Standpunkte der Ethik - Massenphänomen „Fußball“ mehr als ein Spiel - aber keine Religion

Diplomarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie

eingereicht von

Christoph Reisenhofer

bei

Univ.-Prof. Mag. Dr. theol. Leopold Neuhold

Institut für Ethik und Gesellschaftslehre Katholisch- Theologische Fakultät Karl-Franzens-Universität Graz

Graz, Juni 2019

1 Ehrenwörtliche Erklärung

Ich, Christoph Reisenhofer, erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version.

Graz, am 25.06.2019 Christoph Reisenhofer

2 Danksagung

„You´II Never Walk Alone“ heißt es in einem Lied, das Fußballfans von Liverpool und Dortmund in schönen und schweren Zeiten für ihre Mannschaft singen. „You´II Never Walk Alone“- diese Erfahrung habe ich selber beim Erstellen meiner Diplomarbeit machen dürfen. Ich möchte danke sagen.

An erster Stelle möchte ich meinem geschätzten Herrn Professor Dr. Leopold Neuhold für die Beratung bei der Themenfindung und die kompetente Begleitung bei meiner Diplomarbeit danken. Schließlich war er es, der durch seinen inspirierenden Vortrag in mir die Entscheidung ausgelöst hat, meine Studienrichtung von Geographie auf Theologie zu ändern.

Mein besonderer Dank gilt meiner Familie, insbesondere meinem Opa Heinz Koch, der als Hobby Fußballanalytiker wesentlich zur Entstehung des gewählten Themas beigetragen hat. Danke auch meinem Vater, der als Trainer vom FC Mölbenring meinen Freunden und mir die ersten ethischen Prinzipen im Fußballsport vermittelt hat. Ein ganz besonderer Dank gebührt auch meinem Onkel Joe Reisenhofer, begeisterter Fußballfan und Pfarrer von Hartberg. Obwohl er überzeugter Sturmanhänger ist, hat er mir als Rapidfan wertvolle Tipps und Ratschläge gegeben. Eine wahre ethische Herausforderung im Spannungsfeld zweier Fußballfanwelten.

Zuletzt möchte ich noch all denjenigen danken, die in der Zeit der Erstellung meiner Arbeit für mich da waren bzw. mich in Ruhe arbeiten ließen, insbesondere meiner Freundin Jennifer.

3 Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG 7

2. ENTWICKLUNG DES FUßBALLS 8

2.1 DIE GESCHICHTE DES FUßBAL 8

2.2 FANS UND ZUSCHAUER 9 2.2.1 DER ZUSCHAUER 9 2.2.2 DER FAN 9 2.2.3 KATEGORIEN VON FUßBALLFANS IM BEZUG AUF GEWALT 10

2.3 EINFÜHRUNG DES PROFIFUßBALLS UND GEHALTSENTWICKLUNG ANHAND DER DEUTSCHEN 12

2.4. GLOBALISIERUNG UND KOMMERZIALISIERUNG DES FUßBALLS. 14 2.4.1 SPONSORING 15 2.4.2 ENTWICKLUNG DES FUßBALLSPONSORING 15

2.5 INVESTOREN 20 2.5.1 POSITIVE BEISPIELE 20 2.5.2 PROBLEMATISCHE BEISPIELE 21 2.5.3 50+1 REGEL IN DEUTSCHLAND 24

2.6 MEDIEN 25 2.6.1 TV-MEDIEN 26 2.6.2 FUßBALL UND SOZIALE MEDIEN 28

2.7 TRANSFER UND SPIELERGEHÄLTER 29 2.7.1 BOSMAN URTEIL 29 2.7.2 GEHÄLTER 31 2.7.3 SALARY CAP 31 2.7.3.1 ARGUMENTE FÜR DEN SALARY CAP 32 2.7.3.2 CONTRA ARGUMENTE 33

2.8 COMMON GOAL UND EIN 1-PROZENT-PROJEKT 35

2.9 EIGENE STELLUNGNAHME 36

3. FUßBALL - (K)EINE RELIGION? 38

3.1 EINLEITUNG 38

3.2 WAS IST RELIGION - BEGRIFFSBESTIMMUNG 39 3.2.1 SUBSTANZIELLER RELIGIONS-BEGRIFF 39 3.2.2 FUNKTIONALISTISCHER RELIGIONSBEGRIFF 40 3.2.3 WEITERE FUNKTION VON RELIGION 41

3.3 RELIGION UND FUßBALL - DIE ANFÄNGE 42

3.4.GEMEINSAMKEITEN UND UNTERSCHIEDE - FUßBALL UND KIRCHE 44

4 3.4.1 KONTINGENZBEWÄLTIGUNG 44 3.4.2 KIRCHENGEBÄUDE - STADION 45 3.4.3 JAHRESZYKLEN 47 3.4.4 SYMBOLIK IM FUßBALL 48 3.4.5 KLEIDUNG 50 3.4.6 GEMEINSCHAFT 51 3.4.7 RITUALE 52 3.4.8 „FUßBALLGÖTTER“ 53 3.4.9 FUßBALLER UND IHR GLAUBE 56 3.4.10 ABERGLAUBE IM FUßBALL 59

3.5 DER FUßBALL NÜTZT DIE RELIGION AUS 60

3.6 FAZIT: FUßBALL IST KEINE RELIGION 62

4.ETHIK UND IHRE EINFLÜSSE AUF DEN FUßBALL 66

4.1 WAS IST ETHIK 66

4.2 ETHIK IM FUßBALL 66

4.3 FUßBALLSCHULEN IN ENTWICKLUNGSLÄNDERN 73

4.4 DIE FIFA 76 4.4.1 ETHIK UND FIFA 77 4.4.2 ETHIKKODEX 2012 77 4.4.3ETHIKKODEX 2018 78

4.4 KORRUPTIONSFÄLLE IN DER FIFA 81

4.5 ETHISCHE UNTERSUCHUNG DER WM 2018 IN RUSSLAND 82

4.6 FUßBALL WELTMEISTERSCHAFT 2022 IN KATAR 85

4.7 EIGENE STELLUNGNAHME 86

5.CONCLUSIO 88

6. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 91

7. ABBILDUNGSVERZEICHNIS 91

8. LITERATURVERZEICHNIS 93

5

Vorwort

2017 wechselte der brasilianische Fußballstar Neymar für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona nach Paris St. Germain. Als diese Schlagzeile öffentlich gemacht wurde, saß ich gerade mit meinem Großvater auf seiner Terrasse bei einem Kaffee. Ich erzählte ihm von diesem Transfer, worauf mein Großvater antwortete: „Das ist doch alles nicht mehr normal!“ Es folgte eine ausgiebige Diskussion über die Entwicklung des Fußballs. Auch ich mache mir immer mehr Gedanken über die Entwicklung des Fußballs, speziell auch wegen der Geldflüsse in dieser für mich so faszinierenden Sportart.

Transferwahnsinn, Millionengehälter, Multifunktionsarenen mit Sponsorennamen und Milliarden an Fernsehgeldern - der Fußball wird kommerzialisiert und entfernt sich immer mehr vom klassischen Volksport. Die Fans haben schon lange nichts mehr zu melden, und der Fußball gehört denjenigen, die das Geld bereitstellen. Fußball und Religion stehen sich in vielerlei Hinsicht sehr nahe, doch wird der beliebte und faszinierende Rasensport zum Religionsersatz, darf und sollte dies kritisch hinterfragt werden.

Da ich selber jahrelang Fußball gespielt habe, momentan als Fußballvideoanalyst tätig und immer noch ein glühender Fan dieser Sportart bin, ist es mir ein persönliches Anliegen, mich in dieser Arbeit mit den ethischen Aspekten des Fußballs auseinanderzusetzen.

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1. Einleitung

Drei wesentliche Schwerpunkte werden im Mittelpunkt meiner Arbeit stehen. Im ersten Teil möchte ich einen Blick auf die Entwicklung des Fußballs und dessen Kommerzialisierung (Investoren, Gehaltsobergrenze, TV-Verträge) und Globalisierung werfen. Hier gab es in den letzten Jahren enorme Veränderungen. Ein Fußballclub in einer höheren Liga ist nicht nur ein Sportverein, sondern ein richtiges Unternehmen. Die Einflüsse von Wirtschaft und Medien werden immer bedeutender. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die Fans, auf deren Bedürfnisse immer weniger Rücksicht genommen wird, aber auch der Sportler selbst, der in dieser Entwicklung oft einen hohen Preis bezahlen muss, wenn Überforderungen, Verletzungen oder Burnout ihn aus der Bahn werfen.

Im zweiten Kapitel möchte ich den Fußball mit Religion vergleichen. Für viele stellt Fußball eine Art Ersatzreligion dar, doch kann man den Fußball wirklich als Religion bezeichnen? Ich möchte aufzeigen, inwieweit Fankultur mit religiösen liturgischen Abläufen vergleichbar ist. Des Weiteren möchte ich diese religiösen Elemente (Gesänge, Symbole, Fahnen ....) und ihre Wirkung im Fußballstadion und ihren Einfluss auf Gemeinschaftsbildung und Wertorientierung ergründen. Anschließend werde ich mich mit der Thematik auseinandersetzen, dass Fußball, trotz vieler religiöser Motive, trotzdem nicht als moderne Religion bezeichnet werden kann und auch nicht mit Religion gleichgesetzt werden sollte.

Im letzten Kapitel geht es um den Beitrag der Ethik im Fußball. Was sind die Aufgaben und Kritikpunkte von Ethik in dieser Sportart? Welche Ethikwerte, z.B. bei Spielern und Ethikeinrichtungen (FIFA) gibt es im Fußball und welche Aufgaben erfüllen sie? Wie kann Ethik gegen die starke Kommerzialisierung und Globalisierung entgegenwirken?

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2. Die Entwicklung des Fußballs

2. 1 Die Geschichte des Fußballs

Man wird es kaum glauben, doch unser geliebter Fußball fiel im Zuge der Schöpfung nicht einfach so vom Himmel. Er entwickelte sich, so wie die Menschheit über tausend Jahren der Evolution. England wird als Mutterland des Fußballs bezeichnet, obwohl der Ursprung dieser Sportart in China zu suchen ist. Chinesische Akrobaten spielten mit einem Ball und später wurden richtige Spiele gegeneinander ausgetragen.1 Auch die Römer betrieben ein Spiel, das dem Fußball schon sehr nahe kam.2 Es gibt Quellen aus dem 12. Jahrhundert über ein Fußball ähnliches Spiel in England, wo die Mannschaften ohne Regeln mit einen Art Medizinball gegeneinander spielten.3 Bis ins 19. Jahrhundert gab es diese Variante, die „Folk Football“ genannt wurde und eine Mischung aus Rugby und Fußball war.4 Mit der Industrialisierung und Urbanisierung ging die Bedeutung dieser Sportart verloren. Mitte des 19. Jahrhunderts entstand der Fußball, so wie wir ihn heute kennen.5

1846 wurden an der Universität Cambridge die Regeln für den Fußball aufgestellt. In diesem Regulativ wurde festgelegt, dass der Ball nicht mit der Hand gespielt werden darf. Es sollte eine klare Differenzierung zum Rugby werden. 1863 kam es dann zu einem Gentlemen’s Agreement, das zwölf englische Vereine unterschrieben. 6 1870 fingen sich die ersten Mannschaften auf dem Platz zu organisieren an. Man teilte erstmals die Spieler in Verteidigung, Mittelfeld und Stürmer ein. Zwei Jahre später wurde dann zum ersten Mal ein Schiedsrichter eingesetzt, zuvor entschieden die Spieler selbst über ihre Verstöße. 7 1904 wurde die FIFA (Fédération Internationale de Football Association ) gegründet. Sie ist seither für die Regeln auf und neben dem Platz verantwortlich.

1 Vgl. Galeano, Eduardo: Der Ball ist rund, Zürich: Unionsverlag 2000. S. 34. 2 Vgl. ebd. 3 Planet Wissen: Fußballgeschichte in: https://www.planet- wissen.de/gesellschaft/sport/fussballgeschichte/index.html [abgerufen am 5.03. 2019]

4 Vgl. ebd. 5 Vgl. ebd. 6 Vgl. Galeano, Eduardo: Der Ball ist rund, Zürich: Unionsverlag 2000. S. 34.

7 Vgl. ebd. S.40. 8 2.2 Fans und Zuschauer

Ohne Zuschauer und Fans wäre Fußballsport nicht so gewinnbringend und erfolgreich, denn ohne die Stadionbesucher, insbesondere der Fernsehzuschauer, würde es weit weniger finanzielle Ressourcen geben. Ein Drittel des gesamten Budgets eines Fußballvereins wird durch Zuschauer generiert.8 Auch für die Spieler hätte es enorme Auswirkungen, wenn es keine Fans geben würde. 9 Natürlich hängt dies auch Stark von der Liga ab. Ein volles Stadion treibt den Spieler zu Höchstleistungen. Ein weiterer Grund für die Wichtigkeit der Fans ist das Gehalt des Sportlers, das bei geringem Zuseherinteresse finanzielle Einbußen zur Folge hätte.

Im Fußball unterscheidet man zwischen dem klassischen Zuschauer und dem Fan.

2.2.1 Der Zuschauer

Der Zuschauer geht gelegentlich ins Stadion oder verfolgt das Spiel vor dem Fernseher. Für ihn steht im Vordergrund die Erholung vom stressigen Alltag. Passiver Sport dient ihm als Ausgleich, um in Balance zu bleiben.10 Zuschauer nützen auch den Sportplatz, um Freunde zu treffen und unter Leute zu gehen. Es steht nicht unmittelbar eine Mannschaft im Fokus, sondern mehr das Ereignis.11 Der Fan hingegen geht alleine wegen der Mannschaft ins Stadion und will jedes Spiel seiner Mannschaft sehen.

2.2.2 Der Fan

Der Begriff „Fan“ stammt aus dem Englischen „fanatic, welches auf das lateinische Wort „fanaticus.“ zurückzuführen ist.12 „Das lat. fanaticus ist abgeleitet von fanum-heilgen Bezirk;

8 Hock, Andreas: Ein Spiel dauert 90 Millionen. Wie der Kommerz unserm Fußball die Seele raubt. München: Rivaverlag 2018 S. 34. 9 Krammer, Dieter: Fußball - Religion oder Ersatzreligion? : Religionswissenschaftliche Aspekte im Zusammenhang mit der Fußball WM 2010. Graz 2013 (= Diplomarbeit Universität Graz) S. 46. 10 Vgl. ebd. 11 Vgl. ebd. 12 Vgl. Glasmayer, Christian: Sport als (Ersatz-)Religion? Können Fußball und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Religion ersetzen? 2016 ( Examaenarbeit Universität Paderborn) S. 14. 9 es bezeichnet allgemein die Zugehörigkeit zu einem Heiligtum“.13 Fanum laut Duden bedeutet „begeisterter Anhänger“, während Fanatiker so definiert ist: „Jemand, der von bestimmten Ideen, einer bestimmten Weltanschauung o. Ä. so überzeugt ist, dass er sich leidenschaftlich, mit blindem Eifer [und rücksichtslos] dafür einsetzt“.14

In dem Sammelband „Fans –soziologische Perspektiven“ aus der wissenschaftlichen Reihe „Erlebniswelten“ werden Fans als „Menschen, die längerfristig eine leidenschaftliche Beziehung zu einem für sie externen, öffentlichen, entweder personalen, kollektiven, gegenständlichen oder abstrakten Fanobjekt haben und in die emotionale Beziehung zu diesem Objekt Zeit und/oder Geld investieren“15, bezeichnet.

2.2.3 Kategorien von Fußballfans in Bezug auf Gewalt

Zur Kategorie A zählt der„konsumorientierte Fan“. Er ist der Fußballgenießer und freut sich jede Woche auf seine Mannschaft. Ein Fußballmatch zu sehen begeistert ihn, und er erhofft sich einen hohen Unterhaltungswert.16 Fußball ist für ihn mit einem Kino - oder Theaterbesuch vergleichbar. Für diesen Fan ist ein Fußballspiel ein Erlebnis. Sein Verhalten ist ruhig, und er gibt sich gelassen; Konfrontationen jeder Art vermeidet er.

Zur Kategorie B gehören die sogenannten „Ultras“. Diese Fans geben alles für ihre Mannschaft, üben aber auch einen gewissen Erfolgsdruck auf ihr Team aus. Die Fans sind ganz stark mit ihrer Mannschaft verbunden und zeigen diese Verbundenheit durch dementsprechende Emotionen bei Sieg oder Niederlage.17 „Ultras“ sind nicht unbedingt gewaltbereit, können aber situativ Gewalt anwenden. Des Weiteren ist dieser Typ von Fan auch bereit, eine große Menge an Geld für seinen Verein auszugeben.18 Dauerkarten, Trikots und andere Fangegenstände sind Grundausstattung für einen Ultra.

13 Cancik, Hubert, Gladigow Burkhard, Laubscher Matthias (Hg.): Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe. Stuttgart, Kohlhammer Verlag 1990 S. 415. 14 Duden Online: Fanatiker in: https://www.duden.de/suchen/dudenonline/fanatiker [abgerufen am 07.03.2019] 15 Vgl. Glasmayer, Christian: Sport als (Ersatz-)Religion? Können Fußball und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Religion ersetzen? 2016 (Examensarbeit Universität Paderborn) S.14. 16 Vgl. Krammer, Dieter: Fußball - Religion oder Ersatzreligion? : Religionswissenschaftliche Aspekte im Zusammenhang mit der Fußball WM 2010. Graz 2013 (= Diplomarbeit Universität Graz) S. 47.

17 Vgl. Krammer, Dieter: Fußball - Religion oder Ersatzreligion? : Religionswissenschaftliche Aspekte im Zusammenhang mit der Fußball WM 2010. Graz 2013 (= Diplomarbeit Universität Graz) S. 47. 18 Vgl. ebd. 10

Der Fußballfan der Kategorie C ist ein aktiv gewaltbereiter Fan, der in der Fußballszene „Hooligan“ genannt wird. Es ist schwer zu definieren, was Hooligan wirklich bedeutet, weil die Szene ziemlich dynamisch ist und sich kaum klare Grenzen ziehen lassen. Ingo-Felix Meyer definierte Hooligans im Rahmen einer Studie von 2001 als Personen, welche im Umfeld von Fußballspielen und Ereignissen durch gewalttätige Aktionen gegenüber Personen und Gegenständen auffallen.19 Es lässt sich diskutieren, ob man solche Menschen überhaupt als Fans bezeichnen kann. Obwohl Fans und auch Medien diesen gewalttätigen Gruppen ablehnend gegenüberstehen, gelingt es ihnen immer wieder, für negative Schlagzeilen zu sorgen. Meiner Meinung nach sind Hooligans keine Fans. Diese Menschen kommen ins Stadion, um ihre Aggressionen abzubauen und Gewalt gegenüber Mitmenschen anzuwenden. Dieses Verhalten kann in keiner Weise gut geheißen werden, denn Hooligans zerstören den guten Ruf des Sports und haben in einem Fußballstadion nichts zu suchen.

In einer anderen Fanbeschreibung laut Farnberger werden die Zuschauer in 11 Typen eingeteilt:

1. Der absolut treue Fan, der mit der Mannschaft alles durchlebt und auch zu sämtlichen Auswärtsspielen fährt.

2. Der besserwisserische Fan ist, wie es der Name schon sagt, ein eher unangenehmer Zeitgenosse und gibt sein Fachwissen gerne an andere weiter, auch ungefragt.

3. Der Fan als Misanthrop ist jemand, der zu Hause nichts zu sagen hat und die ganze Frustration mit ins Stadion nimmt.

4. Der Lässige tut die ganze Zeit so, als würde ihn das Spiel nur am Rande interessieren.

5. Typ 5 ist der Säufer, der rdas Stadion als eine Art Bierbar sieht.

6. Der wettsüchtige Typ, der den Fußball als Abwechslung betrachtet, bei der er seine Wettleidenschaft ausleben kann.

19 Meyer, Ingo Felix: Woher rührt der Hooliganismus? in: http://www.taz.de/!1121586/ [abgerufen am 20.03.2019] 11 7. Ein anderer Typ ist der Intellektuelle, der den Fußball zwar als wenig intelligent betrachtet, aber sich dennoch gerne unter den anderen aufhält, um mit seinen Kenntnissen zu brillieren.

8. Der nächste Fantyp ist der Anschlusssuchende, dieser will einfach nur ein Zugehörigkeitsgefühl spüren.

9. Dieser trendige Fantyp ist nur dabei, so lange der Fußball auch im Trend ist.

10. Dies ist der Typ, welcher Fan eines bestimmten Spielers ist und diesen begleitet von Mannschaft zu Mannschaft oder auch von Stadt zu Stadt

11. Der nicht allzu beliebte Pseudofan. In diese Kategorie fallen die, die sich durch den Fußball Vorteile erwirken wollen. Dies sind meist Politiker oder Repräsentanten großer Firmen. Die zuletzt genannte Gruppe befindet sich meist im VIP Bereich.20

2.3 Einführung des Profifußballs und Gehaltsentwicklung anhand der Deutschen Bundesliga

Die erste professionelle Profiliga entstand 1885 in England. Die erste Meisterschaft außerhalb Englands wurde in Österreich im Jahre 1924/25 ausgetragen. Die erste Weltmeisterschaft wurde 1934 in Uruguay gespielt, wo der Gastgeber auch zum ersten Mal Weltmeister wurde.

Im Gegensatz zum englischen Fußball, wo es schon Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts Fußball Profis gab, wehrte man sich in Deutschland lange gegen die Einführung des Profitums im Sport. Bis in das Jahr 1950 erlaubte der Deutsche Fußball-Bund keine Profis, selbst in der höchsten Spielklasse.21 Erst ab 1951 wurde es den Vereinen erlaubt einen Vertragsspieler anzustellen. Diese hatten aber auch eine Obergrenze: sie durften nur höchsten 320 DM (ca.163 Euro) verdienen. Mit Begründung der Deutschen Bundesliga im Jahre 1963/1964 waren dann 500 DM Grundgehalt erlaubt, das durch Prämien bis 1200 DM erhöht

20 Vgl. Krammer, Dieter: Fußball - Religion oder Ersatzreligion? : Religionswissenschaftliche Aspekte im Zusammenhang mit der Fußball WM 2010. Graz 2013 (= Diplomarbeit Universität Graz) S. 47. 21 Vgl. Frick, Bernd: Die Entlohnung von Fußball-Profis: Ist die vielfach kritisierte “Gehaltsexplosion” ökonomisch erklärbar? in:http://www.ak-spooek.de/nr19_2008.pdf [ abgerufen am: 03.03.2019] 12 werden konnte.22 Doch es gab auch Ausnahmen in dieser Zeit. Die Helden von Bern, die 1954 Weltmeister wurden, erhielten eine Prämie von jeweils 2000 DM ausgezahlt. Zu dieser Zeit war dieser Betrag immens hoch.

Der frühere deutsche Bundesligaspieler Manfred Burgsmüller, der mit 213 Toren auf Rang vier der ewigen Bundesliga Torschützenliste ist, bekam 1969 bei Rot Weiß Essen ein 400 DM Monatsgehalt plus einen gebrauchten VW Käfer.23 Heute verdient ein Spieler seiner Qualität ca. 3-5 Millionen Euro netto jährlich und hätte wahrscheinlich nach seiner Karriere finanziell ausgesorgt. Aber in der damaligen Zeit war daran nicht zu denken, viele der Spieler in den 70er und 80er Jahren mussten sich später einen Job suchen, wie z.B. der Weltmeister von 1974, Hans Georg Schwarzbeck, der bis heute ein Schreibwarengeschäft leitet. Eine beträchtliche Anzahl junger Fußballprofis der heutigen Spielergeneration kassieren bereits Millionenbeträge. Durchschnittlich beträgt das Einkommen eines Fußballers ungefähr das Vierzigfache von dem eines normalen Arbeiters.24

Wie ist diese Entwicklung zu erklären?

Die erste Trikotwerbung im deutschen Fußball war am 24. März 1973 zu sehen. „Eintracht Braunschweig lief im Bundesligaspiel gegen Schalke 04 mit dem Hirschkopf-Emblem eines Kräuterlikörherstellers auf und erhielt dafür 160.000 Mark, was als sportpolitischer Sündenfall gegeißelt wurde.“25 Begriffe wie Merchandising, eine Form der Vermarktung des Fußballs, waren zu dieser Zeit noch gänzlich unbekannt.

Das durchschnittliche Gehalt eines Spielers bei FC Bayern München beträgt 2018 5,68 Millionen Euro. Die drei Topverdiener in der Bundesliga sind die Spieler Manuel Neuer, Thomas Müller und , die 15 Millionen Euro pro Jahr verdienen. Mit diversen Prämien, Sponsoren und privaten Ausrüstern kann dieses Gehalt sogar auf ca. 25 Millionen Euro steigen.

22 Vgl. ebd. 23 Die Welt: Wie das Geld zum Fußball kam. in: https://www.welt.de/wams_print/article2078861/Wie-das-Geld- zum-Fussball-kam.html [abgerufen am 5.11.2018] 24 Vgl. ebd. 25 Die Welt: Wie das Geld zum Fußball kam. in: https://www.welt.de/wams_print/article2078861/Wie-das-Geld- zum-Fussball-kam.html [abgerufen am 5.11.2018] 13 Dies sind Summen, die für einen normalen Arbeiter nicht greifbar sind, und die Tendenz ist steigend.

Jahr Spieler Gehalt pro Jahr in € 1960er 7.200 1960er Wolfgang Overath 7.200 1970er 350.000 1970er Gerd Müller 250.000 1970er Günther Netzer 150.000 1980er Rudi Völler 550.000 1980er Klaus Augenthaler 300.000 1990er Lothar Matthäus 4.000.000 1990er Stefan Effenberg 4.000.000 1990er Andreas Möller 3.500.000 2000er Michael Ballack 6.500.000 2000er Jens Nowotny 3.500.000 2000er Kevin Kuranyi 2.600.000 2012 Bastian Schweinsteiger 10.000.000 2012 Phillip Lahm 10.000.000 2018 Thomas Müller 15.000.000 Abildung.1: 1. Gehälter Bundesliga eigene Grafik

2.4. Globalisierung und Kommerzialisierung des Fußballs.

Der kommerzielle Siegeszug des Fußballs wäre ohne Zuschauer und Fans nicht möglich gewesen. Durch das steigende Interesse sind Wirtschaft und Medien auf den Fußball aufmerksam geworden. Durch TV-Übertragungen wurde der Fußball für viele Menschen zugänglich und gewann immer mehr an Interessenten. Vereine entwickelten sich immer mehr zu Wirtschaftsunternehmen, während die Fans außen vor gelassen wurden. Hohe

14 Eintrittspreise für Fans, teure Trikots und Pay-TV Fußball sind die Auswirkungen dieser Kommerzialisierung. Ich möchte nun in vier Themenschwerpunkte aufzeigen, dass Fußball kein normaler Ballsport mehr ist, sondern eine riesige Wirtschaftsmacht geworden ist.

