Einzelpreis 10 EUR | G 9604 gebers eine Umbenennung...... hörden wegen der jüdischen Herkunft des ErnstNamens- Drucker benannt. Dann erzwangen1941 warnachesseinemdie legendären NS-Be-Intendanten Mai 2016 sein 175-jähriges Gründungsjubiläum.zwdHamburg. Bis 1 bayerischen Schule...... Skeptiker Prof. Manfred Spitzer am Beispiel einer Neue-Medien- und Hirnforscher der untersucht Offline: Hüther. Beitrag des prominenten Hirnforschers Prof.Gastbeitrag: Gerald ziehen muss. Medienbildung Konsequenzenaufgeworfene zwdvom dieaus Frage,inwieweit die der Hirnforschung zwd feststellen. Risiken gab, mussten die möglichen Abgeordnetenden mehr zu enttäuschtAntworten er warf als auf Fragen 245-Seiten-Bericht dessen Doch bestellen. zu Bildung der in Digitalisierung zur Handlungsempfehlungen nikfolgenabschätzung den Bundestag veranlasst, hat bei seinem Büro für Tech- wiederum Das gerufen. Plan den auf Bildungsverbände und Bildungspolitiker sowie Bildungsforschung und Hirn- haben Medien Berlin. zwd 75 Jahre Theater am Spielbudenplatz -Debatte: -Debatte: zwd zwd-Schwerpunkt: Digitalisierung Die Auswirkungen eines Online-Verzichts ...... in derBildung Diese Ausgabe

Die zunehmende Bedeutung digitaler Bedeutung zunehmende Die ...... ErgänztDebattediewirddurcheinen ...... DasSt.Pauli Theater feierte am30. In diesem Zusammenhang steht steht Zusammenhang diesem In ...... FRAUEN MAGAZIN POLITIK ..

Seite 17 Seite 15 Seite 20 Seite 19 S. 28

GESELLSCHAFT FRAUENMINISTERINNENKONFERENZ 2016 „Nein“ gilt nun gesetzlich als 26. GFM-Konferenz in Hannover. niedersächsische Frauenministerin CorneliaImmernoch Rundtrücken traditionelle (SPD) nachRollenbilder Abschlussin den Vordergrund,als derauch bei den Geflüchteten, sagte die die aus einem anderen Kulturkreis der Kluftkommen. zwischen Wunsch und GesellschaftWirklichkeit istbei auchjungen nach Frauen fünf undnenkonferenzJahren Männern unverändert (GFMK) verabschiedeteaktuell – LeitbildsowohlzwdHannover. angesichtsfür eine geschlechtergerechte als Gruppendeliktebegangenwerden. Übergriffe,die sexuelle wie ebenso Straftatbestand ein wird schen“ „Grap- Auch gestimmt. Bundestages Deutschen des Fraktionen ler anwesenden al- 599 Abgeordneten alle haben (StGB) Dafür aufgenommen. Strafgesetzbuch das in wird Nein‘ heißt ‚Nein Grundsatz zwdBerlin. Leitbild Geschlechtergerechtigkeit: Mehr Wunsch als Wirklichkeit

SEXUALSTRAFRECHTSREFORM Das Sexualstrafrecht wird in Deutschland verschärft. Der verschärft. Deutschland in wird Sexualstrafrecht Das Das2011 von der 21. Gleichstellungs- und FrauenministerIn- NEIN

...... BILDUNG ...... Ausgabe 340

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KULTUR 12.07

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Foto: GFMK / Tom Figiel Quelle Hintergrundbild: bundestag.de zwd | POLITIKMAGAZIN

In dieser Ausgabe F Frauen G Gesundheit B Bildung K Kultur

F FRAUEN & POLITIK B BILDUNG & POLITIK K KULTUR & POLITIK Aktuelles Digitale Medien in der Bildung CDU/CSU-Kultursalon 4 Sexualstrafrecht 15 TAB-Bericht enttäuschte unter der Reichstagskuppel 6 Prostitutionsschutzgesetz den Bildungsausschuss 24 „Kultur öffnet Welten. 7 Entgeltgleichheit zwd-Autor Prof. Gerald Hüther Wir schaffen das!“ 9 Terminübersicht 19 „Eine Generalkritik an digitalen 25 Novellierung des Juli bis Dezember 2016 Medien ist nicht weiterführend“ Filmförderungsgesetzes GFMK-Jahreskonferenz 26 Novellierung des Digitalisierung in den Ländern 10 FrauenministerInnen: Kulturgutschutzgesetzes 20 Projekt Prof. Spitzer: Gleichstellung stärker zum 200 bayerische SchülerInnen Thema von Integrationskursen JAHRESTERMINE gingen vier Wochen offl ine machen 9 FRAUEN & GESUNDHEIT 12 Junge Generation: B 20 BILDUNG & KULTUR „Realitätsschock“ statt Debatte Gleichberechtigung Welche Konsequenzen könnte NAMEN & NACHRICHTEN oder muss die Medienbildung 27 Anke Rehlinger, Patricia Schle- . G GESUNDHEIT & POLITIK aus der Hirnforschung ziehen? singer, Ulrike Garanin TK-Langzeitstudie Debattenbeiträge von 14 Balanceakt für die Gesundheit: 17 Dr. Ilka Hoffmann K DIE LETZTE SEITE Vereinbarkeit Familie/Beruf Udo Beckmann 28 St. Pauli Theater 18 Prof.‘in Susanne Lin-Klitzing Jubiläum nach wechselvoller Wolfgang Seelbach Geschichte

Unterschriftenaktion für Lohngerechtigkeit zwd Berlin (yh). „Jede und jeder soll an vorgelegten Gesetzentwurf einigen kön- 365 Tagen im Jahr sagen können: HEUTE nen. Es brauche nun Druck aus der Gesell- werde ich fair bezahlt. HEUTE bezahle ich schaft für das Fortkommen des Gesetzes, fair.“ Das ist das Ziel des Anfang Juli vorge- begründet Mitinitiatorin Henrike von Pla- stellten überfraktionellen Bündnisses Fair- ten das Engagement des Bündnisses. Fair- Pay. Die InitiatorInnen der Berliner Erklä- Pay hat daher eine Online-Petition gestar- rung, die seinerzeit auf die Quote zielten, tet, die Unterschriften sammelt. Es wird

wollen diesmal die „Gleichheit auf dem gefordert, dass gesetzlich Transparenz Carola Reimann Quelle: SPD, Gehaltszettel“. Hintergrund ist das Gesetz über Gehälterstrukturen hergestellt werde, Zu den Initiatorinnen gehören unter anderem für mehr Lohngerechtigkeit von Bundes- eine Aufwertung sozialer Berufe sowie die Henrike von Platen, Renate Künast, Carola frauenministerin Manuela Schwesig (SPD), Verpflichtung, eine „festgestellte ungleiche Reimann und Cornelia Möhring (v.l.n.r.) das seit nunmehr sieben Monaten im Kanz- Bezahlung zu beheben“. Fast 2.000 Unter- leramt liegt. Der Koalitionsausschuss von schriften sind bislang zusammengekom- Unterschreiben Sie unter: SPD und CDU hat sich bisher nicht auf den men. (Vgl. auch Seite 7 dieser Ausgabe.) www.fairpay-heute.de

Impressum Redaktionsleitung der zwd-Mediengruppe: zwd-Internet-Portale: Das zwd-POLITIKMAGAZIN Chefredakteur: Holger H. Lührig (ig) www.zwd.info | www.frauen.zwd.info Frauen. Gesellschaft. Bildung & Kultur Stellvertretende Chefredakteurin: www.bildung.zwd.info | www.kultur.zwd.info ist ein Produkt der zwd-Mediengruppe Hilda Lührig-Nockemann (no) Druck: Flyeralarm GmbH, 97080 Würzburg (zwd-Verlags-GmbH | zwd-Medien-GmbH) Redaktion: Nachdruck nur mit Quellenangabe, in Zusammenarbeit mit und gefördert von der Gesell- Hannes Reinhardt (hr) schaft Chancengleichheit e.V. (GesCH), fotomechanische Vervielfältigung nur mit Yvonne Hissel (yh) Berlin. Das zwd-POLITIKMAGAZIN erscheint 10 Mal Zustimmung des Verlages jährlich, i.d.R. parlamentsmonatlich Elena Luckey (el) ISSN: 2199-3025 Verlagsanschrift: Redaktionsanschrift: Bildnachweis: zwd-Mediengruppe (zwd-Medien-GmbH | Luisenstraße 48, 10117 Berlin, Alle Fotos, soweit nicht gekennzeichnet: © zwd zweiwochendienst Verlags-GmbH) Fon: 030/22 487 487 | Fax: 03212-74 007 57 Geschäftsführung: Holger H. Lührig E-Mail an die Redaktion: Redaktionsschluss: 8. Juli 2016 Luisenstraße 48, 10117 Berlin, redaktion|@zwd.info | [email protected]| Fon: 030/22 487 475 | Fax: 03212/22487487 [email protected] | [email protected]

