Samstag, 5. April 2014 Martinskirche Basel

Neuer Basler Kammerchor Leitung: Florian Cramer

Georg Friedrich Händel Brockes-Passion HWV 48

Sopran Heike Heilmann Veronika Lutz Altus Timo Klieber Tenor Michael Feyfar Hans Jörg Mammel Bass Johannes Held

Ars Viva Ensemble www.nbk-basel.ch

Programmheft Fr. 3.- 2 Liebe Konzertbesucherin, lieber Konzertbesucher

Herzlich willkommen zum Konzert des Neuen Basler Kammerchors. Wir freuen uns, dass Sie heute Abend zu uns in die Martinskirche gekommen sind!

Es erwartet Sie ein selten aufgeführtes Werk. Barthold Heinrich Brockes ver- fasste den Text zu dieser Passion und Händel vertonte ihn. Diese damals po- puläre Dichtung lehnt sich an die Passionsgeschichte an und erweitert sie in- sofern, als sie um zwei allegorische Figuren, die „Gläubige Seele“ und die „Tochter Zion“, ergänzt wurde. Diese kommen häufi g kommentierend zu Wort und bilden die Brücke zwischen historischem Geschehen und persönlichem Bezug für die Hörer – zu Händels Lebzeiten genauso wie heute.

Neben einem Einführungstext von Andreas Traub und dem Passionstext stel- len wir Ihnen gerne die Künstler des heutigen Abends vor.

Bedanken möchten wir uns bei allen, die diesen Abend ermöglicht haben: unseren Gönnern, Inserenten und Sponsoren, allen mitwirkenden Musikern und Sängern, sowie allen fl eissigen Helfern.

Gerne weisen wir auch auf unser nächstes Konzert hin: Am Samstag, den 22. November um 19.30 Uhr erklingen in der Martinskirche Vokalwerke der Romantik von Johannes Brahms, Edward Elgar, Felix Men- delssohn Bartholdy und Robert Lucas Pearsall.

Wir heissen Sie dazu herzlich willkommen und freuen uns auf Sie!

Wir wünschen Ihnen einen schönen Konzertabend, der noch lange nachklin- gen möge.

Ursula Refardt Florian Cramer Präsidentin Chorleiter

3 Die Brockes-Passion von GEORG FRIED- de Brockes Ratsherr, 1730 Kaiserlicher RICH HÄNDEL entstand vor dem Hinter- Pfalzgraf und Gekrönter Dichter, 1735 grund einer zu Beginn des 18. Jahrhun- Amtmann von Ritzebüttel und 1741 derts in Hamburg öffentlich geführten Landherr des Hamburger Berges. Diskussion: Darf man in der Karwoche eine Passionsmusik aufführen, deren Mit der Angabe aus den IV. Evangelien Text nicht einem der vier biblischen ... in gebundener Rede vorgestellt weist Passionsberichte entspricht? 1704 hat- Brockes seinen Text als Evangelien- te Christian Friedrich Hunold mit Der Harmonie aus. Er gestaltet ihn durchaus blutige und sterbende Jesus einen er- nach Art einer Passion. Es gibt einen sten solchen Text vorgelegt, der noch im Evangelisten (in herkömmlicher Wei- selben Jahr von Reinhard Keiser vertont se: Tenor), elf biblische Personen, die wurde. 1712 erschien Der für die Sünde Tochter Zion und die Gläubigen Seelen. der Welt gemarterte und sterbende Je- Brockes gliedert das Geschehen in acht sus von BARTHOLD HEINRICH BROCKES. Szenen, beginnend mit dem Abendmahl Keiser vertonte diesen Text 1712, Georg und schliessend mit Kreuzigung und Tod Philipp Telemann 1716, ebenfalls 1716 Jesu. Die in den Evangelien berichtete Händel und 1718 Johann Mattheson. Im Kreuzabnahme und Grablegung lässt April 1719 führte Mattheson in demons- er weg, fügt aber einen Dialog zwischen trativer Weise die vier Kompositionen Jesus und Maria auf dem Gang nach in der Hamburger Domkirche auf. Alle Golgatha ein (Nr. 40a, b). Beteiligten kannten sich seit langem. Brockes und Telemann hatte Händel Die Kreuzigung schliesst er mit einer 1702 in Halle kennengelernt, Mattheson dreistufi gen Steigerung: 1. Hierauf rief und Keiser 1703 in Hamburg. Später Jesus laut mit ganzer Macht: Es ist voll- wurde der Text noch von Gottfried Hein- bracht, mit der choralartigen Antwort: rich Stölzel und Johann Friedrich Fasch O Donnerwort! O schrecklichs Schrei- vertont, und noch nach der Mitte des en; 2. Drauf neigte er das Haupt, ver- Jahrhunderts bildete Johann Wendelin standen als Bejahung der Frage: Ist al- Glaser aus der Abendmahlsszene von ler Welt Erlösung nah?, und 3. Und er Brockes eine Gründonnerstagskantate. verschied, mit einer vier Nummern um- fassenden Darstellung des Erdbebens, DAS LIBRETTO das die Gläubige Seele geradezu in den Tod treibt: „Ersticke, Gott zu Ehren, in Brockes (1680–1747), von Haus aus deiner Sündfl ut bittrer Zähren“. Die fol- Jurist, war nach ausgiebigen Studien- gende Conclusio besteht aus der zwei- reisen 1708 nach Hamburg zurückge- ten und dritten Strophe von Wenn mein kehrt. 1715 gründete er die literarisch Stündlein vorhanden ist von Nikolaus tätige Teutschübende Gesellschaft und Hermann, die eine Arie der Tochter Zion 1724 die Patriotische Gesellschaft, die umschliessen, in der die Gläubige See- nach englischem Vorbild die Wochen- le getröstet wird: „Wisch ab der Tränen schrift Der Patriot herausgab. 1720 wur- scharfe Lauge“ (Nr. 53). Der Conclusio

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5 entspricht formal das Exordium: die in- Brockes dichtet in diesem Sinn in der strumentale Sinfonia und ein Chorsatz, barocken Tradition, die durch Worthäu- auf dessen Text noch einzugehen ist. fung wie „Gift und Glut, Stahl und Flut“ (Nr. 14b) und Drastik wie „zerreisst mein Noch drei weitere Choräle gliedern das Fleisch, zerquetscht die Knochen“ (Nr. Werk. Die Abendmahlsszene schliesst 25b) charakterisiert ist. Mag derlei auch mit der vierten Strophe von Schmücke heute anstössig erscheinen, so sollte dich, o liebe Seele von Johann Franck; man dennoch nicht versuchen, den Text auf die Reue des Petrus folgt Ach Gott von der Musik abzulösen und beiseite und Herr von Martin Rutilius, und nach zu legen. Nur so waren die gewünsch- der Kreuzigung erklingt die dritte Stro- ten Emotionen zu erregen, und Händel phe von O Traurigkeit, o Herzeleid von hat genau diesen Text in allen seinen Johann Rist. Es hat sich aus Hamburg Einzelheiten vertont. Er hat keine frei ein Textbuch zur Brockes-Passion von verfügbare „Andachtsmusik“ geschaf- ungefähr 1720 erhalten, in dem an for- fen. mal markanten Punkten acht zusätzliche Kirchenliedstrophen eingefügt sind. Die HÄNDELS VERTONUNG, heutige Aufführung folgt dieser Traditi- BACHS ABSCHRIFT on; die Lieder erklingen in Sätzen von . Händel, der seit 1713 in England lebte, kehrte Ende 1716 von einer Reise durch Von den 36 Arien und Ariosi gehen 15 Deutschland nach London zurück und an die vom Sopran verkörperte Tochter folgte dann einer Einladung von James Zion, die das Geschehen nicht nur be- Brydges, Earl of Carnarvon, für den er gleitet, sondern in es einbezogen wird; die Chandos Anthems komponierte. sie führt ein Gespräch mit Jesus (Nr. Mit der kurz zuvor abgeschlossenen 28b) und weist die Gläubigen Seelen Brockes-Passion wollte sich Händel auf den Weg nach Golgatha (Nr. 39b). vielleicht um das Kantorat in Hamburg Händel skizziert mit der heftigen Arie Nr. und die Direktion der dortigen Oper am 17b Was Bärentatzen, Löwenklauen, Gänsemarkt bewerben. dem Adagio Nr. 26 Die ihr Gottes Gnad versäumet und dem Siciliano Nr. 33b Die Die autographe Partitur des Werkes Rosen krönen die Spannweite der Aus- schickte Händel an Mattheson; sie ging drucksmöglichkeiten dieser Figur. Auch verloren. Unter den Abschriften des 18. Petrus wird in der Rachearie Nr. 14b Gift Jahrhunderts ist eine von besondere Be- und Glut und dem Klagegesang Nr. 19b deutung: 1746 -1747 stellte JOHANN SE- Heul du Schaum der Menschenkinder BASTIAN BACH eine Abschrift des Werkes deutlich charakterisiert. Solche auf die her; die ersten 47 Seiten der Partitur Oper weisenden Beobachtungen gehö- schrieb er eigenhändig; dann setzte sein ren durchaus zur Sache; das - Kopist Johann Nathanael Bammler die geschehen war „dramatisch“ und löste Arbeit fort. Bach hatte die Brockes-Pas- die stärksten Emotionen aus. sion schon früher kennengelernt, denn

