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Exkursionsführer und Veröffentlichungen Schaumburger Bergbau

Exkursion durch die Gemeinde Nienstädt

Werner Schöttelndreier / Erich Hofmeister

Heft 8

Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule

Hagenburg im Mai 2008

Exkurf. u. Veröffentl. / AK-Bergbau / H.08 / S.62 / Abb.15 / Tab.4 / 2008

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Die Reihe „Exkursionsführer und Veröffentlichungen des Arbeitskreises Bergbau der Volkshochschule Schaumburg“ wird vom Arbeitskreis Bergbau in lockerer Folge herausgegeben.

Bisher sind erschienen: Heft 01 Schunke & Breyer: Der Schaumburger Bergbau ab 1386 und von...... Heft 02 Ahlers & Hofmeister: Die Wealden- Steinkohlen in den Rehburger Bergen. Heft 03 Korf & Schöttelndreier: Die Entwicklung des Kokereiwesens auf den...... Heft 04 Hofmeister: Der Obernkirchener Sandstein. Heft 05 Hofmeister & Schöttelndreier: Der Eisenerzbergbau im Weser- und Wiehen. Heft 06 Hofmeister: Die Steinkohlenwerke im Raum Osnabrück. Heft 07 Krenzel: Vorbereitung einer Exkursion von Hagenburg zur Hilsmulde. Heft 08 Schöttelndreier & Hofmeister: Exkursion durch die Gemeinde Nienstädt. Heft 09 Ruder: Die historischen Teerkuhlen in Hänigsen bei Hannover. Heft 10 Hofmeister: Exkursion Steinzeichen am Messingsberg…

1. Impressum Herausgeber: Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule Schaumburg, Wilhelm- Suhr- Straße 16, 31558 Hagenburg. Redaktion: Erich Hofmeister Layout & Druck: Christian Abel, Ludwig Kraus, 3

2. Vorwort:

Das Schaumburger Land, von den Rehburger Bergen bis ins , ist reich an Bo- denschätzen. Seit mehr als 600 Jahren prägte daher der Bergbau in Schaumburg nicht nur die Landschaft; er war zeitweise auch von erheblicher Bedeutung für das Leben zahlreicher Familien. So gab es u. a. Gesteins-, Ton-, Salz- und vor allem Kohleabbau. Heute werden nur noch (bei Obernkirchen und Steinbergen) Steine gebrochen. Der Abbau anderer Boden- schätze wurde eingestellt, so der Kohlebergbau zu Beginn der 60er Jahre. Doch gibt es noch viele ehemalige Bergleute, die von ihrem Arbeitsleben erzählen, Fachleute, die von ihren Kenntnissen über den einheimischen Bergbau berichten, und andere Zeitzeugen, die sich an manche Bergmannsgeschichte erinnern können.

In den letzten Jahrzehnten haben sich in verschiedenen Schaumburger Orten Bergmanns- vereine gebildet. Sie bemühen sich, Traditionen der Bergleute zu bewahren und Bergbaudo- kumente und -relikte zu sichern, zu pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

1991 wurde im Rahmen der Volkshochschule Schaumburg ein Arbeitskreis mit dem Titel "Schaumburger Bergbau und der Bergbau der Rehburger Berge" gebildet. In ihm sind Mitglieder der verschiedenen Bergmannsvereine vertreten. Hans- Ulrich Drechsler (Hagen- burg / Altenhagen) übernahm die Leitung und übergab sie 1997 an Erich Hofmeister (Hagenburg). Es fanden sich etwa 25 Personen, die nun schon über 10 Jahre regelmäßig an den Treffen teilnehmen und durch ihr Engagement und ihre Hilfsbereitschaft zum Erfolg des Arbeitskreises beitrugen und beitragen.

Allen gebührt großer Dank, neben Hans- Ulrich Drechsler und Erich Hofmeister besonders Ernst Knickrehm (Obernkirchen), Werner Schöttelndreier (Nienstädt), Werner Ahlers (Rohr- sen), Jürgen Ruder (Großburgwedel) und Karl- Heinz Grimme (Barsinghausen).

In den ersten Jahren waren die Tagungen geprägt durch Berichte, Vorträge und Erzählungen einzelner Mitglieder aus ihrem Bergmannsleben. Alles Wesentliche wurde auf Tonband aufgenommen und damit für spätere Zeiten gesichert. Auf Exkursionen wurden die ehemaligen Arbeitsstätten, die alten Schacht- und Stollenanlagen des Bergbaues und verschiedene Steinbrüche aufgesucht und vor Ort die frühere Arbeit beschrieben und erläutert.

Es folgte die Zusammenstellung und Durchsicht von Veröffentlichungen über den hiesigen Bergbau. Einzelne Mitglieder übernahmen Recherchen in öffentlichen und privaten Archiven. Außerdem wurden Fachleute zu bestimmten Einzelthemen eingeladen, die sich nach ihrem Referat meist noch zu weiterer Mitarbeit im Arbeitskreis Bergbau bereit erklärten.

Von der ursprünglichen Absicht, eine umfangreiche Monographie über den Schaumburger Bergbau zu erstellen, wurde wegen des Umfangs Abstand genommen. Nun werden in loser Folge, Hefte mit einzelnen Bergbauthemen und / oder Exkursionsführer des Arbeitskreises Bergbau der VHS Schaumburg, herausgegeben

Glück auf!

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3. Langjährige Mitglieder des Arbeitskreises

Abel Barbara Obernkirchen Abel Christian Obernkirchen Abel Willi Obernkirchen Ahlers † Werner Rohrsen Bonitz † Gerhard Bremer Ursel Hagenburg Busatta † Fred Hagenburg Drechsler Hans- Ulrich Hagenburg Engelking † Carl- Friedrich Gerdts Wolfgang Wunstorf Grimme Karl- Heinz Barsinghausen Henke † Kurt Obernkirchen Hofmeister Erich Hagenburg Kaussow, sen. Günter Hagenburg Kaussow, jun. Günter Hagenburg Klinger † Herbert Hagenburg Klinger Margret Hagenburg Knickrehm † Ernst Obernkirchen Knickrehm Ingrid Obernkirchen Koch † Fritz Obernkirchen Kording Wilhelm Nienstädt Korf † Walter Nienstädt Krassmann, Dr. Thomas Rodenberg Kraus Ludwig Stadthagen Krenzel Horst Egestorf Kröger, Dr.† Uwe- Dietrich Ludewig Gunter Maiwald Heinz Hagenburg Matthias Friedrich Bad Nenndorf Oberdanner Hans Rehburg- Loccum Poßin Wolfgang Hagenburg Ruder † Barbara Großburgwedel Ruder Jürgen Großburgwedel Rüppel † Hermann Barsinghausen Schewe Rita Schewe Eckhard Auhagen Schiewe Karl- Heinz Garbsen Schlegel Detlef Wunstorf Schöttelndreier Anneliese Nienstädt Schöttelndreier Werner Nienstädt Schröder Konrad /Riehe Schröder Ralf Suthfeld/Riehe Schröder Wilhelm Suthfeld/Riehe Struckmeier Helmut Obernkirchen Voges Gisela Hagenburg Winterstein † Traude Hagenburg Wittkugel † Helmut Hagenburg

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4. Inhaltsverzeichnis

1. Impressum 2. Langjährige Mitglieder des Arbeitskreises 3. Vorwort 4. Inhalt 4a Abbildungen 5. Aus dem Inhalt 6. Ein Bergbau- Kultur- und Lehrpfad durch die Samtgemeinde Nienstädt 7. Abriß der Geschichte des Schaumburger Steinkohlebergbaus 8. Regalherren 9. Kolonisation 10. Der Bruchhof 11. Die politische Gemeinschaft 12. Bergbau in Nienstädt a) Stollen b) Kokerei der Schaumburger Gesamtsteinkohlenwerke c) Kunstschacht I Osterholz d) Der Schacht O-D-3 13. Bauernhaus Architektur a) Der Rundwalm 14. Die Glashütte Schierbach in Nienstädt 15. Nienstädt und seine Eisenbahn 16. Der Hauptlehrer und Heimatforscher Wilhelm Wiegmann, Nienstädt 17. Wackerfeld 18. Hausinschriften 19. Der Bürgermeister 20. Das Patronatsrecht 21. Folgen der Industrialisierung 22. Gut Meinefeld 23. Ortsteil Meinefeld 24. Das Südhorster Werk 25. Kunstschacht II Südhorsten 26. Sülbeck 27. Die Kirche „Zum heiligen Kreuz“ in Sülbeck 6

28. Das Sülbecker Werk 29. Liekwegen 30. Der Bergbau in Liekwegen 31. Das Schierborner Werk 32. Das Sooldorfer Werk 33. Das Brandshofer Revier 34. Georgschacht I und Georgschacht II bei Stadthagen 35. Aufzählung ehemaliger Betriebspunkte und Relikte der Steinkohlenwerke in der Gemeinde Nienstädt 35/1 Das Osterholz 35/2 Ziegelsteinbrennofen 35/3 Wassergewinnung 35/4 Bergehalde Osterholz 35/5 Schacht Nr. 29 35/6 Das Stadthäger Werk 35/7 Kunstschacht i 35/8 Schacht O-D-3 35/9 Wetterschacht W-F-1 35/10 Südhorster Stolln 35/11 Kunstschacht 35/12 Das Sülbecker Werk 35/13 Der alte und neue Sülbecker Stolln 35/14 Sülbeckerbrand Stollen 35/15 Das alte Stadthäger Zechenhaus 35/16 Das Liekweger Zechenhaus 36. Benutzte Literatur

4a. Abbildungen

Abb. 1 Übersichtskarte Landkreis Schaumburg Abb. 2 Der Bruchhof Abb. 3 Der Bruchhof Abb. 4 Osterholz Bei Nienstädt 7

Abb. 5 Sägewerk am Osterholz Abb. 6 Schaumburger Meilerofen 1848 Abb. 7 Backkoksöfen auf Osterholz Abb. 8 Mundlochdes Nienstädter Stollen zur Trinkwasserversorgung Abb. 9 Pumpenschacht O-D-3 Osterholz Abb. 10 Werner Schöttelndreier Abb. 11 Sohlen- und Lageplan der Werke Abb. 12 Abbauschema, Strebbau mit Schüttelrutsche Abb. 13 Kultur- und Lehrpfad Abb. 14 Das Osterholz Abb. 15 Südhorster Stolln

5. Aus dem Inhalt Nach 2 Jahren ist das Heft über die Exkursion durch die Gemeinde Nienstädt mit angrenzenden Ortsteilen erstellt.

Wir haben unsere Exkursion auf dem historischen Bruchhof bei Nienstädt begonnen. Somit kommen wir in die Siedlungs- und Rodungsepoche des Dülwaldes, in der Schaumburger Mulde. Die Siedlungsstrukturen des Haufendorfes und der Hagensiedlung bilden sich. Dazu gehört auch die Bauernhausarchitektur und Dorfverwaltung. All das, worüber wir an unseren Abenden gesprochen haben.

Nienstädt, Mittelpunkt der Schaumburger Kreidemulde und des Steinkohlen-bergbaus, von den Anfängen bis 1900, wird in Form eines Kultur- und Lehrpfades beschrieben. Wir haben versucht die Stollen und ihren Abbau nach übertage zu konzipieren, damit sie sehen können wo die Abbaufelder übertage in etwa verlaufen. In Karten konnte W. Schöttelndreier diese nicht eintragen, es wäre zu unübersichtlich geworden. So konnte er auch nicht auf einzelne Details eingehen. Das können wir später im Buch von Breier und Schunke über den Obernkirchener Bergbau nachlesen.

Legendentafeln sind entworfen, von denen zwei im Ortsteil Südhorsten schon aufgestellt sind: Am Südhorster Stolln und am Kunstschacht II. 8

Wir hoffen, daß auch die Gemeinde Nienstädt diesen Bergbau Schau- und Bildungspfad weiterführt. 16 Bergbautafeln sind entworfen, die auf über 20 Kultur- und Industrietafeln erweitert werden können.

An Hand eines Bergbau-, Kultur- und Lehrpfades soll Schulkindern und interessierten Personen in Theorie und Praxis die soziale und wirtschaftliche Bedeutung für die Bevölkerung und der industrielle Aufschwung in sechs Jahr-hunderten, von 1386 bis 1960, in der Schaumburger Region durch den Bergbau aufgezeigt und näher gebracht werden. Dieses kann an den noch zahlreich erhaltenen ehemaligen Betriebspunkten und Relikten erkannt und vermittelt werden.

Relikte sind Überreste der Industrialisierung. Sie bedürfen des Schutzes und der Pflege. Dabei darf man den Blickwinkel nicht auf Einzeldenkmäler richten, sondern die Landschaft selbst und insgesamt als grundlegendes Kriterium betrachten. Sie bilden in unserer Gemeinde, am Nordabhang der Bückeberge, ein zusammen-hängendes

Geländedenkmal (RÖMHILD).

