Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 12 / 5476 12. Wahlperiode 22. 08. 2000

Antrag der Fraktion der CDU und

Stellungnahme des Innenministeriums

Zusammenarbeit der Republikaner mit anderen rechtsextre- men Parteien, insbesondere mit der NPD

Antrag

Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen zu berichten,

1. ob und wenn ja, welche Kontakte und Kooperationen der Republikaner zur NPD bestehen

a) auf Bundesebene b) auf Landesebene c) auf der Ebene der Kreis- und Ortsverbände;

2. ob und wenn ja, welche Kontakte und Kooperationen der Republikaner zu anderen rechtsextremen Parteien oder anderen Organisationen bestehen

a) auf Bundesebene b) auf Landesebene c) auf der Ebene der Kreis- und Ortsverbände;

3. ob der Landesregierung Kenntnisse darüber vorliegen, dass sich erhebliche Teile der Republikaner nicht mehr an die von deren Bundesvorstand be- schlossene Abgrenzung von rechtsextremen Gruppierungen gebunden füh- len;

21. 08. 2000

Oettinger, List, Rech, Heinz, Roland Schmid und Fraktion

Eingegangen: 22. 08. 2000 / Ausgegeben: 25. 09. 2000 1 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 12 / 5476

Begründung

Nach Aussagen des Vizepräsidenten des Landesamts für Verfassungsschutz, Hans-Jürgen Doll, findet entgegen den Äußerungen des REP-Bundesvorsit- zenden zwischen den Republikanern und anderen rechtsextre- men Parteien und Organisationen Zusammenarbeit statt. Zur Vorbereitung ih- rer für den 5. Oktober 2000 beantragten Aktuellen Debatte „Eindämmung der Gewalt von Rechts – eine gesamtgesellschaftliche Aktion aller Demokraten“, in der auch die Vernetzung der rechten Szene zur Sprache kommen soll, will die CDU-Landtagsfraktion genauere Informationen erhalten und Hintergrün- de erfahren.

Stellungnahme

Mit Schreiben vom 14. September 2000 Nr. 5–0151/10–6 nimmt das Innen- ministerium zu dem Antrag wie folgt Stellung:

Vorbemerkung:

Die Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder haben seit Be- ginn der nachrichtendienstlichen Beobachtung der Partei „Die Republikaner“ (REP) Ende 1992 immer wieder Kontakte und Verbindungen dieser Partei zu anderen Rechtsextremisten – auch rechtsextremistischen Parteien – festge- stellt. Die Vielzahl solcher Feststellungen belegt, dass sich eine nennenswerte Zahl von REP-Mitgliedern und -Funktionären offenbar nicht an den so ge- nannten „Abgrenzungsbeschluss“ des „Ruhstorfer Parteitags“ aus dem Jahr 1990 gebunden fühlt.

Offizieller Kurs der REP ist seit Anfang der 90er Jahre, sich gegenüber ande- ren rechtsextremistischen Gruppen und Parteien abzugrenzen. So wurde be- reits auf dem Bundesparteitag der REP im Juli 1990 in Ruhstorf ein Be- schluss gefasst, wonach „niemand, der in extremistischen und verfassungs- feindlichen Organisationen (z.B. NPD, DVU, FAP, ANF, KNS, Wiking-Ju- gend etc.) eine aktive Rolle gespielt hat, ... in Zukunft eine Funktion in unse- rer Partei übernehmen (darf)“. Dieser so genannte Abgrenzungsbeschluss ist später mehrfach erneuert worden, aber innerhalb der Partei überaus umstrit- ten. Die zahlreichen Kontakte zwischen REP und anderen Rechtsextremisten auf alle Ebenen zeigen, dass der Abgrenzungsbeschluss lediglich auf dem Pa- pier steht.

Gerade in jüngster Zeit haben auch einige Verwaltungsgerichte im Rahmen von Verwaltungsgerichtsverfahren wegen der nachrichtendienstlichen Beobachtung der REP darauf hingewiesen, dass insbesondere Verbindungen der REP zu an- deren rechtsextremistischen Organisationen einen bedeutsamen Aspekt bei der Beurteilung der Verfassungsfeindlichkeit darstellen.

So stellt das Oberverwaltungsgericht (OVG) Rheinland-Pfalz in seinem rechtskräftigen Urteil vom 10. September 1999 fest, dass „ ... das Verhältnis der Partei zu noch weiter rechts stehenden Gruppierungen, darunter solchen, die ohne jeden Zweifel verfassungsfeindlich sind, nach wie vor nicht eindeu- tig geklärt ist.“ Hierbei werden sowohl die „Deutsche Volkunion“ (DVU) als auch die „Nationaldemokratische Partei Deutschlands“ (NPD) ausdrücklich genannt. Für besonders schwerwiegend hält das Gericht dabei die Kontakte der REP zur NPD.

Im Folgenden wird eine Auswahl wesentlicher Erkenntnisse über Kontakte der REP zu anderen rechtsextremistischen Organisationen dargelegt.

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1. ob und wenn ja, welche Kontakte und Kooperationen der Republikaner zur NPD bestehen

a) auf Bundesebene b) auf Landesebene c) auf der Ebene der Kreis- und Ortsverbände;

Zu 1. a) und 1. b):

– Am 6. Juni 1998 führte die „Republikanische Jugend“ (RJ) Hessen in Kas- sel unter Beteiligung so genannter „Freier Nationalisten“ (Selbstbezeich- nung von Neonazis) eine Demonstration gegen die Ausstellung „Vernich- tungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941–1944“ durch. Dabei begrüß- te Christian Käs, stellvertretender Bundesvorsitzender der REP und baden- württembergischer Landesvorsitzender, in seiner Rede neben „Patrioten aus dem bürgerlichen Lager“ ausdrücklich auch jene, die unter schwarz- weiß-roten Fahnen erschienen seien. Als Vertreter der „Freien Nationalis- ten“ sprach dort der Neonazi Thomas Wulff, der unmittelbar hinter Käs ste- hend ein Transparent der REP hielt. Unter den Teilnehmern (300–350, da- von ca. 250 Anhänger der NPD, JN und Neonazis) befanden sich auch die führenden Neonazis und Thorsten Heise. Hierzu berichtet die NPD in ihrem Parteiorgan, „Deutsche Stimme“ (Ausgabe 6/2000), über den Landeskongress der RJ Hessen vom 7. Mai 2000 in Mainz wie folgt:

„Andreas Lehmann, hessischer Landesvorsitzender der RJ, wandte sich in seiner Rede gegen jegliche Ausgrenzung von Jugendlichen. Ohne die Zu- sammenarbeit mit den Jungen Nationaldemokraten (JN) sowie Freien Na- tionalisten, bekannte Lehmann, wäre ein wirksamer Protest gegen die Anti-Wehrmachtsausstellung in Kassel nicht zustande gekommen ...“

– Die RJ Hessen veranstaltete am 28. November 1998 in Wiesbaden einen Liederabend mit dem rechtsextremistischen Liedermacher Frank Rennicke aus Baden-Württemberg, der seit Jahren den „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) mitgliedschaftlich verbunden ist. An der von rund 300 Personen be- suchten Veranstaltung nahmen neben jungen Mitgliedern der REP und der NPD auch Mitglieder der DVU sowie etliche Skinheads teil. Im Rahmen der Veranstaltung wurde ein Zusammenschluss der rechten Jugend als wichtigstes Ziel einer gemeinsamen künftigen Arbeit herausgestellt.

– Nach einem Schreiben des NPD-Landesvorsitzenden von Schleswig-Hol- stein Ingo Stawitz vom 11. Februar 2000 an die Funktionärin des „Republi- kanischen Bundes der öffentlich Bediensteten“ (RepBB), Gesine Göttsche, bestanden im Vorfeld der Landtagswahlen in Schleswig-Holstein (27. Fe- bruar 2000) auch Kontakte der REP-Bundesführung zur NPD. So fand dem Schreiben nach bereits Anfang 1999 in ein Gespräch zwischen Stawitz, dem REP-Bundesgeschäftsführer Tempel und Prof. Sojka (zu da- maliger Zeit noch DVU-Funktionär) statt. In dem gleichen Brief bestätigt Stawitz auch, dass Frau Winkelsett (Vorsitzende des REP-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen) und Tempel versucht haben, in Schleswig-Holstein eine Landesliste mit Hilfe von DVU-Leuten aufzustellen.

– In einem „Informationsbrief des Kreisvorstandes Stuttgart“ der REP – Aus- gabe 6/99, für den der Stuttgarter Kreisvorsitzende Dr. Richard Eckert ver- antwortlich zeichnet, wird unter der Rubrik „Weitere Veranstaltungen“ ne- ben zwei Veranstaltungen des rechtsextremistischen „Cannstatter Kreises“ (siehe unten unter 2. c) ausdrücklich auf einen Liederabend mit Frank „Rennecke“ (Fehler im Original, richtig: Rennicke) hingewiesen.

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Die Veranstaltung wurde vom Ortsverband Biblis der REP zusammen mit der RJ Hessen initiiert. Auch der REP-KV Bergstraße (Hessen) lud zu die- ser Veranstaltung mit dem rechtsextremistischen Liedermacher ein.

– In einem Schreiben vom 14. Januar 2000 teilt der NPD-Landesvorsitzende von Schleswig-Holstein Ingo Stawitz mit, dass die NPD im Landtagswahl- kampf insbesondere Spenden und Hilfe von den REP erhalten habe.

– Nach einer Pressemitteilung der NPD sprach der REP-Landesgeschäftsfüh- rer von Schleswig-Holstein am 23. Januar 2000 anlässlich einer NPD- Wahlveranstaltung in Bad Bramstedt ein Grußwort. In der Pressemitteilung wird weiter berichtet, die entscheidenden REP-Funktionäre in Schleswig- Holstein ermunterten ihre Mitglieder, NPD zu wählen.

– Einer Pressemeldung des NPD-Landesverbands Nordrhein-Westfalen zu- folge nahmen an einer NPD-Demonstration am 6. Mai 2000 in Essen u. a. auch Funktionsträger der REP teil.

– Nach einem Bericht der rechtsextremistischen Monatsschrift „Nation & Europa – Deutsche Monatshefte“, Ausgabe Juni 2000, entwickeln sich der- zeit im rheinland-pfälzischen Landesverband der REP ähnlich wie im hes- sischen Landesverband ernsthafte Einigungstendenzen zwischen REP und NPD.

Zu 1. c):

– Im November 1997 kam es in Stralsund zu einem Treffen des REP-Kreis- vorsitzenden mit örtlichen NPD-Funktionären. Nach einer Mitteilung des NPD-Landesverbands fand im Anschluss an eine gemeinsame Kranznie- derlegung ein Gespräch mit dem Ziel statt, die „Spaltung der rechten Par- teien“ zu überwinden. Die Kranzniederlegung und das Gespräch als sol- ches wurden von den REP nicht bestritten, sondern nur erklärt, dass der be- treffende Kreisvorsitzende Einsicht gezeigt und Besserung gelobt habe.

– Am 7. Oktober 1998 haben sich laut „Info-Telefon Bündnis-Rechts“ in Lü- beck auf einer so genannten strukturübergreifenden Versammlung Vertreter der „nationalen Parteien“, unter anderem der REP und der NPD, getroffen und gemeinsam zu einer „Volksfront gegen linke Gewalt“ aufgerufen. Ziel soll es gewesen sein, „eine engere Vernetzung aller nationalen Kräfte in Schleswig-Holstein sowie eine organisationsübergreifende Zusammenar- beit in Gang (zu setzen), wie sie vorher noch nicht da gewesen ist“.

– Das OVG Rheinland-Pfalz wertete es als einen weiteren Hinweis auf eine (mindestens) gelegentliche Zusammenarbeit, dass bei den Kommunalwah- len 1999 in Sachsen ein Kandidat sowohl für die REP als auch für die NPD aufgestellt worden ist. Die Gegenbehauptung der REP, der Betreffende ha- be „niemals für die NPD kandidiert“ ist nur formal richtig. Die Ermittlun- gen des Gerichts ergaben, dass der Mann seiner Benennung als Bewerber der NPD ausdrücklich zugestimmt hatte; die Zulassung der NPD zu der be- treffenden Wahl war aber daran gescheitert, dass sie die erforderlichen Unterstützungsunterschriften nicht beibringen konnte.

