MASTERARBEIT

DER FALL MINUSMA

POLITISCHE MOTIVE EINES BUNDESWEHREINSATZES – GEWICHTUNG, AUSBLICK UND IMPLIKATIONEN

Vorgelegt von: Dipl.-Staatsw. Christian Menrath [email protected] Matrikelnummer: 00890970 Studiengang: Militärische Führung und Internationale Sicherheit

Januar 2018

Erstgutachter: PD Dr. habil. Markus Kaim

Erklärung zur Masterarbeit

Hiermit versichere ich, dass ich die Arbeit selbständig verfasst habe und dabei keine anderen Hilfsmittel als die im Quellen- und Literaturverzeichnis genannten benutzt habe sowie alle aus Quellen und Literatur wörtlich oder sinngemäß entnommenen Stel- len als solche kenntlich gemacht habe und einzeln auch die Fundstellen nachgewiesen habe. Darüber hinaus versichere ich, dass die eingereichte elektronische Fassung mit den gedruckten Exemplaren identisch ist.

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Dipl.-Staatsw. Christian Menrath

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Kurzreferat Diese Arbeit befasst sich mit der politischen Begründung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Zunächst wird herausgearbeitet, dass eine Herleitung allgemein gültiger, politischer Motive weder aus politikwissenschaftlichen Konzeptionen noch aus der politischen Debatte heraus möglich ist. Daher analysiert diese Arbeit die Begründung eines einzigen Einsatzes, um daraus Rückschlüsse für eine allgemeine, politische Motivlage von Einsätzen ziehen zu können. Als Untersuchungsgegenstand dient die Entsendung der Bundeswehr im Rahmen der VN-Stabilisierungsmission MINUSMA, die eine Vielzahl politischer Motive aufweist. Die hier untersuchten, politischen Motive ergeben sich aus den Anträgen der Bundesregierung und den Plenarprotokollen des Bundestages, in denen der Einsatz begründet wird bzw. in denen die Debatte über diesen Einsatz schriftlich festgehalten ist. Nach Analyse und Reflektion der hier niedergeschriebenen, politischen Begründung werden die einzelnen Motive aus der Rückschau heraus, zum Zeitpunkt der jeweiligen Mandatierung, gewichtet. Aus der Gewichtung heraus werden ein Ausblick für den MINUSMA-Einsatz an sich, aber auch Implikationen für zukünftige Einsätze abgeleitet.

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INHALTSVERZEICHNIS Erklärung zur Masterarbeit ...... ii Kurzreferat ...... iii 1.1 Prolog ...... 1 1.2 Relevanz des Themas ...... 2 1.3 Problemstellung und Leitfrage ...... 3 1.4 Methodische Vorgehensweise ...... 4 1.5 Quellenlage ...... 5 2.1 Verfassungs- und völkerrechtliche Grundlagen ...... 8 2.2 Ableitung aus den Theorien der IB ...... 12 2.3 Einsatzpraxis und die deutsche Einsatzdebatte ...... 18 2.4 Einsätze im Wandel ...... 23 2.5 MINUSMA: Genese, Grösse, und Gefährlichkeit (3G) ...... 26 3. Politische Motive des MINUSMA-Einsatzes ...... 31 3.1 Transnationale Risiken ...... 33 3.2 Europäische Bündnissolidarität ...... 39 3.3 Schwerpunkt des Engagements in Afrika ...... 47 3.4 Politischer Prozess und Friedensabkommen ...... 52 3.5 Stabilisierung einer Transitregion ...... 56 3.6 Mehr Verantwortung Deutschlands in der Welt ...... 60 3.7 Sicherheitsratskandidatur 2019/2020 ...... 63 3.8 Gewichtung der politischen Motive ...... 68 4. Ausblick und Implikationen ...... 78 Epilog ...... 87 5.1. Abkürzungsverzeichnis ...... 88 5.2 Quellen- und Literaturverzeichnis ...... 91

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1. EINLEITUNG

1.1 PROLOG In einer kalten Januarnacht im Jahre 2003 hatten die beiden in der Ausbildung befindlichen Offizieranwärter, Jan Färber und Christian Menrath, einen Sicherungsauftrag irgendwo im Niemandsland des Truppenübungsplatzes Bergen. Das Übungsszenar war denkbar einfach gehalten. Man befand sich im Krieg. Rotland hatte Blauland angegriffen. Die Einsatzrealität der Bundeswehr wurde seit Ende des Kalten Krieges eigentlich durch Stabilisierungseinsätze auf dem Balkan und in Afghanistan bestimmt. In der Grundlagenausbildung ihrer Offiziere verharrte die Bundeswehr aber bei bewährten Lagen. Mit der klassischen Landes- und Bündnisverteidigung sowie mit einem Auslandseinsatz, in beiden Fällen an der Seite der North Atlantic Treaty Organization (NATO)-Verbündeten, mussten die beiden Berufsanfänger zukünftig also grundsätzlich rechnen, als sie durch die kühle, niedersächsische Nacht schritten. Nicht ganz fünfzehn Jahre später, am 26. Juli 2017, stürzte Major Jan Färber in seinem mit weißen Lettern gekennzeichneten Tiger- Kampfhubschrauber der Vereinten Nationen (VN)-Stabilisierungsmission Mission multidimensionelle integrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali (MINUSMA) über dem westafrikanischen Mali ab. Sein Waffensystemoffizier und er kamen dabei ums Leben. Hätte jemand Jan Färber in der Januarnacht 2003 prophezeit, dass sein Leben einmal so enden würde, wäre er verständlicherweise ein wenig verstört gewesen. Er hätte sicherlich die Gründe für den Absturz erfahren wollen und ob es sich doch irgendwie verhindern ließe. Wahrscheinlich hätte er sich aber auch unterbewusst eine Frage gestellt: „Warum eigentlich Mali?“ Die sicherheitspolitische Aktualität des Einsatzes in Mali im Rahmen der VN und dessen Relevanz für die Bundeswehr haben mich vor einem Jahr dazu bewogen, dieses Thema aufzugreifen. Die persönliche Betroffenheit, die durch den Tod eines guten Freundes entstanden ist, hat dazu beigetragen, nicht von diesem Thema abzulassen.

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1.2 RELEVANZ DES THEMAS Bei dieser Arbeit stehen die schriftlich festgehaltenen, politischen Motive für eine Beteiligung der Bundeswehr an der Mission der VN in Mali seit Juni 2013 im Mittelpunkt. Festgehalten sind diese Gründe in den Anträgen der Bundesregierung (BReg) und den Plenarprotokollen (PlPr) des Bundestages (BT). Gelegentlich werden zur sprachlichen Abwechslung auch die Begriffe politische Gründe, Begründungen und Argumente verwendet, wenn von diesen politischen Motiven die Rede ist. Mit in diese Untersuchung einbezogen ist auch die kurzlebige Entsendung der Bundeswehr im Rahmen der MINUSMA-Vorgängermission African-led International Support Mission to Mali (AFISMA) der Afrikanischen Union (AU) von Februar bis Juni 2013 sowie die vorher gewährleistete Unterstützung dieser Mission unterhalb der Einsatzschwelle. Es geht hier nicht um die Frage, ob die politischen Motive, die zur Entsendung bewaffneter Kräfte geführt haben, die richtigen waren oder sind. Der BT hat entschieden, dass die nachgehaltenen Gründe der Entsendung bewaffneter Kräfte im VN-Rahmen genügen. Es geht auch nicht um die Frage, wie dieser Einsatz hätte durchgeführt werden sollen oder zukünftig durchgeführt werden sollte. Das entscheidet die BReg, nachdem ihr durch die Bundeswehrführung die militärischen Handlungsoptionen aufgezeigt wurden. Das Thema dieser Arbeit ist, aus der Rückschau heraus, die Entwicklung der in der parlamentarischen Debatte aufgeführten politischen Motive für den MINUSMA-Einsatz in den Jahren 2013-2017 sowie deren Gewichtung. Dieser Einsatz ist nicht nur aufgrund seines Umfangs, seiner Art und seines institutionellen Rahmens, sondern auch wegen der „Gemengelage an politischen Motiven“, aus denen er hervorging, eine Besonderheit.1 Nach der Betrachtung der Begründung über den gesamten, bisherigen Einsatzverlauf kann ein Ausblick für die unmittelbare Zukunft von MINUSMA gegeben werden. Darüber hinaus ist es aufgrund der „Gemengelage an politischen Motiven“ möglich, Implikationen für zukünftige, mandatierte Bundeswehreinsätze abzuleiten. Aus Sicht der Streitkräfte und der Politik handelt es sich bei Mandatseinsätzen an sich schon um ein besonders spannendes Politikfeld. Für die Abgeordneten steht dabei die Verantwortung für die in die Kriegs- und Krisengebiete zu entsendenden Soldatinnen

1 Vgl. Kaim, Markus / Strauß, Lena 2017: Mehr deutsche Blauhelme. Vier Gründe für ein stärkeres Engagement der Bundesrepublik im VN-Peacekeeping, SWP-Aktuell 40, Juni 2017, Berlin, S. 3. .

2 und Soldaten, aber auch die mit militärischen Einsätzen verbundenen Außenwirkungen, im Mittelpunkt. Mit fast 20 Mandatsdebatten bei 20 bis 22 Sitzungswochen des BT im Jahr stellen die Einsatzentscheidungen den umfangreichsten und wohl auch wichtigsten Auftritt der Bundeswehr im parlamentarischen Raum dar. Der MINUSMA-Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der VN war dabei das prägendste Einsatzthema der vergangenen Legislaturperiode.

1.3 PROBLEMSTELLUNG UND LEITFRAGE Der MINUSMA-Einsatz der Bundeswehr hat sich innerhalb von fünf Jahren aus einer kaum wahrnehmbaren Unterstützungsleistung, die zu Beginn formell noch nicht einmal ein Einsatz war, zu einem der größten, laufenden Einsätze der Bundeswehr entwickelt. Manchmal waren in den Jahren 2014/2015 bei MINUSMA nur zwei Hände voll Bundeswehrangehörige im Einsatz. Den Jahreswechsel 2017/2018 haben dagegen gut 1.000 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz bei MINUSMA erlebt. Wie konnte es zu diesem Aufwuchs kommen? Mit Blick auf die den Einsatz begründeten Unterlagen, den Anträgen der BReg und den PlPr des BT, müsste diese Frage eigentlich einfach zu beantworten sein. Die schriftlich fest gehaltenen Abstimmungsergebnisse geben dann Aufschluss darüber, wie die Abgeordneten entschieden haben. Im Falle von MINUSMA hatte sich jedoch über die letzten vier Jahre etwas entwickelt, was Dr. Markus Kaim als „Gemengelage an politischen Motiven“ bezeichnet hat, in der sich „landes- bzw. regionalpolitische Ziele, Bündnisverpflichtungen und internationale Verantwortung“ wiederfinden.2 Darüber hinaus fällt beim Studium der Unterlagen auf, dass sich die Begründungsmuster über die Jahre ändern, neue Motive eingeführt werden, ältere, missionsbegründende weniger Erklärungskraft besitzen, aber dann doch nie ganz verschwinden. Das kann der Änderung der sicherheitspolitischen Situation geschuldet sein. Möglich ist aber auch, dass die persönlichen Präferenzen des einen oder anderen Politikers dafür verantwortlich sind, dass ein bestimmtes Motiv so stark und langlebig erscheint. Beides wird hier nicht näher betrachtet. In diesem Zusammenhang ist nochmals zu erwähnen, dass nur die Gründe untersucht werden, die in der Debatte für eine Beteiligung an MINUSMA aufgeführt wurden. Selbst wenn der Kreis dadurch enger gezogen wird, lässt sich auf den ersten Blick, in der einzelnen

2 Vgl. Ebd., S. 3.

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Mandatsdebatte, aber insbesondere im Vergleich über die fünf Jahre hinweg, nicht zweifelsfrei und unmittelbar aussagen, welches Gewicht das eine oder andere Motiv für die Entsendung, Verlängerung oder sogar Erweiterung dieser Bundeswehrmission hatte. Genau auf diesen Punkt ist diese Arbeit gerichtet. Sie geht in der Rückschau der Frage nach, wie zum Zeitpunkt der jeweiligen Mandatsdebatte die zentralen politischen Motive eigentlich zu gewichten gewesen wären.

1.4 METHODISCHE VORGEHENSWEISE Diese Arbeit geht nachzeichnend vor. Sämtliche Informationen, die hier genutzt werden, sind offenkundig oder können mehr oder weniger selbst recherchiert werden. Auch wenn leider zu wenig an gesellschaftlicher Debatte über die politischen Motive von Bundeswehreinsätzen stattfindet, ist die parlamentarische Debatte für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Herangehensweise in dieser Arbeit erfolgt in drei Schritten. Im Kapitel 2 werden die theoretischen und politik-praktischen Grundlagen für die Betrachtung der politischen Debatte zu MINUSMA gelegt. Dabei ist dieses Grundlagenkapitel fünfteilig. Das Unterkapitel 2.1 behandelt die verfassungs- und völkerrechtlichen Grundlagen aktueller, mandatierter Bundeswehreinsätze. Diese rechtliche Einführung ist notwendig, da die erste politische Frage bei mandatierten Einsätzen immer die nach den verfassungs- und völkerrechtlichen Grundlagen sein wird. Bei der Frage nach den politischen Motiven des Einsatzes von Streitkräften stellt sich in der politikwissenschaftlichen Teildisziplin der Internationalen Beziehungen (IB) fast schon grundsätzlich die Frage nach den großen Theorien. Insbesondere im Hinblick auf Deutschland sind seit der Wiedervereinigung Konzepte entstanden, die seit einem Vierteljahrhundert diskutiert werden. Dieser Diskurs wird nachvollzogen, führt aber schließlich in eine Sackgasse (2.2). Beim Blick in die Praxis deutscher Sicherheitspolitik lässt sich über einen parteipolitischen Minimalkonsens und den Einzelfall hinaus kein allgemeingültiger Kriterienkatalog politischer Motive für die Entsendung der Bundeswehr ausfindig machen. Ein deduktives Vorgehen ist bei der Bewertung von Einsatzentscheidungen nicht zielführend (2.3). Obwohl jeder Einsatz anders scheint, haben sich seit Ende der Internationale Security Assistance Force (ISAF)-Mission 2014 die Einsätze in eine vergleichbare Richtung entwickelt (2.4). Seit zwei Jahren wird jedoch mit der erweiterten MINUSMA-Mission ein Einsatz

4 durchgeführt, der diesem Trend nicht entspricht. Die deutsche Beteiligung am VN- Einsatz in Mali weist gleich mehrere Besonderheiten auf (2.5). Dieser Einsatz wird im Kapitel 3 im Hinblick auf die sieben zentralen politischen Motive, die im BT in den Jahren 2013-2017 für die Begründung dieses Einsatzes aufgeführt wurden oder Einfluss auf diese Debatte hatten, untersucht. Am Ende werden diese Argumente gewichtet. Die genaue methodische Herangehensweise wird in einem einleitenden Abschnitt von Kapitel 3, dem Untersuchungskapitel, erläutert. Kapitel 4 gibt einen unmittelbaren, kurzfristigen, z.T. vorgezeichneten, Ausblick für den Bundeswehreinsatz MINUSMA, der sich aus der gewichteten Betrachtung der Motive ergibt. In einem induktiven Ansatz werden dann weiterführende und längerfristige Implikationen für zukünftige, mandatierte Bundeswehreinsätze aufgezeigt. Die Gefahr bei solch einem induktiven Vorgehen besteht natürlich, dass vom Einzelfall ohne Berücksichtigung der missionsspezifischen Besonderheiten auf die Gesamtheit aller Einsätze geschlossen wird.

1.5 QUELLENLAGE Die Literatur zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr ist sehr umfangreich. Dabei ist aber zu beachten, aus welcher Perspektive und zu welchem Zweck an die Bundeswehr als Untersuchungsgegenstand herangegangen wird. Das verfassungs- und völkerrechtliche Unterkapitel (2.1) stützt sich auf die einschlägigen Gesetze und Urteile sowie auf einige Beiträge ab, die die juristische Entwicklung seit der Wiedervereinigung nachvollzogen haben. Bezüglich der aktuellen Entwicklungen werden Veröffentlichungen des Wissenschaftlichen Dienstes des BT genutzt. Im Theorieteil (2.2) werden, auf der Grundlage der drei wesentlichen Schulen in den Internationalen Beziehungen (IB), die zentralen Werke und Beiträge von Hans-Peter Schwarz, Michael Staack und Hanns W. Maull sowie Aufsätze aus Sammelbänden und politikwissenschaftlichen Zeitschriften (Europa-Archiv/Internationale Politik, Aus Politik und Zeitgeschichte) herangezogen, die die außen- und sicherheitspolitischen Konzepte seit der Wiedervereinigung an den jeweiligen Geschehnissen widerspiegeln. Für das Unterkapitel 2.3 werden im Rahmen der allgemeinen Betrachtung des Einsatzes von Streitkräften in Demokratien Aufsätze aus deutschen und internationalen Zeitschriften genutzt. Die Untersuchung der deutschen

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Generaldebatte über Einsätze stützt sich auf die Dokumentation des BT der Legislaturperioden 2005-2009 sowie 2009-2013 ab. Darüber hinaus werden einige Aufsätze aus dem Sammelband von Hans J. Gießmann und Achim Wagner über die Auslandseinsätze der Bundeswehr zu Rate gezogen. Aktuelle Umfragen sowie Artikel aus der Tagespresse schlagen die Brücke zum Untersuchungsgegenstand. Ausgehend von der durch Generalleutnant a.D. Rainer Glatz und Dr. Markus Kaim beschriebenen Einsatzlandschaft der Bundeswehr 2014/2015 (2.4) wird der deutsche Beitrag zu MINUSMA mit Hilfe von Publikationen sicherheitspolitischer Forschungseinrichtungen (Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), aber auch anderer), der Dokumentation des BT sowie tagesaktueller Presse beschrieben. Für die Beleuchtung von MINUSMA als VN-Einsatz war das Werk von Sven Bernhard Gareis und Johannes Varwick über die VN von besonderer Bedeutung (2.5). Für den Blick in das politische System Deutschlands dienen Wolfgang Rudzios und Leo Kißlers Abhandlungen aus der Innenpolitik und vergleichenden Regierungslehre. Die Untersuchung (3.1-3.7) erfolgt vor allem durch Rückgriff auf Anträge und PlPr der offiziellen Dokumentation des BT. Um die Argumentation von Regierung und Parlamentariern zu bewerten, werden Publikationen politikwissenschaftlicher Einrichtungen, aber z.B. auch Dokumente der niederländischen Regierung, zum Vergleich herangezogen. Da sich die Untersuchung bis in die Gegenwart erstreckt, werden aktuelle Meldungen und Berichte der Presse und anderer Informationsträger verwendet. Dabei wird verstärkt auf Internetquellen zurückgegriffen. Der Fußnotenapparat bedient sich der Zitation mit ausführlich bibliographischen Angaben zu Name, Vorname, Erscheinungsjahr, Titel, weiteren Titeln und Angaben wie Verlag und Auflage sowie abschließend Ort und Seitenangabe. Einige Angaben, insbesondere die Anträge der BReg und die PlPr sind umfangreich und häufig wiederkehrend. Deshalb werden diese im Fußnotenapparat verkürzt wiedergegeben. Ein Abkürzungsverzeichnis befindet sich im Anhang. Das Quellen- und Literaturverzeichnis befindet sich ebenfalls im Anhang.

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2. AUSLANDSEINSÄTZE DER BUNDESWEHR 1991-2017

Im Januar 1991 verlegten Alpha-Jets der Luftwaffe auf Ersuchen der türkischen Regierung nach Beschluss des Nordatlantikrats in den Südosten der Türkei. Es kam in der Folge zu keinerlei Kampfeinsatz. Diese Entsendung wird jedoch als Beitrag der Bundeswehr zu den Bemühungen der anti-irakischen Koalition bei der Wiederherstellung der Souveränität Kuwaits gewertet.3 Das führte dazu, dass eine Verlegung innerhalb des NATO-Bündnisgebietes als der erste Auslandseinsatz der Bundeswehr angeführt wird.4 Seit 1960 hatte die Bundeswehr auf Beschluss der BReg schon an ca. 150 humanitären Einsätzen teilgenommen.5 Diese Hilfeleistung für Menschen, die offensichtlich in Not sind, ohne die Anwendung militärischer Gewalt, ist allgemein gesellschaftlich akzeptiert. Daran entzündet sich keine Kontroverse und daher gestaltet es sich schwierig, auch nur eine Abhandlung zu finden, die sich ausschließlich mit humanitären Einätzen der Bundeswehr beschäftigt. Seit 1991 hat die Bundeswehr über 50 bewaffnete Auslandseinsätze zur Krisen- und Konfliktbewältigung begonnen.6 „Ein Einsatz bewaffneter Streitkräfte liegt demnach vor, wenn Soldatinnen oder Soldaten der Bundeswehr in bewaffnete Unternehmungen einbezogen sind oder eine Einbeziehung in eine bewaffnete Unternehmung zu erwarten ist.“ Vorbereitende Maßnahmen, humanitäre Einsätze und alle weiteren Unternehmungen, in der Waffen nur zur Selbstverteidigung mitgeführt werden, fallen nicht darunter.7 Der Literaturbestand zu diesen bewaffneten Unternehmungen im Ausland wächst stetig an. Dabei finden immer wieder neue Debatten den Weg in die

3 Vgl. Meiers, Franz-Josef 2006: Zu neuen Ufern? Die deutsche Sicherheits- und Verteidigungspolitik in einer Welt des Wandels 1990-2000, Ferdinand Schöningh, Paderborn, S. 253. 4 Vgl. Glatz, Rainer L. / Tophoven, Rolf (Hrsg.) 2015: Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, S. 375. 5 Zwischen 1960 und 1990 führte die Bundeswehr insgesamt 114 humanitäre Einsätze im Ausland durch. Die „humanitären“ Inlandseinsätze 1962, 1974, 1975 und 1979 sind nicht mit einberechnet. Zwischen 1991 und 2015 hat die Bundeswehr an 32 weiteren „humanitären Einsätzen“ teilgenommen. Die Hochwassereinsätze in Deutschland (1995 Rhein, 1997 Oder und 2002 Elbe) sind rausgerechnet, ebd., S. 376-381. 6 Vgl. Ebd., S. 374f. 7 Vgl. Parlamentsbeteiligungsgesetz vom 18. März 2005 (BGBl. I S. 775), S. 1,§ 2.

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Öffentlichkeit.8 Das Verständnis der Funktion der Bundeswehr in der Politik und die Wahrnehmung der Streitkräfte in der Gesellschaft sind sicherlich bereits seit Gründung der Bundeswehr Untersuchungsgegenstände von Interesse.9 Nach der Wiedervereinigung kam es mit der zunehmenden Beteiligung Deutschlands an Militäreinsätzen jedoch zu einem „Wandel in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik“.10 Die mit diesen Einsätzen einhergehenden Herausforderungen entwickelten sich zu regelrechten „Bewährungsproben einer Nation“.11 Die Fragen, die sich die Nation zu stellen hatte, waren zu Beginn der Auslandseinsätze vor allem juristischer Art.12 Selbst nach fast einem Vierteljahrhundert ist die Frage nach den verfassungs- und völkerrechtlichen Grundlagen eines Einsatzes die erste politische Frage, die es zu beantworten gilt.

2.1 VERFASSUNGS- UND VÖLKERRECHTLICHE GRUNDLAGEN Einsatz nach Art. 24 Abs. 2 GG Ausgangspunkt ist Artikel (Art.) 87a Absatz (Abs.) 2 des Grundgesetzes (GG). Demnach dürfen Streitkräfte „außer zur Verteidigung nur eingesetzt werden, soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zulässt“.13 Gemäß Art. 24 Abs. 2 GG kann sich der Bund zur Wahrung des Friedens einem „System kollektiver Sicherheit“ anschließen.14 Ausgelöst durch die Stabilisierungsmaßnahmen auf dem Balkan wurde in den Leitsätzen des Urteils des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) vom 12. Juli 1994 („Streitkräfteurteil“) festgehalten, dass Art. 24 Abs. 2 GG auch die Grundlage für Einsätze der Bundeswehr, die innerhalb der Regeln kollektiver Sicherheitssysteme

8 Für einen Überblick über die Breite an Themen, die sich durch die Auslandseinsätze entwickelt haben, und für die Öffentlichkeit von Relevanz sind, vgl. Lather, Dietger 2015: Für Deutschland in den Krieg. Auslandseinsätze der Bundeswehr und was Soldaten, ihre Angehörigen und die deutsche Gesellschaft darüber wissen müssen, Tectum Verlag, Marburg. 9 Vgl. Von Krause, Ulf 2013: Die Bundeswehr als Instrument deutscher Außenpolitik, Springer VS Verlag, Wiesbaden, S. 15f. 10 Vgl. Von Krause, Ulf 2016: Bundeswehr und Außenpolitik. Zur Rolle Deutschlands im Diskurs um mehr Verantwortung Deutschlands in der Welt, Springer VS Verlag, Wiesbaden, S. 6. 11 Vgl. Schwegmann, Christoph (Hrsg.) 2011: Bewährungsproben einer Nation. Die Entsendung der Bundeswehr ins Ausland, Duncker & Humblot, Berlin, S. 9. 12 In den Anfangsjahren der Auslandseinsätze gab es hier die unterschiedlichsten Standpunkte, siehe: Stein, Torsten 1989 S. 29, Kamp, Karl-Heinz 1991, S. 4f., Bähr, Biner Kurt Wenkholm 1994 S. 216f. 13 Vgl. Grundgesetz (GG) für die Bundesrepublik Deutschland in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 1001, veröffentlichten bereinigten Fassung, das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 13. Juli 2017 (BGBl. I S. 2347) geändert worden ist, S. 24. 14 Vgl. Ebd., S. 8.

8 stattfinden, bietet. Dafür ist jedoch die konstitutive Zustimmung des BT erforderlich. Auch wenn es bis zur Ausformulierung des so genannten Parlamentsbeteiligungsgesetzes noch über 10 Jahre dauerte, hatte sich nie eine BReg außerhalb dieser Vorgabe bewegt.15 Neben Systemen kollektiver Sicherheit mit einem friedenssichernden Regelwerk werden auch Bündnisse kollektiver Verteidigung16 ausdrücklich in das Urteil mit einbezogen, so lange sie strikt auf die Friedenswahrung verpflichtet sind.17 Das Gericht fasst den verfassungsrechtlichen Begriff „System kollektiver Sicherheit“ im Urteil von 1994 weit, so dass neben den VN, auch NATO und Europäische Union (EU) einen der Verfassung nach rechtmäßigen Rahmen für den Einsatz der Bundeswehr darstellen.18 Durch dieses Urteil hat sich Art. 24 Abs. 2 GG seit 1994 als „zentrale Grundlage für Auslandseinsätze der Bundeswehr etabliert“.19 Die Entsendung der Bundeswehr im Rahmen von AFISMA und MINUSMA erfolgte stets nach Art. 24 Abs. 2 GG. Neben der verfassungsrechtlichen Grundlage bedarf es einer völkerrechtlichen in Form eines Mandates des VN-Sicherheitsrates (VN-SR), welches durch NATO bzw. EU ausgeführt werden kann bzw. die Grundlage des Handelns für die VN selbst bildet.20 Die Resolutionen des VN-SR 2085 (2012), 2100 (2013), 2164 (2014), 2227 (2015), 2295 (2016) und 2364 (2017) sind die völkerrechtlichen Grundlagen für den Einsatz der Bundeswehr bei AFISMA und MINUSMA.

15 Vgl. Thießen, Jürn / Plate, Ulrich 2009: Bundeswehr und Parlament, in: Gießmann, Hans J / Wagner, Achim (Hrsg.) 2009: Armee im Einsatz. Grundlagen, Strategien und Ergebnisse einer Beteiligung der Bundeswehr, Nomos Verlagsgesellschaft, 1. Auflage, Baden-Baden, S. 151. 16 Kollektive Verteidigung und kollektive Sicherheit sind zwei unterschiedliche, völkerrechtliche Konzepte. Kollektive Verteidigung ist gegen einen potentiellen Aggressor, der ein Bündnis (z.B. NATO) bedroht, gerichtet. Kollektive Sicherheit schließt den Friedensstörer als Teil des Kollektivs (VN) ein und verfügt über ein friedenssicherndes Regelwerk. Vgl. Ausarbeitung WD 2 – 3000- 025/16 vom 16.02.2016: Verfassungsrechtliche Grundlagen für Auslandseinsätze der Bundeswehr. Überlegungen zur Änderung der verfassungsrechtlichen Praxis, S. 6, FN 3. 17 Vgl. BVerfGE 90 286, Urteil des Zweiten Senats vom 12. Juli 1994 aufgrund der mündlichen Verhandlung vom 19. und 20. April 1994 - 2 BvE 3/92, 5/93, 7/93, 8/93 - Leitsätze 1, 3a, 3b, 5a, 5b. 18 Zur NATO und EU als System kollektiver Sicherheit Vgl. Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 009/09 vom 27.02.2009: Die NATO als System kollektiver Sicherheit? Grundlagen und Positionen zu ihrer Weiterentwicklung; Sachstand WD 2 – 3000 – 022/15 vom 05. Februar 2015: Die EU als System gegenseitiger kollektiver Sicherheit. 19 Vgl. Ausarbeitung WD 2 – 3000- 025/16 vom 16.02.2016: Verfassungsrechtliche Grundlagen für Auslandseinsätze der Bundeswehr. Überlegungen zur Änderung der verfassungsrechtlichen Praxis, S. 4. 20 Vgl. Ebd., S. 7.

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Einsatz nach Art. 87a Abs. 2 GG Die im „Streitkräfteurteil“ geforderte konstitutive Zustimmung des BT wurde mit dem Parlamentsbeteiligungsgesetz von 2005 ausgestaltet.21 Diesen Parlamentsvorbehalt hat das BVerfG durch das „Pegasus-Urteil“ vom 23. September 2015 noch einmal gestärkt, in dem es entschied: „Der konstitutive wehrverfassungsrechtliche Parlamentsvorbehalt ist nicht auf Einsätze bewaffneter Streitkräfte innerhalb von Systemen gegenseitiger kollektiver Sicherheit beschränkt. […] Auch jeder unilaterale Auslandseinsatz bewaffneter Streitkräfte bedarf somit der grundsätzlich vorherigen parlamentarischen Zustimmung.“22 Damit erkannte das Gericht aber implizit an, dass „Bundeswehreinsätze auch außerhalb eines kollektiven Sicherheitssystems verfassungsrechtlich zulässig sein können“.23 Zu unilateralen Evakuierungsoperationen (Libelle, Pegasus)24 sind Einsatzszenare hinzugetreten, in denen die Bundeswehr zwar multilateral, aber außerhalb des organisatorischen Rahmens von VN, NATO und EU agiert, weil z.B. kein Mandat des VN-SR vorliegt (Ausbildungsunterstützung in Erbil/Irak) oder ein Mandat keine definitive Ermächtigung zu einem Waffeneinsatz enthält (Einsatz der Bundeswehr im Kampf gegen den Islamischen Staat in Irak/Syrien und über See).25 Beim Einsatz in Irak und Syrien gehen die Meinungen auseinander, ob Art. 24 Abs. 2 GG in Verbindung mit (i.V.m) Art. 42 Abs. 7 Vertrag über die Europäische Union (EUV) und VN-Resolution 2249 eine ausreichende Rechtsgrundlage darstellt.26 Der Unterstützungseinsatz im Irak

21 Vgl. Parlamentsbeteiligungsgesetz vom 18. März 2005 (BGBl. I S. 775), S. 1, § 1 Abs. 2. 22 Vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 23. September 2015 - 2 BvE 6/11 – Rdnr. 66, 69. 23 Vgl. Ausarbeitung WD 2 – 3000- 025/16 vom 16.02.2016: Verfassungsrechtliche Grundlagen für Auslandseinsätze der Bundeswehr. Überlegungen zur Änderung der verfassungsrechtlichen Praxis, S. 7. 24 Auch wenn das Bundesverfassungsgericht unilaterale Evakuierungsoperationen indirekt als verfassungsgemäß betrachtet, sehen andere dafür weder im GG, insbesondere im Art. 87a Abs. 2, noch im ungeschriebenen Staatsnotrecht oder im Verfassungsgewohnheitsrecht eine entsprechende Ermächtigungsgrundlage. Vgl. Güntert, Joel 2008: Die materielle Verfassungsmäßigkeit von unilateralen Evakuierungsoperationen der Bundeswehr im Ausland, Verlag Dr. Kovač, Hamburg, S. 234. 25 Vgl. Ebd., S. 8. 26 Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages kommen zu der Schlussfolgerung, dass dies eine „vertretbare Rechtsgrundlage“ sei. Vgl. Sachstand WD 2 – 3000 – 203/15 vom 30. November 2015: Staatliche Selbstverteidigung gegen Terroristen. Völkerrechtliche Bewertung der Terroranschläge von Paris vom 13. November 2015, S. 21. Dies wird jedoch in der Politik und den Medien unterschiedlich bewertet. Vgl. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-in-syrien-darf-deutschland-das- a-1064780.html. (letzter Zugriff am 23.11.2017, 11:29 Uhr).

10 hat dagegen „keine verfassungsrechtliche Grundlage in Art. 24 Abs. 2 GG“.27 Für die beiden Einsätze wurde daher in der jüngeren Verfassungspraxis der Art. 87a Abs. 2 GG als Rechtsgrundlage herangezogen. Dabei wird Verteidigung im Sinne (i.S.) von Art. 87a Abs. 2 so ausgelegt, dass sie sich nicht auf Landesverteidigung beschränkt, sondern das Recht auf kollektive Selbstverteidigung nach Art. 51 der Charta der Vereinten (VN-Ch) mit einschließt; eine Auffassung, die durch das Bundesverwaltungsgericht gestützt wird.28 Art. 87a Abs. 2 GG i.V.m. Art. 51 VN-Ch kann somit als „klare verfassungsrechtliche Grundlage“ zugunsten eines Alliierten der NATO und EU oder eines nicht verbündeten Drittstaates „aktiviert“ werden.29 Der Rekurs auf Art. 87a Abs. 2 GG ist verfassungsrechtlich jedoch nur zulässig, wenn der Streitkräfteeinsatz einer Bedrohung der Staatlichkeit Deutschlands vor einem bewaffneten Angriff entgegenwirkt, und nicht zur Durchsetzung ökonomischer und politischer Interessen dient.30 Begrenzt wird die Anwendung von Art. 87a Abs. 2 GG auch dadurch, dass immer eine völkerrechtliche Grundlage vorliegen muss. Beim Einsatz gegen den Islamischen Staat (IS) in Syrien und im Irak ist es die kollektive Selbstverteidigung aller VN-Mitgliedsstaaten nach Art. 51 VN-Ch i.V.m. VN- Resolution 2249.31 Diese wird nach dem Terrorangriff vom 13. November 2015 in Paris durch einen „europäischen Anstrich“ auf der Grundlage von Art. 42 Abs. 7 EUV erweitert, da die kollektive Selbstverteidigung im Rahmen der EU hinzugetreten ist.32 Die Ausbildungsmission in Erbil stellt dagegen eine völkerrechtskonforme

27 Vgl. Sachstand WD 2 – 3000 – 239/14 vom 9. Januar 2015: Völkerrechtliche und verfassungsrechtliche Grundlagen des Bundeswehreinsatzes im Irak, S. 14. 28 Vgl. BVerwGE 127, 302, Urteil vom 21.06.2005, 4.1.2.2. So ist z.B. die Ausdehnung des Verteidigungsbegriffes auf die NATO-Bündnisverteidigung (Art. 87a Abs. 2 GG i.V.m. Art. 51 VN- Ch und Art. 5 NATO-Vertrag) nie ernsthaft bestritten worden. Vgl. Sachstand WD 2 – 3000 – 203/15 vom 30. November 2015: Staatliche Selbstverteidigung gegen Terroristen. Völkerrechtliche Bewertung der Terroranschläge von Paris vom 13. November 2015, S. 17. 29 Vgl. Ausarbeitung WD 2 – 3000- 025/16 vom 16.02.2016: Verfassungsrechtliche Grundlagen für Auslandseinsätze der Bundeswehr. Überlegungen zur Änderung der verfassungsrechtlichen Praxis, S. 8. 30 Vgl. Ebd., S. 10. 31 Vgl. Sachstand WD 2 – 3000 – 203/15 vom 30. November 2015: Staatliche Selbstverteidigung gegen Terroristen. Völkerrechtliche Bewertung der Terroranschläge von Paris vom 13. November 2015, S. 21. 32 Vgl., Ebd. S. 19.

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Intervention eines Drittstaates in einen Bürgerkrieg auf Einladung der irakischen Regierung dar.33

Anpassung an das sicherheitspolitische Umfeld Trotz der Anwendung von Art. 87a Abs. 2 GG in der jüngsten Verfassungspraxis ist die Einbettung der Bundeswehr in kollektive Sicherheitssysteme und damit der Einsatz nach Art. 24 Abs. 2 GG weiterhin ein „Markenzeichen“ der deutschen Sicherheitspolitik und der Wehrverfassung.34 Der Art. 87a Abs. 2 GG ist „verfassungspolitischer Auffangtatbestand“ und bleibt „zweite Wahl“.35 Das markiert das vorläufige Ergebnis einer Diskussion über die verfassungs- und völkerrechtlichen Grundlagen von Auslandseinsätzen. Dass diese Voraussetzungen ohne Verfassungsänderungen weitestgehend noch heute gelten, zeugt von einer flexiblen Auslegung der verfassungs- und völkerrechtlichen Grundlagen. Diese Flexibilität war notwendig, um sich an das wandelnde sicherheitspolitische Umfeld seit der Wiedervereinigung anpassen zu können.