Auch eine Biographie über den Hauptlehrer und Heimatforscher Wilhelm WIEGMANN aus Nienstädt, die Glashütte Schierbach und die – Stadthagener Eisenbahn sind beschrieben. Wackerfeld ist als eine Hagensiedlung dargestellt. Dieses ist nicht ganz richtig. Die Struktur Straße – Bach – Hof ist vorhanden. Doch das dahinter liegende Land ist unförmig, nicht wie eine lang dahin ziehende Hufe, wie man es bei den Hagen- Hufen- Dörfern z. B. in Hülshagen vorfindet.

Stolln als Eigenname, in direkter Verbindung mit dem Stolln, ist nach altdeutscher Art ohne „e“ geschrieben; in allgemeiner Bedeutung mit „e“.

Malakow Turm, Schacht O-D-3 in Nienstädt, schreibt sich nach der Festung Malakow auf der Halbinsel Krim, nicht mit einem- oder doppelt „f“.

Ich wünsche dem interessierten Leser eine genüssliche Stunde bei der Heimatforschung und bei dem Rundgang durch die Gemeinde Nienstädt. (Werner Schöttelndreier) 9

6. Ein Bergbau – Kultur – und Lehrpfad durch die Samtgemeinde Nienstädt 1510 Historische Bedeutung des Bergbaus in der Schaumburger Mulde, erstmalig erwähnt 1510, in Nienstädt, durch die erste Schürfung nach Kohlen des Kaufmanns Albrecht Schlüsselburg aus Stadthagen.

Stollen, Schacht Auffahrungen und Betriebspunkte 1714 Sülbecker Stolln: Steinportal in gutem Zustand 1728 Stadthäger Stolln: Wasserauslauf am Sportplatz Nienstädt 1750 Sooldorfer Stolln: im Meierfeld des Schnatwinkel nicht vorhanden 1810-1812 Zusammenschluß dieser Stolln zum gemeinschaftlichen Steinkohlen- bergwerk oder östliches Revier. 1757-1769 Südhorster Stolln: Steinportal in gutem Zustand. Legendentafel von der Gemeinde Südhorsten aufgestellt. Ein bedeutendes Feld von Obernkirchen bis Hörkamp wird für den Kohlenabbau von Wasser freigelegt. 1811-1905 Koksherstellung auf dem Betriebsgelände Osterholz der Obernkirchener Steinkohlenbergwerke. Entwicklung des weltweit bekannten Schaum-burger Meilerofen. Ziegelstein- Brennofen, Wasserspeicher, Bergehalde und Schacht 29 sind gut erhaltene und sichtbare Relikte. 1816-1821 Kunstschacht I: Teufung des ersten Tiefbauschachtes im Obernkirchener Bergbau. Schachtdeckel noch sichtbar. 1832 Errichtung eines Betriebsgebäudes und Werkstätten auf Osterholz. In ursprünglicher Größe vorhanden. 1835 Einbau der ersten Wassersäulenmaschine der Fa. Henschel aus Kassel. 1847 Kunstschacht II Südhorsten: Betriebsgebäude und Anlagen im ursprünglichen Zustand gut erhalten, großes Rundbogenfenster. Doppelschacht mit Dampf angetriebene Pumpen zur Lösung der Grubenwässer des Abbaufeldes von Obernkirchen bis Hörkamp oberhalb der D – Sohle. 1870 Schacht O-D-3 als Steinkohlenförder- und Wasserpumpenschacht am Bahnhof Nienstädt geteuft. Malakow- Förderturm (nach der Festung Malakow auf der Halbinsel Krim) einmalig in Norddeutschland. Gut erhalten. Erste elektrische Pumpenanlage. 10

1873 Anschlußbahn Stadthagen – Nienstädt / Osterholz. Bahntrasse vorhanden. 1900 Hieraus entstand die Rinteln – Stadthagener Eisenbahn; Güterverkehr und Museumsbahn in Betrieb. 1839-1876 Das Schierborner Revier, in den Bückebergen gelegen, mit 7 Stollen und 75 Schächten sowie der stärksten Flözmächtigkeit bis 0,75 m. Bergehalden sind zu Aussichtspunkten hergerichtet und eingefallene Strecken sind Zeugen vergangener Bergbautätigkeit. Es ist ein Wassergewinnungsgebiet. 1910/11 Bau von Wasserwerken, die den Stollenmundlöchern vorgelagert sind. Die Bauwerke sind gut erhalten. 1829 und 1873 Das Stadthäger- und das Liekweger Zechenhaus sind im Fachwerk- und Stein- Putz Baustil errichtet. Zwei gut restaurierte Häuser.

7. Abriß der Geschichte des Schaumburger Bergbaus

(SCHUNKE / BREYER, 1936; KNICKREHM, E.; DR. KRASSMANN, 2000) 1386 Drei Männer sollen sich im Bückeberg bei Obernkirchen in einem Steinkohlenbergwerk verirrt haben und dort umgekommen sein.

1498 Älteste vorhandene Urkunde über den Steinkohlenbergbau.

1520 Geregelter Steinkohlenabbau bei Obernkirchen.

1522 Schreiben der Stadt Bielefeld an GRAF JOHANN betreffs Beschwerde des Schmiedeamtes daselbst, wegen Verschlechterung der Kohlen.

1560 Jeder Kohlenbrecher soll täglich ein Bergfuder (ca.1t) Kohlen brechen.

1569 Verhandlungen zwischen JULIUS VON BRAUNSCHWEIG und Graf OTTO VON SCHAUMBURG- LIPPE (1544 – 1576) über Kohlenlieferungen nach Hannover. Genannt werden 1000 Fuder jährlich.

1583 Der Oberzellerfeld´sche Bergwerksverwalter bittet um Überlassung einiger Bergleute.

1584 In einem Vertrag wird von einem Kohlenbergwerk und einem Salz- bergwerk bei berichtet.

1602 Unter GRAF ERNST VON SCHAUMBURG- LIPPE (1601 – 1622) kommt der Steinkohlen- Bergbau zu hoher Blüte. 11

1617 In einem halben Jahr brauchte das Sooldorfer Salzwerk und der `sche Kalkofen 722 Fuder Kohlen.

1647 Nach der Teilung der Grafschaft wurde vereinbart, daß alle aus den Kohlenbergen anfallenden Kohlennutzungen der sieben Schaumburgischen Ämter zwischen beiden Häusern getreulich geteilt werden (Kurfürst von Hessen und Grafen zu Schaumburg- Lippe).

1681 Über die Bezahlung von Unterstützungen und Arztkosten im Krank- heitsfall wird berichtet.

1770 Für alle Bergleute wird eine Knappschaftsbüchsenkasse eingerichtet.

1775 Es wird über Kohlenabbau und Abbauversuche am Wiedenbrügger – und Atjeberg sowie bei Wölpinghausen berichtet.

1806 Es tritt zum ersten Mal die offizielle Benennung „Gesamtbergamt“ auf: „An das Hessen – Kasselsche- Gräflich – Schaumburg- Lippische Gesamtbergamt zu Obernkirchen“.

1808 Es werden die ersten Bergbälle erwähnt

1809 Von königlich westfälischer Seite wird bekannt gegeben, daß der OBERINSPEKTOR FRÖHLICH den Titel „Ingenieur en Chef“ erhalten habe und zusätzlich die Aufsicht über die Saline Rodenberg, das Mindener Torfmoor und die Zeche Bölhorst erhalten hat.

1811 Der erste Koks des Gesamtbergamtes zu Obernkirchen wird auf der Anlage Osterholz in Nienstädt in „Backkoksöfen“ gebrannt.

1811 Der OBERBERGMEISTER FRÖHLICH bittet um Erhöhung seiner Bezüge. Die Kosten für die Aufnahme des Grubenrisses des Lockumer Bergbaus durch SCHUCHARD betragen 32 Thl. 8 Gr.

1814 Das Bergamt erhält am 22.1.1814 die Mitteilung, daß die Berghauptmannschaft der Weserdivision aufgehoben ist (Ende der französischen Besetzung).

1817 Die Kammer sucht den Steinkohlenbrand einzuführen. Es wurde ein Magazin für Steinkohlenöfen angelegt und Landeseinwohner konnten diese Öfen zum Einkaufspreise, oder wo es nötig war, auf Kredit und Ratenzahlung erhalten.

1818 Aus England wurden drei Wetterlampen (David – Lampe) eingeführt. 12

1825 Die Reinigung des alten Obernkirchener Stollens wird in Erwägung gezogen. Durch Widerspruch von OBERBERGMEISTER FRÖHLICH wird die Reinigung verhindert.

1865 Für die Bergverwaltung der Schaumburger Gesamtbergwerke wird in Obernkirchen ein neues Bergamtsgebäude errichtet.

1874 Statt der Balge wird das Scheffelmaß eingeführt.

1899 Ankauf von Grundstücken für die Anlage des Georgschachtes und des Lietstollns.

1899 Auf dem Georgschachtgelände wird der 244 m tiefe Georgschacht 1 abgeteuft und Beginn mit dem Auffahren des Lietstollns in Obernkirchen

1900 Beginn mit dem Verlegen der Anschlußgleise auf Georgschacht und Lietstolln.

1902 Die Kokerei am Osterholz bei Nienstädt wird zum Georgschacht verlegt. Am 12. Dezember wurde der erste Ofen gedrückt. (n. Ass. Finze).

1906 In Obernkirchen wird unterhalb des Lietstolln eine Brikettfabrik gebaut.

1925-1928 Etwa 60 m südlich des Georgschachtes 1 wird ein weiterer Schacht (Georgschacht 2) mit einer Gesamtteufe von 353 m abgeteuft.

1925 Eine Kokerei - Neuanlage ging am 15.2.1926 in Betrieb (n. Korf).

1940 Schaumburg – Lippe verkauft seinen Anteil an die Preußag.

1950 Der Schacht Lüdersfeld wird bis zu seiner Endteufe von 556,17 m abgeteuft und untertage mit der Schachtanlage verbunden.

1953 Der Schacht Auhagen wird bis zu seiner Endteufe von 318,10 m abgeteuft und untertage mit dem Schacht Düdinghausen verbunden.

1960 Einstellung der Förderung auf allen Bergwerksanlagen am 31.12.

1961 Alle Bergwerksanlagen des Gesamtbergamtes Obernkirchen – Barsinghausen sind stillgelegt.

Nachweisbar sind im Laufe der Jahrhunderte über 300 Schächte und 700 Stollen aufgefahren worden. 13

8. Regalherren Das Regalrecht gewährte seinem Inhaber als Hoheitsrecht die Befugnis, sich bestimmte Bodenschätze (hier Steinkohle) anzueignen. Die Regalherren des Steinkohlenregals in den Landkreisen Schaumburg – Lippe und der Grafschaft Schaumburg : 1510 Die Grafen von Schaumburg. ab 1647 Die Herrscherhäuser von Kurhessen und Schaumburg- Lippe, je zur Hälfte. ab 1831 Der Kurhessische Staat und das Fürstenhaus Schaumburg- Lippe, je zur Hälfte. ab 1866 Der Preußische Staat und das Fürstenhaus Schaumburg-Lippe, je zur Hälfte. ab 1920 Der Preußische Staat zu 1/2; der Freistaat Schaumburg- Lippe zu 1/3; das ehemalige Fürstenhaus Schaumburg- Lippe zu 1/6. ab 1925 Der Preußische Staat zu 2/3; der Freistaat Schaumburg- Lippe zu 1/3. ab 1928 Die Gesamtbergamt GmbH. ab 1940 Die Preußag (Preußische Bergwerks- und Hütten AG. Gesamtbergamt Obernkirchen- Barsinghausen. ab 1942 Die Preußag nur in Schaumburg- Lippe.

Sowohl in dem Berggesetz von 1906 als auch in dem niedersächsischen Ergänzungsgesetz von 1956 ist das Erdgas nicht erwähnt worden. Es ist offensichtlich vergessen worden. Wegen seines gasförmigen Aggregatzustandes kann das Erdgas nicht zu den im § 1 SLBG genannten Mineralien gerechnet werden. Da aber auch die dem Staat vorbehaltenen Mineralien enumerativ dargelegt sind, steht daher die Gewinnung von Erdgas weiterhin in Schaumburg- Lippe den

Grundeigentümern zu. (KRUMSIEK, 1963 ; S.61).

