FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER GEMEINDE

Entwurf

Begründung gemäß § 5 (5) BauGB mit Umweltbericht gemäß § 2a BauGB

Auftraggeber: Gemeindevorstand der Gemeinde Reichelsheim Postfach 1149 64381 Reichelsheim

Bearbeitung: Büro für Stadt und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Richard-Wagner-Weg 69 64287

Projektbearbeitung: Dipl.-Ing. Hanne Kriegsmann Dipl.-Ing. Joe Banz-Jochum

Stand: Januar 2020

Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Inhalt 2

GEMEINDE REICHELSHEIM MIT ORTSTEILEN

Reichelsheim (Kerngemeinde)

13 Ortsteile:

Beerfurth

Bockenrod

Eberbach

Erzbach

Frohnhofen

Gersprenz

Gumpen

Klein-Gumpen

Laudenau

Ober-Kainsbach

Ober-Ostern

Unter-Ostern

Rohrbach

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Inhalt 3

I N H A L T Seite TEIL A: BEGRÜNDUNG 9

1 EINLEITUNG ...... 9 1.1 Bedeutung und Aufgabe des Flächennutzungsplans ...... 9 1.2 Rechtliche Grundlagen des Flächennutzungsplans ...... 9 1.3 Fortschreibung / Neuaufstellung des Flächennutzungsplans ...... 10 1.4 Verfahrensablauf ...... 11 1.4.1 Vorentwurf ...... 11 1.4.2 Entwurf ...... 12 1.4.3 Ergänzter Entwurf ...... 13 1.4.4 Feststellung ...... 14 1.5 Nutzung der Windenergie (siehe Punkt 3.2) ......

2 GRUNDLAGEN DER GEMEINDEENTWICKLUNG ...... 14 2.1 Geografische Lage ...... 14 2.2 Natürliche Gegebenheiten (Übernahme aus dem Landschaftsplan) ... 16 2.2.1 Naturräumliche Lage ...... 16 2.2.2 Boden...... 16 2.2.3 Wasser ...... 17 2.2.4 Klima ...... 17 2.2.5 Arten und Lebensgemeinschaften ...... 18 2.2.6 Landschaft und Erholung...... 19 2.3 Historische Entwicklung ...... 20 2.3.1 Kerngemeinde Reichelsheim ...... 20 2.3.2 Ortsteile ...... 21

3 VORGEGEBENE PLANUNGEN ...... 23 3.1 Planungsziele des Regionalplans Südhessen (RPS) 2010 ...... 23 3.1.1 Einordnung der Gemeinde Reichelsheim ...... 24 3.1.2 Verkehrsachsen ...... 24 3.1.3 Entwicklung der Siedlungsstruktur / Wohnsiedlungsflächen ...... 25 3.1.4 Industrie- und Gewerbegebiete ...... 27 3.1.5 Einkaufszentren und sonstige großflächige Einzelhandelsbetriebe .... 28 3.1.6 Weitere Darstellungen im Kartenteil (Teilkarte 3) ...... 28 3.2 Nutzung der Windenergie ...... 29 3.2.1 Regionalplan 2010, sachlicher Teilplan Erneuerbare Energien ...... 29 3.2.2 Gemeinsamer Flächennutzungsplan des Odenwaldkreises ...... 31 3.3 Dorferneuerung und Einfache Stadterneuerung ...... 32 3.3.1 Dorferneuerung ...... 32 3.3.2 Einfache Stadterneuerung ...... 33

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Seite 3.4 Berücksichtigung der Umweltbelange ...... 33 3.4.1 Konzepte der Landschaftsentwicklung ...... 33 3.4.1.1 Allgemeines Leitbild für das Planungsgebiet ...... 34 3.4.1.2 Entwicklungsziele für Teilräume ...... 34 3.4.1.3 Kompensation ...... 36

4 INFRASTRUKTUR DER GEMEINDE ...... 39 4.1 Verkehr und Erschließung ...... 39 4.1.1 Straßenverkehr ...... 39 4.1.2 Schienen- und Busverkehr ...... 40 4.1.3 Fuß- und Radwege ...... 41 4.1.4 Luftverkehr ...... 42 4.2 Öffentliche Einrichtungen für den Gemeindebedarf und Dienstleistungen ...... 42 4.2.1 Schulen ...... 42 4.2.2 Einrichtungen für soziale Zwecke ...... 43 4.2.3 Kulturelle Einrichtungen ...... 44 4.2.4 Öffentliche Dienstleistungen ...... 45 4.2.5 Gesundheitsfürsorge ...... 46 4.2.6 Vereine, Verbände ...... 46 4.3 Sport- und Grünflächen ...... 46 4.4 Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe ...... 47 4.5 Gastronomie und Fremdenverkehr ...... 48 4.6 Anlagen unter Denkmalschutz, Kulturdenkmäler ...... 49 4.6.1 Bodendenkmäler ...... 49 4.6.2 Gesamtanlagen unter Denkmalschutz ...... 49 4.6.3 Kulturdenkmäler, Einzelanlagen innerhalb und außerhalb der Ortslagen...... 50 4.7 Ver- und Entsorgung ...... 54 4.7.1 Energieversorgung ...... 54 4.7.2 Wasserversorgung ...... 55 4.7.3 Abwasserbeseitigung, Kläranlage ...... 56 4.7.4 Abfallbeseitigung ...... 57 4.8 Oberflächengewässer, Bodenschutz, Altlasten ...... 57 4.8.1 Überschwemmungsgebiete/ Hochwasserschutz/ Hydrologie ...... 58 4.8.2 Bodenschutz ...... 59 4.8.3 Altablagerungen, Altstandorte und sonstige schädliche Bodenveränderungen ...... 60

5 LANDWIRTSCHAFT UND FORSTWIRTSCHAFT ...... 61 5.1 Landwirtschaft ...... 61 5.2 Forstwirtschaft ...... 62

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Seite 6 NATUR- UND LANDSCHAFTSSCHUTZ ...... 62 6.1 Naturschutzgebiete (§ 23 BNatSchG) ...... 63 6.2 Naturdenkmäler (§ 28 BNatSchG) ...... 63 6.3 Geschützte Biotope (§§ 30 BNatSchG, 13 HAGBNatSchG) ...... 63 6.4 Gebiete des Europäischen Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“ ...... 64

7 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG ...... 64 7.1 Vorbemerkung, Gesamtbevölkerung der Gemeinde ...... 64 7.2 Entwicklung bis zum Jahr 2011 (31.12.2011) ...... 65 7.2.1 Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde von 1564 bis 2011 ...... 65 7.2.2 Bevölkerungsentwicklung der Ortsteile von 1564 bis 2011 ...... 66 7.2.3 Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde im Vergleich (Odenwaldkreis, Land Hessen und Darmstadt) ...... 67 7.3 Bevölkerungsstruktur ...... 67 7.4 Bevölkerungsprognose ...... 68 7.4.1 Prognose des Statistischen Landesamtes ...... 68 7.4.2 Aktuelle Bevölkerungsentwicklung Reichelsheim ...... 68

8 GEPLANTE SIEDLUNGSENTWICKLUNG ...... 69 8.1 Allgemeine Änderungspunkte gegenüber dem wirksamen Flächennutzungsplan ...... 69 8.2 Rechtskräftige Bebauungspläne und Satzungen ...... 70 8.3 Leitlinien für die Planung ...... 72 8.4 Geplante Erweiterungsflächen ...... 73 8.4.1 Kerngemeinde Reichelsheim ...... 74 8.4.2 Ortsteil Beerfurth ...... 76 8.4.3 Ortsteil Bockenrod...... 78 8.4.4 Ortsteil ...... 79 8.4.5 Ortsteil Erzbach ...... 79 8.4.6 Ortsteil Frohnhofen ...... 79 8.4.7 Ortsteil ...... 79 8.4.8 Ortsteil Gumpen ...... 80 8.4.9 Ortsteil Klein-Gumpen ...... 80 8.4.10 Ortsteil Laudenau ...... 81 8.4.11 Ortsteil Ober-Kainsbach ...... 83 8.4.12 Ortsteil Ober-Ostern ...... 83 8.4.13 Ortsteil Unter-Ostern ...... 84 8.4.14 Ortsteil Rohrbach ...... 84 8.5 Zusammenfassung der geplanten Erweiterungsflächen ...... 85 8.6 Vergleich mit den Vorgaben des Regionalplans ...... 86 8.7 Siedlungsentwicklung und Verkehr ...... 88

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Seite TEIL B UMWELTBERICHT 89

1 EINLEITUNG ...... 89 1.1 Kurzdarstellung der wichtigsten Ziele und Inhalte des Flächennutzungsplans ...... 89 1.2 Abschichtung der Prüferfordernisse ...... 89 1.3 Darstellung der in einschlägigen Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten umweltrelevanten Ziele und ihre Berücksichtigung ...... 90

2 BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER UMWELTAUSWIRKUNGEN ...... 91 2.1 Empfindlichkeiten der Schutzgüter ...... 91 2.2 Bestehende Vorbelastungen ...... 94 2.3 Prognose der Umweltauswirkungen der im Plan dargestellten Planungen ...... 94 2.3.1 Kerngemeinde Reichelsheim ...... 98 2.3.2 Ortsteil Beerfurth ...... 103 2.3.3 Ortsteil Bockenrod...... 109 2.3.4 Ortsteil Gersprenz ...... 111 2.3.5 Ortsteil Gumpen ...... 113 2.3.6 Ortsteil Klein-Gumpen ...... 115 2.3.7 Ortsteil Laudenau ...... 119 2.3.8 Ortsteil Ober-Ostern ...... 122 2.3.9 Ortsteil Unter-Ostern ...... 125 2.3.10 Ortsteil Rohrbach ...... 127 2.4 Verträglichkeitsprüfung mit den Erhaltungszielen der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und der Europäischen Vogelschutzgebiete ...... 129 2.5 Umweltprognose der Umweltauswirkungen bei Nichtdurchführung des Plans ...... 130

3 ZUSÄTZLICHE ANGABEN ...... 130 3.1 Beschreibung der Methodik ...... 130 3.2 Monitoring/Beschreibung der geplanten Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Auswirkungen der Durchführung auf die Umwelt ...... 130 3.3 Allgemeinverständliche Zusammenfassung ...... 130

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Seite

Verzeichnis der Tabellen im Text

Tab. 1 Flächenerhebung in der Gemeinde Reichelsheim 15 Tab. 2 Entwicklungsziele für die Teilräume aus Sicht der Landschaftsplanung 35 Tab. 3 Kulturdenkmäler 50 Tab. 4 Wasserschutzgebiete 56 Tab. 5 Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde von 1564 bis 2011 65 Tab. 6 Bevölkerungsentwicklung der Ortsteile von 1564 bis 2011 66 Tab. 7 Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde im Vergleich (Odenwaldkreis, Land Hessen und Regierungsbezirk Darmstadt) 67 Tab. 8 Rechtskräftige Bebauungspläne und Satzungen 70 Tab. 9 Flächengrößen der geplanten Erweiterungen 85 Tab. 10 Übersicht über die übergeordneten Ziele 90

Verzeichnis der Abbildungen im Text

Abb. 1 Geografische Lage 14 Abb. 2 Regionalplan, Zentrale Orte und Verkehrsachsen 25 Abb. 3 Regionalplan Südhessen 2010, Ausschnitt Teilkarte 3 27 Abb. 4 Teilplan zur Nutzung Erneuerbarer Energien, Ausschnitt Teilkarte 3 30

Anlagen

I Bergbaukataster Reichelsheim 131 II Altlastenstandorte der Gemeinde (Stand 06.02.2019) 135 III Leerstände in der Gemeinde 140

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Quellen

- Landschaftsplan der Gemeinde, aufgestellt vom Planungsbüro Kriegsmann/ Banz-Jochum

- Regionalplan Südhessen 2010 (RPS)

- Regionalplan Südhessen, Sachlicher Teilplan Erneuerbare Energien (TPEE) 2019

- Hessische Gemeindestatistik 2012

- Hessische Kreiszahlen Band 2, 2012

- Kreisarchiv des Odenwaldkreises

- Statistische Daten der Gemeinde Reichelsheim

- www.reichelsheim.de / Homepage der Gemeinde Reichelsheim

- „700 Jahre Reichelsheim im , vom Marktflecken zur Großgemeinde“ von A.W. Kalberlah Reichelsheim, herausgegeben vom Gemeindevorstand 2002

- Dorferneuerung Beerfurth, Dipl.-Ing. Löhr und Wiedenroth, Darmstadt

- Dorferneuerung Reichelsheim, Dipl.-Ing. Löhr und Wiedenroth, Darmstadt,1992

- Dorferneuerung Unter-Ostern/Frohnhofen 1996-2005, Amt für den ländl. Raum, Reichelsheim

- Dorferneuerung Ober-Kainsbach 2003-2011, Amt für den ländlichen Raum, Reichelsheim

- Denkmaltopographie der Bundesrepublik, Kulturdenkmäler Hessen, Odenwaldkreis 1998

- www.denkmalpflege-hessen.de/Kulturdenkmäler in Hessen

- www.darmstadt.ihk24.de / Gemeindesteckbriefe

- Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Altablagerungen, Altstandorte

- Topografische Freizeitkarte Nördlicher Odenwald (M 1: 50.000)

- Verkehrsmengenkarte für Hessen, Ausschnitt Odenwaldkreis, Ausgabe 2015

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TEIL A BEGRÜNDUNG

1 EINLEITUNG

1.1 Bedeutung und Aufgabe des Flächennutzungsplans

Die Aufgabe des Flächennutzungsplans ist in erster Linie darin zu sehen, die beabsichtigte städtebauliche Entwicklung und die räumlichen Ziele der Gemeinde planerisch umzusetzen.

Der Flächennutzungsplan ist ein vorbereitender Bauleitplan, d.h. er ist für den einzelnen Bürger nicht bindend, wohl aber für am Verfahren beteiligte öffentliche Planungsträger und für die Gemeinde.

Mit der in "ihren Grundzügen" dargestellten Art der Bodennutzung ist der Flächennut- zungsplan das Fundament für die daraus zu entwickelnden Bebauungspläne, deren Festsetzungen dann rechtsverbindlich für jedermann werden.

Durch die Aufnahme des § 1a BauGB in das Baugesetzbuch 1998 wurde die Bedeutung der umweltschützenden Belange in der Bauleitplanung gestärkt und durch die nachfolgende Novellierung weiter präzisiert.

In der Begründung zum Flächennutzungsplan sind die neuesten Planungsabsichten der Gemeinde, soweit sie für die Flächennutzungsplanung relevant sind, erläutert und begründet.

1.2 Rechtliche Grundlagen des Flächennutzungsplans

Die rechtliche Grundlage zur Aufstellung des Flächennutzungsplans der Gemeinde Reichelsheim stellt das Baugesetzbuch (BauGB) in der Fassung der Bekannt- machung vom 23. September 2004 dar.

Nach § 5 (1) BauGB ist im Flächennutzungsplan "für das ganze Gemeindegebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung nach den voraussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde in den Grundzügen darzustellen".

Gemäß § 1 (5) BauGB sollen die Bauleitpläne „eine nachhaltige städtebauliche Ent- wicklung, die die sozialen, wirtschaftlichen und Umwelt schützenden Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber künftigen Generationen miteinander in Einklang bringt, und eine dem Wohl der Allgemeinheit dienende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten. Sie sollen dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln, auch in Verantwortung für den allgemeinen Klimaschutz, sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Landschaftsbild baukulturell zu erhalten und zu entwickeln.“

Der Flächennutzungsplan ist gemäß § 1 (4) BauGB unter besonderer Berücksichti- gung der allgemeinen Ziele der Raumordnung und Landesplanung zu erstellen. Diese Ziele sind im Regionalplan Südhessen 2010 (RPS) festgelegt, der am 17.06.2011 von der Landesregierung beschlossen und mit Bescheid vom 27.06.2011 genehmigt wurde. Die Bekanntmachung erfolgte durch das Regierungspräsidium Darmstadt am 17.10.2011 (Staatsanzeiger 42/2011).

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Die Flächennutzungsplanung integriert alle relevanten Fachplanungen wie z.B. Ver- kehr, Ver- und Entsorgung und Infrastruktur. Die Landschaftsplanung hat dabei einen Sonderstatus, indem sie als raumbezogene „Umweltvorsorgeplanung“ alle Potentiale und Empfindlichkeiten der natürlichen Grundlagen (Boden, Wasser, Klima, Luft, Arten und Lebensgemeinschaften) darstellt und den Flächennutzungsplan thematisch um Naturschutz, Landschaftsschutz und Erholungsvorsorge ergänzt. Er liefert zudem die materielle Basis zur Durchführung der Umweltprüfung und schafft damit eine wichtige Voraussetzung für die Abwägung der unterschiedlichen Interessen bei der Flächeninanspruchnahme. Die Erstellung des Landschaftsplans erfolgt parallel zum Flächennutzungsplan.

1.3 Fortschreibung / Neuaufstellung des Flächennutzungsplans

Der Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim wurde mit Verfügung vom 16. November.1977 durch den Regierungspräsidenten in Darmstadt genehmigt. Eine erste Änderung bezog sich auf den Bebauungsplan Nr. 23 „Am großen Stein“ (Erweiterung der Wohnbaufläche) in der Kerngemeinde (gen. RP Darmstadt 10.02.1982), die dritte Änderung auf die Bebauungspläne Nr. 14 „Mergbach 1. Änderung“ (Bürgerhaus) und Nr. 24 „Sportplatz“, ebenfalls in der Kerngemeinde gelegen (gen. RP Darmstadt 31.10.1985). Eine zweite Änderung war nicht weitergeführt worden.

Die vierte Änderung und Fortschreibung des Flächennutzungsplans wurde 1990 beschlossen und sollte die Gesamtgemarkung der Gemeinde mit Einarbeitung des in Aufstellung befindlichen Landschaftsplans fortschreiben. Am 08. Mai 1991 wurden die Träger öffentlicher Belange gem. § 4 (1) BauGB mit dem Vorentwurf am Verfahren beteiligt. Zusammen mit dem Vorentwurf wurde eine Bewertung der geplanten Bauflächen aus der Sicht des Landschaftsplaners verschickt. Im Jahr 1994 wurde der Flächennutzungsplan auf einem neuen Kataster begonnen und wiederum bis zum Vorentwurf erarbeitet. Das Verfahren konnte jedoch nicht weitergeführt werden, da der Landschaftsplan 1996 nach den neuen Kriterien des geänderten Hessischen Naturschutzgesetzes (HENatG) neu bearbeitet werden musste.

Die fünfte Änderung des Flächennutzungsplans erfolgte für den Bereich und im Parallelverfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans „Haus Marianne“ (Senioren- und Pflegeheim) im Ortsteil Ober-Ostern und wurde mit Verfügung des RP Darmstadt vom 12.04.2011 genehmigt.

Eine 6. Änderung wurde für den Bereich und parallel zur Aufstellung des Bebauungs- plans „Zum Schlossblick“ in Reichelsheim durchgeführt und am 08.12.2017 durch öffentliche Bekanntmachung wirksam.

Gleichzeitig muss aufgrund der geänderten gesetzlichen Regelungen der Land- schaftsplan neu aufgestellt werden. Dies geschieht insbesondere auch im Hinblick auf die neuen Anforderungen der Umweltprüfung. Die Planungen werden parallel be- trieben, dadurch erfolgt eine enge Abstimmung beider Planungen. Darüber hinaus ist entsprechend den rechtlichen Vorgaben der Landschaftsplan (§ 11 BNatSchG) nicht mehr ein eigenständiger Fachplan, sondern als Bestandteil des Flächennutzungs- plans definiert (Primärintegration), wodurch sich jedoch keine Änderung der Rechts- natur ergibt. In den vorliegenden Unterlagen wurden bereits Teile des Landschaftsplans (Natür- liche Faktoren, Schutzgebiete und -objekte entsprechend den Naturschutzgesetzen des Bundes, des Landes Hessen und der EU, Bewertungen aufgrund der Belastbar- keit der Schutzgüter) in Begründung und Karte aufgenommen. Gleichzeitig basiert der Umweltbericht auf den Erhebungen und Bewertungen des Landschaftsplans.

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Nach Durchführung des Verfahrensschrittes und Abwägung der Stellungnahmen des vorliegenden Plans werden die landschaftsplanerischen Maßnahmen und Ziel- setzungen in den Plan integriert. Im Rahmen der Beteiligung nach § 4 (2) BauGB wird der gesamte Landschaftsplan mit Karten und Text den Unterlagen zur Stellungnahme beigefügt.

Der Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim wird auf dem amtlichen Liegenschaftskataster (Stand: Juni 2007) neu erstellt in digitaler Form und in seinen Nutzungsdarstellungen dem jetzigen Bestand angepasst. Insbesondere die inzwischen erfolgten baulichen Erweiterungen sind nach einer Bestandsüberprüfung aufgenommen. Soweit rechtskräftige Bebauungspläne vorliegen, sind die darin getroffenen Festsetzungen in der Fortschreibung entsprechend dargestellt. Lediglich im Geltungsbereich des Bebauungsplans „In der Stried“ in Reichelsheim wird ein Teil der Fläche für die Versorgung wie der angrenzende Bereich als gewerbliche Baufläche dargestellt, da die HSE diese Fläche nicht mehr für ihr Umspannwerk benötigt.

1.4 Verfahrensablauf

1.4.1 Vorentwurf

Die erneute förmliche Einleitung des Aufstellungsverfahrens gemäß § 2 (1) BauGB zur Fortschreibung bzw. Neuaufstellung des Flächennutzungsplans erfolgte bereits am 21.08.2002.

Beteiligung der Ortsbeiräte

Nach ausführlichen Beratungen in den gemeindlichen Gremien insbesondere bezüglich der geplanten Erweiterungsflächen unter Einbeziehung der bereits in den 90er Jahren vorgenommenen Bewertungen der Flächen wurden alle Ortsbeiräte mit Vorentwurf und vorläufiger Begründung in der Zeit vom 17.05. bis 15.06.2010 beteiligt und um Stellungnahme gebeten. Die dabei geäußerten Ergänzungs- und Änderungs- vorschläge konnten teilweise bei der weiteren Planung Berücksichtigung finden.

Beteiligung der Öffentlichkeit gem. § 3 (1) BauGB

Die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 (1) BauGB wurde am 10.09.2010 im Amtsblatt der Gemeinde öffentlich bekannt gemacht und in der Zeit vom 13.09. bis zum 01.10.2010 durch öffentliche Auslegung von Plan und vorläufiger Begründung durchgeführt. In dieser Zeit nahmen etliche Bürger Einsicht und gaben zum Teil auch schriftliche Stellungnahmen ab. In den Stellungnahmen wurden mehrere Flächen zur Aufnahme als geplante Bauflächen in den Flächennutzungsplan vorgeschlagen, die alle im Ortsteil Beerfurth liegen. Nach Abwägung in den gemeindlichen Gremien wurden drei der genannten Erweiterungsflächen abgelehnt, da sie komplett im Außenbereich liegen bzw. in den Außenbereich und die freie Landschaft hineinragen. Außerdem erstrecken sie sich teilweise auf geschützte Landschaftsbestandteile. Bei der Beschlussfassung in der Gemeindevertretung entfiel die geplante und bereits reduzierte Fläche „Am Schafacker“ (teure einseitige Erschließung, Hangwasser). Auch eine Erweiterung des Bebauungsplans „Am Burgweg“ in Verlängerung der Bebauung an der Kirchstraße wurde erneut diskutiert, jedoch nicht weiter verfolgt, da die dazu notwendige Leistungsfähigkeit des Kanals nicht gegeben wäre.

Für den nicht bebauten Gartenbereich zwischen Schwimmbadstraße und Pfalzstraße lagen von den Kindern der Eigentümer mehrere konkrete Bauwünsche vor, daher

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beschloss die Gemeindevertretung, diese Fläche als geplante Wohnbaufläche B2 aufzunehmen. Ebenso fand der Erweiterungswunsch der ortsansässigen Kelterei nach Norden eine Mehrheit, zumal damit die teilweise Auslagerung aus dem engen Ortskern verbunden ist: Die gewerbliche Baufläche B3 wurde als Planung in den Vorentwurf aufgenommen.

Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gem. § 4 (1) BauGB

Die Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange wurde mit dem Vorentwurf einschließlich Begründung und Umweltbericht mit Schreiben vom 29.11.2013 durchgeführt. Nach Eingang der Stellungnahmen und deren Auswertung durch das Planungsbüro erfolgten im Juni 2014 eine Besprechung im Rathaus der Gemeinde sowie ein Behördentermin am 13.08.2014, wobei die geplanten Erweiterungsflächen im Einzelnen durchgesprochen und diskutiert wurden. Im Oktober und November 2014 fanden nach Abwägung im Bauausschuss und in der Gemeindevertretung Beschlussfassungen zu den Erweiterungsflächen statt, wobei einige Flächen komplett gestrichen und mehrere reduziert werden sollten.

Am 12.07.2016 fanden im nach der Wahl neu zusammengesetzten Bauausschuss und am 31.08.2016 in der neu konstituierten Gemeindevertretung die Abwägung der eingegangenen Stellungnahmen, die sich insbesondere gegen die Darstellung der geplanten Bauflächen, die im Regionalplan Südhessen 2010 als Vorranggebiete für Natur und Landschaft oder für Landwirtschaft dargestellt sind. Dabei handelt es sich um die Inanspruchnahme bzw. Beeinträchtigung ganz oder teilweise betroffener Biotope (z.B. Streuobstwiesen, Auenbereiche), das Landschaftsbild und Flächen für die Landwirtschaft. Durch die jeweilige Beschlussfassung werden die geplanten Bauflächen „Hofweg II“ und „In der Aue“ in Reichelsheim sowie die „Erweiterung Kelterei Krämer“ in Beerfurth nicht mehr dargestellt. Reduziert dargestellt werden in Reichelsheim „An der Bezen- bach“, in Laudenau „An der Freiheit“ sowie „An der Winterkastener Straße“, in Ober- Ostern „Nördlich Friedhofstraße“, in Unter-Ostern „Dachsbergweg“ und in Rohrbach „Im Unterdorf“. Neu aufgenommen wird in Beerfurth „Am Blaudelacker“ als geplante Wohnbaufläche.

Anschließend wurde die Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 (2) BauGB sowie die erneute Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange beschlossen.

Seitdem hat der Bebauungsplan „Zum Schlossblick“ (Reichelsheim) Rechtskraft erlangt und wird als Bestand an Stelle von Planung dargestellt.

In der Sitzung der Gemeindevertretung am 18.12.2018 fand eine erneute Vorstellung des Landschaftsplans statt. Nach Erläuterungen der inzwischen in den Entwurf des Flächennutzungsplans aufgenommenen, am 12.07.2016 beschlossenen Änderungen wurde der Offenlegungsbeschluss vom 12.07.2016 bestätigt.

1.4.2 Entwurf

Beteiligung der Öffentlichkeit gem. § 3 (2) BauGB sowie die Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gem. § 4 (2) BauGB

Die Offenlegung erfolgte in der Zeit vom 14.01. bis zum 28.02.2019 einschließlich durch Auslegung der Planunterlagen im Rathaus sowie durch Einstellung auf der homepage der Gemeinde. Die zur Verfügung stehenden Unterlagen umfassten außer dem Entwurf zum Flächennutzungsplan mit Begründung und Umweltbericht auch die

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Unterlagen zum Landschaftsplan mit Textteil, Bestandsplan - Biotop- und Nutzungs- typen -, den beiden Entwicklungskarten E1 – Maßnahmen für den Biotopverbund, die Biotopvernetzung und die Biotopentwicklung und E2 – Pflegemaßnahmen und Bewirtschaftungs- und Nutzungserfordernisse zur Beseitigung und Vermeidung von Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft und den Themenkarten 1 – 19.

Während der Offenlegung ging die Stellungnahme eines Bürgers ein. Dadurch konnten mehrere Bestandskorrekturen in und um Beerfurth in den Entwurf aufge- nommen werden.

Mit Schreiben vom 10.01.2019 fand die die Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange statt. Nach Eingang der Stellungnahmen und deren Auswertung durch das Planungsbüro erfolgten eine Besprechung im Rathaus der Gemeinde im April 2019, die vorbereitende Beschlussfassung im Bauausschuss am 27.05.2019 und die Abwägung und Beschlussfassung durch die Gemeindevertretung in der Sitzung vom 05.06.2019.

Aufgrund der Stellungnahmen wurden einige redaktionelle Änderungen und Ergänzungen in das Planwerk aufgenommen. Für die geplanten Bauflächen ergaben sich die folgenden Änderungen: die Baufläche in Unter-Ostern am Dachsbergweg entfällt; reduziert werden die geplanten Flächen R1 An der Bezenbach, B2 Zwischen Pfalz- und Schwimmbadstraße (reduziert um den mittleren ökologisch wertvollen Bereich), G Lindenfelser Weg sowie Ro Im Unterdorf. Aufgrund des geringen Konfliktpotentials wurden die Flächen Bo Am Lackenberg, Gs (vorher Ge) Zwischen Hohlweg und Heinrichstraße und KG1 Langacker II erweitert.

Ein in der Zwischenzeit erstelltes Artenschutzfachliches Gutachten1 zur Untersuchung potentieller Standorte für die Errichtung von Windkraftanlagen im Gemeindegebiet kommt zu dem Ergebnis, dass den im Entwurf dargestellten Flächen arten- schutzfachliche und naturschutzrechtliche Planungshindernisse entgegenstehen. Die Gemeindevertretung beschloss daher, die Flächen für Windkraftanlagen aus dem Entwurf herauszunehmen und die Kurzfassung des Gutachtens aufgrund seiner umweltrelevanten Bedeutung mit in das Verfahren zu geben.

Aufgrund dieser die Grundzüge der Planung berührenden Änderungen beschloss die Gemeindevertretung in ihrer Sitzung am 05.06.2919, die erneute Offenlegung gemäß § 3 (2) BauGB und die erneute Trägerbeteiligung gemäß § 4 (2) BauGB in Verbin- dung mit § 4a (3) BauGB durchzuführen.

1.4.3 Ergänzter Entwurf

Erneute Beteiligung der Öffentlichkeit gem. § 3 (2) BauGB sowie Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gem. § 4 (2) BauGB in Verbindung mit § 4a (3) BauGB

Die erneute Offenlegung erfolgte in der Zeit vom 26.08. bis zum 27.09.2019. In dieser Zeit gingen zwei Wünsche von Bürgern zur Aufnahme zusätzlicher kleiner Bauflächen ein, die jedoch aufgrund des fortgeschrittenen Verfahrens keine Berücksichtigung mehr finden konnten.

Mit Schreiben vom 14.08.2019 wurden die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange von der zweiten Offenlegung benachrichtigt und erneut am Verfahren beteiligt. Durch die eingegangenen Stellungnahmen ergaben sich noch einige redaktionelle Änderungen und Ergänzungen.

1 Ergebnisse im Anhang 6 des Erläuterungsberichts zum Landschaftsplan

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Weitere in den Stellungnahmen angesprochene Punkte wurden bereits in der bisherigen Abwägung berücksichtig, wurden jedoch aufgrund anderer begründeter und dargelegter Belange nicht in der gewünschten Weise umgesetzt. Insbesondere handelte es sich dabei um Bedenken bezüglich der Darstellung der kleineren geplanten Erweiterungsflächen (Kreis Bauleitplanung, Untere Naturschutzbehörde, NABU und BUND).

1.44 Beschluss zur Feststellung des Flächennutzungsplans

Da durch die vorgenommenen Änderungen und Ergänzungen die Grundzüge der Planung nicht berührt werden, konnte in der Sitzung der Gemeindevertretung am 19.12.2019 nach der Abwägung der Feststellungsbeschluss zum Flächen- nutzungsplan gefasst werden.

Der Landschaftsplan wurde entsprechend den gesetzlichen Regelungen des § 11 BNatSchG (Bundesnaturschutzgesetz) in Verbindung mit § 6 Abs. 2 HAGBNatSchG als Bestandteil des Flächennutzungsplans ebenfalls beschlossen.

Da in der Zwischenzeit die teilbereichsbezogene Flächennutzungsplanänderung für die Erweiterung der Kelterei Krämer vom Regierungspräsidium Darmstadt genehmigt und am 29.11.2019 zur Rechtskraft gebracht wurde, wird der Geltungsbereich mit seinen Darstellungen nachrichtlich in den Flächennutzungsplanaufgenommen.

2 GRUNDLAGEN DER GEMEINDEENTWICKLUNG

2.1 Geografische Lage (s. Abb. 1)

Die Gemeinde Reichelsheim ist die im Odenwaldkreis am weitesten westlich liegende Kommune und grenzt im Süden und Westen an den Kreis Bergstraße mit den Kommunen Fürth und an. Im Norden liegen die Odenwaldgemeinden Fränkisch-Crumbach und , im Nordosten und im Südosten . Zwischen Brombachtal und Mossautal verlaufen ca. 200m gemeinsame Grenze mit der Stadt .

Reichelsheim ist mit seinen 13 Ortsteilen die Gemeinde mit den meisten Ortsteilen in Hessen: Beerfurth, Bockenrod, Eberbach, Erzbach, Frohnhofen, Gersprenz, Gumpen, Klein-Gumpen, Laudenau, Ober-Kainsbach, Ober-Ostern, Unter-Ostern und Rohrbach.

Das Planungsgebiet ist über die Bundesstraßen B 47 und B 38 sowie über die Landesstraßen L3106 und L3260 und die Kreisstraßen K51, K52 und K77 erschlossen. Das Gemeindegebiet umfasst den oberen Teil des Gersprenztals mit allen zufließenden Bächen, an denen verteilt die Ortsteile liegen. Die Höhenlage der Gemarkung bewegt sich zwischen 185 und 538 Metern ü. NN.

Die übergeordneten Verwaltungszuständigkeiten liegen beim Odenwaldkreis mit Sitz in Erbach, beim Regierungspräsidium Darmstadt sowie bei den Ministerien als oberste Verwaltungsbehörden in Wiesbaden.

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Abb. 1 Geografische Lage

Am 31.12.2018 lebten in der Gemeinde Reichelsheim 8.594 Einwohner. Die Gemarkungsfläche der Kommune umfasst insgesamt 58,2 qkm.

Eine detaillierte Aufteilung der Gemarkungsflächen entsprechend ihren Nutzungen ist Tab. 1 zu entnehmen:

Tab. 1 Flächenerhebung in der Gemeinde Reichelsheim

Nutzungsart Fläche in ha Fläche in %

Gebäude- und Freifläche 311,9 5,36 Betriebsfläche 6,1 0,10 Erholungsfläche 36,9 0,63 Verkehrsfläche 279,9 4,81 Landwirtschaftsfläche 3.263,1 56,05 Waldfläche 1.861,1 31,97 Wasserfläche 29,4 0,51 Flächen anderer Nutzung 33,3 0,57

Gesamtfläche 5.821,7 100,00

Quelle: Amt für Bodenmanagement, Auszug aus dem Liegenschaftsbuch, Stand 01.04.2009

Auffällig ist das Verhältnis von Landwirtschaftsflächen mit 56 % und Waldflächen mit 32 %, das im Odenwaldkreis insgesamt genau umgekehrt bei 33% Landwirtschafts- flächen und 56 % Waldflächen liegt. Der Anteil der Siedlungsflächen (mit

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Verkehrsflächen) entspricht dagegen mit 10,9 % in etwa dem Schnitt des Odenwald- kreises mit 10,1%.

2.2 Natürliche Gegebenheiten (Übernahme aus dem Landschaftsplan)

Die natürlichen Gegebenheiten des Planungsraumes werden in gekürzter Form an- hand der im Landschaftsplan enthaltenen Bestandsbeschreibungen der einzelnen Schutzgüter erörtert.

2.2.1 Naturräumliche Lage

Das Planungsgebiet liegt überwiegend in der naturräumlichen Haupteinheit „Vorderer Odenwald“, nur im äußeren Westen und Südwesten hat es Anteil an der Haupteinheit „Sandstein-Odenwald“. Beide gehören zum „Hessisch-Fränkischen Bergland“, einem südwest-nordoststreichenden Bergland, das die unterste Stufe des süddeutschen Schichtstufentafellandes an dessen Nordwestrand bildet und zu dem neben Oden- wald auch Spessart und Südrhön gehören.

Der Vordere Odenwald oder auch als Kristalliner Odenwald bezeichnet, ist eine reich gegliederte und zugleich auch eigenständige naturräumliche Haupteinheit. Charakte- ristisches Merkmal ist, dass es sich um ein Buchenwaldgebiet handelt, dem sich teil- weise die Eiche hinzugesellt.

Das fein verzweigte Gewässernetz des Vorderen Odenwaldes verläuft in einer durch ein außerordentlich charakteristisches Kleinrelief gekennzeichneten Mittelgebirgs- landschaft mit hoher Vielfalt.

Der äußerste Westen und Südwesten des Gemeindegebiets gehört zum Sandstein- odenwald, zur Untereinheit Wegscheidekamm, die den Rand des Hauptbuntsand- steins zum angrenzenden Kristallinen Odenwald bildet. Es ist im Gemeindegebiet der vollständig bewaldete Bereich zwischen Morsberg und Spreng im Norden und Lärm- feuer im Süden. Dabei handelt es sich überwiegend um Nadelholzbestände (ursprünglich Buchen-Eichen-Wälder).

2.2.2 Boden

Boden stellt als Ergebnis langer, bis heute anhaltender Entwicklungsprozesse eine natürliche, nicht vermehrbare Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen dar. Er ist Standort für Kulturpflanzen, die natürliche Vegetation, Ausgleichskörper im Wasserkreislauf (Versickerung) und wirkt als Filter und Puffer für Schadstoffe.

Das Vorkommen der Bodenarten entspricht den geologischen Verhältnissen. Im Bereich der kristallinen Gesteine (Granite, Diorite, Gabro) finden sich in der Regel basenarme Braunerden, die mit Nährstoffen gut versorgt sind. In flacheren Bereichen sind diese tiefgründig, an steileren Hängen mittel- bis flachgründig und haben hier nur eine geringe wasserhaltende Kraft.

Die Böden im Buntsandstein sind in der Regel sehr tiefgründige Mehrschichtböden aus schluffigen bis lehmigen Sanden (podsolige Braunerden, Podsole) mit einer Roh- humusauflage. Beim Vorkommen von Hangwasser bilden sich an Hangfüßen vernässte Braunerde-Hangpseudogleye. Die Böden des Buntsandsteins sind wesent- lich nährstoffärmer.

In den Auebereichen der Bäche finden sich vorwiegend Auengleye, die durch Ablage- rungen und Abschwemmmaterial gebildet sind und die von hochstehendem Grund- wasser und periodischen Überschwemmungen beeinflusst werden.

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2.2.3 Wasser

Wasser ist Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen, Transportmedium für Nährstoffe, belebendes und gliederndes Landschaftselement und stellt einen unver- zichtbaren, schutzbedürftigen und sehr empfindlichen Bestandteil des Ökosystems dar. Es ist eine entscheidende Produktions- und Reproduktionsgrundlage für den Menschen.

Die Betrachtung des Wassers bezieht sich auf - das Grundwasser - die Oberflächengewässer.

Grundwasser

Die Grundwassersituation wird durch die geologischen Gegebenheiten im Gemein- degebiet beeinflusst. Die Gesteine im Kristallinen (Vorderen) Odenwald sind kluftarm und haben eine geringe Wasserwegsamkeit. Die im Kristallin vorhandene über- deckende Grusschicht hat ein schwammartiges, durchlässiges Gefüge. Das in ihr gespeicherte Porengrundwasser speist viele Quellen im Kristallinen Odenwald und verbessert damit die Brunnenbohrungen. Die Grundwasserergiebigkeit ist mit < 2 l/s sehr gering. Die Verschmutzungsempfindlichkeit ist wechselnd mittel bis gering (Quelle: Standortkarte von Hessen, Hydrogeologische Karte, Blatt L 6318 Erbach - Wiesbaden 1986).

Der Bereich des Buntsandstein-Odenwalds weist – wie hier in den Schichten des Unteren Buntsandsteins – eine gute Wasserführung über Kluft-, Schicht- und Bankungsfugen auf. Hier liegt die Grundwasserergiebigkeit zwischen 2 und 5 l/s. Auch hier ist die Verschmutzungsempfindlichkeit wechselnd mittel bis gering.

Oberflächengewässer

Natürliche Oberflächengewässer gibt es im Gemeindegebiet nur als Fließgewässer. Die vorhandenen stehenden Gewässer (Teiche, Tümpel) sind künstlich angelegt worden.

Die zahlreichen Bachläufe gliedern durch ihre Talräume das Gebiet in vielfältiger Form. Sie gehören im Westen dem Mergbach- und im Osten dem Osterbachsystem an. Beide Bachsysteme treffen zwischen Frohnhofen und Bockenrod aufeinander und fließen von dort als Gersprenz nach Nordosten, wo diese westlich von in den mündet.

Der überwiegende Teil der Bäche ist von seiner Gewässergüte her als gering bis mäßig belastet einzustufen, womit sie den Anforderungen an die Gewässerqualität entsprechen. Demgegenüber ist die Gewässerstruktur aufgrund zahlreicher Eingriffe und Veränderungen (Verbauung, Begradigung, Inanspruchnahme der Uferränder) des natürlichen Verlaufs als weitgehend naturfern einzuordnen. Im gesamten Gemeindegebiet gibt es trotz der hohen Anzahl an Bachläufen kein naturnahes, unverändertes Fließgewässer.