2.4.1 Sponsoring

Die beste Definition, die ich für Sponsoring bzw. Sportsponsoring gefunden habe, lässt sich auf Manfred Bruhn, einen deutschen Professor für Marketing und Unternehmensführung, zurückführen. Laut ihm ist Sponsoring „die Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Aktivitäten, die mit der Bereitstellung von finanziellen Aufwendungen, Sachmitteln, Dienstleistungen oder Know-how durch Unternehmen und Institutionen zur Förderung von Personen und/oder Organisationen in den Bereichen Sport, Kultur, Soziales, Umwelt und/oder den Medien verbunden sind, um damit gleichzeitig Ziele der Unternehmens- und Marketingkommunikation zu erreichen“26 Sponsoring ist einer der wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren im Profifußball. Wenn wir uns ein Fußballmatch anschauen, sieht man in kürzester Zeit zahlreiche Sponsoren. Es gibt mehrere Möglichkeiten von Sponsoring, entweder als Bandensponsor, Trikotsponsor oder Werbesports an verschiedensten Stellen im Stadion.27 Ein Profifußballverein wäre ohne Sponsoren nicht mehr überlebensfähig und könnte heutzutage nicht mehr existieren.

2.4.2 Entwicklung des Fußballsponsoring

Bis 1970 war es im deutschen Profifußball noch ganz normal, dass auch Top-Klubs ihre Ausrüstung selbst gekauft haben. Erst Anfang der 1970er Jahre begannen die großen Sportartikelhersteller das Potenzial von Fußball zu erkennen. 28 Vor allem Adi Dassler, der Gründer von Adidas, war der Erste, der einen Deal mit der deutschen Fußballnationalmannschaft abschloss. Bis heute ist Adidas der Ausrüster der deutschen Nationalmannschaft. Bei der Weltmeisterschaft 1974 gab es Streit wegen des Ausrüsters. Auch Holland hatte zu dieser Zeit einen Vertrag mit Adidas unterschrieben.

26 Bruhn, Manfred: Marketing: Grundlagen für Studium und Praxis. Wiesbaden Springer-Verlag 2012. S.236.

27 Schweres, Joannis Paul: Sportsponsoring als Instrument zur Erhöhung der monetären Mittel im Profifußball. Hamburg 2014 Diplomica Verlag. S. 24.

28 Vgl. Hock, Andreas: Ein Spiel dauert 90 Millionen. Wie der Kommerz unserm Fußball die Seele raubt. München: Rivaverlag 2018 S. 60. 15 Das Problem war, dass der Superstar zur gleichen Zeit einen Exklusivvertrag mit Puma abgeschlossen hatte. So produzierte man extra für Cruyff ein Trikot mit nur zwei Streifen, statt den legendären drei Streifen von Adidas. 29

Heutzutage wäre dieses Szenario kaum mehr vorstellbar, denn der Ausrüstungskampf ist ein knallhartes Business geworden. Gerade erst hat Puma den Streit um den Ausrüstungsvertrag um Manchester City gewonnen und zahlt pro Saison 58 Millionen Euro an den Verein. Ausrüster Firmen sind bereit, hohe Beträge zu zahlen, und die Vereine können sich den Bestbieter aussuchen. Manchmal werden auch Vertragszeiten nicht eingehalten, wie wir das am Beispiel Arsenal London wahrnehmen können . Der Verein wurde zunächst bei Nike und anschließend bei Puma vertragsbrüchig, um einfach später zu dem höheren Bieter zu wechseln.30

Die sichtbarste aller Sponsoring-Varianten im Fußball ist der Trikot-Sponsor. Wie bereits im Kapitel. 2.2 erwähnt, war es 1973 Eintracht Braunschweig, die als erste Mannschaft in Deutschland einen Trikotsponsor hatte. Heute ist diese Sponsoring-Variante ein profitables Geschäft geworden. Real Madrid bekommt von ihrem Trikot Sponsor, der Fluggesellschaft Fly Emirate, 70 Millionen Euro pro Jahr. In Deutschland ist der Topverdiener Bayern München, die Bayern erhalten von der Telekom rund 30 Millionen Euro pro Saison. In Österreich gibt es das Phänomen, dass die Trikots mit Sponsoren zugepflastert sind. Der Wolfsburger AC hat 20 Werbeflächen von 12 verschiedenen Sponsoren auf dem Trikot.

29 Vgl. ebd. 30 Vgl. ebd. S.62. 16

Ab.2:Trikot Wolfsberger AC, in: http://www.spox.com/at/sport/fussball/oesterreich/1807/Diashows/wac- trikots/die-neuen-trikots-des-wac-fuer-die-saison-2018-19-auf-den- unterarmen-ist-noch-platz.html

In Sachen Sponsoring gibt es einige ethische Bedenken, die in unterschiedlichen Bereichen auftreten können. Eine Problematik ergibt sich im Zusammenhang mit den Unternehmen und wirft Fragen auf, wofür sie stehen, welche Produkte sie herstellen und unter welchen Bedingungen, diese erzeugt werden. Denn sobald Geld im Spiel ist, spielt bei vielen Vereinen die Moral keine Rolle mehr. Ein Beispiel für einen zweifelhaften Sponsor ist der Gaskonzern Gazprom, der eine fragwürdige Rolle im Russland-Ukraine Konflikt spielt und seit 2007 den FC Schalke 04 finanziell unterstützt, auch Werder Bremen, die sich vom Geflügelproduktionsbetrieb „Wiesenhof“ finanzieren lassen, „dessen Haltungen immer wieder Tierschützer auf die Barrikaden riefen,“31 lässt Fragen offen. Aber es sind nicht nur Vereine, die fragwürdige Sponsoren haben, auch die FIFA selbst gerät bei Weltmeisterschaften immer wieder in Kritik bei der Sponsorenvergabe. Eine Firma, die immer für Schlagzeilen sorgt, ist der Getränkehersteller Coca-Cola. Obwohl das Produkt als ungesund und gesundheitsschädigend eingestuft wird und eigentlich kein Getränk für einen Profifußballer ist, war Coca-Cola einer der Hauptsponsoren der Fußball-WM 2018 in Russland.

Coca-Cola genießt als Hauptsponsor viele Privilegien:

31 Vgl. Hock, Andreas: Ein Spiel dauert 90 Millionen. Wie der Kommerz unserm Fußball die Seele raubt. München: Rivaverlag 2018 S. 73. 17

• Verwendung der offiziellen Marken

• Präsenz im Innen- und Außenbereich der Stadien

• Präsenz in allen offiziellen FIFA-Publikationen und auf der offiziellen Website

• Anerkennung des Sponsoring-Engagements durch Marketingprogramme

• Durchführung von Hospitality-Programmen (s. „Kontaktpflege zur Kernzielgruppe“) 32 • Direktwerbung, PR-Aktivitäten und bevorzugter Zugang zu Fernsehwerbung.

Die Firma wirbt auf ihrer Webseite, dass sie ein nachhaltiges Unternehmen ist und sich für Menschen und Umwelt einsetzt. Doch es gab in den letzten Jahren auch immer wieder Probleme. „So soll Coca-Cola Mitverantwortung für die brutale Unterdrückung unliebsamer Gewerkschafter in Südamerika tragen, Umweltstandards verletzen und durch den hohen Zuckergehalt seiner Produkte mitschuld an Gesundheitsproblemen sein.“33 Diese Unternehmen haben mit den modernen Fußball Clubs einiges gemeinsam, denn sie sind sehr stark auf Gewinn fokussiert. Viele Unternehmen kommunizieren, dass sie gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, doch an der konkreten Durchführung scheitern sie meist. Die Journalistin Birgit Nöhammmer trifft mit ihrem Beitrag den Nagel auf dem Kopf:

„Die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung wird nur dann für ein Unternehmen zum Sein, wenn es danach trachtet, den größten Gesamtnutzen für die Gesellschaft zu schaffen, und von einer Philosophie, die Gewinne über alles andere setzt und die Interessen der Aktionäre bevorzugt, Abstand nimmt. Damit sich jedoch diese neue Art der Unternehmensführung entwickeln kann, die neben wirtschaftlichen auch ethische Prinzipien berücksichtigt, müssen von Seiten der Politik als auch jedes einzelnen Menschen Schritte gesetzt werden.“34

Wenn die Verantwortlichen diese zu bedenkenden Punkte nicht ernst nehmen, ist zu befürchten, dass dem Profisport Schaden daraus entstehen könnte. Wenn dieser Weg gewissenlos weitergegangen wird, könnten in Zukunft noch viel fragwürdigere Produkte den Einzug in die Fußballwelt finden. Einer der bekanntesten Initiatoren des Sportsponsorings

32 FIFA: „FIFA Partner“. in: https://de.FIFA.com/about- FIFA/marketing/sponsorship/partners/index.html [abgerufen am am 23.03.2019]

33 Vensky, Hellmuth: „Vom Arzneimittel zur globalen Blubberbrause“.in: https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2011-05/cola-unternehmensgeschichte [Zugriff am 23.03.2019] 34 Nöhammer, Birgit:„Gesellschaftliche Verantwortung zwischen Sein und Schein“. In: Transfer- Zeitschrift. Nr. 03/2009. 18 hat einige interessante Thesen erstellt, die man als ethische Grundsätze heranziehen kann, um die negativen Auswirkungen im Sponsoring zu verringern:

1. Lassen wir dem Sport seine Würde, seine Eigenständigkeit und seine innere Autonomie. 2. Denken wir daran, dass Kommunikation mit dem Sport nicht nur Investition verlangt, sondern auch Herz und Begeisterung für die Sache. 3. Investieren wir nicht in den Sport, wenn wir glauben, Erfolg und Siege ließen sich kaufen. 4. Mischen wir uns als Sponsor nicht in sport-fachliche Dinge ein. 5. Suchen wir uns – wenn wir es nicht selbst tun können – erfahrene Kontaktleute, welche die Sprache und die Stimmung des Sports verstehen. 6. Helfen wir dem Sport bei seinem Versuch, die Spielregeln zu achten und Begriffe wie Fairness und Anstand im Kampf hochzuhalten. 7. Treten wir dem Sport gegenüber nicht als Oberlehrer auf. 8. Erklären wir Sponsoring unserer Belegschaft, unseren Mitarbeitern, unseren Betriebsräten und unseren Geschäftspartnern. 9. Überlegen wir es uns dreimal, ob es glaubwürdig ist, einen Athleten oder einen Verein direkt für unsere Produkte werben oder sprechen zu lassen. 10. Denken wir daran, dass ein guter Sponsor den Sport und den Sportler begleiten, nicht aber optisch und visuell in den Hintergrund drängen sollte.35

Ein Verein sollte sich also durchaus Gedanken machen, mit welchem Unternehmen er zusammenarbeiten möchte, denn das Sponsoring sollte glaubwürdig für den Sport sein. Meiner Meinung nach sollten die Verantwortlichen eines Fußballvereines verstärkt auf die ethischen Faktoren einer Firma und ihres Produktes achten, und nicht für jede fragwürdige Geldquelle offen sein. So kann der Fußball seine Würde, Eigenständigkeit und innere Autonomie bewahren.

35 Gäb, Hans Wilhelm: „Sport-Sponsoring – Zehn ethische Grundsätze“. In: Marketingjournal. Nr. 02. 19

2.5 Investoren

Ob russischer Öl-Oligarch, arabischer Scheich oder asiatischer Milliardär, es gibt immer betuchte Menschen, die sich mit Unmengen von Geld Fußballclubs kaufen. Im letzten Jahrzehnt haben die „Superreichen“ das Interesse am Fußball entdeckt. Vor allem in der englischen Premier League begeben sich immer mehr Clubs in fremde Hände. Ein Investor bringt natürlich auch Vorteile für einen Club. Mit frischem Kapital ist der Club konkurrenzfähig und hat Geldmittel für Spielertransfers oder neue Stadien. Doch für viele Fans ist der Verkauf des Klubs an einem privaten Finanzmann „ein Pakt mit dem Teufel“. Ein Fußballclubbesitzer ist oft Alleinherrscher und kann fast alles bestimmen, was im Klub geschieht. In diesem Kapitel möchte ich sowohl positive als auch problematische Beispiele aufzeigen, die ein Investor mit sich bringen kann und Gründe anführen, warum sich die deutsche Bundesliga noch immer gegen Clubübernahmen durch superreiche Investoren wehrt.

2.5.1 Positive Beispiele

Der FC Chelsea gilt als Paradebeispiel eines Vereins, der von einem Investor profitierte.36 Bevor der Klub 2003 vom russischen Öl-Oligarchen Roman Abramowitsch gekauft wurde, war er im Mittelfeld der Premier League zu finden. Erst durch den Einstig des reichen Russen wurde der Klub zu einem der erfolgreichsten Fußballvereine der letzen Jahre, der mit dem Gewinn der Champions League 2012 gekrönt wurde.

Auch Manchester City war jahrelang im Nirgendwo der englischen Premier League zu finden. Erst durch den Einstieg von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan 2008 kam der Aufschwung. Seitdem konnte man drei Meistertitel feiern, und im letzen Jahr machte man einen Rekordumsatz von 561 Millionen Euro. Doch dieser Erfolg war sehr teuer erkauft. Seit

36 Pfannemmüller:Fußball: Immer mehr Vereine sind von Investoren abhängig, in: https://pfannenmuellersportblogs.wordpress.com/2018/06/10/fussball-immer-mehr-vereine-sind-der-laune-von- investoren-unterworfen/ [abgerufen am 25.03.2019]

20 der Übernahme vor 10 Jahren hat der Scheich 1,46 Milliarden Euro investiert. 37 Der Klub ist ständig im Fokus der UEFA, weil er immer wieder gegen Regeln beim Financial Fairplay verstoßen hat. Es wird spekuliert, dass Manchester City in den nächsten Jahren mit einer Transfersperre bestraft wird, weil es Unregelmäßigkeiten bei der Verpflichtung von minderjährigen Spielern gegeben haben soll. 38

Ein weiters Beispiel ist der Verein TSG Hoffenheim mit Investor Dietmar Hopp. Der kleine Provinzklub aus Baden-Württemberg hatte einen märchenhaften Aufstieg in die Deutsche Bundesliga und hat sich mittlerweile zu einem soliden Bundesligaverein etabliert. Dietmar Hopp investierte ca. 400 Millionen Euro in den Club.39 Doch der Investor hat es nicht leicht in Deutschland. Die Hoffenheim Fans feiern Dietmar Hopp als „Heiligen“, für viele andere deutsche Fußballfans wird er als Feinbild gesehen. Dietmar Hopp war bei Auswärtsspielen immer Anfeindungen ausgesetzt, die teilweise unter der Gürtellinie waren. Vor allem das Verhältnis zu den Fans des Traditionsclubs Borussia Dortmund war sehr angespannt.40 Die Dortmund Fans sahen in Hopp einen „Zerstörer“ des traditionellen Fußballs. Mittlerweile hat Hopp seine Investitionen eingeschränkt, doch trotzdem spielt Hoffenheim einen erfolgreichen Fußball und qualifizierte sich letzte Saison das erste Mal für die Champions League.

2.5.2 Problematische Beispiele

Im Jahre 2010 stieg der malaysische Multimillionär Vincent Tah bei Cardiff City als Investor ein. Der Verein und die Fans erhofften sich durch den Investor neue Stars und den Aufstieg in die Premiere League. Doch schon nach wenigen Wochen war die Euphorie verflogen und Nüchternheit zog in den Club ein.41

37 Vgl. Kicker: Scheich investierte bei ManCity schon über 1,5 Milliarden Euro, in: http://www.kicker.de/news/fussball/intligen/startseite/731753/artikel_scheich-investierte-bei-mancity-schon- ueber-15-milliarden-euro.html [abgerufen am 25.03.2019] 38Vgl. Kleine Zeitung: Strafen durch FIFA und UEFAManchester City und Frankfurt von massiven Sanktionen bedroht, in: https://www.kleinezeitung.at/sport/fussball/international/championsleague/5596139/Strafen-durch- FIFA-und-UEFA_Manchester-City-und-Frankfurt-von [abgerufen am. 25.03.2019] 39 Vgl. Spiegel Online: Manchmal top, immer Hopp, in: https://www.spiegel.de/sport/fussball/1899-hoffenheim- in-der-bundesliga-manchmal-top-immer-hopp-a-1224437.html [abgerufen am 25.03.2019] 40 Vgl. ebd. 41 Vgl.11 Freunde: Farben geändert, Wappen weg, in: https://www.11freunde.de/artikel/diesen-preis-bezahlte- cardiff-city-fuer-den-aufstieg [27.03.2019] 21 Die erste gravierende Änderung, die Vincent Tah vornahm war, dass er die Trikotfarbe des Clubs änderte.42 Seit 1908 spielte Cardiff in blauen Trikots, weshalb sie auch die „Bluebirds“ genannt wurden. Tah wechselt die Farbe in Rot, um den Club besser in Asien zu vermarkten. Rot gilt in Asien als Farbe des Glücks. Für österreichische Fußballverhältnisse wäre es kaum vorstellbar, wenn Rapid Wien statt den traditionellen grün–weißen Dressen in roten Trikots einlaufen müsste. Die zweite Änderung, die Vincent Tah vornahm, betraf das Wappen. Er änderte das Logo von einem Vogel zu einem Drachen. Cardiff City war zu dieser Zeit hoch verschuldet, und der Club war auf das Geld des Investors angewiesen. Doch für viele Fans war dieser Akt untragbar und sie kehrten dem Verein den Rücken. Cardiff stieg zwar 2013 in die Premiere League auf, aber bereits ein Jahr später wieder ab. 2015 verließ Tah den Club, und Cardiff änderte wieder die Vereinsfarben in Blau.

Auch Hull City erlebte durch den ägyptischen Investor Assem Allam ein Fiasko. Dieser Geldgeber versuchte den Vereinsnamen des Clubs zu ändern, um ausländische Sponsoren anzulocken.43 Doch der englische Fußball Verband erlaubte diesen Schritt nicht. Seitdem möchte Allam den Verein verkaufen, nur er findet keinen Käufer und verlor das Interesse am Club. 44

Eine ähnliche Geschichte ereignete sich auch beim FC Malaga in Spanien. Ein Öl-Scheich pumpte 150 Millionen Euro in den Klub und kaufte Stars wie Ruud van Nistelroy oder Isco.45 Kurzeitig war der Erfolg da, 2012 stand man sogar im Viertelfinale der UEFA Champions League.

Doch dann drehte der Scheich den Geldhahn zu und Malaga konnte nicht mehr die Gehaltskosten der Spieler zahlen. Sie verstießen auch gegen das Financial Fairplay und wurden sogar für ein 1 Jahr aus allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen. „2018/19

42 Vgl. ebd. 43 Pfannenmüller: Fußball: Immer mehr Vereine sind von Investoren abhängig, in: https://pfannenmuellersportblogs.wordpress.com/2018/06/10/fussball-immer-mehr-vereine-sind-der-laune-von- investoren-unterworfen/ [abgerufen am 28.03.2019] 44 Vgl. ebd. 45 Vgl. Pfannenmüller: Fußball: Immer mehr Vereine sind von Investoren abhängig, in: https://pfannenmuellersportblogs.wordpress.com/2018/06/10/fussball-immer-mehr-vereine-sind-der-laune-von- investoren-unterworfen/ [abgerufen am 28.03.2019] 22 stieg Malaga sogar aus der 1. Liga ab und muss zukünftig in der 2. spanischen Liga spielen. Viele Fans fordern den Ausstieg des Investors, der immer noch Eigentümer des Vereins ist. 46

Eine wesentlich kompliziertere Angelegenheit betrifft das Konstrukt Red Bull und Fußball. Mittlerweile hat Red Bull 4 Fußballclubs: Red Bull Salzburg, RB Leipzig, RB New York und Red Bull Brasil. Eines muss gesagt werden, ohne Red Bull Salzburg würde der österreichische Vereinsfußball im europäischen Vergleich für Spitzenfußball sehr schlecht dastehen Es ist allein Red Bull Salzburg zu verdanken, dass wir jedes Jahr so viele internationale Startplätze für den europäischen Wettbewerb zur Verfügung haben. Doch Red Bull und Fußball ist für mich das Sinnbild der Kommerzialisierung in dieser Sportart. In der aktiven Fanszene in Deutschland und Österreich wird der Club Red Bull noch immer nicht akzeptiert. Und auch die mediale Kritik am Konstrukt Red Bull wird immer lauter. Red Bull hat am Standort Salzburg ca. 700 Millionen Euro investiert.47 Man hat zwar in den letzten Jahren ständig die Meisterschaft in Österreich gewonnen und ist den andern Vereinen innerhalb der Liga weit voraus, dennoch hat man das große Ziel, die Qualifikation für die Champions League jahrelang nicht geschafft. Die Red Bull Akademie ist zwar eine der besten in ganz Europa, doch mehr als ein Ausbildungsverein wird Red Bull Salzburg wohl nie sein. Sobald der große Bruder aus Leipzig anklopft, müssen die auserwählten Spieler in die Sachsenstadt wechseln, ob sie wollen oder nicht. In den letzen Jahren waren 15 Spieler davon betroffen, obwohl von den Verantwortlichen behauptet, dass beide Clubs strikt voneinander getrennt sind. 48

2009 wurde der Klub RB Leipzig gegründet. In Deutschland ist es verboten Sponsoren im Vereinsnamen zu tragen. Deshalb heißt der Club auch nicht Red Bull Leipzig, sondern Rasen Ballsport Leipzig. Doch mit der Abkürzung RB sollte erreicht werden, dass eigentlich die Firma Red Bull assoziiert wird. In Deutschland war der Aufschrei noch größer als in Österreich. Das liegt einerseits daran, dass es in Deutschland viele erfolgreiche Klubs wie Bayern München oder Borussia Dortmund gibt, die RB Leipzig als Feinbild sehen, weil der Verein gewisse Regeln umgangen hat, um die Lizenz für die erste Bundesliga zu bekommen. „Unter anderem sei hier die 50+1 Regel genannt und die Verpflichtung der Vereine,

46 Vgl. ebd. 47 Vgl. HOFER, Gernot: Red Bull im Fußball: Fluch oder Segen?, in: https://www.sturmnetz.at/red-bull-im- fussball-fluch-oder-segen/ [abgerufen am 30.03.2019] 48 Vgl. 12terMann.at: Von Salzburg nach Leipzig: Die Elf der Red-Bull-Transfers, in: https://www.12termann.at/oefb/bundesliga/von-salzburg-nach-leipzig-die-elf-der-red-bull-transfers/ [ abgerufen am 01.04.2019] 23 Mitbestimmung der stimmberechtigten Mitglieder zu ermöglichen“.49 Doch bei RB Leipzig kann man kein Mitglied werden. Dies ist ein Novum im deutschen Fußball, kein anderer Verein verstößt gegen diese Regel.

Doch das Red Bull Imperium wächst immer weiter. Man hat noch weitere Fußall Clubs in USA ( New York Red Bull), Brasilen und Ghana. Die Marke Red Bull ist heutzutage im Fußball nicht mehr wegzudenken. Ob dies nun Fluch oder Segen ist, darf jeder für sich selbst entscheiden.

2.5.3 50+1 Regel in Deutschland

In der Deutschen Bundesliga läuft zurzeit eine große Debatte, ob man sich für Investoren öffnen sollte. Derweil ist es durch die 50+1 Regel nicht möglich, dass ein Investor einen Fußballclub in Deutschland übernimmt. „Die 50+1-Regel des DFB und der DFL besagt, dass in den deutschen Lizenzligen ausschließlich diejenigen aus den Fußballklubs ausgegliederten Kapitalgesellschaften spielberechtigt sind, bei denen die Mehrheit der Stimmanteile beim Verein liegt.“50 Vor allem für die Fans der Vereine ist das eine große Herausforderung, denn viele Fanclubs in Deutschland stehen Investoren argwöhnisch gegenüber. Wie schon im vorherigen Kapitel erwähnt, „droht dem Verein Identitätsverlust und eine unkontrollierbare wirtschaftliche Situation“. 51 Daher kam es in den letzen Jahren auf den Fußballplätzen in Deutschland zu Kundgebungen mit Spruchbändern und Choreografien für die Erhaltung der Regel. Man gründete sogar das Bündnis „Pro Fans“, in dem sich die Anhänger für den Erhalt der Regel ausgesprochen haben und lautstark gegen DFB und DFL protestiert haben.

„Bundesweit wird ein Sturm heraufziehen, sollten die Verantwortlichen bei DFB und DFL nicht schleunigst ein Machtwort für den Erhalt von 50+1 in seiner jetzigen Form sprechen: Die angestrebte Diskussion um 50+1 ist eben nicht nur eine

49 Vgl. HOFER, Gernot: Red Bull im Fußball: Fluch oder Segen?, in: https://www.sturmnetz.at/red-bull-im- fussball-fluch-oder-segen/ [abgerufen am 30.03.2019]

50 Spox.com: 50+1: Die Diskussion um die wichtigste Frage der Zukunft des Fußballs, in: http://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/1803/Artikel/diskussion-um-50-plus-1-die-wichtigste-frage- der-zukunft.html [abgerufen am. 04.04.2019] 51 Spox.com: 50+1: Die Diskussion um die wichtigste Frage der Zukunft des Fußballs, in: http://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/1803/Artikel/diskussion-um-50-plus-1-die-wichtigste-frage- der-zukunft.html [abgerufen am. 04.04.2019] 24 Schönheitsdiskussion um irgendwelche Vereins- und Unternehmensstrukturen, sondern definitiv der sportpolitisch wichtigste Kampf in der nahen Zukunft für alle Fans."52

Es gibt natürlich auch die Gegenseite, die fordert, dass die Vereine selbst entscheiden können, ob man einen Investor ins Boot holt oder nicht. Doch das wird vom Bündnis kritisch gesehen, weil es den Wettbewerbsdruck gegenüber anderen erhöht.

Ich persönlich vertrete die Meinung, dass sowohl Fans als auch Vereinsvorstände der Deutschen Bundesliga verantwortungsvolle Zukunftsperspektiven anstreben müssen, um den Fußball auch in den kommenden Jahren faszinierend zu gestalten. Möchte man international erfolgreich sein und um große Titel wie die Champions League mitspielen, wird man einen Investor benötigen, ansonsten wird es kaum möglich sein, mit den großen europäischen Clubs finanziell mitzuhalten. Weiters besteht die Gefahr, dass die besten Spieler der Vereine den Weg ins Ausland suchen, denn die deutschen Clubs können nicht mit den Gehaltsvolumen der englischen, spanischen oder italienischen Liga mithalten. Deshalb wird es in Zukunft spannend, ob die 50+1 Regel dem internationalen Druck standhält.