2.2 ABLEITUNG AUS DEN THEORIEN DER IB Parallel zum Diskurs über die verfassungs- und völkerrechtlichen Grundlagen wurde in der akademischen Disziplin der IB seit der Wiedervereinigung diskutiert, „welche Theorie der IB die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik am besten erklärt“. 36 Auf der Grundlage der wichtigsten Theorien entstanden in der Folge drei unterschiedliche Rollenkonzepte für die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik: Die neorealistische „Zentralmacht“, der liberale „Handelsstaat“ und die konstruktivistische „Zivilmacht“.

33 Die einzelstaatliche Intervention auf Einladung gilt in der herrschenden Meinung als zulässig, wenn die Intervention auf Einladung der legalen Regierung erfolgt ist. Vgl. Geyrhalter, Dorothee 2002: Friedenssicherung durch Regionalorganisationen ohne Beschluss des Sicherheitsrates, Kölner Zeitschriften zum internationalen und europäischen Recht, Münster, S. 70. Diese Einladung erfolgte am 25. Juni 2014 an alle Mitgliedstaaten der VN. Vgl. United Nations Security Council 2014: S/2014/440. Letter dated 25 June 2014 from the Permanent Representative of Iraq to the United Nations addressed to the Secretary-General, S. 3. 34 Vgl. Ausarbeitung WD 2 – 3000- 025/16 vom 16.02.2016: Verfassungsrechtliche Grundlagen für Auslandseinsätze der Bundeswehr. Überlegungen zur Änderung der verfassungsrechtlichen Praxis, S. 13. 35 Vgl. Ebd., S. 13, 11. 36 Vgl. Bierling, Stephan 2014: Vormacht wider Willen. Deutsche Außenpolitik von der Wiedervereinigung bis zur Gegenwart, Verlag C.H.Beck, München, S. 11.

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Jedes dieser Konzepte hat dabei Implikationen für den Einsatz der Streitkräfte und damit auch für die mandatierten Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Zentralmacht vs. Handelsstaat vs. Zivilmacht Aus neorealistischer Sicht kommt es immer dann zu einem bewaffneten Einsatz, wenn die Interessen Deutschlands und die seiner Verbündeten unmittelbar berührt sind. Außer zur eigenen Sicherheit und Wohlfahrt kann es zum Streitkräfteeinsatz kommen, wenn die Chance besteht, die eigene Machtposition im Internationalen System zu verbessern.37 Liberale Systeme sind in ihrer Außenpolitik dagegen zueinander „tendenziell friedlich und kooperativ“. Es existiert jedoch eine Bedrohung dieser liberalen Welt durch eine „Welt des demokratischen Unfriedens“. Um kein sicherheitspolitischer Trittbrettfahrer zu sein, muss Deutschland dazu bereit sein, sich an gemeinsamen militärischen Operationen, z.B. gegen eine völkerrechtswidrige Aggression, zu beteiligen.38 Konstruktivistische Ansätze, die davon ausgehen, dass Strukturen in den IB nicht determiniert sind, sondern von Akteuren konstruiert werden, sahen im Ende des Ost-West-Konfliktes eine Möglichkeit zur „Neukonstruktion der Ordnungsstrukturen“. Für eine potentielle „Zivilmacht“ wie Deutschland sei in dieser Struktur die militärische Durchsetzung internationaler Normen dabei „nicht die einzige, sondern nur die dramatischste Form der Anwendung kollektiver Zwangsmaßnahmen“.39 Anfangs gingen neorealistische Erklärungsansätze davon aus, dass Deutschland nach dem Wiedererlangen der Souveränität gar nicht anders könne als seine gesteigerte Machtstellung in Europa weiter auszubauen. Die Annahme eines anarchischen Internationalen Systems, in dem die Staaten um Sicherheit als zentrales Interesse konkurrieren, verleitet sie dazu.40 Hans-Peter Schwarz trieb es wohl auf die

37 Vgl. Freuding, Christian 2007: Streitkräfte als Instrument deutscher Außen- und Sicherheitspolitik seit Mitte der neunziger Jahre, Studien zur Internationalen Politik Heft 2/2007, Hamburg, S. 39f. 38 Vgl. Philippi, Nina 1997: Bundeswehr-Auslandseinsätze als außen- und sicherheitspolitisches Problem des geeinten Deutschlands, Peter Lang GmbH, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main, S. 14. 39 Vgl. Maull, Hanns W. 1992: Zivilmacht Bundesrepublik Deutschland. Vierzehn Thesen für eine neue deutsche Außenpolitik, in: Europa-Archiv, Zeitschrift für Internationale Politik, 47/10, S. 269, 274. 40 Vgl. Gareis, Sven Bernhard 2005: Deutschlands Außen- und Sicherheitspolitik. Eine Einführung, Verlag Barbara Budrich, Opladen, S. 25f. Zur neorealistischen Theorie siehe: Waltz, Kennth N. 1979: Theory of International Poltics, McGraw-Hill, First Edition, Boston. Masala, Carlo 2005: Kenneth N.

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Spitze, indem er Deutschland als die „Zentralmacht Europas“ beschrieb, die „zur Großmacht verdammt“ sei, und „dass das Land, ob es dies wünscht oder nicht, in Westeuropa und Mitteleuropa als stärkste Macht wirkt und wohl oder übel auch seinem Gewicht entsprechend zu agieren verurteilt ist“.41 Da die politischen Entscheidungsträger diesem Automatismus nicht folgten, wurde der „Republik ohne Kompass“ von ihm eine mangelnde Orientierung an der eigenen „Staatsräson“ unterstellt.42 Mit der Zunahme an internationalen Krisen und dem vermeintlichen Scheitern überstaatlicher Institutionen wie den VN und der EU beim Wiederherstellen der Ordnung erlebt die Forderung nach einer „realistischen Außen- und Sicherheitspolitik“ jedoch wieder Konjunktur.43 Liberale Ansätze sehen dagegen die „Präferenzen innenpolitischer Akteure“ als „Antriebskräfte für das außenpolitische Handeln Deutschlands“. Dabei nutzen diese den Staat als „Transmissionsriemen“, um ihre Ziele außenpolitisch umzusetzen.44 Diesem Denken liegt das Modell des „Handelsstaates“ zu Grunde.45 Deutschlands „verflochtene Interessen“ und seine wirtschaftliche Exponiertheit verliehen der Idee eines deutschen Handelsstaates zusätzliches Gewicht.46 Michael Staack identifizierte für das wiedervereinigte Deutschland drei „außenpolitische Grundorientierungen“ eines Handelsstaates: die „Bereitschaft zum Autonomieverzicht durch Multilateralismus, Integration und Kooperation“, eine „Präferenz für zivile Strategien und Instrumente bei der Verfolgung seiner Interessen in der internationalen Umwelt“ und vor allem das „regelmäßige Primat der Zielsetzung Wohlstandsoptimierung“ gegenüber anderen

Waltz. Einführung in seine Theorie und Auseinandersetzung mit seinen Kritikern, Nomos Verlagsgesellschaft, erste Auflage, Baden-Baden. 41 Vgl. Schwarz, Hans-Peter 1992: Die Zentralmacht Europas. Deutschlands Rückkehr auf die Weltbühne, Siedler Verlag, Berlin, S. 8f. 42 Vgl. Schwarz, Hans-Peter 2005: Berlins Außenpolitik ist orientierungslos. Eine Positionsbestimmung deutscher Interessen tut not, in: Internationale Politik. Europa-Archiv, Analysen, Essays, Standpunkte, 60/1, S. 49. 43 Vgl. Masala, Carlo 2016: Weltunordnung. Die globalen Krisen und das Versagen des Westens, Verlag C.H. Beck, München, S. 9ff, S. 156. 44 Vgl. Bierling, Stephan 2014: Vormacht wider Willen. Deutsche Außenpolitik von der Wiedervereinigung bis zur Gegenwart, Verlag C.H.Beck, München, S. 12. 45 Vgl. Rosecrance, Richard 1986: Der neue Handelsstaat. Herausforderungen für Politik und Wirtschaft, Campus Verlag, Frankfurt am Main, S. 151-169. 46 Vgl. Senghaas, Dieter 1995: Deutschlands verflochtene Interessen, in: Internationale Politik 50/8, S. 37.

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Politikzielen.47 Zwar werden diese Grundorientierungen mit dem Verweis auf die „Anpassung seiner Handelsstaatlichkeit“48 ein wenig relativiert, aber durch das militärische Eingreifen Deutschlands in den Kosovo-Krieg 1999 schien „manches bereits schon wieder überholt“.49 Damit der „Handelsstaat“ international handlungsfähig blieb, musste die Bundesrepublik „ihr Verhältnis zum Gebrauch militärischer Mittel in der Außen- und Sicherheitspolitik neu bestimmen“.50 “Neues Denken in der Außenpolitik“ forderte dagegen schon früh Hanns W. Maull.51 Sein konstruktivistisches Konzept von „Zivilmacht“ geht davon aus, dass Deutschland nicht zu einer „nationalstaatlichen Außenpolitik“ zurückkehren wird, sondern eine „Kultur der (militärischen) Zurückhaltung“52 und eine „Zivilisierung der internationalen Politik“ mit dem Ziel einer Internationalen Ordnung, die auf breiter Zustimmung beruht, betreiben wird. Als Begründung führt er historische Lernprozesse wie die Niederlage des Zweiten Weltkriegs, aber auch innenpolitische Errungenschaften in der Nachkriegszeit sowie Deutschlands Mittellage, wirtschaftliches Gewicht und seine Rolle im europäischen Einigungsprozess auf.53 In den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung und auch in der sich zuspitzenden Balkan-Krise lässt sich das Handeln Deutschlands durch die außenpolitische Orientierung an „Zivilmacht“ noch erklären.54 Einige mögen an diesen ersten „out-of- area“-Einsätzen der NATO auch den Wandel vom Handelsstaat zur Zivilmacht erkennen.55 Bis zum Ende des Jahrzehnts wurden jedoch fast alle restriktiven,

47 Vgl. Staack, Michael 2000: Handelsstaat Deutschland. Deutschlands Außenpolitik in einem neuen internationalen System, Ferdinand Schöningh, Paderborn, S. 19. 48 Vgl., Ebd., S. 527. 49 Vgl. Link, Werner 2000: Des Rätsels Lösung. Der politikwissenschaftliche Kunstbegriff „Handelsstaat“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2000, Nr. 241, S. 9. 50 Vgl. Staack, Michael 2005: Außenpolitik und Bundeswehrreform, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ). Beilage zur Wochenzeitung das Parlament, 55/21, S. 32. 51 Vgl. Maull, Hanns W. 1992: Zivilmacht Bundesrepublik Deutschland. Vierzehn Thesen für eine neue deutsche Außenpolitik, in: Europa-Archiv, Zeitschrift für Internationale Politik, 47/10, S. 270. 52 Der Begriff ´Kultur der Zurückhaltung´ wurde vom ehemaligen Bundesaußenminister Klaus Kinkel (1992-1998) während der Balkan-Krise geprägt. Vgl. http://www.zeit.de/1992/29/plisch-und-plum- zwo/komplettansicht (Zugriff am 26.11.2017 11:12 Uhr). 53 Vgl. Ebd., S. 276. 54 Vgl. Maull, Hanns W. 1995: in the Yugoslav Crisis, in: Survival. The IISS Quarterly, 37/4 Winter 1995/1996, S. 125; Vgl. Philippi, Nina 1997: Bundeswehr-Auslandseinsätze als außen- und sicherheitspolitisches Problem des geeinten Deutschlands, Peter Lang GmbH, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main, S. 205. 55 Vgl. Rittberger, Volker 1999: Deutschlands Außenpolitik nach der Wiedervereinigung. Zur Anwendbarkeit theoretischer Modelle der Außenpolitik: Machtstaat, Handelsstaat oder Zivilstaat? In:

15 deutschen Besonderheiten bezüglich des Einsatzes von Militär aufgegeben.56 Dieser Trend setzte sich fort und das Selbstverständnis deutscher Außen- und Sicherheitspolitik entwickelte sich weiter, hin zu einer „normalen“ Macht.57 Dennoch erwiesen sich in einer Analyse von Einsatzentscheidungen seit Mitte der neunziger Jahre bis 2006 die konstruktivistischen Ansätze der Konzeption einer „Zivilmacht“ am „Erklärungsmächtigsten“.58 Das Rollenkonzept einer „Zivilmacht„ blieb „innenpolitisch solide verankert“. Es wurde jedoch offensichtlich, dass Deutschland dafür sowohl auf ein günstiges institutionalisiertes, internationales Umfeld als auch auf die Akzeptanz seiner Zivilmachtvorstellungen durch die Partner angewiesen ist.59 Da diese Prämissen zunehmend nicht mehr bestanden, führte deutsche Zurückhaltung, z.B. im Libyen-Konflikt, zum Eindruck einer „Zivilmacht ohne Zivilcourage“.60 So kam nun selbst Hanns W. Maull zu der Schlussfolgerung, dass Deutschlands „außenpolitisches Machtpotenzial nicht effektiv und effizient genug“ genutzt wurde, das Primat der Innenpolitik ohne die Berücksichtigung der internationalen Gegebenheiten zu einem Verlust „an Gestaltungsfähigkeit“ geführt hat und nun „eine umfassende Überprüfung des außenpolitischen Rollenkonzeptes Deutschlands“ erforderlich ist.61

Bergem, Wolfgang/Ronge, Volker/Weißeno, Georg (Hrsg.): Friedenspolitik in und für Europa. Festschrift für Gerda Zellentin zum 65. Geburtstag, Leske & Budrich, Opladen, S. 104f. 56 Vgl. Baumann, Rainer / Hellmann Gunter 2001: Germany and the use of military force. ´Total War´, The ´Culture of Restraint´, and the quest for normality, in: German Politics, 10/1, April 2001, S. 82. 57 Vgl. Wagener, Martin 2003: Auslandseinsätze der Bundeswehr. Normalisierung statt Militarisierung deutscher Sicherheitspolitik, in: Maull, Hanns W. / Harnisch, Sebastian / Grund, Constantin (Hrsg.): Deutschland im Abseits? Rote-grüne Außenpolitik 1998 – 2003, Nomos Verlagsgesellschaft, erste Auflage, Baden-Baden, S. 45. 58 Vgl. Freuding, Christian 2007: Streitkräfte als Instrument deutscher Außen- und Sicherheitspolitik seit Mitte der neunziger Jahre, Studien zur Internationalen Politik Heft 2/2007, Hamburg, S. 103. 59 Vgl. Maull, Hanns W. 2005: Deutschland als Zivilmacht, in Schmidt, Siegmar / Hellmann, Gunter / Wolf, Reinhard (Hrsg.): Handbuch zur deutschen Außenpolitik, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S. 81ff. 60 Vgl. Hacke, Christian 2011: Deutschland und der Libyen-Konflikt. Zivilmacht ohne Zivilcourage, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ). Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 39/2011, S. 53.; Hacke, Christian 2012: Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik in Turbulenzen, in: Die Politische Meinung 57/1/2 Nr. 506/507, S. 78. 61 Vgl. Maull, Hanns W. 2015: Deutsche Außenpolitik – Verantwortung und Macht , in: Hellmann, Gunther/Jacobi, Daniel/Urrestarazu, Ursula Stark (Hrsg.): Früher, entschiedener und substantieller? Die neue Debatte über Deutschlands Außenpolitik, Springer VS Verlag, Wiesbaden, S. 233f.

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Politik-(theoretische) Ansätze in der Sackgasse Keine der drei etablierten Konzeptionen deutscher Außen- und Sicherheitspolitik (Zentralmacht, Handelsstaat, Zivilmacht) kann - allein für sich genommen - die Entsendung der Bundeswehr in die Vielzahl von Auslandseinsätzen seit 1991 erklären. Darüber hinaus hat deren Erklärungskraft in dem vergangenen Vierteljahrhundert deutlich abgenommen. „Eine grundsätzliche Debatte, ob, zu welchem Zweck, in welchem Rahmen und in welcher Form Deutschland zum Einsatz militärischer Gewalt bereit ist, ist deshalb noch genauso notwendig, wie kurz nach der Wiedervereinigung“.62 Der Analyst von über den Einzelfall hinausgehenden Einsatzentscheidungen der Bundeswehr sieht sich daher weiterhin gezwungen, auf Theorien mittlerer Reichweite wie die zwei Ebenen-Analyse63, integrative Ansätze, die sich unterschiedlichster Theorieelemente bedienen,64 und abstrakte Kriterienkataloge65 zurückzugreifen. Während ersteres fast nur für die nachträgliche Erklärung von Einsätzen eingesetzt werden kann, sind die beiden letzteren häufig nicht analytisch trennscharf und ausreichend konkret genug, um sich zu einer Einsatzoption durchzuringen bzw. auch von einer Einsatzentscheidung Abstand zu nehmen. Es scheint daher wohl unausweichlich, sich mit der Begründung von Einsätzen in der politischen Praxis auseinanderzusetzen zu müssen, um daraus Schlüsse für eine „Staatskunst des Einsatzes“66 ziehen zu können.

62 Vgl. Enskat, Sebastian/Masala, Carlo 2015: Einsatzarmee Bundeswehr. Fortsetzung der Außenpolitik mit anderen Mitteln?, in: Hellmann, Gunther/Jacobi, Daniel/Urrestarazu, Ursula Stark (Hrsg.): Früher, entschiedener und substantieller? Die neue Debatte über Deutschlands Außenpolitik, Springer VS Verlag, Wiesbaden, S. 375. 63 Vgl. Putnam, Robert D. 1988: Diplomacy and domestic politics. The logic of two-level games, in: International Organization 42/3 (Sommer 1988), S. 427-460; Schöneberger, Timm 2013: Vom Zweiten Golfkrieg zum Kampfeinsatz im Kosovo. Eine Zwei-Ebenen-Analyse der Bundeswehreinsätze in den 90er Jahren, Springer VS Verlag, Wiesbaden. 64 Vgl. Von Krause, Ulf 2011: Die Afghanistaneinsätze der Bundeswehr. Politischer Entscheidungsprozess mit Eskalationsdynamik, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 1. Auflage 2011, Wiesbaden, S. 40. 65 Vgl. Mair, Stefan 2007: Kriterien für die Beteiligung an Militäreinsätzen, in Mair, Stefan (Hrsg.) 2007: Auslandseinsätze der Bundeswehr. Leitfragen, Entscheidungsspielräume und Lehren, SWP- Studie 27, September 2007, S. 11-20. 66 Vgl. Naumann, Klaus 2013: Der blinde Spiegel. Deutschland im afghanischen Transformationskrieg, Hamburger Edition HIS VerlagsGmbH, Hamburg S. 17.

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2.3 EINSATZPRAXIS UND DIE DEUTSCHE EINSATZDEBATTE Gleichwohl welchen Verlauf der politiktheoretische Diskurs gerade nimmt, entsendet Deutschland seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes, wie andere Staaten auch, seine Streitkräfte in weit entlegene Einsatzgebiete. Die zunehmende Interdependenz zwischen den Regionen der Welt bringt mit sich, dass selbst marginale Störungen der internationalen Ordnung Auswirkungen auf die eigene Sicherheit und den materiellen Wohlstand haben können. In Folge dessen, ist es manchmal fast unmöglich, sich aus einem Konflikt herauszuhalten. Eine Unterscheidung zwischen existentiellen, notwendigen Kriegen („wars of necessity“), und selbstgewählten Kriegen („wars of choice“) kann daher in der politischen Praxis oft nicht angewendet werden.67 Das Denken in totalen Kategorien von Sieg und Niederlage ist dabei hinderlich, da in den heutigen, militärischen Konflikten häufig nur ein „strategischer Erfolg“ oder ein „strategischer Vorteil“ erreicht werden kann.68 Ein Eingriff hat in der Regel nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn entweder ein Treuhand-, Vormundschafts- oder Protektionsmodell etabliert wird oder der externe Akteur unter Einsatz von Zwangsmitteln den Konflikt zwischen den Parteien reguliert.69 Ein Blick auf die Konflikte der vergangenen Jahre zeigt, dass auf die Frage, ob und wie ein Einsatz gewagt wird, die Antworten unterschiedlich ausfallen. Die Spanne reichte von engagierter Kriegsteilnahme über partielle Beteiligung bis hin zu vollständiger Abstinenz. Der Einsatzentscheidungsprozess lief im gleichen Land von Fall zu Fall unterschiedlich aus. Während manchmal, wie in vielen westlichen Demokratien vor Beginn des Irak-Krieges 2003, eine massive gesellschaftliche Debatte einsetzte, wurde in anderen Krisen, z.B. bei der Luftkampagne gegen Libyen 2011, der Weg zum Einsatz ohne große parlamentarische Beteiligung von der Exekutive dominiert. In den traditionell interventionsfreundlichen, angloamerikanischen Ländern waren es aber dann gerade die Legislativen, die den Weg zu einem massiveren, militärischem

67 Vgl. Freuding, Christian 2011: Wie Goliath gewinnen kann. Westliche Demokratien und ihr Einsatz in Kleinen Kriegen, in Internationale Politik, Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V., Berlin, November/Dezember 2011, S. 18f. 68 Vgl. Gray, Colin 2002: Defining and achieving decisive victory, Strategic Studies Institute, April 2002. Carlisle, S. 34f. 69 Vgl. Heinemann-Grüder, Andreas 2009: Wie enden Kriege? in: Gießmann, Hans J / Wagner, Achim (Hrsg.) 2009: Armee im Einsatz. Grundlagen, Strategien und Ergebnisse einer Beteiligung der Bundeswehr, Nomos Verlagsgesellschaft, 1. Auflage, Baden-Baden, S. 80f.

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Engagement im syrischen Bürgerkrieg ab 2011 blockierten.70 Gleichwohl, ob eine gesellschaftliche Debatte stattfindet, bedarf ein Einsatz der Überzeugung der kritischen Entscheidungsträger im jeweiligen politischen System. Im Gegensatz zur z.B. Präsidialdemokratie Frankreichs, in der das Staatsoberhaupt über den Einsatz der Streitkräfte entscheidet, hat in Deutschland hierüber das Parlament abzustimmen.71 Der BT entscheidet mit einfacher Mehrheit, ob es zu einem Auslandseinsatz kommt. Dazu hat der Antrag der BReg genaue Angaben über die Art und Weise des beabsichtigten Einsatzes zu enthalten.72 Teil dieses Antrages ist mittlerweile ein ausführlicher Abschnitt, in dem begründet wird, warum der BT das von der BReg formulierte Einsatzmandat beschließen soll. Diese Begründungspflicht ergibt sich nicht aus dem Parlamentsbeteiligungsgesetz.73 In den 90er Jahren kamen alle Parteien, die Regierungsverantwortung getragen haben (Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU), Christlich-Soziale Union (CSU), Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Freie Demokratische Partei (FDP) und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)) zu der Überzeugung, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr unter gewissen Voraussetzungen möglich und notwendig sind. Durch die sukzessive Ausweitung des Afghanistaneinsatzes ab 2002 entstand jedoch eine Kontroverse zwischen den Parteien über Motive, Sinn und Perspektive der Einsätze.74 In dieser Zeit wurde eine Reihe von Kriterienkatalogen quer durch das Parteienspektrum entwickelt. Dabei bildete sich bei fast allen Parteien heraus, dass die Anwendung militärischer Gewalt „Ultima Ratio“ der Politik bzw. der Konfliktbearbeitung sein sollte. Unter welchen Umständen dies der Fall sei, war parteiübergreifend jedoch noch nicht

70 Vgl. Mor, Shany 2016: War and Democratic Decision Making. How do democracies argue and decide whether or not to intervene in distant wars? Éditoriaux de l´institut français des relations internationales, 6th July 2016, S. 2ff. 71 Vgl. Henke, Marina E. 2017: Why did France intervene in Mali in 2013: Examining the role of Intervention Entrepreneurs, in: Canadian Foreign Policy Journal, volume 23, issue 3. S. 313. 72 Der Antrag der Bundesregierung muss folgende Angaben enthalten: Einsatzauftrag, Einsatzgebiet. rechtliche Grundlagen des Einsatzes, die Höchstzahl der einzusetzenden Soldatinnen und Soldaten, die Fähigkeiten der einzusetzenden Streitkräfte, die geplante Dauer des Einsatzes, die voraussichtlichen Kosten und die Finanzierung. Vgl. Parlamentsbeteiligungsgesetz vom 18. März 2005 (BGBl. I S. 775), S. 1, § 3. 73 Das Parlamentsbeteiligungsgesetz sieht nur eine Unterrichtungspflicht der Regierung gegenüber dem Parlament vor. Vgl. Ebd., S. 2, § 6. 74 Vgl. Rinke, Bernhard 2009: Die Auslandseinsätze der Bundeswehr im Parteienstreit, in: Gießmann, Hans J / Wagner, Achim (Hrsg.) 2009: Armee im Einsatz. Grundlagen, Strategien und Ergebnisse einer Beteiligung der Bundeswehr, Nomos Verlagsgesellschaft, 1. Auflage, Baden-Baden, S. 163ff.

19 geklärt.75 Die nicht beantwortete Frage, wie abstrakte Kriterien konkret ausgefüllt werden könnten, führte zu einer wachsenden Zurückhaltung bei Einsatzentscheidungen. Bei anstehenden Mandatierungen bezogen sich die Parteien, mit Ausnahme der LINKEN, auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner, der sich im Vorhandensein einer völkerrechtlichen Grundlage, der Berücksichtigung eines umfassenden Sicherheitsbegriffs und dem Primat des Multilateralismus ausdrückte.76 Ab 2009 forderte in der parlamentarischen Debatte die in der Opposition befindliche Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zweimal, in der 16. (2005-2009) sowie in der 17. (2009-2013) Legislaturperiode, in einem Antrag die Regierungsparteien auf, „Prüfkriterien für Auslandseinsätze der Bundeswehr“ zu entwickeln.77 Der erste Antrag erledigte sich durch den Ablauf der Wahlperiode. Beim zweiten Antrag konnte sich die Fraktion nicht gegen die Stimmen der Koalition aus CDU, CSU und FDP durchsetzen. Die Koalitionsfraktionen begründeten ihre Stimmabgabe vor allem damit, dass jeder Einsatz als komplexer Einzelfall zu betrachten ist und die Anwendung eines starren Kriterienkatalogs nicht zielführend ist.78 Abweichend davon forderte der CDU-Politiker angesichts der jährlich bis zu 20 stattfindenden Mandatsdebatten eine regelmäßige Generaldebatte zur sicherheitspolitischen Lage Deutschlands.79 Eine Ausarbeitung im Auftrag des BT mit dem Titel „Zur Begründung von Auslandseinsätzen der

75 Vgl., Ebd., S. 166. 76 Vgl. Ebd., S. 170ff. 77 Vgl. Drucksache (Drs) 16/6770, Deutscher , 16. Wahlperiode: Antrag der Abgeordneten , (Köln), Kerstin Müller (Köln), Jürgen Trittin, , (Bremen), Dr. Uschi Eid, Thilo Hoppe, Ute Koczy, , , , (Augsburg), Irmingard Schewe-Gerigk, Rainder Steenblock, Silke Stokar von Neuforn, Hans-Christian Ströbele, Wolfgang Wieland, Josef Philip Winkler, Renate Künast, und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 23.10.2007. Drs 17/5099, Deutscher Bundestag, 17. Wahlperiode, Antrag der Abgeordneten Omid Nouripour, Hans-Christian Ströbele, Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), Viola von Cramon- Taubadel, Ulrike Höfken, Ingrid Hönlinger, Thilo Hoppe,, , Ute Koczy, Tom Koenigs, Agnes Malczak, Kerstin Müller (Köln), Dr. , Claudia Roth (Augsburg), , Dr. , Wolfgang Wieland und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 16.03.2011. 78 Vgl. Plenarprotokoll (PlPr) 16/120, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 120. Sitzung, Berlin, den 07.07.2011 Zusatzpunkt 2, Prüfkriterien für Auslandseinsätze der Bundeswehr entwickeln – Unterrichtung und Evaluation verbessern, 12512C-12520D. Drs 16/12180 12060C-12067C. Drs 17/8697. PlPr 17/217 26960C-26966D. 79 Vgl. PlPr 17/225 27962C.

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Bundeswehr“ aus dem Jahre 2014 schlussfolgerte ebenfalls keine anwendbaren Kriterien und forderte stattdessen eine verbesserte strategische Kommunikation und eine breite gesellschaftliche Debatte.80 Eine Generaldebatte, über den Einzeleinsatz hinaus, fand bis zum Wahlkampfjahr 2017 dann nicht mehr statt. Im Wahlkampf selbst wurden die Einsätze der Bundeswehr weitestgehend nicht thematisiert.81 Jedes Einzelmandat erhielt in diesem Jahr eine breite parlamentarische Zustimmung, in vielen Fällen über die Regierungsmehrheit hinaus (Tabelle 1).82 Tag Einsatzmandat Zustimmung Gegen- Enthaltungen Nicht stimmen abgestimmt 26.01. Irak 444 67 46 73 26.01. MINUSMA 498 55 3 74 30.03. EUTM Somalia 435 102 0 93 18.05. EUTM Mali 500 64 1 65 18.05. ATALANTA 461 71 32 66 22.06. KFOR 513 55 5 57 29.06. SOPHIA 467 116 3 44 29.06. UNIFIL 505 59 7 59 12.12. SEA GUARDIAN 530 137 4 38 12.12. Einsatz gegen IS 436 226 10 37 12.12. Irak 435 196 37 41 12.12 Resolute Support 458 198 12 41 12.12 MINUSMA 504 158 4 43 13.12. UNAMID 606 72 0 31 13.12. UNMISS 601 68 0 40 Tabelle 1: Abstimmungen des Bundestages über Auslandseinsätze im Jahr 2017.

80 Vgl. Ausarbeitung WD 2 – 2 – 3000 – 021/14 vom 11.02.2014: Zur Begründung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr, S. 17ff. 81 Vgl. Jungholt, Thorsten 2017: Am Ziel vorbei, in: Die WELT, 07.09.2017, S. 4. 82 Vgl. https://www.bundestag.de/parlament/plenum/abstimmung/abstimmungen (letzter Zugriff am 14.01.2018 15:41 Uhr).

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Mehrere Mandate, die in nächster Zeit ausgelaufen wären, wurden aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Regierungsbildung weitestgehend unverändert bis Ende März bzw. Ende April 2018 verlängert.83 Abhängig von den Koalitionsverhandlungen muss abgewartet werden, ob in der nächsten Legislaturperiode eine Grundsatzdebatte über die Einsätze stattfinden wird. Wie aber steht der Souverän, das deutsche Volk, zu den Auslandseinsätzen? Auch nach über zwölf Jahren trifft hier die Redewendung des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler vom „freundlichen Desinteresse“ der Gesellschaft gegenüber der Bundeswehr den Kern des Verhältnisses der Deutschen zu ihren Streitkräften.84 Dieses Desinteresse spiegelt sich dann auch in ihrer Sicht auf die Einsätze wieder. In einer Bevölkerungsbefragung aus dem Jahre 2015 zeigten sie eine „gewisse Distanz“ zu den Auslandseinsätzen. Die Deutschen wissen häufig nichts über deren Gründe und Zielsetzungen. Im Gegensatz zu parlamentarischen Zustimmungswerten von um die 75 Prozent findet nur der humanitäre Seenotrettungseinsatz im Mittelmeer SOPHIA eine mehrheitliche Befürwortung.85 Einem stärkeren Engagement in militärischen Einsätzen im Rahmen einer größeren sicherheitspolitischen Verantwortung steht die Bevölkerung ablehnend gegenüber.86 Es besteht wohl offenbar ein Kommunikationsproblem zwischen der Bevölkerung und der Politik. Unabhängig davon hat sich die Einsatzlandschaft der Bundeswehr in den letzten Jahren weiter verändert. Die großen Einsätze auf dem Balkan und in Afghanistan wurden zurückgefahren oder beendet. Neue Einsätze sind hinzugekommen.

83 Vgl. http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-12/auslandseinsaetze-bundeswehr-bundestag- verlaengerung (letzter Zugriff am 01.01.2018 23:37 Uhr). 84 Vgl. Rede von Bundespräsident Horst Köhler bei der Kommandeurtagung der Bundeswehr in Bonn am 10. Oktober 2005, http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Horst- Koehler/Reden/2005/10/20051010_Rede.html (letzter Zugriff am 07.12.2017 12:32 Uhr). 85 Vgl. Wanner, Meike 2015: Einstellungen zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr, in: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) 2015 (Hrsg.): Sicherheits- und verteidigungspolitisches Meinungsklima in der Bundesrepublik Deutschland: Ergebnisse und Analysen der Bevölkerungsbefragung, Forschungsbericht, Potsdam, Dezember 2015, S. 88, 82. 86 Vgl. https://yougov.de/news/2014/01/31/umfrage-deutsche-wollen-kein-grosseres-militarisch/ (letzter Zugriff am 07.12.2017, 13:16 Uhr).

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2.4 EINSÄTZE IM WANDEL Der durch die Veränderungen zu Beginn der 90er Jahre verursachte Wandel in der deutschen Sicherheitspolitik hin zu bewaffneten Auslandseinsätzen kann mittlerweile um zwei weitere Wandlungen ergänzt werden: Den „Wandel im Einsatz“ und den „Wandel der Einsätze“. Mit Ersterem wird meistens die „schleichende Aufgabenerweiterung“, der so genannte „mission creep“, verbunden. Er ist ein in Auslandeinsätzen häufig wiederkehrendes Symptom, weil der eigentliche Zweck eines Einsatzes unklar ist und es für den gewünschten Endzustand keine operationalisierbare Beschreibung gibt.87 Ein augenfälliges Beispiel für solch einen „mission creep“ stellt der „afghanische Transformationskrieg“ dar, der sich von einem militärischen Projekt zur Abwehr terroristischer Gefahren in ein „großflächiges Vorhaben zur politischen und sozialen Transformation Afghanistans“ verwandelt hatte.88 Mit Ende des ISAF- Einsatzes 2014 konnte festgestellt werden, dass die Neigung der Politik umfangreichen Stabilisierungseinsätzen wie in Afghanistan zuzustimmen, abgenommen hat.89 Die derzeitige „Krisenstabilität in der internationalen Politik“, die „begrenzte Steuerungsfähigkeit“ des einzelnen Staates und die gleichzeitig „gestiegenen Fremd- und Selbsterwartungen“ bedingten jedoch, dass Deutschland weiterhin gefordert wurde. So lautete daher 2015 eine These, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr nicht verschwinden, sich aber in Umfang und Zielsetzung deutlich verändern werden.90 Das Ergebnis dieses „Wandels der Einsätze“ sollten kleinere Einsätze der Bundeswehr im Rahmen von EU, NATO und VN sein, die nicht wie damals in Afghanistan die Umgestaltung der staatlichen Ordnung, sondern die „Ertüchtigung“ der einzelnen Regierungen zur selbständigen Bewältigung der sicherheitspolitischen

87 Vgl. Glatz, Rainer L. 2015: International Security Assistance Force (ISAF) – Erfahrungen im Afghanistan-Einsatz, in: Glatz, Rainer L. / Tophoven, Rolf (Hrsg.) 2015: Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, S. 66. 88 Vgl. Naumann, Klaus 2013: Der blinde Spiegel. Deutschland im afghanischen Transformationskrieg, Hamburger Edition HIS VerlagsGmbH, Hamburg, S. 28f. 89 Vgl. Glatz, Rainer L. 2015: Vorwort, in: Glatz, Rainer L. / Tophoven, Rolf (Hrsg.) 2015: Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, S. 14. 90 Vgl. Kaim, Markus 2015: Vom „Sicherheitsanbieter“ zum „Sicherheitsberater“ – zur Zukunft der Auslandseinsätze der Bundeswehr, in: Glatz, Rainer L. / Tophoven, Rolf (Hrsg.) 2015: Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, S. 343ff.

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Herausforderungen zum Ziel hat.91 Eine Stabilisierung dieser Regionen schien so manchem realistischer als deren Demokratisierung.92 Die Beteiligung an den Trainingsmissionen der EU in Somalia und Mali, ohne direkte Beteiligung der Ausbildenden an den Kämpfen, sollte den Weg in die kommenden Jahre weisen. Gleichzeitig wurden aber die „Grenzen der Anwendbarkeit der Ertüchtigungsstrategie“ offenbar.93 Im November 2015 konnte die Stärke der deutschen Einsatzkontingente gem. Tabelle 2 veranschlagt werden. Die gleiche Tabelle gibt auch die personelle Lage in den Einsatzgebieten im Januar 2018 wieder.94 Ein Vergleich ergibt, dass innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren die personelle Stärke der größeren Einsätze entweder auf gleichem Niveau stagnierten (Resolute Support), stark absanken (Kosovo Force (KFOR) von 907 auf 435)) oder um nur einige Dutzend Soldatinnen und Soldaten aufwuchsen (Ausbildungsunterstützung Nord- Irak). Darüber hinaus wurden in diesem Zeitraum auch einige, kleinere Einsätze abgeschlossen (Active Fence Turkey) bzw. erstmalig mandatiert (Counter Daesh). Einzig das deutsche Kontingent der VN-Mission MINUSMA läuft diesem Trend zuwider, da es von einer Stärke von 1095 auf 987 Soldatinnen und Soldaten (Stand: 08. Januar 2018) an- und damit zwischenzeitlich zum größten Einsatz der Bundeswehr aufgewachsen ist.96

91 Vgl. Interview Tagesspiegel mit Dr. Markus Kaim am 23.11.2015: Nicht weniger Auslandseinsätze, sondern andere, https://causa.tagesspiegel.de/politik/zukunft-der-bundeswehr/nicht-weniger- auslandseinsatze-sondern-andere.html (letzter Zugriff am 13.01.2018 21:12 Uhr) 92 Vgl. Interview mit Prof. Dr. Carlo Masala am 28.09.2016: Stabilisierung realistischer als Demokratisierung, https://www.bmvg.de/de/themen/weissbuch/fragen/interview-mit-carlo-masala- 12156 (letzter Zugriff am 24.12.2017, 11:09 Uhr). 93 Vgl. Kaim, Markus 2015: Vom „Sicherheitsanbieter“ zum „Sicherheitsberater“ – zur Zukunft der Auslandseinsätze der Bundeswehr, in: Glatz, Rainer L. / Tophoven, Rolf (Hrsg.) 2015: Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, S. 350ff. Major, Claudia / Mölling, Christian / Vorrath, Judith 2014: Bewaffnen + Befähigen = Befrieden. Für Stabilisierung ist mehr nötig als Ausbildung und Gerät, SWP-Aktuell 74, Dezember 2014, Berlin, S. 4. 94 http://www.einsatz.bundeswehr.de/portal/a/einsatzbw/start/aktuelle_einsaetze (letzter Zugriff am 31.01.2018 18:43 Uhr). 95 Zu Beginn erreichte die Mission zwischenzeitlich eine Stärke von ca. 100 Soldatinnen und Soldaten. 96 In den Monaten des Jahres 2017 wechselten sich MINUSMA und Resolute Support als die größten Bundeswehreinsätze immer wieder ab. Die jeweiligen Mandatsobergrenzen von 980 bzw. 1.000 Soldatinnen und Soldaten werden in den Kontingentwechselphasen regelmäßig überschritten.

