DIE PIES-CHRONIK Mitgliederzeitung des gemeinnützigen eingetragenen Vereins Familienstiftung Pies-Archiv, Forschungszentrum Vorderhunsrück

31. Jahrgang Nr. 64/2016

Danke!

in kleines Wagnis war es schon, die Aus- E richtung des Mundartsymposions am 30. April 2016 in . Die vielen positiven Rückmeldungen haben jedoch be- stätigt, dass die gewählte Mischung aus Theo- rie und Praxis genau richtig war und von den Besuchern sehr gut aufgenommen wurde. Allen, die zum Erfolg der Veranstaltung bei- getragen haben, sagen wir deshalb an dieser Stelle ganz herzlichen Dank.

Weitere Nachbetrachtungen und individu- Und weil alles so prima geklappt hat, sei elle Danksagungen finden Sie auf den folgen- schon einmal verraten, dass weitere ähnliche den Seiten. Veranstaltungen geplant sind.

In dieser Ausgabe

Nachbetrachtung und Dank ...... S. 2 Protokoll der Mitgliederversammlung ..... S. 5 Piese Erich zeigte Empathie ...... S. 6 Personen und Nachrichten ...... S. 7 Neue Publikationen ...... S. 9 Aktuelles zu Willem Pies ...... S. 10 Presseberichte (Einhefter) ...... S. 17 Lehrer Pies in ...... S. 21 Hunsrik -Besuch aus Brasilien ...... S. 25 Pies-Missverständnisse ...... S. 26 Beltheimer Gericht – Teil IV: ...... S. 27 Impressum ...... S. 36

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Nachbetrachtung und Dank

ls Nachbetrachtung und Danksagung meinen kurzen Mundartexkurs nicht verstan- A folgen hier die textlich leicht angepass- den und sich vermutlich nur fragten, welch ten Begrüßungsworte des Vereinsvorsitzen- merkwürdig verwirrter Prüfling da vor ihnen den. saß, blieben sie gelassen und wir lösten die Begrüßung Mundwerkzeugfrage gemeinsam. Der Rest der Prüfung verlief dann ganz harmonisch Gendach Ihr Läid! Guten Tag, meine Da- wie von selbst. men und Herren, und herzlich willkommen Für mich war das damalige Ereignis jeden- zum Mundartsymposion der Familienstiftung falls ein Schlüsselerlebnis, das meine Neu- Pies-Archiv/ Forschungszentrum Vorder- gierde für die reizvollen Eigenarten und viel- hunsrück in Dommershausen. fältigen Facetten unserer Mundart weckte. Stellen Sie sich bitte einmal vor, Sie seien Mit der heutigen Veranstaltung und der Biologiestudentin oder -student und säßen in Mundartaudiothek möchte ich dazu beitra- der Vordiplomprüfung. Derjenige der beiden gen, möglichst viele Menschen für die faszi- Prüfer, der Sie kurz zuvor mit den freundli- nierenden Nuancen unserer Mundart zu be- chen Worten Ah, da ist ja unser Delinquent be- geistern und sie in ihrer vielfältigen Ausge- grüßt hat, bittet Sie nun, ihm doch einmal die staltung für spätere Generationen zumindest Mundwerkzuge der Fruchtfliege zu erläutern. zu archivieren.

Stellen Sie sich nun noch vor, Sie seien Mo- Ihnen allen danke ich dafür, dass Sie die- selfränkin oder -franke. Diejenigen unter ses Anliegen durch Ihre Anwesenheit unter- Ihnen, die dieses Schicksal mit mir teilen, stützen. werden leicht nachvollziehen können, warum Einige unter Ihnen möchte ich ganz be- mich diese Frage vor knapp 40 Jahren für sonders begrüßen. Das ist einmal der Kreis- einen Moment völlig aus der Fassung brachte. beigeordnete Herr Dietmar Tuldi als Vertre- Gut, die Tatsache, dass ich auf Lücke gelernt ter des Landrats. Ferner begrüße ich den Ver- hatte und mich die vielfältig ausgestalteten bandsgemeindebürgermeister von , Mundwerkzeuge von Insekten noch nie son- Herrn Christian Keimer und Herrn Dietmar derlich interessiert haben, mögen damals Emmerich , Ortsbürgermeister von Dommers- ebenfalls für einen Adrenalinschub gesorgt hausen. Diese drei Herren werden gleich noch und den Stress verstärkt haben. Grußworte an uns richten. Was mich damals aber wirklich für einen Ferner sind Herr Hermann Neumann , Ers- Moment völlig perplex machte, war die blitz- ter Beigeordneter im Verbandsgemeinderat artig gewonnene Erkenntnis, dass es bei uns Kastellaun und Altbürgermeister von Dom- zuhause gar keine Fliegen gibt. Mir kenne nur mershausen und Herr Eugen Kochhan , Orts- Megge! Und bei uns wird die Stubenfliege vorsteher von Dorweiler zu Gast. genauso wie die Stechmücke mit der Megge- plätsch gejagt. Auch wäre meine Oma nie auf Danksagung die Idee gekommen, einen Fliegenfänger auf- Um später niemanden zu vergessen, will zuhängen. Sie verwendete Meggefenga, auch ich nun gleich all denen danken, die vor und wenn an denen letztendlich nur Fliegen kle- hinter den Kulissen zum Gelingen des heuti- ben blieben. gen Tages beigetragen haben bzw. beitragen Nach diesem mentalen Aussetzer gleich zu werden: Beginn der Prüfung versuchte ich die Situ- Die Gemeinde Dommershausen hat die ation zu retten, indem ich den beiden Profes- Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Wir soren erklärte, dass es bei uns zumindest zahlen zwar Miete, bekommen aber eine fi- sprachlich keine Fliegen gibt. Auch wenn sie nanzielle Unterstützung von der Ortsgemein-

Nr. 64/2016 Mundart-Symposion – Nachbetrachtung und Dank Seite 3 de und eine weitere von der Verbandsge- anstaltung erst einen Sinn geben, nicht zu meinde Kastellaun . Beiden danke ich sehr vergessen, die wohlwollende Presse in Person herzlich für die großzügige Unterstützung. von Wolfgang Wendling und Werner Du- Damit wir nicht ungehört bleiben, küm- puis . mern sich Achim Schneider und Klaus Elbert um die Tontechnik, die vom Musikverein Eröffnung des wissenschaftlichen Blocks Harmonie zur Verfügung gestellt wird. In meiner Begrüßung hatte ich Ihnen heute Das Ganze wird auf Video und Fotos von Mittag eine ganz persönliche Begebenheit Winfried Weber festgehalten und die tolle preisgegeben, die ich vor etwa 40 Jahren er- Leinwand haben unsere Mitglieder Doro Pies lebte. Ähnlich merkwürdige Geschichten er- und ihr Vater Martin Pies gestiftet. lebt sicher jeder von uns immer wieder mit Den Vorstandsmitgliedern Christa Rau- unserer Mundart, ohne sich der genauen schenberg, Doro Pies und Manfred Pies , die Gründe für die Situationskomik bewusst zu schon gestern beim Aufbau geholfen haben sein. So ging es auch mir lange Zeit. Erst und auch heute aktiv den Ablauf unterstüt- nachdem ich die Bücher Ein Kaffee zum Mitho- zen, danke ich dafür ebenso wie meiner len, bitte! und Marjusebetta von Dr. Yvonne Schwägerin Lucia Pies , meinem Bruder Ste- Treis gelesen und den Kleinen Hunsrücker fan Pies und meinem Neffen Jakob Pies. Mundartatlas von Dr. Georg [Abends halfen noch meine Drenda studiert hatte, verstand Nichte Antonia Pies und ich, warum wir so verquer spre- Marvin Vogt beim Auf- chen, wie wir es tun. Das ist so räumen.] ähnlich wie nach einem Arztbe- Dr. Eike Pies gebührt such, bei dem man eine Diagnose Dank dafür, dass er mit mitgeteilt bekam. Egal wie sie seiner Frau Dr. Ingvild ausfällt, man ist meist beruhigter, Neufang-Pies den Bücher- denn endlich weiß man woran tisch betreut und heute man ist. Deshalb freue ich mich Abend nach der Messe ganz besonders, heute im eher durch das Haus führt. Ganz Zur Erinnerung etwas wissenschaftlichen Teil des Sym- besonders danke ich aber Lesestoff für die Referenten (Dr. Yvonne Treis posions diese beiden Sprachwis- auch meinem Lebensge- und Dr. Norbert J. Pies) senschaftler als Referenten begrü- fährten Georg Braach für ßen zu können. seine unendliche Geduld mit mir während Starten wollen wir aber mit dem erfahre- der teilweise recht aufreibenden Vorberei- nen Heimatforscher Dr. Achim Baumgarten , tungsphase und für seine tatkräftige Unter- der vor einem Jahr eine ausführliche Biogra- stützung. phie über den bekannten Hunsrückdichter Aus der Frauengemeinschaft Dommers- Peter Joseph Rottmann und seine Zeit veröf- hausen sorgen Monika Hammes, Monika fentlicht hat. Pies, Christa Brost, Karina Knöppel, Tanja Vogel, Andrea Brokonia und Alexandra Mundart in der Praxis Vogt unter Leitung von Cornelia Wille für Kaffee und Kuchen. Ingrid und Manfred Pies Der praktische Teil wird von Manfred sind für die Bar zuständig, deren Pies mit einem Gedicht über den Sohn Jonas und dessen Freundin Moselaner schlechthin eröffnet. Kristin Schmitt servieren die Dann folgt die Vorstellung von Kaltgetränke. zwei Mundartinitiativen mit Ganz besonders möchte ich praktischen Beispielen. Josef Peil Ihr Augenmerk auf Doro Pies , (O-Ton Hunsrück) bringt den die Frau mit der Sammelbüchse Teilnehmern mit Originalbeiträ- lenken. Da wir ein sehr kleiner gen aus verschiedenen Orten die Verein mit sehr kleinem Budget Hunsrücker Mundartvarianten sind und trotzdem keinen Eintritt näher und Gerhard Schommers nehmen, sind wir auf Spenden Manfred Millen brachte (Mundartinitiative im Kreis zur Finanzierung angewiesen. die Zuhörer zum -) will unter anderem Und natürlich danke ich Schmunzeln mit Erläuterungen der Winzer- Ihnen allen, liebe Gäste die Sie sprache an der Mittelmosel neugierig auf durch Ihr Kommen und Ihr Interesse der Ver- mehr machen.

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Schließlich wird Manfred Millen mit sei- Dankesworte zur Mundartmesse nem Gedicht über das Strimmiger Platt in Ich habe mich heute schon oftmals bedankt Strimmiger Platt die Besonderheiten dieser bei allen, die zu dem Erfolg des heutigen Ta- speziellen Mundartvariante verdeutlichen. ges beigetragen haben. Gerne bedan-

ke ich mich heute Nachmittag auch bei denen, die für diesen würdigen Abschluss gesorgt haben. Das sind zunächst die beiden Zelebranten. Pastor Benno Wiederstein hat der teilweise in Mundart gehaltenen Mes- se zugestimmt und Pastor Ralf Bir-

kenheier aus Mendig mit Zum Abschluss freuen Dommerscher Wurzeln wir uns auf die Dommer- sagte ebenfalls gleich zu, scher Ometzele, die unter als ich ihn auf das Vorha- der Regie von Elfi Pinger ben ansprach. ein Mundart-Theater- Vor allem bedanke ich stück darbieten werden, mich auch bei Brigitte in dem es um Kostenein- Pies , die den Messverlauf sparung im Gesund- ausgearbeitet und einige heitswesen und das Wohl Liedstrophen in Mundart des Arztes geht. Hat der übersetzt hat. Ebenso Patient die OP überlebt, Die Zelebranten Benno Wiederstein und haben Bärbel Pies mit hat er Pech gehabt und es Ralf Birkenheier bei der Mundartmesse den Fürbitten und Sabri- wird weiter operiert. Den na Hein mit der Meditation zu der würdigen Darstellerinnen Tanja Börsch, Ute Brück, Messfeier beigetragen. Danken möchte ich Lisa Brück, Anja Fröhlich, Elke Klein, Kari- auch der Organistin Claudia Odenbreit für na Knöppel, Margit Mangels, Helga Pies, das herrliche Orgelspiel und den Gesang so- Andrea Pörsch und Tanja Vogel ein herzli- wie der Küsterin Annemie Konrath . ches Dankeschön.

In der Begleitausstellung Faszination Mundart war Gelegenheit zu fachlichem Gedankenaustauch und auch der Büchertisch war gut besucht; (von oben links nach unten rechts: Dr. Norbert J. Pies mit Rosmarie Pies und Dr. Peter Pies – die Referenten Dr. Georg Drenda, Josef Peil und Manfred Pies – Gerhard Schommers und Dr. Norbert J. Pies – Dorothee Pies, Dr. Ingvild Neufang-Pies, Dr. Yvonne Treis, Wolfgang Wendling, Dr. Eike Pies und Markus Sausen.

Nr. 64/2016 Protokoll der Mitgliederversammlung Seite 5

Protokoll der Mitgliederversammlung vom 30. April 2016 in Dommershausen

Von Manfred Pies, Schriftführer

eginn: 10.32 Uhr - Ende: 11.17 Uhr lienmitgliedschaften) hat und 7 korrespondie- B Anwesend: 22 Mitglieder und 2 Gäste rende. Auslandmitgliedschaften bestehen keine mehr. Diane Anderson aus den USA Tagesordnung wird zukünftig als korrespondierendes Mit- 1. Feststellung der ordnungsgemäßen Einla- glied geführt. dung und der Beschlussfähigkeit - dass zum Mundartsymposion eine Sonder- 2. Jahresbericht des Vorstandsvorsitzenden aktion zur Mitgliederwerbung durchgeführt 3. Bericht der stellvertretenden Vorsitzenden wird. Aufnahmeanträge werden am Bücher- 4. Geschäftsbericht für das Jahr 2015 der tisch und an den Tischen im Bürgersaal aus- Schatzmeisterin und der Kassenprüfer gelegt. Jedes Neumitglied erhält ein Will- 5. Entlastung des Vorstandes kommenspaket. Die Zusammenstellung des 6. Festsetzung des Vereinsbeitrags ab 2016 Willkommenspakets ist der letzten Mitglie- 7. Satzungsänderungen (Beschlussvorlage) derzeitung zu entnehmen. 8. Verschiedenes zu 3 zu 1 Die stellvertretende Vorsitzende Christa Rau- Der Vorstandsvorsitzende Dr. Norbert J. Pies schenberg berichtet von einem mäßigen Be- begrüßt die Mitglieder aufs herzlichste. Er such im Jahr 2015. Es war wenig erfreulich. stellt die satzungsgemäße Einladung und Das Jahr 2016 wäre allerdings gut angelaufen Beschlussfähigkeit der Versammlung fest. Die und sie ist optimistisch, dass es in 2016 besser Einladung und die Tagesordnung wurden in wird. der Mitgliederzeitung Nr. 62/2016 bekannt In Ergänzung berichtet Dr. Norbert J. Pies: gegeben. Gegen die Tagesordnung erhebt sich - vom Besuch von Frau Solange Hamester kein Widerspruch. Ergänzungen durch die Johann vom Projekt „Hunsrik“, Rio Grande Versammlung wurden nicht vorgebracht. do Sul Brasilien mit Begleitern am 21. März Zum Gedenken an die Verstorbenen des 2016, der durch Herrn Werner Nikolay aus letzten Jahres bittet er die Versammlung, sich Buch ermöglicht wurde. Sie leitet in Brasilien von den Plätzen zu erheben. Die Mitglieder- eine Schule und das Projekt „Hunsrik“. Frau versammlung gedenkt der verstorbenen Mit- Hamester Johann hat mehrere Bücher mit Ur- glieder. Hunsrücker Platt, wie es heute noch in Brasi- zu 2 lien gesprochen wird, dem Verein geschenkt. - dass Frau Helga Kievenheimer dem Verein Dr. Norbert J. Pies teilt mit: eine Geige mit Geigenkasten aus dem Besitz - dass die Gemeinnützigkeit am 24. Juni 2015 des Lehrers Johann Wagner geschenkt hat. vom Finanzamt -Zell für weitere drei Johann Wagners Frau stammte aus Dom- Jahre bestätigt wurde. Damit dürfen Spen- mershausen. denquittungen weiterhin ausgestellt werden. - dass Prof. Toni Diederich ein altes Exemplar - dass der Verein ab Juni 2016 in der Bußgeld- Hampit der Jäger von Jakob Kneip aus dem Be- liste des Oberlandesgerichts Koblenz einge- sitz seiner Vaters Peter Diederich dem Verein tragen ist. Der Eintrag ist für zwei Jahre gültig geschenkt hat, der Lehrer in Eveshausen war. und muss dann erneut beantragt werden. Mit - dass weitere Buchgeschenke von verschie- dem Eintrag in die Bußgeldliste ist vielleicht denen Personen der Verein erhalten habe. eine kleine Einnahmequelle für den Verein - dass Christof Pies dem Verein zur Dauer- erschlossen. leihgabe ein antiquarisches Buch/ Behältnis - dass der Verein aus der Buchhändlerverei- mit verschiedenen „Arzneymitteln wider die nigung ausgetreten ist und somit eine Erspar- fallende Sucht, Zuckungen und krampfartige nis von ca. 350 bis 500 € möglich ist. Damit Zufälle des männlichen Geschlechts“ zur Ver- unterliegt der Verein auch nicht mehr der fügung stellen wird. Buchpreisbindung. - dass der Verein aktuell 138 zahlende Mit- glieder (95 Einzelmitgliedschaften, 21 Fami-