2.6 Medien

Der dritte Bereich, der für die Kommerzialisierung des Fußballs verantwortlich ist, betrifft die Medien. Heutzutage ist es uns möglich, fast jeden Tag live Fußballübertragungen zu sehen, wenn wir die passenden Abos haben. Egal ob auf Sky, DAZN oder Eurosportplayer, jeden Tag läuft Live-Fußball. Für Fußballfreaks ist dies ein wahrer Segen, doch viele reden auch von einer Übersättigung am Markt. Ein weiters Problem ergibt sich aus der Tatsache, dass Fußball hauptsächlich nur mehr im Pay-TV übertragen wird, und dies kostet, wie der Name schon sagt, Geld. Allein ein Sky Fußballabo kostet um die 50 Euro im Monat, obwohl hier nicht einmal alle Spiele der Deutschen Bundesliga übertragen werden. Doch es sind nicht nur die TV-Medien, die heutzutage den Fußball bestimmen, auch die sozialen Medien haben die Vorteile von Fußball erkannt.

52 EBD. 25

2.6.1 TV-Medien

Eines der wichtigsten Einkommen der Fußballvereine sind die Übertragungskosten, die Fernsehsender an die Clubs zahlen. Die Sender müssen die Übertragungsrechte erwerben, um die Fußballspiele dann ausstrahlen zu dürfen. Im Fußball werden die Rechte meistens von den Verbänden des jeweiligen Landes verkauft.

An Hand der deutschen Bundesliga lässt sich gut aufzeigen, wie sich in den letzten Jahren die Kosten entwickelt haben. Im Jahre 1950 „zahlte der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) zwischen 1000 und 2500 DM pro Spiel, das live gesendet wurde.“53 Mit der Einführung der Deutschen Bundesliga kam es dann zur Zentralvermarktung. Die ARD zahlte 1963 ungefähr 0,33 Millionen Euro pro Saison. 54

In den 80er Jahren kam es dann zu einer Revolution in der deutschen Sportberichterstattung. Durch die Einführung des dualen Rundfunksystems entdeckten werbetreibende Wirtschaftsunternehmen das Potenzial von Fußball für sich.55 Auch private Sender erwarben die Übertragungsrechte, um sich am Markt etablieren zu können.

So kam es, dass von 1993 bis 1998 die jährliche Fußballübertragung von 2750 Stunden auf 5400 Stunden stieg.56 Die Auswirkungen waren ein richtiges Wettbieten der Sender um die Rechte an der Deutschen Bundesliga. Die Kosten für die Übertragungsrechte stiegen zwischen 1985 und 2000 um 6250 Prozent.57 Vor allem der Kirch Konzern, damals noch Premiere, trieb den Preis stark nach oben. Für die Saison 2000/2001 zahlten sie schon 355 Millionen Euro.

53 Bundeszentrale für politische Bildung: Kommerzialisierung des Sports. Das Beziehungsgeflecht von Medien, Werbung und Sport, in: https://www.bpb.de/gesellschaft/medien-und- sport/deutsche-fernsehgeschichte-in-ost-und-west/245748/kommerzialisierung-des-sports [abgerufen am. 04.04.2019]

54 Vgl .ebd. 55 Die Welt: Wie das Geld zum Fußball kam. in: https://www.welt.de/wams_print/article2078861/Wie-das- Geld-zum-Fussball-kam.html [abgerufen am 04.04.2019] 56 Vgl. Die Welt: Wie das Geld zum Fußball kam. in: https://www.welt.de/wams_print/article2078861/Wie-das- Geld-zum-Fussball-kam.html [abgerufen am 04.04.2019] 57 Vgl. ebd. 26 Mittlerweile bekommt die deutsche Bundesliga 1,16 Mrd Euro pro Jahr an TV Rechten. Die englische Premier League kassiert sogar das Doppelte, 2,3 Mrd Euro pro Jahr. Dieses Geld wird dann meistens für Transferablösen oder Spielergehälter verwendet.

Die Vereine freuen sich natürlich über das Geld, denn für sie ist es 1/3 des Gesamtbudgets. Letztes Jahr hat die DFL acht sogenannte TV-Pakete verkauft, mit verschiedenen Optionen für Free-Pay-TV- Anbieter, Streamingdienste und Online–Audio Angebote.58 Auch die Anstoßzeiten haben sich nun weiter auseinander geschoben. In den 2000ern wurde nur an zwei Anstoßzeiten gespielt, Samstag 15:30 Uhr und Sonntag 15:30 Uhr. Heute sind die Spieltermine über das ganze Wochenende verteilt: Freitag 20:30 Uhr , am Samstag 15:30 Uhr und 18:30 Uhr, Sonntag 15:30 Uhr und 18:00 Uhr und fünfmal im Jahr um 13:30, dazu kommen noch fünf Montagsspiele pro Saison um 20:30 Uhr.59

Bei einer Fußballübertragung geht es schon lange nicht mehr um das Spiel alleine, mittlerweile braucht man eine große Show rund um das Spiel. Das beginnt mit der Liveübertragung ca. eine Stunde vor dem Spiel, wo sämtliche Mannschaftsaufstellungen und Taktikprognosen andiskutiert werden. Spielszenen in Superzeitlupe oder Drohnenbilder, die das Stadion von oben filmen, Taktikanalysen und Interviews runden die Fußballübertragung ab.60 Oft gibt es auch schon einen Trailer zu einem Spiel, der mehr an einen Hollywoodblockbuster erinnert als an ein Fußballmatch.61

2017 versuchte auch der DFB die legendäre Halbzeitshow des Amerikanischen Superbowl nachzuahmen. Man lud Schlagerstar Helene Fischer ein, um die Fans in der Pause mit einer Show zu unterhalten. Doch dies ging nach hinten los, über den gesamten Auftritt wurde die Schlägersängerin von den Fans ausgebuht.

Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die Fans, die für Fußballübertragungen plötzlich viel Geld hinlegen müssen. Mein Großvater kann leider seinen geliebten SK Sturm Graz nicht mehr im Fernsehen live schauen, weil die Österreichische Bundesliga nur noch im Pay-TV

58 Vgl. Vgl. Hock, Andreas: Ein Spiel dauert 90 Millionen. Wie der Kommerz unserm Fußball die Seele raubt. München: Rivaverlag 2018 S. 130.

59 Vgl. ebd. 60 Vgl. Vgl. Vgl. Hock, Andreas: Ein Spiel dauert 90 Millionen. Wie der Kommerz unserm Fußball die Seele raubt. München: Rivaverlag 2018 S. 130.

61 Vgl. ebd. S.131. 27 läuft und er nicht dazu bereit ist, zusätzlich zu den Fernsehgebühren noch extra Geld zu bezahlen. Für mich als Student stellt es eine gewisse finanzielle Belastung dar, meinem Hobby zu frönen und meine Lieblingsmannschaften im Fernsehen live zu verfolgen. Wenn sich die Kosten für Fußballübertragungen in diesem Maße weiter verteuern, wird sich auch für mich in Zukunft die Frage stellen, ob der finanzielle Aufwand noch tragbar ist.

2.6.2 Fußball und soziale Medien

Soziale Netzwerke sind in unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Auch der Fußball ist sehr stark präsent. Jeder Verein hat eine offizielle Seite auf Facebook oder Instagram, um sich möglichst Fan-nah zu präsentieren. Meist nutzen die Vereine die sozialen Netzwerke, um Eindrücke von Training, Presseterminen oder sonstigen Vereinsveranstaltungen zu präsentieren. Auch Fußballer haben den Nutzen von sozialen Netzwerken erkannt. Viele haben bezahlte Partnerschaften mit Sponsoren, die sie regelmäßig in ihren Postings bewerben. Der Umgang mit sozialen Medien ist für Fußballer ein heiße Gradwanderung. „ Das Dribbeln zwischen authentischer Fan-Nähe, Einblicken ins Privatleben und kritischen Nutzer- Kommentaren führt nicht selten zum Eigentor.“ 62 Vorsicht ist geboten, was man postet, weil man unter Umständen sich auch rasch einem Shitstorm aussetzen muss. Jüngstes Beispiel war die „Gold Steak Affäre“ um Franck Ribery. Dieser hatte im Januar 2019 beim türkischen Promikoch Nurs Et, auch bekannt als „Saltbae“, ein Steak serviert bekommen, das mit Blattgold umhüllt war. Ribery postete das Bild mit dem Steak auf Instagram, und ein unbeschreiblicher Aufschrei der Community folgte. Viele User warfen Ribery vor, protzig zu sein, und fanden es moralisch bedenklich, wenn man weiß, dass viele Menschen an Hunger leiden. Riberys Rechtfertigungsversuch bestand darin, dass das Gold Steak ein Geschenk des Starkochs war, und er es gar nicht bestellt hätte. Da Soziale Medien zur Zeit immense Bedeutung haben, bieten viele Vereine mittlerweile auch Medienschulungen für Fußballer an, in denen auch genau festgelegt wird , was gepostet werden darf und was nicht, damit den Spielern und den Vereinen kein Schaden entsteht. Viele Sportler lassen ihren Account von einer Beratungsagentur verwalten, weil der Aufwand und moralische Verantwortung ihnen zu groß sind.

62 TZ: Fußballer und ihr Umgang mit Social Media, in: https://www.tz.de/sport/fussball/fussballer-und-ihr- umgang-mit-social-media-zr-11440291.html [abgerufen am 07.04.2019]

28 2.7 Transfer und Spielergehälter

Mein letzter Punkt zum Thema Fußball und Kommerz betrifft die Transfers und die Spielergehälter.

Heutzutage sind wir daran gewöhnt, dass Spieler für Millionen Euro den Verein wechseln. Der brasilianische Star Neymar wechselte für die Rekordsumme von 222 Millionen Euro von Barcelona nach Paris. Doch Ablösesummen wurden nicht immer bezahlt. Alles veränderte sich im Jahre 1995 mit dem sogenannten „Bosman Urteil“.

2.7.1 Bosman Urteil

Jean Marc Bosman war damals ein 25 jähriger Fußballer, der beim RFC Liège unter Vertrag stand. Damals konnten Vereine für Spieler auch nach deren Vertragsende beliebige Ablösesummen für Spielertransfers festlegen und verlangen, was dazu führte, dass Spieler bei Wechselwünschen auf eine positive Entscheidung ihres Vereins hoffen mussten. Als bei Bosmann 1990 sein Vertrag auslaufen war, wurde ihm vom Verein deutlich weniger Gehalt angeboten als bisher. Statt 3000 Euro sollte er jetzt nur mehr 700 Euro verdienen. Bosmann lehnte den Vertrag ab und wollte zum FC Dünkirchen nach Frankreich wechseln, der ihm wesentlich bessere Konditionen anbot.63 Doch RFC Liege wollte Bosmann nicht umsonst gehen lassen und verlangte von Dünkirchen eine Ablösesumme von 600.000 Euro, was zu damaligen Zeit völlig überzogen war.64 Dünkirchen konnte die Summe nicht zahlen. Daraufhin sah sich Bosmann zu einer Schadensersatzklage sowohl gegen den Verein sowie den belgischen Fußballverband (KBFV) veranlasst, da er die vom EWG-Vertrag (heute AEUV: Vertrag über die Arbeitsweise der europäischen Union) geschaffene Arbeitnehmerfreizügigkeit [Art 48 EWG-V (heute Art 45 AEUV)] als nicht gewährleistet empfand.65

63 Vgl. Der Standard: Bosman-Urteil: Befreiung des Fußballmenschen aus der Unmündigkeit – in: https://derstandard.at/2000103290680/Das-Bosman-Urteil-die-Befreiung-des-Fussballmenschen-aus-der- vereinsverschuldeten [ abgerufen am 08.04.2019] 64 Vgl.ebd 65 Raoe: Bosman Urteil – 20 Jahre vergangen. Was bleibt? in: https://www.raoe.at/news/single/archive/bosman- urteil-20-jahre-vergangen-was-bleibt/ [abgerufen am 07.04.2019] 29 Die UEFA versuchte alles, um den Prozess zu gewinnen und holte sich auch Unterstützung von der FIFA. Sie boten Bosman sogar Geld an, um den Prozess einzustellen. Doch am Ende scheiterten die Fußballverbände, und Bosman gewann den Prozess. Dieses Urteil war eine Revolution im Fußball und hatte schwerwiegende Folgen. Das Kräfteverhältnis verschob sich gewaltig. Früher hatten die Vereine Macht über die Spieler, durch dieses Urteil wurde das Verhältnis verschoben und nun konnten auch die Spieler über sich selbst entscheiden.66 Karl Heinz Rummenigge, Vorsitzender des FC Bayern München, brachte, das Bosman Urteil auf den Punkt: „Es war schön für die Spieler und schlecht für die Klubs“. 67

Seit diesem Urteil wurden die Ablösesummen für Spieler immer höher. Vor allem in den letzten 3 Jahren gab es bei den Transfersummen noch einmal einen gewaltigen Sprung.

AB.3: Transferentwicklung in: https://de.statista.com/infografik/10579/der-transfer-wahnsinn/ [abgerufen am 17.04.2017]

In der Statistik lässt sich gut erkennen, wie die Ablösesummen drastisch gestiegen sind. Während 1988 der teuerste Spieler noch 8,7 Millionen Euro gekostet hat, bezahlte man knapp 30 Jahre später 222 Millionen Euro. Durch Fernsehgelder, Investoren und Sponsoring sind diese Summen heutzutage möglich. Für viele Menschen sind diese Summen nicht mehr

66 Vgl. FAZ: Die Fußball-Revolution, in: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/menschen-wirtschaft/die-folgen- des-bosman-urteils-im-fussball-transfergeschaeft-13966870.html [abgerufen am 07.04.2019]

67 Ebd. 30 greifbar, und sie stehen diesem Wahnsinn mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Deswegen wollte die UEFA eine Regulierung der Transfersummen und hat 2011 das Financial Fairplay ins Leben gerufen. Dieses hatte zum Ziel, die Ablösesummen für Spieler einzudämmen. Ein Verein darf nur so viel für Spieler ausgeben, wie er auch eingenommen hat. Doch viele Vereine finden Wege, dieses Financial Fairplay zu umgehen, und machen so das Vorhaben der UEFA wirkungslos.

2.7.2 Gehälter

Ein weiterer Punkt, der stark kritisiert wird, sind die Gehälter der Fußballer. Zurzeit bekommt der Topverdiener Lionel Messi 130 Millionen Euro pro Saison. Summen, die für einen „Normalverdiener“ kaum vorstellbar sind. Viele Menschen können das nicht nachvollziehen und stellen sich die Frage: Welchen Beitrag leistet ein Fußballer für die Gesellschaft? Denn eines ist klar, Kicker retten keine Menschenleben wie z.B. ein Arzt, der aber deutlich weniger verdient. Summen wie diese haben nun Debatten hervorgerufen, die eine Regulierung der Geldflüsse im europäischen Fußball andenken, insbesondere die Gehaltsobergrenze nach amerikanischem Vorbild, dem „Salary Cap“, wurde als Konzept gefordert. Es darf hinterfragt werden, ob es im europäischen Fußball überhaupt möglich und sinnvoll ist, eine Gehaltsobergrenze einzuführen.

2.7.3 Salary Cap

Als Salary Cap bezeichnet man eine Gehaltsobergrenze, die festlegt, wie viel Geld ein Team pro Saison an Spielergehältern ausgeben darf.68 Vor allem in den großen amerikanischen Sportligen, wie der NFL, NBA, NHL oder MLS wird dieses Konzept angewendet, um die Gehaltszahlungen der Vereine einzuschränken und besser regulieren zu können.69 Desweiteren soll die Balance innerhalb der Ligen gewahrt werden. Es gibt in den US-Ligen verschiedene Gehaltsobergrenzen, diese werden jeweils zwischen Vertretern der jeweiligen Ligen und der Spielergewerkschaft festgelegt. In der NFL, der Amerikanischen Football Liga, betrug der Salary Cap im Jahr 2015 143,28 Millionen Dollar pro Team. Falls diese Summe überschritten wird, kann es zu heftigen

68 Vgl. FRANKE, Adrian: Das Salary-Cap-System erklärt: So funktionieren NFL-Verträge, in: http://www.spox.com/de/sport/ussport/nfl/1506/Artikel/das-salary-cap-system-money-talks- signing-bonus- hits.html [abgerufen am: 07.04.2019.] 69 Vgl. o.V.: „Analyse der Umsetzbarkeit eines Salary-Cap im europäischen Vereinsfußball“ 2016 S. 2. 31 Strafen und Maßnahmen kommen. Wie wird diese Gehaltsobergrenze berechnet? „Diverse Faktoren fließen mit ein, in denen es allesamt um den Profit der Liga geht. Will heißen: Ticket-Einnahmen, Logen-Preise, TV-Verträge und mehrere weitere Einnahmen werden ermittelt, wovon ein bestimmter Prozentsatz jedes Jahr für die Spielergehälter vorgesehen ist.“70 Am Ende wird die Summe zusammen gerechnet und durch 32 (Anzahl der Teams) geteilt, um so den Salary Cap pro Team zu berechnen.71 Aber es gibt auch eine Mindestgrenze, jedes Team muss 89% seines Salary Cap Budgets verbrauchen.

2.7.3.1 Argumente für den Salary Cap

In den letzten Jahren wächst in den europäischen Top-Ligen die Kluft zwischen reichen und mittelreichen Clubs immer mehr. Fußballvereine wie Bayern München, Paris St.Germain oder Juventus Turin sind wirtschaftlich gesehen in ihren jeweiligen Ligen unantastbar, und der finanzielle Abstand zu den anderen Vereinen ist enorm. Dies wirkt sich auch sportlich aus, denn diese Mannschaften sind in den letzten Jahren Serienmeister geworden. Aus diesem Grund droht in manchen Ligen im Kampf um die Meisterschaft eine gewisse Form von Langeweile aufzukommen, und dies wirkt sich negativ auf das Interesse der Zuschauer aus. Im Sport spricht man vom „Louis-Schmeling-Paradoxon“. Der Begriff kommt aus dem Boxsport der 30er Jahre.72 Der Boxer Joe Louis galt lange Zeit als unbesiegbar. Die Zuschauer verloren das Interesse an seinen Kämpfen, weil er immer gewann. Als der deutsche Max Schmeling in Erscheinung trat und dem Amerikaner Joe Louis Parole bieten konnte, stieg auch das öffentliche Interesse am Boxsport wieder an. 73 Das gilt auch für den Fußball. Die Fans wollen einen spannenden, ausgeglichenen Wettbewerb sehen. Der Reiz des Fußballs liegt vor allem im Wettbewerb und der Rivalität zweier Mannschaften.74 Die Einführung einer Gehaltsobergrenze in den europäischen Fußballligen würde mehr Chancengleichheit bei den Spielergehältern bedeuten, und damit würden auch „kleinere

70 FRANKE, Adrian: Das Salary-Cap-System erklärt: So funktionieren NFL-Verträge, in: http://www.spox.com/de/sport/ussport/nfl/1506/Artikel/das-salary-cap-system-money-talks- signing-bonus- hits.html [abgerufen am: 13.11.2018.]

71 Vgl. ebd. 72 Vgl. o.V.: Analyse der Umsetzbarkeit eines Salary-Cap im europäischen Vereinsfußball. 2016 S.5 73 Vgl. ebd. 74 Vgl. ebd. S. 32 Clubs“ die Möglichkeit haben, bessere Spieler zu erwerben. Der Qualitätsunterschied wäre nicht mehr so spürbar und es wäre für mehr Spannung in den Ligen gesorgt. 75 Ein Vorteil für die Vereine wären auch die niedrigeren Gehaltskosten. Diese positive Auswirkung auf die finanzielle Bilanz könnte so manche Clubs vor Überschuldung und finanziellem Ruin bewahren.

Ein weiters Problem beim Fehlen einer Gehaltsobergrenze im europäischen Fußball ergibt sich bei den Gehaltsverhandlungen mit den Spielern. Die Fußballer haben in den letzen Jahren immer mehr an Macht gewonnen. Es gibt einige Beispiele, wo Spieler gestreikt haben (z.B. Ousmane Dembele von Dortmund), um den Verein verlassen zu können. Bei den Vertragsverlängerungen werden oft enorme Gehaltssummen gefordert, die so manchen Verein in eine schwierige Lage bringt. Auch die Spielerberater tragen dazu bei, dass Fußballer enormes Gehalt oder Handgeld fordern. Durch den Salary Cap würde die Macht der Spieler und ihrer Berater eingeschränkt werden und damit auch unverschämt hohe Geldforderungen schwer möglich. 76

Auch Fußball-Größen wie Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, sprechen sich für eine Gehaltsobergrenze aus. Er rief zu einem gemeinsamen Kraftakt der Weltverbände FIFA, UEFA, ECA, der Spielvertretung FIFPro und der Politik auf und pocht darauf, dass eine Lösung gefunden werden muss. 77

2.7.3.2 Contra Argumente

Auch wenn es für das Erste den Anschein hat, dass der Salary Cap eine perfekte Lösung für den europäischen Fußball wäre, ist dem nicht so. Es gibt auch eine Menge Argumente, die gegen eine Einführung der Gehaltsobergrenze sprechen. Das erste Problem ergibt sich aus dem EU –Recht, speziell durch das Kartellverbot. Das erlaubt Eingriffe in den Wettbewerb nur unter ganz bestimmten streng geprüften Voraussetzungen. Der Anwalt und Sportrechtsexperte Johannes Öhlböck sagte: „Jede neue

75 Vgl. ebd. S.6. 76 15 Vgl. KIPKER, Ingo: Sind Salary Caps im europäischen Fußball umsetzbar und sinnvoll? in: http://www.arbeitskreis-sportoekonomie.de/dez2.pdf [ abgerufen am 07.11.2018]

77 o.V: Bayern als Vorreiter bei Gehaltsobergrenzen? in: https://www.sport1.de/fussball/2017/08/fussball-diskussion-um-eine-gehaltsobergrenze-nach-dem- salary- cap-vorbild-entbrannt [ abgerufen am 07.11.2018] 33 Regelung, die eine Deckelung von Gehältern der Fußballspieler vorsieht, ist am Maßstab des Kartellverbots zu prüfen. Das Kartellverbot verbietet Beschränkungen des Wettbewerbs, hierzu gehören etwa Preisabsprachen, Wettbewerbsverbote oder Marktaufteilung.“78 Der Salary Cap würde laut Öhlbeck den Wettbewerb um die Spieler beeinflussen. Er sagt: „Diese könnten nicht mehr jene Beträge aushandeln, die bei einem freien Wettbewerb erzielbar wären“.79 Die Einführung hätte eine künstliche Preissenkung und einen Nachfragerückgang zur Folge und könnte so als Verstoß gegen das Kartellrecht bewertet werden. 80

Ein weiteres Problem des Salary Caps, das auch in den amerikanischen Profiligen akut ist, betrifft die Spielergehälter innerhalb der Besoldungsgrenze. Die absoluten Stars einer Mannschaft erhalten vergleichsweise zu den anderen Spielern ein sehr hohes Gehalt.81 Diese Spielerlöhne decken schon einen großen Betrag des gesamten Salary Caps ab. Dies führt zum Teil zu großen Unterschieden im Einkommen innerhalb einer Mannschaft, was sich dann auch auf das Mannschaftsklima negativ auswirken kann. Spieler mit niedrigem Einkommen könnten sich unter ihrem Wert bezahlt fühlen und dann einen Wechsel in eine Liga außerhalb Europas anstreben.

Es gibt auch prominente Skeptiker des Salary Caps, wie z.B. Hans Joachim Watzke, der Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Er meint: „Man sieht es ja beim Financial Fair Play. Irgendwie umgeht man es, mit Sponsoring oder privaten Verträgen.“82 Mit diesem Problem haben auch die US-Ligen zu kämpfen, wo viele Vereine legale oder illegale Mittel finden um den Salary Cap zu umgehen. Die häufigste Form ist, dass ein privater Sponsor das Gehalt des Spielers übernimmt. Aber auch andere Wege, wie Zahlung eines Hauses oder Dienstwagens sind beliebte Mittel. Handgeldzahlungen aus illegalen Kassen oder durch Strohmänner sind im Profisport gang und gebe und haben schon für manche Vereine schwere Strafen zur Folge gehabt. 83 Um in Europa den Salary Cap erfolgreich einzuführen, müssten sich alle europäischen Ligen zusammenschließen, um sich auf eine gemeinsame Gehaltsobergrenze zu einigen. Keine große Liga wird diesen Schritt alleine machen, weil sie sonst wichtige Spieler an Ligen ohne

78 Kurier.: Salary Cap: Die Hürden für die Gehaltsgrenze in: https://kurier.at/sport/fussball/salary-cap-die- %20huerden-fuer-die-gehaltsgrenze/281.075.785 [ abgerufen am 23.03.2019] 79 Ebd. 80 Vgl. Ebd. 81 Vgl. o.V.: Analyse der Umsetzbarkeit eines Salary-Cap im europäischen Vereinsfußball S.8. 82 Vgl. Bayern als Vorreiter bei Gehaltsobergrenze [ abgerufen am 23.03.2019] 83 Vgl. o.V.: Analyse der Umsetzbarkeit eines Salary-Cap im europäischen Vereinsfußball S.8. 34 Obergrenze verlieren würde. Außerdem gibt es auch finanziell zwischen den europäischen Ligen zu große Unterschiede, um auf einen gemeinsamen Konsens zu kommen.

