Verbreitung, Biologie Und Ökologische Ansprüche Von Lithostege Farinata
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© Entomologische Nachrichten und Berichte; downloadEntomologische unter www.biologiezentrum.at Nachrichten und Berichte, 46, 2002/1 9 J. Gelbrecht, Königs Wusterhausen, & F.Rosenbauer, Boston (USA)* Verbreitung, Biologie und ökologische Ansprüche vonLithostege farinata (H u fn a g e l , 1767) in Deutschland (Lep., Geometridae) Zusammen fas sung Lithostege farinata (Hufnagel, 1767) ist eine vorwiegend östliche Art, die in Deutschland ihre Arealwest- und -nordwestgrenze erreicht. Habitate sind warme Offenländer mit Kreuzblütlern (Sisymbrium spp., Berteroa incana, Descurainia sophia), der Nahrungspflanzen der Raupen. Seit etwa 40 bis 50 Jahren wird eine Arealregression an der Westgrenze beobachtet, die vermutlich durch Biotopvernichtung verursacht wurde. Vor al lem in Brandenburg ist seit etwa 1990 eine gegenläufige, positive Tendenz zu beobachten. L. farinata wird zuneh mend häufiger und sogar in bislang nicht besiedelten Regionen gefunden. Ursache ist vermutlich die großflächige Flächenstillegung ehemaliger Äcker, die auf armen, sandigen Standorten eine Entwicklung zu kontinental getönten, ruderal beeinflußten Sandtrockenrasen aufweisen und fürL. farinata günstige Habitatmöglichkeiten bieten. Inwie weit auch klimatische Faktoren für die aufgezeigten Tendenzen eine Rolle spielen, bleibt unbekannt. Die Gesamt verbreitung in Deutschland wird in einer Verbreitungskarte illustriert. Summary Distribution, biology and ecology of Lithostege farinata (H ufnagel, 1767) in Germany (Lep., Geometridae). - Lithostege farinata (Hufnagel, 1767) is a predominantly eastern species attaining the western and northwestern limits of its range in Germany. Its habitats are in warm and open sites with the host plants Sisymbrium spp., Berteroa incana, or Descurainia sophia. During the approximately last 40 to 50 years, a regression presumably caused by habitat destruction was observed near the western range limit. An opposite positive tendency is observed since about 1990, especially in the state Brandenburg. L. farinata is becoming increasingly more common and is found even in regions previously not inhabited by the species. The reason for this expansion is probably large-scale abondonment of former cropfields on sandy soils which exhibit a succession towards continentally influenced dry and sandy places (“Sandtrockenrasen”) providing favourable habitats for L. farinata. It is not clear yet whether the local population increase is also due to climatic changes during recent decades. A map of the German distribution of L. farinata is provided. 1. Gesamtverbreitung vonLithostege farinata ( H u f Arealgrenze von L. farinata im westlichen Mittelmeer n a g e l , 1767) raum bedarf noch weiterer Untersuchungen. Lithostege farinata wird weiterhin aus der Türkei gemeldet (z. B. Lithostege farinata ist eine vorwiegend östliche Art der R iem is 1994), wo jedoch auch die ähnliche Lithostege Offenländer, die in Osteuropa, Südosteuropa und im ancyrana P r o u t , 1938 vorkommt. östlichen Mitteleuropa relativ weit verbreitet ist und hier in allen Ländern nachgewiesen wurde (M üller Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, die westliche Are 1996, B uszko & N owacki 2000). Im Osten reicht das algrenze in Deutschland und ihre Veränderungen in die Areal