38. Jahrgang · 2001 · Sonderheft ISSN 1436-8757 IM LAND SACHSEN-ANHALT

Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt NATURSCHUTZ SACHSEN ANHALT

Landesamt für Umweltschutz Elbelandschaft – Habitat der Grünen Flußjungfer (Ophiogomphus cecilia) und des Fischotters Dübener Heide – Habitat des Europäischen Bibers (Castor fiber) und des Bachneunauges (Lutra lutra) (Lampetra planeri) (Fotos: Elbe u. Fischotter – S. Ellermann; Grüne Flußjungfer – J. Müller) (Fotos: Dübener Heide u. Bachneunauge – S. Ellermann; Biber – K.-J. Hofer) Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt

38. Jahrgang · 2001 · Sonderheft · ISSN 1436-8757

Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt Seite

1 Vorwort 3 (P. Wenzel) 2 Zur Vorgehensweise im Land Sachsen-Anhalt 5 (P. Schnitter, F. Meyer) 3 Die Tierarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie 8 im Land Sachsen-Anhalt 3.1 Wirbellose: Einführung und allgemeine Bemerkungen 8 (P. Schnitter) 3.1.1 Mollusca (Weichtiere) 10 (G. Körnig) 3.1.2 Odonata (Libellen) 15 (R. Steglich unter Mitarb. v. J. Müller) 3.1.3 Lepidoptera (Schmetterlinge) 23 (P. Schmidt) 3.1.4 Coleoptera (Käfer) 35 (E. Grill; W. Malchau; V. Neumann; S. Schornack) 3.2 Wirbeltiere: Einführung und allgemeine Bemerkungen 46 (F. Meyer) 3.2.1 Cyclostomata und Osteichthyes (Rundmäuler und Knochenfische) 48 (U. Zuppke unter Mitarb. v. S. Hahn) 3.2.2 Amphibia und Reptilia (Lurche und Kriechtiere) 71 (F. Meyer, T. Sy) 3.2.3 Mammalia (Säugetiere) 78 (T. Hofmann) 4 Die Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie 95 im Land Sachsen-Anhalt 4.1 Bryophyta (Moose) (J. K. Becher) 4.2 Pteridophyta (Gefäßpflanzen): Einführung und allgemeine Bemerkungen 97 (H. Herdam; J. Peterson; P. Schnitter) 5 Zusammenfassung der Ergebnisse 120 (P. Schnitter; F. Meyer) 6 Zum Monitoring bzw. zur Ermittlung von Bestand und Bestandsentwicklung 124 der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie im Rahmen der Berichtspflichten an die Europäische Union (EU) im Land Sachsen-Anhalt (P. Schnitter; F. Meyer) 7 Ausblick 137 (F. Meyer; P. Schnitter) 8 Literatur 139 SACHSEN ANHALT Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt

1 Blick zum Selketal (Foto: S. Ellermann)

2 1 Vorwort

Peter Wenzel

Mit der nachstehenden Publikation wird für Sach- der Blatthornkäfer Osmoderma eremita. Die Situa- sen-Anhalt eine umfassende und detaillierte Zu- tion stellt sich somit für die einzelnen Arten sehr sammenstellung aller Fakten zu den Tier- und differenziert dar. Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora- Sachsen-Anhalt hat mit der Meldung der FFH-Vor- Habitatrichtlinie der Europäischen Union vorge- schlagsgebiete an die Europäische Kommission legt. auf der Grundlage des bekannten Wissensstandes An dieser komplizierten Aufgabe waren zahlrei- zu den Arten und Lebensräumen einen wichtigen che ehrenamtliche Spezialisten, Vereine, enga- Beitrag zum europäischen Schutzgebietssystem gierte Planungsbüros, Behörden und Museen NATURA 2000 geleistet. Die alleinige Unter- beteiligt, die alle verfügbaren Angaben erfassten. schutzstellung reicht aber nicht aus. Es muss ein Die zur Auswahl der FFH-Vorschlagsgebiete be- konsequent naturschutzfachlich ausgerichtetes reits bekannten Artvorkommen konnten nun ge- Flächenmanagement folgen, um über die rein sta- nauer dargestellt und durch zusätzliche Angaben tistische Gebietsverwaltung hinaus sinnvolle Na- ergänzt werden. Damit ist die naturschutzfachli- turschutzarbeit für die Arten und Lebensräume und che Grundlage für nachfolgende effektive Schutz- damit für unsere nachfolgenden Generationen zu strategien und Planungen gelegt. Über die Darstel- leisten. lung des Status quo hinaus werden methodische Hinweise für eine gezielte Überwachung und Kon- trolle der Bestände der Arten des Anhangs II in den FFH-Vorschlagsgebieten gegeben. Diese Monitoringdaten sind der EU im Rahmen der regelmäßigen Berichtspflichten der Mitgliedsstaa- ten zu melden. Es konnte eindrucksvoll gezeigt werden, dass für bestandsgefährdete und scheinbar seltene Arten wie z.B. den Hirschkäfer relativ viele Vorkommen in unserem Bundesland bekannt sind und die Bestandssituation im Ergebnis der Untersuchungen momentan also durchaus als gut bezeichnet wer- den kann. Der Europäische Biber, für den Sachsen- Anhalt eine besondere Verantwortung besitzt, zeigt ebenfalls gesicherte Bestände. Einige der Arten nach Anhang II sind in unserem Bundesland allerdings aus unterschiedlichen Gründen bereits ausgestorben, so z.B. Thesium ebracteatum, das Vorblattlose Leinblatt. Andere besitzen nur noch wenige Vorkommen bzw. befinden sich bezüglich ihres Areals tendenziell auf dem Rückzug, so z.B.

3 Abb. 1: Karte der naturräumlichen Haupteinheiten Sachsen-Anhalts (nach SSYMANK et al. 1998)

Ȓș ȓȐ ȓȑ ȓȒ ȓȓ ȓȔ ȓȕ ȓȖ ȓȘȓȗ ȓș ȔȐ Ȕȑ ȔȒ Ȕȓ ȔȔ Ȕȕ

ȑȒ፰ Ȓș Ȓș ȤȐȕ ȓȐ ȤȐș ȓȐ

ȓȑ ȤȑȐ ȓȑ Ȥȑȑ ȓȒ ȤȑȒ ȓȒ

ȓȓ ȤȑȘ ȓȓ Ȥȑș ȓȔ ȤȒȐ ȓȔ

ȓȕ ȤȒȘ ȓȕ ȤȒș ȓȖ ȓȖ Ȥȓȑ

ȓȗ Ȥȓȓ ȓȗ Ȥȓȗ ȓȘ ȓȘ

ȓș ȓș ȕȒ፰ ȔȐ ȔȐ

Ȕȑ Ȕȑ

ȔȒ ȔȒ

Ȕȓ Ȕȓ

ȔȔ ȔȔ

Ȕȕ Ȕȕ

ȔȖ ȔȖ

Ȕȗ Ȕȗ

ȔȘ ȔȘ

Ȕș Ȕș

ȕȐ ȕȐ

Ȓș ȓȐ ȓȑ ȓȒ ȓȓ ȓȔ ȓȕ ȓȖ ȓȘȓȗ ȓș ȔȐ Ȕȑ ȔȒ Ȕȓ ȔȔ Ȕȕ

Legende: D 05: Mecklenburg.-Brandenburgisches Platten- u. Hügelland D 20: Östliches Harzvorland u. Börden D 09: Elbetalniederung D 28: Lüneburger Heide D 10: Elbe-Mulde-Tiefland D 29: Altmark D 11: Fläming D 31: Weser-Aller-Flachland D 12: Brandenburgisches Heide- u. Seengebiet D 33: Nördliches Harzvorland D 18: Thüringer Becken mit Randplatten D 37: D 19: Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland

4 2 Zur Vorgehensweise im Land Sachsen-Anhalt

Peer Schnitter; Frank Meyer

Die Europäische Kommission hat zwei Richtlinien Wiederherstellung der natürlichen Ressoucen bei- erlassen, die wegweisend für den europäischen gemessen wird. Naturschutz der nächsten Jahrzehnte sein werden. In Deutschland erfolgte die Meldung von „NATURA Es handelt sich hierbei um Rechtsvorschriften der 2000”-Gebieten bis zum Jahr 1999 nicht fristge- Gemeinschaft zum Erhalt der biologischen Viel- recht. Grund dafür war die ausstehende bundes- falt. Das sind: deutsche Gesetzgebung, die Umsetzung der FFH-RL – die „Richtlinie des Rates vom 2. April 1979 über in deutsches Recht. Sachsen-Anhalts Gebietsmel- die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten“ dungen aus dem Jahre 1995 (1. Melde-Tranche) 79/409/EWG; Amtsblatt der Europäischen Ge- wurden vom Bundesministerium für Umwelt, meinschaften L 103/22 vom 25. April 1979; Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) erst Novellierung durch „Richtlinie 91/244/EWG 1998 an die EU-Kommission weitergereicht und des Rates vom 6. März 1991”, Amtsblatt der von dort nach eingehender Prüfung als nicht aus- Europäischen Gemeinschaften L 115/41 vom reichend kritisiert. Im Jahre 1999 erfolgte eine 8. Mai 1991, im folgenden kurz „Vogelschutz- Klage der EU-Kommission gegen die Bundesrepu- RL” genannt, und blik Deutschland wegen genannter Nichtumset- – die „Richtlinie des Rates vom 21. Mai 1992 zur zung der FFH-RL. Außerdem kündigte die EU-Kom- Erhaltung der natürlichen Lebensräume so- mission mit Schreiben vom 23.06.1999 an, dass wie der wildlebenden Tiere und Pflanzen” die Ausreichung der Strukturfonds für die Jahre 92/43/EWG; Amtsblatt der Europäischen Ge- 2000 bis 2006 nicht erfolgen wird, wenn euro- meinschaft Nr. L 206/7 vom 22.07.92; Novel- päische Rechtsvorschriften wie die FFH-RL und die lierung durch „Richtlinie 97/62/EG des Rates Vogelschutz-RL nicht umgesetzt worden sind vom 27. Oktober 1997 zur Anpassung der (MINISTERIUM F. RAUMORDNUNG, LANDWIRT- Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltung der natür- SCHAFT U. UMWELT D. LANDES SACHSEN-AN- lichen Lebensräume sowie der wildlebenden HALT 2000). Dies erwies sich in allen Bundeslän- Tiere und Pflanzen an den technischen und wis- dern für eine schnelle und umfassende Beschäfti- senschaftlichen Fortschritt”, Amtsblatt der gung mit der FFH-RL als äußerst förderlich. Europäischen Gemeinschaften L 305/42 vom Die fachliche Grundlage für eine fundierte Aus- 8. November 1997, nachfolgend „Fauna-Flora- wahl der FFH- und EU SPA-Gebiete waren neben Habitat-Richtlinie”, bzw. kurz „FFH-RL” genannt. den Erkenntnissen aus der Colorinfrarot-Luftbildbe- Das die beiden Richtlinien verbindende Element fliegung der Jahre 1992–1993 vor allem die vor- ist der Aufbau eines europaweiten Schutzgebiets- liegenden Ergebnisse der terrestrisch erfolgten netzes „NATURA 2000”, welches aus den ent- „Kartierung der für den Naturschutz wertvollen sprechenden Schutzgebieten – den EU SPA (SPA = Bereiche” (Selektive Biotopkartierung) sowie die Special Protected Areas) und FFH-Gebieten – Angaben aus den laufenden aktuellen Arten- bestehen und entwickelt werden soll. Es enthält Bestandserfassungen. Diese Grundlagenauswer- alle Flächen, die auf der Basis der oben genann- tung fand im Jahr 1998 ihren vorläufigen Ab- ten Rechtsvorschriften der EU geschützt sind und schluss. Anschließend erfolgte unter Einbeziehung denen ein hohes Gewicht für den Erhalt und die von Artengruppenspezialisten die Erarbeitung der

5 FFH-Gebietskulisse nach einer Repräsentativitäts- Datenbank im WINART-Format vorgelegt, die beurteilung des betreffenden Vorschlagsgebietes 1127 Einträge zu 15 Arten (zwei Mollusken- für den jeweiligen Lebensraumtyp oder die Popu- sowie dreizehn Insektenarten) enthielt. Die Vorge- lation der jeweiligen Art in Sachsen-Anhalt. Für hensweise und Methodik der Datenerhebung wird den Prozess der Gebietsmeldung als außerordent- umfassend geschildert und einer ausführlichen Dis- lich vorteilhaft erwies sich die weit fortgeschrittene kussion unterzogen. Inzwischen sind in Resonanz Digitalisierung und datenbankseitige Aufbereitung auf diese Publikation zahlreiche neue Meldungen der Ergebnisse, so dass auch GIS-gestützte Aus- eingegangen bzw. bekannt geworden. Somit wertungs- und Darstellungsverfahren eine umfas- ergibt sich an dieser Stelle die Notwendigkeit, sende Anwendung fanden. den aktualisierten Datenbestand darzustellen. Der Im Resultat meldete das Land Sachsen-Anhalt mit wohl wichtigste Hinweis ist Herrn B. BÜCHE Kabinettsbeschluß vom 28./29. Februar 2000 (schriftl. Mitt. 2001) zu verdanken. Er berichtete, insgesamt 193 FFH-Gebiete mit einer Gesamt- dass von Herrn C. BAYER mit Limoniscus violaceus fläche von 147 266 ha und 23 EU SPA-Gebiete (MÜLLER, 1821), dem Blauen Wurzelhals-Schnell- mit einer Gesamtfläche von 122 390 ha an das käfer, eine weitere Art nach Anhang II der FFH- BMU (MINISTERIUM F. RAUMORDNUNG, LAND- Richtlinie in Sachsen-Anhalt nachgewiesen wer- WIRTSCHAFT U. UMWELT D. LANDES SACH- den konnte (Fundort: Naturschutzgebiet „Colbit- SEN-ANHALT 2000). zer Lindenwald” im FFH-Vorschlagsgebiet). Für die Arten nach Anhang II der FFH-RL, die Auch für die Wirbeltiere wurde eine Dokumentati- „Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem on zu den Anhang II-Arten erarbeitet (RANA Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutz- 2000). Im Falle der Fische und Rundmäuler stützt gebiete ausgewiesen werden müssen”, war oft sich diese hinsichtlich der Datengrundlage im nur der Nachweis als solcher für die Gebietsaus- Wesentlichen auf den Fischatlas des Landes Sach- wahl und -abgrenzung relevant. Somit stand fest, sen-Anhalt (KAMMERAD et al. 1997). Ein jedoch dass nachträglich eine genaue Auflistung aller hier und auch in der FFH-Gebietsmeldung nicht Vorkommen sowie die Einschätzung der Populati- berücksichtigter Aspekt ist das Vorkommen des onsgrößen, der Repräsentativität und der Entwick- Weißflossengründlings (Gobio albipinnatus), der lungspotenziale erforderlich sein würde. Deshalb in Sachsen-Anhalt im Jahre 1998 in der Elbe im wurden Anfang 2000 die Entomologenvereini- nördlichen Sachsen-Anhalt (NELLEN et al. 1999) gung Sachsen-Anhalt e.V. (Schönebeck) für die sowie 1999 in der Mittelelbe bei Coswig nachge- Wirbellosen, das Büro RANA (Halle) für die Wir- wiesen werden konnte (ZUPPKE 2000). Er ist mit beltiere sowie Herr Prof. Dr. H. HERDAM (Straß- Sicherheit kein Neubürger, sondern bislang ledig- berg) für die Gefäßpflanzen beauftragt, diese lich übersehen worden und wird vermutlich bei Informationen unter Hinzuziehung aller bekannten intensiver Nachsuche auch an weiteren Stellen Spezialisten in Form von Forschungsberichten für gefunden werden. Die Angaben zu den Amphibi- das Land Sachsen-Anhalt zu präzisieren. en und Säugetieren beruhen zum größten Teil auf Für die wirbellosen Arten nach Anhang II der FFH- ehrenamtlich erhobenen Kartierungsdaten (Amphi- Richtlinie liegt bereits eine detaillierte Zusammen- bien, Fledermäuse, Europäischer Biber) sowie auf stellung für die bis zum Zeitpunkt 15.11.2000 vertiefenden Studien zu ausgewählten Arten (Rot- bekannten Daten vor (ENTOMOLOGENVEREINI- bauchunke, Fischotter). GUNG SACHSEN-ANHALT E.V. 2000). Hierzu Die Situation für die Gefäßpflanzen wird für Sach- wurden seitens der Autoren umfangreiche Recher- sen-Anhalt detailliert geschildert. Hierzu wurden chen getätigt. Dies betraf sowohl die Durchsicht von HERDAM (2000) neben aktuellen Angaben von Museumssammlungen als auch Anfragen bei zahlreiche Herbarbelege geprüft und in die Aus- Naturschutzbehörden, Staatlichen Forstämtern wertungen einbezogen. Darüber hinaus erfolgte und diversen Spezialisten als Ergänzung zu den eine Prüfung historischer Angaben im Gelände. eigenen Fundortdateien und den im Landesamt für Im Kapitel 3 wird für alle Arten nach Anhang II Umweltschutz Sachsen-Anhalt vorliegenden ge- der FFH-RL für Sachsen-Anhalt in systematischer prüften Angaben. Als Ergebnis wurde eine Reihenfolge (nach EU-Code) der aktuelle Wissens-

6 stand dargestellt. Für jede Art werden die jeweili- gen Gefährdungskategorien nach Roter Liste Sachsen-Anhalt (BUSCHENDORF & UTHLEB 1992, FRANK et al. 1992, GROSSER 1993, HEI- DECKE 1992, KÖRNIG 1992, 1998, MALCHAU 1995, MEINUNGER 1995, MÜLLER 1993, NEU- MANN 1993, SPITZENBERG 1993, ZUPPKE & WÜSTEMANN 1992) sowie der Bundesrepublik Deutschland (BEUTLER et al. 1998, BLESS et al. 1998, BOYE et al. 1998, GEISER 1998, JUNG- BLUTH & KNORRE 1998, KORNECK et al. 1996, LUDWIG 1996, OTT & PIPER 1998, PRETSCHER 1998) aktuelle Schutzkategorien, steckbriefartige Angaben zur Biologie, Ökologie und Verbreitung (s.a. FRANK & NEUMANN 1999) sowie zu Schutz und Gefährdung gegeben. Verbreitungs- karten und Fotos ergänzen die Textbeiträge. Die Fundortangaben werden den naturräumlichen Haupteinheiten zugeordnet (SSYMANK et al. 1998). Hierzu wird auf Abbildung 1 verwiesen. Als Grundlage für die wissenschaftliche Nomen- klatur finden zumeist die Checklisten der „Bestandssituation der Pflanzen und Tiere Sach- sen-Anhalts” (FRANK & NEUMANN 1999) Anwendung. Ein besonderer Dank gilt allen, die an dieser anspruchsvollen Aufgabe mitgewirkt haben und somit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der FFH-RL in unserem Bundesland leisteten: – den beteiligten Artgruppenspezialisten, – den Naturschutzbehörden, insbesondere den Naturschutzstationen, – den ehrenamtlichen Spezialistengruppen, so der Entomologenvereinigung Sachsen-Anhalt e.V., dem Arbeitskreis Heimische Orchideen (AHO), dem Botanischen Verein Sachsen-Anhalt e.V., dem Landesfachausschuss Herpetologie im Naturschutzbund Deutschland, dem Arbeitskreis Biberschutz und dem Arbeitskreis Heimische Fle- dermäuse, – den Forstbehörden, hier insbesondere den Forst- ämtern, – den Museen und nicht zuletzt – den zahlreichen Damen und Herren, die Hin- weise zu einzelnen Artvorkommen gaben.

7 3 Die Tierarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt 3.1 Wirbellose: Einführung und allgemeine Bemerkungen

Peer Schnitter

Für das Verständnis der nachfolgenden Abhand- der entsprechenden Tabelle bezüglich einer Ein- lungen machen sich einige grundlegende Bemer- stufung vor/nach 1960 nicht immer berücksich- kungen erforderlich. Die statistische Auswertung tigt werden. Hier erfolgt die Angabe mit x, wenn und die Erstellung der Verbreitungskarten basierte eine Einordnung anhand anderer Angaben auf der im Landesamt für Umweltschutz vorliegen- möglich ist (z.B. Belegexemplare aus Museums- den Datenbank zu den wirbellosen Arten nach sammlungen, die eindeutig als „altes” Material Anhang II der FFH-Richtlinie. Dabei zeigten sich anzusprechen sind: Grünspan an den Insektenna- Probleme und Mängel, die u.a. zu Änderungen deln, Schriftart und Zustand der Etiketten). Insge- der Zuordnung bei den einzelnen wirbellosen samt wird das Vorkommen/der Nachweis aber Anhang II-Arten führten. Dies betraf insbesonde- eingerechnet (z.B. Lepidoptera: Maculinea nau- re die Zugehörigkeit zu den naturräumlichen sithous). Bei den Mollusken erfolgt als Ausnahme Haupteinheiten, wo sich beim Verschneiden der bei fehlender Datumsangabe (Daten aus der Lite- Daten aus dem im Landesamt für Umweltschutz ratur) in der Tabelle die Trennung in vor/nach Sachsen-Anhalt entwickelten Erfassungsprogramm 1960; in der Verbreitungskarte erscheint dann für Tiere und Pflanzen WINART mit den digital aber ein grüner Punkt = ohne konkrete Datumsan- vorliegenden Karten der naturräumlichen Haupt- gabe. Allerdings kann davon ausgegangen wer- einheiten sowie denen der FFH-Gebiete mittels den, dass die Angaben vor 1960 liegen. ARCVIEW Schwierigkeiten abzeichneten. Es erge- – Weitere Differenzen sind wie folgt erklärbar. ben sich Abweichungen zur Statistik der Entomo- Die Autoren (ENTOMOLOGEN-VEREINIGUNG logen-Vereinigung Sachsen-Anhalt e.V. - EVSA SACHSEN-ANHALT E.V. 2000) mussten alle e.V. (ENTOMOLOGEN-VEREINIGUNG SACH- Fundorte den naturräumlichen Haupteinheiten SEN-ANHALT E.V. 2000), die aber auch aus zahl- sowie den FFH-Gebieten „händisch”, d.h. auf reichen Neu- und Wiedernachweisen resultieren. der Basis der vorliegenden Karten, die mitunter – Als Fundpunkt in den Verbreitungskarten wur- sehr grobmaßstäblich waren, zuordnen. Dies den in jedem Falle die Vorkommen der entspre- erwies sich z.B. bei der Zuweisung der Vorkom- chenden Art zugrunde gelegt, d.h. Vorkom- men der xylobionten Coleoptera als Nachteil. In men=Nachweis=Fundort. In einem bekannten der GIS-Auswertung können sich Scan- (WIN- Vorkommen sind durchaus über mehrere Jahre ART: Kartengrundlage sind gescannte MTB Nachweise möglich (z.B. ein Brutbaum von 1:25 000) und Digialisierungsungenauigkeiten Osmoderma eremita). Somit können alle aktuel- (ARCVIEW) so potenzieren, dass die z.B. beim len Nachweise auch schon historisch belegt Heldbock (Cerambyx cerdo) zumeist randlich worden sein, werden in der Statistik aber aus- der FFH-Gebiete in stark besonnten und somit schließlich als aktueller Nachweis und in der wärmebegünstigten Starkeichen gelegenen Vor- Verbreitungskarte als Nachweis nach 1960 ver- kommen als Vorkommen außerhalb des FFH- merkt (z.B. xylobionte Coleoptera: Lucanus cer- Gebietes gerechnet werden müssten. Im Elbebe- vus, Cerambyx cerdo). reich, wo die Gebietsgrenzen i.d.R. landseitig – Vorkommen bzw. Nachweise mit nicht exakt des Deichfußes gelegt wurden, ergibt sich für nachvollziehbarer Datumsangabe können in den Heldbock ein weiteres Problem. Viele Vor-

8 kommen in Solitäreichen liegen außerhalb der FFH-Gebiete, wurden aber vorab diesen zuge- schlagen. Ähnliche Verhältnisse sind bei den Libellen der Fließgewässer zu verzeichnen. Klei- ne Ungenauigkeiten in der Eingabe lassen trotz des digitalisierten 10 m-Bereichs der Fließge- wässer (z.B. Grabensysteme) Fundpunktkoordi- naten außerhalb der entsprechenden FFH- Gebiete vermuten. Die exakten Fundpunkte sind aber natürlicherweise direkt an das Fließgewäs- ser gebunden und liegen somit im FFH-Gebiet. – In der WINART-Datenbank sind viele, vor allem historische Vorkommen/Fundortkoordinaten auf- grund ungenauer Angaben mit Toleranzen bis 2 000 m versehen. Trotz Nacharbeiten an fast allen Datensätzen verbleiben Ungenauigkeiten, die eine 100 %ige Zuordnung nicht in jedem Falle zulassen. Da es sich aber meist um histori- sche Angaben handelt, sollten die naturschutz- fachlichen Folgen nicht überbewertet werden. Für die aktuellen Angaben muss aber eine mög- lichst genaue Recherche erfolgen. Spätere Unstimmigkeiten werden dadurch ausgeschlos- sen. Der mit der Datenbank arbeitende Spezialist sollte die Bewertung des Datenpools mit viel Fingerspit- zengefühl realisieren, um das Gros der möglichen Fehlerquellen auszuschalten und ein annehmbares Resultat zu erzielen. Kleinere Ungenauigkeiten werden trotzdem verbleiben. Die jetzt vorliegenden Statistiken und Verbrei- tungskarten stellen den aktuellen Stand (15.05.2001) und die Arbeitsgrundlage der Abteilung Naturschutz des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt bezüglich der wir- bellosen Anhang II-Arten nach FFH-Richtlinie dar.

9 3.1.1 Mollusca (Weichtiere)

Gerhard Körnig

Vertigo angustior JEFFREYS, 1830 - Schmale Windelschnecke (FFH-Code-Nr.: 1014)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

3 - Gefährdet 3 - Gefährdet Art nach Anhang II

Kurzbeschreibung der Art: Deutschland kommt die Schmale Windelschnecke Die Schmale Windelschnecke ist mit 1,8 mm fast flächendeckend vor, bevorzugt aber die Ebenen Höhe und 0,9 mm Breite die kleinste einheimische einschließlich der mittleren Gebirgslagen und steigt Art der Gattung. Das links gewundene Gehäuse in den Alpen bis auf 1 000 m Höhe auf. ist gelblich-braun gefärbt, fein und dicht gestreift und besteht aus fünf gewölbten Umgängen, wobei Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: der letzte seitlich abgeflacht ist und basal schma- Aus der Literatur (GOLDFUSS 1900, 1904, REGI- ler wird. Dadurch erscheint der Umriss spindelför- US 1930, REINHARDT 1874) zu entnehmende mig. Der Mundsaum ist mäßig verdickt, die Gau- Fundorte sind spärlich und oft ungenau beschrie- menwand besitzt eine deutliche Einkerbung. In ben. Sie decken nur einen Bruchteil der möglichen der Mündung sind 5 – 6 Zähne sichtbar. Habitate der Art ab. Kenntnisse zur Verbreitung in Sachsen-Anhalt sind im engen Zusammenhang mit Biologie und Ökologie: dem Durchforschungsgrad der Regionen zu se- Die Tiere sind zwittrig und legen Eier. Sie er- hen. Wahrscheinlich ist die Schmale Windel- nähren sich von Pflanzen und Detritus. Ihr Lebens- schnecke im ganzen Land spärlich verbreitet raum sind feuchte bis nasse Wiesen, Röhrichte (KÖRNIG 1966, 1981), doch wegen ihrer gerin- und Hochstaudenfluren. Dort leben sie vorwie- gen Größe nicht überall nachgewiesen worden. gend am Boden und im Moos und steigen gele- Die Fundortkonzentration im Saalkreis (KÖRNIG gentlich an Halmen auf. So lassen sich die Tiere 1988, 1991) beruht auf einer systematischen aus dem Heu nasser Wiesen aussieben. Die Popu- Untersuchung entsprechender Habitate. Mit dem lationen sind selten individuenreich und im Habi- Auftreten der rezenten Vorkommen innerhalb der tat verstreut verteilt, was ihr Auffinden auch auf- FFH-Gebiete scheint der Erhalt der Art gesichert. grund der geringen Größe erschwert. Als Erfas- sungsmethode kommt nur das manuelle Auflesen Vertigo angustior und das Aussieben (qualitativ oder quantitativ (Foto: V. Neumann) bezogen auf eine abgemessene Fläche) in Frage. Subjektive Erfahrungen belegen, dass in der Regel ein Exemplar pro Quadratmeter gefunden wird (Angaben zusammengefasst nach EHR- MANN 1933 und KERNEY et al. 1983).

Verbreitung: Die Art ist über ganz Europa mit Ausnahme der süd- lichen Teile der Mittelmeerhalbinseln verbreitet. In

10 Tabelle 1: Vorkommen von Vertigo angustior in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 1 3,2 1 100,0 – – 1 – D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 2 6,5 – – 2 100,0 1 1 D 11 - Fläming 1 3,2 – –- 1 100,0 1 – D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 3 9,7 3 100,0 – – 1 2 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 19 61,3 7 36,8 12 63,2 8 11 D 29 - Altmark 1 3,2 – – 1 100,0 1 – D 31 - Weser-Aller-Flachland 1 3,2 1 100,0 – – – 1 D 33 - Nördliches Harzvorland 3 9,7 3 100,0 – – 1 2 Sachsen-Anhalt 31 100,0 15 48,4 16 51,6 14 17

Gefährdung und Schutz: den Rückgang der Schmalen Windelschnecke im Gefährdungen entstehen vorwiegend durch Ein- Land Sachsen-Anhalt liegen nicht vor. Die aus der griffe in die Habitatstrukturen. So führen Meliorati- Literatur bekannten Fundorte ließen sich weitge- on und Wasserentnahmen zu einem gestörten hend aktuell bestätigen. Schutzmaßnahmen soll- Wasserregime und zur Austrocknung der besie- ten sich daher im Wesentlichen auf die Erhaltung delten Standorte. Die Überführung naturnaher und Rückführung des natürlichen Wasserregimes Feuchtwiesen in Mähwiesen beeinflusst ebenfalls der Standorte und auf die Einschränkung der die Populationsdichten und kann den Ausfall der Mahd beziehen. Art bewirken. Empirische Untersuchungen über

Unio crassus PHILIPPSON, 1788 - Bachmuschel, Kleine Flußmuschel (FFH-Code-Nr.: 1032)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

1 - Vom Aussterben 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: terrand fällt gestreckt bogig ab und bildet sich Als kleinste Unioide (Najade) in Deutschland breit zungenförmig aus. Meist dunkel-braun- erreicht die Bachmuschel eine Länge von 50 – 60 schwarz gefärbt, ist die relativ dickwandige Scha- mm (maximal 110 mm), eine Höhe von 30 – 35 le im wenig hervortretenden Wirbelbereich viel- mm und eine Dicke von 25 – 35 mm. Die Schale fach korrodiert. Der Wirbel selbst trägt dicke Run- ist elliptisch bis kurz eiförmig, meist nicht doppelt zelfalten. Die rechte Schlosshälfte besitzt einen so lang wie hoch und am Vorderende kurz gerun- kräftigen, stumpfen Hauptzahn. Die beiden linken det, wobei der Unterrand in der Mitte meist gera- Hauptzähne stehen schräg hintereinander. de, zuweilen konkav, seltener konvex ist. Der Hin-

11 Biologie und Ökologie: Verbreitung: Die Bachmuschel ist eine Fließgewässerart, die Die Art ist sehr variabel und in drei Rassen mit stehende Gewässer nur besiedelt, wenn diese Ausnahme der Britischen Inseln, der Iberischen genügend bewegt sind. Sie dringt in kleinen Bä- Halbinsel und Italien über ganz Europa verbreitet. chen bis in den Oberlauf vor und beansprucht kla- In Deutschland war sie ursprünglich die häufigste res, sauerstoffreiches Wasser über kiesig-sandi- Großmuschel überhaupt. Heute ist die Bachmu- gem Grund mit wenig Schlammanteil. Jungmu- schel im gesamten Verbreitungsgebiet in starkem scheln sind besonders empfindlich gegenüber Rückgang begriffen und vom Aussterben bedroht. Wasserverschmutzung und setzen ein Lückensys- GLOER und MEIER-BROOK (1998) melden für tem im Untergrund voraus, das ständig gut mit Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Sauerstoff versorgt wird. Gegenüber dem Salzge- noch relativ große Bestände. halt liegt die Toleranzgrenze bei 0,5 %. Die Fort- pflanzung der eingeschlechtlichen Art ist von Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: einem niedrigen Nitratgehalt abhängig. Die Die Literaturangaben (GOLDFUSS 1900, HONIG- Befruchtung der Eier erfolgt über das Wasser. MANN 1906, WOBICK 1906, REGIUS 1930, Deshalb ist eine ausreichende lndividuendichte für 1964, 1966, 1969) sowie die subrezenten Scha- die Fortpflanzung Bedingung. Die Entwicklung lenfunde aus dem Bereich von Sachsen-Anhalt las- der Eier erfolgt im April bis Mai im Bereich der sen auf eine ehemalige weite Verbreitung im Land Außenkiemen von Wirtsfischen. Die Larven schließen. Allerdings ist die ehemalige Verbrei- (Glochidien) sind 0,2 mm groß. Sie besitzen Haft- tung aufgrund lückenhafter Fundortangaben und fäden mit Häkchen, mit denen sie sich nach der geringer Durchforschung kaum mehr zu rekonstru- Ausstoßung aus dem Muttertier in den Kiemen der ieren. Aktuell ist nur noch ein Vorkommen im Wirtsfische festsetzen. Als Wirtsfische sind Döbel, Fließbereich der Kleinen Helme bei Riethnordhau- Elritze, Rotfeder, Kaulbarsch und Groppe be- sen – im FFH-Gebiet 134 – im Kreis Sangerhausen kannt. Nach 4 – 5 Wochen lösen sich die Jungmu- bekannt. Nachforschungen in anderen ehemali- scheln und leben in den ersten Jahren im Gewäs- gen Vorkommensgebieten brachten bisher keine sergrund verborgen. Die Tiere erreichen ein Alter Ergebnisse. Dies betrifft auch die in der Verbrei- von 20 bis 50 Jahren (Angaben zusammengefasst tungskarte enthaltenen, scheinbar aktuellen Nach- nach EHRMANN 1933, FECHTNER & FALKNER weise aus der Ohre, die auf REGIUS (1964) 1990, GLOER & MEIER-BROOK 1998). zurückgehen.

Tabelle 2: Vorkommen von Unio crassus in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 9 32,1 9 100,0 – – 9 – D 11 - Fläming 1 3,6 – – 1 100,0 1 – D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 5 17,9 2 40,0 3 60,0 3 2 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 7 25,0 – – 7 100,0 7 – D 29 - Altmark 3 10,7 – – 3 100,0 1 2 D 33 - Nördliches Harzvorland 2 7,1 – – 2 100,0 2 – D 37 - Harz 1 3,6 1 100,0 – – 1 – Sachsen-Anhalt 28 100,0 12 42,9 16 57,1 24 4

12 Verbreitung der Arten nach Anhang II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt – Mollusca (Weichtiere) – (schwarze Punkte: bis 1960, rot: seit 1960, grün: ohne Datumsangabe)

Vertigo angustior JEFFREYS, 1830 Unio crassus PHILIPPSON, 1788

Habitat von Vertigo angustior (Foto: V. Neumann)

13 Gefährdung und Schutz: Ursachen des starken Rückganges der Bachmu- Unio crassus schel sind vielfältige Eingriffe in die Gewässer- Habitat von Unio crassus struktur durch Begradigung und Vertiefung sowie (Fotos: V. Neumann) die Verschlechterung der Wasserqualität durch Eintrag von Abwässern und Pestiziden und daraus resultierende Veränderungen der Fischfauna. Maßnahmen zum Schutz betreffen somit die Rena- turierung der Fließgewässer und das strikte Ver- meiden von Abwasserzuflüssen. Der Eintrag von Düngemitteln und Pestiziden ist konsequent zu unterbinden. Die Wirtsfischpopulationen müssen gesichert werden.

14 3.1.2 Odonata (Libellen)

Rosmarie Steglich unter Mitarbeit von Joachim Müller

Ophiogomphus cecilia (FOURCROY, 1785) - Grüne Flußjungfer, Keiljungfer (FFH-Code-Nr.: 1037)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 -Stark gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: SCHORR 1990, SUHLING & MÜLLER 1996). Die Art ist eindeutig am grünen Thorax und am Habitate in Sachsen-Anhalt sind insbesondere schwarz-gelb gekeilten Hinterleib zu erkennen. Gleithangzonen der Bäche bzw. deren sekundäre Die Larven und Exuvien weisen gegenüber den Ersatzhabitate in strömungsberuhigten Buhnenfel- anderen Gomphiden deutliche Dorsaldornen auf dern von natürlichen und naturnahen Bächen und dem Abdomen auf (SUHLING & MÜLLER 1996). Flüssen mit sandig-kiesigem Untergrund sowie mit geringer Wassertiefe und stellenweiser Beschat- Biologie und Ökologie: tung durch Uferbäume bzw. angrenzenden Wald, Bei der Grünen Flußjungfer vollzieht sich die drei- die als Nahrungsreviere dienen. In Sachsen- bis vierjährige hemimetabole Larvalentwicklung in Anhalt wird die Grüne Flußjungfer seit 1998 ver- sandig-kiesigem Bodensubstrat von Bächen und mehrt an der Elbe nachgewiesen (MÜLLER 1999c), Flüssen ab einer Gewässergüte von II bis III (ß- auch in teilweise verbauten Uferbereichen in der mesosaprob). Der Schlupf erfolgt ca. 1 – 2 m von Stadt Magdeburg (STEGLICH 2000). der Wasserkante entfernt auf ebener Erde bzw. an Pflanzenstängeln. Nach dem Schlupf fliegen Verbreitung: die Imagines in sonnigen Bereichen von Waldrän- Die Hauptverbreitung liegt in Osteuropa und dern, so dass adulte Tiere zunächst am Reproduk- endet lückig in Westeuropa (KUHN & BURBACH tionsgewässer relativ selten gesichtet werden 1998, SCHORR 1996b, SUHLING & MÜLLER (SUHLING & MÜLLER 1996, KUHN & BURBACH 1996). In Deutschland kommt die Grüne Flußjung- 1998, SCHORR 1990). Nach der Reifungsphase fer vor allem in Bayern, Niedersachsen und den kehren die Vollinsekten zum Fließgewässer zu- östlichen Landesteilen vor. Neuerdings wurde die rück, wo sie über der Flussmitte patrouillieren und Art auch zunehmend in der Weser, der Donau in der Ufervegetation bzw. auf Sitzwarten (z.B. und im Oberrhein (KUHN & BURBACH 1998, Äste) ruhen. Die Emergenz erfolgt ab Mitte Mai MÜLLER 1999a, SCHORR 1996 , SUHLING & bis Anfang August, die Flugzeit erstreckt sich von MÜLLER 1996, WESTERMANN & WESTER- Ende Mai bis Mitte Oktober (SUHLING & MÜLLER MANN 1996) belegt. 1996). Die Grüne Flußjungfer ist eine Fließwas- ser-Art im Hyporhitral bis Epipotamal eurosibiri- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: scher Provenienz mit Bindung an sandig-kiesigen Schwerpunkte des Auftretens in Sachsen-Anhalt lie- Grund, mäßige Fließgeschwindigkeit und Ufer- gen an der Elbe und Mulde und im Fliethbachsys- gehölz (KUHN & BURBACH 1998, MÜLLER 1996, tem der Dübener Heide (HENNIG 1998, JAKOBS

15 1992, MÜLLER 1981, 1999b, 1999c, STEGLICH Nachweise von JAKOBS (1992) und BROCKHAUS 2000). Insgesamt konnten von der Grünen Fluß- (in JAKOBS 1992) vor 1980 vom Fliethgrabensys- jungfer 126 Tiernachweise recherchiert werden. tem in der Dübener Heide erbracht worden. Neue- Die Nachsuche aufgrund eines historischen Belegs re Funde konzentrieren sich auf die Elbe zwischen von 1924 durch BEUTHAN (Sammlung Heimatna- Wittenberg und Magdeburg. Die Zunahme der turgarten Weißenfels) aus dem Wethautal südöstlich Funde nach 1990 ist offenbar auf die verbesserte von Naumburg erbrachte keinen aktuellen Nach- Wasserqualität der Fließgewässer einschließlich der weis (Untersuchungsbedarf). Des Weiteren sind ein Elbe (Bau von Abwasseranlagen und Schließung Einzelnachweis aus den 1980er Jahren von MÜL- vieler Betriebe) zurückzuführen, die eine Neube- LER (1981) im Mahlpfuhler Fenn und mehrere siedlung bzw. Populationsvergrößerung gestattete.

Tabelle 3: Vorkommen von Ophiogomphus cecilia in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 4 9,3 4 100,0 – – – 4 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 36 83,7 36 100,0 – – – 36 D 11 - Fläming 2 4,7 – – 2 100,0 – 2 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 1 2,3 – – 1 100,0 1 – Sachsen-Anhalt 43 100,0 40 93,0 3 7,0 1 42

Ophiogomphus cecilia Habitat von Ophiogomphus cecilia (Foto: J. Müller) (Foto: J. Müller)

16 Gefährdung und Schutz: Für einen effektiven Schutz sind in erster Linie alle Gefährdungen entstehen hauptsächlich durch die Handlungen zu unterlassen, die die intakte Fluss- Zerstörung des Larven-Habitats in den Gleithang- morphologie beeinträchtigen (insbesondere Ver- zonen und vergleichbaren Sekundärhabitaten in bauung). Im Bereich der Vorkommensgebiete soll- den Buhnenfeldern der großen Flüsse (insbesonde- ten Pufferzonen eingerichtet werden. Diese kön- re der Elbe) und infolge von Flussbegradigungen, nen die Eutrophierung durch intensive landwirt- Eutrophierung, Vermüllung, Melioration sowie schaftliche Nutzung ausschließen. Sachsen-Anhalt durch Beräumung und Steinschüttungen im Larval- trägt für den Erhalt der Art eine besondere Verant- habitat (SCHORR 1996b). wortung.

Leucorrhinia pectoralis (CHARPENTIER 1825) - Große Moosjungfer (FFH-Code-Nr.: 1042)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 -Stark gefährdet 2 -Stark gefährdet besonders geschützte Art nach Anhang II Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: abrupt bei Verschwinden der Sonne (SCHMIDT, E. Wie bei allen Leucorrhinia-Arten ist die Große 1988, WILDERMUTH 1992, 1993). Moosjungfer durch die Weißfärbung des „Gesich- tes” und speziell durch den zitronengelben Fleck Verbreitung: auf dem siebenten Hinterleibsegment des Männ- Die Große Moosjungfer kommt von West- über chens gekennzeichnet. Mittel- und Osteuropa bis Südwestsibirien vor (SCHORR 1996a) und gilt als euro- bzw. westsibi- Biologie und Ökologie: risches Faunenelement. In Deutschland sind die Die Eiablage erfolgt durch kleine Schläge auf die Verbreitungsschwerpunkte die norddeutschen Nie- Wasseroberfläche offenbar bevorzugt über dun- derungen mit ihren eutrophen bis mesotrophen klem Untergrund. Die hemimetabole Larvalent- aciden Gewässern, hier vermutlich bevorzugt die wicklung dauert zwei Jahre. Der Schlupf erfolgt windgeschützten Wald(rand)lagen. ab Mitte Mai bis Juni, die Tiere fliegen von Mitte Mai bis Ende Juli (KUHN & BURBACH 1998, Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: SCHORR 1990). Die Große Moosjungfer ist eine Die Art kommt in Sachsen-Anhalt in den Nieder- euryöke Moor-Art eurosibirischer Provenienz mit moor- (Jeggauer Moor) und Zwischenmoorberei- Bindung an Schwebematten und Wasserried chen (Stauberg) sowie in den anmoorigen Berei- (MÜLLER 1996). Dicht bewachsene Gewässer chen im Gebiet der Taufwiesenberge vor. Die werden gemieden. In Sachsen-Anhalt besiedelt sie Mehrzahl der Nachweise der Großen Moosjung- in jeweils geringer Dichte Niederungsmoore und fer wurden nach 1990 erbracht. Dabei wurden Weiher mit moorigen bzw. anmoorigen Verhältnis- 34 Exemplare der Art belegt. Die erhöhte Nach- sen und nutzt frühe bis mittlere Sukzessionsstadien weisdichte ist sicher auf eine intensivierte faunisti- in Tagebau-Folgelandschaften (HENNIG 1998, sche Tätigkeit zurückzuführen. Das Vorkommen HEIDECKE & HEIDECKE 2000, HUTH et al. aus dem Harz wurde erst 2000 durch WESTER- 1998, MÜLLER 1994). Die Große Moosjungfer ist MANN (briefl. Mitt.) bekannt. Aus dem weiteren wärmebedürftig und beendet ihre Flugaktivität Gebiet des Zeitzer Forstes vermeldet UNRUH

17 Tabelle 4: Vorkommen von Leucorrhinia pectoralis in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 9 33,3 9 100,0 – – – 9 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 2 7,4 2 100,0 – – – 2 D 11 - Fläming 2 7,4 2 100,0 – – – 2 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 2 7,4 2 100,0 – – – 2 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 3 11,1 3 100,0 – – – 3 D 29 - Altmark 2 7,4 2 100,0 – – – 2 D 31 - Weser-Aller-Flachland 4 14,8 4 100,0 – – – 4 D 37 - Harz 3 11,1 – – 3 100,0 – 3 Sachsen-Anhalt 27 100,0 24 88,9 3 11,1 – 27

(briefl. Mitt.) zwischen 1985 und 2000 vier sachsen-anhaltischen Bestände am pessimalen Funde. Die Art kommt in den naturräumlichen Arealrand sind deshalb für die Erhaltung der Art Landschaftseinheiten Sachsen-Anhalts immer nur von untergeordneter Bedeutung. vereinzelt und sehr verstreut vor, weil für die euro- sibirische Art östlicher Herkunft die Naturräume hier nicht optimal sind (im Vergleich zu höheren Abundanzen im nordöstlichen Brandenburg). Die

Leucorrhinia pectoralis Habitat von Leucorrhinia pectoralis (Foto: J. Huth) (Foto: J. Müller)

18 Gefährdung und Schutz: maßnahmen sind durch Habitatschutz von Wald- Hauptgefährdungsursache ist neben der Vermüllung weihern und anderen anmoorigen Gewässern und (Eutrophierung) und dem Gewässerverbau die durch Neuanlage von Kleingewässern (aufgelasse- Melioration der Niedermoorlandschaften. Schutz- ne Torfstiche u.a.) möglich (SCHORR 1996a).

Coenagrion mercuriale (CHARPENTIER, 1840) - Helm-Azurjungfer (FFH-Code-Nr.: 1044)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

1 - Vom Aussterben 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht bedroht Art” nach § 20a (1) 7. c) und ”streng geschützte Art” nach § 20a (1) 8. c)

Kurzbeschreibung der Art: nicht aus. Die Art besiedelt in Sachsen-Anhalt klei- Die Helm-Azurjungfer ist durch den stilisiert wir- ne deutlich fließende Bäche mit Quellwasserzutritt kenden Helm des Merkur (schwarz) auf dem azur- und krautigen Wasserpflanzen als Eiablage-Sub- blauen zweiten Hinterleibsegment des Männchens strat. Sie ist oft vergesellschaftet mit dem Kleinen gekennzeichnet. Da die Kleinlibellen in der Abdo- Blaupfeil Orthetrum coerulescens (z.B. in Sachsen- minal-Zeichnung stark variieren, sind zur genauen Anhalt in der Krummbek) oder kommt mit bzw. Bestimmung der Tiere die Hinterleibsanhänge benachbart zur Vogel-Azurjungfer (Coenagrion (Männchen) und die Form des Prothorax-Hinter- ornatum) vor (Helmeniederung Sachsen-Anhalt/ randes (Weibchen) heranzuziehen. Thüringen) (BUTTSTEDT & ZIMMERMANN 1998, KUHN & BURBACH 1998, SCHORR 1990, SELU- Biologie und Ökologie: GA & MAMMEN 1995, STERNBERG & BUCH- Die Eiablage erfolgt submers, endophytisch in WALD 1999, ZIMMERMANN 1989). Das Larval- hohle bzw. weiche Pflanzenstängel (nicht nur in habitat der Art sollte einen Saprobienindex von Berle - Berula erecta). Es vollzieht sich eine hemi- 1,5 – 2 aufweisen, das entspricht den Güteklassen metabole Entwicklung der Larven ein- bis (meist) I – II. Offenbar sind auch die Güteklassen II – III zweijährig im oligotrophen bis mäßig eutrophen möglich (STERNBERG & BUCHWALD 1999). Wasser („reophil“ im Quellwasserzutritt). Ab Mitte Mai bis Mitte Juni erfolgt die Emergenz; die Flug- Verbreitung: zeit erstreckt sich von Mitte Mai bis Ende August Der Verbreitungsschwerpunkt der atlanto-mediterra- (STERNBERG & BUCHWALD 1999). Die Helm- nen Art liegt in Südwesteuropa (GRAND 1996). Azurjungfer ist als thermophile Fließwasser-Art Nordöstlich davon gelegene Gebiete werden nur südlicher Provenienz mit Bindung an lockeres lückenhaft besiedelt, wobei die Helm-Azurjungfer Wasserried und Quellwasserzutritt für wintergrüne stellenweise häufiger auftreten kann. In Deutsch- submerse Vegetation (regionale Stenotopie) einzu- land ist die Verbreitung im Wesentlichen auf stufen. Durch den Grundwasserzutritt wird es Baden-Württemberg und Bayern (STERNBERG & möglich, dass die Wassertemperaturen auch im BUCHWALD 1999) sowie mit relativ großen Popu- Winter oberhalb des Gefrierpunktes (bei 3 – 4 ° C) lationen auf Thüringen und Sachsen-Anhalt, hier in liegen. Infolge geringer Wassertiefe der Bäche den Gewässersystemen der Helmeniederung (ZIM- und guter Besonnung erwärmen sich die Gewäs- MERMANN 1989, SCHORR 1990, BUTTSTEDT & ser im Frühjahr und Sommer schnell, trocknen ZIMMERMANN 1998), beschränkt. In den ande- aber infolge des Quellwasserzutritts in der Regel ren Bundesländern ist die Verbreitung sehr lückig.

19 Tabelle 5: Vorkommen von Coenagrion mercuriale in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 1 4,5 1 100,0 – – – 1 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 8 36,4 8 100,0 – – 1 7 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 9 40,9 1 11,1 8 88,9 – 9 D 31 - Weser-Aller-Flachland 4 18,2 3 75,0 1 25,0 – 4 Sachsen-Anhalt 22 100,0 13 59,1 9 40,9 1 21

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: und/oder Sohlen, Gehölzbepflanzung (mit Mikro- Neben sachsen-anhaltischen Populationen in den klima-Änderung) und großräumige Landschaftsver- Gewässersystemen der Helmeniederung gibt es änderungen bei der Flurneuordnung (SCHORR auch in der Speetze und Krummbek im Ohre-Aller- 1990, STERNBERG & BUCHWALD 1999). Zum Hügelland, im Sixdorf-Köthener Ackerland (SELU- Schutz sind im Rahmen der Gewässerunterhaltung GA & MAMMEN 1995) sowie in kleinen Wiesen- eine schonende Entkrautung und Räumung durch- bächen im nördlichen Drömling und bei Salzmün- zuführen. Desweiteren sind extensiv genutzte, de Vorkommen der Helm-Azurjungfer. Nach den mindestens 10 m breite Gewässerrandstreifen als bisherigen Recherchen sind 22 Einzelnachweise Reife-, Ruhe-, Nahrungs- u. Übernachtungshabita- mit ca. 600 Einzeltieren für Sachsen-Anhalt be- te notwendig. kannt. Davon wurde nur eine Meldung vor 1960 und fünf vor 1980 erbracht. Diese Vorkommen konnten aktuell nicht mehr bestätigt werden. Nach 1990 erfolgten 14 Nachweise. Die Zunahme der Funde ist offenbar auf die gestiegene faunistische Tätigkeit zurückzuführen. Von den bisher bekann- ten Vorkommen sind zehn noch existent. Die rela- tiv großen Populationen in der Helmeniederung mit ca. 100 Individuen und die Vorkommen in der Speetze und Krummbek mit ca. 20 – 60 Tieren befinden sich in FFH-Gebieten, welche bereits als NSG gesichert sind. Bei den Siedlungsbereichen außerhalb der FFH-Gebiete handelt es sich um kleinflächige nicht signifikante Lebensstätten (mit- unter kleine Gräben mit Quellwasserzutritt inmit- ten intensiv genutzter landwirtschaftlicher Flä- chen).