B K 2 EIN MAGAZIN DER ZWD-MEDIENGRUPPE 340 – 2016 F POLITIKMAGAZIN | zwd

DIGITALE MEDIEN IN DER BILDUNG TAB-Bericht enttäuschte den Bildungsausschuss zwd Berlin (hr). Die Digitalisierung zeigt Folgen für den Bildungsbereich hinsichtlich der Formen und Inhalte – aber auch für die Rahmenbedingungen der Bildung. Fest steht: Digitale Medien sind aus dem sozialen und berufl ichen Alltag heutzutage nicht mehr wegzudenken. Damit fi nden sie auch ihren Platz in der Schule und lassen die Anforderungen an die Lehrkräfte steigen – die Politik ist jedoch ihrerseits gefordert, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um SchülerInnen digitale Kompetenzen zu vermitteln. Der Anfang Juni vorgestellte Arbeitsbericht des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB), „Digitale Medien in der Bildung“, sollte nun Missstände aufzeigen und Handlungs- empfehlungen geben. Einer der wichtigsten Aspekte bleibt jedoch unterbelichtet: die Beurteilung von Risiken. „Aktuell zeigt die Situation in Deutsch- sowohl die bildungspolitischen Rahmen- der Verbreitung digitaler Medien im All- land, dass eine durchgängige Integration bedingungen als auch die Bildungsinhalte tag und ihrer Nutzung im Unterricht. Dies digitaler Medien in Lehr- und Lernpro- und Bildungserfolge substantiell verän- gelte nicht nur in Schulen, sondern auch zesse (in nahezu allen Bildungsbereichen) dern. an Hochschulen, in der beruflichen Bil- noch nicht adäquater Standard ist“ – über Wie weit die Fragestellung reichte, war dung und auch in der frühkindlichen Bil- die se alarmierende, wenn auch nicht über- bei den verantwortlichen Autoren des Ar- dung. Sprich: Smartphones und Tablets raschende Feststellung informierten die beitsberichts, Dr. Christoph Revermann werden zwar bereits ab der frühen Kind- Autoren des Berichts gleich zu Beginn. (stellvertretender Leiter des TAB) und Dr. heit im privaten Rahmen stark genutzt, die Auch dem Bundestagsausschuss für Bil- Steffen Albrecht, offenbar jedoch nicht in Vermittlung des „richtigen“ Umgangs mit dung, Forschung und Technikfolgenab- Gänze angekommen: So zeigte sich Alb- den Medien sowie die Nutzung derselben schätzung des Bundestages dürfte die ak- recht bei der Vorstellung des Berichts im für die Erziehungs- und Unterrichtsgestal- tuelle Lage im Großen und Ganzen klar- Bildungsausschuss auf die Frage eines tung sind in Kita, Schule und Universität gewesen sein, als er das TAB im ver- Berichterstatters, wo denn die Risiken in Deutschland noch lange nicht auf dem gangenen Jahr mit der Erarbeitung des des Einsatzes digitaler Medien lägen, ir- nötigen Niveau. Um dies zu ändern, sei nun vorgestellten Berichts beauftragte: ritiert – dieser Bereich habe nicht zum nicht nur eine bessere Ausstattung nötig, „Was wir tun müssen, ist inzwischen ei- Untersuchungsauftrag gehört. Ein Feh- sondern vor allem auch eine bessere tech- gentlich hinreichend bekannt“, sagte die ler: Aus dem Auftragstext (liegt der Re- nische und pädagogische Unterstützung zuständige Berichterstatterin der SPD- daktion vor) geht eindeutig hervor, dass der Lehrenden, so die Wissenschaftler: Fraktion, . eine Erörterung der Risiken von den Ab- „Von großer Bedeutung ist [...] die aus- geordneten ebenfalls gewünscht war. Ku- reichende Verfügbarkeit von IuK-Syste- Verwirrung im Ausschuss rioserweise erntete Albrecht zunächst so- men (Informations- und Kommunikati- Vielmehr erhoffte man sich Antworten auf gar Zustimmung von den Berichterstatte- onstechnik – Red.) für die Nutzung durch die Frage, inwieweit die digitalen Medien rInnen der Regierungsfraktionen für das Bildungsinstitutionen und Lernende, die als umfassend angewandte Kulturtechnik TAB, Saskia Esken und Sven Volmering sowohl die Hardware als auch Software- (CDU). Erst einige Abgeordnete systeme und darauf angepasste inhaltliche der Opposition klärten anschlie- Angebote umfasst“, heißt es im Bericht. ßend den Irrtum des TAB auf. Schulen müssen mit den In der Tat werden die Ri- siken im Arbeitsbericht auf al- größten Implikationen len 245 Seiten ausgespart; dort ist fertigwerden nur von Herausforderungen die Jedoch gebe es in Deutschland noch im- Rede, sprich Hindernissen, wel- mer viele Vorbehalte gegenüber dem Ein- che die Einführung digitaler Me- satz digitaler Medien im Unterricht. So dien verzögern könnten. Darüber liege Deutschland bei der tatsächlichen hinaus blieb der Ausschuss damit Nutzung von Computern im Unterricht unaufgeklärt. Ein Problem wird selbst hinter Ländern zurück, deren Schu- BILDUNG & POLITIK

Quellen: docplayers.org (l.); itas.kit.edu (r.) aus dem Bericht dafür aber mehr len schlechter ausgestattet seien als die als deutlich: Es gibt nach wie vor in der Bundesrepublik, stellten Rever- Dr. Christoph Revermann Dr. Steffen Albrecht eine große Diskrepanz zwischen mann und Albrecht fest. Ganz offensicht-

