Rotkreuz-Aktiv 01-2018
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Deutsches Rotes rotkreuz Kreuz Landesverband aktiv Baden-Württemberg e.V. Ausgabe 1-2018 Rettungsdienst im Wandel: Einsätze und Ansprüche steigen rotkreuz-aktiv 1/2018 1 Editorial Große und kleine Schritte Seit dem Januar 2018 haben die beiden Landesverbände in Baden-Württemberg die operative Arbeit der Rettungsdienst-Abteilungen zusammengelegt. Das war eine Entscheidung, die von den Kreisverbänden gewollt war und auch mitgetragen wird. Ich bin sicher, dass diese die zeitgemäße Struktur für das wichtige Feld des Ret- tungsdienstes ist. An dieser gebündelten Aufstellung gegenüber den Partnern im Lande führte kein Weg vorbei. Wir haben da einen großen und zugleich notwendi- gen Schritt voran getan – dies auch angesichts der laufenden Diskussion um die Verbesserung beim Rettungsdienst in unserem Lande. Der Rettungsdienst in Ba- DrDrDr. LorLor. enz Menz,Menz,enz den-Württemberg ist gut aufgestellt und so transparent wie nirgendwo sonst. Wir PräsidentPräsidentPräsident brauchen einen bundesweiten Vergleich nicht zu scheuen. Ebenfalls ein großer Schritt war die Wahl von Gerda Hasselfeldt an die Spitze des Deutschen Roten Kreuzes im vergangenen Dezember. Damit hat das DRK zum ers- ten Mal eine Präsidentin. Das ist ein gutes Zeichen für unseren Verband. Ich bin sicher, dass wir mit Gerda Hasselfeldt eine hervorragende Nachfolgerin für Dr. Rudolf Seiters gefunden haben, der nach 14 Jahren nicht mehr für dieses Amt kandidierte. Nicht ganz so groß, aber kontinuierlich sind die Schritte, mit denen die Aktiven in unseren Reihen sich weiterbilden und ihre Netzwerke pflegen. Ein Beispiel dafür ist der jährliche DRK-Frühstückstreff, bei dem es diesmal an der Landesschule in Pfalz- grafenweiler neben praktischen Tipps in der Jugendarbeit um Stressbewältigung, Überforderung und Motivation in der ehrenamtlichen Arbeit ging. Schließlich sind es ganz behutsame Schritte, die unsere ehrenamtlichen Helfer des Stuttgarter Kältebusses machen, wenn sie auf die Obdachlosen Menschen zuge- hen, die in kalten Winternächten im Freien übernachten. Das sind kleine Schritte, die aber ganz direkt helfen – eine Initiative, die dem DRK gut ansteht. Ob große oder kleine Schritte: Sie alle sind wichtig, damit unser Verband leben- dig bleibt. Ob in Berlin, in Pfalzgrafenweiler oder in Stuttgart: Überall setzen sich Menschen für die Sache des Roten Kreuzes ein. Ihnen allen gilt mein Dank und mein Respekt. INHALT Interview mit neuer DRK-Präsidentin Aufgabe des Monats Gerda Hasselfeldt spricht sich in ihrem ersten Interview für Die Übungsaufgabe lautet: Verkehrsunfall auf einem Stra- die Gleichstellung von DRK-Helfern mit den Helfern von ßenflohmarkt mit mehreren Verletzten. Die Helfer-vor-Ort- Feuerwehr und Technischem Hilfsdienst aus. 444 Gruppe wird alarmiert. 141414 8. DRK-Frühstückstreff Bergretter im Einsatz Bei der Fortbildung für Ehrenamtliche am 24. Februar in Zu 394 Einsätzen rückten die professionellen Retterinnen Pfalzgrafenweiler gab es viele Möglichkeiten des Austau- und Retter der Bergwacht Baden-Württemberg 2017 aus. sches und der Vertiefung in neue Themen. 777 430 ausgebildete Bergretter gibt es derzeit. 