1 Nr. 108 Oktober 2019
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Oktober 2019 Nr. 108 © Bistum Limburg 1 Aus dem Inhalt Zum Thema „… Flieg, kleiner Schmetterling, weil ich Dich nicht halten kann …“ Von Ursula Rieke 4 Komische Typen – diese Heiligen! Von Sr. M. Theresia Winkelhöfer ADJC 7 Kann ich trotz aller Skandale noch stolz darauf sein, zur Kirche zu gehören? Von Franz-Josef Ludwig 9 ADJC gestern Wie wurde aus dem ersten Häuschen das Mutterhaus? Von Sr. M. Gottfriedis Amend ADJC 11 ADJC aktuell Amtseinführung der neuen Generalleitung Von Sr. Judith Diltz ADJC 16 Der Dom bekommt eine neue Glocke Von STH 23 Katharina-to-go Von Sr. M. Clarentia Kurz ADJC 24 Heilige Edith Stein Von Hans-Jürgen Blanke 20 Katharina Kasper Katharinas Hingabe an Gott im Lied erfahrbar Von Sr. Annemarie Pitzl ADJC 26 Katharina liegt das Streben nach Heiligkeit am Herzen Von Katharina Kasper 28 Spuren der Heiligsprechung Von STH 30 In Memoriam 34 2 Editorial Liebe Schwestern, liebe Freunde unserer Gemeinschaft, heute halten Sie die letzte Ausgabe zum Thema Heiligkeit in Händen. Das Thema aber wird uns noch weiter begleiten, denn – Sie erinnern sich, nicht wahr?: „Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig, der HERR, euer Gott.“ (Lev 19,2) Das ist ein Auftrag, der jede und jeden angeht, der sich Christ nennt. Katharina Kasper hat ganz ernst damit gemacht. In vielen ihrer Briefe fordert sie dazu auf, nach Heiligkeit zu streben (vgl. S. 28). Für sie ist das eine wichtige Aufgabe jeder einzelnen: Wir müssen „die Heiligkeit so recht erreichen wollen und als unsere größte Aufgabe erreichen. Was kann alles andere nützen.“ (Brief 191) Ja, sie ist sogar davon überzeugt, dass die eigene Heiligkeit die Voraus- setzung dafür ist, dass glaubwürdig Zeugnis gegeben werden kann. Sie sagt: „Wenn wir immer nach Heiligkeit streben, so können wir viel Gutes wirken unter den Kranken und Kindern. Es ist dann Frieden im Herzen und Hause.“ (Brief 238) Heiligkeit fällt uns nicht in den Schoß. Wir müssen darum beten. Und Katharina wird nicht müde, immer wieder daran zu erinnern. Der Herr will ja, dass wir heilig werden. Katharina ist sicher, dass Er für jede und jeden ein gewisses Maß an Heiligkeit vorgesehen hat. Das kann also durchaus unterschiedlich sein. Aber: „Beten wir doch fromm miteinander, dass wir … die Heiligkeit erreichen, die der Herr einer jeden gesetzt hat zu erlan- gen, damit wir in Gott glücklich werden in der Zeit und selig in der Ewig- keit. Alles, was nicht zur Heiligkeit führt, wollen wir meiden.“ (Brief 228) Aber warum sollen wir ausgerechnet nach Heiligkeit streben, was uns Heutigen ja so fremd ist? Da ist zunächst der göttliche Auftrag. Katharina ist aber auch sicher, dass wir dann Gott im Blick behalten, dass dadurch dann alles zur Ehre Gottes geschieht, was ja immer Katharinas Ziel ist. Deshalb kann sie sagen: „Viel Arbeit und viel Sorge bringt jeder Tag mit sich. Aber die Hauptsache ist und bleibt, die wahre Tugend zu üben und fromm zu leben und zu streben nach Heiligkeit.