Studie "Die Talkshow-Gesellschaft"

Total Page:16

File Type:pdf, Size:1020Kb

Studie SEPTEMBER 2020 ©Evangeline on Unsplash Shaw STUDIE DIE TALKSHOW- GESELLSCHAFT Repräsentation und Pluralismus in öffentlich-rechtlichen Polit-Talkshows Paulina Fröhlich Programmleitung „Zukunft der Demokratie“, Das Progressive Zentrum Johannes Hillje Policy Fellow, Das Progressive Zentrum Wir denken weiter. STUDIE „DIE TALKSHOW-GESELLSCHAFT“ Inhalt DIE STUDIE AUF EINEN BLICK 3 I. EINLEITUNG 4 II. STUDIENDESIGN 9 III. ERGEBNISSE 10 IV. HANDLUNGSPOTENZIALE 19 1. Vertrauen schaffen 19 2. Konstruktiver werden 20 3. Mehr politische Ebenen einbeziehen 21 DIE AUTORINNEN / DANKSAGUNG 22 DAS PROGRESSIVE ZENTRUM / IMPRESSUM 23 www.progressives-zentrum.org 2 STUDIE „DIE TALKSHOW-GESELLSCHAFT“ Die Studie auf einen Blick Politische Talkshows erreichen Woche für Woche die als Diagnose zeitgenössischer Demokratieherausfor- ein Millionenpublikum. Während der „ersten Welle“ derungen überzeugender erscheint als eine systemische der Corona-Pandemie nahm die Reichweite mancher „Krise der Demokratie“. Die Studie untersucht, wie es Gesprächsformate von ARD und ZDF um weitere 30 Pro- um die Repräsentation gesellschaftlicher Bereiche und zent zu. Gleichzeitig stehen diese Sendungen für die Art politischer Ebenen in öffentlich-rechtlichen Talkshows von medialem Diskurs, durch die sich eine gesellschaft- bestellt ist. Pointiert lautet die Forschungsfrage: Wer liche Minderheit nicht (mehr) repräsentiert fühlt und spricht für wen? Untersucht wurden die Gästelisten und seinen VertreterInnen mitunter zunehmend aggressiv Themen von 1.208 Sendungen über einen Zeitraum von gegenübertritt, zuletzt zu beobachten auf den Demonstra- drei Jahren (März 2017 - März 2020), plus der Sendungen tionen gegen die Corona-Politik. aus der Hochphase der Corona-Pandemie (04. März - 24. April). Der Fokus der Analyse liegt auf den „Big 4“ Diese Entfremdung von Medien ist eine Distanzierung von der Talkshow-Landschaft (Anne Will, hart aber fair, einer zentralen Vermittlungsinstanz unserer pluralisti- Maischberger und Maybrit Illner), für punktuelle Vergleiche schen Gesellschaft. In dieser Studie wird dieses Phänomen wurden außerdem Markus Lanz und die Phoenix Runde als Symptom einer „Krise der Repräsentation“ verstanden, ausgewertet. Die wichtigsten Ergebnisse Die Datenanalyse der Gästebesetzung der Talkshows offenbart Unterschiede in der Repräsentation verschiedener gesellschaftlicher Kräfte und politischer Ebenen. Die zentralen Ergebnisse für die „Big 4“ der Talkshows lauten: ● Zwei Drittel aller Gäste kommen aus Politik und Medien; 8,8 Prozent aus der Wissenschaft; 6,4 Prozent aus der Wirtschaft; 2,7 Prozent aus der organisierten Zivilgesellschaft ● 70 Prozent der talkenden PolitikerInnen sind von der Bundesebene; 7,3 Prozent von der europäischen und 2,4 Prozent von der kommunalen Ebene ● 84,8 Prozent der PolitikerInnen haben eine westdeutsche, 15,2 Prozent eine ostdeutsche politische Biografie ● Acht von zehn Gäste aus der Wirtschaft repräsentieren die Unternehmerseite, Gewerkschaften und Verbraucherschutz sind selten präsent ● Zwei Drittel der Gäste aus der organisierten Zivilgesellschaft sind AktivistInnen (Hauptthema: Klima), Nichtregierungsorganisationen kommen kaum zu Wort ● Zu Corona stieg der Anteil der Gäste aus der Wissenschaft auf 26,5 Prozent, aus dem Sozialbereich und der Bildung kamen zu Beginn der Krise nur jeweils 0,7 Prozent der Gäste Fazit Talkshows können freilich nicht die ganze Bandbreite nur unzureichend abgebildet, worunter insbesondere die relevanter Stimmen zu einem Thema zu Wort kommen Wertschätzung der kommunalen und europäischen Ebene lassen. Überraschend ist allerdings: Besonders niedrig ist leiden könnte. Basierend auf den Ergebnissen identifiziert die Talkshow-Präsenz von Organisationen, die besonders