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Tabelle 297

98

MLI

UR

Irak

-

N Guardian

Resolute Support KFOR AF T UNMISS UNAMID OAE UNIFIL ATALANTA EUTM MINUSMA EUTM SOM AusbUstg UNMIL SOPHIA Einsatz gegen IS Sea

Erstes 01.1.15 12.06.96 14.12.12 08.07.11 15.11.07 14.11.03 20.9.06 19.12.08 28.02.13 28.02.13 03.04.14 29.1.15 21.05.15 01.10.15 04.12.15 29.09.16 BT-Mandat

aktuelles 12.12.17 22.06. 17 - 13.12.17 13.12.17 - 29.6.17 18.05.17 18.05.17 12.12.17 12.12.17 12.12.17 - 29.06.17 12.12.17 12.12.17 BT-Mandat

Stärke 996 907 251 19 7 0 110 162 207 10 12 94 3 216 - - Nov 2015

Stärke 931 435 - 14 6 - 118 26 147 987 5 131 - 210 318 169 Jan 2018

Maximale Stärke 1120 6440 371 22 17 3100 1231 884 235 1.037 16 164 5 522 486 421

Bi- Kooperationsformat NATO NATO NATO VN VN NATO VN EU EU VN EU VN EU CoW100 NATO lateral99

97 In dieser Tabelle nicht berücksichtigt sind: StratAirMedEvac (41 Soldatinnen und Soldaten), die nicht bewaffneten Einsätze UNAMA (1 Soldat) und MINURSO (4 Soldaten), die Verwendung der Bundeswehr zur Unterstützung der NATO-Aktivität in der ÄGÄIS (170 Soldatinnen und Soldaten), die Entsendung einer Battle Group 2017 nach Litauen im Rahmen von enhanced Forward Presence (eFP), die Teilnahme der Luftwaffe am Verstärkten Air Policing Baltikum (VAPB) sowie sonstige einsatzgleichen Verpflichtungen, Dauereinsatzaufgaben und sonstige Kräftebindungen. All diese werden zwar z.T. vom Einsatzführungskommando (EinsFüKdo) geführt, sind aber nicht mandatierungspflichtig. 98 Der deutsche Beitrag zur vom Bundestag mandatierten NATO Seeraumüberwachungsoperation SEA GUARDIAN wird nicht durch das EinsFüKdo, sondern durch das Marinekommando geführt, da die Schiffe und Boote in der Regel nur für wenige Tage der Mission unterstellt sind. 99 Die Ausbildungsunterstützung erfolgt auf Bitten und mit Einverständnis der irakischen Regierung und der Regierung von Nord-Kurdistan. 100 Coalition of the Willing. Der Koalition gegen den Islamischen Staat gehören einige Dutzend westliche wie auch arabische Staaten unter der Führung der Vereinigten Staaten an.

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2.5 MINUSMA: GENESE, GRÖSSE, UND GEFÄHRLICHKEIT (3G) In den letzten vier Jahren hat sich der Einsatz von einem nur wenig beachteten Unterstützungseinsatz hin zu einem der wichtigsten Einsätze der Bundeswehr entwickelt. Bei der deutschen Beteiligung handelt es sich darüber hinaus um das größte deutsche Kontingent bei einem VN-geführten Einsatz101 seit über 25 Jahren. Mit der Entsendung der Soldatinnen und Soldaten in „the world´s deadliest UN peacekeeping-mission“ betritt die Bundeswehr zusätzlich Neuland.102 Im Falle der Genese gibt es einige bemerkenswerte Umstände zu beachten. Das westafrikanische Mali, das durch seine Vergangenheit als französische Kolonie eher eine starke traditionelle Bindung zu Frankreich pflegt, spielte bisher eher eine untergeordnete Rolle in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die bilateralen, militärischen Aktivitäten der Bundeswehr in Mali, die mit einer kurzen Unterbrechung 2012/2013 seit 1982 durchgeführt werden, weitestgehend unbekannt sind.103 Neben Standort einer Beratergruppe der Bundeswehr ist Mali mittlerweile auch einer der Schwerpunktländer der Ertüchtigungsinitiative der BReg.104 Mit der malischen Krise von 2012/2013 trat das internationale Konfliktmanagement in verschiedenen Formen in Erscheinung. Der damalige Beitrag der Bundeswehr zur Stabilisierung Malis, im Kern zwei

101 Vgl. Es ist zwischen VN-mandatierten und VN-geführten Einsätzen zu unterscheiden. VN- mandatierte Einsätze erfolgen auf der Grundlage eines Mandates des Sicherheitsrates der VN. Im Gegensatz dazu werden VN-geführte Einsätze nicht nur durch den Rat mandatiert, sondern auch von den VN selbst durchgeführt. Dazu hat der VN-Generalsekretär die politische Verantwortung für die Durchführung eines solchen Einsatzes. Die Klärung der politischen und rechtlichen Fragen wird durch das VN-Sekretariat vorgenommen. Einem vom Generalsekretär ernanntenernanntem Force Commander obliegt die Aufstellung des Operationsplans und die Formulierung der Einsatzregeln. Die Finanzierung der VN-Missionen erfolgt im Umlageverfahren durch die Mitgliedstaaten, unabhängig davon, ob sie Kräfte zur Verfügung stellen oder nicht, vgl. Gareis, Sven Bernhard / Varwick, Johannes 2014: Die Vereinten Nationen. Aufgaben, Instrumente und Reformen, Verlag Barbara Budrich, 5. Auflage, Opladen & Toronto, S. 144. 102 Vgl. Sieff, Kevin 2017: The world´s deadliest UN peacekeeping mission, 17th February 2017, http://www.washingtonpost.com/sf/world/2017/02/17/the-worlds-deadliest-u-n-peacekeeping- mission/ (letzter Zugriff am 23.12.2017 12:45 Uhr). 103 Bereits 1982 schlossen die Bundesrepublik Deutschland und Mali ein Abkommen über die Ausbildung der malischen Streitkräfte. Neben der militärischen Ausbildungs- und Ausstattungshilfe wurde auch eine technische Beratergruppe entsandt. Vgl. Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) (Hrsg.): Wegweiser zur Geschichte Mali, 2. aktualisierte Auflage, Schöningh Verlag, Potsdam, S. 198. 104 Vgl. https://www.bmvg.de/de/themen/friedenssicherung/ertuechtigung (letzter Zugriff am 02.01.0217 09:48 Uhr).

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Transportflugzeuge, zuerst unter afrikanischer, dann unter Führung der VN, war zu Beginn nicht einmal ein richtiger Einsatz.105 Durch den Abzug der beiden Flugzeuge106 wurde der dann mandatierte Beitrag fast schon symbolisch und fristete 2014/2015 ein Schattendasein neben der European Training Mission in Mali (EUTM Mali), der Ausbildungsmission der EU. Durch die konsequente Fortführung der Beteiligung an MINUSMA behielt man jedoch weiterhin einen Fuß in der Tür. Nach dem schrittweisen Abzug niederländischer Fähigkeiten aus der Mission ergaben sich dann Möglichkeiten, den deutschen Beitrag im Rahmen dieses Mandates massiv auszuweiten. Was die Beteiligung Deutschlands an VN-geführten Friedensmissionen angeht, lässt sich feststellen, dass hier trotz VN-freundlicher Rhetorik „seit Längerem Enthaltsamkeit“ festgestellt werden konnte.107 Nach Ende des Ost-West-Konfliktes entsendete Deutschland noch vor dem wegweisenden Urteil des BVerfG im Juli 1994 im Rahmen der VN-Mission United Nations Operations in Somalia II (UNOSOM II) anfänglich über 1.700 Soldaten nach Ostafrika.108 Die dann in Deutschland einsetzende „Enthaltsamkeit“ lässt sich teilweise dadurch erklären, dass international das Vertrauen in Friedenseinsätze durch die „öffentlichkeitswirksam gescheiterten“ Operationen in Somalia, Ruanda und Bosnien-Herzegowina erschüttert worden war.109

105 Vgl. PlPr 17/221 Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) 27461D. Drs 17/12239, Deutscher Bundestag, 17. Wahlperiode: Schriftliche Fragen mit der in der Woche vom 28. Januar 2013 eingegangenen Antworten der Bundesregierung, Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung, Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), S. 33. 106 Vgl. Drs 18/2210, Deutscher Bundestag, 18. Wahlperiode: Schriftliche Fragen mit der in der Woche vom 21. Juli 2014 eingegangenen Antworten der Bundesregierung, Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung, Brugger, Agnieszka (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Einsatz der beiden deutschen Transallmaschinen bei der VN-Mission MINUSMA, S. 38. Die Begründung für die Zurückweisung der deutschen Transportmaschinen seitens der VN soll in der bedingten Einsatzbereitschaft gelegen haben. So konnten die deutschen Transall aufgrund der Hitze tagsüber häufig und nachts überhaupt nicht fliegen. Vgl. Gebauer, Matthias 2014: Afrika-Mission in Mali Vereinte Nationen verschmähen alte Bundeswehrflieger, http://www.spiegel.de/politik/ausland/bundeswehr-uno-lehnt-transall-fuer-mali-ab-a-976563.html (letzter Zugriff am 27.12.2017 09:34 Uhr). Neben einsatztaktischen sollen auch finanzielle Gründe bei der Entscheidung der VN eine Rolle gespielt haben. Vgl. PlPr 18/42 Dr. (CDU/CSU) 3732A. 107 Vgl. Varwick, Johannes 2013: Deutschland in den UN 1990 bis heute. Vier Thesen zur deutschen Rolle, in: Vereinte Nationen 6/2013, 61. Jahrgang, Zeitschrift für die Vereinten Nationen und ihre Sonderorganisationen S. 255. 108 Vgl. Kollmer, Dieter H. 2009: In die Wüste geschickt? Der deutsche Unterstützungsverband Somalia im Rahmen von UNOSOM II, in: Gießmann, Hans J. / Wagner, Armin 2009: Armee im Einsatz. Grundlagen, Strategien und Ergebnisse einer Beteiligung der Bundeswehr, Nomos Verlagsgesellschaft, 1. Auflage, Baden-Baden, S. 288f, 294. 109 Vgl. Gareis, Sven Bernhard / Varwick, Johannes 2014: Die Vereinten Nationen. Aufgaben, Instrumente und Reformen, Verlag Barbara Budrich, 5. Auflage, Opladen & Toronto, S. 136f.

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Durch konsequente Reformbemühungen im Bereich der Friedenssicherung110 und den angestiegenen Bedarf an Friedensoperationen, insbesondere in Afrika, hatten die VN Ende 2015 mit 100.000 Männern und Frauen, noch vor NATO und EU, am meisten Kräfte im Einsatz. Obwohl Deutschland für den Zweijahreshaushalt 2016/2017 beim Gesamthaushalt der VN sowie bei der Finanzierung der VN-geführten Friedensmissionen viertgrößter Beitragszahler war,111 stellte es im Herbst 2015 gerade mal 160 Blauhelme und belegte damit Platz 61 unter den Truppenstellern. Im Oktober 2015 kündigte die BReg dann an, sich mit einem größeren Kontingent an der VN- Mission in Mali zu beteiligen.112 Mit 729 Blauhelmen (Stand: November 2017) hielt Deutschland Platz 34 und leistete nach Italien (1.084) und Frankreich (815) den drittgrößten, europäischen Beitrag.113 Der Stabilisierungseinsatz in Mali gilt als gefährlich. Bereits seit 1999 setzte ein Trend zum „robusten Peacekeeping“ ein, der durch einen Wandel von passiver zu aktiver Unparteilichkeit gekennzeichnet ist. Der Schutz der Zivilbevölkerung war dabei der wohl wichtigste Treiber gewesen.114 Neben dem Trend hin zu multidimensionalen, zivil-militärischen Operationen115 kann insbesondere bei afrikanischen Friedenssicherungsmissionen (MINUSCA116, MONUSCA117, und eben MINUSMA) ein Übergang zu Stabilisierungseinsätzen beobachtet werden, der dadurch gekennzeichnet ist, dass die VN staatliche Kräfte gegen nicht-staatliche Akteure unterstützen.118 Diese offensive und parteiische Friedenssicherung der VN in Afrika ist nicht unumstritten.119 Es konnte z.B.

110 Vgl. Ebd., S. 139-151. 111 Vgl. https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/internationale- organisationen/uno/deutschland-in-der-uno/205624 (letzter Zugriff am 02.01.2017, 11:40 Uhr) 112 Vgl. Pietz, Tobias 2016: Back in Blue? Mehr deutsche Blauhelme in UN-Friedenseinsätzen, in: Die Bundeswehr. Verbandsmagazin des Deutschen Bundeswehrverbandes, Februar 2016, S. 13. 113 Vgl. https://peacekeeping.un.org/en/troop-and-police-contributors (letzter Zugriff am 02.01.2017 11:57 Uhr). 114 Vgl. Rudolf, Peter: VN-Friedensmissionen und der Einsatz militärischer Gewalt, SWP-Studie S. 18, September 2017, Berlin, S. 11f. 115 Vgl. Gareis, Sven Bernhard / Varwick, Johannes 2014: Die Vereinten Nationen. Aufgaben, Instrumente und Reformen, Verlag Barbara Budrich, 5. Auflage, Opladen & Toronto, S. 143. 116 Mission multidimensionnelle intégrée des Nations Unies pour la stabilisation de la République centrafricaine. 117 Mission de l'Organisation des Nations unies pour la stabilisation en République démocratique du Congo. 118 Vgl. Rudolf, Peter: VN-Friedensmissionen und der Einsatz militärischer Gewalt, SWP-Studie S. 18, September 2017, Berlin, S. 16 119 Vgl. Ebd., S. 23. Tull, Denis M: Peacekeeping und der Einsatz von Gewalt, SWP-Aktuell 22. April 2016, Berlin.

28 nachgewiesen werden, dass solche Hochrisikooperationen mit mehr Verlusten unter den Blauhelmen verbunden sind.120 MINUSMA stellt hier keine Ausnahme dar. Gemäß der Darstellung der VN (Stand: 02. Januar 2018) sind in etwa viereinhalb Jahren 146 Missionsangehörige, überwiegend afrikanischer Abstammung, ums Leben gekommen.121 Davon ist die Mehrheit durch feindselige Handlungen getötet worden.122 Mit der Stationierung von Kräften der Bundeswehr im tendenziell gefährlicheren Norden Malis hat die Bundeswehr dieses Risiko bewusst in Kauf genommen.123 Konsequenterweise hat sie die Redewendung von der „gefährlichsten VN-Mission weltweit“ in ihren offiziellen Sprachgebrauch übernommen.124 Anfang 2017 hatte ein schwerer Angriff ein Ausbildungslager malischer MOC- Sicherheitskräfte (Mécanisme Opérationnel de Coordination) in unmittelbarer Nähe zum deutschen Feldlager in Gao getroffen und Dutzende Malier getötet.125 Auf die Bundeswehr selbst wurden immer wieder leichtere Angriffe verübt (zuletzt am 12.04.2017).126 Das Gros der Angriffe richtete sich bis jetzt gegen die schlechter geschützten malischen und afrikanischen Kräfte. Mit dem Absturz eines Tiger- Kampfhubschraubers bei einer bewaffneten Aufklärungsmission in der Region Gao am 26. Juli 2017 musste das deutsche MINUSMA-Kontingent jedoch seine ersten im

120 Vgl. De Silva, Lesley 2017: The realitiy of new forms of UN peace keeping. High risk missions and fatalities, May 2017, New York University, S. 89. 121 Vgl. https://peacekeeping.un.org/en/mission/minusma (letzter Zugriff am 02.01.2018 12:46 Uhr). 122 Vgl. http://www.un.org/en/peacekeeping/fatalities/documents/stats_4aug.pdf (letzter Zugriff am 02.01.2017 12:49 Uhr). 123 Im Vorfeld der ersten Erweiterung der MINUSMA-Mission hatte die Bundeswehr mit Hilfe von Angaben der VN und durch eigene Erkundung die Lage sondiert. Als Gefahrenquellen wurden v.a. die Häufigkeit der Angriffe mit improvisierten Sprengfallen auf die Fahrzeugkolonnen der VN, insbesondere im Bereich der deutschen MINUSMA-Kräfte um Gao, sowie die geringe Zustimmungsquote der Bevölkerung zu MINUSMA in den Stationierungsorten der Bundeswehr in Gao (22,5 Prozent) und Koulikoro (32 Prozent) betrachtet. Insbesondere die Stationierung und der Einsatz in der Provinz Gao in Nord-Mali galt als gefährlich. Dies führte zu der Folgerung, dass „die Bedrohungslage und der zu erwartende Auftrag der deutschen Kräften […] die Befähigung zur eigenständigen und robusten Operationsführung“ [erfordern] (Anm. des Autors), vgl. Henning, Frank 2016: Nun also Malis Norden, in: Die Bundeswehr. Verbandsmagazin des Deutschen Bundeswehrverbandes, Februar 2016, S. 9f. 124 Vgl. https://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/start/einsaetze/mali/minusma. (letzter Zugriff am 24.11.2017 13:32 Uhr) 125 Vgl. Bauer, Udo 2017: Bundeswehr in Gao. Nichts ist sicher in Mali, 19.01.2017, http://www.dw.com/de/bundeswehr-in-gao-nichts-ist-sicher-in-mali/a-37201959 (letzter Zugriff am 24.11.2017 14:47 Uhr) 126 Vgl. Jungholt, Thorsten 2017: Bundeswehrsoldaten in Mali beschossen, 12.04.2017, https://www.welt.de/politik/deutschland/article163654650/Bundeswehr-Soldaten-in-Mali- beschossen.html (letzter Zugriff am 24.11.2017 15:12 Uhr).

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Einsatz umgekommenen Soldaten beklagen. Bei diesem Absturz handelte es ich zwar um einen tragischen Unfall,127 dennoch hatte die Bundeswehr damit seit Afghanistan 2014 wieder Verluste in einem Auslandseinsatz erlitten.128

127 Vgl. Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs, Markus Grübel, an den Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags, , vom 08.08.2017. Die genaue Unfallursache ist weiterhin unklar. Vgl. Wiegold, Thomas 2017: Tiger-Hubschrauber dürfen wieder fliegen – Absturzursache weiter ungeklärt, 22.09.2017, http://augengeradeaus.net/2017/09/flugbetrieb-der-tiger-kampfhubschrauber-wieder-zugelassen/ (letzter Zugriff am 24.11.2017 16:39 Uhr). 128 Vgl. https://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/start/gedenken/todesfaelle_im_einsatz/ (letzter Zugriff am 24.11.2017 16:06 Uhr).

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3. POLITISCHE MOTIVE DES MINUSMA-EINSATZES

„Wieso eigentlich Mali“ fragte Professor Jäger nach dem Tod der beiden deutschen Hubschrauberpiloten und entgegnete dem Vorwurf der Strategielosigkeit deutscher Außen- und Sicherheitspolitik von Professor Terhalle mit seiner eigenen Sichtweise auf diesen Einsatz.129 Wie bereits dargestellt wurde, steht die deutsche Gesellschaft den Auslandseinsätzen relativ desinteressiert und zum Teil sogar ablehnend gegenüber. Bei der Untersuchung der politischen Motive des MINUSMA-Einsatzes kann daher nur schwerlich ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs in Deutschland über das Für und Wider dieses Einsatzes nachvollzogen werden. Dieser existiert in der Breite einfach nicht. Stattdessen konzentriert sich diese Untersuchung im Rekurs auf die „Öffentlichkeitsfunktion“ des deutschen BT130 auf den Bereich, in dem darüber entschieden wird, ob der deutsche MINUSMA-Einsatz stattfindet: Im Fokus stehen die seit fast fünf Jahren in relativ regelmäßigen Abständen stattfindenden Mandatsdebatten im deutschen BT, die durch die Anträge der BReg initiiert werden. Die parlamentarische Debatte über MINUSMA ist aus dreierlei Gründen breit: Erstens handelt es sich bei den Abgeordneten um die gewählten Repräsentanten des gesamten deutschen Volkes. Zweitens ist im parteipolitischen Wettstreit und insbesondere im Wechselspiel zwischen Regierung und Opposition der Austausch unterschiedlicher Argumente bereits angelegt. Drittens, und das ist das Erkenntnisinteresse dieser Untersuchung, verändert sich die politischen Motivlage sowie deren Gewichtung im Laufe der Jahre 2013-2017. In der Regel gehen jeder Mandatsabstimmung zwei Lesungen von jeweils 30 bis 45 Minuten Dauer voraus. Durch die Sitzverteilung im BT ergeben sich die Anzahl der Redner der Partei und deren Redezeit in der jeweiligen Lesung. Der BT gilt in seiner legislativen Funktion, insbesondere durch die Arbeit in den Ausschüssen, als „Mischform“ von „Rede und Arbeitsparlament“.131 Dadurch

129 Vgl. Jäger, Thomas 2017: Wieso eigentlich Mali?, 01.08 2017, https://www.cicero.de/aussenpolitik/bundeswehreinsaetze-im-ausland-wieso-eigentlich-mali (letzter Zugriff am 29.12.2017 14:47 Uhr). 130 Vgl. Kißler, Leo 1976: Die Öffentlichkeitfunktion des Deutschen Bundestages. Theorie – Empirie – Reform, Beiträge zur politischen Wissenschaft. Band 25, Duncker & Humblot, Berlin, S. 5f. 131 Vgl. Rudzio, Wolfgang 2003: Das politische System der Bundesrepublik Deutschland, 6. überarbeitete Auflage, Leske + Budrich GmbH, Opladen, S. 277.

31 erhält die parlamentarische Debatte eine ausreichende Tiefe. Mit Blick auf die im BT vertretenen Parteien wird die Breite in dieser Untersuchung jedoch etwas eingeschränkt. Die Partei DIE LINKE lehnt jeglichen bewaffneten Militäreinsatz der Bundeswehr ab.132 Die erstmals im BT vertretene Alternative für Deutschland (AfD) hat die Fortsetzung des MINUSMA-Einsatzes ebenfalls abgelehnt.133 Beiträge beider Parteien wurden untersucht. Da deren Abgeordnete aber in der Debatte keine Gründe für eine Beteiligung vortragen, finden deren Reden nur wenig Eingang in diese Arbeit. Bei den übrigen Parteien, CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, gibt es einen parteiübergreifenden Konsens: Alle Einsätze erfolgen nach einem vernetzten, ressortübergreifenden und multilateralen Ansatz. Eine einwandfreie völkerrechtliche Grundlage und das Vorhandensein eines politischen Prozesses sind die Voraussetzungen für jegliche Entsendung bewaffneter Kräfte. Dieser Konsens wird vor die Klammer gezogen und nicht untersucht. In der Klammer befinden sich dagegen die missionsspezifischen, politischen Motive für die Beteiligung der Bundeswehr an MINUSMA. Die Auswahl dieser Argumente erfolgte grundsätzlich anhand von zwei Kriterien: Zuerst musste dieses Motiv im Antragstext der BReg eine nachvollziehbar zentrale Rolle eingenommen haben. Des Weiteren muss dieses Motiv von den Parlamentariern aufgegriffen worden und in der Debatte von entsprechendem Gewicht gewesen sein. Darüber hinaus muss dieses Argument in einem vernetzten Ansatz die Entsendung spezifisch militärischer Mittel begründen. Die Reihenfolge der hier untersuchten Motive ist chronologisch und richtet sich danach, wann diese in die Debatte Eingang gefunden haben. Auf diese Art und Weise wird in den Abschnitten 3.1.-3.7. die parlamentarische Debatte bewertend nachgezeichnet. Als Korrektiv werden in dieser Untersuchung Beiträge aus der Außenperspektive, auch vom Standpunkt anderer Nationen, herangezogen. Darüber hinaus wird die Entwicklung zwischen den Debattenzeitpunkten und aus der Rückschau, mit dem Kenntnisstand von heute, aufgezeigt. Im Abschnitt 3.8 werden die Motive dann über den gesamten

132 Vgl. Wahlprogramm der Partei DIE LINKE zur Bundestagswahl 2017, beschlossen auf dem Bundeswahlparteitag, Hannover 09-11. Juni 2017, S. 93f. https://www.die- linke.de/fileadmin/download/wahlen2017/wahlprogramm2017/die_linke_wahlprogramm_2017.pdf (letzter Zugriff am 27.12.2017. 13:14 Uhr) 133 Vgl. hierzu die Reden der AfD-Abgeordneten Rüdiger Lucassen (PlPr 19/3 146D), (155A), Peter Fester (PlPr 19/4 220B), Dr. Birgit Malsack-Winkemann (231A) und (250B).

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Zeitraum und im Vergleich zueinander gewichtet. Die Ausprägungsgrade der Motive lauten „KEIN“, „GERING“, „MITTEL“, „STARK“.

3.1 TRANSNATIONALE RISIKEN Transnationalität und der Begriff des Risikos werden in der sicherheitspolitischen Debatte häufig genannt und benötigen gerade deswegen wohl eine Erklärung bzw. Einordnung. Ein sicherheitspolitisches Risiko zeichnet sich dadurch aus, dass Intention, Potenzial und manchmal auch der Akteur sich nicht immer genau bestimmen lassen. Dadurch lassen sich häufig die Höhe eines eventuell entstehenden Schadens sowie dessen Eintrittswahrscheinlichkeit nicht ermessen. Dies und die Vielzahl unterschiedlicher Risiken wie Terrorismus, Proliferation, aber auch Pandemien und Klimawandel, stellen in Ergänzung zu den klassischem, staatszentrierten Bedrohungsszenaren die eigentlichen, sicherheitspolitischen Herausforderungen von heute dar.134 Der Begriff der Transnationalität findet im Weißbuch (WB) 2016 Erwähnung,135 wird in diesem Dokument aber einseitig auf den Terrorismus angewendet. Transnationaler Terrorismus schafft sich demnach durch Staatszerfallsprozesse einen Herrschafts- und Rückzugsraum, beschränkt sich aber nicht auf diese Staaten und Regionen, sondern ist mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel, krimineller Methoden der Finanzierung, der Rückkehr gewaltbereiter Kämpfer aus Krisen- und Konfliktregionen in deren Herkunftsländer und vor allem durch Anschläge innerhalb westlicher Staaten eine unmittelbare Gefahr für Deutschland und seine Bürgerinnen und Bürger. Al-Qaida und seine Regionalorganisationen sowie der IS gelten als prominente Vertreter dieses

134 Vgl. Daase, Christopher 2002: Internationale Risikopolitik: Ein Forschungsprogramm für den sicherheitspolitischen Paradigmenwechsel, in: Daase, Christopher / Feske, Susanne / Peters, Ingo (Hrsg.) 2002: Internationale Risikopolitik. Der Umgang mit neuen Gefahren in den internationalen Beziehungen, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2002, S. 12ff. Menrath, Christian 2008: Gesamtstaatliche Sicherheit als Konsequenz aus der Risikolage unter besonderer Berücksichtigung der Vernetzung, Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Diplom-Staatswissenschaftler, S. 27ff. 135 In den IB war im Umgang mit Risiken eigentlich das Begriffspaar „Internationale Risiken“ gebräuchlich. Vgl. Daase, Christopher 2002: Internationale Risikopolitik: Ein Forschungsprogramm für den sicherheitspolitischen Paradigmenwechsel, in: Daase, Christopher / Feske, Susanne / Peters, Ingo (Hrsg.) 2002: Internationale Risikopolitik. Der Umgang mit neuen Gefahren in den internationalen Beziehungen, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2002, S. 14ff.

33 transnationalen Terrorismus. Um diese Gefahren abzuwenden, bedarf es eines vernetzten, ressortübergreifenden und multilateralen Ansatzes.136 Über den sicherheitspolitischen Konsens eines vernetzten Ansatzes hinaus bietet das WB aber keinen Ansatzpunkt für die Begründung eines militärischen Einsatzes zur Minimierung von Risiken. Der Vergleich der Anträge der BReg zur Entsendung bzw. Fortführung des Einsatzes bewaffneter Kräfte im Rahmen von MINUSMA führt hingegen drei konkrete Risiken auf, die transnationale Eigenschaften haben, und den Einsatz der Bundeswehr mitbegründen: Terrorismus, Organisierte Kriminalität und Migration.137 Dabei spielte das Motiv, etwas im Kampf gegen den transnationalen Terrorismus zu tun, zunächst eine übergeordnete Rolle. Mit dem Vormarsch jihadistischer Gruppierungen auf Bamako im malischen Krisenstaat wurde der internationalen Öffentlichkeit Potential und Intention dieses Risikos vor Augen geführt. Fast alle Abgeordneten führten daher parteiübergreifend in der Initialdebatte 2013 das Risiko des Terrorismus/Jihadismus, häufig in Verbindung mit der Fragilität des malischen Staates, als Argumentationslinie für die Einsatzentscheidung auf.138 Der Abgeordnete (CDU/CSU) beschrieb dies wie folgt: „ …eine Gefahr für die gesamte Sahelzone, eine Gefahr vor den Toren Europas.“139 Dabei schien deutschen Politikern die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadens in Europa und vielleicht sogar in Deutschland zumindest gegeben. So wurde im Zusammenhang mit dem sich ausbreitenden Herrschaftsbereich der Jihadisten bereits im Januar/Februar 2013 die Redewendung gebraucht, dass Mali nur eine Grenze, die malisch-lybische, und ein Meer, das Mittelmeer, von Europa entfernt ist.140 Neben der Entfernung mag auch die Vorstellung eines einheitlichen Akteurs eine gewisse Rolle gespielt haben.

136 Vgl. BReg (BMVg) (Hrsg.) 2016: Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr, Berlin, 13. Juli 2016, S. 34. 137 Terrorismus, Kriminalität: vgl. Drs 17/12368, S. 3. Terrorismus, Kriminalität und Migration: vgl. Drs 18/7206.015, S. 6., Drs 18/10819, S. X, Drs 19/24, S. 5. 138 Vgl. PlPr 17/221 Abgeordneter (SPD) 27457B, Bundesminister des Auswärtigen Dr. (FDP) 27459B, Abgeordneter Florian Hahn (CDU/CSU) 27466B, Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 27462C/D. 139 Vgl PlPr 17/221 27466B. 140 Vgl. Rede des FDP-Abgeordneten Dr. Rainer Stinner, PlPr 17/225 27959B sowie Interview mit dem Bundesminister für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit , https://www.welt.de/politik/deutschland/article112901791/Nur-eine-Grenze-zwischen-Mali-und- Mittelmeer.html (letzter Zugriff am 27.12.2017 20:18 Uhr).

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Um über ein einfaches Narrativ für eine möglichst breite internationale Unterstützung zu verfügen, hatten französische Entscheidungsträger alle Rebellengruppen, einschließlich der Tuareg, unter „jihadistisch terroristische Gruppierungen“ zusammengefasst dargestellt.141 Es handelte sich jedoch um unterschiedlichste Gruppierungen mit voneinander abweichenden Motiven und gleichzeitig verschwimmenden Grenzen, die sich ständig weiterwandelten. Die Besonderheit des Jihadismus in der Sahara bestand dabei darin, dass es einer anfänglich sehr begrenzten Zahl algerischer Jihadisten gelungen war, sich aufgrund lokaler Konflikte und dem Zerfall staatlicher Strukturen, u.a. in Nord-Mali, zu lokal verwurzelten Bewegungen zu entwickeln.142 Obwohl das Risiko so nah und vermeintlich geschlossen auftrat, beteiligte sich die Bundeswehr aber nur unterstützend, zunächst unterhalb der Einsatzschwelle, am afrikanischen AFISMA-Einsatz, was wiederum die Franzosen entlastete.143 Aber auch nachdem das deutsche Engagement Einsatzstatus erhalten hatte, stellte eine direkte Unterstützung der gegen die terroristischen Gruppierungen gerichteten, französischen Operation Serval die BReg vor Erklärungsnot, da z.B. die Betankung französischer Kampfflugzeuge, die Stellungen der Jihadisten bombardierten, nicht durch das Einsatzmandat abgedeckt war.144 Nachdem durch die französische Intervention die jihadistischen Gruppierungen in den Norden zurückgedrängt worden waren, schien in den Jahren 2014/2015 das Risiko auf die Bevölkerung und die internationalen Kräfte in Nord-Mali, u.a. MINUSMA, eingegrenzt. Es ging in der politischen Argumentation dieser beiden Jahre nun eher darum, Chancen für die langfristige Stabilisierung Malis zu nutzen als Risiken für Deutschland zu minimieren.145 Dennoch waren vereinzelt immer noch Stimmen zu

141 Vgl. Henke, Marina E. 2017: Why did France intervene in Mali in 2013: Examining the role of Intervention Entrepreneurs, in: Canadian Foreign Policy Journal, volume 23, issue 3. S. 316. 142 Vgl. Lacher, Wolfgang / Steinberg Guido 2015: Transnationaler Jihadismus, lokal verwurzelt: AQIM und MUJAO in der Sahara, in: Steinberg, Guido / Weber, Anette 2015: Jihadismus in Afrikas. Lokale Ursachen, regional Ausbreitung, internationale Verbindungen, SWP-Studie 7, März 2015, Berlin, S. 73-88, 89. 143 Vgl. Tramond, Oliver, Seigneur, Philippe 2014: Operation Serval. Another Beau Geste of France in Sub-Saharan Africa, in: Military Review, November/December 2014, S.80, FN 10. 144 Vgl. Wiegold Thomas 2013: Deutsche Luftwaffe über Mali: „Unser Tanker ist täglich im Einsatz“ 12.03.2013, http://augengeradeaus.net/2013/03/deutsche-luftwaffe-uber-mali-unser-tanker-ist-taglich- im-einsatz/ (letzter Zugriff am 20.12.2017 11:44 Uhr) 145 Vgl. PlPr 18/40 3534D-3542A, PlPr 18/42 3725C-3734D, PlPr 18/109 10507C-10512A und PlPr 18/113 10890A-10897D.

35 vernehmen, die die durch den Terrorismus ausgehende Gefahr betonten. So argumentierte der CDU-Abgeordnete Roderich Kieswetter in einem Interview vor der ersten, massiven Ausweitung des deutschen Beitrags zu MINUSMA im November 2015: „Es geht um die Bekämpfung des Terrorismus und Mali ist einer der Staaten, wo die Terroristen versuchen, Fuß zu fassen.“146 Spektakuläre Anschläge, wie derjenige auf das Radisson Blu Hotel in Bamako im November 2015, erzeugten transnationale Betroffenheit und gaben einen Eindruck von einer möglichen Schadenshöhe.147 Seit 2016 breiten sich Angriffe und Anschläge vom Norden Malis nach Zentral-Mali und in die Anrainerstaaten, vor allem Burkina Faso (Januar 2016, August 2017), die Elfenbeinküste und Niger (Oktober 2017)148 aus.149 Trotz des internationalen Engagements im Rahmen von MINUSMA und der französischen Anti- Terror-Operation Barkhane150 konnten terroristische Gruppierungen um Al-Qaida, die sich zu einem neuen Islamistenbündnis zusammengeschlossen haben, ihr Operationstempo 2017 beibehalten und sind nun in der Lage, in ganz Westafrika Anschläge zu verüben. Als besonders gefährdet gelten neben Nord-Mali nun auch Zentral-Mali sowie das Grenzgebiet von Mali, Niger und Burkina Faso.151 Darüber hinaus sucht auch der IS nach der Vertreibung aus Syrien und dem Irak ein alternatives Territorium in Westafrika.152 Obwohl MINUSMA gemäß des Mandates asymmetrische Gefahren in Mali abwehren soll,153 ist es nicht die Aufgabe der

146 Vgl. http://www.dw.com/de/bundeswehr-einsatz-in-nord-mali/a-18869507 (letzter Zugriff am 03.12.2017 16:37 Uhr) 147 Vgl. http://edition.cnn.com/2015/11/20/africa/mali-shooting/index.html (letzter Zugriff am 28.12.2017, 12:14 Uhr) 148 Vgl. Putsch, Christian 2017: Der unbekannte neue Terror-Staat, in: Die WELT, 17.08.2017, S. 6., http://www.dw.com/de/soldaten-sterben-bei-attacke-im-niger/a-41065055 (letzter Zugriff am 28.12.2017 13:09 Uhr). 149 Vgl. Hauenstein, Melanie 2017: Letzte Station vor der Hölle, http://www.ipg- journal.de/regionen/afrika/artikel/detail/letzte-station-vor-der-hoelle-2229/ (letzter Zugriff am 29.12.2017 13:35 Uhr) 150 Nachfolgeoperation der französischen Operation Serval. Die Operation Barkhane führt in der gesamten Region, nicht nur in Mali, den Kampf gegen jihadistische Gruppierungen. 151 Weiss, Caleb 2018: Al Qaeda maintains operational tempo in West Africa in 2017, 5th January 2018, https://www.longwarjournal.org/archives/2018/01/al-qaeda-maintains-operational-tempo-in- west-africa-in-2017.php (letzter Zugriff am 05.01.2018 12:06 Uhr). 152 Vgl. Knipp, Kersten 2018: ´Islamic state´ seeks new foothold in Africa, 02.01.2018, http://m.dw.com/en/islamic-state-seeks-new-foothold-in-africa/a-41977922 (letzter Zugriff am 02.01.2018 12.18 Uhr). 153 Vgl. S/RES/2295 vom 29. Juni 2016, MINUSMA´s mandate (d) und S/RES/2364 vom 29. Juni 2017, MINUSMA´s mandate (d).