2.2.4 Klima

Das Klima hat Bedeutung als abiotischer Bestandteil des Ökosystems, z. B. über die Klimafaktoren Sonneneinstrahlung, Niederschlag, Luftfeuchtigkeit etc. und als Lebensgrundlage des Menschen (z. B. für die Funktionen Wohnen und Erholung oder als Einflussgröße in der Landwirtschaft).

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Die Landschaft bzw. Teilräume der Landschaft besitzen die Fähigkeit, über lokale und regionale Luftaustauschprozesse sowie raumstrukturelle Gegebenheiten klima- und lufthygienischen Belastungen entgegenzuwirken, sie zu vermindern oder auch zu ver- hindern (klimatische Regenerationsfunktion).

Das Klima im Untersuchungsraum ist geprägt durch die Talsysteme, die wichtige Luft- leitbahnen in Richtung der weiter im regionalen Norden angesiedelten verdichteten Siedlungsbereiche darstellen und hier für Frischluftzufuhr sorgen. Hohe Bedeutung für die Frischluftproduktion haben die Waldflächen, vor allem die zusammenhängen- den Gebiete des Sandstein-Odenwalds im östlichen Gemeindebereich. Leitbahnen und Frischluftgebiete sind entsprechend empfindlich.

2.2.5 Arten und Lebensgemeinschaften

Wesentliche Funktion der Landschaft einschließlich ihrer Strukturen und Standort- gegebenheiten ist es, Lebensraum für spezialisierte und typische Tier- und Pflanzen- arten sowie Lebensgemeinschaften zu bieten.

Entscheidend für das Vorkommen bestimmter Arten und Lebensgemeinschaften sind die jeweils spezifische Ausprägung des abiotischen Milieus (Boden, Wasser, Klima/ Luft) sowie die unterschiedliche Art und Intensität der Flächennutzung.

Die Vielfalt an Biotopen ergibt sich aus der speziellen Kombination charakteristischer Standortmerkmale (z. B. nass, trocken, sauer) und Nutzungsaspekte (intensiver Ackerbau, Schafbeweidung von mageren Standorten). Daher gibt es zwischen Bio- topen, in denen allein die Flächennutzung bestimmend ist (z. B. Ackerflächen), und Biotopen mit einer nutzungsunbeeinflussten Eigendynamik ihrer Biozönose (Lebens- gemeinschaft der dort lebenden Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen, z. B. an Felsen) ein breites Spektrum unterschiedlicher Biotoptypen.

Grundsätzlich übernimmt jede Fläche eine bestimmte Biotopfunktion, indem sie den Lebensraum oder Teile eines Lebensraumes für bestimmte Pflanzen- und Tierarten darstellt.

Übergeordnetes Ziel ist es, Lebensräume gefährdeter und seltener einheimischer Arten und Lebensgemeinschaften zu sichern sowie deren Lebensräume und die Lebensräume aller übrigen einheimischen Arten und Lebensgemeinschaften sowohl in ihrem funktionalen Zusammenhang als auch unter dem Gesichtspunkt der Vielfalt in überformten und intensiv genutzten Räumen zu entwickeln.

Das Gemeindegebiet gehört im Bereich des Odenwalds aufgrund seiner natürlichen Ausstattung zu einem der vielfältigsten Gebiete. Aufgrund der geologischen Vorbe- dingungen und des durch die zahlreichen Fließgewässer geprägten Reliefs, findet sich eine Landschaft mit zahlreichen Bachauen, mit feuchten Wiesenbereichen, z. T. mageren Standorten an den Hängen, sonnenexponierten Südhängen, zahlreichen kulturbedingt angelegten Streuobstwiesen, Hecken, Gebüschen und Einzelbäumen und im Bereich der Höhenrücken und Kuppen, vor allem im Kristallinen Bereich, weit- gehend naturnahen Laubwaldflächen. Daneben zählen auch durch Nutzung entstan- dene Sekundärlebensräume (Steinbrüche, ehemalige Tongrube Vierstöck) zu wert- vollen Lebensräumen, die im Sinne der Erhöhung Artenvielfalt zu sichern und weiter- zuentwickeln sind Intensiv ackerbaulich genutzte, zusammenhängende Gebiete gibt es nur in geringem Umfang. Im Wesentlichen ist das Gemeindegebiet durch ein Mosaik verschiedener Lebensraumtypen mit teils hoher ökologischer Bedeutung geprägt.

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Dies zeigt auch der Anteil der durch die Hessische Biotopkartierung ermittelten Biotoptypen. Erfasst wurden insgesamt 1.347 Biotope mit einer Gesamtgröße von 319 ha (5,5 % der Gemeindefläche). Dazu zählen auch zusammenhängende Biotop- komplexe in einer Größenordnung von ca. 35 ha. Zu den Gebieten mit sehr hoher naturschutzfachlicher Bedeutung gehören (vgl. auch Landschaftsplan, Karte 6): • das Naturschutzgebiet Stollwiese bei Erzbach • der Fließgewässer-Feuchtgebietskomplex nördlich der Erzbachquelle, südlich Erzbach (Erzbach) • der Streuobst-Grünland-Gehölz-Komplex südlich des Rechbuckels (Ober-Ostern) • der Nass- und Frischwiesen-Komplex südwestlich von Hochgericht (Reichelsheim, Groß-Gumpen) • der Feuchtwiesen-Gehölz-Komplex östlich von Michelsberg (Ober-Kainsbach) • der Bach-Wald-Feuchtgebietskomplex südwestlich von Eberbach (Eberbach, Fränkisch-Crumbach). • das Feuchtgebiet westlich Laudenau (Laudenau) • der Grünland-Bach-Komplex nordöstlich Laudenau (Laudenau) • der Feuchtgrünland-Brache-Komplex westlich Klein-Gumpen (Klein-Gumpen) • der Streuobst-Gehölz-Komplex nördlich Klein-Gumpen (Klein-Gumpen) • der Beerbach-Grünland-Komplex nördlich Klein-Gumpen (Klein-Gumpen, Reichels- heim).

Mit dem Inkrafttreten der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, FFH-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG), des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebens- räume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen im Juni 1992 ist erstmals ein umfassendes rechtliches Instrumentarium zum Lebensraum- und Artenschutz in der Europäischen Union geschaffen worden.

Im Untersuchungsraum sind zwei Gebiete als Gebiete gemeinschaftlicher Bedeutung (FFH-Gebiete) ausgewiesen: - Nr. 6218-302 „Buchenwälder des Vorderen Odenwalds“ (nordwestlicher Teilbereich der Gemarkung Laudenau) - Nr. 6319-302 „Oberläufe der Gersprenz“ (Teile des Mergbach- und Osterbach- systems).

2.2.6 Landschaft und Erholung

Die Betrachtung des Aspekts „Landschaft“ begründet sich aus § 1 BNatSchG, wonach Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft als Voraussetzung für die Erholung des Menschen zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln sind.

Auch das Baugesetzbuch setzt in § 1 (6) Nr. 5 fest, dass bei der Aufstellung der Bauleitpläne insbesondere auch die Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes zu berücksichtigen ist.

Landschaft

Die Landschaft ist - einerseits als Ressource zu begreifen, d. h. als Wert per se, sowie als Informations- träger für eine Vielzahl emotionaler, sinnlicher, ästhetischer und konkreter räum- licher Bezüge, die Grundlage für das Erlebnis der Landschaft als Umwelt des Men- schen sind. Sie sind auch die Grundlage zur Identifizierung des Menschen mit dem Raum und zur Bildung seines Heimatgefühls - andererseits als Nutzungsgrundlage für die unterschiedlichen Arten der individu- ellen, gruppenspezifischen menschlichen Freizeitbedürfnisse bzw. –betätigungs- arten anzusehen.

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Das Reichelsheimer Gemeindegebiet ist aufgrund seiner Lage im Vorderen Oden- wald und Buntsandstein und das dadurch bedingte Relief und die Topographie stark gegliedert. Höhen und Kuppen erheben sich über das weit verzweigte Fließge- wässersystem mit seinen zum Teil weiten (Mergbach) und schmalen (Osterbach) Bachauen. Hinzu kommt eine überwiegend kleinteilige, z. T. historisch bedingte Nutzung, die durch zahlreiche Landschaftselemente zusätzlich gegliedert ist. Damit findet sich ein überwiegend sehr hochwertiger Landschaftsraum, der lediglich im nördlichen Bereich entlang des von Mergbach/Gersprenz durch die aneinander gereihten Siedlungsbereiche (Reichelsheim, Kirch-Beerfurth, Pfaffen-Beerfurth) z. T. überprägt ist.

Erholung

Aufgrund der natürlichen Ausstattung des Gebiets, aber auch seiner Sehenswürdig- keiten (Schloss Reichenberg, Sandsteinbrücke, Bergwerksgruben, Hubenhöfe, Regionalmuseum Reichelsheim) und seines attraktiven Wanderwegenetzes, ein- schließlich Themenwege des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald, weist das Gemeindegebiet in weiten Teilen eine sehr hohe Erholungsqualität auf.

2.3 Historische Entwicklung

Die große Gemeinde Reichelsheim wurde mit der Gebietsreform 1971/1972 aus dem Marktflecken Reichelsheim sowie dreizehn bis dahin selbständigen Dörfern gebildet. Der alte Marktort Reichelsheim erfüllt seit dem frühen 14. Jahrhundert eine Mittelpunktfunktion, die bis heute anhält.

2.3.1 Kerngemeinde Reichelsheim

Das ursprünglich geschlossene Haufendorf Reichelsheim wurde erstmals im Jahre 1303 bzw. 1307 ("Richelsheim" bzw. "Richoltzheim") urkundlich erwähnt. Ende des 9. Jahrhunderts soll jedoch bereits "Richoldsheim" als Marktflecken gegründet worden sein.

Ebenfalls erstmalig 1307 erwähnt wurde das heutige Schloss Reichenberg (als "Burg Richenburg"), welches noch heute von seinem Bergkegel aus das Dorfbild beherrscht. Es wird angenommen, dass Burg und Dorf ursprünglich zur Herrschaft Crumbach – um 1150 urkundlich fassbar – gehörten. Im Laufe des 13. Jahrhunderts muss das Gebiet als Reichslehen an die Schenken von Erbach gefallen sein, denn als deren Besitz (als pfälzisches Lehen) wurde es 1307 urkundlich ausgewiesen.

Im 15. Jahrhundert erhoben sich um den Marktplatz erste Wohn- und Gasthäuser sowie ein gotischer Kirchenbau (1493). 1507 hatte Reichelsheim mit 15 Familien 75 Einwohner. Das 1554 als Zenthaus erbaute Rathaus zählt zu den ältesten Fachwerkhäusern im Odenwald. Das Gebäude beherbergt heute das Regional- museum und ist zudem Deutschlands ältestes Fachwerk-Rathaus.

Zur Zent Reichelsheim gehörten die Dörfer des heutigen Gemeindegebietes (außer Ober-Kainsbach und Gersprenz) zuzüglich Winterkasten. Der Zent- und Marktort Reichelsheim erfüllte schon damals Mittelpunktfunktion für die dreizehn selbstständigen Dörfer (eigentlich sechzehn, denn Gumpen, Beerfurth und Gersprenz bestanden ursprünglich aus je zwei getrennten Gemarkungen). Auch kirchlich spielte Reichelsheim eine bedeutende Rolle für das gesamte umliegende Gebiet, so pfarrten etwa Fränkisch-Crumbach, Brandau, Lützelbach (Modautal), Winterkasten und Neunkirchen zeitweise dorthin.

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Um 1618 – zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges – war die Bevölkerung auf etwa 160 Personen angestiegen. Der Krieg jedoch, in dessen Verlauf die Bewohner wiederholt auf Schloss Reichenberg fliehen mussten, zerstörte in seinem fünften Jahr etwa zwei Drittel aller Häuser. Nach Kriegsende wuchs die mittlerweile stark dezimierte Bevölkerung wieder auf 120 Einwohner an, hauptsächlich durch Einwanderer aus der Schweiz.

Die Burg Reichenberg war lange Zeit Residenz der Michelstädter bzw. Reichenberger (Fürstenauer) Linie des Hauses Erbach. Diese Tatsache erklärt die große Bedeutung Reichelsheims in der Region. Nach der Erbteilung der Erbacher Linien 1717/1718 fiel Burg Reichenberg an den Grafen Georg Wilhelm zu Erbach-Erbach, der 1723 dort Residenz bezog, acht Jahre später jedoch nach Erbach übersiedelte. In der Folge verloren Burg und Dorf an Bedeutung. Dennoch blieb die Burg auch nach der Eingliederung der Grafschaft Erbach in das Großherzogtum Hessen-Darmstadt (1806) Sitz des Amtes „Reichenberg“, das über das heutige Gemeindegebiet sowie zeitweise über Brensbach und Winterkasten gebot.

Anfang des 19. Jahrhunderts zählte Reichelsheim 832 Einwohner, die sich trotz Hungerjahre, Kriege und Revolution, bis 1858 auf ungefähr 1800 vermehrten. Vor 1900 verfügte Reichelsheim bereits über mehrere Behörden – Amtsgericht, Postamt, Zollamt, Veterinäramt –, eine Apotheke und zwei Brauereien. Des Weiteren wurde 1872 mit dem „Spar- und Creditverein“ das erste Kreditinstitut gegründet. 1880 war ein Telegraphenapparat im Postamt vorhanden, und 1899 wurde Reichelsheim an das Telefonnetz mit einer öffentlichen Fernsprechstelle angeschlossen. 1893 wurden die vorhandenen Brunnen durch den Bau einer gemeinschaftlichen Wasserleitung abgelöst.

Die Anbindung an die großen Verkehrswege begann 1838/46 mit der Einbeziehung in das Netz der festen Landstraßen (B38 und B47) nach Michelstadt, Lindenfels, Fürth und Groß-Bieberau, und wurde 1887 durch den Bau der Bahnstrecke - Reichelsheim („Odenwälder Lieschen“) fortgesetzt.

Im Jahr 1903 wurde ein kohlebeheiztes Elektrizitätswerk am Flutgraben errichtet, ab 1910 hatte das Dorf eine elektrische Straßenbeleuchtung.

Reichelsheim konnte sich allmählich wieder als Mittelpunkt etablieren und wurde 1904 Sitz eines Amtsgerichts (bis 1968). 1921/22 wurde eine Landwirtschaftsschule gegründet. Nach 1945 siedelten sich Firmen an, die Arbeitsplätze für mehr als 1000 Personen schufen. Mittelstandsbetriebe, Möbelfabrik, Sägewerk, Lederwarenfabrik sowie Hoch- und Tiefbauunternehmen, trugen zur Weiterentwicklung des Ortes bei. 1964 endete der Bahnbetrieb der Reinheim-Reichelsheimer-Eisenbahn. Im Zuge der kommunalen Gebietsreform 1971/72 wurden die dreizehn heutigen Ortsteile in die Gemeinde eingegliedert.

Reichelsheim ist heute Einkaufsort für das gesamte obere Gersprenztal; Landwirtschaft und Weinbau spielen nur noch untergeordnete Rollen. Knapp die Hälfte der 8.596 Einwohner (Stand 31.12.2018) der Gemeinde wohnt in Reichelsheim.

2.3.2 Ortsteile

Beerfurth Bis kurz vor der Gebietsreform im Jahr 1968 bestand Beerfurth aus den beiden eigenständigen Dörfern Pfaffen- und Kirch-Beerfurth, die im 14. Jahrhundert noch als ein Dorf „Berenforte“ (1321) und „Beerenfurt“ (1385) Erwähnung fanden. Im späten

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Mittelalter gingen die beiden Dorfteile dann getrennte Wege: Kirch-Beerfurth gehörte zur Zent Fränkisch-Crumbach und Pfaffen-Beerfurth zur Zent Reichelsheim. Die beiden Dörfer nahmen unterschiedliche Entwicklungen: Kirch-Beerfurth erstreckte sich zu einem Straßendorf entlang der B 38 und der einstigen Bahnlinie, Pfaffen- Beerfurth blieb das Haufendorf mit landwirtschaftlicher Prägung. 1970 wurden die beiden Dorfteile mit Bockenrod und den beiden Gersprenzteilen zur Gemeinde Beerfurth zusammengefasst, die knapp ein Jahr später durch die Gebietsreform in der Gemeinde Reichelsheim aufging.

Bockenrod In das kleine Haufendorf Bockenrod (1324 „Bockerode“) wurde 1887 eine Drahtseil- bahn geführt, die das am Morsberg gegrabene Manganerz zum „Odenwälder Lieschen“ beförderte. 1970 wurde Bockenrod Teil der Gemeinde Beerfurth, die ein knappes Jahr später Reichelsheim angeschlossen wurde.

Eberbach Eberbach wurde bereits 1012 erstmals urkundlich erwähnt. Die großen, weit auseinanderliegenden Vierseithöfe bilden eine Streusiedlung ohne Ortskern.

Erzbach Erstmals 1357 als „Erczbach“ („Arezbah“) verbürgt benannt, wurde Erzbach bereits 795 als „Arezgrefte“ (Erzgrube) erwähnt, was auf den frühen Abbau des manganhaltigen Eisenerzes hindeutet. Das Dorf entwickelte sich als typisches Waldhubendorf aus 11 stattlichen, verstreut liegenden Hubenhöfen.

Frohnhofen Die Weilersiedlung Frohnhofen (1307 „Fronhoffen“) ist mit 5 Hofreiten der kleinste Ortsteil Reichelsheims.

Gersprenz Gersprenz wurde bereits 786 erstmals erwähnt („Caspenze“) und dann im 16. Jahrhundert als „Gerspentz“. Bis zur Gemeindegebietsreform bestand es aus den beiden Ortsteilen Ober- und Unter-Gersprenz, was sich noch heute in der Dorfstruktur abzeichnet.

Gumpen und Klein-Gumpen Bereits 1357 fanden drei Gumpen Erwähnung („zu den Gumpen“). Groß-Gumpen auf der rechten Seite des Mergbachs und Ober-Klein-Gumpen auf der anderen Talseite linksseitig des Mergbachs wurden zusammengefasst und als Ortsteil Gumpen genau wie im weiteren Verlauf des Mergbachtals liegende Klein-Gumpen nach Reichelsheim angegliedert, zu dessen Zent sie schon immer gehört hatten. Auch hier im Mergbachtal ist die Siedlungsform des Waldhubendorfs heute noch gut erkennbar.

Laudenau Das Reihendorf Laudenau am Osthang der Neunkircher Höhe findet 1012 als „Lutenhaha“ und 1413 als „Ludenau“ Erwähnung. Laudenau war wie die drei Gumpen ebenfalls immer Teil der Zent Reichelsheim, nur die nördlichsten Höfe („Laudenauer Freiheit“) gehörten zur Herrschaft der Rodensteiner (Fränkisch-Crumbach).

Ober-Kainsbach Der Ortsteil wurde erstmals im 14. Jahrhundert verbürgt benannt und war 1714 Sitz eines Zent- und Landgerichts. Als Hauptort einer Zent, zu der auch Nieder- Kainsbach, Brensbach sowie Ober- und Unter-Gersprenz gehörten, war Ober- Kainsbach von allen Reichelsheimer Ortsteilen der eigenständigste.

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Ober-Ostern Schon 880 wurde ein „Osternaha“ urkundlich erwähnt, aber erst Nennungen von 1321 und 1450 beziehen sich mit Gewissheit auf Ober-Ostern, ein langgestrecktes Hubendorf. Der an Weschnitz angrenzende Teil auf der Wegscheide wurde im späten 18. Jahrhundert als „Almende“ von Tagelöhnern und Kleinbauern in Form einer Weiler-Streusiedlung bebaut.

Unter-Ostern Weiter nördlich im Osterbachtal liegt das langgestreckte Reihendorf Unter-Ostern, das 1357 erstmals erwähnt wurde und sich ebenso wie Ober-Ostern aus Hubenhöfen entwickelte.

Rohrbach Auch Rohrbach entstand aus etwa zwölf verstreut liegenden Vierseithöfen. Im Oberdorf hat sich wie in Ober-Ostern eine Verdichtung aus Kleinhäusern und –hofrei- ten ergeben.

3 VORGEGEBENE PLANUNGEN

3.1 Planungsziele des Regionalplans Südhessen (RPS) 2010

Der Regionalplan Südhessen wurde von der Landesregierung am 17.06.2011 beschlossen, genehmigt mit Bescheid vom 27.06.2011 und vom Regierungs- präsidium Darmstadt im Staatsanzeiger 42/ 2011 bekannt gemacht.

In der Vorbemerkung gibt der Plan unter anderem die folgenden Hinweise:

Der Planungshorizont des Regionalplans umfasst den Zeitraum bis zum Jahr 2020.

Der Text des Regionalplans enthält die Ziele, Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung (§ 3 HLPG) für die Planungsregion Südhessen einschließlich der Begründung. Die Ziele sind von allen öffentlichen Stellen bei ihren Planungen und Maßnahmen zu beachten. Gegenüber der kommunalen Bauleitplanung begründen sie gemäß § 1 (4) BauGB eine Anpassungspflicht. Die nicht als Ziele gekennzeichneten Plansätze sind Grundsätze oder sonstige Erfordernisse der Raumordnung, die von allen öffentlichen Stellen bei raumbedeutsamen Maßnahmen zu berücksichtigen sind. Gegenüber Privaten hat der Regionalplan keine unmittelbaren Rechtswirkungen.

Die Karte des Regionalplans enthält verschiedene Kategorien von Gebietsfest- legungen mit unterschiedlicher Rechtswirkung:

 Vorranggebiete Sie sind für bestimmte, raumbedeutsame Funktionen oder Nutzungen vorgesehen. Andere raumbedeutsame Nutzungen in diesen Gebieten sind ausgeschlossen, soweit diese mit den vorrangigen Funktionen, Nutzungen oder Zielen der Raumordnung nicht vereinbar sind. Vorranggebiete sind Ziele der Raumordnung.

 Vorbehaltsgebiete In diesen Gebieten soll bestimmten, raumbedeutsamen Funktionen oder Nutzungen bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungen besonderes Gewicht beigemessen werden. Vorbehaltsgebiete sind Grundsätze der Raumordnung.

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3.1.1 Einordnung der Gemeinde Reichelsheim (s. Abb. 2)

Die Gemeinde Reichelsheim wird als Unterzentrum eingeordnet und ist Bestandteil des Strukturraums “Ländlicher Raum“, wie der ganze Odenwaldkreis. Der ländliche Raum soll als eigenständiger und attraktiver Lebens- und Wirtschaftsraum gestaltet werden; eine einseitige Entwicklung zum Wohnstandort und Ergänzungsraum für den Ordnungsraum ist zu vermeiden. Seine wirtschaftliche Kompetenz ist zu stärken.

Im ländlichen Raum soll sich die Entwicklung insbesondere auf die Mittelzentren kon- zentrieren, im Odenwaldkreis sind dies die Städte Michelstadt und Erbach. Für Reichelsheim als Unterzentrum gelten die folgenden Grundsätze:

 In den Unterzentren sollen die Einrichtungen der überörtlichen Grundver- sorgung in vollem Umfang angeboten werden.

 In Unterzentren an Nahverkehrs- und Siedlungsachsen, die ein ausreichendes Flächenangebot aufweisen, kann eine über die Eigenentwicklung hinaus- gehende Siedlungstätigkeit stattfinden.

 Das Verkehrsangebot soll so gestaltet werden, dass die Unterzentren die Funktion von Verknüpfungspunkten im Öffentlichen Nahverkehr erfüllen können.

3.1.2 Verkehrsachsen (s. Abb. 2)

Der Regionalplan zeigt die vorhandenen Verkehrsachsen auf, an diesen entlang sollen die Verkehrsinfrastruktur und das verkehrliche Leistungsangebot erhalten und weiterentwickelt werden. In den Regionalachsen sollen der Leistungsaustausch zwischen den Mittelzentren sowie deren Anbindung an die Oberzentren und das überregionale Fernverkehrsnetz gewährleistet werden. Das überregionale Fernverkehrsnetz soll auch regionsüberschreitend gewährleistet werden.

Die Gemeinde Reichelsheim liegt mittig zwischen zwei Nord-Süd-Regionalachsen: Im Osten verläuft die Achse Darmstadt/ – Michelstadt/Erbach – (Eberbach), im Westen die Achse Frankfurt – Darmstadt – Bensheim – Heppenheim – (Heidelberg). Die Gemeinde liegt auch nicht auf einer überörtlichen Nahverkehrs- und Siedlungs- achse. Die von () – Viernheim – () kommende Nahverkehrs- und Siedlungsachse endet bei Fürth (B 38) und ist nicht über Reichelsheim nach Norden (Reinheim – Darmstadt) als solche weitergeführt. Die ebenfalls durch Reichelsheim verlaufende Ost-West-Verbindung (B 47) Bensheim – Michelstadt ist ebenfalls nicht als Achse im RPS aufgenommen.

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Abb. 2 Regionalplan, Zentrale Orte und Verkehrsachsen

Quelle: Regionalplan Südhessen 2010

3.1.3 Entwicklung der Siedlungsstruktur / Wohnsiedlungsflächen

Allgemeine Vorgaben:

Die Entwicklung der Siedlungsstruktur soll im Sinne einer nachhaltigen Regionalent- wicklung so gestaltet werden, dass • durch Orientierung der Wohnsiedlungsentwicklung an den Achsen des Schienen- verkehrs eine verstärkte Inanspruchnahme des ÖPNV unterstützt wird, • durch räumliche Zuordnung von Wohnen, Arbeiten, Versorgen, Erholen und Gemeinbedarf längerfristig günstige Voraussetzungen für eine verkehrsvermei- dende und energieeinsparende Siedlungsstruktur geschaffen werden, • durch Konzentration der Siedlungstätigkeit auf Schwerpunkte einer Zersiedlung der Landschaft vorgebeugt wird, • durch Sicherung einer sozial ausgewogenen Bevölkerungsstruktur und Verhin- derung von Ghettobildung die Nachhaltigkeit der Siedlungsstruktur gewährleistet wird.

Die weitere Siedlungstätigkeit über die Eigenentwicklung hinaus soll vorrangig in den zentralen Ortsteilen der Ober- und Mittelzentren im Verlauf der Nahverkehrs- und Siedlungsachsen stattfinden.

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Bei der weiteren Siedlungsentwicklung ist mit Grund und Boden sparsam und schonend umzugehen und die Raumbelastung zu berücksichtigen. Die Siedlungs- entwicklung ist am Landschafts- und Umweltschutz zu orientieren.

Dem Bedarf aus der Eigenentwicklung der ortsansässigen Bevölkerung und der gewerblichen Betriebe ist Rechnung zu tragen.

Vor der Ausweisung neuer Flächen sollen Baulandreserven in den bebauten Ortslagen mobilisiert sowie brachliegende Wohnsiedlungs- und Gewerbeflächen, erforderlichenfalls nach vorheriger Sanierung, wieder verwendet werden.

Neubaugebiete sollen im Anschluss an die bestehende Ortslage ausgewiesen werden. Eine angemessene Durchgrünung und nachhaltig wirksame Einbindung in die Landschaft ist vorzusehen.

Der Bedarf ist vorrangig im zentralen Ortsteil innerhalb der „Vorranggebiete Siedlung, Bestand“ sowie in den ausgewiesenen "Vorranggebieten Siedlung, Planung" zu decken. Sofern keine „Vorranggebiete Siedlung, Planung“ ausgewiesen sind, dürfen bei Bedarf in allen Ortsteilen kleinere Flächen unterhalb der Darstellungsgrenze von 5 ha im Rahmen der vorgegebenen Flächenwerte der Tabelle 1 am Rande der Ortslage zu Lasten der „Vorbehaltsfläche für die Landwirtschaft“ in Anspruch genommen werden.

Zu diesen Wohnsiedlungsflächen gehören sowohl die Wohn- und Mischbauflächen als auch die zugehörigen Grün- und Verkehrsflächen. Um die Flächeninanspruch- nahme geplanter Baugebiete so niedrig wie möglich zu halten, wird von Seiten der Regionalplanung auf verdichtete Bauweisen gedrängt: Im ländlichen Siedlungstyp sollte die Vorgabe von 25 bis 40 Wohneinheiten je Hektar (WE/ha) eingehalten werden.

Vorgaben für die Gemeinde Reichelsheim (s. Abb. 3)

Für die Gemeinde Reichelsheim ist im Regionalplan 2010 in der Tabelle 1 „Maximaler Bedarf an Wohnsiedlungsfläche für den Zeitraum 2002 bis 2020“ der Bedarf auf maximal 12 ha festgelegt. Der ermittelte Wohnungsbedarf setzt sich aus Nachholbedarf, Neubedarf und Ersatzbedarf zusammen. Der Neubedarf ergibt sich trotz stagnierender oder gar rückläufiger Bevölkerungszahlen aufgrund des Wachstums der Haushaltszahlen und trägt damit den allgemein gestiegenen Wohnungsbedürfnissen Rechnung.

In der Teilkarte 3 des Regionalplans ist nur eine einzige Fläche für „Vorranggebiet Siedlung, Planung“ dargestellt, und zwar im Osten der Kerngemeinde das Gebiet „Hofweg II“. Weitere Flächen zur Siedlungserweiterung sind nicht dargestellt, auch nicht in den Ortsteilen. Kleinere Erweiterungsmöglichkeiten sind jedoch bis zur vorgegebenen Obergrenze von 12 ha (für die Gesamtgemeinde) möglich.

Die in der Teilkarte 3 dargestellten „Vorranggebiete Siedlung, Bestand“ sind auf die zusammenhängenden Ortslagen begrenzt. Für die Ortsteile Eberbach, Frohnhofen, Gumpen und Rohrbach sind keinerlei Siedlungsbereiche dargestellt, für den Ortsteil Bockenrod ist lediglich die Darstellung „Vorranggebiet Industrie und Gewerbe, Bestand“ für den Bereich des Sägewerks im Plan aufgenommen.

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Abb. 3 Regionalplan Südhessen 2010, Ausschnitt Teilkarte 3

Quelle: Regionalplan Südhessen 2010, Teilkarte 3

3.1.4 Industrie und Gewerbegebiete

Allgemeine Vorgaben:

Die für die Entwicklung der Wirtschaft, der Arbeitsplätze und der Versorgung mit gewerblich orientierten Dienstleistungen benötigten und geeigneten Flächen sind vorrangig im Bestand zu erhalten und gegebenenfalls aufzuwerten. Die Mobilisierung und Reaktivierung ungenutzter Gewerbeflächen und die Nutzungsintensivierung haben Vorrang vor der Inanspruchnahme neuer Flächen. Daneben sind schwerpunktmäßig für den weiteren Bedarf Flächen, die möglichst den Nahverkehrs- und Siedlungsachsen zugeordnet sind, neu auszuweisen und zu sichern. Sie dienen der vorrangigen Ansiedlung von Industrie und Gewerbe sowie von gewerblich orientierten Dienstleistungseinrichtungen.

Die Ausweisung, Mobilisierung und Entwicklung von Gewerbegebieten soll möglichst gemeindeübergreifend betrieben werden. Auf gute Anbindung von Industrie- und

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Gewerbeflächen an öffentliche Verkehrsmittel und vorhandene Straßen sowie auf rationelle Energienutzung ist zu achten.

Vorgaben für die Gemeinde Reichelsheim:

Für die Gemeinde Reichelsheim sind in der Tabelle 3 „Flächen für Gewerbe in den Städten und Gemeinden 2006 bis 2020“ als Höchstgrenze 5 ha angegeben. In der Teilkarte 3 sind als „Vorranggebiete Industrie und Gewerbe, Bestand“ für die Gesamtgemeinde lediglich zwei Flächen dargestellt: Im Osten der Kerngemeinde das Gewerbegebiet „In der Stried“ und in Bockenrod die Fläche des Sägewerks.

Geplante Vorranggebiete für Gewerbeflächen sind nicht dargestellt. Hierzu führt der Regionalplan, ähnlich wie bei den Siedlungsflächen, aus: Die bauleitplanerische Ausweisung von Industrie- und Gewerbegebieten hat innerhalb der in der Karte dargestellten „Vorranggebiete Industrie und Gewerbe, Bestand und Planung“ stattzufinden. Sofern keine "Vorranggebiete Industrie und Gewerbe, Planung" ausgewiesen sind, dürfen kleinere Flächen unterhalb der Darstellungsgrenze von 5 Hektar in den "Vorranggebieten Siedlung, Bestand und Planung" und zu Lasten der "Vorbehaltsgebiete für Landwirtschaft" in Anspruch genommen werden.

3.1.5 Einkaufszentren und sonstige großflächige Einzelhandelsbetriebe

Die Ausweisung, Errichtung oder Erweiterung von großflächigen Einzelhandels- vorhaben ist grundsätzlich nur in den Ober- und Mittelzentren zulässig. In begründeten Ausnahmefällen, z.B. für die örtliche Grundversorgung, und unter Einhaltung der übrigen landes- und regionalplanerischen Zielsetzungen sowie unter besonderer Beachtung des interkommunalen Abstimmungsgebotes ist eine Ausweisung auch in den zentralen Ortsteilen von Grundzentren (Unter- und Kleinzentren) zulässig.

Für die Kerngemeinde Reichelsheim als Unterzentrum mit einem vergleichsweise großen Einzugsbereich könnte je nach Vorhaben ein solcher Ausnahmetatbestand gegeben sein, müsste jedoch im Einzelnen (Bedarf, Sortiment, integrierten Standort) nachgewiesen und abgewogen werden.

3.1.6 Weitere Darstellungen im Kartenteil (Teilkarte 3)

„Vorranggebiete für Natur und Landschaft“ sind in allen Ortsteilen dargestellt, sie umfassen insbesondere die Talräume der Bäche sowie deren Seitentäler und reichen oft bis an die Siedlungsbereiche heran. Auf diese Flächen kann keine Ausweitung der Siedlungsgebiete vorgenommen werden, da hier bei der Abwägung Natur und Landschaft den Vorrang haben.

Im gesamten Gemeindegebiet sind großflächig „Vorbehaltsgebiete für besondere Klimafunktionen“ dargestellt. Davon sind bis auf die Ortsteile Laudenau und Rohrbach alle Ortslagen betroffen, hier reichen die Darstellungen bis an die jetzigen Siedlungsränder heran. Damit sind insbesondere die klimatischen Belange bei zukünftigen Siedlungsausweisungen in die Abwägung einzustellen und entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu treffen.

Ein „Vorbehaltsgebiet für Grundwasserschutz“ liegt im Osten der Gemeinde und verläuft von Ober-Kainsbach, östlich von Unter-Ostern über Rohrbach nach Ober- Ostern. Ein weiteres Gebiet zieht sich im Westen der Gemarkung von Laudenau über Klein-Gumpen bis westlich Gumpen. Die Ausweisung dieser Gebiete erfolgt in besonders verschmutzungsempfindlichen Bereichen der Planungsregion, hier hat der

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Schutz des Grundwassers einen besonders hohen Stellenwert bei der Abwägung gegenüber anderen Nutzungen und Vorhaben.

Die „Vorbehaltsgebiete für vorbeugenden Hochwasserschutz“ umfassen die im Gemeindegebiet liegenden Bachauen einschließlich der Zuläufe zu den Bächen. Die Gebiete dienen der Sicherung des Hochwasserabflusses und der Retentionsräume; erforderliche Nutzungen sollen so gestaltet werden, dass sie eventuell eintretenden Überflutungen standhalten und keine Beeinträchtigung der Umwelt verursachen. Das im Gersprenztal bei Bockenrod errichtete Rückhaltebecken ist im Plan aufgenommen.

In der Gemarkung sind zwei „Vorranggebiete für den Abbau oberflächennaher Lagerstätten“ ausgewiesen: - Der unter Bergaufsicht beim Regierungspräsidium Darmstadt stehende Betrieb „Vierstöck“. Die Abgrabung in der Tongrube ist inzwischen abge- schlossen, verfüllt und aufgeforstet entsprechend Rekultivierungsplan. Ein Teilbereich wurde aus Natur- und Artenschutzgründen ausgenommen. Die Fläche wird entsprechend der Aussage der Bergaufsicht als „Fläche für die Gewinnung von Bodenschätzen“ dargestellt. - Die Grube am nördlichen Ortsrand Reichelsheims wurde inzwischen ebenfalls verfüllt und renaturiert.

Die Darstellung „Vorbehaltsgebiet oberflächennaher Lagerstätten“ zeigt dagegen die Existenz, Lage und Ausdehnung von abbauwürdigen und abbaufähigen Lagerstätten auf: Bereich nördlich Ober-Ostern auf der Westseite der K 52 (Birkenhag/Rech- buckel), Bereich östlich Ober-Ostern, Ostseite der L 3105 (gegenüber Gebranntes Brünnchen), Bereich südlich Frohnhofen (Pfeiffersberg) sowie Bereich südwestlich des Ortsteils Ober-Kainsbach ein größeres, zusammenhängendes Gebiet (entlang der L 3260). Die oberflächennahen Lagerstätten sind möglichst vor anderweitiger Inanspruch- nahme, durch die ein künftiger Abbau unmöglich gemacht oder unzumutbar erschwert würde, zu sichern.

Von den „Vorranggebieten für die Landwirtschaft“ sind sämtliche Ortsteile betroffen, die Gebiete reichen in Teilbereichen bis an die Siedlungsränder heran. In diesen Gebieten können keine Siedlungserweiterungen stattfinden, wogegen in den „Vorbehaltsgebieten für die Landwirtschaft“ (Darstellung für die restlichen landwirt- schaftlich genutzten Flächen der Gemeinde) bauliche Siedlungserweiterungen im Rahmen des vorgegebenen Bedarfs (s. Punkt 3.1.3) möglich sind. Weitere landwirt- schaftlich genutzte Flächen sollen jedoch nicht zu erforderlich werdenden Ausgleichs- ersatz- und -kompensationsmaßnahmen herangezogen werden.

Die ausgewiesenen „Vorranggebiete für Forstwirtschaft“ umfassen die Reichels- heimer Waldflächen, sie sollen dauerhaft bewaldet bleiben. Die Walderhaltung hat hier Vorrang vor konkurrierenden Nutzungsansprüchen. „Vorbehaltsgebiete für Forstwirtschaft“ (geplante Aufforstung, Sukzession) sind im Gemarkungsgebiet nicht vorgegeben.

3.2 Nutzung der Windenergie

3.2.1 Regionalplan 2010, Sachlicher Teilplan Erneuerbare Energien 2019 (s. Abb. 4)

Im Regionalplan Südhessen 2010 (RPS) sind keinerlei Flächen zur Nutzung von Windenergie dargestellt. Die Ausweisung von Vorranggebieten für Windenergie- nutzung wurde in einem Teilplan Erneuerbare Energien (TPEE) nachgeholt, der am

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14. Juni 2019 von der Regionalversammlung Südhessen beschlossen wurde. Die zweite Offenlegung des Entwurfs hatte entsprechend dem Beschluss der Regional- versammlung Südhessen vom Dezember 2016 im Jahr 2017 stattgefunden.

Der Teilplan enthält auch Grundsätze zu den anderen erneuerbaren Energien (Solarenergie, Bioenergie, Geothermie und Wasserkraft).

Abb. 4 Sachlicher Teilplan Erneuerbare Energien 2019 zum Regionalplan Südhessen 2010, Ausschnitt aus Teilkarte 3

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Die Teilkarte 3 des verabschiedeten TPEE (Ausschnitt s. Abb. 4) zeigt die bereits bestehenden oder genehmigten Windenergieanlagen und legt drei Flächenkategorien fest: - Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie mit Ausschlusswirkung: Die Nutzung der Windenergie hat hier Vorrang vor entgegenstehenden Nutzungen. Außerhalb der Vorranggebiete ist die Errichtung raumbedeutsamer Windenergie- anlagen in der Regel ausgeschlossen. - Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie: Die Nutzung der Windenergie hat hier Vorrang vor entgegenstehenden Nutzungen, sie sind jedoch keine Eignungs- gebiete oder Konzentrationszonen mit Ausschlusswirkung. - Im TPEE unbeplante Flächen – (Weißflächen), hier hat sich eine Veränderung gegenüber der zweiten Offenlegung ergeben.

Für Reichelsheim sind im Planwerk zwei sogenannte Weißflächen vorgesehen, im Entwurf 2017 waren beide Flächen in leicht veränderter Abgrenzung als Vorrang- gebiete dargestellt: - östlich der Ortsteile Unter-Ostern, Rohrbach und Erzbach entlang der Gemar- kungsgrenze nach Mossautal (Fläche 2 - 112, kleine Teilflächen auf Reichels- heimer Gemeindegebiet) - auf dem Höhenrücken westlich Ober-Ostern über die Höhe „Stotz“ entlang der Grenze zur Gemeinde Fürth(Fläche 2 - 292)

Der Teilplan für Erneuerbare Energien soll Vorranggebiete für die Windenergie- nutzung auf insgesamt 1,4 % der Fläche des Darmstadt ausweisen. Außerhalb dieser Vorranggebiete sollen keine raumbedeutsamen Windenergieanlagen errichtet werden.