die Studie Handlungspotenziale um Vertrauen zu stärken, hohes Vertrauen in der Gesellschaft genießen (z.B. Ver- lösungsorientierter zu debattieren und den politischen braucherschutz, NGOs, Gewerkschaften). Gleichzeitig Blickwinkel zu weiten. wird die Realität des politischen Mehrebenensystems www.progressives-zentrum.org 3 STUDIE „DIE TALKSHOW-GESELLSCHAFT“ Beispiel: Am 27. April 2020 lautete eine Schlagzeile im Tagesspiegel: „Nach dieser Sendung wird Laschet niemals I. Einleitung Kanzler“. Gut möglich, dass ein missglückter Talkshow- WARUM NOCH EINE TALKSHOW-STUDIE? Auftritt die Karrierechance eines Politikers nicht erhöht. Dass allerdings ein einziger Auftritt, zumal viele Monate Ob als „Ersatzparlament“ verklärt oder als „Quassel- vor der parteiinternen Kandidatenkür, über die Kanzler- runde“ polemisiert: Politische Talkshows sind nicht nur schaft entscheiden soll, erscheint wenig plausibel. ein populäres Fernsehformat, sondern auch beliebter Untersuchungsgegenstand wissenschaftlicher Studien, RELEVANZ VON TALKSHOWS journalistischer Analysen oder privater Gespräche. Der „Talk über den Talk“ wird mittlerweile fast leidenschaft- Möchte man sich anhand objektivierbarer Kriterien der licher geführt als manch eine Sendung selbst. Themen- Relevanz von Polit-Talkshows nähern, hilft ein Blick auf die setzung, Gästeauswahl, Sendungstitel, Diskursführung Zuschauerzahlen. Unter den vier großen, rein politischen – nahezu jeder Aspekt gerät regelmäßig auf den Prüf- Talkshows (Anne Will, hart aber fair, Maischberger2 und stand. Nicht immer mit überzeugenden Argumenten, Maybrit Illner, unten als „Big 4“ etikettiert) erreichte Anne häufig auch mit persönlichen Empfindlichkeiten. Will 2019 mit durchschnittlich 3,3 Millionen ZuschauerIn- nen das größte Publikum. Dahinter liegen hart aber fair Grundsätzlich verwundert dieses Interesse aber nicht, mit durchschnittlich 2,5 und Maybrit Illner mit 2,4 Millio- vergegenwärtigt man sich die Omnipräsenz der Talk- nen ZuschauerInnen. Maischberger erreichte, mutmaßlich Formate im Abendprogramm der öffentlich-rechtlichen dem späten Sendeplatz geschuldet, mit 1,2 Millionen die Sender: Im Jahre 2020 gibt es nur noch zwei Abende in der wenigsten Menschen. Im Vergleich zu 2018, ging bei allen Woche, an denen bei ARD oder ZDF keine Gesprächsrunde Sendungen der Publikumsdurchschnitt zurück. Den Talk- ausgestrahlt wird, die zumindest teilweise als politische shows macht schon seit Längerem ein Negativtrend zu Talkshow gelten kann. Die Gesprächsanordnung des schaffen: 2016 sahen Anne Will noch durchschnittlich über heutigen Talk-Standards (ein Thema, vier bis sechs Gäste, 4 Millionen Menschen pro Sonntagabend. Ihr Vorgänger möglichst viel Dissens) wurde in den späten 1990er Jahren Günther Jauch kam in seinen erfolgreichsten Jahren gar von Sabine Christiansen und ihrer Produktionsfirma TV21 auf fast fünf Millionen. Gestiegen ist hingegen in der etabliert. Seitdem ist eine regelrechte „Talkshowisierung“ Tendenz das Publikumsinteresse an Markus Lanz. 2018 des politischen Diskurses zu beobachten.1 erreichte die Sendung mit durchschnittlich 1,61 Millionen ZuschauerInnen den höchsten Wert ihrer Geschichte. 2019 Wie groß der Einfluss der Talkshows auf die Meinungs- ging dieser allerdings auf 1,4 Millionen zurück.3 bildung in der Republik tatsächlich ist, lässt sich schwer messen. Einfacher ist hingegen festzustellen, dass der Zur Corona-Pandemie verzeichneten alle Sendungen Einfluss einer Sendung nicht damit endet, dass die Mode- mitunter deutlich höhere Einschaltzahlen. Das gestiegene ration das Publikum in die Nacht verabschiedet. Prompt Informationsbedürfnis während der Pandemie führte folgt die „Spielanalyse“. Einerseits in den sozialen Medien, nicht nur bei Nachrichtensendungen, sondern auch bei wo umgehend Redeschnipsel herumgereicht und kom- Polit-Talkshows zu einer überdurchschnittlich hohen mentiert und folglich noch mehr Menschen mit Inhalten Nachfrage. Prozentual legten hart aber fair, Maischberger der Sendung versorgt werden. Anderseits in journalis- und Markus Lanz am stärksten bei ihrer Reichweite zu tischen Medien, bei denen die „Talkshow-Kritik“ zum – um jeweils fast 30 Prozent im Vergleich zu den präpan- festen Bestandteil der Berichterstattung geworden ist. demischen Wochen des gleichen Jahres.4 Nicht selten wird dabei die Wirkung einer singulären Sendung maßlos überhöht. 