bis nach Nord-Kazachstan und Süd-Sibirien (Vi- sem Jahrhundert detailliert darzustellen und die Ursa IDA LEPP 1996). Nach Norden wird L. farinata noch in chen der Arealregression einerseits und des gegenwär Dänemark, Südschweden und den baltischen Staaten tig gehäuften Auftretens vor allem in Brandenburg an nachgewiesen (S kou 1984), fehlt aber sonst in Skandi dererseits zu diskutieren. navien. Auch in den Beneluxstaaten und in Großbritan nien kommt L. farinata nicht vor. Die Art erreicht in 2. Verbreitung von Lithostege fa rin a in ta Deutsch Deutschland, Österreich und im Mittelmeerraum in land Frankreich und Spanien die Arealwestgrenze. Inwie weit sich die Angaben für Italien, Frankreich und Spa In Deutschland beschränkt sich das Vorkommen von Li nien auch auf die äußerlich von L.farinata gut unter thostege farinata auf das mehr kontinental beeinflußte scheidbare Lithostege duponcheli P ro ut , 1938 b ezie Tiefland und niedrige Hügelland. Folgt man der älteren hen, ist den Autoren nicht bekannt. Allerdings wird du Literatur, war die Art früher im östlichen Niedersachsen poncheli in jüngster Zeit von einigen Autoren als syno und Schleswig-Holstein, in Mecklenburg-Vorpommen nym zu farinata betrachtet (L eraut 1997, M oreno (U rbahn & U rbahn 1939), im Thüringer Becken, in 1994, R edondo & Gaston 1999). S coble (1999) führt der Leipziger Tieflandsbucht und vom sächischen Elb dagegen duponcheli P rout , 1938 wieder als bona spec, tal bis nach Magdeburg (B ergm ann 1955, M öbius auf. Eine Klärung dieser Problematik und damit der 1905) sowie in Brandenburg (C happuis 1942, S t ö c k e l Herrn OStR W o l f g a n g H e in ic k e mit allen guten Wün schen zum 70. Geburtstag gewidmet. © Entomologische Nachrichten und Berichte; download unter www.biologiezentrum.at 10 Entomologische Nachrichten und Berichte, 46,2002/1 1955) - mit Ausnahme der Lausitz - relativ weit ver MTB 2427 Barsbüttel: 1 Ex. 8.VI. 1949 (in coll. J. WuLF/Bälau, breitet (Abb. 1). In Bayern und Hessen wurde die hier W e g n e r in litt.). MTB 2525 Hamburg Rosengarten: 30.V. 1926 (leg. S c h ä f e r , coll. vermutlich nicht bodenständige Art nur an wenigen Zoologisches Institut Hamburg, Riefenstahl in litt.). Fundorten nachgewiesen. Weiter westlich und südlich MTB 2528 Geesthacht: 4 Ex. Mitte Mai 1948 (Buss 1948). MTB 2529 Rühlauer Forst: 27.V. 1926 (leg.S c h ä f e r , coll. Zoologi fehlt L. farinata (Nordrhein-Westfalen, Rheinland- sches Institut Hamburg, Riefenstahl in litt.). Pfalz, Saarland) bzw. es liegen nur unsichere Angaben (Baden-Württemberg) vor (Gelbrecht 1999). Im Niedersachsen Laufe der letzten Jahrzehnte erfolgte eine erhebliche Arealregression: In Niedersachsen und Schleswig-Hol- Aus Niedersachsen sind zahlreiche Funde bekannt, die stein fehlen Nachweise seit etwa 1950, gleiches trifft jedoch seit etwa 1950 nicht bestätigt wurden. auch auf Thüringen und die meisten Gebieten Sachsens MTB 2524 Daerstorf: 3 I.V. 1914 (L o ib l 1937). zu. Während Bergmann (1955) für Thüringen jedoch MTB 2624 Stuvenwald (leg. R. Schaefer, Loibl 1937). MTB 2626 Buchwedel: 4 Ex. am 12.VI.1905 (leg. Sauber, Loibl noch keine Hinweise auf einen Rückgang gibt, ver 1937) sowie Stelle: 1 Ex. am 14.VI.1905 (in coll. W e g n e r). merkt Steuer (1995) ausdrücklich, daß L.farinata im MTB 2627 Radbruch: 1 Ex. 20.VI.1909 (leg.Sauber, Loibl 1937). Raum Bad Blankenburg/Thüringen schon seit 1906 MTB 2728 Lüneburg (M achleidt 1883/84). MTB 2818 Lesum: 1 Ex. am 16.VI. 1913 (Rathje & Schroeder nicht mehr beobachtet wurde. Aus dem Leipziger Raum 1924). stammen die letzten Nachweise aus der Zeit zwischen MTB 2824 Schneverdingen: 1 Ex. am 23. VI.1913(F iebig 1937). 