Jonathan Littell

Die Wohlgesinnten

Roman

Aus dem Französischen von Hainer Kober

Dramatische Lesung in 34 Folgen mit Stephan Benson

GLOSSAR zu Folge 1 bis 34

Eine Produktion von •stück•werke• Die Kulturfirma www.diekulturfirma.de

Berlin Verlag

GLOSSAR

AA (Auswärtiges Amt): Gebräuchliche Abkürzung für Reichsaußenministerium und für Ministerium für auswärtige Angelegenheiten (Reichsaußenminister , 1938–1945).

Abwehr: Ursprünglich 1919/20 gegründet – nach Auflösung des militärischen Geheimdienstes innerhalb des kaiserlichen Heeres mit Ende des Ersten Weltkriegs –, wurde die für Spionage, Gegenspionage und Sabotage zuständige Abwehr, auch »Abteilung Abwehr« genannt, als »Amt Ausland/Abwehr« 1938 in das neu geschaffene OKW eingegliedert. Bekanntester Leiter des Amts war Konteradmiral Wilhelm Canaris (1935–1944). Ab Mitte Februar 1944 wurden große Teile der Abwehr vom RSHA übernommen. Aufgrund ihrer Beteiligung am 20. Juli 1944 wurden einige höhere Abwehroffiziere verhaftet und hingerichtet, so Canaris am 9. April 1945.

AK Armeekorps.

AK (Armia Krajowa): Untergrundarmee der polnischen Exilregierung im Zweiten Weltkrieg.

Amt Mil: Nachfolgeorganisation des früheren OKW-Amts Ausland/Abwehr unter Canaris.

AO Abwehroffizier.

AOK (Armeeoberkommando): Das in mehrere Abteilungen gegliederte Führungszentrum des Oberbefehlshabers einer Armee, übergeordnete Instanz mindestens zweier Armeekorps mit eigenen Generalkommandos.

Arbeitseinsatz: Anfangs ein Fachbegriff innerhalb der autoritären nationalsozialistischen Arbeitsmarktpolitik, wurde der Begriff ab 1942 unter der Ägide des neu geschaffenen »Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz« (Leitung: Fritz Sauckel) zum Inbegriff der organisierten Zwangsarbeit von »Fremdarbeitern«, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen.

BdO Befehlshaber der .

Berück: Befehlshaber des rückwärtigen Heeresgebiets.

DAW Deutsche Ausrüstungswerke.

DEST Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH.

Dulag Durchgangslager für Kriegsgefangene.

Einsatzgruppe der Sipo und des SD (Egr): Erstmals eingesetzt beim so genannten Österreichs (1938) und bei der Besetzung der »Rest-Tschechei« (1939), dienten die vor allem der Aufspürung und Ermordung von politischen Gegnern bzw. von als »rassisch minderwertig« charakterisierten Menschen jeden Geschlechts und Alters, in der Hauptsache von Juden, aber auch von Sinti und Roma, von geistig und körperlich Behinderten sowie von Kriegsgefangenen; an der Ostfront wurden Einsatzgruppen überdies in der so genannten »Bandenbekämpfung« (Krieg gegen Partisanen) eingesetzt. Nach dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 ermordeten Einsatzgruppen große Teile der polnischen Intelligenz und waren an ersten Massenerschießungen von Juden beteiligt. Um vereinzelte Proteste aus der Truppe gegen das Vorgehen der Einsatzgruppen künftig zu vermeiden, wurde ihr Einsatz für den Krieg gegen die Sowjetunion aufgrund einer offiziellen Vereinbarung zwischen dem RSHA und der Wehrmacht genauer geregelt. Jede der drei Heeresgruppen bekam eine mit Großbuchstaben gekennzeichnete Einsatzgruppe zugeordnet, eine vierte, die Einsatzgruppe D, wurde der 11. Armee für die Krim und das besetzte Rumänien zugewiesen. Gemeinsam mit den Verbänden der Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) und in Kooperation mit der Wehrmacht organisierten und vollzogen die Einsatzgruppen den Massenmord an der jüdischen Bevölkerung. Jede Einsatzgruppe verfügte über einen Gruppenstab und mehrere (Ek) bzw. Sonderkommandos (Sk). Jedes Kommando hatte seinerseits einen Kommandostab mit den nötigen Hilfskräften (Kraftfahrern, Dolmetschern etc.) sowie mehrere Teilkommandos. Die Stäbe der Gruppen und der Kommandos waren organisatorisch nach dem Muster des RSHA gegliedert. So fanden sich dort ein Leiter I (Verwaltungsführer: Personalwesen und Verwaltung), Leiter II (Beschaffung), Leiter III (), Leiter IV () und Leiter V (). Einer dieser Leiter, gewöhnlich Leiter III oder IV, versah auch die Funktion des Chefs des Stabs.