9. Kolonisation Im Jahre 775 hatte König KARL DER GROßE, der Frankenherrscher, die Sachsen in unserem Raum unterworfen. Er zog mit seinem Heer auf der Nordseite der Bückeberge auf dem Helweg (Hechweg, Hellweg) vom Niederrhein zur Elbe durch die Porta Westfalica. Östlich davon kam er durch einen Gau mit dem Namen Bukki. 14

Unter dem Einfluß des Bischofs von entstanden die Klöster Obernkirchen (815), Wunstorf (871), Möllenbeck (896) und Fischbeck (955). Er brachte das Christentum in dieses Gebiet.

Am Nordabhang der Bückeberge verlief der Helweg; an dem bereits zur Sachsenzeit einzelne Höfe lagen. So in Sülbeck = Sulithe, Nienstädt = Nienstide und Wendthagen = Winnethorpe. Später war es dann der Heer – und Handelsweg auf dem auch die Heere Napoleons marschierten.

Zu Beginn des 12. Jahrhunderts begann auf dem Bruchhof die zweite Kolonisations Periode in der Schaumburger Mulde. Der Wald wurde gerodet, das Land urbar gemacht, Höfe wurden angesiedelt, Dorfstrukturen begannen sich zu bilden. Die Gewinnung von Kohle nahm seinen Anfang. Mit der Landwirtschaft, Stein- und Glasindustrie wuchsen bedeutende Wirtschaftszweige heran. Auf dem Wege durch die Gemeinde Nienstädt begegnen wir all diesen Gegebenheiten.

10. Der Bruchhof

Zu Anfang des 12. Jahrhunderts zog ein Ritter, der Edelherr Mirabilis, in die Niederung des Bukkigaues, dem Gebiet des Dülwaldes ein. Es war ein sehr nasses, morastiges und sumpfiges Gelände. An geeigneter Stelle baute er sich ein Haus und eine Kirche, die um 1120 erwähnt wird. Das Land umher ließ er roden. So entstand der Bruchhof bei Nienstädt. Den Herrn nannte man „tom Broke“ – im Bruche- und die Anlage „tom Brokhove“. In einer lateinischen Urkunde wird er „in pralude“ – im Sumpfe – genannt. Mirabilis ist der Wunderbare oder der Bewunderungswürdige. Von hier aus begann er die Kolonisation des Bukkigaues. Er wird als ein „Siedlungsunternehmer“ bezeichnet. An vielen Orten entstanden zunächst Höfe und dann Dörfer zwischen den Rehburger Bergen und dem Wesergebirge, sowie den Bückebergen und der Tiefebene Siedlungs- Höfe in Ninstide = Nienstedt, Wackervelde = Wackerfeld, Eilenfeld =Meinefeld, Osterhove = Osterholz und Risvelde = Flurbezeichnung Risfeld, die Riesbeeke, östlich des Waldes Schnatwinkel; die wichtigsten Ortsbezeichnungen des OT – Nienstädt.

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Durch Krankheit verlor der Edelherr Mirabilis seine Frau, Kinder und alle seine Brüder und Schwestern. Um der Seelen Seligkeit vermachte er alle seine Besitzungen dem Kloster und der Kirche zu Minden (Sch. Reg. Nr. 48). Als Mirabilis 1167 starb, wurde er im Dom zu Minden beigesetzt. Dieses Jahr veranlasste die Gemeinde Nienstädt als Gründungsjahr anzunehmen.

1468 erhielt das Kloster zu Minden von dem Grafen ADOLF IX. VON SCHAUMBURG

einen Freiheitsbrief hinsichtlich des Bruchhofes (Freiherr von Ulmenstein: Die Haussitzenden Einwohner des Pfarrbezirks Sülbeck; Sch- L. Geschichte 1943 Heft S. 86). Danach war der Hof frei von allen Diensten, Pflichten und Abgaben. Bis 1588 gehörte der Bruchhof dem Kloster zu Minden, das wegen Schulden den Hof an den

Gläubiger H. VON HEIMBURG abtrat. Dieser übergab ihm 1603 dem Gläubiger CLAVES

VON MÜNCHHAUSEN. 1606 fiel er dem GRAFEN ERNST VON SCHAUMBURG zu, der ihn seinem verdienstvollen Kanzler EBERHARD VON WEYHE schenkte. Ein Jahr danach erhob der Graf das alte Klostergut zu einem adlig freien Erbgut. Nach wechselvollen Besitzverhältnissen fiel dem Grafen Friedrich Christian um 1750 in einem Rezeß der Bruchhof wieder zu. Im letzten Jahr des 1. Weltkrieges beabsichtigte der Fürst Adolf ein Gestüt mit Rennstall und Reitbahn auf dem Bruchhof einzurichten. Wegen der damaligen Notlage gab er auf Drängen der Bürger den Plan auf Ackerland für diesen Zweck zu verwenden. Zu dem Hof gehörten einmal 150 Morgen Ackerland, Holzbestand und Weiden.

Heute steht er in eigener Bewirtschaftung der Hofkammer Bückeburg. Seit 1930 sind mir die Gutshäuser bekannt, die heute unter Denkmalschutz stehen. Ein Nebengebäude ist dem Verfall preisgegeben. Die Immobilie soll verkauft werden. Bis auf eine Familie sind alle Bewohner aus dem Herrenhaus ausgezogen. Nach dem 2. Weltkrieg hat der Reiterverein Stallungen auf Zeit angemietet. Auch eine

Rennbahn wurde angelegt; der alte Schafstall, von Familie THUN gekauft, zu einem Wohnhaus ausgebaut. Nach 1923 ist die Siedlung Bruchhof entlang der B65 angelegt.

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11. Die politische Gemeinde Nienstädt liegt am Nordhang der Bückeberge, an der Bundesstraße 65, zwischen Stadthagen und Bückeburg. Seit der Neugliederung der Kommunen 1974 sind die Ortsteile Nienstädt, Sülbeck und Liekwegen zu einer Gliedgemeinde zusammen- gelegt. Der Bruchhof, zur Gemeinde Nienstädt gehörig, ist in die Stadt Stadthagen eingegliedert worden. Die Kirche „Zum heiligen Kreuz“ steht in Sülbeck.

12. Bergbau in Nienstädt Nienstädt / Osterholz ist der Mittelpunkt des Dorfes mit der 1967 / 68 erbauten Grundschule und Zentrum im nahen Umkreis von 400 Jahren Bergbaugeschichte. Osterhove nannte Mirabilis einen Siedlungshof. Osterholz ist eine alte Flurbe- zeichnung geworden. Hier und in unmittelbarer Umgebung hat das betriebliche Geschehen der Kohlengewinnung und - verarbeitung von 1510 bis 1905 stattgefunden und wenn wir das darauf folgende Sägewerk – Holzverarbeitung zu Grubenholz und Sonstigem -, ein Betriebspunkt des Bergwerkes bis 1960 annehmen, sind es auch gut 450 Jahre Bergbautätigkeit.

Durch die Entwicklung der Koksherstellung und Erzeugung auf dem Osterholz, dem Gelände der Steinkohlenbergwerke Obernkirchen, wurde der Bergbau, der einst zu den ältesten Deutschlands zählte, mit dem Schaumburger Meilerofen weltweit bekannt.

Ein Ziegelsteinbrennofen zur Herstellung von feuerfesten Mauersteinen ist als Relikt aus jener Zeit erhalten geblieben. Unter einem Erdhügel, mit einem Portal von 1910, verbirgt sich ein Wasserbehälter für Trinkwasser zur Versorgung des Georg- schachtes. Er ist dem Nienstädter Stolln, 1872 aufgefahren, vorgelagert.

Der Schacht Nr. 29 auf dem Südhorster Flügelort ist 1815 auf 36,6 m abgeteuft und mit einer Betonplatte abgedeckt. Aus diesem Schacht wurden der Kokerei Osterholz die Kohlen zugeführt. Bis 1960 diente er als Befahrungsschacht der untertägigen Grubenbaue.

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Die Bergehalde besteht aus vorsortierten Bergematerial aus der Rohkohle und nicht verwertbarer Koksschlacke. 1946 suchte man hier nach Kohle- Restbeständen für Industriebetriebe. Für den Bau der südlichen Umgehungsstraße Stadthagen wurde die Halde z. T. abgetragen. Auch Schlackenbausteine wurden daraus hergestellt.

12a. Stollen in Nienstädt

Auf der südlichen Seite des ehemaligen Betriebsgeländes, an der Bundesstraße 65, fließen die Wässer des Schustergrund- Stolln und des Nienstädter- Stolln, die beide als Wassergewinnungsstollen aufgefahren wurden. Das Wasser wurde für den Kokereibetrieb Osterholz benötigt, oder in den Schierbach als Hauptvorfluter für den Betrieb von Wassermühlen abgeleitet.

Auf der Nordseite des Betriebsgeländes, am Fuß des Sportplatzes, tritt das

Grubenwasser des ehemaligen STADTHÄGER – STOLLN, der 1728 aufgefahren wurde, zutage aus und wird in den Schierbach geleitet. Von hier ändert er seinen Namen in „Kalter Bach“.

12b. Kokerei der Schaumburger Gesamtsteinkohlenwerke (Korf, W. u. Schöttelndreier, W. 2000)

Auf den Schaumburger Steinkohlenbergwerken wurde 1811 der erste Koks in soge- nannten Backkoksöfen auf der Anlage Osterholz in Nienstädt, an der Staatsstraße Stadthagen – Bückeburg, hergestellt. Die Öfen waren rundum geschlossen, vorn mit einer Tür und über dem Gewölbe mit einem Schornstein versehen. Zur Verkokung wurde die schlecht verkaufbare Feinkohle verwendet.

Ab 1848 kam man zu der endgültigen offenen Rechteck Bauweise. Die Stirnwände wurden ganz weggelassen, die Umfassungsmauern niedriger gehalten (1,20 m hoch und 25 m lang) und nur noch eine Reihe Kanäle angeordnet. Hiermit war die endgültige Form der „Offenen Schaumburger Meileröfen“ gefunden. In vielen Bergbauregionen fand diese Art Nachahmungen, so auch in Frankreich, Belgien, ja bis nach Amerika. 18

Ende der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts wurden Versuche unternommen, um günstigere Bauweisen und technische Vorteile der geschlossenen Koksöfen zu ermitteln. Die Versuche verliefen befriedigend und wurden teilweise auch umgesetzt.

Der Koks wurde mit Pferdefuhrwerken nach dem Bahnhof Kirchhorsten transportiert. Im Jahre 1897 arbeitete der Bergingenieur Richter an den Planungen für den vierten Tiefbau, dem heutigen Georgschacht. Es war aber auch der geeignete Zeitpunkt gekommen, die Wäsche und die Kokerei vom Osterholz an den Georgschacht zu

verlegen. Nach mehreren Versuchen wurde die Firma FRANZ BRUNCK mit dem Bau von 60 Öfen der „Bauart Brunck“ mit Gewinnung von Teer und Ammoniumsulfat beauftragt. Am 12 Dezember 1902 konnte der erste Ofen gedrückt werden.

Die Kokerei wurde mit allen anderen Anlagen des Gesamtbergamtes Obernkirchen – Barsinghausen am 30.12.1960 stillgelegt. Der letzte Ofen am 20. Juli 1960 gedrückt.

12c. Kunstschacht I Osterholz

Am Fuße der Bergehalde steht das Haus „An der Halde Nr. 3“. Dies ist das Gebäude, das nach dem Abteufen des 1. Seigerschachtes – Tiefbauschacht – 1816 begonnen, über dem Schacht errichtet wurde. 1835 ging die erste Wassersäulenmaschine mit 18 PS der Fa. Henschel aus Kassel in Betrieb. Da der Zufluß der Aufschlagwässer nicht ständig zum Heben der Grubenwässer aus- reichten, wurde 1841 eine Dampfmaschine von 40 PS installiert. Der erste vereidigte

Kunstwärter war FRIEDRICH SCHÜTTE aus Liekwegen, der für den ungestörten Lauf und Reparatur der Maschinen zu sorgen hatte. Es war eine Kunst Wasser aus der Tiefe nach übertage zu heben. Daher „Kunstwärter“ und „Kunstschacht“. Der amtierende vereidigte Kunstwärter bezog auch stets die Kunstwärterwohnung, die 1832 erbaut war. 1874 waren die Pumpen derart verschlissen, daß man eine neue unterirdische Wasserhaltungsmaschine anschaffte. Über einen Querschlag wurden die Wässer teilweise dem Kunstschacht II in Südhorsten zugeführt. Das erste Tiefbau – Revier war damit erschlossen. Der Schacht auf der B- Sohle erhielt die Bezeichnung B- Null. 19

12d. Der Schacht O-D-3

Der Schacht O-D-3 (Osten– D– Sohle– 3. Schacht) am Bahnhof Nienstädt, 1870 abgeteuft. Erhielt einen Malakow Turm wie er bei der Festung Malakow auf der Halbinsel Krim gebaut wurde. Es ist ein einmalig erhaltenes Bauwerk der Schaumburger Steinkohlenwerke. Die Kohlen wurden über eine Pferdebahn entlang der westlichen Seite der Bergehalde der Kokereianlage zugeführt. Ab 1873 bestand eine Bahnverbindung Nienstädt / Osterholz mit dem Bahnhof der Staatsbahn in Stadthagen, die auf der Trasse des heutigen „Schwarzer Weg“ verlief. Der unterirdische Wasserzufluß zum Schacht O-D-3 war so groß, dass 3 Turbinen- pumpen mit 11 m³ Leistung eingebaut wurden. Das zutage gepumpte Wasser floß entlang der eigenen Straße des Bergwerks zum Georgschacht in einen Auffangteich oder wurde in den Schierbach geleitet, der von hier „Kalter Bach“ genannt wird. Die Anlage war bis 1960 in Betrieb.