Nr. 64/2016 Protokoll der Mitgliederversammlung Seite 6

zu 4 vom Finanzamt gefordert wurde, da sie nicht in allen Punkten der Mustersatzung ent- Schatzmeisterin Dorothee Pies trägt den Ge- spricht. Er erklärt die Änderungen der Einlei- schäftsbericht für das Jahr 2015 vor, der in der tung und der §§ 1, 2, 4, 12, 13 und 14 und Mitgliederzeitung 62/2016 auf S. 6 veröffent- stellt sie zur Abstimmung. licht wurde. Die Einnahmen betrugen Die Mitgliederversammlung stimmt der 9.266,16 €. Die Ausgaben betrugen insgesamt Satzungsänderung einstimmig zu. 8.894,03 €. Somit verbleibt ein Jahresüber- schuss von 372,13 €. Das Barvermögen beträgt zu 8 11.117,26 € und das Vereinsvermögen Dr. Norbert J. Pies teilt der Versammlung mit, 52.706,90 €. Sie erläutert, dass die Buchbe- stände nach dem Nominalwert berechnet sind dass es wegen des aufwändigen Verfahrens keine Mitgliedsausweise mehr geben wird. und deshalb das Vereinsvermögen so hoch sei. Für das aktuelle Geschäftsjahr sollen die Er weist auf neue Veröffentlichungen hin: - Borschüre Auszüge aus dem Beltheimer Bücher neu bewertet und nach unten ange- passt werden. Dr. Eike Pies erläutert dazu, Gerichtsauftragsbuch, von Franz Josef Wolf. dass die aktuelle Bewertung der Buchpreis- Franz Josef Wolf erläutert einige Aspekte seiner Arbeit. bindung geschuldet ist und nach der Kündi- gung der Mitgliedschaft in der Buchhänd- - Neue CDs in der Edition Dr. Eike Pies: - 5 längst vergriffene Familienbücher, 3 CDs Pi- lervereinigung eine andere Preisgestaltung Unser Hunsrück möglich ist. sos Brasiliana, aus der Reihe Bd. 15: Anniversarien der Kirchenfabriken Jakob Pies berichtet der Versammlung von der Kassenprüfung, die er zusammen mit Dommershausen und Mannebach, CD Wap- penbuch Familie Pies und Ahnen, Stammta- Frau Regina Tilch durchgeführt hat. Er ent- schuldigt Frau Tilch, die leider wegen einer feln Pies-Ahnen zu Karl dem Großen und anderen Verpflichtung nicht an der Mitglie- Widukind. Dr. Eike Pies teilt einige interes- sante Details zu seinen Veröffentlichungen derversammlung teilnehmen kann. Er trägt vor, dass die Bücher sauber geführt sind, die mit. Zum Abschluss der Mitgliederversamm- Anregungen aus dem vergangenen Jahr um- gesetzt wurden, die Prüfung zu keinen Bean- lung stellt der Vorsitzende das Programm des anschließenden Mundartsymposions vor und standungen führte. lädt alle zur Ausstellungseröffnung ein. zu 5

Jakob Pies stellt den Antrag auf Entlastung des Vorstandes. Dem Antrag wurde einstim- mig gefolgt, bei Enthaltung des Vorstandes. Piese Erich

zu 6 zeigte Empathie

Dr. Norbert J. Pies trägt der Versammlung Von Edith M. Barden vor, dass der Vorstand vorschlägt, den Mit- gliedsbeitrag in der bisherigen Höhe zu belas- er Piese Erich hat sich früher beim Schu- sen. Ebenso schlägt er vor, den Beitrag für D ster hin und wieder ein paar Groschen Auslandsmitglieder gleich zu setzen mit den verdient. Wenn der Schuster reparierte Schu- Inlandsbeiträgen. he auszuliefern hatte, dann hat der Erich das Einzelmitgliedschaft 40 € übernommen. In einem Bauernhaus in Familienmitgliedschaft 60 € Sabershausen war ein Onkel gestorben. Der Schüler/Studenten 20 € Bauer hat dafür seine Sonntagsschuhe neu Keine speziellen Auslandsbeiträge (neu) besohlen lassen. Die Mitgliederversammlung stimmt den Vor- Als der Erich in das Trauerhaus kam, woll- schlägen einstimmig zu. te er noch ein paar warme Worte sagen. „Gell, ihr habt morgen die Beerdigung?“ „Ja“, sagte zu 7 die Bäuerin. Der Erich daraufhin: „Dann feiert

gut, tschö!“ Dr. Norbert J. Pies verteilt die Beschlussvorla- ge zur Satzungsänderung an die anwesenden Edith M. Barden wohnt in Sabershausen und hat Mitglieder. Sie war bereits in der Mitglieder- zwei Bücher teils in Hunsrücker Mundart heraus- zeitung Nr. 62/2016 abgedruckt. Er gibt be- gegeben, die in unsere Ausstellung Faszination kannt, dass die Änderung der Vereinssatzung Mundart aufgenommen wurden.

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Personen und Nachrichten

ZZZ Gestorben ZZZ YYY Geschenkt YYY

Am 12. Dezember 2015 starb unser Mitglied Frau Helga Kievenheimer schenkte unse- Alois Pies aus Merzig (* Dommershausen 2. rem Verein eine März 1935, Mitglieds.nr. 87; Fam.nr. 1680 im Geige mit Gei- FB Pies) und am 24. Juni 2016 starb zu Bur- genkasten, die scheid bei Köln Alfred Pies (* Düren 21. De- Johann Wagner zember 1926; Fam.nr. 1635 im FB Pies). gehörte. Er war am 13. Februar Eingetreten 1831 in Als neue Mitglieder begrüßen wir sehr herz- geboren und lich zum 30. April 2016 Christoph Lenz (Lan- starb am 21. Juli desbeamter RLP; Leutesdorf, Mitgl.nr. 300), 1901 in Ehren- Dr. Achim Baumgarten (Archivar; Simmern, breitstein, wo er Mitgl.nr. 301) und Josef Peil (Pensionär; Mas- auch beerdigt tershausen, Mitgl.nr. 302) und zum 19. Juni wurde. Der Leh- 2016 Markus Bader (Baustoffprüfer, Waldal- rer war mit Ro- gesheim, Mitgl.nr. 303). sina Rickus aus Dommershausen verheiratet. CCC Glückwunsch CCC Unser Mitglied Christof Pies (Kastellaun)

Ihre Goldhochzeit feierten am 29. Mai 2016 fand beim Aufräumen ein Behältnis mit ver- Rosmarie und Dr. Peter Pies zu Köln-Weiß. schiedenen „Arzneymitteln wider die fallende Sucht, Zuckungen und krampfartige Zufälle Wir gratulieren dem Jubelpaar. Unser Vor- standsvorsitzender Dr. Norbert J. Pies wurde des männlichen Geschlechts“. Dieses in nie- derländischer Schrift verfasste Faltbüchlein in den Redaktionsausschuss des Jahrbuchs Kreis Cochem-Zell berufen. stammt mutmaßlich aus dem 16./17. Jahr- hundert und enthält neben Gebeten gegen ♫ Rundgeburtstage 2017 ♫ Dämonen und die Pest auch noch getrocknete Kräuter. Der Finder wird unserem Museum Im kommenden Jahr feiern folgende Ver- die Preziose als Dauerleihgabe überlassen. einsmitglieder ihren runden Geburtstag. 30 Jahre: Stefanie Pies (Köln) 18. Dezember - 40 Jahre: Dr. Kai Michael Pies (Mainz) 16. Oktober - 55 Jahre: Dr. Peter Johannes Laufer (Frankfurt/ Main) 16. Februar, Sylvia Bause (Kappel) 23. April, Elke Margarete Pies- Eckart (Andernach) 3. September - 60 Jahre: Engelbert Pies (Sulzheim) 16. April, Ute Röschlau (Düsseldorf) 12. Oktober, Dr. Uwe Krausbauer (Vallendar) 7. Dezember - 65 Jahre: Albert Löbler (Bell/ Eifel) 6. April, Christa Rauschenberg (Dommershausen) 22. Dezember - 70 Jahre: Reinhard Wickert (Simmern) 24. Januar, Dr. Ingvild E. Neu- fang-Pies (Sprockhövel) 4. Februar, Horst Rauschenberg (Dommershausen) 13. Oktober - 75 Jahre: Dr. Eike Pies (Sprockhövel) 22. März, Prof. Friedrich W. Seibel (Koblenz) 26. März, Sonja Pies (Riegelsberg) 30. Mai - 80 Jahre: Norbert Peter Johann Pies (Bedburg- Hau) 6. Mai, Dr. Peter Pies (Riegelsberg) 8. Juni, Elmar Pies (Daxweiler) 11. November, Franz Josef Pies (Wegberg) 3. Dezember - 85

Jahre: Doris Gagneur-Wieland (Mainz) 17.

Februar

Nr. 64/2016 Personen und Nachrichten Seite 8

Von Herrn Prof. Dr. Toni Diederich (Bonn), 1614 doch noch kein Sohn des früheren Eveshausener Lehrers Pies in Senhals

Peter Diederich erhiel- Von Norbert J. Pies ten wir eine antiquari- sche Ausgabe von Ja- en umfangreichen Forschungen von Dr. kob Kneips Hampit der D Eike Pies zufolge gehen die heutigen Jäger aus dem früheren Pies-Zweige auf den kaiserlichen Regiments- Bestand der Volkschule feldscher und Chirurgus Diederich Pies (um Eveshausen. 1590 – nach 1666) zurück, der aus Kleve Unser Mit- stammte und den es um 1614 im Gefolge des glied Alfred Grafen Johann Philipp Boos von Waldeck auf Bernd (Kob- den Hunsrück verschlug. Von einigen Famili- lenz) hat uns enforschern wurden wir darauf hingewiesen, anlässlich des dass sich der Name Pies damals auch schon in Mundart-Sym- Senhals nachweisen lässt. In der Abschrift des posions für un- betreffenden Kirchenbuchs von Otto Münster sere Audiothek ist nämlich für Oktober/ Dezember 1614 die eine Hörkassette in Wittlicher Mundart ge- Taufe einer Regula Pis, Tochter des Schnei- schenkt. Sie enthält Kartoffelgerichte unter ders Matthias Pis aus Senhals, verzeichnet. In dem Motto Wat ma bej seinem Familienbuch wird der us gear koacht und Nachname 1989 unter Nr. 1308 dann als Pies Schimpfwörter aus geschrieben. Im Ortsfamilienbuch Senheim der Wittlicher Ge- von Lika Hellwig aus dem Jahre 2007 wird die gend nach dem Motto Taufe hingegen der Familiennummer 3626, Ejch soan der was de nämlich dem Schneider Matthias Uß, von Uß, bes . Auch schenkte er Ues, de Uß zugeordnet, der in den Jahren uns ein Exemplar des 1619, 1621 und 1626 drei weitere Kinder tau- fen ließ. Koblenzer Struwwel- peters. Unser Mitglied Dr. Achim Baumgar- ten (Simmern) schenkte uns aus seinem Fun- dus die beiden Bände seiner 2002 erschiene- nen Ortschronik Külz. Herr Klaus Layendecker (Treis-Karden) In einem solchen Zweifelsfall hilft am schenkte uns die Jahrbücher 2013 und 2016 ehesten der Blick in das Original. Wie so oft, des Hunsrückvereins. liegt aber auch hier die Tücke im Detail. Der Frau Solange Maria Hamester Johann fragliche Eintrag auf Seite 1 des Kirchenbuchs schenkte uns (s. auch S. 25) drei heimatkund- 1 der Pfarrei St. Katharina in Senheim hat eine liche/ familienkundliche Bücher zur Besied- Fehlstelle, die den Anfang des auf thiae en- lung von Santa Maria do Herval, Rio Grande denden väterlichen Vornamens und den mit do Sul, Brasilien und zwar Do Velho Mundo Re- beginnenden Vornamen des Täuflings para o Bucherberg ou Bugerberg um Novo Mund- unleserlich macht. Zudem ist der offenbar nur o!!! (2009, 253 S.), No coração verde da mata aus zwei Buchstaben bestehende Familien- virgem - Thee Walt - Santa Maria do Herval/ Im name verschrieben und der erste Buchstabe tiife kriines hërts fom uer walt (2010, 409 S.) und wegen eines Tintenkleckses unleserlich. Ein- Comunidades evangélicas do Herval & outras deutig ist aber der zweite Buchstabe als ß zu histórias (2013, 215 S.) sowie zwei Kinderbü- lesen. Dazu teilt die Archivarin Barbara Lutz cher auf Riograndenser Hunsrückisch, näm- mit: Aus meiner Sicht ist die Münstersche Lesung lich Mayn Lüpste Kexichtcher (2016; 102 S.) und „Pis“ nicht nachzuvollziehen; die Lesung „Uß“ Piiplixe Awentuure (2012; 76 S.). Teils hat sie von Lika Hellwig halte ich für wahrscheinlicher, die Bücher alleine und teils als Coautorin denn die weiteren Taufeinträge für die Kinder des publiziert. Schneiders Mathias Uß laut Hellwig zeigen beim Familiennamen die größte Ähnlichkeit mit dem Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen verschriebenen Namen 1614. Spendern. Damit dürfte diese Frage geklärt sein.

Nr. 64/2016 Neue Publikationen Seite 9

Neue Publikationen

nser Mit- Begleitend zum U glied Josef Mundartsymposion Peil hat in der wurde am 30. April Edition Tinten- eine Ausstellung mit fass unter dem dem Titel Faszination Titel Hunsrücker Mundart eröffnet, die Nawwi ganz ei- ein Jahr lang gezeigt genwillige Interpretationen von Verkehrs- wird. Als Begleitheft schildern in Hunsrücker Mundart veröffent- wurde die Pies- licht, die zum Schmunzeln verleiten. Die 20- Chronik Nr. 63 als seitige Broschüre ist für 3,00€ erhältlich unter Sonderausgabe her- www.verlag-tintenfass.de oder beim Autor ausgegeben. Sie ent- über http:// www.eich-kann-platt.de. hält alle Ausstel- In Band 25 der lungstafeln sowie Schriftenreihe der kurze Erläuterungen zu den Buchvitrinen. Familienstiftung Pies- Das 58-seitige, durchgehend farbige Sonder- Archiv, Forschungs- heft wird nicht standardmäßig gratis an die zentrum Vorderhuns- Mitglieder ausgeliefert. Interessenten können rück e.V. stellt Dr. es für 10,00€ zzgl. Versandkosten bestellen. Eike Pies unter dem Das bekannte Volksmärchen Hänsel und Titel Pies-Porträts - Gretel wurde von Die Galerie unserer Dr. Norbert J. Pies Familie die weltweit verbreitete Familie Pies in ins Strimmiger Gemälden und Fotografien aus unseren Mu- Platt übersetzt. Der seums- und Archivbeständen mit Kurzbio- Mundartversion ist graphien vor (CD mit zurzeit 270 Seiten und das hochdeutsche rund 600 zum Teil farbigen Fotos; 25,00€, Original der Brü- ISBN 978-3-945297-42-1). Das digitale Album der Grimm ge- wird ständig erweitert. Deshalb sind weitere genübergestellt. Fotos hochwillkommen. Gabi Simon hat Der VVV 1872 e.V. hat das 1842 ihren Enkelkindern im Kreise von vier Gene- von P[eter] Rath in Hunsrücker Mundart rationen das Märchen vorgelesen. Die 24- erschienene Gedicht Hannickel, der Bauer nach seitige Broschüre mit Video-DVD (ISBN 978- der Kaltwasser-Kur auf Marienberg bei Boppard 927049-58-1) ist für 15,00€ zzgl. Porto bei neu herausgegeben und ihm eine hochdeut- [email protected] erhältlich. sche Übersetzung beigegeben. Die Autoren Unter der Redaktionslei- Jürgen Johann und Berthold Neubauer ha- tung von Klaus Layende- ben die Verse gekonnt in eine reich bebilderte cker und Dr. Norbert J. Geschichte der Kaltwasserheilanstalt Marien- Pies erschien im Juni 2016 berg eingebettet. Das gelungene Werk ist für Band 7 der Ortsgeschichte 18,90€ zzgl. Versandkosten per E-Mail bei Treis-Karden ( Von Häcke- [email protected] erhältlich. detz unn Stiftshere; 208 S. und zahlr. Abb.).

