Als Lebensraum Für Vögel 31-46 ©Museum Heineanum
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Ornithologische Jahresberichte des Museum Heineanum Jahr/Year: 1993 Band/Volume: 11 Autor(en)/Author(s): George Klaus Artikel/Article: Untersuchung eines Landschaftsausschnitts im nordöstlichen Harz (Sachsen-Anhalt) als Lebensraum für Vögel 31-46 ©Museum Heineanum Orn. Jber. Mus. Heineanum 11 (1993): 31-46 Untersuchung eines Landschaftsausschnitts im nordöstlichen Harz (Sachsen-Anhalt) als Lebensraum für Vögel Investigation of a landscape cut-out as biotop for birds in the northeastern Harz Mountains (Sachsen-Anhalt) V on Klaus George Summary Since March 1991 a varied area o f 71,8 ha in the northeastern Harz Mountains has been investigated for its use by birds with the help o f different methods (e. g. territory mapping method, capture-recap ture method). Altogether 75 bird species use the studied area: 51 species are breeding birds, 10 food visitors during their breeding period, 4 food visitors outside their breeding period and 10 migratory birds. In summer season 61 species and in winter season 30 species are to be found regularly. 11 species o f breeding birds were proved by ringing o f some individuals and in addition 15 were watched all year round. In 1993 286 breeding pairs were found (abundance: 39,8 pairs/10 ha). Number o f species and settlement density on eight partial areas (field, grassland, different types o f wood) differ as expected (see tab. 1). Disused field, a sparse 140-year-old pinewood with regeneration o f deciduous tree with a large number o f species and a 125-year-old beeckwood are looked at in order as early, intermediate and late phase o f succession. Number o f species and settlement density o f breeding birds are greatest in intermediate phase. The succession was still clearer by comparison with investigations of partial areas in 1967 (see tab. 2, 3). In view o f the actual conservation o f nature discussion it is concluded that there is no sense for an effective protection o f species in protecting o f only special old timbers. 1. Einleitung Der Wert eines Landschaftsteils kann aus omithologischer Sicht nicht nur auf der Grundlage einer Momentaufnahme in seiner Funktion als Bruthabitat verschiedener Vogelarten gemessen werden, da wirksamer Artenschutz auch nur möglich ist, wenn Sukzessionen einkalkuliert werden und Gefährdungsursachen im gesamten Jahresle bensraum einer Vogelart bekannt sind. Wissenslücken sind in dieser Hinsicht ganz besonders während der Zeit des Zuges, zwischen Brutzeit und Wegzug und zum Teil auch während der Überwinterung sowie in Ermangelung langfristiger Untersuchun gen der Bmtvogelsiedlungsdichte zu beklagen. Vorliegende Arbeit ist ein Zwischen bericht aus einem seit März 1991 laufenden Forschungsvorhaben, in dessen Ergebnis das beschriebene Wissensdefizit gemindert und die Kenntnis der Avifauna des Nord harzes vervollkommnet werden sollen. Die Wahl des Zeitpunktes für diesen Bericht erfolgte mit Blick auf die aktuellen Diskussionen über die Unterschutzstellung des Selketalgebietes im Harz und mit Blick auf die bevorstehende Auswertung der Brut vogelkartierung im Südteil des Landes Sachsen-Anhalt - einem Untersuchungsraum, zu dem auch weite Teile des NE Harzes gehören. In diesem Untersuchungsraum wurde 1993 letztmalig die Datenerfassung für den Brutvogelatlas auf der Basis von 20 km1 2 großen Rastern durchgeführt (ZAUMSEIL 1993). Nach GNIELKA (1990) soll ©Museum Heineanum 32 Orn. Jber. Mus. Heineanum 11 (1993) dieser Atlas eine Häufigkeitsabschätzung des Gesamtbestandes und der Bestände von Teillandschaften für den Zeitraum 1989-1993 auf der Basis der quantitativen Brutvo gelkartierung enthalten. Die hier angewendete Revierkartierungsmethode ist unver zichtbar zur Eichung und als Korrektiv für Relativmethoden (GNIELKA 1992). Daß in einem Jahr und in einem Teilgebiet der Brutvogelkartierung eine Siedlungsdichteun tersuchung eines vielfältig gestalteten Landschaftsausschnittes durchgeführt wurde, dürfte für die Häufigkeitsabschätzung im Brutvogelatlas wertvoll sein. Siedlungsdichteuntersuchungen in Untersuchungsgebieten, die der Forderung nach homogenen, physiognomisch einheitlich strukturiert erscheinenden Flächen gerecht wurden, sind im Unterharz zwischen 1965 und 1976 durchgeführt worden (HAENSEL & KÖNIG 1978; GEORGE 1984 u.a.). Die durchschnittliche Flächengröße der Unter suchungsgebiete betrug damals ca. 12 ha. GNIELKA (1992) stellte klar, daß zu Gun sten der Flächengröße von dieser Forderung Abstand genommen werden muß. Das hier gewählte Untersuchungsgebiet ist ein 71,8 ha großer Landschaftsausschnitt, von dem Teilflächen bereits 1967 durch KÖNIG untersucht wurden (HAENSEL & KÖNIG 1978). Seine Ergebnisse sind ein willkommenes Vergleichsmaterial. 