6 Barthold Heinrich Brockes (Portrait von Domenicus van der Smissen) er übernahm nach 1743 sieben Arien den Text: „Mich vom Stricke meiner Sün- aus ihr in eine Passionsmusik, die er den zu entbinden, wird mein Heil gebun- nach der Markus-Passion von Reinhard den“. Bach übernimmt ihn in seine Jo- Keiser zusammengestellt hatte. Nun fer- hannes-Passion und ersetzt ihn durch tigt er eine vollständige Partitur an, und „Kommet, ihr verworfnen Sünder“, was diese Partitur ist die Grundlage der heu- an das „Kommt, ihr Töchter, helft mir tigen Aufführung des Werkes. Sie weist klagen“ der Matthäus-Passion erinnert. einige bemerkenswerte Abweichungen Vielleicht hat der Dichter der Matthäus- von den anderen Quellen auf, die man, Passion, Picander, diese Verse für Bach zumal wenn Bach sie selber notiert hat, gedichtet. Damit wird die Ich-Perspek- als bewusste kompositorische Eingriffe tive von Brockes zu einer Einladung zu verstehen hat. Man sollte diese Stel- an alle Sünder verwandelt. Das ganze len also genau so musizieren, wie Bach Werk wird neu ‚adressiert‘: Alle sollen sie aufgeschrieben hat. Sind die Abwei- hinzukommen und die Passion erleben. chungen von Bammler notiert, muss man jedoch sorgfältig prüfen, ob viel- Andere Abweichungen sind weniger auf- leicht Schreibfehler vorliegen. fällig. Zweimal gibt Bach einem Rezitativ einen veränderten Klanggrund, das üb- Die gewichtigste Änderung betrifft das rige sind Details. Es ist aber durchweg Exordium. Der Chorsatz hat bei Brockes faszinierend zu beobachten, wie Bach

7 sich in der Zeit des Musikalischen Op- Einzelstücke aufeinanderfolgen, ent- fers und der Kunst der Fuge, aber auch steht aus der Anordnung der Tonarten. der Überarbeitung der Johannes-Pas- Händel wählt als Grundtonart die Ver- sion derart intensiv dem Werk Händels bindung von g-moll und B-dur, deren zuwendet. Dreiklänge sich zu einer elementaren Terzkette zusammenfügen: g-b-d-f. Sol- Neben dem Eingangschor, den Chorä- che Terzketten bestimmen die Architek- len und den in die Passionserzählung tur der meisten Werke jener Zeit. Dieses eingebundenen Turba-Chören enthält Zentrum bestimmt Exordium, Conclusio das Werk zwei Chorfugen, die in den und das Verhör bei Pilatus. In g-moll ste- beiden typischen gegensätzlichen Stil- hen ferner die völlig gegensätzlichen Ari- richtungen gehalten sind. Händel über- en Nr. 24b Meine Laster sind die Stricke nahm sie aus zwei bereits vorliegenden und Nr. 49 Brich brüllender Abgrund, in Werken: Nr. 8b im stile antico aus dem B-dur die ebenfalls gegensätzlichen Nr. Jubilate (Ps.100) zum Utrechter Frieden 18b Ich will versinken und vergehn und und Nr. 36b im stile moderno aus der Nr. 38c Heil der Welt. Von dem Zentrum Geburtstagsode für die Königin Anne, aus greift Händel einerseits bis f-moll, beide von 1713. Mit der Übernahme der andererseits bis A-dur aus. Die tiefste Musik wird aber auch die dortige Text- Tonart f-moll, die, so Händels Freund aussage aufgerufen. Bei Wir wollen alle Johann Mattheson in seiner Schrift eh erblassen (Nr. 8b) ist es: „Gehet zu Das Neu=Eroeffnete Orchester (1713), seinen Toren ein mit Danken, zu seinen „schwartze huelfl ose Melancholie“ aus- Vorhöfen mit Loben: danket ihm, lobet drückt, verwendet Händel dreimal, in seinen Namen“ (Ps. 100,10), bei Ge- der Arie nach dem Tod des Judas (Nr. grüsset seist du (Nr. 36b) “The day that 26), im Dialog Jesu mit seiner Mutter gave great Anna birth, who fi x‘d a lasting (Nr. 40b) und in O Donnerwort (Nr. 47). peace on earth”. Man geht, so wird man Die höchste Tonart A-dur erscheint nur also verstehen müssen, in die Passion in der Arie des Petrus Nehmt mich mit mit „Loben und Danken“, und die Ver- (Nr. 16b); nach Mattheson ist sie „mehr spottung des dornengekrönten Jesus zu klagenden und traurigen Passionen“ wird zur Huldigung des wahrhaftigen geneigt. Königs, der der Welt den Frieden bringt. Wenn man noch dazu im Ohr hat, dass Dies sind nur einige Einzelbeobach- in der Geburtstagsode zwei Trompeten, tungen, die weiter ausgeführt werden die „königlichen“ Instrumente par excel- müssten. Die Brockes-Passion von lence, mitspielen, so steht die königliche Händel ist unter jedem Aspekt ein fas- Aura dieser Proklamation ausser aller zinierendes Werk, und sie erhält ein Frage. besonderes Gewicht dadurch, dass Jo- hann Sebastian Bach sich ihr in dieser Die musikalische Architektur eines sol- Weise zugewandt hat. chen Werkes, in dem unterschiedliche Andreas Traub

8 Georg Friedrich Händel: Brockespassion HWV 48

Für das heutige Konzert wurden einige behutsame Kürzungen vorgenommen, um die Gesamtdauer der Aufführung auf unter zweieinhalb Stunden zu begrenzen. Die ausgelassenen Textpassagen fi nden Sie im Folgenden in Kursivdruck abgedruckt.

Teil 1 dass jeder sich mit diesem Blute tränke, Sinfonia damit er meiner stets gedenke. Grave e staccato – Allegro – (3/2) Aria, Tochter Zion Adagio e staccato Gott selbst, der Brunnquell alles Guten, (1) Chorus ein unerschöpfl ich Gnadenmeer, Kommet, ihr verworfnen Sünder, fängt für die Sünder an zu bluten, Todeskinder, seht, hier stirbt das Leben. bis er von allem Blute leer, Euer Tod soll mit ihm sterben, und reicht aus diesen Gnadenfl uten sein Verderben wird euch Rettung geben. uns selbst sein Blut zu trinken her. (2a) Recitativo, Evangelist (5) Chorus Als Jesus nun zu Tische sass, Ach, wie hungert mein Gemüte, und er das Osterlamm, Menschenfreund, nach deiner Güte! das Bild von seinem Tod, Ach, wie pfl eg’ ich oft mit Tränen mit seinen Jüngern ass, mich nach dieser Kost zu sehnen! nahm er das Brot, Ach, wie pfl eget mich zu dürsten und wie er es dem Höchsten dankend nach dem Trank des Lebensfürsten, brach, wünsche stets, dass mein Gebeine gab er es ihnen hin, und sprach: sich durch Gott mit Gott vereine! (2b) Accompagnato, Jesus (6a) Recitativo, Evangelist Das ist mein Leib: kommt, nehmet, esset, Drauf sagten sie dem Höchsten Dank, damit ihr meiner nicht vergesset. und nach gesprochnem Lobgesang (3/1) Aria, Tochter Zion ging Jesus über Kidrons Bach Der Gott, dem alle Himmelskreise, zum Oelberg, dem aller Raum zum Raum zu klein, da er dann zu seinen Jüngern sprach: ist hier auf unerforschte Weise Jesus in, mit und unter Brot und Wein Ihr werdet all’ in dieser Nacht euch an mir und will der Sünder Seelenspeise, ärgern, ja, mich gar verlassen. o Lieb’, o Gnad‘, o Wunder, sein. (6b) Chorus (4a) Recitativo, Evangelist Wir alle wollen eh’ erblassen, Und bald hernach nahm er den Kelch, als durch solch Untreu dich betrüben. und dankte, gab ihn ihnen und sprach: (7a) Recitativo, Jesus (4b) Accompagnato, Jesus Es ist gewiss, denn also steht geschrieben. Das ist mein Blut, das neue Testament, (7b) Aria, Jesus das ich für euch und viele will vergiessen, Weil ich den Hirten schlagen werde, es wird dem, der es wird geniessen, zerstreuet sich die ganze Herde. zu Tilgung seiner Sünden dienen. (8a) Recitativo, Petrus Damit ihr dieses oft erkennt, will ich, Aufs wenigste will ich, trotz allen Un- glücksfällen,

