Zur Geologie Des Grünten Im Allgäu. Von
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Zur Geologie des Grünten im Allgäu. Von ARNOLD HEIM (Zürich). (Als Manuskript eingegangen ani 10. Dezember 1018.) Inhalt. Einleitung 458 Tektonik 473 Stratigraphie 460 Bemerkungen überWildflysch und Kreideprofil Breitachklamm • • 460 exotische Blöcke 473 Valangien und . Ha.uterivien • • 461 Das Ostende d•Vora.rlbergerketten 474 Barrémien 461 Der Grünten 475 Unteres Aptien (Bedoulien) 462 Querprofil . 475 Oberes Apti en (Gargasien) • 463 Südwestende 479 Albien 466 Nordostende 479 Cenoman-Turon 469 Die Kreide-Eogenzone des Hütten- Senon 469 berges 480 Eocän 471 Bemerkungen über das Molasse Faziesstellung des Grünten 472 -Vorland 481 Der Molasse-Kontakt am Alpenrand 483 Rückblick 485 Einleitung. Der Grünten bei Sonthofen ist ein Knotenpunkt in der Erkenntnis des helvetischen Nordsaumes der Ostalpen. Bis zum Quertal der Iller reichen die Vorarlberger Kreideketten, um bei Oberstdorf unter Flysch und ostalpines Deckengebirge einzutauchen. Nichts spricht soweit dagegen, dass sie als östliche Fortsetzung von Säntis und Chur- firsten ebenso einer gewaltigen Schubmasse angehören. Auch die Molasse-Nagelfluh setzt mit gleichem Charakter vom Rigi und Speer her über den Rhein. Auf der Ostseite der Il1er aber sind die Verhältnisse anders. Zwölf [Çilo\meter nördlich der untertauchenden Vorarlbergerkreide, wo Flysch und - Molassenagelfluh weiterstreichen sollten, erhebt sich jäh aus dem Talboden der Iller der Kreideberg Grünten bis zu 1738,6 m Höhe 1). Statt überschoben auf subalpinem Flysch und Molasse zu `) Die beste Übersicht gewährt die alte geol. Karte 1 : 380 000 von S tud er und Eschen. II• Aufl. Jahrg. 64. Arn. Heim. Zur Geologie des Grünten im Allgäu. 459 liegen, stösst er mit fast vertikaler Schichtlage an nordfallende Molasse. Begreiflich, dass diejenigen Geologen, die den Kreidesaum des Allgäu studiert haben, ohne die Schweizeralpen zu kennen, sich der Deckenlehre gegenüber ablehnend verhalten ! Ein schmaler Streifen von i/2 bis 1 km ist alles, was östlich des Grünten von dein gewal- tigen helvetischen Kreidegebirge übrig bleibt. Zugleich ist die auf der Westseite der I1ler 7 km breite subalpine Flyschzone im Profil durch den Grüntengipfel gänzlich ausgekeilt. Gümbel l), dem wir die grundlegenden, für seine Zeit hervor- ragenden Untersuchungen Bayerns und im Besondern des Grünten verdanken, hat schon 1856 die Erklärung in einer gewaltigen, alles sonst bekannte übersteigenden Transversalverschiebung gesucht: „Der Grünten ist demnach die durch eine gewaltige Gebirgsverrückung nach Norden vorgeschobene Fortsetzung der Kreidebildung .Vorarl- bergs und der westlichen Illerberge." Später verneint er wieder diese Auffassung. A. Rothpletz hingegen (Alpenforschungen II, 1905. pag. 2) meint: „... Selbst die so auffallende Querverschiebung auf der West- seite des Grünten suchte Escher in Frage zu stellen. Solches Über- , sehen ist für Escher und seine Schule charakteristisch geworden"! Seit Gümbel sind keine zusammenhängende Beobachtungen im Grüntengebiet mehr ausgeführt worden.) Nach der Erkenntnis der Schubdecken in der Schweiz blieben daher brennende Fragen bestehen: Ist der Grünten entgegen