Journal Projektarbeit 2019 Jugendstiftung Baden-Württemberg
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ProjektArbeit 2019 J u g e n d s t i f t u n g B a d e n - W ü r t t e m b e r g Das Land 2 Die Jugendstiftung 2018 in Zahlen ProjektArbeit 2019 Die Jugendstiftung 2018 in Zahlen Qualipässe für Jugendliche, Erwachsene und in einfacher Sprache 21.505 wurden ausgegeben. 500.000 Qualipässe waren es seit 2002. 245.950 Euro wurden für 92 Projekte zur Verfügung gestellt. Seite 79 23.758 Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter waren aktiv. Seite 35 11.848 Besuche verzeichnete jugendnetz.de durchschnittlich pro Tag. Seite 27 9.740 Jugendliche haben am 5.12.2018 für Mitmachen Ehrensache gejobbt. Seite 38 Schulen arbeiteten mit der Jugendstiftung im Jugendbegleiter-Programm 2.018 oder Ganztagsschule § 4 a zusammen. Seite 35 Meldungen gingen bei der Meldestelle „respect! – 1.841 gegen Hetze im Internet“ ein. Seite 32 Workshops des Demokratiezentrums Baden-Württemberg haben 410 9.025 Jugendliche und 4.060 Fachkräfte besucht. Seite 21 Jugendliche wurden von der Jugendstiftung zu Schülermentorinnen 564 und Schülermentoren ausgebildet. Seite 46 ProjektArbeit 2019 Editorial 3 valenz an, die seitdem nahezu allem, was Men- schnellen. Um 1.800 Prozent sind die Boden- schen tun, eigen zu sein scheint. Sesshaft- preise seit 1964 bundesweit gestiegen. In Städ- werden bedeutete den Versuch, erste Städte ten ist der Prozentsatz oft doppelt so hoch. anzulegen, die zu Beginn chaotische Konglo- Leistungslose Bodenwertsteigerung heißt das merate waren, da niemand wusste, wie Stadt- im Juristendeutsch. Nicht viele Menschen bau geht. Erstmals lebten zwei- oder drei- haben bereits verstanden, was für eine gewal- tausend Menschen dauerhaft dicht beieinan- tige Geldumverteilungsmaschine der Boden in- der. Es entwickelte sich das Patriarchat. Frauen zwischen geworden ist. Mit kaum etwas ande- sind die Verlierer der Sesshaftigkeit. Und es ent- rem lässt sich derzeit so leicht Geld verdienen. standen unbekannte Krankheiten, Seuchen, Das hat sich rumgesprochen. Bereits 50 Pro- Hungersnöte und Gewalt. Für eine genetische zent der Immobilieninvestitionen in Stuttgart Adaption an die Sesshaftigkeit blieb nicht ge- kommen aus dem Ausland. Es geht um Hun- nügend Zeit. Mit dem Umzug vom Habitat in derte von Milliarden an Wertzuwachs, eine Leistungslose ein Zuhause hadert der Mensch bis heute. Seit- Statistik dazu gibt es nicht. Eine Besteuerung dem kennen wir die Sehnsucht nach einem auch nicht. Nach dem Verlust des Habitats Para dies und das Unbehagen an der Kultur. der frühen Sammler droht den Städtern ihr Bodenwert Das ist wohl einer der Gründe für die bis heute Zuhause verlustig zu gehen – sie ziehen ins anhaltende Idyllisierung und Romantisierung Umland. Dort entsteht eine ähnliche Dynamik, des Landlebens, der Wanderschaft, der Reise- nur langsamer. Hans-Jochen Vogel weiß, dass steigerung lust, der vermeintlichen Ungebundenheit. das nicht der Gang der Dinge sein muss. Er, der ehemalige Münchner Oberbürgermeister, schaut nach Wien. Dort gehört ein Viertel aller WEGE INS PARADIES Wohnungen der Stadt. Die Wiener Wohnen ist mit 220.000 Wohnungen die größte städtische Heute ist das, was wir Land