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Planen & Bauen im Landkreis

Informationen für Bauinteressierte IHR REGIONALER PARTNER

Wir sind als regionaler Dienstleister für Als kompetenter Partner vor Ort stellen Energie und Wasser immer in Ihrer Nähe. wir eine zuver lässige Versorgung sicher.

WIR SIND DIE ENERGIE! www.lsw.de 1. Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

der Hausbau ist eine der wichtigsten großen Entscheidungen im Leben. Wer vor diesem großen Schritt steht, hat viel zu bedenken. Es sollen möglichst alle Wünsche und Ansprüche an die eigenen vier Wände realisiert werden.

Diese sollen zudem im Einklang mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten und dem rechtlich Machbaren, also den Baugesetzen, stehen.

Der Landkreis Gifhorn als Genehmigungsbehörde möchte Sie optimal beraten und insbesondere in persönlichen Gesprächen mit Ihnen nach geeigneten Lösungen suchen.

Eine frühzeitige Information darüber, welche Schritte zu beachten sind, wer Ihnen als Ansprechpartner und Anlaufstelle zur Seite steht, hilft bereits bei den Planungen, Zeit, Ärger und Kosten zu sparen.

Der Landkreis Gifhorn gibt Ihnen mit der vorliegenden Baubroschüre einen ausführlichen Wegweiser an die Hand. Er richtet sich an alle, die sich über das Bauen, das dazu nötige Genehmigungsverfahren und über Wissenswertes aus dem Baurecht informieren möchten.

Die Baubroschüre enthält auch nützliche Informationen zu den Themen Sanieren, Umwelt und Energie. Sie führt Sie durch den Fachbegriffs und Paragraphendschungel, um Verständnisprobleme aus dem Weg zu räumen.

Zudem soll sich jeder Bürger seiner Verantwortung bewusst werden, das Vorhaben im Einklang mit der Umwelt sowie dem Orts- und Landschafts- bild zu planen und zu verwirklichen.

Ich wünsche Ihnen nun viel Freude beim Lesen und dass sich viele offene Fragen schon im Vorfeld beantworten lassen.

Ihr

Dr. Andreas Ebel Landrat

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 1 Branchenverzeichnis

Branche Seite Branche Seite Architekten...... 8 Türen...... 28, 55 Ausbildungsförderung...... 72, U3 Überdachungen...... 5, 28 Ausbildungshilfe...... 72, U3 Wärmesysteme...... 57, 59 Bäder...... 16, 59 Wirtschaftsprüfungsgesellschaft...... 4 Banken...... 42, 44 Zaunbau...... 5 Baubetreuung...... U2, U4 Zimmereien...... 13, 24, 57 Bauelemente...... 28 Bautischlerei...... 2, 24 U = Umschlagseite Bauunternehmen...... 20, U2, U4 Containerdienst...... 5 Dachdeckereien...... 13, 24, 28 Dämmtechnik...... 24 Dienstleistungen...... 2, 13, 16, 20, 24, 28, 55, 57, U3 Eisenwaren...... 24 Elektrotechnik...... 28 Energieversorgung...... U2 Entsorgungsunternehmen...... 5 Fenster...... 28, 55 Hausbau...... U4 Haustechnik...... 16 Heizsysteme...... 57, 59 Heizung...... 16, 55 Holzbau...... 24, 57 Immobiliensachverständiger...... 8 Ingenieure...... 8, 20, 57 Innenausbau...... 24 Klima...... 16 Lackierer...... 28 Maler...... 28 Netzwerktechnik...... 28 Notare...... 8 Planungsbüros...... 8, 20, 28 Rechtsanwälte...... 8 Renovieren und Modernisieren...... 13, 28 Sanitär...... 16, 55 Soziale Einrichtungen...... 72, U3 Sparkasse...... 42 Steuerberatungsgesellschaft...... 4 Tischlereien...... 2, 24 Trockenbau...... 13

2 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn 2. Zum Inhalt dieser Broschüre

Im ersten Teil dieser Broschüre geben wir Ihnen einen ersten Über- blick über die Verwaltungsstruktur des Landkreises Gifhorn und insbesondere der Abteilung „Bauordnung und Ortsplanung“, des- sen Aufgaben sowie Adressen weiterer Ansprechpartner.

Im zweiten Teil erläutern wir Ihnen das öffentliche Baurecht sowie die Unterscheidung in städtebauliches Planungsrecht und Bau- ordnungsrecht. Hierdurch werden Sie unter anderem in die Lage versetzt, einen Bebauungsplan lesen und verstehen zu können. Darüber hinaus zeigen wir Ihnen die verschiedenen bauordnungs- rechtlichen Verfahren und die hieran Beteiligten auf. Die Unter- schiede zwischen Bauantrag und Mitteilung werden erklärt und die jeweils einzureichenden Unterlagen dargestellt. Bitte beachten Sie, dass gerade bauordnungsrechtliche Verfahren – zum Beispiel die Genehmigung von Bauanträgen – stark von Ihrer Mitarbeit beziehungsweise der Ihrer Planerinnen und Planer beeinflusst werden. So ist beispielweise eine zügige Bearbeitung Ihres Antra- ges von der Vollständigkeit der Bauantragsunterlagen abhängig. Als abschließenden inhaltlichen Teil stellen wir Ihnen die Einheits- Auch die Begriffe Baulast und Abgeschlossenheitsbescheinigung und Samtgemeinden im Kreisgebiet in einem Kurzportrait vor. werden erläutert. Abschließend informieren wir Sie noch über den Themenbereich des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege. Ihnen wird häufig der Begriff der unteren Bauaufsichtsbehörde begegnen – das ist die Behörde, die unter anderem über Ihren Der dritte Teil der Broschüre beschäftigt sich mit dem Thema Bau Bauantrag entscheidet, den Sie bei der örtlichen Gemeindever- von Immobilien im Allgemeinen. Hier wird insbesondere ein Über- waltung oder der Landkreisverwaltung eingereicht haben. Der blick über die üblicherweise von Planerinnen und Planern zu er- Landkreis Gifhorn ist die untere Bauaufsichtsbehörde für das ge- bringenden Leistungen, den Vor- und Nachteilen verschiedener samte Kreisgebiet mit Ausnahme des Gebietes der Stadt Gifhorn. Unternehmens- beziehungsweise Beauftragungsformen für die Falls Sie im Bereich der Stadt Gifhorn bauen möchten, wird Ihnen Bauausführung, den verschiedenen Versicherungen, die für die die dortige untere Bauaufsichtsbehörde bei Ihrem Bauvorhaben Absicherung von Risiken bei der Errichtung von Immobilien hilf- gerne zur Seite stehen (Anschriften siehe Seite 72). reich sind, gegeben. Weiterhin wird das energiesparende Bauen thematisiert, welches uns vor dem Hintergrund des Klimawandels Eine Übersicht der Ansprechpartner/-innen in der Abteilung Bau- und der Verantwortung für nachfolgende Generationen besonders ordnung und Ortsplanung sowie deren Zuständigkeiten und entspre- am Herzen liegt. chende Formulare finden Sie auf der Internetseite www.gifhorn.de

Impressum Konzeption/Realisation/Anzeigenteil: Bei der Erstellung der Broschüre wurde sorg­fältig recherchiert. Dennoch kann für Herausgeber: Landkreis Gifhorn die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben keine Gewähr übernommen Redaktion: Landkreis Gifhorn werden. Haftungsansprüche sind aus­ © 2016 anCos Verlag GmbH, 1. Auflage geschlossen. Fotos: Landkreis Gifhorn Änderungswünsche, Anregungen und ccvision.de anCos Verlag GmbH Ergänzungen für die nächste Auflage Lange Straße 14 · 49565 Bramsche richten Sie bitte an die Kreisverwaltung Telefon: 05461/88266-0 oder den Verlag. Fax: 05461/88266-11 Der anCos Verlag bedankt sich bei In unserem Verlag erscheinen: E-Mail: [email protected] Publikationen zur Bürgerinformation, den zuständigen Ansprechpersonen Internet: www.ancos-verlag.de Wirtschaftsförderung, Freizeitgestaltung, der Kreisverwaltung für die gute Einweihungs- und Jubiläumsbroschüren, Zusammenarbeit und bei den Inserie- Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Patientenbroschüren, Bauherrenweg­wei­ renden für die freundliche Unter­ stützung­ Papier. Nachdruck oder Reproduktionen, ser, Seniorenratgeber sowie Hoch­zeits- zur Realisierung dieser Broschüre. auch auszugsweise, nicht gestattet. und Familienbroschüren.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 3

Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort...... 1 III. Teil...... 40

2. Zum Inhalt dieser Broschüre...... 3 12. Am Kauf und Bau Beteiligte...... 40

13. Wirtschaftlichkeitsaspekte und Baufinanzierung...... 43 ...... 6 I. Teil 14. Das Grundstück...... 47

3. Wegweiser durch die Verwaltung...... 6 15. Der Kaufvertrag...... 49 • Abteilung Bauordnung und Ortsplanung/allgemein ...... 6 16. Aufgaben von Planerinnen und Planern...... 50 • Abteilung Bauordnung und Ortsplanung...... 6 17. Bauunternehmerinnen und Bauunternehmer...... 52

18. Versicherungen rund um den Bau...... 53 II. Teil...... 9 19. Energiesparendes Bauen...... 55 4. Das öffentliche Baurecht ...... 9 • Haustechnik im Bestand und Neubau...... 55 • Neubau, Anforderungen und Begriffe...... 59 5. Das städtebauliche Planungsrecht – • Bauteilaufbauten Neubau...... 61 Wo darf ich bauen?...... 9 • Altbau, Anforderungen und Beispiele...... 64 • Regionalplanung...... 9 • Fördermöglichkeiten...... 65 • Bauleitplanung...... 10 • Bebauungsplan...... 10 • Unbeplanter Innenbereich...... 17 IV. Teil...... 66 • Außenbereich...... 18 • Gebot der Rücksichtnahme...... 19 20. Kurzporträt Gebietseinheiten...... 66 6. Das Bauordnungsrecht – Wie darf ich bauen? ��������������21 • Landkreis Gifhorn...... 66 • Materiellrechtliche Änderungen...... 21 • Samtgemeinde ...... 66 • Samtgemeinde Brome...... 66 7. Bauordnungsrechtliche Verfahren...... 25 • Samtgemeinde Hankensbüttel...... 67 • Bauvoranfrage (§ 73 NBauO)...... 26 • Samtgemeinde Isenbüttel...... 68 • Baugenehmigungsverfahren(§§ 63 und 64 NBauO)...27 • Samtgemeinde ...... 68 • Mitteilungsverfahren (§ 62 NBauO)...... 30 • Samtgemeinde Papenteich...... 69 • Bauvorlagen für eine Mitteilung und einen Bauantrag...31 • Gemeinde ...... 70 • Verfahrensfreie Baumaßnahmen (§ 60 NBauO)...... 33 • Samtgemeinde ...... 70 • Abbruch und Abbruchanzeige • Stadt ...... 71 (§ 60 Absatz 3 NBauO)...... 34 21. Wichtige Adressen...... 72 8. Die Baulast...... 35 • Katasterbehörden und öffentlich bestellte Vermessungsingenieure ...... 72 9. Die Abgeschlossenheitsbescheinigung...... 37

10. Das Nachbarrecht...... 37 Branchenverzeichnis...... 2

11. Denkmalschutz und Denkmalpflege...... 38 Impressum...... 3

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 5 Teil I 3. Wegweiser durch die Verwaltung

Wer sich in den Zuständigkeiten von Behörden auskennt, spart Zeit Sprech- und Servicezeitenzeiten und Wege! Daher wollen wir Ihnen in dieser Broschüre die in Bau- Während der Sprech- und Servicezeiten werden Ihnen in der Ab- angelegenheiten beteiligten Ämter und Abteilungen des Landkrei- teilung „Bauordnung und Ortsplanung“ allgemeine Beratungen ses Gifhorn kurz vorstellen und Sie informieren, an welche Fachbe- angeboten, wie zum Beispiel die Beantwortung allgemeiner Fra- hörde Sie sich bei welchen Fragen wenden können. gen, Entgegennahme von speziellen Anfragen und Annahme von Anträgen oder Termin- und Rückrufvereinbarungen. Schriftlich, telefonisch oder persönlich können Sie uns erreichen unter: Sprechzeiten in der Abteilung „Bauordnung und Ortsplanung“ sind: Montag, Donnerstag und Freitag in der Zeit von 8.30 bis Landkreis Gifhorn 12.00 Uhr und zusätzlich Donnerstag von 14.00 bis 17.00 Uhr. Schlossplatz 1, 38518 Gifhorn Telefon: 05371/82-0 (oder statt 0 die Durchwahl) Durch obige Regelung wollen wir für Sie Telefax: 05371/82-604 • einen verbesserten Service, E-Mail: [email protected] • einen bedarfsgerechten wirtschaftlichen Personaleinsatz Internet: www.gifhorn.de • und ein hohes Maß an individueller Gestaltungsmöglichkeit erreichen.

Abteilung Bauordnung und Ortsplanung/allgemein Wir vertreten die Auffassung, dass für eine richtige Entscheidung, auf die Sie einen Rechtsanspruch haben, Ortskenntnisse im Zu- Die Abteilung Bauordnung und Ortsplanung umfasst verschiedene ständigkeitsbereich und Kenntnis der baulichen Vorgeschichte Sachgebiete, die im Baugenehmigungsverfahren eng miteinander unerlässlich sind, soweit es sich nicht um allgemeine Fragen han- verflochten sind. delt.

Die Hauptaufgabenfelder sind: Die Abteilung „Bauordnung und Ortsplanung“ finden Sie im Kreis- • Bauaufsicht (untere Bauaufsichtsbehörde) haus II (roter Backsteinbau), Schlossplatz 1 in Gifhorn. • Regional- und Bauleitplanung • Denkmalschutz und -pflege (untere Denkmalschutzbehörde) Auf unserer Homepage www.gifhorn.de finden Sie unter „Kreis- • Wohnraumförderung verwaltung“ g „Formulare“ zudem verschiedene Vordrucke für • Brandschutz Bauangelegenheiten, zum Beispiel: • Baulasten • Abbruchanzeige nach § 60 Abs. 3 NBauO • Bauantrag nach § 63 NBauO • Baubeschreibung (Kurzform) • Bauvoranfrage nach § 73 NBauO • Denkmalrechtliche Genehmigung • Formulare für den Nachweis nach dem EEWärmeG • Mitteilungsverfahren nach § 62 NBauO • Sonderbau nach § 64 NBauO • Verpflichtungserklärung nach § 33 NBauO

Abteilung „Bauordnung und Ortsplanung“ Verwaltung In allen verwaltungsmäßigen, also nicht technischen Fragen im Zusammenhang mit Baumaßnahmen sind die Mitarbeiter/innen der Verwaltung zuständig.

In der Bauverwaltung werden in erster Linie folgende Aufgaben wahrgenommen: • Durchführung der Einsichtnahme in die Bauakten • Entgegennahme und Eintragung von Baulasten Um Ihnen den Besuch bei der Verwaltung so einfach wie möglich • Erteilung von Auskünften aus dem Baulastenverzeichnis zu machen, bestehen in der Abteilung „Bauordnung und Ortspla- • Prüfung der Abgeschlossenheit von Wohnungseigentum nung“ folgende Angebote: • Prüfung der Vollständigkeit von Mitteilungen bei genehmigungsfreien Baumaßnahmen Terminvereinbarungen • Organisation und Überwachung von wiederkehrenden Terminvereinbarungen stehen in der Abteilung „Bauordnung und technischen Überprüfungen Ortsplanung“ im Vordergrund und stellen das weitestgehende­ • Organisation des Dorfwettbewerbes „Unser Dorf hat Zukunft“ Serviceangebot der Kreisverwaltung dar. Termin­vereinbarungen • Bearbeitung bauaufsichtsbehördlicher Verfahren (unter an- sollten auch in Ihrem Interesse sein, damit Ihre Ansprechpartnerin derem Bearbeitung von Beschwerden sowie die Verfolgung oder Ihr Ansprechpartner ausreichend Zeit für Sie hat und sich auf von baurechtswidrig errichteten und betriebenen baulichen das Gespräch vorbereiten kann. Anlagen und deren Ahndung)

Zudem wird Ihnen mitgeteilt, welche Unterlagen von Ihnen zur Be- ratung möglichst mitgebracht werden sollten. Terminabsprachen sind während der Sprech- und Besuchszeit möglich.

6 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Im Rahmen der Wohnraumförderung werden alle Anträge auf Ge- • Beratung zu Fragen der Vereinbarkeit von Baumaßnahmen währung von Wohnraumförderungsmitteln (mit Ausnahme der steu- mit dem öffentlichen Baurecht erlichen Förderung, der Gewährung von Mitteln der Kreditanstalt für • Prüfung der bauordnungsrechtlichen Zulässigkeit von Wiederaufbau (KfW) und der Förderung des Wohnungsbaus durch Bauvorhaben bei Bauvoranfragen die „Riester-Rente“) bearbeitet. • Prüfung von Abweichungen nach Bauordnungsrecht • Prüfung von Bauanträgen Ferner sind hier Bescheinigungen über die Wohnberechtigung (so • Prüfung von anzeigepflichtigen Abbrüchen genannte B-Scheine) erhältlich, die erforderlich sind, um in eine ge- • Durchführung von Bauabnahmen förderte Mietwohnung einziehen zu können. • Abnahme und Überwachung fliegender Bauten

• Beratung der kreisangehörigen Kommunen in Sachen Von der unteren Denkmalschutzbehörde werden sowohl Tätigkei- Bauleitplanung. ten aus dem Bereich des Denkmalschutzes (gesetzliche und be- • Genehmigung von Flächennutzungsplänen aller hördliche Anordnungen und Verbote zur Erhaltung oder Instand- kreisangehörigen Kommunen setzung von Denkmalen) als auch der Denkmalpflege ausgeführt. • Erstellung von Stellungnahmen zu raumordnerischen Vorhaben, Für Denkmale in der Stadt Gifhorn ist die dortige untere Denkmal- Regional- und Landesplanung sowie kommunaler Bauleitplanung schutzbehörde zuständig. • Beratung zu speziellen Fragen der städtebaulichen beziehungsweise planungsrechtlichen Zulässigkeit von Die Denkmalpflege als fachlich beratende Unterstützung bei der Bauvorhaben Erhaltung oder Instandsetzung von Denkmalen überwiegt jedoch. Ausführliche Informationen finden Sie ab Seite 38. Technische Sachbearbeitung Die technische Sachbearbeitung nimmt zum einen die Aufgaben Offen und ehrlich der unteren Bauaufsichtsbehörde und zum anderen die der unte- Da immer wieder die lange Bearbeitungsdauer von Baugenehmi- ren Denkmalschutzbehörde wahr. gungsverfahren kritisiert wird, ist es unsere Bitte, dass Sie gemein- sam mit Ihrer Entwurfsverfasserin oder Ihrem Entwurfsverfasser Die Bauaufsicht – früher auch als Baupolizei bezeichnet – hat un- darauf achten, dass Ihr Bauantrag vollständig bei uns eingereicht ter anderem darüber zu wachen und darauf hinzuwirken, dass wird. Denn nur so können wir gewährleisten, dass Ihr Antrag zü- bauliche Anlagen, Bauprodukte, Grundstücke und Baumaßnah- gig von uns bearbeitet und genehmigt werden kann. Nutzen Sie men dem öffentlichen Baurecht entsprechen. bzw. Ihre Planerin oder Ihr Planer bei Zweifeln vor Einreichung Ihres Antrages unser Bauberatungsangebot. In diesem Zusammen- In der Bauaufsicht werden in erster Linie folgende Aufgaben wahr- hang werden die internen Arbeitsabläufe regelmäßig überprüft genommen: und bei Bedarf angepasst, um eine möglichst schnelle Bearbeitung zu erreichen.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 7 Wir sind für Sie da

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8 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Teil II 4. Das öffentliche Baurecht

Das öffentliche Baurecht ist in Deutschland ein Teilgebiet des Das Bauordnungsrecht ist Landesrecht und regelt, wie auf einem besonderen Verwaltungsrechts und umfasst die Gesamtheit der Baugrundstück gebaut werden darf. Dies ergibt sich überwiegend Rechtsvorschriften, die die Zulässigkeit und die Grenzen, die aus der Niedersächsischen Bauordnung (NBauO) und ergänzen- Ordnung und die Förderung der baulichen Nutzung des Bodens, den Verordnungen. Das Bauordnungsrecht stellt also konkrete und insbesondere durch Errichtung, bestimmungsgemäße Nutzung, detaillierte Anforderungen an das Bauvorhaben selbst, zum Bei- wesentliche Veränderung und Beseitigung baulicher Anlagen, spiel hinsichtlich der Grenzabstände, des Brandschutzes oder der betreffen. In Abgrenzung dazu regelt das private Baurecht den Standsicherheit. Das Baunebenrecht umfasst andere Rechtsberei- Interessenausgleich privater Grundstückseigentümer (zivilrechtli- che, die mit ihren Vorschriften auch das Bauen betreffen. Dazu ge- ches Nachbarrecht) und umfasst darüber hinaus das Bauvertrags­ hören beispielsweise das Denkmalschutzrecht, das Straßenrecht, recht. das Wasserrecht und das Naturschutzrecht.

Das öffentliche Baurecht teilt sich in das Bauplanungsrecht und Das private Baurecht hingegen regelt die rechtlichen Beziehungen das Bauordnungsrecht sowie das so genannte Baunebenrecht. zwischen den am Bau Beteiligten. Der Schwerpunkt liegt im Bau- Während das Bauplanungsrecht Bundessache ist, liegt das Bau- vertragsrecht beziehungsweise bei den Beziehungen zwischen ordnungsrecht in der Hand der Länder. Der Vollzug des öffentli- denjenigen, die ein Bauwerk in Auftrag geben (Auftraggeberin- chen Baurechts erfolgt durch die oberen und unteren Bauaufsichts- nen und Auftraggeber) und den Beteiligten, welche das Bauwerk behörden. planen und ausführen (wie beispielsweise Architektinnen und Ar- chitekten, Ingenieurinnen und Ingenieure, Bauunternehmen sowie Das Planungsrecht gilt einheitlich im gesamten Bundesgebiet. Es ist Handwerkerinnen und Handwerker). im Baugesetzbuch (BauGB) sowie in der Baunutzungsverordnung (BauNVO) geregelt und definiert, wo und was gebaut werden Zum privaten Baurecht gehört aber auch das private Nachbar- darf. Das BauGB regelt unter anderem die Aufstellung von Bau- recht. Im Gegensatz zum öffentlichen Baurecht geben die gesetzli- leitplänen durch die Gemeinden. Außerdem sind grundlegende chen Regelungen nur den Rahmen vor und es steht den Beteiligten Vorschriften zur planungsrechtlichen Zulässigkeit von Bauvorha- im Rahmen der Privatautonomie frei, durch vertragliche Einigung ben enthalten. abweichende Regelungen zu treffen.

5. Das städtebauliche Planungsrecht – Wo darf ich bauen?

Das städtebauliche Planungs- und Bodenrecht ist im Baugesetz- Regionalplanung buch (BauGB), in der Niedersächsischen Verordnung zur Durch- führung des Baugesetzbuches (DVO BauGB), in der Baunutzungs- Die Regionalplanung hat im System der bundesweiten Raumord- verordnung (BauNVO), in der Planzeichenverordnung (PlanzVO) nung ihren Platz zwischen der Landesplanung und der kommuna- und in der Wertermittlungsverordnung (WertV) enthalten. Es regelt len Bauleitplanung. Sie soll die vertikale Koordination zwischen im Einzelnen: Land und Kommune sicherstellen. Das wichtigste Instrument zur • die städtebauliche Planung Erfüllung dieser Aufgabe ist das Regionale Raumordnungspro- • die Sicherung der Bauleitplanung, gramm (RROP). • die gesetzlichen Vorkaufsrechte der Gemeinden, • die Zulässigkeit von Vorhaben, So trifft das RROP, um nur einige Punkte herauszugreifen, Aus- • die Entschädigung bei Planungen, sagen zur Siedlungsentwicklung, zu Zentralen Orten, zu Stand- • die Bodenordnung (Umlegung, Grenzregelung), orten mit besonderen Funktionen und zu Vorrangstandorten und • die Enteignung, Vorranggebieten, beispielsweise für Natur und Landschaft, die • die Erschließung, Windenergie oder den Bodenabbau. • die Maßnahmen für den Naturschutz, • die städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen, In Niedersachsen ist die Aufgabe der Regionalplanung in der Re- • die städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen, gel den Landkreisen beziehungsweise kreisfreien Städten zugeord- • die Erhaltungssatzung, net. Die Aufgaben der Unteren Landesplanungsbehörde nimmt für • die städtebaulichen Gebote (Baugebot, Modernisierungsgebot, das Gebiet des Landkreises Gifhorn der Zweckverband Großraum Pflanzgebot, Rückbau und Entsiegelungsgebot), Braunschweig wahr. Dazu gehört die Erstellung des Regionalen • den Sozialplan und den Härteausgleich, Raumordnungsprogrammes und damit zum Beispiel die Entschei- • die Aufhebung von Miet- und Pachtverhältnissen, dung über Vorrangstandorte für Windenergieanlagen. Aber auch • die städtebaulichen Maßnahmen im Zusammenhang mit Maß- die Überprüfung größerer (das heißt raumbedeutsamer) Projekte nahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur, und Planungen auf ihre Verträglichkeit mit den Raumstrukturen er- • die Wertermittlung von Grundstücken und folgt dort. Der Zweckverband hat seinen Sitz in der Frankfurter • das Verfahren vor den Kammern (Senaten) für Baulandsachen. Straße 2 in 38122 Braunschweig und ist erreichbar telefonisch unter 0531/24262-0, per Fax unter 0531/24262-42 oder im Das Baugesetzbuch (BauGB) enthält grundsätzliche Regelungen Internet unter: „http://www.zgb.de/“ dazu, welche Baumaßnahmen auf einem Grundstück zulässig Vorhaben, die überörtliche Bedeutung haben, werden als raum- sind. Entscheidend ist die Lage eines Grundstücks: Liegt es im Gel- bedeutsam eingestuft. Hier sehen die gesetzlichen Bestimmungen tungsbereich eines Bebauungsplans? Oder in einem innerörtlichen vor, dass ein Raumordnungsverfahren durchgeführt werden soll, Bereich, für den kein Bebauungsplan existiert? Oder liegt das mit dem die Raum- und Umweltverträglichkeit der Planung über- Grundstück außerhalb der zusammenhängend bebauten Gebiete prüft wird. Zuständig für sein Verbandsgebiet ist der ZGB als unte- der Gemeinde? Bevor diese Begrifflichkeiten erläutert werden, zu- re Landesplanungsbehörde. nächst einige Informationen zum Thema Regionalplanung.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 9 Teil II 5. Das städtebauliche Planungsrecht – Wo darf ich bauen?

Bauleitplanung Bebauungsplan

Die Gemeinden und Samtgemeinden sowie die Stadt Wittingen Im Bebauungsplan legt eine Gemeinde als Satzung (Ortsgesetz) (nachfolgend Gemeinden) sind zuständig für die Aufstellung von fest, welche Nutzungen auf einer bestimmten Gemeindefläche zu- Bauleitplänen und damit für die Ausweisung von Baugebieten. lässig sind. Anders als der Flächennutzungsplan, der für das gan- Diese wird nach den Vorschriften des Baugesetzbuches über eine ze Gemeindegebiet aufgestellt wird (§ 5 Abs. 1 Satz 1 BauGB), vorbereitende Bauleitplanung (Flächennutzungsplan) und die ver- umfasst ein Bebauungsplan in der Regel nur einen Teil des Ge- bindliche Bauleitplanung (Bebauungsplan) vorgenommen. Der meindegebietes, etwa eine Gruppe von Grundstücken oder einen Landkreis Gifhorn ist in diesen Verfahren, gleiches gilt analog u.a. Stadtteil. Der Bebauungsplan muss deshalb die Grenzen seines auch für z. B. Dorferneuerungsmaßnahmen, in einer Vielzahl von räumlichen Geltungsbereichs festsetzten (§ 9 Abs. 7 BauGB). fachlichen Aspekten (Verkehr, Straßenbau, Wasserwirtschaft, Na- Nach dem Prinzip der Einräumigkeit darf sich der Geltungsbe- turschutz) als Behörde (früher: Träger öffentlicher Belange) betei- reich mehrerer Bebauungspläne nicht überschneiden. ligt und gibt aus fachlicher Sicht Stellungnahmen ab. Die Planzeichen sind nach der Planzeichenverordnung normiert, Unterschieden wird zwischen zwei Arten von Bauleitplänen: um die allgemeine Lesbarkeit zu gewährleisten; im Bedarfsfall kön- • Dem vorbereitenden Bauleitplan oder Flächennutzungsplan nen jedoch weitere Planzeichen entwickelt werden. Die textlichen (auch F-Plan oder FNP genannt) Festsetzungen erfolgen i. d. R. auf Grundlage der Formulierungen • Dem verbindlichen Bauleitplan oder Bebauungsplan (auch im Baugesetzbuch (§ 9 Absatz 1 BauGB) und sind somit eben- B-Plan genannt) falls weitgehend normiert. Die Planzeichnung wird im Regelfall im Maßstab 1:500, bei größeren Plangebieten auch 1:1000 erstellt; Der Flächennutzungsplan stellt die beabsichtigte städtebauliche als Grundlage dient eine amtliche Flurkarte, auf der sowohl alle Entwicklung und die sich daraus ergebende Art der Bodennut- von der Planung betroffenen als auch die angrenzenden Flurstü- zung für das ganze Gemeindegebiet dar. Dabei wird sich an den cke kenntlich zu machen sind. Das Plangebiet ist eindeutig abzu- voraussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde orientiert. Aus dem grenzen. Dies erfolgt in der Regel, indem man sich an vorhandene Flächennutzungsplan geht also hervor, wo zum Beispiel Siedlungs- Grundstücksgrenzen hält. flächen vorhanden und geplant sind. In der Regel besteht der Plan aus der Planzeichnung (Teil A) und dem Text (Teil B). Ein Bebauungsplan kann aber beispielsweise auch nur aus einem textlichen Teil mit Begründung bestehen. Nicht Teil der Satzung, aber im Rahmen des Verfahrens zwingend erforderlich, ist eine Erläuterung, in der die Ziele und Zwecke der Planung dargelegt und in der Festsetzungen erläutert werden müssen (Begründung). Teil der Begründung ist auch der Umweltbericht (Bauleitplanung).

Für das Verständnis um die Bedeutung und die Funktion eines Be- bauungsplanes ist es wichtig zu wissen, dass der Gesetzgeber bei dem erstmaligen Erlass des Bundesbaugesetzes davon ausgegan- gen ist, dass die Bebauung in einem so dicht besiedelten Land wie der Bundesrepublik Deutschland grundsätzlich auf Basis eines planmäßigen Konzeptes erfolgt. Insofern ist in der Systematik des Gesetzes bis heute unverändert das Bebauungsplangebiet der Regelfall. Da jedoch davon auszugehen war und ist, dass nicht jeder Fleck des Landes verbindlich überplant werden wird, hat der Gesetzgeber sogenannte planersetzende Regelungen getrof- fen für die Bereiche, die von den Gemeinden (noch) nicht über- plant worden sind. Diese nicht überplanten Bereiche unterschei- Der Bebauungsplan ist aus dem Flächennutzungsplan zu entwi- det der Gesetzgeber in den sogenannten Innenbereich und den ckeln. Der Bebauungsplan wird für einzelne Baugebiete aufgestellt Außenbereich. und enthält für seinen Geltungsbereich die rechtsverbindlichen Festsetzungen für die städtebauliche Ordnung. Beispielsweise Aufgrund des verfassungsrechtlich gewährleisteten Selbstverwal- können hier die Art der baulichen Nutzung, die Bauweise, die tungsrechts der Gemeinden liegt die Planungshoheit in den Hän- Geschossigkeit oder Dachformen festgesetzt werden. den der Gemeinden. Im Rahmen des Baugesetzbuches und der jeweiligen Landesbauordnung können diese zur Steuerung ihrer Bauleitpläne sind von den Gemeinden in eigener Verantwortung städtebaulichen Entwicklung rechtsverbindliche Satzungen (Be- aufzustellen; hier spricht man auch von der „kommunalen Pla- bauungspläne) erlassen. Die Landesbauordnungen bilden dabei nungshoheit“, die im Grundgesetz verankert ist. die rechtlichen Grundlagen für weitergehende gestalterische Vor- schriften (Festsetzungen) in den Bebauungsplänen. Nach städtebaulichem Planungsrecht kann ein Grundstück inner- halb einer von drei Kategorien gelegen sein, entweder In diesem Zusammenhang ist besonders auf den Begriff „städte­ • im Geltungsbereich eines Bebauungsplanes (§ 30 BauGB) baulich“ hinzuweisen: allein städtebauliche Ziele, wie sie in oder BauGB und Landesbauordnung definiert sind, können und dürfen • innerhalb eines im Zusammenhang bebauten Ortsteiles mit einem Bebauungsplan verfolgt werden. (so genannter unbeplanter Innenbereich oder nur Innenbereich [§ 34 BauGB]) oder In § 1 BauGB sind Aufgabe, Begriff und Grundsätze der Bauleit- • im Außenbereich (§ 35 BauGB). planung (Flächennutzungsplanung und Bebauungsplanung) defi-

10 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn niert, nämlich „die bauliche und sonstige Nutzung der Grundstü- Regelungsinhalt des Bebauungsplans cke in der Gemeinde … vorzubereiten und zu leiten“. Weiter heißt Der Inhalt eines Bebauungsplans ist in § 9 BauGB abschließend es, die Bauleitpläne sind „aufzustellen, sobald und soweit es für geregelt. Voraussetzung für eine Festsetzung ist eine städtebau- die städtebauliche Entwicklung und Ordnung erforderlich ist“. Die liche Begründung. Aus der Baunutzungsverordnung (BauNVO), Entscheidung hierüber liegt bei der Gemeinde. Solange also die die in Ergänzung zum § 9 BauGB erlassen wurde, werden die Beurteilung eines Bauvorhabens im Innenbereich problemlos nach näheren Angaben zu Art und Maß der Nutzung entnommen. Die § 34 BauGB möglich ist, kann auf einen Bebauungsplan verzichtet BauNVO liefert sozusagen die Feinsteuerung zu diesen Festset- werden. Wenn aber Spannungen (z. B. Interessenskonflikte) zu zungen in einem Bebauungsplan. Die Baunutzungsverordnung trat befürchten sind, sich Spannungen häufen, oder wenn sich eine erstmals zum 1. August 1962 in Kraft und wurde wiederholt, aller- städtebaulich unerwünschte oder negative Tendenz abzeichnet, ist dings eher selten, novelliert (1968, 1977, 1990). der Bebauungsplan das Instrument, die Entwicklung in bestimmte Bahnen zu lenken oder zu halten. Soweit keine Übergangsvorschriften greifen, beziehen sich Fest- setzungen in Bauleitplänen immer auf die am ersten Tag der öf- Siedlungserweiterungen (Neubaugebiete) unter Inanspruchnahme fentlichen Auslegung des Bauleitplans (FNP, B-Plan) nach § 3 Abs. von Außenbereichsflächen bzw. größere Vorhaben im Außen- 2 BauGB geltende Fassung der Baunutzungsverordnung. Das be- bereich können nur im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens deutet, dass es sich nicht um „dynamische Verweise“ im Sinne umgesetzt werden. Der Bebauungsplan muss aus dem Flächen- einer Festsetzung gemäß der jeweils geltenden Fassung handelt; nutzungsplan, dem vorbereitenden Bauleitplan für das gesamte vielmehr sind Festsetzungen in Bauleitplänen so zu verstehen, dass Gemeindegebiet, entwickelt werden. sie den entsprechenden Inhalt der jeweils geltenden Baunutzungs- verordnung insoweit übernehmen. Wird beispielsweise für ein Ge- Eine Reihe weiterer Gesichtspunkte, die bei der Planung zu be- biet in einem Bebauungsplan im Jahr 1966 als Art der baulichen achten sind, gehen nach Baugesetzbuch mit den städtebaulichen Nutzung ein „Kerngebiet“ festgesetzt, so bestimmt sich auch heute Zielen einher (s. § 1 Abs. 5 BauGB): noch die zulässige Nutzung in diesem Gebiet nach den Bestim- 1. Eine nachhaltige Entwicklung, mungen der BauNVO 1962. Bildlich kann man sich dies so vor- 2. Soziale, wirtschaftliche und umweltschützende Anforderungen, stellen, als ob alle entsprechenden Bestimmungen der BauNVO, 3. Verantwortung gegenüber künftigen Generationen, die in Form von Festsetzungen im Bauleitplan in Bezug genommen 4. Dem Wohl der Allgemeinheit dienende sozialgerechte werden, in den Bauleitplan hinein abgeschrieben werden. Bodenordnung, 5. Menschenwürdige Umwelt, Die Art der baulichen Nutzung wird hauptsächlich über Baugebiete 6. Schutz und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen, (Kleinsiedlungsgebiete, reine Wohngebiete, allgemeine Wohngebie- 7. Klimaschutz, te, besondere Wohngebiete, Dorfgebiete, Mischgebiete, Kerngebie- 8. Städtebauliche Gestalt, te, Gewerbegebiete, Industriegebiete und Sondergebiete) mit den 9. Baukulturelle Erhaltung und Entwicklung des Orts- und entsprechenden (veränderbaren) Nutzungskatalogen dargestellt. Landschaftsbildes. Das Maß der baulichen Nutzung wird in der BauNVO über die Grundflächenzahl, die Geschossflächenzahl, die Bauhöhen und die Dabei sind die Ziele der Raumordnungsplanung zu berücksichti- Anzahl der Vollgeschosse festgesetzt. Diese Informationen werden in gen (§ 1 Abs. 4 BauGB). In einem Katalog von elf Gesichtspunk- Baunutzungsschablonen dargestellt. Weiterhin werden in der BauN- ten (§ 1 Abs. 6 BauGB), die bei der Planung insbesondere zu VO die Bauweisen und die überbaubaren Grundstücksflächen de- berücksichtigen sind, finden sich finiert und die Zulässigkeit von Nebengebäuden (Nebenanlagen), • Gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse, Stellplätzen und Garagen geregelt. Die wesentlichen Festsetzungen • Soziale und kulturelle Bedürfnisse, für eine Fläche beziehen sich auf die Darstellung der Bauflächen, • Denkmalschutz, der überbaubaren Flächen, der Grünflächen, der Verkehrsflächen, • Belange des Umweltschutzes (sehr umfangreich) der Gemeinbedarfsflächen, der Flächen für Ver- und Entsorgung, für • Belange der Wirtschaft Anpflanzungen, für Nutzungsregelungen und Maßnahmen (Natur- • Belange des Verkehrs. und Landschaftsschutz), Landwirtschafts- und Waldflächen. Für die Bauflächen werden die Art und das Maß der Nutzung, die Bauwei- Ein wichtiger Grundsatz laut Baugesetzbuch ist, im Rahmen der se und grundsätzlich auch die Dachform angegeben. Planung die öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander gerecht abzuwägen. Eine nicht korrekte oder ge- Der Katalog der zulässigen Festsetzungen enthält insgesamt 26 wissenhafte Befolgung dieser Vorgabe kann zur teilweisen oder Punkte; einige weitere davon sind: völligen Ungültigkeit eines Bebauungsplanes führen. • Flächen Sport- und Spielanlagen, • Vorkehrungen zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen Hiermit ist wesentlicher Zweck der Bauleitplanung noch nicht be- • Pflanzbindungen schrieben. Im Grunde werden dabei alle bekannten Sachverhalte, • Ausgleichsmaßnahmen im Plangebiet oder außerhalb des die für die Bebauung und Nutzung einer Fläche von Belang sind, Plangebietes. zu Papier gebracht. Hierzu gehören alle involvierten Interessen und ein Großteil der gesetzlichen Regelungen. Interessen und Ge- Einfacher und qualifizierter Bebauungsplan setze sind so vielfältig und umfangreich, dass es kaum Spielraum Es besteht kein gesetzlicher Zwang, alle Regelungen, die möglich wä- für freie planerische Entscheidungen gibt; eine Planung, wie sie ren, in einem Bebauungsplan zu treffen. Um jedoch alleinige Rechts- vom Laien meist verstanden wird, findet eigentlich nicht statt. Viel- grundlage für die Beurteilung von Bauvorhaben darzustellen, müssen mehr handelt es sich um einen Mediationsvorgang und das Ergeb- zumindest Art und Maß der baulichen Nutzung, die überbaubaren nis ist immer ein Kompromiss. Ein wichtiger Aspekt ist, dass durch Grundstücksflächen und die örtlichen Verkehrsflächen festgesetzt sein. die Planung ein relativ hoher Grad an Verlässlichkeit besteht, die In diesem Fall spricht man von einem „qualifizierten Bebauungsplan“, im unbeplanten Innenbereich nach § 34 BauGB nicht gegeben ist, in dem die Zulässigkeit von Vorhaben abschließend geregelt ist. Die und sich alle darauf einstellen können. allermeisten Bebauungspläne gehören zu dieser Kategorie.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 11 Teil II 5. Das städtebauliche Planungsrecht – Wo darf ich bauen?