Gümbel auf die Molasse überschoben? Ist er wirklich die transversal verschobene Fortsetzung der Vorarlberger- ketten? Diese Erscheinungen sollten insbesondere durch genaue stratigraphische Aufzeichnungen aufgeklärt werden können; denn im Falle der Transversalverschiebung müsste der Grünten dem Ostende der Vorarlbergerketten faziell genau entsprechen. Meine Beobachtungen wurden Mitte Oktober 1917 begonnen, aber wegen frühen Schneefalls unterbrochen; doch gelang es, wäh- rend zwei herrlichen Tagen von Mitte Oktober von 1918 noch den oberen Teil des Grünten kennen zu lernen. Im Ganzen sind hier gegen 10 Beobachtungstage verarbeitet — viel zu wenig zu einer vollständigen Bearbeitung, die auch nicht angestrebt werden konnte. Herrn Oberbergrat Dr. O. M. Reis in München bin ich für münd- liche Mitteilungen, sowie die überaus freundliche Überlassung einer 1) K. W. Gü mb e l, Der Grünten, eine geognostische Skizze, München 1856. Geognostische Beschreibung des bayrischen Alpengebirges, München 1861. Geologische Karte von Bayern, Blatt Sonthofen, 1 : 100 000. 2) Vergl. C. L e b l i n g, Ergebnisse neuerer Spezialforschungen in den deutschen Alpen. Geol. Rundschau, Bd. HI, Heft 7, 1912. 460 Vierteljahrsschrift d. Naturf. Gesellseh. in Zürich. 1919 geologischen Manuskript-Kartenskizze 1 : 25 000 vom Grünten (östlicher Teil) zu besonderem Dank verpflichtet. Dadurch wurde viel Zeit ge- wonnen. Die Bestimmung der Ammoniten der mittleren Kreide ist dem besten Kenner, Herrn Prof. Dr. VDT. Ki li an in Grenoble-zu verdaHken. Stratigraphie. Zum Vergleich mit dem Grünten gehen wir jeweilen vom Ost- ende der Vorarlbergerketten bei Oberstdorf aus. Kreideprofil der Breitach-Klamm bei der Walserschanze 4 km SW Oberstdorf (Fig, 1). Fig. l. art -50S Stratigraphisches Profil der Breitach-Klamm bei der Walserschanze. ü 1` -o Barrémien 1. Unterer Schrattenkalk mit Mergellagen, ca. 30 m sichtbar. Bedoulien 2. 25 m oberer Schrattenkalk, Echinodermenkalk; messerscharfe Grenze gegen, Gargasien 3. 20 m Glaukonitsandstein, körnig, massig, _• Brisisandstein. Über- gang in 4a. 0,3 m schwarzgrüner, schlierig mergeliger Glaukonitsandstein, = Durschlägischichten (9). Übergang in 417) l,5 m massiger feinkörniger Quarzitsandstein mit Glaukonitkörnchen ; . glasiger Bruch; fast kalkfrei, = Niederischichten. Scharfe Grenze Albien gegen 5. 0,7 m Glaukonitkalk mit Schlieren von dichtem Kalk; zahlreiche kleine Mollusken, = Twirrensch. Übergang in 6. , 0,6- in Phosphoritknollenbank I), Lochwaldsch. Übergang inner- lialb 5 m in ) Nicht Hornstein, wie in Lebling u. A.! Jahrg. 64. Arn. Heim. Zur Geologie des Grünten im Allgäu. 461 7. 0,3 m Seewergestein mit Pyrit und feinen Glaukonitkörnchen, = Überturrilitensch. (?) Übergang in Cenoman I 8. 3,0 m Unterer Seewerkalk, hellgrau, typisch. Scharfe Grenze gegen I9. 