EIN MAGAZIN DER ZWD-MEDIENGRUPPE 340 – 2016 15 B zwd | POLITIKMAGAZIN

lich würden selbst die vorhandenen Geräte ten und auch durch eigene Initiativen un- lässt es der Bericht bei einer Beschreibung nur selten genutzt werden. terstützen. und vernachlässigt eine kritische Analyse Zudem gebe es laut der Untersuchung Wer bei Esken zwischen den Zeilen las, der digitalen Möglichkeiten. hohe soziale Disparitäten, erläuterten die merkte, dass sie sich deutlich mehr vom Weiterer TAB-Bericht zum Wissenschaftler. SchülerInnen aus Fami- Bericht des TAB versprochen hatte. Auch lien mit einem hohen Bildungsstand und Rosemarie Hein von den Linken – ihre Thema „Mediensucht“ ökonomischen Status würden über eine Fraktion hatte die Untersuchung ange- Einen „eigenen“ Bericht dazu diskutierte deutlich höhere Medienkompetenz verfü- regt – zeigte sich enttäuscht und machte der Bildungsausschuss jedoch einen Tag gen. Das sei darauf zurückzuführen, dass dies noch während des Gesprächs im Aus- später. Zum Thema „Neue elektronische „der grundlegende Kompetenzerwerb im schuss deutlich: Der Einzug neuer Techno- Medien und Suchtverhalten – Risiken, freizeitlichen Kontext“ stattfinde, so der logien verändere Lebensweise und Kom- Bewältigungsstrategien und Präventions- Bericht. Solche Ungleichheiten könnten munikation von Menschen grundlegend, möglichkeiten“ stellte sich Prof. Armin Schulen zwar teilweise auffangen, aber das so Hein. „Diese Veränderungen und ihre Grunwald, Leiter des TAB und Autor des koste Geld. Da sich auch die Ansprüche Folgen wollten wir abgewogen wissen.“ Berichts, zusammen mit weiteren gela- der Lernenden als „Digital Natives“ geän- Der Bericht sei eine „gute Übersicht, aber denen ExpertInnen den Fragen der Abge- dert hätten und die SchülerInnen eine an- nicht sehr aktuell“, räumte auch Sven Vol- ordneten. Doch auch an diesem Tag blieb dere Lernkultur erwarteten, müssten die mering ein. „Einerseits“ werde „die Aus- einiges ungeklärt. So könne eine Defi- Schulen daher mit den größten Implika- lobung von Leuchtturmprojekten empfoh- nition, was Mediensucht ist, bislang we- tionen fertig werden. Die Anzahl an so- len“, andererseits werde das „als Projekti- der im wissenschaftlichen noch im gesell- zialwissenschaftlichen Studien zu Bil- tis“ abgelehnt, bemängelte der zuständige schaftlichen Diskurs eindeutig festgelegt dungsprozessen und digitalen Medien sei Berichterstatter von Bündnis 90/Die Grü- werden, erklärte Grunwald. Viele Men- in Deutschland jedoch „noch relativ über- nen, Özcan Mutlu. schen, auch viele ältere Bürger, könnten schaubar“. Zudem seien die vorhandenen Für politische Beobachter ist die zurück- sich eine Welt ohne digitale Medien gar in ihren Fragestellungen und Operationa- haltende Reaktion der Abgeordneten durch- nicht mehr vorstellen. Auch deshalb falle lisierungen weitgehend heterogen. Die Be- aus nachvollziehbar. Infolge der fehlenden es vielen schwer, die nötige Distanz zu arbeitung dieser „Forschungslücken“ liege Beleuchtung der Risiken durch den Ein- halten, erklärte der TAB-Leiter. Prof. Mi- daher im öffentlichen Interesse, betonten satz digitaler Medien in der Bildung bleibt chael Opielka vom Institut für Zukunfts- Revermann und Albrecht. eine kritische Würdigung des Themas aus; studien und Technologiebewertung (IZT) An den Bund gerichtet schlugen sie des das Papier des TAB kommt über den Stand machte deutlich, dass Suchtprävention Weiteren vor, die rechtlichen Rahmenbe- eines reinen Potentialberichts nicht hinaus. letztlich ein transdisziplinärer Ansatz sei dingungen für den Einsatz digitaler Me- So definiert der Bericht Familien, Schulen und strittige Standpunkte und Sichtwei- dien in der Bildung anzupassen. Dies be- und Hochschulen als Bereiche, in denen sen auf das Phänomen nur durch inte- treffe in erster Linie das Urheberrecht, aber das „allgegenwärtige Social Web“ das Le- grative Forschung gelöst werden könnte. auch beim Jugendmedienschutz gebe es ben von Kindern und Jugendlichen mas- Auch auf die Onlinekauf- und -spielsucht Veränderungsbedarf. Darüber hinaus for- siv verändert. Als Beispiele nennt er so- wurde eingegangen. Als Risikofaktoren derten Revermann und Albrecht mehr genannte „Open Educational Resources“ der Onlinespielsucht gelten demnach Per- Forschung, um die Umsetzung der Pro- (also das „digitale Schulbuch“), Apps und sönlichkeitsvariablen wie hohe Impulsivi- gramme zu begleiten und zu klären, wel- Webvideos bis hin zu Zukunftstechnolo- tät, Introversion sowie hoher Neurotizis- che Einsatzformen digitaler Medien den gien für Bildungsmedien. Gemeint war mus im Sinne der Neigung zu emotionaler größten Nutzen brächten. damit unter anderem der Einsatz „künst- Labilität, Ängstlichkeit und Traurigkeit, Abgeordnete von Bericht licher Intelligenz“ fürs Lernen. Beispiele aber auch Störungen im Antrieb sowie sind Puppen oder Roboter, die mit Kindern eine hohe Neigung zur Verschiebung enttäuscht lernen und gleichzeitig den Lernfortschritt von Aufgaben. Die Bedeutung der Kauf- SPD-Berichterstatterin Esken sah sich in Bild und Ton dokumentieren. Hier be- sucht sei vor dem Hintergrund der zuneh- durch den TAB-Bericht in den be- menden Kommerzialisierung der reits bestehenden Plänen ihrer Frak- Gesellschaft sowie der Möglich- tion bestätigt: „Die Länder haben keiten rund um die elektronischen sich in der Kultusministerkonferenz Medien gestiegen. Onlinekauf- mit ihrem Strategieprozess zur Digi- sucht werde als Störungsbild bis- talen Bildung schon auf den Weg ge- lang weder einheitlich bezeichnet macht und auch die Koalitionsfrakti- noch beschrieben. Es lägen zudem onen des Bundestages haben mit ih- keine anerkannten diagnostischen rem Beschluss im vergangenen Jahr Kriterien für Kaufsucht und Onli- die nächsten Schritte für den Bund nekaufsucht vor, so der Bericht. vorgezeichnet“, erklärte sie. Sie kün- Das Störungsbild habe auch bis digte an, ihre Fraktion werde diese heute keinen Eingang in die gän-

Entwicklung in Bund und Ländern Quellen: bundestag-digital.de (l.); pkm.kit.edu (r.) gigen Klassifikationssysteme er- auch weiterhin aufmerksam beglei- Saskia Esken (SPD) Prof. Armin Grunwald langt. 

B 16 EIN MAGAZIN DER ZWD-MEDIENGRUPPE 340 – 2016

POLITIKMAGAZIN | zwd  Welche Konsequenzen könnte oder Debatte muss die Medienbildung aus der Hirnforschung ziehen?

zwd (no). Neben Lesen, Rechnen und Schreiben ist lerinnen und Schüler würden das Schreiben ver- Medienkompetenz eine weitere Kulturtechnik ge- lernen? Tatsächlich bestätigen Hirnforscher, dass worden, erklärte die Kultusministerkonferenz in der nicht benutzte Areale abgebaut, jedoch im Gegen- Empfehlung „Medienbildung in der Schule“ vom 8. zug Kapazitäten für andere Fähigkeiten frei wer- März 2012. Es wird also keine Kulturtechnik ge- den. Vor diesem Hintergrund stellten wir die Debat- strichen, sondern eine ergänzt. Doch ist damit die tenfrage, wie weit die schulische Medienbildung Sorge der digitalen Skeptiker eliminiert, die Schü- Konsequenzen aus der Hirnforschung ziehen muss.

Dr. Ilka Hoffmann, Medien können nur von solchen Menschen sinnvoll genutzt Leiterin des Organisa- werden, die über gute Lese-, Schreib- und Rechenkompe- tionsbereichs Schule, tenzen verfügen. Dies hat unlängst eine umfassende OECD- Gewerkschaft Erziehung Studie wieder bestätigt. Die Grundschule hat also in erster Linie die Aufgabe, allen und Wissenschaft (GEW) Kindern ein festes Fundament in den Kulturtechniken zu ver- „Digitale Bildung kann mitteln. Fakt ist auch, dass vor allem lernschwache Kinder nur erfolgreich sein, wenig von digitalen Programmen profitieren. Sie sind auf wenn sie auf guten Beziehungen und den direkten Kontakt mit den MitschülerIn- nen und den Lehrkräften angewiesen. Hinzu kommt: Kleinere analogen Grundkom- Kinder lernen eher durch Bewegung und durch das konkrete petenzen in den Kultur- Hantieren mit den Dingen. Sie zu früh nur mit Computer-Lern- Foto: Privat Foto: techniken fußt.” programmen zu beschäftigen, heißt ihnen wichtige und ent- wicklungspsychologisch notwendige Lernerfahrungen vor- „Die digitalen Medien bestimmen schon längst einen großen zuenthalten. Medienpädagogik heißt in diesem Fall auch mit Teil des Lebens von Kindern und Jugendlichen. Umso wich- ‘alten’ Medien wie konkretem Spiel- und Alltagsmaterial und tiger ist es, dass in der Schule ein vernünftiger Gebrauch von Büchern umzugehen. Tablets und Co. vermittelt wird. Dazu gehören auch Themen Auch in der weiteren Lernbiographie sollten alle Medien, wie Computersucht, Cybermobbing und Datenschutz. Für die die analogen wie auch die digitalen, ihren sinnvollen Platz Informationsbeschaffung, aber auch die Datenverarbeitung im Gesamtzusammenhang des Unterrichts finden. Lernen und Medienerstellung ist der Computer nicht mehr zu erset- geschieht über verschiedene Sinne. Manches muss auch im zen. Ihn als sinnvolles Werkzeug einzusetzen, ist also eine direkten Sinne begriffen werden. Es kommt auf die Ausge- wichtige Aufgabe des Unterrichts. wogenheit des Einsatzes, den verantwortungsvollen Gebrauch Digitale Medien einfach nur zu verteufeln scheint mir zu kurz und die sinnvolle Einbettung in den Kontext des Unterrichts gesprungen. Fakt ist allerdings: Digitale Bildung kann nur an. Wenn dies gewährleistet ist, dann verdient die schulische erfolgreich sein, wenn sie auf guten analogen Grundkompe- ‘Medienbildung’ ihren Namen und dann können digitale Me- tenzen in den Kulturtechniken fußt. Das bedeutet: Digitale dien eine Bereicherung für den Unterricht sein.”

