DieDER Fortsetzung GROSSEN GESCHICHTE ULRICH MATHEJA EINES GROSSEN VEREINS Eintracht Frankfurt Von der Saison 2011/12 bis heute Saison für Saison präsentiert

ULRICH MATHEJA DIE ERFOLGSCHRONIK SEIT 2011

ISBN 978-3-7307-0483-7 VERLAG DIE WERKSTATT

Die Ergänzung zur großen Chronik

Inhalt

Vorwort ...... 5 2017/18 120 Jahre Eintracht Frankfurt: Die Jubiläumsschriften ...... 7 Die Rückkehr des Pokals ...... 59 Der Eintracht-Adler im Wandel der Zeit ...... 10 Fredi Bobic: Ein Mann geht seinen Weg ...... 12 X Einwurf Deutscher Pokalsieger – SGE! ...... 63 2011/12 Am Ende zählte nur der Aufstieg ...... 14 2018/19 Furore in Europa – Trostpflaster in der Liga ...... 65 X Einwurf Rivalitäten im Wandel der Zeit...... 18 X Einwurf EUROPA LEAGUE 2012/13 Nicht erwünscht in Marseille ...... 69 Durchmarsch nach Europa ...... 21 Keine graue Maus in Nikosia ...... 70 Roma, no grazie! ...... 71 X Einwurf Klassentreffen in Charkiw ...... 72 Was sind unsere Farben? Rot-Schwarz-Weiß ...... 25 Mailand. Eine Stadt mit vielen Gegensätzen ...... 73 „Eintracht ist ein fantastisches Team“ ...... 74 2013/14 East Lower South – Home Supporters Only ...... 75 Pendler zwischen den Welten ...... 27 Kein zweites Baku ...... 76

X Einwurf X Einwurf EUROPA LEAGUE : Der beste Eintracht-Trainer aller Zeiten ...... 77 Die Kellerbar in Baku ...... 31 Tradition zum Anfassen: das Eintracht-Museum ...... 78 Reise in eine geteilte Stadt...... 32 Visionen im Frankfurter Stadtwald ...... 80 No Ebbelwoi in Tel Aviv ...... 33 Mit dem Zug nach Bordeaux ...... 34 2019/20 Porto: Über die Autobahn zum Stadion ...... 35 Der Totalumbau geht weiter ...... 82

X Einwurf Daten zum Verein Die Eintracht-Amateure ...... 36 Die Eintracht in Europa ...... 84 Die Spieler von Abbé bis Zscherlich ...... 86 2013/14 Statistik Meisterschaft ...... 114 , ein Trainer zwischen den Mühlsteinen ...... 38 Pokal National ...... 125 Weitere deutsche Pokal-Wettbewerbe ...... 128 X Einwurf Pokal International ...... 129 Von der „Erdbeer“ bis zur „Büffelherde“ ...... 42 Weitere internationale Pokal-Wettbewerbe ...... 130 Die Vorsitzenden und Präsidenten ...... 131 2015/16 Die Trainer ...... 132 Kovac macht das Unmögliche möglich ...... 44 Die Nationalspieler ...... 133 Auch die dritte Relegation gemeistert ...... 48 Zuschauer-Statistik seit 1920 ...... 135 Frankfurter Fußball-Club Victoria 2012 ...... 136 X Einwurf Das Eintracht-Futsal-Team ...... 136 Die Ära Bruchhagen – ein Rückblick ...... 49 Die Eintracht-Jugend ...... 137 Die Eintracht-Reserve ...... 137 2016/17 Die Eintracht-Frauen ...... 138 Die Mannschaft belohnt sich nicht ...... 50 Literaturverzeichnis und Fotonachweis ...... 139 Goldene Schwarzweißzeiten ...... 140 X Einwurf Korrekturen und Ergänzungen zur Ausgabe 2011 ...... 142 Pokalendspiel 2017: Alle Wege führen nach ...... 54 Der Autor und Danksagung ...... 143

X Einwurf Die Fans: Gefangen in einer Endlosschleife? ...... 55 Vorwort

Als der Verlag nach dem Pokalsieg 2018 auf Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht. Fanszene notwendig. Rom, Mailand oder Gui- mich zukam und fragte, was man Neues über Es war gleichzeitig der Abschied vom lang- maraes dürfen sich nicht wiederholen. Wenn die Eintracht schreiben könne, war auch ich jährigen Vorstandsboss Heribert Bruchhagen, alle Beteiligten in Eintracht zusammenarbei- zunächst ratlos. Erst ein Jahr zuvor war die der die Eintracht nach den Turbulenzen zur ten, sollte auch dies keine zu hohe Hürde sein. vierte Aufl age des „Schlappekicker“ erschienen, Jahrtausendwende und dem Fast-Lizenzentzug Denn wir alle träumen ja vom nächsten Schritt. und auf der Präsentation im Eintracht-Mu- 2002 wieder in ruhigeres Fahrwasser gebracht Ob der einmal „Champions League“ heißt, ist seum hatte ich erklärt, dass man damit fast hatte. Dem Erreichen des Pokal-Endspiels 2006 ungewiss. Aber träumen muss erlaubt sein. Den das Ende der Fahnenstange erreicht habe. Da und der UEFA-Pokal-Teilnahme 2006/07 folgte Pokalsieg 2018 und das Europa-League-Halbfi - zum 120-jährigen Jubiläum etwas vom Verein aber Stagnation, die 2011 zum Abstieg führte. nale 2019 hatte 2011 oder 2016 auch niemand zu erwarten war, kam die Europa League ins So bewegten sich die Erwartungen 2016 auf der Agenda. Hoff en wir das Beste. Gespräch. Angesichts einer „Hammergruppe“ auf niedrigem Niveau. Nicht wieder Abstiegs- Zum Abschluss möchte ich mich beim Ver- mit Lazio Rom, Olympique Marseille und kampf bis zur letzten Minute. Und was würde lag Die Werkstatt für die Geduld bei der Pro- Apollon Limassol konnte man aber nicht von Fredi Bobic bringen? Beim VfB Stuttgart war duktion dieses Buches bedanken. Es war nicht vornherein davon ausgehen, dass die Eintracht er 2014 gescheitert. Doch bei der Eintracht immer einfach. Aber das ist man bei der Ein- die Gruppenphase übersteht. „Das ergibt nur brachte er frischen Wind ins Haus. Mit dem tracht ja schon gewohnt. Großen Dank schulde Sinn, wenn wir mindestens das Viertelfi nale er- Abstieg hatte die Eintracht seitdem nichts mehr ich auch Th omas Kilchenstein von der Frank- reichen“, sagte ich – und lag damit vollkommen zu tun. Im Gegenteil. 2017 wurde das Pokal- furter Rundschau, der die Eintracht seit Jahren falsch. Also kamen wir auf die Idee eines Er- endspiel erreicht. 2018 erneut. Das war vorher journalistisch begleitet und aus dessen Feder gänzungsbandes zur 2011 erschienenen Chro- nur Dietrich Weise 1974 und 1975 gelungen. die Beiträge zu Fredi Bobic (S. 12) und Wolf- nik „Unsere Eintracht“, die die Jahre 2011 bis Der Pokalsieg 2018/19 setzte weitere Kräft e gang Steubing (S. 80/81) stammen. All denen, 2019 beleuchtet. Das war garantiert neu! frei. Zum ersten Mal seit Mitte der 1990er Jahre die meinen Aufrufen zur Unterstützung dieses Getragen von der Euphorie in der Liga und nimmt die Eintracht zum zweiten Mal in Folge Projektes Folge geleistet haben, ist an anderer im Europapokal, machte ich mich ans Werk. am Europapokal teil. Verbunden war dieser Stelle ein großes Dankeschön gewidmet. So „Aber die Eintracht ist auch launisch und, was Aufschwung aber auch mit einem fast jähr- hoff e ich, dass Ihnen das vorliegende Buch ge- noch schlimmer ist, sie hält keine Saison durch. lichen Totalumbau der Mannschaft . Von den fällt und wir alle weiterhin viel Freude an der […] Im Übrigen ist die Spielweise der Eintracht Spielern der Vor-Bobic-Zeit stehen nur noch Eintracht haben. traditionsbedingt. Das Spielerische und Ver- David Abraham, Mijat Gacinovic, Makoto Ha- spielte hat schon den früheren Generationen sebe, Timothy Chandler und Marco Russ im Ulrich Matheja besonders im Blut gelegen, und wahrscheinlich aktuellen Kader. im Oktober 2019 muss das so sein, dass die Namen wechseln und Auch fi nanziell und strukturell befi ndet die Spielart bleibt.“ (kicker vom 16. Mai 1955) sich die Eintracht im Umbruch. Der Umsatz PS: Für Anregungen und Ergänzungen bin ich Diesmal schien es besser zu laufen, als man durchbrach 2018/19 erstmals die 200-Millio- jederzeit dankbar: [email protected]. Ge- aber auf die Zielgerade einbog, schwanden nen-Marke, die Zahl der Mitglieder stieg von sucht wird immer noch der Torschütze vom die Kräft e. Zuerst wurde ein Champions-Lea- 16.000 (2011) auf aktuell über 80.000. Seit 2016 ersten Oberliga-Heimspiel 1945 gegen den gue-Startplatz verspielt, dann die Finalteil- hat sich die Mitgliederzahl mehr als verdoppelt. 1. FC Nürnberg. Auch in diesem Fall stirbt die nahme in der Europa League und am Schluss Neben dem Stadion entsteht das neue Profi - Hoff nung zuletzt! war sogar Platz sieben ernsthaft in Gefahr. Camp. Ausbaupläne für das Stadion liegen in Doch der Fußballgott hatte ein Einsehen, und der Schublade. Ab 2020 sollen die Frauen des 1. so schickt sich die Eintracht 2019/20 erneut an, FFC Frankfurt unter dem Dach der Eintracht in für Furore in Europa zu sorgen. der spielen. Im Nachwuchsbereich Das war 2011 nicht vorauszusehen. Das wurde Anfang Oktober mit Andreas Möller ein Projekt „Wiederaufstieg“ verlief nach Plan. Und neuer Leiter des Leistungszentrums vorgestellt, mehr noch. Es gelang der Durchmarsch nach was in Teilen der Fanszene auf große Ableh- 5 Europa, wo die Eintracht-Fans international nung stößt und alle wohl noch eine Weile be- für Furore sorgten. Baku, Nikosia, Tel Aviv, schäft igen wird. Auch in diesem Bereich muss Bordeaux und Porto liegen ja nicht gerade vor es mittelfristig Veränderungen geben, müssen der Haustür. Das Ausscheiden gegen den FC wieder mehr Spieler aus dem eigenen Nach- Porto war bitter, machte aber Hunger auf mehr. wuchs an den Profi kader herangeführt werden. Doch die Erwartungen erfüllten sich nicht. Dabei ist es dann nicht so wichtig, wer das Unter Th omas Schaaf verhinderten schwa- Nachwuchsleistungszentrum leitet, sondern wo che Vorstellungen in der Fremde eine bessere es angesiedelt ist. Bisher beim e. V. am Rieder- Platzierung. So blieb der Gewinn der Bundes- wald. Hier ist meiner Meinung ein Umdenken liga-Torschützenkanone durch Alex Meier der notwendig und eine engere Anbindung an die Höhepunkt der Saison 2014/15. 2015/16 wurde Profi mannschaft , also die AG, wünschenswert. es noch schlimmer. Erst in einem energischen Das geht aber nicht von heute auf morgen. Schlussspurt wurde unter Niko Kovac der Ein Umdenken ist auch innerhalb der

