Plenarprotokoll 17/1
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Plenarprotokoll 17/1 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 1. Sitzung Berlin, Dienstag, den 27. Oktober 2009 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fra- – Geschäftsordnung für den Gemein- gestunde, Aktuelle Stunde und Befragung der samen Ausschuss . 9 D Bundesregierung . 11 D – Geschäftsordnung für das Verfahren nach Art. 115 d des Grundgesetzes . 9 D Tagesordnungspunkt 1: – Richtlinien zur Überprüfung auf eine Tätigkeit oder politische Verantwor- Eröffnung der Sitzung durch den Alters- tung für das Ministerium für Staats- präsidenten . 1 B sicherheit/Amt für Nationale Sicherheit Alterspräsident Dr. Heinz Riesenhuber . 1 B der ehemaligen Deutschen Demokrati- schen Republik . 9 D Tagesordnungspunkt 2: Tagesordnungspunkt 5: Wahl des Präsidenten, verbunden mit Festlegung der Zahl der Stellvertreter des Namensaufruf und Feststellung der Präsidenten . 10 A Beschlussfähigkeit . 5 A Volker Kauder (CDU/CSU) . 5 A Tagesordnungspunkt 6: Alterspräsident Dr. Heinz Riesenhuber . 5 A Wahl der Stellvertreter des Präsidenten . 10 A Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . 10 D Tagesordnungspunkt 3: Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD) . 11 A Amtsübernahme durch den Präsidenten . 6 B Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . 11 A Präsident Dr. Norbert Lammert . 6 B Petra Pau (DIE LINKE) . 11 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ Tagesordnungspunkt 4: DIE GRÜNEN) . 11 A Beschlussfassung über die Präsident Dr. Norbert Lammert . 11 C – Geschäftsordnung des Deutschen Bun- destages . 9 D Nächste Sitzung . 11 D – Gemeinsame Geschäftsordnung des Bundestages und des Bundesrates für Anlage 1 den Ausschuss nach Art. 77 des Grund- gesetzes (Vermittlungsausschuss) . 9 D Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. Oktober 2009 Anlage 2 Anlage 3 Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- schen Bundestages, die an der Wahl des schen Bundestages, die an der Wahl der Abgeordneten Dr. Norbert Lammert zum Prä- Stellvertreterinnen und Stellvertreter des Prä- sidenten des Deutschen Bundestages teilge- sidenten des Deutschen Bundestages teilge- nommen haben . 13 A nommen haben . 16 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. Oktober 2009 1 (A) (C) Redetext 1. Sitzung Berlin, Dienstag, den 27. Oktober 2009 Beginn: 11.00 Uhr Alterspräsident Dr. Heinz Riesenhuber: Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolle- Guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Her- ginnen und Kollegen, bis zur Beschlussfassung über die ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie Geschäftsordnung, die sich der 17. Deutsche Bundestag zur konstituierenden Sitzung des 17. Deutschen Bundes- nach der Wahl des Bundestagspräsidenten geben wird, tags. verfahren wir nach den Regeln, die für den 16. Deut- Parlamentarischer Brauch ist es – das entspricht unse- schen Bundestag gegolten haben. rer Geschäftsordnung; ich kann die Paragrafen zitieren –, Nach Absprache mit den Fraktionen benenne ich als dass der Älteste die erste Sitzung des Bundestags eröff- vorläufige Schriftführerinnen und Schriftführer net. Ich bin am Sonntag, dem 1. Dezember 1935, gebo- folgende Damen und Herren Abgeordnete: Jens ren. Wenn jemand von den Kollegen im Saal älter ist als Ackermann, Dorothee Bär, Doris Barnett, Cornelia ich, dann spreche er jetzt oder er schweige für immer. Behm, Klaus Brähmig, Michael Brand, Angelika (Heiterkeit und Beifall) Brunkhorst, Elvira Drobinski-Weiß, Hans-Joachim (B) Fuchtel, Diana Golze, Markus Grübel, Klaus Hagemann, (D) Unser Präsident würde sagen: Ich höre und sehe keinen Jürgen Herrmann, Josip Juratovic, Ute Koczy, Jens Widerspruch. Koeppen, Dr. Rolf Koschorrek, Katrin Kunert, Sibylle Meine Damen und Herren, damit rufe ich Punkt 1 der Laurischk, Monika Lazar, Paul Lehrieder, Ingbert Tagesordnung auf: Liebing, Michael Link, Gabriele Lösekrug-Möller, Maria Michalk, Sibylle Pfeiffer, Daniela Raab, Marlene Eröffnung der Sitzung durch den Alterspräsi- Rupprecht, Elisabeth Scharfenberg, Marianne Schieder, denten Dr. Harald Terpe, Florian Toncar, Alexander Ulrich, Ich eröffne die erste Sitzung in der 17. Wahlperiode. Josef Philip Winkler, Dr. Claudia Winterstein, Jörn Wunderlich und Sabine Zimmermann. – Damit haben Ich begrüße den Herrn Bundespräsidenten. Wir freuen wir den schwierigsten Teil geschafft. uns, Herr Bundespräsident, dass Sie wieder bei uns sind. (Beifall) Ich darf die Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel und Dr. Claudia Winterstein bitten, neben mir Platz zu neh- Ich begrüße herzlich die ehemalige Präsidentin des men. Während Hans-Joachim Fuchtel mit dem ganzen Deutschen Bundestages, Frau Dr. Rita Süssmuth. Gewicht seiner Persönlichkeit näherkommt, (Beifall) (Heiterkeit) Sie