Gefährdung und Schutz: Es bestehen vielfältige Gefährdungen durch inten- sive Meliorationsmaßnahmen, Verdolung, Befesti- gung der Sohle, Überbauung, Grundwasserab- senkung (mit Trockenfallen – fehlender Quellwas- serzutritt), Wasserum- und -einleitungen, Entnahme großer Wassermengen für Beregnung, Eutrophie- rung und Zuschütten bzw. Vermüllung der Ufer

20 Verbreitung der Arten nach Anhang II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt – Odonata (Libellen) und Lepidop- tera (Schmetterlinge) – (schwarze Punkte: bis 1960, rot: seit 1960)

Ophiogomphus cecilia (FOURCROY, 1785) Leucorrhinia pectoralis (CHARPENTIER, 1825)

Coenagrion mercuriale (CHARPENTIER, 1840) Euphydrias maturna LINNAEUS, 1758

21 Coenagrion mercuriale Habitat von Coenagrion mercuriale (Foto: J. Müller) (Foto: J. Müller)

Euphydrias maturna Habitat von Euphydrias maturna (Foto: R. Schiller) (Foto: R. Schiller)

22 3.1.3 Lepidoptera (Schmetterlinge)

Peter Schmidt

Euphydrias maturna LINNAEUS, 1758 - Kleiner Maivogel (FFH-Code-Nr.: 1052)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: mus zur Vermeidung von Totalausfällen in ungün- Die Grundfarbe der Oberseite ist rotbraun, auf stigen Jahren, auch durch die kurze Flugzeit dem Vorderflügel befinden sich gelbliche Flecken bedingt (EBERT 1991a,b). Die Entwicklung zum am Vorderrand und in der Zelle. Vor dem Zellen- Falter, der von Ende Mai bis Juni fliegt, vollzieht de der Hinterflügel liegen weißliche Flecken. Die sich in einer Stürzpuppe. Die Falter leben etwa Postdiskalbinde ist breit und ziegelrot. Auf den zwei Wochen lang und saugen an den Blüten von Unterseiten erscheinen die Randbinden ziegelrot, Liguster (Ligustrum vulgare), Gemeinem Schnee- auf den Vorderflügeln variieren die Submarginal- ball (Viburnum opulus) und Acker-Witwenblume monde in der Größe. Die Männchen sind etwas (Knautia arvensis). Der Kleine Maivogel ist ein kleiner als die Weibchen und haben eine etwas Einbiotopbewohner und tritt in geringer Häufigkeit gestrecktere Flügelform. auf, selbst wenn im Herbst zahlreiche Raupennes- ter beobachtet wurden. Bevorzugt werden feucht- Biologie und Ökologie: warme, eschenreiche Baum- und Strauchschichten Die standorttreue Art ist einbrütig. Die Eiablage der Auenwälder und Wiesentäler von der hygro- erfolgt in Gelegen von etwa 50 Eiern mehrschich- thermophilen Art besiedelt. Windgeschützte, kraut- tig auf der Blattunterseite exponierter besonnter reiche Waldsäume von Laubmischwäldern zum Zweige. Insgesamt werden 250 – 500 Eier abge- Gewässer hin sind typische Habitate der Art, die legt. Die anfangs gelben Eier verfärben sich nach in der Ebene bis in die oberen Lagen des Hügellan- einigen Tagen bräunlich - grau. Die jungen Rau- des um 500 m angetroffen wird. pen ernähren sich auf Esche (Fraxinus excelsior) und bilden dort ein Gespinst, in dem sie gesellig Verbreitung: leben. Werden zuerst die grünen Teile gefressen, Das Verbreitungsgebiet reicht von Mitteleuropa bis so verwerten die Tiere später das ganze Blatt. Im zum Altai in Mittelasien, ist aber nicht geschlossen. August verlassen die Raupen die Gespinste und Eine Region umfasst das mittlere Frankreich, Süd- überwintern im Stadium L 4 im Laub am Boden. belgien, Deutschland, Tschechien, Österreich, Un- Nach der Überwinterung wird auch anderes Fut- garn, Jugoslawien, Rumänien und Bulgarien. Im ter wie zum Beispiel Salweide (Salix caprea), Norden fliegt der Falter in einem Gebiet, welches Espe (Populus tremula) und Heckenkirschen-Arten Norddeutschland, Dänemark, Südschweden, Süd- (Lonicera spec.) angenommen. Zum Teil überwin- finnland, das Baltikum und den Norden Polens tern die Raupen zweimal, wobei dann überwie- umfasst. Um Moskau wird der Falter nur vereinzelt gend Weibchen schlüpfen. Das ist ein Mechanis- und nicht regelmäßig gefunden. Ein isoliertes Vor-

23 kommen befindet sich in Mittelfrankreich (EBERT Teil nur der älteren Literatur (u.a. AMELANG 1887, 1991a,b). Während vor 1980 die Art in allen Län- BORNEMANN 1912, GANZER et al. 1933) zu dern der Bundesrepublik Deutschland mit Ausnahme entnehmen. Dazu gehören auch die Vorkommen vom Saarland nachgewiesen wurde, gibt es für die aus der Gegend von Staßfurt und Ballenstedt. Zeit nach 1980 nur noch Fluggebietsangaben in Lediglich vom Gebiet um Halle liegen aus den Jah- Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern, Meck- ren 1997 und 2000 Beobachtungen vereinzelter lenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Exemplare vor. Ein Falter der Art wurde im Mai Thüringen (GAEDICKE & HEINICKE 1999). 2000 in der Dübener Heide an Blüten festgestellt. Ein Belegexemplar bzw. eine Fotografie ist aber Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: nicht vorhanden. Der sich dokumentierende Rück- Insgesamt liegen für den Kleinen Maivogel aus gang der Art machte die Einstufung in der Katego- Sachsen-Anhalt 28 Meldungen vor. Fast alle Fund- rie „Vom Aussterben bedroht” in der Roten Liste des orte befinden sich in der Umgebung von Flüssen. Landes Sachsen-Anhalt erforderlich. Die letzten So konnten in der Mulde-Elbe-Region, in den Auen bekannten Fluggebiete liegen in den FFH-Gebieten der Saale bei Halle und der Weißen Elster bei Zeitz 141 (Saale-, Elster-, Luppe-Aue zwischen Merse- mehrfach Tiere beobachtet werden (BERGMANN burg und Halle) und 143 (Elster-Luppe-Aue). Damit 1952, SCHADEWALD 1994). Der nördlichste Fund sind Voraussetzungen geschaffen, vorhandene stammt aus dem Naturschutzgebiet (NSG) „Kreuz- Lebensräume der Art auch großflächig zu schützen. horst” bei Magdeburg in Nachbarschaft zur Elbe Inwieweit Einzelmeldungen bei Golpa und Tornau (LOTZING in lit.). Er ist aus dem Jahre 1985, alle Bestand haben, müssen weitere Untersuchungen anderen Angaben sind vor 1980 datiert und zum klären.

Tabelle 6: Vorkommen von Euphydrias maturna in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 10 33,3 2 20,0 8 80,0 8 2 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 2 6,7 – – 2 100,0 2 – D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 6 20,0 – – 6 100,0 4 2 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 10 33,3 4 40,0 6 60,0 3 7 D 37 - Harz 2 6,7 2 100,0 – – 1 1 Sachsen-Anhalt 30 100,0 8 26,7 22 73,3 18 12

Gefährdung und Schutz: geeigneten Mahd-Regimes die Vermeidung aller Der Falter ist vom Aussterben bedroht. Eine intensive weiteren genannten Ursachen des Bestandsrückgan- Nutzung der Wiesen durch Mahd während der ges. Zur Erhaltung der nur noch wenigen bekannten Flugzeit limitiert die Anzahl der für den Kleinen Mai- Fluggebiete in den FFH-Gebieten 141 und 143 ist vogel geeigneten Saugblüten. Weitere Gefähr- ein großflächiger Schutz durch einen Biotopverbund dungsfaktoren sind im Zuge forstlicher Maßnahmen anzustreben. Da auch in den benachbarten Gebie- zu sehen, so vor allem im Bereich der Waldsäume, ten des Freistaates Sachsen mehrere Fluggebiete bei der Aufforstung von Lichtungen und Wiesen in bekannt sind, erscheint es sinnvoll, länderübergrei- der Nachbarschaft von Wäldern und beim Einsatz fende Regelungen zum Erhalt dieser stark gefährde- von Insektiziden und Düngemitteln. Schutzmaßnah- ten Art vorzunehmen. Potenzielle Vorkommensge- men sind neben der Einhaltung eines für den Falter biete sind in das Management einzubeziehen.

24 Lycaena dispar HAWORTH, 1803 - Großer Feuerfalter (FFH-Code-Nr.: 1060)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: tet. Zur Verpuppung spinnt sich die Raupe mit Bei dieser Art tritt Geschlechtsdimorphismus auf. dem Kopf nach unten an die Wirtspflanze, ver- Die Flügeloberseiten des Männchens sind leuch- färbt sich mehr gelblich und verwandelt sich in tend rotgold. An den Vorderflügeln, die einen eine braune Gürtelpuppe. Der Falter fliegt von dunklen Punkt tragen, befinden sich schwarze, Mitte Juni bis Ende Juli, eine mögliche zweite zum Apex hin breiter werdende Außenränder. Generation im August. Die Art ist im Allgemeinen Der schwarze Rand auf den Hinterflügeln ist standorttreu. Trotzdem werden die Falter auch in schmaler, hat aber zwischen den Adern schwarze entfernten Biotopen gefunden, da die Saug- und Flecken. Bei den größeren Weibchen ist die Paarungsplätze abseits der Larvalhabitaten liegen Grundfarbe der Flügeloberseiten stumpfrot, auf können. Die Männchen zeigen Territorialverhalten dem Hinterflügel mehr oder weniger verdunkelt. mit patrouillierenden Flügen im Biotop und können Beide Flügel tragen schwarze Flecken. Die Unter- andere Männchen abwehren. Sie werden von seiten der Vorderflügel erscheinen gelblich mit den Weibchen im Revier aufgesucht. Der Falter schwarzen Flecken. Die grauen Hinterflügel tra- saugt an Trichterblüten und Köpfchenblüten mit gen eine schmale orange Submarginalbinde. In violetter oder gelber, selten auch weißer Farbe, so unserem Faunengebiet fliegt die mitteleuropäische an Roßminze (Mentha longifolia) und Greiskräu- Form, ssp. rutila WERNEBURG, 1864. Sie ist kleiner tern (Senecio spec.). Bevorzugte Biotope sind als die Stammform, auf der Unterseite der Hinter- Feuchtwiesen, Nasswiesen in Auen von Strömen flügel ist sie schwächer gefleckt mit schmalerer und Flüssen, auch Niedermoore mit Entwässe- orangefarbener Randbinde. rungsgräben, an denen die Futterpflanze wächst. Der Große Feuerfalter wird an feuchten Gebüsch- Biologie und Ökologie: und Waldrändern der Ebenen bis in das Hügel- In unserem Gebiet ist der Große Feuerfalter ein- land gefunden. Die Art wurde überwiegend unter brütig, in heißen Jahren kann eine zweite Genera- 200 m NN festgestellt, es konnten gelegentlich tion beobachtet werden. Zumeist erfolgt die Abla- auch Tiere zwischen 300 und 400 m Höhe ange- ge der insgesamt 250 – 500 Eier in Gruppen von troffen werden (EBERT 1991a,b, WEIDEMANN 10 – 15 Stück auf der Blattoberseite in der Nähe 1995). der Blattmittelrippe der Futterpflanze. Die Raupe frisst alle nicht sauren, oxalatarmen Ampferarten, Verbreitung: so Teichampfer (Rumex hydrolapatum), Krausen Die Art tritt lokal in West- und Mitteleuropa durch Ampfer (R. crispus) und Stumpfblättrigen Ampfer die gemäßigte Zone bis in das Amurgebiet hinein (R. obtusifolius). Die Larven sitzen in Fresspausen auf. Im Norden Europas reicht das Areal bis zum an der Blattunterseite der Fraßpflanze und neh- Baltikum, im Süden bis zur Balkanhalbinsel und men deren rötliche Farbe an. Im Stadium L 2 – L 3 bis in das nördliche Italien (EBERT 1991a,b, HIG- erfolgt die Überwinterung auf der Futterpflanze. GENS & RILEY 1971). Während der Große Feu- Danach werden zunächst die jungen Blattaustrie- erfalter vor 1980 in fast allen Bundesländern ge- be, später die gesamte Blattoberfläche verarbei- funden wurde, sind nach 1980 nur noch in Hes-

25 sen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Mecklen- gen in dieser Region konnte 1989 im NSG burg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg und Sach- „Schollener See” erbracht werden. Im Gebiet um sen-Anhalt Nachweise bekannt geworden. In Stendal wurden die meisten Vorkommen regis- Nordrhein-Westfalen wurde die Art zuletzt 1891 triert. Allerdings liegen hier die letzten Beobach- beobachtet und in Thüringen liegt eine Einzelmel- tungen, wie auch aus der Region um Quedlin- dung von 1946 vor (GAEDICKE & HEINICKE burg, bei Güsen, Mahlpfuhl, Weißewarthe und 1999). Burg, schon über 30 Jahre zurück. Für die Kleut- scher Aue bei Dessau wurde der Große Feuerfal- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: ter 1995 vermeldet, doch fehlen Belegexemplare Bis auf wenige Ausnahmen lagen alle sachsen- bzw. Fotos. Der Biotop soll nach Auskunft des anhaltischen Fluggebiete der Art nördlich von Beobachters typisch sein. Für den Zeitzer Forst Magdeburg bis hinein in die Altmark. Der letzte wurden für 1997 zwei Beobachtungen (leg./det. gesicherte Nachweis der insgesamt 19 Meldun- UNRUH) bekannt.

Tabelle 7: Vorkommen von Lycaena dispar in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 8 38,1 – – 8 100,0 3 5 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 2 9,5 – – 2 100,0 1 1 D 11 - Fläming 2 9,5 – – 2 100,0 1 1 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 1 4,8 1 100,0 – – – 1 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 1 4,8 1 100,0 – – – 1 D 29 - Altmark 5 23,8 – – 5 100,0 – 5 D 33 - Nördliches Harzvorland 1 4,8 1 100,0 – – – 1 D 37 - Harz 1 4,8 1 100,0 – – 1 – Sachsen-Anhalt 21 100,0 4 19,0 17 80,1 6 15

Gefährdung und Schutz: ter zu beachten und ist an ampferreichen Stellen Eine Gefährdung für den Großen Feuerfalter überhaupt zu unterlassen. Auch großflächige besteht in meliorativen Maßnahmen mit Grund- Mahd ist schädlich. Der Erhaltung der Graben- wasserabsenkung sowie in der intensiven Landnut- randvegetationen ist verstärkt Augenmerk zu zung durch die Land- und Forstwirtschaft. Zum schenken. Auf flächendeckende Gehölzanpflan- Schutz der stark gefährdeten Art ist in (potenziel- zungen bei der Rekultivierung von Baggerseen len) Vorkommensgebieten auf Melioration zu ver- (wichtiges Sekundärhabitat) sollte verzichtet wer- zichten. Ein Mahd-Regime hat die Flugzeit der Fal- den.

26 Lycaena dispar Habitat von Lycaena dispar (Foto: S. Otto) (Foto: V. Wachlin)

Maculinea nausithous Habitat von Maculinea nausithous (Foto: S. Otto) (Foto: S. Otto)

27 Maculinea nausithous BERGSTRÄSSER, 1779 - Schwarzblauer Bläuling (FFH-Code-Nr. 1061)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

3 - Gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: auch trockenere Bereiche besiedeln. Der Falter Die Flügeloberseiten sind schwarzbraun, bei Weib- fliegt in der Ebene und im angrenzenden Hügel- chen manchmal blau bestäubt. Die Flügeluntersei- land bis 500 m ü. NN. ten sind schmutzig dunkelgraubraun gefärbt und tragen eine Reihe schwarzer, weiß umrandeter Verbreitung: Flecken. Die Art kommt von Mitteleuropa bis zum Ural, südlich bis zum Kaukasus vor. Inselareale finden Biologie und Ökologie: sich im Norden der Iberischen Halbinsel und in Der Schwarzblaue Bläuling ist einbrütig und Frankreich. Nördlich reicht das Verbreitungsge- gehört zu den „Ameisen-Bläulingen”, einer Grup- biet bis Berlin. In den Alpen ist der Schwarzblaue pe von Faltern, deren Larven zeitweilig in Amei- Bläuling nicht vertreten (EBERT 1991a,b). In sennestern leben. Während der ganzen Flugzeit Deutschland wurde die Art mit Ausnahme von legen die Weibchen der Art insgesamt zwischen Schleswig-Holstein in allen Bundesländern beob- 250 – 500 Eier einzeln an Blütenköpfchen der achtet. Nachweise für Niedersachsen fehlen aber Wirtspflanze Großer Wiesenknopf (Sanguisorba seit 1980. Die Bodenständigkeit für Mecklenburg- officinalis) ab. Hier bohren sich die Larven ein und Vorpommern ist in Frage gestellt weil nur von fressen die Blüten aus. Im Herbst verlassen die 1974 eine Beobachtung vorliegt (GAEDICKE & erwachsenen Raupen im Stadium L 4 die Wirts- HEINICKE 1999). pflanze und wechseln in die Nester der im Boden lebenden Wirtsameisen Myrmica rubra (= laevi- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: nodes). Aus ihren Drüsen liefert die Raupe Sekrete Die Mehrzahl der Fundorte des Schwarzblauen und wird dafür von den Ameisen gefüttert. Zusätz- Bläulings in Sachsen-Anhalt befindet sich in der lich ernährt sie sich parasitisch von der Ameisen- Elbe-Mulde-Region. Hier wurden in einzelnen brut. In den Nestern erfolgt auch die Verpuppung. Fluggebieten – besonders in der Umgebung von Der fertige Falter fliegt von Anfang Juli bis Mitte Dessau – bis in die jüngste Vergangenheit hinein August und ist sehr standorttreu. In geeigneten zum Teil große Individuenzahlen beobachtet. In Habitaten kann sich eine hohe Populationsdichte den letzten Jahren trat die Art mit deutlich gerin- einstellen, wobei eine Abhängigkeit von der An- geren Individuendichten am nördlichen Stadtrand zahl der Kolonien der Wirtsameisen besteht. Mit der Lutherstadt Wittenberg auf. Weitere aktuelle zusammengeklappten Flügeln sitzend, kann man Vorkommen existieren in der Elsteraue bei Halle die Falter an den Blüten vom Großen Wiesenknopf (Nachweise aus dem Jahr 2000) und in der Fuh- beobachten. Die Art ist ein Einbiotopbewohner. neaue zwischen Wolfen und Radegast. Angaben Sie lebt auf nicht regelmäßig überschwemmten aus der Letzlinger Heide und der Region um Mag- Feuchtwiesen in Tälern oder an Rändern von deburg liegen 30 Jahre, in einzelnen Fällen sogar Bächen und Flüssen. Am Rand von Mooren, an über 70 Jahre zurück. Auch seit den letzten Fund- Wiesenböschungen und Dämmen ist der Schwarz- ortmeldungen aus der Umgebung von Naumburg blaue Bläuling ebenfalls zu finden und kann hier (Nachweis 1981), aus dem östlichen Harzvorland

28 und aus Zeitz sind mehrere Jahrzehnte verstrichen so dass die Bestände – entsprechende Pflege der (BERGMANN 1952, SCHADEWALD 1994). Die betreffenden Biotope vorausgesetzt – durchaus heute bekannten Fluggebiete in den FFH-Gebieten geeignet erscheinen, das Überleben der Art zu zeigen zum Teil noch höhere Populationsdichten, sichern.

Tabelle 8: Vorkommen von Maculinea nausithous in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 1 1,4 – – 1 100,0 1 – D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 39 54,2 18 46,2 21 53,8 2 37 D 11 - Fläming 7 9,7 – – 7 100,0 – 7 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 3 4,2 – – 3 100,0 3 – D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 11 15,3 – – 11 100,0 8 3 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 5 6,9 – – 5 100,0 3 2 D 29 - Altmark 3 4,2 – – 3 100,0 3 – x D 33 - Nördliches Harzvorland 3 4,2 – – 3 100,0 – 2 x Sachsen-Anhalt 72 100,0 18 25,0 54 75,0 20 51

Gefährdung und Schutz: die Wirtspflanze, sondern gefährden auch die Eine Bestandsgefährdung der Art entsteht durch Wirte. In den noch besiedelten Biotopen ist die Drainage von Feuchtwiesen und Mooren, durch Erhaltung von Feuchtwiesen und ein Mahd-Regime Auflassung der Streuwiesen, deren Beseitigung entsprechend der Biologie des Schwarzblauen und Aufforstung. Ebenso gefährdet die Intensivie- Bläulings anzustreben. Die erste Mahd sollte in rung der Grünlandwirtschaft mit verstärkter Mahd der ersten Junihälfte, die zweite nicht vor Mitte zur Zeit der Eiablage und zur Entwicklung der September erfolgen. Bei Schutzmaßnahmen und Jungraupen im Juli und August die Falter. Auch Biotop-Pflege muss auch die Biologie der Wirts- die ökologischen Bedingungen für die Wirtsamei- ameise berücksichtigt werden. Myrmica rubra rea- sen müssen erhalten bleiben. Einsatz von Mine- giert empfindlich gegenüber Verdichtungen und raldünger und Herbiziden verdrängen nicht nur anderweitigen Schädigungen des Bodens.

Euphydrias aurinia ROTTEMBURG, 1775 - Goldener Scheckenfalter (FFH-Code-Nr.: 1065)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

3 - Gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht Art nach § 20a (1) 7. c)

29 Kurzbeschreibung der Art: reicht in Skandinavien etwa bis zum 62. Grad Die Hinterflügeloberseite ist mit einer breiten nördlicher Breite. Im Mittelmeergebiet fehlt die Art rotbraunen Postdiskalbinde und jeweils einem auf den Inseln und auf dem südlichen Balkan. Nur schwarzen Punkt zwischen den Flügeladern verse- in Italien ist ein isoliertes Vorkommen zu finden hen, auch auf dem Vorderflügel befinden sich rot- (EBERT 1993). Der Goldene Scheckenfalter ist in braune Punkte. Die Unterseite erscheint hell rot- allen Bundesländern Deutschlands nachgewiesen braun und wenig kontrastreich. Die Weibchen worden (GAEDICKE & HEINICKE 1999). In Berlin sind größer und ihre Flügel wirken plumper als und Brandenburg sind die letzten Populationen die der Männchen. seit 1983 erloschen (WEIDEMANN 1995).

Biologie und Ökologie: Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Nach WEIDEMANN (1995) leben die Raupen in In Sachsen-Anhalt konnten für den Goldenen Feuchtbiopen an Teufelsabbiß (Succisa pratensis) Scheckenfalter insgesamt 38 Meldungen zusam- und in Trockenstandorten an Tauben-Skabiose mengetragen werden, die sich mehr oder weniger (Scabiosa columbaria). Auf der Blattunterseite, in verstreut über das Land verteilen. Fluggebiete der Gelegen von 250 – 500 Eiern, erfolgt die Eiabla- Art wurden vom Harz, aus der Umgebung von ge der einbrütigen Art. Anfänglich sind die Gele- Stendal, aus dem Dessau-Wittenberger Raum und ge goldgelb, verfärben sich aber später bräun- um Halle und Ziegelroda vermeldet. Darüber hin- lich. Die Eier liegen viele Wochen, ehe die Rau- aus gibt es noch eine mehr als 100 Jahre zurück- pen schlüpfen und in Gespinsten leben, von liegende Beobachtung aus dem Zeitzer Gebiet. Bis denen oftmals die ganze Pflanze überzogen ist. auf die Fluggebiete in der Gegend um Stiege mit Im Stadium L 2 – L 3 erfolgt die Überwinterung. Populationsgrößen von 15 – 30 Individuen, die Dazu wird die Futterpflanze verlassen und ein erst in den vergangenen fünf Jahren bekannt Gespinst in der Bodenvegetation angefertigt. Im geworden sind, liegen alle anderen Beobachtungs- Frühjahr nach der Überwinterung suchen die Rau- meldungen bereits mehr als zwanzig Jahre zurück. pen erneut den Teufelsabbiß auf. Hier leben sie vereinzelt und sind bis Ende Mai, tagsüber oft- Gefährdung und Schutz: mals frei an Stängeln, zu finden. Die Verwand- In den vergangenen Jahrzehnten musste ein deutli- lung zum Vollinsekt erfolgt in einer Stürzpuppe in cher Rückgang der Art registriert werden. Als der Bodenvegetation. Von Mitte Mai bis Mitte Juli Ursachen dieser Bestandseinbußen beim Golde- fliegt der Falter, der eine durchschnittliche Lebens- nen Scheckenfalter werden Meliorationsmaßnah- dauer von etwa zwei Wochen erreicht. Die Art ist men in Feuchtwiesen und Mooren, Umwandlun- sehr standorttreu und ist auf örtlich begrenzten gen naturnaher Wiesen in Ackerland und Auffors- Fluggebieten oft zahlreich, in der Regel aber spär- tungen angegeben. Ebenso gefährdet die Intensi- lich zu finden. Gelbblütige Pflanzen wie Spatel- vierung der Grünlandwirtschaft mit dem Einsatz blättriges Greiskraut (Senecio helenitis), Niedrige von Mineraldünger und einer verstärkten Mahd Schwarzwurzel (Scorzonera humilis), Zypressen- die Lebensräume der Falter. In den noch besiedel- Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) und Gemeiner ten Biotopen ist die Erhaltung von Feuchtwiesen Wundklee (Anthyllis vulneraria) werden zur Nah- und der Halbtrockenrasen anzustreben. Verbu- rungsaufnahme bevorzugt aufgesucht. Der Golde- schungen sind zu verhindern. ne Scheckenfalter besiedelt die Ebene und auch das Bergland bis zu einer Höhe von 800 m NN (BERGMANN 1952, EBERT 1993, WEIDEMANN 1995).

Verbreitung: Der Goldene Scheckenfalter fliegt in fast ganz Europa und Nordafrika sowie in den gemäßigten Zonen Asiens bis Korea. Das Verbreitungsgebiet

30 Tabelle 9: Vorkommen von Euphydrias aurinia in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 2 5,3 – – 2 100,0 2 – D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 12 31,6 – – 12 100,0 7 5 D 11 - Fläming 2 5,3 – – 2 100,0 – 2 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 3 7,9 1 33,3 2 66,7 3 – D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 3 7,9 2 66,7 1 33,3 2 1 D 29 - Altmark 7 18,4 – – 7 100.0 1 6 D 37 - Harz 9 23,7 2 22,2 7 77,8 3 6 Sachsen-Anhalt 38 100,0 5 13,2 33 86,8 18 20

Euplagia quadripunctaria PODA, 1761 - Spanische Flagge (FFH-Code-Nr.: 1078)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

3 - Gefährdet Prioritäre Art*, Art nach Anhang II und Anhang IV

Kurzbeschreibung der Art: Biologie und Ökologie: Die Vorderflügel sind grünschwarz gefärbt, metal- Die Eier der einbrütigen Art werden einschichtig in lisch glänzend, mit einem hellgelben Innenrand. Spiegeln abgelegt. Die Raupen schlüpfen im Sep- Sie tragen einen kurzen Längswisch an der Basis tember und fressen vor allem Kräuter, insbesonde- und zwei kräftige Schrägstreifen auf dem Vorder- re Taubnessel (Lamium spec.) und Brennessel (Urti- rand. Der äußere Streifen verbindet sich mit dem ca spec.). In einem frühen Larvalstadium überwin- Postdiskalband V-förmig und läuft zum Innenrand. tert die Spanische Flagge versteckt in der boden- Im orangegelben Innenwinkelfleck befinden sich nahen Vegetation. Nach der Winterruhe werden mehrere schwarze runde Flecken. Die Hinterflügel Sträucher wie Brombeere (Rubus spec.) und Hasel- weisen eine kräftig zinnoberrote Färbung auf und nuß (Corylus spec.), aber auch Salweide (Salix tragen einen großen runden schwarzen Mittelfleck caprea), Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba sowie zwei schwarze Längsflecken. Auf der Unter- minor) und Klee (Trifolium spec.) als Futter ange- seite der Vorderflügel fällt der Vorderrand mit nommen. Im Juni verpuppt sich die Raupe, von langgezogenem Postbasalstreifen und goldgel- Mitte Juli bis Ende August fliegen die vagabundie- bem Apex auf. Daneben charakterisiert ein dotter- renden Falter. Die Spanische Flagge saugt bevor- gelber diskaler Querstreifen die Flügelunterseite. zugt an Wasserdost (Eupatorium cannabinum). Die Das Mittelfeld weist eine schwarze Fleckenkombi- Art ist tag- und nachtaktiv. Während der heißen nation auf, die Basis reicht bis über die Mitte und Tageszeit fliegen die Falter zu schattigen, feuchten wird zum Diskus hin karminrot. Auf der zinnober- Stellen, um sich vor Hitze und intensiver Sonnenbe- roten Hinterflügelunterseite sind im Analwinkel strahlung zu schützen. Auch wurde beobachtet, schwarze Flecken zu verzeichnen. dass die Raupen zum Licht kommen (EBERT 1993).

31 Die Art tritt meist spärlich auf, jedoch periodisch nahme von Schleswig-Holstein und Mecklenburg- ist sie häufig zu beobachten. Bewohnt werden Vorpommern ist der Falter in allen Bundesländern unterschiedliche Biotope. In schattigen, feuchten nachgewiesen. Auf dem Gebiet des Landes Sach- und hochstaudenreichen Schluchten, auf Lichtun- sen-Anhalt wurde die Spanische Flagge nur im gen und an Außen- und Binnensäumen von Laub- Harz und seinem östlichen Vorland sowie im mischwäldern, aber auch an trockenen, sonnigen Raum Naumburg – Bad Kösen beobachtet Halden und Steinbrüchen ist die Spanische Flag- (GAEDICKE & HEINICKE 1999). ge ebenso zu finden wie in hochstaudenreichen Randgebieten von Magerrasen und blütenreichen Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Gärten in Waldnähe. Der Schmetterling wird Aus den Jahren nach 1981 gibt es nur noch lokal in der Hügel- und unteren Bergstufe gefun- Angaben aus dem Selketal und aus der Gegend den (EBERT 1993, WEIDEMANN 1996). um Thale, wo in wenigen Fluggebieten einzelne Tiere der Art durch verschiedene Sammler beob- Verbreitung: achtet wurden. Meldungen aus der Gegend um Mit Ausnahme von Skandinavien und Dänemark Naumburg sind älter als 30 Jahre. In Freyburg fliegt die Art überall in Europa, auch auf den wurde die Art letztmalig vor 1959 gesehen ägäischen Inseln, auf Sizilien und Korsika. In (BERGMANN 1953, SPEYER & SPEYER 1958, Südengland und der Bretagne in Frankreich findet JUPE 1968, MAX 1983). Für die Arterhaltung sich die f. lutescens STAUDINGER, 1861 mit gelben sind die sachsen-anhaltischen Vorkommen auf- Hinterflügeln. Auf Rhodos fliegt die ssp. E. quadri- grund ihrer Randlage innerhalb des Verbreitungs- punctaria ssp. rhodosensis DANIEL, 1953. Mit Aus- gebietes nur bedingt von Bedeutung.

Tabelle 10: Vorkommen von Euplagia quadripunctaria in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 7 16,3 – – 7 100,0 5 2 D 19 - Sächsisches Hügelland mit Erzgebirgsvorland 5 11,6 – – 5 100,0 5 – D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 5 11,6 – – 5 100,0 2 3 D 33 - Nördliches Harzvorland 7 16,3 1 14,3 6 85,7 4 3 D 37 - Harz 19 44,2 12 63,2 7 36,8 12 7 Sachsen-Anhalt 43 100,0 13 30,2 30 69,8 28 15

Gefährdung und Schutz: Während in anderen Regionen Deutschlands keine Bestandsgefährdung zu beobachten ist, sind in Sachsen-Anhalt nur noch wenige aktuelle Flug- gebiete bekannt. Aufgrund der Lage unseres Bun- deslandes an der Nordgrenze des Verbreitungs- gebietes kann nicht mehr von einer flächen- deckenden Besiedlung ausgegangen werden. Inselartige Restvorkommen müssen deshalb erwar- tet werden. Die noch besiedelten Biotope sind in ihrem Charakter stabil zu halten.

32 Euphydrias aurinia Habitat von Euphydrias aurinia (Foto: C. Schönborn) (Foto: C. Schönborn)

Euplagia quadripunctaria Habitat von Euplagia quadripunctaria (Foto: C. Schönborn) (Foto: C. Schönborn)

33 Verbreitung der Arten nach Anhang II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt – Lepidoptera (Schmetterlinge) – (schwarze Punkte: bis 1960, rot: seit 1960, grün: ohne Datumsangabe)

Lycaena dispar HAWORTH, 1803 Maculinea nausithous BERGSTRÄSSER, 1979

Euphydrias aurinia ROTTEMBURG, 1775 Euplagia quadripunctaria PODA, 1761

34 3.1.4 Coleoptera (Käfer)

Ehrhard Grill; Werner Malchau; Volker Neumann; Sebastian Schornack

Dytiscus latissimus LINNAEUS, 1758 - Breitrand (FFH-Code-Nr. 1081)

Werner Malchau; Sebastian Schornack

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

1 - Vom Aussterben 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: Tiere werden in der Regel älter als ein Jahr. Neue Der Breitrand ist gegenüber allen anderen Gewässer werden fliegend aufgesucht. Schwimmkäfern durch seine Größe (bis zu 44 mm) und seine seitlichen, tragflächenartigen Erweite- Verbreitung: rungen der Flügeldecken, die an eine Hutkrempe Die Art ist westpalaearktisch von Ostfrankreich bis erinnern, zu unterscheiden. Der insgesamt auf der Westsibirien verbreitet und in Deutschland fast über- Oberseite braune Käfer hat einen gelb gerande- all nachgewiesen worden, aber (sehr) selten. In den ten Halsschild und auch die Flügeldecken tragen letzten Jahren ergaben sich nur noch sehr sporadi- seitlich am Körperrand, bevor die lateralen Erwei- sche Funde. Nach 1960 erfolgten Nachweise an terungen der Flügeldecke beginnen, einen gelben 11 Fundorten in sechs Bundesländern, aber nicht in Streifen. Sachsen-Anhalt (HENDRICH & BALKE 2000).

Biologie und Ökologie: Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Die Art besiedelt große (≥ 1 ha), ständig wasser- Der Breitrand ist gegenwärtig wohl als verschollen führende Seen und Teiche (KLAUSNITZER 1984), einzustufen. Seit über 40 Jahren erfolgten im Bun- die dichten Pflanzenwuchs aufweisen und Flach- desland Sachsen-Anhalt keine Nachweise mehr. wasserzonen besitzen. Die Wassertiefe der Ge- Nach BORCHERT (1951) war die Art hierzulande wässer mit einer relativ guten Wasserqualität sollte schon immer sehr selten. Er nennt aus der ersten großflächig mindestens einen Meter betragen, Hälfte dieses Jahrhunderts nur vier Fundorte (Des- wobei besonnten Uferabschnitten eine gewisse sau (HEIDENREICH), Mosigkau (SCHREIBER), Halle Bedeutung zuzukommen scheint. Nach BLUNCK (?), Blankenburg (HORNUNG)), auf die sich auch (1923) werden im Frühjahr die 7 – 8 mm langen FICHTNER (1983) bezieht. Neufunde können Eier wahrscheinlich in noch lebende Blätter von jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden, da Wasserpflanzen abgelegt. Wenige Wochen später sowohl in Brandenburg als auch in Mecklenburg- schlüpfen die Larven, die zur Verpuppung an Land Vorpommern noch Restpopulationen existieren. gehen. Hier verbleiben sie in einer Erdhöhle unter Moos oder Hölzern. Die Puppenruhe nimmt etwa Gefährdung und Schutz: zwei Wochen in Anspruch. Als Nahrung bevorzugt Die Art gilt europaweit als stark gefährdet, wobei der Breitrand Insekten, Aas und kranke Fische. Die in der schleichenden Eutrophierung, dem hohen

35 Fisch- und Entenbesatz sowie auch in der zuneh- mit einer durch klimatische Veränderungen hervor- menden Verschattung der Gewässer Ursachen der gerufenen Verschiebung der Arealgrenzen im Bestandsrückgänge gesehen werden. Einige Auto- Zusammenhang zu sehen ist. Der Schutz des ren sind der Auffassung, dass das zunehmende Breitrandes ist nur über die Erhaltung seiner Ausbleiben der Art im mitteleuropäischen Raum Lebensräume möglich.

Graphoderus bilineatus (DE GEER, 1774) - Schmalbindiger Breitflügel-Tauchkäfer (FFH-Code-Nr.: 1082) Werner Malchau; Sebastian Schornack Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

1 - Vom Aussterben 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: ell für Sachsen-Anhalt in einem Exemplar belegt Der ca. 1,5 cm große Käfer ist dunkelbraun werden (29.05.1989, Reinsdorf, MTB 4041/4 gefärbt und fällt durch seine recht abgeflachte leg. BÄSE, det. SPITZENBERG). Der damalige Gestalt auf, wobei die Flügeldecken nach hinten Fundort ist allerdings kaum als dauerhaftes Ent- stark erweitert sind. Der Halsschild trägt eine sehr wicklungshabitat für den Schmalbindigen Breitflü- breite gelbe Binde. Die Art ist nur von Speziali- gel-Tauchkäfer anzusprechen. Seither wurden hier sten sicher zu bestimmen. auch keine weiteren Funde getätigt. Andere Fund- ortmeldungen aus Sachsen-Anhalt beziehen sich Biologie und Ökologie: fast ausschließlich auf die vorige Hälfte des 20. Hinsichtlich der Biologie und Ökologie gibt es Jahrhunderts. Aufgrund der fehlenden aktuellen einige Kenntnislücken. Große, ständig wasser- Funde erübrigt sich eine genaue landschaftsbezo- führende Seen und Teiche mit Pflanzenwuchs gene Analyse der Vorkommen. Alte Meldungen (GALEWSKI 1971) werden bevorzugt besiedelt. liegen für Dessau, Großkühnau, Naumburg, Die Art lebt räuberisch. Für die Entwicklung vom Halle, Aschersleben, Mosigkau und Schönebeck Ei zum Imago werden 2 – 2,5 Monate angege- vor (FICHTNER 1983). Darüber hinaus befinden ben. Die ca. 2 mm langen Eier werden oberhalb sich im Museum Dessau Belegexemplare aus des Wassers in Pflanzen abgelegt. Kleinzerbst (23.04.1892, leg. ?), Aken (04.07.1897, leg. ?, 25.03.1921, leg. MAAS in Verbreitung: einer grasigen Pfütze), Dessau (östl. v. Gänsewall, Die Vorkommensgebiete der Art erstrecken sich 16.04.1890, leg. ?), Umgebung Dessau von Westfrankreich bis nach Westsibirien. In (20.04.1959, leg. RUDOLPH) und im Museum Deutschland war die Art früher weit verbreitet. Gotha ein Tier mit den Angaben Wittenberg Seit 1960 erfolgten Nachweise nur noch in Einzel- (November 1906, leg. MEIMES). Vor allem im exemplaren und sehr sporadisch, schwerpunkt- Norden des Landes besteht in einigen Gewäs- mäßig in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg sern, die als Lebensraum in Frage kommen, noch und Sachsen. Untersuchungsbedarf. Zu klären ist, ob der Schmalbindige Breitflügel-Tauchkäfer hier wirklich Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: fehlt. Die aktuellen Vorkommen in Mecklenburg- Die Art konnte 1989 im Wittenberger Raum aktu- Vorpommern, Brandenburg und Sachsen lassen

36 darauf schließen, dass die Art zumindest auch standsrückgänge nur schwer präzisieren. Die zu- sporadisch in Sachsen-Anhalt erwartet werden nehmende Gewässereutrophierung scheint sich kann. negativ auf die Bestände auszuwirken. Möglicher- weise haben aber auch hohe Populationsdichten Gefährdung und Schutz: von Prädatoren Einfluss. Die Erhaltung potenzieller Bei den geringen Kenntnissen zur Biologie und Brutgewässer sollte im Mittelpunkt der Maßnah- Ökologie der Art lassen sich Ursachen der Be- men zur Bestandssicherung stehen.

Dytiscus latissimus Graphoderus bilineatus (Foto: F. Hebauer) (Foto: F. Hebauer)

Habitat von Dytiscus latissimus und Graphoderus bilineatus (Foto: V. Neumann)

37 Lucanus cervus LINNAEUS, 1758 – Hirschkäfer (FFH-Code-Nr.: 1083)

Werner Malchau

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 2 - Stark gefährdet besonders geschützte Art nach Anhang II Art nach § 20a (1) 7. c)

Kurzbeschreibung der Art: denen Laubbäumen konnten auch Fichte und Kie- Der Hirschkäfer ist der größte heimische Käfer fer als Nahrungspflanzen nachgewiesen werden. und kann bis zu 9 cm (Männchen, einschließlich Die Entwicklung der Tiere vollzieht sich immer im geweihartig verlängerter Mandibeln) groß wer- zergehenden Holz (z.B. morsche Wurzelstöcke, den, aber auch nur 2,5 cm große Tiere sind be- Baumstümpfe, Balken und Pfosten). schrieben. Auffällig sind beim Männchen die namengebenden geweihartig vergrößerten Man- Verbreitung: dibeln. Weitere Merkmale der Art sind das stark Der Hirschkäfer tritt fast in ganz Europa auf, fehlt verlängerte erste Fühlerglied, über dem dann ein aber in Schottland, Irland und weiten Teilen Nord- scharfes Knie ansetzt, die vier nach innen kamm- europas bis hin zum Baltikum. Weiterhin werden artig erweiterte Endglieder (süd- und osteuropäi- Vorkommen (besondere Rassen) in Kleinasien und sche Rassen fünf bzw. sechs erweiterte Endglie- Syrien vermeldet (HORION 1958). In Deutsch- der) der Fühler, die gegeneinander nicht beweg- land war die Art früher weit verbreitet und überall lich sind und der Halsschild, der von den Flügel- im Flach- und Bergland, wo Eichen stehen, nicht decken etwas abgerückt ist. Die Weibchen sind selten. Heute kommt sie auch noch mehr oder komplett dunkelbraun gefärbt, die Männchen eben- weniger flächendeckend vor, ist aber fast überall falls, teilweise treten auch heller gefärbte Flügel- selten. Nach KÖHLER und KLAUSNITZER (1998) decken auf. wurde der Hirschkäfer seit 1950 aus allen Bun- desländern mit Ausnahme Schleswig-Holsteins ver- Biologie und Ökologie: meldet. Zur Eiablage graben sich die Weibchen an der Außenseite von Stubben, Bäumen oder auch Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Pfählen mehrere Dezimeter tief ein. Aufgesucht In Sachsen-Anhalt wurde die Art in fast allen Land- wird dazu Holz, welches bereits beginnt, sich zu schaftseinheiten nachgewiesen. Die Schwerpunkte zersetzen. Es dauert gewöhnlich 5 – 8 Jahre, ehe des Auftretens konzentrieren sich vor allem auf das die Larvalentwicklung abgeschlossen werden auenwaldreiche Mittelelbegebiet. Aber auch im kann. Im Erdreich, wenige cm unterhalb der Erd- Fläming, im Harz und in der Dübener Heide wer- oberfläche, wird dann eine Puppenwiege ange- den alljährlich Tiere beobachtet. Aus der Vielzahl legt, in der die Umwandlung zum fertigen Käfer der gemeldeten, auch aktuellen, Funde kann der- erfolgt. Die Käfer verlassen erst im Frühjahr des zeit von gesicherten Beständen des Hirschkäfers in Folgejahres die Puppenwiege. Dazu wühlen sie unserem Bundesland ausgegangen werden. Ältere sich zur Erdoberfläche. Beheimatet ist der Hirsch- Literaturangaben bei WAHNSCHAFFE (1883), käfer in Eichenwäldern, Eichen-Hainbuchenwäl- EGGERS (1901), HILLECKE (1907), PETRY (1914), dern und Kiefern-Traubeneichenwäldern der RAPP (1934), POLENTZ (1949/50), BORCHERT Ebene und der niederen Höhenlagen. Doch auch (1951) und HORION (1958) belegen für Sachsen- in älteren Parkanlagen, Gärten und Obstplanta- Anhalt eine mehr oder weniger flächendeckende gen wurden die Tiere festgestellt. Neben verschie- Verbreitung des Hirschkäfers. In den Schwerpunkt-

38 Tabelle 11: Vorkommen von Lucanus cervus in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 7 1,3 1 14,3 6 85,7 1 6 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 180 33,5 45 25,0 135 75,0 56 124 D 11 - Fläming 11 2,0 2 18,2 9 81,8 1 10 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 48 8,9 17 35,4 31 64,6 10 38 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 16 3,0 –– 16 100,0 1 15 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 30 5,6 – – 30 100,0 13 17 D 29 - Altmark 144 26,8 – – 144 100,0 11 133 D 31 - Weser-Aller-Flachland 10 1,9 1 10,0 9 90,0 1 9 D 33 - Nördliches Harzvorland 56 10,4 9 16,1 47 83,9 22 34 D 37 - Harz 35 6,5 10 28,6 25 71,4 8 27 Sachsen-Anhalt 537 100,0 85 15,8 452 84,2 124 413 gebieten des aktuellen Vorkommens der Art, Elbetal weiter die Verringerung der Umtriebszeiten, die einschließlich Dübener Heide, nördlicher und südli- Anlage von Monokulturen mit schnell wachsenden cher Harzrand, Gebiete um Naumburg bis zum Nadelholzarten und besonders die Beseitigung Ziegelrodaer Forst, sollten mit den gemeldeten FFH- von Baumruinen, Stubben und anderen Totholzbe- Gebieten die Voraussetzungen geschaffen sein, die standteilen. Aber auch auf die Vernichtung der Bestände des Hirschkäfers zukünftig zu erhalten. Lebensräume durch Baumaßnahmen und Zer- schneidungseffekte in der Landschaft sei hingewie- Gefährdung und Schutz: sen. Der Schutz dieses einzigartigen Insektes ist Die Entfernung von möglichem Entwicklungssub- nur über die Erhaltung seiner Lebensräume mög- strat aus den Wäldern durch forstwirtschaftliche lich. Dies setzt eine ökologische Waldbewirtschaf- Maßnahmen stellt die Hauptursache der Bestands- tung voraus, bei der die Brutsubstrate der Art rückgänge beim Hirschkäfer dar. Dazu gehören erhalten bleiben.

39 Lucanus cervus Osmoderma eremita (Foto: V. Neumann) (Foto: V. Neumann)

Habitat von Lucanus cervus, Osmoderma eremita und Cerambyx cerdo (Foto: V. Neumann)

40 Osmoderma eremita (SCOPOLI, 1763) - Eremit, Juchtenkäfer (FFH-Code-Nr.: 1084)

Erhard Grill

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 2 - Stark gefährdet besonders geschützte Prioritäre Art*, Art nach § 20a (1) 7. b) Art nach Anhang II und aa) und streng geschützte Anhang IV Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: Mulm). Bis ein Brutsubstrat diesen Entwicklungszu- Der 24 – 30 mm große Käfer glänzt schwarz mit stand erreicht, können Jahrzehnte vergehen. Die schwach metallischem Schimmer. Er erinnert in Anzahl der Larvenstadien und der Zeitraum der seiner Gestalt an einen großen Rosenkäfer (Ceto- über mehrere Jahre verlaufenden Entwicklung ist ninae). Der Kopfschild ist nach vorn verbreitert nach TIETZE (1996) nicht genau bekannt. Die aufgebogen und die verworren punktierten Flügel- Imagines sind dämmerungs- und nachtaktiv, nur decken tragen eine kräftige Schulterbeule. Das vereinzelt werden sie auf Blüten gefunden. Wahr- Schildchen ist schmal und lang zugespitzt. Das scheinlich verlassen die Tiere nur selten ihren Brut- Tier riecht stark nach Juchtenleder. baum, in dessen Mulm oder an dessen Stamm sie sich zumeist befinden. Die Brutbäume riechen Biologie und Ökologie: zumindest teilweise, ebenso wie der Käfer, streng Über die Biologie des Eremiten liegen bisher nur nach Juchtenleder. HORION (1958) verweist auf sehr lückenhafte Kenntnisse vor. Die bis zu 6 cm Schwarmflüge des Eremiten, die gelegentlich bei langen Larven entwickeln sich im Mulm alter, hoh- Sonnenuntergang beobachtet worden sind. Die ler Laubbäume (bes. Eiche und Linde, aber auch Tiere fliegen ans Licht. In Auswertung der Fund- Weide (nur alte, hohle Kopfweiden), Buche, meldungen konnten folgende phänologischen Esche, Kastanie, Walnuß oder verschiedene Obst- Angaben ermittelt werden: frühester Fund eines bäume). Der Eremit befällt keine stammgesunden Imago im Mai (allerdings unklar, ob das Tier zu Bäume, ist also kein Primärbesiedler, der sein Brut- diesem Zeitpunkt schon aktiv war), Hauptakti- substrat selbst mit erzeugt. Wie verwandte vitätszeit im Juli und August, im September wur- Rosenkäferarten besiedelt er in allen Enwicklungs- den lediglich noch vier Funde getätigt. stadien nur alte Baumindividuen, die sich in der Absterbephase befinden. Ein gewisser Beson- Verbreitung: nungsgrad und der damit verbundene Wärmege- Die Art kommt von Südeuropa, Mitteleuropa bis nuss des Brutmilieus durch Freistand der Bäume, ins südliche Nordeuropa vor. Sie tritt nur stellen- verbunden mit einem gewissen Feuchteangebot im weise und nicht häufig auf. Nach HORION Boden, und damit auch im Mulm, scheint erforder- (1958) ist der Eremit in ganz Deutschland, wenigs- lich (TIETZE 1996). Nach eigenen Beobachtungen tens in den ebenen und niederen Lagen der Vor- bilden in Flussniederungen stockende, alte Kopf- gebirge verbreitet. Der Käfer war im 19. Jahrhun- weidenpflanzungen ein bevorzugtes Bruthabitat. dert meist als häufig oder sehr häufig gemeldet, Nach KLAUSNITZER in TIETZE (1996) sind exis- aber schon RAPP (1934) sah für den Thüringer tenzbestimmende Faktoren für das Vorkommen Raum, der für ihn bis nach Halle reichte, überall des Eremiten ein bestimmter Zersetzungsgrad des Bestandsrückgänge. Diese Tendenz hat sich bis Holzmulmes in den Brutbäumen und eine sich da- zum gegenwärtigen Zeitpunkt fortgesetzt. rauf entwickelnde besondere Pilzflora (schwarzer

41 Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Quedlinburg erbracht werden. Demgegenüber lie- In Sachsen-Anhalt liegt der Verbreitungsschwer- gen aus dem gesamten Norden von Sachsen- punkt des Eremiten in den Auen von Elbe und Anhalt Meldungen vor, die aktuell belegt sind Saale und deren Nebenflüsse. Die meisten aktuel- (Burg und Stendal). Ausgehend von der Biologie len Funde konzentrieren sich im Gebiet um Des- des Eremiten kann mit hoher Wahrscheinlichkeit sau (Elbe-Mulde-Tiefland), Bernburg, Köthen und eingeschätzt werden, dass die Art im Norden Halle (Östliches Harzvorland). Aus dem Süden Sachsen-Anhalts viel weiter verbreitet ist (s.a. Sachsen-Anhalts wurden durch RAPP (1934) eini- SPRICK 2000). Wenigstens im weiteren Verlauf ge Fundorte gemeldet, für die z.T. aktuelle Mel- der Elbe von Dessau aus flussabwärts und in den dungen ausstehen. Im Nördlichen Harzvorland Auenbereichen der Havel muss mit dem Vorkom- konnten einige neuere Nachweise aus dem Raum men der Art gerechnet werden.