2013/14

Pendler zwischen den Welten

Der Einzug in die Europa League versetzte die die Europa-League-Play-off s, obwohl weder ganze Region in einen kollektiven Rausch. Als der Gegner noch der Termin für das Heim- Erster mahnte Trainer Veh Besonnenheit an. spiel feststanden! Außerdem meldete sich „Wir müssen sachlich bleiben. Träumereien zurück. Sorgen bereitete aber nutzen niemandem. […] Nächste Saison wie- der Spielplan, der der Eintracht in den ersten der um einen Europa-League-Platz mitzuspie- sechs Spielen vier Auswärtsspiele und in den len, ist normalerweise nicht drin. Zwingend beiden Heimspielen mit Bayern München ist, uns in der Breite zu verstärken. Wenn wir und die beiden Cham- das nicht tun, […] kann es in der neuen Saison pions-League-Finalisten von Wembley be- gefährlich werden.“ (kicker vom 23. Mai 2013) scherte. Selbst der alte Fuchs Bruchhagen war So fuhr die Eintracht moralisch gestärkt Mit Johannes Flum und Jan Rosenthal kamen sprachlos. „Das muss jemand gemacht haben, nach Baku zur Europa-League-Premiere gegen zwei Mittelfeldspieler. Kapitän Schwegler der es nicht gut meint mit der Eintracht.“ Qarabag Agdam. Alex Meier sicherte mit zwei konnte trotz Ausstiegsklausel gehalten werden. (Frankfurter Neue Presse vom 22. Juni 2013) Treff ern vor ausverkauft em Haus den Sieg. Mit Nach den Erfahrungen der letzten Saison lag Völlig daneben ging der Saisonstart. Nach- einem 2:1 im Rückspiel zog die Eintracht in der größte Nachholbedarf aber weiterhin im dem die erste Pokalhürde beim Regionalligis- die Gruppenphase ein, für die man Girondins Angriff . Hier sollte ein Totalumbau erfolgen. ten FV Illertissen genommen war (2:0), gab Bordeaux, APOEL Nikosia und Maccabi Tel Für Matmour und Occean wurde der es zum Bundesligaauft akt bei Hertha BSC ein Aviv zugelost bekam. Zwischendurch gelang Spanier von der TSG 1899 Hoff en- peinliches 1:6, die Rote Laterne und die bange auch der erste Bundesligasieg bei Aufsteiger heim ausgeliehen. Schwieriger gestaltete Frage, ob man nur „einen rabenschwarzen (2:0), mit dem man sich der Transfer von Vaclav Kadlec, der mit Tag“ erwischt hatte (Bruno Hübner) oder „ein auf Platz elf kletterte. Zu einer besseren Plat- Sparta Prag wie die Eintracht in der Euro- schwarzer August“ drohe. Trainer Veh beschö- zierung sollte es in der gesamten Saison nicht pa-League-Qualifi kation stand. Nach langem nigte nichts: „Wenn wir so gegen die Bayern reichen. Fast prophetisch die Schlagzeile der Tauziehen konnte der 21-jährige tschechische spielen, kriegen wir zehn Stück.“ (kicker vom Frankfurter Rundschau nach dem 2:0 in Baku: Nationalspieler jedoch im August für 3,5 12. August 2013) Beim 0:1 gegen den Tri- „Eintracht Frankfurt pendelt zwischen den Millionen Euro verpfl ichtet werden. Neuer ple-Sieger zog sich die Eintracht aber achtbar Welten, zwischen Europapokal und Ligaalltag“. Trikotsponsor wurde Alfa Romeo (6 Mio. aus der Aff äre und haderte mit Schiedsrichter Für war die Bundesliga dabei „das Euro jährlich). Außerdem war die „Banden- Gagelmann, der in der 42. Minute ein Tor von wichtigste Gut“. (Frankfurter Rundschau vom werbung […] verkauft , die mehr als 2100 Meier nicht anerkannte und in der Nachspiel- 24./25. August 2013) Business-Seats ebenfalls, und auch 50 von 78 zeit nicht auf Elfmeter entschied, als Boateng Gegen Borussia Dortmund (1:2) und bei Logen.“ (Frankfurter Rundschau vom 4. Juli Meier im Strafraum von hinten schubste und Werder Bremen (3:0) gelang Vaclav Kadlec mit 2013) Sehr gut lief auch der Vorverkauf für dies später sogar einräumte. insgesamt drei Toren ein erfolgversprechender Einstand im Eintracht-Trikot. Und als gegen Girondins Bordeaux ein grandioser Start in die Gruppenphase der Europa League glückte (3:0), schienen die Startschwierigkeiten be- seitigt. Doch während es international weiter hervorragend lief, blieb die Eintracht in der Bundesliga in den nächsten zehn (!) Spielen ohne Sieg und holte dabei nur fünf Punkte. Erst nach Abschluss der Gruppenphase der Europa League, in der man sich als Gruppensieger für die Zwischenrunde qualifi zierte, gelang bei Bayer Leverkusen ein überraschender Sieg (1:0). 27 Mit einem 1:1 gegen den FC Augsburg beendete die Eintracht die Hinrunde ohne Heimsieg auf Platz 15. Das magere Abschneiden hatte mehrere Gründe. Zum einen fi elen wichtige Stamm- spieler zeitweise verletzt aus, zum anderen blieb das Angriff sproblem ungelöst. Kadlec traf nach seinen drei Toren zum Einstand bis Weihnachten in der Bundesliga nur noch ein-

Nach dem letzten Spiel in Augsburg griff der scheidende Trainer Armin Veh zur Ultra-Fahne. Beeindruckende Choreographie der Eintracht-Fans vor dem Europa-League-Heimspiel gegen den FC Porto

mal, Lakic in acht Kurzeinsätzen überhaupt diesmal schlechter aus in den letzten beiden Aigner (37.) und Meier (52.) im Rückspiel ein nicht, und Joselu war nach dem Debakel von Jahren. Note 4, ausreichend, urteilte die Frank- 2:0 vorlegten, standen alle Zeichen auf Weiter- Berlin bei Trainer Veh in Ungnade gefallen. furter Rundschau. Eine Parallele zur Abstiegs- kommen. Aber diesmal drehte Porto den Spieß Erst im Heimspiel gegen Schalke war er wieder saison 2010/11 sah Vorstandschef Heribert um. Mangala (58., 71.) glich aus. Meier brachte von Beginn an dabei und erzielte prompt zwei Bruchhagen allerdings nicht. „Damals haben die Eintracht erneut in Führung (76.), doch Tore. Das größte Manko waren jedoch die vie- wir zu spät erkannt, wie prekär die Situation vier Minuten vor Schluss beendete Ghilas mit len Gegentore in der Schlussphase. Insgesamt ist.“ (Frankfurter Rundschau vom 9. Dezember dem 3:3 das Europapokal-Abenteuer. Von zehn sechsmal klingelte es in den letzten zehn Mi- 2013) Auch Armin Veh sah die Eintracht gut Europa-League-Spielen hatte die Eintracht nur nuten im Eintracht-Gehäuse, was zehn Punkte gerüstet für die Rückrunde. Doch „auch im eines verloren (2:4 in Tel Aviv). Aufgrund der kostete. Konditionstrainer Christian Kolodziej Sommer wähnte sich die Eintracht auf einem Auswärtstorregel auszuscheiden war aber bitter. sah jedoch eher „mentale Ermüdung“ statt guten Weg – und kam dann in Berlin unter die Zudem zog sich Sebastian Rode in Porto einen 28 „physischer Schwäche“ als Grund für die spä- Räder.“ (Frankfurter Rundschau vom 24. Ja- Knorpelschaden im Knie zu und fiel für den ten Gegentore. (Frankfurter Rundschau vom nuar 2014) Großes Aufatmen daher nach dem Rest der Saison aus. 12. November 2013) Bestes Beispiel war das 1:0 gegen Hertha BSC, dem ersten Heimsieg Dafür hatte die Eintracht im Heimspiel Heimspiel gegen Schalke, in dem die Eintracht seit dem 3:1 gegen Fortuna Düsseldorf im Mai gegen den VfB Stuttgart endlich einmal Glück. 5,1 km mehr lief als der Gegner, aus einem 0:2 2013 (!), und dem 3:0 gegen Eintracht Braun- Die Gäste führten lange mit 1:0, doch in der binnen zwölf Minuten ein 3:2 machte, um dann schweig. Dafür platzte der Traum vom Einzug Schlussphase drehten Rosenthal (80.) und in der 86. Minute doch wieder den Ausgleich ins Pokal-Halbfinale. Aubameyang erzielte in Meier (89.) das Spiel. Die Freude wurde jedoch zu kassieren. der 83. Minute das Tor des Tages für Borussia getrübt, als am Tag danach publik wurde, dass Es führte kein Weg daran vorbei: Die Ein- Dortmund. Trainer Veh seinen Vertrag bei der Eintracht tracht steckte im Abstiegskampf. Die Mehr- Unglücklich schied man auch in der Europa nicht verlängern würde. Der Fakt an sich war belastung durch die Europa League sei man League gegen den FC Porto aus. Vor fast 7.000 weniger überraschend als der Zeitpunkt der zwar „nicht gewohnt. Sie darf [aber] auch kein mitgereisten Fans hatte die Eintracht beim Bekanntgabe, denn seine Entscheidung soll er Alibi sein“, sagte Alex Meier am 12. Dezember portugiesischen Meister durch Joselu und ein den Eintracht-Oberen schon im Trainingslager 2013 im kicker. So fiel die Halbjahresbilanz Eigentor von Alex Sandro ein 0:2 egalisiert. Als in Abu Dhabi mitgeteilt haben. Hauptgrund 2013/14

[LEGENDEN]

FÜR IMMER JUNG? Das erste Tor der deutschen Länderspielge- schichte erzielte am 5. April 1908 Fritz Becker von den Frankfurter Kickers. Anfang der 1930er waren in fünf Länderspielen sogar drei Ein- tracht-Spieler dabei. 1930 gegen England (3:3): Schütz, Stubb und Mantel; 1931 gegen Däne- mark (4:2): Schütz, Stubb und Gramlich; 1932 gegen die Schweiz (2:0) und in Finnland (4:1): Schütz, Stubb und Gramlich; 1933 gegen Frank- reich (3:3): Gramlich, Mantel und Lindner. Lange Zeit war der spätere Präsident Rudi Gramlich mit 22 Länderspielen der Rekord- internationale der Eintracht, bevor er in den 1970ern von Jürgen Grabowski (44) und Bernd Hölzenbein (40) überholt wurde. Er nahm 1934 an der WM in Italien teil und war 1936 beim Olympia-Aus gegen Norwegen (0:2) Spielführer. 1954 stand Alfred Pfaff im WM-Kader, kam aber nur beim 3:8 gegen Ungarn zum Einsatz. Richard Kreß (neun Länderspiele) hätte es 1962 als 37-Jähriger fast in den WM-Kader für Chile geschafft . 1966 in England waren mit Friedel Lutz (12) und Jürgen Grabowski war die fehlende sportliche Perspektive. „Die einen Foulelfmeter von Roberto Firmino zwei Eintracht-Spieler dabei. Höhepunkt versuchen alles, geben alles. Ich kann ihnen parierte. So beendete die Eintracht eine an war die WM 1974, als Deutschland mit der überhaupt keinen Vorwurf machen. Aber es Höhepunkten zwar nicht arme, in der Bun- Flügelzange „Grabi“ und „Holz“ zum zweiten sind Grenzen da. Das sind nicht unbedingt desliga aber doch eher enttäuschende Saison Mal nach 1954 Weltmeister wurde. Beim drit- meine Ziele.“ (Frankfurter Rundschau vom mit einem 1:2 in Augsburg auf Platz 13. Nach ten WM-Titel 1990 waren Uwe Bein (17), der 4. März 2014) dem Spiel feierte Armin Veh die mitgereisten ehemalige und künft ige Eintrachtler Andreas Mit einem 5:2 beim 1. FC Nürnberg und Fans – und diese ihn. In einer Beziehung hatte Möller (85, davon 12 für die Eintracht) sowie einem 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach der scheidende Trainer recht behalten. Die Th omas Berthold (AS Rom/82, davon 21 für gelang der Eintracht ein Befreiungsschlag im Eintracht war kein „dauerhaft er Aspirant auf die Eintracht) dabei. 1996 wurde Deutschland mit Andreas Köpke Abstiegskampf. Pech hatte man in Wolfsburg, die Europa-League-Plätze“. Nicht zuletzt auch (59, davon 25 für die Eintracht) im Tor zum als Schiedsrichter Gagelmann der Eintracht deshalb, weil sie, „was das Budget anbelangt, in dritten Mal nach 1972 und 1980 Europameis- das 2:0 wegen angeblichem Abseits verwei- den nächsten Jahren nicht ansatzweise an acht, 29 ter. Nach dem Abstieg 1996 kamen nur noch gerte und man am Ende mit leeren Händen neun Klubs herankommen“ könne. (kicker zwei Eintracht-Spieler zu Länderspiel-Ehren. dastand, da Naldo nach Olics Ausgleich (69.) vom 23. Mai 2013) Aus ebendiesen Gründen 1998 nahm am Confederations kurz vor Schluss mit einem Sonntagsschuss musste man im Sommer 2014 nach Sebastian Cup in Mexiko teil, und im Vorfeld der WM aus 35 Metern noch der Siegtreff er gelang. Da Rode (Bayern München) auch Sebastian Jung 2014 bestritt Sebastian Jung (Foto, heute das Schlusstrio Hamburger SV, 1. FC Nürnberg (VfL Wolfsburg) und Pirmin Schwegler (TSG ) sein einziges Länderspiel. und Eintracht Braunschweig in den letzten fünf 1899 Hoff enheim) ziehen lassen. Erneut stand Jung ist damit aktuell der 30. und letzte Ein- Spielen nicht mehr punktete, bedeutete das 2:0 der Klub vor einem personellen Umbruch und tracht-Spieler, der das Trikot der National- gegen Mainz am 29. Spieltag rückblickend be- einer ungewissen sportlichen Zukunft . Auch mannschaft trug. Zusammen kamen diese 30 reits den Klassenerhalt. dies hatte Veh kommen gesehen: „Wir müssen Spieler auf 297 Einsätze. 12 von ihnen trugen Aber auch bei der Eintracht ging danach in Momenten leben. […] Wenn dieses Jahr sich auch in die Torschützenliste ein. Auch nicht mehr viel. Lediglich in Hoff enheim kein Spieler geht, passiert es vielleicht 2014. hier nehmen Jürgen Grabowski und Bernd wurde noch gepunktet. Das 0:0 rettete einmal Das ist unser Los.“ (kicker vom 23. Mai 2013) Hölzenbein mit je fünf Treff ern die Spitzen- mehr Torhüter Trapp, der in der 85. Minute position ein. 2013/14

