Massenphänomen „Fußball“ Mehr Als Ein Spiel - Aber Keine Religion
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Standpunkte der Ethik - Massenphänomen „Fußball“ mehr als ein Spiel - aber keine Religion Diplomarbeit Zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie eingereicht von Christoph Reisenhofer bei Univ.-Prof. Mag. Dr. theol. Leopold Neuhold Institut für Ethik und Gesellschaftslehre Katholisch- Theologische Fakultät Karl-Franzens-Universität Graz Graz, Juni 2019 1 Ehrenwörtliche Erklärung Ich, Christoph Reisenhofer, erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version. Graz, am 25.06.2019 Christoph Reisenhofer 2 Danksagung „You´II Never Walk Alone“ heißt es in einem Lied, das Fußballfans von Liverpool und Dortmund in schönen und schweren Zeiten für ihre Mannschaft singen. „You´II Never Walk Alone“- diese Erfahrung habe ich selber beim Erstellen meiner Diplomarbeit machen dürfen. Ich möchte danke sagen. An erster Stelle möchte ich meinem geschätzten Herrn Professor Dr. Leopold Neuhold für die Beratung bei der Themenfindung und die kompetente Begleitung bei meiner Diplomarbeit danken. Schließlich war er es, der durch seinen inspirierenden Vortrag in mir die Entscheidung ausgelöst hat, meine Studienrichtung von Geographie auf Theologie zu ändern. Mein besonderer Dank gilt meiner Familie, insbesondere meinem Opa Heinz Koch, der als Hobby Fußballanalytiker wesentlich zur Entstehung des gewählten Themas beigetragen hat. Danke auch meinem Vater, der als Trainer vom FC Mölbenring meinen Freunden und mir die ersten ethischen Prinzipen im Fußballsport vermittelt hat. Ein ganz besonderer Dank gebührt auch meinem Onkel Joe Reisenhofer, begeisterter Fußballfan und Pfarrer von Hartberg. Obwohl er überzeugter Sturmanhänger ist, hat er mir als Rapidfan wertvolle Tipps und Ratschläge gegeben. Eine wahre ethische Herausforderung im Spannungsfeld zweier Fußballfanwelten. Zuletzt möchte ich noch all denjenigen danken, die in der Zeit der Erstellung meiner Arbeit für mich da waren bzw. mich in Ruhe arbeiten ließen, insbesondere meiner Freundin Jennifer. 3 Inhaltsverzeichnis 1. EINLEITUNG 7 2. ENTWICKLUNG DES FUßBALLS 8 2.1 DIE GESCHICHTE DES FUßBAL 8 2.2 FANS UND ZUSCHAUER 9 2.2.1 DER ZUSCHAUER 9 2.2.2 DER FAN 9 2.2.3 KATEGORIEN VON FUßBALLFANS IM BEZUG AUF GEWALT 10 2.3 EINFÜHRUNG DES PROFIFUßBALLS UND GEHALTSENTWICKLUNG ANHAND DER DEUTSCHEN BUNDESLIGA 12 2.4. GLOBALISIERUNG UND KOMMERZIALISIERUNG DES FUßBALLS. 14 2.4.1 SPONSORING 15 2.4.2 ENTWICKLUNG DES FUßBALLSPONSORING 15 2.5 INVESTOREN 20 2.5.1 POSITIVE BEISPIELE 20 2.5.2 PROBLEMATISCHE BEISPIELE 21 2.5.3 50+1 REGEL IN DEUTSCHLAND 24 2.6 MEDIEN 25 2.6.1 TV-MEDIEN 26 2.6.2 FUßBALL UND SOZIALE MEDIEN 28 2.7 TRANSFER UND SPIELERGEHÄLTER 29 2.7.1 BOSMAN URTEIL 29 2.7.2 GEHÄLTER 31 2.7.3 SALARY CAP 31 2.7.3.1 ARGUMENTE FÜR DEN SALARY CAP 32 2.7.3.2 CONTRA ARGUMENTE 33 2.8 COMMON GOAL UND EIN 1-PROZENT-PROJEKT 35 2.9 EIGENE STELLUNGNAHME 36 3. FUßBALL - (K)EINE RELIGION? 