Seine Königliche Hoheit Von Gottes Gnaden Großherzog Von Baden 1818 – 1918
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miscellanea juridica heidelbergensia 9 miscellanea juridica heidelbergensia 9 Herausgeber: Herausgeber: Juristische Fakultät der Juristische Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Heidelberg Von dem im Deutschland des 19. Jahrhunderts vorherrschen- den Verfassungstyp der konstitutionellen Monarchie ist ver- traut geblieben, wie er das politische Kräftespiel zwischen Monarch, Regierung und Volksvertretung geregelt hat. Die Erinnerung daran, was er für die Person und das Amt des souveränen Monarchen und für seine Dynastie bestimmte, ist demgegenüber weitgehend verblasst. Dem will die vorlie- gende Untersuchung abhelfen. Sie geht von der badischen Verfassungsurkunde von 1818 aus und endet mit der Abdan- kung des Großherzogs 1918. Sie versucht zu erklären, was der Verfassungssatz „Seine Person ist heilig und unverletz- lich“ für das „Gottesgnadentum“ des Großherzogs, seinen Rang unter den Monarchen des Deutschen Bundes, die Hul- digungspflicht der Untertanen, die Thronfolge und derglei- chen bedeutet hat. Abgedruckt sind auch Gutachten, die von Dorothee und Reinhard Mußgnug Heidelberger Professoren zu aktuellen Fragen des Badischen Fürstenrechts erstattet wurden. Seine Königliche Reinhard Mußgnug war bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2009 Ordinarius für Staats- und Verwaltungsrecht, Verfas- 1918 – Baden, 1818 von Gottes Gnaden Großherzog Königliche Hoheit von Seine sungsgeschichte der Neuzeit und Finanz- und Steuerrecht an Hoheit von Gottes Gnaden der Juristischen Fakultät der Universität Heidelberg. Er ist mit der Historikerin Dorothee Mußgnug verheiratet. Großherzog von Baden 39,00 1818 – 1918 Jedermann-Verlag GmbH Postfach 10 31 40 Dorothee und Reinhard Mußgnug und Reinhard Dorothee 69021 Heidelberg Tel.: 06221 1451-0 978-3-86825-340-5 Fax: 06221 27870 ISBN [email protected] band 9 | 2018 miscellanea juridica heidelbergensia Herausgeber: Juristische Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg band 9 | Dorothee und Reinhard Mußgnug Seine Königliche Hoheit von Gottes Gnaden Großherzog von Baden 1818 – 1918 2018 2 | miscellanea juridica heidelbergensia Dorothee und Reinhard Mußgnug Seine Königliche Hoheit von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, 1818 – 1918 1. Auflage 2018 ISBN: 978-3-86825-340-5 Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags © Jedermann-Verlag GmbH, Heidelberg Gestaltung und Satz: Atelier Peter Nardo, Mannheim Druck und Herstellung: M+M-Druck GmbH, Heidelberg Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Jedermann-Verlag GmbH, Heidelberg 2018 Dorothee und Reinhard Mußgnug | Großherzog von Baden | 3 Inhalt I Einleitung . 5 II Der Titel . 12 1 Vom Kurfürsten zum Großherzog . 12 2 Diskussionen um eine Rangerhöhung . 17 3 „Von Gottes Gnaden Großherzog“ . 20 4 Der Titel „Regent“ . 23 5 Diskussion um den Königstitel nach 1881 . 24 III Die badischen Kroninsignien . 27 IV Die Thronfolge . 30 1 Die reguläre Thronfolge . 30 2 Probleme bei Regierungsunfähigkeit . 33 3 Pläne zu Regentschaftsgesetzen . 36 3.1 Entwurf eines Regentschaftsgesetzes (1861/62) . 