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– so nah Tosender Beifall für die Premiere der neuen, vierten Eigenproduktion des Mindener Verbandes

Von Hans-Christoph S c h r ö t e r M i n d e n (WB). Neues »Wagner-Wunder« in Minden: Mit »Tristan und Isolde« prä- sentiert der dortige Wagner- Verband anlässlich seines 100-jährigen Bestehens zum vierten Mal eine eigene Pro- duktion im kleinen, feinen Stadttheater. Mit Begeisterung nahm das Publikum die Pre- miere am Samstagabend auf.

Für die hochklassige Gemein- schaftsproduktion mit der Nord- westdeutschen Philharmonie un- ter der musikalischen Leitung Frank Beermanns holte der Ri- chard Wagner Verband mit der rührigen Dr. Jutta Hering-Winck- ler an der Spitze den Bayreuther Wagner-Spezialisten an die Weser. Mit einfa- chen, aber suggestiven Mitteln inszenierte er das Musikdrama auf der relativ kleinen Bühne ganz dicht am Publikum als hochemo- tionales Ereignis. Nach brutto gut fünf Stunden Opernerlebnis zu- nächst ergriffenes Schweigen – und dann tosender Beifall. Auch von Verena Lafferentz-Wagner (91), der letzten noch lebenden Enkelin Richard Wagners, und Eva Wagner-Pasquier, einer der derzei- Aus Ablehnung wird Liebe: Kurwenal und Tristan, Isolde und Dienerin Roman Trekel, , Dara Hobbs und Ruth Maria Nicolay. tigen Leiterinnen der Bayreuther Brangäne im ersten Akt. Mit großartigen Stimmen singen (von links) Hinter dem Gaze-Vorhang das Orchester. Foto: Friedrich Luchterhandt ter frei und erlaubt gleichwohl Festspiele: Beide waren abermals nicht müde wird. Er bevorzugt in Seemann und Hirt und Sebastian dazu einen stilisierten Schiffsbug, intensive farbliche Wandlungen, gern als Ehrengäste angereist. der Höhe stets das Fortissimo. Im Eger als Steuermann. Der Wagner- der trotz der kleinen Bühne räum- die zur jeweiligen Handlungs- und Statt plakativ nach Modernität Schlussakt zeigt er, dass er auch Chor Minden wurde von Thomas zu suchen, gibt sich der »Tristan« liche Weite suggeriert. Beeindru- Wirtz kompetent einstudiert. Stimmungslage passen. Wunder- ckend gelingt es der »Isolde«-Sän- sanftere Töne beherrscht. in Minden werktreu. Ganz im Ausgezeichnet spielt unter der voll kam die sternenbesetzte Nacht gerin Dara Hobbs, die über eine Ähnliches ist in stimmlicher Sinne Richard Wagners lässt von Leitung von die im zweiten Akt heraus, herrlich grandiose Stimme wie über ein Hinsicht zu Ruth Maria Nicolay zu Stegmann in Wagners »Handlung Nordwestdeutsche Philharmonie. die Schlussszene, wo seitlich von außergewöhnliches Spieltalent sagen. Sie spielt überzeugend die in drei Aufzügen«, die auf einer Ein Sonderlob verdienen Frank P. oben strömendes Licht Isoldes verfügt, die Gefühlswelten der stets besorgte Dienerin Brangäne. Erzählung aus dem keltischen Sa- Schlössmann, verantwortlich für Schlussgesang in eine milde Sphä- weiblichen Hauptperson in ihrer Roman Trekel verkörpert stimm- genkreis um König Artus fußt, die Bühnenbild und Kostüme, und re tauchte. ganzen Weite aufleben zu lassen. lich und darstellerisch trefflich Protagonisten in Aufwallung Mariella von Vequel, die in Zusam- Fazit: Eine mit viel Liebe und Etwas steifer kommt Andreas Tristans Diener Kurwenal. Von der schwelgen. Aus tiefster Ablehnung menarbeit mit dem Regisseur und großem Können erarbeitete Pro- Schager daher, gesteigertes Tem- Figur und mit seinem voluminö- wird nach Gabe des Liebestrunks seiner Assistentin Anna-Christina duktion, welche die Wagner-Ge- perament wäre für den »Tristan«- sem Bass passt James Moellenhoff das höchste aller Gefühle – über Hanousek mit dem Licht geradezu meinde, und nicht nur die ostwest- Sänger nicht unpassend. Obwohl hervorragend zu König Marke. den Tod hinaus. zaubert. Ein durchsichtiger Gaze- fälische, noch mit Aufführungen von eher schmächtiger Statur, er- Auch alle kleineren Rollen sind Das Bühnenbild symbolisiert mit Vorhang gibt den Blick auf das im am 16., 21., 23., 26. und 29. staunt er durch eine markante, gut besetzt, so Thomas de Vries als September beglücken wird. Booten Meeresnähe, weit in den Melot, André Riemer als junger Hintergrund musizierende Orches- Hintergrund projiziert sieht man kräftige Stimme, die bis zum Ende