A110, 04.10.2013 11:00:00 - Benutzer: blumf - PROOF

Lokal Thema

Aufschlag Familie Coels Mitglieder der Winzerfamilie Coels waren die ersten Ahrwinzer, die es an den Mittelrhein zog. Die Fami- lie ging bereits 2002 über den Strom, um ihre Angebotspalette zu erweitern. Sie hatte gemerkt, dass neben dem traditionellen „Roten von der Ahr“ Riesling und Weiß- burgunder immer beliebter wur- den. Und so machten sich die Coels auf, um an der Linzer Hölle Riesling zu ernten. dfb

Vorteil Mittelrhein Markus Coels beschreibt die Vor- züge des Rheinklimas: Es sei dort windiger als an der Ahr. Dadurch trocknen die Trauben schneller, der Winzer hat weniger mit Fäulnis zu tun. Volker Riske lobt die „tol- len Steillagen“. Von dort lasse sich auch in nicht so optimalen Jahren ein guter Tropfen gewinnen. Zu- dem könne man die Weine zu mo- deraten Preisen verkaufen. Ein kleiner Nachteil sind die häufigen Fahrten über den Rhein, um die Weinberge zu inspizieren. Der Ab- transport der Trauben stelle hin- gegen kein Problem dar. dfb

Torsten Klein (links) und Marc Josten leben auf der anderen Rheinseite, die Trauben für ihre prämierten Produkte bauen sie jedoch in Leutesdorf an. Foto: Volker Lannert Rhein für Ahrwinzer keine Grenze mehr

