Wie RB Leipzig Funk- Tioniert, Welche Rolle Der Klub Im Deutschen Fußball Einnimmt Und Die Kritik Daran
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RB LEIPZIG Ullrich Kroemer DER MODERNE FUSSBALL Ullrich Kroemer RB LEIPZIG ist der Prototyp des modernen Fußballklubs. Von seinen Fans wegen des spektakulären Fußballs geliebt, von den anderen als Marketinginstrument verspottet. Der Leipziger Sportjournalist Ullrich Kroemer zeichnet in diesem Buch das spannende, präzise Porträt eines Klubs, der in weniger als zehn Jahren einen unfassbaren Aufstieg aus der fünften Liga in die Champions League hingelegt hat – und heute neuer Herausforderer von Bayern München und Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga ist. RB LEIPZIG ISBN 978-3-7307-0423-3 VERLAG DIE WERKSTATT Inhaltsverzeichnis Vorwort ...............................................................6 KAPITEL I Wie RB Leipzig entstand .................................................8 KAPITEL II Moderner Fußball, moderne Strukturen? ................................ 34 Der Klub ............................................................................ 35 Lizenzkampf und Kritik ............................................................. 47 Der RB-Fußball ...................................................................... 81 KAPITEL III Trainer, Spieler, Macher ................................................ 92 Die Trainer .......................................................................... 93 Die Spieler ......................................................................... 121 Die Macher ........................................................................156 KAPITEL IV Die Fans ............................................................ 168 KAPITEL V Frauenfußball und Nachwuchs ........................................ 187 KAPITEL VI Aufstiege, drei Ehren runden und Europa ............................... 198 Vorwort Es hätte auch alles ganz anders kommen können. Die Manager von Red Bull hatten 2007/08 für den geplanten Fußballklub in einer großen europäischen Liga auch die Standorte Düsseldorf und Mallorca in die engere Wahl genommen. Doch die Vorausset- zungen und Möglichkeiten, in Leipzig einen eigenen Fußballklub zu gründen, erwiesen sich spätestens auf den zweiten Blick als unschlagbar: ein leer stehendes WM-Stadion, die nächsten Bundesligastandorte Berlin und Wolfsburg sowie damals noch Cottbus und Nürnberg mit jeweils etwa 200 bis 300 Kilometern weit genug entfernt sowie jede Menge schlummernde Fußballtradition in jener Stadt, in der 1900 der Deutsche Fuß- ball-Bund (DFB) gegründet wurde und aus der mit dem VfB Leipzig der erste Deutsche Meister stammt. Doch warum dauerte es von den ersten Überlegungen im Spätsommer 2006 bis zur Vereinsgründung im Frühjahr 2009 fast drei Jahre? Welche Rollen spielten der Elektrikermeister Roland Gall, der Kernphysiker Otto Schlörb und Franz Becken- bauer beim Einstieg des österreichischen Brausekonzerns in Sachsen? Warum musste auch das Alte-Herren-Team von Fusionspartner SSV Markranstädt eine Saison lang als RB Leipzig auflaufen? Welche „Kinderkrankheiten“ machten dem Retortenbaby RB zu schaffen? Und wie genau entwickelte sich eigentlich die Fanszene von Rasenballsport, die heute über 18.000 organisierte Mitglieder hat? Bereits die Gründung von Rasenball- sport Leipzig liefert viele spannende Geschichten, Hintergründe und Details, die eine Grundlage für den „Aufstieg ohne Grenzen“ bilden, wie die erste Auflage dieses Buches hieß, die im Frühjahr 2016 erschien. Damals stieg Rasenballsport gerade in die 1. Bundesliga auf. Heute, knapp elf Jahre nach der Vereinsgründung, ist der Klub beim Titelrennen um die Deutsche Meister- 6 schaft sowie in der K.-o.-Runde der Champions League dabei und arbeitet unter Trai- ner-Jungstar Julian Nagelsmann und hochprofessionellen Bedingungen am modernen Fußball der Zukunft. Überhaupt gilt der „Super-Kapitalist“ RB Leipzig, wie der Sportphilosoph Gunter Gebauer den Klub beschreibt, als Inbegriff des modernen Fußballs. Spielerisch-taktisch ebenso wie hinsichtlich seiner Leitlinien und Strukturen. In den Ultraszenen gilt RB als Feindbild schlechthin, wenn der Slogan „Gegen den modernen Fußball“ in den Fanblö- cken der Stadien auftaucht. Um zu erklären, wie RB Leipzig wirklich tickt, wo Grund zur Kritik besteht und wie modern der Klub tatsächlich ist, widmet sich die dritte, umfangreich erweiterte und aktualisierte Auflage unter dem Untertitel „Der moderne Fußball“ diesem Komplex. Das Buch – Chronik und Vereinsporträt zugleich – beschreibt die rasante Entwick- lung der Leipziger aus ganz verschiedenen Perspektiven. Das Wirken zentraler Prota- gonisten wie Trainer Nagelsmann, Klubentwickler Ralf Rangnick und Manager Oliver Mintzlaff wird ebenso beleuchtet wie die Karrieren früherer und aktueller Spieler von Dominik Kaiser bis Timo Werner. Die Ex-Trainer Tino