ELDS (École libre des sciences politiques): Französische Elitehochschule.

ENS (École Normale Supérieure): Französische Elitehochschule.

Gauleiter: Im NS-Staat wurden die Verwaltungseinheiten Gaue genannt. An der Spitze jedes Gaus – es gab insgesamt 42 Gaue, das 43. Gau bildete die Auslandsorganisation der NSDAP – stand der Gauleiter, der, zumeist ein »Alter Kämpfer«, nur von Hitler ernannt werden konnte und nur ihm allein Rechenschaft schuldig war. Ab November 1942 waren alle Gauleiter zugleich Reichsverteidigungskommissare und in dieser Eigenschaft ab September 1944 für die Organisierung des »Volkssturms« zuständig.

Gestapo (Geheime Staatspolizei): Seit 1934 unterstellt, Amtschef Heinrich Müller (»Gestapo-Müller«) von 1937 bis Kriegsende. Siehe auch RSHA.

GFP (Geheime Feldpolizei): Jedes AOK verfügte über eine GFP-Abteilung. Ursprünglich eingesetzt als Antisabotage- und Spionageabteilung, zur Bekämpfung des Widerstands (vor allem in Frankreich), als Wachtruppe (etwa zum Schutz von Hauptquartieren, auch als Schutztruppe für Hitler), als exekutive Hilfseinheit für Militärgerichte sowie zur Verfolgung von Fahnenflüchtigen und Deserteuren, kam die GFP auch bei genozidalen Akten und in der Partisanenbekämpfung zum Einsatz. Der größte Teil der GFP- Offiziere stammte aus den Reihen der deutschen Polizei und gehörte somit zur Sipo, wenn nicht gar zur SS. Trotzdem blieb der militärische Sicherheitsdienst von den Diensten des RSHA strikt getrennt.

GG Generalgouvernement.

GK Generalkommando, Generalkonsul.

Goldfasan: Abfällige Bezeichnung für höhere, zumeist in goldbraunen Uniformen auftretende NS- Funktionäre, deren Vetternwirtschaft und Korruptionsanfälligkeit bekannt und Gegenstand vieler Gerüchte waren.

Hiwi (Hilfswillige): Einheimische Hilfskräfte der Wehrmacht, die insbesondere nach dem Überfall auf die Sowjetunion eine wichtige Rolle spielten. Ihren Dienst – oft freiwillig, aber auch erzwungen – versahen sie im Allgemeinen im Transport- und Nachschubwesen und waren bald unentbehrlich bei der Etablierung der deutschen Besatzungsherrschaft. Sie wurden teils von der Wehrmacht, teils von der Polizei und der SS in den aktiven Dienst übernommen und sowohl bei der Partisanenbekämpfung als auch bei Massenerschießungen eingesetzt.

HKB siehe Revier.

HKL Hauptkampflinie.

Honvéd (Ungarisch für Landesverteidiger): Ursprünglich und innerhalb der österreichisch-ungarischen Truppen bis 1918 Bezeichnung für die ungarische Landwehr, danach auch als Sammelbezeichnung aller ungarischen Streitkräfte üblich.

HSSPF (Höhere SS- und Polizeiführer): Um die Koordination aller SS-Dienststellen auf regionaler Ebene zu gewährleisten, schuf Himmler Ende 1937 das Amt des HSSPF, dem alle SS-Kräfte seines jeweiligen Kompetenzbereichs unterstanden. Für jeden Wehrkreis des Reichs ernannte Himmler einen solchen HSSPF, später auch je einen für die besetzten Länder, quasi als seinen Stellvertreter. Ihnen waren, wie auch im Falle des Generalgouvernements, mehrere SSPF unterstellt. Während des Überfalls auf die Sowjetunion war für jede der drei Heeresgruppen (Nord, Mitte, Süd) ein HSSPF bestimmt worden. Seine Aufgaben umfassten im Wesentlichen die Organisierung bzw. Realisierung der »Endlösung«, die Bekämpfung und Vernichtung der Partisanen sowie die »Germanisierung« und wirtschaftliche Ausbeutung der besetzten Gebiete. In all diesen Bereichen arbeiteten sie – trotz mitunter auftretender Gegensätze – eng mit der Wehrmacht und zivilen Dienststellen bzw. Ministerien des Reiches zusammen.