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Mission, den Antiterrorkampf in der gesamten Region zu führen. Die BReg achtete darauf, dass es im Zuge der Mandatserweiterungen zu keiner Vermengung des Auftrags der an MINUSMA beteiligten Kräfte der Bundeswehr mit der von Frankreich in den Sahelstaaten durchgeführten Anti-Terror-Operation kam. Bei einem Besuch der Bundesministerin (BMin) der Verteidigung, Dr. , im April 2016 in Mali betonte sie, „gegen den Terror zu kämpfen, das ist die Aufgabe von Barkhane“.154 Aber auch Frankreich möchte die Hauptverantwortung für den Kampf gegen den Terror in dieser Region an die Sahelstaaten abgeben.155 Bereits im März 2017 wurde, auf Einladung Frankreichs, in Deutschland überlegt, wie die Regionalgruppe G5 Sahel (G5S)156 „stärker beim Aufbau gemeinsamer Streitkräfte“ unterstützen werden könnte.157 Um der sich zunehmend verschlechternden Sicherheitslage Herr zu werden, war im Juli 2017 eine gemeinsamen Truppe der G5S gegründet worden. Diese Truppe muss jedoch durch andere Staaten, u.a. Deutschland, finanziert, ausgebildet und mit Ausrüstung versorgt werden.158 Als die BMin der Verteidigung im Rahmen der Verlängerung des MINUSMA-Mandats, im November 2017 vom Kampf gegen den Terror sprach, erwähnte sie nicht MINUSMA, sondern den „Einsatzverband der fünf Sahelländer – die Force Conjointe du G5 Sahel“.159 Der unmittelbare Kampf gegen den Terrorismus in Mali und der Sahelzone wird nach Serval und Barkhane auch zukünftig von anderen getragen. Die besondere geographische Lage Malis setzt Deutschland und Europa aber noch weiteren Risiken aus. In einer Lesung zum MINUSMA-Einsatz zu Beginn des Jahres 2017 beschrieb die BMin der Verteidigung die Bedeutung Malis als Transitregion treffend: „Dort verläuft die Route für Migration, aber auch die Route für Schleuser und Schlepper, die

154 Vgl. https://de.reuters.com/article/deutschland-mali-von-der-leyen-idDEKCN0X20B7 (letzter Zugriff am 03.01.2018 10:49 Uhr). 155 Vgl. Titz, Christoph 2018: Was wurde aus…Malis Dschihadisten, 10.10.2017, http://www.spiegel.de/politik/ausland/mali-islamisten-bedrohen-den-wuestenstaat-ein-jahr-vor-der- wahl-a-1167434.html (letzter Zugriff am 20.12.2017 12.33 Uhr). 156 Zu den G5S gehören die westafrikanischen Staaten Mauretanien, Mali, Niger, Burkina Faso und Tschad. 157 Vgl. FAZ: Mehr Hilfe für Sahel-Staaten, 30.03.2017, S. 2. 158 Vgl. Klimm, Leo: Im Wüstenkrieg, 13.12.2017, http://www.sueddeutsche.de/politik/afrika-im- wuestenkrieg-1.3790417 (letzter Zugriff am 28.12.2017 13:42 Uhr). http://www.africanews.com/2017/12/13/saudi-arabia-uae-pledge-130m-towards-g5-sahel-force/ (letzter Zugriff am 28.12.2017, 13:42 Uhr). 159 Vgl. PlPr 19/3 144A.

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Menschen vom Süden in den Norden bringen, sowie für Drogen- und Waffenschmuggel und andere Formen der Organisierten Kriminalität.“160 Das Bewusstsein für die Risiken transnationaler Organisierter Kriminalität (OK) sowie entsprechende europäische Gegenmaßnahmen sind älter als die zu Zeit im Fokus stehenden unkontrollierten Migrationsbewegungen.161 Durch Nord-Mali verliefen nämlich jahrhundertelang verschiedene traditionelle Wege des Trans-Sahara-Handels. Heute spielen diese Routen mitsamt der städtischen Zentren in Form transnationaler Hubs zwischen der westafrikanischen Küste und Algerien, Libyen sowie Niger eine Schlüsselrolle bei jeglicher Form illegalen Handels und Schmuggels. Europa ist von diesen Aktivitäten als Absatzmarkt und Zielregion betroffen. Die Zusammenhänge zwischen Staatlichkeit und OK in Westafrika sind überaus komplex. Während fragile Staaten wie Mali und Niger als Transitzonen fungieren, sind ökonomisch gefestigtere Länder wie Ghana und Nigeria eher Investitionsort krimineller Profite. Die Grauzonen in fragilen Staaten sind besonders ausgeprägt: Staatliche und nicht-staatliche Bereiche lassen sich kaum trennen. Kriegsökonomien wurden nicht aufgelöst, sondern einfach nur transformiert. Die Trennlinie zwischen informeller und krimineller Wirtschaft ist äußerst unscharf.162 Es hat sich dabei herausgestellt, dass die europäischen Maßnahmen zur Eindämmung illegaler Ströme aufgrund der lokalen Realitäten oft nicht wirksam sind.163 Beim Drogenhandel ist Westafrika z.B. „nicht nur Durchgangsstation“, sondern der Drogenhandel unterminiert durch Geldwäsche, Korruption und Gewalt die Gesellschaft. Dabei ist weniger der so genannte „Nacro- Jihadismus“, also die Verbindung von Drogenschmuggel und terroristischen Gruppierungen von Bedeutung, als die Auswirkungen des Kokainhandels, dessen geschätzter Wert größer als die jährlichen Staatshaushalte einiger Länder der Region ist, auf die lokalen Eliten.164 Die Bedeutung Malis als Transitzone der OK findet

160 Vgl. PlPr 18/213 21360B. 161 Vgl. Vorrath, Judith 2017: Die Eindämmung illegaler Ströme an afrikanischen Grenzen. Fallstricke für Europa, SWP-Aktuell 42, Juni 2017, Berlin, S. 3. 162 Vgl. Vorrath, Judith 2013: Transnationale organisierte Kriminalität in Westafrika. Mehr als ein Terrorismus- und Strafverfolgungsproblem, SWP Aktuell 42, Berlin, Juli 2013, S. 1ff. 163 Vgl. Vorrath, Judith 2017: Die Eindämmung illegaler Ströme an afrikanischen Grenzen. Fallstricke für Europa, SWP-Aktuell 42, Juni 2017, Berlin, S. 3. 164 Vgl. Olusegun, Obasanjo 2016: Nicht nur Durchgangsstation, in: Internationale Politik (IP) 6, November/Dezember 2016,

38 insbesondere in Verbindung mit Terrorismus und Migration Berücksichtigung,165 ist im Verlauf der mehrjährigen Mandatsdebatte gegenüber dem Terrorismus aber eher das nachrangige Thema. Das lässt sich sicherlich damit begründen, dass der Kampf gegen OK keine originär militärische Aufgabe ist. Dieser fällt aber in den Bereich der zivilen Komponente des vernetzten Ansatzes. Die Wichtigkeit dieser Komponente wurde in allen Anträgen der Regierung, aber auch im Konsens in jeder Plenardebatte, betont. Auffallend bleibt dann jedoch, dass die unterschiedlichen Formen der OK in Westafrika, deren regionalen Zusammenhänge, die spezifische Rolle der Transitzone Nord-Mali, die Auswirkungen einer mehrjährigen und umfangreichen Stationierung von Militär vor Ort sowie der Einfluss internationaler Hilfsgelder auf die regionalen Ströme in der Debatte kaum thematisiert wurden. Dabei wäre ein größeres Maß an Genauigkeit in der Debatte im Umgang mit an sich diffusen Risiken sicherlich ein Gewinn.

3.2 EUROPÄISCHE BÜNDNISSOLIDARITÄT In der politischen Debatte dominiert weiterhin das traditionelle Konzept, dass die Entsendung von Streitkräften zum Kernbereich nationaler Souveränität gehört.166 In der Politikberatung existiert aber schon länger die Erkenntnis, dass sich BReg und BT „multilateralem Erwartungsdruck“ bezüglich der Teilnahme an internationalen Einsätzen nicht entziehen können und die „nationalen Entscheidungsspielräume“ zumindest eingeschränkt sind.167 Ob der multilaterale Ansatz in der deutschen

S. 26ff. 165 Vgl. PlPr 18/149 und 18/152 Bundesministerin der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen (CDU/CSU) sowie die Abgeordneten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Florian Hahn, und Michael Vietz. 166 Vgl. Kaim, Markus 2009: Deutsche Interessen versus Bündnisverpflichtung: Zur Frage nationaler Handlungsspielräume bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr, in: Gießmann, Hans J / Wagner, Achim (Hrsg.) 2009: Armee im Einsatz. Grundlagen, Strategien und Ergebnisse einer Beteiligung der Bundeswehr, Nomos Verlagsgesellschaft, 1. Auflage, Baden-Baden, S. 178. 167 Vgl. Kaim, Markus 2007: Deutsche Auslandseinsätze in der Multilateralismusfalle, in: in Mair, Stefan (Hrsg.) 2007: Auslandseinsätze der Bundeswehr. Leitfragen, Entscheidungsspielräume und Lehren, SWP-Studie 27, September 2007, S. 43f.. Schmidt, Peter 2007: Nationale Entscheidungsspielräume in der Europäischen Union und den Vereinten Nationen, in: in Mair, Stefan (Hrsg.) 2007: Auslandseinsätze der Bundeswehr. Leitfragen, Entscheidungsspielräume und Lehren, SWP-Studie 27, September 2007, S. 52.

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Sicherheitspolitik das Ergebnis einer Falle oder Ausdruck des sicherheitspolitischen Verständnisses Deutschlands ist, soll hier nicht weiter diskutiert werden. In der Debatte um die Beteiligung der Bundeswehr an MINUSMA fallen jedoch die Solidaritätsbekundungen zu zwei europäischen Partnern auf: Frankreich und den Niederlanden. Die Abgeordneten fast aller Parteien werden in der ersten Mandatsdebatte 2013 nicht müde, die besondere Rolle Frankreichs in Mali zu betonen und gleichzeitig die Unterstützung Deutschlands einzufordern.168 Es ist der französische Moment in der Debatte, und dieser hält genauso lange an, bis die französische Soldaten, quasi im Alleingang, die Jihadisten im Februar 2013 zurückgetrieben haben. Bereits ein paar Monate später, bei der Überführungsdebatte von AFISMA zu MINUSMA, sind die Solidaritätsbekundungen nicht mehr so zahlreich. Stattdessen sehen insbesondere Abgeordnete der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine Chance, die französische Afrika-Politik zu europäisieren und Mali auch gegen den Widerstand Frankreichs seine Souveränität wiederzugeben.169 Das Vokabular bleibt im Kern über die Jahre bündnissolidarisch. „Verlässlichkeit“, „Vertrauen“ und „dauerhafte Entlastung“ beschreiben das Verhältnis zu Frankreich im Kontext der MINUSMA-Mission.170 Auch wenn die BReg versuchte, eine direkte Beteiligung der Bundeswehr im Kampf gegen die Terrorgruppen in Mali und im Sahel zu vermeiden, betonte sie in sämtlichen Anträgen die unterstützende Wirkung dieses Einsatzes für den französischen Bündnispartner. Im Parlament wird der Einsatz in den Jahren 2014/2015 u.a. mit Verweis auf die Entlastung Frankreichs verlängert, obwohl nach Abzug der Transall-Transportmaschinen eine Gelegenheit für eine Revision und

So sah die FDP-Bundestagsabgeordnete den multilateralen Kooperationsdruck im Rahmen der Beteiligung Deutschlands an AFISMA als entscheidend an. V, gl. PlPr 17/247 27965B. Sie lehnte auch im Vorfeld der Debatte zur Ausbildungsmission EUTM eine deutsche Beteiligung als unverantwortlich ab. Vgl. Hoff, Elke 2013: Aus Fehlern lernen. Keine deutsche Beteiligung an einer Mali-Mission ohne klare Ziele, in Internationale Politik (IP) 1, Januar/Februar 2013, S. 109. 168 Vgl. PlPr 17/221 Bundesminister des Auswärtigen Dr. Gudio Westerwelle (FDP) 27460C, die Abgeordneten Rainer Arnold (SPD) 27457D, Florian Hahn (CDU/CSU) 27466B/C, PlPr 17/247 Dr. Rainer Stinner (FDP) 27959D, Dr, h.c. (SPD) 27960B, Ingo Gädechens (CDU/CSU) 27968D. 169 So die Abgeordnete Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), vgl. PlPr 17/247 31776C 170 „Verlässlichkeit“, vgl. Philipp Mißfelder (CDU/CSU) PlPr 18/113 10895D. „dauerhafte Entlastung“, vgl. Florian Hahn (CDU/CSU) PlPr 18/149 14703A, Dr. Ursula von der Leyen (CDU/CSU) PlPr 18/149 14696 B/C, Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) PlPr 18/149 14700A. „Vertrauen“, vgl. (CDU/CSU) PlPr 18/152 14929B, Michael Vietz (CDU/CSU), PlPr 18/152 14933.

40 gegebenenfalls ein Auslaufen des Einsatzes gewesen wäre. Deutschland ließ in den Jahren von 2013 bis 2017 den Beitrag zu MINUSMA, und damit die indirekte Unterstützung Frankreichs, niemals unter das symbolische Niveau fallen. In jüngster Zeit drangen vereinzelt aber auch Stimmen durch, die gegenüber Frankreich fast schon nachtragend wirkten und andeuteten, Deutschland hätte das militärische Engagement bei MINUSMA von sich aus gar nicht angestrebt. So sprach sich der SPD- Bundestagsabgeordnete im November 2017 zwar für eine Fortsetzung des Einsatzes aus, hielt aber dem Bündnispartner vor: „Frankreich hat sich damals nicht wirklich europäisch abgestimmt, und Frankreich hat Deutschland unter politischen Zugzwang gesetzt, sich an der Operation MINUSMA zu beteiligen“.171 Um das Verhältnis zu Frankreich besser beurteilen zu können, muss auch auf die französische Position in Bezug auf Afrika, insbesondere im Hinblick auf Mali, und auf die Wahrnehmung des deutschen Bündnispartners im europäischen Rahmen seit Beginn der Krise 2012/2013 eingegangen werden. Mit dem damals neu im Amt befindlichen Präsident François Hollande verband man, nicht zuletzt aus deutscher Sicht, die Hoffnung, dass die französische Afrikapolitik einen Kurswechsel weg von „Françafrique“, dem undurchsichtigen Beziehungsgeflecht zwischen Frankreich und seinen ehemaligen Kolonien, hin zu einer mehr transparenten, europäischen Politik vornehmen würde.172 Aus dem Blickwinkel Paris war Mali zu diesem Zeitpunkt insbesondere von strategisch-sicherheitspolitischen, weniger von wirtschaftlichem Interesse. Es sollte die Etablierung eines Rückzugsraums für Terroristen in der Region verhindert werden, die nicht nur dem französischen Mutterland, sondern auch den französischen Einrichtungen und Bürgern in der Region hätten gefährlich werden können. Aufgrund der schwierigen Haushaltslage, der Begrenztheit der eigenen militärischen Kapazitäten, aber auch der problematischen Verhältnisse zum malischen Nachbarland Algier strebte Frankreich eine internationale Arbeitsteilung in Mali an.

171 Vgl. PlPr 19/3 144C. 172 Das Fazit der Ära Hollande fällt eher ernüchternd aus. Seine Politik bewegte sich zwischen „Befriedung“ und „Eigeninteresse“, vgl. Müller-Jung, Friederike 2017: Hollandes Afrika-Politik: Zwischen Befriedung und Eigeninteresse, 11.01.2017, http://www.dw.com/de/hollandes-afrika- politik-zwischen-befriedung-und-eigeninteresse/a-37095435 (letzter Zugriff am 31.12.2017 11:13 Uhr). Eine ähnliche Hoffnung über einen Kurswechsel in der Afrikapolitik wird auch mit dem Amtsantritt von Emmanuel Macron verbunden, vgl. Meister, Martina 2017: Macrons bester Mann für Afrika, in: Die WELT, 28.11.2017, S. 6.

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Während die Afrikaner das Gros der Aufgabe übernehmen sollten, sah man für die europäischen Partner die Aufgaben Ausbildung und Aufklärung vor.173 Der erfolgreiche Angriff der Allianz aus Tuareg und Islamisten Anfang Januar 2013 verzögerte den an sich schon schwerfälligen EU-Entscheidungsprozess im Bereich der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik.174 Frankreich sah sich dagegen zum sofortigen Handeln gezwungen. Die dann einsetzende Unterstützung der Alliierten, u.a. Deutschlands, war von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Operation Serval. Dennoch hätte man neben Flugzeugen wohl auch gerne den Einsatz nicht-französischer, europäischer Bodentruppen gesehen.175 Der Einsatz gemeinschaftlicher EU-Truppen, der damals diskutiert wurde, kam nicht mehr zum Zuge.176 Nach der Mali-Krise 2012/2013 versuchte Frankreich, insbesondere mit Deutschland, auch andernorts in Afrika, v.a. in der Zentralafrikanischen Republik, den „sicherheitspolitischen Schulterschluss“.177 Die weiterhin in Frankreich bestehenden ökonomischen Zwänge ließen eine verstärkte deutsch-französische Zusammenarbeit im europäischen Rahmen aussichtsreich erscheinen.178 Deutsch-französische Afrika- Politik blieb aber bis auf weiteres Krisen- und „Symbolpolitik“.179 Das lag aber weder daran, dass Frankreich ausschließlich Großmachtpolitik in Afrika betrieb noch an einer an Afrika uninteressierten deutschen Öffentlichkeit und Politik. In Mali versuchte sich Frankreich aus den innermalischen, politischen Problemen herauszunehmen, und

173 Vgl. Sold, Katrin 2012: Frankreich treibt internationalen Militäreinsatz voran. Gratwanderung zwischen sicherheitspolitischem Interesse und kolonialer Vergangenheit, https://dgap.org/de/think- tank/publikationen/fuenf-fragen/krise-mali-frankreich-treibt-internationalen-einsatz-voran (letzter Zugriff am 31.12.2017 11:00 Uhr). 174 Vgl. Boeke, Sergei / Schuurmann, Bart 2015: Operation „Serval“. A strategic analysis of the French intervention in Mali, 2013-2014, in: Journal of Strategic Studies, Volume 38, Issue 6, S. 805. 175 Vgl. Tramond, Oliver, Seigneur, Philippe 2014: Operation Serval. Another Beau Geste of France in Sub-Saharan Africa, in: Military Review, November/December 2014, S.80. 176 Vgl. Kaim, Markus 2013: Deutschland und das internationale Konfliktmanagement in Mali, SWP- Aktuell 8, Januar 2013, Berlin, S. 4. 177 Vgl. Pöhle, Sven 2014: Sicherheitspolitischer Schulterschluss mit Paris, 22.01.2014, http://www.dw.com/de/sicherheitspolitischer-schulterschluss-mit-paris/a-17375920 (Zugriff am 31.12.2017, 11:21 Uhr). 178 Vgl. Kempin, Ronja / Watanabe, Lisa 2015: Frankreichs Sicherheits- und Verteidigungspolitik ohne Strategie. Deutsch-französische Initiativen anstelle eines französischen Aktionismus, SWP- Aktuell 4, Januar 2015, Berlin, S. 1ff. 179 Vgl. Veranstaltung „Jenseits der Symbolpolitik“ des Programms Frankreich/deutsch-französische Beziehungen der DGAP am 28.04.2016, https://dgap.org/de/node/27895 (Zugriff am 31.12.2017. 11:31 Uhr).

42 gleichzeitig eine regionale Strategie im Kampf gegen den Terror zu verfolgen.180 Für Deutschland wurde Afrika im europäischen Kontext, aber auch aus Eigeninteresse, immer mehr zum „Chefthema“.181 Nichtsdestotrotz verfolgten Deutschland und Frankreich in Afrika zum Teil unterschiedliche Interessen. Während für Deutschland die „Flüchtlingskrise“ absolute Priorität bekommen hatte, war für Frankreich die „Migrantenkrise“ nur „eine Krise unter vielen“. Stattdessen hatte für Paris der Kampf gegen den Terror weiterhin „höchste Priorität“.182 Die Behauptungen, das Verstärken des MINUSMA-Engagements diene der „Entlastung“ der französischen Verbündeten,183 und stehe im unmittelbaren Zusammenhang mit den islamistischen Terroranschlägen von Paris im November 2015,184 sind nicht tragfähig. Die Weichen für die Entsendung deutscher Aufklärer nach Nord-Mali waren bereits im Sommer 2015 gestellt worden.185 Selbst wenn man dieses Engagement und weitere Einsätze der Bundeswehr (Counter Daesh) indirekt als Entlastung Frankreichs wertet, blieb nicht aus, dass sich Frankreich in der EU relativ allein gelassen fühlte.186 Bei den MINUSMA-Erweiterungen ab 2016 hatte das Verhältnis zu einem anderen engen Partner Deutschlands hingegen mehr Gewicht. In der Antragsbegründung der Mandatserweiterung von 2016 wurde angemerkt, dass der deutsche Beitrag die bisher

180 Vgl. Wing, Susanna D. 2016: French intervention in Mali: strategic alliances, long-term regional presence?, in: Small Wars & Insurgencies, 27:1, S. 75. 181 Vgl. Rinke, Andreas 2016: Migration, Sicherheit, Wirtschaft. Afrika wird zu einer Priorität der deutschen und europäischen Politik, in: Internationale Politik (IP) 6, November/Dezember 2016, S.8. 182 Vgl. Demesmay, Claire 2016: Eine Krise unter vielen. Für Paris haben Flüchtlinge eine geringere Priorität als für Berlin – mit Folgen, 15.06.2016, IP-Online, https://zeitschrift-ip.dgap.org/de/ip-die- zeitschrift/themen/eine-krise-unter-vielen (Zugriff am 31.12.2017 11:41 Uhr). Mit dem Amtsantritt von Emmanuel Macron zeigt Frankreich in Fragen der Migration aus Afrika eine zunehmende Aktivität. Inwiefern daraus eine verstärkte deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich der Migration resultiert, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen, vgl. Meister, Martina 2017: Und plötzlich ist ein Flüchtlingsgipfel, in: Die WELT, 29.08.2017, S. 6; Leubecher, Marcel 2017: Wie Berlin Macrons großen Afrika-Plan bremst, in: Die WELT, 30.08.2017, S. 7. 183 Vgl. Florian Hahn (CDU/CSU) PlPr 18/149, 14703A, Dr. Ursula von der Leyen (CDU/CSU) PlPr 18/149, 14696 B/C, Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) PlPr 18/149, 14700A. 184 Vgl. Jungholt, Thorsten 2016: Von der Leyen versucht es mit der Scharping-Strategie, 06.04.2016, https://www.welt.de/politik/deutschland/article154081905/Von-der-Leyen-versucht-es-mit-der- Scharping-Strategie.html (letzter Zugriff am 03.01.2017 14:25 Uhr). 185 Vgl. Hille, Peter 2015: Bundeswehr-Einsatz in Nord-Mali?, 23.11.2015, http://www.dw.com/de/bundeswehr-einsatz-in-nord-mali/a-18869507 (letzter Zugriff am 03.01.2017 14:19 Uhr). 186 Vgl. Demesmay, Claire / Kempin Ronja 2016: Ein Land im Kampf – Frankreich und der Terrorismus: Herausforderungen für Deutschland und Europa, SWP-Aktuell 37, Juni 2016, Berlin, S. 3.

43 von den Niederlanden gestellten Fähigkeiten ersetzt bzw. erweitert.187 Ein Jahr später wurde den Niederlanden attestiert, dass sie trotz des Abzugs einzelner Fähigkeiten „ein wesentlicher Kooperationspartner in Gao bleiben“.188 Das Motiv der Entlastung der Niederlande im Rahmen der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit findet sich parteiübergreifend auch bei den Parlamentariern, insbesondere in der ersten Lesung zur Mandatserweiterung 2016, wieder.189 Die Beziehungen Deutschlands zu den Niederlanden sind seit einigen Jahren neben der gemeinsamen NATO- und EU- Mitgliedschaft durch eine immer weiter fortschreitende militärische Integration beider Länder gekennzeichnet.190 Darüber hinaus waren die Niederlande, insbesondere 2013 bis 2015 ein wichtiger, europäischer Truppensteller bei MINUSMA, der mit Aufklärungsmitteln und Hubschraubern von den VN dringend benötigte Fähigkeiten mit einbrachte.191 Der damalige, niederländische Außenminister Timmermanns begründete das niederländische VN-Engagement in Mali vor allem mit der wachsenden Sicherheitsbedrohung in der Sahel-Region.192 Inwiefern zu diesem Zeitpunkt die niederländische Bewerbung um einen nicht-ständigen Sitz im VN- Sicherheitsrat 2017/2018 ein Motiv für das starke Engagement in Mali darstellte, soll hier hingegen nicht weiter untersucht werden. Solch ein Rational wird in Bezug auf Deutschland aber noch zu betrachten sein. Es sei erwähnt, dass es sich im Falle der Niederlande nur partiell gelohnt hätte.193 Interessanterweise wird von niederländischer

187 Vgl. Drs 18/7206 S. 8. 188 Vgl. Drs 18/10819 S. 5. 189 Vgl. PlPr 18/149 Bundesministerin der Verteidigung, Dr. Ursula von der Leyen (CDU/CSU), 14696B, Rainer Arnold (SPD) 14698D, Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 14700B, Florian Hahn (CDU/CSU) 14703A. 190 Vgl. Wiegold, Thomas 2014: Warum die Niederlande in Mali sind? 09. Juli 2014, http://augengeradeaus.net/2014/07/einsatz-in-afrika-warum-die-niederlande-in-mali-sind/ (letzter Zugriff am 31.12.2017, 12:16 Uhr), Becker, Markus 2016: Deutschland und Holland werden Waffenbrüder, 04.02.2016, http://www.spiegel.de/politik/ausland/bundeswehr-zusammenschluss-mit- niederlaendischer-armee-a-1075731.html (Zugriff am 31.12.2017 12:19 Uhr). 191 Diese Fähigkeiten werden auch weiterhin in der aktuellen Resolution seitens der VN gefordert, vgl. United Nations Security Council 2017: S/RES/2364. Resolution 2364 (2012). Adopted by the security council at its 7991th meeting, on 29th June 2017, capacities of MINUSMA, safety and security of MINUSMA´s personnel (34). 192 Vgl. Lewis, David 2013: Dutch special forces in Mali tackle changing threat: minister, 09.07.2014, https://www.reuters.com/article/us-mali-security-dutch/dutch-special-forces-in-mali- tackle-changing-threat-minister-idUSKBN0FE1YF20140709 (Zugriff am 31.12.2017 12:34 Uhr). 193 Bei der Wahl der nicht-ständigen Mitglieder 2016 mussten sich Italien und die Niederlande aufgrund einer Pattsituation nach mehreren Wahlgängen den zweijährigen Sitz teilen. 2017 ist Italien nicht-ständiges Mitglied, 2018 folgen die Niederlande, vgl.

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Seite offiziell aufgeführt, dass Deutschlands Bedeutung als strategischer und militärischer Partner ein Motiv für die Entsendung der niederländischen Streitkräfte in Auslandseinsätze, u.a. MINUSMA, ist.194 Die substantielle Erweiterung des MINUSMA-Mandats 2016 stellte im Kern die Ablösung eines Partners im Einsatzland dar, mit dem man grundsätzliche sicherheitspolitische Vorstellungen, missionsspezifische Ziele sowie taktische Verfahren teilte. Mitglieder des BT wurden daher im Juli 2016 überrascht, als die Niederlande, ohne Deutschland vorab zu informieren, ankündigten, ihre Hubschrauber aus Mali bis Ende des Jahres abzuziehen. Da mit diesem Abzug auch die Rettungskette für die deutschen Soldaten, insbesondere der weit vom Feldlager entfernt eingesetzten Aufklärer, bedroht schien, sorgte das unter den Parlamentariern für Betroffenheit. Gleichzeitig sah die BReg zunächst die VN in der Pflicht, diese Lücke zu schließen.195 Zuvor hatten die Niederlande die Übergabe der Aufklärungsaufgabe an Deutschland mit ausreichend zeitlichem Vorlauf abgesprochen. Im Falle der Hubschrauber fand das nicht statt, obwohl von Seiten der niederländischen Streitkräfte bereits 2015 dem niederländischen Parlament angezeigt worden war, dass die Hubschrauber nicht länger im Einsatz gehalten werden könnten.196 Aufgrund luftfahrtrechtlicher Zwänge blieb der niederländischen Regierung dann schließlich nichts anderes übrig, als den Abzug anzukündigen197 und das niederländische Parlament im Oktober 2016 darüber zu informieren, dass die Hubschrauber Anfang 2017 abgezogen werden und dies den VN angezeigt worden war.198 Um die Rettungskette für die eigenen, aber auch die Soldaten anderer

http://www.spiegel.de/politik/ausland/uno-italien-und-niederlande-wollen-sich-sitz-im-sicherheitsrat- teilen-a-1100349.html (Zugriff am 31.12.2017 14:11 Uhr). 194 Vgl. Tweede Kamer der Staten-Generaal 2016: Brief van de Ministers van Buitenlandse Zaken, van Defensie, voor Biutenlandse Handel en Ontwikkelingssamenwerking en van Veiligheid en Justitie aan de Voorzitter van de Tweede Kamer der Staten-Generaal: Nederlandse deelname aan vredesmissies, Vergaderjaar 2016-2017, 29521, Nr. 327., S.12. 195 Scheffer, Ulrike 2016: UN-Einsatz der Bundeswehr. Mehr Soldaten für Mali? 1207.2016, http://www.tagesspiegel.de/politik/un-einsatz-der-bundeswehr-mehr-soldaten-fuer- mali/13861544.html, (letzter Zugriff am 31.12.2017, 12:42 Uhr). 196 Vgl. Ministerie van Buitenlandse Zaken 2015: Aan de Voorzitter van de Tweede Kamer der Staten-Generaal, Verlenging Nederlandse bijdrage aan MINUSMA, 19 juni 2015, S. 2, 8. 197 Vgl. Van Outeren, Emilie 2016: Nederland trekt alle helikopters terug uit Mail., 15. Juli 2016, https://www.nrc.nl/nieuws/2016/07/15/malinederland-dreigt-met-terughalen-helikopters-3259053- a1511738 (letzter Zugriff am 31.12.2017 13:11 Uhr). 198 Vgl. Ministerie van Buitenlandse Zaken 2016: Aan de Voorzitter van de Tweede Kamer der Staten-Generaal, Verlenging Nederlandse bijdrage MINUSMA, 7 oktober 2016, S. 4, 13. Gleichwohl bleiben die Niederlande weiterhin in Mali engagiert. Die Zusammenarbeit mit Deutschland ist

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Truppensteller sicherzustellen, blieb der BReg wiederum nichts anderes übrig als den MINUSMA-Beitrag übergangsweise um ein deutsches Hubschrauberkontingent zu erweitern.199 Da der Einsatz der Hubschrauber im extremen Klima Malis eine technische Herausforderung darstellte und zusätzlich akuter Pilotenmangel herrschte, war dafür ein immenser Aufwand von Nöten. Die Hubschrauber müssen dennoch Mitte 2018 wieder abgezogen werden.200 Die Abgeordneten sahen die Hubschraubererweiterung nicht ausschließlich im Lichte der Bündnissolidarität mit den in Bedrängnis geratenen Niederländern an. Einige interpretierten den nochmals gestiegenen deutschen Beitrag auch im Sinne einer gewichtigeren Rolle Deutschlands in den VN und als Beitrag für die Umsetzung des malischen Friedensabkommens von 2015.201 Die Hinzuziehung anderer Motive und die nur temporäre Bereitstellung zeigen die Grenzen der Bündnissolidarität auf. Wie sehr die geschäftsführende deutsche Regierung nicht auf dieser ressourcenintensiven Aufgabe „sitzenbleiben“ möchte, zeigten die letzten Beratungsrunden, in der eine „verantwortungsvolle Rotation“ und ein “roulierendes System“ bei diesen Hochwertfähigkeiten gefordert wurde. Nach jetzigem Sachstand sollen zunächst die Belgier und nachfolgend die Kanadier diese Aufgabe übernehmen.202 Die Entsendung von Streitkräften,

weiterhin eng. Vgl. Ministerie van Buitenlandse Zaken 2017: Aan de Voorzitter van de Tweede Kamer der Staten-Generaal, Verlenging Nederlandse bijdrage aan MINUSMA 2018, 11 september 2017, S. 12f. 199 Vgl. Drs 18/10819 S. 5. 200 Vgl. Leithäuser, Johannes 2017: Den Sandfilter nicht vergessen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 05.04.2017, S. 5.; Von Hammerstein, Konstantin 2017: Kampfhubschrauber. Akuter Pilotenmangel bei der Bundeswehr, http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-fehlen- hubschrauberpiloten-fuer-fluege-in-einsatzgebieten-a-1151430.html (letzter Zugriff am 24.11.2017 16:24 Uhr); Jungholt, Thorsten 2017: Absturz im Extremeinsatz, in: Die WELT, 28.07.2017, S. 4. 201 Vgl. PlPr 18/10819, Bundesministerin der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen (CDU/CSU), 21360D, Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 21364B, Florian Hahn (CDU/CSU) 21366, PlPr 18/215 (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 21516B/C, Dirk Völpel (SPD) 21518 C/D. 202 Vgl. PlPr 19/3 Bundesministerin der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen (CDU/CSU) 144A, PlPr 19/4 Jürgen Hardt (CDU/CSU) 246A. Zwei belgische Transporthubschrauber sollen im März 2018 in Mali einsatzbereit sein und für die nächsten vier, ggf. sechs Monate dort verbleiben, vgl. https://www.airrecognition.com/index.php/archive-world-worldwide-news-air-force-aviation- aerospace-air-military-defence-industry/global-defense-security-news/global-news- 2017/november/3894-belgian-government-oks-baf-plan-to-deploy-nh90s-to-mali-in-2018.html (letzter Zugriff am 25.12.2017 19:05 Uhr).

46 insbesondere wenn es sich um knappe Ressourcen handelt, bleibt wohl in letzter Konsequenz doch ein Kernbereich nationaler Souveränität.

3.3 SCHWERPUNKT DES ENGAGEMENTS IN AFRIKA Der Vorwurf der Strategie- und Konzeptlosigkeit deutscher Außen- und Sicherheitspolitik ist mindestens so alt wie das wiedervereinigte Deutschland. Bei fast jeder Mandatsdebatte werden Vorwürfe laut, die Entsendung deutscher Soldatinnen und Soldaten folge keinerlei Konzept. Solche Vorwürfe werden auch im Rahmen der parlamentarischen Debatte zum MINUSMA-Einsatz geäußert. So fragte der Abgeordnete Rüdiger Lucassen der noch jungen Bundestagsfraktion der AfD im Dezember 2017: „Was ist das konkrete nationale Interesse in diesem Land?“203 Die Fraktion DIE LINKE kritisiert den Einsatz schon länger, in dem z.B. der Abgeordnete im Juni 2015 feststellte: „Die Strategie des Einsatzes ist unlogisch“.204 Für die Ausgestaltung der Sicherheitspolitik im Rahmen der Krisen- und Konfliktbewältigung ist in der Regel das Auswärtige Amt (AA) federführend. Im Jahr 2011 gab das AA das „Konzept der Bundesregierung Deutschland und Afrika“ heraus. Hierin lässt sich sicherheitspolitisch für Afrika, die Sahelzone und Mali nur wenig ableiten.205 Auch das in einem ressortübergreifenden Prozess entstandene WB 2016 geht nur wenig auf die Bedeutung der Sahelzone für die deutsche Sicherheitspolitik ein.206 In der Antragsbegründung zu MINUSMA vom Juni 2014 steht jedoch relativ unmissverständlich geschrieben: „Die Stabilisierung Malis ist ein Schwerpunkt deutschen Engagements in Afrika im Rahmen des vernetzten Ansatzes.“207 Im gleichen Jahr gibt der Parlamentarische Staatssekretär, Dr. , in der parlamentarischen Debatte an: „Die kürzlich durch die Bundesregierung verabschiedeten „Afrikapolitischen Leitlinien“ haben einen Bogen für unser Engagement in Afrika aufgespannt […].“208 Neben den Afrikapolitischen

203 Vgl. PlPr 19/3 Abgeordneter Rüdiger Lucassen (AfD) 146B. 204 Vgl. PlPr 18/109 Abgeordneter Niema Movassat (DIE LINKE) 10509D. 205 Vgl. BReg 2011 (AA) (Hrsg.): Deutschland und Afrika. Konzept der Bundesregierung, Berlin. 206 Vgl. BReg (BMVg) (Hrsg.) 2016: Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr, Berlin, 13. Juli 2016. 207 Vgl. Drs 18/1416, S. 4. 208 Vgl. PlPr 18/40 3535C.