9 ja sollte durch die Macht der Höllen Erschüttern, die ganze Welt in Trümmern gehn, so dass er kaum dir stets zur Seiten stehn. vor Schmerzen röcheln kunt‘, Jesus man sah die schwachen Glieder zittern, Dir sag’ ich, ehe noch der Hahn kaum atmete sein trockner Mund, wird zweimal kräh’n, das bange Herz fi ng an so stark zu klopfen, wirst du schon dreimal dass blut’ger Schweiss mich verleugnet haben. in ungezählten Tropfen Petrus aus allen Adern drang, Eh’ soll man mich mit dir erwürgen bis er zuletzt, bis auf den Tod gequält, und begraben, voll Angst, zermartert, halb entseelt, ja zehenmal will ich erblassen, gar mit dem Tode rang. eh’ ich dich will verleugnen und verlassen. (10b) Aria, Tochter Zion Jesus Brich, mein Herz, zerfl iess in Tränen, Verziehet hier, Jesus‘ Leib zerfl iesst in Blut! ich will zu meinem Vater treten, Hör sein jämmerliches Ächzen, schlaft aber nicht, denn es ist Zeit zu beten. schau, wie Zung’ und Lippen lechzen, (8b) Accompagnato, Jesus hör sein Wimmern, Seufzen, Sehnen, Mein Vater! Schau, wie ich mich quäle, schau, wie ängstiglich er tut. erbarme dich ob meiner Not! (10c) Chorus Mein Herze bricht, und meine Seele Stärk mich Herr, durch die Leiden dein, betrübet sich bis an den Tod! in meiner letzten Todespein, (8c) Recitativo, Jesus dein Blutschweiss mich tröst‘ und erquickt. Mich drückt der Sünden Zentnerlast, Mach mich frei durch dein Band‘ und Strick‘. mich ängstiget des Abgrunds Schrecken, (11a) Recitativo, Evangelist mich will ein schlammigter Morast, Ein Engel aber kam, der grundlos ist, bedecken; von den gestirnten Bühnen, mir presst der Höllen wilde Glut in diesem Jammer ihm zu dienen, aus Bein und Adern Mark und Blut. und stärket ihn; drauf ging er, Und weil ich noch zu allen Plagen wo die Schar der müden Jünger war, muss deinen Grimm, o Vater, tragen, und fand sie insgesamt in sanfter Ruh; vor welchen alle Marter leicht, drum rief er ihnen ängstlich zu: so ist kein Schmerz, der meinem gleicht. (11b) Arioso, Jesus (8d) Accompagnato, Jesus Erwachet doch! Ist’s möglich, dass dein Zorn sich stille, Petrus so lass den Kelch vorüber gehn, Wer ruft? doch müsse, Vater, nicht mein Wille, Johannes, Jakobus dein Wille nur allein geschehn! Ja, Herr! (9) Aria, Tochter Zion Jesus Sünder, schaut mit Furcht und Zagen Erwacht! eurer Sünden Scheusal an, Könnt ihr in dieser Schreckensnacht, da derselben Straf‘ und Plagen da ich sink’ in des Todes Rachen, Gottes Sohn kaum tragen kann! nicht eine Stunde mit mir wachen? (10a) Recitativo, Evangelist Ermuntert euch! Die Pein vermehrte sich mit grausamem Johannes, Jakobus, Petrus Ja, ja!

10 Jesus (13a) Recitativo, Evangelist Ach steht doch auf! Der mich verrät, ist da. Und der Verräter hatte dieses ihnen (11c) Choral zum Zeichen lassen dienen: Mein Will sei dein und deiner mein, Judas dann dein und mein soll ein Will‘ sein. Dass ihr, wer Jesus sei, Wenn Gott will, so gefällts auch mir, recht möget wissen, nicht will ich, was missfället dir. will ich ihn küssen; und dann dringt auf ihn zu Teil 2 mit hellen Haufen. (11d) Choral (13b) Chorus Hat Gott es dann beschlossen, Er soll uns nicht entlaufen. so will ich unverdrossen (14a) Recitativo, Judas an mein Verhängnis gehn. Nimm, Rabbi, diesen Kuss von mir. Kein Unfall unter allen Jesus wird mir zu harte fallen, Mein Freund, sag, warum kommst du hier? ich will ihn männlich überstehn. (14b) Aria, Petrus (12a) Recitativo, Evangelist Gift und Glut, Strahl und Flut Und eh’ die Rede noch geendigt war, ersticke, verbrenne, zerschmettre, versenke kam Judas schon hinein, den falschen Verräter und mit ihm eine grosse Schar voll mördrischer Ränke! mit Schwertern und mit Stangen. Man fesselt Jesum jämmerlich, (12b) Chorus und keine Wetter regen sich? Greift zu, schlagt tot! Doch nein! Auf denn, mein unverzagter Mut, Ihr müsset ihn lebendig fangen. vergiess das frevelhafte Blut, weil es nicht tut Gift und Glut, Strahl und Flut!

7IRßßßßßß-USIK

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11 (15a) Recitativo, Jesus Indessen war der Rat, Steck nur das Schwert an seinen Ort, doch nur umsonst gefl issen, denn wer das Schwert ergreift, durch falsche Zeugen ihn zu fangen, wird durch das Schwert erkalten. derhalben Caiphas also zu Jesus sprach: Wie? Oder glaubst du nicht, dass ich sofort, Caiphas von meinem Vater in der Höhe Wir wollen hier von dem, was du began- der Engel Hülfe könn’ erhalten? gen, und deiner Lehre Nachricht wissen. Allein es will die Schrift, Jesus dass es also geschehe. Was ich gelehrt, ist öffentlich geschehn, Ihr kommt mit Schwertern und mit Stangen, und darf ich es ja dir nicht hier erst sagen, als einen Mörder mich zu fangen, du kannst nur die, so mich gehöret, fragen. da ihr doch, wie ich euch gelehrt, Kriegsknecht im Tempel, täglich angehört, Du Ketzer, willst dich unterstehn, und keiner hat sich je gelüsten lassen zum Hohenpriester so zu sprechen? mich anzufassen, Wart, dieser Schlag soll deinen Frevel allein, es muss nunmehr geschehn, rächen! was die Propheten längst vorhergesehn. (17b) Aria, Tochter Zion (15b) Chorus Was Bärentatzen, Löwenklauen O weh, sie binden ihn trotz ihrer Wut sich nicht getrauen, mit Strick und Ketten! tust du, verruchte Menschenhand! Auf, lasst uns fl iehn Was Wunder, dass, in höchster Eile, und unser Leben retten! der wilden Wetter Blitz und Keile (16a) Recitativo, Petrus dich Teufelswerkzeug nicht verbrannt! Wo fl i eht ihr hin? (18a) Recitativo, Evangelist Verzagte, bleibt, doch ach, Dies sahe Petrus an, der draussen bei sie sind schon fort! Was fang ich an? dem Feuer sich heimlich hingesetzt. Folg’ ich den andern nach, Indem kam eine Magd, da ich allein ihm doch nicht helfen kann? die gleich, sobald sie ihn erblicket, sagt: Nein! nein! Mein Herz, nein, nein, Ancilla 1 ich lass ihn nicht allein. Ich schwöre hoch und teuer, Und sollt’ ich auch dass dieser auch von Jesus’ Schar. mein Leben gleich verlieren, Petrus will ich doch sehn, Wer ich? wohin sie Jesum führen. Nein, wahrlich nein, du irrest dich. (16b) Aria, Petrus Evangelist Nehmt mich mit, verzagte Scharen, Nicht lang hernach fi ng noch ein’ andre an: hier ist Petrus ohne Schwert! Ancilla 2 Lasst, was Jesus widerfährt, So viel ich mich erinnern kann, mir auch widerfahren. bist du mit dem, der hier gefangen, viel umgegangen; (17a) Recitativo, Evangelist drum wundr’ ich mich, Und Jesus ward zum Palast Caiphas’, dass du dich hieher wagest. woselbst der Priesterrat beisammen sass, Petrus mehr hingerissen als geführet, Welch toll Geschwätz, ich weiss nicht, was und Petrus, bald von Grimm und bald von du sagest, Furcht gerühret, ich kenne wahrlich seiner nicht. folgt’ ihm von ferne nach.