Tabelle 12: Vorkommen von Osmoderma eremita in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 4 3,1 – – 4 100,0 – 4 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 52 40,9 28 53,8 24 46,2 18 34 D 11 - Fläming 4 3,1 1 25,0 3 75,0 – 4 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 4 3,1 – – 4 100,0 1 3 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 9 7,1 – – 9 100,0 8 1 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 48 37,8 10 20,8 38 79,2 23 25 D 29 - Altmark 2 1,6 – – 2 100,0 – 2 D 33 - Nördliches Harzvorland 3 2,4 – – 3 100,0 – 3 D 37 - Harz 1 0,8 – – 1 100,0 – 1 Sachsen-Anhalt 127 100,0 39 30,7 88 69,3 50 77

Gefährdung und Schutz: deren biologisch-ökologischen Ansprüche des Ere- Der Rückgang der Bestandesdichten des Eremiten miten nur die konsequente Schonung der derzeitig geht mit der Intensität der Naturnutzung aller bekannten Bruthabitate und der langfristige und Bereiche konform. Die Vernichtung „überalterter” absolute Schutz von potenziellen Bruthabitaten, Bäume in Wald und Forst, von Baumüberhältern sowohl in naturnäheren Bereichen als auch im in der Agrarlandschaft und von „die Öffentlichkeit Siedlungsraum (TIETZE 1996). gefährdenden Baumruinen” im besiedelten Raum haben im Verlauf des letzten Jahrhunderts eine erhöhte Gefährdungssituation geschaffen. In den meisten Bundesländern Deutschlands und auch in Sachsen-Anhalt ist die Art in ihrer langfristigen Existenz stark gefährdet. Da das Dispersionsver- mögen dieser Käferart von Natur aus sehr gering scheint, ist die Ausbildung von Metapopulationen nur in naturnahen und altersmäßig gut strukturier- ten Gehölzbeständen sicher gewährleistet. Als Schutzstrategie verbleibt in Anbetracht der beson-

42 Cerambyx cerdo LINNAEUS, 1758 - Heldbock, Großer Eichenbock (FFH-Code-Nr.: 1088)

Volker Neumann

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

1 - Vom Aussterben 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: wo in einer Puppenwiege, die mit einem Kalk- Mit einer Länge von 30 – 50 mm und einer Breite deckel verschlossen ist, die Verpuppung stattfin- von 8 – 14 mm gehört diese Art zu den größten det. Nach der Puppenruhe frisst sich der Käfer heimischen Käfern. Die Männchen der Bockkäfer durch eine dünne Rindenschicht nach außen. Der fallen durch ihre relativ langen, knotigen Fühler Heldbock ist wesentlich an die Verbreitung der (bis ca.100 mm) auf. Die Fühler der Weibchen er- Stieleiche gebunden. Nur in geringem Maße wer- reichen nur etwa Körperlänge. Die vorn schwar- den Traubeneichen (Quercus petraea) besiedelt. zen Flügeldecken verengen sich bei beiden Ge- Locker strukturierte Eichenwälder ohne Unter- schlechtern zur Spitze und werden rotbraun. Die wuchs wie ehemalige Hudewälder, Parkanlagen, Nahtspitze ist mit einem kleinen nach innen ge- Alleen, Eichengruppen auf Wiesengelände sowie richteten Zähnchen versehen. Der grobrunzlige, Einzelbäume erfüllen oft die Ansprüche der Art. glänzend schwarze Halsschild der Käfer ist in der Die Brutbäume sind dabei meist südexponiert und Mitte breiter und an den Seiten mit einem spitzen weisen eine gewisse Stärke auf. Bevorzugt wer- Dorn versehen. den Eichen mit 100 – 400 cm Umfang, in 1 m Höhe gemessen (NEUMANN 1985). Biologie und Ökologie: Ausführliche Angaben zur Biologie des Held- Verbreitung: bockes finden sich u.a. bei RUDNEW (1936), In unserem Faunengebiet sowie in Frankreich, Ita- WECKWERTH (1954), DÖHRING (1955), PALM lien, Schweiz (vereinzelt) und Österreich kommt (1959), TEMBROCK (1960) und NEUMANN die Unterart Cerambyx cerdo ssp. cerdo vor. (1985). Die Art entwickelt sich vorwiegend in Angaben zur Verbreitung geben u.a. DÖHRING Stieleichen (Quercus robur). Die Käfer nehmen als (1955), HORION (1974), NEUMANN & KÜH- Nahrung die Baumausscheidungen der lebenden NEL (1980) und NEUMANN (1985, 1997). Ehe- Bäume (Saftfluss) zu sich. Ihre Hauptflugzeit liegt malige und gegenwärtige Vorkommen finden sich von Ende Mai bis Mitte Juli. Die flugunlustigen in Deutschland in den Bundesländern Brandenburg Käfer halten sich meist an ihren Brutbäumen auf, mit Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, wo auch die Weibchen ihre befruchteten Eier in Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Hessen, Baden- Rindenritzen ablegen. Die Embryonalentwicklung Württemberg, Schleswig-Holstein und Nieder- ist temperaturabhängig und schwankt zwischen 8 sachsen. Einen Verbreitungsschwerpunkt in Sachsen- – 21 Tagen. Die Larven fressen sich durch die Anhalt und auch im gesamten Deutschland stellen Borke bis in das Splintholz hinein. Umweltverhält- die Vorkommen in den Auenwaldrestgebieten des nisse bedingen eine 3 – 5 jährige Larvalentwick- Mittelelbegebietes (u.a. KÜHNEL & NEUMANN lung. In Deutschland erfolgt eine Verpuppung der 1979, NEBEL 1894, WAHN & MEYER 1995) mit Larven im Herbst und im Frühjahr. Die Larve fertigt dem Naturschutzgebiet „Steckby-Lödderitzer Forst” am Ende ihrer Entwicklung einen Hakengang an, dar.

43 Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: im Zeitzer Forst scheint nach KUNZE et al. (1999) Bereits SCHREIBER (1887) erwähnt Vorkommen für vor ca. 50 bis 70 Jahren erloschen zu sein. Östlich die Mosigkauer Heide. Ältere und neuere Nach- gibt es Nachweise aus Coswig (DUDLER et al. weise für die Umgebung Magdeburgs nennen u.a. 1996), Wörlitz, Oranienbaum und der Umgebung WAHNSCHAFFE (1883), FEUERSTACKE (1913), dieser Orte. Da die derzeitigen Schwerpunktvor- FISCHER (1942, 1961) sowie GRASER (1995). kommen im Elbebereich als FFH-Gebiete gemeldet Die nördlichsten Vorkommen Sachsen-Anhalts lie- sind, sollte der Bestand der Art zumindest theore- gen in und bei Havelberg. Der südlichste Nachweis tisch als gesichert gelten.

Tabelle 13: Vorkommen von Cerambyx cerdo in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1960 1960 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 14 7,9 8 57,1 6 42,9 – 14 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 122 68,9 58 47,5 64 52,5 21 101 D 11 - Fläming 7 4,0 – – 11 100,0 – 7 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 9 5,1 2 22,2 7 77,8 – 9 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 4 2,3 –– 4 100,0 – 4 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 5 2,8 – – 5 100,0 2 3 D 29 - Altmark 11 6,2 – – 11 100,0 4 7 D 31 - Weser-Aller-Flachland 3 1,7 1 33,3 2 66,7 2 1 D 33 - Nördliches Harzvorland 2 1,1 – – 2 100,0 – 2 Sachsen-Anhalt 177 100,0 69 39,0 112 63,3 29 148

Gefährdung und Schutz: Sich in Holz entwickelnde Insektenarten sind in Cerambyx cerdo ihrer Existenz stark gefährdet. So werden von den (Foto: V. Neumann) ca. 1 500 holzbewohnenden Käferarten Deutsch- lands 60 % als gefährdet angesehen (GEISER 1986). Auch der Heldbock gehört zu den Arten mit Arealregression. Vor allen Dingen forstwirt- schaftliche Maßnahmen sowie diverse Bautätig- keiten können die Habitate der Art vernichten. Nur durch den Erhalt alter, starker Eichen in unter- schiedlichen Absterbestadien und durch Neuan- pflanzungen dieser Bäume mit entsprechender Biotoppflege sind der Heldbock und eine Vielzahl weiterer xylobionter Käfer in ihrem Bestand zu sichern. NOWOTNY (1949) fand an alten Eichen in Baden ca. 90 Käferarten. SZABO (1989) wies für einen Eichenwald in Österreich ca. 940 Insek- tenarten nach. Artenschutz ist auch bei xylobi- onten Insekten nur durch Schutz des Lebensraumes zu erreichen.

44 Verbreitung der Arten nach Anhang II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt – Coleoptera (Käfer) – (schwarze Punkte: bis 1960, rot: seit 1960, grün: ohne Datumsangabe)

Lucanus cervus LINNAEUS, 1758 Osmoderma eremita (SCOPOLI, 1763)

Cerambyx cerdo LINNAEUS, 1758

45 3.2 Wirbeltiere: Einführung und allgemeine Bemerkungen

Frank Meyer

Der derzeitige Kenntnisstand zum Vorkommen der biete dienen sollen. Aus diesen Gründen ist auch Wirbeltiere von gemeinschaftlichem Interesse im ein Bestandsmonitoring dieser Arten mit einem Sinne des Anhangs II der FFH-Richtlinie kann als vertretbaren Aufwand nicht möglich. vergleichsweise gut eingeschätzt werden. Einige Die zwei Amphibienarten, die im Anhang II der der bereits unter 3.1 dargestellten methodischen FFH-Richtlinie aufgeführt sind – Kammolch und Rot- Probleme treffen auch auf die Wirbeltiere zu, so bauchunke – können als vergleichsweise gut unter- z.B. die nicht immer eindeutige Zuordnung von sucht angesehen werden. In die Betrachtungen Artvorkommen zu den FFH-Vorschlagsgebieten auf wurden keine historischen Daten (vor 1990) ein- Grund von Scan- (Kartengrundlage im WINART) bezogen. Im Jahr 2000 erfolgte der Abschluss und Digitalisierungsungenauigkeiten (FFH-Gebiets- der Geländephase eines landesweiten, über fünf abgrenzungen im ARCVIEW). Allerdings sind Jahre durchgeführten Herpetofauna-Kartierungs- dennoch einige artgruppenspezifische Unterschie- projektes, dessen Ergebnisse verwendet werden. de zu erkennen. Darüber hinaus stehen detaillierte Daten aus Für die meisten Fisch- und Rundmäuler-Arten lie- einem in Bearbeitung befindlichen „Artenhilfspro- gen die Ergebnisse einer landesweiten systemati- gramm Rotbauchunke Sachsen-Anhalt” zur Verfü- schen Erhebung vor, welche auch in den Fischat- gung. Somit liegen zu dieser Art auch halbquanti- las von Sachsen-Anhalt eingingen (KAMMERAD et tative Daten vor, während zum Kammolch fast al. 1997). Als methodische Einschränkung ist hier ausschließlich qualitative Befunde existieren. zu erwähnen, dass die zugrundeliegenden Erhe- Generell ist bei letzterer Art im Rahmen detaillier- bungen oftmals lediglich punktuell stattfanden (in terer Untersuchungen noch mit einer Reihe weite- der Regel durch Elektrobefischungen, seltener rer Nachweise zu rechnen. durch Netz- oder Reusenfänge). Somit kann insbe- Für die im Anhang II der FFH-Richtlinie genannten sondere im Falle von Fließgewässern nicht auto- Säugetiere stellt sich die Datenlage sehr hetero- matisch auf das Vorkommen oder die Abwesen- gen dar. Dies resultiert aus der zum Teil sehr unter- heit im „Rest” des Gewässersystems geschlossen schiedlichen Lebensweise und der damit verbun- werden. Teilweise trifft diese Einschränkung auch denen unterschiedlichen Nachweismöglichkeit auf größere Stillgewässer zu. Die Lieferung quan- und -methodik der einzelnen Arten(gruppen). titativer oder halbquantitativer Aussagen ist nur Generell wurde auf die Einbeziehung historischer ausnahmsweise möglich und bleibt in den meisten Daten verzichtet, um eine Verzerrung des aktuel- Fällen weiteren Untersuchungen, wie z.B. bei der len Verbreitungsbildes (z.B. Kleine Hufeisennase, Erstellung der Managementpläne für die FFH-Vor- OHLENDORF 1997a,b) zu verhindern. Die Anga- schlagsgebiete, vorbehalten. In deren Rahmen ben zur Verbreitung und zum Vorkommen in FFH- kann man u.U. auch mit weiteren qualitativen Gebieten basieren bei den Fledermäusen auf Nachweisen dieser zumeist unauffälligen und oft- Daten aus dem Zeitraum seit 1990, beim Fischot- mals auch nachweismethodisch schwierigen Arten ter seit Mitte der 1980er Jahre und beim Biber rechnen. aus dem Winter 1998/99. Die unterschiedliche Begründete Defizite bestehen für die zumeist wan- Methodik für die Erfassung der Arten hat einen dernden Arten der großen Ströme wie Fluß- und wesentlichen Einfluss auf die Aussagekraft der Meerneunauge, Lachs, z.T. auch Rapfen. Hohe Daten. methodische Aufwendungen machen deren ge- Die Auswertung der mehrheitlich durch den zielten Nachweis praktisch unmöglich, so dass Arbeitskreis Fledermausschutz Sachsen-Anhalt die historischen und aktuellen Zufallsfunde eher e.V. erhobenen Daten zu den fünf einheimischen der Darstellung der potenziellen Vorkommensge- Anhang II – Fledermaus-Arten basiert sowohl auf

46 Quartierfunden als auch auf Einzelnachweisen (v.a. im sommerlichen Jagdgebiet). Für die karto- graphische Darstellung wurde eine saisonale Unterscheidung der Nachweise (Sommer, Winter) vorgenommen, ohne nach Quartiertypen u.ä. zu differenzieren (z.B. Sommer: Wochenstube, Männchenquartier, Einzelfund u.ä.). Die numeri- sche Auswertung der Nachweise erfolgte dage- gen kumulativ, da für den Bezug zu den FFH- Gebieten eine Unterscheidung der Quartiertypen nicht notwendig ist. Bei der Interpretation der Ergebnisse sollte jedoch beachtet werden, dass bei den Fledermäusen der Ort des Quartiers oft nicht identisch mit dem Jagdgebiet ist. Demzufol- ge ist es möglich, dass eine Art ein bestimmtes FFH-Gebiet als Sommerlebensraum nutzt, der eigentliche Nachweis aber außerhalb dieses Gebietes liegt. Die ausgewerteten Fischotter-Nachweise basieren auf (wenigen) Direktbeobachtungen, vor allem jedoch auf Totfunden (Kartei des Institutes für Zoo- logie der Martin-Luther-Univ. Halle) und Aktivitäts- spuren (Fährten, Otterwechsel, Losung). Jede ein- zelne Beobachtung wurde hierbei als separater Nachweis gewertet, auch wenn speziell bei Akti- vitätsspuren kein direkter Bezug zu einzelnen Tie- ren herzustellen war. Da eine flächendeckende Kartierung dieser Art in Sachsen-Anhalt noch aus- steht bzw. gerade angelaufen ist, kann man hier noch einen umfangreichen Erkenntniszuwachs erwarten. Beim Biber beruht die kartographische Darstellung und Auswertung nicht auf Nachweisen einzelner Tiere, sondern auf der durch den Arbeitskreis Biberschutz im Naturschutzbund (NABU) Sachsen- Anhalt e.V. regelmäßig durchgeführten Revierkar- tierung. Jedes bekannte Revier wurde, unabhän- gig von der Anzahl der Tiere, als ein Nachweis gewertet und der Reviermittelpunkt für die numeri- sche Auswertung genutzt. Es ist demzufolge mög- lich, dass der Anteil der Reviere in FFH-Gebieten über dem in der Auswertung angegebenen liegt.

47 3.2.1 Cyclostomata und Osteichthyes (Rundmäuler und Knochenfische)

Uwe Zuppke unter Mitarbeit von Steffen Hahn

Petromyzon marinus (LINNAEUS, 1758) – Meerneunauge (FFH-Code-Nr.: 1095)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 0 - Ausgestorben oder besonders geschützte Art nach Anhang II verschollen Art nach § 20a (1) 7. c)

Kurzbeschreibung der Art: Dann wandern die Tiere ins Meer zurück (STEIN- Das Meerneunauge gehört zur Familie der Petromy- BACH 1984). zonidae (Neunaugen). Es wird 50 – 80 cm lang, ist graugrün gefärbt mit einer dunklen Marmorie- Verbreitung: rung auf der Oberseite, hat einen langgestreckten, Das Meerneunauge kommt an den atlantischen aalähnlichen Körper und eine zweigeteilte Rücken- Küsten Europas vor. Sein Verbreitungsgebiet reicht flosse (GEBHARDT & NESS 1997). Seine Mund- von den Küsten Skandinaviens, nordöstlich des scheibe ist durch zahlreiche, ringförmige Reihen Weißen Meeres, von Island über Gibraltar bis ins von Hornzähnchen gekennzeichnet (MUUS & Westliche Mittelmeer und die Adria (LELEK 1987, DAHLSTRÖM 1993). STEINBACH 1984). Es fehlt im Gebiet des Schwarzen Meeres. In Nordeuropa ist sein Vor- Biologie und Ökologie: kommen sporadisch und ziemlich selten (HOLCIK Meerneunaugen sind anadrome Wanderfische 1986). In Deutschland beschränken sich die der atlantischen Küsten Europas und Nordameri- Hauptvorkommen auf die Küstenregionen von kas. Sie sind Schmarotzer und ernähren sich vor- Nord- und Ostsee und die Mündungsbereiche der wiegend vom Blut und Gewebe der Fische, an großen Ströme. Die Art ist vereinzelt in die Elbe denen sie sich festsaugen (z.B. Dorsche, Makre- bis nach Tschechien (BAUCH 1958) und in die len, Heringe). Die Wanderung dieser Art erfolgt Havel vorgedrungen. im Herbst oder im Frühjahr. Dabei wandern sie die Flüsse aufwärts, stellen die Nahrungsaufnah- Bestandssituation im Land Sachsen-Anhalt: me ein und laichen von März bis Mai auf kiesi- In Sachsen-Anhalt trat das Meerneunauge von gen Gründen (MÜLLER 1983). Im Gegensatz zu jeher unregelmäßig und im Vergleich zum Fluß- den anderen Lampetra-Arten sind Meerneunau- neunauge nur in geringer Zahl in der Elbe und gen monogame Laicher (HOLCIK 1986). Das ihren Nebenflüssen auf. Heute zählt es zu den Weibchen legt ca. 34 000 – 240 000 Eier in ausgestorbenen bzw. verschollenen Arten, eigent- eine flache Grube. Dieses Nest wird von den lich ist es als Irrgast zu bezeichnen. Die letzten Männchen bewacht und gegen Angreifer vertei- drei Nachweise des Meerneunauges liegen aus digt (MANION & HANSEN 1980). Die Larven den 1950er Jahren aus dem nördlichen Elbetal (Querder) schlüpfen nach 1 – 2 Wochen und (Landesgrenze) vor. leben danach 2 – 5 Jahre im Sand oder Schlamm vergraben, wo sie sich von Kleinstlebewesen ernähren. Die Umwandlung in das fertige Meer- neunauge erfolgt bei einer Länge von 15 – 20 cm.

48 Petromyzon marinus Lampetra fluviatilis (Foto: J. Freyhof) (Foto: F. Wieland)

Habitat von Petromyzon marinus und Lampetra fluviatilis (Foto: S. Ellermann)

49 Tabelle 14: Vorkommen von Petromyzon marinus in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 09 - Elbetal-Niederung 3 100,0 3 100,0 – – Sachsen-Anhalt 3 100,0 3 100,0 – –

Gefährdung und Schutz: weitere Bedrohung ergibt sich für die Querder Die größte Gefährdung erfolgt seit 1960 durch (Larven) aus den Abwasserbelastungen in Form das Stauwehr bei Geesthacht. Den Tieren war es von Schwermetallablagerungen auf den Flussbö- nicht mehr bzw. nur noch mit sehr großer Behin- den. Ein gezielter Schutz dieser Art ist nicht mög- derung möglich, zum Ablaichen in den Mittel- und lich, da die Laichplätze nicht bekannt sind. Es soll- Oberlauf der Elbe zu gelangen. Auch der perma- ten jedoch alle Kiesbänke und Sander der Elbe nente Mangel an Laichplätzen durch die Beseiti- und ihrer Nebenflüsse als potenzielle Laichplätze gung von Kiesbänken und Sandern hatte einen angesehen und geschützt werden. gravierenden Einfluss auf die Populationen. Eine

Lampetra planeri (BLOCH, 1784) – Bachneunauge (FFH-Code-Nr.: 1096)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 2 - Stark gefährdet besonders geschützte Art nach Anhang II Art nach § 20a (1) 7. c)

Kurzbeschreibung der Art: gewässer müssen sowohl feinsandige bis torfige Das Bachneunauge zählt zur Familie der Petromy- Sedimentbereiche mit schwachen, nährstoffreichen zionidae (Neunaugen). Es ist kein echter Fisch, son- Schlammauflagen als auch grobkiesige und steini- dern gehört zur Klasse der Rundmäuler (Cyclosto- ge Strecken, also insgesamt eine hohe Strukturdi- mata). Der Körper ist aalähnlich, bleistiftdick und versität aufweisen. Das Bachneunauge lebt als besitzt zwei miteinander verbundene Rückenflossen nichtparasitärer Standfisch in kleinen Gewässern (GEBHARDT & NESS 1997, MUUS & DAHL- (STEINBACH 1984). Die Tiere laichen von März STRÖM 1993). Es ist durch ein scheibenförmiges bis Juni in flachen strömenden Bereichen an sandig- Saugmaul mit Hornzähnchen gekennzeichnet. kiesigen Stellen und sterben dann ab. Die Larven- zeit dauert in Abhängigkeit von der Nahrungsauf- Biologie und Ökologie: nahme 3 – 4 Jahre, die Larven (Querder) leben ver- Das Bachneunauge ist oft zusammen mit der Bach- graben im Schlamm und Sand und ernähren sich forelle als Begleitfischart anzutreffen. Es lebt sta- von Algen und Kleinsttieren aller Art. Die Umwand- tionär und versteckt im Oberlauf von klaren, sauer- lung zum erwachsenen Tier beginnt im Spätsommer stoffreichen Bächen und kleinen Flüssen sowie in mit der Einstellung der Nahrungsaufnahme und ist durchströmten Seen mit Feinsand. Die Art kommt mit dem Erreichen der Geschlechtsreife im nächsten sowohl im Mittelgebirge als auch in den Niederun- Frühjahr abgeschlossen. Nach der Metamorphose gen vor. Mitunter werden auch noch kleinste Bäche werden bachaufwärts gerichtete Wanderungen mit geringer Wasserführung besiedelt. Die Wohn- durchgeführt.

50 Lampetra planeri (Foto: S. Ellermann) Habitat von Lampetra planeri (Foto: S. Ellermann)

51 Verbreitung: besonders im Mittel- und Unterharz. Der Harz Das Bachneunauge kommt bzw. kam in den kann als Refugialgebiet dieser Art betrachtet wer- Bächen und Oberläufen der Flüsse großer Teile den, weshalb hier der Schutz besonders wichtig von West- und Mitteleuropa vor (STERBA 1959). ist. Früher war das Bachneunauge in den meisten Sein Verbreitungsgebiet überlappt mit dem des Bächen und Flüssen der Forellenregionen sowohl Flußneunauges, es kommt aber in Zentraleuropa des Harzes als auch der Niederungen des Landes weiter im Inland in den Oberläufen der Flüsse vor, Sachsen-Anhalt verbreitet. Heute ist es in den welches das Flußneunauge nicht mehr besiedelt meist durchgängig begradigten Bachläufen weiter (HOLCIK 1986). Im südlichen Europa liegt seine Gebiete unseres Landes durch gravierende Verbreitungsgrenze in Unteritalien. Es fehlt im Bestandseinbrüche großflächig verschwunden. äußersten Norden und auf dem Balkan. Im Osten Nur in einigen wenigen, gering anthropogen ist es bevorzugt in der Wolga zu finden (LELEK beeinflussten Bachsystemen wie u.a. dem Selke-, 1987). Bis auf wenige Teile im äußersten Süden Wipper- und Bodesystem konnten sich bis jetzt und Norden des Landes kommt das Bachneunau- Populationen halten. Weitere größere Vorkommen ge in ganz Deutschland vor. sind aus den Bachsystemen der Landschaftseinhei- ten Roßlau-Wittenberger Vorfläming, den Altmark- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: platten und -heiden, der Dübener Heide und der Für das Bachneunauge befindet sich der Verbrei- Helmeniederung bekannt. tungsschwerpunkt im Land Sachsen-Anhalt im Harz,

Tabelle 15: Vorkommen von Lampetra planeri in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 23 11,9 12 52,2 11 47,8 D 11 - Fläming 29 15,0 10 34,5 19 65,5 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 16 8,3 8 50 8 50 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 3 1,6 1 33,3 2 66,7 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 4 2,1 2 50 2 50 D 28 - Lüneburger Heide 2 1,0 – – 2 100 D 31 - Weser-Aller-Flachland 5 2,6 3 60 2 40 D 29 - Altmark 27 14,0 11 40,7 16 59,3 D 33 - Nördliches Harzvorland 3 1,6 – – 3 100 D 37 - Harz 81 42,0 32 39,5 49 60,5 Sachsen-Anhalt 193 100,0 79 40,9 114 59,1

Gefährdung und Schutz: bänden durchgeführten üblichen Gewässerunter- Die Hauptgefährdungsursachen für diese Art sind haltungsmaßnahmen, bei denen das Bodensub- vorrangig die Bachbegradigungen, die großflächi- strat mit Feinsediment aus den Gräben und Bächen gen Entwässerungsmaßnahmen der Vergangenheit entfernt und damit die Querder vernichtet werden, (Verlust an potenziellen Lebensräumen) und die die Hauptgefährdungsursache dar. Querverbauun- negativen Veränderungen der Wasserbeschaffen- gen geringster Art (ab 10 cm Höhe) sind bereits heit. Letzteres wirkt sich hauptsächlich auf die im Aufstiegshindernisse (Migrationsbarrieren). Eine Sediment lebenden Larven aus. Diese sind prä- weitere, an Bedeutung gewinnende Gefährdung destiniert für eine Schadstoffakkumulation. Gegen- geht von dem angelsportlich motivierten Besatz wärtig stellen die von den Boden- und Wasserver- der Bäche mit den Fremdfischarten Regenbogenfo-

52 relle und Bachsaibling aus. Als wichtigste Schutz- Zusätzlich sollten alle Aufstiegshindernisse und maßnahme für den Erhalt des Bachneunauges ist Querverbauungen beseitigt werden. Ein weiterer der Verzicht auf jegliche Gewässerausbaumaßnah- Schutzaspekt ist die Verbesserung der Wassergüte men in den wenigen noch intakten Salmonidenflüs- durch Verringerung der Abwasserbelastungen. sen und Bächen in Sachsen-Anhalt anzusehen.

Lampetra fluviatilis (LINNAEUS, 1758) – Flußneunauge (FFH-Code-Nr.: 1099)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht Art nach § 20a (1) 7. c)

Kurzbeschreibung der Art: und ins Meer abwandern. Dort verbleiben sie bis Das Flußneunauge gehört wie das Meer- und Bach- zum Beginn ihrer Laichwanderung. neunauge ebenfalls zur Familie der Petromyzo- nidae (Neunaugen). Es wird maximal 50 cm lang, Verbreitung: wobei die Männchen kleiner sind als die Weibchen Das Verbreitungsgebiet des Flußneunauges er- (STEINBACH 1984). Seine Rückenflossen sind nur streckt sich von den europäischen Küstengewäs- knapp voneinander getrennt und es besitzt eine sern und Flüssen des Nord- und Ostseegebietes Mundscheibe mit nur einer inneren Reihe von Rand- bis nach Italien und Dalmatien (STEINBACH zähnen (MUUS & DAHLSTRÖM 1993). 1984). Im Osten kommt es bis zum Oberlauf der Wolga vor (LELEK 1987). Im Süden Deutschlands Biologie und Ökologie: fehlt die Art, im Norden kommt sie entlang der Die Flußneunaugen sind Wanderer und ernähren Nord- und Ostseeküste in den wichtigsten Flusssys- sich besonders im Meer vom Blut und Fleisch der temen der Elbe, Oder, Weser, Ems und des Rheins Fische (Heringe, Dorsche), die sie an- und ausfres- vor (HOLCIK 1986). sen (MÜLLER 1983, STERBA 1959). Wenngleich das Areal von Fluß- und Bachneunauge in großen Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Bereichen überlappt (HOLCIK 1986), werden Das Flußneunauge kam in der Mittelelbe bis etwa beide Arten nicht syntop angetroffen. Im Herbst 1920 und im Bereich der Havelmündung bis in die wandern die Tiere in weit aufwärtsgelegene Fluss- 1950er Jahre relativ häufig vor. Die Art erlangte regionen hinauf und laichen dort zwischen April als wichtiger Wirtschaftsfisch große Bedeutung für und Mai. Sie treffen sich in Scharen zum Paaren die Berufsfischerei. Durch die niedrigen Wasser- an sandig – kiesigen Stellen der Flüsse und Bäche, stände, den Stromausbau und die Abwassereinlei- wobei die Männchen zeitiger eintreffen als die tung nahmen nach BAUCH (1958) die Bestände in Weibchen (HOLCIK 1986). Nach der Paarung der Mittelelbe bis zum zweiten Weltkrieg stark ab. legt das Weibchen bis zu 40 000 Eier an flachen Aus neuerer Zeit liegen nur sehr wenige Nachwei- Kiesbänken ab. Während der Laichzeit wird die se vor, die aus der Elbe (Elbetal) bei Magdeburg Nahrungsaufnahme vollständig eingestellt. Die stammen. Frühere Nachweise zwischen 1920 und Elterntiere gehen nach dem Ablaichen zugrunde 1960 stammen aus der Schwarzen Elster und (MÜLLER 1983, MUUS & DAHLSTRÖM 1993). deren Nebenbächen, der Havel und dem Tanger. Die aus den Eiern schlüpfenden wurmartigen Lar- Insgesamt ist das Flußneunauge gegenwärtig ein ven (Querder) sind blind und zahnlos. Sie leben 3 Irrgast, da es vermutlich die Einstiege zu den Auf- – 5 Jahre im Sediment der Laichgewässer, bis sie stiegsanlagen am Wehr Geesthacht nicht findet sich bei einer Größe von 9 – 15 cm umwandeln und somit nur vereinzelt in die Mittelelbe gelangt.

53 Tabelle 16: Vorkommen von Lampetra fluviatilis in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 09 - Elbetal-Niederung 5 41,6 3 60,0 2 40,0 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 7 58,3 4 57,1 3 42,9 Sachsen-Anhalt 12 100,0 7 58,3 5 41,7

Gefährdung und Schutz: zu erheblichen Bestandseinbrüchen in den Popula- Für das Flußneunauge wie auch für das Meerneun- tionen. Gerade die 3 – 5 jährigen Querder sind auge sind die größten Gefährdungsursachen in durch schlechte Wasserqualität sowie Räumungs- der Verschmutzung und den Querverbauungen und Unterhaltungsarbeiten gefährdet. Zum Schutz (Streichlinienregulierungen) der Flüsse zu sehen. dieser Art müssen unbedingt alle Kiesbänke und Auch das Fehlen von potenziellen Laichplätzen Sander der Elbe und ihrer Nebenflüsse als poten- entweder durch das Entfernen oder durch das Ver- zielle Laichplätze geschützt werden. schlammen von Kiesbänken und Sandern führte

Salmo salar (LINNAEUS, 1758) - Atlantischer Lachs (FFH-Code-Nr.: 1106)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

1 - Vom Aussterben 0 - Ausgestorben/ Art nach Anhang II bedroht verschollen

Kurzbeschreibung der Art: 1984). Der Laichaufstieg in den Flüssen findet zu Der Atlantische Lachs gehört zur Familie der Sal- sehr verschiedenen Zeiten statt (Sommer- und Win- monidae (Lachse). Er kann maximal 150 cm lang terlachs), liegt jedoch im allgemeinen zwischen werden und wiegt dann zwischen 20 und 35 kg. Februar/März und August/Oktober. Die aufstei- Er zeichnet sich durch einen langgestreckten Kör- genden Lachse sind mit großen Fettreserven aus- per mit schlankem Schwanzstiel aus. Auffällig ist gerüstet (MUUS & DAHLSTRÖM 1993). Vom Zeit- der im Verhältnis zur Körpergröße kleine Kopf punkt des Aufstiegs an bis nach der Laichperiode (MÜLLER 1983). Er hat eine weite, bis hinter die nehmen sie keine Nahrung mehr auf. Am Laich- Augen reichende Mundspalte und ist gekenn- platz, im Oberlauf der Flüsse, werden im stark zeichnet durch eine Fettflosse (GEBHARDT & fließenden, kühlen und klaren Wasser von den NESS 1997). Von der sehr ähnlichen Meerforelle Weibchen auf kiesigem Grunde flache Gruben unterscheidet sich der Lachs durch die flach aus- gegraben. In diese legen sie von Oktober bis Janu- geschnittene Schwanzflosse, die bei der Meerfo- ar ratenweise jeweils 8 000 bis 40 000 Eier ab. relle gerade ist. Je nach Alter, Geschlecht und Die Gruben werden durch Schwanzbewegungen Laichzeit ist er unterschiedlich gefärbt. anschließend wieder eingeebnet und der Laich somit geschützt. Aus Entkräftung sterben die mei- Biologie und Ökologie: sten Tiere nach dem Laichen. Nur wenige erreichen Auch der Lachs ist ein anadromer Wanderfisch, der erneut das Meer. Die Junglachse wandern oftmals zur Laichzeit weit flussaufwärts zieht (STEINBACH schon im nächsten Frühjahr (mit dem Frühjahrshoch-

54 wasser) in das Meer, verbleiben aber manchmal sich bereits nach 1872 ab, als die Fangzahlen in auch 1 – 3 Jahre im Süßwasser. Im Meer leben sie der Mittelelbe immer geringer wurden. Die Laich- 1 – 4 Jahre, um dann zum Ablaichen wieder in die gründe im letzten mitteldeutschen Lachsfluss, der Oberläufe der Fließgewässer zurückzukehren Saale, lagen zwischen Hirschberg und Bad Dürren- (GEBHARDT & NESS 1997). Als Nahrung dienen berg, hauptsächlich jedoch unterhalb von Jena. dem Lachs vor allem Krebstiere und Fische. Die Weitere Nachweise der Art stammen aus dem Jahr Junglachse ernähren sich von wirbellosen Kleintie- 1930 aus dem Elbetal an der Grenze zu Branden- ren, Anfluginsekten und Fischbrut. burg sowie von der Unteren Havel. Im April 1988 wurde im Abfluss des Gülper Sees in die Havel ein Verbreitung: 85 cm langes und 5 kg schweres Weibchen gefan- Das Verbreitungsgebiet des Lachses reicht in Euro- gen (Nachbestimmung Nov. 1999 durch WÜSTE- pa vom Mino-Fluss in Portugal bis in den Nordosten MANN). Aktuelle Nachweise gehen auf Besatz- zum Pechora in Russland. Der Atlantik und die maßnahmen von Junglachsen in Elbenebenflüssen Nordsee bilden sein Hauptverbreitungsgebiet (GEB- bzw. -bächen in der Sächsischen Schweiz zurück, HARDT & NESS 1997), aber auch in der Ostsee ist welche dort seit Beginn der 1990er Jahre durchge- er anzutreffen (LELEK 1987). In Deutschland besie- führt werden. Im Jahre 1999 konnten 76 rückwan- delt er die Nord- und Ostseeküste und die großen dernde Tiere registriert werden (ARGE ELBE 2000). Flusssysteme, vor allem den Rhein und die Elbe. Die Nachweise aus der Weißen Elster und Saale sind ausschließlich historischer Art. Da im Oberlauf Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: beider Flüsse keine Tiere erbrütet oder ausgesetzt In Sachsen-Anhalt ist der Lachs überwiegend ein werden, ist hier mit ziehenden Lachsen nicht zu Durchzügler, die meisten traditionellen Laichplätze rechnen. Außerdem verhindern in beiden Flüssen liegen vor allem in den Oberläufen von Elbe, eine Vielzahl von Wehren und Staustufen den Auf- Mulde und Saale jenseits der Landesgrenze. Bis vor stieg. Trotz der durchgeführten Besatzmaßnahmen wenigen Jahren war der Lachs in der Elbe ausge- ist der Lachs weit davon entfernt, in der Elbe eine storben. Aus dem Jahr 1895 liegt ein Nachweis stabile, sich selbst reproduzierende Population zu aus der Weißen Elster vor. Der Rückgang zeichnete bilden.

Tabelle 17: Vorkommen von Salmo salar in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 09 - Elbetal-Niederung 4 66,7 4 100,0 – – D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 1 16,7 – – 1 100,0 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 1 16,7 – – 1 100,0 Sachsen-Anhalt 6 100,0 4 66,7 2 33,3

Gefährdung und Schutz: Tiere konnten die hohen Wehre nicht mehr über- Die rückläufige Bestandsentwicklung der Elbelachs- winden. Der wichtigste mitteldeutsche Lachsfluss populationen, welche sich schon lange vor der war bis 1873 die Mulde. Auch hier wurde durch Jahrhundertwende in den großen Zuflüssen des die Verbauung mit Wehren der Zugang zu den Mittel- und Oberlaufes der Elbe in Böhmen, Sach- Laichgebieten versperrt. Weitere Beeinträchti- sen und Thüringen abzeichnete, lag in dem ver- gungsfaktoren waren die seit 1900 erfolgten Buh- mehrten Bau von Wehren und Schleusen begrün- nenausbauten und die Regulierungs- und Uferbe- det. Dadurch wurde dem Lachs der Zugang zu festigungsmaßnahmen. Auch die Wasserver- den potenziellen Laichgebieten verschlossen. Die schmutzung nach 1900 führte, besonders in der

55 Saale, zu verheerenden Bestandseinbrüchen. So sowie der Ausbau von Aufstiegsmöglichkeiten bis sank nach BAUCH (1966) zwischen 1906 und in die Zuflüsse des Mittel- und Oberlaufes der Elbe 1907 der bis dahin sehr einträgliche Fang von und ihrer Nebenflüsse die Voraussetzung. Weiter- über 400 Stück pro Jahr am Saalewehr Calbe auf hin bedarf es der Ausweisung aquatischer Schutz- nur 10 Stück ab. Für eine erfolgreiche Wiederein- gebiete, welche ausreichend Laichmöglichkeiten bürgerung des Lachses in die Elbe ist eine weiter- sowie Aufwuchshabitate bieten müssen. hin spürbare Verbesserung der Wasserqualität

Habitat von Salmo salar und Aspius aspius (Foto: S. Ellermann)

56 Verbreitung der Arten nach Anhang II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt – Cyclostomata und Osteichthyes (Rundmäuler und Knochenfische) – (schwarze Punkte: bis 1980, rot: seit 1980 – Wanderarten: gesam- ter Flußlauf mit Habitatfunktion; rot hinterlegt)

Petromyzon marinus (LINNAEUS, 1758) Lampetra planeri (BLOCH, 1784)

Lampetra fluviatilis (LINNAEUS, 1758) Salmo salar (LINNAEUS, 1758)

57 Aspius aspius (LINNAEUS, 1758) – Rapfen (FFH-Code-Nr.: 1130)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

3 - Gefährdet 1 - Vom Aussterben Art nach Anhang II bedroht

Kurzbeschreibung der Art: wird er jedoch zum Einzelgänger, der sich in der Der Rapfen gehört zur Familie der Cyprinidae Flussmitte aufhält. Zur Laichzeit zwischen April bis (Karpfenfische). Er wird bis zu 60 cm lang und Juni ziehen die Fische zu kiesigen Stellen rasch zeichnet sich durch einen langgestreckten und fließender Gewässer. Hier legen die Weibchen seitlich nur wenig zusammengedrückten Körper nach der Paarung ca. 80 000 bis zu 100 000 aus. An der Seitenlinie weist er 65 bis 73 Schup- Eier ab, die am Geröllgrund haften. Die Brutdauer pen auf. Sein Maul ist bis unter die Augen gespal- beträgt 10 – 17 Tage. Die Larven leben im Kies- ten und wirkt durch das vorstehende, aufwärtsge- lückensystem (GEBHARDT & NESS 1997). Im 4. – bogene Kinn etwas oberständig (MÜLLER 1983, 5. Lebensjahr tritt die Geschlechtsreife ein. STERBA 1959). Sein Körper ist silberfarben mit bläulichem bis gelblichem Glanz. Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet des Rapfens erstreckt sich Biologie und Ökologie: vom Rhein über das Elbegebiet bis ostwärts zum Seinen Lebensraum hat der Rapfen in rasch strö- Ural (LELEK 1987, GEBHARDT & NESS 1997). Er menden, größeren Fließgewässern mit Kiesgrund, kommt weiterhin im Donauraum, im Kaspischen aber auch in größeren Seen sowie im Brackwasser und Schwarzen Meer, in Südskandinavien und (GEBHARDT & NESS 1997). Er ist ein typischer den Ostseezuflüssen vor. In Deutschland findet Fisch der Freiwasserregion großer Fließgewässer man ihn nahezu im gesamten Bundesgebiet. und ihrer seenartigen Erweiterungen. Der Rapfen lebt oberflächenorientiert. Als Räuber ernährt er Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: sich hauptsächlich von anderen Fischen, gelegent- Der Rapfen hat in Sachsen-Anhalt seinen Verbrei- lich auch von Fröschen, kleinen Wasservögeln und tungsschwerpunkt im Mittellauf der Elbe und den Kleinsäugern (STEINBACH 1984, MUUS & DAHL- Unterläufen der größeren in sie einmündenden STRÖM 1993). Die Jungfische fressen Kleintiere Flusssysteme wie Saale, Mulde, Havel und aller Arten. Als Jungfisch lebt der Rapfen in kleinen Schwarze Elster. Schwärmen in Ufernähe. Mit zunehmendem Alter

Tabelle 18: Vorkommen von Aspius aspius in den Naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 09 - Elbetal-Niederung 85 37,0 54 63,5 31 36,5 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 139 60,4 104 74,8 35 25,2 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 1 0,4 – – 1 100,0 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 5 2,2 – – 5 100,0 Sachsen-Anhalt 230 100,0 158 68,7 72 31,3

58 Salmo salar (Foto: W. Fiedler)

Aspius aspius (Foto: W. Fiedler)

59 Gefährdung und Schutz: Aufstieg in die Mittelläufe der Nebenflüsse wird Die maßgeblichen Gefährdungsursachen liegen oft durch Querverbauungen verhindert. Von be- für die Art in Flussverbauungen und Kanalisie- sonderer Bedeutung für die Sicherung der Rapfen- rung, in der Beseitigung der Kiesbetten sowie in Bestände sind der Schutz und der Erhalt der Laich- der Verschlammung potenzieller Laichplätze. plätze. In Gewässern ohne Besatzmaßnahmen gilt Hinzu kommt die starke Abwasserbelastung, die in Sachsen-Anhalt ein ganzjähriges Fangverbot. in den größeren Strömen die Brut bedroht. Der

Rhodeus sericeus amarus (BLOCH, 1788) – Bitterling (FFH-Code-Nr.: 1134)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 2 - Stark gefährdet Art nach Anhang II

Kurzbeschreibung der Art: Samen sofort vom Männchen befruchtet (MÜLLER Auch der Bitterling gehört zur Familie der Cypri- 1983), da durch das Atemwasser der Muschel nidae (Weiß- oder Karpfenfische). Er wird ca. 5 – der Samen direkt zu ihnen gelangt. Insgesamt legt 6 cm lang und zeichnet sich durch einen hohen ein Weibchen 40 – 100 Eier ab. Die Brutdauer Rücken und einen seitlich abgeflachten Körper beträgt 2 – 3 Wochen. Nach dem Schlüpfen ver- aus. Er besitzt eine kleine endständige Mundspal- bleibt die Brut bis zum Aufzehren des Dotter- te. Seine Seitenlinie ist unvollständig (STEINBACH sackes im Schutz der Muschel. Sie verlässt sie erst 1984, MUUS & DAHLSTRÖM 1993). Von der als schwimmfähiger Jungfisch von 11 mm Länge. Körpermitte bis zur Schwanzflossenwurzel er- streckt sich eine blaugrün schillernde Längsbinde Verbreitung: (STERBA 1959). Das Areal des Bitterlings reicht in Europa vom Rhone-Tal in Frankreich über Zentraleuropa bis Biologie und Ökologie: nach Osteuropa zur Newa (LELEK 1987). Die Art Nach BANARESCU (1999) ist der Bitterling ein fehlt jedoch in Nordeuropa (GEBHARDT & NESS limnophiler Süßwasserfisch, der die Flüsse der 1997). In Deutschland fängt das Verbreitungsge- Tiefland- und Vorgebirgszonen bewohnt. Er lebt in biet nördlich der Alpen an und erstreckt sich über pflanzenbewachsenen Uferzonen stehender und das restliche Gebiet. langsam fließender Gewässer mit Schlamm- und Sandgrund wie Teiche, Weiher, Seen, Altwasser Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: und in ruhigen Strom- und Flussbuchten der Brach- Dieser kleinwüchsige Karpfenfisch kommt in ver- senregion (GEBHARDT & NESS 1997). Der Bitter- schiedenen, über das Land verteilten Gewässern, ling lebt in kleinen Schwärmen. Seine Nahrung oftmals Kleingewässern, vor. Die Mehrzahl seiner besteht aus Copepoden, Tubificiden, Chironomi- Nachweise stammt jedoch aus den Auen von den und Pflanzenteilen. Die Laichzeit ist zwischen Elbe, Saale, Havel und Schwarzer Elster sowie April und Juni. In dieser Zeit ist das Männchen sporadisch aus dem Ohre-Aller-Hügelland. prächtig gefärbt und das Weibchen hat eine lange, häutige Legeröhre (aus der Geschlechtspa- pille umgewandelt) ausgebildet. Das Weibchen legt mit der Legeröhre 1 – 2 Eier in den Kiemen- raum einer Fluss-, Teich- oder Malermuschel. Die Eier werden durch Überspritzen der Muschel mit

60 Tabelle 19: Vorkommen von Rhodeus sericeus amarus in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 09 - Elbetal-Niederung 13 6,7 11 84,6 2 15,4 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 89 45,9 66 74,2 23 25,8 D 11 - Fläming 4 2,1 3 75,0 1 25,0 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 2 1,0 1 50,0 1 50,0 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 3 1,5 1 33,3 2 66,7 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 32 16,5 14 43,8 18 56,2 D 29 - Altmark 13 6,7 2 15,4 11 84,6 D 31 - Weser-Aller-Flachland 27 13,9 3 11,1 24 88,9 D 33 - Nördliches Harzvorland 11 5,7 – – 11 100 Sachsen-Anhalt 194 100,0 101 52,1 93 47,9

Gefährdung und Schutz: Um die Art schützen zu können, müssen unbe- Die Hauptursachen für den Rückgang der Bitter- dingt ihre Lebensräume und die der Muscheln lings-Bestände liegen vor allem in der Zerstörung erhalten und besonders geschützt werden. In die- der Lebensräume dieser Fischart und der für die sem Zusammenhang sind insbesondere Grundräu- Fortpflanzung notwendigen Muscheln durch Was- mungen der Muschelgewässer zu vermeiden. In serbau- und Gewässerunterhaltungsmaßnahmen. typischen Bitterlingsgewässern darf keine Verän- Aber auch die Verfüllung und das saisonale derung des Arteninventars durch Fischbesatz Trockenfallen von Kleingewässern bergen ein sehr (Konkurrenzdruck) erfolgen. Die Errichtung groß- hohes Gefährdungspotenzial. Besonders gravie- zügig dimensionierter Gewässerschonstreifen in rend wirkt sich die durch Eutrophierungsprozesse Abgrenzung zu folgenden landwirtschaftlichen bedingte Steigerung der Phytoplanktonproduktion Nutzflächen soll den Diffuseintrag von Nähr- und und damit die Verschlammung der Gewässer aus. Schadstoffen verringern. Zusätzlich sollen die Bit- Im Mittelelbegebiet ist die Dezimierung der Muschel- terlings-Bestände in Sachsen-Anhalt durch das bestände durch Bisamratten ein Gefährdungsfak- ganzjährige Fangverbot geschützt werden. tor.