“ (Brief 265) Wenn uns das gelingt, dann gelingt auch unser Tagewerk. Heiligkeit ist mit ganz einfachen Eigenschaften verbunden, erinnern Sie sich an Papst Franziskus´ Schreiben (vgl. Januar-Ausgabe 2019)? Da gehö- ren Gelassenheit dazu, Beharrlichkeit, Treue, Humor. Einfache Eigen- schaften, die der Alltag so erschwert, die das Alltägliche allerdings auch sehr erleichtern können. „Nun strebet brav und fromm nach Heiligkeit, so geht es immer gut.“ (Brief 234) Das ruft Katharina auch uns heute zu. Und sie ist sich da ganz sicher: Es lohnt sich. Daher: „Gottes Segen besonders im Streben nach Heiligkeit.“ (Brief 267) Ihre Sr. M. Theresia Winkelhöfer ADJC und „Brücke“-Team 3 Zum Thema „… Flieg kleiner Schmetterling, weil ich Dich nicht halten kann…“ (Petra Hildebrand) Von Ursula Rieke Komplikation stellt das Paar vor Heraus- forderungen. Angeborene Fehlbildungen, Schadstoffe sowie Infektionen im Mutterleib oder Geburtskomplikatio- nen bedingen gesundheitliche Einschränkungen für das Kind. - Ein Kind mit besonderen Bedürfnissen? Das kann zunächst das Ende einer „guten Hoffnung“ bedeuten.Eng getaktete Lebensplanung in der heu- tigen Zeit unter besonderem Perfektionsdruck erschwert den Umgang mit Unvorhergesehenem. Eltern geraten in eine Sinn- und Lebenskrise. Der Traum vom gesunden Wunschkind wird ersetzt durch Verzweiflung und Ratlosigkeit. Bei Ver- mittlung der behandelnden Ärzte bzw. durch eigene Recherche entsteht hier der Kontakt zur Fach- beratungsstelle Katharina Kasper Stiftung. Die Sozialarbeiterinnen in Dernbach und Frankfurt Eine heilige Zeit bieten individuelle, kostenfreie, aufsuchende Bera- tung und Begleitung an: „Für alles im Leben gibt es eine Zeit“, so heißt es im Inhalte sind das gemeinsame Aushalten des Uner- Buch Kohelet – „ …eine Zeit zum Gebären und eine träglichen, das Ringen um den weiteren Weg, um Zeit zum Sterben!“ (Koh 3,2). tragfähige Entscheidungen, um Verstehen und Wie gehen wir damit um, wenn diese Zeiten sich Bewältigen der Trauersituation, um Zukunftsper- berühren? spektiven. Abschiedsarbeit verbindet alle Themen. Die Ent-bindung ist eine einzigartig bewegende, Eltern verabschieden eine wunder-bare Zeit. Dabei ist die Geburt eines - die Hoffnung auf Familienzuwachs, gesunden Kindes nach unkomplizierter Schwan- - ihr früh verstorbenes Kind, gerschaft keine Selbstverständlichkeit. Sie ist vor - den Traum von einem gesunden Kind. allem nicht planbar. Es gilt, wie bei einer unerwarteten Änderung des Reiseziels, neue Reiseführer zu finden, steinige Auf dem Weg dahin gibt es Unvorhergesehenes: Wege zu gehen, neue Wege zu suchen. - die Realisierung des Kinderwunsches gestaltet sich schwierig, Die Überlebensprognose für das Ungeborene kann - die Schwangerschaft ist beeinflusst durch bei schwerwiegenden Fehlbildungen sehr schlecht vorgeburtliche Testungen mit belastenden sein. Es ist offen, ob und wie lange das Kind nach Wartezeiten auf den Befund, der Geburt lebt. Wenn bei diesen sogenannten - die Mitteilung eines auffälligen Befundes, infausten Prognosen die Geburt eines dem Tode so einer vorgeburtlichen Diagnose, einer nahen Kindes vorzeitig eingeleitet wird, erspart man 4 ihm vermeintlich verlängertes Leiden bei intensivmedizinischer Maximalversorgung am Geburtstermin. Den Eltern soll das Aushalten der Schwangerschaft im Wissen um die Diagnose erleichtert werden. Dieser Weg beinhaltet eine quasi unmögliche Entscheidung zur vorzeitigen Beendigung dieses