Offizielles Magazin für die Schiedsrichter im Deutschen Fußball-Bund 4/2013 Juli/August

Titelthema

Die Premiere am 24. August 1963: Ein großer Tag auch für die Johannes Malka Schiedsrichter

Interview : Was wir aus der Saison 2012/2013 mitnehmen können

Theorie Alfred Ott und Praxis Elfmeterschießen: Helmut Fritz Worauf der Unparteiische achten muss

Porträt Sabine Rohleder: Starke Hände für die Spielvorbe- reitung Rolf Seekamp Gerhard Schulenburg Walter Zimmermann

Editorial Inhalt

Liebe Leserinnen und Leser, Für unsere Schiedsrichter war es dabei schön zu sehen, dass der DFB und die jetzt handeln- mit bemerkenswert guten Leistungen brachten den Personen die Elite-Schiedsrichter als unsere Schiedsrichter im Profifußball die Sai- 19. Team der verstehen und wert- son 2012/2013 zu Ende. Wie immer spitzte sich schätzen. gerade am Ende der Spielzeit die Situation für viele Klubs noch einmal dramatisch zu. So wer- Diese Unparteiischen müssen den hohen Anfor- den Jahr für Jahr die letzten Spiele zu alles derungen des modernen Fußballs in einer der entscheidenden Partien, obwohl eigentlich stärksten Fußball-Nationen der Welt gerecht Monate vorher die wichtigen Schritte um Meis - werden. Dass hierzu auch eine vernünftige und terschaft, Abstieg und um die Qualifikation für angemessene Absicherung gehört, um sich die- die internationalen Wettbewerbe hätten getan sen Anforderungen in vollem Umfang stellen zu werden können. Unsere Elite – ein Titelthema ganz starkes Team Auftakt für eine neue Schiedsrichter-Ära Herbert Fandel, Die Schiedsrichter geraten aus diesem Grund in Welche Unparteiischen vor 50 Jahren Vorsitzender die Bundesliga anpfiffen 4 der Endphase einer Saison unter ganz besonde- der DFB- ren Druck. Jede Entscheidung ist von immenser Schiedsrichter- Panorama 9 Bedeutung. Spieler und Trainer sind besonders Kommission. emotionalisiert. Gespräch können, war für den genannten Personenkreis Umso schöner ist, dass gerade am letzten Spiel- von Anfang an selbstverständlich. „Es fängt an, Spaß zu machen“ tag unsere Unparteiischen in der Elite sehr kon- Wie die Saison-Bilanz zentriert und professionell agierten. Eine der Apropos DFB-Präsident: Wolfgang Niersbach des Kommissions-Vorsitzenden ausfällt 12 letzten Entscheidungen der gesamten Saison wurde in das Exekutivkomitee der UEFA geriet dabei in der Nachspielzeit der bedeutsa- gewählt. Ich wünsche ihm im Namen aller Lehrwesen men Partie zwischen und Schiedsrichter für seine neue Aufgabe an die- Spielentscheidung 1899 Hoffenheim besonders in den Fokus. ser Stelle viel Glück und Erfolg. am Strafstoßpunkt Worauf Schiedsrichter Der Ausgleich für Dortmund hätte für Hoffen- Bemerkenswerten Erfolg hatten auch unsere beim Elfmeterschießen achten müssen 16 heim den Abstieg bedeutet. In dieser hitzigen internationalen Schiedsrichter in ihren teils Atmos phäre behielt Dr. Jochen Drees mit sei- schwierigen Spielleitungen. Die Nominierung nem Team die notwendige Ruhe und Übersicht. Regel-Test von Dr. zum Confederations Cup in Behandlung auf dem Spielfeld Ohne zu zögern entschied er nach einer kurzen Brasilien zeigt einmal mehr den hohen Stellen- 19 Absprache mit seinem Assistenten Benjamin wert des deutschen Schiedsrichter-Wesens auf Analyse Brand regeltechnisch einwandfrei auf Abseits. internationalem Terrain. Ein Moment, der eindrucksvoll zeigte, wie Regeln einheitlich auslegen schwierig oftmals eine korrekte Entscheidungs- Zu dieser Nominierung und zur Wahl zum Lehrreiche Szenen aus der Bundesliga 21 findung für uns Schiedsrichter sein kann. „Schiedsrichter des Jahres“ durch die DFB- Schiedsrichter-Kommission gratuliere ich Felix Außenansicht Insgesamt agierten die Schiedsrichter auf Brych hier ebenso sehr herzlich wie Dr. Riem Der „Pfiff des Jahres“ 26 hohem Niveau, und gerade wenn unsere Spieler Hussein zur gleichen Wahl bei den Schiedsrich- und Trainer einen Blick über die Landesgrenzen terinnen. Dass Bibiana Steinhaus für die Frauen- Blick in die Presse 27 hinaus werfen, werden sie sehr schnell erken- EM in Schweden nominiert wurde, rundet das nen, dass unsere Schiedsrichter zweifellos zu insgesamt sehr erfreuliche und positive Porträt den Besten gehören. Gesamtbild der Schiedsrichter am Ende der Sai- Die starke Hand der Schiedsrichter Bemerkenswert war auch das Ergebnis der son ab. Wie Physiotherapeutin Sabine Rohleder Gespräche zwischen unserem Präsidenten Wolf- im Stadion arbeitet 28 Allen Kolleginnen und Kollegen, von der Bundes - gang Niersbach, Generalsekretär Helmut Sand- liga bis zu den Kreisklassen, danke ich herzlich rock, Vizepräsident Karl Rothmund und dem Aus den Verbänden 32 für ihren Einsatz in der abgelaufenen Spielzeit Sprecherrat der Elite-Schiedsrichter mit Florian und wünsche ihnen in der nun folgenden Som- Vorschau 5/2013 Meyer, und . 34 merpause eine schöne und erholsame Zeit. Im Zuge der Professionalisierung des Schieds- richter-Bereichs im deutschen Fußball spielte eine angemessene finanzielle Absicherung der Schiedsrichter in der Spitze neben der perso- nellen und inhaltlichen Modernisierung eben- falls eine wichtige Rolle. Ihr Herbert Fandel

Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen. SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 3 Titelthema Auftakt für eine neue S Am 24. August 1963 pfiffen acht Unparteiische die ersten Spiele einer neuen bundesweiten Liga an, die Zum Jubiläum hat sich Lutz Lüttig 50 Jahre später auf Spurensuche begeben: Wer waren diese „ersten Bundesliga-Schiedsrichter nennen durften?

Der Start am 24. August 1963: Preußen Münster gegen den Hamburger SV. Schiedsrichter Kurt Tschenscher mit seinen Linien- richtern Rudolf Eisemann (links) und Heinz Siebert. Ganz links: Dieter Seeler (HSV), ganz rechts: Helmut Tybussek.

ie Hunde müssen hier aber gen wurden und das Spiel begin- In der Vereinschronik des SC Preu- 13 Monate zuvor, am 28. Juli 1962, Dweg“, sagte Heinz Siebert zu nen konnte. „Die Zuschauer waren ßen Münster heißt es über diesen beschloss der DFB-Bundestag im Kurt Tschenscher. Der Linienrichter bei aller Begeisterung für ihre 24. August 1963: „Mit großer Begeis - Goldsaal der Dortmunder Westfa- hatte seinen Chef zu sich gewun- Mannschaft dennoch sehr diszipli- terung fieberte die ganze Region lenhalle mit 103 zu 26 Stimmen die ken, als der gerade das Bundesliga- niert“, erinnert sich Tschenscher auf den Start des neuen Profifuß- Einführung dieser neuen Spielklasse. Spiel Preußen Münster gegen den und lächelt: „Heute wäre das völlig balls hin. Und als am ersten Spiel- Endlich hatte auch die Bundesre- Hamburger SV anpfeifen wollte. unvorstellbar.“ tag der Hamburger SV mit Uwe publik eine landesweite Liga, wie Seeler seine Visitenkarte abgab, sie in anderen europäischen Län- Siebert war gar nicht wohl in sei- platzte das Stadion schon aus dern längst üblich war. Einer der ner Haut. Die Zuschauer im aus- allen Nähten. Exakte Zuschauer- wichtigsten Befürworter war verkauften Preußen-Stadion stan- zahlen existieren nicht, sie gehen Bundestrainer Sepp Herberger, der den bis einen Meter an den Spiel- von 30.000 bis 40.000 munter sich von der Konzentration der 16 feldrand, zwischen ihnen Ordner durcheinander. Genau hätte besten Mannschaften eine Hebung mit Schäferhunden. „Was meinst damals ohnehin niemand zählen des Spielniveaus und damit eine du, was die Hunde machen, wenn können: Zuschauer drängten sich Stärkung der Nationalmannschaft ich hier losrenne?“, habe Siebert auf der Laufbahn, kletterten auf erhoffte. ihn damals gefragt, erzählt Kurt Bäume und Zäune!“ Tschenscher. „Kicker“-Chefredakteur Dr. Friede- Kurt Tschenscher ist ein tem- Die Bundesliga hatte begonnen… bert Becker schrieb damals: „Wir Der FIFA-Schiedsrichter sorgte peramentvoller Erzähler mit glauben also an neue mächtige dafür, dass die Hunde zurückgezo- einem glänzenden Gedächtnis. *** Impulse, die nicht nur auf den

4 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 chiedsrichter-Ära seitdem die Fußball-Fans – und nicht nur sie – in ihren Bann zieht. schuss angehören, aber erfahrene Praktiker sind, beobachtet.“ Die Acht“, die am Premieren-Spieltag angesetzt waren und sich fortan Ergebnisse der Beobachtungsbö- gen wurden dann als entschei - dende Grundlage für die Berufung Spieleifer der Jugend, sondern als Schiedsrichter zur ersten auch auf die Neugier und Teil- Bundes liga-Saison genommen. nahme der Zuschauer einwirken werden.“ Er sollte – zumindest Anfang Januar 1963 schlug Wolf zunächst – Recht behalten: Insge- dem dafür zuständigen Spielaus- samt waren nach offiziellen DFB- schuss des DFB vor, dass rund 90 Angaben 292.000 Fußball-Anhän- Unparteiische als Schieds- und ger in den acht Stadien, ein Linienrichter in der Bundesliga Schnitt von 36.500. Mit einem 4:1- zum Einsatz kommen sollten. Walter Sieg beim Karlsruher SC wurde Baresel, damals Vorsitzender des der Duisburger Stadtteilverein neu gegründeten Bundesliga-Aus- Meidericher SV erster Tabellenfüh- schusses (später Liga-Ausschuss), rer der Bundes liga-Geschichte. schien das etwas zu viel zu sein. Er meinte, die Schiedsrichter Das Interesse war also da, man müssten mindestens zweimal pro musste es nicht durch eine Monat zum Einsatz kommen, andere wochenlange Medienkampagne forderten sogar drei Spiele pro wecken, es gab keine bombasti- Monat, um „eine wirkliche Auswahl sche Eröffnungsfeier mit Live- Alfred Ott und Schalkes Torwart Norbert Nigbur. zu erzielen“, wie es im Sitzungs- Ticker, keine Sondersendungen protokoll heißt. im TV oder gar Live-Übertragun- Deutsche Meister in einer Endrunde Tschenscher: „Natürlich war es für gen. „Die Bundesliga fing einfach der besten Teams aus fünf Ober - uns eine spannende Frage: Wer In der entscheidenden Bespre- so an“, erzählt Kurt Tschenscher. ligen ermittelt worden, das letzte bekommt die ersten Spiele?“ chung am 20. April setzte Wolf sich In allen acht Stadien war um 17 Uhr Endspiel (Borussia Dortmund – Zuständig für die Ansetzungen war durch. Auf der Liste der Unpartei - Anpfiff. 1. FC Köln 3:1) hatte am 29. Juni Degenhard Wolf. Der Rheinländer ischen für die erste Bundesliga- 1963 Kurt Tschenscher geleitet. aus Köln leitete den DFB-Schieds- Saison erschienen letztlich 79 Aber natürlich war es auch für die Jetzt trafen die Top-Teams aus richter-Ausschuss seit 1953, an sei- Namen. 38 von ihnen kamen in Schiedsrichter eine besondere den einzelnen Regionen an jedem ner Seite Carl Koppehel. Der Berli- den 241 Spielen der 16 Vereine Situation, auch für sie begann Spieltag aufeinander, es war sozu- ner war schon seit Mitte der 20er- umfassenden Liga als Schiedsrich- eine neue Ära. Bisher war der sagen jede Woche „Endrunde“. Jahre in den verschiedensten ter zum Einsatz (siehe Liste auf Funktionen des Schiedsrichter- Seite 7), alle anderen als Linien- Wesens tätig (unter anderem richter. Auch unter diesen „Hel- „erfand“ er die Schiedsrichter-Zei- fern“ finden sich viele Unpartei - tung). Den Ausschuss ergänzten ische, die sich später selbst einen die Schiedsrichter-Obleute der Namen als FIFA-Schiedsrichter Regionalverbände. gemacht haben. Zum Beispiel Fer- dinand Biwersi (damals 29 Jahre), Für 1962/1963, also die letzte Sai- Gerd Hennig (28), Walter Horst- son vor dem Bundesliga-Start, mann (27), Günter Linn (28) und waren dem DFB für seine überre- Klaus Ohmsen (27). gionalen Wettbewerbe von den Landesverbänden 66 Schiedsrich- Denn an den Linien standen damals ter gemeldet worden. Sie wurden noch keine Spezialisten, wie es eingeteilt in Gruppe A (38 Schieds- heute der Fall ist, sondern Unpartei- richter) und Gruppe B (28). Wolf ische, die auch „winkten“. Innerhalb sagte in einem Interview vor dem vieler Bundesliga-Gespanne wurde Saisonstart 1962: „In diesem Jahr abgewechselt. So leitete Rolf See- werden sämtliche Schiedsrichter kamp, einer der „ersten Acht“, Spiele 1966: Schiedsrichter Alfred Ott führt mit seinen Linienrich- bei allen Spielen von neutralen mit seinem Bremer Landsmann Her- tern Günter Linn (rechts) und Volker Huster die Spieler von Personen, die weder dem Spiel- bert Lutz. Im Oktober 1963 winkte Borussia Dortmund und 1860 München aufs Feld. noch dem Schiedsrichter-Aus- Seekamp bei Lutz im Spiel Hambur-

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 5 Titelthema ger SV gegen Eintracht Braun- Fußball mit seiner großen Erfah- Er kam eigentlich aus der 2. Liga schweig, im März 1964 stand dann rung weitere 20 Jahre lang in Südwest, hatte nur ganz am Schluss im Rückspiel Herbert Lutz an der hohen Funktionärs-Positionen, als einige Spiele in der Süd- Linie bei Rolf Seekamp. Schiedsrichter-Beobachter und west gepfiffen. Linn: „Das ging -Ausbilder. Anfang Oktober wird er damals ganz rasch, plötzlich war *** 85 Jahre alt. Und schaut nach wie ich Linienrichter in der Bundesliga!“ vor mit heißem Herzen alle Spiele Tschenschers Spiel in Münster im TV. Dabei freut er sich über Noch steiler verlief die Karriere endete nach einem verwandelten starke Schiedsrichter-Leistungen, seines „Gespannführers“, wie man Hand elfmeter und dem Ausgleich übt aber auch Kritik, wenn ein damals sagte: Alfred Ott war erst des HSV in der 86. Minute 1:1. Der Schiedsrichter ihm zu nachsichtig 25 Jahre alt, als er im Mai 1960 „Kicker“ schrieb am Montag: „Das erscheint. „Meine Frau muss mich sein erstes Endrundenspiel um die spannende, kampfstarke Spiel manchmal ein wenig bremsen“, Deutsche Meisterschaft pfiff (Tas- wurde von dem Mannheimer lacht der temperamentvolle mania 1900 Berlin – SV Werder Bre- Schiedsrichter-Gespann Tschen- Tschenscher, für den ganz men). Dass der junge Mann nun scher, Siebert, Eisemann ausge- besonders der Spruch gilt: einmal einer der ersten acht Bundesliga- zeichnet geleitet.“ Schiedsrichter, immer Schieds- Schneidermeister Kreitlein Schiedsrichter war, schien da nur richter. ließ sich den Stoff schicken – folgerichtig. Er war der Jüngste Für Kurt Tschenscher war die und nähte seine Trikots von ihnen. Das schien einem Statis - Ansetzung am allerersten Spieltag *** selbst. tiker so unglaubhaft zu sein, dass der Bundesliga das erste seiner das Geburtsjahr von Ott bei Wiki- 126 Spiele in dieser Liga und einer Ähnlich wie in Münster erreichte Stadionuhr zeigte doch erst pedia (und damit fast überall von vielen Höhepunkten seiner bis den Schiedsrichter des Spiels 16.59 Uhr! Es war also eigentlich sonst) mit 1924 statt 1934 angege- heute unerreichten Schiedsrichter- SV Werder Bremen gegen Borussia eine Minute vor Spielbeginn. Aber ben wird. Karriere: drei Weltmeisterschafts- Dortmund kurz vor Spielbeginn ein das habe ich erst am Montag mitbe- teilnahmen (1966, 1970, 1974), die Zuruf: „Kommen Sie, meine Herren, kommen, weil der Weser-Kurier das Die drei Südwestler Ott (Rhein- EM 1968, 119 internationale Anset- die Spieler stehen schon alle im Foto mit der Uhr ganz groß auf brohl), Spinnler (Mainz) und Linn zungen (davon 41 A-Länderspiele), Gang.“ Gemeint waren Schiedsrich- Seite 1 hatte.“ Linn hatte als Postbe- (Altendiez) hatten sich am Freitag die Endspiele im Europapokal der ter Alfred Ott und seine Linienrich- amter in seinem Heimatort Alten- in Koblenz getroffen, denn von Landesmeister (1967) und der ter Max Spinnler und Günter Linn. diez Zugang zur Zeitungsstelle und Anfang an reisten die Schiedsrich- Pokalsieger (1962), das DFB-Pokal - Die Aufforderung kam von Walter sich dort die Bremer Tageszeitung ter in der Bundesliga am Vortag endspiel 1973 und das schon Baresel, damals Spielleiter der angeschaut. Schnell mal ins Inter- des Spiels an. Sie fuhren von dort erwähnte letzte Endspiel um die Bundesliga und eigens zum Start net zu schauen, war ja noch nicht mit dem Zug nach Bremen, das Deutsche Meisterschaft 1963. Alles aus seiner Heimatstadt Hamburg möglich. Auto oder ein Flugzeug (Ausnahme kann man hier gar nicht aufzählen angereist. Berlin) zu nehmen, kam noch nicht (mehr über Kurt Tschenscher in Günter Linn, damals 28, war zur in Frage. Sie waren im Hotel „Zur den Ausgaben der DFB-Schieds- Ohne es zu ahnen, schuf der über- Saison 1963/1964 von seinem Post“ untergebracht, das jahrzehn- richter-Zeitung Nr. 6/2008 und pünktliche Hanseat damit ein Kurio- Obmann Eugen Dinger auf die telang das Schiedsrichter-Hotel in Nr. 2/2009). sum, wie Günter Linn heute erzählt: B-Liste des DFB gemeldet worden. Bremen blieb. „Es war ja nicht mal eine Minute Nach Erreichen der Altersgrenze vergangen, als der Konietzka das KURT TSCHENSCHER ALFRED OTT 1975 diente Kurt Tschenscher dem 1:0 für Dortmund schoss. Und die Preußen Münster – SV Werder Bremen – Hamburger SV 1:1 Borussia Dortmund 3:2 Linienrichter: Linienrichter: Heinz Siebert (Mannheim), Max Spinnler (Mainz), Rudolf Eisemann (Heidelberg) Günter Linn (Altendiez) Geboren: 5. Oktober 1928 Geboren: 19. Juni 1934 Beruf: stellvertretender Beruf: Sportamtsleiter Sachbearbeiter Krankenkasse Heimatort: Mannheim Heimatort: Rheinbrohl Verein: VfL Neckarau Verein: SSV Bad Hönningen DM-Endrundenspiele: 10 DM-Endrundenspiele: 6 DM-Endspiel: 1963 (Borussia Bundesligaspiele: Dortmund – 1. FC Köln 3:1) 80 (1963 – 1970) Bundesligaspiele: FIFA: 1968 - 1970 126 (1963 – 1974) Rudolf Kreitlein – ein Mann für schwierige Spiele, zum Beispiel Pokalfinale: 1973 Borussia das bayerisch-fränkische Derby 1860 München gegen den Mönchengladbach – 1. FC Köln 1. FC Nürnberg. 2:1 n.V. FIFA: 1958 – 1975 (WM-Teilnah- 6 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 men 1966, 1970, 1974) schen Top-Schiedsrichter, abzule- sen an der Anzahl der Spiele pro Sie leiteten die Spiele der Saison, für die ihn Degenhard Wolf ersten Bundesliga-Saison ansetzte. 34-jährig wurde er 1968 vom DFB für internationale Spiele 38 Schiedsrichter gemeldet. für 241 Spiele