13. Bauernhaus Architektur Südlich der B65, Osterholz, liegt das Haufendorf Nienstädt, das wegen seiner wenigen Bauernhöfe – unter 10 – nur ein Weiler ist. Die Höfe haben sich um den Schierbach angesiedelt. Ihre Ländereien liegen außerhalb, nicht in unmittelbarer Verbindung mit den Höfen. Ihre Hausformen und Aufteilung sind dem Schaumburger Stil des 18. / 19. Jahrhunderts angepasst. Der Verlauf des Helweges, die Stätte an der 1510 nach Kohlen geschürft wurde und der Schierbach als Grenzbach liegen im Mittelpunkt dieser Ansiedlung.

Im 16. Jahrhundert entstand das niederdeutsche Hallenhaus. Das Zweiständerhaus ruhte auf der Außenständerreihe. Es war eine einzige Halle in der Mensch und Tier zusammenlebten. Hieraus entwickelte sich das Dreiständerhaus mit einer Innenständerreihe. Es ermöglichte die Verlagerung der Wohnräume in das Seitenschiff. Seit dem 17. / 18. Jahrhundert gibt es im Schaumburger Land das Vierständerhaus. In der Mitte die große Diele, rechts und links die Viehställe. Oben, quer vorher, befanden sich die Wohnräume. Dieses war das Sackdielenhaus.

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Um Rodenberg und im waren auch Durchgangsdielenhäuser anzutreffen. Im Wohnbereich lag die Wohnstube in der Mitte, rechts und links davon die Schlafräume. Die Küche war so angelegt, daß sie sich vor oder auf dem geraden Weg zum Brunnen befand.

Die Nutzung der Bauernhäuser änderte sich im Laufe der Zeit. Durch Stallerweiterungen und Anbauten ist der Viehbestand aus dem Haupthaus ausgelagert. Die Stallungen wurden zu Wohnraum ausgebaut. Wo aber, insbesondere Pferde, weiterhin im Haupthaus verblieben, sind diese durch eingezogene Wände von der großen Diele getrennt. Eine eigene Außentür an der Giebelfront, neben dem großen Dielentor, ist hierfür bestimmt.

Die Gebäude des Meierhofes Nr.1 in Nienstädt haben eine rechtwinklige Stellung um den Hauptplatz. Das Haupthaus ist zum Wohnhaus umgenutzt. Das Viehhaus ist daran angebaut. Vor diesem lagert der große Misthaufen. Im rechten Winkel zu dieser Häuserfront steht das Back- und Waschhaus versetzt. Es folgt dann, durch einen Durchgang getrennt, mit Abstand die große Scheune. Eine andere Variante der Gebäudestellung liegt auf dem Hof Nr. 7 vor. Hier steht das Haupthaus am westlichen Flügel, angebaut das Viehhaus und anschließend mit Abstand die Scheune und wiederum die Leibzucht als zusammenhängendes Gebäude- ensemble in einer langen Front. Immer ist das Wasch- und Backhaus entsprechend von anderen Gebäuden getrennt, wie es auf dem Hof Nr.7 zu sehen ist, um einer eventuellen Feuerbrunst Einhalt bieten zu können.

Eine ähnliche Gebäudeanordnung findet man in der Hagenhufensiedlung Wackerfeld. Kennzeichnend für die Siedlungsstruktur. Hier stehen, vermutlich abhängig von der Grundstücksbreite, die Gebäude in langer Front im rechten Winkel zur Straße. Die Scheunen wurden am Fahrweg abseits vom Haupthaus erbaut.

13a. Der Rundwalm (RÖMHILD, G. 1944) Wenn man von Bauernhäusern sagt sie hätten ein Gesicht, so liegt die Vermutung nahe, ihnen eine Mütze aufgesetzt zu haben. Gekennzeichnet durch den kegelförmig ausgebauchten Giebel an den Stirnseiten. Man denkt an einen Mützenschirm zum Schutz der Fassade und der Bewohner. 21

Dieses vorgewölbte Dach, Rundwalm oder nach der Bauweise auch Steckwalm genannt, gilt als ein typisches Schaumburger Baudetail. Es war durch seine rundlich erhabene (konvexe) Gestaltung beim Zweiständerhaus hauptsächlich als Schutzfunktion gedacht. Dieser Baustil hat sich bis in das Gebiet um Osnabrück verbreitet. Der Rundwalm verfügte anfangs als einzige Öffnung, an der Spitze des Giebels, über ein Rauchloch, damit der Rauch aus dem Innern des Gebäudes abziehen konnte. Im Gebälk des Vordaches befand sich eine Luke, in der das Erntegut hochgesteckt werden konnte, um den langen Transportweg von der Mitte der Diele, wo gewöhnlich die Öffnung angebracht war, zu verkürzen. Auch der mehr oder weniger weite Seitendachüberstand galt als Schutzfunktion. Dadurch sollte der Regen von den Grundbalken, Ständern, dem Holz- Lehm- Geflecht der Fache des Fachwerks und dem Vorraum der Diele weitgehend abgehalten werden.

14. Die Glashütte Schierbach in Nienstädt

Die Bremer Handelsherren TIEMANN UND RUMP gründeten 1841 auf dem Nienstädter

Holzkamp die Glashütte Schierbach. Der Fachmann BENSEMANN wurde als Teilhaber gewonnen.

Es durfte zunächst nur Weißglas hergestellt werden, da die Hütte Wendthöhe in Wendthagen das alleinige Recht auf Herstellung von Grünglas hatte. Absatz- schwierigkeiten gab es 1845 / 46 durch hohe amerikanische Schutzzölle. Danach folgte die Blockade der Weser- und Elbmündung durch dänische Schiffe. Für 1450 Taler Abstand an die Hütte Wendthöhe durfte Tiemann nach 1851 Grün- und Medizinglas herstellen.

Ein zweiter Ofen wurde 1860 in Betrieb genommen. RIENSCH trat für Tiemann in die Fabrik ein. Hohe Transportkosten veranlasste sie in Stadthagen, nahe der Bahn,

eine weitere Fabrik zu errichten unter dem Namen RUMP und RIENSCH. Nach 1873 kam der Glashandel in eine Krise. Gegen die amerikanische und englische Glasindustrie und modern eingerichtete Glasfabriken im Hamburger Raum, war die Schierbach Hütte nicht konkurrenzfähig. Sie verkauften die Produktionsanteile von Stadthagen an die Fabrik Lagershausen in Stadthagen um 1900. Es folgte der Glasarbeiterstreik in Deutschland von Februar bis September 1901. 22

Die technische Entwicklung großer Fabriken machte die Existenz einer kleinen-

immer unmöglicher. So entschloß sich die Firma RUMP UND RIENSCH die Glashütte Schierbach im April 1910 zu schließen.

Die Fabrik wurde 1911 abgerissen, die nach 1840 gebauten Arbeiterhäuser verkauft. Das Herrenhaus mit Gelände, der Auftragsbestand und die Quote beim deutschen

Flaschenverband kaufte die Firma STOEVESAND in Rinteln für 65 800,00 Mark.

Die Glocke aber, die einst die Schierbacher zur Arbeit rief, klingt seit jener Zeit von der Schule in Liekwegen.

15. Nienstädt und seine Eisenbahn (H.- W. Rogl) Am 2. März 1900 dampfte nachmittags der Eröffnungszug der Rinteln – Stadthagener Eisenbahn vom Bahnhof Stadthagen West nach Rinteln. Erst die Bereitschaft des Bergamtes Obernkirchen seine 4,4 km lange Strecke Stadthagen – Nienstädt/ Osterholz für eine halbe Million Mark zu verkaufen, machte die noch heute vorhandene 20,4 km lange Streckenführung Rinteln – Stadthagen möglich.

Außer der Schachtanlage Georgschacht bedienten sich die Sandsteinbrüche vom Steinhauerplatz Nienstädt / Osterholz, auch die Glasfabrik Schierbach, der günstigen Möglichkeit hier zu verladen. So hatte von Anfang an der Güterverkehr mehr Bedeutung als der Personenverkehr.

Bis Ende 1930 fuhren auf der RStE nur Dampfzüge. Nach dem ersten Triebwagen schaffte sich die Kleinbahn Anfang der fünfziger Jahre zwei moderne Triebwagen an, die beim Puplikum sehr gut ankamen.

Mit der von der Bundesbahn betriebenen Buslinie Minden – Stadthagen – Hannover hatte Nienstädt eine günstige Verbindung erhalten. Seit Mai 1965 haben ausschließlich Omnibusse den Personenverkehr übernommen.

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Auch, wenn der Bahnhof Nienstädt nicht mehr die große Rolle spielt, so hält sich die Gemeinde Nienstädt durch den noch bestehenden Güter- und Museumsverkehr offen mit dem Gleisanschluss neue Industrieanlagen anzusiedeln.

16. Der Hauptlehrer und Heimatforscher Wilhelm Wiegmann (Ernst Ilsemann, 1994)

WILHELM WIEGMANN wurde am 2. Dezember 1864 in Evesen bei Bückeburg geboren. Hier ging er auch zur Schule und besuchte zur Weiterbildung das Gymnasium Adolfinum in Bückeburg. Am 1. Oktober 1887 trat er in den schaumburg- lippischen Volksschuldienst ein. Das fürstliche Ministerium in Bückeburg übernahm ihn in den Staatsdienst. Nach den Lehrerstellen auf Gut Gartow in Mecklenburg und Finkenwerder bei Hamburg war er Lehrer in Scheie, Großenheidorn und . 1895 übernahm er als Lehrer und Schulleiter den Schuldienst in Nienstädt. Hier wohnte er mit seiner Frau, die er 1891 geheiratet hatte, bis zu seiner Pensionierung 1929 in der Schule.

Im Jahre 1899 wurde WIEGMANN zum ersten Vorsitzenden des „Schaumburg – Lippischen Landes – Lehrervereins“ gewählt, der unter seiner Leitung dem „Deutschen Lehrerverein“ beitrat.

Als Mitglied im Schütting– Bund, eine Vereinigung von Schriftstellern und Künstlern in Niedersachsen, beteiligte er sich mit Beiträgen für einen Kalender, wie z. B. „Der Schneiderstein am Schnatwinkel“ in Nienstädt, dessen Schriftleitung er von 1917 – 1922 geführt hat.

Die 1. Auflage der „Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg – Lippe“ erschien

1905, die zweite verbesserte Auflage 1912 aus der Feder von WILHELM WIEGMANN. Diese Heimatkunde war vorgesehen für Schule und Haus und in ganz Deutschland

als Lehrbuch verbreitet. Schon 1898 hatte WIEGMANN mit einer von ihm gezeichneten Schulwandkarte des Landes Schaumburg- Lippe einen wertvollen Beitrag zur Heimatkunde geliefert.

Zur Silber- Hochzeit des Fürsten ADOLF ZU SCHAUMBURG-LIPPE schrieb Herr

WIEGMANN im Jahre 1907 die Hochzeitszeitung. 24

WIEGMANN, der dem Fürstenhaus nahestand, beteiligte sich nach dem ersten Weltkrieg 1918 an der ersten Regierung des Freistaates Schaumburg- Lippe. In der ersten Sitzung der gesetzgebenden Landesversammlung wurde der Hauptlehrer

WILHELM WIEGMANN am 7. Januar 1919 zum Präsidenten der Landesversammlung gewählt. Drei Jahre hat er dem Landtag angehört.

Im Herbst 1929 trat WIEGMANN wenige Wochen vor seinem 65. Geburtstag sehr kränklich in den Ruhestand. Am 18. November 1929 verstarb der Hauptlehrer und Heimatforscher in Bückeburg. Auf dem Friedhof in Sülbeck liegt seine Ruhestätte. Am 7. Juli 1900 wurde der Grundstein zur neuen Schule gelegt. Sie erhielt 1955 den Namen „Wilhelm Wiegmann Schule“. In den Jahren 1966 / 67 wurde die „neue“ Grundschule auf dem ehemaligen Kokereigelände Osterholz erbaut.

