Wortlaut der zweiten Fernsehdebatte zur Bürgerschaftswahl in am 20. Februar 2011

Jürgen Maier Carolin Jansen

Nr. 25/2013 Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

ISSN (Online): 2195-6030

Die Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ dienen der Darstellung vorläufiger Ergebnisse, die in der Regel noch für spätere Veröffentlichungen überarbeitet werden. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen – auch bei nur auszugsweiser Verwertung.

Herausgeber/Editors Mitglieder des Steering Committees des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“: Prof. Dr. Rüdiger Grimm (Fachbereich 4: Informatik) Prof. Dr. Jürgen Maier (Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften) Prof. Dr. Michaela Maier (Fachbereich 8: Psychologie) Prof. Dr. Ulrich Sarcinelli (Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften) Prof. Dr. Manfred Schmitt (Fachbereich 8: Psychologie)

Wortlaut der zweiten Fernsehdebatte zur Bürgerschaftswahl in Hamburg am 20. Februar 2011

Jürgen Maier Carolin Jansen

Nr. 25/2013

Kontaktdaten der Verfasser: Abteilung Politikwissenschaft Institut für Sozialwissenschaften Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften Universität Koblenz-Landau, Campus Landau Kaufhausgasse 9 76829 Landau E-Mail: [email protected], [email protected] Wortlaut der zweiten Fernsehdebatte zur Bürgerschaftswahl in Hamburg am 20. Februar 2011

Jürgen Maier Carolin Jansen

Zur Fernsehdebatte Am 16. Februar 2011 wurde die zweite Fernsehdebatte im Bürgerschaftswahlkampf 2011 zwischen den beiden Ministerpräsidentschaftskandidaten, Amtsinhaber Christoph Ahlhaus (CDU) und Herausforderer (SPD), ausgestrahlt. Die rund 60-minütige Diskussi- onssendung begann um 21:00 Uhr und wurde von dem öffentlich-rechtlichen Sender NDR übertragen. Unter Ausschluss von Publikum befragte der Moderator Andreas Cichowicz (NDR) die beiden Kandidaten.

Vorbemerkung Der Wortlaut der Debatte wird exakt dokumentiert. Die Aussagen der zwei Kandidaten sowie des Moderators werden in 30-Sekunden-Blöcken eingeteilt. Darüber hinaus werden folgende parasprachliche Besonderheiten der Redebeiträge erfasst:1

(uv) unverständliche Rede

^ parasprachlicher Einschublaut (äh, öh, ömm usw.)

- kurze Pause

-- längere Pause

[ simultanes Sprechen

„…“ nachprüfbares wörtliches Zitat

‚…‘ sinngemäßes Zitat

1 Die Erfassung der parasprachlichen Elemente erfolgt unter Anwendung der in Josef Klein (1990): Elefanten- runden „Drei Tage vor der Wahl“: Die ARD-ZDF-Gemeinschaftssendung 1972-1987, Baden-Baden, Teil II: Texte, S. I, entwickelten Systematik. Maier/Jansen: Wortlaut der zweiten Fernsehdebatte zur Bürgerschaftswahl in Hamburg am 20. Februar 2011

Transkript Zeit Ahlhaus Scholz Moderator (Cichowicz) MAZ: Am Sonntag wählen die Hamburger. Ihr Rathaus, Experimentierfeld für wech- selnde Koalitionen. haben Sie hier ge- liebt, sein Nachfolger Chris- 00:00:00 toph Ahlhaus, ebenfalls CDU, muss um sein Amt kämpfen. Humorvoll und bodenständig ist der Bür- germeister, nicht immer zu- rückhaltend sein Stil. Der Grüne Koalitionspartner lief ihm nach kaum 100 Tagen da- von. Ahlhaus zeigt konser- vativ klare Kante, setzt auf innere Sicherheit und Wirt- schaftskompetenz. Aber bei einer Direktwahl würden nur 21 Prozent der Hamburger 00:00:30 für ihn stimmen, so eine ARD-Umfrage. 55 Prozent würden sich direkt für Olaf Scholz entscheiden. Der Hoffnungsträger der SPD hieß in Berlin einst ‚Scholzomat', formelhaft nüchtern. Seine abgeklärte Art kommt jetzt in Hamburg an, die SPD ist wieder glaubwürdig, finden viele Wähler. Seine Themen: Wirtschaft und soziale Ge- rechtigkeit. Sein Auftritt sie- gesgewiss. Christoph Ahl- haus gegen Olaf Scholz, das Duell.

CICHOWICZ: 00:01:00 Wenn zwei sich streiten, dann freut sich das Dritte. Guten Abend aus Hamburg, live im NDR-Fernsehen das entscheidende Fernsehduell wenige Tage vor der Ham- burg-Wahl. Ein anderes Du- ell ist heute schon gelaufen, nämlich das Derby HSV gegen St. Pauli, 0:1, der Underdog hat also ge- 00:01:30 wonnen. Bei uns geht's da- 2

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rum, wer bekommt am Sonntag den Schlüssel zum Tor der Welt, das in Ham- burgs Wappen prangt? Der erste Bürgermeister Chris- toph Ahlhaus, CDU, oder sein Herausforderer, der Sozialdemokrat Olaf Scholz? - Rund 1,3 Millionen Bürgerinnen und Bürger sind zur Wahl aufgerufen. Wir diskutieren hier über die Themen, die Ihnen beson- ders am Herzen liegen. Und damit es gerecht zugeht stoppen wir die Redezeit und wir blenden sie zwi- schendurch auch ein. - Herr Ahlhaus, Sie kämpfen un- ermüdlich um jede Stimme, Sie haben über 30 Wochenmärkte be- sucht. Wahlkampf im Winter, das ist schon hart genug, aber dann schreiben die Zeitungen seit Wochen, dass Sie eigentlich keine Chance haben. Im Moment liegen Sie bei ungefähr der Hälfte der Stimmen Ihres Herausforderers - wie ste- 00:02:00 hen Sie das durch? Och, wissen Sie, das beein- druckt mich wenig. Ent- scheidend ist, wie die Wäh- ler abstimmen am Sonntag. Und ^ ich werde bis zum letzten Tag kämpfen, mit Engagement, mit Zuversicht, mir macht Wahlkampf richtig Spaß und deswegen zieh ich das durch, bis am Sonn- tag. Ihr Wahlkampfetat ist ja nur halb so groß, wie beim letz- ten Mal und eine professio- nelle Werbekampagnen, die wurde gar nicht erst enga- giert. Warum haben Sie das 00:02:30 zugelassen? Also zunächst ist der Wahl- kampf ja auch kürzer, dann ist es auch günstiger. Au- ßerdem glaub ich kommt's nicht für die Qualität der

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Argumente immer auf's Geld an. Und ^ der kreative Kopf unserer Kampagne ist der- selbe, mit dem wir schon viele Wahlen gewonnen haben. Herr Scholz, Sie schließen Bündnisse, zum Beispiel das Kita-Abkommen mit den Eltern, Sie haben bereits einen zukünftigen Senator benannt, man könnte sagen Sie agieren im Wahlkampf wie ein de facto Bürgermeis- ter. Vermitteln Sie damit nicht, dass für Sie die Wahl schon gelaufen ist? Nein, gar nicht. Die Wahl wird am 20. Februar ent- schieden und bis zur letzten Minute mache ich Wahl- kampf, führe viele Gesprä- che mit den Bürgerinnen 00:03:00 und Bürgern. Und - mir ist auch ganz wichtig, dass tatsächlich jeder zur Wahl geht, es kommt auf jede Stimme an. Bislang hatten Sie die total zerstrittene SPD ja ganz schön auf Kurs gebracht und hinter sich gebracht, aber nun gibt's jetzt die ers- ten ungebetenen Ratschlä- ge. , einer Ihrer Vorgänger, hat Ihnen die FDP ans Herz gelegt. Könn- te man sagen, kaum ist die Macht mal wieder in greifba- rer Nähe, dann geht das Durcheinander bei den So- zialdemokraten wieder los? Nein, gar nicht. Henning Voscherau unterstützt mich 00:03:30 übrigens sehr in diesem Wahlkampf, er spricht viele Rundfunkspots und sein wichtigster, seiner wichtigste Botschaft ist ‚unterstützen Sie meinen Freund, Olaf Scholz und diesmal SPD'. Also die Einigkeit bleibt dann auch später, wenn Sie vielleicht an der Macht sind?

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Ich bewerbe mich nicht um die Macht, sondern um das Amt des ersten Bürgermeis- ters, ein bisschen beschei- den wollen wir hier schon bleiben. Aber eins ist ganz klar, ich - sorge dafür, dass das auch hinterher so bleibt wie's vor- her ist. Und es hat ja so lan- ge geklappt, dass man das auch annehmen kann. Herr Ahlhaus, nehmen Sie ihm das ab, dass das mit der SPD so bleibt? Nein, das nehme ich ihm nicht ab. Denn die Wider- sprüche, die in diesem 00:04:00 Wahlkampf zu Tage getre- ten sind, sind zu groß. Die Bandbreite, von dem was Olaf Scholz als stellvertre- tender Bundesvorsitzender vertritt mit der klassischen SPD-Politik bis hin zu einer vorgegaukelten Wirtschafts- kompetenz hier in Hamburg, die ist riesengroß. Weder die eigenen Leute, Gewerk- schaftsführer in der Bürgerschaftsfraktion, noch der avisierte Koaliti- onspartner, die Grünen, werden das am Ende mit- machen. Herr Scholz, wenn ich den Wahlkampf en bisschen Revue passieren lasse, dann beklagen Sie ja, dass besonders in Hamburg Arm und Reich besonders ausei- nanderfallen. Und dass das 00:04:30 Zusammenleben nicht mehr so sei, wie früher, der Zu- sammenhalt. Beklagen Sie damit nicht die Folgen jener Politik, die Sie als General- sekretär der SPD ja vehe- ment vertreten haben, frü- her? Hartz IV, Agenda 2010? Nein, gar nicht. Ich bin in einer Stadt aufgewachsen, in der es immer 00:05:00 schon sehr wohlhabende

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Stadtteile gegeben hat - und auch einige, bei denen es nicht so gut läuft, aber in der in den wohlhabenden Stadt- teilen auch viele gewohnt haben mit normalen Ein- kommen. Das ist anders geworden über die letzten Jahre, das vermissen viele sehr, ich auch, denn daran hab ich mich als gute Eigen- schaft in Hamburg gewöhnt, als ich hier jung war. Ich glaube Hamburg, es hat we, was Besonderes. Nämlich eine wirtschaftlich starke Stadt zu sein, die zugleich auf Zusammenhalt setzt, auf Solidarität. Also die Lage in Hamburg hat mit der Politik der SPD, der Bundes-SPD, die hat nichts zu tun mit den Entscheidungen und damals unter Bundeskanzler Ge- rhard Schröder? Ganz sicherlich hat vieles von dem, was wir auf den Weg gebracht haben, dazu beigetragen, dass die Ar- beitslosigkeit in Deutschland massiv gesunken ist. Das wird ja auch von allen so eingesehen und - kommen- 00:05:30 tiert. Jeder politische Wett- bewerber sagt, das war auf alle Fälle der Fall. Und es gibt wenige, die bezweifeln, dass zum Beispiel das, was ich als Bundesminister durchsetzen konnte, nämlich die Förderung der Kurzar- beit, Millionen, (uv) eine Mil- lionen Menschen wahr- scheinlich vor der Arbeitslo- sigkeit gerettet hat. Herr Ahlhaus. -- Ihr Haus wird zurzeit für eine Millionen Euro gesichert. Wenn Sie denn einziehen nach dem jetzigen Stand, 00:06:00 dann sind Sie vermutlich nicht mehr erster Bürger- meister und auch nicht In- nensenator, dieser Posten

