Die Premiere Am 24. August 1963: Ein Großer Tag Auch Für Die Schiedsrichter Elfmeterschießen: Worauf Der Unparteiische Achten
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Offizielles Magazin für die Schiedsrichter im Deutschen Fußball-Bund 4/2013 Juli/August Titelthema Die Premiere am 24. August 1963: Ein großer Tag auch für die Johannes Malka Schiedsrichter Kurt Tschenscher Interview Herbert Fandel: Was wir aus der Saison 2012/2013 mitnehmen können Theorie Alfred Ott und Praxis Elfmeterschießen: Helmut Fritz Worauf der Rudolf Kreitlein Unparteiische achten muss Porträt Sabine Rohleder: Starke Hände für die Spielvorbe- reitung Rolf Seekamp Gerhard Schulenburg Walter Zimmermann Editorial Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, Für unsere Schiedsrichter war es dabei schön zu sehen, dass der DFB und die jetzt handeln- mit bemerkenswert guten Leistungen brachten den Personen die Elite-Schiedsrichter als unsere Schiedsrichter im Profifußball die Sai- 19. Team der Bundesliga verstehen und wert- son 2012/2013 zu Ende. Wie immer spitzte sich schätzen. gerade am Ende der Spielzeit die Situation für viele Klubs noch einmal dramatisch zu. So wer- Diese Unparteiischen müssen den hohen Anfor- den Jahr für Jahr die letzten Spiele zu alles derungen des modernen Fußballs in einer der entscheidenden Partien, obwohl eigentlich stärksten Fußball-Nationen der Welt gerecht Monate vorher die wichtigen Schritte um Meis - werden. Dass hierzu auch eine vernünftige und terschaft, Abstieg und um die Qualifikation für angemessene Absicherung gehört, um sich die- die internationalen Wettbewerbe hätten getan sen Anforderungen in vollem Umfang stellen zu werden können. Unsere Elite – ein Titelthema ganz starkes Team Auftakt für eine neue Schiedsrichter-Ära Herbert Fandel, Die Schiedsrichter geraten aus diesem Grund in Welche Unparteiischen vor 50 Jahren Vorsitzender die Bundesliga anpfiffen 4 der Endphase einer Saison unter ganz besonde- der DFB- ren Druck. Jede Entscheidung ist von immenser Schiedsrichter- Panorama 9 Bedeutung. Spieler und Trainer sind besonders Kommission. emotionalisiert. Gespräch können, war für den genannten Personenkreis Umso schöner ist, dass gerade am letzten Spiel- von Anfang an selbstverständlich. „Es fängt an, Spaß zu machen“ tag unsere Unparteiischen in der Elite sehr kon- Wie die Saison-Bilanz zentriert und professionell agierten. Eine der Apropos DFB-Präsident: Wolfgang Niersbach des Kommissions-Vorsitzenden ausfällt 12 letzten Entscheidungen der gesamten Saison wurde in das Exekutivkomitee der UEFA geriet dabei in der Nachspielzeit der bedeutsa- gewählt. Ich wünsche ihm im Namen aller Lehrwesen men Partie zwischen Borussia Dortmund und Schiedsrichter für seine neue Aufgabe an die- Spielentscheidung 1899 Hoffenheim besonders in den Fokus. ser Stelle viel Glück und Erfolg. am Strafstoßpunkt Worauf Schiedsrichter Der Ausgleich für Dortmund hätte für Hoffen- Bemerkenswerten Erfolg hatten auch unsere beim Elfmeterschießen achten müssen 16 heim den Abstieg bedeutet. In dieser hitzigen internationalen Schiedsrichter in ihren teils Atmos phäre behielt Dr. Jochen Drees mit sei- schwierigen Spielleitungen. Die Nominierung nem Team die notwendige Ruhe und Übersicht. Regel-Test von Dr. Felix