38 3.1 EINLEITUNG 38 3.2 WAS IST RELIGION - BEGRIFFSBESTIMMUNG 39 3.2.1 SUBSTANZIELLER RELIGIONS-BEGRIFF 39 3.2.2 FUNKTIONALISTISCHER RELIGIONSBEGRIFF 40 3.2.3 WEITERE FUNKTION VON RELIGION 41 3.3 RELIGION UND FUßBALL - DIE ANFÄNGE 42 3.4.GEMEINSAMKEITEN UND UNTERSCHIEDE - FUßBALL UND KIRCHE 44 4 3.4.1 KONTINGENZBEWÄLTIGUNG 44 3.4.2 KIRCHENGEBÄUDE - STADION 45 3.4.3 JAHRESZYKLEN 47 3.4.4 SYMBOLIK IM FUßBALL 48 3.4.5 KLEIDUNG 50 3.4.6 GEMEINSCHAFT 51 3.4.7 RITUALE 52 3.4.8 „FUßBALLGÖTTER“ 53 3.4.9 FUßBALLER UND IHR GLAUBE 56 3.4.10 ABERGLAUBE IM FUßBALL 59 3.5 DER FUßBALL NÜTZT DIE RELIGION AUS 60 3.6 FAZIT: FUßBALL IST KEINE RELIGION 62 4.ETHIK UND IHRE EINFLÜSSE AUF DEN FUßBALL 66 4.1 WAS IST ETHIK 66 4.2 ETHIK IM FUßBALL 66 4.3 FUßBALLSCHULEN IN ENTWICKLUNGSLÄNDERN 73 4.4 DIE FIFA 76 4.4.1 ETHIK UND FIFA 77 4.4.2 ETHIKKODEX 2012 77 4.4.3ETHIKKODEX 2018 78 4.4 KORRUPTIONSFÄLLE IN DER FIFA 81 4.5 ETHISCHE UNTERSUCHUNG DER WM 2018 IN RUSSLAND 82 4.6 FUßBALL WELTMEISTERSCHAFT 2022 IN KATAR 85 4.7 EIGENE STELLUNGNAHME 86 5.CONCLUSIO 88 6. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 91 7. ABBILDUNGSVERZEICHNIS 91 8. LITERATURVERZEICHNIS 93 5 Vorwort 2017 wechselte der brasilianische Fußballstar Neymar für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona nach Paris St. Germain. Als diese Schlagzeile öffentlich gemacht wurde, saß ich gerade mit meinem Großvater auf seiner Terrasse bei einem Kaffee. Ich erzählte ihm von diesem Transfer, worauf mein Großvater antwortete: „Das ist doch alles nicht mehr normal!“ Es folgte eine ausgiebige Diskussion über die Entwicklung des Fußballs. Auch ich mache mir immer mehr Gedanken über die Entwicklung des Fußballs, speziell auch wegen der Geldflüsse in dieser für mich so faszinierenden Sportart. Transferwahnsinn, Millionengehälter, Multifunktionsarenen mit Sponsorennamen und Milliarden an Fernsehgeldern - der Fußball wird kommerzialisiert und entfernt sich immer mehr vom klassischen Volksport. Die Fans haben schon lange nichts mehr zu melden, und der Fußball gehört denjenigen, die das Geld bereitstellen. Fußball und Religion stehen sich in vielerlei Hinsicht sehr nahe, doch wird der beliebte und faszinierende Rasensport zum Religionsersatz, darf und sollte dies kritisch hinterfragt werden. Da ich selber jahrelang Fußball gespielt habe, momentan als Fußballvideoanalyst tätig und immer noch ein glühender Fan dieser Sportart bin, ist es mir ein persönliches Anliegen, mich in dieser Arbeit mit den ethischen Aspekten des Fußballs auseinanderzusetzen. 6 1. Einleitung Drei wesentliche Schwerpunkte werden im Mittelpunkt meiner Arbeit stehen. Im ersten Teil möchte ich einen Blick auf die Entwicklung des Fußballs und dessen Kommerzialisierung (Investoren, Gehaltsobergrenze, TV-Verträge) und Globalisierung werfen. Hier gab es in den letzten Jahren enorme Veränderungen. Ein Fußballclub in einer höheren Liga ist nicht nur ein Sportverein, sondern ein richtiges Unternehmen. Die Einflüsse von Wirtschaft und Medien werden immer bedeutender. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die Fans, auf deren Bedürfnisse immer weniger Rücksicht genommen wird, aber auch der Sportler selbst, der in dieser Entwicklung oft einen hohen Preis bezahlen muss, wenn Überforderungen, Verletzungen oder Burnout ihn aus der Bahn werfen. Im zweiten Kapitel möchte ich den Fußball mit Religion vergleichen. Für viele stellt Fußball eine Art Ersatzreligion dar, doch kann man den Fußball wirklich als Religion bezeichnen? Ich möchte aufzeigen, inwieweit Fankultur mit religiösen liturgischen Abläufen vergleichbar ist. Des Weiteren möchte ich diese religiösen Elemente (Gesänge, Symbole, Fahnen ....) und ihre Wirkung im Fußballstadion und ihren Einfluss auf Gemeinschaftsbildung und Wertorientierung ergründen. Anschließend werde ich mich mit der Thematik auseinandersetzen, dass Fußball, trotz vieler religiöser Motive, trotzdem nicht als moderne Religion bezeichnet werden kann und auch nicht mit Religion gleichgesetzt werden sollte. Im letzten Kapitel geht es um den Beitrag der Ethik im Fußball. Was sind die Aufgaben und Kritikpunkte von Ethik in dieser Sportart? Welche Ethikwerte, z.B. bei Spielern und Ethikeinrichtungen (FIFA) gibt es im Fußball und welche Aufgaben erfüllen sie? Wie kann Ethik gegen die starke Kommerzialisierung und Globalisierung entgegenwirken? 7 2. Die Entwicklung des Fußballs 2. 1 Die Geschichte des Fußballs Man wird es kaum glauben, doch unser geliebter Fußball fiel im Zuge der Schöpfung nicht einfach so vom Himmel. Er entwickelte sich, so wie die Menschheit über tausend Jahren der Evolution. England wird als Mutterland des Fußballs bezeichnet, obwohl der Ursprung dieser Sportart in China zu suchen ist. Chinesische Akrobaten spielten mit einem Ball und später wurden richtige Spiele gegeneinander ausgetragen.1 Auch die Römer betrieben ein Spiel, das dem Fußball schon sehr nahe kam.2 Es gibt Quellen aus dem 12. Jahrhundert über ein Fußball ähnliches Spiel in England, wo die Mannschaften ohne Regeln mit einen Art Medizinball gegeneinander spielten.3 Bis ins 19. Jahrhundert gab es diese Variante, die „Folk Football“ genannt wurde und eine Mischung aus Rugby und Fußball war.4 Mit der Industrialisierung und Urbanisierung ging die Bedeutung dieser Sportart verloren. Mitte des 19. Jahrhunderts entstand der Fußball, so wie wir ihn heute kennen.5 1846 wurden an der Universität Cambridge die Regeln für den Fußball aufgestellt. In diesem Regulativ wurde festgelegt, dass der Ball nicht mit der Hand gespielt werden darf. Es sollte eine klare Differenzierung zum Rugby werden. 1863 kam es dann zu einem Gentlemen’s Agreement, das zwölf englische Vereine unterschrieben. 6 1870 fingen sich die ersten Mannschaften auf dem Platz zu organisieren an. Man teilte erstmals die Spieler in Verteidigung, Mittelfeld und Stürmer ein. Zwei Jahre später wurde dann zum ersten Mal ein Schiedsrichter eingesetzt, zuvor entschieden die Spieler selbst über ihre Verstöße. 7 1904 wurde die FIFA (Fédération Internationale de Football Association ) gegründet. Sie ist seither für die Regeln auf und neben dem Platz verantwortlich. 1 Vgl. Galeano, Eduardo: Der Ball ist rund, Zürich: Unionsverlag 2000. S. 34. 2 Vgl. ebd. 3 Planet Wissen: Fußballgeschichte in: https://www.planet- wissen.de/gesellschaft/sport/fussballgeschichte/index.html [abgerufen am