Die Monatsschrift Für Alle Eichsfelder · Heft 11 · November 2015 59. Jahrgang
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59. Jahrgang H 11859 Die Monatsschrift für alle Eichsfelder · Heft 11 · November 2015 In dieser Ausgabe Bericht eines Zeitzeugen: Im Schritt der Zeit: Gesundbrunnen im Die Öffnung der Grenze Der Duderstädter Eichsfeld – Quellen im Eichsfeld 1989 Schützenbrunnen erlebter Wohltaten Eichsfelder Kriegerdenk- Obereichsfelder NS- Zur Geschichte des HVE mäler als Forschungsfeld Strukturen vor 1933 Harburg Einzelpreis 2,50 EUR incl. 7 % MWSt Herzlich willkommen im Herzen der historischen Altstadt Duderstadts Marktstraße 30 * 37115 Duderstadt Telefon 05527 84 90 00 www.hotelzumloewen.de Finden Sie Ruhe und Erholung in unserem idyllischen Landhotel im naturbelassenen Eichsfeld. Hotel zum Kronprinzen | Fuhrbacher Straße 31-33 37115 Duderstadt / Fuhrbach Telefon 05527 910-0 | [email protected] www.hotelzumkronprinzen.de Mit einem Geschenk-Abo der Eichsfelder Heimatzeitschrift für Verwandte, Freunde und Bekannte verschenken Sie Monat für Monat ein Stück Eichsfelder Kultur. Ihren Bestell-Coupon finden Sie auf der vorletzten Seite dieser Ausgabe. www.meckedruck.de/eichsfeld Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 381 Bericht eines Zeitzeugen: Die Öffnung der Grenze im Eichsfeld 1989 von Manfred H. Conraths Der 9. November 1989 war ein Donners- - aus Uthleben und Kehmstedt jeweils eine tag. Wie üblich trat der operative Dienst- Einzelperson. habende des Volkspolizeikreisamtes Bekanntlich verkündete Günter Schabowski Worbis (VPKA) planmäßig um 7.00 Uhr an diesem Tag um 18.57 Uhr auf der interna- seinen 24-Stunden-Dienst an. Routine- tionalen Pressekonferenz in Berlin die Rei- mäßig schrieb er den Kopf des täglich zu sefreiheit auch für die DDR-Bürger.1 führenden „Lageberichtes“, also des Nach- weises über alle eingehenden Meldungen, Für 19.37 Uhr, also 40 Minuten nach dieser Informationen und Vorkommnisse, wie Bekanntgabe, ist nachfolgender Eintrag im Verkehrsunfälle, Brände usw., die in den Lagebericht zu finden: folgenden 24 Stunden auf ihn zukommen „Führungsgruppe der Bezirksbehörde der könnten. Es sollten politisch brisante und Deutschen Volkspolizei Erfurt: von tiefgreifenden Veränderungen zeugen- de Aufzeichnungen werden. Auf Weisung der Führungsgruppe der BDVP, hat sich der Leiter Paß- und Meldewesen so- In der Nacht des 9. zum 10. November fort auf der Dienststelle einzufinden. Es ist 1989 schien die Lage zu eskalieren, denn ein Fernschreiben in Vorbereitung, welches mit der Veröffentlichung des Politbüros der nur noch der Unterschrift des Ministers be- SED über die bevorstehende Öffnung der darf, der sich zur Zeit im Politbüro befindet. Grenze zur BRD war beim überwiegenden Es werden umfangreiche Aufgaben bis mor- Teil der DDR-Bevölkerung, vor allem junger gen früh zu lösen sein.