– Anlässlich der baden-württembergischen Kommunalwahlen vom 24. Okto- ber 1999 zeigte sich, dass auch in Baden-Württemberg eine punktuelle Ko- operation mit anderen Rechtsextremisten auf unteren Parteiebenen stattfin- det. So waren in Karlsruhe auf der Kommunalwahlliste der REP mehrere Mitglieder der NPD zu finden. Ein verantwortlicher NPD-Funktionär äu- ßerte sich dahingehend, dass die Kandidatur – entgegen der Behauptung der REP – durchaus auf der Basis einer offiziellen Absprache zwischen den Parteien vollzogen worden sei. Die „Stuttgarter Nachrichten“ berichteten

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am 22.Oktober 1999, dass der Karlsruher REP-Kreisvorsitzende aus der Partei ausgetreten sei, um einem Ausschlussverfahren zuvor zu kommen.

– In einem Schreiben des REP-Kreisvorstands Ennepe-Ruhr (Nordrhein- Westfalen) vom 19. Oktober 1999 berichtet der Kreisvorstand, bei Kom- munalwahlen die Hilfe der NPD in Anspruch genommen zu haben. Das Schreiben war ausschließlich an „alle KVV (Anmerkung: Kreisverbands- vorsitzenden) und BVV (Anmerkung: Bezirksverbandsvorsitzenden) im Lande Nordrhein-Westfalen“ adressiert und daher nur parteiintern im Um- lauf.

– In einem Schreiben vom 26. Januar 2000 teilt der Vorsitzende des REP- Kreisverbands Bergstraße mit, dass das Landesschiedsgericht Hessen die gegen ihn verhängte Ordnungsmaßnahme des REP-Parteivorstands aufge- hoben habe und er wieder in „Amt und Würden“ sei. Der Funktionär hatte im NPD-Parteiorgan „Deutsche Stimme“ vom November 1999 in einem Interview u. a. erklärt, eine Zusammenarbeit mit der NPD sei nicht nur sinnvoll, sondern überlebenswichtig für alle nationalen Kräfte aus dem so genannten „rechten Lager“.

– Die NPD-Publikation „Sachsen-Stimme“ berichtet in ihrer Ausgabe vom Mai/Juni 2000, anlässlich einer Gedenkveranstaltung der NPD am 13. Fe- bruar 2000 in Dresden sei u. a. der REP-Kreisvorsitzende Wolfgang SCHWARZ als Redner aufgetreten.

– Die Homepage des REP-Kreisverbands Heidelberg/Rhein-Neckar (Stand 25. Juli 1999/19. Mai 2000) enthält neben Verweisen auf die „Unabhängi- gen Nachrichten“ (UN) (s. dazu unten 2. c) auch Hinweise auf den „Sänger und Liedermacher www.frank-rennicke.de“.

– Nach einem Bericht der rechtsextremistischen Monatsschrift „Nation & Europa – Deutsche Monatshefte“, Ausgabe Juni 2000 soll bei den hessi- schen Kommunalwahlen im Frühjahr 2001 eine Konkurrenz im rechtsex- tremistischen Lager möglichst vermieden werden. „In Darmstadt-Dieburg (und anderswo) gibt es zwischen den Vertretern beider Parteien (Anmer- kung: gemeint sind REP und NPD) und darüber hinaus konstruktive Kon- takte zur Bildung einer gemeinsamen Liste“.

2. ob und wenn ja, welche Kontakte und Kooperationen der Republikaner zu anderen rechtsextremen Parteien oder anderen Organisationen bestehen

a) auf Bundesebene b) auf Landesebene c) auf der Ebene der Kreis- und Ortsverbände;

Zu 2. a):

– Kontakte mit der DVU:

Ende August 1994 traf sich der damalige Bundesvorsitzende der REP, Franz Schönhuber, mit dem Bundesvorsitzenden der „Deutschen Volks- union“ (DVU), Dr. Gerhard Frey, um der „linken Volksfront“ eine „rechte Abwehrkraft“ entgegenzusetzen. Dieser Vorgang führte zu einem parteiin- ternen Machtkampf, als dessen Ergebnis der damalige Stellvertreter Schön- hubers, Dr. Schlierer, im Dezember 1994 die Führung der REP übernahm.

Ähnliche Kontakte gab es Ende 1998. Noch bis kurz vor dem REP- Bundesparteitag Ende November 1998 hatte Dr. Schlierer offiziell wieder- holt Kontakte und Gespräche mit Vertretern der DVU kategorisch abge-

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lehnt. So äußerte er in einem parteiinternen Schreiben vom 22. September 1998, „dass es mit der DVU keine Zusammenarbeit geben kann“ und be- zeichnete Dr. Frey in einem im Internet veröffentlichten Interview vom Ju- ni 1998 als „politikunfähig und unwillig“. Trotz seiner Festlegung „Ich bin nicht käuflich und werde es daher nicht Herrn Schönhuber gleichtun“ er- wähnte Dr. Schlierer auf dem Bundesparteitag im November 1998 eher beiläufig, dass er mit dem Bundesvorsitzenden der DVU am 17. November 1998 übereingekommen sei, künftig bei Wahlen nicht mehr konkurrierend anzutreten. Dieses Übereinkommen und seine Interpretation durch führen- de Funktionäre belegen auch, dass beide Parteien die gleiche Klientel an- sprechen.

In einem Schreiben vom 16. Juni 1999 bestätigte Dr. Frey, dass es Verein- barungen mit Dr. Schlierer gegeben hat: „Mit den Republikanern unter Dr. Schlierer ist der Anfang einer Normalisierung eingeleitet, indem in Bremen und Brandenburg wir und in Hessen und Berlin die andere Seite antrat bzw. antritt.“ Zwar bestritt Dr. Schlierer noch im September 1999, dass es für die Wahlen in Berlin und Brandenburg Absprachen gegeben ha- be. Doch verzichtete die DVU in Berlin auf eine Kandidatur, in Branden- burg traten die REP nicht an.