1. Dieser Trend kann als eine Ausformung der in den letzten zwanzig Jahren stark beschleunigten „Mediatisierung“ der Politik gesehen werden. 2. Seit Juni 2019 “maischberger.die woche.”, im Folgenden “Maischberger” Unter Mediatisierung versteht man in der Politik- und Kommunikati- genannt. onswissenschaft in diesem Zusammenhang den Bedeutungsgewinn 3. Die Zuschauerzahlen stammen vom Mediendienst DWDL. der Medien im demokratischen Beziehungsdreieck von Politik, Medien 4. Die Werte stammen aus der Corona-Quotenbilanz von DWDL; und Öffentlichkeit. Als Literatur empfiehlt sich hierzu: Birkner, Thomas https://www.dwdl.de/magazin/77648/coronaquotenbilanz_ (2019): Medialisierung und Mediatisierung, Nomos Verlag, Baden-Baden. die_grossen_gewinner_und_verlierer/. www.progressives-zentrum.org 4 STUDIE „DIE TALKSHOW-GESELLSCHAFT“ EINFLUSS AUF POLITISCHE THEMEN- Zusammengefasst: Talkshows beeinflussen potenziell ob, UND PERSONENWAHRNEHMUNG wie und anhand welcher Personen wir über ein Thema nachdenken. Gemessen am Publikumsinteresse lässt sich somit über die Relevanz der TV-Debatten feststellen: Die Sendungen WAS WIR SCHON ÜBER TALKSHOWS WISSEN erreichen ein Millionenpublikum, wenn auch größtenteils mit rückläufiger Tendenz und einem strukturellen Prob- Neben einer Flut an feuilletonistischen Abhandlungen lem der Sender bei der jungen Zielgruppe. Bei wichtigen über Talkshows, gibt es mittlerweile auch eine beträcht- politischen Ereignissen wie einer Bundestagswahl
Recommended publications
  • After Ten Years in Power, Angela Merkel Is Being Forged Anew in the Refugee Crisis
    The Economist November 7, 2015 The chancellor’s crucible After ten years in power, Angela Merkel is being forged anew in the refugee crisis BERLIN In September, at the height of what the German press has since dubbed an “autumn fairy-tale”, Angela Merkel visited an asylum centre in Spandau, near Berlin. The refugees greeted the German chancellor as though she were their saviour, pressing close for selfies with her. Mrs Merkel does not usually take kindly to unsolicited male hugs. But this time she posed gamely and flashed winning smiles. What made her a heroine to the refugees was a decision she had taken only days earlier. Thousands of people trudging through the Balkans toward northern Europe were stranded in Hungary in precarious conditions. Empathising with these huddled masses, Mrs Merkel temporarily ignored the European Union’s asylum agreements, which stipulate that the member state in which refugees first arrive must process their asylum requests. On the chancellor’s command, Germany opened its borders to the refugees. Coming via Austria on foot, bus and train, more than 20,000 arrived in the first weekend of September alone. At first, many ordinary Germans greeted them in a euphoric mood—from the railway station in Munich where the refugees disembarked by the wagonload to asylum centres around the country like the one in Spandau. But others in Germany and across Europe were taken aback. There has since been a marked backlash against the August Willkommenskultur whose spirit Mrs Merkel captured and encouraged, with those Spandau selfies held up as reckless enticements for yet more Syrians and others to join the 1m refugees now expected in Germany this year.