Fehlt eine dieser vier Festsetzungen, handelt es sich um einen „einfa- berichtes werden in der Anlage genau aufgelistet; die wesentlichen chen Bebauungsplan“. Soweit keine Festsetzungen erfolgt sind, rich- Punkte sind: eine umfassende Bestandsaufnahme des Umweltzu- tet sich die Beurteilung des Sachverhaltes bzw. Bauvorhabens dann standes, ein Prognose über die Entwicklung dieses Zustandes ohne nach § 34 BauGB (im Innenbereich) oder § 35 BauGB (im Außenbe- und mit Durchführung des/der Bauvorhaben, geplante Maßnah- reich). Für die fehlende Bestimmung wird also die Bebauung in der men zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der nach- näheren Umgebung des Vorhabens zum Vergleich herangezogen. teiligen Auswirkungen, Maßnahmen zur Überwachung dieser Aus- wirkungen. Die Ergebnisse dieser Prüfung sind in der Abwägung Einfacher und qualifizierter Bebauungsplan durchlaufen aber die zu berücksichtigen und finden Eingang in die Planung. gleichen Verfahrensschritte bei ihrer Aufstellung. Die Entscheidung für einen einfachen B-Plan bedeutet nicht, dass das Verfahren in Nach § 13 BauGB kann die planende Gemeinde einen Bebau- dem Sinne „vereinfacht“ wird, dass Verfahrensschritte entfallen, ungsplan auch im vereinfachten Verfahren ohne vorherige Um- wie z. B. beim vereinfachten Planänderungsverfahren. weltprüfung aufstellen. Dies trifft insbesondere auf Kernbereiche von Innenstädten zu. Wenn beispielsweise Kaufhaus A abgerissen Aufstellungsverfahren wird und Kaufhaus B auf derselben Fläche mit demselben Flä- Ein Bebauungsplan hat erhebliche und langfristige Auswirkungen chenversiegelungsgrad gebaut werden soll, wären ja auch keine auf die Verfügbarkeit, den Wert und die Erscheinung einer Fläche. neuen Auswirkungen auf die Schutzgüter der Umweltprüfung zu Deshalb werden Bebauungspläne nach einem im BauGB geregel- erwarten. ten Verfahren aufgestellt, mit dem sichergestellt werden soll, dass bei der Planung alle Belange und Probleme sorgfältig erfasst bzw. Beteiligungsverfahren erkannt und gerecht abgewogen werden. Vor allem die umfassen- Mit Beteiligungsverfahren werden die Abschnitte des Aufstellungs- de Beteiligung aller Betroffener und der Öffentlichkeit soll sicher- verfahrens benannt, in denen die Betroffenen, die Träger öffent- gestellt werden. licher Belange, die Nachbargemeinden als auch die allgemeine Öffentlichkeit über die Planungsabsichten informiert und zur Stel- Jeder Verfahrensschritt, d. h. der Beschluss zur Aufstellung eines lungnahme aufgefordert werden. Bebauungsplans, der Beschluss zur frühzeitigen Beteiligung, der Beschluss über den Entwurf, der Beschluss zur Auslegung und zur Bei den Trägern öffentlicher Belange (kurz: TöB) handelt es sich Beteiligung der Träger öffentlicher Belange, der Beschluss über et- um staatliche, halbstaatliche (Fach-)Behörden und auch priva- waige Änderungen und eine evtl. notwendige weitere Auslegung te Stellen, deren Stellungnahme einzuholen ist, weil sie von der und Beteiligung, der Beschluss über die Abwägung der Bedenken Planung in irgendeiner Weise berührt sind. Beispiele üblicherwei- und schließlich der Beschluss über Satzung erfolgt durch die Ge- se beteiligter TöB sind Regionalverbände, Post, Bahn, Telekom, meindegremien. Gewerbeaufsicht, Landwirtschaftskammern, Energieversorgung, Träger für Leitungen und Kabel, Verkehrsgesellschaften, Eisen- Der Vorschlag für den Beschluss, einen Bebauungsplan aufzustel- bahn-Bundesämter, Kirchen, Wehrbereichsverwaltungen, Polizei len (1. Verfahrensschritt), kommt in der Regel aus der Verwaltung etc. Es handelt sich also um Einrichtungen, die ebenfalls Aufgaben (Bau-/Planungsamt); bei dem speziellen Planungstyp eines „vorha- oder Zuständigkeiten im beplanten Bereich haben. Sie sollen ihre benbezogenen Bebauungsplans“ kommt die Initiative gewöhnlich Stellungnahmen innerhalb eines Monats abgeben und sich dabei von einem Vorhabenträger (Investor oder Bauherr). Sowohl der auf ihren Aufgabenbereich beschränken. Aufstellungsbeschluss gem. § 2 Abs. 1 BauGB als auch der Sat- zungsbeschluss des Bebauungsplans am Ende des Verfahrens gem. Das BauGB schreibt zwei Beteiligungen vor. Diese Verfahren lau- § 10 Abs. 1 und Abs.3 BauGB sind ortsüblich bekannt zu machen. fen in mehreren Schritten und auf verschiedene Weisen ab. In der ersten, sog. „frühzeitigen“ Beteiligung wird über die allgemei- Die Entwürfe werden entweder vom Planungsamt oder einem be- nen Ziele und Zwecke, Planalternativen und Auswirkungen der auftragten Planungsbüro erarbeitet. Nach Möglichkeit werden Planung unterrichtet. In der Regel läuft dieser Verfahrensschritt so bereits im Vorfeld des Aufstellungsbeschlusses oder zumindest ab, dass zu einem gemeinsamen Vorstellungs- und Erörterungster- vor dem Beteiligungsverfahren alle offensichtlichen Probleme in- min in einem Versammlungsraum eingeladen wird. Die Diskussion nerhalb der Verwaltung und möglicherweise mit einigen Trägern wird protokolliert und es besteht im Anschluss noch einige Wo- öffentlicher Belange (TöBs) geklärt. Die Entscheidung für ein Bau- chen Zeit, Bedenken und Vorschläge vorzubringen. gebiet wird in der Regel aus dem Flächennutzungsplan (FNP) ab- geleitet und im Rahmen der FNP-Aufstellung wurden die Baugebie- Die Träger öffentlicher Belange und Nachbargemeinden werden te zumindest grob auf ihre Eignung geprüft. Durch die möglichst in der Regel direkt angeschrieben und mit notwendigen Unterla- frühzeitige Klärung aller bekannten Probleme soll das Aufstellungs- gen versorgt. Die Ergebnisse der frühzeitigen Beteiligung fließen, fahren dahingehend kurz gehalten werden, dass eine Änderung sofern es sich um berechtigte, rechtlich begründete oder sinnvol- nach der Beteiligung und somit eine weitere Beteiligung und ein le Anliegen handelt, in das weitere Planverfahren mit ein (siehe weiterer Beschluss nicht erforderlich wird. Kritik). Der dann erarbeitete und von der Gemeindevertretung beschlossene Entwurf geht anschließend ein zweites Mal in das Umweltprüfung Beteiligungsverfahren. Im Rahmen des Entwurfs- und Offenlage- Ein zunehmendes Gewicht bei der Planaufstellung hat die Berück- beschlusses wird auch über die bis dahin eingegangen Bedenken sichtigung der Belange des Umweltschutzes durch die Umweltprü- und Vorschläge befunden (s. Kritik). Die Termine sind rechtzeitig fung. Vor allem europäisches Recht fand in jüngerer Zeit verstärkt ortsüblich anzukündigen; die Fristen für die Ankündigung und für Eingang in das Planverfahren und stellt zwischenzeitlich einen we- die Offenlagen und Stellungnahmen sind in § 3 und § 4 BauGB sentlichen Teil des Planungsaufwandes dar. genau geregelt und für ein fehlerfreies Planverfahren unbedingt einzuhalten. § 2 Abs. 4 BauGB besagt, dass „die voraussichtlich erheblichen Umweltauswirkungen ermittelt …, beschrieben und bewertet wer- Ausgelegt werden die Planunterlagen sowie der Umweltbericht den“ müssen. Die Gliederungspunkte des zu erstellenden Umwelt- und die evtl. dazugehörigen Gutachten (z. B. für Lärm) in der

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Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 13 Teil II 5. Das städtebauliche Planungsrecht – Wo darf ich bauen?

Regel im Planungsamt, aber oft auch im Rathaus oder einem öf- Anschließend kommt es in der Gemeindevertretung zum Sat- fentlich zugänglichen Raum im Ort oder Stadtteil. Wie bei der zungsbeschluss. frühzeitigen Beteiligung werden die TöB und Nachbargemeinden direkt angeschrieben. Wenn die Verwaltung eine Planänderung vor einem Beschlussver- fahren in der Gemeinde vornimmt, spart sie eine Beschlussrunde Abwägungsprozess in den verschiedenen Gremien der Gemeinde und damit Zeit. Stellungnahmen (Einwände, Bedenken, Anregungen) gehen in al- ler Regel schriftlich ein, können aber mündlich zur Protokollierung Der Bebauungsplan wird als kommunale Satzung von der Ge- vorgebracht werden. Eine Stellungnahme kann, soweit eine Ge- meindevertretung beschlossen. Die Rechtsverbindlichkeit (rechtli- meinde den Entwurf des Bauleitplans und der Begründung in das che Gültigkeit) tritt mit der Ausfertigung und öffentlichen Bekannt- Internet eingestellt hat, auch auf elektronischem Wege erfolgen. machung im Amtsblatt des Landkreises Gifhorn www.gifhorn.de g„Amtsblatt“ ein. Dabei ist auch darauf hinzuweisen, wo und Stellungnahmen werden gesammelt und zur Vorbereitung der Ab- wann der Plan von jedermann eingesehen werden kann. Die Ge- wägung gesichtet. Auf jeden einzelnen Punkt einer Stellungnahme meinde ist verpflichtet, allen Einwendern das Ergebnis der Ab- wird dabei eingegangen. Die Bedenken und Vorschläge werden wägung schriftlich oder elektronisch mitzuteilen und darzulegen, gewichtet, dem bisherigen Planungsergebnis gegenübergestellt weshalb ein Einwand oder Vorschlag nicht berücksichtigt wurde. und gegeneinander und untereinander abgewogen. Der Bebauungsplan kann bereits vor dem Inkrafttreten angewen- det werden, wenn die Beteiligungsphase keine Einwände erge- Vielfach wird die Planung überhaupt in Frage gestellt, z. B. die Not- ben hat, die zu einer Planänderung führen. Bauvorhaben sind wendigkeit für ein neues Baugebiet. Auch werden häufig private dann nach § 33 BauGB zulässig und genehmigungsfähig, sofern Probleme, Zwänge oder schlichtweg eigene Wunschvorstellungen alle genannten Bedingungen erfüllt sind (insbesondere die der als Gründe für Änderungswünsche vorgegeben. Wenn aber keine gesicherten Erschließung). Ein Vorhaben kann nicht bei einem rechtlichen Grundlagen diese Eingaben stützen, besteht praktisch Planstand nach § 33 BauGB auf der Grundlage des Bebauungs- kaum eine Chance, dass sie zu einer Entwurfsänderung führen. plan-Entwurfs abgelehnt werden. Fachliche Einwände können dagegen Plananpassungen notwen- dig machen. Es handelt sich dabei fast immer um Umstände, die Veränderungssperre bis dato noch nicht bekannt bzw. erkannt wurden und somit keine Da das Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans bis zu sei- Berücksichtigung fanden. Da aber im Vorfeld der Planaufstellung nem Inkrafttreten einen längeren Zeitraum beansprucht, der meh- im Regelfall sehr sorgfältig alle bekannten Probleme in Betracht rere Jahre umfassen kann, hat die Gemeinde die Möglichkeit, für gezogen werden, kommt dies relativ selten vor. den Planungsbereich oder Teile davon eine Veränderungssperre zu erlassen. Damit kann sie verhindern, dass während des Planungs- In vielen Fällen handelt es sich bei den Stellungnahmen lediglich prozesses Bauvorhaben durchgeführt werden, die der Planung um Hinweise, die zu beachten sind. zuwiderlaufen oder sie wesentlich erschweren. Eine Veränderungs- sperre gilt zunächst kraft Gesetz zwei Jahre (§ 17 Abs. 1 Satz 1 Die Verwaltung erarbeitet zu jedem Punkt eine Stellungnahme und BauGB). Die Gemeinde kann diese Frist bei Bedarf um ein drittes schlägt vor, wie in der Gemeindevertretung damit umgegangen Jahr verlängern. Wenn besondere Umstände es erfordern, kann werden soll, sei es, dass die Planung entsprechend geändert wird, die Gemeinde mit Zustimmung der höheren Verwaltungsbehörde dass sie nicht verändert wird oder dass die Stellungnahme zur die Dauer der Veränderungssperre auf ein viertes Jahr ausdehnen. Kenntnis genommen wird (Abwägungsvorschlag). Die Gemeinde- Damit ist jedoch aus Sicht des Eigentumsschutzes die maximale vertretung ist nicht verpflichtet, diese Vorschläge der Verwaltung Dauer für eine entschädigungslos hinzunehmende Duldung einer zu übernehmen. Es kommt jedoch selten vor, dass gegenteilig ab- Veränderungssperre erreicht. Alternativ zu einer Veränderungs- gestimmt wird. sperre kann die Gemeinde die Entscheidung über einzelne Bauvor- haben jeweils um bis zu einem Jahr zurückstellen lassen. Verfahrensabschluss Nach dem Abwägungsverfahren kann es folgendermaßen wei- Änderung des Bebauungsplans tergehen: Oft entwickeln sich die städtebaulichen Ziele für den Geltungsbe- • Die Stellungnahmen führen zu keinen oder nur geringfügigen reich eines Bebauungsplans mit der Zeit weiter oder ein konkretes Änderungen und der B-Plan wird von der Gemeindevertretung Projekt, das generell befürwortet wird, kann nach den geltenden als Satzung beschlossen. Die Einwendungen werden entweder Bestimmungen eines festgesetzten Plans nicht genehmigt werden. alle abgewiesen oder zur Kenntnis genommen (Regelfall). Dann besteht die Möglichkeit, mit dem gleichen Verfahren, das für • Die Verwaltung oder die Gemeindevertretung erkennt Ein- die Aufstellung eines Plans durchzuführen ist, einen Bebauungs- wände an und es wird eine Planänderung erforderlich. Es plan zu ändern, zu ergänzen oder ganz aufzuheben (§ 1 Abs. 8 kann auch zu Planänderungen aufgrund von Beschlüssen der BauGB). Abweichungen von den Festsetzungen, die über dessen Gemeindevertretung kommen, die nichts mit Einwänden zu gesetzten Rahmen hinausgehen, sind rechtlich ohne Bebauungs- tun haben. Das kommt allerdings sehr selten vor. Sind von der plan-Änderung nicht möglich. Ein Änderungsverfahren verläuft Änderung die Grundzüge der Planung berührt, führt dies zu grundsätzlich wie ein Aufstellungsverfahren. Alle Verfahrensschrit- einem vollständig neuen Beteiligungsverfahren. Das passiert te sind einzuhalten, aufgrund des Aufwandes werden Änderungs- relativ selten und es kommt ganz selten vor, dass es erst in der verfahren gern umgangen und einzelne Änderungswünsche führen Gemeindevertretung zur Annahme eines Einwandes kommt. selten zu Planänderungen. Bei mehreren oder gehäuften Anfragen Sind die Grundzüge nicht berührt und nur bestimmte Personen besteht Bedarf und sie werden in die Wege geleitet. So kann es oder TöBs von der Änderung betroffen, genügt ein einge- Bebauungspläne mit dritten, vierten und mehr Änderungen geben. schränktes Beteiligungsverfahren. Dies kommt im Rahmen eines Wenn die Grundzüge der ursprünglichen Planung nicht berührt Planverfahrens öfter vor. In diesem Fall werden nur die von werden, sieht das BauGB das „vereinfachte Verfahren“ vor und der Änderung Betroffenen nochmal gehört. Nach dem zweiten einige Verfahrensschritte entfallen oder werden verkürzt (dazu § Beteiligungsverfahren erfolgt ggf. eine erneute Abwägung. 13 BauGB).

14 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Festsetzung eines Bebauungsplans Bauweise Die Bauweise kann unter anderem als offene Bauweise mit Einzel- Art der baulichen Nutzung häusern, Doppelhäusern oder Hausgruppen (mit seitlichem Gren- Die Art der im Geltungsbereich eines Bebauungsplanes zulässi- zabstand) oder geschlossene Bauweise (ohne seitlichen Grenz- gen baulichen Nutzungen ergibt sich aus den jeweils festgesetzten abstand) festgesetzt werden. Ist die offene Bauweise festgesetzt, Baugebietstypen der Baunutzungsverordnung (BauNVO). Diese kann die Zahl der zulässigen oben genannten Hausformen z. B. beschreibt in den §§ 2 bis 11 mögliche Typen von Baugebieten auf eine oder zwei begrenzt werden (§ 22 BauNVO). wie Reine oder Allgemeine Wohngebiete, Dorfgebiete, Misch- oder Gewerbegebiete. In der Regel werden dort für jeden Bau- Überbaubare Grundstücksfläche gebietstyp allgemein und ausnahmsweise zulässige Nutzungen Die überbaubare Grundstücksfläche kann durch die zeichnerische bestimmt. Zu den allgemein zulässigen Nutzungen eines Allgemei- Festsetzung von Baugrenzen, Baulinien oder Bebauungstiefen be- nen Wohngebietes zählen zum Beispiel Wohngebäude oder An- stimmt werden (§ 23 BauNVO), wobei die Festsetzung von Bau- lagen für kirchliche oder soziale Zwecke, ausnahmsweise können grenzen am üblichsten ist. Festgesetzte Baugrenzen dürfen von jedoch unter anderem auch Beherbergungsbetriebe, Gartenbau- Gebäuden oder Gebäudeteilen nicht überschritten werden, bei betriebe oder Tankstellen zugelassen werden. Durch textliche Fest- festgesetzten Baulinien muss auf dieser Linie gebaut werden. In setzungen können allgemein zulässige Nutzungen ausgeschlossen beiden Fällen kann das Vortreten (Baugrenzen) beziehungsweise werden, ausnahmsweise zulässige Nutzungen können aber auch Vor- und Zurücktreten (Baulinien) von Gebäudeteilen in geringfügi- allgemein zulässig werden. Die Zweckbestimmung des festgesetz- gem Ausmaß auf Antrag zugelassen werden. ten Baugebietstyps muss jedoch gewahrt bleiben. Nebenanlagen, Garagen, Carports und Stellplätze können auch außerhalb der überbaubaren Grundstücksflächen zugelassen wer- den, sofern im Bebauungsplan nichts anderes durch eine textliche Festsetzung geregelt ist.

Grünordnerische Belange, Grünflächen Grünordnerische Belange können zum Beispiel durch textlich fest- gesetzte Anpflanzungsgebote für die Baugrundstücke geregelt werden. In Ortsrandlagen werden häufig auch zeichnerische Fest- setzungen als „Flächen zum Anpflanzen von Bäumen und Sträu- chern“ angewandt, wobei dann in den textlichen Festsetzungen geregelt wird, wie, in welchem Umfang und eventuell auch wann diese Anpflanzungen zu realisieren sind. Solche Flächen stehen für Bebauungen jedweder Art (zum Beispiel Schuppen und Spiel- geräte) nicht zur Verfügung. Darüber hinaus können öffentliche oder private Grünflächen unterschiedlicher Zweckbestimmung Maß der baulichen Nutzung (zum Beispiel Parkanlagen, Sportplätze, Spielplätze) zeichnerisch Das Maß der baulichen Nutzung im Geltungsbereich eines Bebau- festgesetzt werden. ungsplanes wird in der Regel bestimmt über die Grundflächenzahl (GRZ), die Geschossflächenzahl (GFZ), die Zahl der Vollgeschos- Verkehrsflächen se und/oder die zulässige Höhe baulicher Anlagen. Die in einem Bebauungsplan festgesetzten Verkehrsflächen kön- nen ebenfalls unterschiedliche Zweckbestimmungen haben, zum Die Grundflächenzahl gibt an, wie viel Quadratmeter Grundflä- Beispiel als verkehrsberuhigter Bereich oder als Fuß- und/oder che bauliche Anlage je Quadratmeter Grundstücksfläche zulässig Radweg. sind. Bei einer festgesetzten GRZ von zum Beispiel 0,3 dürfen maximal 30 % der Grundstücksfläche mit der so genannten Haupt- Planzeichenverordnung 1990 nutzung überbaut werden. Zur Hauptnutzung zählen bei Wohn- Als Planzeichenverordnung 1990 bezeichnet man die Verordnung gebäuden auch Balkone, überdachte Terrassen oder Wintergär- über die Ausarbeitung der Bauleitpläne und die Darstellung des ten. Garagen, Stellplätze und Nebenanlagen sind mitzurechnen, Planinhalts. Die Verordnung regelt die in Bauleitplänen zu verwen- durch sie darf die festgesetzte GRZ jedoch um 50 % überschritten denden Planzeichen. In den Bauleitplänen sind die verwendeten werden (so genannte GRZ II) – bei einer festgesetzten GRZ von Planzeichen regelmäßig über eine Legende zu erläutern. 0,3 also bis zu 0,45 beziehungsweise 45 % der Grundstücks- fläche. Die textlichen Festsetzungen können hierzu jedoch auch Örtliche Bauvorschriften (ÖBV) bzw. Gestaltungsvorschriften anders lautende Regelungen enthalten (§ 19 BauNVO). Die Niedersächsische Bauordnung ermächtigt die Gemeinden, in einer Satzung örtliche Bauvorschriften zu erlassen, die auch Die Geschossflächenzahl (GFZ) gibt an, wie viel Quadratmeter gestalterische Anforderungen an bauliche Anlagen enthal- Geschossfläche je Quadratmeter Grundstücksfläche zulässig sind. ten können. Ermächtigungsgrundlage dafür ist § 84 NBauO. Die GFZ wird nach den Außenmaßen eines Gebäudes in allen Gestaltungsvorschriften können als eigenständige Gestaltungs- Vollgeschossen ermittelt (§ 20 BauNVO). Die Zahl der zulässigen satzungen auftreten oder in Form von sonstigen gestalterischen Vollgeschosse kann als Höchstmaß oder als zwingend einzuhalten Festsetzungen im Bebauungsplan. Das BauGB gibt hierzu in § 9 festgesetzt werden. Was ein Vollgeschoss ist, bestimmt sich nach Abs. 4 BauGB die Ermächtigung, landesrechtliche Inhalte in den landesrechtlichen Vorschriften, in Niedersachsen nach der NBauO Bebauungsplan aufzunehmen. (§ 2 Absatz 7 NBauO). Die Höhe baulicher Anlagen kann eben- falls durch den Bebauungsplan begrenzt werden. In den textlichen Gestaltungssatzungen oder einzelne Regeln können die Gebäu- Festsetzungen ist dann ein Bezugspunkt zu definieren, von dem de betreffen (Dachform, Fensterformen, Materialien und Farben), aus die Höhe zu bemessen ist (§ 18 BauNVO). Werbeanlagen oder auch die Gestaltung von Freibereichen, ins-

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16 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Teil II 5. Das städtebauliche Planungsrecht – Wo darf ich bauen? besondere von Einfriedungen. Da es sich bei der Ermächtigungs- Unbeplanter Innenbereich grundlage um eine landesrechtliche Regelung handelt, wird dar- (gem. § 34 Abs. 1 und Abs. 2 BauGB) auf hingewiesen, dass Abweichungen von der ÖBV gemäß § 66 NBauO beantragt werden können. Es handelt sich somit nicht um Liegt ein Grundstück nicht im Geltungsbereich eines Bebauungspla- Ausnahmen bzw. Befreiungen im Sinne von § 31 BauGB. nes, jedoch innerhalb der bebauten Ortslage, richtet sich die Be- urteilung der Zulässigkeit eines Bauvorhabens nach § 34 BauGB Ausnahmen und Befreiungen (Zulässigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang be- Die Beurteilung von Bauvorhaben im Geltungsbereich von Bebau- bauten Ortsteile). Diese Bereiche werden häufig auch als „unbe- ungsplänen erfolgt ausschließlich nach dessen Festsetzungen (§ 30 planter Innenbereich“ oder nur als „Innenbereich“ bezeichnet. BauGB). Grundsätzlich ist ein Bauvorhaben genehmigungsfähig, wenn es den Festsetzungen des Bebauungsplans nicht widerspricht; Ein im Zusammenhang bebauter Ortsteil i.S. des § 34 BauGB liegt einzig die noch fehlende Erschließung, z. B. in einem Neubauge- vor, wenn die bereits vorhandene Bebauung nach Quantität und biet, könnte eine Verzögerung darstellen. Von großem Interesse ist Qualität den Eindruck der Geschlossenheit vermittelt. Vorausset- natürlich, wie streng der Bebauungsplan angewandt wird. Auch zung ist, dass die vorhandene Bebauung entweder genehmigt ist hier gibt es eine Systematik. Der Plan kann schon im Rahmen sei- oder jedenfalls auf Dauer geduldet wird. Für den Eindruck der Ge- ner Festsetzungen laut § 31 Abs. 1 BauGB Ausnahmen vorsehen, schlossenheit kommt es auf eine natürliche Betrachtungsweise an. wie z. B. bei den Nutzungen in den einzelnen Gebietstypen. Diese Dabei sind auch sog. topografische Zwangspunkte, zB Straßen, Nutzungen stehen nicht im generellen Zulässigkeitskatalog, weil Wasserläufe, Böschungen usw. zu berücksichtigen. ihnen ein gewisses Störpotenzial innewohnt, das zunächst geprüft werden soll, sei es aufgrund von Emissionen, der Flächenbeanspru- Prüfungsschritt 1: § 34 Abs. 2 BauGB chung oder der Gestalt. Sofern keine Konflikte zu erwarten sind, Entspricht die nähere Umgebung nach der Art der baulichen Nut- werden diese Ausnahmen im Regelfall gewährt. zung einem Gebietstyp der BauNVO, richtet sich die Zulässigkeit der baulichen Anlage gem. § 34 Abs. 2 BauGB insoweit, also nur Von größerer Bedeutung für die Genehmigungspraxis ist jedoch hinsichtlich der Art der baulichen Nutzung, allein nach den Vor- die Möglichkeit, von den Festsetzungen befreien zu können, wie schriften der BauNVO. Hier zeigt sich die Planersatzfunktion des es § 31 Abs. 2 BauGB vorsieht. Damit wird der B-Plan mit einer § 34 BauGB. Die Prüfung erfolgt genauso, als gebe es eine ent- gewissen Flexibilität ausgestattet, die seine Handhabung erleich- sprechende Festsetzung in einem qualifizierten Bebauungsplan. tern sollen. Eine Befreiung ist jedoch mit Bedingungen versehen: Das gilt sogar hinsichtlich der Möglichkeit von Ausnahmen und In jedem Falle dürfen die Grundzüge der Planung nicht be- Befreiungen nach § 31 BauGB. rührt werden und die Abweichung muss unter Würdigung der nachbarlichen Interessen mit den öffentlichen Belangen vereinbar Soweit sich die bauliche Nutzung nach § 34 Abs. 2 BauGB rich- sein. Hierzu muss sich laut Gesetz eine dritte Bedingung gesellen: tet, gilt für den Nachbarschutz derselbe Maßstab wie für Festset- entweder zungen qualifizierter Bebauungspläne. • Die Erforderlichkeit aus Gründen des Wohles für die Allgemeinheit, Prüfungsschritt 2: § 34 Abs. 1 BauGB • Die städtebauliche Vertretbarkeit oder Soweit § 34 Abs. 2 BauGB nicht zur Anwendung kommt, weil es • Das Entstehen einer nicht beabsichtigten Härte. entweder nicht um die Frage der Art der baulichen Nutzung geht oder kein Gebietstyp der BauNVO einschlägig ist, richtet sich die Ob die Grundzüge einer Planung von einer Änderung berührt Zulässigkeit der baulichen Anlage nach § 34 Abs. 1 BauGB. Da- werden, hängt im Wesentlichen davon ab, wie sehr solche Grund- nach kommt es darauf an, ob sich das Vorhaben nach Art und züge in den Festsetzungen zu erkennen und vor allem in der Be- Maß der baulichen Nutzung, Bauweise und überbaubarer Grund- gründung dargelegt sind. stücksfläche in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt. Die Frage des Einfügens ist für jeden der vier Aspekte getrennt zu Ein Beispiel: In einer Flachdachsiedlung stellt das Flachdach of- untersuchen. fensichtlich einen Grundzug der Planung dar und für eine andere Dachform könnte keine Befreiung erteilt werden. Nachbarliche Neben der immer verlangten gesicherten Erschließung müssen Interessen spielen bei Befreiungen eine wichtige Rolle, da eine darüber hinaus die Anforderungen an gesunde Wohn- und Ar- wichtige Funktion des Bebauungsplans der Vertrauensschutz ist. beitsverhältnisse gewahrt bleiben und das Ortsbild darf nicht Befreiungen, von denen ein Nachbar betroffen wäre, z. B. eine beeinträchtigt werden. Maßgeblich bei der Beachtung der Ein- höhere Bauhöhe oder die Überschreitung des Baufensters, können fügungskriterien ist die Eigenart der näheren Umgebung, wobei ohne dessen Zustimmung nicht gewährt werden. Die Erforderlich- der Begriff „nähere Umgebung“ nicht pauschal definiert werden keit einer Befreiung aus Gründen des Wohles für die Allgemeinheit kann, sondern sich einzelfallabhängig aus der örtlichen Situation betrifft z. B. Versorgungseinrichtungen, die im Plangebiet nicht vor- ergibt bzw. festgelegt werden muss. Werden die Einfügungskri- gesehen waren. Die städtebauliche Vertretbarkeit ist in der Ausle- terien beachtet und nachgewiesen, besteht bei Beachtung der in gung relativ flexibel, hängt aber im Grunde ebenfalls vom Konzept der NBauO geregelten bauordnungsrechtlichen Vorschriften ein der Planung ab: je strenger dieses ist, desto mehr fällt eine Abwei- Rechtsanspruch auf Erteilung einer Baugenehmigung. chung ins Gewicht. Im Übrigen vermittelt § 34 Abs. 1 BauGB Nachbarschutz insofern, Unbeabsichtigte Härten entstehen häufig aufgrund von Umstän- als der Begriff des Einfügens Ausdruck des baurechtlichen Gebots den, die auf einem einzelnen Grundstück vorliegen, z. B. geolo- der Rücksichtnahme ist. Insoweit gelten die allgemeinen Regeln für gische oder topografische Zwänge, die bei der Festsetzung des den Nachbarschutz aus dem Gebot der Rücksichtnahme. Baufensters oder der Höhenlage eines Gebäudes nicht (genügend) berücksichtigt wurden. Das Beharren auf die Festsetzung könnte Art der baulichen Nutzung eine Bebauung sehr erschweren oder sogar unmöglich machen. Die Art der zulässigen baulichen Nutzungen im Innenbereich er- gibt sich aus den tatsächlich vorhandenen Nutzungen der nähe-

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 17 Teil II 5. Das städtebauliche Planungsrecht – Wo darf ich bauen?

ren Umgebung (das ist in der Regel ein Bereich im Radius von ca. • die so genannte Ergänzungssatzung, wodurch einzelne Außen- 150 m um die geplante Baumaßnahme). bereichsflächen in die unbeplanten Innenbereiche einbezogen werden können, wenn sie durch die bauliche Nutzung des an- Maß der baulichen Nutzung grenzenden Bereichs entsprechend geprägt sind (§ 34 Absatz Maßgeblich für die Beurteilung des Maßes der baulichen Nutzung 4 Nr. 3 BauGB). in der näheren Umgebung können sein die Höhe baulicher Anla- gen, die Grundflächenzahl (GRZ) oder die tatsächlich in Anspruch Diese Satzungen können auch miteinander verbunden werden. Sie genommene Grundfläche sowie die Zahl der Vollgeschosse. Die unterliegen einigen Voraussetzungen, zum Beispiel der nach der Geschossflächenzahl (GFZ) spielt dagegen in der täglichen Praxis Vereinbarkeit mit einer geordneten städtebaulichen Entwicklung. kaum eine Rolle. Dabei gilt wie bei den anderen Einfügungskriteri- en auch: Je vielfältiger die Ausprägungen der einzelnen Kriterien Außenbereich (gem. § 35 BauGB) in der näheren Umgebung sind und je weiter damit der Beurtei- lungsrahmen ist, desto größer ist der Spielraum der Baugenehmi- Während die Lage im Geltungsbereich eines Bebauungsplanes re- gungsbehörde bei der Beurteilung der Zulässigkeit. lativ einfach zu bestimmen ist, da ein Bebauungsplan seinen Gel- tungsbereich selbst definiert, ist die Abgrenzung zwischen Innen- und Schwankt die in der näheren Umgebung vorhandene Grundflä- Außenbereich nicht immer ganz einfach und regelmäßig eine Einzel- chenzahl (GRZ) zum Beispiel zwischen 0,2 und 0,4 (zwischen fallentscheidung. Entgegen landläufiger Meinung haben die Stand- 20 % und 40 % der Grundstücksfläche sind mit der Hauptnutzung orte von Ortseingangsschildern oder Ortsdurchfahrtssteinen oder überbaut), ist innerhalb dieses Rahmens eine Bebauung auf einem Grundstücksgrenzen mit dieser Abgrenzung jedoch nichts zu tun. noch freien Grundstück denkbar. Vergleichbares gilt für die Krite- rien Höhe baulicher Anlagen, Grundfläche und Zahl der Vollge- Zulässigkeit von Bauvorhaben schosse. In § 35 BauGB ist geregelt, ob und wenn ja, unter welchen Vo- raussetzungen Bauvorhaben im Außenbereich planungsrechtlich Bauweise zulässig sind beziehungsweise zugelassen werden können. Die in Auch hinsichtlich der Bauweise gilt: Die Bebauung des noch frei- der NBauO geregelten bauordnungsrechtlichen Vorgaben bleiben en Baugrundstückes hat sich der in der näheren Umgebung vor- davon unberührt. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die vom herrschenden Bauweise anzupassen. So wäre ein freistehendes Gesetzgeber verfolgte Absicht bei der Abfassung dieser Regelun- Einzelhaus in einer durch geschlossene Bauweise geprägten Um- gen war, den Außenbereich von einer Bebauung weitgehend frei- gebung unzulässig. zuhalten. Er hat deshalb bei der Beschreibung von Bauvorhaben im Außenbereich zwischen so genannten „privilegierten“ Vorha- Überbaubare Grundstücksfläche ben (§ 35 Absatz 1 BauGB), „sonstigen“ (nicht privilegierten) Das Kriterium „Grundstücksfläche, die überbaut werden soll“, Vorhaben (§ 35 Absatz 2 BauGB) und „begünstigten“ Vorhaben wird im Rahmen eines Bebauungsplanes in der Regel durch die (§ 35 Absatz 4 BauGB) unterschieden. zeichnerische Festsetzung von Baugrenzen definiert, innerhalb derer die vorgesehene Hauptnutzung unterzubringen ist. Im un- Privilegierte Außenbereichsvorhaben beplanten Innenbereich gibt auch hier die umgebende Bebauung In § 35 Absatz 1 BauGB werden Vorhaben beschrieben, die im den Rahmen vor. Eine relativ häufig auftretende Frage in diesem Außenbereich privilegiert und damit unter erleichterten Bedingun- Zusammenhang ist z.B die nach der Zulässigkeit so genannter gen planungsrechtlich zulässig sind. Das bedeutet jedoch nicht „Hinterliegerbebauungen“, also von Bebauung in zweiter Reihe. eine automatische Genehmigungsfähigkeit, sondern lediglich eine größere Durchsetzungsfähigkeit gegenüber betroffenen öffentli- Abweichungen chen Belangen, die einem privilegierten Vorhaben entgegenste- Im Einzelfall kann vom Erfordernis des Einfügens abgewichen hen müssen, um es nicht genehmigen zu dürfen. werden, wenn das Vorhaben der Erweiterung, Änderung, Nut- zungsänderung oder Erneuerung eines zulässigerweise errichte- Zu den im Außenbereich privilegierten Vorhaben zählen unter an- ten Gewerbe- oder Handwerksbetriebes oder der Erweiterung, derem Änderung oder Erneuerung einer zulässigerweise errichteten An- • Vorhaben, die Betrieben der Land- oder Forstwirtschaft oder lage zu Wohnzwecken dient. Das Vorhaben muss darüber hinaus Betrieben der gartenbaulichen Erzeugung dienen, städtebaulich vertretbar und unter Würdigung nachbarlicher Inte- • Vorhaben, die der öffentlichen Ver- und Entsorgung dienen, ressen mit den öffentlichen Belangen vereinbar sein (§ 34 Absatz • Anlagen der regenerativen Energiegewinnung aus Wind und 3a BauGB). Wasser.

Innenbereichssatzungen Sonstige Außenbereichsvorhaben § 34 Absatz 4 BauGB eröffnet den Gemeinden die Möglichkeit Fällt ein Bauvorhaben nicht unter die Privilegierung des § 35 zum Erlass von Satzungen für den unbeplanten Innenbereich. Absatz 1 BauGB, so handelt es sich um ein sonstiges Vorha- ben, dessen Genehmigungsfähigkeit sich gegenüber den privi- Dabei handelt es sich um legierten Vorhaben grundsätzlich erheblich schwieriger darstellt. • die so genannte Klarstellungssatzung, wodurch die Grenzen Genehmigungen können im Einzelfall ausgesprochen werden, des unbeplanten Innenbereichs definiert werden (§ 34 Absatz wenn durch die Ausführung und Benutzung des Vorhabens öffent- 4 Nr. 1 BauGB), liche Belange nicht beeinträchtigt werden und, wie immer notwen- • die so genannte Entwicklungssatzung, wodurch bebaute Berei- dig bei der Genehmigungsfähigkeit, die Erschließung gesichert ist. che im Außenbereich als im Zusammenhang bebauter Ortsteil festgelegt werden können, wenn die Flächen im Flächennut- Die Schwelle im Umgang mit öffentlichen Belangen liegt hier also zungsplan als Bauflächen dargestellt sind (§ 34 Absatz 4 Nr. deutlich niedriger als bei den privilegierten Vorhaben: Während 2 BauGB), bei diesen die Beeinträchtigung so gravierend sein muss, dass der

18 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn beeinträchtigte öffentliche Belang der Zulässigkeit entgegensteht, diesem entspricht) unzulässig sein, wenn von ihm im konkreten reicht bei sonstigen Außenbereichsvorhaben die Beeinträchtigung Fall unzumutbare Beeinträchtigungen ausgehen und die gebotene an sich schon aus, um es nicht genehmigen zu dürfen. Rücksichtnahme nicht eingehalten wird.

Öffentliche Belange Damit erfährt das Baurecht eine gewisse Flexibilisierung in Hin- Die öffentlichen Belange, die durch Bauvorhaben im Außenbe- blick auf den Einzelfall. Im Ergebnis sollen die verschiedenen Nut- reich berührt werden können, sind in § 35 Absatz 3 BauGB auf- zungsarten in einer Weise einander zugeordnet werden, dass auf gezählt, diese Aufzählung ist jedoch nicht abschließend. Dabei die jeweils andere Grundstücksnutzung Rücksicht genommen wird handelt es sich beispielsweise um und es so zu miteinander verträglichen Nutzungen kommt. Als • die dem Vorhaben widersprechenden Darstellungen des besondere Ausprägung des Rücksichtnahmegebotes ist insbeson- Flächennutzungsplanes, dere der § 15 Baunutzungsverordnung (BauNVO) zu sehen. Er • die dem Vorhaben widersprechenden Darstellungen sonstiger bestimmt, dass im Geltungsbereich eines Bebauungsplans ansons- Fachplanungen, insbesondere des Naturschutz- und Wasser- ten zulässige Vorhaben unzulässig sind, wenn sie rechts, • schädliche Umwelteinwirkungen, die das Vorhaben hervorruft • nach Anzahl, Lage, Umfang oder Zweckbestimmung der oder denen es ausgesetzt ist, Eigenart des Baugebietes widersprechen oder • Beeinträchtigungen des Orts- und Landschaftsbildes durch das • wenn von ihnen Belästigungen oder Störungen ausgehen kön- Vorhaben. nen, die nach der Eigenart des Baugebiets im Baugebiet selbst oder dessen Umgebung unzumutbar sind, oder Begünstigte Außenbereichsvorhaben • wenn sie solchen Belästigungen oder Störungen ausgesetzt Bestimmten in § 35 Absatz 4 BauGB angeführten sonstigen Au- werden. ßenbereichsvorhaben können einige öffentliche Belange nicht als beeinträchtigt entgegengehalten werden; sie genießen insofern Weiterhin sind aber auch die Vorschriften des § 34 Baugesetz- eine Art Teilprivilegierung. Bei diesen so genannten begünstigten buch (BauGB), der die Zulässigkeit von Vorhaben im unbeplanten Außenbereichsvorhaben handelt es sich in der Regel um solche, Innenbereich (= im Zusammenhang bebauter Ortsteil, der nicht die sich mit Umnutzung, Ersatz oder Erweiterung zulässigerweise durch einen qualifizierten Bebauungsplan (§ 30 BauGB) über- errichteter Außenbereichsvorhaben auseinandersetzen. Öffentli- plant ist) sowie des § 35 BauGB, der gleiches für den Außenbe- che Belange, die diesen Vorhaben nicht entgegengehalten wer- reich regelt (= alles außerhalb des beplanten und unbeplanten den können, sind Innenbereichs), nach dem Gebot der Rücksichtnahme auszulegen. • die Darstellungen des Flächennutzungsplanes oder eines Land- schaftsplanes, Nach Auffassung des Bundesverwaltungsgerichts handelt es sich • die Beeinträchtigung der natürlichen Eigenart der Landschaft, bei dem richterrechtlichen Gebot der Rücksichtnahme nicht um • Befürchtungen zur Entstehung, Verfestigung oder Erweiterung ein das gesamte Baurecht umfassendes eigenständiges Gebot, einer Splittersiedlung. welches etwa weitergehende Anforderungen an die Zulässigkeit von Vorhaben zur Folge hat, sondern ihm kommen vielmehr der Außenbereichssatzung Status eines einfachrechtlichen Beispiels zu, mit dessen Hilfe die Die Außenbereichssatzung des § 35 Absatz 6 BauGB, die von jeweiligen einfachrechtlichen Normen auszulegen sind. Insge- einer Gemeinde beschlossen werden kann, führt für bestimmte be- samt ist jedoch das Gebot der Rücksichtnahme und insbesondere baute Außenbereichsgebiete ebenfalls zu einer Teilprivilegierung die Frage, in welcher Weise daraus für die jeweilige Norm Ab- von sonst nicht privilegierten Vorhaben im Sinne von § 35 Ab- wehransprüche resultieren, in der rechtswissenschaftlichen Litera- satz 2 BauGB. Die Satzung ändert nichts an der Zuordnung zum tur umstritten. Außenbereich, sie modifiziert lediglich die Zulässigkeitsvorausset- zungen für nicht privilegierte Vorhaben. Eine herausragende Bedeutung erlangt das Gebot der Rücksicht- nahme in baunachbarrechtlichen Streitigkeiten. Bei der Frage, ob Der Erlass einer solchen Satzung setzt voraus, dass bebaute Berei- der Nachbar des Adressaten eines begünstigenden Verwaltungs- che vorliegen, die nicht überwiegend landwirtschaftlich geprägt akts (in der Regel eine Baugenehmigung) klagebefugt ist, muss sind und in denen eine Wohnbebauung von einigem Gewicht vor- er substantiiert die Möglichkeit einer Verletzung eigener Rechte handen ist. Die Satzung kann bestimmen, dass Wohnvorhaben geltend machen. Dies wird ihm nur hinsichtlich sogenannter dritt- und Vorhaben, die kleinen Handwerks- und Gewerbebetrieben schützender Normen gelingen. dienen, die öffentlichen Belange • Darstellung als Fläche für die Landwirtschaft oder für Wald und Ob eine Rechtsnorm drittschützend ist, ergibt sich im Wege der • Befürchtung der Entstehung oder Verfestigung einer Splitter­ Auslegung. Das Gebot der Rücksichtnahme ist hierbei von Ge- siedlung wicht, wenn der Kläger sich auf die Verletzung von Normen be- • nicht entgegengehalten werden können. ruft, die grundsätzlich nicht drittschützend sind. Hier führt erst die Verknüpfung dieser Norm mit dem Gebot der Rücksichtnahme Gebot der Rücksichtnahme zum drittschützenden Charakter und somit zur Klagebefugnis des Nachbarn. Anerkannt ist diese Verknüpfung insbesondere bei Beim Gebot der Rücksichtnahme handelt es sich um einen durch • § 35 Abs. 3 Satz 1 Nr. 3 BauGB, die Rechtsprechung entwickelten Grundsatz, nach dem die Vor- • § 34 Abs. 1 BauGB (hinsichtlich des Einfügens), schriften des öffentlichen Baurechts auszulegen sind. Besondere • § 31 Abs. 2 BauGB sowie bei Bedeutung kommt dem Gebot der Rücksichtnahme in der Beur- • § 30 Abs. 1 BauGB i.V.m. § 15 Abs. 1 Satz 2 BauNVO teilung der planungsrechtlichen Zulässigkeit eines Vorhabens zu. (bzgl. der Art der baulichen Nutzung). So kann ein eigentlich zulässiges Vorhaben (zum Beispiel ein Vor- haben, das im Geltungsbereich eines Bebauungsplans liegt und

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 19 Ihr Fachmann beim Planen und Bauen

20 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Teil II 6. Das Bauordnungsrecht – Wie darf ich bauen?

Die Niedersächsische Bauordnung (NBauO) als Bauordnung des bemessung zu berücksichtigen, eine Veränderung durch Aufschüt- Landes Niedersachsen umfasst mit den dazu ergangenen Rechts- tung dagegen nur, wenn die Geländeoberfläche dadurch an die verordnungen das gesamte Bauordnungsrecht. Dieses regelt vorhandene oder genehmigte Geländeoberfläche des Nachbar- die Ausführung des Bauvorhabens auf dem Grundstück und gilt grundstücks angeglichen wird. Die Bauaufsichtsbehörde kann die für alle baulichen Anlagen (hierzu zählen unter anderem auch Höhe der Geländeoberfläche festsetzen, soweit dies erforderlich Werbeanlagen, Aufschüttungen und Abgrabungen sowie Lager- ist. Dabei kann sie unter Würdigung nachbarlicher Belange den plätze), Einrichtungen und Baugrundstücke. Anschluss an die Verkehrsflächen und die Abwasserbeseitigungs- anlagen sowie Aufschüttungen berücksichtigen, die wegen des Generell gilt für alle baulichen Anlagen und Gebäude, dass Le- vorhandenen Geländeverlaufs gerechtfertigt sind. ben, Gesundheit und natürliche Lebensgrundlagen nicht bedroht werden dürfen. Weiterhin dürfen durch Baumaßnahmen keine un- zumutbaren Belästigungen entstehen.

Die NBauO enthält auch grundsätzliche Anforderungen bauge- stalterischer Art, wie zum Beispiel die Lage baulicher Anlagen auf dem Grundstück, sowie baukonstruktiver Art an Bauwerke und Baustoffe.

Zum Beispiel Abstände Abstände dienen dem Schutz des Nachbarn und sollen gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse gewährleisten. Die Abstände zwi- schen Gebäuden bewirken, dass Aufenthaltsräume das erforderli- che Tageslicht und eine ausreichende Belüftung erhalten.

Zudem unterstützen die Regelungen über Abstände den Brand- schutz, indem zum Beispiel der Brandüberschlag verhindert wird und notwendige Zugänge der Brandbekämpfung freigehalten werden. Darüber hinaus gewährleisten die Abstandsregelungen ein Mindestmaß an Schutz der Privatsphäre, so dass der so ge- nannte Sozialabstand gewahrt bleibt (auch wenn dieser als Recht nicht eingefordert werden kann). Zum Beispiel Brandschutz Grundsätzlich gilt, dass eine bauliche Anlage mit allen auf ihren Bauliche Anlagen unterliegen Brandschutzbestimmungen, die vor- Außenflächen oberhalb der Geländeoberfläche gelegenen Punk- beugend zu berücksichtigen sind, das heißt, dass die Brandschut- ten den gesetzlich geforderten Abstand zu den eigenen Grund- zanforderungen einzuhalten sind. Bei bestimmten Gebäuden, stücksgrenzen halten muss. Der freizuhaltende Abstandsbereich beispielsweise bei Versammlungsstätten, Gaststätten, Altenheimen soll in erster Linie auf dem Baugrundstück selbst liegen und darf und Schulen oder auch größeren Büro- und Verwaltungsgebäuden in der Regel nicht von Abstandsbereichen anderer baulicher Anla- sowie gewerblichen Anlagen, muss der Brandschutz auch nachge- gen überdeckt werden. wiesen und geprüft werden.