Nach Genehmigung des Sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien durch die Hessische Landesregierung sollen die „Weißflächen“ in einem Änderungsverfahren neu beplant werden, sodass dann Vorranggebiete dargestellt werden oder diese Flächen zum Ausschlussraum für Windenergie werden.

Durch das inzwischen vorliegende von der Gemeinde beauftragte Artenschutzfach- liche Gutachten2 zur Untersuchung potentieller Standorte für die Errichtung von Windkraftanlagen im Gemeindegebiet haben sich artenschutzfachliche und natur- schutzrechtliche Planungshindernisse ergeben, weshalb im Entwurf keine Fläche für Windkraftanlagen mehr dargestellt werden.

3.2.2 Gemeinsamer Flächennutzungsplan Windkraft des Odenwaldkreises

Auf der Basis von Beschlüssen aller Kommunalparlamente sowie des Kreistags hatte der Odenwaldkreis das Verfahren zur Erstellung eines gemeinsamen Flächen- nutzungsplans (FNP) im sachlichen Teilbereich Windkraft für alle 12 Städte und Gemeinden des Odenwaldkreises koordiniert. Die Gemeinde Reichelsheim hatte sich dem gemeinsamen Flächennutzungsplan für den räumlichen und sachlichen „Teilbereich Windkraft“ gemäß § 204 BauGB angeschlossen und für die einzelnen Verfahrensschritte die entsprechenden Beschlüsse gefasst.

In der Zwischenzeit konnte noch keine Rechtskraft des Planwerks hergestellt werden.

2 Ergebnisse im Anhang 6 des Erläuterungsberichts zum Landschaftsplan

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3.3 Dorferneuerung und einfache Stadterneuerung

In der Gemeinde Reichelsheim wurden mehrere Dorferneuerungsmaßnahmen mit guten Erfolgen durchgeführt, die durch engagierte Mithilfe aus der Bürgerschaft unterstützt wurden.

In den Jahren 2005 bis 2011 war die Kerngemeinde Reichelsheim im Landes- programm der „Einfachen Stadterneuerung“ aufgenommen.

Die „Lokale Agenda 21“ hat in Reichelsheim keine Rolle gespielt, eine Agendagruppe wurde in keinem der Ortsteile gebildet.

3.3.1 Dorferneuerung

Beerfurth

In Beerfurth wurde bereits in den Jahren 1983 bis 1986 eine Dorfentwicklungs- planung mit Gestaltungshilfen in einer ausführlichen Dokumentation der bis dahin durchgeführten privaten Renovierungs- und Sanierungsobjekten vorgelegt. In der Folgezeit wurden weitere private Objekte durchgeführt und bezuschusst.

Besonders augenscheinlich wurde das Erscheinungsbild durch den umgestalteten Ausbau der Ortsdurchfahrt (B38/ 47, Siegfriedstraße) verbessert, was durch die Aufstellung eines Bebauungsplans vorbereitet wurde.

Kerngemeinde Reichelsheim

Die Dorferneuerungsplanung in der Kerngemeinde fand in den Jahren von 1988 bis 1992 statt. Die Entwicklungsplanung wurde durch die Erstellung eines Einzelhandelsgutachtens im Jahr 1989 unterstützt. Bereits 1992 wurde eine Gestaltungssatzung für den Ortskern zur Rechtskraft gebracht, die als Richtschnur bei den vielen privaten Sanierungsobjekten befolgt wurde.

Außerdem wurde der Bebauungsplan “Ortsmitte” aufgestellt, der die weitere bauliche Entwicklung regelte und als Schwerpunkte insbesondere den verkehrsberuhigten Ausbau der Bismarckstraße und die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt der B 38/47 (Heidelberger Straße/ Darmstädter Straße) vorbereitete.

Unter-Ostern/ Frohnhofen

Im Jahr 1996 wurden die Ortsteile als Dorferneuerungsschwerpunkt anerkannt, 2005 wurde das Programm hier beendet. Nach Erstellen des Entwicklungskonzepts wurden die folgenden Maßnahmen durchgeführt: Erneuerung der Osterbachbrücke, Fußweg zwischen Unter-Ostern und Frohnhofen, Neugestaltung des Dorfplatzes und des Brunnenplatzes am “Alten Denkmal”, Anlage eines naturnahen Spielplatzes, Neubau eines Funktionsgebäudes am Bolzplatz und Sanierung der “Alten Schule” mit Neugestaltung der Außenanlagen.

Desgleichen wurden viele private Häuser saniert, wobei es sich zeigte, dass die Besitzer sehr sensibel mit der historischen Substanz umgingen.

Ober- Kainsbach

Hier wurde die Dorferneuerung in den Jahren 2003 bis 2011 durchgeführt. Aufgrund des Entwicklungskonzepts aus dem Jahr 2003 wurde die Sanierung und Renovierung

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vieler privater Objekte gefördert und durchgeführt, wobei besonderer Wert auf die energetische Sanierung gelegt wurde.

Die folgenden öffentlichen Maßnahmen konnten ebenso erfolgreich in dieser Zeit beendet werden: Errichtung eines Funktionsgebäudes am Friedhof und Sanierung der denkmal- geschützten Friedhofskapelle, Erneuerung des Spielplatzes, Sanierung der L 3260, Schaffung einer innerörtlichen Fußwegeverbindung, Gestaltung der Ortsmitte und Erweiterung der Vereinshalle.

3.3.2 Einfache Stadterneuerung / Stadtsanierung

Die Gemeinde Reichelsheim wurde mit Bescheid des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung im Frühjahr 2005 in das Landespro- gramm zur „Einfachen Stadterneuerung“ aufgenommen; das im Jahr 2011 abgeschlossen wurde. Planung und Beratung erfolgten durch ein ortsansässiges Büro (happel architekten). Die folgenden Maßnahmen wurden durchgeführt:

 2006 – 2008 Umbau und Sanierung Haus der Vereine (Bauwerk und Außen- anlage) sowie Ortsdurchfahrt B38/47 (Gehwege)  2007 – 2010 Private Baumaßnahmen (mit finanzieller Unterstützung)  2008 - Sanierung altes Rathaus (Museum)  2008 – 2011 Energetische Sanierung Verwaltungsgebäude (neues Rathaus)  2008 – 2009 Standortmarketing  2010 - Neubau Parkplatz am Verwaltungsgebäude

3.4 Berücksichtigung der Umweltbelange

Die Berücksichtigung der Umweltbelange erfolgt überwiegend durch die parallele Bearbeitung des Landschaftsplans und die Ergänzung der Berücksichtigung von Mensch, Kultur- und Sachgütern. Diese werden im Verfahren Teil des Flächennut- zungsplans (Landschaftsplan, Umweltbericht).

3.4.1 Konzepte der Landschaftsentwicklung

Basis der Leitlinien und Ziele für Natur und Landschaft sind: - die natürlichen Gegebenheiten mit überwiegend hochwertigen, damit aber auch empfindlichen Bereichen, - die aus den aktuellen Nutzungsansprüchen resultierenden Belastungen und Beeinträchtigungen der natürlichen Ressourcen, - die allgemein verbindliche Aussage des § 1 Bundesnaturschutzgesetz:

(1) Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und unbesiedelten Bereich nach Maßgabe der nachfolgenden Absätze so zu schützen, dass

(2) 1. die biologische Vielfalt 2. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts einschließlich der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie 3. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft

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auf Dauer gesichert sind; der Schutz umfasst auch die Pflege, die Entwicklung und, soweit erforderlich, die Wiederherstellung von Natur und Landschaft (allgemeiner Grundsatz).

3.4.1.1 Allgemeines Leitbild für das Planungsgebiet

Mit einem zukunftsorientierten Leitbild und Zielkonzept können die Naturgrundlagen nur dann nachhaltig gesichert werden, wenn die heutigen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden.

Ziel ist - die Erhaltung/Sicherung sämtlicher Bereiche, die aktuell wenig beeinträchtigte, schutzbedürftige Leistungen des Naturhaushaltes aufweisen; - die Minimierung vorhandener Belastungen in ihrer Gesamtheit auf ein Maß, das sich an der Regenerationsfähigkeit der einzelnen Naturgüter orientiert; - die zukünftige Vermeidung von Beeinträchtigungen, die sich derart auf die Natur- güter auswirken können, dass sich diese nicht oder nur in langen Zeiträumen wieder regenerieren können; - die Entwicklung von Bereichen, die unter den gegebenen Rahmenbedingungen potentiell geeignet sind, zukünftig Funktionen des Naturhaushaltes zu übernehmen.

Die ökologisch ausgerichtete und nachhaltige Entwicklung der Gemeinde umfasst folgende Leitlinien:

• Naturhaushalt

- Nachhaltige Sicherung des belebten Bodens in seinen ökologischen Funktionen; - Nachhaltige Sicherung unbeeinträchtigten Grundwassers, einer, den natürlichen Standortbedingungen innerhalb des Untersuchungsgebietes entsprechenden Grundwasserneubildungsrate und funktionsfähiger Wasserkreisläufe sowie eines funktionsfähigen Retentionsvermögens; - Nachhaltige Sicherung bzw. Entwicklung eines unbeeinträchtigten, naturnahen, gesamträumlichen Oberflächengewässersystems einschließlich der Flächen im Ein- zugsgebiet, die in funktionalem Zusammenhang stehen; - Nachhaltige Sicherung klimaökologischer Ausgleichwirkungen sowie die nachhal- tige Sicherung unbeeinträchtigter, reiner Luft und eines ausgeglichenen Bioklimas; - Nachhaltige Sicherung von standortgerechten und naturraumtypischen Arten und Lebensgemeinschaften.

• Freiraum und landschaftsbezogene Erholung

- Sicherung einer natur- und kulturraumtypischen Landschaft; - Sicherung ortsbildprägender innerörtlicher Grün- und Freiflächen; - Erhaltung kulturhistorisch bedeutender Siedlungs- und Landschaftsobjekte (z. B. historische Hofformen, Grenzsteine, Brunnen); - Erhaltung prägender Landschaftselemente (markante Bäume, Felsbildungen, Trockenmauern, u.a.) und Ergänzung im Bereich unstrukturierter Landschafts- bereiche, vorrangig entlang von Wanderwegen.

3.4.1.2 Entwicklungsziele für Teilräume

Das Konzept der Landschaftsentwicklung (Leitbild, vgl. Landschaftsplan, Kapitel 7.1) formuliert für die unterschiedlich geprägten Teilräume von Offenland, Wald und Siedlungen die folgenden Entwicklungsziele:

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Tab. 2 Entwicklungsziele für die Teilräume aus Sicht der Landschaftsplanung

ENTWICKLUNGSZIELE FÜR DAS OFFENLAND  Bachauen in der freien Landschaft - Offenhaltung und extensive standortangepasste Nutzung der Bachauen als bedeutende Teilbereiche eines zusammenhängenden Biotopverbundsystems - Sicherung und Entwicklung von Bacherlenstreifen und Weidengebüschen in ausreichender Breite (mind. 10m/Pufferzone für den Biber) - Erhaltung, Sicherung und Entwicklung schutzwürdiger Lebensräume (Feucht- und Nasswiesen, Hochstaudenfluren, Großseggenrieder, Röhrichte ,Quellbereiche), auch als Habitate für Tiere und Pflanzen auch angrenzend an die Uferrandstreifen auch als Pufferzone für den Biber - Erhaltung naturnaher Fließgewässerabschnitte in ihrer typischen Ausprägung - Sicherung der Bachauen als Retentionsraum - Renaturierung von Fließgewässerabschnitten mit unzureichender Gewässerstruktur (deutlich verändert) einschl. Beseitigung von Wanderungshindernissen und punktuell Ergänzung von Ufergehölzen; Beseitigung von Neophyten - Sicherung bzw. Wiederherstellung von Uferrandstreifen als Pufferzonen - Sicherung der klimatischen Funktion der Talräume als bedeutende Luftleitbahnen - Sicherung verbliebener Auenbereiche in den Ortslagen einschl. angepasster Nutzung angrenzender Flächen (z.B. Gärten) - Sicherung des Fließgewässersystems als bedeutende das Landschaftsbild prägende Struktur

 Vielfältig gegliederte Offenlandbereiche mit hoher Biotopausstattung - Erhaltung, Sicherung und Weiterentwicklung der hohen Biotopausstattung und -qualität für den Biotop- und Artenschutz durch eine angepasste Bewirtschaftung - Erhaltung, Sicherung und Weiterentwicklung der für ein zusammenhängendes Biotopverbund- system bedeutenden Teilräume - Förderung und Beibehaltung der Landbewirtschaftung zur Sicherung und Weiterentwicklung des durch die Landwirtschaft geprägten Nutzungsmosaiks und der sich daraus entwickelten Landschaftsstrukturen der gewachsenen, harmonischen Kulturlandschaft - Sicherung des anbaufähigen Bodens unter Berücksichtigung des Bodenschutzes unter Anwendung einer umweltorientierten nachhaltigen Bewirtschaftungspraxis - Erhaltung der klimatischen Ausgleichsfunktionen (Kaltluftentstehung) - Erhaltung des Landschaftsbildes durch Beibehaltung des durch die bäuerliche Landwirtschaft geprägten Nutzungsmosaiks - Erhaltung der hohen Erholungsqualität der Landschaft und des reich gegliederten Land- schaftsbildes einschließlich der Vermeidung von Beeinträchtigungen durch nicht landschaftsangepasstes Bauen an den Siedlungsrändern und im Außenbereich - Neuordnung von freizeitgärtnerischen Nutzungen an den Ortsrändern

 Offenlandbereiche mit großflächiger ackerbaulicher Bewirtschaftung - Erhaltung, Sicherung und Weiterentwicklung von Landschaftsstrukturen und Lebensräumen zur ökologischen und gestalterischen Anreicherung der überwiegend ackerbaulich genutzten Feldflur - Schaffung von Vernetzungsstrukturen zu den umgebenden Biotopverbundflächen - Sicherung des anbaufähigen Bodens bei Berücksichtigung des Bodenschutzes unter Anwendung einer umweltorientierten nachhaltigen Bewirtschaftungspraxis - Erhaltung der klimatischen Ausgleichsfunktionen (Kaltluftentstehung) - Abschnittsweise begleitende Begrünung von Hauptwanderwegen durch z.B. Gehölz- pflanzungen

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ENTWICKLUNGSZIELE FÜR WÄLDER  Wälder der Höhenrücken und Kuppen - Erhaltung und Weiterentwicklung naturnaher Waldgesellschaften einschließlich unterschied- licher Habitatstrukturen - Förderung des langfristigen Einbringens von Laubhölzern in großflächigen Nadelholzrein- beständen zur Entwicklung strukturreicher stabiler Mischwaldbestände - Sicherung von Waldbeständen mit besonderer Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz durch eine darauf ausgerichtete Waldbewirtschaftung - Sicherung von Alt- und Todholzbeständen sowie Erhöhung des Strukturreichtums - Erhaltung der lärmfreien und weitgehend unzerschnittenen erlebnis- und abwechslungs- reichen Waldgebiete als Erholungsraum - Sicherung der klimatischen Ausgleichsfunktion (Frischluftentstehung) sowie der ihrer Funktion für die Wasserspeicherung und Wasserrückhaltung und zum Bodenschutz - Aufbau stufiger Waldaußenränder und Waldsäume im Bereich geeigneter Standorte - Verzicht auf den Anbau invasiver Waldbaumarten im Zuge der Klimaanpassung  Bachauen im Wald - Erhaltung und Sicherung vorhandener naturnaher Waldgesellschaften - Förderung von Maßnahmen zur standortgerechten Bestockung an Fließgewässern und Quellbereichen - Beseitigung von Wanderungshindernissen (Verrohrungen, Durchlässe) - Sicherung und Weiterentwicklung von kleinflächigen offenen Teilabschnitten und ihren Feuchtlebensräumen (Hochstaudenfluren. Vermoorungen, Feuchtgebüsch) - Renaturierung gefasster Quellbereiche ENTWICKLUNGSZIELE FÜR SIEDLUNGEN

- Sicherung des ländlichen Charakters der Ortslagen als Teil der Kulturlandschaft und Berücksichtigung bei Siedlungserweiterungen durch eine landschaftsangepasste Bauweise und Einbindung der Siedlungsränder in die freie Landschaft - Sicherung vorhandener innerörtlicher Grünflächen und landschaftsgerechte Durchgrünung von neuen Siedlungsflächen - Weitgehende Sicherung ökologisch bedeutender Lebensräume im Siedlungsbereich - Förderung ökologischer Bauweisen einschließlich Maßnahmen zur Entsiegelung, Wasser- und Energieeinsparung; Förderung der Verwendung regenerativer Energien - Sicherung kulturhistorischer Elemente - Mobilisierung innerörtlicher Baulandreserven - Sicherung vorhandener Bachauen im Siedlungsbereich als bedeutende klimatische Ausgleichsräume und Biotopverbundflächen

3.4.1.3 Kompensation

Vorsorge

Als Prinzip der Vorsorge ist es wichtig, dass auch, wenn noch keine konkreten Beein- trächtigungen des Naturhaushalts und von Ökosystemen feststellbar sind, Vermei- dungs- und Minimierungsmaßnahmen ergriffen werden. Dies auch, weil die Vorgänge von Veränderungen in der Natur vielschichtig sind, räumliche Ausdehnungen bewirken und unterschiedlicher zeitlicher Dynamik unterliegen.

Die vielfältigen, häufig nur unvollständig bekannten Wirkungsbeziehungen zwischen den einzelnen Schutzgütern bedingen, dass eine nachhaltige Sicherung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes vorsorgeorientiert betrieben werden muss.

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Vermeidung und Minimierung

Um die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und die Vielfalt, Eigenart und Schön- heit der Landschaft auch für kommende Generationen zu erhalten, sind Beeinträchti- gungen grundsätzlich zu vermeiden oder, wenn dies nicht möglich ist, auf das geringstmögliche Maß zu minimieren. Das bedeutet für das Gebiet der Gemeinde Reichelsheim, Eingriffe in besonders empfindliche Bereiche zu vermeiden. Hierzu gehören vor allem die Talauen mit ihren grundwassergeprägten und - beeinflussten Standorten, ihre Überschwemmungsbereiche, schutzwürdigen Biotopstrukturen und – komplexe, Luftaustauschbahnen, gut strukturierten Übergangsbereiche von Siedlung und Landschaft sowie Landschaftsbereiche mit einem vielfältigen , reich strukturierten Mosaik an Biotoptypen.

Ausgleich und Ersatz bei nachhaltigen Beeinträchtigungen

Nachhaltige bzw. erhebliche Beeinträchtigungen des Naturhaushalts und der Land- schaft, die durch Eingriffe verursacht werden und die im überwiegenden Interesse der gemeindlichen Entwicklung und der Zielsetzungen der Raumordnung und Landespla- nung liegen, sind landschaftsgerecht und im naturräumlichen Zusammenhang (§§ 14, 15 BNatSchG und § 7 HAGBNatSchG) oder, soweit möglich, an anderer Stelle auszugleichen.

Die im Gemeindegebiet vorhandenen, nach § 9 (1) 20. BauGB festgesetzten Aus- gleichsflächen werden im Flächennutzungsplan dargestellt. Zur besseren Klarheit des Flächennutzungsplans werden die sehr kleinen Flächen (z.B. Hecken oder kleine Teilflächen auf Baugrundstücken) nicht aufgenommen, sie können jedoch dem Land- schaftsplan entnommen werden.

Ziel der Bewältigung der Eingriffsregelung im Rahmen des Flächennutzungsplans der Gemeinde Reichelsheim ist es, - den gesetzlichen Erfordernissen der Eingriffsregelung, insbesondere durch die Vermeidung von Eingriffen, nachzukommen, - in Ergänzung zur Vermeidung vermeidbarer Eingriffe die unvermeidbaren Eingriffe soweit als möglich zu minimieren und durch Hinweisen für die verbindliche Bebauungsplanebene zu relativ umweltverträglichen Verhältnissen zu gelangen, - die Maßnahmen zur Minimierung und zur Kompensation an einem freiraumplaneri- schen Konzept zu orientieren und in ein ökologisches Gesamtkonzept zu integrieren.

Gebiete zur Kompensation

Vor dem Hintergrund der auf der Flächennutzungsplanebene - schwer fassbaren zukünftigen Eingriffe, - dem schwer festlegbaren zukünftigen Kompensationsbedarf, - der nicht absehbaren Umsetzbarkeit erforderlicher Maßnahmen und - möglicher Zielkonflikte werden im Landschaftsplan vorrangig die Gebiete für den Biotopverbund als Kompensationsbereiche zur Umsetzung von Maßnahmen dargestellt. Sie sind als Such- und Bündelungsräume für Ausgleichsmaßnahmen zu sehen und nicht etwa einzelnen Baugebieten gegenübergestellt.

Sie stellen ein Flächenangebot zur Durchführung von Kompensationsmaßnahmen dar und bieten - den Vorteil, dass schon sachliche und räumliche Ziele sowie mögliche/sinnvolle Maßnahmen für eine Kompensation aufgezeigt sind,

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- die Möglichkeit, Kompensationsmaßnahmen zu bündeln und in ein Konzept zur effektiveren und nachhaltigeren Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Natur- haushaushaltes einzubinden, als dies bei vielen kleinen, inselartigen Maßnahmen der Fall wäre, - eine Grundlage zur Weiterentwicklung des kommunalen Ökokontos.

Mit dieser Konzeption wird das Grundgerüst der Landschaftsentwicklung unterstützt. Die Kompensationskonzeption ermöglicht es, Ausgleichsmaßnahmen in einen groß- räumig-funktionalen Zusammenhang einzubinden und so Schwerpunkte herauszu- stellen:

- Naturhaushalt: Die Aufwertungspotentiale von Natur und Landschaft sind zu unterstützen und die Flächen zur Wiederherstellung von voraussichtlich beeinträchtigten Funktionen sind zu nutzen, um den Naturhaushalt in seinen gesamten Funktionen zu stärken.

- Vorhandene und geplante Schutzgebiete: Naturschutzgebiete, FFH-Gebiete und EU-Vogelschutzgebiete stellen besonders hochwertige Bereiche für Flora und Fauna dar. Die angrenzenden Bereiche sollen gefördert werden, um die Schutzgebiete zu stärken.

- Großräumiger Biotopverbund: Der großräumige Verbund der Fließgewässersysteme von Mergbach/Gersprenz und Osterbach ist zu erhalten und weiterzuentwickeln, um einen Austausch von Flora und Fauna zu ermöglichen. Ebenso sind die angrenzenden vielfältigen, klein- strukturierten und teilweise extensiv bewirtschafteten Hanglagen als ergänzende Bereiche zu erhalten und zu entwickeln. Dabei spielt eine an den Standortverhält- nissen ausgerichtete Landwirtschaft eine wichtige Rolle; diese ist durch entspre- chende Fördermaßnahmen zu sichern.

- Innerörtliche Freiräume Erhaltung charakteristischer, ortsbildprägender innerörtlicher Freiräume, Freihal- tung von konkurrierenden Nutzungen.

Von besonderer Bedeutung zur Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen wird die Übernahme aus dem Landschaftsplan von folgenden Bereichen sein:

• Flächen für die Renaturierung von Fließgewässern und die nachhaltige ökologische Verbesserung von Retentionsräumen.

Die Flächen dienen der Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft, ins- besondere von Eingriffen in den Wasserhaushalt. Die vorhandenen Fließgewässer sollen im Sinne der Naturschutzgesetzgebung, des Wassergesetzes sowie den Zielsetzungen der Wasserrahmenrichtlinie renaturiert und entwickelt werden, Gewässerentwicklungspläne dienen der Umsetzung. Die vorhandenen Retentionsräume sollen im Sinne der Naturschutzgesetzgebung, des Landwirtschafts- und Wassergesetzes entwickelt und in ihrem Leistungsver- mögen durch Extensivierungsmaßnahmen gestärkt werden.

• Flächen für eine nachhaltige ökologische Verbesserung der Flurflächen

Die Flächen dienen der Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft, insbesondere von Eingriffen in der freien Flur. Die landwirtschaftlichen Flächen sollen im Sinne der Naturschutzgesetzgebung und der Ziele der Regionalentwick- lung entwickelt und gefördert werden; dabei ist im Besonderen die Erhaltung der Artenvielfalt zu berücksichtigen.

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Die Umsetzung solcher Maßnahmen sollte vorrangig in den im Landschaftsplan dar- gestellten Gebieten für den Biotopverbund (siehe vor) als Suchräume für Kompen- sationsmaßnahmen umgesetzt werden. Zu diesen gehört auch das FFH-Gebiet „Oberläufe der Gersprenz“).

In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass zur Berücksichtigung agrarstruktureller Belange die Inanspruchnahme von Flächen, die aufgrund ihrer natürlichen Standorteignung eine hohe Produktionsfunktion (Vorranggebiete für die ackerbauliche Nutzung) erfüllen, nicht in Anspruch genommen werden sollten, soweit andere Faktoren wie z.B. Erosionsgefährdung, Überflutungsgefahr dem nicht ent- gegenstehen.

Im Gemeindegebiet liegen derzeit keine konkreten Planungen vor, die zu Eingriffen in den Wald führen. Inwieweit die im Rahmen der Regionalplanung bzw. des Gemein- samen Flächennutzungsplans der Odenwaldgemeinden vorgeschlagenen Vorrang- gebiete für die Windenergienutzung zu entsprechenden Flächenanforderungen durch die Standorte selbst sowie die erforderliche Infrastruktur (Zufahren, Versorgungs- trassen) führen werden, ist derzeit nicht absehbar.

In Kapitel 8.2 des Landschaftsplans werden Kriterien für Ersatzaufforstungen benannt sowie potentielle Flächen vorgeschlagen.

4 INFRASTRUKTUR DER GEMEINDE

4.1 Verkehr und Erschließung

Der Flächennutzungsplan stellt das vorhandene Verkehrsnetz als Flächen für den überörtlichen Verkehr und für die örtlichen Hauptverkehrszüge dar. Mit den Planzeichen für den ruhenden Verkehr werden die vorhandenen öffentlichen Parkplätze erfasst.

4.1.1 Straßenverkehr

Die Nibelungenstraße (B47), welche – aus Worms über Bensheim kommend – den Odenwald in West-Ost-Richtung durchquert, durchzieht das Gemeindegebiet vom Gumpener Kreuz aus als Kriemhildstraße nach Norden und biegt dann in Gersprenz nach Osten in Richtung Michelstadt und Erbach ab. Vom Gumpener Kreuz an läuft sie zusammen mit der Bundesstraße 38, die aus südlicher Richtung von Weinheim kommt. Diese führt ab der Trennung von der B47 in Gersprenz nördlich nach Reinheim bzw. Roßdorf bei Darmstadt weiter.

Kurz bevor sich die beiden Bundesstraßen trennen, zweigt in Frohnhofen die Grundstraße (L3105) nach Süden ab und führt – streckenweise als Forststraße – über Erzbach bis nach Gras-Ellenbach. Nach einer Abzweigung kurz nach Unter- Ostern führt die Osterstraße (K52) ebenfalls in südlicher Richtung durch das Ostertal nach Weschnitz.

Bereits in Unter-Ostern trennt sich von der L3105 die Rohrbacher Straße (K51) und führt nach Süd-Osten über Rohrbach bis nach Ober-Mossau.

Im nordöstlichen Gemeindegebiet durchschneidet die Talstraße (L3260) das Kainsbachtal und führt – aus Norden von der B38 über Nieder-Kainsbach kommend – in südöstlicher Richtung durch Ober-Kainsbach auf die B47. Nahe des Weilers

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Spreng trennt sich die Landesstraße wieder und erreicht über Ober-Mossau und Unter-Mossau, östlich von Hüttenthal, die B460 (Siegfriedstraße).

Die Erreichbarkeit des Bundesautobahnnetzes setzt gewisse Anfahrtswege voraus: Die Autobahnen Frankfurt/Main–Mannheim (A67) und Köln–Heidelberg (A5) sind über Bensheim bzw. Weinheim (B47 bzw. B38) erreichbar (ca. 25 bzw. 30 km). Die A3 Frankfurt/Main–Würzburg ist mit 50 km Entfernung über Dieburg und Rödermark relativ schlecht erreichbar.

Diesen Standortnachteil des nicht vorhandenen Autobahnanschlusses teilt Reichels- heim mit dem gesamten Odenwaldkreis, der als einziger Hessischer Landkreis keine direkte Autobahnanbindung besitzt. Der bedarfsgerechte Ausbau der Bundesstraßen und somit die schnelle Anbindung an das überörtliche Straßennetz des Fernverkehrs ist daher dringend geboten.

Durch die viel befahrenen Bundesstraßen B 38 und B 47 ist die Gemeinde mit starkem Durchgangsverkehr belastet, insbesondere die Kerngemeinde und auch Beerfurth, durch die die beiden Bundesstraßen gemeinsam verlaufen. Die durchschnittlichen täglichen Verkehrsmengen liegen in Reichelsheim bei 8.619 KFZ/ 24h, davon 366 Fahrzeuge Schwerlastverkehr, und in Beerfurth bei 8.730 KFZ/ 24h, davon 453 KFZ Schwerlastverkehr (Stand Verkehrszählung Hessen 2015). Eine Umgehung der Ortsmitten ist nicht geplant und aufgrund der topographischen Verhältnisse des reich strukturierten Naturraums auch nicht durchführbar.

4.1.2 Schienen- und Busverkehr

Die Gersprenztalbahn („Odenwälder Lieschen“) der Reinheim-Reichelsheimer-Eisen- bahn (RRE) wurde bis etwa Mitte der 1960er Jahre betrieben. So fuhr dort 1963 der letzte Personen- und 1964 der letzte Güterzug. Heute liegt die Gemeinde Reichelsheim im Zuständigkeitsbereich des Rhein-Main- Verkehrsverbund (RMV), bzw. dessen lokalen Aufgabenträgerorganisation im Odenwaldkreis, der Odenwald-Regional-Gesellschaft (OREG). Die Vias GmbH (VIAS) betreibt seit Dezember 2005 im Auftrag des RMV das rund 210 Kilometer umfassende Streckennetz der Hessischen Odenwaldbahn. Die Odenwaldbahn führt in Nord-Süd-Richtung – in zwei Ästen – von Darmstadt/ Frankfurt bzw. von Hanau nach Eberbach am Neckar. Für Reichelsheim bedeutende Haltepunkte sind insbesondere Reinheim und Fürth, auch Erbach und Michelstadt. Die frühere Schienenverbindung zwischen Reinheim und Fürth ist mit Schienen- ersatzfahrzeugen sichergestellt, Die Zubringerbusse der Linie 693 fahren im Taktverkehr. Die Linie 30 fährt stündlich nach Erbach und Michelstadt.

Durch die Bahntochter DB Regio AG wird die historische Strecke der Main-Neckar- Eisenbahn (heute: Main-Neckar-Bahn) bedient. Ebenfalls in Nord-Süd-Richtung führt diese als Regionalexpress und -bahn von Frankfurt u.a. über Darmstadt, Bensheim, Heppenheim nach Heidelberg bzw. Mannheim. Von Reichelsheim aus sind die Züge mit der Buslinie 665 erreichbar.

Innerhalb des Gemeindegebietes sind die einzelnen Ortsteile durch den öffentlichen Nahverkehr gut erschlossen und durch das Busnetz des RMV miteinander verbunden. Auch der Weiler Spreng in Ober-Kainsbach als östlichster Wohnplatz der Gemeinde verfügt über eine Bushaltestelle, welche unter der Woche und am Wochenende tagsüber stündlich aus Erbach bzw. der Kerngemeinde angefahren wird.

Im September 2017 wurde das Konzept „garantiert mobil!“ für den Odenwaldkreis eingeführt. Die Odenwald-Regional-Gesellschaft (OREG) gibt durch die Einführung

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des Rufbus-Systems eine Mobilitätsgarantie. Anmeldungen per Telefon, Internet oder App für mobile Geräte müssen spätestens 60 Minuten vorher erfolgen und für Gruppen ab 8 Personen bereits 24 Stunden vorher. Das Bus- und RufBus-Angebot wird durch private und gewerbliche Mitnahmeangebote sowie in Zusammenarbeit mit den örtlichen Taxiunternehmen das taxOMobil ergänzt, sodass auch außerhalb der festen Busfahrten die Mobilität gesichert ist.

4.1.3 Fuß- und Radwege

Das Fußwegenetz ist sowohl innerhalb der Gemeinde als auch zu den verschiedenen Nachbarorten entsprechend den Erfordernissen ausgebaut. Teilweise werden diese für den Radverkehr mit genutzt, insbesondere die Verbindung der Ortsteile untereinander.

Reichelsheim kann Wanderwege mit einer Gesamtlänge von 240 Kilometer vorweisen. Sie führen entlang der Felder, über die Höhen und durch den Mischwald. Neben vielfältigen Rund- und Wanderwegen ist der Jubiläumswanderweg zu nennen. Dieser wurde aus Anlass des 700-jährigen Jubiläums der Gemeinde Reichelsheim von den Wanderfreunden 1975 Reichelsheim erarbeitet und tangiert mehrere Ortsteile und Sehenswürdigkeiten.

Des Weiteren verdient der Geopark-Lehrpfad „Bergbaulandschaft Reichelsheim“ im Unesco-Geopark Bergstraße /Odenwald eine Erwähnung. Er hat eine Länge von 13 Kilometern, 17 Informationsstationen, mehrere Ausgangs- bzw. Einstiegspunkte und kann in zwei Etappen geteilt werden. Am Parkplatz Vierstöck zwischen Reichelsheim und Michelstadt startend, verläuft der Lehrpfad von Norden nach Süden östlich des Ostertals und führt nach seinem Wendepunkt auf der Höhe von Erzbach, am Ortsteil Rohrbach vorbei, zurück zum Ausgangspunkt.

Die gut markierte Rundroute des vor einiger Zeit eingerichteten Alemannenwegs (vom Deutschen Wanderverband als Qualitätswanderweg zertifiziert) mit insgesamt 132 km Länge führt in ihrem südlichen Verlauf von der Burgruine Rodenstein kommend nördlich an Reichelsheim vorbei und durch Beerfurth zum Ausgangspunkt Steinbach bei Michelstadt.

Für Fahrradfahrer interessant sind der „Rundkurs Rodensteiner Land“ und der Radwanderweg „R2“ Gersprenztal. Ersterer erstreckt sich von der Kerngemeinde aus über Beerfurth durch das Gersprenztal nach Norden und führt über Fränkisch- Crumbach zurück zum Ausgangspunkt. Er gilt mit seinen 15 Kilometern als familienfreundlich und ermöglicht Besuche bei Zielen wie Schloss Reichenberg, Burgruine Rodenstein oder dem Freibad Reichelsheim.

Ebenfalls geeignet für Familienausflüge ist der Radwanderweg „R2“ von Reichelsheim-Gumpen bis nach Brensbach-Wersau oder umgekehrt. Kein Rundweg, sondern eine Nord-Süd-Strecke mit 15 Kilometern Länge bietet in ihrem Verlauf einige Sehenswürdigkeiten, Service- und Gastronomiestationen sowie Kennzeich- nungsschilder zur Orientierung.

Die Gemeinde ist bestrebt, das Rad- und Fußwegenetz zu verbessern. Auf Kreis- ebene werden Gespräche über die Realisierung eines Radweges entlang der B 38 zwischen den Gemeinde Reichelsheim und Fürth geführt.

Die überörtlichen Rad- und Fußwege werden im Flächennutzungsplan dargestellt.

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4.1.4 Luftverkehr

Ein Flugplatz ist auf Gemeindegebiet nicht vorhanden.

Östlich, in etwa 20 Kilometern Entfernung von der Kerngemeinde, liegt zwischen Ober-Mossau und Michelstadt der Flugplatz Michelstadt (ICAO-Code: EDFO) auf 348 Metern Höhe. Der Sonderlandeplatz mit asphaltierter Start- bzw. Landebahn und Tankstelle erlaubt Motorsegler, Motorflugzeuge, Ultraleichtflugzeuge, Modellflug- zeuge, Hubschrauber und eingeschränkt Luftschiffe.

Etwa 30 Straßenkilometer vom Ort Reichelsheim entfernt und etwas weiter nördlich als der Sonderflugplatz, befindet sich der Segelflugplatz Vielbrunn im gleichnamigen Michelstädter Stadtteil.

Die Deutsche Flugsicherung betreibt Peiler, Empfangsstelle, Radar und Multi- laterationssensor auf der Neunkircher Höhe. Bauwerke, die eine Höhe von 512m über NN überschreiten, müssten bei der Landesluftfahrtbehörde zur Genehmigung vorgelegt werden. Die höchste Erhebung Reichelsheims ist der Morsberg mit 516,7m über NN, eine Bebauung ist hier nicht geplant ist, auch keine Fläche für Windkraft- anlagen.

4.2 Öffentliche Einrichtungen für den Gemeinbedarf und Dienstleistungen

Öffentliche Einrichtungen für den Gemeinbedarf umfassen sämtliche "öffentliche Dienstleistungen", die von Behörden, Organisationen oder Körperschaften unter dem vorrangigen Aspekt des Gemeinwohls (ohne Erwerbscharakter) für die Bevölkerung wahrgenommen werden. Im Flächennutzungsplan werden diese öffentlichen Einrich- tungen als Gemeinbedarfsfläche mit dem entsprechenden Planzeichen, bei kleineren Grundstücken lediglich als Planzeichen dargestellt.

In der Regel sind diese öffentlichen Einrichtungen vorrangig kulturell und sozial ausgerichtet, sie dienen der Wohnbevölkerung Reichelsheims und sind somit „Wohnfolgeeinrichtungen".

Sport- und Spieleinrichtungen, die ebenfalls Wohnfolgeeinrichtungen sind, werden wegen ihres überwiegenden Zusammenhangs mit der Freiraumplanung unter Punkt 4.7 behandelt.

4.2.1 Schulen

In der Gemeinde gibt es zwei Grundschulen sowie eine Gesamtschule mit Oberstufe. Insgesamt werden über 1400 Schüler/innen unterrichtet (Stand 2019). In der Kerngemeinde liegt die Georg-August-Zinn Schule (GAZ; ca. 1100 Schüler/innen), eine schulformbezogene Gesamtschule mit Oberstufe, sie kann also mit dem Abitur abgeschlossen werden. Ebenfalls im Ort Reichelsheim befindet sich mit der Reichenberg-Schule die größere der beiden Grundschulen (ca. 230 Schüler/innen, das sind 10 weniger als 2012). Die Grundschule Beerfurth im gleichnamigen Ortsteil bildet derzeit etwa 81 Kinder aus, das sind 11 mehr als im Jahr 2012. Insgesamt ist die Schülerzahl also in den letzten 7 Jahren konstant geblieben.

Zuständig für die Gemeinde Reichelsheim ist das Staatliche Schulamt für den Landkreis Bergstraße und den Odenwaldkreis (SSA BOW) in Heppenheim.

Gymnasien können jeweils in Michelstadt und Höchst besucht werden. In Michelstadt

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befindet sich außerdem das Berufliche Schulzentrum Odenwaldkreis (heutiger Name: BSO-Europaschule) und ein Schulungsort der F+U Rhein-Main-Neckar gGmbH, welche berufliche Aus- und Weiterbildungsangebote vorhält.

In Erbach kann die Schule am Drachenfeld (Förderschule) sowie die Volkshochschule Odenwaldkreis („Akademie für lebenslanges Lernen“) besucht werden. Zudem gibt es in Michelstadt die Musikschule „Young Symphonics“ und in Erbach die „Musikschule Odenwald“.

4.2.2 Einrichtungen für soziale Zwecke

Kindergärten / Kindertagesstätten

Sechs Kindergärten (ab 2 bzw. 3 Jahre) und drei – teils in die Kindertagesstätten integrierte – Kinderkrippen (ab 1 Jahr) sowie zwei Krabbelgruppen („Krabbelstube“ und Mary-Ann-Kübel-Stiftung) existieren in Reichelsheim. Somit können insgesamt über 250 Kinder betreut werden.

Der größte Kindergarten befindet sich in Trägerschaft der Evangelischen Kirche und liegt in der Kerngemeinde (Evangelischer Kindergarten, Heidelberger Straße 9a). Ebenfalls in der Kerngemeinde ist der Kindergarten „Zwergenschloss“ (Scheffelstraße 11A). In Ober-Ostern gibt es eine weitere Kindertagesstätte in der Ostertalstraße 41. Diese drei Tagesstätten sind die einzigen im Gemeindegebiet, welche Tagesplätze (von 7.00 bzw. 7.30 Uhr bis 16 bzw. 16:30 Uhr) mit Mittagsverpflegung anbieten.

Die Kindergärten in den Ortsteilen Beerfurth und Klein-Gumpen halten Betreuungs- zeiten lediglich bis zur Mittagszeit (7.30 bis 13.30 Uhr) vor. Diese drei Einrichtungen sowie das Zwergenschloss in Reichelsheim befinden sich in Trägerschaft der Gemeinde.

Jugendpflege

Die Gemeinde verfügt über eine Abteilung Jugendpflege/Jugendberatung mit einem Angestellten, der an zwei Nachmittagen der Woche einen Jugendtreff betreut. In Erbach befindet sich die Kinder- und Jugendförderung des Jugendamtes der Odenwälder Kreisverwaltung. Für Jugendliche, junge Erwachsene (bis 27 Jahre) und vor allem Kinder und deren Eltern werden umfangreiche und vielfältige Veranstaltungen organisiert. Die Themenspanne reicht beispielsweise von Musik, Medien, Natur, Sport, Theater bis zu beruflicher Orientierung.

