STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Ser
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Stuttgarter Beiträge Naturkunde Serie B [Paläontologie] Jahr/Year: 1998 Band/Volume: 267_B Autor(en)/Author(s): Schweigert Günter Artikel/Article: Die Ammonitenfauna des Nusplinger Plattenkalks (Ober- Kimmeridgium, Beckeri-Zone, Ulmense-Subzone, Baden-Württemberg) 1-61 1 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at pw Stuttgarter Beiträge zur Naturkunj Serie B (Geologie und Paläontologie)! ty Herausgeber: ^ v^O , Staatliches Museum für Naturkunde, Rosenstein 1, D-70191 StuttgansAcv* Stuttgarter Beitr. Naturk. Ser. B Nr. 267 61 S., 12 Taf., 3 Abb., 1 Tab. Stuttgart, 30. 10. Die Ammonitenfauna des Nusplinger Plattenkalks (Ober-Kimmeridgium, Beckeri-Zone, Ulmense-Subzone, Baden-Württemberg) The ammonite fauna of the Nusplingen Lithographie Limestone (Late Kimmeridgian, Beckeri Zone, Ulmense Subzone, SW Germany) Von Günter Schweigert, Stuttgart Mit 12 Tafeln, 3 Abbildungen und 1 Tabelle Abstract The ammonite fauna of the Nusplingen Lithographie Limestone (Swabian Upper Jurassic) is described in detail. It is compared with non-compressed faunas of the same age. With the exception of the lowermost part of the section the ammonite fauna of the Nusplingen Litho- graphie Limestone is attributed to the hoelderi horizon of the Ulmense Subzone (Beckeri Zone, Late Kimmeridgian). The basal parts of the Nusplingen Lithographie Limestone yield an ammonite faunula which represents the zio-wepferi horizon ß of the Ulmense Subzone. In other parts of the Swabian Alb both the zio-wepferi horizon ß and the sueeeeding hoelderi ho- rizon lie in the „Liegende Bankkalke" or in the „Zementmergel" Formations. Both ammonite faunas show a submediterranean character with only very few mediterranean and subboreal faunal elements. The new ammonite species Lingulaticeras pseudopercevali n. sp., Silici- sphinetes russi n. sp., and Silicisphinctes keratinitiformis n. sp. are described. The preoecupied specific name Ammonites inflatus siliceus Quenstedt is replaced by Physodoceras natthei- mense nom. nov. Zusammenfassung Die Ammonitenfauna des oberjurassischen Nusplinger Plattenkalks (westliche Schwäbi- sche Alb) wird ausführlich beschrieben und mit zeitäquivalenten Faunen in körperlicher Er- haltung verglichen. Abgesehen von den untersten Plattenkalklagen repräsentiert die Ammo- nitenfauna des Nusplinger Plattenkalks den Äoe/Werz-Faunenhorizont der mittleren Ulmense- Subzone (Beckeri-Zone, Ober-Kimmeridgium). Eine kleine Ammonitenfauna aus den untersten Plattenkalkpartien gehört dem zio-wepferi-H.orizont ß der Ulmense-Subzone an. Beide aufeinanderfolgende Faunenhorizonte sind andernorts im Schwäbischen Jura in den Formationen der Liegenden Bankkalke oder der Zementmergel enthalten. Die Ammoniten- Gedruckt mit Mitteln der Gesellschaft zur Förderung des Naturkundemuseums in Stuttgart e.V. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 2 STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Ser. B, Nr. 267 faunen enthalten überwiegend submediterrane Faunenelemente. Hochmediterrane oder gar subboreale Faunenelemente sind nur sehr untergeordnet vertreten. An neuen Ammonitenar- ten werden aus der Ulmense-Subzone Lingulaticeras pseudopercevali n. sp., Silicisphinctes russi n. sp. und Silicisphinctes keratinitiformis n. sp. beschrieben. Der präokkupierte Artname Ammonites inflatus siliceus Quenstedt wird durch Physodoceras nattheimense nom. nov. er- setzt. Inhalt 1. Einleitung 2 2. Forschungsgeschichte 3 3. Lithostratigraphie des Nusplinger Plattenkalks und äquivalenter Formationen 4 4. Profile des Nusplinger Plattenkalks 5 5. Die Ammonitenfauna des Nusplinger Plattenkalks und zeitlich äquivalenter Formationen 7 5.1 Erhaltung 7 5.2 Biostratigraphie 7 5.3 Systematik 9 5.4 Weitere Ammonitenarten des /;oe/<ierz-Faunenhorizonts 30 6. Altersstellung und Korrelation der Nusplinger Ammonitenfauna 31 7. Literatur 33 1. Einleitung In dem schon in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts bekannten Vor- kommen des Nusplinger Plattenkalks auf dem „Westerberg" bei Nusplingen (west- liche Schwäbische Alb, GK 25, Blatt 7819 Meßstetten; Schweizer 1994) wird seit 1993 von Mitarbeitern des Staatlichen Museums für Naturkunde Suttgart planmäßig gegraben. Neben den außergewöhnlichen Fossilien dieses Vorkommens, wie Wir- beltierresten, Krebsen und Pflanzen, kamen auch Ammoniten in reicher Zahl zum Vorschein. Ammoniten und deren Unterkiefer, die Aptychen, stellen sogar mit Ab- stand die häufigsten Makrofossilien des Nusplinger Plattenkalks dar. Sie sind in zweierlei Beziehung von besonderer Bedeutung. Zum einen trägt ihre mitunter außergewöhnliche Erhaltung dazu bei, Informationen zur