Thema heute Idee über das Ausprobieren bis Zukunft setzt Riske auch auf Weiß- Önologie Gebiet rund um Leutesdorf ist „in“ zum tatsächlichen Verkauf ist es burgunder. bei Kunden wie bei Kritikern ein weiter Weg“, meint der Der- Riske übernahm die Lagen in Vorzüge des Mittelrheins nauer. „Es war ja nicht sicher, dass übrigens von der Fa- In den vergangenen Jahren siedelten der Kunde, der mich an der Ahr be- milie Coels aus Ahrweiler. Markus Von unserem Redakteur noch Mitglieder der Winzergenos- sich Winzer von der Ahr am Mittelrhein sucht, von dort auch Weißwein Coels, der Weinbauingenieur und Die Steillagen sind begehrt, man- Frank Blum senschaft Mayschoss, doch die an, vor allem in Leutesdorf. Die RZ vom Mittelrhein mit nach Hause jüngere der beiden Brüder des cherorts sind die Hänge verbuscht. zierte sich laut Klein, Trauben vom sprach mit ihnen. nehmen wollte.“ Doch die Beden- Weinguts, bewirtschaftet neben den M Leutesdorf. Leutesdorf wird im- Mittelrhein aufzunehmen. Bereits ken waren rasch zerstreut. „Die Weinbergen an der Ahr die seiner mer attraktiver – auch für Winzer 2011 präsentierte das Duo dann wacke vor. Leutesdorf kann aller- Kunden finden es grundsätzlich Meinung nach hervorragenden von der Ahr. Nicht zuletzt wegen seinen ersten Jahrgang aus Leu- dings mit einer Besonderheit auf- gut. Vom Image her ist es eine gu- Weißweinlagen des Gutes in Linz Spiel, Satz der Grundstückspreise. An der Ahr tesdorfer Trauben. warten. Hier findet sich auch Bims te Sache, zwei Regionen anzubie- und . Auf einem Hektar gibt es kaum noch freie Flächen, 2011 haben die beiden weitere – und das verändert den ph-Wert ten.“ Und logistisch sei es auch baut er dort Weißburgunder (tro- und Sieg der Kaufpreis dort liegt rasch bei Flächen auch in der Ebene erwor- im alkalischen Bereich. Dadurch noch okay. Die Fahrt mit dem Trak- ckener Ausbau) und Riesling (halb- 20 Euro pro Quadratmeter, kann ben, jetzt besitzen sie insgesamt erhält der Wein eine andere Stilis- tor von Leutesdorf nach Dernau trocken und secco) an. Den strengen Gastronomiekritiker aber für eine exquisite Lage auch 4,5 Hektar – das sind immerhin tik“, lautet Kleins Urteil. dauere rund 90 Minuten. Familie Coels wagte schon vor des renommierten Gault Millau mal auf 30 Euro hochschnellen. Für neun Fußballfelder. Hinzu kom- Er und sein Partner bauen ihren 2008 und 2009 kaufte Riske Par- elf Jahren den Schritt über den munden die Weine von Josten und Torsten Klein vom Weingut Josten men 1,5 Hektar an der Ahr. Vieles Leutesdorfer Wein übrigens in Ahr- zellen in Leutesdorf, vor allem in Rhein. Vor sechs Jahren haben sie Koch ausgezeichnet, sie haben das und Klein sind das „utopische Prei- in den Leutesdorfer Steillagen sei weiler aus, betreiben ihre Vinothek der Lage Gartenlay, pachtete noch ihren Weinberg aufwendig umge- Duo mit dem Titel „Entdeckung se“. Und Volker Riske, der Winzer verbuschte Brachfläche gewesen, in Mayschoss, Remagen ist der Sitz eine Fläche in Rheinbrohl, die er staltet, ihn von Längs- auf Quer- des Jahres“ ausgezeichnet. Sie lob- aus Dernau, sagt: „Ein Flächen- erinnert sich Klein. Diese Flächen ihrer Firma. Sie sind dabei, sich ih- 2012 mit Georg Scheidgen aus terrassierung umgerüstet. „Das er- ten die spontan vergorenen, saftig wachstum an der Ahr zu realisie- habe man mit Fräsen freigeschla- re Stammkundschaft aufzubauen. erwarb. Ei- leichtert die Arbeit mit den Ma- dichten Rieslinge, einen exoti- ren, ist schlichtweg zu teuer.“ gen und wieder urbar gemacht, um Das ist bei Volker Riske aus Der- niges davon ist schon be- schinen enorm“, sagt Markus Co- schen, stoffigen Sauvignon Blanc Doch es gibt einen Ausweg: Leu- Reben neu anzubauen. Mit Erfolg. nau anders. Das Weingut Erwin stockt, manches liegt els. Ein nicht ganz einfaches Un- und den markanten Spätburgun- tesdorf. Dort ist der Quadratmeter „Wir hatten einen jungfräulichen Riske bewirtschaftet rund sieben noch brach, denn Riske terfangen: Zwei Jahre zog sich der der. Der Riesling „R“ war ihr Lieb- für 2 bis 3 Euro zu haben. Boden mit hohem Humusanteil Hektar Rebfläche, davon etwa zwei muss sich noch das Umbau wegen der schwieri- lingswein. Für seine Ahrweine ist Ein guter Grund für Josten und und schon im zweiten Jahr die ers- am Mittelrhein. Riske füllte im Pflanzrecht be- gen Bodenbeschaffenheit auch Volker Riske vom Gault Mil- Klein, sich am Rhein anzusiedeln. ten Erträge“, berichtet Klein. Frühjahr 2007 seinen ersten Leu- schaffen. „Ich hin. Coels fühlt sich wohl an lau geadelt worden, die Kritiker Weinbautechniker Josten kaufte Die Böden an Ahr und Rhein sei- tesdorfer ab. Der Plan war, die strebe ein mo- der Linzer Hölle, an eine freuen sich auf seine Mittelrhein- 2009 dort Berge und Flächen auf, en gar nicht so unterschiedlich, be- hochgelobte Produktpalette seiner derates Wachs- Flächenerweiterung weine, die Riske selbst als „fruch- im Juni 2010 stieß Diplom-Önologe tont der Diplom-Önologe. „In bei- Tropfen von der Ahr mit Riesling- tum an“, sagt denkt der Winzer zur- tig mit schönem Schmelz“ be- Klein hinzu. Beide waren damals den Anbaugebieten herrscht Grau- weinen zu erweitern. „Von der er. Für die zeit nicht. schreibt. dfb Leutesdorfer sind stolz auf die Entwicklung Zusammenarbeit ihm für die „tolle Integration“ be- dankt habe. Ein Lob, das die Leu- Seiteneinsteiger sind tesdorfer gern hören. Die freuen sich auch darüber, keine Fremdkörper das Josten und Klein mit ihrer ei- genen Vermarktungsstrategie den Überall am Mittelrhein verzeich- kleinen Weinort bundesweit be- nen die Winzer einen Rückgang kannt machen. Mittlerweile würde der Anbauflächen. Überall? Nein! der Name Leutesdorf nämlich auch Ein kleines Städtchen in der Nähe in den Fachblättern für Weinhan- Neuwieds kämpft gegen diesen del auftauchen. Abwärtstrend – mit Erfolg. Und die Ahrwinzer? Sie sind Wie Gotthard Emmerich, der zwar noch nicht Mitglied bei den Sprecher der Leutesdorfer Winzer, -Winzern, fühlen sich vermeldet, ist der Ort der einzige, aber, wie Volker Riske es aus- der den Rückgang aufhalten konn- drückt, „definitiv nicht als Fremd- te. „Seit drei Jahren verzeichnen körper“. Man habe sich vielmehr wir wieder eine Zunahme der Flä- gut eingelebt am Mittelrhein und che. Vom Tiefpunkt 45 Hektar ha- Nicht nur die Steillagen sind begehrt. Der Vorteil der ebenen Flächen ist die sei voll in die Gemeinschaft integ- ben wir uns hochgearbeitet auf einfache Bearbeitung. Fotos: Frank Blum (3) riert. Diese Tatsache verwundert mittlerweile 50 Hektar“, berichtet Riske allerdings nicht allzu sehr, er. „Das sind immerhin 12 Prozent Blick auf die gute Zusammenarbeit diese an mindestens zwei der drei denn schließlich kenne man sich der Gesamtfläche des Gebiets Mit- mit den Winzern von der anderen großen Veranstaltungen der seit vielen, vielen Jahren, zum Bei- telrhein.“ Rheinseite. „Auf die Kooperation Rheinsteig-Winzer teilnehmen, wie spiel aus gemeinsam besuchten An den positiven Nachrichten sind wir stolz.“ „Tafeln am Strom“. Das funktio- Meisterlehrgängen. Dabei habe seien nicht zuletzt auch die Sei- Die Leutesdorfer hätten von An- niere auch prima. Die Ahrwinzer man sich als Kollegen schätzen ge- teneinsteiger von der Ahr beteiligt, fang an Wert auf die Integration zeigen Präsenz. Gefreut habe ihn lernt. Als besonders positiv be- unterstreicht Emmerich. „Das tut der Ahr-Winzer gelegt, betont Em- in diesem Zusammenhang, dass wertet Riske den regen Informati- ganz Leutesdorf gut“, meint er mit merich. Sie hatten vereinbart, dass sich Marc Josten erst kürzlich bei onsaustausch. Frank Blum Blick auf die Gartenlay, Leutesdorfs bekannteste Lage.