12 Evangelist (20b) Aria, Petrus Gleich drauf sagt ihm ein’ andre ins Gesicht: Schau, ich fall’ in strenger Busse, Ancilla 3 Sündenbüsser, dir zu Fusse, Du bist fürwahr von seinen Leuten, lass mir deine Gnad’ erscheinen, und suchst umsonst dass der Fürst der dunklen Nacht, dich weiss zu brennen, der, da ich gefehlt, gelacht, im Garten warst du ihm zur Seiten, mög’ ob meinen Tränen weinen! auch gibt’s die Sprache zu erkennen. (21) Choral (18b) Arioso, Petrus Ach, Gott und Herr, Ich will versinken und vergehn, wie gross und schwer mich stürz’ des Wetters Blitz und Strahl, sind mein’ begangne Sünden! wo ich auch nur ein einzigmal, Da ist niemand, der helfen kann, hier diesen Menschen sonst gesehn! in dieser Welt zu fi nden. (19a) Recitativo, Evangelist Zu dir fl ieh ich, verstoss mich nicht, Drauf krähete der Hahn. wie ich’s wohl hab verdienet. Sobald der heiser Klang Ach Gott, zürn nicht, nicht ins Gericht, durch Petrus’ Ohren drang, dein Sohn hat mich versühnet. zersprang sein Felsenherz, und alsbald lief, Teil 3 (wie Moses’ Fels dort Wasser gab,) (21a) Choral ein Tränenbach von seinen Wangen ab, Jesu, meines Lebens Leben, wobei er trostlos rief: Jesu, meines Todes Tod, Petrus der du dich für mich gegeben Welch ungeheurer Schmerz bestimmet in die tiefste Seelennot, mein Gemüte? in das äusserste Verderben, Ein kalter Schauer schreckt die Seele, nur dass ich nicht möchte sterben: die wilde Glut der dunkeln Marterhöhle tausend-, tausendmal sei dir, entzündet schon liebster Jesu, Dank dafür! mein zischendes Geblüte! (22a) Recitativo, Evangelist Mein Eingeweide kreischt Als Jesus nun, auf glimmen Kohlen! wie hart man ihn verklagte, Wer löschet diesen Brand, auch nichts zu allem sagte, wo soll ich Rettung holen? da fuhr ihn Caiphas mit diesen Worten an: (19b) Aria, Petrus Caiphas Heul, du Schaum der Menschenkinder! Weil man nichts aus dir bringen kann, Winsle, wüster Sündenknecht! und du nur auf die Aussag’ aller Zeugen Tränen Quellen sind zu schlecht, antwortest mit verstocktem Schweigen, weine Blut, verstockter Sünder. beschwör’ ich dich, bei Gott! uns zu gestehn, ob du seist Christus, Gottes Sohn? (20a) Recitativo, Petrus Jesus Doch wie, Ich bin’s, von nun an werdet ihr will ich verzweifelnd untergehn? zur rechten Hand der Kraft, Nein, mein beklemmtes Herz, und auf der Wolken Thron mein schüchternes Gemüte mich kommen sehn. soll meines Jesu Wundergüte Caiphas und Gnad’ anfl ehn. O Lästerer! Was dürfen wir nun weiters Zeugnis führen? 13 Ihr könnt es itzo selber spüren, (25b) Aria, Judas was er sich hat erkühnt. Lasst diese Tat nicht ungerochen, Was dünket euch? zerreisst mein Fleisch, Evangelist zerquetscht die Knochen, Da rief der ganze Rat sogleich: ihr Larven jener Marterhöhle! (22b) Chorus Straft mit Flammen, Pech und Schwefel Er hat den Tod verdient! meinen Frevel, dass sich die verdammte Seele (23) Aria, Tenor ewig quäle! Erwäge, erwäg, erwäg ergrimmte Natternbrut, (25c) Recitativo, Judas was deine Wut und Rachgier tut! Unsäglich ist mein Schmerz, Den Schöpfer will ein Wurm verderben, unzählbar meine Plagen! ein Mensch bricht über Gott den Stab! Die Luft beseufzt, dass sie mich hat genährt, Dem Leben sprecht ihr’s Leben ab, die Welt, dieweil sie mich getragen, des Todes Tod soll durch euch sterben! ist bloss darum verbrennenswert; die Sterne werden zu Kometen, (24a) Recitativo, Evangelist mich Scheusal der Natur zu töten; Die Nacht war kaum vorbei, die müde Welt dem Körper schlägt die Erd’ ein Grab, lag noch im Schlaf versenket, der Himmel meiner Seel’ den Wohnplatz ab. als Jesus abermal, in Ketten eingeschränket, Was fang ich dann, Verzweifelter, und mit abscheulichem Geschrei verdammter Mörder an? ward nach Pilatus hingerissen. Eh’ ich mich soll so unerträglich kränken, Tochter Zion will ich mich henken! Hat dies mein Heiland leiden müssen? Für wen? Ach Gott! Für wen? (26) Aria, Tochter Zion Für wessen Sünden lässt er sich binden, Die ihr Gottes Gnad’ versäumet für welche Fehler? Was für Schulden? und mit Sünden Sünden häuft, Muss er der Schergen Frevel dulden? denket, dass die Straf’ schon keimet, Wer hat, was Jesus büsst, getan? wann die Frucht der Sünden reif! Nur ich bin schuld daran. (27a) Recitativo, Evangelist (24b) Aria, Tochter Zion Wie nun Pilatus Jesum fragt, ob er Meine Laster sind die Stricke, der Juden König wär, sprach er: seine Ketten meine Tücke, Jesus meine Sünden binden ihn. Du hast’s gesagt. Diese trägt er, mich zu retten, (27b) Chorus damit ich der Höllen Ketten Bestrafe diesen Übeltäter, mög’ entfl iehn. den Feind des Kaisers, den Verräter! (25a) Recitativo, Judas (28a) Recitativo, Pilatus O was hab’ ich verfl uchter Mensch getan? Hast du denn kein Gehör? Rührt mich kein Strahl? Will mich kein Vernimmst du nicht, Donner fällen? Brich, Abgrund brich! wie hart sie dich verklagen, Eröffne mir die düstre Bahn zur Höllen. und willst du nichts Doch ach, die Höll’ erstaunt zu deiner Rettung sagen? ob meinen Taten, Evangelist die Teufel selber schämen sich! Er aber sagte nichtes mehr. Ich Hund hab’ meinen Gott verraten.

