348 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken

Zum Vorkommen der Schwäne, Gattung Cygnus im Naturschutzgebiet Peenemünder Haken, Struck und Ruden

Dietrich Sellin

Sellin, D. (2013): Zum Vorkommen der Schwäne, Gattung Cygnus im Naturschutzgebiet Peenemünder Haken, Struck und Ruden. Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47: 348-377. Für das 7.870 ha umfassende, an der Südostküste des Greifswalder im Nordosten von Mecklenburg-Vorpommern gelegene international bedeutsame Feuchtgebiet, Naturschutzgebiet (NSG) Peenemünder Haken, Struck und Ruden (gleichzeitig Teil der EU-Vogelschutzgebiete Greifs- walder und südlicher DE 1747-402 und Westliche Pommersche Bucht DE 1649-401) werden für den Verlauf von 42 Jahren (1971-2012) die Rast- und Mauserbestände des Höckerschwans Cygnus olor sowie die Rastbestände von Sing- und Zwergschwan Cygnus cygnus, C. bewickii beschrieben. Weiterhin werden für die drei Arten die Phänologie und deren Jungenanteil sowie Nahrungspräferenzen erörtert. Mit maximalen Tagesbeständen von 6.439 Höcker-, 1.103 Sing- und 2.510 Zwergschwänen ist das Untersuchungsgebiet ein wichtiges Rastgebiet. Bei einem regelmäßigen Mauserbestand von 4.000-5.500 Höckerschwänen stellt es den wichtigsten Mauser- platz an der südlichen Ostseeküste dar. Seit dem Aufbau der Mausertradition in den 1960er Jahren war der Mauserplatz bisher durchgängig besetzt. Mit dem Anbau neuer Rapssorten (00-Raps) in der Landwirtschaft ging ab Ende der 1980er Jahre in den Herbst- und Wintermonaten ein Wechsel von ehemals fast ausschließlich im aquatischen Bereich erfolgten Nahrungserwerb auf Ackerflächen einher. Der Höckerschwan nutzt gegenwärtig zu ca. 15-20 % in der Nähe des UG gelegene Äcker, vorzugsweise Raps, während der Anteil beim Singschwan bei 39 % und beim Zwergschwan bei 38 % liegt, wobei von beiden ebenfalls Raps präferiert wird. Bei allen drei Schwanenarten wurde ein höherer Anteil junger Vögel (K1, K2) bei Nahrungserwerb auf dem UG naheliegenden Äckern gegenüber solchen, die sich im aquatischen Bereich ernähr- ten, festgestellt. Die Differenzen könnten Ausdruck unterschiedlicher Nahrungsstrategien von Schwanenfamilien sein. Beim Singschwan nahmen diese Differenzen in den letzten zwölf Jahren signifikant ab, was möglicherweise durch gezielte Störungen von auf Äckern nahrungssuchenden Singschwänen durch Landwirte zurückzuführen ist. In den letzten zwölf Jahren (2001-2012) sind für die drei Schwanenarten im UG abnehmende Mauser- und Rastbestände zu verzeichnen. Die Abnahme wird auf anthropogen bedingte Beein- trächtigungen wie Zunahme der Störquote während der Mauser und infolge Beeinträchtigung der Wasserqualität eine Abnahme der submersen Vegetation, welche die Hauptnahrungsquelle der Schwäne in dem Flachwasserökosystem ist, zurückgeführt. Für den wichtigsten Mauserplatz des Höckerschwans an der südlichen Ostseeküste ist dies ein erhebliches Manko, ebenso für den Sing- und Zwergschwan. Für beide nordische Arten ist das UG für den Zug in die Brutgebiete der letzte bedeutende Rastplatz (Trittstein) an der deutschen und polnischen Ostseeküste, sodass diese Entwicklung besonders kritisch zu beurteilen ist, zumal mit weiteren Beeinträchtigungen durch geplante Industrieprojekte (z. B. Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke, Kabelanlandung von Offshorewindparks, Salzsoleeinleitung aus einem Gasspeicherprojekt) bei zu rechnen ist.

Sellin, D. (2013): The occurrence of swans, genus Cygnus in the Nature Reserve Peenemünder Haken, Struck and Ruden. Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47: 348-377. This paper describes the development of resting and moulting populations of the Mute Swan Cygnus olor and the resting populations of Whooper and Bewick’s Swans Cygnus cygnus, C. bewickii during a 42 year period (1971-2012) in the Nature Reserve (NSG) Peenemünder Haken, Struck and Ruden, located on the southeastern coast of the Greifswalder Bodden (Bay of ) in north- eastern Mecklenburg-Western . With a size of 7,870 hectares, the area is also a Wetland of International Importance and forms part of the EU Bird Sanctuaries Greifswalder Bodden and southern Strelasund DE 1747-402 and Western Pomeranian Bay DE 1649-401. In addition, the paper elaborates on the phenology, the ratio of juvenile birds and food preferences of the three species. With maximum daily counts of 6,439 Mute, 1,103 Whooper and 2,510 Bewick’s Swans the area constitutes an important resting site. The regular presence of 4,000-5,500 moulting Mute Swans marks the area as the most important moulting site on the southern Baltic coast. Since the onset of the moulting tradition in the 1960s, the area has been used continually as a moulting site until today. Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 349

The cultivation of new rape varieties (00 rape) in agricultural areas since the late 1980s led to a shift in foraging behaviour from the previous, almost exclusive use of aquatic habitats to an increased use of agricultural fields in the fall and winter months. Currently, Mute Swans spend 15-20 % of their foraging time on agricultural fields near the study area (with a preference for rape fields); the ratios are 39 % for Whooper and 38 % for Bewick’s Swans, respectively, with both spe- cies preferring rape, as well. In all three species, a higher proportion of immature birds (K1, K2) utilized agricultural fields near the study area for feeding, compared with birds foraging in wetlands. This difference may possibly be explained by different foraging strategies within individual swan families. In Whooper Swans, these differences have decreased significantly in the past twelve years, which may be due to the deliberate disturbances employed by farmers to scare foraging Whooper Swans away from their fields. During the past twelve years (2001-2012), the resting and moulting populations of all three spe- cies have decreased in numbers. This decrease is attributed to anthropogenic circumstances, such as an increased disturbance rate during the moult, and a decrease in submersed vegetation – the swans’ main food source in the shallow wetland ecosystem - as a result of reduced water quality. For the Mute Swan’s most important moulting site on the southern Baltic coast this represents a serious shortcoming, and the same applies for Whooper and Bewick’s Swans. For the latter two species, the study area constitutes the final resting area (stepping stone) along the German and Polish Baltic coast on their way to the breeding grounds. Therefore, this development must be evaluated even more critically, especially in view of the additional, potentially detrimental impact of planned industrial projects (e.g., gas and steam power plants, cable-laying in front of offshore wind farms, brine induction from a gas storage project) near Lubmin.

Dietrich Sellin, Dubnaring 1a, 17491 Greifswald, E-Mail: [email protected]

1. Einleitung Das Gebiet an der Südostküste des Greifswal- benennen. Interessanterweise berichtet dann der Boddens zwischen dem Freesendorfer Otto (1806) in seiner Übersetzung von Buffons Haken, dem Ruden und dem Peenemünder Naturgeschichte der Vögel über das Übersom- Haken ist offenbar bereits seit dem 16. Jh. als mern von nicht brütenden Höckerschwänen bemerkenswertes Rastgebiet von Wasservögeln am Peenemünder Haken und über den Fang bekannt. Die wohl älteste schriftliche Überlie- der flugunfähigen Mauserschwäne mit einem ferung hierüber liegt von Thomas Kantzow Schwanenhaken in der Zeit von Jacobi (25. (1538), Schreiber am Hof der pommerschen Juli) bis Bartholomäus (24. August) – also in Fürsten in vor, der in seiner Chronik der Hauptmauserzeit – durch Fischer. Die Brüs- von Pommern im Abschnitt „Von Weydewerck“ te der gefangenen Schwäne wurden dann ge- über „… ein seltzam weydewerck mit den wilden räuchert. gensen dan um pfingsten wan die wilden gense be- Die (illegale) Jagd auf Schwäne scheint in Pom- ginnen zu mausen …“ berichtet. Ob diese Netz- mern recht verbreitet gewesen zu sein, denn fänge bzw. das Erschlagen mausernder Vögel schon in der „Renovirte und verbesserte Pom- von Booten nur Gänse auch Schwäne mersche Holtz-Mast- und Jagd-Ordnung“ von betrafen, ist nicht überliefert. Auf Kantzow be- 1719 wird für das „ungebührliche Wild-Schies- zieht sich wohl auch Dunkel (1930), der die sen“ eines Schwanes 50 Taler Strafe angedroht1. seltsame Gänsejagd in historischer Zeit, ohne Auch in der „Wildpretstaxe für Vor- und Hin- eine Quelle zu nennen, als Beweis für früheren terpommern“ für 1788 wurde für die (geneh- Vogelreichtum wertet und über die in nach- migte) Jagd auf den Schwan die Abgabe einer folgender Zeit stetig zunehmende Raubjagd Taxe von 1 Reichstaler und 8 Groschen zuzüg- sowie Vogelmord und Eierraub am Peenemün- lich ein Schießgeld von 8 Groschen angesetzt 2. der Haken klagte. Später wird von Benthin 1 Landesarchiv Greifswald, Rep. 38b, IVc, (1968) der Aufenthalt pommerscher Herzöge Nr. 62. bei Freesendorf zur Schwanen- und Entenjagd 2 Landesarchiv Greifswald, Rep. 38b, Anklam IVc, erwähnt, jedoch ohne dafür eine Quelle zu Nr. 81. 350 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken

Hohe Taxe für die legale Jagdausübung bzw. ter 1954/55 war die Zahl der Höckerschwäne empfindliche Strafe bei illegaler Ausführung am Struck jedenfalls noch vergleichsweise haben Jagd und Fang im Gebiet aber offen- gering. Für den 21.11.1954 schätzten Oehme bar wenig einschränken können, wie Hübner und Gothe (1957) für das Gebiet etwa 2.000 (1913) und Dunkel (1930, 1931) anschaulich Schwäne und merken dazu an, dass die „… schildern. Daran hatte offenbar auch die im Zahl der Singschwäne die der Höckerschwäne je- März 1925 erfolgte Ausweisung des Gebietes doch um vieles überstieg“ und am 31.03.1955 als eines der ersten Naturschutzgebiete in war die Mehrzahl der Schwäne aus dem Win- Pommern wenig ändern können3. terquartier verschwunden. Über nennenswer- Trotz solcher Berichte über Jagd und Fang der te Sommervorkommen liegen aus dieser Zeit Schwäne sowie Nutzung der Schwanendau- keine Informationen vor. nen oder der Jagd als Spaßfaktor für den auf- Die in den 1950er Jahren erfolgte Zunahme kommenden Badetourismus wissen wir über der Brutpopulation im polnisch-norddeut- das wirkliche (zahlenmäßige) Vorkommen schen Tiefland (Hilprecht 1968, 1970; Tomi- der Schwäne im Gebiet aus früheren Epochen alojc 1990) führte dann auch zum Anwach- nichts. Homeyer (1837, 1841) erwähnt für sen der Nichtbrüter- und Mauserbestände auf den Höckerschwan Cygnus olor lediglich „… den Gewässern im Nordosten Deutschlands. im Herbst und Winter in großer Zahl am Struck, So konnte der Höckerschwan, der 1955 noch dennoch oft dem Singschwan an Zahl nachste- als vom Aussterben bedroht galt, auf den hend“. In der Folgezeit sind Höckerschwäne mecklenburgisch-vorpommerschen Bodden dann wohl immer seltener geworden, denn geradezu zu einer Charakterart mit Sommer- Fromholz (1913) erwähnt für Mai und Juni ansammlungen von Tausenden Schwänen 1911 „nach Hunderten zählende Scharen“ von werden. Vermutlich setzte diese Entwicklung Höckerschwänen am Peenemünder Haken, an der vorpommerschen Ostseeküste erst am und Gellen () nur im Ne- nach 1960 ein. Zumindest lassen die von Dost bensatz, während Koske (1917) die Berichte (1959) und Schildmacher (1961) gemachten des Wolgaster Beobachters W. Schuster von Angaben noch keine großen Sommerbestän- Forstner (1904, 1906) über auf dem Greifs- de erkennen. Leider wurde der weiteren Ent- walder Bodden überwinternde Höckerschwä- wicklung kaum Aufmerksamkeit geschenkt. ne mit einem gewissen Zweifel versieht. Auch Lediglich Prange (1974) und Nehls (1982) Robien (1928, 1931, 1935) macht später berichteten über größere Sommerbestände in ebenfalls nur sehr allgemeine Angaben über der Darßer Boddenkette. In Südschweden, wo Schwanenansammlungen im Gebiet an der die Konzentration übersommernder Nicht- Peenemündung und beklagt den nach wie brüter offenbar schon früher einsetzte, wur- vor herrschenden Jagddruck. den deren Vorkommen intensiv untersucht Mit der Einrichtung der Heeresversuchsan- (u. a. Berglund et al.1963; Mathiasson 1973). stalt Peenemünde hören nach 1936 die Be- Auf die in der Zwischenzeit in den Rügener richte zu ornithologischen Themen über das Bodden stark angewachsenen Rastbestände Gebiet gänzlich auf. Das gilt auch für den weisen dann Dittberner und Hoyer (1993) Raum zwischen Lubmin und dem Struck, wel- hin, ohne dies jedoch genauer zu belegen. cher bis dahin gelegentlich von Greifswalder Erst mit der wieder erstarkten Feldbeobach- Ornithologen aufgesucht wurde (z. B. Scharn- tung auf und um Hiddensee wurde hier auch ke 1931). Es ist jedoch anzunehmen, dass in den Rastbeständen des Höckerschwans grö- den ersten Nachkriegsjahren der illegale Fang ßere Aufmerksamkeit zuteil (Dierschke et al. von Schwänen nochmals auflebte. Im Win- 1995, 1997; Helbig et al. 1994, 1996, 1999, 2001). Nachfolgend soll die Entwicklung für 3 Verordnung über das Naturschutzgebiet „Pe- enemünder Haken, Struck und Ruden“ des den wichtigsten Rast- und Mauserplatz am Preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst südlichen Greifswalder Bodden für den Zeit- und Volksbildung und des Ministers für Land- raum 1971-2012 detailliert betrachtet wer- wirtschaft, Domänen und Forsten vom 30. März den. 1925 – Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Nr. 17, S. 141 und Amtsblatt der preußi- schen Regierung zu Nr. 27, S. 100. Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 351

2. Das Gebiet Booten nahezu unbefahrbare Bestände mit Das Naturschutzgebiet (NSG) Peenemün- ausgedehnten Blütenteppichen an der Ober- der Haken, Struck und Ruden umfasst Teile fläche. Ab einer Wassertiefe von ca. 0,6 m der Nordwestspitze der Insel sowie wird zunehmend auch Seegras Zostera mari- größere Flächenanteile an der Festlandseite na angetroffen. Zwischen den Makrophyten östlich des Ortes Lubmin und stellt mit dem sind häufig auch Algen (Grünalge Chaetomor- den westlichsten Teil der Oder- pha linum, Armleuchteralgen Chara baltica, C. mündung in die Ostsee dar. Die NSG-Fläche canescens) zu finden, die von den Schwänen beträgt nach letzter Erweiterung4 7.870 ha, da- mitgefressen werden. von ca. 6.500 ha Ostsee- bzw. Boddengewäs- Wesentlich für den Winteraufenthalt von ser. Es gliedert sich in den Peenemünder Ha- Schwänen im UG war die von 1973 bis Juli ken an der Nordwestspitze der Insel Usedom 1990 erfolgte Kühlwassereinleitung des mit großen, windabhängig eine unterschied- Kernkraftwerkes Lubmin in den Greifswal- liche Ausdehnung einnehmenden Flachwas- der Bodden, die zeitweise bis zu 320.000 m³ serzonen, Schlickflächen und Sandbänken Kühlwasser pro Stunde mit einer Temperatur- im Ostseeküstengebiet und in das westlich differenz von 10 K betragen hat. Die durch anschließende Gebiet des Knaakrückens und diese Warmwassereinleitung eisfrei bleiben- des Freesendorfer Hakens. Beide Teilbereiche de Fläche umfasste frost- und windabhängig sind lediglich durch die Fahrwasserrinne des zeitweise eine Fläche von bis zu ca. 10 km² Peenestroms (Bundeswasserstraße) getrennt. (Sellin 1985, 1989). Da die Nahrungsres- Der insgesamt mehr als 30 km² große aquati- sourcen für alle sich überwiegend herbivor sche Raum mit einer Wassertiefe unter 2 m, ernährenden Wasservogelarten schnell auf- einschließlich der Spandowerhagener Wiek gebraucht waren, wurde die eisfreie Fläche und der Mündung des Peenestroms, stellt mit für diese Arten quasi zur ökologischen Falle. dem Peenemünder Haken ein wichtiges Rast- Die Schwäne umgingen solche Engpasszeiten und Nahrungsgebiet für eine Vielzahl von zum Teil durch Nahrungsflüge auf benachbar- Vogelarten der Feuchtgebiete dar (detaillierte te landwirtschaftliche Flächen. Dies geschah Gebietsbeschreibung bei Sellin 2003 sowie insbesondere seit dem Anbau neuer Rapssor- Sellin und Schirmeister 2007). ten ab 1987. Das in dieser Arbeit betrachtete Untersu- chungsgebiet (UG) umfasst eine Wasserflä- che von ca. 32 km². Aufgrund der Wasser- tiefe sowie dem Vorkommen von submerser Vegetation sind davon ca. 10 km² als engeres Nahrungsgebiet anzusehen. Die von den Hö- ckerschwänen zur Mauser genutzte Fläche ist im Wesentlichen mit der Nahrungsgebietsflä- che identisch. Als wichtige Nahrungspflanzen werden hier angetroffen: Kammlaichkraut Potamogeton pectinatus, Sumpf-Teichfaden Zannichellia palustris, Meersalde Ruppia ma- ritima (u. a. Bartels und Klüber 1998; Geisel und Meßner 1989). Wichtigste Art ist dabei das Kammlaichkraut, dessen im Frühjahr neu austreibende Sprosse bis zur Wasseroberflä- che heranwachsen, um dort zu blühen. In den 1970er Jahren bildete das Kammlaich- Abb. 1: Lageplanausschnitt des Naturschutzge- kraut auf dem Freesendorfer Haken noch mit bietes Peenemünder Haken, Struck und Ruden im Kreis Vorpommern-Greifswald, Mecklenburg-Vor- pommern. – Map of the Nature Reserve “- 4 Verordnung über das Naturschutzgebiet „Pee- münder Haken, Struck and Ruden” in the district nemünder Haken, Struck und Ruden“ vom -Greifswald, Mecklenburg-Wes- 10. Dezember 2008, GS Meckl.-Vorp. Gl. Nr. tern Pomerania. 791-5-59. 352 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken

3. Material und Methode ren. Die dann ermittelten Zahlen umfassten Im UG erfolgten seit 1970 Erfassungen der 30-50 noch ausharrende Höckerschwäne. In Brut- und Rastbestände von Küstenvögeln. solchen Eiswintern kann es durch zu spä- Dabei wurde eine Zähldichte von einer Kon- tes Verlassen des Gebietes auch zu größeren trolle pro Dekade angestrebt. Bei extremen Verlusten kommen, insbesondere wenn auf Witterungsverhältnissen wurden die Zeit- Feldern in der näheren Umgebung infolge abstände entsprechend variiert (u. a. Sellin großer Schneehöhe ebenfalls kein Nahrungs- 1977, 1981, 1989, 1990, 1995). Weil im ersten erwerb möglich ist. Kontrolljahr (1970) erst im Verlauf des Jahres In Abb. 2 sind die Maxima, Minima, Mittel- mit den Zählungen begonnen worden war, werte sowie Spannweite der monatlichen erfolgt hier die Auswertung ab dem Jahr 1971. Rastbestände des Höckerschwans im UG für Im lange Zeit militärisch genutzten und des- einen Beobachtungszeitraum von 41 Jahren halb unzugänglichen Teilgebiet Peenemün- (1971-2011) dargestellt. Der Bestand im Jah- der Haken setzten erst ab 1996 kontinuierli- resverlauf schwankt dabei im langjährigen che Erfassungen der Brut- und Rastbestände Mittel um den Faktor drei. Die Variationsbrei- mit einer Zählung in der Monatsmitte ein. Da te der monatlichen Rastbestände differiert im hier küstenmorphologisch bedingt, als Nah- Verlauf der 42 Beobachtungsjahre als auch im rungspflanze kommt nur Seegras in Betracht, Jahresverlauf stark und schwankt zwischen keine größeren Schwanenbestände über einen rund 2.000 und rund 6.000 Ind. Die große längeren Zeitraum zu verzeichnen sind, wur- Variationsbreite im Januar (6.195 Ind.) ist den die dort angetroffenen Schwäne nicht eine Folge der Witterungsverhältnisse. Die in die Bestandssummen der nachfolgenden im Ostseeküstengebiet häufig erst im Januar Auswertungen aufgenommen. Alle Zählun- einsetzenden Starkfröste führen einerseits zu gen erfolgten von Land aus unter Benutzung einer Winterflucht von noch im Binnenland von Spektiven. Sofern aus einem Zeitinter- ausharrenden Schwänen, andererseits führt vall (Monatsdekade bzw. Monat) mehr als dann das schnelle Zufrieren der Flachwasser- ein Zählergebnis vorlag, wurde jeweils das bereiche im Beobachtungsraum auch wieder Maximum verwendet. Für die Auswertung in zu einem schnellen Abzug. So wurde im bis Zeitreihen wurden die Dekadenwerte zu Jah- Mitte Dezember milden Winter 2002/03 am ressummen addiert. Die Darstellung erfolgt 03.01.2003 mit 6.200 Ind. das bisherige Ja- durch einen Index. Dabei errechnet sich der nuarmaximum im Gebiet registriert. Dann Indexwert als Quotient aus der Jahressumme einsetzender Dauerfrost (Dezember 2002: 13 der Dekadenmaxima und dem Median aller Eistage, Januar 2003: zehn Eistage) führte Jahressummen beginnend ab 1971. zum raschen Absinken des Bestandes auf 315 Ind. am 11.01.2003 bei fast völliger Vereisung 4. Ergebnisse (außer von der Kühlwasserabgabe beeinfluss- 4.1 Höckerschwan Cygnus olor te Zone). Dagegen ist die ebenfalls einen Spit- 4.1.1 Phänologie zenwert erreichende Variationsbreite (5.949 Der Höckerschwan ist im NSG Peenemünder Ind.) im Monat August ausschließlich auf die Haken, Struck und Ruden ein regelmäßiger Variation des Mauserbestandes infolge des Brutvogel. Sein Brutbestand betrug im 42-jäh- sich im Gebiet stark verändernden Nahrungs- rigen Beobachtungszeitraum jedoch nie mehr angebotes und überregionaler Bestandsver- als fünf Brutpaare. Der aus den Bruten im änderungen zurückzuführen. Das wird auch UG resultierende Bestand kann somit also bei Betrachtung des Variationskoeffizienten vernachlässigt werden. Im Jahresverlauf tritt erkennbar, der als relatives auf den Mittelwert er mit einer Präsenz von 100 % auf. Erwar- bezogenes Maß der Standardabweichung in tungsgemäß wurden die geringsten Bestände den Monaten Juni bis August am kleinsten in Kältewintern angetroffen, wenn der Bod- ist. Dies verwundert nicht, sind das doch die den im UG bis auf die durch die Kühlwas- Mausermonate, in denen es zu keinen ab- sergabe des Kernkraftwerkes nicht vereisten rupten Bestandsveränderungen kommt. Der Bereiche zugefroren war oder nur noch durch größte Augustbestand, gleichzeitig auch der Eisbrecherfahrt Wasserlöcher vorhanden wa- größte bislang im NSG ermittelte Bestand, Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 353