BUNDESLIGA

10.08.2013 Hertha BSC – Eintracht 6:1 (2:1) 17.08.2013 Eintracht – Bayern München 0:1 (0:1) 25.08.2013 Eintracht Braunschweig – Eintracht 0:2 (0:0) 01.09.2013 Eintracht – Borussia Dortmund 1:2 (1:1) 14.09.2013 Werder Bremen – Eintracht 0:3 (0:2) 22.09.2013 VfB Stuttgart – Eintracht 1:1 (1:1) 28.09.2013 Eintracht – Hamburger SV 2:2 (1:1) Konditionstrainer Kolodziej, Rehatrainer Fabacher, Videoanalyst Daum, Russ, Lanig, Meier, Joselu, Flum, Anderson, Zeugwarte Simo- 05.10.2013 SC Freiburg – Eintracht 1:1 (0:0) nov und Lionti, Vereinsarzt Dr. Schwietzer. Mitte: Trainer Veh, Co-Trainer Geyer, Torwarttrainer Petz, Rode, Oczipka, Zambrano, Kempf, 19.10.2013 Eintracht – 1. FC Nürnberg 1:1 (0:0) Rosenthal, Lakic, Aigner, Physiotherapeut Ochs, Leiter Lizenzspielabteilung Falkenhain. Vorn: Celozzi, Schröck, Waldschmidt, Jung, 27.10.2013 Borussia Mönchengladbach – Eintracht 4:1 (2:1) Özer, Trapp, Wiedwald, Schwegler, Kittel, Stendera, Djakpa 02.11.2013 Eintracht – VfL Wolfsburg 1:2 (1:1) 10.11.2013 1. FSV Mainz 05 – Eintracht 1:0 (0:0) 23.11.2013 Eintracht – FC Schalke 04 3:3 (0:2) Zwischenrunde: Januar zu Los Angeles Galaxy, ablösefrei, war an den TSV München 01.12.2013 Hannover 96 – Eintracht 2:0 (1:0) 20.02.2014 FC Porto – Eintracht 2:2 (1:0) 1860 ausgeliehen), Hien, Wille (beide eigene 2. Mannschaft), Lakic 07.12.2013 Eintracht – TSG 1899 Hoffenheim 1:2 (0:0) 27.02.2014 Eintracht – FC Porto 3:3 (1:0) (1. FC Kaiserslautern, war vom VfL Wolfsburg ausgeliehen), Matmour 15.12.2013 Bayer Leverkusen – Eintracht 0:1 (0:0) (1. FC Kaiserslautern, ablösefrei), Nikolov (Philadelphia Union, ablöse- 20.12.2013 Eintracht – FC Augsburg 1:1 (1:1) FREUNDSCHAFTSSPIELE frei), Occean (1. FC Kaiserslautern, kostenfrei ausgeliehen). 25.01.2014 Eintracht – Hertha BSC 1:0 (1:0) XXTrainer: Armin Veh, geb. 1. 2. 1961 02.02.2014 Bayern München – Eintracht 5:0 (2:0) Trainingslager in Feldkirchen an der Donau (Österreich): Tor: Liga Pokal Europa 08.02.2014 Eintracht – Eintracht Braunschweig 3:0 (3:0) 06.07.2013 SKN St. Pölten (A) 2:3 (1:2) 32 Aykut Özer 1/– 15.02.2014 Borussia Dortmund – Eintracht 4:0 (2:0) *** 1 Kevin Trapp 34/– 3/– 9/– 23.02.2014 Eintracht – Werder Bremen 0:0 10.07.2013 Buchonia Flieden/Gemeindeauswahl (A) 11:0 (4:0) 30 Felix Wiedwald 1/– 1/– 02.03.2014 Eintracht – VfB Stuttgart 2:1 (0:1) 13.07.2013 VfR Aalen (Frankfurt-Höchst) 4:1 (0:1) 08.03.2014 Hamburger SV – Eintracht 1:1 (0:1) *** Abwehr: 16.03.2014 Eintracht – SC Freiburg 1:4 (0:1) Trainingslager in Längenfeld/Ötztal (Österreich): 23 Bamba „Anderson” Soares de Oliveira 15/– 1/– 7/– 23.03.2014 1. FC Nürnberg – Eintracht 2:5 (0:1) 19.07.2013 Bursaspor (Schwaz) 5:1 (4:0) 22 Stefano Celozzi 11/– 5/– 26.03.2014 Eintracht – Borussia Mönchengladbach 1:0 (1:0) 23.07.2013 Kayserispor (Längenfeld) 3:2 (0:2) 15 Constant Djakpa 22/– 2/– 4/2 29.03.2014 VfL Wolfsburg – Eintracht 2:1 (0:1) *** 24 Sebastian Jung 30/– 4/– 6/1 05.04.2014 Eintracht – 1. FSV Mainz 05 2:0 (0:0) 27.07.2013 Nationalelf Luxemburg (Differdingen) 4:1 (1:1) 36 Marc-Oliver Kempf 3/– 1/– 11.04.2014 FC Schalke 04 – Eintracht 2:0 (0:0) 07.09.2013 FSV Frankfurt (A) 3:2 (1:0) 39 Alexander Madlung 16/2 1/– 2/– 17.04.2014 Eintracht – Hannover 96 2:3 (1:3) 16.11.2013 SV Traisa (A) 9:0 (3:0) 26.04.2014 TSG 1899 Hoffenheim – Eintracht 0:0 *** 6 Bastian Oczipka 20/– 2/– 8/– 03.05.2014 Eintracht – Bayer Leverkusen 0:2 (0:2) Trainingslager in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate): 17 Stephan Schröck 12/– 2/– 3/1 10.05.2014 FC Augsburg – Eintracht 2:1 (1:1) 11.01.2014 FC Schalke 04 2:3 (1:1) 5 Carlos Zambrano 30/– 4/– 9/– 16.01.2014 Schachtar Donezk 0:1 (0:1) Mittelfeld: DIE ABSCHLUSSTABELLE *** 16 Stefan Aigner 28/4 3/1 7/1 1. Bayern München (M, P) 34 94:23 90 19.01.2014 Wisla Krakau (H) 2:0 (2:0) 19 Marvin Bakalorz 3/– 1/– 2. Borussia Dortmund 34 80:38 71 12.05.2014 VfB Schrecksbach (A) 9:3 (4:0) 25 22/1 2/– 7/– 3. FC Schalke 04 34 63:43 64 13.05.2014 1. FC Langen (A) 10:2 (4:1) 18 Johannes Flum 26/3 4/– 10/– 4. Bayer Leverkusen 34 60:41 61 14.05.2014 Alemannia Groß-Rohrheim (A) 14:2 (6:1) 8 Takashi Inui 14/– 2/1 6/1 5. VfL Wolfsburg 34 63:50 60 15.05.2014 SV Oberdorfelden (A) 19:1 (11:1) 28 Sonny Kittel 1/– 6. Borussia Mönchengladbach 34 59:43 55 13 Martin Lanig 15/1 1/– 5/1 7. 1. FSV Mainz 05 34 52:54 53 DER KADER 14 Alexander Meier 22/8 2/– 6/7 8. FC Augsburg 34 47:47 52 20 Sebastian Rode 17/– 4/1 7/– 9. TSG 1899 Hoffenheim 34 72:70 44 XX Zugänge: Bakalorz (Borussia Dortmund, 200.000 Euro), Barnetta 7 Jan Rosenthal 18/2 3/– 3/– 10. Hannover 96 34 46:59 42 (im September vom FC Schalke 04 ausgeliehen, 500.000), Flum 4 Marco Russ 29/3 3/– 8/1 11. Hertha BSC (N) 34 40:48 41 (SC Freiburg, 2 Mio.), Joselu (TSG 1899 Hoffenheim, ausgeliehen, 27 Pirmin Schwegler 17/– 2/– 4/– 12. Werder Bremen 34 42:66 39 750.000), Kadlec (im August von Sparta Prag, 3,5 Mio.), Madlung 21 Marc Stendera 5/– 13. Eintracht 34 40:57 36 (im Januar, vereinslos, zuletzt VfL Wolfsburg), Rosenthal (SC Freiburg, 26 Tobias Weis 4– 1/– 14. SC Freiburg 34 43:61 36 ablösefrei), Russ (VfL Wolfsburg, 500.000, war bereits ausgeliehen), Angriff: 15. VfB Stuttgart 34 49:62 32 Schröck (TSG 1899 Hoffenheim, ablösefrei), Weis (im Januar von 9 José Luis Sanmartin Mato „Joselu” 24/9 2/4 7/1 16. Hamburger SV 34 51:75 27 der TSG 1899 Hoffenheim ausgeliehen, 100.000), Wiedwald (MSV 10 Vaclav Kadlec 21/5 3/1 5/2 17. 1. FC Nürnberg * 34 37:70 26 Duisburg, ablösefrei). 11 Srdjan Lakic 8/– 3/– 7/2 18. Eintracht Braunschweig (N) * 34 29:60 25 XX Abgänge: Amedick (SC Paderborn 07, ablösefrei), Bakalorz (im Weiterer Spieler, der der DFL gemeldet wurde: 37 Gian-Luca Wald- Relegation: Hamburger SV – SpVgg Greuther Fürth 0:0, 1:1 Januar an den SC Paderborn 07 ausgeliehen, 40.000), Butscher (VfL schmidt. Bochum, ablösefrei), Demidov (Anschi Machatschkala, war an Celta Dazu kommt je ein Eigentor von Prödl (Werder Bremen), Günter (SC Frei- DFB-POKAL Vigo ausgeliehen), Dudda (Werder Bremen II, ablösefrei), Friend (im burg), N. Alexandrou (APOEL Nikosia) und Alex Sandro (FC Porto).

1. Runde: 04.08.2013 FV Illertissen – Eintracht 0:2 (0:0) 2. Runde: 25.09.2013 Eintracht – VfL Bochum 2:0 (2:0) 30 Achtelfinale: 04.12.2013 Eintracht – SV Sandhausen 4:2 (1:0) Viertelfinale: 11.02.2014 Eintracht – Borussia Dortmund 0:1 (0:0)

EUROPA LEAGUE

Play-offs: 22.08.2013 Qarabag Agdam – Eintracht 0:2 (0:1) 29.08.1013 Eintracht – Qarabag Agdam 2:1 (1:0) Gruppenphase: 19.09.2013 Eintracht – Girondins Bordeaux 3:0 (2:0) 03.10.2013 APOEL Nikosia – Eintracht 0:3 (0:1) 24.10.2013 Eintracht – Maccabi Tel Aviv 2:0 (1:0) 07.11.2013 Maccabi Tel Aviv – Eintracht 4:2 (3:0) 28.11.2013 Girondins Bordeaux – Eintracht 0:1 (0:0) 12.12.2013 Eintracht – APOEL Nikosia 2:0 (0:0) EINWURF EUROPA LEAGUE