14 (28b) Aria, Tochter Zion solch Urteil abzufassen! Sprichst du denn auf dies Verklagen Soll Gott erblassen? und das spöttische Befragen, Ich wundre mich, du Zucht der Drachen, ewig Wort, kein einzig Wort? dass dir in dem verfl uchten Rachen Jesus die Zunge nicht erschwarzet und erstarrt! Nein, ich will euch jetzo zeigen, (30a) Choral wie ich wiederbring’ durch Schweigen, Herzliebster Jesu, was ihr durch’s Geschwätz verlort. was hast du verbrochen, (29a) Recitativo, Evangelist dass man ein solch scharf Urteil Pilatus wunderte sich sehr, und weil von hat gesprochen? den Gefangnen auf das Fest, Was ist die Schuld, in was für Missetaten er einen pfl egte loszuzählen, bist du geraten? bemüht er sich auf’s best’, dass sie von ihm und Barrabas, der wegen eines Mord’s gefangen sass, doch möchten Jesum wählen, allein der Haufe rief mit hässlichem Geschrei: (29b) Chorus Nein, diesen nicht, den Barrabas gib frei! (29c) Pilatus Was fang ich dann mit eurem so genannten König an? (29d) Chorus Weg, lass ihn kreuzigen! (29e) Pilatus Was hat er denn getan? (29f) Chorus Weg, lass ihn kreuzigen! (29g) Evangelist Wie er nun sah, Teil 4 dass das Getümmel nicht zu stillen, (30b) Choral so sagt er endlich „Ja“ Du wirst gegeisselt und mit Dorn gekrönet, und übergab ihn ihrem Willen. ins Angesicht geschlagen und verhöhnet, (30) Arioso, Tochter Zion du wirst mit Essig und mit Gall getränket, Besinne dich, Pilatus, schweig, halt ein! ans Kreuz gehenket. Vermeide doch der Höllen (31a) Recitativo, Evangelist Schwefelfl ammen! Drauf zerreten die Kriegsknecht‘ ihn hinein Soll Gottes Sohn von dir verurteilt sein? und riefen, Willst du, Verdammter, Gott verdammen? ihre Wut mehr anzufl ammen, Will deine freche Grausamkeit die ganze Schar zusammen. der toten Welt ihr Leben, Die banden ihn an einen Stein der Engel Lust, den Herrn der Herrlichkeit und geisselten den zarten Rücken verworfnen Schergen übergeben? mit nägelvollen Stricken. Dein Bärenherz ist felsenhart, 15 (31b) Arioso, Gläubige Seele und krönten ihn, zu desto grösserm Hohn, Ich seh’ an einen Stein gebunden mit einer Dornenkron’. den Eckstein, der ein Feuerstein (33b) Aria, Tochter Zion der ew’gen Liebe scheint zu sein; Die Rosen krönen denn aus den Ritzen seiner Wunden, sonst der rauen Dornen Spitzen; weil er die Glut im Busen trägt, wie kommt’s, dass hier seh’ ich, so oft man auf ihn schlägt, ein Dorn die Saronsrose krönt? so oft mit Strick und Strahl Da auf den Rosen sonst Aurora Perlen tränt, die Schergen auf ihn dringen, fängt hier die Rose aus jedem Tropfen Blut der Liebe selbst Rubinen an zu schwitzen, Funken springen. ja wohl, erbärmliche Rubinen, (32a) Rezitativo, Gläubige Seele die aus geronnen Blut auf Jesu Stirne stehn! Drum, Seele, schau Ich weiss, ihr werdet mir zum Schmuck der mit ängstlichem Vergnügen, Seelen dienen, mit bittrer Lust und mit beklemmtem Herzen, und dennoch kann ich euch nicht ohne dein Himmelreich in seinen Schmerzen, Schrecken sehn. wie dir auf Dornen, die ihn stechen, (34a) Recitativo, Tochter Zion des Himmels Schüsselblumen blühn! Verwegner Dorn, barbarische Spitzen! Du kannst der Freuden Furcht Verwildert’ Mordgesträuch, halt ein, von seiner Wehmut brechen. soll dieses Hauptes Elfenbein Schau wie die Mörder ihn dein spröder Stachel ganz zerritzen? auf seinem Rücken pfl ügen, Verwandelt euch vielmehr wie tief, wie grausam tief in Stahl und Klingen, sie ihre Furchen ziehn, durch dieser Mörder Herz zu dringen, die er mit seinem Blut begiesset, die Tiger, keine Menschen sein! woraus der toten Welt Doch der verfl uchte Strauch ist taub, des Lebens Ernt’ entspriesset! hör, wie mit knirschendem Geräusch Ja, ja, aus Jesus’ Striemen sein Drachenzähnen gleiches Laub fl i esset ein Balsam, durchdringt Sehnen, Adern, Fleisch! dessen Wunderkraft von solcher seltnen Eigenschaft, (34b) Aria, Tochter Zion Lass doch diese herbe Schmerzen, dass er sein’ eigne nicht, frecher Sünder, dir zu Herzen, nur fremde Wunden heilet, ja durch Mark und Seele gehn! uns Leben, Lust und Trost, Selbst die Natur fühlt Schmerz und Grauen, ihm selbst den Tod erteilet. ja sie empfi ndet jeden Stich, (32b) Aria, Gläubige Seele da sie der Dornen starre Klauen Dem Himmel gleicht sein so jämmerlich in ihres Schöpfers Haupt buntgefärbter Rücken, sie eingedrücket stehn. den Regenbogen ohne Zahl als lauter Gnadenzeichen schmücken, (35a) Recitativo, Tochter Zion die, da die Sündfl ut unser Schuld verseiget, Die zarten Schläfen sind bis ans Gehirne der holden Liebe Sonnestrahl, durchlöchert und durchbohrt. in seines Blutes Wolken zeiget. Schau, Seele, schau, wie von der göttlich schönen Stirne (33a) Recitativo, Evangelist gleich einem purpurfarbnen Tau, Wie nun das Blut als Strome von ihm rann, der vom gestirnten Himmel sich ergiesst, da zogen sie ihm einen Purpur an ein lauter Bach von blut’gem Purpur fl iesst!

16 (35b) Aria, Tochter Zion du bist ihr erbärmlich schön! Jesu! Jesu, dich mit unsern Seelen Durch die Marter, die dich drücket, zu vermählen, wird sie ewiglich erquicket, schmilzt dein liebend Herz vor Liebe. und ihr graut, dich anzusehn. Ja, du giessest in die Glut, (38d) Choral statt des Öls für heisse Triebe, Der am Kreuz ist meine Liebe, dein vor Liebe wallend Blut. meine Lieb‘ ist Jesus Christ. (36a) Recitativo, Evangelist Weg, ihr argen Sündentriebe, Drauf beugten sie aus Spott vor ihm die Satan, Welt und Fleisches List! Knie, und fi ngen lachend an zu schreien: Eure Lieb‘ ist nicht von Gott, (36b) Chorus eure Lieb‘ ist gar der Tod. Gegrüsset seist du, Jüdenkönig! Der am Kreuz ist meine Liebe, Ein jeder sei ihm untertänig! weil ich mich im Glauben übe. (37a) Recitativo, Evangelist Teil 5 Ja, scheueten sich nicht, (38e) Choral ihm ins Gesicht zu speien. O Haupt voll Blut und Wunden, (37b) Aria, Tochter Zion voll Schmerz und voller Hohn, Schäumest du, du Schaum der Welt, o Haupt, zum Spott gebunden speit dein Basiliskenrachen, mit einer Dornenkron, Brut der Drachen, o Haupt, sonst schön gezieret dem, der alle Ding’ erhält, mit höchster Ehr und Zier, Schleim und Geifer ins Gesicht jetzt aber hoch schimpfi eret: und die Höll’ verschlingt dich nicht? gegrüsset seist du mir! (38a) Recitativo, Evangelist (39a) Recitativo, Evangelist Worauf sie mit dem Rohr, Wie man ihm nun genug das seine Hände trugen, Verspottung, Qual und Schmach hatt’ angetan, sein schon blutrünstig Haupt zerschlugen. riss man ihm ab den Purpur, den er trug, (38b) Recitativo, Tochter Zion und zog ihm drauf sein’ eigne Kleider an, Bestürzter Sünder, nimm in acht und endlich führeten sie ihn, des Heilands Schmerzen! dass sie ihn kreuzigten, zur Schädelstätte hin. Komm, erwäge, (39b) Aria, Tochter Zion und Gläubige wie durch die Heftigkeit der Schläge Seelen der beulenvolle Scheitel kracht, Eilt, ihr angefochten Seelen, wie sie sein heil’ges Hirn zerschellen, geht aus Achsaph’s Mörderhöhlen, wie seine Taubenaugen schwellen! kommt! Wohin? Nach Golgatha! Schau, sein zerrauftes Haar, Nehmt des Glaubens Zauberfl ügel, das vor mit Tau gesalbt und voller Locken war, fl i eht, wohin? zum Schädelhügel, ist jetzt von Eiter nass eure Wohlfahrt blühet da. und klebt von dickem Blut! (40a) Recitativo, Maria Dies alles duldet er bloss dir zu gut. Ach Gott, ach Gott! (38c) Aria, Tochter Zion Mein Sohn wird fortgeschleppt, Heil der Welt, wird weggerissen! dein schmerzlich Leiden Wo führt ihr ihn, verruchte Mörder, hin? schreckt die Seel’ Zum Tode, wie ich merke. und bringt ihr Freuden, Hab’ ich denn seinen Tod erleben müssen,

