DO 17.09. / FR 18.09. / SA 19.9.09 20.00 Uhr SO 20.09.09 15.30 Uhr Werner-Otto-Saal
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DO 17.09. / FR 18.09. / SA 19.9.09 20.00 Uhr SO 20.09.09 15.30 Uhr Werner-Otto-Saal Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975) »Das Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda« op. 36 Musik zu einem Animationsfilm von Michail Zechanowski nach der gleichnamigen Novelle von Alexander Puschkin in einer Bearbeitung für Kammerensemble und Einrichtung für Schattentheater von Jens Schubbe Vladimir Stoupel Musikalische Leitung Inka Arlt, Patricia Christmann Szenische Konzeption und Spiel Matthis Freygang Szenische Konzeption, Figuren und Bühnenbild Lars Grünwoldt Balda Patrick Vogel Pope Gudrun Sidonie Otto Popentochter, Kleiner Teufel Tye Maurice Thomas Popenfrau, Alter Teufel, Gott Lindenquintett und Gäste Händler, Dorfbewohner, Teufel, Vieh Saskia Krispin, Diemut Wauer, Evelyn Goiny, Eberhard Krispin, Sven Goiny, Martin Köpke, Matthias Gummelt, Mathias Bock modern art ensemble Klaus Schöpp Flöte, Pikkolo Peter Michel Oboe Unolf Wäntig, Helge Harding Klarinetten Christian Vogel Klarinette, Bassklarinette, Saxophone Alexander Hase Fagott, Kontrafagott Armanda Kleinbart Horn Raphael Mentzen, Matthias Kühnle Trompete Florian Juncker Posaune Jan Jachmann Akkordeon Yoriko Ikeya Klavier Seth Josel Balaleika, russische Gitarre, Bassgitarre Friedemann Werzlau, Florian Golz Pauken und Schlagzeug Matias de Oliveira Pinto Violoncello Lars Burger Kontrabass Jens Schubbe Dramaturgie Peer Niemann Technische Einrichtung und Organisation Dauer ca .60 Minuten, keine Pause. Handy ausgeschaltet? Vielen Dank! 2. Bild Szenenfolge und Handlung Der Pope versammelt seine Gemeinde zum Gottesdienst, während Balda arbeitet. Als es Nacht wird, singt Balda das Popensöhnchen gemeinsam mit der Popentochter und der Popenfrau in den Schlaf. Nr. 1 Ouvertüre Sowohl die Popentochter als auch die Popenfrau finden großes I. Bild »Jahrmarkt« Gefallen an dem neuen Knecht. In einer Romanze artikuliert die Nr. 2 Einleitung – Nr. 3 Jahrmarktstreiben – Nr. 4 Erstes Karussel – Popentochter ihre Sehsucht und träumt von deren Erfüllung. Nr. 5 Baldas Marsch – Nr. 6 Tanz des Glöckners – Nr. 7 Zweites Baldas Arbeitseifer wird von allen bewundert, nur der Pope findet Karussel – Nr. 8 Tanz des Bären – Nr. 9 Lieder Baldas und des Popen keine Ruhe, denn der Zahltag naht. Da erhält er – von ganz oben – – Nr. 10 Begegnung von Balda und dem Popen – Nr. 11 Baldas Dialog den Rat, Balda einen unerfüllbaren Auftrag zu erteilen, um der mit dem Popen – Nr. 12 Finale I Bezahlung zu entgehen. Er fordert von Balda, zur Hölle zu fahren und von den Teufeln die angeblich ausstehenden Steuern einzutreiben. II. Bild »Balda beim Popen« Nr. 13 Das Dorf – Nr. 14 Balda arbeitet I – Nr. 15 Wiegenlied – Nr. 16 3. Bild Traum und Romanze der Popentochter – Nr. 17 Walzer – Nr. 18 Balda Balda trifft am Ufer des Meeres, auf dessen Grund die Teufel woh - arbeitet II – Nr. 19 Klage des Popen – Nr. 20 Der Pope freut sich – nen, auf den alten Teufel und droht, das Meer aufzuwühlen, sollten Nr. 21 Baldas Marsch die Teufel nicht zahlen. Der alte Teufel übeträgt seinem Enkel die Aufgabe, das Problem zu lösen. Der kleine Teufel bietet Balda an, mit