161616 Rettungsdienst im Wandel Kältebus bringt Wärme in die Nacht Nicht nur die Einsatzzahlen im Rettungsdienst steigen, Trotz eisiger Kälte übernachten Obdachlose im Freien. auch Ansprüche an Qualität und Ausbildung. Politische, Ehrenamtliche Helfer in Stuttgart kümmern sich von strukturelle und technische Herausforderungen sind zu abends bis morgens um sie und haben dabei was ge- meistern. 888 braucht wird. 212121 rotkreuz-aktiv 1/2018 3 Gerda Hasselfeldt Foto: DRK-Archiv Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes im Interview In ihrem ersten Interview hat sich die neue DRK-Präsidentin für die Gleichstellung von DRK-Helfern mit denen von Feuerwehr und Techni- schem Hilfswerk ausgesprochen. Was hat Sie gereizt, nach so vie- „Ehrenamtlern muss len Jahren in der Politik DRK-Prä- sidentin zu werden? die Freistellung Hasselfeldt: Ich habe es nicht an- gestrebt. Aber als ich im Sommer darum gebeten wurde, meine Er- von der Arbeit fahrungen und Kontakte in eine eh- renamtliche Tätigkeit einzubringen, erleichtert werden.“ war der Reiz für mich dann doch sehr groß. Denn auch in der Politik habe ich die Arbeit des Roten Kreu- Gerda Hasselfeldt zes immer gefördert und den Ein- satz der ehrenamtlichen Helfer un- terstützt. Es ist eine unheimlich se- gensreiche Arbeit für unsere ge- samte Gesellschaft, für Menschen in Not im In- wie im Ausland. 4 rotkreuz-aktiv 1/2018 Was wollen Sie bewegen in Ihrem dabei die Qualität der pädagogi- Sehen Sie Konfliktpotenzial mit neuen Amt? schen Betreuung gewährleistet Ihrer CSU in Ihrer neuen Rolle Hasselfeldt: Mir liegt viel daran, das werden. Es darf außerdem nicht da- beim DRK? Ehrenamt weiter zu stärken. Es ist bei bleiben, dass der Bundesfrei- Hasselfeldt: Nein. Wenn es da un- ein Fundament unserer Gesell- willigendienst mit Flüchtlingsbezug terschiedliche Auffassungen geben schaft. Allein im Deutschen Roten im Jahr 2018 ausläuft. Da haben wir sollte, dann muss man miteinander Kreuz haben wir drei Millionen För- nach wie vor Bedarf und deshalb reden. Man kann ja verschiedene dermitglieder, die Zahl der Ehren- sollte dieses Sonderprogramm un- Meinungen vertreten und trotzdem amtlichen ist erfreulicherweise seit bedingt in den regulären Freiwil- zu gemeinsamen Lösungen kom- 2010 von 395.000 auf 415.000 ge- ligendienst integriert werden. Es men. Wichtig ist immer: Was nützt wachsen – der demografischen wäre prima, wenn die nächste Bun- den Menschen und zwar allen. Man Entwicklung zum Trotz. Das gute desregierung dies auf die Tages- darf diejenigen, die hier sind nicht Miteinander von Hauptamtlichen ordnung nehmen könnte. überfordern und man muss sich und Ehrenamtlichen ist eine Beson- gleichzeitig um diejenigen küm- Wie entwickelt sich die Spenden- derheit im DRK. Es geht nun u. a. mern, die zu uns kommen und auf bereitschaft? darum, bei der Arbeitsfreistellung Hilfe angewiesen sind. Hasselfeldt: Die Hilfsbereitschaft die ehrenamtlichen Helfer des Ro- der Deutschen ist sehr gut. Im Glaubt die DRK-Präsidentin, dass ten Kreuzes bei einem großen Un- vergangenen Jahr unterstützten die die Einigung von CDU und CSU glück oder z. B. bei schweren Über- Bürger die Arbeit des DRK mit auf eine gemeinsame Flücht- schwemmungen mit denen von Spenden in Höhe von 34 