Günter Linn: „Alfred war sehr ehr- Rudolf Kreitlein 13 geizig und hatte, wie die meisten Alfred Ott 11 von uns, vieles der Schiedsrichte- Gerhard Schulenburg 11 rei geopfert und untergeordnet.“ Günther Sparing 11* Ott musste 1970 in der Sommer- Edgar Deuschel 10 pause am Magen operiert werden, Kurt Tschenscher 10 hatte sich aber zum September Walter Zimmermann 10 gesund gemeldet und vier Bundes- Helmut Fritz 9* ligaspiele gepfiffen, als im Novem- Kurt Handwerker 9 ber der alljährliche DFB-Lehrgang Herbert Lutz 8 anstand. Er brachte ein Attest mit Johannes Malka 8 zur Leistungsprüfung, auf dem ihm Karl Niemeyer 8 sein Arzt bescheinigte, einer Dau- Karl Riegg 8 erbelastung wie dem geforderten Fritz Schörnich 8 Bundesliga-Auftakt im Olympiastadion: Hertha BSC Berlin 6.000-Meter-Lauf noch nicht Werner Treichel 8 (rechts Helmut Faeder) gegen den 1. FC Nürnberg (mit Ferdi- gewachsen zu sein. Hans-Joachim Weyland 8 nand Wenauer). Schiedsrichter Rolf Seekamp (Bremen) ist mit Günther Baumgärtel 7 seinen Linienrichtern Elmar Schäfer (links) und Karl-Heinz Otts Argumentation, er könne Heinz Fischer 7 Mailand bereit zur Seitenwahl. doch, wie geschehen, trotzdem Oswald Fritz 7 Bundesligaspiele leiten, weil diese Rudibert Jacobi 7 Das Spiel im Weserstadion verlief wurde dann die Berichterstattung Art Belastung darin nicht vorkäme, Horst Mathieu 6 bis auf das schnelle Tor zum 0:1 über den ersten Bundesliga-Spiel- wollte Degenhard Wolf nicht fol- Willi Thier 6 unspektakulär, Werder gewann tag angeschaut. Die „ARD-Sport- gen. Der erzürnte Schiedsrichter- Gerhard Pooch 5 letztlich 3:2. schau“ gab es noch nicht, aber das Chef sagte Ott, dass er erst nach Ewald Regely 5 „Aktuelle Sportstudio“ hatte genau Absolvierung der gesamten Leis - Werner Spiewak 5 Günter Linn: „Nach dem Spiel wie die Bundesliga an diesem Tag tungsprüfung weitere Spiele Erwin Sturm 5 waren wir zum Essen eingeladen. seine Premiere. bekäme. Jetzt wurde Ott wütend, Josef Kandlbinder 4 Dabei war auch Herbert Lutz, der ging schnurstracks in die Kabine, Berthold Schmidt 4 Schiedsrichter aus Bremen, der Die Karriere von Alfred Ott lief holte seine Sachen und reiste ohne Alfons Betz 3 uns noch zu sich nach Hause ein- indes weiter wie auf Schienen – Verabschiedung nach Hause. Seine Willi Gusenburger 3 lud.“ Bei Lutz, der 14 Tage später jedenfalls zunächst. Immer war er Karriere war beendet – mit 36 Jah- Fritz Leidag 3 sein erstes Bundesligaspiel leitete, in der Spitzengruppe der deut- ren. Rolf Seekamp 3 Max Spinnler 3 Noch einmal Günter Linn: „Es war Alois Wieser 3 RUDOLF KREITLEIN ✝ ROLF SEEKAMP wirklich schade um Alfred. Ich Erich Reil 2 1. FC Saarbrücken – Hertha BSC Berlin– habe ihm später als Obmann einige Karl-Heinz Fork 1 1. FC Köln 0:2 1. FC Nürnberg 1:1 Male angeboten, wenigstens als Josef Hager 1 Linienrichter: Linienrichter: Beobachter wieder mitzumachen. Josef Hoffmann 1 Ernst Schmid (), Elmar Schäfer (Buchholz), Aber er wollte damit nichts mehr Fritz Seiler (Schmiden) Karl-Heinz Mailand (Bremen) zu tun haben.“ *Das Spiel Hamburger SV – Borussia Dortmund wurde Geboren: 14. November 1919 Geboren: 16. September 1921 Dass Otts letztes, sein 80. Bundes- von Günther Sparing in der Gestorben: 31. Juli 2012 Beruf: Versicherungskaufmann ligaspiel, ausgerechnet Borussia 61. Minute wegen Nebels abge- Beruf: Schneidermeister Heimatort: Bremen Dortmund gegen SV Werder Bre- brochen. Das Wiederholungs- Heimatort: Stuttgart Verein: TSV Lesum-Burgdamm men hieß, die Umkehrung seines spiel leitete Helmut Fritz. Verein: Stuttgarter Kickers DM-Endrundenspiele: 1 ersten Spiels also, ist eine der klei- nen Geschichten, die der Fußball DM-Endrundenspiele: 7 Bundesligaspiele: immer wieder schreibt. anpfiff, 65 weitere sollten bis zum Bundesligaspiele: 26 (1963 – 1968) Karriere-Ende folgen. 66 (1963 – 1969) Pokalfinale: 1962 *** Pokalfinale: 1963 1. FC Nürnberg – Fortuna Geboren 1919 in Fürth, legte er 1937 Hamburger SV – Borussia Düsseldorf 2:1 n.V. Fast 15 Jahre älter als Alfred Ott seine Schiedsrichter-Prüfung ab. Dortmund (3:0) war Rudolf Kreitlein, als er 43-jäh- Als Kriegsgefangener geriet er in FIFA: 1962 – 1967 (WM 1966) rig das Bundesligaspiel 1. FC Saar- die USA und organisierte dort als- brücken gegen den 1. FC Köln bald Spiele zwischen den Lager-

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 7 Titelthema mannschaften, bildete Schieds- ständlich zu machen. Und sie spra- Die Nürnberger traten mit dem Anfang September 1968 erhielt richter aus und leitete dort bis zu chen auch über die Ampeln in Lon- 54er-Weltmeister Max Morlock an, Rolf Seekamp dann das offizielle seiner Rückkehr nach Deutschland dons Straßen, die ständig „Rot“ zu der das 1:0 für seinen Club erzielte, Dank-Schreiben, das der DFB an 1946 rund 160 Spiele. sein schienen. Dabei kam den bei- aber auch das Handspiel beging, seine Schiedsrichter zu schicken den Spitzen-Schiedsrichtern eine in dessen Folge Hans-Günter pflegte. Es hieß darin: „Als kleines 1949 bekam der talentierte Fuß- Idee, die auch heute noch ihre Aus- Schimmöller per Strafstoß zum Andenken an Ihre Schiedsrichter- ballspieler einen Vertrag beim wirkung auf den Fußball hat: Sie 1:1-Endstand ausglich. Tätigkeit im DFB dürfen wir Ihnen Stuttgarter SC (zweithöchste Spiel- erfanden die Gelben und Roten anbei ein Geschenk in Form von klasse) und machte sich gleichzei- Karten analog zu den Zeichen der Über die Leistung von Rolf See- Manschetten-Knöpfen sowie einen tig als Schneidermeister selbst- Verkehrsampeln. „Gelb“ gleich Ver- kamp und seinen Linienrichtern Uller zugehen lassen.“ Uller? Das ständig. Zwei Jahre später war der warnung und „Rot“ gleich Feldver- Elmar Schäfer und Karl-Heinz war ein Schlüsselanhänger, abge- Meniskus hin, sodass er seine Spie- weis. Mailand findet man in den ein- leitet von einem runden Talisman, lerkarriere aufgeben musste und schlägigen Quellen den man an einer Trachten-Leder- keine Äußerungen, hose trägt. was man ja immer als gutes Zeichen werten Zur offiziellen Verabschiedung darf. Seekamp war wurde der Bremer im November schon seit 1949 Lehr- eingeladen. Traditionell erfolgte wart im Bezirk Bre- sie – und erfolgt sie noch heute – men Nord. Eine Funktion, die er sagenhafte 41 Jahre lang aus übte und die dann 1990 sein Sohn Volker über- nahm.

Der Bezug zum Fußball aber blieb. Ausriss aus Als Rolf Seekamp vor zwei Jahren dem Original-Programmheft 90 Jahre alt wurde, erzählte er sich wieder der Schiedsrichterei vom 24. August 1963. dem Bremer Journalis ten Olaf zuwandte. Schnell stieg Kreitlein in Schnell, dass er immer noch die die Oberliga Süd auf und leitete Vier Jahre dauerte es von der Idee Spiele seines Vereins, des TSV 1956 seine ersten Spiele um die bis zur Einführung: Bei der WM Lesum-Burgdamm, besuche. Deutsche Meisterschaft. Sein Weg 1970 wurde die erste Gelbe Karte in die deutsche Spitze und zur FIFA der Fußball-Geschichte gezeigt – Mit 26 Jahren wurde er 1947 war vorgezeichnet. von Kurt Tschenscher, der das Schiedsrichter und hatte 1953 Eröffnungsspiel Mexiko gegen die den Aufstieg in die Oberliga Nord, Weltberühmt im Fußball wurde der UdSSR leitete. die damals höchste Spielklasse, Gern blättert Rolf Seekamp tapfere Schneider aus Stuttgart, geschafft. Fast zeitgleich über- in seinen Fußball-„Schätzen“. als er bei der WM 1966 im Viertelfi- Rudolf Kreitlein, 1988 mit dem nahm er das Geschäft seines nale zwischen Gastgeber England Bundesverdienstkreuz ausgezeich- Vaters (Versicherungs-Vertretun- zum nächsten Lehrgang der und Argentinien, einem Spiel von net, starb am 31. Juli 2012 im Alter gen und Zigarren-Großhandel). Bundesliga-Schiedsrichter. Er allerhöchster Brisanz, den argenti- von 92 Jahren in Stuttgart. Der Abiturient (1940) spielte möge sich doch bitte „am Freitag, nischen Kapitän Antonio Rattin selbst Fußball, gab das aber auf, dem 6. November 1970, gegen vom Platz stellen wollte. Das *** als die Schiedsrichter-Karriere in 20 Uhr, zum Kameradschaftsabend gelang ihm aber erst nach sieben Schwung kam. in der Bibliothek der Sportschule Minuten, denn der Südamerikaner Als Rolf Seekamp das Spiel Hertha Hennef“ einfinden. tat so, als ob er Kreitleins eindeutige BSC Berlin gegen den 1. FC Nürn- Als letztes Spiel seiner Schieds- Gesten nicht verstand. Letztlich berg anpfiff, füllten 60.000 richter-Karriere leitete Seekamp Dort überreichte ihm Obmann Degen- wurde Rattin von „Bobbys“, engli- Zuschauer das Berliner Olympia- am 29. Juni 1968 in Bochum das hard Wolf die DFB-Verdienstnadel. schen Polizisten also, vom Platz stadion, Rekord an diesem ersten Finale um die Deutsche Amateur- geführt. Spieltag der Bundesliga. Bei den Meisterschaft zwischen dem Rolf Seekamp lebt in Bremen und Berlinern spielte ein eisenharter VfB Remscheid und Wacker Mün- wird am 16. September 92 Jahre Als Kreitlein nach dem Spiel mit Verteidiger mit, der später in See- chen (5:3 n.V.). Dieser Titel wurde alt. ■ , einem ehemaligen kamps Heimatstadt Bremen eine bis 1998 unterhalb des Profifuß- englischen FIFA-Schiedsrichter, in herausragende Rolle im Fußball balls ausgespielt, wobei es auch In der nächsten Ausgabe: Johannes sein Hotel zurückfuhr, unterhielten spielen sollte. Aber das ahnte an für gestandene Bundesliga- Malka, Helmut Fritz, Gerhard Schu- sich die beiden natürlich über den diesem 24. August 1963 noch nie- Schiedsrichter durchaus eine lenburg und Walter Zimmermann – Feldverweis und die Schwierigkeit, mand, auch nicht Otto Rehhagel, Ehre war, für dieses Finale nomi- die anderen vier Schiedsrichter des sich dem Spieler gegenüber ver- um den es sich handelte. niert zu werden. ersten Spieltages.

8 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 Schärfste von solchen Gewalttätig- keiten zu distanzieren.“ Der Verein teilte mit, dass der verantwortliche Spieler mit sofortiger Wirkung nicht mehr für die Borussia spielen werde.

Spieler rettet Schieds- richter das Leben Stars wie der ehemalige National- Nieuwenhuizen war im Dezember torwart Edwin van der Sar, Frank vergangenen Jahres nach einer Eine -Begegnung in Essen und Ro nald de Boer, Ruud van Gewaltattacke in einem Spiel der wurde Anfang April von einem dra- Nistelrooy, Giovanni van Bronck - B-Jugend einen Tag später seinen matischen Zwischenfall überschat- horst und Dennis Bergkamp traten Verletzungen im Krankenhaus erle- tet: Der Schiedsrichter erlitt nach in Almere für den guten Zweck gen. Der Vorfall hatte die Nieder- dem Schlusspfiff auf dem Weg in gegen eine Amateur-Auswahl des lande schwer erschüttert. Der Pro- die Kabine einen Herzinfarkt. FC Buitenboys an. Die Ex-Profis zess gegen die Tatverdächtigen soll gewannen mit 8:1. noch in diesem Sommer beginnen. Nach der Kreisliga-C-Partie der Sportfreunde Altenessen III gegen die Zweitvertretung von Baris- spor 84 brach der Unparteiische Rassismus: UEFA plant Hans-Peter Kuntze plötzlich zusammen. Die erste Mannschaft Zehn-Spiele-Sperre der Altenessener machte sich zu diesem Zeitpunkt in der Nähe Die Europäische Fußball-Union warm und bemerkte den Vorfall. (UEFA) will im Kampf gegen Ras- Barisspor-Spieler Benjamin Theo- sismus künftig härtere Strafen dor, der hauptberuflich als Feuer- anwenden. Der Plan des Dachver- wehrmann arbeitet, eilte Kuntze bandes sieht vor, Spieler, die wegen zusammen mit Schiedsrichter Det- rassistischer Vorfälle schuldig chen, sollte es zu rassistischen Panorama lef Walter umgehend zur Hilfe. Den gesprochen werden, für mindes - Beleidigungen der Spieler durch beiden Helfern gelang es, den tens zehn Spiele zu sperren. Zuschauer kommen. Die neuen Wieder ein Abbruch Unparteiischen zu reanimieren und Regelungen werden derzeit vom ihm somit das Leben zu retten. „Wir brauchen Sanktionen mit UEFA-Exekutivkomitee diskutiert Die Meldungen zum Thema Gewalt abschreckender Wirkung“, sagte und könnten bereits zur kommen- gegen Schiedsrichter ebben nicht „Wir sind alle überglücklich, dass UEFA-Generalsekretär Gianni Infan- den Saison umgesetzt werden. ab: Wegen einer Attacke auf einen er es geschafft hat. Solche Dinge tino am Rande der Fußballmesse „Wenn es zu rassistischen Unparteiischen ist ein Verbands- will auf dem Fußballplatz wirklich Soccerex in Manchester. Die UEFA Zwischenfällen kommt, ist der ligaspiel im saarländischen Neun- niemand erleben“, sagte Altenes- nehme den Kampf gegen Rassismus Schiedsrichter ermächtigt, Spieler kirchen abgebrochen worden. Ein sens Trainer Dietmar Krause bei sehr ernst und werde eine konse- vom Feld zu nehmen. Es wird eine Spieler der zweiten Mannschaft „RevierSport online“. Die Ärzte des quente Politik verfolgen. Man wolle Durchsage im Stadion geben, um des früheren Fußball-Bundes - Essener Krankenhauses bestätig- konkret eingreifen und Worten auch die Fans aufzufordern, die Gesänge ligisten Borussia Neunkirchen ten, dass der Einsatz der Helfer Taten folgen lassen. „Vereine zu stoppen“, erklärte Infantino. hatte den 29 Jahre alten Unpartei- Kuntze das Leben gerettet hat. lediglich mit Geldstrafen für Taten Falls sich die Situation nicht ändere, ischen ins Gesicht geschlagen. Kuntze wurde zunächst auf die der Fans zu verurteilen, trifft bei könne der Unparteiische das Spiel Intensivstation verlegt, sein rassistischen Vorfällen nicht direkt abbrechen. „Falls das passiert, Die Borussia reagierte nach dem Zustand war jedoch stabil. die Schuldigen“, erklärte der UEFA- werden Sanktionen in Bezug auf Spiel gegen die SpVgg Einöd-Ing- Generalsekretär. Den Vereinen dro- das Ergebnis und Punktabzüge in weiler umgehend mit einer Ent- hen bei rassistischen Vorkommnis- Betracht gezogen.“ schuldigung: „Wir, die Verantwort- sen ebenfalls drastische Strafen: lichen von Borussia Neunkirchen, Benefiz-Spiel für Bei einem ersten Vorfall soll ledig- Premier League führt können nicht fassen, dass eine Familie des getöteten lich der Teil des Stadions, in dem solch gewaltsame Auseinanderset- sich der Vorfall ereignet hat, ge - Torlinientechnik ein zung unseren Sport zerstört. Es ist Schiedsrichters sperrt werden. Im Wiederholungs- äußerst bedauerlich, dass ein Ver- fall werde das gesamte Stadion Die englische Premier League bandsligaspiel wegen Gewaltan- Ehemalige niederländische Fuß- geschlossen und ein Bußgeld von führt in der kommenden Saison als wendung eines Spielers gegen ball-Nationalspieler haben in mindestens 50.000 Euro fällig, erste europäische Fußball-Liga die einen Schiedsrichter abgebrochen einem Benefiz-Spiel für die sagte Infantino. Torlinientechnik ein. Das soge- werden musste. Wir haben uns für Familie des getöteten Schiedsrich- nannte Hawk-Eye-System erhielt eine öffentliche Entschuldigung ters Richard Nieuwenhuizen Zudem seien die Schiedsrichter bei einer Sitzung der 20 Klubchefs entschieden, um uns auf das 56.000 Euro gesammelt. Oranje- bestärkt worden, Partien abzubre- den Zuschlag. Das System wird