2.8 Common Goal und ein 1-Prozent-Projekt

Das Projekt „Common Goal“ wurde von der Organisation Streetfootball ins Leben gerufen. Insgesamt 18 Profis, darunter Weltmeister, wie Mats Hummels (Deutschland) oder Juan Mata (Spanien), spenden ein Prozent ihres Jahresgehaltes.84 Juan Mata war der erste Profi, der sich diesem Projekt anschloss. Bei einem Jahresgehalt von etwa 8,6 Millionen Euro sind es dann 86.000€, die er spendet. Der erste Trainer, der diesem Projekt beitrat, war Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann. Warum er diese Organisation unterstützt, sagte er in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung: „Seien wir ehrlich: Das eine Prozent ist für uns alle, die wir in dieser Branche sehr gut verdienen, kein Problem. Man sollte die Wucht des Fußball nutzen, um eine soziale Wirkung zu erzielen.“ 85

Genau dieses Ziel verfolgt die Organisation. Streetfootballworld arbeitet nach eigenen Angaben mit 127 Organisationen in 81 Ländern zusammen und unterstützt diverse Hilfsprojekte. Sie fördern z.B. ein Projekt in Jordanien mit 16.000 syrischen, irakischen und jordanischen Kindern. 86

Ihr Leitspruch lautet: „Changing the world through football“. Sie wollen das Potenzial von Fußball nützen und in den nächsten Jahren noch mehr Fußballer gewinnen. Sie versprechen höchste Transparenz: 90 Prozent der Spenden sollen direkt ankommen und 10 Prozent in Verwaltung und Weiterentwicklung des Projektes fließen. 87

84 Vgl. MOODY, Oliver: Common Goal und sein 1-Prozent-Projekt in: https://www.sueddeutsche.de/news/sport/fussball-common-goal-und-sein-1-prozent-projekt-dpa.urn- newsml- dpa-com-20090101-171027-99-629089 [ abgerufen am: 21.03.2019] 85 Vgl. Ebd. 86 Vgl. Ebd. 87 Vgl. Ebd. 35

2.9 Eigene Stellungnahme

Wie in den vorhergegangenen Kapiteln dargestellt, scheint die Entwicklung des Fußballs, abgesehen von Ausnahmen, eine bedenkliche Richtung einzuschlagen. Noch hoffe ich auf eine Trendwende, dass sich die Gehaltsummen im Fußball regulieren und die Fans wieder in den Fokus bei den Vereinen rücken. Die Kluft zwischen den Summen, die in diesem Sport schon in unteren Ebenen verdient werden und dem Betrag, was Otto Normalverbraucher verdient, kann tiefe soziale Gräben sichtbar werden lassen. Ich persönlich habe kein Problem damit, dass Fußballer mehr verdienen als gewöhnliche Arbeiter, müssen sie doch auf einiges im Leben verzichten, Woche für Woche einem enormen Leistungsdruck standhalten und setzen sie doch im Leistungssport ihre Gesundheit aufs Spiel. Freilich muss zugleich darauf hingewiesen werden, dass auch in anderen Arbeitsfeldern Leistungsdruck und gesundheitsgefährdende Faktoren vorhanden sind, und die Einkommen weit geringer sind als im Fußball. Welche kuriose Geschichte die Kommerzialisierung des Fußballs schreibt, manifestiert sich etwa in einer für mich nicht nachvollziehbaren Entscheidung der FIFA. Eine Fußball WM nach Katar zu vergeben ist für mich von der Sinnhaftigkeit sehr zu hinterfragen. Doch alles übertrifft noch die skurrile Tatsache, dass man erst ein paar Jahre später merkte, dass es im Sommer viel zu heiß ist, um zu spielen. So wird die WM erstmals im Winter 2022 ausgetragen. Statt Public Viewing im Biergarten bei angenehmen 28 Grad, fiebert man dann am Weihnachtsmarkt bei null Grad und Glühwein mit seiner Mannschaft mit. Mit dieser Vorstellung kann sich meine fußballbegeisterte Seele nicht anfreunden. Ebenfalls scheinbar rein aus ökonomischen Interessen getragen ist die Aufstockung bei der WM von 32 auf 48 Teams. Es gibt eine Fußballweltmeisterschaftsqualifikation, bei der sich die besten Teams der Kontinente qualifizieren können, auch wenn die FIFA damit beabsichtigt, kleineren Nationen eine Chance zu geben. Faktisch scheint aber doch die Gier nach mehr Einnahmen durch TV und Sponsoring der reellere Grund. Durch die quantitative Ausweitung wird auch die Qualität der Spielkultur leiden. Wir entdecken also in der bisherigen Darlegung der Entwicklung des Fußballs mit all seinen schönen, aber auch problematischen Aspekten, dass vor allem der Kommerz diesem wunderschönen Sport großen Schaden zufügen kann. Es bedarf einer kritischen Beobachtung der Trends und ein kompetentes Reagieren der Verantwortlichen. Als Fan hofft man, dass

36 Fußball wieder zu seinen Wurzeln der Freude am Spiel zurückfindet und seine Faszination und die Fans nicht verliert. Noch steckt im Fußball eine Faszination, pilgern doch tausende Anhänger jedes Wochenende in die Stadien, unterstützten ihre Mannschaften mit Sprechchören und Gesängen, feiern Siege euphorisch und verehren ihre Stars- auf abgöttische Weise. Mit dem Stichwort „abgöttlich" komme ich zu einer weiteren wichtigen Fragestellung, welche im kommenden Kapitel abgehandelt werden soll. Es geht im Folgenden um die himmlische Glorifizierung einer irdischen Wirklichkeit.

37 3. Fußball - (k)eine Religion ?

3.1 Einleitung

Fußballgott, heiliger Rasen oder Stadionkathedrale - das sind nur einige religiös klingende Begriffe, die mittlerweile zum Standardvokabular des Sportjournalismus gehören. Doch nicht nur Begriffe, auch viele religiöse Symbole oder Parallelen zur Liturgiefeier findet man im Fußball wieder. Der Einzug des Pfarrers mit den Ministranten ist vergleichbar mit dem Einlaufen der Spieler, der Schiedsrichter und Balljungen auf das Spielfeld. Fangesänge und Sprechchöre entsprechen in der Liturgie dem Kirchenlied und den gemeinsam gesprochenen Antworttexten. Aber auch die patriarchalen Strukturen im Fußball und in der Kirche sind sehr ähnlich. Im Fußball ist das Oberhaupt der FIFA-Präsident, während die Kirche vom Papst geleitet wird. Danach kommen beim Fußball die jeweiligen Kontinentalverbände Verbände wie z.B. die UEFA, Nationalfußballverbände und schließlich Regionale- Landesverbände. In der Kirche ist es ähnlich. Hier hat man Diözesen, Seelsorgeräume und Pfarren.88 „Fußball und Religion stehen in einem spannungsreichen Wechselverhältnis zueinander, es gibt soziologische, theologische, ethische und kulturtheoretische Verbindungen.“89 Oft wird auch die Religion dafür missbraucht, um den Fußball zu kommerzialisieren. Die Begeisterung für den Fußball nimmt immer mehr zu, und die Fanclubs werden anscheinend immer größer, zumindest solange die Leistung stimmt. Wenn die Stadien immer voller werden und die Kirchen immer leerer, können berechtigterweise Fragen gestellt werden, wie z.B.: Kann man den Fußball wirklich mit Religion so einfach gleichsetzen? Ist der Fußball für viele schon zum sonntäglichen Liturgieersatz geworden? Kann dieser Sport die Funktionen einer Religion übernehmen oder ersetzen? Muss Kirche Angst haben, vom Fußball verdrängt zu werden? Mit diesen Fragestellungen beschäftige ich mich im dritten Teil meiner Arbeit.

88 Vgl. Sport als (Ersatz-)Religion? Können Fußball und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Religion ersetzen? 2016 ( Examensarbeit Universität Paderborn) S.1 89 Zimmermann Moshe: Die Anwesenheit Gottes auf dem Fußballfeld: in : NOSS, Peter: Fußball ver- rückt: Gefühl, Vernunft und Religion im Fußball. Annäherung besondere Welt. Lit Verlag Münster 2004 S. 9 38

3.2 Was ist Religion - Begriffsbestimmung

Bevor wir uns intensiv mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Religion und Fußball befassen, muss zu erst einmal geklärt werden, wie der Begriff Religion verstanden wird. In der Recherche für meine Arbeit war es nicht leicht, eine allgemeine gültige Definition für Religion zu finden. „Denn es kann kein einheitlich definiertes Religionsverständnis geben, da die Beschreibung des religiösen Phänomens vom eigenen Verständnis und der eigenen Position abhängt.“90 Trotzdem werde ich versuchen auf zwei Religionsbegriffe näher einzugehen, die aktuell im Diskurs stehen. Einerseits gibt es den substanziellen Religions-Begriff, der beschreibt, was Religion eigentlich ist. Des Weitern werde ich den funktionellen Religions-Begriff definieren, der aufzeigen will, was Religion leisten und bewirken kann.91

3.2.1 Substanzieller Religions-Begriff

Wie bereits oben erwähnt, versucht der substanzielle Begriff die Religion an ihrem Inhalt und Sozialgehalt festzumachen.92 Pollack führt als Beispiel den Glauben an einen oder mehrere Götter an. Des Weitern bezieht sich der Begriff auf das, was sich auf „das Heilige, das Transzendente, das Absolute, das Numinose oder das Allumfassende bezieht.“93 Berühmte Vertreter dieses Begriffs sind Rudolf Otto, Miricea Eliade, Max Weber oder Gustav Mensching. Letzterer definiert Religion so: „Religion ist erlebnishafte Begegnung mit dem Heiligen und antwortendes Handeln des vom Heiligen bestimmten Menschen“94

Weiters beschäftigt sich mit diesem substanziellen Religionsbegriff auch die Religionsphänomenologie, die sich mit Wesen-, Struktur- und Bedeutungselementen

90 . Stork, Dennis: Religion und Fußball. Wie sich der Fußball um die Seele sorgt. Hildesheim: Verlag Franzbecker 2013. S.12 91 Vgl. GLASMAYER,Christian: Sport als (Ersatz-)Religion? S.4 Können Fußball und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Religion ersetzen? 2016 ( Examensarbeit Universität Paderborn) S.4

92 Vgl. ebd S.4 93Wikipedia: Religionsdefinition in: https://de.wikipedia.org/wiki/Religionsdefinition [abgerufen am 15.04.2019] 94 Ebd. 39 auseinandersetzt.95 Ein berühmter Vertreter ist Gerardus van der Leeuw, der Religion als Erleben von überlegener Macht sieht. Dies kann auf der persönlichen Ebene oder unpersönlichen Ebene stattfinden. Gleichzeitig ergibt sich bei dieser Definition auch eine Problematik. Denn wenn sich der Begriff über die Macht definiert und im engeren Verständnis die Substanz als eine Gottheit versteht, fallen Religionen, wie der Buddhismus aus dem Schema, denn in diesen gibt es keine Vorstellungen von einem übermächtigen Wesen.96

3.2.2 Funktionalistischer Religionsbegriff

Meiner Meinung nach wäre der Religionsbegriff am einheitlichsten unter funktionalen Gesichtspunkten zu beschreiben. Bei „funktional“ geht es nicht um den Inhalt, sondern um die Aufgaben und Funktionen einer Religion. Der Begriff geht davon aus, dass Religion für das Individuum und für die Gesellschaft eine große Rolle spielt. Emil Durkheim ( 1858- 1917) veröffentlichte 1912 sein Werk „Formes élémentaires de la vie religieuse“.97 Diese Buch gilt als Grundstein für die aufkommende Religionssoziologie im 20.Jahrhundert. „Durkheim definiert Religion als solidarisches System von Überzeugungen und Praktiken, die sich auf heilige Überzeugungen und Praktiken beziehen, die in einer moralischen Gemeinschaft, die Kirche genannt wird, alle Personen vereint, die ihr angehören.“98

Kategorie Funktionen Allgemein - gemeinschaftsstiftender Charakter - Unterscheidung heiliger und profaner Dinge Glaubensvorstellungen • • - Vorstellung mythischer Persönlichkeiten • - der negative Kult (Verbote) Rituelle Handlungen • - Opfer- und Gedächtnisriten • - Nachahmungs-, Gedenk- und Sühneriten

Ab.4 : Religion nach Dunkheim in: GLASMAYER,Christian: Sport als (Ersatz-)Religion? S.4 Können Fußball und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Religion ersetzen? 2016 ( Examensarbeit Universität Paderborn) S.5

95 Vgl. Wikipedia: Religionsphänomenologie in: https://de.wikipedia.org/wiki/Religionsdefinition [abgerufen am 13.06.2019] 96 Vgl. ebd. 97 Vgl. Glasmayer,Christian: Sport als (Ersatz-)Religion? S.4. Können Fußball und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Religion ersetzen? 2016 ( Examensarbeit Universität Paderborn) S.5. 98 Ebd. S.8. 40

3.2.3 Weitere Funktion von Religion

Eine griffige Erklärung, wie sich Religion konstituiert, brachte Dennis Stork in seinem Buch „Religion und Fußball“. Er sagt: „Religion besteht aus einer sechsfachen Beschaffenheit und zusammen würden sie eine Religion konstituieren“. 99 Ich möchte nun darauf näher eingehen.

1. „Ein Phänomen ist als Religion zu bezeichnen, wenn es normativ-kognitiv ist. D.h. Ich bilde mir ein Wertesystem, Normen, ethische und moralische Gebote, sowie eine Idee von der Welt und meiner eigenen Existenz.“100 So lebe ich nach Grundsätzen, die mir wichtig sind, aber in der Gesellschaft in keinem Gesetz stehen müssen. Als Beispiel nennt hier der Autor den Ehebruch oder im Fußball Ehrenkodices wie das Zurückspielen des Balles, wenn der Gegner ihn absichtlich ins Out befördert.101

2. Die zweite Eigenschaft der Religion ist affektiv-emotional. Nach Stork müssen Herz, Seele und Gemüt der Gläubigen berührt werden. Ihm ist vor allem wichtig, dass man die Religion fühlt. Als Beispiel bringt er das Kirchenlied „Großer Gott, wir loben dich“, das bei vielen Menschen Gänsehaut erzeugt. Im Fußball kann man dieses Feeling mit der Nationalhymne vor einen Match vergleichen.102

3. Die 3. Beschaffenheit wäre, dass Religion kultische Handlungen beinhaltet. Rituale sind in einer Religion unverzichtbar und sind auch ein wichtiger Bestandteil im praktischen Leben. Ob es nun das Bekreuzigen beim Betreten einer Kirche ist, oder das Begrüßen zwischen den Spielern per Handschlag, all das sind kultische Akte, die dann zu religiösen Riten werden. Zum Kult gehören auch heilige Dinge, Räume oder Personen.103

99 Stork, Dennis: Religion und Fußball. Wie sich der Fußball um die Seele sorgt. Hildesheim: Verlag Franzbecker 2013. S.15. 100 Ebd. 101 Vgl.ebd S.16. 102 Vgl. Ebd. S.16. 103 Vgl. S.17. 41 4. Ein weiterer Aspekt ist auch der soziale Dienst einer Religion. Zugehörigkeit und Gemeinschaft sind wichtige Elemente, die in jeder Religion vorhanden sind. Keiner soll mehr wert sein als der andere. Das ist eine wichtige Botschaft, die eine Religion vermitteln sollte.104

5. Ein weiterer Punkt, den der Autor erwähnt, ist die Freiwilligkeit. Religion sollte auf freiwilliger Basis geschehen. 105

6. Die letzte Eigenschaft der Religion betrifft den Transzendenzbezug. Rudolf Stork meint: „Wie dargelegt, verstehe ich das Transzendente nicht als einen (einen) Gott, nicht als höheres Wesen voller Magie und Ratschluss, sondern als nicht Fassbares, nicht Sichtbares, rational nicht Erklärbares oder positiv beschrieben als Fühlbares, Liebevoll-Fürchtendes als tremendum et fascinosum gleichermaßen.“106

Der Mensch ist auf der Suche nach tieferen Dimensionen in seinem Leben mit der großen Frage: Was ist der Sinn des Lebens? Und ob diese Frage mit Gott zu tun haben muss oder ob dieser Sinn auch in der Faszination des Fußballs gefunden werden kann, bleibt jedem selber vorbehalten.107

In den nächsten Kapiteln werde ich noch verstärkt auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede bezüglich Fußball und Religion eingehen.

3.3 Religion und Fußball - die Anfänge

Wenn wir noch einmal die Geschichte des Fußballs betrachten, entstand der Sport aus einer antiken Kulthandlung. Früh war das Ziel bei solchen Wettkämpfen, sich die Gunst der Götter zu erspielen. Beide Formen, Fußball und Religion, lassen sich auf kultische Handlungen zurückführen.

104 Vgl. Stork, Dennis: Religion und Fußball. Wie sich der Fußball um die Seele sorgt. Hildesheim: Verlag Franzbecker 2013. S.17. 105 Vgl.ebd S.17. 106 Vgl. ebd. S.17. 107 Vgl. ebd. S.18. 42 Auch was die Vereinsgründung betrifft, kann man zwischen Fußball und Religion Zusammenhänge erkennen. Denn z.B. sind einige deutsche Bundesligavereine aus christlichen Jugendorganisationen hervorgegangen. Borussia Dortmund wurde 1909 „von fußballbegeisterten Mitgliedern der ortsansässigen Dreifaltigkeits-Jugend gegründet, um sich als Verein von der Fußball verachtenden Ortskirche abzusetzen.“108 Obwohl der Jugendkaplan die Versammlung verhindern wollte, setzte sich die Gruppe der Befürworter gegen den starken Widderstand durch. Die Beziehung zwischen Kirche und Fußball gestaltete sich zunächst schwierig. Die Kirchenverantwortlichen verlangten von Fußballfunktionären, dass an Sonn- und Feiertagen kein Fußballspiel durchgeführt werden sollte. Es kam zu einem ständigen Konkurrenzverhältnis um den Sonntag, und Vorurteile beiderseits belasteten das Klima. Die Kirche sah im Fußballspiel eine ungehobelte Entartung, während die Fußballbefürworter in der Kirche eine weltfremde Institution sahen.109 Doch in den folgenden Jahren änderte sich das Verhältnis zum Positiven. Beide gingen mehr aufeinander zu. 1960 führte man Arbeitskreise mit dem Titel „Kirche und Sport“ ein.

Mitte der 1980er Jahre wurde der Fußball in Österreich und Deutschland immer populärer und auch in den kirchlichen Predigten wurden die Ereignisse der Fußballweltmeisterschaften thematisiert. Fußball und Religion rückten näher zusammen. Dazu schrieb Udo Sopp 1986: „Das Spiel mit dem Ball transzendiert den Alltag, eröffnet Möglichkeiten zum Anderssein, führt auf die Spuren des Glücks.“110 In Zusammenhang mit einem irrregulären erzielten Treffer verwies der argentinische Superstar Diego Maradonna auf die „Hand Gottes“.111 Zur Fußball WM 1990 schrieb der Theologe und Fußballfan Karl-Fritz-Daiber, dass er es außerordentlich entlastend findet, dass sich Nationalpatriotismus beim Fußball mit Sportbegeisterung verknüpft.112 Man konnte sich gut mit seiner Nation identifizieren. Er analysierte religiöse Erfahrungen im Zusammenhang mit Fußball. Daiber behauptet, der Fußball selbst gehöre in den Bereich des symbolischen, darstellenden Handelns. Er bietet

108 Vgl. Glasmayer, Christian: Sport als (Ersatz-)Religion? S.4. Können Fußball und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Religion ersetzen? 2016 ( Examensarbeit Universität Paderborn) S.18. 109 Vgl. Ulrichs, Hans-Georg: Wie der Fußball zur Kirche und die Kirche zum Fußball kam. in: Möller, Christian/Ulrichs, Hans-Georg/Hg.): Fußball und Kirche - Wunderliche Wechselwirkungen. Göttingen; Zürich: Vanenhoeck und Ruprecht, 1997. S.14. 110 Ebd. S. 16. 111 Ebd. S.16. 112 Vgl. ebd. S.17. 43 zwar keine rationalen Problemlösungen, doch er biete „Hoffnung, ausgleichende Gerechtigkeit und Momente der Überschreitung in unserer entzauberten Welt.“ 113

So wie sich der Fußball in den letzten Jahrzehnten verändert hat, so hat sich auch die Kirche in ihrem Selbstverständnis und in ihrer Rolle für die Gesellschaft verändert. Sie verließ den Weg des Konkurrenzdenkens und begab sich auf die Suche nach einem Dialog mit dem Fußball, wo beide voneinander profitieren könnten.114

3.4.Gemeinsamkeiten und Unterschiede - Fußball und Kirche

3.4.1 Kontingenzbewältigung

Kontingenzen sind Zufälle, die man im ersten Moment nicht logisch erklären kann. Eine Fußballgemeinschaft hat bestimmte Idealvorstellungen von sich selbst als Gruppe. 115 Diese Idealvorstellungen tragen dazu bei, dass man mit bestimmten Gefühlen beruhigter umgehen kann, und sie tragen somit zur Kontingenzbewältigung bei. Doch Fußball löst die Kontingenzen nicht auf, sondern hilft diese für einen gewissen Zeitraum zu vergessen. Die Erfahrungen von „Überraschendem, Außeralltäglichem, Unerwartetem und die Gefühle der Angst und Hoffnung, die Pollack im Sinne einer Kontingenzbewältigung für den Begriff der Religion voraussetzt, sind auch im Fußball wieder zu finden, wenn auch nur für die Dauer des Spiels bzw. die dazugehörenden Stunden zuvor und danach.“116 Michael Weiß schrieb in einem Artikel über die Zufälle im Fußball:

„Achtelfinale, Argentinien gegen die Schweiz. Es ist ein Kampf auf Biegen und Brechen, erst nach 118 Minuten fällt das 1:0 für die Südamerikaner. Kurz vor Schluss haben die Schweizer dann noch die Chance, sich ins Elfmeterschießen zu retten. Blerim Dzemaili kommt direkt vor dem Tor zum Kopfball, doch der Ball prallt von der Stange ab. Sekunden später stehen die Argentinier im Viertelfinale. Der ‚Pfosten Gottes’ (‚El

113 Vgl. Ulrichs, Hans-Georg: Wie der Fußball zur Kirche und die Kirche zum Fußball kam. in: Möller, Christian/Ulrichs, Hans-Georg/Hg.): Fußball und Kirche - Wunderliche Wechselwirkungen. Göttingen; Zürich: Vanenhoeck und Ruprecht, 1997. S.18. 114 Vgl. S18 115 Vgl. Glasmayer,Christian: Sport als (Ersatz-)Religion? S.4. Können Fußball und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Religion ersetzen? 2016 ( Examensarbeit Universität Paderborn) S.30. 116 Ebd. S.30. 44 Palo de Dios’) habe sie gerettet, schreibt die Zeitung ‚Ole’ aus Sao Paulo am nächsten Tag.“117

Im Christentum wird oft nach dem Sinn des Lebens gefragt und es wird über die großen Fragen des Lebens diskutiert und philosophiert. Es gäbe natürlich die Möglichkeit in manchen Fällen, diese Frage logisch und wissenschaftlich zu beantworten. Doch sowohl im Fußball und als auch in der Religion haben die Gläubigen das Bedürfnis nach Transzendenz. Logische Erklärungen sind für viele zu wenig tief gegriffen.118

3.4.2 Kirchengebäude - Stadion

Das Gotteshaus und das Stadion im Fußball, beides bedeutet für die Besucher einen heiligen Ort. Die Christen gehen in die Kirche und die Fans in das Stadion. Beide Bauten sind wichtige Orte, wo man sich trifft und wo man Rituale ausleben kann. Während für die Gläubigen der Altar den heiligen Ort darstellt, ist es für den Fußballfan der Rasen. Beide Orte werden abgegrenzt und dürfen nur von besonderen Darstellern betreten werden. Reinhard Kopinz schrieb dazu folgende These: Das Stadion befindet sich auf einem abgegrenzten Grund, der nicht jedermann zugänglich ist; die Kultstätte erfordert von ihren Besuchern einen gewissen Verhaltenskodex (Kleidung, Namenskenntnisse der Spieler, etc.) und sein Raum ist in Teilräume mit unterschiedlichen Tabuisierungsregeln aufgeteilt. 119

Dennoch ist es wiederum nicht ausschlaggebend, wo das Spiel bzw. der Gottesdienst stattfindet, denn wenn man ein gutes Spiel sieht, reicht das Gefühl der Zufriedenheit.120 Das Gefühl der Zufriedenheit dabei gewesen zu sein.

Es gibt jedoch im Verhalten der Gläubigen in der Kirche und dem der Fans im Stadion Unterschiede und Parallelen.

117 Weiß M.: Faszination des Unerklärlichen: Fußball als Religion, in: https://religion.orf.at/stories/2654672/ [abgerufen von: 23.04.2019] 118 Vgl. Wessely, Christian : Einfach Katholisch. Was katholische Christen glauben und wie sie feiern.2010 Innsbruck-Wien Tyrolia-Verl. 2010. S. 152. 119 Vgl. Kopiez, Reinhard: Alles nur Gegröle. Kultische Elemente in Fußball-Fangesängen, in: Herzog, Markwart / Jehl, Rainer (Hg.): Fußball als Kulturphänomen. Kunst – Kultur – Kommerz. 7. Irseer Dialoge, Stuttgart: Kohlhammer 2006, S.195. 120 Vgl. ebd. 45 „Der Fan ist der Pilger, der Stadionbesuch ist die Wallfahrt, die Fanlieder, Gesänge und Schwüre sind das Glaubensbekenntnis, die Rituale im Stadion sind die Liturgie, die Lieder aufgrund eines Sieges, Niederlage oder während des Spieles Aufmunterungslieder sind die Lobpreisungen, danach der Wirtshausbesuch ist das Abendmahl und die Geschichten, wie toll die Spieler einmal waren, und die Legenden über ihre heiligen Fußballer, die dabei erzählt werden, ist das Evangelium.“121

Einige Unterschiede kann man bei den Verhaltensweisen während des Gottesdienstes beziehungsweise Fußballspieles feststellen. In der Kirche ist es unüblich und auch eher selten seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, während es im Fußballstadion ausdrücklich erwünscht ist, Emotionen zu zeigen. Bei einem Tor gemeinsam zu jubeln oder seine Mannschaft lautstark anzufeuern, gehört einfach zu einem Fußballspiel dazu. Der Gottesdienst hat einen strikten Ablauf und lässt kaum Überraschungen zu, während man bei einem Fußballspiel nie weiß, was als nächstes passiert.122

Vielleicht liegt darin ein Grund, warum Menschen in Massen zu Fußballspielen gehen und Gotteshäuser eher schwächer frequentiert sind. Die Menschen suchen Unterhaltung, und der Fußball scheint hier das bessere Angebot zu haben als die Kirchen. Denn viele Menschen erfahren den Fußball als Spiegelbild ihres Lebens.123 Es gibt erfolgreiche und glückliche Momente, aber es gibt auch negative und traurige Augenblicke. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, nur wer Erfolg hat wird auch in der Gesellschaft Anerkennung finden.124 Dies ist auch beim Fußball so. Eine Mannschaft, die immer verliert, erlebt Zusehereinbußen und erhält auch „Prügel“ von den Medien. Hier gelten in der Kirche andere Werteordnungen. Man kann nicht nur gewinnen, das ist im Leben so wie auch im Fußball. Es gibt auch immer Verlierer. Gewinnorientiertes Denken prägt uns Menschen, Misserfolge bringen uns auf die Verliererstraße, und so manche geben den Kampf zu schnell auf.125 Hier findet man in der Kirche andere Zugänge, die ihr zum großen Vorteil gereichen können. Der

121 Rupp, Hartmut: Sportstadien als heilige Räume. in: Ulrichs Hans Georg; Thilo Egelhardt; Gerhard Treutlein (Hrsg.), Körper, Sport und Religion- Interdisziplinäre Beiträge, Idstein, Schulz-Kirchner, Schulz Kirchner Verlag, Band 17, 2003 S.121-122. 122 Krammer, Dieter: Fußball - Religion oder Ersatzreligion? : Religionswissenschaftliche Aspekte im Zusammenhang mit der Fußball WM 2010. 2013 (Diplomarbeit Universität Graz) 123 Vgl. ebd. S. 59. 124 Vgl.ebd 125 Krammer, Dieter: Fußball - Religion oder Ersatzreligion? : Religionswissenschaftliche Aspekte im Zusammenhang mit der Fußball WM 2010. 2013 (Diplomarbeit Universität Graz) S.59.