IBV Internationale Bibelforscher-Vereinigung.

Ic: Abteilungsleiter Abwehr innerhalb der Stäbe der verschiedenen Gliederungsebenen, zuständig für Nachrichtendienst und Feindlage.

IdS Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD, siehe auch RSHA.

IKL (Inspektion der Konzentrationslager): Das erste Konzentrationslager wurde am 20. März 1933 in Dachau eingerichtet, weitere folgten. Nach der Ausschaltung der SA-Führung im Juni 1934 wurden die Lager der direkten Befehlsgewalt der SS unterstellt. Der amtierende Lagerkommandant von Dachau, SS- Obergruppenführer , wurde am 7. Juli 1934 zum »Inspekteur der Konzentrationslager« ernannt, am 10. Dezember 1934 richtete man ihm die dazugehörige Dienststelle »IKL« ein. Sie residierte zunächst in Oranienburg, und Eicke, der bereits einen Organisationsplan für die Lager erstellt hatte, wurde von Himmler mit der Reorganisation aller Lager beauftragt. Das »System Eicke«, das sich im Laufe des Jahres 1934 etablierte und bis in die ersten Kriegsjahre hinein währte, zielte auf die psychische, bisweilen auch physische Vernichtung der Lagerinsassen ab. Die von ihnen geforderte Zwangsarbeit diente eher der Drangsalierung und gehorchte noch nicht den brutalen Gesetzen der »Vernichtung durch Arbeit«. Anfang 1942 – Deutschland verstärkte nach dem Stocken des Russlandfeldzugs seine Kriegsanstrengungen und auf der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 wurde die »Endlösung« beschlossen – gelangte Himmler zu der Erkenntnis, dass das von Eicke entwickelte System nicht mehr dieser veränderten Lage angemessen sei, die eine maximale Nutzbarmachung der Arbeitskraft der Häftlinge vor ihrer Vernichtung verlangte. Im März 1942 wurde die IKL dem SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) unterstellt, und zwar als Amtsgruppe D mit ihrerseits vier Abteilungen: D I – Zentralamt; D II – Arbeitseinsatz der Häftlinge; D III – Sanitätswesen und Lagerhygiene; D IV – KL-Verwaltung. Diese Umstrukturierung hatte nur mäßigen Erfolg: SS-Obergruppenführer , dem Chef des WVHA, gelang es zu keiner Zeit vollständig, die IKL umzubilden oder deren Stammpersonal auszuwechseln. Die Spannungen zwischen der politisch-polizeilichen Funktion der Lager und ihrer wirtschaftlichen Aufgabe hielten bis zum Sturz des nationalsozialistischen Regimes an und wurden dadurch verschärft, dass zwei Lager (Auschwitz und Lublin – geläufiger unter dem Namen Majdanek) unter der Aufsicht des WVHA einen Vernichtungsauftrag hatten.

Kgf Kriegsgefangener.

KL (Konzentrationslager): Zeitgenössische offizielle Abkürzung für Konzentrationslager. In der heutigen Forschung sind beide Abkürzungen – KL und KZ – gebräuchlich. Bis Kriegsende existierten 22 Hauptlager und über 1200 Außenlager bzw. Außenkommandos. Zunächst entstanden, um politische Gegner und »rassisch Minderwertige« einzusperren und zu drangsalieren, zu foltern und auch zu ermorden, entwickelten sie sich während des Krieges immer mehr zum Reservoir für menschliche Arbeitskraft, die vor allem der Rüstungsindustrie zur Verfügung gestellt wurde. Ab 1941 und im Zuge der angestrebten »Endlösung« entstanden die Vernichtungslager, ein Begriff, der sich erst nach dem Krieg einbürgerte, während zeitgenössisch aus Tarnungsgründen weiterhin von Konzentrationslagern die Rede war. In den Vernichtungslagern wurde die »fabrikmäßige Tötung« vor allem von Juden, aber auch von Sinti und Roma und russischen Kriegsgefangenen vollzogen. Die Lager bildeten ein in sich hochkomplexes System der Vernichtung und Ausbeutung, das eng mit staatlichen und wirtschaftlichen Instanzen verbunden war. Die täglichen Pflichten der Lagerleitung oblagen einer der vom Lagerkommandanten beaufsichtigten Abteilungen, der Abteilung III, der ein Schutzhaftlagerführer – oder kurz Lagerführer – und dessen Stellvertreter vorstanden. Die mit der Organisation der Häftlingsarbeit beauftragte Abteilung, der Arbeitseinsatz, war der oben genannten Dienststelle unter der Bezeichnung IIIa angegliedert. Die übrigen Abteilungen: I – Kommandantur; II – (die Vertreter der Sipo im Lager); IV – Verwaltung; V – Sanitätswesen und Lagerhygiene (für Angehörige der SS und Häftlinge gleichermaßen); VI – Ausbildung und Unterhalt der Mannschaften; VII – SS-Wachmannschaften. Alle diese Stellen wurden von SS-Offizieren oder Unterführern geleitet, doch die Hauptarbeit erledigten die oftmals als »Privilegierte« bezeichneten »Funktionshäftlinge«.