Play-offs: Tore: 0:1 N. Alexandrou (27., Eigentor), 0:2 Lakic (59.), 0:3 Jung (66.) – SR: Barnetta (61. Kittel), Inui (78. Bakalorz) – Lakic (69. Joselu) – Trainer: Veh. 22.08.2013 Qarabag Agdam – Eintracht 0:2 (0:1) Tudor (Rumänien) – Zuschauer: 15.000. Tore: 1:0 Schröck (68.), 2:0 Djakpa (77.) – SR: Studer (Schweiz) – Zu- Trapp – Celozzi, Zambrano, Anderson, Oczipka – Rode (85. Djakpa), Flum schauer: 32.400. (80. Russ) – Aigner, Meier, Inui (69. Lanig) – Lakic – Trainer: Veh. 24.10.2013 Eintracht – Maccabi Tel Aviv 2:0 (1:0) Tore: 0:1 Meier (6.), 0:2 Meier (75.) – SR: Marciniak (Polen) – Zuschauer: Trapp – Jung, Zambrano, Anderson, Oczipka – Russ (46. Aigner) – Rode, 1. Eintracht 6 13:4 15 31.000 (in Baku, ausverkauft). Flum – Barnetta (68. Inui) – Kadlec, Meier (78. Lakic) – Trainer: Veh. 2. Maccabi Tel Aviv 6 7:5 11 Tore: 1:0 Kadlec (12.), 2:0 Meier (53.) – SR: Damato (Italien) – Zuschauer: 3. APOEL Nikosia 6 3:8 5 29.08.1013 Eintracht – Qarabag Agdam 2;1 (1:0) 40.800 – Gelb-Rote Karte: Ben Haim (Tel Aviv/34.). 4. Girondins Bordeaux 6 4:10 3 Trapp – Celozzi, Zambrano, Anderson, Oczipka – Schwegler (63. Russ) – Aig- ner, Flum, Inui – Rode (63. Rosenthal) – Meier (70. Joselu) – Trainer: Veh. 07.11.2013 Maccabi Tel Aviv – Eintracht 4:2 (3:0) Zwischenrunde: Tore: 1:0 Meier (10.), 1:1 Reynaldo (58.), 2:1 Inui (75.) – SR: Pereira Gomes Trapp – Schröck, Zambrano, Anderson, Djakpa (86. Oczipka) – Russ, Flum – 20.02.2014 FC Porto – Eintracht 2:2 (1:0) (Portugal) – Zuschauer: 47.000 (ausverkauft). Aigner (67. Kadlec), Meier, Inui – Lakic (78. Joselu) – Trainer: Veh. Trapp – Jung, Zambrano, Madlung, Oczipka – Rode (72. Barnetta), Schweg- Tore: 1:0 Zahavi (14.), 2:0 Itzhaki (30.), 3:0 Itzhaki (35.), 3:1 Lakic (63.), ler, Russ – Flum (88. Lanig) – Meier – Joselu (90.+3 Aigner) – Trainer: Veh. Gruppenphase: 3:2 Meier (67., Handelfmeter), 4:2 Zahavi (90.+4, Handelfmeter) – SR: Tore: 1:0 Ricardo Quaresma (44.), 2:0 Varela (68.), 2:1 Joselu (72.), 2:2 Alex 19.09.2013 Eintracht – Girondins Bordeaux 3:0 (2:0) Gumienny (Belgien) – Zuschauer: 13.232. Sandro (77., Eigentor) – SR: Jug (Slowenien) – Zuschauer: 25.107. Trapp – Jung, Zambrano, Anderson, Djakpa – Russ, Barnetta – Aigner, Rode (69. Celozzi), Inui (46. Flum) – Kadlec (80. Lakic) – Trainer: Veh. 28.11.2013 Girondins Bordeaux – Eintracht 0:1 (0:0) 27.02.2014 Eintracht – FC Porto 3:3 (1:0) Tore: 1:0 Kadlec (4.), 2:0 Russ (16.), 3:0 Djakpa (52.) – SR: Marriner (Eng- Trapp – Jung, Zambrano, Kempf, Oczipka – Schwegler, Rode (67. Lanig), Trapp – Jung, Zambrano, Madlung, Oczipka – Flum, Schwegler – Aigner (69. land) – Zuschauer: 44.000 – Rote Karte: Orban (Bordeaux/61.). Flum – Barnetta – Kadlec (79. Lakic), Joselu (46. Schröck) – Trainer: Veh. Rosenthal), Meier, Barnetta – Joselu (85. Lanig) – Trainer: Veh. Tor: 0:1 Lanig (83.) – SR: Undiano Mallenco (Spanien) – Zuschauer:19.013. Tore: 1:0 Aigner (37.), 2:0 Meier (52.), 2:1 Mangala (58.), 2:2 Mangala (71.), 03.10.2013 APOEL Nikosia – Eintracht 0:3 (0:1) 3:2 Meier (76.), 3:3 Ghilas (86.) – SR: Kuipers (Niederlande) – Zuschauer: Trapp – Jung, Zambrano, Anderson, Oczipka – Russ – Rode (69. Celozzi), 12.12.2013 Eintracht – APOEL Nikosia 2:0 (0:0) 48.000. Flum – Barnetta (81. Lanig) – Lakic, Kadlec (74. Joselu) – Trainer: Veh. Wiedwald – Celozzi, Russ, Anderson, Djakpa – Flum – Schröck, Rosenthal, Die Kellerbar in Baku

2013 herrschte große Euphorie – nach langer rekt anhielten. Man merkte, die beiden kennen rund 40.000 Einwohner zählende Stadt 1993 Abstinenz stand die Eintracht endlich wieder sich aus in Baku. Die Kellerbar, in der ich abends von armenischen Truppen besetzt, die aserbai- im Europapokal. Der kurzfristig ausgeloste noch landete, kannten sie aber vermutlich nicht. dschanische Bevölkerung fl oh. Heute ist Agdam Gegner Qarabag Agdam, der seine Spiele in Kein Problem, Simonesi von der Binding-Szene eine Geisterstadt und militärisches Sperrgebiet. Baku austrägt, war nicht einfach zu erreichen, ist ein Fachmann für ‚Pubs without windows‘ – Nur selten dringen Nachrichten und Bilder an dazu kamen strenge Visabestimmungen. Den- und so traf sich am Vortag des Spiels die Frank- die Öff entlichkeit. 2010 wurde Agdam in Akna noch machten sich rund 800 Fans auf den furter Fanszene im Untergrund von Baku, wo umbenannt und der zur international nicht an- Weg in den Osten. Einige wählten einen ganz eine legendäre Party den Spieltag einläutete.“ erkannten Republik Bergkarabach gehörenden abenteuerlichen Weg. So ging es zunächst ins Gespielt wurde 2013 im Tofi q-Bahra- Stadt Askeran zugeordnet. Heute leben dort polnische Kattowitz, wo man einen Flieger ins mov-Stadion, das nach dem legendären Li- rund 360 armenische Siedler. georgische Kutaisi nahm. Von dort mit dem nienrichter des WM-Endspiels 1966 benannt Baku selbst war seit Mitte des 19. Jahr- Bus weiter in die Hauptstadt Tifl is und dann ist, der in der Verlängerung auf Tor für Eng- hunderts durch die Erdölförderung geprägt. mit der Bahn nach Baku. Die Rückreise sollte land (zum 3:2) entschied. An der Fertigstellung Aus aller Herren Länder strömten Ingenieure genauso verlaufen, doch die Zugfahrt nach des Stadions waren nach 1945 auch deutsche und Arbeiter in die Stadt am Kaspischen Meer, Tifl is musste kurzfristig gecancellt werden, da Kriegsgefangene beteiligt. 1951 wurde es als die 1914 als „Stätte der Gesetzlosigkeit, der der Zug zurück noch während des Spiels abge- Josef-Stalin-Stadion eingeweiht, 1956 in Wladi- organisierten Kriminalität, Gewalt und Xeno- fahren wäre! Also ging es für einige kurzerhand mir-Lenin-Stadion umbenannt. Nach dem Tod phobie“ und „Synonym für den gefährlichsten mit dem Bus zurück nach Tifl is. Bachramovs 1993 erhielt es seinen heutigen Ort Russlands“ galt. Das macht sich auch heute Fans in gesetzterem Alter stellten sich der- Namen. Es liegt an der Metrostation „Genclik“, noch im Stadtbild bemerkbar. Um die von einer weil brav am Eintracht-Shop in der Bethmann- was so viel wie „Blüte“ oder „Jugend“ bedeutet. Mauer umgebene orientalische Altstadt ent- straße an, um eines der begehrten Flugtickets Obwohl Qarabag Agdam heute in Baku be- standen mitteleuropäisch geprägte Stadtviertel für den Tagesfl ieger zu bekommen. Als dieser heimatet ist, stammt der 1951 gegründete Klub für die Ölbarone. Viele der in stalinistischer voll war, muss es herzerschütternde Szenen in ursprünglich aus der Region Karabach. Wäh- Zeit errichteten Gebäude und Wohnquartiere der Schlange gegeben haben, denn es war klar: rend des Bergkarabach-Konfl ikts wurde die werden seit der Unabhängigkeit 1991 Schritt 31 Wer hier noch stand, würde vermutlich nicht für Schritt durch Hochhäuser und Prunkbau- nach Baku kommen. Matze Th oma nutzte einen Unten: Die Reste des ten ersetzt, die das Aussehen der Stadt stark Zweitagesfl ieger der Eintracht, der ihm noch Brotmuseums in Agdam. verändert haben. ein gemütliches Abendessen mit Bernhard Lip- Rechts: Blick durch die Altstadt zu den „Flame pert und ermöglichte, die in Baku als Towers“. Sportdirektor bzw. Torwarttrainer beim Aser- Ganz Rechts: Die baidschanischen Fußball-Verband arbeiteten. In Eintracht-Fans bejubeln den 2:0-Sieg. Erinnerung geblieben ist ihm eine Szene, in der seine Reisegruppe an einer achtspurigen Ufer- straße stand und rüberwollte. „Das schien ob des rasenden Verkehrs unmöglich – bis Uli Stein und einfach wie selbstverständlich losliefen – und die Autos plötzlich alle ganz kor- EINWURF Reise in eine geteilte Stadt

Seit der türkischen Invasion 1974 ist Zypern Als die Eintracht-Fans mit einer großen eine geteilte Insel. Im Süden die griechisch Che-Guevara-Fahne im Stadion auft auchten, dominierte Republik Zypern, die seit 2004 stuft e die UEFA dies als „politische Provoka- EU-Mitglied ist, im Norden die 1983 prokla- tion“ ein und belegte die Eintracht mit 25.000 mierte Türkische Republik Nordzypern. Die Euro Geldstrafe. APOEL wurde wegen rassis- Demarkationslinie verläuft quer durch die Alt- tischen Verhaltens der Fans und beleidigender stadt der Hauptstadt Nikosia. Ein Restaurant Spruchbänder bestraft . Ein Banner hatte Nikos führt auch 30 Jahre nach dem Mauerfall noch Sampson gezeigt, der nach dem Putsch der den Namen „Berlin Wall No. 2 Kebab House“. Nationalgarde gegen Präsident Makarios 1974 Lediglich in Pyla leben heute noch Griechen kurzzeitig zyprischer Präsident war. Ob dies und Türken in einem Dorf zusammen, das der Auslöser war oder das Benehmen einzel- westlich von Larnaka in der UN-Puff erzone ner Fans, ist nicht klar, aber „in der Nacht nach liegt. Zwar ist die Grenze durchlässiger gewor- dem Spiel soll es dann rich- den, es gibt aber immer noch genug Straßen, tig Ärger gegeben haben, als die in einer Sackgasse enden. APOEL-Ultras Eintracht-An- Neben der politischen Teilung in Nord und hänger mit Baseball-Schlägern Süd gibt es weitere unsichtbare Grenzen. Dazu und Messern attackierten, die gehört auch der Fußball. Fast in jedem Ort gibt zum Teil von heimischen Taxi- es einen „linken“ und einen „rechten“ Fuß- fahrern gezielt an Orte gefah- ballklub. Nach „A Tale of One City: Limassol“ ren wurden, wo APOEL-Fans (https://thesefootballtimes.co/2017/09/14/a- auf sie warteten.“ Doreen, tale-of-one-city-limassol/) kann man die poli- Andy und Edgar, die zur Zeit tische Einstellung seines Gesprächspartners des Spiels Urlaub auf der „Insel am einfachsten in Erfahrung bringen, indem der Aphrodite“ machten, haben man nach seinem Lieblingsklub fragt. Früher diese „von anderen SGE-Fans soll dies auch durch die bevorzugte Biermarke beschriebenen Angriff e in diver- möglich gewesen sein, das habe aber stark sen Hotels, Lokalen und Restaurants nachgelassen. Die größte Rivalität auf Zypern persönlich nicht mitbekommen und besteht zwischen den Hauptstadtklubs APOEL nur durch Erzählungen davon erfah- und Omonia. Sie geht zurück auf das Jahr ren. Sie waren wohl auch der Grund, 1948, als der Vorstand von APOEL (gegründet dass APOEL-Fans beim Rückspiel 1926) während des griechischen Bürgerkriegs in Frankfurt in einem Hotel ‚geplant‘ die Niederschlagung der „kommunistischen angegriff en wurden, leider.“ Sie selbst Meuterei“ forderte. Daraufh in verließen „linke“ „konnten [sich] allerdings während Mitglieder den Klub und gründeten Omonia des kompletten Zypern-Aufenthaltes („Eintracht“). APOEL-Fans gelten als „rechts“, problemlos mit Eintracht-Utensilien etwa 80 % der Omonia-Fans sympathisieren bewegen.“ mit der „Fortschrittlichen Partei des arbeiten- den Volkes“ (AKEL).