Misgurnus fossilis (LINNAEUS, 1758) – Schlammpeitzger (FFH-Code-Nr.: 1145)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 2 - Stark gefährdet Art nach Anhang II

Kurzbeschreibung der Art: vorn fast drehrunden, hinten seitlich abgeflachten Der Schlammpeitzger gehört zur Familie der Körper. Seine Haut ist stark schleimig (STEIN- Cobitidae (Schmerlen). Er wird maximal 30 cm BACH 1984, MUUS & DAHLSTRÖM 1993). Am lang und besitzt einen aalartig langgestreckten, Maul trägt er 10 Barteln. Seine Seitenlinie ist nur

61 rudimentär vorhanden (MÜLLER 1983). Artcharak- von Nordwest-Frankreich bis in den Osten zum teristisch ist die längsgestreifte, gelb-braune Fär- Wolgabecken (LELEK 1987). Auch in Großbritan- bung an den Seiten. Der Bauch ist orange und der nien, Skandinavien, Italien, Südfrankreich und Rücken dunkel gefärbt. Griechenland ist die Art zu finden. Sie fehlt im Krimgebiet und im Kaukasus (GEBHARDT & NESS Biologie und Ökologie: 1997). Im gesamten Gebiet der Bundesrepublik Als stationärer, dämmerungs- und nachtaktiver Deutschland ist die Art vertreten. Bodenfisch bevorzugt der Schlammpeitzger stehen- de oder langsam fließende Gewässer mit schlammi- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: gem, weichen Grund und Pflanzenwuchs (STERBA Im Gebiet der Mittelelbe, Havel und Mulde ist der 1959). Bei Sauerstoffmangel steigt er an die Was- Schlammpeitzger in verschiedenen Altarmen und seroberfläche, um Luft zu schlucken (akzessorische Altwasserketten, aber auch in zeitweilig austrock- Darmatmung). Im Winter und beim Austrocknen sei- nenden Flutrinnen dieser drei Flüsse anzutreffen. nes Wohngewässers gräbt er sich bis zu 0,5 m tief Durch seine versteckte Lebensweise und die in den Schlamm ein und verfällt in eine Art Dauer- schwierige Nachweisbarkeit sind die aktuellen schlaf (MUUS & DAHLSTRÖM 1993). In diesem Vorkommen nur als eine unvollständige Erfassung Zustand sind alle lebenswichtigen Funktionen auf anzusehen. Außerhalb des Elbetals liegen nur ein Minimum verringert und er kann so bis zu ei- sporadische Funde, so z.B. aus dem Drömling, nem Jahr ausharren. Als dämmerungs- und nachtak- vor. tiver Bodenfisch geht der Schlammpeitzger bei Dun- kelheit auf Nahrungssuche. Als Beutetiere dienen Gefährdung und Schutz: ihm kleine Bodentiere wie Insektenlarven, kleine Durch Entwässerungs- und Meliorationsmaßnah- Schnecken und Muscheln. Die Laichzeit liegt zwi- men wurden viele Wohngewässer des Schlamm- schen April und Juni. Das Weibchen legt bräunli- peitzgers in landwirtschaftlich intensiv genutzte che, etwa 1,5 mm große Eier an Wasserpflanzen Flächen einbezogen. Dies führte zu einer stark ab. Nach einer Brutzeit von 8 – 10 Tagen schlüp- rückläufigen Bestandsentwicklung. Auch die Schä- fen die mit fadenförmigen äußeren Kiemen versehe- digung und Zerstörung der Gewässerlebensräume nen Jungtiere (GEBHARDT & NESS 1997). durch Ausbau- und Unterhaltungsmaßnahmen der Wasserwirtschaft (v.a. Grundräumungen und Ent- Verbreitung: krautungen) trugen maßgeblich zum Schwinden Der Schlammpeitzger kommt in Mittel- und West- der Bestände bei. Die Art kann nur geschützt wer- europa vor. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich den, wenn die herkömmliche Gewässerunterhal-

Tabelle 20: Vorkommen von Misgurnus fossilis in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 09 - Elbetal-Niederung 26 17,7 20 76,9 6 23,1 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 53 36,1 20 37,7 33 62,3 D 11 - Fläming 2 1,4 – – 2 100 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 4 2,7 1 25,0 3 75,0 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 17 11,6 6 35,3 11 64,7 D 29 - Altmark 10 6,8 1 10,0 9 90,0 D 31 - Weser-Aller-Flachland 24 16,3 9 37,5 15 62,5 D 33 - Nördliches Harzvorland 11 7,5 4 36,4 7 63,6 Sachsen-Anhalt 147 100,0 61 41,5 86 58,5

62 tung geändert und zeitlich und räumlich versetzt Sachsen-Anhalt durch ein ganzjähriges Fangver- durchgeführt wird, damit jeweils Rückzugsgebiete bot gesetzlich geschützt. verbleiben. Zusätzlich ist der Schlammpeitzger in

Rhodeus sericeus amarus Misgurnus fossilis (Foto: S. Ellermann) (Foto: G. Ebel)

Habitat von Rhodeus sericeus amarus und Misgurnus fossilis (Foto: S. Ellermann)

63 Cobitis taenia (LINNAEUS, 1758) – Steinbeißer (FFH-Code-Nr.: 1149)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 1 - Vom Aussterben Art nach Anhang II bedroht

Kurzbeschreibung der Art: des 60. Breitengrades und in den größten Teilen Der Steinbeißer gehört zur Familie der Cobitidae Finnlands. Sein Verbreitungsgebiet endet im Osten (Schmerlen). Er erreicht eine maximale Länge von im Lena-Becken (LELEK 1987). In Deutschland be- 12 cm. Sein Körper ist langgestreckt und seitlich siedelt der Steinbeißer das gesamte Bundesgebiet, stark zusammengedrückt. An seinem unterständi- weist jedoch große Verbreitungslücken auf. gen Maul hängen sechs kurze Bartfäden, auch als Barteln bezeichnet. Ferner besitzt er einen auf- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: richtbaren Dorn unter jedem Auge (GEBHARDT & Frühe Angaben zur Verbreitung des Steinbeißers NESS 1997, MUUS & DAHLSTRÖM 1993). im Mittelelbegebiet sind aufgrund seiner verborge- Seine Seitenlinie ist nur vorn ausgebildet. Die Fär- nen Lebensweise und fischereilichen Bedeutungs- bung dieser Art ist wechselnd. Der Rücken ist losigkeit als nur unzureichend anzusehen. Nach- graugelblich, die Seiten sind zart grau bis matt- weise fehlen daher vielfach. Den Verbreitungs- gelb und der Bauch ist weißlich. Der Rücken und schwerpunkt bildet in Sachsen-Anhalt das Elbetal, die Seiten sind sehr fein punktiert (STERBA 1959). wo er weniger in der Stromelbe als vielmehr in den verschiedenen Nebengewässern (Altwässern) Biologie und Ökologie: vorkommt. Für das Elbegebiet oberhalb von Des- Nach MÜLLER (1983) lebt der Steinbeißer auf sau liegen bisher überhaupt keine Nachweise vor und im Sandboden klarer Seeufer und Fließge- (ZUPPKE 1994). Starke, stabile Bestände der Art wässer. Er ist ein stationärer, nachtaktiver Boden- sind in Sachsen-Anhalt nur in einigen sommerwar- fisch, der sich tagsüber in den Untergrund ein- men Niederungsflüssen mit überwiegend sandi- gräbt und erst zur Dämmerung aktiv wird (STEIN- gem Substrat vorzufinden. Dazu gehören zum Bei- BACH 1984). Ähnlich wie der Schlammpeitzger spiel Bereiche der Mulde, der Mittel- und Unter- verfügt er über die Fähigkeit zur akzessorischen lauf der Ehle, die Jeetze, Hartau und Salzwedeler Darmatmung. Als Nahrung benötigt er kleine, am Dumme u.a. Insgesamt scheint das Hauptverbrei- Boden lebende Wirbellose wie Rädertiere, Hüp- tungsgebiet dieser Art im nördlichen Teil des Lan- ferlinge, Wasserflöhe, Muschelkrebse und kleine des zu liegen. Würmer. Aber auch organische Reste gehören zu seinem Nahrungsspektrum. Bei der nächtlichen Gefährdung und Schutz: Nahrungssuche „durchkaut“ der Steinbeißer den Eine Gefährdung des Steinbeißers besteht wie Sand (daher der Name) und siebt so seine Nah- auch beim Schlammpeitzger hauptsächlich durch rung heraus. Zur Laichzeit zwischen April und Juli die Beeinträchtigung des Lebensraumes, vorran- legt das Weibchen ungefähr 200 klebrige Eier an gig durch wasserbauliche Ausbau- und Unterhal- Steine, Pflanzen oder Wurzeln ab. tungsmaßnahmen. Da er sich auch in das Boden- substrat eingräbt, ist ein Schutz der Art nur mög- Verbreitung: lich, wenn die herkömmliche Gewässerunterhaltung Der Steinbeißer ist über den größten Teil Europas modifiziert und schonend im Sinne eines zeitlich verbreitet. Er fehlt in Island, Irland, weiten Teilen und räumlich versetzten Unterhaltungsmosaiks von England und den meisten Gebieten Nordeu- durchgeführt wird. Der Steinbeißer ist in Sachsen-An- ropas wie in Norwegen, in Schweden oberhalb halt durch ein ganzjähriges Fangverbot geschützt.

64 Tabelle 21: Vorkommen von Cobitis taenia in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 09 - Elbetal-Niederung 25 27,8 19 76,0 6 24,0 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 31 34,4 26 83,9 5 16,1 D 11 - Fläming 5 5,6 3 60,0 2 40,0 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 2 2,2 1 50,0 1 50,0 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 2 2,2 – – 2 100,0 D 29 - Altmark 18 20 2 11,1 16 88,9 D 31 - Weser-Aller-Flachland 6 6,7 3 50,0 3 50,0 D 37 - Harz 1 1,1 1 100,0 – – Sachsen-Anhalt 90 100,0 55 61,1 35 38,9

Cobitis taenia Habitat von Cobitis taenia (Foto: S. Ellermann) (Foto: S. Ellermann)

65 Verbreitung der Arten nach Anhang II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt – Osteichthyes (Knochenfische) – (schwarze Punkte: bis 1980, rot: seit 1980)

Aspius aspius (LINNAEUS, 1758) Rhodeus sericeus amarus (BLOCH, 1788)

Misgurnus fossilis (LINNAEUS, 1758) Cobitis taenia (LINNAEUS, 1758)

66 Cottus gobio (LINNAEUS, 1758) – Westgroppe (FFH-Code-Nr.: 1163)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 1 - Vom Aussterben Art nach Anhang II bedroht

Kurzbeschreibung der Art: Verbreitung: Die Westgroppe gehört zur Familie der Cottidae Die Westgroppe kommt von Nordspanien an bis (Groppen). Sie hat einen keulenförmigen, schup- auf wenige Bereiche im gesamten Europa, Vorder- penlosen Körper mit breitem, abgeplatteten Kopf asien und Sibirien vor (LELEK 1987). Sie fehlt in (STEINBACH 1984). Ihre Augen sind hochliegend Südspanien, Süditalien, Portugal, Irland und Tei- und sie besitzt zwei getrennte Rücken- und große len Südskandinaviens (GEBHARDT & NESS Bauchflossen (MUUS & DAHLSTRÖM 1993). Sie 1997). Die deutschen Vorkommen der Westgrop- erreicht eine maximale Körperlänge von ca. 10 – pe erstrecken sich zwar auf das gesamte Bundes- 15 cm. Weiterhin ist sie durch eine vollständige gebiet, jedoch existieren auf Grund der ökologi- Seitenlinie gekennzeichnet. schen Ansprüche riesige Verbreitungslücken.

Biologie und Ökologie: Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Die Westgroppe bewohnt klare, sauerstoffreiche Für die Westgroppe ist der Harz das Refugialge- Bäche und Flüsse der Forellenregion. Sie kommt biet, in dem die Art derzeit ihren landesweiten aber auch in den Uferzonen klarer Seen mit sandi- Verbreitungsschwerpunkt besitzt. Die Mehrzahl gem und steinigen Untergrund vor (GEBHARDT & der Nachweise stammt dabei aus dem Mittel- und NESS 1997). Sie ist die typische Kleinfischart Unterharz, wo sie neben der Bachforelle eine cha- sommerkühler Bäche und Flüsse. Ihre Ansprüche rakteristische Fischart der Mittelgebirgsregion dar- an die Wasserqualität und den Lebensraum sind stellt. Sie geht jedoch nicht so weit in die Bacho- sehr hoch. Die Art reagiert sehr empfindlich auf berläufe hinauf wie die Bachforelle. Außerhalb die Verschmutzung und Versauerung des Wassers. des Harzes liegen zur Zeit nur noch für drei Das Wohngewässer muss über ausreichende Ver- Bäche im gesamten Land Sachsen-Anhalt aktuelle steckmöglichkeiten zwischen Steinen und über Nachweise vor. Die in den Harzrandlagen und im eine abwechslungsreiche Morphologie verfügen, Harzvorland festgestellten Populationen sind als da die einzelnen Altersklassen unterschiedliche klein, aber gesichert anzusehen (WÜSTEMANN Ansprüche an die Substratkorngrößen und die 1997). Fließgeschwindigkeiten stellen. Als Bodenfisch lebt die Westgroppe versteckt zwischen Steinen, Gefährdung und Schutz: Wurzeln und unter Geröll. Sie geht vorwiegend Die Westgroppe gilt als die empfindlichste einhei- nachts auf Beutefang. Zu ihren Beutetieren zählen mische Fischart bezüglich anthropogener Verän- kleine Bodentiere sowie Fischlaich und -brut. Bei derungen des Lebensraumes. Gefährdend wirken Gefahr huscht sie nur eine kurze Strecke im Zick- sich für sie die vielfältigen Strukturverluste durch zack-Kurs. Die Laichzeit der Westgroppe fällt je Wasserbau- und Gewässerunterhaltungsmaßnah- nach Temperaturverlauf in die Zeit zwischen Mitte men sowie Abwasser-, Sediment- und Nährstoffbe- März und Mitte Mai. Die Eier werden in einem lastungen aus. Große Verluste sind, auch in jüng- Schub in Ballen abgelegt und meist von unten an ster Vergangenheit, durch Havarien von Anlieger- hohlliegende Steine geklebt. Nach 4 – 5 Wochen betrieben mit Schadstoffeinleitungen eingetreten, schlüpfen die Larven. die zur Verödung von Bode und Selke auf großen

67 Tabelle 22: Vorkommen von Cottus gobio in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 52 26,1 23 44,2 29 55,8 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 6 3,0 1 16,7 5 83,3 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 2 1,0 – – 2 100,0 D 33 - Nördliches Harzvorland 8 4,0 2 25,0 6 75,0 D 37 - Harz 131 65,9 63 48,1 68 51,9 Sachsen-Anhalt 199 100,0 89 44,7 110 55,3

Strecken führten. Auch die Versauerung und Ver- noch bestehenden Populationen ist der Erhalt na- ockerung von Gewässern sowie die Verstopfung turnaher Bach- und Flusshabitate und der Schutz des Lückensystems der Gewässer durch Schlamm der Groppengewässer vor anthropogenen Verän- und andere Schwebstoffe sind Gefährdungsfakto- derungen. ren. Die wichtigste Maßnahme zum Schutz der

Gobio albipinnatus LUKASCH, 1933 – Weißflossengründling (FFH-Code-Nr.: 1124)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet Art nach Anhang II

Kurzbeschreibung der Art: auf und ernährt sich von wirbellosen Bodentieren. Der Weißflossengründling gehört zur Familie der Generell ist jedoch über seine Lebensweise wenig Karpfenfische (Cyprinidae). Er wird bis zu 14 cm bekannt. Er laicht auf sandigen Substraten, die lang und hat einen gestreckten, drehrunden Körper. geschlüpfte Brut lebt benthisch. Die Laichzeit soll In den Winkeln des unterständigen Mauls sitzt je bei uns im Mai bis Juni liegen. eine Bartel, die zurückgelegt bis an den Hinterrand des Auges reichen, also viel länger als beim Gründ- Verbreitung: ling (Gobio gobio) sind. Der Rücken ist blaugrau bis Die bisher bekannte Verbreitung umfasst die Fluss- braun und hebt sich von der hellgrauen Bauchseite systeme des nördlichen Schwarzen Meeres (Donau ab. An den Flanken besitzt er eine Reihe größerer (WANZENBÖCK & KOVACEK 1989), Dnjestr, bläulich schimmernder Flecken. Die Flossen weisen Dnjepr, Bug) und des Kaspisees (Wolga). Im Ein- fast keine Pigmentierung auf (Name!). Auf den dor- zugsgebiet der Ostsee wurde der Weißflossen- salen Schuppen vor der Rückenflosse weist er epithe- gründling in der Oder gefunden (BLACHUTA et al. liale Kiele auf, die dem Gründling fehlen. 1994, MINISTERIUM F. ERNÄHRUNG, LANDWIRT- SCHAFT U. FORSTEN D. LANDES BRANDEN- Biologie und Ökologie: BURG 1999). Im Jahre 1998 wurde die Art im Der Weißflossengründling besiedelt als rheophile Rhein (FREYHOF et al. 1998) und in der Elbe nach- Art die Potamalregion der großen Ströme. Hier gewiesen (SCHOLTEN 2000, GAUMERT 1998). In hält er sich vorzugsweise über feinsandigem bis Deutschland ist die Art bislang aus den vier großen kiesigem Bodensubstrat ohne Schlammauflagen Strömen Donau, Rhein, Elbe und Oder bekannt.

68 Verbreitung im Land Sachsen-Anhalt: 2000). Er ist mit Sicherheit kein Neubürger, son- In Sachsen-Anhalt konnte der Weißflossengründ- dern bislang lediglich übersehen worden, was ling im Jahre 1998 in der Elbe im Bälower Bogen, durch Vergleiche mit historischen Museumsmateri- bei Werben und zwischen Havelberg und Sandau al zumindest für die Donau bei Wien belegt ist. Er (NELLEN et al. 1999) sowie 1999 in der Mittelel- wird vermutlich bei intensiver Nachsuche auch an be bei Coswig nachgewiesen werden (ZUPPKE weiteren Stellen der Elbe gefunden werden.

Tabelle 23: Vorkommen von Gobio albipinnatus in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 09 - Elbetal-Niederung 4 80,0 4 100,0 – – D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 1 20,0 1 100,0 – – Sachsen-Anhalt 5 100,0 5 100,0 ––

Gefährdung und Schutz: der Laichgebiete (z.B. der Buhnenfelder der Elbe) Die hauptsächliche Gefährdung geht von der Ver- aus. Auch eine große Abwasserbelastung würde bauung der großen Flüsse mit der Beseitigung der die Vorkommen bedrohen. Zum Schutz der Art Sand- und Kiesbetten sowie der Verschlammung müssen die Habitate erhalten werden.

Verbreitung der Arten nach Anhang II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt – Osteichthyes (Knochenfische) – (schwarze Punkte: bis 1980, rot: seit 1980)

Cottus gobio (LINNAEUS, 1758) Gobio albipinnatus LUKASCH, 1933

69 Cottus gobio Habitat von Cottus gobio (Foto: S. Ellermann) (Foto: F. Meyer)

Gobio albipinnatus Habitat von Gobio albipinnatus (Foto: U. Zuppke) (Foto: F. Meyer)

70 3.2.2 Amphibia und Reptilia (Lurche und Kriechtiere)

Frank Meyer; Thoralf Sy

Triturus cristatus (LAURENTI, 1768) – Kammolch (FFH-Code-Nr.: 1166)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

3 - Gefährdet 2 - Stark gefährdet besonders geschützte Art nach Anhang II Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: schnitt in einem Radius von wenigen Hundert Der Kammolch ist die größte einheimische Was- Metern um das Laichgewässer, wenngleich auch sermolchart der Familie Salamandridae (Echte längere Wanderungen bekannt sind. Die Anwan- Salamander und Molche). Die Männchen errei- derung beginnt in der Regel im März, die Laich- chen ein maximale Gesamtlänge von 16, Weib- zeit kann sich jedoch, insbesondere in den höhe- chen von 18 cm. Die Wassertracht der Männchen ren Lagen, bis in den Juli erstrecken. Paarung und ist durch einen hohen Hautsaum auf dem Rücken (innere) Befruchtung finden im Wasser statt, wel- („Kamm”) gekennzeichnet, der im Bereich der ches die Art als letzte unserer einheimischen Mol- Schwanzwurzel eine tiefe Einkerbung aufweist che meist im August verlässt. Danach wird das (Artcharakteristikum!). Auf beiden Seiten des Paarungskleid ab- und die deutlich schlichtere Schwanzes verläuft ein perlmuttfarbenes Band, Landtracht angelegt. Die Larven metamorphosie- das auch nach der Paarungszeit noch erkennbar ren nach einer stark von äußeren Faktoren abhän- bleibt. Die Rumpfoberseite beider Geschlechter ist gigen Entwicklungsdauer von 2 – 4 Monaten, dunkelbraun bis schwärzlich, oft mit runden dunk- manchmal jedoch auch erst im nächsten Frühjahr. len Flecken übersät und außerdem v.a. im Flan- Die Geschlechtsreife wird nach drei Jahren kenbereich weißlich granuliert. Die Unterseite ist erreicht. hellgelb bis orange und in der Regel dunkel gefleckt. Verbreitung: Seinen europäischen Verbreitungsschwerpunkt Biologie und Ökologie: besitzt der Kammolch in der atlantischen und Der Kammolch hat ein sehr breites Lebensraum- kontinentalen Region, kommt jedoch auch in der spektrum. Bevorzugt werden größere, wasser- borealen und randlich in der mediterranen und pflanzenreiche Stillgewässer in Seengebieten alpinen Region vor (ARNTZEN & BORKIN 1997). oder Nebengewässer in den Auen der großen Sein Areal erstreckt sich von Nordwestfrankreich Ströme (Altwässer, Flutrinnen, Qualmgewässer) nach Großbritannien (exklusive Irland) und ver- besiedelt. Aber auch Feldsölle, Weiher, Teiche, läuft an seiner nördlichen Grenze über Dänemark Abgrabungsgewässer aller Art und in Ausnahme- nach Südskandinavien (Südost-, Südwest- und Mit- fällen auch Kleinst- und Quellgewässer werden telnorwegen sowie Mittelschweden). Der Ural bil- angenommen. Dabei wird die Art sehr oft auch im det die Ostgrenze. Die südliche Verbreitungsgren- urbanen und Siedlungsrandbereich angetroffen. ze erstreckt sich von dort bis zum Nordufer des Die Landlebensräume befinden sich im Durch- Schwarzen Meeres, durch Ost- und Süd-Rumäni-

71 en, Ost-Ungarn nach Ober- und Niederösterreich Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: nördlich der Donau. Über Süddeutschland und Der Kammolch ist über das ganze Land, dabei die Nordschweiz reicht die südliche Arealgrenze jedoch mit sehr unterschiedlichen Fundortdichten, bis Mittelfrankreich. Der Kammolch ist als eine Art verbreitet. Er fehlt höhenlagenbedingt im Hoch- mit planar-colliner Verbreitung in Deutschland harz und ist in den gewässerarmen Ackerländern relativ weit verbreitet und besiedelt dabei sehr (z.B. Köthener und Hallesches Ackerland, Magde- unterschiedlich strukturierte Landschaftseinheiten. burger Börde, Querfurter Platte) deutlich seltener Die 1 000 m – Höhenlinie wird jedoch nicht über- als beispielsweise in den Flusstälern oder anderen schritten (GROßE & GÜNTHER 1996). gewässerreichen Landschaftseinheiten.

Tabelle 24: Vorkommen von Triturus cristatus in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 09 - Elbetal-Niederung 49 9,9 15 30,6 34 69,4 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 52 10,5 13 25,0 39 75,0 D 11 - Fläming 35 7,1 2 5,7 33 94,3 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 36 7,3 17 47,2 19 52,8 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 27 5,5 2 7,4 25 92,6 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 71 14,3 15 21,1 56 78,9 D 28 - Lüneburger Heide 7 1,4 – – 7 100,0 D 29 - Altmark 143 28,9 1 0,7 142 99,3 D 31 - Weser-Aller-Flachland 26 5,4 3 11,5 23 88,5 D 33 - Nördliches Harzvorland 27 5,5 1 3,7 26 96,3 D 37 - Harz 22 4,4 8 36,4 14 63,6 Sachsen-Anhalt 495 100 77 15,6 418 84,4

Gefährdung und Schutz: – Intensive Landwirtschaft, insbesondere in den Es liegen nur wenige Daten über die tatsächliche Sommerlebensräumen und den Uferbereichen Gefährdungssituation des Kammolches vor. Diese und deren Umfeld und damit verbundene Eutro- Tatsache ist hauptsächlich dem Mangel sowohl an phierung. ortskonkreten historischen Fundorten als auch an – Fischereilich oder angelsportlich motivierter gesicherten aktuellen (semi-)quantitativen Anga- Fischbesatz der Laichgewässer (erheblicher ben über Bestandstrends zuzuschreiben. Aus Prädationsdruck auf die Larven). nachweismethodischen Gründen dürfte die Art bei – Mortalität durch den Straßenverkehr. vielen Amphibienkartierungen extrem unterreprä- Die Schutzmaßnahmen müssen den o.g. Gefähr- sentiert sein. Als hauptsächliche Gefährdungsursa- dungen entgegenwirken und in erster Linie über chen sind zu nennen: einen effektiven Habitatschutz realisiert werden. – Habitatverlust infolge vollständiger Vernichtung Daneben müssen die Bemühungen fortgesetzt wer- von Kleingewässern oder Austrocknung durch den, ein vollständigeres Bild über die aktuelle Ver- wasserbauliche Maßnahmen, großflächige breitung und Bestandssituation zu erhalten. Grundwasserabsenkungen und Verlust von Überflutungsflächen.

72 Triturus cristatus (Foto: H. Berger)

Habitat von Triturus cristatus (Foto: T. Sy)

73 Bombina bombina (LINNAEUS, 1761) – Rotbauchunke (FFH-Code-Nr.: 1188)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

1 - Vom Aussterben 3 - Gefährdet besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: Verbreitung: Die Rotbauchunke ist ein kleiner, warziger Die Rotbauchunke ist eine Art mit einem östlichen, Froschlurch aus der Familie Discoglossidae (Schei- ausgedehnt europäisch-kontinentalen Verbreitungs- benzüngler) mit abgeflachtem Körper und charak- gebiet (GOLLMANN et al. 1997). Die nördliche teristischer schwarzer oder schiefergrauer Unter- Arealgrenze verläuft über Ost-Dänemark, Süd- seite mit roten oder orangeroten Flecken und wei- Schweden, entlang der polnischen Ostseeküste, ßen Punkten. Die Rückenseite ist bräunlich oder weiter über das südliche Lettland und östlich nach grünlich oder braun mit grünen Flecken. Russland bis an den Ural (östliche Arealgrenze). In der pontischen Region ist die Rotbauchunke in wei- Biologie und Ökologie: ten Teilen nördlich des Schwarzen Meeres verbrei- Als Laichgewässer werden stehende, sonnenexpo- tet. Die südliche und südwestliche Arealgrenze ver- nierte Flachgewässer mit reichem Makrophytenbe- läuft über Nordwestanatolien und das nordöstliche stand bevorzugt. In der Regel handelt es sich hier- Griechenland und folgt der Donauniederung bis in bei um Kleingewässer der offenen Agrarland- das ungarische Tiefland. In Mitteleuropa ist sie schaft wie Sölle, überschwemmtes Grünland, ehe- westlich bis Niederösterreich, Böhmen und malige Abgrabungsgewässer und Flachwasserbe- Deutschland verbreitet, wo die westliche Areal- reiche von Seen u.a. Entlang der Elbe werden grenze erreicht wird. Die niedersächsischen und sowohl Überschwemmungsflächen des Deichvor- ostholsteinischen Vorkommen sowie jene der däni- landes als auch Qualmgewässer des Deichhinter- schen Inseln bilden heute die westlichsten Arealvor- landes besiedelt. In Sachsen-Anhalt liegt der posten der Rotbauchunke in Europa. Die westliche Schwerpunkt der Besiedlung nicht selten in außer- Arealgrenze der Art verläuft durch Deutschland, deichs gelegenen Flächen, welche dem direkten woraus eine besonders hohe Verantwortung zur Einfluss von Hochwasserereignissen unterliegen. Erhaltung der Art innerhalb der EU resultiert. In Die Rotbauchunke ist somit in Sachsen-Anhalt eine Niedersachsen im Einzugsbereich der Elbe sowie besonders typische „Auenart”. Die Laichzeit be- im nordöstlichen Schleswig-Holstein existieren ginnt in der Regel im April, bei günstigen Witte- noch wenige Vorkommen, im nordostdeutschen rungsverhältnissen auch bereits im März, und Tiefland noch eine relativ dichte Verbreitung erstreckt sich bis in den Juli hinein. Die Laichabga- (GÜNTHER & SCHNEEWEIß 1996). In Sachsen be erfolgt in Schüben von jeweils etwa 10 – 40 liegt eine teilweise anthropogen geprägte Ausbrei- Eiern, wobei der Laich in lockeren Klümpchen an tung durch die Teichwirtschaften der Oberlausitz Pflanzenteile in geringer Wassertiefe geheftet vor, wo der heutige sächsische Verbreitungs- wird. Die gesamte Fortpflanzungszeit kann, stark schwerpunkt der Art liegen dürfte. Der höchste von der Witterung beeinflusst, in mehrere getrenn- deutsche Fundpunkt liegt mit 300 m ü. NN bei te Ruf- und Laichperioden gegliedert sein. Die Lar- Bischofswerda (Sachsen). valentwicklung dauert 5 – 12 Wochen, so dass die ersten metamorphosierten Jungtiere in günsti- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: gen Jahren bereits im Juni auftreten können. In Sachsen-Anhalt befindet sich ein Abschnitt der

74 westlichen Arealgrenze der Rotbauchunke. Der wie in den Flussniederungen der Saale, Mulde und landesweite Verbreitungsschwerpunkt liegt im Elbe- Weißen Elster zu verzeichnen. Im Halleschen tal mit kopfstarken Vorkommen im Raum Pretzsch/ Ackerland ist die Art ausgestorben (BUSCHEN- Bleddin, Wörlitz, Dessau, Aken sowie im Elbe- DORF 1996). An der Saale befinden sich Restvor- Havel-Winkel (Sandau, Havelberg). Starke Rück- kommen bei Calbe und Nienburg sowie eine Re- gänge sind bei Wittenberg, Coswig, Schönebeck liktpopulation in der Elster-Luppe-Aue bei Merse- und Magdeburg wie auch westlich der Elbe burg. Individuenarme Restvorkommen existieren im (Köthener Ackerland, Börde, Bodeniederung) so- Roßlau-Wittenberger Vorfläming.

Tabelle 25: Vorkommen von Bombina bombina in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 09 - Elbetal-Niederung 149 44,4 76 51,0 73 49,0 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 146 43,6 89 60,1 57 39,9 D 11 - Fläming 19 5,7 1 5,3 18 94,7 D 19 - Sächsisches Hügelland mit u. Erzgebirgsvorland 2 0,6 2 100,0 – – D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 18 5,4 4 22,2 14 77,8 D 29 - Altmark 1 0,3 – – 1 100,0 Sachsen-Anhalt 335 100,0 171 51,0 164 49,0

Gefährdung und Schutz: Einhalt zu gebieten. Bei weiterer Stärkung der Die Rotbauchunke zählt zu den gefährdetsten „Kern”-Vorkommen sind die peripheren Populatio- Amphibienarten Mitteleuropas. Sie ist aktuell an der nen in ihrem Bestand zu sichern und zu fördern Westgrenze vermutlich weitaus stärker gefährdet als sowie die Besiedlung verwaister Gebiete zu reak- im Zentrum und Osten ihres Areals. Als hauptsächli- tivieren. Ein Artenhilfsprogramm Rotbauchunke – che Gefährdungsursachen sind zu nennen: Sachsen-Anhalt befindet sich in Bearbeitung. Die – Habitatverlust oder -devastierung durch Entwäs- Schutzmaßnahmen haben folgende Aspekte zu serung und vollständige Vernichtung von Feucht- beinhalten: gebieten und Kleingewässern. – Stabilisierung und naturschutzrechtliche Siche- – Intensive Landwirtschaft, insbesondere im Land- rung der aktuellen Vorkommen durch Auswei- lebensraum, Überweidung, Umwandlung von sung von Schutzgebieten in Verbreitungszentren. Grünland in Acker. – Rückbau von Entwässerungsanlagen, Sicherung – Wasserbauliche Maßnahmen und großflächige von Retentionsflächen, Schaffung flach über- Grundwasserabsenkungen; damit verbundene stauter Grünländer und reich strukturierter Austrocknung der Auenlebensräume, Verlust Agrarlandschaften. von Überflutungsflächen. – Extensive Landbewirtschaftung in Verbreitungs- – Intensive fischereiliche und angelsportliche Nut- zentren, Ausweisung von Uferrandstreifen mit zung der Laichgewässer (Prädationsdruck auf Verbot von Ackernutzung sowie Dünger- und Larven durch Besatz). Pflanzenschutzmittelanwendung. – Verinselung der Populationen durch Habitatfrag- – Regulierte (sporadische) Beweidung im Überflu- mentierung. Isolationseffekte erhöhen Ausster- tungsbereich außerhalb der Laichzeit. berisiko, insbesondere an der westlichen Areal- – Neuanlage und Sanierung von Kleingewässern grenze. im Sinne der Biotopvernetzung. Die Schutzmaßnahmen müssen geeignet sein, – Verhinderung von Fischbesatz, Geflügelhaltung einer weiter voranschreitenden Arealregression sowie Freizeitsport an Laichgewässern.

75 Bombina bombina (Foto: H. Berger)

Habitat von Bombina bombina (Foto: T. Sy)

76 – Großräumige Sicherung und Optimierung der Fundortmeldungen der Sumpfschildkröte aus ver- Morpho- und Abflussdynamik der Stromland- schiedenen Landesteilen vor, so aus der Elbetal- schaften, insbesondere der Elbe. niederung, dem Elbe-Mulde-Tiefland und der Dübener Heide. Aber auch im zweifelsfrei au- tochthonen ostelbischen Areal existieren Vorkom- Emys orbicularis (LINNAEUS, 1758) - Europäische men, die nachweislich auf Aussetzung zurückzu- Sumpfschildkröte führen sind. Daher muss die generelle Frage nach (FFH-Code-Nr.: 1220) der Autochthonie und Bodenständigkeit der sach- sen-anhaltischen Vorkommen nach wie vor als un- Frank Meyer geklärt gelten, woraus sich weiterer Forschungs- bedarf ableitet. Die in Deutschland heimische Unterart, die Ponti- sche Sumpfschildkröte Emys o. orbicularis, besie- delt ein riesiges Areal, welches vom Aralsee nörd- lich der großen Gebirgszüge (Kaukasus, Karpa- ten, Alpen) bis nach Mitteleuropa reicht. Hier ist das autochthone Vorkommen der Art in der Nord- ostdeutschen Tiefebene östlich der Elbe allgemein anerkannt, während es westlich des Elbetals immer wieder stark angezweifelt wird (vgl. aus- führliche Darstellung der Arealdiskussion in FRITZ & GÜNTHER 1996). In Sachsen-Anhalt liegen

Verbreitung der Arten nach Anhang II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt – Amphibia (Lurche) – (rote Punkte: aktuelle Nachweise)

Triturus cristatus (LAURENTI, 1768) Bombina bombina (LINNAEUS, 1761)

77 3.2.3 Mammalia (Säugetiere)

Thomas Hofmann

Rhinolophus hipposideros (BECHSTEIN, 1800) - Kleine Hufeisennase (FFH-Code-Nr.: 1303)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

1 - Vom Aussterben 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: sennase sind Insekten mit einem weichen Außenske- Die Kleine Hufeisennase ist die einzige Art der lett wie Zwei- und Netzflügler, Schmetterlinge u.a. Rhinolophidae in Sachsen-Anhalt und mit einer Diese werden v.a. durch eine Art Ansitzjagd im Körpermasse von 5 – 9 g die kleinste Vertreterin bodennahen Raum, in der Nähe von Gebäuden, in der Familie in Europa. Das weiche Fell ist auf der Gärten, Parks, aber auch in Gewässernähe erbeu- Körperoberseite bräunlich rauchfarben und unter- tet. Charakteristisch ist dabei ein sehr schneller Flü- seits grau bis grauweiß gefärbt. Wichtigstes gelschlag, so dass der Eindruck eines Schwirrfluges Erkennungsmerkmal ist der für die gesamte Fami- entstehen kann (SCHOBER & GRIMMBERGER lie typische hufeisenförmige Nasenaufsatz. Dieser 1998). ist für die Echoortung von großer Bedeutung. Er bündelt die, im Gegensatz zu allen anderen ein- Verbreitung: heimischen Fledermausarten durch die Nase aus- Die Kleine Hufeisennase kommt in West-, Süd- und gesandten Schallwellen und erlaubt damit eine Teilen Mitteleuropas vor. Ihre nördliche Verbrei- genaue Orientierung im Gelände (SCHOBER tungsgrenze verläuft von West-Irland und Südwest- 1998). England über Frankreich, Belgien, Deutschland und Süd-Polen bis in die Ukraine (MITCHELL-JONES Biologie und Ökologie: et al. 1999). Die Kleine Hufeisennase erreicht in Die Wochenstuben dieser wärmeliebenden Art Deutschland die Nordgrenze ihrer Verbreitung. befinden sich in Deutschland fast ausschließlich in Nach einem starken Zusammenbruch der Bestände Gebäuden z.B. auf warmen Dachböden oder in Mitte des 19. Jh. sind heute lediglich noch Restvor- beheizten Kellerräumen. Sie können aus 30 – 70 kommen in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt (max. 300) Weibchen bestehen (BIEDERMANN und Bayern bekannt (BOYE et al. 1999). 1998). Die Weibchen gebären zwischen Mitte Juni und Anfang Juli ein Junges, welches nach ca. sie- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: ben Wochen selbständig ist. Ab September/Okto- Die Verbreitung der Kleinen Hufeisennase in Sach- ber ziehen die Kleinen Hufeisennasen in die nicht sen-Anhalt wurde von OHLENDORF (1997a, b) weit von den Sommerquartieren entfernten Winter- zusammenfassend dargestellt. Demnach sind die quartiere wie Höhlen, Keller, Bergwerksstollen u.ä. ehemaligen Vorkommen im Harz und dem Nord- Hier halten die Tiere ihren Winterschlaf, wobei sie teil der Querfurter Platte erloschen. Das heutige sich frei hängend völlig in ihre Flughäute hüllen. Verbreitungsgebiet umfasst den Südteil der Quer- Die wichtigsten Nahrungstiere für die Kleine Hufei- furter Platte, das untere Unstrut- und das Saaletal

78 Tabelle 26: Vorkommen von Rhinolophus hipposideros in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 9 56,3 7 77,8 2 22,2 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 2 12,5 1 50,0 1 50,0 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 5 31,2 3 60,0 2 40,0 Sachsen-Anhalt 16 100,0 11 68,8 5 31,2

(vgl. auch STRATMANN & SCHOBER 1997). gabe kleinräumiger Landwirtschaft oder Bebau- Zusammen mit den jüngsten Nachweisen im ung der Ortsrandbereiche (BIEDERMANN 1998). thüringischen Teil des Kyffhäusergebirges (MEYER Auch der Einsatz von Bioziden in Quartieren mdl. Mitt.) stellen diese Vorkommen die nördlich- (Holzschutzmittel) und in Jagdgebieten (Insektizi- sten dieser Art in Mitteleuropa dar. de) führt zu einer Gefährdung der Art. Schutz- Die im Rahmen des „Monitoringprogramm 2000 – maßnahmen für die Kleine Hufeisennase sollten Fledermäuse Sachsen-Anhalt” durchgeführten Er- besonders die Sicherung der bekannten Sommer- fassungen durch den Arbeitskreis Fledermäuse und Winterquartiere beinhalten. Unbedingt erfor- Sachsen-Anhalt e.V. ergaben einen Bestand von derliche Sanierungsmaßnahmen in den Sommer- ca. 150 Kleinen Hufeisennasen (OHLENDORF quartieren sollten fledermausfreundlich im Okto- mdl. Mitt.). ber bis März ohne Einsatz von giftigen Holz- schutzmitteln und unter fachkundiger Anleitung Gefährdung und Schutz: erfolgen. Weitere wichtige Maßnahmen zum Die größte Gefahr für die Kleine Hufeisennase Schutz der Kleinen Hufeisennase betreffen die besteht momentan in Quartierverlusten bedingt Erhaltung bzw. Gestaltung („Optimierung”) der durch Nutzungsänderungen und Sanierungsmaß- Jagdgebiete. Hierzu gehören z.B. die Neuanlage nahmen in den Sommerquartieren bzw. Störungen und Pflege linearer Biotopstrukturen, die Auswei- in den Winterquartieren. Hinzu kommen starke tung extensiver und kleinflächiger Landbewirt- Veränderungen innerhalb der Lebensräume spezi- schaftung und die Erhaltung von Streuobstwiesen ell der Jagdgebiete bzw. der vollständige Verlust (vgl. BIEDERMANN 1998). geeigneter Strukturen durch Flurbereinigung, Auf-

Barbastella barbastellus (SCHREBER, 1774) – Mopsfledermaus (FFH-Code-Nr.: 1308)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

1 - Vom Aussterben 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

79 Kurzbeschreibung der Art: mäßig hohe Kältetoleranz. Das Winterquartier Die Mopsfledermaus ist mit einer Körpermasse wird erst bei vergleichsweise tiefen Temperaturen von 7 – 14 g eine mittelgroße Art. Das Fell ist aufgesucht und die Tiere sind dann oft im frostbe- sehr dunkel, fast schwarz gefärbt. Bedingt durch einflussten Eingangsbereich zu finden. Zwischen helle Haarspitzen wirkt es aber wie bereift. Die den saisonalen Quartieren werden nur ausnahms- mopsartig gedrungene Schnauze macht diese Art weise größere Wanderungen durchgeführt. Die unverwechselbar. Nahrung besteht aus verschiedenen Fluginsekten, z.B. Kleinschmetterlingen oder kleinen Käfern, die Verbreitung: an Waldrändern, in Gärten u.ä. Orten erbeutet Die Mopsfledermaus kommt vor allem in West- werden. Aufgrund der verhältnismäßig schmalen Mittel- und Osteuropa etwa bis auf die Linie des Mundspalte und des schwachen Gebisses können 60. Breitengrades vor. Sie fehlt in Irland, Nordir- größere Insekten mit hartem Chitinpanzer nicht land, Schottland, großen Teilen Skandinaviens, bewältigt werden (SCHOBER & GRIMMBERGER Estland und fast im gesamten Südeuropa (MIT- 1998). CHELL-JONES et al. 1999). Mit Ausnahme des Nordwestens ist die Mopsfledermaus in ganz Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Deutschland verbreitet. Aus Thüringen, Bayern, Nachweise der Mopsfledermaus gelangen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind mehrere allen Teilen des Landes. Wochenstuben konnten Wochenstuben bekannt (u.a. BOYE et al. 1999). jedoch nur an vier Orten registriert werden. Der Großteil der Nachweise gelang in Winterquartie- Biologie und Ökologie: ren, in denen teilweise über 20 Tiere gefunden Die Mopsfledermaus nutzt als Sommerhabitate werden konnten. Auffällig ist hier die Häufung der vorrangig waldreiche Landschaften. Die Wochen- Winterquartiernachweise im Gebiet zwischen der stubenquartiere (10 – 20 Weibchen) befinden Colbitz-Letzlinger Heide und der Grenze zu Nie- sich hier hinter loser Rinde von Totholz oder in dersachsen (OHLENDORF mdl. Mitt.). Die im Rah- Baumhöhlen. Regelmäßig siedeln solche Gesell- men des „Monitoringprogramm 2000 – Fleder- schaften auch an Gebäuden, hier oft hinter Fen- mäuse Sachsen-Anhalt” durchgeführte Erfassung sterläden. Die Weibchen bringen ab Mitte Juni 1 – durch den Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen- 2 Jungtiere zur Welt. Als Winterquartiere werden Anhalt e.V. ergab für das gesamte Bundesland zwischen Oktober/November und März/April einen Sommerbestand von mindestens ca. 100 unterirdische Räume wie Stollen, Höhlen u.ä. Tieren und einen Winterbestand von ca. 185 Tie- genutzt. Auffällig ist bei dieser Art ihre verhältnis- ren (OHLENDORF i. Dr.).

Tabelle 27: Vorkommen von Barbastella barbastellus in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 17 29,8 10 58,8 7 41,2 D 11 - Fläming 3 5,3 – – 3 100,0 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 14 24,6 6 42,8 8 57,2 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 5 8,8 – – 5 100,0 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 11 19,3 6 54,5 5 45,5 D 29 - Altmark 7 12,3 3 42,8 4 57,2 Sachsen-Anhalt 57 100,0 25 43,8 32 56,2

80 Rhinolophus hipposideros Quartier von Rhinolophus hipposideros (Foto: B. Lehmann) (Foto: F. Meyer)

Barbastella barbastellus Habitat von Barbastella barbastellus (Foto: B. Lehmann) (Foto: B. Lehmann)

81 Gefährdung und Schutz: gefährdet. Eine nicht zu unterschätzende Gefähr- Die Mopsfledermaus ist sehr störungsempfindlich. dungsursache ist wahrscheinlich auch in einem Große Gefahren für die Art gehen daher von durch Landschaftsveränderungen bedingten Nah- negativen Veränderungen der Sommer- und Win- rungsmangel zu sehen (BOYE et al. 1999). terquartiere bzw. deren Verlust aus. Hierzu ge- Schutzbemühungen für die Mopsfledermaus soll- hören forstliche Maßnahmen, die Quartiere hinter ten sich in erster Linie auf die Erhaltung bzw. Rinde bzw. in Baumhöhlen beeinflussen oder ver- Sicherung bekannter und möglicher Quartiere für nichten. Gebäudebewohnende Mopsfledermäuse den Sommer durch die Erhaltung von Alt- bzw. sind durch unsachgemäße Sanierungsmaßnah- Totholz sowie den Winter durch sachgemäßen men wie z.B. das Entfernen von Fensterläden Verschluss von Stollen und Höhlen konzentrieren.

Myotis dasycneme (BOIE, 1825) – Teichfledermaus (FFH-Code-Nr.: 1318) Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

G - Gefährdung 2 - Stark gefährdet besonders geschützte Art nach Anhang II anzunehmen Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: ken und Schmetterlingen, die im Flug erbeutet Die Teichfledermaus ist eine mittelgroße Fleder- werden. maus mit oberseits graubrauner (seidiger Glanz) und unterseits gelbgrauer Färbung. Die Körper- Verbreitung: masse ausgewachsener Tiere beträgt 14 – 20 g. Die Teichfledermaus kommt im nördlichen Mittel- Von der sehr ähnlichen Wasserfledermaus (Myotis europa sowie in weiten Teilen Osteuropas vor. daubentonii) lässt sich die Art durch die größere Wochenstuben wurden in den Niederlanden, Unterarmlänge (43 – 49 mm) und die feine weiße Norddeutschland, Dänemark, Südschweden, dem Behaarung der Schwanzflughaut unterscheiden. Baltikum und einigen osteuropäischen Ländern gefunden (MITCHELL-JONES et al. 1999). Die Ver- Biologie und Ökologie: breitung der Teichfledermaus in Deutschland ist Der Sommerlebensraum der Teichfledermaus liegt bisher nur lückenhaft erfasst. Wochenstubennach- in gewässerreichen Gebieten, die von Wiesen weise stammen aus Niedersachsen, Brandenburg und Wäldern dominiert werden. Die Wochenstu- und Mecklenburg-Vorpommern. Aus einigen ande- ben (teilweise > 100 Weibchen) befinden sich ren Bundesländern existieren Einzelnachweise, meist in Gebäuden, in seltenen Fällen auch in Fle- die besonders in den Herbstmonaten erfolgten dermauskästen. Die Weibchen bringen ab Mitte (BOYE et al. 1999). Juni ein Junges zur Welt. Die Überwinterung von Oktober bis März/April erfolgt in natürlichen Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Höhlen, Bergwerksstollen oder Kellern. Zwischen Ähnlich wie in den benachbarten Bundesländern Sommer- und Winterquartier können dabei Wan- (vgl. SCHMIDT 1998) konnte die Art in neuerer derungen von über 100 km und mehr erfolgen. Zeit auch in Sachsen-Anhalt wieder nachgewiesen Teichfledermäuse jagen überwiegend an und über werden. Ältere Nachweise liegen schon länger Wasserflächen, aber auch über Wiesen und zurück. Nach dem heutigen Kenntnisstand ist die Waldrändern. Ihre Nahrung besteht aus diversen Teichfledermaus eine sehr seltene Fledermausart, Insekten wie Zuckmücken, Köcherfliegen, Schna- von der Reproduktionsnachweise bis dato fehlen.

82 Tabelle 28: Vorkommen von Myotis dasycneme in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 09 - Elbetalniederung 4 80,0 4 100,0 – – D 37 - Harz 1 20,0 1 100,0 – – Sachsen-Anhalt 5 100,0 5 100,0 – –

Sommernachweise von Einzeltieren gelangen in droht. Vor allem bauliche Maßnahmen an den der Alandniederung bei Wanzer durch zwei Netz- Sommerquartieren wie Sanierung, vollständiger fänge (1999 und 2000), bei Burg in einem Fle- Verschluss und Einsatz von für Fledermäuse toxi- dermauskasten (2000) und am Schollener See. schen Holzschutzmitteln stellen eine große Gefahr Ein Nachweis stammt aus einem Winterquartier dar. Störungen in den Winterquartieren durch tou- bei Blankenburg im Harz. Somit existieren bisher ristische Nutzung, Bergbau oder Vandalismus kön- fünf Beobachtungen jeweils eines Tieres (OHLEN- nen die Art ebenfalls bedrohen. Aus diesen Ge- DORF i. Vorb.). Eine Einschätzung der Bestands- fährdungsursachen ergibt sich als wichtigste größe ist daher nicht möglich. Schutzmaßnahme die fledermausgerechte Siche- rung der bekannten Quartiere. Erweisen sich bau- Gefährdung und Schutz: liche Eingriffe in Sommerquartieren als notwen- Die Teichfledermaus ist vorrangig durch Quartier- dig, sollte dies unter fachlicher Begleitung von verluste bzw. Störungen in den Quartieren be- Oktober bis März erfolgen.

Myotis bechsteinii (KUHL, 1817) – Bechsteinfledermaus (FFH-Code-Nr.: 1323)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

3 - Gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: Waldfledermaus, die als Lebensraum (feuchte) Die Bechsteinfledermaus ist eine mittelgroße Fle- Mischwälder und Parkanlagen bevorzugt. Wich- dermausart mit einem Gewicht von 7 – 13 g. tig ist ein ausreichendes Angebot an Baumhöhlen. Wichtigstes diagnostisches Merkmal sind die an In Regionen mit überwiegender Nadelwaldbe- die Gattung Plecotus erinnernden langen Ohren, stockung ist die Art daher seltener anzutreffen. die sich bei der Bechsteinfledermaus jedoch nicht Die Wochenstubengesellschaften (10 – 30 Weib- am Grund berühren. Das Fell ist oberseits fahl- chen) befinden sich in Baumhöhlen oder Fleder- braun bis rötlichbraun und unterseits hellgrau mauskästen, selten auch an Gebäuden. Hier brin- gefärbt (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). gen die Weibchen ein Junges zur Welt. Als Win- terquartiere im Oktober bis März/April nutzt die Biologie und Ökologie: Art fast ausschließlich unterirdische Räume wie Kel- Die Bechsteinfledermaus gilt als ausgesprochene ler, Höhlen u.ä. Zwischen den saisonal genutzten

83 Tabelle 29: Vorkommen von Myotis bechsteinii in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 2 10,5 1 50,0 1 50,0 D 11 - Fläming 2 10,5 – – 2 100,0 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 2 10,5 2 100,0 – – D 29 - Altmark 6 31,6 – – 6 100,0 D 37 - Harz 7 36,9 5 71,4 2 28,6 Sachsen-Anhalt 19 100,0 8 42,1 11 57,9

Quartieren werden dabei nur kurze Strecken stände und die Aufforstung mit Nadelwald wird zurückgelegt. Die Nahrung der Bechsteinfleder- das Sommerquartierangebot für die Bechsteinfle- maus setzt sich aus Schmetterlingen, Fliegen, dermaus stark eingeschränkt. In solchen Fällen Mücken und Spinnen, aber auch aus Laufkäfern könnte die Art durch das Ausbringen von Fleder- zusammen. Diese werden sowohl im Flug gegriffen, mauskästen gefördert werden. Auch von Störun- als auch vom Boden bzw. von Ästen abgesammelt. gen im Winterquartier bzw. dem Verlust solcher Quartiere geht eine ernstzunehmende Gefahr für Verbreitung: die Art aus. Schutzbemühungen sollten daher auf Das Verbreitungsgebiet der Art umfasst vor allem die Sicherung und den sachgemäßen Verschluss West- und Mitteleuropa. Die nördlichsten Vorkom- bekannter Quartiere zielen. men befinden sich in Südschweden (MITCHELL- JONES et al. 1999). In Deutschland liegt der Ver- breitungsschwerpunkt im Süden (Bayern, Baden- Württemberg). Neuerdings konnten Wochenstuben- gesellschaften aber auch in nördlichen Bundeslän- dern wie Brandenburg, Schleswig-Holstein oder Niedersachsen nachgewiesen werden.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Die Bechsteinfledermaus ist eine in Sachsen-Anhalt seltene Fledermausart und kommt in größeren Laub- waldgebieten wie z.B. im Harz, Ziegelrodaer Forst oder Hellberge zwischen Gardelegen und Klötze vor. Es konnte bisher lediglich eine Wochenstube im Harz im Selketal nachgewiesen werden. Im Land sind nur wenige Winterquartiere der Art bekannt. Die Erfassung durch den Arbeitskreis Fle- dermäuse Sachsen-Anhalt e.V. ergab für Sachsen- Anhalt einen Minimalbestand von ca. 100 Bech- steinfledermäusen (OHLENDORF mdl. Mitt.).