Bitte Mitgliedsbeitrag nicht vergessen!

ir bitten alle Mitglieder, sofern noch W nicht geschehen, möglichst bald Ihren Jahresbeitrag auf unser Koblenzer Konto (s. Impressum) zu überweisen oder uns ein SEPA-Mandat zu erteilen.

Nr. 64/2016 Aktuelles zu Willem Piso Seite 10

Aktuelles zum Leben und Wirken von Willem Pies alias Gulielmus Piso (1611-1678)

Von Eike Pies

ls Historiker arbeitet man jahrzehntelang an einem Thema und kommt trotzdem zu kei- A nem Abschluss, weil irgendwann und irgendwo neue Dokumente auftauchen. So ergeht es auch mir mit dem Begründer der Tropenmedizin Dr. Willem Pies alias Piso (1611-1678). Vor mehr als 40 Jahren begann ich meine Forschungen. 1981 konnte ich die erste umfangreiche Bio- graphie über ihn veröffentlichen. Seitdem habe ich ständig neue, bis dahin noch unbekannte Dokumente über sein Leben und seine Arbeit aus Archiven heben und publizieren können (sie- he u.a. die Sonderausgabe unserer Mitgliederzeitung Nr. 60/2015 und unser Verlagsverzeichnis auf unserer Homepage unter www.piesverlag.de) — so auch jetzt wieder.

Willem Piso kam als Leibarzt von Johann kauft werden musste, der auch die Hypothek Moritz von Nassau-Siegen im März 1638 nach von 7000 Gulden, die auf dem Haus lastete, Brasilien, nachdem sein Kollege Dr. Willem übernahm. van Milaenen alias Guillaume van Milanen dort im Jahr zuvor verstorben war. Von die- sem niederländischen Arzt war bisher nur sein Name bekannt. Jetzt konnte ich in Utrecht mehr über ihn erfahren. In den Be- gräbnisregistern der dortigen Domkirche St. Martinus steht, dass „Guillaume van Milanen, medisch doctor van graaf Maurits van Nas- sau“ am 13. Juli 1637 begraben worden ist (Nr. 43, S. 341). Hier wurden bereits zuvor zwei seiner Töchter, beide mit Namen Marga- retha, am 27. Mai 1627 bzw. am 3. Juni 1629 bestattet. Dr. A.J. van de Ven hat in seinem Beitrag Het Huis Clarenburg te Utrecht im Jaarboek Das ehemalige Haus Clarenburg Utrecht 1952 mitgeteilt, dass das seit 1339 im Zentrum von Utrecht urkundlich erwähnte Haus Clarenburg 1631 von dem Arzt Wilhelm van Milanen und sei- Bisher habe ich die Korrespondenz Pisos ner Ehefrau Elisabeth Poth von den Vorbesit- im Handschriftenarchiv der Universität Lei- zern Zweder und Agnes van Brakel gekauft den und den umfangreichen Briefwechsel mit worden war. Wilhelm van Milanen war — Johann Moritz von Nassau-Siegen im Königli- wie viele andere kalvinistische Exulanten — chen Hausarchiv in Den Haag ausgewertet. aus dem von katholischen Spaniern besetzten Jetzt konnte ich weitere Briefe von Piso in Antwerpen nach Holland geflohen und 1614 Berlin, München und Nürnberg ausfindig mit seiner Familie nach Utrecht gekommen, machen. wo er später als Arzt tätig gewesen ist. Von So wird im Bestand der Handschriftenab- der Bewindhebbern (Direktoren) der Westin- teilung der Staatsbibliothek Berlin ein dreisei- dischen Compagnie ist er 1636 als Leibarzt tiger Brief Pisos vom 8. Mai 1640 aus Recife an des neu ernannten Gouverneurs für „Neu- seinen väterlichen Freund und Mentor Caspar Holland“ (Brasilien) Graf Johann Moritz an- van Baerle alias Casparus Barlaeus in Ams- gestellt worden und mit diesem am 23. Januar terdam aufgehoben, in dem er über seine Er- 1637 im Hafen von Recife gelandet. Bereits lebnisse mit dem Gouverneur Johann Moritz einen Monat später ist er während der Belage- von Nassau-Siegen, seine ärztlichen Erfah- rung von Porto Calvo getötet worden. Sein rungen und die herrschenden endemischen Leichnam wurde nach Holland überführt und Krankheiten in Brasilien berichtet, die er seit ist dann in Utrecht am 13. Juli bestattet wor- seiner dortigen Ankunft zwei Jahre zuvor den. Er hinterließ seiner Witwe und einem gemacht hat (Sammlung Darmstaedter Blatt noch unmündigen Sohn erhebliche Schulden, 2-3). so dass am 22. Mai 1640 Haus Clarenburg an Jonkheer Adriaen Ram van Schalkwijk ver-

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rat von Amsterdam (1638-1655), Kommissar der Staaten von Holland und Rat von Holland und Westfriesland. Er war Gesandter in Eng- land und wirkte als Rechtsanwalt am Hof von Holland Das Handschriftenarchiv der Universität München bewahrt drei Briefe Pisos aus Ams- terdam auf (datiert vom 1. Oktober 1647, 3. Oktober 1647 und 21. November 1647), die er in niederländischer Sprache an Johann Fried- rich Gronovius in Deventer geschrieben hat. Johann Friedrich von Gronow alias Gronovius stammte aus Hamburg und starb in Leiden. Nach seinem Studium an den Universitäten Jena, Leipzig, Altdorf, Leiden und Groningen reiste er nach England, Frankreich und Italien. 1643 wurde er zum Professor für Rhetorik Prof. phil., Dr. med. et Dr. theol. Caspar van und Geschichte am Gymnasium Illustre in Baerle alias Barlaeus (1584-1648), Deventer ernannt und 1658 auf den Grie- Porträtminiatur von Gerard ter Borch chisch-Lehrstuhl der Universität Leiden beru- fen, wo er auch als Bibliothekar der Universi- tätsbibliothek und 1661/62 und 1670/71 als Rektor wirkte.

Gerard Pieterszoon Schaep (1599-1655), niederländischer Politiker, Porträt eines unbekannten Künstlers (Museum Amsterdam)

Ebenfalls im Berliner Archiv wird ein un- datiertes Dedikationsblatt Pisos aufbewahrt, das er vermutlich 1648 für den niederländi- schen Diplomaten, Historiker und Genealo- gen Gerard Pieterzoon Schaep in Amsterdam Prof. Dr. Johann Friedrich von Gronow alias geschrieben hat (Sammlung Darmstaedter Gronovius (1611-1671), klassischer Philologe und Blatt 1). Schaep hatte sich am 19. September Textkritiker, Kupferstich von Johann Jakob Haid 1617 als Philosophiestudent in die Matrikel der Universität Leiden eingetragen, heiratete Da am 14. März 1647 Prinz Friedrich Hein- Johanna de Visscher (1604-1676), wurde Rat rich von Oranien gestorben war, dem Piso der Admiralität in Seeland (1638-1647), Depu- sein Buch über die Brasilianische Medizin tierter des Rechnungshofs (1647-1649), Stadt- hatte widmen wollen, war kurzfristig eine

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Umwidmung auf dessen Sohn Wilhelm II. Allgemeine Reihe, K 6). Johan van Thilt (1613- (1626-1650) notwendig geworden. Die Briefe 1679), Ehemann von Maria Reynst (1623- an Gronovius beschäftigen sich vor allem mit 1679), war mehrfach Bürgermeister von dieser Umwidmung unter Mithilfe von Dr. Haarlem, Kurator der Universität Leiden und Johannes Heilersieg in Den Haag. Dieser Rat von Rheinland. In dem Brief geht es um stammte aus Bremen, war Sprachlehrer des die Nachfolge von Franciscus Sylvius alias jungen Prinzen, wurde dann dessen Sekretär Franz de le Boë (* 10.03.1614 in Hanau, † und als Geheimer Rat 1647 in den Nassaui- 14.11.1672 in Leiden) auf den Lehrstuhl für schen Domänenrat berufen. Er war einer der Medizin an der Universität Leiden. Auf An- führenden Personen im Umfeld des Prinzen frage van Thilts empfiehlt Piso diesem den und heiratete am 12. Februar 1648 in Delft Dr. Jacob Vallan (* 19.08.1637 in Amsterdam, Catharina Hooft, Tochter von Willem Janszo- † 16.05.1720 in Utrecht). Der hatte am 28. De- on Hooft und der Ida Quekels. zember 1652 ein Studium der Philosophie an Im Nachsatz des Briefes vom 1. Oktober der Universität Leiden begonnen, sich aber teilt Piso Gronovius mit, dass er in der Kei- bald danach der Medizin zugewandt. Am 27. zersgracht über der deutschen Akademie bei Juni 1658 zum Doktor der Medizin bei Pisos dem Doktor van Wullen wohne. Pisos Studi- Freund Prof. Dr. Johannes Antonides van enfreund Johann van Wullen (1609-1658) Linden (1609-1664) in Leiden promoviert, wurde kurz darauf Leibarzt der schwedischen hatte Vallan sich als Arzt in Amsterdam nie- Königin Christine. Dieser schrieb im Februar dergelassen, dann aber 1669 die Stelle des 1650 jenen bedeutungsvollen Brief an Piso, Stadtarztes in Leiden angenommen. Dort hielt aus dem hervorgeht, dass der französische er nach dem Tod von Sylvius medizinische Philosoph René Descartes in Stockholm er- Vorlesungen und wurde mit der praktischen mordet worden war (siehe mein Buch: Der Ausbildung der Ärzte betraut. 1675 ernannten Mordfall Descartes ). 1648 erschien dann die ihn die Kuratoren der Universität Utrecht Historia Naturalis Brasiliae von Willem Piso zum Professor der praktischen Medizin und und Georg Marggraf. Piso hat Ende 1647/ Anatomie. Anfang 1648 die Häuser in der Keizersgracht in Amsterdam erworben, wo er seine Praxis eröffnete und mit seiner Frau Constantia geb. Spranger wohnte (siehe meinen Beitrag Die Häuser der Familien Piso, Munter und Corver in der Heren- und Keizersgracht von Amsterdam in: Die Pies-Chronik 60/2015, S. 16-24).

Das Haus der niederdeutschen Akademie an der Keizersgracht in Amsterdam zwischen der Runstraat und der Berenstraat

Im Handschriftenarchiv des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg wird die Ab- schrift eines in niederländischer Sprache ver- fassten Briefes von Piso an Johan van Thilt Prof. Dr. med. Franz de le Boë vom 12. Januar 1673 aus Amsterdam aufbe- alias Franciscus Sylvius (1614-1720), wahrt (Sign. HA, Autographen, Piso Willem, Stich von R. White nach C. van Dalen

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ist, wünscht er „sie baldmöglichst in eine Stel- lung gesetzt zu sehen, die ihren Verdiensten entspricht.“ Das gelang schließlich im Som- mer 1661, da Heinsius als Gesandter der Ge- neralstaaten nach Stockholm geschickt wurde. Seine Aufgabe in Schweden besorgte er bis zum August 1669, als er von den Generalstaa- ten zur Ausgleichung von Misshelligkeiten zwischen dem schwedischen und russischen Hof zum Zar nach Moskau geschickt wurde. 1671 kehrte er von Stockholm in seine Heimat zurück.

Prof. Dr. med. Jacob Vallan (1637-1720), Porträt eines unbekannten Künstlers

Die Briefe sind wiederum ein Beweis da- für, dass Willem Piso mit bedeutenden Ge- lehrten und Politikern seiner Zeit in Kontakt gestanden hat. Er hat seinen Einfluss beim Amsterdamer Magistrat und am Hof in Den Haag geltend gemacht, um Freunde und Be- kannte zu empfehlen und in geeignete Stel- Der Dichter und Diplomat Nicolaas Heins lungen zu bringen. So hat er offensichtlich alias Heinsius (1620-1681), nicht nur dazu beigetragen, dass sein Studien- Porträt von Jan Maurits Quinkhard nach freund Dr. Johann van Wullen 1649 zum Abraham de Blois (Rijksmuseum Amsterdam) Leibarzt von Königin Christina von Schweden ernannt wurde, sondern er hat im gleichen Jahr auch die Einladung des aus Leiden stammenden Altphilologen und neulateini- schen Lyrikers Nicolaas Heins alias Heinsius an den Hof von Stockholm initiiert. Aus sei- ner dortigen Beziehung mit van Wullens Tochter Margaretha gingen Zwillingsknaben hervor, mit denen sie dann in Amsterdam auftauchte. Gegen Heinsius, den sie als Vater benannte, strengte sie einen Prozess wegen nichteingehaltenen Eheversprechens an. Nachdem die Rechtsangelegenheit für ihn ungünstig verlief, verlor er seine 1656 ange- nommene Stelle als Stadtschreiber von Ams- terdam. In einem Brief vom 28. September 1658, in dem Piso sich bei Heinsius für dessen Haus Doornburgh zu Marrsen bei Utrecht Huldigungsgedicht bedankt, das in seinem Buch De Indiae utriusque abgedruckt worden

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Seinen Einfluss bei dem Fürsten Johann Alle Briefe an den Fürsten Johann Moritz Moritz von Nassau-Siegen hat Piso auch für sind in Niederländisch geschrieben. Ob er seine Verwandten genutzt. So bittet er am 5. auch die deutsche Sprache — die Mutterspra- Oktober 1672 für seine „Nichte“ van Egeren che seines Vaters und seines Dienstherrn Jo- zu Maarssen auf Doornburgh, dass sie ihre hann Moritz — gesprochen hat, ist nicht über- von den Franzosen gestohlenen Gegenstände liefert, jedoch wahrscheinlich. zurückbekommt. Leider wird weder Vor- noch Geburtsname dieser „Nichte“ erwähnt, die mit Johan van Egeren verheiratet war. Dieser hat 1655 das von Pieter Brugmann 1653/55 erbaute Haus Doornburgh erworben. Das Grundstück hatte zuvor Johan Huydeco- per van Maarsseveen besessen, der es 1652 an Hendrick de Beyer verkauft hatte. Nachdem Johan van Egeren 1683 starb, ist das Haus 1684 an Willem Pietersen van Son verkauft worden. Möglich, dass die Ehefrau van Ege- ren eine Verwandte von Huydecoper van Maarsseveen gewesen ist. Dem „Cousin“ seiner Frau, dem derzeiti- gen brasilianischen Commissar Quirijn alias Gerrit Spranger (1621-1679), hilft er die fünf verwaisten Kinder von dessen verstorbenen Bruder Dr. Michiel Spranger (1626-1673), ei- nem ehemaligen Predikanten zu Gameren bei Bommel, in Sicherheit zu bringen (Brief vom 9. Oktober 1672). Michiel und Quirijn Spran- ger waren Söhne von Michiel Spranger (1577- nach 1631), einem Bruder von Gommer Spranger, dem Vater von Constantia Piso geb. Joan Huydecoper van Maarsseveen d.Ä. Spranger. Mehrfach lässt er von seinem (1595-1661), Regent und Bürgermeister „Cousin“, dem Amsterdamer Bürgermeister von Amsterdam, Kupferstich 1651 Joan Huydecoper van Maarsseveen d.Ä. und dessen gleichnamigen Sohn und am 20. Janu- ar 1675 von seinem Schwiegersohn Dr. Corne- lis Munter grüßen. Pisos Bezeichnungen „Neffe“, „Vetter“ und „Cousin“ sind nach heutiger Definition nicht wörtlich zu nehmen, sondern galten allgemein für einen näheren oder entfernteren Verwandten. Die Auswahl der Briefe Pisos, die von der Geschichte getroffen worden ist, zeigt deut- lich die kulturellen und gesellschaftlichen Bereiche, in denen sich der Arzt bewegte. Er beherrschte mehrere Sprachen. Dem gelehrten Freund und Mentor Barlaeus schreibt er in Latein, der Sprache der Wissenschaft, wobei er immer wieder griechische Zitate einfließen lässt. In seiner niederländischen Mutterspra- che schreibt er an Golius und an Johann Mo- ritz von Nassau-Siegen, in Französisch, der Sprache der vornehmen internationalen Ge- sellschaft, die er während seiner Studienzeit in der Normandie gepflegt hat, schreibt er an Das von Joan Huydecoper van Maarsseveen d.Ä. den Diplomaten Heinsius. (1595-1661) erbaute und 1943 zerstörte Haus an der Singel 548 in Amsterdam