haben uns mit Würde und Klugheit über die Jahre darf ich ihm meinen besonderen Dank für die 23 Jahre geführt – die Verbundenheit bleibt. aussprechen, die er als Schriftführer dem Deutschen Ich habe die Freude, Botschafter und Missionschefs Bundestag gedient hat. Das ist eine einmalige Leistung. zahlreicher Staaten hier zu begrüßen. Sie alle sind herz- Geduld in den Debatten hat ihn ausgezeichnet. Jetzt geht lich willkommen – in der Verbundenheit der Gemein- er auf die Regierungsbank, um Deutschland für die schaft der Völker. nächsten 23 Jahre zu gestalten. (Beifall) (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der Ich darf einen einzigen Kollegen besonders begrüßen, CDU/CSU und der FDP) weil er heute mit uns seinen Geburtstag feiert, die Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kol- schönste Party, die man sich vorstellen kann. Es ist der leginnen und Kollegen! Damit haben wir den ersten Teil Kollege Henning Otte, dem ich herzlich gratuliere. der Regularien erledigt. Ich möchte Sie nochmals begrü- (Beifall) ßen. Ich habe die Freude, jetzt einige Worte sagen zu 2 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. Oktober 2009 Alterspräsident Dr. Heinz Riesenhuber (A) dürfen. Die besondere Gnade dieses Moments ist, dass darf einer sehr grundsätzlichen Diskussion; denn das, (C) man sagen darf, was man schon immer sagen wollte. was hier entstehen kann, ist eine Marktordnung in der Welt, die, wenn es gelingt, dauerhaft ist. Ob es gelingt, (Heiterkeit) weiß man erst später. In Anlehnung an Vergil ist zu sa- In den USA beginnt man eine Rede mit einem Witz, gen: „Novus ab integro saeculorum nascitur ordo“ – eine in Japan mit einer Entschuldigung. Ich beginne mit einer neue Ordnung entsteht aus den Tiefen der Zeit. Das kann Zusage: Ich werde diesmal das Mikrofon nicht verlassen man erst sagen, wenn es vorbei ist. Erst dann weiß man, ob es gelungen ist. (Heiterkeit und Beifall) In diese Diskussion werden wir einzubringen haben, – ich bin danach gefragt worden –, auch wenn es der Le- was wir in der sozialen Marktwirtschaft und mit der bendigkeit der Rede abträglich sein könnte. sozialen Marktwirtschaft gelernt haben: die Partner- (Heiterkeit) schaft der Tarifpartner, den Rahmen, in dem der Tüch- tige tüchtig sein kann, weil er Freiraum hat, in dem er Ich begrüße die neuen Kollegen, die zu uns gekom- das Geld erarbeitet, mit dem wir denen helfen können, men sind, und diejenigen, die viele Jahre mit uns ge- die Hilfe brauchen. Das ist die Idee der sozialen Markt- meinsam gearbeitet haben. Ich begrüße Sie alle sehr wirtschaft. In dieser Verantwortung für das Ganze, für herzlich im 60. Jahr der Bundesrepublik Deutschland, im die Gemeinschaft zu arbeiten, das wird die Aufgabe der 20. Jahr seit dem Fall der Mauer, im 10. Jahr, seit wir kommenden Jahre sein. Wir werden hier für das, was un- hier in Berlin, in unserer Hauptstadt, arbeiten. Ich be- sere Gesellschaft und unsere Gemeinschaft bestimmt grüße Sie alle. hat, zu arbeiten haben. Wir haben gemeinsam den Auftrag, den Nutzen des Dabei wird es wichtig sein, dass wir ein hohes Maß an deutschen Volks zu mehren, Schaden von ihm zu wen- Freiheit bewahren können. Der Rahmen muss fest sein, den und nach unserem Gewissen zu entscheiden. Wir aber der Freiraum muss reichen. Damit dies gelingt, werden uns in Debatten streiten. Wir werden in den Aus- wäre es natürlich eine gute Sache, wenn auch die ande- schüssen arbeiten. Aber eines war uns immer gemein- ren, die Banken und die Unternehmen, von sich aus Ent- sam: die Achtung vor jedem Kollegen und seiner Mei- scheidungen treffen würden, die für dauerhafte Stabilität nung, die Bereitschaft zum sachlichen Argument, die sorgen. Die Ethik reicht immer weiter als das Gesetz. Fähigkeit, Kompromisse zu prüfen, die Entschlossen- heit, zu entscheiden und dann voranzuschreiten. So wol- Ich finde es sehr ermutigend, dass wir in diesen Tagen len wir es auch in einer schwierigen Zeit halten. lesen können, dass ein großes Automobilunternehmen die Vorstandsgehälter begrenzt hat: nach dem Maß der (B) In schwierigen Zeiten – sagt Sir Karl Popper – ist Op- Entwicklung der Einkommen der Mitarbeiter. In dem (D) timismus Pflicht. Ermutigend ist, dass den Deutschen die Maße, in dem die Unternehmen Verantwortung überneh- Zuversicht nicht abhandengekommen ist. Wir haben in men, wächst die Freiheit für das Ganze. Diese Freiheit diesem Jahr in kurzer Zeit sehr harte Entscheidungen brauchen wir; denn in dieser Zeit, in der wir große Auf- sehr schnell treffen müssen. Im Zusammenspiel zwi- gaben haben, können wir die Zukunft nur mit Innova- schen Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung haben tion schaffen. Innovation gedeiht und Kreativität ent- wir Entscheidungen getroffen, die auch nach weiteren wickelt sich nur im Raum der Freiheit. Deshalb sind auf Monaten der Krise Bestand