Gefährdung und Schutz: Negative Veränderungen des Lebensraumes stel- len wahrscheinlich die größte Gefahr für die Art dar. Durch den Einschlag höhlenreicher Altholzbe-

84 Myotis dasycneme Habitat von Myotis dasycneme (Foto: U. Hoffmeister) (Foto: S. Ellermann)

Myotis bechsteinii Habitat von Myotis bechsteinii (Foto: J. Teubner) (Foto: T. Süßmuth)

85 Verbreitung der Arten nach Anhang II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt – Mammalia (Säugetiere) – (rote Punkte: Sommerquartiere, rote Dreiecke: Winterquartiere)

Rhinolophus hipposideros (BECHSTEIN, 1800) Barbastella barbastellus (SCHREBER, 1774)

Myotis dasycneme (BOIE, 1825) Myotis bechsteinii (KUHL, 1817)

86 Myotis myotis (BORKHAUSEN, 1797) - Großes Mausohr (FFH-Code-Nr.: 1324)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

3 - Gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: Deutschlands vor. Dabei ist eine von Süden nach Das Große Mausohr ist mit einer Flügelspanne Norden abnehmende Quartierdichte zu beobach- von 35 – 43 cm und einer Körpermasse von 28 – ten (BOYE et al. 1999). Die größten Vorkommen 40 g die größte einheimische Fledermausart. Das der Art existieren in Bayern, Baden-Württemberg, Fell ist oberseits hell graubraun, z.T. rotbraun und Rheinland-Pfalz und Thüringen. unterseits weißgrau gezeichnet. Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Biologie und Ökologie: Parallel zu der Entwicklung in anderen Teilen Das Große Mausohr ist eine wärmeliebende Art, Deutschlands brachen auch in Sachsen-Anhalt die die in unseren Breiten an menschliche Siedlungen Bestände des Großen Mausohr Anfang der gebunden ist. Wochenstubengesellschaften (z.T. 1970er Jahre zusammen. Die derzeit in Sachsen- mehrere Hundert, max. bis 2 000 Weibchen) Anhalt bekannten 36 Wochenstubenquartiere bewohnen meist geräumige Dachböden, in selte- befinden sich v.a. in der strukturierten Hügelland- nen Fällen auch unterirdische Quartiere wie z.B. schaft im südlichen Teil des Landes. Auffällig ist eine Gruft in Meisdorf (OHLENDORF et al. in eine Konzentration im klimatisch begünstigten Vorb.). Die Weibchen bringen Anfang Juni ein Saale-Unstrut-Gebiet. Winterquartiere der Art sind Jungtier zur Welt. Den Winterschlaf hält das aus verschiedenen Teilen des Landes bekannt, Große Mausohr zwischen September/Oktober wobei sich aber der größte Teil, nämlich 90, im und März/April in unterirdischen Hohlräumen wie Harz befindet (OHLENDORF mdl. Mitt.). Die im Höhlen, Stollen oder Kellern. Wanderungen von Rahmen des „Monitoringprogramm 2000 – Fle- über 300 km zwischen Sommer- und Winterquar- dermäuse Sachsen-Anhalt” durchgeführte Erfas- tier konnten nachgewiesen werden. Die Art bevor- sung durch den Arbeitskreis Fledermäuse Sach- zugt wärmebegünstigte, wald- und strukturreiche sen-Anhalt e.V. ergab für das gesamte Bundes- Regionen. In Parks, in Feld- und Wiesenlandschaf- land einen Sommerbestand von ca. 6 100 Tieren ten aber auch innerhalb von Ortschaften werden (OHLENDORF mdl. Mitt.). sowohl fliegende Insekten wie Nachtschmetterlin- ge oder schwärmende Käfer als auch bodenbe- Gefährdung und Schutz: wohnende Beutetiere wie Käfer, Weberknechte, Wie alle gebäudebewohnenden Fledermäuse ist Schmetterlingsraupen u.a. gejagt. Die Bodenjagd auch das Große Mausohr durch eine veränderte erfolgt dabei regelmäßig auch „zu Fuß”. Nutzung bzw. eine unsachgemäße Sanierung der Sommerquartiere bedroht. Auch Störungen in Verbreitung: Winterquartieren (touristische Nutzung, Bergbau, Die Art besiedelt Europa mit Ausnahme der Briti- Vandalismus) wirken sich negativ auf die Art aus. schen Inseln, Islands und Skandinaviens. Die Der Einsatz von Chemikalien in Land- und Forst- Nordgrenze der Verbreitung bilden die südliche wirtschaft, aber auch zur Holzkonservierung kann Ost- und Nordseeküste (MITCHELL-JONES et al. beim Großen Mausohr zu großen Verlusten füh- 1999). Das Große Mausohr kommt in allen Teilen ren. So verendeten im Jahr 1995 in Sachsen-

87 Tabelle 30: Vorkommen von Myotis myotis in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 09 - Elbetal-Niederung 4 1,8 2 50,0 2 50,0 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 15 6,7 6 40,0 9 60,0 D 11 - Fläming 3 1,4 – – 3 100,0 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 34 15,3 14 41,2 20 58,8 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 8 3,6 – – 8 100,0 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 23 10,4 10 43,5 13 56,5 D 29 - Altmark 3 1,4 – – 3 100,0 D 31 - Weser-Aller-Flachland 1 0,4 – – 1 100,0 D 33 - Nördliches Harzvorland 8 3,6 2 25,0 6 75,0 D 37 - Harz 123 55,4 93 75,6 30 24,4 Sachsen-Anhalt 222 100,0 127 57,2 95 42,8

Anhalt sämtliche Tiere dreier größerer Wochenstu- falls notwendig fledermausschonende Sanierung bengesellschaften durch die Ausdünstungen fle- bekannter Sommer- und Winterquartiere der Art dermaustoxischer Holzschutzmittel. Sicherung und sind als wichtigste Schutzmaßnahmen zu nennen.

Myotis myotis Habitat von Myotis myotis (Foto: J. Teubner) (Foto: F. Meyer)

88 Verbreitung der Arten nach Anhang II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt – Mammalia (Säugetiere) – (Myotis myotis – rote Punkte: Sommerquartiere, rote Dreiecke: Winterquartiere; Lutra lutra und Castor fiber albicus – rote Punkte: Nachweise bzw. Reviere)

Myotis myotis (BORKHAUSEN, 1797) Lutra lutra (LINNAEUS, 1758)

Castor fiber LINNAEUS, 1758

89 Lutra lutra (LINNAEUS, 1758) – Fischotter (FFH-Code-Nr.: 1355)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

1 - Vom Aussterben 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht bedroht Art nach § 20a (1) 7. a) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. a) (jeweils EG-Verordnung Nr. 338/97)

Kurzbeschreibung der Art: mit Ausnahme Islands. Durch den starken Rück- Der Fischotter ist die zweitgrößte einheimische Mar- gang der Art in weiten Teilen Europas existieren derart nach dem Dachs und mit keiner anderen Art heute in vielen Teilen nur noch Restpopulationen. zu verwechseln. Kennzeichnend ist die stromlini- In einigen Ländern wie der Schweiz und den Nie- enförmige Gestalt, ein verhältnismäßig langer derlanden ist die Art ausgestorben (MITCHELL- Schwanz (ca. 50 % der Kopf-Rumpf-Länge) und JONES et al. 1999). In Deutschland existieren beidseitig starke Vibrissen. Die Kopf-Rumpf-Länge großflächige und vitale Populationen des Fischot- ausgewachsener Tiere beträgt 80 bis 90 cm und ters heute lediglich noch in Brandenburg, Meck- die Körpermasse kann bei Männchen bis zu 13 kg lenburg-Vorpommern und Ostsachsen. In Sachsen- erreichen. Die Fellfärbung ist nahezu einheitlich Anhalt, Niedersachsen und Schleswig-Holstein braun mit nur kleinflächigen Aufhellungen. Zwi- sind nur noch Restbestände vorhanden (TEUBNER schen den Zehen sind Schwimmhäute ausgebildet. et al.1999), neuere Nachweise liegen aus Thürin- gen vor. Biologie und Ökologie: Der Fischotter ist eine dämmerungs- und nachtakti- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: ve Art, die als Einzelgänger alle vom Wasser Die aktuelle Verbreitung des Fischotters in Sach- beeinflussten Lebensräume besiedelt. Die einzel- sen-Anhalt wurde von HAUER und HEIDECKE nen Tiere nutzen dabei zum Teil ausgedehnte (1999) zusammenfassend dargestellt. Danach Streifgebiete, die in ihrer Größe saisonal und auch weist die Art kein geschlossenes Verbreitungsge- territorial erheblich schwanken können. Im Allge- biet auf. An den Grenzen zu Brandenburg (Elbe- meinen haben Männchen größere Streifgebiete als Havel-Winkel) und Sachsen (Elbe-Elster-Winkel) Weibchen. Fischotter haben keine saisonal fixierte existieren stabile Vorkommen. Nachweise der Art Paarungszeit, so dass im gesamten Jahresverlauf gelangen weiterhin im Drömling und der nördli- Jungotter angetroffen werden können. Die Wurf- chen Altmark. Der Elbe kommt, wie Nachweise größe der Art liegt bei 1 – 3 Jungtieren und die am gesamten anhaltischen Flussverlauf (EBERS- maximale Lebensdauer bei ca. 15 Jahren (REU- BACH et al. 1998) zeigen, eine große Bedeutung THER 1993). Der Fischotter ist ein Nahrungsgene- bei der Verbindung der einzelnen Vorkommen zu. ralist, bei dem das Beuteangebot im Wohngewäs- Generell erlaubt jedoch die dämmerungs- und ser die Nahrungszusammensetzung bestimmt. Er nachtaktive Lebensweise dieser Art und z.T. sehr nutzt dabei alle ihm zur Verfügung stehenden Nah- große, nicht abgegrenzte Streifgebiete sowie die rungsquellen wie z.B. Fische, Krebse, Amphibien, Form der Nachweise (Spuren, Fraßreste, Kot) Vögel, Säugetiere und Insekten. keine Angabe von Bestandszahlen.

Verbreitung: Fischotter besiedelten ursprünglich ganz Europa

90 Tabelle 31: Vorkommen von Lutra lutra in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 05 - Mecklenburg.- Brandenbur- gisches Platten- u. Hügelland 1 0,6 – – 1 100 D 09 - Elbetalniederung 80 47,9 37 46,2 43 53,8 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 65 38,9 33 50,8 32 49,2 D 11 - Fläming 2 1,2 1 50,0 1 50,0 D 12 - Brandenburgisches Heide- u. Seengebiet 2 1,2 – – 2 100,0 D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 1 0,6 – – 1 100,0 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 1 0,6 – – 1 100,0 D 29 - Altmark 10 6,0 4 40,0 6 60,0 D 31 - Weser-Aller-Flachland 5 3,0 – – 5 100,0 Sachsen-Anhalt 167 100,0 75 44,9 92 55,1

Gefährdung und Schutz: der Unfallgefahren an Verkehrswegen. Dazu ist es Die wichtigste Gefährdungsursache für den Fisch- erforderlich, bei Verkehrswegeplanung bzw. -neu- otter stellt gegenwärtig der in den letzten Jahren bau Einfluss auf die Gestaltung der Gewässerque- stark angewachsene Straßenverkehr dar. Vor allem rungen zu nehmen. Hinweise zu bautechnischen dort, wo Straßen an Gewässern entlang führen Lösungen finden sich u.a. bei ROGOSCHIK et al. oder diese kreuzen, wird jährlich ein nicht unbe- (1994). Auch bestehende Brücken, Durchlässe u.ä. trächtlicher Teil der Fischotterpopulation Opfer des müssen in Fischottergebieten otterfreundlich verän- Autoverkehrs. Andere Gefahrenquellen wie z.B. dert werden, um den Tieren ein Unterqueren der die Reusenfischerei spielen in Sachsen-Anhalt eine Straßen zu ermöglichen. eher untergeordnete Rolle. Über den Einfluss von Schadstoffen auf den Fischotter als Endglied einer Nahrungskette können keine genauen Aussagen getroffen werden. Es ist jedoch anzunehmen, dass die starke Schadstoffbelastung der Flüsse in frühe- ren Jahren mit zum Rückgang der Art in Sachsen- Anhalt beigetragen hat. Ein wirksamer Fischotter- schutz bedeutet heute vor allem eine Verringerung

Castor fiber LINNAEUS, 1758 - Europäischer Biber (FFH-Code-Nr.: 1337)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

3 - Gefährdet 2 - Stark gefährdet besonders geschützte Art nach Anhang II Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

91 Kurzbeschreibung der Art: Größere Bestände existieren heute in Frankreich, Der Biber ist das größte europäische Nagetier Deutschland, Polen, Schweden, Norwegen, dem und auf Grund seiner Körpergröße und der Baltikum und Rußland (MITCHELL-JONES et al. Schwanzform („Kelle”) in der einheimischen Fau- 1999). Die in Deutschland einheimische Unterart na unverwechselbar. Die dem Biber ähnelnde, an des Bibers, der Elbebiber (Castor fiber albicus verschiedenen Stellen des Landes ausgesetzte MATSCHIE, 1907) war bis auf einen kleinen Restbe- Nutria (Myocastor coypus), ist durch eine geringe- stand im Bereich der Mittleren Elbe in Sachsen- re Körpergröße der adulten Tiere und einen dreh- Anhalt fast völlig ausgestorben (HINZE 1950, runden Schwanz unterscheidbar. Erwachsene HOFFMANN 1967). Durch Umsiedlungen, aber Biber können bei einer Kopf-Rumpf-Länge von ca. auch durch natürliche Ausbreitung besiedelt diese 90 cm eine Körpermasse von durchschnittlich 25 kg Unterart heute wieder größere Teile Deutschlands. erreichen (PIECHOCKI 1989). Charakteristisch ist Sie ist vor allem im Osten in Mecklenburg-Vorpom- die Ausbildung einer sogenannten Putzkralle an mern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen. der zweiten Hinterfußzehe. Die bayerische Biberpopulation resultiert aus der Aussetzung allochthoner Unterarten. Biologie und Ökologie: Der an den Wasserlebensraum gebundene Biber Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: lebt in Familienverbänden und besiedelt vor allem In Sachsen-Anhalt bildet die Elbe das Hauptver- langsam fließende oder stehende Gewässer, die breitungsgebiet des Elbebibers. Von hier aus wur- ausreichend Nahrung wie Weichhölzer, krautige den und werden die Nebenflüsse Schwarze Elster, Pflanzen oder Unterwasserpflanzen und Möglich- Mulde, Saale, Bode, Ohre und Havel besiedelt. In keiten zur Bauanlage („Biberburgen”, Erdbaue) Gebieten mit einer hohen Bibersiedlungsdichte bieten. Der Biber besitzt die Fähigkeit, seinen entlang der Flusssysteme (Mittelelbebereich, Lebensraum zu gestalten. Durch die Anlage von Schwarze Elster, z.T. Mulde) werden in neuerer z.T. relativ großen Dämmen ist er in der Lage, den Zeit auch kleinere Bäche, Entwässerungsgräben Wasserstand des Wohngewässers zu regulieren. u.ä. besiedelt (HEIDECKE & SCHUMACHER Durch die Dammbauten wird gewährleistet, dass 1997). Durch den Arbeitskreis Biberschutz e.V. die Eingänge zum Bau ganzjährig unter der Was- werden regelmäßig Erfassungen des Biberbestan- seroberfläche liegen. Mit Hilfe von Futtervorräten des vorgenommen. Die Zählung im Winter 1998/ und Fettreserven können die Tiere in den Winter- 1999 ergab für Sachsen-Anhalt einen geschätzten monaten mehrere Tage, sogar Wochen im Bau Bestand von ca. 1 800 Tieren (ARBEITSKREIS verbringen. Sie sind jedoch keine Winterschläfer. BIBERSCHUTZ IM NABU 2000). 46,8 % der in Die Paarung erfolgt in den Monaten Januar bis Sachsen-Anhalt erfassten Biberreviere liegen in April. Nach ca. 105 – 107 Tagen werden zwi- gemeldeten FFH-Gebieten. schen April und August im Durchschnitt drei Junge geboren, die ungefähr zwei Jahre im Familienver- Gefährdung und Schutz: band verbleiben und dann abwandern. Das bis- Die wichtigsten Gefährdungsursachen für den her für den Biber festgestellte Höchstalter beträgt Biber in Sachsen-Anhalt sind der Straßenverkehr 26 Jahre. und anthropogen bedingte Störungen des Lebens- raums. Zu letzteren zählen neben der Zerschnei- Verbreitung: dung und Zersiedlung der Landschaft auch direkte Der Biber war in früheren Zeiten flächendeckend Eingriffe im Rahmen der Gewässerunterhaltung über Europa verbreitet. Vor allem die starke Verfol- bzw. des Gewässerausbaus. Hierbei wird zum gung durch den Menschen führte zu einem dras- einen durch die Versieglung des Ufers durch Stein- tischen Rückgang dieser Art. Ausgehend von den schüttungen, Spundwände u.ä. den Tieren die verbliebenen Restbeständen in Norwegen, an der Möglichkeit zur Bauanlage genommen. Zum Rhône, an der Elbe und in Voronesh in Rußland anderen führt das Abholzen der ufertypischen sowie gefördert durch Umsiedlungsprogramme Weichhölzer wie Weiden und Pappeln zu einer hat sich die Art in Europa wieder ausgebreitet. Verknappung der Nahrungsbasis, speziell in den

92 Tabelle 32: Vorkommen von Castor fiber in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten absolut % absolut % absolut % D 05 - Mecklenburg.- Brandenbur- gisches Platten u. Hügelland 1 0,1 – – 1 100,0 D 09 - Elbetalniederung 140 18,1 101 72,1 39 27,9 D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 524 67,8 247 47,1 277 52,9 D 11 - Fläming 54 7,0 6 11,1 48 88,9 D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 2 0,2 – – 2 100,0 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 38 4,9 5 13,2 33 86,8 D 29 - Altmark 4 0,5 – – 4 100,0 D 31 - Weser-Aller-Flachland 9 1,2 2 22,2 7 77,8 D 33 - Nördliches Harzvorland 1 0,1 1 100,0 – – Sachsen-Anhalt 773 100,0 362 46,8 411 53,2

Herbst- und Wintermonaten (MINISTERIUM F. UMWELT, NATURSCHUTZ U. RAUMORDNUNG D. LANDES BRANDENBURG 1999). Die Möglich- keit der Zuwanderung von Tieren fremder Unterar- ten (z.B. aus Bayern über Thüringen) gefährdet zwar nicht direkt den hiesigen Biberbestand, führt aber zu einer Gefährdung des Genpools der ein- heimischen Unterart. Aus den dargestellten Gefah- ren für den Biber ergeben sich notwendige Schutzmaßnahmen. Hierzu gehören die Siche- rung bzw. der Ausbau der Gewässerquerungen von Verkehrswegen und gegebenenfalls die biber- gerechte Gestaltung von Gewässerrändern (vgl. dazu ZUPPKE 1995). Das Vorkommen und Wir- ken des Bibers, so seine Nahrungsaufnahme, die Anlage von Bauen und das Anstauen von Gewäs- sern, kann zu Konflikten mit den Interessen der Wasser-, Forst- und Landwirtschaft führen (HEI- DECKE & KLENNER-FRINGES 1992, SCHUMA- CHER 1996). Es ist daher unbedingt notwendig, Managementkonzepte zu erarbeiten, um sowohl das Existieren der Art in der Kulturlandschaft zu ermöglichen, als auch Konflikte zu vermeiden bzw. zu minimieren.

93 Lutra lutra Castor fiber (Foto: U. Binner) (Foto: D. Heidecke)

Habitat von Lutra lutra und Castor fiber (Foto: S. Ellermann)

94 4 Die Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt 4.1 Bryophyta (Moose)

J. Kurt Becher

Buxbaumia viridis (MOUG. EX LAM. & DC.) - Grünes Koboldmoos (FFH-Code-Nr.: 1386)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 0 - Ausgestorben bzw. Art nach Anhang II verschollen

Kurzbeschreibung der Art: Wuchsorte in Bergwäldern auf mäßig zersetztem Das Grüne Koboldmoos ist ein winziges, knospen- Nadelholz und modrigem Humus. förmiges, sehr verkürztes, aufrecht wachsendes Laubmoos, welches auf einem bleibenden chloro- Verbreitung: phyllreichen Vorkeim aufsitzt. Die männliche Pflan- In Deutschland kann die Art aktuell nur im Berg- ze besteht nur aus einem kugeligen, lang gestiel- land (Thüringen, Baden-Württemberg) nachgewie- ten Antheridium; sie wird von einem einzigen sen werden. Die bei ROTHMALER (1983) ange- muschelförmigen chlorophyllfreien Blatt verhüllt. gebenen Vorkommen „im Flachland um die Ost- Die weibliche Pflanze, ein etwas größeres Arche- see” sind inzwischen erloschen (LUDWIG et al. gonium, wird von wenigen chlorophyllarmen rip- 1996). penlosen Blättern eingeschlossen. Seta und Kapsel sind gelbgrün gefärbt, der Deckel löst sich leicht Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: ab. Die Peristomzähne sind mehrreihig ausgebil- Es gibt keine aktuell bestätigten Nachweise. Vor- det (nach ROTHMALER 1983). kommen des Grünen Koboldmooses wurden für die Fichtenwälder im Oberharz (z.B. Hohne, Biologie, Standorte und Soziologie: Renneckenberg, Ilsetal, , Hippeln, Es handelt sich um eine einjährige Pflanze. Das Hilmersberg) letztmalig von LOESKE (1903) auf- Sporogon ist physiologisch ziemlich selbständig. geführt (s.a. MEINUNGER & MÜLLER 1997). In Die Kapsel verfügt über ein stark entwickeltes Sachsen-Anhalt ist die Art ausgestorben (MEI- Assimilationsgewebe. Nur mythologisch interes- NUNGER 1995, 1999). sant sind Hinweise auf ein sympatrisches Vorkom- men mit Sagengestalten (siehe auch deutsche Gefährdung und Schutz: Namensgebung!) (BECHER 1970). Das Grüne Als Ursache für den Verlust der Vorkommen im Koboldmoos ist eine sehr seltene Moosart, die Harz werden u.a. die starken Nähr- und Schad- z.B. in Baden-Württemberg nur in niederschlags- stoffeinträge sowie die Auswirkungen der Forst- reichen Gebieten vorkommt. Bevorzugte Habitate wirtschaft (Vernichtung und Entwertung feuchter sind luftfeuchte, mehr oder weniger tiefschattige bzw. nasser Lebensräume) angenommen.

95 Drepanocladus vernicosus (MITT.) WARNST. - Firnisglänzendes Sichelmoos (FFH-Code-Nr.:1393)

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 0 - Ausgestorben bzw. Art nach Anhang II verschollen

Kurzbeschreibung der Art: nur noch aus dem Bergland von Thüringen und Das Firnisglänzende Sichelmoos ist ein relativ groß- Bayern sowie aus dem Flachland von Branden- wüchsiges Laubmoos. Die Stängel – der Zentral- burg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig- strang ist sehr schwach bis gar nicht ausgeprägt – Holstein bekannt. Die Bestände sind überall in die erreichen bis zu 15 cm Länge, die Blätter 3 – 4 mm. Kategorien „Vom Aussterben bedroht” bzw. Letztere zeigen sich eiförmig lanzettlich zugespitzt, „Stark gefährdet” eingestuft. In Baden-Württem- stark sichelförmig gebogen und ohne deutliche Flü- berg ist die Art im Bodenseegebiet und ober- gel. Das Moos ist zweihäusig, selten mit Sporogo- schwäbischen Hügel- und Moorland verbreitet, im nen. kristallinen Schwarzwald (Mittlerer- und Süd- schwarzwald) und auf der Schwäbischen Alb Biologie, Standorte und Soziologie: sowie im Welzheimer Wald selten. Diese Vorkom- Die Vermehrung erfolgt scheinbar hauptsächlich men wurden in der Roten Liste Deutschlands nicht vegetativ. Nach DURING (1979) ist es eine persis- bewertet (LUDWIG et al. 1996). Sie müssen also tente Art mit langer Lebensdauer, geringer Investi- vorerst als gesichert gelten. tion in sexuelle und vegetative Vermehrung und die Fruchtentwicklung erfolgt erst nach mehreren Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Jahren mit relativ kleinen Sporen. Das Firnisglän- In Sachsen-Anhalt sind letzte Fundorte nach LOES- zende Sichelmoos erscheint konkurrenzschwach. KE (1903) im Harz „bei , Wolfholzwiese Es kommt in Brandenburg in subneutralen, basen- und Zwölfmorgental bei ” bekannt, reichen, aber immer kalkarmen Mooren und an seitdem gilt die Art als verschollen (MEINUNGER feuchten, nassen, offenen, kühlen Standorten, 1995, 1999, MEINUNGER & MÜLLER 1997). Schwingmooren sowie Flachmoorwiesen vor, häu- fig zusammen mit den Moosarten Paludella spuar- Gefährdung und Schutz: rosa, Helodium blandowii, Calliergon giganteum, SCHAEPE (2001) benennt eine Reihe konkreter Hypnum pratensis, Sphagnum teres, S. subnitens Gefährdungsfaktoren und -ursachen. Neben be- sowie der Wiesen-Segge (Carex nigra) und der reits geringfügigen hydromeliorativen Eingriffen, Draht-Segge (C. diandra) (SCHAEPE 2001). In auch im weiteren Umfeld des Wuchsortes, dem Baden-Württemberg werden vorwiegend basen- Aufkommen von Gehölzen, Hochstauden und reiche Niedermoore mit mäßiger Nährstoffversor- Eutrophierungszeigern (Beschattung!), diversen gung, aber auch stärker vernässte, extensiv Nährstoffeinträgen, auch aus diffusen Quellen, genutzte Streuwiesen auf Niedermoortorf und sowie der Aufgabe historischer Streuwiesennut- ehemalige Torfstiche besiedelt. zung ohne Ablösung durch entsprechende Pflege- maßnahmen wird die unmittelbare Zerstörung der Verbreitung: Wuchsorte, insbesondere durch Umbruch und Das Verbreitungsgebiet liegt in der nördlichen Substratabbau, z.B. durch Torfstich u.a., ange- Hemisphäre (SCHAEPE 2001). In Nordeuropa führt. Diese Ursachen könnten auch zum Ausster- kommt die Art zerstreut, sonst selten vor. In ben des Firnisglänzenden Sichelmooses an den Deutschland gab es früher Meldungen aus fast ehemaligen Fundorten in Sachsen-Anhalt geführt allen Bundesländern, jetzt sind aktuelle Angaben haben.

96 4.2 Pteridophyta (Gefäßpflanzen): Einführung und allgemeine Bemerkungen

Hagen Herdam; Jens Peterson; Peer Schnitter

Zum Verständnis der nachfolgenden Abhandlun- tigt, wobei für manche Fundortangaben lediglich gen sind einige Anmerkungen erforderlich. eine Quadrantenzuordnung vorgenommen wer- Die Datenbank, die die Grundlage für die Verbrei- den konnte. tungskarten bildet, basiert auf verschiedensten Trotz mancher Ungenauigkeiten, die sich aus der Quellen. Bei den Angaben der Fundorte wurden gemeinsamen Darstellung von fundortgenauen solche, die nur auf Zitaten in älteren Literaturquel- und quadrantenbezogenen Angaben ergeben, len beruhen und keine eigenen bzw. neuen Beob- werden durch die Verbreitungskarten der Umfang achtungen beinhalten, in der Regel weggelassen. der Fundortverluste sowie die historischen und Weiterhin wurden die Karteien des Botanischen aktuellen Verbreitungsbilder der einzelnen Arten Arbeitskreises Nordharz e.V., die der Fachgruppe deutlich. Naturschutz Quedlinburg (Kartei HUNSTOCK), Für die Verbreitungsangaben wurden die bekann- die der Arbeitsgemeinschaft mitteldeutscher Floris- ten Abkürzungen (N=Nord, S=Süd, O=Ost und ten, die Kartei RAUSCHERT, die Datei der ehema- W=West) genutzt. Die Erstellung der statistischen ligen Gruppe zum Schutz gefährdeter Arten beim Übersichten (Tabellen) bezüglich der Vorkommen Bezirksfachausschuss Botanik Magdeburg, die in den naturräumlichen Haupteinheiten/FFH- derzeit zugänglichen Teile der Fundortdatei des Gebieten erfolgte mit Hilfe der GIS-Software Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalts ARCVIEW. Bezüglich eventueller kleinerer Zuord- sowie schriftliche und mündliche Informationen nungsfehler wird auf die Methodenkritik bei den von Lokalfloristen (WÖLFEL, JAGE, SCHNELLE, Wirbellosen (Kapitel 3.1) verwiesen. Allerdings ist RATTEY u.a.) ausgewertet. Daneben wurden zahl- festzustellen, dass die Fundpunktkoordinaten in reiche Geländekontrollen durchgeführt. den meisten Fällen sehr genau eingetragen wer- Eine vollständige Erfassung von Sammlungsmateri- den konnten und sich eventuelle Abweichungen al erfolgte in den Herbarien in Gatersleben, Halle nur dann ergaben, wenn vorab eine ausschließli- und Jena einschließlich der in diesen aufgegange- che Quadrantenangabe vorlag. Für die Trennung nen Privatherbarien (JOACHIM, SCHUSTER, in historische und aktuelle Vorkommen=Nachwei- SPORLEDER, EGGERT, OERTEL, EICHLER usw.). se wurde das Jahr 1990 festgelegt. Dies schließt Auch die Angaben aus dem Herbar Dr. Horst nicht aus, dass noch Anfang 1991 bekannte Vor- JAGE wurden komplett erfasst, partiell die aus kommen inzwischen erloschen sein können. Ent- anderen Herbarien (z.B. Herbar BUHL). sprechende Hinweise hierzu werden in den Texten Die dargestellten Verbreitungskarten basieren ei- gegeben. nerseits auf fundortgenauen Daten, die für alle Die Nomenklatur orientiert sich an der Standard- Arten exklusive des Frauenschuhs von HERDAM liste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands zusammengestellt und größtenteils bei Kenntnis (WISSKIRCHEN & HAEUPLER 1998). Die Anga- eines genau lokalisierbaren Fundortes in den Jah- ben zum Status der Roten Liste Sachsen-Anhalts ren 1998 bis 2000 im Gelände überprüft wurden. beziehen sich auf die gültige Version (FRANK et Den Großteil der fundortgenauen Angaben zu Vor- al. 1992), obwohl nach dem gegenwärtigen kommen des Frauenschuhs ermittelte der Arbeits- Kenntnisstand bei Apium repens und Luronium kreis Heimische Orchideen Sachsen-Anhalt. natans der reale Status nicht der Kategorie 0 (aus- Bei allen Arten wurden weiterhin bei der Karten- gestorben bzw. verschollen), sondern 1 (vom Aus- darstellung die dem Verbreitungsatlas der Farn- sterben bedroht) entsprechen würde. und Blütenpflanzen Ostdeutschlands (BENKERT et al. 1998) zugrunde liegenden Daten berücksich-

97 Thesium ebracteatum HAYNE - Vorblattloses Leinblatt (FFH-Code-Nr.: 1437)

Hagen Herdam

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

1 - Vom Aussterben 0 - Ausgestorben bzw. besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht verschollen Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Das Vorblattlose Leinblatt ist eine krautige Pflanze Es gibt keine aktuell bestätigten Vorkommen, letzt- mit Ausläufern. Sie wird 10 – 30 cm hoch, der malig wurde die Art vor 1898 festgestellt (u.a. Blütenstand ist traubig. Die Blüten haben jeweils ASCHERSON 1864, SCHNEIDER 1877, PLÖTT- ein Hochblatt. Die Blütenhülle ist grünlich, weiß NER 1898). Die ehemaligen Vorkommen in Sach- berandet und zur Fruchtzeit höchstens so lang wie sen-Anhalt lagen an der SW-Grenze der Verbrei- die Frucht (ROTHMALER et al. 1996). tung der Art.

Biologie, Standorte und Soziologie: Gefährdung und Schutz: Die Art ist ein Halbschmarotzer und Geophyt. Sie Konkrete Angaben zur Gefährdung und zu not- ist mehrjährig, z.T. unbeständig und jahrelang wendigen Schutzmaßnahmen können erst nach ausbleibend. Die Blütezeit ist von Mai bis Juni. bestätigten Wiederfunden der Art gemacht wer- Das Vorblattlose Leinblatt wächst in Heiden, den. Trockenrasen, wechseltrockenen Wiesen, Trocken- wäldern und deren Säume auf nährstoffarmen Böden, es bevorzugt Sandböden. Es siedelt vor- wiegend in Pflanzengesellschaften der Ordnung Festuco-Sedetalia (Schwingel-Mauerpfefferfluren).

Verbreitung: Arealformel: submeridional-temperat-subkontinen- tal-europäisch. O-Europa u. O-Mitteleuropa, nach W bis NW-Deutschland u. O-Dänemark, nach O bis Mittel-Rußland. Die Art ist in Brandenburg bis NO-Niedersachsen sehr selten. Früher war sie auch in Sachsen-Anhalt, Thüringen (?), Sachsen, S-Mecklenburg und Schleswig-Holstein verbreitet (SCHWABE 1838, REICHENBACH 1844, GARCKE 1848, BOGENHARD 1850, HAMPE 1873, VOGEL 1875, ASCHERSON 1864, MATZ 1877, ROTTENBACH 1884, SCHULZ 1887, PLÖTTNER 1898, HAEUPLER & SCHÖNFELDER 1989, ROTHMALER et al. 1996, BENKERT et al. 1998).

98 Tabelle 33: Vorkommen von Thesium ebracteatum in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1990 1990 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 4 22,2 – – 4 100,0 4 – D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 2 11,1 – – 2 100,0 2 – D 11 - Fläming 2 11,1 – – 2 100,0 2 – D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 4 22,2 – – 4 100,0 4 – D 29 - Altmark 6 33,3 – – 6 100,0 6 – Sachsen-Anhalt 18 100,0 – – 18 100,0 18 –

Thesium ebracteatum Habitat von Thesium ebracteatum (Foto: H. Herdam) (Foto: H. Herdam)

99 Apium repens (JACQ.) LAG. - Kriechender Scheiberich (FFH-Code-Nr.: 1614)

Hagen Herdam

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

1 - Vom Aussterben 0 - Ausgestorben bzw. besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht verschollen Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung: Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Die Pflanze wächst kriechend bis aufsteigend, an Die Art wurde bisher in Sachsen-Anhalt an 30 den Knoten wurzelnd. Die Größe beträgt 10 – Fundorten festgestellt (u.a. ASCHERSON 1864, 30 cm, die Blätter sind einfach gefiedert. Die 1894, SCHNEIDER 1877). Davon sind 28 erlo- Blüte ist weiß und doldenförmig mit einer 3 – 6 schen bzw. verschollen. An zwei Fundorten in der blättrigen Hülle (ROTHMALER et al. 1996). nordwestlichen Altmark ist die Art noch existent, davon ein Neufund im Jahr 2000. Alle übrigen Biologie, Standorte und Soziologie: Vorkommen mit Ausnahme eines, welches noch Der Kriechende Scheiberich gehört zu den Hemi- Mitte des 20. Jahrhunderts bestätigt wurde, beru- kryptophyten. Er ist mehrjährig, die Blütezeit ist von hen auf Angaben aus dem 19. Jahrhundert. Juli bis Oktober. Er bevorzugt feuchte Triften, Torf- sümpfe, Moorwiesen, Bach- und Grabenufer sowie Gefährdung und Schutz: zeitweise überschwemmte, nährstoffarme Ufer. Ver- Die Art ist akut vom Aussterben bedroht. Die bände Elatino-Eleocharition ovatae = Nanocyperi- wesentlichen Gefährdungsgründe sind Trocken- on (Zwergbinsen-Gesellschaften) und Potentillion legung der Standorte sowie Konkurrenz durch anserinae = Agropyro-Rumicion (Flutrasen). hochwüchsige Gräser und Kräuter. Der am 28.09.2000 durch HERDAM neu entdeckte, reich Verbreitung: besetzte Fundort bei Kraatz ist der Rest eines Gra- Arealformel: submeridional-temperat-ozeanisch- bens innerhalb eines Weidekomplexes. Er ist nicht europäisch. Die Pflanze kommt vor allem in Zen- ausgekoppelt, sondern in die Weide einbezogen tral- u. O-Europa vor. In Bayern und Mecklenburg- und daher von den Rindern völlig zertreten. Es Vorpommern ist sie zerstreut bis selten, in Baden- scheint jedoch, dass gerade dies der Art optimale Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersach- Lebensmöglichkeiten bietet. Der Graben ist von sen, Schleswig-Holstein und auch in Sachsen- den Nutzern bis auf einen Rest mit Schutt o.ä. ver- Anhalt sehr selten. Früher war sie auch in Rhein- füllt und mit Mutterboden abgedeckt worden. Es land-Pfalz und Hessen verbreitet (HORNUNG besteht die Gefahr, dass auch der verbliebene Teil 1832, SCHWABE 1838, REICHENBACH 1844, in nächster Zukunft beseitigt wird. GARCKE 1848, SCHATZ 1854, GROSSE 1861, ASCHERSON 1864, 1894, HAMPE 1873, MATZ 1877, SCHNEIDER 1877, HAEUPLER & SCHÖN- FELDER 1989, ROTHMALER et al. 1996, BEN- KERT et al. 1998).

100 Tabelle 34: Vorkommen von Apium repens in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1990 1990 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 3 10,3 – – 3 100,0 3 – D 11 - Fläming 3 10,3 – – 3 100,0 3 – D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 11 37,9 2 18,2 9 81,8 11 – D 29 - Altmark 11 34,5 – – 11 100,0 10 2 D 31 - Weser-Aller-Flachland 1 3,4 – – 1 100,0 1 – D 33 - Nördliches Harzvorland 1 3,4 – – 1 100,0 1 – Sachsen-Anhalt 30 100,0 2 6,7 28 93,3 29 2

Apium repens Habitat von Apium repens (Foto: F. Rattey) (Foto: H. Herdam)

101 Angelica palustris (BESSER) HOFFM. - Sumpf-Engelwurz (FFH-Code-Nr.: 1617)

Hagen Herdam

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Die Pflanze wächst aufrecht und wird 50 – 100 cm In Sachsen-Anhalt existieren nur noch vier Vorkom- hoch. Die Blätter setzen sich aus fast herzförmigen men mit Individuenzahlen zwischen einem und Abschnitten zusammen, der Stängel ist scharfkan- ca. einhundert Exemplaren. Dem stehen 19 erlo- tig gefurcht. Die Kronblätter der weißen Blüte sind schene Vorkommen gegenüber. Der Sumpf-Engel- genagelt (ROTHMALER et al. 1996). wurz war früher im Fuhnetal und in der Elster- Luppe-Aue viel weiter verbreitet (STRICKER 1960, Biologie, Standorte und Soziologie: SCHMIDT, V. 1988, RAUSCHERT 1979a, b). Die Die Pflanze ist zwei- bis mehrjährig hapaxanth mit Rückgangstendenz scheint weiter anzuhalten. So einer Blütezeit von Juli bis August. Als Standort schrieb RAUSCHERT (1972):„ ... in einem kurzen bevorzugt sie feuchte bis mäßig nasse, nährstoff- Abschnitt der Fuhneniederung ist A. palustris auf reiche Wiesen in kontinentalen, sommerwarmen vielen Wiesen noch heute äußerst zahlreich ver- Klimagebieten der Niederungen. Kennart des treten und nicht selten geradezu faziesbildend. ... Calthion palustris (Feuchtwiesen mehr oder weni- bestimmt zur Blütezeit (vor dem 2. Schnitt) den ger nährstoffreicher Standorte). Aspekt der Wiesen.” Heute ist die Art bis auf die erwähnten Restvorkommen fast verschwunden. Verbreitung: Arealformel: submeridional-temperat-ozeanisch- Gefährdung und Schutz: europäisch bis W-asiatisch. Florenelement: (illy- Die wichtigsten Gefährdungsgründe sind der Wie- risch/montan-karpatisch/perimontan) - pontisch- senumbruch zu Acker oder Saatgrasland, die Ent- zentralsibirisch - (südbaltisch-hercynisch). Der wässerung, die Intensivierung der Grünlandnut- Sumpf-Engelwurz kommt in O- und Zentral-Euro- zung durch mehrmalige Mahd oder starke Bewei- pa, nach N bis Estland, nach W bis Mittel- dung einerseits oder Degradation der Wiesen Deutschland, nach S bis Crna Gora (TUTIN et al. bzw. Sukzession zu Schilfröhrichten und Gehöl- 1991) vor. In Deutschland gibt es Fundorte im zen bei Aufgabe der Grünlandnutzung anderer- Thüringer Becken, in der Elster-Luppe-Aue, der seits. Als Schutzmaßnahme steht an erster Stelle Fuhne-Niederung und im Havelgebiet (WALL- die Erhaltung des Grünlandcharakters der Wuchs- ROTH 1840, REINECKE 1886, PETER 1901, orte und die Vermeidung weiterer Flächenverluste ZOBEL 1905, GARCKE 1922, BERNAU 1926, durch Wiesenumbruch oder andere Nutzungsän- RAUSCHERT 1970, 1972, 1979a, b, KÄSTNER derungen. Von V. SCHMIDT (1988) werden aus et al. 1988, HAEUPLER & SCHÖNFELDER 1989, den Erfahrungen mit der Pflege des Flächennatur- WÖLFEL 1992, HERDAM 1994, BENKERT et al. denkmals Feuchtwiese bei Zwintschöna als weite- 1998). re Maßnahmen empfohlen:

102 Tabelle 35: Vorkommen von Angelica palustris in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1990 1990 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 1 4,2 – – 1 100,0 1 – D 19 - Sächsisches Hügelland u. Erzgebirgsvorland 5 25,0 – – 5 100,0 3 2 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 15 62,5 3 20,0 12 80,0 13 2 D 33 - Nördliches Harzvorland 2 8,3 1 50,0 1 50,0 2 – Sachsen-Anhalt 23 100,0 4 17,4 19 82,6 19 4

– Zweimalige Mahd: Erste Mahd im Frühsommer, Eggenstrich nach der zweiten Mahd bzw. im um konkurrenzstärkere Arten zurückzudrängen, Vorfrühling erfolgen, sofern nicht andere Grün- zweite Mahd nach Samenreife ab Mitte Septem- de, z.B. Schutz anderer Pflanzen- oder Tierarten ber. auf der Fläche, dem zuwiderlaufen. – Aufreißen der Grasnarbe zur Verbesserung der Keimbedingungen. Letzteres könnte durch einen

Angelica palustris Habitat von Angelica palustris (Foto: H. Herdam) (Foto: H. Herdam)

103 Jurinea cyanoides (L.) RCHB. - Sand-Silberscharte (FFH-Code-Nr.: 1805)

Hagen Herdam

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 2 - Stark gefährdet besonders geschützte Art nach Anhang II Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: SCHUBERT et al. (1995) für Mittel- und Nordost- Die Sand-Silberscharte ist eine krautige, 30 – 45 cm deutschland nicht angegeben. Hier findet sich die hohe Pflanze mit grundständigen Blattrosetten. Die Art im Festuco psammophilae-Koelerietum glau- Blätter sind fiederspaltig, oberseits dunkelgrün, cae (Sandschwingel-Blauschillergras-Rasen) und unterseits weißfilzig. Der Stängel ist entfernt be- dringt auch in Steppenrasen, ärmere Sandtrocken- blättert, mit ein bis mehreren Blütenköpfen. Die rasen und seltener in trockene, subatlantische Hei- Blüte ist im Habitus distelartig und purpurviolett den ein (s.a. HERDAM et al. 1993). gefärbt (ROTHMALER et al. 1996). Verbreitung: Biologie, Standorte und Soziologie: Arealformel: submeridional/subtemperat-subkonti- Die Pflanze ist mehrjährig, ein Hemikryptophyt, nental-europäisch/westasiatisch. Die Hauptver- bis 2,5 m tief wurzelnd. Die Blütezeit ist von Juli breitung liegt in der Waldsteppen- und Steppen- bis September. Die Ausbreitung erfolgt durch zone in Osteuropa und Westasien zwischen dem Samen (Windverbreitung) und vegetativ am Bug im Westen und dem Irtysch im Osten, der Wuchsort durch Wurzelsprosse. Bevorzugte Stand- oberen Wolga im Norden bis zum Kaukasusvor- orte sind kontinentale, reichere Sandtrockenrasen, land, dem Aralsee und Balchaschsee im Süden. Kiefernwaldverlichtungen und sonnige, magere Westlich davon gibt es isolierte Vorposten in Böh- Dünenrasen mit sommerwarmen, trockenen, basen- men und Deutschland. Fundorte in Deutschland reichen, neutralen, humosen, lockeren Sandbö- sind das Elbetal in SW-Brandenburg (1 Fundort), den. BUHL et al. (1974) sehen in der Sand-Silber- SW-Mecklenburg (1 Fundort), das mittlere Saale- scharte „in Mitteleuropa eine Art mineralkräftiger tal und das Nordharzvorland in Sachsen-Anhalt bis -reicher Sandböden in sehr trockenwarmen (s.u.), S-Brandenburg (1 Fundort), das mittlere Lagen, wobei sie lückige Rasen bevorzugt.” In Maingebiet in N-Bayern, das untere Main- bis Sachsen-Anhalt liegen die Standorte auf Dünen- Oberrheingebiet in S-Hessen und NW-Baden- sanden (Elbetal), Kreidesandstein (nördliches Württemberg (WOHLLEBEN 1796, SPRENGEL Harzvorland) bzw. dessen Verwitterungsproduk- 1806, SCHWABE 1838, REICHENBACH 1844, ten, z.T. mit geringer Lössauflage, ausnahmsweise ASCHERSON 1864, 1894, SCHATZ 1854, auch auf Pophyrverwitterung (Saaletal). Die Sand- HAMPE 1873, SCHNEIDER 1877, SCHULZ silberscharte ist die Verbandscharakterart des 1909, NEUWIRTH 1958, RAUSCHERT 1966, Koelerion glaucae – Kontinentale Kalk-Sand- 1977, 1979 a, b, MERTENS 1961, HAEUPLER trockenrasen bzw. Blauschillergras-Rasen (ROTH- 1976, KÄSTNER et al. 1988, HERDAM et al. MALER et al. 1996), nach RUNGE (1990) und 1993, HAEUPLER & SCHÖNFELDER 1989, BEN- Assoziationscharakterart des Jurineo cyanoidis- KERT et al. 1998). Koelerietum glaucae (Silberscharten-Blauschiller- gras-Rasen). Diese Gesellschaft wird jedoch von

104 Tabelle 36: Vorkommen von Jurinea cyanoides in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1990 1990 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 1 1,6 – – 1 100,0 1 – D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 17 27,4 9 52,9 8 47,1 4 13 D 11 - Fläming 3 4,8 1 33,3 2 66,7 3 – D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 4 6,5 2 50,0 2 50,0 1 3 D 29 - Altmark 2 3,2 – – 2 100,0 2 – D 33 - Nördliches Harzvorland 35 56,5 8 22,9 27 77,1 20 15 Sachsen-Anhalt 62 100,0 20 32,3 42 67,7 31 31

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Den 17 aktuell bestätigten Fundorten im Nord- harzvorland, an der mittleren Saale und an der Mittelelbe stehen mindestens 46 erloschene bzw. verschollene gegenüber (s.a. RAUSCHERT 1966). Noch 1990 war die Gesamtsituation positiver zu beurteilen (s. Tab. 36). Die aktuelle Gesamtpopu- lation in Sachsen-Anhalt beträgt etwa 3 500 Exemplare mit insgesamt ca. 5 000 Trieben. Wenngleich die meisten Populationen stabil er- scheinen, ist jedoch bei einigen sehr individuenar- men Fundorten mit deren Erlöschen zu rechnen, so dass insgesamt ein weiterer Rückgang zu erwarten ist.

Gefährdung und Schutz: Die Art ist vor allem durch Vergrasung bzw. Ver- dichtung des Graswuchses sowie durch Beschat- tung beim Aufkommen von Gehölzen gefährdet. Beim Ausbleiben regulierender Eingriffe wird dies zu Fundortverlusten führen. Weitere Gefährdungs- ursachen sind das Überwachsen mit Rubus, eine Bodenentnahme, die Ablagerung von Abfall so- wie Motocross und andere Freizeitaktivitäten. Die Art kann vor allem durch einen Flächenschutz der Standorte und die Verhinderung von Gehölzauf- wuchs erhalten werden. Von den insgesamt 16 existenten Fundorten liegen vier in Naturschutzge- bieten und mindestens vier weitere in Flächenna- turdenkmalen. Alle Fundorte, außer Strohberg Quedlinburg und Jätchenberg bei Westerhausen, liegen in FFH-Vorschlagsgebieten.

105 Jurinea cyanoides Habitat von Jurinea cyanoides (Foto: N. Rußwurm) (Foto: H. Herdam)

106 Verbreitung der Arten nach Anhang II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt – Gefäßpflanzen – (schwarze Punkte: bis 1990, rot: seit 1990)

Thesium ebracteatum HAYNE Apium repens (JACQ.) LAG.

Angelica palustris (BESSER) HOFFM. Jurinea cyanoides (L.) RCHB.