46 Schwache, der Verlierer soll sozial gestärkt werden. Denn in einer christlichen Gemeinschaft geht es nicht ums Gewinnen, um Sieg oder Niederlage, um Erfolg oder Misserfolg, sondern um das von Gott geliebte Wunderwerk Mensch, seinen Wert und seine uneingeschränkte Würde, egal in welcher Position.126

3.4.3 Jahreszyklen

Das Kirchenjahr beginnt in der katholischen Kirche am ersten Adventssonntag. Es gibt bei den Christen jedes Jahr die gleichen Feste, einerseits an fixen kalendarischen Tagen, andererseits an beweglichen Zeitpunkten. Das Kirchenjahr gliedert sich in drei Teile: Weihnachtsfestkreis, Osterfestkreis und die Zeit im Jahreskreis zwischen den beiden Festkreisen. Die wichtigsten Festzeiten im Kirchenjahr sind: Advent und Weihnachten, Fasten- und Osterzeit, Pfingsten, Erntedank etc. Diese strukturierten Feste helfen den Kirchenbesuchern ihren Glauben zu stärken.127

Im Fußball startet die Bundesliga Saison normal im Juli/August. Gespielt wird meistens bis Ende Mai, danach folgt eine zweimonatige Sommerpause. Alle zwei Jahre wird dieser Zyklus durchbrochen und zwar dann, wenn eine Fußball-Weltmeisterschaft oder Fußball- Europameisterschaft stattfindet. Diese Großveranstaltungen finden üblicherweise im Juni/Juli statt. Auch im Fußball gibt es gewisse Ereignisse, die Jahreshöhepunkte darstellen, wie z.B. das UEFA-Champions League Finale oder diverse Cup Endspiele in den jeweiligen Ländern.

Für die Kirche ist der wichtigste Tag der Woche der Sonntag. Bernhard Maier schrieb dazu einen Artikel zum Schutz des Sonntags, in dem er kundtut: „Der Sonntag ist als Raum, der nicht von Erwerbstätigen und Leistungsdruck bestimmt sein soll, als Zeit für Familie, Freunde und der Regeneration sowie als Tag des Gottesdienstes ein wichtiges soziales, kulturelles und religiöses Gut. Allerdings werden ihm zunehmend ökonomische Interessen vorgeordnet.“128

126 Vgl.ebd. 127 Vgl. Finster, H., Pretterhofer, R.(Hrsg.). Christentum: Ein Reiseproviant. Graz: Sonntagsblatt-Edition 2011. S.95 128 Maier, Bernhard: Ethische Perspektiven für den Sport. Ist für den Sport ein christliches Ethos wichtig? Hollabrunn: Verlag HBC 2010. S.77.

47 Mit ein bisschen Willen kann man heutzutage sehr wohl zwischen Fußballspiel und Gottesdienstbesuch einen Konsens finden, ohne dass sich beide zeitlich einen Konkurrenzkampf liefern müssen. Während der Gottesdienst meistens Sonntagvormittag stattfindet, finden alle bedeutenden Fußballspiele am Samstag - oder Sonntagnachmittag beziehungsweise am Sonntagabend statt. ------

3.4.4 Symbolik im Fußball

Religiöse Symbole sind im Fußball immer wieder zu finden, wobei den christlichen Symbolen eine besondere Bedeutung zukommt. Es ist natürlich auch vom Auge des Betrachters abhängig, was als heilig oder profan gesehen wird. Für eingefleischte Fans ist alles rund um den Fußball heilig.

Bestimmte Symbole im Fußball werden von ihrer Bedeutung her sehr stark diskutiert Das betrifft zum Beispiel die Zahl 11. Eine Zahl, die der Anzahl der Spieler auf dem Fußballfeld entspricht. Hier gibt es mehrerer Deutungsvarianten. In der einen überschreitet man eine Dekade(10), bleibt aber unter dem Dutzend(12). Eine religiöse Dimension betrifft die Deutung, in der die Zahl 11 eine Gesetzesüberschreitung darstellt.129

Symbolik lässt Spielraum für mehrere Deutungsebenen. Viele spielen sich auch in der metaphorischen Ebene ab. Von den unzähligen Beispiele für religiöse Symbolik im Fußball werde ich versuchen einige näher zu erklären.

Zu den bedeutenden Symbolen im Fußball gehören die Fahnen. Meist ist das Wappen des jeweiligen Vereins drauf zu sehen. Diese Fahnen werden immer wieder bei Fanchoreographien vor und während des Fußballspiels eingesetzt.130 Im Vergleich mit der Religion entspricht das am ehesten dem Totemzeichen/Totemtier.

129 Vgl. Vgl. GLASMAYER,Christian: Sport als (Ersatz-)Religion? S.4 Können Fußball und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Religion ersetzen? 2016 ( Examensarbeit Universität Paderborn) S.21.

130 Vgl. Prosser, Michael: ‚Fußballverzückung’ beim Stadionbesuch. Zum rituell-festiven Charakter von Fußballveranstaltungen in Deutschland, in: Herzog, Markwart / Jehl, Rainer (Hg.): Fußball als Kulturphänomen. Kunst – Kultur – Kommerz. 7. Irseer Dialoge, Stuttgart: Kohlhammer 2006 S. 278. 48 Für den Großteil der Fangemeinde ist der Gewinn eines Pokals das wichtigste Ziel im Fußball. Deshalb hat der Pokal auch eine so große Bedeutung für diesen Sport. Einen Pokal bekommt nur die beste und erfolgreichste Mannschaft. Was beim Fußball der Pokal ist, ist in der Kirche die Monstranz mit dem Allerheiligsten und auch der Kelch. Wie der Priester Jesus im heiligen Brot als Sieger über den Tod hochhebt, so stemmt der Fußballer den gewonnenen Pokal in die Höhe.

Das Bengalische Feuer, im Fußballstadion offiziell nicht erlaubt, wird von den Fans immer wieder als wichtiger Bestandteil ihrer Choreographie eingesetzt. Für viele gehört das zum Fußball, so wie Kerzen auf einem Altartisch und das rauchende Weihrauchfass in der feierlichen Liturgie.131

Zum Schluss möchte ich in der folgenden Tabelle die wichtigsten Symbole und Zeichen aus Fußball und Religion vergleichend gegenüberstellen.

Fußball Religion Ball Vollkommenheit Gottes, Unendlichkeit Bengalische Feuer Brandopfer, Kerzen Fanartikel, Autogramme, Trikots Reliquien Fanmagazine Kirchenblatt, Sonntagsblatt Fußballspiel Gottesdienst, Liturgie Heiliger Rasen Kirchenraum Marsch zum Stadion Pilgerfahrt/-weg Pokal Monstranz, Kelche Saison Kirchenjahr Sieg und Niederlage Leben und Tod Sprechchöre, Fangesang Choräle Spieler Heilige, Priester Spielerkabine Sakristei Stadion Kathedrale Vereinswappen & Maskottchen Totemzeichen/Totemtier Wettbewerbe (z. B. DFB-Pokal) Religiöse Feiertage

131 Vgl. Kopiez, Reinhard: Alles nur Gegröle. Kultische Elemente in Fußball-Fangesängen, in: Herzog, Markwart / Jehl, Rainer (Hg.): Fußball als Kulturphänomen. Kunst – Kultur – Kommerz. 7. Irseer Dialoge, Stuttgart: Kohlhammer 2006, S.297 49 Tabelle 1: GLASMAYER,Christian: Sport als (Ersatz-)Religion? Können Fußball und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Religion ersetzen? 2016 ( Examenbeit Universität Paderborn) S.22.

3.4.5 Kleidung

Zur Vorbereitung auf den Kirchgang oder ins Stadion spielt die Kleidungsfrage eine wesentliche Rolle. Kleidung dient als Ausdruck unserer Lebensgefühle und unserer Stimmungslage.132 Das wichtigste Bekleidungsstück im Fußball ist das Trikot. Es gehört zusammen mit Hose und Stutzen zur „Dienstbekleidung“ der Spieler. Jeder Spieler hat ein eigenes Trikot mit seiner Rückennummer. Die Trikots sind meistens in den Vereinsfarben des Clubs gestaltet. Durch das Tragen eines Trikots zeigen die Fans ihre Verbundenheit mit ihrem Klub. Doch es gibt nicht nur Trikots, viele Fans tragen auch „Kutten“. Dies sind meist Jacken mit Aufnähern. Auf diesen kann alles Mögliche stehen: Logos, Sprüche und Bilder.

Ab.4: Wikipedia: Kutte (Fußball) in: https://de.wikipedia.org/wiki/Kutte_(Fußballfan) [abgerufen am 25.04.2019]

Im Gottesdienst tragen vor allem der Priester und seine Ministranten Dienstkleidung.

132 Vgl. Degenhart, Susanne: Wie der Fußball zur Kirche und die Kirche zum Fußball kam. in: Möller, Christian/Ulrichs, Hans-Georg/Hg.): Fußball und Kirche - Wunderliche Wechselwirkungen. Göttingen; Zürich: Vanenhoeck und Ruprecht, 1997. S.47. 50 Ministranten tragen gewöhnlich eine Albe mit einem Strick um die Hüfte, welcher Zingulum genannt wird.133 Das Gleiche trägt der Priester, jedoch kommen bei ihm noch die Kasel und eine Stola dazu.134 Diese Gewänder sind wesentliche Bestandteile in der Liturgie und machen den Gottesdienst zu einem Fest. Die mitfeiernden Gläubigen sind zwar im schönen Festtagsgewand, aber zeigen in ihrer Kleidung nicht so viel Identifikation wie ein Fußball begeisterter Fan.

3.4.6 Gemeinschaft

Was die Gemeinschaft betrifft, finden wir in Religion und Fußball viele Parallelen. Als besonders wichtigen Punkt hat Durkheim die Gemeinschaftsbildung in der Religion erwähnt. Auch der Fußball versammelt Menschen wie kein anderer Sport auf der Welt. Millionen Menschen gehen in das Stadion oder schauen sich ein Fußballmatch vor dem Fernseher an. Wenn Menschen gemeinsam im Stadion ihren Klub anfeuern, zeigt das nicht nur die Verbundenheit zu ihrem Verein, sondern auch die Verbundenheit untereinander.135 Selbst der einzelne Fan, der vor dem Fernseher sitzt, wird Teil dieser Gemeinschaft; ganz besonders dann, wenn nach einem gewonnenem Spiel oder Titel der Erfolg zusammen gefeiert wird.136 Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft das Verhalten der Fans. Ein Fan gehört zur Gemeinschaft, wenn er dementsprechend gekleidet ist. Durch Symbole und Körpergesten, Mitsingen und Sprechparolen wird das Gemeinschaftsgefühl verstärkt und die Mannschaft lautstark unterstützt.137 Gebauer hat dieses Phänomen so zusammengefasst:

„In der Gemeinschaft schließen sich die vielen Mitglieder zu einem großen Wesen zusammen, das mehr, höher, mächtiger ist als die einzelnen Subjekte. Dieses überpersönliche Gebilde ist die eine entscheidende Instanz des religiösen Lebens im Fußball, eine Art Selbstschöpfung als höheres Wesen.“138

133 Vgl. Degenhart, Susanne: Wie der Fußball zur Kirche und die Kirche zum Fußball kam. in: Möller, Christian/Ulrichs, Hans-Georg/Hg.): Fußball und Kirche - Wunderliche Wechselwirkungen. Göttingen; Zürich: Vanenhoeck und Ruprecht, 1997. S.47. 134 Vgl. ebd. 135 Vgl. GLASMAYER,Christian: Sport als (Ersatz-)Religion? Können Fußball und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Religion ersetzen? 2016 ( Examensarbeit Universität Paderborn) S.23.

136 Ebd. 137 Vgl. Gebauer, G.: Fernseh- und Stadionfußball als religiöses Phänomen. Idole, Heilige und Ikonen am ‚Himmel‘ von Fangemeinden. In M. Herzog (Hrsg.), Fußball als Kulturphänomen. Kunst – Kult – Kommerz Stuttgart: Kohlhammer 2002. S.310. 138 Ebd. 313 51

Weiters bezeichnet Gebauer den Fußball sehr wohl als Religion, „da dieser gemeinschaftliche Wertvorstellungen konstituiere, sie symbolisch zum Ausdruck bringe und darum rituell gefeiert werde.“139 Denn gewisse Rituale und Handlungen machen eine Gemeinschaft aus, egal ob in der Kirche oder im Stadion. Fußball und Fans erfüllen die Funktion einer Gemeinschaft. Das Christentum ist mit dem Begriff Gemeinschaft untrennbar verbunden. Ohne Gleichgesinnte kann man Religion nicht leben. Man braucht die Gemeinschaft um die frohe Botschaft zu erfahren und weiter geben zu können. Diese Tatsache finden wir nicht nur im Glaubensbekenntnis, sondern auch in der Kommunion.140

Bei Betrachtung der Zusammensetzung einer Kirchengemeinde und Fußballgemeinde erkennt man in beiden die gleichartigen Abstufungen und Schattierungen. 141 Es gibt die treuen Fans und Kirchgänger, die schon sehr früh beim Gottesdienst oder Fußballmatch auftauchen.. Beide haben meist ihre fixen Stammplätze. Beim Fußball gibt es das Dauerjahreskartenabonnement, wo man für jedes Heimspiel einen Fixplatz hat. Dies gab es auch früher in den Kirchen, wo man seinen Platz durch den sogenannten „Stuhlzins“ ‚erkaufen’ konnte.142

3.4.7 Rituale

Der Ablauf eines Gottesdienstes und eines Fußballspieles hat klare Regeln als Rahmenbedingungen. Es gibt einen Beginn, einen Mittelteil und ein Ende und wird meistens mit Liedern, Gesängen und gemeinsamen Texten begleitet. 143 Der Gottesdienst beginnt traditionell mit dem Glockengeläut. Ein Fußballspiel beginnt mit dem Anpfiff des Schiedsrichters. Doch es ist üblich, dass sich die Leute schon vor dem offiziellen Beginn treffen, um Neuigkeiten auszutauschen.

139 Schmidt-Lux, T:. Fans und Religion. In J. Roose, M. S. Schäfer & T. Schmidt-Lux (Hrsg.), Fans. Soziologische Perspektiven (S. 281-308). Wiesba- den: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010. S. 282. 140 Vgl. Wessely, Christian : Einfach Katholisch. Was katholische Christen glauben und wie sie feiern.2010 Innsbruck-Wien Tyrolia-Verl. 2010. S. 21.

141 Vgl. Degenhart, Susanne: Wie der Fußball zur Kirche und die Kirche zum Fußball kam. in: Möller, Christian/Ulrichs, Hans-Georg/Hg.): Fußball und Kirche - Wunderliche Wechselwirkungen. Göttingen; Zürich: Vanenhoeck und Ruprecht, 1997 S.46. 142 Vgl. ebd. 143 Vgl. ebd. S.47. 52 Diejenigen, die regelmäßig zum Gottesdienst gehen, kennen den Großteil der Lieder auswendig. Egal ob Kyrie, Sanctus oder Gloria, die Lieder sind den Gläubigen geläufig. Nichts anders ist es im Fußballstadion: Die Fans, die regelmäßig kommen, sind in der Lage, alle Vereinslieder und Hymnen mitzusingen. 144 Es gibt auch einige Unterschiede. Während bei einem Match die Bratwurst und das Bier meist in der Pause konsumiert werden, treffen sich die Gottesdienstbesucher nach der Messe zum Frühschoppen beim Kirchenwirt oder zu Kuchen und Kaffee im Pfarrhof.

„Der Hymnus ( griech.: Lobgesang, Rühmung), laut Definition des Evangelischen Kirchenlexikons die Grundform des Kultliedes, wird bei jedem Spiel und in jedem Gottesdienst gesungen und wird auch im Gegensatz zu den übrigen Liedern im Wortlaut und in der Melodie nicht verändert.“ 145 Hier besteht eine auffallende Ähnlichkeit im Liedgut. Der berühmte Gospelsong „Oh when the Saints go marchin in “, in vielen Kirchen immer wieder gerne gesungen, wurde von den Tottenham Hotspurs übernommen und klingt im Stadion dann so: „Oh when the Spurs go marchin in“.

Sowie die Ökumene Gemeinsamkeiten und Verbindendes zwischen den Religionen sucht und findet, passiert das auch in der Welt des Fußballs. „Gegenseitige Besuche fördern Gemeinschaft, stellen Austausch her und bringen Vielfalt und Farbe in die religiöse Praxis.“146. Beim Fußball gibt es Fanfreundschaften zwischen Clubs oder auch Treffen bei diversen Auswärtsspielen, die als friedliches Fußballfest gefeiert werden.

3.4.8 „Fußballgötter“

Fußballgott Lionel Messi!! Diese Schlagzeile leuchtete in den letzten Jahren öfters von den Titelseiten der Zeitungen. Fußballstars werden von ihren Fans fast wie Götter verehrt. Dieses Phänomen findet man bereits in der Antike. Bei Wettkämpfen und übernatürlichen menschlichen Leistungen sprach man schnell von einem göttlichen Wesen.

144 Vgl .ebd. S.48. 145 Degenhart, Susanne: Wie der Fußball zur Kirche und die Kirche zum Fußball kam. in: Möller, Christian/Ulrichs, Hans-Georg/Hg.): Fußball und Kirche - Wunderliche Wechselwirkungen. Göttingen; Zürich: Vanenhoeck und Ruprecht, 1997 S.48. 146 Ebd. S.49 53 Auch die olympischen Spiele trugen zu diesem Prozess bei, denn die Wettkämpfe wurden für die Götter abgehalten. Man wollte den Göttern Opfer bringen, um ihr Wohlwollen zu gewinnen.147 Deswegen wurden Sportler durch außergewöhnliche Leistungen zu Göttern.

In den verschiedenen Medien werden besonders begnadete Fußballer als Götter oder Heilige dargestellt. Durch außergewöhnliche Leistungen in ihrem Verein entsteht um diese Spieler ein Mythos, der in den Fans die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe aufkeimen lässt. Glaube: Wir glauben an den Sieg! Hoffnung: Wir hoffen bis zum Schlusspfiff! Liebe: Wir lieben unseren Fußballstar( Gott)! Die evangelische Kirche hat 2002 eine Werbekampagne mit der Frage: „Sind Fußballer unsere wahren Götter?“148 gestartet. Ist diese Frage ethisch und moralisch zulässig? Können Fußballer mit Gott gleichgestellt werden? Laut Proser können Spieler nämlich nur dann als Götter bezeichnet werden, wenn sie den Ausgang des Geschehens für den Fan positiv oder negativ beeinflussen. 149 Kann man deswegen einen Spieler schon als Gott betrachten? Ist das genug?

Es gibt einige berühmte Fußballer, die in einen göttlichen Status erhoben wurden. Einer davon ist der argentinische Superstar Diego Armando Maradona. Er prägte nicht nur den Spruch von der „Hand Gottes“ - ( er erzielte im WM Halbfinale beim Spiel Argentinien gegen England ein Tor mit der Hand) - er wird in seinem Heimatland im wahrsten Sinn des Wortes als „Gott“ verehrt. In seiner Heimatstadt Rosario gründeten einige Maradona Fans eine Kirche namens "La mano de dios“ , zu Deutsch: Die Hand Gottes. Was als Gag begann, ist mittlerweile zu einer Art Spaßreligionsgemeinschaft mit über 600 Kirchengemeinden und 60 000 Maradonaverehrern geworden.150 Ein Mitbegründer der Kirche sagte: „ Wenn Fußball unsere Religion ist, ist Diego unser Gott. Und Gläubige brauchen einen Ort, an dem sie ihren Glauben leben können." Aus dem Vater unser wurde das Diego unser.

147 Vgl. KRAMMER, Dieter: Fußball - Religion oder Ersatzreligion? : Religionswissenschaftliche Aspekte im Zusammenhang mit der Fußball WM 2010. 2013 (Diplomarbeit Universität Graz) S.61.

148 Vgl. GLASMAYER,Christian: Sport als (Ersatz-)Religion? Können Fußball und die dazugehörige Fankultur die Funktionen von Religion ersetzen? 2016 ( Examensarbeit Universität Paderborn) S.26.

149 Vgl. ebd. 150 Jesus.ch: Sind Fußballer unsere wahren Götter?, In: https://www.jesus.ch/magazin/sport_und_freizeit/archiv_sportevents/euro_08/fussballgott/105843- sind_fussballer_unsere_wahren_goetter.html [ abgerufen am 23.04.19]

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„ Der Rosenkranz besteht aus 33 Miniaturfußbällen und einem Fußballschuh anstelle des Kreuzes. Das macht insgesamt 34, also die Zahl der Tore, die Diego für die Nationalmannschaft erzielte. Als heiliges Buch gilt Maradonas Autobiografie aus dem Jahr 2000.“151

Ab.5: Diego Maradonna in: https://www.joe.ie/uncategorized/way-to-diego-maradona-to- resume-football-career-410753 [abgerufen am 23.04.2019]

Ein weiterer Vertreter dieser „göttlichen Kategorie“ ist David Beckham. Der englische Fußballstar wird in Form einer Statue in einem Tempel von Bangkok verehrt. Die 30 cm große goldene Statue befindet sich in einem Schrein. Die Figur ist umringt von unzähligen anderen buddhistischen Heiligen.152 Obwohl David Beckham schon lange nicht mehr Fußball spielt, ist er noch immer Medienstar und Werbeikone. An seinem Beispiel lässt sich auch gut eine andere Form von Heiligenverehrung erkennen. Dazu schrieb der Sportwissenschaftler Wolfgang Schlicht folgendes:

„Sportidole sind repräsentiert in säkularisierten Ikonen, in Bildern und immer wieder und vor allem in Produkten, die ihren Namen tragen und von unzähligen Fans in der stillen Annahme und Hoffnung erworben werden, damit ihrem Idol ähnlicher zu sein und vor allem der sozialen Umgebung anzuzeigen, dass sie selbst zu den Siegern gehören.“153

151 Ebd. 152 Vgl. NADLER, Marco: Fußball & Religion. Eine dokumentarische Bestandsaufnahme. Grin Verlag ( Examensarbeit Regensburger Universität) S.134. 153 Schlicht, Wolfgang: Sieger, Helden und Idole. In: Über Fußball, Ein Lesebuch zur wichtigsten Nebensache der Welt. Hrsg. von Werner Lang u. Wolfgang Schlicht. Schorndorf: Hofmann Verlag 2000. S. 213. 55

Ab.6: David Beckham in: https://themadtraveler.com/blog/photo-david-beckham-in-a-buddhist-temple-in- bangkok/ [abgerufen am 25.04.209]

Die Fans kaufen gerne Produkte ihrer Stars, um ihnen ein Stück näher zu kommen. Die Wirtschaft und Firmen freuen sich darüber.

3.4.9 Fußballer und ihr Glaube

Für viele Fußballer gehören Sport, Glaube und Gebet einfach zusammen. Sie sind überzeugte Christen und leben dies auf und neben dem Platz.154 Fußballer wie Neymar oder David Alaba stehen zu ihrem Glauben und zeigen diesen auch in der Öffentlichkeit. Neymar trug nach seinen Sieg bei den olympischen Spielen ein Stirnband mit der Aufschrift 100% Jesus. Auch David Alaba postete immer wieder in den sozialen Netzwerken Botschaften über Gott und Jesus.

154 Sonntagsblatt 360 Evangelisch: Religion und Glaube bei Fußball-Stars, in: https://www.sonntagsblatt.de/artikel/wm-2018-fussball/glaube/religion-und-glaube-bei-fussball-stars [abgerufen am 25.04.2019] 56

Ab.7: Neymar in: https://www.sonntagsblatt.de/artikel/wm-2018-fussball/glaube/religion-und-glaube-bei- fussball-stars [abgerufen am 25.04.2019]

Auch in Form von Tattoos zeigen Fußballer ihrer Verbundenheit mit ihrem Glauben. Neymar hat mehrere Tattoos mit christlicher Botschaft auf seinem Köper: „ein Bild von Jesus, die Worte ‚Glaube’ und ‚Gott ist treu’, ein Gebet an den ‚Vater im Himmel’, die Hoffnung ‚Möge Gott mich segnen’ sowie Auszüge aus dem Epheserbrief und den Korintherbriefen, die Gott um Schutz ersuchen und von der Hoffnung künden, dereinst im Himmel den ‚unvergänglichen Siegerkranz’ zu bekommen“.155 Des Weiteren spendet er 10 Prozent seines Einkommens an die Glaubengemeinschaft der Pfingstkirche.

Eine andere Form, seine Verbundenheit mit Christus zum Ausdruck zu bringen, verwendet der brasilianische Fußballer Gabriel Jesus. Er trägt aus Ehrfurcht vor seinem Herrn die Rückennummer 33, das Jahr der Kreuzigung Jesu. 156

David Alaba hingegen veranstaltet mit einigen Mitspielern jeden Monat eine Bibelstunde, in der sie sich gegenseitig Texte aus der Bibel vorlesen, um so ihren Glauben zu stärken. Des Weitern beten viele Fußballer vor dem Spiel oder bekreuzigen sich, wenn sie das Spielfeld betreten oder ein Tor schießen. Keylon Navas von Real Madrid, der vor jedem Spiel auf die

155 Sonntagsblatt 360 Evangelisch: Religion und Glaube bei Fußball-Stars, in: https://www.sonntagsblatt.de/artikel/wm-2018-fussball/glaube/religion-und-glaube-bei-fussball-stars [abgerufen am 25.04.2019] 156 Vgl. ebd. 57 Knie geht, sagte zu diesem Thema folgendes: „Wenn ich den Menschen gefallen wollte, wäre ich kein Diener Christi, zitiert er aus dem Galater-Brief. Er bitte Gott, dass er an jeden Pfosten einen Engel stellt und auch einen hinter mich, damit alles gut geht.“157

Solche Vorbilder im Sport und Glauben können auch eine Chance für die Kirche sein. Viele sehen in ihnen moderne Missionare unserer Zeit. Es sei dahingestellt, ob man sie wirklich als Missionare bezeichnen kann, auf alle Fälle machen sie Glauben und Religion für Jugendliche wieder ein Stück attraktiver. Seit Jahren kämpft die Kirche mit Kirchenaustritten, und viele Jugendliche finden immer weniger Interesse am Glauben. David Kadel, ein Autor und Filmemacher, der schon mehrere Bücher über den Glauben von Fußballern geschrieben hat, sagt: „Was die Kirchen in den letzten 40, 50 Jahren falsch gemacht haben, machen Fußballer, quasi als Bodenpersonal Gottes, wieder an manchen Stellen gut."158

Fußballprofis, die von ihrem christlichen Glauben geprägt sind, zeichnen sich oft durch die Tugend der Demut aus. Während so manche Fußballer, die göttliche Verehrung genießen, oft arrogant und überheblich wirken, ist es Spielern, wie dem früheren Profi und David Alaba eher peinlich, „angebetet“ zu werden. Cacau, der beim Torjubel immer nach oben zeigte, sagte in einem Interview: Ich zeige nach oben, um zu zeigen, das ist der Einzige, den ich anbetungswürdig finde."159

Der Glaube ist für Fußballer eines enorme Kraftquelle. Spieler müssen nicht nur körperlich topfit sein, auch mental müssen sie in der Lage sein, jede Woche dem Leistungsdruck standzuhalten. Hier schöpfen viele Fußballer im Glauben Kraft und vertrauen darauf, dass sie jede Woche vom göttlichen Segen begleitet sind, und sie können dadurch auch besser mit dem Erwartungsdruck umgehen. 160

Des Weiteren beteiligen sich viele christliche Fußballer auch an gemeinnützigen Projekten oder gründen Stiftungen, um Menschen in Notsituationen zu helfen.