Auch im Hinblick auf die Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 27. Fe- bruar 2000 bestritt Dr. Schlierer Planungen einer Zusammenarbeit mit der DVU. In einem nur an „Funktions- und Mandatsträger“ der REP gerichte- ten Rundschreiben vom 29. Dezember 1999 behauptete er, zu den jüngsten Falschmeldungen gehöre die Behauptung, die REP hätten in Schleswig- Holstein gemeinsame Mitgliederversammlungen mit der DVU durchge- führt. An den Versammlungen hätten nur ehemalige DVU-Mitglieder teil- genommen. Die Aussage steht im Widerspruch zu Erkenntnissen der Ver- fassungsschutzbehörden. Hiernach nahmen an Mitgliederversammlungen der REP in Schleswig-Holstein am 28. November 1999 und am 12. Dezem- ber 1999 auf Drängen der REP-Bundesführung zahlreiche DVU-Mitglieder teil. Nachdem zuvor bereits drei Versuche zur Aufstellung einer Landeslis- te für die Landtagswahl wegen zu geringer Teilnehmerzahlen gescheitert waren, sollte die Beschlussfähigkeit der Versammlung mit Hilfe von DVU- Mitgliedern, die zuvor ihren Austritt aus der DVU und ihren Eintritt in die REP erklären sollten, gesichert werden. Da jedoch an beiden Tagen nur we- nige REP-Mitglieder erschienen waren und die DVU-Teilnehmer sich dar- aufhin weigerten, den REP beizutreten, konnte keine Landesliste aufge- stellt werden. Diese Erkenntnisse wurden im Nachhinein durch das Aus- trittsschreiben des Bundesfunktionärs Burkhard Schmanck (siehe unten) vom 26. Dezember 1999 bestätigt. Auch berichtete das NPD-Parteiorgan „Deutsche Stimme“ (DS), Ausgabe Januar 2000, dass alle vom damaligen stellvertretenden DVU-Landesvorsitzenden Prof. Klaus Sojka anlässlich der Mitgliederversammlungen aufgebotenen Personen „noch immer DVU- Mitglieder sind“. In dieser „Sache“ habe man die Rückendeckung der REP-Bundesgeschäftsstelle.

– Kontakte zu „Nation & Europa“:

Der seinerzeitige „Vorsitzende des Bundes der öffentlichen Bediensteten der REP“ (RepBB), Burkhard Schmanck, fiel im Januar 1996 durch eine Veröf- fentlichung in der rechtsextremistischen Monatsschrift „Nation & Europa“ auf. In der Ausgabe 1/96 war Schmanck mit einem Beitrag unter der Über- schrift „Kirche und Asyl“ unter ausdrücklicher Hervorhebung seiner Partei- funktion bei den REP vertreten. Obwohl Dr. Schlierer in einem Rundschrei- ben vom 2. Oktober 1995 derartige Veröffentlichungen kritisiert hatte, ließ er es im Falle Schmanck in einem Rundschreiben an die Landesverbände vom 15. März 1996 mit folgender Bemerkung bewenden: „ ..... Ich darf Ih-

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nen in diesem Zusammenhang mitteilen, dass Herr Schmanck keine Beiträ- ge in „Nation & Europa“ veröffentlicht.“

– Kontakte zu Harald Neubauer (s. ausführlich unten c):

In der JF Nr. 20/99 vom 14. Mai 1999 wurde für den 16. Mai 1999 zu einem „Politischen Frühschoppen“ der REP mit dem „Publizisten“ Neu- bauer (siehe unten) ins hessische Rodgau eingeladen. Wie in „Nation & Europa – Deutsche Monatshefte“ Nr. 6/99 berichtet wurde, nahmen an der Veranstaltung auch hochrangige REP-Funktionsträger aus Land und Bund teil, u. a. der ehemalige stellvertretende Bundesvorsitzende und Beisitzer im hessischen Landesverband Hans Hirzel und das amtierende Bundesvor- standsmitglied Bernhard Plappert.

– Kontakte zu anderen rechtsextremistischen Parteien im europäischen Aus- land:

Die REP sind seit Jahren bemüht, ihre Beziehungen zu rechtsextremisti- schen Parteien im europäischen Ausland zu vertiefen. So wurde in der Ok- tober-Ausgabe 1997 des Parteiorgans „Der Republikaner“ über ein Treffen zwischen dem Präsidenten des rechtsextremistischen französischen „Front National“ (FN), Jean Marie Le Pen, dem Vorsitzenden des rechtsextremis- tischen belgischen „Vlaams Blok“ (VB), Frank Vanhecke, und Abgeordne- ten der REP-Landtagsfraktion unter der Leitung von Dr. Schlierer berich- tet. Der Bundesvorsitzende unterstrich hierbei die Selbstverständlichkeit einer Zusammenarbeit im Europäischen Parlament nach einem (nicht ein- getretenen) Wahlerfolg bei der Europawahl 1999.

Nach einer Pressemitteilung der Bundesgeschäftsstelle der REP vom 16. Juni 1998 werden auch weiterhin Kontakte zum französischen „Front National“ (FN) gepflegt, der auch mit der DVU zusammenarbeitet. Der Bundesvorsitzende Dr. Schlierer hatte bereits auf dem Bundesparteitag der REP 1998 erklärt: „... es war und bleibt mein ausdrücklicher Wunsch, die Kontakte ins Ausland zu pflegen. Es betrifft ... den ‚Front National‘ in Frankreich und ‚Vlaams Blok‘ in Flandern.“ Jüngstes Beispiel ist ein Tref- fen der REP mit der belgischen rechtextremistischen Partei „Vlaams Blok“ am 30. Juni 2000 im Plenarsaal des Landtags, worüber die „Stuttgarter Nachrichten“ am 27. Juli 2000 berichteten. Der „Vlaams Blok“ unterhält u. a. Verbindungen zur NPD.