17. Wackerfeld Eine Hagen- Hufen- Siedlung von 4 Bauernhöfen, einem Freihof und dem Gutshof Meinefeld. Ein Bach und ein Weg an dem sich Höfe ansiedelten bei denen ihre Flurstücke, Hufen genannt, in Streifen hinter oder vor dem Hause lagen. Der Häger hatte somit eine enge Beziehung zu seiner täglichen Arbeit. Eine Hufe berechnete man damals mit 30 Morgen (30 x 2500 m² = 75 000 m²). Ein gewählter Hagenmeister durfte die niedere Gerichtsbarkeit ausüben. In Nienstädt war es der Hachmeister, in Sülbeck der Buermeister und in Liekwegen der Achtensmann oder Eidgeschworene.

Wac bedeutet im Althochdeutschen stehendes Wasser. Hierauf wird der Name Wackerfeld zurückgehen. Höher liegendes Gelände ließ Mirabilis tom Broke im 12. Jahrhundert roden und darauf den Hof Nr.1 bauen. Er setzte seinen getreuen

Gefolgsmann THEODORICUS, der sich später „de Wackervelde“ nannte, als Verwalter ein. Ein größeres Anwesen wird von einem Ritter verwaltet. Bei einem Kaufvertrag wird dieser „de Wackervelde“ 1188 zum ersten Male erwähnt. In einer Urkunde wird

festgestellt, dass der GRAF LUDOLF II. von Dassel sein Patronatsrecht an der Kirche zu Sülbeck an das Kloster in Obernkirchen verkauft hat, um an einem Kreuzzug teilnehmen zu können. 25

Hof Nr. 2 war ein Meierhof. Anno 1546 bestanden Abgaben an den Mönchen auf dem Bruchhof.

Hof Nr. 3 war ein Teil des Hofes Nr. 1. 1546 im Abgabenregister erwähnt.

Hof Nr. 4 wurde von HANS JÜRGENS etwa 1540 aufgebaut. Er rodete 7 Morgen Land und mußte dafür 7 Groschen Steuer bezahlen.

Der Freihof. Im Einnahmebuch des Stiftes Obernkirchen vom Jahre 1477 steht

Wackerfelde. JORDAN hatte das Land von der Äbtissin in Obernkirchen und war als

solcher Höriger. Der Eigentümer JORDAN GOTTSCHALK und Frau starben 1611 ohne

Nachkommen. Der Hof fiel an den Landesherren, den GRAFEN ERNST. Dieser

schenkte den Hof an seinen Kanzler EBERHARD VON WEIHE, der schon 1606 den Bruchhof bekommen hatte. Er erhielt den Hof frei von allen Diensten, Abgaben, Kriegslasten und Einquartierungen. Diese Freiheiten wurden allen Erben und Käufern zugesichert. Sie sollten aber 1787 zu schweren Auseinandersetzungen mit dem Grafenhaus wegen der Huldigung und des Eides auf den Grafen kommen.

Mühlen, wie auf dem Mühlenhof Büsing Nr. 1 eine Wassermühle, die nur für ihren eigenen Gebrauch mahlte, hießen Klippmühle – der Klippmüller. Sie war 1841 gebaut. Da die Ländereien des Hofes Nr. 3 – Wilkeningshof – aus familiären

Gründen und die Brinksitzer Stelle Nr. 5, an einen MAHNERT verkauft, vom Hof Nr. 1 abgetrennt waren, waren diese an der Mühle beteiligt. Mühlen, die den Landesherren gehörten, nannten sich Herrenmühlen. Diese wurden von einem Pächter betrieben.

18. Hausinschriften Die Torbögen und Balken der Bauernhäuser zierten zu Anfang des 19. Jahrhunderts einst fromme, oder der Zeit entsprechende Sprüche. So ist an den Gebäuden von Nr. 2 und Nr. 4 in Wackerfeld noch heute zu lesen; Spruch Sal. 28 Vers 19: “Wer seinen Acker baut wird Brodts genug haben, wer aber Müßiggang nachgehet wird Armuts genug haben. Gedenke der Arm zu aller Frist, wenn Du von Gott gesegnet bist.“ Und weiter heißt es: „Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte, bis hierher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüte. 26

Bis hierher hat er mich geleit, bis hierher hat er mich erfreut, bis hierher mir geholfen. B.M.C Krömer Nr.2 Anno 1792, Nr. 4 Anno 1802“. Am Hausbalken des Hofes Nr. 3 steht geschrieben: „Ich habe nicht gebaut aus Hofahrt und Pracht, die Not hat mich dazu gebracht. Ich kann es nicht enden Gott hilf es mir vollenden. Wer seinen Acker bauet wird Brodts genug haben. Wer aber Müßiggang nachgehet wird Armuts genug haben. Anno 1815“.

19. Bürgermeister Die schaumburg- lippischen Landgemeinden bildeten erst seit dem Inkrafttreten der Landgemeinde – Ordnung vom 7.4.1870 Körperschaften öffentlichen Rechts mit eigener Verwaltung und Vertretung (LVO,Bd.X, S. 623).

Bis zu dieser Zeit standen an der Spitze der Landgemeinden sogenannte Hachmeister z. B. in Nienstädt, Bauermeister (Buermester) in Sülbeck und Achtensmänner bzw. Eidgeschworene in Liekwegen. Sie erhielten ihre Anweisungen unmittelbar vom Amt, waren mit Selbstverwaltungs- Angelegenheiten, niedere Gerichtsbarkeit betraut, vom Landesherrn bestellt, unter Eid genommen und von allen Abgaben und Diensten befreit (StHB Des. 101 b Q13). Friedrich Schöttelndreyer, 1972 Wendthagen und Ehlen in der Vergangenheit.

20. Das Patronatsrecht Die Gesamtheit der Rechte und Pflichten des Schutzherren einer Kirche (Patron, bzw. Patronatsherr) ist das Patronatsrecht.

Dieses Recht hat sich im 12. Jahrhundert aus dem Eigentum des Grundherrn an der auf seinem Boden stehenden Kirche herausgebildet (Eigenkirche). Erworben wurde das Patronatsrecht durch Hergabe des Baugrundes für eine Kirche, durch ihre Errichtung oder durch Geldleistungen.

Rechte des Patrons: Vorschlag für die Besetzung der Pfarrstelle; bestimmte Ehrenrechte; bei Verarmung Unterhalt aus Überschüssen des Stiftungsvermögens. Pflichten: Anteil an der kirchlichen Baulast unter anderem. 27

21. Folgen der Industrialisierung Durch den Bau der Bergwerks- Eisenbahn 1872 / 73 von Stadthagen nach Osterholz für den Abtransport des Koks bzw. der Kohlen und dann 1900 durch Kommerzialisierung der Eisenbahn die Verlängerung nach Rinteln, sowie den Bau einer bergwerkseigenen Straße – der heutigen Industriestraße-, wurde den Höfen Nr. 1 und Nr. 2 erhebliches Land abgenommen. Die Häuserreihe an der Industriestraße nach Georgschacht entstand daraufhin nach 1875. Bei dem heute geplanten Bau der Verlängerung der südlichen Umgehungsstraße um Stadthagen in Richtung Bückeburg würde beiden Höfen noch einmal viel Land verloren gehen.

Der Mühlenhof Büsing Nr. 1 – Büsings Hof würde sogar seiner ganzen Gebäude verlustig. Er baute sich daher oberhalb der Eisenbahn ein neues Wohnhaus und betreibt noch heute seine Landwirtschaft und seine Hühnerfarm. Seit 1794 in Erbfolge Büsing.

Hof Nr. 2 – Sundermeiers Hof- ein Meierhof Die Ländereien sind verpachtet. Der alte Hof von 1792 verfällt völlig. Nach dem Verkauf von Land an die Stadt Stadthagen bauten sie sich ein neues Wohnhaus. In

Erbfolge SUNDERMEIER seit 1758.

Hof Nr. 3 – Wilkenings Hof

Dieser wurde 1970 vom letzten Eigentümer HARRY GELLERMANN verkauft. Die Ländereien übernahm die Saatzuchtfirma Diekmann – Heimburg aus Sülbeck. Die Gebäude werden von ihren Eigentümern im alten Baustil erhalten. In Erbfolge Wilkening seit 1719. Etwa 1885, Namensänderung durch Einheirat.

Hof Nr. 4. – Wehlings Hof

Der letzte Nachfolger ERNST BRUNS hat seine Ländereien um 1996 verpachtet. Die

Gebäude sind in gutem Zustand. Leider hat BRUNS keine geeigneten Nachkommen. Somit wird er kaum einen Anerben als Bewirtschafter finden. In Erbfolge Wehling vor 1615 bis 1925. Namensänderung durch Einheirat.

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Der Freihof – Dreyers Hof

Die Erbin, ANNEMARIE BÖVERS, heiratete 1972 HEINRICH WILHARM aus Warber. Seitdem werden die Ländereien von ihnen bewirtschaftet. Das alte Wohnhaus wurde abgerissen. Ein Scheune und das Backhaus sind erhalten geblieben. Eine mächtige

Linde ziert den Hof. Nach dem Tode des letzten MEIERS von Nienstädt, HEINRICH

HARTMANN, erbte ANNEMARIE WILHARM auch den Hof Nr. 1 in Nienstädt. In Erbfolge

DREYER um 1800 – 1949.

So nagt der Zahn der Zeit, bei jedem auf seine Weise, an der Existenz der Höfe in Wackerfeld. Noch heute werden sie nach den Namen der Eigentümer aus dem 17. bis 20. Jahrhundert im Grundbuch und Katasteramt bezeichnet und registriert.

22. Gut Meinefeld Eine Rodung des Mirabilis tom Broke im 12. Jahrhundert. In der ältesten Urkunde des Edelherren heißt es: „Eilenvelde“. Die erste Silbe, das indogermanische „el“, bedeutet Moder, Fäulnis, Sumpf, feuchtes Gebiet. Die älteste Urkunde ist das 1. Testament des Mirabilis, in der Eilenvelde erwähnt wird. Der Edle vermachte das Gut Meinefeld dem Bischof von Minden. Tom Eilenvelde – das m von tom kam später zu Eilenvelde- daraus wurde Meilenvelde – Meinefeld. 1808 gehörten 271 Morgen Land zu dem Gutshof. 1924 kaufte das Land Schaumburg- Lippe das Gut und verkaufte es sogleich weiter an den Landkreis Stadthagen für 270 000 Reichsmark. Es wurden 1925 100 Bauplätze von 1250 m² zu 1250 Reichsmark an

Interessenten verkauft. Der Geflügelzüchter KARL BUER pachtete 1927 das

Herrenhaus und Nebengebäude, das er 1939 mit 20 Morgen Land kaufte. Heute ist

ECKEHARD BRANDS, Eigentümer. Frau Brands hat das Herrenhaus und Scheune für „Musiktage auf Hof Meinefeld“ neu hergerichtet.

23. Ortsteil Meinefeld Entlang der südlichen Siedlungsperipherie vom OT Meinefeld, ist der Wetterschacht W-F-1 (Westen- F- Sohle, 1. Schacht) in der Flurbezeichnung Hasenphal geteuft.

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Von hier aus kann man die ganze Weite des Steinkohlenvorkommen des Obernkirchen und Stadthäger Reviers von etwa 12 x 8 km von Obernkirchen, Vehlen, Echtorf im Westen bis Stadthagen, Reinsen im Osten und im Norden Hobbensen, bis zum Kamm des Bückeberges im Süden übersehen. Meinefeld ist eine 1925 im Quadraht angelegte Siedlung mit parallel verlaufenden Straßen. Sebohm-, Friedrich Ebert-, Rathenau-, Völker-, Kreisstraße sind der damaligen Zeit entsprechende Namen. Es ist keine reine Bergmannssiedlung sondern eine Mischsiedlung von Berg-, Kaufleuten und Handwerkern mit etwa 800 Einwohnern.

24. Das Südhorster Werk An der Kreuzung Südhorster Straße – Dorfstraße – Birkenallee weisen mächtige Steinpfeiler auf das Stollen Mundloch des Südhorster Stollen oder auch Wilhelm – Wilhelm Stolln genannt, hin. Das Wasser der Gehle sieht man in 3 m Tiefe dahin rauschen. Im Sülbecker – Stolln hat sie ihren Ursprung gefunden. An der Stirnseite des Mundloches befindet sich eine Steinplatte in der eingemeißelt steht:

Wilhelm VII. LG zu Hessen (Landgraf) Wilhelm I. Graf zu Sch.- L. Bückeburg Hunc cuniculum aedificarunt (diesen Stolln erbaut) Anno 1757 , den 25. Juny

Ein bedeutendes Feld wird dadurch wasserfrei werden und eine bedeutende Ausbeute an Kohlen selbst für ein seculum (Jahrhundert) liefern.

