Kleine Schritte Gegen Rechte Tritte? Konzepte Gegen Rechtsextremismus Petra Kelly STIFTUNG
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Petra Kelly STIFTUNG Bayerisches Bildungswerk für Demokratie und Ökologie in der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. Kleine Schritte gegen rechte Tritte? Konzepte gegen Rechtsextremismus Dokumentation der Tagung am 28./29. November 2003 in Tutzing A K A D E M I E F Ü R P O L I T I S C H E B I L D U N G T U T Z I N G Dokumentatio n Kleine Schritte gegen rechte Tritte? – Konzepte gegen Rechtsextremismus Inhaltsübersicht: Dr. Manfred Schwarzmeier / Gesa Tiedemann Begrüßung und Einführung ..................................................................3 Prof. Dr. Hans-Gerd Jaschke Erscheinungsformen des Rechtsextremismus in Deutschland Organisation – Entwicklung – Positionen ...........................................5 Prof. Dr. Birgit Rommelspacher Rechtsextremismus und die Mitte der Gesellschaft....................... 12 Rebecca Weis Gesicht Zeigen! Aktion weltoffenes Deutschland e.V..................... 19 Dr. Reiner Schiller-Dickhut Das Bündnis für Demokratie und Toleranz...................................... 23 Dr. Fridolin Wimmer Rechtsradikale Musik im Unterricht................................................... 28 Stefan Glaser Rechtsextremismus im Internet.......................................................... 34 Bernhard Krohn Projekt „Schule gegen Rassismus“ an der Berufsschule 2 in Passau ....................................................... 37 Jakob Ruster/Silke Schuster Trainings gegen Rechts – LIDIA ......................................................... 40 Erich Schriever/Gandhi Chahine „Rap für Courage“................................................................................. 43 Matthias Adrian EXIT – das Austeigerprogramm für Rechtsextreme ...................... 48 Prof. Dr. Birgit Rommelspacher Erfolgreich oder nicht? – Zur Wirkung der Konzepte .................... 52 Dr. Manfred Schwarzmeier Wie weiter? – Zusammenfassung der Abschlussdiskussion ...... 58 Referent/inn/en ....................................................................................... 59 n 2 n Kleine Schritte gegen rechte Tritte? – Konzepte gegen Rechtsextremismus 1. Begrüßung und Einführung Dr. Manfred Schwarzmeier/Gesa Tiedemann a. Dr. Manfred Schwarzmeier geraten. Damit sind dann nicht nur Bereiche wie Herzlich willkommen, meine sehr geehrten Damen Kultur- und Sportförderung, sondern eben auch Ini- und Herren, zu unserem Workshop über ein The- tiativen gegen Gewalt und Intoleranz, wie sie sich ma, das leider seit geraumer Zeit an Aktualität schon vor dem Jahr 2000 – Stichwort „Aufstand nichts verloren hat. der Anständigen“ –, verstärkt aber danach gebildet haben. Drei Jahre später haben viele Initiativen Lassen Sie mich, bevor ich einige organisatorische handfeste Existenzsorgen. Förderprogramme wer- und inhaltliche Bemerkungen machen werde, vorab den immer mehr zusammen gestrichen, die Suche im Namen der Akademie unserem Kooperations- nach Geldgebern belastet das Zeitbudget für die ei- partner, der Petra-Kelly-Stiftung, danken. In allen gentliche Arbeit und die Mitarbeiter haben ange- Phasen der Vorbereitung der Tagung war die Zu- sichts der angespannten Finanzlage keine persönli- sammenarbeit mit Herrn Dr. Rudel ein wirkliches che Planungssicherheit. Zwischen den Initiativen Vergnügen. Ohne ihn wäre die Veranstaltung in herrscht harte Konkurrenz um Geld und Unterstüt- dieser Form nicht zustande gekommen. Umso mehr zung. Dabei gehen die vorläufigen Bewertungen bedauere ich, dass er wegen eines familiären Trau- des Erfolgs oder Misserfolgs der Projekte durchaus erfalls nicht an der Veranstaltung teilnehmen kann. auseinander. Während die Befürworter von Mittel- In Vertretung Herrn Rudels darf ich die Geschäfts- streichungen keine signifikanten Auswirkungen der führerin der Stiftung, Frau Tiedemann, bei uns Programme und Projekte zu erkennen glauben, ver- begrüßen, die die Tagung seitens der Petra-Kelly- weisen deren Mitarbeiter auf viele kleine Erfolge Stiftung eröffnen wird. vor Ort. Sie sehen: Es gibt eine Reihe guter Grün- de, die dafür sprechen, dass wir einen passenden Ich freue mich sehr darüber, dass die Tagung auf Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz zu diesen The- so großen Zuspruch gestoßen ist. Insgesamt über men gewählt haben. 