Mehr Als Medizin – Ärzte Lernen Fördern Und Führen
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Nr. 5 Mai 2016 Bad Segeberg 69. Jahrgang Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein Mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Ärzte in Führungspositionen absolvieren immer häufiger gezielte Schulungen jenseits der Medizin. FÜHRUNGSPOSITIONEN THEMEN 12 Mehr als Medizin – Ärzte Notdienst: Poli- tiker prangern Missstände an lernen fördern und führen 14 Immer mehr Ärzte absolvieren Schulungen, die auf leitende Positionen vorbereiten und Reportage: Auf Kenntnisse außerhalb der Medizin vermitteln. Kliniken als Treiber der Entwicklung. Hausbesuch am tationsarzt, Oberarzt, Chefarzt – akzeptabel war oder weil die Kommu- te sind beim ärztlichen Personal be- Wochenende viele Ärzte in leitender Position nikation mit anderen Abteilungen oder gehrt – trotz des Zeitaufwandes und der haben diese Stufen durchlaufen, mit einweisenden Ärzten nicht stimmte. zum Teil sehr fordernden Inhalte etwa ohne jemals eine Qualifikation au- Weil die Krankenhausträger durch in Form von Rollenspielen. Die Teilneh- 21 ßerhalb ihres Fachgebietes absol- solche Verhaltensweisen oft handfeste fi- mer blicken in den Schulungen über den Statistik: Mehr viert zu haben. Der „medizinische nanzielle Nachteile befürchten mussten, Tellerrand der Medizin und erfahren auf Ärzte im Norden Leuchtturm“ war über Jahrzehn- haben sie umgesteuert. Ärzte, die für lei- diese Weise Kompetenzen, die ihnen Ste nicht nur der wichtigste, sondern der tende Positionen vorgesehen sind, wer- kein medizinischer Kongress vermitteln einzige Grund für Beförderungen. Ob den seit einigen Jahren geschult. Sie ha- kann. Für die Karriere in der Klinik sind 24 der Chef gut organisiert war, wie er seine ben die Wahl zwischen eigenen und ex- solche Schulungen auch heute noch kei- Flüchtlinge: Mitarbeiter behandelte, wie er kommu- ternen Angeboten. Die Bundesärzte- ne zwingende Voraussetzung, aber äu- Ärzte arbeiten nizierte – all das war vom persönlichen kammer hat schon vor Jahren mit dem ßerst hilfreich. Im Klinikum Itzehoe als Dolmetscher Talent des jeweiligen Chefs abhängig. Curriculum Ärztliche Führung reagiert. etwa haben von den derzeit 56 Oberärz- Der fuhr zwar regelmäßig zu medizini- Vergangenen Monat haben zwölf Ärzte ten 43 eine Führungsqualifikation absol- schen Kongressen, nahm sich für Quali- aus Schleswig-Holstein dieses Curricu- viert. Nicht jeder nimmt teil, um beför- 32 fizierungen außerhalb seines Fachgebie- lum im Bildungszentrum des Westküs- dert zu werden – die Inhalte helfen auch, Prostatakrebs: tes jedoch keine Zeit. tenklinikums Heide abgeschlossen und sich selbst zu organisieren und die Le- Studie über neue Bei manchen wirkte sich das nega- zeigten sich mit den vermittelten Inhal- bensqualität und Arbeitszufriedenheit Therapie tiv aus, weil etwa die Mitarbeiterführung ten hochzufrieden. zu steigern. für viele seiner angestellten Ärzte nicht Auch die trägereigenen Angebo- WEITER AUF SEITE 6 Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt informiert elf mal im Jahr über zentrale Themen aus dem Gesundheitswesen zwischen Nord- und Ostsee. Das Mitgliedermagazin der Ärztekammer Schleswig-Holstein erreicht neben den Ärzten auch viele Entscheidungsträger aus dem Gesundheitswesen. Kontakt: Stefanie Beinl 089 55241-240, [email protected] AUSGABE 5 | MAI 2016 EDITORIAL // 3 Handeln befreit... Liebe Kolleginnen und Kollegen, Führen heißt Verantwortung übernehmen – Verantwortung für die, die sich der Führung anvertrauen, aber natürlich auch für das Erreichen des gemeinsam angestreb- ten Zieles. Dabei ist das Maß der Verantwortung nicht allein abhängig von der jewei- ligen Positionshöhe in einem System, sondern ganz wesentlich auch von der persönli- chen Befähigung des Führenden. Denn nach Laurence J. Peter (das Peter-Prinzip 1969!) neigt in hierarchischen Strukturen jeder dazu, bis zur Stufe seiner absoluten Unfähig- keit aufzusteigen. Die weitere Schlussfolgerung von Peter, dass, da die Arbeit in erster Linie von de- nen erledigt wird, die die Stufe der Inkompetenz noch nicht erreicht haben, man seine Energie sinnvoller auf die Vermeidung einer Karriere verwenden sollte, scheint durch- aus einem momentanen Mainstream zu entsprechen. Das ist nicht ohne Risiko. Es ist mit Sicherheit kein reiner Zufall, dass auf den Früh- jahrskongressen der großen Fachgesellschaften für Innere Medizin und Chirurgie die Fremdbestimmung unter dem Diktat der ökonomisch orientierten Führungseliten ein zentrales Thema und Leitmotiv waren. Denn zunehmend macht sich bei betroffenen und beteiligten Ärztinnen und Ärzten Unbehagen darüber breit, dass sich mehr und mehr die praktische Umsetzung von medizinischer Qualifikation und Expertise nicht mehr in erster Linie am Patientenwohl, sondern an ökonomischen Eckdaten und an Gewinnerwartungen von Krankenhausträgern und deren Verwaltungsgremien orien- tiert. Viele suchen eine Lösung dieser persönlichen Konfliktsituation durch den Aus- stieg und die berufliche Umorientierung. Der Weg des aktiven Widerstandes von innen heraus setzt eine massive Auseinandersetzung mit den Denkmustern und Handlungs- motiven des Managements voraus. Wer dem Druck standhalten und eventuell aus einer Führungsposition heraus gegenhandeln will, kommt an einem externen Coaching in entsprechenden Bildungsangeboten nicht vorbei. Dies gilt im Übrigen nicht nur für den stationären Bereich. Größere Praxiseinhei- ten und der erkennbare Trend zu Anstellungsverhältnissen auch in der Niederlassung erfordern andere und fundiertere wirtschaftliche und ökonomische Grundkenntnisse zur erfolgreichen Führung als es in der traditionellen Einzel- oder Gemeinschaftspra- xis erforderlich war und ist. Die Forderung nach der generellen Stärkung derartiger Inhalte in Aus- und Wei- terbildung ist grundsätzlich richtig, wird aber gleichwohl dem Grundkonflikt zwischen Medizin und Ökonomie nur bedingt abhelfen. Denn nach wie vor, und daran wird sich wohl auch perspektivisch kaum etwas ändern, ist das Hauptmotiv für die Berufswahl von Ärztinnen und Ärzten der Erhalt und/oder die Wiedererlangung von Gesundheit der anvertrauten Patientinnen und Patienten. Und das ist schon Herausforderung ge- nug für einen zeitlich und inhaltlich erfüllten Berufsalltag. Wer mehr will, und das eigene Berufsumfeld nicht nur nutzen, sondern aktiv mit- gestalten möchte, wird dies wohl auch in Zukunft nur unter Einsatz zeitlicher Ressour- cen und zu Lasten der an sich arbeitsfreien Zeit erreichen können. Die potentielle Be- lohnung ist dabei nicht nur die Vermeidung des Absturzes von der (Peter-)Leiter, son- Schreiben Sie uns gerne Ihre dern auch persönliche Befriedigung und gegebenenfalls auch wirtschaftlicher Erfolg. Meinung – wir freuen uns über Kritik und Anregungen: ... und das ist gut so. [email protected] Mit freundlichen kollegialen Grüßen Ihr Dr. med. Franz Joseph Bartmann Präsident Illustration: Bernd Schifferdecker Bernd Illustration: 4 // NACHRICHTEN MAI 2016 | AUSGABE 5 Inhalt NACHRICHTEN 4 UKSH baut weiter 4 Robert-Bosch-Stiftung unterstützt Ärztezentrum Büsum 4 Ein Spezialkran brachte die 18 Tonnen schweren Module für die neue Station an ihren Standort. Frauen sind häufiger krank 5 Ärzte für Befragung für Momentum-Projekt gesucht 5 UKSH baut weiter Büsum ausgewählt Kurz notiert 5 Leserbriefe 12 m Kieler Standort des Universi- as kommunale Ärztezentrum Bü- tätsklinikums Schleswig-Holstein sum ist eines von bundesweit acht TITELTHEMA 6 (UKSH) entsteht derzeit eine neue Projekten, das die Robert Bosch Stif- Ahämatologisch-onkologische Stati- Dtung im Rahmen ihres neuen Pro- Ärzte als Führungskräfte 6 on der Klinik für Innere Medizin II in gramms PORT (Patientenorientier- Modulbauweise. Ihr Standort befindet te Zentren zur Primär- und Langzeit- GESUNDHEITSPOLITIK 12 sich direkt neben der im November ver- versorgung) unterstützt. Die künftigen Notfallambulanzen: Politiker prangern Missstände an 12 gangenen Jahres eröffneten Hämatolo- PORT-Zentren sollen die umfassen- gischen Spezialstation. Klinikdirektor de Grundversorgung der Bevölkerung Reportage: Arzt in Bereitschaft – auch am Sonntag 14 Prof. Michael Kneba erwartet, dass mit in einer Region gewährleisten und eine Landeskrankenhauskonferenz tagte in Lübeck 16 der neuen Station die Therapiemöglich- bessere Versorgung chronisch kran- Ärztliche Überlastung in der Helios Klinik Schleswig 18 keiten verbessert werden. ker Menschen aus einer Hand ermög- Anforderungen an ein Curriculum (Weiterbildungsplan) 19 Für den an die Zentrale Notaufnah- lichen. Die Stiftung will damit „multi- me angeschlossenen Neubau lieferten professionelle Teams aus den Gesund- Noch kein Erfolg beim Kampf gegen Masern 20 Spezialtransporter vergangenen Monat heits- und Sozialberufen unter einem Steigende Arztzahlen in Schleswig-Holstein 21 zwölf bis zu 18 Tonnen schwere Module, Dach zusammenbringen und dadurch Klinisch-epidemiologisches Krebsregister vor dem Start 22 die an zwei Tagen montiert wurden. Ziel neue Kooperationsformen etablieren, Zuwendung als Allgemeingut 23 ist es, die Station im August bezugsfer- die Patienten eine kontinuierliche und tig zu haben. Sie wird sich über zwei Eta- auf sie abgestimmte Behandlung er- IM NORDEN 24 gen erstrecken. Zusammen mit schon möglichen“. Dabei sollen auch die Mög- existierenden Flächen stehen der Station lichkeiten von eHealth genutzt und die Flüchtlinge übersetzen für Arztpraxen 24 nach Fertigstellung auf rund 1.300 Qua- Eigenverantwortung der Patienten ge- Therapiezentrum für traumatisierte Kinder eröffnet 25 dratmeter 40 Betten für die Behandlung stärkt werden. Diskussion über „Evidence based Medicine“ 26 von Patienten