Der erforderliche Grenzabstand richtet sich jeweils nach der Die Beurteilung von Abweichungen anzuwendender Rechtsvor- Höhe der maßgeblichen Punkte einer baulichen Anlage über der schriften oder konzeptioneller Ansätze (Brandschutzkonzepte) gewachsenen Geländeoberfläche und beträgt in der Regel min- nehmen in der Regel die Brandschutzprüfer des Landkreises Gif- destens 3 m. Untergeordnete Gebäudeteile wie Eingangsüber- horn vor, wobei die Zulassung der Abweichungen und der Brand- dachungen, Windfänge, Balkone oder Außentreppen können schutzkonzepte durch die untere Baubehörde erfolgt. diesen Abstand unterschreiten, wenn die Gebäudeteile insge- samt nicht mehr als ein Drittel der Breite der jeweiligen Außen- Tipp: Mit dem Bauantrag beziehungsweise der Baugenehmigung wand in Anspruch nehmen. Der Abstand darf dabei um nicht geht Ihr Vorhaben erst los! Je nach Art des Vorhabens sollten Sie mehr als 1,50 m, höchstens jedoch um ein Drittel unterschritten bedenken, dass Sie für die Realisierung auch eine Ausführungs- werden. planung und später ausführende Firmen sowie eine Bauleiterin oder einen Bauleiter (zum Beispiel Ihre Entwurfsverfasserin, Ihr Direkt an der Grenze ohne Abstände bzw. mit einem bis auf 1,0 Entwurfsverfasser oder eine andere qualifizierte Person) benö- m verringerten Abstand von der Grenze können gewisse (privile- tigen, die beziehungsweise der Ihren Bau begleitet und über- gierte) Nebengebäude wie Garagen, Carports und Gerätehäuser wacht. errichtet werden. Hierbei dürfen jedoch bestimmte Maße nicht überschritten werden. Am 01.11.2012 ist eine neue NBauO in Kraft getreten, die im Wesentlichen an die so genannte Musterbauordnung ange- Bauliche Anlagen wie Garagen, Carports und Gerätehäuser dür- passt wurde. Mit der Neufassung wird das Ziel verfolgt, eine wei- fen den Abstand auf einer Gesamtlänge von 9 m je Grundstücks- tere Vereinheitlichung des Bauordnungsrechts der Länder herzu- grenze, auf einem Baugrundstück insgesamt jedoch nur auf einer stellen. Länge von 15 m unterschreiten. Außerdem sollen Verfahrenserleichterungen und die Streichung Die oben genannte maßgebliche Höhe der Geländeoberfläche entbehrlicher Vorschriften zum kostensparenden Bauen beitragen. ist die der gewachsenen Geländeoberfläche. Eine Veränderung Die wesentlichen Änderungen gegenüber der alten Fassung sind dieser Geländeoberfläche durch Abgrabung ist bei der Abstands- nachstehend dargestellt.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 21 Teil II 6. Das Bauordnungsrecht – Wie darf ich bauen?

Materiellrechtliche Änderungen In einer Wohnung müssen nunmehr sämtliche Schlafräume, Kin- derzimmer und Flure, die als Rettungswege von Aufenthaltsräumen Gebäudeklasse dienen, zwingend mit Rauchmeldern ausgerüstet werden. Die An- Mit der Novellierung der NBauO sind Gebäudeklassen (§ 2 Ab- bringung an sich ist verfahrensfrei. Die Verpflichtung richtet sich satz 3 NBauO) im Hinblick auf Verfahrenseinstufungen, Prüfum- an die Eigentümerinnen und Eigentümer der Gebäude. fang, aber auch Bauteilanforderungen festgelegt worden. Gebäu- de wurden in folgende Gebäudeklassen eingeteilt: Es besteht zudem die Verpflichtung, die Rauchwarnmelder ent- sprechend betriebsbereit zu halten (§ 44 Absatz 5 Satz 2 und Gebäudeklasse 1 4 NBauO). Für die Sicherstellung der Betriebsbereitschaft der • Freistehende Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m und nicht Rauchwarnmelder sind die Nutzerinnen und Nutzer der Wohnun- mehr als zwei Nutzungseinheiten von insgesamt nicht mehr als gen verantwortlich, es sei denn, diese Verpflichtung wird von den 400 m2 Grundfläche Eigentümerinnen und Eigentümern selbst übernommen. Zur Erfül- • Freistehende land- oder forstwirtschaftlich genutzte Gebäude lung der Vorschrift genügen batteriebetriebene Rauchwarnmelder, deren Leistungsmerkmale der DIN EN 14604 entsprechen. Gebäudeklasse 2 • Nicht freistehende Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m und Kinderspielplätze nicht mehr als zwei Nutzungseinheiten von insgesamt nicht Bei der Errichtung von Mehrfamilienhäusern sind grundsätzlich ab mehr als 400 m2 Grundfläche der sechsten Wohnung Spielplätze für Kinder im Alter bis zu sechs Jahren anzulegen (§ 9 Absatz 3 NBauO). Diese Pflicht besteht Gebäudeklasse 3 dann nicht, wenn entweder in unmittelbarer Nähe ein für Kinder • Sonstige Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m nutzbarer Spielplatz bereits vorhanden ist, geschaffen wird oder aber ein solcher Spielplatz aufgrund der Art und Lage der Woh- Gebäudeklasse 4 nung nicht erforderlich ist (§ 9 Absatz 3 Satz 2 NBauO). Letzteres • Gebäude mit einer Höhe bis zu 13 m und Nutzungseinheiten trifft beispielsweise für Wohnungen von Auszubildenden oder bei mit jeweils nicht mehr als 400 m2 Grundfläche Altenwohnheimen zu. • Gebäudeklasse 5 Für bestehende Gebäude mit mindestens sechs Wohnungen kann Alle anderen Gebäude, die nicht in den Gebäudeklassen 1 bis die untere Bauaufsichtsbehörde durch Ermessensentscheidung die 4 erfasst sind unterirdische Gebäude mit Aufenthaltsräumen. Ge- Herstellung eines Spielplatzes auf dem Baugrundstück oder in un- bäude ohne Aufenthaltsräume, sofern sie nicht freistehende land- mittelbarer Nähe verlangen (§ 9 Absatz 3 Satz 3 NBauO). Hierbei oder forstwirtschaftlich genutzte Gebäude sind, werden nach der ist insbesondere zu beurteilen, ob eine als Spielplatz geeignete Gesamtgrundfläche aller Geschosse der Gebäudeklasse 1, 2 oder Fläche zur Verfügung steht, ob ein Bedürfnis für einen Spielplatz 3 zugeordnet. besteht und ob sich nicht andere Spielplätze in der Nähe befinden.

Grenzabstandsrecht Die nutzbare Fläche eines Spielplatzes muss mindestens 3 m² je Insbesondere im Zusammenhang mit dem Grenzabstandsrecht Wohnung, für die der Spielplatz bestimmt ist, betragen. Hat eine wurden die baurechtlichen Anforderungen wesentlich modifiziert. Wohnung mehr als drei Aufenthaltsräume, so erhöht sich die erfor- Die Grenzabstandsregelungen und die Regelungen über die Ge- derliche Fläche des Spielplatzes ab dem vierten Aufenthaltsraum ländeoberfläche wurden in einer Vorschrift, dem § 5 NBauO, der Wohnung um 2 m² je Aufenthaltsraum. Die nutzbare Fläche zusammengefasst und grundlegend gestrafft. Inhaltlich wurde der eines Spielplatzes darf nicht kleiner als 30 m² sein. Die Beschaf- Regelabstand einer baulichen Anlage zu allen Grundstücksgren- fenheit eines Spielplatzes richtet sich nach den Spiel- und Bewe- zen auf 0,5 H (H = Gebäudehöhe) reduziert. Der bauordnungs- gungsbedürfnissen der Kinder. rechtliche Mindestabstand von 3 m wurde jedoch beibehalten. Barrierefreies Bauen § 5 Absatz 4 Satz 2 NBauO lässt Abstandsunterschreitungen anläss- Die Regelung in der Bauordnung über barrierefreies Bauen (§ 49 lich nachträglicher Wärmedämmmaßnahmen zu, um die Möglich- NBauO) soll die Voraussetzung dafür schaffen, dass insbesonde- keit des Wärmeschutzes und der Energieeinsparung zu verbessern. re Menschen mit Behinderungen eine ungehinderte Teilnahme am Nach dieser Vorschrift bleiben Außenwandbekleidungen, soweit sie gesellschaftlichen Leben ermöglicht wird. In Gebäuden mit mehr den Abstand um nicht mehr als 0,25 m unterschreiten und Beda- als vier Wohnungen müssen die Wohnungen eines Geschosses für chungen, soweit sie nicht mehr als 0,25 m angehoben werden, bei Menschen mit Behinderungen barrierefrei zugänglich und benutz- der Bemessung des erforderlichen Abstands außer Betracht, soweit bar sein. Hierzu müssen unter anderem Abstellräume für Rollstühle keine Bedenken bezüglich des Brandschutzes bestehen. in ausreichender Größe zur Verfügung stehen und barrierefrei zu- gänglich sein. In jeder achten Wohnung eines Mehrfamilienhau- Um abstandsrechtliche Hindernisse für die Nutzung regenerati- ses müssen Wohn- und Schlafräume, ein Toilettenraum, ein Raum ver Energien zu beseitigen, wurde in § 5 Absatz 8 Satz 2 Nr. 2 mit Badewanne oder Dusche und eine Küche oder eine Kochni- NBauO nunmehr auch eine Begünstigung für gebäudeunabhängi- sche rollstuhlgerecht errichtet werden. ge Solaranlagen mit einer Höhe bis zu 3 m aufgenommen. Außerdem ordnet das Gesetz die Barrierefreiheit nicht nur bezüglich Rauchwarnmelderpflicht des Wohnraums an, sondern auch bei diversen das Gesellschafts- Neu in die NBauO aufgenommen wurde eine Regelung über die leben prägenden baulichen Anlagen wie zum Beispiel öffentlichen Verpflichtung zur Ausstattung von Wohnungen mit Rauchwarn- Verwaltungs- und Gerichtsgebäuden, Theatern, Museen, Schulen, meldern (§ 44 Absatz 5 NBauO). Die Regelung zur gesetzlichen Krankenhäusern, Gaststätten, Sport-, Spiel- und Erholungsanlagen, Verpflichtung von Rauchwarnmeldern in Wohnungen soll dazu soweit sie für die Allgemeinheit bestimmt sind. Die DIN 18040-1 beitragen, die Anzahl von Brand- bzw. Brandrauchopfern in Nie- „Öffentlich zugängliche Gebäude“ und die DIN 18040-2 „Woh- dersachsen zu reduzieren. nen“ sind öffentlich-rechtlich eingeführt und zu beachten.

22 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Von den Anforderungen kann nur bei einem unverhältnismäßigen zwischen der Tragwerksplanung und der genehmigten Bauzeich- Mehraufwand wegen schwieriger Geländeverhältnisse, ungünsti- nung auftauchen, Einzelzeichnungen unklar sind oder fehlen oder ger Bebauung oder im Hinblick auf die Sicherheit der Menschen wenn das Gelände oder – bei den heutzutage häufigen Umbauten abgesehen werden (§ 49 Absatz 3 NBauO). Dies gilt auch bei und Sanierungen – die alte Bausubstanz unverhoffte Schwierigkei- Baudenkmälern, wenn das Interesse am unveränderten Erhalt des ten bereiten. Unentbehrlich ist ein Bauleiter auch nicht bei vielen Denkmals überwiegt. Bauten, die Bauherren in Selbsthilfe ausführen.

Verantwortliche Personen Die Bezeichnung „Bauleiter“ ist nicht ganz treffend, denn der Nachdem die Bestellung einer Bauleiterin oder eines Bauleiters im „Bauleiter“ hat nicht die Bauarbeiten zu organisieren und die Jahr 1986 aufgehoben worden war, wurde die Verpflichtung zur Verwirklichung des Bauvorhabens voranzubringen. Seine öffent- Bestellung mit der Novellierung wieder eingeführt (§ 55 NBauO). lich-rechtliche Aufgabe ist es vielmehr, die Bauarbeiten zu überwa- Diese Änderung wird mit den in der Zwischenzeit erfolgten Ver- chen. Dies bedeutet: der Bauleiter hat die Bauarbeiten zu beob- änderungen auf den Baustellen begründet, auf denen das ord- achten und durch Ratschläge, Belehrungen und erforderlichenfalls nungsgemäße Ineinandergreifen der Bauarbeiten in vielen Fällen durch Weisungen sicherzustellen, dass sie öffentliches Baurecht als nicht immer gewährleistet angesehen wird. nicht verletzen, insbesondere keine Gefahren verursachen. Zur Bauleiteraufgabe gehört es dagegen nicht, für eine vertragsgemä- Die Bauleiterin oder der Bauleiter hat darüber zu wachen, dass die ße und wirtschaftliche Bauausführung zu sorgen. Baumaßnahme entsprechend der öffentlich-rechtlichen Anforderun- gen durchgeführt wird. Die im Einzelfall notwendige Qualifikation Verfahrensrechtliche Änderungen dieser Person ist je nach Art des konkreten Bauvorhabens zu be- Die Neufassung der NBauO hat auch in verfahrensrechtlicher stimmen. Es obliegt der Bauherrin oder dem Bauherren, sich von Hinsicht deutliche Änderungen zur Folge. Zwar behält die Neu- der Eignung der vorgesehenen bauleitenden Person zu überzeu- fassung die bereits in der alten Fassung vorhandenen Grundtypen gen. Der Bauleiter ist auf jeden Fall vor Baubeginn zu benennen. bei, die Anwendungsbereiche dieser Verfahren haben sich jedoch grundlegend geändert und werden nachfolgend ausführlich dar- gestellt.

Bautechnische Nachweise Auch bezüglich der Regelungen über die hoheitliche Prüfung bautechnischer Nachweise hat es Änderungen gegeben (§ 65 NBauO). So sind zum Beispiel die Nachweise des Schall- und Wärmeschutzes nicht mehr zu prüfen und brauchen im Genehmi- gungsverfahren nicht mehr vorgelegt werden. Unabhängig davon sind diese Nachweise insbesondere der Nachweis des Wärme- schutzes zu führen. Es wurden jedoch auch Prüfpflichten erweitert, so dass nunmehr auch im Mitteilungs- und vereinfachten Bauge- nehmigungsverfahren nach § 62 beziehungsweise § 63 NBauO in Abhängigkeit der geplanten baulichen Anlagen Prüfungen vor- genommen werden. Hintergrund ist, dass eine Reduzierung staatli- cher Prüftätigkeit nicht zu einem Verlust an Sicherheit und Bauqua- lität führt. Die Prüfung der bautechnischen Nachweise bezüglich der Standsicherheit und des Brandschutzes erfolgt wie bisher nach dem „Vier-Augen-Prinzip“.

Abweichungen Eine Änderung hat die NBauO auch hinsichtlich der Vorschriften über Ausnahmen und Befreiungen erfahren. Diese wurden durch die Regelung über so genannte Abweichungen in § 66 NBauO er- setzt. Eine Abweichung im Sinne dieses Gesetzes liegt vor, wenn auf begründeten Antrag der Bauherrin oder des Bauherren von der unteren Bauaufsichtsbehörde eine Nichteinhaltung von Anfor- derungen der NBauO oder anderer bauordnungsrechtlicher Vor- schriften zugelassen wird.

Ziel der Abweichungsvorschrift ist es, die Erreichung des jewei- Je mehr sich die Bauaufsicht aus der Überwachung des Bauge- ligen Schutzziels der Norm in den Vordergrund zu rücken und schehens zurückzieht, umso wichtiger wird es, dass eine geeigne- auf diese Weise das materielle Bauordnungsrecht in Ausrichtung te Überwachungskraft für die ordnungsgemäße, vor allem sichere auf die Umsetzung anpassungsfähig zu machen. In § 66 NBauO und fehlerfreie Ausführung von Bauten sorgt. Ein fachkundiger und heißt es: „Die Bauaufsichtsbehörde kann Abweichungen von An- den Unternehmern gegenüber unabhängiger Bauleiter kann die forderungen dieses Gesetzes und aufgrund dieses Gesetzes er- entfallene behördliche Aufsicht ersetzen und die Gefahr, dass der lassener Vorschriften zulassen, wenn sie unter Berücksichtigung fertige Bau oder der Bauvorgang öffentliches Baurecht verletzen, des Zwecks der jeweiligen Anforderung und unter Würdigung insbesondere die Gefahr von Bauschäden und Unfällen, erheblich der öffentlich-rechtlich geschützten nachbarlichen Belange mit den mindern. Wichtig ist vor allem, dass in unvorhergesehenen Situa- öffentlichen Belangen, insbesondere den Anforderungen des § 3 tionen eine kompetente Person die Unternehmer mit notwendigen Absatz 1 NBauO, vereinbar sind“. Ein Recht des Bauherrn auf Anweisungen versehen kann, etwa dann, wenn Unstimmigkeiten Genehmigung einer Abweichung besteht allerdings nicht.

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24 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Teil II 7. Bauordnungsrechtliche Verfahren

Der Gesetzgeber hat geregelt, dass Baumaßnahmen grundsätzlich nehmigten Bauvorlagen zu erstellen. Bauunternehmen müssen für einer Genehmigung durch die Bauaufsichtsbehörde bedürfen (§ 59 die von ihnen durchzuführenden Arbeiten über die erforderlichen NBauO). Allerdings hat er dies selbst eingeschränkt, in dem er ver- Fachkenntnisse, Fachkräfte und Vorrichtungen verfügen. Jede Un- fahrensfreie Baumaßnahmen (§ 60 NBauO) und neben genehmi- ternehmerin und jeder Unternehmer ist dafür verantwortlich, dass gungsfreien öffentlichen Baumaßnahmen (§ 61 NBauO) auch sonsti- ihre oder seine Arbeiten dem öffentlichen Baurecht entsprechend ge genehmigungsfreie Baumaßnahmen (§ 62 NBauO) definiert hat. ausgeführt und auf die Arbeiten anderer Bauunternehmen abge- stimmt werden. Die Unternehmen haben die vorgeschriebenen Neben der Abbruchanzeige (§ 60 Absatz 3 NBauO) und dem Nachweise über die Verwendbarkeit der Bauprodukte und Bauar- Anzeigeverfahren für genehmigungsfreie Baumaßnahmen (§ 62 ten zu erbringen und auf der Baustelle bereitzuhalten. NBauO) sieht die NBauO ansonsten für die Umsetzung des Ge- nehmigungsvorbehaltes das Bauleiterin und Bauleiter (§ 55 NBauO) • vereinfachte Baugenehmigungsverfahren (§ 63 NBauO) und Die Bauleiterin oder der Bauleiter hat darüber zu wachen, dass • Baugenehmigungsverfahren für Sonderbauten (§ 64 NBauO) die Baumaßnahme entsprechend der öffentlich-rechtlichen Anfor- vor. derungen durchgeführt wird. Sie oder er hat zudem auf den siche- ren bautechnischen Betrieb der Baustelle, insbesondere auf das Darüber hinaus sind noch folgende bauordnungsrechtliche Verfah- gefahrlose Ineinandergreifen der Arbeiten der Bauunternehmen, ren geregelt: zu achten. Die im Einzelfall notwendige Qualifikation dieser Per- • Prüfung bautechnischer Nachweise (§ 65 NBauO) son ist je nach Art des konkreten Bauvorhabens zu bestimmen. Es • Behandlung von Abweichungsanträgen (§ 66 NBauO) obliegt der Bauherrin oder dem Bauherren, sich von der Eignung • Nachbarbeteiligung (§ 68 NBauO) der vorgesehenen bauleitenden Person zu überzeugen. • Bauvoranfrage (§ 73 NBauO) Gemeinde Vorab jedoch einige Informationen zu den in bauordnungsrechtli- Die Gemeinde wird regelmäßig bei der Bearbeitung von bauord- chen Verfahren Beteiligten: nungsrechtlichen Verfahren beteiligt. So darf die untere Bauauf- sichtsbehörde ein Vorhaben nur genehmigen, wenn die Gemein- Bauherrin und Bauherr (§ 52 NBauO) de vorher festgestellt hat, dass die Erschließung gesichert ist. Zur Die Bauherrin oder der Bauherr ist dafür verantwortlich, dass die Erschließung gehören die verkehrsmäßige Anbindung des Bau- von ihr oder ihm veranlasste Baumaßnahme dem öffentlichen Bau- grundstücks an öffentliche Verkehrsflächen sowie die Ver- bezie- recht entspricht und ist somit in erster Linie die Ansprechperson für hungsweise Entsorgung mit Elektrizität, Wasser und Abwasser, die die untere Bauaufsichtsbehörde. Darüber hinaus muss die Bauher- Löschwassergrundsicherung. rin oder der Bauherr – sofern die geplante Baumaßnahme dies erfordert – verantwortliche Personen im Sinne der §§ 53 bis 55 Eine Genehmigung von Bauvorhaben im Innen- und im Außenbe- NBauO bestellen. reich ist ohne das „gemeindliche Einvernehmen“ (§ 36 BauGB) nicht möglich. Gleiches gilt für Befreiungen und Ausnahmen von Entwurfsverfasserin und Entwurfsverfasser (§ 53 NBauO) den Festsetzungen eines Bebauungsplanes oder für die Abwei- Die Entwurfsverfasserin oder der Entwurfsverfasser ist verantwort- chung von einer örtlichen Bauvorschrift, soweit die Gemeinde die lich für die Antrags- bzw. Bauvorlagen. Dabei hat der Entwurf Lage, Größe, Beschaffenheit, Ausstattung und Unterhaltung von sowohl den Vorgaben des öffentlichen Baurechts als auch den Spielplätzen im Sinne des § 9 Abs. 3, die Anzahl der notwen- technischen Baubestimmungen zu entsprechen. digen Einstellplätze, ausgenommen die Einstellplätze nach § 49 Abs. 2 Satz 2, einschließlich des Mehrbedarfs bei Nutzungsände- Abhängig von dem anzuwendenden bauordnungsrechtlichen Ver- rungen (§ 47 Abs. 1 Satz 2) und die Fahrradabstellanlagen nach fahren kommen als Entwurfsverfasserin oder Entwurfsverfasser § 48 Abs. 1 Satz 1 in dieser festgesetzt hat sowie bei der Ge- • Architektinnen und Architekten, nehmigung von Bauvorhaben während der Planaufstellung. Diese • in Entwurfsverfasserlisten eigetragene Bauingenieurinnen und Voraussetzung sichert der Gemeinde die so genannte Planungsho- Bauingenieure, heit, die sich aus Artikel 28 Absatz 2 des Grundgesetzes ableitet. • Meisterinnen und Meister des Maurer-, des Beton- und Stahlbe- tonbauer- oder des Zimmerer-Handwerks sowie Bei Vorhaben im Geltungsbereich eines Bebauungsplans, die des- • staatlich geprüfte Technikerinnen und Techniker der Fachrich- sen Festsetzungen einhalten, ist kein Einvernehmen der Gemein- tung Bautechnik mit Schwerpunkt Hochbau de erforderlich, weil die Gemeinde mit dem Bebauungsplan ihre in Frage. Für die mit der Gestaltung von Innenräumen verbunde- Planungsabsichten schon in Form einer Satzung allgemeingültig nen genehmigungsbedürftigen baulichen Änderungen dürfen als festgelegt hat. Entwurfsverfasserin oder Entwurfsverfasser auch Innenarchitektin- nen und -architekten tätig werden. Nachbarn Nachbarn sind oft in erheblichem Maße von Baumaßnahmen be- Sachverständige einflusst. Trotzdem ist im Baurecht keine grundsätzlich Beteiligung Wenn bei der Bauvorlagenerstellung besonderer Sachverstand der angrenzenden Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer erforderlich ist, kann beziehungsweise muss die Bauherrin oder in bauordnungsrechtlichen Verfahren vorgesehen. der Bauherr Sachverständige bestellen (§ 53 Absatz 2 NBauO). Dies können zum Beispiel Tragwerksplanerinnen und -planer, Bo- Allerdings können betroffene Nachbarn den Bauentwurf bei der dengutachterinnen und -gutachter, Brandschutz-expertinnen und unteren Bauaufsichtsbehörde oder bei der Gemeinde einsehen. -experten oder Grünplanerinnen und -planer sein. Eine Nachbarbeteiligung soll jedoch durch die untere Bauauf- sichtsbehörde vorgenommen werden, wenn für die Baumaßnah- Unternehmerinnen und Unternehmer (§ 54 NBauO) me eine Abweichung oder Ausnahme von Vorschriften des öffent- Eine Unternehmerin oder ein Unternehmer wird von der Bauherrin lichen Baurechts, die auch dem Schutz von Nachbarn dienen, oder dem Bauherrn beauftragt, das Bauvorhaben nach den ge- zugelassen oder eine Befreiung von solchen Vorschriften erteilt

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 25 Teil II 7. Bauordnungsrechtliche Verfahren werden soll. Gleiches gilt, wenn eine Baumaßnahme möglicher- Bauvoranfrage (§ 73 NBauO) weise Belange der Nachbarn berührt, die durch Vorschriften des öffentlichen Baurechts geschützt werden. Eine Bauvoranfrage dient dazu, die Genehmigungsfähigkeit eines Projektes in Teilen zu erkunden, ohne allzu großen Aufwand zu Den Nachbarn steht bei einer möglichen Verletzung von nachbar- treiben. Sie ist ein Instrument, mit dem vorab verbindlich geklärt schützenden Rechtsvorschriften ein Widerspruchs- und Klagerecht werden kann, ob ein Bauvorhaben auf einem konkreten Bau- zu. Legt der Nachbar jedoch unbegründet Widerspruch oder Kla- grundstück realisiert werden kann. Diese Frage spielt oft schon ge ein, trägt er die Kosten des Verfahrens. Haben ein oder mehre- vor dem Kauf eines Grundstücks oder vor der Vergabe von Pla- re Nachbarn Einwendungen gegen die Baumaßnahme erhoben, nungsaufträgen eine wichtige Rolle. Bei derartigen Rechtszweifeln so wird die Baugenehmigung mit dem Teil der Bauvorlagen, auf hilft eine Bauvoranfrage, einzelne Fragen zur Genehmigungsfä- die sich die Einwendungen beziehen, auch dem oder den Nach- higkeit eines Bauvorhabens vorab zu prüfen. Dabei kann es um barn zugestellt. die planungsrechtliche Zulässigkeit des Vorhabens und/oder um Detailfragen gehen. Im Interesse eines zügigen Baugenehmigungsverfahrens empfiehlt es sich immer, strittige Fragen vorab in der Nachbarschaft in Ab- In § 73 NBauO heißt es: „Für eine Baumaßnahme ist auf Antrag stimmung mit der Bauaufsichtsbehörde gütlich zu klären. (Bauvoranfrage) über einzelne Fragen, über die im Baugenehmi- gungsverfahren zu entscheiden wäre und die selbständig beurteilt Fachbehörden/Baunebenrecht bzw. Fachgesetze werden können, durch Bauvorbescheid zu entscheiden. Dies gilt Neben dem städtebaulichen Planungs- und dem Bauordnungsrecht auch für die Frage, ob eine Baumaßnahme nach städtebaulichem gibt es eine Vielzahl von Fachgesetzen, die speziellen Belangen Planungsrecht zulässig ist.“ gewidmet sind (zum Beispiel Naturschutz, Immissionsschutz, Ar- beitsschutz, Verkehrswegerecht, Gewässerschutz, Abfallrecht) und Die Bauvoranfrage stellt also ein formalisiertes Verfahren dar, in über deren Einhaltung Fachbehörden wachen. Durch eine Bau- dem die Zulässigkeit von Bauvorhaben im Hinblick auf einzelne maßnahme betroffene Fachbehörden sind daher ebenfalls in Bau- Fragestellungen schriftlich angefragt und über das Ergebnis ein genehmigungsverfahren zu beteiligen. Die Stellungnahmen der in schriftlicher, rechtsverbindlicher Bescheid erteilt wird. Der Inhalt bauordnungsrechtlichen Verfahren zu beteiligenden Fachbehörden des Bauvorbescheides bindet die Bauaufsichtsbehörde in einem fließen als Nebenbestimmungen und Hinweise in die Baugeneh- späteren Baugenehmigungsverfahren. Die Bindung an einen Vor- migung ein. Daher hat die Baugenehmigung auch eine gewisse, bescheid erlischt jedoch, wenn der Bauantrag wesentlich von leider jedoch nicht abschließende, Konzentrationswirkung. der Bauvoranfrage abweicht. Ein positiv beschiedener Bauvorbe- scheid berechtigt jedoch nicht dazu, mit dem Bau des Projektes zu Bei bestimmten behördlichen Entscheidungen nach anderen beginnen. Hierzu bedarf es in der Regel einer Baugenehmigung Rechtsvorschriften ist jedoch auch die Baugenehmigung einge- oder – sofern möglich – einer bestätigten Mitteilung. schlossen, zum Beispiel für • genehmigungsbedürftige Anlagen nach der 4. Verordnung Fragestellungen, die nicht in einem Baugenehmigungsverfahren zum Bundes-Immissionsschutzgesetz, zu prüfen beziehungsweise zu entscheiden wären, können nicht • Bodenabbaugenehmigungen oder Zoo-Genehmigungen nach im Rahmen einer Bauvoranfrage geklärt werden. In diesen Fällen dem Bundesnaturschutzgesetz, kann lediglich im Rahmen einer Beratung auf die Fragen einge- • wasserrechtliche Verfahren nach dem Niedersächsischen gangen werden. Wassergesetz. Antragsverfahren Bei einer anderen Gruppe von genehmigungspflichtigen Baumaß- Für eine Bauvoranfrage ist ein entsprechender Antrag unter Ver- nahmen müssen vor Erteilung der Baugenehmigung weitere Er- wendung des von der obersten Bauaufsichtsbehörde eingeführten laubnisse oder Genehmigungen nach anderen Rechtsvorschriften Formulars zu stellen. Das Formular mit den konkreten Fragestellun- vorliegen, zum Beispiel für gen und gegebenenfalls ergänzenden Unterlagen ist bei derjeni- • Genehmigungen der Gemeinde für Anlagen in förmlich festge- gen Gemeinde schriftlich in dreifacher Ausfertigung einzureichen, legten Sanierungsgebieten(§ 144 BauGB), in deren Gebiet das Baugrundstück liegt. Die Gemeinde leitet die • Ausnahmegenehmigungen von Straßenbaubehörden im Bauvoranfrage mit einer entsprechenden Stellungnahme an die Bereich von Bauverbotszonen (§ 9 Fernstraßengesetz, § 24 untere Bauaufsichtsbehörde weiter. Die Hinzuziehung einer Ent- Niedersächsisches Straßengesetz). wurfsverfasserin oder -eines Entwurfsverfassers ist bei Bauvoran- fragen – anders als in Bauantragsverfahren – nicht erforderlich, Schließlich gibt es noch Genehmigungen, wie zum Beispiel nach kann aber sinnvoll sein. Die Baumaßnahme muss hierbei jedoch dem Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz, für Maßnahmen so hinreichend genau beschrieben sein, dass die zu klärenden an oder in der Umgebung von Baudenkmalen, die Bestandteil der Fragen auch beurteilt werden können. Baugenehmigung nach der NBauO sind. Ergänzende Unterlagen Neben der Baugenehmigung sind gegebenenfalls auch zusätzli- Dem Antrag sind ergänzende Angaben bzw. Unterlagen beizufü- che Erlaubnisse (für den Betreiber) erforderlich, wie zum Beispiel gen, die zur Beantwortung der Fragen bzw. zur Beurteilung des die Heimerlaubnis. Sachverhaltes erforderlich sind. Hierzu gehört auf jeden Fall ein Lageplan, auf dem das Grundstück der geplanten Baumaßnahme Die teilweise Notwendigkeit mehrerer „paralleler“ Genehmigungs- markiert und gegebenenfalls der Standort eingetragen ist. Hierzu verfahren für die Errichtung und Nutzung baulicher Anlagen wirft eignet sich ein Auszug aus der Liegenschaftskarte, der die aktu- bei den handelnden Personen aufgrund der Abgrenzungsschwie- elle Grundstücks- und Bebauungssituation darstellt. Ein Auszug rigkeiten teilweise Koordinationsprobleme auf. In solchen Fällen aus der Liegenschaftskarte ist bei einem Katasteramt oder bei ei- sollten daher entsprechende Abstimmungsgespräche im Vorfeld ner öffentlich bestellten Vermessungsingenieurin oder -ingenieur geführt werden. erhältlich.

26 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Das Vorhaben selbst kann in Zeichnungen dargestellt oder durch Vereinfachtes Baugenehmigungsverfahren (§ 63 NBauO) Text beschrieben werden. Aufwendiger bzw. umfangreicher wird Das vereinfachte Baugenehmigungsverfahren wird durchgeführt es bei gewerblich oder landwirtschaftlich genutzten Vorhaben, für die genehmigungsbedürftige Errichtung, Änderung oder Nut- denn dann ist eine Betriebsbeschreibung erforderlich, aus der zungsänderung baulicher Anlagen – mit Ausnahme der Sonder- ersichtlich sein muss, was genau mit bzw. in der geplanten bauli- bauten – und ist damit das Regelverfahren der Baugenehmigungs- chen Anlage passieren soll. verfahren.

Bauvorbescheid In vereinfachten Baugenehmigungsverfahren wird der behördliche Ein Bauvorbescheid ist grundsätzlich drei Jahre ab Erhalt gültig. Er Prüfumfang auf wenige Sachverhalte beschränkt. Die Entwurfsver- kann auf Antrag um jeweils drei Jahre verlängert werden. Dieser fasserin oder der Entwurfsverfasser trägt somit eine hohe Verant- Antrag muss vor Ablauf der Dreijahresfrist bei der unteren Bauauf- wortung für die Einhaltung der öffentlich-rechtlichen Vorschriften. sichtsbehörde eingehen. Soweit der Bauvorbescheid etwas zusi- Diese umfasst gegebenenfalls auch die Haftung in zivil- und straf- chert, verschafft er innerhalb der Dreijahresfrist einen Anspruch rechtlichen Verfahren. darauf, dass das Bauvorhaben, das mit dem angefragten hinrei- chend übereinstimmt, nicht aus Gründen abgelehnt wird, die in Der Prüfumfang bezieht sich auf folgende Vorschriften: dem Bauvorbescheid bereits geprüft worden sind. • Das städtebauliche Planungsrecht • Die Abstandsvorschriften (§§ 5 bis 7 NBauO) Sollte eine Bauvoranfrage negativ beschieden werden, bedeutet • Die Eignung der Rettungswege dies nicht zwingend, dass das angefragte Vorhaben für drei Jahre (§ 33 Absatz 2 Satz 4 Halbsatz 2 NBauO) oder länger unzulässig ist. Ein negativer Bauvorbescheid ist eine • Die notwendigen Einstellplätze (§ 47 NBauO) Momentaufnahme, die die Unzulässigkeit des Vorhabens zum Zeit- • Werbeanlagen (§ 50 NBauO) punkt der Entscheidung feststellt. Die Situation kann sich aber än- • Die sonstigen Vorschriften des öffentlichen Rechts dern, wenn zum Beispiel die Gemeinde einen Bebauungsplan auf- +(§ 2 Absatz 16 NBauO) stellt oder ändert und damit Genehmigungshindernisse ausräumt.

Gebühren Die Gebühren für den jeweiligen Bauvorbescheid werden nach Vorgaben der Verordnung über die Gebühren und Auslagen für Amtshandlungen der Bauaufsicht (Baugebührenordnung – Bau- GO) ermittelt. Die Höhe der Gebühr ist vom jeweiligen Projekt, der zu behandelnden Problemlage sowie dem damit verbunden Prüfungsaufwand abhängig. Sie beträgt derzeit mindestens 60 Euro und maximal 1.620 Euro. Hinzu kommen Zuschläge, die die Gemeinde und beteiligte Fachbehörden (zum Beispiel Umweltamt, Straßenbaubehörde, Gewerbeaufsichts-amt) erheben, und eventu- elle Auslagen.

Baugenehmigungsverfahren (§§ 63 und 64 NBauO)

Gemäß § 59 NBauO bedürfen Baumaßnahmen grundsätzlich der Genehmigung durch die Bauaufsichtsbehörde, soweit nicht Son- derfälle greifen. Entspricht eine Baumaßnahme dem öffentlichen Baurecht, besteht ein Rechtsanspruch auf Erteilung einer Bauge- Erforderliche Ausnahmen, Befreiungen und Zulassungen von Ab- nehmigung. weichungen von Vorschriften, deren Einhaltung im vereinfachten Baugenehmigungsverfahren nicht geprüft wird, müssen gesondert Unter Baumaßnahmen versteht man dabei den Neubau, den Um- beantragt werden. bau, den Abbruch sowie die Nutzungsänderung oder Instandhal- tung von baulichen Anlagen oder Teilen davon (§ 2 Absatz 13 Baugenehmigungsverfahren für Sonderbauten NBauO). Bauliche Anlagen sind mit dem Erdboden verbundene (§ 64 NBauO) oder auf ihm ruhende, aus Bauprodukten hergestellte Anlagen (§ Alle Sonderbauten unterliegen dem „normalen“ Baugenehmi- 2 Absatz 1 NBauO). Als solche gelten zum Beispiel auch Werbe- gungsverfahren. Dabei prüft die untere Bauaufsichtsbehörde nach anlagen, Aufschüttungen und Abgrabungen, Lager- und Stellplät- wie vor umfassend, ob sämtliche Vorschriften des öffentlichen Bau- ze sowie Spiel- und Sportplätze. rechts eingehalten sind. Die Anforderungen der Arbeitsstättenver- ordnung bei gewerblichen Anlagen werden nur geprüft, wenn die Die oben erwähnten Sonderfälle stellen insbesondere die sonsti- Bauherrin oder der Bauherr dies ausdrücklich verlangt (§ 64 Satz gen genehmigungsfreien Baumaßnahmen (Bauanzeigeverfahren) 2 NBauO). gemäß § 62 NBauO, verfahrensfreie Baumaßnahmen gemäß § 60 NBauO und Anhang sowie fliegende Bauten (in der Regel Sonderbauten sind nach § 2 Absatz 5 NBauO folgende: mit entsprechenden Ausführungsgenehmigungen) gemäß § 75 1. Gebäude mit einer Höhe nach Absatz 3 Satz 3 von mehr als NBauO dar. 22 m (Hochhäuser) 2. Bauliche Anlagen mit einer Höhe von mehr als 30 m Generell haben sämtliche Baumaßnahmen – unabhängig ob ge- 3. Gebäude mit mindestens einem Geschoss mit mehr als 1.600 nehmigungspflichtig oder genehmigungs- bzw. verfahrensfrei – m2 Grundfläche, ausgenommen Wohngebäude und Garagen das öffentliche Baurecht einzuhalten. 4. Verkaufsstätten, deren Verkaufsräume und Ladenstraßen eine Grundfläche von insgesamt mehr als 800 2m haben

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 27 Wir überzeugen durch Leistung

28 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Teil II 7. Bauordnungsrechtliche Verfahren

5. Gebäude mit mindestens einem Geschoss, das mit mehr als Unterlagen führen zu Nachforderungen – bis hin zur (kostenpflich- 400 m2 seiner Grundfläche Büro- oder Verwaltungszwecken tigen) Ablehnung der Behandlung des Bauantrages. Zudem ist mit dient einem erheblichen Zeitverlust zu rechnen, da unvollständige An- 6. Gebäude mit mindestens einem Raum, der der Nutzung durch träge in der Regel auch nicht teilweise bearbeitet werden können. mehr als 100 Personen dient 7. Versammlungsstätten Sobald alle notwendigen Stellungnahmen aus erforderlichen Be- a) mit einem Versammlungsraum, der mehr als 200 Besu- teiligungen anderer Fachbehörden vorliegen, eventuell erforder- cherinnen und Besucher fasst, oder mit mehreren Versamm- liche Ausnahmen, Befreiungen und/oder Abweichungen geprüft lungsräumen, die insgesamt mehr als 200 Besucherinnen wurden und eventuell erforderliche Baulasten in das Baulastenver- und Besucher fassen, wenn die Versammlungsräume einen zeichnis eingetragen worden sind, kann der Bauantrag von der gemeinsamen Rettungsweg haben unteren Bauaufsichtsbehörde abschließend bearbeitet werden. b) im Freien mit mindestens einer Fläche für Aufführungen Wenn die beabsichtigte Baumaßnahme dem öffentlichen Baurecht oder mit einer Freisportanlage, deren Besucherbereich je- entspricht, wird die Baugenehmigung erteilt. weils mehr als 1.000 Besucherinnen und Besucher fasst und ganz oder teilweise aus baulichen Anlagen besteht Bauvorlagen 8. Schank- und Speisegaststätten mit mehr als 40 Plätzen für Mit dem Bauantrag sind alle für die Beurteilung des Bauvorhabens Gäste, Beherbergungsstätten mit mehr als 12 Betten und und die Bearbeitung des Bauantrags erforderlichen Unterlagen Spielhallen mit mehr als 150 m2 Grundfläche einzureichen. Diese Unterlagen werden als Bauvorlagen bezeich- 9. Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Pflege, net. Art und Umfang der Bauvorlagen sind in der Bauvorlagen- Betreuung oder Unterbringung von Personen verordnung geregelt (ausführliche Informationen sind im eigenen 10. Tagesstätten für Kinder, Menschen mit Behinderungen oder Abschnitt Bauvorlagen weiter unten zusammengestellt). alte Menschen 11. Schulen, Hochschulen und ähnliche Einrichtungen Baugenehmigung 12. Justizvollzugsanstalten und bauliche Anlagen für den Maßre- Eine erteilte Baugenehmigung stellt fest, dass die beantragte Bau- gelvollzug maßnahme mit den geprüften öffentlich-rechtlichen Vorschriften im 13. Camping- und Wochenendplätze Einklang steht. Sie ist daher für die Bauherrin oder den Bauherren 14. Freizeit- und Vergnügungsparks nur eine eingeschränkte „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ für 15. Fliegende Bauten, soweit sie einer Ausführungsgenehmigung die Umsetzung seiner Maßnahme. bedürfen 16. Regallager mit einer zulässigen Höhe der Oberkante des La- Die Baugenehmigung bedarf der Schriftform und ist ein so ge- gergutes von mehr als 7,50 m nannter begünstigender Verwaltungsakt mit drittbelastender Wir- 17. Bauliche Anlagen, deren Nutzung mit erhöhter Verkehrsge- kung: Sie begünstigt die Bauherrin oder den Bauherren, belastet fahr oder wegen des Umgangs mit Stoffen oder der Lagerung aber deren bzw. dessen Nachbarn. Sie gilt auch für und gegen von Stoffen mit Explosions- oder Gesundheitsgefahr oder er- die jeweiligen Rechtsnachfolgerinnen und Rechtsnachfolger. Mit höhter Strahlen- oder Brandgefahr verbunden ist der Baugenehmigung werden der Bauherrin oder dem Bauherren 18. Bauliche Anlagen und Räume, von denen wegen ihrer Art über Nebenbestimmungen (Bedingungen und Auflagen) gegebe- oder ihrer Nutzung Gefahren ausgehen, die den Gefahren nenfalls Pflichten auferlegt, die beachtet werden müssen. Durch ähnlich sind, die von den in den Nummern 1 bis 17 genann- Nebenbestimmungen werden oftmals seitens der prüfenden Be- ten baulichen Anlagen und Räumen ausgehen hörden Korrekturen vorgenommen oder festgelegt. Die Bauherrin oder der Bauherr ist dann für die Einhaltung dieser Nebenbestim- Sonderbauten sind auch die nach dem Bundes-Immissionsschutz- mungen verantwortlich. gesetz genehmigungsbedürftigen Anlagen, soweit sie bauliche Anlagen sind. Eventuelle Hinweise in der Baugenehmigung enthalten Hilfestellun- gen, die beachtet werden sollten. Antragsverfahren Ein Baugenehmigungsverfahren beginnt formell mit der Einrei- Die Baugenehmigung erlischt, wenn nicht innerhalb von drei Jah- chung eines Bauantrages. Hierzu ist ein entsprechendes Antrags- ren mit der Ausführung der Baumaßnahme begonnen oder wenn formular für das Genehmigungsverfahren nach § 63 oder aber die Ausführung solange unterbrochen worden ist. Die Frist kann § 64 NBauO zu verwenden, das von der obersten Bauaufsichts- auf schriftlichen Antrag um jeweils höchstens drei Jahre verlängert behörde eingeführt wurde. Das ausgefüllte Formular, das sowohl werden. Dieser Antrag ist vor Ablauf der Dreijahresfrist bei der von der Bauherrin und/oder dem Bauherren als auch von der unteren Bauaufsichtsbehörde zu stellen. Entwurfsverfasserin oder dem Entwurfsverfasser zu unterschrei- ben ist, sowie die so genannten Bauvorlagen sind bei derjenigen Gebühren Gemeinde schriftlich in dreifacher Ausfertigung einzureichen, in Für die Baugenehmigung – wie auch für die weitere Überwachung deren Gebiet das Baugrundstück liegt. Die Gemeinde leitet den – erhebt die Bauaufsichtsbehörde Gebühren. Diese errechnen sich Bauantrag mit einer entsprechenden Stellungnahme an die untere in Niedersachsen nach landeseinheitlich festgelegten Richtwerten, Bauaufsichtsbehörde weiter. die in der BauGO geregelt sind. Auch die Rücknahme oder die Ablehnung eines Bauantrages sind gebührenpflichtig. Die Vorbereitung des Antrags sowie der Bauvorlagen hat in der Regel durch eine Entwurfsverfasserin oder einen Entwurfsverfasser Die Höhe der Genehmigungsgebühr von baulichen Anlagen ist zu erfolgen. in den überwiegenden Fällen vom Rohbauwert und von der Art des Verfahrens abhängig. Sie beträgt als Anhaltswert aktuell etwa Es sollte darauf geachtet werden, dass die für Ihre Baumaßnahme 1,1 % des Rohbauwertes beim „normalen“ und etwa 0,9 % beim erforderlichen Bauvorlagen vollständig und in ausreichender An- vereinfachten Baugenehmigungsverfahren. zahl eingereicht werden. Fehlende beziehungsweise mangelhafte