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 9 Panorama bereits im Tennis und Cricket sendet ein Signal an den Schieds- erfolgreich eingesetzt. richter, wenn der Ball die Torlinie überschritten hat. Die Kosten Der zuständige International Foot- belaufen sich angeblich auf meh- ball Association Board (IFAB) rere hunderttausend Euro pro genehmigte im Juli 2012 die not- Arena. wendige Statutenänderung und machte den Weg frei für techni- Die FIFA hatte sich kurz zuvor sche Hilfsmittel im Fußball. Zuletzt gegen Hawk-Eye sowie zwei wei - hatte die FIFA vier Systeme lizen- tere Tortechnik-Anbieter und für ziert und entschieden, dass die einen Einsatz von GoalControl Heimspiel für Manuel Gräfe: Der aus Berlin stammende FIFA- nationalen Verbände selbst beim Confederations Cup in Brasi- Schiedsrichter leitete in diesem Jahr das DFB-Pokalendspiel zwischen bestimmen können, in welchen lien entschieden. Bewährt sich die dem FC Bayern München und dem VfB Stuttgart (3:2). „Das DFB- Wettbewerben sie die zugelassene Technik des deutschen Anbieters Pokalfinale ist das schönste und emotionalste Spiel in Deutschland. Torlinientechnik nutzen. bei der Mini-WM im Juni, soll sie Mit der Nominierung hat sich für mich ein Traum erfüllt“, sagte auch bei der WM 2014 eingesetzt Gräfe. Er wurde an den Seitenlinien von Guido Kleve (rechts) und In der kommenden Saison zeich- werden. Thorsten Schiffner assistiert, Vierter Offizieller war . nen künftig in der Premier League mehrere Hochgeschwindigkeits - In der Bundesliga ist der Einsatz Das Pokalfinale der Frauen zwei Wochen zuvor hatte Katrin Rafalski kameras das Spielgeschehen aus von Torlinientechnik frühestens in aus Bad Zwesten geleitet. Beim 3:2-Sieg des VfL Wolfsburg über Tur- verschiedenen Winkeln des Sta- der Saison 2015/2016 ein Thema. bine Potsdam wurde sie von den Assistentinnen Martina Storch- dions auf. Ein Computer berechnet „Nicht vor dem 1. Juli 2015“ werde Schäfer (rechts) und Angelika Söder unterstützt. Als Vierte Offizielle die exakte Position des Balles und die Einführung der Technik erfol- kam Marija Kurtes im Kölner RheinEnergieStadion zum Einsatz. gen, schrieb die DFL: „Ob dieser Schritt zu diesem Zeitpunkt vollzo- gen wird, entscheidet der Ligavor- stand gesondert zu gegebener Zeit durch einen eigenen Beschluss nach Abwägung aller Fakten.“

In den UEFA-Wettbewerben kommt die Technik nicht zum Einsatz. Prä- sident Michel Platini ist ein erklär- ter Gegner von Torkameras. Statt- dessen stehen in Champions- und Europa League zwei zusätzliche Schiedsrichter-Assistenten hinter den Toren, um den Referee bei strittigen Fällen zu unterstützen.

Die internationalen Spiele der Deutschen im März und April 2013 FIFA-Schiedsrichter unterwegs Name Wettbewerb Heim Gast Assistenten/Vierter Offizieller/Torrichter Deniz AYTEKIN Europa League Newcastle United Anschi Machatschkala Kleve, Lupp, Schiffner, Fritz, Hartmann Deniz AYTEKIN WM-Qualifikation Mazedonien Belgien Kleve, Lupp, Fritz U 17-Eliterunde Kroatien Frankreich Achmüller Christian DINGERT U 17-Eliterunde Frankreich Spanien Achmüller Manuel GRÄFE Europa League Fenerbahçe Istanbul FC Viktoria Pilsen Häcker, Henschel, Pickel, Zwayer, Welz Manuel GRÄFE WM-Qualifikation Zypern Schweiz Häcker, Schiffner, Zwayer Wolfgang STARK WM-Qualifikation Ungarn Rumänien Salver, Pickel, Welz Wolfgang STARK Czech Gambrinus Liga Sparta Prag Viktoria Pilsen Salver, Pickel Wolfgang STARK Champions League Paris Saint-Germain FC Barcelona Salver, Pickel, Borsch, Zwayer, Winkmann Christine BAITINGER U 19-Frauen-Länderspiel Niederlande USA Christine BAITINGER Frauen-Champions-League Juvisy Essonne Göteborg FC Müller-Schmäh, Biehl Riem HUSSEIN EM-Qualifikation U 19-Frauen Belgien Schweiz Biehl Riem HUSSEIN EM-Qualifikation U 19-Frauen Russland Belgien Biehl Bibiana STEINHAUS Frauen-Champions-League Arsenal Ladies FC ASD Torres CF Wozniak, Rafalski

10 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 kurz notiert

Kim-Jana Trenkner (Zweite von links) zusammen mit Schieds- ■ Galatasaray-Trainer Terim neun Spiele gesperrt richterinnen aus der Provinz Eastern Cape. Fatih Terim, Trainer von Galatasaray, ist wegen einer verbalen Schiedsrichter-Attacke in der Begegnung gegen den Tabellenletz- Einsatz in Südafrika Die Zweitliga-Schiedsrichterin aus ten Mersin Idman Yurdu (3:1) Anfang April vom türkischen Verband dem Kreis Harburg hatte als Spiel- für neun Ligaspiele gesperrt worden. Zudem musste der 59-Jährige DFB-Schiedsrichterin Kim-Jana leiterin und auch an der Linie eine Geldstrafe von umgerechnet 21.000 Euro zahlen. Seine beiden Trenkner erhielt vom Landessport- keine Mühe mit der durchweg Co-Trainer wurden ebenfalls für zwei Spiele aus dem Verkehr gezo- bund Niedersachsen eine Einla- fairen und von gegenseitigem gen. dung nach Südafrika. Im Rahmen Respekt geprägten Spielweise der eines Sportaustauschs reiste sie Mannschaften. Nach den drei Spie- ■ Mark Borsch sorgte für ein Novum zusammen mit dem Frauenteam len, zu denen stets mehr als 1.000 Bei der Sportlerehrung der Stadt Mönchengladbach sorgte Mark vom TSV Immenbeck in die Provinz Zuschauer aus den nahegelegenen Borsch für ein Novum: Er war der erste Schiedsrichter, der von der Eastern Cape. Dort war sie als Townships kamen, schloss sie Stadt für seine sportlichen Leistungen ausgezeichnet wurde. Unparteiische gemeinsam mit intensive Freundschaften mit den Schiedsrichterinnen der Gastgeber weiblichen Referees aus Afrika. So Mark Borsch, der im vergangenen Jahr bei den Olympischen Spie- bei drei Freundschaftsspielen der wurde diese Reise in die südliche len in London sowie bei einigen Partien in der Champions League deutschen Mannschaft gegen Spitze des afrikanischen Konti- an der Seite von FIFA-Referee Felix Brych assistierte, wurde diese Regionalteams aus Aliwal North, nents über den Sport hinaus zu Ehre zuteil. Borsch: „Das freut mich natürlich. Ich fühle mich als Queenstown und Port Elizabeth im einem besonderen Erlebnis für die Sportler, auch wenn wir Schiedsrichter von vielen nicht so gesehen Einsatz. Unparteiische. werden.“

■ Generalabsage wegen Gewalt in Südbaden Balotelli sieht „Gelb“ und zog sich beim Torjubel das Wegen zunehmender Gewalt gegen Schiedsrichter fielen am letzten Trikot über den Kopf. Schieds- April-Wochenende im Bezirk Hochrhein (Südbadischer Fußballver- vom eigenen Mitspieler richter Antonio Damato hatte band) 123 Spiele aus. Mit der Generalabsage aller Männer-, Frauen- bereits die Gelbe Karte in der und Jugendspiele wollte der Verband ein Zeichen setzen. Skurrile Geschichten über Milan- Hand, doch die Verwarnung über- Angreifer Mario Balotelli gibt es nahm Mitspieler Sulley Muntari, Grund waren die vermehrten Vorfälle von Beleidigungen und einige, doch dieses Mal war der der dem Referee die Karte aus Anfeindungen gegen Schiedsrichter. Zudem hatte es auch Probleme italienische Nationalstürmer aus- der Hand nahm – und sie Balotelli zwischen Mannschaften gegeben. So wurde zum Beispiel bei einem nahmsweise nicht der Hauptdar- zeigte. B-Jugend-Spiel der Schiedsrichter nach einer Roten Karte umge- steller, sondern besetzte nur stoßen und getreten, eine A-Jugend-Mannschaft musste vor den eine „Nebenrolle“. Stattdessen Der Unparteiische Damato war Spielern des Gegners in die Kabine flüchten. stand sein Teamkamerad Sulley zunächst sichtlich irritiert, blieb Muntari im Mittelpunkt. Denn der jedoch gelassen und musste ■ Stark leitete Spitzenspiel in Tschechien zeigte Balotelli anstelle des sogar ein wenig über die Aktion Am Ostersamstag leitete der deutsche FIFA-Schiedsrichter Wolf- Schiedsrichters die Gelbe Karte. schmunzeln. Sulley gab ihm auch gang Stark erstmals in seiner Karriere eine Partie der ersten zügig die Karte zurück, und der tschechischen Liga: das Spitzenspiel zwischen dem Tabellenzwei- In der 84. Minute hatte Balotelli Schiedsrichter konnte Balotelli ten Sparta Prag und dem nur zwei Punkte entfernten Tabellenfüh- den entscheidenden Treffer zum noch einmal selbst und jetzt rer FC Viktoria Pilsen. 1:0 gegen den FC Turin erzielt auch ganz offiziell verwarnen. Der tschechische Verband hatte zuvor nach einem deutschen Spit- Nachdem Muntari seinen Mitspieler „verwarnt“ hat, gibt er zen-Schiedsrichter für dieses Spiel angefragt. „Natürlich haben wir brav die Gelbe Karte zurück. diesem Wunsch sehr gerne entsprochen, zeigt er doch, welch hohes Ansehen die deutschen Schiedsrichter auch im Ausland genießen“, sagte Herbert Fandel, Vorsitzender der DFB-Schiedsrich- ter-Kommission.

Das Spiel konnte Sparta letztlich mit 1:0 für sich entscheiden. Lediglich zwei Verwarnungen hatte Stark nach den 90 Minuten auf der Spielnotizkarte. Spartas Trainer Vítzslav Lavika lobte Stark aus- drücklich für seine Leistung: „Er ließ die Begegnung weitgehend laufen und zeigte dabei viel Fingerspitzengefühl. In den Situatio- nen, in denen es etwas härter zuging, schritt er aber sofort ein.“

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 11 Gespräch „Es fängt an, Spaß z Zum Saisonende zieht Herbert Fandel in der Schiedsrichter-Zeitung eine Bilanz der vergangenen zwölf Mo Vorsitzende der DFB-Schiedsrichter-Kommission zudem über die fortschreitende Professionalisierung des DFB-Bundestag im Oktober.

err Fandel, Sommerzeit ist bereits vor drei Jahren eingelei- HZeugniszeit: Welche Schul- tet. Jetzt, im Sommer 2013, sind note würden Sie den Bundesliga- wir im letzten Drittel dieses Pro- Schiedsrichtern für die Leistun- zesses angelangt. Nicht die bes- gen in der vergangenen Saison sere Bezahlung, sondern die bes- geben? sere Absicherung der Schieds- Herbert Fandel: Vor einem Jahr richter ist an dieser Reform das tendierte ich zu einer Drei, dieses Entscheidende. Darauf haben die Mal eher zu einer Zwei. Es war in Schiedsrichter an der Spitze ein der abgelaufenen Saison eine Anrecht, denn sie sind ein deutliche Leistungs-Steigerung wesentlicher Teil des Profifuß- bei den Schiedsrichtern erkenn- balls. bar. Die Elite-Schiedsrichter haben sich daran gewöhnt, dass Insgesamt wird jeder Spitzen- wir sehr eng und intensiv mit Schiedsrichter in den kommen- ihnen zusammenarbeiten, die den Jahren ein sechsstelliges Spiele sehr genau analysieren Einkommen erzielen. Davon und entsprechend kritisch mit könnte man auch ohne einen den Dingen umgehen. Gerade zusätzlichen Job ganz gut aus- gegen Ende der Saison kann man kommen... sagen, dass unsere Schiedsrich- Fandel: Ob und in welchem Maße ter die Spiele exzellent geleitet ein Spitzen-Schiedsrichter einen haben. Job neben dem Pfeifen ausüben möchte, muss er selbst entschei- Wo und wie haben Sie den letzten den können. Wichtig ist hier Flexi- Bundesliga-Spieltag verfolgt? bilität. Jeder muss frei sein, Fandel: Um einen Gesamtüber- selbst festzulegen, wie viel er blick zu haben, war ich an den nebenbei noch arbeiten kann letzten Spieltagen nicht mehr in oder will. Das gibt jedem Schieds- den Stadien, sondern habe die richter die Stärke, voll für den Spiele im privaten und zurückge- Fußball da zu sein und den zogenen Rahmen vor dem Fern- Ansprüchen gerecht werden zu seher verfolgt. Dabei stand ich können. stets in Kontakt zu meinen Kolle- gen in der Schiedsrichter-Füh- Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel geht zufrieden in die Nachdem es in der Winterpause rung, zu , Lutz Sommerpause. ein Gespräch mit den Bundesliga- Michael Fröhlich und Eugen Trainern gegeben hatte, scheint Strigel. Drees, aber auch für unsere Bezahlung hat ja stets auch die Kritik an den Schiedsrichtern Schiedsrichter insgesamt sehr etwas mit Leistung zu tun – kön- in der Rückrunde abgenommen Dann haben Sie sicherlich auch gefreut habe. Es ist dem Schieds- nen Sie demnach die weitere zu haben... die Szene im Spiel Dortmund richter-Team gelungen, in einer Erhöhung des Grundbetrags für Fandel: Ja, das sehe ich genauso. gegen Hoffenheim gebannt mit- extrem schwierigen Situation Schiedsrichter mit gutem Gewis- Und das liegt auch daran, dass verfolgt, in der Schiedsrichter ganz am Ende der Saison mit sen vertreten? die Leistungen in der Rückrunde Jochen Drees in der Nachspiel- Intelligenz, Ruhe und Übersicht Fandel: Die Erhöhung der finan- wirklich gut waren. Ich kann mich zeit ein Tor zurückgenommen zu dieser richtigen Entscheidung ziellen Absicherung für unsere nicht daran erinnern, eine so und damit unmittelbar über zu finden. Das zu Recht positive Elite-Schiedsrichter ist nichts, gute Rückrunde bei den Schieds- Abstieg oder Klassenerhalt ent- öffentliche Echo hat uns Schieds- was von heute auf morgen richtern erlebt zu haben. Es war schieden hat... richtern sehr gut getan und löst gekommen ist. Die grundsätzliche mit Sicherheit die beste, seitdem Fandel: Ich kann nicht verhehlen, auch bei mir eine innere Zufrie- Reform des Schiedsrichter- wir die Führung unserer Schieds- dass ich mich gerade für Jochen denheit aus. Wesens in Deutschland haben wir richter übernommen haben.

12 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 Fandel: Erstens, wenn ein Spieler Spiels dann manchmal auch aktiv zum Ball greift. Zweitens, Grenzfälle, in denen die Entschei- wenn er seine Körperfläche dung im Ermessen des Schieds- bewusst oder fahrlässig vergrö- richters liegt und keine Schwarz- ßert und dabei den Ball berührt. Weiß-Beurteilung möglich ist. Wir umachen“Drittens, wenn die Hand- bezie- versuchen, durch genaue nate. Mit David Bittner und Bianca Riedl spricht der hungsweise die Armhaltung Beschreibung und Analyse der unnatürlich ist, zum Beispiel der Situationen unseren Schiedsrich- Schiedsrichter-Wesens und den bevorstehenden Arm über dem Kopf ist. Wie so oft tern möglichst konkrete Bewer- entstehen in der Dynamik des tungs-Parameter aufzuzeigen, um diesen Ermessensspielraum so klein wie möglich zu halten.

In der Sommerpause treffen sich die Bundesliga-Schiedsrichter zum Trainingslager am Chiemsee. Wo werden die Arbeitsschwer- punkte für die neue Saison lie- gen? Fandel: Wir sind bisher sehr gut damit gefahren, dass wir die Schwerpunkte nicht ständig wechseln, sondern dass wir bei den wichtigsten Themen-Berei- chen bleiben. Ein Schwerpunkt bleibt weiterhin das Thema der Disziplinar-Kontrolle. Hier ist es wichtig, zu verdeutlichen, in wel- cher Situation eine Verwarnung nicht mehr im Ermessens-Bereich des Schiedsrichters liegt, son- dern wann die Gelbe Karte unbe- dingt gezeigt werden muss. Es gibt einige Szenen aus der ver- gangenen Spielzeit, die wir dies- bezüglich besprechen müssen. Ein weiterer Schwerpunkt bleibt auch weiterhin die Zusammenar- beit zwischen Schiedsrichter, Das Verhältnis zwischen Trainer und Schiedsrichter war in der Rückrunde besser – auch dank Assistenten und dem Vierten guter Leistungen der Unparteiischen. Im Bild: Freiburgs Coach Christian Streich mit Schieds- Offiziellen. richter .