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Leitlinien der Bundesregierung von 2014209 existieren noch weitere, ressortspezifische Dokumente zu Afrika, wie etwa die „Strategische Leitlinie Umsetzung der Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung im Geschäftsbereich des BMVg“ vom Februar 2015 sowie die „Eckpunkte für einen Marschallplan mit Afrika“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) vom Januar 2017.210 Darüber hinaus haben die VN und die EU, denen Deutschland angehört, bereits 2013 bzw. 2011 Strategiepapiere zur Sahelzone verfasst.211 Es mangelt also im Falle Afrikas und der Sahelzone nicht an Konzepten. Seit 2014 wächst auch die deutsche Konzeptlandschaft zu Afrika stetig auf. Lässt sich mit Hilfe dieser Konzepte aber auch das sicherheitspolitische Engagement Deutschlands in der Region und in Mali selbst ableiten? Und woran kann man erkennen, dass Mali das Schwerpunktland dieses Engagements ist? Ausgangspunkt der „Afrikapolitischen Leitlinien“ ist, dass die Relevanz Afrikas für Europa und Deutschland aufgrund des Wachstums, aber auch im Hinblick auf das „Destabilisierungspotenzial“ des südlichen Nachbarkontinents, größer geworden ist. Gleichzeitig erwarten afrikanische, aber auch europäische Staaten „eine stärkere Rolle“ von Deutschland, „dem zentralen Akteur“ in Europa. Was das Engagement Deutschlands angeht, lässt sich in den „Afrikapolitischen Leitlinien“ über Mali und die Sahelzone feststellen, dass hier wohl eher das „Destabilisierungspotenzial“ überwiegt.212 Diese Region bleibt auf absehbare Zeit Importeur von Sicherheit anstatt Abnehmer von Waren. Für die „Schaffung eines sicheren Umfeldes“ sind im Wortlaut des jüngsten sicherheitspolitischen Dokuments Deutschlands „auch Auslandseinsätze der Bundeswehr auf Basis der Charta der

209 Vgl. BReg 2014 (AA) (Hrsg.): Afrikapolitische Leitlinien der Bundesregierung, Mai 2014, Berlin. 210 Vgl. BMVg (Hrsg.) 2015: Strategische Leitlinie. Umsetzung der Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung im Geschäftsbereich des BMVg. Partnerschaft mit Zukunft – Partnerschaft für die Zukunft, Berlin, Februar 2015. BMZ (Hrsg.) 2017: Afrika und Europa. Neue Partnerschaft für Entwicklung, Frieden und Zukunft. Eckpunkte für einen Marshallplan, Januar 2017, Berlin. 211 Vgl. United Nations (Hrsg.) 2013: S/2013/354 Annex. United Nations integrated strategy for the Sahel, 14th June 2013, New York, https://unowas.unmissions.org/sites/default/files/s_2013_354_sahel_strategy_en.pdf (letzter Zugriff am 05.01.2018, 22:35 Uhr). European Union External Action Service (Hrsg.) 2011: Strategy for Security and Development in the Sahel, https://eeas.europa.eu/sites/eeas/files/strategy_for_security_and_development_in_the_sahel_en_0.pdf (letzter Zugriff am 05.01.2017 22:39 Uhr). 212 Vgl. BReg (AA) (Hrsg.) 2014: Afrikapolitische Leitlinien der Bundesregierung, Berlin, Mai 2014, S. 2ff, S. 6ff.

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Vereinten Nationen und gemeinsam mit Partnern und Verbündeten vorgesehen“, in denen durch sie eine Vielzahl von Aufgaben, wie u.a. Stabilisierung, Ertüchtigung vor Ort, Krisenfrüherkennung oder auch die Überwachung eines Friedensabkommens durchgeführt werden.213 Das BMVg hat in seiner „Strategischen Leitlinie“ „sicherheitspolitische Interessen von besonderer Bedeutung“ und „Kriterien für das sicherheitspolitische Engagement in Staaten auf dem afrikanischen Kontinent“ entwickelt.214 Seit Anfang 2015 lässt sich anhand dieser eine Entsendung der Bundeswehr nach Mali ableiten. Was aber macht Mali zum sicherheitspolitisches Schwerpunkt der BReg und zu einem Haupteinsatzgebiet der Bundeswehr? Anfänglich zog eher das geringe militärische Engagement Deutschlands im westafrikanischen Krisenstaat Aufmerksamkeit auf sich. So stellte der CDU- Bundestagsabgeordnete Hartwig Fischer im Rahmen der Mandatsdebatte im Juni 2013 fest, dass grundsätzlich für Afrika „viel mehr“ im Rahmen von Ertüchtigung, Ausbildung und Ausstattung getan werden müsste.215 Gut zwei Jahre später, nach Abzug der Transall-Transportflugzeuge, wurde die Diskrepanz zwischen der Schwerpunkterklärung im Mandatstext und dem tatsächlichem Beitrag Deutschlands offensichtlich. Die Abgeordnete der SPD, , appellierte im Rückgriff auf die Mandatsbegründung: „Diesen Anspruch sollten wir ernst nehmen.“216 Es waren aber auch Stimmen zu vernehmen, die die sicherheitspolitische Bedeutung Afrikas für Deutschland relativierten und vor einem größeren Engagement der Bundeswehr auf dem Nachbarkontinent warnten.217 Gleichzeitig ergaben sich aber auch Möglichkeiten, den sicherheitspolitischen Fußabdruck Deutschlands im Rahmen von MINUSMA sinnvoll zu vergrößern.218 Überparteiliche und ressortübergreifende Hervorhebung

213 Vgl. BReg (AA) (Hrsg.) 2017: Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern. Leitlinien der Bundesregierung, Berlin, 12. Juli 2017, S. 36, 38. 214 Vgl. BMVg (Hrsg.) 2015: Strategische Leitlinie. Umsetzung der Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung im Geschäftsbereich des BMVg. Partnerschaft mit Zukunft – Partnerschaft für die Zukunft, Berlin, Februar 2015, S. 6, 9. 215 Vgl. PlPr 17/225 31777D. 216 Vgl. PlPr 18/109 10890D 217 Vgl. Gujer, Eric 2015: Auftrag Beschäftigungstherapie? Die Bundeswehr in Afrika und die Zukunft deutscher Auslandseinsätze, in: Glatz, Rainer L. / Tophoven, Rolf (Hrsg.) 2015: Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, S. 363ff. 218 Vgl. Nickel, Lennard / Pietz, Tobias 2015: MINUSMA in Mali. Europäisches Engagement bei der UN für Frieden im Sahel, Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) kompakt, 18.06.2015, S. 2.

49 erfuhr Mali durch den Besuch vom damaligen Bundespräsident Joachim Gauck im Februar 2016219 und Bundeskanzlerin im Oktober 2016.220 Durch die Erweiterungen des Mandats 2016/2017 und die verstärkten Anstrengungen aller sicherheitspolitisch relevanten Ressorts im geostrategisch wichtigen Mali konnte die BMin der Verteidigung im März 2017 auf einer gemeinsamen Veranstaltung des BMVg/BMZ erklären: „Unser Schwerpunkt liegt derzeit in Mali.“221 Schon rein quantitativ ist der Einsatz für die Bundeswehr von besonderer Bedeutung. Zu Beginn des Jahres 2018 (Stand: 08.01.2018) wiesen die beiden Einsatzkontingente der in Mali befindlichen Bundeswehrmissionen MINUSMA und EUTM eine Stärke von 987 bzw. 147 auf (Mandatsobergrenze bei 1.000 bzw. 300 Soldatinnen und Soldaten). Mit einem Personalumfang von 1.134 Einsatzkräften waren damit fast ein Drittel aller im Auslandseinsatz befindlichen Soldatinnen und Soldaten (aktuell: 3.497) im westafrikanischen Mali eingesetzt.222 Der deutsche Beitrag an Hochwertfähigkeiten (Hubschrauber, Aufklärungsmittel) zur VN-Friedenssicherungsmission MINUSMA ist im Spektrum der aktuellen Einsätze zugleich einer der intensivsten. Unter den mandatierten Auslandseinsätzen kann Mali von Anfang 2017 bis zum Abzug der Hubschrauber im Sommer 2018 als Schwerpunkt der Bundeswehr in Afrika, wahrscheinlich auch weltweit, bezeichnet werden. Diese Schwerpunktbildung ist für die Bundeswehr zu einer zunehmenden Belastung geworden. So begrüßte der SPD- Bundestagsabgeordnete Rainer Arnold zwar ein Mehr an deutscher Verantwortung in Mali, gibt aber im Zusammenhang mit der Erweiterung um das Hubschrauberkontingent bei MINUSMA im Januar 2017 zu bedenken: „Man geht dort erst einmal hinein und bleibt dann zehn Jahre dort. Dies kann die Bundeswehr nicht wirklich leisten, weil wir insbesondere in Osteuropa eine ganze Reihe ähnlicher

219 Vgl. Hujer, Marc 2016: Bundespräsident in Mali. Gaucks gefährlichste Reise, 12.02.2016, http://www.spiegel.de/politik/deutschland/joachim-gauck-in-mali-gefaehrliche-reise-des- bundespaesidenten-a-1076958.html (letzter Zugriff am 21.12.2017 09:47 Uhr). 220 Vgl. http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-10/angela-merkel-mali-bundeswehr-einsatz (letzter Zugriff am 21.12.2017 09:52 Uhr). 221 Vgl. Eingangsstatement von Frau Bundesministerin der Verteidigung Dr. Ursula von der der Leyen bei der BMVg/BMZ-Konferenz „Sicherheit, Frieden und Entwicklung in Afrika“ am 29. März 2017 in Berlin, S. 4, http://docplayer.org/47705690-Eingangsstatement-von-frau-bundesministerin-der- verteidigung-dr-ursula-von-der-leyen-bei-der-bmvg-bmz-konferenz.html (letzter Zugriff am 21.12.2017 09:57 Uhr). 222 http://www.einsatz.bundeswehr.de/portal/a/einsatzbw/start/aktuelle_einsaetze (letzter Zugriff am 31.01.2018 18:43 Uhr).

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Verpflichtungen haben.“223 Die Opposition fragte bereits in Vorbereitung der Entsendung der Hubschrauber an, welche Fähigkeiten der Bundeswehr in Mali denn bis Ende 2018 wieder abgebaut werden können.224 Unabhängig vom Abzug einzelner Fähigkeiten ist davon auszugehen, dass der Einsatz der Bundeswehr in Mali und MINUSMA bis auf weiteres fortgesetzt wird. Eine Verlängerung des Einsatzes im April 2018 um ein weiteres Jahr sowie gegebenenfalls eine leichte Erhöhung der Mandatsobergrenze aufgrund der Übernahme der Feldlagerverantwortung in Gao scheint aktuell wahrscheinlich.225 Es häufen sich aber auch erste Anzeichen, dass im Jahre 2018 das Engagement der Bundeswehr in anderen Ländern, außerhalb Afrikas, verstärkt wird. So sollen die Kräfte der Bundeswehr in Afghanistan erneut aufgestockt werden.226 Auch die Zukunft der Bundeswehreinsätze im Nahen Osten ist zu Beginn des Jahres 2018 noch offen.227 Derweil engagiert sich Deutschland im Rahmen der EU an der Seite Frankreich mit der Unterstützung der G5S stark für eine afrikanische Lösung für die sicherheitspolitischen Herausforderungen in der Region.228 Deutschland wird den Ländern in der Region von 2017 bis 2021 eine Milliarde Euro an Entwicklungshilfe geben.229 Daher ist davon auszugehen, dass Mali mit dem deutschen Beitrag zu MINUSMA, ergänzt durch das Engagement Deutschlands im Rahmen der EU bei EUTM und der Unterstützung der G5S, bis auf weiteres Schwerpunkt des sicherheitspolitischen Engagements Deutschlands in Afrika bleiben wird.

223 Vgl. PlPr 18/213 21363B/C. 224 Vgl. Drs 18/10358, Deutscher Bundestag, 18. Wahlperiode: Schriftliche Fragen mit der in der Woche vom 14. November 2016 eingegangenen Antworten der Bundesregierung, Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes, Brugger, Agnieszka (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Schrittweiser Abbau der derzeit für MINUSMA zur Verfügung gestellten Teilfähigkeiten, S. 13. 225 Vgl. Ergebnisse der Sondierungsgespräche von CDU, CSU und SPD. Finale Fassung, 12.01.2018, S. 26, http://www.portal-sozialpolitik.de/uploads/sopo/pdf/2018/2018-01- 12_Sondierungsergebnis_PS.pdf (letzter Zugriff am 13.01.2018 10:22 Uhr). 226 Vgl. Leithäuser, Johannes 2017: Bundeswehr am Hindukusch. Von der Leyen will mehr Soldaten nach Afghanistan schicken, 19.12.2017, http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/von-der-leyen-will- mehr-soldaten-in-afghanistan-15350262.html (letzter Zugriff am 05.01.2018 22:59 Uhr). 227 Vgl.Szymanski, Mike 2018: Zu Gast bei Freunden, 14.01.2018, http://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-in-jordanien-zu-gast-bei-freunden-1.3824587 (letzter Zugriff am 14.01.2018 10:33 Uhr). 228 Vgl. Tull, Denis M. 2017: Mali und G5: Ertüchtigung des Sicherheitssektors. Politische Hindernisse für eine effektive Kooperation der Regierung und ihrer Partner, SWP-Aktuell 76, Dezember 2017, Berlin, S. 1. 229 Vgl. https://www.bundeskanzlerin.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2017/12/2017-12- 13-statement-merkel-g5-sahel.html (letzter Zugriff am 21.12.2017 23:18 Uhr).

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3.4 POLITISCHER PROZESS UND FRIEDENSABKOMMEN Das Vorhandensein eines politischen Prozesses im Einsatzland ist Grundvoraussetzung für die Entsendung bewaffneter Kräfte der Bundeswehr. Daher überrascht es nicht, dass seit Beginn der deutschen Beteiligung bei AFISMA bzw. MINUSMA solch ein politischer Prozess ein zentrales Anliegen der Parlamentarier gewesen ist. Aber was machte im Falle Malis 2012/2013 den politischen Prozess aus? Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. h.c. Gernot Erler stellte im Februar 2013 in der Mandatsdebatte eine vergleichbare Frage: „Was ist eigentlich unter der Priorität einer politischen Lösung zu verstehen? Das ist ein Postulat, das ständig wiederholt wird, auch hier in den Bundestagsdebatten.“230 Zum diesem Zeitpunkt konnte von einem nennenswerten politischen Prozess in Mali nicht die Rede sein. Um diese Phase der Instabilität zu überwinden, waren für den politischen Prozess zu Beginn im Kern zwei Dinge notwendig: Faire, freie und transparente Wahlen sowie eine daraus hervorgehende, legitime Regierung, die dann mit den unterschiedlichen Gruppen in Nord-Mali Verhandlungen führen konnte. Schon damals wurde davor gewarnt, dass Deutschland und die EU nicht auf einen schnellen Übergangsprozess drängen sollten, der keinen Raum für eine breite Beteiligung ließe.231 Als vor der Mandatsverlängerung im Juni 2013 erste Anzeichen auftraten, dass sich die politische Lage in Mali in eine positive Richtung bewegte, wurde dies von den Parlamentariern anerkannt und als Argument für eine Verlängerung des Mandats verwendet.232 Die positive Entwicklung schien sich zu verstetigen, so dass in der Begründung des Antrags der BReg über die Fortsetzung des Einsatzes im Juni 2014 festgestellt wurde, dass durch die 2013 durchgeführten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen, aus denen Ibrahim Boubacar Keita und die ihn stützende Partei als Sieger hervorgingen, die politische Ordnung in Mali formell wiederhergestellt sei.233 Auch wenn die Lage weiterhin fragil war, sahen die Abgeordneten in der Fortführung des Mandats die Möglichkeit das Erreichte zu

230 Vgl. PlPr 17/225 27960D. 231 Vgl. Lacher, Wolfram / Tull, Dennis M. 2013: Mali: Jenseits von Terrorismusbekämpfung, SWP- Aktuell 9, Februar 2013, Berlin, S. 8. 232 Vgl. PlPr 17/247 Bundesminister des Auswärtigen (FDP) Dr. Guido Westerwelle 31772C/D, Abgeordneter Ullrich Meßmer (SPD) 31773D-31774A. PlPr 17/250 Abgeordnete (FDP) 32025B, Abgeordneter Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) 30232C, Ernst-Reinhard-Beck (CDU/CSU) 32033C. 233 Vgl. Drs 18/1416, S. 4.

52 sichern und Mali langfristig zu stabilisieren.234 Aber erst die Unterzeichnung des Friedensabkommens von Algier im März bzw. im Juni 2015235 zwischen der malischen Regierung und zwei „politisch-militärischen Bewegungen“, der CMA (Coordination des mouvements de l´Azawad) und der Platforme, mit denen man im Gegensatz zu den „jihadistisch-terroristischen Gruppierungen“ verhandelte,236 wurde als entscheidender Schritt im politischen Prozess wahrgenommen. Das Vorhandensein dieses Friedensabkommens galt als der große Unterschied zur gescheiterten ISAF- Mission, in der es eben nicht gelungen war, einen Friedensvertrag zwischen Regierung und bewaffneter Opposition zu erreichen.237 So stellte selbst der in der Opposition befindliche Abgeordnete der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Dr. Frithjof Schmidt, fest. „[…] dieser Friedensvertrag ist sicher nicht perfekt, aber er ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Jetzt geht es um seine Umsetzung.“238 Das Urteil der Großen Koalition fiel noch günstiger aus.239 Es verwundert daher nicht, dass im Antrag der BReg die Fortsetzung des Einsatzes damit begründet wurde, dass MINUSMA für die Umsetzung des Friedensabkommens dringend gebraucht werde.240 Die kurz nach der Mandatsverlängerung durch den BT im Juni 2015 verabschiedete VN-Resolution begrüßte das Abkommen ebenfalls und sah in der Unterstützung der Durchführung des Abkommens eine besondere Aufgabe der VN-Mission MINUSMA.241 Eine Auffassung, mit der die BReg im Januar 2016 das nun erweiterte Mandat begründete. Die deutschen Aufklärer sollten vor allem mithelfen, die

234 Vgl. PlPr 18/40 Abgeordneter (SPD) 3538B. PlPr 18/42 Abgeordneter Wolfgang Hellmich (SPD) 3730B/C, Abgeordnete Agnieszka Brugger (BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN) 3731D-3732A, Abgeordneter Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) 3732D, Philipp Mißfelder (CDU/CSU) 3540B, Dirk Vöpel (SPD) 3540D. 235 Vgl. Accord pour la paix et a reconciliation au Mali issu du processus d´Algier, paraphé à Alger, le 1er Mars 2015. 236 Vgl. Wiklund, Cecilia Hull / Nilssin Claes 2016: Peace in Mali. An analysis of the 2015 Algiers agreement and its implementation, Swedish Defence Agency, FOI-R-4311-SE, November 2016, S. 14, 37. 237 So die Bundestagsabgeordnete der Fraktion BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN, Agnieszka Brugger, PlPr 18/215 21516A/B. 238 Vgl. PlPr 18/109 10511D. 239 Vgl. PlPr 18/109 Abgeordnete (SPD) 10508A, Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Ralf Brauksiepe, (CDU/CSU) 10510C. PlPr 18/113 Abgeordnete Gabi Weber (SPD) 10890C, Abgeordneter Philipp Mißfelder (CDU/CSU) 10895B. 240 Vgl. Drs 18/5053 S. 4. 241 Vgl. United Nations Security Council 2015: S/RES/2227. Resolution 2227 (2015). Adopted by the security council at its 7474th meeting, on 29th June 2015, S. 6.

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Waffenruhe im weitläufigen und gefährlichen Norden zu überwachen.242 Ende 2016 zeigte sich bereits, dass in zwei von vier Kapiteln des Friedensabkommens, „sozioökonomische und kulturelle Entwicklung“ sowie „Gerechtigkeit, Versöhnung und humanitäre Angelegenheiten“ Stillstand eingetreten war und die bewaffneten Gruppen sich weiterhin gegenseitig bekämpften. Die Probleme lagen zum Teil daran, dass das Abkommen unter bedeutendem internationalem Druck zustande gekommen war und in einigen Bereichen recht vage blieb. Darüber hinaus waren die interkommunalen Spannungen in Nord-Mali vernachlässigt worden. In der Folge blieben weite Schichten der Bevölkerung und der Zivilgesellschaft vom Friedensprozess ausgeschlossen.243 Im Laufe des Jahres 2016 hatte sich die Sicherheitslage weiter verschlechtert und die malische Regierung stützte sich immer mehr auf internationale Unterstützung. Gleichzeitig wurde u.a. in Deutschland gefordert, dass die malische Regierung selbst mehr in die Pflicht genommen werden sollte.244 Dahingegen nahm die malische Bevölkerung ihren Präsidenten jedoch als jemanden wahr, der kein Interesse am Frieden und Fortschritt zeigt.245 Nichtsdestotrotz erweiterte die BReg den Einsatz durch Entsendung des Hubschrauberkontingents und begründete diesen wie folgt: „Die Umsetzung des Abkommens zwischen den Konfliktparteien bleibt weiterhin der gemeinsame Fahrplan […]. Eine enge Begleitung durch MINUSMA als dem stärksten Akteur ist unerlässlich.“246 Auch die Parlamentarier sahen das verlängerte und vergrößerte Engagement als alternativlos an, um den Friedensprozess doch noch zum Erfolg zu führen.247 Das Jahr 2017 brachte aber nur wenige Fortschritte. Es begann mit einem verheerenden Anschlag gegen ein Lager, aus dem zuvor die verfeindeten

242 Vgl. Drs 18/7206, S. 8. PlPr 18/149 Bundesministerin der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen 14696A/B. 243 Vgl. Wiklund, Cecilia Hull/Nilssin Claes 2016: Peace in Mali. An analysis of the 2015 Algiers agreement and its implementation, Swedish Defence Agency, FOI-R-4311-SE, November 2016, S. 4. 244 Vgl. Tull, Dennis M. 2016: Mali: Friedensprozess ohne Stabilisierung, SWP-Aktuell 75, November 2016, Berlin, S. 4. 245 Vgl. Wagner, Christina 2016: Drei Jahre IBK – Eine Bilanz, Länderbericht Konrad-Adenauer- Stiftung e.V., Dezember 2016, Berlin, S. 7. 246 Vgl. Drs 18/10819, S. 4. 247 Vgl. PlPr18/213 Abgeordnete Rainer Arnold (SPD) 21364B, Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 21364B. PlPr 18/215 Abgeordnete Petra Ernstberger (SPD) 21513B, Agnieszka Brugger (BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN) 21515B.

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Gruppierungen gemeinsame Patrouillen starten sollten. Die Einrichtung von Übergangsverwaltungen im Norden Malis wurde nicht überall positiv aufgenommen und von der Konferenz der nationalen Versöhnung fühlten sich weite Teile der Gesellschaft ausgeschlossen.248 Obwohl das Abkommen innerhalb von zwei Jahren umgesetzt werden sollte, bilden die Eckpunkte des Vertrags von 2015 auch weiterhin den Rahmen des politischen Prozesses. Um den Druck auf alle Parteien zu erhöhen, ist auf der Grundlage der aktuellen VN-Resolution ein Sanktionsmechanismus eingerichtet worden, der gegen Personen, Gruppen und Einrichtungen zur Wirkung kommen soll, die den Friedenprozess behindern.249 Die Bilanzierung des Friedensprozesses im Verlängerungsantrag der BReg im Oktober 2017 fiel verhalten aus.250 In 2018 sollen in Mali vier Wahlen stattfinden. Die Regional- und Kommunalwahlen sind bereits vom Dezember 2017 in den April 2018 verschoben worden.251 Im Juni sollen dann Präsidentschafts- und im November die Parlamentswahlen stattfinden. Für die Wahlen auf nationaler Ebene sollen die Peacekeeper der VN eine kritische Rolle im Rahmen der Absicherung wahrnehmen. Aufgrund von Spannungen zwischen den politischen Parteien, der Aufstands- und Terrorbewegungen im Norden und sich formierender Jugendbewegungen können Ausschreitungen während dieser Wahlen nicht ausgeschlossen werden.252 Auch wenn es sich um ein Übergangsmandat handelt,253 fällt es dann doch auf, dass im Begründungstext weder die Wahlen noch die nächsten Schritte bei der Fortsetzung des Friedensprozesses angesprochen werden.254 In der Debatte schätzten die Abgeordneten die Aussichten des Friedensprozesses unterschiedlich, aber im

248 Vgl. Pelz, Daniel 2017: Mali auf dem Weg zum Frieden? http://www.dw.com/de/mali-auf-dem- weg-zum-frieden/a-37788830 (letzter Zugriff am 07.01.2018 17:37 Uhr). https://mali4infos.wordpress.com/2017/04/06/konferenz-der-nationalen-einigung- abschlusszeremonie-cen-ceremonie-de-cloture (letzter Zugriff am 07.01.2017 17:40 Uhr). 249 Vgl. Pietz, Tobias 2017: MINUSMA: Die UN-Mission in Mali im Wahljahr 2018, Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) kompakt, 17.11.2017. 250 Vgl. Drs 19/24, S. 5. 251 Vgl. http://www.inttracon.com/mali-regional-und-kommunalwahlen-verschoben/ (letzter Zugriff am 07.01.2018 17:44 Uhr) 252 Vgl. Fischer, Jeff 2017: Mali presidential and parliamentary elections 2018, 8th June, http://www.electoralviolenceproject.com/mali-presidential-parliamentary-elections-2018/ (letzter Zugriff am 07.01.2018 17:46 Uhr). 253 Vgl. http://www.sueddeutsche.de/news/politik/bundestag-bundestag-verlaengert-einsaetze-der- bundeswehr-um-kurze-zeit-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-171211-99-238264 (letzter Zugriff am 07.01.2018 17:42 Uhr) 254 Vgl. Drs 19/24, S. 5-7.

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Vergleich zu den vorherigen Jahren doch deutlich pessimistischer ein. Dr. Frithjof Schmidt von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN drückte es am Deutlichsten aus: „Man darf die Lage nicht schönreden. Der politische Prozess droht zu scheitern. Es muss eine neue Initiative für den Friedensprozess im Norden geben […].“255 Das Wahljahr 2018 bietet gegebenenfalls noch einmal die Chance den politischen Prozess zu erneuern, auf den 2015 so viel Hoffnung gesetzt worden war. Dabei kommt es für die Regierung darauf an, auch die Bevölkerungsgruppen mitzunehmen, die bis jetzt vom Prozess ausgeschlossen blieben. Das Abkommen von Algier stellt eine Momentaufnahme der damaligen Verhältnisse dar, die schon damals verhaltensunabhängig bestimmte bewaffnete Gruppierungen privilegiert hat. Die Eckpunkte des Abkommens von Algier, mehr Autonomie und Entwicklung in Nord- Mali, gesellschaftlicher Versöhnungsprozess, die Entwaffnung von Rebellen und die bessere Integration der Bevölkerung aus dem Norden in den malischen Staat müssen endlich umgesetzt werden. Hierbei wird sich zeigen, ob die malische Regierung ein verantwortlicher Partner ist. Die Zeit ist weiter vorangeschritten und das Fenster für einen erfolgreichen politischen Prozess schließt sich.

3.5 STABILISIERUNG EINER TRANSITREGION Bereits im WB 2006 wird Migration als eine Herausforderung beschrieben. Unkontrollierte und illegale Migration kann demnach die Integrationsfähigkeit der europäischen Gesellschaften überfordern. Die Lösung wurde in einem politikübergreifenden Instrumentarium skizziert, das an den Migrationsursachen ansetzt und die betroffenen Staaten so stärkt, dass sie den Menschen eine Perspektive vor Ort ermöglicht.256 Etwas differenzierter ist hier das aktuelle WB 2016. Migration stellt an sich kein Risiko für die Sicherheit Deutschlands dar, u.a. weil Deutschland aus demographischen Gründen auf eine kontrollierte und legale Migration angewiesen ist. Durch eine unkontrollierte und irreguläre Migration von beträchtlichem Ausmaß kann aber die Aufnahmekraft der europäischen Gesellschaften überfordert und die

255 Vgl. PlPr 19/3 149A. Etwas abgeschwächter: PlPr 19/3 Abgeordneter Niels Annen (SPD) 145B, PlPr 19/4, Abgeordnete Siemtje Müller (SPD) 244B. 256 Vgl. BReg 2006 (BMVg) (Hrsg.): Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr, 25. Oktober 2006, Berlin, S. 23.

56 gesellschaftliche Stabilität gefährdet werden.257 In Folge der malischen Krise von 2012/2013 kam es zu einer nicht geringen Anzahl von Vertriebenen aus den umkämpften Gebieten im Norden. Anfang 2013 wurde ihre Zahl mit 350.000 Binnenflüchtlingen und 150.000 in die Nachbarländer Geflohenen angegeben. Bereits im Februar 2013 wurde die Binnenflüchtlingsproblematik im Antrag der BReg für die Entsendung der Bundeswehr im Rahmen des AFISMA-Einsatzes thematisiert.258 Humanitäre Hilfe und ein sicheres Umfeld in Nord-Mali sollten die Rückkehr der vielen Binnenflüchtlinge ermöglichen. Dies ist eine Sichtweise, die sich in der parlamentarischen Debatte im Februar und Juni 2013 verstetigte.259 Bis Ende 2017 waren dann 90% der Binnenvertriebenen in ihre Heimat zurückgekehrt, während immer noch 140.000 Malier in den unmittelbaren Nachbarstaaten Zuflucht suchten.260 Während sich seit 2012/2013 die humanitäre Situation langsam entspannte und die Menschen in ihre Heimat zurückkehrten, wurden ab Juni 2015 malische Flüchtlinge, die nach Europa und Deutschland strömten, ein Thema, das auch die MINUSMA- Mandatsdebatte erreichte. So schilderte die Bundestagsabgeordnete der CDU/CSU- Fraktion, Julia Obermeier, mit starken und drastischen Bildern: „Etwa jeder dritte Flüchtling, der im Mittelmeer gerettet wird, kommt aus Mali. Weniger bekannt ist: 30 bis 40 Prozent der Flüchtlinge verhungern und verdursten auf dem Weg durch die Sahara.“261 Andere Abgeordnete äußerten sich ebenfalls zum Thema Flüchtlinge und forderten die Bekämpfung der Fluchtursachen; gleichwohl ob es sich dabei um Armut oder Gewalt handelt. Man nahm im Juni 2015 an, dass sich etwa 10.000 Flüchtlinge aus Mali in Europa aufhielten.262 Etwa ein halbes Jahr später, im Januar 2016, stand im ersten Absatz der Antragsbegründung für MINUSMA, dass Deutschland mit seinem Engagement in dieser Mission dazu beiträgt, „eine wichtige Transitregion von Flüchtlingen auf dem afrikanischen Kontinent zu stabilisieren.“263 Die BMin der

257 Vgl. BReg 2016 (BMVg) (Hrsg.): Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr, 13. Juli 2016, Berlin, S. 42. 258 Vgl. Drs 17/12368, S. 4. 259 Vgl. PlPr 17/221 Abgeordneter Christoph Strässer (SPD) 27465D. PlPr 17/250 Abgeordneter Philipp Mißfelder (CDU/CSU) 32029D. 260 Vgl. Drs 19/24, S. 7. 261 Vgl. PlPr18/109 10512A. 262 Vgl. PlPr18/113 Abgeordnete Gabi Weber (SPD) 10891A, Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) 10897A. 263 Vgl. Drs 18/7206. S. 6.

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Verteidigung forderte die Entsendung deutscher Soldaten […], weil Mali ein entscheidendes Herkunfts- und Transitland bei Fluchtbewegungen ist.264 Dabei wurde auch erstmalig in der MINUSMA-Debatte von Migranten anstatt von Flüchtlingen gesprochen.265 Die Entsendung der Bundeswehr nach Mali im Rahmen der VN- Mission MINUSMA wurde somit ein Mittel, um der Migranten- und Flüchtlingskrise in Europa und Deutschland Herr zu werden. Kriegsflüchtlinge genießen Schutz nach der Genfer Flüchtlingskonvention.266 Der Flüchtling als Opfer politischer Zwangsmaßnahmen hat darüber hinaus Anspruch auf Asyl.267 Dagegen besitzt der Migrant als Wirtschaftsflüchtling keine speziellen Rechte. Aufgrund „gemischter Wanderungen“ ist eine völkerrechtliche Unterscheidung zwischen Migrations- und Flüchtlingsströmen aber nicht einfach.268 Obwohl grundsätzlich nur der politisch Verfolgte Anspruch auf einen Verbleib in Deutschland hat, stellen darüber hinaus auch Migranten und Kriegsflüchtlinge Asylanträge, um ein Bleiberecht zu erwirken. Bereits seit 2007/2008 stiegen die Asylanträge in Deutschland stark an. In den Jahren der Migranten- und Flüchtlingskrise (2015-2017) wurden insgesamt 1,43 Millionen Asylanträge, davon 745.000 im Höhepunktjahr 2015, in Deutschland gestellt.269 Unter dem Eindruck dieser Zuströme schien die BReg zu der Einschätzung gekommen zu sein, dass Mali bei diesen Bewegungen als Transitzone eine wichtige Rolle spielt, und dass es sich bei diesen Personen hauptsächlich um Migranten handelt. So wurde in beiden Anträgen aus dem Jahre 2017 die Entsendung der Bundeswehr mit der Stabilisierung einer wichtigen Transitregion für Migranten begründet.270 Eine Einschätzung, die in der parlamentarischen Debatte mehrfach bekräftigt wurde. So

264 Vgl. PlPr 18/149 14696B.. 265 Vgl. PlPr 18/152 Abgeordnete Julia Obermeier (CDU/CSU) 14932C. 266 Vgl. http://www.unhcr.org/dach/wp- content/uploads/sites/27/2017/03/GFK_Pocket_2015_RZ_final_ansicht.pdf (letzter Zugriff am 29.12.2017 00:22 Uhr). 267 Vgl. Grundgesetz (GG) für die Bundesrepublik Deutschland in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 1001, veröffentlichten bereinigte Fassung, das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 13. Juli 2017 (BGBl. I S. 2347) geändert worden ist, Art. 16. 268 Vgl. Koch, Anne / Dick, Eva / Schraven, Benjamin / Etzold, Benjamin 2017: Regionale Migrationsgovernance. Impulse für eine nachhaltige internationale Migrationsarchitektur, SWP- Aktuell 81, Dezember 2017, Berlin, S. 1 269 Vgl. https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/flucht/218788/zahlen-zu-asyl-in-deutschland (letzter Zugriff am 11.10.2017 17:39 Uhr). 270 Vgl. Drs 18/10819 S. 4. Drs 19/24, S. 5.

58 leitete die BMin der Verteidigung ein: „Dort verläuft die Route für Migration, […].“271 Andere sehen in Mali das „Schlüsselland der Migration“ oder verbinden mit dem Einsatz bei MINUSMA die Möglichkeit der „Eindämmung der globalen Migration.“272 Wie aber ist die Rolle Malis als Herkunftsland und Transitregion bei den Flüchtlings- und Migrationsströmen der Jahre 2015 bis 2017 in der Rückschau zu bewerten? In den Jahren 2015 und 2016 wurden etwa 20.000 Asylanträge von Maliern weltweit gestellt. 2016 ergingen davon 1.200 Anträge in Deutschland.273 Im Jahr 2017 gab es bis einschließlich November insgesamt 567 malische Antragsstellende im Bundesgebiet.274 Mali zählte damit keinesfalls zu den Hauptherkunftsländern, gleich ob es sich um Migranten oder Flüchtlinge handelte. Wie aber stand es um Malis Bedeutung als Transitregion für Migranten, die Nordafrika durchquerend über das Mittelmeer nach Europa und Deutschland strebten? Im Zeitraum von Juni 2016 bis November 2017 wurden 66.300 Migranten, vorwiegend Männer, erfasst, die angaben, Mali betreten oder verlassen zu wollen. Davon wollten 57.300 Mali verlassen. Neben Malier handelte es sich vor allem um Menschen aus Guinea, Gambia, Senegal und der Elfenbeinküste. Für die meisten (55%) waren die nordafrikanischen Staaten Algerien, Mauretanien, Marokko und Libyen die Zielländer. Ca. 35% wollten direkt nach Europa, hauptsächlich nach Spanien, Frankreich und Italien.275 Von August 2016 bis August 2017 sind ca. 120.000 Menschen über das Mittelmeer nach Europa übergesetzt. Gleichzeitig ist die Anzahl derjenigen, die das vorherige Haupttransitland in der Sahelzone, Niger, genutzt haben von 2016 auf 2017 rapide zurückgegangen.276 Das hängt unter anderem damit zusammen, dass eine Verstärkung von Grenzkontrollen in Niger zu einer Verlagerung von Routen in den instabilen Norden Malis geführt hat.277

271 Vgl. PlPr 18/213 21360B. 272 Vgl. PlPr18/213 Abgeordneter Jürgen Coße (SPD) 21366A, Florian Hahn (CDU/CSU) 21367A. 273 Vgl. https://www.laenderdaten.info/Afrika/Mali/fluechtlinge.php (letzter Zugriff am 11.01.2017 17:51 Uhr). 274 Vgl.https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/ hkl- antrags-entscheidungs-bestandsstatistikl-kumuliert-2017.pdf?__blob=publicationFile (letzter Zugriff am 11.01.2017 17:55 Uhr) 275 Vgl. http://www.globaldtm.info/dtm-mali-flow-monitoring-report-no-22/, Mali Flow Monitoring Points Dashboard (letzter Zugriff am 11.01.2017 18:09 Uhr). 276 Vgl. http://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-aus-afrika-europas-toedlicher-wall-aus- sand-a-1165318.html (letzter Zugriff am 11.01.2017 18:10 Uhr) 277 Vgl. Vorrath, Judith 2017: Die Eindämmung illegaler Ströme an afrikanischen Grenzen. Fallstricke für Europa, SWP-Aktuell 42, Juni 2017, Berlin, S. 2.

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Unter Berücksichtigung dieser aktuellen Zahlen und Tendenzen nimmt Mali also zum jetzigen Zeitpunkt eine wichtige Rolle als Transitregion für Migration in der Sahelzone und in Afrika ein. Es handelt sich dabei aber im Schwerpunkt nicht um Migration nach Europa und Deutschland. 52 Prozent der Wanderungsbewegungen finden innerhalb Afrikas statt. In Westafrika liegt dieser Anteil sogar bei 87 Prozent.278 Migration in Westafrika und auch in Mali sind überwiegend regionale Durchgangsbewegungen.