Vogel, Tomas Oral, Peter Pacult und Alexander Zorniger berichten in ausführlichen Interviews von ihrer Leipziger Zeit. Die Kontroversen rund um die Gründung und Zusammensetzung dieses Fußball- klubs neuer Prägung werden von zahlreichen externen Experten eingeordnet: Der frü- here DFL-Geschäftsführer Christian Müller bewertet, hinterfragt und kritisiert etwa die Lizenzierungen des neuen Platzhirsches für die Bundesliga und die internationalen Wettbewerbe so deutlich wie kein Experte vor ihm; die Taktikexperten Prof. Dr. Daniel Memmert und Tobias Escher analysieren das Spielsystem von RB Leipzig; nicht zuletzt kommen auch die Fans selbst ausführlich zu Wort. Der langjährige, 2019 zurückge- tretene RB-Capo Sebastian und der Ex-Fanbeauftragte Enrico Hommel beschreiben anschaulich, wie sich die Fanszene von den Anfängen mit einigen Dutzend Anhängern in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Die vorliegende Auseinandersetzung mit RB Leipzig soll Fans, neutralen Beobach- tern und Kritikern gleichermaßen genügen. Anliegen des Vereinsporträts ist es einer- seits, die überregionale Diskussion über und Bewertung von RB Leipzig durch zahl- reiche, zum Teil neue Fakten, Details, Hintergründe, Zusammenhänge und Bewertungen auf ein neues Niveau zu heben. Und auch die Anhänger von Rasenballsport, die ihren Verein lieben, aber bisweilen auch hinterfragen, werden jede Menge neue Impulse bei der Lektüre der Texte, zahlreichen Interviews und Porträts erhalten. Durch die Betrach- tung aus vielen verschiedenen Blickwinkeln ergibt sich ein differenziertes Gesamtbild von Rasenballsport Leipzig als modernem Fußballklub. Dafür danke ich meinen Gesprächspartnern, die sich eigens für dieses Buch Zeit für teils sehr ausführliche Gespräche genommen haben: Patrick Bick, Thomas Eickmann, Tobias Escher, Dr. Georg Flascha, Daniel Frahn, Roland Gall (†), Prof. Dr. Gunter Gebauer, Enrico Hommel, Matthias Kießling, Dr. Michael Kölmel, Prof. Dr. Daniel Memmert, Christian Müller, Stephan Oberholz, Tomas Oral, Peter Pacult, Wolfgang Patitz, Ralf Rangnick, Klaus 7 Reichenbach, Dr. Otto Schlörb, Thomas Schmidt-Lux, Frieder Schrof, Ex-RB-Capo Sebastian, Dr. Andreas Stammkötter, Tino Vogel, Alexander Zorniger und Prof. Dr. Henning Zülch. Bei Wiebke Dürrwald und meinen Kindern Arthur und Wanda bedanke ich mich für die Unterstützung und Geduld während des Recherche- und Schreibprozesses. Spannende Einblicke und viel Freude bei der Lektüre dieses Buchs über den Prototypen des modernen Fußballs – RB Leipzig! Ullrich Kroemer, Februar 2020 Kapitel I Wie RB Leipzig entstand LIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK: Wie Red Bull den Standort Leipzig entdeckte uch RB Leipzig hat einen Gründungsmythos: Der Elektrikermeister ARoland Gall legte die erste Leitung von Leipzig zum Red-Bull-Konzern. Doch der erste Anlauf mit dem FC Sachsen Leipzig scheiterte aus einer Vielzahl von Gründen. Am Ende des Gesprächs schlug Roland Gall sanft mit der Hand auf den Tisch, lächelte und sagte: „Ich will mich nicht mit falschen Lorbeeren schmücken, aber die Tür aufge- macht hab’ ich!“ Der damals 65-Jährige saß in seiner Wohnstube in Hohenmölsen, einem Städtchen in Sachsen-Anhalt, etwa eine dreiviertel Autostunde von Leipzig entfernt. Gall war Rentner und seit 2003 arbeitslos, früher arbeitete er als Elektrikermeister. Er emp- fing in sportlicher Freizeitkleidung in seiner kleinen Genossenschaftswohnung. Gall atmete schwer, war aufgeregt wegen des Besuchs, seine Hände zitterten leicht. Gesund- heitlich ging es ihm bereits im Sommer 2015 nicht besonders gut — die Hitze und das Herz. Es wurde sein letztes ausführliches Gespräch über seine Herzensangelegenheit RB Leipzig. Wenige Tage nach dem Treffen musste Roland Gall operiert werden; am 22. November 2015 — Totensonntag — verstarb er an Leberversagen. Der kleine, untersetzte Mann mit dem akkurat gescheitelten Haar und den Kote- letten vermittelte auf den ersten Blick nicht den Eindruck, am großen Sportmarke- ting-Rad drehen zu können. Und doch beginnt die gemeinsame Geschichte vom Welt- unternehmen Red Bull und dem deutschen Fußball hier in Hohenmölsen. Von Leipzig 9 aus gelangt man über verschlungene und holprige Straßen durch Wiesen und Felder des Burgenlandkreises in das knapp 10.000 Einwohner zählende Städtchen. Das passt ganz gut, denn auch Red Bull drängte auf teils holprigen, bisweilen verschlungenen und bis dato unbeschrittenen Pfaden in den deutschen Bundesliga-Fußball. Die erste Initiative dazu soll von Roland Gall ausgegangen sein. Der gebürtige Thüringer war seit seiner Kindheit Fan der BSG Chemie Leipzig, dem Arbeiterklub aus dem Leipziger Westen. Auch als der Verein nach der Wende unter FC Sachsen Leipzig firmierte, hielt Gall den Grün-Weißen die Treue. Im Sommer 2006 suchten die „Chemiker“ händeringend einen Sponsor. Am Bierstand versprach Gall, der 25 Jahre lang Mitglied des Vereins war, dem damaligen