III. Bild »Balda bei den Teufeln« ihm um die Wette zu laufen. Wenn Balda gewinnt, soll er die Steuern Nr. 22 Marsch der Obskurantisten – Nr. 23 Baldas Dialog mit dem erhalten. Balda greift zu einer List: Sein kleiner Bruder soll an seiner alten Teufel – Nr. 24 Baldas erster Dialog mit dem kleinen Teufel – Stelle laufen. Als den gibt er einen von zwei Hasen aus, die er eilends Nr. 25 Baldas zweiter Dialog mit dem kleinen Teufel – Nr. 26 Baldas gefangen hat. Der Wettlauf rund um das Meer beginnt. Während der Galopp – Nr. 27 Die Teufel bezahlen – Nr. 28 Marsch der Teufel läuft, verschwindet der erste Hase in den Wald. Als der Teufel Obskurantisten erschöpft das Ziel erreicht, holt Balda den zweiten Hasen hervor und gibt ihn als Sieger aus. In einer zweiten Wette fordert Balda vom IV. Bild »Die Bezahlung« Teufel, eine Stute zu »schultern«. Der Teufel wuchtet die Stute auf Nr. 29 Die drei Nasenstüber – Nr. 30 Finale II seine Schultern und bricht zusammen. Balda hingegen zeigt, wie man eine Stute »schultert«: indem man aufsitzt und reitet. Die Teufel 1. Bild müssen zahlen. Jahrmarktstreiben. Händler preisen die verschiedensten Waren an, ihre Rufe mischen sich mit den Stimmen des Viehs. Ein schäbiges 4. Bild Karussel dreht sich leiernd. Balda erscheint, ein kräftiger Kerl, der Balda kehrt zurück. Der erschrockene Pope versucht, sich zu ver - Arbeit sucht. Er vergnügt sich beim Karussel, treibt seinen groben stecken, doch er entkommt der Strafe nicht. Der erste Nasenstüber Spaß mit dem Glöckner und zieht das Interesse aller auf sich, als er schleudert ihn empor, der zweite raubt ihm den Verstand, der dritte auch noch einen Bären bändigt. Der Pope kommt auf den Jahrmarkt bringt ihn zu Tode. Balda tritt anstelle des Popen die Herrschaft an. und wird von Balda mit einem Spottlied empfangen. Der Pope sei - nerseits vertröstet die Armen auf ein besseres Leben im Jenseits. Er sucht einen neuen Knecht, der für möglichst wenig Geld möglichst viel arbeitet. Balda bietet sich an und verlangt als Lohn nur, dass er dem Popen am Ende der Dienstzeit drei Nasenstüber geben darf. Der Pope geht auf das Angebot ein. Eine Trickfilmoper zu Filmen sollte Schostakowitsch in allen Phasen seines Schaffens schreiben – bis zum Jahr 1970, in dem die letzte Filmpartitur entstand: zu »König Lear«, einem Film von Grigori Kosinzew, der gemeinsam mit Leonid Trauberg schon bei »Das neue Babylon« Regie geführt hatte. Auf ein Filmprojekt geht auch die Musik zu »Das Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda« zurück. Trauberg hatte Schostakowitsch mit Michail Zechanowski bekannt gemacht, einem der Pioniere des Animationsfilms, der unter anderem auch Honeggers »Pacific 231« filmisch umgesetzt hatte. Zechanowski schlug Schostakowitsch Puschkins »Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda« als Sujet für ein Musik-Film-Projekt vor. Beide woll - ten freilich kein harmlos niedliches Märchen mit Musik auf die Leinwand bringen, sondern eine filmisch-musikalische Farce von satirischer Schärfe. Zechanowski sprach davon, »das Lachen so zu gestalten, dass es nicht frohmacht, sondern einem die Därme umdreht«. Wes Geistes Kind dieser Film hätte sein sollen, verrät auch die Tatsache, dass eines der Mitglieder der Künstlergruppe der Oberiuten, Alexander Wwedenski, am »Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda« mitarbeitete, wenngleich wir nicht genau wissen, worin seine Mitwirkung bestand. Die Oberiuten haben – so Olga Martynova – »als die letzten Vertreter der russischen Moderne das gesamte Spektrum ihrer Strömungen – von den mystisch gestimmten Symbolisten bis hin zu den avantgardistischen linken Futuristen – berücksichtigt, umgedacht und abgeschlossen.