3.6 MEHR VERANTWORTUNG DEUTSCHLANDS IN DER WELT Mit dem Münchner Appell von 2014 begann die Debatte um eine „neue deutsche Außenpolitik.“279 Der damalige Bundesminister (BM) des Auswärtigen, Dr. Frank- Walter Steinmeier, forderte, Deutschland muss bereit sein, „sich außen- und sicherheitspolitisch früher, entschiedener und substantieller einzubringen.“ Beim Einsatz militärischer Mittel darf „eine Kultur der Zurückhaltung nicht zu einer Kultur des Heraushaltens werden.“280 Bundespräsident a.D. Joachim Gauck gab zu bedenken, dass die Deutschen solch eine Form von Verantwortung bis jetzt noch wenig eingeübt haben, forderte jedoch auch, dass Deutschland zum Einsatz der Bundeswehr „weder aus Prinzip nein, noch reflexhaft ja sagen darf“.281 Seit diesem Appell sind fast vier Jahre vergangen. Ein erstes Zwischenfazit nach zwei Jahren sah „eine neue Verantwortungspolitik dort, wo durch Partner oder Ereignisse Druck auf die deutsche Politik entsteht.“ Im Bereich der Verteidigungspolitik herrschte jedoch „mehr Krise

278 Vgl. Koch, Anne / Dick, Eva / Schraven, Benjamin / Etzold, Benjamin 2017: Regionale Migrationsgovernance. Impulse für eine nachhaltige internationale Migrationsarchitektur, SWP- Aktuell 81, Berlin, Dezember 2017, S. 2 279 Die Debatte um eine „neue deutsche Außenpolitik“ kehrt regelmäßig wieder. Vgl. Hellmann, Gunther 2016: Zwischen Gestaltungsmacht und Hegemonialfalle. Zur neuesten Debatte über eine neue deutsche Außenpolitik, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ). Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 28-29/2016, http://www.bpb.de/apuz/230569/zur-neuesten-debatte-ueber-eine-neue- deutsche-aussenpolitik?p=all (letzter Zugriff am 15.11.2017 14:33 Uhr). 280 Vgl. Rede des Bundesministers des Auswärtigen Dr. Frank-Walter Steinmeier anlässlich der 50. Münchner Sicherheitskonferenz am 01.02.2014, S. 2, https://www.auswaertiges- amt.de/DE/Infoservice/Presse/Reden/2014/140201-BM_MüSiKo.html (letzter Zugriff am 27.11.2017, 11:50 Uhr). 281 Vgl. Rede des Bundespräsidenten Joachim Gauck zur Eröffnung der 50. Münchner Sicherheitskonferenz am 31.01.2014: Deutschlands Rolle in der Welt. Anmerkungen zu Verantwortung, Normen und Bündnissen, S. 1, 4, http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2014/01/140131- Muenchner-Sicherheitskonferenz.html (letzter Zugriff am 16.11.2017 19:15 Uhr).

60 als Design.“282 Das kurze Zeit danach verfasste WB 2016 rechtfertigte und bekräftigte die gestiegenen Erwartungen.283 Mit dem Weißbuch wird aber auch der Anspruch formuliert, „die globale Ordnung aktiv mitzugestalten“,284 ohne dabei aufzuzeigen, wie sich diese Gestaltung von den etablierten Rollenkonzepten deutscher Außen- und Sicherheitspolitik unterscheidet. In der Literatur hat eine erste, leise Debatte über die Operationalisierung von mehr deutscher Verantwortung begonnen.285 Gleichzeitig werden auch erste Stimmen laut, die bei der aktuellen Diskussion vor einer Überschätzung der Rolle Deutschlands in der Welt warnen.286 Wie aber wirkte sich die Verantwortungsdebatte auf die Beteiligung der Bundeswehr bei MINUSMA aus? In den Anträgen der BReg findet sich kein direkter Rekurs auf den Münchner Appell 2014. Auch in den Bundestagsdebatten zu MINUSMA fehlt ein direkter Verweis. Bereits ein Jahr vor München war aber im Parlament der Aspekt sicherheitspolitischer Verantwortungsübernahme im Zusammenhang mit dem AFISMA/MINUSMA- Einsatz thematisiert worden. Für den damaligen BM des Auswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, stand hier aber die „Selbstverantwortung der Afrikaner“ im Mittelpunkt.287 Selbst als die VN die Mission von der AU übernommen hatte, wurde damit das Ziel verbunden, die Afrikaner zur Verantwortungsübernahme zu befähigen.288 Deutschland leistete in diesem Sinne seinen Beitrag zur Unterstützung sowohl für die AU als auch später für die VN. In Rückschau auf die zögerliche deutsche Haltung in der Krise 2012/2013 wurde aber vom Abgeordneten Andreas

282 Vgl. Major, Claudia / Mölling, Christian 2015: Zwischen Krisen und Verantwortung: Eine erste Bilanz der neuen deutschen Verteidigungspolitik, Institut Français des Relations Internationales, Note du Cerfa 127/2015, S. 26, https://www.ifri.org/sites/default/files/atoms/files/ndc_127_major_molling_de.pdf (letzter Zugriff am 17.11.2017 14:37 Uhr). 283 Vgl. Kaim, Markus / Linnenkamp, Hilmar 2016: Das neue Weißbuch – Impulsgeber sicherheitspolitischer Verständigung, SWP-Aktuell 65, Oktober 2016, Berlin, S. 7f. 284 Vgl. BReg (BMVg (Hrsg.) 2106: Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr, Berlin, 13. Juli 2016, S. 22. 285 Vgl. Mangasarian, Leon / Techau Jan 2017: Führungsmacht Deutschland. Strategie ohne Angst und Anmaßung, dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München; Link, Werner 2015: Gemeinsame Führung und die Kultur der Zurückhaltung in der deutschen Außenpolitik, in: Hellmann, Gunther/Jacobi, Daniel/Urrestarazu, Ursula Stark (Hrsg.): Früher, entschiedener und substantieller? Die neue Debatte über Deutschlands Außenpolitik, Springer VS Verlag, Wiesbaden, S. 289-313. 286 Vgl. Wolffsohn, Michael 2017: Außenpolitik können wir nicht, in: Die WELT, 15.06.2017, S. 2; The Economist 2017: Germany´s reluctant leadership. The Merkel doctrine, July 8th 2017, S. 17f. 287 Vgl. PlPr1 7/217 27459A. 288 Vgl. PlPr1 7/247 Abgeordneter Ernst- Reinhard Beck (CDU/CSU) 32033D.

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Schockendorff (CDU/CSU) schon jetzt eine größere Bereitschaft Deutschlands für zukünftige Einsätze verlangt. Sein Parteifreund Hartwig Fischer wagte die Prognose, dass zukünftig mehr deutsches und europäisches Engagement, insbesondere aus zweiter Reihe in Form von Ausbildung, Ertüchtigung und Ausstattung, notwendig sein wird.289 Der Münchner Startschuss zu mehr deutscher Verantwortungsübernahme in der Sicherheitspolitik wurde in der MINUSMA-Debatte 2014 überhört. Der letzte Redner vor der Abstimmung über die Verlängerung des Einsatzes im Juni 2014 schloss damit, dass Mali fest in internationale Stabilitätsmaßnahmen eingebunden ist, die deutsche Beteiligung dabei „ein Mosaikstein und eher ein kleiner Beitrag“ ist.290 Ein Jahr später kommt es in der Debatte um eine erneute Verlängerung des Einsatzes zu ersten Anregungen für ein größeres Engagement Deutschlands im Rahmen von MINUSMA. Auslöser war unter anderem, dass die Begründung des Antrags zur Verlängerung des MINUSMA-Einsatzes darauf verwies, dass dieser Einsatz der Schwerpunkt des sicherheitspolitischen Engagements in der deutschen Afrikapolitik sei. Dem standen zu diesem Zeitpunkt acht bei MINUSMA im Einsatz befindliche Bundeswehrsoldaten gegenüber.291 Da das niederländische Aufklärungskontingent in Nord-Mali in großen Teilen abgezogen werden sollte, ergab sich Mitte 2015 für die die VN der Bedarf an Ersatzgestellung und für Deutschland die Möglichkeit, das Ungleichgewicht zwischen Worten und bereitgestellten Kräften auszutarieren.292 Bereits ein halbes Jahr später enthielt der Antrag ein entsprechend erweitertes Mandat. In der darauf folgenden Debatte stellte nur der Abgeordnete Michael Veitz (CDU/CSU) den direkten Zusammenhang zwischen größerer Verantwortungsübernahme und Erweiterung des Einsatzes her: „Mit den Fähigkeiten, die wir zur Verfügung stellen, werden wir unserer Verantwortung gerecht.“293 Alle anderen Redner wählten eine indirektere und passivere Begründung, um das größere deutsche Engagement zu begründen. Neben dem Wunsch „vieler Akteure“, dem bereits bekannten Argument der Entlastung der Verbündeten wurde vor allem die

289 Vgl. PlPrl 17/225 27962C. PlPrl 17/247 31777D. 290 Vgl. PlPrl 18/42 Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) 3733A. 291 Vgl. PlPrl 18/113 Gabi Weber (SPD) 10890D. 292 Vgl. Nickel, Lennard / Pietz, Thomas 2015: MINUSMA in Mali: Europäisches Engagement bei der UN für Frieden im Sahel, Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) kompakt, 18.06.2015. 293 Vgl. PlPrl 18/152 14933C.

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„Unterstützung“ und „Stärkung“ der VN als Begründung aufgeführt.294 In der Debatte um eine erneute Erweiterung im Januar 2017 verfestigte sich der Eindruck, dass Deutschland seiner sicherheitspolitischen Verantwortung auch durch eine erneute Ausdehnung des Engagements bei MINUSMA gerecht werden wollte. Hier mag auch die Wahl des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump Einfluss gehabt haben. So stellt der Abgeordnete Florian Hahn (CDU/CSU) fest: „Es ist daher, meine ich, das gute Recht, von Europa und Deutschland mehr Verantwortung für die eigene Sicherheit zu fordern. Der erweiterte Einsatz MINUSMA stehe dabei in Kombination mit EUTM für eine globale Verantwortungsübernahme der Bundeswehr.“295 Währenddessen wurden aber auch erste Stimmen laut, die die Grenzen von Verantwortungsübernahme aufzeigten.296 Bei der Kurzverlängerung des Einsatzes zum Ende des Jahres 2017 gab die BMin der Verteidigung in Bezug auf den Abzug der deutschen Hubschrauber zum Sommer 2018 zu erkennen, dass Verantwortung nicht nur übernommen, sondern auch übergeben werden kann, um dann schließlich in eine „verantwortungsvolle Rotation“ eintreten zu können.297

3.7 SICHERHEITSRATSKANDIDATUR 2019/2020 Die VN sind für Deutschland sicherheitspolitisch eines der zentralen, „internationalen Gestaltungsfelder“. Im Gegensatz zu den Regionalorganisationen NATO, EU und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stellt sie das einzige globale Forum dar. Um das System der VN „durchsetzungsfähiger“ zu machen und für die Zukunft aufzustellen, will Deutschland u.a. durch Stärkung der Beiträge zu und Übernahme von Führungsverantwortung in VN-Missionen seinen Teil leisten.298 Seit den 1990ern hatte Deutschland zur „Entsendelücke“ beim VN-

294 Vgl. PlPrl 18/149 Bundesministerin der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen (CDU/CSU) 14696B, Abgeordneter Rainer Arnold (SPD) 14698C, Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN) 14700B. (CDU/CSU) 14701B, Florian Hahn (CDU/CSU) 14703A. PlPr 18/152 Abgeordneter (SPD) 14931C/D. 295 Vgl. PlPrl 18/213 Abgeordneter Florian Hahn (CDU/CSU) 21366C/D. 296 Vgl. PlPrl 18/213 Abgeordneter Rainer Arnold (SPD) 21363C. 297 Vgl. PlPrl 19/3 vom 22.11.2017, 144A. 298 Vgl. BReg (BMVg (Hrsg.) 2106: Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr, 13. Juli 2016, Berlin, S. 62f.

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Peacekeeping beigetragen.299 Daher wurde in diesem Bereich „Enthaltsamkeit seit Längerem“ attestiert.300 Als sich Deutschland im Herbst 2010 für einen nicht- ständigen Sitz im VN-Sicherheitsrat301 bewarb, kam hierzulande die Forderung auf, dass Deutschland bei der VN-Friedenssicherung mehr tun müsse. Dabei ging es „nicht um die Entsendung großer Kontingente“, sondern darum, „Fähigkeiten und Spezialkompetenz“ zur Verfügung zu stellen. „Die Beteiligung an VN- Friedenseinsätzen […] sollte unverwechselbares Markenzeichen deutscher Friedens- und Sicherheitspolitik sein.“302 Die im damals gültigen WB 2006 planerisch ausgeworfenen und den VN im Rahmen der United Nations Standby Arrangements Systems (UNSAS) angezeigten 1.000 Einsatzkräfte303 sind aber während der deutschen Ratsmitgliedschaft 2011/2012 und danach nicht abgerufen worden. Dabei hat sich VN-Friedenssicherung über die Jahrzehnte gewandelt und ist heute vor allem durch komplexere, multidimensionale und Friedenserzwingungseinsätze gekennzeichnet.304 Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, benötigen die VN heute noch eher als früher eine „kontinuierliche Unterstützung in Sachen Personal, Ausrüstung und Finanzierung.“305 Bereits im Herbst 2015 fand in New York auf Initiative des damaligen US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama der „Leaders Summit on Peacekeeping“ statt, bei dessen Abschlusserklärung sich die teilnehmenden Staaten, u.a. auch Deutschland, zu einem stärkerem Engagement in der VN-Friedenssicherung bekannten.306 Obwohl die Vereinigten Staaten gerade von den

299 Vgl. Schöndorf, Elisabeth 2011: Die Entsendelücke im VN-Peacekeeping. Defizite, Ursachen, Handlungsoptionen, SWP-Studie S4, Berlin, Februar 2011, S. 12f. 300 Vgl. Varwick, Johannes 2013: Deutschland in den UN 1990 bis heute. Vier Thesen zur deutschen Rolle, in: Vereinte Nationen 6/2013, 61. Jahrgang, Zeitschrift für die Vereinten Nationen und ihre Sonderorganisationen, S. 255. 301 Deutschland war seit der Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland 1973 bereits fünfmal nicht- ständiges Mitglied im VN-Sicherheitsrat (1977/1978, 1987/88, 1995/1996, 2003/2004, 2011/2012). 302 Vgl. Griep, Ekkehard / Nachtwei, Winfried 2011: Für eine politische Aufwertung der VN- Friedenssicherung in Deutschland – ungenutzte Chancen im VN-Peacekeeping, DGVN Policy Paper 1/2011, S. 1, 3, 5. 303 Vgl. BReg 2006 (BMVg) (Hrsg.) 2006: Weißbuch 2006 zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr, 25. Oktober 2006, Berlin, S. 84. 304 Vgl. Gareis, Sven Bernhard / Varwick, Johannes 2014: Die Vereinten Nationen. Aufgaben, Instrumente und Reformen, Verlag Barbara Budrich, 5. Auflage, Opladen & Toronto, S. 124-151. 305 Vgl. Kaim, Markus / Strauß, Lena 2017: Mehr deutsche Blauhelme. Vier Gründe für ein stärkeres Engagement der Bundesrepublik im VN-Peacekeeping, SWP-Aktuell 40, Berlin Juni 2017, S. 2. 306 Vgl. https://obamawhitehouse.archives.gov/the-press-office/2015/09/28/declaration-leaders- summit-peacekeeping (letzter Zugriff am 13.01.2018 15:25 Uhr).

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Europäern zusätzliche Beiträge erwartet haben, waren es die signifikanten Truppenaufstockungen nicht-europäischer Staaten wie China, Kolumbien, Indonesien und Ruanda die Aufsehen erregten. Während einige europäische Staaten ihre Blauhelmkontingente leicht erhöhten, machte Deutschland keine konkreten Zusagen zu einer stärkeren Beteiligung mit eigenen Blauhelmen.307 Zwei Wochen nach dem Gipfel erfolgte jedoch die Ankündigung einer erweiterten Beteiligung Deutschlands an der VN-Friedensmission MINUSMA in Mali.308 Die Zurückhaltung Deutschlands während des Gipfels wurde dennoch kritisch gesehen, da man für Deutschland die Chance verpasst sah, mittel- und langfristige Ziele in den VN zu verfolgen, für sich zu werben und eben „Außenpolitik mit Blauhelmen“ zu betreiben.309 Ein Jahr später bewarb sich dann Deutschland für einen nicht-ständigen Sitz im VN-Sicherheitsrat für die Jahre 2019/2020.310 Der damalige BM des Auswärtigen Frank-Walter Steinmeier traf in seiner Rede im September 2016 zur Eröffnungsveranstaltung der deutschen Kandidatur die Feststellung: „Kaum ein Land ist in den Bereichen Konfliktbeilegung, Stabilisierung und Konfliktnachsorge so aktiv wie Deutschland.“311 Mit dem deutschen Beitrag zu VN-Friedensmissionen seit 30 Jahren verfolge man eines der Kernziele, Frieden, der deutschen Kandidatur.312 In den Anträgen der BReg zum MINUSMA-Einsatz findet sich erwartungsgemäß kein direkter Bezug zur deutschen Sicherheitsratskandidatur. Auch in der parlamentarischen Debatte lässt sich keine solche Aussage nachlesen. Nichtsdestotrotz wird bereits bei der Umwandlung des

307 Es wurden Ausrüstung, eine geringe Anzahl von Polizisten mit Spezialfähigkeiten sowie mittelfristig mehr ziviles Personal zugesagt. Die ungenauen Angaben führten zu einer Kleinen Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN; Drs 18/7970, Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. , Agnieszka Brugger, Dr. , weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Stand der Umsetzung der deutschen Zusagen an die Vereinten Nationen im Rahmen des Peacekeeping Summit im September 2015. 308 Vgl. Pietz, Tobias 2016: Back in Blue? Mehr deutsche Blauhelme in UN-Friedenseinsätzen, in: Die Bundeswehr. Verbandsmagazin des Deutschen Bundeswehrverbandes, Februar 2016, S. 13. 309 Vgl. Pietz, Tobias 2016: Außenpolitik mit Blauhelmen, 05.10.2015, http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/un-friedenseinsaetze-aussenpolitik-mit-blauhelmen- 13834029.html (letzter Zugriff am 13.01.2018 15:35 Uhr). 310 Vgl. https://www.auswaertiges-amt.de/de/ausse.npolitik/internationale-organisationen/uno/160921- sr-kandidatur/283622 (letzter Zugriff am 13.01.2018 15:37 Uhr). 311 Vgl. Rede von Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnungsveranstaltung zur deutschen Kandidatur für einen nichtständigen Sitz im Sicherheitsrat 2019/20. https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/-/281454 (letzter Zugriff am 13.01.2018 15:38 Uhr). 312 Vgl. https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/internationale-organisationen/uno/07- deutsche-kandidatur-sicherheitsrat/205622 (letzter Zugriff am 13.01.2018 15:40 Uhr).

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AFISMA- in das MINUSMA-Mandat im Juni 2013 angeführt, bei der Entsendung handle es sich auch um einen Beitrag zur Unterstützung der VN. Insbesondere Abgeordnete der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN betonten, dass die deutsche Beteiligung an diesem VN-Einsatz ein Ausdruck internationaler Verantwortung in der VN sei.313 In den Jahren 2014/2015 folgten die Äußerungen dem allgemeinen Grundsatz einer VN-freundlichen Rhetorik. Während ein Abgeordneter der Großen Koalition bei der Verlängerung des Einsatzes im Juni 2014 von „Verlässlichkeit“ gegenüber den VN sprach, forderten die in der Opposition befindlichen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, wohl auch um sich von den kritischer betrachteten NATO-Einsätzen zu distanzieren, nach noch „stärkerem deutschen Engagement bei den Friedensbemühungen der VN.“314 Mit der Erweiterung der deutschen Beteiligung an MINUSMA im Januar 2016 stieg der deutsche Beitrag für die Friedenssicherung im VN-Rahmen substantiell an. So leitet die BMin der Verteidigung die erste Lesung ein: „Dieser Einsatz stärkt die Vereinten Nationen.“315 Dem pflichteten die Abgeordneten der Großen Koalition bei. Es wurde betont, dass Deutschland in dem Bereich unterstützt, wo die VN ein Mangel an Fähigkeiten haben. Schließlich war der Bedarf an Aufklärungsfähigkeiten in mehreren Sicherheitsratsresolutionen aufgeführt worden. Man sah damit im Nachgang zum Peacekeeping Summit auch die Zusage einer stärkeren Beteiligung an VN-Missionen eingelöst.316 Zeitgleich zur Vorbereitung und Durchführung des erweiterten MINUSMA-Einsatzes fanden auch Tätigkeiten statt, die im Zusammenhang mit der Ankündigung einer deutschen Sicherheitsratskandidatur gesehen werden können. So wurde während des Peacekeeping Summit 2015 und des Peacekeeping Defence Ministerial 2016 in London durch das Auswärtige Amt kommuniziert, ein stärkeres Engagement bei den VN sei ein Aspekt größerer sicherheitspolitischer

313 Vgl. PlPrl 17/247 Abgeordnete Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 31776A. PlPrl 17/250 Abgeordneter Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 32032B. 314 Vgl. PlPrl 18/40 Abgeordneter Achim Post (SPD) 3538A. PlPrl 18/42 Abgeordnete Agniezska Brugger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 3731C. 315 Vgl. PlPrl 18/149 14696B. 316 Vgl. PlPrl 18/149 Abgeordneter Rainer Arnold (SPD) 14698C, Florian Hahn (CDU/CSU) 14703A.

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Verantwortungsübernahme durch Deutschland.317 Neben dem Bekenntnis zum VN- Peacekeeping auf europäischer Ebene 2016 hat Deutschland die Bereitschaft sich verstärkt in friedenserhaltenden Missionen der VN zu engagieren 2017 noch einmal bekräftigt.318 Mit der erneuten Erweiterung des MINUSMA-Einsatzes im Januar 2017 hat Deutschland durch die Bereitstellung einer weiteren Hochwertfähigkeit sein Profil in einem VN-Einsatz noch einmal geschärft.319 Diese Stärkung der VN durch deutsches Engagement wird durch die Große Koalition in der Debatte vertreten.320 Bei ihrer Einleitung begründet die BMin der Verteidigung den Einsatz wie folgt: „Die Vereinten Nationen sind nur so gut wie Mitgliedstaaten sie ausrüsten. Deshalb ist es wichtig, dass wir mit unseren Kapazitäten dort in Mali sind.“321 Bereits damals war bekannt, dass die Bereitstellung der Hochwertressource nicht von unbegrenzter Dauer sein wird. Daher plädierte der Abgeordnete Rainer Arnold zwar für den erweiterten Einsatz, sprach sich aber gegen ein längeres Engagement aus.322 Mit der Übergangsverlängerung des Mandats für vier Monate im Dezember 2017 verband die BMin zwar „ein starkes Zeichen“,323 die Parlamentarier argumentierten jedoch an die Verantwortung die Hubschrauberflotte abzulösen und die Bereitstellung solcher Hochwertfähigkeiten für die VN nach einem roulierenden System durch diejenigen Staaten zu regeln, die über solche Fähigkeiten verfügten.324 So wird es wahrscheinlich dazu kommen, wenn im Juni 2018 die Generalversammlung der VN über die

317 Vgl. Vgl. Kaim, Markus / Strauß, Lena 2017: Mehr deutsche Blauhelme. Vier Gründe für ein stärkeres Engagement der Bundesrepublik im VN-Peacekeeping, SWP-Aktuell 40, Berlin Juni 2017, S. 2. 318 Vgl. European External Action Service (EEAS) (Hrsg.) 2016: A shared vision, common action: A stronger Europe. A Global Strategy for the European Union’s Foreign And Security Policy, June 2016, https://eeas.europa.eu/archives/docs/top_ stories/pdf/eugs_review_web.pdf, (letzter Zugriff am 13.01.2017 15:56 Uhr). BReg (AA) (Hrsg.) 2017: Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern. Leitlinien der Bundesregierung, 12. Juli 2017, Berlin. 319 Vgl. Hauenstein, Melanie 2017: Kritische Zeiten für Stabilisierung: Die Bundeswehr liefert einen wichtigen Beitrag zur UN-Friedensmission in Mali, Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) kompakt, 11.01.2017. 11.01.2017, 320 Vgl. PlPrl 18/215 Abgeordneter Dirk Vöpel (SPD) 21518C/D, Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) 21519B. 321 Vgl. PlPrl 18/213 21360C. 322 Vgl. PlPrl 18/213 21363B. 323 Vgl. PlPrl 19/3 143D. 324 Vgl. PlPrl 19/4 Abgeordnete Siemtje Möller (SPD) 245A, Abgeordneter Jürgen Hardt (CDU/CSU) 246A.

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Kandidatur Deutschlands für den nicht-ständigen Sitz im VN-Sicherheitsrat abstimmt, dass die deutschen Hubschrauber aus MINUSMA abgezogen werden. Eine Verlängerung des Einsatzes an sich gilt jedoch als wahrscheinlich.325 Es ist daher davon auszugehen, dass die Bundeswehr im Rahmen der VN-Mission MINUSMA bis in die Jahre 2019/2020 in der VN-Friedenssicherung engagiert bleibt.

3.8 GEWICHTUNG DER POLITISCHEN MOTIVE Die hier behandelten Motive werden zum Zeitpunkt der jeweiligen Mandatsdebatte gewichtet. Dabei wird jede Begründung für sich betrachtet. Die Gewichtung der anderen Motive zum gleichen Zeitpunkt dient jedoch als Referenz. Darüber hinaus werden zu einem gewissen Maß Kausalitäten aufgezeigt und es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Motive z.T. aufeinander katalytisch wirken.

Transnationale Risiken Die OK hat bereits im letzten Jahrzehnt ihr Unwesen in Westafrika getrieben. Mit der malischen Staatskrise 2012/2013 wurden die damit verbundenen Risiken den Europäern nur deutlicher vor Augen geführt.326 Für den Kampf gegen OK sind nach deutschem Verständnis nicht militärische Mittel, sondern Polizei und Justiz vorzusehen. Militärische Mittel können hier lediglich unterstützend wirken. Nichtsdestotrotz wird die OK in Westafrika, in Verbindung mit anderen politischen Motiven (Kampf gegen Terrorismus, Stabilisierung Transitregion für Flüchtlinge und Migranten), als Teil der Begründung für die Entsendung der Bundeswehr im Rahmen von MINUSMA aufgeführt. Dabei war die OK über die Jahre in den Debatten immer das nachgeordnete Argument unter den transnationalen Risiken. Es ist daher durchgängig nur von GERINGER politischer Bedeutung gewesen. Als alleiniges Motiv hätte es die Beteiligung Deutschlands am MINUSMA-Einsatz nie auslösen können. Der transnationale Terrorismus ist hingegen ein viel greifbareres Risiko. Das trifft insbesondere auf den Zeitraum Januar/Februar 2013 zu, als eine scheinbar

325 Vgl. Ergebnisse der Sondierungsgespräche von CDU, CSU und SPD. Finale Fassung, 12.01.2018, S. 26, http://www.portal-sozialpolitik.de/uploads/sopo/pdf/2018/2018-01- 12_Sondierungsergebnis_PS.pdf (letzter Zugriff am 13.01.2018 10:22 Uhr). 326 Vgl. Vorrath, Judith 2013: Transnationale organisierte Kriminalität in Westafrika. Mehr als ein Terrorismus- und Strafverfolgungsproblem, SWP Aktuell 42, Juli 2013, Berlin, S. 1.

68 geschlossen auftretende Jihad-Armee drohte, die malische Hauptstadt Bamako einzunehmen und den Terror gegebenenfalls bis nach Europa zu tragen. Die Risikofaktoren (Akteur, Potential, Intention, Schadenshöhe, Eintrittswahrscheinlichkeit) erreichten aber nicht das notwendige Ausmaß, dass sich die BReg gezwungen sah, aktiv und direkt gegen den Terrorismus in Mali vorzugehen. Daher war dieses Motiv in den Mandatsdebatten 2013 letztendlich nur von MITTLEREM Gewicht für die Entsendung der Bundeswehr. Nach Zurückdrängen der Jihadisten durch Frankreich nahm die Stärke dieses Arguments ab, blieb aber als Motiv, weil die Gefahr auch nie ganz verschwand, von GERINGER Erklärungskraft in den Jahren 2014/2015 erhalten. Trotz einer wieder ansteigenden, jihadistischen Gefahr 2016/2017 versuchte die BReg eine Vermengung von MINUSMA und der aktiver gegen den Terror vorgehenden Operation Barkhane zu vermeiden. Des Weiteren bedroht der Jihadismus mittlerweile nicht nur Nord-Mali, sondern die gesamte Region. Dafür reicht das Mandat von MINUSMA nicht aus. Zukünftig soll der direkte Kampf gegen dieses regionale Phänomen durch die G5S erfolgen. Aufgrund der wieder gestiegenen Wahrnehmung des terroristischen Risikos gewinnt dieses Motiv wieder an Bedeutung. Da sich die massive Ausweitung der deutschen Beteiligung bei MINUSMA 2016/2017 aber nicht durch dieses Argument begründen lässt und Deutschlands Vorgehensweise im Kampf gegen den Terrorismus weiterhin indirekt und passiv bleibt, hat diese Begründung 2016/2017 einen nur MITTLEREN Einfluss auf die Verlängerung und Erweiterung der deutschen Beteiligung gehabt.

Europäische Bündnissolidarität Obwohl sich Frankreich einen stärkeren und aktiveren deutschen Beitrag gewünscht hätte, war deutsche Bündnissolidarität zu Frankreich das politische Motiv für die ursprüngliche Entsendung der Bundeswehr nach Mali. Die BReg sah sich zu Beginn des Jahres 2013, zunächst unterhalb der Einsatzschwelle, dann im Rahmen von AFISMA, gezwungen, irgendetwas in Westafrika zu tun, um sich gegenüber dem fast allein kämpfenden Frankreich solidarisch zu erweisen. In den von der BReg vorgeschlagenen Kräfte und Mittel sah der BT eine geeignete Möglichkeit und stimmte dem Antrag zu Beginn des Jahres 2013 zu. Dieses Motiv war so STARK, dass es als entscheidend für die Entsendung der Bundeswehr nach Mali gewertet werden

69 kann. Nachdem die französische Operation erfolgreich durchgeführt worden war, verringerte sich die Bedeutung dieses Motivs für die Verlängerung dieses Einsatzes, und war in der zweiten Jahreshälfte 2013 bis zum Ende der ersten Jahreshälfte 2015 nur noch von MITTLEREM Gewicht. Auch wenn das Motiv einer Grundsolidarität zu Frankreich in der weiteren Mandatsdebatte mitschwang, hatte dieses Argument, auch weil neue Motive für eine erweiterte Beteiligung hinzugetreten sind, ab Mitte 2015 nur noch eine GERINGE Erklärungskraft. Dass sich dieses Motiv über die Jahre so abschwächte, liegt auch darin begründet, dass sich die Interessen Deutschlands trotz des gestiegenen Engagements in Westafrika in wichtigen Belangen nicht mit den französischen Interessen deckten. Während Deutschland sich militärisch hauptsächlich bei MINUSMA engagierte, setzte Frankreich eher auf die eigene Anti- Terroroperation Barkhane. Obwohl sich die Niederlande seit den Anfängen von MINUSMA stark in Westafrika engagierten, war Bündnissolidarität zwischen Deutschland und den Niederlanden hier zunächst KEIN Thema. Als sich jedoch Mitte 2015 andeutete, dass niederländische Kräfte von der Bundeswehr in Mali abgelöst werden könnten, entstand ein neues politisches Motiv. Die Möglichkeit der Ablösung eines Partners, mit dem man schon vorher gern und gut zusammengearbeitet hatte, im Einsatzland war jedoch kein Selbstzweck, sondern wurde ab 2016 beginnend genutzt, um weitere politische Motive zu alimentieren. Daher ist das Argument der Bündnissolidarität gegenüber den Niederlanden nur von MITTLERER Erklärungskraft. Darüber hinaus wurden beim Herauslösen der Niederländer durch deutsche Kräfte auch die kapazitären Grenzen deutscher Bündnissolidarität deutlich. Während die Ablösung der niederländischen Aufklärer für das Jahr 2016 mit langer Vorbereitungszeit, in gegenseitigem Einvernehmen und auf Langfristigkeit ausgelegt war, wurde Deutschland von den Niederlanden durch den Abzug ihrer Hubschrauber 2017 vor vollendete Tatsachen gestellt, die zunächst widerstrebend und dann in einem Kraftakt zeitlich befristet bewältigt werden.

Schwerpunkt des Engagements in Afrika Dass Mali und die Sahelregion Schwerpunkt des sicherheitspolitischen Engagements Deutschlands in Afrika und in Mali darstellte, war zu Beginn der Entsendung der Bundeswehr nach Mali 2013 weder konzeptionell noch aufgrund der bereitgestellten

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Kräfte ableitbar. Daher hatte dieses Motiv zunächst KEIN Gewicht. Mit der Schwerpunkterklärung und der aufwachsenden Konzeptlandschaft zu Afrika hat die BReg Worte vorgelegt, auf die in der MINUSMA-Debatte bei einer Verstärkung des deutschen Engagements in Afrika verwiesen werden konnte. Zunächst war der MINUSMA-Einsatz davon jedoch nicht unmittelbar betroffen. Stattdessen konzentrierte sich die Bundeswehr 2014/2015 auf EUTM, die Ausbildungsmission der EU. Daher hatte dieses Motiv in dieser Zeit für das MINUSMA-Mandat selbst nur ein GERINGES Gewicht. Schwerpunktcharakter erhielt das sicherheitspolitische Engagement Deutschlands erst, nachdem sich nach und nach Motive (Ablösung der Niederländer 2016/2017, größerer Beitrag Deutschlands bei der VN- Friedenssicherung, Handlungsdruck aufgrund der europa- und innenpolitischen Migrations- und Flüchtlingskrise) ergaben, für die nach Auffassung der BReg MINUSMA der geeignetste Rahmen darstellte. Damit wuchs das Gewicht dieses Motivs für die Entsendung sukzessive über MITTEL (Anfang 2016) auf STARK (Anfang 2017) an. Zusätzlich zur Entsendung der Bundeswehr in diese Mission, ist Mali und die Sahelzone in den Jahren 2016/2017 ebenfalls in den Fokus der anderen sicherheitspolitisch relevanten Ressorts geraten. Für das Übergangsmandat von MINUSMA von Ende 2017 hat dieses Motiv daher weiterhin eine STARKE Gewichtung.

Politischer Prozess und Friedensabkommen Als die Bundeswehr, zunächst unterhalb der Einsatzschwelle, dann im Rahmen von AFISMA, zu Beginn des Jahres 2013 erste Kräfte nach Mali verlegte, war das Vorhandensein eines politischen Prozesses eine grundsätzliche Forderung im Rahmen einer nachhaltigen Konfliktlösung. Diese war jedoch nur von GERINGEM Gewicht, da das malische Staatswesen zu dieser Zeit primär um sein Überleben kämpfte. Mit dem Zurückdrängen der Jihadisten durch Frankreich und den ersten Anzeichen eines positiv verlaufenden politischen Prozesses gewann dieses Motiv ab Mitte 2013 an Bedeutung und hatte eine MITTLERE Gewichtung. Aber erst mit der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Algier zwischen der Regierung und den Rebellengruppen in der Mitte von 2015 kam die Hoffnung auf, innerhalb dieses Rahmens den Punkt für eine selbsttragende Sicherheit in Mali zu erreichen und das

71 eigene Engagement zurückfahren zu können. Diese Zielvorstellung hatte auch dazu geführt, dass das Abkommen unter großem, internationalem Druck erreicht worden war, und in einem Zeitraum von 24 Monaten umgesetzt werden sollte. Ab Mitte 2015 war das Friedensabkommen daher von STARKER Gewichtung für einer Verlängerung des Bundeswehreinsatzes bei MINUSMA. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass der Abschluss dieses Abkommens sich entscheidend auf die Bereitschaft von BReg und BT ausgewirkt hat, sich verstärkt an MINUSMA zu beteiligen. Die Umsetzungsphase erwies sich jedoch als schleichender Prozess, während sich gleichzeitig der Terror in Mali und den Anrainerstaaten wieder ausbreitete. Trotz dieser Widrigkeiten wollte die BReg mit den Erweiterungen ihres militärischen Engagements 2016/2017 dennoch einen positiven Ausgang oder zumindest ein Vorankommen des Prozesses bewirken. Daher behielt dieses Motiv Anfang 2017 eine STARKE Gewichtung. Bis Ende 2017 blieben jedoch weitere Erfolge aus und die Situation hatte sich insgesamt weiter verschlechtert. Die Umsetzung des Friedensabkommens als Kern des politischen Prozesses hat somit an Überzeugungskraft verloren und ist nur noch von MITTLEREM Gewicht.