KdO Kommandant der Ordnungspolizei.

KdS Kommandant der Sicherheitspolizei und des SD. kv Kriegsverwendungsfähig.

Kripo: Chef der Kriminalpolizei von 1937 bis Juli 1944: Reichskriminaldirektor und Generalleutnant der deutschen Polizei, SS-Gruppenführer und zeitweiliger Kommandeur Einsatzgruppe B . Siehe auch RSHA.

Lebensborn e.V.: Von Himmler 1935 gegründeter, staatlich geförderter SS-Verein, der sich dem Kampf gegen die Abtreibung verschrieben hatte und sich für eine Steigerung der Geburtenrate einsetzte. Zuständig für die Führung der Waisenhäuser und der Entbindungsstationen für Angehörige oder Lebensgefährtinnen von SS-Mitgliedern, wurden Lebensbornheime auch in einigen der okkupierten Länder – wie in Norwegen oder Frankreich – errichtet; sie nahmen in ihre Entbindungsstationen ledige und nach den NS-Rassebestimmungen »rassereine« Mütter bzw. schwangere Frauen auf. Nach 1941 wurde vom Verein auch die so genannte Eindeutschung »rassisch wertvoller« Kinder – zumeist per Adoption durch linientreue reichsdeutsche Familien – durchgeführt, die teils aus Norwegen, vor allem aber aus Ost- und Südosteuropa stammten und zumeist verschleppt worden waren und/oder von ermordeten Eltern stammten.

Mischlinge: Der Begriff gehörte seit Verkündung der »Nürnberger Gesetze« im November 1935 zum juristischen Vokabular der nationalsozialistischen Rassengesetzgebung, die diesen Status – neben »Ariern« und Juden – in Abhängigkeit von der Anzahl nicht arischer Vorfahren festlegte.

NKWD (Narodny komissariat wnutrennich del, dt. Volkskommissariat für Inneres): Gegründet 1934 (Vorläuferorganisationen unter wechselnden Bezeichnungen seit 1917), zuständig für politische Überwachung und Strafjustiz, Grenzschutz, Hauptverwaltung für Arbeitsbesserungslager (Gulag), unentbehrliches Instrument für Stalin in den Phasen des Großen Terrors der 1930er Jahre; während des Krieges 1941 vorübergehend, ab 1943 endgültig (bis 1946) Herauslösung des NKGB (Volkskommissariat für Staatssicherheit) aus dem NKWD. Nach dem Krieg diverse Umorganisierungen der Zuständigkeiten und wiederum neue Bezeichnungen. nkv Nicht kriegsverwendungsfähig.

NÖP (russ. Nowaja ekonomitscheskaja politika, NEP): Neue Ökonomische Politik.

NSKK Nationalsozialistisches Kraftfahrer-Korps.

NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt): Mit über 15 Millionen Mitgliedern eine der größten NS- Massenorganisationen.

Oflag Offiziersgefangenenlager.

Osti Ostindustrie GmbH.

