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Im Vogelschutzgebiet

Das nur 4,7 km² große Naturschutzgebiet Bodetal (NSG) ist Teil biete auszuweisen wären. Eine solche Entscheidung würde nicht Ausschlaggebend für die Abgrenzung und Meldung des EU des insgesamt 170 km² großen Europäischen Vogelschutzge- ohne Folgen bleiben, denn nach dem legendären Leybucht-Ur- SPA (Special Protection Area) Nordöstlicher Unterharz (Code bietes Nordöstlicher Unterharz. Das Vogelschutzgebiet (EU SPA) teil des Europäischen Gerichtshofes vom 28. September 1991 SPA0019LSA) waren das Vorkommen von Wanderfalke, Rotmi- schließt den gesamten Nordharzrand mit dem Selketal (bis in erhielten Europäische Vogelschutzgebiete einen sehr hohen lan und Wespenbussard sowie Rauhfußkauz, Sperlingskauz und das Gebiet der Stadt Falkenstein/) ein. Schutzstatus. Dieser darf nicht durchbrochen werden, soweit Uhu. Diese sechs Greifvogel- und Eulenarten gehören mit den Nachdem auch das Gebiet des heutigen Landes Sachsen-Anhalt es nicht aus Gründen der öff entlichen Sicherheit, des Schutzes anderen hier vorkommenden Vogelarten des Anhangs I der Vo- mit der Wiedervereinigung Deutschlands in den Geltungsbereich von Gesundheit und Leib oder Leben von Menschen oder we- gelschutzrichtlinie zu den wertgebenden Arten, deren Bestand der 1979 verabschiedeten Vogelschutzrichtlinie der Europäi- gen unmittelbar günstiger Auswirkungen eines konkreten Vor- regelmäßig zu überwachen ist. Um das Risiko der Tötung durch schen Wirtschaftsgemeinschaft (VS-RL) gelangt war, stellte sich habens auf die Umwelt erfolgt. Vogelschlag auszuschließen, dürfen im gesamten Vogelschutz- hierzulande alsbald die Frage, für welche Arten Vogelschutzge- gebiet keine herkömmlichen Windkraftanlagen errichtet werden.