Oben rechts: Edgar und Andy in der Nähe von Pafos. Darunter: Das „Berlin Wall No. 2 Kebab House“ 2018 und 1999. Rechts unten: Blick auf den türkischen Teil von Zypern Links unten: In der Altstadt von Nikosia 32 EINWURF No Ebbelwoi in Tel Aviv

Von allen Gegnern in der Gruppe war Maccabi Am Spieltag trafen wir am Strand Tel Aviv für mich das attraktivste Los. Wann Beve, der mit dem Fahrrad unterwegs sonst, wenn nicht jetzt, bot sich die Chance, war. Seine Unterkunft lag nicht weit einmal nach Israel zu fahren? Mir schossen entfernt vom Stadion. „Um in die Stadt die Bilder vom Sechstagekrieg 1967 durch zu kommen, musste ich entweder eine den Kopf. Da war ich knapp elf Jahre alt. Ein gute Strecke laufen oder einen Bus jüdischer Mitschüler hatte uns damals erklärt, nehmen – dessen Beschrift ung jedoch welche Bedeutung Ost-Jerusalem und die Kla- hebräisch war. Wie praktisch, dass es in gemauer für die Juden hatten. Am 6. November meinem Hostel einen Fahrradverleih 2013 stand ich dann selbst an der Klagemauer, gab, der ähnlich abgerissen war wie 46 Jahre nachdem ich erstmals etwas von ihrer die Unterkunft selbst. Also suchte ich Existenz erfahren hatte. mir morgens ein Rad aus, schraubte Rasch hatte sich eine Gruppe Interessierter ein bisschen daran herum und fuhr zusammengefunden, und so starteten wir am runter an den Strand – ein Gefühl der Dienstag zu acht vom Frankfurter Flughafen heimatlichen Selbstverständlich- und via Kiew ins Heilige Land. Vom Hotelportier wunderbaren Unabhängigkeit, über bekamen wir den Tipp „Mike’s Place“. Die 4.000 km von Frankfurt entfernt. Das Kneipe war keine fünf Minuten vom Hotel ent- Fanprojekt bot vor dem Spiel zwei Tou- fernt und sollte die nächsten Tage und Nächte ren an. Eine ging nach Yad Vashem, der unser Hauptquartier sein. Sie lag direkt neben größten Gedenkstätte des Holocaust. der (damaligen) amerikanischen Botschaft und Trotz der Bedrückung ob der grausamen war 2003 Ziel eines Selbstmordanschlags. Aber Geschichte gehört dieser Tag sicher zu das erfuhren wir erst nach der Rückkehr nach den eindrucksvollsten und nachhaltigs- Frankfurt. ten meiner Ausfl üge mit der Eintracht im Für Mittwoch hatten wir eine Tour nach Je- Europacup.“ rusalem organisiert. Pünktlich um 9 Uhr holte Nach dem Spiel sollte am Strand eine uns Osi Kaufmann mit einem Minibus ab. In- Bembelbar stattfi nden. Museumsleiter zwischen war unsere Gruppe auf elf Personen Matze Th oma wollte den Spieltag eigentlich angewachsen. Obwohl Jerusalem nur 65 km gemütlich am Strand verbringen. „Doch entfernt ist, geht es von Tel Aviv von null auf fast dann kam am Vorabend die Nachricht, dass 800 Meter hoch. Osi klärte uns auf, dass der Sei- der Apfelwein, der im Mannschaft sfl ieger tenstreifen der gegenüberliegenden Autobahn- nach Israel gekommen war, im Zoll festhing. spur bis 1967 die Grenze zu Jordanien gewesen Damit war der Strandtag gelaufen. Wir versuch- sei. Wir liefen durch das christliche, armeni- ten nun, den Apfelwein vom Zoll loszueisen. sche, äthiopische, koptische, muslimische und Holger beteuerte immer wieder, dass das Ge- jüdische Viertel. Um Punkt zwölf läuteten die tränk Cider sei und auf der Liste der zur Einfuhr Glocken der von Kaiser Wilhelm II. fi nanzier- genehmigten Produkte stünde. Doch die Zöll- ten Erlöserkirche. Danach rief der Muezzin die ner kannten keinen Spaß, dem Apfelwein wurde muslimischen Gläubigen zum Gebet, während die Einreise verweigert. Zwei Jahre später habe wir auf der Dachterrasse des Restaurants einen ich in Tel Aviv nachgefragt, was aus ihm ge- Mokka zur Entspannung tranken. worden sei. Die Hoff nung, dass wenigstens die Auf dem Rückweg nach Tel Aviv fuhren Zöllner damit eine zünft ige Party gefeiert haben, wir über die Landstraße 443, die durch die bestätigte sich nicht. Nachdem aus Frankfurt Westbank führt und für Autos mit palästinen- kein Rückholgesuch kam, wurde er nach einem sischen Kennzeichen tabu ist. Nach mehreren Jahr lieblos weggeschüttet.“ Anschlägen während der Al-Aqsa-Intifada ist die Straße nun mit Militär-Checkpoints ge- sichert und meterhohen Mauern geschützt. „Apartheid-Straße“ nannte Prof. Moshe Zim- mermann, den Frank und ich auf dem Rück- weg besuchten, diese Straße. Dr. Zimmermann hatte beim Hinspiel in Frankfurt einen Vortrag Gruppenfoto über den Dächern zum Th ema „Die Eintracht und Israel“ gehal- der Altstadt von Jerusalem. ten. Zu empfehlen ist sein 2012 in dritter Auf- Edgar mit dem Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann lage erschienenes Buch „Die Angst vor dem vor „Mike's Place“. Frieden. Das israelische Dilemma“. Den Abend Die „Landstraße 443“ verbrachten wir wieder in Mike’s Place, das von Jerusalem nach Tel Aviv. zu später Stunde Besuch von Heribert Bruch- Optimismus vor der Zollkontrolle: hagen, Bernd Hölzenbein und anderen Ein- Sven Faber, Jan Schneider, Philipp Reschke und Marc Francis mit dem tracht-Offi ziellen erhielt. Apfelwein am Ben-Gurion-Flughafen. EINWURF Mit dem Zug nach Bordeaux

Nachdem man bei den vorangegangenen Spie- Nach der Rückkehr nach Bordeaux such- len auf den Flieger angewiesen war, galt für den ten wir zunächst eine Kneipe auf, da wir total Trip nach Bordeaux die Losung „Ob mit Bus unterhopft waren. Immer mehr Eintracht-Fans oder Bahn, ob mit Flugzeug, scheißegal – Ein- litten an diesem Symptom, doch als gegen 18 tracht Frankfurt international!“ Zusammen mit Uhr das Fass leer war, wurde kein neues mehr Frank und Rainer aus Ostheim fuhren wir mit angestochen, sondern der Laden geschlossen. dem Zug, weshalb ich bereits mehrmals um- Murrend machten wir uns auf den Weg zum steigen musste, bevor am Mittwochmorgen Stadion, inmitten einer rund 12.000 Köpfe der Frankfurter Hauptbahnhof erreicht war, zählenden „mareé orange“. Am Stadion führte wo Schorsch aus Nied und Jürgen aus Biebrich eine schmale Gasse hinunter zu den Eingängen warteten. Ungefähr 90 Prozent der Zuginsassen der Gästekurve. Es ging teilweise weder vor waren Eintracht-Fans. Tageshit war „Bordeaux, noch zurück, aber irgendwann waren wir drin Bordeaux, wir fahren alle nach Bordeaux. Wir im 1924 erbauten Stadion, in dem 1938 und spielen international, der OFC fährt nur nach 1998 WM-Spiele stattgefunden hatten. Die Su- Baunatal.“ Fast zwei Stunden brauchten wir che nach Programmheft en und Souvenirs war am Atlantik denn nicht mal lecker Fisch ge- bis Saarbrücken, an jedem Zwischenstopp von vergeblich, und so warteten wir, bis sich die gessen hätten. Dabei taten ihm da die armen einem großen Aufgebot Bundespolizei erwar- Kurve langsam füllte. Das Spiel war nicht das Tierchen noch leid, und er wählte Schnitzel. tet. Ab Saarbrücken donnerte der Zug dann allerbeste, aber das von Lanig in der 83. Minute Und da Frank sieben Euro für ein Bier zu viel mit teilweise 300 km/h Richtung Paris. An- erzielte goldene Tor langte zum vorzeitigen waren, trank er Cola für 5,50. Da hatte ich es strengend war der Metro-Transfer zum Gare Gruppensieg. Und immerhin fanden wir an- mit meinem Menü mit einem Viertel Rotwein Montparnasse, da man erst kilometerlang schließend noch ein Bistro, wo wir den Sieg doch besser. Über Straßburg und Karlsruhe durch Gänge laufen musste, bis der richtige begießen konnten. ging es dann zurück nach Frankfurt, wo sich Metro-Bahnsteig erreicht war. In Bordeaux Auf der Rückfahrt machten wir in Paris die Odyssee vom Dienstag zunächst fortsetzte. trennten wir uns erst mal, da wir zunächst ein noch kurz Rast, bestaunten Notre Dame und Regionalbahn bis Hanau, dann bis Aschaff en- Hotel am Atlantik gebucht hatten, wo es zwar suchten ein Restaurant auf. Rainer brachte dort burg und von dort ICE nach Nürnberg. Aber sehr schön und ruhig, aber auch bitterkalt war. den Lacher der Fahrt, als er fragte, warum wir scheißegal – Eintracht Frankfurt international!

34

Oben: Schorsch, Jürgen, Rainer und Frank in der Metro-Station Gare de l'Est. Daneben Notre Dame in Paris. Oben: Die Eintracht-Kurve in Bordeaux. Unten: Impressionen von der französischen Atlantikküste. Darunter: Der Zugang zum Stadion. EINWURF

Impressionen aus Porto Oben v. l.: Strand bei Porto – Stau am Stadioneingang – Zu Fuß über die Auto- bahn – Ausgelassene Stimmung am alten Hafen – Portweinverköstigung Unten: Das Ticket Office des FC Porto – Restaurant am alten Hafen.

Porto: Über die Autobahn zum Stadion

Für das Spiel in Porto wurde es zum ersten alle Quartiere gefunden waren, trafen wir uns Am Spieltag wollten wir dann mit der alten Mal eng, denn im Gegensatz zu Nikosia oder am Abend am alten Hafen zum Abendessen Straßenbahn einen Ausfl ug am Duoro ent- Bordeaux wollten die Portugiesen nur die von und nahmen danach noch einen Absacker lang zum Meer machen. Doch das Wetter war der UEFA festgelegten fünf Prozent der Tickets in einer Bar neben unserer Unterkunft . Am gegen uns. Erst fi ng es an zu regnen, und dann an Eintracht-Fans abgeben. Von den von mir nächsten Morgen statteten wir erst mal dem schüttete es. Immerhin fanden wir eine kleine für unsere Gruppe bestellten acht Karten hatte Stadion des FC Porto einen Besuch ab, fuhren Kneipe, wo es Bier gab. Enttäuscht machten wir 35 ich gerade vier bekommen. Da war guter Rat danach bei schönstem Wetter an den Strand uns auf den Rückweg. Inzwischen waren die teuer. Über den portugiesischen kicker-Mitar- und machten anschließend kurz Station am Straßen und Plätze am alten Hafen fest in Ein- beiter kamen wir noch an zwei Mitgliedsaus- Stadion des Boavista FC. Die Leute dort waren tracht-Hand, und man traf so manch bekanntes weise des FC Porto ran. Fehlten also noch zwei. sehr nett und zeigten uns sogar das Stadion. Gesicht. Außerdem hörte es auf zu regnen, was Aber Frank, Schorsch, Jürgen und ich fl ogen ja Danach mussten wir uns beeilen, denn am ein großer Vorteil für den Fanmarsch war. Die- bereits am Dienstag. Und Doreen und Andy späten Nachmittag stand eine Führung und ser ging erst kilometerlang am Duoro entlang nutzen den Trip wie in Nikosia zu einem Kurz- Portweinprobe bei Sandeman an. Leider beka- und kurz vor dem Stadion über die dort vorbei- urlaub. Irgendwie wird schon irgendwas gehen. men wir keinen Jahrgang 1959 zu kosten. Da führende Autobahn. Chaos dann am Stadion, Am Ende kamen alle rein – aber wie! inzwischen mehr und mehr Eintracht-Fans wo nur ein Eingang geöff net war und viele zu Diesmal ging’s über Brüssel, wo wir erst- angekommen waren, wurden die Plätze in den spät in den Block kamen. Dafür entschädigte die mal am Flughafen den belgischen Gersten- Restaurants am Hafen knapp, und wir muss- anschließende Stimmung. Mit einem 2:2 fuhren saft testeten. In Porto ging’s mit der Metro ten mit einer Sportsbar vorliebnehmen. Kein alle enthusiastisch zurück in die Stadt, wo noch vom Airport direkt in die Stadt. Nachdem Vergleich zum Abend vorher. ein letzter Dämmerschoppen genommen wurde. 2018/19

