Der Biberkäfer Platypsyllus Castoris RITSEMA, 1869 (Ins., Coleoptera)
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Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde 75: 173-178, Münster 2013 Literatur Der Biberkäfer ANT, H. (1973): Die Bäche des Sauerlandes und ihre Fauna. – Natur- und Landschafts- Platypsyllus castoris RITSEMA, 1869 kunde in Westfalen, 9: 26-32 (Ins., Coleoptera) BEYER, H. (1932): Die Tierwelt der Quellen und Bäche des Baumbergegebietes. – Abh. Westf. Provinzialmuseum für Naturkunde Münster, 3: 9-188 in Westfalen DIEDERICH, D. (2007): Biologie und Verbreitung der Quellbachplanarien in einem Quell- – ausgestorben, potentieller Neubürger oder zufluss des Krebsteiches im NSG Donoper Teich-Hiddeser Bent. – Facharbeit im LK- Biologie am Gymnasium Leopoldinum Detmold, 20 S. potentieller neuer Altbürger? GIESEN-HILDEBRAND, D. (1975): Die Planarienfauna der Siebengebirgsbäche. – Decheni- ana (Bonn), 128: 21-29 Heinz Otto Rehage & Heinrich Terlutter, Münster GÖBEL, P. (Hrsg.) (2010): Quellen im Münsterland – Beiträge zur Hydrogeologie, Wasser- wirtschaft, Ökologie und Didaktik. – Abh. Westf. Museum für Naturkunde Münster, 72 (3/4), 204 S. GOETHE, F. (1950): Bergbach-Tricladen im Teutoburger Wald. – Natur und Heimat, 10: Anlass für diesen Beitrag war der Fund zweier Biberkäfer in den Fellen von 149-158 Bibern, die das LWL-Museum zur Präparation erhalten hat. Die Biber stammen GOETHE, F. (2010): Die Gebirgsbach-Tricladen des Teutoburger Waldes. – Lippische Mit- aus Lübben im Spreewald (Mecklenburg-Vorpommern) aus dem Jahr 2011. Da teilungen aus Geschichte und Landeskunde, 79: 221-255. es bisher keine Funde dieser Käferart aus Westfalen gibt, wurde der Frage HORSTMANN, D. (2011): Der Naturforscher Dr. Friedrich Goethe (1911-2003) - eine Spu- nachgegangen, ob diese Art in Westfalen früher vorgekommen ist und ob sie mit rensuche in Lippe und im Lippischen Landesmuseum. – In: HELLFAIER, D. & E. TREUDE den aktuellen Projekten zur Wiederansiedlung des Bibers und seiner Ausbrei- (Hrsg.): Museum, Region, Forschung – Schriften des Lippischen Landesmuseums tung als Art in Westfalen zu erwarten ist. Detmold VII: 81-90. ILLIES, J. (1978): Limnofauna Europaea.- 2. Aufl., Gustav Fischer Stuttgart. Die morphologischen Anpassungen an eine ektoparasitische Lebensweise sind LETHMATE, J., EICKELMANN, B. & T. WORRINGER (2002): Der Nordrhein-Westfälische Gülle Belt und sein Einfluss auf die Deponate des Teutoburger Waldes. – Geo-Öko, 23: 61- beim Biberkäfer Platypsyllus castoris einzigartig unter den heimischen Käfern. 75, Bensheim. Abb. 1 zeigt den Habitus eines Männchens, auf den Abb. 2-12 sind morpholo- LETHMATE, J. (2009): Waldquellen in Westfalen als Indikatorsysteme des Umweltmonito- gische Details dargestellt. rings. In: LETHMATE, J. (Hrsg.): Luft - Boden - Wasser - Wald - geoökologische und ökologiedidaktische Untersuchungen in Westfalen. – Westfälische Geographische Die systematische Stellung ist seit der Entdeckung 1869 sehr wechselhaft ge- Studien, 57: 45-53. wesen. Von RITSEMA (1869) zunächst als eine neue Familie zu den Federläusen LISCHEWSKI, D. (1999): Ein erster faunistischer Beitrag für einen nordrhein-westfälischen gestellt, wurde bereits wenige Jahre später die