Bildungsbericht
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formationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlam Bonn, Nr. 8/67 23. November • 1967 21. Jahrgang • • Thema der Woche Die CDU ist der Motor HUTE Seite Otto Brenners der Großen Koalition unqualifiziertes Nein Die CDU muß einen Bundeskanzler Dr. Kurt Georg Kiesinger gab auf dem muß er versuchen, seine Überzeu- neuen Stil finden Deutschlandtag der Jungen Union in der Berliner Kongreßhalle gung einleuchtend zu machen. Und warum soll der Bundeskanzler, wenn Programm als Falle einen umfassenden Überblick über die innen- und außen- von anderen eine gute Idee geliefert politische Lage in der Bundesrepublik. Das Fernsehen und wird, nicht auch davon hören. die Tageszeitungen haben hierüber ausführlich berichtet. Aber eines ist sicher: Der Bundes- kanzler wird keine politische Ent- Wir veröffentlichen nachfolgend täten in der deutschen Frage ge- scheidung billigen oder durchführen. Bundeskanzler Dr. Kurt den Wortlaut jenes Teils der Rede sprochen. Aber natürlich hat er nicht die nicht seinem Wissen und Ge- des Kanzlers, der sich mit den Zie- jene Realitäten gemeint, von denen wissen voll entspricht. Georg Kiesinger stattet zur len und der Arbeit der Großen Koa- die anderen drüben reden. Zeit den Ländern Indien, lition befaßt. Wir wollen es ehrlich und redlich Birma, Ceylon und Pakistan Dennoch wurde wochenlang ge- miteinander halten in dieser Koali- Nachdem der Bundeskanzler noch schrieben: Ja, der Koalitionspartner, tion. Wenn wir das nicht so gewollt einen offiziellen Besuch einmal ausführlich die Friedenspoli- der will voran! Er will in der hätten, dann hätten wir besser auf ab. Vor seiner Abreise tik der Regierung der Großen Koa- Deutschlandpolitik, in der Ostpolitik diese Koalition verzichtet und wären umriß er mit folgenden kühn und entschieden handeln. Aber lition dargelegt hatte, sagte er u. a.: in die Opposition gegangen. Denn Worten das Ziel seiner „Ich habe gar nichts gegen eine die alte Tante CDU hängt sich mit eine andere Alternative gab es im lebhafte deutsche Diskussion über ihrem Zwei-Zentner-Gewicht an die- Herbst 1966 nicht. Wir konnten nur Reise: unsere Deutschland- und Ostpolitik. sen raschen Wagen. mit der SPD eine Koalition bilden Dadurch werden wir davor bewahrt, „Deutschlands Botschaft Die Atmosphäre ist inzwischen be- oder die Sozialdemokraten hätten an die Welt erhält ihre Kraft daß wir in diesen entscheidenden reinigt worden. Die SPD hat in ihrer sich mit der FDP verbündet. Das Fragen, die wir nur mit Zähigkeit Führungsspitze vor aller Welt, ge- sollten wir nicht vergessen. nicht aus einem gewalti- und Geduld zu einer Lösung brin- rade in der Diskussion im Deut- gen Waffenarsenal und ist gen können, müde werden oder gar schen Bundestag, deutlich und klar Wir wollen die Große Koalition nicht mit Drohungen und resignieren. gemacht, was sie will und was sie zum Erfolg führen, und wir sollten fest davon überzeugt sein: Erpressungen vermischt. Aber es muß Klarheit herrschen! nicht will. Damit haben wir ein ge- Es ist eine Botschaft des Ich habe gegenüber unseren sozial- meinsames Programm, das von nie- Je mehr unser Volk den Eindruck demokratischen Partnern in diesem mandem mehr bezweifelt werden unserer Souveränität, unserer Gelas- Friedens und der Zusam- Sommer die Erwartung ausgespro- kann. Und so wie wir in unseren senheit, unserer Redlichkeit, unserer menarbeit. Wir wollen nicht chen, daß sie sich von falschen Reihen aufpassen sollen, daß nicht energischen Konsequenz hat, desto zuletzt in unserem eigenen Freunden deutlich distanzieren sol- Vorgestrige versuchen, unsere Poli- mehr wird es uns — uns! — sein Interesse natürlich einen len, und ich habe in einer Presse- tik zu hemmen, so sollen die Sozial- Vertrauen auch im Jahre 1969 schen- konferenz Äußerungen abgeschirmt, demokraten in ihren Reihen aufpas- ken. Beitrag zu einer friedlichen die der Außenminister in Rumänien sen, daß nicht Übermorgige versu- Weltordnung leisten, in- tat. Seinerzeit hatte er von Reali- chen, uns ins Unglück zu stürzen. Die Zeitungen bereiten sich dar- dem wir unseren Freunden auf vor oder haben schon damit be- helfen. gonnen, eine Jahresbilanz der Gro- ßen Koalition zu ziehen. Der SPD- Deutschland anerkennt Vorsitzende meinte als Vorankündi- und begrüßt die Eigen- gung für den Bundeskongreß seiner Partei, nicht alle Blütenträume seien ständigkeit jedes Staates, Gute Leistungen erzielt gereift. Nun es kommt darauf an, jeder Nation, die sich auf wer was geträumt hat. dem Selbstbestimmungs- beruht auf meiner felsenfesten Über- In diesem Zusammenhang ein Aber ich will die Dinge nicht hin- recht der Völker gründet, Wort zum Bundeskongreß der SPD. zeugung, daß allen anderen Prophe- unterspielen. Wir haben ernste und so wie wir das Selbst- zeiungen zum Trotz der Motor die- Ich