Brych zum Confederations Cup in Behandlung auf dem Spielfeld Ohne zu zögern entschied er nach einer kurzen Brasilien zeigt einmal mehr den hohen Stellen- 19 Absprache mit seinem Assistenten Benjamin wert des deutschen Schiedsrichter-Wesens auf Analyse Brand regeltechnisch einwandfrei auf Abseits. internationalem Terrain. Ein Moment, der eindrucksvoll zeigte, wie Regeln einheitlich auslegen schwierig oftmals eine korrekte Entscheidungs- Zu dieser Nominierung und zur Wahl zum Lehrreiche Szenen aus der Bundesliga 21 findung für uns Schiedsrichter sein kann. „Schiedsrichter des Jahres“ durch die DFB- Schiedsrichter-Kommission gratuliere ich Felix Außenansicht Insgesamt agierten die Schiedsrichter auf Brych hier ebenso sehr herzlich wie Dr. Riem Der „Pfiff des Jahres“ 26 hohem Niveau, und gerade wenn unsere Spieler Hussein zur gleichen Wahl bei den Schiedsrich- und Trainer einen Blick über die Landesgrenzen terinnen. Dass Bibiana Steinhaus für die Frauen- Blick in die Presse 27 hinaus werfen, werden sie sehr schnell erken- EM in Schweden nominiert wurde, rundet das nen, dass unsere Schiedsrichter zweifellos zu insgesamt sehr erfreuliche und positive Porträt den Besten gehören. Gesamtbild der Schiedsrichter am Ende der Sai- Die starke Hand der Schiedsrichter Bemerkenswert war auch das Ergebnis der son ab. Wie Physiotherapeutin Sabine Rohleder Gespräche zwischen unserem Präsidenten Wolf- im Stadion arbeitet 28 Allen Kolleginnen und Kollegen, von der Bundes - gang Niersbach, Generalsekretär Helmut Sand- liga bis zu den Kreisklassen, danke ich herzlich rock, Vizepräsident Karl Rothmund und dem Aus den Verbänden 32 für ihren Einsatz in der abgelaufenen Spielzeit Sprecherrat der Elite-Schiedsrichter mit Florian und wünsche ihnen in der nun folgenden Som- Vorschau 5/2013 Meyer, Deniz Aytekin und Wolfgang Stark. 34 merpause eine schöne und erholsame Zeit. Im Zuge der Professionalisierung des Schieds- richter-Bereichs im deutschen Fußball spielte eine angemessene finanzielle Absicherung der Schiedsrichter in der Spitze neben der perso- nellen und inhaltlichen Modernisierung eben- falls eine wichtige Rolle. Ihr Herbert Fandel Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen. SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 3 Titelthema Auftakt für eine neue S Am 24. August 1963 pfiffen acht Unparteiische die ersten Spiele einer neuen bundesweiten Liga an, die Zum Jubiläum hat sich Lutz Lüttig 50 Jahre später auf Spurensuche begeben: Wer waren diese „ersten Bundesliga-Schiedsrichter nennen durften? Der Start am 24. August 1963: Preußen Münster gegen den Hamburger SV. Schiedsrichter Kurt Tschenscher mit seinen Linien- richtern Rudolf Eisemann (links) und Heinz Siebert. Ganz links: Dieter Seeler (HSV), ganz rechts: Helmut Tybussek. ie Hunde müssen hier aber gen wurden und das Spiel begin- In der Vereinschronik des SC Preu- 13 Monate zuvor, am 28. Juli 1962, Dweg“, sagte Heinz Siebert zu nen konnte. „Die Zuschauer waren ßen Münster heißt es über diesen beschloss der DFB-Bundestag im Kurt Tschenscher. Der Linienrichter bei aller Begeisterung für ihre 24. August 1963: „Mit großer Begeis - Goldsaal der Dortmunder Westfa- hatte seinen Chef zu sich gewun- Mannschaft dennoch sehr diszipli- terung fieberte die ganze Region lenhalle mit 103 zu 26 Stimmen die ken, als der gerade das Bundesliga- niert“, erinnert sich Tschenscher auf den Start des neuen Profifuß- Einführung dieser neuen Spielklasse. Spiel Preußen Münster gegen den und lächelt: „Heute wäre das völlig balls hin. Und als am ersten Spiel- Endlich hatte auch die Bundesre- Hamburger SV anpfeifen wollte. unvorstellbar.“ tag der Hamburger SV mit Uwe publik eine landesweite Liga, wie Seeler seine Visitenkarte abgab, sie in anderen europäischen Län- Siebert war gar nicht wohl in sei- platzte das Stadion schon aus dern längst üblich war. Einer der ner Haut. Die Zuschauer im aus - allen Nähten. Exakte Zuschauer- wichtigsten Befürworter war verkauften Preußen-Stadion stan- zahlen existieren nicht, sie gehen Bundestrainer Sepp Herberger, der den bis einen Meter an den Spiel- von 30.000 bis 40.000 munter sich von der Konzentration der 16 feldrand, zwischen ihnen Ordner durcheinander. Genau hätte besten Mannschaften eine Hebung mit Schäferhunden. „Was meinst damals ohnehin niemand zählen des Spielniveaus und damit eine du, was die Hunde machen, wenn können: Zuschauer drängten sich Stärkung der Nationalmannschaft ich hier losrenne?“, habe Siebert auf der Laufbahn, kletterten auf erhoffte. ihn damals gefragt, erzählt Kurt Bäume und Zäune!“ Tschenscher. „Kicker“-Chefredakteur Dr. Friede- Kurt Tschenscher ist ein tem- Die Bundesliga hatte begonnen… bert Becker schrieb damals: „Wir Der FIFA-Schiedsrichter sorgte peramentvoller Erzähler mit glauben also an neue mächtige dafür, dass die Hunde zurückgezo- einem glänzenden Gedächtnis. *** Impulse, die nicht nur auf den 4 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 chiedsrichter-Ära seitdem die Fußball-Fans – und nicht nur sie – in ihren Bann zieht. schuss angehören, aber erfahrene Praktiker sind, beobachtet.“ Die Acht“, die am Premieren-Spieltag angesetzt waren und sich fortan Ergebnisse der Beobachtungsbö- gen wurden dann als entschei - dende Grundlage für die Berufung Spieleifer der Jugend, sondern als Schiedsrichter zur ersten auch auf die Neugier und Teil - Bundes liga-Saison genommen. nahme der Zuschauer einwirken werden.“ Er sollte – zumindest Anfang Januar 1963 schlug Wolf zunächst – Recht behalten: Insge- dem dafür zuständigen Spielaus- samt waren nach offiziellen DFB- schuss des DFB vor, dass rund 90 Angaben 292.000 Fußball-Anhän- Unparteiische als Schieds- und ger in den acht Stadien, ein Linienrichter in der Bundesliga Schnitt von 36.500. Mit einem 4:1- zum Einsatz kommen sollten. Walter Sieg beim Karlsruher SC wurde Baresel, damals Vorsitzender des der Duisburger Stadtteilverein neu gegründeten Bundesliga-Aus- Meidericher SV erster Tabellenfüh- schusses (später Liga-Ausschuss), rer der Bundes liga-Geschichte. schien das etwas zu viel zu sein. Er meinte, die Schiedsrichter Das Interesse war also da, man müssten mindestens zweimal pro musste es nicht durch eine Monat zum Einsatz kommen, andere wochenlange Medienkampagne forderten sogar drei Spiele pro wecken, es gab keine bombasti- Monat, um „eine wirkliche Auswahl sche Eröffnungsfeier mit Live- Alfred Ott und Schalkes Torwart Norbert Nigbur. zu erzielen“, wie es im Sitzungs- Ticker, keine Sondersendungen protokoll heißt. im TV oder gar Live-Übertragun-