Im Gemeindegebiet werden über Diakonie und Caritas etwa Jungschar, Hausaufgabenhilfen sowie Kinder- und Jugendchöre angeboten. Die Offensive Junger Christen (OJC) betreibt das Reichelsheimer Europäische Jugendzentrum (REZ) und engagiert sich mit Jugendgruppenarbeit, Jugendprojekten und internationalen Jugendcamps.

Zusätzliche Jugendarbeit wird u.a. durch Jugendfeuerwehr, Jugendrotkreuz und etliche Sportvereine geleistet.

Soziale Fürsorge

Es existieren drei private Seniorenwohn- bzw. Altenpflegeheime, die zur Zeit ca. 110 Heimplätze anbieten: In der Kerngemeinde im „Haus Sonnenberg“ (59 Pflegeplätze) und „Haus Höfler“ (12 Plätze) sowie in Ober-Ostern „Haus Marianne“ (49 Plätze). Das „Haus Tutela“ in Gumpen mit 40 Plätzen hat im Jahr 2015 geschlossen. Die Nachfrage hat sich dadurch verstärkt, sie kommt einerseits aus der Gemeinde selbst,

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andererseits jedoch auch aus den Ballungsräumen Rhein-Main und Rhein-Neckar, da das Angebot in erholsamer Umgebung liegt und preisgünstiger ist als im städtischen Raum. Die Einrichtung „Haus Sonnenberg“ in der Kerngemeinde bietet zusätzlich Essen auf Rädern für externe Kunden an. Mehrere private Dienste übernehmen die Altenpflege im eigenen Heim.

Die westlich an die Ortsmitte angrenzende ehemalige Rehaklinik Göttmann stellte im Jahr 2002 den Geschäftsbetrieb ein und wurde einschließlich des großen Parkgeländes vor einigen Jahren verkauft. Der neue Eigentümer plant die Umnutzung der Anlage zum Senioren- und Pflegeheim.

Der demografischen Entwicklung folgend hat sich in der Hochstraße eine Anlage mit seniorengerechtem Wohnen etabliert. In direkter Nachbarschaft befindet sich in der Hochstraße eine Tochter-Einrichtung der Cornelius-Helferich-Stiftung in Brombachtal (betreutes Wohnen für Behinderte). Beide Einrichtungen haben einen integrierten Standort, das Zentrum Reichelsheims ist zu Fuß in 5 Minuten erreichbar. In der Kerngemeinde bietet ein privater Pflegedienst seine Hilfe an.

Im Bereich Seniorenarbeit unterstützt der Caritasverband mit einem Betreuungs- verein, das Diakonische Werk veranstaltet monatlich Seniorennachmittage und wöchentlich Seniorengymnastik.

Weitere Angebote und Beratungen bieten Diakonie (Frauenhilfe, Männerkreis, Bibelstunde), Caritas (Lebensberatung, Schwangerenberatung) und die Mary Anne Kübel Stiftung (Hilfen für werdende Eltern und junge Familien) an.

In der Gemeinde finden regelmäßig Treffen von Selbsthilfegruppen zu verschiedenen Themen statt.

4.2.3 Kulturelle Einrichtungen

Städtepartnerschaften

Seit Mitte der 1990er Jahre besteht die Verschwisterung der Gemeinde mit dem französischen Ort Cherrueix (zu Dol-de-Bretagne), seit 2010 mit der ungarischen Stadt Nagymanyak und dem polnischen Jablonka. Es finden regelmäßige gegenseitige Besuche und ein reger Kulturaustausch statt.

Kirchen

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist zweimal im Gemeinde- gebiet vertreten. Am Rathausplatz in Reichelsheim befindet sich in exponierter Lage die Michaelskirche (Michaelsgemeinde), die zwei entsprechenden Pfarrämtern sind derzeit mit zwei Pfarrerinnen besetzt (Stand: Juli 2019). Im Ortsteil Beerfurth liegt die Johanneskirche mit der dazugehörenden Johannesgemeinde. Eine weitere evange- lische Gemeinde gibt es in Winterkasten/ Laudenau, das Pfarramt befindet sich in Winterkasten (Stadt Lindenfels).

Dem Bistum zugehörig existiert in Reichelsheim (Krautweg 26) die Katholische Pfarrei Verkündigung des Herrn mit gleichnamiger Kirche und zugehörigem Pfarramt.

Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche Darmstadt und Reichelsheim (SELK) ist in Form der Christuskirche (Krautweg 12) in der Kerngemeinde vertreten.

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In der Heidelberger Straße 65 (Reichelsheim) befindet sich die Neuapostolische Kirche (Bezirk Darmstadt).

Büchereien

Es gibt in Reichelsheim (Bismarckstr. 43) die Evangelische Öffentliche Bücherei und die Präsenzbibliothek im Regionalmuseum (Rathausplatz 7).

Als kulturelle Begegnungsstätten werden die Bürgerhäuser und Mehrzweckhallen in den Ortsteilen und in der Kerngemeinde (Reichenberghalle) genutzt.

Museen

Im ehemaligen Rathaus befindet sich das „Regionalmuseum“ mit den Ausstellungs- schwerpunkten Bergbau, typische Handwerke wie Lebkuchenbäckerei (heute noch in Beerfurth vertreten), „Gäulchesmacher“ (Holzschnitzer für Pferde, ebenfalls heute noch in Beerfurth vertreten), Schindler und Schuhmacher sowie das frühere Dorfschulwesen und das ehemalige „Odenwälder Lieschen“ (Eisenbahn Reinheim – Reichelsheim).

Das Freilandmuseum „Keilvelter Hof“ in Unter-Ostern ist zur Zeit geschlossen, soll jedoch mit einem neuen Konzept wieder eröffnet und weiterbetrieben werden, damit dieser kulturhistorisch wertvolle Hof erhalten werden kann. Im Juni 2012 fand die Feier zum zwanzigjährigen Bestehen des Vereins „Museumsstraße Odenwald – Bergstraße“ (Eigentümer des Hofs) im Keilvelter Hof statt, wobei die Gemeinde Reichelsheim die Unterstützung der neuen Konzeption zusagte.

4.2.4 Öffentliche Dienstleistungen

Die Gemeindeverwaltung ist im Rathaus – dem ehemaligen Amtsgericht – in der Bismarckstraße 43 untergebracht. Hier befinden sich alle öffentlichen Einrichtungen sowie das Buchungs- und Informationszentrum „Westlicher Odenwald“ des Tourismusverbandes.

Das Gemeindezentrum „Reichenberghalle“ befindet sich in der Kerngemeinde (Konrad-Adenauer-Allee) und ist mit Sporthalle, Bürgerhausbereich, Tagungsraum, Kultur- und Veranstaltungssaal sowie einem Restaurant mit Freiterrasse ausgestattet.

In den Ortsteilen gibt es weiterhin Veranstaltungs- und Versammlungsorte wie das Sportlerheim Beerfurth, die Vereinshalle Ober-Ostern, die Sängerhalle in Gumpen oder das Dorfgemeinschaftshaus Ober-Kainsbach. Des Weiteren existieren Gemeindehäuser der ansässigen Kirchen.

Die Freiwillige Feuerwehr ist in 9 Ortsteilen sowie im Ort Reichelsheim vertreten und verfügt über entsprechende Räumlichkeiten.

In Reichelsheim befindet sich in der Bismarckstraße 24 eine Polizeistation, die zum Polizei-Revier Erbach gehört.

Die Poststelle wurde dem privaten Geschäft „Moni's Postagentur Schreibwaren + Geschenke“ in der Heidelberger Straße angegliedert. Neben einer Packstation des Paketdienstleisters DHL in der Sudetenstraße gibt es im Gemeindegebiet keine weiteren Angebote der Post. Der Dienstleister Hermes betreibt 2 Paketshops in Reichelsheim und einen in Beerfurth. Außerdem gibt es in der Kerngemeinde einen DPD-Paketshop. Im Jahr 2009 eröffnete die Deutsche Post in einem neuen Gebäude am Hofweg in

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Reichelsheim ihren Zustellstützpunkt für die Gersprenztalgemeinden. Damit wurden die Auslieferungsdienste für die Gemeinden Brensbach, Reichelsheim und Fränkisch- Crumbach mit all ihren weit verstreuten Ortsteilen hier zusammengefasst.

4.2.5 Gesundheitsvorsorge

Die ärztliche Versorgung der Bevölkerung wird von acht Ärzten verschiedener Fachrichtungen (2 Allgemeinärzte, 2 Internisten, 1 Dermatologe, 3 Zahnärzte) in der Kerngemeinde gewährleistet. Im gesamten Gemeindegebiet betreiben sechs Therapeuten ihre Praxen, zweimal Physiotherapie, je einmal Krankengymnastik, Massage, Ernährungsberatung und Osteopathie.

Fußpflege wird von zwei Praxen in der Kerngemeinde angeboten. Ebenfalls im Ort Reichelsheim befinden sich die zwei Apotheken der Gemeinde.

Zur stationären Versorgung sind Krankenhäuser in Bensheim und Groß-Umstadt schnell erreichbar, insbesondere aber das „Gesundheitszentrum“ in Erbach.

Vom Pflegestützpunkt des Odenwaldkreises in Erbach, Michelstädter Straße 11, aus wird auch Reichelsheim betreut.

4.2.6. Vereine, Verbände

Die Gemeinde Reichelsheim zeichnet sich durch ein reges Vereinsleben aus. Außer Sport-, Gesangs- und politischen Vereinen gibt es auch zahlreiche geschichtlich- heimatlich orientierte Vereine und eine Vielzahl von Arbeitskreisen, Ortsvereinen und anderen Interessensverbänden. Eine Zusammenstellung aus dem Jahr 2019 listet insgesamt die bemerkenswerte Zahl von 134 Vereinen, Verbänden und Institutionen auf, wovon auf Beerfurth 14 entfallen.

4.3 Sport und Grünflächen

Sportanlagen

Es befinden sich drei Sportplätze in der Kerngemeinde und einer in Beerfurth; in den Ortsteilen Klein-Gumpen, Laudenau, Ober-Kainsbach und Unter-Ostern sind kleine Plätze als Bolzplätze eingerichtet. Im Norden der Kerngemeinde liegt ein Hundedressurplatz.

Kinderspielplätze

Mit Kinderspielplätzen ist die Gemeinde gut ausgestattet: in Reichelsheim gibt es 4 und in den Ortsteilen Beerfurth und Klein-Gumpen jeweils zwei. Auch in den Ortsteilen Bockenrod, Erzbach, Gumpen, Laudenau, Ober-Kainsbach und Ober- Ostern gibt es jeweils einen Spielplatz.

Das Freizeitdorf Ober-Ostern verfügt über einen eigenen Reitplatz sowie einen Tennisplatz. Eine weitere Tennisanlage mit vier Sandplätzen befindet sich in Reichelsheim ebenso wie ein Reitplatz. Die Freibäder in Reichelsheim und Beerfurth sind eine Bereicherung für die Bevölkerung und auch ein wichtiges touristisches Angebot.

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Friedhöfe

Friedhöfe sind in fast allen Ortsteilen vorhanden. In Reichelsheim gibt es außer dem großen Friedhof im Nordosten der Ortslage noch den in die Liste der Kulturdenkmäler eingetragenen Judenfriedhof.

Freizeitgärten

Die in der Kerngemeinde vorhandenen großen Freizeitgartenanlagen „Am Gänsberg“ und „Am Reichenberg“ sind über rechtskräftige Bebauungspläne abgesichert und decken den Bedarf in Reichelsheim ab.

Für die Einrichtung weiterer Freizeitgärten/ Kleingärten hier oder in den Ortsteilen besteht keine Notwendigkeit, da die meisten Bewohner der Gemeinde über eigene Hausgärten verfügen und daher auch keine Nachfrage besteht.

Grillplätze

In der Gemeinde Reichelsheim gibt es drei Grillplätze: in der Kerngemeinde, in Eberbach und Ober-Kainsbach

4.4 Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe (Stand August 2019) Quelle: Gemeindeverwaltung

Das geschäftliche Leben und die Einkaufsmöglichkeiten befinden sich vorwiegend in der Kerngemeinde und dort in der Mehrzahl in den beiden Hauptstraßen Bismarckstraße und Heidelberger/ Darmstädter Straße. Im Gewerbegebiet „In der Stried“ stehen zur Versorgung mehrere Supermärkte als Discounter und Vollsortimenter zur Verfügung. In Beerfurth als dem zweitgrößten Ortsteil sind entsprechend auch mehr Geschäfte und Betriebe ansässig als in den übrigen Ortsteilen.

Es sind dies im Einzelnen:

- Autohäuser: Insgesamt 10 davon 5 in der Kerngemeinde - Tankstellen: Insgesamt 2 davon 1 in der Kerngemeinde - Zweiradhandel: Insgesamt 4 keine in der Kerngemeinde - Reifenservice: Insgesamt 4 davon 1 in der Kerngemeinde

- Bäckereien: Insgesamt 6 davon 3 in der Kerngemeinde - Lebensmittel: Insgesamt 8 davon 5 in der Kerngemeinde - Getränkehandel: Insgesamt 3 davon 2 in der Kerngemeinde

- Blumen / Floristik: Insgesamt 6 davon 4 in der Kerngemeinde - Schreib- und Spielwaren / Lotto: Insgesamt 9 davon 6 in der Kerngemeinde - Zoohandel: 1 in der Kerngemeinde - Fahrschulen: Insgesamt 3 davon 2 in der Kerngemeinde - Friseursalons: Insgesamt 7 davon 3 in der Kerngemeinde - Kosmetiksalon: 4 in der Kerngemeinde - Handel mit Textilien: 4 in der Kerngemeinde - Reisebüros: 1 in der Kerngemeinde - Schneiderei: Insgesamt 4 davon 3 in der Kerngemeinde

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- Bauunternehmen: Insgesamt 6 davon 4 in der Kerngemeinde - Bautenschutz: 1 in den Ortsteilen - Sanitär- und Heizungsbau/Elektroarbeiten: Insgesamt 20 davon 9 in der Kerngemeinde - Bäder/Fliesen/Naturstein/Keramik: Insgesamt 7 davon 3 in der Kerngemeinde

- Busunternehmen/Taxi/Güterverkehr: Insgesamt 7 davon 3 in der Kerngemeinde - Computer- und Telefontechnik: Insgesamt 17 davon 5 in der Kerngemeinde - Hundesalons / Hundeschule: Insgesamt 4 davon 1 in der Kerngemeinde - Bestattungsunternehmen: Insgesamt 2 davon 1 in der Kerngemeinde

- Maler und Lackierer: Insgesamt 4 davon 2 in der Kerngemeinde - Gerüstbau: Insgesamt 3 in der Kerngemeinde - Metallbau / Schlosserei: Insgesamt 10 davon 4 in der Kerngemeinde - Kunststofftechnik und –maschinen: Insgesamt 7 davon 5 in der Kerngemeinde - Holzverarbeitung / Schreinerei: Insgesamt 13 davon 4 in der Kerngemeinde - Werkzeug- und Maschinenbau: Insgesamt 4 davon 2 in der Kerngemeinde

- Makler / Immobilien: Insgesamt 7 davon 3 in der Kerngemeinde - Versicherungsagenturen: Insgesamt 14 davon 5 in der Kerngemeinde

Gewerbe- und Handwerksbetriebe sind in allen Ortsteilen vertreten, auch verschie- dene Dienstleistungen werden überall angeboten.

Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln ist allerdings nicht in allen Ortsteilen gewährleistet.

Die motorisierten Bürger decken ihren Lebensmittel-Bedarf in der Regel in der Kerngemeinde. Die Problematik für die Versorgung älterer und nicht motorisierter Einwohner ist bekannt, für den täglichen Bedarf sind jedoch nur Beerfurth (Tankstelle, 2 Bäckereien, Getränkemarkt) und Klein-Gumpen (Bäckerei) versorgt.

4.5 Gastronomie und Fremdenverkehr

Insgesamt gibt es in Reichelsheim 19 Gaststätten, 1 Jugendgästehaus, 7 Pensionen, 1 Hotel und 13 Ferienwohnungen, die Mehrzahl in der Kerngemeinde und auch in Beerfurth, im Einzelnen wie folgt auf die Ortsteile verteilt (Stand August 2019): Quelle: Gemeindeverwaltung

- Reichelsheim: 6 Gaststätten und 1 Jugendgästehaus (OJC) 8 Ferienwohnungen - Beerfurth: 3 Gaststätte 3 Ferienwohnungen - Rohrbach: 2 Gaststätten 2 Pensionen - Klein-Gumpen: 1 Gaststätte 2 Pensionen - Laudenau: 1 Gaststätte, 1 Pension, 2 Ferienwohnungen - Ober-Kainsbach: 2 Gaststätten, 1 Pension - Eberbach: 2 Gaststätten, 1 Hotel - Ober-Ostern: 1 Gaststätte, 1 Pension - Gersprenz: 1 Gaststätte

Es gibt in der Gemeinde drei aktive Verkehrs- und Verschönerungsvereine: in der Kerngemeinde und in Ober-Kainsbach sowie die Vereinigung „Dorfverschönerung Unter-Ostern“. Die Wege werden gepflegt, Bänke und Hinweistafeln aufgestellt.

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In der Kerngemeinde befindet sich ein Wohnmobilstellplatz auf dem Parkplatz an der Reichenberg-Schule am Fuße des Schlosses, der mit einer Ver- und Entsorgungs- anlage ausgestattet ist.

Im Jahr 1972 begann die Planung des „Freizeitdorfs Ostertal“ in einem Seitental in Unter-Ostern. Das Konzept des Investors erwies sich jedoch nicht als tragfähig, es war keine wirtschaftliche Rentabilität gegeben. Die kleinen Freizeithäuser wurden 1986 in Wohnungseigentum umgewandelt. Heute werden die Häuser zur Hälfte als feste Wohnsitze genutzt und zur Hälfte nach wie vor als Wochenend- und Ferienhäuser.

Seit 1995 finden jährlich am letzten Wochenende im Oktober die Reichelsheimer Märchen- und Sagentage mit Verleihung des Wildweibchenpreises statt. Das Fest erfreut sich großer Beliebtheit weit über Reichelsheim hinaus, insbesondere der Mittelaltermarkt im denkmalgeschützten Ortskern.

Um den Fremdenverkehr zu beleben, wurden von der Gemeinde in früheren Jahren eigene Prospekte gedruckt und verteilt, inzwischen wird die Werbung zentral für den Odenwaldkreis vom Kreis- bzw. von der Odenwald-Regional-Gesellschaft mbH (OREG) betrieben.

4.6 Anlagen unter Denkmalschutz, Kulturdenkmäler

Instandsetzungen oder Umgestaltungen von Kulturdenkmälern sowie Veränderungen in deren Umgebung sind nach § 18 HDSchG (Hessisches Denkmalschutzgesetz) genehmigungspflichtig durch die untere Denkmalschutzbehörde.

4.6.1 Bodendenkmäler

In der Gemeinde Reichelsheim sind entsprechend den Angaben von Hessen- Archäologie, Darmstadt, Stand März 2013 folgende archäologischen Denkmäler bekannt: - Burgruine „Beerfurther Schlösschen“, Kirch-Beerfurth - Historische Anlage zur Schweinemast (Pferch, Steinsetzung), Laudenau - Insgesamt 122 Bergbaurelikte (Anhang I)

Die Denkmäler sind nach § 2 Abs. 2 HDSchG geschützt. Wer Bodendenkmäler entdeckt, hat dies unverzüglich der Denkmalfachbehörde anzuzeigen. Der Fund und die Fundstelle sind bis zum Ablauf einer Woche nach der Anzeige in unverändertem Zustand zu erhalten und in geeigneter Weise vor Gefahren für den Erhalt des Fundes zu schützen (§ 21 HDSchG).

4.6.2 Gesamtanlagen unter Denkmalschutz

In der Gesamtgemeinde gibt es zwei denkmalgeschützte Gesamtanlagen, beide in der Kerngemeinde:

 Gesamtanlage Reichelsheim (im RPS 2010 als regional bedeutende denkmalgeschützte Anlage aufgenommen)

Der älteste, gut erhaltene Teil von Reichelsheim liegt nördlich der dicht bebauten Durchgangsstraße Darmstädter Straße/ Heidelberger Straße), mit dieser durch die Bismarckstraße verbunden. Die Häuser scharen sich hier um den steilen Kirchhügel, entstanden als typisches Haufendorf mit wehrhaftem Mittelpunkt. Auf dem Kirchhügel

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liegen die evangelische Pfarrkirche mit zwei Pfarrhäusern, das alte Zent- und Rathaus sowie das erst 1902 erbaute ehemalige Amtsgericht, das heutige Rathaus.

Die Bismarckstraße ist zu beiden Seiten besetzt mit Hofreiten, Gasthäusern und Handwerkerhäusern. Die nach § 2 Absatz 2 Hessisches Denkmalschutzgesetz (HDSchG) geschützte Gesamtanlage umfasst den Rathausplatz, die Bismarckstraße in ihrem oberen Verlauf, die Nordseite der Reichenberger Straße sowie Teile der Mühlgasse, der Rodensteiner Straße und der Beerfurther Straße. Der große Teil der im Folgenden für die Kerngemeinde aufgelisteten Einzeldenkmäler liegt innerhalb dieser Gesamtanlage.

 Gesamtanlage Burg Reichenberg (im RPS 2010 als herausragendes regional/überregional bedeutsames Kulturdenkmal aufgenommen)

Die im Kern staufische Burganlage, gelegen auf einem steil nach dem Gersprenztal abfallenden Bergkegel dominiert die Kerngemeinde und das Gersprenztal. Sie war anfangs wahrscheinlich ein Pfälzer Lehen an die Schenken von Erbach, vielleicht aber auch die Stammburg der Herren von Crumbach (Rodenstein). Die Errichtung der Burg wird in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert, erste urkundliche Erwähnung von 1307. Im Besitz verschiedener Fürstenhäuser, teilweiser Verfall und erste Sicherungsarbeiten, danach mit unterschiedlichen Nutzungen (Knaben-Erziehungsheim, Privatbesitz, Erholungsheim der Post) wurde die Burg von der „Offensive Junger Christen“ übernommen, die 1983 mit Restaurierungsarbeiten begannen. Von der staufischen Kernburg sind noch große Teile der starken Schildmauer erhalten. Der Palas, genannt der „Krumme Bau“,1554 erneuert, dürfte ebenfalls noch erhebliche Teile des 13. Jahrhunderts enthalten.

Zur Gesamtanlage gehören die die Burg umgebenden Grünflächen. Am südlichen Hang des Reichenbergs sind noch Reste der Terrassierung des einstigen Weinbergs zu erkennen, der bis ins 19. Jahrhundert gute Weine lieferte. Er wurde erst 1879 gerodet und in Ackerland umgewandelt. Neben dem zeigt der Reichenberg als einziger Ort im Kreisgebiet die sichtbaren Spuren früheren Weinbaus.

4.6.3 Kulturdenkmäler (Einzelanlagen) innerhalb und außerhalb der Ortslagen

Die Kulturdenkmäler außerhalb der Ortschaften sind im Plan als Einzeldenkmäler gekennzeichnet Die innerhalb der Ortslage vorhandenen Einzeldenkmäler sind im Plan nicht im Einzelnen dargestellt, um eine Überfrachtung des Plans zu verhindern und die Lesbarkeit der vorhandenen Bebauung zu ermöglichen.

Im Einzelnen handelt es sich dabei um die folgenden Kulturdenkmäler:

Tab. 3 Kulturdenkmäler (Einzelanlagen)

Reichelsheim Am Flutgraben 1 Zweigeschossige, gründerzeitliche Villa mit Walmdach, Ecklage Bahnhofstraße 4 Ehemalige Post von Thurn und Taxis; kubischer Klinkerbau des beginnenden 20 Jh. Bismarckstraße 8 Hof "Mühlschmitz"; zweistöckiges Fachwerkwohnhaus einer Hofreite am Mergbach

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Bismarckstraße 11 Überbauung des Mergbaches durch ein langgestrecktes Stallgebäude Bismarckstraße 25 Fachwerkhaus des frühen 19. Jh., Bäckerei und Café "Zum Hirsch" (ehem. "Zum Deutschen Kaiser") Bismarckstraße 26 Gasthaus "Zum Adler"; langgestrecktes Fachwerkhaus um 1800, mit dahinterliegendem, großen Vierseithof Bismarckstraße 28-30 Doppelhaus mit überbauter Hofeinfahrt in der Mitte, 1827 Bismarckstraße 33 Doppelhaus, Fachwerk, 19. Jh., ortsunübliches Mansarddach Bismarckstraße 43 Rathaus, ehemaliges Amtsgericht; späthistorischer Stil, Anklänge Darmstädter Jugendstil, 1902 Bismarckstraße 43a Ehemaliges Gefängnis, 1903/1904 Bismarckstraße 45 Fachwerkhaus, im Kern von 1606 Bismarckstraße 46-48 Fachwerkdoppelhaus, verputzt; früherer Sitz des Erbacher Amtes Reichenberg und Gasthaus, später Apotheke; 1713 Bismarckstraße 47 Fachwerkwohnhaus einer dreiseitigen Hofreite, spätes 18. Jh. Bismarckstraße 52 Vierseitige Hofreite mit je zweigeschossigem Wohn- und Nebengebäude Darmstädter Straße 60 "Herrnmühle" mit Wohnhaus (1777) und Mühlengebäude (15. Jh.) Darmstädter Straße 80 "Fronhof", Vierflügelanlage mit Wohnhaus, Stallungen u. zwei Scheunen, ca. 1450 Krautweg 12 Evangelisch-lutherische Christuskirche; schlichter neugotischer Bau von 1890 Rathausplatz 1 Evangelisches Pfarrhaus; zweigeschossiges Steingebäude, im Kern aus dem 15./16. Jh. Rathausplatz 5 Ehemalige Kaplanei, jetzt zweites Pfarrhaus; erbaut 1780 Rathausplatz 6 Evangelische Pfarrkirche, erste Erwähnung 1303 Rathausplatz 7 Ehemaliges Zent- und Rathaus, erbaut 1554 als Markt- u. Gerichtsgebäude Reichenberger Straße 12 Kleines, zweistöckiges Tagelöhnerhäuschen, Mitte 18. Jh. Reichelsheim Außerhalb Burg Reichenberg Burganlage mit mehreren Gebäuden; erste Hälfte 13. Jh. Judenfriedhof, Ruhacker Einer der größten Judenfriedhöfe im Kreisgebiet; eröffnet 1857 Beerfurth Brückenstraße Gesprenzbrücke; 19. Jh. Brückenstraße 9 Einstöckiges Fachwerkwohnhaus, Wohnstallhaus; 1831 Burgstraße 5 Einstöckiges Kleinhaus; 1834 Burgstraße 8 Einstöckiges Fachwerkhaus, unterkellert; 1851 Marktplatz 4 Gasthaus "Zum Goldenen Pflug"; spätes 18. Jh. Pfalzstraße 2 Zweistöckiges Fachwerkhaus; 1784 Pfalzstraße 6 Gasthaus "Zum Scholzenhof", Hofanlage; 1849 Schulstraße 15 Stattliche Hofreite mit Wohnhaus, Scheune, Umfriedung; 1834 Schwimmbadstraße 9 Einstöckiges Doppelhaus, Tagelöhnerhaus m. Scheune; frühes 19. Jh.

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Siegfriedstraße 22 Ehem. Schule v. Kirch-Beerfurth; frühes 20. Jh. Siegfriedstraße 28 Kleine, geschlossene Hofreite; um 1840 Beerfurth Außerhalb Beerfurther Schlösschen Reste einer mittelalterlichen Burganlage; erste Erwähnung 1740 Bockenrod Neuhausstraße 8 Bockenröder Mühle m. Wohnhaus, Werkstatt, Scheune etc.; um 1730 Niebelungenstraße 11 Wohnhaus einer Hofreite; ersterbaut 1573 Eberbach Ortsstraße 6 Großer Vierseithof; 1618 Ortsstraße 7 Große Vierflügelanlage; 1557 Erzbach Forststraße 15 Gestelztes Kleinhaus, einfaches Fachwerk, hoher Sandsteinsockel Forststraße 16 Zweistöckiges Wohnhaus, konstruktives Fachwerk; 1786 Forststraße 30a Zweistöckiges Wohnhaus, Eichenfachwerk; 1685 Forststraße 37 Zweistöckiges Wohnhaus, erhöhte Lage; um 1800 Forststraße 51 Großer Vierseithof; 1789 Erzbach Außerhalb Kalmenheide Grenzsteine entlang d. ehem. Grenze Kurpfalz und Grafschaft Erbach; 16. Jh. Frohnhofen Frohnhofen Außerhalb Friedhofskapelle auf dem Kleiner, massiver Rechteckbau von 1592 Leimberg Gersprenz Heinrichstraße 7 Kuhstall des "Scholzenhof", dreischiffig; etwa 1850/60 Gersprenz Außerhalb Friedhofskapelle Am Kirchhof, Kapelle d. Ober-Kainsbacher Friedhofs; nach 1618 Gumpen Hardtweg 12 Wohnhaus einer Hofreite, ehemaliges Wohnstallhaus; 1648 Im Gesäß 1 Gesäßhof, großer Vierseithof, Wohnhaus von 1737 Kriemhildstraße 26 Vierseithof mit ehem. Gasthaus; Wohnstallhaus 1778 erbaut Kriemhildstraße 53 Zweistöckiges Fachwerkwohnhaus einer Hofreite; etwa 17. Jh. Klein-Gumpen Mergbachstraße 35 Zweistöckiges Wohnhaus einer Hofreite; ca. ausgehendes 17. Jh. Mergbachstraße 62 Wohnhaus einer großen Hofreite; Mitte 18. Jh., Keller von 1577 Mergbachstraße 78/80 Zweistöckiges Wohnhaus einer Hofreite; 1729 Mühlstraße 6/8 Ehemalige Mühle mit großer Hofreite; 1788 Laudenau Blütenstraße 12 Zweigeschossiges Fachwerkwohnhaus einer Hofreite; im Kern 1676

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Freiheitsstraße 5 Ehem. Wohnhaus einer Hofreite, 2-gesch. Fachwerk, Mitte 17. Jh. Gumpener Straße 5 Zweigeschossiges Fachwerkwohnhaus; 1766 im Kern 1608 Ober-Kainsbach Am Morsberg 27 Villa von 1907/1908 Talstraße/Korngasse 2 Grenzsteine des 17. Jh. m. Erbacher bzw. Breuberger Wappen Talstraße 27 Zweistöckiges Fachwerkwohnhaus einer Hofreite; 1787 Talstraße 29 Zweistöckiges Fachwerkwohnhaus einer Hofreite; frühes 19. Jh. Talstraße 52 Hofreite mit großem Wohnhaus, Scheune und Kartoffelmühle; 1746 Talstraße 70 Vierseithof m. Wohnhaus, Stallungen, Scheuer, Backhaus; 1718 Talstraße 87 Kleines Tagelöhnerhaus, Objekt m. sozialgeschichtlicher Bedeutung Talstraße 92 Laufbrunnenanlage von 1833 Talstraße 126 Kellerbogen von 1582 Wünschbacher Straße 4 Altenteiler einer Hofanlage; spätes 18. Jh. Ober-Kainsbach Außerhalb Flur 6, Flurstück 85/3 Kriegerdenkmal von 1921 Fuchshütte (Morswald) kleiner runder Sandsteinbau, zu Jagdzwecken um 1800 erbaut Am Morsberg 2 Laufbrunnen mit Grenzsteinen und Wegweiserstein, Spreng; 1554 Am Galgen Reste des Galgens und Grenzsteine; Galgen von 1623 Ober-Ostern Außerhalb 3 Jägersburg von 1893 Ostertalstraße 3 Wohnhaus des "Zentschulzenhofs"; Keller 1741 Ostertalstraße 9 Steinkreuz, urspr. Teil einer Gartenmauer Ostertalstraße 11 Zweistöckiges Fachwerkwohnhaus eines großen Hubenhofs; 1794 Ostertalstraße 17 Laufbrunnen; 1833 Ostertalstraße 25 Zweistöckiges Fachwerkwohnhaus, Rest einer Hofreite des 18. Jahrh. Ostertalstraße 33 Kellerportal und Kaminstein; 1755 Ostertalstraße 41 Ehemalige Schule, pittoresker Villenstil; 1900 Ostertalstraße 47 Zweistöckiges barockes Fachwerkwohnhaus d. Vierseithofs; 18. JH Ostertalstraße 59 Zweistöckiges Fachwerkwohnhaus einer Hofreite; 1788 Bildstock "Centwald" Sandsteinmonolith, 140cm, Spätmittelalter Unter-Ostern Grundstraße 60 Portal, prächtige historische Haustür; um 1890 Grundstraße 69 Ehemalige Schule, schlichter wohlproportionierter Sandsteinbau; 1893 Grundstraße 75 Vierseitige Hubenhofreite, seltenes vierzoniges Fachwerkhaus; 1776 Rohrbacher Straße 80 Spätbarocke Haustür, hochwertige Schnitzarbeit; 1799 Unter-Ostern Außerhalb am Reichenberger Hang Scheune, massiv, Sandstein; vermutlich Ende 18. JH.

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Rohrbach Oberdorf 21 Kleingehöft mit Fachwerkwohnhaus, Backofen, Stall und Stallscheune; ca. 1800 Oberdorf 26 Einstöckiges Wohnstallhaus in kleiner Hofreite; 1784 Unterdorf 7 Zweistöckiges Fachwerkwohnhaus; 1813 Unterdorf 8 Zweistöckiges Fachwerkwohnhaus; um 1800 Unterdorf 30 Hubenhof, außergewöhnlich gut erhalten, ältester Hof im Dorf; 1668 Unterdorf 32 Zweistöckiges Fachwerkwohnhaus eines großen Hubenhofs; 1785 Rohrbach Außerhalb Ehem. Bergwerksstollen Eingang eines ehem. Manganbergwerks unterh. d. Oberdorfs; 1890

Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen, Odenwaldkreis

4.7 Ver- und Entsorgung

4.7.1 Energieversorgung

Elektrizität

Die Versorgung mit Elektrizität wird von e-netz Südhessen, einer Tochter der ENTEGA AG und der ENTEGA Netz AG sichergestellt. In Reichelsheim ist e-netz Netzbetreiber der Sparten Strom, Telekommunikation sowie Fernwirktechnik und Gas. Im Südosten der Ortslage Reichelsheim, angrenzend an das Gewerbegebiet „In der Stried“ betreibt die e-netz Südhessen ein Umspannwerk.

Die elektrischen 20 kV-Versorgungsleitungen sind in den Ortslagen weitgehend verkabelt.

Durch das Gemeindegebiet verlaufen zwei Höchstspannungsfreileitungen: - eine 110 kV-Freileitung der Westnetz GmbH von Mörlenbach zum Umspann- werk in Reichelsheim sowie von dort bis Ober-Kainsbach, - eine 220-kV-Freileitung der Amprion GmbH Kelsterbach-Schönbrunn, die das Gemeindegebiet im Osten durch das Kainsbachtal durchquert.

Zur Sicherung sind für die Höchstspannungsfreileitungen im Grundbuch beschränkt persönliche Dienstbarkeiten eingetragen. In den Dienstbarkeiten ist vereinbart, dass die entsprechenden Grundstücke für den Bau, den Betrieb und die Unterhaltung von Höchstspannungsfreileitungen mit dazugehörigen Masten und ihrem Zubehör ein- schließlich Fernmeldeluftkabel in Anspruch genommen und betreten werden dürfen. Im Schutzstreifen ist die Errichtung von Bauwerken unstatthaft. Für die Bereiche des Flächennutzungsplans besteht Bestandsschutz. Alle Planungs- maßnahmen im Bereich der Leitungen sind rechtzeitig mit Westnetz bzw. Amprion abzustimmen, insbesondere sind die in den DIN EN- und VDE- Bestimmungen festgelegten Mindestabstände einzuhalten.

Bäume und Sträucher dürfen die Leitungen nicht gefährden, auch Montage- und Unterhaltungsarbeiten sowie Arbeitsfahrzeuge nicht behindern. Entfernung und Kurzhaltung der die Leitung gefährdenden Bäume und Sträucher ist zulässig, auch soweit sie in die Schutzstreifen hineinragen.

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In den Randbereichen der Schutzstreifen bzw. außerhalb der Schutzstreifen dürfen nur Bäume und Sträucher angepflanzt werden, die in den Endwuchshöhen gestaffelt sind. Andernfalls wird eine Verbreiterung der Schutzstreifen erforderlich.

Ferngas

Von der Gemeinde Reichelsheim sind die Kerngemeinde seit 1997 und der Ortsteil Beerfurth seit 2007 an die Gasversorgung der e-netz Südhessen angeschlossen, ein entsprechendes Gasleitungsnetz ist dort vorhanden. In den anderen Ortsteilen kann eine Versorgung nur individuell durch Flüssiggas in Gasbehältern stattfinden.

4.7.2 Wasserversorgung

Im Zuge der Gebietsreform in den frühen siebziger Jahren hat die Gemeinde Reichelsheim alle Wasserversorgungsanlagen der bis dahin vierzehn selbständigen Ortsteile übernommen. Die Wasserversorgung ist daher sehr dezentralisiert, so werden vierzehn Quellfassungen, neun Brunnen und zwölf Hochbehälter betrieben. Das heutige Versorgungsnetz hat eine Länge von über 110 km (2011).

Die Gemeinde verfügt bei einem Verbrauch von 405.499 cbm (im Jahr 2018) und einer insgesamt möglichen Fördermenge von 450 bis 500.000 cbm über eine ausreichende Wasserversorgung.

Quellen und Brunnen

Die Quellen treten im nordwestlichen und südöstlichen Gemeindegebiet an den Berghängen als Schichtquellen aus. Die Brunnen liegen alle im Auenbereich des Mergbaches, sie sind bis zu einer Endteufe von maximal 20m ausgebaut. Da das geförderte Wasser allgemein einen hohen Gehalt an Kohlensäure aufweist, betreibt die Gemeinde neun Aufberei- tungsanlagen, um das Wasser zu filtern und ins sog. Säuregleichgewicht zu bringen.

Versorgungszonen

Das Leitungsnetz ist in vier Versorgungszonen eingeteilt:

1. Kerngemeinde mit Beerfurth, Bockenrod, Eberbach, Frohnhofen und Gersprenz Die Versorgungszone 1 wird durch sechs Brunnen im Gumpener Tal und den Laudenauer Quellen in der Schlundwiese sichergestellt. Das Wasser wird in die Hochbehälter 1 und 2 gepumpt, für Gersprenz steht ein eigener Hoch- behälter zur Verfügung.

2. Gumpen, Klein-Gumpen und Laudenau Gumpen wird von der eigenen und der Quelle Winterkasten, Klein-Gumpen von der Quelle Winterkasten und Laudenau aus eigenen Quellen versorgt.

3. Erzbach, Ober-Ostern, Rohrbach und Unter-Ostern Erzbach wird von der eigenen Quelle versorgt, die Quelle Centwald versorgt Ober-Ostern und die Quelle Fürstengrund Rohrbach und Unter-Ostern.

4. Ober-Kainsbach Die Quellen Michelsberg und St. Brücke versorgen den Ortsteil Ober- Kainsbach,

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Wasserschutzgebiete

Im Bereich der beschriebenen Wassergewinnungsanlagen (Zone I) sind Wasser- schutzgebiete ausgewiesen, deren Zone II den engeren Fassungsbereich und die Zone III das oberirdische Einzugsgebiet der Gewinnungsanlage umfasst. Weitere in dem Gemeindegebiet dargestellte Wasserschutzgebiete beziehen sich auf Gewinnungsanlagen in den Nachbargemeinden. Die Schutzgebietsverordnungen für Wasserschutzgebiete sind zu beachten.

Tab. 4 Wasserschutzgebiete (Quelle HLNUG)

WSG-ID KURZNAME STATUS

431-001 WSG Quellen Klein-Gumpen, Winterkasten, Reichelsheim Aufgehoben

431-002 WSG Quelle Ober-Ostern, Reichelsheim Festgesetzt

431-094 WSG Quellen Klein-Gumpen, Winterkasten, Reichelsheim Festgesetzt

437-065 WSG Quellen Karg-, Höllgrund-, Schenk.-, Mossautal Festgesetzt

437-068 WSG Quelle Michelsberg und St. Brücke, Reichelsheim Festgesetzt

437-069 WSG Quellen „Bei der Remise, Erzbach“, Reichelsheim Festgesetzt

437-070 WSG Quelle „Im Fürstengrund, Rohrbach“, Reichelsheim Festgesetzt

437-071 WSG Brunnen 1 + 2 Unter-Ostern, Reichelsheim Aufgehoben

437-072 WSG Quellen I – IV Bockenrod, Reichelsheim Festgesetzt

437-073 WSG Quelle In der Marbach, Groß-Gumpen, Reichelsheim Festgesetzt

437-074 WSG Brunnen Gumpener Tal 2 - 5, Reichelsheim Festgesetzt

437-075 WSG Brunnen Gumpener Tal 1 - 6, Reichelsheim Festgesetzt

437-076 WSG Brunnen Ober-Gersprenz, Reichelsheim Festgesetzt

437-077 WSG Quelle Laudenau I (Wald, links), Reichelsheim Festgesetzt

437-078 WSG Brunnen Stockwiesen, Quellen Bickel, Gäns, Nebel Festgesetzt u.a., Reichelsheim

437-096 WSG Quelle Laudenau I (Wiese, rechts), Reichelsheim Festgesetzt

4.7.3 Abwasserbeseitigung, Kläranlage

Die Gemeinde Reichelsheim ist zusammen mit den Gemeinden Fränkisch-Crumbach, Lindenfels (für den Ortsteil Winterkasten), Brombachtal (für den Ortsteil Böllstein) und Brensbach im Abwasserverband Obere Gersprenz organisiert, der die Zentralkläranlage für diese Gemeinden in Brensbach betreibt.