“ Menschen, nur noch ein Gedanke vorherr- schend – „rüber in den Westen“ zu fahren. Informationen dieser Art waren stets dem Mein „Lagebericht“ begann mit Seite 1.656 Leiter des Volkspolizeikreisamtes, der Füh- und sollte bis Seite 1.661 führen. rungsgruppe und dem jeweiligen dienstli- chen Leiter umgehend zu übermitteln. Neben den üblichen An- und Abmeldungen der diensthabenden Kräfte sowie den Kont- Um 23.00 Uhr wurde folgender „Lagever- rollen der dienstlichen Leiter wurden an die- merk“ eingetragen: sem Tage auch noch eine ganze Anzahl von „Zu den Reiseveröffentlichungen: Der Trend Familien und Einzelpersonen gemeldet, die der Anrufe aus der Bevölkerung an den mit behördlicher Genehmigung in die BRD Diensthabenden zu den Reiseveröffentli- übersiedelten. chungen im Radio und Fernsehen, zur Zeit Das waren zum Beispiel: 275 Anrufe (gemäß Strichliste), beläuft sich - aus Leinefelde 3 Familien mit insge- auf: samt 6 Kindern und eine Einzelperson, - ab wann kann man reisen - welche Unter- - aus Beuren 1 Familie mit 2 Kindern, lagen benötigt man dazu? - aus Hundeshagen 1 Familie mit 1 Kind, - muß jeder, der fahren will, selber zur Polizei kommen – oder reicht ein Familienmitglied? - aus Heiligenstadt 1 Familie mit 2 Kindern, sowie eine Einzelperson, - an wen können sie sich morgen wenden ? - aus Nordhausen 2 Familien mit insge- - ab wann kann man schon vorsprechen? samt 3 Kindern und 3 Einzelpersonen, - können sie auch wieder in die DDR zurück- sowie kommen?“ 384 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder Panzersperren, wie gern berichtet wurde, gab nen Um- und Ausbaumaßnahmen wurde es am Kontrollpunkt Ferna nicht. Durch ei- der ehemalige Kontrollpunkt Ferna zu einem nen Posten im Wechsel wurde der Kontroll- attraktiven Gasthaus ausgebaut. Mit der punkt Ferna noch gesichert. Einige Zeit spä- Bezeichnung „GRENZSNACK“ stellt es sich ter wurde, gem. Punkt 3 des vorgenannten heute als das „besondere Restaurant“ vor. Fernschreibens – also der Möglichkeit des anderwärtigen Einsatzes – der Kontrollpunkt Anmerkungen aufgelöst und zum allgemeinen Erwerb an- 1 TA vom 9. November 1998. geboten. Nach umfangreichen und gelunge- 2 TA vom 7. November 2009. Memorialkultur im Eichsfeld Die Kriegerdenkmäler als Forschungsfeld1 von Dr. Torsten W. Müller In nahezu jedem Dorf des Eichsfeldes be- innerte, geschweige denn die Angehörigen findet sich heute ein zentrales „Kriegerdenk- informierte. Einzelgräber finden sich fast nur mal“. In einigen Ortschaften wurden solche für adlige Offiziere, die oft vorläufig auf dem Gedenkorte erst nach 1990 – mehr als 45 Schlachtfeld bestattet und später in die Fa- Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrie- miliengräber umgebettet wurden. ges – eingeweiht. So errichtete beispielswei- se die Gemeinde Eichstruth im Jahr 2012 ein Gedenktafeln in Kirchen kleines Kriegerdenkmal auf dem Friedhof. Der preußische Kriegseintritt gegen Napo- Die Geschichte der Kriegerdenkmäler all- leon basierte 1813 auf einer in der Bevöl- gemein und jedes einzelnen Denkmals ist kerung verbreiteten aggressiven Stimmung ein bislang nahezu wenig beachtetes For- gegen die französische Besatzung. Eine schungsfeld. Der vorliegende Artikel skiz- geschickte propagandistische Inszenierung ziert kurz und knapp die wichtigsten Etap- etablierte die Formel ,,Mit Gott für König pen des Gefallenengedenkens2 und möchte und Vaterland“ zum zentralen Sinnspruch dazu beitragen, dass sich jeder Ortschronist der Befreiungskriege und des Gefallenen- einmal näher mit der Entstehungsgeschichte gedenkens. „seines“ Kriegerdenkmals auseinandersetzt. Der