OKH (Oberkommando des Heeres): Höchste Kommando- und Verwaltungsbehörde des Heeres. Nach Beginn des Krieges und vor allem nach Übernahme des Oberbefehls über das Heer durch Hitler (19.12.1941) büßte das OKH seine Bedeutung ein, übte aber nach wie vor an der Ostfront den Oberbefehl über alle operativen Maßnahmen der kämpfenden Truppe aus; an allen übrigen Fronten hatte das OKW die höchste Kommandogewalt. Dabei wies das im Osten eingesetzte deutsche Feldheer im Allgemeinen die folgende taktische Gliederung auf:

(taktische Gliederung) (Bez. des Befehlshabers) (Bez. der Stäbe) Heeresgruppe Oberbefehlshaber Oberkommando Armee Oberbefehlshaber (Armee) Armeeoberkommando (AOK) Armeekorps Kommandierender General Generalkommando (GK) Division Divisionskommandeur Divisionsstab Regiment Regimentskommandeur Regimentsstab Bataillon/Abteilung Bataillonskommandeur Bataillonsstab Kompanie Kompaniechef Zug Zugführer Gruppe Gruppenführer

Von der Division an aufwärts wurden der Truppe speziell ausgebildete Generalstabsoffiziere mit dem Dienstgradzusatz i.G. (im Generalstabsdienst) zugeordnet. Von besonderer Bedeutung waren die Abteilung Ia – operative Planung und Lagebeurteilung, die Abteilung Ib – Planung und Beschaffung von Versorgungs- und Nachschubgütern im weitesten Sinne, die Abteilung Ic – Erkundung und Auswertung der Feindlage. Je größer der militärische Verband, desto umfangreicher auch die Anzahl der Mitarbeiter in den einzelnen Abteilungen, die auf der Ebene der Führungsabteilung noch die Bereiche IIa (Adjutantur bzw. Offizierspersonal) und IIb (Unteroffiziers- und Mannschaftspersonal) umfasste. Von den jeweils verantwortlichen Offizieren wurde im Alltag und im Schriftverkehr in Abkürzungen gesprochen und geschrieben, zum Beispiel: Ia der Division, Ic des Korps, IIb der Armee.

Oberkommando der Heeresgruppe: Übergeordnete Führungsebene mindestens zweier Armeen.

OKW (Oberkommando der Wehrmacht): Von Hitler per Erlass im Februar 1938 aus dem Wehrmachtsamt im Reichskriegsministerium gebildet. Hitler hatte sich am 4. Februar 1938 zum alleinigen Oberbefehlshaber der Wehrmacht erklärt, und das OKW sollte ihm als »militärischer Stab« dienen, wie es im Erlass hieß. Chef des OKW war bis Kriegsende GFM Wilhelm Keitel (zum Zeitpunkt seiner Ernennung General der Artillerie); das OKW umfasste u.a. den eigentlichen »Generalstab der Wehrmacht«, nämlich das Wehrmachtsführungsamt unter Generaloberst (letzter Dienstgrad) Alfred Jodl. Das OKH, OKL und OKM (die Oberkommandos des Heeres, der Luftwaffe und der Kriegsmarine) waren dem OKW untergeordnet.

Orpo (auch OrPo): Ordnungspolizei. Sammelbezeichnung für alle uniformierten Polizeitruppen, deren oberste Führungsebene als »Hauptamt Ordnungspolizei« im Juni 1936 unter SS-Oberstgruppenführer Kurt Daluege in die SS integriert wurde. Bataillone der Orpo wurden im Rahmen der »Endlösung« bei zahlreichen Massakern eingesetzt.

Ostministerium: Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete, geleitet vom NS-Ideologen , dem Verfasser des »Mythus des zwanzigsten Jahrhunderts«.

OT Organisation Todt.

OUN (Organisatzija ukrainskich nationalistiw): Organisation Ukrainischer Nationalisten.

Persönlicher Stab des Reichsführers SS: Unter dem SS-Obergruppenführer Karl Wolff eines der Berliner Hauptämter.

Revier: Krankenrevier, Krankenstation; in manchen KL auch als HKB, Häftlingskrankenbau, bezeichnet.

Pak Panzerabwehrkanone.

PK Propagandakompanie.

RKF (Reichskommissariat für die Festigung deutschen Volkstums): Das RKF sollte mittels organisierter »Umsiedlungen« und »Eindeutschungen« bzw. »Germanisierungen« Teile reichsdeutschen Grenzgebietes, vor allem aber okkupierte Länder und Gebiete »ethnisch säubern«. Zum Reichskommissar ernannte sich Heinrich Himmler am 7. Oktober 1939 selbst, nach einem entsprechenden Erlass von Hitler. Die Hauptbetätigungsfelder des RKF – Vertreibung und Vernichtung – waren organisatorisch unauflöslich miteinander verbunden: So übertrug Himmler, sobald das Gebiet um Zamość als vorrangiges Germanisierungsziel feststand, diese Aufgabe dem SS- und Polizeiführer des Bezirks Lublin, SS- Gruppenführer Odilo Globocnik, der auch die »Aktion Reinhardt« befehligt hatte. In deren Verlauf waren »Tötungsspezialisten« aus der »«, während der Tausende von psychisch Kranken und Behinderten im Reich ermordet worden waren, damit beauftragt worden, Vernichtungslager in Treblinka, Sobibór und Bełżec zu errichten und dort bereits ausprobierte Massenmordtechniken (Gaskammern, Einleitung von Kohlenmonoxyd) anzuwenden; die »Aktion Reinhardt« stand insofern in direktem Zusammenhang mit dem RKF, als Teile der zur Vernichtung vorgesehenen Juden sich vorgeblich deshalb in die Lager und die Gaskammern (angebliche Entlausung) zu begeben hatten, weil sie umgesiedelt werden sollten.

RMfRuK (Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion): Bezeichnung des Reichskriegsministeriums unter .

Rollbahn: Die provisorische West-Ost-West-Trasse, auf der sich der militärische Güter- und Personenverkehr der Wehrmacht hauptsächlich bewegte. Der Nachschub für die Truppe wurde von den so genannten Fahrkolonnen besorgt, Einheiten in Kompaniestärke. Zuständig auf den verschiedenen taktischen Ebenen des Ostheeres waren die Abteilungen II der Stäbe.

RSHA (Reichssicherheitshauptamt): Nach der »Machtergreifung« am 30. Januar 1933 suchte die SS ihre Sonderrolle durch die Sicherheitsdienste zu erweitern. Nach langen internen Auseinandersetzungen, hauptsächlich mit Göring, gelang es Himmler im Juni 1936, die Kontrolle über alle deutschen Polizeien an sich zu reißen; die neuen politischen Polizeien wurden in gleicher Weise wie die Kriminalpolizei oder die anderen normalen Polizeien in der Orpo zusammengefasst. Diese Polizeien blieben jedoch Einrichtungen des Reiches, die aus dem Reichshaushalt finanziert wurden und deren Angehörige Beamte und damit den Einstellungs- und Beförderungsvorschriften des Reiches unterworfen blieben. Um diese bürokratische Trennung zu überspielen, wurde der Reichsführer SS im Rahmen des Innenministeriums zum Chef der deutschen Polizei ernannt. Die Kripo wurde der Gestapo zugeordnet, sodass damit eine Sicherheitspolizei (Sipo) entstand, die aber eine staatliche Organisation blieb. Der Sicherheitsdienst (SD) blieb weiterhin eine parteieigene Organisation im Rahmen der SS. Auf dem Umweg über eine »Personalunion« wurden Sipo und SD jedoch vereinigt: SS-Obergruppenführer wurde offiziell Chef der Sicherheitspolizei und des SD und bekam damit eine Dienststellung, die der seines Chefs Heinrich Himmler entsprach. In beiden Fällen waren Parteiämter – denn die SS war ja Teil der Partei- und Staatsämter, die Polizei war nach wie vor eine staatliche Institution – miteinander verbunden. 1939, unmittelbar nach dem Krieg gegen Polen, versuchte man diese seltsame Situation durch Schaffung einer Zwitterorganisation aufzulösen: des RSHA, in das Sipo und SD nach Verschmelzung eingingen und das zum wichtigsten der insgesamt zwölf Hauptämter der SS werden sollte. Die gesamte Verwaltung all dieser unterschiedlichen Organisationen wurde (nach der Umgestaltung 1941) in einem Amt I (Personal) und einem Amt II (Organisation, Verwaltung, Recht) zusammengefasst; der SD wurde geteilt in ein Amt III (Deutsche Lebensgebiete – SD-Inland) und ein Amt VI (Ausland – SD-Ausland). Die Gestapo wurde zum Amt IV (Gegnererforschung und -bekämpfung – Geheimes Staatspolizeiamt). Die Kripo wurde zum Amt V (Verbrechensbekämpfung – Reichskriminalpolizeiamt). Außerdem wurde ein Amt VII (Weltanschauliche Forschung und Auswertung – SD-Ausland) geschaffen. Die Ämter waren überdies jeweils durch eine Reihe von Unterabteilungen strukturiert (Referate); so leitete z.B. der »Organisator der Endlösung«, SS-Obersturmbannführer , das Referat IV B 4 (»Judenangelegenheiten«) im RSHA. Aber dies alles wurde zu keiner Zeit auf gesetzlicher Grundlage geregelt: Die Ministerialbürokratie verwahrte sich, über die Frage der Finanzierung des SD aus dem Reichshaushalt hinaus, gegen eine Vermischung von Staatsverwaltung und Parteiorganisation. So gab es, obwohl das RSHA de facto existierte, keinen entsprechenden Briefkopf, auch war es verboten, die Bezeichnung im Rahmen der Korrespondenz zu benutzen; Heydrich blieb offiziell der »Chef der Sipo und des SD«. Der Aufbau des RSHA wurde auf allen regionalen Gliederungsebenen (Oberabschnitt, Abschnitt etc.) beibehalten: in jedem Verwaltungsbezirk fanden sich die Ämter III, IV und V, die allesamt der Verantwortung eines Inspekteurs der Sipo und des SD (IdS) unterstanden. Nach Kriegsbeginn errichtete man dieselben Strukturen in den besetzten Gebieten, wo aus dem Inspekteur allerdings ein Befehlshaber wurde, der bisweilen mehrere Kommandeure der Sipo und des SD (KdS) unter sich hatte.