Mittel Maximum Minimum

7.000

6.000

5.000

4.000 Anzahl 3.000

2.000

1.000

0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Monate

100

90

(%) 80 70 60 50 40 Variationskoeffizient (CV)

Abb. 2: Maxima, Minima, Mittelwerte, Spannweite sowie Variation (unterer Teil des Diagrammes) der mo- natlichen Rastbestände des Höckerschwans Cygnus olor im NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden im Zeitraum 1971-2012, n=1.876.852. – Maximum, minimum, mean values, range and variation (lower part of the diagram) of the monthly resting populations of Mute Swan Cygnus olor in the Nature Reserve “Peene- münder Haken, Struck and Ruden” during the period from 1971 to 2012, n=1,876,852. wurde am 26.08.2000 mit 6.439 Ind. gezählt, einem Frühwintergipfel ab der 3. Dezemberde- während der niedrigste Augustbestand mit kade bis zur 2. Januardekade nimmt die Zahl nur 490 Ind. am 24.08.1980 ermittelt wurde. kontinuierlich bis zur dritten Märzdekade ab. Dieses Augustminimum fällt in die beiden Die Geschwindigkeit der Abnahme wird we- Jahre mit den geringsten Jahressummen, die sentlich durch den Witterungsverlauf und 1979 und 1980 etwa 80 % unter dem langjäh- das zur Verfügung stehende Nahrungsange- rigen Mittel lagen. bot und den Abzug der Brutschwäne zu den Betrachtet man die Jahresphänologie (Abb. 3) Brutplätzen geprägt. Ab Anfang April, mit der des Höckerschwans im UG, ergibt sich ein Zunahme der Gewässerproduktivität und dem charakteristischer zweigipfliger Verlauf. Nach Wiederaustrieb des Kammlaichkrautes beginnt 354 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken

8

6

4 (%) Anteil

2

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sept Okt Nov Dez

Monatsdekaden

Abb. 3: Phänologie des Höckerschwans Cygnus olor im NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden nach der Summe der Dekadenmaxima im Zeitraum 1971-2012, n= 1.877.796. – Phenology of the Mute Swan Cygnus olor in the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” by the sum of the ten-day ma- ximum values during the period from 1971 to 2012, n=1,877,796. der Aufbau des Sommer- und Mauserbestan- ger kompakter Schwarm, der bis zu 90 % der des. Dieser erreicht in der 2. und 3. Augustde- im Gebiet verweilenden Schwäne umfassen kade sein Maximum. Nach Abschluss der Mau- kann. Bei Störungen durch Boote weicht der ser setzt ab September ein bis Ende Oktober gesamte Schwarm dem Störereignis schwim- anhaltender deutlicher Rückgang der Tages- mend, dabei oft Schwingen schlagend, in tie- bestände ein. In der Vollmauser befindliche, fere Wasserbereiche aus. nicht flugfähige Schwäne sind mindestens Das beschriebene Phänologiemuster war von Anfang Juli bis mind. Mitte September während des gesamten hier betrachteten Zeit- im Gebiet anzutreffen. Ob bzw. in welchem raumes mehr oder weniger gleich und wurde Umfang in diesem Zeitraum ein Individuen- in seinem zeitlichen Ablauf durch anthropo- Turnover stattfindet, ist unbekannt und ohne gene Beeinträchtigungen (Kühlwassereinlei- umfangreiche Markierung kaum erfassbar. tung, umfangreiche Wassertrübungen durch Selbst die Ermittlung des Beginns und des En- Wasserbauarbeiten) wohl nur unwesentlich des der Vollmauser gestaltet sich schwierig, da beeinflusst, wie Abb. 4 erkennen lässt. Ob die sich die ersten bzw. letzten in Vollmauser be- Zunahme des relativen Anteils an der Jahres- findlichen Schwäne im Gros der Ansammlung summe ab Mitte Oktober im Zeitraum nach schwer ausmachen lassen. Auffällig ist jedoch Beendigung der Kühlwassereinleitung mit die Verhaltensänderung der in Vollmauser be- dieser in einem ursächlichen Zusammenhang findlichen Schwäne. Während dieser Zeit ist steht oder ob weitere Einflüsse (unterschied- der Individualabstand nahrungssuchender Vö- liche Zeitspannen, unterschiedliche Winter- gel deutlich verringert. Es bildet sich dann auf verläufe, Änderung des Nahrungsangebotes, dem Freesendorfer Haken ein mehr oder weni- Bestandsänderungen auf Populationsebene) Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 355

Vorper. KKW-Per. Nach-Per.

8

6

4 (%) Anteil

2

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sept Okt Nov Dez Monatsdekaden

Abb. 4: Phänologie des Höckerschwans Cygnus olor im NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden nach der Summe der Dekadenmaxima in unterschiedlichen Zeiträumen. Vorperiode (Vorper.): 1971-1975 Gebiet ohne Beeinträchtigung durch Kühlwassereinleitung; KKW-Periode (KKW-Per.): 1975-1989 Zeitraum der Kühlwas- sereinleitung in großen Mengen; Nachperiode (Nachper.): 1991-2012 Zeitraum ohne Kühlwasserbeeinträch- tigung. – Phenology of the Mute Swan Cygnus olor in the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” by the sum of ten-day maximum values during different periods. Pre-period (Vorper.): 1971-1975 Area not affected by cooling water intrusion; KKW period (KKW-Per.): 1975-1989 Period of cooling water intrusion in large quantities; post period (Nachper.): 1991-2012 period without cooling water impact.

2,0

1,6

1,2

0,8

0,4 Dekadenmaxima Index

0,0 1 2 3 1 2 3 Dez Jan

Monatsdekaden

Abb. 5: Verlauf des Dezember/Januar-Bestandes als Indexwerte in den drei Zeitperioden (Zeiträume und Perioden wie Abb. 4). Index 1,0 = Median (42 Jahre) der Summen der Dekadenmaxima der sechs Monatsde- kaden Dezember und Januar. – Population development in December/January during the three time periods (for periods and years see Fig. 4). Index 1.0 = median (42 years) of the sums of the ten-day maximum values for the six ten-day periods in December and January. 356 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken

2,0

1,8 R² = 0,25 1,6

1,4

1,2

1,0

0,8

Index Jahresbestand Index 0,6

0,4

0,2

0,0 1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006 2011

Abb. 6: Veränderung des Jahresbestandes des Höckerschwans Cygnus olor (Indexwerte, Index 1,0 = Median der Jahressummen der Dekadenmaxima, 42 Jahre, n=1.877.796) im Zeitraum 1971-2011. Der positive Trend über den Gesamtzeitraum ist statistisch sehr signifikant (lineare Korr. f=40, p<0,01), der Trend nach 2000 jedoch signifikant negativ. – Changes in the annual population of Mute Swans Cygnus olor (index values, index 1.0 = median of annual sums of the ten-day maximum values, 42 years, n=1,877,769) during the period from 1971 to 2011. The positive trend across the overall period is statistically very significant (linear corr. f=40, p<0.01). However, the trend after 2000 is significantly negative. ursächlich sind, muss offen bleiben. wieder eine Erholung zu verzeichnen. Der li- Auf jeden Fall ist jedoch der Unterschied der neare Langzeittrend von 1971 bis 2011 ist sta- auf den 42-jährigen Median bezogenen Indi- tistisch signifikant positiv (Abb. 6). zes des Zeitraums mit Kühlwassereinleitung Wie Abb. 6 u. 20 zeigen, ergeben sich bei Be- und des nachfolgenden Zeitraumes auffällig trachtung von Zwischenphasen jedoch auch und mit dem Faktor 2,6 auch bemerkenswert gegensätzliche Verläufe. So ist die deutliche, groß (Abb. 5). wenn auch nicht stetige Abnahme der Jahres- summen nach 2000 ebenfalls statistisch signi- 4.1.2 Bestandsverlauf im Zeitraum 1971-2012 fikant (lineare Korr., f=10, r=-0,657, p<0,05). Als Kenngröße für den Bestandsverlauf in der Die Jahressumme des Höckerschwanbestan- Untersuchungsperiode wird nachfolgend die des korreliert erwartungsgemäß eng mit Jahressumme der Dekadenmaxima verwen- der jährlichen Größe des Mauserbestandes. det. Die Jahressumme der Dekadenmaxima Gleichzeitig korreliert der maximale Tagesbe- ist in der 42-jährigen Beobachtungsreihe stand in der Mauserperiode mit dem Mauser- auffallenden Schwankungen unterworfen bestand (Dekadensumme Juni – September). und wird durch drei Zeiträume mit hohen In der Regel ist der maximale Tagesbestand Jahresbeständen und zwei Zeiträume mit der Mauserperiode mit dem maximalen Ta- auffallend niedrigen Jahresbeständen charak- gesbestand des ganzen Jahres identisch. Le- terisiert. Dabei schwankt die Jahressumme diglich in den Jahren 1998 und 2003 traf das um den Faktor 8 zwischen rund 10.000 und nicht zu. In diesen Jahren wurde der maxima- rund 80.000 Ind., ohne dass eine Periodizität le Tagesbestand jeweils im Januar registriert. erkennbar ist. Besonders gravierend ist der Be- Auf die witterungsbedingten Ursachen dieses standseinbruch ab 1977. Von 1978 bis 1981 Phänomens wurde bereits hingewiesen. betrug der Jahresbestand lediglich 23-38 % Der höchste Tagesbestand in der 42-jährigen des langjährigen Medians. Ab 1981 war dann Beobachtungsperiode wurde zum Höhepunkt Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 357

50.000

R²= 0,83 40.000

30.000

Mauserbestand 20.000

10.000

0 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000 Jahresbestand

Abb. 7: Korrelation des Jahresbestandes des Höckerschwans Cygnus olor (Jahressumme der Dekadenmaxima) mit dem Mauserbestand Dekadensumme der Monate Juni - September). Die Korrelation ist hochsignifikant p<0,001. – Correlation of the annual population of the Mute Swan Cygnus olor (annual sum of the ten-day maximum values) with the moulting population, sum of ten-day periods for June through September). The correlation is highly significant p<0.001.