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Joan Huydecoper van Maarsseveen d.J. (1625-1704), Bürgermeister von Amsterdam, und seine Ehefrau Sophia geb. Coymans (1636-1714), Ölgemälde von Jacob van Loo (Privatbesitz)

Dr. iur. Cornelis Munter (1652-1708), Bürgermeister von Amsterdam, und seine Ehefrau Maria geb. Piso (1650-1729), Ölgemälde von Nicolaes Maes um 1685/90 (Privatbesitz)

Kopien aller bisher bekannten Briefe, die auf CD-ROM, die uns eine ständige Aktuali- in Holland und Deutschland aufbewahrt sierung des jeweiligen Typoskripts ermöglicht werden, befinden sich in unserem Archiv — so auch bei unserer aktuellen Piso- unter Sign. A/Dok 6). Wir nutzen in unserem Biographie (270 Seiten mit 196 Abbildungen, Verlag seit einiger Zeit vorwiegend die digita- 25,00 €). le Publikation unserer Forschungsergebnisse

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Die Lehrerfamilie Pies von Altstrimmig

Von Richard Theisen

m Jahre 1838, also vor knapp 180 Jahren, er in . Dort fand er auf dem Friedhof der I wurde der 22-jährige Jacob Pies als Lehrer Pfarrei St. Paulin seine letzte Ruhe. an die Schule nach Altstrimmig – man hatte 1847 kam Sohn Joseph zur Welt. Auch er sie gerade neu erbaut – versetzt. Er stammte ergriff den Lehrerberuf. 1868 kam er an die aus . Auch sein Vater, Johann Elementarschule (Volksschule) in Ringen Peter Pies aus Blankenrath, war Lehrer. Fünf (heute Gemeinde Grafschaft, Kreis Ahrwei- Jahre später heiratete Jacob Pies. Seine Frau, ler). Sieben Jahre später erhielt er dort eine Anna Catharina geborene Andrae aus Sen- feste Anstellung. 1888 heiratete er die einhei- heim, zog zu ihm nach Altstrimmig in die mische Veronika Hecker. Joseph Pies wirkte Lehrerwohnung. Aus der Ehe des Lehrers 41 Jahre seines Lebens als Lehrer in Ringen, gingen acht Kinder hervor, wovon das zweite dabei über lange Zeit auch als Küster und und das vierte Kind früh verstarben. Auf die Organist. 1924 starb er, fast genau sechs Jahre die Werdegänge der sechs verbliebenen Kin- nach seiner Frau. der und die Lebensläufe der Eltern soll hier einmal zurückgeblickt werden, denn sie sind interessant, bewegend, teilweise auch tra- gisch. Als erstes Kind wurde 1844 Sohn Jacob in Altstrimmig geboren. Er studierte Theologie und erhielt 1869 in Trier die Priesterweihe. Nach Anstellungen als Kaplan in Gelsdorf (Kreis Ahrweiler) und Andernach kam er am 1. Oktober 1873 als Pfarrer nach Eisenschmitt. Dort wurde er schon bald nach seiner Amts- übernahme Opfer des Kampfes zwischen Staat und Kirche um die Vorherrschaft. Weil er sich bei dem Wirken in seiner Pfarrei nicht an die Anordnungen der Obrigkeit hielt, kam er ins Gefängnis. Pies, ein streitbarer, uner- schrockener Kirchenmann, ließ sich nicht einschüchtern. Er machte sich einen Namen als „Kulturkampfpriester“. Dazu liegen meh- rere Veröffentlichungen vor (siehe Literatur und Quellen am Schluss dieses Beitrages), weshalb hier auf nähere Darlegungen verzich- tet wird. Nur so viel zum weiteren Gang der Dinge: Jacob Pies, im Bistum Trier von seinem Priesteramt gesperrt, wirkte mehrere Jahre als Geistlicher an der Beginenkirche (Weltordens- schwestern) St. Johann in Brüssel, anschlie- ßend in Augsburg, ehe er 1883 nach Brasilien auswanderte. Fünf Jahre später kehrte er von dort (Bistum Rio de Janeiro) wieder nach Deutschland zurück, nachdem die preußische Textauszug aus dem Diensteid, den Lehrer Regierung eine Amnestie erlassen hatte. Am Jacob Pies vor seiner Amtseinführung im Beisein von Schulinspektor Scherer, Pfarrer 1. September 1888 trat er die Pfarrstelle in Schabbach, Amtsbürgermeister Rittig und Weiskirchen (Saarland) an, knapp elf Jahre des Altstrimmiger Schulvorstandes ablegte. später wechselte er in die Pfarrei Longuich. In Die Schlussformel lautete: „Alles, so wahr Gutweiler, seiner letzten Pfarrstelle, wirkte er mir Gott helfe und sein heiliges Evangelium“. von 1909 bis zum 1. Juli 1917. Knapp drei LHA Ko Bestand 441, Nr. 22091. Monate später, am 29. September 1917, starb

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Johann Peter Pies, das fünfte Kind, wurde ab 1889 in Leutesdorf. 1894 erhielt er die 1852 geboren. Nach der Schulentlassung stu- Pfarrstelle in Merchingen. Dort blieb er, bis er dierte er am Gymnasium in Trier, denn er sich 1927 altersbedingt von seinem geistlichen wollte ebenfalls Lehrer werden. Ihm war je- Amt entpflichten ließ. Nach dem Eintritt in doch nur ein kurzes Leben beschieden. Am den Ruhestand lebte er in Alf, wo er 1944 13. Februar 1869 starb er in Altstrimmig, kurz starb. vor Vollendung des 17. Lebensjahres. Soviel in aller Kürze zu den Lebensdaten Als nächstes Kind kam 1855 Johann Pies der Kinder und ihrem beruflichen Werde- zur Welt. Auch er wurde Schullehrer. Seine gang. Enkelkinder, das sei noch angemerkt, Vorbereitungszeit für den Lehrerstand hatte gingen nur aus der Ehe des Johann Pies her- er bei seinem Vater und zehn Monate lang bei vor. Nachkommen der hier beschriebenen seinem Bruder Joseph an der Elementarschule Familie Pies aus Altstrimmig gibt es daher bis in Ringen erhalten. Als sein Vater im Laufe auf den heutigen Tag nur in Brasilien (vgl. des Jahres 1870 so schwer erkrankte, dass er unten Literatur und Quellen, Personenbezogen , nicht mehr an der Schule in Altstrimmig un- zu 4). terrichten konnte, versah Johann Pies dort für Werfen wir einen Blick auf die Vita des Va- ihn mit Zustimmung des Landrates und des ters, Jacob Pies senior. Am 12. März 1816 aufsichtführenden Lokalschulinspektors fast wurde er als Kind der Eheleute Johann Peter zwei Jahre den Schuldienst. Der kaum 16- und Anna Margaretha geborene Nikolay in jährige muss demnach außerordentlich befä- Blankenrath geboren. Mit 17 Jahren absolvier- higt gewesen sein. Von 1875 bis 1877 war te er eine Vorbereitungszeit am Lehrersemi- Johann Pies als Lehrer an der katholischen nar in Brühl. Im Oktober 1834 erhielt er eine Schule in Trarbach angestellt. Weil er sich, vorläufige Anstellung an der Elementarschule vermutlich unter dem Eindruck dessen, was in Denn, Kreis Adenau. Mitte März 1835 seinem Bruder in Eisenschmitt widerfahren wechselte er an die Schule in Bachem, Kreis war, kritisch über die politischen Zustände im Ahrweiler. Zwei Jahre später erkrankte er Land äußerte, wurde er denunziert. Johann dermaßen an den im Dorf grassierenden Pies fürchtete strafrechtliche Folgen. Er kam Pocken und an Nervenfieber (Typhus), dass dem zuvor, floh nach Antwerpen und reiste er im Dezember 1837 die Schule in Bachem von dort per Schiff nach Brasilien aus. In Pet- verließ, um sich bei den Eltern in Blankenrath rópolis (Bundesstaat Rio de Janeiro), wo er gesundpflegen zu lassen. Nach seiner Gene- 1892 heiratete und eine Familie gründete, sung meldete er sich am Seminar in Brühl zur erhielt er bald eine Anstellung als Lehrer. Lehrerprüfung an, die er im Juli 1838 ablegte Zwanzig Jahre später bemühte er sich um eine und bestand. Damit erfüllte er die Voraus- Rückkehr nach Deutschland. Sein Bruder setzung für eine spätere feste Anstellung als Joseph, Lehrer in Ringen, schrieb für ihn die Lehrer. Als im Sommer 1838 die Lehrerstelle Gesuche. Obwohl das Königliche Amtsgericht für die Schule in Altstrimmig ausgeschrieben in Trarbach einen Straferlass signalisierte, wurde, kam Jacob Pies als frisch examinierter entschloss sich Johann Pies, der in Brasilien Kandidat mit seiner Bewerbung gleich zum die Vornamen Johann Baptist führte, doch Zuge. Er wurde als Lehrer, Küster und lieber in Petrópolis zu bleiben. Dort starb er Glöckner (für dreimaliges Läuten der Bet- am 12. März 1918. glocke täglich) angestellt und legte am 21. Maria Katharina, die einzige Tochter der November 1838 den Diensteid ab. Pies erhielt Lehrerfamilie, wurde 1857 in Altstrimmig für die Lehrertätigkeit 130 Taler im Jahr. Er geboren. Sie war herzleidend und führte ih- hatte mehr als 60 Kinder zu unterrichten. Im rem Bruder Joseph in Ringen zumindest zeit- Sommer kamen damals noch etwa 10 Kinder weise den Haushalt. Bei einem Verwandten- aus hinzu. [Forst besaß damals noch besuch starb sie im November 1878 in Sen- keine eigene Schule. Im Winter wurden die heim. Die Verstorbene war unverheiratet. Kinder im Dorf von einem sogenannten Win- Als letztes Kind der Familie erblickte 1863 terlehrer unterrichtet, um ihnen den Gang Peter Joseph Pies in Altstrimmig das Licht der nach Altstrimmig zu ersparen]. Unterrichtet Welt. Er wurde ebenfalls Priester und im Au- wurde in den Fächern Lesen, Schreiben (Auf- gust 1887 in Trier geweiht. Zu diesem Zeit- satz), Rechnen, Biblische Geschichte . In den obe- punkt war der „Kulturkampf“ beendet. Die ren Klassen kamen noch Naturlehre, Geographie Stationen seines Wirkens als Geistlicher: Nach und Vaterländische Geschichte hinzu. Es galten der Priesterweihe Kaplanstelle in Neuwied, folgende Unterrichtszeiten:

Nr. 64/2016 Lehrer Pies von Altstrimmig Seite 23 montags, mittwochs, donnerstags und sams- nicht aus, den jährlichen Etat zu decken und muss tags nur vormittags, dienstags und freitags daher Umlage unter die Bürger verteilt werden, jeweils ganztags. Jacob Pies bewährte sich als welche meistens kaum für das halbe Jahr Brot für Lehrer. Seine Leistungen würdigte der Lokal- ihre Familien ernten und nicht wissen, wo sie die schulinspektor in der ersten Beurteilung mit nötigen Bedürfnisse hernehmen sollen. der Feststellung, er dürfe nun zu den ehrenwer- Als Schulinspektor Stephani (Pfarrer von ten Lehrern gezählt werden . Junglehrer Pies, Blankenrath) 1867 die Schulverhältnisse in dem der Schulinspektor einmal auch ein hefti- Altstrimmig überprüfte, berichtete er von ges Temperament bescheinigte, legte in der Erkrankungen des Lehrers. Es waren die Vor- Folgezeit im Banne von Altstrimmig eine boten eines tragischen Endes von dessen Wir- Baumschule an mit einem Bestand von mehr ken an der Altstrimmiger Schule. Anfang als 500 Obstbäumen, um die Bürger und Februar 1871 teilte Stephani mit, Lehrer Jacob Schulkinder für den Obstbau zu interessieren. Pies sei nach längerem Unwohlsein gegen Ende Für die Pflege der Baumschule zahlte ihm die Januar geisteskrank geworden und am 3. Februar Gemeinde 12 Taler jährlich. Trotzdem war das nach Bendorf in die Heilanstalt gebracht worden. Verhältnis Lehrer – Gemeinde, wie anderswo Weiter schrieb er: Sein 16jähriger Sohn Johann oft auch, nicht spannungsfrei. Der Schulmeis- Pies, Schulamtsbewerber, hat mit Einverständnis ter galt landläufig als „notwendiges Übel“, des Landrates bis jetzt stellvertretend den Schul- das die Gemeinde hauptsächlich Geld kostete. dienst wahrgenommen und … nach sittsamer Führung eine rührige Tätigkeit entwickelt. Im Juli wurde Lehrer Pies aus der Privatheilanstalt Dr. Erlenmeyer in Bendorf entlassen. Bald danach kehrte er in „seine“ Schule zurück und nahm stundenweise an dem Unterricht teil, den sein Sohn Johann vertretungsweise hielt. Anfang September unterrichtete er für ein paar Wochen sogar selbständig, klagte aber über schnelle Ermüdung und dumpfe Kopfschmerzen. Dennoch beantragte er die Wiedereinsetzung als etatmäßiger Lehrer. Wenig später stellte sich jedoch seine psychi- sche Störung wieder ein, und sie eskalierte auch nach außen. So erschien Jacob Pies sen- ior beispielsweise eines Tages im Schulsaal, unterbrach den Unterricht seines Sohnes und forderte ihn und die Schulkinder auf, für sei- nen jüngsten Sohn Peter Joseph zu beten. Den Einwand des Sohnes, seinem Bruder fehle doch gar nichts, ließ er nicht gelten. Die Klas- se musste aufstehen und beten. Tage danach ging er durchs Dorf und forderte die Kinder,

die ihm begegneten, auf, für ihn zu beten. Wohnung der Familie Pies und Geburtshaus ihrer Schließlich begab er sich an den Brandweiher. acht Kinder: Das Schulgebäude in Altstrimmig Dort sprang er in die zum Wasserschöpfen nach einer Bauzeichnung aus vorhandene Öffnung in der Absicht, sich das dem Jahr 1896. LHA KO, Bestand 441 Nr. 22091. Leben zu nehmen. Dank des Umstandes, dass rasche Hilfe zur Stelle war, konnte er aus dem In Altstrimmig kam hinzu, dass sich die etwa drei Meter tiefen Wasser gerettet wer- Gemeinde lange Zeit in arger Finanznot be- den. Der Amtsbürgermeister informierte den fand. Im Mai 1852 waren 85 Personen, etwa Landrat in Zell, dass Lehrer Pies in Altstrim- 1/5 der Einwohnerschaft, nach Nordamerika mig erneut an Geistesstörung leide und der ausgewandert. Die Kosten aller Auswande- Gemeinderat deshalb die Suspendierung an- rungen hatte die Gemeinde tragen müssen. getragen habe. Am 10. Februar 1872 wurde Dieser finanzielle Kraftakt wirkte noch Jahr- Jacob Pies in die „Irrenanstalt“ in Saffig ein- zehnte nach. Wenn Jacob Pies eine Anhebung gewiesen. Nachdem seine Familie wenig spä- der Besoldung erbat, so lehnte der Gemeinde- ter erklärte, dass sie die Schulstelle abtreten rat fast regelmäßig ab. Das rechtfertigte er z.B. werde, wurde diese öffentlich ausgeschrieben folgendermaßen: Die Gemeindemittel reichen

Nr. 64/2016 Lehrer Pies von Altstrimmig Seite 24 und im Juni 1872 mit Lehrer August Ehrhard gen Ämter Blankenrath und Senheim ( und aus neu besetzt. Bis dahin versah Jo- Strimmiger Berg). Bisher unveröffentlicht. hann Pies weiter den Schulunterricht. Sein 2) Arnold GOSSLER und Helmut ADAMS : Ortsfamili- enbuch der Pfarrei , Band II, L – Z Vater, der 32 Jahre lang in Altstrimmig als (Ordnungszahl < 2590 >), 2010. Lehrer gewirkt hatte, kehrte aus Saffig nicht 3) Eike PIES : Die Geschichte der Knochenflickerfamilie mehr zurück. Jacob Pies senior starb dort am Pies. Sprockhövel, 2001. 3. März 1888. 3) Eike PIES : Familienbuch Pies. Hrsg. Familienstif- tung Pies-Archiv, 2013.