17 gekränkte Mutter, die ich bin? Jetz reissen sie das unbefl eckte Lamm Wie schwer ist meines Jammers Last! wie Tiger voller Wut zur Erden. Es dringt ein Schwert durch meine Seele, Ach schau! Jetzt fängt man an, mein Kind, mein Herr, mein Gott erblasst! mit grässlichen Gebärden, Ist denn für so viel Wunderwerke ihm Hand und Fuss, ihm Arm und Sehnen nunmehr das Kreuz sein Lohn? erbärmlich auszudehnen, Ach Gott, ach Gott, mein Sohn! mit Stricken auszuzerren, (40b) Aria, Maria mit Nägeln anzupfl öcken, Soll mein Kind, mein Leben sterben, dass man an ihm fast alle Beine zählt! und vergiesst mein Sohn sein Blut? Ach Gott, ich sterbe schier vor Schrecken Jesus und werde fast durch‘s Ja, ich sterbe dir zu gut, blosse Seh’n entseelt! dir den Himmel zu erwerben. (43) Choral (41a) Recitativo, Evangelist O Menschenkind, nur deine Sünd’ Und er trug selbst sein Kreuz. hat dieses angerichtet, Tochter Zion da du durch die Missetat Ach, herbe Plagen, ach, Marter, warest ganz zernichtet. die man nicht erwägen kann! Musst du, mein Heiland, dann das Holz, das dich bald tragen soll, selbst tragen? Du trägst es, ja, und niemand hört dich klagen. (41b) Aria, Tochter Zion Es scheint, da den zerkerbten Rücken des Kreuzes Last, der Schergen Unge- stüm zu Boden drücken, er danke mit gebognen Knien dem grossen Vater, dass er ihm das lang verlangte Kreuz verliehn. (42a) Evangelist Wie sie nun an die Stätte, Golgatha mit Namen, mit Jesus kamen, wurd er mit Gall’ und Wein getränkt, und endlich gar ans Kreuz gehenkt. (42b) Aria, Gläubige Seele Hier erstarrt mein Herz und Blut, Teil 6 hier erstarrt mein Seel’ und Sinnen! (43a) Choral Himmel, was wollt ihr beginnen? Der am Kreuz ist meine Liebe, Wisst ihr, Mörder, was ihr tut? meine Lieb‘ ist Jesus Christ. Dürft ihr Hund’, ihr Teufel wagen, Weg, ihr argen Sündentriebe, Gottes Sohn ans Kreuz zu schlagen? Satan, Welt und Fleisches List! Eure Lieb‘ ist nicht von Gott, (42c) Recitativo, Gläubige Seele eure Lieb‘ ist gar der Tod. O Anblick, o entsetzliches Gesicht! Der am Kreuz ist meine Liebe, Wie scheusslich wird mein Seelenbräutigam weil ich mich im Glauben übe. von diesen Bütteln zugericht’t! 18 (44a) Recitativo, Evangelist (47a) Recitativo, Evangelist Sobald er nun gekreuzigt war, Drauf lief ein Kriegsknecht hin, da losete die Schar der einen Schwamm, der Kriegesknecht’ um sein Gewand; mit Essig angefüllet, nahm, und über seinem Haupte stand: und steckt’ ihn auf ein Rohr DER JUDEN KÖNIG angeschrieben; und hielt ihn ihm zu trinken vor. und die vorüber gingen, Hierauf rief Jesus laut mit ganzer Macht: die lästerten und trieben Es ist vollbracht. Gespött mit ihm, (47b) Terzetto, Gläubige Seelen wie auch die bei ihm hingen: O Donnerwort! O schrecklich Schreien! (44b) Chorus O Ton, den Tod und Hölle scheuen, Pfui, seht mir doch den König an! der ihre Macht zu Schanden macht! Bist du ein solcher Wundermann, O Schall, der Stein und Felsen teilet, so steig herab vom Kreuz; wovor der Teufel bebt und heulet, so wissen wir‘s gewiss! wovor der düstre Abgrund kracht! (45a) Recitativo, Evangelist Es ist vollbracht! Und eine dicke Finsternis O selig’s Wort! O heilsam Schreien! die nach der sechsten Stund’ entstand, Nun darfst du Sünder nicht mehr scheuen kam übers ganze Land. des Teufels und der Höllen Macht. O Schall, der unsern Schaden heilet, (45b) Aria, Gläubige Seele der uns die Seligkeit erteilet, Was Wunder, dass der Sonnen Pracht, die Gott uns längst hat zugedacht! dass Mond und Sterne nicht mehr funkeln, Es ist vollbracht. da eine falbe Todesnacht der Sonnen Sonne will verdunkeln! (48a) Recitativo, Gläubige Seele O selig, wer dies glaubt, (46a) Recitativo, Evangelist und wer, wenn seine Not am grössten, Dies war zur neunten Stund’. sich dieser Worte kann getrösten. Und bald hernach rief Jesus laut und sprach: Evangelist Eli! Eli! Lama Asaphtani! Drauf neiget er sein Haupt. Das ist, in unser Sprach’ zu fassen: Mein Gott, mein Gott! (48b) Choral Wie hast du mich verlassen. O Lamm Gottes, unschuldig Darnach, wie ihm bewusst, am Stamm des Kreuz‘s geschlachtet, dass alles schon vorbei, allzeit erfund‘n geduldig, rief er mit lechzendem Geschrei: wiewohl du warst verachtet; Mich dürst’t! all Sünd‘ hast du getragen, sonst müssten wir verzagen. (46b) Arioso, Gläubige Seele Erbarm‘ dich unser, o Jesu! Mein Heiland, Herr und Fürst! Da Peitsch’ und Ruten dich zerfl eischen, Teil 7 da Dorn und Nagel dich durchbohrt, (48c) Choral sagst du ja nicht ein einzig Wort. So giebst du nun, mein Jesu, gute Nacht! Jetzt hört man dich zu trinken heischen, So stirbst du denn, so wie ein Hirsch nach Wasser schreit: mein allerliebstes Leben? Wonach mag wohl den Himmelsfürsten, Ja, du bist hin, dein Leiden ist vollbracht. des Lebens Wasser Quelle, dürsten? Mein Gott ist todt, Nach unsrer Seelen Seligkeit! sein Geist ist aufgegeben.

19 (48d) Aria, Tochter Zion da seine Klüfte zeigt Sind meiner Seelen tiefe Wunden des blinden Abgrunds Rachen, durch deine Wunden nun verbunden? da Berge bersten, Felsen krachen, Kann ich durch deine Qual und Sterben mein Felsenherz sich nicht entsteint? nunmehr das Paradies erwerben? Ja, ja, es klopft, es bricht: Ist aller Welt Erlösung nah? Sein Sterben reisst meine Seel’ Gläubige Seele aus dem Verderben. Dies sind der Tochter Zions Fragen. (51) Accompagnato, Gläubige Seele Weil Jesus nun nichts kann Bei Jesus’ Tod und Leiden leidet vor Schmerzen sagen, des Himmels Kreis, die ganze Welt; so neiget er sein Haupt und winket: Ja! der Mond, der sich in Trauer kleidet, (48e) Recitativo, Tochter Zion gibt Zeugnis, dass sein Schöpfer fällt. O Grossmut! O erbarmendes Gemüt! Es scheint, als lösch’ in Jesus’ Blut Evangelist das Feu’r der Sonnen Strahl und Glut. Und er verschied. Man spaltet ihm die Brust, (49) Aria, Gläubige Seele die kalten Felsen spalten, Brich, brüllender Abgrund, zum Zeichen dass sie auch zertrümmre, zerspalte! den Schöpfer sehn erkalten. Zerfall, zerreiss, du Kreis der Welt! Was tust du dann mein Herz? Erzittert, ihr Sterne, ihr himmlischen Kreise, Ersticke, Gott zu Ehren, erschüttert und hemmet die ewige Reisen. in deiner Sündfl ut bittrer Zähren! Du helle Sonn’, erlisch, erkalte! (52) Choral Sein Licht verlöscht, und eure Stütze fällt. Mein’ Sünd’ mich werden kränken sehr, (50a) Recitativo, Gläubige Seele mein G’wissen wird mich nagen, Ja, ja, es brüllet schon denn ihr’ sind viel wie Sand am Meer, in unterird‘schen Grüften; doch will ich nicht verzagen; es kracht bereits der Erden Grund; gedenken will ich an den Tod; des fi nstern Abgrunds schwarzer Schlund Herr Jesu, deine Wunden rot, erfüllt die Luft mit Schwefeldüften. die werden mich erhalten. Hauptmann (53) Aria, Tochter Zion Hilf, Himmel, was ist dies? Wisch ab der Tränen scharfe Lauge, Ihr Götter, wie wird mir zu Mut? steh, sel’ge Seele, nun in Ruh’! Es fällt die Welt in schwarze Finsternis, Sein ausgesperrter Arm in Dust und Nebel schier zusammen. und sein geschlossen Auge O weh, der Abgrund kracht sperrt dir den Himmel auf und speiet Dampf und Glut, und schliesst die Hölle zu. die Wolken schüttern Blitz, (54) Choral die Luft gebiert Flammen, Ich bin ein Glied an deinem Leib, der Fels zerreisst, des tröst’ ich mich von Herzen; es bersten Berg und Stein: von dir ich ungeschieden bleib’ Sollt Jesus’ Tod hieran wohl Ursach’ sein? in Todesnot und Schmerzen. Ach ja, ich kann aus allen Wundern lesen: Wann ich gleich sterb’, so sterb’ ich dir, Der Sterbende sei Gottes Sohn gewesen! ein ewig’s Leben hast du mir (50b) Aria, Gläubige Seele mit deinem Tod erworben. Wie kommt’s, dass da der Himmel weint,

20 Heike Heilmann, Sopran, aus Wangen im Allgäu stammend, erhielt mehrfach den Ersten und Zweiten Bundespreis beim Wettbewerb Ju- gend musiziert.