Gab es denn auch nach dem Einsatz im Fokus der Schiedsrich- Treffen im Winter noch weitere ter. Wie hat sich das Ihrer Mei- Gespräche mit einzelnen Trai- nung nach in der Rückrunde ent- nern? wickelt? Fandel: Wir stehen stets in regel- Fandel: Die Schiedsrichter haben mäßigem und engem Kontakt und diese Vergehen aus meiner Sicht sind für die Vereine immer an- sehr gut geahndet. Aber diese sprechbar. Meist tauschen wir radikalen Schläge ins Gesicht des uns, wenn notwendig, ganz un- Gegners haben auch deutlich kompliziert nach den Spieltagen nachgelassen. Das tut sowohl dem am Telefon aus. Wenn in den Spie- Fußball als auch den Schiedsrich- len aber alles rund läuft, wie in tern gut. den letzten Wochen, ist die Kom- munikation manchmal auch gar Ein Thema, bei dem es in der nicht mehr so erforderlich. öffentlichen Diskussion zuletzt unterschiedliche Ansichten gab, Auf der Halbzeit-Tagung im Januar ist die Bewertung von Hand-Elf- in Mainz stand die Ahndung von metern. Wie ist hier die offizielle Mit seinen Kollegen in der Schiedsrichter-Führung steht Her- rücksichtslosem Ellenbogen- Regelung, wann Absicht vorliegt? bert Fandel in ständigem Kontakt.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 13 Gespräch

der Schiedsrichter ein Mensch ist, der mitten im Fußball steht, und der in hohem Maße dazu beiträgt, dass andere Menschen dieses wunderbare Spiel überhaupt genießen können. Er ist kein Feind des Fußballs, sondern er ermög- licht diesen, das sollten alle begreifen.

Die Gesamtzahl der Schiedsrich- ter in Deutschland war auch in den vergangenen zwölf Monaten weiter rückläufig. Wer müsste hier in welcher Form aktiv wer- den, um diesem Trend entgegen- zuwirken? Fandel: Wir alle, und damit meine ich den gesamten Fußball, müssen hier mithelfen. Im „Schaufenster Bundesliga“ tragen wir eine hohe Verantwortung, weil wir sehr genau beobachtet werden. Alles, was in der Bundesliga passiert, Die Unterscheidung zwischen absichtlichem und unabsichtlichem Handspiel bleibt weiterhin hat unmittelbare Auswirkung auf eine Herausforderung für die Unparteiischen. die Basis. Auf der anderen Seite müssen wir zusammen mit den Am Ende der kommenden Saison Schiedsrichtern in der Bundesliga 3. Liga auf sich aufmerksam Verbänden dafür sorgen, dass die steht die Weltmeisterschaft die Möglichkeit, weitere Erfahrun- gemacht. Schiedsrichter-Tätigkeit attraktiv bevor, bei der Wolfgang Stark gen zu sammeln. Außerdem ver- bleibt, um neue Unparteiische zu und Felix Brych zum Kandidaten- meidet es eine unnötige Unruhe Im Amateur-Bereich war in der gewinnen. Kreis der Schiedsrichter gehören. innerhalb der Schiedsrichter- abgelaufenen Saison vor allem Wer von den beiden hat derzeit Gruppe, die naturgemäß entsteht, die Gewalt gegen Schiedsrichter Wenn im Herbst der DFB-Bundes- die besseren Chancen, in Brasi- wenn man zu viele Personen ein Thema, das in der tödlichen tag stattfindet, ist Ihre erste lien dabei zu sein? wechselt. Aber in den kommenden Attacke gegen einen niederländi- Amtszeit abgeschlossen. Konnten Fandel: Wolfgang Stark und Felix drei bis vier Jahren werden neun schen Schiedsrichter-Assistenten Sie bisher die Ziele umsetzen, die Brych stehen derzeit auf einer Schiedsrichter altersbedingt aus seinen traurigen Höhepunkt Sie sich vorgenommen hatten? Stufe. Beide zählen zur Spitze in der Bundesliga ausscheiden, das hatte. Hat dieser Zwischenfall die Fandel: Nach einer natürlichen Europa, obwohl sie eine völlig heißt, wir müssen bereits jetzt am Fußball Beteiligten wach - Anlaufzeit, die auch die Umstel- unterschiedliche Art haben, Spiele sehr genau planen, wer das gerüttelt? lung vom internationalen Schieds- zu leiten. Die Nominierung des Potenzial mitbringt, diese frei Fandel: Allen Aktiven und richter zum Schiedsrichter-Chef WM-Schiedsrichters liegt aller- werdenden Plätze einzunehmen. Zuschauern muss klar sein, dass beinhaltete, fühle ich mich nun in dings nicht in meiner Hand, son- dern in der von , Und wie sieht es in der 2. Bundes- dem Vorsitzenden der FIFA- liga aus? Schiedsrichter-Kommission. Fandel: Wir haben für die kom- mende Saison zwei Schiedsrichter Sie dagegen sind verantwortlich getauscht: Florian Steuer für die personellen Entscheidun- bekommt die Möglichkeit, über gen in der Bundesliga. Welche die Assistenten-Schiene in der Veränderungen wird es zur kom- Bundesliga dabei zu bleiben, weil menden Saison in diesem Bereich er an der Linie hohe Qualitäten geben? mitbringt. Marcel Unger ist noch Fandel: In den vergangenen Jah- sehr jung, und wir glauben, dass ren wurde viel verändert, und wir er in der 3. Liga neu durchstarten haben viele neue Schiedsrichter kann, um dann mit guten Leistun- in die höchsten Spielklassen gen den Wiederaufstieg zu schaf- gebracht. So sind wir nun gut fen. Stattdessen kommen René beraten, mit den gleichen Rohde und Martin Thomsen neu Schiedsrichtern in die neue Sai- in die 2. Bundesliga. Beide sind son zu gehen. Das sorgt für Kon- sehr talentiert und haben mit „Wir sind gut beraten, mit den gleichen Schiedsrichtern in die tinuität und gibt den jungen hervorragenden Leistungen in der neue Saison zu gehen.“

14 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 diesem Amt wohler. Als Schieds- Führung analysieren wir nun alle richter war ich es gewohnt, dass kritischen Situationen, die an meine Entscheidungen auf dem einem Wochenende passieren. In Platz unmittelbar umgesetzt wur- erster Linie müssen wir den Spit- den, als Schiedsrichter-Funktionär zen-Schiedsrichtern gerecht wer- musste ich lernen, dass Entschei- den, für die wir die Verantwortung dungs-Prozesse sehr lange dauern tragen. Andererseits haben wir können. Hierfür die Geduld aufzu- auch eine gewisse Verpflichtung bringen, fiel mir zu Beginn nicht gegenüber dem Fußball, dazu zäh- leicht. Man muss Menschen mit len auch die Transparenz und der Argumenten überzeugen, sie mit- Umgang mit den Vereinen und den nehmen und Entscheidungen auf Trainern. Es ist insgesamt eine Auf- ein möglichst breites Fundament gabe, die ich mir in dieser Inten- stellen. Inzwischen sind wir sität nicht so vorgestellt hatte. wesentliche Schritte zur Verände- Trotzdem muss ich sagen, es fängt rung des Schiedsrichter-Wesens langsam an, mir Spaß zu machen. gegangen. Innerhalb der Schieds- richter-Führung haben wir ein Beim DFB-Bundestag im Oktober Herbert Fandel im Gespräch mit den SRZ-Mitarbeitern David exzellentes Arbeitsklima geschaf- ist eine Aufteilung des Schieds- Bittner und Bianca Riedl.

Bereich sich mit der Neustruktu- rierung von der viel beschwore- nen „Schiedsrichter-Familie“ in Deutschland herauslöst und viel- leicht sogar ein Stück weit distan- ziert? Fandel: Das darf und wird nicht passieren, weil wir eine enge Bin- dung zu den Verbänden halten müssen. Die Schnittstelle muss dabei eine fundierte und fachge- rechte Nachwuchs- und Talentför- derung sein. Deutschland ist das weltweit größte Schiedsrichter- Land. Ein professionell organisier- tes Schiedsrichter-Wesen mit einer Elite-Schiedsrichter-Führung und einer Schiedsrichter-Führung für die Verbände muss sicherstel- len, dass wir unserem Fußball in allen Ligen bestmögliche Unpartei- ische zur Verfügung stellen. Dass dieser Weg notwendig ist, darüber Sie stehen an der Spitze der Schiedsrichter-Führung: Hellmut Krug, Herbert Fandel und Lutz sind wir uns in der DFB-Schieds- Michael Fröhlich (von links). richter-Kommission einig. ■ fen – mit einem engen Kontakt zu richter-Wesens in Elite- und Ama- unseren Unparteiischen, dies war teur-Bereich geplant. Warum ist immer mein Ziel. dieser Schritt notwendig? Fandel: Die Aufteilung ist notwen- In Ihrer Zeit als aktiver Schieds- dig, um den Anforderungen des richter haben Sie gelernt, mit Kri- Profifußballs in Deutschland tik zu leben. Wie gehen Sie als gerecht werden zu können. Wir als Vorsitzender der Schiedsrichter- Elite-Schiedsrichter-Führung müs- Kommission mit öffentlichen sen uns auf unsere Spitzen- Angriffen um? Schiedsrichter fokussieren. Das ist Fandel: Kritik ist für uns Schieds- einer der wesentlichsten Schritte richter ein latentes Thema. Als auf dem Weg zur Professionalisie- aktiver Schiedsrichter war ich – rung. etwas platt gesagt – selbst verant- wortlich für den Mist, den ich ge - Was entgegnen Sie den Stimmen, „Wir müssen unserem Fußball in allen Ligen die bestmöglichen pfiffen habe. In der Schiedsrichter- die behaupten, dass der Elite- Unparteiischen zur Verfügung stellen.“

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 15 Lehrwesen SpielentscheidungamStr

Wenn zwei Mannschaften zum Elfmeterschießen antreten, dann steht die Entscheidung eines Spiels un muss das Schiedsrichter-Team hoch konzentriert sein. Worauf die Unparteiischen nun achten müssen, e aktuellen DFB-Lehrbriefs Nr. 49 vor.

er heutzutage behauptet, die WSpielentscheidung durch Elf- meterschießen wäre am Ende eine „reine Glückssache“, der braucht seinen Blick nur einmal in die Ver- gangenheit zu richten. Damals entschied nämlich wirklich der pure Zufall über den Ausgang eines Spiels, und zwar in Form eines Münzwurfs.

Dies geschah im Viertelfinale des Europapokals der Landesmeister im Jahr 1965: Damals musste der 1. FC Köln erleben, wie er gegen den FC Liverpool nach 0:0 und 2:2 im Entscheidungsspiel durch den Wurf einer Münze aus dem Wett- bewerb ausschied. Beim ersten Münzwurf von Schiedsrichter Schaut aus Belgien blieb die Münze noch senkrecht im Morast stecken, sodass ein zweiter Wurf notwendig wurde, bei dem das Glück auf Seiten der Engländer war.

Vorgänge wie dieser veranlassten den früheren deutschen Oberliga- Schiedsrichter Karl Wald zu der Geht ein Spiel ins Elfmeterschießen, müssen die Unparteiischen kompetent und konzentriert an ihre Feststellung: „Siege per Münz - wurf, das waren keine Siege, das begleitet. Jetzt entscheidet sich ■ Beschaffenheit des Spielfelds terschießen teilnehmen, die im war gar nichts! Dermaßen unge- das Spiel innerhalb weniger in den jeweiligen Strafräumen Moment des Schlusspfiffs wegen recht war das!“ Momente im unmittelbaren Zwei- ■ Verhalten der Zuschauer hin- einer Verletzung außerhalb des kampf zwischen Schütze und ter den Toren (Sicherheits- Spielfelds behandelt wurden. Er schlug deshalb im Jahr 1970 Torwart. Es ist deshalb unerläss- aspekte) auf dem Verbandstag des Bayeri- lich, dass das Schiedsrichter- ■ Lichtverhältnisse Einen besonderen Status nimmt schen Fußball-Verbandes (BFV) Team an die Abläufe eines Elfme- der Torwart ein. Wird er im Verlauf vor, Fußballspiele, die selbst am terschießens mit genauer Syste- Anschließend wirft der Schieds- des Elfmeterschießens verletzt Ende der Verlängerung noch kei- matik und der notwendigen Ruhe richter vor den Spielführern seine und kann nicht mehr weiterspie- nen Sieger gefunden hatten, herangeht. Wählmarke, und der Gewinner die- len, dann darf er ersetzt werden. durch ein Elfmeterschießen zu ser Wahl entscheidet, welche der Voraussetzung hierfür ist jedoch, entscheiden. So wurde dieser Weg Kommt es nach einer Verlänge- beiden Mannschaften das Elfme- dass „sein Team das ihm zustehende zur Ermittlung eines Siegers rung zum Elfmeterschießen, so terschießen beginnen soll. Auswechselkontingent noch nicht zunächst in Bayern, dann vom bestimmt der Schiedsrichter ausgeschöpft hat“. DFB und wenig später auch inter- wenige Minuten nach dem Abpfiff, Teilnahmeberechtigt daran sind national übernommen. auf welches Tor geschossen wird. alle Spieler, die sich am Ende der Hat eine Mannschaft am Ende des Dabei sollte er folgende Rahmen- Verlängerung „im Spiel befan- Spiels durch Verletzungen oder Solch ein Elfmeterschießen bedingungen in seine Entschei- den“. Konkret bedeutet das: Es Feldverweise weniger Spieler als wird oft von hohen Emotionen dung einbeziehen: dürfen auch die Spieler am Elfme- der Gegner, dann muss das nume-

16 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 afstoßpunkt mittelbar bevor. Schon allein aus diesem Grund rklärt Günther Thielking. Er stellt den Inhalt des

fünf Schüsse aus“, jeweils von unterschiedlichen Spielern. Hat ein Team so viele Tore erzielt, dass die andere Mannschaft nicht mehr gleichziehen kann, dann ist das Elfmeterschießen beendet, der Sie- ger steht fest.

Steht es nach jeweils fünf ausge- Während der Schiedsrichter zunächst die korrekte Position führten Elfmetern unentschieden, des Balles überwacht,... dann wird das Elfmeterschießen im Wechsel so lange fortgesetzt, bis ...hat sein Assistent vor allem die Torerzielung im Blick. eine Mannschaft bei der gleichen Zahl getretener Elfmeter ein Tor mehr erzielt hat.

Jeder Spieler jeder Mannschaft muss mindestens einmal geschos- sen haben, bevor ein Spieler ein zweites Mal antreten darf. Hierbei gelten die in Regel 14 angeführten Bestimmungen, wobei ein Nach- schuss nicht zulässig ist. Muss ein Elfmeter wegen einer Regelüber- tretung des Torwarts oder des Schützen wiederholt werden, ist dieser von demselben Spieler aus- zuführen. jeweiligen Aufgaben herangehen. Die Brisanz, die im Elfmeterschie- ßen steckt, hat es mit sich risch größere Team die Anzahl der gebracht, dass die Belastungen eigenen Spieler ebenfalls um die der Spieler mehrfach wissen- entsprechende Zahl reduzieren. schaftlich untersucht wurden. So glaubt der norwegische Sportpsy- Die nun „schuss-berechtigten“ chologe Geir Jordet, das Elfmeter- Spieler beider Mannschaften ver- Trauma im Mutterland des Fußballs sammeln sich – außer den beiden erklären zu können. Er hat die Torwarten sowie dem aktuellen Ergebnisse großer Fußballnationen Schützen – während des Elfmeter- bei EM- und WM-Elfmeterschießen schießens im Mittelkreis. Der Tor- in der Zeit von 1976 bis 2006 unter- wart, der gerade nicht an der sucht. Reihe ist, wartet am Schnittpunkt der Torlinie mit der Strafraumlinie. Dabei fand er heraus, dass Spieler, Dort steht er auch im Sichtfeld des die auf außerordentliche Erfolge Schiedsrichters. im internationalen Fußball zurück - blicken konnten, mehr Elfmeter Bei der Durchführung des Elfme- bei solchen Entscheidungen ver- Der zweite Assistent hält sich währenddessen im Mittelkreis terschießens führt jede Mann- schossen haben als Spieler, die auf – gemeinsam mit denjenigen Spielern, die am Elfmeter- schaft abwechselnd zunächst „je ohne besonderen Druck zum schießen teilnehmen dürfen.

17 Lehrwesen

Elfmeterschießen antreten konn- ten.

Eine Untersuchung, unter welchen Spannungen das Schiedsrichter- Team beim Elfmeterschießen steht, fand bisher nicht statt. Den Unparteiischen bleibt deshalb nur das Fazit, dass sie sich auf solche Situationen intensiv vorbereiten müssen, um im Ernstfall fachkom- petent die richtigen Entscheidun- gen zu treffen.

Der DFB-Lehrbrief Nr. 49 bietet dazu einige Lernhilfen und zeigt auf, wie am handlungsorientier- ten Lernen das theoretische Wis- Diese Grafik aus dem offiziellen DFB-Regelheft veranschaulicht die Positionen der Unpartei- sen intensiviert und vertieft wer- ischen sowie der Spieler. den kann. ■

Praktische Tipps von Beim Pfiff muss alles stimmen

In unserer Rubrik „Aus der wenn es darum geht, dass der Tor- der Linie abwehrt, muss zwingend Praxis – für die Praxis“ beant- hüter genau auf der Torlinie steht eine Wiederholung erfolgen. wortet dieses Mal Bundesliga- und der Ball exakt auf dem Straf- Schiedsrichter Tobias Stieler stoßpunkt liegt? In welcher Form ist es als Schieds- vier Fragen rund ums Elfme- richter notwendig – abgesehen terschießen. von der Freigabe des Schusses per Pfiff – weitere Pfiffe oder Armzei- Wovon würden Sie persönlich chen während des Elfmeterschie- am ehesten abhängig machen, ßens zu benutzen? auf welches Tor ein Elfmeter- schießen stattfindet? Geben Stieler: Weniger ist manchmal Sie den Spielführern hierbei mehr. Bis auf den Pfiff zur Freigabe auch ein „Mitspracherecht“? des Strafstoßes erfolgen grund- sätzlich keine weiteren Aktionen Tobias Stieler: Ich mache es Stieler: Der Ermessensbereich ist durch den Schiedsrichter. Ausnah- abhängig vom Spielverlauf gleich null. In dem Moment, wenn me: Wenn strittig ist, ob ein Tor beziehungsweise von beson- der Schiedsrichter den Strafstoß erzielt wurde, sollte der Schieds- Tobias Stieler von der deren Vorkommnissen wäh- mit Pfiff freigibt, müssen die richter aktiv werden und seine Ent- SG Rosenhöhe (Hessi- rend des Spiels. Falls Zuschauer genannten Voraussetzungen in scheidung darüber möglichst scher Fußball-Verband) hinter einem Tor negativ auf- jedem Fall erfüllt sein. Dass sich schnell kommunizieren. pfeift seit Januar 2012 in fallen, würde ich das andere danach der ein oder andere Torhü- der Bundesliga. Tor auswählen. Verläuft wäh- ter vielleicht ein paar Zentimeter Welche Notizen muss sich ein rend des Spiels alles friedlich, nach vorne bewegt, ist allgemein Schiedsrichter während des Elfme- der korrekten Reihenfolge entscheide ich per Münzwurf, bekannt. Man sollte als Schieds- terschießens machen, und wie hält und schreibe dahinter ein „+“ auf welches Tor geschossen richter aber „nicht päpstlicher sein er diese am besten fest, um den (wenn der Spieler trifft) oder wird – so sieht es auch das als der Papst“, sondern bei Verstö- Überblick zu behalten? ein „- “ (wenn kein Tor erzielt Regelwerk vor. ßen des Torhüters nur dann ein- wird). Dann fällt mir auch das schreiten, wenn diese klar und Stieler: Ich notiere mir während „Rechnen“ ein wenig leichter, Wie groß ist der „Ermessens- deutlich sind. Wenn zum Beispiel des Elfmeterschießens die Num- und der Sieger ist am Ende bereich“ des Schiedsrichters, der Torwart den Strafstoß weit vor mern der jeweiligen Schützen in schnell ermittelt.