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den Sie damals hatte, hat- ten, hat das ja veranlasst. Haben Sie jetzt während des Wahlkampfs mal darü- ber nachgedacht, diese Ar- beiten ruhen oder stoppen zu lassen, bis nach der Wahl? Das Problem ist, das sind Maßnahmen der Polizei, die das Landeskriminalamt an- ordnet, darauf haben sie als Schutzperson keinen Ein- fluss. Und ich werde tun- lichst alles vermeiden um mich persön- lich in Dinge einzumischen, die Behörden zu entschei- den haben und eben nicht diese Betroffenen selbst. Aber wäre das nicht ein starkes Symbol gewesen? ^ Ich kenne nicht den Fort- lauf dieser Arbeiten, ich weiß nicht, was da schon bestellt ist und wie die Ver- 00:06:30 träge geschlossen werden, da misch ich mich nicht ein. Das ist ein guter Brauch, das machen alle Schutzper- sonen so und genau so werd ich's auch halten. Ich hab für Sie eine Quizfra- ge, Sie können die sehr kurz und knapp glaub ich beant- worten. Ich fang mit Herr Scholz an. Herr Scholz, wel- che drei Eigenschaften muss ein Hamburger Bür- germeister haben? Er muss pragmatisch sein, er muss das, die Stadt gut regieren können - und er sollte auch über die wichti- gen Themen des Landes mitsprechen können. 00:07:00 Herr Ahlhaus, an Sie die Frage, welche drei Eigen- schaften muss ein Hambur- ger Bürgermeister haben? Er muss ehrlich und zuver- lässig sein, er muss mit den Menschen den Dialog su- chen und er muss führungs- stark sein.

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Und jetzt gefragt, welche dieser Eigenschaften hat Ihr Gegenüber nicht? - Ich glaube manchmal mit der Ehrlichkeit hapert's so ein bisschen, ^ den Wahlsieg vor Augen verspricht man Dinge, von denen man eigentlich wis- sen muss, wenn man genau hinschaut, dass man sie eigentlich nicht halten kann. Und Herr Scholz, bei Ihnen, worüber verfügt er nicht? Die Charaktereigenschaften, die Sie genannt haben. 00:07:30 Ich zähl eigentlich nicht zu den Politikern, die über die politischen Wettbewerber negativ reden - und will das eigentlich auch so halten. En bisschen Zweifel hab ich bei der Führungsstärke. Danke, dann kommen wir zu den ersten großen Themen, nämlich zum Haushalt. Viele Städte sind pleite, auch der Stadtstaat Hamburg ist hoch verschul- det. Ein Sprichwort sagt, wenn einer Geld hat, dann darf er so dumm sein wie er will. Das bedeutet im Um- kehrschluss, wer kein Geld hat, der muss es besonders klug anstellen. Konzepte sind gefragt, von beiden, schließlich geht es um die 00:08:00 Zukunft der Stadt.

MAZ: Die Elbphilharmonie, Sym- bol für die finanzielle Schief- lage der Stadt. Geschätzte Kosten für den Steuerzahler 357 Millionen Euro, mehr als drei Mal so viel wie geplant. Hamburgs Schulden türmen sich auf etwa 24 Milliarden Euro. Allein an Zinsen muss die Stadt eine Milliarde Euro im Jahr auf- 00:08:30 bringen. Was kann sich Hamburg künftig noch leis- ten? Den Bau der Stadtbahn

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hat die CDU schon ge- stoppt. Den Wohnungsbau wollen Union und SPD deut- lich ankurbeln, trotz leerer Kassen. Die SPD will auch die Energienetze teilweise zurückkaufen. Teure Ver- sprechen auch in der Kin- derbetreuung. Olaf Scholz will die Kita-Gebühren auf jeden Fall senken, Schwarz- Grün hatte sie drastisch an- gehoben und damit die Fa- milien belastet. Geht es nach der CDU soll Hamburg schon 2013 keine neuen Schulden mehr ma- chen, die SPD will sich da- mit sechs Jahre länger Zeit lassen. In der Haushalts- und Finanzpolitik setzen 27 Prozent der Befragten auf die CDU. Die SPD liegt hier mit 43 Prozent klar vorn. 00:09:00

CICHOWICZ: Herr Ahlhaus, darf ich mit den Quizfragen weiterma- chen? Wie hoch ist die Pro- Kopf-Verschuldung jedes Hamburgers? Mit Sicherheit zu hoch. Aber entscheidend ist, dass man den politischen Willen mitbringt und auch die Konsequenz, die Schulden möglichst schnell wieder runter zu bringen. Sie sollten ja kurz antwor- ten. Würden Sie eine Schät- zung abgeben, wie viel Eu- ro? Ne, ich schätze nicht. Ent- 00:09:30 weder ich kenn die Zahl oder ich kenn sie nicht. Und jetzt kennen Sie die nicht? Ich kenn die nicht genau. Und bevor ich irgendwelche geschätzten Zahlen von mir gebe schweige ich. Herr Scholz, wissen Sie es? Nein. Is aber eine spannende

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Zahl. 13.748 Euro Schulden pro Kopf. - Gar nicht so we- nig. -- Ein Zitat: „Untauglich, feh- lerhaft, fahrlässig und sogar verlogen", wer hat das über was gesagt? Weiß ich nicht, aber im Wahlkampf sollte man sol- che Dinge nicht sagen. Das war Ihr möglicher zu- künftiger Koalitionspartner, die Grünen. Und zwar zu Ihrem Sparpaket. Das macht es ja nicht bes- 00:10:00 ser, dass sie's gesagt ha- ben. Aber das Sparpaket ist ziemlich schlau. Wir haben nämlich gesagt, dass wir dies aus, das Wachstum der Betriebsausgaben in den nächsten Jahren immer auf ein Prozent begrenzen wol- len. Das sind immerhin 100 Millionen Euro im Jahr bei dem augenblicklichen Stand der Betriebsausgaben. Und das wir es so schaffen können bis 2020 keine neu- en Schulden mehr zu ma- chen und damit die Vorgabe des Grundgesetzes einzu- halten, die bedeutet näm- lich, dass ab da spätestens keine Schulden mehr in den öffentlichen Haushalten der Länder gemacht werden dürfen. Da darf man aber nicht bis zum letzten Au- 00:10:30 genblick Schulden machen sondern muss vorher anfan- gen eine vernünftige, solide Haushaltspolitik zu entwi- ckeln. Der Rechnungshof hat gesagt, genau das ist das richtige Konzept, auch der Bund der Steuerzahler hat das, was die SPD da vorgeschlagen hat, sehr gelobt. Um wie viel sind denn die Brit^ Betriebsausgaben im letzten 00:11:00 Jahr gestiegen, wissen Sie das noch?

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Die Betriebsausgaben sind ^ in zwei Jahren um eine Mil- liarde Euro ausgeweitet worden, von Schwarz und Grün. Das war ein ganz schwerer Fehler, weil das im Übrigen auch eigentlich das Grundproblem der Haus- haltspolitik ist. Das nämlich - in den Jahren, wo die Steu- ereinnahmen größer sind, man die Betriebsausgaben mit langfristigen Verpflich- tungen ausweitet und dann zu Sparkonzepten greift. Ich glaube das, was man besser machen kann, ist eine lang- fristige Politik über zehn Jahre zu machen, in der wir sagen wir werden immer das Ausgabenwachstum unter dem Einnahmewachstum halten, dann werden wir unser strukturelles Defizit in Deutschland und auch in Hamburg los. Ich komm gleich noch mal drauf zurück. Herr Ahlhaus, im Prinzip hat er gesagt, Sie waren schuld, dass die Schulden so ausgeweitet wurden. Stimmt das? Oder [Das ist natürlich Unfug, - was antworten Sie? 00:11:30 denn bis zum Jahr 2007 waren es die CDU-geführten Senate, die die großen Schuldenberge der SPD, die in vier Jahrzehnten aufge- häuft worden sind, zurück- geführt haben und erstmalig einen ausgeglichenen Haushalt im Jahr 2007 vor- gelegt haben. Dann ist, be- dingt durch die weltweite Wirtschafts- und Finanzkri- se, der Schul, das, die Schulden wieder angewachsen, das ist rich- tig. Deswegen habe ich be- reits drei Wochen nach mei- 00:12:00 nem Amtsantritt das größte Sparpaket in der Geschichte dieser Stadt vorgelegt, mit einem Volumen von 500

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Millionen Euro, wo für jeden Euro genau drinsteht, wie er eingespart wird. Das was Herr Scholz vorgelegt hat, ist ein zusätzliches Sparpa- ket oben drauf um die hun- dertmillionenschweren ^ zusätzlichen Versprechen, die Herr Scholz in diesem Wahlkampf macht, zu finan- zieren. Das ist aber unseri- ös, weil diese Pro, Pro- gramme, die da vorgelegt werden, nicht funktionieren können. Sie können nicht die Ausga- ben auf ein Prozent be- schränken, wenn Sie gleich- zeitig wissen, dass Sie ge- setzliche Ausgaben, insbe- sondere im Sozialbereich haben, die deutlich höher steigen als dieses ein Pro- zent. Wenn man das einhal- ten will, muss man woan- ders kürzen, muss Stellen 00:12:30 streichen, das kann man in Hamburg nur in den großen Personalkörpern, das heißt bei Polizei und Lehrern, und dann gehört es zur Ehrlich- keit dazu, wenn man das den Menschen auch vor der Wahl auch deutlich sagt. Ihr Sozialsenator hat ja - einen ziemlich herben Vor- wurf ausgesprochen, sprach von ‚Verarsche'. Machen Sie sich diesen Ausdruck und die Kritik zu Eigen? Das ist nicht meine Wort- wahl. Was ^ unser Sozialse- nator damit sagen wollte ist aber, dass hier unseriös gearbeitet wird und dieser 00:13:00 Bewertung schließe ich mich ausdrücklich an. Sie haben ein Sparpaket, 500 Millionen, vorgelegt, das haben Sie auch gerade er- wähnt. Und dann sind Sie im Wahlkampf doch (uv) wieder draufgekommen zu sagen, 'ich mach das teilweise

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rückgängig', zum Beispiel hundert Stellen mehr für die Polizei, die sind dann schon wieder - drin. Ist das ein Zick-Zack-Kurs? Das ist kein Zick-Zack-Kurs, denn ^ das Sparpaket stammt aus dem Monat September. Inzwischen wis- sen wir durch die Novem- ber-Steuerschätzung, dass wir mit erheblich höheren Steuereinnahmen zu rech- nen haben und dann ist es auch mehr als gerecht, dass man diejenigen, die man vor hat besonders zu belasten, dass man da auch noch mal genau hinschaut. Und des- 00:13:30 wegen hab ich gesagt, wenn es die Steuereinnahmen zulassen, nur dann, ist kein Wahlversprechen, dann muss als erstes daran ge- dacht werden die Gebüh- renerhöhung im Kita-Bereich oder die Kürzungen beim Weihnachtsgeld für unsere Beamten wieder zurück zu nehmen. Herr Scholz, ich will noch mal auf ein Prozent Steigung der Betriebsaus- gaben zurückkommen, da- mit wollen Sie das ja finan- zieren, Sie wollen das ja festlegen, damit Sie dann bis zur Schuldenbremse tatsächlich durchkommen. In den letzten zehn Jahren sind die Betriebsausgaben um etwa zwei Prozent ge- 00:14:00 steigert. Wenn es jetzt nur ein Prozent höhere Zinsen für diese massiven Kredite gibt, die Hamburg ja abzah- len muss, eine Milliarde pro Jahr und im Moment ist der Zins ja historisch niedrig, dann sind das 250 Millionen Euro mehr. Da kommen Sie doch gar nicht hin. Doch. Wir müssen sogar hinkommen. 00:14:30 Aber Sie weisen auf ein

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ganz großes Risiko des Hamburger Haushaltes hin. Denn in den letzten zehn Jahren, in denen die CDU Verantwortung hatte, sind ja die Schulden noch mal um viele Milliarden gewachsen. Das klang eben ein biss- chen anders, aber es sind sieben Milliarden Euro zu- sätzliche Schulden gemacht worden und vier Milliarden Euro öffentliches Vermögen verkauft worden, damit man überhaupt einigermaßen hinkam, das ist die Situation. Und wir haben das eben schon diskutiert, allein seit- dem Schwarz-Grün regiert ist es so gewesen, dass der Betriebshaushalt um fünf Prozent und mehr als fünf Prozent pro Jahr gestiegen ist, eine ganz ge- waltige Steigerung, die ich völlig unverantwortlich finde, wenn man sieht, wie viele Schulden wir schon haben. In der Tat, gerade deshalb weil es so ist, wie Sie sagen, müssen wir jetzt einen voll- ständigen Kurswechsel bei der Haushaltspolitik ma- chen. Wir müssen dafür sorgen, dass das Ausga- benwachstum begrenzt wird. 00:15:00 Und wenn wir in einem Jahr mit diesem Pfad nicht hin- kommen, dann müssen wir auf den Pfad zurücksparen. Das geht auch, es ist an- strengend, aber man das machen. Wir können jeden- falls nicht den Kindern nur Schulden hinterlassen, die sie dann abzahlen sollen. In einem Punkt hat Herr Ahlhaus, den er detailliert auch ausgeführt hat, Recht. Das geht eigentlich nur beim Sparen an den Stellen. Aber jetzt nehm ich mal den Ver- 00:15:30 di-Bezirkschef, Hamburger Bezirkschef, Herrn Rose, der ja bei Ihnen auf dem

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Listenplatz, ziemlich siche- ren Listenplatz Nummer elf ist. Der ^ wirbt gerade mit Lohnforderungen in Höhe von insgesamt, oder Ein- kommensplus von insge- samt fünf Prozent. Ist ja weit über Ihrem ein Prozent und wir haben 65.500 Beschäf- tigte in Hamburg. Wo neh- men Sie das Geld dafür her? Wenn man mit diesen Pro- zentzahlen um sich wirft muss man das mit der Ma- thematik auch einigermaßen gut bedenken. Dann rechnen Sie mir es vor. Also will ich Sie darauf hin- weisen, dass die Personal- kosten im Haushalt ein gro- ßer Brocken sind, aber nicht alles. Wenn dort etwas mehr steigt heißt das noch lange nicht, dass das das Ge- samtausgabenwachstum des Haushaltes widerspie- gelt. Das gilt übrigens auch für die gesetzlichen Leistun- 00:16:00 gen von denen Herr Ahlhaus eben gesprochen hat. Da ist ja ein bisschen, naja sagen wir mal an der Sache vorbei geredet worden, denn tat- sächlich ist es so, dass sie in den letzten Jahren - nicht sehr viel gestiegen sind, wenn man diese (uv), diese Ausgaben dann jeweils be- trachtet. Es ist aber so, dass sie nicht den Gesamthaushalt umfassen. Das ist etwa ein Viertel von allem, was man dort - in [Also Sie sagen - das geht dem Bereich betrachten am Ende. kann. Aber was noch viel wichtiger ist. Herr Ahlhaus 00:16:30 selbst hat einen Haushalt vorgelegt, indem er gesagt hat die steigen gar nicht, wie er eben behauptet hat, son- dern die werden sinken. Das ist seine Ansage. Und so hat er seinen Haushalt zurecht

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gerechnet. Insofern muss man ganz vorsichtig sein bei den Zahlen die man hat. Also trotzdem noch mal die ganz klare Ansage, wenn es nicht reicht muss runter ge- spart werden, aus meiner Sicht vor allem in den obe- ren Verwaltungsbereichen, bei den Stäben, all dem was über viele Jahre, ich sag jetzt ausdrücklich auch viele Jahrzehnte, viel zu viel ge- wachsen ist. Wir müssen dort Personal haben, wo [In welchen Bereichen spa- man's braucht, bei der Feu- ren Sie? - Ja -- Gehen wir's erwehr, bei der Polizei, bei doch, gehen wir's doch mal den Kindertagesstätten, bei durch. Sparen Sie an den den (uv). Schulen? Man muss sparen in den oberen Behörden und Ver- 00:17:00 waltungen, da ist viel zu viel entstanden. Und jedes Jahr kommt noch was dazu. Selbst als wir jetzt die [Sie wollen es nicht mit mir Sparmaßnahmen in der Kul- durchgehen? tur letztes Jahr. Doch, ich will es mit Ihnen durchge- hen, nur Sie wollen gewis- [Na, ich will wissen in wel- sermaßen nicht sich auf den chem Etat, in welchem Etat Bereich einlassen, den ich kürzen Sie? Schulen, Stra- Ihnen ausdrücklich gesagt ßenbau habe. Es geht ausdrücklich, es geht ausdrücklich um die [(uv) zentralen Bereiche. Wenn ein Staat sechs Jahrzehnte existiert, wie die Stadt Ham- burg, etwas mehr sogar, seit dem zweiten Weltkrieg, dann ist es - oft so, dass dann Stück für Stück immer die oberen Bereiche sich aufpeppen und unten wird 00:17:30 dann eine Sparpolitik ge- macht. Auch jetzt, während wir im letzten Jahr zum Bei- spiel erlebt haben, dass Sparmaßnahmen für die Kultur beschlossen worden sind, hat der Senat in der [Wir kommen gleich noch Kulturbehörde zusätzliche mal zu Kultur. Stellen bewilligt. Genau der falsche Weg. Herr Ahlhaus, ^ hat er Recht 00:18:00 [Nein, da hat er natürlich oder ist es insgesamt eine

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nicht Recht. Das, er eiert Milchmädchenrechnung, rum. Sie haben ihn nun was (uv)? mehrfach gefragt wo wirklich gespart werden soll, da kommt keine klare Antwort. Da heißt es in irgendwel- chen zentralen Stäben. Sa- gen Sie genau wo und in welcher Behörde welche Stellen gespart werden. [In jeder Behör... Sonst ist es, lassen Sie mich bitte ausreden, ich hab Sie [Ich dachte Sie wären zu auch ziemlich lange spre- Ende. chen lassen. Sonst ^ ist das ganze unredlich. Und genau so die Frage ^ nach der Ge- haltsvorstellung von Verdi, von Herrn Rose, Ihrem ^ Bürgerschaftsabgeordneten, der auch wieder drin sein wird. Fünf Prozent, und wir haben Rückstellungen von 150 Millionen für die Tarifver- handlungen, davon hat Herr Scholz schon mal 100 Milli- onen für seine Wahlverspre- chen weggekürzt, da sind noch 50 Millionen übrig, da kann er sich dann mit seinen eigenen Parteifreunden streiten wie das funktionie- ren soll. Das ist nicht ehrlich, 00:18:30 das ist nicht redlich und vor allem, es wird am Ende nicht funktionieren. Und das glaube ich merken die Men- schen spätestens nach dem 20. Februar, wenn es so kommen sollte, denn dann wird diese ganze Luftblase von Wahlversprechen die sich nicht finanzieren las- sen, ohne dass es herbe Einschnitte geben wird, im Personalbereich und im Leistungsbereich, ^ und das wird die Menschen enttäu- schen, wird zu mehr Politik- verdrossenheit führen und 00:19:00 genau deswegen darf so eine Politik nicht kommen in Hamburg. Sie haben ja beide eigent- lich einen Bereich, der Ihnen

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am Herzen liegt, wo Sie bei- de möglicherweise mehr Geld ausgeben wollen, je- denfalls haben Sie's schon angekündigt und bei Ihnen hab ich das auch - gelesen, obwohl Sie da vorher ge- kürzt haben. Die Anhebung der Kita-Gebühren, die Schwarz-Grün vorgenom- men hat, das war doch eine Steilvorlage für SPD. 100 Euro mehr, dann war's nur für drei Prozent der Eltern, am Ende sind's dann 18 Prozent gewesen. Und jetzt sagen Sie ‚okay, das nehm ich auch wieder zurück’. Nein, so einfach ist es nicht. Ich hab gesagt wenn es die Einnahmen - zulassen, dann muss man darüber reden, weil diese Sparmaßnahme tut besonders weh. Ich be- haupte ja nicht, dass diese 00:19:30 Sparmaßnahme, die vor meiner Amtszeit als Bür- germeister geplant und um- gesetzt wurde, dass die strategisch besonders klug war. Richtig ist aber auch, wir müssen sparen. Und wer nur sparen will wo es nicht weh tut, der wird merken das funktioniert nicht. Und deswegen gehört zur Ehr- lichkeit dazu, dass man den Menschen vor der Wahl sagt, was man genau tun will. Und deswegen, Herr Scholz, reden Sie Klar- text zu den Wählern, sagen Sie was sie zu erwarten haben, wenn sie SPD wäh- len. Ich will mal von den Kleins- 00:20:00 ten - nehmen Sie ruhig en [Darf ich da auch noch was Schluck Wasser - ja natür- zu sagen? Das würde ich lich. ganz gerne tun. Erstens hab ich gesagt für das, was wir an Ausgabenwachstumsbe- grenzung haben muss man immer wieder darauf zu- rücksparen, wenn es nicht