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 29 Teil II 7. Bauordnungsrechtliche Verfahren

Hinzu kommen Zuschläge für mitwirkende Stellen, die sich über Eine Mitteilung ist im Fall des § 33 BauGB, das heißt vor der Zeitaufwand ergeben, Gebühren für prüfpflichtige bautechnische Rechtskraft des Bebauungsplanes, nicht möglich. In diesem Fall Nachweise sowie eventuelle Auslagen. Der von der Bauaufsichts- muss eine Baugenehmigung eingeholt werden. Das Mitteilungsver- behörde anzusetzende „durchschnittliche“ Rohbauwert wird in fahren kann auch für Änderungen und Nutzungsänderungen von der Regel über den Brutto-Rauminhalt und Richtwerte ermittelt, so baulichen Anlagen durchgeführt werden, die nach Durchführung dass sich gegenüber dem kalkulierten bzw. tatsächlichen Rohbau- dieser Baumaßnahmen zu den oben genannten Bauvorhaben wert Abweichungen ergeben. gehören. Sofern ein Bauvorhaben bereits gemäß § 60 NBauO verfahrensfrei gestellt ist, so ist kein Mitteilungsverfahren möglich Teilbaugenehmigung bzw. erforderlich. Bei größeren Baumaßnahmen und/oder zu deren schnelleren Umsetzung kann der Beginn der Bauarbeiten für die Baugrube Baubeginn und Bauausführung oder Erdarbeiten und für einzelne Bauteile oder Bauabschnitte Mit der Ausführung der Baumaßnahme darf begonnen werden, auf Antrag zugelassen werden. Voraussetzung ist, dass nach dem wenn Stand der Prüfung des Antrages gegen eine Teilausführung keine 1. das Vorhaben den Festsetzungen des Bebauungsplanes nicht Bedenken bestehen. widerspricht oder notwendige Ausnahmen, Befreiungen bzw. Abweichungen nach § 66 NBauO vor der Mitteilung erteilt und Baubeginn und Bauausführung auch erforderliche Baulasten eingetragen sind, Vor Erteilung der Baugenehmigung beziehungsweise Teilbau- 2. die Gemeinde der Bauherrin oder dem Bauherren die gesicher- genehmigung darf mit der Ausführung der Baumaßnahme nicht te Erschließung bestätigt und eine vorläufige Untersagung nach begonnen werden. Sie darf außerdem nur so durchgeführt wer- § 15 Absatz 1 Satz 2 des Baugesetzbuchs nicht beantragt hat, den, wie sie genehmigt worden ist. Die Baugenehmigung und die 3. die Prüfung der gegebenenfalls erforderlichen Nachweise der Bauvorlagen müssen während der Ausführung von Bauarbeiten Standsicherheit und des Brandschutzes (siehe § 65 Absatz 2 an der Baustelle vorgelegt werden können. Sollen Veränderungen Satz 1 NBauO) bzw. der Eignung der Rettungswege (siehe § vorgenommen werden, so ist vorher ein entsprechender Bauan- 33 Absatz 2 Satz 3 Halbsatz 2 NBauO) von der unteren Bau- trag (Nachtrag) zu stellen und bezüglich der Änderung die erfor- aufsichtsbehörde bestätigt worden ist. derliche Nachtragsbaugenehmigung abzuwarten. Die Bauvorlagen müssen während der Ausführung von Bauarbei- Bauüberwachung und Bauabnahmen ten an der Baustelle vorgelegt werden können. Dies gilt auch für Die untere Bauaufsichtsbehörde überwacht – soweit erforderlich – die Bestätigungen der Standsicherheit, des Brandschutzes und der die Durchführung von Bauvorhaben. Hierzu kann sie in der Bauge- Rettungswege, soweit diese erforderlich waren. Die Durchführung nehmigung, der Teilbaugenehmigung, aber auch noch während der Baumaßnahme darf nicht vom Entwurf abweichen. der Durchführung einer Baumaßnahme die Abnahme bestimmter Bauteile oder Bauarbeiten nach deren Fertigstellung (Rohbauab- Auch ein genehmigungsfreies Vorhaben muss alle Vorgaben des nahme) und der baulichen Anlage nach der Gesamtfertigstellung öffentlichen Baurechts, zum Beispiel Grenzabstände, zulässige (Schlussabnahme) anordnen. Die Bauherrin oder der Bauherr Höhe und Brandschutz einhalten. Es entfällt lediglich das formelle hat in diesen Fällen der unteren Bauaufsichtsbehörde rechtzeitig Baugenehmigungsverfahren. Bei einem Verstoß gegen Bauvor- schriftlich mitzuteilen, wann die Voraussetzungen für die Abnah- schriften kann eine Reihe von Maßnahmen angeordnet werden, men gegeben sind. bei gravierenden Verstößen sogar der Rückbau. Schließlich liegt regelmäßig auch eine Ordnungswidrigkeit vor, wenn ein Gebäu- Mitteilungsverfahren (§ 62 NBauO) de abweichend vom eingereichten Planentwurf oder vom öffent- lichen Baurecht errichtet wird. Die Ordnungswidrigkeit kann mit Bestimmte Baumaßnahmen wurden vom Genehmigungsvorbehalt einem Bußgeld geahndet werden. ausgenommen und können unter den nachfolgend genannten Vo- raussetzungen genehmigungsfrei, das heißt ohne vorherige Ertei- Mitteilungsverfahren lung einer Baugenehmigung, durchgeführt werden, wenn sie vor- Ein Mitteilungsverfahren beginnt formell mit der Einreichung einer ab durch eine entsprechende Mitteilung angezeigt wurden. entsprechenden Mitteilung. Hierzu ist ein entsprechendes Antrags- formular für das Mitteilungsverfahren nach § 62 zu verwenden, In folgenden Fallkonstellationen kann das Mitteilungsverfahren das von der obersten Bauaufsichtsbehörde eingeführt wurde. Das durchgeführt werden: ausgefüllte und von der Bauherrin und/oder dem Bauherren un- 1. Für Wohngebäude der Gebäudeklassen 1, 2 und 3, auch mit terschriebene Formular sowie die so genannten Bauvorlagen sind Räumen für freie Berufe nach § 13 Baunutzungsverordnung, in bei derjenigen Gemeinde schriftlich in zweifacher Ausfertigung Kleinsiedlungsgebieten sowie in reinen, in allgemeinen und in einzureichen, in deren Gebiet das Baugrundstück liegt. besonderen Wohngebieten, wenn die Wohngebäude überwie- gend Wohnungen enthalten Die Bauvorlagen müssen von einer Entwurfsverfasserin oder einem 2. Für sonstige Gebäude der Gebäudeklassen 1 und 2 in Gewer- Entwurfsverfasser gefertigt und unterschrieben sein. Hierbei handelt begebieten und in Industriegebieten es sich im Regelfall um Personen, die die Berufsbezeichnung „Archi- 3. Für bauliche Anlagen, die keine Gebäude sind, in Gewerbege- tektin“ oder „Architekt“ führen dürfen oder in die von der Architek- bieten und in Industriegebieten tenkammer Niedersachsen geführte Liste der Entwurfsverfasserinnen 4. Für Nebengebäude und Nebenanlagen für Gebäude nach den und Entwurfsverfasser der Fachrichtung Architektur oder um Ingeni- Nummern 1 und 2 (zum Beispiel Garagen, Carports, Stellplät- eure, die in die von der Ingenieurkammer Niedersachsen geführten ze, Geräteschuppen, Abstellräume) Liste der Entwurfsverfasserinnen und Entwurfsverfasser der Fachrich- tung Bauingenieurwesen eingetragen sind (siehe auch § 53 Absatz Das Baugrundstück muss dabei im Geltungsbereich eines rechts- 3 Satz 2 Nr. 1, 2 oder 3 sowie Absatz 4 NBauO). Die Erstellung kräftigen qualifizierten oder vorhabenbezogenen Bebauungspla- von Bauvorlagen durch Technikerinnen und Techniker oder Meiste- nes mit der oben dargestellten Art der Nutzung liegen. rinnen und Meister ist im Mitteilungsverfahren nicht zulässig.

30 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Zu beachten ist, dass die Entwurfsverfasserin oder der Entwurfs- Den zugelassenen Entwurfsverfasserinnen und Entwurfsverfassern verfasser ausreichend gegen Haftpflichtgefahren versichert sein wird im Mitteilungsverfahren eine erhöhte Verantwortung übertra- (Personenschäden mindestens 1.500.000 Euro und Sach- und gen, weil ausschließlich sie dafür verantwortlich sind, dass bei Vermögensschäden mindestens 200.000 Euro je Versicherungs- der Erstellung der Bauvorlagen die einschlägigen Bauvorschriften fall) und der Versicherungsschutz mindestens 5 Jahre über den berücksichtigt werden. Der Gesetzgeber hat neben den Haft- Zeitpunkt der Beendigung des Versicherungsvertrages hinausrei- pflichtversicherungsanforderungen deswegen auch geregelt, dass chen muss. Die Bauherrin oder der Bauherr sollte sich daher eine bei Verstößen empfindliche Geldbußen als Ordnungswidrigkeiten entsprechende Versicherungsbestätigung vorlegen lassen. ausgesprochen werden sollen. Die Nachweise der Standsicherheit, die nicht zu prüfen sind, müs- sen von Personen erstellt worden sein, die entsprechend qualifi- Gebühren ziert sind (siehe § 65 Absatz 4 und 5 NBauO). Die Bestätigung Die Gebühren der Bauaufsichtsbehörde für die Entgegennahme der Gemeinde an die Bauherrin und/oder den Bauherren muss und Vollständigkeitsprüfung einer Mitteilung betragen derzeit 60 innerhalb eines Monats nach Eingang der Unterlagen erfolgen. Euro zuzüglich Zustellgebühr.

Eine Ausfertigung des Entwurfs verbleibt bei der Gemeinde, die Bauvorlagen für eine Mitteilung und einen andere Ausfertigung reicht die Gemeinde mit ihrer Bestätigung an Bauantrag die untere Bauaufsichtsbehörde weiter. Die untere Bauaufsichts- behörde nimmt die Mitteilung nebst Bauvorlagen entgegen und Die Bauvorlagen in Verbindung mit einer Mitteilung nach § 62 überprüft lediglich die Vollständigkeit. NBauO und einem Bauantrag nach § 63 beziehungsweise § 64 NBauO sind bei der Gemeinde einzureichen, in deren Gebiet das Ist die Erschließung nicht gesichert bzw. will die Gemeinde die Baugrundstück liegt. Die Mitteilung nach § 62 NBauO und die vorläufige Untersagung bei der unteren Bauaufsichtsbehörde be- dazugehörigen Bauvorlagen müssen in zweifacher Ausfertigung, antragen, so muss sie dies ebenfalls innerhalb eines Monats nach ein Bauantrag nach § 63 bzw. § 64 NBauO und die dazugehö- Eingang der Unterlagen mitteilen. Über den Antrag der Gemeinde rigen Bauvorlagen müssen in dreifacher Ausfertigung eingereicht auf vorläufige Untersagung hat die Bauaufsichtsbehörde innerhalb werden. von zwei Wochen nach Eingang des Antrages zu entscheiden. Das Mitteilungsformular bzw. Bauantragsformular muss vollstän- Sofern die Standsicherheit und/oder der Brandschutz (§ 65 Ab- dig ausgefüllt und von der Bauherrin und/oder dem Bauherren satz 2 Satz 1 NBauO) beziehungsweise die Eignung der Rettungs- sowie von der Entwurfsverfasserin oder dem Entwurfsverfasser mit wege (§ 33 Absatz 2 Satz 3 Halbsatz 2 NBauO) nachgewiesen Tagesangabe unterschrieben sein. werden muss, so können die Nachweise der Mitteilung beigefügt oder auch bei der unteren Bauaufsichtsbehörde gesondert einge- Die Bauvorlagen selbst müssen lediglich von der Entwurfsverfasse- reicht werden. Die Nachweise sind schriftlich in zweifacher Ausfer- rin oder dem Entwurfsverfasser mit Tagesangabe unterschrieben tigung zur Prüfung einzureichen. Die untere Bauaufsichtsbehörde sein. Sofern Bauvorlagen von Sachverständigen angefertigt wer- bestätigt der Bauherrin und/oder dem Bauherren das Prüfungs- den, haben die Sachverständigen diese ebenfalls mit Tagesanga- ergebnis, gegebenenfalls unter Ansatz von Nebenbestimmungen. be zu unterschrieben. Mindestens eine Ausfertigung der Formulare und Bauvorlagen muss Originalunterschriften aufweisen. Eventuell Bauvorlagen zu prüfende bautechnische Nachweise sind in zweifacher Ausfer- Mit der Mitteilung über eine genehmigungsfreie Baumaßnahme tigung einzureichen. sind dieselben Unterlagen einzureichen, die auch für die Beur- teilung eines Bauvorhabens im Rahmen eines Baugenehmigungs- Zum Bauantrag und zur Mitteilung nach § 62 NBauO sind für verfahrens notwendig sind. Diese Unterlagen werden als Bauvor- bauliche Anlagen, ausgenommen Werbeanlagen, entsprechend lagen bezeichnet. Art und Umfang der Bauvorlagen sind in der der Bauvorlagenverordnung (BauVorlVO) folgende Bauvorlagen Bauvorlagenverordnung geregelt (ausführliche Informationen sind einzureichen: im eigenen Abschnitt Bauvorlagen zusammengestellt). 1. Aktueller Auszug aus der Amtlichen Karte 1:5.000 2. Einfacher Lageplan (erstellt von einem Katasteramt oder öf- Betrifft die Baumaßnahme ein Lager für Abfälle mit einer Ge- fentlich bestellten Vermessungsingenieurin oder -ingenieur samtmenge von mehr als 15 t oder mehr als 15 m2, so hat die (ÖbVI), maximal ein Jahr alt und übereinstimmend mit der Bauherrin oder der Bauherr hierauf in der Mitteilung besonders Ist-Situation vor Ort) oder, wenn für die Beurteilung einer hinzuweisen. Grenzbebauung oder von Grenzabständen erforderlich, ein qualifizierter Lageplan mit Einzeichnung und Vermaßung Kann auch ein Bauantrag gestellt werden? der Baumaßnahme einschließlich der Terrassen und Ein- Eine Bauherrin oder ein Bauherr kann auch für ein Bauvorhaben, stellplätze sowie der eventuellen Baugrenzen beziehungs- für das ein Mitteilungsverfahren möglich ist, einen Bauantrag weise Baulinien aus den Festsetzungen des Bebauungs- stellen und damit die Durchführung eines Baugenehmigungsver- planes fahrens beantragen. Der Grund hierfür kann ein höheres Maß 3. Gesonderter Lageplan (zum Beispiel Kopie des Lageplans) mit an Rechtssicherheit oder befürchtete Einwände aus der Nach- Darstellung und Vermaßung aller befestigten Flächen und des barschaft sein. Im letzteren Fall kann die Baugenehmigung dem gegebenenfalls erforderlichen Kinderspielplatzes Nachbarn zugestellt werden. Der Nachbar hat dann einen Monat 4. Bauzeichnungen im Maßstab 1:100 in Grundrissen, Schnit- Zeit, um gegebenenfalls einen Widerspruch einzulegen. ten und Ansichten einschließlich Darstellung des vorhandenen und geplanten Geländeverlaufes mit Höhenangaben in den Sofern der Entwurf bzw. die Bauvorlagen von einem Techniker Ansichten oder Meister verfasst wurden, die aufgrund ihrer beruflichen Aus- 5. Baubeschreibung (wie Bauwerksklasse, Art der Nutzung, bau- bildung und Erfahrung die Baumaßnahme entwerfen können, ist liche Maßnahmen, vorhandene und geplante Materialien für ein Baugenehmigungsverfahren durchzuführen. Wände, Decken, Dächer)

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 31 Teil II 7. Bauordnungsrechtliche Verfahren

6. Betriebsbeschreibung bei gewerblichen und bei landwirt- Die über die vorgenannten, in den überwiegenden Fällen aus- schaftlichen baulichen Anlagen (wie Art der gewerblichen reichenden Vorlagen zusätzlich erforderlichen Unterlagen können Nutzung, Geschäftszeiten, Betriebsabläufe, Anzahl von Per- und sollten für komplexere Baumaßnahmen im Rahmen der Bau- sonen (ständige Benutzer und Besucher), gegebenenfalls Art beratung im Vorwege abgestimmt werden. des Warenangebots und der Art und Weise der Herstellung und Lagerung) Vollständige Bauvorlagen sind eine wesentliche Voraussetzung 7. Angaben über die gesicherte Erschließung hinsichtlich der für ein reibungsloses und kurzes Baugenehmigungsverfahren. Die Versorgung mit Wasser und Energie sowie der Entsorgung Antragsbearbeitung erfolgt anhand der vorgelegten Unterlagen. von Abwasser, soweit die bauliche Anlage nicht an eine öf- Alle für die Prüfung der Baumaßnahme wichtigen Fragestellun- fentliche Wasser- und Energieversorgung und eine öffentliche gen müssen daher anhand der vorgelegten Unterlagen beurteilt Abwasserentsorgungsanlage angeschlossen werden kann werden können. Wenn die eingereichten Bauvorlagen wesentli- 8. Angaben über die gesicherte verkehrsmäßige Erschließung che Mängel aufweisen, soll die untere Bauaufsichtsbehörde nach des Baugrundstücks dem Willen des Gesetzgebers die Bearbeitung des Bauantrages 9. Rechnerischer Nachweis des Brutto-Rauminhaltes nach DIN ablehnen. 277 Teil 1 oder Aufschlüsselung der Herstellkosten, wenn die Anlage 2 zur Baugebührenordnung nicht anwendbar ist Die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit sollte, sofern hierüber 10. Berechnung des zulässigen, des vorhandenen und des ge- Zweifel bestehen, vor dem Einreichen eines Bauantrages entwe- planten Maßes der baulichen Nutzung, wenn die bauliche der mündlich in einer Bauberatung oder schriftlich als Bauvoran- Anlage im Geltungsbereich eines Bebauungsplans liegt, der frage (siehe oben) geklärt werden. Festsetzungen über das Maß der baulichen Nutzung enthält 11. Nachweis des Einfügens, wenn die bauliche Anlage im unbe- Bautechnische Nachweise planten Innenbereich liegt Die Einhaltung der Anforderungen an die Standsicherheit sowie 12. Rechnerischer Nachweis der erforderlichen Anzahl notwen- den Brand-, den Schall-, den Wärme- und den Erschütterungs- diger Einstellplätze sowie der vorhandenen und geplanten schutz ist immer sicherzustellen und bautechnisch nachzuweisen. Einstellplätze einschließlich zeichnerischer Darstellung (siehe Zu den rechtlichen Grundlagen gehören neben der NBauO auch oben) die bauaufsichtlich eingeführten Technischen Baubestimmungen, 13. Statistischer Erhebungsbogen (Formulare können unter www. Normen und Richtlinien. statistik-bw.de/baut/servlet/LaenderServlet heruntergeladen werden) Zu den bautechnischen Nachweisen gehören im Wesentlichen: 14. Nachweis der Standsicherheit, wenn eine bauaufsichtliche • Standsicherheitsnachweise beziehungsweise statische Berech- Prüfung dieses Nachweises vorgeschrieben ist (gegebenen- nungen, falls die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung, das allgemei- • Konstruktionspläne und Ausführungszeichnungen (wie Beweh- ne bauaufsichtliche Prüfzeugnis oder die Zustimmung im Ein- rungs- und Stahlbaupläne), zelfall, wenn eine Bauart im Sinne des § 21 Absatz 1 NBauO • Wärmeschutznachweise gemäß Energieeinsparverordnung angewandt werden soll) (EnEV), 15. Nachweis des Brandschutzes, wenn eine bauaufsichtliche • Schallschutznachweise gemäß DIN 4109. Prüfung dieses Nachweises vorgeschrieben ist und er nicht bereits in den übrigen Bauvorlagen enthalten ist Die Nachweise müssen von entsprechend qualifizierten Sach- verständigen erstellt werden. Die bautechnischen Nachweise für den Schall-, den Wärme- und den Erschütterungsschutz werden im Rahmen von bauordnungsrechtlichen Verfahren jedoch nicht geprüft.

Die Prüfung der Standsicherheit und des Brandschutzes ist nur bei bestimmten Baumaßnahmen erforderlich, wobei dies unabhängig von dem bauordnungsrechtlichen Verfahren ist (siehe § 65 Absatz 2 Satz 1 NBauO).

Hinweis: Nachweise der Standsicherheit, die nicht zu prüfen sind, müssen von Personen aufgestellt sein, die in der Liste der Trag- werksplanerinnen und -planer, die von der Ingenieurkammer Nie- dersachsen geführt wird, oder in ein entsprechendes Verzeichnis eines anderen Landes eingetragen sein (§ 65 Absatz 4 und 5 NBauO).

Die nachstehenden Kriterien für die Prüfpflicht der Nachweise der Standsicherheit und des Brandschutzes gelten daher sowohl für Mitteilungs- als auch für Baugenehmigungsverfahren. In Abhängigkeit der beantragten Baumaßnahme können weitere Unterlagen und Angaben erforderlich sein, zum Beispiel bei Bau- Standsicherheit maßnahmen im Außenbereich oder für Mehrfamilienhaus- und Ge- Der Nachweis der Standsicherheit ist gemäß § 65 Absatz 3 Satz werbebauten. Dies kann zum Beispiel eine Eingriffsregelung nach 1 NBauO für folgende Bauwerke vorzulegen: Naturschutzrecht oder ein Immissionsgutachten nach der Techni- • Wohngebäude der Gebäudeklassen 4 und 5 schen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) oder nach der • Unterirdische Garagen mit mehr als 100 m2 Nutzfläche in Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) sein. sonstigen Wohngebäuden

32 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn • Sonstige Gebäude, ausgenommen eingeschossige Gebäude Die untere Bauaufsichtsbehörde kann bei Sonderbauvorhaben bis 200 m2 Grundfläche sowie eingeschossige landwirtschaft- im Einzelfall auch besondere Anforderungen verlangen und Er- lich, forstwirtschaftlich oder erwerbsgärtnerisch genutzte leichterungen ermöglichen und/oder ein Brandschutzkonzept for- Gebäude mit Dachkonstruktionen bis 6 m Stützweite, bei dern. fachwerkartigen Dachbindern bis 20 m Stützweite • Fliegende Bauten und Fahrgeschäfte, die keine fliegenden Aufbewahrungspflichten Bauten sind Unabhängig vom bauordnungsrechtlichen Verfahren haben Bau- • Brücken mit einer lichten Weite von mehr als 5 m herrinnen und Bauherren und ihre Rechtsnachfolgerinnen und • Stützmauern mit einer Höhe von mehr als 3 m über der Gelän- Rechtsnachfolger Bauvorlagen bis zum Abbruch oder zur Besei- deoberfläche tigung der baulichen Anlage aufzubewahren und der unteren • Tribünen mit einer Höhe von mehr als 3 m Bauaufsichtsbehörde auf Verlangen vorzulegen (siehe § 13 Bau- • Regale mit einer zulässigen Höhe der Oberkante des Lagerguts VorlVO). Dies gilt sowohl auch für eventuell notwendige Bescheini- von mehr als 7,50 m gungen von Sachverständigen und die Verwendbarkeitsnachwei- • Behälter se für Bauprodukte und Bauarten, soweit sie Nebenbestimmungen • Sonstige bauliche Anlagen, die keine Gebäude sind, mit einer für den Betrieb oder die Wartung enthalten als auch für die im Höhe von mehr als 10 m bauordnungsrechtlichen Verfahren nicht vorzulegenden Nachwei- se über den Wärmeschutz und den Schallschutz. Brandschutz Der Nachweis des Brandschutzes ist gemäß § 65 Absatz 3 Satz Die Bauherrinnen und Bauherren und ihre Rechtsnachfolgerinnen 2 NBauO für folgende Bauwerke vorzulegen: und Rechtsnachfolger sind weiter verpflichtet, die Unterlagen im • Wohngebäude der Gebäudeklassen 4 und 5 Fall des Übergangs des Eigentums der baulichen Anlage an die • Sonstige Gebäude der Gebäudeklassen 3, 4 und 5, ausge- jeweiligen Rechtsnachfolgerinnen und Rechtsnachfolger weiterzu- nommen eingeschossige landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich geben. oder erwerbsgärtnerisch genutzte Gebäude • Garagen mit mehr als 100 m2 Nutzfläche, auch wenn sie Teil Im Fall eines Abbruchs oder einer Beseitigung einer baulichen eines sonst anders genutzten Gebäudes sind Anlage oder eines Teils einer baulichen Anlage sind die Bauvor- • Sonderbauten lagen einschließlich der Bescheinigungen der Sachverständigen nach Beendigung der Maßnahme noch weitere zwei Jahre auf- Für den Nachweis des Brandschutzes sind im Lageplan, in den zubewahren. Bauzeichnungen und in der Baubeschreibung die für die Beurtei- lung der Baumaßnahme erforderlichen Angaben zu machen (nä- Verfahrensfreie Baumaßnahmen (§ 60 NBauO) heres siehe § 11 BauVorlVO), wie zum Beispiel: • Lage des Gebäudes auf dem Grundstück und zur Nachbarbe- Neben Bauvorhaben, für die das Genehmigungsfreistellungsver- bauung fahren nach § 62 NBauO angewendet werden kann, gibt es • Feuerwehrzufahrt sowie Aufstell- und Bewegungsflächen weitere Baumaßnahmen und bauliche Anlagen, die von der Ge- • Löschwasserversorgung und gegebenenfalls -rückhaltung nehmigungspflicht freigestellt sind. Diese sind die so genannten • Brandverhalten und Feuerwiderstandsfähigkeit von Baustoffen verfahrensfreien Baumaßnahmen, die in § 60 NBauO geregelt und Bauteilen sind. • Größe, Lage und Ausbildung von Nutzungseinheiten sowie Brand- oder Rauchabschnitten Danach ist verfahrensfrei • Nutzung der einzelnen Räumlichkeiten • die Änderung der Nutzung einer baulichen Anlage, wenn das • Lage und Gestaltung der Rettungswege öffentliche Baurecht an die neue Nutzung weder andere noch • Anlagen, Einrichtungen und Vorkehrungen, die für den Brand- weitergehende Anforderungen stellt, schutz erforderlich sind (zum Beispiel für Branderkennung und • die Umnutzung von Räumen im Dachgeschoss eines Wohnge- -meldung, Rauchabzug) bäudes mit nur einer Wohnung in Aufenthaltsräume, die zu • Betriebliche und organisatorische Maßnahmen zur Brandverhü- dieser Wohnung gehören, tung, Brandbekämpfung und Rettung von Menschen und Tieren • die Umnutzung von Räumen in vorhandenen Wohngebäuden (zum Beispiel Feuerwehrplan, Brandschutzordnung, Bestellung und Wohnungen in Räume mit Badewanne oder Dusche oder von Brandschutzbeauftragten und Selbsthilfekräften) mit Toilette.

Es ist jedoch zu empfehlen, den Brandschutznachweis außerhalb Reine Instandsetzungsarbeiten bedürfen ebenfalls keiner Bauge- der Bauzeichnungen und Baubeschreibungen in einer gesonder- nehmigung, im Gegensatz zu Substanzerneuerungen. Durch diese ten Anlage, zum Beispiel unter Verwendung von Formblättern und Regelung soll der Bestandsschutz gedeckt bleiben. Bei statisch erfor- entsprechenden Brandschutzplänen, zu führen. derlichen Erneuerungen und einigen baulichen Veränderungen der Außengestaltung wird dieser Bestandsschutz jedoch überschritten. Der Nachweis des Brandschutzes kann auch in Form eines ob- jektbezogenen Brandschutzkonzeptes erfolgen. Die Erstellung ei- Verfahrensfrei dürfen ferner die im Anhang zu § 60 NBauO ge- nes Brandschutzkonzeptes für ein Gebäude ist dann erforderlich, nannten baulichen Anlagen und Teile baulicher Anlagen in den wenn von den baurechtlichen Anforderungen stärker abgewichen dort festgelegten Grenzen errichtet werden. Hiervon ausgenom- werden soll oder es sich um ein Gebäude besonderer Art und men sind jedoch sämtliche Baumaßnahmen an Baudenkmalen Nutzung (Sonderbau) handelt. Hier erfolgt eine zielorientierte Ge- und in deren Umgebung (siehe hierzu auch die Hinweise zum samtbewertung des baulichen und abwehrenden Brandschutzes. Denkmalschutz und zur Denkmalpflege). Sollte für baurechtlich Zudem wird der Nachweis erbracht, dass beziehungsweise unter verfahrensfreie Maßnahmen eine Genehmigung nach anderen welchen Maßgaben das Objekt den brandschutztechnischen An- Gesetzen, wie zum Beispiel dem Niedersächsischen Denkmal- forderungen entspricht. schutzgesetz (NDSchG), erforderlich sein, so muss die Bauherrin

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 33 Teil II 7. Bauordnungsrechtliche Verfahren

oder der Bauherr eine solche Genehmigung auch tatsächlich vor die Vorschriften des öffentlichen Baurechts einhalten (zum Beispiel Ausführung der Maßnahme beantragt und erhalten haben. Brandschutz- und Grenzabstandsbestimmungen)!

Nachfolgend sind die im Anhang zu § 60 NBauO aufgeführten Insbesondere dürfen die Vorhaben nicht gegen das städtebauliche genehmigungsfreien Anlagen, die von wesentlicher Bedeutung Planungsrecht verstoßen. Die Regelungen eines Bebauungsplanes sind, aufgeführt: oder die Bestimmungen zum Bauen im Innen- und Außenbereich • Gebäude und Vorbauten ohne Aufenthaltsräume, Toiletten und sind also bei der Errichtung verfahrensfreier Bauten stets zu be- Feuerstätten, wenn die Gebäude und Vorbauten nicht mehr als rücksichtigen. In Zweifelsfällen sollte von einer Bauberatung bei 40 m3 – im Außenbereich nicht mehr als 20 m3 – Brutto-Rau- der unteren Bauaufsichtsbehörde Gebrauch gemacht werden. minhalt haben und weder Verkaufs- noch Ausstellungszwecken noch dem Abstellen von Kraftfahrzeugen dienen (Ziffer 1.1) Abbruch und Abbruchanzeige (§ 60 Absatz 3 NBauO) • Garagen mit nicht mehr als 30 m2 Grundfläche, außer im Au- ßenbereich, Garagen mit notwendigen Einstellplätzen jedoch Wie bisher dürfen „komplette“ Gebäude, ausgenommen Hoch- nur, wenn die Errichtung oder Änderung der Einstellplätze häuser, baugenehmigungsfrei abgebrochen werden. Der Abbruch genehmigt oder nach § 62 genehmigungsfrei ist (Ziffer 1.2) von Hochhäusern und Teilen von Gebäuden oder baulichen An- • Terrassenüberdachungen mit nicht mehr als 30 m2 Grundfläche lagen, die nicht im Anhang der NBauO aufgeführt sind, muss und mit nicht mehr als 3 m Tiefe (Ziffer 1.8) aber der unteren Bauaufsichtsbehörde vor der Durchführung der • Feuerungsanlagen sowie freistehende Abgasanlagen bis zu 10 Baumaßnahme angezeigt werden. Das gilt jedoch nicht für Bau- m Höhe (Ziffer 2.1) denkmale oder denkmalverdächtige Objekte, für die eine denk- • Solarenergieanlagen und Sonnenkollektoren mit nicht mehr als malrechtliche Genehmigung rechtzeitig einzuholen ist. 3 m Höhe und mit nicht mehr als 9 m Gesamtlänge, außer im Außenbereich, sowie in, an oder auf Dach- oder Außenwand- An Abbrucharbeiten müssen besonders hohe Sicherheitsanforde- flächen von Gebäuden, die keine Hochhäuser sind, angebrach- rungen gestellt werden, da der Abbruch von baulichen Anlagen te Solarenergieanlagen und Sonnenkollektoren (Ziffer 2.3) meist mit einer höheren Gefahr verbunden ist als die Errichtung • Einfriedungen mit nicht mehr als 2 m Höhe über der Gelän- – insbesondere dann, wenn nur Teile einer baulichen Anlage ab- deoberfläche nach § 5 Absatz 9, im Außenbereich nur als gebrochen werden und statische Abhängigkeiten bestehen. Nebenanlage eines höchstens 50 m entfernten Gebäudes mit Aufenthaltsräumen (Ziffer 6.1) Anzeigeverfahren • Stützmauern mit nicht mehr als 1,50 m Höhe über der Gelän- Für eine Abbruchanzeige ist ein von der obersten Bauaufsichtsbe- deoberfläche (Ziffer 6.2) hörde eingeführtes Formular zu verwenden. Das ausgefüllte und • Selbständige Aufschüttungen und Abgrabungen mit nicht mehr von der Bauherrin und/oder dem Bauherren unterschriebene For- als 3 m Höhe oder Tiefe, im Außenbereich nur, wenn die mular sowie die nachstehenden Unterlagen sind bei der unteren Aufschüttungen und Abgrabungen nicht der Herstellung von Bauaufsichtsbehörde schriftlich in zweifacher Ausfertigung einzu- Teichen dienen und nicht mehr als 300 m2 Fläche haben (Ziffer reichen. Dem Anzeigeformular sind beizufügen 7.1) • ein einfacher Lageplan, in dem zusätzlich die Lage der abzu- • Bauliche Anlagen, die der Gartennutzung, der Gartengestal- brechenden oder zu beseitigenden baulichen Anlage darge- tung oder der zweckentsprechenden Einrichtung von Gärten stellt ist, und dienen, wie Bänke, Sitzgruppen, Terrassen oder Pergolen, • eine Bestätigung einer fachkundigen Person über die Wirk- ausgenommen Gebäude und Einfriedungen (Ziffer 9.1) samkeit der vorgesehenen Sicherungsmaßnahmen und die • Wasserbecken mit nicht mehr als 100 m³ Beckeninhalt, im Standsicherheit der baulichen Anlagen, auf die sich der Außenbereich nur als Nebenanlage eines höchstens 50 m Abbruch auswirken kann. Diese Person muss in der Liste der entfernten Gebäudes mit Aufenthaltsräumen (Ziffer 9.6) Tragwerksplanerinnen und -planer, die von der Ingenieurkam- • Wände, Decken, Stützen und Treppen, ausgenommen Au- mer Niedersachsen geführt wird, oder in ein entsprechendes ßenwände, Gebäudetrennwände und Dachkonstruktionen, in Verzeichnis in einem anderen Land eingetragen sein (§ 65 fertiggestellten Wohngebäuden oder fertiggestellten Wohnun- Absatz 4 NBauO). gen, jedoch nicht in Hochhäusern (Ziffer 12.1) • Wände und Decken, die weder tragend noch aussteifend sind Die untere Bauaufsichtsbehörde bestätigt der Bauherrin und/oder und nicht feuerwiderstandsfähig sein müssen, in fertiggestellten dem Bauherren den Eingang der Anzeige. Im Fall einer unvollstän- Gebäuden (Ziffer 12.2) digen oder sonst mangelhaften Anzeige fordert sie die Bauherrin • Öffnungen für Fenster oder Türen in fertiggestellten Wohnge- und/oder den Bauherren zur Vervollständigung der Anzeige oder bäuden und fertiggestellten Wohnungen (Ziffer 13.1) – Ach- zur Behebung des Mangels auf. tung: Bei Baudenkmalen genehmigungspflichtig nach dem NDSchG Ist die Anzeige vervollständigt oder der Mangel behoben worden, • Dacheindeckungen, wenn sie nur gegen vorhandene Dachein- so teilt die untere Bauaufsichtsbehörde dies der Bauherrin und/ deckungen ausgewechselt werden (Ziffer 13.5) – Achtung: Bei oder dem Bauherren mit. Mit den Abbruchmaßnahmen darf dann Baudenkmalen genehmigungspflichtig nach dem NDSchG nach Ablauf eines Monats nach Bestätigung der vollständigen be- • Dächer von vorhandenen Wohngebäuden einschließlich der ziehungsweise mängelfreien Bauanzeige begonnen werden. Rele- Dachkonstruktion ohne Änderung der bisherigen äußeren vante Sonderbestimmungen wie zum Beispiel die Asbest-Richtlinie Abmessungen (Ziffer 13.6) – Achtung: Bei Baudenkmalen sind eigenständig einzuhalten. genehmigungspflichtig nach dem NDSchG • Bewegliche Sonnendächer (Markisen), die keine Werbeträger Gebühren sind (Ziffer 14.6) Die Gebühren für die Entgegennahme einer Abbruchanzeige, die Überprüfung auf Vollständigkeit und die Ausstellung einer Bestäti- Auch wenn das Baugenehmigungsverfahren formell entfallen gung betragen aktuell 60 Euro zuzüglich Zustellgebühr. kann, so müssen verfahrensfrei gestellte Baumaßnahmen dennoch

34 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Teil II 8. Die Baulast

Eine Baulast ist eine einseitige öffentlich-rechtliche Verpflichtung Die untere Bauaufsichtsbehörde kann auch auf eine bereits ein- gegenüber der unteren Bauaufsichtsbehörde, mit der Grundstücks- getragene Baulast verzichten, wenn kein öffentliches und privates eigentümerinnen und Grundstückseigentümer in Schriftform freiwil- Interesse an der Baulast mehr besteht. Vor dem Verzicht sind die lig erklären, auf ihrem Grundstück etwas zu tun, zu dulden oder Eigentümerinnen und Eigentümer der begünstigten Grundstücke zu unterlassen, wozu sie zunächst nicht verpflichtet wären. In der zu hören. Der Verzicht wird mit der Löschung im Baulastenver- Regel wird mit der Eintragung einer Baulast ein bauordnungsrecht- zeichnis wirksam. liches Hindernis beseitigt, das ein Bauen sonst so nicht möglich machen würde. Entstehung einer Baulast Wird im Rahmen der Planung eines Bauvorhabens oder während Eine Baulast liegt als öffentlich-rechtliche Belastung auf dem eines Baugenehmigungsverfahrens festgestellt, dass eine Baulast Grundstück und bindet auch die Rechtsnachfolgerinnen und erforderlich ist, um das Vorhaben genehmigungsfähig zu ma- Rechtsnachfolger. Die Baulast dient nicht der Regelung der pri- chen, so ist ein Antrag auf Eintragung einer Baulast zu stellen. Zu vatrechtlichen Verhältnisse unter Nachbarn und ist kein Ersatz für empfehlen ist, schon zu Beginn der Planung aufgrund der Vorer- privatrechtliche Vereinbarungen. Durch Baulasten entstehen keine mittlung mit der Entwurfsverfasserin oder dem Entwurfsverfasser direkten Rechtsbeziehungen zwischen den so genannten belas- Gespräche mit den Eigentümerinnen und Eigentümern betroffener teten und begünstigten Grundstückseigentümerinnen und Grund- Nachbargrundstücke zu führen, ob diese überhaupt einer Baulast stückseigentümern. zustimmen würden.

Eine zusätzliche privatrechtliche Absicherung des Anspruchs, zum Die Entgegennahme einer Baulasterklärung ist schriftlich zu be- Beispiel durch einen privatrechtlichen Vertrag oder eine Eintra- antragen und von der Person zu unterschreiben, die die mit einer gung einer Grunddienstbarkeit im Grundbuch, kann unter Umstän- Baulasteintragung verbundenen Kosten übernehmen wird. Der An- den empfehlenswert sein, damit der Anspruch auch privatrechtlich trag kann formlos oder unter Verwendung eines Formulars gestellt gegenüber Baulastgeberinnen und Baulastgebern durchgesetzt werden. Es besteht stets die Möglichkeit, den Text der Baulasterklä- werden kann. rung durch die untere Bauaufsichtsbehörde vorbereiten zu lassen.

Durch Eintragung in das bei der unteren Bauaufsichtsbehörde Sofern in einem Baugenehmigungsverfahren von der unteren Bau- geführte Baulastenverzeichnis wird die Baulast wirksam. Die so aufsichtsbehörde festgestellt wird, dass eine Baulast noch notwen- genannte Verpflichtungserklärung wird in der Regel durch die dig ist, aber noch nicht beantragt wurde, wird dies der Bauherrin untere Bauaufsichtsbehörde unterschriftsreif vorbereitet. Einem und/oder dem Bauherren mitgeteilt. Die jeweilige Baulasterklärung Bauantrag sollte gleich eine Bereitschaftserklärung der späteren muss von allen im Grundbuch eingetragenen Eigentümerinnen und Baulastgeberinnen und Baulastgeber beigefügt sein. Eigentümern des belasteten Grundstücks unterschrieben werden.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 35 Teil II 8. Die Baulast

Bei Erbbaurechten und sonstigen Berechtigungen wie Auflassungs- vormerkungen, Grunddienstbarkeiten, Nießbrauchrechten sind auch die Unterschriften von deren eingetragenen Inhaberinnen und Inhabern erforderlich.

Die Baulasterklärung bedarf der Schriftform; alle Unterschriften müssen öffentlich beglaubigt (zum Beispiel durch eine Notarin oder einen Notar) oder unter Vorlage eines amtlichen Identitäts- nachweisdokuments vor der unteren Bauaufsichtsbehörde geleis- tet werden. Die Beurkundung kann auch bei Katasterämtern, bei öffentlich bestellten Vermessungsingenieurinnen oder -ingenieuren oder bei Gemeindeverwaltungen erfolgen.

Arten von Baulasten Folgende Baulastenfälle kommen insbesondere in Betracht: • Vereinigung von selbstständigen Baugrundstücken mit der Folge, dass die bauordnungsrechtlichen Vorschriften grundsätz- lich auf das gesamte vereinigte Grundstück anzuwenden sind (Vereinigungsbaulast nach § 2 Absatz 12 NBauO) • Sicherung der Zuwegung, weil das Baugrundstück nicht die erforderliche Zugänglichkeit aufweist, zum Beispiel nicht an eine öffentliche Verkehrsfläche grenzt oder aber von dort aus keine Zufahrt zum Baugrundstück geschaffen werden darf (Zuwegungsbaulast nach § 4 Absatz 2 NBauO) • Verpflichtung, einen entsprechenden Gegenbau unmittelbar an der Grundstücksgrenze zu errichten, wenn eine Baumaßnahme ohne den an sich erforderlichen Grenzabstand auf der Grund- stücksgrenze durchgeführt werden soll. • Hinweis: Es besteht jedoch keine Verpflichtung der Eigentü- merinnen oder Eigentümer des belasteten Grundstücks, die die Baulast geben, den Gegenbau sofort durchzuführen (Gegen- baubaulast nach § 5 Absatz 5 NBauO) Erforderliche Unterlagen • Einen auf dem eigenen Grundstück fehlenden Grenzabstand Im Antrag auf Entgegennahme einer Baulasterklärung sind folgen- auf dem Nachbargrundstück zur Verfügung zu stellen, wenn de Angaben zu machen beziehungsweise Unterlagen beizufügen: die Baumaßnahme nicht unmittelbar auf der Grundstücksgren- ze durchgeführt oder aber der erforderliche Grenzabstand auf 1. Name und Anschrift der Grundstückseigentümerinnen und dem Baugrundstück nicht eingehalten werden kann (Abstands- Grundstückseigentümer, der Erbbau- und sonstigen Berechtig- baulast nach § 6 Absatz 2 NBauO) ten des zu belastenden und des begünstigten Grundstücks • Zuordnung eines erforderlichen Kinderspielplatzes auf einem 2. Name und Anschrift der Kostenträgerin und/oder des Kosten- anderen in der Nähe liegenden Grundstück (Zuordnungsbau- trägers last nach § 9 Absatz 3 NBauO) 3. Bezeichnungen des zu belastenden und des zu begünstigenden • Notwendige Einstellplätze und Fahrradabstellanlagen auf Grundstücks nach Gemeinde, Ortsteil, Straße und Hausnum- einem anderen Grundstück schaffen zu lassen und diese dort mer sowie Gemarkung, Flur und Flurstück zur Verfügung zu stellen (Einstellplatzbaulast nach § 47 Absatz 4. Ein aktueller amtlicher einfacher Lageplan des begünstigten 4 NBauO Baulast für Fahrradabstellanlagen nach § 48 Absatz Grundstücks einschließlich der zu belastenden Grundstücksflä- 1 Satz 3 NBauO) chen (erstellt von einem Katasteramt oder öffentlich bestellten Vermessungsingenieurin oder Vermessungsingenieur (ÖbVI) im Maßstab von in der Regel 1:500, jedoch nicht kleiner als 1:1.000, höchstens ein Jahr alt und übereinstimmend mit der tatsächlichen Situation vor Ort). Die zu belastenden Grund- stücksflächen sind mit farblicher Markierung braun-schraffiert, das (Bau-)Vorhaben rot umrandet und rot-schraffiert darzustellen 5. Aktueller amtlicher Auszug aus dem Liegenschaftsbuch des zu belastenden Grundstücks 6. Angaben über Baulasten, die bereits auf dem zu belastenden Grundstück liegen (Baulastenverzeichnis/-blatt)

Gebühren Die Gebühr für Baulasteintragungen und -löschungen werden nach der BauGO ermittelt. Die Höhe der Gebühr ist von der Art der Baulast, der betroffenen Fläche und dem damit verbunden Bearbeitungs- und Prüfungsaufwand abhängig. Sie beträgt derzeit mindestens 60 Euro und höchstens 1.620 Euro je einzutragender Baulast und Grundstück. Die Gebühr für die Löschung beträgt der- zeit mindestens 60 Euro und höchstens 540 Euro je Baulast.