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Reichelsheim betreibt ein Kanalisationsnetz von über 70km Länge mit 13 Regenüberlaufbauwerken. Die Jahresabwassermenge, die über die Kanäle aus Reichelsheim in die Kläranlage nach Brensbach transportiert wird, beträgt rund 375.000 Kubikmeter.

Das Abwasser aus den geplanten Baugebieten ist den kommunalen Abwasser- anlagen zuzuführen. Die kommunale Abwassersatzung ist zu beachten. Mit der Vorlage der Bebauungspläne, insbesondere der geplanten Baugebiete, ist ein Nachweis über die ordnungsgemäße Abwasserentsorgung betreffend der Abwasser- behandlungsanlage und den Kanalisationsanlagen vorzulegen. Die Restbelastungen von kontinuierlichen und stoßartigen Abwassereinleitungen aus Kläranlagen sowie Misch- und Trennkanalisationen sind künftig so weit zu verringern, dass die Ober- flächengewässer einen „guten ökologischen und chemischen Zustand“ als eines der Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG) erreichen.

Bei Umsetzung der geplanten Erweiterungsflächen in der verbindlichen Bauleit- planung ist ein Fachmann hinzuzuziehen und die Schmutzfrachtsimulation (SMUSI) jeweils zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Unbelastetes Regenwasser ist nach Möglichkeit in das Grundwasser zu versickern oder in einen Vorfluter einzuleiten. Sofern die Versickerung bzw. Einleitung nicht unter den Gemeingebrauch nach § 19 Hessisches Wassergesetz (HWG) vom 14.12.2010 fällt, ist bei der zuständigen Wasserbehörde eine Einleiteerlaubnis nach § 8 – 13b Wasserhaushaltsgesetz (WHG) zu beantragen.

Für die Einleitung oder Versickerung sind die Vorgaben des DWA-Merkblattes M 153 (Handlungsempfehlungen zum Umgang von Niederschlagswasser) und die DWA- Richtlinie A 138 (Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Regenwasser) zu beachten.

4.7.4 Abfallbeseitigung

Der Müllabfuhrzweckverband (MZVO) hat im Odenwaldkreis die Aufgabe der Kom- munen und des Kreises für das Mülleinsammeln und die geordnete Abfallbeseitigung übernommen. Die Mitgliedschaft beim Zweckverband Abfallwirtschaft Südhessen (ZAS) sichert dem MZVO die Möglichkeit der Müllverbrennung im Müllheizkraftwerk Darmstadt und die Nutzung einer Deponie für nichtverwertbare oder brennbare Abfälle (zurzeit in Büttelborn).

Auch für die Verwertung von Biomüll ist der MZVO verantwortlich, die Abholung erfolgt wöchentlich. Grünschnitt kann in kleinen Mengen bei der Annahmestelle in der Kerngemeinde Reichelsheim, An der Ruh abgegeben werden, größere Mengen können zum Zentralkompostplatz in der Gemeinde Brombachtal/ Kirch-Brombach gebracht werden.

Das ebenfalls von der MZVO eingesammelte Altpapier sowie die Wertstoffsäcke wer- den der Wiederverwertung zugeführt. Sondermüll wird zweimal jährlich und Sperrmüll auf Anfrage abgeholt. Elektro-Kleingeräte werden zu bestimmten Zeiten am Gemeindebauhof angenommen und Großgeräte werden nach Anmeldung kostenlos abgeholt oder können zum BAW- Recycling – Zentrum in Michelstadt (Gewerbepark Hüttenwerk) gebracht werden.

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4.8 Oberflächengewässer, Bodenschutz und Altlasten

Die in der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) festgelegten Bewirtschaf- tungsziele für Oberflächengewässer sollen eingehalten werden. Die Richtlinie beinhaltet die integrative Betrachtung aller Gewässer nach natürlichen Wasser- körpern und fordert, den guten chemischen und ökologischen Zustand der Ober- flächengewässer herzustellen und zu erhalten. Das Wasserhaushaltsgesetz hat diese europäischen Vorgaben in § 27 in nationales Recht umgesetzt und entsprechende Ziele formuliert.

Um diese Ziele zu erreichen, hat das Land Hessen einen Bewirtschaftungsplan und ein Maßnahmenprogramm veröffentlicht. Es handelt sich insofern um wasser- wirtschaftliche Pläne, die bei der Aufstellung von Bauleitplänen zu berücksichtigen sind.

4.8.1 Überschwemmungsgebiet/ Hochwasserschutz/ Hydrologie

Überschwemmungsgebiet

Mit Verordnung vom 30. Januar 2002 wurde entsprechend § 32 Wasserhaushalts- gesetz (WHG) und § 69 des Hessischen Wassergesetzes (HWG) das Über- schwemmungsgebiet der Gersprenz (I. Abschnitt) in den Gemeinden Reichelsheim, Fränkisch-Crumbach und Brensbach festgestellt. Im Gemeindegebiet sind die gewässernahen Fluren von Mergbach und Gersprenz in den Gemarkungen Ober-Klein-Gumpen, Groß-Gumpen, Klein-Gumpen, Reichels- heim, Frohnhofen, Bockenrod, Kirch-Beerfurth, Pfaffen-Beerfurth, Ober-Kainsbach und Gersprenz betroffen. Die Feststellung des Überschwemmungsgebiets dient der Sicherung der verbliebenen Retentionsräume, die durch Überbauung von Talauen in der Vergangenheit zum großen Teil verlorengingen. Dies bedeutet eine Verschärfung der Hochwassergefähr- dungen und von Hochwasserschäden. Die Überschwemmungsgebiete sollten nach Möglichkeit von jeglicher Bebauung freigehalten werden.

Für alle Gewässer/Gräben sowie die Gewässerrandstreifen und das Überschwem- mungsgebiet gelten besondere Schutzvorschriften gemäß Wasserhaushaltsgesetz und Hessischem Wassergesetz, die zu beachten sind. Gemäß § 23 Hessisches Wassergesetz (HWG) in Verbindung mit § 38 Wasser- haushaltsgesetz (WHG) ist der Gewässerrandstreifen im Innenbereich im Sinne der §§ 30 und 34 des Baugesetzbuches fünf Meter breit. Im Außenbereich beträgt die maßgebliche Breite des gesetzlich festgelegten Gewässerrandstreifens zehn Meter (ab der Böschungsoberkante), § 23 Abs.1 HWG. Siedlungserweiterungen bzw. die Ausweisung von neuen Baugebieten durch Bauleitpläne oder sonstige Satzungen nach dem BauGB sind dort gemäß § 23 Abs. 2 HWG verboten. Ab dem Jahr 2022 ist auch das Pflügen im Bereich von vier Metern im Gewässerrandstreifen verboten (§ 23 Abs. 2 Ziffer 2 HWG).

Ebenso ist im festgesetzten Überschwemmungsgebiet der Gersprenz gemäß § 78 (1) Satz 1 Nr. 1 WHG die Ausweisung neuer Baugebiete in Bauleitplänen oder sonstigen Satzungen nach dem BauGB untersagt. Bei Siedlungserweiterungen bzw. sonstigen Baumaßnahmen sind eventuelle Über- schneidungen mit dem Überschwemmungsgebiet anhand der offiziell veröffentlichten Überschwemmungsgebietskarten zu überprüfen.

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Die im Plan dargestellten Erweiterungsflächen halten die gesetzlichen Vorgaben ein. Bei Aufstellung der verbindlichen Bauleitplanung und sonstigen Baugesuchen werden die gegebenen Hinweise beachtet.

Hochwasserrückhalteanlage

Zur Verhinderung von Hochwassergefährdungen und Hochwasserschäden wurde im Jahr 2010 zusätzlich an der Gersprenz im Ortsteil Bockenrod eine Hochwasser- Rückhalteanlage mit einem Volumen von 100.000 Kubikmetern fertiggestellt. Durch die Anlage von Dämmen entlang der Neuhausstraße (von der B 38 zur Bockenroder Mühle) und parallel zur Bundesstraße sowie eines Auslassbauwerks wird das Wasser auf den Wiesen des Talraums in einer Breite von ca. 150 m aufgestaut (Bedarfsstau).

Hochwasserrisikomanagementplan

Für die Gersprenz wurde im November 2015 ein Hochwasserrisikomanagementplan (HWRMP) aufgestellt. Die Gefahrenkarten weisen unter anderem auch Flächen aus, die bei einem Extremhochwasser betroffen sind. Der HWRMP informiert Bürger, Kommunen und den Katastrophenschutz über Hochwassergefahren, Risiken und Maßnahmen zur Schadensminderung.

Bei der Ausweisung neuer Baugebiete im Außenbereich sowie bei der Aufstellung, Änderung oder Ergänzung von Bauleitplänen sind die gesetzlichen Bestimmungen der §§ 77 „Rückhalteflächen, Bevorratung“ und 78b „Risikogebiete außerhalb von Überschwemmungsgebieten“ Wasserhaushaltsgesetz zu beachten.

Die Hochwasserrisikokarten R-11, R-12 und R-13 für den Verlauf der Gersprenz auf Reichelsheimer Gemeindegebiet können im Internetportal des Hochwasser- risikomanagementplans Gersprenz eingesehen werden unter: https://www.hlnug.de/themen/wasser/hochwasser/hochwasserrisikomanagementplae ne.html.

Grundwassermessstelle

Im Gemeindegebiet befindet sich in der Gemarkung Ober-Ostern eine Grundwasser- messstelle (Nr. 545 504) des Hessischen Landesgrundwassermessdienstes (Quelle, HW 5502750/ RW 3489260). Es ist dafür Sorge zu tragen, dass diese in der Örtlichkeit erhalten bleibt und der Zugang und die Funktion jederzeit gewährleistet sind.

Im Umweltbericht werden die genannten Gesetze in die Tabelle „Gesetzliche Rahmenbedingungen“ aufgenommen.

4.8.2 Bodenschutz (s. auch Umweltbericht Punkt 2.1)

Mit Grund und Boden soll sparsam und schonend umgegangen werden (§ 1a Abs. 2 BauGB). Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeinträchtigungen seiner natürlichen Funktionen sowie seiner Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte so weit wie möglich vermieden werden (§1 Satz 3 Bundes- Bodenschutzgesetz). Erhebliche Beeinträchtigungen von Bodenfunktionen, die von der Planung ausgehen, sind bei der verbindlichen Bauleitplanung durch geeignete Kompensationsmaß- nahmen unter Beachtung der Hessischen Kompensationsverordnung (KV) vom 24.10.2018 auszugleichen. Gemäß §2 (4) hat eine schutzbezogene Kompensation auch hinsichtlich der Bodenfunktionsverluste zu erfolgen.

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Bei der Aufstellung von Bauleitplänen sind die Belange des Bodens zu berück- sichtigen, insbesondere muss das Problem von Bodenbelastungen berücksichtigt werden, hier gilt das Vorsorgeprinzip. Als Datenquelle für Recherchen zum Thema Bodenschutz ist in der vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HLUG) herausgegebene Arbeitshilfe „Bodenschutz in der Bauleitplanung“ (Februar 2011) die Altflächendatei ALTIS des HLUG genannt (vgl. auch Kapitel 8.3).

Bei einer geplanten Nutzung von Standorten mit hohem bzw. sehr hohem Gefähr- dungspotential sind Einzelfallrecherchen durch einen Fachgutachter in Altlasten- fragen erforderlich. Das Ergebnis der Untersuchung ist dem Regierungspräsidium Darmstadt, Abt. Arbeitsschutz und Umwelt, Dezernat IV/Da 41.5 vorzulegen.

Bei allen Baumaßnahmen, die einen Eingriff in den Boden erfordern, ist auf sensori- sche Auffälligkeiten zu achten. Werden solche des Untergrunds festgestellt, die auf das Vorhandensein von schädlichen Bodenveränderungen hinweisen, ist umgehend das Regierungspräsidium Darmstadt, Abteilung Umwelt Darmstadt (Dezernat IV/Da 41.5) zu informieren.

4.8.3 Altablagerungen, Altstandorte und sonstige schädliche Bodenveränderungen

Gemäß § 8 (4) Hessisches Altlasten- und Bodenschutzgesetz (HAltBodSchG) vom 28. September 2007, sind die Gemeinden verpflichtet, die ihnen vorliegenden Erkenntnisse über schadstoffbedingte Verdachtsflächen nach § 2 (4) Bundesboden- schutzgesetz vom 17. März 1998 sowie Altablagerungen und Altstandorte unverzüg- lich dem Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie mitzuteilen. Die übermittelten Daten werden im Bodeninformationssystem nach § 7 HAltBodSchG er- fasst. Dazu gehört auch das Fachinformationssystem Altfächen und Grundwasser- schadensfälle FIS AG (Altflächendatei) mit den Bestandteilen ALTIS (Altflächen- Informationssystem Hessen) und ANAG (Analysedatei Altlasten und Grundwasser- schadensfälle). Daten aus der Altflächendatei können von Gemeinden bzw. von beauftragten Dritten eingesehen und über die Anwendung des Programms „DATUS“ auch heruntergeladen werden.

In der Altflächendatei sind für die Gemeinde Reichelsheim 24 Einträge verzeichnet (s. Anhang II).

Bei den eingetragenen Altflächen handelt es sich um

• Altablagerungen, das sind stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen oder sonstige Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind.

• Altstandorte, das sind Grundstücke stillgelegter Anlagen sowie sonstige Grund- stücke, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen worden ist.

• Sonstige schädliche Bodenveränderungen, das sind Beeinträchtigungen der Bodenfunktion, die geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für den Einzelnen oder die Allgemeinheit herbeizuführen(Boden- und Grundwasserverunreinigungen, die durch örtliche Stoffeinträge verursacht worden sind).

Ein Verdacht auf Grundwasserverunreinigung lag innerhalb des Werkgeländes der Firma Freudenberg Service KG in Reichelsheim, Bahnhofstraße vor, die Fläche befindet sich zur Zeit in der Sanierung (Dekontamination). Sonstige Grundwasserschäden sind in der Gesamtgemarkung nicht bekannt.

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- Für die Tongrube Vierstöck (ehemalige Deponie und ehemaliger Graben) wurde der Altlastenverdacht für beide Verdachtsflächen aufgehoben, ebenso für die Deponie Reichelsheim „Am Zinkenbusch“. Auch für die Bismarckstraße 33 (chemische Reinigung), die Hochstraße 2 (Gewehrschaftsfabrik) und die Heidelberger Straße 69 (Fa. Richter) besteht kein Altlastenverdacht mehr. - Auf zwei Grundstücken in Reichelsheim, davon eine Fläche in der Bahnhof- straße 28 und vier Flächen in der Heidelberger Straße 74, wurde eine Sanierung (Sicherung) abgeschlossen. - Fünf weitere Altablagerungen sind in den Ortsteilen Erzbach (ehem. Müll- platz), Laudenau (Deponie für Erdaushub und Bauschutt), Ober-Kainsbach (ehem. Müllplatz), Ober-Ostern (ehem. Steinbruch) und in Reichelsheim (Deponie für Erdaushub und Bauschutt) aufgeführt. - Von den neun aufgeführten Altstandorten (verschiedene Betriebe) befinden sich zwei in Kirch-Beerfurth und die übrigen in der Kerngemeinde. - Bei einem Standort in der Heidelberger Straße 16 – 18 (Bohnerwachsfabrik) wurde die Lage überprüft (validiert).

Die Standorte der Altablagerungen sind im Plan darstellt.

Auf keiner der erfassten Altflächen ist im Flächennutzungsplan eine Bauflächen- erweiterung geplant.

5 LANDWIRTSCHAFT UND FORSTWIRTSCHAFT

5.1 Landwirtschaft

Die Fläche für die Landwirtschaft hat in der Gemeinde (Stand: 2010) einen Anteil von 56 % (3.262 ha) an der Gesamtfläche. Von den ansässigen Betrieben werden 3.069 ha bewirtschaftet (2.248 ha, 73 %, Dauergrünland; 810 ha, 27 % Ackerland). Damit überwiegt der Grünlandanteil, der im Odenwaldkreis nur bei durchschnittlich 62 % (Südhessen: 30 %) liegt.

Von den insgesamt 87 Betrieben sind 47 Haupt- und 40 Nebenerwerbsbetriebe. Sämtliche Betriebe haben Viehhaltung, vorrangig Rinder. Die Anzahl der Betriebe mit ökologischem Anbau beträgt sieben mit einer Gesamtfläche von 163 ha, das sind 5,3 % an der landwirtschaftlich genutzten Fläche.

Wie im gesamten Odenwald ist die Zahl der Betriebe rückläufig. Im Jahr 1949 zählte die Gemeinde 585 Betriebe, wovon 193 zwischen 2 und 5 ha bewirtschafteten. Ent- sprechend den statistischen Angaben gab es 2004 noch insgesamt 135 Betriebe, wobei die Anzahl der Betriebe, die zwischen 50 und 200 ha bewirtschaftet, abnimmt, während die zwischen unter 5 bis 50 ha steigt, wobei auch kreisweit die Anzahl der Haupterwerbsbetriebe sinkt.

Positiv ist im Gemeindegebiet die Hofnachfolgesituation. Entsprechend den Aussa- gen des Landwirtschaftlichen Fachplans Südhessen (LFS) 2004 haben 76 – 100 % der landwirtschaftlichen Betriebe, deren Betriebsleiter älter als 50 Jahre sind, einen Hofnachfolger. Der LFS schätzt die ökonomisch-strukturellen Rahmenbedingungen für die Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Produktion im Gemeindegebiet als spürbar besser als den Regionsdurchschnitt ein (Stufe 1). Nur noch die Gemeinden Höchst und Mossautal weisen im Kreisgebiet entsprechend gute Rahmenbedingun- gen auf.

Als Entwicklungstendenzen in der Landwirtschaft ist folgendes festzustellen:

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- weitere Abnahme der Haupterwerbsbetriebe, Zunahme der Nebenerwerbs- betriebe - der Bedarf an Ackerflächen steigt - Erweiterung der Anbauflächen des ökologischen Landbaus - vermehrter Anbau nachwachsender Rohstoffe - leichtes Wachstum bei der Rindviehhaltung und Ausweitung der Schweinehaltung.

5.2 Forstwirtschaft

Der Anteil der Waldfläche an der Gesamtgemarkung beträgt 32 % (1.861 ha) und liegt damit erheblich unter dem Schnitt des Odenwaldkreises mit 56 %. Die Zustän- digkeit liegt beim Forstamt Michelstadt.

Die Waldflächen liegen überwiegend mit vielen Einzelflächen verteilt über das Gemeindegebiet. Während im Bereich des vorderen Odenwalds Buchen-Edellaubholzmischwälder wachsen, dominieren im nährstoffärmeren Buntsandstein im äußersten Osten des Gemeindegebiets Fichten-Douglasien- und an der Wegscheide (südlich von Erzbach) Kiefernbestände.

Die Waldbesitzverhältnisse teilen sich wie folgt auf: 14 % Staatswald (Odenwaldkreis: 12 %), Körperschafts-/Kommunalwald: 13 % (Odenwaldkreis: 22 %) und Privatwald 73 % (Odenwaldkreis: 66 %). Im Vergleich zum Kreisdurchschnitt dominiert damit der Privatwald gegenüber dem Körperschaftswald.

Der Körperschaftswald ist ebenfalls über das Gemeindegebiet verteilt. Der größte Teil befindet sich am Morsberg (Kirch-Beerfurth, Ober-Kainsbach) im Osten des Gemein- degebiets.

Auch der Staatswald ist über die Gemeinde verteilt, überwiegend mit Einzelabteilun- gen. Eine zusammenhängende Fläche findet sich im südlichen Gemeindegebiet auf dem Höhenrücken im Bereich des „Stotz“ zwischen Groß-Gumpen im Westen und Ober-Ostern im Osten.

Zu jedem Bauernhof im Gersprenz- und im Bereich des Osterbach-Systems gehört historisch bedingt ein Stück Wald (Waldhuben). Hieraus resultiert der hohe Anteil an Kleinprivatwald. Fast 500 Privatwaldbesitzer mit 1.200 ha Wald gibt es in der Gemeinde, der fast aus- schließlich im kristallinen (vorderen) Odenwald liegt Viele der Besitzungen sind sehr klein, sie weisen zum Teil nur eine Größe von 2.500 qm auf.

Großprivatwald gibt es auf einem Streifen entlang der östlichen Gemeindegrenze (Reichenberger Hang, Stutz) zu Mossautal, auf denen der Hauptteil des Großprivat- waldes liegt.

6 NATUR- UND LANDSCHAFTSSCHUTZ

Nachfolgend sind die nach Naturschutzgesetz und EU-Recht geschützten Gebiete und Objekte aufgeführt.

Die Darstellung der geschützten Biotope entsprechend § 30 BNatSchG und § 12 HAGBNatSchG sind aus der Bestandskarte des Landschaftsplans (Biotop- und Nutzungstypen) übernommen.

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6.1 Naturschutzgebiete (§23 BNatSchG)

Naturschutzgebiet „Stollwiese bei Erzbach“ Lage: ca. 1 km östlich von Erzbach in einer Höhenlage von 310 – 340 müNN Rechtsverordnung: 28. Juli 2009 Größe: 10 ha Beschreibung: Das Gebiet ist durch Wiesen unterschiedlicher Feuchte, Streuobstbe- stände und Röhrichte geprägt. Der naturnahe Stollbach durchfließt das Gebiet von Süd nach Nord. Im Westen schließen sich landwirt- schaftlich intensiv genutzte Flächen an, während die übrigen Gebiets- teile an Wald angrenzen. Schutzzweck: Erhaltung, Sicherung und Entwicklung des naturnahen Bachlaufs, der Grünlandflächen und Röhrichte als Standorte seltener und gefährdeter Pflanzenarten und als Laichgebiet für Amphibien.

6.2 Naturdenkmäler (§28 BNatSchG)

Naturdenkmäler sind in der Regel Einzelbildungen der Natur, deren Schutz und Erhaltung erforderlich sind.

Im Gemeindegebiet sind die folgenden Objekte (Kreisausschuss des Odenwald- kreises, 1995) entsprechend der Verordnung von 1996 als Naturdenkmale geschützt. Sie sind im Landschafts- und Flächennutzungsplan in den Karten dargestellt.

1. Linde am Alten Weg (ND-Nr. 437.601) Ortsbildprägender Einzelbaum (Sommerlinde) in der Ortslage Reichelsheim, an der B47, direkt an der Abzweigung des Alten Weges.

2. Fleck-Eiche (ND-Nr. 437.602) Westlich von Rohrbach in der Feldflur am Roten Berg; ca. 320 Jahre alte Trauben- eiche mit markanten Wurzelausläufern.

3. Friedhofslinde (ND-Nr. 437.603) Mächtige, etwa 320 Jahre alte Winterlinde am Eingang des Friedhofs Ober-Kains- bach.

4. Speierling am Hasenbuckel (ND-Nr. 437.604) Seltene apfelfrüchtige Varietät des Speierlings (Sorbus domestica) am Hasen- buckel, westlich von Pfaffen-Beerfurth im Waldrandbereich.

5. Eiche in Klein-Gumpen (ND-Nr. 437.605) Im Bereich des landwirtschaftlichen Anwesens (Buchenhof) in Klein-Gumpen ste- hende Stieleiche an der Mergbachstraße mit weitausladender, dichter, rundlicher Krone.

6.3 Geschützte Biotope (§§ 30 BNatSchG, 13 HAGBNatSchG)

Entsprechend den Naturschutzgesetzen sind bestimmte Teile von Natur und Land- schaft, die eine besondere Bedeutung als Biotope habe, gesetzlich geschützt und damit auch Handlungen verboten, die zu einer Zerstörung oder einer erheblichen Beeinträchtigung führen können.

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Zusätzlich zu den im BNatSchG aufgeführten Biotopen sind in Hessen (HAGBNatSchG) Alleen und Streuobstbestände außerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortslagen geschützt.

Die im Gebiet festgestellten Biotope sind in der Karte des Flächennutzungsplans dargestellt. Es sind:

- Streuobstbestände - Feucht- und Nasswiesen - Feuchte Hochstaudenfluren (Feucht-/Nasswiese, einschl. Brachestadien) - Großseggensumpf - Quellbereich (naturnah) - Bachlauf (naturnah) - Teich, Tümpel (naturnah) - Felsen, Felsfluren - Blockhalden

6.4 Gebiete des Europäischen Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“

Das Naturschutzrecht in der Europäischen Union (EU) baut für den Gebiets- und Lebensraumschutz von Arten auf zwei Richtlinien auf: - Richtlinie über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (Vogelschutzrichtlinie), die ihren Niederschlag findet in der Ausweisung von „Besonderen Schutzgebieten“ (Europäischen Vogelschutzgebieten). - Richtlinie über die Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie/FFH-Gebiete), auf deren Grundlage „Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung“ (FFH-Gebiete) ausgewie- sen werden.

Gemeinsam stellen sie die sogenannten Natura-2000-Gebiete dar. Neben konkreten Artenschutzbestimmungen liegt das wesentliche Ziel der Richtlinien in der Auswei- sung und dauerhaften Sicherung eines europäischen zusammenhängenden ökologischen Netzes von besonderen Schutzgebieten. Die Richtlinien umfassen einerseits den klassischen konservierenden Arten- und Biotopschutz und andererseits einen dynamischen Entwicklungsaspekt.

Entsprechend der Natura-2000-Verordnung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz sind im Gemeindegebiet folgende Gebiete bzw. Teile von Gebieten geschützt:

• FFH-Gebiet „Oberläufe der Gersprenz“ (6319-302) Gemeinden Lindenfels, Reichelsheim mit einer Gesamtgröße von 67,1 ha

• FFH-Gebiet „Buchenwälder des Vorderen Odenwaldes“ (6218-302) Gesamtgröße: 3.705,3 ha, im Bereich der Gemeinde nur eine Teilfläche im nordwestlichen Bereich bei Laudenau.

7 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG

7.1 Vorbemerkung, Gesamtbevölkerung der Gemeinde

Die Daten zur Wohnbevölkerung im vorliegenden Erläuterungsbericht sind von der Gemeinde Reichelsheim zur Verfügung gestellt worden, ergänzende Werte wurden der Hessischen Gemeindestatistik 2012 des Hessischen Statistischen Landesamtes

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entnommen. Des Weiteren wurden historische Zahlen der Veröffentlichung „700 Jahre Reichelsheim“ und der Homepage des Historischen Ortslexikons verwendet sowie die Internetauftritte der IHK Darmstadt, des Hessischen Gemeindelexikons (HA Hessen Agentur GmbH) und des Statistischen Bundesamtes einbezogen.

Reichelsheim lag bezüglich der Einwohnerzahl am 31.12.2018 genau in der Mitte der zwölf Gemeinden des Odenwaldkreises, die von Michelstadt als größter Gemeinde mit 16.126 Einwohnern bis zur kleinsten Gemeinde Mossautal mit 2.423 Einwohnern. Zum 31.12.2012 zählte Reichelsheim insgesamt 8.532 Einwohner (ohne Neben- wohnsitze), zum 31.12.2018 waren es 8.547 Einwohner, was einer geringen Zu- nahme entspricht.

7.2 Entwicklung bis zum Jahr 2011 (31.12.2011)

Die Bevölkerungsentwicklung einer Gemeinde setzt sich aus zwei Faktoren zusammen:

- der natürlichen Bevölkerungsentwicklung (Geburten- und Sterberate, Altersstruktur der Bevölkerung) und

- dem Wanderungssaldo (Wanderungsgewinne und –verluste).

Die Wanderungsgewinne sind abhängig von der Wirtschaftskraft der Gemeinde bzw. der Region, den vorhandenen Infrastruktureinrichtungen, der verkehrlichen Anbindung, dem Erholungswert und dem Wohnraumangebot.

Ausschlaggebend für die Entwicklung der Wohnbevölkerung des vergangenen Jahrzehnts in der Planungsregion Südhessen ist der Wanderungsgewinn, dagegen kommt der natürlichen Bevölkerungsentwicklung zur Zeit nur eine untergeordnete Bedeutung zu, da sie stagniert bzw. sogar rückläufig ist.

7.2.1 Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde von 1564 bis 2011

Die folgende Tabelle zeigt die Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde Reichelsheim seit dem Jahr 1564. Es wird deutlich, dass sich nach einer langen Wachstumsphase bis zum Anfang des zweiten Jahrtausends die Bevölkerung zwischen 2001 und 2011 um etwa 3,16 % verringert hat.

Tab. 5: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde von 1564 bis 2011

1564 1806 1852 1910 1967 1995 2001 2005 2010 2011 * Ges. 2.467 3.475 5.391 5.676 6.515 9.026 9.151 9.083 8.723 8.862

* Schätzung (basierend auf der Angabe 240 Häuser sowie im Jahre 1 806 338 Häuser und 3.475 EW, vgl. „700 Jahre Reichelsheim“, S. 920) Quellen: Statistisches Bundesamt Deutschland; „700 Jahre Reichelsheim“, S. 920; Gemeinde Reichelsheim

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7.2.2 Bevölkerungsentwicklung der Ortsteile von 1564 bis 2011

Tab. 6: Bevölkerungsentwicklung der Ortsteile von 1564 bis 2011

1564 1806 1852 1910 1967 1998 2011 Häuser Häuser Einw. Einw. Einw. Einw. Einw. Einw. (HWS*) Gesamt 240 338 3.475 5.391 5.676 6.515 8.953 8.862 Reichelsheim 23 104 832 1.506 2.067 2.967 4.031 3.960 Beerfurth 24 k. A. 880 927 808 960 1.190 1.109 Bockenrod 11 11 74 142 145 148 150 139 Eberbach 5 9 67 81 74 49 69 72 Erzbach 12 15 111 198 190 152 185 200 Frohnhofen 5 5 33 45 36 36 37 22 Gersprenz 12 16 115 161 173 187 204 211 Gumpen 17 19 151 258 239 268 386 326 Klein-Gumpen 24 29 261 261 249 299 875 851 Laudenau 21 23 183 304 304 246 308 323 Ober- 20 34 243 459 444 428 578 628 Kainsbach Ober-Ostern 26 28 188 485 368 333 361 404 Unter-Ostern 19 25 202 272 333 264 407 451 Rohrbach 21 20 135 292 246 178 172 172

* HWS= Hauptwohnsitz Quellen: „700 Jahre Reichelsheim“, S. 920, Homepage Gemeinde Reichelsheim Historisches Ortslexikon http://www.lagis-hessen.de

Die Entwicklung der Ortsteile und der Kerngemeinde im Vergleich zeigt über die Jahr- hunderte hinweg ein relativ konstant verteiltes Mengenverhältnis zueinander. Zu Bedenken bei der Betrachtung und Interpretation dieser Tatsache – und aller anderen Entwicklungen in diesem Zusammenhang – ist jedoch, dass die Gemeinde in der heutigen Form erst seit Anfang der 1970er Jahre existiert. Damals wurden im Zuge der Kommunalen Gebietsreform – vereinfacht formuliert – die 13 heutigen Ortsteile und der Ort Reichelsheim zu der Gesamtgemeinde Reichelsheim zusammengefasst.

Die Tabelle zeigt weiterhin, dass die Orte Reichelsheim sowie Beerfurth stets die einwohnerstärksten Orte auf dem heutigen Gemeindegebiet waren. Seit 1806 hat sich zwischen diesen das Verhältnis allerdings mehr als umgekehrt: Anfang des 19ten Jahrhunderts zählte Beerfurth (damals noch in Form der Orte Kirch-Beerfurth und Pfaffen-Beerfurth; hier: Einwohnerzahlen addiert) mit 880 Einwohnern mehr als Reichelsheim (832 Einwohner). Ende 2011 wohnte hingegen ein Vielfaches der Menschen in Reichelsheim verglichen mit der Bevölkerung in Beerfurth: So zählte Reichelsheim mit knapp 4.000 Einwohnern etwas mehr als das dreieinhalbfache der 1.109 Einwohner in Beerfurth (seit 01.12.1970 als Zusammenschluss von Kirch- Beerfurth und Pfaffen-Beerfurth).

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7.2.3 Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde im Vergleich (Odenwaldkreis, Land Hessen und Regierungsbezirk Darmstadt) 2001 - 2011

Tab. 7: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde im Vergleich zu Kreis, Land und RB Darmstadt

2001 2011 Veränderung in Prozent Hessen 6.072.862 6.077.511 + 4.649 + 0,08 RB Darmstadt 3.742.464 3.819.639 + 77.175 + 2,06 Odenwaldkreis 99.901 96.733 - 3.168 - 3,17 Gem. 9.151 8.862 - 289 - 3,16 Reichelsheim

Quellen: Gemeinde Reichelsheim; www.regionalstatistik.de Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Die Gemeinde hat im dargestellten Zeitraum mit 3,16 % etwa ebenso viel an Bevölkerung verloren, wie der Odenwaldkreis – während im gesamten Bundesland hingegen ein geringes Wachstum von 0,08 % und im Regierungsbezirk Darmstadt ein etwas höherer Zuwachs (2,06 %) zu beobachten ist.

7.3 Bevölkerungsstruktur

Altersaufbau (Stand: 31.12.2011)

Von den Einwohnern der Gemeinde sind mit knapp 6.000 EW 67,7% im erwerbs- fähigen Alter von 15 bis 65 Jahren, der Prozentsatz der Kinder bis 6 Jahre beträgt 4% und von 6 bis 15 Jahre 8,1% (zusammen 12,1%). Der Anteil der älteren Menschen über 65 Jahre umfasst in Reichelsheim 20,2%. Somit liegt die Gemeinde bei den über 65jährigen geringfügig unter dem Schnitt des Odenwaldkreises mit 21,4 %.

Ausländeranteil

Ende 2012 lebten mit 682 Personen 7,7% ausländische Mitbürger aus 47 Nationen in Reichelsheim. Damit liegt die Gemeinde unter dem Schnitt des Odenwaldkreises (10,7%).

Geschlechter

Mit 4.347 Männern und 4.514 Frauen bei 8.861 Einwohnern zum 31.12.2012 sind die Geschlechter – ähnlich wie im Bundes-, Landes-, und Kreisgebiet – nahezu paritä- tisch, mit einem leichten Überhang zu Gunsten des weiblichen Geschlechtes, verteilt.

Konfession

Der überwiegende Teil der Einwohner Reichelsheims ist evangelisch; nach dem Stand vom 31.12.2012 gehörten 5.089 Personen zur evangelischen Kirche und 1.354 zur katholischen. 2.408 Personen zählten sich sonstigen Konfessionen zu.

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Bevölkerungsdichte 31.12.2018

Bei der Gesamtgemarkungsfläche von 5.821,7 ha und der Einwohnerzahl (ohne Nebenwohnsitze) von 8.596 ergibt sich für die Gemeinde Reichelsheim eine Dichte von 1,48 Einwohnern pro ha, das entspricht 148 Einwohnern pro Quadratkilometer. Im Vergleich dazu lag der Schnitt im gesamten Odenwaldkreis zu diesem Zeitpunkt bei 155 Einwohnern pro Quadratkilometer.

7.4 Bevölkerungsprognose

7.4.1 Prognose des Statistischen Landesamtes

Nach den Berechnungen der HA Hessen Agentur GmbH – eine Dienstleistungs- gesellschaft und 100 prozentige Tochter des Landes – wird die Bevölkerung in Hessen zwischen 2010 und 2030 um 2,6% abnehmen. Während im selben Zeitraum im Regierungsbezirk Darmstadt ein Anstieg der Bevölkerung um ein Prozent angenommen wird, sollen im Odenwaldkreis (-6,2%) und in der Gemeinde Reichelsheim (-10,9%) ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen sein.

Das Hessische statistische Landesamt gibt den Bevölkerungsstand vom 31.12.2016 (fußend auf der Grundlage des Zensus 2011) für Reichelsheim mit 8.570 EW an, was einem Rückgang um annähernd 3,3 % und damit der Prognose entspricht.

Bezüglich des Altersaufbaus in der Gemeinde erwartet die Hessen Agentur für das Jahr 2030 einen Anstieg der über 60 Jährigen auf 41,7 % (vgl. 2009: 26,1%). In Folge dessen stiege das Durchschnittsalter in derselben Zeit von 44,1 auf 49,7. Sowohl das Durchschnittsalter als auch der Anteil der über 60 Jährigen wird in der Gemeinde höher geschätzt als im Odenwaldkreis, Hessen und im Regierungsbezirk Darmstadt (in absteigender Reihenfolge).

7.4.2 Aktuelle Bevölkerungsentwicklung Reichelsheim

Bis zum Jahr 2014 mit einer Einwohnerzahl von 8.833 ging diese kontinuierlich zurück, seitdem beobachtet die Gemeinde eine Stagnation bzw. sogar einen moderaten Anstieg der Einwohnerzahlen. Am 31.12.2018 zählte die Gemeinde 8.893 Einwohner, was einen Anstieg um 60 Einwohner in vier Jahren entspricht.

Gleichzeitig registrierte die Gemeinde eine zunehmende Nachfrage nach Wohnungen und Grundstücken. Diese Entwicklung lässt sich auch in anderen Gemeinden ähnlicher Größenordnung beobachten, seit die Preise für Mieten und Immobilien in vielen städtischen Bereichen stark angestiegen sind.

Die Gemeinde will daher für eine maßvolle und bedarfsorientierte Siedlungs- entwicklung Vorsorge treffen und entsprechende kleine Erweiterungsflächen für alle Ortsteile vorhalten:

 Der Wohnflächenbedarf pro Person wird noch ansteigen (größere Wohnungen).

 Der Trend zu Single-Haushalten und solchen mit allein erziehenden Müttern oder Vätern wird sich fortsetzen (zusätzliche Wohnungen).

 Die vorhandenen Baulücken werden von den Grundstücksbesitzern teilweise nicht auf dem freien Markt zur Verfügung gestellt.

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Die Gemeinde Reichelsheim wird auch weiterhin dafür Sorge tragen, ihre gute Infrastruktur und damit ihre Funktion als Wohngemeinde in attraktiver Landschaft zu erhalten.

Der Regionalplan Südhessen 2010 geht bis zum Jahr 2020 von einem Bedarf an Wohnsiedlungsfläche von maximal 12 ha aus.

Quelle: http://www.hessen-gemeindelexikon.de/?detail=437013&b1=R

8 GEPLANTE SIEDLUNGSENTWICKLUNG

8.1 Allgemeine Änderungspunkte gegenüber dem wirksamen Flächennutzungsplan

• Die zur Rechtskraft gelangten Bebauungspläne und Satzungen werden auf- genommen und als Bestand dargestellt.

• Die Bauflächen wurden im Rahmen einer Bestandsaufnahme auf ihre Nutzung hin überprüft. Nutzungsänderungen werden in der Darstellung der Bauflächen berück- sichtigt.

• Mit Genehmigung errichtete Gebäude werden als Bestand aufgenommen. Somit werden einige, bisher als Planung dargestellte Flächen jetzt als Bestand dar- gestellt.

• Die Abgrenzungen zum Außenbereich werden entsprechend den inzwischen errichteten Gebäuden korrigiert.

• Bei der Darstellung der Bauflächen wird zwischen bestehenden Bauflächen (einschließlich noch nicht bebauter Bereiche, für die ein rechtskräftiger Bebauungsplan vorhanden ist) und geplanten Bauflächen differenziert, bei den geplanten Bauflächen wird die Farbe als Randsignatur verwendet.

• Einige im alten Plan dargestellte Erweiterungsflächen entfallen komplett oder teilweise, da gegen diese Flächen während der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange mit dem Vorentwurf im Jahr 1991 große Bedenken insbesondere von den Naturschutzbehörden geäußert worden waren:

- Reichelsheim: Wohnbaufläche in der Mergbachaue im Westen der Ortslage (teilweise) Wohnbaufläche nördlich der Beerfurther Straße Gemischte Baufläche „Am großen Stein“, Teil Ost - Beerfurth Wohnbaufläche „Am Schafacker“, Teil Ost Wohnbaufläche „Am Burgweg“, Teil Nordost - Ober Kainsbach Wohnbaufläche „In der Fürthwiese“, Teil Nord - Ober-Ostern Wohnbaufläche nördlich der vorhandenen Bebauung „Roseneck“

• Im Bestand werden die Planzeichen von öffentlichen Einrichtungen entsprechend dem Stand korrigiert und ergänzt.

• Im Bestand werden die Abgrenzungen sowie die Planzeichen für die Zweck- bestimmung der Grünflächen korrigiert und nach dem neuesten Stand ergänzt.