1960 und 1970. Im Gebiet um Halle wurde L. farinata MTB 2825 Niederhaverbeck: 1 Ex. 23.VI.1913 (Rathje & Schroe d e r 1924) sowie Wilsede: 1 Ex. 23.VI. 1913 (in coll. W e g n e r). nach langem Fehlen erst wieder 1994 nachgewiesen MTB 3624 Hannover-Stadtgebiet und Umgebung (Bult, Eilenriede, (s.u.), aus dem südlichen Teil Sachsen-Anhalts ver Herrenhausen) (F ü g e et al. 1930). MTB 3627 Peine: 1 Ex. am 28.V. 1935 (leg. Stadler, Gross 1947- schwand die Art um 1970 (Lemm & Stadie 2002). Ak 1950). tuelle Funde (seit 1980, siehe auch Abb. 1) liegen vor MTB 3729 Braunschweig-Zentralfriedhof( H a r tw ie g 1958). allem aus dem mittleren und östlichen Brandenburg MTB 3829 Mascheroder Holz ( H a r tw ie g 1958). MTB 4028 Ohlei ( H a r tw ie g 1958). und dem östlichsten Mecklenburg-Vorpommern sowie MTB 4223 Solling, Neuhaus ( H a r tw ie g 1958). dem brandenburgischen und anhaltinischen Elbtal vor. MTB 4425 Göttingen: 1 Ex. am 26.V. 1912 (F in k e 1938). Im Gegensatz zu der zuvor beschriebenen Arealregres sion wird L. farinata seit etwa 1990 besonders vom Mecklenburg-Vorpommern östlichen Berliner Raum bis zur Oder und bis zur Nie Urbahn & Urbahn (1939) nennen aufgrund der dama derlausitz deutlich häufiger beobachtet, verbunden mit ligen weiten Verbreitung (s. o.) keine Einzelfundorte. einer Erhöhung der Fundortzahl. So wurde die Art erst Die in der Verbreitungskarte (Abb. 1) aufgeführten malig auch in der südwestlichen Niederlausitz (Finster Nachweise sind aus der von Urbahn & Urbahn (1939) walde, s. u.) nachgewiesen. Häufigkeitszunahme und dargestellten Verbreitungskarte übernommen worden. Fundortverdichtung lassen sich nicht nur durch eine ge Sie ließen sich nur den jeweiligen Meßtischblättern, je zielte Kartierung von L. farinata während der letzten doch nicht einzelnen Fundorten zuordnen (MTB 1446, Jahre erklären, sondern sind offensichtlich auch auf 1541, 1642, 1643, 1644, 1843, 1845, 1849,1946, 1947, veränderte Landnutzungsformen (siehe unter 3.) zu 1949, 2048, 2050, 2147, 2552, 2651). Die Angaben aus rückzuführen. Vermutlich ist die Fundortdichte auch in dem Stralsunder Raum beziehen sich auf Zeiten um der noch unzureichend erforschten Uckermark (nord 1900 oder früher (T a b b e r t , pers. Mitt.). Darüberhinaus östliches Brandenburg) größer als in Abb. 1 darge sind den Autoren folgende Einzelfundortangaben be stellt. kannt geworden: Im folgenden werden alle den Autoren bekannt gewor MTB 1744 Andershof und Drigge: 1908 (S p o rm a n n nach T a b b e rt, denen deutschen Fundorte auf der Basis von Meßtisch pers. Mitt.). blättern zusammengestellt. MTB 1936 Westenbrügge bei Rostock: vor 1950 (in coll. Museum Waren nach E. & H. U rb a h n ). MTB 1938 Rostock: vor 1950 (in coll. Museum Waren nach E. &H. Abkürzungen: U rb a h n ). MTB = Meßtischblatt (1:25.000) MTB 1948 Wolgast: 1960-69(M anteufel). TÜP = Truppenübungsplatz MTB 1950 Ückeritz/Usedom: um 1975 (E. & H. U rb a h n ). MTB 2051 Ahlbeck/Usedom: 1982 (P. S ch m id t). MTB 2235 Ventschow bei Schwerin: 1 Ex. 1969 (Deutschmann). Schleswig-Holstein und Hamburg MTB 2250 Ueckermünde: 1 Ex. am 18.V.1993 (Hennicke). MTB 2347 Friedland ( S ta n g e 1901).