Zu 2. b):

Beispielhaft wird hier lediglich auf einige Vorgänge aus den letzten Jahren eingegangen:

– Am 15. Februar 1996 besuchte der damalige Landtagsabgeordnete der REP, Karl-August Schaal, eine Vortragsveranstaltung in Kusterdingen/ Kreis Tübingen, die von einem inzwischen verstorbenen Rechtsextremisten geleitet wurde und bei der u. a. ein bekannter Neonazi anwesend war. Im Anschluss an den Vortrag stellte sich Schaal als REP-Landtagsabgeordne- ter vor. Im weiteren Verlauf der bat er die Anwesenden ausdrücklich um aktive Unterstützung in seinem Landtagswahlkampf (Flugblattverteilung, Plakatierung). Nach dem Bekanntwerden des tatsächlich erfolgten Wahl- kampf-Einsatzes des Neonazis Alois Hogh (ehemaliger stellvertretender Landesvorsitzender von Baden-Württemberg der inzwischen verbotenen „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“, FAP) für Schaal und damit die REP wurde das Geschehen seitens der Partei als „gesteuerte Kampagne“ abgetan. Der Neonazi habe sich Schaal angedient, ohne dass Schaal je in Neonazi-Kreisen um Wahlkampfunterstützung geworben habe. Ohne wei-

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tere Konsequenzen für Schaal war damit die Angelegenheit für die Partei bereits vor der Landtagswahl erledigt. Vor der Bundestagswahl 1998 wurde Schaal das Amt des „Beauftragten für bürgernahe Wahlkampfunterstüt- zung“ für alle Landesverbände der REP übertragen. Derzeit ist Schaal nach vorliegenden Erkenntnissen stellvertretender baden-württembergischer Landes- und Tübinger Kreisvorsitzender der REP.

– Im Verlauf einer Observation eines führenden Aktivisten der neonazisti- schen „Karlsruher Kameradschaft“ durch das Landesamt für Verfassungs- schutz anlässlich der Vorbereitungen der neonazistischen Szene zum „Ru- dolf Heß-Gedenktag 1998“ wurde dieser am 11. August 1998 bei einem Treffen mit einer zunächst unbekannten Person auf dem Parkplatz der Autobahnraststätte Baden-Baden an der BAB 5 und einem anschließenden ca. zweistündigen Gespräch in der Raststätte beobachtet. Beide Personen hatten Unterlagen bei sich, die ausgetauscht wurden. Wie sich im Nach- hinein herausstellte, handelte es sich bei der anderen Person um einen Par- lamentarischen Berater der REP-Fraktion im Landtag von Baden-Württem- berg.

– Der stellvertretende Landesvorsitzende der „Republikanischen Jugend“ (RJ) Hessen und Beisitzer im REP-Landesvorstand Hessen Peter Schreiber rief am 25. August 1999 zur Teilnahme an einem „Europäischen Kamerad- schaftsabend“ in Flandern anlässlich der „Ijzerbeedevaart 1999“ (Diksmui- de/Belgien) auf. Schreiber wurde dabei am 28. August 1999 von der belgi- schen Polizei wegen Mitführens rechtsextremistischen Propagandamateri- als vorläufig festgenommen.

– Einem Bericht in „Nation & Europa – Deutsche Monatshefte“ Ausgabe 10/1999 zufolge nahmen an einer Saalveranstaltung unter dem Motto „Vor dem Aufbruch – Deutsche Patrioten sammeln sich“ am 18. September 1999 in Mecklenburg-Vorpommern auch der führende Funktionär der REP, Hir- zel, und das hessische REP-Landesvorstandsmitglied Gottfried Burischek teil. Der bekannte Rechtsextremist Peter Dehoust (Bayern) moderierte das Treffen, der bereits erwähnte Harald Neubauer (s. dazu unten c) referierte.

– Zumindest bis August 1999 hatte der baden-württembergische Landesvor- sitzende der REP, Christian Käs, auf seiner Homepage im Internet „Links“ zu rechtsextremistischen Publikationsorganen gesetzt. Genannt waren dort neben einzelnen Tageszeitungen die rechtsextremistische Zeitschrift „Na- tion & Europa – Deutsche Monatshefte“ und das rechtsextremistische Vier- teljahresheft „Signal – Das patriotische Magazin“.

Auf den aktuellen Seiten des „radio-internet“, für das Käs als verantwort- licher Leiter steht, finden sich Kontakte zum ehemaligen REP-Bundesvor- sitzenden Franz Schönhuber. Noch im Januar 2000 wurde im Rahmen einer Umfrage als Preis ein handsigniertes Buch von Schönhuber ausgelobt. Un- ter der Rubrik „Frühere Sendungen“ wurde auf „Schönhubers neues Buch“ und auf ein „Franz Schönhuber Interview“ verwiesen. Schönhuber steht als ehemaliger Bundesvorsitzender der REP für eine Zusammenarbeit inner- halb der rechtsextremistischen Szene und distanziert sich vom Abgren- zungsbeschluss der REP.

Zu 2. c):

– Anlässlich eines Grillfestes in der Region Karlsruhe im September 1995, zu dem der baden-württembergische REP-Landesvorsitzende Christian Käs eingeladen und bei dem der damalige Vorsitzende der RJ im Raum Karlsru- he Markus Burkhard als Ansprechpartner und Organisator fungiert hatte, erschienen etliche Teilnehmer aus der neonationalsozialistischen „Kame-

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radschaft Karlsruhe“ und dem übrigen rechtsextremistischen Umfeld. Nach dem öffentlichen Bekanntwerden dieser Kontakte der REP zu anderen Rechtsextremisten wies die Partei die Vorwürfe im wesentlichen zurück.

– Der Publikation „Werra-Blitz“ vom 24./25. Januar 1998 zufolge referierte der Neonazi und frühere Rechtsterrorist Peter Naumann im Januar 1998 auf dem Parteitag des REP-Kreisverbands Werra-Meißner zum Thema „Multikultur warum?“. In seiner Rede habe Naumann u. a. behauptet, die „Feinde der germanischen Völker“ würden unter dem „Verschleierungsbe- griff“ der multikulturellen Gesellschaft die „Rassenmischung“ vorantrei- ben.