Nach dem Abitur studierte sie Ge- sang an der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg im Breisgau bei Prof. Markus Goritzki. Anschlies- send begann sie ein Aufbaustudium mit Schwerpunkt Lied/Oratorium bei Prof. Heidrun Kordes an der Hoch- schule für Darstellende Kunst und Musik in Frankfurt/Main.

Seit Herbst 2008 wird die Sopranistin von Carol Meyer-Bruetting betreut. wie Thomas Hengelbrock, Ton Koop- man, Ivor Bolton, Konrad Junghänel Heike Heilmann war als Gast an der und Winfried Toll führten sie nach Oper Frankfurt und im Opernstudio China, Brasilien, Österreich, Belgien, des Theater Basel, wofür sie in der Italien, Tschechien, Frankreich, in die Fachzeitschrift Opernwelt als Nach- Niederlande und in die Schweiz. wuchssängerin des Jahres nominiert wurde. Die CD „Bach, Lotti, Zelenka“ (Tho- mas Hengelbrock), bei der sie als Sie sang dort in Inszenierungen von Solistin mitwirkt, erhielt den Gramo- Richard Jones und Peter Konwit- phone Award 2010. schny. Im Januar 2013 debütierte sie am Zahlreiche Konzerte und CD-Ein- Teatro Real Madrid als Blumenmäd- spielungen mit namhaften Dirigenten chen in Wagners „Parsifal“.

21 Die Sopranistin Veronika Lutz wurde 1989 in Freiburg im Breisgau geboren. Sie hatte das Glück, in ih- rem Heimatort im Schwarzwald schon von klein auf musikalische Förderung zu erfahren, und erhielt im Alter von 13 Jahren erstmals Gesangsunter- richt bei Viola Wiemker, später bei Silke Schwarz, Claudia Kienzler und Gabriele Kniesel.

Im Sommersemester 2010 nahm sie ihr Diplom-Gesangsstudium an der Hochschule für Musik in Mainz auf, zunächst in der Klasse von Silke Evers und nun bei Prof. Andreas Ka- rasiak.

Dort sammelte sie Bühnenerfah- Als Mitglied des Ensembles Barock rungen in der Rolle der Mariana in vokal sang sie in „Medéé“ von M.- der Operette „Coscoletto“ von Jac- A. Charpentier an der Oper Frank- ques Offenbach, als Lisetta in Joseph furt unter Andrea Marcon und nahm Haydns Oper „Il mondo della luna“ ausserdem an Meisterkursen bei und zuletzt verkörperte sie Marcellina Ton Koopman, Andreas Scholl und in „Le Nozze di Figaro“ von Wolfgang M i chael Hofstetter teil. Amadeus Mozart. Hier durfte sie die Arbeit mit den Regisseuren Kathari- Im Jahr 2013 trat Veronika Lutz mit na Thoma und Peer Boysen kennen- dem Ensemble für Alte Musik „Pratti- lernen. Die musikalische Leitung lag ca Terza“ mehrfach als Solistin in St. in den Händen von Prof. Wolfram Ko- Petersburg auf. loseus. Während ihres Studiums ist sie vor Ein Gastspiel führte sie im März 2012 allem im Freiburger Raum oft im Kon- sowie im Februar 2014 an das Lan- zert- und Oratorienfach zu hören. destheater Thüringen in Rudolstadt.

22 Timo Klieber, Altus, wurde 1982 in Zürich geboren. Sein gesangliches Talent wurde schon früh gefördert, war er doch langjähriges Mitglied der Zürcher Sängerknaben. Erste Gesangsstun- den erhielt Timo Klieber bei Kathari- na Beidler. 2001 begann er ein Studium bei Mi- chel Brodard und Richard Levitt. 2007 erhielt er das Lehrdiplom und 2009 das Konzertdiplom in der Gesangs- klasse von Jill Feldman an der Zür- cher Hochschule der Künste. 2004 erhielt er ein Stipendiat der Friedl- Wald-Stiftung. Er besuchte Meisterkurse und Wei- terbildungen in Interpretation von Al- ter Musik unter anderem bei Gerhard Darmstadt, Maria Cristina Kiehr, Su- sanne Rydén und Barbara Schlick.

FLEURS JEAN JACQUES Inh. J.J. Welz, Hauptstrasse 48 4153 Reinach, Tel. 061 711 60 07 REINACH FLEUROP-Service

Der Neue Basler Kammerchor dankt dem Blumengeschäft Fleurs Jean Jacques Reinach und Ther- wil für die gespendeten Blumen.

23 Michael Feyfar, Tenor, erhielt seine erste gesangliche Ausbildung in der Knabenkantorei Basel. Mit sechzehn Jahren begann er das Mu- sikstudium in den Fächern Horn bei B. Schneider in Genf und Gesang (als Jungstudent) bei Prof. Frieder Lang an der Hochschule für Musik und Theater Bern/Biel. Im Sommer 2003 schloss er das Ge- sangsstudium in Bern ab. Anschlies- send nahm Feyfar das Aufbaustudi- um in der Gesangsklasse von Prof. Donald Litaker in Karlsruhe auf. Von 2006 bis 2009 vertiefte er seine Aus- bildung in historischer Aufführungs- praxis von Barock bis Romantik an der Schola Cantorum Basiliensis bei Prof. Gerd Türk. als Orphée in Glucks «Orphée et Eu- Seine solistische Tätigkeit hat ihn ridice» im Rahmen der Barockoper bereits an einige grosse Festivals in auf Schloss Waldegg, diesen Som- ganz Europa geführt. mer gleichenorts in „Die Schöne und Besonders gefragt ist er als Evange- das Biest“ von M. Gretry und in der list in Bachs Passionen. Sein Reper- zeitgenössischen Kammeroper „Das toire reicht vom Frühbarock bis zu Schwarz“ von G. F. Haas am Lucerne den grossen klassischen und roman- Festival. tischen Oratorien. Einen wichtigen Am Theater Basel war er als Pane in Platz in seiner Arbeit nimmt auch der Produktion „La Calisto“, als Bote das Kunstlied aller Epochen ein. So in „Aida“ und in der Fernsehadaption sang er schon verschiedene Liedpro- „Aida am Rhein“ sowie als Čekalinskij gramme im Konzert, zuletzt Schu- in „Pique Dame“ zu hören. berts „Winterreise“ und Janáčeks Seit 2014 ist er als lyrischer Tenor Teil „Tagebuch eines Verschollenen“, des Ensembles von Konzert theater welches vom SWR aufgenommen Bern. wurde. Michael Feyfar ist Preisträger der Des Weiteren tritt er regelmässig in Ernst-Göhner-Stiftung und des Mi- freien Opernproduktionen auf, zuletzt gros Genossenschaftsbundes.

24 Der Tenor Hans Jörg Mam- mel erhielt seine erste musikalische Ausbildung in seiner Geburtsstadt Stuttgart und bekam ersten Ge- sangsunterricht bei den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben. Zunächst studierte er Rechtswissen- schaften in Freiburg und ging dann an die Musikhochschule, wo er Gesang bei Winfried Toll, Prof. Werner Holl- weg und Prof. Ingeborg Most studier- te. Er absolvierte Meisterkurse bei Barbara Schlick, Elisabeth Schwarz- kopf und James Wagner sowie bei Reinhard Goebel für historische Auf- führungspraxis. Hans Jörg Mammel ist vor allem als Konzert- und Liedsänger in Deutsch- und Hans Zender mit. land und dem benachbarten Ausland Neben Konzert und Oper widmet er bekannt. Er sang bei bedeutenden sich dem Lied. Grosse Aufmerksam- Festivals in Utrecht, Schwetzingen, keit erregte er durch seine Interpreta- Schleswig-Holstein, Jerusalem, tion von Franz Schuberts „Die schö- Breslau, Brügge und Wien. Dabei ar- ne Müllerin“ in der Fassung für Tenor beitet er mit Dirigenten wie Thomas und Gitarre. In den letzten Jahren Hengelbrock, Sigiswald Kuijken, Ivan sind Aufnahmen mit Franz Schuberts Fischer, Hans Zender, Daniel Reuss, „Winterreise“, sowie Lieder von Felix Hans-Christoph Rademann, Marcus Mendelssohn-Bartholdy und Franz Creed, Philipp Herreweghe, Ivor Bol- Liszt bei alpha, Naxos und dem Ca- ton, Francois-Xavier Roth und Mas- rus-Verlag erschienen. Zuletzt war aaki Suzuki. Hans Jörg Mammel mit Liedera- Sein Repertoire reicht dabei von der benden in Frankfurt, Stuttgart, Paris, Renaissance über die grossen Kom- Rouen, Saintes, Besancon, Berlin, ponisten des Barock, der Klassik Nantes, Tokio, Warschau und Feld- und der Romantik bis zu zeitgenös- kirch zu hören. sischen Kompositionen. Er wirkte bei Hans Jörg Mammel ist Mitglied bei Uraufführungen von Werken Niko- Cantus Cölln unter der künstlerischen laus Huber, Karl-Heinz Stockhausen Leitung von Konrad Junghänel.