107 Luronium natans (L.) RAF. – Froschkraut (FFH-Code-Nr.: 1831)

Hagen Herdam

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 0 - Ausgestorben bzw. besonders geschützte Art nach Anhang II verschollen Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: KE 1982, HAEUPLER & SCHÖNFELDER 1989, Das Froschkraut ist eine krautige Pflanze, die 10 – BENKERT et al. 1998). 45 cm hoch wird. Die Blätter sind verschieden gestaltet, die submersen Blätter linealisch, die Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Schwimmblätter und die Blätter der Landpflanzen Die Art wurde am Südrand des Drömlings (1994) haben eine elliptische Spreite. Die Blüten stehen und am Nordrand der Annaburger Heide (1955 – einzeln, sind langgestielt und dreizählig. Die Kro- 1973) nachgewiesen. Die letztgenannten Vorkom- ne ist weiß (ROTHMALER et al. 1996). men bilden den Westrand des Lausitzer Häufungs- gebietes der Art. Im 19. Jahrhundert gab es Nach- Biologie, Standorte und Soziologie: weise für sechs weitere Stellen (FREITAG et al. Die Pflanze ist ein amphibisch lebender Hydro- 1958, PRINKE 1982). Nach Abfassung des phyt, mehrjährig mit einer Blütezeit von Mai bis Manuskriptes wurde ein aktueller Fund (2000, August. Sie bevorzugt die Ufer stehender Gewäs- DARMER) im NSG „Schwarze Elster – Kuhlache“, ser und bildet Pioniergesellschaften zeitweilig Teilgebiet „Alte Elster – Ritterburg“ bekannt, der flach überschwemmter Ufersäume auf mesotro- auch im Jahr 2001 vom Finder und weiteren Beob- phem, mäßig saurem Humus, Schlamm oder achtern (JAGE, HERDAM u.a.) bestätigt wurde. Sand. Von ROTHMALER et al. (1996) für den Ver- band Littorellion angegeben, entspricht nach Gefährdung und Schutz: SCHUBERT et al. (1995) dem Eleocharition acicu- Konkrete Angaben zur Gefährdung und zu not- laris (Nadelsumpfsimsen-Gesellschaften). wendigen Schutzmaßnahmen können erst nach bestätigten Wiederfunden der Art gemacht wer- Verbreitung: den. Arealformel: Temperat-euozeanisch-europäisch. Das Froschkraut ist in W- u. Mitteleuropa, nach N bis S-Norwegen, nach O bis Pomerellen, nach SO bis Moldawien und Bulgarien verbreitet. In Norddeutschland kommt es nach Süden bis zur Linie Aachen-Düsseldorf-Münster-Osnabrück-Min- den-Steinhuder Meer-SO-Holstein-Ludwigslust-Par- chim-Berlin-Lausitz vor. Isolierte Vorkommen gibt es in der Eifel, dem Taunus, am Südharzrand, in Ostthüringen und an einigen anderen Orten (z.T. bereits erloschen) (HAMPE 1873, SPRENGEL 1806, 1832, REICHENBACH 1830, STARKE 1886, PETER 1901, FREITAG et al. 1958, PRIN-

108 Tabelle 37: Vorkommen von Luronium natans in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1990 1990 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 5 45,5 1 20,0 4 0,0 5 – D 19 - Sächsisches Hügeland u. Erzgebirgsvorland 2 18,2 – – 2 100,0 2 – D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 1 9,1 1 100,0 – – 1 – D 31 - Weser-Aller-Flachland 1 9,1 1 100,0 – – – 1 D 33 - Nördliches Harzvorland 1 9,1 1 100,0 – – 1 – D 37 - Harz 1 9,1 1 100,0 – – 1 – Sachsen-Anhalt 11 100,0 5 45,5 6 54,5 10 1

Luronium natans Habitat von Luronium natans (Foto: H. Herdam) (Foto: H. Herdam)

109 Coleanthus subtilis (TRATT.) SEIDL – Scheidenblütgras (FFH-Code-Nr.: 1887)

Hagen Herdam

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

3 - Gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: selten (WOIKE 1969). 1904 wurde die Art von Das Scheidenblütgras ist ein sehr kleines Süßgras, SCHORLER (1904 in CONERT 1992) im Groß- das nur 2 – 6 cm hoch wird. Die Halme sind lie- teich bei Großhartmannsdorf (Sachsen) entdeckt. gend bis aufsteigend, die Blattscheiden bauchig Seit 1933 gelangen Nachweise in mehreren Tei- aufgeblasen (ROTHMALER et al. 1996). chen zwischen Freiberg und Sayda/Olbernhau, 1962 im Dreifelder Weiher im Westerwald Biologie, Standorte und Soziologie: (WOIKE 1968). 1963 wurde das Scheidenblüt- Die Pflanze ist ein Therophyt. Die Blütezeit ist von gras in Sachsen-Anhalt gefunden (s.u., JAGE August bis Oktober, bei winteranuellen Pflanzen 1964). Früher (1899 bis 1902) kam es bei Mann- auch schon Ende April. Die Verbreitung erfolgt heim vor (BENKERT et al. 1998). durch Wasservögel. Das Scheidenblütgras wächst bevorzugt an und in Teichen und Altwässern auf Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: feuchtem Teichschlamm, trockengefallenen Schlamm- Zwischen 1963 und 1993 wurde die Art im mitt- bänken und nassem Feinsand. Zwergbinsengesell- leren Elbetal von Bleddin bis Klieken gefunden, schaften offener Schlammböden. danach nur noch 1999 und 2000 im Bleddiner Riss (N- und S-Teil). Das Auftreten ist jährlich Verbreitung: schwankend, eher sporadisch und abhängig von Europa, Sibirien, westliche USA. Arealformel: den Bedingungen zur Ausbildung der Zwergbin- temperat-(subozeanisch) europäisch+W-amerika- sengesellschaften. Im Oktober 2000 konnten, nisch. Häufungsgebiete liegen in W-Frankreich zusammen mit JAGE, ca. 50 Exemplare registriert und SW-Böhmen, dem angrenzenden Mähren werden. und Niederösterreich, sonst sind die Vorkommen

Tabelle 38: Vorkommen von Coleanthus subtilis in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1990 1990 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 6 100,0 6 100,0 – – 3 3 Sachsen-Anhalt 6 100,0 6 100,0 – – 3 3

110 Gefährdung und Schutz: durch die Zurückdrängung der großwüchsigeren Gefährdungsursachen sind die Vernichtung der Bidention-Arten positiv, eine zu starke Beweidung Standorte durch Baumaßnahmen, die Eindei- durch Rinder allerdings aufgrund der Trittschäden chung und Trockenlegung sowie die Unterbindung und des Nährstoffeintrages negativ. Alle Fundorte der Standortdynamik, insbesondere der Wasser- des Scheidenblütgrases liegen in FFH-Vorschlags- standsschwankungen und damit verbunden das gebieten. Überwachsen durch perennierende Uferpflanzen oder Gehölze. Zum Schutz der Art sind die Stand- orte und ihre natürliche Dynamik mit Wasser- standsschwankungen sowie Erosion und Depositi- on von Bodenmaterial zu erhalten. Die Bedingun- gen zur Ausbildung von Sand- und Schlammbän- ken als Grundlage für die Ausprägung von Ufer- Pioniergesellschaften sind zu verbessern. Eine Beweidung z.B. mit Gänsen oder Rindern wirkt

Coleanthus subtilis Habitat von Coleanthus subtilis (Foto: H. Jage) (Foto: H. Jage)

111 Cypripedium calceolus L. – Frauenschuh (FFH-Code-Nr.: 1902)

Jens Peterson

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

3 - Gefährdet 3 - Gefährdet besonders geschützte Art nach Anhang II Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: THÜRINGEN E.V. 1997). Es erfolgt auch eine Der Frauenschuh ist eine krautige, 15 – 70 cm vegetative Vermehrung durch Verzweigung der hohe Orchidee mit unterirdisch kriechendem Rhi- Rhizome, dadurch können vieltriebige Horste zom. Der Stängel ist aufrecht, am Grunde mit we- gebildet werden. Die Vorkommen des Frauen- nigen bräunlichen Schuppenblättern besetzt, darü- schuhs befinden sich in borealen und montanen ber stehen gewöhnlich zwei bis vier breitellipti- Nadelwäldern, Legföhren-Gebüschen, Kiefern- sche, vorn zugespitzte, frisch hellgrüne Laubblät- Trockenwäldern, Eichen-Hainbuchenwäldern, Bu- ter mit stark hervortretenden Parallelnerven. Die chenwäldern, wärmeliebenden Edellaubholzwäl- Blüte ist unverkennbar, sie besteht inklusive der dern, Laubgebüschen, Waldsäumen, verbuschen- goldgelben, schuhförmigen Lippe aus fünf Blüten- den Halbtrockenrasen und Nadelholz- (meist Kie- hüllblättern. Ursprünglich war das Perigon sechs- fern-) Forsten. In Sachsen-Anhalt kommt die Art in blättrig, aber die beiden äußeren seitlichen Peri- wärmeliebenden Wäldern, in Gebüschen und Säu- gonblätter sind miteinander verwachsen und bil- men kalk- oder zumindest basenreicher Böden vor, den das untere Blatt der Blütenhülle. Meist ist je besonders in Orchideen-Buchenwäldern vergesell- Trieb nur eine Blüte ausgebildet, vereinzelt sind schaftet mit weiteren Orchideen der Gattungen aber auch Exemplare mit zwei bis zu sehr selten Nestwurz (Neottia), Waldvöglein (Cephalanthera) vier Blüten zu finden. und Sitter (Epipactis). Aber auch in Kiefernauffor- stungen steiler Kalkhänge und an lichten Gehölz- Biologie, Standorte und Soziologie: beständen verbuschender Kalk-Halbtrockenrasen Die Orchidee ist ein ausdauernder Geophyt mit ist der Frauenschuh zu finden. einer Blütezeit von Mai bis Juni. Sie zählt zu den Kesselfallenblumen, deren Bestäubung vor allem Verbreitung: durch Sandbienen (Gattung Andrena) erfolgt. Der Arealformel: submeridional/montan-boreal-subkon- in großer Menge gebildete, bis 40 000 pro Kap- tinental-pläarktisch. Das ausgedehnte Gesamtareal sel, staubfeine Samen wird durch den Wind ver- umfasst die temperate Zone der sommergrünen breitet. Zur Keimung ist er, wie bei allen Orchi- Laubwälder und Waldsteppen sowie die boreale deen, auf spezifische symbiontische Pilze angewie- Zone der nördlichen Taiga-Nadelwälder Eurasiens sen (endotrophe Mykorrhiza). Die Jugendentwick- (MEUSEL et al. 1965). In den ausgeprägt ozeani- lung erfolgt sehr langsam. Im Zuge der Keimung schen Gebieten selten, nur in N-England und in entwickelt sich im Boden zunächst ein undifferen- Norwegen. Das relativ geschlossene Areal er- ziertes Keimknöllchen (Protokorm), erst nach drei streckt sich von den SW-Alpen über den gesamten bis vier Jahren wird ein erstes Laubblatt gebildet: Alpenraum (bis zu einer Höhe von 1600 – 1900 m Unter optimalen Standortbedingungen kommt die ü NN), die zentraleuropäischen Hügelländer und Pflanze frühestens nach sechs bis acht Jahren zur Mittelgebirge und die Karpaten, weiterhin über Blüte (ARBEITSKREIS HEIMISCHE ORCHIDEEN das nördliche und zentrale Dinarische Gebirge.

112 Schon in Norddeutschland vereinzelt im Tiefland, Gefährdung und Schutz: im östlichen Mitteleuropa und Osteuropa im Tief- Ehemals stellten forstwirtschaftliche Maßnahmen und Hügelland zerstreut, die Südgrenze des Areals wie die Umwandlung lichter Gebüsche sowie Mit- folgt etwa der Waldsteppen-Zone. In Mittelschwe- tel- und Niederwälder in schattigere Hochwälder, den und im Gebirge in S-Norwegen verbreitet. die direkte Vernichtung von Vorkommen durch Dringt in Skandinavien weit über den Polarkreis Holzeinschlag, Holztransport, Wegebau und Auf- nach Norden vor, zerstreut bis nahe des Nordkaps forstung eine nicht unwesentliche Gefährdungsur- und auf die Kolahalbinsel (MEUSEL et al. 1965, sache dar. Andererseits wirkten sich manche TUTIN et al. 1991). In Deutschland verbreitet in waldbauliche Maßnahmen, etwa die Aufforstung den Alpen und im S-Alpenvorland. Nördlich der bestimmter Bereiche mit Kiefern, langfristig eher Donau in der Schwäbischen und Fränkischen Alb, positiv aus. In einem dichtgeschlossenen Kiefern- seltener im Neckar-Tauber-Land und in Mainfran- jungwuchs ist die Art allerdings nicht überlebens- ken. In den Muschelkalk- und Zechsteingebieten der fähig, vermutlich wandert sie aus der Umgebung Randplatten des Thüringer Beckens stellenweise erst allmählich in die Altbestände ein. Heute ist recht häufig, seltener und z.T. erloschen im Nieder- der Frauenschuh örtlich bei spontanem Gehölzauf- sächsischen Bergland und im N-Harzvorland. Im kommen durch starke Beschattung der Wuchsorte Tiefland weitgehend fehlend, wenige teilweise gefährdet. Trotz Schutzstatus und Lage vieler Vor- bereits erloschene Einzelvorkommen im südöstli- kommen in Naturschutzgebieten wird dem Frau- chen Niedersachsen und im nördlichen Sachsen- enschuh durch Pflanzenliebhaber stark nachge- Anhalt, sowie in O-Brandenburg und auf Rügen stellt, so dass durch Ausgraben auch in jüngster (BENKERT et al.1998, KORNECK et al.1996, SSY- Zeit manche Vorkommen in Sachsen-Anhalt stark MANK et al. 1998). geschädigt oder sogar vollständig vernichtet wor- den sind (mündl. Mitt. HERDAM). Die Art kann Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: vor allem durch den Flächenschutz der Standorte Der Frauenschuh ist sehr selten und bereits viel- erhalten werden. Eine auf die Erhaltung des Frau- fach verschwunden. Insgesamt war innerhalb des enschuhes abgestimmte Pflege der Wuchsorte betrachten Gebietes in den letzten einhundert Jah- durch selektive Gehölzentnahme bei zu starker ren ein drastischer Verlust an Fundorten zu ver- Beschattung kann fallweise notwendig werden. zeichnen. Im Tiefland gibt es erloschene Einzelvor- Die forstwirtschaftliche Nutzung hat sich dem kommen in der westlichen und zentralen Altmark Schutzerfordernis unterzuordnen. Starke Auflich- sowie im Bereich der Mittelelbe. Früher kam er tung, Aufforstung, ein Unterbau von Schattholzar- zerstreut im Nördlichen Harzvorland, so z.B. im ten, der Wegebau sowie Befahrung und Holzbrin- Huy, vor. Letzte Vorkommen in diesem Bereich gung im Bereich der Standorte sind nicht zulässig. wurden noch in den 1990er Jahren nachgewie- Eine Überwachung der Bestände durch Natur- sen (HERDAM et al. 1993), heute ist er jedoch schutzmitarbeiter, besonders zur Blütezeit, soll das dort überall verschollen. Aktuell kommt der Frau- illegale Ausgraben unterbinden. enschuh noch sehr selten im Bereich des Südhar- zes vor (HERDAM mündl. Mitt.). Der Schwerpunkt der aktuellen Verbreitung in Sachsen-Anhalt ist das untere Unstruttal. Hier finden sich noch mehre- re, meist jedoch relativ individuenarme Vorkom- men (KALLMEYER & ZIESCHE 1996). Nach den Kartierungsergebnissen des Arbeitskreises Heimi- sche Orchideen Sachsen-Anhalt sind im Land der- zeit etwa 2 000 Exemplare bekannt (mündl. Mitt. FRANK).

113 Tabelle 39: Vorkommen von Cypripedium calceolus in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1990 1990 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 8 3,4 6 75,0 2 25,0 8 – D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 139 59,9 67 48,2 72 51,8 93 46 D 19 - Sächsisches Hügeland u. Erzgebirgsvorland 16 6,9 2 12,5 14 87,5 15 1 D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 23 9,9 2 8,7 21 91,3 21 2 D 29 - Altmark 3 1,3 – – 3 100 3 – D 33 - Nördliches Harzvorland 37 15,9 10 27,0 27 73,0 29 8 D 37 - Harz 6 2,6 2 33,3 4 66,7 4 2 Sachsen-Anhalt 232 100,0 89 38,4 143 61,6 173 59

Cypripedium calceolus Habitat von Cypripedium calceolus (Foto: T. Pietsch) (Foto: T. Pietsch)

114 Liparis loeselii (L.) RICH. - Sumpf-Glanzkraut (FFH-Code-Nr.: 1903)

Hagen Herdam

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

2 - Stark gefährdet 1 - Vom Aussterben besonders geschützte Art nach Anhang II bedroht Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: 1989, KALLMEYER & ZIESCHE 1996, ROTHMA- Das Sumpf-Glanzkraut ist ein kleine Erdorchidee LER et al. 1996, BENKERT et al. 1998). von 6 – 20 cm Höhe. Es hat länglich-lanzettliche, grundständige Blätter, die am Grunde eine Stän- Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: gelknolle einschließen. Die Blätter und auch die Vom Sumpf-Glanzkraut sind nur noch zwei exis- Blüten sind gelbgrün (ROTHMALER et al. 1996). tente Vorkommen mit relativ kleinen Populationen bekannt und zwar in einem natürlichen Kalkflach- Biologie, Standorte und Soziologie: moor (FFH-Vorschlagsgebiet 87), vermutlich Nach- Die Pflanze ist ein Geophyt-Hemikryptophyt. Sie kommen einer künstlichen Wiederansiedlung und ist mehrjährig, die Blütezeit liegt im Juni bis Juli. an einem Sekundärstandort, einem Flachmooriniti- Meist findet eine Selbstbestäubung statt. Bevor- al in einem Tagebaurestloch. Letzteres stellt mit zugte Standorte sind nasse, mesotrophe, kalkhalti- derzeit 70 bis 100 Exemplaren die individuen- ge Flach- und Zwischenmoore und Quellsümpfe. reichste und wahrscheinlich einzige natürliche Verbände Caricion davallianae (Kalkflachmoorge- Population dar. Es handelt sich hier um eine rezen- sellschaften und Verlandungsgesellschaften meso- te Neuansiedlung auf einem Sekundärstandort. tropher Seen) und Rhynchosporion albae (Schna- Dem stehen 18 erloschene Vorkommen gegenüber belried-Schlenkengesellschaften). (u.a. SCHNEIDER 1877, RAUSCHERT 1970, KALLMEYER & ZIESCHE 1996), von denen vier Verbreitung: erst im Zeitraum nach 1950 verschwunden sind. Arealformel: submeridional-temperat-subozeanisch- eurosibirisch+O-amerikanisch+(W-amerikanisch). Gefährdung und Schutz: Von S-Wales und S-Fennoscandien nach S bis SW- Die wichtigsten Gefährdungsgründe sind infolge Frankreich, S-Rumänien u. S-Rußland. In Mecklen- von Entwässerung und Aufgabe der Grünlandnut- burg-Vorpommern, Brandenburg und dem Alpen- zung eine natürliche Sukzession zur Hochstauden- vorland kommt die Art zerstreut vor, sonst ist sie flur und damit das Verschwinden des Kalkkleinseg- sehr selten (HORNUNG 1832, SCHWABE 1838, genrieds (FFH-Vorschlagsgebiet 87) bzw. die Über- REICHENBACH 1844, BEICHE 1899, SCHÖN- stauung des Standorts bei fehlender Entwässerung HEIT 1850, REICHARDT 1860, ASCHERSON nach Einstellung des Pumpbetriebs (Tagebaurest- 1864, HAMPE 1873, SCHNEIDER 1877, MEY- loch). Der natürlichen Sukzession im FFH-Vor- ERHOLZ 1884, VOCKE & ANGELRODT 1886, schlagsgebiet 87 wird durch eine jährliche, selekti- ZSCHACKE 1899, HERMANN 1902, ZOBEL ve Mahd der darin befindlichen NSG-Fläche durch 1905, EBERT 1929, KÄSTNER et al. 1988, die Mitarbeiter der Naturschutzstation „Nordharz” SCHOLZ & SUKOPP 1965, RAUSCHERT 1970, gemeinsam mit Naturschutzverbandsmitgliedern HUDZIOK 1974, HAEUPLER & SCHÖNFELDER entgegengewirkt. Der Populationssprung 1999

115 Tabelle 40: Vorkommen von Liparis loeselii in den naturräumlichen Haupteinheiten

Vorkommen naturräumliche Gesamt in außerhalb von bis seit Haupteinheiten FFH-Gebieten FFH-Gebieten 1990 1990 abso- abso- abso- abso- abso- %%% lut lut lut lut lut D 09 - Elbetalniederung 1 5,0 1 100,0 – – 1 – D 10 - Elbe-Mulde-Tiefland 3 15,0 – – 3 100,0 2 1 D 11 - Fläming 6 30,0 – – 6 100,0 6 – D 18 - Thüringer Becken mit Randplatten 2 10,0 – – 2 100,0 2 – D 20 - Östliches Harzvorland u. Börden 6 30,0 3 50,0 3 50,0 6 – D 29 - Altmark 1 5,0 – – 1 100,0 1 – D 33 - Nördliches Harzvorland 1 5,0 1 100,0 – – – 1 Sachsen-Anhalt 20 100,0 5 25,0 15 75,0 18 2 könnte als positives Ergebnis dieser Maßnahmen deten Pflanzenarten vor. Danach wird der Wasser- interpretiert werden. Der Erfolg der Bemühungen stand in diesem Gebiet möglicherweise bereits ab wäre wahrscheinlich durch die Mahd einer größe- Ende 2000, spätestens aber ab Anfang 2004 um ren Fläche (Gesamtfläche des NSG ca. 40 ha) und insgesamt ca. 7 m ansteigen und den Standort eine bessere Beräumung mit höherem Technikein- überfluten. Als Konsequenz sehen die genannten satz weiter zu verbessern. Für den Fundort im Tage- Autoren eine Umsiedlung des Sumpf-Glanzkrautes baurestloch liegt dem Landesamt für Umweltschutz (sowie weiterer Arten, darunter Bunter Schachtel- Sachsen-Anhalt mit Datum vom 27.01.2000 ein halm – Equisetum variegatum; Rote Liste - Gefähr- von HEYDE und REUTER erarbeitetes, ausführlich dungskategorie 0!) in geeignete benachbarte Stand- begründetes Konzept zum Schutz der dort vorkom- orte. Die vernünftigere Alternative wäre allerdings menden, vom Aussterben bedrohten bzw. gefähr- der Erhalt des natürlichen Standortes.

Liparis loeselii Habitat von Liparis loeselii (Foto: A. Korschefsky) (Foto: A. Korschefsky)

116 Artemisia laciniata WILLD. - Schlitzblättriger Beifuß (FFH-Code-Nr.: 1916)

Jens Peterson

Gefährdungskategorie und Schutzstatus: Rote Liste Rote Liste Bundesnaturschutz- FFH-Richtlinie Deutschland Sachsen-Anhalt gesetz

0 - Ausgestorben oder 0 - Ausgestorben oder besonders geschützte Art nach Anhang II verschollen verschollen Art nach § 20a (1) 7. b), und Anhang IV aa) und streng geschützte Art nach § 20a (1) 8. b)

Kurzbeschreibung der Art: trägt eine schmale, mehr oder weniger einseits- Der Schlitzblättrige Beifuß ist eine sommergrüne wendige Rispe ziemlich großer, nickender Köpf- Halbrosettenstaude mit einem ausläuferartigen, chen, die bei schwach entwickelten Exemplaren unterirdischen Rhizom. Der mit doppelt gefieder- zu einer einfachen Traube reduziert sein kann. ten Blättern locker bestandene, blühende Spross Häufig sind daneben nichtblühende, wenigblättri- erhebt sich 15 – 75 cm hoch aus einer Rosette. Er ge Rosetten anzutreffen (JÄGER 1987).

Herbarbeleg von Artemisia laciniata, gesammelt Im zentralasiatischen Hauptareal ist Artemisia von Eggert am 8. September 1867 im Bernbur- laciniata unter anderem in der lichten Lärchen- ger Moor bei Staßfurt, Herb. Univ. Halensis: und Zirbelkiefern-Taiga, wie hier im mongoli- HAL 07227 schen Bogd-Uul Gebirge südlich von Ulan-Bator, (Foto: S. Ellermann) weit verbreitet (Foto: J. Peterson)

117 Biologie, Standorte und Soziologie: Bestandssituation in Sachsen-Anhalt: Die Pflanze ist ausdauernd, die Blütezeit vom Im 19. Jahrhundert gab es Vorkommen des Schlitz- August bis Oktober. Es erfolgt vermutlich wie bei blättrigen Beifuß im Ried zwischen Staßfurt und den meisten Beifuß-Arten vorwiegend eine Wind- Hecklingen, an der Saline Leopoldshall südöstlich bestäubung, daneben sind Selbstbestäubung und Staßfurt, zwischen Rathmannsdorf und Neugatters- vereinzelt Insektenbestäubung möglich. Der leben sowie im Bernburger Moor zwischen Rath- Schlitzblättrige Beifuß treibt im Frühjahr spät aus mannsdorf und Hohenerxleben. Am letztgenann- und entwickelt sich im Unterschied zur Mehrzahl ten Fundort wurde die Art bis ca. 1900 nachge- der heimischen Stauden zunächst langsam. Nur in wiesen, an den anderen Stellen war sie schon warmen und feuchten Jahren kommt die Art in Mit- früher verschwunden. Das Aussterben der konkur- teleuropa im Spätsommer zur Blüte. Die Pflanze renzschwachen, nur selten blühenden und fruchten- zeigt den typischen Wuchsrhythmus einer mongo- den Pflanze ist wohl hauptsächlich durch Standort- lisch-sibirischen Steppenpflanze mit Hauptverbrei- veränderung infolge Entwässerung oder Vernich- tung im Bereich des Ostseiten-Steppenklimas tung der Salzstellen und durch diverse Nutzungen (JÄGER 1987). In Mitteleuropa unterliegt die Art bedingt. Als weitere Ursache ist ein negativer Ein- daher leicht der Konkurrenz der Vielzahl der fluss exzessiven Sammelns von Herbarexemplaren atlantisch bis subkontinental verbreiteten, an ein denkbar. Um 1900 nahm Friedrich HERMANN Westseitenklima mit z.T. milden Wintern und aus- vom letzten Vorkommen eine Pflanze in gärtneri- geprägter Frühjahrsfeuchtigkeit angepasster Ar- sche Kultur, deren wiederum letzter Abkömmling ten, deren Wachstum bereits zeitig im Frühling 1964 im Garten durch Mäuse vernichtet wurde beginnt. In Deutschland kam sie ehemals aus- (nach JÄGER 1987). schließlich an konkurrenzarmen Standorten von Binnensalzstellen vor. Auch in Österreich im Bur- genland (Seewinkel) und ehemals in Niederöster- reich wächst sie auf salzhaltigen, wechselfeuchten Magerwiesen (FISCHER & ADLER 1994). In Euro- pa ist sie ein Relikt des vorübergehenden Vordrin- gens von Elementen der Lärchentaiga und der Lär- chenwaldsteppe nach Westen im Spätglazial und frühem Postglazial (JÄGER 1987). Im zentral- und ostasiatischen Hauptareal findet man sie in fri- schen Lärchenwäldern, Birken- und Espenwäldern, Wiesen und Wiesensteppen (JÄGER 1987).

Verbreitung: Das ausgedehnte Hauptareal umfasst NO-China, die N-Mongolei, die Mandschurei sowie Zentral- und Mittelsibirien. Das kleine westamerikanische Vorpostenareal geht auf eine geschlossene Ver- breitung über die Beringbrücke während des Quartärs zurück. Europäische Reliktvorkommen gibt bzw. gab es im Mitteldeutschen Trockenge- biet (alle erloschen) bei Artern (Thüringen) und Staßfurt (Sachsen-Anhalt) sowie in Randbereichen des Pannonischen Beckens (Burgenland, Nieder- österreich, Mähren) und am mittleren Don (JÄGER 1987).

118 Verbreitung der Arten nach Anhang II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt – Gefäßpflanzen – (schwarze Punk- te: bis 1990, rot: seit 1990; Dreiecke: synanthrop oder angesalbt/eingebürgerte Verwilderung)

Luronium natans (L.) RAF. Coleanthus subtilis (TRATT.) SEIDL

Cypripedium calceolus L. Liparis loeselii (L.) RICH.

119 5 Zusammenfassung der Ergebnisse

Peer Schnitter; Frank Meyer

Mit Stand vom 15.05.2001 sind für die Pflanzen- Diese Landschaftsräume haben einerseits auf- und Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse grund der geologischen, klimatischen oder sonsti- des Anhangs II der FFH-RL in Sachsen-Anhalt 4 749 gen standörtlichen Bedingungen eine besonders Nachweise bekannt, von denen ca. 40 % inner- herausragende Ausstattung mit Lebensräumen von halb der gemeldeten FFH-Vorschlagsgebiete lie- gemeinschaftlicher Bedeutung im Sinne des gen. In der folgenden Statistik sind nur die Arten Anhangs I der FFH-Richtlinie aufzuweisen, welche dargestellt, die aktuell in Sachsen-Anhalt nachge- wiederum die Lebensraumgrundlage für eine wiesen sind. Für die einzelnen Artengruppen reichhaltige Flora und Fauna darstellen. Daher ist (Wirbellose, Wirbeltiere, Gefäßpflanzen) wurde in diesen Landschaftsräumen ein sehr hoher Flä- der Begriff „aktueller Nachweis“ durch die Spe- chenanteil als FFH-Gebiet vorgeschlagen und zialisten aufgrund der diversen ökologischen gemeldet worden. Das Land Sachsen-Anhalt trug Gegebenheiten unterschiedlich definiert. Für die seiner Verantwortung im Rahmen der Erhaltung Wirbellosen werden als „aktuell“ Daten ab dem solcher wertvoller Lebensräume zum Beispiel auch 01.01.1960 gewertet (nähere Erläuterungen in mit der Erweiterung des Nationalparkes „Hoch- den Artkapiteln bzw. in der Einführung zur Arten- harz“ und des UNESCO-Biosphärenreservates gruppe), für die Wirbeltiere Daten ab dem „Mittlere Elbe“ zur „Flusslandschaft Elbe“ Rech- 01.01.1990 und für die Gefäßpflanzen in der nung. Andererseits spiegelt sich jedoch hier auch Regel ab dem 01.01.1980. Somit ist es nicht der traditionell besonders intensive Durchfor- ganz ausgeschlossen, dass Vorkommen von Ar- schungsgrad wider, der sich zudem in zahlrei- ten, die an dieser Stelle als aktuell nachgewiesen chen Publikationen und Studien niederschlägt. Für betrachtet werden, inzwischen als „Ausgestorben den Landschaftsraum „Harz“ liegt ein Arten- und oder verschollen“ gelten. Biotopschutzprogramm vor (LANDESAMT F. UM- Tabelle 41 und Abbildung 2 beinhalten für die WELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT 1997), für den aktuell nachgewiesenen Arten auch die histori- Landschaftsraum „Elbe“ wird dies noch im Jahr schen Funde, da einerseits gegebenenfalls mit 2001 fertiggestellt. Demgegenüber stehen nur dem Wiedernachweis der einzelnen Arten in den wenig bearbeitete, vom Territorium Sachsen-An- ehemaligen Vorkommensgebieten zu rechnen ist halts oftmals nur angeschnittene naturräumliche und andererseits nur so die potenziellen Möglich- Haupteinheiten mit einer geringen Zahl entspre- keiten der FFH-Gebiete bei einem entsprechend chender Nachweise wie z.B. die Mecklenbur- abgestimmten Gebietsmanagement aufzeigbar gisch-Brandenburger Seenplatte (D 05) oder das sind. Brandenburgische Heide- und Seengebiet (D 12). Betrachtet man die Fundort-Verteilung der einzel- Das jetzt gemeldete System von FFH- und EU-SPA- nen Arten, so sind für einige naturräumliche Gebieten ist unseres Erachtens geeignet, die Exis- Haupteinheiten und Gebiete bemerkenswerte tenz der Hauptvorkommen der Arten nach An- Häufungen erkennbar. Schwerpunktvorkommen hang II der FFH-RL mindestens zu sichern, mög- von Arten nach Anhang II der FFH-RL beherbergen lichst jedoch die Grundlage für eine positive insbesondere die Elbetalniederung (D 09), das Bestandsentwicklung zu eröffnen. Dazu wurden Elbe-Mulde-Tiefland (D 10) und der Harz (D 37). auch einige Gebiete gemeldet, welche vorder-

120 gründig dem Schutz bestimmter Einzelarten die- ähnliche Situation. Zum Beispiel liegen rein rech- nen sollen. Dies betrifft zum Beispiel Vorkommens- nerisch nur 15,8 % der bekannten Vorkommen gebiete der Sumpfengelwurz (Angelica palustris) des Hirschkäfers (Lucanus cervus) in den gemelde- mit dem Vorschlagsgebiet „Engelwurzwiese öst- ten FFH-Gebieten. Dies liegt unter anderem darin lich Bad Dürrenberg“, des Schlammpeitzgers begründet, dass von den insgesamt aufgeführten (Misgurnus fossilis) im „Großen Bruch bei Wulfer- 537 Nachweisen alleine 133 Funde - dies ent- stedt“, des Großen Mausohrs (Myotis myotis) mit spricht 25 % - erst in den letzten beiden Jahren dem „Stollensystem Büchenberg bei Elbingerode“ bekannt wurden, vor allem aus der zuvor sehr und die Wochenstube der Kleinen Hufeisennase schlecht untersuchten Colbitz-Letzlinger Heide und (Rhinolophus hipposideros) in der „Kirche Brande- deren weiterem Umfeld. Weitere Hinweise gehen roda“. Natürlich profitieren von diesen Schutz- ständig ein, diese Tendenz wird sich im Rahmen maßnahmen auch andere Arten bzw. der gesam- des gezielten Monitorings in den FFH-Gebieten (s. te Lebensraum. Kapitel 6) fortsetzen. Eine genaue Bestandsermitt- Während für einige Arten fast alle aktuellen Vor- lung für Sachsen-Anhalt wäre derzeit nur unter kommen bekannt sein dürften und in der jetzigen kaum vertretbarem Aufwand möglich. Jedoch sind Gebietskulisse erfasst sind (z.B. Gefäßpflanzen, individuenstarke Populationen insbesondere aus Europäischer Biber), bestehen insbesondere für ein- dem Mittelelbe-Bereich innerhalb der gemeldeten zelne Wirbellose aufgrund der versteckten Lebens- FFH-Gebiete bekannt, die eine Gewähr für eine weise momentan kaum abschätzbare Wissensdefi- nachhaltige Bestandssicherung geben sollten. Die zite (z.B. Eremit, Osmoderma eremita). Formelle alleinige Unterschutzstellung der besiedelten Brut- Missverhältnisse werden auch für Arten bestehen substrate bewirkt ohnehin zunächst nur einen bleiben müssen, von denen deutlich mehr Vorkom- administrativen Schutz. men bekannt als in Besonderen Schutzgebieten Die Populationen der Anhang-II-Arten unterliegen nach der FFH-Richtlinie erfasst sind. So liegen z.B. einer starken Dynamik – wie auch der Kenntnis- für den Kammolch (Triturus cristatus) nur ca. 17,5 % stand über sie! Somit kann die vorliegende NATU- der bekannten Vorkommen innerhalb von FFH- RA- 2000-Gebietsmeldung des Landes Sachsen- Gebieten. Nach Ansicht der Experten betrifft dies Anhalt zwar eine maximale Annäherung an fach- jedoch die individuenreichsten Populationen und liche Erfordernisse, jedoch keine absolute Voll- ist es weder praktikabel noch erforderlich, jedes kommenheit erreichen. Diesbezügliche Defizite Gewässer mit Einzelnachweisen des Kammolches müssen im weiteren Vollzug der Richtlinie beachtet als FFH-Gebiet zu melden. Analog gilt dies auch und weitestgehend kompensiert werden. für andere Arten. In anderen Fällen stellt sich die Situation wesentlich komplizierter dar, so z.B. bei der Rotbauchunke (Bombina bombina), für die Abb. 2: Anzahl der Datensätze zu Arten nach das Land Sachsen-Anhalt am westlichen Rande Anhang II der FFH-RL in den naturräumlichen ihres Areals eine besondere Verantwortung trägt. Haupteinheiten Sachsen-Anhalts Die Abgrenzung der FFH-Gebiete im Elbetal, wel- che die landesweit individuenstärksten Vorkom- men beherbergen, wurde jeweils an den Deichfuß ' (innerdeichs, d.h. landseitig) gelegt. Die Intention ' ' bestand dabei darin, ein hohes Maß an Nachvoll- ' ' ziehbarkeit zu erreichen. Dabei blieb jedoch ' unberücksichtigt, dass ein Großteil der Rotbauch- ' ' unkenpopulationen in den landseitig gelegenen ' 6DFKVHQ$QKDOW Qualmwässern lebt. Da diese in ihrer Existenz ' ' stark von den wechselnden Wasserständen in der 1DWXUUlXPOLFKH +DXSWHLQKHLWHQ LQ ' Stromelbe abhängen, ist hier eine nachvollziehba- '           re Grenzziehung nahezu ausgeschlossen. $Q]DKO GHU 'DWHQVlW]H ]X $UWHQ QDFK $QKDQJ ,, GHU ))+5/ Auch für einige Wirbellosen-Arten besteht eine

121

Harz

Nördliches Harzvorland Nördliches

Weser-Aller-Flachland

Altmark

Lüneburger Heide Lüneburger

Börden

Östliches Harzvorland u. Harzvorland Östliches

und Erzgebirgsvorland und

Sächsisches Hügelland Sächsisches

Randplatten

Thüringer Becken mit Becken Thüringer

Heide- und Seengebiet und Heide-

Brandenburgisches Fläming

Vorkommen in den naturräumlichen Haupteinheiten Vorkommen

Elbe-Mulde-Tiefland

Elbetalniederung

burger Seenplatte burger Mecklenburg-Branden-

D 05 D 09 D 10 D 11 D 12 D 18 D 19 D 20 D 28 D 29 D 31 D 33 D 37

% absolut Nachweise) Vorkommen Vorkommen

in FFH-Gebieten (inkl. historischer

(Gesamt) Sachsen-Anhalt (Kleiner Maivogel) 30 8 26,7 – – 10 – – 2 6 10 – – – – 2 10– 26,7 8 30 – 2 – – 10 – 6 – 2 Maivogel) (Kleiner (Großer Feuerfalter) 21 4 19,0 – 8 2 2 – 1 1 – – 5 – 1 1 – 8 2 2 – 1 – 5 19,0 1 – 1 – 4 21 Feuerfalter) (Großer (Hirschkäfer) 15,8 537 85 – 7 11 180 – 48 16 0 – 144 10 56 35 (Bachmuschel) 28 12 42,9 – – 9 1 – 5 – 7 – 3 – 2 1 (Bachmuschel) 1 – 1 – 5 9 7 2 3 – – 42,9 12 28 Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie Windelschnecke) angustior Vertigo 48,515 (Schmale 31 – 1 1 1 – 19 1 1 – 3 Flußjungfer) 2 – Unio crassus Ophiogomphus cecilia Moosjungfer) (Grüne 2 – 1 – – 36 – – – Leucorrhinia pectoralis 93,0 (Große 40 43 88,9Coenagrion mercuriale 24 (Helm-Azurjungfer) 27 – 9 2 2 – 2 3 Euphydrias maturna – 2 4 – 3 – Bläuling) dispar Lycaena Maculinea nausithous 59,125,0Scheckenfalter) (Schwarzblauer 13 18 2 22 – 3 72 3 9 7 – 5 Euphydrias aurinia – 12 3 – 3 – 11 7 2 – – 3 1 39 – – – 1 13,2 Flagge) (Goldener 5 38 Euplagia quadripunctaria – Wurzelhals-Schnellkäfer) – 8 (Spanische 9 100,0– – 4 – 1 1 – Limoniscus violaceus – 30,2 – – (Blauer 13 43 Lucanus cervus 19 5 – 7 – 7 – – – – – – 1 – – Wirbellose Tabelle 41: Statistik für die in Sachsen-Anhalt nachgewiesenen Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie Arten nach 41: Statistik für die in Sachsen-Anhalt nachgewiesenen Tabelle

122

42,1 – – 2 2 – 2 – – – 6 – – 7 42,12 – – 2 2 – 7 6 – – 5 5 100,0 – 4 1 – – – – – – – – – – – 4 1 – – – – – 100,0 – – – – – 5 5 16 11 68,8 – – – – – 9 2 5 – – – – – – – 2 5 – 9 – – – 68,8 11 5 11 14 3 – 16 17 – 43,8 7 – – 25 57 167 75 44,9 1 80 65 2 1 80 44,9 2 1 75 – 167 1 10 – 5 – – 4 749 1 901 40,0 2 640 1 673 209 2 411 137 430 9 438 127 221 473 (Frauenschuh) 232 89 38,4 – – 8 – – 139 16 23 – 3 – 37 6 (Eremit) 127 39 30,7 – 4 52 4 – 4 9 48 – 2 – 3 1 2 1 – 3 – 48 4 – 4 9 52 – 4 (Eremit) 30,7 39 127 (Meerneunauge) 3 3 100,0 – 3 – – – – – – – – – – – 100,03 3 (Meerneunauge) – 3 – – – – – – – – (Teichfledermaus) 5 5 100 – 4 – – – – – – – – – – 1 – 4 1 – – – – – – – – 100 5 5 (Teichfledermaus) (Rotbauchunke) 335 172 51,3 – 149 146 19 – – 2 18 – 1 – – – 1 – – 18 – – 2 19 51,3146 172 149 335 – (Rotbauchunke) (Scheidenblütgras) 6 6 100,0 – – 6 – – – – – – – – – – – – – 6 – – – – – – 100,0 6 6 (Scheidenblütgras) (Flußneunauge) 12 7 58,3 – 5 7 – – – – 58,3 – –7 (Flußneunauge) 12 – – – – (Sand-Silberscharte) 62 20 32,3 – 1 17 3 – – – 4 – 2 – 35 – – 35 – 2 3 – 4 – 17 1 – 32,3 20 62 (Sand-Silberscharte) (Sumpf-Engelwurz) 23 4 17,4 – – 1 – – – 5 15 – – – 2 – – – 1 – – – 15 – 2 – – 17,4 5 4 23 (Sumpf-Engelwurz) (Schlammpeitzger) 147 61 41,5 – 26 53 2 – 4 – 17 – 10 24 11 – – 11 24 10 – 17 2 – 4 53 26 – 41,5 61 147 (Schlammpeitzger) (Bechsteinfledermaus) 19 8 (Bachneunauge) 193 79 40,9 – – 23 29 – 16 3 4 2 27 5 3 81 81 3 5 27 2 4 3 16 – 29 23 – – 40,9 79 (Bachneunauge) 193 (Heldbock) 177 69 39,0 – 14 122 7 – 9 4 5 – 11 3 2 – 2 – 3 7 11 – 9 4 5 – 122 14 – (Heldbock) 39,0 69 177 (Froschkraut) 11 5 45,5 – – 5 – – – 2 1 – – 1 1 1 1 1 – – 1 2 – – – 5 – – 45,5 5 (Froschkraut) 11 (Kammolch) 15,6 495 77 – 49 52 35 – 36 27 71 7 143 26 27 22 (Sumpfglanzkraut) 20 5 25,0 – 1 3– 25,0 (Sumpfglanzkraut) 5 20 – 2 6 6 1 1 – – (Steinbeißer) 90 55 61,1 – 25 31 5 – 2 – 2 – 18 6 – 1 1 – 6 18 5 – 2 2 – 31 (Steinbeißer) 25 – 61,1 55 90 (Großes Mausohr) 222 127 57,2 – 4 15 3 – 34 8 23 – 3 1 8 123 (Rapfen) 230 158 68,7 – 85 139 – – 1 – 5 – – – – – – – 1 5 (Rapfen) – – – 139 85 – 68,7 158 230 (Westgroppe) 199 89 44,7 – – – – –52 6 2 – – – 8 131 8 – – – 2 6 –52– – – – 44,7 89 199 (Westgroppe) (Atlantischer Lachs) 6 4 66,7 – 4 – – – 1 1 – – – – – – Lachs) 4 – – 1 – 1 – – – 66,7 4 6 (Atlantischer (Europäischer Biber) 773 362 46,8 1 140 524 54 – – 2 38 – 4 9 1 – (Fischotter) Liparis loeselii Coleanthus subtilis Cypripedium calceolus Sachsen-Anhalt (Gesamt) Barbastella barbastellus (Mopsfledermaus) Myotis dasycneme Gefäßpflanzen Scheiberich) Apium repens (Kriechender – 6,9 Angelica palustris 30 2 – 3 3 –Jurinea cyanoides Luronium natans – – 11 11 1 – 29 1 (Kleine Hufeisennase) Rhinolophus hipposideros (Kleine Myotis bechsteinii Gobio albipinnatus (Weißflossengründling) cristatus Triturus Bombina bombina Myotis myotis Castor fiber Lutra lutra Cobitis taenia Cottus gobio Lampetra fluviatilis Salmo salar Aspius aspius 52,1 – 13 89 101 4 Rhodeus sericeus amarus (Bitterling) 194 – Misgurnus fossilis 2 3 32 – 13 11 27 – Cerambyx cerdo Wirbeltiere Petromyzon marinus Lampetra planeri Osmoderma eremita

123 6 Zum Monitoring bzw. zur Ermittlung von Bestand und Bestandsentwicklung der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie im Rahmen der Berichtspflichten an die Europäische Union (EU) im Land Sachsen-Anhalt

Peer Schnitter; Frank Meyer

Die Erfüllung der Berichtspflichten an die Europäi- den Management-Pläne für die FFH-Vorschlagsge- sche Union erfordert sowohl qualitative als auch biete gelöst werden. exakte quantitative Angaben zu den im Anhang II Die Datenlage zu den Wirbeltieren und den der FFH-Richtlinie aufgeführten Tier- und Pflanzen- Gefäßpflanzen kann für das Land Sachsen-Anhalt, arten. Diese Daten sind ein maßgeblicher Inhalt im Gegensatz zu den Wirbellosen (SCHNITTER der FFH-Standarddatenbögen (KOMMISSION 2000), als relativ gut eingeschätzt werden. Ursa- DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT 1995) che dafür sind die bereits vorliegenden bzw. sich bzw. des Nationalen Datenerfassungsbogens/ in Vorbereitung befindlichen umfangreichen Erläuterungen zum deutschen Erfassungspro- Grundlagenerhebungen diverser Spezialisten- gramm für NATURA 2000-Gebiete des Bundes- gruppen, die vom Landesamt für Umweltschutz amtes für Naturschutz (BUNDESAMT F. NATUR- unterstützt werden. Als herausragende Beispiele SCHUTZ 1997). Folglich sind seitens des Landes sind die Veröffentlichung des Orchideenatlas Sachsen-Anhalt entsprechende Arterfassungs- und (KALLMEYER & ZIESCHE 1996) oder der Fischfau- nachfolgende Monitoringprogramme zu konzipie- na von Sachsen-Anhalt (KAMMERAD et al. 1997) ren. Für die Wirbellosen wurden die konkreten zu nennen. Für einige Landschaftsräume Sachsen- Anforderungen bei SCHNITTER (2000) hinrei- Anhalts wurden im Rahmen der Arten- und Biotop- chend genau definiert, die Angaben für die Wir- schutzprogramme detaillierte Darstellungen zu beltiere und Pflanzen erfolgen an dieser Stelle. den einzelnen Artengruppen erarbeitet (LANDES- Die geplanten Monitoring-Untersuchungen berück- AMT F. UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT sichtigen momentan ausschließlich die Arten nach 1997, 1998) bzw. befinden sich kurz vor der Anhang II der FFH-Richtlinie (Tier- und Pflanzenar- Drucklegung (Elbe). Vom Land Sachsen-Anhalt ten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren geförderte umfangreiche Forschungsprojekte zur Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen Rotbauchunke und zum Fischotter werden genaue werden müssen), deren Vorkommen sich innerhalb Verbreitungsangaben sowie Abhandlungen zur der gemeldeten FFH-Vorschlagsgebiete befinden. Gefährdung und zum Schutz vorstellen. Darüber Darüber hinaus ist es notwendig und gefordert, hinaus engagieren sich ehrenamtliche Spezialis- die Arten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie in tengruppen in der angewandten Naturschutzar- FFH-Vorschlagsgebieten sowie Vorkommen von beit, so z.B. der Arbeitskreis Heimische Orchi- Anhang II- und Anhang IV-Arten außerhalb der deen (AHO), der Botanische Verein Sachsen- FFH-Vorschlagsgebiete zu erfassen und gegebe- Anhalt e.V., der Landesfachausschuss Herpetolo- nenfalls zu überwachen. Außerdem fordert das gie im Naturschutzbund Deutschlands, der Ar- Bundesamt für Naturschutz (BfN) eine generelle beitskreis Biberschutz und der Arbeitskreis Heimi- Datenerhebung aller Rote-Liste-Arten bzw. sonsti- sche Fledermäuse. Für die Ausweisung der FFH- ger bemerkenswerter Arten in den FFH-Vorschlags- Vorschlagsgebiete war das Wissen der Experten gebieten (s. Standard-Datenbogen bzw. Nationa- von unschätzbarem Wert und Vorteil. Nur so les Datenerfassungsprogramm NATURA 2000). konnte zügig, exakt und nachvollziehbar die Ver- Diese weiteren umfangreichen Aufgaben können breitung der Arten nach Anhang II der FFH-Richtli- voraussichtlich nur im Rahmen der zu erarbeiten- nie in unserem Bundesland dokumentiert werden.

124 Für die zu planenden Monitoring-Untersuchungen, Für eine Beispielsart, den Europäischen Biber, soll eine Pflichtaufgabe für das Land Sachsen-Anhalt kurz auf die Probleme eingegangen werden. Nach und im Rahmen der Berichtspflichten an die Eu- bisher vorliegenden Erkenntnissen zur Bestandsent- ropäische Union durchzuführen, ist der bekannte wicklung des Europäischen Bibers erscheint es Wissensstand zu den Arten nach Anhang II der nicht notwendig, den Bestand dieser Art in den FFH-Richtlinie regelmäßig nach genau definierten FFH-Vorschlagsgebieten jährlich vollständig quanti- Kriterien zu überprüfen. Diese speziellen Untersu- tativ zu erfassen. Sinnvoll ist dies lediglich im chungen übertreffen bezüglich des hierfür benötig- ersten Jahr, um den Ausgangsbestand zu doku- ten Zeitaufwandes und der anzuwendenden Me- mentieren, sowie im letzten Jahr des Berichtszeit- thodik die üblichen faunistischen Erfassungen der raumes, um absolute Zahlen für die Bestandsent- ehrenamtlichen Spezialistengruppen. Damit wird wicklung zu erhalten. Im dazwischenliegenden deutlich, dass die hier beschriebenen „Program- Zeitraum sollte neben der jährlichen qualitativen me“ über ehrenamtliche Arbeit allein nicht leistbar Kontrolle in den einzelnen FFH-Vorschlagsgebieten sind, auch wenn die Spezialisten aufgrund ihrer der Bestand nur einmal (im dritten oder vierten speziellen Kenntnisse einbezogen werden können Jahr) in ausgewählten Revieren (durchschnittlich und müssen. Kein anderer als der Artgruppen- fünf pro Gebiet) erfasst werden. Das würde bedeu- bzw. Art-Spezialist kann Hinweise zur Methodik ten, dass sich der zeitliche Aufwand im ersten und der Untersuchungen und zum notwendigen Zeitum- sechsten Jahr auf 3 022 Stunden (qualitative und fang geben. Die im Rahmen der oben genannten quantitative Erfassung) belaufen wird. Im zweiten, Forschungsprojekte erhobenen Daten sind eben- (dritten) vierten und fünften Jahr ist von einem jähr- falls in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. lichen Zeitaufwand von 126 Stunden für die quali- Das Land Sachsen-Anhalt ist aufgefordert, alle tative Erfassung in den FFH-Vorschlagsgebieten sechs Jahre über den Erhaltungszustand der Arten auszugehen. Für das dritte (vierte) Jahr sind 1 806 zu berichten und darüber zu befinden, ob sich Stunden für die qualitative Erfassung in allen FFH- dieser als „günstig“ im Sinne der FFH-Richtlinie Vorschlagsgebieten und die selektiv quantitative darstellt. Hierbei werden auch Angaben zu aktuel- Bestandserfassung in fünf Revieren je FFH-Vor- len Populationsgrößen erfragt. Während an die- schlagsgebiet zu veranschlagen. Insgesamt würde ser Stelle für die Wirbellosen zumeist nur Schät- über die sechs Jahre des Berichtszeitraumes ein zungen vorgenommen werden können, sind für Gesamtaufwand von 8 228 Stunden reine Erfas- die Wirbeltiere und Gefäßpflanzen genauere sungstätigkeit notwendig sein. Angaben möglich. Neben den Kontrollen der be- Tabelle 42 zeigt den unseres Erachtens minimal kannten Populationen sind auch die sich eventuell erforderlichen Aufwand der Erfassungstätigkeit für verschlechternde Biotopqualität und andere die Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie auf. Negativeinflüsse im Gebiet zu registrieren und Die angegebenen Stundenzahlen widerspiegeln entsprechende Maßnahmen vorzuschlagen. ausschließlich die für die Erfassung der Artvor- Bei dem Problem einer genauen Zuweisung von kommen und Abschätzung/Feststellung der Popu- Stundenzahlen für die zu planenden Untersuchun- lationsdichten notwendigen Zeiten. Die für die gen der einzelnen Arten ergaben sich einige anschließende Dokumentation der Ergebnisse Schwierigkeiten. Deshalb wurde am Landesamt sowie für die Auswertung erforderlichen Stunden- für Umweltschutz Sachsen-Anhalt eine FFH-Projekt- zahlen sind hier nicht berücksichtigt. Die Neben- gruppe einberufen, die als Ergebnis ihrer Konsul- kosten (Reisekosten, Verbrauchsmittel usw.) wur- tationen die mit dem Ministerium für Raumord- den nicht bemessen. nung, Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt (MRLU) abgestimmten Vorschläge zum Monitoring der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie unterbreitete. Diese sollen insbeson- dere bei der Erarbeitung der Management-Pläne für die FFH-Vorschlagsgebiete Berücksichtigung und Anwendung finden.

125 Tabelle 42: Zeitbedarf für das Monitoring im Rahmen der Berichtspflichten an die Europäische Union

Arten nach Anhang II der Zeitbedarf (h) in den ge- Richtlinie sechs Monitoring-Jahren samt (h)

1. 2. 3. 4. 5. 6.