Furore in Europa – Trostpfl aster in der Liga

0:5, wobei Torhüter Rönnow und Abwehrchef lems brachte es auf den Punkt: „Wir schießen Abraham einen rabenschwarzen Tag erwischt zu wenig Tore. Wir kriegen hinten zu leicht hatten. Eine Woche später war der Frust noch Tore.“ (Frankfurter Rundschau vom 28. Septem- größer. Beim Regionalligisten SSV Ulm 1846 ber 2018) Das 4:1 gegen Hannover 96 war der fl og die Eintracht mit 1:2 aus dem Pokal. Wendepunkt. Bis Ende November gewann die Nach dem Pokal-Hype vom Sommer war Eintracht von sechs Bundesliga- und vier Euro- die Eintracht wieder in der Realität angekom- pa-League-Spielen neun bei einem Torverhält- men. Und natürlich wurde sofort die Transfer- nis von 32:7. Höhepunkt war ein Fünferpack politik von Fredi Bobic und Trainer Hütter in von Luka Jovic beim 7:1 gegen Fortuna Düs- Frage gestellt. Mit Filip Kostic wurde kurz vor seldorf. Das hatte in einem Punktspiel zuletzt dem Bundesligastart noch ein Mann für die Au- Edmund Adamkiewicz am 15. Dezember 1946 ßenbahn verpfl ichtet. Kurz vor Transferschluss in der Oberliga beim 6:0 gegen den 1. FC Bam- kehrte außerdem mit Kevin Trapp ein bekann- berg geschafft . Damit hatte sich die Eintracht tes Gesicht ins Eintracht-Tor zurück. Trotz in der Bundesliga auf Platz zwei vorgeschoben eines Startsieges in Freiburg (2:0) und einem 2:1 und in der Europa League durch ein 3:2 bei im Geisterspiel zum Auft akt der Europa League Apollon Limassol vorzeitig für die K.-o.-Runde Die Feierlichkeiten rund um den Pokalsieger bei Olympique Marseille hatte die Eintracht qualifi ziert. Immer wertvoller wurde Sebastien waren für einige Höhepunkt und Abschied zu- Ende September „viele Baustellen zu beackern“ Haller. Schon Ex-Trainer Niko Kovac hatte gleich. Der Abgang von Lukas Hradecky nach und war „gefangen im Nirgendwo“. Jetro Wil- große Stücke auf ihn gehalten. „[Er] gewinnt Leverkusen stand schon lange fest. Für ihn hatte man schon im April Frederick Rönnow Fünferpack beim 7:1 gegen Fortuna Düsseldorf: Luka Jovic verpfl ichtet. Der dänische Nationalspieler trat damit zum dritten Mal nach 2013 bei Esbjerg fB und 2015 bei Bröndby IF die Nachfolge von Hradecky an. Mit Boateng, Mascarell und Wolf verließen drei weitere Spieler aus der Siegermannschaft den Verein. „Fußballgott“ Alex Meier bekam keinen neuen Vertrag und musste nach 14 Jahren bei der Eintracht gehen. Dieser „Adlerlass“ (kicker-Sonderheft 2018/19) erschwerte natürlich die Arbeit des neuen Trainers, der drei Tage vor dem Pokalendspiel präsentiert worden war. Der Österreicher Adi Hütter, der gerade mit Young Boys Bern den Schweizer Serienmeister FC Basel abgelöst hatte, unterschrieb einen Dreijahresvertrag. Die meisten Neuzugänge waren unbe- schriebene Blätter. Lucas Torro und Evan Ndic- ka kamen von Zweitligisten aus Spanien und Frankreich. Stürmer Goncalo Paciencia vom FC 65 Porto war seit 2015 viermal ausgeliehen gewe- sen. Nur Nicolai Müller, der einst fünf Jahre in der Eintracht-Jugend gespielt hatte, war von sei- ner Zeit in Mainz kein Unbekannter. So galt der Supercup am 12. August gegen Meister Bayern München als „erster vorsichtiger Gradmesser. „Wo steht Eintracht Frankfurt nach dem neu- erlichen personellen Umbruch?“ Hütter selbst äußerte sich noch vorsichtig: „Ich möchte […] ein Team sehen, das vom ersten Augenblick an Mentalität zeigt. Ich will das sehen, was wir trainiert haben.“ (Frankfurter Rundschau vom 11. August 2018) Das Ergebnis war ernüchternd: 2018/19

die Zweikämpfe in der Luft , ist am Boden ball- ckelt“, schrieb das Fachblatt. Comedian Henni sicher und kaum wegzustemmen.“ (kicker vom Nachtsheim zog einen Vergleich zur jüngeren 26. November 2918) Vergangenheit: „Als Heribert Bruchhagen zur Natürlich konnte und sollte das nicht ewig Eintracht kam, hat er den Patienten Eintracht so weitergehen. Zwar beendete die Eintracht am off enen Herzen operiert und ihm damit mit einem 2:1 bei Lazio Rom als erstes deut- das Leben gerettet. Fredi Bobic hat dem Klub sches Team eine Gruppenphase im Europa- einfach noch ein weiteres Herz eingepfl anzt.“ pokal mit sechs Siegen, in der Bundesliga gab (kicker vom 24. Dezember 2018) es in den letzten fünf Spielen aber nur noch Für die Rückrunde wurde der Kader noch vier Punkte. Die Hinrunde endete, wie sie be- einmal verstärkt. Auf Leihbasis kamen Mittel- gonnen hatte: mit einer Heimniederlage gegen feldspieler Sebastian Rode von Borussia Dort- Bayern München (0:3). „Griffi gkeit, Genauig- mund und der beim FC Augsburg suspendierte keit und Aggressivität haben nicht so gestimmt Martin Hinteregger. Beide schlugen sofort [LEGENDEN] wie in vielen Spielen zuvor“, zog Adi Hütter ein, und die Eintracht blieb bis Anfang April Bilanz, bedankte sich aber bei den Spielern in 15 Spielen unbesiegt. Damit hatte man vier „für den begeisternden Fußball, den sie über Punkte Vorsprung auf den Fünft en Mönchen- DIE VORARLBERGER weite Strecken gespielt haben.“ (kicker vom gladbach und acht auf Hoff enheim auf Platz BEI DER EINTRACHT 24. Dezember 2018) Für das überaus erfolg- sieben. Die Champions League schien plötzlich Der Fußball fand seinen Weg in das west- reiche Abschneiden der Eintracht wurde Fredi ein realistisches Ziel. Doch wie in den letzten lichste Bundesland Österreichs nicht von Bobic vom kicker als „Mann des Jahres 2018“ Jahren hatte man die Rechnung ohne den Wirt Wien aus, sondern von der benachbarten geehrt. Er habe „seine Zweifl er widerlegt und gemacht. Gegen Benfi ca Lissabon schafft e man Schweiz, wo 1876 mit dem FC St. Gallen Eintracht Frankfurt zum Vorzeigeklub entwi- mit einer Energieleistung noch den Einzug ins der älteste heute noch bestehende Fußball- Europa-League-Halbfi nale, doch danach ging klub gegründet worden war. Kein Wunder, (fast) nichts mehr. Vier Tage vor dem Rück- dass Vorarlberger Vereine schon früh mit spiel bei Chelsea setzte es in Leverkusen ein Schweizer und süddeutschen Vereinen „historisches Debakel (1:6), das schon nach spielten, zuerst in der „Bodenseevereinigung“ 36 Minuten feststand. Noch nie hatte die Ein- (1909 bis 1913), dann in der „Bodenseeliga“ tracht in der ersten Halbzeit sechs Gegentore (1926 bis 1928) und von 1931 bis 1933 in kassiert!“ (kicker vom 6. Mai 2019) In London der „Kreisliga Bodensee“ des Süddeutschen gab die Eintracht aber noch einmal alles und Fußball-Verbandes. zog erst im Elfmeterschießen den Kürzeren. Vom ältesten Verein des „Ländle“, dem FC Lustenau 07, kam Ernst Künz (geb. am Dabei hatte man bereits mit 3:1 vornegelegen, 23. Februar 1912), der 1936 mit Österreich aber Hinteregger und Paciencia scheiterten an in Berlin Olympia-Silber gewann. Danach Kepa. Trotz des bitteren Endes feierten die Fans wechselte er für 450 Franken zum FC Brühl die Mannschaft . Während die Chelsea-Fans St. Gallen und 1938 zur Eintracht. Seit dem unmittelbar nach dem entscheidenden Elfme- 21. August 1944 gilt Künz in Litauen als ter durch Hazard das Stadion verlassen hatten, vermisst. trösteten sich Fans und Mannschaft gegenseitig Bruno Pezzey (geb. am 3. Februar 1955 in und sangen „Im Herzen von Europa“. Lauterach) kam 1978 für rund 830.000 Mark von Wacker Innsbruck zur Eintracht, mit der er 1980 den UEFA- und 1981 den DFB-Pokal gewann. 1983 wechselte er zu Werder Bremen und 1987 zurück nach Innsbruck. Er bestritt 84 Länderspiele (9 Tore) und nahm 1978 und 1982 an der WM teil. An Silvester 1994 ver- starb er im Alter von nur 39 Jahren an einem plötzlichen Herztod. Ebenfalls aus Lauterach stammt der 29-malige Nationalspieler (1 Tor) Markus Weissenberger (geb. am 8. März 1975), der 2004 vom TSV München 1860 zur Eintracht kam und bis 2008 blieb. Adi Hütter (geb. am 11. Februar 1970 in Hohenems) war Profi beim Grazer AK, Linzer ASK, SCR Altach, Austria Salzburg und Kapfenberger SV. 2007 begann seine Trainerkarriere bei RB Salzburg, den er 2015 zur Meisterschaft führte. In der Schweiz holte er 2018 mit Young Boys Bern den Titel. Als Spieler war er mit Salzburg dreimal Meister und 2002 mit dem GAK Pokalsieger. Im UEFA-Pokal-Viertelfi nale 1993/94 stand er im Salzburger Team, das die Eintracht im Elfmeterschießen ausschaltete. In 14 Länder- spielen erzielte er drei Tore. Bitter: Nach toller Leistung entschied Eden Hazard im Elfmeterschießen zugunsten von Chelsea. Damit waren die Akkus aber endgültig als im Vorjahr gegen Stuttgart ließ sich Bayern die TSG 1899 Hoff enheim aus einem 0:2 noch leer. Durch ein 0:2 gegen Mainz 05 rutschte München die Meisterschaft sfeier nicht verder- ein 4:2 machten. Mit Ach und Krach beendete die Eintracht erstmals seit dem 26. Spieltag aus ben. Nur kurz nach der Pause keimte nach dem die Eintracht eine lange Saison als Siebter, was den Champions-League-Rängen. Bereits ein Ausgleich durch Haller Hoff nung auf. Am Ende für einen Platz in der Europa-League-Qualifi - Unentschieden hätte für Platz sechs gereicht. kam aber trotz eines 1:5 Erleichterung auf, weil kation reichte. Und so kam es, wie es kommen musste. Anders ausgerechnet die ungeliebten Mainzer gegen

67

Hinten v.l.: Paciencia, Hrgota, Salcedo, Torro, Russ, Ndicka, Haller, Abraham, Knothe, Da Costa, Cavar, Kamada. Dritte Reihe v.l.: Trainer Hütter, Co-Trainer Peintinger und Reutershahn, Hasebe, Jovic, Blum, Falette, Chandler, Beyreuther, Athletiktrainer Spohrer, To- rarttrainer Petz, Athletiktrainer Murrer. Zweite Reihe v.l.: Leiter Spielbetrieb Westphal, Teammanager Preuß, Leiter Analyse & Sporttech- nologie Zelichowski, Medizinische Abteilung Kurokawa, Physiotherapeuten Kux, Stubner und Liesbrock, Mannschaftsärzte Dr. Seeger und Dr. Schwietzer, Materialwarte Lionti und Simonov. Vorne v.l.: Fabian, Müller, Mbouhom, Gacinovic, , Wiedwald, Rönnow, Zimmermann, de Souza, Willems, De Guzman, Stendera, Tawatha EINWURF Dietrich Weise: Der beste Eintracht-Trainer aller Zeiten