Mio. Euro. lingspolitik zu einer dauerhaften THW und Feuerwehr gleichzustel- Für dieses Jahr zeichnet sich sogar Befriedung führt? len. In den meisten Bundesländern eine leichte Steigerung ab. Dies ist Hasselfeldt: Es ist nicht meine Auf- ist das leider nicht der Fall. Bei umso bemerkenswerter, als wir in gabe dies zu beurteilen. Als Rotes Großeinsätzen müssen die Hilfsor- diesem Jahr kaum spektakuläre Kreuz stehen wir in der humanitä- ganisationen eng zusammenarbei- Naturkatastrophen hatten, die ge- ren Verantwortung Menschen allein ten. Da sollten sie auch dieselben wöhnlich besonders stark zu Spen- nach dem Maß der Not zu helfen – Bedingungen haben. den animieren. Dennoch ist das und wir tun das sowohl in Deutsch- Wird das teuer für die Betriebe? Geld für unsere Arbeit im In- und land als auch in vielen Krisenge- Hasselfeldt: In Bayern z. B. über- Ausland auch außerhalb solcher bieten der Welt. nimmt neuerdings der Freistaat die besonderen Lagen dringend not- Und wie läuft international die Zu- Kosten der Freistellung nicht nur bei wendig. Es gibt z. B. mehrere Kon- sammenarbeit zwischen Rotem Katastrophen, sondern auch beim flikte wie in Syrien und Jemen, die Kreuz und Rotem Halbmond? Einsatz von Ehrenamtlichen bei jetzt schon lange andauern und für Hasselfeldt: Überaus positiv und größeren Unglücksfällen. Damit die wir dringend auf Spenden an- reibungslos. In 190 Ländern welt- muss sich die Gesellschaft intensi- gewiesen sind. weit engagieren sich täglich rund 17 ver befassen. Einerseits droht die Das Engagement für Flüchtlinge Millionen Freiwillige und hauptamt- Zahl der Ehrenamtlichen langfristig war anfangs groß. Ist es immer liche Mitarbeiter nach den gleichen durch die demografische Entwick- noch groß genug? Prinzipien und Werten, um Men- lung zu schrumpfen. Andererseits Hasselfeldt: Es engagieren sich schen in größter Not beizustehen. kann es in den Zeiten von Terror und immer noch viele Menschen in der Sie tun dies unter den beiden be- Klimawandel verstärkt zu schwieri- Flüchtlingsarbeit. Doch die Um- sonders geschützten Zeichen des gen Situationen kommen, in denen stände haben sich geändert. Es Roten Kreuzes und Roten Halbmon- der Staat auf ehrenamtliche Helfer kommen nicht mehr so viele Flücht- des, die ja keine religiöse Aussage angewiesen ist. linge wie vor zwei Jahren, als bei darstellen, sondern die Helfer bei Wie sieht es mit dem Bundesfrei- der Versorgung mit Lebensmitteln, ihrer humanitären Arbeit schützen willigendienst aus? Kleidung und Unterbringungsmög- sollen. Wie das DRK in Deutschland Hasselfeldt: Auch bei den Freiwil- lichkeiten Großartiges geleistet haben die Schwestergesellschaften ligendiensten sollte nachgebessert wurde. Da waren die ehrenamtli- des Roten Halbmondes z. B. in Sy- werden. Derzeit haben wir beim chen Helfer Gold wert. Jetzt ist eine rien oder in Bangladesch im ganzen Freiwilligen Sozialen Jahr und beim andere Art von Hilfe notwendig, es Land ihre Helfer vor Ort. Ohne die- Bundesfreiwilligendienst mehr Be- geht jetzt vor allem um Integration, se Helfer käme die Hilfe in vielen werber als Plätze. Die sollten auf- Beratung oder die Unterstützung Fällen gar nicht an. gestockt werden. Allerdings muss beim Gang zu Behörden. „Rheinische