    [Show full text]
  • Germany and the Refugee Crisis: Practical Solutions, Political
    Teaching Modern Languages at Post-16 and Beyond (28/6/15) Dr Caroline Pearce, Department of Germanic Studies, University of Sheffield Germany and the Refugee Crisis: Practical Solutions, Political Consequences Terminology and context Integration Multikulturalismus Parallelgesellschaften ‚Einwanderungsland‘ Flüchtlinge, Asylbewerber, Einwanderer, Personen mit Migrationshintergrund, Migranten, Gastarbeiter, Ausländer, Fremde… Rechtspopulismus / Rechtsextremismus ‘Merkel’s policy’? Timeline September 2015: Merkel announces that people fleeing war and persecution are welcome in Germany; so-called ‘Dublin procedure’ suspended for refugees from Syria "Ich glaube, in der augenblicklichen Situation ist es offensichtlich, dass die auf dem Papier stehende europäische Asylpolitik nicht funktioniert.„ (Angela Merkel, 3 September 2015) Thousands of refugees arriving by train in Germany are greeted warmly by local residents and volunteers (Willkommenskultur) By mid-September, 400,000 refugees are arriving daily – the federal states report that they cannot cope with the influx and there is opposition towards the policy among the CDU /CSU Mid-September 2015: border controls are re-established between Germany and Austria Some European leaders distance themselves from German ‘open door’ policy October/November: dispute on proposed ‘transit zones’ at the borders New Year 2015: a series of sexual assaults on German women during New Year’s Eve celebrations in Cologne and other German cities. The perpetrators were mainly men of North African and Arabic background March 2016: Merkel negotiates EU deal with Turkey on refugee policy How many refugees have come to Germany? 1.1 million over the past year 1.26 million asylum applications submitted in the EU (2015) 35% of all applications submitted in Germany (2015) January –April 2015 114,125 asylum applications January-April 2016 246,393 asylum applications Drop in arrivals in 2016 (approx.
    [Show full text]
  • Fernsehen in Der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg Unsere Mütter, Unsere Väter (ZDF)
    FERNSEHEN in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg Unsere Mütter, unsere Väter (ZDF) Circus Halligalli (ProSiebenSat.1) Gute Zeiten, schlechte Zeiten (RTL) Fernsehsender TV made in Berlin-Brandenburg »Wir machen Programm in und für Comedy Central Berlin-Brandenburg ist geprägt von einer lebendigen Brandenburg und Berlin. Ob die Echtzeit- DW-TV und kreativen Produktionswirtschaft und gilt als einer Dokumentation „24h Berlin“, internationale joiz Kinokoproduktionen wie aktuell etwa MTV der innovativsten und wichtigsten Standorte für „Lauf, Junge, lauf!“ von Pepe Danquart N24 Fernsehen und digitale Inhalte in Deutschland. Rund oder der Blick auf Brandenburger Nickelodeon Lebenswelten im Dokumentarfilm „Land rbb 2.000 Unternehmen generieren einen Umsatz von in Sicht“ - wir berichten über das, was die VIVA über 2,2 Mrd. € jährlich. Die UFA, größter Film- und Menschen in der Region bewegt.« Fernsehproduzent in Deutschland, ist hier ebenso zu Dagmar Reim Hauptstadtstudios Hause wie MME Moviement, Schwarzkopff TV oder ARD Intendantin Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) n-tv Ziegler Film. Zahlreiche TV-Sender haben hier ihren Phoenix Sitz, darunter der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), RTL N24, Deutsche Welle TV und joiz. Der internationale Spiegel TV ZDF Medienkonzern Viacom ist mit seinen Sendern Viva, MTV, Comedy Central und ­Nickelodeon vor Ort, ge- Fernsehsender international nauso wie ARD, ZDF und RTL mit ihren Hauptstadt- BBC News Erfolgreiches Entertainment: Bloomberg TV studios. Neben einem funktionierenden Netzwerk und CNN professionellen Dienstleistern bieten Studio Babels- TV-Events, Serien, Shows und Talks France 2 berg, Studio Hamburg Berlin Brandenburg, Fernseh- Große TV-Events wie „Das Adlon – eine Familien- Fuji TV Berlin werft, Berliner Union Film sowie die Park Studios in saga“ (ZDF), „Der Turm“ (ARD), „Unsere Mütter, NHK ORF Potsdam exzellente Produktionsbedingungen für fik tio- unsere Väter“ (UFA Fiction/ZDF) oder „Weißensee“ RAI nale und non-fiktionale Film- und TV-Unterhaltung.