36 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Teil III 9. Die Abgeschlossenheitsbescheinigung

Die Abgeschlossenheitsbescheinigung ist eine Bescheinigung dar- Darüber hinaus sind nachstehende Unterlagen erforderlich: über, dass eine Eigentumswohnung oder ein Teileigentum im Sinne des Wohnungseigentumsgesetzes (WEG) baulich hinreichend von 1. Lageplan im Maßstab 1:1.000 anderen Wohnungen und Räumen abgeschlossen ist. Die Abge- 2. vermaßte Grundrisszeichnungen sämtlicher Geschosse (ggf. schlossenheitsbescheinigung besteht aus dem Aufteilungsplan auf auch des Spitzbodens) aller auf dem Grundstück befindlicher der Grundlage von Zeichnungen und der eigentlichen Bescheini- Gebäude im Maßstab 1:100 gung der baulichen Abgeschlossenheit. Diese Bescheinigung wird 3. Nummerierung der Nutzungseinheiten in den Grundrisszeich- von der zuständigen unteren Bauaufsichtsbehörde ausgestellt. nungen, wobei sämtliche Räume einer Nutzungseinheit mit der jeweils gleichen Nummer zu bezeichnen sind Die Abgeschlossenheitsbescheinigung ist zusammen mit dem Auf- 4. Schnittzeichnung im Maßstab 1:100 teilungsplan die Voraussetzung für die Aufteilung eines Gebäudes 5. Ansichtszeichnungen im Maßstab 1:100, ersatzweise Fotos in Wohnungseigentum und/oder Teileigentum und für die Anlage bei Bestandsgebäuden eigener Grundbuchblätter für jede einzelne Eigentumswohnung bzw. Gewerbeeinheit. Sie ist also erforderlich, wenn zum Bei- Sämtliche Unterlagen werden zweifach benötigt. spiel der Neubau von Eigentumswohnungen oder die Aufteilung eines Hauses in (separat verkäufliche) Eigentumswohnungen bzw. Die untere Bauaufsichtsbehörde prüft dann anhand der einge- Gewerbeeinheiten geplant ist. Grundlage für die grundbuchliche reichten Unterlagen, ob sämtliche Wohneinheiten beziehungs- Aufteilung ist eine notarielle Teilungserklärung, die auf eine Abge- weise gewerblichen Einheiten formell dem öffentlichen Baurecht schlossenheitsbescheinigung Bezug nimmt. entsprechen und in sich abgeschlossen sind und stellt danach die entsprechende Abgeschlossenheitsbescheinigung aus. Eine ver- Antrag auf Abgeschlossenheit bindliche Aussage über den Umfang der baurechtlich zulässigen Grundstückseigentümerinnen und Grundstückseigentümer oder Er- Nutzung des Sondereigentums enthält die Abgeschlossenheitsbe- bbauberechtigte, die ihr Grundstück in Wohnungseigentum bezie- scheinigung von Gesetzes wegen jedoch nicht. hungsweise Teileigentum aufteilen möchten, müssen vorab einen entsprechenden Antrag auf Abgeschlossenheit (formlos oder unter Gebühren Verwendung eines Formulars) und ergänzende Unterlagen bei der Die Gebühren für die Abgeschlossenheitsbescheinigung werden unteren Bauaufsichtsbehörde einreichen, um eine Abgeschlossen- auf der Grundlage der Verordnung über die Gebühren und Aus- heitsbescheinigung zu bekommen. Ein Antrag auf Abgeschlossen- lagen für Amtshandlungen und Leistungen (Allgemeine Gebühren- heit ist grundsätzlich schriftlich zu stellen. Über das Grundstück ordnung – AIIGO) ermittelt. Die Höhe der Gebühr ist abhängig sind folgende Angaben erforderlich: von der Zahl der gebildeten Wohn- oder Gewerbeeinheiten. Die Gebühr beträgt für das Erstellen eines Aufteilungsplans derzeit 50 1. Eigentumsverhältnisse Euro bis 400 Euro, für die Bescheinigung derzeit 50 Euro bis 400 2. Katastermäßige Bezeichnung des Grundstücks (Gemarkung, Euro je Wohn-/Gewerbeeinheit. Flur, Flurstück) 3. Grundbuchblattnummer

10. Das Nachbarrecht

Unter Nachbarrecht versteht man alle Rechtsnormen, die auf der • Die Grenzabstände für Pflanzen und Waldungen (§§ 50 – 60) Grundlage des nachbarlichen Gemeinschaftsverhältnisses einen sowie angemessenen Ausgleich der widerstreitenden Interessen der • Die Grenzabstände für Gebäude im Außenbereich Nachbarn suchen. Das Nachbarrecht ist ein Teil des bürgerlichen (§§ 61 – 62) Rechts, also Privatrecht. Vereinzelt greifen auch öffentlich-rechtli- che Vorschriften (zum Beispiel Abstandsvorschriften der NBauO Eine Abgrenzung zum öffentlichen Baurecht sieht das NNachbG für bauliche Anlagen) in diese Beziehungen der Nachbarn ein. nicht vor, das heißt Rechte und Pflichten nach öffentlichem Recht werden durch das NNachbG nicht berührt. So hat die Bauauf- Neben nachbarrechtlichen Regelungen der §§ 903 bis 924 des sichtsbehörde die bei ihr eingereichten Bauanträge und Befrei- Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) wurde mit dem Niedersäch- ungsanträge nicht unter nachbarrechtlichen Gesichtspunkten zu sischen Nachbarrechtsgesetz (NNachbG) für die nicht im BGB prüfen. Eine Bauherrin oder ein Bauherr muss daher vor Baube- geregelten Tatbestände ein einheitliches Landesnachbarrecht ge- ginn selbst prüfen, ob der Verwirklichung des Bauvorhabens ent- schaffen, das folgende Verhältnisse regelt: sprechend der erteilten Baugenehmigung nachbarrechtliche Vor- • Die Nachbarwand (§§ 3 – 15) und die Grenzwand (§§ 16 – 22) schriften entgegenstehen. • Das Fenster- und Lichtrecht (§§ 23 – 25) • Die Bodenerhöhungen (§ 26) Wenn nachbarrechtliche Vorschriften dem Bauvorhaben entgegen- • Die Einfriedung (§§ 27 – 37) stehen, so wird das Weiterbauen nicht behördlich untersagt. Eine • Das wasserrechtliche Nachbarrecht (§§ 38 – 44) Bauherrin oder ein Bauherr muss sich selbst mit Nachbarn einigen • Das Dachtraufrecht (§§ 45 – 46) – anderenfalls können diese nur durch zivilgerichtliche Entschei- • Das Hammerschlags- und Leiterrecht (§§ 47 – 48) dung das Weiterbauen untersagen lassen und gegebenenfalls die • Das Höherführen von Schornsteinen (§ 49) Beseitigung der eingetretenen Beeinträchtigung durchsetzen.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 37 Teil III 11. Denkmalschutz und Denkmalpflege

Unter Denkmalschutz wird die Gesamtheit der gesetzlichen und malschutzbehörde, wer ein Kulturdenkmal zerstören, verändern, behördlichen Anordnungen und Verbote verstanden, welche die instand setzen oder wiederherstellen will. So sind nach dem Denk- Erhaltung oder Instandsetzung von Kulturdenkmalen zum Ziel ha- malschutzgesetz zum Beispiel auch Erneuerungen von Dacheinde- ben. Denkmalpflege ist dagegen die fachlich beratende und ma- ckungen, Anstrichen und Putzen, der Austausch beziehungsweise terielle Unterstützung von Denkmaleigentümerinnen und -eigentü- die Reparatur von Fachwerkhölzern, Fenstern und Türen, der Ein- mern bei der Erhaltung oder Instandsetzung von Kulturdenkmalen. bau einer neuen Heizung, das Anbringen von Verkleidungen und Werbeanlagen sowie Abbrucharbeiten genehmigungspflichtig. Was ist ein Kulturdenkmal? Kulturdenkmale im Sinne des § 3 Absatz 1 des Niedersächsischen Dies ist erforderlich, um sicherzustellen, dass keine Schäden am Denkmalschutzgesetzes (NDSchG) sind Baudenkmale, Boden- Denkmal durch unsachgemäße Maßnahmen (zum Beispiel durch denkmale und bewegliche Denkmale. einen zu dichten Anstrich im Hinblick auf die Wasserdampfdiffu- sion) und keine Beeinträchtigung der Denkmaleigenschaft durch Baudenkmale sind bauliche Anlagen, Teile baulicher Anlagen und nicht denkmalgerechte Baustoffe (zum Beispiel durch Kunststoff- Grünanlagen, an deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, fenster oder Betondachsteine) entstehen. künstlerischen, wissenschaftlichen oder städtebaulichen Bedeu- tung ein öffentliches Interesse besteht. Baudenkmal ist auch eine Die Anforderungen beziehen sich nicht auf Instandsetzungsarbei- Gruppe baulicher Anlagen, die aus oben genannten Gründen er- ten, die sich nur auf Teile des Kulturdenkmales auswirken, welche haltenswert ist. Hierzu können auch Pflanzen (zum Beispiel der für seinen Denkmalwert ohne Bedeutung sind (zum Beispiel Repa- Baumbestand eines Parks) sowie Frei- und Wasserflächen in der raturen von Installationen). Umgebung eines Baudenkmales gehören.

Bodendenkmale sind mit dem Boden verbundene oder im Boden Schwülper verborgene Sachen und Spuren von Sachen, die von Menschen geschaffen oder bearbeitet wurden oder Aufschluss über menschli- ches Leben in vergangener Zeit geben und an deren Erhaltung aus eben diesen Gründen ein öffentliches Interesse besteht.

Bewegliche Denkmale sind bewegliche Sachen, die von Men- schen geschaffen oder bearbeitet wurden und Aufschluss über menschliches Leben in vergangener Zeit geben und aus vorge- nannten Gründen erhaltenswert sind.

Verzeichnis der Baudenkmale Bei Baudenkmalen wird unterschieden zwischen Einzeldenkmalen (§ 3 Absatz 2 NDSchG) und solchen, die eine denkmalgeschützte Gruppe baulicher Anlagen (auch „Ensemble“ genannt) bilden (§ 3 Absatz 3 NDSchG). Diese werden im so genannten Verzeichnis der Baudenkmale geführt. Die Entscheidung, ob eine bauliche An- lage in das Verzeichnis aufgenommen wird, trifft das Niedersäch- sische Landesamt für Denkmalpflege. Als Ensemble können zum Beispiel ganze Straßenzüge wegen ihrer städtebaulichen Wir- kung im Verzeichnis geführt werden. Denkmalrechtlich relevant ist dann häufig nur das äußere Erscheinungsbild (also die Fassaden und das Dach), gleichzeitig können jedoch Gebäude innerhalb der Gesamtanlage auch Einzeldenkmale sein.

Die Einstufung und Begründung durch die Denkmalfachbehörde ist ausschlaggebend für die Zulässigkeit und die Förderungs- und steuerliche Abschreibungsfähigkeit von Maßnahmen am Gebäu- de (näheres hierzu siehe unten). Der Antrag auf denkmalrechtliche Genehmigung ist schriftlich mit Das Denkmalverzeichnis im Landkreis Gifhorn ohne die Stadt Gif- allen zur Beurteilung erforderlichen Unterlagen bei der unteren horn umfasst derzeit etwa 775 Baudenkmale. Da das Verzeich- Denkmalschutzbehörde einzureichen. In der Regel sind mindes- nis in Niedersachsen nur nachrichtlichen Charakter hat, ist die tens Zeichnungen zum Bestand und zum geplanten Neuzustand Denkmaleigenschaft jedoch nicht abhängig von der Eintragung. sowie eine Maßnahmenbeschreibung und -begründung erforder- Es kann sein, dass es immer noch Gebäude gibt, die die Eigen- lich. Bei einfachen Maßnahmen reichen unter Umständen Fotos schaften eines Kulturdenkmales besitzen und nicht im Denkmal- und eine Beschreibung. Welche Unterlagen im Einzelfall vorzule- verzeichnis geführt sind. Im Zweifel sollten also Auskünfte bei der gen sind, ist abhängig vom Umfang der Maßnahme und mit der unteren Denkmalschutzbehörde eingeholt werden. unteren Denkmalschutzbehörde abzustimmen.

Denkmalrechtliche Genehmigung Für denkmalrechtliche Genehmigungen werden keine Gebühren Fast alle Eingriffe an Baudenkmalen unterliegen der Genehmi- erhoben. Sofern das Bauvorhaben auch baugenehmigungspflich- gungspflicht nach Denkmalrecht, unabhängig davon, ob die Maß- tig ist, schließt eine erforderliche Baugenehmigung die denkmal- nahmen baugenehmigungspflichtig sind. Gemäß § 10 Absatz rechtliche Genehmigung mit ein. In diesem Fall entstehen jedoch 1 Nr. 1 NDSchG bedarf einer Genehmigung der unteren Denk- Kosten nach der BauGO (siehe oben).

38 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Fördermittel Aufwendungen, soweit sie noch nicht nach § 10 e EStG oder Soweit der Haushaltsplan des Landes Niedersachsen dies zulässt, gemäß Eigenheimzulagengesetz berücksichtigt worden sind.Die können Fördermittel zur Erhaltung und Instandsetzung von Denk- Abschreibung kann nur einmal (durch Eheleute zweimal) in An- malen bereitgestellt werden. Förderungswürdig sind die Kosten spruch genommen werden. für den Erhalt denkmalwerter Substanz sowie gegebenenfalls der Mehraufwand einer denkmalgerechten Ausführung. Der Antrag Ein weiterer Vorteil gegenüber anderen Eigenheimen besteht da- ist rechtzeitig vor Baubeginn über die untere Denkmalschutzbe- rin, dass auch anerkannte Kosten für genehmigte Erhaltungsauf- hörde an den Braunschweiger Stützpunkt des Niedersächsischen wendungen aus Sanierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen ab- Landesamtes für Denkmalpflege zu stellen. Voraussetzung für die setzbar sind (unterschiedlich bei Einzeldenkmalen und Gruppen). Bewilligung ist die denkmalrechtliche Genehmigung der geplan- ten Maßnahme durch die untere Denkmalschutzbehörde des Land- Baudenkmale, die zur Einkunftserzielung genutzt werden, zum kreises Gifhorn. Darüber hinaus können Landeszuwendungen mit Beispiel durch Vermietung (§ 7 i EstG): weiteren Auflagen verbunden werden. Ein Anspruch auf Förde- Bei Baumaßnahmen können die Herstellungskosten im Jahr der rung besteht nicht. Herstellung und in den folgenden sieben Jahren jeweils bis zu 9 % und in den folgenden vier Jahren jeweils bis zu 7 % als Wer- Weitere Fördermöglichkeiten können bei Stiftungen, wie zum Bei- bungskosten abgesetzt werden (§ 52 Absatz 23 b EStG). Dabei spiel der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, sowie dem Lan- gibt es keine Einschränkung hinsichtlich der Anzahl der Objekte. desamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen Die Anschaffungskosten für den Erwerb der Altbausubstanz sowie (LGLN) angefragt werden (hier gegebenenfalls auch Mittel aus die nicht begünstigten Herstellungskosten sind wie bei anderen dem Dorferneuerungsprogramm). Auskünfte zu möglichen Förder- der Einkunftserzielung dienenden älteren Gebäuden mit jährlich mitteln können beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmal- 2,5 % bzw. 2 % bei Gebäuden, die nach dem 31.12.1924 fertig pflege eingeholt werden. (Adresse siehe unter „Adressen“) gestellt wurden, absetzbar.

Steuervergünstigungen Eine rechtzeitige Absprache mit der unteren Denkmalschutzbehör- Das Einkommensteuergesetz (EStG) sieht für Baudenkmale erwei- de ist empfehlenswert, da nicht alle genehmigungsfähigen Maß- terte Abschreibungsmöglichkeiten vor, wodurch sich erhebliche nahmen auch begünstigt und damit förderungswürdig sind. Steuereinsparungen ergeben können. Handelt es sich um Erhal- tungsaufwendungen, so können diese im Jahr der Bezahlung in Die Steuerbescheinigung wird auf Antrag von der unteren Denk- voller Höhe als Werbungskosten bei den Einkünften aus Vermie- malschutzbehörde ausgestellt. Die Erteilung der Bescheinigung ist tung abgesetzt oder aber auf 2 bis 5 Jahre gleichmäßig verteilt gebührenpflichtig, die Gebühren belaufen sich je nach Höhe der werden (§ 11 a EStG). zu bescheinigenden Summe auf aktuell 70 Euro bis 410 Euro.

Nachträgliche Herstellungskosten an einem Baudenkmal können Adressen anstelle der üblichen linearen oder degressiven Absetzung für Abnutzung (AfA) erhöht abgesetzt werden. Die erhöhte Abschrei- Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege bung nach §§ 7 i ff. EStG wird gewährt für Maßnahmen an einem Scharnhorststraße 1, 30175 Hannover Gebäude, das nach den jeweiligen Vorschriften über Denkmal- Telefon: 0511/925-50 schutz und Denkmalpflege ein Baudenkmal ist, die zur Erhaltung als Baudenkmal sowie zu einer sinnvollen Nutzung erforderlich Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung sind. In der Regel werden Kosten für denkmalgerechte Lösungen, Niedersachsen (LGLN) die der Anpassung an einen zeitgemäßen – jedoch nicht luxuriö- Regionaldirektion Braunschweig sen – Standard dienen, anerkannt. Hierbei wird in Abhängigkeit Wilhelmstraße 3, 38100 Braunschweig der Nutzung unterschieden in: Telefon: 0531/484-2000

Baudenkmale, die zu eigenen Wohnzwecken genutzt werden Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (§ 10 f EStG): Löwenwall 16, 38100 Braunschweig Bei Baumaßnahmen können die Herstellungskosten verteilt über Telefon: 0531/70742-0 10 Jahre mit jährlich 9 % abgesetzt werden: Dies gilt nur für

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 39 Teil III 12. Am Kauf und Bau Beteiligte

Neben Käuferinnen und Käufern sowie Verkäuferinnen und Ver- • Veröffentlichung des Angebots, zum Beispiel durch das Schal- käufern sind an einem Grundstückskauf und Hausbau bzw. einem ten von Anzeigen, Immobilienerwerb eine Reihe weiterer Personen und Einrichtungen • die Durchführung von Objektbesichtigungen, beteiligt. Die Stellung und die Aufgaben der wichtigsten Beteilig- • die Preisverhandlungen, ten werden im Folgenden kurz erläutert. • die Hilfe bei der Erstellung der Finanzierung und gegebenen- falls ihre Prüfung, Käuferinnen und Käufer • Vorbereitung der Vertragsabwicklung und des Notartermins. Vor der Erstellung des Kaufvertrags sollte von den Erwerberinnen und Erwerbern festgelegt werden, wer als Käuferin oder Käufer Für das Berufsbild der Immobilienmaklerin oder des Immobilien- auftreten soll (und gegebenenfalls wie), zum Beispiel bei Ehepaa- maklers gibt es in Deutschland noch keine normierten Vorausset- ren, dass beide je zur Hälfte eine Immobilie erwerben. Unter Um- zungen. Seriöse Maklerinnen und Makler sind nicht ausschließlich ständen kann es sinnvoll sein, dazu vorher den Rat einer Steuerbe- Vermittlerinnen oder Vermittler, sondern Immobilienberaterinnen raterin oder eines Steuerberaters einzuholen. und Immobilienberater mit einem durch qualifizierte Ausbildung erworbenen Spezialwissen. Die Dachverbände, wie der Verband Verkäuferinnen und Verkäufer Deutscher Makler (VDM) oder der Ring Deutscher Makler (RDM) Als Verkäuferin oder Verkäufer von Grundstücken treten in der prüfen ihre Bewerberinnen und Bewerber, bevor sie diese aufneh- Regel auf: Privatpersonen, Kommunen, Erschließungsgesellschaf- men. Sie fördern Sach- und Fachkunde für ihre Mitglieder. ten, Bauträgerinnen und Bauträger oder Fertighausanbieterinnen und Fertighausanbieter, Kirchengemeinden oder Stiftungen sowie Für erfolgreiche Vermittlungstätigkeit steht Maklerinnen und Ma- Banken, Sparkassen und Bausparkassen. Grundstücksangebote klern eine Provision zu. Diese beträgt etwa 3 % bis 6 % des der Kommunen und Erschließungsgesellschaften sind in der Re- Kaufpreises zuzüglich Mehrwertsteuer. Es gibt regional unter- gel durch Anfrage bei den Bau- oder Liegenschaftsämtern der in schiedliche Handhabungen darüber, ob die Provision von den Frage kommenden Gemeinden zu erhalten oder werden öffentlich Käuferinnen und Käufern, von den Verkäuferinnen und Verkäufern bekannt gemacht. Teilweise erfolgen Angebote auch direkt über oder von beiden Parteien anteilig gezahlt wird. die Immobilienseiten der Zeitungen oder imInternet. Notarinnen und Notare Bauträgerinnen und Bauträger sowie Fertighausanbieterinnen und In Deutschland muss jeder Grundstücks- und Hauskauf zum Schutz Fertighausanbieter verkaufen Grundstücke in der Regel mit er- der Beteiligten notariell beurkundet werden. Notarinnen und No- richteten Häusern oder Eigentumswohnungen bzw. gekoppelt mit tare sorgen für neutrale rechtliche Beratung, Rechtssicherheit, deren Bau. Die dazu notwendigen Verträge mit Bauträgerinnen Rechtsfrieden und Schutz der Unerfahrenen vor übereiltem Han- und Bauträgern unterliegen der Makler- und Bauträgerverordnung deln. (MaBV). Eine ungebundene Planung mit freien Planerinnen oder Planern ist dann meistens nicht möglich. Kirchengemeinden und Die Aufgaben von Notarinnen und Notaren umfassen: Stiftungen, gelegentlich auch Kommunen, vergeben Baugrundstü- • Einblicknahme in das Grundbuch und das Baulastenverzeichnis cke häufig über Erbpacht. • Entwurf eines Kaufvertrages • Beantragung von Auflassung (Einigung zwischen Käuferinnen Angebote sind erhältlich durch Anfrage direkt bei den Kirchen- und Käufern sowie Verkäuferinnen und Verkäufern über den gemeinden oder Stiftungen oder über die Kommunen, die über Eigentumsübergang einer Immobilie), Auflassungsvormerkung entsprechende Informationen zu den verschiedenen Ansprechpart- (für den Fall, dass Kaufvertrag und eigentlicher Eigentumsüber- nerinnen oder Ansprechpartnern verfügen. Banken, Sparkassen gang zeitlich auseinander liegen, sichern sich Käuferinnen und und Bausparkassen verkaufen Eigentumswohnungen, Häuser oder Käufer durch die Eintragung einer Auflassungsvormerkung im auch Baugrundstücke in eigenem Namen oder treten als Vermittle- Grundbuch dagegen ab, dass Verkäuferinnen und Verkäufer rin oder Vermittler auf. in der Zwischenzeit das Eigentum anderweitig übertragen), Eintragung ins Grundbuch Grundstücksangebote von Privatpersonen sind selten. Sie sind • Gegebenenfalls finanzielle Abwicklung über ein Notarander- im Wesentlichen im Immobilienteil von Tageszeitungen, teilweise konto (Bankkonto auf den Namen einer Notarin oder eines auch über das Internet, zu finden oder in den Schaufenstern von Notars, auf dem diese beziehungsweise dieser fremdes Vermö- Banken und Sparkassen ausgehängt. Ein Großteil der privaten gen treuhänderisch verwaltet. Der Kaufpreis wird auf diesem Verkäuferinnen und Verkäufer bedient sich der Vermittlung durch Konto verwahrt, bis alle gegenseitigen Verpflichtungen aus Maklerinnen oder Makler. Maklerinnen und Makler (aber auch dem Kaufvertrag erfüllt sind) Banken) verlangen für ihre Leistungen in der Regel Provisionen • Grundschuldbestellung zur Darlehenssicherung (notariell (Maklercourtage). Es gibt jedoch auch Verkäuferinnen oder Ver- beurkundete Zustimmung der Grundstückseigentümerin oder käufer, die ausdrücklich von Privat an Privat anbieten. In öffent- des Grundstückseigentümers zur Belastung ihres oder seines lichen Versteigerungen oder den Zwangsversteigerungen seitens Grundstücks (Grundschuld), verbunden mit dem Antrag, diese der Amtsgerichte werden Immobilien aus allen Bereichen und Ver- in das Grundbuch einzutragen) käuferinnen- bzw. Verkäufergruppen angeboten. Angebote unbe- • Abgabe einer Notarbestätigung (Bestätigung von Notarinnen bauter Grundstücke sind jedoch selten. oder Notaren gegenüber dem Finanzierungsinstitut, dass der rangrichtigen Eintragung der Grundschuld nichts im Wege Maklerinnen und Makler steht. Dies ermöglicht die Auszahlung eines Darlehens, bevor Die Aufgaben einer Maklerin oder eines Maklers umfassen: die Eintragung im Grundbuch vollzogen ist) • die Preisfindung, • das Erstellen des Exposés (Beschreibung des angebotenen Ob- Beurkundende Notarinnen und Notare sind verpflichtet, Käufe- jekts, mit der Maklerinnen und Makler ihre in der Makler- und rinnen und Käufer sowie Verkäuferinnen und Verkäufer über ihre Bauträgerverordnung (MaBV) festgelegte Informationspflicht Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit dem Kaufvertrag auf- erfüllen), zuklären und die Voraussetzungen für die Grundbucheintragung

40 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn zu schaffen, etwa durch Klärung gesetzlicher Vorkaufsrechte (zum Sachverständige Beispiel der Kommune), die den Kaufvertrag ungültig werden las- Auf Grund gesetzlicher Vorschriften benötigen die finanzierenden sen könnten. Schließlich beantragen Notarinnen und Notare die Banken zur Ermittlung des Beleihungswertes eines Objektes häufig Grundbucheintragung. Wertgutachten von Sachverständigen. Dabei werden zum Beispiel die Lage des Objekts, der Zustand eines darauf errichteten Ge- Die Vertragsparteien können die Notarin oder den Notar selbst bäudes, die Kostenschätzung für einen geplanten Neubau und auswählen. Üblich ist, dass Käuferinnen und Käufer das Wahl- der erzielbare Mietertrag sowie die örtlichen Marktverhältnisse recht ausüben. Es bleibt dann Aufgabe der Vertragsparteien, die berücksichtigt. Sachverständige werden in der Regel von der fi- Notarin oder den Notar über unklare oder zweifelhafte Regelun- nanzierenden Bank beauftragt. Sind mehrere Institute in die Finan- gen zu befragen. zierung einbezogen, so greifen diese unter Umständen auf das gleiche Gutachten zurück. Man sollte sich deshalb vor dem Notartermin den Vertragsentwurf aushändigen lassen, um diesen in Ruhe zu lesen und zu prüfen. Die Schätzgebühren dürfen Darlehensnehmerinnen und Darle- Fragen sollten der Notarin oder dem Notar auch schon vor dem hensnehmern nicht gesondert in Rechnung gestellt werden (unzu- offiziellen Termin gestellt werden. lässige Regelung gemäß rechtskräftigem Urteil des Landgerichts Stuttgart, AZ 20 O 9/07). Um die Eigentumsübertragung abzusichern, muss von Notarinnen und Notaren erst eine Auflassungsvormerkung an erster Rangstelle in das Grundbuch beantragt werden. Dies sichert die Käuferin- nen- und Käuferansprüche während der formellen Eigentumsüber- tragung, die, je nach Arbeitsbelastung der Amtsgerichte, mehrere Wochen bis Monate dauern kann.

Erst nach Eintragung dieser Auflassungsvormerkung sollte der Kaufpreis bezahlt werden. Käuferinnen und Käufer werden erst Eigentümerinnen und Eigentümer des Grundstücks durch die Ein- tragung ins Grundbuch.

Die Notargebühren, die üblicher Weise Käuferinnen und Käu- fer tragen, richten sich bei einem Kaufvertrag nach dem Kauf- preis, bei der Grundschuldbestellung nach dem Sicherungswert (das heißt nach dem zur Absicherung der Kreditgeberin oder des Kreditgebers im Grundbuch als Grundschuld eingetragenen Darlehensbetrag). Die Gebühr wird mit Hilfe einer Gebührenta- belle nach den gesetzlichen Vorschriften errechnet. Sie beträgt einschließlich Grundbuchkosten und Grundschuldbestellung etwa 1,5 % des Kaufpreises. Planerinnen und Planer sowie Grundbuchamt (Amtsgericht) Fachingenieurinnen und Fachingenieure Das Grundbuchamt führt das Grundbuch und ist dem zuständigen An dieser Stelle wird auf die Ausführungen zu den Beteiligten in Amtsgericht angegliedert. Aus dem Grundbuch lässt sich entneh- bauordnungsrechtlichen Verfahren auf Seite 25 verwiesen. men, wer Grundstückseigentümerin oder Grundstückseigentümer ist (Abteilung I), ob bestimmte Nutzungsrechte auf dem Grundstück Ergänzend ist beim Bauen mit freien Planerinnen oder Planern liegen wie Dauerwohnrechte, Nießbrauchrechte, Erbbaurechte, darauf zu achten, dass auf Bauherrinnen und Bauherren einige Vorkaufsrechte, Wege- oder Leitungsführungsrechte (Abteilung II) Aufgaben zukommen, die nicht zum Verantwortungsbereich der und ob das Grundstück noch mit Grundschulden und Hypotheken Auftragnehmerinnen oder Auftragnehmer (Planerinnen oder Pla- belastet ist (Abteilung III). ner und/oder ausführende Baufirmen) gehören. Sie sollten daher bei der Kostenermittlung nicht übersehen werden. Dazu zählt die Finanzamt Herrichtung der Baustelle, das heißt es müssen die Lieferung von Das Finanzamt erstellt die für die Eintragung ins Grundbuch erfor- Baustrom und Bauwasser beantragt, Zufahrtswege für die Bau- derliche Unbedenklichkeitsbescheinigung als Nachweis über die fahrzeuge sichergestellt und die Hausanschlüsse für Gas, Strom, ordnungsgemäße Entrichtung der Grunderwerbssteuer. Diese be- Wasser, Abwasser, Telefon/Internet und gegebenenfalls Fernseh- trägt 5 % auf den Verkaufswert laut Kaufvertrag. Nach Fertigstel- kabel beantragt und hergestellt werden. In jedem Falle sollten sich lung einer neuen Immobilie ermittelt das Finanzamt den Einheits- Bauherrinnen und Bauherren dabei von ihren Planerinnen oder wert der Immobilie, der die Grundlage der gemeindespezifischen Planern oder anderen Fachleuten beraten lassen oder Planerin Grundsteuer darstellt. bzw. Planer mit diesen Leistungen beauftragen.

Finanzierungsinstitute Neben der Anforderung der NBauO, die diese an eine Bauleiterin Zum Abschluss eines Kaufvertrages sollte die Finanzierung gesi- oder einen Bauleiter stellt, muss die Bauleitung die Ausführung chert sein. Da die Wenigsten ihren Wunsch nach Immobilienei- einer Baumaßnahme organisieren. gentum ohne Fremdfinanzierung verwirklichen können, ist ein individuelles und maßgeschneidertes Finanzierungskonzept unter Unabhängig von der Beauftragung einer Bauleitung sollten wäh- Einbeziehung von Eigenmitteln, Förderung und Krediten zu entwi- rend der Bauzeit die Bauherrinnen und Bauherren selbst die Bau- ckeln (näheres siehe unten). stelle nach Möglichkeit mehrmals in der Woche besuchen und sich als rechte Hand der Bauleitung sehen.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 41 Hier werden Sie gut beraten

42 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Teil III 13. Wirtschaftlichkeitsaspekte und Baufinanzierung

Die Wirtschaftlichkeit einer Immobilienmaßnahme wird nur zu ei- Die laufende Belastung muss dauerhaft tragbar sein. Der nach Ab- nem Teil durch die Baukosten selbst bestimmt. Hinzu kommen die zug des Kapitaldienstes verbleibende Rest des Einkommens muss laufenden Bewirtschaftungskosten (zum Beispiel Instandhaltung nicht nur ausreichend sein, um daraus den laufenden Lebensunter- und Energieverbrauch) – einen sehr großen Anteil machen in der halt und die Bewirtschaftungskosten bestreiten zu können, sondern Regel aber die Finanzierungskosten aus. Dies gilt zumindest für sollte auch noch die Bildung von Rücklagen für nicht vorhergese- alle Objekte, die überwiegend fremdfinanziert werden müssen. hene Ausgaben zulassen. Dies bedeutet, dass Einkünfte, mit de- Die Finanzierungskosten schlagen natürlich umso höher zu Buche, nen nicht auf Dauer gerechnet werden kann, auch außer Betracht je höher die Baukosten sind, die finanziert werden müssen, und gelassen werden sollten. Die Forderung dauerhafter Tragbarkeit je höher das Zinsniveau in dem Zeitraum ist, in dem die Finanzie- beinhaltet ferner, dass man sich darüber im Klaren sein sollte, wie rung erfolgt. Durch eine optimale Finanzierung können gegenüber sich die Belastung über die Zeit entwickelt. Aus verschiedenen einer weniger guten Finanzierung daher höhere Baukosten leicht Gründen kann die Belastung in den nächsten Jahren steigen. Es ist ausgeglichen werden. daher ratsam – über die Anfangsbelastung hinaus – die Belastung durch die Baufinanzierung für die kommenden Jahre möglichst re- Die Erkundigungen von Bauherrinnen und Bauherren zur indivi- alistisch abzuschätzen. duellen, optimalen Finanzierung müssen daher ganz mit am An- fang der Überlegungen stehen. Nachdem der Wunsch zu bauen Auswirkung von Zinsänderungen konkret wird, das geplante Objekt erste Konturen annimmt und Die Auswirkungen von Zinsänderungen auf die monatliche Be- sich ein erstes, grobes Rahmenbudget abzeichnet, sollten Finan- lastung können erheblich sein. Belastungssteigerungen sind dann zierungsangebote eingeholt werden. nicht gefährlich, wenn auch mit entsprechenden Steigerungen des Nettoeinkommens gerechnet werden kann. Solche Steigerungen Beratung durch mehrere Fachleute waren in der Vergangenheit häufig zu beobachten – gerade bei In die optimale Finanzierung gehen viele Kriterien ein. Die ange- Eigentumserwerbern, die oft ein überdurchschnittliches Einkom- henden Bauherrinnen und Bauherren sollten nicht versäumen, sich menswachstum erlebt haben. Ob dies auch weiterhin der Fall sein frühzeitig von mehreren Fachleuten beraten zu lassen. Fachleute wird, ist schwer absehbar. findet man bei der Hausbank, den Finanzierungsinstituten, den Bausparkassen und unter den freien Finanzierungsmaklerinnen Geht man davon aus, dass die laufende Belastung aus dem Ka- und Finanzierungsmaklern. Je nach persönlicher Situation (Ein- pitaldienst mittelfristig nicht mehr als ein Drittel des verfügbaren kommen, Familienstand) können ganz unterschiedliche Finanzie- Einkommens ausmachen soll, so ergibt sich ganz zwangsläufig rungsmodelle vorteilhaft sein. Die Beratungen sollten über den die Grundregel, dass die absolute Grenze für die Aufnahme von Vergleich klassischer Finanzmittel hinaus auch stets staatliche För- Fremdmitteln (Krediten) umso niedriger ist, je geringer das Haus- dermöglichkeiten und gegebenenfalls die steuerlichen Gegeben- haltsnettoeinkommen ist. Das heißt, dass weniger Verdienende ei- heiten der Bauherrinnen und Bauherren beinhalten. nem stärkeren Zwang zur Auswahl eines möglichst preisgünstigen Objektes und zu möglichst hohen Eigenleistungen unterliegen als Letztendlich erfordert eine Immobilienfinanzierung auch ein gutes besser verdienende Haushalte. Stück Vertrauen. Das bedeutet keineswegs immer, dass es Bauwillige mit höherem Dauerhafte Tragbarkeit der Belastung Einkommen leichter haben als die mit niedrigem Einkommen. Wer Jede Bauherrin und jeder Bauherr muss sich überlegen, wie das Haus zum Beispiel im ländlichen Gebiet bereits über ein Baugrund- finanziert werden kann. Nur wer die gesamten Kosten aus eigenen stück verfügt, selbst handwerkliche Fähigkeiten hat und mit Nach- Mitteln bestreiten kann, hat keine Belastungen aus der Finanzierung. barschaftshilfe rechnen kann, kommt auch mit einem geringen Alle übrigen Kauf- bzw. Bauwilligen müssen Darlehen aufnehmen. Einkommen meist leichter zum Eigenheim als wesentlich besser Verdienende, die in der Großstadt leben, für das Baugrundstück Die vertretbare Verschuldung hängt von der tragbaren Belastung einen hohen Preis bezahlen müssen und keine Möglichkeit zu Ei- ab. Die Tragbarkeit ist wesentlich von dem monatlichen Nettoein- genleistungen in Form von Selbst- und Nachbarschaftshilfe haben. kommen bestimmt. Neben der aus dem Hauserwerb resultieren- den Belastung muss der laufende Lebensunterhalt ebenfalls aus Eine Möglichkeit, bei der Erwerbsentscheidung die geringere Be- dem Nettoeinkommen bestritten werden. Darüber hinaus sollte lastungsfähigkeit bzw. ein unsicheres Einkommen zu berücksich- auch noch ein gewisser Spielraum für nicht vorhersehbare Ausga- tigen, besteht auch darin, dass man eine Gebrauchtimmobilie ben vorhanden sein. erwirbt. Diese ist in der Regel preiswerter, auch bei Berücksichti- gung von notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen. Auf die Be- Die mit dem Hauserwerb zusammenhängende Belastung setzt sich sonderheiten von Baufinanzierungen gebrauchter Immobilien wird zusammen aus dem Kapitaldienst und den Bewirtschaftungskos- an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen. ten. Kapitaldienst nennt man die Summe aus Zinsen und Tilgung. Die Bewirtschaftungskosten werden leicht unterschätzt. Zu ihnen Rechtzeitig mit dem Sparen beginnen zählen die – gegenüber einer Mietwohnung meist höheren – kom- Häufig wird die auf Erwerberinnen und Erwerber eines Eigen- munalen Gebühren für die Wasserversorgung, die Müllabfuhr heims zukommende Belastung mindestens in den ersten zehn und die Straßenreinigung, die Grundsteuer, Versicherungsprämi- Jahren nach dem Bau oder Erwerb wesentlich höher sein als die en, die Kosten der Gartenpflege und der Heizungswartung und/ Miete für die bisherige Wohnung. Gerade für Familien mit niedri- oder der Schornsteinreinigung sowie Instandhaltungskosten bzw. gem Einkommen, die sonst nur wenig Eigenkapital erbringen kön- Einstellungen in die Instandhaltungsrücklage. Bei Neubauten sollte nen, empfiehlt es sich daher, zunächst über mehrere Jahre hinweg man mit etwa 2 bis 3 Euro je Quadratmeter Nutz- bzw. Wohnflä- regelmäßig Eigenkapital anzusparen. Das kann zum Beispiel im che im Monat rechnen. Neben den Betriebskosten sollte auch an Rahmen eines Bausparvertrages geschehen, der mit einer Anwart- die Unterhaltung der Bausubstanz gedacht werden. Hier sollten schaft auf ein zinsgünstiges Bauspardarlehen verbunden ist. Wer monatliche Rücklagen von wenigstens 1 Euro je Quadratmeter an- vor dem Bau oder Kauf bereits mehrere Jahre neben der Mie- gesetzt werden. te regelmäßig Sparleistungen erbracht hat, wird leichter mit den

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Teil III 13. Wirtschaftlichkeitsaspekte und Baufinanzierung

zunächst hohen Belastungen nach Verwirklichung des Vorhabens sie hängt auch davon ab, ob der zuständigen Bewilligungsstelle zurechtkommen. des Landes entsprechende Mittel zur Verfügung stehen. Wenn Bau- willige auf eine Förderung im Rahmen des sozialen Wohnungs- Staatliche Fördermöglichkeiten baus unbedingt angewiesen sind, sollten sie deshalb erst dann in Der Staat hilft Bauwilligen zum Beispiel in der Vorsparphase beim größerem Umfang Zahlungsverpflichtungen eingehen, wenn mit Bausparen, mit zinsverbilligten Darlehen und den Mitteln des so- Sicherheit mit einer Förderung gerechnet werden kann. Die Er- zialen Wohnungsbaus. Wichtig dabei zu wissen ist, dass nur auf teilung des Bewilligungsbescheides oder die Genehmigung eines die Leistungen im Rahmen der Bausparförderung und auf die steu- vorzeitigen Baubeginns sollte also abgewartet werden. erlichen Hilfen ein gesetzlicher Rechtsanspruch besteht, während mit den Hilfen im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus nicht mit Weitere Informationen gibt es absoluter Sicherheit gerechnet werden kann. • bei der NBank (Telefon: 0511/30031-0 oder im Internet unter www.nbank.de) sowie Bausparen • bei der Wohnraumförderungsstelle im Landkreis Gifhorn Das Bausparen gehört in vielen Fällen zu den Finanzierungsbau- (Telefon: 05371/82685 oder 643). steinen. Das Grundkonzept des Bausparens besteht aus einer längerfristigen Ansparphase mit regelmäßigen Raten, durch die Weitere Fördermöglichkeiten ein Anrecht auf ein niedrig verzinstes Bauspardarlehen erworben Insbesondere im Hinblick auf die Energieversorgung und Däm- wird. Für das Bauspardarlehen wird zudem in der Regel nur eine mung von Häusern werden von verschiedenen Bundesministerien nachrangige Absicherung im Grundbuch erforderlich. und -ämtern Förderungen vorgenommen. So zum Beispiel fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle unter anderem Die Grundprinzipien des Bausparens sind bei allen Bausparkas- Energiesparberatungen, das Heizen mit erneuerbaren Energien sen gleich. Man schließt einen Bausparvertrag ab und spart mo- und die Kraft-Wärme-Kopplung. natliche Beträge, die in erster Linie von der Höhe der Bauspar- summe bestimmt werden. Die Spar- und Darlehensbedingungen Näheres hierzu ist im Internet unter www.bafa.de oder unter der zielen auf einen langfristigen Sparprozess. Im Grundsatz bestimmt Telefonnummer 06196/908-0 zu erfahren. der Zins für die Sparerinnen und Sparer auch den Zins für die Darlehensnehmerinnen und Darlehensnehmer. Nach Gewährung Darlehen und Bürgschaften des Bauspardarlehens zahlen Bausparerinnen und Bausparer eine Banken und Sparkassen wollen als Gläubigerinnen und Gläubiger aus Zins und Tilgung zusammengesetzte Annuität, die sich jährlich sichergehen, dass sie das Geld auch zurückbekommen. Sie lassen gewöhnlich auf 12 % der Darlehenssumme beläuft, also auf 1 % sich deshalb Sicherheiten geben. Dies geschieht, indem in der monatlich. Regel eine Grundschuld oder eine Hypothek in das Grundbuch des jeweiligen Grundstückes eingetragen wird. Durch die Bestel- Die Annuität für Bauspardarlehen ist deshalb relativ hoch, weil lung einer Grundschuld wird erreicht, dass das belastete Grund- das Bauspardarlehen schnell (im Allgemeinen in 12 Jahren) getilgt stück der oder dem aus der Grundschuld Berechtigten für eine werden soll. Das Bausparen wird gegenüber anderen Sparformen bestimmte Geldsumme haftet. Durch die Bestellung einer Hypothek vom Staat durch die Gewährung von Bauspar- bzw. Wohnungs- wird eine persönliche Forderung – zum Beispiel ein Darlehen ei- bauprämien und Arbeitnehmersparzulagen gefördert. ner Bank an Bauherrinnen und Bauherren – an einem Grundstück dinglich gesichert. Gegenüber der Hypothek hat die Bestellung Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einer Grundschuld den Vorteil, dass Änderungen im Vertrag über Mit ihren Programmen für Wohnimmobilien unterstützt die das Darlehen, das durch die Grundschuld gesichert werden soll KfW-Förderbank die Wohnungsbau- und Vermögenspolitik der – beispielsweise die Erhöhung dieses Darlehens – ohne weitere Bundesregierung. Durch das Programm werden von der KfW der Eintragungen im Grundbuch möglich sind, sofern die eingetrage- Bau und der Erwerb, die Modernisierung und insbesondere die ne Grundschuld genügend hoch ist. Man unterscheidet erstran- energetische Sanierung von Häusern und Wohnungen gefördert. gig und nachrangig gesicherte Darlehen. Erstrangige Darlehen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer profitieren vor allem von werden im Allgemeinen bis zur Höhe von etwa 60 % des Belei- den günstigen Zinsen der KfW. Darüber hinaus bietet die Förder- hungswertes vergeben, nachrangige Darlehen bis zu 80 %. Der bank bei langen Zinsbindungsfristen eine langfristige und solide Beleihungswert liegt überwiegend unter dem Kaufpreis und/oder Kalkulationsgrundlage. den Baukosten des Objekts.