Literatur und Quellen Personenbezogen

1) Anna Catharina Pies geb. Andrae, Ehefrau von Jacob Pies, Lehrer • Auskunft vom Standesamt der Gemeindever- waltung Grafschaft, 53501 Grafschaft-Ringen: Anna Catharina Pies, † 14.12.1892 in Ringen, Sterbeeintrag Nr. 123/1892. 2) Jacob Pies senior , Lehrer • Schwungvolle Unterschrift des Lehrers Jacob Pies Amtsblatt der preuß. Regierung zu Koblenz (PrABl), 1838, S. 290, Nr. 691, PrABl 1838, S. 357, Nr. in einem Schriftstück aus dem Jahr 1840. 831, PrABl 1872, S. 58, Nr. 305, PrAbl 1872, S. 142, Nr. LHA Ko Bestand 655,189 Nr. 164. 715. • LHA Ko, Bestand 441, Nr. 22091; Bestand 655,189 Anna Catharina Pies musste die Lehrer- Nr. 23 (1870); 655,189 Nr. 164. wohnung räumen und mit ihren Kindern, der • Schulchronik Altstrimmig: www.Altstrimmig.de ; Tochter und den noch unmündigen Söhnen Jacob Pies, + 3.3.1888 in Saffig. Johann und Peter Joseph, eine andere Woh- 3) Jacob Pies junior , Pfarrer • Der Weltklerus der Diözese Trier seit 1800. Trier, nung nehmen. 1875 verließ sie Altstrimmig 1941, S. 262 und zog mit ihrer Tochter zu dem noch un- • Kurt ENDESFELDER : Geschichte von Longuich- verheirateten Sohn Joseph nach Ringen. Dort Kirsch. Trier, 1967. S. 197. hatte auch sein Bruder Jacob vorübergehend • Peter NEU : Kulturkampf in Eisenschmitt [In:] Zuflucht gesucht, nachdem dieser 1875 als Jahrbuch des Kreises Bernkastel-Wittlich, 1979, S. 245. • Pfarrer von Eisenschmitt aus dem Regie- Eike PIES : Als Pfarrer Pies ins Gefängnis musste . [In:] Die Pies-Chronik. Nr. 37/2004. rungsbezirk Trier ausgewiesen worden war. • Eike PIES : Heimat ade! – „Unsere Brasilianer“ Anna Catharina Pies verstarb am 14. Dezem- [In:] Hunsrücker Heimatblätter, Nr. 136, S. 267 – 280. ber 1892 in Ringen. • Karl KAMMER : Trierer Kulturkampfpriester. Hier endet die knapp gefasste Betrachtung Trier, 1926. der Lebensgeschichte einer Lehrerfamilie, 4) Johann Pies, Lehrer • welche die besten Jahrzehnte ihres Lebens im LHA Ko, Bestand 441, Nr. 22091. • Altstrimmiger Schulhaus verbrachte. Hier Eike PIES : Heimat ade! – „Unsere Brasilianer“ [In:] Hunsrücker Heimatblätter, Nr. 136, S. 267 – 280. legte sie den Grundstein für die anspruchs- • Eike PIES : Ein weiterer Pies-Zweig in Brasilien . vollen beruflichen Ziele der Kinder, hier wur- [In:] Die Pies-Chronik. Nr. 45/2008. den drei ihrer Söhne für den Lehrerberuf und 5) Joseph Pies, Lehrer die beiden anderen für den Priesterberuf er- • Eike PIES : Heimat ade! – „Unsere Brasilianer“ zogen und vorgebildet. Dies alles bei kargen [In:] Hunsrücker Heimatblätter, Nr. 136, S. 267 – 280. • Einkommensverhältnissen. Jacob Pies senior Auskunft vom Standesamt der Gemeindever- waltung Grafschaft, 53501 Grafschaft-Ringen: Joseph erhielt für seine Tätigkeit als Lehrer, Küster Pies, † 20.12.1924 in Ringen, Sterbeeintrag Nr. und Glöckner anfangs knapp 11 Taler monat- 67/1924. lich. Ohne eine eigene kleine Landwirtschaft • PrABl 1875, Nr. 8 vom 25.2.1875, Nr. 258. hätte er seine Familie nicht ernähren können. • Sekretariat der Grundschule St. Nikolaus, Rin- In diesem Licht wirkt die Familiengeschichte gen in 53501 Grafschaft-Ringen (Frau Tombeux): der Pies von Altstrimmig auch aus großem Joseph Pies war von 1868 – 1909 Lehrer in Ringen. 6) Johann Peter Pies, angehender Lehrer zeitlichem Abstand gesehen beeindruckend • Sterbebuch der Pfarrei Mittelstrimmig, 1869, Ein- und bemerkenswert. trag Nr. 227. 7) Maria Katharina Pies Literatur und Quellen Allgemein • Arnold GOSSLER und Helmut ADAMS , wie oben unter Allgemein , 2) 1) Helmut ADAMS : Elektronische Erfassung von Na- 8) Peter Joseph Pies, Pfarrer men und Daten aus Kirchenbüchern und Personen- • Der Weltklerus der Diözese Trier seit 1800. Trier, standsregistern (ab 1798) für den Bereich der ehemali- 1941, S. 263.

Nr. 64/2016 Hunsrik-Besuch Seite 25 Hunsrik -Besuch aus Brasilien

Von Norbert J. Pies

m 21. März 2016 besuchte uns die Brasi- Wir haben Frau Hamester Johann zu ei- A lianerin Solange Maria Hamester Johann nem weiteren Besuch nach Dommershausen in Begleitung von Deize Wickert und Iteno eingeladen, beispielsweise im Rahmen des Gressler da Silva unter der Führung von nächsten Symposions. Hier ist ein Auszug aus Werner Nikolay (Buch/ Hunsrück). Frau Ihrer Antwort: Tanke xeen fer ti inlaatung fer ti Hamester Johann lebt in Santa Maria do Her- neekste Trëfunge im Dommershausen Museum. val im südlichsten brasilianischen Bundes- Tas weyer en kroose eere fer uns. staat Rio Grande do Sul und setzt sich vielfäl- tig für den Erhalt des in dieser Region noch von vielen gesprochenen Riograndenser Hunsrückisch oder Katharinensisch ein, das im Wesentlichen auf die Hunsrücker Vorfah- ren zurückgeht. Sie leitet das Proyëkt Hunsrik, unterrichtet diese Sprache und bildet Lehrer darin aus. 2004 war sie Mitbegründerin der Initiative Option für Hunsrückisch, die durch- setzte, dass es in einigen Gemeinden zweite Amtssprache wurde. Auch hat sie eine eigene

Schriftsprache dafür entwickelt. Iteno Gressler da Silva, Deize Wickert, Solange In den Jahren 2008 und 2009 gehörte auch Maria Hamester Johann und Christa Rauschen- Rodrigo Kunkel Pies, ein Ururenkel des 1871 berg am 21. März 2016 im Pies-Archiv aus ausge- (von links nach rechts; Foto: Werner Nikolay) wanderten Zimmer- manns und Lehrers Peter Pies (vgl. Eike PIES : Heimat ade! 2009 S. 200) zu ihren Schülern. Er is kewa- nert khom fon te nortli- che xtët fom xtaat Rio Grande do Sul, pis woo ti xermaanixe familye

sich ferprayt hon .

Iteno Gressler da Silva, Werner Nikolay, Solange Die engagierte Pä- Rodrigo Kunkel Pies dagogin hat mehrere Hamester Johann und Christa Rauschenberg am 21. März 2016 im Pies-Archiv in Dommershausen im Juni 2009 familien- und heimat- bei einem Schulausflug kundliche Bücher und Beiträge über die Hunsrücker Brasilienaus- Eine von Solange Maria Hamester Johann wanderer publiziert und uns über Josef Peil, auf Riograndenser Hunsrückisch gesprochene mit dem sie am nächsten Tag eine Mundart- Weihnachtsgeschichte kann übrigens in unse- rer Audiothek in Dommershausen gehört veranstaltung in - werden. gemünd besuchte, meh- rere ihrer Titel zukom- men lassen. Das von ihr übersetzte Märchen Der Kleine Prinz hatte bereits Eingang in unsere Mundartausstellung ge- funden, wofür sie sich auf Riograndensisch wie folgt bedankte: Kratuleere aych weche tëm xeene un hooch orka- niseyerte museum. Hot uns fiil emotsioneyert

unsere "Kleene Prins" aach too auskextelt siin.

Nr. 64/2016 Pies-Missverständnisse Seite 26

Eine vermeintliche Doppelbuchung und andere Pies-Missverständnisse

Von Norbert J. Pies

usgerechnet an meinem Geburtstag ließ Zeitung vorbeigebracht, da ich der Meinung A sich ein Geschäftstermin nicht vermei- gewesen war, nach zwanzig Jahren in Leche- den. Mit Geschäftsfreunden, einem Ehepaar nich sei es Zeit, meinen Namensvetter einmal aus London, wollte ich mich nachmittags bei persönlich kennenzulernen. Als ich damals einem potenziellen Kunden in Holland tref- hierher zog, hatte ich beim Friseur erfahren, fen. Sie reisten mit ihrem Auto an und ich dass es da noch einen Pies in dem nicht gera- hatte die Hinfahrt nach Amersfoort mit dem de großen Lechenich gebe. Er wohne An der Zug geplant. Zurück wollten mich die beiden, Patria, sei Lehrer und habe drei hübsche Töch- mit denen wir seit Jahren auch privat be- ter. Mehr war mir über ihn nicht bekannt, freundet sind, mitnehmen. Wie schon öfters, zumal auch im Familienbuch Pies nichts über wollten sie in Erftstadt im Haus Germania ihn verzeichnet war. übernachten und von dort Ihre Reise nach Außerdem wohnt seit kurzem ein weiteres Basel fortsetzen. Für abends hatte ich in eines Ehepaar Pies, ebenfalls Mitglied in unserem unserer Lechenicher Lieblingslokale, das Verein, in Lechenich. Sie hatten schon früher Haus Bosen, eingeladen und für 20:00 Uhr hier gelebt und waren vorübergehend verzo- einen Vierertisch reserviert. gen. Da ich diese Pies noch nicht persönlich Meine Teilnahme an dem Geschäftstermin kennenlernen konnte, sind sie für mich immer hatte sich dann kurzfristig zerschlagen. Die die Eltern von Michael Pies gewesen, den ich Briten hatten mich informiert, dass es mit dem zwar auch nicht persönlich kenne, von dem Abendtermin vermutlich ganz knapp werden ich aber weiß, dass er eine Zeitlang ein Ge- würde, sie ihn aber einhalten könnten. So schäft in Lechenich hatte. machten wir uns frühzeitig langsam auf den Nachdem mir klar geworden war, um Weg und trafen um 19:45 Uhr am Marktplatz welchen Pies es sich im Lokal handelte, sagte ein. Als wir das Lokal betraten, staute sich die ich dann sicherheitshalber: also der Lehrer Pies Schlange der Wartenden für die zweite Tisch- mit den drei hübschen Töchtern . Aber er entgeg- belegung schon ein wenig. Das Lokal ist im- nete: drei Töchter ja, aber nicht Lehrer , was mich mer gut besetzt. Insofern war das nichts Be- noch mehr verwirrte. Ich meinte: also der Vater sonderes. Der heutige Stau hatte aber noch von Michael Pies ? Auch das wurde verneint. eine andere Ursache, wie der vor mir stehen- Peter Pies war überrascht, dass es noch weite- de Herr erklärte. Offensichtlich gab es ein re Piese in Lechenich gab und erklärte, dass er spezielles Problem mit seinem und unserem mich immer für den Vater von Michael Pies Tisch. Das Irritierende dabei war, dass er gehalten habe. Jedenfalls konnte das Lehrer- mich mit meinem Namen ansprach, ich ihn gerücht geklärt werden. Seine Frau war Leh- aber beim besten Willen nicht einordnen rerin, er hatte bei IBM gearbeitet. konnte. Dann stellte sich heraus, dass er auch Nach dem wie immer vorzüglichen Essen Pies hieß und ebenfalls einen Vierertisch re- im Haus Bosen verabschiedete ich mich von serviert hatte, für 19:30 Uhr. Sie hatten sich meinem Namensvetter und seiner Frau. Dabei um eine Viertelstunde verspätet und wir wa- kam es zu einem weiteren Missverständnis. ren eine Viertelstunde zu früh. Im Lokal hatte So wie wir, hatten auch sie überlegt, künftig man wegen der leichten Verspätung ange- bei Tischreservierungen den Vornamen anzu- nommen, es habe sich bei den beiden Reser- geben. Das sei, so meinte Frau Pies aber auch vierungen um eine Doppelbuchung gehandelt nicht hilfreich, denn ich hieße ja schließlich und einen Tisch an nicht angemeldete Gäste auch Peter wie ihr Mann. Nachdem auch die- vergeben. Nach einem Hauch anfänglicher ses Missverständnis geklärt werden konnte, Hektik löste sich alles auf und jeder bekam nahmen wir uns fest vor, uns demnächst zu seinen Tisch. einem näheren familiären Gedankenaus- Die vermeintliche Doppelbuchung war tausch zu treffen. Und auch mit der zweiten aber nicht die einzige Verwirrung. Tatsächlich Lechenicher Familie Pies ist ein Treffen ge- hätte ich unser Vereinsmitglied Peter Pies aus plant. Lechenich erkennen können, denn ich hatte ihm ein Jahr zuvor persönlich die Pies-

Nr. 64/2016 Lieg Seite 27

Orte des ehemaligen Beltheimer Gerichts Teil IV: Lieg – Ort mit Siedlungskontinuität

Von Norbert J. Pies

ie Ausführungen in dieser Serie müssen Bei dieser Gelegenheit schenkte er diesem D sich zwangsläufig auf ausgewählte The- Kloster seine Besitzungen. Dazu gehörten in men beschränken. Mit dem im heutigen Teil unserer Gegend auch drei Schilling und sechs vorgestellten Ort Lieg haben Pfennige Zins zu Dorwilre und sich zwei erfahrene Heimatfor- fünfeinhalb Malter Weizen zu scher in der Vergangenheit Scuren (Schauren). Besonders bereits sehr intensiv beschäf- interessant ist aber, dass seine tigt, nämlich Franz Schneider Ehefrau ursprünglich in einem und Heinz Kugel. Auf ihre Kloster lebte und nach ihrem Ortschroniken sei deshalb be- Austritt von ihren Eltern bis sonders hingewiesen. Darin auf einen halben Hof zu Lich finden sich weitere Informatio- enterbt wurde. Diesen schenkte nen und detaillierte Quellen- auch sie dem Kloster Rolduc. angaben. Leider konnte bisher weder die Über die Deutung des Orts- Herkunft Adelheids ermittelt namens Lieg als Lichtung oder werden, noch wem die andere offenes Land wurde bereits aus- Neusteinzeitliche Werkzeuge Hälfte des Hofs gehörte und führlich in dem Beitrag über aus der Gemarkung Lieg was daraus wurde. (Die Pies-Chronik 61/2015 S. 23) ge- Interessant ist aber der Vorname Embricus, schrieben, da beide Ortsnamen oft in Nach- der sehr an das in unserer Region verbreitete barschaft vorkommen. Aber auch die Herlei- Geschlecht von Monreal erinnert, das wiede- tung von dem keltischen lecca für Stein oder rum mit den Rittern von Dernau (in nächster dem lateinischen lacus für See/ Weiher ist in Nähe zu Mayschoß) verwandt war. Ein Em- Betracht zu ziehen. Die Funde neusteinzeitli- melrich von Monreal gründete nämlich um cher Werkzeuge lassen jedenfalls auf eine 1220 auch das Kloster Maria Engelport und frühe keltische Besiedlung schließen, die kon- dessen Urenkel schenkte ihm vor 1402 einen tinuierlich fortgeführt wurde. Damit ist Lieg Kornzins aus seinem Hof zu Liech (s. u.). Auch die beiden Erwähnungen Liegs von 1264 und 1275 (s. u.) stehen in Zusammen- hang mit Engelport. Als am 29. November 1284 die Pach- tungen und Pensionen unter den Trierer Domherren aufgeteilt wurden, bekamen Werner von Bolanden und Johann Korri- che lebenslänglich die beiden Höfe zu Lyechte und Celle . Ob es sich um unser Lieg handelt ist jedoch nicht klar.