– An einer Vortragsveranstaltung des „Cannstatter Kreises“ vom 16. Oktober 1998 in Stuttgart nahmen neben Käs und anderen REP-Mitgliedern auch Vertreter der sogenannten „Vereinigten Rechten“ sowie andere Rechtsex- tremisten teil. Der am 4. Februar 1994 gegründete „Cannstatter Kreis“ hat sich seit Anfang 1997 Rechtsextremisten gegenüber geöffnet und gibt ih- nen ein Forum für die Verbreitung ihrer Ideologie. Der „Cannstatter Kreis“ hat sich zu einer partei- und organisationsübergreifenden Gruppierung ent- wickelt, deren Ziel es ist, die Zusammenarbeit im „rechten Lager“ zu för- dern.

– Anlässlich einer Versammlung des „Cannstatter Kreises“ am 14. Dezember 1998 in Stuttgart referierte der REP-Funktionär und das Mitglied des „Cannstatter Kreises“ Dieter Lieberwirth über die Situation der REP nach dem Parteitag und die Vereinigungsbestrebungen im nationalen Lager. Er lobte die stattgefundenen Kooperationsgespräche zwischen den REP und der DVU, die er als die stärksten nationalen Parteien in Deutschland be- zeichnete. Laut Lieberwirth hätten sich die REP geöffnet und keine Berüh- rungsängste zu anderen nationalen Kräften. Die REP seien bereit, alle Per- sonen aufzunehmen, lediglich führende Parteifunktionäre anderer Rechts- parteien würden ausgeschlossen bleiben.

– Am 21. Mai 1999 veranstaltete der Kreisverband Biberach der REP in Ochsenhausen auf Initiative der damaligen Kreisvorsitzenden Heilwig Hol- land eine Vortragsveranstaltung mit dem führenden Funktionär der rechts- extremistischen „Deutschen Liga für Volk und Heimat“ Jürgen Schützin- ger.

– Nur wenige Wochen später, am 11. Juni 1999, fand in Hochdorf bei Biber- ach auf Initiative insbesondere der damaligen Kreisvorsitzenden des REP- Kreisverband Biberach eine Vortragsveranstaltung mit dem hessischen Rechtsextremisten Wolfgang Juchem zum Thema „Deutschland im Würge- griff der Eurokraten“ statt.

– Nach einem Hinweis in der Publikation des REP-Kreisverbands Mettmann „Der REPräsentant“ (Ausgabe Nr. 9/Fastenzeit 2000), hat der dortige Kreis- verband Mettmann den früheren REP-Bundesvorsitzenden Franz Schönhu- ber zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

– Die Homepage des REP-Kreisverbands Heidelberg/Rhein-Neckar (Stand 25. Juli 1999/19. Mai 2000) enthält Verweise auf die „Unabhängigen Nach- richten“ (UN). Die UN ist eine Monatsschrift, in der gegen die „Umerzie- hung“ nach 1945 polemisiert, antisemitisch und ausländerfeindlich agitiert, die Schuld Deutschlands am zweiten Weltkrieg geleugnet wird sowie NS- Verbrechen relativiert werden.

Veranstaltungen mit dem Rechtsextremisten Harald Neubauer auf Kreis- ebene:

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Der frühere REP-Generalsekretär und ehemals leitende Funktionär der DVU, Harald Neubauer, ist Mitherausgeber der rechtsextremistischen Publikation „Nation & Europa – Deutsche Monatshefte“ und einer der exponiertesten An- hänger einer „Vereinigten Rechten“.

Neben dem allgemeinen Abgrenzungsbeschluss, der bereits eine Kontaktauf- nahme mit einem Rechtsextremisten wie Neubauer untersagt hätte, gilt seit Mai 1999 für die REP eine „lex Neubauer“. Nach einem Beschluss des Bundespräsidiums der REP vom 9. Mai 1999 besteht ein generelles Verbot von Auftritten des ausgeschlossenen früheren Parteimitglieds Neubauer bei Parteiveranstaltungen der REP. Dieses Verbot wurde zwar beschlossen, in der Praxis spielt es aber keine Rolle für die REP, wie zahlreiche Fälle beweisen. Dies zeigt sich auch daran, dass die REP-Führung nur in wenigen Einzelfäl- len Ordnungsmaßnahmen gegen die für die Veranstaltungen mit Neubauer verantwortlichen Funktionäre verhängte.

– Auf einer Vortragsveranstaltung des rechtsextremistischen Freundeskreises „Ein Herz für Deutschland“ in Pforzheim, an der auch das Mitglied des Landtags Lothar König (REP) teilnahm, trat Harald Neubauer als Referent auf. („Nation & Europa“ Ausgabe 6/98).

– Am 13. November 1998 fand auf Initiative des Kreisverbands Karlsruhe der REP eine Veranstaltung mit Harald Neubauer statt, an der ca. 50 Perso- nen teilnahmen. Neubauer referierte dort zum Thema: „Nach der Bundes- tagswahl '98: Was wird aus Deutschland?“. Konsequenzen für die dafür verantwortlichen Parteifunktionäre der REP sind nicht bekannt geworden.

– In Altenburg (Thüringen) referierte Neubauer nach einer Meldung in „Na- tion & Europa – Deutsche Monatshefte“ Ausgabe 9/99 auf einer Veranstal- tung des dortigen REP-Kreisverbands. Unter Anwesenheit „zahlreicher Landesvorständler“ soll er von den Teilnehmern spontan zum Ehrenmit- glied gewählt worden sein.

– Entgegen des gegen Neubauer verhängten „Auftrittsverbots“ lud der REP- Landesverband Hamburg Neubauer zu einer Veranstaltung zum 3. Septem- ber 1999 in Hamburg zum Thema „Hat die Deutsche Rechte noch eine Chance? – Auswege aus der Krise“ ein.

– Am 4. Oktober 1999 nahmen an einer Veranstaltung des REP-Kreisver- band Hagen ca. 200 Personen u. a. aus Reihen der REP, der DVU und der NPD teil. Als Redner traten Neubauer und Hirzel auf. Beide wandten sich gegen die Abschottung der REP und traten für Kontakte untereinander ein.