18 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 Regel-Test Fragen Behandlung auf dem Spielfeld Wenn ein verletzter Spieler von einem Betreuer auf dem Spielfeld behandelt wird, dann muss er normalerweise zunächst den Platz verlassen. Der typische Fall: Der behandelte Spieler verlässt das Feld, Dass es allerdings Ausnahmen von dieser Regel bevor das Spiel fortgesetzt wird. gibt, zeigt Lutz Wagner bei der Zusammenstel- Spieler den Ball so unglücklich, Situation 12 lung der aktuellen Regelfragen. dass dieser noch innerhalb des Unmittelbar vor der Seitenlinie, Strafraums die Torauslinie über- noch innerhalb des Spielfelds auf schreitet. Wie hat der Schiedsrich- Höhe der Mittellinie, wechselt ein Situation 1 Situation 5 ter zu entscheiden? Spieler auf eigene Veranlassung Ein Spieler wird hinter der Toraus - Während des laufenden Spiels sieht seine Schuhe. Muss der Schieds- linie neben dem Tor behandelt. der Schiedsrichter-Assistent – ohne Situation 9 richter-Assistent deshalb einschrei- Mittlerweile wird das Spiel mit es verhindern zu können – dass der Ein Angreifer bringt im gegneri- ten? einem Eckstoß fortgesetzt. Der Ball Trainer der Mannschaft A auf das schen Strafraum einen Verteidiger gelangt wieder ins Toraus, und es Spielfeld läuft. Von einem Spieler mit einem verwarnungswürdigen Situation 13 gibt einen weiteren Eckstoß. Nun der gegnerischen Mannschaft wird Foulspiel zu Fall. Der Schiedsrichter Beim Versuch, den Ball aus dem möchte dieser Spieler vor Ausfüh- der Trainer heftig zu Boden gesto- lässt das Spiel weiterlaufen, da ein eigenen Strafraum zu köpfen, pral- rung des Eckstoßes von der Toraus- ßen. Entscheidung? weiterer Verteidiger den Ball kon- len zwei Spieler der verteidigenden linie wieder ins Spiel eintreten. trolliert spielen kann. Als sich der Mannschaft mit ihren Köpfen Gestattet der Schiedsrichter dies? Situation 6 Ball inzwischen schon wieder im zusammen. Sie bleiben – offensicht- Ein langer Ball kommt zum Torhü- Mittelfeld befindet, sieht der lich verletzt – regungslos liegen. Situation 2 ter, der den Ball zwar aufnehmen Schiedsrichter-Assistent, wie der Der Schiedsrichter ruft sofort die Ein Schiedsrichter entscheidet auf könnte, ihn aber mit der Handfläche zuvor gefoulte Verteidiger seinen Betreuer aufs Spielfeld. Nach einer Freistoß für die angreifende Mann- nach vorne abklatscht. Anschlie- Gegner mit dem Ellenbogen kurzen Behandlungspause können schaft unmittelbar vor der Straf- ßend führt er den Ball mit den schlägt. Was muss nach dem Fah- beide Akteure weiterspielen. Der raumlinie. Als die Abwehrspieler Füßen bis zur Strafraumlinie, nimmt nenzeichen entschieden werden? Schiedsrichter weist sie jedoch gegen diesen Freistoß-Pfiff protes - ihn dort mit den Händen auf und zusammen mit den Betreuern vom tieren, kommt der gefoulte Spieler schlägt ihn ab. Dies sieht der Situation 10 Feld. Handelt er richtig? zum Schiedsrichter und sagt ihm, Schiedsrichter-Assistent. Wie hat er Bei einem Eckstoß verkürzt der dass kein Foulspiel vorlag. Wie ent- zu reagieren? Abwehrspieler noch vor der Ausfüh- Situation 14 scheidet der Schiedsrichter? rung den Abstand zum Ball auf Ein Spieler verlässt kurzzeitig das Situation 7 weniger als 9,15 Meter. Er wird ange- Spielfeld in Höhe der Mittellinie und Situation 3 Bei einem Zweikampf unmittelbar schossen, und der Ball prallt ins Sei- wechselt auf eigene Veranlassung Bei einem direkten Freistoß etwa vor dem Tor hat sich ein Angreifer tenaus. Wie hat der Schiedsrichter die Schuhe. Danach will er wieder 22 Meter vor dem Tor haken sich verletzt, liegt nun im Netzraum und zu entscheiden? eintreten. Der Schiedsrichter-Assis - die Spieler in der „Mauer“ innerhalb verlangt auf Nachfrage des tent gewährt ihm den Eintritt nicht, des Strafraums mit den Armen Schiedsrichters eine Behandlung. Situation 11 da er die Schuhe zuvor kontrollie- absichtlich ein. Einem dieser Spie- Die Betreuer betreten den Platz und Ein Spieler hat seinen Gegenspieler ren will. Handelt er richtig? ler wird der Ball gegen die Hand behandeln den im Tor liegenden bereits umspielt und läuft mit dem geschossen. Spieler. Vor der Wiederaufnahme Ball am Fuß Richtung Strafraum. Im Situation 15 des Spiels fordert der Schiedsrich- letzten Moment bekommt der Ver- Ein Angreifer, der sich dem Abseits Situation 4 ter den Spieler auf, den Platz zu teidiger noch das Trikot des Angrei- entzogen hat und deshalb außer- Ein indirekter Freistoß für die ver- verlassen. Der Spieler besteht dar- fers zu fassen und hält ihn über halb des Spielfelds steht, nimmt teidigende Mannschaft wird in Höhe auf, auf dem Platz bleiben zu dür- einen längeren Zeitraum fest. Das einen neben ihm liegenden Ersatz- der Strafstoßmarke ausgeführt. Der fen, da die Behandlung ja nicht auf Festhalten erstreckt sich von zwei ball auf und wirft ihn einem Gegen- Schütze schießt dabei versehent- dem Spielfeld stattgefunden habe. Meter vor dem Strafraum bis zwei spieler, der sich in seinem Straf- lich den Schiedsrichter an, der Wer von beiden liegt richtig? Meter innerhalb des Strafraums, in raum befindet, absichtlich heftig einen Meter außerhalb des Straf- dem der Angreifer dann schließlich gegen den Körper. Der Schiedsrich- raums im Teilkreis steht. Von dem Situation 8 zu Fall kommt. Der Schiedsrichter ter-Assistent hat den Vorfall bei lau- Rücken des Schiedsrichters prallt Bei einem Freistoß für die verteidi- entscheidet auf Verwarnung und fendem Spiel im Mittelfeld gesehen. der Ball zurück, am verdutzten Tor- gende Mannschaft aus dem eigenen direkten Freistoß zwei Meter vor Was unternimmt das Schiedsrich- wart vorbei, ins Tor. Entscheidung? Strafraum trifft der ausführende dem Strafraum. Handelt er richtig? ter-Team?

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 19 Regel-Test Antworten

Situation 7 spiel kann natürlich noch ausge- Der Schiedsrichter handelt regel- sprochen werden. Behandlung auf konform und richtig. Zwar findet die Behandlung nicht auf dem Situation 10 Spielfeld statt, dennoch müssen Der Eckstoß ist zu wiederholen, die Betreuer, um überhaupt zu da die vorgeschriebene Entfer- dem Spielfeld dem Spieler zu gelangen, das nung bei der Ausführung nicht Spielfeld betreten. Zum anderen eingehalten wurde. Der Spieler kann nicht, wie bei einer sonsti- ist zu verwarnen. So werden die auf Seite 19 beschriebenen gen Behandlung im Toraus neben Situationen richtig gelöst. dem Tor, das Spiel einfach fortge- Situation 11 setzt werden, sondern in diesem Der Schiedsrichter handelt falsch. Fall bleibt das Spiel unterbrochen, Zwar ist der erste Kontakt vor dem Situation 1 Freistoß direkt ein Eigentor erzielt bis der Spieler transportfähig ist Strafraum, doch lässt der Schieds- Ja, wenn das Spiel schon einmal worden. Dies ist nicht zulässig. und das Spielfeld verlässt. Zudem richter zunächst den Vorteil so fortgesetzt worden war und es muss er dann auch wieder über lange laufen, bis er zunichte- sich nicht mehr um dieselbe ver- Situation 5 das Spielfeld abtransportiert wer- gemacht wird. Dies ist dann inner- letzungsbedingte Spielunterbre- Fahnenzeichen und Meldung an den. Somit sind alle Kriterien für halb des Strafraums – und damit chung handelt, darf der Spieler den Schiedsrichter. Dieser spricht eine Behandlung auf dem Platz lautet die Spielfortsetzung Straf- während der Spielunterbrechung einen Feldverweis gegen den Spie- erfüllt, und der Schiedsrichter stoß. Die Verwarnung wegen die- von überall wieder ins Spiel ein- ler und einen Innenraumverweis handelt nach Sinn und Geist der ses taktischen Haltens ist korrekt. treten. Vorausgesetzt natürlich gegen den Trainer aus. Spielfort- Regel richtig. das zustimmende Zeichen des setzung ist der Schiedsrichter-Ball, Situation 12 Schiedsrichters. und zwar dort, wo sich der Ball bei Situation 8 Nein, nur muss er darauf achten, der Unterbrechung befand, da das Wiederholung des Abstoßes, da dass dieser Spieler sich bei der Situation 2 Betreten des Spielfelds durch den der Ball nicht korrekt ins Spiel nächsten Spielunterbrechung Die Freistoß-Entscheidung ist zu Trainer das erste Vergehen in die- gebracht wurde. Der Ball ist erst entweder beim Schiedsrichter korrigieren. Das Spiel muss statt- sem Ablauf war. im Spiel, wenn er den Strafraum oder beim Schiedsrichter-Assis- dessen mit einem Schiedsrichter- zum Spielfeld hin verlassen hat. tenten meldet, um eine Kontrolle Ball fortgesetzt werden. Situation 6 vornehmen zu lassen. Da es sich hier zweifelsfrei um ein Situation 9 Situation 3 Abklatschen zwecks Kontrolle han- Der Schiedsrichter verhängt einen Situation 13 Strafstoß, da ein Handspiel beim delt, was vom Schiedsrichter- Strafstoß und einen Feldverweis Nein. Wenn zwei Spieler derselben absichtlichen Einhaken immer als Assis tenten auch so wahrgenom- gegen den schlagenden Spieler. Mannschaft bei einem Zusammen- strafbar zu werten ist. men wird, zeigt er dies offen mit Allerdings wäre es in diesem Fall prall verletzt werden, müssen sie der Fahne an. Der Schiedsrichter besser gewesen, das Spiel sofort das Spielfeld nicht verlassen, da es Situation 4 verhängt einen indirekten Freistoß zu unterbrechen, da im Strafraum sich hier um einen Ausnahmefall Eckstoß. Da der Schiedsrichter in gegen den Torwart dort, wo dieser ein Vorteil für die verteidigende handelt, der im Regelwerk explizit diesem Fall als „Luft“ bezeichnet den Ball das zweite Mal mit der Mannschaft äußerst zweifelhaft aufgeführt ist. wird, wäre ansonsten aus einem Hand gespielt hat. ist. Die Verwarnung für das Foul- Situation 14 Nein, der Schiedsrichter-Assistent handelt falsch. Denn dieser Spieler darf sofort wieder mitspielen, da er nicht schlechter gestellt werden darf als ein Spieler, der auf dem Platz die Schuhe wechselt. Ledig- lich bei der nächsten Unterbre- chung muss er sich zwecks Kon- trolle unaufgefordert beim Schiedsrichter melden.

Situation 15 Sofortiges Fahnenzeichen des Schiedsrichter-Assistenten. Nach Rücksprache verweist der Schiedsrichter den Angreifer mit „Rot“ des Feldes. Das Spiel wird mit einem direkten Freistoß dort fortgesetzt, wo der Spieler stand, Verletzen sich in einer Aktion allerdings zwei Spieler derselben Mannschaft, dürfen sie nach als er vom Ball getroffen wurde der Behandlung auf dem Spielfeld bleiben. (Ausnahme Torraum). ■

20 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 Analyse Regeln einheitlich auslegen Die ersten beiden Szenen, die Lutz Michael Fröhlich und Lutz Lüttig bei ihrer Analyse des Bundes - liga-Geschehens unter die Lupe nehmen, sind sich sehr ähnlich. Dass sie von den Schiedsrichtern unterschiedlich bewertet wurden, warf Fragen auf.

chaut man sich einmal die Pro- Foto 1 Sgramme der Fortbildungs-Lehr- gänge für Schiedsrichter an, die die 21 Landesverbände des DFB Jahr für Jahr durchführen, steht ein Thema fast immer obenan: Wie schaffen wir es, dass die 17 Fuß- ball-Regeln von allen Schiedsrich- tern gleich ausgelegt und ange- wendet werden?

Seien wir ehrlich und antworten mit einer bekannten Redensart: Der Weg ist das Ziel. Denn eine völlig einheitliche Regelanwen- dung in allen Spielklassen hinzube- kommen, ist schlicht ausgeschlos- sen. Die Gründe dafür sind nahelie- gend: Zum Beispiel variiert das Niveau der Spiele stark. Was am Samstag in der Bundesliga an Kör- Die Parallelen sind unübersehbar: In beiden Situationen hätte im nächsten Moment ein Tor pereinsatz „durchgeht“, muss am erzielt werden können. Sonntag in der gepfif- Foto 2 fen werden. Vieles hängt von den Fähigkeiten und der Fitness der Spieler ab. Und vor allem sind die Schiedsrichter keine Computer, die man mit Fakten füttert, deren Aus- wertung immer dasselbe Ergebnis hat.

Am 29. Spieltag der abgelaufenen Saison gab es dafür ein schönes Beispiel, wie die Fotos 1 und 2 zei- gen.

Im Spiel FC Schalke 04 gegen Bayer 04 Leverkusen gelangt der Ball von einem Leverkusener Spie- ler zurück in den eigenen Straf - raum zum Schalker Pukki. Der Angreifer hat kurz vor dem Tor- raumeck nur noch den gegneri- Moment erfolgt wäre. Damit hat er Rote Karte aus seiner Brusttasche Augsburger Verhaeg. Der Angreifer schen Torwart vor sich und den eine klare Torchance zunichtege- (nicht jeder Schiedsrichter trägt hat am Torraumeck des Frankfur- Ball direkt vor seinen Füßen, als macht. sie in der Gesäßtasche) und stellt ter Strafraums nur noch den geg- der Leverkusener Toprak ihn durch Toprak regelgerecht vom Platz. So nerischen Torwart vor sich und einen Fußangriff von hinten zu Fall Schiedsrichter Manuel Gräfe, der weit, so richtig. den Ball direkt vor seinen Füßen, bringt (Foto 1). Der Ball rollt zu von der Strafraumlinie aus einen als der Frankfurter Inui ihn durch Bayer-Torwart Leno. Durch das Foul sehr guten Einblick auf die Szene Bei der Partie FC Augsburg gegen ein Beinstellen von der Seite zu verhindert der Leverkusener hat, entscheidet sofort auf Straf- kommt der Fall bringt (Foto 2). Der Ball prallt Pukkis Torschuss, der im nächsten stoß. Ebenso prompt zieht er die Ball durch ein kurzes Zuspiel zum ins Aus. Durch das Foul verhindert

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 21 Analyse

Foto 3a der Frankfurter Verhaegs Tor- Foul war. Der Gedanke an die Per- schuss, der im nächsten Moment sönliche Strafe kommt in diesem erfolgt wäre. Damit hat er eine Fall ja nur deshalb ins Spiel, weil klare Torchance zunichtegemacht. die Verhinderung oder das Zunich- temachen einer klaren Torchance Natürlich stimmt auch hier die zwingend mit „Rot“ zu bestrafen Schiedsrichter-Weisheit: Nie sind ist. Wenn der Schiedsrichter in sei- zwei Szenen haargenau gleich! ner Wahrnehmung den Tatbestand Aber schon durch die absichtlich „Notbremse“ nicht feststellt, kann fast wortgleiche Beschreibung der er in diesem Fall eines eher harm- beiden Situationen wird deutlich, losen Fouls gar keine Karte zeigen. dass sie von den Schiedsrichtern Denn „ein bisschen Notbremse“ deckungsgleich geahndet werden gibt’s nicht. Schon als Bastos zum Schuss ausholt, dreht sich Stefan Aig- müssten. Schließlich hat auch in ner aus der „Mauer“. der zweiten Szene der Angreifer *** den Ball unter Kontrolle, kein Foto 3b anderer Verteidiger kann ihn mehr Sicher nicht zu Unrecht können daran hindern, seine große Möglich- wir davon ausgehen, dass ein Fuß- keit wahrzunehmen und im nächs- ball-Profi sich täglich mit seinem ten Moment ein Tor zu erzielen. Beruf befasst. Wie oft er sich dabei mit dem Regelwerk beschäf- Der Pfiff kam in dieser zweiten tigt, möchte man aber gar nicht so Szene zwar ebenso prompt, aber genau wissen. Denn es wird bei es wurde nur der Strafstoß ver- den meisten Berufsfußballern hängt, die Rote Karte blieb in der eher selten sein. Tasche des Schiedsrichters. Was mag ihn dazu bewogen haben? Diese Vermutung liegt jedenfalls nahe, wenn man immer wieder die Beim wiederholten Betrachten ein- gleiche Art von strafbarem Hand- Aigner (verdeckt) winkelt den Arm weit vom Körper ab. zelner Szenen, wie es das Fernse- spiel sieht, die nicht nur in unse- hen ja ermöglicht, erscheinen dem ren Analysen beleuchtet wird (es Foto 3c Zuschauer manche (Fehl-)Entschei- wäre vielleicht mal interessant zu dungen – wie zum Beispiel die wissen, wie viele Profis die gerade beschriebene – als völlig Schiedsrichter-Zeitung lesen). unverständlich. Dabei vergessen Nein, auch das Fernsehen weist die Beteiligten immer wieder, dass immer wieder darauf hin, was der Schiedsrichter meist nur eine erlaubt ist und was nicht. minimale Zeitspanne hat, um die „richtige(n)“ Entscheidung(en) zu Im Spiel Eintracht Frankfurt treffen. Zudem hat er fast immer gegen Schalke 04 (30. Spieltag) einen anderen Blickwinkel als die steht bei einem Freistoß, den der Kameras, die das Geschehen über- Schalker Bastos kurz vor der tragen. Strafraumgrenze ausführen will, die Frankfurter „Mauer“ im eige- Schiedsrichter Günter Perl zeigt den protestierenden Frank- Damit soll die Fehlentscheidung nen Strafraum. Als Bastos schießt, furtern den Grund für den Strafstoß an. nicht weggeredet, der interessierte springt Stefan Aigner in dieser Betrachter aber doch gebeten wer- „Mauer“ hoch, dreht dabei den Foto 4a den, beim Urteil über den Schieds- Körper nach rechts und führt sei- richter noch andere Aspekte ins nen linken Arm nach außen in die Kalkül zu ziehen als nur die Fern- Flugbahn des Balles (Foto 3a). Er seh-Bilder. wehrt den Ball mit diesem Arm ab. Auch wenn der Arm angewinkelt Und noch ein Aspekt bei der Ent- ist, so wird er doch deutlich nach scheidung „Notbremse“ (ja oder außen zum Ball geführt. Auf dem nein?) sei bei dieser Gelegenheit Foto 3b ist der Frankfurter zwar einmal erläutert: Warum der durch seinen Vereinskollegen Schiedsrichter nicht wenigstens Stendera fast verdeckt, aber man „Gelb“ gezogen hat, wird man als kann sehr schön seinen „ohne Experte in solchen Situationen oft Not“ herausgestreckten linken gefragt. Ganz einfach: weil das Arm erkennen, der im nächsten Hummels grätscht, sein Gegenspieler Reisinger schiebt ihm Vergehen an sich von seiner Inten- Moment den Flug des Balles den Ball durch die Beine. sität kein verwarnungswürdiges stoppt.