Mögliche römische Straßenstation Die ersten namentlich bekannten Lieger in der Gemarkung Lieg Die ersten Namen von Liegern gehen aus offenbar älter als die fränkischen Nachbarorte. einer Ehrenberger Gefällrechnung von 1340 Die erste schriftliche Erwähnung des Orts- hervor: Wicker (?) der Lechger gab sechs Pfen- namens ist aus der zweiten Hälfte des 12. nige und fünf vierciel von einem Wingert, Jahrhunderts für das Jahr 1106 überliefert. gelegen in einem Dychge . Adolfe der Lechger Damals übersiedelte Embricus , ein zu Ma- gab einen Sester Hafer und ein […] von einem yschoß an der Ahr wohnender Ministeriale Haus bei der Schmiede hinter dem Dinghof, des Grafen Adelbert von Saffenberg, zusam- also hinter dem Vogt- oder Fronhof. Der men mit seiner Frau Adeleida und seinen Kin- Schmied lencze hatte ebenso viel Steuer von dern Heriman und Margareta in das zwei Jahre dem […] Haus zu geben. Auch bezog man zu zuvor gegründete Kloster Rolduc (Kloster- Lieg […] zwei Kapaune und […] von einer rath) bei Herzogenrath. Wiese.

Nr. 64/2016 Lieg Seite 28

Erste schriftliche Erwähnung von Lieg für das Jahr 1106 in den Annales Rodenses aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts

1398 kam das Lehen durch Erbe an Johann 25. Juli Johannes von Monreal und seine Ehe- von Schönberg zu Ehrenberg und 1426 an frau stifteten [vor 1402] mit einem Malter Kuno III. von Pyrmont (s. u.). Haferzins von einer Wiese in der Dymen aus In dem Weistum des Beltheimer Gerichts ihrem Hof in Liech eine Messe vom 8. Oktober 1377 wird der damalige 4. August Elsa de liech und ihr Sohn Adam Heimburge Konrad Deckers Sohn zu Liech er- gaben 18 Schilling und ihr Mann Johannes wähnt. Somit hieß der Bürgermeister Konrad sowie (dessen) Mutter Hilla gaben zehn Schil- und war Sohn eines Mannes namens Decker. ling Dieser Name erinnert sehr stark an den 1340 10. August Der Bruder Schefer Johannes de genannten Wicker. Ob es sich bei den am 11. lieche starb 1583 (?) und vermachte dem Klos- März 1388 genannten Henne Hademar von Liech ter Engelport seinen gesamten Nachlass.2 und Ffeijtsche Knybuß (aus Lieg?) ebenfalls um 16. August Nese, Johannes und Henricus de Personen mit öffentlichen Ämtern handelte, Lyech gaben eine Mark geht aus der Urkunde nicht hervor. Darin 24. Oktober Hermann und Nesa , seine Frau versprechen beide, solange sie leben, nichts Heirtersen de liech , gaben sechs Schilling gegen Simon Graf zu Sponheim und Vianden, 9. November Der Klosterknecht Dongel Peter seine Grafschaften und die Seinen etc. zu un- de leich gab 30 Florin ternehmen. 1 10. November Bertramus und Katherina de Die zahlreichen Einträge im Engelporter Lieche gaben eine Mark Totenbuch lassen vermuten, dass die Lieger 25. Dezember Paze de Lieche und ihre Mutter den adligen Chorfrauen gegenüber recht Demudis gaben 13 Schilling großzügig eingestellt waren. Dadurch sind uns zugleich viele Namen früher Einwohner Am 2. März 1411 hieß der Lieger Heim- überliefert. Da fast alle Einträge (außer 10. burge Scheuffers Henne von Liech. Jener Martin, August und 9. November) von dem Him- Schoffarß Hennen Sohn von Liech , der am 27. meroder Mönch Laurentius de Weda stam- Juli 1455 bestätigte, gegen einen Enkel der men, der das Totenbuch 1406 anlegte, lebten Trynen von Murtze ausgetauscht worden zu und starben die meisten Gönner also vor 1406. sein, war wohl dessen Sohn. Martin war vor- mals Winneburger Leibeigener. Unter wessen 27. Januar Karolus de lyeche und seine Frau Herrschaft er nun kam, geht aus der Urkunde Gela gaben eine Mark nicht hervor. Als Bürgen traten seine Ver- 8. Februar Hermann de liech gab sechs Albus wandten ( frunde ) Lutze Henne und Thomas der 4. Juni Henricus Textor [Weber] de lieche und snyder von Lieg auf. Sicherlich waren Henne dessen Frau Else sowie ihre Kinder und Martin mit Metze Schoiffards de Liech ver- 11. Juni Katherine de liech gab sechs Schilling wandt, die dem Kloster Maria Engelport vor 15. Juni Petrus uf me Reyne de leche gab sechs 1406 sechs Groschen gespendet hatte. Schilling Der am 22. November 1419 als Zeuge ge- 17. Juli Karolus de liech hinterließ ein Missale nannte Sendschöffe Konrad von Lieche war und vier Mark für das Ewige Licht und drei- vermutlich auch Lieger Heimburge. Um 1480 ßig Groschen bezeugte ein Matthias von Lieg eine Erbtei- 27. Juli Metze Schoiffards de liech gab sechs lung zu Strimmig. Groschen

1 Nach 1400 taucht der seltene Name in einem Kastellau- ner Zinsregister auf. Hademair zu Kastellaun hatte von 2 Dieser Eintrag ähnelt auffällig dem unter dem 5.2. für einer Scheune beim Haus ein Viertel (Pfund) Wachs zu den Strimmiger Eselshirten Johannes! In beiden Fällen zahlen. scheint das Sterbejahr 1583 nachgetragen worden zu sein.

Nr. 64/2016 Lieg Seite 29

Am 15. Januar 1482 war Thielmann von Johann genannt. 1563 zahlte Hartmann von Lieg einer von etlichen Pächtern eines Win- Liech an Kurtrier eine Pacht von dreieinhalb gerts zu aus dem Lehn des Chris- Albus für ein Stück Bongart unter der alten toph Markgraf zu Baden Graf zu Sponheim Burg zu Treis in der Dymen . für Boos von Waldeck. In den zwölf zwischen Nach der Rechtsreform von 1573 war Lieg 1482 und 1766 ausgestellten Lehnsreversen am 3. März mit zwei Schöffen vertreten, näm- werden stets die alten Namen der Pächter lich dem Kurtrierer Elenn Theisenn und dem übernommen, so auch Thilmann von Lieg. Winneburger Claren Thoniß . Aus der gleichen Zeit sind in einem Verzeich- nis des Schatzes und der Schirmhafer die Namen Stadtluft macht frei – aber nicht immer von Lieger Untertanen der Herrschaft Seve- Leibeigene garantierten jahrhundertlang nich überliefert (s. Tabelle), wobei die Schreib- das wirtschaftliche Wohlergehen ihrer Feu- weise Raum für Interpretationen lässt. Die dalherren. Dabei bestimmte die Abstammung Herrschaft Sevenich war um 1460 von den das Untertanenverhältnis und der Landesherr Sponheimern an den Graf von Bassenheim konnte weitgehend eigenmächtig über seine verlehnt worden. Leibeigenen verfügen. So war es nicht erlaubt, Wie der Bartholomäus Lieg einzuordnen in eine andere Herrschaft zu heiraten, es sei ist, der am 26. Juni 1503 vor zwei Schöffen des denn, man wurde gegen einen Untertan aus Gerichts Bacharach bekennt, dem Max dieser Herrschaft getauscht. Solche Tausch- Hoffmann von Heintzhusen jährlich einen verträge sind auch für Lieg überliefert. halben Gulden zu Weihnachten von einem Der Ritter Heinrich von Waldeck genannt Haus zu Heintzhusen zu schulden, ist noch von Rennenberg tauschte am 7. Februar 1323 unklar. seine Unfreie Aleidis von Leiche, Tochter des

verstorbenen Sconfier, mit dem Trierer Erzbi- Zinspflichtige Lieger der Abgaben schof Balduin und dem Treiser Burggrafen Herschaft Sevenich (A = Albus, 1480, 1485 und 1487 M = Malter) Theoderich Frei von Treis gegen deren Un- freie Elisabeth, Stieftochter des verstorbenen Thomas Hen 18 (?) A 1 Zoverer in Treis . Ein weiterer Tausch von 1455 thomas Hennen wiff 3 (?) A 1 M wurde bereits weiter oben erwähnt. thomas Hen wiff 18 A 1 Wer Glück hatte, konnte sich der Leibei- Schollen peter 18 (?) A 1 genschaft auf Dauer durch Flucht in eine Jessin Schollen 3 (?) A 1 M Stadt entziehen, denn Stadtluft , so sagt ein peter Schollen 18 A 1 altes Sprichwort, macht frei . Das galt tatsäch- Kontz mollner 18 (?) A 1 lich so im Mittelalter nach Jahr und Tag , also - - dann, wenn ein Leibeigener es schaffte, sich in - - einer Stadt ein Jahr und einen Tag lang dem Thomas moerß jeckel son 18 (?) A 1 Zugriff seines Landesherrn zu entziehen. Das thomas moers Jeckils son 3 (?) A 1 M scheint Zyrfais Snyder von Leych nicht gelun- tomas morß ieckels son 18 A 1 gen zu sein. Er war nach Sobernheim verzo- Jacop von borgen 9 A gen, aber von Kuno Herr zu Winneburg und Jacop von Borgen 9 A Beilstein dort verklagt und gepfändet worden. Jacob von borgen 9 A So verpflichtete er sich 1491 als Anerken- Jacop gre(r)the Henen son 6 A 1 M nungszins der Leibeigenschaft lebenslang an Jacop der yrrin (s)on 6 A 1 M Martini sechs Raderalbus zu zahlen. Jacop des irbe eyden 6 A 1 M Henne Laer elsen son 4 A Recht auf einen Gemeindebackofen Laar Henne son 4 A Lare hin son 4 A Als einer der vierzehn Orte des Beltheimer - Gerichts im Dreiherrischen war auch Lieg mollen Hengin 3 (?) A 1 M immer wieder von dem Machtpoker der ge- mollen Hengin 18 A 1 M meinsamen Landesherren betroffen. Um 1400 bezog der Graf von Sponheim zu Lyech vier- 1562 werden in einer Sponheimer Muste- zehn Simmer Vogthafer, Vogthühner und die rungsliste Kettern Hamann und Stullers/ Stollers Achten wie von anderen Vogtleuten. 1437/ 38 Caspar und 1583 und 1585 in einem Sponhei- waren laut Gültbücher des Amtes Kastellaun mer Schatzungsregister zusätzlich die Schwie- und der Grafschaft Sponheim an beide jeweils gersöhne des letzten, nämlich Vir(stl) und an zwei Terminen Kirchgeld in ungenannter

Nr. 64/2016 Lieg Seite 30

Höhe zu Lyche und zwei Malter weniger ein und dass diese nach seinem Tode nicht auf Viertel Hafer fällig. seine Schwester überging. Offenbar sollte sie Kurz nach 1430 verklagte Johann Herr zu an das Stift fallen. 1444 verkaufte Michael von Winneburg und Beilstein mehrere Orte im Moerz dem Johann von Leich , Vikar am Lu- Beltheimer Gericht, weil er sich von den Ein- bentius-Altar einen Malter Korngülte etc. Der wohnern in seinen Rechten beschnitten fühlte. Käufer muss identisch mit dem Johannes Unter anderem wollte er nicht akzeptieren, Gryn von Lych sein, der von 1423/ 24 bis vor dass die von Liech kürzlich in seinem Gericht 1464 als Vikar an besagtem Altar belegt ist. ohne seine Zustimmung einen neuen Back- 1460 wurde ein Vergleich zwischen Johann ofen errichtet hatten. Wie alle anderen Klage- Gryn von Lych und Richard von Mertloch we- punkte, so wurde auch dieser von Johann gen Besitzes in Münstermaifeld geschlossen Boos von Waldeck als Amtmann von Baldu- und 1462 verkaufte der Vikar Joes Lych ein zu inseck als ungerechtfertigt zurückgewiesen seiner Vikarie gehöriges Haus. 1464 war Jo- und die Entscheidung dem Herrn von Trier hann Lieg alias Johannes Gryn von Lieg tot. und seinen Freunden anheimgestellt. Die Lieger Die Lieger Wald- und Flurbezeichnung Im säßen im Hochgericht der Dreiherren und in Grein zeugt noch heute von den ehemaligen Lieg habe es nie einen Bannbackofen gegeben. Eigentümern und ein Joes Grin aus Lieg ver- Demzufolge könnten die Lieger zu Recht für mittelte noch am 31. September 1707 in einem ihren Bedarf einen Backofen errichten. Sie Streit. bestellten keinen Gemeindebäcker, sondern Die Vogtei Lieg jeder backe selbst für den Eigenbedarf. Es Die drei Gemeinherren wurden im Belthei- handele sich nicht um eine Neuerung, die in mer Gericht in den meisten Belangen durch die Rechte der Herren eingreife. Ferner wird ihre Vögte vertreten. Der winneburg-beil- vermerkt, dass den Leuten im Dreiherrischen steinische Vogt wohnte meist in Lahr (vgl. Die die Nutzung von Wald, Wasser und Weide Pies-Chronik 58/ 2014 und 61/ 2015), aber zustehe. Ebenso wurde die Klage gegen zwei zeitweise auch in Lieg. Deshalb wird gele- Backöfen zu und einen zu Sabers- gentlich von der Vogtei Lieg gesprochen. hausen zurückgewiesen. Schon 1340 wird ein Dinghof erwähnt (s. o.),

der mit einem Vogthof identisch sein könnte. Lieger Adlige und Kleriker Bei einem Streit zwischen Engelport und Offenbar gab es auch eine Lieger Linie der Mörsdorf um Waldrechte fungierte Martin, Treiser Ritterfamilie Gryn, die enge Bezie- Vogt zu Lieg, am 17. Januar 1490 als einer von hungen zum Stift Münstermaifeld unterhielt. vier Schiedsleuten. Der um 1480 erwähnte Am 30. Mai 1323 stifteten der Ritter Conrad Mathias von Lieg (s. o.) könnte sein Vorgän- Gryn von Treis und seine Frau Begine/ Be- ger gewesen sein. Am 12. April 1502 war nigna in dem Stift St. Castor zu Karden eine Fauts Hans Lieger Bürgermeister. Der Nach- Vikarie mit Gütern und Renten zu Trys, Leche, name Fauts könnte ein Hinweis auf einen Durwilre und Winthausen. An dem Münster- Lieger Vogt sein, denn Vòòts, Fauts etc. be- maifelder St. Lubentius-Altar lassen sich die gegnet uns häufiger auf dem Hunsrück als Gryn von Lieg im 14. und 15. Jahrhundert als Hausname für ehemalige Vogtshäuser.