nennen, knapp Hausverwaltung Europas. geworden. Nicht nur, weil wir so viele gewor- Wenn es je einen Sündenfall der Menschheit den sind, sondern weil wir keine Gegend un- Eine zentrumsnahe Wohnung mit 50 Quadrat- gab, dann war es der, das Leben der Jäger und berührt lassen und jeder Quadratmeter ein metern kostet in Wien 400 Euro monatlich. Sammler aufzugeben, schreiben Carel von Preisschild trägt. Grund und Boden ist keine Diese Wohnungen und ihr Grund und Boden Schaik und Kai Michel in ihrem „Tagebuch Allmende mehr, kein Gemeingut, wie beispiels- sind kein Spekulationsobjekt, sondern Gegen- der Menschheit“. Vor 300.000 Jahren tauchte weise das Grundwasser oder die Luft, und stand kommunaler Daseinsvorsorge. Dem Pri- der Homo sapiens erstmals auf und wan- dabei genauso wichtig. Kommunen und Bürger vatisierungsdruck der neunziger Jahre hat sich derte umher. Es waren jedoch wenige. Isabell behandeln Land als Ware. Dafür gibt es keinen Wien nie gebeugt. Überflüssig zu sagen, dass Schmidt ist Leitautorin einer aktuellen Stu- Grund. Bodenspekulation ist für die Städte- Wien von einer weitgehend intakten Land- die der Universität Köln und zeigt, dass vor planung und für die Zersiedelung von Land- schaft umgeben ist mit eigenem Charakter rund 40.000 Jahren in ganz Mittel- und West- schaften ein Menetekel. Für einige Wenige, und Qualität. Ein Blick nach Nordhessen zeigt, europa nur etwa 1.500 bis höchstens 3.300 etwa zehn Prozent, schafft sie paradiesische dass so etwas auch in Deutschland geht. In Menschen lebten. Weit weniger als bisher an- Renditen. Für Menschen, die eine Wohnung Kassel und Umgebung stellen Genossenschaf- genommen. Es war damals knapp. Fast wäre suchen, ist sie Gift. Vermutlich ist die Vergif- ten bezahlbaren Wohnraum mit guter Ausstat- dieser Artikel also gar nicht geschrieben wor- tung des Vertrauens in demokratisch legiti- tung zur Verfügung. Wer in Ballungsräumen den. In so genannten fünf Kernregionen, eine mierte Abläufe, die hier schleichend beginnt, wie Stuttgart oder München und Umgebung davon ist die Schwäbische Alb, lebten 150 bis noch gar nicht in der Öffentlichkeit erkannt. eine Bleibe sucht, blickt vermutlich voller 250 Menschen in Gruppen, die mit anderen Darüber weiß der Politiker Hans-Jochen Vogel, Sehnsucht auf diese Paradiese und fürchtet, Kern regionen in Nordspanien oder Südwest- 93 Jahre alt und ganz von heute, bestens Be- Stadtnomade zu werden, immer auf der Jagd frankreich vernetzt waren. Man sah sich sel- scheid. Denn in seiner letzten Schlacht kämpft nach einer bezahlbaren Bleibe. ten, Streit mit Fremden gab es keinen, Land er um die Bodenpreise, um das bedrohte Leben war genug da, es gab andere Sorgen. Die bio- in unseren Städten und gegen zersiedelte Ihr logische Evolution sorgte dafür, dass die Landschaften. Als Bauminister wollte er 1974 Wolfgang Antes Menschen, physisch wie psychisch, immer eine Novellierung des Bundesbaugesetzes. Er mehr oder minder in ihr Habitat passten. Das wollte beispielsweise, dass öffent liche Grund- änderte sich mit einem der dramatischsten Er- stücke nicht an den Meistbietenden vergeben eignisse der Menschheitsgeschichte: Vor 11.000 werden, sondern an den, der im Sinne des Ge- Jahren begann die Sesshaftigkeit. Diese