bin kein Mann des Streites. Ich wichtige Dinge zu tun: In der Außen- bestimmungsrecht für werde deswegen häufig mißverstan- ser Koalition und die Führungskraft politik, in der Deutschlandpolitik, in den als ein Mann, der zu friedlich dieser Koalition die CDU ist und unser Volk erstreben, aber der Europapolitik. Nicht weniger mit den Mitteln des Frie- sei. Das ist ein großer Irrtum. Ich bleibt. wichtig sind die Finanzverfassungs- ärgere mich auch nicht über die eine Aber man führt diese Koalition reform, das Kohleproblem — um dens; denn wir glauben, oder andere Bemerkung, die da und nicht dadurch, daß man jeden Mor- nur.einiges Wenige zu nennen —, daß die Gewalt als ultima dort fällt. Ich weiß, welch schwierige gen eine Richtlinie ausgibt. Man und man erwartet von uns eine ent- Aufgabe die Führung der SPD hatte, führt selbstverständlich durch Argu- ratio der Politik auf unse- scheidende, vielleicht rettende Tat: rem Planeten, auf dem von als sie diesen Kongreß vorbereitete. mente und Überzeugung und Ener- Die Reform unseres Wahlrechts. Das gie, und, wenn es nötig ist, auch sind große Probleme, die man nur jedem Punkt aus und von Es muß uns daran liegen, daß die durch Behutsamkeit. Das ist die Füh- Dinge bis zum Jahre 1969 so gedei- gemeinsam bewältigen kann. In jeder Krise aus der ganze rungsaufgabe des Bundeskanzlers, diese Phase treten wir jetzt ein. hen, wie das deutsche Volk es von d. h. in seinem Kopf muß das Bild Friede der Welt gefährdet uns erwartet. Wir haben ein Inter- der Politik sein, wie sie sein soll, Die Große Koalition hat schon in werden kann, nicht mehr esse daran, daß unser Koalitions- und er muß nun versuchen zu sehen, diesem ersten Jahre gute Leistungen denkbar ist. Mein Aufent- partner bis zu jener Zeit gesund worin die Übereinstimmung besteht. aufzuweisen, bessere, als manche halt dient in erster Linie bleibt, denn ein kranker Koalitions- Schlagzeilen verkünden. Wir haben partner würde uns unvermeidlich in Wenn diese Übereinstimmung Gesprächen mit den politi- nicht vorhanden ist, dann kann er vertrauensvoll und mit gegenseiti- die Krise stoßen. schen verantwortlichen dem anderen die eigene Überzeu- gem Respekt zusammengearbeitet. Vielleicht erscheint das manchem gung nicht aufzwingen, sondern Auf diesem Wege wollen und wer- Persönlichkeiten." als eine zu „vernünftige" Politik. Sie dann muß er mit ihm ringen, dann den wir fortfahren." Seite 2 Union in Deutschland Nr. 8/67 Nach einer Attacke des FDP-Ab- Bundestag geordneten Moersch griff auch Bun- deskanzler Kiesinger in die Debatte ein. Er setzte sich in der Debatte dafür ein, den gegenwärtigen Typ der „Lernschule" in einen neuen Bildungsreform nicht Schultyp zu verwandeln, in der „jene geist-seelische Kraft genährt wird, aus der die großen schöpfe- rischen Ideen und Gedanken sprie- länger verzögern ßen". Von seiten der Länder griffen Der Bundestag debattierte am in Unabhängigkeit die inneren Re- u. a. der Hamburger Bürgermeister 17. November 1967 über zwei Große formen als Leistung ihrer eigenen Weichmann, der schleswig-holstei- Anfragen der CDU/CSU zur Studien- Autonomie in die Gesellschaft ein- nische Kultusminister von Heyde- reform und der SPD zur Wissen- bringen kann. breck und der bayerische Minister- In der vergangenen Woche fan- schaftsförderung und Wissenschafts- präsident Goppel in die Debatte den neben den Plenarsitzungen planung. Die Koalitionsparteien for- ... Eine gründliche Neuordnung ein. über die Situation in der Land- derten dabei die Landesregierungen des gesamten Studienwesens ist wirtschaft und zur Studienreform nötig." Die Vertreter der Länder wiesen und die zuständigen Wissenschafts- darauf hin, daß sich eine Studien- eine Reihe wichtiger Ausschuß- und Bildungsorganisationen dazu Bundeswissenschaftsminister Stol- sitzungen statt. Die meisten Bun- reform nicht in administrativen Maß- auf, rasch eine Studienreform vorzu- tenberg griff in die Debatte ein. Er nahmen zur Verkürzung des Stu- destagsausschüsse befassen sich bereiten, da spätestens 1975 an den forderte eine Überprüfung des Abi- zur Zeit mit den Einzelgesetzen diums erschöpfen dürfte, sondern deutschen Hochschulen ein Engpaß turs sowie den Ausbau und den Neu- tatsächlich strukturelle Reformen des Finanzänderungsgesetzes, drohe. bau von Universitäten. Die Neuord- das die Ausgabenseite der mit- der Studiengänge und der Prüfun- nung und Verkürzung des Studiums gen beinhalten müßten. telfristigen Finanzplanung behan- Für die CDU/CSU begründete die seien zwar notwendig, reichten je- Ein Antrag der FDP für eine er- delt. Abgeordnete Frau Dr. Helga Wex doch nicht aus, um die sich immer weiterte Bundeszuständigkeit wurde die Große Anfrage. Sie erklärte: weiter öffnende Schere zwischen So hat der Ausschuß für Fami- von Ministerpräsident Goppel als „Wir können uns nicht länger Studienbewerbern und Studienplät-