    [Show full text]
  • Sabine Christiansen – Will Anne Sie Ersetzen?
    Politik auf dem Boulevard? 27. bis 29. September 2007 Claudia Riesmeyer Martina Thiele Abstract zum Vortrag: Sabine Christiansen – Will Anne sie ersetzen? Problem und Forschungsstand Personalisierung von Politik betrifft nicht nur PolitikerInnen, sondern auch die VermittlerInnen von Poli- tik. Sie stehen mit ihrem Namen für ein Produkt, dessen Inhalt Politik sein soll und dessen Markenname identisch ist mit dem seiner Verkäuferin, in diesem Fall der TV-Moderatorin Sabine Christiansen. Solange es diese Sendung gibt, ist sie und ihre Protagonistin heftiger Kritik von ganz unterschiedlichen Seiten ausge- setzt. Der Vorwurf lautet, Teil der Entwicklung hin zu einer Boulevardisierung der Politik zu sein. Dass die Sendung gute Quoten hat, nehmen die KritikerInnen als Bestätigung ihrer These und lassen dabei die Frage außen vor, warum eigentlich so viele am Sonntagabend einschalten. Als im Juni 2006 bekannt wurde, dass Sabine Christiansen aussteigen und ein Nachfolger oder eine Nach- folgerin gesucht wird, erhielt die Diskussion um Christiansen, das TV-Format und letztlich die Boulevard- isierung von Politik neuen Auftrieb. Sehr schnell zeigte sich wie schon beim Start der Sendung 1998, dass die Debatte eine stark genderbestimmte ist, dass Lob und Kritik an Person und Sendung Sabine Christiansen nicht frei sind von Geschlechterstereotypen. Innerhalb der kommunikationswissenschaftlichen Geschlech- terforschung entstanden daher Arbeiten, in denen untersucht wurde, welche Rolle die Kategorie Geschlecht spielt in der publizistischen Auseinandersetzung mit der öffentlichen Person Sabine Christiansen und ihren journalistischen Fähigkeiten (vgl. Klaus 2000; 2002). In anderen kommunikations�wissenschaftlichen Stu- dien wurde diese Frage nicht gestellt, man beschränkte sich darauf, die Polittalkshow als ein Beispiel für den „Trend zu Boulevardisierung“ heranzuziehen und sie mit von Männern moderierten, politischen Talks- shows zu vergleichen (z.B.
    [Show full text]
  • INTRODUCTION Helga Druxes Patricia Anne Simpson
    INTRODUCTION Pegida as a European Far-Right Populist Movement Helga Druxes German, Williams College Patricia Anne Simpson Modern Languages and Literatures, University of Nebraska Historian Geoff Eley argues that the idea of Europe has contracted from the ideal of a pluralistic community with the potential to integrate cultural “Others” to a “narrowly understood market-defined geopolitical drive for the purposes of competitive globalization.”1 Global deregulation, he states, has produced streams of labor migrants and the tightening of Europe’s external borders, while the economic expansion of Europe to more member countries since 1992 has opened up new divisions and inequalities among them. Aftereffects from the break-up of the East bloc can be felt in the esca- lation of antiminority violence in Central and Eastern Europe, as well as “the smouldering slow burn of the legacies of colonialism” in Western Europe.2 These diverse pressures and anxieties coalesce on the spectral fig- ure of the Islamic fundamentalist at Europe’s gates. Right populist groups profit from these anxieties by averring that the prob- lem lies not with their own racism, which they strategically disavow, but rather with the caveat of a profound cultural incompatibility of Islam and democracy. They claim that this difference is observable through the ages and therefore immutable, that its invasive potential must be countered by an assertive identitarian nationalism from within “Fortress Europe.” In his analy- sis of far right politics in Austria, political scientist Farid Hafez draws attention to the dominant strategy of anti-Islamic populism: “This is based on a mono- lithic, not differentiated and homogenous perceived Islam, which is used for construing boundaries and antagonistic confrontation.