Die KfW-Förderkredite gehören heute bei den meisten Banken Ein nachrangig gesichertes Darlehen, auch bezeichnet als 1b-Hy- zum Standardangebot (teilweise jedoch nur auf Anfrage). Anträge pothek oder zweitrangig gesichertes Darlehen, wird benötigt, für die Förderkredite können bei Banken oder Sparkassen gestellt wenn Eigenkapital, die normale erstrangige Hypothek und gege- werden. benenfalls Verwandtendarlehen nicht für die Finanzierung genü- gen. Bei persönlicher Bonität von Schuldnerinnen und Schuldnern Weitere Informationen gibt es vergeben Sparkassen und Banken auch solche Darlehen. Diese • bei der Hausbank, sind jedoch etwas teurer als die erstrangigen Kredite. • bei der NBank (Telefon: 0511/30031-333 oder im Internet unter www.nbank.de) und Nachrangig gesicherte Darlehen können auch mit einer Bürg- • bei der KfW (Telefon: 0800/5399002 (kostenfreie Service­ schaft eines öffentlich-rechtlichen Instituts zusätzlich abgesichert nummer) oder im Internet unter www.kfw.de). werden. Die Bürgschaft beinhaltet, dass in dem Fall, in dem ein Darlehen weder von der Schuldnerin oder dem Schuldner noch Sozialer Wohnungsbau aus dem Erlös einer Zwangsversteigerung zurückgezahlt werden Eine Förderung im sozialen Wohnungsbau ist nicht nur davon ab- kann, das Institut die Schuld übernimmt. Das Kreditinstitut ist also hängig, dass die persönlichen Voraussetzungen erfüllt sind (zum voll abgesichert. Jedoch bleibt die Schuld der Darlehensnehmerin Beispiel Kinderzahl und Unterschreitung der Einkommensgrenze), oder des Darlehensnehmers bestehen. Die Forderung geht auf

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 45 Teil III 13. Wirtschaftlichkeitsaspekte und Baufinanzierung

den Bürgen über. Dementsprechend sind die Zinsen bei einer sol- Bereitstellungszinsen chen verbürgten Hypothek auch genauso niedrig wie bei einer Wenn eine Hypothekenbank, eine Bank, eine Sparkasse oder eine er­strangigen Hypothek. Dazu kommt allerdings eine Bürgschafts- Bausparkasse Bauherrinnen und Bauherren oder Hauskäuferinnen gebühr. Bürgschaften können in der Regel bei dem zuständigen und Hauskäufern eine Darlehenszusage gibt, dann verpflichtet sie Landesförderinstitut (NBank Telefon: 0511/30031-0) beantragt sich, die zugesagten Geldmittel bereitzuhalten. Nun kann es vor- werden. kommen, dass die Schuldnerin oder der Schuldner die ihr oder ihm zugesagten Geldmittel noch nicht abgerufen oder die grund- Darlehen mit festem Zins buchrechtlichen Voraussetzungen für eine Absicherung des Kredits Bei der Auswahl des Kredits sind die wichtigsten Merkmale der noch nicht geschaffen hat. Während dieser Zeit zwischen Dar- Zins, die Dauer der Zinsfestschreibung und – sofern vereinbart lehenszusage und Überweisung des Geldes an die Schuldnerin – das so genannte Disagio (Abschlag als vorausbezahlter Zins). oder den Schuldner – also während der Bereitstellungszeit – ver- Nur im Ausnahmefall ist der Zins für die gesamte Laufzeit des langt das Kreditinstitut unter Umständen eine Entschädigung, die Kredits festgeschrieben. Zum Ablauf der Zinsfestschreibungsfrist Bereitstellungszinsen. Auch über die Bereitstellungszinsen kann mit wird über den Zinssatz neu verhandelt. Dann kann auch unter der Bank verhandelt werden, insbesondere über die Fristen, in Einhaltung einer Frist von in der Regel einem Monat die Bank denen noch keine Bereitstellungszinsen erhoben werden. Bauher- gewechselt werden, wenn andere Kreditinstitute günstigere Kon- rinnen und Bauherren oder Käuferinnen und Käufer können viel ditionen bieten. Der Wechsel ist allerdings mit Kosten verbunden, Geld sparen, wenn sie ihre Eigenheimpläne genau mit den Finan- da die Rechte der Gläubigerinnen und Gläubiger ins Grundbuch zierungsplänen abstimmen. eingetragen werden müssen, es sei denn, neue und alte Gläubi- gerin oder Gläubiger einigen sich über eine Abtretung außerhalb Selbsthilfe des Grundbuches. Heute werden nach § 36 des II. Wohnungsbaugesetzes (II. Wo- BauG) unter Selbsthilfe Arbeitsleistungen verstanden, die von den Über die bei einer Umschuldung anfallenden Kosten sollten sich Bauherrinnen oder Bauherren selbst, von ihren oder seinen Ange- Schuldnerinnen und Schuldner bei den Kreditinstituten informieren. hörigen sowie von anderen unentgeltlich oder auf Gegenseitigkeit zur Durchführung eines Bauvorhabens erbracht werden. Darlehen mit variablem Zins Besonders Sparkassen und Kreditgenossenschaften, aber auch So gesehen wird die Selbsthilfe als „Muskelhypothek“ zur Erleichte- Banken, vergeben neben Darlehen mit Festzinssatz solche mit rung der Finanzierung von Wohneigentum gesetzlich berücksichtigt. variablem Zinssatz. Bei ihnen wird der Zinssatz der jeweiligen Das Gesetz zur Bekämpfung der Schwarzarbeit sieht dementspre- Entwicklung des Kapitalmarktzinses angepasst. Daher geht aus chend Dienst- oder Werkleistungen, die auf Gefälligkeit oder Nach- den Kreditverträgen üblicherweise nicht hervor, wann und in wel- barschaftshilfe beruhen, sowie Selbsthilfe im Sinne des II. WoBauG chem Ausmaß diese Anpassungen vorzunehmen sind. Die Frage, als zulässig an. Selbsthilfe kann und darf also nicht als ungesetzliche ob ein Darlehen mit Zinsfestschreibung oder mit Zinsanpassung Schwarzarbeit eingestuft werden. Allerdings ergeben sich in der Re- günstiger ist, lässt sich nicht allgemein beantworten. Die Entschei- alität oftmals Probleme in der eindeutigen Abgrenzung. dung ist abhängig von den Zinserwartungen, dem Wunsch nach einer – zeitlich befristeten – festen Belastung oder dem Wunsch Selbsthilfe kann aber auch dann zu einem besonderen Problem nach Sondertilgungen oder vollständiger vorzeitiger Darlehens- werden, wenn ihr Anteil an der Gesamtfinanzierung überbewertet rückzahlung. wird. Hierzu neigen Bauherrinnen und Bauherren immer wieder bei dem Bemühen um eine tragbare Finanzierung. Nicht selten Zinsfestlegungen wird dann später festgestellt, dass die eigenen Arbeiten auf der Zinsfestlegungen für fünf bis zehn Jahre, aber auch 20 Jahre, füh- Baustelle die eigenen Kräfte überfordern. ren zu überschaubaren Belastungen während eines langen Zeit- raumes. Dies ist besonders für Haushalte, bei denen die Belastung Prüflisten zur Finanzierung einen großen Anteil am verfügbaren Einkommen ausmacht, ein Prüflisten sind ein methodisches Hilfsmittel, um Vollständigkeit und großer Vorteil. Allerdings sind die Zinsen regelmäßig bei längerer Richtigkeit der eigenen Überlegungen zu überprüfen. Bindungsfrist höher. Kostenplan, Finanzierungsplan, tragbare Belastung Bei manchen Darlehensnehmerinnen und Darlehensnehmern ent- Auf dem Weg zum Wohneigentum müssen Bauinteressierte eine steht jedoch während der Darlehenslaufzeit auf Grund günstiger Vielzahl von Informationen möglichst lückenlos erfassen, ordnen Umstände der Wunsch, die Darlehen schneller zu tilgen als ur- und bei Bedarf auch fortschreiben. Der „Kostenplan“ soll durch sprünglich gedacht. Während der Festschreibungszeit für den seine ausführliche Darstellung von Einzelpositionen dazu anregen, Zins ist dies jedoch ohne besondere Vereinbarung nur möglich, alle in Betracht zu ziehenden Kosten innerhalb und außerhalb der wenn Vorfälligkeitsentschädigungen in Kauf genommen werden. Baufinanzierung möglichst genau und vollständig zu erfassen. Die Vorfälligkeitsentschädigung ist umso höher, je größer die Dif- Einem Nachfinanzierungsbedarf, der darauf zurückzuführen ist, ferenz zwischen dem geschuldeten Darlehenszins und dem am dass einzelne Positionen der Kostenkalkulation schlicht vergessen Kapitalmarkt für die Restlaufzeit erzielbaren Anlagezins ist. Son- worden sind, kann dadurch entgegengewirkt werden. dertilgungen in begrenztem Rahmen ohne Vorfälligkeitsentschädi- gungen lassen sich allerdings auch vereinbaren. Der nächste wichtige Schritt, aufbauend auf dem „Kostenplan“, besteht in der Erarbeitung eines möglichst gut auf die individuel- Darlehen mit variablen Zinsen ermöglichen dagegen nach der ver- len Einkommens- und Vermögensverhältnisse von Bauinteressierten einbarten Kündigungsfrist Sondertilgungen und lassen sich ohne zugeschnittenen Finanzierungsplanes. Es ist zu prüfen, ob künftig weitere Kosten vorzeitig vollständig tilgen. Es kann zu überlegen im neuen Zuhause noch genug Geld übrig bleibt, um die Lebens- sein, den Kreditbedarf teilweise mit variablen Zinsen und teilweise haltungskosten dauerhaft zu bestreiten. Ist dies nicht möglich, so mit festen Zinsen zu decken. sollte von der Realisierung des Immobilienwunsches derzeit abge- sehen werden.

46 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Teil III 14. Das Grundstück

Vor der eigentlichen Grundstückssuche steht die Entscheidung für Rechtliche Rahmenbedingungen eine bestimmte Lage der Immobilie. Sie ist nicht nur entscheidend Vor Vertragsabschluss sollte die planungsrechtliche Bebaubarkeit für den Wohnwert. Grundstücke auf dem Land oder in weniger des Grundstücks geklärt werden. Es ist beim Bauamt der jeweili- zentraler Lage sind häufig preiswerter als im städtischen Raum gen Gemeinde nachzufragen, oder im Umland einer Großstadt. • ob ein gültiger Bebauungsplan vorliegt oder in Arbeit ist, • wie nach dem Bebauungsplan gebaut werden darf (zum Bei- Nachteil ist unter Umständen ein längerer Weg zur Arbeit, zur spiel im Hinblick auf die äußere Gestalt des Gebäudes, die Schule oder zum Einkaufen, und damit höhere Fahrtkosten, die auf • Bauweise, Abstandsmaße zur Grundstücksgrenze, Bebauungs- Dauer die Ersparnis beim Erwerb des Grundstücks in dezentraler tiefe), Lage wettmachen können. Die Vor- und Nachteile sowie die kurz- • welche Vorgaben mögliche Ortsgestaltungssatzungen enthalten. und langfristigen Kosten der unterschiedlichen Standorte sollten daher sorgsam verglichen werden. Dabei kann man gleichzeitig erfahren, ob in nächster Zeit in der Umgebung Straßen oder Schienenwege gebaut werden, ob in un- Zum Grundstückskauf sind verschiedene Vorüberlegungen anzu- mittelbarer Nähe ein Gewerbegebiet oder ähnliche das Wohnum- stellen: feld beeinträchtigende Vorhaben geplant sind. • Grundstücksgröße, • Nutzfläche, Kosten des Grundstückskaufes • Wohnfläche. Man kann bereits beim Grundstückskauf mit dem Sparen begin- nen. Die Grundstücks- und Erschließungskosten bilden häufig mit Die erforderliche Grundstücksgröße hängt vom geplanten Haustyp 20 % bis 25 % einen beachtenswerten Anteil der Gesamtkosten ab: Ein freistehendes Haus benötigt mindestens 400 m2 Grund- der Baumaßnahme. Allgemein beginnen die Kaufpreise für bau- stücksfläche, ein Doppelhaus mindestens 280 m2, und Grundstü- reifes Land in Wohngebieten heute bei etwa 30 Euro/m2 in klei- cke für Reihenhäuser beginnen bei 150 m2. Oft ist ein solcher nen ländlichen Gemeinden und erreichen 250 Euro/m2 und mehr Haustyp durch Vorgaben im Bebauungsplan festgeschrieben, in großen Städten. der auch maximale Baudichten, gemessen in Grund- und Ge- schossfläche pro Quadratmetern Grundstück, vorschreibt (siehe Es ist auch zu beachten, dass ein großes Grundstück neben dem Berechnung Grundflächenzahl (GRZ) und Geschossflächenzahl eigentlichen Kaufpreis weitere Kosten nach sich zieht. Die Erschlie- (GFZ). ßungskosten sind höher, ebenso die Grunderwerbssteuer. Auch für die jährlich zu entrichtende Grundsteuer hat die Grundstücksgrö- Infrastruktur ße Bedeutung, gleiches gilt für Anliegerbeiträge und die Gebüh- Hat man ein Grundstück von seinem Wohnumfeld her in die enge- ren für Straßenreinigung und gegebenenfalls Niederschlagswas- re Wahl gezogen, sollte die Infrastruktur rund um das Grundstück serbeseitigung. geprüft werden, zum Beispiel die Entfernung zu • den Arbeitsplätzen, Zum Preisvergleich verschiedener Grundstücksangebote findet • Kindergärten, man Anhaltspunkte in den Kaufpreissammlungen und Bodenricht- • Schulen, wertkarten, die von den Gutachterausschüssen der zuständigen • Lebensmittelgeschäften, • Arztpraxen, aber auch die • Anbindung an das öffentliche Bahn- und Busnetz.

Bevor die Entscheidung für ein Grundstück nach Lage und Preis fällt, sollte es noch genauer betrachtet werden.

Bodenbeschaffenheit Von erheblicher Bedeutung ist die Bodenbeschaffenheit des Grund- stücks: • Ist es ohne weiteres bebaubar? • Liegt ein Bodengutachten vor? • Wie hoch ist der Grundwasserspiegel? • Ist der Bauplatz möglicherweise ein Altlastenstandort?

Informationen hierzu erhält man bei den Bauämtern der Gemein- den oder beim Umweltamt des Landkreises, aber auch durch Ge- spräche mit Nachbarn und vielleicht über Baufirmen, die bereits in dieser Gegend gebaut haben.

Wird erst nach Baubeginn festgestellt, dass etwa der Boden nicht tragfähig ist oder Wasserhaltungsmaßnahmen zur Baudurchfüh- rung erforderlich sind, muss man mit erheblichen Mehrkosten rech- nen. Baut man mit einer freien Planerin oder einem freien Planer, dann sollte man ihn bei diesen Recherchen hinzuziehen bezie- hungsweise einbinden.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 47 Teil III 14. Das Grundstück

Katasterämter erstellt werden. Daneben gibt der Ring Deutscher lage begonnen wird. Zur vollständigen öffentlichen Erschließung Makler ebenso wie andere Vereinigungen Preisspiegel heraus, die gehören die Anlage von Straßen, Wegen, Grünflächen sowie die gewisse Anhaltspunkte über Grundstückswerte geben. Statistische Verlegung der Hauptkanäle und -leitungen für Wasser, Abwasser, Durchschnittswerte für baureifes Land sind jedoch nur wenig hilf- Gas, Strom und Telefon/Internet. reich, da sie die lokalen Besonderheiten nicht berücksichtigen. Auch der regelmäßige Vergleich der Grundstückspreise im Immobilienteil Die Kosten der Erstellung der Hausanschlüsse für Strom, Gas, der Tageszeitung oder im Internet verschafft einen Überblick. Wasser, Abwasser oder Telefon vom Abzweig der Hauptleitung beziehungsweise der Grundstücksgrenze bis ins Haus sind regel- Zu den Gesamtkosten für das Grundstück zählen: mäßig selbst zu beantragen und zu bezahlen. Die Hausanschlüsse • Grundstückspreis werden von den Ver- und Entsorgungsunternehmen oder durch von • Gegebenenfalls Kosten für Vermessung ihnen konzessionierte Firmen verlegt. Eigenleistungen sind oft in • Gegebenenfalls Kosten für Baugrundgutachten Absprache mit dem jeweiligen Ver- und Entsorgungsunternehmen • Gegebenenfalls Kosten für eine Bauvoranfrage möglich. Dort kann man auch die Kosten beziehungsweise die • Notargebühren (0,8 % bis 1,5 % des Kaufpreises für Kaufab- Kosteneinsparungen erfragen. wicklung und Grundbucheintragung) • Grundbucheintragung (etwa 1,5 % des Kaufpreises) Sparen lässt sich – zum Beispiel bei Doppelhäusern oder Reihen- • Gegebenenfalls Maklerprovision (meist 3 % bis 6 % des Kauf- häusern – durch gemeinsame Hausanschlüsse sowie durch eine preises zuzüglich Mehrwertsteuer) gemeinsame Heizungsanlage mit den Nachbarn. Die Grundstü- • Grunderwerbssteuer (5 % des Kaufpreises) cke müssen dann aber als Gemeinschaftseigentum mit Sondernut- zungsrechten ins Grundbuch eingetragen werden. Erschließungskosten Man sollte sich möglichst nur ein voll erschlossenes Baugrund- Sonderfall Erbpacht stück kaufen und sich bei der Erschließungsträgerin oder dem Gemeinden oder Kirchengemeinden verkaufen nicht immer, son- Erschließungsträger oder bei der Verkäuferin oder dem Verkäu- dern vergeben Grundstücke, zum Beispiel an kinderreiche Fa- fer erkundigen, ob die vollständige öffentliche Erschließung im milien, oft auch in Erbpacht. In solchen Fällen pachtet man das Grundstückspreis enthalten ist. Auch sollte mit der zuständigen Grundstück für eine bestimmte Zeit, meist 99 Jahre, und bekommt Gemeinde geklärt sein, ob in absehbarer Zeit eventuell mit Nach- die Nutzungsrechte gegen einen jährlichen Erbbauzins übertra- forderungen oder weiteren Erschließungskosten zu rechnen ist. gen. Der Erbbauzins beträgt zu Beginn in der Regel etwa 4 % des Wenn ja, sollten diese Kosten im Finanzierungsplan unbedingt Bodenwertes. Grundstück und Gebäude fallen nach der Pachtzeit berücksichtigt und ihre Verteilung zwischen Käuferin und Käufer an die Grundstückseigentümerin oder den Grundstückseigentümer sowie Verkäuferin und Verkäufer im Kaufvertrag geregelt werden. zurück, es sei denn, der Vertrag wird verlängert. Läuft ein Erb- Stehen noch Erschließungsmaßnahmen aus, haben die Gemein- pachtvertrag aus, so muss die Grundstückseigentümerin oder der den das Recht, Vorausleistungen auf den künftigen Erschließungs- Grundstückseigentümer für ein mittlerweile bestehendes Haus eine beitrag zu verlangen, wenn ein Bauvorhaben auf dem Grundstück entsprechende Entschädigung leisten. Erbpacht kann, muss aber genehmigt wurde und mit der Herstellung der Erschließungsanlage nicht preiswert sein. Man sollte deshalb in einem solchen Fall die in absehbarer Zeit zu rechnen ist. Ferner können Vorausleistungen Erbpachtregeln genau prüfen, ob Steigerungsraten enthalten sind, erhoben werden, wenn mit der Herstellung der Erschließungsan- etwa durch eine Kopplung an die Inflationsrate.

48 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Teil III 15. Der Kaufvertrag

Sobald sich Käuferin und Käufer sowie Verkäuferin und Verkäufer einig geworden sind, sollten die Käuferinnen und Käufer sich von den Verkäuferinnen und Verkäufern eine schriftliche Einwilligung zur Einsicht in das Grundbuch geben lassen. Damit kann beim Grundbuchamt das entsprechende Grundbuchblatt eingesehen werden.

Notarielle Beurkundung des Kaufvertrages Jeder Grundstückskauf bedarf der notariellen Beurkundung. Nota- rinnen und Notare sind verpflichtet, Käuferinnen und Käufer sowie Verkäuferinnen und Verkäufer über ihre Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit dem Kaufvertrag aufzuklären und die Voraus- setzungen für die Grundbucheintragung zu schaffen.

Vor der notariellen Beurkundung des Kaufvertrages sollten Käu- ferinnen und Käufer mit den Verkäuferinnen und Verkäufern über die Konditionen zur Übernahme von Eintragungen im Grundbuch verhandeln oder die Eintragungen vorher löschen lassen.

Sämtliche derartigen Vereinbarungen sind auf jeden Fall im Kauf- zum Mitgebrauch zur Verfügung. Dazu gehören das Grundstück, vertrag festzuhalten. Auch die Erschließungssituation sollte im alle tragenden Gebäudeteile sowie alle Anlagen und Einrichtun- Kaufvertrag festgehalten werden, zum Beispiel ob das Grundstück gen, die dem gemeinschaftlichen Gebrauch aller Wohnungsei- voll erschlossen ist oder welche Erschließungsmaßnahmen bzw. gentümerinnen und Wohnungseigentümer dienen. An ihnen dür- -kosten noch ausstehen. Zudem sollten sich Käuferinnen und Käu- fen die einzelnen Eigentümerinnen und Eigentümer allein keine fer im Kaufvertrag bestätigen lassen, dass das Grundstück frei von (baulichen) Veränderungen vornehmen. rückständigen öffentlich-rechtlichen Lasten und Abgaben ist. Ist dies nicht der Fall, sollte im Kaufvertrag vereinbart werden, wer Käuferinnen und Käufer einer Eigentumswohnung werden also nach endgültiger Abrechnung der Erschließungskosten eventuell Mitglieder einer Gemeinschaft, die bestimmte Rechte einräumt, Rückerstattungen erhalten soll oder Nachforderungen zu entrich- gleichzeitig aber auch Pflichten auferlegt. Die gesetzlichen Rege- ten hat. lungen hierzu enthält das Wohnungseigentumsgesetz (WEG), das unter anderem die Aufstellung einer Teilungserklärung und der Ge- Besonderheiten beim Kauf einer Eigentumswohnung meinschaftsordnung fordert. Beim Kauf einer Eigentumswohnung entscheidet man sich für eine besondere Eigentumsform. Sie ist eine Mischform aus Alleineigen- In der Teilungserklärung und dem dazugehörigen Aufteilungsplan tum an der Wohnung (Sondereigentum) und einem bestimmten der betreffenden Wohnanlage wird festgelegt, welche Wohn- und Anteil am gemeinschaftlichen Eigentum (Gemeinschaftseigentum). Nebenräume sowie Gebäudeteile zu den einzelnen Eigentumsein- Das Sondereigentum steht Käuferinnen und Käufern zur ausschließ- heiten gehören. Aus dem Aufteilungsplan ist die Aufteilung des lichen und alleinigen Nutzung zu. Dazu zählen die zur Wohnung Gebäudes mit Lage und Größe der im Sonder- und im Gemein- gehörenden Räume (auch Kellerräume), die nicht tragenden Wän- schaftseigentum stehenden Gebäudeteile erkennbar. de, die Türen innerhalb der Wohnung sowie die Innenausstattung, also Elektro- und Sanitärinstallationen, Decken- und Wandputz, Die Teilungserklärung wird in der Regel ergänzt durch Regelungen die Tapeten, die Fußbodenbeläge sowie die Innenseiten der Fens- über die rechtlichen Beziehungen der Wohnungseigentümerinnen ter und der Wohnungseingangstür. Das Gemeinschaftseigentum und Wohnungseigentümer untereinander. In dieser „Satzung“, der steht allen Wohnungseigentümerinnen und Wohnungseigentümern Gemeinschaftsordnung, werden Regelungen über den Umgang mit der gemeinsamen Wohnanlage getroffen, die die Vorschriften des Wohnungseigentumsgesetzes ergänzen oder abändern kön- nen.

Auch diese Vereinbarungen sind für Käuferinnen und Käufer von weitreichender Bedeutung, da sie hiermit an wesentliche Rechte und Pflichten gebunden werden. Es werden Sondernutzungsrechte (für Gartenflächen, Kfz-Stellplätze usw.) vergeben, das Stimmrecht und der zukünftige Stimmanteil in der Eigentümerinnen- und Eigen- tümerversammlung festgelegt sowie die Aufteilung der laufenden gemeinschaftlichen Kosten (etwa nach Wohnfläche beziehungs- weise Anzahl der Wohnräume oder nach Anzahl der Bewohner- innen und Bewohner) bestimmt. Eine Gemeinschaftsordnung kann wie eine Teilungserklärung nur mit Zustimmung aller Wohnungs- eigentümerinnen und Wohnungseigentümer und mit einer Eintra- gung ins Grundbuch abgeändert werden.

Vor der Unterschrift unter einen entsprechenden Kaufvertrag sollten sich Käuferinnen und Käufer insbesondere über die Regelungen in der Teilungserklärung und der Gemeinschaftsordnung informie- ren.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 49 Teil III 16. Aufgaben von Planerinnen und Planern

Bei dem Bau eines Gebäudes nehmen Bauherrinnen und Bauher- plänen, den Leistungsbeschreibungen sowie mit den anerkannten ren infolge mangelnder Kenntnisse und Erfahrungen in aller Regel Regeln der Technik und Vorschriften z. B. durch einen bauleiten- die Hilfe von Planerinnen und Planern in Anspruch. Planerinnen den Architekten. Für die Aufgaben der Objektüberwachung bei und Planer werden auch als „Erfüllungsgehilfinnen“ oder „Erfül- Gebäude, Freianlagen und raumbildende Ausbauten bietet der lungsgehilfen“ von Bauherrinnen und Bauherren bezeichnet. Pla- § 34 – siehe auch Anlage 10 – der HOAI 2013 entsprechende nung und Bauleitung lassen sich in verschiedene Leistungsphasen Anhaltspunkte. aufteilen. Sie können in Anlehnung an § 34 der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) ausformuliert und vereinbart Zu den Aufgaben der Objektüberwachung gehören u.a.: werden. Planerinnen und Planer helfen Bauherrinnen und Bauher- • Koordinieren der an der Objektüberwachung fachlich Beteilig- ren, ihre Ideen zu konkretisieren und in genehmigungsfähige und ten (z. B. Fachingenieure), ausführbare Pläne umzusetzen sowie das Bauwerk zu realisieren. • Überwachung und Detailkorrektur von Fertigteilen, • Aufstellen und Überwachen eines Zeitplanes (Balkendia- Grundlagenermittlung, Vor- und Entwurfsplanung gramm): Bauzeitenplan, Nach der Ermittlung und Klärung der Vorstellungen im Hinblick • Führen eines Bautagebuches, auf Umsetzbarkeit, Flächen- und Raumbedarf sowie Kosten stellen • Gemeinsames Aufmaß mit den bauausführenden Unternehmen, Planerinnen und Planer den Bauherrinnen und Bauherren mehrere • Abnahme der Bauleistungen unter Mitwirkung anderer an der Planungsalternativen vor, erarbeiten erste Planskizzen und führen Planung und Objektüberwachung fachlich Beteiligter unter gegebenenfalls Verhandlungen mit Behörden über die Genehmi- Feststellung von Mängeln, gungsfähigkeit des geplanten Bauvorhabens. Wenn die Bauher- • Rechnungsprüfung, rinnen und Bauherren sich dann für eine Planungsalternative ent- • Kostenfeststellung nach DIN 276 oder nach dem wohnungs- schieden haben, erarbeiten die Planerinnen und Planer daraus rechtlichen Berechnungsrecht, den Entwurf. Diese Arbeiten entsprechen den Leistungsphasen • Antrag auf behördliche Bauabnahmen und Teilnahme daran, 1 bis 3 der HOAI (Grundlagenermittlung, Vor- und Entwurfspla- • Übergabe des Objekts einschließlich Zusammenstellung und nung). Übergabe der erforderlichen Unterlagen, zum Beispiel Bedie- nungsanleitungen, Prüfprotokoll, Genehmigungsplanung • Auflisten der Gewährleistungsfristen, Auf der Grundlage der Entwurfsplanung wird die Genehmigungs- • Überwachen der Beseitigung der bei der Abnahme der Bau- planung erstellt (Leistungsphase 4 der HOAI) und das bauord- leistungen festgestellten Mängel, nungsrechtliche Verfahren für das Bauvorhaben eingeleitet. • Kostenkontrolle durch Überprüfen der Leistungsabrechnung der bauausführenden Unternehmen im Vergleich zu den Ver- Ausführungsplanung und Vergabe tragspreisen und dem Kostenanschlag. Die Entwurfs- beziehungsweise Genehmigungsplanung ist in der Regel nicht detailliert genug, damit Bau- und Handwerksunterneh- Zeitplanung men danach arbeiten können. Dazu müssen die Planerinnen und Von der Bauleitung sollte ein Zeitplan erstellt und danach der zeitli- Planer Konstruktions- und Detailzeichnungen erstellen (Leistungs- che Bauablauf organisiert und die einzelnen Gewerke koordiniert phase 5 der HOAI), in denen Detaillösungen des Hausbaus in werden. Eine gute Zeitplanung ist nicht nur erforderlich, um einen dem dafür angemessenen Maßstab dargestellt werden. Fertigstellungstermin abzusichern, sondern auch, um Mehrkosten durch Bauzeitverzögerungen zu vermeiden. Die Aufgabe der Bau- Mit Hilfe dieser Ausführungsplanung können die Planerinnen und leitung ist es auch zu gewährleisten, dass die bauordnungsrecht- Planer nun die Ausschreibungsunterlagen (die so genannten Leis- lichen Vorgaben, unter anderem auch aus eventuellen Nebenbe- tungsbeschreibungen und -verzeichnisse) für Bauunternehmerinnen stimmungen der Baugenehmigung, eingehalten werden und nach und Bauunternehmer sowie Handwerkerinnen und Handwerker er- den Ausführungsplänen sowie den allgemein anerkannten Regeln stellen (Leistungsphase 6 der HOAI). Für jedes Gewerk (also die der Technik mängelfrei gebaut wird. einzelnen Handwerksbereiche wie Zimmerei- oder Klempnereiar- beiten) werden die erforderlichen Leistungen und Baumaterialien Abnahmen aufgeführt, Mengen- und Massenangaben ermittelt und Qualitäten Die Abnahmeformen bzw. –arten regelt § 12 VOB, Teil B sowie vorgegeben. Diese Unterlagen werden von den Planerinnen und § 640 BGB für einen BGB-Werkvertrag. Die Abnahme setzt vor- Planern an jeweils mehrere Baufirmen oder Handwerksbetriebe aus, dass die Bauleistungen im Wesentlichen vertragsgemäß fer- verschickt und Angebote erbeten. Mindestens drei Angebote soll- tiggestellt und frei von Mängeln sind. Dem Auftragnehmer wird ten pro Leistungsverzeichnis eingeholt, geprüft und miteinander empfohlen, dies mit einer Fertigstellungsmeldung dem Auftragge- verglichen werden. Das Ergebnis wird in einem Preisspiegel fest- ber – möglichst schriftlich – anzuzeigen. Die Abnahme bei einem gehalten und mit der bisherigen Kostenberechnung verglichen. Bauvertrag nach VOB ist auf Verlangen des Auftragnehmers durch den Auftraggeber innerhalb von 12 Werktagen durchzuführen. Mit Empfehlungen versehen wird den Bauherrinnen und Bauher- Die Vertragspartner können auch eine andere Frist vereinbaren. ren das Ausschreibungsergebnis zur Entscheidung vorgelegt (Leis- Eine besondere Form für das Verlangen ist nicht vorgeschrieben. tungsphase 7 der HOAI). Die Bauherrinnen und Bauherren wäh- Die Schriftform wird jedoch empfohlen. len aus, erhalten Bauvertragsentwürfe, die von den Planerinnen und Planern vorbereitet werden, und erteilen die Aufträge (die so Der Auftraggeber kann die Abnahme verweigern, wenn wesent- genannte Vergabe). liche Mängel vorliegen. Die Beseitigung dieser Mängel kann er zur Voraussetzung für die Abnahme machen. Wenn jedoch nur Objektüberwachung unwesentliche Mängel vorliegen oder unwesentliche Leistungen, Auf die Objektüberwachung entfallen aufgrund des Projektver- die nicht die Nutzbarkeit beeinträchtigen, fehlen, steht das dem laufs die Koordination der Bauausführung und die Überwachung Abnahmeverlangen nicht entgegen. Das Abnahmeverlangen soll- auf Übereinstimmung mit der Baugenehmigung, den Ausführungs- te auch in diesem Fall schriftlich geäußert werden.

50 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Führt der Auftraggeber die Abnahme nicht innerhalb von 12 Ta- Die Abnahmewirkung tritt ein, wenn gen durch oder verweigert er sie, so gerät er in Abnahmeverzug. • der Auftragnehmer die Fertigstellung der Leistung dem Auftrag- Daraus ergeben sich für ihn erhebliche Rechtsfolgen (z. B. Umkeh- geber schriftlich mitteilt und dieser innerhalb von 12 Werkta- rung der Beweislast u.a.). Dem Auftragnehmer wird empfohlen, gen keine Abnahme verlangt, den Auftraggeber nochmals schriftlich zum Abnahmeverlangen • wenn der Auftraggeber die Leistung oder einen Teil der anzumahnen. Leistung ohne Abnahme in Nutzung nimmt, und zwar gilt der Eintritt der Abnahme nach 6 Werktagen. Erklärt der Auftraggeber mündlich oder schriftlich die Leistung als abgenommen, liegt eine ausdrücklich erklärte Abnahme vor. Die Kosten der Abnahme trägt der Auftraggeber.

Beim VOB-Bauvertrag gilt als Besonderheit und ergänzend zum Bleibt als weitere Besonderheit nach der VOB noch die Teilabnah- Werkvertragsrecht nach BGB die förmliche Abnahme (§ 12 me zu erwähnen. Hierbei handelt es sich um eine echte Abnah- Abs. 4 VOB/B). Sie ist auf Verlangen einer oder beider Parteien me in sich abgeschlossener Teile der Leistung mit allen rechtlichen durchzuführen. Damit soll erreicht werden, dass bereits bei der Folgen. Die Abnahme ist wiederum durch den Auftragnehmer zu Abnahme weitgehende Übereinstimmung herrscht und etwaige verlangen, möglichst in schriftlicher Form. Mit der Abnahme er- Differenzstandpunkte eindeutig formuliert werden. Deshalb sollten folgt auch der so genannte Gefahrübergang auf die Bauherrinnen beide Vertragspartner an der Abnahme teilnehmen und gleichbe- und Bauherren. rechtigt zu Wort kommen. Im Allgemeinen gelten folgende Verjährungsfristen: Das Ergebnis der Abnahmeverhandlung ist schriftlich niederzule- • Fünf Jahre für Bauwerke bei BGB-Vertrag, gen. Im Protokoll sind etwaige Vorbehalte wegen bekannter Män- • Vier Jahre für Bauwerke bei VOB/B-Vertrag, gel und wegen Vertragsstrafen aufzunehmen, ebenso etwaige • Zwei Jahre für alle übrigen Gewerke. Einwendungen des Auftragnehmers. Jeder Vertragspartner erhält • Besondere Regeln gelten, wenn der Bauunternehmer einen eine Ausfertigung der Niederschrift. Mangel arglistig verschwiegen hat.

Die förmliche Abnahme kann auch in Abwesenheit des Auftrag- Überwachung der Mängelbeseitigung nehmers erfolgen, wenn dieser trotz Ladung der Abnahme fern- Schließlich überwacht die Bauleitung die Beseitigung der im Proto- bleibt. Eine solche Regelung sollte jedoch die Ausnahme sein, da koll festgehaltenen Mängel sowie die mangelfreie Erbringung der sie dem eigentlichen Sinn der förmlichen Abnahme widerspricht. Restleistungen und vergleicht die tatsächlichen Gesamtkosten mit Der Auftraggeber ist verpflichtet, den Auftragnehmer über das Er- den Kostenanschlägen bzw. -berechnungen. gebnis seiner alleinigen Abnahme zu unterrichten. Wurden zur Abnahmeverhandlung auch Sachverständige hinzugezogen, so Sofern damit beauftragt, betreut die Bauleitung auch während soll ihre Stellungnahme Gegenstand der Niederschrift werden. der anschließenden Verjährungsfrist für Mängelansprüche die Be- seitigung auftretender Mängel (Leistungsphase 9 der HOAI). Vor Die stillschweigende oder konkludente Abnahme setzt ein Verhalten Ablauf der Verjährungsfristen sollte die Bauleitung zur Feststellung des Auftraggebers voraus, aus dem der Auftragnehmer die Billigung eventueller Gewährleistungsmängel hinzugezogen werden. der Leistung im Wesentlichen als vertragsgerecht erkennen kann.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 51 Teil III 17. Bauunternehmerinnen und Bauunternehmer

Handwerkerinnen und Handwerker Wird ein Haus oder eine Wohnung von einer Bauträgerin oder Die Bauleistungen (zusammengefasst in „Gewerken“) werden einem Bauträger erworben, dann haben Käuferinnen und Käufer meistens an spezialisierte Handwerksunternehmen wie Maurer-, ausschließlich sie oder ihn als Geschäfts- und Vertragspartnerin Zimmerei-, Dachdeckerei- oder Haustechnikbetriebe vergeben. oder -partner. Käuferinnen und Käufer müssen sich weder Plane- Bei einem Einfamilienhaus sind dies vielfach bereits bis zu 20 ver- rin oder Planer suchen noch sich mit den Handwerkerinnen und schiedene Gewerke. Die Koordination übernimmt die Bauleitung. Handwerkern auseinandersetzen. Da auch das Grundstück von Es gibt aber auch die Möglichkeit, alle Leistungen an eine Gene- der Bauträgerin oder vom Bauträger erworben wird, ist dieser ralunternehmerin oder einen Generalunternehmer (GU) zu verge- ebenfalls für die Erschließung zuständig. Sie oder er erstellt das ben, die oder der dann allein für sämtliche Bauleistungen verant- Bauvorhaben in eigenem Namen und auf eigene Rechnung. Da- wortlich ist, auch wenn sie oder er einzelne Gewerke selbst nicht mit tritt sie oder er gegenüber den Handwerkerinnen und Hand- ausführen kann und diese als Auftraggeberin oder Auftraggeber werkern und der unteren Bauaufsichtsbehörde als Bauherrin oder an Sub- bzw. Nachunternehmerinnen und -unternehmer vergibt Bauherr auf. Käuferinnen und Käufer erwerben das fertige oder (Anmerkung: Fertighausanbieterinnen und Fertighausanbieter tre- das noch zu errichtende Haus zusammen mit dem Grundstück und ten in der Regel auch als GU auf). zahlen dafür in der Regel einen Festpreis, der aber auch Grundla- ge für die Ermittlung der Grunderwerbssteuer wird. Der Festpreis Beide Vergabemöglichkeiten haben ihre Vor- und Nachteile. Der hängt davon ab, ob schlüsselfertig gekauft wird, bestimmte Eigen- Vorteil bei der Vergabe an einzelne Handwerksbetriebe ist, dass leistungen erbracht und/oder Sonderwünsche vereinbart werden. eine gezielte Vergabe nach Preis und Qualifikation möglich ist. Die Subunternehmerinnen und -unternehmer der Generalunterneh- Sonderwünsche, die nach Vertragsabschluss vereinbart werden, merin oder des Generalunternehmers sind den Bauherrinnen und führen bei allen Vertragsarten meist zu deutlichen Mehrkosten! Bauherren in der Regel nicht bekannt, sie haben außerdem kein Eine Aufschlüsselung des Festpreises nach üblichen Kostengrup- Mitspracherecht bei der Firmenauswahl. Zudem haben Bauherrin- pen erfahren Käuferinnen und Käufer in der Regel nicht. Ledig- nen und Bauherren aufgrund fehlender vertraglicher Beziehung lich der anteilige Preis für das Grundstück beziehungsweise der keinen Einfluss auf die Subunternehmerinnen und Subunternehmer Miteigentumsanteil am Grundstück wird ausgewiesen. Weder die bei der Bauausführung. Andererseits gibt es beim Bauen mit der Erschließungs- und Planungskosten noch die Gebäudekosten wer- oder dem GU nur eine Vertragspartnerin oder einen Vertragspart- den weiter aufgeschlüsselt, obwohl die Käuferinnen und Käufer ner und nur eine Fertigstellungs- und eine Mängelverjährungsfrist, in der Regel den Haus- oder Wohnungsbau nach dem jeweiligen während bei Vergabe an mehrere Handwerksbetriebe viele Ter- Baufortschritt zahlen sollten. Preis- bzw. Leistungsvergleiche sind mine und Fristen zu koordinieren und zu überwachen sind. Beim daher so gut wie nicht möglich, besondere Kosteneinsparpoten- Bauen mit Handwerksbetrieben ist der Aufwand für die Bauleitung ziale sind weder zu erkennen noch gezielt zu steuern. Bauherrin- höher, während die oder der GU die Koordinierungsaufgaben nen und Bauherren bzw. Käuferinnen und Käufer können lediglich selbst in die Hand nimmt. Das lässt diese oder dieser sich na- durch einen allgemeinen Vergleich verschiedener Baubeschreibun- türlich ebenso bezahlen wie die Haftung für Mängelansprüche gen und an dem Gesamtpreis pro Quadratmeter Wohnfläche er- für die Subunternehmerinnen- und Subunternehmerleistungen, kennen, ob das Haus oder die Wohnung preisgünstig ist. so dass das Bauen mit einer oder einem GU in der Regel insge- samt auch nicht preiswerter wird. Allerdings ist der Preis frühzei- Hinweis: Bauträgerinnen und Bauträgern sind nach § 3 der Ma- tig fest kalkulierbar, da GU meist zu Pauschal- bzw. Festpreisen kler- und Bauträgerverordnung (MaBV) besondere Sicherungs- anbieten und arbeiten. Es liegt im Ermessen der Bauherrinnen pflichten in Bezug auf die Annahme von Vermögenswerten von und Bauherren, ob sie bei der Beauftragung einer oder eines Bauherrinnen und Bauherren auferlegt worden. Hierzu zählt GU zusätzlich eine eigene Bauleitung bzw. Bauüberwachung zum Beispiel die Entgegennahme von Zahlungen beziehungs- beauftragen. weise Rechnungsstellungen entsprechend des Baufortschrittes. Die Höhe von Teilbeträgen, die von der Bauträgerin oder vom Bauträgerinnen und Bauträger Bauträger nach vorgegebenen Anteilen der Vertragssumme ab- Eine Bauträgerin oder ein Bauträger kauft sowohl einzelne Bau- gefordert werden kann, ist in § 3 Absatz 2 MaBV geregelt. grundstücke als auch ganze Baugebiete, parzelliert, erschließt, bebaut sie und verkauft schließlich die einzelnen Grundstücke mit Sonderwünsche gegen Aufpreis Haus oder Wohnungen. Die Gestaltungsmöglichkeiten beim Kauf von Standard-Bauträ- gerinnen- und Bauträgerhäusern sind reduziert. Ähnlich wie bei Als Bauträgerinnen oder Bauträger treten auf: den Typenhäusern von Fertighausanbieterinnen und Fertighaus- • Wohnungsbaugesellschaften anbietern gibt es – in der Regel gegen Aufpreis – andere bzw. • Bauunternehmerinnen und Bauunternehmer höherwertigere Ausstattungen (Sanitärausstattung, Bodenbeläge, • Baubetreuerinnen und Baubetreuer Wandverkleidungen). • Immobiliengesellschaften • Gegebenenfalls auch Maklerinnen und Makler Eigenleistungen zur Kostenreduzierung Wer selber bauen und damit Eigenleistungen übernehmen möch- Unternehmerinnen und Unternehmer, die als Bauträgerinnen oder te, sollte abwägen, was er schaffen kann und was nicht. 1.000 Bauträger tätig werden wollen und von Käuferinnen und Käufern Arbeitsstunden Eigenleistung bedeuten bei einer einjährigen Bau- große Geldsummen entgegennehmen, benötigen eine Zulassung zeit, dass wöchentlich im Durchschnitt 25 Stunden zu erbringen von der zuständigen Ordnungsbehörde nach § 34 c der Ge- sind. Wenn nur das Wochenende und der Urlaub zur Verfügung werbeordnung. Fachliche Qualifikationen werden jedoch nicht stehen, ist das kaum zu leisten. verlangt oder geprüft. Für den Kauf von einer Bauträgerin oder einem Bauträger spricht der geringe Aufwand, den Käuferinnen Es wird deshalb empfohlen, nicht mehr als fünf, höchstens zehn und Käufer beim schlüsselfertigen Angebot für die Begleitung von Prozent der Gesamtkosten als Eigenleistung einzuplanen. Gut Planung und Bauausführung aufzubringen haben, sowie die rela- geeignet für Eigenleistungen sind Arbeiten, die einen hohen tiv große Kalkulationsgenauigkeit. Lohnanteil und wenig Materialkosten enthalten. Beispiele sind Ma-

52 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn ler- und Tapezierarbeiten, das Verlegen von Bodenbelägen, das Einbringen von Dämmwolle oder Arbeiten an den Außenanlagen. In der Regel wird das schlüsselfertige Haus alternativ mit oder ohne „Finish“-Arbeiten angeboten. In solchen Fällen sollten sich Käuferinnen und Käufer beide Preise nennen lassen. Oft werden bestimmte Vergütungssätze (Preisnachlässe oder Gutschriften) für die in Eigenleistung zu erbringenden Arbeiten angeboten. Diese sollten mit mehreren Angeboten örtlicher Handwerksbetriebe ver- glichen werden. Erst dann kann seitens der Bauherrenschaft beur- teilt werden, ob sich die Herausnahme der Leistung bzw. deren Erbringung in Eigenleistung überhaupt lohnt.