Der Stollen wurde 1757 begonnen und erreichte 1769 nach 1114,95 m das Kohlen- flöz von 50 cm Stärke am Sülbecker Sportplatz in einer Teufe von 20 m. Das östliche Südhorster Flügelort führte unterhalb des Sülbecker Bahnhofes zum Osterholz in Nienstädt, Schacht 29, über Sportplatz Wendthagen bis zum Flothbach nach Hörkamp Länge 7 km. Es gab 74 Schächte von denen Schacht 73 als letzter 1866 geteuft wurde. 1770 begann man mit dem westlichen, dem Obernkirchener Flügelort, worauf das „Neue Obernkirchener Revier“ stand, Länge 4 km. 30

Tabelle 1 Südhorster Werk Schacht- Schachtteufe Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 bezeichnung in m in m Südhorster Stolln - 1757 -- 01 - 04 ohne weitere Angaben - -- 05 19,50 1767 -- 06 - - -- 07 - - -- 08 26,40 1783 -- 09 - - -- 10 - 1786 -- 11 - 1796 -- 12 28,00 1789 -- 13 - 1794 -- 14 - 1801 -- 15 - 1797 -- 16 - 1799 -- 17 29,50 1800 -- 18 - 1801 -- 19 - 1802 -- 20 - 1804 -- 21 30,50 1805 -- 22 - 1806 -- 23 34,50 1807 -- 24 31,70 1809 -- 25 36,50 1811 -- 26 30,75 1811 -- 27 40,60 1813 -- 28 30,70 1814 -- 29 36,60 1815 --

In den Jahren 1862 – 65 wurde am Schacht 29 zur Untersuchung der liegenden Schichten ein Bohrloch bis zu einer Teufe von 377m niedergebracht.

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Schacht- Schachtteufe Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 bezeichnung in m in m 30 32,50 1816 -- 31 39,30 1817 -- 32 32,70 1817 -- 33 39,10 1818 -- 34 32,75 1819 -- 35 40,60 1820 -- 36 34,00 1820 -- 37 43,20 1820 -- 38 36,70 1822 -- 39 44,40 1823 -- 40 36,70 1823 -- 41 44,20 1824 -- 42 36,30 1826 -- 43 43,30 1826 -- 44 39,50 1827 -- 45 42,50 1827 -- 46 35,20 1828 -- 47 39,00 1829 -- 48 36,30 1830 -- 49 51,80 1830 -- 50 35,70 1831 -- 51 55,20 1832 -- 52 42,90 1832 -- 53 57,20 1832 -- 54 50,20 1832 / 33 -- 55 55,90 1834 0,42 56 47,10 1834 0,42 57 58,60 1837 -- 58 47,94 1837 -- 59 55,50 1839 -- 60 48,45 1839 --

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Schacht- Schachtteufe Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 bezeichnung in m in m 61 58,50 1845 -- 62 46,40 1845 -- 63 59,30 1847 -- 64 50,00 1849 -- 65 56,75 1850 0,38 66 49,10 1853 -- 67 58,50 1855 -- 68 46,85 1854 0,30 69 61,70 1858 -- 70 50,27 1856 -- 71 61,43 1862 0,27 72 55,00 1859 0,27

25. Kunstschacht II Südhorsten An der Birkenallee in Richtung Sülbeck liegt auf einer Anhöhe der Kunstschacht II (K II) Südhorsten. Ein mächtiges Natursteinbauwerk von 1947 als Kunstwärterwohnung mit einem zur Straßenseite hin sichtbaren Rundbogenfenster von etwa 5 x 3 m Größe. Das Grundstück ist mit einer hohen Natursteinmauer umgeben. Die Siedlung umher heißt „Am Kunstschacht“.

Zwei nebeneinander stehende Schächte bildeten eine Pumpstation. Diese wurde mit Hilfe von Dampfkessel- Maschinen angetrieben. Sie diente zur Entwässerung der D- Sohle. Um die Pumpstation KI Osterholz zu entlasten, wurden die Grubenwässer des 1. Tiefbaureviers von Nienstädt durch einen Querschlag nach KII abgeleitet. Die Pumpen förderten das Wasser aus dem Zuführungsquerschlag 31,7 m hoch in das Abführungsort, einen unterirdisch gemauerten Kanal, in den Südhorster Stollen, der in die Gehle abfloss.

Um die Kohlen- Gewinnungs- Abbauhöhe zu erweitern, teufte man den Schacht D-0 = D- Sohle, Schacht Null, 81 m nördlich von KII auf 75,10 m z. B.: Schacht O-D-3 = 3. Schacht östlich von D- Null am Bahnhof Nienstädt. 33

Zur Anlage KII gehörten das Schachtgebäude, das von einem Kunstwärter und später von einer Steigerfamilie bewohnt war, eine Werkstatt und eine Scheune, die nach 1960 verkauft und zu Wohnungen ausgebaut wurden.

Etwa 200 m unterhalb – nördlich – der Kirchhorster Str., vor dem Dorfe Südhorsten, liegt ein kleiner Rest der Bergehalde vom ehemaligen Einfahrschacht W-E-1 (Westen, E- Sohle, 1. Schacht). Dieser Schacht gehört zur E- Sohle des Tiefbau- Reviers und ist 1890 / 91 auf 119 m geteuft.

26. Sülbeck Um 1050 lag am Helwege ein Vorewerk in Sullethe. Hiermit war die Sülte gemeint zwischen dem Sülbeckerbrink und dem Köppersbrink der heutigen B65. Sullethe war ein morastiges Gelände mit stehendem Wasser. 1167 Sulbike genannt. Es entwickelte sich ein Haufendorf in dem die Kirche, die schon vorher erwähnt wurde, und ein kleiner Teich, mehr Tümpel, Mittelpunkt der Ansiedlung waren.

Am Kirchweg in Sülbeck steht ein bunt bemalter Grenzstein von 1733 zwischen dem Land Hessen und Schaumburg- Lippe. Auf der einen Seite ein hessischer Löwe mit dem Nesselblatt von Schaumburg- Lippe in der Hand, das auf die Grafschaft Schaumburg hessischen Teils hinweist und Zahlen in römischer Schrift. Auf der anderen Seite das Nesselblatt von Schaumburg- Lippe mit der lippischen Rose zur

Erinnerung an den Prinzen PHILLIP VON LIPPE Alverdissen von 1643 und Zahlen in arabischer Schrift. Diese Teilung ist in dem Friedensvertrag von 1647, am Ende des 30 jährigen Krieges, festgelegt.

27. Die Kirche „Zum heiligen Kreuz“ in Sülbeck (Sup. K.-H. Elgers, 1986)

Die Schwester des GRAFEN ADOLF II von Schaumburg, MECHTHILD, hat die Kirche um

1150 gestiftet. Erstmalig hört man von einem Priester MEINHARD ZU SULBIKE aus dem 1. Testament des „Edlen Mirabilis tom Broke“.

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Als Ludolf von Dassel, Mechthilds Sohn, 1188 an einem Kreuzzug teilnehmen wollte, verkaufte er sein Patronatsrecht an der Kirche an das Kloster in Obernkirchen, ebenso einen Hof in Sülbeck.

Von dem ersten Gotteshaus im romanischen Baustil ist nichts geblieben. Ein romanischer Crucifixus ist überliefert. Es wurde in der Uhrenkammer des Turmes

gefunden. Dr. G. SCHÖNERMARK gibt die spätromanische Kunstepoche um 1175 als Entstehungszeit an. Dieses Krucifix schmückt heute den Altarraum.

An der Kirche wurden immer wieder Erneuerungs- und Erweiterungsarbeiten vorgenommen, die sich dem derzeitigen Baustil anpassten. So entstand ein romanisch- gotischer Baukörper mit einem mächtigen Turm, der heute noch steht. Seine Mauern sind am Boden 1,55 m stark. Die Außenmaße sind 6,75 m x 6,45 m. Der viereckige Turm ist 13 m hoch, die achtseitige Turmhaube 20 m. Die Kirche stand an der Ostseite und war damals 7,90 m breit und etwa 22 m lang. 1859 mußte das Kirchenschiff abgerissen werden. Am 8. Dez. 1861 fand die Einweihung der

neuen Kirche statt, an der auch Fürst ADOLF- GEORG teilnahm. Die Kirche erhielt den Namen „Zum heiligen Kreuz“ und der Fürst stiftete die neue Orgel. Lediglich sein Namenszug steht an ihrer Frontseite. Auf den Fundamenten der alten Seitenwände stehen die heutigen Holzpfeiler, welche die Priechen tragen.

Bei Ausbesserungsarbeiten am Turm 1899 fand man eine Braunschweig – Lüneburgsche Reiterstandarte aus der Zeit um 1700. An einer Außenwand des Turmes befinden sich an eisernen Ketten hängende Handschellen. Ein Schandpfahl als öffentliches Strafmittel früherer Rechtspflege.

Zur Zeit der Reformationsbewegung 1556 haben die Bauern von Sülbeck ihren katholischen Pfarrer möglicherweise erschlagen. Nach dessen Tod wurde der evangelisch predigende Priester von Kirchhorsten in Sülbeck eingesetzt und dessen Kirchspiel eingegliedert.

Im Jahre 1958 wurde eine Friedhofskapelle erbaut, 1961 wurde die Kirche von Grund auf im Innenraum renoviert und 2002 der Turm neu ausgefugt.

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28. Das Sülbecker Werk An der Straße von Südhorsten nach Sülbeck können an der Reihenfolge der Bergehalden die einzelnen Sohlen untertage verfolgt werden. Von der E- Sohle bis zur A- Sohle und dem sich anschließenden Stollenabbau des Südhorster- und Sülbecker Stolln.

Aus einem imposanten Natursteinmauerwerk als Stollenportal tritt das Grubenwasser des Sülbecker Stolln zu Tage aus. Dieser war bei der Auffahrung 1714 zunächst als Wasserlösungsstolln für die Gruben nach 1560 am Köppersbrink gedacht. Es war wohl der erste bergmännisch geregelt aufgefahrene Stollen. Sein Mundloch liegt in der Flur mit der Flurbezeichnung „In der Sülte“ daher auch „Sülte - Stolln“.

Das Abbaugebiet erstreckt sich übertage im Bereich der B65 vom Bahnübergang in Sülbeck in Richtung Nienstädt bis zur Wendthäger Str. Hier stießen sie auf den Stadthäger Stolln und mußten daher ihren Abbau südlich oberhalb der Stadthäger Abbauhöhe weiterführen unter dem Bereich der Wendthäger Str. bis zum westlichen Dorfrand von Wendthagen.

Der Sülbecker Stolln ist der Ursprung der Bachlaufes der Gehle. Zu dieser Zeit entstand die Sülteknappschaft. Eine Krankenkasse zur Unterstützung Kranker- und der Hinterbliebenen verunglückter Bergleute. Seit 1810 sind das Stadthäger-, Sülbecker- und Sooldorfer Werk zu einem Gemeinschaftswerk vereint.

In Sülbeck liegt noch ein zweites Abbaufeld: „der Alte und der Neue Sülbecker Stolln“. Aufgefahren 1875 bis 1900 mit Unterbrechung. Er liegt oberhalb der B65, östlich der Kirche, grenzt im Osten an die Hüttenstraße in Nienstädt und im Süden an die Liekweger Str. Durch einen Flautstolln wird das wasserreiche Gebiet entwässert, das noch heute in einem offenen Bach abfließt. Die Steinbreite ist ein Wassergewinnungsgebiet. In den ersten Nachkriegsjahren fand im Notbergbau- Betrieb ein Restabbau statt.