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reicht. Das wird gar keine Alternative geben, niemand kann es anders machen. Wenn wir das nicht so ma- chen, werden wir die Schul- denbremse nicht einhalten. Und das zweite ist, für das, was wir an Verbes- serung vorgeschlagen ha- ben, hab ich einen ganz präzisen Zehn-Punkte- Katalog vorgelegt, wo man in der öffentlichen Verwal- tung etwas ändern kann. Zum Beispiel, indem wir die 1.300 Stellen, die sich Schwarz-Grün in zwei Jah- ren geleistet hat für Verwal- 00:20:30 tungsangestellte, 600 davon als leitende Verwaltungsan- gestellte, wieder Stück für Stück zurückführen. Zum Beispiel indem wir die 100.000qm zusätzliche Bü- roflächen wieder rückgängig machen, Stück für Stück, die sie angeschafft haben. Und und und. Und will ausdrück- lich sagen, das sind alles keine guten Maßnahmen gewesen, das auszuweiten. Auf die Frage der SPD- Bürgerschaftsfraktion zum Beispiel, wo sind denn diese 1.300 Stellen, hat der Senat gesagt, das wüsste er nicht. Das spricht doch ein wenig dafür, dass das alles sehr unverantwortliche Politik ist und man muss es anders machen, und man kann es 00:21:00 auch, wenn man klug ist und zum Beispiel bereit ist für was Neues woanders zu sparen. Das hab ich präzise vorgestellt. Ich will mal auf einen Be- reich kommen, den uns die Bürgerinnen und Bürger genannt haben, wo man am ehesten sparen sollte. Die haben nämlich mit großer Mehrheit gesagt 'sparen Sie' und zwar jeder Vierte,

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27, 26 Prozent, 'sparen Sie doch einfach bei der Elb- philharmonie'. Da haben sich die Kosten unter der CDU ja - praktisch vervier- facht, auf über 350 Millionen Euro. Können Sie mit dem Geld anderer Leute nicht umgehen, das haben Sie ja früher immer den Sozialen vorgeworfen? 00:21:30 Ich glaube die CDU kann mit den Steuergeldern immer noch besser umgehen als die SPD. Richtig ist, bei die- sem Projekt gab es zu Be- ginn Planungsfehler. Ich kann es mir leicht machen und sagen der Hauptver- antwortliche für dieses Pro- jekt in der entscheidenden, beginnenden Planungspha- se war ein ehemaliger Staats- sekretär der SPD aus Schleswig-Holstein. Aber ich dräng mich hier auch nicht aus der Verantwortung der CDU raus. Natürlich sind da Fehler gemacht worden, richtig ist aber auch, dass es kaum ein Großprojekt in Deutschland gibt, was nicht am Ende deutlich teurer ist 00:22:00 und deutlich länger in der Bauphase dauert als ge- plant. Das ist ^ unzumutbar, da muss sich was ändern. Und deswegen glaube ich, kann man auch durchaus selbstkritisch resümieren, da sind Fehler gemacht wor- den. Richtig ist aber auch und dafür werbe ich bei den Menschen in unserer Stadt, die Elbphilharmonie wird ein ganz großartiges Projekt für Hamburg sein. Und es wird den Kulturstandort Deutschland und Hamburg 00:22:30 gewiss ordentlich nach vor- ne bringen. Die ist im Bau, sie wird realisiert, wir kön- [(uv) ich will bei den Kosten. nen da nicht mehr sparen. Das wär, das wär meine Die ist ja, nein, wir können, nächste Frage. - Wie wollen

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auch wenn's noch so popu- Sie, wie wollen Sie, wie wol- lär ist... len Sie das denn aufneh- men? Oder sagen Sie an der Stelle geht's leider (uv). Da geht's leider nicht. Sie ist fast fertig, sie muss gebaut werden und ich bin davon überzeugt, die Hamburger [Wo wär denn der Deckel werden... bei der Elbphilharmonie? Dann wenn sie fertig ist, ist sie fertig. Und ich fange jetzt nicht an und sag ^ es gibt keinen Deckel und es gibt kein Dach, sondern diese Elbphilharmonie wird fertig gebaut. Ja, sie ist zu teuer, daraus müssen wir lernen für künftige Projekte, aber jetzt zu sagen, wir lassen irgendwie die Geländer weg oder decken das Dach nicht ein, das ist natürlich Unfug. Reißen Sie ab? Nö, wahr- scheinlich auch nicht. Aber würden Sie sagen, da ist ab 00:23:00 einer bestimmten Summe Schluss? Man muss auf's Geld gu- cken und versuchen das hinzukriegen, was jetzt noch geht. Aber das ist eine sehr teure Veranstaltung. Ich will keine Vorwürfe erheben aber sage Ihnen ganz aus- drücklich, dass ich ein ganz mulmiges Gefühl hab, dass die Elbphilharmonie am 21. Februar noch ein bisschen teurer ist als am 20. Februar. Aber es ist jedenfalls so, dass dort die Kosten außer Rand und Band geraten sind. Das ist nicht nur ein bisschen mehr, wie man das kennt von vie- len Bauvorhaben, sondern 00:23:30 das ist richtig viel mehr ge- wesen. Und das ist unver- antwortliches Regieren, was wir da gesehen haben. Üb- rigens haben alles Baupro- jekte des Senates zusam- men 800 Millionen Euro Kostensteigerung ausgelöst. Das kann man nicht als gu-

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tes Regieren bezeichnen. Und das hat auch aus mei- ner Sicht dazu bei... -- Das [Da - da liegt dann für Sie hat aus, ja, klar. Selbstver- aber die Latte. (uv) Ne, da, ständlich, aber das daran lassen Sie sich hat aus meiner Sicht dazu auch messen? beigetragen, dass der mora- lische Kredit für die Regie- rung verloren gegangen ist. Denn die Bürgerinnen und Bürger sagen, dafür haben sie Geld, wenn Dinge, die ihnen wichtig sind, nicht mehr finanziert werden kön- nen, ob das für die Straßen [Wir kommen - wir kommen sind, oder ob das... jetzt auf das nächste The- 00:24:00 ma, wo's ansatzweise um Geld geht. Nämlich für da, für da jeden, der Geld in der Tasche haben muss, näm- lich zum Thema Wirtschaft. Hamburgs Wirtschaft, ein Lichtblick. Nicht von unge- fähr nimmt die Stadt für sich in Anspruch, das Hoch im Norden zu sein. Aber natür- lich, auch hier gibt es Prob- leme.

MAZ: Volle Auftragsbücher, Ham- burg hat die weltweite Re- zession gut überstanden, der Hafen boomt wieder. In punkto Wirtschaftsfreund- lichkeit übertreffen sich CDU und SPD gegenseitig. Beide befürworten den Hafenaus- 00:24:30 bau und wollen die Elbe noch tiefer ausbaggern las- sen, gegen Bedenken des Umweltschutzes und der Deichsicherheit. Die CDU kann die Wirtschaft in Ham- burg besser voranbringen, sagen 39 Prozent der Be- fragten. Die SPD fast gleichauf, 37 Prozent. Der Aufschwung kommt am Arbeitsmarkt an, ein Erfolg, den sich die CDU zurechnet. 00:25:00 Die Arbeitslosigkeit ging 2010 zurück, liegt jetzt bei 8,3 Prozent. Viele Jobs sind nur befristet, schlecht be-

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zahlt, häufig Leiharbeit. Im- mer mehr Arbeitnehmer brauchen zusätzlich Hartz IV, können sonst vom Ein- kommen nicht leben. Ar- beitsplätze sichern und neue schaffen, das trauen laut Umfrage 30 Prozent der CDU zu, die SPD überzeugt hier 43 Prozent.

CICHOWICZ: Herr Ahlhaus, bevor wir uns daran abarbeiten werf ich mal einen Blick auf das Zeit- konto. Und da liegen Sie ungefähr eine Minute hinter Herrn Scholz. Da können wir jetzt ja aufholen und zwar würd ich gern mal wissen, 00:25:30 warum Ihnen die Leute das weniger zutrauen, als der SPD, obwohl Sie doch an der Regierung sind und ob- wohl Sie tatsächlich floriert, die Wirtschaft? Ich glaub das mit mom, momentan an einer gewis- sen Stimmungslage im Wahlkampf. Richtig ist, dass die Wirtschaft floriert, wie Sie richtig sa- gen, richtig ist, dass wir die niedrigste Arbeitslosenquote seit fast 20 Jahren haben, ^ dass in allen entscheiden- den Bereichen jetzt der Auf- schwung ^ in Hamburg ^ richtig in Fahrt kommt. Wir haben im Hafen zweistellige Zuwachsraten auch wieder 00:26:00 im Containerverkehr. Und ^ all das zeigt, wir sind auf einem guten Weg, wir haben ^ die richtigen ^ Weichen- stellungen gesetzt, auch während der Krise. Deswe- gen ist Hamburg besser als jedes andere Bundesland aus der weltweiten Wirt- schafts- und Finanzkrise hinausgekommen. Und jetzt gilt es, die neuen 00:26:30 Herausforderungen anzupa-

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cken. Diese Stadt kann rich- tig sich entwickeln, wenn man es richtig macht. Die Elbvertiefung steht für Sie überhaupt nicht zur De- batte, richtig? Die darf nicht zur Debatte stehen für jeden, der ver- antwortlich für Hamburg handelt. Da geht es darum, ob der Hamburger Hafen als der Job- und Wirtschaftsmo- tor des Nordens internatio- nal wettbewerbsfähig bleibt. Wer hier wieder in Koaliti- onsverhandlungen anfängt, das zu diskutieren, anstatt es umzusetzen, der versün- digt sich an der Zukunft un- serer Stadt. Das können wir ja gleich klären. Herr Scholz, kommt die Elbvertiefung? Ja, sie muss kommen. Die großen Schiffe müssen den Hamburger Hafen erreichen. Und überhaupt müssen wir Schluss machen mit der sehr ideologischen Politik der letzten Jahre. Denn es ist ja ein großes Problem gewesen, dass der Ham- burger Senat im Koalitions- vertrag von CDU und Grü- 00:27:00 nen vereinbart hatte, dass der Hafen sich nicht mehr auch über Steuerzuschüsse finanzieren soll, wie über viele Jahrzehnte und wie das in allen andern Häfen Europas der Fall ist. Das ideologische Schlagwort hieß 'Hafen finanziert Ha- fen'. Der Senat selbst hat das jetzt beendet und ge- sagt, er hat en Fehler ge- macht. Aber ich glaube das war schon ein ganz großes Problem, dass diese - Weg- wendung vom Hafen Se- natspolitik geworden ist. Ich 00:27:30 hätte mir nie vorstellen kön- nen, dass das in einem Hamburger Senat mal pas- siert.

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Ich möcht dazu sagen, dass ich drei Wochen nach mei- nem Amtsantritt genau das Gegenteil von dem gemacht hab, von dem Herr Scholz gerade gesprochen hat. Ich habe nämlich 100 Millionen zusätzliche Investitionsmittel für den Hafen freigegeben, weil in der Tat es nicht sein kann, dass der größte Jobmotor dieser Stadt allein von sich selbst leben kann. Wir brauchen Investitionen, da reichen auch noch nicht die 100 Millionen. Die Nie- derlande investiert fast eine Milliarde Euro in den Hafen Rotterdam, in den nächsten Jahren, und wir brauchen auch deutlich mehr Investiti- onen in den Hamburger Ha- fen. Sie haben - (uv), na Sie ha- ben ja gesagt, die ^ Grünen, da sind Sie sich nicht sicher, 00:28:00 ob die Elbvertiefung, ob die die mitmachen. Was glau- ben Sie denn muss der Scholz dann den Grünen bieten, wenn er die durch- [Tja das wir schwierig. Das setzen möchte? Kommt wird schwierig, denn er hat dann die Stadtbahn? ja alles ausgeschlossen, was die Grünen so wollen. Deswegen kann ich mir ja nicht vorstellen, dass das funktioniert. Aber ^ ich nehm mal an für etwaige Koaliti- onsverhandlungen, wenn der Wähler das so sehen möchte, ^ dann ^ wird er vielleicht noch irgend en Trumpf im Arm, Ärmel ha- ben, von dem wir leider heu- te noch nichts wissen. Ich 00:28:30 hoffe nur sehr, ich hoffe nur [(uv) die Stadtbahn? sehr, dass die Wähler dann nicht sehr enttäuscht sind. Und was kriegen die Grünen dafür, die müssen ja zu- stimmen dann? Na ich glaube diese Art und Weise, unter Funktionären Geschäfte zu machen, ist ja

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eigentlich das große Prob- lem des Schwarz-Grünen Senats gewesen. Die haben ja in den letzten Jahren im- mer erzählt, wie gut sie sich verstehen, man hatte gelegentlich den Eindruck, es handelt sich um eine Wohngemeinschaft und nicht um einen Senat. Und das wird mit mir anders sein. Ich glaub, dass man orden- tlich miteinander umgehen kann, aber auch gleichzeitig klar in der Sache. Wir müs- sen die Wirtschaft fördern, deswegen hab ich zum Bei- spiel Frank Horch gebeten, den ehemaligen Präses der 00:29:00 Handelskammer, für mich als Wirtschaftssenator zur Verfügung zu stehen. Des- halb müssen wir wieder, anders als in den letzten Jahren, öffentliches Geld für den Hafen aufbringen und deshalb muss das mit der Elbvertiefung klappen. Und die Stadtbahn halte ich kein, für kein gutes Projekt. Die kommt nicht? Die kommt nicht. Übrigens, jede Regierung, die so überheb- lich wäre das zu vereinba- ren, würde kurz darauf an einem Volksentscheid schei- tern. Sowas haben andere vorgemacht, das mach ich nicht nach. Da haben die Grünen ja doch noch Hoffnungen, das hat Frau Hajduk jedenfalls heute im kleinen Duell aus- 00:29:30 gedrückt. Es ist ja unumstrit- ten, glaub ich, für beide, dass in der Stadt bezahlba- rer Wohnraum fehlt. Wie wollen Sie das überwinden? Die Politik muss hier die richtigen Weichenstellungen setzen. Das heißt, sie braucht ein vernünftiges Flächenmanagement und sie braucht natürlich einen

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politisch moderierten Aus- gleich zwischen den klassischen Zielkonflikten. Wir haben auf der einen Seite einen enormen Flä- chenbedarf für bezahlbaren Wohnraum, wir haben auf der anderen Seite einen enormen Flächenbedarf, gerade jetzt, wo der Auf- schwung an Dynamik ge- winnt, für den Mittelstand, für Handwerksbetriebe, die sich ausweiten wollen, für 00:30:00 Existenzgründer, die sich hier niederlassen wollen, und da muss klug auf poli- tisch höherer Ebene ent- schieden werden, damit beiden Belangen vernünftig Rechnung getragen werden kann. Herr Scholz, was wollen Sie da unternehmen? Wir brauchen eine grund- sätzliche Kehrtwende. In den letzten zehn Jahren sind nur halb so viele Woh- nungen gebaut worden, wie in den zehn Jahren davor. Jeder weiß, das wird mitt- lerweile auch von allen wie- derholt, man muss eigentlich jedes Jahr in Hamburg 6.000 Wohnungen bauen, damit es keine Wohnungs- knappheit gibt. Es sind in den letzten Jahren im Schnitt nur die Hälfte gebaut 00:30:30 worden. Die Folge sind zehntausende fehlende Wohnungen, steigende Mie- ten für diejenigen, die in den Wohnungen wohnen und große Schwierigkeiten zum Beispiel auch für junge Fa- milien, ver, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Um diese Wohnungen zu bauen, würden Sie sagen, da müssen dann nicht die höchsten Klimaschutz- und Umweltstandards ange- 00:31:00 setzt werden? (uv) Auf alle Fälle reichen die

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bundesweiten Vorschriften, die wir dazu haben, die sind schon sehr hoch. Und das Wichtigste ist, dass wir klare Vereinbarungen mit den Bezirken treffen. Jeder Be- zirk muss seinen Anteil zu den 6.000 Baugenehmigun- gen leisten und wir müssen bereit sein, uns zu streiten. Es kann ja nicht sein, dass alle für diese Wohnungen sind, aber niemand bei sich in der Nachbarschaft. Und deshalb bin ich bereit, hier in den Konflikt zu gehen. Die Baugenehmigungen müssen kommen und der Staat Hamburg muss eine Politik ändern, die er in den letzten Jahren hatte, nämlich dass er selber seine Grund- stücke zu so hohen Preisen abgegeben hat, dass be- zahlbarer Wohnraum darauf nicht möglich war. Herr Ahlhaus, unter Ihnen ist Hamburg Umwelthauptstadt der EU. Haben Sie das Ge- fühl, dass das bei der SPD eigentlich gar keine Rolle 00:31:30 spielt, ^ Umwelt und das denen dieser Titel überhaupt nichts bedeutet? In Ihrem Wahlprogramm sind ja im- merhin sehr ehrgeizige Kli- maziele gesetzt worden. 40% weniger CO2 im Ver- gleich zu 1990 steht da drin, bis 2020. Ich will nicht behaupten, dass das die SPD nicht interessiert. Ich glaube zum redlichen Umgang, auch bei so einer Veranstaltung, gehört ja, dass man Leuten auch nichts unterstellt, ^ Sie wür- 00:32:00 den irgendwas behaupten, was nicht stimmt. Nein, ich glaube, dass Umwelt- und Klimaschutz eine der zentra- len Herausforderungen un- serer Gesellschaft im 21. Jahrhundert ist, weiß jeder.

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Die Frage ist nur, we, wel- che Folgerung schließt man daraus? Und ich möchte, das ist meine Vision von Hamburg, dass wir den Titel und das Vertrauen, was wir international in diesem Be- reich schon gewonnen ha- ben, nutzen, um was richtig großes für Hamburg draus zu ma- chen. Ich habe die Vision, dass wir Hamburg zu dem Standort international aner- kannt für Klimaschutz und Umwelttechnologie machen. Das können wir schaffen. Und dazu müssen wir die entsprechenden Rahmen- bedingungen in der Politik setzen. Wir müssen aber auch erst mal diese Vision 00:32:30 haben und den Willen, hier für Hamburg diese Chance zu nutzen. Sie haben ja schon mal schön plakatiert. An ver- schiedenen Stellen der Stadt hab ich gesehen, ab da kommt die City-Maut mit Rot-Grün. Was macht Sie da so sicher, dass die die einführen werden? Rot-Grün ist eine Koalition aus SPD und Grünen. Das heißt, ^ da dieses von Herrn Scholz ja noch nicht explizit ausge- schlossen worden ist, ^ muss ja irgendwo der Grüne Koalitionspartner zu seinem Recht kommen. Und im Grünen Wahlprogramm steht's drin. Da steht's aus- drücklich drin, dass man ^ 00:33:00 die City-Maut prüfen und umsetzen will. Und ich sage ganz klar, ^ das darf nicht sein. Das gefährdet den Mittelstand. Das ist wirt- schaftsfeindlich. Und es ist genau diese Art, genau die Art, wie man Klimaschutz und Umweltpolitik nicht ma- chen kann. Nämlich

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mit Ideologie statt mit Inno- vation. Herr Scholz, kommt die City- Maut? City-Maut kommt nicht. Und ^ das steht nicht nur im Wahlprogramm der Grünen, das steht sogar in dem Koa- litionsvertrag von CDU und Grünen. Also eigentlich pla- 00:33:30 katiert die CDU gegen sich selbst. [Also in unserm Wahlpro- Aber wir können uns darauf gramm steht's nicht drin. Um [Ja, jetzt nicht mehr, aber verlassen (uv) das deutlich zu sagen, es Sie hätten es beinah einge- stand da auch nie drin, es führt und haben - es ist nur stand auch nie drin, (uv) eigentlich durch den Bruch der Koalition Deutschland davor bewahrt worden und dass in Hamburg eine sol- [Jaja, das ist Unfug, aber... che Zone eingeführt wird. Das können wir jetzt an der Stelle leider doch nicht klä- ren. Da würde ich sagen gehen wir einfach mal zur Kultur weiter, nach der Wirt- schaft. Viel Theater um Hamburgs Kultur, denn die Elbphilharmonie wird so teuer, das hatten wir schon angesprochen, dass für an- dere Kulturbereiche zu we- 00:34:00 nig bleibt. An der Hambur- ger Schulfront dagegen, da herrscht ein erzwungener Friede, aber wie lange?

MAZ: Die Schulpolitik in Hamburg, ein Pulverfass. Eltern brach- ten die große Reform für längeres gemeinsames Ler- nen zu Fall. Der Anfang vom Ende für Schwarz-Grün. Bildung bleibt nach Umfragen das wichtigste Thema für die Wähler. An den Gymnasien ächzen Schüler und Lehrer 00:34:30 unter dem Abitur nach zwölf Jahren. Die Alternative, Abi nach 13 Jahren an den neu- en Stadtteilschulen, zu- sammengelegt aus Haupt-, Real- und Gesamtschulen.

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Doch kann sich die neue Schulform durchsetzen? Hält der Schulfrieden? Die CDU verweist auf Erfolge, mehr Abiturienten und weni- ger Schulabbrecher. Für die SPD nicht genug. Sie will Abi oder Berufsausbildung für alle. Nur 20 Prozent der Hamburger finden, die Uni- on macht eine gute Schul- und Bildungspolitik. Den Sozialdemokraten trauen das 42 Prozent zu. - Unruhe auch in der Kulturszene. 00:35:00 Proteste stoppten die Kür- zungspläne des Senats bei Bühnen und Museen. Wel- chen Stellenwert hat die Kultur noch in Hamburg?

CICHOWICZ: Herr Scholz, Sie haben die Kulturpolitik des Senats als ‚verheerend' bezeichnet. Was machen Sie denn an- ders? Wir müssen die Kultur in Hamburg verlässlich finan- zieren, das ist eine ganz wichtige Aufgabe. Man hat gesehen, was man auslöst, wenn man das anders macht. Das ist der Protest des letzten Jahres gewesen, als plötzlich ein Museum 00:35:30 geschlossen werden sollte und das Schauspielhaus mit so wenig Geld -- versehen wurde, dass dann der Inten- dant gegangen ist und alles durcheinander kam. Jetzt bewegt sich das alles ein bisschen wieder in besseren Bahnen. Die Museen sind noch nicht ordentlich finan- ziert, da ist das noch nicht wirklich in Ordnung ge- bracht. Aber das muss man in Zukunft gewährleisten. Im Übrigen 00:36:00 geht's mir bei der Kultur auch um mehr als Geld, es geht auch ein bisschen um

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unsere Freiheit, die Demo- kratie. Wir müssen das Schöne an der Kultur schät- zen, den Widerspruch, der damit verbunden ist, und deshalb braucht man schon eine richtige Einstellung da- zu und muss sagen, das gehört zu unserem Ge- meinwesen dazu, wir leben nicht nur vom Brot allein. Das stimmt, aber ohne Geld kriegen Sie's nicht auf die Bühne. Warum hat sich denn dann die SPD enthal- ten, als jetzt gerade noch mal von CDU und Grünen fünf Millionen Euro nachge- schossen wurden, für die Kultur? Wir haben uns zu allen ver- schiedenen Anträgen, die gestellt wurden in dieser Bürgerschaft, vor der Bür- gerschaftswahl enthalten, um nicht aufzuhalten was notwendig ist, aber auch jetzt nicht so zu tun, als wä- ren wir jetzt die Regierungs- partei. Das ist nicht nur die- se (uv) gewesen. [Aber Sie stehen zu den fünf 00:36:30 Millionen, falls Sie gewählt würden? Das, was dort bewilligt wor- den ist, wird auch in Zukunft gelten. Und man muss ja befürchten, dass es nicht reicht, wenn man die Unter- finanzierung der Museen bedenkt. Das ist aber neu, dass Sie Sorge haben, zur Unzeit als Regierungspartei zu gelten, Herr Scholz. Ja, wenn es Sie freut. Das freut mich nicht. Ich glaub es freut vor allem nicht die Wähler. Herr Ahlhaus, die CDU hat 00:37:00 sich dagegen die Unterstüt- zung der Kultur eigentlich innerhalb weniger Wochen - so richtig verscherzt. Sie haben selbst gesagt, ‚das war schlechtes handwerkli-

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ches Vorgehen'. Da hat Herr Scholz Recht? Ich stehe dazu, dass es Kommunikationsdefizite gegeben hat. Wie gesagt, drei Wochen nach meinem Amtsantritt war der große Haushaltsplan zu schmie- den mit Sparmaßnahmen. Drei Wochen war auch der Kultursenator erst im Amt. Und da war zu wenig Zeit, um die Sparmaßnah- men mit den Betroffenen richtig zu kommunizieren und zu besprechen. Ich hab die Sache dann an mich gezogen und habe in einem Kulturgipfel die Wogen ge- glättet. Das waren gute Ge- spräche und ich glaube ge- nau so muss man's auch künftig machen. Man muss 00:37:30 im direkten und sehr engen Dialog mit den Kulturschaf- fenden in dieser Stadt ge- meinsam besprechen, was man, allerdings natürlich mit gedeckelten Mitteln, denn ^ mehr Mittel zum Ausgeben haben wir nicht, das ist so, aber wie man die vernünftig einsetzt. Das muss man gemeinsam besprechen, da gab's kommunikative Defizite, die sind inzwischen behoben und ich freue mich sehr, dass gerade heute eine besonders gute Nach- richt Hamburg erreicht hat, dass man nämlich mit Frau Beier, der Intendantin des Schauspiels in Köln, eine exzellente Nachfolgelösung 00:38:00 für unser Schauspielhaus in Hamburg bekommen haben. Hier haben wir die beste Frau für unser Schauspiel- haus gefunden, auch das ist eine kulturpolitische Leis- tung, die jetzt dieser Senat vollbracht hat. War das dann vielleicht ein Sinneswandel? Sie wollten ja neulich dem Schauspiel-

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haus noch 1,2 Millionen Eu- ro streichen. Dagegen hatten Sie ganz sicher 1,5 Millionen Euro für das Polizeiorches- ter geparkt. Ach, wissen Sie, das ge- geneinander Ausspielen von Dingen, die nichts miteinan- der zu tun haben, ist immer schwierig. Richtig ist, dass auch für die Kultur gelten muss, dass sie betriebswirt- 00:38:30 schaftlich sinnvoll haushal- ten muss. Und ich muss, wenn ich sehe, wie beim Schauspielhaus, dass ich immer weniger Besucher hab, dass die Zuschüsse inzwischen über 100 Euro pro Besucher liegen, dann muss ich irgendwann auch die Notbremse ziehen, wenn ich verantwortlich für Steu- ermittel bin. Und ich weiß, das ma- chen ja andere Theater wie das Thalia Theater in Ham- burg vor, wenn ich weiß, dass ich gutes, beliebtes Theater oder Schauspiel auch machen kann, ^ mit weniger Verwaltungskosten, dann muss ich als Stadt auch darauf achten, dass die ^ Verantwortlichen da 00:39:00 ein bisschen den Finger darauf haben. Genau das haben wir gemacht, gleich- zeitig haben wir eine zwei- stellige Investitionssumme zusätzlich für bauliche Maß- nahmen zur Verfügung ge- stellt. Also wer behauptet, dass wir da zu viel gespart hätten, der liegt fehl. Kurze Antwort, sind Sie für die Kulturtaxe, die soll ja zehn Millionen Euro bringen, von den Touristen kommen? Ich bin für die Kulturtaxe als 00:39:30 zusätzliche Einnahme. Die zusätzlich, nicht für bereits entstehende Kosten, son- dern für zusätzliche Maß-

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nahmen, Ideen, Ausstellun- gen verwendet werden kann. Das ist ein ^ Input, der der Stadt gut tut, der zusätz- liche Touristen nach Ham- burg holt und der die Kultur- landschaft in Hamburg rich- tig beflügeln wird. Herr Scholz, Sie. Kommt die mit Ihnen, die Kulturtaxe? Das ist ein Gedanke, gegen den wir uns nicht gewendet haben. Wir glauben, dass es richtig ist, dass man guckt, ob man mit der Wirtschaft eine Ver- einbarung treffen kann. Denn Einvernehmen ist im- mer besser als Konflikt. Aber wenn es nicht klappt, ist das ein Weg, den ja auch andere Städte in Deutsch- land gegangen sind. Was sagt denn Herr Horch dazu, Ihr designierter Wirt- schaftssenator? Der sieht das genauso. Da- 00:40:00 rüber hab ich sehr sorgfältig mit ihm gesprochen, auch in diesem Doppelschritt. Und es ist im Übrigen so, dass ja wir hier auch nur eine hilflo- se Maßnahme ergreifen, nachdem durch dieses Mehrwertsteuerprivileg für Hoteliers Millionen, zig Milli- onen dem Hamburger Haushalt entzogen worden sind. Kommen wir noch mal zu den Schulen. Nach der deftigen Niederla- ge für die Befürworter eines gemeinsamen längeren Ler- nens - da hat's ja den Schul- frieden gegeben. Nun sehe ich auf Internetseiten wie abgeordnetenwatch.de, 00:40:30 dass sich nicht alle SPD- Mitglieder dazu noch mal so positiv äußern. Können Sie den Schulfrieden auf jeden Fall garantieren für zehn Jahre? Erstens haben Sie das auf

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der Internetseite nicht gese- hen. Gelesen hab ich das dann. Nein, haben Sie auch nicht gelesen. Ich hab da gelesen, dass dazu nichts gesagt wird, ob [Nein, ich wollte das, ich man dazu steht oder nicht. wollte noch mal sagen, man muss ja, insbesondere wenn manipuliert wird, auch als Journalist, nicht jede Mani- pulation mitmachen. Tatsächlich ist nirgendwo die Frage gestellt worden, stehen Sie zum Schulfrie- den, ja oder nein? Nein, so direkt ist sie nicht gestellt worden. Die ist nicht gestellt worden, [Aber es war doch etwas, (uv) es ist, lassen Sie mich was die SPD erkämpft hat. das, ja, lassen Sie - ja, las- sen Sie's mich sagen. Diese Frage ist gar nicht gestellt worden. Sondern es ist eine 00:41:00 andere Frage gestellt wor- den und sie ist so ausgelegt worden, als ob das so be- antwortet worden wäre. Tat- sächlich haben alle Abge- ordneten, auch über die, die gestern gesprochen wurde, mich angerufen und die SPD und gesagt, sie stehen [Das ist nachweislich falsch, zum Schulfrieden. Es gibt Herr Scholz. Werden Sie da keine Ausnahme. Und es... nicht nervös und werden Sie un, nicht unredlich. Nicht mal jeder zweite der Bewer- ber der SPD, der Kandida- ten, hat sich ausdrücklich hier auf die Frage, es ist eine ganz klare Frage und die kann man mit ja oder mit nein beantworten und nicht mal jeder zweite hat gesagt, 00:41:30 dass er hinter dem Schul- frieden und hinter dem steht, was gemeinsam vereinbart wurde. Herr Ahlhaus, ich wiederho- le das noch mal, die Frage ‚stehen Sie zum Schulfrie- den?' ist auf dieser Internet- [Das können wir gerne seite von

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nachbearbeiten. Abgeordnetenwatch nicht gestellt worden. Sondern [Diesen Vorwurf weise ich das haben sie zur Manipula- mit Entschiedenheit zurück, tion falsch dargestellt. Und Herr Scholz. das darf man, und das darf man nicht tun. Deshalb wie- derhole ich noch mal, alle Abgeordneten der SPD und alle Kandida- ten haben gesagt sie stehen zum Schulfrieden. Das ha- ben sie heute mir noch mal bestätigt. Und ich will etwas dazu sagen. Der Schulfrie- den ist ja etwas, das ich ins Gespräch gebracht habe. Im November 2009 hab ich gesagt, wenn die Initiative 00:42:00 "Wir wollen lernen" erfolg- reich ist, das muss der Se- nat endlich mit denen spre- chen. was er vorher nicht gemacht hat, versuchen sich zu einigen. Ich hab gesagt das Vorbild ist Bremen, da gibt's nämlich schon einen zehnjährigen Schulfrieden. Und als das dann soweit war hab ich das noch mal dargestellt, es hat eine gro- ße Diskussion darüber ge- geben, der Senat war erst etwas zögerlich und wollte das nicht. Und am Ende ist der Schulfrieden etwas, das die SPD gegen CDU und Grüne durchgesetzt hat. Darauf sind wir stolz und das hüten wir. Wir werden das mit der Abgeordnetenwatch noch [Dazu möchte ich aber noch mal nachgucken. Es gibt ja 00:42:30 was sagen. Denn es sind, noch Berichterstattungen in das gucken wir nach, denn den nächsten Tagen, dann das ist nicht korrekt. -- Ich können wir vielleicht noch lass mir hier auch keine Ma- mal draufkommen. nipulation unterstellen, das ist unredlich. Aber interes- sant finde ich ja, dass Sie sich immer so rühmen, dass Sie das alles auf den Weg gebracht haben mit dem Schulfrieden. Teil des Schul- friedens sind ja auch erheb- liche zusätzliche