157 Sonntagsblatt 360 Evangelisch: Religion und Glaube bei Fußball-Stars, in: https://www.sonntagsblatt.de/artikel/wm-2018-fussball/glaube/religion-und-glaube-bei-fussball-stars [abgerufen am 25.04.2019] 158 Web.de: Glaube im Fußball auf dem Vormarsch: Aber warum eigentlich? In: https://web.de/magazine/sport/fussball/glaube-fussball-vormarsch-32752480 [abgerufen am 26.04.2019] 159 Ebd. 160 Vgl. ebd. 58 3.4.10 Aberglaube im Fußball

Viele Menschen glauben an übernatürliche Kräfte in bestimmten Menschen und Dingen- dies bezeichnet man als Aberglaube. Wikipedia bezeichnet Aberglaube als „irrig angesehener Glauben an die Wirksamkeit übernatürlicher Kräfte in bestimmten Menschen und Dingen (z. B. Hexerei oder Talismane).“161 Vor allem unter Sportlern findet man eine beträchtliche Anzahl von Menschen, die vor einem Wettkampf bestimmte Rituale und Handlungen durchführen, bzw. unterlassen, um das Schicksal gnädig zu stimmen.

Kuriose Geschichte rund um den Aberglauben.

Kolo Toure, ehemaliger Arsenal Profi, hatte immer das Ritual, als letzter Spieler den Platz zu betreten. Es war sein Glaube und gab ihm Stärkung für das bevorstehende Spiel. Im Spiel gegen AS Rom ergab sich folgende kuriose Situation. Die Halbzeit war vorbei und die Spieler betraten wieder den Rasen. William Gallas, ein Teamkollege, wurde in der Halbzeitpause länger verarztet, weil er sich verletzt hatte. Deshalb wollte Toure nicht das Spielfeld betreten, weil er nicht der letzte gewesen wäre. Aus diesem Grund pfiff der Schiedsrichter das Spiel ohne die beiden an und Arsenal London begann die 2. Spielhälfte mit 9 Spielern, bis Gallas und dann auch Toure wieder das Spielfeld betraten. 162

Es gibt natürlich noch viele weitere Beispiele, eines wäre, dass viele Fußballer auf das Mitsingen der Nationalhymne verzichten, weil sie festgestellt haben, dass wenn sie mitsingen, Spiele verloren gingen. 163

Auch bei der Kleidung zeigen sich Fußballer manchmal abergläubisch. Es gibt diejenigen, die immer einen bestimmen Schnürsenkel vor einem anderen zubinden. Viele benutzen auch immer die gleichen Schienbeinschoner oder tragen die Unterwäsche verkehrt rum

Das Anhören bestimmter Musik vor jedem Spiel ist ein Aberglaube unter Fußballern. Hier könnte man noch unzählige Rituale mehr aufführen, aber eins ist gewiss: der Aberglaube ist ein westlicher Bestandteil im Fußball.

161 Wikipedia: Aberglaube, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Aberglaube [abgerufen am 17.06.2019] 162 Vgl. Uefa.com: Aberglaube im Fußball, in: https://de.uefa.com/memberassociations/news/newsid=2209042.html [abgerufen am 28.04.2019] 163 Vgl.ebd. 59

Hier unterscheidet man sich auch von der Kirche. Grundsätzlich gibt es unter Christen auch abergläubische Menschen. Doch das Christentum steht dem Aberglauben ablehnend gegenüber, heißt es doch im 2. Gebot: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“.164 Sterne, Maskottchen und dgl. können als Talisman für so manchen Akteur beruhigend wirken, sollten aber nicht mit Gott gleichgesetzt werden.

3.5 Der Fußball nützt die Religion aus

Die Theologin Johanna Haberer behauptet: „Fußball inszeniert sich selbst als Religion.“165 Durch die zahlreichen Beobachtungen zum Thema „Fußball und Religion“ würde ich sogar noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, der Fußball nützt die Religion für seinen Zweck aus. Die christlichen Kirchen verlieren immer mehr an Mitgliedern. In einer Zeit der Globalisierung und Individualisierung spielen traditionelle Religionen oft keine Rolle mehr.166 Die Kirchen wirken nicht mehr zeitgemäß und ihr Einfluss schwindet in der modernen Welt. Heutzutage hat man viele Möglichkeiten, eine Religion zu wählen. „In einer offenen, globalen, ja freien Welt hat der Mensch wahrlich eine „Freiheit des Glaubens“ in einem Überangebot aus religiösen, esoterischen und magischen Lehren.“167 Zu dieser Glaubensform könnte man auch den Fußball zählen, denn er Fußball schafft es, die Modernität und Freude mit religiösen Erfahrungen zu verbinden. Doch viele Elemente des christlichen Glaubens hat der Fußball inszeniert, um sich als Religion zu verkaufen.

Der Fußball hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Massenphänomen entwickelt. Wie wir auch im Kapitel „Symbolik im Fußball“ gesehen haben, finden sich viele religiöse Symbole in der Fußballwelt wieder.

164 Bibel-only.org: Aberglaube, in: http://www.bible-only.org/german/handbuch/Aberglaube.html [abgerufen am 28.04.2019] 165 Jesus.ch:„Fussball inszeniert sich als Religion“, in: https://www.jesus.ch/magazin/sport_und_freizeit/archiv_sportevents/fussballwm_2006/news/128930- fussball_inszeniert_sich_als_religion.html [abgerufen am 29.04.2019] 166 Vgl. NADLER, Marco: Fußball & Religion. Eine dokumentarische Bestandsaufnahme. Grin Verlag ( Examensarbeit Regensburger Universität) S.200.

167 Vgl. NADLER, Marco: Fußball & Religion. Eine dokumentarische Bestandsaufnahme. Grin Verlag ( Examensarbeit Regensburger Universität) S.200.

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Wenn wir diese Entwicklung betrachten, ist festzustellen, dass sich der Fußball zu allererst in der westlichen christlichen Kultur zu einem Massenphänomen entwickelt hat. Vielleicht findet man gerade auch deswegen viele christliche Anleihen im Fußball. Die Macht des Fußballs ist, dass Menschen in ihm sowohl „Modernität, Lust, Lebensfreude, Spaß und Ungezwungenheit als auch tiefste religiöse Gefühle wie Hoffnung, Leiden, Halt, Transzendenz und Zuversicht“168 finden können, deswegen hat sich der Fußball immer mehr als Religion dargestellt. Die Fans trugen natürlich mit dem religiösen Liedgut oder der Heiligenverehrung ihren Teil dazu bei. Man könnte es auch so ausdrücken: die Fans haben ihre religiösen Bedürfnisse und Sehnsüchte auf den Fußball hinüberkopiert.169

Für den Fußball als Wirtschaftsmacht hat das dementsprechende positive Auswirkungen. „So wurden die fußballerischen ‚Devotionalien’ professionell vervielfältigt und erfahren seit Jahrzehnten einen Boom ohnegleichen.“170 Ein Fußballspiel wird nun gleich einer religiösen Zeremonie aufgezogen, denn man hat schnell gemerkt, dass dies bei den Fans und Medien auf große Zustimmung stößt. Das Einlaufen der Mannschaften in das Stadion, das gemeinsame Aufsagen der Startaufstellung oder die Choreographie der Fans, alles ist perfekt organisiert.

Auch die Medien tragen ihren Teil dazu bei, dass sich Fußball als Religion inszeniert. Schlagzeilen und Fernsehberichte sind mit religiöser Metaphorik garniert und so mancher Fan erlebt feierliche Erhabenheit wie einst bei kirchlichen Hochfesten.

Festzustellen ist, dass die Fußballwelt in bestimmten Ritualen und Sprachfloskeln sich an die religiöse Kultur anlehnt. Glaube, Gemeinschaftsbewusstsein und Feiern sind beispielsweise Elemente, welche der Fußball aus der religiösen Welt übernommen hat. Sogar strenge Kategorien wie Einsatz- und Opferbereitschaft, das Einhalten von Regeln, Disziplin und Pflichtbewusstsein entsprechen kirchlichen Prinzipien. Wie es auch Schuld und Versagen gibt, so erleben wir auch in der Sportwelt Enttäuschungen, Missbrauch und Skandale. Hier wie dort ziehen sich Fans bzw. Gläubige enttäuscht von ihren geliebten Vereinen oder geliebten kirchlichen Gemeinschaften zurück. Auch die Frage der Finanzierung betreffen Sport und Kirche gleichermaßen.

168 Ebd. S.202 169 Vgl. ebd. S.202 170 Ebd. 61 Finanzielle Misswirtschaft gefährdet den ethischen und realen Ablauf in der Sportwelt gleichermaßen wie in kirchlichen Institutionen.

3.6 Fazit: Fußball ist keine Religion

In diesem Kapitel wurde festgestellt, dass Fußball und Religion viele Gemeinsamkeiten haben. Doch kann man und darf man überhaupt den Fußball als Religion bezeichnen? Es kommt natürlich auf den Blickwickel des Betrachters an. Als begeisterter Fußballfan lässt man sich gerne davon überzeugen, dass der Fußball in der Lage ist, die Funktionen einer Religion zu erfüllen. Denn ein moderner Religionsbegriff zeigt uns, dass wir im Fußball alle wichtigen Merkmale, wie Gemeinschaftsbildung, Heiligenverehrung oder Kontigenz- bewältigung finden. Aus der Sicht eines Theologen würde ich die Frage ganz klar mit Nein beantworten. Ich würde Fußball als Zusatz-Religion des Herzen sehen.

Jürgen Klopp sagte einmal: „Hör auf mit dem Fußballgott! Daran glaube ich nicht. Ich bin überzeugt, dass Gott andere Dinge zu tun hat, als sich um den Fußball zu kümmern!“ 171 Merkmale wie Personenkult, Gemeinschaft oder Symbolik finden wir auch in sehr vielen anderen außerreligiösen Bereichen, vor allem in den Medien und in der Unterhaltungsbranche. Das Problem, das der Fußball als Religion hat, ist die fehlende Konstante. Das Fußballbusiness ist ein schnelllebiges Geschäft. Trainer, Spieler oder auch die Besitzer wechseln innerhalb kürzester Zeit den Verein. Mir fehlt im Fußball die Sicherheit und Verlässlichkeit. Hat ein Verein eine schlechte Phase, ist man enttäuscht und traurig. Und hier stößt der Fußballfan sehr schnell an seine Grenzen. Denn in einer Negativ- Phase bietet der Fußball nicht annähernd den Halt, den wir in einer Religion finden können. In einer religiösen Gemeinschaft kann man ein Gespräch mit einem Seelsorger suchen oder die Bibel zur Hand nehmen und darin lesen, vertrauend im Gebet einen liebenden Gott um Hilfe bitten und schließlich im Blick auf das Kreuz Jesu sich besinnen, dass Gott das Minus in meinem Leben in ein Plus verwandeln kann. Religion bietet Orientierung in allen Phasen unseres Lebens, Fußball nur für Stunden. Erik Zyber hat in seinem Artikel den Unterschied zwischen Religion und Fußball auf den Punkt gebracht:

171 Kath.net: Ist der Fußball zur Ersatzreligion geworden? in: http://kath.net/news/55889 [abgerufen am 29.04.19] 62 „Im Fußball ist das Verhalten der Akteure auf den Sieg der eigenen Mannschaft ausgerichtet. Zwar verhält man sich auch hier zu einem Bereich des Unbestimmbaren, doch erinnert dieses Verhalten eher an ein magisches Ritual als an religiöse Hingabe. Fußball bedeutet Wettstreit. In der Religion gibt es dagegen keine Gewinner oder Verlierer. Mögen sich die Angehörigen verschiedener Konfessionen noch so bekämpfen - den Kern der Religion bildet der gemeinsame Glaube an eine höhere Ordnung, ein Glaube, der Trost und Vertrauen schenken soll.“172

Auch mein Betreuer, Professor Dr. Leopold Neuhold, vertritt die ganz klare Meinung, dass Fußball nicht zur Ersatzreligion werden darf. Es sollte ein Spiel bleiben und Grenzen sollten eingehalten werden.173

Ich sehe auch einige Möglichkeiten, dass Fußball und Religion gut zusammen arbeiten und voneinander profitieren können. Der Fußball ist eine Chance und Herausforderung für die Theologie, um den Menschen wieder ein Stück näher zu kommen. Mittlerweile gibt es auch in manchen Fußballstadien richtige Kapellen, in denen auch Gottesdienste gefeiert werden. Auch gibt es Pfarren, wo Fußballvereine einen Gottesdienst mit ihren Spielern und Funktionären am Beginn der Saison feiern, um bewusst mit dem himmlischen Segen in die Meisterschaft zu starten. Wo ein gutes Verhältnis zwischen Ortspfarrer und Fußballverein besteht, wird der Pfarrer zu sportlichen Ereignissen und Feiern der Vereine eingeladen. Aus dieser Nähe ergeben sich kirchliche Handlungen in der Umwelt des Sportes wie Ansprachen bei Weihnachtsfeiern der Vereine, Segnung von Stadien, Mannschaftsbussen etc. (Anmerkung: so laut Gespräch mit Pfarrer Josef Reisenhofer, Hartberg.) Dies sehe ich als große Chance für die Kirche. Beide können sehr von einander profitieren, denn wie Durkheim schon sagte:

„Wenn uns auch heute die Vorstellung schwer fällt, worin die zukünftigen Feste und Zeremonien bestehen könnten, so liegt das daran, dass wir eine Phase des Übergangs und der moralischen Mittelmäßigkeit durchqueren. Die großen Dinge, die unsere Väter

172 Zyber, E.: Zwischen Abseits und Jenseits. Gemeinsamkeiten zwischen Fußball und Religion werden häufig unterstellt, aber nur selten begründet. Gibt es eine höhere Macht jenseits des Spielfelds? ZEIT online. In: https://www.zeit.de/online/2007/08/fussball-und-religion [abgerufen am 29.04.2019]

173 Neuhold Leopold: Fußball ist mehr?! Unfrisierte Gedanken zu ethischen und theologischen Aspekten des Fußballs. Sport Magazin, 2008 S. 16-25. 63 begeistert haben, erzeugen bei uns nicht das gleiche Feuer, weil sie entweder so alltäglich wurden, dass sie uns unbewusst bleiben, oder weil sie nicht mehr unsren(!) heutigen Wünschen entsprechen. Aber bislang gibt es nichts, das sie ersetzen könnte. [...] Welches die Symbole sein werden, unter denen sich der neue Glaube ausdrücken wird, ob sie jenen der Vergangenheit gleichen oder nicht, ob sie der Wirklichkeit, die sei ausdrücken werden, angepasst sind oder nicht, ist eine Frage, die das menschliche Fassungsvermögen überschreitet, und die im Übrigen gar nicht den Kern der Dinge berührt.“174

Wie in der theologischen Wissenschaft eine Differenzierung in einzelne Fächer wie etwa Liturgie, Fundamentaltheologie und Sozialethik legitim ist, soll ja in dieser vorliegenden Arbeit analog dazu, der komplexen Welt des Sportes eine vielschichtige Analyse im Horizont des theologischen Fächerkanons zuteil werden. Nach den eher fundamentaltheologischen und liturgischen Fragestellungen im Spannungsfeld zwischen traditioneller Kirche und Fußball als moderne Ersatzreligion schreiten wir im folgenden Teil zur sozialethischen Dimension der Diskussion.

Ab.8: Andachtsraum im Rapid Stadion, in: https://www.meinbezirk.at/penzing/c-lokales/kapelle-und- sonderzuege-fuer-das-neue-rapid-stadion_a1807469 [abgerufen am 30.04.2019]

174 Durkheim, É.: Die elementaren Formen des religiösen Lebens [Les for- mes élémentaires de la vie religieuse]. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1981. S.57. 64 4. Ethik und ihre Einflüsse auf den Fußball

Es stellt sich natürlich die Frage, warum sich Ethik überhaupt mit dem Fußball beschäftigen soll, gibt es doch weit wichtigere Bereiche, in denen Ethik helfen kann. Doch wie bereits im vorherigen Kapitel aufgezeigt wurde, hat sich der Fußball zu einem Massenphänomen entwickelt, das für viele Menschen von großer Bedeutung ist. Und überall dort, wo die Herzen der Menschen berührt werden und das Miteinander gestaltet werden soll, ist Ethik gefragt. Menschen brauchen Regeln und gewisse Werte, an denen sie sich festhalten können und genau dafür sorgt Ethik. So ist es auch beim Fußball. Natürlich könnte man versuchen ohne Regeln zu spielen – aber das würde kaum wer wollen, weil ein Spiel ohne Regeln nicht möglich wäre. Aber will das irgendwer und hätte das noch mit Fußball zu tun? Ohne ein gewisses Maß an Fairplay würde der Fußball nicht auskommen. Leopold Neuhold beschreibt die Ethik im Fußball so:

„In der Regel ist das Wesen des Spiels zum Ausdruck gebracht, und die Einhaltung dieser Regel ist für den , der am Spiel teilnimmt, wesentliches Eingangskriterium für das Spiel. Wer sich auf das Spiel einlässt, hat die Regeln zu akzeptieren.“175

Des Weiteren befasst sich die Ethik mit den mächtigen Strukturen im Fußball und der schon skizzierten voranschreitenden Kommerzialisierung. So wird im Folgenden versucht, nach kurzen Definitionsabklärungen die Verwobenheit von gemeinschaftsorientiertem Sport und ethisch geprägten Verhaltensmustern aufzuzeigen. Kritisch dargestellt sollen auch die hochrangigen Fußballinstitutionen werden in Hinblick auf ihre ethische Relevanz und Effektivität. Dieser Aspekt und die Beschreibung sozial-karitiativer Modelle intendieren auf die Förderung der ethischen Sprengkraft einer faszinierender Fußballwelt mit dem schlichten, auch theologisch geprägten Wunsch, dass der Fußball als Spiel dazu beiträgt, dass der Mensch Mensch werden kann.

Zusammenfassend sagt er: „Die Ethik ist die Seele des Fußballs.“176

175 Neuhold, Leopold: Schlaglichter zum Thema Fußball und Ethik, in: Neuhold, David und Leopold (Hg.): Fußball und mehr...Ethische Aspekte eines Massenphänomens, Innsbruck: Tyrolia 2003, S.315 176 Ebd. 65 4.1 Was ist Ethik?

Die Ethik ist neben Rechts-, Staats- und Sozialphilosophie ein Teilbereich der praktischen Philosophie, die sich mit dem menschlichen Handeln befasst.177 Das Wort Ethik stammt aus dem Griechischen und kommt von Ethos und bedeutet Gewohnheit, Brauch oder Sitte. Schon die alten Griechen hatten ein bestimmtes Ideal von einer Gesellschaft. Aristoteles ( 4. Jhd. V. Chr.) bezeichnete diese Vorstellung als die Grundlehre des menschlichen Tuns. Der Duden definiert Ethik als eine „Lehre vom sittlichen Wollen und Handeln“.178 Auf jeden Fall können wir feststellen: die Ethik hat Moral zum Gegenstand. Sie überprüft moralische Beurteilungen. Die Menschen handeln, entsprechend der Bräuche und Sitten der Gemeinschaft, in der sie aufgewachsen sind.

Die Ethik hat immer mit persönlicher Beziehung zu tun, es gibt nicht „das ethische Handeln“.

In der Ethik gibt es einen Dreischnitt:

• Sehen: man soll unvoreingenommen sein, bewusstes Wahrnehmen und Analysieren unseres Lebens und des Lebens anderer • Urteilen: hier geht es um die Beurteilung von Situationen nach Wünschen, Bedürfnissen und Ressourcen • Handeln: ein mit Sinn bedachtes Verhalten und dessen Umsetzung.

Ethik behandelt das Anliegen von Perspektiven und Fragen. Leopold Neuhold hat einmal in seiner Vorlesung zum Thema Ethik gesagt: „Unsere Kinder kommen als Fragezeichen in die Schule und verlassen sie als Punkt. Sie müssen wieder fragen lernen.“

4.2 Ethik im Fußball

Wenn man davon ausgeht, dass alle Berufe ein eigenes Berufsethos haben, so müsste es auch für den Profifußballer einen Berufsethos geben.179 Das bezeichnet man als Spielerethos.

177 Brgdomath.com: Was ist Ethik? –Kerninformation, in: https://www.brgdomath.com/ethik/definition-ethik/ [abgerufen 03.05.2019.] 178 Duden Online: Ethik in: https://www.duden.de/suchen/dudenonline/ethik [abgerufen am 02.05.2019 179Steiner, Andreas: Die „Zehn Gebote“ für den Fußball. „Fair Play“ als Teil eines Ethos im Fußball, in: Neuhold, David und Leopold (Hg.): Fußball und mehr...Ethische Aspekte eines Massenphänomens, Innsbruck: Tyrolia 2003, S.196. 66

Einen wichtigen Text zur Erschließung dieses Berufsethos ist im FIFA Verhaltenskodex zu finden. Dieser „schießt alle sportlichen, moralischen und ethischen Grundregeln ein“180, welche die FIFA vertritt. Die FIFA spricht von den 10 Grundregeln des Fußballs, welche man sehr wohl als Berufsethos interpretieren kann.

1. Spielen Sie, um zu gewinnen.

Der Fußball lebt von der Konkurrenzsituation und der Spannung. Der Sieg ist das Ziel, und man muss bis zum Schlusspfiff diesen Gedanken verfolgen. Leidenschaft und Engagement sind grundlegende Dinge, die ein Fußballer in ein Spiel einbringen muss. Der Glaube, dass bis zum Schluss alles möglich ist, wird gern als Siegermentalität bezeichnet und hat Fußballwunder möglich gemacht. Im Fußball sind schon verrückte Dinge passiert, und es kam schon zu beeindruckten Comebacks. Auch in diesem Jahr durften wir schon einige Ereignisse dieser Art erleben. Der FC Liverpool verlor das Hinspiel gegen den FC Barcelona 0:3 und stand vor einer fast unmöglichen Aufgabe. Doch im Rückspiel siegten die Engländer mit 4:0 und stiegen in das Finale der Champions League auf. Das ist ein positives Beispiel, was der unbedingte Wille zu gewinnen im Sport alles möglich macht. Eine berühmte Floskel im Fußball lautet: ‚Das Spiel ist erst aus, wenn der Schiedsrichter abgepfiffen hat’.181

2. Spielen Sie fair

„Gewinnen ist wertlos, wenn der Sieg unfair oder unehrlich herbeigeführt wurde. Betrügen ist einfach, aber unbefriedigend. Fair spielen erfordert Mut und Charakter, auch wenn das Spiel verloren wird. Fair spielen verdient Respekt, betrügen hingegen wird verachtet. Zur Erinnerung: Es ist nur ein Spiel. Und Spiele sind wertlos, wenn sie nicht fair geführt werden.“182

180 Ebd. S.196. 181 Tus Holstein: Fairplay Kodex. in: http://www.tus-holstein-quickborn- fussball.de/html/extras/fair_ist_mehr.html [abgerufen am 04.05.2019] 182 Ebd.

67 Hier klaffen Ideal und Realität oft sehr weit auseinander. Auch wenn für mich persönlich der Fairplay-Gedanke im Fußball eine wesentliche Rolle spielt, werden in so mancher Berichterstattung unfaire Fußballer als „Schlitzohren“ fast noch zu Helden. Das Einhalten von Regeln, fair bleiben und ehrlich siegen, das befriedigt und außerdem bringt es Respekt ein. 183 Ganz gut kann ich mich an ein positives Beispiel für Fairplay erinnern. Der Hamburger Spieler Aaron Hunt wurde im Strafraum gefoult und der Schiedsrichter pfiff Elfmeter. Hunt ging zum Schiedsrichter und machte ihn darauf aufmerksam, dass er sich hat fallen lassen und es kein Foul war. Eine große Geste von ihm. Doch auch negative Beispiele habe ich noch gut in meinem Gedächtnis. Im österreichischen Bundesliga Spiel zwischen Austria Wien und SW Bregenz verletzte sich ein Spieler der Vorarlberger und blieb verletzt am Boden liegen. Ein Bregenzspieler schoss den Ball ins Out, damit der Verletzte behandelt werden konnte. Normalerweise wird der Ball zur gegnerischen Mannschaft zurückgespielt. Doch der Austria Spieler Mayrleb ignorierte diese Fairplay –Regel, schnappte sich den Ball und schoss das Siegestor für die Wiener. Mayrleb wurde stark kritisiert, und die Aufregung war so groß, dass der damalige Austria Präsident Frank Stronach, der gleichzeitig auch österreichischer Fußballpräsident war, das Spiel wiederholen ließ. Cleverer und sehr fair agierte der südamerikanische Trainer Marcelo Bielsa vom englischen Zweitligaverein Leeds United. In einem Spiel, bei dem es um den Aufstieg in die erste englische Liga ging, schoss seine Mannschaft ein Tor, während ein gegnerischer Spieler verletzt am Boden lag. Er beauftragte sein Team, bei der nächsten Aktion der gegnerischen Mannschaft (Aston Villa) ohne Gegenwehr ein Tor zu ermöglichen, was auch so passierte. Die Lobeshymnen füllten die Medien.

3. Beachten Sie Spielregeln

„Jedes Spiel braucht Regeln, soll ein Chaos vermieden werden. Die Fußballregeln sind einfach und leicht zu lernen. Lerne sie, und du wirst das Spiel besser verstehen und so zu einem besseren Spieler. Halte die Regeln aber nicht nur ein, sondern folge auch ihrem Credo. Dann wird das Spiel nicht nur dir und deinen Mitspielern, sondern auch den Zuschauern mehr Freude bereiten.“184

183 Vgl. Steiner, Andreas: Die „Zehn Gebote“ für den Fußball. „Fair Play“ als Teil eines Ethos im Fußball, in: Neuhold, David und Leopold (Hg.): Fußball und mehr...Ethische Aspekte eines Massenphänomens, Innsbruck: Tyrolia 2003, S.196

184 Tus Holstein: Fairplay Kodex. in: http://www.tus-holstein-quickborn- fussball.de/html/extras/fair_ist_mehr.html [abgerufen am 04.05.2019] 68

Wie schon gesagt, ohne Regeln würde kein vernünftiges Fußballspiel zustande kommen. Regeln sind wichtig, denn sie geben die Richtung vor. Durch die fortschreitende Technologie hat sich auch das Regelwerk im Profifußball geändert. In den Top-Ligen gibt es bereits den Video-Beweis. Wenn der Schiedsrichter einen gravierenden Fehler macht, kann der Video Assistent eingreifen und den Schiedsrichter per Funk darauf aufmerksam machen. Der Schiedsrichter hat die Möglichkeit, sich die Szene noch einmal anzuschauen und kann eventuell seine Entscheidung korrigieren. Dies soll für mehr Gerechtigkeit im Fußball sorgen. Trotzdem steht auch der Videobeweis immer wieder zur Diskussion.