Udo Beckmann, „Von digitaler Demenz zu sprechen, ist provokant. Diese po- Bundesvorsitzender larisierende Darstellung möglicher Auswirkungen der Medi- des Verbandes Bildung ennutzung, an deren Ende die Forderung nach Verzicht steht, und Erziehung (VBE) hilft der Debatte um Digitalisierung trotzdem. Fakt ist: Bei einer ungefilterten, unlimitierten und lediglich quantitativen „Die Medienpädagogik Nutzung von Medien, leiden nicht nur physische Strukturen, sondern auch das soziale Leben. Die Antwort ist jedoch nicht leistet wertvolle Dien- digitale Abstinenz, sondern ein verantwortungsvoller Um- ste, sollte aber die For- gang mit Medien. schungsergebnisse der Die Medienpädagogik leistet wertvolle Dienste, sollte aber Hirnforschung in ihre die Forschungsergebnisse der Hirnforschung in ihre Kon- Konzepte einbeziehen.” zepte einbeziehen. Eine Erkenntnis ist, dass unsere Verar- Foto: Ostermann Foto: beitungsmöglichkeiten nicht im selben Maße anwachsen, wie die Datenmenge. Daher ist es wichtig, die Mediennut-

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zung nicht nur zeitlich zu limitieren, sondern auch pädago- anders, die Individualität des Lernprozesses ist anzuerken- gisch zu begleiten und die Qualität der Inhalte zu kontrol- nen. Die Mediennutzung eröffnet Möglichkeiten für die Lehr- lieren. Außerdem konnte in Studien gezeigt werden, dass die kräfte, auf individuelle Förderbedarfe der Kinder einzuge- Kombination von Texten mit visuellen und auditiven Reizen hen. Das ist auch das Ergebnis einer repräsentativen Lehrer- zu besseren Lernerfolgen führen kann. befragung zum Thema ‘Digitales Lernen’.” Der wichtigste Befund der Hirnforschung: jedes Hirn arbeitet

Prof.‘in Dr. Susanne Lin-Klitzing, ergeben sich daraus für Unterricht, Schule und die Dekanin des Fachbereichs Erzie- wissenschaftliche (Medien-)Pädagogik? Es wäre jedenfalls hungswissenschaften der Univer- falsch, sich von der Digitalisierung und damit von einer sität Marburg und Leiterin des modernen und zeitgemäßen Medienbildung abzuwenden. wissenschaftlichen Beirats des Unsere Arbeits- und Lebenswelt ist längst digitalisiert. Die Deutschen Philologenverbandes grundlegende Arbeit mit dem Computer ist mittlerweile so selbstverständlich, dass sie selbst in Stellenanzeigen „Wie werden Schüler/in- kaum noch Erwähnung findet. Sinnvoller wäre es hingegen, nen auch in Zeiten um- sich konstruktiv-kritisch jenen Problemen zuzuwenden, die fassender digitaler bereits vielerorts offenbar werden: Was können wir dafür W issensbestände grund- tun, dass sich Schüler/innen selbstkritisch mit ihrem eigenen legend ‘informations- digitalen Medien-Nutzungsverhalten in der Schule und Quelle: uni-marburg.de kompetent’?” Zuhause positiv auseinandersetzen? Wie werden Schüler/ innen auch in Zeiten umfassender digitaler Wissensbestände „Wer sich mit der Frage beschäftigt, ob und was die grundlegend ‘informationskompetent’? Was sind die Hirnforschung zum (didaktischen) Umgang mit digitalen Merkmale und Folgen von Meinungsbildungsprozessen im Medien zu sagen hat, dem begegnen die Veröffentlichungen Netz? Welche Hilfen bieten wir Schüler/innen an, digital von Manfred Spitzer. Mit seinen Aussagen zu den mündig zu werden? Dies ist nur eine Auswahl möglicher Konsequenzen des Umgangs mit digitalen Medien macht Fragen, auf die wir bald belastbare Antworten finden sollten. sich Spitzer allerdings zu einem Apologeten einer Zeit, Gerne auch gemeinsam mit der Hirnforschung, aber unter die es längst nicht mehr gibt. Doch welche Konsequenzen konstruktiven Vorzeichen.” (Mitautor: Christian Dorn)

Wolfgang Seelbach, maßvollen und kontrollierten Umgang mit Bildschirmgeräten Sprecher des für eine vordringliche Aufgabe. Uns Eltern ist diese Bedro- Landeselternrates hung häufig bewusst und wird auch auf Elternversammlun- Brandenburg gen angesprochen. Allerdings sind viele Eltern ratlos, denn gleichzeitig finden ja auch die pubertären Loslösungsprozesse „Ich halte Prävention vom Elternhaus statt. und Hilfestellungen für Bei der Drogensuchtprävention können wir schon auf einige Er- einen maßvollen und folge zurückblicken. Aus diesen Erfahrungen sollten wir lernen. kontrollierten Umgang In Zusammenarbeit von Eltern, Lehrkräften, Beratungsstellen mit Bildschirmgeräten und Polizei können Netzwerke für präventive Aufklärung über Computersucht geschaffen werden. Genauso wichtig ist aber für eine vordringliche auch der Austausch über die Wirkung von erzieherischen und Quelle: gruene-brandenburg.de Aufgabe.” anderen Maßnahmen. „Nach den aktuellen Zahlen der Bundesregierung ist ca. eine Wir laden deshalb im Landeselternrat und auf Kreis- bzw. Vier telmillion der 14-24-Jährigen süchtig nach (Online-)Spielen Schulebene professionelle BeraterInnen der Polizei und an- oder Kommunikation in sozialen Medien – Tendenz steigend. dere Einrichtungen ein und hoffen auf einen Multiplikator- Diese Entwicklung kann ich aus meiner ehrenamtlichen Arbeit effekt. Damit der Erfahrungsaustausch vor Ort wirkungsvoll als Landeselternsprecher leider nur bestätigen. ist, müssen die Elterngremien natürlich auch funktionieren. El- tern müssen erkennen, dass gegenseitige Schuldzuweisungen Gerade in diesem Alter finden aber entscheidende Umbauten im und Ausgrenzung kontraproduktiv sind. Für die Atmosphäre Gehirn statt, die sich langfristig auswirken. Die Süchtigen zei- bei den Klassenelternversammlungen spielt in der Regel die gen Konzentrationsschwächen, Demotivation, Lernrückstände Klassenlehrkraft eine wichtige Rolle. Ich empfehle aber auch bis hin zu Schuldistanz. Je länger der Prozess voran geschritten immer wieder, zusätzlich Stammtische durchzuführen. In lock- ist, umso geringer sind die Chancen auf eine erfolgreiche Re- eren Gesprächen können ohne Angst vor Auswirkungen auf integration in die Gesellschaft. die Noten der Kinder Probleme angesprochen werden und die Deshalb halte ich Prävention und Hilfestellungen für einen Schamgrenze ist niedriger.”

B 18 EIN MAGAZIN DER ZWD-MEDIENGRUPPE 340 – 2016 POLITIKMAGAZIN | zwd zwd-AUTOR PROF. GERALD HÜTHER „Eine Generalkritik an digitalen Medien ist nicht weiterführend“ zwd Göttingen. Digitale Medien haben in den letzten Jahren Einzug in alle Bereiche unseres Zusammenlebens gehalten. Sie sind selbstverständlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens in Familien, in Bildungseinrichtungen und am Arbeitsplatz geworden. Immer früher kommen deshalb auch die in unsere Gesellschaft hineinwachsenden Kinder mit diesen neuen Technologien und ihren Nutzungsmöglichkeiten in Kontakt.

Seit Jahrzehnten wird das Thema Me- In eine Generalkritik an den digitalen Me- Hüther Franziska Foto: diennutzung von Kindern – zu Beginn dien zu fallen, halte ich jedoch nicht für der 1970er Jahre noch ausschließlich auf weiterführend. tisch anwendbar erweisen, auch und ge- das Fernsehen gerichtet – heiß diskutiert. Schon die Entwicklung von Maschi- rade außerhalb von Tageseinrichtung und Von Hirnforschern wird darauf verwie- nen, die uns kräftezehrende Arbeit ab- Schule. sen, dass sich im Gehirn von Kindern be- nahmen, war von Ängsten begleitet. Di- Moderne Medien sind nichts stimmte Strukturen an die Mediennutzung gitale Medien nehmen den Schülerinnen anderes als Werkzeuge anpassen und zu entsprechenden Verhal- und Schülern geistige Arbeit ab. Kreati- tensweisen wie zum Beispiel Compu- vität und Intentionalität jedoch, die der Die Schülerinnen und Schüler müssten tersucht führen (Hüther und Bergmann Mensch besitzt, fehlen den Maschinen. erleben, dass sich moderne Medien aus- 2006, Spitzer 2012). Wenn also die Medien den Kindern und gezeichnet nutzen lassen, um gemeinsam Bei dem Gehirn handelt es sich um ein Jugendlichen die eintönige Arbeit abneh- etwas aufzubauen. Sie sollten dabei er- stets im Wandel befindliches Organ. Seit- men, werden unsere Bildungspolitiker zu- fahren, dass alles viel besser geht, wenn dem wir mit der Kernspintomographie nehmend mit der Frage konfrontiert, wie man diese dabei als Werkzeuge zu Hilfe funktionelle Aktivitätsmuster darstel- es in Schulen und Universitäten künftig nehmen kann (zum Rechnen, zum Pla- len können, wird deutlich, dass es bis ins gelingen kann, diese beiden Fähigkeiten nen, zum Dokumentieren, zum Informie- hohe Alter im Gehirn zu Umbauprozes- besser als bisher in den Mittelpunkt aller ren…). Zwar sind sie komplexere Werk- sen kommt. Doch zu nachhaltigen Verän- Bemühungen zu stellen. zeuge als Rechenschieber, aber es bleiben Werkzeuge, mit deren Hilfe man etwas derungen im Gehirn kommt es nur dann, „Hirngerechte“ Voraussetzungen wenn etwas wirklich wichtig ist. Wichtig gestalten, erstellen, erzeugen kann. Di- heißt: Mit Emotionen verbunden. Geht für medienpädagogisches ese Erfahrung schützt sie davor, von Me- die Erfahrung im sprichwörtlichen Sinne Angebot dien „abhängig“ zu werden, und lehrt sie, unter die Haut, dann schütten die Beloh- Bevor man an Einzelmaßnahmen geht, kompetent und selbstbestimmt mit Me- nungszentren besondere Botenstoffe aus, um die Qualität von Bildungsangeboten dien umzugehen. die dann die Ausformung neuer und dau- zu erhöhen, sind folgende „hirngerechte“ Wenn Kinder Kompetenzen bei der Nut- erhafter Verknüpfungen ermöglichen. Voraussetzungen für gelingende zung moderner Medien erwerben sollen, dann müssten also Programme entwickelt Neuronale Vernetzungen Bildung, auch für ein gelingendes medienpädagogisches Bildungsangebot, werden, die ihnen Gelegenheit bieten, et- können verkümmern grundsätzlich voranzustellen: was zu gestalten oder zu erstellen. Die Ein- Und es können neue und dauerhafte Ver- „Hirngerecht“ sind Bildungsangebote führung der digitalen Medien zwingt des- bindungen entstehen. Mit stumpfem Aus- für Kinder (wie auch für Jugendliche und halb unsere Bildungssysteme, sich künftig wendiglernen lässt sich das nicht errei- Erwachsene) immer dann, auf zwei Dinge zu fokussieren: Erstens den chen. Und: Bereiche, die nicht regelmäßig 1.) wenn sie „Sinn machen“, das heißt be- Kindern zu helfen, die Lust am Lernen, also genutzt werden, verkümmern. Die heute deutsam und wichtig für das betreffende die Intentionalität am Entdecken und Ge- übliche Nutzung von Navigationssyste- Kind sind, sei es auch nur, dass sich je- stalten, niemals zu verlieren. Und zweitens, men zum Beispiel führt zu dem Ergebnis, mand über das, was das Kind gelernt hat, ihnen von Anfang an die Erfahrung zu er- dass die erforderlichen neuronalen Ver- aufrichtig freut. möglichen, wie erfüllend es ist, in co-krea- netzungen im Hirn zum Lesen von Land- 2.) wenn sie als eigene Erfahrung am tiven Prozessen ihre Welt zu gestalten. Das karten nicht ausgebildet werden oder – ganzen Körper, mit allen Sinnen und unter ist ein deutlich konstruktiverer Ansatz als so bereits vorhanden – verkümmern. Je emotionaler Beteiligung erfahren werden, die hilflose Forderung, auf digitale Medien mehr Tätigkeiten wir uns von Robotern wenn sie also „unter die Haut“ gehen. zu verzichten.  und Maschinen abnehmen lassen, desto 3.) wenn die so gewonnenen Einsichten, Gerald Hüther ist Professor für Neurobi- weniger entwickelt unser Gehirn die dazu Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten ologie an der Universität Göttingen und erforderlichen Nervenzellverschaltungen, sich im praktischen Lebensvollzug als zählt zu den bekanntesten Hirnforschern die uns zu diesen Tätigkeiten befähigen. nützlich und vorteilhaft, das heißt prak- Deutschlands.

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MEDIEN 200 bayerische SchülerInnen gingen vier Wochen lang offl ine zwd Viechtach/Ulm (hr). Dass sie das einmal erleben, hat viele Eltern sicherlich überrascht: 200 SchülerInnen aus den Klassen 6 bis 10 des Dominicus-von-Linprun- Gymnasiums im niederbayerischen Viechtach haben für jeweils vier Wochen freiwillig ihre Handys bei ihrem Schulleiter abgegeben. Quelle: medienbewusst.de Grund war die Teilnahme der mutungen, aber keine seriöse Antwort, so der Psychiater. Prof. Manfred Spitzer, ärztlicher Jugendlichen an einem Experi- Er teilte die Jugendlichen in zwei Gruppen ein: 200 Schü- Direktor der Psychiatrischen ment des Hirnforschers Manfred lerInnen verzichteten auf ihr Smartphone und elektronische Universitätsklinik in Ulm, Spitzer. Er wollte untersuchen, Medien wie Fernseher oder Spielekonsole und trugen je- ließ für das Experiment die Smartphones von 200 wie sich der Verzicht auf elek- weils vier Wochen lang ein Fitness-Armband. So konnten Jugendlichen einkassieren tronische Medien auf Gehirn die körperlichen Aktivitäten der Schüler abgerufen werden, und Leistung der SchülerInnen ebenso wie die Dauer des Nachtschlafs. Die Schüler sollten auswirkt. Spitzer, der auch den medienkritischen Bestseller auch Tagebuch führen und wurden wöchentlich nach ihren „Digitale Demenz“ geschrieben hat, entsandte für den Ver- Erfahrungen befragt. Ebenfalls wichtige Untersuchungspa- such einen ganzen „Forscher-Trupp“ nach Viechtach: Bis rameter: Gewicht, Größe, Konzentration sowie eine Stress- zu sechs Doktoranden mieteten sich in einem Haus vor Ort Untersuchung. Eine zweite Gruppe von 100 Jugendlichen ein, um die Studie durchzuführen; bis zu zehn arbeiteten verzichtete nicht. Die Studie sei „ergebnisoffen“, betonte immer wieder an der Schule. Spitzer – er wolle nicht den Eindruck vermitteln, die Un- Ziel war es, Aufschlüsse zu erhalten, ob der Verzicht auf tersuchung solle lediglich bestätigen, dass digitale Medien das Smartphone und andere Bildschirmmedien „einen mess- das Lernverhalten schädigen. „Ich habe nie gesagt: Das ist baren Einfluss auf das Wohlbefinden, Gesundheit, Konzen- Teufelszeug“, sagte er. trationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit der Schüler hat“, Die Ergebnisse werden zur Zeit ausgewertet und sollen erklärte Spitzer. Darüber gebe es in der Literatur viele Ver- im Herbst präsentiert werden.  Alle Termine fi nden Sie auf unseren Portalseiten im Internet: Termine bis 12/2016 www.bildung.zwd.info | www.kultur.zwd.info Bildung und Kultur 19. bis 23. Oktober in Frankfurt a.M. Gesellschaft Frankfurter Buchmesse 1. bis 5. August in Erfurt www.buchmesse.de 4. September Konferenz Summer School 2016 8. bis 10. November in Bonn Landtagswahl Mecklenburg- „Vom Lehramt in die Bildungsfor- Deut scher Be triebs rä te Tag 2016 Vorpommern schung!“ www.betriebsraetetag.de www.mv-laiv.de/wahlen www.uni-erfurt.de/ese/summerschool 16. bis 17. November in Berlin 12. September 20. bis 21. September in Berlin Schöneberger Forum 2016 2. bundesweiter Demokratietag Deutscher Kitaleitungskongress „Zukunft der Arbeit im www.degede.de www.deutscher-kitaleitungskongress. öffentlichen Dienst“ 17. September bundesweit de www.schoeneberger-forum.de Großdemonstration 28. September bis 1. Oktober 16. bis 17. November in Saarbrücken „TTIP & CETA stoppen!“ in Lutherstadt Wittenberg 10. Nationaler IT-Gipfel www.ttip-demo.de 9. GEW-Wissenschaftskonferenz www.it-gipfel. 18. September www.gew.de 17. bis 18. November in Berlin Wahl zum Abgeordnetenhaus 29. bis 30. September in Berlin Konferenz „Zugang gestalten! von Berlin Führungskräftekongress – Mehr Verantwortung für www.wahlen-berlin.de „Berufl iche Schulen 4.0“ das kulturelle Erbe“ 17. bis 18. Oktober in Berlin www.bbs-fuehrungskraefte.de www.zugang-gestalten.de Tagung „Arbeit und Gesellschaft 6. bis 7. Oktober in Bremen 8. Dezember in Bonn 4.0: Mitbestimmen, mitgestalten!“ 355. Kultusministerkonferenz 356. Kultusministerkonferenz www.boeckler.de; www.kmk.org www.kmk.org www.verdi.de

B K 20 EIN MAGAZIN DER ZWD-MEDIENGRUPPE 340 – 2016 POLITIKMAGAZIN | zwd

DIGITALISIERUNG IN DEN LÄNDERN Auf dem Weg zur „Bildung 4.0“ zwd Berlin (hr). Angesichts massiver Klagen aus der Wirtschaft über mangelnde Computerkompetenzen vieler SchülerInnen und Auszubildende wollen Bund und Länder ihre gemeinsamen Aktivitäten für digitale Bildung verstärken. Bis Jahresende soll es eine umfassende „Digitalstrategie“ geben, um Kindern und Jugendlichen mehr Kenntnisse in diesem Zukunftsbereich zu vermitteln. Den LehrerInnen soll damit bei der Vermittlung der sich schnell verändernden Unterrichtsinhalte geholfen werden. Doch noch gilt das Kooperationsverbot: Bildung ist Ländersache. Auf welchem Stand sind die Länder beim Einsatz digitaler Medien in der Bildung und mit welchen Maßnahmen wollen sie „Bildung 4.0“ realisieren? Das zwd-POLITIKMAGAZIN gibt einen Überblick über ausgewählte Konzepte.

„Gute Initiativen für digitale auf, wo und wie die Anfor- Bildung gibt es bereits viele, derungen des Kompetenz- doch das Gesamtbild ist bis- rahmens in den Schulunter- lang noch von Insellösungen richt integriert werden kön- gekennzeichnet“, erklärte nen, und gibt praktische Hin- Bundesbildungsministe- weise und Anregungen für rin Prof.‘in Johanna Wanka Lehrkräfte. Der eigentliche (CDU) anlässlich eines Tref- „Medienpass“ dokumentiert fens mit der Kultusminister- schließlich das Kompetenz- konferenz (KMK) Mitte niveau der Kinder und Ju- Juni in Berlin. Es sei wich- gendlichen und motiviert zur tig, dass Schüler digitale Me- weiteren Beschäftigung mit dien „verstehen, hinterfra- Medien. Dazu werden die im gen und richtig anwenden“ Kompetenzrahmen beschrie- könnten, so Wanka. „Ein re- Lernen am Tablet im Unterricht: So weit, dass jedes Kind ein eigenes benen Fähigkeiten dokumen- flektierter und konstruktiver Gerät zur Verfügung hat, ist es in Deutschland noch nicht tiert und der Kompetenzer- Umgang mit digitalen Me- werb mit Stempel oder Auf- dien ist für Kinder und Ju- Leben gerufen und ist für Schulen und kleber bescheinigt. „Medi- gendliche heutzutage genauso bedeut- Einrichtungen aus Nordrhein-Westfalen enkompetenz gehört zu den wichtigen sam wie Rechnen, Lesen und Schrei- kostenlos. Von Beginn an wurden dabei Kulturtechniken unserer Zeit“, sagte die ben“, betonte auch die KMK-Präsiden- unterschiedliche Gruppen aus Wissen- nordrhein-westfälische Schulministerin tin und Bremer Senatorin für Kinder und schaft und Praxis beteiligt. Anregungen Sylvia Löhrmann (Grüne). Der Medien- Bildung, Claudia Bogedan (SPD). Fol- aus der Praxis werden bis heute kontinu- pass NRW sei dabei eine „hervorragende gerichtig wird der 10. Nationale IT-Gip- ierlich entgegengenommen und – wenn Unterstützung für Lehrerinnen und Leh- fel, der dieses Jahr im Saarland stattfin- möglich – in das Konzept integriert. rer und Fachkräfte der Jugendarbeit bei det, unter dem Motto „Digitalisierung Ziel des Medienpasses ist es, die Medi- der Vermittlung eines reflektierten und und Bildung“ stehen. Doch in diesem enkompetenz von Kindern und Jugend- kompetenten Umgangs mit Medien“, be- Rahmen können Ansätze und Perspek- lichen – auch in außerschulischen Ein- tonte sie. Seit 2014 gibt es den Pass fol- tiven lediglich diskutiert werden – die richtungen – zu fördern und gleichzeitig gerichtig auch digital: Er ersetzt die zu- letztendlichen Maßnahmen müssen die Erziehende und Lehrende bei der Unter- vor ausgestellten Hefte. jeweiligen Landesregierungen selbst ent- richtsgestaltung zu unterstützen. Die In- Niedersachsen: Sechs scheiden und anschließend umsetzen. itiative entwickelt Tipps und Hilfestel- Milliarden pro Jahr für Bildung Nordrhein-Westfalen: lungen und stärkt den Austausch zwi- schen Eltern, Jugendarbeit und Schule. Niedersachsen will in den kommenden SchülerInnen können So bietet ein sogenannter „Kompetenz- zwei Jahren mehr in die Bildung inves- „Medienkompass“ erwerben rahmen“ Erziehenden und Lehrkräften tieren als bisher. Der Kultusetat wächst So hat die rot-grüne Landesregierung Orientierung, über welche Fähigkeiten nach dem kürzlich vorgestellten Entwurf Nordrhein-Westfalens beispielsweise Kinder und Jugendliche verfügen sollten. der rot-grünen Landesregierung auf fast mit der Initiative „Medienpass NRW“ Er unterscheidet zwischen Kindern im sechs Milliarden Euro im Jahr an. Nach eine Fördermöglichkeit im Bereich Me- Elementarbereich und im Grundschulal- eigenen Angaben investiert damit kein dienkompetenz eröffnet. Sie wurde im ter, Heranwachsenden in der 5./6. Klasse anderes Bundesland so viel in die Schu-