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• Die nachrichtlichen Übernahmen werden korrigiert und ergänzt wie z.B. elektrische Freileitungen, Trafo-Stationen, Wasserhochbehälter, Wald-Feld-Grenze und Wasserschutzgebiete.

• Darüber hinaus werden die Darstellungen von Schutzgebieten und -objekten nach Naturschutz- und EU-Recht, sowie festgesetzte Ausgleichs- und Kompensations- flächen dargestellt soweit die Daten den Planbearbeitern von der Gemeinde zugänglich gemacht wurden3.

8.2 Rechtskräftige Bebauungspläne und Satzungen

Eine Vielzahl von Bebauungsplänen sind seit Wirksamkeit des Flächennutzungsplans im Jahr 1977 zur Rechtskraft gelangt, die im Folgenden aufgelistet werden. Um einen vollständigen Überblick zu geben, sind auch diejenigen Bebauungspläne aufgeführt, die bereits vor 1977 rechtskräftig wurden und im wirksamen Flächennutzungsplan Berücksichtigung gefunden hatten:

Tab. 8 Rechtskräftige Bebauungspläne und Satzungen

NAME INKRAFTTRETEN ÄNDERUNGEN

Reichelsheim Kerngemeinde Krautweg, Jahnstraße, etc. 27.12.1951 keine Eberbacher Weg 01.03.1957 keine Alter Weg und Sonnenberg (Nr. 2) 24.10.1962 keine Scheffelerstr., Gutleutstr. Etc. 24.10.1962 1. An der Eberbach (Nr. 3) 04.08.1963 1. und 2. An der Bezenbach (Nr. 5) 24.11.1965 1., 2. Und 4. Reichenberger Straße (Nr. 7) 26.08.1968 keine Am großen Stein (RH-23) 17.02.1970 keine Zwischen Krautweg und Am Sonnenberg (Nr. 9) 10.06.1972 1. bis 3. Unterhalb der Gesamtschule (Nr. 11) 20.07.1973 keine Mergbach (RH-14) 10.06.1975 1. bis 3. An der Eberbach (RH-13) 20.03.1978 1. und 2. In der Stried (RH-19) 01.04.1978 1. bis 4. Steinbuckel (RH-18) 01.04.1978 keine Beerfurther Straße (RH-20) 17.03.1979 keine Sportplatz (RH-24) 21.12.1985 keine Hofweg (SRH-37) 04.04.1992 1. Ortsmitte (SRH-35) 18.03.1994 1. Mergbach II (SRH-38) 24.05.1996 keine

3 Die Gemeinde Reichelsheim erstellt derzeit (2019) eine Datengrundlage aller Flächen zur Einpflegung in das „NATUREG“ (NATUrschutzREGister Hessen), dem behördlich verwendeten Naturschutzinformationssystem des Landes Hessen

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Am Schlossberg (Nr. 93/98) 12.12.2000 Keine Zwischen Laudenauer Fahr- und Fußweg (Nr. 12.12.2000 keine 82/98) Am Gänsberg (Nr. 91/98) 12.12.2000 1. Am Sonnenberg 12.06.2009 keine Zum Schlossblick 08.12.2017 keine Beerfurth Ortskern und Schafacker (Nr. 1) 05.12.1968 keine Am Burgweg 11.09.1975 keine Kirchstraße (RH-3) 29.12.1975 keine In der Mainsbach (RH-4) 11.06.1977 1. und 2. Sägewerk (RH-17) 03.02.1979 keine Krautacker, Bodenacker (RH-7) 16.02.1980 keine Siegfriedstraße (SRH-30) 21.05.1988 keine Crumbacher Straße (SRH-36) 04.12.1999 1. und 2. Bockenrod (keine rechtskräftigen Bebauungspläne) Eberbach (keine rechtskräftigen Bebauungspläne) Erzbach Der Hinterklingen (RH-15) 03.02.1979 keine Frohnhofen (keine rechtskräftigen Bebauungspläne) Gersprenz (keine rechtskräftigen Bebauungspläne) Gumpen Am Straßenacker (RH-2) 31.01.1976 keine Klein-Gumpen Am obersten Langacker (Nr. 3) 06.10.1970 keine Auf der Höhe am Sandbuckel (Nr. 10b) 16.11.1974 1. und 2. Laudenau (keine rechtskräftigen Bebauungspläne) Ober-Kainsbach Am untersten Tannenberg 10.11.1965 keine In der Fürthwiese 17.02.1970 keine Am Viertelsberg 27.08.1970 keine Fuchsstein 04.07.2006 keine Ober-Ostern Erzbacher Weg (SRH-31) 23.05.1997 keine

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Unter-Ostern Freizeitdorf Ostertal (Nr. 12) 17.09.1974 keine Am Dachsbergweg (RH-21) 23.06.1979 keine Unter-Ostern / Mitte 29.06.2018 keine Rohrbach (keine rechtskräftigen Bebauungspläne)

Die folgenden Ergänzungssatzungen (Abrundungssatzungen) wurden zur Rechtskraft gebracht:

Abrundungssatzung Bockenrod, 15.07.1983 Abrundungssatzung Gumpen, 04.09.1995 Abrundungssatzung Gersprenz, 04.07.1990 Abrundungssatzung Heinrichstraße, Gersprenz, 16.06.2003 Ergänzungssatzung Quellenstraße, Gersprenz, 05.02.2003 Ergänzungssatzung Schwimmbadstraße, Reichelsheim, 10.03.2005 Ergänzungssatzung Roseneck, Ober-Ostern, 28.11.2014

8.3 Leitlinien für die Planung

Die Grundsätze für die städtebauliche Entwicklung und damit für die Bauleitplanung sind in § 1 Abs. 5 BauGB formuliert. Vor Aufstellung des Regionalplans 2010 wurde für die Region Südhessen ein Leitbild erarbeitet und beschlossen, in dem sich alle Kommunen auf die Ziele der Region bis zum Jahr 2020 verständigten. Dieses Leitbild ist die Grundlage für die regionale Planung in Südhessen. Danach ist das Ziel der Standortverbesserung mit dem Ziel einer nachhaltigen Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen zu verbinden: „Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die soziale Verantwortung sind miteinander in Einklang zu bringen“.

Daraus leiten sich auch die städtebaulichen Entwicklungsziele für die Gemeinde Reichelsheim ab:

• Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen • Sparsamer Umgang mit Grund und Boden • Begrenzung des Flächenverbrauchs und Schutz der Böden mit hohem und sehr hohem Erfüllungsgrad der Bodenfunktionen • Schließung von innerörtlichen Baulücken • Erhaltung der historisch gewachsenen Siedlungsstrukturen • Erhaltung der dörflichen Strukturen • Bedarfsgerechte Bereitstellung neuer Wohnbauflächen • Erhaltung und bedarfsgerechter Ausbau vorhandener Infrastruktureinrichtungen • Ermöglichen einer moderaten Eigenentwicklung der Ortsteile zur Deckung des Eigenbedarfs • Schaffung eines durchgängigen Grünsystems innerhalb der Siedlungsflächen durch Pflege, Entwicklung und Ergänzung ökologisch wichtiger Landschafts- bestandteile • Maßvolle Erweiterung der Gewerbeflächen zur Sicherung der örtlichen Gewerbe- betriebe und von Arbeitsplätzen

Bei der verbindlichen Bauleitplanung sind daher für alle Erweiterungsgebiete die folgenden Ziele zu beachten und durch entsprechende Festsetzungen und Empfehlungen umzusetzen:

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• Anpassung der Bauweise an das Landschafts- und Ortsbild • Einbindung neuer Siedlungsflächen in die Landschaft • Weitgehende Sicherung vorhandener Landschaftsstrukturen • Durchgrünung der neuen Siedlungsbereiche mit standortgerechten Laubgehölzen • In Absprache mit der Wasserbehörde des Odenwaldkreises soweit zulässig: Versickerung des nicht verunreinigten Niederschlagswassers durch geringen Ver- siegelungsgrad und Verwendung wasserdurchlässiger Materialien • Auffangen des nicht verunreinigten Niederschlagswassers und Wiederverwertung oder Einleitung in Gewässer • Bei den Trinkwasserschutzgebieten Beachtung der Schutzgebietsverordnungen • Freihaltung eines ausreichenden Uferbereichs von jeglicher Bebauung • Freihaltung der Überschwemmungsgebiete von jeglicher Bebauung. Bebauung nur in begründeten Einzelfällen unter Beachtung der gesetzlichen Grundlagen (z.B. Wasserhaushaltsgesetz, Hessisches Wassergesetz) zulässig • Energiesparende Bauweise • Nutzung regenerativer Energien • Schonender Einsatz von Licht und Beleuchtung Zur Vermeidung von schädlichen Blaulicht-Emissionen und unnötigen Blend- wirkungen, sowie negativen Auswirkungen auf die Fauna sollen in Neubauge- bieten nur noch blaulicht-arme, warm-weiße oder besser, amber-LED-Leuchten verwendet und ausschließlich Full-Cut-Off-Leuchten eingesetzt werden. Das sollte auch für Umrüstungen gelten. • Flächensparendes Bauen

Werden naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen außerhalb des Geltungs- bereichs von Bebauungsplänen/Satzungen erforderlich, sollen diese nach Möglichkeit ohne Beanspruchung landwirtschaftlicher Flächen umgesetzt werden. Die agrarstruk- turellen Belange sind zu beachten.

8.4 Geplante Erweiterungsflächen

Die von der Gemeinde geplanten Erweiterungsflächen sind im Plan mit der entsprechenden Gebietsfarbe umrandet und mit Nummern (Anfangsbuchstaben der Ortsteile mit fortlaufender Ziffer für den jeweiligen Ortsteil) gekennzeichnet, so dass eine eindeutige Darstellung und Zuordnung gegeben ist.

In den folgenden Tabellen sind die bei den geplanten Erweiterungsflächen zu berück- sichtigenden Darstellungen aus vorgegebenen Planungen aufgeführt:

• Regionalplan Südhessen 2010 • Rechtswirksamer Flächennutzungsplan der Gemeinde aus dem Jahr 1977 • Darstellung im kommunalen Landschaftsplan (Biotop- und Nutzungstypen/ Bestand)

Der Regionalplan 2010 kann über die Homepage des Regierungspräsidiums Darmstadt eingesehen werden, ausgedruckt liegt er im M. 1:100.000 vor. Der Plan stellt im Wesentlichen die zusammenhängenden bebauten Bereiche der Ortslagen dar. Angrenzende, locker bebaute Flächen werden im Regionalplan nicht und kleinere Ortsteile wie z.B. Gumpen, Rohrbach und Erzbach mit gar keiner Baufläche dargestellt. Die Bewertung der kleinen Erweiterungsflächen muss sich daher auf der Ebene der Bauleitplanung nach dem tatsächlich vorhandenen Bestand richten.

Das Ergebnis des Umweltberichts wird als kurz gefasste Bewertung übernommen.

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Das Ergebnis der Abwägung der bei den Beteiligungen gemäß § 3 (1) und 4 (1) BauGB sowie gemäß § 3 (2) und 4 (2) BauGB eingegangenen Stellungnahmen wurde jeweils nach Beschlussfassung in Plan und Begründung übernommen.

Zur Nachvollziehbarkeit der Abwägung werden im Umweltbericht unter Punkt 2.3 (Prognose der Umweltauswirkungen der im Plan dargestellten Planungen) die im Verfahren vorgenommen Änderungen dokumentiert, indem die entsprechenden Darstellungen des Vorentwurfs (2013) und des 1. (2018) und 2. Entwurfs (2019) nebeneinandergestellt sind und mit dem entsprechenden Ausschnitt des Bestandsplans zum Landschaftsplan verglichen werden können. Darüber hinaus werden in der Spalte Konfliktpotential die in der Abwägung vorgebrachten Argumente aufgenommen, bzw. dargestellt, inwieweit der Bewertung der Umweltprüfung gefolgt wurde.

Die während des Verfahrens entfallenen oder inzwischen zur Rechtskraft gelangten Erweiterungsflächen werden in der folgenden Tabelle kursiv und in kleinerer Schriftgröße dargestellt. Änderungen der Bauflächen werden in der Überschrift kursiv vermerkt (…reduziert / erweitert nach der Beteiligung…)

8.4.1 Kerngemeinde Reichelsheim

R1 An der Bezenbach nach Beteiligung gem. § 4 (1) und (2) BauGB reduziert Darstellung Geplante Wohnbaufläche Flächengröße 0,8 ha (im Vorentwurf 2,05 ha, im 1. Entwurf 1,49 ha) Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen Flächennutzungsplan 77 Fläche für die Landwirtschaft Landschaftsplan Grünland, im nordwestlichen Randbereich Acker, im Norden Obstbaumgruppe, im Süden Obstbaumreihe

Bewertung Umweltbericht

 Erweiterung der Bebauung am nordwestlichen Siedlungsrand  Derzeit weitgehend gut eingebundener Siedlungsbereich  Angrenzender Landschaftsbereich mit hoher Wertigkeit für den Biotop- und Artenschutz  Veränderung des Landschaftsbildes  Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen  Faunistisches Gutachten und Artenschutzprüfung entsprechend § 44 (1) BNatSchG erforderlich

Geringes Konfliktpotential infolge der weiteren Reduzierung im Süden und bei landschaftsgerechter Einbindung des Siedlungsrands

Dem Vorschlag im Umweltbericht wurde gefolgt.

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Abwägung

Der Empfehlung der Umweltprüfung wird gefolgt:

Die geplante Erweiterungsfläche wurde um die südlich der Verlängerung der Ziegelhütten- straße liegende Fläche reduziert. Die geplante Wohnbaufläche kann später über eine Verbindungsstraße zwischen den dafür seit langem vorgesehenen Offenhaltungen von der Straße Bezenbach und der Eberbacher Straße aus erschlossen werden. Die Reduzierung auf eine Bauzeile und damit einseitiger Bebauung der erforderlichen Erschließungsstraße wäre ebenso unwirtschaftlich wie der Verzicht auf die Anbindung an die vorhandene Offenhaltung. Der erforderliche Ausgleich sollte möglichst nicht durch die Inanspruchnahme landwirt- schaftlicher Flächen erfolgen.

R2 Am großen Stein als BP „Zum Schlossblick“ rechtskräftig seit 08.12.2017

Nachdem in der Abwägung beschlossen worden war, die Erweiterungsfläche nicht zu reduzieren, wurde das bereits begonnene Aufstellungsverfahren für den Bebauungsplan „Zum Schlossblick“ fortgeführt und am 31.05.2017 als Satzung beschlossen. Da konkrete und eilige Bauwünsche für diesen Bereich vorlagen, wurde eine 6. Änderung des Flächennutzungsplans für den Bereich des Bebauungsplans durchgeführt, die mit Verfügung vom 29.11.2017 vom Regierungspräsidium Darmstadt genehmigt und durch öffentliche Bekanntmachung am 08.12.2017 rechtswirksam wurde. In derselben Ausgabe des Amtsblattes wurde der Bebauungsplan bekannt gemacht und erhielt somit ebenfalls am 08.12.2017 Rechtskraft.

R3 Hofweg II nach Beteiligung gem. § 4 (1) BauGB entfallen

Diese mit 5,68 ha größte geplante Baufläche wurde in seiner Ausdehnung aus dem Regionalplan Südhessen übernommen, in dem das Gebiet als „Vorranggebiet Siedlung Planung“ dargestellt ist. Während eines Behördentermins im Rathaus der Gemeinde Reichelsheim am 13.08.2014 wurden die Rahmenbedingungen für dieses Gebiet diskutiert, wobei sich die Genehmigungsfähigkeit eines Bauleitplans als fragwürdig erwies:

Neben der Größe des Geländes (bei stagnierender Bevölkerungsentwicklung), den Schwierigkeiten einer inneren Erschließung am Hang und damit der Bildung von Erschließungsabschnitten sowie der hochwertigen Böden für die Landwirtschaft und der Bedeutung für das Landschaftsbild ist es insbesondere die äußere Erschließung des Gebiets mit Verbindung zur B 38, die aufgrund von naturschutz- und wasserrechtlichen Belangen zu einer nicht genehmigungsfähigen Planung führt. Sowohl über den Hofweg als auch über die Beerfurther Straße würde der Verkehr den alten Ortskern überlasten. Eine Querung des Mergbachs wurde jedoch bereits bei Genehmigung des Bebauungsplans „Hofweg“ im Jahr 1992 vom Regierungspräsidium Darmstadt ausgeschlossen. Die vorhandene Brücke am Frohnhof wäre zur Aufnahme des Verkehrs nicht geeignet (zu schmal, statische Auslegung für hohe Belastung -Baustellenverkehr- fehlt), ferner müsste der Hofweg im Talverlauf ausgebaut werden – auch hierfür ist eine Genehmigungsfähigkeit nicht gegeben.

Die Gemeinde verzichtet daher auf die Erweiterung „Hofweg II“ zugunsten der kleineren und besser erschließbaren geplanten Erweiterungsflächen, die Arrondierungen der vorhandenen Bebauung darstellen. Damit wurde der Empfehlung der Umweltprüfung gefolgt.

R4 In der Aue nach Beteiligung gem. § 4 (1) BauGB entfallen

Dem Vorschlag im Umweltbericht wurde gefolgt: Die Fläche entfällt aufgrund des Restbestands einer alten Streuobstwiese.

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8.4.2 Ortsteil Beerfurth

B1 Am Schafacker entfallen

Die Fläche entfiel bereits vor der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange wegen der Gefahr von Hangwasser, einer einseitigen und damit teuren Erschließung sowie wegen einer Streuobstwiese (geschützter Biotop).

B2 Zwischen Pfalzstraße und Schwimmbadstraße reduziert nach Beteiligung gem. § 4 (2) BauGB auf 2 Teilabschnitte: B 2.1 Schwimmbadstraße und B 2.2 Pfalzstraße Darstellung Geplante Wohnbaufläche Flächengröße B 2.1 Schwimmbadstraße 0,12 ha B 2.2 Pfalzstraße 0,62 ha (im Vorentwurf und 1. Entwurf 1,98 ha) Regionalplan 2010 tlw. Vorranggebiet und tlw. Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen Flächennutzungsplan 77 B 2.2 Öffentliche Grünfläche (Sportplatz) B 2.1 Gemischte Baufläche Landschaftsplan Grünland, Einzelgehölze

Bewertung Umweltbericht

 Bebauung zweier randlicher „Baulücken“ (Privates Grün, Wiese)

Geringes Konfliktpotential durch Ausklammerung des ursprünglich mit überplanten Kernbereichs mit hoher ökologischer Bedeutung

Abwägung

Der Empfehlung der Umweltprüfung wird gefolgt:

Da die Bauwünsche von Kindern der Eigentümer des ökologisch wertvollen Innenbereichs zwischenzeitlich nicht mehr vordringlich sind, wird dieser Bereich als geplante Baufläche ausgeklammert. Es bleiben zwei Teilbereiche: Der nördliche Teilbereich liegt direkt an der Schwimmbadstraße und ergänzt die vorhandene Bebauung, der südliche Teil grenzt rückwärtig an die vorhandene Bebauung an der Pfalzstraße an und ist über die vorhandene Offenhaltung von der Pfalzstraße aus erschlossen.

Aufgrund der unmittelbaren Nähe des Sport-, Kindergarten- und Schwimmbadgeländes ist im Rahmen einer verbindlichen Bauleitplanung eine immissionsschutzrechtliche Verträglich- keitsprüfung erforderlich.

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B3 Erweiterung Kelterei Krämer Darstellung Geplante gewerbliche Baufläche Flächengröße 1,72 ha Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen, Vorranggebiet Natur und Landschaft, Vorbehaltsgebiet für den Grundwasserschutz Flächennutzungsplan 77 Fläche für die Landwirtschaft Landschaftsplan Feuchtwiese, Grünland extensiv, Streuobstwiese, Intensivacker, Grünland intensiv, einzelne Obstbäume

Bewertung Umweltbericht

 Erweiterung eines Gewerbebetriebs im Norden der Ortslage auf der Westseite der Gersprenz  Gebiet mit hoher Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz (zusammenhängende Streuobstkomplexe, im Süden angrenzend an den Betrieb kleiner Bachlauf, Feuchtwiese, Ausgleichsfläche)  Veränderung des Landschaftsbildes  Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen  Faunistisches Gutachten und Artenschutzprüfung entsprechend § 44 (1) BNatSchG erforderlich  Eingriff in einen naturschutzrechtlich geschützten Lebensraum und zusammenhängenden Streuobstkomplexes

 Hohes Konfliktpotential Alternativenprüfung erforderlich

B3 Erweiterung Kelterei Krämer bereichsbezogene Flächennutzungsplanänderung rechtswirksam seit 29.11.2019

Das Gebiet wurde nach der Beteiligung gemäß § 4 (1) BauGB im Flächennutzungsplan nicht mehr als Erweiterungsfläche für die Kelterei dargestellt, obwohl die Betriebserweiterung nach wie vor dringend erforderlich und der Betrieb für den Odenwald mit seinen zahlreichen Streuobstwiesen und dem damit anfallenden Obst unverzichtbar ist. In enger Absprache mit den Behörden und der Gemeinde wurde nach einer Lösung gesucht, wobei auch alternative Flächen geprüft wurden. Da keine Alternative in der Gesamtgemarkung Reichelsheim gefunden wurde, ließ der Eigentümer Gutachten erstellen, um eine Genehmigungsfähigkeit der Erweiterung in Beerfurth zu prüfen. Da der Zwischenbericht für den Eingriffsbereich „Ökologische Erfassung und Artenschutzfachbeitrag“ (PGNU, Planungsgruppe Natur & Umwelt, Frankfurt/M., Stand 30.09.2015) in seinem Fazit feststellte, dass aus Sicht des § 44 BNatSchG dem Vorhaben nach dem jetzigen Kenntnisstand keine unüber- windlichen Hindernisse entgegenstehen, da der direkte Eingriffsbereich der Erweiterungsfläche im Gegensatz zum angrenzenden Landschaftsraum von nicht vergleichbarer Bedeutung für den Natur- haushalt ist.

Weiterhin wurden eine Baugrund-Voruntersuchung, eine fachgutachterliche Stellungnahme zu den lokalklimatischen Auswirkungen der Planung und eine Schallimmissionsprognose eingeholt sowie wegen der erforderlichen Gersprenzquerung die Belastbarkeit der vorhandenen Brücke geprüft und ein Gutachten zur Wasserfauna erstellt.

Anschließend wurde eine bereichsbezogene Flächennutzungsplanänderung durchgeführt, die am 29. November 2019 Rechtswirksamkeit erlangte. Zurzeit wird das Verfahren zur Aufstellung eines Vorhabenbezogenen Bebauungsplans durchgeführt.

Die Flächennutzungsplanänderung für den Bereich der Kelterei ist nachrichtlich in den Flächennutzungsplan aufgenommen.

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B4 Am Blaudelacker entfällt nach Beteiligung gem. § 4 (2) BauGB B4 Blaudelacker, Finkenweg neu aufgenommen nördlich der entfallenen Fläche Darstellung Geplante Wohnbaufläche Flächengröße 0,32 ha (im 1. Entwurf weiter südlich 0,25 ha) Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen, Vorbehaltsgebiet für den Grundwasserschutz Flächennutzungsplan 77 Fläche für die Landwirtschaft Landschaftsplan Acker, kleinflächig Grünland, einzelne Obstbäume, randlich Streuobst

Bewertung Umweltbericht

Geringes Konfliktpotential Aufgrund der Verlagerung der Fläche nach Norden angrenzend an die vorhandene Bebau- ung im Norden und Osten wird bei Sicherung möglicher betroffener, erhaltenswerter Obst- bäume die Planung hinsichtlich des Konfliktpotentials als gering eingestuft. Der Empfehlung der Umweltprüfung wird damit gefolgt.

Abwägung

Der Empfehlung der Umweltprüfung wird gefolgt:

Die als Riegel zwischen geschützten Lebensräumen liegende geplante Fläche entfällt. Durch die Verlagerung der Fläche nach Norden stellt sie eine geringe Erweiterung der im Osten und Norden vorhandenen Bebauung dar. Die Erschließung ist über den Finkenweg gesi- chert, sie kann über die vorhandene Stichstraße erfolgen und an die bereits liegenden Anschlüsse für Wasser, Kanal und Strom angebunden werden. Der finanzielle Aufwand für die Gemeinde bleibt dadurch überschaubar. Die Fläche liegt im Wasserschutzgebiet der Zone III des mit Verordnung vom 13. Juli 1982 festgesetzten Wasserschutzgebiets, bei Aufstellung eines Bebauungsplans ist die entsprechende Schutzgebietsverordnung zu beachten. Auf der Ebene einer verbindlichen Bauleitplanung soll geregelt werden, dass nicht in die angrenzende Streuobstwiese eingegriffen werden darf. Auch sind die landwirtschaftlichen Belange zu berücksichtigen; eine landschaftsgerechte Eingrünung ist festzusetzen. Der erforderliche Ausgleich sollte möglichst nicht durch die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen erfolgen

8.4.3 Ortsteil Bockenrod

Bo Am Lackenberg nach Beteiligung gem. § 4 (2) BauGB erweitert Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 1,07 ha (im Vorentwurf und 1. Entwurf 0,58 ha) Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen Flächennutzungsplan 77 Fläche für die Landwirtschaft Landschaftsplan Grünland, Acker, einzelne Obstbäume Bewertung Umweltbericht

Geringes Konfliktpotential Die vorgesehene Fläche wird nach Südosten erweitert, damit wird eine zweizeilige Bebauung ermöglicht. Trotz Inanspruchnahme weiterer landwirtschaftlicher Flächen mit zum Teil hohem Ertragspotential wird die Erweiterung als nachhaltige Entwicklung eingestuft, die damit eine Flächeninanspruchnahme an anderer sensiblerer Stelle ausschließt

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Abwägung

Die Fläche wird nach Osten erweitert, um eine beidseitige Bebauung zu ermöglichen und damit die Erschließungskosten pro Grundstück zu senken. Von Vorteil ist die schnelle Erreichbarkeit des überörtlichen Verkehrs (B 38). Die Fläche lässt sich problemlos in Bauabschnitte unterteilen Bei der verbindlichen Bauleitplanung erfolgt die Festsetzung einer Eingrünung zur freien Landschaft.

8.4.4 Ortsteil Eberbach

Der Ortsteil bleibt im Außenbereich, es werden keine Bauflächen dargestellt. Erweiterungen werden nach § 35 BauGB beurteilt, wobei landwirtschaftliche Betriebe privilegiert sind.

8.4.5 Ortsteil Erzbach

Siedlungserweiterungen sind innerhalb der bebauten Ortslage zulässig (Baulücken).

8.4.6 Ortsteil Frohnhofen

Der Ortsteil bleibt im Außenbereich, es werden keine Bauflächen dargestellt. Erweiterungen werden nach § 35 BauGB beurteilt, wobei landwirtschaftliche Betriebe privilegiert sind.

8.4.7 Ortsteil Gersprenz

Gs (vorher Ge) Zwischen Hohlweg und Heinrichstraße nach Beteiligung gem. § 4 (2) BauGB erweitert Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 1,73 ha (im Vorentwurf und 1. Entwurf 1,37 ha) Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen, tlw. (Süd) Vorranggebiet für Natur und Landschaft Flächennutzungsplan 77 Fläche für die Landwirtschaft Landschaftsplan Grünland, Obstbaumreihen, Acker

Bewertung Umweltbericht

 Schließung der Fläche zwischen der vorhandenen Bebauung im Norden und Süden auf der Ostseite der B38  Vorbelastung durch Bundesstraße  Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche, Böden mit sehr hohem Ertragspotential  Faunistisches Gutachten und Artenschutzprüfung entsprechend § 44 (1) BNatSchG erforderlich (Obstbaumreihen)  Landschaftstypische Einbindung in die Landschaft erforderlich

Mittleres Konfliktpotential

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Abwägung

Die Fläche wird nach Osten erweitert, um eine beidseitige Bebauung zu ermöglichen und damit die Erschließungskosten pro Grundstück zu senken. Von Vorteil ist die schnelle Erreichbarkeit des überörtlichen Verkehrs (B 38). Die Fläche lässt sich problemlos in Bauabschnitte unterteilen. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zu einem landwirtschaftlichen Betrieb ist bei einem späteren Bauleitplanverfahren eine immissonsschutzrechtliche Klärung erforderlich.

8.4.8 Ortsteil Gumpen

G Lindenfelser Weg Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 0,3 ha (im Vorentwurf und 1. Entwurf 0,5 ha) Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, tlw. Vorbehaltsgebiet für vorbeugenden Hochwasserschutz Flächennutzungsplan 77 Fläche für die Landwirtschaft Landschaftsplan Grünland

Bewertung Umweltbericht

Geringes Konfliktpotential Aufgrund der Reduzierung auf die östliche Fläche, womit dem Vorschlage der Umweltprüfung gefolgt wird.

Abwägung

Dem Vorschlag im Umweltbericht wurde teilweise gefolgt: Da hier konkreter Eigenbedarf besteht, wird die Flächendarstellung nur zum Teil reduziert, zumal da die Erschließung einschließlich Kanal und Wasserleitung vorhanden ist.

Aufgrund der Nähe zu landwirtschaftlichen Nutzungen ist bei einem späteren Bauleitplan- verfahren eine immissonsschutzrechtliche Klärung erforderlich.

8.4.9 Ortsteil Klein-Gumpen

KG1 Langacker II nach Beteiligung gem. § 4 (2) BauGB erweitert Darstellung Geplante Wohnbaufläche Flächengröße 1,12 ha (im Vorentwurf und 1. Entwurf: 0,36 ha) Regionalplan 2010 tlw. Vorbehaltsgebiet, tlw. Vorranggebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen, Vorbehaltsgebiet für den Grundwasserschutz Flächennutzungsplan 77 Fläche für die Landwirtschaft Landschaftsplan Intensivacker

Bewertung Umweltbericht

Geringes Konfliktpotential Obwohl die Fläche durch Inanspruchnahme der gesamten Ackerparzellen vergrößert wird, wird die Erweiterung als nachhaltige, landschaftsverträgliche Siedlungsentwicklung einge- stuft. Die ursprüngliche Flächeninanspruchnahme hätte die Bewirtschaftung der verbliebe- nen Ackerfläche stark erschwert und damit unwirtschaftlich gemacht.

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Begründung 81

Abwägung Aufgrund des geringen Konfliktpotentials und der Nachfrage nach Bauplätzen sowie der schnellen Erreichbarkeit von Reichelsheim und der B38/45 wird die geplante Fläche vergrößert. Die Fläche liegt im Wasserschutzgebiet der Zone III des mit Verordnung vom 13. Juli 1982 festgesetzten Wasserschutzgebiets, bei Aufstellung eines Bebauungsplans ist die entsprechende Schutzgebietsverordnung zu beachten. Auf der Ebene einer verbindlichen Bauleitplanung sind die landwirtschaftlichen Belange zu berücksichtigen; eine landschaftsgerechte Eingrünung ist festzusetzen. Der erforderliche Ausgleich sollte möglichst durch die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen erfolgen.

KG2 Mühlstraße Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 0,16 ha Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen, Vorbehaltsgebiet für den Grundwasserschutz, Vorbehaltsgebiet für den vorbeugenden Hochwasserschutz Flächennutzungsplan 77 Fläche für die Landwirtschaft Landschaftsplan Grünland

Bewertung Umweltbericht

 Im Bereich des vorgesehen Erweiterungsbereich befinden sich derzeit noch zahleiche unbebaute Grundstücke, z.B. nördlich und östlich, die vorrangig in Anspruch zu nehmen sind (vgl. Bestand Landschaftsplan)

Mittleres Konfliktpotential Aufgrund der vorhandenen Baulücken wird die Aufgabe der Planungsabsicht empfohlen

Abwägung

Die Fläche liegt im Wasserschutzgebiet der Zone III des mit Verordnung vom 13. Juli 1982 festgesetzten Wasserschutzgebiets, bei Aufstellung eines Bebauungsplans ist die entsprechende Schutzgebietsverordnung zu beachten. Aufgrund der Nähe eines Futtersilos ist bei einer verbindlichen Bauleitplanung eine immissionsschutzrechtliche Klärung erforderlich.

Die kleine Fläche soll im Interesse des hier ansässigen Betriebs im Plan verbleiben, damit eine betriebliche Erweiterung möglich ist.

8.4.10 Ortsteil Laudenau

L1 An der Freiheit nach Beteiligung gem. § 4 (1) BauGB reduziert Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 0,35 ha (im Vorentwurf 0,5 ha) Regionalplan 2010 Vorranggebiet für Landwirtschaft Flächennutzungsplan 77 Fläche für die Landwirtschaft Landschaftsplan Grünland, Acker, einzelne Obstbäume

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Begründung 82

Bewertung Umweltbericht

 Arrondierung des Siedlungsbereich durch Schließung der Restfläche zwischen Erschließung und vorhandener Bebauung  Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche  Faunistisches Gutachten und Artenschutzprüfung entsprechend § 44 (1) BNatSchG evtl. erforderlich (Obstbäume)

Geringes Konfliktpotential

Abwägung

Dem Vorschlag im Umweltbericht wurde nach der 1. Trägerbeteiligung gefolgt: Die Streuobstwiese, die als Ausgleichsfläche festsetzt ist wurde aus der Überplanung genommen

Eine weitere Reduzierung soll nicht stattfinden, da auch hier eine kleine Erweiterungsmög- lichkeit gegeben sein soll.

L2 An der Winterkastener Straße nach Beteiligung gem. § 4 (1) BauGB reduziert Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 0,16 ha (im Vorentwurf 0,5 ha) Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft Flächennutzungsplan 77 Fläche für die Landwirtschaft Landschaftsplan Grünland, einzelne Obstbäume

Bewertung Umweltbericht

 Vorgesehene Schließung der Fläche zwischen einem landwirtschaftlichen Betrieb und einem Wohngebäude in Gegenlage zur Bebauung auf der Nordostseite der Winter- kastener Straße  Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche  Hohe Eingriffswirkung in das Landschaftsbild, bandartige Siedlungsentwicklung entlang des offenen Talraums  Faunistisches Gutachten und Artenschutzprüfung entsprechend § 44 (1) BNatSchG evtl. erforderlich (Obstbäume)  Alternative Standorte in der Ortslage prüfen

Hohes Konfliktpotential Alternativenprüfung erforderlich, Aufgabe der Planungsabsicht wird empfohlen

Abwägung

Dem Vorschlag im Umweltbericht wurde bereits nach der 1. Trägerbeteiligung teilweise gefolgt: Die geplante Fläche wurde bis auf die beiden westlich an das vorhandene Wohnhaus angrenzenden Flurstücke reduziert. Die beiden Grundstücke wurden bei Vererbung 1989 aus der landwirtschaftlichen Fläche herausparzelliert und seitdem als Baugrundstücke besteuert. Bei der 1973 begonnenen und voraussichtlich 2016 abgeschlossenen Flurbereinigung wurden sie daher auch nicht am Verfahren beteiligt.

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Die Tochter eines der beiden Eigentümer möchte hier mit ihrer Familie ein Einfamilienhaus errichten (der Familienzuwachs macht einen zeitnahen Umzug erforderlich).

Eine weitere Reduzierung soll nicht stattfinden, zumal da die Grundstücke erschlossen sind und die Anschlüsse bereits liegen.

8.4.11 Ortsteil Ober-Kainsbach

Siedlungserweiterungen sind innerhalb der bebauten Ortslage zulässig (Baulücken).

8.4.12 Ortsteil Ober-Ostern

O1 Roseneck rechtskräftig seit 14.11.2014

Für die beiden westlich an das vorhandene Wohnhaus angrenzenden Flurstücke wurde in der Zwischenzeit die Ergänzungssatzung „Roseneck“ erstellt, die durch öffentliche Bekanntmachung am 14.11.2014 Rechtskraft erlangte. Das westliche Grundstück wurde bereits bebaut. Schon bei Aufstellung der Satzung entfiel die nach Süden bis zur Kreisstraße (K52) angrenzende Fläche und wurde als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt.

Die beiden Grundstücke werden daher als Bestand dargestellt.

O2 Nördlich Friedhofsstraße nach Beteiligung gem. § 4 (1) BauGB reduziert Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 0,17 ha (im Vorentwurf 0,3 ha) Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorranggebiet für Natur und Landschaft Flächennutzungsplan 77 Fläche für die Landwirtschaft Landschaftsplan Grünland extensiv, Obstbäume

Bewertung Umweltbericht

 Geplante Entwicklung nach Westen in den gut strukturierten Siedlungsrandbereich  Hanglage oberhalb der Friedhofstraße mit Freizeithütte  Bereich mit hoher Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz (alte Obstbäume, angrenzend Streuobstwiese, angrenzender Talraum im Süden)  Faunistisches Gutachten und Artenschutzprüfung entsprechend § 44 (1) BNatSchG erforderlich (Obstbäume mit Höhlen)

Hohes Konfliktpotential Aufgabe der Planungsabsicht wird empfohlen

Abwägung

Dem Vorschlag im Umweltbericht wurde bereits nach der 1. Trägerbeteiligung teilweise gefolgt: Die geplante Erweiterungsfläche wurde um die westliche Hälfte mit Streuobstbestand reduziert, sodass die Voraussetzung zur Schaffung von drei Bauplätzen in der Ortsmitte erhalten bleibt, andere Baumöglichkeiten sind hier nicht vorhanden. Der Streuobstbestand im westlichen Teilbereich kann erhalten und geschützt werden.

Eine weitere Reduzierung soll nicht stattfinden, da auch in Ober-Ostern eine geringe Erweiterungsmöglichkeit gegeben sein soll.

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8.4.13 Ortsteil Unter-Ostern

UO Dachsbergweg nach Beteiligung gem. § 4 (2) BauGB entfallen

Dem Vorschlag im Umweltbericht wurde gefolgt. Nachdem durch die Reduzierung in der Tiefe der geplanten Baufläche nach der 1. Beteiligung die Bedenken wegen der angrenzenden Streuobst- komplexe nicht ausgeräumt werden konnten, entfällt die geplante Fläche vollständig.

Erforderliche Siedlungserweiterungen in Unter-Ostern sind innerhalb der bebauten Ortslage zulässig (Baulücken).

8.4.14 Ortsteil Rohrbach

Ro Im Unterdorf nach Beteiligung gem. § 4 (1) BauGB reduziert nach Beteiligung gemäß § 4 (2) BauGB nochmals reduziert Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 0,20 ha (im Vorentwurf 0,66 ha, im Entwurf 0,25 ha) Regionalplan 2010 Vorranggebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für den Grundwasserschutz Flächennutzungsplan 77 Fläche für die Landwirtschaft Landschaftsplan Grünland

Bewertung Umweltbericht  Großflächige Siedlungsentwicklung in Hanglage auf der unbebauten Nordseite des Mossauer Wegs (K51)  Erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbild durch uncharakteristische Siedlungs- form im Ortsteil Rohrbach  Reduzierung auf den östlichen Teilbereich prüfen

Mittleres Konfliktpotential Nach der 2. Trägerbeteiligung wurde die Fläche um den Teilbereich östlich der Zufahrt weiter reduziert. Aufgrund der Veränderung des Landschaftsbilds bleiben die Eingriffswirkung und die damit vorgenommene Einstufung als mittleres Konfliktpotential beibehalten.

Abwägung

Dem Vorschlag im Umweltbericht wurde bereits nach der 1. Trägerbeteiligung teilweise gefolgt: Die Fläche wurde auf den östlichen Teil reduziert, sodass hier noch drei Bauplätze entstehen können. Das FFH-Gebiet wird nicht berührt, die vorhandenen Obstbäume bei der verbind- lichen Bauleitplanung berücksichtigt.

Als weitere Reduzierung wird die östlich des Zufahrtswegs liegende Fläche aus der Planung herausgenommen, da die Fläche für eine Bebauung zu feucht ist. Die übrige Fläche bleibt im Plan dargestellt, da eine kleine Eigenentwicklung für den Ortsteil Rohrbach erhalten bleiben soll.

Aufgrund des angrenzenden landwirtschaftlichen Gehöfts wird bei der verbindlichen Bauleit- planung eine immissionsschutzrechtliche Abklärung erforderlich.

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8.5 Zusammenfassung der geplanten Erweiterungsflächen

Tab. 9 Flächengrößen der geplanten Erweiterungen

Ortsteil Fläche Wohn- gemisch. gewerbl.- Sonder- Grün- baufläche Baufläche Baufläche baufläche fläche ha ha ha ha ha Reichels- R1 An der 0,80 heim Bezenbach Beerfurth B2.1 0,12 Schwimmbadstr. B2.2 Pfalzstraße 0,62 B4 Blaudelacker/ Finkenweg 0,32 zusammen 1,86 Bocken Bo Am rod Lackenberg 1,07 Ger- Gs Zw. Hohlweg sprenz u. Heinrichstraße 1,73 Gumpen G Lindenfelser Weg 0,30 Klein- KG1 Langacker II 1,12 Gump Gumpen KG2 Mühlstraße 0,16

Laudenau L1 Freiheit 0,35

L2 Winterkastener 0,16 Straße zusammen 0,51 Ober- O2 Nördlich 0,17 Ostern Friedhofstraße Rohrbach Ro Im Unterdorf 0,20

Insge- 3,78 4,14 ------samt

Zusammenfassung Wohnbauflächen 3,78 ha gemischte Bauflächen 4,14 ha

Geplanter Zuwachs an Wohnsiedlungsflächen 7,92 ha

Es ist kein Zuwachs an Grünflächen und Sonderbauflächen dargestellt. Die ursprünglich geplante, dann entfallene Zuwachsfläche an gewerblichen Bauflächen (Kelterei Krämer) wurde im November 2019 über eine teilbereichsbezogene Flächennutzungsplanänderung rechtswirksam (s. Fläche B3).

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8.6 Vergleich mit den Vorgaben des Regionalplans

Wohnsiedlungsflächen

Der gültige Regionalplan 2010 sieht für die Gemeinde Reichelsheim für den Zeitraum von 2002 bis 2020 eine Zunahme der Wohnsiedlungsflächen von 12 ha vor.

Das Regierungspräsidium richtet sich bei seiner Beurteilung der Erweiterungsflächen nach den aktuellen Prognosen und damit nach dem Regionalplan 2010.

Die geplanten Erweiterungen für Wohnsiedlungsflächen der Gemeinde Reichelsheim unterschreiten die Vorgabe der Regionalplanung um 4,08 ha.

Für die Fläche R2 (Am großen Stein) wurde unter dem Namen „Zum Schlossblick“ ein Bebauungsplan erstellt und im Jahr 2017 zur Rechtskraft gebracht (1,91 ha). Zusammen mit den beiden Grundstücken, die als Ergänzungssatzung „Roseneck“ (Fläche O1, ohne die landwirtschaftliche Fläche 0,18 ha) 2014 rechtskräftig wurden, bleiben die geplanten Erweiterungen für Wohnsiedlungsflächen um 1,99 ha unter der Vorgabe der Regionalplanung (4,08 ha abzüglich (1,91 + 0,18 =) 2,09 ha).

Weitere Wohnsiedlungsflächen wurden seit 2010 bisher nicht in Anspruch genom- men. Im Zeitraum von 2002 bis 2010 wurden lediglich Bebauungsplanänderungen mit Erweiterung der überbaubaren Flächen innerhalb der bebauten Ortslagen und kleinere, bereits erschlossene Abrundungen am Siedlungsrand zur Rechtskraft gebracht.

Die im Vorentwurf dargestellte Erweiterungsfläche „Hofweg II“ mit einer Größe von ca. 5,7 ha ist im Regionalplan in der Teilkarte 3 als „Vorranggebiet Siedlung Planung“ und somit als potentielle Erweiterungsfläche dargestellt. Das hängige Gebiet wäre jedoch nur aufwändig erschließbar, insbesondere müsste eine direkte Zufahrt von der B 38 mit Querung der Talaue und Bau einer Brücke über die Gersprenz geschaffen werden, da der enge, alte Ortskern den neu entstehenden Verkehr nicht zusätzlich aufnehmen könnte. Nach Aussage des Regierungspräsidiums in seiner Stellungnahme vom 28.02.2019 wird die Fläche bei der Fortschreibung des Regionalplans Südhessen „aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen und zugunsten kleinerer Erweiterungsflächen und Arrondierungen“ nicht mehr als Siedlungsfläche dargestellt sondern als „Vorranggebiet für Landwirtschaft“.

Außerdem wird in der Kerngemeinde die Fläche R4 (In der Aue) und ein Teil der Fläche R1 (An der Bezenbach) nicht mehr als Erweiterungsfläche dargestellt.

Im nach der Kerngemeinde größten Ortsteil Beerfurth wurde bereits vor der Betei- ligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gem. § 4 (1) BauGB an der langjährigen Planungsabsicht „Am Schafacker“ nicht länger festgehalten (Hangwasser, Streuobst). Dafür wurde nach der 1. Trägerbeteiligung die Erweite- rungsfläche zwischen Pfalzstraße und Schwimmbadstraße aufgenommen, die bereits von drei Seiten von Bebauung und öffentlichen Einrichtungen umgeben ist. Der ökologisch wertvolle Innenbereich wurde nach der 2. Trägerbeteiligung aus dem Plan herausgenommen, es verblieben zwei kleine Teilflächen an der Pfalz- und an der Schwimmbadstraße.

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Die kleinen geplanten Erweiterungsflächen in den übrigen Ortsteilen (insgesamt ca. 4,08 ha) sollen eine wenn auch nur geringe Eigenentwicklung der Ortsteile ermöglichen, sodass der jungen Generation die Option bleibt, in ihrem Heimatort einen eigenen Wohnsitz zu schaffen. Die Flächen in den Ortsteilen sind mit Ausnahme von „Langacker II“ in Groß-Gumpen als gemischte Bauflächen dargestellt, sodass vorhandenen Betrieben die Möglichkeit einer Erweiterung erhalten bleibt bzw. bauleitplanerisch gesichert werden kann.

Alle als Planung dargestellten Wohnsiedlungsflächen sollen erst bei konkretem Bedarf einer Bebauung zugeführt werden. Vorrangig strebt die Gemeinde jedoch die Bebauung der noch nicht bebauten Grundstücke in rechtskräftigen Bebauungsplänen und Satzungen bzw. in der bebauten Ortslage an.

Gewerbliche Bauflächen

Der Zuwachs an gewerblichen Bauflächen ist im Regionalplan 2010 für die Gemeinde Reichelsheim mit maximal 5 ha bis zum Jahr 2020 angegeben. Davon ist jetzt die wirksame und deswegen als Bestand dargestellte Fläche für die Kelterei Krämer mit 2,5 ha abzuziehen, sodass der Regionalplan noch die Umsetzung von weiteren 2,5 ha zuließe.

Bei dem Versuch, Alternativflächen für die Kelterei Krämer zu finden, zeigte sich die Schwierigkeit, im Gemeindegebiet Gewerbegebiete auszuweisen. Ebenso schwierig gestaltet sich ein interkommunales Konzept, wofür Gespräche mit den Nachbar- gemeinden stattgefunden haben und nach wie vor die Bereitschaft zu weiteren Abstimmungen besteht.

Die Gemeinde sucht seit den neunziger Jahren im gesamten Gemarkungsgebiet nach ausweisbaren Gewerbegebietsflächen, auch immer wieder gemeinsam mit dem Kreis, was bisher insbesondere aus naturschutzfachlichen Gründen ohne Erfolg blieb. Nur bei konkretem Bedarf soll daher gemeinsam mit den Fachbehörden eine geeignete Fläche gefunden werden.

In der Kerngemeinde sind noch kleine gewerbliche Reserveflächen im Baugebiet „In der Stried“ vorhanden, ein konkreter Bedarf liegt hier zurzeit nicht vor.

Leerstände (s. Anlage III) und nicht bebaute, aber bebaubare Grundstücke

Im Jahr 2013 wurden vom geographischen Institut der TU Darmstadt im Rahmen einer Studienarbeit die Leerstände von Gebäuden sowie von freien Baugrundstücken in der Gesamtgemeinde ermittelt. Im November 2016 wurden in der Gemeinde- verwaltung Reichelsheim die aufgeführten Adressen einzeln überprüft und z.B. Ferienwohnungen und im Umbau befindliche Projekte ausgeschlossen und die übrigen in einer gesonderten Liste zusammengefasst. Danach ergaben sich die folgenden Leerstände: Reichelsheim 6, Beerfurth 9, Erzbach 5, Gumpen 3, Klein- Gumpen 2, Laudenau 2, Ober-Kainsbach 7, Ober-Ostern 4 und Unter-Ostern 2 Leerstände. In Bockenrod, Eberbach, Frohnhofen, Gersprenz und Rohrbach wurden keine Leerstände festgestellt. Eine aktuellere Erhebung liegt zurzeit noch nicht vor.

Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes aller Kommunen im Odenwaldkreis mit dem Amt für Bodenmanagement in Heppenheim werden zurzeit Leerstände erfasst und bearbeitet. Außerdem werden zusammen mit externen Fachleuten und Studenten der Universität Darmstadt unter Einbindung der Eigentümer Zukunftsperspektiven für die Nutzung von nicht genutzten Gebäuden und Grundstücken entwickelt.

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Die Gemeinde Reichelsheim ist seit Jahren bemüht, Leerstände durch neue Nutzung zu reaktivieren. Häufig fehlt jedoch für eine Umnutzung die Nachfrage und für eine Sanierung sind die finanziellen Mittel nicht ausreichend vorhanden. Fast die Hälfte der erfassten Immobilien befindet sich nicht im Eigentum von Einheimischen, was die Aktivierung dieser Projekte und Grundstücke eindeutig erschwert.

Die noch nicht bebauten, aber bebaubaren Grundstücke sollen vorrangig einer Bebauung zugeführt werden. Bei Nachfragen zeigen die Eigentümer in den meisten Fällen jedoch keine Bereitschaft zum Verkauf der Grundstücke bzw. es fehlt die Nachfrage zur Umnutzung und Sanierung bei Leerständen.

Zukünftige Neuausweisungen von Baugebieten haben nur dann Aussicht auf Genehmigungsfähigkeit, wenn mittels eines Leerstandskatasters nachgewiesen werden kann, dass eine Neuinanspruchnahme erforderlich und vertretbar ist

8.7 Siedlungserweiterung und Verkehr

Die Zunahme des Verkehrsaufkommens durch die geplanten Erweiterungsflächen kann auf der Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung nicht exakt abgeschätzt werden. Da die Bevölkerungsentwicklung stagniert und für die Gemeinde Reichelsheim von der Regionalplanung sogar ein Rückgang prognostiziert wird, werden die geplanten Erweiterungsflächen lediglich den Ersatzbedarf für die Wohnbevölkerung decken können.

Trotzdem muss aufgrund der zunehmenden Mobilität der Bevölkerung mit einer Zunahme des Verkehrsaufkommens gerechnet werden. Es sind jedoch in den kleineren Ortsteilen keine konkreten Verkehrsprobleme zu befürchten, auch in Beerfurth wird die Zunahme der Kraftfahrzeuge durch die beiden kleinen geplanten Baugebiete bei entsprechender Planung keine größeren Probleme im alten Ortskern erzeugen. Das gleiche trifft für die Kerngemeinde zu.

Dem Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) kommt in diesem Zusammenhang besondere Bedeutung zu, auch ein durchgängiges Wegenetz für den Fuß- und Radverkehr kann zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs beitragen.

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TEIL B UMWELTBERICHT

1 EINLEITUNG

1.1 Kurzdarstellung der wichtigsten Ziele und Inhalte des Flächennutzungsplans

Ziel des Verfahrens ist die Überprüfung und Fortschreibung des Flächennutzungs- plans der Gemeinde Reichelsheim sowie die Anpassung der Planung an die geänder- ten Rahmenbedingungen und vollzogenen räumlichen Entwicklungen. Der Schwer- punkt der Planung liegt im Bereich der Siedlungsentwicklung.

Das Baugesetzbuch (BauGB) schreibt in § 2 eine generelle Umweltprüfung als Teil des Planverfahrens bei der Aufstellung von Bauleitplänen vor. Regelungen zu den Inhalten finden sich in der Anlage zu § 2 Abs. 4 und § 2a BauGB.

Im Rahmen der Umweltprüfung, die parallel zur Aufstellung des Flächennutzungs- plans erfolgt, ist ein Umweltbericht zu erstellen, der die Ergebnisse der Prüfung dar- stellt. Er bildet einen gesonderten Bestandteil (Teil B) der Begründung. Durch die begleitende Aufstellung des Landschaftsplans wird die fachliche Basis zur Umwelt- prüfung bereitgestellt.

Die Gemeinde plant insgesamt einen Zuwachs von 7,92 ha Siedlungsfläche (3,78 ha Wohnbaufläche, 4,14 ha gemischte Baufläche).

Die Aufteilung der Flächen im Einzelnen sowie die Verteilung auf die Ortsteile kann der Tabelle unter Punkt 8.5 der Begründung entnommen werden „Zusammenfassung der geplanten Erweiterungsflächen“.

1.2 Abschichtung der Prüferfordernisse

Durch die strategische Umweltprüfung der übergeordneten Planungsebene (Regional- plan Südhessen – RPS 2010) wird die Möglichkeit der vertieften Prüfung von Umwelt- auswirkungen auf den nachfolgenden Planungsebenen „Abschichtung nach unten“ berücksichtigt. Sie stellt damit eine Vorprüfung dar, die Hinweise für nachfolgende Planungen gibt. Sie kann jedoch aufgrund ihrer Maßstäblichkeit eine Umweltverträg- lichkeitsprüfung auf Flächennutzungs- bzw. Bebauungsplan- oder Projektebene nicht ersetzen. Eine detaillierte Prüfung der raum- und umweltverträglichen Ausgestaltung der im RPS festgelegten Raumnutzungen ist den nachfolgenden Planungsstufen vor- behalten. Für das Gemeindegebiet wurden im Rahmen der Ergebnisse der Umwelt- prüfung des RPS keine Konfliktflächen dargestellt (Umweltbericht RPS 2010, Anhang II).

Es ist jedoch auch zu beachten, dass die Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung (Flächennutzungsplan) für einige Prüferfordernisse aufgrund des Maßstabs der dar- gestellten zukünftigen Nutzungen oder auch der notwendigen Detailkartierungen un- geeignet ist, sodass in diesen Fällen eine „Abschichtung“ der Prüfung auf die verbind- liche Bauleitplanung (Bebauungsplan) zu empfehlen ist. Anzusprechen ist insbe- sondere auch die detaillierte Prüfung artenschutzrechtlicher Aspekte. Aufgrund der Ergebnisse des Landschaftsplans werden jedoch Hinweise auf die Erforderlichkeit artenschutzrechtlicher Untersuchungen für einzelne Planungen gegeben. Eine genauere Betrachtung kann und muss auf der Ebene des Bebauungsplanverfahrens erfolgen.

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1.3 Darstellung der in einschlägigen Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten umweltrelevanten Ziele und ihre Berücksichtigung

Das Bundesbaugesetz formuliert in § 1 allgemeine Ziele und in § 1a Ziele des Umweltschutzes. Dazu gehören:

• Gewährleistung einer städtebaulichen Entwicklung, die die sozialen, wirtschaft- lichen und umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber künftigen Generationen in Einklang bringt • Gewährleistung einer dem Wohl der Allgemeinheit dienenden, sozialgerechten Bodennutzung • Sicherung einer menschenwürdigen Umwelt • Schutz und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen, auch in Verantwortung für den allgemeinen Klimaschutz • Baukulturelle Erhaltung und Entwicklung der städtebaulichen Gestalt und des Orts- und Landschaftsbildes • Sparsamer und schonender Umgang mit Grund und Boden • Begrenzung von Bodenversiegelungen auf das notwendige Maß • Umnutzungen von landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohnzwecke genutzte Flä- chen nur im notwendigen Umfang Diese allgemeinen Ziele werden in den Immissionsschutz-, Naturschutz- sowie Boden- und Wassergesetzen konkretisiert.

Eine Übersicht gibt die folgende Tabelle:

Tab. 10 Übersicht über die übergeordneten Ziele

GESETZLICHE RAHMENBEDINGUNGEN

§1 Bundesnaturschutz- Ziele und Grundsätze des Naturschutzes, der Landschafts- gesetz (BNatSchG) pflege und der Erholungsvorsorge 2010 Die Ziele werden durch den Landschaftsplan für das Gemein- degebiet räumlich konkretisiert. Sie fließen in die Bewertung der Schutzgüter und die Formulierung der Ziele mit ein § 11 BNatSchG Landschaftsplanung zur Vorbereitung oder Ergänzung der Bauleitplanung § 6 Hessisches Ausführungsgesetz zum BNatSchG (HAGBNatSchG) § 21 BNatSchG Sicherung der Population wild lebender Tiere und Pflanzen einschließlich ihrer Lebensstätten, Biotope und Lebensgemein- schaften sowie Bewahrung, Wiederherstellung und Entwick- lung funktionsfähiger ökologischer Wechselbeziehungen. Ver- besserung des Zusammenhangs des Netzes „Natura 2000“ § 31 BNatSchG NATURA 2000 Allgemeine Schutzvorschriften, Verschlechterungsverbot, Ver- träglichkeit und Unzulässigkeit von Plänen und Projekten

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GESETZLICHE RAHMENBEDINGUNGEN Fortsetzung

§ 1 Abs. 5 und 6 Bau- Berücksichtigung der Belange des Umweltschutzes, des Natur- gesetzbuch (BauGB) schutzes und der Landschaftspflege § 1a Baugesetzbuch Festlegung von Maßnahmen zur Vermeidung von Umwelt- (BauGB) risiken § 2 (4) BauGB Einheitliche Umweltprüfung zum Bauleitplanverfahren Bundesbodenschutz- Nachhaltige Sicherung oder Wiederherstellung der Bodenfunk- gesetz (BBodSchG) tionen, Abwehr schädlicher Bodenveränderungen 1998 Hessisches Altlasten- und Bodenschutzgesetz (HAltBodSchG) 2008 Hessisches Wasser- Nachhaltiger Schutz und Bewirtschaftung oberirdischer Ge- gesetz (HWG) 2010 wässer mit ihren Ufern und des Grundwassers als Bestandteile des Naturhaushalts. Schutz und Sicherung der Gewässer als Lebensräume für Pflanzen und Tiere § 23 HWG Gewässerrandstreifen

Wasserhaushaltgesetz Nachhaltige Gewässerbewirtschaftung zum Schutz als Be- (WHG) 2009 standteil des Naturhaushalts, als Lebensgrundlage des Menschen, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie als § 78 WHG nutzbares Gut Besondere Schutzvorschriften für festgesetzte Überschwem- mungsgebiete REGIONALPLANUNG

Regionalplan Nachhaltige Sicherung und Entwicklung des Freiraums für Ar- Südhessen 2010 ten- und Biotopschutz durch ein überörtliches Biotopverbund- system, Klimaschutz und Klimaadaption, Gewässerschutz, Erholung und Land- sowie Forstwirtschaft; Erhaltung der Kulturlandschaft und Schutz des vielfältigen Landschaftsbildes Darstellung von Vorrangflächen

2 BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER UMWELTAUSWIRKUNGEN

2.1 Empfindlichkeiten der Schutzgüter

Die für die erste Beteiligung vorgenommene Bewertung der geplanten Eingriffe durch die vorgesehenen Siedlungsentwicklungen basiert auf einer Vorabuntersuchung des Landschaftsplans unter Berücksichtigung der vorhandenen Daten.

Besondere Berücksichtigung finden dabei die Empfindlichkeiten der einzelnen Schutzgüter.

Zusammengefasst sind vor allem folgende Empfindlichkeiten betroffen:

- Schutzgut Landschaft: Empfindlichkeit gegenüber Überprägung und Beeinträchti- gung der Landschaft durch z. B. Bebauung, Windkraftanlagen, landwirtschaftliche Monokulturen von zum Beispiel Energiepflanzen.

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- Schutzgut Boden: Bodenversiegelungen infolge der steigenden Flächenan- sprüche für Siedlungs- und Verkehrszwecke sowie Bodenveränderungen z.B. durch Nutzungsumwidmung stellen eine der größten Belastungen für den Boden und seine Funktion in der Natur dar. Vorhaben der Bauleitplanung und die damit verbundene Flächeninanspruchnahme führen i.d.R. zu einem teilweisen oder vollständigen Verlust an Boden bzw. Bodenfunktionen. Gemäß BauGB sind die Auswirkungen solcher Vorhaben auf die Umwelt, damit auch auf den Boden, zu ermitteln und zu bewerten. Die Vermeidung und der Ausgleich von Beeinträchtigungen auf die Bodenfunktionen sind in der Abwägung zu berücksichtigen. Hierfür steht auf Grundlage der Bodenflächendaten Hessen (Gesamtbewertung der Bodenfunktionen) eine bodenfunktionale Gesamtbewertung für die Raum- und Bauleitplanung zur Verfügung, in die folgende einzelne Bodenfunktionsbe- wertungen eingehen:  Bodenfunktion Lebensraum für Pflanzen: - Standorttypisierung für die Biotopentwicklung - Ertragspotenzial des Bodens  Funktion des Bodens im Wasserhaushalt: Wasserspeicherfähigkeit des Bodens  Funktion des Bodens als Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium: Nitratrückhaltevermögen des Bodens Der Umweltbericht beschreibt die Prognose der Umweltauswirkungen auf der Basis der vorliegenden Daten, die durch das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) zur Verfügung gestellt werden. Die im Umweltbericht gemachten Hinweise zur Vermeidung – und Verminderung sowie zum Ausgleich sind allgemeiner Natur,- soweit es sich im Rahmen der Gesamtbewertung des Konfliktpotentials nicht um die Flächenaufgabe bzw. – reduzierung handelt. Die konkrete Umsetzung kann erst im Rahmen der verbind- lichen Planung erfolgen, da sie abhängig von der Art der Bebauung sowie der Ausnutzung der Fläche ist. Hinsichtlich von Maßnahmen für das Schutzgut Boden wird für die konkrete Um- setzung auf die Arbeitshilfe „Kompensation des Schutzguts Boden in der Bauleit planung nach BauGB" (HLNUG 2018) verwiesen. Hier werden u.a. folgende Maßnahmen für ein flächensparendes Bauen vorge- schlagen: Flächensparendes Bauen durch

- Abkehr von flächenintensiven Haustypen

- Minimierung der Erschließungsflächen

- straßennahe Lage der Garagen, Stellplätze, etc.

- Festsetzung eines Höchstmaßes an Größe für Baugrundstücke

- Grenzständige Bebauung oder einseitige Unterschreitung von Mindestab- ständen zulassen

- Festsetzung einer für verdichtete Bauweisen ausreichend hohen Grund- flächen- oder Geschossflächenzahl bei gleichzeitiger Begrenzung der Flächen für Nebenanlagen

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- Festsetzung von bodenspezifischen Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen wie z.B.: - Anpassung der Erschließung und der Baufenster an den Geländeverlauf zur Vermeidung größerer Erdbewegungen - Reduzierung des Versiegelungsgrads durch Vorgaben zur Verwendung versickerungsfähiger Beläge - dezentrale Versickerung von Niederschlagswasser bzw. dessen Nutzung als Brauchwasser - sachgerechte Zwischenlagerung und Wiedereinbau des Oberbodens - fachgerechter Umgang mit Bodenaushub und Verwertung des Bodenaushubs - Berücksichtigung der Witterung beim Befahren der Böden - Beseitigung von Verdichtungen im Unterboden nach Bauende und vor Auftrag des Oberbodens - Baustelleneinrichtung und Lagerflächen im Bereich bereits verdichteter oder versiegelter Flächen - Durchführung bodenfunktionsbezogener Kompensationsmaßnahmen (z.B. Bodenlockerung, Wiedervernässung ehemals feuchter oder nasser Standorte, Nutzungsextensivierung, erosionsmindernde Maßnahmen). Darüber hinaus sind entsprechend der hessischen Kompensationsverordnung vom 24.10.2018 bodenfunktionsaufwertende Maßnahmen, wie zum Beispiel Voll- und Teilentsiegelung, Herstellung oder Verbesserung eines durchwurzelbaren Boden- raums, produktionsintegrierte Maßnahmen mit bodenschützender Wirkung, Nutzungsextensivierung oder Erosionsschutz als Kompensationsmaßnahmen für das Schutzgut Boden vorgesehen.

- Schutzgut Wasser: Empfindlichkeit gegenüber Schadstoffeinträgen in das Grund- wasser in Gebieten mit geringer Schutzwirkung der Deckschichten, insbesondere während der Bauphasen sowie Verringerung der Grundwasserneubildung und des Retentionsvermögens der Landschaft durch Versiegelung und Verdichtung; Gewässer sind besonders empfindlich gegenüber Verbau und Bebauung bis an die Ufer sowie Verlegung von Gewässerläufen und Schadstoff-/Nährstoffeintrag, auch durch direkt angrenzende intensive landwirtschaftliche Nutzung.

- Schutzgut Klima: Empfindlichkeit gegenüber Störung wichtiger Kalt- oder Frischluftleitbahnen sowie Versiegelung und dadurch Erwärmung von Flächen.

- Schutzgut Flora, Fauna und Biodiversität: Empfindlichkeit gegenüber Verlust und Störung sowie Zerschneidung und Verinselung von Lebensräumen und Ver- einheitlichung der Landschaft durch Versiegelung, Umgestaltung, Verlärmung und lineare Zerschneidung (z. B. Straßenbau) des Biotopverbunds, Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung und Monokulturen.

- Schutzgut Mensch: Empfindlichkeit gegenüber zusätzlicher Verlärmung und Anreicherung von Schadgasen sowie gegenüber einer Beeinträchtigung der (Nah-) Erholungsräume. Veränderung des Landschaftsbildes durch Inanspruchnahme von gut ausgeprägten Übergangsbereichen in die freie Landschaft aufgrund von Siedlungsentwicklung.

- Schutzgut Kultur- und Sachgüter: Überbauung und Verlust bzw. Störung von Kultur- und Sachgütern.

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2.2 Bestehende Vorbelastungen

Bei der Bewertung der Auswirkungen auf die Schutzgüter sind die bestehenden Vor- belastungen mit zu berücksichtigen.

Für das Planungsgebiet sind die folgenden Vorbelastungen feststellbar:

- Schutzgut Landschaft: Vorbelastungen stellen die in einigen Bereichen vorhan- dene Zersiedelung durch Bebauung bzw. das Verfallen landwirtschaftlicher Ge- höfte mit ungeordneter Nutzung sowie unzureichend eingebundene Siedlungs- außenränder oder Einzelgebäude dar. Fehlende Landschaftsstrukturen in Einzel- bereichen landwirtschaftlich intensiv genutzter Gebiete. Verlust landschafts- prägender Elemente durch mangelnde Pflege (Streuobst/Trockenmauern).

- Schutzgut Boden: Vorbelastungen stellen versiegelte, verdichtete, veränderte oder mit Schadstoffen belastete Bereiche wie Siedlungsgebiete, Straßentrassen, sowie Abgrabungen, Aufschüttungen, Altstandorte und Altablagerungen dar, an denen es zu einem Verlust bzw. Einschränkung aller Bodenfunktionen gekommen ist.

- Schutzgut Wasser: Vorbelastungen stellen Altstandorte, Gewerbegebiete sowie intensive landwirtschaftliche Nutzungen dar, durch die es zu Schadstoffeinträgen in das Grundwasser in Gebieten mit geringer Schutzwirkung der Deckschichten kommen kann sowie (teil-) versiegelte oder verdichtete Bereiche, in denen die Grundwasserneubildung und das Retentionsvermögen der Landschaft einge- schränkt sind; Vorbelastungen an Gewässern stellen verdolte, verbaute oder be- gradigte Gewässerabschnitte sowie Abstürze und aufgestaute Bereiche dar. Da- rüber hinaus kann es zu Schadstoff- oder Pestizid- und Herbizideinträgen vor allem bei Nichtbeachtung der Uferrandstreifen durch die landwirtschaftliche Nutzung kommen. Teilweise sind Bachabschnitte im Bereich beweideter Flächen nicht aus- gegrenzt und keine Tränken angelegt. Auch hierdurch kommt es zu Nährstoffein- trägen und Ufererosion.

- Schutzgut Klima: Vorbelastungen stellen versiegelte und sich darum erwärmende Bereiche wie großflächige Siedlungsgebiete dar, insbesondere bei einem hohen Versiegelungsgrad.

- Schutzgut Flora, Fauna und Biodiversität: Vorbelastungen stellen versiegelte, veränderte oder intensiv genutzte Bereiche wie Siedlungen und intensiv landwirt- schaftlich genutzte Gebiete dar, die nur bedingt Lebensraum für heimische Arten bieten. Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung mit Verlust von Sonder- standorten mit hoher Artenvielfalt. Zunahme von Monokulturen (Energiepflanzen). Verlust von Lebensräumen durch mangelnde Pflege (Streuobst/Trockenmauern). Ausbreitung eingeschleppter Pflanzen- (Neophyten) z.B. Japanknöterich, Indisches Springkraut entlang von Fließgewässern und Tierarten (Neozoen), z. B. amerikanischer Flusskrebsarten mit Verdrängung heimischer Arten.

- Schutzgut Mensch: Vorbelastungen stellen Verlärmung, Geruchsbelastung und Anreicherung von Schadgasen, insbesondere entlang der verkehrlichen Anlagen (Bundesstraßen) dar.

2.3 Prognose der Umweltauswirkungen der im Plan dargestellten Planungen

Der FNP zielt insbesondere auf die Siedlungsentwicklung, nur für diesen Bereich liegen konkrete Planungsabsichten vor.

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Im Sinne des Vorsorgeprinzips müssen Aussagen zur Standorteignung von mög- lichen Bauflächen auf dem Hintergrund der in Kapitel 2.1 und 2.2 beschriebenen Empfindlichkeiten und Umweltauswirkungen getroffen werden. Die konkrete Form der Nutzung ist in der Regel im Rahmen der Flächennutzungsplanung nur unzureichend bekannt; es fehlen Angaben zu umweltrelevanten Merkmalen der zukünftigen Bebauung wie Flächenbedarf, Baukörpervolumen, Luftemission, Erschließung etc. Eine detaillierte Beurteilung der von einem Baugebiet ausgehenden Beeinträch- tigungen ist nur bei genauer Kenntnis der baulichen Ausformung – zumindest jedoch der konkretisierenden Angaben im Bebauungsplan (Maß der baulichen Nutzung gemäß § 16ff BauNVO) – sowie der Nutzung möglich.

Im Rahmen der Umweltprüfung des Flächennutzungsplanes muss es im Zusammen- hang mit dem gestuften Planungsinstrumentarium der Bauleitplanung darum gehen, - die prinzipiellen Wirkungen der Planungen des Flächennutzungsplanes auf die Schutzgüter darzustellen, - ökologische Risiken und Eingriffe in den Naturhaushalt aufzuzeigen, - landschaftsplanerische Empfehlungen zur Vermeidung und Verminderung von Ein- griffen zu geben, evtl. notwendig werdende Ausgleichsflächen im funktionalen Zusammenhang mit den Planungen des Flächennutzungsplanes festzulegen und diese Flächen in ein landschaftsplanerisches Entwicklungskonzept einzubeziehen.

Die Auswirkungen von Baugebieten gliedern sich in - baubedingte Auswirkungen (durch Erschließung der Flächen, Bau von Betrieben etc.) - anlagebedingte Auswirkungen (durch die Siedlung selbst wie z. B. die Baukörper) - nutzungsbedingte Auswirkungen (durch die Nutzung des Gebietes).

In den Kapiteln 2.3.1 bis 2.3.10 werden die einzelnen Bauflächen hinsichtlich ihrer möglichen Auswirkungen auf die Schutzgüter beurteilt.

Im Folgenden werden die Auswirkungen von Wohngebieten allgemein beschrieben. Hinsichtlich Mischbauflächen und gewerblichen Bauflächen sind in der Regel die gleichen Auswirkungen anzunehmen, allerdings in höherer Intensität, die von der Art gewerblicher Nutzung sowie Produktionsabläufen im Einzelnen abhängt.

Baubedingte Auswirkungen:

Im Rahmen der Erschließung und Bebauung von Wohngebieten ist eine Vielzahl von Auswirkungen zu erwarten. Im Wesentlichen sind hier zu nennen:

- Flächeninanspruchnahme und Versiegelung durch Baustelleneinrichtungen, Bau- straßen, Bodenentnahme und –deponierung, Erdbewegung und –verdichtung etc..

- Beseitigung von Bewuchs jeglicher Art und Beeinträchtigung des Bodenlebens, der Vernichtung von Lebensräumen und der Gefährdung von Tieren und Pflanzen, Veränderung des Artenspektrums

- Grundwasserabsenkungen und Freilegungen, besonders bei hohen Grundwasser- ständen, durch Tiefbauarbeiten für Fundamente, Leitungen, Kanäle etc.. Der Aus- wirkungsbereich von Grundwasserabsenkungen reicht in der Regel über die Fläche der Maßnahme hinaus.

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- Lärm und Schadstoffbelastungen durch den allgemeinen Baustellenbetrieb, d. h. Einsatz von LKWs, Grabungs- und Gründungsgeräten etc.. Beim Ausheben und Transport von Erdmassen durch Bagger wurden in 50 m Entfernung Geräusch- pegel von im Mittel 79 dB(A) gemessen. Lastkraftwagen verursachten in 30 m Entfernung Lärmpegel von im Mittel 67 dB(A). Nicht zu vernachlässigen sind auch die Gefährdungen durch den Einsatz von Bauchemikalien.

- Beeinträchtigung angrenzender Lebensräume von z. B. Brutvögeln.

Anlagebedingte Auswirkungen:

Anlagebedingt sind insbesondere folgende Auswirkungen zu erwarten:

- Flächenverbrauch durch Versiegelung und Überbauung. Der Umfang der Flächen- inanspruchnahme ist im Wesentlichen von dem Maß der baulichen Nutzung sowie dem städtebaulichen Erfordernis und infrastrukturellen Aspekten abhängig. Die maximal überbaubare Fläche ist in Abhängigkeit von der besonderen Art der baulichen Nutzung (Baugebiet) nach § 17 BauNVO begrenzt. Es gelten folgende Höchstgrenzen: - Wohngebiete, Mischgebiete, Dorfgebiete: ca. 60 % der Grundstücksfläche - in Gewerbe- und Industriegebieten: ca. 80 % der Grundstücksfläche - Beseitigung von Bewuchs jeglicher Art und Beeinträchtigung des Bodenlebens, der Vernichtung von Lebensräumen und der Gefährdung von Tieren und Pflanzen - Veränderung des Wasserhaushaltes, d. h. Verringerung der Grundwasserneu- bildungsrate und damit verbundene Erhöhung des Oberflächenabflusses durch Versiegelung/Überbauung. Die Auswirkungsintensität ist abhängig vom Versiege- lungsgrad und der Flächengröße. - Veränderung von Grundwasserverhältnissen wie der Verschmutzungsempfindlich- keit infolge der Verminderung der Grundwasserleiterüberdeckung durch Grün- dungsbauwerke, Unterkellerungen etc. Der Auswirkungsbereich ist abhängig von Größe/Tiefe der Gründungsbauwerke sowie der Mächtigkeit der Grundwasser- leiterüberdeckung. - Veränderungen des Landschaftsbildes durch Gebäude und Anlagenkomplexe. Auswirkungsbereich und –intensität sind im Wesentlichen abhängig von Höhe und Massierung der Baukörper sowie Gestaltungsaspekten. - Zerschneidungseffekte Aufgrund der Intensität der Nutzung und der grundlegenden Veränderung der ur- sprünglichen naturräumlichen Strukturen kann den gesamten genutzten Flächen eine hohe Barrierewirkung zugeschrieben werden. Von Bedeutung ist hier jedoch auch die Dichte der Bebauung - Veränderung des Lokalklimas durch Versiegelung und Überbauung. Hier sind insbesondere folgende Veränderungen zu nennen:

- Erhöhung der Temperatur (im Durchschnitt entspricht eine Zunahme des Ver- siegelungsgrades um 10 % einer Erhöhung des jährlichen Temperaturmittels um 0,2°C gegenüber dem unversiegelten Umland), - Verringerung der Windgeschwindigkeit (abhängig u. a. von Größe, Höhe und Anordnung der Bauwerke), - Verringerung der relativen Luftfeuchte.

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Nutzungsbedingte Auswirkungen:

Als wesentliche, mit der Nutzung von Siedlungsgebieten verbundene Effekte sind zu nennen:

- Lärmemissionen: Über die Geräuschentwicklung von Gewerbe- und Wohnge- bieten lassen sich keine allgemein gültigen Angaben machen. Sie können auch in Abhängigkeit der Ausgestaltung des Gebietes und dem Maß der baulichen Nutzung sehr unterschiedlich sein. - Schadstoffemissionen sowohl gasförmiger Art (Luftschadstoffe), flüssiger Art (Abwässer) und fester Art (Abfall) durch Verkehr, Abfall, Abwässer. - Eventuell erhöhter Nutzungsdruck auf angrenzende Naherholungsgebiete. - Veränderung und Beunruhigung angrenzender tierökologisch bedeutender Habitate.

Im Folgenden werden die in der Kerngemeinde und den einzelnen Ortsteilen vorge- sehenen Siedlungsflächen einer Umweltprüfung unterzogen. In den Ortsteilen Eber- bach, Erzbach, Frohnhofen, Unter-Ostern und Ober-Kainsbach sind keine neuen Ausweisungen geplant.

Die Umweltprüfung dokumentiert die im Verfahren im Rahmen der Offenlegung sowie der beiden Trägerbeteiligungen durch die erfolgten Abwägungen vorgenommen Änderungen, indem die entsprechenden Darstellungen des Vorentwurfs (2013) und des 1. (2018) und 2. Entwurfs (2019) bei Änderungen nebeneinandergestellt werden. Gleichzeitig zeigt der Ausschnitt aus dem Landschaftsplan die Bestandssituation. Da- rüber hinaus werden in der Spalte Konfliktpotential die in der Abwägung vorgebrach- ten Argumente aufgenommen, bzw. dargestellt, inwieweit der Bewertung der Um- weltprüfung gefolgt wurde.

Zur besseren Lesbarkeit und Nachvollziehbarkeit der im Rahmen des Verfahrens erfolgten Änderungen der Planungen sind die Ergebnisse nach der 1. Trägerbe- teiligung in kursiv schwarzer Schrift und diejenigen nach der 2. Beteiligung in kursiv blauer Schrift dargestellt.

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2.3.1 Kerngemeinde Reichelsheim

R1 An der Bezenbach 1 FNP Vorentwurf 2013 FNP Entwurf 2018 FNP Entwurf 2019 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Flächennutzungsplan Geplante Wohnbaufläche Flächengröße Vorentwurf/Entwurf 2013: 2,05 ha 2018:1,49 ha 2019:0,8 ha Derzeitige Nutzung Vorentwurf 2013 Grünland, Obstbaumreihe, südliche Teilfläche Streuobstwiese Entwurf 2018 Grünland, Obstbaumreihe, südlich angrenzend Streuobstwiese Entwurf 2019 Grünland, im nordwestlichen Randbereich Acker, im Süden und Norden Obstbaumreihe, Obstbaumgruppe Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Hoch durch Vorhandensein hochwertiger geschützter Lebensräume (Streuobst), Artenschutzprüfung § 44 (1) BNatSchG und evtl. Ausnahmegenehmigung erforderlich/ Gering bei Erhalt der vorhandenen Obstbäume

Boden Mittel (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen), Verlust von Böden mit hohem Ertragspotential

Wasser Mittel durch Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und Abflusserhöhung

Klima/Luft Hoch/Gering bei jetzt stark reduziertem Verlust von klimatischen Ausgleichsflächen mit hohem Schutzwert (Kaltluftentstehung); die Planung hat keine Auswirkungen auf bestehende bzw. geplante gewerbliche Anlagen bzw. ist nicht durch Auswirkungen solcher Anlagen betroffen; baubedingt kann es zeitweise zu Belastungen durch Lärm und (Staub-) Emissionen kommen

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

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R1 An der Bezenbach1 Fortsetzung Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung Schutzgüter Betroffenheit Landschaftsbild / Erholung Hoch durch Veränderung des Landschaftsbilds und Eingriff in gut eingebundenen Siedlungsrand /Gering bei landschaftsgerechter Einbindung in die umgebende gut strukturierte Landschaft bspw., durch Anpflanzung von Obstbäumen und Hecken.