22 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 Der berechtigte Strafstoßpfiff von den sich noch im Strafraum. Als der Foto 4b Günter Perl ließ nicht auf sich Fürther an Rüdiger vorbeigelaufen warten, genauso wenig wie die ist, tritt der Stuttgarter ihm von hin- Proteste der Frankfurter beim ten in die Beine (Fotos 5a und b). Schiedsrichter. Der wehrte sie sou- verän ab und zeigte mit dem „aus- Während das Spiel weiterläuft, gefahrenen“ Ellenbogen deutlich wird Schiedsrichter Guido Wink- an, weswegen er gepfiffen hatte mann von seinem Assistenten (Foto 3c). Norbert Grudzinski per Headset über das Geschehen informiert. Dass man so eben nicht in einen Der Unparteiische unterbricht Schuss hineinspringen darf, müsste das Spiel sofort und zeigt Rüdiger sich doch nun wirklich bei allen ohne zu zögern die Rote Karte. Spielern herumgesprochen haben. Dass der Tritt des Stuttgarters Beim Versuch sich abzustützen landet Hummels mit seiner Müsste… nicht ungeahndet blieb, sondern Hand auf dem Ball. umgehend bestraft wurde, ist der *** erstklassigen Zusammenarbeit Foto 5a zwischen Schiedsrichter und Assis - Die andere Art von Handspiel, tent zu verdanken. nämlich das unabsichtliche Berüh- ren des Balles, unterlief Mats Hum- Während sich der Sünder wohl mels im Spiel Fortuna Düsseldorf dachte, jetzt schaut keiner mehr gegen Borussia Dortmund am zu mir, da kann ich meinem Gegen- Spieltag danach. An der eigenen spieler mal eine „verpassen“, Strafraumgrenze versucht der hatte Norbert Grudzinski genau Dortmunder, mit einer Grätsche damit gerechnet. Er verfolgte des- Stefan Reisinger zu stoppen. Das halb nicht den Ball, sondern blieb misslingt, der Düsseldorfer spielt mit seinem Blick bei den beiden Hummels den Ball durch die Beine Kontrahenten des gerade abgelau- Während der Schiedsrichter zum Ball schaut, tritt rechts am (Foto 4a). Hummels kommt nun fenen Zweikampfs. Und lag damit Bildrand Rüdiger zu. durch sein Tackling zu Fall und will goldrichtig. Wann immer die Mög- seinen Sturz mildern, indem er lichkeit dazu besteht – das Spielge- Foto 5b sich mit der rechten Hand am schehen es also nicht erfordert – Boden abstützt. Genau dort befin- sollte ein Assistent seine Augen det sich aber inzwischen der Ball, auch auf die Dinge richten, die hin- den der Dortmunder deshalb ter dem Rücken des Schiedsrich- berührt (Foto 4b). ters geschehen.

Hummels‘ gesamter Bewegungs - Dieser Tritt gegen einen Gegner ablauf ließ keinen Rückschluss auf im eigenen Strafraum hatte völlig ein absichtliches Handspiel zu. Er zu Recht einen Strafstoß und die entsprach genau dem Verhalten Rote Karte zur Folge. bei einer Grätsche im Fußball, war also „natürlich“. Oder, wie es der Auch wenn man in unteren Klas- „Sportschau“-Reporter formulier- sen kein Headset zur Verfügung Die Lupe lässt die unfaire Aktion des Stuttgarters noch deut- te: „Mit angelegten Armen kann hat: Ein solcher Tritt darf nicht licher werden. man ja nicht grätschen.“ Der Dort- ungeahndet bleiben. Wenn mög- munder befand sich in einer Dre- lich unterrichtet der Assistent Foto 6a hung und war ohne Orientierung den „Chef“ über die Funkverbin- zum Ball. Schiedsrichter Michael dung am Arm („Piepser“), auf Weiner ließ deshalb das Spiel zu jeden Fall aber hebt er die Fahne Recht weiterlaufen. (das ist zusätzlich zum Headset auch in den Profiligen ange- *** bracht), um so schnell wie mög- lich für eine Spielunterbrechung Im Spiel VfB Stuttgart gegen zu sorgen und das üble Foul Greuther Fürth landet der Ball bestrafen zu können. nach einem engen Zweikampf des Abwehrspielers Antonio Rüdiger *** mit Felix Klaus (Fürth) bei Stutt- garts Torwart Ulreich, der ihn dann Und noch einmal ging es an die- Im Vorbeilaufen tritt Zambrano seinem Gegenspieler in die abwirft. Die beiden Spieler befin- sem 32. Spieltag um einen Tritt, Beine.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 23 Analyse

Foto 6b der ein Stück weg vom Spielge- Bei einem Eckstoß für Leverkusen schehen passierte, und zwar im kommt es zu einem Zweikampf Spiel Eintracht Frankfurt gegen zwischen Stefan Kießling und dem Fortuna Düsseldorf. Schalker Marica am Torraum. Dabei prallen beide Spieler mit Der Ball gelangt nach einer halb- den Köpfen zusammen (Foto 7a). wegs geklärten Situation im Marica bleibt am Torraum liegen. Frankfurter Strafraum zu einem Natürlich ist es bei Kopfverletzun- Düsseldorfer Spieler auf Rechts- gen immer die beste Lösung, das außen. Der Eintracht-Abwehrspie- Spiel möglichst schnell zu unter- ler Zambrano läuft parallel zur brechen. Der Schiedsrichter oder Grundlinie durch den Strafraum aber auch der Schiedsrichter- Richtung Spielgeschehen, das Assistent sollten noch einen Für den Schiedsrichter kaum zu erkennen: Ein Frankfurter circa 15 Meter entfernt ist. Im Vor- Moment mit den Augen bei der verdeckt die „Tat“ seines Kollegen. beilaufen tritt er den Düsseldor- Szene bleiben, um möglichst fer Malezas mit dem linken Fuß schnell erfassen zu können, wie Foto 7a von hinten um (Foto 6a). schwerwiegend die Verletzung sein könnte. Es ist allerdings auch Dieses Umtreten eines Gegners im oft nicht leicht zu erkennen, ob eigenen Strafraum während des ein Zusammenstoß der Köpfe vor- laufenden Spiels ist natürlich mit liegt, zumal der andere Beteiligte einem Strafstoß und einem Feld- (Kießling) in diesem Fall weiterlief verweis zu ahnden. Der Schieds- und sich nicht einmal selbst den richter hat hier zwar eine sehr Kopf hielt. gute Position, orientiert sich aber mit dem Blick zu Recht in Rich- Der Ball wird ins Mittelfeld abge- tung Ball. Zudem verstellt ihm ein wehrt und dort von einem Lever- Frankfurter Spieler die freie Sicht kusener Spieler angenommen. auf die Situation mit Zambrano Im Nachhinein wäre dies für und Malezas (Foto 6b). Sonst den Schiedsrichter der beste Ciprian Marica (vorn) und Stefan Kießling stoßen in der Luft hätte er möglicherweise an sei- Moment gewesen, das Spiel zu mit den Köpfen zusammen. nem Blickfeldrand die Situation in unterbrechen. Da er das nicht tut, ihrer Bedeutung erkennen kön- weil er offensichtlich dem Ball Foto 7b nen. folgt und den am Boden liegen- den Marica nicht registriert, Auch vom Assistenten auf dieser muss eine energische Hilfestel- Seite kommt kein Hinweis, da er lung vom Assistenten per Head- ebenfalls konzentriert dem Spiel- set erfolgen. geschehen folgt, das im nächsten Moment eine für ihn knifflige Nun gab es ja auch mal Zeiten, in Abseits-Situation hervorbringen denen in einer solchen Situation könnte. Und bedenken muss man nicht der Schiedsrichter eingrei- auch: In einer solchen Situation fen musste, sondern die Spieler eine solch unfaire und völlig sinn- sich nach dem ungeschriebenen lose Situation wie diesen Tritt zu Gesetz der Fairness verhielten. Während Marica noch am Boden liegt, spielt Michal Kadlec zu… erwarten, wird zwar immer wieder vom Schiedsrichter-Team gefor- Leverkusen aber spielt weiter, Foto 7c dert („erwarte das Unerwartete“), der Ball kommt zu Kadlec. Aus aber das Spielgeschehen ist hier seiner Position (Foto 7b) muss derart harmlos und „unverdäch- er sehen können, dass Marica tig“, dass diese Forderung wirk- immer noch am Boden liegt. lich nur ganz schwer zu erfüllen Genauso wie Bender, zu dem er ist. den Ball spielt und der dann in den Schalker Strafraum flankt *** (Foto 7c). Beide hätten den Ball problemlos ins Aus spielen Auch, aber nicht nur um die Zu - können. sammenarbeit im Schiedsrichter- Team ging es bei einer schwierigen Höchst bedauerlich, dass der Situation im Spiel FC Schalke 04 Fair-Play-Gedanke in einem sol- …Lars Bender, der dann die Flanke in den Strafraum schlägt, gegen Bayer 04 Leverkusen chen Moment im Profifußball die zum 1:0 für die Leverkusener führt. (29. Spieltag). nichts mehr gilt, sondern die

24 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 Schwächung des Gegners „cle- ver“ ausgenutzt wird. Allerdings muss man auch feststellen, dass durch ständige Schauspielerei und Simulation es für die Gegen- spieler und den Schiedsrichter enorm schwierig geworden ist, sich richtig zu verhalten.

Volker Roth, der deutsche WM- Schiedsrichter von 1986, hat ein- mal gesagt: „Früher wusste man in neun von zehn Fällen, dass ein liegen gebliebener Spieler wirk- lich verletzt war, heute ist das Verhältnis eher umgekehrt.“ Blieb Marica also am Boden liegen, weil er hoffte, dadurch eine für seine Mannschaft gefährliche Situation entschärfen zu können? Oder hatte er wirklich Schmerzen?

Der „Schwarze Peter“ für solche Fälle ist längst beim Schiedsrich- ter gelandet. Er soll auf Anhieb erkennen, wie schwer es einen Spieler getroffen hat: „Das Spiel wird unterbrochen, wenn ein Spieler nach Ansicht des Schieds- richters ernsthaft verletzt ist“, heißt es in Regel 5. Damit wird ihm eine weitere Bürde aufge- halst, durch die er sich nur den Zorn der einen oder anderen Seite zuziehen kann.

Sollte man vielleicht die Anwei- sung geben, zumindest im Straf- raum auf jeden Fall das Spiel zu Nur 15 Euro im Jahr! unterbrechen, wenn ein Akteur am Boden liegen bleibt? Das ist wohl eher unrealistisch, denn So entgeht Ihnen keine Ausgabe! dann würden sich die Abwehr- spieler ja bei jeder Ecke am Boden wälzen. Es bleibt also am Schiedsrichter hängen – so oder so. Hier schreiben die Fachleute –

In Leverkusen passierte übrigens das, was passieren musste: Aus alle Informationen aus erster Hand! der Flanke von Bender fiel das 1:0 für dessen Mannschaft. Ein wirk- lich ärgerliches Tor. So einfach geht’s:

*** Abo-Bestellung an MEDIENHAUS KUPER GmbH, Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler. Auf der folgenden Seite gehen wir Schriftlich an obige Adresse, per Fax unter 02403/949949 noch auf die wichtigste Situation oder einfach bequem per E-Mail: [email protected] des letzten Spieltages der abge- laufenen Saison ein – ein bemer- kenswertes Beispiel für eine mutige Entscheidung in letzter Sekunde. ■

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 25 Außenansicht Der „Pfiff des Jahres“ Die Leitung des Bundesliga-Spiels zwischen Dortmund und Hoffenheim am 18. Mai war für Jochen Drees nervenaufreibender, als man es sich für ein Jubiläumsspiel im Vorfeld wünscht. Dennoch machte der 43-Jährige bei seinem 100. Bundesliga-Einsatz alles richtig. Und den aktuellen Kommen- tar von Florian Grove (SPORT BILD online) wollen wir an dieser Stelle einfach mal so stehen lassen.

as war das für eine Szene! sein dürfen, wo es um so viel Geld WEine ganze Saison hing von und am Ende auch um viele Jobs einer einzigen Entscheidung ab – geht. und das gleich für zwei Mann- schaften. Relegation oder runter Die Diskussion um technische in Liga zwei hieß es für Düsseldorf Hilfsmittel dürfen wir deshalb und Hoffenheim, und das Zünglein nicht einstellen. Aber es ist einfach an der Waage, oder eigentlich ja schön, attestieren zu können, dass vielmehr an der Pfeife, war es die Hilfsmittel diesmal nicht Schiedsrichter Jochen Drees. gebraucht hat, weil unsere Unpar- teiischen unter brutalstmöglichem Nachspielzeit in Dortmund, Hoffen- Druck bestmöglich entschieden heim führt 2:1, als BVB-Linksvertei- haben. diger Marcel Schmelzer per Dis- tanzschuss trifft. Hoffenheim stürmt, angeführt von Torwart Koen Casteels, auf Linienrichter zu. Der Vorwurf: BVB-Stürmer Robert Lewandowski Assistent Benjamin Brand und Schiedsrichter Jochen Drees soll im Abseits gestanden und im behielten in der Nachspielzeit die Übersicht und trafen die Ballweg irritierend aktiv eingegrif- richtige Entscheidung. fen haben. nach sofort gesehen, dass Lewan- führten ihre Informationen der Zählt das Tor, geht Hoffenheim dowski abseits stand. Die Fahne Szene zusammen und entschieden runter, wenn nicht, trifft es Düssel- hatte er aber unten gelassen, weil daraufhin, das Tor zurückzuneh- dorf – mehr Druck geht nicht. Doch er nicht einschätzen konnte, ob die men. Gleich die erste Zeitlupe zeigte das Schiedsrichter-Team entschei- Stellung aktiv oder passiv zu klipp und klar, wie goldrichtig Erfolgreiche Teamleistung: det fehlerfrei. Dafür gebührt Drees bewerten war. diese Entscheidung war. Der Vierte Offizielle Stefan und Brand ein Sonderlob. Trautmann, Assistent Tobias Als Drees daraufhin auf Tor ent- Gerade vor dem Hintergrund der Christ, Jochen Drees und Gegenüber Sky-Mann Ecki Heuser schied, machte Brand ihn über permanent und zu Recht geführten Benjamin Brand (von links) erklärte Brand, wie die Szene Funk auf die Abseitsstellung von Diskussion um technische Hilfsmit- nach dem Jubiläumsspiel. abgelaufen war. Brand hatte dem- Lewandowski aufmerksam. Beide tel im Fußball muss man diese Ent- scheidungsfindung von Drees und Ich hoffe sehr, dass sich Drees und Brand als bemerkenswert gut her- Brand heute feiern für ihre treff - ausstellen. Oft genug sind die sichere Entscheidung – wobei ich Schiedsrichter die Leidtragenden, mir auch vorstellen könnte, dass wenn sie von der x-ten Zeitlupe zumindest einer von beiden in der der Fehlentscheidung überführt Nacht noch mal schweißgebadet und prompt für die Spielausgänge aus dem Traum schreckt, der ihm verantwortlich gemacht werden. suggeriert, man habe anders ent- schieden... Man stelle sich mal vor, was los wäre, hätte Drees den Treffer Für mich war der Tor-Pfiff, den gegeben. Hoffenheim wäre zu Drees in Dortmund vor 80.000 Unrecht abgestiegen, um mögliche Fans zurücknahm und nachträglich Durch den Schritt zum Ball wurde die Abseitsposition von Millionen-Einnahmen im Oberhaus zum Abseitspfiff ummodelte, die Robert Lewandowski strafbar – und der Dortmunder Aus- gebracht worden. Felix Magath hat „Schiedsrichter-Entscheidung des gleichstreffer zu Recht aberkannt. immer gemahnt, dass Fehler nicht Jahres“. ■