Kontakte zum rechtsextremistischen „Freundeskreis ,Ein Herz für Deutsch- land‘, Pforzheim e.V.“ (FHD)

Der seit Mitte der 80er Jahre bestehende FHD war ursprünglich als Vorfeld- organisation der NPD gegründet worden. Er hat sich mittlerweile zu einer partei- und organisationsübergreifenden Gruppierung entwickelt und strebt eine Vereinigung aller „rechten“ Parteien an. Bei den Veranstaltungen des FHD referieren regelmäßig bekannte Rechtsextremisten.

– Ca. 110 Teilnehmer nahmen am 17. April 1999 in Pforzheim an einer vom FHD initiierten Vortragsveranstaltung teil. Unter den Teilnehmern befan- den sich neben dem REP-Landtagsabgeordneten Lothar König und dem damaligen Pforzheimer REP-Stadtrat Fritz Herzberg Personen aus nahezu dem gesamten rechtsextremistischen Spektrum.

– Am 4. Juni 1999 fand eine Vortragsveranstaltung des FHD in Pforzheim statt, zu der der Landtagsabgeordnete der REP Klaus Rapp eingeladen war.

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In seinem Referat mit dem Titel „Untergang des Sozialstaates“ behandelte er insbesondere den Themenbereich „Bevölkerungszuwachs durch Auslän- derzuzug und dadurch vermehrte Arbeitslosigkeit“. Die Teilnehmer rekru- tierten sich vorrangig aus der rechtsextremistischen Szene.

– Am 23. Juli 1999 war der REP-Landtagsabgeordnete Lothar König Refe- rent bei einer FHD-Vortragsveranstaltung mit dem Thema „Islam in der Demokratie – eine Religion zwischen Legalität und Aggressivität!“. Unter den rund 50 Teilnehmern befanden sich Mitglieder und Funktionäre ande- rer rechtsextremistischer Parteien.

– In Pforzheim kandidierten anlässlich der baden-württembergischen Kom- munalwahlen 1999 Angehörige des rechtsextremistischen „Freundeskreises ,Ein Herz für Deutschland‘, Pforzheim e.V.“ (FHD) auf der Gemeinderats- liste der REP und wirkten aktiv an deren Wahlkampf mit.

3. ob der Landesregierung Kenntnisse darüber vorliegen, dass sich erhebli- che Teile der Republikaner nicht mehr an die von deren Bundesvorstand beschlossene Abgrenzung von rechtsextremen Gruppierungen gebunden fühlen;

Zu 3.:

Nach dem Abgrenzungsbeschluss des „Ruhstorfer Parteitags“ und seinen späteren Bestätigungen lehnen die REP jede Annäherung, Absprache oder Zusammenarbeit mit anderen Rechtsextremisten oder rechtsextremistischen Parteien ab. Nach außen vertreten die REP einen verbal sehr dezidierten Ab- grenzungskurs gegenüber anderen Rechtsextremisten. Nach den Erkenntnis- sen der Verfassungsschutzbehörden bestehen jedoch auf allen Ebenen der Partei der REP entsprechende Verbindungen, bis hin zu einzelnen Kontakten in die Neonazi- und Skinheadszene sowie die Beteiligung an „Runden Ti- schen“ mit anderen „nationalen Kräften“. Parteiinterne Disziplinierungsmaß- nahmen erfolgen meist nur, wenn solche Verbindungen an die Öffentlichkeit dringen und werden nicht selten von Parteischiedsgerichten später wieder aufgehoben.

Aufgrund des wachsenden Drucks der Parteibasis und des aggressiven Käs- Flügels lehnt inzwischen auch Dr. Schlierer Kontakte zu anderen Rechtsex- tremisten nicht mehr generell ab. Besonders deutlich wurde dies durch die bereits oben dargelegte Absprache mit der rechtsextremistischen DVU hin- sichtlich des Verzichts auf ein konkurrierendes Antreten der DVU zur hessi- schen Landtagswahl im Februar 1999 zu Gunsten der REP. Im Gegenzug ver- zichtete die REP auf ein Antreten zur Wahl in Bremen im Juni 1999. Nach einer gleichlautenden Pressemitteilung der beiden Parteivorsitzenden Dr. Gerhard Frey und Dr. Schlierer vom 23. November 1998 werde ange- strebt, „unnötige Konkurrenz“ bei künftigen Wahlen zu vermeiden. Die von Dr. Frey herausgegebene „Deutsche National-Zeitung“ (DNZ) vom 27. No- vember 1998 berichtete, dass der DVU-Bundesvorstand das Einvernehmen begrüße. Entgegen relativierenden Erklärungsversuchen Dr. Schlierers ist die Absprache mit der DVU als eine erste Form der Zusammenarbeit beider Par- teien anzusehen. Dr. Schlierer vollzieht nun die einst von Schönhuber ange- strebte Annäherung an die DVU. Den Wahlabsprachen ist zu entnehmen, dass sich beide Parteien in das gleiche „nationale Lager“ einordnen und sich bewusst des gleichen Wählerpotentials bedienen. Durch diese Entwicklung wird zumindest indirekt die Linie des baden-württembergischen Landesvor- sitzenden Käs als Vertreter des „rechten Flügels“ bestärkt, der die Abgren- zungsbeschlüsse der REP, insbesondere zum „Ruhstorfer Parteitag“ vom Juli 1990, anlässlich des „Republikanertags“ vom 3. Oktober 1998 in Stuttgart vehement kritisiert hatte.

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Dass Kontakte zu anderen Rechtsextremisten häufig folgenlos bleiben und die Durchsetzung des „Ruhstorfer Abgrenzungsbeschlusses“ nicht strikt ge- handhabt wird, zeigt sich auch in der Person des Bundesvorsitzenden Dr. Schlierer. Auf die ihm in der „Jungen Freiheit“ vom 27. November 1998 im Zusammenhang mit den Kontakten zur DVU gestellte Frage: „Herr Dr. Schlierer, wann eröffnen Sie wegen Ihres Treffens mit Frey ein Parteiaus- schlussverfahren gegen sich selbst?“ antwortete er: „Für ein solches Verfah- ren gibt es keinerlei Anlass. Gespräche können doch keinen Ausschluss be- gründen ...“.