Zugehörigkeit zu den Käfern Quellatlas. – Crunoecia, 6: 1-61. erkannt (LECONTE 1872). Während REITTER (1909) den Biberkäfer in eine eige- PFEIFER, F. (2011): Quellwasseruntersuchungen im südlichen Teutoburger Wald - Raum Detmold. – Geowiss. Projekt Universität Bremen, FB 5 Geowissenschaften, unveröff. ne Familie Platypsyllidae in die nähere Verwandtschaft der Staphylinidae stellt, Manuskript, 52 S. erkennt JEANNEL (1922) eine engere Verwandtschaft zur Gattung Leptinus und REYNOLDSON, T. B. & J. O. YOUNG (2000): A key to freshwater triclads of Britain and stellt beide Gattungen in die Unterfamilie Leptininae innerhalb der Silphidae. Ireland with notes on their ecology. – Freshwater biological association, Publication PERREAU (2004) nennt die Unterfamilie mit Platypsyllus und Leptinus Platyp- No.58: 1-72. syllinae und führt sie innerhalb der Familie Leidodidae. ROCA, J. R., RIBAS, M. & J. BAGUNA (1992): Distribution, ecology, mode of reproduction and karyology of freshwater planarians in the springs of the central Pyrenees. – Eco- Erstaunlich ist, dass der Biberkäfer erst sehr spät in der entomologischen Erfor- graphy, 15: 373-384. schung Europas und Nordamerikas bekannt wurde. Entdeckt wurde der Biber- WEBER, D. (1991): Die Evertebratenfauna der Höhlen und künstlichen Hohlräume des käfer in 1869 im Rotterdamer Zoo an nordamerikanischen Bibern. In 1883 wur- Karstgebietes Westfalen einschließlich der Quellen- und Grundwasserfauna. – Abh. Karst- und Höhlenkunde, Heft 25, 701 S., München. den die ersten Käfer an frei lebenden Tieren in der Camargue entdeckt, der WEISPFENNIG, E. (1973): Der Schürener Bach bei Calle (Sauerland) und seine Tierwelt. – erste Nachweis aus Deutschland stammt von 1894 aus Dessau vom Elbebiber Natur u. Heimat, 33: 55-64. (FRIEDRICH 1894, HORION 1949). In Nordamerika wurden erstmals 1888 Biber- ZAENKER, S. (2000): Der Alpenstrudelwurm Crenobia alpina (Dana) und seine Verbreitung käfer an frei lebenden Tieren in Nebraska nachgewiesen (PECK 2006). Die am in Hessen. – Der Grottenolm – Mitteilungsheft des HFC Bad Hersfeld e.V., H. 1: 9-12. nächsten liegende Erklärung für diese späten Entdeckungen dürfte die große Seltenheit des Bibers im 19. Jahrhundert sein. Sowohl in Europa als auch Nord- amerika wurde der Biber intensiv bejagt, besonders wegen seines Fells und we- Anschrift des Verfassers: gen des Bibergeils. Außerdem war das Fleisch eine begehrte Fastenspeise Dietrich Horstmann, Wilberger Str. 36, 32760 Detmold (Wassertier!). Auf beiden Kontinenten stand der Biber kurz vor der Ausrottung. Mail: [email protected] 173 Abb.2-12:Abb.2-12: 2:2: VorderköperVorderkörper Biberkäfer Biberkäfer ♂♂ dorsal,dorsal, 3:3: VorderköperVorderkörper Biberkäfer Biberkäfer ♂♂ ventral,ventral, 4:4: linkerlinker VordertarsusVordertarsus ♂♂ 5:5: linkerlinker VordertarsusVordertarsus ♀♀;; 6:6: AntenneAntenne ♂♂;; 7:7: HinterleibHinterleib ♂♂ dorsal,dorsal, 8:8: HinterleibHinterleib ♂♂ ventral;ventral; 9:9: AedeagusAedeagus ventral,ventral, 10:10: HinterleibHinterleib ♀♀ dorsal;dorsal; Abb. 1: Männlicher Biberkäfer 11:11: HinterleibHinterleib ♀♀ ventral;ventral; 12:12: AedeagusAedeagus lateral.lateral. InIn seinemseinem ThierbuchThierbuch nenntnennt GGESSNERESSNER (1669)(1669) denden BiberBiber „gemein“„gemein“ undund inin manchenmanchen GegendenGegenden „unzählig„unzählig häufig“.häufig“. AmAm EndeEnde desdes 19.19. JahrhundertsJahrhunderts gabgab eses inin EuropaEuropa nurnur nochnoch wenigewenige ReliktarealeReliktareale desdes Bibers,Bibers, derder ursprünglichursprünglich weiteweite TeileTeile EuropasEuropas besiedelt hatte (FREYE 1978). Diese lagen am Unterlauf der Rhone, an der mitt- besiedelt hatte (FREYE 1978). Diese lagen am Unterlauf der Rhone, an der mitt 174 Abb.2-12:Abb.2-12: 2:2: VorderköperVorderkörper Biberkäfer Biberkäfer ♂♂ dorsal,dorsal, 3:3: VorderköperVorderkörper Biberkäfer Biberkäfer ♂♂ ventral,ventral, 4:4: linkerlinker VordertarsusVordertarsus ♂♂ 5:5: linkerlinker VordertarsusVordertarsus ♀♀;; 6:6: AntenneAntenne ♂♂;; 7:7: HinterleibHinterleib ♂♂ dorsal,dorsal, 8:8: HinterleibHinterleib ♂♂ ventral;ventral; 9:9: AedeagusAedeagus ventral,ventral, 10:10: HinterleibHinterleib ♀♀ dorsal;dorsal; Abb. 1: Männlicher Biberkäfer 11:11: HinterleibHinterleib ♀♀ ventral;ventral; 12:12: AedeagusAedeagus lateral.lateral. InIn seinemseinem ThierbuchThierbuch nenntnennt GGESSNERESSNER (1669)(1669) denden BiberBiber „gemein“„gemein“ undund inin manchenmanchen GegendenGegenden „unzählig„unzählig häufig“.häufig“. AmAm EndeEnde desdes 19.19. JahrhundertsJahrhunderts gabgab eses inin EuropaEuropa nurnur nochnoch wenigewenige ReliktarealeReliktareale desdes Bibers,Bibers, derder ursprünglichursprünglich weiteweite TeileTeile EuropasEuropas besiedelt hatte (FREYE 1978). Diese lagen am Unterlauf der Rhone, an der mitt- besiedelt hatte (FREYE 1978). Diese lagen am Unterlauf der Rhone, an der mitt 175 leren Elbe, in Südnorwegen und einige in Osteuropa. Aber auch in den Refugien nicht in der Geschwindigkeit genetisch und morphologisch differenziert wie die waren die Bestände des Bibers auf teilweise wenige Dutzend Tiere geschrumpft. Ausgangspopulationen der Wirtsarten. Offensichtlich haben sich für diese wenigen Tiere keine Entomologen interes- siert oder sie hatten keine Möglichkeit, für eine Suche nach Parasiten ein Tier zu Die Unterfamilie Platypsyllinae ist in Westfalen aktuell nur mit der Art Leptinus erhalten. Das fast völlige Verschwinden des Bibers und damit des Biberkäfers testaceus vertreten, von der westfälische Funde bei WESTHOFF (1881) und KRO- traf zeitlich zusammen mit dem Beginn der intensiven Erforschung der europäi- KER (1976) aufgeführt sind. Es liegen seitdem viele weitere z.T. nicht veröffent- schen Insektenfauna. lichte Funddaten dieser Art vor. Von Platypsyllus kann ein früheres Vorkommen in Westfalen nur vermutet werden, es liegen dazu keine Nachweise vor. Es kann Die gleiche Situation stellt sich auch für Westfalen dar. Bis ins Mittelalter war der aber mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass er auf- Biber in Westfalen weit verbreitet (FELDMANN 1984). Aber auch hier führte die taucht, wenn der Biber sich ausbreitet. Der Nachweis wird aber sehr schwierig rücksichtslose Verfolgung zur Ausrottung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. werden. Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Restbestände auf wenige Exemplare zurückgegangen (SUFFRIAN 1846, FELDMANN 1984). Die erste Mittlerweile sind durch gezielte Ansiedlung