Kultur- und sonstige Sachgüter Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen

Mensch/menschliche Gesundheit Keine Betroffenheit

Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige landwirtschaftliche Nutzung beibehalten bleiben, potentiell wäre eine Erweiterung der Streuobstwiesen möglich Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige landwirtschaftliche Nutzung beibehalten bleiben Konfliktpotential Mittel / Gering Bei Reduzierung im Süden (Ausklammerung der Streuobstwiese als Teil eines naturschutzrechtlich geschützten Biotops und zu- sammenhängenden Streuobstkomplexes und fraglicher Erschließung), landschaftsgerechte Einbindung Im Verfahren (1. Beteiligung) wurde die Fläche um den südlichen Teilbereich reduziert und damit dem Vorschlag im Umweltbericht gefolgt. Im Verfahren (2. Beteiligung) wurde die Fläche nochmals um den südlichen Teilbereich reduziert und damit verstärkt dem Vorschlag im Umweltbericht gefolgt. Infolge der weiteren Reduzierung wird damit das Konfliktpotential bei landschafts- gerechter Einbindung des Siedlungsrands als insgesamt gering eingestuft.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

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R2 Am großen Stein FNP Vorentwurf 2013 FNP Entwurf 2108

Die geplante Siedlungserweiterung hat als Bebauungsplan „Zum Schlossblick“ Rechtskraft seit 08.12.2017

R3 Hofweg 1 FNP Vorentwurf 2013 FNP Entwurf 2018 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante Wohnbaufläche Flächengröße 2013 5,68 ha 2018 0 ha Derzeitige Nutzung Grünland, Acker Regionalplan 2010 Vorranggebiet Siedlung, Planung

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift

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R3 Hofweg1 Fortsetzung Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Mittel aufgrund Intensität der Nutzung und Fehlen bedeutender Lebensräume im direkten Eingriffsbereich, Artenschutzprüfung § 44 (1) BNatSchG für angrenzende Gehölzbestände und Wechselbeziehungen erforderlich, Prüfung der potentiellen Auswirkungen auf das südlich gelegene FFH-Gebiet Boden Gering (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen), mittel – aufgrund des großflächigen Verlusts

Wasser Sehr hoch durch großflächige Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und Abflusserhöhung

Klima/Luft Hoch durch großflächigen Verlust von Kaltluftentstehungsgebiet, Gebiet mit sehr hohem Schutzwert

Landschaftsbild / Erholung Sehr hoch durch nachhaltige Veränderung des Landschaftsbilds, groß-flächige Inanspruchnahme eines offenen Landschaftsraums in fernsichtwirksamer Hanglage

Kultur- und sonstige Sachgüter Großflächiger Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen

Mensch/menschliche Gesundheit Hoch, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase Konfliktpotential Hoch Aufgabe der Planungsabsicht zugunsten kleiner, an den örtlichen Bedarf angepasster Siedlungsarrondierungen wird empfohlen Im Verfahren wurde die Planungsabsicht aufgegeben und damit dem Vorschlag im Umweltbericht gefolgt

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift

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R4 In der Aue1 FNP Vorentwurf 2013 FNP Entwurf 2018 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 0,28 ha 2018 0 ha Derzeitige Nutzung Grünland, Streuobst Regionalplan 2010 tlw. Vorranggebiet und tlw. Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Hoch durch Eingriff in geschützten Lebensraum (Streuobst/alte Obstbäume), Artenschutzprüfung § 44 (1) BNatSchG erforderlich

Boden Mittel (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen), kleinflächiger Verlust von Böden mit hohem Ertragspotential

Wasser Gering, kleinflächige Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und geringer Abflusserhöhung

Klima/Luft Gering

Landschaftsbild / Erholung Mittel durch Ausweitung der Bebauung in den gut strukturierten Ortsrand mit Veränderung des Landschaftsbilds

Kultur- und sonstige Sachgüter Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen

Mensch/menschliche Gesundheit Gering, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase Konfliktpotential Mittel/Gering bei Reduzierung der Bebauung auf die östliche Parzelle und Erhaltung des zusammenhängenden Streuobstbestands (Entfall der Ausnahmegenehmigung). Im Verfahren wurde die Planungsabsicht aufgegeben und damit dem Vorschlag im Umweltbericht über das geforderte Maß gefolgt

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift

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2.3.2 Ortsteil Beerfurth

B2 Zwischen Pfalzstraße und Schwimmbadstraße 1 B2.1 Schwimmbadstraße B2.2 Pfalzstraße FNP Vorentwurf 2013/Entwurf 2018 FNP Entwurf 2019 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante Wohnbaufläche Flächengröße 1,98 ha 2019: B2.1 Schwimmbadstraße 0,12ha B2.2 Pfalzstraße 0,62ha Derzeitige Nutzung Grünland, Streuobst, Einzelgehölze/ Grünland, Einzelgehölze Regionalplan 2010 tlw. Vorranggebiet und tlw. Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Hoch durch Eingriff in reich strukturierten, hochwertigen z.T. geschützten Lebensraum (Obstwiesen) Ausnahmegenehmigung und Artenschutzprüfung § 44 (1) BNatSchG erforderlich / Gering durch Ausklammerung des ökologisch wertvollen Kernbe- reichs und Nutzung der randlich gelegenen „Baulücken“

Boden Mittel (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen), Verlust von Böden mit hohem Ertragspotential, aufgrund der inner- örtlichen Lage keine landwirtschaftliche Nutzung /Gering Verlust von randlichen Restflächen mit unzureichender landwirtschaft- licher Nutzungsmöglichkeit

Wasser Mittel durch Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und Abflusserhöhung / Gering

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

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B2 Zwischen Pfalzstraße und Schwimmbadstraße1 B2.1 Schwimmbadstraße B2.2 Pfalzstraße Fortsetzung Schutzgüter Betroffenheit Klima/Luft Mittel durch Verlust einer Kaltluftfläche innerhalb der Siedlungsfläche ); die Planung hat keine Auswirkungen auf bestehende bzw. geplante gewerbliche Anlagen bzw. ist nicht durch Auswirkungen solcher Anlagen betroffen; baubedingt kann es zeitweise zu Belastungen durch Lärm und (Staub-) Emissionen / Gering

Landschaftsbild / Erholung Gering durch Lage innerhalb der Siedlungsfläche

Kultur- und sonstige Sachgüter Keine Betroffenheit

Mensch/menschliche Gesundheit Mittel, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase, potentielle Lärmbelastung durch angrenzende Sportanlagen Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung und die ökologische Funktion beibehalten bleiben, durch Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen wäre eine Erhöhung der ökologischen Wertigkeit möglich, bei Nichtpflege der alten Obstbäume und fehlender Ersatzpflanzung ist von einer Verringerung auszugehen Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung der beiden Teilflächen (privates Grün, Wiese) beibehalten werden. Konfliktpotential Mittel / Gering Innerörtliche Freifläche mit möglicher Verdichtung, dadurch Schonung der freien Landschaft, bei naturschutzrechtlicher Unbe- denklichkeit und Kompensation vertretbar Die im Jahr 2015 durchgeführte Artenschutzprognose ergab, dass nach einer ersten Begehung das größte artenschutz- rechtliche Hindernis im Vorhandensein höhlenreicher Obstbäume zu sehen ist. Aufgrund jahrelanger vernachlässigter Pflege sind die Bäume allerdings überwiegend in einem schlechten Zustand. Möglicherweise kommt die Rote-Liste Art Gartenrotschwanz sowie höhlenbewohnende Fledermausarten vor. Zum Zeitpunkt der Untersuchung lagen zwar für letztere keine Hinweise vor, dies ist jedoch während der Wochenstubenzeit (von März bis September) weiter zu prüfen. Neben Vogel- und Fledermausvorkommen ist aufgrund der vorhandenen Lebensräume auch das Vorhandensein von Zauneidechse und Blindschleiche denkbar. Nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnis bestehen zwar keine zwingenden artenschutzrechtlichen Hindernisse, allerdings ist mit einem erhöhten Aufwand an artenschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen zu rechnen. Aufgrund des geeigneten Umfelds sind hier jedoch entsprechende Rahmenbedingungen gegeben. Im Verfahren (2. Beteiligung) wurde die zentrale ökologisch wertvolle Fläche aus der Planung genommen, damit wird das Konfliktpotential auf gering herabgestuft.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

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B3 Erweiterung Kelterei Krämer1 Teilbereichsbezogene Flächennutzungsplanänderung rechtswirksam (29.11.2019) FNP Entwurf 2013 FNP Entwurf 2018 FNP Entwurf 2020 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante gewerbliche Baufläche Flächengröße 1,72 ha 2018 0 ha Derzeitige Nutzung Feuchtwiese, Grünland extensiv, Streuobstwiese, Intensivacker, Grünland intensiv, einzelne Obstbäume Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen, Vorranggebiet Natur und Landschaft, Vorbe- haltsgebiet für den Grundwasserschutz Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Hoch durch Vorhandensein hochwertiger geschützter Lebensräume (Streuobst ,Bachlauf, Feuchtwiese-Ausgleichsfläche), Arten- schutzprüfung § 44 (1) BNatSchG und Ausnahmegenehmigung erforderlich

Boden Mittel (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen), Verlust von Böden mit hohem Ertragspotential

Wasser Sehr hoch durch großflächige Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und Abflusserhöhung, Lage in Wasserschutzgebiet Zone III, potentielle Beeinträchtigung des Grundwassers

Klima/Luft Mittel durch Verlust von Kaltluftentstehungsflächen, Gebiet mit sehr hohem klimatischen Schutzwert; die Planung hat keine Auswir- kungen auf bestehende bzw. geplante gewerbliche Anlagen bzw. ist nicht durch Auswirkungen solcher Anlagen betroffen; baube- dingt kann es zeitweise zu Belastungen durch Lärm und (Staub-) Emissionen, betriebsbedingt ist mit erhöhten Immissionsbelastun- gen durch das erhöhte Verkehrsaufkommen zu rechnen

Landschaftsbild / Erholung Hoch durch nachhaltige Veränderung des Landschaftsbilds bei Ausweitung der Bebauung in die freie Landschaft

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift

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B3 Erweiterung Kelterei Krämer1 Fortsetzung Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung Schutzgüter Betroffenheit Kultur- und sonstige Sachgüter Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen Mittel, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase für angrenzende Wohnbebauung, betriebsbedingt ist mit erhöhten Mensch/menschliche Gesundheit Immissionsbelastungen durch das erhöhte Verkehrsaufkommen zu rechnen

Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung und die ökologische Funktion beibehalten bleiben, durch Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen wäre eine Erhöhung der ökologischen Wertigkeit möglich Konfliktpotential Hoch - Alternativenprüfung erforderlich 2015 wurde eine artenschutzfachliche Prognose erstellt, die zu dem Ergebnis kommt, dass nach dem jetzigen Kenntnisstand keine unüberwindlichen Hindernisse entgegenstehen, da der direkte Eingriffsbereich der Erweiterungsfläche im Gegensatz zum angrenzenden Landschaftsraum von nicht vergleichbarer Bedeutung für den Naturhaushalt ist.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift

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B4 Am Blaudelacker 1 FNP Entwurf 2018 FNP Entwurf 2019 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante Wohnbaufläche Flächengröße 0,25 ha 2019: 0,32 ha Derzeitige Nutzung Acker, kleinflächig Grünland, einzelne Obstbäume, randlich Streuobst Regionalplan 2010 tlw. Vorranggebiet (entfällt) und tlw. Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klima- funktionen, Vorbehaltsgebiet für den Grundwasserschutz Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Hoch durch Erweiterung der Bebauung in den derzeit reich strukturierten, hochwertigen Landschaftsraum, Schaffung eines Riegels zwischen geschützten Lebensräumen (Obstwiesen), Artenschutzprüfung § 44 (1) BNatSchG erforderlich / Gering bei Erhalt der randlichen Obstbäume des Streuobstbereiche, Artenschutzprüfung § 44 (1) BNatSchG erforderlich

Boden Mittel (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen), Verlust von Boden mit hohem Ertragspotential

Wasser Mittel durch Lage im Wasserschutzgebiet Zone III und Reduzierung der Versickerung und Abflusserhöhung durch Versiegelung /

Gering, durch Verlust einer Kaltluftfläche am Siedlungsrand; die Planung hat keine Auswirkungen auf bestehende bzw. geplante Klima/Luft gewerbliche Anlagen bzw. ist nicht durch Auswirkungen solcher Anlagen betroffen; baubedingt kann es zeitweise zu Belastungen durch Lärm und (Staub-) Emissionen

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 108

B4 Am Blaudelacker 1 Fortsetzung Schutzgüter Betroffenheit Landschaftsbild / Erholung Hoch durch Überschreitung des jetzt gut mit der Landschaft verzahnten Siedlungsrands / Gering – Arrondierung im Bereich eines vorhandenen Stichwegs angrenzend an die im Norden und Osten vorhandene Bebauung

Kultur- und sonstige Sachgüter Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche, Einschränkung der Bewirtschaftung der Restfläche (Zufahrt) (entfällt)

Mensch/menschliche Gesundheit Gering, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung und die ökologische Funktion beibehalten bleiben / Bei Nichtdurchführung kann die derzeitige Nutzung der Fläche beibehalten bleiben Konfliktpotential Hoch / Gering Aufgrund der Entwicklung der Siedlung in die freie Landschaft durch Überschreiten des jetzigen arrondierten und gut ausgebildeten Ortsrands und der Lage in einem ökologisch sehr hochwertigen Gebiet (Streuobstwiesenkomplex) wird die Aufgabe der Planungsabsicht empfohlen Aufgrund der Verlagerung der Fläche nach Norden angrenzend an die vorhandene Bebauung im Norden und Osten wird bei Sicherung möglicher betroffener, erhaltenswerter Obstbäume die Planung hinsichtlich des Konfliktpotentials als gering eingestuft. Der Empfehlung der Umweltprüfung wird damit gefolgt.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 109

2.3.3 Ortsteil Bockenrod

Bo Am Lackenberg1 FNP Vorentwurf 2013/Entwurf 2018 FNP Entwurf 2019 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 0,58 ha 2019: 1,07 ha Derzeitige Nutzung Grünland, Acker, einzelne Obstbäume Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit

Arten und Lebensgemeinschaften Gering aufgrund geringer Ausstattung mit wertvollen Lebensräumen und überwiegend ackerbaulicher Nutzung

Boden Mittel (südl. Teilbereich) – Gering (nördl. Teilbereich) (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen) aufgrund Verlust von Böden mit hohem - mittlerem Ertragspotential und Verlust von Bodenfunktionen bei Versiegelung

Wasser Gering, kleinflächige Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und geringer Abflusserhöhung / Mittel aufgrund der Ausweitung der betroffenen Fläche

Klima/Luft Gering durch Art der Bebauung

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 110

Bo Am Lackenberg1 Fortsetzung Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit

Landschaftsbild / Erholung Gering durch Inanspruchnahme von Flächen im direkten Anschluss an die Bebauung (Arrondierung) und bei landschaftsgerechter Einbindung

Kultur- und sonstige Sachgüter Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen

Mensch/menschliche Gesundheit Gering, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase für angrenzende Wohnbebauung Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung beibehalten bleiben, bei Nutzungsaufgabe ist potentiell eine ökologische Aufwertung der Fläche möglich Konfliktpotential Gering Bei landschaftsgerechter Eingrünung Die vorgesehene Fläche wird nach Südosten erweitert, damit wird eine zweizeilige Bebauung ermöglicht. Trotz Inanspruchnahme weiterer landwirtschaftlicher Flächen mit zum Teil hohem Ertragspotential wird die Erweiterung als nachhaltige Entwicklung eingestuft, die damit eine Flächeninanspruchnahme an anderer sensiblerer Stelle ausschließt.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 111

2.3.4 Ortsteil Gersprenz

Ge/Gs Zwischen Hohlweg und Heinrichstraße1 FNP Vorentwurf 2013/Entwurf 2018 FNP Entwurf 2019 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 1,37 ha 2019:1,73 ha Derzeitige Nutzung Grünland, Obstbaumreihen, Acker Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen, tlw. (Süd) Vorranggebiet für Natur und Landschaft Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit

Arten und Lebensgemeinschaften Mittel durch Verlust von z.T. alten Obstbäumen mit Bedeutung als Bruthabitat und Quartier für z.B. Fledermäuse), Artenschutz- prüfung § 44 (1) BNatSchG erforderlich

Boden Mittel (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen), Verlust von Böden mit hohem Ertragspotential und der Bodenfunk- tionen bei Versiegelung

Wasser Mittel durch Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und Abflusserhöhung

Klima/Luft Mittel durch Verlust von klimatisch bedeutenden Flächen in einem Luftleitbahnsystem mit lokaler und regionaler Bedeutung (Talaue der Gersprenz)

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 112

Ge/Gs Zwischen Hohlweg und Heinrichstraße1 Fortsetzung

Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit

Landschaftsbild / Erholung Gering aufgrund Vorbelastung durch Bundesstraße

Kultur- und sonstige Sachgüter Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen

Mensch/menschliche Gesundheit Mittel, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase für Bewohner der angrenzenden Bebauung Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung beibehalten bleiben, bei Nutzungsaufgabe ist potentiell eine ökologische Aufwertung der Fläche möglich Konfliktpotential Mittel Siedlungsarrondierung entlang Bundesstraße, bei artenschutzrechtlicher Kompensation und landschaftsgerechter Eingrünung vertretbar Die Fläche wird nach Osten in die vorhandene Ackerparzelle verbreitert. Aufgrund des damit erhöhten Verlustes der landwirtschaftlichen Fläche mit hohem Ertragspotential, bleibt das Konfliktpotential bestehen.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 113

2.3.5 Ortsteil Gumpen

G Lindenfelser Weg1 FNP Vorentwurf 2013/Entwurf 2018 FNP Entwurf 2019 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 0,5 ha 2019: 0,30 ha Derzeitige Nutzung Grünland, Acker (entfällt) Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, tlw., Vorbehaltsgebiet für vorbeugenden Hochwasserschutz Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Gering aufgrund derzeitiger Nutzung und Fehlen von bedeutenden Lebensräumen

Boden Mittel (südl. Teilbereich) (entfällt) – Gering (nördl. Teilbereich) (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen) aufgrund kleinflächigem Verlust von Böden mit hohem - mittlerem Ertragspotential und Verlust von Bodenfunktionen bei Versiegelung

Wasser Gering, kleinflächige Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und geringer Abflusserhöhung

Klima/Luft Gering

Landschaftsbild / Erholung Hoch durch zusätzlich Verdichtung der Siedlungsfläche trotz Vorhandensein von Baulücken (vgl. Ausschnitt Flächennutzungs-/ Landschaftsplan)

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 114

G Lindenfelser Weg1 Fortsetzung

Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit Kultur- und sonstige Sachgüter Mittel durch potentielle Betroffenheit einer Trockenmauer während der Baumaßnahmen, Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche

Mensch/menschliche Gesundheit Gering, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase für angrenzende Wohnbebauung Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung beibehalten bleiben, bei Nutzungsaufgabe ist potentiell eine ökologische Aufwertung der Fläche(n) möglich Konfliktpotential Mittel Inanspruchnahme neuer Flächen trotz Vorhandensein von Baulücken im Umfeld, Aufgabe der Planungsabsicht wird empfohlen, mindestens Reduzierung auf östliche Teilfläche. Im Rahmen der Abwägung wurde die Flächendarstellung nicht geändert, da hier konkreter Eigenbedarf besteht und die Erschließung einschließlich Kanal und Wasserleitung vorhanden ist. Gering Es erfolgt die Reduzierung auf die östliche Teilfläche. Damit wird dem Vorschlag der Umweltprüfung gefolgt.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 115

2.3.6 Ortsteil Klein-Gumpen

KG1 Langacker II1 FNP Vorentwurf 2013/Entwurf 2018 FNP Entwurf 2019 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante Wohnbaufläche Flächengröße 0,36 ha 2019: 1,12 ha Derzeitige Nutzung Acker Regionalplan 2010 tlw. Vorbehaltsgebiet, tlw. Vorranggebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen, Vorbe- haltsgebiet für den Grundwasserschutz Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Gering aufgrund geringer Ausstattung mit wert-vollen Lebensräumen und ackerbaulicher Nutzung

Boden Mittel (südl. Teilbereich) – Gering (nördl. Teilbereich) (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen) aufgrund kleinflächigem Verlust von Böden mit hohem - mittlerem Ertragspotential und Verlust von Bodenfunktionen bei Versiegelung

Wasser Mittel aufgrund der Lage im WSG, Zone III, kleinflächige Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und geringer Abflusserhöhung

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 116

KG1 Langacker II1 Fortsetzung

Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit Klima/Luft Gering, kleinflächiger Verlust von klimatischen Ausgleichsflächen (Kaltluftentstehung) / Mittel, Verlust von klimatischen Ausgleichsflächen (Kaltluftentstehung)

Landschaftsbild / Erholung Gering durch Inanspruchnahme von Flächen in Gegenlage zur Bebauung entlang der Erschließungsstraße (Arrondierung) bei landschaftsgerechter Einbindung

Kultur- und sonstige Sachgüter Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche sowie Erschwerung von Zufahrtsmöglichkeiten / Mittel Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche

Mensch/menschliche Gesundheit Mittel Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase für angrenzende Wohnbebauung Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung beibehalten bleiben, bei Nutzungsaufgabe ist potentiell eine ökologische Aufwertung der Flächen möglich Konfliktpotential Gering Bei landschaftgerechter Eingrünung und Bauweise Obwohl die Fläche durch Inanspruchnahme der gesamten Ackerparzellen vergrößert wird, wird die Erweiterung als nachhaltige, landschaftsverträgliche Siedlungsentwicklung eingestuft. Die ursprüngliche Flächeninanspruchnahme hätte die Bewirtschaftung der verbliebenen Ackerfläche stark erschwert und damit unwirtschaftlich gemacht.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 117

KG2 Mühlstraße 1 FNP Vorentwurf 2013/Entwurf 2018 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 0,16 ha Derzeitige Nutzung Grünland Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen, Vorbehaltsgebiet für den Grundwasserschutz, Vorbehaltsgebiet für den vorbeugen-den Hochwasserschutz Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Mittel durch Inanspruchnahme eines Standorts mit mittlerem Biotopentwicklungspotential (Potentieller Stauwassereinfluss)

Boden Gering (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen) Flächeninanspruchnahme bei Vorhandensein zahlreicher Baulücken im Umfeld, kleinflächige Verlust von Böden mit mittlerem Ertragspotential und Verlust von Bodenfunktionen bei Versiegelung

Wasser Mittel aufgrund der Lage im WSG, Zone III, kleinflächige Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und geringer Abflusser- höhung

Klima/Luft Gering, kleinflächiger Verlust von schutzwürdigen klimatischen Ausgleichsflächen (Kaltluftentstehung)

Landschaftsbild / Erholung Mittel durch zusätzlich Verdichtung der Siedlungsfläche trotz Vorhandensein von Baulücken (vgl. Ausschnitt Flächennutzungs-/ Landschaftsplan)

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift

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KG2 Mühlstraße 1 Fortsetzung

Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit Kultur- und sonstige Sachgüter Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche

Mensch/menschliche Gesundheit Gering, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase für angrenzende Wohnbebauung Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung beibehalten bleiben, bei Nutzungsaufgabe ist potentiell eine ökologische Aufwertung der Flächen möglich Konfliktpotential Mittel Inanspruchnahme neuer Flächen trotz Vorhandensein von Baulücken im Umfeld, Aufgabe der Planungsabsicht wird empfohlen. Im Rahmen der Abwägung wurde die Flächendarstellung beibehalten.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift

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2.3.7 Ortsteil Laudenau

L1 An der Freiheit 1 FNP Entwurf 2013 FNP Entwurf 2018 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 2013: 0,5 ha 2018: 0,35 ha Derzeitige Nutzung Grünland, Acker, Streuobst (Ausgleichsfläche) Vorentwurf 2013 Entwurf 2018 Grünland, Acker, einzelne Obstbäume Regionalplan 2010 Vorranggebiet für Landwirtschaft Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Hoch durch Verlust von Streuobst mit Bedeutung als Bruthabitat und Quartier für z.B. Fledermäuse) (entfällt), Artenschutzprüfung § 44 (1) BNatSchG erforderlich (entfällt), Abprüfen der potentiellen Auswirkungen auf das nordwestlich gelegene FFH-Gebiet

Boden Gering (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen), kleinflächiger Verlust von Böden mit mittlerem Ertragspotential, Verlust der Bodenfunktionen bei Versiegelung

Wasser Gering aufgrund kleinflächiger Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und geringer Abflusserhöhung

Klima/Luft Gering, kleinflächiger Verlust von schutzwürdigen klimatischen Ausgleichsflächen (Kaltluftentstehung)

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift

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L1 An der Freiheit 1 Fortsetzung

Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit Landschaftsbild / Erholung Gering, durch Nutzung einer Arrondierungsfläche in Zuordnung zur vorhandenen Bebauung

Kultur- und sonstige Sachgüter Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche

Mensch/menschliche Gesundheit Gering, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase für angrenzende Wohnbebauung Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung beibehalten bleiben, bei Nutzungsaufgabe ist potentiell eine ökologische Aufwertung der Flächen möglich Konfliktpotential Hoch/Gering Aufgrund Eingriff in geschützten Streuobstbestand 2– Reduzierung der Planungsabsicht wird empfohlen Im Verfahren wurde die Planungsabsicht um den westlichen Teilbereich reduziert und damit dem Vorschlag im Umweltbericht gefolgt.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift 2 Bewertung wurde im Verfahren geändert, da Streuobstbestand nicht berücksichtigt worden war

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L2 An der Winterkastener Straße1 FNP Entwurf 2013 FNP Entwurf 2018 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 2013: 0,5ha 2018: 0,16 ha Derzeitige Nutzung Grünland, einzelne Obstbäume Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung:

Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Mittel durch Inanspruchnahme eines Standorts mit mittlerem Biotop-entwicklungspotential (Potentieller Stauwassereinfluss) und Ver- lust einzelner Obstbäume mit Bedeutung als Bruthabitat und Quartier für z.B. Fledermäuse), Artenschutzprüfung § 44 (1) BNatSchG erforderlich

Boden Mittel (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen), Verlust von Böden mit hohem Ertragspotential, Verlust der Boden- funktionen bei Versiegelung

Wasser Gering aufgrund kleinflächiger Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und geringer Abflusserhöhung

Klima/Luft Gering, kleinflächiger Verlust von schutzwürdigen klimatischen Ausgleichsflächen (Kaltluftentstehung)

Landschaftsbild / Erholung Sehr hoch durch nachhaltige Veränderung des Landschaftsbilds, bandartige Siedlungsentwicklung entlang des offenen Talraums

Kultur- und sonstige Sachgüter Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche

Mensch/menschliche Gesundheit Gering, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase für angrenzende Wohnbebauung

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift

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L2 An der Winterkastener Straße1 Fortsetzung Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung beibehalten bleiben, bei Nutzungsaufgabe ist potentiell eine ökologische Aufwertung der Flächen möglich Konfliktpotential Hoch Inanspruchnahme neuer Flächen trotz Vorhandensein von Baulücken im Umfeld, Aufgabe der Planungsabsicht wird empfohlen. Im Verfahren wurde die Planungsabsicht um den westlichen Teilbereich reduziert und damit teilweise dem Vorschlag im Umweltbericht gefolgt. Die Abwägung führt dazu aus, dass die beiden Grundstücke bei Vererbung 1989 aus der landwirtschaftlichen Fläche herausparzelliert und seitdem als Baugrundstücke besteuert wurden. Bei der 1973 begonnenen und voraussichtlich 2016 abgeschlossenen Flurbe- reinigung wurden sie daher auch nicht am Verfahren beteiligt. Die Tochter eines der beiden Eigentümer möchte hier mit ihrer Familie ein Einfamilienhaus errichten.

2.3.8 Ortsteil Ober-Ostern

O1 Roseneck FNP Vorentwurf 2013 FNP Entwurf 2108

Für die beiden westlich an das vorhandene Wohnhaus angrenzenden Flurstücke wurde in der Zwischenzeit die Ergänzungssatzung „Roseneck“ erstellt, die durch öffentliche Bekanntmachung am 14.11.2014 Rechtskraft erlangte.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift

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O2 Nördlich Friedhofsstraße1 FNP Entwurf 2013 FNP Entwurf 2018 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 0,3 ha 2018: 0,17ha Derzeitige Nutzung Grünland extensiv, Streuobst Regionalplan 2010 Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft, Vorranggebiet für Natur und Landschaft Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Hoch, durch Vorhandensein hochwertiger geschützter Lebensräume (Streuobst), Talraum im Süden, Artenschutzprüfung § 44 (1) BNatSchG und Ausnahmegenehmigung erforderlich

Boden Gering (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen), klein-flächiger Verlust von Böden mit mittlerem Ertragspotential, Verlust der Bodenfunktionen bei Versiegelung

Wasser Gering, kleinflächige Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und geringer Abflusserhöhung

Klima/Luft Gering, kleinflächiger Verlust von schutzwürdigen klimatischen Ausgleichsflächen (Kaltluftentstehung)

Landschaftsbild / Erholung Hoch durch Eingriff in naturnahen gut strukturierten Übergangsbereich in die freie Landschaft (Steilhanglage), nachhaltige Verände- rung des Landschaftsbilds

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift

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O2 Nördlich Friedhofsstraße1 Fortsetzung

Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung

Schutzgüter Betroffenheit Kultur- und sonstige Sachgüter Konflikt mit Verkehr auf der Friedhofsstraße (Straßendimensionierung), Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen

Mittel durch Verkehrsbeeinträchtigungen auf der Friedhofsstraße ,Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase für an- grenzende Wohnbebauung Mensch/menschliche Gesundheit Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung und die ökologische Funktion beibehalten bleiben Konfliktpotential Hoch Aufgabe der Planungsabsicht aufgrund der hohen Eingriffswirkung (Natur, Landschafts- und Ortsbild) wird empfohlen Im Verfahren wurde die Planungsabsicht um den westlichen Teilbereich reduziert und damit teilweise dem Vorschlag im Umweltbericht gefolgt. Die Abwägung führt dazu aus, dass durch die Ausweisung die Voraussetzung zur Schaffung von drei Bauplätzen in der Ortsmitte erhalten bleibt, andere Baumöglichkeiten sind hier nicht vorhanden.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 125

2.3.9 Ortsteil Unter-Ostern

UO Dachsbergweg1 FNP Entwurf 2013 FNP Entwurf 2018 FNP Entwurf 2019 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 2013: 0,4 ha 2018: 0,23ha 2019: 0 ha Derzeitige Nutzung Grünland extensiv Regionalplan 2010 Vorranggebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung:

Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Hoch durch Eingriff in Landschaftsbereich mit hoher Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz, Artenschutzprüfung § 44 (1) BNatSchG (angrenzende Streuobstkomplexe) erforderlich

Boden Gering (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen), kleinflächiger Verlust von Böden mit mittlerem Ertragspotential, Verlust der Bodenfunktionen bei Versiegelung

Wasser Gering, kleinflächige Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und geringer Abflusserhöhung

Klima/Luft Gering, kleinflächiger Verlust von schutzwürdigen klimatischen Ausgleichsflächen (Kaltluftentstehung)

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 126

UO Dachsbergweg1 Fortsetzung Schutzgüter Betroffenheit Landschaftsbild / Erholung Hoch durch Überschreitung des gut ausgeprägten und strukturierten Übergangsbereichs in die freie Landschaft, nachhaltige Veränderung des Orts- und Landschaftsbilds

Kultur- und sonstige Sachgüter Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen

Mensch/menschliche Gesundheit Gering, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase für angrenzende Wohnbebauung Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung und die ökologische Funktion beibehalten bleiben bzw. weiter aufgewertet werden Konfliktpotential Hoch Aufgabe der Planungsabsicht aufgrund hoher Eingriffswirkung und angrenzender Baulücken im Bestand wird empfohlen Im Verfahren wurde die Planungsabsicht um einen südlichen Teilbereich reduziert. Die Abwägung führt dazu aus, dass die Baulücken im Bestand am Dachsbergweg in Privatbesitz sind und die Eigentümer der Grundstücke keine Bereitschaft zu einem Verkauf zeigen. Um in Unter-Ostern eine Option zu haben (sonst gibt es keine Möglichkeit) sollen die drei hier geplanten Bauplätze als Erweiterungsfläche im Plan erhalten bleiben. Die Fläche wird in der Tiefe reduziert, sodass nach allen Seiten Abstand zum Streuobstbestand eingehalten wird Nach der 2. Trägerbeteiligung wurde die Planungsabsicht aufgegeben. Damit wird der Empfehlung der Umweltprüfung gefolgt.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 127

2.3.10 Ortsteil Rohrbach

RO Im Unterdorf1 FNP Entwurf 2013 FNP Entwurf 2018 FNP Entwurf 2019 Landschaftsplan Bestand

Darstellung Geplante gemischte Baufläche Flächengröße 2013: 0,66 ha 2018: 0,25ha 2019:0,20 ha Derzeitige Nutzung Grünland Regionalplan 2010 Vorranggebiet für Landwirtschaft, Vorbehaltsgebiet für den Grundwasserschutz Prognose der Umweltauswirkungen bei Durchführung der Planung:

Schutzgüter Betroffenheit Arten und Lebensgemeinschaften Gering, bei Erhaltung der vorhandenen Obstbäume und Ausschluss von Beeinträchtigungen des südlich gelegenen FFH-Gebiets „Oberläufe der Gersprenz“, FFH - Vorprüfung erforderlich

Boden Gering (aufgrund des Erfüllungsgrads der Bodenfunktionen), klein-flächiger Verlust von Böden mit mittlerem Ertragspotential, Verlust der Bodenfunktionen bei Versiegelung

Wasser Gering aufgrund kleinflächiger Versiegelung mit Reduzierung der Versickerung und geringer Abflusserhöhung

Klima/Luft Gering, kleinflächiger Verlust von klimatischen Ausgleichsflächen (Kaltluftentstehung)

Landschaftsbild / Erholung Hoch durch nachhaltige Veränderung des Landschaftsbilds, bandartige Siedlungsentwicklung in Hanglage entlang des offenen Talraums

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Umweltbericht 128

RO Im Unterdorf1 Fortsetzung Schutzgüter Betroffenheit Kultur- und sonstige Sachgüter Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche

Mensch/menschliche Gesundheit Gering, Lärm-und Staubimmissionen während der Bauphase für angrenzende Wohnbebauung Prognose der Umweltauswirkungen bei Nicht - Durchführung der Planung Bei Nichtdurchführung der Planung kann die derzeitige Nutzung beibehalten bleiben, bei Nutzungsaufgabe ist potentiell eine ökologische Aufwertung der Flächen möglich Konfliktpotential Mittel Bei Reduzierung der geplanten Fläche auf den östlichen Teilbereich angrenzend an die Bebauung Im Verfahren wurde die Planungsabsicht um den westlichen Teilbereich reduziert und damit dem Vorschlag im Umweltbericht gefolgt. Nach der 2. Trägerbeteiligung wurde die Fläche um den Teilbereich östlich der Zufahrt weiter reduziert. Aufgrund der Veränderung des Landschaftsbilds bleiben die Eingriffswirkung und die damit vorgenommene Einstufung als mittleres Konfliktpotential beibehalten.

1 Ergebnisse der 1. Trägerbeteiligung: kursiv schwarze Schrift und der 2. Trägerbeteiligung: kursiv blaue Schrift

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2.4 Verträglichkeitsprüfung mit den Erhaltungszielen der Gebiete von gemein- schaftlicher Bedeutung und der Europäischen Vogelschutzgebiete

Für ein Bauleitplanverfahren, das einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Plänen oder Projekten ein Gebiet des Netzes „NATURA 2000“ (FFH-Gebiete und EU- Vogelschutzgebiete) erheblich beeinträchtigen kann, schreibt Art. 6 Abs. 3 der FFH- Richtlinie bzw. § 34 des Bundesnaturschutzgesetzes die Prüfung der Verträglichkeit dieses Planes mit den festgelegten Erhaltungszielen des betreffenden Gebietes vor. Insofern ist für Pläne zunächst in einer FFH-Vorprüfung i. d. R. auf Grundlage vor- handener Unterlagen zu klären, ob es prinzipiell zu erheblichen Beeinträchtigungen eines NATURA-2000-Gebietes kommen kann. Sind erhebliche Beeinträchtigungen nachweislich auszuschließen, so ist eine vertiefende FFH-Verträglichkeitsprüfung nicht erforderlich. Die Entscheidung ist nachvollziehbar zu dokumentieren. Grund- sätzlich ist es dabei jedoch nicht relevant, ob der Plan oder das Projekt direkt Flächen innerhalb des NATURA-2000-Gebietes in Anspruch nimmt oder von außen auf das Gebiet einwirkt. Zentrale Frage ist, ob der Plan zu erheblichen Beeinträchtigungen eines NATURA-2000-Gebiets in seinen für die Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteilen führen kann. Prüfgegenstand sind somit die:

- Lebensräume nach Anhang I FFH-Richtlinie einschließlich ihrer charakteristischen Arten,

- Arten nach Anhang II FFH-RL bzw. Vogelarten nach Anhang I und Art. 4 Abs. 2 Vogelschutz-Richtlinie einschließlich ihrer Habitate bzw. Standorte sowie

- biotische und abiotische Standortfaktoren, räumlich-funktionale Beziehungen, Strukturen, gebietsspezifische Funktionen oder Besonderheiten, die für die o. g. Lebensräume und Arten von Bedeutung sind.

Rechtlich kommt es darauf an, ob der Plan zu erheblichen Beeinträchtigungen führen kann, nicht darauf, dass dies nachweislich so sein wird.

Eine direkte Betroffenheit von NATURA 2000 durch Flächenumwidmungen mit erheb- lichen Beeinträchtigungen wie z. B. durch die Ausweisung der vorgesehenen neuen Siedlungsflächen ist im Planungsgebiet aufgrund ihrer Lage nicht gegeben.

Bei den folgenden Flächenausweisungen sind im Einzugsbereich FFH-Gebiete ausgewiesen:

- Laudenau, L 1 „An der Freiheit“ im Nordwesten und Westen liegt das FFH-Gebiet 6318 – 302, Buchenwälder des vorderen Odenwalds

- Rohrbach, RO „Im Unterdorf“ in südlicher Gegenlage, durch die K 51 getrennt, liegt das FFH-Gebiet 6319-302, Oberläufe der Gersprenz

Im Rahmen weiterer Verfahren (Aufstellung eines Bebauungsplans) ist eine FFH- Vorprüfung (Prognose) zur Ermittlung der Betroffenheit vorzunehmen.

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2.5 Umweltprognose der Umweltauswirkungen bei Nichtdurchführung des Plans

In der Begründung des Flächennutzungsplans wird die Erforderlichkeit der Aus- weisung von Entwicklungsflächen herausgestellt. Bei Verzicht der vorgesehenen Planungen wäre eine Weiterführung der bisherigen Nutzung nach den bisherigen Vorgaben des Flächennutzungsplanes am wahrscheinlichsten. Für alle Flächen liegen mehr oder weniger Vorbelastungen durch die bestehenden Nutzungen (Land- wirtschaft, gegebene Erschließung, Bebauung) vor, die bei Weiterführung der Nutzung bestehen bleiben würden.

3 ZUSÄTZLICHE ANGABEN

3.1 Beschreibung der Methodik

Die Bewertung der Umweltauswirkungen basiert auf den Untersuchungen des kommunalen Landschaftsplans und dessen Bewertung.

3.2 Monitoring/Beschreibung der geplanten Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Auswirkungen der Durchführung auf die Umwelt

Die geplanten Maßnahmen zur Überwachung erfolgen im weiteren Verfahren.

3.3 Allgemeinverständliche Zusammenfassung

Mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplans der Gemeinde Reichelsheim wird die bauliche Entwicklung in den Grundzügen für einen Planungshorizont bis zum Jahr 2020 vorbereitet. Neben den vorhandenen Siedlungsbereichen werden bisher unbe- baute Bereiche in die Planung einbezogen und so die zukünftig mögliche bauliche Entwicklung vorbereitet. Erst auf Ebene der verbindlichen Bauleitplanung (Bebauungspläne, Satzungen) können jedoch neue Baurechte geschaffen werden.

Die Auswirkungen auf die Umwelt können auf Ebene des Flächennutzungsplans nur vorläufig ermittelt und beschrieben werden. Für jede geplante mögliche Erweiterungsfläche wurde bereits durch den Landschaftsplan eine Bewertung vorge- nommen, die die Auswirkungen und potentiellen Beeinträchtigungen auf den Natur- haushalt, das Landschaftsbild und damit die Erholungseignung der Landschaft ermittelte und damit die Verträglichkeit abprüfte. Im Umweltbericht wird jede einzelne Fläche unter Berücksichtigung der landschaftsplanerischen Bewertung auf ihre Um- weltauswirkungen untersucht. Diese Umweltprüfung stellt nur einen Abwägungs- aspekt dar, andere bedeutsame Belange müssen ebenfalls in die Abwägung ein- gestellt werden.

In der Summe der Festlegungen sind durch die Fortschreibung des Flächen- nutzungsplans unter Berücksichtigung der im Umweltbericht formulierten Vorschläge keine erheblichen negativen Umweltauswirkungen zu erwarten.

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Anlage I

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Anlagen 132

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Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Anlagen 134

Quelle: hessen Archäologie, Darmstadt, Stand 01.03.2013

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Anlagen 135

Altlastenstandorte Gemeinde Reichelsheim Anlage II Quelle: Regierungspräsidium Darmstadt, Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt, Stand 06.02.2019

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Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Anlagen 137

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Anlagen 138

Büro für Stadt- und Landschaftsplanung Kriegsmann/Banz-Jochum Januar 2020 Flächennutzungsplan der Gemeinde Reichelsheim Anlagen 139

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Anlage III

Leerstände in der Gemeinde36 Quelle: Geographisches Institut der Technischen Universität 2016 (Benjamin Schnitzer) Korrektur durch Einwohnermeldeamt der Gemeinde

Kerngemeinde Reichelsheim Alter Weg 28 Heidelberger Straße 16 Heidelberger Straße 38 Jahnstraße 8 Laudenauer Straße 15 Mühlgasse 14

Beerfurth Brückenstraße 6 Burgstraße 5 Burgstraße 14 Michelbacher Straße 8 Pfalzstraße 15 Pfalzstraße 28 Schwimmbadstraße 16 Siegfriedstraße 31 Siegfriedstraße 38

Erzbach Forststraße 5 Forststraße 22 Forststraße 51 Klingenweg 12 Klingenweg 26

Gumpen Kriemhildstraße 26 Kriemhildstraße 58 Rangenweg 5

Klein-Gumpen Am Eichelberg 7 Höhenweg 10

Laudenau Reichelsheimer 26 Reichelsheimer Weg 28

36 wird zusammen mit allen Kommunen des Odenwaldkreises und dem Amt für Bodenmanagement Heppenheim neu erfasst

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Ober-Kainsbach Alter Postweg 16 Korngasse 2 Korngasse 22 Talstraße 9 Talstraße 61 Talstraße 117 Talstraße 125

Ober-Ostern Die Alme 9 Die Alme 12 Die Alme 13 Roseneck 13

Unter-Ostern Grundstraße 25 Grundstraße 113

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