Stabilisierung einer Transitregion Im Zuge der Mali-Krise 2012/2013 kam es zu Fluchtbewegungen aus dem Norden Malis und in die benachbarten Anrainer-Staaten. Humanitäre Hilfe und die Möglichkeit der Rückkehr der ins Ausland Geflohenen und der Binnenflüchtlinge wurden seit den Anfängen der Entsendung der Bundeswehr durch BReg und im BT thematisiert. Mali als Transitregion für Flüchtlinge und Migranten, die dann auf der zentralen Mittelmeerroute Europa und Deutschland zu erreichen versuchten, war jedoch zu Beginn KEIN Motiv. Da ein Großteil der Geflohenen im Laufe der nächsten Jahre zurückkehrte, änderte sich daran bis Mitte 2015 nichts. Noch bevor die europäisch-deutsche Flüchtlings- und Migrationskrise ihren Höhepunkt erreicht hatte, wurde in die BT-Debatte das Argument eingeführt, Mali sei ein wichtiges Herkunfts- und Transitland von Flüchtlingen, und MINUSMA könne zur Fluchtursachenbekämpfung beitragen. Ohne Vorankündigungen in vorherigen Debatten hatte dieses Motiv aufgrund der Auswirkungen der europäisch-deutschen Krise aus dem Stand heraus eine MITTLERE Gewichtung. So kam es, dass dieses

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Motiv Anfang 2016 auch Eingang in den Antrag der BReg zur Verlängerung und Erweiterung des MINUSMA-Einsatzes fand. Statt von Flüchtlingen wurde zunehmend von Migranten gesprochen. Diese Wortwahl wurde dann auch Teil des Antrags der BReg zu Beginn von 2017 und überwog dann auch zunehmend in der BT- Debatte. Zum Zeitpunkt der Debatten 2016/2017 lagen für die Bedeutung Malis für die globalen Migrationsströme noch keine verlässlichen Zahlen vor. Im Zuge der krisenhaften Entwicklung in Europa und Deutschland gewann aber das Motiv, im Rahmen von MINUSMA einen Beitrag zur Fluchtursachenbekämpfung leisten zu können, im Zeitraum von Anfang 2016 bis Ende 2017eine STARKE Gewichtung. Da nun Daten für die Periode der erhöhten Zuwanderung nach Europa und Deutschland (2015-2107) vorliegen, lässt sich mit Gewissheit sagen, dass Mali kein wichtiges Herkunftsland von Flüchtlingen oder Migranten war und ist. Als Transitregion ist es für den Weg über die zentrale Mittelmeerroute, aber insbesondere für westafrikanische Durchgangsbewegungen von Bedeutung.

Mehr Verantwortung Deutschlands in der Welt Da der Münchner Appell zu mehr sicherheitspolitischer Verantwortung Deutschlands in der Welt erst Anfang 2014 erfolgte, konnte sich die BReg und die Abgeordneten im BT 2013 im Zuge der Entsendung der Bundeswehr nach Mali nicht darauf berufen. Auch danach findet sich kein direkter Bezug zu mehr Verantwortungsübernahme in den Anträgen der BReg zum MINUSMA-Einsatz. Die Verantwortung für die Lösung der sicherheitspolitischen Herausforderungen sah man zunächst eher bei den Afrikanern selbst. Dies änderte sich auch im Laufe des Jahres 2014 nicht, so dass dieses Motiv anfänglich KEIN Gewicht in der Debatte hatte. Zur Mitte von 2015 ergaben sich aber andere Motive (Ablösung der Niederländer als Ausdruck von Bündnissolidarität, Friedensabkommen als Erfolg versprechender Teil eines politischen Prozesses), so dass die Abgeordneten im BT damit begannen, ein erweitertes Engagement der Bundeswehr bei MINUSMA als Handlungsoption für die Umsetzung von mehr sicherheitspolitischer Verantwortung Deutschlands zu fordern. Dieses Motiv hatte zu jenem Zeitpunkt aber nur eine GERINGE Gewichtung. Ab Mitte 2015 verdichtete sich die Motivlage weiter, so dass das Verantwortungsmotiv in den Debatten zu Beginn der Jahre 2016 und 2017 von MITTLEREM Gewicht war. Es

73 handelte sich dabei aber nicht um ein selbsttragendes Motiv, sondern seine Stärke ist abhängig von der Hinterlegung durch andere Motive. Darüber hinaus wurde der Bezug zwischen der Beteiligung an MINUSMA und größerer deutscher Verantwortung in der Sicherheitspolitik meist nur indirekt oder als Teil eines verstärkten Engagements im Rahmen der VN dargestellt. Die „Gemengelage“ an Motiven insgesamt hatte sich bis zum Jahresende 2017 abgeschwächt. Gleichzeitig wurde im Zusammenhang mit MINUSMA im BT auch das Argument einer Verantwortungsübergabe eingeführt. Das Motiv einer größeren Verantwortungsübernahme greift hier nicht mehr so gut wie vielleicht andernorts. Daher ist es nur noch von GERINGER Gewichtung

Sicherheitsratskandidatur 2019/2020 Nach der Beteiligung der Bundeswehr an der VN-Friedensmission in Somalia in den 1990er Jahren hatte Deutschland Zurückhaltung bei der Bereitstellung von Kräften für größere VN-Friedenssicherungseinsätze gezeigt. Trotz des geringen Engagements in diesem Bereich ist die Position der deutschen Politik gegenüber den VN seitdem grundsätzlich von freundlicher Rhetorik gekennzeichnet gewesen. Eine Kandidatur für bzw. auch die Ausübung eines nicht-ständigen Sitzes im VN-Sicherheitsrat, wie z.B. 2011/2012, führte in der Vergangenheit nicht zu einem verstärkten Beitrag Deutschlands in der VN-Friedenssicherung. Die aktuelle Bewerbung für einen nicht- ständigen Sitz 2019/2020 erfolgte durch die BReg in der zweiten Hälfte des Jahres 2016. Diese gab Anlass, ein verstärktes Engagement Deutschlands bei der VN- Friedenssicherung sowohl als Pflicht eines gewichtigen VN-Mitglieds als auch als Chance zur Gestaltung deutscher Außenpolitik zu fordern. In der Mandatsdebatte zu MINUSMA lässt sich kein direkter Bezug zwischen der Verlängerung und Erweiterung des deutschen Beitrages und der Sicherheitsratskandidatur herstellen. Im Bewusstsein, dass mit dem verstärkten, deutschen Engagement bei MINUSMA ein substantieller Beitrag zu einer wichtigen VN-Mission gestellt wird, wurde dieser Einsatz der Bundeswehr in der BT-Debatte als Beispiel für eine größere, sicherheitspolitische Verantwortungsübernahme Deutschlands herangezogen. Da Deutschland in außen- und sicherheitspolitischen Fragen zumeist multilateral handelt, stellte die VN auch einen geeigneten Rahmen dar. Gleichzeitig gab es ab 2016 weitere Aktivitäten, mit denen Deutschland seinen Partnern und den VN zu verstehen geben

74 wollte, dass der erweiterte MINUSMA-Einsatz als verstärktes Engagement Deutschlands in der VN-Friedensicherung zu werten sei. Es gibt keine früheren Fälle, in denen untersucht wurde, ob Deutschland mit einem stärkeren Engagement in der VN-Friedenssicherung sein Profil für eine Sicherheitsratskandidatur verbessern wollte. Dennoch hat dieses Motiv aufgrund der zahlreichen, wenn auch schwachen Anzeichen seit dem Jahr der Kandidatur zumindest eine GERINGE Gewichtung.

Zusammenfassung der Gewichtung Das Ursprungsmotiv, warum Deutschland Anfang 2013 die Bundeswehr nach Mali, zunächst unterhalb der Einsatzschwelle, dann im Rahmen von AFISMA, entsendet hat, war die Bündnissolidarität mit Frankreich. Die BReg wollte etwas Visibles für die Franzosen tun, ohne in eine offensive und direkte Konfrontation mit den jihadistischen Rebellengruppen zu geraten. Die Entscheidung des BT hat es zu einem Einsatz gemacht. Nach dem Zurückdrängen der Jihadisten durch die Franzosen wurde der Einsatz über zwei Jahre lang trotz schwacher Motivlage fortgeführt. In diesem Zeitraum gab es kein starkes Argument für ein erweitertes Engagement, so dass der Einsatz nur auf niedrigem Niveau verlängert wurde. Mit dem Abschluss des Friedensabkommens und den damit verbundenen Hoffnungen gewann der MINUSMA-Einsatz wieder eine Perspektive. Die Unterstützung des Friedensabkommens in der Umsetzung wurde das Basismotiv für die Erweiterungen des deutschen Beitrages 2016 und 2017. Abgestützt auf dieses Motiv konnten schon bestehende Motive (Schwerpunkt der Afrika-Politik, Stabilisierung einer Transitregion, mehr Verantwortung in der Welt) wieder an Gewicht gewinnen, und neue Motive (Bündnissolidarität mit den Niederlanden, Deutschlands Sicherheitsratskandidatur) sich erst entwickeln. Unter der Berücksichtigung, dass Deutschland hauptsächlich aus Bündnissolidarität begonnen hatte, sich bei AFISMA zu engagieren, entwickelte Deutschland von 2015 bis 2017 ein bemerkenswert selbständiges Profil in Mali und in der Sahelzone. Es ist bereits zu Anfang erwähnt worden, dass beim MINUSMA-Einsatz eine „Gemengelage an politischen Motiven“ vorliegt, in der sich „landes- bzw. regionalpolitische Ziele, Bündnisverpflichtungen

75 und internationale Verantwortung“ wiederfinden.327 Ergänzend kann eine zusätzliche Kategorisierung der Motive herangezogen werden. Ein Ursprungsmotiv wie die Bündnissolidarität zu Frankreich im Fall MINUSMA kann entscheidend für den Beginn eines Einsatzes sein. Auch wenn ein Wechsel in der Motivlage stattgefunden hat, benötigt ein Einsatz weiterhin ein Basismotiv (politischer Prozess und Friedensabkommen), um mittel- bis langfristig verlängert oder sogar erweitert zu werden. Das Schwerpunkt- und das Verantwortungsmotiv sind einsatzunabhängig. Diese müssen aber entsprechend alimentiert werden. Ersteres ist relativ einfach anhand der eingesetzten, nationalen Ressourcen messbar. Letzteres ist etwas schwieriger nachzuvollziehen, da Deutschland in der Regel im multilateralen Rahmen Verantwortung übernimmt. Hier ist häufig ein zweiter Blick erforderlich, wo und wie genau Deutschland überhaupt Verantwortung übernimmt. Es existieren aber auch versteckte Motive (Sicherheitsratskandidatur), auf die sich schriftlich durch BReg und BT nicht unmittelbar bezogen wird, und die nur schwer greifbar sind. Vielleicht sind es manchmal aber gerade diese Motive, die die Aktionen der Staaten in den IB bestimmen.

327 Vgl. Kaim, Markus / Strauß, Lena 2017: Mehr deutsche Blauhelme. Vier Gründe für eine stärkeres Engagement der Bundesrepublik im VN-Peacekeeping, SWP-Aktuell 40, Juni 2017, Berlin, S. 3.

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Zeitpunkt Debatte / Feb 13 Jun 13 Jun 14 Jun 15 Jan 16 Jan 17 Nov/Dez 17 Gewichtung Motiv

Beitrag im Kampf gegen Terroris- MITTEL MITTEL GERING GERING MITTEL MITTEL MITTEL mus

Beitrag im Kampf gegen OK GERING GERING GERING GERING GERING GERING GERING

Solildarität STARK MITTEL MITTEL GERING GERING GERING GERING mit Frankreich

Solidarität mit den Niederlanden KEINE KEINE KEINE KEINE MITTEL MITTEL MITTEL

Schwerpunkt des Engagements in KEINE KEINE GERING GERING MITTEL STARK STARK Afrika

Politischer Prozess / Friedensab- GERING MITTEL MITTEL STARK STARK STARK MITTEL kommen

Stabilisierung einer Transitregion KEINE KEINE KEINE MITTEL MITTEL STARK STARK

Mehr deutsche Verantwortung in KEINE KEINE KEINE GERING MITTEL MITTEL GERING der Welt

Sicherheitsratskandidatur 2019/2020 KEINE KEINE KEINE KEINE GERING GERING GERING

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4. AUSBLICK UND IMPLIKATIONEN

Ausblick für den Einsatz der Bundeswehr bei der VN-Mission MINUSMA Die Reichweite der hier getroffenen Aussagen beträgt einige Monate bis zu ein bis zwei Jahren. Einige Ereignisse sind bereits vorgezeichnet. Bis zum 30. April 2018 muss der BT über eine Verlängerung des Einsatzes entscheiden. Nach heutigem Kenntnisstand ist davon auszugehen, dass MINUSMA dann für ein weiteres Jahr verlängert wird. Gegebenenfalls wird, weil Deutschland die Feldlagerverantwortung in Gao übernimmt, die Mandatsobergrenze noch einmal angehoben. Bis zum Sommer 2018 wird das deutsche Hubschrauberkontingent, wahrscheinlich zunächst von Belgiern, abgelöst werden. Ebenfalls im Sommer 2018 ist mit einer neuen VN- Resolution zu Mali zu rechnen, auf die das nächste Mandat des BT 2019 Bezug nehmen wird.

Transnationale Risiken MINUSMA ist eine der robustesten und wahrscheinlich zu Zeit die gefährlichste VN- Mission weltweit. Auch wenn die Mission sich auf der Grundlage der aktuellen VN- Resolution gegen terroristische Angriffe zur Wehr zu setzen weiß, ist sie keine offensive Anti-Terror-Operation wie die französische Operation Barkhane. Sie leistet stattdessen durch Stabilisierung einen indirekten Beitrag im Kampf gegen die jihadistisch, terroristischen Gruppierungen. MINUSMA ist dabei jedoch auf Mali begrenzt, während der Jihadismus sich wieder ausgebreitet hat, und zu einer regionalen Herausforderung mit dem aktuellen Schwerpunkt im Grenzgebiet von Mali, Niger und Burkina Faso geworden ist. Die BReg hat dabei in der Vergangenheit darauf geachtet, dass die Entsendung der Bundeswehr zu MINUSMA nicht als Teil einer aktiven Terrorbekämpfung verstanden wird. Stattdessen verortete man diese Aufgabe bei der französischen Operation Barkhane. Seitdem die Franzosen beabsichtigen, ihr Engagement in diesem Bereich zu reduzieren, engagiert sich Deutschland sehr stark bei der Finanzierung, Ausbildung und Ausstattung der G5S, die ab 2018 den Kampf gegen terroristische Gruppierungen, insbesondere im bedrohten Grenzgebiet, forcieren sollen. Es gibt also grundlegende, räumliche und besondere deutsche Faktoren, die

78 darauf hindeuten, dass der in der Region und in Mali agierende Terrorismus, auch zukünftig, die Entsendung der Bundeswehr im Rahmen von MINUSMA nicht ausschließlich begründen kann. Die nun durch Deutschland und andere Staaten favorisierte Terrorbekämpfung durch die G5S folgt der einsetzenden Überzeugung, dass trotz der Einschränkung der kollektiven Handlungsfähigkeit afrikanischer Staaten Risiken wie Terrorismus und Organisierte Kriminalität vor allem auch in einem regionalen Ansatz begegnet werden muss. Dabei zeigen sich im Falle der G5S jedoch erste politische Hindernisse für eine effektive Kooperation zwischen den Sahel- Staaten.328 Die bis jetzt aufgestellte Truppe weist darüber hinaus klar erkennbare Defizite auf. Während also Deutschland und andere Staaten daran interessiert sind, dass die Sahel-Staaten zukünftig einen eigenverantwortlichen Kampf gegen den regionalen Terrorismus führen, stellt sich vielleicht doch noch einmal die Frage, wie man sie dabei unterstützen muss. Dazu muss 2018 scharf beobachtet werden, wie sich die G5S im Kampf gegen den Terror schlägt.

Europäische Bündnissolidarität Die Bündnissolidarität zu Frankreich war 2013 das Ursprungsmotiv für die Entsendung der Bundeswehr nach Mali. Sicherlich dient der deutsche Beitrag bei MINUSMA heute indirekt immer noch einer Entlastung Frankreichs in Westafrika und dessen Kampf gegen den Terror. Nichtsdestotrotz schwingt bei MINUSMA nur noch eine Grundsolidarität mit Frankreich mit, ohne dass sich diese an einer konkreten Zusammenarbeit an der gleichen Aufgabe vor Ort ablesen lässt. Zukünftig wird das Gewicht der „Gemengelage“ der anderen Motive für die deutsche Beteiligung bei MINUSMA wohl immer größer sein als dieses ursprünglich ausschlaggebende Motiv. Dagegen war deutsche Bündnissolidarität zu den Niederlanden zunächst überhaupt kein Motiv. Dass diese zu einem Motiv bei MINUSMA geworden ist, zeigt wie Bündnissolidarität auch erst im Einsatz entstehen kann. So lange die Niederlande und Deutschland bei MINUSMA und in der Region stark engagiert sein werden, ist davon auszugehen, dass die Zusammenarbeit mit den Niederlanden zumindest ein Motiv

328 Vgl. Tull, Denis M. 2017: Mali und G5: Ertüchtigung des Sicherheitssektors. Politische Hindernisse für eine effektive Kooperation der Regierung und ihrer Partner, SWP-Aktuell 76, Dezember 2017, Berlin, S. 1.

79 bleiben wird. Die kapazitären Grenzen deutscher Bündnissolidarität machen es aber nun notwendig, dass deutsche Kräfte bald selbst aus MINUSMA herausgelöst werden. Es wird daher interessant sein zu verfolgen, wie sich das Verhältnis zu den ablösenden Partnern in Mali entwickelt.

Schwerpunkt des Engagements in Afrika In den Jahren 2013-2017 sind Mali und die Sahelregion zum Schwerpunkt des sicherheitspolitischen Engagements Deutschlands in Afrika geworden. Der Beitrag der Bundeswehr bei MINUSMA hat hierbei substantiellen Anteil. Dieses Schwerpunktmotiv war zunächst aus der sicherheitspolitischen Dokumentenlandschaft nicht ableitbar. Eine Schwerpunktbildung entwickelte sich stattdessen über die Jahre aus der „Gemengelage an politischen Motiven“. Bei den Dokumenten, die diese Genese nachvollziehbar machen, wurde dann nachgelegt. Das Engagement der Bundeswehr in Mali hat wohl im Laufe des Jahres 2017 seine vorläufige Klimax erreicht. Dennoch kann zum jetzigen Zeitpunkt davon ausgegangen werden, dass durch die ressortübergreifende Konzentration auf die Sahelregion (bilaterale Entwicklungszusammenarbeit und politische Stabilisierungsmaßnahmen, Unterstützung der G5S, insbesondere bei der Terrorbekämpfung, militärisches Engagement im Rahmen von MINUSMA und EUTM) in der nächsten Legislaturperiode der Schwerpunkt deutscher Afrika-Politik zunächst in dieser Region bleiben wird. Für den deutschen Beitrag zu MINUSMA ist dabei die fortgesetzte und gegebenenfalls anzupassende Mandatierung durch den VN-SR als Grundlage sowie die zukünftige politische Motivlage, insbesondere die Zukunft des Basismotivs, des politischen Prozesses in Form des Friedensabkommens, von besonderer Bedeutung.

Politischer Prozess und Friedensabkommen Im Jahr 2018 gilt es nicht nur zu beobachten, ob es den G5 militärisch gelingt, den regional agierenden Terrorismus wieder zurückzudrängen, sondern auch politisch ist es wohl ein entscheidendes Jahr. Die Aussichten für den politischen Prozess haben sich 2017 verschlechtert. Der Prozess droht zu scheitern. Da es sich um das Basismotiv des MINUSMA-Einsatzes handelt, hat ein Scheitern unmittelbare Auswirkungen auf die Fortsetzung dieser Mission und auch auf dessen deutschen Beitrag. Daher müssen,

80 auch wenn der dafür vorgesehene zeitliche Ansatz bereits längst verstrichen ist, die Eckpunkte des Friedensabkommens endlich umgesetzt werden. Für die Umsetzung ist die Bereitschaft und Konformität der malischen Regierung von immenser Bedeutung. Diese müssen, soweit dies möglich ist, gegebenenfalls durch eine wohldosierte Sanktionierung von Hilfsmaßnahmen, auch durch Deutschland, erwirkt werden. Im Jahr 2018 haben sich die Regierenden in Mali auch mehreren Wahlen zu stellen. Es ist wichtig, dass diese Wahlen durchgeführt werden, damit weiterhin eine legitime Regierung existiert. MINUSMA kann hier einen Beitrag leisten. Die Ausübung eines Treuhand-, Vormundschafts- oder Protektionsmodell stellt dahingegen in dieser ehemaligen französischen Kolonie keine Handlungsoption dar.

Stabilisierung einer Transitregion Die aktuellen Zahlen der Überquerungen auf der zentralen Mittelmeerroute und der Asylanträge in der EU sind zu Zeit rückläufig.329 Es ist nun vielleicht der geeignete Zeitpunkt, um nüchtern das genaue Ausmaß der Betroffenheit Deutschlands durch Migrationsbewegungen über die malische Transitzone festzustellen und dann geeignete Instrumente einzusetzen, um unkontrollierte und gefährliche Bewegungen zu steuern bzw. zu verhindern. Bei den unkontrollierten und illegalen Strömen der OK in Afrika gibt es mittlerweile die Erkenntnis, dass beim Versuch diese einzudämmen, externe, europäische Eingriffe nur begrenzt Wirkung entfalten.330 Daher sollte beim regionalen Migrationsphänomen die Regionalorganisationen zukünftig mehr einbezogen werden.331

Mehr deutsche Verantwortung in der Welt Deutschland engagiert sich sicherheitspolitisch stark in Mali und der Sahelregion und wird das wohl auch zukünftig tun. Auf das Verantwortungsmotiv bezogen sich

329 Vgl. Kern, Christian 2017: Zahl der Asylanträge in der EU um 50 Prozent zurückgegangen, https://www.morgenpost.de/politik/article212972425/Zahl-der-Asylantraege-in-der-EU-um-50- Prozent-zurueckgegangen.html (letzter Zugriff am 31.12.2017 01:12 Uhr). 330 Vgl. Vorrath, Judith 2017: Die Eindämmung illegaler Ströme an afrikanischen Grenzen. Fallstricke für Europa, SWP-Aktuell 42, Juni 2017, Berlin, S. 3. 331 Vgl. Koch, Anne / Dick, Eva / Schraven, Benjamin / Etzold, Benjamin 2017: Regionale Migrationsgovernance. Impulse für eine nachhaltige internationale Migrationsarchitektur, SWP- Aktuell 81, Dezember 2017, Berlin, S. 4.

81 deutsche Politiker zumeist nur indirekt oder in Bezug auf die VN. Dieses Motiv trägt sich jedoch nicht selbst, sondern bedarf anderer Motive und muss auch alimentiert werden. Im Fall MINUSMA wird Deutschland aber auch Verantwortung übergeben müssen und wollen. Daher muss zukünftig wohl auch ein weniger an deutscher Beteiligung bei MINUSMA erklärt werden können.

Sicherheitsratskandidatur 2019/2020 Im Juni 2018 tritt die Generalversammlung der VN zusammen und wählt die nicht- ständigen Mitglieder des VN-SR 2019/2020. Zu diesem Zeitpunkt und darüber hinaus wird Deutschland, aller Voraussicht nach, immer noch bei MINUSMA engagiert sein. Für eine abschließende Bewertung, ob es bei diesem verstecken Motiv wirklich um ein den Einsatz begründendes Rational handelt, muss in Abhängigkeit vom Ausgang der Wahl beobachtet werden, wie sich das deutsche Engagement bei der VN- Friedenssicherung vom Zeitpunkt der Wahl über die Jahre 2019/2020 hinaus entwickelt.

Implikationen für zukünftige Auslandeinsätze der Bundeswehr Auch wenn der Fall MINUSMA eine „Gemengelage an politischen Motiven“ aufweist und wohl das prägendste Einsatzthema der vergangenen Legislaturperiode darstellt, ist es nun durchaus gewagt, von einem speziellen Einsatz auf die Gesamtheit zukünftiger Auslandseinsätze der Bundeswehr zu schließen. Jeder Einsatz wird auch zukünftig seine missionsspezifischen Besonderheiten haben, die es genau zu analysieren gilt.

Transnationale Risiken Der Fall MINUSMA zeigt, dass Deutschland zwar durchaus gewillt ist, durch den Einsatz der Bundeswehr etwas gegen transnationale Risiken wie den Terrorismus zu unternehmen. Dieses politische Motiv hat jedoch seine Grenzen, insofern in der deutschen Politik eine offensive Anti-Terroroperation wie die französische Operation Barkhane zu Zeit politisch nicht durchsetzungsfähig ist. Deutschland beschränkt sich daher bei Einsätzen auf stabilisierende (MINUSMA), unterstützende (Counter Daesh) und ertüchtigende (Ausbildungsunterstützung Irak) Maßnahmen im Kampf gegen den transnationalen Terrorismus. Es stellen sich daher bei zukünftigen Einsätzen die

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Fragen, inwiefern ein Einsatz der Bundeswehr als direkter Einsatz gegen den Terrorismus begründet werden kann, die Maßnahmen im Kern dann doch eher subsidiär sind oder das Motiv, etwas gegen den Terrorismus zu unternehmen, nur eines von vielen bleiben wird.

Europäische Bündnissolidarität Für Deutschland, das sicherheitspolitisch fast ausnahmslos mit Partnern agiert, ist Bündnissolidarität von existentieller Bedeutung. Der Fall MINUSMA zeigt, wie die Anfangssolidarität zum wichtigen Partner Frankreich, die im Kern einsatzbegründend war, zu einem nachrangigen Motiv werden kann. Durch die über die Jahre anwachsende Motivlage für einen Einsatz in Mali, kann die Entsendung der Bundeswehr immer noch gut begründet werden. Dennoch stellt sich die Frage, inwiefern ein Einsatz der Bundeswehr, außerhalb des Rahmens der Bündnisverteidigung, zukünftig aus Solidarität zu einem Bündnispartner begonnen werden sollte. Das Beispiel der Niederlande macht deutlich, wie Solidarität im Einsatz, manchmal nur wegen einer einzelnen militärischen Fähigkeit, von Partner zu Partner wandern kann. Jeder Einsatz der Bundeswehr sollte daher nicht ausschließlich von Bündnissolidarität, sondern auch aus anderen, eigenen Motiven abgeleitet werden können.

Schwerpunkt des Engagements in Afrika Mit dem WB 2016 werden strategische Prinzipien vorgegeben, aus denen sich für den Bereich Krisen- und Konfliktmanagement keine sicherheitspolitische Schwerpunktbildung in Afrika und insbesondere in Mali und der Sahelzone ableiten lässt. Nun ist aufgrund unterschiedlichster Motive solch eine regionale Schwerpunktbildung entstanden. Sicherlich ist deutsche Sicherheitspolitik auch an anderer Stellte gefordert und niemand mag in der heutigen, volatilen Situation vorhersagen, wann und wo sich die nächste Krise auftut. Auch eine Weiterentwicklung sicherheitspolitischer Dachdokumente hilft hier nicht unbedingt weiter. Es müssen im konkreten Falle eben auch Motive, Kapazitäten und der geeignete Rahmen stimmen, um überhaupt eingreifen zu können. Im Hinblick auf das deutsche, sicherheitspolitische Engagement in Mali, insbesondere bei MINUSMA, kann man

83 erkennen, dass Maßnahmen im Krisen- und Konfliktmanagement nicht nur in der Regel Jahre oder gar Jahrzehnte andauern können, sondern es auch einige Jahre dauert, bis sich eine Schwerpunktbildung abzeichnet. Für die Zukunft der mandatierten Einsätze stellt sich nun die Frage, wie sich diese Fokussierung in Bezug auf das Engagement in anderen Einsatzgebieten verhält und wie viele Schwerpunkteinsätze es geben kann.

Politischer Prozess und Friedensabkommen Das Vorhandensein eines politischen Prozesses gilt als Voraussetzung für die Entsendung der Bundeswehr in Einsätze im Krisen- und Konfliktmanagement. Dieser Prämisse liegt die Annahme zu Grunde, dass diese Konflikte zumeist nicht militärisch gelöst werden können. Im Fall MINUSMA war der politische Prozess zu Beginn eher Forderung als Realität. Die militärische Intervention durch Frankreich hat dann die Voraussetzung geschaffen, dass sich der politische Prozess bis hin zu einem Friedensabkommen entwickeln kann. Ein zukünftiger Einsatz der Bundeswehr kann also auch ohne politischen Prozess erfolgen, wenn er der Zielsetzung folgt, solch einen Prozess zu ermöglichen. Der Abschluss eines Friedensabkommens in Mali galt als Meilenstein in dem dortigen politischen Prozess, weist aber in der Rückschau zahlreiche Geburtsfehler auf, da nicht alle Betroffenen in angemessener Weise berücksichtigt wurden. Das ist auch auf den Zeitdruck der in Mali engagierten Staaten zurückzuführen. Mit Blick auf MINUSMA stellt sich für die zukünftigen Einsätze der Bundeswehr auch die Frage, wie lange man im Einsatzland engagiert bleiben muss oder sollte, wenn ein einst hoffnungsvoll begonnener politischer Prozess vielleicht nicht zu einem positiven Abschluss kommt.

Stabilisierung einer Transitregion Der Fall MINUSMA zeigt hier auf, wie ein Motiv im Zuge einer krisenhaften Entwicklung in der Innen- und Europapolitik für die Begründung eines Auslandseinsatzes der Bundeswehr an Bedeutung gewinnen kann. Gegen den Einsatz sicherheitspolitischer Instrumente, auch der Bundeswehr, zur Eindämmung unkontrollierter und illegaler Migration ist grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn diese dazu geeignet sind, die Situation zu verbessern. Die Migrationswellen von

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2016/2017 haben jedoch dazu geführt, dass an die Frage der Bedeutung Malis als Herkunftsland von Migranten und Flüchtlingen nicht analytisch herangegangen worden ist. Die Bundeswehr leistet im Rahmen von MINUSMA sicherlich einen Beitrag zur Stabilisierung der Transitregion im Norden Malis. Inwiefern es notwendig ist, die regionalen Wanderungsbewegungen zu kontrollieren oder gar einzudämmen, kann hier nicht beantwortet werden. Ob die Bundeswehr dazu das geeignete Mittel darstellt, ist jedoch fraglich. Für zukünftige Einsätze der Bundeswehr ist es wichtig, dass die Motivlage und die damit verbundenen Aufgaben auf einer möglichst objektiven Grundlage beruhen.

Mehr deutsche Verantwortung in der Welt Deutschland ist nicht nur in Mali und bei MINUSMA, sondern auch an anderer Stelle in der Welt sicherheitspolitisch gefordert. Sicherheitspolitische Abstinenz an Orten, an denen Deutschland auch Verantwortung übernehmen sollte, kann nicht durch eine verstärkte Präsenz bei MINUSMA geheilt werden. Daher gilt es bei zukünftigen Einsätzen der Bundeswehr abzuwägen, wo Deutschland Verantwortung übernehmen muss, sollte oder könnte.

Sicherheitsratskandidatur 2019/2020 Kandidaturen Deutschlands für einen nicht-ständigen Sitz im VN-Sicherheitsrat decken immer wieder eine manifeste Schwäche in den deutschen Bewerbungsunterlagen auf: Das geringe deutsche Engagement bei der VN- Friedenssicherung. Unabhängig von einer Sicherheitsratskandidatur sollte Deutschland einem seinem außen- und sicherheitspolitischen Gewicht angemessenen Beitrag an VN-geführten Friedensoperationen stellen. Für ein ressortübergreifendes, größeres Engagement liegen bereits Empfehlungen vor.332 Die Bundeswehr sollte dazu, unter Berücksichtigung der Lehren aus MINUSMA, ihre VN-Fähigkeit stärken. Die Teilnahme an zumindest einer wichtigen VN-Friedensmission mit einem substantiellen Beitrag stellt dabei ein sichtbares Zeichen für ein sicherheitspolitisch

332 Vgl. Kaim, Markus / Strauß, Lena 2017: Mehr deutsche Blauhelme. Vier Gründe für ein stärkeres Engagement der Bundesrepublik im VN-Peacekeeping, SWP-Aktuell 40, Juni 2017, Berlin, S. 4.

85 verantwortungsbewusstes Deutschland dar. Auch hierfür ist der Fall MINUSMA ein gutes Beispiel.

Diese Arbeit leistet hoffentlich einen kleinen Beitrag zur deutschen „Einsatzdebatte“. Natürlich lässt sich aus der Rückschau heraus vieles anders und manches auch sicherer beurteilen. Auch wenn diese Arbeit den Anspruch hat, Hilfestellungen für die Zukunft zu geben, maßt sie sich kein endgültiges Urteil darüber an, wie zukünftige Einsätze zu begründen sind. Der Einsatz militärischer Gewalt bedarf der Politik. Und bei der Politik gilt noch immer die Antwort des ehemaligen britischen Premierministers Harold Macmillan auf die Frage eines Journalisten, was die Politik am ehesten vom Kurs abbringt: „Events, dear boy, events.“333

333 Vgl. http://quotes.yourdictionary.com/author/harold-macmillan/ (letzter Zugriff am 27.01.2018 11:47 Uhr).

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EPILOG Major Jan Färber war Pilot im Hubschrauberkontingent, das auf der Grundlage des Bundestagsmandats vom 26.01.2017 nach Mali entsandt wurde. Zum Zeitpunkt der Debatte gab es einige gewichtige und einige weniger gewichtige Motive für diesen Einsatz. Es gibt also eine Antwort auf die Frage: Warum Mali? Jan war mit seinem Hubschrauber im Schwerpunkteinsatz der Bundeswehr eingesetzt. Diese Anstrengungen dienten dazu, ein Friedensabkommen umzusetzen, das der malischen Bevölkerung ein sicheres und besseres Leben bringen sollte. Von der Instabilität in diesem Land nahm man an, dass sie bereits unmittelbare, negative Auswirkungen auf Deutschland habe. Als ich Jan das letzte Mal im Mai 2017 gesehen habe, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, sich um seinen Auftrag, seine Männer und sein Waffensystem zu kümmern, bevor es in den Einsatz ging. Der Schutz Deutschlands und das Helfen anderer Menschen waren ihm Begründung genug dafür.

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5. ANHANG

5.1. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

AA Auswärtiges Amt Abs. Absatz AfD Alternative für Deutschland AFISMA African-led International Support Mission to Mali AF TUR Active Fence Turkey Art. Artikel AU Afrikanische Union AusbUstg Ausbildungsunterstützung BM Bundesminister BMin Bundesministerin BMVg Bundesministerium der Verteidigung BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BReg Bundesregierung BT Bundestag BVerfG Bundesverfassungsgericht CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands CMA Coordination des mouvements de l´Azawad CoW Coalition of the Willing CSU Christlich-Soziale Union Drs Drucksache EinsFüKdo Einsatzführungskommando eFP enhanced Forward Presence EU Europäische Union EUTM EuropeanEurpean Union Training Mission EUV Vertrag über die Europäische Union F.A.Z. Frankfurter Allgemeine Zeitung FDP Freie Demokratische Partei GG Grundgesetz

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G5S Regionalgruppe G5 der Sahelstaaten IB Internationale Beziehungen IS Islamischer Staat i.S. im Sinne ISAF International Security Assistance Force i.V.m. in Verbindung mit KFOR Kosovo Force MINUSCA Mission multidimensionnelle intégrée des Nations Unies pour la stabilisation de la République centrafricaine MINUSMA Mission multidimensionelle integrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali MINURSO Mission des Nations Unies pour l’organisation d’un référendum au Sahara occidental MOC Mécanisme Opérationnel de Coordination MONUSCA Mission de l'Organisation des Nations unies pour la stabilisation en République démocratique du Congo NATO North Atlantic Treaty Organization OAE Operation Active Endeavour OK Organisierte Kriminalität OSZE Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa PlPr Plenarprotokoll SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands StratAirMedEvac Strategic Air Medical Evacuation UdT Unterrichtung der Truppe UdP Unterrichtung des Parlaments UNAMA United Nations Assistance Mission in Afghanistan UNAMID African Union / United Nations Hybrid Operation in Darfur

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UNIFIL United Nations Interim Force in Lebanon UNMIL United Nations Mission in Liberia UNMISS United Nations in the Republic of South Sudan UNOSOM II United Nations Operations in Somalia II UNSAS United Nations Standby Arrangements Systems VAPB Verstärktes Air Policing Baltikum VN Vereinte Nationen VN-Ch Charta der Vereinten Nationen VN-SR Sicherheitsrat der Vereinten Nationen WB Weißbuch

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5.2 QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

Monographien, Aufsätze aus Sammelbänden, Zeitschriftenaufsätze, Publikationen von Forschungseinrichtungen, wissenschaftliche Arbeiten:

Bähr, Biner Kurt Wenkholm 1994: Verfassungsmäßigkeit des Einsatzes der Bundeswehr im Rahmen der Vereinten Nationen, Verfassungs- und Verwaltungsrecht unter dem Grundgesetz, Bd. 14, herausgegeben von Kirchhof, Paul/Schmidt-Jortzig, Edzard/ Wahl, Rainer, Peter Lang GmbH, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main.

Baumann, Rainer / Hellmann Gunter 2001: Germany and the use of military force. ´Total War´, The ´Culture of Restraint´, and the quest for normality, in: German Politics, 10/1, April 2001, S. 61-82.

Bierling, Stephan 2014: Vormacht wider Willen. Deutsche Außenpolitik von der Wiedervereinigung bis zur Gegenwart, Verlag C.H.Beck, München.

Boeke, Sergei / Schuurmann, Bart 2015: Operation „Serval“. A strategic analysis of the French intervention in Mali, 2013-2014, in: Journal of Strategic Studies, Volume 38, Issue 6, S. 801-825.

Daase, Christopher 2002: Internationale Risikopolitik: Ein Forschungsprogramm für den sicherheitspolitischen Paradigmenwechsel, in: Daase, Christopher / Feske, Susanne / Peters, Ingo (Hrsg.) 2002: Internationale Risikopolitik. Der Umgang mit neuen Gefahren in den internationalen Beziehungen, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2002, S.9-36.

Demesmay, Claire 2016: Eine Krise unter vielen. Für Paris haben Flüchtlinge eine geringere Priorität als für Berlin – mit Folgen, 15.06.2016, IP-Online, https://zeitschrift-ip.dgap.org/de/ip-die-zeitschrift/themen/eine-krise-unter-vielen (letzter Zugriff am 31.12.2017 11:41 Uhr).

Demesmay, Claire / Kempin Ronja 2016: Ein Land im Kampf – Frankreich und der Terrorismus: Herausforderungen für Deutschland und Europa, SWP-Aktuell 37, Juni 2016, Berlin.

De Silva, Lesley 2017: The realitiy of new forms of UN peace keeping. High risk missions and fatalities, May 2017, New York University.