26 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 Blick in die Presse

„Es geht beim Sport vor allem Dieser Eine war entweder der Trai- Das Amt des Schiedsrichters ist auch um Akzeptanz. Der Respekt ner oder der Betreuer des jeweili- kein einfaches. Der Schiedsrichter vor den Schiedsrichtern und ihren gen Teams. Sie dürfen sich zwar soll immer und überall den Über- Handball: Entscheidungen muss genauso vergleichsweise näher am Feld blick behalten, die Einhaltung der groß sein wie vor den eigenen Mit- aufhalten, wurden aber durch eine Regeln überwachen, zwischen Es geht vor allem spielern, dem Trainer und der relativ kleine „Coachingzone” im Recht und Unrecht unterscheiden anderen Mannschaft. Wichtig ist Bewegungsspielraum einge- und es dabei allen recht machen. um Akzeptanz auch, jungen Schiedsrichtern schränkt. Damit fanden sich die Jeder erfahrene Schiedsrichter Raum für Fehler zu geben“, erklärt Betroffenen ab. Andreas Hauck, weiß, dass dies eine schwierige Dass auch im Handball Aktionen Bianca Mahlich vom HV Lok. „Mit Jugendtrainer bei der TuS Nack, Aufgabe ist, aber er kann in der zum Schutz der Schiedsrichter unserer Kampagne wollen wir zum sagte: „Anfangs hatte ich einige Regel mit der von außen auf ihn notwendig sind – darüber berich- Umdenken aufrufen. Schon im Vorbehalte gegen diese neuen eindrängenden Kritik umgehen. tet die „Altmark Zeitung“ aus Jugendbereich muss den Spielern Regeln.” Aber der Test sei sehr Stendal. vermittelt werden, dass Sport unproblematisch und überra- Für Anfänger ist dies nicht immer ohne Schiedsrichter nicht funktio- schend ruhig verlaufen. „Wir so einfach. Die neue Aufgabe Schiedsrichter müssen neutral, niert. Wir wollen damit dem mussten so gut wie gar nicht ein- erfordert ihre volle Konzentration, hoch konzentriert und in ihren Abwärtstrend entgegenwirken und greifen”, berichtete ein sichtlich und die ungewohnte Kritik-Situa- Entscheidungen vor allem eins junge Schiedsrichter motivieren entspannter Coach. tion verunsichert die Neulinge sein: fehlerlos. nicht aufzugeben.“ dabei zusätzlich. Hier setzt ein Wegen der Abschaffung von Pilotprojekt der Schiedsrichter- Doch ist dieser Anspruch noch Schiedsrichtern hatten viele Ver - Gruppe Illertal an, das in zeitgemäß? Aufgrund jüngster eine im Vorfeld mit chaotischen Zusammenarbeit mit dem Ver- Ereignisse im Handballsport Zuständen auf dem Feld gerechnet. bands-Schiedsrichter-Ausschuss (vermehrt Spielabbrüche aufgrund RHEIN MAIN PRESSE Aber das Gegenteil war der Fall. des Württembergischen Fußball- vermeintlicher Fehlentscheidun- „Selbst bei Fehlentscheidungen verbandes (WFV) gestartet wird – gen) geht der HV Lok Stendal in Es geht auch ohne konnten sich die Jungs ohne zu ein Modell, das es in ähnlicher die Offensive. „Seid fair zu den streiten einig werden”, sagte Form schon in vielen anderen Schiris!“ ist die Botschaft, welche Schiedsrichter Hauck. Es sei allerdings auch im Bereichen gibt. Vor allem bei Fahr- die Jugend-Mannschaften des Ver- bisherigen Spielbetrieb in den anfängern im Autoverkehr wurden eins nun auf Trikots nach außen Moritz Eisenach berichtet von ganz jungen Altersklassen üblich dabei recht gute Ergebnisse kommunizieren. einem Turnier der Jüngsten. gewesen, dass das Spiel kaum erzielt. unterbrochen wurde. „Meistens „Wir müssen anfangen, die weni- Großer Auflauf im Flonheimer nur bei Ecken und Einwürfen.” Die Schiedsrichter erhalten ein gen Schiedsrichter, die wir haben, Adelbergstadion. Fußball ohne Logo (ein rotes N) für ihr Trikot, zu schützen und zu unterstützen“, Schiedsrichter – ob das wirklich Den Eindruck, dass die Schieds- mit dem für alle Anwesenden klar lautet die Meinung des Stendaler funktioniert, wollten viele beim richter tatsächlich und entgegen erkenntlich ist, dass es sich hier Handballvereins. Schon im Jugend- Testturnier der F- und G-Jugend allen vorherigen Zweifeln entbehr- um einen Neuling handelt. Von den Bereich beginnen Eltern, Trainer live erleben. Um es vorwegzuneh- lich sind, bekräftigte auch Staf- Trainern und Vereins-Verantwort- und sogar Spieler, mit aggressivem men: Es funktioniert. felleiterin Yvonne Völker: „Wir von lichen, vor allem aber von den und provozierendem Verhalten auf der Turnierleitung pfeifen nur sons tigen anwesenden Zuschauern die Entscheidungen der oft noch Im Flonheimer Adelbergstadion zweimal. Zum Spielbeginn und erwarten sich die Verantwortlichen jungen Unparteiischen einzuwir- zeigten sich die mit der „Fairplay”- zehn Minuten später, wenn es vor- dadurch mehr Rücksichtnahme. ken. Der Trend ist beängstigend. Liga eingeführten Regeländerun- bei ist.” Mehr Pfiffe habe es auch „Oft wissen die anwesenden Viele neu gewonnene Schiedsrich- gen auf den ersten Blick. Vieles nicht gebraucht. Zuschauer gar nicht, dass das ter mit gutem Entwicklungspoten- ging anders als gewohnt vonstat- Spiel von einem Schiedsrichter- zial beenden ihre Schiedsrichter- ten. Alle Zuschauer, die Eltern der Dies war der erste von drei Test- Neuling geleitet wird und schießen Karriere bereits im ersten Jahr. kleinen Spieler eingeschlossen, läufen, die im Kreis Alzey-Worms dann im Eifer des Gefechts auch standen meterweit entfernt von veranstaltet werden. Ab der kom- einmal über das normale Verhal- Schon jetzt herrscht Schiedsrich- ihren Sprösslingen. Außerhalb der menden Saison wird bei den Klei- ten hinaus“, erläutert Alexander ter-Mangel im Spielbezirk Nord Aschenbahn und hinter einer nen die Spielrunde nach dem Paul, Schiedsrichter-Obmann der des Handballverbandes Sachsen- Absperrung postiert, beobachteten neuen Modus ausgetragen. Gruppe Illertal. Und das soll auf Anhalt, zu dem die Altmark zählt. sie das Geschehen auf dem Platz. keinen Fall sein. „Wir haben am Wochenende „Ich bin da skeptisch bis neutral”, grundsätzlich Probleme, Spiele mit sagte Stefan Steuerwald, dessen In den vergangenen Jahren kam Schiedsrichtern zu besetzen“, Sohn Raphael an diesem Tag ohne Neulinge werden es deshalb vermehrt zu Zwischen- erklärte Schiedsrichter-Wart Mar- die väterlichen Ratschläge von fällen, die dazu führten, dass tin Harms jüngst im Gespräch mit außen auskommen musste. „Gut kenntlich gemacht Schiedsrichter-Neulinge das Amt der Altmark-Zeitung. Doch wo kein ist, dass die Kinder nicht durch die direkt wieder niederlegten. Das Schiedsrichter, da kein Spiel. Auch vielen Zurufe irritiert werden”, Die Augsburger Allgemeine kün- Projekt wird im Anschluss ausge- diese Erfahrung mussten viele Ver- fand Steuerwald, „aber wenn es digt ein interessantes Experiment wertet und den Verbands-Verant- eine in der laufenden Saison nur einer allein ist, der Tipps gibt, der Schiedsrichter-Gruppe Illertal wortlichen vorgestellt. machen. könnte das zu wenig sein.” an. ■

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 27 Porträt Die starke Hand der Sc Bei ihren Bundesliga-Einsätzen werden die Schiedsrichter seit einem Jahr von Physiotherapeuten begleite nalisierung des DFB-Schiedsrichter-Wesens. Dass es dabei um mehr als die bloße Massage vor dem Spiel g Sabine Rohleder vor, die regelmäßig im Gladbacher Borussia-Park als Schiedsrichter-Physiotherapeutin im

ei Menschen, die einen körper- Blich fordernden Beruf ausüben, hat der neutrale Beobachter zumeist gewisse Erwartungen. Sabine Rohleder schaut man zuerst auf die Hände. Denn was für den Spieler der Fuß und für den Schiedsrichter die Pfeife ist, ist für die Physiotherapeutin die Hand. Ihr Arbeitswerkzeug. Damit löst sie Verhärtungen, behandelt Verspan- nungen und prüft, wo ein Schmerz seinen Ursprung hat.

Die Hände von Sabine Rohleder sind erfahren und verraten schon beim bloßen Anblick, dass sie wis- sen, was sie tun. Seit 2001 ist die studierte Sportwissenschaftlerin Physiotherapeutin, seit 2011 leitet sie ihre eigene Praxis in Köln. Krankengymnastik, manuelle The- rapie, Massage – was im Alltag eben so anfällt, wenn ein Patient vom Orthopäden eine Therapie verschrieben bekommt. Wenn das Bundesliga-Spiel erstmal läuft, hat Physiotherapeutin Sabine Rohleder den größten Teil der Doch Sabine Rohleder ist seit lan- gem auch im Leistungssport zu kauftes Haus, Flutlichtspiel. Emotio- die Physiotherapeutin schmun- ten. Unterstützt wird er dabei von Hause: Ihrer Tätigkeit am Olympia- nen und Kampf scheinen vorpro- zelnd, „da gehören kleine Spitzen seinen Assistenten stützpunkt Rheinland folgte ein grammiert. und Späße natürlich dazu.“ Aber und Christoph Bornhorst, Vierter Engagement bei den Handball- auch auf der anderen Seite gibt es Offizieller ist Christian Dingert. Damen von Bayer Leverkusen, seit Als die Teams kurz vor 20.30 Uhr Rivalität: Einige Patienten hätten 2008 unterstützt sie die Frauen- den Rasen betreten, als die Zu- nach Bekanntwerden des Engage- In den Katakomben des Borussia- fußball-Nationalmannschaft, seit schauer sich von ihren Sitzen erhe- ments beim ungeliebten Nachbarn Parks, geschmückt von gerahmten 2010 begleitet sie DFB-Lehrgänge. ben, als die Vorfreude weicht und sogar schon mal angedroht, der Trikots ehemaliger Nachwuchsspie- Im vergangenen Sommer kam der allgemeine Adrenalinspiegel in Physiopraxis fernzubleiben. „So viel ler der Borussia, hat Sabine Rohle- dann noch eine weitere Aufgabe die Höhe schießt, hat Sabine Rohle- Lokalpatriotismus hat dann letztlich der ihr eigenes Reich. In der Mitte dazu, in der es Pionierarbeit zu leis - der den größten Teil ihres Arbeits- aber doch keiner an den Tag des Raums steht eine Massagebank. ten galt: Sabine Rohleder betreut tages allerdings schon hinter sich. gelegt.“ Handtücher und Eis werden bei die Schiedsrichter der Bundesliga. Entspannt sitzt sie in einer der Bedarf vom Verein gestellt, die ersten Reihen des Stadions und Schließlich geht es ja um die Sache, Behandlungsutensilien packt sie Ihr Einsatzort ist eine der traditions- freut sich auf das Spiel. außerdem behandelt Sabine Roh- aus ihrem mitgebrachten Rucksack reichsten Spielstätten des Oberhau- leder in Mönchengladbach Schieds- aus. ses. Borussia Mönchen gladbach, Zwei Stunden zuvor: Sabine Roh - richter aus ganz Deutschland. Hennes-Weisweiler-Allee 1. An einem leder hat ihre Kölner Praxis hinter Heute ist zum Beispiel ein Nieder- Als die Schiedsrichter eintreffen, Freitagabend im Mai ist hier mäch- sich gelassen und erreicht den sachse an der Reihe. wird sich herzlich begrüßt. „Am tig Betrieb. Der FC Schalke 04 ist Borussia-Park. Als Kölnerin nach (44), einer der Erfahrensten und Anfang musste man sich natürlich zu Gast, es geht für beide Mann- Mönchengladbach, geht das über- Besten seiner Zunft, wird an diesem ein bisschen aneinander gewöhnen – schaften noch um den Einzug ins haupt? „Die Offiziellen und Ordner Abend die Begegnung zwischen es war ja zunächst einmal für alle internationale Geschäft. Ausver- kennen mich ja mittlerweile“, meint Mönchengladbach und Schalke lei- Beteiligten eine neue Situation“,

28 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 hiedsrichter t. Das ist ein Baustein der fortschreitenden Professio- eht, zeigt SRZ-Mitarbeiter Tobias Altehenger. Er stellt Einsatz ist.

Erstversorgung bei akuten Verlet- zungen – die Begleitung durch die Physiotherapeuten hat sich bestens Im „richtigen Berufsleben“ betreibt Sabine Rohleder eine bewährt und ist schon jetzt nicht Praxis für Sportphysiotherapie in Köln. mehr wegzudenken.“ sich vor dem Spiel nur noch mal Spiel durch kurze Lockerung und Anderthalb Stunden vor dem An- eben durchkneten zu lassen“, er - spezielle Dehnübungen mögliche pfiff geht es für das Schiedsrich- klärt die Physiotherapeutin, „das Risiken für eine Verletzung mini- ter-Team in die heiße Phase. Und würde auch überhaupt nichts brin- miert werden können. „Natürlich auch die Physiotherapeutin macht gen. Aber gerade wenn viele ist das nicht allein eine Frage der sich jetzt bereit. In ihrem Neben- Wochenspieltage und Einsätze im Physiotherapie“, weiß Sabine Roh- raum wartet Sabine Rohleder auf internationalen Geschäft anstehen, leder, „ganz zentral ist auch das die Mitglieder des Schiedsrichter- sind die Anforderungen enorm richtige und gründliche Aufwär- Teams. Niemand ist gezwungen zu hoch. Wenn da mal die Waden ver- men.“ kommen, aber die Allermeisten härtet sind oder es sonst irgendwo legen sich gerne vorm Spiel noch zwickt, können ich und meine Kol- Vollkommen ausschließen kann mal auf die Bank. legen natürlich gut helfen.“ man eine Verletzung überdies trotzdem nie. Als im Zweitliga-Spiel Hierbei geht es allerdings keines- Heute kommt das gesamte Team. zwischen 1860 München und Her- wegs um den Wellness-Faktor. „Kei- Zwar steht nichts Gravierendes an, tha BSC Berlin vor einigen Wochen ner der Schiedsrichter kommt, um aber man ist froh, wenn vor dem Assistent Volker Wezel mit Muskel- faserriss gegen Thorsten Schiffner „ausgewechselt“ werden musste, war es sicher keine Frage des fal- schen Aufwärmens. „Man vertritt sich ungünstig im Boden, muss Arbeit hinter sich. einem Ball ausweichen, kommt falsch auf – das kann alles passie- erinnert sich Sabine Rohleder an ren“, erläutert Sabine Rohleder, den Beginn der Saison. „Da man „aber auch dafür sind wir ja vor sich aber im Laufe einer Spielzeit Ort, leisten Erste Hilfe und schauen, naturgemäß immer mal wieder was wir machen können, damit es trifft, ergibt sich inzwischen eine für den Schiedsrichter oder Assis - ganz andere Vertrauensbasis. Die tenten eventuell doch noch weiter- Schiedsrichter freuen sich über Vor dem Spiel nimmt sich Sabine Rohleder rund zehn bis gehen kann.“ den Support, und wir freuen uns, 15 Minuten Zeit für jeden Schiedsrichter. wenn wir helfen können.“ Kurz vor Beginn des Spiels ist die Stimmung in Mönchengladbach auf Auch Florian Meyer bewertet die dem Konzentrationsmaximum. Die Neuerung überaus positiv: „Mit der Vorbereitung des Teams ist optimal physiotherapeutischen Betreuung gelaufen. Sabine Rohleder ist ist ein weiterer wertvoller Baustein zufrieden mit dem akribisch durch- zur Optimierung der direkten Spiel- geführten Aufwärmprogramm und vor- und -nachbereitung geschaf- der Verfassung der Schiedsrichter. fen worden“, sagt der Aktivenspre- Von der Tribüne aus verfolgt sie cher der Bundesliga-Schiedsrich- den Anpfiff und die ersten Sprints ter. „Ob zur Verletzungsprophylaxe von Florian, Frank und Christoph. und Lockerung der Muskulatur unmittelbar vor dem Spiel, zur Auf dem Rasen entwickelt sich der- ersten Regenerationsbehandlung weil ein enges Spiel, das haupt- nach dem Spiel oder zur sofortigen sächlich von der Spannung lebt.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 29 Porträt

Florian Meyer und sein Team haben noch eine ganze Menge passieren ordentlich zu tun, viele intensive kann.“ Heute ist aber glücklicher- Zweikampfszenen im Mittelfeld weise alles in Ordnung, und Sabine prägen die Begegnung. Dann ist Rohleder kann ihren Platz zur zwei- Halbzeit. Sabine Rohleder fragt in ten Halbzeit ohne Zwischenbe- der Kabine nach, ob jemand aus handlung wieder einnehmen. dem Team irgendetwas braucht. „Der Fall von Volker Wezel hat ja Dass dieser weitere Schritt zur gezeigt, dass auch in 45 Minuten Professionalisierung des Schieds- richter-Wesens in der höchsten Liga Deutschlands eingeführt wurde, hat die Physiotherapeutin Christel Arbini wenig überrascht. „Letztlich ist es koordiniert die Physios nur logisch und konsequent“, meint sie. „Die Spielgeschwindig- Ein bundesweites keit hat sich im Vergleich mit dem Netzwerk Bundesliga-Fußball der 90er-Jahre dermaßen erhöht, dass auch die Als das Team der Physiothera- Ansprüche an die Spielleiter peuten vor einem Jahr extrem gestiegen sind.“ zusammengestellt wurde, war Christel Arbini (Foto) die Ver- Mit den Patienten in ihrer Kölner antwortliche dafür: „Wichtige Praxis spricht sie ebenfalls über Kriterien waren zum einen die ihren Nebenjob. Hierbei erklärt sie Qualifikation – fast alle Physios oft, dass sie die Schiedsrichter als sind DOSB-Sportphysiothera- eine Art 19. Mannschaft der Bundes- peuten – aber auch die Wohn- liga betrachtet. „Alle anderen 18 Als Dankeschön für ihre Arbeit hat die Physiotherapeutin von nähe zu den Bundesliga-Städ- Teams haben auch eine eigene einem ihrer Patienten ein Trikot erhalten, auf dem viele ten“, sagt Arbini. Die Wohnnähe physiotherapeutische Abteilung“, Schiedsrichter unterschrieben haben. sei wichtig, da die Bundesliga- sagt Sabine Rohleder, „führt man Schiedsrichter auch die soge- sich vor Augen, dass die Schieds- mit dem Coach beginnt, macht sich Verfassung seines Gegenübers nannte Rufbereitschaft in richter im Vergleich mehr Kilome- Sabine Rohleder bereit für die ausrichten – bei Schiedsrichtern Anspruch nehmen können. ter im Spiel zurücklegen als die Cool-Down-Phase. Für die Schieds- ist das selbstverständlich nicht „Das heißt, dass die Physios meisten Spieler, wäre es ja gerade- richter und die Assistenten heißt anders.“ dann schon am Tag vor dem zu fahrlässig, auf diese Unterstüt- es dann: Auslaufen, Dehnen, Mas- Spiel zur Behandlung ins Hotel zung zu verzichten.“ Inzwischen sage. Die Physiotherapeutin fragt In Mönchengladbach ist die Stim- gerufen werden.“ In manchen kommen auch einige Schiedsrich- bei jedem noch einmal nach, ob es mung gut. Für das Schiedsrichter- Städten teilen sich die Thera- ter aus der 3. Liga oder der Regio- irgendwo zwickt. Die nächsten Ein- Team war es eine knifflige Partie, peuten die Arbeit untereinan- nalliga häufiger bei ihr in der Pra- sätze sind schließlich nicht weit die gut über die Bühne gebracht der auf, normalerweise ist aber xis vorbei. „Die wissen natürlich zu entfernt. wurde. Die Spannung fällt ab und immer der gleiche Physio in schätzen, dass ich mittlerweile der Plausch nach dem Spiel etwas jedem Stadion im Einsatz. einen ganz guten Überblick über Dabei ist die Nachbereitung auch länger aus. Man hat gut harmo- die Eigenheiten des Schiedsrich- immer von der Stimmung abhän- niert und freut sich auf ein Wieder- ter-Wesens habe.“ gig. Sabine Rohleder weiß: „Wenn sehen. Florian Meyer ist zufrieden: das Spiel für das Schiedsrichter- „Sabine hat einfach eine sympathi- Seitdem die Physiotherapeutin mit Team gut gelaufen ist, ist die sche, gewissenhafte und kompe- den Schiedsrichtern arbeitet, sagt Atmosphäre lockerer. Man plau- tente Art und schafft damit bei sie, sieht sie Fußballspiele mit völlig dert, ist entspannter – das macht den Behandlungen immer eine anderen Augen. „Natürlich guckt es sowohl für den Therapeuten als positive Atmosphäre aus Konzen- man immer noch darauf, wo gerade auch für die Schiedsrichter deut- tration, Anspannung und Locker- etwas Brenzliges passiert, aber spä- lich angenehmer.“ heit – es macht Spaß, mit ihr testens der zweite Blick geht mitt- zusammenzuarbeiten.“ lerweile automatisch zum Schieds- Dies gilt es dann auch in der richter. Auch wenn man zu Hause Behandlung zu berücksichtigen. Im Borussia-Park gehen derweil am Fernseher sitzt, versucht man, Täte sie das nicht, erklärt Sabine die Lichter aus. Zum Saisonfinale, den Schiedsrichter anhand seines Rohleder, wäre sie schließlich eine gegen den FC Bayern München, ist Laufstils zu erkennen – und freut schlechte Therapeutin. „Genauso Sabine Rohleder noch einmal vor Christel Arbini betreut die sich natürlich, wenn man ein frage ich die Patienten in meiner Ort. In der nächsten Saison geht es Spitzen-Schiedsrichter bekanntes Gesicht sieht.“ Praxis ja auch immer, wie es ihnen dann weiter. Sie packt ihren Ruck - seit 17 Jahren bei ihren geht. Man kann eine Behandlung sack und fährt zurück nach Köln. Lehrgängen. Während für das Schiedsrichter- nicht einfach abspulen, sondern Bis zum nächsten Mal. Team nach dem Spiel die Analyse muss diese auch an der aktuellen ■

30 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 Verwandelt jeden Kilometer.