2. Untersuchungsgebiet Der untersuchte Landschaftsausschnitt des Unterharzes ist Teil der Harzgeröder Hochfläche (400 m NN), die im Norden von der Granitkuppe des Rambergs überragt wird. Erosionstäler, wie das Sel- ketal, haben nach der Heraushebung des Harzes die Hochfläche zerschnitten und ihr dadurch den Gebirgscharakter verliehen (KLOCKE 1954). Das Elbingstal, es gehört zum Flußsystem der Selke, entstand durch die Arbeit des Steinfurtbachs, der sich in den Plattenschiefer einschnitt. Elbingstal mit Steinfurtbach sind Teil des Untersuchungsgebietes. Es gehört zum Gemeindegebiet der Stadt Günters berge im Landkreis Quedlinburg (MTB 4332 - Harzgerode). Das Untersuchungsgebiet ist 71,8 ha groß und wird in 8 Kontrollflächen eingeteilt (Abb. 1). Die Erschließung erfolgt durch den unbefestigten Armborstweg, der von der B 242 abzweigt. Die anderen im Gebiet vorhandenen Wege sind weitgehend zugewachsen. Die Höhe über NN beträgt 400 bis 434,5 m. Der Rotbuchenwald der Kontrollfläche (KF) 1 (5,1 ha) kommt wohl dem Endstadium eines Suk zessionsverlaufs unter mitteleuropäischen Verhältnissen am nächsten. Der Nordhang ist bestockt mit 32 m hohen 124-jährigen Rotbuchen (Fagus sylvatica). Der Altersklassenaufbau ist homogen (Abb. 2), Verhältnisse, die nach REMMERT (1989) in einem Urwald ähnlich wären. NachRUNGE (1990) handelt es sich bei der Pflanzengesellschaft um einen Waldmeister-Buchenwald {Asperulo odoratae- Fagetum) mit folgenden Subassoziationen: Waldschwingel-Buchenwald (Festuco-Fagetum ), Zwiebel zahnwurz-Buchenwald {Cardamino bulbiferae-Fagetum) und Perlgras-Buchenwald (Melico-Fage- tum ) . Im nach Westen offenen Plateaubereich gewinnt kleinflächig ein Laubmischwald aus Trauben eiche (Quercus petraea ), Esche (Fraxinus excelsior) und Traubenkirsche {Prunus padus) an Bedeutung. KF 2 (7,3 ha) ist der nach NW bis SW exponiert liegende Talhang des Elbingstals. Er ist bestockt mit längst nicht mehr bestandsbildenden 29 m hohen 139-jährigen Kiefern{Pinus sylvestris). Nahezu flächendeckend wachsen in den Blößen um 11 m hohe ca. 30-jährige Birken{Betula pendula). Einige Lücken im Kiefembestand sind mit Fichten {Picea abies) aller Altersstufen bestockt, und auch jüngere Rotbuchen und Eichen sind auf der Kontrollfläche häufiger zu finden (Abb. 3). Bis auf die kleinflä chig in eine Bestandslücke am NW-Hang gepflanzten Fichten entspricht die Vegetation dieser KF einem jüngeren mitteleuropäischen Sukzessionsstadium und muß daher als natumah bezeichnet wer- ©Museum Heineanum GEORGE: Harzlandschaft als Lebensraum fü r Vögel 33 den. Das Vorhandensein von alten Meilerplätzen läßt darauf schließen, daß die KF in der Blütezeit des Harzer Bergbaus zwischen dem 16 Jh. und dem Ende des 19. Jh.(KLOCKE 1954) lange Zeit waldfrei war. Nach BACHMANN (1955) wurden im anhaltinischen Harz im 19. Jh. "Räumden und Blößen und unbrauchbare Mittelwaldpartien" für den Nadelholzanbau benutzt. Aus dieser Zeit stammen die Kie fern der KF. Im Waldsaum der KF 2 kommen neben Traubenkirsche, Haselnuß (Corylus avellana ), Schneeball (Viburnum opulus), Pfaffenhütchen (Euonymus europaea) u.a. auch Wildapfel {Malus sylvestris) und Wildbime {Pyrus communis) vor. In der knapp die Hälfte der Fläche der KF 2 decken den Krautschicht sind neben Gräsern und anderen Pflanzen auch Heidelbeere{Vaccinium myrtillus) und Efeu {Hedera helix ) zu finden. Die reich strukturierte KF 2 weist zudem einen sehr hohen Anteil stehenden und liegenden Totholzes auf. Die KF 3 (7,3 ha) ist mit 7 bis 12 m hohen 29- bis 38-jährigen Fichtenanpflanzungen ohne interessan te Randstrukturen bestockt. Die KF 4 (1,6 ha) ist ein nahezu artenreiner 21 m hoher 134-jähriger Bestand Stieleichen(Quercus robur) , der zum Acker hin durch eine Reihe alter Bergahombäume (Acer pseudoplatanus) abge schlossen wird. Der nördliche Waldsaum gleicht dem der KF 2. Der Eichenbestand wird jährlich mit Rindern beweidet. KF 5 (2,3 ha) ist ein 26 m hoher 91-jähriger Fichtenbestand mit teilweise dichter Strauchschicht aus Berg-Holunder (Sambucus racemosa ), Himbeere (Rubus idaeus) und verschiedenen Laubbaumsäm lingen. Die letzte zu beschreibende Waldkontrollfläche (KF 6 mit 2,2 ha) ist eine 3-jährige Rotbuchenpflan zung unter Eschen, Birken und Lärchen. Das bei der Vorbereitung der Pflanzfläche angefallene Dünn holz ist auf langgestreckte Haufen gezogen wurden und auf der Fläche verblieben. ©Museum Heineanum 34 Om. Jber. Mus. Heineanum 11 (1993) Das Grünland auf KF 7 (10 ha) ist Dauergrünland, daß teilweise regelmäßig (jährlich) und teilweise unregelmäßig als Jungrinderweide genutet wird. Zur Pflege wird das Grünland im Frühjahr abge schleppt und im Herbst nachgemäht. Während es sich in den ebenen Flächen um artenarme Wiesen fuchsschwanzwiesen (Alopecuretum