Jahr 2011 durch die Landesregierung, und Jugendlichen der Sekundarstufe I (7. len wie das Land im Nordwesten. Dass AUS DEN LÄNDERN die Landesanstalt für Medien NRW bis 10. Klasse). Ein online verfügbarer das Geld in den Schulen gut investiert (LfM) und die Medienberatung NRW ins „Lehrplankompass“ zeigt darüber hinaus ist, darüber sind sich die Lehrergewerk-

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schaft GEW, der Landeselternrat und so- auf der Sekundarstufe gar die oppositionelle CDU mit Kultus- I. Die Studie gibt auch ministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) ei- einen Überblick über nig. Unions-Fraktionschef Björn Thüm- die AkteurInnen und ler dämpfte jedoch die Erwartungen. Der deren Einfluss auf die LehrerInnenberuf müsse attraktiver wer- Bildungspolitik. den, gerade durch die Digitalisierung. „Bei Bereits im Jahr 2005 den neuen Medien hinken unsere Schu- wurde in Berlin auf len hinterher“, kritisierte Thümler. Da- Grundlage von Erfah- bei wurde in den vergangenen zwölf Jah- rungen mit verschie- ren vom Land, von den Schulträgern und denen Vorläuferpro- der Wirtschaft über 120 Millionen Euro in jekten der „eEduca- die IT-Ausstattung der Schulen investiert. tion“-Masterplan er- Grundlage für diese erheblichen Investiti- stellt, der bis heute mit onen war das Aktionsprogramm „n-21“, Hilfe verschiedener das als Public-Private-Partnership-Projekt Projekte die Digitalisie- angelegt ist und bei seiner Gründung bun- rung an Berliner Schu- desweit Pilotcharakter hatte. Bundesweiten len fördert. Eines davon Whiteboards: Die elektronischen Tafeln sind teuer Modellcharakter hat auch das Projekt „mo- ist das Programm „Ber- (mehrere tausend Euro), bieten aber viele zusätzliche biles lernen-21: Notebooks für Nieders@ lin wird kreidefrei“, in Möglichkeiten für den Unterricht chsen“. Inzwischen arbeiten über 12.000 dessen Rahmen mittler- SchülerInnen mit elternfinanzierten, per- weile mehr als 4.000 Whiteboards in den frage zum Thema datiert zwar aus dem sönlichen digitalen Endgeräten. Die teil- Klassenzimmern der Hauptstadt instal- Jahr 2012, kann aber dennoch einen auch nehmenden Schulen werden durch eine liert worden sind. Damit steht jetzt mehr für die Zukunft wichtigen Trend erfas- Medienberatung (flächendeckendes Un- als 70 Prozent der Berliner Schulen min- sen. An ihr nahmen 85 Prozent der Berli- terstützungs- und Beratungssystem vom destens eine elektronische Tafel zur Ver- ner Schulen teil. So beurteilen 96,6 Prozent Land und den kommunalen Schulträgern) fügung. Auch die Zahl der Schul-PCs hat der Befragten das Konzept des Master- unterstützt. Darüber hinaus hat n-21 ein sich zwischen 2005 und 2015 verdoppelt. plans als hilfreich und notwendig. Zudem Netzwerk von Referenzschulen aufgebaut, Rund 1,2 Millionen Euro stehen den Ber- wünschen sich zwar viele SchülerInnen die ihr Wissen weitergeben und neu hinzu- liner Bildungseinrichtungen im Rahmen einen größeren Anteil digitaler Medien kommende Schulen unterstützen. des Masterplans jährlich zur Verfügung. im Unterricht. Viele LehrerInnen zeigen Neben der Ausstattung mit Notebooks, Viele Schulen rufen die Mittel aus Un- sich hingegen überfordert. Da an Gym- sogenannten Whiteboards (digitalen Ta- wissenheit jedoch nicht ab, was zu einem nasien die elektronischen Hilfsmittel be- feln) und leistungsfähigen Netzwerken Ungleichgewicht führt. „Es gibt in Berlin reits intensiv verwendet werden, wünscht wurden fast 4 Millionen Euro in die Ent- super ausgestattete Schulen und andere, sich der Großteil der befragten Lehrkräfte wicklung des Portals „Merlin“ investiert, die fast gar nichts haben“, erklärte Tho- hier sogar einen Rückgang. Die Bedenken über das den Schulen durch den Erwerb mas Birk, IT-Experte der Grünen-Frak- rühren vor allem von einer befürchteten von Landeslizenzen kostenlose, didaktisch tion im Berliner Abgeordnetenhaus. Viel Ablenkung der SchülerInnen im Unter- und methodisch aufbereitete digitale On- hänge momentan noch vom Engagement richt sowie von Plagiatsversuchen, bei- line-Medien zur Verfügung gestellt wer- einzelner Schulen oder LehrerInnen ab, spielsweise bei Klassenarbeiten. Bemer- den. Niedersachsen investiert darüber hi- mahnte er. kenswert ist, dass jüngere und ältere Leh- naus jährlich 5 Millionen in die Systembe- Die UVB-Studie gibt außerdem einen rerInnen diese Befürchtungen gleicher- treuung an Schulen. guten Überblick über die Akzeptanz digi- maßen teilen. Brandenburg startete zwei Berlin und taler Bildung. Die dort aufgegriffene Um- Jahre später: Dort wird seit 2007 der „Me- Brandenburg: dienentwicklungs- plan“ umgesetzt. Da- Masterplan seit rin sind neben einem 2005 Konzept zur Integra- Für die Region Berlin tion der Ausstattung und Brandenburg hat mit digitalen Medien eine aktuelle Studie sowie Medienbildung der Unternehmensver- auch mehrere Förder- bände Berlin-Branden- programme enthal- burg (UVB) den Stand ten. Außerdem wird der Digitalisierung der die Weiterbildung der Bildung in der Haupt- Lehrkräfte von beiden stadtregion untersucht. Ländern intensiv ge- Der Fokus lag dabei Sylvia Löhrmann (Grüne) Björn Thümler (CDU) Thomas Birk (Grüne) fördert.  Quellen (v.l.n.r.): schulministerium.nrw.de; blog. schulministerium.nrw.de; Quellen (v.l.n.r.): cdu-niedersachsen.net; eigene Homepage