4. Respektieren Sie die Konkurrenten, Teamkollegen, Schiedsrichter, Funktionäre und Zuschauer.

„Fairplay heißt Respekt, der untrennbar mit dem Fußball verbunden ist. Ohne Gegner gibt es kein Spiel. Wie alle anderen auch hat er das Recht, respektiert zu werden. Mitspieler sind Kollegen. Bilde ein Team, in dem alle gleichberechtigt sind. Die Schiedsrichter sorgen für Disziplin und Fairness. Akzeptiere ihre Entscheide und unterstütze sie, damit alle mehr Spaß am Spiel haben. Offizielle sind Teil des Spiels und verdienen Respekt. Die Zuschauer sorgen für Stimmung. Sie wollen ein faires Spiel, müssen sich selbst aber ebenso fair und respektvoll verhalten.“185

Ein besonderes Thema im Fußball ist der Respekt. Fußball ist kein Einzelsport, und Egoisten bleiben auf lange Zeit gesehen auf der Strecke. Teamgeist ist eine wichtige Sache innerhalb einer Mannschaft, nur mit individueller Klasse wird man keinen Erfolg garantieren. Das Klima innerhalb eines Teams ist ausschlaggebend für eine erfolgreiche Mannschaft. Des Weitern ist es aber auch notwendig, einen respektvollen Umgang gegenüber dem Schiedsrichter zu pflegen. Denn der Schiedsrichter, auch Spielleiter genannt, ist jene wichtige Person, die auf Grund ihrer zugewiesenen Funktion eine besondere Autorität darstellt und einen wichtigen Anteil zum Gelingen eines Spiels beiträgt. Doch auch die Zuschauer sind aufgefordert, sich respektvoll und fair zu verhalten. Jede Art von diskriminierenden oder rassistischen Beleidigungen haben im Fußballstadion nichts zu suchen. Verfehlungen können zudem einem Verein teuer zu stehen kommen.

185 Tus Holstein: Fairplay Kodex. in: http://www.tus-holstein-quickborn- fussball.de/html/extras/fair_ist_mehr.html [abgerufen am 04.05.2019] 69 5. Tragen Sie Niederlagen mit Würde

„Der Sieg ist das Ziel eines jeden Spieles. Verliere niemals absichtlich, da das einem Betrug gegenüber dem Gegner, den Zuschauern und dir selbst gleichkommt. Gib niemals auf, mag der Gegner auch stärker sein. Lass niemals nach, mag der Gegner auch schwächer sein. Kämpfe bis zum Schluss, alles andere ist eine Beleidigung für den Gegner. Niemand gewinnt immer. Manchmal gewinnst du, manchmal verlierst du. Lerne, ehrenvoll zu verlieren. Suche keine Ausflüchte, denn die wahren Ursachen einer Niederlage lassen sich nie leugnen. Gratuliere den Siegern mit Würde. Mach weder dem Schiedsrichter noch jemand anderem Vorwürfe. Versuche stattdessen, es das nächste Mal besser zu machen. Gute Verlierer verdienen Respekt, im Gegensatz zu schlechten Siegern.“186

Die Toten Hosen, eine fußballbegeisterte deutsche Band, hat in ihrem Lied: „Steh auf“ folgende ermunternde Textpassage im Refrain. „ Steh auf, wenn du am Boden bist! Steh auf, auch wenn du unten liegst! Steh auf, es wird schon irgendwie weitergehen. .... Halt durch, auch wenn du allein bist! Halt durch, und irgendwann wirst du verstehen, dass es jeden einmal so ergeht!“187

Wo es Gewinner gibt, muss auch jemand verlieren, doch wichtig ist, dies sollte mit Anstand gesehen. Gewinnen ist nicht immer leicht, doch erst im Verlieren zeigt sich der wahre Charakter eines Sportlers. Aus Niederlagen kann man auch stärker hervorgehen. Es ist ein beliebter Fußballer und Trainerspruch: „Man gewinnt als Mannschaft und verliert als Mannschaft“. Einzelne Schuldzuweisungen sind unnötig. Nicht immer gewinnt der Bessere im Fußball, manchmal gehört auch eine große Portion Glück dazu. Ein Sportsmann, der sich als „gute Verlierer“ geben kann, wird auch in dieser Rolle viel Respekt gewinnen.

6. Fördern Sie die Interessen im Fußball

„Fußball ist das beliebteste Spiel der Welt, das seine Einzigartigkeit nur mit der Unterstützung aller bewahren kann. Stelle die Interessen des Fußballs über deine

186 Ebd.

187 Genius.com: Steh auf wenn du am Boden bist, in:https://genius.com/Die-toten-hosen-steh-auf-wenn-du-am- boden-bist-lyrics [abgerufen am 28.05.2019] 70 eigenen. Bedenke, wie dein Handeln das Ansehen des Spiels beeinflussen kann. Sprich über die schönen Seiten des Fußballs. Ermuntere andere, fair zuzuschauen und zu spielen, und hilf ihnen, am Fußball ebenso viel Spaß zu haben wie du. Sei ein Botschafter des Fußballs.“188

Zu aller erst: Fußball sollte keine Ideologie werden. Der Fußball sollte einfach als Sportart gesehen werden. Dennoch sollte man die Interessen des Fußballs pflegen, alleine oder mit anderen Personen. Gefährlich wird es dann, wenn die wichtigen Lebensbereiche dem Fußball untergeordnet werden. Trotz aller Emotionen, ob Jubel über Siege oder Tränen über Niederlagen - Fußball bleibt nur ein Spiel, es gibt Dinge im Leben, die wichtiger sind.

7. Widerstehe Korruption, Drogen, Rassismus, Gewalt und anderen Gefahren für unseren Sport.

„Die enorme Popularität des Fußballs bietet Angriffsflächen. Nimm dich in Acht vor Personen, die dich zum Betrug oder Drogenkonsum verführen wollen. Drogen haben im Fußball, in jedem anderen Sport und in unserer Gesellschaft keinen Platz. Sag Nein zu Drogen. Hilf gegen den Rassismus im Fußball einzutreten. Behandle alle Spieler und alle anderen gleich, ungeachtet ihrer Hautfarbe oder ihrer nationalen Herkunft. Zeige auch den eigenen Fans, dass der Fußball nicht Gewalt nötig hat. Fußball ist Sport und Sport ist Friede.“189

Die große Popularität des Fußballs verleitet viele Menschen dazu, diesen schönen Sport für ihre regelwidrigen und krankhaften Auftritte zu missbrauchen. Gewalt oder Rassismus haben in einem Fußballstadion nichts verloren. Vereine, Funktionäre, Medien und alle Fußballbegeisterten sind aufgefordert, dagegen aufzutreten. Leider gibt es immer wieder ein paar Chaoten unter den Fans, die die Fußballbühne nützen, um sich Aufmerksamkeit zu holen. Bedauerlicherweise schrecken auch hohe Strafen diese Leute nicht von ihren Blödheiten ab. Der oberste Sportgedanke sollte dem Frieden dienen.

8. Hilf anderen, negativen Einflüssen zu widerstehen

188 Tus Holstein: Fairplay Kodex. in: http://www.tus-holstein-quickborn- fussball.de/html/extras/fair_ist_mehr.html [abgerufen am 04.05.2019] 189 Tus Holstein: Fairplay Kodex. in: http://www.tus-holstein-quickborn- fussball.de/html/extras/fair_ist_mehr.html [abgerufen am 04.05.2019] 71

„Vielleicht weißt du von Mitspielern oder anderen, die zu Betrügereien oder einem anderen Fehlverhalten verleitet werden könnten. Sie brauchen deine Hilfe. Zögere nicht, ihnen beizustehen. Gib ihnen Kraft zu widerstehen. Erinnere sie an ihre Verpflichtung gegenüber ihren Mitspielern und dem Image des Fußballs. Bilde einen Abwehrriegel, so wie auf dem Spielfeld.“190

In den letzen Jahren war auch im Fußball immer wieder von Spielmanipulationen zu hören. Schon in den niederklassigen Ligen, wo noch nicht das große Geld vorhanden ist, kann man schnell in Versuchung kommen, ein Spiel zu manipulieren. Die Wettmafia gilt als eine gefährliche Organisation und schreckt vor nichts zurück. Sie übt großen Druck auf Spieler aus. In der österreichischen Bundesliga gab es vor einigen Jahren einen großen Wettskandal, in den die Fußballer Sanel Kuljic und Dominqe Taboga involviert waren. Sie erhielten empfindliche Strafen und Sperren. In einem guten Team sollte man auch über die Gefährdungen sprechen und vorbeugend einwirken.

9. Zeigen Sie die an, die versuchen unseren Sport zu diskreditieren.

„Zögere nicht, gegen jeden, von dem du sicher bist, dass er andere zu Betrügereien oder einem anderen Fehlverhalten anstiftet, vorzugehen. Solche Leute müssen entlarvt und ausgeschlossen werden, bevor sie Schaden anrichten können. Wer schweigt, macht sich mitschuldig. Sage aber nicht einfach nur Nein, sondern prangere diese fehlgeleiteten Menschen an, die Schande über unseren Sport bringen, bevor jemand ihren Lockrufen erliegt.“191

Eine wichtige Botschaft, nicht nur im Fußball! Wenn man sieht, dass jemand ein Fehlverhalten an den Tag legt, muss man handeln und darf nicht wegschauen. In der christlichen Theologie bezeichnet man diese Haltung als correctio fraterna, „die Pflicht zur geschwisterlichen Zurechtweisung, um Mitchristen auf Verfehlungen und Sünde aufmerksam zu machen.“192 Auch die FIFA selbst muss hier Verantwortung übernehmen und Leute ausschließen, die dem Sport schaden. Es ist sicherlich für jeden Fußballer eine besondere

190 Ebd. 191 Tus Holstein: Fairplay Kodex. in: http://www.tus-holstein-quickborn- fussball.de/html/extras/fair_ist_mehr.html [abgerufen am 04.05.2019] 192 Wikipedia: correctio fraterna, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Correctio_fraterna [abgerufen am 17.06.2019] 72 Herausforderung, einen Fußballbetrug ans Tageslicht zu bringen und dadurch auch Kollegen, Freunde oder Teamkollegen in Misskredit zu bringen.

10. Ehren Sie jene, welche die gute Reputation des Fußballs verteidigen.

„Mit der unglaublichen Kraft des Fussballs lässt sich die Welt verbessern. Nutze den Fussball, um Frieden, Gleichberechtigung, Gesundheit und Bildung zu fördern. Verbessere den Fussball, trag ihn in die Welt hinaus, und du wirst die Welt verbessern.“193

Der Fußball hat eine enorme Wirkungskraft, vor allem für die Jugendlichen. Deshalb braucht man Leute, die mit gutem Beispiel vorangehen und den Fußball positiv repräsentieren. Vor allem in Entwicklungsländern ist der Fußball ein wichtiger Hoffnungsschimmer für viele Kinder und Jugendliche. Der kirchliche Verein Missio, der eine Fußballschule in Bolivien unterstützt, ist ein positives Beispiel. Dort lernen die Kinder Durchhaltevermögen, Teamgeist und einen respektvollen Umgang.194

4.3 Fußballschulen in Entwicklungsländern

Ein ganz wichtiger Punkt sind meiner Meinung nach Fußballschulen. Vor allem in Dritte- Welt-Ländern, wo die Jugendlichen in sozialarmen Verhältnissen aufwachsen und jeden Tag mit Drogen und Alkohol in Verbindung geraten, kommt dem Fußball eine wichtige Rolle zu. Hier können Fußballschulen die Kinder vor Kriminalität und Drogenmissbrauch schützen und ihnen wichtige Werte für ihr Leben vermitteln. Eine dieser Fußballschulen befindet sich in Bolivien in El Alto. Bolivien ist eines der ärmsten Länder der Welt und viele Jugendliche haben wenig Lebensperspektiven. 2007 wurde das Projekt Palliri gegründet, ein Kinderhilfsprogramm für Jugendliche in Bolivien. Im Zuge dieses Projektes wurde auch die Fußballschule in El Alto gebaut. Ihr Motto lautet: „Sportmöglichkeiten schaffen und durch das Fußballtraining Werte vermitteln – Fair Play, Teamgeist, Durchhaltevermögen.“195 Fast

193 Ebd. 194 Vgl.Missio: Segen bringen, Segen sein. Respekt für dich, für mich, für andere – in Bolivien und weltweit! In: https://www.missio.ch/fileadmin/user_upload/Sternsingen_2016/pdf/Kurzerlaeuteru ng.pdf [abgerufen am 06.05.2019] 195 Vgl.Missio: Segen bringen, Segen sein. Respekt für dich, für mich, für andere – in Bolivien und weltweit! In: 73 100 Jugendliche im Alter zwischen 6 und 16 Jahren trainieren täglich in der Fußballschule. Für die Kinder ist es eine Flucht aus dem rauen Alltag, und für wenige Stunden vergessen sie das Elend, das für sie sonst den Alltag bindet. Die Kinder sind mit großer Begeisterung bei der Sache und haben viel Spaß beim Training. Manche Eltern konnten sich die monatlichen Trainingsgebühren von zwei Euro nicht leisten, doch Palliri zeigte Herz und erließ ihnen die Gebühren.196 2016 stellte das deutsche Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ das Projekt Palliri in den Mittelpunkt seiner Dreikönigs-Sammelaktion. Mit dieser Aktion konnte das Gehalt zweier Trainer, eines Koordinators und eines Pädagogen übernommen werden. Des Weiteren wurden mit dem Geld Ausflüge und Transporte der Kinder zu Turnieren und Auswärtsspielen subventioniert, der Fußballplatz renoviert und zusätzlich eine Elternschule errichtet.

Ein weiters Projekt, von dem ich sehr angetan bin, ist die Young Bafana Soccer Academy in Südafrika. Die Organisation befasst sich mit einem umfassenden Fußball- und Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche aus armen Verhältnissen in Südafrika.197 Die Townships (Armutsviertel) rund um Kapstadt in Südafrika sind eine der ärmsten Regionen der Welt. Hier leben ca. 3 Millionen Menschen in schrecklichen Verhältnissen. Fast die Hälfte der erwachsenen Menschen in den Townships hat keinen Job und muss dennoch eine Familie ernähren.198 Diese ausweglose Situation führt oft zu Kriminalität oder Drogenmissbrauch. Des Weitern ist auch jeder fünfte Südafrikaner zwischen 15 und 49 Jahren mit HIV infiziert. Das Leitbild der Fußballschule besteht sich aus folgenden Punkten:

„Unser Ziel ist es, den Teufelskreis der Armut durch Sport und Bildung zu durchbrechen und den kulturellen Austausch zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen in der Helderberg Region zu fördern.

Wir begleiten unsere Spieler auf ihrem persönlichen Lebensweg, holen sie als Kinder von der Straße und nehmen bestmöglichen Einfluss auf deren Entwicklung als Personen und Sportler.

https://www.missio.ch/fileadmin/user_upload/Sternsingen_2016/pdf/Kurzerlaeuteru ng.pdf [abgerufen am 06.05.2019]

196 Vgl. ebd. 197 Young Bafana: Leitbild, in: https://www.youngbafana.com/de/ [08.05.2019] 198 Vgl. ebd. 74 Wir zeigen Perspektiven auf und fördern jeden Spieler individuell. Gemeinsam mit Ihnen erhöhen wir die Chancen für eine gesunde und erfolgreiche Zukunft, abseits von Armut, Kriminalität und Drogen.“199

Ab.9: Young Bafana in: https://regionalsport.de/abenteuer-young-bafana-braunschweiger-hilft-mit-fussball/ [abgerufen am 08.05.2019]

Ein besonders wichtiger Aspekt in dieser Fußballschule betrifft die Bildung selbst. Der Lernerfolg darf nicht hinter dem Fußball stehen, denn wer bei Young Bafana auf dem Fußballplatz spielen will, muss zuerst auch auf der Schulbank schwitzen und lernen. Die Kinder müssen ein spezielles Bildungsprogramm absolvieren, das Schwerpunkte wie Mathematik oder Life-Skills Training enthält. Der Gründer der Schule, Bernd Steinhage, äußert sich dazu folgendermaßen: „Die persönliche Entwicklung und ein erfolgreicher Schulabschluss steht bei Young Bafana im Vordergrund – der Fußball kommt an zweiter Stelle.“200

Dennoch ist der Fußball wichtig, weil auch an dieser Schule Werte wie Teamgeist, Disziplin und Respekt verlangt werden. Fußball dient als wichtiges Mittel zur Bildung, mit dem man Erfolg haben kann.

199 Young Bafana: Leitbild, in: https://www.youngbafana.com/de/ [08.05.2019] 200 Young Bafana: Leitbild, in: https://www.youngbafana.com/de/ [08.05.2019] 75

4.4 Die FIFA

Wenn wir uns mit Fußball und Ethik beschäftigen, können wir dabei die FIFA nicht außer Acht lassen. Sie ist die höchste Organisation im Weltfußball. 1904 wurde sie gegründet und hat ihren Sitz in Zürich in der Schweiz. Mittlerweile besteht sie aus 211 Fußballverbänden. Die Organisation des Vereins basiert auf einer schriftlich niedergelegten Ordnung, die von der FIFA förmlich als FIFA-STATUTEN bezeichnet wird. 201

Die FIFA hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Fußball fortlaufend zu verbessern. Sie ist für die Durchführung internationaler Wettbewerbe verantwortlich, legt die Regeln im Fußball fest, sichert den freien Zugang im Fußball für alle, egal welches Geschlecht oder Alter und fördert Integrität, Ethik und Fairness.202 Ein großes Anliegen ist dem Obersten Fußballverband die Einhaltung der Menschenrechte, die FIFA schützt den Fußball vor Diskriminierung und Rassismus.203 Die FIFA ist auch zuständig für die Verhinderung von Korruption und Doping im Sport, und sie schafft die Rahmenbedingungen für den Fußball. Die Frage lautet aber: Hält sich die FIFA selbst daran?

Deshalb werden wir im folgenden Teil den Ethikkodex der FIFA genauer ansehen.

201 Vgl. Die FIFA, in: https://de.FIFA.com/about-FIFA/news/y=2006/m=12/news=die-FIFA-510511.html [abgerufen am 11.05.2019]. 202 Vgl. FIFA.com: FIFA – STATUTEN. Ausgabe April 2016, in: https://resources.FIFA.com/mm/document/affederation/generic/02/78/29/07/FIFAstatutswebde_german.pdf [abgerufen am 11.05.2019]. 203 Vgl.ebd. 76

Ab.10: FIFA in: http://www.sport2005.ch/austragungsorte-FIFA-fussball-weltmeisterschaft.php [abgerufen ma 11.05.2019

4.4.1 Ethik und FIFA

Der Ethikkodex wurde 2006 von der FIFA ins Leben gerufen. Die letzte Mitgliederwahl fand 2013 stand. Aufgabe der Ethikkommission ist:

„Die Ethikkommission kann gegen Offizielle, Spieler, Vermittler und lizenzierte Spielvermittler, die gegen das Ethikreglement verstoßen, die in den Statuten, im Ethikreglement oder im Disziplinarreglement festgelegten Sanktionen verhängen. Das FIFA - Ethikreglement ist allerdings nicht auf das Spielfeld konkret ausgerichtet, sondern auf allgemeine Verhaltensweisen innerhalb des Fußballes.“ 204

Die FIFA hat im letzten Jahrzehnt zweimal einen Ethikkodex verfasst; einmal 2012 und einmal 2018.

4.4.2 Ethikkodex 2012

Der Ethikkodex 2012 ist 56 Seiten lang und enthält wichtige Punkte über die Verantwortung der FIFA im Fußball. Die FIFA hat sich vorgenommen, den Fußball vor illegalen, unmoralischen oder unethischen Machenschaften oder Praktiken zu schützen.205

204 FIFA.com: Unabhängige Ethikkommission, in: https://de.FIFA.com/governance/independent-ethics- committee/profile/index.html [abgerufen am 12.05.2019]. 205 Vgl. FIFA.com: FIFA - Ethik - Reglement. Ausgabe 2012, in: https://resources.FIFA.com/image/upload/FIFA-ethik-kodex-500283.pdf?cloudid=xesxx1yomfqmyuir4pkj [abgerufen am 13.05.2019].S.6 77 Ein Auszug aus dem Ethikkodex:

„Das folgende Reglement widerspiegelt die Prinzipien des FIFA - Verhaltenskodex, der die wichtigsten Grundsätze für das Verhalten und den Umgang innerhalb der FIFA und mit externen Parteien definiert. Diesem Reglement unterstellte Personen haben mit ihrem Verhalten den Zweck und die Zielsetzung der FIFA, der Konföderationen, Verbände, Ligen und Klubs in jeder Hinsicht zu unterstützen und alles zu unterlassen, was diesem Zweck und dieser Zielsetzung abträglich ist.“206

Ein wichtiger Aspekt ist ein ehrlicher und respektvoller Umgang zwischen der FIFA, den Konföderationen, Verbänden, Ligen und Klubs.

Ein interessanter Fakt im Ethikkodex 2012 stellt der Punkt 21 dar. Dieser Punkt betrifft Bestechung und Korruption. Es geht hier um die Annahme und Gewährung von Geschenken und sonstigen Vorteilen und Provisionszahlungen.207 Personen, die den FIFA-Regeln unterstellt sind, dürfen keine persönlichen oder ungebührlichen finanziellen oder sonstigen Vorteile anbieten, versprechen, gewähren oder annehmen. Sie dürfen keinen Vorteil außerhalb der FIFA erlangen. Des Weitern dürfen die Personen keine Vorteile aus dem FIFA- Vermögen ziehen. Dementsprechende Handlungen werden missbilligt und mit Konsequenzen bestraft. 208 Des Weitern wird im Kodex erwähnt „Diesem Reglement unterstellte Personen unterlassen jegliche Tätigkeit und jegliches Verhalten, das den Anschein unredlichen Verhaltens oder versuchten unredlichen Verhaltens gemäß obigen Abschnitten erweckt oder vermuten lässt.“209

2018 wurde der Ethikkodex verändert. Gerade der Punkt 21, der Bestechung und Korruption betrifft, wurde neu überarbeitet.

4.4.3 Ethikkodex 2018

Der Ethikkodex 2018 umfasst wiederum 56 Seiten. Die inhaltlichen Änderungen betreffen vor allem das Kapitel 21 (Bestechung und Korruption) Der Begriff „Ungebührlicher Vorteil“

206 Ebd. 207 Vgl. ebd. S.19 208 Vgl. ebd. 209 Ebd. S.19 78 wurde einfach aus dem aktuellen Kodex gestrichen und ist durch Begriffe wie Interessenskonflikte, finanzielle Vorteile und Schutz der Persönlichkeitsrechte ersetzt worden. 210 Die wichtigste Änderung hierbei ist:

„Disziplinarische Maßnahmen gegen FIFA-Offizielle, die gegen die Regeln verstoßen, können durch die Kammern des Ethikkomitees nur ergriffen werden, wenn das Fehlverhalten, Bestechung, die Veruntreuung von Geldern und die Manipulation von Spielen oder Meisterschaften nicht mehr als zehn Jahre zurückliegt.“211

Es wurden Teile einfach ausgetauscht oder gestrichen. Mir scheint es etwas verwunderlich, wie leichtfertig die obersten Fußballfunktionäre mit Textpassagen umgehen, die das äußerst sensible Thema Korruption betreffen. Hier der Auszug aus dem Ethikkodex 2012 Kapitel Bestechung und Korruption, dass im Ethikkodex 2018 gestrichen wurde:

1. Diesem Reglement unterstellte Personen dürfen keine persönlichen oder ungebührlichen finanziellen oder sonstigen Vorteile anbieten, versprechen, gewähren oder annehmen, um von einer Person inner- oder ausserhalb der FIFA eine Geschäftsbeziehung oder einen anderen unrechtmässigen Vorteil zu erlangen oder aufrechtzuerhalten. Solche Handlungen sind verboten, ungeachtet, ob sie direkt oder indirekt über oder in Verbindung mit Vermittlern oder nahestehenden Parteien gemäss diesem Reglement erfolgen. Insbesondere dürfen diesem Reglement unterstellte Personen im Gegenzug für die Ausübung oder Unterlassung einer Handlung, die mit ihrem offiziellen Amt verbunden ist und pflichtwidrig ist oder in ihrem Ermessen liegt, weder ungebührliche finanzielle noch sonstige Vorteile anbieten, versprechen, gewähren oder annehmen. Jegliches solches Angebot ist der Ethikkommission zu melden. Eine entsprechende Unterlassung wird gemäss diesem Reglement geahndet.

2. Diesem Reglement unterstellten Personen ist die widerrechtliche Aneignung von FIFA-Vermögen verboten, ungeachtet, ob dies direkt oder indirekt über oder zusammen

210 Vgl. FIFA: FIFA - Ethik - Reglement. Ausgabe 2018, in: https://resources.FIFA.com/image/upload/FIFA- code-of- ethics-2018-version-takes-effect-12-08-18.pdf?cloudid=mur8rnz1vha100yprgru [abgerufen am 12.05.2019]. 211 FAZ: : Die FIFA streicht das Wort Korruption einfach, in: https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/fussball- weltverband-FIFA-streicht-korruption-auf-ethikkodex-15738139.html [abgerufen am 12.05.2019] 79 mit Vermittlern und nahestehenden Parteien gemäss Definition in diesem Reglement erfolgt.