    [Show full text]
  • Angela Merkel As a Linguistic Persona)
    SHS Web of Conferences 50, 01013 (2018) https://doi.org/10.1051/shsconf/20185001013 CILDIAH-2018 „Wir Schaffen Das!“ (Angela Merkel as a Linguistic Persona) Olga Mikhina 1 Artem Mikhin 2, and Svetlana Shulezhkova 3 Nosov Magnitogorsk State Technical University, 455000, Lenin Prospekt, 38, Magnitogorsk, Russia Abstract. The problem posed by the authors of this paper is to reveal peculiarities of linguistic persona of one of the most authoritative state and political actors of our time: Angela Merkel, the Chancellor of the Federal Republic of Germany. Material for the research comes from various election debates, speeches at international forums and in Bundestag, addresses to voters, interviews of "the engine of the EU" with journalists of various media outlets. An anthropocentric approach that has become the main principle of modern linguistics, enriched with procedures having being developed within cultural, political and social linguistics, application of methods used in study of linguistic persona in the context of gender and values presented in the media and political discourse, allowed to attain certain results. Lexical and idiomatic markers in Angela Merkel's speeches, her formulation of basic principles of domestic and foreign policy, linguistic response to crisis events and provocative questions give a possibility to model the main parameters of her linguistic persona. She is a strong leader with muffled gender attributes, which usually appear in selection of linguistic means that always conform to the literary language. Physical chemist by education, Merkel speaks logically and strictly to the point in the media and political discourse as well. Having being ushered into the elite of male rulers, A.
    [Show full text]
  • IN BERLIN-BRANDENBURG K
    Berlin-Brandenburg offers a variety of financing and funding opportunities, as well as consulting services: k Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH k Berlin Partner for Business and Technology GmbH k ZAB Brandenburg Economic Development Board GmbH FUNDING, k Berlin Brandenburg Film Commission Berlin-Brandenburg... k Investitionsbank Berlin (IBB) FINANCING, AND k Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) Netflix CEO Reed Hastings at MEDIA CONVENTION Berlin A meeting point for international media-industry thought leaders ...offers well-known industry events such as: CONSULTING k IFA k Drama Series Days | EFM Berlinale k MEDIA CONVENTION Berlin INDUSTRY EVENTS k Bambi Funding for development and production of TV k Prix Europa and web content Exhibitions, marketplaces, and conventions such as IFA, Drama Series k VideoDays Days at the Berlinale’s European Film Market, and MEDIA CONVENTION k animago AWARD & CONFERENCE Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH Berlin offer insight into current themes and trends, while also drawing k www.medienboard.de representatives of the international media, thus contributing to the Dr. Anna Sarah Vielhaber | Head of Business Development and Funding worldwide networking of the capital region’s media sector. Regular ... benefits from high-quality media-sector [email protected] | +49 (0)331 7438783 training and continuing education programmes: events such as Mediengipfel, VideoDays, Europe’s biggest meeting of YouTubers, and the Germany-wide unique Your Turn – The Video Crea- k Film University Babelsberg
    [Show full text]
  • Das Deutsche Hochamt Als Vor 50 Jahren Vier Pioniere Aus Einem Hamburger Bunker Die Erste „Tagesschau“ Ins Land Funkten, Waren Vor Allem Bunte Meldungen Gefragt
    Medien DPA „Tagesschau“-Sprecher Köpcke (1971), ARD-aktuell-Regieraum, „Tagesthemen“-Moderatorin Will: Die Welt ist schlecht, aber verständlich und TV-NACHRICHTEN Das deutsche Hochamt Als vor 50 Jahren vier Pioniere aus einem Hamburger Bunker die erste „Tagesschau“ ins Land funkten, waren vor allem bunte Meldungen gefragt. Heute ist alles politisch, und die Nachrichtenfabrik ARD-aktuell sendet rund um die Uhr. Von Klaus Brinkbäumer er Satz, dass früher alles besser war, Früher sang der von Natur aus „schöne Die Leute von der „Tagesschau“ waren ist ein schöner Satz, aber gelogen, Lothar“ („Bild“), Lothar Dombrowski, ein also immer schon größenwahnsinnig, nicht Dund wenn es um die „Tagesschau“ Chanson in der „Zwischenmahlzeit“, und alle, aber einige ihrer Stars. Und vermut- geht, muss es um die Wahrheit gehen. Die die Zuschauerin Else Kriegeskorte aus lich wurden die deshalb größenwahnsin- Wahrheit lautet: Die Leute von der „Ta- Essen schrieb, dass „auch eine verwöhn- nig, weil es im deutschen Fernsehen nichts gesschau“ waren schon früher so. te Frau seinem Charme“ erliege. Dom- gibt, was so groß ist wie die „Tagesschau“. So exhibitionistisch wie heute Eva Her- browskis Kollege Wilhelm „Stotter-Stöck“ So ernst und so wichtig. man, die ihre Scheidungen mit dem Publi- sagte „Bild“: „Der Dombrowski macht mit So verlässlich, dass die Eltern der klei- kum teilt („Das war der Gatte, den ich hat- solchen Mätzchen doch nur das Image der nen Anne Will in den siebziger Jahren ihre te“), ebenso den Ärger mit einstigen Kol- ‚Tagesschau‘ kaputt.“ Stotter-Stöck ver- Wohnzimmeruhr nach dem Gong aus dem leginnen („Susan Stahnke sagt immer die schwand, da er, der Name sagt es, Proble- Fernsehapparat stellten.