Funktionsmorphologie und Paläoökologie des Ammonitentiers zu gewinnen (Magen- bzw. Kropfinhalte, in-situ-Funde von Kieferelementen, Bewuchs, Bißspuren). Andererseits ist die Am- monitenbiostratigraphie im Oberjura die bislang allen anderen Ansätzen überlegene Methode, die Fundschichten zeitlich einzuordnen. Die hinreichend exakte Datie- rung ist aber eine wesentliche Voraussetzung, um gleichaltrige Schichten in anderer Lithofazies und in weiter entfernten Gebieten verläßlich miteinander korrelieren zu können. Die Analyse der Ammonitenfauna über eine längere Profilstrecke hinweg ermöglicht schließlich auch eine ungefähre Abschätzung der in der Ablagerung ent- haltenen Zeitdauer. Die hier vorliegende systematische Untersuchung der Ammoni- tenfauna des Nusplinger Plattenkalks soll die Grundlagen für solche Überlegungen schaffen. Darüber hinaus bietet die Nusplinger Ammonitenfauna auch die Möglich- keit, die phylogenetischen Beziehungen einiger Gruppen zu erhellen, besonders im Hinblick auf den Geschlechtsdimorphismus. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at SCHWEIGERT, AMMONITEN DES NUSPLINGER PLATTENKALKS 2 Abkürzungen im Text: SMNS Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart GPIT Geologisch-Paläontologisches Institut und Museum der Universität Tübingen IGPS Institut für Geologie und Paläontologie der Universität Stuttgart BSPM Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Historische Geologie München D Durchmesser Ir/2 Innenrippen pro halbem Umgang Wh Windungshöhe Ki/2 Umbilikalknoten pro halbem Umgang Wb Windungsbreite Ka/2 Lateralknoten pro halbem Umgang Nw Nabelweite [M] makroconche Ammonitenart Ar/2 Außenrippen pro halbem Umgang [m] mikroconche Ammonitenart Dank Für zahlreiche Diskussionen und die Möglichkeit zum Studium von umfangreichem Ver- gleichsmaterial danke ich den Herren Dr. F. Atrops (Lyon), Dr. G. Schairer (München), Prof. Dr. A. Zeiss (Erlangen) sowie A. Scherzinger (Immendingen-Hattingen). Die Herren Dr. M. Krautter (Stuttgart), Dr. A. Liebau (Tübingen), Dr. G. Schairer und Dr. W. Werner (beide München) ermöglichten freundlicherweise die Sichtung und Ausleihe von Sammlungsmateri- al. Frau R. Harling (Stuttgart) zeichnet für einen Großteil der fotografischen Aufnahmen ver- antwortlich. Weiterhin danken wir den Herren M. Kapitzke und M. Rieter (beide Stuttgart) für ihren Einsatz bei der Grabung und bei den daran anschließenden, aufwendigen Präparati- onsarbeiten. Die Arbeit wäre nicht möglich gewesen ohne das Engagement von Dr. G. Dietl (Stuttgart), die Grabung im Nusplinger Plattenkalk durchzuführen und wissenschaftlich aus- zuwerten, sowie die großzügige finanzielle Förderung dieses Projekts seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Projekt DI 680/1). 2. Forschungsgeschichte Obwohl durch den Steinbruchbetrieb im vergangenen Jahrhundert und verschie- dene Grabungen eine Vielzahl von Ammonitenfunden aus dem Nusplinger Platten- kalk zutage gefördert wurden, fehlte doch bisher eine ausführliche Bearbeitung der Ammonitenfauna - ähnlich wie auch bei anderen Ammonitenfaunen aus Plattenkal- ken wie selbst aus dem Solnhofener Schiefer (vgl. Zeiss 1992). Der einzige, der über- haupt einige wenige Fundstücke aus Nusplingen abbildete, war Quenstedt (1888). Oppel (1863) befaßte sich nur flüchtig mit den Ammoniten des Nusplinger Platten- kalks, da er annahm, diese seien mit solchen aus dem Solnhofener Plattenkalk iden- tisch und ging deswegen auch von einem untertithonischen Alter des Nusplinger Plattenkalks aus (Oppel 1858, 1863). In einer Fossilliste zählte Engel (1908: 470) ei- ne Reihe von Ammonitenarten aus dem Nusplinger Plattenkalk auf, wobei die Schwierigkeiten bei der Bestimmung und auch Fundortverwechslungen mit Mate- rial aus dem Solnhofener Plattenkalk offenkundig werden. Berckhemer (1922, 1929) gelang es schließlich, die stratigraphische Stellung des Nusplinger Plattenkalks innerhalb des Schwäbischen Jura durch Ammonitenfunde aus den unterlagernden Liegenden Bankkalken und aus dem Plattenkalk näher einzugrenzen. Bei der umfas- senden Bearbeitung der Ammonitenfauna des oberen Weißjura (Berckhemer & Holder 1959) blieben jedoch die Plattenkalk-Ammoniten weiterhin unberücksich- tigt. Bei den Kartierungen durch Gebert (1964) und Temmler (1964, 1966) wurde versucht, die Altersbeziehungen zwischen dem Plattenkalk und dem umgebenden Massenkalk anhand von Ammoniten festzustellen. Dabei kam man jedoch vor- schnell zum Schluß einer Gleichaltrigkeit, denn grundlegende Untersuchungen der hierfür relevanten Ammonitengruppe lagen zum damaligen Zeitpunkt noch gar © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 4 STUTTGARTER BEITRÄGE ZUR NATURKUNDE Ser. B, Nr. 267 nicht vor. Ziegler (1972) befaßte sich mit Vertretern