RUSHA Rassen- und Siedlungshauptamt der SS.

SA (): Paramilitärische Verbände der NSDAP, gegründet 1920, die bei dem Aufstieg der Partei und kurz nach der Machtergreifung im Januar 1933 eine bedeutsame Rolle spielten. Im Juni 1934 liquidierte Hitler mithilfe der SS und mit Duldung der zu diesem Zeitpunkt noch so bezeichneten in der »Nacht der langen Messer« die Führungsriege der SA, darunter deren Stabschef Ernst Röhm. Die SA existierte bis zum Ende des Regimes, spielte jedoch – abgesehen von ihrem unheilvollen Einsatz bei den Pogromen der 1930er Jahre bis hin zum Novemberpogrom von 1938 – politisch keine Rolle mehr.

SD (Sicherheitsdienst des Reichsführers SS): 1931 von Himmler geschaffener Nachrichtendienst der NSDAP unter Leitung Reinhard Heydrichs. Ab Mitte der 1930er Jahre innerhalb des Reichs Ausspitzelung und Bekämpfung politischer Gegner sowie Erstellung politischer Stimmungsberichte (»Meldungen aus dem Reich«). Als SD-Hauptamt bzw. Amt III ab 1939 Teil des RSHA und an der Organisierung der Ausbeutung okkupierter Gebiete und Länder beteiligt. In das Amt III gingen ab 1944 große Teile der Abwehr über.

SEk Sondereinsatzkommando.

Sipo (Hauptamt Sicherheitspolizei; Geheime Staatspolizei und Kriminalpolizei). Siehe auch RSHA.

Spieß: Kompaniefeldwebel; Militärjargon für den Leiter des Innendienstes einer Kompanie, gemeinhin besetzt mit einem Portepee-Unteroffizier (Feldwebeldienstgrad).

SS (): Die ersten SS-Einheiten wurden im Sommer 1925 im Rahmen der NSDAP gebildet und waren ursprünglich als Leibgarde des Führers gedacht, der bereits um Schaffung eines Gegengewichts zur SA bemüht war. Heinrich Himmler wurde am 6. Januar 1929 zum Reichsführer SS ernannt. Durch ihre spezielle Treuepflicht gegenüber Hitler und aufgrund ihres Selbstverständnisses als NS-Elite setzte sie sich von der SA ab. Bei der Liquidierung der SA-Führung im Juni 1934 (»Röhm-Putsch«) spielte sie eine maßgebliche Rolle. In dem Bemühen, seine eigene Machtstellung zu sichern und auszubauen, gelang es Himmler – ab 1936 Chef der gesamten deutschen Polizei –, die Parteiorganisation ›SS‹ als eine Art staatliche Behörde zu etablieren. Höhepunkt dieser Bemühungen war 1939 die Gründung des RSSH. Dessen Hauptziel – gemeinsam mit elf weiteren SS-Hauptämtern – war die Errichtung eines großgermanischen Reiches sowie die Organisierung der »Endlösung der Judenfrage«.

SSFHA (SS-Führungshauptamt): Stabstelle der Schutzstaffel.

SSPF SS- und Polizeiführer.

Stalag Stammlager (für Kriegsgefangene).

STO (Service du travail obligatoire): Aushebung französischer Zwangsarbeiter zum Einsatz in der deutschen Kriegswirtschaft.

Ustascha: Kroatische faschistische Bewegung, 1929 gegründet.