    [Show full text]
  • „... Und Unseren Täglichen Talk Gib Uns Heute!“
    Otto Brenner Stiftung OBS-Arbeitsheft 68 OBS-Arbeitsheft 68 „... und unseren täglichen Talk gib uns heute!“ Bernd Gäbler „... und unseren täglichen Talk gib uns heute!“ Inszenierungsstrategien, redaktionelle Dramaturgien und Rolle der TV-Polit-Talkshows Eine Studie der Otto Brenner Stiftung www.otto-brenner-stiftung.de Frankfurt/Main 2011 Aktuelle Ergebnisse der Forschungsförderung Otto Brenner Stiftung in der Reihe „OBS-Arbeitshefte“ Die Otto Brenner Stiftung … OBS-Arbeitsheft 68 ... ist die gemeinnützige Wissen- zugänglich und veröffentlicht Bernd Gäbler schaftsstiftung der IG Metall. z. B. die Ergebnisse ihrer For- „... und unseren täglichen Talk gib uns heute!“ Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am schungsförderung in der Reihe Inszenierungsstrategien, redaktionelle Dramaturgien und Main. Als Forum für gesellschaft- „OBS-Arbeitshefte“. Die Arbeits- Rolle der TV-Polit-Talkshows liche Diskurse und Einrichtung hefte werden, wie auch alle an- der Forschungsförderung ist sie deren Publikationen der OBS, OBS-Arbeitsheft 67 dem Ziel der sozialen Gerechtig- kostenlos abgegeben. Über die keit verpflichtet. Besonderes Homepage der Stiftung können Hans-Jürgen Arlt, Wolfgang Storz Augenmerk gilt dabei dem Aus- sie auch elektronisch bestellt Drucksache „Bild“ – Eine Marke und ihre Mägde OBS-Arbeitsheft 68 gleich zwischen Ost und West. werden. Vergriffene Hefte halten Die „Bild“-Darstellung der Griechenland- und Eurokrise 2010 wir als PDF zum Download be- ISSN 1863-6934 (Print) ... initiiert den gesellschaftli- reit. OBS-Arbeitsheft 66 chen Dialog
    [Show full text]
  • Im Land Des Lächelns
    Talkshow im ZDF SVEA PIETSCHMANN Im Land desWAHLKAMPF Lächelns Vor der Bundestagswahl räumen die Fernsehanstalten ihr Programm großzügig für politische Talkshows frei. Selbst Halbprominente dürfen zur Primetime ihre Weltsicht ausbreiten. Doch Streit und Spannung wollen nicht so recht aufkommen, die Zuschauer wenden sich ab. xakt 11 Minuten und 47 Sekunden Doch bislang geht der Plan der Fernseh- Merkel ist schrecklich nett, sogar für ihren muss Gregor Gysi jetzt schon schwei- sender nicht auf. Sie bringen Politikerbe- Herausforderer Steinmeier findet sich ab Egen, es kommt ihm vor wie eine fragungen auf allen Kanälen, aber die Zu- und zu noch Lob. So etwas wirkt natürlich Ewigkeit. Er rutscht auf dem Stuhl herum, schauer wollen es in vielen Fällen gar nicht nicht attraktiv. Die Frage ist nun, wer die als hätte jemand eine Herdplatte darunter sehen. Am Sonntag vor einer Woche liefen Schuld für die Pleite trägt. Sind die Politi- angeschaltet. Dann will Frank Plasberg drei Talkshows zur gleichen Sendezeit – ker zu langweilig? Die Sender zu einfalls- auch noch wissen, wie ein Busfahrer seine bei ARD und ZDF fragten Anne Will und los? Die Zuschauer zu desinteressiert? Familie durchbringen soll, wenn es keinen Maybrit Illner, auf Sat.1 luden Stefan Aust Nikolaus Brender reißt die Tür seines Mindestlohn gibt. Es ist Gysis Thema, aber und Sabine Christiansen zum Gespräch. Es Büros auf dem Mainzer Lerchenberg auf, die Frage geht schon wieder nicht an ihn. war ein Desaster. Will hatte gerade mal 2,6 der ZDF-Chefredakteur ist bekannt für sei- Rainer Brüderle bekommt das Wort, der Millionen Zuschauer, die Quote von Sat.1 ne forsche Art.