zerbrechlichen Lebens. Der schnellere Weg ist nicht der leichtere und bedarf vorhergehender individueller Vorbereitung, Zeit und Wissen um medizinische Hintergründe. Die Entscheidung muss individuell und medizinisch begründet, unter guter Begleitung getroffen werden. doch überwältigt von der Nähe, dem Liebreiz des Der vorgezogene Tod des Kindes mit medizi- Kindes geschieht ein Loslassen. Dieses bedarf einer nischer Unterstützung bedarf der intensiven guten pflegerischen, ärztlichen und seelsorglichen Auseinandersetzung mit dem Sterbethema. Begleitung. Idealerweise beginnt er vorgeburtlich und ist ein Zur symbolischen Unterstützung bei frühen Kinds- langer Prozess. verlusten hat die Katharina Kasper Stiftung bereits Kerstin von der Hude drückt es folgendermaßen im Jahr 2010 das KOKON Trauerprojekt initiiert. Mit aus: dem Bild des kleinen Schmetterlings, der sich aus „Abschiednehmen bedeutet nicht, sich vom dem Kokon befreit und davonfliegt in eine andere, für Verlorenen völlig zu lösen, sondern vielmehr den ihn bessere Welt, bieten wir den Eltern eine tröstliche Verlust anzuerkennen, individuell zu betrauern und Symbolik an. Das verstorbene Kind wird in einen ihm einen Platz im weiterführenden Leben beschützenden Kokon gehüllt. Der Schmetterling zuzuweisen.“(vgl. Garten, von der Hude 2014,102) verbleibt am häuslichen Trauerplatz. Aktuelle Entwicklungen in der Palliativmedizin am Lebensbeginn zeigen Alternativen. Neopalliativmedizin meint, dem Kind seinen Weg des Wachsens, den Zeitpunkt der Geburt/ des Ster- bens selbst zu überlassen. In diesen Fällen gestal- ten die Eltern die verbleibende Zeit der Schwan- gerschaft bewusst als Familien- und Abschieds- zeit. Sie bereiten sich auf den Tag der Geburt/ des Sterbens intensiv vor und halten die Ungewissheit des Zeitpunktes aus. Dazu schreibt Dr. theol. Christoph Zimmermann-Wolf: „Erforderlich wäre im Bereich der Pränataldiagnostik eine Analogie zur schon bestehenden Palliativmedizin am Lebensende: eine Art gynäkologischer (und pädi- atrischer) pränataler wie perinataler Palliativmedi- Diese Zeichen und Kleidungsstücke, liebevoll von zin.“(vgl. Zimmermann-Wolf, 2008,102) Dernbacher Schwestern und uns zuarbeitenden Dieser Weg ist, abhängig von der Diagnose des ehrenamtlichen Helferinnen erstellt, unterstreichen Kindes sowie der körperlichen und seelischen Ver- in der schweren Situation die Würde der kleinen Kin- fassung der Mutter, eine neue Alternative, jedoch der und den ihnen eigenen Liebreiz. nicht für alle gangbar. Eltern trauen sich, das Kind in die eigenen Hände zu Das Zusammentreffen von Geburt und Sterben nehmen, einen Fuß- oder Handabdruck zuzulassen, des Kindes wird von einigen Eltern als eine beson- es den Geschwisterkindern zu zeigen – zu fotografie- dere, eine heilige Zeit erlebt. Unfassbar traurig und ren (ein erstes und letztes Familienfoto) – eine Anzei- 5 ge der Stillen Geburt zu erstellen und eine Trauer- Wir sind Vertrauensperson in unaussprechlich feier/Bestattung (mit) zu gestalten. schwerer Zeit, im Mit-Tragen von Last und Kreuz. Tröstlich sind in aller Schwere unerklärliche Momente der Heiligkeit, Heilung/Heil, - die Nähe unseres Heilandes. Kleiner Babysarg Das aktive Begleiten der unaussprechlichen Trauer,