V A 1: Offizielle Bezeichnung des Referats »Rechtsfragen, internationale Zusammenarbeit und Kriminalforschung«.

Volksdeutsche: Im Gegensatz zu den »Reichsdeutschen« bzw. zu den als deutsche Staatsbürger im Ausland lebenden »Auslandsdeutschen« solche der deutschen Sprache mächtige und in deutschen Kulturkreisen lebende Deutsche, die seit mehreren Generationen in geschlossenen Siedlungsräumen vor allem in Ost- und Südosteuropa ansässig waren. Im Zuge der so genannten »Volkstumspolitik« wurden große Teile dieser »Volksdeutschen« unmittelbar vor und während des Zweiten Weltkriegs umgesiedelt – namentlich aus der Sowjetunion, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien – und erhielten die deutsche Staatsbürgerschaft.

Vomi ( Mittelstelle): Ein Hauptamt der SS.

WVHA: Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt; eines der zwölf Hauptämter der SS. Es entstand 1942 im Zuge einer umfassenden Umstrukturierung des ökonomisch-administrativen Sektors, der die mit Fragen des Bauwesens und der Materialwirtschaft beschäftigten Gliederungen, die Wirtschaftsunternehmungen der SS und die Inspektion der Konzentrationslager (IKL) umfasste. Unter der Leitung des SS- Obergruppenführers Oswald Pohl, Himmlers grauer Eminenz in Wirtschaftsfragen, umfasste das WVHA insgesamt fünf Amtsgruppen: A (Truppenverwaltung); B (Truppenwirtschaft), verantwortlich auch für Verwaltung und Versorgung der Waffen-SS; C (Bauwesen) als Zusammenschluss aller im Bauwesen tätigen technischen Dienste der SS; D war die umbenannte IKL; W (Wirtschaftsunternehmungen), worin alle Unternehmungen des ungeheuren Wirtschaftsimperiums der SS zusammengefasst wurden, die auf den verschiedensten Gebieten – Bauwesen, Rüstung, Produktion von Gebrauchsgütern, Verlags- und Druckhäuser etc. – tätig waren.

KONKORDANZ DER DIENSTGRADE

SS (ohne Waffen-SS) Wehrmacht (Heer) Polizei Reichsführer SS und Chef der — — deutschen Polizei — Generalfeldmarschall — SS-Oberstgruppenführer Generaloberst Generaloberst der Polizei SS-Obergruppenführer General der … (jeweiligen General d. P. Truppengattung: der Artillerie, der Infanterie etc.) SS-Gruppenführer Generalleutnant Generalleutnant d. P. SS-Brigadeführer Generalmajor Generalmajor d. P. SS-Oberführer — — SS-Standartenführer Oberst Oberst d. P. SS-Obersturmbannführer Oberstleutnant Oberstleutnant d. P. SS-Sturmbannführer Major Major d. P. SS-Hauptsturmführer Hauptmann (Hauptmann der Hauptmann d. P. Kavallerie: Rittmeister) SS-Obersturmführer Oberleutnant Oberleutnant d. P. SS-Untersturmführer Leutnant Leutnant d. P. SS-Sturmscharführer Stabsfeldwebel — SS-Hauptscharführer Oberfeldwebel Hauptwachtmeister SS-Oberscharführer Feldwebel Zugwachtmeister SS-Scharführer Unterfeldwebel Oberwachtmeister SS-Unterscharführer Unteroffizier Wachtmeister SS-Rottenführer Stabsgefreiter — — Obergefreiter Rottwachtmeister SS-Sturmmann Gefreiter Unterwachtmeister SS-Oberschütze Oberschütze — SS-Schütze (oder: SS-Mann) Schütze (umgangssprachlich: Gemeiner Anwärter oder Landser)

Die Wohlgesinnten von Jonathn Littell: 2. Auflage 2008 Die Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel Les Bienveillantes bei Éditions Gallimard, Paris | © 2006 Jonathan Littell | Für die deutsche Ausgabe © 2008 Berlin Verlag GmbH, Berlin | Alle Rechte vorbehalten | Umschlaggestaltung: Nina Rothfos & Patrick Gabler, Hamburg | Typografie: Renate Stefan, Berlin | Gesetzt aus der Stempel Garamond durch psb, Berlin | Druck & Bindung: Clausen & Bosse, Leck | Printed in 2008 | ISBN 978-3-8270-0738-4 | www.berlinverlage.de