2011 wurde Paul Oßwald mit zwei Stimmen Vorsprung auf Dietrich Weise zum besten Ein- tracht-Trainer aller Zeiten gewählt. Auch 2019 bestand kein Zweifel, dass sich beide erneut ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern würden. Viel- leicht lag es an der Euphorie über den Pokalsieg 2018, dass diesmal der Pokalsieger von 1974 und 1975 das Rennen knapp vor dem Meister- trainer von 1959 machte. Dietrich Weise wurde am 21. November 1934 in Gröben im heutigen Sachsen-Anhalt geboren. Bevor er 1958 die DDR verließ, spielte er für die BSG Traktor Teuchern und die BSG Fortschritt Weißenfels. Im Westen setzte er seine Laufbahn bei der SpVgg Neckarsulm und beim VfR Heilbronn fort. Während sei- ner Trainerausbildung in Köln lernte er den aus Halle (Saale) stammenden Otto Knefler kennen, der ihn 1967 als Co-Trainer mit zum 1. FC Kaiserslautern nahm, wo er bis Mai 1971 auch unter Egon Piechaczek und Gyula Lorant arbeitete. Nachdem er Ende der Saison 1968/69 kurz Interimstrainer war, übernahm er am Dietrich Weise kam 1973 erstmals zur Eintracht. 11. März 1971 den FCK als Cheftrainer und führte ihn 1972 ins Pokalendspiel (0:5 gegen den FC Schalke 04) und erstmals in der Ver- Mit Al-Ahly Kairo wurde Weise 1988 XXRainer Jourdan, ehemaliger Sportredakteur einsgeschichte in den Europapokal. ägyptischer Pokalsieger und 1989 Meister. der Frankfurter Neuen Presse; 1973 kam es zum Trainertausch. Dietrich 1990 betreute er sogar ehrenamtlich die Na- XXKlaus Mank, ehemaliger Jugendtrainer Weise ging zur Eintracht, nach tionalmannschaft des Landes. Danach war er (Deutscher B-Jugend-Meister 1980, Kaiserslautern. 1974 und 1975 gewann Weise sechs Jahre lang Nationaltrainer in Liechten- Deutscher A-Jugend-Meister 1982, 1983), mit der Eintracht den Pokal und scheiterte stein. Sein „Traum, gegen Deutschland zu Vizepräsident von 1985 bis 1988; 1976 im Halbfinale des Europapokals der Po- spielen“ (faz.net vom 5. September 2008) ging XXRüdiger Schulz, betrieb als „Kid kalsieger knapp an West Ham United (2:1, 1:3). am 4. Juni 1996 in Erfüllung, als er beim 1:9 in Klappergass“ den Eintracht-Blog „The Diva Auch mit Fortuna Düsseldorf erreichte er 1978 Mannheim auf der Bank saß. 2008 war er Eh- and the Kid“; das Pokalendspiel, das allerdings mit 0:2 gegen rengast, als die deutsche Nationalmannschaft XXMatthias Thoma, Leiter des Eintracht- den 1. FC Köln verloren ging. erstmals in Vaduz spielte (0:6). Heute lebt Diet- Museums; Als DFB-Nachwuchstrainer (1978 bis 1983) rich Weise in Karben und ist des Öfteren Gast XXFrank Wagner, das „Bembelmonster“ aus wurde Weise 1981 mit der U18 Europa- und im Eintracht-Museum. So auch am 15. August Ostheim, ein Meister des bewegten Bildes. Weltmeister. 1983 wechselte er zurück zum 2019 beim Europa-League-Qualifikationsspiel Je viermal wurden Weise und Oßwald als Nr. 1 1. FC Kaiserslautern. Da er aber zu stark auf gegen den FC Vaduz (1:0). genannt (wofür es fünf Punkte gab). Den Aus- die Jugend gesetzt haben soll und „dabei über Von den vier seit 2011 amtierenden Ein- schlag gaben vier Nennungen für Weise als Nr. die älteren Herrschaften in der Pfälzer Mann- tracht-Trainern schafften es Adi Hütter und 2 (wofür es vier Punkte gab) gegenüber nur drei 77 schaft gestolpert sei“ (kicker-Jahrbuch 1983/84, Niko Kovac auf Anhieb in die Wertung. Nicht für Oßwald. Damit gewann Dietrich Weise das S. 43), kam es Mitte Oktober zur Trennung. Als mehr genannt wurden Elek Schwartz und Lo- Votum 2019 zum besten Eintracht-Trainer aller er kurz darauf auf die Kommandobrücke am thar Buchmann. Der von mir ausgewählten Zeiten mit einer Stimme Vorsprung. Riederwald zurückkehrte, durfte er nicht nur, Jury gehörten erneut an: sondern musste sogar auf die Jugend setzen, XXFrank Gotta, Betreiber der Seite www. 1. Dietrich Weise 36 Punkte, da die hochverschuldete Eintracht im Sommer eintracht-archiv.de; 2. Paul Oßwald 35 Punkte, 1983 Leistungsträger wie Cha, Pezzey und Ni- XXJörg Heinisch, Redakteur von Fan geht 3. Jörg Berger 23 Punkte, ckel hatte abgeben müssen. Mit den „jungen vor und Autor mehrerer Bücher über die 4. Adi Hütter 14 Punkte, Wilden“ schaffte er über die Relegation gegen Eintracht; 5. 12 Punkte, den MSV Duisburg den Klassenerhalt. Als die XXDr. Othmar Hermann, Besitzer der 6. Niko Kovac 11 Punkte, „Mannschaft der Zukunft“ jedoch zu keinem wohl größten Sammlung von Eintracht- 7. Dragoslav Stepanovic 2 Punkte, neuen Höhenflug ansetzte, wurde er am 3. De- Devotionalien und bekannt von der 8. Gyula Lorant 1 Punkt, zember 1986 beurlaubt. „Waldtribüne“; Horst Ehrmantraut 1 Punkt. Tradition zum Anfassen: das Eintracht-Museum

Am 28. November 2017 feierten rund 300 Gäste mit dem Präsidium des e. V. und dem Vor- stand der AG im Foyer der Haupttribüne das 10-jährige Bestehen des Eintracht-Museums. Schauspieler Michael Quast sorgte für einen ge- lungenen Auft akt, indem er als Albert Pohlenk die Gründung des FFC Victoria am 8. März 1899 nachspielte. Als nach zwei Stunden ein Dudelsackpfeifer „Im Herzen von Europa“ an- stimmte und der komplette Saal mitsang, hat- ten nicht wenige die berühmte Gänsehaut oder die eine oder andere Träne im Auge. Inzwi- schen sind zwei Jahre vergangen, und das Team um Museumsleiter Matthias Th oma wird nicht müde, den Gästen des Eintracht-Museums in- teressante Th emen zu präsentieren. So fand am 20. September 2019 bereits die 50. Veranstal- tung der Reihe „Tradition zum Anfassen“ statt. Neben Stadionführungen und Kindergeburts- tagen gehört inzwischen auch „Sportgeschichte am Nachmittag“ zum Programm des Museums. Schauspieler Michael Quast spielte zum Jubiläum als Albert Pohlenk die Gründung des FFC Victoria nach. Damit werden vor allem ältere Fans angespro- chen. Auch der Pokalsieg 2018 wurde natürlich groß gefeiert. Die Anzahl geschossener Fotos Krieg selbst am Riederwald kickte und nach tag, saß er natürlich im Jubiläumsausschuss. ist leider nicht bekannt. 1945 geschäft sführendes Mitglied des Vor- „Niemand weiß besser über die 90-jährige Ge- Dabei ist das Museum eigentlich nicht als stands war, im Platzausschuss arbeitete, in der schichte von Eintracht Frankfurt Bescheid als Ort für Feiern, sondern als Ort des Erinnerns Satzungskommission saß und die jährlichen Heiner Stocke, der ein großes Archiv führt“, konzipiert. Als Urvater des Museums kann Ehrungen innerhalb des Vereins vorbereitete. lobte das Eintracht-Magazin im Sommer 1989 man Heiner Stock bezeichnen, der vor dem Feierte die Eintracht einen runden Geburts- anlässlich seines 75. Geburtstags. Nach seinem Tod wanderte seine Sammlung ins Frank- furter Sportmuseum, das der ehemalige Ein- tracht-Leichtathlet Heinz Ulzheimer in den 1990er Jahren in der Radrennbahn des alten Waldstadions aufgebaut hatte. Zum 100. Geburtstag der Eintracht 1999 wurde der Historiker Dr. Th omas Bauer vom Historischen Museum Frankfurt mit der Re- cherche zur Frankfurter Fußballgeschichte beauft ragt. Viele Exponate fand er im Sportmu- 78 seum, aber auch am alten Riederwald konnten Wimpel, Pokale und Erinnerungsstücke für die Sonderausstellung „Frankfurt am Ball“ ausge- graben werden. Diese Ausstellung zeigte den Verantwortlichen der Eintracht, wie wichtig die Geschichtspfl ege in einem Sportverein ist. Stän- dig daran erinnert wurden sie von aktiven Fans wie Andreas Klünder und Mathias Scheurer, die vehement die Einrichtung eines Archivs forderten. Eintracht-Vizepräsident Lötzbeier erkannte die Notwendigkeit und stellte am Rie- Von links Marc Papenburg, Ana Marinho, Pia Geiger, Lena Zimmermann, Axel Hoffmann, Steffen Ewald, Sebastian Lotz, Lucas Mu- derwald einen Raum zur Verfügung. So konnte schaweck, Frauke König, Matthias Thoma, Lukas Schmitt. Oben: Maj Lena Moberg, Frederic Post, Pauline Schwanke, Julian Feider, Ende der 1990er Jahre das Vereinsarchiv seine Nicole Hanke Arbeit aufnehmen. Unter anderem gelang es, DAS MUSEUM

lung „Zwei Vereine – ein Krieg: Die Eintracht Mitglieder, Freunde und Förderer der Eintracht 1914-1918“ des Ausbruchs des Ersten Welt- beteiligt. Am 25. April 2008 für Emil und Else kriegs vor 100 Jahren gedacht. Lutz Becht vom Stelzer, am 7. Mai 2010 für Hans, Frieda und Institut für Stadtgeschichte erklärte in seinem David Rosenbaum, am 3. Juni 2011 für Hugo, Abschlussvortrag „Für Kaiser und Vaterland! Jette und Moses Max Reiss, am 11. Mai 2012 Patriotismus und Kriegsbegeisterung 1914 am für Julius und Max Lehmann, am 22. Juni 2013 Beispiel Frankfurt am Main“, dass es neben der für Alice und Bella Ries, am 23. Juni 2014 für anfänglichen Kriegsbegeisterung durchaus Walter und Charlotte Neumann, am 18. Mai auch kritische Stimmen in der Bevölkerung 2015 für Dr. Fritz und Katharina Cahen-Brach, den Nachlass von Heiner Stocke an den Rie- gab. Auch die Eintracht, oder besser: ihre am 19. Mai 2016 für Max, Salomon und Maria derwald zu bringen, der auch die Gründungs- beiden Vorgängervereine Frankfurter FV und Girgulski, Berta Eichberg und Josef Hagel, am urkunde der Victoria, des ältesten bekannten Turngemeinde 1861, hatten zahlreiche Opfer 23. Juli 2017 für Ludwig und Bella Isenburger, Vorgängervereins der Eintracht, beinhaltete. zu beklagen, deren auf 105 Tafeln gedacht am 17. Mai 2018 für Dr. Paul Blüthenthal und In den folgenden Jahren wuchs das Ver- wurde. Unter ihnen Rudi Schlüter, der noch im am 25. Juli 2019 für Max Neumann. Begleitet einsarchiv kontinuierlich. Private Sammlungen, Mai 1914 alle Tore beim 3:1 des FFV über die werden die Stolpersteinverlegungen durch das Vereinszeitungen, Festschrift en und interne englische Berufsspielermannschaft Bradford Rechercheprojekt „50 Eintrachtler: Jüdische Protokolle, alte Sportgeräte, Trainingsbeklei- City erzielt hatte. Sportler, Funktionäre und Fans von Eintracht dung, Bälle und Auszeichnungen wanderten an Frankfurt“. Seit 2013 sind 29 Porträts in ge- den Riederwald, wo der kleine Raum bald zu druckter Form erschienen. eng wurde, weshalb das Vereinsarchiv über ein 2019 stand das Projekt „Frankfurt. Th e- ehemaliges Vorstandsbüro in die alte Vereins- resienstadt. Eine Spurensuche“ auf dem Pro- gaststätte wanderte. Parallel dazu wurden die gramm. Seit der Auft aktveranstaltung am 29. Fans aktiv. 2004 sammelten sie in der Aktion Januar 2019 gab es fünf Th emenabende. Ab- „Meisterschale für Frankfurt“ für ein Replikat schluss und Höhepunkt war vom 11. bis 15. der Meisterschale, die zum 45. Jahrestag der Oktober eine Reise nach Th eresienstadt, an Meisterschaft den Helden von einst übergeben Im Sommer 2015 wurde in Zusammenar- der auch der heute 88-jährige Helmut Sonne- werden konnte. 2005 folgte der UEFA-Pokal, beit mit dem Sportkreis Frankfurt in einer Aus- berg als Zeitzeuge teilnahm. Im Gegensatz zu und 2006 wurde die Sammlung mit dem stellung über die Arbeiter-Olympiade 1925 an vielen anderen hat „Sonny“ Deportation und DFB-Pokal vervollständigt. Eine Woche vor das 90-jährige Bestehen des Stadions erinnert. Entrechtung überlebt. Im Eintracht-Museum dem Pokalfi nale gegen die Münchner Bayern Sie war die erste internationale Bewährungs- erhältlich ist dazu das Buch „Fußball unterm konnten die Pokalsieger von 1974, 1975, 1981 probe für das gerade fertiggestellte Stadion. Für gelben Sten“ von Frantisek Steiner, das Ein- und 1988 in einem Frankfurter Kino unter dem über 3.000 Arbeiter-Sportler aus zwölf Ländern tracht-Fan Dr. Stefan Zwicker 2017 aus dem Jubel von fast 500 Anhängern das Replikat des und rund 450.000 Zuschauer war die Arbei- Tschechischen ins Deutsche übersetzt und neu DFB-Pokals in die Höhe strecken. ter-Olympiade sieben Jahre nach Kriegsende kommentiert hat. Zu dieser Zeit hatte Guido Derckum, der „die bemerkenswerte Selbstdarstellung eines Über alle Veranstaltungen und Th emen in- damalige Vorsitzende der Fan- und Förder- Lebensgefühls, das viele Menschen nach dem formieren die seit 2012 erscheinenden Jahrbü- abteilung, die Idee eines Vereinsmuseums Ersten Weltkrieg prägte und das verstehbar cher des Museums. Ansonsten kann man sich längst vorangetrieben und Gehör bei der Ein- wird aus der Umsetzung erlebter Enttäuschung nur den Worten von Stadiondirektor Eduard tracht gefunden. Nach der WM 2006 brachte und Not in eine beispiellose Opferbereitschaft Zeiss zur Einweihung des Stadions 1925 an- die Eintracht das Projekt „Eintracht Frankfurt und Solidarität und einen heute fast fremdarti- schließen: „Hier ist Neuland, Ihr Dichter, Ihr Museum“ auf den Weg, und am 27. November gen Glauben an eine bessere Zukunft .“ (Bernd Spieler, Ihr Tonkünstler! Kommt zu uns ins 2007 wurde das Eintracht Frankfurt Museum Ph. Schröder: Arbeitersport, und Stadion, wir haben auch Platz für Euch!“ mit einer kleinen Feierstunde der Öff ent- Arbeiter-Olympiade in Frankfurt am Main, in: lichkeit übergeben. Auf 430 Quadratmetern Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst Ausstellungsfl äche können die Besucher die 57/1980, S. 217) Geschichte des Vereins von den Anfängen bis Aktiv ist das Museum auch in der Erinne- zur Gegenwart hautnah erleben. In Sonder- rungskultur und hat sich an elf Stolperstein- 79 ausstellungen werden historische Ereignisse verlegungen für ehemalige jüdische Sportler, ausführlich gewürdigt. Regelmäßige Veranstal- tungen locken zahlreiche Gäste ins Museum. Helmut „Sonny“ Sonneberg „Wir bringen Erinnerungen zurück“, haben die als Fan vor dem Endspiel 1959 – und als Initiatoren bei der Eröff nung des Museums Mahner 2019. Im Kolumbarium wurde eine Gedenktafel enthüllt. einst versprochen. Mittlerweile ist das Ein- tracht Frankfurt Museum eine feste Institution in Frankfurt und als Gedächtnis des Vereins aus dem Stadion nicht mehr wegzudenken. Neben der Geschichte der Eintracht wird auch die Sportgeschichte der Stadt Frankfurt in Erinnerung gerufen. So wurde vom 21. No- vember 2014 bis 31. März 2015 mit der Ausstel- Visionen im Frankfurter Stadtwald X Von Thomas Kilchenstein