18. Versicherungen rund um den Bau

Haftpflichtversicherung Ansprüche abgewehrt werden, wobei den Bauherren im Falle Die Haftpflichtversicherung schützt die Versicherungsnehmerinnen eines Rechtsstreites keine zusätzlichen Kosten entstehen. Soweit und Versicherungsnehmer und ihre Familien (Kinder bis zur Volljäh- Bauherrinnen oder Bauherren Arbeiten teilweise, überwiegend rigkeit, darüber hinaus, wenn dies in den Versicherungsbedingun- oder ganz in eigener Regie ausführen, kann hierfür gesondert Ver- gen enthalten ist) gegen die im privaten Bereich vorkommenden sicherungsschutz vereinbart werden. Risiken. Soweit es sich um bestehende, selbst genutzte Einfamili- enhäuser handelt, schließt die Privathaftpflichtversicherung die Ab- Feuerrohbauversicherung sicherung möglicher Gefahrenquellen aus dem Eigentum vielfach Wenn bis zum Baubeginn die später ohnehin erforderliche bzw. ein. Eine Kontrolle in den Versicherungsbedingungen beziehungs- dringend anzuratende Wohngebäudeversicherung mit abge- weise Rücksprache mit der Versicherung sollte jedoch erfolgen. schlossen wird, besteht hierüber während der Bauzeit häufig kos- tenlos für einen Zeitraum bis zu 12 Monaten Versicherungsschutz Bei Mehrfamilienhäusern, Einfamilienhäusern mit Einliegerwoh- gegen Schäden durch Brand, Blitzschlag oder Explosion. Der nung, vermieteten Einfamilienhäusern oder unbebauten Grund- Nachweis einer Feuerrohbauversicherung wird vielfach von Kredi- stücken greift die Privathaftpflichtversicherung in der Regel nicht tinstituten vor der Auszahlung von Darlehen gefordert. (Rücksprache mit der Versicherungsgesellschaft ist angebracht), so dass der Abschluss einer zusätzlichen Haus- und Grundstückshaft- Bauleistungsversicherung pflichtversicherung und/oder Bauherrinnen- oder Bauherrenhaft- Auch bei sorgfältiger Planung können während der Bauzeit Schä- pflichtversicherung erforderlich beziehungsweise ratsam ist. den auftreten, die jede Kalkulation und das Baukapital gefährden. Ungewöhnliche Witterungseinflüsse, Vandalismus, Materialfehler Als Mindestversicherungssumme sollten 5.000.000 Euro pauschal und viele andere Ursachen können schnell zu unangenehmen für Personen- und Sachschäden vereinbart werden. Der Beitrags- Überraschungen führen. Neben dem finanziellen Schaden ver- vorteil bei niedrigeren Summen steht in keinem Verhältnis zum Ri- zögert sich die Fertigstellung des Bauvorhabens. Bauherrinnen sikonachteil. und Bauherren tragen von der Einrichtung der Baustelle bis zur Fertigstellung des Bauvorhabens das finanzielle Risiko möglicher Bauherrinnen- und Bauherrenhaftpflichtversicherung Schäden, wobei das Risiko in Teilen auf die beauftragten Bauun- Bauherrinnen und Bauherren schaffen durch ihr Bauvorhaben eine ternehmen bis zur Abnahme der vereinbarten Leistung übertragen Gefahrenquelle. Damit entsteht eine Vielzahl unkalkulierbarer Haf- wird. tungsrisiken, die im Fall des Eintretens das gesamte Bauvorhaben zunichtemachen können. Bei Verletzung von Sorgfaltspflichten Die Bauleistungsversicherung (früher auch Bauwesenversicherung können Bauherrinnen und Bauherren zur Verantwortung gezo- genannt) umfasst grundsätzlich alle Bauleistungen, Baustoffe und gen werden, auch wenn sie Planerinnen und Planer oder Unter- Bauteile für den Roh-, Aus- oder Umbau eines Gebäudes. Mitver- nehmerinnen und Unternehmer mit der Erstellung des Bauwerkes sichert sind auch die als wesentliche Bestandteile einzubauenden beauftragt haben. So haben Bauherrinnen und Bauherren zum Einrichtungsgegenstände sowie Außenanlagen. Der Versiche- Beispiel dafür Sorge zu tragen, dass kein Baumaterial auf der rungsschutz erstreckt sich auf alle während der Bauzeit auf der Straße liegt, durch das andere Verkehrsteilnehmerinnen und Ver- Baustelle unvorhergesehen eintretenden Beschädigungen oder kehrsteilnehmer gefährdet werden. Ebenso sollten Bauherrinnen Zerstörungen der Bauleistung oder sonstiger versicherter Sachen und Bauherren die Baustelle regelmäßig selbst überwachen und durch nur fachkundige Firmen und Personen mit Arbeiten beauftragen. • höhere Gewalt, Elementarereignisse, ungewöhnliche Witte- rungseinflüsse wie Sturm, Hagel, Überschwemmungen, Oft sind Planerinnen oder Planer, Bauleiterinnen oder Bauleiter • unbekannte Eigenschaften des Baugrunds, oder die beteiligten Bauunternehmen ebenfalls für einen Schaden • Konstruktions-, Material-, Berechnungsfehler, verantwortlich. Aufgrund der gesamtschuldnerischen Haftung kann • Ungeschicklichkeit, Fahrlässigkeit, Böswilligkeit und die oder der Geschädigte jedoch ihre oder seine Ersatzansprüche • Handlungen unbefugter oder unbekannter Personen, insbeson- in voller Höhe bei Bauherrinnen und Bauherren anmelden. Auf dere Diebstahl bereits eingebauter Teile. den Schutz der Bauherrinnen- oder Bauherrenhaftpflichtversiche- rung sollte daher nicht verzichtet werden. Sie ersetzt berechtigte Darüber hinaus sind vielfache weitere Schäden beitragsfrei mit­ Schadensersatzansprüche und sorgt dafür, dass unberechtigte versichert oder können zusätzlich versichert werden.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 53 Teil III 18. Versicherungen rund um den Bau

Versicherbar sind alle Neubauleistungen des Hoch- und Tiefbaus sind in der Regel die wirtschaftliche Existenz bzw. das Einkom- einschließlich Umbauarbeiten. Gleichzeitig sind auch alle am Bau men der Familie und deren Zukunft im neuen Haus gefährdet. beteiligten Bauunternehmen und Handwerksbetriebe in diesen Die Risikolebensversicherung schließt diese Versorgungslücke ge- Schutz einbezogen. Daher kann der Beitrag entsprechend der gen einen relativ geringen Beitrag. Bestehende oder aufzuneh- einzelnen Bauleistungen auf die Unternehmen umgelegt werden, mende Tilgungsverpflichtungen aus Darlehen können durch eine sofern dies vorher vertraglich vereinbart wurde. Risikolebensversicherung abgesichert werden.

Die Versicherungssumme entspricht dem Wert der Bauleistung Wohngebäudeversicherung einschließlich aller Baustoffe und Bauteile. Ausgenommen sind Die Wohngebäudeversicherung bietet in der verbundenen Form die Kosten von Leistungen und Sachen, die nicht versichert sind, Schutz gegen Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Sturm und sowie Grundstücks-, Erschließungs- und Baunebenkosten. Je Scha- Hagel. Ersetzt werden Schäden in der Regel zum ortsüblichen densfall gilt in der Regel eine Selbstbeteiligung. Je nach Höhe Neubauwert. Der Neubauwert wird durch die Entwicklung der der vereinbarten Selbstbeteiligung kann der Versicherungsbeitrag Baukosten laufend verändert. Die Wohngebäudeversicherung ist reduziert werden. daher als gleitende Neuwertversicherung konzipiert, das heißt, sie passt sich automatisch dem jeweiligen Wertzuwachs an. Nur Gesetzliche Unfallversicherung bei wertbeeinflussenden baulichen Veränderungen ist eine indivi- Wenn Bauherrinnen und Bauherren Eigenleistungen mit Bekann- duelle Anpassung der Versicherungssumme erforderlich. Bei zeit- ten, Verwandten oder Freundinnen und Freunden ausführen wol- gemäßen Versicherungen werden Versicherungssumme und Bei- len, sind sie – zumindest in Teilbereichen – Unternehmerinnen und trag nicht mehr nach dem fiktiven Gebäudewert des Jahres 1914, Unternehmer mit allen entsprechenden Verantwortlichkeiten. Sie sondern nach dem Neubauwert berechnet. Wenn der Neubau- müssen daher auch damit rechnen, dass im Falle eines Unfalles wert durch die Planerin oder den Planer bestätigt wird, verzichtet Schadensersatzansprüche unmittelbar an sie gerichtet werden. die Versicherung im Schadensfall häufig auf den Einwand einer möglichen Unterversicherung. Für die Folgen derartiger Unfälle haftet die Bauberufsgenossen- schaft (BauBG), der gegenüber eine gesetzliche Versicherungs- Der Abschluss einer Wohngebäudeversicherung mit Feuerrohbau- pflicht nach den Bestimmungen des Sozialgesetzbuches besteht. schutz wird von den meisten Kreditgebern zwingend vorgeschrie- Der BauBG müssen Bauherrinnen und Bauherren folgende Aus- ben. Doch Vorsicht: Wird die Gewährung eines Darlehens vom künfte erteilen: Abschluss einer bestimmten Wohngebäudeversicherung abhängig • Anschrift der Bauherren gemacht, handelt es sich um ein unzulässiges Kopplungsgeschäft. • Ort der Bauausführung • Beginn/Ende des Eigenbauarbeiten Glasversicherung • Art des Bauvorhabens (zum Beispiel Wohnungsbau, Umbau, Als Ergänzung zur Wohngebäudeversicherung kann der Ab- Garage) schluss einer Glasversicherung vorgenommen werden. Hierdurch • Namen der bei Eigenbauarbeiten beschäftigten Personen können Schäden an der Gebäude- und Mobiliarverglasung bei • Deren geleistete Arbeitsstunden Wohn- und Geschäftsgebäuden abgedeckt werden. Bei Beschädi- • Gegebenenfalls gezahlte Arbeitsentgelte und gung werden die Kosten für eine neue Verglasung gleicher Art und • Art der Bauarbeiten. Güte einschließlich Montage erstattet. Der zu zahlende Versiche- rungsbeitrag orientiert sich bei Einfamilienhäusern und Wohnun- Beiträge zur gesetzlichen Unfallversicherung müssen die Bauher- gen in der Regel an der Fläche der Wohnung. Bei Mehrfamilien- rinnen und Bauherren zahlen, wenn Eigenleistungen von anderen häusern richtet sich der Beitrag nach dem Neubauwert. Personen (zum Beispiel Verwandte, Bekannte) erbracht werden, auch wenn diese dafür nicht bezahlt werden. Hausratversicherung Die Hausratversicherung schützt das Inventar gegen Schäden Für Leistungen, die sie selber erbringen oder die von der Ehe- durch Brand, Blitzschlag, Explosion, Anprall eines Kraft- oder Luft- partnerin oder dem Ehepartner erbracht werden, besteht keine fahrzeuges, Einbruchdiebstahl, Vandalismus, Raub, Leitungswas- Beitragspflicht. Die Höhe der Beiträge richtet sich in der Regel ser, Sturm und Hagel. nach der Art der in Eigenleistung durchgeführten Bauarbeiten so- wie der Anzahl der Arbeitsstunden. Versicherungsschutz besteht Wenn das neue Heim nach Fertigstellung bezogen wird, muss sowohl bei Arbeits- als auch bei Wegeunfällen. die gegebenenfalls bestehende Hausratversicherung über den Umzug informiert werden. Ein Sonderkündigungsrecht ergibt sich Bei Verletzungen zahlt die gesetzliche Unfallversicherung hierdurch aber nicht. Dennoch sollte bei dieser Gelegenheit der • notwendige Heilbehandlungskosten, Hausratversicherungsschutz überprüft und erforderlichenfalls den • Kosten von Maßnahmen zur Erleichterung der Verletzungsfol- neuen Gegebenheiten angepasst werden. gen (zum Beispiel Hilfsmittel), • Kosten beruflicher Rehabilitationsmaßnahmen und Ersetzt werden Schäden zum Neuwert (Wiederbeschaffungspreis), • Geldleistungen, deren Höhe sich nach dem Jahresverdienst der aber auch die Kosten für Unterbringung im Hotel oder ähnliches, oder des Verletzten vor dem Unfall und dem Grad der unfallbe- wenn die Wohnung durch einen Versicherungsfall unbewohnbar dingten Erwerbsunfähigkeit richtet. ist. Maßstab für die Versicherungssumme ist der tatsächliche Wert des gesamten Hausrats. Wird die Summe zu niedrig gewählt, Risikolebensversicherung kann die Versicherung die Entschädigungsleistung im Schadenfall Bauherrinnen und Bauherren tragen schon aufgrund der einge- im Verhältnis der Unterversicherung zum tatsächlichen Wert des gangenen finanziellen Verpflichtungen eine hohe Verantwortung – Hausrats kürzen. Wer dieses Risiko vermeiden will, kann Unterver- insbesondere für ihre Familie. Deren Existenz hängt entscheidend sicherungsverzicht vereinbaren. von der persönlichen Leistungskraft ab. Durch vorzeitiges Ableben

54 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Teil III 19. Energiesparendes Bauen

Jede und jeder möchte ein schönes und behagliches Zuhause ha- ben, auf das man sich freut, wenn man die Haustür aufschließt. Diese Behaglichkeit wird vor allem durch eine gute und gedämmte Gebäudehülle erreicht.

Aus den Abgasen der Raumheizungen entsteht etwa ein Drittel aller CO2-Emissionen (Emissionen des Treibhausgases Kohlen- dioxyd) in Deutschland. Oft verursacht das Heizen auch hohe Kosten. Durch energiesparendes Bauen und Sanieren können diese Belastungen für die Umwelt und den eigenen Geldbeutel verringert werden. So kann man zum Beispiel einen Neubau ohne großen Mehraufwand als „Effizienzhaus” bauen. Noch Energie sparender sind „Passivhäuser”, die in jeder Hinsicht dem heutigen Stand der Technik entsprechen.

Um energiesparend zu bauen und zu sanieren finden Sie auf den fol- genden Seiten nützliche und vor allem neutrale Informationen.Egal ob Neubau oder Bestandsimmobilie, beim energetischen Standard sollte man immer das dem Geldbeutel höchstmöglich angepasste Ziel wählen, da alle Entscheidungen von langer Wirkung sind.

Neben dem Klimaschutz steht aber die Behaglichkeit des Eigen- heims an vorderster Stelle, egal ob effizienter Neubau oder ener- getisch sanierter Altbau. Je besser die Außenwände gedämmt sind, umso höher sind die Oberflächentemperatur und die Spei- cherfähigkeit dieses Bauteils. Daher wird die gleiche Temperatur in Räumen mit gedämmten Außenwänden wärmer empfunden als im nicht gedämmten Zustand. Vor Fenstern mit Dreifachverglasung gibt es kein Zuggefühl mehr durch abfallende kalte Luft. Mit einer entsprechenden Dämmung des Erdgeschossfußbodens kann man auch ganz ohne Fußbodenheizung das ganze Jahr über auf So- cken laufen. Das gut gedämmte Dach ist die wärmende Pudelmüt- ze des Hauses, denn Wärme steigt ja bekanntlich auf. Und wenn dann die noch benötigte Raumwärme und das Warmwasser mit erneuerbaren bzw. regenerativen Energien erzeugt werden, kann man sich im Hinblick auf die Betriebskosten für die nächsten Jahre und den Klimaschutz entspannt zurücklehnen.

Auf den nächsten Seiten erhalten Sie umfangreiche Informationen zu folgenden Themenbereichen: • Haustechnik im Bestand und Neubau • Neubau, Anforderungen und Begriffe • Bauteilaufbauten Neubau • Altbau, Anforderungen und Beispiele • EnergieBeratungsInitiative „cle(WF)er modernisieren“ • Fördermöglichkeiten

Haustechnik im Bestand und Neubau

Um ein Gebäude mit Wärme zu versorgen, stets ausreichend Warmwasser und frische Luft zur Verfügung zu haben, muss eine sinnvolle, den jeweiligen Bedürfnissen und dem Gebäude ange- passte Haustechnik eingebaut sein. Wie auch immer die Wärme erzeugt wird, sie muss das Haus und das Warmwasser zuverlässig und kurzfristig erwärmen.

Anforderungen: Heizungen, die installiert oder erneuert werden, müssen die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) einhalten. Die Rohrleitungen müssen ausreichend gedämmt sein und es muss ein hydraulischer Abgleich durchgeführt werden.

Lüftung Wegen der heute vorgeschriebenen energiesparenden Bauweise, sind die Gebäudehüllen so dicht, dass bei üblichem Lüftungsver- halten nicht genügend neue Luft nachströmt. Den Luftaustausch

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 55 Teil III 19. Energiesparendes Bauen

über Fugen und Ritzen zu vermeiden, ist mit dass Ziel von Wär- 4. Lüftungsstufe – Intensivlüftung medämmmaßnahmen. Wenn beim Luftdichtheitstest „Blower Dient dem Abbau von Lastspitzen, wie sie zum Beispiel durch Ko- Door“ (wie etwa für neue Einfamilienhäuser vorgeschrieben) chen oder Duschen entstehen. Hier kann der Nutzer teilweise mit eine Luftwechselrate unter 1,25 festgestellt wird, reicht die bau- aktiver Fensterlüftung herangezogen werden. Die Intensivlüftung technische Zugluft nicht mehr aus, um die Raumfeuchte abzu- wird oft auch auf Geräten mit Partylüftung bezeichnet.[6] führen. Die Folgen können Feuchteschäden, Schimmelbefall und Schadstoffanreicherungen in der Raumluft sein. Dann wird eine Randbedingungen explizite lüftungstechnische Maßnahme notwendig. Entsprechend Wichtigste Frage bei der Erarbeitung des Lüftungskonzeptes ist den Anforderungen an den Schallschutz und die Energieeffizi- es, wie die Lüftung zum Feuchteschutz sichergestellt werden kann. enz läuft das – neben händischem Lüften – auf den Einbau einer Faktoren, die in die Berechnung einfließen, sind Dämmstandard, ventilatorgestützten Lüftung hinaus, also meist einer Abluft- oder Art sowie Lage des Gebäudes. Erstere geben den Hinweis dar- einer kombinierten Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewin- auf, mit welchen Undichtheiten in der Haushülle gerechnet werden nung. kann. Die Wohnfläche zeigt die zu erwartenden Belastungen. Die Lage des Hauses ist wichtig, um die Windbelastung einzuschät- Die verschiedenen Regelwerke, unter anderem Energieeinsparver- zen. Es gilt die Faustregel: je mehr Wind desto größer die natür- ordnung (EnEV), DIN 4108-2, DIN 1946-6) forderten gleichzeitig liche Infiltration. Die Norm ist deswegen mit einer Windkarte des eine dichte Gebäudehülle und die Sicherstellung eines Mindest- deutschen Wetterdienstes hinterlegt. luftwechsels. Damit standen sie scheinbar im Widerspruch zuein- ander. Bisher blieb offen, wie diese Mindestlüftung erfolgen muss. Lüftungstechnische Maßnahmen Entweder manuell durch den Nutzer oder durch eine Lüftungsanla- Reicht die Luftzufuhr über Gebäudeundichtheiten nicht aus, um ge. Die aktualisierte Fassung der DIN 1946-6 schließt diese Lücke die Lüftung zum Feuchteschutz sicherzustellen, muss der Planer lüf- und konkretisiert, für welche Leistungen der Nutzer herangezogen tungstechnische Maßnahmen (LtM) vorsehen. Das kann die zusätz- werden kann und für welche nicht. liche Lüftung über Schächte oder in der Außenhülle eingelassene Ventile, so genannte Außenwandluftdurchlässe (ALD), sein oder Lüftungskonzept und Lüftungsstufen über die ventilatorgestützte Lüftung von technischen Wohnungs- Die DIN 1946-6 verlangt jetzt die Erstellung eines Lüftungskon- lüftungsanlagen erfolgen. Für diese Stufe ist es unzulässig, akti- zeptes für Neubauten und Renovierungen. Für letztere ist ein ve Fensterlüftung durch die Bewohner einzuplanen. Die Lüftung Lüftungskonzept notwendig, wenn im Ein- und Mehrfamilienhaus zum Feuchteschutz muss nutzerunabhängig funktionieren! Auch mehr als ein Drittel der vorhandenen Fenster ausgetauscht bezie- für die nachfolgenden Lüftungsstufen muss der Planer festlegen, hungsweise im Einfamilienhaus mehr als ein Drittel der Dachfläche wie er den notwendigen Luftaustausch erzielen will. Bei Quer- und neu abgedichtet werden. Das heißt: Der Planer oder Verarbeiter Schachtlüftungssystemen muss er die aktive Fensterlüftung schon muss festlegen, wie aus Sicht der Hygiene und des Bauschutzes ab der reduzierten Lüftung einplanen und sollte den Nutzer ex- der notwendige Luftaustausch erfolgen kann. Das Lüftungskonzept plizit darauf hinweisen. Bei der ventilatorgestützten Lüftung kann, kann von jedem Fachmann erstellt werden, der in der Planung, falls erforderlich, der Planer das aktive Öffnen der Fenster bei der der Ausführung oder der Instandhaltung von lüftungstechnischen Intensivlüftung berücksichtigen. Bei erhöhten Anforderungen an Maßnahmen oder in der Planung und Modernisierung von Ge- Energieeffizienz, Schallschutz und Raumluftqualität ist immer eine bäuden tätig ist. ventilatorgestützte Lüftung erforderlich.

Die Norm fordert den Nachweis für vier Lüftungsstufen, die bei Haftung und Haftungsrisiken unterschiedlichen Nutzungsbedingungen einen ausreichenden Die aktualisierte Norm DIN 1946-6 sorgt in den entscheidenden Luftwechsel sicherstellen. Die Stufen sind: Bereichen für Rechtssicherheit. In Deutschland ist seither der Nach- weis zu erbringen, ob eine ausreichende Feuchteabfuhr auch 1. Lüftungsstufe – Lüftung zum Feuchteschutz ohne aktive Fensterlüftung gewährleistet ist. Wird ein Lüftungskon- Lüftung in Abhängigkeit vom Wärmeschutzniveau des Gebäudes zept erstellt, hat der Bewohner eine rechtliche Verpflichtung, die- zur Gewährleistung des Bautenschutzes (Feuchte) unter üblichen ses auch zu befolgen. Weist der Architekt oder Planer nicht auf ein Nutzungsbedingungen bei teilweise reduzierten Feuchtelasten, fehlendes Lüftungskonzept oder aber die Nichterfüllung der DIN beispielsweise zeitweilige Abwesenheit der Nutzer, Verzicht auf 1946-6 hin, ist er bei Schimmelschäden haftbar. Wäschetrocknen. Diese Stufe muss gemäß Norm ständig und nut- zerunabhängig sichergestellt sein. Trotzdem bleiben, selbst bei Einhaltung der Norm, rechtliche Ri- siken für Planer und Bauausführende bestehen. Selbst bei strikter 2. Lüftungsstufe – Reduzierte Lüftung Einhaltung der Vorgaben kann es sein, dass für die Herstellung Zusätzlich notwendige Lüftung zur Gewährleistung des hygieni- eines hygienischen Raumklimas die notwendige aktive Fensterlüf- schen Mindeststandards (Schadstoffbelastung) und Bautenschut- tung, die sich auch aus dem Lüftungskonzept ergibt, als unzumut- zes bei zeitweiliger Abwesenheit des Nutzers. Diese Stufe muss bar eingeschätzt wird. So stufen z. B. die Gerichte zunehmend weitestgehend nutzerunabhängig sichergestellt sein. Diese Lüf- bei ganztägig berufstätigen Nutzern bereits ein zweimaliges tungsstufe wird auch Mindestlüftung genannt. Stoßlüften am Tag als kritisch oder als nicht zumutbar ein. Kritisch wird die Lage auch bei milden Wintern, bei Windstille und in den 3. Lüftungsstufe – Nennlüftung Übergangsjahreszeiten. Die geringeren Temperaturunterschiede Die Nennlüftung, auch Grundlüftung genannt, beschreibt die not- zwischen Wohnungs- und Außenluft verlangsamen den Luftaus- wendige Lüftung zur Gewährleistung der hygienischen und ge- tausch. Reicht ein 10-minütiges Lüften bei kaltem Wetter aus, um sundheitlichen Erfordernisse sowie des Bautenschutzes bei Nor- die Raumluft einmal komplett auszuwechseln, reduziert sich die malnutzung der Wohnung. Der Nutzer kann hierzu teilweise mit Luftwechselrate bei milderen Temperaturen drastisch. Schon bei aktiver Fensterlüftung herangezogen werden. Die Lüftungsstufe gilt 0° Celsius können aus hygienischer Sicht deutlich mehr Lüftungen als Normalbetrieb. pro Tag erforderlich sein. Solch häufiges Lüften ist den Bewohnern nach der heutigen Rechtsprechung nicht zuzumuten.

56 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Kompetente Partner beim Bau

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 57 Teil III 19. Energiesparendes Bauen

Durch einen entsprechenden Passus in den allgemeinen Geschäfts- Wie auch immer die Wärme in die Räume kommt, sie muss er- bedingungen ist diesem Umstand nicht zu entkommen. In einem zeugt werden. Grundlegende Überlegungen muss man zum Wär- solchen Fall müssten schon sehr detaillierte Lüftungsanweisungen meerzeuger und zum Brennstoff beziehungsweise zur Wärme- deutlicher Vertragsbestandteil werden. Und selbst dann ist es nach quelle anstellen. Ansicht von Rechtsexperten höchst zweifelhaft, ob nicht ein Ver- stoß gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik vor- Hier sollten eine effiziente Technik (zum Beispiel Brennwerttechnik) liegt. Wer auf der sicheren Seite sein will, plant so, dass bei einem und/oder ein regenerativer Brennstoff im Vordergrund stehen. So realistisch eingeschätzten Lüftungsverhalten der Menschen der liefert der naheliegende Harz klimaneutrale Pellets, die in Zentral- hygienische Luftaustausch sichergestellt ist. Das Lüftungskonzept heizungen vollautomatisch in Raumwärme umgewandelt werden. zeigt dazu Lösungsansätze auf. Der Rohstoff wächst fast vor der Haustür und wird auch dort ver- arbeitet. Alternativ kann ein Brennwertgerät mit Gas oder Heizöl betrieben werden. Auch ist der Einsatz einer Wärmepumpe oder eines Stückholzkessels möglich. Die eingesetzte Technik muss aus- reichend Leistung haben, um die Bedürfnisse kostengünstig und -verlustarm zu erfüllen. Dies muss besonders beim Einbau von Wärmepumpen geprüft werden. Bei geeigneter Dachfläche kann eine Unterstützung der Heizung mit einer thermischen Solaranlage sinnvoll sein. Die von der Sonne gelieferte Wärme wird in einem wassergefüllten Wärmespeicher „gepuffert“ (Pufferspeicher). In- formationen zu einer klimafreundlichen und regenerativen Haus- technik sind bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) unter www. zukunft-haus.info, aber auch bei der Fachagentur Nachwach- sende Rohstoffe e. V. (FNR) unter www.fnr.de oder beim Verein C.A.R.M.E.N., dem „centralen Agrar-, Rohstoff-, Marketing- und Energie-Netzwerk“ unter www.carmen-ev.de erhältlich.

Warmwassererzeugung Klassisch wird das Warmwasser über die Zentralheizung „mit“-er- zeugt und in einem Trinkwasserspeicher zwischengelagert. Al- ternativ kann das Warmwasser über eine Frischwasserstation er- wärmt werden. Das Wasser wird im Durchlaufprinzip über einen Bei einem neuen Wohnhaus beziehungsweise in einem gut ge- Wärmetauscher temperiert und zum Wasserhahn geleitet. Die er- dämmten Bestandsgebäude geht etwa die Hälfte aller Heizwärme forderliche Wärme kommt aus einem dann nötigen Pufferspeicher, während des notwendigen Lüftens über die Fenster verloren. Eine wie er bei thermischen Solaranlagen eingebaut wird. Verringerung dieser Lüftungswärmeverluste um bis zu 80 % und zugleich eine erhebliche Steigerung des Lüftungskomforts ermög- Bei hohem Warmwasserverbrauch (ab drei bis vier Bewohnern) lichen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Sie saugen und einer geeigneten Dachfläche sollte man sich Gedanken über warme verbrauchte Luft aus Küche, Bad und WC ständig ab und eine thermische Solaranlage machen, die während der Sommer- führen sie über einen Wärmetauscher nach außen ab. Gleichzei- monate die Warmwasserbereitung übernimmt. Aber auch schon tig wird ständig und wohl dosiert frische Außenluft vorerwärmt in in einem 2-Personen-Haushalt kann eine solche Anlage sinnvoll die Aufenthaltsräume eingeblasen. Die Frischluftversorgung und sein, wenn zum Beispiel täglich gebadet wird. Um eine gute Aus- die Geruchs- und Feuchteabfuhr erfolgt vollautomatisch sowie lastung einer thermischen Solaranlage zu erhalten, sollten die unabhängig von Wind, Wetter, Anwesenheit und Lüftungsdiszip- Spülmaschine (bei den meisten Geräten möglich) und auch die lin. Die Verteilung erfolgt je nach Anlagentyp über ein Ein- oder Waschmaschine (eventuell über ein Vorschaltgerät) an das Warm- Zweirohrsystem. Die benötigten Rohre sind zwar recht groß, wird wasser angeschlossen werden. Über die Sommermonate kann die die Anlage aber von Anfang an mit eingeplant, können die Leitun- Zentralheizung komplett ausgeschaltet werden. Mit Hilfe einer gu- gen im Neu- wie im Altbau gut „versteckt“ werden. ten Steuerung kann in der Übergangszeit ein Großteil des Warm- wasserbedarfs ebenfalls über die Solaranlage erzeugt werden. Übrigens: In Gebäuden mit Lüftungsanlage kann man natürlich die Fenster öffnen. Außerhalb der Heizperiode kann eine ma- Um das kostengünstige Warmwasser immer schnell zur Verfügung nuelle Fensterlüftung betrieben und bei gekipptem Fenster ge- zu haben, kann eine Zirkulationsleitung sinnvoll sein. Die Zeiten, schlafen werden. Bequemer ist es jedoch, die Lüftungsanlage zu in denen eine Zirkulation als Energieverschwender verpönt war, betreiben. sind vorbei. Heutzutage gibt es Systeme, die auf Anforderung fast verlustfrei das warme Wasser zur Zapfstelle pumpen. In vorhande- Neutrale und unabhängige Informationen über Lüftungsanlagen nen Systemen sollte eine Zeitschaltuhr eingebaut werden, die auf sind unter www.tzwl.de zu finden. Dies ist das Informationsportal die individuellen Nutzungszeiten für Warmwasser eingestellt ist. des „Testzentrum für Wohnungslüftungsgeräte (TZWL) e.V.“. Dar- über hinaus gibt es unter anderem von der Verbraucherzentrale Einstellungen und Wartung informelle Broschüren zum Thema Lüften. Auch Technik braucht Aufmerksamkeit. Nur eine gut eingestellte und gewartete Anlage arbeitet effizient, angefangen bei Hochef- Raumwärmeerzeugung fizienzpumpen, richtig eingestellten Zeitschaltuhren (Nachtabsen- Üblicherweise werden die Räume über eine Zentralheizung und kung, Anwesenheit, Umstellung auf Sommerzeit), aber auch die Heizflächen wie Heizkörper oder Fußbodenheizung beheizt. In Kontrolle der Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit gehört dazu. Passivhäusern wird die benötigte Wärme über die Lüftungsanlage Dieses erfordert Aufmerksamkeit, die sich dann aber in niedrigen in die Räume gebracht. Heizkosten widerspiegelt.

58 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Bei uns werden Sie gut beraten

Neubau, Anforderungen und Begriffe decken. Das Gesetz lässt auch Ersatzmaßnahmen wie Kraft-Wär- me-Koppelung, Nah- und Fernwärmenetz, Nutzung von Abwärme Auf den folgenden Seiten wird über die Anforderungen an Neu- und Wärmedämmung zu. bauten informiert. Außerdem gibt es Hinweise zu Bauteilen und Haustechnik sowie über Luftdichtheit und wärmebrückenfreies Wichtig: Eigentümer von Häusern im Bestand sind vom EEWär- Bauen. meG nicht direkt betroffen. Allerdings regelt es unter bestimmten Voraussetzungen auch notwendige Maßnahmen für Um- und Anforderungen Ausbauten, Kernsanierungen oder Nutzungsänderungen. Energetisch gebaut wird heutzutage nach der Energieeinspar- verordnung für Gebäude, Verordnung über Energie sparenden Energieausweise Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäu- den, kurz Energieeinsparverordnung (EnEV). Die jeweils aktuelle 1. Wer braucht einen Energieausweis? Fassung der EnEV ist zum Beispiel unter www.enev-online.de zu Wer ein Gebäude oder ein Gebäudeteil verkaufen, vermieten, finden. verpachten oder verleasen will, muss sich einen Energieausweis ausstellen lassen. Bei der Errichtung von Gebäuden muss der Bau- Wer neu baut, muss entsprechende Anforderungen einhalten, die so herr sicherstellen, dass dem Eigentümer unverzüglich nach Fertig- genannten Mindeststandards. Hierbei handelt es sich um die nach- stellung ein Energieausweis über das Gebäude ausgestellt wird. folgend dargestellten drei Anforderungen (§ 3 EnEV 2014 – An- Gleiches gilt, wenn größere Änderungen an den Außenbauteilen forderungen an Wohngebäude (1. Jahres-Primärenergiebedarf / bestehender Gebäude (z. B. Außenwände, Fenster, Türen und 2. Transmissionswärmeverlust / 3. sommerlicher Wärmeschutz)), Dächer) vorgenommen werden oder die beheizte oder gekühlte die auch im Energieausweis zu finden sind. Der Energieausweis Nutzfläche eines Gebäudes um mehr als die Hälfte erweitert wird. ist Bestandteil der bautechnischen Nachweise zum Wärmeschutz, Lediglich für Baudenkmäler oder kleine Gebäude gelten Ausnah- die von entsprechend qualifizierten Planerinnen und Planern (zum men (§ 16 Absatz 5 EnEV). Beispiel Energieberaterinnen und Energieberatern) erstellt werden müssen.

Die Energieeinsparverordnung (EnEV) regelt energetische Min- destanforderungen für Neubauten und Modernisierungen sowie den Um- und Ausbau oder Erweiterungen bestehender Gebäude. Sie macht Vorgaben für Anlagen zum Beheizen, Kühlen, Belüf- ten und die Warmwasserversorgung. Auch Anforderungen an Energieausweise für Gebäude im Neubau und Bestand, Nach- rüst- bzw. Austauschpflichten sowie Regelungen zu Inspektions-, Wartungs- und Kontrollleistungen sind in der EnEV festgelegt. Die Verordnung gilt für alle mit Energie beheizten und gekühlten Ge- bäude – also für alle Wohngebäude. Für nur zeitweise beheizte, gekühlte oder genutzte Gebäude wie Ferienhäuser gelten beson- dere Vorschriften. Die EnEV bezieht sich unter anderem auf das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG). Danach müs- sen Eigentümer eines selbstgenutzten oder vermieteten Neubaus mit mehr als 50 m² Nutzfläche den Energiebedarf für Heizung, Warmwasser und Kühlung anteilig aus erneuerbaren Energien

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 59 Teil III 19. Energiesparendes Bauen

2. Welchen Energieausweis muss man sich ausstellen lassen? ausgelegt wird. Sollte keine Besichtigung stattfinden, dann muss Die Energieeinsparverordnung (EnEV) kennt zwei Arten von Ener- der Vermieter dem potenziellen Mieter unverzüglich den Energie- gieausweisen: ausweis oder eine Kopie vorlegen. • den Energiebedarfsausweis, in dem anhand komplexer Berech- nungen der theoretische Energiebedarf des Gebäudes ermittelt Spätestens jedoch nach einer Aufforderung des potenziellen Mie- wird, und ters muss der Energieausweis oder eine Kopie vorgelegt werden. • den Energieverbrauchsausweis, der grundsätzlich auf den Dies gilt auch dann, wenn der potenzielle Mieter den Ausweis tatsächlichen Energieverbräuchen der letzten drei Jahre beruht. schon vor dem Besichtigungstermin sehen will. Unverzüglich nach Abschluss des Vertrages muss dem Mieter der Energieausweis oder Sollen bestehenden Gebäude verkauft, vermietet, verpachtet oder eine Kopie zudem übergeben werden. Entsprechendes gilt bei Ver- verleast werden, kann unter Umständen ein Energieverbrauchsaus- kauf, Verpachtung oder beim Verleasen. Vermieter sind aber nicht weis erstellt werden. Dies gilt aber nur für Gebäude mit mehr als verpflichtet, für ihre Bestandsmieter Ausweise erstellen zu lassen fünf Wohnungen, für die der Bauantrag nach dem 1. November oder diesen Einsicht in vorhandene Ausweise zu gewähren. 1977 gestellt wurde oder die schon bei Baufertigstellung das An- forderungsniveau der Wärmeschutzverordnung vom 11. August 5. Wann muss der Energieausweis dauerhaft ausgehängt werden? 1977 eingehalten haben oder dieses Niveau durch spätere Ände- Bei Gebäuden mit starkem Publikumsverkehr auf mehr als 500 m² rungen erreichen. Bei neu errichteten oder geänderten Gebäuden Nutzfläche muss der jeweilige Nutzer dafür sorgen, dass ein Ener- muss hingegen stets ein Energiebedarfsausweis erstellt werden. gieausweis an einer für die Öffentlichkeit gut sichtbaren Stelle aus- gehängt wird, sobald einer vorliegt. Es muss hierfür jedoch nicht 3. Wer darf einen Energieausweis ausstellen? extra ein Energieausweis erstellt werden. In Betracht kommen hier Energiebedarfs- oder Verbrauchsausweise für Bestandsgebäude beispielsweise Banken, Supermärkte, Gaststätten und Läden. dürfen nur von Ausstellern mit entsprechender Qualifikation aus- Für Gebäude mit starkem Publikumsverkehr aufgrund einer be- gestellt werden. Dies können u. a. Architekten, Bauingenieure, hördlichen Nutzung von mehr als 500 m² Nutzfläche muss ein Heizungsbauer oder Schornsteinfeger sein. Für Neubauten ist die Energieausweis ausgestellt und an einer für die Öffentlichkeit gut Ausstellungsberechtigung landesrechtlich geregelt. sichtbaren Stelle ausgehängt werden. Ab 8. Juli 2015 wird die erforderliche Fläche auf 250 Quadratmeter reduziert. Verantwort- 4. Wann und wie muss der Energieausweis genutzt werden? lich für den Aushang ist der jeweilige Nutzer. Soll ein mit einem Gebäude bebautes Grundstück oder ein Teil des Gebäudes vermietet werden, hat der Vermieter dem Mietinteres- 6. Inhalt und Aufbau der Ausweise senten spätestens bei der Besichtigung einen Energieausweis oder Die Ausweise müssen nach Inhalt und Aufbau den Mustern der eine Kopie des Energieausweises vorzulegen. Hierbei reicht es Anlagen zur EnEV entsprechen. Die Ausweise enthalten auf fünf aus, wenn der Energieausweis deutlich sichtbar ausgehängt oder Seiten die wesentlichen Gebäudedaten, eine Registriernummer, den „Vergleichsbalken“ (Energielabel) mit Energieeffizienzklasse, sowie Vergleichswerte und, soweit möglich, Modernisierungsemp- fehlungen. Bei Bestandsgebäuden kann der Aussteller die benö- tigten Gebäudedaten vor Ort selbst erheben oder sich diese vom Eigentümer übermitteln lassen. Letzteres kann die Kosten des Aus- weises erheblich reduzieren und wurde vom Verordnungsgeber in § 17 Abs. 5 EnEV ausdrücklich zugelassen.

7. Wie lange sind Energieausweise gültig? Energieausweise verlieren spätestens nach 10 Jahren ihre Gültig- keit. Wenn größere Änderungen an den Außenbauteilen beste- hender Gebäude vorgenommen werden, muss ein neuer Energie- ausweis erstellt werden. Der alte Energieausweis verliert dann mit Fertigstellung der Änderungen seine Gültigkeit.

8. Dürfen alte Energieausweise weiter verwendet werden? Auch Energieausweise, die vor in Krafttreten der aktuellen EnEV erstellt worden sind, dürfen mit folgenden Maßgaben weiter ver- wendet werden. Uneingeschränkt gültig für eine Dauer von 10 Jahren ab Erstellung sind: • Energiebedarfsausweise für Wohngebäude, die nach den Vor- schriften der EnEV (egal welcher Fassung) erstellt worden sind, • Energieausweise, die vor dem 1. Oktober 2007 von Ge- bietskörperschaften oder auf deren Veranlassung ausgestellt worden sind und Angaben über den Energiebedarf oder -verbrauch einschließlich der Warmwasserbereitung und den wesentlichen Energieträger für die Heizung beinhalten, • Energieausweise, die die vor dem 1. Oktober 2007 erstellt worden sind und sich an dem am 25. April 2007 von der Bundesregierung beschlossenen Entwurf der EnEV orientieren Energieausweise, die keine dieser Voraussetzungen erfüllen, dürfen lediglich bis zum 30. Oktober 2015 weiter genutzt werden.

