. as much as premieres of contemporary compositions. He has sparked a new awareness of composers from the south-

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Bach́s Family · Choral Motets

west of Germany with his first perfor- Edison Klassiek for his Schütz and Bach re- mances of Jommelli, Knecht, Zumsteeg, cordings, the French Diapason d’Or de Kalliwoda, Lindpaintner and others. He l’année for Mozart’s Requiem and the was as concerned to document these many German Record Critics’ Awards discoveries on CD as he was to record for his unaccompanied recordings. He re- them within the parameters of historical ceived the ICMA (International Classical performance practice. Music Award) for his complete recording of Mendelssohn’s sacred choral works. Concert tours have taken Frieder Bernius to all the major international festivals. He Frieder Bernius received the Order of has directed the World Youth Choir Merit of the Federal Republic of Germany several times, made four guest appear- in 1993 for his services to the nation’s ances at the World Symposium for Choral music, the Medal of Merit of the Land of Music, and regularly works with the natio- Baden-Württemberg in 2002, the Schwä- nal youth choirs of Switzerland, France bisch Gmünd European Church Music and Italy. In his capacity as guest conduc- Prize in 2004 and the Bach Medal of the tor, he has directed such orchestras as the City of Leipzig in 2009. Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, the London Philharmonic Orchestra, KAMMERCHOR STUTTGART is regarded the Stuttgart Chamber Orchestra and as one of the best ensembles of its kind. Streicherakademie Bozen (South Tyrol). Founded in January 1968, the chamber choir has risen to dizzy heights under the Over 40 of his 100 CDs have won inter- direction of Frieder Bernius, acclaimed by national record awards such as the Choc audience and critics alike. Its repertoire du Monde de la musique and the Dutch ranges from the 17th century to the 21st.

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“No superlative is too extravagant to 2019 for ’s Missa praise this choir,” wrote German weekly Sancti Josephi. DIE ZEIT. Its peerless attributes include the brilliance of its singing, the perfection of its Translation: intonation and the virtually unsurpassable Janet and Michael Berridge, vividness of its textual declamation.

The ensemble receives invitations to all the major European festivals and performs in famous concert halls. It was invited to the first, fourth and tenth World Symposia for Choral Music, held in Vienna, Sydney and Seoul. It gained and has retained its worldwide reputation through regular tours of North America and Asia since 1988, plus a tour of South America. Israel has welcomed this top ensemble every couple of years since 1984, notably in 2015 to mark 50 years of diplomatic relations between Israel and Germany. Over forty of its 90 CD releases have received awards, including the German Record Critics’ Award for Mendelssohn’s Lieder im Freien zu singen and for György Ligeti’s Requiem and the Diapason d’or in

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Aufnahmen / Recordings: June, 15 – 17, 2018, Gönningen, Kirche

Toningenieur / Sound Engineer: Wilfried Wenzl

Aufnahmeleitung / Director of Recording: Andreas Priemer

Digitalschnitt / Mastering: Irmgard Bauer

Executive Producer: Ruth Jarre

Einführungstext / Programme Notes: Dr. Andreas Glöckner

Übersetzung / Translation: Janet & Michael Berridge, JMBTrans Berlin

Graphic Design: Birgit Fauseweh

Photos: F. Bernius: Gudrun Bublitz; Kammerchor Stuttgart: Jens Meisert

Eine Co-Produktion mit Deutschlandfunk Kultur

ൿ 2018 & Ꭿ 2019 Deutschlandradio / Profil Medien GmbH

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