Was gegenwärtig rund um Eintracht Frank- furt passiert, ist mit „beeindruckend“ höchst unzureichend umschrieben. Eintracht Frank- furt ist sexy, viele Fans in Fußball-Deutschland nehmen sich die Hessen als „Zweitlieblings- klub“, ein wahrer Hype ist um diese bunte Frankfurter Mannschaft aus- und weiterhin un- gebrochen, der Image-Transfer vom einstigen „Randalemeister“ zum europäischen Aushän- geschild ist atemberaubend. Ein paar Fakten zudem aus dem Sommer 2019: Vorstandschef Fredi Bobic wurde zum Manager des Jahres gewählt, fünf Profi s nominierte die UEFA für das „Europa League Team des Jahres“. Alle Ein- tracht-Trikots waren ausverkauft , alle Logen weg, alle Business Seats ebenso, alle Werbeban- den ausgebucht, die Mitgliederzahlen schossen durch die Decke und haben inzwischen die 80.000-Marke geknackt, die Auslastung des Waldstadion, lag bei 97 Prozent – und das auch nur, weil Gästefans ihr Kontingent nicht voll- ständig abriefen. Auch die wirtschaft lichen Kennzahlen sind erstaunlich: Der Umsatz durchbrach im Jahr 2019 erstmals die 200-Millionen-Euro-Marke, im Europacup sind mehr als 40 Millionen Euro Wolfgang Steubing. Der 70-Jährige ist Fan, Mäzen und Aufsichtsratsvorsitzender in einer Person. eingenommen worden, Luka Jovic, einer der begehrtesten Stürmer Europas, und Sebastien Haller für etwa 110 Millionen Euro an Real Als Wolfgang Steubing im Juni 2015 zum Chef sen Gier des gesamten Klubs, von der schieren Madrid bzw. West Ham United verkauft . Der des Aufsichtsrats bei der Eintracht Frankfurt Lust, sich international mit den großen Ver- Lizenzspieleretat riss für die Saison 2019/20 Fußball AG ernannt worden war, stieß er bei einen zu messen. Bei dieser ersten Stippvisite erstmals die 70-Millionen-Euro-Grenze. Dazu seiner Antrittsrede vor Publikum erst einmal in Europa wurden allerlei Begehrlichkeiten ge- hat die Eintracht in der Fernsehtabelle einen einen tiefen Seufzer aus. „Bordeaux und Porto – weckt, entstand jener Hunger nach dem inter- Sprung vom 13. auf den neunten Platz ge- was war das schön“, sagte der Mann, da wolle er nationalen Rampenlicht, der bis heute nicht macht, den es zu verteidigen gilt „Das sind elf, nur zu gerne noch einmal hin, natürlich nicht gestillt ist: Die 40.000 aufgelegten Tickets für zwölf Millionen Unterschied, und zwar mehr allein, sondern mit der ganzen Eintracht. Jeder die Europa-League-Runde 2019/20 waren der oder weniger netto“, sagte Marketingvorstand im Saal wusste, was gemeint war. Knapp zwei Eintracht binnen Minuten förmlich aus den Axel Hellmann der Frankfurter Rundschau in Jahre zuvor hatte sich der hessische Bundesligist Händen gerissen worden; das bedeutete, dass einem Interview. Dazu verriet Wolfgang Steu- 80 nach vielen dürren Jahren auf der europäischen bis zum Halbfi nale alle Frankfurter Heimspiele bing, dass für personelle Verstärkungen 28 Bühne zurückgemeldet. Unter Trainer Armin jetzt schon praktisch ausverkauft sind – dabei Millionen Euro zur Verfügung stünden – und Veh spielten die Frankfurter Fußballer vor stand noch nicht einmal der Gegner des ersten da waren Jovic und Haller noch nicht verkauft . 12.000 mitgereisten und weitgehend in Orange Qualifi kationsspiels fest, geschweige denn, ob Das Investitionsvolumen dürft e also deutlich gekleideten Fans in Bordeaux gegen Girondins die Hessen überhaupt die Gruppenphase errei- höher liegen. Darüber hinaus haben die Hessen (und gewannen 1:0) und ein paar Wochen chen würden. Steubing, 69, Wertpapierhändler sportlich Vereine überholt, die vor fünf, sechs später gegen den FC Porto. Gegen die Portu- an der Frankfurter Börse und seit Jahrzehnten Jahren ökonomisch noch deutlich vor ihnen giesen fand die Reise zwar ein unglückliches einer der stillen Mäzene seines Lieblingsklubs, rangierten, etwa den Hamburger SV, Werder Ende, Steubing und die Eintracht-Entourage erinnert sich noch gut an ganz andere Zeiten: Bremen, den VfB Stuttgart oder den 1. FC Köln. aber hatten Blut geleckt, und wie. Da, in die- „Ich bin 60 Jahre bei der Eintracht, davon wa- Die Voraussetzungen für eine rosige Zu- ser Saison 2013/14, war die Saat gelegt worden ren 50 Jahre schwierig. Wenn ich früher eine kunft bei Eintracht Frankfurt sind also ange- für die spektakulären Auft ritte von Anhängern Dauerkarte verkaufen wollte, musste ich drei- sichts derlei Entwicklungen bestens. Der Klub und Mannschaft fünf Jahre später. Da bekam mal auf die Knie gehen.“ Das ist mittlerweile hat den Unternehmenswert wahrscheinlich man einen ersten Eindruck von der immen- anders, ganz anders. verdoppelt. Und die Marschroute ist dennoch VISIONEN

klar: „Wir machen keine verrückten Dinge“, MITGLIEDERENTWICKLUNG sagt Bobic, und Steubing assistiert: „Wir über- drehen fi nanziell nicht.“ Augenmaß heißt das Jahr Mitglieder Anmerkungen Zauberwort, nicht Größenwahn. Investitionen 1899 15 Gründung FFC Victoria in Beine in Höhe von 30, 40 Millionen Euro werde es nicht geben. Aber: „Wir sind jetzt in 1911 333 Fusion Victoria und Kickers zum FFV der Lage, Spieler zu holen, die uns auch ge- hören. Das ist strukturell ein riesiger Unter- 1914 800 schied. Für die Gesamtstrategie der Eintracht sind wir damit jetzt drei Schritte weiter als 1920 2250 Fusion FFV und FTG 1861 zur Frankfurter TSG Eintracht von 1861 noch vor zwei, drei Jahren“, erklärt Hellmann. 1925 3978 Steubing wünscht sich eine stabile Mannschaft , die, wie in der abgelaufenen Saison, „vielleicht 1927 1291 nach der „reinlichen Scheidung“ Mitglieder der SG Eintracht (FFV) den einen oder anderen positiven Ausrutscher“ schafft . „Wir haben uns dauerhaft die Top Ten 1928 2584 zum Ziel gesetzt“, wird Hellmann konkreter. Und weiter: „Man kann auch mal Elft er oder 1932 2500 Zwölft er werden, aber eben auch Sechster oder 1949 1700 50 Jahre Eintracht Siebter. Aber wir können nicht einfach mal die europäischen Plätze als klares Ziel raushauen. 1954 3000 So weit sind wir noch nicht.“ Aber, und das schwingt bei diesen Worten immer mit, wer 1959 3677 60 Jahre Eintracht; Deutscher Meister Trainer Adi Hütter und Fredi Bobic kennt, der 1960 4403 weiß, wie groß ihre Ambitionen und ihr Ehr- geiz sind. „Was man intern anstrebt und was 1963 5400 Start Bundesliga nach draußen als fi xes Ziel verkündet wird, muss ja nicht ein und dasselbe sein“, verkündet 1974 4000 75 Jahre Eintracht, erster DFB-Pokalsieg der Marketingstratege, der sich gerade in den letzten Jahren sehr darum bemüht hat, auf den 1979 4200 80 Jahre Eintracht viel zu lange verwaisten Feldern Internationa- 1984 4600 85 Jahre Eintracht lisierung, Reichweitenentwicklung und Digita- lisierung zu reüssieren. Deshalb hat Eintracht 1989 6100 90 Jahre Eintracht Frankfurt Anstrengungen übernommen, in den USA und in China Fuß zu fassen. In beiden 1999 5600 100 Jahre Eintracht; 2000 Gründung der Fan- und Förderabteilung Ländern sind Büros eröff net worden, auch in die Vereinigten Arabischen Emirate reichen die 2004 6000 105 Jahre Eintracht Kontakte. Die Eintracht verspricht sich davon 2009 14.500 110 Jahre Eintracht eine bessere Vernetzung, einen fruchtbaren Austausch, vor allem Nachhaltigkeit. 2010 14.500 Infrastrukturell steht ohnehin in den nächs- ten Jahren einiges an. Der Bau eines neuen 2011 16.000 „Profi -Camps“ im Stadtwald, einen Abschlag von der Arena entfernt, für das – komplett 2012 16.500 fremdfi nanziert – 30 bis 35 Millionen Euro 2013 22.000 veranschlagt sind, hat begonnen, Geschäft s- stelle, Administration sowie ein Komplex für 2014 27.000 115 Jahre Eintracht die Aktiven sollen auf knapp 18.000 Quadrat- 81 metern entstehen, Ende 2020/Anfang 2021 soll 2015 30.000 das neue Schmuckkästchen bezugsbereit sein. Dazu soll das Waldstadion ausgebaut und die 2016 35.000 Ende der Bruchhagen-Ära, Amtsantritt Fredi Bobic Zuschauerkapazität von jetzt 51.500 auf 60.000 2017 45.105 erhöht werden. Eine Investitionsspritze von 30 Millionen Euro hat die Eintracht bereits zuge- 2018 55.000 Fünfter DFB-Pokalsieg sagt, um ihr großes Ziel zu erreichen: die Arena im Stadtwald endlich in Eigenregie zu managen. 2019 80.000 120 Jahre Eintracht Eintracht Frankfurt hat Grenzen verscho- ben. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Wie sagte Hellmann doch unlängst: „Wenn sport- licher Erfolg mit guten Konzepten zusammen- trifft , dann kriegst du richtig Rückenwind.“ DieDER Fortsetzung GROSSEN GESCHICHTE ULRICH MATHEJA EINES GROSSEN VEREINS Eintracht Frankfurt Eintracht Frankfurt Von der Saison 2011/12 bis heute Saison für Saison präsentiert

ULRICH MATHEJA DIE ERFOLGSCHRONIK SEIT 2011

ISBN 978-3-7307-0483-7 VERLAG DIE WERKSTATT

Die Ergänzung zur großen Chronik