7.000

R²= 0,94 6.000 Sep) -

5.000

4.000

3.000

max. Tagebestand (Jun max. Tagebestand 2.000

1.000

0 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 Dekadensumme (Jun-Sep)

Abb. 8: Korrelation des maximalen Tagesbestandes der Mauserperiode mit dem Mauserbestand (Dekaden- summe der Monate Juni – September) beim Höckerschwan Cygnus olor. Die Korrelation ist hochsignifikant p<0,001. – Correlation of the maximum daily population during the moult period with the moulting popu- lation (sum of ten-day periods for June through September) of the Mute Swan Cygnus olor. The correlation is highly significant p<0.001. 358 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken der Mauserperiode am 26.08.2000 mit 6.439 trägt lediglich 1,2 %. Im Verlauf des Mo- Ind. ermittelt. Mit rund 76.000 Ind. lag die nats November steigt er weiter und erreicht Jahressumme 2000 aber noch 5 % unter der im Dezember im langjährigen Mittel 5,4 % höchsten Jahressumme des Gesamtzeitrau- (Abb. 9). Zeitweise, insbesondere nach Kalt- mes, die rund 80.000 Ind. betrug und bereits lufteinbrüchen, wenn binnenländische Ge- 1992 registriert wurde. wässer schnell vereisen, kann der Anteil von K1-Schwänen auch wesentlich höher liegen, 4.1.3 Jungvogelanteil so im Dezember 1978 mit 25 %, im Dezem- Naturgemäß ist der Jungvogelanteil im ber 1983 mit 18 % oder auch am Ende De- Jahresverlauf starken Schwankungen un- zember 1997 mit 15 %, wobei 1997 der An- terworfen. Nach der ab Juni erfolgenden teil bis Mitte Januar 1998 sogar noch auf 24 1. Vollmauser der im 2. Lebensjahr befind- % stieg. Auffällig ist auch der hohe Anteil im lichen Jungschwäne sind diese von älteren Mai, der im Mittel mit 9,1 % fast doppelt so auf größere Entfernung kaum noch zu un- hoch wie der Dezemberwert ist. Gelegentlich terscheiden. So überrascht es nicht, dass sind in den ersten beiden Maidekaden sogar sich der Anteil junger Schwäne in den Mo- Jungvogelanteile (K2) von 70-80 % zu ver- naten Juni – September lediglich zwischen zeichnen, z. B. am 08.05.2005 68 %, n=885; 0,21 und 0,01 % bewegt, zumal es im Gebiet am 21.05.2006 80 %, n=725; am 11.05.2009 keinen nennenswerten Brutbestand gibt. 75 %, n=1.194. Drei Faktoren sind für das Gelegentlich sind ab September Zuwande- massive Auftreten von K2-Schwänen in die- rungen einzelner Familien, welche in der ser Zeit wesentlich. Diese sind: näheren Umgebung gebrütet haben, zu • Der Abzug der Brutschwäne ist frühzeitig verzeichnen. Diese Zuwanderungen verstär- erfolgt. ken sich im Oktober. Der Jungvogelanteil • Die Rapsfelder in der näheren Umgebung bleibt jedoch noch immer gering und be- des NSG haben eine Wuchshöhe erreicht,

10

8

6

4 Jungvogelanteil (%)

2

0 Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai

Abb. 9: Variation des Anteils junger Höckerschwäne Cygnus olor (K1, K2) im Jahresverlauf im NSG Peene- münder Haken, Struck und Ruden im Zeitraum 1971-2012 (n=1.375.661). – Variation in the ratio of im- mature Mute Swans Cygnus olor (K1, K2) throughout the year in the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” in the period from 1971 to 2012 (n=1,375,661). Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 359

die dem weiteren Nahrungserwerb durch weise auch Sommergast. Sein Vorkommen Schwäne entgegensteht. erstreckt sich hauptsächlich auf die Monate • Die Produktivität der submersen Vegetation Oktober – Mai (Abb. 10). Auch wenn in al- ist für den Nahrungserwerb der anwesen- len anderen Monaten des Jahres Singschwäne den Schwäne ausreichend. im Gebiet registriert wurden, umfasst deren Ab Ende Mai werden dann nur noch sehr sel- Gesamtzahl nur weniger als 1 % der Gesamt- ten Vögel im ersten Lebensjahr (K2) im Ge- menge aller gezählten Singschwäne. biet beobachtet. Das ist sicher mit der nun be- In 17 % der Beobachtungsjahre erschienen ginnenden 1. Vollmauser von K2-Vögeln zu die ersten Singschwäne in der 1. Oktoberde- erklären, da ihre Erkennbarkeit in den sich in kade. Trotzdem liegt der Anteil der in den größere Entfernung vom Strand aufhaltenden ersten beiden Oktoberdekaden anwesenden Ansammlungen eingeschränkt wird. Insofern Vögel noch unter 1 % der Gesamtmenge. sind die im Gebiet erfassten Jungvogelantei- Nennenswerte Ansammlungen treten erst in le zur Einschätzung des Reproduktionserfol- der 3. Oktoberdekade auf. Dabei wurde das ges wenig geeignet. Dies gilt umso mehr, als bisherige Oktobermaximum mit 479 Ind. sich nach Auszählungen der in den Winter- am 29.10.2005 gezählt. Im Verlauf des No- halbjahren (1974-2012) auf naheliegenden vembers und in der 1. Dezemberdekade ist Ackerflächen äsenden Schwäne ein mittlerer in Abhängigkeit vom Witterungsverlauf im Jungvogelanteil (K1 bzw. K2) von 24 % ergab Durchzugsraum eine weitere Zunahme zu (n=48.095). verzeichnen. Mit den ersten stärkeren Frösten Mitte Dezember wird in der 2. Dezemberde- 4.2 Singschwan Cygnus cygnus kade das Jahresmaximum erreicht. Als bislang 4.2.1 Phänologie größte Ansammlung wurden am 13.12.1997 Der Singschwan ist im UG regelmäßiger 1.103 Ind. gezählt. Der weitere Aufenthalt im Durchzügler und Wintergast und ausnahms- Gebiet ist stark witterungsabhängig. Mit dem

12

10

8

6 Anteil (%) (%) Anteil

4

2

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Okt Nov Dez Jan Feb März Apr

Monatsdekaden

Abb. 10: Phänologie des Singschwans Cygnus cygnus im NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden nach der Summe der Dekadenmaxima im Zeitraum 1970/71-2011/12, n=90.054. – Phenology of the Whooper Swan Cygnus cygnus in the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” by the sum of ten-day maximum values during the period from 1970/71 to 2011/12, n=90,054. 360 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken

Einsetzen stärkerer Fröste und insbesondere Die durchgängige Übersommerung und Mau- stärkerem Schneefall zieht die überwiegende ser eines Singschwans (K2) wurde 2001 vom Anzahl der Singschwäne dann in die endgül- 04. Juni bis zum 10. September registriert. tigen Winterquartiere ab. Der bis in den April Ebenso hielt sich 2005 ein Altvogel durchgän- reichende Heimzug verläuft meist ohne große gig vom 20. Mai bis zum 29. Juli im Gebiet Ansammlungen, wobei jedoch bis Ende März auf. durchaus Tagesrastbestände zwischen 300 Wie schon beim Höckerschwan ist auch und 500 Ind. zu verzeichnen sind. Da auch beim Singschwan die Spannweite des Bestan- der Heimzug stark vom Witterungsverlauf be- des sowohl im jährlichen Verlauf als auch einflusst ist, verläuft die 42-jährige Zählreihe über die Gesamtdauer der Zählungen einer im Februar/März weitgehend auf gleichblei- erheblichen Variation unterworfen (Abb. 11). bendem Niveau, sodass lediglich in der 2. Ihre untere Grenze liegt in allen Anwesen- Februardekade ein kleiner Gipfel zu verzeich- heitsmonaten nahe Null. Bei Fällen später nen ist. Bis auf wenige Nachzügler (<1 % der Ankunft oder frühen Abzuges in den Mona- Jahressumme) ist der Heimzug in der 1. April- ten Oktober bzw. April sogar bei Null. Neben dekade abgeschlossen. später Ankunft bzw. frühem Heimzug wird Für die weiteren Monate im Jahresverlauf der untere Wert ganz wesentlich vom Verlauf (Mai – September) liegen 51 Nachweise vor, der Witterung beeinflusst. Frühe Frostein- die 33 verschiedene Vögel betreffen. Das ist brüche bzw. lang anhaltende Vereisung im weniger als ein Vogel pro Sommerhalbjahr. Beobachtungsgebiet können dann zu nied- Insgesamt hat sich die Zahl der Sommernach- rigen Werten oder Null-Zählungen einzelner weise im Beobachtungszeitraum nicht ver- Dekaden führen. So z. B. im Winter 2009/10, ändert und umfasste für 1971 bis 1990 zehn als die Wasserflächen im Beobachtungsgebiet Jahre mit Nachweisen von 17 Vögeln und für von Mitte Januar bis Mitte März völlig vereist 1991 bis 2011 elf Jahre mit 16 Vögeln. waren. Infolge der Witterungsabhängigkeit

Mittel Max Min

1.200

1.000

800

600 Anzahl

400

200

0 Okt Nov Dez Jan Feb Mrz April

Abb. 11: Maxima, Minima, Mittelwerte sowie Spannweite der monatlichen Rastbestände des Singschwans Cygnus cygnus im NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden im Zeitraum 1970/71-2011/12, n=90.054. – Maximum, minimum, mean values and range of the monthly resting populations of Whooper Swans Cy- gnus cygnus in the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” during the period from 1970/71 to 2011/12, n=90,054. Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 361

6.000

5.000 R² = 0,176

4.000

3.000

2.000 Wintersumme Singschwan Wintersumme

1.000

0 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000 40.000 45.000

Wintersumme Höckerschwan

Abb. 12: Korrelation der Wintersummen des Höckerschwans Cygnus olor und des Singschwans Cygnus cyg- nus im NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden im Zeitraum 1970/71-2011/12. Die Korrelation ist sehr signifikant, lineare Korr., f=40, r= 0,42, p<0,01. – Correlation of the winter sums of Mute Swan Cygnus olor and Whooper Swan Cygnus cygnus in the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” during the period from 1970/71 to 2011/12. The correlation is highly significant, linear corr., f=40, r=0.42, p<0.01. der Winterbestände beider Schwanenarten bis dahin flächendeckenden Bewuchses des sind ihre Bestände für den Zeitraum Oktober Freesendorfer Hakens mit submerser Vegeta- – März signifikant korreliert (Abb. 12). tion verbunden mit starken Feinschlickabla- gerungen (Sestonfracht des Kühlwassers aus 4.2.2 Bestandsverlauf im Zeitraum 1970/71- dem KKW) zu verzeichnen. Damit wurde die 2010/11 wichtigste Nahrungsquelle des Singschwans Im Verlauf der 42-jährigen Zählreihe schwank- im Gebiet beeinträchtigt. Auch die Periode ten die Jahressummen (Summen der Dekaden- intensiver Wasserbauarbeiten für den Hafen maxima der Monate Oktober – April) um den Lubmin (Hafenbau, Aufspülungen, Fahrrin- Faktor 7,25. Im Anfangszeitraum (1970/71- nenbaggerungen) von 2003-2006, welche mit 1981/82) ergibt sich eine signifikante Abnah- erheblichen Trübwasserfahnen auf den Free- me (lineare Korr., f=10, r= -0,6741, p<0,05), sendorfer Haken verbunden waren, gehen während die Zeiträume 1982/81-1992/93 und mit einer deutlichen Abnahme der Jahres- 1992/93-2002/03 durch nicht signifikante summen des Singschwans im Gebiet einher Zunahmen geprägt sind, jeweils mit erhebli- (Abb. 13 und 20). chen Fluktuationen in den einzelnen Jahren. Infolge der starken jahrweisen Fluktuationen Wie beim Höckerschwan zeichnet sich in den ist in der 42-jährigen Abfolge der Jahressum- letzten zwölf Jahren eine nahezu beständige men kein signifikanter Trend nachzuweisen. signifikante Abnahme des Jahresbestandes Trotzdem ist es bemerkenswert, dass die Be- ab. Demgegenüber wird nach früherer star- standstiefs der Jahre 1979/80-1981/82 und ker Zunahme (1967/68-2008/09, 42 Jahre) 1994/95-1996/97 mit den Bestandstiefs des der deutsche Rastbestand des Singschwans in Höckerschwans zusammenfallen. Am ehes- letzter Zeit (1997/98- 2008/09, 12 Jahre) als ten sind dafür wohl Veränderungen der Ha- ungerichtet fluktuierend eingeschätzt (Wahl bitatqualität ursächlich. So war in den Jahren et al. 2011). 1976-1980 ein gravierender Rückgang des 362 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken

3,0

2,5

2,0

R²= 0,03 1,5 Index

1,0

0,5

0,0 1970/71 1975/76 1980/81 1985/86 1990/91 1995/96 2000/01 2005/06 2010/11

Winterhalbjahre

Abb. 13: Veränderung des Saisonbestandes (Monate Oktober–April) des Singschwans Cygnus cygnus (Index- werte, Index 1,0 = Median der Jahressummen, 42 Jahre, n=90.031) der Dekadenmaxima) im NSG Peene- münder Haken, Struck und Ruden im Zeitraum 1970/71-2011/12. Der leicht positive Gesamttrend ist nicht signifikant. Die Abnahme nach 2000/01 ist sehr signifikant (lineare Korr. f=10, r=-0,734 p< 0,01). – Changes in the seasonal populations (October-April) of the Whooper Swan Cygnus cygnus (index values, index 1.0 = median of annual sums of the ten-day maximum values, 42 years, n=90,031) in the Nature Reserve “Peene- münder Haken, Struck and Ruden” during the period from 1970/71 to 2011/12. The slightly positive overall trend is not significant. The decrease after 2000/01 is very significant (linear corr. f=10, r=0.734 p<0.01)..