B 22 EIN MAGAZIN DER ZWD-MEDIENGRUPPE 340 – 2016 POLITIKMAGAZIN | zwd

EXZELLENZINITIATIVE Langes Ringen um den Kompromiss zwd Berlin (hr). Bund und Länder haben lange getagt am 16. Juni – erst spätabends stand die Einigung: Drei milliardenschwere Förderprogramme für Spitzenfor- schung und Hochschulen werden nun gemeinsam auf den Weg gebracht. Bis zur letzten Minute war gerungen worden, und beinahe wäre die prestigeträchtigste Förderschiene, die Exzellenzinitiative – bzw. Exzellenz- Quelle: gwk-bonn.de strategie, wie das Nachfolgeprogramm nun heißt –, dabei auf der Strecke geblieben. Das Land Hamburg hatte sich aus Angst vor einer Benachteiligung lange quergestellt. Letztendlich konnte aus dem Kanzleramt dann doch noch Vollzug vermeldet werden. Bedenken hatte die Hamburger Wissen- (CDU). Auch Bayerns Wissenschafts- dungsministerin. Wanka räumte ein, sie schaftssenatorin Katharina Fegebank minister Ludwig Spaen le (CSU) hatte hätte auch mit weniger Exzellenz-Unis (Grüne) schon unmittelbar nach dem Bund- an Hamburg appelliert, mit dem Vorstoß als elf leben können. Nun gebe es jedoch Länder-Kompromiss im April (das zwd- „eine ausgewogene Weiterentwicklung die realistische Chance, dass die deut- POLITIKMAGAZIN berichtete in Aus- der Exzellenzinitiative nicht zu verhin- sche Hochschulforschung auch interna- gabe 339) zu Protokoll gegeben. Zwar nicht dern.“ Letztendlich lohnte sich die han- tional „in die Weltklasse“ aufrücke. mit einem klaren Nein, aber: „Hamburg hat seatische Hartnäckigkeit jedoch: Das Frage der Grundfi nanzierung sich heute enthalten, um einerseits deut- ursprünglich geplante Konzept wurde lich zu machen, dass es zur Exzellenzini- verändert. Die Automatik „Einmal Ex- bleibt tiative steht, andererseits aber glaubt, dass zellenzuniversität – immer Exzellenzu- Was bleibt, ist die Frage der Nachhaltig- im Interesse der Hochschulen mehr Dyna- niversität“ wird es so nicht geben. keit. Schon jetzt stöhnen Uni-Leitungen mik im System nötig ist“, erklärte Fege- und WissenschaftlerInnen über das büro- bank. Den Stadtstaat trieb die Sorge um, Evaluation nach sieben Jahren kratische Antragswesen der Programme. dass durch die Konzentration der Förder- Der Kompromiss sieht vor, dass die Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) mittel auf elf Hochschulen am Ende der elf Elite-Hochschulen der ersten För- zeigte sich mit der neuen Vereinbarung Ausschreibungen stets dieselben Univer- derphase nach sieben Jahren gründlich zwar zufrieden: „Die Hochschulen ste- sitäten an die Geldtöpfe herankommen: evaluiert werden. „Dann werden sicher- hen bereit, die Herausforderungen der Forschungsstarke Hochschulen in Bayern, lich einige Unis aus dem Exzellenz-Pro- drei Wettbewerbe anzunehmen“, wie Baden-Württemberg und Berlin. Fegebank gramm wieder herausfallen“, prognosti- HRK-Präsident Prof. Horst Hippler er- hatte bemängelt, dass der ursprüngliche zierte Wanka. Die frei werdenden Plätze klärte. Auch die Deutsche Forschungs- Entwurf vorsehe, dass eine andere Uni werden ausgeschrieben – es sollen aber gemeinschaft und der Wissenschaftsrat, erst dann aufrücken könne, wenn eine der in jedem Fall vier Hochschulen neu zum die den neuen Plan von Bund und Län- Exzellenzuniversitäten sich disqualifiziere. Zuge kommen, lautet die jetzige Verein- dern umsetzen müssen, begrüßten die Ei- Wichtig sei jedoch „ein offenes und dyna- barung. „Damit ist auch die von Ham- nigung. Und doch bleibt die Gefahr, dass misches Verfahren für alle Hochschulen in burg geforderte Dynamik im System sich die Universitäten im ständigen Rin- ganz Deutschland, das keine Entwicklungs- gewährleistet“, betonte die Bundesbil- gen ums Geld gegenseitig mürbe machen perspektiven abschneidet“, betonte und die Frage der Grundfinanzie- die Senatorin. rung aus dem Blickfeld verloren Hamburgs Hartnäckigkeit wird. Gute Forschung und Lehre verlangen schließlich eine entspre- zahlt sich aus chende Ausstattung, die durch die Diese Haltung hatte Hamburg viel Konzentration der neuen, milliar- Kritik eingebracht – immerhin denschweren Förderprogramme war bei den Verhandlungen Ein- auf Exzellenz wohl kaum verbes- stimmigkeit erforderlich. „Ham- sert wird. Dieses „Ungleichge- burg gefährdet einen guten, wis- wicht“ wird von Grünen und Lin- senschaftlichen Kompromiss ken bereits seit Langem angepran- und schadet damit den deutschen gert. Die Zukunft wird zeigen, ob Quelle: csu-landtag.de Hochschulen“, sagte eine Spre- Quelle: gruene-nord.de die gesamte deutsche Hochschul- cherin von Bundesbildungsmi- landschaft von der Stärkung einer Katharina Fegebank (Grüne) Ludwig Spaenle (CSU) nisterin Prof.‘in Johanna Wanka kleinen Elite profitieren wird. 

EIN MAGAZIN DER ZWD-MEDIENGRUPPE 340 – 2016 23 B POLITIKMAGAZIN | zwd

Namen sind Nachrichten

Anke Rehlinger Patricia Ulrike Garanin (SPD), saarländische Schlesinger sieht als größte ak- Wirtschaftsminis- ist seit dem 1. Juli tuelle gesellschaftli- terin, führt ihre Par- 2016 Intendantin che Herausforde- tei als Spitzenkandi- des Rundfunks rung die Integration datin in den Land- Berlin-Branden- von benachteiligten tagswahlkampf im burg (rbb). Mit Jugendlichen in Ar- nächsten Jahr. 99 ihr als Nachfol- beit und damit auch Prozent der Delegi- gerin von Dag- in die Gesellschaft. Quelle: spd-saar.de Quelle: aga.de erten wählten sie Quelle: journalistinnen.de mar Reim, die Das betonte sie, am 18. Juni auf ei- den Sender nach als Bundesarbeits- nem Parteitag in Neunkirchen auf Platz 13 Jahren an der Spitze des Hauses verlässt, ministerin Andrea Nahles (SPD) zum eins der Landesliste. Es gab lediglich zwei bleibt der Frauenanteil in der Leitung des Auftakt der „ESF-Tour 2016“ im Juni das Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. öffentlich-rechtlichen Rundfunks zumin- Projekt „Ausbildungsstark“ der Initiative Damit steht so gut wie fest: Das kleinste dest konstant: Bei den Intendanzen stehen JOBLINGE besuchte. Es gehe darum, deutsche Flächenland wird auch nach der zwei Frauen sieben Männern gegenüber. „die große Lücke zwischen Herkunft Wahl am 26. März 2017 unabhängig vom Die 1961 in Hannover geborene Schlesin- und Zukunft“ zu schließen. Auch wenn Wahlergebnis weiterhin von einer Frau ger volontierte nach ihrem Studium beim Deutschland den niedrigsten Stand an er- regiert – Rehlinger wird gegen Amtsin- Norddeutschen Rundfunk und arbeitete werbslosen Jugendlichen in der EU auf- haberin Annegret Kramp-Karrenbauer dort unter anderem als Reporterin für das weise, dürfe man nicht verkennen, dass (CDU) antreten. „Eigentlich re giert Anke ARD-Magazin „Panorama“. Später war es auch bei uns eine „verlorene Genera- schon längst dieses Land”, kommentierte sie als Korrespondentin in Singapur und tion“ gebe, konstatierte sie. Für Garanin, Rehlingers Parteikollege und Bundes- Washington, D.C. tätig. Seit 2007 leitete Vorstand der JOBLINGE-Dachorganisa- justizminister die Wahl der sie den Programmbereich Kultur & Do- tion, ist ein Aspekt ganz wichtig: Die Hilfe Juristin aus Merzig-Wadern. Rehlinger kumentation. Während dieser Zeit war sie auf dem Weg in den Job dürfe nicht mit will das nun bald auch offiziell tun: „Wir für aufwändige Produktionen mit poli- Entmündigung verwechselt werden. Die- treten an, um stärkste Partei zu werden”, tischer Aktualität verantwortlich, darunter ses Konzept scheint ihr Recht zu geben, erklärte sie. Ihre Partei bildet seit den Neu- die Oscar-prämierte Dokumentation „Ci- denn JOBLINGE hat „knapp 4.000 Ju- wahlen im Jahr 2012 eine Große Koalition tizenfour“ über den Whistleblower Ed- gendliche erreicht und eine Vermittlungs- mit der Union. (zwd/hr) ward Snowden (2014). (zwd/hr) quote von mehr als 75 Prozent.“ (zwd/no) ZWD-BESTELLCOUPONZWD BESTELLCOUPON An die zwd-Mediengruppe, Luisenstraße 48, 10117 Berlin E-Mail: [email protected]; Tel.: 030 / 22 487 475; Fax: 03212 / 74 007 57  zwd-POLITIKMAGAZIN FRAUEN · GESELLSCHAFT · BILDUNG · KULTUR  Ich/Wir bestelle(n) ein Jahres-Abo für das zwd-POLITIKMAGAZIN FRAUEN · GESELLSCHAFT · BILDUNG · KULTUR (inkl. Lizenz zur Nutzung der zwd-online Portale www.frauen.zwd.info, www.bildung.zwd.info, www.kultur.zwd.info, www.gesundheit.zwd.info), erscheint 10-mal jährlich, entsprechend den zwd-AGBs zum Preis von  Euro 11,00 / Monat (privater Bezug)  Euro 6,50 / Monat ermäßigt (mit Studienbescheinigung o.ä.)  Euro 13,00 / Monat für kleine Institutionen (bis 9 Beschäftigte)  Euro 22,00 / Monat für große Institutionen und Presse  Jubiläums-Schnupperabo: Alle Dienste und 3 Printausgaben gratis (Konditionen: siehe Bestellformular auf www.zwd.info)

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