25 Der Bariton Johannes Held er- hielt seine erste Gesangsausbildung bei den Stuttgarter Hymnus-Chor- knaben. Er studierte ab 2005 Gesang an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau bei Prof. Reginaldo Pinhei- ro und seit 2009 in Kopenhagen bei Susanna Eken. Von August 2010 bis Mai 2013 war er Mitglied der Opern- akademie Kopenhagen.

2013 hatte er sein Debut an der kö- niglichen Oper Kopenhagen als Mo- rales in einer Produktion von Bizets „Carmen“.

Seit der Spielzeit 2013/2014 ist er am punkt seiner Studien auf dem Kunst- Oldenburgischen Staatstheater en- lied. Vor allem Schubert und Schu- gagiert und singt dort die Partien des mann stehen im Fokus, aber auch Papageno in Mozarts „Zauberfl öte“, Brahms und Wolf gehören zum Kern des Guglielmo in „Cosi fan tutte“, des seines Repertoires. Das Niveau der Dr. Falke in Johann Strauss‘ „Fleder- Texte, die Kraft der Musik, die Ein- maus“ und des Sid in Benjamin Brit- fachheit der Mittel und die absolute tens Oper „Albert Herring“. Nähe zum Publikum machen für ihn den Reiz dieser Gattung aus. Als Opernsänger arbeitet er für die Verfl e chtung von Schauspiel und Im August 2012 fand unter seiner Lei- Gesang. Noch bevor er sich für die tung und der Schirmherrschaft von Oper begeisterte, hat er Erfahrungen Helmut Deutsch erstmals das Kunst- im Sprechtheater gesammelt. Rollen lied-Festival „Der Zwerg 2012“ statt. in Stücken wie Thomas Bernhards 2014 ist eine Fortsetzung geplant. „Die Berühmten“ oder Shakespeares „Richard III“ waren prägend. Beson- Seit seiner Zeit im Knabenchor ist er ders Schillers Dramen haben es ihm auch dem Oratorium sehr verbunden. angetan. Besonders Werke von Johann Seba- stian Bach und Johannes Brahms lie- Neben der Oper liegt der Schwer- gen ihm am Herzen.

26 Der Neue Basler Kammer- von Orchestern und Ensembles wie chor (NBK) mit seinen rund 70 der Camerata Basel, dem Barock- Mitgliedern zählt zu den mittelgros- orchester Capriccio Basel, dem Ars sen Konzertchören Basels. Mit zwei Viva Ensemble Freiburg im Breisgau Konzerten im Jahr, meist in der Mar- oder dem Concertino Basel. tinskirche, hat er einen festen Platz Die musikalische Leitung des Neuen im Basler Musikleben. Das Reper- Basler Kammerchors liegt in den Hän- toire umfasst geistliche und weltliche den von Florian Cramer, dessen In- Chormusik von der Renaissance bis terpretationsansatz der historischen zur Moderne. Begleitet wird der NBK Aufführungspraxis verpfl ichtet ist.

27 Der Tenor und Dirigent Florian Cramer begann seine musika- lische Ausbildung bei den Stuttgarter Hymnuschorknaben und im Knaben- chor capella vocalis.

Sein Repertoire mit dem Schwer- punkt auf den Evangelisten- und Ari- enpartien in Bachs Werken reicht von Monteverdi und Schütz über Mozart, Mendelssohn bis ins 20.Jahrhundert (Martin, Kagel, Riehm). Im Jahr 2011 war er mit Bachs Johannespasssion (Arien) mit dem Freiburger Barockor- chester auf Tournee durch Österrei- ch, Schweiz und Deutschland (Berlin Phillharmonie). Er unterrichtet Gesang an der Musik- Zusammen mit der amerikanischen hochschule Freiburg; Meisterkurse Pianistin Stephanie Gurga tritt er gab er bei der Staufener Musikwoche bei Liederabenden unter anderem und an der Kirchenmusikalischen mit den grossen Liederzyklen Schu- Fortbildungsstätte Schlüchtern sowie manns und Schuberts auf. Er kon- in Lettland und Südafrika. zertierte in Deutschland sowie in der Schweiz, in den Niederlanden, An der Musikhochschule Freiburg in Frankreich, Belgien, Italien, Brasi- studierte er zunächst Dirigieren bei lien, Kanada, Südafrika, Japan und Klaus Hövelmann und Hans Michael Südkorea. Beuerle, dann Gesang bei Reginaldo Pinheiro, und war Mitglied im Institut Seit 2003 leitet er die Evangelische für Musiktheater (Opernschule) bei Studentenkantorei Freiburg, seit Gerd Heinz und Alexander Schulin. Sommer 2010 ist Florian Cramer in Wichtige Impulse verdankt er auch der Nachfolge von Prof. Martin der Arbeit mit den Dirigenten Winfried Schmidt künstlerischer Leiter des Toll, Wolfgang Schäfer, Hermann Max Neuen Basler Kammerchores. Ein- und Frieder Bernius. Meisterkurse studierungen übernahm er unter an- besuchte er unter anderem bei Mar- derem für die Camerata Vocale Frei- greet Honig, René Jacobs, Helmut burg und die Rheinische Kantorei. Deutsch und dem Hilliard-Ensemble.

28 Liebe Konzertbesucherin, lieber Konzertbesucher

Möchten Sie bei uns im Neuen Basler Kammerchor mitsingen? Wir nehmen gerne geübte Sänge- Melden Sie sich bitte bei Frau rinnen und Sänger auf. Probe ist Ursula Refardt; sie gibt Ihnen gerne jeweils Montag von 19.30 bis 22.00 Auskunft, Tel. 061 281 30 79 oder Uhr. [email protected]

Vielleicht möchten Sie den Neuen Basler Kammerchor auf eine andere Art unterstützen? Durch Ihre Passiv- oder Gönnermit- Vorteile beim Kartenvorverkauf. Gön- gliedschaft können Sie dazu beitra- nerinnen und Gönner erhalten zwei gen, dass der NBK weiterhin im Bas- freie Eintrittskarten pro Konzert. ler Musikleben mit anspruchsvollen Mit Spenden und / oder einem Inse- Konzerten präsent sein kann. Schon rat im Programmheft (Aufl age 300- für Fr. 50.- resp. Fr. 500.- sind Sie 400 Exemplare) können Sie unsere dabei, geniessen Preis- und andere Konzerte unterstützen.

Interessiert Sie unser Programm? Mit einem Abonnement sichern Sie gerne an Frau Elisabeth Krähenbühl sich gute Plätze zu reduziertem wenden, Tel. 061 711 35 46 oder Preis. Für Auskünfte können Sie sich [email protected]

Besuchen Sie einfach unsere Homepage: www.nbk-basel.ch

Wir freuen uns über Ihr Interesse an unserer Chorarbeit und danken Ihnen für Ihren Besuch am heutigen Abend!

Gerne be grüssen wir Sie wieder zu unserem nächsten Konzert mit Vokalwerken der Romantik von Johannes Brahms, Edward Elgar, Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Lucas Pearsall am Sams- tag, den 22. November 2014, um 19.30 Uhr in der Martinskirche Basel!

29 Der Neue Basler Kammerchor dankt folgenden Institutionen, Firmen und Personengruppen für grosszügige Unterstützung:

Georg Wagner Stiftung

Gemeinde Binningen Gemeinde Bottmingen Wirtschaftskammer Baselland

Ebenfalls geht ein herzliches Dankeschön an die Chormit- glieder, die dieses Konzert mit einer Spende unterstützt ha- ben, sowie an unsere Gönnerinnen, Gönner und Inserenten!

Hier könnte bei unserem nächsten Konzert auch Ihr Inserat stehen!

Damit fallen Sie nicht nur den Konzertbesuchern auf, sondern leisten auch einen wertvollen Beitrag für das Kulturleben in der Region Basel!

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