    [Show full text]
  • 2021 Rudder A&M Print Dec31ebd.Indd
    Save up to $1,000 per couple when booked by March 1, 2021 JAMES EARL RUDDER Leadership on the Battlefields of Europe June 3–15, 2021 Normandy Beaches • Sainte-Mère-Église • Pointe du Hoc Falaise • Paris • Aachen • Hürtgen Forest • Ardennes Luxembourg • Bastogne • Malmedy In collaboration with The National WWII Museum, trace the footsteps of Col. Rudder and his men as they helped to liberate a continent. Howdy, Ags! The history of Texas A&M University is inextricably linked to our country’s proud military history. Founded as Texas’ first institution of higher learning, all students were initially required to participate in the Corps of Cadets and receive military training. Many of our students and alumni entered the military during or after their A&M career, resulting in our alma mater having the distinction of producing more military officers than any other institution in the nation, other than the military academies. During World War II, Texas A&M produced more than 20,000 combat troops. Among them stands the legendary Maj. Gen. James Earl Rudder ’32 who led the US 2nd Ranger Battalion up the cliffs of Pointe du Hoc in Normandy. Rudder’s leadership persisted through the war as he continued to lead at the Siege of Brest, the drive into Germany, and the Battle of the Bulge. Rudder applied these leadership skills as the 16th president of Texas A&M University and the third president of The Texas A&M University System. We are partnering with The National WWII Museum to bring you a unique, exclusive opportunity to delve into Rudder’s exploits in Normandy, the Hürtgen Forest, and during the Battle of the Bulge.
    [Show full text]
  • Bilder Als Flüchtlingspolitik
    Essays 001/ 07 - 2016 Bilder als Flüchtlingspolitik Die Bildgeschichte der „Flüchtlingskrise“ und die politische Theorie des Bildakts. Von Jörg Probst. Vorbemerkung: Der Text dokumentiert in leicht veränderter Form einen Vortrag im Rahmen der Tagung „Wissen-Macht- Herrschaft. Politische Ideen und ihre Wissenschaftsgeschichte(n)“ von Portal Ideengeschichte in Marburg am 07.-09.Juli 2016. Entscheidende Bilder Am Sonntag, den 06.März 2016 fand im Ersten Deutschen Fernsehen ein denk- würdiger Wortwechsel über die Flüchtlingsproblematik und ihre Bilder statt. Ihrem Titel nach deutet nichts darauf hin, dass diese Talk-Show aus der Reihe „Anne Will“ mit der ehemaligen Tagesthemen-Moderatorin Anne Will als Gastgeberin ausgerech- net diese Wendung nehmen und zur besten Sendezeit gleich nach dem Tatort in prominenter Runde Bilderfragen etwa eine viertel Stunde lang einen äußerst kontro- versen politischen Schlagabtausch auslösen würden. Diese Sendung zum Thema „Flüchtlingsdrama vor dem Gipfel – Ist Europa noch zu retten?“ ist daher nicht nur ein Beispiel für die bemerkenswerte Unmittelbarkeit, mit der während der Flüchtlings- debatte seit 2015 offene politische Entscheidungsprozesse und laufende supranatio- nale Verhandlungen von Funk und Fernsehen buchstäblich in Echtzeit durch Inter- views und Talk-Runden begleitet wurden. Die hochkarätig besetzte Talkshow mit dem österreichischen Außenminister Sebastian Kurz, dem deutschen Innenminister Heiko Maas, der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestag Katrin Göhring- Eckart, der Vorsitzenden der Partei Die Linke Katja Kipping sowie dem EU-Abgeord- neten und Vorsitzenden der europaskeptischen nationalliberalen slowakischen Partei „Freiheit und Solidarität“ Richard Sulik machte diese Debatte bei „Anne Will“ am 06.März 2016 auch zu einem näher zu betrachtenden Spiegelbild der Reflexions- 1 bereitschaft hoher politischer Entscheidungsträger über die Macht von Bildern und die Dimensionen von Symbolpolitik während der so genannten „Flüchtlingskrise“.
    [Show full text]