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Stellen. Die haben Sie mir vor zehn Minuten gerade vorgeworfen, das unter Schwarz-Grün so viele zu- sätzliche Stellen entstanden sind, die wollen Sie alle ab- bauen. Also entweder sind Sie stolz darauf, auch auf die Stellen, die Sie angeb- lich ganz alleine zusätzlich gegen Schwarz-Grün hier durchgesetzt haben oder Sie wollen Sie wieder ab- 00:43:00 bauen. Auch das ist ein Wi- derspruch, den können Sie so nicht stehen lassen, sonst ist es eine unredliche Argumentation, Herr Scholz. Um es noch mal zu sagen, in der Tat Herr Ahlhaus, ich hab gesagt man muss in den Zentralen der Behör- den, die viel zu viel gewach- sen sind über die letzten Jahrzehnte, - Personal re- duzieren. Das kann man auch bei einer Fluktuation im öffentlichen Dienst von über 6.000 Leu- ten pro Jahr. Aber man darf es natürlich nicht bei Leh- rern tun und ich bin Ihnen dankbar, dass Sie darauf hingewiesen haben. Für die Stimme der SPD in der Bür- gerschaft, dafür, dass wir mitgestimmt haben, haben wir verlangt, dass in Zukunft im Schulgesetz steht, das ist 00:43:30 jetzt auch der Fall, keine Grundschulklasse mehr als 23 Schüler. Keine Grund- schulklasse in den Gebie- ten, wo die Bildungsbedin- gungen sehr schwierig sind, mit mehr als 19 Schülern. Das ist ein großer Fort- schritt. Wir haben das El- ternwahlrecht verteidigt ge- gen CDU und Grüne und wir haben dafür gesorgt, dass jetzt die zwei weiterführenden Schu- 00:44:00 len, Gymnasium und Stadt- teilschule, beide die Mög-

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lichkeit zum Abitur bieten. Das war bei der Stadtteil- schule ursprünglich gar nicht [Herr Ahlhaus... vorgesehen. Und dieses Schulsystem werden wir sorgfältig weiterentwickeln, neue Strukturreformen ste- hen nicht an. Herr Ahlhaus, darf ich noch mal drauf zu- rückkommen. Sie waren ja, oder Schwarz-Grün war ja zu Beginn eigentlich, naja, mit Hurra ^ für das gemein- same längere Lernen. Dann gab's den Volksentscheid, dann sind Sie gescheitert. Jetzt ist der Anführer, sozu- sagen der, der Gegner die- ses gemeinsamen ^ länge- ren Lernens bei Ihnen sehr schön abge- sichert auf der CDU- Landesliste. Ist das nicht prinzipienlos? Nein, das ist nicht prinzipi- enlos. Ich bin davon über- zeugt, dass die CDU im Jahr 2008 bei den Koalitionsver- handlungen sich zu weit in Richtung der Grünen be- wegt hat, gerade beim The- 00:44:30 ma Schulpolitik. Hier haben wir an Glaubwürdigkeit bei unseren eigenen Leuten verloren, bei den Menschen in dieser Stadt verloren. Und wenn man sieht, dass die Politik, die man machen will, die man übrigens gemein- sam mit SPD und Grünen und Linkspartei sogar vertre- ten hat in der Bürgerschaft, wenn man sieht, dass diese Partei, ^ diese ^ Idee, die alle Parteien vertreten ha- ben, bei den Menschen durchfällt, die Menschen sie ganz mehrheitlich nicht wol- len, dann finde ich gehört es 00:45:00 zur Redlichkeit auch dazu, dass man sagt, okay, wir haben verstanden, wir ha- ben da auch ein Fehler ge- macht. Und deswegen ste- hen wir jetzt Punkt für Punkt

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Maier/Jansen: Wortlaut der zweiten Fernsehdebatte zur Bürgerschaftswahl in Hamburg am 20. Februar 2011

für das, was in der Volksab- stimmung vereinbart worden ist. Und im Schulfrieden. Und da gibt es bei uns je- denfalls nicht den Fall, dass jeder zweite Abgeordnete, Kandidat, sagt, wie bei der SPD, wir wollen das nicht mehr. Ist ja auch Kernkompetenz, konservatives Profil. Da kommen wir jetzt gleich noch mehr dazu, glaube ich. Ich habe hier zwei ehemali- ge Innensenatoren, also Männer vom Fach und beide zu ihrer Zeit erfolgreich. Ei- ne politische Weisheit be- sagt, mit innerer Sicherheit kann man keine Wahlen 00:45:30 gewinnen, aber sehr wohl verlieren.

MAZ: Die innere Sicherheit, im Wahlkampf die Trumpfkarte der CDU. Die Zahl der regis- trierten Straftaten ist in ihren Regierungsjahren um 25 Prozent gesunken. Für die SPD nur die halbe Wahrheit. Bei- spiel Autobrände: Von knapp 160 Taten konnte die Polizei gerade einmal 16 aufklären. Die 100 Mann starke Ermittlergruppe als „Soko sinnlos" verspottet. - Hat Hamburg genug Polizis- ten auf der Straße und in 00:46:00 den Wachen? Verheerende Bilanz bei den Wohnungs- einbrüchen. Ihre Zahl steigt seit fünf Jahren kontinuier- lich an, während die Aufklä- rungsquote gesunken ist. - Junge Gewalttäter kommen in Hamburg häufig mit mil- den Strafen davon, werden oft nach Ju- gendstrafrecht verurteilt, auch wenn sie schon voll- 00:46:30 jährig sind. Die CDU will die Gesetze verschärfen, die SPD lehnt das ab. Kriminali-

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tät bekämpfen kann am bes- ten die CDU, sagen 37 Pro- zent der Befragten. Die SPD hat hier Boden gut gemacht, 35 Prozent.

CICHOWICZ: Herr Ahlhaus, Sie fahren beide in der inneren Sicher- heit eigentlich ziemlich strik- ten Kurs. Wo liegen Sie ei- gentlich auseinander, SPD und CDU? Der eine hat gezeigt, dass er es kann, der andere müsste es erst mal beweisen. Denn als Olaf Scholz Innensenator war, war Hamburg die Stadt mit der höchsten Kriminalität in Deutschland, Verbre- chenshauptstadt Nummer eins. Und seitdem die SPD nicht mehr am Ruder ist, haben wir die Kriminalität um ein Drittel reduziert, 00:47:00 90.000 Straftaten weniger, das ist eine Erfolgsbilanz beim Thema innere Sicher- heit, wie sie kein anderes Bundesland aufbieten kann. Warum ist es nicht gelun- gen, die Zahl dieser Auto- brände und die Wohnungs- einbrüche zu reduzieren? Ich weiß, das ist schwierig, aber können Sie da aus der Praxis vielleicht was dazu sagen? Das ist nicht einfach, wir haben ja ^, die Polizei hat einige zusätzliche Maßnah- men ergriffen, Sonderkom- missionen eingesetzt, das Problem beim Wohnungs- einbruch ist, dass oftmals ^ 00:47:30 Banden, osteuropäische Banden, wie die Ermittler wissen, ^ hier nach Ham- burg kommen, eine Nacht hier sich einen Stadtteil vor- nehmen und schon am nächsten Morgen in einem andern Land sind. Da fehlt für die Ermittlungsarbeit

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jeglicher roter Faden. Das macht die Ermittlungsarbeit so schwierig. Bei den Auto- bränden ist es ähnlich. Es ist leider sehr einfach, ein Auto in Brand zu setzen, und vor allem, es steht erst in, in Flammen, wenn der Täter genug Zeit hatte, sich zu entfernen. Das macht die Ermittlungsansätze schwie- rig. Aber auch da kann nur eins helfen, konsequenter gegensteuern, die Polizei ausstatten mit dem Perso- nal, was sie braucht, auch das haben wir getan. Die 00:48:00 Hamburger Polizei hat heute über 500 Stellen mehr als unter Rot-Grün und, und als unter einem Innensenator Olaf Scholz. Herr Scholz, ziehen Sie auch eine so positive Bilanz zum einen und was würden Sie denn gegen die Auto- brände, brennenden Autos tun? Ich glaube das war richtig, dass ich 2001 einen Kurs- wechsel in der inneren Si- cherheit eingeleitet habe, da ist jetzt zum Beispiel die Wache am Hauptbahnhof geschaffen worden und wir haben mehr Polizei einge- setzt. Es hat übrigens auch seit der Zeit begonnen, dass die Polizei Stück für Stück wächst. Alles in drei Mona- 00:48:30 ten. Aber gleichzeitig ist es so, dass wir mittlerweile doch wieder einen umge- kehrten Trend haben. Es sind Polizeikommissariate geschlossen worden, übri- gens vom Innenstaatsrat und Innensenator Ahlhaus. Es sind Polizeivollzugsstel- len reduziert worden. Und die Präsenz der Polizei vor Ort ist rückgängig gemacht wor- 00:49:00 den. Wir haben Rückgänge bei Streifengängen, bei vie-

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lem andern von 20 Prozent im letzten Jahr gehabt, 30 Prozent im Jahr davor. Das merken die Bürgerinnen und Bürger mittlerweile. Das muss man wieder ändern, deshalb bin ich dafür, - dass man klare Ansagen macht. Unter meiner Verantwor- tung, wenn die Bürgerinnen und Bürger mich dazu be- auftragen, wird kein Polizei- kommissariat in Hamburg mehr geschlossen, wir wer- den die Polizeipräsenz in den Kommissariaten erhö- hen, das hilft übrigens auch dann bei solchen Problemen wie den Bränden, weil es einfacher, realistischer ist, dass man jemanden trifft, wenn man schon mal vorbeigeht. Und wir müssen dafür sorgen, dass genü- gend junge Leute bei der Polizei ausgebildet werden, denn im Augenblick ist die Zahl derjenigen, die neu eingestellt werden, nicht groß genug, um den Stand der Polizisten zu halten. Das muss sich ändern. 00:49:30 Herr Ahlhaus, glauben Sie denn, dass Herr Scholz die Zahl der Bediensteten bei der Polizei so erhält? Nein, natürlich nicht. Denn zu diesem super Wunsch- konzert an Wahlversprechen hab ich ja schon viel gehört, aber komischerweise noch keine zusätzliche Stellenfor- derung für die Hamburger Polizei. Das ist aber das einzige Wahlversprechen, was die CDU in diesem Wahlkampf gesagt hat. 100 zusätzliche Stellen im Poli- zeivollzug, nur für die Poli- 00:50:00 zeikommissariate. Und wenn Her Scholz sagt, dass er wieder die ganzen Stellen in die Kommissariate holen will, dann meint er damit, dass er natürlich die aus der

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Verwaltung, aus dem Präsi- dium holen will. Mal abge- sehen davon, dass da auch sinnvolle Arbeit gemacht wird, weil ein Apparat von 10.000 Menschen muss auch vernünftig organisiert und gesteuert werden, damit er richtig arbeitet. ^ Hat er ja vorhin gerade gesagt, dass die ganzen Stellen, die in den Verwaltungen sitzen, die will er ja einspa- ren. Also irgendwie passt das nicht zusammen. Und ich mein es gehört schon (uv) dazu, auf der einen Seite zu sagen, man war nur drei Monate im Amt, hat aber alles, was positiv ge- laufen ist, da ^ mit angesto- ßen und alles was schlecht la, lief, das ist nun die Arbeit 00:50:30 von ^ neun Jahren CDU. Ich glaub so einfach kann man sich's nicht machen, die Menschen wissen, dass das eine einzigartige Erfolgsbi- lanz ist. Ja, mit Schattensei- ten, die gibt es immer, aber ich glaube Hamburg hat das Zeug dazu, wenn wir es ernst meinen und wenn wir dafür die richtigen politischen Weichenstellun- gen stellen, dass wir Ham- burg zu einer der sichersten europäischen Großstädte im Jahr 2020 entwickeln wol- len. Und genau das können wir schaffen, wenn wir es richtig machen. Gegenrede? Zunächst mal hab ich nicht 00:51:00 gesagt, dass alles schlecht war und will deshalb gerne sagen, der Stellenaufwuchs war gut, der hat begonnen 2001 mit dem was ich ^ be- gonnen hatte und es ist schlecht, dass er am Ende wieder rückgängig gemacht worden ist, in den letzten Jahren. Das war ein Fehler. Im Übrigen glaube ich, dass