Der neue CLA. Das viertürige Coupé von Mercedes-Benz. Ungezähmt.

Wenn Design zum Statement wird. Der neue CLA überzeugt nicht nur mit seiner markanten Formen- sprache und dem geringsten Luftwiderstandsbeiwert aller Serienfahrzeuge, sondern auf Wunsch auch mit AMG Line. Genauso außergewöhnlich: #Untamed, eine digitale Photo Installation. Mehr Infos auf www.untamed-installation.com ab 13. April Eine Marke der Daimler AG Eine Marke

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Anbieter: Daimler AG, Mercedesstr. 137, 70327 Stuttgart SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 31 Aus den Verbänden

weniger auf das Spiel der beiden Rheinland Teams. Durch den Lehrgang wurde Blahak nach eigener Aussage bezüglich der Schiedsrichterei Sportreporter noch mehr sensibilisiert. Aller- als Schiedsrichter dings sieht er auch Verbesse- rungsbedarf in der Ausbildung. Mirko Blahak, Sportredakteur bei „Neue Schiedsrichter werden der Tageszeitung „Trierischer zuweilen zu früh ins kalte Wasser Volksfreund“, hat einen Versuch geworfen“, so der Eindruck des gestartet: Er hat die Schiedsrich- Sportjournalisten. ter-Ausbildung abgelegt und ein Juniorenspiel geleitet. Ein durchweg positives Fazit mit wertvollen Ergebnissen zieht Bla- Aufgrund der zurückgehenden hak nach seinem Einstieg in die Schiedsrichter-Zahlen sollte den Schiedsrichterei. „Als Reporter ist Lesern eine andere Perspektive es gut, sich auf diesem Weg inten- Der neue Verbands-Schiedsrichter-Ausschuss (hinten von links): Andreas auf die Arbeit von Schiedsrichtern siv mit dem Regelwerk zu beschäf- Bandt, Wilfred Diekert, Frank Behrmann und Ludwig Sprengel; vorne: Sven eröffnet werden. Des Weiteren soll- tigen. Der Lehrgang hat mir zudem Ehlert, Werner Tank, Christian Soltow und Helmut Timmann. ten die Schiedsrichter-Ausbildung neue Einblicke in die Arbeit der sowie die Vorbereitung der Neu- Schiedsrichter gewährt.“ Des Wei- 2005) und Rüdiger Frank (Lehrstab Neu gewählt als Beisitzer wurden Schiedsrichter auf ihren Job unter teren führte der intensive Blick in und Futsal-Beauftragter seit Juni Werner Tank, Sven Ehlert und die Lupe genommen werden. das Schiedsrichter-Wesen dazu, 2009) bekannt gegeben, dass sie Andreas Bandt. Wiedergewählt als dass nun wöchentlich im regiona- nicht wieder kandidieren werden. Beisitzer wurden Helmut Timmann, Der Anwärter-Lehrgang über zwei len Fußballteil des „Trierischen Ebenso stand Kirstin Warns-Becker, Christian Soltow und Frank Behr- Wochenenden hat den Redakteur Volksfreund“ ein Regeltest zum die als Frauen-Beauftragte seit mann. Als kooptiertes Mitglied stark gefordert. „Rasch werden die Mitmachen für jedermann und ein Januar 2008 kooptiertes Mitglied ergänzt weiterhin Ludwig Sprengel Regeln durchgenommen. Das ist Steckbrief eines Unparteiischen im VSA war, nicht mehr zur Verfü- den Verbands-Schiedsrichter-Aus- schon eine Menge Stoff in kurzer abgedruckt werden, in dem aktive gung. Diekert bedankte sich bei sei- schuss. Der VSA-Vorsitzende Zeit“, so Blahak. Zu kurz kommt Schiedsrichter aus allen Klassen nen langjährigen Mitstreitern im Wilfred Diekert stand nicht zur ihm allerdings die Vorbereitung, über das Schiedsrichter-Wesen Ausschuss mit lobenden Worten für Wahl. was einen Schiedsrichter-Neuling sowie die ein oder andere persön- ihr großes ehrenamtliches Engage- in der Praxis erwartet, was er auf liche Anekdote berichten. Eine will- ment in den vergangenen Jahren. Carsten Byernetzki den straffen Zeitrahmen zurück - kommene positive Medienpräsenz führt. für die Schiedsrichter in der Region Trier. Beim letzten Teil des Projekts, der Leitung eines C-Junioren- Marco Thees wurden die jungen Referees aus Spiels, konnte Mirko Blahak dann Hessen aller Herren Länder im Sportzen- die erlernte Theorie in die Praxis trum des Erstligisten Girondins de umsetzen. „Ich war durchaus Bordeaux. Die Betreuung wurde etwas nervös“, gesteht der Jour- Zwei Hessen von ehemaligen FIFA-Schiedsrich- nalist, „und sehr froh, dass ich Hamburg bei Schulfußball-WM tern übernommen. einen erfahrenen Schiedsrichter- Betreuer an meiner Seite hatte, Eine spannende Reise konnten Das Konzept der Schulfußball-WM der mir bei den einzelnen Abläufen Schiedsrichter-Ausschuss Patrick Glaser (Wiesbaden) und ist einfach und ganz wie bei den vor und nach dem Spiel ein wichti- neu besetzt Daniel Losinski (Hofgeismar-Wolf- „Großen“: Jede Nation kam mit ger Helfer war.“ Bei der Spiellei- hagen) im April antreten: Auf einer Mannschaft aus ihrem Land, tung selbst bekam Blahak dann die Der Verbands-Schiedsrichter-Aus- Einladung des Französischen Fuß- welches ein Schul-Internat Schiedsrichter-Wirklichkeit zu spü- schuss des Hamburger Fußball- ballverbandes durften beide als betreibt. Deutschland war mit dem ren. „Ich war überrascht, dass alle Verbandes (HFV) wurde auf der Unparteiische bei den Schulfuß- Sportgymnasium aus Jena vertre- paar Sekunden Situationen zu turnusmäßigen Fachversammlung ball-Weltmeisterschaften in ten, die deutschen Frauen kamen beurteilen waren, und ich merkte, neu gewählt. Der VSA-Vorsitzende Bordeaux Spiele leiten. aus dem Internat von Turbine wie schwierig es ist, vermeintlich Wilfred Diekert begrüßte die 23 Potsdam. Da man den deutschen einfache Situationen richtig zu anwesenden Vertreter der acht Der Aufenthalt bei den französi- Fußball kennt, verwundert es bewerten.“ Bezirks-Schiedsrichter-Ausschüsse schen Nachbarn war von zahlrei- kaum, dass die deutschen Mann- in der HFV-Sportschule in Jenfeld. chen Highlights geprägt, die beim schaften auch stets im Finale sind Am Abend nach seiner Spielleitung Flug vom Frankfurter Flughafen und für deutsche Schiedsrichter hat er sich dann dabei ertappt, als Frühzeitig hatten die VSA-Beisitzer nach Paris begannen und mit somit keine Chance besteht, in den er bei einem Bundesligaspiel im Sven Callies (Lehrwart seit April tollen Spielen auf technisch erst- Endspielen mitwirken zu können. Fernsehen fast nur auf den 2003), Werner Schenck (Beobach- klassigem Niveau in Bordeaux fort- Genauso kam es auch: Die deut- Schiedsrichter geachtet hat – und tungs-Sachbearbeiter seit April gesetzt wurden. Untergebracht schen Jungs spielten im Finale

32 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 liga-Schiedsrichter, Björn Märtens, aufpoliert. „Es war ein tolles men. Im September 2013 steht ihre vier aktiven polnischen Kolle- Wochenende, das trotz des dann der Gegenbesuch in Posen gen und deren Beobachter in ihrer schlechten Wetters viel Spaß an. Landessprache begrüßen. gemacht hat“, fasste Marco Gewecke seine Erlebnisse zusam- Jens Goldmann Den Höhepunkt der Austausch- Maßnahmen bilden stets gemein- same Spielleitungen. Dieses Mal wurden sowohl ein Spiel der Lan- desliga im Bezirk Braunschweig als Rainier Flenghi und Raymond auch eines der A-Junioren-Nieder- Saarland Weicker. Auch Schaack fand lobende sachsenliga von einem polnischen Worte: „Mehr als 20 Jahre lang ist Unparteiischen geleitet. Ihm zur der Austausch schon Teil unseres Seite standen jeweils ein polni- Ein Austausch, Schiedsrichter-Wesens. Viele von scher und ein deutscher Assistent. der Früchte trägt uns sind von Anfang an dabei. Bei Dauerregen entwickelten sich Anfangs hatte wohl keiner zwei kämpferische Partien, die die Kürzlich fand im Jupp-Derwall- gedacht, dass das so lange anhält. polnischen Kameraden gut über Gästehaus des Saarländischen Die Mentalität und der Charakter die Bühne brachten. Dabei mach- Fußballverbandes (SFV) in Brauns- der Luxemburger und Saarländer ten sie auch die ungewohnte hausen das jährliche Arbeitstref- passen einfach zusammen. Dabei Zwei Hessen in Bordeaux: Daniel Erfahrung, wie viel schwerer eine fen des saarländischen Verbands- stehen nicht die finanziellen, Losinski (links) und Patrick Glaser Spielleitung wird, wenn man die Schiedsrichter-Ausschusses mit sondern überwiegend die kame- vertraten den Hessischen Fußball- Muttersprache des jeweils anderen den Kollegen aus Luxemburg statt. radschaftlichen und sportlichen Verband bei den Schulfußball- nicht spricht: „Ist alles in Ord- Seit nunmehr 22 Jahren pflegen Aspekte im Vordergrund. Viele Weltmeisterschaften in Frankreich. nung? Bist du zufrieden? Worüber die beiden Nachbarlands-Aus- unserer jungen Kameraden haben reden die Teams untereinander so schüsse regen Kontakt und einen im Saarland schon gute und wich- gegen die Schüler aus der Türkei viel, die wirken so aufgeregt?“, intensiven Austausch. Der saarlän- tige Erfahrungen auf dem Weg zum und verloren dieses im „Penalty- waren dann auch die besorgten dische Verbands-Obmann Heribert Spitzen-Schiedsrichter gemacht.“ Schießen“ mit 3:5. Fragen von Assistent Dawid Pakula Ohlmann betonte in seinem Gruß- an Jens Goldmann vom NFV- wort: „Ziel ist es, den Austausch Die in Luxemburg eingesetzten Die nächste Schulfußball-Weltmeis - Schiedsrichter-Ausschuss in der weiter zu fördern und zu fordern, Schiedsrichter aus dem Saarland terschaft findet in zwei Jahren in Halbzeitpause des - nicht nur auf sportlicher, sondern haben in der vergangenen Periode Guatemala statt – mal sehen, wer Spiels. Der konnte das Team beru- auch auf menschlicher Ebene.“ durchweg gute Bewertungen dann die deutschen Farben in Süd- higen, denn die Mannschaften erhalten. Da auch die luxemburgi- amerika vertritt. sprachen nicht über das Schieds- Der luxemburgische Ausschuss schen Unparteiischen in der Saar- richter-Team. war in Braunshausen mit sechs landliga gute Leistungen bringen, Karsten Vollmar Vertretern zugegen. Neben dem sollte der Austausch, so beide Aus- Rund um die Spielaufträge besteht Präsidenten Charles Schaack und schüsse unisono, auch aus sport- aber auch ausreichend Zeit, um seinem Vizepräsidenten Jean Lem- lichen Gründen auf jeden Fall fort- sich über den Fußball im Allgemei- mer waren dies Pierre Claude (der gesetzt werden. nen und das Schiedsrichter-Wesen auch für die Spielbesetzung Niedersachsen in beiden Verbänden im Besonde- zuständig ist), Raymond Flick, Björn Becker ren auszutauschen und das Gast- geberland zu erkunden. Anzie- Polnische Schiedsrichter hungspunkt für die polnischen zu Besuch Gäste bilden dabei stets die Bundesligastadien. In Niedersach- „Jen dobre“ hieß es Ende April sen schafften es die Fans von wieder in Braunschweig. Seit nun- Robert Lewandowski & Co. inner- mehr acht Jahren besteht eine halb von wenigen Stunden, erst im Partnerschaft zwischen dem Fanshop von Hannover 96 aufzu- Niedersächsischen Fußballverband tauchen und dann die Aufstiegs- (NFV) und dem Fußballverband der party von Eintracht Braunschweig Region Großpolen mit Sitz in zu besuchen. Posen, Spielort der EM 2012. Im Rahmen dieser Partnerschaft Voller neuer Eindrücke verließen erfolgt auch der Austausch von nicht nur die fünf Posener die Schiedsrichtern. So konnten Gerrit neue Bundesligastadt. Auch die Gräbel und Marco Gewecke aus deutschen Gastgeber haben viel Der saarländische und der luxemburgische Verbands-Schiedsrichter-Aus- dem NFV-Talentkader sowie der über das Schiedsrichter-Wesen in schuss beim gemeinsamen Gruppenbild in Braunshausen. Ganz links die Lehrwart des Kreises Braun- Polen gelernt und ganz nebenbei beiden Vorsitzenden Heribert Ohlmann (Saarland) und Charles Schaack schweig und B-Junioren-Bundes - auch noch die Englisch-Kenntnisse (Luxemburg).

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 33 Impressum Spielplan

Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund e.V. Frankfurt/Main Verantwortlich für den Inhalt: Vorschau 5/2013 Ralf Köttker Die Ausgabe erscheint am 16. August 2013. Koordination: David Bittner, Thomas Dohren Mitarbeiter dieser Ausgabe: Tobias Altehenger, Marco Haase, David Hennig, Report Manfred Kobstaedt, Klaus Löw, Bernd Peters, Bianca Riedl, Günther Thielking, Lutz Wagner Trainingslager Lektorat: Klaus Koltzenburg am Chiemsee Konzeptionelle Beratung: Auch in diesem Sommer treffen sich Lutz Lüttig die deutschen Spitzen-Schiedsrichter Bildnachweis: während der fußballfreien Zeit zu einem Getty Images, U. Gottschalk, A. Harder, Horst- gemeinsamen Trainingslager. Dieser müller, H. Krämer, imago, O. Schnell, O. Winter Teil der Saison-Vorbereitung findet in diesem Jahr erstmals am Chiemsee Gestaltung, Satz und Druck: statt. David Bittner berichtet über die MEDIENHAUS KUPER GmbH, (PEFC/04-31-1514) Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler, Themen, die bei den Unparteiischen Telefon 0 24 03 / 94 99 - 0, zur neuen Saison im Fokus stehen. Fax 0 24 03 / 949 949, E-Mail: [email protected] Anzeigenleitung: MEDIENHAUS KUPER GmbH, Franz Schönen Zurzeit ist die Anzeigenpreisliste Analyse vom 1. 1. 2002 gültig. Erscheinungsweise: Ein Blick nach Zweimonatlich. Jahresabonnementspreis 15,– Euro. Südamerika Lieferung ins Ausland oder per Streifband auf Anfrage. Abonnements-Kündigungen sind sechs Wochen vor Ablauf des berechneten Ein Jahr vor Beginn der Fußball-Weltmeis - Zeitraums dem Abonnements-Vertrieb terschaft messen sich die Kontinental- bekannt zu geben. Meister in Brasilien im Rahmen des Zuschriften, soweit sie die Redaktion betref- Confederations Cups. Welche Erkenntnisse fen, sind an den Deutschen Fußball-Bund e.V., die Spiele bei der WM-Generalprobe aus Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt/Main, Sicht der Unparteiischen bringen, analysie- [email protected], zu richten. ren wir in der kommenden Ausgabe der Vertrieb: Schiedsrichter-Zeitung. MEDIENHAUS KUPER GmbH, Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler, Telefon 0 24 03 / 94 99 - 0, Fax 0 24 03 / 949 949, E-Mail: [email protected] Lehrarbeit Nachdruck oder anderweitige Verwendung der Texte und Bilder – auch auszugsweise und Tore entscheiden in elektronischen Systemen – nur mit schrift- licher Genehmigung und Urhebervermerk. das Spiel

Erzielt eine Mannschaft ein Tor, ist Die DFB-Schiedsrichter- Zeitung wird auf dies für den Schiedsrichter ein PEFC-zertifiziertem besonders heikler Moment. Innerhalb Papier gedruckt. von Sekundenbruchteilen muss er entscheiden, ob die Torerzielung korrekt zustande kam – oder ob möglicherweise ein Regelverstoß ABO vorlag. Günther Thielking stellt den bequem per E-Mail: aktuellen DFB-Lehrbrief Nr. 50 zu [email protected] diesem Thema vor.

34 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2013 Schutzengel für Hexenkessel.

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