Wirbellose 1) 2 230 758 1 942 758 758 2 230 8 676

Vertigo angustior (Schmale Windelschnecke) 40 – 40 – – 40 120 Unio crassus (Bachmuschel) 16 – 16 – – 16 48 Ophiogomphus cecilia (Grüne Flußjungfer) 240 64 240 64 64 240 912 Leucorrhinia pectoralis (Große Moosjungfer) 96 48 96 48 48 96 432 Coenagrion mercuriale (Helm-Azurjungfer) 64 32 64 32 32 64 288 Euphydrias maturna (Kleiner Maivogel) 40 40 40 40 40 40 240 Lycaena dispar (Großer Feuerfalter) 20 20 20 20 20 20 120 Maculinea nausithous (Schwarzblauer Bläuling) 170 170 170 170 170 170 1 020 Euphydrias aurinia (Goldener Scheckenfalter) 60 60 60 60 60 60 360 Euplagia quadripunctaria (Spanische Flagge) 84 84 84 84 84 84 504 Lucanus cervus (Hirschkäfer) 896 – 608 – – 896 2 400 Osmoderma eremita (Eremit) 264 –264 –– 264 792 Cerambyx cerdo (Heldbock) 240 240 240 240 240 240 1 440

2) Wirbeltiere 7 309 843 3 849 3 087 3 849 3 739 22 676

Lampetra planeri (Bachneunauge) 160 – 160 – 160 – 480 Aspius aspius (Rapfen) 240 – 240 – 240 – 720 Rhodeus sericeus amarus (Bitterling) 420 – 420 – 420 – 1 260 Misgurnus fossilis (Schlammpeitzger) 348 – 348 – 348 – 1 044 Cobitis taenia (Steinbeißer) 204 –204 –204 –612 Cottus gobio (Westgroppe) 96 –96 –96 –288 Gobio albipinnatus (Weißflossengründling) 390 – 390 – 390 – 1 170 Triturus cristatus (Kammolch) 564 – – 564 – – 1 128 Bombina bombina (Rotbauchunke) 756 288 756 288 756 288 3 132 Rhinolophus hipposideros (Kleine Hufeisennase) 82 82 82 82 82 82 492 Barbastella barbastellus (Mopsfledermaus) 180 180 180 180 180 180 1 080 Myotis dasycneme (Teichfledermaus) 68 68 68 68 68 68 408 Myotis bechsteinii (Bechsteinfledermaus) 84 84 84 84 84 84 504 Myotis myotis (Großes Mausohr) 367 15 367 15 367 15 1 146 Castor fiber (Europäischer Biber) 3 022 126 126 1 806 126 3 022 8 228 Lutra lutra (Fischotter) 328 – 328 – 328 – 984

126 Arten nach Anhang II der Zeitbedarf (h) in den ge- Richtlinie sechs Monitoring-Jahren samt (h)

1. 2. 3. 4. 5. 6.

3) Gefäßpflanzen 189 139 189 139 189 139 984

Apium repens (Kriechender Scheiberich) 12 12 12 12 12 12 72 Angelica palustris (Sumpf-Engelwurz) 12 12 12 12 12 12 72 Jurinea cyanoides (Sand-Silberscharte) 50 – 50 – 50 – 150 Coleanthus subtilis (Scheidenblütgras) 20 20 20 20 20 20 120 Cypripedium calceolus (Frauenschuh) 80 80 80 80 80 80 480 Liparis loeselii (Sumpfglanzkraut) 15 15 15 15 5 15 90

Sachsen-Anhalt (Gesamt) 9 728 1 740 5 980 3 984 4 796 6 108 32 336

1) Für die Schwimmkäfer Dytiscus latissimus (Breitrand) und Graphoderus bilineatus (Schmalbindiger Breitflügel-Tauchkäfer), 2) für Petromyzon marinus (Meerneunauge), Lampetra fluviatilis (Flußneunauge) und Salmo salar (Atlantischer Lachs) sowie 3) für die verschollenen Arten Buxbaumia viridis (Grünes Koboldmoos), Drepanocladus vernicosus (Firnisglänzendes Sichelmoos), Luronium natans (Froschkraut) und Thesium ebracteatum (Vorblattloses Leinblatt) erscheint ein Monitoring momentan nicht praktikabel. Berücksichtigt ist ausschließlich die Arbeit im Gelände in der Minimalvariante. Es sind ca. 30 % der Gesamtstundenzahl für das Abfassen der Abschlußberichte und ca. 10 % für An- und Abfahrt hinzuzurechnen!

In der Tabelle 43 werden sowohl methodische nachgewiesen werden oder dass sie bislang infol- Hinweise zum Monitoring als auch die konkrete ge ihrer versteckten Lebensweise (z.B. Eremit) ein- Untersetzung für die in der vorangegangenen fach übersehen wurden. Andere Arten können Tabelle aufgeführten Stundenzahlen gegeben. verschwinden bzw. ihre Populationsdichten unter Dies stellt den derzeitigen Status quo dar. Das vor- die Nachweisgrenze sinken. Diese Tatsachen kön- handene Wissen ist mit Stand 01.06.2001 aufbe- nen ausschließlich mit Hilfe der beschriebenen reitet. Es werden sich hier zukünftig Änderungen Monitoring-Programme erfasst werden. ergeben. So kann es sein, dass Arten aufgrund von Zuwanderung in FFH-Vorschlagsgebieten neu

127 Tabelle 43: Hinweise der FFH-Projektgruppe am Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt zum Moni- toring „Bestand und Bestandsentwicklung der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie für das Land Sach- sen-Anhalt”; Stand: 01.06.2001

Artname/Hinweise auf Methodik Zeitbedarf Vorkommen in FFH - Gebieten

Wirbeltiere

Lampetra planeri Watfischerei mit tragbarem Elektrofisch- Monitoring-Untersuchungen alle 2 Jahre (Bachneunauge) fanggerät (Gleichstrom). Pro Gebiet ist eine einmalige Befi- 20 FFH-Gebiete: * doppelter Stundenansatz, da 2 Perso- schung ausreichend; je nach 1, 4, 5, 25, 59, 62, 63, 64, nen (Fischer und Hilfskraft) bei E-Fische- Länge/Größe des zu kontrollierenden 65, 89, 96, 97, 98, 100, rei gesetzlich vorgeschrieben sind Gewässers pro Gebiet 2 – 5 Stunden 101, 121, 131, 134 160, (Durchschnitt: 4 Stunden) reiner Erfas- 187 sungsaufwand.

20 Gebiete x 1 Begehung x 4 h = 80 h

Gesamt: 160 h (80 x 2*) (Anfangsjahr)

Aspius aspius A) während der Laichzeit auch Watfi- Monitoring-Untersuchungen alle 2 Jahre (Rapfen) scherei mit tragbarem Elektrofischfang- gerät (Gleichstrom) als schonendere Pro Gebiet ist eine einmalige Befi- 24 FFH-Gebiete: Methode möglich. schung ausreichend, jedoch muss auf- 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 37, grund der Scheuheit der Art mit hohem 38, 50, 53, 54, 67, 70, 71, B) Reusen- und Stellnetzfang, wobei bei Nachweis-Aufwand gerechnet werden. 72, 73, 75, 125, 129, 157, dieser Methode beim sehr empfindli- 174, 180, 199 chen Rapfen hohe Verluste eintreten. Bei E-Fischerei (A) je nach Größe des zu kontrollierenden Gewässers (-ab- * doppelter Stundenansatz, da 2 Perso- schnittes) pro Gebiet 4 – 6 Stunden nen (Fischer und Hilfskraft) bei E-Fische- (Durchschnitt: 5 Stunden); rei gesetzlich vorgeschrieben sind für Reusenfischerei (B) noch höherer Zeitbedarf: Stellen, Kontrolle und Abbau der Reusen täglich über 3 – 5 Tage = insgesamt mindestens ca. 20 Arbeitsstunden für 2 Personen (Fischer und Bootsführer).

A) 24 Gebiete x 1 Begehung x 5 h = 120 h Gesamt: 240 h (120 x 2*) (Anfangsjahr)

B) 24 Gebiete x 1 Begehung x 20 h = 480 h Gesamt: 960 h (480 x 2*) (Anfangsjahr)

128 Artname/Hinweise auf Methodik Zeitbedarf Vorkommen in FFH - Gebieten

Wirbeltiere

Rhodeus sericeus amarus Elektrofischerei (Gleichstrom) vom Boot. Monitoring-Untersuchungen alle 2 Jahre (Bitterling) * doppelter Stundenansatz, da 2 Perso- Pro Gebiet ist eine einmalige Befi- 22 FFH-Gebiete: nen (Fischer und Hilfskraft) bei E-Fische- schung ausreichend; 5, 7, 11, 14, 23, 34, 50, 54, rei gesetzlich vorgeschrieben sind 67, 70, 71, 72, 73, 75, 114, je nach Gebiet sind unterschiedlich 125, 129, 134, 141, 157, viele Neben- und Kleingewässer zu kon- 180, 199 trollieren; insgesamt ist von mindestens 70 zu befischenden Gewässern auszu- gehen,

pro Gewässer 2 – 4 Stunden (Durch- schnitt: 3 Stunden) reiner Erfassungsauf- wand.

70 Gewässer x 1 Begehung x 3 h = 210 h Gesamt: 420 h (210 x 2*) (Anfangsjahr)

Misgurnus fossilis Watfischerei mit tragbarem Elektrofisch- Monitoring-Untersuchungen alle 2 Jahre (Schlammpeitzger) fanggerät (Gleichstrom). Pro Gebiet ist eine einmalige Befi- 29 FFH-Gebiete: * doppelter Stundenansatz, da 2 Perso- schung ausreichend; 7, 11, 14, 16, 17, 18, 19, nen (Fischer und Hilfskraft) bei E-Fische- 20, 23, 24, 25, 34, 37, 43, rei gesetzlich vorgeschrieben sind je nach Größe des zu kontrollierenden 48, 50, 54, 67, 69, 70, 71, Gewässers sind durchschnittlich 2 Stun- 73, 74, 75, 125, 129, 141, den reiner Erfassungsaufwand zu pla- 157, 175 nen; allerdings ist die je Gebiet zu befi- schende Zahl von Gewässern sehr unterschiedlich und mit durchschnittlich mindestens (!) 3 anzugeben (= 6 Stun- den Mindestaufwand pro Gebiet).

29 Gebiete x 1 Begehung x 6 h = 174 h Gesamt: 348 h (174 x 2*) (Anfangsjahr)

129 Artname/Hinweise auf Methodik Zeitbedarf Vorkommen in FFH - Gebieten

Wirbeltiere

Cobitis taenia Elektrofischerei (Gleichstrom), entweder Monitoring-Untersuchungen alle 2 Jahre (Steinbeißer) durch Watfischerei mit tragbarem Elek- trofischfanggerät in kleinen Fließgewäs- Pro Gebiet ist eine einmalige Befi- 17 FFH-Gebiete: sern oder vom Boot in stehenden schung ausreichend; 5, 7, 8, 11, 14, 23, 34, 35, Gewässern. 50, 54, 55, 67, 125, 129, je nach Größe des zu kontrollierenden 157, 187, 199 * doppelter Stundenansatz, da 2 Perso- Gewässers sind durchschnittlich 2 Stun- nen (Fischer und Hilfskraft) bei E-Fische- den reiner Erfassungsaufwand zu pla- rei gesetzlich vorgeschrieben sind nen, allerdings ist die pro Gebiet zu befischende Gewässerzahl sehr unter- schiedlich und mit durchschnittlich mindestens (!) 3 anzugeben (= 6 Stun- den Mindestaufwand pro Gebiet).

17 Gebiete x 1 Begehung x 6 h = 102 h Gesamt: 204 h (102 x 2*) (Anfangsjahr)

Cottus gobio Elektrofischerei (Gleichstrom), entweder Monitoring-Untersuchungen alle 2 Jahre (Westgroppe) durch Watfischerei mit tragbarem Elek- trofischfanggerät in schmalen Bächen Pro Gebiet ist eine einmalige Befi- 16 FFH-Gebiete: oder vom Boot in breiten Bächen und schung ausreichend; 44, 77, 78, 89, 95, 96, 97, Flüssen. 98, 100, 101, 121, 134, je nach Größe des zu kontrollierenden 160, 161, 173, 190 Bei längeren Gewässerstrecken punktu- Gewässers sind durchschnittlich pro elle Kontrollen. Gewässer 3 Stunden reiner Erfassungs- aufwand zu planen. * doppelter Stundenansatz, da 2 Perso- nen (Fischer und Hilfskraft) bei E-Fische- 16 Gebiete x 1 Begehung x 3 h = 48 h rei gesetzlich vorgeschrieben sind Gesamt: 96 h (48 x 2*) (Anfangsjahr)

Gobio albipinnatus Elektrofischerei (Gleichstrom) vom Boot, Monitoring-Untersuchungen alle 2 Jahre (Weißflossengründling) v.a. intensives Absuchen der Elbe-Buh- nenfelder. Pro Gebiet ist eine einmalige Befi- 13 gemeldete oder potenzielle schung ausreichend; FFH-Gebiete: * doppelter Stundenansatz, da 2 Perso- 7, 8, 9, 12, 37, 38, 50, 54, nen (Fischer und Hilfskraft) bei E-Fische- die Größe bzw. v.a. Längenausdeh- 67, 73, 125, 157, 174 rei gesetzlich vorgeschrieben sind nung der Gebiete macht jedoch pro Gebiet 5 Befischungsorte erforderlich: pro Ort ca. 3 Stunden reiner Erfas- sungsaufwand.

13 Gebiete x 5 Orte x 3 h = 195 h Gesamt: 390 h (195 x 2*) (Anfangsjahr)

130 Artname/Hinweise auf Methodik Zeitbedarf Vorkommen in FFH - Gebieten

Wirbeltiere

Bombina bombina Akustische Erfassung rufender Männ- Monitoring-Untersuchungen alle 2 Jahre (Rotbauchunke) chen während der Hauptlaichzeit zwi- alternierend schen Mitte April und Juni (witterungs- 21 FFH-Gebiete: abhängig!), vorzugsweise in den spä- Pro Gebiet mindestens 3-malige Bege- 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 37, ten Nachmittags- oder in den Abend- hung aufgrund phänologisch wechseln- 38, 50, 54, 59, 67, 71, 72, stunden. der Rufaktivitäten; 73, 125, 129, 141, 157, 163 Hinsichtlich des Aufwandes muss zwi- für qualitativen Nachweis sind je nach schen ausschließlich qualitativen und Größe des zu bearbeitenden Gebietes halbquantitativen Nachweisen unter- 2 – 6 Stunden (Durchschnitt 4 Stunden) schieden werden. zu veranschlagen; für halbquantitativen Nachweis aufgrund der zumeist *Für ausgewählte Gebiete mit offen- großflächigen Gebiete sowie in Abhän- sichtlichen Bestandsrückgängen oder gigkeit von der Zahl und Größe der zu mit Populationen, die für Sachsen- kontrollierenden Gewässer pro Gebiet Anhalt von besonderem Interesse sind mindestens 6 – 18 Stunden (Durch- (Arealgrenze, Naturraum, isolierte schnitt: 12 Stunden) reiner Erfassungs- Reliktpopulationen), sollte eine jährliche aufwand. Bestandskontrolle vorgesehen werden. Dies betrifft vorrangig die angeführten 21 Gebiete x 3 Begehungen x 4 h = FFH-Gebiete (50, 54, 59, 71, 73, 129, 252 h (qualitativer Nachweis) 141, 163). Für die übrigen FFH-Gebie- te mit Vorkommen der Rotbauchunke ist 21 Gebiete x 3 Begehungen x 12 h = ein Monitoring im 2-Jahres-Turnus vorzu- 756 h sehen. (semiquantitativer Nachweis; 2 Jahres- Turnus) Gesamt: 756 h (1. + 3. + 5. Jahr)

8 Gebiete x 3 Begehungen x 12 h = 288 h (jährliche Kontrolle ausgewählter Gebiete)* Gesamt: 288 h (2. + 4. + 6. Jahr)

Triturus cristatus Sichtbeobachtungen bei Kontrolle der Monitoring-Untersuchungen alle 3 Jahre (Kammolch) Gewässer zur Dämmerungs- oder bes- ser Nachtzeit unter Einsatz einer star- Pro Gebiet ist aufgrund saisonal sehr 47 FFH-Gebiete: ken Taschenlampe; Kescherfänge und stark schwankender Aktivitäten mindes- 1, 3, 9, 11, 7, 12, 13, 16, Tagbegehungen sind hingegen äußerst tens eine 3-malige Begehung erforder- 18, 19, 20, 22, 35, 44, 47, ineffizient. lich; 48, 50, 54, 59, 67, 71, 73, 74, 84, 96, 100, 101, 110, Hinsichtlich des Aufwandes muss zwi- für einen qualitativen Nachweis der Art 118, 122, 124, 125, 128, schen ausschließlich qualitativen und je nach Größe des zu bearbeitenden 129, 131, 132, 135, 136, halbquantitativen Nachweisen unter- Gebietes sowie Zahl und Größe der zu 141, 142, 143, 151, 155, schieden werden, allerdings ist letzterer kontrollierenden Gewässer pro Bege- 156, 157, 176, 179, 183 mit vertretbarem Aufwand überhaupt hung 3 – 5 Stunden (Durchschnitt 4 nicht zu realisieren. Stunden) reiner Erfassungsaufwand.

47 Gebiete x 3 Begehungen x 4 h = 564 h (qualitativer Nachweis; 3 Jahres- Turnus) Gesamt: 564 h (1. + 4. Jahr)

131 Artname/Hinweise auf Methodik Zeitbedarf Vorkommen in FFH - Gebieten

Wirbeltiere

Rhinolophus hipposideros Kontrolle der Wochenstube und der Monitoring-Untersuchungen jährlich (Kleine Hufeisennase) Winterquartiere. Sommerquartier: 2 Kontrollen mit 1 6 FFH-Gebiete: * Doppelter Stundensatz, da viele Win- Stunde pro Kontrolle. 136, 145, 146, 147, 149, terquartiere (Stollen etc.) nur mit Siche- 196 rung betreten werden dürfen. Winterquartiere: eine Kontrolle je nach Größe von 3 – 5 Stunden pro Kontrolle (Durchschnitt 4 Stunden).

S: 1 Quartier x 2 Begehungen x 1 h = 2 h Gesamt: 2 h

W: 5 Gebiete (10 Quartiere) x 1 Bege- hung x 4 h = 40 h gesamt: 80 h (40 x 2*)

Gesamt: S + W: 82 h (Anfangsjahr)

Barbastella barbastellus Kontrolle der Wochenstuben und der Monitoring-Untersuchungen jährlich (Mopsfledermaus) Winterquartiere. Sommerquartiere: 2 Kontrollen mit 1 33 FFH-Gebiete: Die verbleibenden Nachweise betreffen Stunde pro Kontrolle. 28, 29, 30, 47, 54, 68, 78, Einzeltiere, die im Sommerlebensraum 82, 84, 100, 101, 108, 114, nachgewiesen wurden und für die ein Winterquartiere: eine Kontrolle je nach 122, 123, 125, 126, 130, Monitoring kaum möglich ist. Größe von 3 – 5 Stunden pro Kontrolle 135, 136, 137, 139, 140, (Durchschnitt 4 Stunden). 145, 147, 149, 151, 156, ** Der Aufwand erhöht sich deutlich, 159, 161, 176, 183, 196 wenn wie z.B. im Harz mehrere Winter- S: 2 Quartiere x 2 Begehungen x 1 h = quartiere in einem FFH-Gebiet liegen. 4 h Gesamt: 4 h

W: 22** Quartiere x 1 Begehung x 4 h = 88 h Gesamt: 176 h (88 x 2*)

Gesamt: S + W: 180 h (Anfangsjahr)

Myotis dasycneme Netzfang über dem Gewässer (Aland- Monitoring-Untersuchungen jährlich (Teichfledermaus) niederung) und Kontrolle des Winter- quartiers. Netzfang: im Sommer in ca. 3 Nächte 2 FFH-Gebiete: ca. 5 Stunden (inkl. Auf- und Abbau) 7, 78 Für den Netzfang im Gebiet sind nach von Einbruch der Dämmerung bis ca. 3 bisherigen Erfahrungen vier Personen Stunden danach. für Aufbau, Kontrolle und Sicherung des Netzes notwendig. Winterquartier: eine Kontrolle von ca. 4 Stunden.

N: 1 Gebiet x 3 Begehungen x 5 h = 15 h Gesamt: 60 h (15 x 4) (qualitativer Nachweis!)

W: 1 Quartier x 1 Begehung x 4 h = 4 h Gesamt: 8 h (4 x 2*)

Gesamt: N + W: 68 h (Anfangsjahr)

132 Artname/Hinweise auf Methodik Zeitbedarf Vorkommen in FFH - Gebieten

Wirbeltiere

Myotis bechsteinii Kontrolle der Winterquartiere, der Monitoring-Untersuchungen jährlich (Bechsteinfledermaus) Wochenstube sowie von Kastenrevieren und als Quartier bekannten Baum- Sommerquartier: 2 Kontrollen mit 2 13 FFH-Gebiete: höhlen. Stunden je Kontrolle. 18, 54, 78, 82, 84, 96, 100, 125, 135, 136, 156, 161, Die verbleibenden Nachweise betreffen Winterquartiere: in Abhängigkeit von 176 Einzeltiere, die im Sommerlebensraum der Größe jeweils eine Kontrolle mit nachgewiesen wurden und für die ein 3 – 5 Stunden (Durchschnitt 4 Stunden). Monitoring kaum möglich ist. Kontrolle von Fledermauskästen, bzw. * Doppelter Stundensatz, da viele Win- als Quartier bekannten Baumhöhlen: terquartiere (Stollen etc.) nur mit Siche- jährlich mindestens drei Kontrollen pro rung betreten werden dürfen. Gebiet mit 3 – 5 Stunden (Durchschnitt 4 Stunden) pro Kontrolle.

S: 1 Quartier x 2 Begehungen x 2 h = 4 h Gesamt: 4 h

W: 4 Quartiere x 1 Begehung x 4 h = 16 h Gesamt: 32 h (16 x 2*)

K: 4 Gebiete x 3 Begehung x 4 h = 48 h (qualitativer Nachweis!) Gesamt: 48 h

Gesamt: S + W + K: 84 h (Anfangsjahr)

Myotis myotis Kontrolle der Wochenstuben und der Monitoring-Untersuchungen jährlich (Großes Mausohr) Winterquartiere. alternierend

45 FFH-Gebiete: Die Nachweise in den verbleibenden Sommerquartiere: 2 Kontrollen mit 1 – 4, 7, 11, 13, 18, 19, 28, 42, FFH-Gebieten betreffen Einzeltiere, die 2 Stunden pro Kontrolle (Durchschnitt 47, 52, 54, 78, 81, 82, 84, im Sommerlebensraum nachgewiesen 1,5 Stunden). 90, 91, 96, 97, 100, 101, wurden und für die ein Monitoring 108, 114, 122, 123, 125, kaum möglich ist. Winterquartiere: eine Kontrolle je nach 129, 133, 135, 136, 137, Größe von 3 – 5 Stunden pro Kontrolle 139, 140, 141, 145, 147, ** Der Aufwand erhöht sich deutlich, (Durchschnitt 4 Stunden). 149, 151, 155, 156, 160, wenn wie z.B. im Harz mehrere Winter- 161, 164, 183, 196 quartiere in einem FFH-Gebiet liegen. S: 5 Quartiere x 2 Begehungen x 1,5 h = 15 h Gesamt: 15 h

W: 22** Gebiete (44 Quartiere) x 1 Begehung x 4 h = 176 h Gesamt: 352 h (176 x 2*)

Gesamt: S + W: 367 h (Anfangsjahr)

133 Artname/Hinweise auf Methodik Zeitbedarf Vorkommen in FFH - Gebieten

Wirbeltiere

Lutra lutra Begehung des Gebietes und Kontrolle Monitoring-Untersuchungen alle 2 Jahre (Fischotter) auf Aktivitätsspuren des Fischotters (Fraßspuren, Fährten, Markierungsstel- In Abhängigkeit von der Größe und 41 FFH-Gebiete: len). Zugänglichkeit des zu bearbeitenden 1, 7, 9, 10, 11, 12, 13, 14, Gebietes 3 – 5 Stunden (Durchschnitt: 16, 17, 18, 19, 20, 22, 24, Aufgrund saisonal unterschiedlicher 4 Stunden) pro Begehung. 25, 34, 37, 38, 39, 50, 53, Nachweismöglichkeit des Fischotters 54, 55, 62, 67, 69, 70, 71, mindestens zwei Begehungen pro 41 Gebiete x 2 Begehungen x 4 h = 72, 73, 74, 75, 125, 129, Gebiet (Frühjahr und Herbst). 328 h (qualitativer Nachweis) 134, 157, 158, 175, 176, 180 Gesamt: 328 h (Anfangsjahr)

Castor fiber A) Qualitative Erfassung - Begehung Monitoring-Untersuchungen jährlich (Europäischer Biber) des Gebietes und Kontrolle auf Akti- abgestuft vitätsspuren des Bibers (Fraßspuren, 42 FFH-Gebiete: Dämme, Burgen bzw. Baue, Markie- A) Pro Gebiet ist eine einmalige Bege- 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, rungsstellen). hung in den Wintermonaten ausrei- 17, 18, 20, 24, 25, 37, 38, chend; je nach Größe und Zugänglich- 50, 53, 54, 62, 63, 65, 67, B) Quantitative Erfassung - direkte Beob- keit des Gebietes sind durchschnittlich 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, achtung und Zählung der Biber durch ca. 3 Stunden zu veranschlagen. 103, 125, 128, 129, 130, Abendansitze im Revier. 132, 133, 157, 163, 168, B) Pro bekanntem Biberrevier (häufig 175, 176, 180 Die Anzahl der Biberreviere entspricht mehrere pro FFH-Gebiet) mindestens 2 dem Stand vom Winter 1998/1999. Ansitze (Spätsommer, Herbst) über ca. Für die nächsten Jahre erscheint eine 4 Stunden (2 Stunden vor bis 2 Stunden Erhöhung dieser Zahl durchaus wahr- nach Einbruch der Dämmerung). scheinlich. A) 42 Gebiete x 1 Begehung x 3 h = 126 h Gesamt: 126 h

B) 362 Reviere x 2 Ansitze x 4 h = 2896 h Gesamt: 2896 h

Gesamt: A + B: 3022 h (Anfangsjahr)

Gefäßpflanzen

Apium repens Die Bestandsüberwachung muss in Monitoring-Untersuchungen jährlich (Kriechender Scheiberich) Form einer Erfassung aller Individuen (Ermittlung der Flächengröße der von Gesamt: 12 h/Untersuchungsjahr Neumeldungen: den Pflanzen bedeckten Stellen, soweit 2 Nachweise außerhalb v. möglich Ermittlung der Individuenzahl) FFH-Gebieten im September an den existenten Stand- orten erfolgen.

Die sehr kleinwüchsige unauffällige Art erfordert eine relativ aufwendige und sorgfältige Suche, besonders unter dem Aspekt einer Bestandserfassung. Da sich A. repens in Abhängigkeit von Wasserstandsschwankungen im Jahres- verlauf zu unterschiedlichen Zeiten opti- mal entwickelt, sind ggf. mehrmalige Kontrollen notwendig.

134 Artname/Hinweise auf Methodik Zeitbedarf Vorkommen in FFH - Gebieten

Gefäßpflanzen

Angelica palustris Die Bestandsüberwachung muss in Monitoring-Untersuchungen jährlich (Sumpf-Engelwurz) Form einer Erfassung aller Individuen (Zählung) im Zeitraum Juli-Mitte Septem- Gesamt: 12 h/Untersuchungsjahr 3 FFH-Gebiete: ber (ggf. durch mehrmalige Kontrollen) 142, 198, 200 an den existenten Standorten erfolgen.

Die Art ist zur Blütezeit in optimal gepflegten Wiesen relativ leicht zu erfassen. Eine sorgfältige Unterschei- dung jedes einzelnen Individuums von der häufigen nächstverwandten A. syl- vestris ist notwendig (sympatrisches Vorkommen).

Jurinea cyanoides Die Bestandsüberwachung muss in Monitoring-Untersuchungen alle 2 Jahre (Sand-Silberscharte) Form einer Erfassung aller Individuen (Zählung) im Zeitraum Juni - September Gesamt: 50 h/Untersuchungsjahr 5 FFH-Gebiete: (ggf. durch mehrmalige Kontrollen) an 50, 54, 84, 86, 118 den existenten Standorten erfolgen.

Blühende Pflanzen sind am Standort ziemlich auffällig und somit leicht zu erfassen. Die genaue Bestandszählung unter Berücksichtigung der nichtblühen- den Rosetten erfordert sorgfältige Nach- suche.

Coleanthus subtilis Die Bestandsüberwachung muss in Monitoring-Untersuchungen jährlich (Scheidenblütgras) Form einer Erfassung aller Individuen (Zählung) im Zeitraum Mitte August- Gesamt: 20 h/Untersuchungsjahr 1 FFH-Gebiet: Mitte Oktober an den existenten Stand- 73 orten erfolgen.

Die extrem kleinwüchsige und sehr unauffällige Art erfordert eine aufwendi- ge und äußerst sorgfältige Suche, besonders unter dem Aspekt einer Bestandserfassung. Da sich C. subtilis in Abhängigkeit von Wasserstands- schwankungen im Jahresverlauf zu unterschiedlichen Zeiten entwickelt, sind mehrmalige Kontrollen notwendig.

135 Artname/Hinweise auf Methodik Zeitbedarf Vorkommen in FFH - Gebieten

Gefäßpflanzen

Cypripedium calceolus Die Bestandsüberwachung muss in Monitoring-Untersuchungen jährlich (Frauenschuh) Form einer Erfassung aller Individuen (Zählung) im Zeitraum Mitte Mai – Mitte Gesamt: 80 h/Untersuchungsjahr 10 FFH-Gebiete: Juni (ggf. durch mehrmalige Kontrollen) 101, 108, 139, 148, 150, an den existenten Standorten erfolgen. 151, 153, 188, 191, 192 Blühende Pflanzen sind auffällig und leicht zu erfassen. Die genaue Bestandszählung unter Berücksichtigung der nichtblühenden Individuen erfordert allerdings eine sorgfältige Nachsuche.

Liparis loeselii Die Bestandsüberwachung muss in Monitoring-Untersuchungen jährlich (Sumpfglanzkraut) Form einer Erfassung aller Individuen (Zählung) im Zeitraum Juni - Juli (ggf. Gesamt: 15 h/Untersuchungsjahr 1 FFH-Gebiet: durch mehrmalige Kontrollen) an den 87 existenten Standorten erfolgen.

Die Art ist auch zur Blütezeit ziemlich unauffällig. Die erforderliche Bestands- erfassung auch der nichtblühenden Indi- viduen erfordert eine zeitintensive und sehr sorgfältige Nachsuche.

Rundmäuler & Knochenfische: Dr. U. ZUPPKE , Lurche & Kriechtiere: F. MEYER & T. SY, Säugetiere: Dr. T. HOFMANN & B. OHLENDORF, Gefäßpflanzen: Prof. H. HERDAM & Dr. J. PETERSON

In absehbarer Zeit ergibt sich die Notwendigkeit dient. Die erhobenen Bestandsdaten und daraus der konkreten Umsetzung des Monitorings in den abgeleitete Hinweise zum Schutz und zur Erhal- FFH-Vorschlagsgebieten. Dafür sind alle denkba- tung der Arten müssen mit den Pflege- und Erhal- ren Varianten und Möglichkeiten der Realisierung tungsrichtlinien für die Lebensraumtypen nach FFH- zu prüfen. Neben der Einbeziehung des Sachver- Richtlinie zusammengeführt werden. Außerdem ist standes der ehrenamtlichen Spezialisten, die eine ständige Rückkopplung zum Gebietsmanage- bereits im Vorfeld äußerst präzise Arbeit leisteten, ment zu gewährleisten, um unerwünschten Ent- sind spezialisierte Planungsbüros in die umfangrei- wicklungstrends kurzfristig entgegenwirken zu kön- chen Erhebungen zu integrieren, welche vom Land nen. Nur so ist der Aufbau und Erhalt eines funktio- Sachsen-Anhalt koordiniert werden. Die ersten nierenden NATURA 2000-Schutzgebietssystem Schritte sind beispielhaft getan. Dabei sollte vorstellbar, welches die Natur auch für künftige bedacht werden, dass das Monitoring nicht nur Generationen erlebbar macht. der Berichterstattung an die Europäische Union

136 7 Ausblick

Frank Meyer; Peer Schnitter

In Sachsen-Anhalt wurden 40 Arten von gemein- – das natürliche Verbreitungsgebiet dieser Art schaftlicher Bedeutung im Sinne des Anhangs II weder abnimmt noch in absehbarer Zeit vermut- der FFH-Richtlinie aktuell nachgewiesen. Dies ist lich abnehmen wird sowie einerseits Ausdruck einer hohen Artenvielfalt, an- – ein genügend großer Lebensraum vorhanden ist dererseits widerspiegelt es auch die besondere und wahrscheinlich vorhanden sein wird, um Verantwortung des Landes im gesamteuropäi- langfristig ein Überleben der Populationen die- schen Kontext. ser Art zu sichern. Nach dem zunächst relativ formalen Schritt der Diese Aspekte, welche detaillierte Kenntnisse über Gebietsmeldung an die EU-Kommission sind die die Arten und ihre Habitatansprüche sowie ihre Inhalte der FFH-Richtlinie im Naturschutzvollzug Gefährdung voraussetzen, werden im weiteren des Landes zu würdigen und praktisch umzuset- Vollzug der Richtlinie eine wichtige Rolle spielen, zen. Deshalb befindet sich gegenwärtig ein ent- so z.B. in der Eingriffsregelung (FFH-Verträglich- sprechender „Einführungserlass zur Anwendung keitsprüfung) und vor allem bei der Pflege und Ent- der §§ 19a bis 19f Bundesnaturschutzgesetz wicklung der FFH-Gebiete. Dazu sind die entspre- (BNatSchG) für das Land Sachsen-Anhalt“ im ab- chenden artenschutzbezogenen Anforderungen in schließenden Abstimmungsverfahren. Dieser wird die für jedes „Besondere Schutzgebiet“ zu erstel- die rechtliche und naturschutzfachliche Grundlage lenden und vor allem umzusetzenden Manage- für die Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtli- mentpläne einzustellen. Darüber hinaus ist im Rah- nie 92/43/EWG und der Vogelschutz-Richtlinie men der turnusmäßigen Berichtspflichten ein Arten- 79/409/EWG im Land Sachsen-Anhalt bilden. monitoring zu realisieren, welches den aktuellen Gemäß Artikel 3 der Richtlinie muss das Schutzge- Erhaltungszustand der Arten sowie den ständigen bietssystem und ökologische Netz „NATURA Erkenntniszuwachs über selbige dokumentiert. 2000“ den Fortbestand oder gegebenenfalls die Nur so wird es möglich sein, etwaigen Negativ- Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszu- entwicklungen rechtzeitig und effektiv entgegenzu- standes der natürlichen Lebensräume und Habitate steuern. der Arten von gemeinschaftlichem Interesse in Für eine Reihe von Arten bestehen nach wie vor ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gewährleis- große Kenntnisdefizite hinsichtlich der Verbreitung ten. Der „Erhaltungszustand einer Art“ im Sinne in- und außerhalb der gemeldeten FFH-Gebiete, der Richtlinie ist die Gesamtheit der Einflüsse, die ihrer Populationsbiologie und Ausbreitungsmecha- sich langfristig auf die Verbreitung und Größe der nismen sowie Gefährdungsursachen, woraus sich Populationen der betreffenden Arten in dem Ge- ein erheblicher Bedarf für weitere Grundlagener- biet auswirken können. Er wird als „günstig“ be- fassungen und für die angewandte Forschung trachtet, wenn: ableitet. – aufgrund der Daten über die Populationsdyna- Wie bereits dargestellt, erfordern diese vom Land mik der Art anzunehmen ist, dass diese Art ein Sachsen-Anhalt zu organisierenden Aufgaben lebensfähiges Element des natürlichen Lebens- einen nicht unerheblichen Personal- und Finanzbe- raumes, dem sie angehört, bildet und langfristig darf, der sich jedoch mit Blick auf den Umfang weiterhin bilden wird und der über die Europäische Union an das Land

137 zurückfließenden Fördermittel wieder relativiert. Auch muss das Bewusstsein dahingehend gestärkt werden, dass der Schutz der Arten nach Anhang II nicht nur die formale Umsetzung europäischen Naturschutzrechts, sondern eine große gesamtge- sellschaftliche Verpflichtung darstellt, die sich nicht auf den behördlichen Naturschutz reduzieren lässt. Sachsen-Anhalt wird damit seinen Beitrag zur Wahrung der Biodiversität in Europa leisten. Um diesen wirkungsvoll zu gestalten, sind natür- lich (bundes-) länderübergreifend abgestimmte Schutzstrategien sinnvoll und notwendig. Daher wird auch im bundesweiten und internationalen Naturschutz kurz- bis mittelfristig eine neue Qua- lität der Zusammenarbeit eintreten müssen. Als nächste zu forcierende Arbeitsschritte werden im Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt analog zu den hier für die Arten nach Anhang II der FFH-RL vorgestellten Erkenntnissen fundierte Aussagen zu den Arten nach Anhang IV der FFH- RL, den „Streng zu schützende Tier- und Pflanzen- arten von gemeinschaftlichem Interesse”, sowie zu den Arten nach der Vogelschutz-RL zusammenge- stellt.

138 8 Literatur

ADLER, W.; OSWALD, K.; FISCHER, R. (Bearb.): Exkursi- BECHER, J. K.: Symbiosen im Reich der Moose – Tatsa- onsflora von Österreich. – Stuttgart: Ulmer Verl., 1994. chen und Mythologien. – Unsere Heimat. – 14(1970). – – 1180 S. S. 12 – 28

AMELANG, G.: Die Schmetterlingsfauna der Mosigkau- BEICHE, E.: Die im Saalkreise und in den angrenzenden er (Dessauer) Haide. – Berliner Entomologische Zeit- Landesteilen wildwachsenden und cultivierten Pflanzen schrift. – Berlin 31(1887)2. – S. 243 – 287 (Phanerogamen). – Halle, 1899

ARBEITSKREIS BIBERSCHUTZ IM NABU, LANDESVER- BENKERT, D.; FUKAREK, F.; KORSCH, H. (Hrsg.): Ver- BAND SACHSEN-ANHALT E.V. (Hrsg.): Mitteilungen des breitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Ostdeutsch- Arbeitskreises Biberschutz, 2000. – (Mitteilungen; 1) lands. – Jena; Stuttgart; Lübeck; Ulm: Gustav Fischer Verl., 1998. – 615 S. ARBEITSKREIS HEIMISCHE ORCHIDEEN THÜRINGEN E.V. (Hrsg.): Orchideen in Thüringen. – Uhlstädt, 1997. – BERGMANN, A.: Die Großschmetterlinge Mitteldeutsch- 256 S. lands. Bd. 2: Tagfalter. – Jena: Urania-Verl., 1952

ARGE ELBE (Hrsg.): Lachsbesatz und Lachsnachweise im BERGMANN, A.: Die Großschmetterlinge Mitteldeutsch- Bereich der Elbe. – Hamburg: Arbeitsmaterial der Was- lands. Bd. 3: Spinner und Schwärmer. – Jena: Urania- sergütestelle der ARGE Elbe Hamburg, 2000 Verl., 1953 ARNTZEN, J. W. & BORKIN; L.: Triturus superspecies BERNAU, K.: Ostericum palustre Bess. in der Umgegend cristatus (Laurenti, 1768). – In: GASC, J. P.; CABELA, von Halle a. d. Saale. – Verhandlungen des Botanischen A.; CRNOBRNJA–ISAILOVIC, J.: Atlas of amphibians Vereins für die Provinz Brandenburg. – Berlin 68(1926). and reptiles in Europe. – Paris: Museum National d’His- – S. 239 – 240 toire Naturelle, 1997. – S. 76 – 77. – (Collection Patri- moines Naturels. Serie Patrimoine Genetique; 29) BEUTLER, A.; GEIGER, A.; KORNACKER, P. M. et al.: ASCHERSON, P.: Flora der Provinz Brandenburg, der Rote Liste der Kriechtiere (Reptilia) und Rote Liste der Lur- Altmark und des Herzogtums Magdeburg. – Berlin: Verl. che (Amphibia). – In: BINOT, M.; BLESS, R.; BOYE, P. et v. A. Hirschwald, 1864 al.: Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. – Schrif- tenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz. – Bonn- ASCHERSON, P.: Nachtrag zu L. Schneider‘s Flora von Bad Godesberg (1998)55. – S. 48 – 52 Magdeburg. – Magdeburg: Faber’sche Buchdruckerei, 1894. – 216 S. BIEDERMANN, M.: Artenhilfsprogramm Kleine Hufei- sennase in Thüringen. – Tiere im Konflikt. – Halle BANARESCU, P. M. (Edit.): The Freshwater Fishes of (1998)6 Europe – Volume 5/I: Cyprinidae 2/I, Part 1: Rhodeus to Capoeta. – Wiesbaden; Wiebelsheim: Aula Verl., BLACHUTA, J.; KOTUSZ, J.; WITKOWSKI; A. (1994): 1999. – 426 S. The first record of the whitefin gudgeon, Gobio albipin- natus LUKASCH 1933 (Cyprinidae), from the Odra BAUCH, G.: Untersuchungen über die Gründe für den River Basin. – Przge. Zool. – 38(1994). – S. 3 – 4 Ertragsrückgang der Elbefischerei zwischen Elbsand- steingebirge und Boizenburg. – Zeitschrift für Fischerei BLESS, R.; LELEK, A.; WATERSTRAAT, A.: Rote Liste der und deren Hilfswissenschaften N.F. – Radebeul 7(1958). in Binnengewässern lebenden Rundmäuler und Fische – S. 161 – 438. (Cyclostomata & Pisces). – In: BINOT, M.; BLESS, R.; BOYE, P. et al.: Rote Liste gefährdeter Tiere Deutsch- BAUCH, G.: Die einheimischen Süßwasserfische. – lands. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Natur- Radebeul: Neumann Verl, 1966. – 199 S. schutz. – Bonn-Bad Godesberg (1998)55. – S. 53 – 59

139 BLUNCK, H.: Zur Kenntnis des „Breitrands” Dytiscus DÖHRING, E.: Zur Biologie des Großen Eichenbockkä- latissimus L. und seiner Junglarve. – Zoologischer Anzei- fers (Cerambyx cerdo L.) unter besonderer Berücksichti- ger 57(1923). – S. 157 – 168 gung der Populationsbewegungen im Areal. – Zeitschrift für angewandte Zoologie. – Berlin 42(1955). – S. 251 BOGENHARD, C.: Taschenbuch der Flora von Jena. – – 373 Leipzig, 1850 DUDLER, H.; MADSACK, G.; PÄHLER, R. u.a. (Bearb.): BORCHERT, W.: Die Käferwelt des Magdeburger Schutzwürdigkeitsgutachten für das als Naturschutzgebiet Raumes. Bd. 2. – Magdeburger Forschungen. – Magde- auszuweisende Gebiet „Pfaffenheide-Wörpener Bach” burg (1951). – 264 S. einschl. Pflege- und Entwicklungsplan. Abschlußbericht. – Verl: Ökoplan GmbH, Gesellschaft für ökologische Unter- BORNEMANN, G.: Verzeichnis der Großschmetterlinge suchungen und Landschaftspflegeplanung, 1996 aus der Umgebung von Magdeburg und des Harzge- biets. – Abhandlungen und Berichte aus dem Museum DURING, H. J.: Life strategies of bryophytes: a prelimi- für Natur- und Heimatkunde und dem naturwissenschaft- nary review. – Lindbergia. – 5(1979). – S. 2 – 18 lichen Verein in Magdeburg. – Magdeburg 2(1912)3. – S. 163 – 251 EBERSBACH, H.; HAUER, S.; THOM, I. u.a.: Untersu- chung und Dokumentation der Verbreitung von Fischotter BOYE, P.; DIETZ, M.; WEBER, M. (Bearb.): Fledermäuse und Biber im Bearbeitungsgebiet „ABSP Elbe“. – Studie und Fledermausschutz in Deutschland. – Bonn: Bundes- im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen- amt für Naturschutz, 1999. – 110 S. Anhalt, 1998

BOYE, P.; HUTTERER, R.; BENKE, H.: Rote Liste der Säu- EBERT, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württem- getiere (Mammalia). – In: BINOT, M.; BLESS, R.; BOYE, bergs. – Band 1: Tagfalter I. – Stuttgart: Ulmer Verl., P. et al.: Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. – 1991a. – 552 S. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz. – EBERT, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württem- Bonn-Bad Godesberg (1998) 55. – S. 33 – 39 bergs. – Band 2, Tagfalter II. – Stuttgart: Ulmer Verl., 1991b. BUHL, A.; KNAPP, H. D.; MEUSEL, H.: Verbreitungskar- – 535 S. ten hercynischer Leitpflanzen. 14. Reihe. – Hercynia N. EBERT, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württem- F. – Leipzig 11(1974)2–3. – S. 89 – 171 bergs. – Band 5: Nachtfalter III. – Stuttgart: Ulmer Verl., 1993. – 575 S. BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.): Nationaler Datenerfassungsbogen/Erläuterungen zum deutschen EBERT, W.: Flora des Kreises Bernburg und der angren- Erfassungsprogramm für NATURA 2000-Gebiete. – Pro- zenden Gebiete. – Bernburg: Verl. G. Kunze, 1929. – grammbeschreibung Vers. 1.5 Fox Pro 2.6 Release 392 S. VxR00M00. – Bonn, 1997 EGGERS, H.: Verzeichnis der in der Umgebung von Eis- BUSCHENDORF, J.: Die Verbreitung der Rotbauchunke in leben beobachteten Käfer. – Insektenboerse. Entomologi- Sachsen-Anhalt. – In: KRONE, A.; KÜHNEL, K.-D. (Hrsg.): sches Wochenblatt. – Stuttgart 18(1901). – S. 1 – 110 Die Rotbauchunke (Bombina bombina): Ökologie und Bestandssituation. – Rana. – 1(1996)SH. – S. 78 – 86 EHRMANN, P.: Mollusca. – In: BROHMER; EHRMANN: Die Tierwelt Mitteleuropas. 2. – Leipzig: Ulmer, 1933 BUSCHENDORF, J. & UTHLEB, H.: Rote Liste der Amphi- bien und Reptilien des Landes Sachsen-Anhalt. – Berich- ENTOMOLOGEN-VEREINIGUNG SACHSEN-ANHALT te des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. – E.V. (Hrsg.): Zur Bestandssituation wirbelloser Arten Halle (1992)1. – S. 16 – 18 nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. – Entomologische Mitteilungen Sachsen- BUTTSTEDT, L. & ZIMMERMANN, W.: Die Vogelazur- Anhalt. – Schönebeck 8 (2000) SH. – 62 S. jungfer (Coenagrion ornatum) im Grenzraum von Sach- sen-Anhalt und Thüringen. – pedemontanum. Mittei- FECHTNER, R. & FALKNER, G.: Weichtiere. – In: Stein- lungsblatt AG Odonatenfauna Sachsen-Anhalt der Ento- bachs Naturführer. – Mosaik Verl., 1990 mologen-Vereinigung Sachsen-Anhalt e.V. – 3(1998). – S. 6 – 9 FEUERSTACKE, R.: Verzeichnis der in der Umgebung Magdeburgs aufgefundenen Cerambycidae. – Mitteilun- CONERT, H. J.: Coleanthus. – In: HEGI, G. (Begr.): Illu- gen aus der Entomologischen Gesellschaft zu Halle a. S. strierte Flora von Mitteleuropa: 1. Band: Pteridophyta/ – Berlin (1913)5–7. – S. 75 – 88 Spermatophyta; Teil 3: Graminae; Liferung 6; Bogen 26 – 30. – 3. völlig neubearb. Aufl. – Berlin: Parey Verl., 1992. FICHTNER, E.: Beiträge zur Insektenfauna der DDR: S. 434 – 437 Coleoptera, Dytiscidae (Insecta). – Faunistische Abhand-

140 lungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden. – GANZER, W.; SCHNEIDER, G.; VOIGT, K.: Die Dresden 11(1983). – S. 1 – 46 Großschmetterlinge Dessaus und seiner weiteren Umge- bung. 1. Teil: Tagfalter. – Berichte des naturwissenschaft- FISCHER, A.: Heldbockerlebnisse 1937–41. – Entomo- lichen Vereins in Dessau. 3. Heft über die Jahre 1930 – logische Zeitschrift. – Frankfurt 56(1942). – S. 193 – 1932. – Dessau (1933)3. – S. 9 – 15 197 GARCKE, A.: Flora von Halle mit näherer Berücksichti- FISCHER, A.: Der Held- oder Große Eichenbock Ceram- gung der Umgegend von Weissenfels, Naumburg, Frei- byx cerdo cerdo L. – Jahresschrift des Kreismuseums Hal- burg, Bibra, Nebra, Querfurt, Allstedt, ... Erster Theil: densleben. – Haldensleben 2(1961). – S. 90 – 96 Phanerogamen. – Halle: Verl. Eduard Anton, 1848

FISCHER, M. A. & ADLER, W.: Exkursionsflora von Öster- GARCKE, A.: Illustrierte Flora von Deutschland. – 22. reich. – Stuttgart; Wien: Ulmer Verl., 1994. – 826 S. Aufl. – Berlin: P. Parey Verl., 1922. – 860 S.