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es ein ganz guter Rat ist, wenn wir nicht an dem besseren Wis- sen der Bürgerinnen und Bürger vorbeireden. Und zu sagen, es sei in der Krimina- litätsbekämpfung alles gut, während die Autos brennen, während die Eskalation von Jugendgewalt zu verzeich- nen ist, während die Woh- nungseinbrüche zunehmen, das ist glaube ich ein großer Fehler. 00:51:30 Das habe wiederum ich nicht gesagt. Sondern ich hab gesagt es gibt auch Schattenseiten, die muss man ernst nehmen und ich [Sind aber ziemlich große bin der letzte, ich bin der Schatten. letzte, der irgendwas schön- redet und jeder Autobrand ist einer zu viel. Und ^ es sind große Schatten, die die Menschen ^ belasten, sie sind aber angesichts der Gesamtbilanz von einem Drittel weniger Kriminalität etwas, was ^ ernst zu nehmen ist, was aber nicht darüber hinweg- täuschen kann, dass das eine sehr erfolgreiche Arbeit unserer Hamburger Polizei gewesen ist. Also ich hätte ja auch ge- dacht, am Ende dieser Dis- kussion, wenn man dann 00:52:00 nüchtern bilanziert, dann liegen Sie beider viel enger beieinander, - ^ in diesem Teil, der Innenpolitik, als das jetzt ^ zu Tage kam. Also spricht das eigentlich doch ein bisschen gegen eine große Koalition. Herr Scholz, spricht noch mehr gegen eine große Koalition, wenn Sie eine eigene Mehr- heit nicht bekommen? Die Bürgerinnen und Bürger werden bei der Wahl am 20. 00:52:30 Februar darüber entschei- den, wer erster Bürgermeis- ter wird. Und wenn man den

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Umfragen glauben kann, wollen ganz viele, dass die CDU eine Zeit in der Oppo- sition hat. Das werden wir sehen, wie es ausgeht am 20. Februar. Aber eins ist jedenfalls falsch, eine solche Wahlentscheidung hinterher zu korrigieren und das dann durch eine große Koalition zu ersetzen. Herr Ahlhaus, das ist ja ei- gentlich Ihre einzige Machtp^perspektive, jeden- falls wenn man die jetzigen Umfragen nimmt. Gibt es etwas, was Sie Herrn Scholz hier und heute anbieten könnten, damit er Sie in die große Koalition nimmt oder sagen Sie, ach ne, ich will gar nicht, Opposition ist zwar Mist, aber da kann man sich erneuern. Also wir machen hier keine Schachergeschäfte ^ vor der [Auch nicht nach der Wahl. 00:53:00 Wahl. Jetzt hat erst mal der Wähler das Wort. Und nach der Wahl auch nicht sondern eins ist klar, die CDU wird alles das tun, was für die Stadt sinnvoll ist und alles das lassen, was ^ dazu führt, dass sie Dinge, die ihr wichtig sind, nicht umsetzen [Aber kein Angebot jetzt? kann. Und das muss die Maxime sein. Kein Angebot. Hab ich überhaupt keine Veranlas- sung. Sondern nach der Wahl muss ausgelotet wer- den, was ist richtig für die Stadt und derjenige, der den Auftrag zur Regierungsbil- dung hat, muss diese Ent- 00:53:30 scheidung dann auch tref- fen. Herr Scholz, mit den Grünen wird's doch bestimmt schwieriger, oder? Sie ha- ben je sehr viele Konfliktfel- der. Klar. Aber ich hab ja auch nicht behauptet, dass es

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einfach ist. Was mich unter- scheidet von den letzten Jahren CDU-Grüne, ist, dass ich nicht bereit bin Verhandlungen so zu füh- ren, dass man den Eindruck hat, wo darf ich hier unter- schreiben? Sondern es gibt bestimmte Dinge, da kann man sich nicht bewegen, weil es um die Funktionsgrundlagen unse- rer Stadt gibt, geht. Und die hab ich alle offengelegt. Aber ist es denn nicht so, dass entweder Sie nachge- ben, in solchen Verhandlun- gen, oder Sie demütigen die Grünen und das ist ja nun auch nicht grad die tollste Grundlage für eine Legisla- turperiode. Zunächst mal geht es bei 00:54:00 dem, was wir, wenn wir in öffentliche Ämter gewählt werden, zu tun haben, um Hamburg, um die Stadt, um die Bürgerinnen und Bürger und nicht darum, wie Partei- en miteinander sich gut ver- stehen. Das geht auch or- dentlich zu aber das kann nicht bedeuten, dass man falsche Kompromisse schließt. Warum wollen Sie sich den Tort mit den Grünen nach dem jetzi- gen Stand denn überhaupt antun? Die FDP, die bekä- men Sie doch praktisch zum Nulltarif, da wär's doch be- deutend einfacher. Ich bin erst mal gar nicht sicher, dass die FDP über- haupt in die Bürgerschaft 00:54:30 kommt. Es ist schon die große Gefahr, dass jede Stimme für die FDP eine verschenkte Stimme ist. Und im Übrigen hab ich mir ja das führende Personal der FDP, zusammen mit den Bürgern dieser Stadt, sorg- fältig angucken können. Wir

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wissen von denen eigentlich nur, was wer gegen wen hat. Herr Ahlhaus, was spricht denn noch mal am Ende gegen Rot-Grün? Oder glauben Sie, dass SPD, die SPD eine alleinige Mehrheit schafft? Was ist Ihr Wahlziel jetzt auf diesen letzten Me- tern im Wahlkampf? Die SPD wird keine absolute Mehrheit schaffen. ^ Und Rot-Grün wäre schlecht für die Stadt, weil hier Ideologie und Blockade zusammen- kommen, von einigen in der 00:55:00 SPD-Bürgerschaftsfraktion, gemeinsam mit vielen in der Grünen- Bürgerschaftsfraktion. Das würde die Stadt zurückwer- fen und das Leitbild der wachsenden Stadt, mit dem Hamburg erfolgreich regiert worden, ist in den letzten [Haben Sie noch, haben Sie Jahren, zerstören. Deswe- noch en Trumpf im Ärmel? gen ist es nicht gut. Für die letzten drei Tage, (uv) drei, vier Tage Wahlkampf? Wir haben immer Trümpfe und die werden wir dann ausspielen, wenn's nötig ist. Herr Scholz, was machen Sie in den letzten drei Tagen Wahlkampf? Wo gehen Sie da noch mal richtig rein? Wir haben noch viele Ge- spräche. Morgen gibt es die große Kundgebung, wo viele Politiker aus Berlin kommen, 00:55:30 übrigens auch bei der CDU und bei der FDP und bei all den andern Parteien. Und dann geht es immer noch mal um viele Einzelgesprä- che, auch an Infoständen, überall in Hamburg. Also Wahlkampf bis zum Schluss. Wahlkampf bis zum Schluss. Soweit unsere Diskussion der Spitzenkandidaten zu

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den wichtigsten politische Themen, hier in Hamburg. Beide werden sich jetzt in einem jeweils einminütigen Schlusswort direkt an Sie zu Hause wen- den. Wir haben die Reihen- folge ausgelost, Herr Ahl- haus beginnt. Und ich schaue noch mal auf unser Zeitkonto. Da liegt Herr Ahl- haus bei 18 Minuten 42, 00:56:00 Herr Scholz bei 17 Minuten 50, also Herr Ahlhaus hat dann doch ein bisschen zu- gelegt, hat aufgeholt und jetzt ungefähr 50 Sekunden mehr. Dafür hat er jetzt das erste Schlusswort, bitte sehr. Die Menschen in Hamburg sind zu Recht stolz auf ihre Stadt. In den vergangenen neun Monaten hat sich Hamburg mit der CDU zu einer der erfolg- reichsten Boomtowns in Deutschland entwickelt. 18.000, nein 90.000 Strafta- ten weniger, die geringste Arbeitslosenquote ^ seit über 20 Jahren. Und damit 00:56:30 das so bleibt brauchen wir mehr Investitionen im Hafen und am Industriestandort Hamburg, trotz Sparbemü- hungen. Die Elbvertiefung darf nicht mehr nur disku- tiert, sie muss endlich reali- siert werden. Und ich will, dass Hamburg der internationale Standort für Umwelttechnologie wird. Das können wir schaffen mit einer Exzellenz bei unseren Hochschulen und natürlich indem wir die besten Köpfe mit dieser exzellenten 00:57:00 Hochschulen hier nach Hamburg holen. Bildung fängt aber in der Schule an und es ist nur die CDU, die glaubwürdig dafür steht, dass das, was die Men- schen in der Volksabstim-

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mung beschlossen haben, auch wirklich ohne Wenn und Aber umgesetzt wird. Hamburg muss ordentlich, anständig regiert werden, das ist selbstverständlich. Man brauch, um die Chancen in diese Stadt nutzen - will aber auch Visionen und Pläne für die Zukunft. Die habe ich und die möchte ich gemeinsam mit den Men- schen in Hamburg kraftvoll, engagiert und mit viel Herz- blut anpacken. Vielen Dank Herr Ahlhaus, jetzt Herr Scholz. 00:57:30 Hamburg muss wieder gut regiert werden, Klarheit, Vernunft und Verantwortung müssen wieder Prinzipien der Senatspolitik werden. Und wir haben viel zu tun. Den Haushalt müssen wir konsolidieren, wir müssen uns wieder um die Wirt- schaft kümmern und Ar- beitsplätze schaffen, insbesondere der Hafen muss wieder besser geför- dert werden als bisher. Wir müssen mehr Wohnungen bauen, da sind viel zu weni- ge entstanden, und wir müssen uns um unsere Kin- der kümmern. In der Kita, die bezahlbar sein muss, bei den Schulen, bei der Be- rufsausbildung, an den Uni- 00:58:00 versitäten. Die Kultur braucht wieder eine andere Unterstützung und die Si- cherheit ist ein ganz wichti- ges Thema für unsere Stadt. Viele überlegen sich bei dieser Wahl diesmal die SPD zu wählen, in Hamburg SPD. Ich bitte Sie dafür um Ihre Stimme und gehen Sie zur Wahl, es kommt auf jede Stimme an. 00:58:30 Vielen Dank Herr Scholz. Am nächsten Sonntag wer-

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den wir ausführlich über die Wahl berichten, im NDR- Fernsehen ab 17.45 Uhr, im Radio bei NDR-Info, 90.3 und im Internet bei ndr.de. Im Ersten sehen wir uns ab 17.40 Uhr, schalten Sie sich ein, gehen Sie wählen und nutzen Sie die Informations- angebote zum neuen Wahl- recht auch im Internet, damit da nichts schief geht. Vielen Dank Herr Ahlhaus, vielen Dank Herr Scholz für diese faire Diskussion und das Fernsehduell. Hier geht es weiter, wie könnte es anders sein, mit dem Großstadtre- 00:59:00 vier. Noch einen entspann- ten Abend im NDR- Fernsehen.

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