17,0 m Fleckenschiefer voller Algenabdrücke, grünlich, dünnschie- ferig, mit .Kalkknöllchen und kleinen Pyritfossilien. Scharfe Grenze gegen • Toron- 10. ca. 8,0m Oberer Seewerkalk, weisslich, bankig, voller Globigerinen, Senon l Discorbina canaliculala etc. Scharfe Grenze gegen 11. ca. 200 m Graue Schiefermergel = Leistmergel, typisch. Über- gang innerhalb 10-30 ln in 12. Wildflysch, mächtig. Valangien und Hauterivien. Entgegen L e b l i n g fehlt am Grünten jede Spur. von Valangien ; selbst Hauterivien war nirgends in den Gewölbekernen aus DrHsberg- schichten zu finden. Dagegen kommen diese im Kern des nach Osten S untertauchenden Geisberggewölbes, 3 km W Oberstdorf, „Im Winkel" zum Vor- schein, wo Haniels schöne neue geo- logische Karte der Allgäuer und Lech- \\ m taler Alpen 1:25 000 1 ) Gault nnd Schrat- e c tenkalk verzeichnet, sowie im Waldab- hang westlich gegenüber: • C • ` ^^ 1. Valangienkalk, nur der oberste Teil ^^ 7 2.19\ \\ ca. 10 ni aufgeschlossen; feinkörnig- späthiger, grauer Oolith, zu oberst 0-1 , m konglomeratartige Bank mit Fig. 2. Kalkknollen von Ei- bis Kopfgrösse in krümeliger Kalkgrundmasse. Glatte, messerscharfe Grenze gegen: 2. Kieselkalk: a) untere 6 m in Bänken von 0,5 bis 3 dm, b) gröber bankig, ca. 30 m, c) Kalkgrünsand, d) wie b, im ganzen ca. 60 m. Beim Schwefelbad Tiefenbach taucht dieser Kieselkalk als Ge- wölbekern unter die Drusbergschichten ; Kontakt mit diesen nicht aufgeschlossen. Barrémien. Diese Stufe ist wie in den oberen helvetischen Decken der Schweiz als Drusbergschichten und unterer Schrattenkalk ausgebil- det. Den Schrattenkalk schlechtweg als Apt zu bezeichnen ist un- richtig. 1) C. A. H a n i e l , Geolog. Führer durch die Allgäuer Alpen südlich von Oberst- dorf. München- 1914. 462 Vierteljahrsschrift cl. Naturf. Gesellsch. in Zürich. 1919 Vorarlbergerketten. Die Drusbergschichten sind schön auf- geschlossen am Weg und Bach beim Schwefelbad Tiefenbach : Knol- lige, graue, inwendig dunkle Kalkbänke mit bräunlichen Schiefer- mergellagen, 150-200 m ; darüber ca. 80 m Schrattenkalk. Grünten. Die Drusbergschichten bilden den Kern der beiden Gewölbe in einer Mächtigkeit von 200 m oder mehr; sie gehen all- mählich unter Wechsellagerung in den Schrattenkalk über. Schöne Aufschlüsse bieten Zweifelgernalp und oberster Teil des Giggltobel östl. Uebelhorn, wo etwa 50 m vom Schrattenkalk entfernt eine Bank voH verkieselten, bis 15 cm grossen Schalen von Exogyra aquila (sog. E. Couloni grosse flache Form) erfüllt ist (Fig. 12). Die Mäch- tigkeit des Schrattenkalkes ist sehr wechselnd und Himmt anschei- nend durch Vermergelung nach ,E und SE ab : NE Schanze 100-150 (doppelt?), Burgberghorn ca. 80, Uebelhorn ca. 60, Giggl-Stein bis Wertach 20 bis 5 m. Unteres Aptien (Bedoulien). Wie in der Schweiz ist das untere Aptien im oberen Schratten- kalk vertreten, dieser aber nicht überall vorhanden. Vorarlbergerketten. Breitach-Klamm siehe pag. 460. Weitere 3 km NE än der Breitachstrasse ist folgendes Profil gut aufge- schlossen: 1. Oberer Schrattenkalk 15 + s m, grau, im oberen Teil späthig, mit einzelnen Orbitolinen. Übergang in 2. 0,4 m dito mit glaukonitischen Schlieren. a) 2-4 cm weicher, hellgrüner Mergelschiefer, b) 20 cm körniges Schrattengestein mit dichten Flecken, Glaukonit- körnchen und einzelnen Phosphoritknollen, c) 5-15 cm knollige Bank mit Brocken von dichtem Kalk, Phosphoritknollen und pyritreichen Grünsandnestern, darin :Cere- bratula sp. und ein grünlichrveisser dichler I{alksteinkern von Parahoplites Deshayesi var. consobrinoides Sinz. Gvariété à côtes inégales"), Leitfossil des Bedoulien! Diskontinuität gegen 3. 0,5 m Gla.ukonitsandstein