FRANK, D. & NEUMANN, V. (Hrsg.): Bestandssituation GAUMERT, T.: Fischprobennahme und Artenerfassung der Pflanzen und Tiere Sachsen-Anhalts. – Stuttgart: an den drei Fangstellen Schmilka, Prossen und Meißen Ulmer Verl., 1999. – 469 S. der sächsischen Elbe im September 1998. – Hamburg: Wassergütestelle Elbe, 1998. – unveröff. FRANK, D.; HERDAM, H.; JAGE, H. et al.: Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen des Landes Sachsen-Anhalt. – GEBHARD, H. & NESS, A.: Fische. – 3., durchges. Neu- Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen- ausgabe. – München; Wien; Zürich: BLV Verlagsgesell- Anhalt. – Halle (1992)1. – S. 44 – 63 schaft mbH., 1997 FRANK, D. et al.: Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen des Landes Sachsen-Anhalt. – Berichte des Landesamtes GEISER, R.: Käfer. – In: KAULE, G.(Hrsg.): Arten- und für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. – Halle (1992)1. – S. Biotopschutz. – Stuttgart: Ulmer Verl., 1986. – S. 242 – 44 – 63 245. – (UTB für Wissenschaft; Große Reihe)

FRANK, D. et al.: Bestandsentwicklung der Farn- und GEISER, R.: Rote Liste der Käfer (Coleoptera). – In: Blütenpflanzen exkl. Brombeeren. – In: FRANK, D.; BINOT, M.; BLESS, R.; BOYE, P. et al.: Rote Liste gefähr- NEUMANN, V. (Hrsg.): Bestandssituation der Pflanzen deter Tiere Deutschlands. – Schriftenreihe für Land- und Tiere Sachsen-Anhalts. – Stuttgart: Ulmer Verl., schaftspflege und Naturschutz. – Bonn-Bad Godesberg 1999. – S. 18 – 120 (1998)55. – S. 168 – 230

FREITAG, H., MARKUS, C.; SCHWIPPEL, I.: Die Wasser- GLOER, P. & MEIER-BROOK, C.: Süßwassermollusken. – und Sumpfpflanzengesellschaften im Magdeburger Hamburg: DJN-Verl., 1998 Urstromtal südlich des Flämings (Elbe-Elster-Gebiet um Torgau und Herzberg). – Wissenschaftliche Zeitschrift GOLDFUSS, O.: Die Binnenmollusken Mittel-Deutsch- der Pädagogischen Hochschule Potsdam. Math.-Nat. R. lands mit besonderer Berücksichtigung der Thüringer – Potsdam 4(1958)1. – S. 65 – 92. – (Beiträge zur Lande, der Provinz Sachsen, des Harzes, Braunschweigs Flora u. Vegetation Brandenburgs; 22) und der angrenzenden Landesteile. – Leipzig, 1900

FREYHOF, J.; STAAS, S.; STEINMANN, I.: Erste Nach- GOLDFUSS, O.: Nachtrag zur Binnenmolluskenfauna weise des Weißflossengründlings Gobio albipinnatus Mittel-Deutschlands. – Zeitschrift für Naturwissenschaf- Lukasch, 1933, im Rhein (Telostei, Cyprinidae). – LÖBF- ten. – Halle. – 77(1904). – S. 231 – 310 Mitteilungen. – Recklinghause 23(1998)3. – S. 75 – 77 GOLLMANN, G.; PIALEK, J.; SZYMURA, J. M. et al.: FRITZ, U. & GÜNTHER, R.: Emys orbicularis (Linnaeus, Bombina bombina (Linnaeus, 1761). – In: GASC, J. P.; 1758). Europäische Sumpfschildkröte. – In: GÜNTHER, CABELA, A.; CRNOBRNJA, J. (Hrsg.): Atlas of amphibi- R. (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. – ans and reptiles in Europe. – Paris: Museum National Jena: Gustav Fischer Verl., 1996. – S. 518 – 534 d’Histoire Naturelle, 1997. – S. 96 – 97 – (Collection Patrimoines Naturels. Serie Patrimoine Genetique; 29) GAEDICKE, R. & HEINICKE, W. (Hrsg.): Entomofauna Germanica. Band 3: Verzeichnis der Schmetterlinge GRAND, D.: Coenagrion mercuriale (Charpentier, Deutschlands. – Entomologische Nachrichten und 1840). – In: HELSDINGEN, P. J. van; WILLEMSE, L.; Berichte. – Dresden 43(1999)Beiheft 5 SPEIGHT; M. C. (Hrsg.): Background information on invertebrates of the Habitats Directive and the Bern Con- GALEWSKI, K.: A study on morphobiotic adaptations of vention. – Part II: Mantodea, Odonata, Orthoptera and European species of the Dytiscidae (Coleoptera). – Pols- Arachnida. – Nature and Environment. – Strasbourg kie Pismo Entomologiczne. – 41(1971). – S. 487 – 702 80(1996). – S. 245 – 253

141 GRASER, K.: Cerambycidae-Funde um Magdeburg. – Anhalt der Entomologen Vereinigung Sachsen-Anhalt Entomologische Nachrichten und Berichte. – Dresden e.V. – 4(2000). – im Druck 39(1995). – S. 233 – 238 HENDRICH, L. & BALKE, M.: Verbreitung, Habitatbin- GROSSE, E.: Flora von Aschersleben. – Aschersleben, dung, Gefährdung und mögliche Schutzmaßnahmen der 1861 FFH-Arten Dytiscus latissimus Linnaeus, 1758 (Der Breitrand) und Graphoderus bilineatus (De Geer, 1774) GROßE, W.-R. & GÜNTHER, R.: Kammmolch – Triturus in Deutschland (Coleoptera: Dytiscidae). – Insecta. – cristatus (Laurenti 1768). – In: GÜNTHER, R. (Hrsg.): Berlin 6(2000). – S. 98 – 114 Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. – Jena: Gustav Fischer Verl., 1996. – S. 120 – 141 HENNIG, R.: Zur Odonatenfauna des Landkreises Wit- tenberg. – pedemontanum. Mitteilungs-Blatt AG Odona- GROSSER, N.: Rote Liste der Schmetterlinge des Landes tenfauna Sachsen-Anhalt der Entomologen Vereinigung Sachsen-Anhalt. – Berichte des Landesamtes für Umwelt- Sachsen-Anhalt e.V. – (1998)3. – S. 1 – 6 schutz Sachsen-Anhalt. – Halle (1993)9. – S. 60 – 72 HERDAM, H.: Neufunde und Nachträge zur „Neuen GÜNTHER, R. & SCHNEEWEISS, N.: Rotbauchunke – Flora von Halberstadt“. 2. Mitt. – Abhandlungen und Bombina bombina (Linnaeus, 1761). – In: GÜNTHER, R. Berichte des Museums Heineanum. – Halberstadt (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. – 2(1994). – S. 1 – 75 Jena: Gustav Fischer Verl., 1996. – S. 215 – 232 HERDAM, H.: Floristische Untersuchungen zu Anhang II- HAEUPLER, H.: Atlas zur Flora von Südniedersachsen. – Arten der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH) der Scripta Geobotanica. – Göttingen 10(1976). – 369 S. Europäischen Union. Blütenpflanzen im Land Sachsen- Anhalt. – 2000. – unveröff. Gutachten HAEUPLER, H. & SCHÖNFELDER, P. (Hrsg.): Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutsch- HERDAM, H. et al.: Neue Flora von Halberstadt: Farn- land. – 2. Aufl. – Stuttgart: Ulmer Verl., 1989. – 768 S. und Blütenpflanzen des Nordharzes und seines Vorlan- des (Sachsen-Anhalt). – Quedlinburg: Botanischer HAMPE, E.: Flora Hercynica oder Aufzählung der im Arbeitskreis Nordharz e. V., 1993. – 385 S. Harzgebiet wildwachsenden Gefäßpflanzen, nebst einem Anhange, enthaltend die Laub- und Lebermoose. HERMANN, F.: Beiträge zur Flora von Anhalt und den – Halle: Schwetschker Verl., 1873. – 383 S. angrenzenden preussischen Gebietsteilen. – Verhandlun- gen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. – Berlin 43(1902). – S. 147 – 151 HAUER, S. & HEIDECKE, D.: Zur Verbreitung des Fischotters (Lutra lutra L., 1758) in Sachsen-Anhalt. – HIGGENS, L. G. & RILEY, N. D.: Die Tagfalter Europas Hercynia N.F. – Leipzig 32(1999). – S. 149 – 160 und Nordafrikas. – Hamburg; Berlin: Verl. Paul Parey, 1971 HEIDECKE, D.: Rote Liste der Säugetiere des Landes Sachsen-Anhalt. – Berichte des Landesamtes für Umwelt- HILLECKE, C.: Verzeichnis der Käfer des nordöstlichen schutz Sachsen-Anhalt. – Halle (1992)1. – S. 9 – 12 Harzrandes. – Quedlinburg: Entomologischer Verein Quedlinburg und Umgebung, 1907 HEIDECKE, D. & KLENNER-FRINGES, B.: Studie über die Habitatnutzung des Bibers in der Kulturlandschaft. – HINZE, G.: Der Biber – Körperbau und Lebensweise, In: SCHRÖPFER, R.; STUBBE, M.; HEIDECKE, D. (Hrsg.): Verbreitung und Geschichte. – Berlin: Akademie Verl., Semiaquatische Säugetiere. – Wissenschaftliche Beiträ- 1950 ge. Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg, 1992. – S. 215 – 265 HOFFMANN, M.: Ein Beitrag zur Verbreitungsgeschich- te des Bibers Castor fiber albicus Matschie 1907 im HEIDECKE, D. & SCHUMACHER, A.: Population deve- Großeinzugsgebiet der Elbe. – Hercynia N.F. – Leipzig lopment of the beaver (Castor fiber albicus) in Sachsen- 4(1967)3. – S. 279 – 324 Anhalt, Germany. – In: PACHINGER, K. (ed.): Proc. 1. European Beaver Symposium. – Bratislava, 1997. – S. HOLCIK, J.: The Freshwater Fishes of Europe – Petromy- 15 – 19 zoniformes. Bd. 1, T. 1. – Wiesbaden: Aula Verl, 1986

HEIDECKE, F. & HEIDECKE, H.: Zur Odonaten-Fauna HONIGMANN, H.: Beitrag zur Molluskenfauna von der Taufwiesenberge – ein vergessenes Schutzgebiet Bernburg a. S. – Abhandlungen und Berichte Museum zwischen Kiesabbau und Renaturierung. – pedemonta- für Natur- u. Heimatkunde zu Magdeburg. – Magde- num. Mitteilungs-Blatt AG Odonatenfauna Sachsen- burg 1(1906). – S. 188 – 195

142 HORION, A.: Faunistik der mitteleuropäischen Käfer. JUPE, H.: Die Macrolepidopterenfauna des Naturschutz- Bd. 6: Lamellicornia. – Überlingen, 1958 gebietes „Harslebener Berge“ im Nord-Harzvorland und ihre Beziehungen zu den Pflanzengesellschaften. – Her- HORION, A.: Faunistik der mitteleuropäischen Käfer. cynia N.F. – Leipzig 5(1968)2. – S. 97 – 180 Bd. 12: Cerambycidae. – Überlingen, 1974 KÄSTNER, A. et al.: Vegetation und Flora des Kreises HORNUNG, E. G.: Über das naturwissenschaftliche Köthen. – Köthen: Naumann-Museum, 1988. – 100 S. Streben in Aschersleben mit Bezug auf den naturwissen- schaftlichen Verein des Harzes. – Flora oder allgemeine KALLMEYER H. & ZIESCHE, H.: Die Orchideen Sachsen- botanische Zeitschrift. – Marburg 15(1832)1. – S. 291 Anhalts. Verbreitungsatlas. – Jena; Stuttgart: Gustav – 302 Fischer Verl., 1996. – 76 S.

HUDZIOK, G.: Beiträge zur Flora des Flämings und der KAMMERAD, B.; ELLERMANN, S.; MENCKE, J. et al.: südlichen Mittelmark (Siebenter Nachtrag). – Verhand- Die Fischfauna von Sachsen-Anhalt : Verbreitungsatlas / lungen des Botanischen Vereins der Provinz Branden- hrsg. durch das Ministerium für Raumordnung, Landwirt- burg. – Berlin 111(1974). – S. 96 – 103 schaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt. – Mag- deburg, 1997. – 180 S. HUTH, J.; OELERICH, H.-M.; REUTER, M: Zur faunisti- schen Charakterisierung der Biotoptypen in der Braun- KERNEY, M. P.; CAMERON, R. D. A.; JUNGBLUTH, J. kohlenfolgelandschaft Sachsen-Anhalts. – In: Konzepte H.: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. – Ham- für die Vernetzung wertvoller Biotope in der Bergbaufol- burg: Parey Verl., 1983 gelandschaft. Workshop zum Forschungsverbund Braun- kohlentagebaulandschaften. – Berichte des Landesamtes KLAUSNITZER, B.: Käfer im und am Wasser. – Luther- für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. – Halle (1998)SH1. – stadt Wittenberg: Ziemsen Verl., 1984. – (Neue Brehm- S. 32 – 41 Bücherei)

JÄGER, E. J.: Biologie, Chorologie und Ursachen des KÖHLER, F. & KLAUSNITZER, B. (Hrsg.): Verzeichnis der Reliktcharakters von Artemisia laciniata Willd. und Arte- Käfer Deutschlands. – Entomologische Nachrichten und misia rupestris L. im herzynischen Gebiet. – Hercynia N. Berichte. – Dresden (1998)Beiheft 4. – S. 1 – 185 F. – Leipzig 24(1987)4. – S. 425 – 436. KÖRNIG, G.: Die Molluskengesellschaften des mittel- JAGE, H.: Lindernia dubia auch in Deutschland (Zur deutschen Hügellandes. – Malakologische Abhandlun- Flora u. Vegetation des mittleren Elbtals und der Dübe- gen Staatliches Museum für Tierkunde in Dresden. – ner Heide. 3. Mitt.). – Wissenschaftliche Zeitschrift der Dresden 2(1966). – S. 1 – 112 Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg. Math.-Nat. R. – Halle 13(1964)9. – S. 673 – 680 KÖRNIG, G.: Die Molluskengesellschaften im Gebiet des Süßen Sees (Kreis Eisleben und Saalkreis). – Mala- JAGE, H.: Vorarbeiten zu einer Flora der Dübener Heide kologische Abhandlungen Staatliches Museum für Tier- und ihrer näheren Umgebung (4. Beitrag). – Wissen- kunde in Dresden. – Dresden 7(1981). – S. 155 – 181 schaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Univ. – Math.- Nat. R. – Halle 16(1967)6. – S. 851 – 861 KÖRNIG, G.: Schnecken (Gastropoda) und Muscheln (Bivalvia). – In: EBEL; SCHÖNBRODT (Hrsg.): Pflanzen- JAGE, H.: Vorarbeiten zu einer Flora der Dübener Heide und Tierarten der Naturschutzobjekte im Saalkreis (Bez. und ihrer näheren Umgebung. 6. Beitrag. – Verhandlun- Halle). Teil 1-3. – Halle: Rat des Saalkreises u. Kultur- gen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. bund der DDR, Botanischer Garten der Martin-Luther- – Berlin 109–111(1974). – S. 3 – 55 Univ, 1988. – Teil 1. – 72 S.; Teil 2. – 75 S.; Teil 3 – Vorläufige Rote Liste. – 12 S. JAKOBS, W.: Die derzeitige Libellenfauna im Landkreis Wittenberg und Empfehlungen zu ihrem Schutz. – Natur- KÖRNIG, G.: Schnecken (Gastropoda) und Muscheln schutz im Land Sachsen-Anhalt. – Halle 29(1992)2. – S. (Bivalvia). – In: EBEL; SCHÖNBRODT: Pflanzen- und 25 – 30 Tierarten der Naturschutzobjekte im Saalkreis. – 1. Ergänzungsband. – Halle: Landratsamt des Saalkreises, JUNGBLUTH, J. H. & KNORRE, D. V.: Rote Liste der Bin- Botanischer Garten der Martin-Luther-Univ., Landesamt nenmollusken (Schnecken (Gastropoda) und Muscheln für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 1991. – 72 S. (Bivalvia)). – In: BINOT, M.; BLESS, R.; BOYE, P. et al.: Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. – Schriftenrei- KÖRNIG, G.: Rote Liste der Mollusken des Landes Sach- he für Landschaftspflege und Naturschutz. – Bonn-Bad sen-Anhalt. – Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Godesberg (1998)55. – S. 283 – 289 Sachsen-Anhalt. – Halle (1992)1. – S. 22 – 23

143 KÖRNIG, G.: Rote Liste der Wassermollusken des Lan- MANION, P. J. & HANSEN, L. H.: Spawning behavior des Sachsen-Anhalt. – Berichte des Landesamtes für and fecundity of lampreys from the upper three Great Umweltschutz Sachsen-Anhalt. – Halle (1998)30. – S. Lakes. – Can. J. Fish. Aquat. Sci. – 37(1980). – S. 24 – 27 1635 – 1640

KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT MATZ, A.: Beitrag zur Flora der nordöstlichen Altmark (Hrsg.): Natura 2000 Netz, Rats-Direktive mit besonderer Berücksichtigung der Umgegend von 79/409/EWG zur Erhaltung von Wildvögeln und Rats- Seehausen. – Verhandlungen des Botanischen Vereins Direktive 92/43/EWG zur Erhaltung natürlicher Gebie- der Provinz Brandenburg.– Berlin 19(1877). – S. 42 – 57 te und wilder Fauna und Flora – Standard Datenbogen. – Endversion v. 27.05.1994 ergänzt durch den Beitritt MAX, W.: Die Spinner und Schwärmer des Harzes (In- von Österreich, Finnland und Schweden und März secta, Lepidoptera). – Mitteilungen des naturwissen- 1995, Version der Eurostat Nuts-Regionen, 1995 schaftlichen Vereins Goslar. – Hornburg (1983)1. – S. 55 – 139 KORNECK, D.; SCHNITTLER, M.; VOLLMER, I.: Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen (Pteridophyta et Sper- MEINUNGER, L.: Rote Liste der Moose Sachsen-Anhalts. matophyta) Deutschlands. Rote Liste gefährdeter Pflan- – Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen- zen Deutschlands. – Schriftenreihe für Vegetationskunde. Anhalt. – Halle (1995)18. – S. 50 – 60 – Bonn-Bad Godesberg (1996)28. – S. 21 – 187 MEINUNGER, L.: Bestandssituation der Moose (Bryo- KÜHNEL, H. & NEUMANN, V.: Der Südrand des Och- phyta). – In: FRANK, D.; NEUMANN, V. (Hrsg.): senbusches bei Diebzig – ein Flächennaturdenkmal zum Bestandssituation der Pflanzen und Tiere Sachsen- Schutze seltener Käfer. – Naturschutz und naturkundli- Anhalts. – Stuttgart: Ulmer Verl, 1999. – S. 131 – 145 che Heimatforschung in den Bezirken Halle und Magde- burg. – Halle 16(1979). – S. 51 – 54 MEINUNGER, L. & MÜLLER, F.: Moose. – In: Arten- und Biotopschutzprogramm Sachsen-Anhalt. Landschaftsraum KUHN, K. & BURBACH, K. (Bearb.): Libellen in Bayern. Harz. – Berichte des Landesamtes für Umweltschutz – Stuttgart: Eugen Ulmer Verl., 1998. – 333 S. Sachsen-Anhalt. – Halle (1997)SH 4. – S. 132 – 140

KUNZE, P.; BREINL, K.; SCHMIEDL, J. et al.: Pflege- und MERTENS, F.: Flora von Halberstadt : Vorkommen und Entwicklungsplan Zeitzer Forst. Faunistische Bestandser- Verbreitung der wildwachsenden Pflanzen des Nord- fassung – Schlußbericht. – Regensburg; Grana/Zeitz: harzvorlandes. – Städtisches Museum für Geschichte Planungsbüro Zimmermann, 1999. – 52 S. – unveröff. von Natur und Gesellschaft der Stadt Halberstadt. – Hal- berstadt (1961)6. – 114 S. LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN- ANHALT (Hrsg.): Arten- u. Biotopschutzprogramm Sach- MEUSEL, H.; JÄGER, E.; WEINERT, E.: Vergleichende sen-Anhalt – Landschaftsraum Harz. – Berichte des Lan- Chorologie der zentraleuropäischen Flora. – Jena: desamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. – Halle Fischer Verl., 1965. – Textband 124 S.; Karten I 104 S. (1994)SH 4 MEYERHOLZ, K.: Beiträge zur Flora von Genthin in der LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN- Preussischen Provinz Sachsen. – Deutsche Botanische ANHALT (Hrsg.): Arten- u. Biotopschutzprogramm Sach- Monatsschrift. – Sondershausen 2(1884). – S. 92 – 96 sen-Anhalt – Stadt Halle. – Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. – Halle (1998)SH 4 MINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN DES LANDES BRANDENBURG (Hrsg.): LELEK, A.: The Freshwater Fishes of Europe. Threatened Fische in Brandenburg: Verbreitung und Beschreibung Fishes of Europe. 9. – Wiesbaden: Aula Verl., 1987 der märkischen Fischfauna. – 2. Aufl. – Potsdam, 1999

LOESKE, L.: Moosflora des Harzes. – Leipzig: Borntrae- MINISTERIUM FÜR RAUMORDNUNG, LANDWIRT- ger, 1903 SCHAFT UND UMWELT DES LANDES SACHSEN- ANHALT (Hrsg.): NATURA 2000. Besondere Schutzge- LUDWIG, G.; DÜLL, R.; PHILIPPI, G. et al.: Rote Liste der biete Sachsen-Anhalts nach der Vogelschutz-Richtlinie Moose (Anthocerophyta et Bryophyta) Deutschlands. – und der FFH-Richtlinie gemäß Kabinettsbeschluss vom Schriftenreihe für Vegetationskunde. – Bonn-Bad Godes- 28./29. Februar 2000. – Magdeburg, 2000 berg (1996) 28. – S. 189 – 306 MINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND MALCHAU, W.: Rote Liste der Hirschkäfer des Landes RAUMORDNUNG DES LANDES BRANDENBURG Sachsen-Anhalt. – Berichte des Landesamtes für Umwelt- (Hrsg.): Artenschutzprogramm Elbebiber und Fischotter. schutz Sachsen-Anhalt. – Halle (1995)18. – S. 11 – 12 – Potsdam, 1999

144 MITCHELL-JONES, A. J.; AMORI, G.; BOGDANO- NEUMANN, V.: Rote Liste der Bockkäfer des Landes WICZ, W. et al.: The atlas of European mammals. – Lon- Sachsen-Anhalt. – Berichte des Landesamtes für Umwelt- don: Academic Press, 1999 schutz Sachsen-Anhalt. – Halle (1993)9. – S. 48 – 52

MÜLLER, H.: Fische Europas. – 1. Aufl. – Leipzig; NEUMANN, V.: Der Heldbockkäfer (Cerambyx cerdo L.). Radebeul: Neumann Verl., 1983 Vorkommen und Verhalten eines vom Aussterben bedroh- ten Tieres unserer Heimat. Report der Umsiedlungsaktion MÜLLER, J.: Die Grüne Keiljungfer Ophiogomphus ser- in Frankfurt am Main. – Frankfurt am Main, 1997 pentinus (Insecta, Odonata) im NSG Mahlpfuhler Fenn, Kreis Tangerhütte (Bez. Magdeburg). – Abhandlungen NEUMANN, V. & KÜHNEL, H.: Zum gegenwärtigen und Berichte für Naturkunde und Vorgeschichte. – Mag- Vorkommen des Heldbockes (Cerambyx cerdo L.) in der deburg 12(1981)4. – S. 85 – 86 DDR. – Archiv für Naturschutz und Landschaftsfor- schung. – Berlin 20(1980). – S. 235 – 241 MÜLLER, J.: Rote Liste der Libellen des Landes Sachsen- NEUWIRTH, G.: Pflanzensoziologische und ökologische Anhalt. – Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Untersuchungen an Hängen des Lindbusches, der Hars- Sachsen-Anhalt. – Halle (1993)9. – S. 13 – 16 lebener Berge und des Steinholzes. – Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg Mat.- MÜLLER, J.: Die Libellenfauna (Odonata) und deren Nat. R. – Halle 7(1958)1. – S. 101 – 124 Gefährdungsstatus im Land Sachsen-Anhalt (Rote Liste- Korrektur). – Mitteilungsblatt der EVSA e.V. – 2(1994)2. NOWOTNY, H.: Käferfunde an alten Eichen in Baden. – S. 39 – 52 – Koleopterologische Zeitschrift. – 1(1949). – S. 228 – 232 MÜLLER, J.: Zoogeographische und ökologische Analy- se der Libellen-Fauna (Insecta, Odonata) des Landes OHLENDORF, B.: Zur Regression der Kleinen Hufeisen- Sachsen-Anhalt. – Abhandlungen und Berichte für Natur- nase Rhinolophus hipposideros in Sachsen-Anhalt. – In: kunde: Museum für Naturkunde Magdeburg. – Magde- Zur Situation der Hufeisennasen in Europa/Hrsg. burg 19(1996). – S. 3 – 11 Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt e.V. – 1997a. – S. 109 – 114 MÜLLER, J.: Bestandsentwicklung der Libellen. – In: FRANK, D.; NEUMANN, V. (Hrsg.): Bestandssituation OHLENDORF, B.: Kleine Hufeisennase Rhinolophus hip- der Pflanzen und Tiere Sachsen-Anhalts. – Stuttgart: posideros (Bechstein 1800). – Magdeburg: Ministerium Ulmer Verl., 1999a. – S. 442 – 448 für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt des Lan- des Sachsen-Anhalt, Ref. Öffentlichkeitsarbeit, 1997b. – MÜLLER, J.: Ophiogomphus cecilia (Fourcroy) in der 32 S. – (Artenhilfsprogramm des Landes Sachsen- Donau bei Deggendorf, Niederbayern (Anisoptera: Anhalt) Gomphidae). – Libellula. – 18(1999b)1/2. – S. 69 – 70 OHLENDORF, B.: Zum Vorkommen der Mopsfledermaus MÜLLER, J.: Zur Naturschutz-Bedeutung der Elbe und ihrer Barbastella barbastellus in Sachsen-Anhalt. – In: Zur Retentionsflächen auf der Grundlage stenöker lebens- Situation der Mopsfledermaus in Europa / Hrsg. Arbeits- raumtypischer Libellenarten (Insecta, Odonata). – kreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt e.V. – im Druck Abhandlungen und Berichte für Naturkunde : Museum für OHLENDORF, B.: Zum Status der Teichfledermaus (Myo- Naturkunde Magdeburg. – Magdeburg 21(1999c). – S. tis dasycneme) in Sachsen-Anhalt. – in Vorber. 3 – 24 OHLENDORF, B.; BALLIN, B.; LÜTCHENS, W. et al.: Fle- MUUS, B. J. & DAHLSTRÖM, P.: Süßwasserfische Euro- dermausschutz und -forschung in einem bemerkenswer- pas: Biologie, Fang, wirtschaftliche Bedeutung. – 7. ten Quartier am Nordostharzrand. – in Vorber. Aufl. – München: BLV Verlagsgesell. mbH, 1993 OTT, J. & PIPER, W. : Rote Liste der Libellen (Odonata). – NEBEL, L.: Die Käfer des Herzogtums Anhalt. – 1. In: BINOT, M.; BLESS, R.; BOYE, P. et al.: Rote Liste Cerambycidae. – Dessau, 1894. gefährdeter Tiere Deutschlands. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz. – Bonn-Bad Godes- NELLEN, W.; THIEL, R.; GINTER, R.: Ökologische berg (1998)55. – S. 260 – 263 Zusammenhänge zwischen Fischgemeinschafts- und Lebensraumstrukturen der Elbe (ELFI). – Hamburg: Univ., PALM, T.: Die Holz- und Rindenkäfer der süd- und mittel- 1999. – BMBF-Projekt 0339578. – unveröff. schwedischen Laubbäume. – Opuscula Entomologica. – Lund (1959) Suppl.16 NEUMANN, V.: Der Heldbock. – Lutherstadt Wittenberg: Ziemsen Verl., 1985. – (Neue Brehm-Bücherei; 566) PETER, A.: Flora von Südhannover. – Göttingen, 1901

145 PETRY, A.: Über die Käfer des Brockens unter besonde- RAUSCHERT, S.: Zur Flora des Bezirkes Halle (8. Bei- rer Berücksichtigung der biogeographischen Verhältnis- trag). – Mitteilungen zur floristischen Kartierung. – Halle se. – Entomologische Mitteilungen. – Berlin; Dahlem 5(1979b)2. – S. 57 – 63 3(1914)1,2,3,4 REGIUS, K.: Die Weichtiere in der näheren Umgebung PIECHOCKI, R.: Elbebiber Castor fiber albicus Mat- von Magdeburg. – Abhandlungen und Berichte aus dem schie. – In: STUBBE, M. (Hrsg.): Buch der Hege. Bd. 1. Museum für Naturkunde und Vorgeschichte und dem Haarwild. – 5. Aufl. – Berlin: Deutscher Landwirtschafts- naturwissenschaftlichen Verein in Magdeburg. – Magde- verl., 1989. – S. 588 – 615 burg 6(1930). – S. 63 – 81 PLÖTTNER, T.: Verzeichnis von Fundorten einiger seltener REGIUS, K.: Schnecken und Muscheln des Kreises Hal- oder weniger verbreiteter Gefässpflanzen der Umgegend densleben. – Jahresschrift des Kreismuseums Haldensle- von Rathenow. – Verhandlungen des Botanischen Vereins ben. – Haldensleben 5(1964). – S. 51 – 114 für die Provinz Brandenburg. – Berlin 40(1898) REGIUS, K.: Beiträge zur Molluskenfauna des Nordhar- POLENTZ, G.: Beiträge zur Kenntnis der Käfer des Har- zes, seines Vorlandes und des Großen Bruchs bei zes. – Entomologische Blätter. – Krefeld; Schwabach Oschersleben. – Naturkundliche Jahresberichte des 45–46(1949–1950). – S. 10 – 12 Museums Heineanum. – Halberstadt 1(1966). – S. 21 – 66 PRETSCHER, P.: Rote Liste der Großschmetterlinge (Macrolepidoptera). – In: BINOT, M.; BLESS, R.; BOYE, REGIUS, K.: Malakologische Miscellen (Mollusca). Die P. et al.: Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. – Elbe von Schönebeck bis Hohenwarthe aus malakologi- Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz. – scher Sicht. – Abhandlungen und Berichte für Naturkun- Bonn-Bad Godesberg (1998) 55. – S. 87 – 111 de und Vorgeschichte. – Magdeburg 11(1969)5. – S. 151 – 159 PRINKE, E.: Floristische Neufunde aus dem Fläming und dem Baruther Urstromtal als Vorarbeit zu einer Flora des REICHARDT, H.: Einige Nachträge zu Garckes Flora Flämings. – Gleditschia. – Berlin 9(1982). – S. 173 – 193 von Halle. (Mit Nachtrag von Ascherson). – Verhandlun- gen des Botanischen Vereins für die Provinz Branden- RANA – Büro für Ökologie u. Naturschutz Frank Meyer burg. – Berlin 2(1860). – S. 116 – 117 (Bearb.): Dokumentation. Wirbeltiere des Anhang II der FFH-Richtlinie in Sachsen-Anhalt. – Halle, 2000. – unver- REICHENBACH, H. G. L.: Flora germanica excursoria. – öff. Gutachten Leipzig, 1830

RAPP, O.: Die Käfer Thüringens unter besonderer REICHENBACH, H.: Flora saxonica. – Dresden; Leipzig, Berücksichtigung der faunistisch-oekologischen Geogra- 1844 phie. Bd. 2. – Erfurt: Selbstverlag des Verfassers, 1934 REINECKE, W.: Exkursionsflora des Harzes. – Quedlin- RAUSCHERT, S.: Floristische Beiträge zur geobotani- burg: Verl. Vieweg, 1886. – 245 S. schen Geländearbeit in Mitteldeutschland (X). – 1. Floris- tische Neufunde, Bestätigungen und Veränderungen. - REINHARDT, O.: Die Binnenmollusken Magdeburgs. – A. Zur Flora des Bezirkes Halle. – Wissenschaftliche Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Zeitschrift der Martin-Luther- Univ. Halle-Wittenberg. Magdeburg. – Magdeburg (1874)6. – S. 19 – 34 Math.-Nat. R. – Halle 15(1966)5. – S. 737 – 750 REUTHER, C.: Lutra lutra (Linnaeus, 1758) – Fischotter. – RAUSCHERT, S.: Beiträge zur Kenntnis der Flora von In: STUBBE, M.; KRAPP, F. (Hrsg.): Handbuch der Säu- Mitteldeutschland. – Wissenschaftliche Zeitschrift der getiere Europas. 5. Band: Raubsäuger – Carnivora (Fis- Friedrich-Schiller-Univ. Jena. Math.-Nat. R. – Jena sipedia). Teil 2: Mustelidae. – Wiesbaden: Aula Verl., 19(1970). – S. 413 – 418 1993. – S. 907 – 961 RAUSCHERT, S.: Verbreitungskarten mitteldeutscher Leit- ROGOSCHIK, B.; KÖRBEL, O.; ENGST, N. et al.: Ver- pflanzen. 13. Reihe. – Wissenschaftliche Zeitschrift der meidung der durch den Straßenverkehr bedingten Verlus- Martin-Luther-Univ. Math.-Nat. R. – Halle 21(1972)1. – te von Fischottern (Lutra lutra). – Hankensbüttel: Aktion S. 7 – 68 Fischotterschutz e.V., 1994. – 104 S. – (FE–Nr. 02.152 RAUSCHERT, S.: Zur Flora des Bezirkes Halle (7. Bei- R93I; Bundesministerium für Verkehr) trag). – Mitteilungen zur floristischen Kartierung. – Halle 3(1977)1. – S. 50 – 65 ROTHMALER, W.: Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. – In: SCHUBERT, R.; HANDKE, H.; RAUSCHERT, S.: Zur Flora des Bezirkes Magdeburg (4. PANKOW, H. (Hrsg.): Band 1 – Niedere Pflanzen – Beitrag). – Mitteilungen zur floristischen Kartierung. – Grundband. – 1. Aufl. – Berlin: Volk und Wissen Volksei- Halle 5(1979a)2. – S. 53 – 56 gener Verl., 1983. – 811 S.

146 ROTHMALER, W.; BÄSSLER, M.; JÄGER, E. J. et al.: SCHOBER, W.: Die Hufeisennasen Europas : Rhinolo- Exkursionsflora von Deutschland. Bd. 2 – Gefäßpflan- phidae. – Hohenwarsleben: Westarp-Wissenschaften, zen: – Grundband. – 16. Aufl. – Jena; Stuttgart: Gustav 1998. – 163 S. – (Neue Brehm-Bücherei; 647) Fischer Verl., 1996. – 639 S. SCHOBER, W. & GRIMMBERGER, E.: Die Fledermäuse ROTTENBACH, H.: Zur Flora Thüringens. 6. Beitrag. – Europas : Kennen – bestimmen – schützen. – 2. akt. u. Progr. Herzogl. Realgymn. Meiningen, 1884 erw. Aufl. – Stuttgart: Franckh-Kosmos Verl., 1998. – 265 S. RUDNEW, D. F.: Der große Eichenbock, Cerambyx cerdo L., seine Lebensweise, wirtschaftliche Bedeutung SCHÖNHEIT, F.: Taschenbuch der Flora Thüringens. – und Bekämpfung. – Zeitschrift für angewandte Entomolo- Rudolstadt, 1850 gie. – Berlin 22(1936). – S. 61 – 96

RUNGE, F.: Die Pflanzengesellschaften Mitteleuropas : SCHOLTEN, M.: Der Weißflossengründling, Gobio albi- eine kleine Übersicht. – 10./11. verb. u. verm. Aufl. – pinnatus (Lukasch, 1933): Eine neue Fischart für die Münster: Aschendorff, 1990. – 309 S. Elbe. – BfG-Mitt. – (2000)6. – S. 205 – 206. – (Projekt- gruppe Elbe-Ökologie in der Bfg Koblenz-Berlin) SCHADEWALD, G.: Die Großschmetterlinge der Umge- bung von Zeitz (Sachsen-Anhalt). – Mitteilungen des SCHOLZ, H. & SUKOPP, H.: Drittes Verzeichnis des Flo- Internationalen Entomologischen Vereins. – Frankfurt a. rengebietes von Magdeburg, Bernburg und Zerbst. – M. – (1994)Suppl.2. – 88 S. Magdeburg, 1965

SCHAEPE, A.: Steckbrief zu Drepanocladus vernicosus SCHORR, M.: Leucorrhinia pectoralis (Charpentier, (Mitt.) Warnst. – Firnisglänzendes Sichelmoos. – Pots- 1825). – In: HELSDINGEN; WILLEMSE; SPEIGHT dam: LUFA Brandenburg, 2001. – schriftl. Mitt. (Hrsg.): Background information on invertebrates of the Habitats Directive and the Bern Convention. Part II: SCHATZ, W.: Flora von Halberstadt. – Halberstadt: Mantodea, Odonata, Orthoptera and Arachnida. – Frantz, 1854. – 317 S. Nature and environment. – 80(1996a). – S. 292 – 307

SCHMIDT, A.: Zwei weitere Nachweise der Teichfleder- SCHORR, M.: Ophiogomphus cecilia (Fourcroy, 1785). maus (Myotis dasycneme) in Brandenburg und Bemer- – In: HELSDINGEN; WILLEMSE; SPEIGHT (Hrsg.): Back- kungen zum Status der Art. – Nyctalus. N.F. – 6(1998). ground information on invertebrates of the Habitats – S. 554 – 557 Directive and the Bern Convention. Part II: Mantodea, Odonata, Orthoptera and Arachnida. – Nature and SCHMIDT, E.: Zum Status der Großen Moosjungfer Leu- environment. – 80(1996b). – S. 324 – 340 corrhinia pectoralis im Landteil Schleswig. – Faun.- Ökol. Mitt. – 6(1988). – S. 37 – 42 SCHORR, M.: Grundlagen zu einem Artenhilfspro- SCHMIDT, V.: Angelica palustris (Besser) Hoffm. in der gramm Libellen der Bundesrepublik Deutschland. – Fuhneniederung noch existent. – Mitteilungen zur floristi- S.I.O., 1990. – 512 S. schen Kartierung. – Halle 14(1988). – S. 72 – 73 SCHREIBER, K.: Die Käfer der Mosigkauer Haide. – Ber- SCHNEIDER, L.: Flora von Magdeburg mit Einschluß der liner Entomologische Zeitschrift. – Berlin 31(1887)2. – Florengebiete von Bernburg und Zerbst, nebst einem S. 335 – 346 Abriß der allgemeinen Botanik als einleitenden Theil. Beschreibung der Gefäßpflanzen des Florengebietes SCHUBERT, R.; HILBIG, W.; KLOTZ, S.: Bestimmungs- von Magdeburg, Bernburg und Zerbst mit einer Über- buch der Pflanzengesellschaften Mittel- und Nordost- sicht der Boden- und Vegetationsverhältnisse. – Berlin: deutschlands. – Jena; Stuttgart: Gustav Fischer Verl., Verl. Julius Springer, 1877 1995. – 403 S.

SCHNEIDER, L.: Beschreibung der Gefäßpflanzen des SCHULZ, A.: Die Vegetationsverhältnisse der Umgebung Florengebietes von Magdeburg, Bernburg und Zerbst. – von Halle. – Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Magdeburg, 1891 Halle a.S. – Halle 11(1887). – S. 30 – 124

SCHNITTER, P. : Monitoring – Ermittlung von Bestand SCHULZ, A.: Die Verbreitung und Geschichte einiger und Bestandsentwicklung der Wirbellosen-Arten nach phanerogamer Arten in Deutschland, hauptsächlich in Anhang II der FFH-Richtlinie im Rahmen der Berichts- Mitteldeutschland, sowie der Verlauf der Entwicklung pflichten an die Europäische Union (EU) im Land Sach- der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzen- sen-Anhalt. – Entomologische Mitteilungen Sachsen- decke Deutschlands im Allgemeinen. – Zeitschrift für Anhalt. – Schönebeck 8(2000)SH. – S. 45 – 52 Naturwissenschaften. – Halle 81(1909). – S. 51 – 175

147 SCHUMACHER, A.: Der Elbebiber (Castor fiber albicus STRATMANN, B. & SCHOBER, W.: Zur Situation der Matschie, 1907) in Sachsen-Anhalt – Populationstrends Kleinen Hufeisennase im Saale-Unstrut-Trias-Land. – In: und Habitatbewertung. – 1996. – Halle, Martin-Luther- Zur Situation der Hufeisennasen in Europa/Hrsg. Univ, Dipl.-Arb. Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt e.V. – 1997. – S. 143 – 146 SCHWABE, S. H.: Flora Anhaltina. Tomus I. – Berolini: Apud Ge. Reimerum, 1838 STRICKER, W.: Floristische Beobachtungen in der Gegend von Leipzig. – Berichte der Arbeitsgemeinschaft SELUGA, K. & MAMMEN, U.: Nachweis der Helm- Sächsischer Botaniker N. F. – Dresden 2(1960). – S. Azurjungfer Coenagrion mercuriale (Charp.) im Köthe- 168 – 186 ner Ackerland. – Entomologische Mitteilungen Sachsen- Anhalt. – Schönebeck 3(1995)1/2. – S. 25 – 26 SUHLING, F. & MÜLLER, O.: Die Flußjungfern Europas : Gomphidae. – Magdeburg: Westarp Wissenschaften, SPEYER, A. & SPEYER, A.: Die geographische Verbrei- 1996. – (Neue Brehm-Bücherei; 628) tung der Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz. 1. Teil. – Leipzig; Stuttgart: Verl. W. Engelmann; Ulmer SZABO, L.: Faunistical study of Arthropods in the Austri- Verl., 1858. – 478 S. an oak – sessile oak forest stand of Sikfokut Project : I The fauna list. – Acta Biol. Debrecina. – 21(1989). – S. SPITZENBERG, D.: Rote Liste der wasserbewohnenden 121 – 144 Käfer des Landes Sachsen-Anhalt. – Berichte des Landes- amtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. – Halle TEMBROCK, G.: Stridulation und Tagesperiodik bei (1993)9. – S. 35 – 39 Cerambyx cerdo L. – Zoologische Beiträge. – 5(1960). – S. 419 – 441 SPRENGEL, C.: Florae Halensis tentamen novum. – Halle, 1806 TEUBNER, J.; TEUBNER, J.; DOLCH, D. et al.: Die aktu- elle Verbreitung des Fischotters Lutra lutra (L., 1758) im SPRENGEL, C.: Flora Halensis. – Halle, 1832 Land Brandenburg. – Naturschutz und Landschaftspflege im Land Brandenburg. – Potsdam 8(1999)3. – S. 84 – 92 SPRICK, P.: Bemerkenswerte Käferfunde in Sachsen- Anhalt entlang eines Transektes zwischen Oebisfelde und Schönhauser Damm (1992 – 1999). Teil 1: Diverse TIETZE, F.: Gutachten zum Auftreten von Osmoderma Käfer (Coleoptera). – Mitt. AG ostwestfäl.-lipp. Entomol. eremita (SCOPOLI, 1763), Eremit oder Juchtenkäfer, in – 16(2000)Beiheft7 der Region Halle und in Deutschland. – Halle: OEKO- KART GmbH, Büro für Landschaftsplanung & Ange- SSYMANK, A.; HAUKE, U.; RÜCKRIEM, C. et al.: Das wandte Ökosystemstudien, 1996. – unveröff. Gutachten Europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz. – TUTIN, T. G.; HEYWOOD, V. H.; BURGES, N. A. et al. Bonn-Bad Godesberg (1998)53. – 560 S. (Hrsg.): Flora Europaea. Band 5.: Alismataceae bis Orchidaceae. – Cambridge University Press, 1991. – STARKE, K.: Botanischer Wegweiser für die Umgegend 326 S. – Nachdruck von Weißenfels als Beitrag zur Förderung der Heimat- kunde. – Weißenfels, 1886 VOCKE, A. & ANGELRODT, C.: Flora von Nordhausen und der weiteren Umgegend. – Berlin, 1886 STEGLICH, R.: Zum Vorkommen der „FFH-Libellen” Ophiogomphus cecilia und Gomphus (Stylurus) flavipes VOGEL, H.: Flora von Thüringen. – Leipzig, 1875 sowie von Gomphus vulgatissimus (Odonata, Gomphi- dae) in der „Magdeburger Strom-Elbe”. – Entomologi- WAHN, G. & MEYER, K.: Erfassung der Solitäreichen sche Mitteilungen Sachsen-Anhalt. – Schönebeck und ihres Käferbesatzes im Gebiet Kupen-Rohrlache des 8(2000)1. – S. 3 – 6 Biosphärenreservates Mittlere Elbe. – Köthen, 1995. – unveröff. Gutachten STEINBACH, G. (Hrsg. ): Süßwasserfische. – München: Mosaik Verl., 1984 WAHNSCHAFFE, M.: Verzeichniss der im Gebiet des Aller-Vereins zwischen Helmstedt und Magdeburg aufge- STERBA, G.: Süßwasserfische aus aller Welt. Teil I. – Leip- fundenen Käfer. – Neuhaldensleben: Druck u. Verl. C. zig; Jena; Berlin: Urania Verl., 1959 A. Eyraud, 1883. – 456 S.

STERNBERG, K. & BUCHWALD, R. (Hrsg.): Die Libellen WALLROTH, F. W.: Scholion zu Hampe´s Prodromus Baden-Württembergs. Bd.I: Allgemeiner Teil; Kleinlibel- Florae Hercyniae. – Linnaea. – Halle 14(1840). – S. 1 – len (Zygoptera). – Stuttgart: Verl. Eugen Ulmer. – 486 S. 158; 529 – 704

148 WANZENBÖCK, J. & KOVACEK, H.: Gründlinge im gramm Sachsen-Anhalt. Landschaftsraum Harz. – Berich- oberen Donauabschnitt: zwei weitere Arten? – Fischöko- te des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. – logie aktuell. – 1(1989)2. – S. 18 – 19 Halle (1997)SH 4

WECKWERTH, W.: Unsere bekanntesten Bockkäfer. – ZIMMERMANN, W.: Zur Verbreitung und Ökologie der Lutherstadt Wittenberg: Ziemsen Verl., 1954. – (Neue Helmazurjungfer Coenagrion mercuriale (Charpentier) Brehm-Bücherei; 122) in der DDR. – Entomologische Nachrichten und Berichte. – Dresden 33(1989)6. – S. 237 – 243 WEIDEMANN, H. J.: Tagfalter. – 2. völlig neu bearb. Aufl. – Augsburg: Naturbuch Verl., 1995. – 659 S. ZOBEL, A.: Verzeichnis der im Herzogtume Anhalt und in dessen näherer Umgebung beobachteten Phaneroga- WEIDEMANN, H. J.: Nachtfalter : Spinner und Schwär- men und Gefäßkrytogamen. Teil I. – Dessau, 1905 mer. – Augsburg: Naturbuch Verl., 1996. – 512 S. ZSCHACKE, H.: Zur Flora von Bernburg. VI. – Deutsche WESTERMANN, K. & WESTERMANN, S.: Neufunde Botanische Monatsschrift. – Arnstadt 17(1899)2/3. – S. der Gelben Keiljungfer (Gomphus simillimus) und der 22 – 24; 4/5. – S. 52 – 54; 6. – S. 84 – 86 Grünen Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) am Ober- rhein bei Basel. – Naturschutz am südlichen Oberrhein. ZUPPKE, U.: Zum Vorkommen des Steinbeißers (Cobitis – 1(1996)2. – S. 183 – 186 taenia) im Mittelelbegebiet. – Naturschutz im Land Sach- sen-Anhalt. – Halle 31(1994)2. – S. 54 – 56 WILDERMUTH, H.: Habitate und Habitatwahl der Großen Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis Charp., ZUPPKE, H.: Der Einfluß des Elbebibers auf Waldbestän- 1825) Odonata, Libellulidae. – Zeitschrift für Ökologie de und forstwirtschaftliche Konsequenzen. – Hercynia und Naturschutz. – Jena; Stuttgart 1(1992)1 N. F. – Halle 29(1995). – S. 349 – 380

WILDERMUTH, H.: Populationsbiologie von Leucorrhinia ZUPPKE, U.: Neue Fischart für Sachsen-Anhalt. – Natur- pectoralis (Charpentier) (Anisoptera: Libellulidae). – schutz im Land Sachsen-Anhalt. – Halle 37(2000). – S. Libellula. – 12(1993)3/4. – S. 269 – 275 52 – 53

WISSKIRCHEN, R. & HAEUPLER, H.: Standardliste der ZUPPKE, U. & WÜSTEMANN, O.: Rote Liste der Fische Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands . – Stuttgart: und Rundmäuler des Landes Sachsen-Anhalt. – Berichte Ulmer Verl., 1998. – 765 S. – (Die Farn- und Blüten- des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. – pflanzen Deutschlands; 1) Halle (1992)1. – S. 19 – 21

WOBICK, C.: Molluskenfauna auf dem Domfelsen in der Stromelbe zu Magdeburg. – Abhandlungen und Berichte aus dem Museum für Naturkunde und Heimat- kunde und dem naturwissenschaftlichen Verein in Mag- deburg. – Magdeburg 1(1906). – S. 185 – 187

WÖLFEL, U.: Aktuelle Flora des Landkreises Bitterfeld. – Wolfen; Bitterfeld: Amt für Naturschutz und Landschafts- pflege, 1992. – 109 S.

WOHLLEBEN, J.: Supplementi ad Leysseri Floram Halen- sem. Fascic. 1. – Halle, 1796

WOIKE, S.: Funde von Scheidenblütgras (Coleanthus subtilis) in Deutschland. – Natur u. Museum. – Frank- furt/M. 98(1968)1. – S. 1 – 9

WOIKE, S.: Beitrag zum Vorkommen von Coleanthus subtilis (Tratt.) Seidl (Feines Scheidenblütgras) in Europa. – Folia Geobotanica et Phytotaxonomica. – Praha 4(1969). – S. 401 – 413

WÜSTEMANN, O.: Fische und Rundmäuler (Osteichty- es et Cyclostomata). – In: Arten- und Biotopschutzpro-

149 Adressen PD Dr. Volker Neumann Kopernikusstr. 21 J. Kurt Becher 06118 Halle (Saale) Dorfstr. 2c 39264 Eckleben Bernd Ohlendorf email: [email protected] Naturschutzstation Ostharz Hauptstr. 151 Dr. Erhard Grill 06507 Friedrichsbrunn Im Sumpfe 20 06408 Gröna Dr. Jens Peterson, email: [email protected] Dr. Peer Schnitter Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Steffen Hahn Reideburger Str. 47 Beesener Straße 254 06116 Halle (Saale) 06110 Halle (Saale) email: [email protected] email: [email protected] Prof. Dr. Hagen Herdam Am Lindenberg 17 Dr. Peter Schmidt 06493 Straßberg Lessingstr. 10 06886 Lutherstadt Wittenberg Dr. Thomas Hofmann W.-Müller-Str. 3 Sebastian Schornack 06844 Dessau Hafenstr. 41 email: [email protected] 06108 Halle (Saale) email: [email protected] Dr. Gerhard Körnig Pestalozzistr. 54 Rosmarie Steglich 06128 Halle (Saale) Quittenweg 53 email: [email protected] 39118 Magdeburg

Dr. Werner Malchau MDgt Peter Wenzel Entomologenvereinigung Sachsen-Anhalt e.V. Ministerium für Raumordnung, Republikstr. 38 Landwirtschaft und Umwelt 39218 Schönebeck Olvenstedter Str. 4 email: [email protected] 39012 Magdeburg

Frank Meyer, Dr. Uwe Zuppke Thoralf Sy Heideweg 1a RANA - Büro für Ökologie und Naturschutz 06886 Lutherstadt Wittenberg Am Kirchtor 27 06108 Halle (Saale) email: [email protected]

MR Dr. Joachim Müller Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt Olvenstedter Str. 4 39012 Magdeburg

150 Elbeaue bei Dessau (Foto: S. Ellermann)

151 Impressum

ISSN 1436-8757 Hinweise für Autoren: Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt Für unverlangt eingereichte Manuskripte wird keine Haftung, insbesondere keine Verpflichtung Herausgeber: zur Veröffentlichung übernommen. Grundsätzlich Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, werden nur bisher unveröffentlichte Beiträge ange- Abteilung Naturschutz, PF 200841, nommen. Es wird gebeten, die Manuskripte, wenn 06009 Halle/S., Telefax 0345/5704190 möglich mit einem Textverarbeitungsprogramm auf Diskette gespeichert, an die Redaktion einzu- Redaktion: reichen. Der Umfang des Manuskriptes sollte zehn Dr. Peer Schnitter, Dr. Ursula Ruge, Landesamt für Schreibmaschinenseiten (1,5zeilig geschrieben) Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Reideburger Str. nicht überschreiten. Die Autoren sind für den fach- 47, 06116 Halle/S., lichen Inhalt ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Telefon 0345/5704 669, 0345/5704 611 Die von ihnen vertretenen Ansichten und Meinun- Frank Meyer, RANA – Büro für Ökologie und gen müssen nicht mit denen des Herausgebers Naturschutz Frank Meyer, Am Kirchtor 27, übereinstimmen. Eine redaktionelle Überarbeitung 06108 Halle/S., Telefon 0345/3880047 wird abgestimmt. Die Beiträge können nicht hono- riert werden, es werden zehn Exemplare des je- Schriftleitung: weiligen Heftes zur Verfügung gestellt. Dr. Wolfgang Böttcher, Regierungspräsidium Magdeburg; Dr. Matthias Jentzsch, Regierungs- Vertrieb: präsidium Halle; Dr. Ulrich Lange, Landesamt für Naturschutz- und andere Behörden und Dienststel- Umweltschutz Sachsen-Anhalt; Dr. Joachim Müller, len sowie haupt- und nebenamtliche Naturschutz- Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und mitarbeiter/innen im Land Sachsen-Anhalt erhal- Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt; Dr. Lutz ten die Zeitschrift kostenlos. Alle kostenlos abge- Reichhoff, LPR Landschaftsplanung Dr. Reichhoff gebenen Hefte dürfen auch nur kostenlos weiter- GmbH; Robert Schönbrodt, Landesamt für gegeben werden. Käuflicher Bezug gegen eine Umweltschutz Sachsen-Anhalt; Dr. Uwe Thalmann, Schutzgebühr über Bestellung bei NATURA-Fach- Regierungspräsidium Dessau buchhandlung, Ernst-Thälmann-Str. 102, 14532 Kleinmachnow, Telefon: 033203/22468. Gestaltung: Rainer Sauerzapfe, Grafik-Design und Illustration, Schutzgebühr: 5,00 DM Waldweg 52, 06846 Dessau Nachdrucke - auch auszugsweise - sind nur mit Satz, Litho und Druck: ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers Druckerei Schlüter GmbH & Co. KG, gestattet. Grundweg 77, 39218 Schönebeck Gedruckt auf Papier mit 50 % Altpapieranteil.

Der Nachdruck von Karten erfolgt mit Genehmi- gung des Landesamtes für Landesvermessung und Titelbild: Datenverarbeitung Sachsen-Anhalt. Teichfledermaus (Myotis dasycneme) (Genehm. Nr. LvermD/V/0046/98) (Foto: U. Hoffmeister)

152