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben den Weg an den Starnberger See gefunden. Neben Ich wünsche uns, dass jeder nach dem Ende der dem großen Interesse von Lehrern, Schülern, Stu- Tagung mit dem Gefühl nach Hause geht, viele denten und Sozialarbeitern ist besonders erfreulich, neue Impulse für die Arbeit vor Ort mitgenommen dass so viele Aktive aus ganz unterschiedlichen zu haben und diese neu motiviert trotz aller Pro- Initiativen und Gruppen gegen rechtsextremistisch bleme weiterzuführen. motivierte Gewalt dabei sind. Geographisch decken wir mit dieser Tagung nicht nur Bayern, sondern b. Gesa Tiedemann auch Nordrhein-Westfalen sowie weitestgehend Gerade die letzten Wochen haben gezeigt, wie auch die „neuen“ Bundesländer ab. Dass das aktuell und brisant unser Thema ist – und wie groß Thema aber auch unsere Nachbarn beschäftigt, die Bandbreite der Fragen, die dabei zu behandeln dafür sind die Anmeldungen aus Österreich und sind. Auf der einen Seite wird – nicht zuletzt durch Italien Beweis. Die Bandbreite der konkreten Pro- entsprechende Äußerungen des bayerischen In- jekte ist groß. Sie reicht von speziellen Program- nenministers Günter Beckstein – die Gefahr einer men staatlicher Institutionen wie Polizei und Staats- „braunen RAF“ apostrophiert: Generalbundesan- schutz über sozialpädagogische Angebote zur Ge- walt Kay Nehm hat diese Gefahr erst kürzlich in waltprävention bis hin zu Aussteigerprogrammen einem SZ-Interview ganz sachlich so beschrieben: und Internet-Informationsplattformen. Insgesamt „Wir haben mit der ‚Kameradschaft Süd‘, die in zeigt die starke Resonanz auf unser Programm München ein Attentat bei der Grundsteinlegung deutlich: Es gibt ein ausgeprägtes Bedürfnis nach des Jüdischen Zentrums begehen wollte, erst- Informations- und Erfahrungsaustausch sowie nach mals eine Gruppe, die mit Hilfe von Waffen und Diskussion über Zukunftsperspektiven. Sprengstoffen in einer Planungsphase eines großen Attentats war. Die geplante Tat der Die Frage „Wie geht es weiter?`“ gewinnt ange- ‚Münchner Gruppe‘ zeigt eine neue Dimension sichts der Tatsache, dass allerorten „Sparen“ auf rechtsextremistischer Verbrechen.“ (SZ der Prioritätenliste staatlichen Handelns ganz oben 14.11.2003, S. 10) steht, immer mehr Relevanz. Die sogenannten Fast zur gleichen Zeit markiert die sog. „Hohmann- „freiwilligen Leistungsempfänger“ sind immer die Rede“ des inzwischen aus der CDU/CSU-Fraktion ersten, die dabei ins Fadenkreuz der Mittelkürzung ausgeschlossenen Bundestagsabgeordneten und die n 3 n Kleine Schritte gegen rechte Tritte? – Konzepte gegen Rechtsextremismus offenkundige Zustimmung, die sie offensichtlich mentationen, die von unserer Homepage kostenfrei neben der wohlverdienten Kritik auch bekommen heruntergeladen werden können. Auch für die hat, die andere Seite des Rechtsextremismus: ihr heutige Tagung ist eine solche Dokumantation ge- ideologisches Fundament, das mit seinen antisemiti- plant.) schen Versatzstücken immer noch in nicht unbe- trächtlichem Maße in der bundesdeutschen Bevöl- kerung verankert zu sein scheint. Wer solche unsäglichen Auffassungen nicht hin- nehmen und der rechtsextremen Gewalt den ideo- logischen Boden entziehen will, der muss gezielt aktiv werden. Dies ist der Hintergrund unserer Tagung und das einigende Band wohl aller hier vorgestellten Projekte und Maßnahmen. Unter diesen Vorzeichen stimmt es dann doch einigerma- ßen verwunderlich, dass die Gelder, die für diese Maßnahmen und Projekte aus öffentlichen Töpfen fließen, immer knapper zu werden scheinen. „Spa- ren gegen Rechts“ betitelte die SZ einen Artikel im Mai diesen Jahres, in dem es hieß: „In den Zei- ten knappen Geldes dürften viele Initiativen nicht überleben“(SZ 3./4.5.2003, S. 3). Mancherorts wurde auch bezweifelt, ob solche Initiativen überhaupt etwas bewirken können. Natürlich müssen sich solche Projekte auch Fragen nach ihrer Wirkung gefallen lassen – neudeutsch nennt man so etwas Evaluation. Auch wir wollen dieser Frage ja im Rahmen der Tagung nachgehen. Aber Evaluation braucht Zeit und einigermaßen objektive Qualitätskriterien. So kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass in Zeiten knapper Kassen und ohne neue, spektakuläre Gewaltaktio- nen rechtsextremistischer Kreise die Gelegenheit genutzt wurde, eigentlich ungeliebten Kindern die finanzielle Alimentation zu entziehen. Dass dies ein Sparen am falschen Platz ist, haben nicht nur die jüngsten von mir erwähnten Ereignisse von Neuem deutlich gemacht, sondern auch der im Mai diesen Jahres vorgestellte Verfassungsschutzbericht für 2002, der nach wie vor von einem Ansteigen der „rechten Gewalt“ sprach. Aus diesem Grund meinen wir, die Veranstalter dieser Tagung, dass kontinuierliche und große – auch finanzielle – Anstrenungen notwendig sind, um wenigstens – wie in unserem Titelmotto ange- deutet – kleine Schritte gegen rechte Tritte unter- nehmen zu können. Die Petra-Kelly-Stiftung selbst versucht schon seit einigen Jahren, dazu etwas beizutragen: Mit zwei großen Veranstaltungen zu Methoden und Ansätzen der Gewaltprävention und einer Tagung zu Trainings und Konzepten der in- terkulturellen Arbeit haben wir konkrete Maßnah- men und Projekte vorgestellt und den Austausch der Projektträger untereinder vorangetrieben. (Zu allen drei Tagungen gibt es umfangreiche Doku- n 4 n Kleine Schritte gegen rechte Tritte? – Konzepte gegen Rechtsextremismus 2. Erscheinungsformen