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Tabelle 2 Sülbecker Werk (Eine Schachtnummerierung bis dahin nicht stattgefunden Schacht- Schachtteufe Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 bezeichnung in m in m Sülte Stolln 1714 -- 01 - - -- 02 - - -- 03 - - -- 04 - - -- 05 - - -- 06 16,83 1765 0,37 07 16,25 1765 0,37 08 17,63 1765 0,37 09 - - -- 10 - - -- 11 - - -- 12 - - -- 13 23,53 1769 -- 14 - - -- 15 - - -- 16 - - -- 17 - - -- 18 - 1775 -- 19 - - -- 20 - 1793 -- 21 - 1793 -- 22 - 1801 -- 23 - 1802 -- 24 - 1806 -- 25 28,80 1811 -- 26 27,40 1818 -- 27 23,10 1819 -- 28 25,38 1822 -- 29 25,80 1822 --

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29. Liekwegen Liekwegen ist ein sich lang hinziehendes Dorf in Ost- West Richtung von 4 km Länge, entlang der Bückeberge von Wendthagen bis Obernkirchen. Es ist ein junges Dorf, das erst nach 1600 entstanden ist. Seine Gemarkung war ein Teil der Bückeberge dessen nördliche Grenze bis an die heutige B65 reichte. Das Gebiet gehörte zur Hattendorfer Börde auf der Südseite des Bückeberges. Der Berg war in 3 Bezirke aufgeteilt, die man Wahr nannte. Liekwegen war ein Teil der Obernkirchener Wahr. Die erste Rodung von 4 Morgen erfolgte auf dem Blumenbruch. 1608 werden erste Siedler im Ortsverzeichnis genannt. Ein Krüger- Dienstlader- Wompener, der für die Fuhr- und Bergleute Getränke ausgab. Zum Hamelschwantze war die Flurbezeichnung der Ländereien vom Hof Nr. 1. Ein Albert

Tönnies baute bei den Kohlkuhlen, HANS SEELKOPF arbeitete 1601 in den Kohlkuhlen unter der „Scheiren Beuken“ – Schierenbuche – Grenzbuche. 1609 hatten noch weitere Leute aus Sulbike = Sülbeck gesiedelt, die 1613 je einen Taler Dienstgeld zahlten. Es ist dann von einer Stätte, von Gärten und sandigen Kamp bei den Leichenwegen die Rede. Der Bergbau, von dem die meisten Leute lebten, kam im 30 jährigen Krieg fast ganz zum erliegen. Die Bevölkerung war völlig verarmt. Doch schon in dem 1650 / 60er Jahren kam der Handel mit Kohlen wieder in Gang.

Nach der neuen Auffassung bedeutet die Silbe Liek = lijke = gerade, Liekwegen = gerader Weg. Mit dem geraden Weg ist die heutige Straße Röserheide / Obernkirchen nach Brandshof / Wendthagen gemeint. Diese Straße gab es 1610 noch nicht und die Feldmark der kleinen Siedlung erreichte 1774 noch nicht die heutige Dorfstraße. Das Ansiedeln fand zunächst oberhalb der B65, beim Obernkirchener Kamp / Autohaus Becker, bis zum „Oberen Weg“ statt. Dazwischen verläuft der „Untere Weg“. Dieses soll einmal der Totenweg – Leichenweg – altdeutsch Liekenweg – Liekwegen, von Wendthagen zur Kirche nach Sülbeck gewesen sein. Später auch Rodenberger Weg genannt.

Die heutige Liekweger Str. wurde erst 1920 befahrbar hergerichtet. Sie war von tiefen Schluchten unterbrochen. Das Obernkirchener Bergwerk, unter Leitung von

BERGRAT SCHULZE, ließ die Straße begradigen um die Kohlen aus dem Brandshofer Stolln zur Brikettfabrik nach Obernkirchen mit einer Teckelbahn transportieren zu können. 38

30. Der Bergbau in Liekwegen In Liekwegen sollen schon im 16. und 17. Jahrhundert zwischen Nienstädt und Sülbeck, oberhalb der B65, nach Kohlen gegraben worden sein. Dieses geht aus der Chronik des Dorfes hervor. Auf dem Obernkirchener Kamp standen 1742 zwei

Kuhlen auf dem Lande das einem SCHÖTTELNDREIER aus Nienstädt gehörte – mein persönlicher Altvorderer. Hier wurde auch das erste Sülbecker Zechenhaus gebaut. Der Abbau vollzog sich im hessischen Teil Schaumburgs. Es war ein Wasser- und Grubengas- reiches Abbaufeld. Der Obernkirchener Kamp liegt unterhalb, nördlich, der B65 zwischen Nienstädt und Sülbeck, heute Autohaus Becker. Der Kohlenabbau verlief dann im 19. Jahrhundert bis 1909 weiter nach Süden in den Bückeberg bis zum „Schwarzen Weg“ – in Bergmannskreisen „Hühnerbachlinie“ genannt – ein aus Kohlenschlacke hergestellter Weg. Begrenzt im Osten durch ein Tal bei Wendthagen / Brandshof und im Westen durch das Abbaufeld des Lietstolln bei Obernkirchen auf einer Länge von 3 km. Dieses ist das Schierborner Revier. In den Nachkriegsjahren 1947 – 1949 ließ die Gemeinde im Notbergbau nach Kohlen graben. Ein Restpfeiler entlang der Liekweger Str. wurde von 1951 – 1958 abgebaut, der Sülbeckerbrand Stollen II. Damit erlosch dann die Bergbautätigkeit in Liekwegen.

31. Das Schierborner Revier (Schunke / Breier, 1936) Der Ursprung des Schierborner Reviers liegt in der Auffahrung des Schierborner Stollns. Derselbe wurde im Jahre 1839 hauptsächlich in der Absicht aufgefahren, einen streichenden Flözsattel, an dessen oberer Seite der Schierbach seine Quelle hat, zu durchbrechen, um diese Quelle tiefer zu lösen und dadurch deren Wassermenge, die mit zum Betriebe der Wassersäulenmaschine auf Kunstschacht I diente, zu vermehren. Dieser Stollen ist 73,314 Lachter (149,75 m) lang und liegt 63,43 Lachter (128,80 m) über dem Niveau des Südhorster Stollns.

Im Jahre 1878 wurde der Schierborner Stolln zwecks Erschließung von Gebrauchswasser und zur Untersuchung des liegenden Flözes weiter aufgefahren. Die Gesamtlänge beträgt 363 m. Das 4. Flöz war 18 cm mächtig und von erdiger Beschaffenheit.

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Der Schustergrund- Stolln wurde im Jahre 1844 zur Lösung eines Kohlenfeldes hinter einem streichenden Flözsattel in dem Dorfe Liekwegen in der Nähe der Glasfabrik Schierbach angesetzt. Er liegt 39,188 Lachter über dem Niveau des Südhorster Stollns und ist 78 Lachter (158,40 m) lang. Im Jahre 1865 wurde dieser Stolln ausgemauert.

Der Propheten-Stolln wurde im Jahre 1865 in der Nähe von Schacht 25, etwa 600 m östlich des Schierborner- Stollns, zur Abfangung der Prophetenquelle angesetzt. Der Stolln hat eine Länge von 200 m, wo das Flöz erreicht wurde. 80 m des Stollens wurden im Jahre 1866 ausgemauert. Es fand in geringem Umfange Abbau statt. Die Schächte A-0 und B-0 lagen auf den Bauen dieses Stollens. Das Schierborner – Revier bestand aus:

Dem Schustergrund – Stolln, dem Propheten – Stolln, dem Unter- , Mittel- , Ober- und dem Liekweger- Stolln, 1872 -1876 angefahren. Magerkohle.

Es lag über dem in uralter Zeit zwischen dem Sülbecker- und Obernkirchener- Revier abgebauten Felde. Außerdem waren im Schierborner Revier noch 75 Schächte abgeteuft, welche fortlaufende Nummernbezeichnungen hatten. Der östliche Versuchsbau fällt mit unter das Schierborner- Revier.

Tabelle 3 Schierborner Revier Schacht- Schachtteufe Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 bezeichnung in m in m Schierborner- St. - 1839 -- Schustergrund- St. - 1844 -- 01 11,81 - -- 02 12,95 1840 0,51 03 12,70 1846 0,44 04 13,25 1851 -- 05 14,90 1852 -- 06 15,75 1853 -- 40

Schacht- Schachtteufe Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 bezeichnung in m in m 07 14,45 1853 -- 08 16,15 1854 -- 09 20,65 1856 -- 10 8,44 1856 -- 11 8,44 1856 -- 12 16,88 1856 -- 13 16,88 1856 -- 14 19,20 1856 -- 15 19,89 1856 -- 16 19,35 1856 -- 17 16,30 1856 0,53 18 12,22 1856 -- 19 19,20 1857 0,53 20 17,90 1857 -- 21 16,45 1857 -- 22 17,75 1857 -- 23 15,86 1857 -- 24 21,68 1857 -- 25 16,64 1857 -- 26 17,22 1857 -- 27 23,00 1858 -- 28 22,95 1859 -- 29 16,74 1859 -- 30 19,50 1859 -- 31 15,05 1859 -- 32 17,82 1859 -- 33 11,84 1860 -- 34 17,68 1860 -- 35 17,90 1860 -- 36 15,00 1861 -- 37 17,03 1861 --

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Schacht- Schachtteufe Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 bezeichnung in m in m 38 16,45 1861 -- 39 15,74 1861 -- 40 1833 1862 -- 41 12,22 1862 -- 42 16,15 1862 -- 43 14,41 1862 -- 44 14,84 1862 -- 45 16,15 1862 -- 46 - 1863 -- 47 18,35 1863 -- 48 18,20 1863 -- 49 17,75 1863 -- 50 26,36 1863 -- 51 17,90 1863 -- 52 18,04 1864 -- 53 17,30 1864 -- 54 17,75 1864 -- 55 13,34 1864 -- 56 17,46 1865 -- 57 18,05 1865 -- 58 15,75 1865 -- 59 17,03 1866 -- 60 14,84 1866 -- 61 - 1867 -- 62 - 1867 -- 63 9,50 1867 -- 64 12,00 1867 -- 65 19,50 1867 -- 66 - 1867 -- 67 - 1868 -- 68 - - --

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Schacht- Schachtteufe Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 bezeichnung in m in m 69 20,50 - -- 70 15,30 1870 -- 71 - 1870 -- 72 12,00 1870 -- 73 12,50 1871 -- 74 17,90 1871 -- 75 17,70 1873 -- Propheten- St. - 1865 -- Unterstolln - 1874 0,60 Mittelstolln - 1873 0,60 Oberstolln - 1878 0,65 Liekweger- St. - 1876 -- Nienstädter- St. - 1876 --

Schurfschächte auf dem Schierborner Revier

Schacht- Schachtteufe Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 bezeichnung in m in m A 6,96 - 0,73 B 8,12 - 0,70 C 11,89 - 0,60 D 9,86 - 0,55 E 9,16 - 0,58 F 11,31 - 0,60 G 13,18 - 0,70 H 10,15 - 0,70

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32. Das Sooldorfer Werk An der Ostseite des Dorfes Nienstädt lag der Sooldorfer- Stolln. Aufgefahren wurde er um 1750 im Schaumburg- Lippischen Teil des Wulvehagen, der zum Meierhof von Nienstädt gehörte, nördlich der Wendthäger Str. an der Gemarkungsgrenze Nienstädt – Wendthagen. Sein Abbau ging aber im hessischen Gebiet Schaumburgs um, vom Grenzweg bis nach Wendthagen / Brandshof.

Dieses führte wiederum zu viel Streitigkeiten zwischen den Grafenhäusern Schaumburg- Lippe und Hessen nach der Teilung des Landes Schaumburg 1647.

Die Hessen hatten mit dem Abbau heimlich begonnen. Sie haben die Kohlen zum Sieden von Salz in den Salinen von Sooldorf gebraucht, da die Kohlen aus dem hessischen Rodenberg nicht taugten. Der Wald um das Mundloch herum wurde in den 1930er Jahren vom Reichs- Arbeits- Dienst gerodet und zu Ackerland urbar gemacht. Der Abbau in diesem Revier wurde bis 1820 betrieben.

Tabelle 4 Sooldorfer Werk Schacht- Schachtteufe Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 bezeichnung in m in m Sooldorfer- St. - - -- 01 - 08 ohne weitere Angaben - -- 09 16,00 - 0,50 10 - 1770 -- 11 - 1784 -- 12 - - -- 13 - - -- 14 - - -- 15 - - -- 16 - - -- 17 - 1806 -- 18 13,45 1814 -- 19 14,98 1817 -- 20 14,98 1818 --

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33. Das Brandshofer Revier Das östliche und letzte Abbaugebiet auf unserer Exkursion durch Nienstädt war das Brandshofer Revier. Es liegt südlich der Sooldorfer Abbaugrenze im Bückeberg zwischen einem Tal im Osten Brandshof und dem Propheten- Stolln des Schierborner Reviers im Westen.

Aus dem ehemaligen Brandshofer Steinbruch sind 1922 die Stollen angesetzt zur Gewinnung eines Restpfeilers Kohlen. Daher auch Steinbruchstollen genannt. Mit einer kleinen Teckelbahn wurden die Kohlenwagen entlang der Liekweger Str. zur Weiterverarbeitung nach Obernkirchen zur Brikettfabrik gefahren.