Altaristen nachweisen und vor ihnen die (Treiser ?) Familie Swayf/ Schauff. 1339 fin- den wir als Pächter der Lieger Güter des Stif- tes Münstermaifeld einen Johannes Keiser von Owilre 1 und am 13. November 1391 verlehnte Fauts Hans zu lieche war am 12. April 1502 Johann von , Kaplan des Johann von Heimburge zu Lieg.

Eltz an der Kirche zu Münstermaifeld, einen In einem Aktenstück bezüglich der fal- Weingarten an Conzen von Lyche . Von 1403 bis schen Besteuerung Lützer Bürger durch den 1430 war schließlich laut Schneider (1980) ein winneburg-beilsteinischen Vogt (LHA Ko 56 Heinrich Gryn Scholaster und Kanoniker am Nr. 709) ist vermerkt: sonsten weilen ein zeitli- St. Lubentius-Altar in Münstermaifeld. cher Vogt vor vielen Jahren, einstmals zue Liech In einem Güter- und Einkommensver- gewohnt, die Vogteÿ Liech Beltheimer Gerichts zeichnis des Stifts ist 1426 erwähnt, dass der genannt . Es heißt sogar häufiger aus der Vogtei Ritter Grin de Trys Pacht von Leiche bezog, Liech […] von dem Vogt zu Lahr oder den Vog- teyen Liech und Lahr etc. Am 22. Juni 1654 wird 1 Die Keiser von Owilre waren mit den Gryn von Treis erwähnt, dass etwa vierzig Jahre zuvor, also eines Stammes. um 1614, wöberß thönges von Liech Vogt gewe-

Nr. 64/2016 Lieg Seite 31 sen sei und 1564 war von dem Vogt zu liech das Königstaler zu zahlen hatten. Im Laufe der Kerbgeldt empfangen worden. 1628, 1629 und Jahre wurde die Pacht kontinuierlich erhöht, 1630 wird ebenfalls die Vogtei Liech genannt, nämlich 1682 auf sechs Malter Korn und zehn während es 1551, 1597, 1603 bis 1626 und 1650 Malter Hafer zuzüglich einem Malter Hafer die Vogtei Lahr war. aus der Buckelau im Dünnbachtal, die jahre- lang vergessen worden war. Engelporter Besitz in Lieg Bei der nächsten Belehnung waren es dann schon sechs Malter, ein Simmer Korn und 15 Wie in vielen anderen Orten des Belthei- Malter Hafer sowie 200 Ostereier und drei mer Gerichts, so hatte Engelport auch Besitz Geißböcklein. Nur die Anzahl der Moselfahr- in Lieg. Der größte Teil davon gehörte zur ten blieb unverändert. 1788 lag die Pacht Ausstattung der Neugründung durch Irm- schließlich für jeden der drei Höfer bei 2½ gard von und Philipp von Malter Korn, 5 Malter Hafer, einem Reichsta- Wildenberg. Am 14. September 1264 stiftete ler und 38 Albus Frongeld und 50 Eier sowie das Ehepaar eine Jahrmesse unter anderem drei Pfund Flachs. mit seinem Hof zu Lieche . Ihr Besitz wurde Die Angaben zur Gutsgröße schwanken den Chorfrauen am 2. Oktober 1275 vom Trie- stark. Auf jeden Fall wurden im Rahmen der rer Erzbischof Heinrich von Vinstingen bestä- Säkularisierung 22,4866 ha im Wert von tigt. Da diese Güter aus dem Erbe der Ehefrau 20.352 Francs als Zahlung an Armeelieferan- stammten, war auch der Hof zu Liche ehemals ten abgetreten und 1813 wurden 13 ha Acker- Braunshorner Besitz. land und 3 ha Wiesen versteigert. Gemäß Am 10. Juli 1402 betätigten die Erben des Lieger Extraktbuch von 1785 umfasste der Johannes von Monreal, dem Urenkel des En- gesamte Besitz Engelports dort 65 Morgen, 40 gelporter Erstgründers Emmelrikus von Mon- Ruten Ackerland und 12 Morgen Wiesen so- real, dass Johannes zusammen mit seiner Ehe- wie vier Gärten. frau Margaretha von Einenberg mit einem

Malter Hafer von einer Wiese im Dünnbachtal Sponheimer Hof/ Pyrmonter Lehen eine Jahrmesse zu Engelport gestiftet hatte. Es handelte sich dabei um einen Jahreszins in Dieses Lehen, das die Schönberg zu Eh- Höhe eines Malters Korn Treiser Maß von renberg bis 1426 innehatten (s. o.), wurde einer Wiese in Lÿcher gerichte an der Damen zu ausführlich im Zusammenhang mit Lahr ab- Lÿche , der auf der zu dem sogenannten klei- gehandelt (Die Pies-Chronik Nr. 61/ 2015). nen Hof des Stifters gehörenden Wiese Bu- Hier noch einmal die erste Erwähnung vom ckelau im Dünnbachtal an der Dhiemer zu Liech 14. Februar 1413 bezüglich Lieg: 1 Hof zu Lie- wert unter der frau von Mechtolden wiesen che mit Zubehör; die Lehen, die Jeckel Morshuser (Mechtelwiese) lag. Letztere war freiadliges hat; 9 Hähne, 10 [oder 2?] Hühner und 2 Kapau- Gut und gehörte ebenfalls den Engelportern. ne daselbst. Sie war wohl Teil des großen Lieger Hofes, Am 6. Januar 1427 heißt es, ein Hof zu Ley- lag aber im Treiser Zehntbezirk, was öfters zu che und am 11. September 1438 eynen hofe zu Streit führte. lieche […]. 1441 betrugen die Einnahmen von Im 30jährigen Krieg brannten die beiden Gütern zu Liech ½ Malter Waizen, 10 Malter Engelporter Hofhäuser zu Lieg ab. Später Spelz, 1½ Malter Korn, 14 Malter Haber, 25 wurden die Höfe zusammengelegt und die Hühner, 2 Koppen, 6 Albus und 9 Häller und ein Gebäude nicht wieder aufgebaut. Besthaupt, wenn das fällig ist. Am 12. März 1469 1779 stellte der Konvent fest, dass sich die werden in dem zwischen Johann Vogt von Gemeinde einige Parzellen angeeignet hatte, Hunolstein und Agnes, Tochter des Friedrich konnte sie aber wegen Verjährung nicht mehr von Pyrmont und Ehrenberg, geschlossenen zurückverlangen. Ehevertrag an Aussteuer genannt: an Gült Das Hofgut war in drei Teile aufgeteilt. und Rente je 7 Malter Spelz und Hafer zu Am 26. Januar 1670 wurde es zu folgenden Lieche und ain Conrait dem hoifmanne und dazu Konditionen auf 14 Jahre verpachtet: Fünf hatte der Hofmann zu liefern: ½ Malter Zins- Malter Korn und acht Malter Hafer Treiser korn, ½ Malter Weizen, 2 Simmer Hafer, 4 Maß an St. Martin, vier Moselfahrten, jede ein Hühner, 9 Heller, ferner an Thomas den Fuder schwer nach Treis oder Fankel, zuzüg- Schneider (der Vogt?) je 3 Malter Spelz und lich einer weiteren Dienstfahrt, einhundert Hafer und 1 Huhn, 2 Malter Hafer, 2 Kapau- Eier um Ostern und zwei Geißböcklein an ne, 19 Hühner und Hähne (Friedrich TOEPFER Ostern. 1675 wurde ergänzt, dass die Pächter 1867). beim Entfallen einer Fahrt stattdessen einen

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In einem Pyrmonter Zinsregister von laut Schneider). 1785 besaß das Haus Waldeck 1514/ 1521 werden folgende Abgaben ge- in Lieg 46 Morgen, wovon der Zehnte zu leis- nannt (LHA Ko 41 Nr. 702): Dorffs Henne 1 ten war. Malter Hafer, 1 Malter Speltz und 2 Eimer In einer Güterbeschreibung des Pfalz- (Ohm) süßer Wein, Johan Gulp (?) 1 Malter Birkenfeld’schen Eigenhofs zu Liech ), der spon- Speltz, Dorffs Hans (?), Jeckil Morshuser (?). An heimer Besitz war, werden 1695 acht Pächter Hühnerzins waren fällig: Jeckelgin von Liech 19 genannt und später zwei bis drei. Er wurde Hähne und Hühner je zur Hälfte, ein übers meist auf 12 Jahre gegen vierzehn Malter ver- andere Mal (…), Dorffs Henne 1 Huhn, pachtet. Morshuser Jeckil 2 Kapaune, 2 Hühner und 2 Bei dem 1407 und 1408 genannten trieri- Albus. schen Fronhof zu Liche (Adam GOERTZ 1984 S. 1652 stellte der sponheimische Kellner fest, 130) und der Jahresbede zu Lych (Adam dass der Hof wegen des 30-jährigen Krieges GOERTZ 1984 S. 132) ist sicher der hessische 15 (25?) Jahre lang unbebaut war und dass die Ort Lich im heutigen Landkreis Gießen ge- drei dazugehörigen Häuser und eine Scheune meint. Allerdings versteigerten die Franzosen abgebrannt seien. Wegen der fehlenden Ge- 1810 auch in Lieg aus kurtrierischem Besitz bäude und der stark verwilderten Felder war zwölf Hektar Ackerland und fünf Hektar es schwer, überhaupt Pächter zu finden und Wiesen. es konnte nicht mehr die ganze Pacht von je sieben Malter Hafer und Spelz erzielt werden. Hexenwahn auch in Lieg Später war der sponheimische Hof auf Ein Beispiel für die im Beltheimer Gericht zwölf Jahre an fünf Pächter verlehnt und um- mit Akribie betriebene Hexenverfolgung und fasste, als Lieg nach der Teilung des Dreiher- ihre Beweggründe wurde ausführlich in ei- rischen an Trier kam, 28,5 Morgen Ackerland nem früheren Beitrag dieser Serie behandelt und ein vier Morgen großes Birkenfeld. (Die Pies-Chronik Nr. 62/ 2016) und Schnei-

der und Kugel gehen ausführlich auf die Lie- Der Brohler Hof ger Situation ein (Franz SCHNEIDER 1980 S. Die Ritterin Elisabeth von , eine 125-163 und Heinz KUGEL 2007 S. 60-72; vgl. Nachfahrin des Engelport-Gründers Emmel- auch Walter RUMMEL 1991). Deshalb genügt rich von Monreal, hinterließ bei ihrem Tod am hier eine kurze Zusammenfassung. 29. März 1485 als Witwe des Ritters Wilhelm Nachdem Agnes Thies aus Lieg am 26. Vlatten zu Dreiborn († 1485) den Häusern März 1630 von dem Hexenausschuss ergeb- Winneburg-Beilstein, Boos von Waldeck, Eltz, nislos vernommen worden war, wurde sie am von der Leyen zu Schöneck und Braunsberg 12. April zusammen mit ihrem Mann in den ein beachtliches Erbe, das am 2. November Turm zu Kastellaun gesperrt. Unter mehrma- 1486 per Los aufgeteilt wurde (Wilhelm liger Folter gestanden beide die unsinnigsten GÜNTHER 1825 S. 672-678). Georg von der Zaubereien und belasteten sich gegenseitig Leyen Herr zu Olbrück und Dietrich von sowie weitere Menschen, unter anderem Sei- Braunsberg fiel durch Los unter anderem der mets Frau Maria aus Liech . Das Ehepaar wurde Hoiff zu Liech hinter Trys mit drei Malter Korn- am 15. Mai 1630 hingerichtet. und vier Malter Haferrente zu. Laut Lieger Der der Lieger Mittelschicht angehörige Grund- und Extraktenbuch von 1785 besaß Rosenwirt Thonges Roß bzw. Rosen Thönges das Haus Burgbrohl hier damals 31 Morgen. konnte sich 1630 offenbar erfolgreich gegen Wie oben erwähnt, könnte dieser Hof ur- den Vorwurf der Hexerei wehren, wurde aber sprünglich mit der Ersterwähnung von 1106 1653 zusätzlich wegen Vieh- und Kirchen- zusammenhängen und ginge damit auf die diebstahls sowie anderer Verbrechen ange- Familie von Monreal zurück. klagt. Die diversen Zaubervorwürfe waren wieder völlig abstrus. Er wurde allerdings Weiterer Besitz nicht zum Tode verurteilt, sondern für ein Jahr verbannt. Während dieser Zeit durfte er Zwischen der Herrschaft Waldeck und sich bei Todesstrafe nicht mehr als drei Mei- dem Stift Münstermaifeld kam es 1482 und len seinem Heimatort nähern. 1492 zum Vergleich wegen strittiger Pachtver- Erwähnenswert ist, dass sich bestimmte träge bezüglich des Zehnten zu Lieg. 1620 Privatpersonen in den Hexenausschüssen und 1650 bezogen die Waldecker vom Hoff zu aber auch als Besager und Schmäher beson- Liech 1½ Malter Korn, 2 Malter Spelz und 6 ders hervortaten. Malter Hafer (LHA Ko 53 C Nr. 48 S. 263-266;

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Michels Thönis aus Lieg übertrieb es mit auch Lieg jahrhundertelang um eine Ablö- seinen Verunglimpfungen gegen Agnes Thies sung von Lütz. Die Streitereien zwischen den so sehr, dass er dafür sogar bestraft wurde. Gemeinden, staatlichen Behörden und dem Noch Ende des 20. Jahrhunderts lebte der Bistum füllen ganze Aktenbände im Landes- Hexenglaube in Lieg. Der Zimmermann Jo- hauptarchiv Koblenz und im Bistumsarchiv hann Peter Puff (1929-1900) ging beispielswei- Trier und Details wurden schon andernorts se nachts mit einem Tuch des Behexten zu ausführlich beschrieben (Bernd SCHNEIDER dem Oberhexenmeister auf der Höhe bei 2007; vgl. Norbert J. PIES 2014). Nachdem sich Boppard, der es berührte und Sprüche aufsag- die Gemeinden irgendwann doch geeinigt te. Wenn der Behexte das Tuch von Puff zu- hatten und die behördliche Genehmigung rückbekam, war er von dem Zauber befreit. erteilt war, wurde Lieg am 8. Oktober 1869 von dem Trierer Bischof Matthias Eberhard Ein langer Weg zur eigenen Pfarrei zur selbstständigen Pfarrei erhoben. Gegen den ursprünglichen Willen der kö- Die erste Erwähnung der im Landkapitel niglichen Regierung zu Koblenz hatte die Kaimt-Zell liegenden und zur Pfarrei Lütz Gemeinde 1847 zunächst für 5.802 Taler ein gehörenden Kapelle zu Licha datiert aus der neues Vikariehaus gebaut, bevor 1855/ 56 ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts (um 1220?) eine neue Schule folgte. 1801 war ein erster als in einem Rechteverzeichnis des Trierer Vikar gegenüber der alten Schule einquartiert Erzbischofs festgehalten wurde, dass von ihr worden. Für seine Bezahlung war eigens ein keine Zinsen erhoben wurden. In einer Auf- Vikariefonds gegründet worden, der 1829 stellung von Einkünften des Kollegiatstifts aufgestockt wurde, wohl um damit auch die Münstermaifeld wurden um 1300 Einnahmen Einrichtung einer eigenen Pfarrei voranzu- von sechs bzw. zwölf Schilling aus Lyche auf- treiben. Die neue Kirche war übrigens schon geführt und im Visitationsprotokoll des 1769 fertiggestellt worden. Archidiakonats Karden wird 1475 auch Leich erwähnt. Dem Stift Münstermaifeld standen Schulen 2 /3 und dem Personat oder dem Trierer 1 Weihbischof /3 des Zehnten zu. Auch die Geschichte der Schulen wurde In seinem Testament vom 14. September schon ausführlich abgehandelt (Heinz KUGEL 1332 bedachte der Ritter Heinrich von Wal- 2007). Da sie überwiegend in die Zeit nach deck genannt von Rennenberg auch die Kir- Auflösung des Beltheimer Gerichts fällt, wird che zu Lychin mit zwei Mark fürs Läuten. auch sie nur kurz gestreift. In dem Visitationsprotokoll des Landkapi- 1743 wurde wegen Fehlens einer Schule im tels Zell von 1569 ist festgehalten, dass die Gemeindehaus in der Kirchstraße unterrich- Kapelle Leich dem hl. Goar geweiht war und tet, wobei deren Besuch trotz der Mahnungen einen Altar sowie einen Kelch besaß. 1656, des Pfarrers mäßig war. Es handelte sich um 1657 und 1747 war die Kapelle in gutem Zu- einen Mehrzwecksaal, der als Gemeindesaal, stand. Sonntags wurde das Salz gesegnet und Schulklasse und Betraum genutzt wurde. eine Predigt gehalten. Eine Messe mit Kom- Um 1802 wurde im Vikariehaus unterrich- munion gab es aber nur am Patronatsfest (6. tet und später in dem dahinter gelegenen Juli) und in der Weihnachtsnacht. Hirtenhaus. Unten war der Schulsaal und Damals leistete sich die Gemeinde auf ei- oben die Lehrerwohnung. 1855/ 56 erfolgte gene Kosten einen Priester für eine Sonntags- für 3.789 Taler der Schulneubau gegenüber predigt. Dafür bekam er von der vergleichs- dem Gasthaus . 1874 verlangte die weise armen Kirchenfabrik Lieg zwölf Florin. Regierung zu Koblenz dann den Bau einer 1779 wurde der Gottesdienst von einem Lüt- zweiten Schule. Obwohl sich die Gemeinde zer Kaplan abwechselnd zu Petershausen und anfangs dagegen wehrte, wurde 1897 eine zu Lieg gehalten. Am 14. Februar 1699 ver- Mädchenschule gebaut, die auch einen Ge- zichtete die Gemeinde darauf, dass der Pastor meinderaum beherbergte. von Lütz jeden Sonntag in Lieg Wasser und Am 13. September 1962 wurde schließlich Salz segnete. Stattdessen sollte er freitags eine die neue St. Wendelinusschule eingeweiht. hl. Messe halten und der Priester sollte nichts mehr gegen einen von der Gemeinde bezahl- Die Lieger Mühlen ten Geistlichen einwenden. Die Freitagsmesse In Lieger Gemarkung lassen sich zwei ging aber irgendwann unter. Mühlen nachweisen (Franz Josef WOLF 2012 S. Ebenso wie die beiden anderen Bergge- 787-814 Nr. 50 und 51; vgl. auch Die Mörsdor- meinden Lahr und Zilshausen bemühte sich