Wanderfalke Falco peregrinus Rotmilan Milvus milvus Wespenbussard Pernis apivorus Der nahezu weltweit verbrei- Von den hier vorgestellten Diese Greifvogelart mit einer tete Wanderfalke ist auch im Arten ist er die häufi gste. Das Flügelspannweite von bis zu Harz wieder heimisch. In den gilt aber nur aus der Perspek- 135 cm ist nicht einfach zu 1960er Jahren verschwand tive der Beobachter, die in ei- beobachten. Das liegt nicht die Art aus dem gesamten nem der Naturparke im Harz nur an der möglichen Ver- norddeutschen Raum. Ursa- unterwegs sind. Das EU SPA wechslungsgefahr mit dem che des regionalen Ausster- Nordöstlicher Unterharz liegt viel häufi geren Mäusebus- bens war die weit verbreitete mitten im Dichtezentrum der sard Buteo buteo. Der recht Anwendung des Insektizids ausschließlich in Europa brü- lange Schwanz des Wespen- Dichlordiphenyltrichlorethan tenden Art. Für den Erhalt bussards hat eine typische (DDT). Beim Wanderfalken, dieser weltweit sehr seltenen Zeichnung mit einer deutli- Die erste Jungfernbrücke der als Vogeljäger an der Spit- Vogelart tragen Sachsen-An- chen dunklen Endbinde und ze der Nahrungspyramide halt, Thüringen und Nieder- im größeren Abstand ein bis zwei schmaleren Das Bodetal in alten steht, verursachte DDT bzw. dessen Abbaustoff e sachsen also eine besondere Verantwortung. Ak- dunklen Binden an der Schwanzbasis. Der Wes- Ansichten eine Dünnschaligkeit der Eier. Die Bruten blieben tuell leiden die Rotmilane besonders unter einer penbussard ist nicht besonders ruff reudig und fortan erfolglos. Das für viele Jahre letzte Gelege hochspezialisierten Landwirtschaft mit zu gerin- kann auch nur im Zeitraum Mai bis September Die erste Jungfernbrücke war schon um wurde im Bodetal 1970 verlassen. Nach dem Ver- gen Nutztierbeständen. Auf mit Winterweizen im Bodetal beobachtet werden. Die meiste Zeit das Jahr 1840 errichtet worden. Auf bot des DDT in den 70er Jahren, wurde 1977 in oder Raps bestellten Äckern können sie während des Jahres ist er in Afrika. Jungvögel bleiben so- dem Abdruck des Stahlstichs aus dem den westlichen Bundesländern und in Westber- der Brutzeit keine Beute machen. Zu dieser Zeit gar das ganze zweite Kalenderjahr ihres Lebens 19. Jh. können Sie erkennen, dass sich lin damit begonnen, Wanderfalken aus Zuchten müssen aber auch die Jungvögel versorgt wer- dort. Der deutsche Artname ist ein Hinweis auf jene Brücke etwas näher an dem Standort auszuwildern. Die erste Wiederansiedlung eines den, der Nahrungsbedarf ist also besonders groß. seine Ernährungsgewohnheiten. Dazu gehört, dieser Informationstafel befand, als die Wanderfalkenpaares in der DDR wurde danach im Doch die Bestände der beiden Feldfrüchte sind dass Wespenbussarde regelmäßig auch Wespen- heutige Brücke aus Stein. Sie wurde erst NSG Bodetal festgestellt. Hier brüten die Falken gerade dann so dicht und hoch, dass Hamster nester aus dem Boden graben, um an die Larven 1927 gebaut, nachdem ein verheeren- nun wieder in den Felswänden. und Feldmäuse unerreichbar bleiben. dieser staatenbildenden Insekten zu gelangen. des Hochwasser am 30. Dezember 1925 alle Brücken im Bodetal zerstört hatte. Rauhfußkauz Aegolius funereus Sperlingskauz Glaucidium passerinum Uhu Bubo bubo Betrachten Sie die heutige Brücke etwas aufmerksamer, so können Sie Tropfstein- Es ist die Vogelart, die im Logo Es ist die kleinste Eulenart Eu- Der Uhu steht eigentlich für bildungen entdecken. Das Regenwasser des Naturparks Harz/Sach- ropas. Kaum so groß wie ein Weisheit und Kraft. Doch für wäscht Kalk aus dem Mörtel aus. Noch sen-Anhalt schützend ihre Star Sturnus vulgaris, brütet lange Zeit war auch er im Ge- ist der Materialverlust nicht bedenklich, Flügel ausbreitet. Der kleine der Sperlingskauz gern in al- biet ausgestorben. Schon vor doch müssen die Steine der Brücke von Kauz brütet in Baumhöhlen, ten Höhlen des Buntspechts der Wende vom 19. auf das Zeit zu Zeit neu verfugt werden. die er aber nicht selbst baut. Dendrocopos major, der häu- 20. Jh. wohnten im Gebiet Er ist auf die Dienstleistung fi gsten Spechtart im Harz. Die des nordöstlichen Harzes des ebenfalls im EU SPA Nord- auch bei vielen anderen Vo- nur noch fünf Paare. Die Vor- östlicher Unterharz vorkom- gelarten beliebten Quartiere kommen erloschen bei Bal- menden Schwarzspechtes erobert er ohne große Mühe, lenstedt 1930 und im Selketal Dryocopus martius angewie- ist doch der kleine Sperlings- um 1940. Der letzte indirekte sen. Der zimmert seine Höh- kauz sogar in der Lage, ihn Nachweis eines Uhus durch le vorzugsweise in die Stämme alter Buchen. Der an Größe übertreff ende Singdrosseln Turdus phi- Federfunde in den Felsen des Bodetals stammt hochovale Höhleneingang ist mit ca. 9 x 12 cm lomelos zu erlegen. Vögel und Mäuse sind sei- aus dem Jahr 1972. Mit der Fundortangabe Thale wie maßgefertigt für den Rauhfußkauz. Da sich ne Hauptbeute. Er benutzt Baumhöhlen auch, befi ndet sich in der Sammlung des Museums Hei- die Spechte jährlich eine neue Bruthöhle bauen, um Beutedepots anzulegen. Damit wird deutlich, neanum in Halberstadt ein aus zwei Eiern beste- gibt es in Wäldern mit ausreichend dicken alten wie wichtig der Erhalt von Höhlenbäumen und hendes Gelege aus dem Jahr 1909. Das Ausneh- ce – Agentur für Kommunikation, Bad Harzburg Bäumen potentiell freien Wohnraum für Nach- damit ein hoher Anteil stehenden Totholzes im men der Horste und das direkte Nachstellen der mieter. Doch konkurrenzlos ist ein wohnungssu- Vogelschutzgebiet ist. Eine Besonderheit des EU als Raubvogel verschrieenen Art hatte das lokale chender Rauhfußkauz nicht. Auch die Hohltaube SPA Nordöstlicher Unterharz sind baumbrüten- Aussterben unserer größten heimischen Eulenart Columba oenas brütet in alten Schwarzspecht- de Mauersegler Apus apus. Auch sie nutzen alte zur Folge. Erst 1985 gab es wieder einen Nach- höhlen. Kauz, Specht und Taube sind als Arten Buntspechthöhlen, sind aber nur von Mai bis Au- weis im nördlichen Harzvorland. Im EU SPA Nord- des Anhangs I der VS-RL besonders angewiesen gust hier. Der Sperlingskauz hingegen ist Jahres- östlicher Unterharz brüten heute zwei Paare. Regionalverband Harz e. V., 2014. Alle Rechte vorbehalten. auf den Schutz alter Wälder. vogel im Gebiet. Text & Foto: Dr. Klaus George Zeichnungen: Otto Kleinschmidt (1934): Die Raubvögel der Heimat. Quelle Meyer Leipzig Stahlstich: Wilhelm Ripe & Albert R. Schule. Verlag Eduard Brückner, Goslar Konzeption & Design: Design Offi

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