60 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn 9. Was passiert, wenn man sich nicht an die Vorgaben hält? Energetische Standards Der Verkäufer, Vermieter, Verpächter oder Leasinggeber ist verant- Die oben beschriebenen Anforderungen der EnEV beziehen sich wortlich dafür, dass er den Energieausweis rechtzeitig vorlegt und auf die Mindestanforderungen, also das unterste Niveau im Neu- übergibt. Wer dies vorsätzlich oder leichtfertig nicht, nicht voll- baubereich. Wer besser als EnEV-Standard bauen möchte, hat ständig oder nicht rechtzeitig macht, riskiert ein Bußgeld von bis zahlreiche Möglichkeiten. Vielfach wird sich hier an den Bedin- zu 15.000 Euro. Gleiches trifft Eigentümer, die vorsätzlich oder gungen der Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau leichtfertig nicht dafür Sorge tragen, dass die von ihnen zur Erstel- (KfW) orientiert, zum Beispiel an den so genannten KfW-Effizienz- lung eines Energieverbrauchsausweises zur Verfügung gestellten häusern und dem Passivhaus. Das KfW-Effizienzhaus ist ein tech- Daten richtig sind. nischer Standard, den die KfW in ihren Förderprodukten nutzt. Unterschiedliche Zahlenwerte geben an, wie hoch der Jahrespri- 1. Jahres-Primärenergiebedarf (QP) in kWh/(m²a) märenergiebedarf der Immobilie im Verhältnis zu einem vergleich- In Bezug auf die Größe, Geometrie, Gebäudenutzfläche und baren Neubau ist. Dabei gilt: Je niedriger die Zahl, desto höher Ausrichtung des Gebäudes muss ein bestimmter Jahresprimä- die Energieeffizienz. renergiebedarf (QP) eingehalten werden. Der berechnete Jah- res-Primärenergiebedarf ist unter anderem im Energieausweis zu Anforderungen an KfW-Effizienzhäuser finden. Eingerechnet werden im Wesentlichen die Dämmqualität Passivhäuser sind Gebäude, die dank ihrer kompakten, stark aller Bauteile (mittlerer U-Wert mit Wärmebrückenzuschlag) der wärmegedämmten Bauweise keine Heizung mehr benötigen. Der wärmeübertragenden Hüllfläche, die Effizienz der eingebauten Begriff Passivhaus ist nicht geschützt. Er wird vielmehr als eine Technik wie Heizung, Warmwasser, Kühlung (sofern vorhanden) Art Verbrauchsstandard definiert. Die wichtigsten Merkmale eines und die Luftdichtheit jeweils in Bezug auf die individuelle Grö- Passivhauses sind: ße des Gebäudes. Der berechnete Jahres-Primärenergiebedarf • Ausgezeichneter Wärmeschutz darf gemäß § 3 Absatz 1 EnEV den Wert des Jahres-Primäre- • Kein konventionelles Heizsystem nergiebedarfs eines Referenzgebäudes gleicher Geometrie, Ge- • Dreifache Wärmeschutzverglasung mit gedämmten Fensterrahmen bäudenutzfläche und Ausrichtung mit der in Anlage 1 Tabelle 1 • Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung der EnEV angegebenen technischen Referenzausführung nicht überschreiten. Daneben gibt es weitere Hausbezeichnungen, wie z. B. Niedrige- nergiehaus, Nullenergiehaus, Plusenergiehaus oder Sonnenhaus. 2. Transmissionswärmeverlust H´T in W/(m²K) Bei all diesen „ungeschützten“ Bezeichnungen muss man immer Der Transmissionswärmeverlust H´T oder auch mittlerer U-Wert be- genau überprüfen, ob auch „drin ist was draufsteht“. So kann ein schreibt die energetische Qualität („Wärmedämmqualität“) aller als besonders energiesparend beworbenes „Niedrigenergiehaus verbauten Bauteile der Gebäudehülle wie Außenwand, Fenster, nach EnEV“ unter Umständen gerade mal die Mindestanforderun- aber auch kleinerer Bauteile wie Haustür und Wände zu unbeheiz- gen einhalten. Eine Überprüfung erfolgt am einfachsten durch die ten Bereichen. Jedes Bauteil bekommt einen so genannten Wärme- Einsicht in den Energieausweis des Gebäudes durch Vergleich der brückenzuschlag, entweder einen hohen pauschalen Zuschlag für Angaben mit den Anforderungen an die Effizienzhäuser der KfW, alle Bauteile oder einen niedrigeren pauschalen Zuschlag, wenn gegebenenfalls unter Heranziehung zum Beispiel eines Energie- die Anforderungen nach DIN 4108 Beiblatt 2 eingehalten wer- beraters. den. Alternativ können die Wärmebrücken auch einzeln ermittelt und ausgewiesen werden. Nach § 3 Absatz 2 EnEV sind zu er- Bauteilaufbauten Neubau richtende Wohngebäude so auszuführen, dass die Höchstwerte des spezifischen, auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche Außenwände bezogenen Transmissionswärmeverlusts nach Anlage 1 Nr. 1.2 Außenwände können grob in zwei Bauweisen eingeteilt werden: der EnEV nicht überschritten werden. Massivbau- und Holzbaukonstruktionen. Auf eine gute Dämmwir- kung sollte in beiden Fällen geachtet werden. 3. Sommerlicher Wärmeschutz Die Anforderung an den sommerlichen Wärmeschutz dient dem Beim Massivbau liegen Dämmung und Tragkonstruktion nebenei- Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner vor unbehaglich über- nander und können je nach Ausführung viel Platz in Anspruch hitzten Gebäuden. In Zeiten von großflächigen Glasfassaden und nehmen. Auch gibt es reine Massivkonstruktionen, bei denen der zahlreichen Dachflächenfenstern ist es wichtig, dass bereits in der Mauerstein entsprechende Dämmeigenschaften besitzt. Je nach Planungsphase an wirksamen Sonnenschutz wie z. B. Rollläden, Energieeffizienz des Gebäudes stößt man aber bei diesem System Raffstores oder festen Sonnenschutz gedacht wird, um einem spä- recht schnell an seine Grenzen. teren Nachrüsten von energieintensiven Klimageräten vorzubeu- gen. Die geplanten Verschattungsmöglichkeiten werden in der Be- Bei einer Holzkonstruktion werden Tragkonstruktion und Däm- rechnung des Energieausweises berücksichtigt. Nach § 3 Absatz mung ineinander geschoben, dies spart bebaute Fläche. 4 EnEV sind zu errichtende Wohngebäude so auszuführen, dass die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz nach An- Erprobt sind beide Bauweisen. Die Entscheidung liegt bei den lage 1 Nummer 3 der EnEV eingehalten werden. Bauherrinnen und Bauherren, wobei auch Wärmespeichereigen- schaften (Behaglichkeit, sommerlicher Wärmeschutz) und Schall- Übrigens: Die in den Nachweisen zum Wärmeschutz getroffenen schutz berücksichtigt werden sollten. Ansätze müssen so gebaut bzw. ausgeführt werden. Daher muss in der Ausführungsplanung darauf geachtet werden, dass alle An- Ausführung Bauteil (U-Wert) Neubau sätze und Angaben aus dem Energieausweis, die in der frühen Bauteil EnEV Anforderung Empfehlung Leistungsphase der Entwurfsplanung gerechnet wurden, auch um- Außenwand 0,24 W/(m2K) 0,15 W/(m2K) gesetzt werden. Nur so wird der gewünschte energetische Stan- Wand gegen Erdreich 0,30 W/(m2K) 0,20 W/(m2K) dard auch erreicht.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 61 Teil III 19. Energiesparendes Bauen

Fenster Fenster rücken die Räume ins rechte Licht. Sie lassen Helligkeit und Wärme herein, gleichzeitig sollten sie aber auch so wenig Ener- gie wie möglich herauslassen. Bei jeder Planung sollte immer auf eine wohldosierte Größe der Fenster geachtet werden. Je größer die Fensterfläche, umso teurer wird der Sonnenschutz und umso weniger Wandstellfläche für Möbel erhält man.

Übrigens: Wintergärten sind kein Beitrag zum Energiesparen, wenn sie wegen frostempfindlicher Pflanzen oder Einrichtungen beheizt werden oder wenn die Türen zum dahinter liegenden Wohnraum fehlen oder offen stehen. Über Glasflächen beheizter Räume geht immer mehr Wärme verloren als durch sie gewonnen wird.

Bei der Auswahl von Fensterrahmen gibt es diverse Systeme aus Kunststoff beziehungsweise Recyclingkunststoff, Holz, Holz-Alumi- nium und Aluminium. Das Rahmenmaterial sollte immer auf den Dämmstandard des Gebäudes abgestimmt sein. Die Wahl der Verglasung sollte auf eine Dreifachverglasung mit einer so ge- nannten „warmen Kante“ (Abstandshalter beziehungsweise Rand- verbund) fallen. Daneben müssen Anforderungen wie Schallschutz oder Sonnenschutz beachtet werden.

Durch die Dreifachverglasung kommt weniger Sonnenergie (ange- geben durch den so genannten Ug-Wert einer Verglasung) in den Raum, dies wird jedoch durch den verbesserten Dämmwert mehr als ausgeglichen. Auch ist das Gewicht der Dreifachverglasung für die Rahmen und Beschläge kein Problem mehr. Durch die gute Dämmwirkung der Dreifachverglasung merkt man in Fensternähe keine kalte Abstrahlung mehr.

Kunststofffenster können mittlerweile gut recycelt werden, da sie sortenrein entsorgt werden. Daher gibt es neue Kunststofffenster mit Recyclinganteilen. Einige Rahmenhersteller sind Partner von Fensterrecyclingsystemen, wie zum Beispiel www.rewindow.de. Beispielaufbauten für eine verputzte Außenwand mit einem Allgemeine Informationen über Fenster sind unter www.fenster1. U-Wert von 0,15 W/(m²K) de zu finden. Einschaliges Mauerwerk – Wandstärke 53 cm • 10 mm Innenputz Ausführung Bauteil (U-Wert) Neubau • 490 mm hochdämmendes Mauerwerk, Bauteil EnEV Anforderung Empfehlung Wärmeleitfähigkeit 0,08 W/mK Fenster 1,3 W/(m2K) 0,9 W/(m2K) • 30 mm Wärmedämmputz Wärmeleitgruppe (WLG) 077 Dachflächenfenster 1,4 W/(m2K) 1,1 W/(m2K) Verglasungen 1,1 W/(m2K) 1,1 W/(m2K) Mauerwerk mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS) – Wandstärke 40 cm • 10 mm Innenputz Beispielfenster (Normmaß 1,23 m x 1,48 m) mit einem 2 • 175 mm Mauerwerk, Wärmeleitfähigkeit 0,56 W/mK Uw-Wert von 0,90 W/(m K) • 200 mm Wärmedämmverbundsystem WLG 032 • 7 Kammer Kunststoffrahmen, Rahmentiefe 82 mm, Uf-Wert 1,0 • 15 mm Putzsystem W/(m2K) • 3-fach Verglasung mit Argonfüllung, Ug-Wert von 0,7 W/(m2K) Holzkonstruktion – Wandstärke 33 cm • Edelstahl Abstandhalter als Randverbund, psi-Wert von 0,05 • 12 mm Gipskartonplatte W/(mK) • 40 mm Installationsebene mit Dämmung WLG 040 • 18 mm Grobspanplatte (OSB) Übrigens: Im Internet findet man diverse kostenfreie Fenster­ • 200 mm Holzständerkonstruktion mit Einblasdämmung berechnungsprogramme. WLG 040 • 40 mm Wärmedämmverbundsystem WLG 040 Kellerdecke/Bodenplatte • 15 mm Putzsystem Wärme steigt zwar auf, fließt aber im gleichen Maße auch über Bauteile nach unten ab. Dies beruht auf dem Bestreben des Aus- Die luftdichtende Ebene bildet im Massivbau der Innenputz, bei gleichs von warm nach kalt, egal in welcher Orientierung sich einer Wand in Holzkonstruktion ist es zum Beispiel die Grobspan- das Bauteil befindet. Ein guter Gebäudeabschluss nach unten ist platte auf der Innenseite der Tragkonstruktion. Wärmebrücken an auch immer ein Garant für Behaglichkeit (keine kalten Füße mehr, den Mauerkronen und Fußpunkten sowie zum Beispiel durch Roll- Krabbelkinder können stundenlang ihrer Lieblingsbeschäftigung ladenkästen sind zu minimieren. nachgehen).

62 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Im Hinblick auf eine Fußbodenheizung ist eine starke Wärme- Ausführung Bauteil (U-Wert) Neubau dämmung zum unbeheizten Keller oder zum Erdreich besonders Bauteil EnEV Anforderung Empfehlung wichtig, um den jeweiligen Raum und nicht das Erdreich oder den Dachschrägen, Keller zu heizen. oberste Geschossdecke 0,24 W/(m2K) 0,15 W/(m2K) Dachflächen mit Die Dämmung kann oberhalb oder unterhalb der Kellerdecke/ Abdichtungen 0,20 W/(m2K) 0,15 W/(m2K) Bodenplatte verlegt werden. Eine Verlegung unterhalb der Boden- platte bietet eine wärmebrückenfreie Konstruktion, der benötigte Dämmstoff muss aber hohen Anforderungen genügen. Bei einer Beispielaufbauten für einen Dachaufbau mit Zwischen­ Dämmung oberhalb des thermisch trennenden Bauteils sind die sparrendämmung mit einem U-Wert von 0,15 W/(m²K) aufstehenden Mauern (je nach Material) als lineare Wärmebrü- Holzkonstruktion – Bauteilhöhe 33 cm (ohne Dacheindeckung) cken zu berücksichtigen. • 12 mm Gipskartonplatte • 30 mm Installationsebene Dämmung WLG 035 Ausführung Bauteil (U-Wert) Neubau • PE-Folie als luftdichtende Ebene Bauteil EnEV Anforderung Empfehlung • 280 mm Sparren mit Dämmung WLG 035 Bodenplatte 0,30 W/(m2K) 0,20 W/(m2K) • Unterspannbahn • Latten und Ziegeleindeckung

Beispielaufbau für einen Fußbodenaufbau mit einem U-Wert von Luftdichtheit 0,20 W/(m²K) Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass die wärme- Bodenplatte – Bauteilhöhe 37 cm übertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauer- • 50 mm Estrich haft luftundurchlässig entsprechend den anerkannten Regeln der • 120 mm Trittschall- und Wärmedämmung WLG 025 Technik abgedichtet ist (§ 6 Absatz 1 EnEV). Das heißt alle Bau- • 200 mm Betonbodenplatte teile müssen, meist raumseitig, eine luftdichtende Ebene erhalten. Betonbauteile wie Bodenplatten und Decken sind in sich luftdicht, Dachschrägen und oberste Geschossdecke bei Mauerwerk übernimmt der Innenputz die luftdichtende Funk- Das Dach schützt vor der Witterung und ist quasi die warme tion. Bei Holzkonstruktionen (Wand/Dach) wird als luftdichtende Mütze – hier heißt es in Bezug auf die Dämmung nicht kleckern, Ebene innenseitig eine Folie, Baupappe oder Grobspanplatte ein- sondern klotzen, je mehr desto besser. Im Dachbereich ist es gesetzt (Gipskartonplatten haben keine luftdichtenden Eigenschaf- ein Leichtes, große Dämmstoffstärken unterzubringen. Je nach ten). An allen Bauteilübergängen müssen diese luftdichtenden Nutzung des Obergeschosses sind die Dachschrägen und/oder Materialien miteinander verbunden werden. Beim Fenstereinbau die oberste Geschossdecke das zu dämmende Bauteil. Wichtig müssen die Rahmen mit dauerhaft elastischen und dichten Verbin- ist eine raumseitige luftdichte Ebene, die ein Durchfeuchten des dungsmitteln, wie zum Beispiel Klebebändern, an den verputzten Dämmstoffes mit Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft verhindert. Diese Mauerwerkslaibungen oder im Holzbau an zum Beispiel Grob- luftdichte Ebene muss an den Rändern der Dach- bzw. Decken- spanplatten angeschlossen werden (Ortschaum und Silikon sind bauteile dauerhaft mit der luftdichten Ebene der Wände (zum alleine keine geeigneten Luftdichtungsmittel). Beispiel Innenputz im Massivbau) verbunden werden. Unter der Dacheindeckung ist eine Unterspannbahn nötig. Aufgabe dieser Nachstehend eine beispielhafte Auswahl an Bauteilanschlüssen, Textilien ist es, die Dämmung vor Regenwasser, Flugschnee, Wind bei denen die Luftdichtheit beachtet werden muss: und auch Ungeziefer zu schützen. • Kellerdecke/Bodenplatte – Außenwand • Außenwand – Fenster/Haustür Die Dämmung kann platzsparend zwischen den Sparren verlegt • Außenwand – Rohrdurchführungen/Steckdosen werden. Alternativ kann eine Aufsparrendämmung gewählt wer- • Außenwand – Dachkonstruktion den, bei der die Sparren raumseitig sichtbar bleiben. Auch eine • Dachkonstruktion – Dachflächenfenster Kombination von Zwischen- und Aufsparrendämmung ist möglich. • Dachkonstruktion – Schornstein/WC-Entlüftung/Antennenan- Außerdem kann der Bereich zwischen den Latten der innenseiti- schluss gen Gipskartonverkleidung, die auch Installationsebene genannt wird, als weitere Dämmebene genutzt werden. In dieser Lattene- Die Luftdichtheit eines Gebäudes kann mit einem Blower-Door-Test bene werden Kabel und Steckdosen verlegt, ohne die luftdichten- überprüft werden, dieser sollte vor dem Estricheinbau, aber nach de Ebene zu durchstoßen. Falls ein Durchstoßen der luftdichtenden Installationsfertigstellung durchgeführt werden. Es ist sinnvoll, sich Ebene doch nötig ist (Kabel der Satellitenantenne, Zuleitungen zu das Luftdichtheitskonzept vor Baubeginn zeigen zu lassen und ab- Solar- oder PV-Anlage, Abwasserentlüftung), gibt es hierfür ent- zunehmen. sprechende Luftdichtungsmanschetten. Übrigens: Wer schon mal gesehen hat, wie eine Kerze an einer Um eine schnelle Aufheizung des Dachgeschosses im Sommer zu innenliegenden Steckdose durch den außerhalb des Gebäudes vermeiden, sollte Dämmstoff mit hoher Dichte beziehungsweise herrschenden Wind ausgeblasen wird, versteht, wie wichtig luft- hohem Flächengewicht gewählt werden, um einen möglichst ho- dichtes Bauen ist. hen Wert für die so genannte Phasenverschiebung zu erhalten. Die Phasenverschiebung bezeichnet die Zeitdifferenz, nach der Gerade wenn die Außenhülle eines Gebäudes luftundurchlässig das nachmittägliche Hitzemaximum auf der Bauteilaußenseite hergestellt werden muss, ist das zu errichtende Gebäude so aus- die Bauteilinnenseite erreicht. Dies sollte möglichst in der zweiten zuführen, dass der zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung Nachthälfte geschehen, idealerweise also nach 10 bis 12 Stun- erforderliche Mindestluftwechsel sichergestellt ist (vergleiche § 6 den. Geeignete Baustoffe sind zum Beispiel Dämmungen aus Zel- Absatz 2 EnEV). luloseflocken oder aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holzfaser oder Hanf.

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Wärmebrücken und vor dem 1. Januar 1985 eingebaut oder aufgestellt worden Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass der Einfluss sind, ab 2015 nicht mehr betreiben. Eigentümer von Gebäuden konstruktiver Wärmebrücken auf den Jahresheizwärmebedarf dürfen Heizkessel, die mit flüssigen oder gasförmigen Brennstof- nach den anerkannten Regeln der Technik und den im jeweiligen fen beschickt werden und nach dem 1. Januar 1985 eingebaut Einzelfall wirtschaftlich vertretbaren Maßnahmen so gering wie oder aufgestellt worden sind, nach Ablauf von 30 Jahren nicht möglich gehalten wird (vergleiche § 7 Absatz 2 EnEV). mehr betreiben. Die Sätze 1 bis 3 sind nicht anzuwenden, wenn die vorhandenen Heizkessel Niedertemperatur-Heizkessel oder Neben einer luftdichten Bauweise ist daher auch auf eine wär- Brennwertkessel sind, sowie auf heizungstechnische Anlagen, de- mebrückenfreie Ausführung zu achten. Dies gilt insbesondere in ren Nennleistung weniger als vier Kilowatt oder mehr als 400 Bezug auf die Fensteranschlüsse. Diese sollten dem RAL-Leitfaden Kilowatt beträgt, und auf Heizkessel nach § 13 Absatz 3 Nummer „Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustü- 2 bis 4.“ ren März 2014“ (bestellbar über die Website des Verbands der Fenster- und Fassadenhersteller) entsprechen. Befinden sich in der erworbenen Immobilie in unbeheizten Be- reichen zugängliche, aber ungedämmte Heizungs- und Warm- Eine Wärmebrücke ist ein Bereich, durch den die Wärme deutlich wasserleitungen sowie Armaturen oder Pumpen, so müssen diese schneller nach außen abfließen kann als durch die angrenzenden gedämmt werden (vergleiche § 10 Absatz 2 EnEV). Die Dämm- Bauteile. Es ergeben sich somit lokal niedrigere Temperaturen der stoffstärke richtet sich nach den Rohrdurchmessern, Angaben Innenseite des betroffenen Bauteils. Dies führt zu Wärmeverlusten dazu sind in der Anlage 5 der EnEV zu finden. und es kann an den entsprechenden Stellen zu Feuchtigkeitspro- blemen mit der Gefahr von Schimmelbildung kommen. Gibt es in einem älteren Gebäude eine nicht gedämmte Zwischen- decke zum unbeheizten Dachboden, eine so genannte oberste Üblicherweise treten Wärmebrücken an Bauteilübergängen auf Geschossdecke, so haben die Eigentümerinnen und Eigentümer oder durch unsachgemäße Ausführung, wie zum Beispiel Lücken diese zu dämmen. Die Regelungen des § 10 Absatz 3 lauten: in der Dämmung. Mittlerweile gibt es viele Hilfsmittel auf dem Markt, um wärmebrückenfrei zu bauen. „Eigentümer von Wohngebäuden […] müssen dafür sorgen, dass zugängliche Decken beheizter Räume zum unbeheizten Dach- Altbau, Anforderungen und Beispiele raum (oberste Geschossdecken), die nicht die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2: 2013-02 erfül- Bei den meisten Altbauten bestehen erhebliche Möglichkeiten zur len, nach dem 31. Dezember 2015 so gedämmt sind, dass der Einsparung von Heizenergie, da deren Kellerdecken, Außenwän- Wärmedurchgangskoeffizient der obersten Geschossdecke 0,24 de und Dächer oft nicht oder nur wenig gedämmt sind. Neue Fens- Watt/(m2K) nicht überschreitet. Die Pflicht nach Satz 1 gilt als er- ter haben wesentlich niedrigere Wärmeverluste als Einfach- oder füllt, wenn anstelle der obersten Geschossdecke das darüberlie- ältere Zweifachverglasungen, die vor 1995 eingebaut wurden. gende Dach entsprechend gedämmt ist oder den Anforderungen Durch nachträgliche Wärmedämmung lassen sich in Altbauten oft an den Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2: 2013-02 genügt. auch Feuchteprobleme und Schimmelrisiken beseitigen. Besonder- Bei Maßnahmen zur Dämmung nach den Sätzen 1 und 2 in De- heiten historischer Baustoffe und Baukonstruktionen müssen dabei ckenzwischenräumen oder Sparrenzwischenräumen ist Anlage 3 berücksichtigt werden. Nummer 4 Satz 4 und 6 entsprechend anzuwenden.“

Eine weitere Hauptursache der schlechten Energieausbeute in Um einen U-Wert von 0,24 W/(m2K) an der obersten Geschoss- bestehenden Gebäuden ist der geringe Wirkungsgrad veralteter decke zu erhalten, muss zum Beispiel auf einer Betondecke ein Heizkessel. Erhebliche Wärmemengen verlassen das Haus unge- Dämmstoff in 14 cm Stärke in WLG 035 aufgelegt werden. Bei nutzt über den Schornstein. Diese Abgasverluste können durch mo- einer Decke in Holzbaukonstruktion ist zusätzlich zu prüfen, ob derne Heizkessel beträchtlich verringert werden. Damit mindern eine funktionierende luftdichtende Ebene, z. B. eine raumseitig sich auch Schadstoffe wie Schwefel- und Kohlendioxyd. Nach verputzte Schilfrohrmatte, vorhanden ist. Ansicht der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände gilt un- ter den modernen Heizkesseln der Brennwertkessel als besonders Aber auch bei der Änderung von Außenbauteilen bestehender energiesparende und umweltschonende Wärmeerzeugung. Wohngebäude stellt die Energieeinsparverordnung energetische Anforderungen an die Bauteile, die von den Eigentümerinnen und Anforderungen Eigentümern im Rahmen der Sanierung oder Modernisierung ein- Wenn eine ältere Immobilie erworben wird bzw. wurde, haben zuhalten sind. Die Einzelheiten hierzu sind in § 9 EnEV in Verbin- die neuen Besitzerinnen und Besitzer nicht nur die oben darge- dung mit der Anlage 3 der EnEV geregelt. stellte Chance zur Einsparung von Heizenergie, sondern sie wer- den vom Gesetzgeber auch zu einigen Nachrüstungen im und am Wärmedämmmaßnahmen an bestehenden Gebäuden müssen je- Gebäude verpflichtet. Diese Pflichten müssen innerhalb von zwei doch individuell auf die bestehende Bausubstanz abgestimmt sein. Jahren nach Eigentumsübergang erfüllt werden. Im einfachsten Fall ist dies ein Wärmedämmverbundsystem, wel- ches seit über 50 Jahren erfolgreich eingesetzt wird und auf dem Je nach Alter und Größe, bzw. Leistung des vorhandenen Heizkes- vorhandenen Außenputz aufgeklebt und verdübelt wird. Je nach sels muss dieser ausgetauscht werden. Durch § 10 Absatz 1 EnEV Baustil und Wandaufbau kann es aber auch eine Innendämmung ist Folgendes vorgegeben: sein. Eine Beschreibung aller in Frage kommenden Dämmmaß- nahmen an den unterschiedlichsten Bauteilen vom Keller bis zum „Eigentümer von Gebäuden dürfen Heizkessel, die mit flüssigen Dach würde den Rahmen dieser Broschüre sprengen. Als Orientie- oder gasförmigen Brennstoffen beschickt werden und vor dem rung kann jedoch die Tabelle auf der vorherigen Seite (S. 63) mit 1. Oktober 1978 eingebaut oder aufgestellt worden sind, nicht den U-Wert-Anforderungen an die einzelnen Bauteile dienen. Auf- mehr betreiben. Eigentümer von Gebäuden dürfen Heizkessel, gelistet sind die EnEV-Anforderungen als Mindeststandard, aber die mit flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen beschickt werden auch verbesserte und empfohlene U-Werte.

64 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Jedes Gebäude ist anders und die geforderten U-Werte können auf Beratung bei historischer Bausubstanz und Denkmalen die unterschiedlichste Art und Weise erreicht werden. Neben der Bei Baudenkmalen und erhaltenswerter historischer Bausubstanz individuellen Dämmstoffstärke muss bei jedem Bauteil im Altbau in sind die Möglichkeiten bei einem energetischen Sanierungs- besonderem Maße auf Luftdichtheit und Wärmebrücken geachtet wunsch oft eingeschränkt. Für Fragen steht die untere Denkmal- werden. Außerdem muss die Dämmung direkt, ohne Luftschicht, schutzbehörde als Ansprechpartner zur Verfügung (Telefon: an das Bauteil anschließen. Eine mögliche Hinterlüftung kann je 05371/82644). nach Konstruktion aber zwischen Dämmung und außenliegendem Wetterschutz der Fassade sein, wie z. B. bei einer Holzfassade. Neben Beratungen zu geeigneten Materialien und Konstruktio- nen können dort auch für die KfW erforderliche Bescheinigungen Übrigens: Wände atmen nicht! Die Innenoberflächen der Wän- ausgestellt werden. Die Beratungen werden kostenlos angeboten, de nehmen in geringem Maße Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft können aber nur einer ersten Orientierung dienen. Für die wei- auf und geben sie an die Raumluft wieder ab. Das eigentliche teren erforderlichen Ermittlungen und Berechnungen ist eine zu- Lüften, sprich die Erneuerung der Raumluft und der Abtransport gelassene Energieberaterin oder ein zugelassener Energieberater von überschüssiger Luftfeuchtigkeit, geschieht immer über geöff- hinzuzuziehen. nete Fenster und/oder Türen. Alternativ kann eine mechanische Lüftungsanlage betrieben werden. Dies ist komfortabel und spart Fördermöglichkeiten bei einem Gerät mit Wärmerückgewinnung zudem Energie ein. Soll eine bestehende Immobilie umfangreich saniert werden, so Wichtig ist, sich mit den neuen Begebenheiten des sanierten sind Anforderungen bei Änderungen von Außenbauteilen entspre- Hauses auseinanderzusetzen und gegebenenfalls das Nutzerin- chend der EnEV einzuhalten. Diese Anforderungen der EnEV be- nen- und Nutzerverhalten anzupassen. So muss zum Beispiel nach ziehen sich auf die Mindestanforderungen von Einzelbauteilen. einer Fenstererneuerung das Lüftungsverhalten wieder neu erlernt Wer sein Gebäude besser als EnEV-Standard sanieren möchte, werden. Das Lüften muss nun von den Bewohnerinnen und Bewoh- kann verschiedene Förderprogramme in Anspruch nehmen. nern eigenständig durchgeführt werden, da undichte Fenster und so genannte Fugenlüftung der Vergangenheit angehören. Hilfreich Förderungen der KfW ist die Verwendung eines Luftfeuchtemessers (Hygrometers) und Die KfW bietet Förderungen für Einzelmaßnahmen und Sanierun- eines Thermometers in jedem Raum. Bei einer Raumlufttemperatur gen zu KfW-Effizienzhäusern an, jeweils als Kredit oder Investiti- von 20 °C sollte die Luftfeuchtigkeit nicht mehr als 60 % betra- onszuschuss. Je nach erreichtem Niveau eines KfW-Effizienzhau- gen. Der Einsatz einer Lüftungsanlage erspart die beschriebenen ses kann auf Nachweis ein Tilgungszuschuss beantragt werden. Schritte. Die Förderungen laufen ausschließlich über Banken, Sparkassen und Versicherungen, so genannte Finanzierungsinstitute. Zur Ab- Auch können nach durchgeführten Dämmmaßnahmen die Raum- wicklung ist außerdem eine unabhängige Energieberaterin oder lufttemperaturen deutlich reduziert werden, da die Oberflächen- ein unabhängiger Energieberater notwendig. temperaturen der gedämmten Bauteile annähernd Raumtemperatur haben. So werden Aufenthaltsräume bei 20 °C Raumtemperatur KfW-Effizienzhaus, gültig bis zum 31.03.2016 als behaglich warm empfunden, da es keine kalt abstrahlenden 40 55 70

Fenster und Außenwände mehr gibt. QP in % QP REF 40 % 55 % 70 %

H´T in % H´T REF 55 % 70 % 85 % Beispiele umgesetzter Sanierungen Tilgungszuschuss 10 % 5 % Es gibt bereits viele gute Beispiele von umgesetzten Sanierun- gen. Auf der Internetseite der dena ist unter http://effizienzhaus. KfW-Effizienzhaus, gültig ab dem 01.04.2016 zukunft-haus.info eine Suchmaske für energieeffizient sanierte Be- 40 plus 40 55 standsgebäude in ganz Deutschland zu finden. Auch Beispiele QP in % QP REF 40 % 40 % 55 % von Sanierungen auf Passivhausniveau können angesehen wer- H´T in % H´T REF 55 % 55 % 70 % den. Diese sind unter www.passivhausprojekte.de zu finden. Zusätzliche Anforderung Plus Paket 55 % 70 % Unter www.sanieren-profitieren.de können Sanierungstagebücher Tilgungszuschuss tagesaktuell tagesaktuell tagesaktuell eingesehen werden. Sanierte Objekte aus Niedersachsen findet Quelle: www.kfw.de (Stand November 2015) man unter www.heimspiel-niedersachsen.de im Bereich Informati- onen und Erfahrungsberichte. Die aktuellen Konditionen sind unter www.kfw.de zu finden.

Broschüren der dena über energieeffiziente Sanierungen und de- Neben baulichen Maßnahmen werden auch Änderungen und Er- ren Haustechnik informieren produktneutral. Diese können unter weiterungen der Haustechnik gefördert. www.zukunft-haus.info/publikationen bestellt werden (einzuge- ben sind die Begriffe Verbraucher und Sanierung). Förderungen des BAFA Das BAFA bietet neben der Förderung einer Vor-Ort-Beratung (sie- BAFA Vor-Ort-Beratung he oben) auch die Förderung neuer Haustechnik im Gebäudebe- Die Durchführung einer noch darüber hinausgehenden umfangrei- stand auf Grundlage erneuerbarer Energien an. Die Programme chen Vor-Ort-Beratung, wie sie vom Bundesamt für Wirtschaft und des BAFA sind teilweise mit denen der KfW kombinierbar. Die Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert wird, ist häufig dann empfeh- aktuellen Konditionen sind unter www.bafa.de zu finden. lenswert, wenn sich aus dem HeizCheck bzw. der Energiesprech- stunde oder Initialberatung eine entsprechende Sinnfälligkeit Weitere Fördermöglichkeiten ergibt oder ohnehin bereits die Durchführung von energetischen Einen Überblick über alle weiteren Fördermöglichkeiten eines spe- Modernisierungsmaßnahmen geplant und dabei vielleicht auch ziellen Objektes bietet die Interseite www.foerderdata.de. ein Zuschuss der KfW-Förderbank angestrebt wird.

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 65 Teil IV 20. Kurzporträt Gebietseinheiten

Landkreis Gifhorn Samtgemeinde Boldecker Land

Anschrift: Schlossplatz 1, 38518 Gifhorn Anschrift: Eichenweg 1, 38554 Telefon: 05371/82-0 (Zentrale) Telefon: 05362/9781-0 (Zentrale) Fax: 05371/82-357 Fax: 05362/9781-81 Homepage: www.gifhorn.de Homepage: www.boldecker-land.de Fläche: 1.562,84 km² (inkl. der Fläche Stadt Gifhorn: Fläche: 69,60 km² 104,87 km² und der gemeinde- Einwohnerzahl: 9.873 (Stand: 30.06.2015) freien Fläche Giebel: 10,36 km²) Einwohnerzahl: 173.081 (Stand: 30.06.2015/inklusive Ein- Mitgliedsgemeinden: wohner der Stadt Gifhorn: 41.757) • Gemeinde • Gemeinde Kreisangehörige Gebietseinheiten: • Gemeinde • Samtgemeinde Boldecker Land • Gemeinde Osloß • Samtgemeinde Brome • Gemeinde • Samtgemeinde Hankensbüttel • Gemeinde Weyhausen • Samtgemeinde Isenbüttel • Samtgemeinde Meinersen Infrastruktur: • Samtgemeinde Papenteich • 5 Kindertagesstätten • Gemeinde Sassenburg • 3 Kinderkrippen • Samtgemeinde Wesendorf • 2 Horte • Stadt Wittingen • 3 Grundschulen, davon eine mit Ganztagsangebot • Oberschule Weyhausen mit Ganztagsangebot • 5 Jugendtreffs • zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten in den Mitgliedsgemeinden • Gewerbegebiet Weyhausen u. a. mit Filialen aller gängigen Supermärkte und Discounter, eines Drogeriemarktes und einer Qualitätsbäckerei • Ärzte • zwei Apotheken • Krankengymnastik • Fitnessstudios • 1 öffentliche Bücherei • 2 evangelische Kirchen

Samtgemeinde Brome

Anschrift: Bahnhofstraße 36, 38456 Brome Telefon: 05833/84-0 (Zentrale) Fax: 05833/84-900 Homepage: www.samtgemeinde-brome.de Fläche: 203,89 km² Einwohnerzahl: 15.742 (Stand: 30.06.2015)

Mitgliedsgemeinden: • Gemeinde • Gemeinde Brome • Gemeinde Ehra-Lessien • Gemeinde • Gemeinde Rühen • Gemeinde • Gemeinde Tülau

Infrastruktur: • 8 Kindergärten und 3 Krippen • 1 Schulkindergarten • 5 Grundschulen wovon 3 mit Ganztagsangeboten • 1 Realschule und 1 Hauptschule mit Ganztagsangebot • 2 Altenpflegeheime • 2 Seniorenwohnanlagen • 6 Jugendtreffs mit Teenietreffangeboten • Regelmäßige Ferienfreizeitangebote und Ferienprogrammen • 15 aktive Feuerwehren mit Feuerwehrhäusern • 1 beheiztes Freibad • 1 Großturnhalle

66 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Samtgemeinde Hankensbüttel

Anschrift: Goethestraße 2, 29386 Hankensbüttel Telefon: 05832/83-0 (Zentrale) Fax: 05832/83-40 Homepage: www.sg-hankensbuettel.de Fläche: 290,28 km² Einwohnerzahl: 9.045 (Stand: 30.06.2015)

Mitgliedsgemeinden: • Gemeinde • Gemeinde Hankensbüttel • Gemeinde Obernholz • Gemeinde • Gemeinde Steinhorst

Infrastruktur: • 4 Kindertagesstätten, 2 Krippen, Kita mit Hortbetreuung Kirche Hankensbüttel • 3 Grundschulen, 1 Hauptschule, 1 Gymnasium • Fachakademie für Augenoptiker (Optikerschule in Isenhagen) • 1 beheiztes Freibad (Waldbad) in Hankensbüttel, 1 Hallenbad in Hagen • Freibäder in Bokel, Sprakensehl und Steinhorst • 2 Seniorenwohnheime • Jugendherberge in Hankensbüttel • 2 Reitsportanlagen in Sprakensehl und Allersehl • Pensionspferdebetriebe • Jugendtreffs in den Ortsteilen der Samtgemeinde Hankensbüttel • Allgem. Ärzte, Zahnärzte, Heipraktiker, Physiotherapie • Freiwillige Feuerwehren • Wohnmobilstellplatz Hankensbüttel • Erich-Weniger-Tagungsstätte in Steinhorst

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 67 Teil IV 20. Kurzporträt Gebietseinheiten

Samtgemeinde Isenbüttel

Anschrift: Gutsstraße 11, 38550 Isenbüttel Mitgliedsgemeinden: Telefon: 05374/88-0 (Zentrale) • Gemeinde Fax: 05374/88-88 • Gemeinde Isenbüttel Homepage: www.isenbuettel.de • Gemeinde Ribbesbüttel Fläche: 77,38 km² • Gemeinde Wasbüttel Einwohnerzahl: 15.304 (Stand: 30.06.2015) Infrastruktur: • Kindergärten in allen Mitgliedsgemeinden • Kinderkrippengruppen in Calberlah und Isenbüttel • Grundschulen in allen Mitgliedsgemeinden mit Ganztagsangebot • Oberschule in Calberlah • Seniorenwohnanlage in Calberlah mit 63 Wohneinheiten • Anlage für betreutes Wohnen in Isenbüttel mit 52 Ein- und Zweipersonenwohnungen • 7 Arzt- und 3 Zahnarztpraxen • 3 Apotheken • beheiztes Freibad in Edesbüttel • Naherholungsgebiet Tankumsee • Büchereien in Calberlah und Isenbüttel • Freiwillige Feuerwehren in allen Mitgliedsgemeinden • lebendiges Vereinsleben • Gewerbegebiet Isenbüttel mit Unternehmen aus den Bereichen Dienstleitung, Konstruktion und Zulieferer VW-Werk Rathaus Isenbüttel • zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten in Calberlah und Isenbüttel

Samtgemeinde Meinersen

Anschrift: Hauptstraße 1, 38536 Meinersen Mitgliedsgemeinden: Telefon: 05372/89-0 (Zentrale) • Gemeinde Fax: 05372/89-80 • Gemeinde Homepage: www.sg-meinersen.de • Gemeinde Meinersen Fläche: 173,08 km² • Gemeinde Müden/Aller Einwohnerzahl: 20.376 (Stand:30.06.2015) Infrastruktur: • 14 Kindertagesstätten • 4 Grundschulen mit Ganztagsangebot • Haupt- und Realschule in Meinersen • Gymnasium in Meinersen mit Außenstelle in Leiferde • 4 Jugendtreffs • ein Kinder- und Jugendbüro • zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten • Drogeriemarkt • Ärzte und Apotheken • Krankengymnastik und Fitnessstudios • 3 öffentliche Büchereien

Meinersen

68 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Samtgemeinde Papenteich

Anschrift: Hauptstraße 15, 38527 Telefon: 05304/502-0 (Zentrale) Fax: 05304/3072 Homepage: www.papenteich.de Fläche: 110,85 km² Einwohnerzahl: 23.916 (Stand: 30.06.2015)

Mitgliedsgemeinden: • Gemeinde Adenbüttel • Gemeinde • Gemeinde Meine • Gemeinde Rötgesbüttel Meine • Gemeinde Schwülper • Gemeinde

Infrastruktur: • 8 Kinderkrippen • 15 Kindertagesstätten • 5 Grundschulen • 1 Oberschule mit gymnasialen Zweig • 1 Gymnasium in kirchlicher Trägerschaft • 2 Haltepunkte der Bahn in Meine und Rötgesbüttel • mehrere Seniorenwohnanlagen und Pflegeheime

Meine – Brunnen

Rathaus Papenteich

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 69 Teil IV 20. Kurzporträt Gebietseinheiten

Schwülper

Gemeinde Sassenburg Samtgemeinde Wesendorf

Anschrift: Bokensdorfer Weg 12, 38524 Sassenburg Anschrift: Alte Heerstraße 20, 29392 Wesendorf Telefon: 05371/688-0 (Zentrale) Telefon: 05376/899-0 Zentrale) Fax: 05371/688-15 Fax: 05376/899-66 Homepage: www.sassenburg.de Homepage: www.wesendorf.de Fläche: 88,41 km² Fläche: 209,04 km² Einwohnerzahl: 11.300 (Stand: 30.06.2015) Einwohnerzahl: 14.239 (Stand: 30.06.2015)

Ortschaften: Mitgliedsgemeinden: • Dannenbüttel • Gemeinde Groß Oesingen • Grußendorf • Gemeinde Schönewörde • Neudorf-Platendorf • Gemeinde • Stüde • Gemeinde • Triangel • Gemeinde • Gemeinde Wesendorf

Infrastruktur: Infrastruktur: • 5 Kindergärten • 7 Kindertagesstätten inklusive 5 Krippengruppen • 3 Grundschulen • 1 Familienzentrum in Wesendorf • 1 weiterführende Schule (IGS) • 3 verlässliche Grundschulen in Wesendorf, Groß Oesingen • 1 Altenpflegeheim und Wahrenholz • mehrere Einkaufsmöglichkeiten • 1 Oberschule in Wesendorf (Europaschule) • 3 Friedhöfe (davon einer in kirchlicher Trägerschaft) • 1 Alten- und Pflegeheim in Wesendorf • Dorfgemeinschaftshäuser, Sporthallen und Jugendtreffs in den • 1 ambulanter Senioren- und Pflegedienst in Groß Oesingen einzelnen Ortschaften • mehrere Nahversorgungseinrichtungen

Alte Wassermühle Wahrenholz Rathaus Wesendorf

70 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn Kirche Wahrenholz Sonnenuntergang Wahrenholz

Stadt Wittingen

Anschrift: Bahnhofstraße 35, 29378 Wittingen • Teschendorf Telefon: 05831/26-101 (Zentrale) • Transvaal Fax: 05831/26-104 • Vorhop Homepage: www.wittingen.de • Wollerstorf Fläche: 225,09 km² • Wunderbüttel Einwohnerzahl: 11.529 (Stand: 30.06.2015) • Zasenbeck

Ortschaften: Infrastruktur: • Boitzenhagen • 3 Grundschulen • Darrigsdorf • IGS Wittingen • Erpensen • Heilpädagogische Bildungsstätte • Eutzen • Aus- und Fortbildungszentrum Augenoptiker • Gannerwinkel • Kreisvolkshochschule Gifhorn, Außenstelle Wittingen • Glüsingen • Butting-Akademie Knesebeck • Hagen • 3 Kindergärten, 2 Kinderkrippen • Kakerbeck • 1 Schwimmbad, 1 Badeteich mit Campingplatz, Schwimmhalle • Knesebeck Knesebeck • Küstorf • Sportboothafen (65 Liegeplätze) • Lüben • verschiedene Sportstätten • Mahnburg • Dorfgemeinschaftshäuser, Stadthalle Wittingen, Schützenhäuser • Ohrdorf • DRK-Altenwohn- und Pflegeheim Wittingen, • Plastau Senioren- und Pflegeheim Eichenhof Wittingen • Rade • ambulante Pflege Wittingen • Radenbeck • Krankenhaus Wittingen • Rumstorf • 7 Allg. Mediziner, 8 Zahnärzte, 5 Fachärzte, • Schneflingen Apotheken in Wittingen und Knesebeck • Stöcken • Hafen Wittingen • Suderwittingen

Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn | 71 Teil IV 21. Wichtige Adressen

Landkreis Gifhorn Dipl.-Ing. Jürgen Erdmann Schlossplatz 1, 38518 Gifhorn Knickwall 16, 38518 Gifhorn Telefon: 05371/82-0, Fax: 05371/82-357 Telefon: 05371/9836-0 E-Mail: [email protected], Internet: www.gifhorn.de Dipl.-Ing. Heinz Peters/Dipl.-Ing. Wolfgang Möller Stadt Gifhorn Dietrich-Bonhoeffer-Straße 8, 38300 Wolfenbüttel Marktplatz 1, 38518 Gifhorn Telefon: 05331/996-0 Telefon: 05371/88-0, Fax: 05371/88-258 E-Mail: [email protected], Internet: www.stadt-gifhorn.de Dipl.-Ing. Andreas Schmidt/Dipl.-Ing. Mathias Sjuts Wendenstraße 26, 38100 Braunschweig Amtsgericht Gifhorn Telefon: 0531/24495-0 Am Schloßgarten 4, 38518 Gifhorn Telefon: 05371/897-100, Fax: 05371/897-300 Dipl.-Ing. Ralf Heyen E-Mail: [email protected] Hermann-Blenk-Straße 29, 38108 Braunschweig Internet: www.amtsgericht-gifhorn.niedersachsen.de Telefon: 0531/2625184

Finanzamt Gifhorn Dipl.-Ing. Cornelius Bölsing Braunschweiger Straße 6 – 8, 38518 Gifhorn Juliusplatz 1, 38350 Helmstedt Telefon: 05371/800-0; Fax: 05371/800-241 Telefon: 05351/553938-0 E-Mail: [email protected] Internet: www.ofd.niedersachsen.de RMK – Celle Breite Straße 32, 29221 Celle Katasterbehörden und öffentlich bestellte Telefon: 05141/90600 Vermessungsingenieure Vermessungsbüro Wolfsburg, Stein u. Stroot GbR Vermessungs- und Katasterbehörde Gifhorn Schillerstraße 62, 38440 Wolfsburg Schlossgarten 6, 38518 Gifhorn Telefon: 05361/2788-0 Telefon: 05371/897-0; Fax: 05371/897-238 [email protected] Weitere Informationen finden Sie unter: Liste der ÖbVI im Lande Internet: www.gll.niedersachsen.de Niedersachsen – www.gll.niedersachsen.de

72 | Planen und Bauen im Landkreis Gifhorn