36 3.2 Planung eines Regentschaftsgesetzes (1873) . 41 4 Gutachten zur Thronfolge (1902) . 42 IV Dynastische Verbindungen . 45 V Die badischen Erbgroßherzöge, Prinzen und Prinzessinnen . 54 1 Erziehung und Ausbildung . 54 2 Die verfassungsrechtliche Stellung der großherzoglichen Prinzen . 61 VI Huldigungen und Verfassungseid. 64 1 Die pflichtschuldigen Huldigungen . 64 2 Der Verfassungseid . 83 3 Verleihung eines Thronlehens . 85 VII Eröffnung der Landtage . 94 VIII Repräsentation nach aussen . 105 1 Feiern des großherzoglichen Hauses . 105 2 Feste und Verfassungsfeiern . 118 3 Großherzogliche Proklamationen . 121 4 Ordensverleihungen. 128 5 Erteilung von Privilegien und Concessionen . 129 6 Öffentliches Gedenken/Denkmäler . 129 4 | miscellanea juridica heidelbergensia IX Begnadigungen . 132 X Majestätsbeleidigungen . 135 XI Die Civilliste . 150 XII Das Verhältnis der Großherzöge zu den preußischen Königen und zum Reich . 157 XIII Der Erste Weltkrieg und das Ende der Monarchie . 179 XIV Schluss . 188 Anhang 1817: Großherzoglich badisches Haus- und Familien-Statut vom 4. Oct. 1817 . 202 Anhang 1830: A. F. J. Thibaut, Gutachten zum Fideicommiss und zur Erbfolge . 205 Anhang 1844: Alexander von Dusch, Betrachtungen über die Frage: Kann und soll Baden den Königstitel annehmen? . 216 Anhang 1852: Heinrich Zoepfl, Gutachten zur Regierungs- unfähigkeit . 224 Anhang 1862: Entwurf eines Regentschafts gesetzes, 30. Januar 1862 . 257 Anhang 1863: Heinrich Zoepfl, Gutachten zum geplanten Regentschafts gesetz, 1863 . 260 Anhang 1902: Gerhard Anschütz, Das Thronfolgerecht der Kognaten im Großherzogtum Baden . 270 Anhang 1919: Gesetz vom 25. März 1919 über die Auseinander- setzung bezüglich des Eigentums an dem Domänenvermögen . 316 Abkürzungsverzeichnis . .321 Literaturverzeichnis . 323 Stammtafel . 341 Personenverzeichnis . 345 Dorothee und Reinhard Mußgnug | Großherzog von Baden | 5 I Einleitung Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts bedurfte es größter Anstrengungen das Land Baden zu einen. Markgraf Carl Friedrich von Baden Durlach war zehn Jahre alt als sein Vater 1738 starb. 1746 erklärte ihn der Kaiser für mündig. Er übernahm ein Territorium, das mit Durlach und Pforzheim einen gewissen Mittelpunkt hatte, doch zu seinem Land gehörten weit verstreute Gebiete: die Markgrafschaft Hachberg (um Emmendingen), das Markgräfler Land, die Herrschaften Rötteln (um Lörrach), Baden- weiler und Prechtal (nordöstlich von Emmendingen), die ihrerseits keinen geschlos- senen Verbund ausmachten. 1771 fiel das Erbe der Markgrafschaft Baden-Baden an Carl Friedrich. Dieser Teil des deutschen Reiches war noch zersplitterter: neben dem rechtsrheinischen Baden mit Eberstein und Lahr samt weiteren kleinen Herrschaften gehörten dazu auch linksrheinisch gelegene Gebiete: die Herrschaft Rademachern an der Mosel, die Vordere Grafschaft Sponheim zwischen Mosel und Nahe und die bei Pirmasens gelegene Herrschaft Gräfenstein. Nicht nur geographisch war die unter Carl Friedrich neu begründete „Markgrafschaft Baden“ völlig auseinander gerissen, dazu kamen konfessionelle Unterschiede: Baden-Durlach war evangelisch, Baden- Baden katholisch. Eine große