Wegen dieses Verhaltens der Parteispitze sehen viele Mitglieder der REP an der Basis sich bestärkt, Kontakte zu anderen Rechtsextremisten zu pflegen: Neben Wahlabsprachen und Kontakten haben sich immer wieder Parteimit- glieder und Funktionäre zu Wort gemeldet, die den bestehenden Abgren- zungsbeschluss kritisieren und dessen Aufhebung verlangen. Verbunden wur- den solche Äußerungen teilweise auch mit der Forderung nach einem Rück- tritt von Teilen des Bundesvorstands:

„... Aus diesem Grunde forderten wir direkt nach der Thüringenwahl, bei der REP, NPD und DVU wiederum im Grunde gegeneinander antraten, den Rücktritt des Bundesvorstandes ... Eine Zusammenarbeit auch mit der NPD ist nicht nur sinnvoll, sondern überlebenswichtig ...“ Hans-Peter Fischer, Vor- sitzender REP-Kreisverband Bergstraße/Hessen in „Deutsche Stimme“, Nr. 11/99, Parteiorgan der NPD.

Weitere Belege für die innerparteiliche Kritik am Abgrenzungsbeschluss:

– Im Juni 1998 veröffentlichte der Beisitzer im REP-Landesvorstand Hessen, Erich Fuchs, einen Artikel in der rechtsextremistischen Zeitschrift „Nation & Europa“, Ausgabe 6/98, in dem er Schlierer u. a. vorwirft, Kooperations- angebote der DVU vorschnell abgelehnt zu haben.

– In der November/Dezember-Ausgabe 1998 von „Nation & Europa“ stellt Fuchs die Frage, wie lange es die REP noch verantworten könnten,

„...dass unsere aktiven Mitglieder, vor allem unsere jungen Parteifreunde, immer wieder in Wahlkämpfen zerschlissen werden, die den Keim des Misserfolges schon lange in sich tragen, bevor sie überhaupt begonnen ha- ben? Wie lange wollen wir uns noch von politischen Quacksalbern an der Nase herumführen lassen? Was wir heute und morgen brauchen, das ist ein Bundesvorstand, der in der Lage und willens ist, die Einheit der Rechten in Deutschland und Europa herbeizuführen.“

– Der Vorsitzende der hessischen RJ Andreas Lehmann und sein Stellvertre- ter, der stellvertretende RJ-Bundesvorsitzende und Beisitzer im hessischen Landesvorstand Peter Schreiber, sind Verfasser eines(r) „Thesenpapiers und Resolution“ vom 18. Oktober 1999. Dort beschreiben sie die gegen- wärtige Lage der „nationalen Opposition in Deutschland“. Insbesondere fordern sie die Streichung des Abgrenzungsbeschlusses und „die sofortige Aufhebung des kürzlich in Bezug auf Herrn Neubauer verabschiedeten Präsidiumsbeschlusses, mit dem dessen Teilnahme an REP-Veranstaltun- gen verhindert werden soll“.

– In einem offenen Brief an den Bundesvorsitzenden vom 20. Oktober 1999 übte der Generalsekretär des hessischen Landesvorstands Gottfried Buri- schek starke Kritik am Bundesvorsitzenden und dem Abgrenzungskurs der Partei. Dabei spricht er sich gegen den Abgrenzungsbeschluss und das „Auftrittsverbot“ von Neubauer aus.

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– Der ehemalige stellvertretende Bundesvorsitzende und derzeitige Beisitzer im hessischen Landesvorstand Hans Hirzel schreibt in „Nation & Europa – Deutsche Monatshefte“, Ausgabe 2/2000 zur „Zusammenarbeit deutscher Patrioten: 'Tue recht und scheue niemand'“. Darin spricht er sich gegen den „Ruhstorfer Abgrenzungsbeschluss“ der REP aus. Bereits im März 1999 hatte sich Hirzel in einem Leserbrief an die JF gegen den Abgrenzungskurs der REP ausgesprochen.

– Der Landesverband Hessen beruft sich indes auf eine von ihm während des letzten REP-Bundesparteitages im November 1998 eingebrachte und dort fast einstimmig beschlossene Resolution „Aus Sorge um Deutschland!“, in der die REP alle konstruktiven und demokratischen Kräfte auffordern, ihre Kraft bei den REP für Deutschland einzusetzen, dabei komme es nicht da- rauf an, wo jemand herkomme, sondern wo er hin wolle.

– Der Vorstand des REP-Kreisverbands Ennepe-Ruhr erklärt am 3. August 1999, er habe „in voller Kenntnis des Maulkorberlasses des Bundesvor- standes der REP und seinen möglichen Folgen“ Neubauer zu einer Veran- staltung eingeladen.

Die Ausführungen unter Frage 1 und 2 sowie die aufgezeigten Beispiele und die vorsichtige Annäherung an die DVU machen deutlich, dass das Parteipro- gramm und die offiziellen Erklärungen führender Funktionäre das tatsächli- che Verhalten breiter Kreise innerhalb der Partei nicht mehr realistisch wider- spiegeln.

Zunehmend werden stillschweigend Parteimitglieder akzeptiert, die sich an- deren Rechtsextremisten gegenüber aufgeschlossen zeigen. Parteiausschlüs- se, wie sie bei Kontakten von REP-Mitgliedern zu Rechtsextremisten gemäß dem „Ruhstorfer Abgrenzungsbeschluss“ an sich zu erfolgen hätten, stellen heute die Ausnahme dar und werden nur noch zögerlich durchgeführt. Inso- fern wird die immer wieder betonte Abgrenzung von anderen Rechtsextremis- ten von der Wirklichkeit eingeholt. Der Versuch führender Republikaner, in der Öffentlichkeit ein „sanftes“ Bild von der Partei zu zeichnen, ist damit un- glaubwürdig, da es der Realität nicht entspricht.

In Vertretung Dr. Feige Ministerialdirigent

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