erstrebten aktiven Teilhabe des Ein- Die Anfänge des modernen Gefallenenge- zelnen – seiner fraglosen Bereitschaft zum denkens in Deutschland liegen im 19. Jahr- ,,Tod fürs Vaterland“, wie es seit dem 18. hundert. Noch im 18. Jahrhundert war der Jahrhundert, an antike Formeln anknüp- einfache Soldat nicht denkmalfähig; in aller fend,3 wieder hieß –, korrespondierte 1813 Regel wurden die gefallenen Soldaten nach die landesweit umgesetzte individuelle Nen- einer Schlacht sogar ohne großen Aufwand nung des Namens jedes einzelnen Gefalle- in Massengräbern bestattet, oft nach Lei- nen. Das wurde in den Jahren nach 1813 in chenfleddereien durch die überlebenden Preußen erstmals in der Neuzeit in einem Soldaten und Zivilisten. Das Begraben hatte Staat umgesetzt. Während der Leichnam in primär hygienische Gründe, deshalb wurden der Regel noch anonym im Massengrab en- sehr oft Sieger und Verlierer gemeinsam ver- dete, ordnete der preußische König Friedrich scharrt. Auch noch nach der Völkerschlacht Wilhelm III. am 5. Mai 1813 an, in jeder Kir- bei Leipzig 1813 wurde der Großteil der che auf Gemeindekosten eine Tafel mit den 90.000 Leichen in Kohorten beerdigt, wobei Namen aller Gefallenen dieser Gemeinde zu man weder nach Nationalitäten trennte noch errichten. Für das Eichsfeld ist keine solche die Einzelnen irgendwie identifizierte oder er- Tafel bekannt, zumal der preußische König 390 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 7 KreisA EIC: 1035, Aktenvermerk des komm. Abtei- 10 Vgl. Kossert, Andreas: Kalte Heimat. Die Ge- lungsleiters Kleinschmidt, April 1958. schichte der deutschen Vertriebenen nach 1945. 8 Vgl. PfA Mackenrode: Chronik der Pfarrgemeinde. München 2008, S. 137 f. Band 3, S. 64. 11 Mitteilung von Josef Keppler, Lindewerra. 9 Vgl. Archiv der Gemeindeverwaltung Mackenrode: 12 Vgl. Müller, Torsten W.: Neue Heimat Eichsfeld? Innere Angelegenheiten, Bartsch an Abt. Inneres Flüchtlinge und Vertriebene in der katholischen beim Rat des Kreises, 19.8.1975. Ankunftsgesellschaft, Duderstadt 2010. Im Schritt der Zeit – unsere eichsfeldische Heimat Der Duderstädter Schützenbrunnen von Johann Freitag Spiel und Ernst so eng verwoben, serem Land zählen. In den Jahrhunderten Wildnis drängelt in die Stadt. ihres Bestehens gehörten Stadt und Schüt- Die, der Abenteuer satt, zen stets zueinander. Schon in der 1434 er- hat sich längst zum Schutz erhoben. neuerten Satzung der Schützengesellschaft waren Rechte und Pflichten der Partner klar Bolzen treffen, Scheiben splittern, festgelegt. Während die Schützen zur Ver- was einst Ernst war, macht jetzt Spaß, teidigung der Stadt bei Fehden und Belage- was vormals das Leben fraß, rungen beizutragen hatten, genossen sie in sieht man, ohne zu erzittern. friedlichen Zeiten städtische Privilegien. Brunnenplatz, Platz zum Gedenken Das gemeinsame Panier „Stadt und Schüt- Allem, was als Leben gilt, zen fest verbunden – ein ewig starkes Band“ das aus jenen Gründen quillt, präsentieren sie dauerhaft mit dem detailrei- die sich namenlos uns schenken. chen Schützenbrunnen, den sie vom Bild- hauer Rudi Pabel aus Kaiserslautern schaf- Seit 713 Jahren gibt es die Duderstädter fen und 1997 westlich der St.-Cyriakus-Kir- Schützengesellschaft.