Belastung bildete zudem ein enormer Schuldenberg, der zusammen mit den „zugewachsenen Ländern“ in Höhe von 10 Millionen Gulden und fälligen Pensionen von 749 Tausend Gulden übernommen werden mußte.1 Die Revolution im benachbarten Frankreich griff zwar nicht auf das Großherzog- tum Baden über, aber Napoleon „arrondierte“ Baden. Nachdem Preußen sich im Frieden von Basel am 5. April 1795 zur Abtretung seiner Besitzungen auf dem lin- ken Rhein ufer bereit erklärt hatte, handelte der Landvogt von Rötteln, Sigmund von Reitzenstein, auch für die Markgrafschaft Baden 1796 einen Separatfrieden aus: die linksrheinischen Gebiete sollten ebenfalls an Frankreich abgetreten und durch rechts- rheinisch gelegenes Klostergut entschädigt werden.2 Eine Deputation ausgewählter Reichsstände beschloß 1803 die Einzelheiten zu diesen Säkularisationen und Gebiets- zuordnungen. Kaiser Franz II. und die allgemeine Reichsversammlung stimmten am 27. April 1803 zu. Damit wurde der „Reichsdeputationshauptschluß“ im Deutschen Reich verbindlich. § 5 regelte den neuen Umfang des badischen Territoriums.3 Baden 1 Carl Friedrich in seiner Verordnung vom 31. August 1808, RegBl. vom 27. September 1808, S. 131. 2 Markgraf Carl Friedrich war aus dem Land geflohen, Frh. von Reitzenstein sein Bevollmächtigter. Bereits damals war festgelegt, daß das linke Rheinufer abgegeben und Klostergut zur Entschädigung herangezogen werden sollte; Merkle, „Plus-Forderer“, S. 49–82. 3 RDH § 5: „Dem Markgrafen von Baaden für seinen Theil an der Grafschaft Sponheim und für seine Güter- und Herrschaften im Luxemburgischen, Elsaß u.s.f.: das Bisthum Konstanz, die Reste der Bisthümer Speier, Basel und Straßburg, die pfälzischen Aemter Ladenburg, Bretten und Heidelberg mit den Städten Heidelberg und Mannheim; ferner: die Herrschaft Lahr, unter den zwischen dem 6 | miscellanea juridica heidelbergensia vergrößerte sich außerordentlich: Für die linksrheinisch verlorenen 13,5 Quadratmei- len wurde Baden mit 61,8 Quadratmeilen entschädigt;4 anders gerechnet: Baden ver- größerte sich von etwa 450 auf 2000 km2 und die Bevölkerung wuchs von 34.626 auf 253.396 Einwohner an. Nach dem Frieden von Preßburg (26. Dezember 1805) kamen ehemals vorderösterreichische, wiederum katholische Gebiete um Freiburg, auch Konstanz und Mainau dazu. Dank der wohlwollenden Unterstützung durch den Schwiegersohn Zar Alexander I.5 blieb das neue Territorium auf dem Wiener Kon- greß in seinem Bestand erhalten. Carl Friedrich und seine Nachfolger standen vor der Aufgabe, dieses „Kunstgebilde europäischer Konferenzpolitik“ (Konrad Krimm) zusammenzuführen und die Ein- wohner auf sich zu verpflichten. Das geschah durch verschiedene, der jeweiligen politischen Situation angepaßte Schritte. 1794 erging nach jahrelangen Vorberei- tungen unter der Federführung von Johann Nicolaus Friedrich Brauer eine „Hof- raths Instruction“.6 Der Großherzog gab als „Anlaß derselben“ bekannt (S. 3): schon früher seien Canzley Ordnungen ergangen. „Diese Geschäfte sind aber … seit der durch Gottes Vorsehung Uns angefallenen Regierung der Badenbadischen Lande in Rücksicht auf die damit geschehene ansehnliche Vermehrung der Regiments Sachen nicht mehr passend“.7 Für