Das Obernkirchener- und Stadthäger Kohlenrevier, mit Nienstädt als Mittelpunkt, war 1960 ausgekohlt. Alle Steinkohlen- Bergwerksanlagen des Gesamtbergamtes Obernkirchen – Barsinghausen haben am 31. Dezember 1960 die Förderung eingestellt und wurden stillgelegt. Von den Bergehalden, die von ehemaligen Bergleuten zu Aussichtspunkten hergerichtet worden sind und gepflegt werden, hat man einen weiten Blick in das Schaumburger Land. Dem Betrachter liegen dabei immer die Ruinen des einstigen Georgschachtes, im Mittelpunkt zu Füßen.

34. Georgschacht I und Georgschacht II

Um 1900 veränderte sich der Schaumburger Bergbau durch eine starke Konzentration und Modernisierung der Bergwerksanlagen. In den folgenden Jahrzehnten übernahm die Preussag AG in zunehmendem Maße den Steinkohlenbergbau, bis sie 1940 durch den Ankauf der Anteile Schaumburg- Lippes zum alleinigen kohlefördernden Unternehmen in Schaumburg und im östlichen Revier Barsinghausen wurde.

Als neuen Zentralschacht für den östlichen Bereich der Schaumburger Mulde wurde unter dem Gesamtbergamt von 1899 – 1902 der Georgschacht I in Stadthagen abgeteuft, der eine Teufe von 244,55 m erreichte. Damit wurde zeitgleich die G- Sohle im ganzen Revier aufgefahren. Schließlich wurde in den Jahren 1925 / 28 der Georgschacht II mit einer Teufe von 353 m in einer Entfernung von 60 m von Schacht I abgeteuft. 45

35. Aufzählung ehemaliger Betriebspunkte und Relikte der Steinkohlenwerke in der Gemeinde Nienstädt 35/1 Das Osterholz Die Grundschule Nienstädt und die Siedlung Schwarzer Weg, zwischen Linden- und Bahnhofstraße, ist das ehemalige Betriebsgelände Osterholz der Gesamtsteinkohlenbergwerke Obernkirchen.

1811 – 1905 Herstellung von Koks. Zunächst in Backkoksöfen. Seit 1841 in den hier entwickelten, weltweit bekannt gewordenen Schaumburger Meileröfen. Das Werk erhielt 1873 eine Anschlussbahn nach Stadthagen zur Staatsbahn. Hieraus entstand 1900 die Rinteln – Stadthagener Eisenbahn. Ein Holzsägewerk belieferte danach die Schachtanlagen mit Grubenholz bis zur Schließung der Bergwerke 1960.

35/2 Ziegelsteinbrennofen Ein Relikt aus der Zeit der Koksherstellung 1811–1905. Feuerfeste Schamottesteine wurden zur inneren Ausmauerung der Koksöfen verwendet.

35/3 Wassergewinnung Ein Wasserspeicher, 1910 erbaut, 240 m³ Rauminhalt. Zur Versorgung der Schachtanlage Georgschacht mit Trinkwasser. Er ist dem Nienstädter Stolln vorgelagert, der 1872 als Wassergewinnungsstolln für den Betrieb der Kokereianlage aufgefahren wurde.

35/4 Bergehalde Osterholz Entstanden zur Zeit der Koksherstellung 1811 – 1905. Vorab ausgesuchte Bergestücke und Restbestände an Koksschlacke wurden hier abgelagert. Nach 1945 fand das Material Verwendung als Industriekohle, zur Herstellung von Schlackenbausteinen und als Straßen- baumaterial.

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35/5 Schacht 29 Steinkohlenförderschacht für die Kokereianlage Osterholz 1815 auf 36,60 m geteuft, Flözstärke 0,50 m, Schacht Nr. 29 auf dem Südhorster Flügelort. Befahrungsschacht für die untertägigen Baue bis 1960.

35/6 Das Stadthäger Werk Der Stadthäger Stolln 1728 – 1734 aufgefahren, Länge 480 m, erstmaliger Einsatz von Sprengstoff, Kohlenteufe 24 m, Flöz 3 war 0,50 m stark, Einfallen 5-6 Grad nach Nord, Abbauhöhe 260 m. Stadthäger Flügelort von Nienstädt bis Langenbruch 4 km, Kohlenabbau bis 1864.

35/7 Kunstschacht I Steinkohlenförder- und Wasserlösungsschacht. Es war eine Kunst Wasser von unter- nach übertage zu heben: Die Wasserkunst. Erster Tiefbauschacht im Schaumburger Bergbau zur Gewinnung von Kohle. 1816 – 1821 auf 63 m geteuft, Quer- schnitt 3,5 x 2,33 m, Flöz 3 war 0,52 m stark. Betriebspunkt B- Null = B- Sohle Schacht Nr. 0 Abbau auf der 1. Tiefbausohle = B- Sohle und der A- Sohle als Zwischensohle bis 1904. Erstmaliger Einbau einer Wassersäulenmaschine der Fa. Henschel aus Kassel 1835, Leistung 18 PS. Umstellung auf Dampfpumpenanlage 1842 von 40 PS. Sie hob bis 1874 die Grubenwasser von der B- Sohle zum Abfluß in den Südhorster Stolln. Betriebsgebäude mit Kunstwärterwohnung 1832 erbaut.

35/8 Schachtanlage O-D-3 Steinkohlenförder- und Wasserpumpenschacht. O-D-3 = Osten von D- Null, D- Sohle, Schacht 3. Malakow Turm: Bauart nach der Festung Malakow auf der Halbinsel Krim. Förderung von Steinkohle über eine Pferdebahn zur Kokereianlage Osterholz. Als Wasserpumpenschacht wurde von drei Turbinenpumpen, Gesamtleistung 11 m³/min, Wasser übertage in einem Graben zur Betriebsabteilung Georgschacht oder in den Schierbach gepumpt. 47

Dieser führt ab hier den Namen „Kalter Bach“. Schacht 1870 auf 87,50 m geteuft, Querschnitt: 6,40 x 3,20 m, Flöz 3 der Wealdenformation 0,56 m stark.

35/9 Wetterschacht W-F-1 Ein ausziehender Luftschacht genannt Hasenphal. 1883 – 1885 auf 168,70 m geteuft, Durchmesser: 4,0 m. W-F-1 = Westen von F- Null, F- Sohle, Schacht 1. 35/10 Südhorster Stolln Getauft auf den Namen Wilhelm- Wilhelm- Stolln. (Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen und Graf Wilhelm I. von Schaumburg- Lippe). Längster Wasserlösungsstolln von ca. 1115 m Länge, aufgefahren von 1757 bis1769. Er stößt bei dem Sülbecker Sportplatz auf das Steinkohlenflöz von 50 cm Mächtigkeit in einer Teufe von 20 m und erreicht mit den Flügelörtern nach Osten und Westen eine Länge von ca. 11 km. Die Grubenwasser der Kunstschächte I Nienstädt ab 1837 und Kunstschacht II Südhorsten ab 1854 wurden dem Südhorster Stolln zugeführt und flossen zutage ab.

35/11 Kunstschacht II Südhorsten Das Natursteinhaus mit dem Großen Rund- bogenfenster war das Maschinengebäude für eine 100 PS Dampfmaschine, der Firma Henschel aus Kassel, zum Antrieb der Wasserpumpen in dem darunter befindlichen Doppelschacht. Die Kraftübertragung erfolgte über einen Balancier, an dem das Pumpengestänge angehängt war, das in zwei nebeneinander stehenden Schächten bis zu den Pumpen auf der tiefsten Sohle hinabreichte. Abgeteuft 1847 auf 75,50 m als Reserve – Wasserhaltung für die erste Tiefbausohle, „Kunstschacht I Nienstädt“, wurde die Anlage 1854 in Betrieb genommen. Das hochgepumpte Grubenwasser floss durch den Südhorster Stolln zutage ab.

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35/12 Das Sülbecker Werk Der Sülte Stolln 1714 aufgefahren, Länge 250 m, Kohlenteufe 21 m, Flöz 3 war 0,60 m stark. Abbauhöhe 200 m, Flügelort nach Osten bis Wendthagen 4,5 km, letzter Schacht am Schaumburger Weg 1882 auf 25 m geteuft. Gemeinschaftliches Werk der Stadthäger-, Sülbecker- und Sooldorfer Stolln ab 1810. Ursprung der Gehle, Gründung einer Unfall- und Krankenkasse: die Sültenknappschaft.

35/13 Der alte und neue Sülbecker Stolln Alter- und Neuer Stolln, Steinkohlenabbau von 1870 – 1887 und von 1898 – 1900 auf der Steinbreite, Flözstärke 0,60 m, Teufe bis 23 m. Trinkwassergewinnungsgebiet. Notbergbau Sülbeck: Karolinen Stollen, Abbau 1946 - 1947 im Stiege, Flöz 0,53 m stark.

35/14 Sülbeckerbrand Stolln Stolln I 1920 unter dem Erlenweg. Stolln II 1951 – 1958 nach Osten 700 m, zwischen Liekweger- und Poststraße. Begrenzt durch das Abbaufeld des Sülbecker Stolln im Norden von 1887 und dem Liekweger Stolln im Süden von 1876. Flöz war 0,56 m stark, Teufe bis 20 m. Sülbeckerbrand Nr. 1 ist ehemaliges Betriebsgebäude von 1951.

35/15 Das alte Stadthäger Zechenhaus Das erste Stadthäger Zechenhaus wurde 1776 erbaut. 1813 wurde es an den Bergmann Michael Kluge für 743 Thaler, 21 gute Groschen und 3 Pfennig verkauft. Der Schwiegersohn Schütte errichtete 1829 ein neues- an gleicher Stelle, das 2004 restauriert wurde. Im alten Zechenhaus war ein Beetsaal und eine Schlaguhr.

35/16 Das Liekweger Zechenhaus Für das Schierborner Revier 1873 erbaut. Bezeichnend für den damaligen Baustil sind die Fleder- mausgaube und der Schornstein mit Haube. 49

36. Benutzte Literatur

Abel, Ch. (2003): Cyriakus Spangenberg; unveröffentl. Manuskript;- Obernkirchen.

Banser, G. ( ): Chronik des Dorfes ; – Nordsehl.

Bentrup, W. (1987): Kirchen in Schaumburg;- General- Anzeiger Verlag, Hugo Welge;- Stadthagen.

lges, K.-H. (1986): Die Kirche zu Sülbeck;

Ilsemann, E. (1994): Der Hauptlehrer u. Heimatforscher Wilhelm Wiegmann, unveröffentl. Manuskript; Nienstädt.

Römhild, G. (1994): Industriedenkmäler- Bergbau; Technische Denkmale und Industrie- Denkmäler, insbesondere Bergbau;- Paderborn.

Römhild,G. (1998): Montanindustrie an der Peripherie;- Verlag Siedlungsforschung; Bonn.

Schunke u. Breyer (2005): Der Schaumburger Bergbau ab 1386 und von 1614 – 1920; Exkur. u.Veröffentl.;- Hagenburg.

Siebert, W. (1936): Schaumburg- Lippe im Wandel der Zeit;- Bückeburg.

Tadge, W. ( ): Liekwegen;-

Tadge, W. (1976): Chronik eines Dorfes Sülbeck;-

Tadge, W. (1979): Der Bruchhof, Gut Meinefeld, Wackerfeld;-

Wiegand, Ch. (2002): Spurensuche in Niedersachsen;- Nds. Heimatbund e.V.; Hannover

Wiegmann, W. (1912): Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg- Lippe;-2. Aufl., Verlag Heinrich Heine;- Stadthagen

Wiborg, J.-P. (1989): Siedlungsstrukturen in Niedersachsen;- Nds. Sozialminister;- Hannover

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Übersichtskarte Landkreis Schaumburg

AK Bergbau: Heft 8, Abb. 1 (Landesvermessungsamt)

51

Der Bruchhof

AK Bergbau: Heft 8, Abb. 2 (Weiland, W. 1980)

52

AK Bergbau: Heft 8, Abb. 3 (Chr. Abel) + 5 (Weiland, W.1980) 53

54

AK Bergbau: Heft 8, Abb. 6 (Weiland, W. 1980)

55

AK Bergbau: Heft 8, Abb.7 + 9 (Weiland, W. 1980)

56

Mundloch des Nienstädter Stollen zur Trinkwassergewinnung

AK Bergbau: Heft 8, Abb. 8 (Weiland, W. 1980)

57

AK Bergbau: Heft 8, Abb. 10 (Chr. Abel)

58

Lage- und Sohlenplan der alten Werke

AK Bergbau: Heft 8, Abb. 11 (Markscheiderei, Gesamtbergamt Obernkirchen)

59

AK Bergbau: Heft 8; Abb. 12 (Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbau)

60

Kultur- und Lehrpfad Nienstädt

AK Bergbau: Heft 8; Abb. 13 (Archiv E. Knockrehm)

61

AK Bergbau: Heft 8, Abb. 14 (Internetpublikation) 62

AK Bergbau: Heft 8, Abb. 15 (Internetpublikation)