Die Strenge des Winters scheint im Kontroll- jahr 1985/86 wurde auch eine größere Anzahl gebiet jedoch nur einen geringen Einfluss auf von Singschwänen auf dem NSG naheliegen- die Bestandssumme des Singschwans des Win- den landwirtschaftlichen Nutzflächen regis- terhalbjahres zu haben, denn es wurde ledig- triert. Zu diesen erfolgten dann regelmäßige lich eine geringfügige negative Tendenz fest- Nahrungsflüge. Überwiegend hielten sich die gestellt, die aber für keine der für die Strenge Schwäne dann den ganzen Tag auf den Nah- eines Winters üblichen Kennzahlen Frosttage, rungsflächen auf, die störungsbedingt auch Eistage bzw. Kältesumme Signifikanz erreich- wechseln konnten. Erst kurz vor Sonnenun- te (meteorologische Daten Station Greifswald tergang erfolgten dann wieder Schlafplatzflü- nach Müller 2006, ergänzt durch DWD 2012). ge zurück in das NSG. Überraschenderweise Wahrscheinlich wird der Einfluss des Winters unterschied sich der Anteil junger Schwäne in durch weitere Faktoren überdeckt. Denkbare beiden Zählgruppen aber beträchtlich (Abb. Faktoren sind z. B. die Nahrungsverfügbar- 14, 15). keit oder die Reproduktionsrate. Während für Der Anteil der beim Nahrungserwerb auf die Nahrungsverfügbarkeit im Kontrollgebiet landwirtschaftlichen Nutzflächen erfassten keine Daten vorliegen, wurde der Anteil der Jungschwäne lang in der Mehrzahl der Jahre Jungen in den rastenden Scharen seit Beginn deutlich über dem Anteil junger Singschwäne der Zählung erfasst. Bei den auf dem Bodden auf dem Bodden. In den ersten Jahren der Er- beim Nahrungserwerb ausgezählten Schwä- fassung auf landwirtschaftlichen Nutzflächen nen schwankt der Anteil von Jungvögeln im trifft dies noch nicht durchgehend zu, da die Zeitraum 1970/71-2011/12 zwischen 0,5 und Zahl der dort gezählten Schwäne noch gering fast 14 % (n=70.424). Erst ab dem Winterhalb- war. Möglicherweise manifestiert sich hierin Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 363

Bodden Äcker 30

25

20

15

10 Jungvogelanteil (%)

5

0 1970/71 1975/76 1980/81 1985/86 1990/91 1995/96 2000/01 2005/06 2010/11

Winterhalbjahre

Abb. 14: Anteil junger Singschwäne Cygnus cygnus beim Nahrungserwerb im aquatischen Bereich des NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden (Bodden, blaue Linie, n=70.424) und ab dem Winter 1985/85 beim Nahrungserwerb auf naheliegenden landwirtschaftlichen Flächen (Äcker, braune Linie, n= 2.180). – Ratio of immature Whooper Swans Cygnus cygnus among birds foraging in the aquatic areas of the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” (Bodden, blue line, n=70,424) and, since the winter 1985/86, foraging in nearby agricultural areas (fields, brown line, n=2,180).

Äcker Bodden

25

20

R² = 0,3415 15

10 R² = 0,4526 Jungvogelanteil (%)

5

0 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 Winterhalbjahre

Abb. 15: Gegenläufige Entwicklung des Anteils junger Singschwäne Cygnus cygnus in den Winterhalbjahren (Monate Oktober – April) 2000/01-2011/12 beim Nahrungserwerb im aquatischen Bereich des NSG Pee- nemünder Haken, Struck und Ruden (Bodden, blaue Linie, n=18.009) und auf zur Nahrungssuche aufge- suchten naheliegenden landwirtschaftlichen Nutzflächen (Äcker, braune Linie, n=26.300). Die Trends sind signifikant (lineare Korr. f=10, p<0,05). – Reverse development of the ratio of immature Whooper Swans Cygnus cygnus during the winter terms (October – April) from 2000/01 to 2011/12 among birds foraging in the aquatic areas of the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” (Bodden, blue line, n=18,009) and foraging in nearby agricultural areas (fields, brown line, n=26,300). The trends are significant (linear corr. f=10, p<0.05). 364 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken eine Bevorzugung der Familienverbände für Sein Vorkommen erstreckt sich hauptsächlich die energiereichere Nahrung auf Feldern. Da- auf die Monate Oktober – Mai mit zwei aus- gegen ist jedoch die gegenläufige Tendenz der geprägten Gipfeln (Abb. 16). Dabei erschei- Jungenanteile auf den landwirtschaftlichen nen die ersten Zwergschwäne in der ersten und aquatischen Nahrungsflächen im Verlauf Oktoberdekade (nur ausnahmsweise schon in der letzten zwölf Jahre (Abb. 15) wenig plau- der dritten Septemberdekade). Der Herbstgip- sibel. Von den Nahrungsflächen erfolgten fel Ende Oktober erreicht bei Weitem nicht regelmäßige Schlafplatzflüge zurück in das die Werte, die während des Frühjahrsgipfels UG. Nur ausnahmsweise blieb offenbar auch in der ersten Aprildekade zu verzeichnen ein geringer Teil der Schwäne auf den Nah- sind. Der bisher stärkste Heimzug erfolgte im rungsflächen. Im Zeitraum 2000/01-2011/12 Frühjahr 2001, als sich etwa 14 Tage mehr schwankte der Anteil der auf Äckern im Hin- als 1.600 Zwergschwäne im Gebiet aufhiel- terland des UG erfassten Singschwäne, von ten und am 07.04.2001 die bislang höchste denen angenommen werden kann, dass sie Tagessumme mit 2.510 Ind. gezählt wurde. zum Rastbestand des UG gehören zwischen Dem starken Heimzug 2001 folgte dann im 17 % und 59 % (Mittel 39 %), von diesen Herbst allerdings ein sehr schwach ausgepräg- hielten sich zwischen 40 % und 99 % (Mittel ter Wegzug, sodass die gesamte Wegzugsum- 88 %) auf Rapsfeldern auf. me nur 326 Zwergschwäne umfasste. Während des Wegzuges wurden in 42 Jahren 4.3. Zwergschwan Cygnus bewickii lediglich zweimal Tagesmaxima mit mehr als 4.3.1 Phänologie 1.000 Ind. registriert, so am 07.11.1987 mit Ebenso wie der Singschwan ist der Zwerg- 1.278 Ind. und am 26.10.2002 mit 1.273 Ind. schwan im Beobachtungsgebiet regelmäßiger Dabei sind die Rastzeiten im Herbst gewöhn- Durchzügler und Wintergast und in wenigen lich kurz, wie das Beispiel von 2002 zeigt, als Fällen auch Sommergast. bereits am 03. November nur noch 324 Ind.

25

20

15

Anteil (%) (%) Anteil 10

5

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Okt Nov Dez Jan Feb März Apr Mai

Monatsdekaden

Abb. 16: Phänologie des Zwergschwans Cygnus bewickii im NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden nach der Summe der Dekadenmaxima im Zeitraum 1970/71-2011/12, n=84.737. – Phenology of Bewick’s Swan Cygnus bewickii in the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” by the sum of ten-day maximum values during the period from 1970/71 to 2011/12, n=84,737. Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 365

Tab. 1: Verteilung der Sommernachweise des Zwergschwans Cygnus bewickii im NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden im Zeitraum 1970-2012. – Distribution of summer observations of Bewick’s Swans Cygnus bewickii in the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” during the period from 1971 to 2012.

Juni Juli Aug. Sept. Jahr Beob. Anz. Beob. Anz. Beob. Anz. Beob. Anz.

1997 1 1 - - 1 1 1 1

2001 1 1 ------

2005 2 3 ------

2006 1 1 1 1 - - - -

2010 ------1 10 anwesend waren. Insgesamt übertrifft der 6.635 Ind. erfasst, was zu einem wesentlichen Heimzug den Wegzug um das Dreifache. Teil aus den hohen Rastzahlen Ende März – Während des Winters räumt der Zwergschwan Anfang April resultiert. In späterer Zeit fällt le- im Gegensatz zum Singschwan das Gebiet diglich die Wintersumme 2004/05 mit 5.403 weitgehend. So wurden in den Monaten Ja- Ind. in die gleiche Größenordnung und re- nuar und Februar im Mittel nur 1,4 % der Sai- sultiert wie schon 2000/01 aus hohen Rastbe- sonsumme im Gebiet angetroffen, während ständen (1.365-1.679 Ind.) im April 2005. In es beim Singschwan immerhin 35,5 % sind. vier Rastperioden (1987/88, 1992/93, 2000/01 Der Heimzug endet in der ersten Maidekade. und 2004/05) sind die Saisonsummen rasten- Gelegentlich sind Nachzügler bis in die erste der Zwergschwäne mehr als doppelt so groß Junidekade anzutreffen. wie der Median der Saisonsummen. Nur in Auch die Zahl der Sommernachweise ist ge- der Saison 2000/01 weist dabei auch der Sing- ringer als beim Singschwan (Tab. 1). Die ers- schwan einen hohen Wert auf. te derartige Beobachtung gelang erst 1997. Nach 2000/01 setzt dann eine mehr oder Überwiegend handelte es sich um Altvögel, weniger kontinuierliche Abnahme der Rast- nur im Jahr 2005 wurden jüngere Vögel (1 bestände ein (Abb. 20). Die Wintersumme er- K2, 2 K3) festgestellt. Insgesamt liegen neun reichte 2011/12 mit 559 Ind. eine Größe wie Beobachtungen von 16 Vögeln vor. Bei der in den Jahren 1970/71-1981/82. Die Abnah- Feststellung im Jahr 2010 handelte es sich si- me nach 2000/01 ist statistisch signifikant (li- cher um frühen Wegzug (30. Sept. 10 ad. Ind. neare Korr. f=10, r= -0,7433, p<0,01) und trifft im Trupp). offenbar für den gesamten in Deutschland rastenden Teil der biogeografischen Populati- 4.3.2 Bestandsverlauf im Zeitraum 1970/71- on zu (Wahl et al. 2011). Weil aber in den Jah- 2010/11 ren 1994/95-1996/97 sowie nach 2000/01 alle Während in den ersten zwölf Jahren ein wenig drei im Gebiet rastenden Schwanenarten ein fluktuierender Bestand mit Winterhalbjahres- Minimum aufweisen, muss wohl zumindest summen von durchweg unter 1.000 Ind. zu in dieser Zeit auch eine negative Entwicklung verzeichnen war, ist in der Periode 1982/83- der Rastbedingungen im UG angenommen 2000/01 eine deutliche Zunahme jedoch mit werden. relativ starken Fluktuationen zu verzeichnen. Da sich die Herkunftsgebiete der im NSG Insgesamt ist der lineare Langzeittrend posi- Peenemünder Haken, Struck und Ruden ras- tiv. Dabei reicht die Spannweite der Winter- tenden Sing- und Zwergschwäne offenbar summen von 277 bis 6.635 Ind. und schwankt nur sehr geringfügig überlappen (Degen und damit nahezu um den Faktor 30. Die größte Heinicke 2007; Heinicke 2007) ist die trotz Winterhalbjahressumme wurde 2000/01 mit großer Streuung gesicherte Korrelation im 366 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken

4,0

3,5

3,0

2,5

R²= 0,14

2,0 Index

1,5

1,0

0,5

0,0 1970/71 1975/76 1980/81 1985/86 1990/91 1995/96 2000/01 2005/06 2010/11

Winterhalbjahre

Abb. 17: Veränderung des Saisonbestandes (Monate Oktober – April) des Zwergschwans Cygnus bewickii (Indexwerte, Index 1,0 = Median der Jahressummen, 42 Jahre, n=84.737) der Dekadenmaxima) im NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden im Zeitraum von 1970/71 bis 2011/12. Der positive Gesamttrend ist signifikant (lineare Korr., f= 40, p<0,05). Der Trend nach 2000/01 verläuft jedoch signifikant negativ. – Changes in the seasonal populations (October-April) of Bewick’s Swan Cygnus bewickii (index values, index 1.0 = median of annual sums of the ten-day maximum values, 42 years, n=84,737) in the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” during the period from 1970/71 to 2011/12. The positive overall trend is significant (linear corr., f=40, p<0.05). However, the trend since 2000/01 is significantly negative.

