Küste Der Maremma
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
330 Küste der Maremma Pinien am Meer – dahinter wartet der Sandstrand Küste der Maremma Der flache Landstreifen südlich von Piombino zählt zu den ärmsten Regio- nen der Toscana. Landwirtschaft und seit einiger Zeit der Tourismus sind ih- re wirtschaftlichen Standbeine. Der seit den Etruskern über Jahrtausende betriebene Bergbau ist während der letzten zwei Jahrzehnte fast gänzlich aufgegeben worden. Das geflügelte Wort „Maremma amara“ („bittere Maremma“) aus einem Volkslied des Küste der 19. Jh. trifft so nicht mehr zu. Moderne, meist hoch subventionierte Landwirtschaft Maremma brachte etwas Wohlstand selbst ins entlegenste Dorf. Dazu boomt der Tourismus nicht mehr nur am Beckenrand des Mittelmeeres, denn selbst die Italiener, die es immerzu ans Meer zog, haben Gefallen an Entdeckungen im Hinterland gefunden. Die Maremma war Teil des etruskischen Stammlandes. Die Etrusker machten sich Küste der den Erzreichtum dieser Gegend zunutze, bauten schöne und reiche Städte mit Maremma Mauern und Festungen und errichteten die ersten Entwässerungssysteme. Die Rö- mer besannen sich auf die fruchtbaren Böden, machten sie durch aufwendige Ka- nalsysteme urbar und verwandelten die Maremma so zur Kornkammer der Tosca- na. Zu ihrer Zeit war der Küstenstrich vom heutigen Livorno bis nach Tarquinia eine blühende Gegend. Mit dem Niedergang Roms verwilderte die Maremma, das kunstvoll angelegte Dränagesystem verfiel, das Land versumpfte, bis schließlich die Malaria wütete. Beschleunigt wurde der Verfall durch billige Getreideimporte aus Ägypten und Sizilien, die den Anbau in der Maremma unprofitabel machten. In den späteren feudalistischen Großbetrieben wurde auf den sauren, ertrags- schwachen Böden extensive Weidewirtschaft betrieben. Leibeigenschaft und die Verarmung der Landbevölkerung waren der ideale Nährboden für Räuberbanden, Küste der Maremma Karte S. 331 Küste der Maremma 331 S. Vincenzo LivornoLivorno Monte Arsenti Siena,Siena, S. S. Galgano Galgano Campiglia Maritt. Venturina Massa Marittima Populonia Roccastrada Monte Amiata Monte Amiata Gavorrano Piombino Scarlino Follonica Ravi Puntone Caldana Portiglioni Tirli Vetulonia Punta Ala Roselle Ístia d'Ombrone Castiglione della Pescaia Grosseto Marina di Grosseto Principina a Mare Scansano Montemerano P Montemerano a Alberese d r e c l o la Marina di Alberese Küste der Maremma M N a a t r u e r a m le m Magliano Lago di Bolsena Lago di Bolsena a Talamone Albinia Porto Capalbio Karte S. 331 San Stefano Orbetello Tarquinia Pescia Fiorentina Tarquinia Monte Ansedonia Lago di Argentario Burano Campese Giglio Castello Macchia- Porto tonda Giglio Porto Ercole Chiarone Scalo Isola del Giglio 98 (+1.5)/164mm Maremma Isola di Giannutri 10 km die in der zweiten Hälfte des 19. Jh. die Gegend in Robin-Hood-Manier unsicher machten. Zu den berüchtigtsten Anführern gehörte Domenico Tiburzi (mehr darü- ber unter Capálbio). Das Motto „Nimm’s von den Reichen“ nahmen in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts verarmte sardische Hirten wieder auf, die durch spektakuläre Entführungsfälle auf sich aufmerksam machten. Unter den Habsburgern im 18. und 19 Jh. wurde die Trockenlegung der Sümpfe wieder angegangen, erfolgreich waren die Maßnahmen aber erst in den 30er Jahren des 20. Jh. unter Mussolini. Eine wirksame Bekämpfung der „schlechten Luft“ („mal aria“), vor der man sich im Mittelalter durch das dichte Verschließen der Fenster zu schützen versuchte, war sogar erst nach dem Zweiten Weltkrieg möglich, als man die Anophelesmücke durch großflächiges Versprühen des Insektengiftes DDT in Italien ausrotten konnte. Am gesamten Küstenstreifen der Maremma wechseln lange Sandstrände mit felsi- gen Abschnitten und Sanddünen ab. Das Hinterland ist durch immergrüne Vegeta- tion geprägt: Korkeichen, Pinien und wuchernde Macchia. 332 Küste der Maremma Follonica (ca. 22.000 Einw.) Eine ehemalige Industriestadt und Badeort. Bereits im 19. Jh. wurde unter der Herrschaft der Großherzöge der Toscana eine Eisenhütte angelegt, und heute noch befindet sich in Follonica die Verwaltung der im Hinterland ge- legenen Gruben der Colline Metallifere, die aber inzwischen praktisch still- gelegt wurden. Von Norden kommend, erblickt man hinter Baustellen und Neubauten die moder- Follonica ne Silhouette des stark auf den Fremdenverkehr zugeschnittenen Ortes (viele Häu- ser und selbst viele Hochhauswohnungen werden hier nur als Feriendomizil in den Sommermonaten bewohnt, zu anderen Zeiten werden manche vermietet). Am Stadtrand produziert eine große Industrieanlage aus Mineralgestein Titanoxid-Pig- mente für Farben und Zahnpasta. Im Stadtzentrum dagegen ist noch der Charakter des alten, lebendigen Geschäfts- und Handelszentrums zu spüren – vor allem um die Pfarrkirche San Leopoldo mit ihrem massiven gusseisernen Portal herum. Es wurde im 19 Jh. in der im Ort ansässigen Eisengießerei ILVA nach den Plänen des österreichischen Architekten Reishammer hergestellt. Die Gießerei war eigentlich mehr darauf spezialisiert, Industriemaschinen zu produzieren; umso erstaunlicher ist die künstlerisch-filigrane Struktur der Eisenteile. Heute ist das Gießerei-Ge- lände (La Città Fabbrica) am Rand der Altstadt eine Mischung aus Park und Park- platz mit halbverfallenen Gebäuden, von denen derzeit einige restauriert werden. Wer das Gelände von der Via Bicocchi her durch den gusseisernen Eingang betritt, kommt zunächst an einer kleinen Open-Air-Ausstellung mit ebenfalls gusseisernen Ankern und anderen heute vor sich hin rostenden Produkten der Gießerei vorbei. Danach gelangt man zu einem als Bibliothek genutzten Gebäude, dessen Gewölbe- konstruktion auf gusseisernen Pfeilern ruht. Ob das Museum dahinter seine Pfor- ten je wieder öffnen wird, stand bei unserem letzten Besuch in den Sternen. Baden: Der Strand des Golfo di Follonica fällt flach ab und ist so besonders für Kin- der geeignet. Der südliche Strand (Spiaggia Levante) ist mit seinen ehemaligen Fi- scherbaracken der idyllischere Teil. Information/Verbindungen/Einkaufen/Feste _________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ •PLZ 58022 do (kräftiger) und aus Montalcino (kräftig) hän- •Information APT/Proloco, Mo–Sa 9–12.30 gen von der Decke; auch gute Käseaus-wahl. Uhr u. 16–19.30 Uhr, So 10–12 Uhr. Via Roma Pasticceria Peggi, Café-Konditorei, Via della 51, ¢ 0566-263332, § 0566-57576. Repubblica 1 (Altstadtbereich) und Via Bicoc- [email protected], chi 48/50. Kleine Sünden, oft mit Marzipan. www.prolocofollonica.it •Fahrradverleih Boutique della Bici, Via Co- •Bahnverbindung Gute Verbindung nach lombo 28c, pro Tag ca. 8 €, pro Woche ca. Livorno und Grosseto. 21 €. •Einkaufen Markt am Freitag beim Bahn- •Feste Carnevale Maremmano, an den hof, sonst täglich im modernen Mercato ersten drei Sonntagen im Februar. Masken- coperto, Piazza XXIV Maggio (Mo–Fr 7.30– umzug und Karnevalskarren, ursprünglich 13.30 Uhr, Sa 16.30–19.30 Uhr). Viele Geschäf- ein spielerischer Wettstreit der fünf Stadt- te haben Montagvormittag geschlossen. teile (Kirche, Zentrum, Neubauzone, Senzu- Bäckerei/Feinkostladen L’Imposto, Via Santi- no und Golf). ni 10, gute Brotauswahl (siehe auch „Essen“). Ein Jazzfestival findet im Juli/August statt. Casa del Formaggio, Via Colombo 7, aus- Fuochi d’Artificio, Feuerwerk am Strand gesuchte Feinkost wie toscanische Schin- (mit Musik untermalt), 15. August. ken aus dem Pratomagno (mild), aus Certal- Follonica 333 Küste der Maremma Kirche San Leopoldo, Portal aus Gusseisen •Gelateria Gelateria Pagni (6), Via Bicoc- •Internet Im unauffälligen Kopie-Laden Karte S. 331 chi 21. Seit 1931 die erste Eisadresse der bianco & nero, Via Marconi 6 (in der Nähe Stadt mit den immer noch besten Rezep- der Piazza V. Veneto). ten für ca. drei Dutzend Eissorten. Heute •Wein Vini Moris, Via Lamarmora 30, klei- besser bekannt als das Stammhaus ist die ne Kelterei, die den bekannten roten Avol- Filiale am Strand (16), rechts vom Hotel tore herstellt. Die Flasche kostet ca. 25 €. Piccolo Mondo. Es wird auch Fasswein verkauft. Übernachten/Camping/Essen______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ (siehe Karte S. 334/335)__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Jede Menge Möglichkeiten in jeder Preislage. In den meisten Hotels bestehen be- trächtliche saisonale Preisschwankungen. •Übernachten *** Giardino (1), recht kom- tück 75–115 €. Via Firenze 10, ¢ 0566-53535, fortables 43-Zimmer-Haus im Zentrum, an § 0566-53558. [email protected] der Rezeption spricht man Deutsch. DZ mit *** Parrini (14), ebenfalls am Strand gele- Frühstück 80–120 €. Piazza Vittorio Veneto gen. DZ 80–112 € (im Juli/Aug. mit Verpfle- 10,