3. Diesem Reglement unterstellte Personen unterlassen jegliche Tätigkeit und jegliches Verhalten, das den Anschein unredlichen Verhaltens oder versuchten unredlichen Verhaltens gemäss obigen Abschnitten erweckt oder vermuten lässt.212

Deswegen war die FIFA in letzter Zeit immer mit Vorwürfen in dieser Richtung konfrontiert. Auch in der Presse erntete der Verband harsche Kritik dafür. Die FIFA rechtfertigte sich damit, dass sie lediglich das Wort Korruption gestrichen habe. Hans Joachim Eckert, der Ex-Vorsitzende der Kammer der FIFA-Ethikkommission, äußerte sich folgendermaßen:

„Für Bestechung, die zuvor mit Korruption in einem Paragraphen zusammengefasst war, wird neuerdings eine Mindestsperre von fünf Jahren und eine Geldstrafe in Höhe von umgerechnet mindestens 88000 Euro festgesetzt. Der Tatbestand der Bestechung, Veruntreuung und Spielmanipulation verjährt ab sofort allerdings schon nach zehn Jahren (...)“213

Des Weitern behauptet die FIFA, das Wort Korruption wurde aus Verständlichkeitsgründen weggenommen. Die neue Änderung soll laut FIFA für mehr Verständlichkeit sorgen. 214

Die FIFA wirkt beim Thema Korruption sehr dünnhäutig. Sollten Spieler, Spielervermittler und Fußball – Offizielle verleumderische Aussagen gegenüber der FIFA tätigen, verhängt sie eine Geldstrafe von 8800 Euro und man wird von allen Fußballtätigkeiten zwei Jahre ausgeschlossen. Die FIFA prüft und kontrolliert Verstöße selbst. Externe Kontrollen sind in FIFA Angelegenheiten nicht vorgesehen, was der Glaubwürdigkeit der Organisation nicht unbedingt dienlich ist.

212 FIFA.com: FIFA - Ethik - Reglement. Ausgabe 2012, in: https://resources.FIFA.com/image/upload/FIFA- ethik-kodex-500283.pdf?cloudid=xesxx1yomfqmyuir4pkj [abgerufen am 17.06.2019].S.19 213 Kühne, Benjamin: FIFA streicht „Korruption“ aus Ethikcode, in: https://www.dw.com/de/FIFA-streicht- korruption-aus-ethikcode/a-45120707 [abgerufen am 12.05.2019].

214 FAZ: Die FIFA streicht das Wort Korruption einfach, in: https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/fussball- weltverband-FIFA-streicht-korruption-auf-ethikkodex-15738139.html [abgerufen am 13.05.2019]

80 4.4 Korruptionsfälle in der FIFA

Es war einer der größten Skandale, der sich innerhalb der FIFA je ereignet hat. Die WM- Vergaben 2018 nach Russland und 2022 nach Katar entpuppten sich als Korruptionsskandal, der die Fußballwelt erschütterte und ein Erdbeben innerhalb der FIFA auslöste. Viele FIFA Funktionäre mussten ihren Hut nehmen, wie auch der damalige FIFA Chef Sepp Blatter. Doch der Reihe nach: Was war genau passiert? Die Korruptionsaffäre beginnt im Jahre 2010, als FIFA – Exekutivmitglieder wegen Korruptionsverdacht suspendiert worden sind. Diese sollen bereit gewesen sein, ihre Stimme für Geld zu verkaufen. Nur einen Monat später wurden weitere FIFA-Funktionäre mit Bestechungsvorwürfen konfrontiert und mit Strafen sanktioniert. Im Dezember 2010 wurden dann die Weltmeisterschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar vergeben. Der früherer Vize-Präsident Julio Grondona soll ungefähr 800.000 Euro für seine Stimme erhalten haben.215 Grodona wurde im Laufe seiner Amtszeit immer wieder mit Ethikvergehen in Verbindung gebracht. Wegen schwerer Korruptionsvorwürfe gegen die FIFA holte man sich Hilfe von außen und setzte eine externe Arbeitsgruppe ein, um die Vorfälle zu klären. In weiterer Folge wurde auch ein neuer Vorsitzender der Ethikkommission gewählt.

2014 soll ein katarischer Funktionär Zahlungen in der Höhe von fünf Millionen Euro an Offizielle überwiesen haben, um sich die Unterstützung der Funktionäre für die WM Vergabe nach Katar zu sichern. Es erfolgten auch einige Festnahmen auf Grund des Korruptionsverdachts. Der damalige FIFA Boss Blatter wurde 2015 für 90 Tage suspendiert, weil er gegen den Ethikkodex verstoßen hatte. Eine Millionenzahlung an den damaligen UEFA Präsidenten Michel Platini wurde ihm vorgeworfen. Im Dezember 2015 wurden dann Blatter und Platini für jeweils acht Jahre gesperrt, und Blatter musste zusätzlich eine Strafe von 500.000 Schweizer Franken zahlen.216 2016 wurde Gianni Infantino zum neuen FIFA Präsidenten gewählt und ein Jahr später dann der Garica Report veröffentlicht. In diesem Bericht gerieten die Gastgeberländer stark unter Druck, weil darin auch Millionenzahlungen an Funktionäre erwähnt wurden. Sehr skurril mutet eine Zwei-Millionen-Überweisung an die 10-jährige Tochter eines FIFA-Funktionärs an.

215Kurier: FIFA-Prozess: Katar soll WM-Stimmen gekauft haben in: https://kurier.at/sport/fussball/FIFA- prozess-katar-soll-wm-stimmen-gekauft-haben/298.301.294 [abgerufen am 16.05.2019] 216 Vgl. Kicker: Chronologie der FIFA-Korruptionsaffäre, in: https://www.kicker.de/news/fussball/intligen/startseite/635927/artikel_chronologie-der-FIFA- %20korruptionsaffaere.html [abgerufen am 16.05.2019]. 81 Ob die FIFA nun unter dem neuen Präsidenten Gianni Infantino einen glaubwürdigeren Weg einschlagen wird, steht in den Sternen. Einige Änderungen, die er veranlasst hat, brachten ihm harsche Kritik ein.

4.5 Ethische Untersuchung der WM 2018 in Russland

Grundsätzlich muss ich sagen, dass sich Russland während der Fußball Weltmeisterschaft 2018 rein sportlich gesehen als guter Gastgeber präsentiert hat. Die gefürchteten Ausschreitungen russischer Hooligans wurden im Keim erstickt, und die Fans feierten ein riesiges Fest miteinander. Bei einer genaueren ethischen Analyse lässt sich aber feststellen, dass einige inhaltliche Kritikpunkte zu finden sind. Vor allem außerhalb der Fußballplätze kam es zu Protesten und zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, die für Schlagzeilen in den Medien sorgten. Wie bereits im letzen Kapitel erwähnt, war Russland im Korruptionsskandal der FIFA involviert. Bei einer Vergabe für einen WM Standort steht nicht nur der sportliche Aspekt im Mittelpunkt, vor allem spielen Geld, Macht und Politik eine entscheidende Rolle.

Damit bin ich schon auch beim ersten Punkt angekommen, der ethisch bedenklich ist – die Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Putin ist seit 2000 Präsident in Russland, und unter seiner Führung hat sich Russland immer mehr vom demokratischen System verabschiedet. Manche bezeichnen die Politik unter Putin als „One Man Show“, und es scheint auch ziemlich offensichtlich zu sein, dass er allein bestimmt und Entscheidungen fällt. In Expertenkreisen ist sogar von Putinismus die Rede:

„Schließlich bestimmt er selbst, welche Mittel ihm dazu gerade am besten gelegen kommen. Mal ist der Westen Partner, mal Feind. Mal setzt er auf Handel, mal auf Abschottung. Mal gibt er sich liberal, mal chauvinistisch. Mal ist er Präsident, mal Ministerpräsident.“217

217 FAZ: Gibt es Putin, gibt es Russland. In: http://www.faz.net/aktuell/politik/denk-ich-an-deutschland- 1/putinismus- wladimir-putins-herrschaftssystem-in-russland-13801968.html [21.05.2019].

82 Putin gilt außerhalb Russlands als sehr umstrittene Person. Seine politischen Entscheidungen - z.B. Russland-Ukraine Konflikt oder Syrien Krieg -, wurden stark kritisiert. Auch gegen andere Meinungen innerhalb seines Landes geht Putin scharf vor. Kritiker laufen Gefahr, festgenommen zu werden. Putin war ein großer Befürworter der Weltmeisterschaft, vor allem wegen des positiven Effekts für die russische Wirtschaft und für das Ansehen Russlands. Insgesamt investierte Russland rund 12 Milliarden Euro in das Spektakel. Vor allem die neu gebauten Stadien kosteten eine Menge Geld.

Dies ist auch einer meiner Kritikpunkte an der WM in Russland. 11 der 12 Stadien in Russland wurden für die Fußball-Weltmeisterschaft neu gebaut. Dies wirft die Frage auf, ob es wirklich notwendig ist, eine Fußball-Weltmeisterschaft an ein Land zu vergeben, wo die Strukturen nicht vorhanden sind und fast alle Stadien neu gebaut werden müssen? Es gibt Länder wie die USA, England, Spanien oder Deutschland, die absolut WM-taugliche Stadien haben und wo diese auch nachhaltig genützt werden. In Russland wurden Stadien in Städten gebaut, wie z.B. Jekaterinburg, Wolgograd, Kaliningrad oder Saransk, die keine nachhaltige Nutzung versprechen. Die Fußballvereine in diesen Städten haben keine große Fanbasis, und die Stadien werden kaum voll ausgelastet sein.

Ab.11: Stadien in Russland, in:https://www.sueddeutsche.de/sport/wm-2018-in-russland-die-teuerste-fussball- wm-der-geschichte-1.3771233 [abgerufen am 23.05.2019]

83 Des Weitern wurde beim Bau dieser Stadien gegen zahlreiche Menschenrechte verstoßen. Die Arbeiter litten unter schlechten Arbeitsbedingungen, und es wurden einige Missstände aufgedeckt. Einige Zeitungen beschrieben die Arbeitsbedingungen als moderne Sklaverei. Viele Sicherheitsvorkehrungen wurden während des Stadionbaus ignoriert. Wichtige Schutzmaßnahmen wie Schutzbarrieren, Schilder oder Absperrungen gab es nicht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es während der Bauzeit zu 21 tödlichen Arbeitsunfällen gekommen ist. 218

Die internationale Gewerkschaft für Bau- und Holzarbeit gab der FIFA auch folgende Empfehlung für den Bau von Stadien:

Die wichtigsten Empfehlungen für die FIFA 1. Die FIFA muss in ihren Ausschreibungsunterlagen und in ihren Beziehungen zu Dritten verbindliche Klauseln aufnehmen, die die Einhaltung nationaler und interna- tionaler Arbeitsschutzstandards vorschreiben. 2. Im Einklang mit den bestehenden Konstruktionsstandards für „grüne Stadien“ muss die FIFA eine verbindliche Richtlinie für „menschenwürdige Arbeit“ beim Bau von Stadien und der dazugehörigen Infrastruktur verabschieden. Die FIFA muss eine Liste von Spezifikationen auf Grundlage internationaler Arbeitsschutzstan- dards erstellen. 3. Die FIFA muss sich verpflichten, (1) sicherzustellen, dass die Einstellung und Beschäftigung von Wanderarbeitnehmern den internationalen Arbeitsnormen entspricht, (2) alle Berichte über Missbräuche von Wanderarbeitnehmern zu unter- suchen und (3) öffentliche Berichte über ihre Erkenntnisse publik zu machen. 4. Die FIFA muss sich verpflichten, mit der BHI zusammen zuarbeiten, um einen Mustertext für eine künftige Absichtserklärung zu erstellen, die auch gemeinsame Ins- pektionsmechanismen vorsieht. 5. Die FIFA muss sich verpflichten, bei allen FIFA-bezogenen Infrastrukturprojekten eine Richtlinie und eine Reihe von Maßnahmen zur Nulltoleranz bei tödlichen Un- fällen zu verabschieden. Ab.12: Bau Empfehlungen https://www.bwint.org/web/content/cms.media/1162/datas/DE_WCRussia_Newsletter_D E.pdf [abgerufen 21.05.2019]

Auch Amnesty International übte Kritik an der FIFA wegen der schlechten Arbeitsbedingungen beim Stadionbau. Vor allem will man sich für Bauarbeiter in Katar einsetzen, wo die nächste Weltmeisterschaft stattfindet. Auch hier gibt es erschütternde

218 Vgl. FAZ: Tod und Ausbeutung in russischen WM – Stadien. In: http://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/wm-2018-in- russland-todesfaelle-und-ausbeutung-beim- stadionbau-14955847.html [25.05.2019]. 84 Berichte über die Arbeitsbedingungen bei den Bauarbeiten. Zusammen mit der FIFA will man gegen diese Missstände vorgehen und gerechte Arbeitsbedingungen schaffen.219

4.6 Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar

Die Weltmeisterschaft-Vergabe 2022 in das monarchisch regierte Golf-Emirat Katar sorgt bei mir immer noch für großen Unmut. Einen Kritikpunkt, der die klimatischen Bedingungen im Austragungsland der Weltmeisterschaft betrifft, habe ich bereits in meiner eigenen Stellungnahme im Kapitel 2, Entwicklung des Fußballs, erwähnt.

Da im Winter noch die nationalen Vereinsmeisterschaften stattfinden, müssen vielerorts die Spielpläne geändert werden. Für die FIFA bedeutet dies einen riesigen organisatorischen Aufwand, müssen doch die Clubs die Spieler für die Weltmeisterschaft abstellen.

Beim nächsten Kritikpunkt spricht der Fußballromantiker in mir. Gerne erinnere ich mich an Weltmeisterschaften wie z.B. Deutschland 2006, wo im Gastgeberland eine Fußballeuphorie ausbrach. Ich hege Zweifel daran, ob dies auch in Katar geschehen wird, bringt man dieses Land doch kaum mit Fußball in Verbindung. Die Fußballnationalmannschaft belegt zurzeit Platz 55 in der FIFA Weltrangliste. Auch fehlen bei der Nationalmannschaft internationale Stars und große Erfolge.

Außerdem verstößt Katar gegen zahlreiche Menschenrechte. Auf den Baustellen für die Stadien arbeiten viele Gastarbeiter aus Indien und Nepal unter schlechtesten Arbeitsbedingungen. Man schätzt, dass etwa 4000 Arbeiter bis zur Weltmeisterschaft durch die schlechten Arbeitsbedingungen umkommen werden.220 In Katar herrscht das umstrittene Kafala-System. Arbeiter sind schutzlos ihren Vorgesetzten ausgeliefert und dürfen ohne Zustimmung das Land nicht verlassen.221 Menschenrechtsorganisationen, z.B. Human Right Watch, nehmen die FIFA hier in die Pflicht zu handeln. Sie fordern die FIFA auf, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Minky Worden von Human Rights sagt dazu folgendes:

219 Vgl. Zeit: Amnesty - Bericht setzt FIFA unter Druck. In: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-05/katar-fussball-wm-2022-arbeitsbedingungen- amnesty-international [25.05.2019]. 220 Vgl. Zeit: Dann lieber doch spielen, in: https://www.zeit.de/sport/2017-06/wm-katar-boykott-saudi-arabien [abgerufen 20.05.2019] 221 Vgl. Deutschlandfunk, in: https://www.deutschlandfunk.de/fussball-wm-2022-in-katar-korruption- und.890.de.html?dram:article_id=430814 [ abgerufen am 20.05.2019] 85 „Das LGBT-Gesetz ist gegen die Menschenrechte und verletzt auch die FIFA-Statuten. Es muss abgeschafft werden. Im Fußball gelten Regeln, bei den Menschenrechten gelten auch Regeln. Die Menschenrechte sind klar definiert. Und für Katar muss das gleiche gelten wie für andere Länder.“222 Auch Amnesty International kreidet der FIFA an, nicht genug Druck auf die Regierung von Katar ausgeübt zu haben, um bessere, Arbeitsbedingungen für die Gastarbeiter zur erreichen.

Als Fußballfan bleibt mir jetzt nur mehr die Hoffnung, dass wenigstens die sportliche Qualität der Fußballspiele stimmt. Für die Zukunft erhoffe ich mir, dass die Ethikkommission der FIFA gestärkt wird und solche Missstände im Vorfeld verhindert werden.

4.7 Eigene Stellungnahme

Ethisch handelnde Personen, sowohl in verantwortungsvollen hochrangigen Bereichen, bei den Spielern als auch in der Anhängerschaft sind für die Zukunft des Fußballs von hoher Relevanz. Geben und praktizieren diese doch Grundwerte und Regeln, die für den Fortbestand des Fußballsports bedeutsam sind. Es braucht auf dem Platz und neben dem Platz einen Verhaltenskodex, damit ein Spiel für alle Beteiligen fair ablaufen kann. Jedoch scheinen zurzeit wichtige Posten mit fragwürdigen Personen besetzt zu sein. Egozentrik, Macht und Geldgier verdrängen Transparenz und Fairness im Spitzensport. Solche Fußballverantwortliche handeln auf Kosten der Spieler und der Fans. Ein aktuelles Beispiel: Das Finale der UEFA Europa League zwischen Chelsea London und Arsenal London wurde in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku ausgetragen. Für viele Fans war die Anreise in das weit entfernte Land zu teuer. Daher wurden viele Karten von den Vereinen zurückgegeben und die Spieler mussten vor einem halb leeren Stadion spielen. Aber nicht nur aus ökonomischen, sondern auch aus ökologischen Gründen darf nach der Sinnhaftigkeit der Ortswahl gefragt werden: Könnte nicht etwa die UEFA festlegen, dass im Falle eines Finales mit Teilnehmern aus einem gleichen Land ( Stadt) das Spiel im Land der Finalteilnehmer stattfindet? So würden Unsummen an Transport und Organisation eingespart werden können und umweltethisch eine massiv Umweltbelastung vermieden werden. Für das Land des Endspieles hat es auch positive Auswirkungen, denn die Werbewirkung eines UEFA Wettbewerb-Finalspieles ist enorm.

222 Ebd. 86 Da Ethik sich um den Schutz der Personenwürde kümmert, darf auch noch ein Sicherheitsargument ergänzend angefügt werden. Der Mittelfeldstar von Arsenal, , ein gebürtiger Armenier, fehlte bei diesem Finalspiel, weil er um sein Leben fürchtete, da Aserbaidschan und Armenien einen Konflikt austragen.

Deswegen hoffe ich, dass durch die Ethikkommission in der UEFA und FIFA verantwortungsvolle Jobs mit Funktionären besetzt werden, die menschliche Werte und gesellschaftliche Normen im Fußballsport in den Mittelpunkt stellen. Wir brauchen im Fußball wieder Menschen, egal ob Funktionäre, Spieler oder Fans, die das sehen und fördern, was Fußball eigentlich ist: ein Spiel - ein Spiel, das Menschen verbindet. Es bedarf der Funktionäre, die faire Bedingungen schaffen für Mannschaften, in denen Spieler verschiedener Nationen und Religionsgemeinschaften diesen Sport ausüben. Und schließlich braucht es Fans aus unterschiedlichen sozialen Herkünften, die Woche für Woche, egal ob im Stadion oder vor dem Fernseher, dem Spiel mit Begeisterung und unter Beachtung der Menschenwürde folgen und Fußballkultur leben und lieben. Eine solch niveauvolle Fußballwelt wird eine starke Vorbildwirkung auf Kinder und Jugendliche haben. Dies ist insofern von Bedeutung, weil König Fußball in allen Altersklassen intensiv praktiziert wird. Von sozialethischer Relevanz erscheint dabei der Fußball als Integrationsfaktor. Jugendliche aus unterschiedlichen nationalen, kulturellen und religiösen Herkunftmilieus finden über Fußballkategorien wie Teamgeist, Fairness, Disziplin und Respekt freundschaftliche Wege zueinander.

Für viele Jugendliche ist der Fußballverein ihr zweites Zuhause und sie gehen durch diese Gemeinschaft gestärkt in ein hoffnungsvolleres Leben.

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87

5.Conclusio

Seit ich mich erinnern kann, spielt der Fußball eine wichtige Rolle in meinem Leben. Als Jugendlicher hatten Fußballer mit einer sozialen und religiösen Lebenseinstellung auch positive Auswirkungen auf mich. In diesem Sinne hat die Beschäftigung mit religiösen und ethischen Aspekten in dieser faszinierenden Sportart für mich eine neue Dimension angenommen. Ich habe Perspektiven kennen gelernt, die ich vorher nicht so wahrgenommen habe. Ziel dieser Arbeit war es, ethische Aspekte des Fußball darzustellen und aufzuzeigen, dass Fußball weit mehr als ein Spiel ist, aber trotzdem nicht mit einer Religion gleichsetzt werden soll, obwohl die FIFA selbst manchmal Gott spielt und sich als Alleinherrscher des Fußballs ausgibt. Fußball ist und bleibt die wichtigste Nebensache der Welt. Des Weitern sollte in der Arbeit aufgezeigt werden, welch wichtigen Beitrag Ethik für den Fußball leisten kann.

Nach dem Einleitungskapitel befasste ich mich in meiner Arbeit mit der geschichtlichen Entwicklung des Fußballs von den Wurzeln des Fußballs bis zum heutigen Profifußball. Vom ursprünglichen sportlichen Wettkampf ohne große Geldsummen bis zum heutigen Millionenspektakel hat es einige Jahrzehnte gedauert. Verändert hat sich auch die Fankultur. Den wesentlichen Anteil zur Kommerzialisierung des Fußballs trugen Medien, Sponsoring und Investoren bei. Ich habe versucht aufzuzeigen, dass Fußball sich vom Volkssport zum Wirtschaftsimperium entwickelt hat. Geld regiert nicht nur die Welt, Geld regiert auch den Fußball. Versuche, die Kostenexplosion im Fußball zu regulieren, habe ich am Beispiel des Salary Cap dargestellt.

Fußball – (k)eine Religion? Diese Frage war Ausgangspunkt für den 3. Teil meiner Arbeit. Viele Begriffe aus der Religion haben im Fußball Einzug gehalten. Aber nicht nur Begriffe aus der Religion wurden übernommen, auch Symbole und Rituale sind im Fußball gang und

88 gäbe. Auch habe ich versucht herauszuarbeiten, dass Fußball als Ersatzreligion keine Antwort auf die Sinnfrage des Menschen geben kann.

Die Ethik und ihre Bedeutung für den Fußball war Thema im Teil 4 meiner Arbeit. Die Wichtigkeit von Regeln, Disziplin, Teamgeist, Respekt, Umgang mit Sieg und Niederlage, sind ein paar Begriffe aus diesem Kapitel. Fußballschulen als Chance für Kinder und Jugendliche in Ländern, wo es viel Armut gibt, sind positive Beispiele dafür. Der ethische Forderungskatalog, der auf die Einhaltung der Menschenrechte pocht, sich klar gegen Diskriminierung und Rassismus ausspricht, gegen Korruption und Doping im Sport auftritt, zeigt den positiven Grundgeist der FIFA auf. Ein eigener Ethikkodex ist ein Beispiel dafür, dass es im Fußball ohne Ethik nicht funktioniert. Er müsste nur dementsprechend noch umgesetzt werden.

Wenn die Jugend die Zukunft der Gesellschaft ist und wenn auch in Zukunft der König Fußball eine königliche Erscheinung sein will, sind ethische Werte unverzichtbar. Man spricht oft vom Fußballwunder. Das eigentliche geheimnisvolle Wunder besteht wohl darin, dass im Gegeneinander der Mannschaften das Miteinander der Menschen wachsen kann. Vor diesem Horizont kann Fußball ein segensreicher Beitrag für die Menschwerdung der Gesellschaft werden.

Ich habe in der vorliegenden Arbeit viele Worte über das Verhältnis von Sport und Ethik geschrieben. Mehr als Worte können aber oft Symbole, Rituale oder die Musik zum Ausdruck bringen. So möchte ich am Ende meiner Arbeit auf das vor allem in Liverpool und Dortmund zum Fußballkult gewordene Lied „You´ll Never Walk Alone“ verweisen, weil es wichtige ethische Lebensprinzipien thematisiert: Solidarität, Gemeinschaft, Treue, Vertrauen und Hoffnung.

You’ll Never Walk Alone by Gerry & the Pacemakers

When you walk through a storm Hold your head up high And don't be afraid of the dark

89 At the end of a storm There's a golden sky And the sweet silver song of a lark Walk on through the wind Walk on through the rain Though your dreams be tossed and blown Walk on, walk on With hope in your heart And you'll never walk alone You'll never walk alone Walk on, walk on With hope in your heart And you'll never walk alone You'll never walk alone 223

223 Songtexte.com : You’ll Never Walk Alone, In: https://www.songtexte.com/songtext/rykers/youll-never- walk-alone-43f71bff.html [abgerufen am 22.06.2019] 90 6. Abkürzungsverzeichnis

Ab. Abbildung bspw. Beispielsweise bzw. beziehungsweise d.h. das heißt

DFB Deutscher Fußball-Bund

DFL Deutsche Fußball-Liga

FIFA Fédération Internationale de Football Association (Weltfußballverband)

UEFA Union des Associations Européennes de Football (Europäischer Fußballverband)

WM Fußball-Weltmeisterschaft z.B. zum Beispiel

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Gehälter Bundesliga, eigene Grafik

Abbildung 2: Trikot Wolfsberger AC, Quelle: http://www.spox.com/at/sport/fussball/oesterreich/1807/Diashows/wac-trikots/die-neuen- trikots-des-wac-fuer-die-saison-2018-19-auf-den-unterarmen-ist-noch-platz.html [abgerufen am 14.04.2019]

Abbildung 3: Transferentwicklung Quelle: https://de.statista.com/infografik/10579/der- transfer-wahnsinn/ [abgerufen am 17.04.2017]

Abbildung 4: Wikipedia: Kutte (Fußball), Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kutte_(Fußballfan) [abgerufen am 25.04.2019]

91 Abbildung 5: Diego Maradonna, Quelle: https://www.joe.ie/uncategorized/way-to-diego- maradona-to-resume-football-career-410753 [abgerufen am 23.04.2019]

Abbildung 6: David Beckham, Quelle: https://themadtraveler.com/blog/photo-david- beckham-in-a-buddhist-temple-in-bangkok/ [abgerufen am 25.04.209]

Abbildung 7: Neymar, Quelle: https://www.sonntagsblatt.de/artikel/wm-2018- fussball/glaube/religion-und-glaube-bei-fussball-stars [abgerufen am 25.04.2019]

Abbildung 8: Andachtsraum im Rapid Stadion, Quelle:https://www.meinbezirk.at/penzing/c- lokales/kapelle-und-sonderzuege-fuer-das-neue-rapid-stadion_a1807469 [abgerufen am 30.04.2019]

Abbildung 9: Young Bafana, Quelle: https://regionalsport.de/abenteuer-young-bafana- braunschweiger-hilft-mit-fussball/ [abgerufen am 08.05.2019]

Abbildung 10: FIFA-Logo, Quelle: http://www.sport2005.ch/austragungsorte-FIFA-fussball- weltmeisterschaft.php [abgerufen ma 11.05.2019]

Abbildung 11: Stadion in Russland, Quelle in:https://www.sueddeutsche.de/sport/wm-2018- in-russland-die-teuerste-fussball-wm-der-geschichte-1.3771233 [abgerufen am 23.05.2019]

Abbildung 12: Bau Empfehlungen Quelle: https://www.bwint.org/web/content/cms.media/1162/datas/DE_WCRussia_Newsletter_DE.pd f [abgerufen 21.05.2019]

92 8. Literaturverzeichnis

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