lässt meinwohls das beste Konzept zur Verfügung sich zweifellos als Erfolgsgeschichte beschrei- stellt. Und er wollte, dass die öffentliche Hand ben. Es begannen das große Bevölkerungs- von steigenden Bodenpreisen durch einen so- wachstum und die kulturelle Evolution, also genannten Planungswertausgleich profitiert. die Entwicklung von Sitten und Gebräuchen, Hinter diesem Wortungetüm verbirgt sich für die Zivilisation nahm Fahrt auf. Diesen Ver- Vogel eine Frage der Gerechtigkeit: Der Boom änderungen haftete eine schicksalhafte Ambi- der Städte lässt die Bodenpreise in die Höhe 4 Inhalt ProjektArbeit 2019 Inhalt Editorial: Leistungslose Bodenwert steigerung 3 Land Wo ist Land? 6 Vom kleinen Dorf in die große weite Welt 8 Zwischen Sersheim und Sao Paulo 11 Ohne Jugendliche geht es nicht 13 Jugendbeteiligung im ländlichen Raum 17 Modellprojekt „Werkstatt Jugendbeteiligung“ 18 Jugendgemeinderäte 4.0 – kleine Kommunen bieten Chancen 20 Regionalisierung als Qualitäts merkmal 21 Interview Ein liberaler Islam in Deutschland 24 Ein liberaler Islam in Deutschland Die Ideologie der Eindeutigkeit Projekte 2018 Im Gespräch mit Abdel-Hakim Ourghi Über die Doppelsinnigkeit des Lebens Seite 70 Seite 24 Seite 66 ProjektArbeit 2019 Inhalt 5 Medien Literatur IMPRESSUM Jugendnetz.de 27 Jenseits des Westens 52 Herausgeber Jugendstiftung Baden-Württemberg Mit den rollenden Medien koffern Im Zeichen von Hollywoods Spartanern 56 Schlossstraße 23 quer durchs Ländle 30 Postfach 1162 74370 Sersheim „Elemente und Ursprünge Tel.: (0 70 42) 83 17-0 Die Meldestelle respect! 32 totaler Herrschaft“ 58 E-Mail: [email protected] Internet: www.jugendstiftung.de Jugendbildung Essay Konzeption und Redaktion Wolfgang Antes Birgit Schiffers Angelika Weimar Das Jugendbegleiter-Programm Die Ideologie der Eindeutigkeit 66 stärkt Bildungslandschaften im Lektorat Gisela Faller, Stuttgart ländlichen Raum 35 Jugendstiftung Gestaltung Oliver Müller, Mainz Mitmachen Ehrensache erzählt 38 Druckerei Printmedien Karl-Heinz Sprenger, Vielfaltcoaches setzen Zeichen für Projekte 2018 70 Vaihingen an der Enz Demokratie und Jugendbeteiligung 42 Ergebnisse der Projektförderung 79 Die Mentorenausbildungen der Jugend- Fotos Projektfotos: Jugendstiftung Baden- Württemberg stiftung 2018 mit den Schulstandorten 46 Budget 2019 81 sowie iStock/Nat S. Retsu (Titelbild), steffne/ photo case.de (S. 4 und 66: Die Ideologie der Ein- WIR macht Schule – eine Chance Aufbau der Jugendstiftung deutigkeit), iStock/atlantic-kid (S. 5 und 58: Hannah für engagierte Jugendliche 48 Baden-Württemberg 82 Arendt in New York), iStock/liuzishan (S. 8: Vom kleinen Dorf in die große weite Welt), Claudia Kühn-Fluhrer, KJR Lk Karlsruhe (S. 14: Ohne Jugend- 10 Jahre DeinDing 50 liche geht es nicht), iStock/phleum (S. 15 und 16), iStock/dikobraziy (S. 21: Regionalisierung als Quali- tätsmerkmal), Claudius Verlag (S. 26: Reform des Islam, Ihr müsst kein Kopftuch tragen, Buch titel), Landesamt für Geoinformation und Landentwick- lung Baden-Württemberg (S. 31: Mit den rollenden Medienkoffern quer durchs Ländle), ydontu (S. 32 und 33: Die Meldestelle respect!), Marc Doradzillo (S. 38 und 39: Mitmachen Ehrensache erzählt), D. Winter (S. 40 oben: Schwäbisch Hall), STUGGI TV (S.