Enskat, Sebastian/Masala, Carlo 2015: Einsatzarmee Bundeswehr. Fortsetzung der Außenpolitik mit anderen Mitteln? in: Hellmann, Gunther/Jacobi, Daniel/Urrestarazu, Ursula Stark (Hrsg.): Früher, entschiedener und substantieller? Die neue Debatte über Deutschlands Außenpolitik, Springer VS Verlag, Wiesbaden, S. 365-378.

Freuding, Christian 2007: Streitkräfte als Instrument deutscher Außen- und Sicherheitspolitik seit Mitte der neunziger Jahre, Studien zur Internationalen Politik Heft 2/2007, Hamburg.

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Freuding, Christian 2011: Wie Goliath gewinnen kann. Westliche Demokratien und ihr Einsatz in Kleinen Kriegen, in Internationale Politik, Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V., Berlin, November/Dezember 2011, S.18-25.

Gareis, Sven Bernhard 2005: Deutschlands Außen- und Sicherheitspolitik. Eine Einführung, Verlag Barbara Budrich, Opladen.

Gareis, Sven Bernhard / Varwick, Johannes 2014: Die Vereinten Nationen. Aufgaben, Instrumente und Reformen, Verlag Barbara Budrich, 5. Auflage, Opladen & Toronto.

Geyrhalter, Dorothee 2002: Friedenssicherung durch Regionalorganisationen ohne Beschluss des Sicherheitsrates, Kölner Zeitschriften zum internationalen und europäischen Recht, Münster

Glatz, Rainer L. / Tophoven, Rolf (Hrsg.) 2015: Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn.

Glatz, Rainer L. 2015: International Security Assistance Force (ISAF) – Erfahrungen im Afghanistan-Einsatz, in: Glatz, Rainer L. / Tophoven, Rolf (Hrsg.) 2015: Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn.

Gray, Colin 2002: Defining and achieving decisive victory, Strategic Studies Institute, April 2002. Carlisle.

Griep, Ekkehard / Nachtwei, Winfried 2011: Für eine politische Aufwertung der VN- Friedenssicherung in Deutschland – ungenutzte Chancen im VN-Peacekeeping, DGVN Policy Paper 1/2011.

Güntert, Joel 2008: Die materielle Verfassungsmäßigkeit von unilateralen Evakuierungsoperationen der Bundeswehr im Ausland, Verlag Dr. Kovač, Hamburg.

Gujer, Eric 2015: Auftrag Beschäftigungstherapie? Die Bundeswehr in Afrika und die Zukunft deutscher Auslandseinsätze, in: Glatz, Rainer L. / Tophoven, Rolf (Hrsg.) 2015: Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, S. 356-368.

Hacke, Christian 2011: Deutschland und der Lybien-Konflikt. Zivilmacht ohne Zivilcourage, aus: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ). Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 39/2011, S. 50-53.

Hacke, Christian 2012: Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik in Turbulenzen, in: Die Politische Meinung 57/1/2 Nr. 506/507, S. 73-78.

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Hauenstein, Melanie 2017: Kritische Zeiten für Stabilisierung: Die Bundeswehr liefert einen wichtigen Beitrag zur UN-Friedensmission in Mali, Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) kompakt, 11.01.2017.

Heinemann-Grüder, Andreas 2009: Wie enden Kriege? in: Gießmann, Hans J / Wagner, Achim (Hrsg.) 2009: Armee im Einsatz. Grundlagen, Strategien und Ergebnisse einer Beteiligung der Bundeswehr, Nomos Verlagsgesellschaft, 1. Auflage, Baden-Baden, S. 74-88.

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Henning, Frank 2016: Nun also Malis Norden, in: Die Bundeswehr. Verbandsmagazin des Deutschen Bundeswehrverbandes, Februar 2016, S. 7-10.

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Hoff, Elke 2013: Aus Fehlern lernen. Keine deutsche Beteiligung an einer Mali- Mission ohne klare Ziele, in Internationale Politik (IP) 1, Januar/Februar 2013, S. 106- 109.

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Kaim, Markus 2009: Deutsche Interessen versus Bündnisverpflichtung: Zur Frage nationaler Handlungsspielräume bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr, in: Gießmann, Hans J / Wagner, Achim (Hrsg.) 2009: Armee im Einsatz. Grundlagen, Strategien und Ergebnisse einer Beteiligung der Bundeswehr, Nomos Verlagsgesellschaft, 1. Auflage, Baden-Baden, S. 178-185.

Kaim, Markus 2013: Deutschland und das internationale Konfliktmanagement in Mali, SWP-Aktuell 8, Januar 2013, Berlin.

Kaim, Markus 2015: Vom „Sicherheitsanbieter“ zum „Sicherheitsberater“ – zur Zukunft der Auslandseinsätze der Bundeswehr, in: Glatz, Rainer L. / Tophoven, Rolf (Hrsg.) 2015: Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, S. 342-355.

Kaim, Markus / Linnenkamp, Hilmar 2016: Das neue Weißbuch – Impulsgeber sicherheitspolitischer Verständigung, SWP-Aktuell 65, Oktober 2016, Berlin.

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Kaim, Markus / Strauß, Lena 2017: Mehr deutsche Blauhelme. Vier Gründe für ein stärkeres Engagement der Bundesrepublik im VN-Peacekeeping, SWP-Aktuell 40, Juni 2017, Berlin.

Kamp, Karl-Heinz 1991: Die Debatte um den Einsatz deutscher Streitkräfte außerhalb des Bündnisgebietes, Interne Studie Nr.22/1991, Forschungsinstitut der Konrad- Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

Kempin, Ronja / Watanabe, Lisa 2015: Frankreichs Sicherheits- und Verteidigungspolitik ohne Strategie. Deutsch-französische Initiativen anstelle eines französischen Aktionismus, SWP-Aktuell 4, Januar 2015, Berlin.

Kißler, Leo 1976: Die Öffentlichkeitfunktion des Deutschen Bundestages. Theorie – Empirie – Reform, Beiträge zur politischen Wissenschaft. Band 25, Duncker & Humblot, Berlin. Koch, Anne / Dick, Eva / Schraven, Benjamin / Etzold, Benjamin 2017: Regionale Migrationsgovernance. Impulse für eine nachhaltige internationale Migrationsarchitektur, SWP-Aktuell 81, Dezember 2017, Berlin.

Kollmer, Dieter H. 2009: In die Wüste geschickt? Der deutsche Unterstützungsverband Somalia im Rahmen von UNOSOM II, in: Gießmann, Hans J. / Wagner, Armin 2009: Armee im Einsatz. Grundlagen, Strategien und Ergebnisse einer Beteiligung der Bundeswehr, Nomos Verlagsgesellschaft, 1. Auflage, Baden- Baden, S. 287-299.

Lacher, Wolfram / Tull, Dennis M. 2013: Mali: Jenseits von Terrorismusbekämpfung, SWP-Aktuell 9, Februar 2013, Berlin.

Lacher, Wolfgang / Steinberg Guido 2015: Transnationaler Jihadismus, lokal verwurzelt: AQIM und MUJAO in der Sahara, in: Steinberg, Guido / Weber, Anette 2015: Jihadismus in Afrika. Lokale Ursachen, regionale Ausbreitung, internationale Verbindungen, SWP-Studie 7, März 2015, Berlin, S. 73-89.

Lather, Dietger 2015: Für Deutschland in den Krieg. Auslandseinsätze der Bundeswehr und was Soldaten, ihre Angehörigen und die deutsche Gesellschaft darüber wissen müssen, Tectum Verlag, Marburg.

Link, Werner 2015: Gemeinsame Führung und die Kultur der Zurückhaltung in der deutschen Außenpolitik, in: Hellmann, Gunther/Jacobi, Daniel/Urrestarazu, Ursula Stark (Hrsg.): Früher, entschiedener und substantieller? Die neue Debatte über Deutschlands Außenpolitik, Springer VS Verlag, Wiesbaden, S. 289-313.

Mair, Stefan 2007: Kriterien für die Beteiligung an Militäreinsätzen, in Mair, Stefan (Hrsg.) 2007: Auslandseinsätze der Bundeswehr. Leitfragen, Entscheidungsspielräume und Lehren, SWP-Studie 27, September 2007, S. 11-20.

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Major, Claudia / Mölling, Christian 2015: Zwischen Krisen und Verantwortung: Eine erste Bilanz der neuen deutschen Verteidigungspolitik, Institut Français des Relations Internationales, Note du Cerfa 127/2015, S. 26, https://www.ifri.org/sites/default/files/atoms/files/ndc_127_major_molling_de.pdf (letzter Zugriff am 17.11.2017 14:37 Uhr). 2014, Berlin.

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Tull, Denis M. 2017: Mali und G5: Ertüchtigung des Sicherheitssektors. Politische Hindernisse für eine effektive Kooperation der Regierung und ihrer Partner, SWP- Aktuell 76, Dezember 2017, Berlin. Varwick, Johannes 2013: Deutschland in den UN 1990 bis heute. Vier Thesen zur deutschen Rolle, in: Vereinte Nationen 6/2013, 61. Jahrgang, Zeitschrift für die Vereinten Nationen und ihre Sonderorganisationen, S. 252-257.

Von Krause, Ulf 2011: Die Afghanistaneinsätze der Bundeswehr. Politischer Entscheidungsprozess mit Eskalationsdynamik, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 1. Auflage 2011, Wiesbaden

Von Krause, Ulf 2013: Die Bundeswehr als Instrument deutscher Außenpolitik, Springer VS Verlag, Wiesbaden.

Von Krause, Ulf 2016: Bundeswehr und Außenpolitik. Zur Rolle Deutschlands im Diskurs um mehr Verantwortung Deutschlands in der Welt, Springer VS Verlag, Wiesbaden.

Varwick, Johannes 2013: Deutschland in den UN 1990 bis heute. Vier Thesen zur deutschen Rolle, in: Vereinte Nationen 6/2013, 61. Jahrgang, Zeitschrift für die Vereinten Nationen und ihre Sonderorganisationen, S. 252-257.

Vorrath, Judith 2013: Transnationale organisierte Kriminalität in Westafrika. Mehr als ein Terrorismus- und Strafverfolgungsproblem, SWP Aktuell 42, Juli 2013, Berlin.

Vorrath, Judith 2017: Die Eindämmung illegaler Ströme an afrikanischen Grenzen. Fallstricke für Europa, SWP-Aktuell 42, Juni 2017, Berlin.

Wagener, Martin 2003: Auslandseinsätze der Bundeswehr. Normalisierung statt Militarisierung deutscher Sicherheitspolitik, in: Maull, Hanns W. / Harnisch, Sebastian / Grund, Constantin (Hrsg.): Deutschland im Abseits? Rote-grüne Außenpolitik 1998 – 2003, Nomos Verlagsgesellschaft, erste Auflage, Baden-Baden, S. 33-48.

Wagner, Christina 2016: Drei Jahre IBK – Eine Bilanz, Länderbericht Konrad- Adenauer-Stiftung e.V., Dezember 2016, Berlin

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Waltz, Kenneth N. 1979: Theory of International Poltics, McGraw-Hill, First Edition, Boston.

Wiklund, Cecilia Hull / Nilssin Claes 2016: Peace in Mali. An analysis of the 2015 Algiers agreement and its implementation, Swedish Defence Agency, FOI-R-4311- SE, November 2016.

Wing, Susanna D. 2016: French intervention in Mali: strategic alliances, long-term regional presence? in: Small Wars & Insurgencies, 27:1, S. 59-80. Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) (Hrsg.) 2016: Wegweiser zur Geschichte Mali, 2. aktualisierte Auflage, Schöningh Verlag, Potsdam.

Zeitschriften- und Zeitungsartikel

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Link, Werner 2000: Des Rätsels Lösung. Der politikwissenschaftliche Kunstbegriff „Handelsstaat“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2000, Nr. 241, S. 9.

Leubecher, Marcel 2017: Wie Berlin Macrons großen Afrika-Plan bremst, in: Die WELT, 30.08.2017, S. 7.

Jungholt, Thorsten 2017: Absturz im Extremeinsatz, in: Die WELT, 28.07.2017, S. 4.

Jungholt, Thorsten 2017: Am Ziel vorbei, in: Die WELT, 07.09.2017, S. 4.

Leithäuser, Johannes 2017: Den Sandfilter nicht vergessen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 05.04.2017, S. 5.

Meister, Martina 2017: Und plötzlich ist ein Flüchtlingsgipfel, in: Die WELT, 29.08.2017, S. 6.

Meister, Martina 2017: Macrons bester Mann für Afrika, in: Die WELT, 28.11.2017, S. 6.

Wolffsohn, Michael 2017: Außenpolitik können wir nicht, in: Die WELT, 15.06.2017, S. 2.

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Gesetze, und Urteile

Grundgesetz (GG) für die Bundesrepublik Deutschland in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 1001, veröffentlichten bereinigten Fassung, das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 13. Juli 2017 (BGBl. I S. 2347) geändert worden ist. Parlamentsbeteiligungsgesetz vom 18. März 2005 (BGBl. I S. 775).

BVerfGE 90 286 , Urteil des Zweiten Senats vom 12. Juli 1994 aufgrund der mündlichen Verhandlung vom 19. und 20. April 1994 - 2 BvE 3/92, 5/93, 7/93, 8/93.

BVerwGE 127, 302, Urteil vom 21.06.2005.

BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 23. September 2015 - 2 BvE 6/11.

Verträge und Konventionen

Accord pour la paix et a reconciliation au Mali issu du processus d´Algier, paraphé à Alger, le 1er Mars 2015. http://www.unhcr.org/dach/wp- content/uploads/sites/27/2017/03/GFK_Pocket_2015_RZ_final_ansicht.pdf (letzter Zugriff am 29.12.2017 00:22 Uhr).

Dokumente und Seiten des Bundestages

Drs 16/6770, Deutscher Bundestag, 16. Wahlperiode: Antrag der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Volker Beck (Köln), Kerstin Müller (Köln), Jürgen Trittin, Alexander Bonde, Marieluise Beck (Bremen), Dr. Uschi Eid, Thilo Hoppe, Ute Koczy, Monika Lazar, Jerzy Montag, Omid Nouripour, Claudia Roth (Augsburg), Irmingard Schewe-Gerigk, Rainder Steenblock, Silke Stokar von Neuforn, Hans-Christian Ströbele, Wolfgang Wieland, Josef Philip Winkler, Renate Künast, Fritz Kuhn und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 23.10.2007.

Drs 16/12180, Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses vom 05.09.2009.

Drs 17/5099, Deutscher Bundestag, 17. Wahlperiode, Antrag der Abgeordneten Omid Nouripour, Hans-Christian Ströbele, Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), Viola von Cramon-Taubadel, Ulrike Höfken, Ingrid Hönlinger, Thilo Hoppe, Uwe Kekeritz, Katja Keul, Ute Koczy, Tom Koenigs, Agnes Malczak, Kerstin Müller (Köln), Dr. Konstantin von Notz, Claudia Roth (Augsburg), Manuel Sarrazin, Dr. Frithjof Schmidt, Wolfgang Wieland und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 16.03.2011.

Drs 17/8697, Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses vom 17.02.2012.

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Drs17/12239, Deutscher Bundestag, 17. Wahlperiode: Schriftliche Fragen mit der in der Woche vom 28. Januar 2013 eingegangenen Antworten der Bundesregierung, Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung, Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN).

Drs 17/12368, Deutscher Bundestag, 17. Wahlperiode: Antrag der Bundesregierung vom 19.02.2013. Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Unterstützung der Internationalen Unterstützungsmission in Mali unter afrikanischer Führung (AFISMA) auf Grundlage der Resolution 2085 (2012) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen.

Drs17/13754, Deutscher Bundestag, 17. Wahlperiode: Antrag der Bundesregierung vom 05.06.2013. Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Beteiligung an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolution 2100 (2013) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013.

Drs 18/1416, Deutscher Bundestag, 18. Wahlperiode: Antrag der Bundesregierung vom 14.05.2014. Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolution 2100 (2013) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013. Drs 18/2210, Deutscher Bundestag, 18. Wahlperiode: Schriftliche Fragen mit der in der Woche vom 21. Juli 2014 eingegangenen Antworten der Bundesregierung, Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung, Brugger Agnieszka (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Einsatz der beiden deutschen Transallmaschinen bei der VN-Mission MINUSMA.

Drs 18/5053, Deutscher Bundestag, 18. Wahlperiode: Antrag der Bundesregierung vom 03.06.2015. Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolution 2100 (2013) und 2164 (2014) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013 und 25. Juni 2014.

Drs 18/7206. Antrag der Bundesregierung vom 06.01.2016. Fortsetzung und Erweiterung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolutionen 2100 (2013), 2164 (2014), 2227 (2015) und 2295 (2016) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013, 25. Juni 2014 und 29. Juni 2015.

Drs 18/7970, Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Stand der Umsetzung der deutschen Zusagen an die Vereinten Nationen im Rahmen des Peacekeeping Summit im September 2015.

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Drs 18/10358, Deutscher Bundestag, 18. Wahlperiode: Schriftliche Fragen mit der in der Woche vom 14. November 2016 eingegangenen Antworten der Bundesregierung, Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes, Brugger Agnieszka (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Schrittweiser Abbau der derzeit für MINUSMA zur Verfügung gestellten Teilfähigkeiten.

Drs 18/10819. Antrag der Bundesregierung vom 11.01.2017. Fortsetzung und Erweiterung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolutionen 2100 (2013), 2164 (2014), 2227 (2015) und 2295 (2016) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013, 25. Juni 2014, 29. Juni 2015 und 29. Juni 2016.

Drs 19/24, Deutscher Bundestag, 19. Wahlperiode: Antrag der Bundesregierung vom 25.10.2017. Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolutionen 2100 (2013), 2164 (2014), 2227 (2015), 2295 (2016) und 2364 (2017) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013, 25. Juni 2014, 29. Juni 2015, 29. Juni 2016 und 29. Juni 2017.

PlPr 16/120, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 120. Sitzung, Berlin, den 07.07.2011 Zusatzpunkt 2, Prüfkriterien für Auslandseinsätze der Bundeswehr entwickeln – Unterrichtung und Evaluation verbessern, 12512C-12520D. PlPr 17/105, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 105. Sitzung, Berlin, den 14.04.2011, Prüfkriterien für Auslandseinsätze der Bundeswehr entwickeln – Unterrichtung und Evaluation verbessern, 12060C-12067C.

PlPr 17/217, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 217. Sitzung, Berlin, den 17.01.2013, Prüfkriterien für Auslandseinsätze der Bundeswehr entwickeln – Unterrichtung und Evaluation verbessern, 26960C-26966D.

PlPr 17/221, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 221. Sitzung, Berlin, den 20.02.2013, Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Unterstützung der Internationalen Unterstützungsmission in Mali unter afrikanischer Führung (AFISMA) auf Grundlage der Resolution 2085 (2012) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksache 17/12368), 27455B-27468D.

PlPr 17/225, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 225. Sitzung, Berlin, den 28.02.2013, Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Unterstützung der Internationalen Unterstützungsmission in Mali unter afrikanischer Führung (AFISMA) auf Grundlage der Resolution 2085 (2012) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksachen 17/12368, 17/12522), 27958A- 27971D.

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PlPr 17/247, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 247. Sitzung, Berlin, den 14.06.2013, Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Beteiligung an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungs- mission in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolution 2100 (2013) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013 (Drucksache 17/13754), 31772B-31778B.

PlPr 17/250, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 250. Sitzung, Berlin, den 27.06.2013, Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Beteiligung an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolution 2100 (2013) des Sicherheits rates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013 (Drucksachen 17/13754, 17/14174), 32024C-23034D.

PlPr 18/40, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 40. Sitzung, Berlin, den 06.06.2014, Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolution 2100 (2013) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013 (Drucksache 18/1416), 3534D-3542A.

PlPr 18/42, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 42. Sitzung, Berlin, den 26.06.2014, Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolution 2100 (2013) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013 (Drucksachen 18/1416, 18/1811), 3725C-3734D.

PlPr 18/109, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 109. Sitzung, Berlin, den 11.06.2015, Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolution 2100 (2013) und 2164 (2014) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013 und 25. Juni 2014 (Drucksache 18/5053), 10507C-10512A.

PlPr 18/113, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 113. Sitzung, Berlin, den 19.06.2015, Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Ver- einten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolutionen 2100 (2013) und 2164 (2014) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013 und 25. Juni 2014 (Drucksachen 18/5053, 18/5250), 10890A-10897D.

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PlPr 18/149, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 149. Sitzung, Berlin, den 14.01.2016, Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung und Erweiterung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolutionen 2100 (2013), 2164 (2014) und 2227 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013, 25. Juni 2014 und 29.Juni 2015 (Drucksache 18/7206), 14695A-14702B.

PlPr 18/152, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 152. Sitzung, Berlin, den 28.01.2016, Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung und Erweiterung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolutionen 2100 (2013), 2164 (2014) und 2227 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25.April 2013, 25.Juni 2014 und 29.Juni 2015 (Drucksachen 18/7206, 18/7366), 14926A-14936D.

PlPr 18/213, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 213. Sitzung, Berlin, den 20.01.2017, Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung und Erweiterung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolutionen 2100 (2013), 2164 (2014), 2227 (2015) und 2295 (2016) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013, 25.Juni 2014, 29.Juni 2015 und 29.Juni 2016 (Drucksache 18/10819), 21359D-21366B.

PlPr 18/215, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 215. Sitzung, Berlin, den 26.01.2017, Antrag der Bundesregierung: Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung und Erweiterung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multi- dimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolutionen 2100 (2013), 2164 (2014), 2227 (2015) und 2295 (2016) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25.April 2013, 25.Juni 2014, 29.Juni 2015 und 29.Juni 2016 (Drucksachen 18/10819, 18/10967), 21512C-21525D.

PlPr 19/3, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 3. Sitzung, Berlin, den 22.11.2017, Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolutionen 2100 (2013), 2164 (2014), 2227 (2015), 2295 (2016) und 2364 (2017) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013, 25.Juni 2014, 29.Juni 2015, 29.Juni 2016 und 29.Juni 2017 (Drucksache 19/24 (neu)), 143B-150A.

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PlPr 19/4, Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 4. Sitzung, Berlin, den 12.12.2017, Beschlussempfehlung und Bericht des Haupt- ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaff- neter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabili sierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Resolutionen 2100 (2013), 2164 (2014), 2227 (2015), 2295 (2016) und 2364 (2017) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 25. April 2013, 25. Juni2014, 29. Juni 2015, 29. Juni 2016 und 29. Juni 2017 (Drucksachen 19/24 (neu), 19/177), 244A-253C. https://www.bundestag.de/parlament/plenum/abstimmung/abstimmungen (letzter Zugriff am 14.01.2018 15:41 Uhr).

Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages

Ausarbeitung WD 2 – 3000 – 009/09 vom 27.02.2009: Die NATO als System kollektiver Sicherheit? Grundlagen und Positionen zu ihrer Weiterentwicklung.

Ausarbeitung WD 2 – 2 – 3000 – 021/14 vom 11.02.2014: Zur Begründung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr.

Sachstand WD 2 – 3000 – 239/14 vom 9. Januar 2015: Völkerrechtliche und verfassungsrechtliche Grundlagen des Bundeswehreinsatzes im Irak.

Sachstand WD 2 – 3000 – 022/15 vom 05. Februar 2015: Die EU als System gegenseitiger kollektiver Sicherheit.

Sachstand WD 2 – 3000 – 203/15 vom 30. November 2015: Staatliche Selbstverteidigung gegen Terroristen. Völkerrechtliche Bewertung der Terroranschläge von Paris vom 13. November 2015. Ausarbeitung WD 2 – 3000- 025/16 vom 16.02.2016: Verfassungsrechtliche Grundlagen für Auslandseinsätze der Bundeswehr. Überlegungen zur Änderung der verfassungsrechtlichen Praxis.

Dokumente und Seiten der Bundesregierung https://www.bundeskanzlerin.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2017/12/ 2017-12-13-statement-merkel-g5-sahel.html (letzter Zugriff am 21.12.2017 23:18 Uhr).

Dokumente und Seiten des Bundesministeriums der Verteidigung und der Bundeswehr

Bundesregierung 2006 (BMVg) (Hrsg.): Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr, 25. Oktober 2006, Berlin.

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Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) (Hrsg.) 2015: Strategische Leitlinie. Umsetzung der Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung im Geschäftsbereich des BMVg. Partnerschaft mit Zukunft – Partnerschaft für die Zukunft, Februar 2015, Berlin.

Bundesregierung 2016 (BMVg (Hrsg.): Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr, 13. Juli 2016, Berlin.

Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs, Markus Grübel, an den Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags, Wolfgang Hellmich, vom 08.08.2017. https://www.bmvg.de/de/themen/friedenssicherung/ertuechtigung (letzter Zugriff am 02.01.0217 09:48 Uhr). https://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/start/einsaetze/mali/minusma. (letzter Zugriff am 24.11.2017 13:32 Uhr). https://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/start/gedenken/todesfaelle_im_einsatz/ (letzter Zugriff am 24.11.2017 16:06 Uhr). http://www.einsatz.bundeswehr.de/portal/a/einsatzbw/start/aktuelle_einsaetze (letzter Zugriff am 31.01.2018 18:43 Uhr).

Dokumente und Seiten des Auswärtigen Amtes

Bundesregierung (Auswärtiges Amt) (Hrsg.) 2011: Deutschland und Afrika. Konzept der Bundesregierung, Berlin. Bundesregierung 2014 (Auswärtiges Amt) (Hrsg.) 2014: Afrikapolitische Leitlinien der Bundesregierung, Mai 2014, Berlin.

Bundesregierung (Auswärtiges Amt) (Hrsg.) 2017: Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern. Leitlinien der Bundesregierung, Berlin, 12. Juli 2017 https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/internationale- organisationen/uno/deutschland-in-der-uno/205624 (letzter Zugriff am 02.01.2017, 11:40 Uhr). https://www.auswaertiges-amt.de/de/ausse.npolitik/internationale- organisationen/uno/160921-sr-kandidatur/283622 (letzter Zugriff am 13.01.2018 15:37 Uhr). https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/internationale- organisationen/uno/07-deutsche-kandidatur-sicherheitsrat/205622 (letzter Zugriff am 13.01.2018 15:40 Uhr).

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Dokumente des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Hrsg.) 2017: Afrika und Europa. Neue Partnerschaft für Entwicklung, Frieden und Zukunft. Eckpunkte für einen Marshallplan, Januar 2017, Berlin.

Dokumente und Seiten der Europäischen Union

European Union External Action Service (Hrsg.) 2011: Strategy for Security and Development in the Sahel, https://eeas.europa.eu/sites/eeas/files/strategy_for_security_and_development_in_the _sahel_en_0.pdf (letzter Zugriff am 05.01.2017 22:39 Uhr).

European External Action Service (EEAS) (Hrsg.) 2016: A shared vision, common action: A stronger Europe. A Global Strategy for the European Union’s Foreign And Security Policy, June 2016, https://eeas.europa.eu/archives/docs/top_ stories/pdf/eugs_review_web.pdf, (letzter Zugriff am 13.01.2017 15:56 Uhr).

Dokumente und Seiten der Vereinten Nationen

United Nations (Hrsg.) 2013: S/2013/354 Annex. United Nations integrated strategy for the Sahel, 14th June 2013, New York, https://unowas.unmissions.org/sites/default/files/s_2013_354_sahel_strategy_en.pdf (letzter Zugriff am 05.01.2018, 22:35 Uhr).

United Nations Security Council 2012: S/RES/2056. Resolution 2056 (2012). Adopted by the security council at its 6798th meeting, on 5th July 2012.

United Nations Security Council 2012: S/RES/2071. Resolution 2071 (2012). Adopted by the security council at its 6846th meeting, on 12th October 2012.

United Nations Security Council 2012: S/RES/2085. Resolution 2085 (2012). Adopted by the security council at its 6898th meeting, on 20th December 2012.

United Nations Security Council 2013: S/RES/2100. Resolution 2100 (2013). Adopted by the security council at its 6952th meeting, on 25th April 2013.

United Nations Security Council 2014: S/RES/2164. Resolution 2164 (2014). Adopted by the security council at its 7272th meeting, on 25th June 2014.

United Nations Security Council 2015: S/RES/2227. Resolution 2227 (2015). Adopted by the security council at its 7474th meeting, on 29th June 2015.

United Nations Security Council 2016: S/RES/2295. Resolution 2295 (2016). Adopted by the security council at its 7772th meeting, on 29th June 2016.

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United Nations Security Council 2017: S/RES/2364. Resolution 2364 (2017). Adopted by the security council at its 7991th meeting, on 29th June 2017.

United Nations Security Council 2014: S/2014/440. Letter dated 25 June 2014 from the Permanent Representative of Iraq to the United Nations addressed to the Secretary- General. https://peacekeeping.un.org/en/mission/minusma (letzter Zugriff am 02.01.2018 12:46 Uhr). http://www.un.org/en/peacekeeping/fatalities/documents/stats_4aug.pdf (letzter Zugriff am 02.01.2017 12:49 Uhr).

Niederländische Regierungsdokumente

Ministerie van Buitenlandse Zaken 2015: Aan de Voorzitter van de Tweede Kamer der Staten-Generaal, Verlenging Nederlandse bijdrage aan MINUSMA, 19. Juni juni 2015.

Tweede Kamer der Staten-Generaal 2016: Brief van de Ministers van Buitenlandse Zaken, van Defensie, voor Biutenlandse Handel en Ontwikkelingssamenwerking en van Veiligheid en Justitie aan de Voorzitter van de Tweede Kamer der Staten- Generaal: Nederlandse deelname aan vredesmissies, Vergaderjaar 2016-2017, 29521, Nr. 327.

Ministerie van Buitenlandse Zaken 2016: Aan de Voorzitter van de Tweede Kamer der Staten-Generaal, Verlenging Nederlandse bijdrage MINUSMA, 7. Oktober oktober 2016. Ministerie van Buitenlandse Zaken 2017: Aan de Voorzitter van de Tweede Kamer der Staten-Generaal, Verlenging Nederlandse bijdrage aan MINUSMA 2018, 11. September september 2017.

Dokumente von Parteien

Wahlprogramm der Partei DIE LINKE zur Bundestagswahl 2017, beschlossen auf dem Bundeswahlparteitag, Hannover 09-11.Juni 2017, S. 93f. https://www.die- linke.de/fileadmin/download/wahlen2017/wahlprogramm2017/die_linke_wahlprogra mm_2017.pdf (letzter (Zugriff am 27.12.2017. 13:14 Uhr).

Ergebnisse der Sondierungsgespräche von CDU, CSU und SPD. Finale Fassung, 12.01.2018, http://www.portal-sozialpolitik.de/uploads/sopo/pdf/2018/2018-01- 12_Sondierungsergebnis_PS.pdf (letzter Zugriff am 13.01.2018 10:22 Uhr).

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Reden und Interviews

Rede von Bundespräsident Horst Köhler bei der Kommandeurtagung der Bundeswehr in Bonn am 10. Oktober 2005, http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Horst- Koehler/Reden/2005/10/20051010_Rede.html (letzter Zugriff am 07.12.2017 12:32 Uhr).

Rede des Bundespräsidenten Joachim Gauck zur Eröffnung der 50. Münchner Sicherheitskonferenz am 31.01.2014: Deutschlands Rolle in der Welt. Anmerkungen zu Verantwortung, Normen und Bündnissen, S. 1, 4, http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim- Gauck/Reden/2014/01/140131-Muenchner-Sicherheitskonferenz.html (letzter Zugriff am 16.11.2017 19:15 Uhr).

Rede des Bundesministers des Auswärtigen Dr. Frank-Walter Steinmeier anlässlich der 50. Münchner Sicherheitskonferenz am 01.02.2014, S. 2, https://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Reden/2014/140201- BM_MüSiKo.html (letzter Zugriff am 27.11.2017, 11:50 Uhr).

Interview Tagesspiegel mit Dr. Markus Kaim am 23.11.2015: Nicht weniger Auslandseinsätze, sondern andere, https://causa.tagesspiegel.de/politik/zukunft-der- bundeswehr/nicht-weniger-auslandseinsatze-sondern-andere.html. (letzter Zugriff am 13.01.2018 21:12 Uhr).

Rede von Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnungsveranstaltung zur deutschen Kandidatur für einen nichtständigen Sitz im Sicherheitsrat 2019/20 https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/-/281454 (letzter Zugriff am 13.01.2018 15:38 Uhr).

Interview mit Prof. Dr. Carlo Masala am 28.09.2016: Stabilisierung realistischer als Demokratisierung, https://www.bmvg.de/de/themen/weissbuch/fragen/interview-mit- carlo-masala-12156 (letzter Zugriff am 24.12.2017, 11:09 Uhr) Eingangsstatement von Frau Bundesministerin der Verteidigung Dr. Ursula von der der Leyen bei der BMVg/BMZ-Konferenz „Sicherheit, Frieden und Entwicklung in Afrika“ am 29. März 2017 in Berlin, http://docplayer.org/47705690- Eingangsstatement-von-frau-bundesministerin-der-verteidigung-dr-ursula-von-der- leyen-bei-der-bmvg-bmz-konferenz.html (letzter Zugriff am 21.12.2017 09:57 Uhr).

Internetquelle mit Autor

Bauer, Udo 2017: Bundeswehr in Gao. Nichts ist sicher in Mali, 19.01.2017, http://www.dw.com/de/bundeswehr-in-gao-nichts-ist-sicher-in-mali/a-37201959 (letzter Zugriff am 24.11.2017 14:47 Uhr).

Becker, Markus 2016: Deutschland und Holland werden Waffenbrüder, 04.02.2016, http://www.spiegel.de/politik/ausland/bundeswehr-zusammenschluss-mit- niederlaendischer-armee-a-1075731.html (letzter Zugriff am 31.12.2017 12:19 Uhr).

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Fischer, Jeff 2017: Mali presidential and parliamentary elections 2018, 8th June, http://www.electoralviolenceproject.com/mali-presidential-parliamentary-elections- 2018/ (letzter Zugriff am 07.01.2018 17:46 Uhr).

Gebauer, Matthias 2014: Afrika-Mission in Mali Vereinte Nationen verschmähen alte Bundeswehrflieger, http://www.spiegel.de/politik/ausland/bundeswehr-uno-lehnt- transall-fuer-mali-ab-a-976563.html (letzter Zugriff am 27.12.2017 09:34 Uhr).

Hauenstein, Melanie 2017: Letzte Station vor der Hölle, http://www.ipg- journal.de/regionen/afrika/artikel/detail/letzte-station-vor-der-hoelle-2229/ (letzter Zugriff am 29.12.2017 13:35 Uhr)

Hille, Peter 2015: Bundeswehr-Einsatz in Nord-Mali?, 23.11.2015, http://www.dw.com/de/bundeswehr-einsatz-in-nord-mali/a-18869507 (letzter Zugriff am 03.01.2017 14:19 Uhr).

Hujer, Marc 2016: Bundespräsident in Mali. Gaucks gefährlichste Reise, 12.02.2016, http://www.spiegel.de/politik/deutschland/joachim-gauck-in-mali-gefaehrliche-reise- des-bundespaesidenten-a-1076958.html (letzter Zugriff am 21.12.2017 09:47 Uhr).

Jäger, Thomas 2017: Wieso eigentlich Mali?, 01.08. 2017, https://www.cicero.de/aussenpolitik/bundeswehreinsaetze-im-ausland-wieso- eigentlich-mali (letzter Zugriff am 29.12.2017 14:47 Uhr).

Jungholt, Thorsten 2016: Von der Leyen versucht es mit der Scharping-Strategie, 06.04.2016, https://www.welt.de/politik/deutschland/article154081905/Von-der- Leyen-versucht-es-mit-der-Scharping-Strategie.html (letzter Zugriff am 03.01.2017 14:25 Uhr).

Jungholt, Thorsten 2017: Bundeswehrsoldaten in Mali beschossen, 12.04.2017, https://www.welt.de/politik/deutschland/article163654650/Bundeswehr-Soldaten-in- Mali-beschossen.html (letzter Zugriff am 24.11.2017 15:12 Uhr). Klimm, Leo: Im Wüstenkrieg, 13.12.2017, http://www.sueddeutsche.de/politik/afrika- im-wuestenkrieg-1.3790417 (letzter Zugriff am 28.12.2017 13:42 Uhr).

Kern, Christian 2017: Zahl der Asylanträge in der EU um 50 Prozent zurückgegangen, https://www.morgenpost.de/politik/article212972425/Zahl-der-Asylantraege-in-der- EU-um-50-Prozent-zurueckgegangen.html (letzter Zugriff am 31.12.2017 01:12 Uhr).

Knipp, Kersten 2018: ´Islamic state´ seeks new foothold in Africa, 02.01.2018, http://m.dw.com/en/islamic-state-seeks-new-foothold-in-africa/a-41977922 (letzter Zugriff am 02.01.2018 12.18 Uhr).

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Veranstaltungen

Veranstaltung „Jenseits der Symbolpolitik“ des Programms Frankreich/deutsch- französische Beziehungen der DGAP am 28.04.2016, https://dgap.org/de/node/27895 (letzter Zugriff am 31.12.2017. 11:31 Uhr).

Hintergrundgespräche

Initialgespräch mit dem Erstbetreuer dieser Arbeit, PD Dr. habil. Markus Kaim, am 27.01.2017 in Berlin.

Gespräch mit der Länderreferentin für Mali des Bundesministeriums der Verteidigung, BMVg Pol II 2, am 10.04.2017 in Berlin.

Gespräche mit dem Referatsleiter und Referenten des für Afrika zuständigen Referats der Abteilung Strategie und Einsatz des Bundesministeriums der Verteidigung, BMVg SE II 4, am 10.04.2017 und 13.04.2017 in Berlin.

Gespräch mit Generalleutnant a.D. Rainer Glatz, Wissenschaftler der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), am 11.04.2017 in Berlin.

Gespräch mit Angehörigen der Einsatzgruppe Afrika des Einsatzführungskommandos am 12.04.2017 in Potsdam.

Gespräch mit Angehörigen des Auswärtigen Amtes der Abteilungen Stabilisierung, Internationale Ordnung, Vereinte Nationen und Rüstungskontrolle sowie der Politischen Abteilung am 13.04.2017 in Berlin.

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