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1498 hatte Lieg nur 18 Feu- erstellen, von denen vier kur- trierisch waren und war damit der achtgrößte Ort. 1680 war die Einwohnerzahl auf zwölf Familien geschrumpft. 1777 gehörten neun Fami- lien zur Heyweiler Pflege (sponheimisch), dreizehn zur Hurtischen Pflege (sponhei- misch), zehn zu Kurtrier, acht zur Herrschaft Winneburg- Beilstein und eine war junke- risch. Mit letzteren ist wahr- scheinlich ge- meint, denn der Metzenhause- ner Junker kommt 1644 immer wieder als Grenznachbar des sponheimischen Hofguts vor. Aus der kurtrierischen Amtsbeschreibung von 1784 erfahren wir einige wirtschaft- liche Details über Lieg aus der Zeit vor der Teilung des Drei- herrischen, bei der der Ort Kurtrier zugeschlagen wurde. Die Gemarkung umfasste da- mals knapp 758 Hektar, näm-

Lieg (Liech) auf einer Landkarte von 1692 lich 814 Morgen Ackerland, 186¾ Morgen Wiesen, 245 fer Kirchenmühle bei Lieg in Eike PIES 1986 S. Morgen Heide und 1.785½ Morgen Wald. In CXCII-CXCV), die kurtrierische Bannmühle 48 Häusern lebten 247 Menschen und zwar 38 und die Genossenschaftsmühle. Als erste väter, 43 mütter, 87 söhne, 73 töchter, 5 knecht, 1 Müller begegnen uns 1480 Kontz Molner und magd, die nun bis auf eine sehr arme boosi- 1485 und 1487 Mollen Hengin (s.o.). Die sche Familie alle trierische Leibeigene waren. Bannmühle war im Besitz der Familien Math, An Steuern wurden damals gezahlt 25 Daum, Kahren, Hornetz, Mohr und zuletzt Reichstaler Schirmgulden. Die Schatzung Pinger. Sie wurde 1884 versteigert und abge- konnte hingegen noch nicht exakt beziffert rissen. Die zweite Mühle wurde 1845 in der werden. Die bisherigen wenigen trierischen Nähe der alten erbaut und in den 1960er Jah- Untertanen hatten nur zwölf Albus und zwei ren abgerissen. Denare gegeben. Während die sponheimischen und beil- Die wirtschaftlichen Verhältnisse steinischen Untertanen vor der Teilung unan- gemessene Frondienste leisten mussten, wa- Mit 31 Feuerstellen (7 trierisch, 2 sponhei- ren für Kurtrier nur allgemeine Frondienste misch, 13 winneburgisch, 4 waltpotisch und fällig. eine hurtisch) war Lieg 1556 der viertgrößte Die wichtigsten Grundeigentümer in Lieg Ort im Beltheimer Gericht. Die Einwohner waren: gaben Steuer und Schatzung wie die anderen ‹ Kloster Engelport mit einem Hofgut, von Untertanen im Beltheimer Gericht. Außerdem dem keine Schatzung gegeben wurde, gaben sie am 18. Oktober (St. Lukas) 14 Malter ‹ Freiherr Boos mit einem Hofgut, von dem Hafer Burgmassen , als große Beth. An Kerffgeld ebenfalls keine Schatzung gegeben wurde, waren 11 Albus fällig, sowie Vogthühner, für den ihm die vier Pächter aber jährlich gehent auf und aiff . Die trierischen Untertanen einen Reichstaler Rittersteuer zahlen muss- hatten an Besthaupt, Frondiensten und anderen ten, sachen zu leisten, wie die anderen Baldenecker

Angehörigen und Untertanen.

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‹ die Familie von Burscheid, ebenfalls steu- von einem Bürgerkind). Außerdem bezog die erfrei. Sie hatte vermutlich die Nachfolge Gemeinde von einer Mühle vier Malter Korn der Brohler angetreten. und den Gemeindsleuten wurde um halben malter gemahlen. Kupfer- handel, Kesselflickerei und Lumpensammlung waren verpachtet. 1784 hatte die Ge- meinde 140 Reichstaler Schulden zu vier Prozent, die jedoch durch einen bevorstehenden Holzver- So wie hier am 9. September 2007 die kauf getilgt werden soll- Lahrer, wallfahren immer wieder gerne ten. Gläubige zur Lieger Wendelinuskapelle Der Gemeindevor- Die Schankgebühr (Akzise) ging an die stand setzte sich aus einem Bürgermeister kurfürstliche Hofkammer und betrug für die und zwei Mitvorstehern zusammen, wobei Orte im ehemaligen Dreiherrischen insgesamt die Ämter der Ordnung nach unter den Ge- 35 Reichstaler, und tragen die wirte allda […] meindsleuten umgingen. steiggelde 7 reichstaler bei . Die Simpelsteuer (eine Ertragssteuer auf Literatur Nahrung) wurde zu 5 albus […] angeschlagen . Die Bede (landesherrliche Steuer) in Höhe BOEREN , P. C. und G. W. A. PANHUYSEN : An- von zehn Malter Hafer zahlte die Gemeinde nales Rodenses. Assen 1968. Faksimile der an die Amtskellerei. Für den Transport des Handschrift im Rijksarchief zu Maastricht. Getreides nach Zell war aber BROMMER , Peter: Die Ämter Kurtriers. zuständig. Unter der Überschrift Geld wird Grundherrschaft, Gerichtsbarkeit, Steuer- ausgeführt, dass die sponheimischen Ein- wesen und Einwohner. Edition des soge- wohner nach der Teilung noch sechs Reichsta- nannten Feuerbuchs von 1563, Koblenz ler 37 Albus Bedgeld gaben. 1531 hatte noch 2003. Philipp von Eltz elf Malter Korn jährlich aus DE FARIA E CASTRO , Katharina: Die National- der großen Bede bezogen. güter im Arrondissement Koblenz und ih- Zusammen mit den anderen ehemals drei- re Veräußerung in den Jahren 1803 bis herrischen Orten musste Lieg das Bauholz 1813. Rheinisches Archiv. Veröffentlichun- zum Baldenecker Amtsgebäude geben, einen gen des Instituts für geschichtliche Lan- Holzzehnt gab es nicht. deskunde der Rheinlande an der Universi- Vom Haupt- und Blutzehnt stand dem tät Bonn 85. Ludwig Röhrscheid Verlag 2/ Bonn 1973 S. 318. Stift Münstermaifeld 3 und dem Petershäu- 1/ DE LORENZI , Philipp: Beiträge zur Geschichte ser Präbendaten 3 zu, während der Lützer Pastor den Novalzehnt [von Neuland] bezog. sämtlicher Pfarreien der Diöcese Trier. Re- In erster Linie bestritten die Lieger ihren gierungsbezirk Coblenz. Trier 1984 (nach Unterhalt mit Ackerbau und Viehzucht und der Ausgabe von 1877). dem Verkauf von Hafer. An Gemeindegütern GOERTZ , Adam: Mittelrheinische Regesten gab es Wald, aus dem die Bürger hinlängliches Band 4. Koblenz 1886. brand- und bauholz empfangen und woraus auch GOERTZ , Adam: Regesten der Erzbischöfe zu Holz verkauft wurde. Zudem gab es Schiffel- Trier 814-1503. 2. berichtigter Neudruck land (Brandwirtschaft), wovon jährlich für ½ der Ausgabe Trier 1861, Scientia Verlag fass sat ausgeteilet wird . Aalen 1984. Die Erz- und Schiefergruben, die ebenfalls GÜNTHER , Wilhelm: Codex Diplomaticus eine zeitlang eine wirtschaftliche Rolle ge- Rheno-Mosellanus Band 2. Koblenz 1823. spielt hatten, werden nicht erwähnt. GÜNTHER , Wilhelm: Codex Diplomaticus Weitere Einkünfte bezog die Gemeinde Rheno-Mosellanus Band 4. Koblenz 1825. aus der Verpachtung der Schafweide, der FRAUENBERGER , Michael: Weltliche Quellen Versteigerung von Abfallholz, durch Rügen zur Bevölkerung Teil I. In: Eike PIES : Fami- und Pfandschaften sowie dem Bürgerein- lienbuch Lütz Band 1. Sprockhövel 1986 S. zugsgeld von jährlich etwa 80 Reichstaler (4 CCLIV-CCLXVIII.

RT 24 Alb von einem Fremden und die Hälfte

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MÖTSCH , Johannes: Regesten der Urkunden 2007 S. 20. – S. 28: P. C. BOEREN und G. W. A. im Archiv der Fürsten von Metternich im PANHUYSEN 1968 S. 35. – S. 30: LHA Ko Best. Staatlichen Zentralarchiv zu Prag. Teil 2 709,5 Film 116 Nr. 604. – S. 35: Dr. Norbert J. Koblenz 2001 Nr. 272 S. 40-41. Pies (Altar) und Ortsgemeinde Lahr (Wallfah- PIES , Eike: Familienbuch Lütz Band 1. Sprock- rer). – S. 34: Nicolas Sanson 1692 Erzstift Trier hövel 1986. (Ausschnitt), Karte im Privatbesitz von Dr. VON LOOZ -CORSWAREM , Clemens: Persönliche Norbert J. Pies. Mitteilungen zur Familie Gryn von Lieg als Altaristen zu Münstermaifeld. Impressum MÖTSCH , Johannes: Regesten des Archivs der Die Pies-Chronik erscheint zweimal jährlich als Grafen von Sponheim 5 Bände. Koblenz offizielle Mitgliederzeitung des gemeinnützigen 1987-1991. Vereins Familienstiftung Pies-Archiv, Forschungszent- KUGEL , Heinz: Chronik Lieg. 900 Jahre Lieg, rum Vorderhunsrück e.V.

1106 - 2006; Geschichte und Geschichten Redaktionsanschrift eines Hunsrückdorfes. Lieg 2007. Dr. Norbert J. Pies, Im Karwinkel 2b LAMPRECHT , Karl: Deutsches Wirtschaftslexi- D-50374 Erftstadt-Lechenich kon des Mittelalters. 3 Bände Aalen 1969. ( 02235-692669, 7 02235-692641 PIES , Norbert J.: Weltliche Quellen zur Bevöl- [email protected] E-Mail und Homepage kerung Teil II. In: Eike PIES : Familienbuch [email protected] Lütz Band 1. Sprockhövel 1986 S. CCLXIX- www.familienstiftungpies-archiv-museum.de CCLXXVII. Anschrift von PIES , Norbert J.: Zur Geschichte von Kloster Museum, Archiv und Bibliothek Maria Engelport. 13 Bände. Frechen, Köln Altes Pfarrhaus, An der Kirche 1 und Erftstadt-Lechenich 1989-2000. D-56290 Dommershausen PIES , Norbert J.: Die grünen Ritter von Treis. Öffnungszeiten Eine Studie zur Familie Gryn v. Treis. In: Freitags 15:00 – 18:00 Von Häckedetz unn Stiftshere. Geschichte und nach telefonischer Vereinbarung. Bitte Besuche immer vorher bei und Geschichten von Treis-Karden Band 1. Frau Rauschenberg anmelden: Treis-Karden 2004: 104-124. »01520-7878601 PIES , Norbert J.: Steuerzwang für Lützer Bür- Dezember und Januar geschlossen. ger im 17. Jahrhundert. In: Jahrbuch für Bankverbindungen den Kreis Cochem-Zell 2010: 198-200. Sparkasse Sprockhövel: PIES , Norbert J.: Aus der Geschichte von Lahr IBAN: DE09 4525 1515 0003 0005 28 (Hunsrück). Band 1: Die Oranna-Kapelle, BIC: SPSHDE31XXX Wegekreuze und Bildstock. Volksbank Koblenz Mittelrhein eG: IBAN: DE68 5709 0000 3522 4700 00 SCHANNAT , Johann Friedrich: Eiflia illustrata. BIC: GENODE51KOB 3 Bände 1881. Unveränderter Nachdruck Jahres-Mitgliedsbeiträge von Otto Zeller. Osnabrück 1966; hier 40€ für Einzelmitglieder, 60€ für Familien und Band 3, 1, 2, S. 344. Einzelmitglieder in Übersee, 80€ für Familien in SCHNEIDER , Bernd: Die Geschichte der Pfarrei Übersee, 20€ für Schüler und Studenten. St. Goar, Lieg. In: Heinz KUGEL : Chronik Für Spenden ab 50€ stellen wir Lieg 2007 S. 96-186. Spendenbescheinigungen aus. SCHNEIDER , Franz: Geschichte des Dorfes Anzeigenpreise Lieg/ Hunsrück. Koblenz 1980. 1/2 Seite bei einmaliger Schaltung 60€, bei zweimaliger Schaltung 100€ TOEPFER , Friedrich: Urkundenbuch für die 1/4 Seite bei einmaliger Schaltung 30€, Geschichte des graeflichen und freiherrli- bei zweimaliger Schaltung 50€ chen Hauses der Voegte von Hunolstein. Mitarbeiter dieser Ausgabe : Band 2 Nürnberg 1867. Werner Dupuis (Kastellaun) WOLF , Franz Josef: Mühlen und Müller Band 3 Dr. Eike Pies (Sprockhövel) Dünnbachtal. Neuwied und Plaidt 2012 S. Manfred Pies (Gau-Algesheim) 787-814 Nr. 50 und 51. Dr. Norbert J. Pies (Erftstadt-Lechenich) Richard Theisen (Koblenz) Abbildungsnachweise Wolfgang Wendling (Boppard)

Fotonachweis für die Seiten 1-4 S. 27 oben: Zeichnung von Dr. Hans Hel- S. 1 oben und Mitte, S. 4 unten a-c: Georg Braach; mut Wegner in Heinz KUGEL 2007 S. 14. – S. 1 unten, 3 oben und 4 unten d: Winfried Weber; S. 20 Mitte: Rekonstruktionszeichnung von S. 2, 3 unten und 4 oben: Werner Nikolay; Dr. Hans Helmut Wegner in Heinz KUGEL S. 4 Mitte links: Dr. Ingvild-Neufang-Pies.