7.000

6.000

5.000

R²= 0,18 4.000

3.000

2.000 Wintersumme Zwergschwan Wintersumme

1.000

0 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000

Wintersumme Singschwan

Abb. 18: Korrelation der Saisonsummen von im NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden im Zeitraum 1970/71-2011/12 rastenden Sing- und Zwergschwänen Cygnus cygnus, C. bewickii. – Correlation of the seaso- nal sums of Whooper and Bewick’s Swans Cygnus cygnus, C. bewickii resting in the Nature Reserve “Peene- münder Haken, Struck and Ruden” during the period from 1970/71 to 2011/12. Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 367

Vorkommen beider Arten überraschend und insbesondere Rapsfelder, zum Nahrungser- hängt sicher mit dem von beiden Arten ge- werb auf. Auffälligerweise ergaben sich auch meinsam genutzten Nahrungsangebot sub- beim Zwergschwan beim Nahrungserwerb merser Wasserpflanzen, insbesondere deren auf terrestrischen Flächen deutlich größere Rhizome, im Rastgebiet zusammen. Jungenanteile als beim Nahrungserwerb im Eine mögliche Ursache für die erhebliche Flachwasserbereich des NSG. Auch der auf Fluktuation der Saisonbestände des Zwerg- landwirtschaftlichen Kulturen ermittelte Jun- schwans (Abb. 17) dürfte die gleichfalls er- genanteil weist starke jahrweise Fluktuatio- hebliche Fluktuation der Reproduktionsrate nen auf und schwankte zwischen 2,8 % und sein. So schwankte der Anteil junger Zwerg- 22,7 % und betrug im 23-jährigen Mittel je- schwäne (1970/71-2011/12; aquatischer Be- doch 12 % (Abb. 19). reich) zwischen 1,6 % und 18,1 % und beträgt Während sich für den Jungenanteil der im im 42-jährigen Mittel 5 %. aquatischen Bereich nahrungssuchenden Auch wenn die von Zwergschwänen gern Zwergschwäne über die 42 Jahre umfassende aufgesuchten, im hier betrachteten Kontroll- Zählreihe ein statistisch signifikanter nega- gebiet jedoch nur sehr sporadisch anzutref- tiver Trend (lineare Korr., f= 40, R²= 0,1279, fenden, flach überstauten Grünländer bereits p<0,05) ergibt, weist der Jungenanteil der auf früher genutzt wurden, war die Nutzung von landwirtschaftlichen Nutzflächen beim Nah- Nahrungsflächen außerhalb des NSG erst rungserwerb angetroffenen Zwergschwäne in ab der Saison 1987/88 in größerem Umfang den 23 Jahren keinen gesicherten Trend auf. zu verzeichnen. Somit suchten dann zwei Gleichfalls besteht keine Korrelation zwi- Jahre später als beim Singschwan wechseln- schen den Jungenanteilen in den beiden Ha- de Anteile der im Kontrollgebiet rastenden bitattypen. Zwergschwäne landwirtschaftliche Kulturen,

Bodden Äcker

25

20

15

10 R²= 0, 13 Jungvogelanteil (%)

5

0 1970/71 1975/76 1980/81 1985/86 1990/91 1995/96 2000/01 2005/06 2010/11 Winterhalbjahre

Abb. 19: Anteil junger Zwergschwäne Cygnus bewickii in den Winterhalbjahren (Monate Oktober – April) 1970/71-2011/12 beim Nahrungserwerb im aquatischen Bereich des NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden (Bodden, blaue Linie, n=73.809; rote Linie =Trendlinie) und ab dem Winter 1987/88 (keine Daten 2008/09 und 2010/11) beim Nahrungserwerb auf naheliegenden landwirtschaftlichen Nutzflächen (Äcker, braune Linie, n=16.479). – Ratio of immature Bewick’s Swans Cygnus bewickii during the winter terms (Octo- ber-April) 1970/71-2011/12 among birds foraging in the aquatic areas of the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” (Bodden, blue line, n=73,809; red line=trend line) and, since the winter 1987/88 (no data for 2008/09 and 2010/11), foraging in nearby agricultural areas (fields, brown line, n=16,479). 368 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken

5. Diskussion 74 % der anwesenden Schwäne auf dem Free- 5.1 Höckerschwan sendorfer See angetroffen. Auch im Juni 1979 Dass der Höckerschwan keineswegs durchweg lag dieser Anteil noch bei 60 %. Dies belegt, in großen Ansammlungen am Struck auftrat, dass die Nahrungssituation auf dem Free- belegen die Angaben bei Homeyer (1837, sendorfer Haken sehr schlecht gewesen sein 1841) und Robien (1928, 1931, 1935), Au- muss. Am 30.07.1978 wurde zwischen Struck toren, die die vorpommerschen Verhältnisse und Knaakrücken keine submerse Vegetati- gut kannten. on vorgefunden, während im Freesendorfer Mit dem Anwachsen des nordeuropäischen See die Blüten des Kammlaichkrautes noch Brutbestandes des Höckerschwans ging ein in großen Bereichen die Wasseroberfläche Anwachsen des Nichtbrüterbestandes einher. bedeckten. Der fast völlige Zusammenbruch Diese bildeten mindestens seit den 1960er der submersen Vegetation auf dem Freesen- Jahren in flachen Küstengewässern der Ostsee dorfer Haken nach 1975 war natürlich auch und auf großen Binnenseen große Rast- und den ortsansässigen Fischern nicht entgangen. Mauseransammlungen, wobei nach Macko- Diese machten hierfür den stark gestiegenen wicz (1981) Seen mit einer Größe über 100 ha Höckerschwanbestand verantwortlich. Be- deutlich bevorzugt werden. merkenswerterweise fällt jedoch die rapide Basierend auf drei landesweiten Bestands- Abnahme der submersen Vegetation auf dem erfassungen (1971, 1976, 1980), nahm der Freesendorfer Haken mit der 1973 begonne- Brutbestand des Höckerschwans in Ost- nen Einleitung von Kühlwasser des Kernkraft- deutschland von 1971 bis 1980 um 38 % werkes zusammen. Sicher ist dabei weniger und der Gesamtbestand einschließlich der der Temperaturgradient des Kühlwassers von Nichtbrüter um 29 % zu (Rutschke 1979, Bedeutung gewesen, sondern vielmehr die 1982, 1987). Jedoch verlief die Zunahme Umleitung des aus der Spandowerhagener des ostdeutschen Gesamtbestandes keines- Wiek entnommenen, stark nährstoffreichen wegs kontinuierlich, denn schon Mitte der Peenewassers in den Greifswalder Bodden, 1960er Jahre kam es offenbar zur Stagnation die einer zusätzlichen Nähstoffbelastung des oder Bestandsabnahme, zumindest bei den Freesendorfer Hakens gleichkam. Aufgrund in Nordostdeutschland brütenden Schwänen seiner Lage war er bislang von direkten Nähr- (Krägenow in Feiler 1979; Rutschke 1987, stoffeinleitungen wenig beeinträchtigt. 1992). Gleichzeitig berichtete Feiler (1979) Auch im Juli 1981 wurde auf dem Freesen- von einem stark verringerten Anteil juveniler dorfer Haken in etwa 1 m Wassertiefe nur Vögel unter den Brandenburger Havelschwä- ein horstartiger Bewuchs mit Laichkraut bei nen (1965-1972 27,7-36,8 %; 1975 nur 11,2 einem Horstabstand von 4-5 m vorgefunden, %) und beklagt gleichzeitig die zunehmende während südöstlich des Strucks, quasi im Strö- Gewässerverschmutzung. Passend zu dieser mungsschatten der Insel, wesentlich dichtere Situation nahm der maximale Mauserbestand Bestände wuchsen. In den Folgejahren, vor al- im UG von 1973 bis 1980 um 85 % ab und lem in den heißen Sommern 1982 und 1983, wies 1980 mit nur 650 Ind. seinen Tiefpunkt kam es besonders in der Mündung des Pee- auf. Ebenso erreichte von 1978 bis 1981 der nestromes zur Ausbildung großflächiger dich- Jahresbestand im UG lediglich 23-38 % des ter Grünalgenteppiche, die im September 1982 langjährigen Medians. Erst ab 1981 war dann und 1983 von bis zu 15.500 Pfeifenten Anas wieder eine Erholung zu verzeichnen. Dass penelope und 20.000-24.000 Blässhühnern Fu- es sich hierbei nicht nur um einen Vorgang lica atra zur Nahrungssuche genutzt wurden. auf Populationsebene gehandelt hat, sondern Die immense Algenproduktion in den Jahren dass auch ökologische Faktoren im UG eine 1982/83 ist Ausdruck der damals eingetrete- Rolle gespielt haben, belegen Beobachtungen nen poly- bis hypertrophen Situation im UG, zum Aufenthaltsraum der Schwäne. Während eine Entwicklung die Jahre zuvor schon in der unter normalen Bedingungen mehr als 90 % Darß-Zingster Boddenkette zu beobachten war aller anwesenden Schwäne auf dem Freesen- (Schlungbaum et al. 2001). Nach dem Massen- dorfer Haken anzutreffen sind, wurden im vorkommen der Grünalgen setzte offenbar eine September 1978 35 % und im Oktober sogar Konsolidierungsphase ein. Nach 1980 erfolg- Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 369 ten leider keine weiteren landesweiten Brut- Kontrollgebiet (Hafenbau, Strandaufspü- bestandserfassungen, jedoch legt das Ergebnis lung, Fahrrinnenbaggerung, Verlegung der der zweiten landesweiten Brutvogelkartierung Gaspipeline Nordstream), die zu lang anhal- für Mecklenburg-Vorpommern (1994-98) eine tenden großflächigen Wassereintrübungen Verdopplung des Brutbestandes gegenüber der (Sellin 2004) und infolge geringerer Licht- früheren, von 1978 bis 1982 durchgeführten durchlässigkeit zur Reduzierung der Produkti- Kartierung nahe (Vökler 2006). Auch in Bran- vität der submersen Vegetation führten. denburg scheint der Brutbestand nach 1980 Für die Jahre 1994 sowie 1996-1998 (1995 kei- weiter angewachsen zu sein (Deutschmann ne durchgängigen Daten) wurden für die Rü- und Zech 2001). Das erneute Anwachsen des genschen Bodden um Hiddensee Monatsma- Mauserbestandes nach 1985 resultiert offenbar xima des Höckerschwanbestandes publiziert aus der allgemein positiven Bestandsentwick- (Dierschke et al. 1995, 1997; Helbig et al. 1999, lung des Höckerschwans in Mitteleuropa, die 2001). Die daraus abzuleitende Phänologie Köppen (1989) „heute in einer Endphase des unterscheidet sich grundlegend von der im Wachstums“ sah. Gleichzeitig hatte sich nach NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden 1990 offenbar auch die Situation der submer- (Abb. 3, 4 und 21). Während sich am Struck sen Vegetation wieder verbessert (Schubert in den Monaten Juli – September ein großer 2001), sodass das Anwachsen des Sommerbe- Bestand mausernder Höckerschwäne aufhält standes plausibel ist. und die Jahressummen sowie die maximalen Für die nach 2000 einsetzende, mehr oder we- Tagessummen hoch korreliert mit den Mau- niger stetige Abnahme der Jahressummen der serbestandssummen sind (Abb. 7 und 8), liegt drei Schwanenarten dürften dann vor allem im Juli und August, also in der Hauptmauser- Beeinträchtigungen im UG ursächlich sein. zeit, ihr Anteil in den Rügenschen Bodden In diesem Zeitraum erfolgten umfangreiche nur bei etwa 2 % der Jahressumme. Erst Mitte wasserbauliche Arbeiten am Rand bzw. im bis Ende September erfolgt ein sehr auffälliger

Hs Ss Zs

4,0

3,5

3,0

2,5

2,0 Index

1,5

1,0

0,5

0,0 2000/01 2002/03 2004/05 2006/07 2008/09 2010/11

Abb. 20: Abnahme der Saisonbestände von Höcker-, Sing- und Zwergschwan Cygnus olor, C. cygnus, C. bewickii im NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden im Zeitraum von 2000/01-2011/12 (blau: Höcker- schwan-Hs, n=705.101; braun: Singschwan-Ss, n=30.109; grün: Zwergschwan Zs, n=31.708). Die Abnahmen sind signifikant. – Decrease in the seasonal populations of Mute, Whooper and Bewick‘s Swans Cygnus olor, C. cygnus, C. bewickii in the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” in the period from 2000/01 to 2011/12 (blue: Mute Swan-Hs, n=705,101; brown: Whooper Swan-Ss, n=30.1-9; green: Bewick’s Swan-Zs, n=31,708). The decreases are significant. 370 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken

Hid St

25

20

15

(%) Anteil 10

5

0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Abb. 21: Unterschiedliche Phänologie des Höckerschwans Cygnus olor nach Werten der Monatsmaxima in den Rügener Bodden um Hiddensee (n=65.108) und im NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden (n=80.166) in den Jahren 1994 sowie 1996-1998 (blau-Hid: Rügener Bodden, Daten nach Dierschke et al. 1995,1997, Helbig et al. 1999, 2001; rot-Str: UG, eigene Daten). – Differing phenology of the Mute Swan Cygnus olor based on the monthly maximum values in the Rügen Bodden around Hiddensee (n=65,108) and in the Nature Reserve “Peenemünder Haken, Struck and Ruden” (n=80,166) in the years 1994 and 1996-1998 (blue-Hid: Rügen Bodden, data according to Dierschke et al. 1995, 1997, Helbig et al. 1999, 2001; red-Str: UG, personal data).

Anstieg. Dabei dürfte es sich meist um Schwä- auf 1.200-1.400 Ind. Für Mecklenburg-Vor- ne handeln, die bereits gemausert haben. Das pommern dürfte der aktuelle Gesamtbestand bedeutet, dass die Boddengewässer um Hid- aller Mauserplätze in den Jahren zwischen densee als Mauserplatz für den Höckerschwan 2000 und 2012 schätzungsweise um 10.000 nur eine geringe Bedeutung haben. Für Mau- Ind. betragen haben, wobei der größte Anteil serplätze von Wasservögeln, die bei der Groß- auf die Küstenregion Rügen – Greifswalder gefiedermauser eine Zeit der Flugunfähigkeit Bodden entfällt. Leider sind die Kenntnisse überbrücken müssen, ist neben der ständi- zu den Mauservorkommen aller Wasservogel- gen Nahrungsverfügbarkeit eine möglichst arten in Mecklenburg-Vorpommern nur sehr geringe Störungsquote essenziell. Gerade die lückenhaft, was sich negativ auf unbedingt geringe Störquote dürfte aber im Juli/August notwendige Schutzbemühungen der Mauser- bei der Vielzahl der touristischen Aktivitäten plätze auswirkt. in den dortigen Gewässern nicht gegeben So ist die 2000 beginnende Abnahme des sein. Somit ist das NSG Peenemünder Haken, Jahres- und Mauserbestandes im UG (Abb. Struck und Ruden mit großer Wahrschein- 6 und 20) bedenklich, da sie offenbar aus lichkeit als der bedeutendste Mauserplatz von gebietsinternen Faktoren, insbesondere der Höckerschwänen an der südlichen Ostsee- Auswirkungen industrieller und touristischer küste anzusehen. Weder von der polnischen Projekte resultiert. Ob die Abnahme am Mau- Ostseeküste noch aus Schleswig-Holstein sind serplatz Struck durch Verlagerung auf ande- derart große Mauseransammlungen bekannt re naheliegende Mauserplätze ausgeglichen (Berndt 1986, 1991; Mackowicz 1981; Tomi- wurde, ist infolge fehlender Daten kaum ab- alojc und Stawarczyk 2003). Berndt (1991) schätzbar. An der Südküste des Greifswalder schätzte den Gesamtbestand aller Mauserplät- Boddens dürfte dies kaum möglich sein, denn ze in Schleswig-Holstein für die 1980er Jahre die nächstgelegenen Nahrungsplätze Gahlko- Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 371 wer Haken und Dänische Wiek, Wampener onsmuster von Familien bzw. immaturen Küste sind in den Sommermonaten durch Schwänen, wie es auch aus anderen Untersu- touristische Aktivitäten stark gestört und wer- chungen bekannt ist (Blüml et al. 2012; Hei- den, ähnlich wie die Rügenschen Bodden, erst nicke 2007; Meyer 1987). ab September stärker aufgesucht. Eine zeitlich Ab 1987 nutzten ein Teil der in den Win- begrenzte Entwicklung war lediglich in den termonaten im NSG Peenemünder Haken, neu gefluteten Poldern im Mündungsbereich Struck und Ruden anwesenden Höckerschwä- der Peene (ca. 35 km südlich) zu verzeichnen. ne, in anfangs zunehmendem Maß, auch Hier kam es zu einem explosionsartigen An- landwirtschaftliche Kulturen (vorzugsweise stieg der Anzahl übersommernder Höcker- Raps) zum Nahrungserwerb auf. Auch in Nie- schwäne (die genaue Zahl der mausernden dersachsen kam es ab Mitte der 1980er Jahre Schwäne wurde nicht erfasst) während der zu einer Umstellung des Nahrungserwerbs Hochproduktionsphase der Polder nach ihrer von Schwänen vom aquatischen bzw. semi- Flutung. Mit dem sich aufzehrenden Nähr- aquatischen Bereich zum Nahrungserwerb stoffangebot nahm die Zahl jedoch auch sehr auf Ackerflächen, auch hier vorzugsweise schnell wieder ab. Das Beispiel zeigt aber, das Raps (Meier-Peithmann 2011). Im Allgemei- Höckerschwäne auch für den Mauseraufent- nen wird diese Nutzungsumstellung mit dem halt schnell auf kleinräumige ökologische ab diesem Zeitraum erfolgten Anbau neuer Veränderungen reagieren. Rapssorten, sogenanntem „00-Raps“ und der Die sehr zögerliche Zuwanderung von Paaren damit einhergehenden Zunahme des Rapsan- mit Jungvögeln bzw. immaturen Tieren ab baues erklärt. September, sowie deren weiterer Aufenthalt In den letzten fünf Jahren betrug der An- am Rastplatz Struck entspricht dem Dispersi- teil der Ackerflächen aufsuchenden Hö-

1.000

800

600 Anzahl 400

200

0 2002 2004 2006 2008 2010 2012

Abb. 22: Anzahl der von 2002-2012 auf permanent gefluteten Poldern im Peene-Mündungsgebiet übersom- mernden Höckerschwäne Cygnus olor (jährl. Maxima 2. Julihälfte; Daten: B. Schirmeister, D. Sellin). Zwei bis drei Jahre nach der Flutung kam es zu einem exponentiellen Anstieg der Anzahl der Übersommerer, die dann mit der Verringerung des Nährstoffangebotes wieder kontinuierlich abnahm. Das Tief im Jahr 2006 resultiert aus abgesenktem Wasserstand. – Number of Mute Swans Cygnus olor summering from 2002 to 2012 on permanently flooded polders in the Peene delta (annual maximum values 2nd half of July; data: B. Schirmeister, D. Sellin). Two to three years after the flooding the number of oversummering birds rose exponentially, but decreased again continually with the reduction of available nutrients. The low point in 2006 results from a lowered water table. 372 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken ckerschwäne im UG nach Zählungen von Veränderungen kaum verwertbare Angaben Schlafplatzflügen etwa 15-20 %. Die Quote vor (Schubert und Starke 1987). Selbst die ist witterungsabhängig und kann auch nach neueren Auswertungen der Wasservogelzäh- gezielten Störungen durch Landwirte stark lungen in Mecklenburg-Vorpommern für schwanken. Entsprechend der Lage der Nah- den Zeitraum 2001/02-2010/11 (http://www. rungsflächen wechselt gelegentlich auch das lung.mv-regierung.de/dateien/bericht_wvz_ Schlafplatzareal. Die Nutzung landwirtschaft- mv_2001_2002.pdf und weitere; 14.01.2013) licher Flächen beginnt in der Umgebung vermitteln infolge unterschiedlicher Auswer- des UG abhängig vom Nahrungsangebot im temethodik keine verlässliche Aussage. Ledig- aquatischen Bereich erst in der zweiten De- lich für die Saison 2006/07 bildet sich landes- zemberhälfte und kann sich für einzelne weit als auch gebietsbezogen ein Minimum Gruppen bis in die erste Maidekade erstre- ab, während es in den anderen Jahren noch cken. Bemerkenswert ist, dass Familien und nicht einmal zu gleichlaufenden Tendenzen möglicherweise nach der Familienauflösung kommt. Insgesamt hat der Winterbestand auch junge Schwäne (K1, K2) ein anderes des Singschwans in Mitteleuropa als auch in Nahrungsplatzverhalten entwickelt haben Deutschland im beachtlichen Umfang zuge- und häufiger landwirtschaftliche Flächen auf- nommen (Harengerd et al. 1990; Laubeck et al. suchen, während alte Schwäne ausdauernder 1999; Wahl und Degen 2009). Nach Laubeck im aquatischen Bereich, auch bei Nahrungs- et al. (1999) bzw. Wahl und Degen (2009) verknappung ausharren. Dieses Verhalten hat sich der bundesweite Winterbestand in trägt zur Minimierung der Jungensterblich- Deutschland von 1994/95 auf 2004/05 nahe- keit bei. Dass die Nutzung landwirtschaftli- zu verdoppelt, während er in Mecklenburg- cher Flächen zum Nahrungserwerb stark von Vorpommern um rund 58 % gewachsen ist. den regionalen ökologischen Bedingungen Im UG hat sich die Saisonsumme zwischen beeinflusst wird, zeigten Untersuchungen diesen beiden Stichprobenwintern sogar ver- von Degen et al. (1996) in Niedersachsen, wo dreifacht, ohne dabei jedoch einen gleichför- sich im Winter 62-82 % der Höckerschwäne migen Verlauf aufzuweisen (Abb. 13). Für die auf Rapsfeldern aufhielten, bzw. von Meier- nach 2000 weitgehend kontinuierliche und Peithmann (2008, 2011), der in der Danne- signifikante Abnahme der Saisonbestände im berger Elbaue den Höckerschwan zu mehr als UG (Abb. 13 und 20) gibt es großräumig kei- 70 % auf Raps antraf, jedoch auch eine stark nen entsprechenden Bezug. So ergibt sich aus wasserstandsabhängige Nutzung aquatischer den Wasservogelzählungen in Mecklenburg- Nahrungsräume ermittelte. Insofern sind Er- Vorpommern zwischen den Wintern 2007/08 gebnisse aus der hier betrachteten Küstenre- und 2010/11 keine nennenswerte Differenz gion mit weitläufigen produktiven Flachwas- im erfassten Singschwanbestand, wobei sich serbereichen mit Binnenlandverhältnissen insgesamt zwischen 2001/02 und 2010/11 wenig vergleichbar. eine positive Tendenz abzeichnet (LUNG, Berichte Wasservogelzählung), während der 5.2 Singschwan gesamte deutsche Rastbestand bis 2008/09 als Der Singschwan ist seit alters her als Durch- ungerichtet fluktuierend eingeschätzt wird zügler und Wintergast am Greifswalder Bod- (Wahl et al. 2011). Da für das UG seit 2000 pa- den bekannt (Homeyer 1837, 1841; Oehme rallel auch eine Abnahme des Höckerschwan- und Gothe 1957; Robien 1928, 1931, 1935). bestandes zu verzeichnen ist (Abb. 6 und 20), Über etwaige Schwankungen der Rast- und dürfte es sich um eine eklatante Verschlech- Durchzugsbestände und der Rastdauer lie- terung der Rastbedingungen im UG handeln, gen für das 19. Jh. keine Informationen vor, die aus der Abnahme der submersen Vegetati- jedoch scheinen sie lange Zeit die des Hö- on resultiert und ganz sicher anthropogen be- ckerschwans übertroffen zu haben. Mögli- dingt ist (siehe auch bei Höckerschwan). Da cherweise war das über 100 Jahre bis in die das UG für den Sing- und auch für den Zwerg- 1950er Jahre so (Homeyer 1837; Oehme und schwan insbesondere auf dem Heimzug der Gothe 1957). Auch aus jüngerer Vergangen- letzte bedeutende Rastplatz (Trittstein) an der heit liegen über Rastbestände und deren deutschen Küste ist, ist diese Entwicklung be- Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 373 sonders kritisch zu beurteilen, zumal weitere 5.3 Zwergschwan Beeinträchtigungen durch andere bei Lubmin Der Zwergschwan ist im UG regelmäßiger geplante Industrieprojekte zu erwarten sind. Durchzügler, in geringem Umfang Winter- Hinsichtlich der Phänologie unterscheidet gast und in wenigen Fällen auch Sommergast. sich das Vorkommen des Singschwans im Das war nicht immer so, kam er doch bis in NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden die 1950er Jahre offenbar nur äußerst selten von den weiter westlich liegenden Haupt- in Mecklenburg-Vorpommern vor. Homeyer überwinterungsplätzen in Niedersachsen. (1837,1841) erwähnt ihn überhaupt nicht und Während an Letzteren die Saisonmaxima erst Hübner (1908) bezeichnet ihn als seltenen Irr- im Januar bzw. Februar erreicht werden (Ha- gast und bezieht sich auf einen im Oktober rengerd et al. 1990; Meier-Peithmann 2011; 1900 auf der Insel erlegten Vogel. Robien Wahl und Degen 2009), wird das Saisonmaxi- (1928, 1931, 1935) kann keine weiteren Nach- mum im UG bereits Mitte Dezember erreicht. weise nennen, konstatiert jedoch ausdrücklich Der vorwiegend im März erfolgende Heimzug sein Fehlen. Ebenso kennt Dost (1959) bis in verläuft dann ohne auffällige Spitze. die 1950er Jahre nur wenige Einzelnachweise Die schon beim Höckerschwan erwähnte von der Insel Rügen. Auch für Mecklenburg Nutzung von Äckern zum Nahrungserwerb machen Wüstnei und Clodius (1900) lediglich ab Mitte der 1980er Jahre ist auch beim Sing- auf „diese kleine Art Singschwan“ aufmerk- schwan zu verzeichnen. Auffallend ist jedoch sam, ohne dass ihnen bis dahin ein Nachweis der deutlich geringere Anteil (39 %) als in vorlag. Mehr als 30 Jahre später führt dann den Hauptüberwinterungsgebieten, wo er auch Kuhk (1939) nur einen Nachweis aus bei 60-90 % liegen kann (Meier-Peithmann der Lewitz an. Erst ab Anfang der 1950er Jahre 2011; Wahl und Degen 2009). Dies ist umso wird er in zunehmender Zahl für das heutige bemerkenswerter, weil Singschwäne erst nach Mecklenburg-Vorpommern gemeldet (Küch- dem Ende der Vegetationsperiode im UG prä- ler 1958; Schildmacher 1961; Schubert 1963, sent sind und ein großer Anteil der submer- 1974), was allgemein auf eine Verlagerung sei- sen Vegetation vor ihrem Erscheinen bereits nes Zugweges zurückgeführt wird (Eggers et al. von Höckerschwänen „geerntet“ worden sein 1985, Eggers und Neubauer 1989). Im Winter dürfte. Auf die regional stark unterschiedliche 1969/70 waren es dann in beiden Zugzeiten Nutzung von Nahrungshabitaten überwin- um 4.000 Ind. in Nordostdeutschland (Schu- ternder Singschwäne weisen auch Wahl und bert 1974). Ein wichtiger Rastplatz bei dieser Degen (2009) im Ergebnis der deutschland- Entwicklung war von Beginn an das NSG Pee- weiten Erfassung von Sing- und Zwergschwan nemünder Haken, Struck und Ruden. im Winter 2004/05 hin. Die Phänologie des Zwergschwans ist hier Auch die beim Höckerschwan bereits be- entsprechend der geografischen Lage des UG schriebene Differenz des Jungenanteils deutlich zweigipflig mit je einer Spitze in der zwischen auf Äckern nahrungssuchenden dritten Oktober- und in der ersten Aprildeka- Singschwänen und solchen im aquatischen de (Abb. 16). In dieser Deutlichkeit sind Weg- Nahrungshabitat (Abb. 14 und 15) ist sehr und Heimzug in den weiter westlich liegenden auffällig. Schwer zu deuten ist jedoch die in Rastgebieten nicht mehr getrennt (Meier- den letzten Jahren beobachtete Abnahme Peithmann 2011; Wahl und Degen 2009). Le- dieser Differenz. Da es im aquatischen Nah- diglich bei Harengerd et al. (1990) findet sich rungsraum kaum zu einer Angebotsverbesse- für den Zeitraum 1965-1985 ein zweigipfliger rung gekommen ist, müsste die Ursache auf Verlauf, mit einem Wegzuggipfel Anfang No- den Äckern zu suchen sein. Dies wird jedoch vember und einem Heimzuggipfel Anfang kaum nahrungsökologisch zu begründen März. Bei dieser deutlichen Trennung des Ras- sein. Möglicherweise könnten jedoch die ge- taufenthaltes im UG überrascht es nicht, dass zielten und schon Jahre anhaltenden Störun- der Anteil der im Mittwinter (dritte Dezember- gen nahrungssuchender Schwäne auf Äckern dekade – erste Februardekade) anwesenden zu diesem Effekt führen. Zwergschwäne unter 1 % der Saisonsummen liegt. Auf den geringen Anteil echter Überwin- terung im Nordosten weisen auch Eggers und 374 D. Sellin: Zum Vorkommen der Schwäne am Peenemünder Haken

Neubauer (1989) hin. eine Kontamination mit einem Pflanzen- Die starke Zunahme der Saisonsummen nach schutzmittel, das von den Zwergschwänen 1980 entsprach dem allgemeinen Trend der außerhalb des Gebietes auf einer mit Pflan- in Mitteleuropa überwinternden biogeogra- zenschutzmitteln behandelten Agrarfläche fischen Population, deren Bestand von ca. (Rapsfeld?) aufgenommen wurde. Auch die 16.000 Ind. (1984) auf ca. 29.000 Ind. (1995) Tatsache, dass im Fundzeitraum keine an- zugenommen hatte (Beekman et al. 1985; deren verendeten Wasservögel aufgefunden Wahl und Degen 2009) und dann im Winter wurden (zeitgleich ca. 2.000 Höckerschwäne 2004/05 nur noch ca. 20.500 Ind. umfasste im Gebiet), spricht für eine Kontamination (Wahl und Degen 2009). Bemerkenswert ist, außerhalb des NSG. dass das im Winter 1994/95 für den mittel- europäischen Winterbestand ermittelte Be- Danksagung standsmaximum im UG kein entsprechendes Ein herzliches Danke geht an meine Frau Pendant fand, zumal der Winter im UG mit Franziska, die bei einer Vielzahl der Zählex- einer Kältesumme von 49,7 K vergleichsweise kursionen das Beobachtungsprotokoll führ- mild verlief (Vorjahr >100 K, Folgejahr 371,4 te. Ebenso möchte ich mich bei Herrn Bernd K). So war der Wegzug im Herbst 1994 als Schirmeister für die Diskussion zum Thema auch der Heimzug 1995 im UG nur schwach und die Durchsicht des Manuskriptes bedan- ausgeprägt. Da das Saisontief 1994/95 glei- ken. Herrn W. Starke danke ich für die Hilfe bei chermaßen auch Höcker- und Singschwan der Beschaffung von Literatur. betrifft, dürften hierfür nahrungsökologische Gründe im UG ursächlich gewesen sein. 6. Literatur Insgesamt ist der im UG ermittelte Anteil jun- Bartels, S., Klüber, U. (1998): Die räumliche ger Zwergschwäne im Vergleich zu Zählungen Verteilung des Makrophytobenthos und an den westlicher gelegenen Überwinterungs- seine Akkumulation von Nährstoffen und plätzen auffallend gering. Das betrifft sowohl Schwermetallen. Teil 1: Erfassung des Be- die Zählungen von Zwergschwänen beim deckungsgrades des Greifswalder Boddens Nahrungserwerb im aquatischen Bereich als mit submersen Makrophyten. Greifswal- auch die deutlich höheren Werte beim Nah- der geogr. Arbeiten 16: 316-325. rungserwerb auf Äckern (Abb. 19). Wie schon Beekman, J. H., Dirksen, S., Slagboom, T.H. bei Höcker- und Singschwan fällt auch beim (1985): Population size and breeding suc- Zwergschwan die große Differenz zwischen cess of Bewick´s Swans wintering in Euro- diesen beiden Nahrungserwerbsstrategien pe in 1983-4. Wildfowl 36: 5-12. auf, die bisher in diesem Umfang für ande- Benthin, B. (1968): Greifswald und seine Um- re Rastplätze nicht belegt ist. Im Vergleich gebung. Akademie-Verlag, Berlin. der Zeiträume von 1990/91-1999/2000 und Berglund, B. E., Curry-Lindahl, K., Luther, 2000/01-2011/12 hat sich die Anzahl der auf H., Olsson, V., Rhode, W., Sellerberg, G. Äckern nahrungssuchenden Zwergschwäne (1963): Ecological studies of the Mute im Bereich des UG von 16 % auf 38 % etwa Swan (Cygnus olor) in Southeastern Swe- verdoppelt, was neben der Tradierung auf den. Acta Vertebratica 2: 165-288. diesen Nahrungserwerb auch ein Hinweis auf Berndt, R.K. (1986): Zur Situation und ökolo- eine Verschlechterung der Nahrungsbedin- gischen Einpassung des Höckerschwans in gungen im Bodden sein könnte (siehe auch Schleswig-Holstein. Corax 11: 210-222. Höcker- und Singschwan). Bezzel, E., Engler, U. (1985): Dynamik bin- Zu einem bislang einmaligen Massensterben nenländischer Rastbestände des Höcker- von Zwergschwänen kam es im April/Mai schwans (Cygnus olor) und des Bleßhuhns 2005, als 28 verendete Zwergschwäne im UG (Fulica atra). Vogelwelt 106: 161-184. aufgefunden wurden (Sellin 2006). Die exak- Blüml, V., Degen, A., Kruckenberg, H. (2012): te Todesursache der Zwergschwäne konnte Dispersal, Überwinterungs- und Mauser- nicht diagnostiziert werden, da sich die Kör- platzwahl juvenil beringter Höckerschwä- perhöhlen bereits weitgehend in Verwesung ne Cygnus olor aus Westniedersachsen. Vo- befanden. Vermutlich handelte es sich um gelwarte 50: 155-168. Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. Band 47, Heft 4, S. 348-377, 2013 375

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