« Sie entdeckten die poetische Kraft des Absurden vor Eine Trickfilmoper Beckett und Ionescu. Puschkin, Tschechow und vor allem Gogol waren ihre Idole. Ein Werk wie Schostakowitschs »Die Nase« wurde von ihnen In den frühen dreißiger Jahren war Dmitri Schostakowitsch eine der großen gefeiert. Geschlossen besuchten sie die Uraufführung und waren wohl die Hoffnungen der jungen sowjetischen Musik. Der noch nicht einemal dreißig einzigen, die dem neuen Werk vorbehaltlos zujubelten. Jahre alte Komponist hatte bereits drei Sinfonien vorgelegt, von denen die Mit Schostakowitsch und Zechanowski trafen freilich zwei Künstler von erste (1926) ihn international bekannt machte. Zwei Opern hatten großes denkbar verschiedenem Temperament aufeinander: der ungemein schnell, Aufsehen erregt: »Die Nase« (1930) nach Gogol war heftig umstritten, »Lady flexibel, zielsicher und mit Elan arbeitende Komponist und der zögerliche, Macbeth von Mzensk« (1934) hatte einen Riesenerfolg. Mehrere Ballett- von Zweifeln geplagte, in seinen Ansichten schwankende, nur langsam pro - musiken kamen auf die Bühnen, zudem war Schostakowitsch ein gefragter duzierende Filmemacher. Der Beginn der gemeinsamen Arbeit ist auf den Theaterkomponist. Filmaufnahmen jener Jahre zeigen den jungen Kompo- Januar 1933 zu datieren. Während Schostakowitsch schon an der Musik nisten scherzend oder als Pianist sein 1. Klavierkonzert spielend. Mit dem arbeitete, waren für Zechanowski noch grundlegende Entscheidungen Film, dem noch jungen neuen Medium, verband Schostakowitsch damals unklar: Sollte das ganze ein Puppen- oder Zeichentrickfilm werden? Sollte schon eine längere Liaison. Als Student hatte er sich in den frühen zwanzi - die Musik oder der Film Primat haben? Wie könnte das Verhältnis von ger Jahren als Kinopianist seinen kärglichen Lebensunterhalt verdient, eine Musik, Geräusch, Dialog, Bild balanciert werden? Schließlich entwarf harte Fronarbeit, die ihm gleichwohl vermittelte, wie vorgeformtes Bild und Zechanowski exakte »musikalische Szenarien«, auf deren Grundlage live gespielte Musik in Interaktion treten konnten. Solche Erfahrungen Schostakowitsch die Musiknummern komponierte. Auf die fertige Musik kamen ihm zugute, als er seine ersten Filmmusiken schrieb: In schneller hin wurden dann die Filmszenen gestaltet. In den von Solomon Wolkow Folge entstanden die Partituren zu »Das neue Babylon« (Stummfilm, 1929), herausgegeben Schostakowitsch-Memoiren wird dieses Vorgehen bestätigt: »Allein« (1930), »Goldene Berge« (1931), »Der Gegenplan« (1932). Musik »Für Zechanowski schrieb ich zwei kleine Opern. Sie gelten als Musik für Eine Trickfilmoper Die Wiedergeburt des »Balda« Trickfilme. In Wirklichkeit war es umgekehrt; die Filme waren nach meiner Musik gedreht worden, regelrechte kleine Opern: ‘Das Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda’